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[Urvertrauen (Notizen) ... ]

Started by Textaris(txt*bot), November 12, 2020, 04:18:15 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote... Das Urvertrauen ist ein Begriff, der in Biosoziologie, Psychologie und Psychoanalyse verwendet wird. Sein Bedeutungsumfang wie auch der Begriff selbst sind häufig Gegenstand von Diskussionen. ... 1950 führte der Freudschüler und Kinderpsychologe Erik H. Erikson in Childhood and society das Konzept des (basic) trust (wörtlich ,,basales Vertrauen") ein. In der deutschen Erstausgabe von Kindheit und Gesellschaft im Jahr 1957 wurde dieser Begriff mit ,,Urvertrauen" übersetzt.

... Beispiele: ... Wenn der Säugling im Familienhaushalt oder bei Alleinerziehenden unerwünscht ist und emotional mit gemischten (ambivalenten) Gefühlen (Zärtlichkeit, Hass, Missachtung) wahrgenommen wird, kann die Entwicklung des auf konstante Verlässlichkeiten angewiesenen Urvertrauens stark geschädigt werden; der Schädigung wirkt entgegen, wenn seltenere, dann aber doch verlässliche Zuwendungen von Geschwistern, entfernteren Verwandten oder Pflegepersonal erfolgen.

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Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Urvertrauen (4. September 2020)


Textaris(txt*bot)

QuoteUrvertrauen, von E. H. Erikson eingeführter Begriff für eine stabile soziale Einstellung, die in den ersten Lebensmonaten geprägt wird: Nach dem Ausmaß des erworbenen Urvertrauens richten sich Mut oder Scheu, die Fähigkeit, sich auf Beziehungen mit anderen Menschen einzulassen und Nähe zuzulassen (Vertrauen).


Quelle: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/urvertrauen/16083 (Stand 2020)

Textaris(txt*bot)

Quote[...]  Sie sprechen in Ihrem Werk vom ,,langen Marsch des Urvertrauens". Niklas Luhmann geht so weit, zu sagen, dass wir ohne Vertrauen nicht zu sozialem Leben fähig wären. Was ist Vertrauen?

Alexander Kluge: Vertrauen ist das Kapital, das ich von meiner Schwester, von meinen Eltern, meinen Freunden, meiner Frau und meinen Kindern erhalte. Was man Sozialkapital nennen könnte, ist ein ständiger Zustrom von verflüssigtem Gefühl. Es ist kein statischer Besitz, sondern wird permanent neu hergestellt, geschenkt, weitergegeben, geprüft, fortgesetzt. Vertrauen ist kein Vorsatz. Sie können es nicht gezielt vermehren oder akkumulieren wie Geld. Sie können es auch nicht stehlen. Sie können mein Urvertrauen nicht wirklich beschädigen, auch wenn Sie mich schlecht behandeln würden. Ich vertraue darauf, dass mich ein Passant auf der Straße nicht erschlagen wird. Ich kann Ihnen nicht beweisen, dass der Passant kein Mörder ist, aber ich vertraue darauf. Ich halte das nicht für ­einen Fehler. Es ist verblüffend, wie Neugeborene sofort Vertrauen zeigen: Die Welt wird es gut mit mir meinen. Ohne dieses Vertrauen würden sie die Mutterbrust nicht finden und müssten verhungern.

...  Was geschieht, wenn dieses Urvertrauen zerstört wird?

In der ,,Dialektik der Aufklärung" von Adorno und Horkheimer gibt es ganz am Ende ein kurzes Kapitel über die Genese der Dummheit. Die Autoren beschreiben, wie das ,,Fühlhorn der Schnecke" (die menschliche Sinnlichkeit) wie ein Seismograf die Um­gebung erfasst. Wenn dieses empfindliche Sinnesorgan auf Gefahr stößt, auf schmerzhaften Widerstand oder verletzt wird, zieht es sich zurück. Wenn es sich überhaupt nicht mehr hervortraut, um die Welt zu erkunden, entsteht die Dummheit.

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Aus: "Alexander Kluge über Corona: ,,Die Fantasie ist ein Fluchttier"" Interview Peter Laudenbach (12. 9. 2021)
Quelle: https://taz.de/Alexander-Kluge-ueber-Corona/!5797110/