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[Das Endgerät als Fetisch... ]

Started by Textaris(txt*bot), June 13, 2016, 10:18:01 AM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] STANDARD: Sie sprechen digitalen Endgeräten ja "pädagogischen Fetischcharakter" zu. Warum?

Matthias Burchardt: Grundsätzlich ist ein Fetisch ein Zeichen, das für eine Sache steht, aber als Zeichen diese Sache nach und nach verdrängt. Wenn etwa der Schuh einer Frau nicht mehr der Weg zur sexuellen Begegnung ist, sondern an ihre Stelle tritt. Es kommen aber auch Kontrollfantasien dazu. Über den Schuh habe ich Macht. Das Perverse am Fetisch ist, dass er nicht nur die Begegnung verhindert, sondern dass der Fetisch letztlich die Kontrolle über mich bekommt. Ähnlich ist es mit digitalen Geräten. Die sind ja erst einmal nur Repräsentation und Distribution von digitalen Inhalten, aber auch Ersatz für unmittelbare menschliche Begegnung. ... Ich möchte keine Maschinenstürmerei und behaupten, diese Geräte sind alle des Teufels. Die gehören zur Wirklichkeit dazu, irgendwann muss man befähigt sein, damit verantwortlich umzugehen. Gar keine Frage. Aber die Gefahr ist ja nicht, dass diese Technik existiert, sondern dass unsere Existenz selber den Charakter des Technischen annimmt. ... Die Alternative wäre der humane Mensch, der nicht nur reagiert und sich anpasst. Der humane Mensch würde sagen: Ja, die Digitalisierung kommt, aber wir müssen gestalten, wie und in welchem Maß und welche Bereiche wir dem Analogen vorbehalten. Das wäre ein emanzipatorischer Ansatz. Während der Anpassungsimperativ des Neoliberalismus und des Digitalismus sagt: Es kommt, und eure Chance besteht nur darin, das Beste daraus zu machen, oder ihr geht unter.

...


Aus: "Bildungsphilosoph: "Das reine Verbieten digitaler Geräte ist Blödsinn"" Lisa Nimmervoll (13. Juni 2016)
Quelle: http://derstandard.at/2000038775614/Bildungsphilosoph-Das-reine-Verbieten-digitaler-Geraete-ist-Bloedsinn

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das Smartphone hat den Zündschlüssel als Flirt-Unterstützer abgelöst. ...


Aus: "Studie: Smartphone löst Auto als Statussymbol ab" (16.07.2012)
Quelle: https://www.derwesten.de/politik/smartphone-loest-auto-als-statussymbol-ab-id6887469.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Es gebe "kaum noch Spontankommunikation in öffentlichen Räumen (...) Niemand flirtet mehr, alle zücken beim Betreten eines öffentlichen Raums ihre Smartphones." ... Wir lebten in einer Welt, in der "jeder die Gestapo des anderen ist". ... Welzer diagnostiziert eine Art umfassende Welterkrankung, die sich aus acht Symptomen zusammensetzt: dem Hyperkonsum, der Ausweitung des Marktes auf jede zwischenmenschliche Interaktion, der Vereinzelung der Individuen durch Pseudogemeinschaften in der virtuellen Welt, der Kontrolle aller digitalen Aktivitäten durch die "smarte Diktatur", der Umgestaltung der res publica zur res oeconomica, der Erklärung aller individuellen Lebenslagen zum alternativlosen Schicksal, der Bewertungssucht bei Netzaktivitäten, schließlich der Überwachung. Diese lose miteinander verknüpften und unordentlich nebeneinandergestellten Phänomene nennt Welzer "Übergangszonen ins Totalitäre" – und es ist abermals frappierend, dass auf einem derart skizzierten Weg zur Diktatur nicht die politisch von den wirtschaftlich Verantwortlichen unterschieden werden. Es ist in unserer "neo-feudalen" Welt dunkel von einem "privatwirtschaftlich-staatlichen Komplex" die Rede, der uns beherrsche. ... der notorische Verdacht, so gut wie alle außer dem Autor lebten in einem Verblendungszusammenhang; die polemische Unpräzision, mit der mit Großbegriffen wie Diktatur oder Totalitarismus hantiert wird; schließlich redundante Verweise auf den gesunden Menschenverstand ("Leben ist aber analog") oder gleich die eigene so engagierte Jugend hinterlassen den Eindruck ungerichteter Wüterei. Welzer suggeriert mit seiner Kapitalismuskritik eine Verschwörung von welthistorischem Ausmaß, der man spontan misstraut. ...


Aus: ""Die smarte Diktatur": Schlimmer als bei den Nazis?" Adam Soboczynski (16. Juni 2016)
Quelle: http://www.zeit.de/2016/24/die-smarte-diktatur-harald-welzer