"Eine Familie, die leiblich und geistig vereint ist, gehört zu den seltenen Ausnahmen." - Honoré de Balzac, "Une fille d'Eve", 1838
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[...] Familismus ist ein soziologischer Begriff, der die Familie als Leitform einer Sozialstruktur beschreibt. ... Bereits das mythologisch hochdifferenzierte Beispiel des griechischen Götterpantheons – einer ausgesprochen familistischen Gesellschaftsformation – lehrt im Übrigen, dass familistische Gesellschaften in keiner Weise konfliktärmer als z. B. ständisch, versäult [Im „versäulten“ sozio-politischen System lebten religiös, sozial und kulturell definierte Gruppen nebeneinanderher] oder egalitär strukturierte sind. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Familismus (12. Oktober 2015)
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[...] In dem Moment, wo man, egal ob als Individuum oder in der Gruppe, bereit ist, Verantwortung zu übernehmen für das, was man tut, ist ein Zusammenleben auf einer vernünftigen Basis möglich. Das erlebt jeder, der eine Familie hat, und das kann man auf gesellschaftliche Verhältnisse übertragen: Wenn man sich nicht mehr verantwortlich fühlt, fängt der Ärger an. Das Individuum ist dafür verantwortlich, den kategorischen Imperativ zu befolgen. Wenn man sich davon freispricht, dann ist die Familie im Arsch. Und die Gesellschaft. ...
Aus: "Frank Spilker (Die Sterne): „Das Individuum ist dafür verantwortlich, den kategorischen Imperativ zu befolgen“" Michael Wopperer (08.05.2020)
Quelle:
https://www.musikexpress.de/frank-spilker-die-sterne-das-individuum-ist-dafuer-verantwortlich-den-kategorischen-imperativ-zu-befolgen-1549711/---
[...] Das Unbehagen in der Kultur ist der Titel einer 1930 erschienenen Schrift von Sigmund Freud. Die Arbeit ist, neben Massenpsychologie und Ich-Analyse von 1921, Freuds umfassendste kulturtheoretische Abhandlung; sie gehört zu den einflussreichsten kulturkritischen Schriften des 20. Jahrhunderts. Thema ist der Gegensatz zwischen der Kultur und den Triebregungen. ... Die Familie widersetzt sich dem Ziel der Kultur, der Bildung immer größerer sozialer Einheiten. Und die Kultur unterwirft das Sexualleben starken Einschränkungen, so dass die Sexualität des Kulturmenschen schwer geschädigt ist. ...
Aus: "Das Unbehagen in der Kultur" (3. Dezember 2015)
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Unbehagen_in_der_Kultur---
[...] Über Zusammenhänge zwischen Familienhintergrund und dem, was später die „autoritäre Persönlichkeit“ heißen sollte, begann der Soziologen- und Analytikerkreis um Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Erich Fromm schon in den dreißiger Jahren nachzudenken. Nach 1933 mußte er in die Emigration und setzte schließlich in Kalifornien seine Arbeit fort. Noch 1936 gab er in Paris ein reichhaltiges Sammelwerk über „Autorität und Familie“ heraus.
Die maßgebende Theorie über Autorität und Familienhintergrund entwarf darin Erich Fromm. Er knüpfte an Freud an. Der hatte es so gesehen: Der kleine, etwa drei- bis sechsjährige Junge verliebt sich in seine Mutter und wird darum auf den Vater eifersüchtig. Der Vater wird sein gehaßter Rivale. Diese „ödipalen“ Wünsche sind unerfüllbar. Er muß sie aufgeben, und dieser Verzicht fällt ihm leichter, wenn er sich mit dem Vater „identifiziert“, dessen Gebote und Verbote zu seinen eigenen macht, wie später die Vorschriften von Erziehern, Lehrern, Vorbildern. Sie alle bilden sein Gewissen, sein „Über-Ich“. Das Über-Ich ist die verinnerlichte väterliche Autorität. Daß der Mensch später Autoritäten anerkennt, sich ihnen fügt, an sie glaubt, kommt daher, daß er die Normen seines Über-Ichs wiederum personifiziert. Alles in allem ist es die Familie, die die Bereitschaft bestimmt, Autoritäten zu suchen und anzuerkennen.
Erich Fromm nun wendete diesen Ansatz ins Gesellschaftliche. Freud, sagte er, habe nur gesehen, daß die Autoritäten der Gesellschaft die Verlängerungen der Vaterfiguren seien; übersehen aber habe er, daß die Autorität der Väter ihrerseits nie absolut ist, sondern sich ihrerseits „an die in der Gesellschaft herrschende Autorität anschließe“. ...
Aus: "Das Unbehagen an der Autorität - Erziehung: „Respekt und Liebe schließen sich nicht aus“ (II)" Dieter E. Zimmei (14. August 1981), Quelle:
http://www.zeit.de/1981/34/das-unbehagen-an-der-autoritaet