• Welcome to COMMUNICATIONS LASER #17. Please log in.

[Bürgerliche Anthropologie (Notizen)... ]

Started by Textaris(txt*bot), September 01, 2015, 02:24:52 PM

Previous topic - Next topic

0 Members and 1 Guest are viewing this topic.

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Antipoden des gesunden Bürgers sind die Geisteskranken. In Weiterführung des Ansatzes [...] ist psychische Krankheit als Mangel an >Besonnenheit< eine Form der Selbstentfremdung, die sich im Verlust der freien Verfügungsgewalt über sich selbst manifestiert. ... " ...Die Empfindung aus unserem ganzen Organismus, namentlich aus den Eingeweiden, aus dem Darme, den Genitalien etc. geben als sinnliche Bedürfnisse dem Handeln bald leisere, bald impetuosere Anstösse; im Thiere herrschen sie frei, [...] Im Menschen ist der unmittelbare Uebergang dieser Empfindungen in Bewegung dem Einwirken der Vorstellungen in höherem Masse offen gelassen und durch sie treten Pflicht und Sitte mahnend und regierend zwischen die sinnlichen Triebe. ..."

Quelle: Horst Thomé (1993); "Autonomes Ich und 'Inneres Ausland': Studien über Realismus, Tiefenpsychologie und Psychiatrie in deutschen Erzähltexten 1848-1914" (Verlag: Walter de Gruyter)

---

Quote[...] Wenn die Mischung aus Pomp und Fehlbarkeit, Zeremonie und Pathos stimmt, verlieren die Zuschauer alle rationalen Einwände gegen Ehe und Monarchie ... Monarchie ist schön. Aber was wäre die Monarchie ohne die Kirche – und wenn es auch nur die anglikanische ist, die aber an diesem Tag zeigte, dass sie einen guten Sinn für Form und Ritual hat. Die Kirche steht dafür ein, dass über dem ganzen Glanz eine höhere Macht thront, die die irdischen Eitelkeiten relativiert und zugleich alles wohlwollend in ihren Händen hält. Die Kirche rückt den königlichen Pomp erst ins rechte Verhältnis von Herrlichkeit und Demut. ... Was ist also das Fazit dieser wunderbaren königlichen Hochzeit? Wir lieben sie, wenn die richtige Mischung aus Pomp und Fehlbarkeit, aus Zeremonie und Pathos, aus Stand und Gefühl gewährleistet ist. ...

Quotetepomuk, 29. April 2011 19:40 Uhr

Bin ich im falschen Film?

Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke. Die Redaktion/se


Quote
   Steven Wilson
   29. April 2011 19:56 Uhr

Harmoniegesülze --- "Monarchie ist schön." ... Multimillionären beim Heiraten zuzuschauen, ist schon absurd. Sich dann davon auch noch blenden zu lassen, töricht.



Aus: "Das bürgerliche Herz will den Kuss" Ijoma Mangold (29. April 2011)
Quelle: http://www.zeit.de/kultur/film/2011-04/fernsehkritik-windsor-hochzeit/seite-2

---

Quote[....] Seine Biografie war zu einem weiteren Beweis für die alte bürgerliche Anthropologie geworden: Man mochte als Jugendlicher radikal und links sein, doch das hielt nicht an, wenn man älter wurde, im Beruf Erfolge aufwies, Familien gründete. Letzten Endes würden sie alle vernünftig werden, konservativ, staatstragend, ordentlich gekleidet, das Eigentum achtend. So hatten es die konservativen Väter schon Ende der 1960er Jahre ihren rebellierenden Kindern prophezeit. Fischers Weg bewies: Sie hatten Recht behalten. ...


Aus: "Politische Karriere: Das Phänomen Joschka" Franz Walter (21.05.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/politische-karriere-das-phaenomen-joschka-a-763595-2.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] In den Niedergang des (z. B.: ,,viktorianischen" oder ,,wilhelminischen") Bürgertums im späten 19. Jahrhundert gehört bereits das sich – teils vom Adel her – verbreitende Ideal, dass die Frau nur noch Repräsentationspflichten besitze und den Haushalt allenfalls noch beaufsichtige. Für die Hausarbeit gab es Personal. So hatte die bürgerliche Frau Zeit, dem Geld verdienenden Manne die bürgerlichen Bildungsanstrengungen abzunehmen, die Geselligkeit in den jeweiligen Verkehrskreisen zu organisieren, ggf. auch wohltätig zu sein. ...


Aus: "Bürgerlichkeit als soziale und kulturelle Erscheinung" (30. Januar 2015)
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgertum#B.C3.BCrgerlichkeit_als_soziale_und_kulturelle_Erscheinung

---

Quote[...] Helmuth Plessner zählt – neben Max Scheler und vor Arnold Gehlen – zu den Hauptvertretern der Philosophischen Anthropologie. Damit ist eine philosophische Strömung benannt, die sich im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts formierte und eine Neubegründung der Frage nach dem Menschen und seiner Stellung in der Welt, der Geschichte, der Natur unternahm.

... Dass der Mensch eben zugleich sein Körper/seine physische Existenz ist und diese hat, dass er zugleich um sich als Geistwesen und als Körperding weiß. Seit Descartes bewältigt das abendländische Denken diese Schwierigkeit dergestalt, dass es sich vor die Entscheidung eines Primats des Geistigen oder des Physischen gestellt sieht (Leib-Seele-Problem). Dieses tradierte Denken verabsolutiert entweder die geistige oder die körperliche Erfahrungswelt, anstatt beide in jedem Moment aufeinander bezüglich bzw. ineinander verschränkt zu sehen. Eine Spaltung in Naturansicht und Bewusstseinsansicht zerreißt jedoch die Natur- und Geisteswissenschaften ebenso, wie sie das naturgemäß ganzheitliche Selbstbild des Menschen irritiert. Plessner begegnet diesem Problem, indem er konsequent die doppelte Perspektive der Verschränktheit beibehält. Seine auf biologischen Tatsachen aufbauende Philosophie wiederholt beständig die Einsicht in die paradoxe Grundverfasstheit menschlichen Selbst- und Welt-Erlebens. ... Eine Gemeinschaft der Sache, wie sie etwa der Kommunismus oder auch der Nationalsozialismus propagieren, die friedliche Einigung der Menschen, hält Plessner für illusorisch. Sie kann höchstens für kurze Momente wie beim Kriegsausbruch 1914 erreicht werden. Wer fordert, dass ein solcher Zustand länger anhalte, der vergewaltigt das menschliche Seelenleben, welches immer auch des Abstands zu anderen Menschen bedarf, um sich als Person zu entwickeln. Privatheit und Distanz bilden die Grenze, welche von gemeinschaftlichen Forderungen nicht überschritten werden darf. In der Öffentlichkeit spielt der Mensch eine Rolle, er ist Träger einer Funktion und bedient sich zu ihrer Ausfüllung eines Schematismus der Umgangsformen. Dies garantiert ihm, dass er als Amtsträger, Beamter, Staatsmann usw. nicht sein ganzes Ich aufs Spiel setzen muss. In der Öffentlichkeit trägt man also eine Maske, hinter welcher die Seele sich vor Verletzung durch andere schützt. Hingegen vollkommene Offenheit und Rückhaltlosigkeit zu fordern ist unmenschlich, wenn nämlich dies vom anderen verlangt, in seiner ganzen Verletzlichkeit sichtbar zu werden, als Individuum selbst sich aufs Spiel zu setzen und sich dem Risiko der Lächerlichkeit preiszugeben. Der Raum der Öffentlichkeit ist somit von Plessner als Ort der Scham bestimmt, welche zu erleiden nur durch Maske, Rüstung, Spiel, Diplomatie und taktvollen Umgang zu verhindern ist. ...

Aus: "Helmuth Plessner" (5. Juli 2015)
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Helmuth_Plessner

---