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[Debattenkultur (Notizen)... ]

Started by Textaris(txt*bot), July 25, 2016, 02:44:05 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] (48) November 14, 2021 | muetzenfalterin   

Ich habe ja keine Ahnung, sagst du. Und genau so ist es. Du hast ja keine Ahnung, sage ich, und meine damit, dass du diese verstörende Angewohnheit hast, die Dinge genau so zu benennen, wie du sie siehst. Als hätte nichts und niemand einen doppelten Boden.


Quelle: https://muetzenfalterin.wordpress.com/2021/11/14/47-4/

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Zur Person - Polina Aronson aus Sankt Petersburg lebt seit 2008 in Berlin. Die Soziologin ist unter anderem Redakteurin bei Open Democracy. Auf Russisch erschien unter anderem das Buch Komplexe Gefühle: Sprachsuche der neuen Realität von Abuse bis Toxizität

Laura Graf: Warum ist die populäre Psychologie so wichtig in Russland?

Polina Aronson: Die Pop-Psychologie hat in Russland teilweise den Platz der Ideologie eingenommen. Sie ist zu einem Instrument für den Aufbau post-sowjetischer Subjektivität geworden und hat im gebildeten städtischen Milieu die Regeln für die Selbstentwicklung etabliert.

Was beobachten Sie bei diesen Debatten über das Verhältnis der Einzelnen zur Gesellschaft?

Polina Aronson: Es gibt bei den Leuten ein Gefühl, nicht über die Sprache zu verfügen, um mit den Machthabenden zu diskutieren. Die russischen Soziologen Nikolai Wachtin und Boris Firsow haben das als Syndrom des öffentlichen Schweigens bezeichnet, also das Ausbleiben von öffentlichem Diskurs in der Sowjetunion und auch im postsowjetischen Russland. Die Menschen haben leider nie gelernt, miteinander zu debattieren und die Macht zu adressieren. In den letzten zehn Jahren gab es immer weniger die Möglichkeit dazu. Dazu kommen die brutale neoliberale Wirtschaft und ein gnadenloser Arbeitsmarkt. Das Einzige, was den Staatsbürgern blieb, war das Selbst. So sind Selbstoptimierung und der Versuch, die eigenen Gefühle irgendwie zu sortieren, dieses ganz klassisch Neoliberale, in Russland sehr stark etabliert.

Welche Antworten liefert die Pop-Psychologie darauf?

Polina Aronson: Das hat sich in den letzten 20 Jahren dahin entwickelt, dass es inzwischen als quasi pathologisch gilt, etwas von der Welt zu erwarten. Es heißt: Sorge für dich, du musst so viele Ressourcen akkumulieren, bis du ein fast komplett wasserdichtes Leben hast. Wo nur du existierst und vielleicht noch deine Familie.

... Die meisten gebildeten Menschen in großen russischen Städten haben jetzt eine ganz andere Vorstellung von der eigenen Subjektivität. Sie sind, wie Eva Illouz es nennt, individuelle emotionale Unternehmer. Ich bin das Produkt, ich muss mich verkaufen. Wenn es mir schlecht geht, kann ich mich nicht investieren. Ich muss auf mich aufpassen, ich muss erfolgreich sein. Und hier ist wirklich Schluss mit dem Geplapper von der russischen Seele. Das ist wirklich sehr pragmatisch, sehr kapitalistisch. Die Kapazität zum Leiden ist minimal. Ich lasse nichts und niemanden an mich, was oder der mir irgendwelche Unannehmlichkeiten verursacht. Das traumatisiert mich sofort.

...



Aus: ",,Schluss mit dem Geplapper von der russischen Seele"" Laura Graf (28.05.2022)
Quelle: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/die-soziologin-polina-aronson-widerlegt-klischees-von-aufopferung-und-heroismus

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Streitkultur A will über die Ukraine sprechen, B kommt mit Irak: Eine Auseinandersetzung mit dem Vorwurf des ,,Whataboutism"

Alle politischen Debatten sind peinlich, und ich sage auch gleich, warum. Leute, die die Welt unterschiedlich sehen, begegnen einander mit Argumenten. Argumentieren bedeutet, mittels einer Begründung zu einer Einschätzung zu kommen. Die Einschätzungen aber stehen, wenn von Politik die Rede ist, längst fest; es geht nur noch darum, sie sinnvoll erscheinen zu lassen. Dazu muss man paradoxerweise so tun, als drängten die Argumente von selbst zu den jeweils vertretenen Einschätzungen. Als seien also die Begründungen Gründe. Als machten die Urteile das Weltbild und nicht umgekehrt. Im Politischen ist der Standpunkt alles und die Erkenntnis so gut wie gar nichts – und trotzdem müssen die Standpunkte fortwährend als Erkenntnisse ausgegeben werden. Andernfalls würde es ja völlig reichen, wenn sich politische Gegner einfach ihre Losungen vortrügen und dann grußlos den Raum verließen.

Nun liegt es aber in der Natur der Sache, dass sich alles erkennen lässt, auch das Politische. Weswegen politisches Denken und Denken über Politik nicht vom selben Ufer sind. Gut dran zu sein scheint da, wer wie der Koloss von Rhodos auf beiden Seiten des Flusses stehen kann, einen gefestigten Standpunkt hat und ihn trotzdem immer wieder auf Konsistenz hin abklopft. Man muss in der Lage sein, sich selbst beim Denken zuzusehen. Die Fähigkeit, sich von den eigenen politischen Zwecken nicht vollends regieren zu lassen, dient diesen Zwecken letztlich.

Folglich ist das Beharren auf dem kategorischen Imperativ kein Spleen der reinen Vernunft. Es stärkt die Argumentation, die verloren hat, sobald sie doppelter Standards überführt wird. Man sollte Kritik nie mit Waffen führen, die der Gegner gegen einen selbst kehren kann. Wer da nicht am Anfang vorsorgt, muss es hinten raus regeln. Und das geht dann nur selten noch gut aus.

Es gibt Feuerlöscher-Argumente, solche, heißt das, die nie offensiv verwendet werden. Die immer erst zum Einsatz kommen, wenn jemand Mist gebaut hat. Zu dieser Sorte gehört der Vorwurf des Whataboutism. Das Wort erfreut sich zur Stunde einiger Popularität; es gibt ja auch viel zu löschen, wenn zum Beispiel Kostümlinke, die den Überfall der USA auf den Irak nach wie vor für richtig halten, am gegenwärtigen Krieg Russlands gegen die Ukraine ihren lange verschütteten Antiimperialismus wiederentdecken.

Aber das Muster ist nicht neu. A kritisiert den Umstand X. Da wendet B ein: Aber was ist mit Y? Konsequenterweise müsste A jetzt seine Kritik auf Y ausdehnen, aber das will A nicht, weil Y in seinem politischen Lager liegt und die politische Schlagkraft seiner Kritik damit verlorenginge. An diesem Punkt kommt der Vorwurf des Whataboutismus ins Spiel. Er soll sagen, dass Person B den Umstand Y nur deshalb ins Spiel brachte, um von der Kritik an X abzulenken, um die es A in diesem Moment ging. Der Verdacht mag zutreffen oder nicht. In jedem Fall ist der Vorwurf des Whataboutismus projektiv. Er wird ausschließlich von Leuten in Anschlag gebracht, die längst selbst mit zweierlei Maß messen und dabei nicht gestört werden wollen.

Auf den Verweis, dass ihre Empörung nur fallweise ist, antworten sie mit dem Zauberwort, das demjenigen, der ihnen gerade nachweist, dass sie den Balken im Auge haben, genau diesen Vorwurf zurückgibt. Wer auf den Ausschlag nach nur einer Seite hinweist, tue das nicht, um die Mitte zu halten, sondern weil er seinerseits den Ausschlag nach nur einer Seite wolle, der anderen nämlich. Projektiv daran ist, dass man seinen Kritikern eben die Korruptheit vorwirft, der man sich selbst immer schon hingibt.

Mit einem Wort: Der Vorwurf des Whataboutismus ist selbst ein Whataboutismus. In ihm schwingt, da der eigene Ruf bereits ruiniert ist, das freche ,,Wir sind doch alle bloß Schweine" mit. Wo alles immer nur einseitig sein kann, gibt es keine besseren oder schlechteren Antworten mehr, nur noch die richtige Gesinnung und die Sturheit beim Durchsetzen derselben. Der Whataboutismus-Vorwurf attackiert somit mehr als bloß den politischen Gegner. Er zieht auch zu Feld gegen jedes Denken in Zusammenhängen.

Felix Bartels ist Literaturwissenschaftler und politischer Publizist in Berlin



Aus: "Ausweichen verboten? Über den Allzweckvorwurf des ,,Whataboutism"" Felix Bartels (12.06.2022)
Quelle: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/ukraine-krieg-irak-invasion-ueber-den-allzweckvorwurf-der-doppelten-standards

Textaris(txt*bot)

Quote[....] Ein Journalist aus Israel diffamierte den baden-württembergischen Antisemitismusbeauftragten Michael Blume auf Twitter. Der verklagt die Plattform. ...

Der Angriff auf sein Privatleben und die Unterstellung von Ehebruch und Pädophilie war für Blume aber eine neue Qualität. Er forderte Twitter auf, 46 Tweets aus dieser Kampagne zu löschen. Twitter löschte jedoch nur drei der Postings, ohne Begründung für die Auswahl.

...


Aus: "Antisemitismusbeauftragter gegen Twitter: Kampagne vor Gericht" Christian Rath (23. 11. 2022)
Quelle: https://taz.de/Antisemitismusbeauftragter-gegen-Twitter/!5897727/

-

Quote[...] Mit einem Eilverfahren vor dem Landgericht Frankfurt will Baden-Württembergs Antisemitismusbeauftragter Michael Blume Twitter juristisch dazu zwingen, mutmaßliche Falschaussagen über ihn zu löschen. Er wirft dem Kurznachrichtendienst vor, für die Verbreitung von Verleumdungen mitverantwortlich zu sein. Das Unternehmen soll nach Angaben seines Anwalts Chan-jo Jun und der unterstützenden Organisation Hateaid knapp 50 gemeldete Tweets nicht ordnungsgemäß auf deren Rechtswidrigkeit überprüft, sondern lediglich interne Richtlinien angewandt haben.

Neben den mutmaßlichen Verleumdungen sollen den Angaben zufolge alle "kerngleichen Inhalte umgehend entfernt werden und auch künftig nicht wiederhergestellt werden dürfen". Die Urteilsverkündung in dem auf einen Verhandlungstag angesetzten Zivilstreit ist nach Angaben einer Gerichtssprecherin für Ende Dezember geplant. "Mir geht es nicht darum, dass Twitter den Betrieb einstellt", sagte Blume zum Prozessauftakt am Donnerstag.

Vielmehr gehe es um die ganz grundsätzliche Frage, wie viel Hetze auf Twitter verbreitet werden dürfe und inwieweit Opfer von Verleumdungskampagnen allein gelassen würden. Auf der Plattform sei etwa behauptet worden, er gehe fremd und er betrüge seine Frau mit Minderjährigen, sagte Blume. "Twitter soll mit meiner Klage dafür sorgen, dass die Accounts gelöscht bleiben." Der Kurznachrichtendienst war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Erst im April hatte die Bundestagsabgeordnete Renate Künast vor dem Landgericht Frankfurt einen Streit mit dem Facebook-Konzern Meta um die Löschung von ehrverletzenden Falschzitaten gewonnen. Die Grünen-Politikerin hatte darauf geklagt, dass eine bestimmte Wort-Bild-Kombination - ein Meme - mit einem ihr untergeschobenen Falschzitat auf dem sozialen Netzwerk gesperrt wird. Betroffen von der Entscheidung waren auch Varianten dieses Memes mit kerngleichem Inhalt.


Aus: "Baden-Württembergs Antisemitismusbeauftragter verklagt Twitter" (dpa, Do, 24. November 2022)
Quelle: https://www.badische-zeitung.de/baden-wuerttembergs-antisemitismusbeauftragter-verklagt-twitter

"Das (vorerst) letzte Tässle Kaffee – Als Elon Musk Twitter übernahm" Michael Blume (06. Nov 2022)
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/das-vorerst-letzte-taessle-kaffee-als-elon-musk-twitter-uebernahm/

https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/author/blume/

...

Textaris(txt*bot)

QuoteFelis heute, 12:41

Ein Kommentar darf alles, aber Mertins' Kommentar bleibt trotzdem ein schwacher Kommentar. Er wäre auf einer Seite der "Welt" besser aufgehoben...

QuoteAnne Pipenbrinck
heute, 10:31

Herr Reichelt, sind Sie das?


Zu:  "Böhmermanns RAF-FDP-Vergleich: Billig, erwartbar, geschmacklos" (Politik: Deutschland, 27. 11. 2022)
https://taz.de/Boehmermanns-RAF-FDP-Vergleich/!5895075/



Die Kommentarfunktion unter diesem Artikel ist geschlossen.

QuotePaula Moderatorin 28.11.2022, 13:50

Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Eine Diskussion im Rahmen unserer Netiquette ist offenbar nicht mehr möglich.


...

Textaris(txt*bot)

#75
Quote[...] Stichhaltig in der deutschen Debattenkultur ist oft genug nicht das vorgetragene Argument, sondern der dabei erhobene Zeigefinger. Nicht der lustvolle Streit der Intellektuellen reißt das krisenanpassungserschöpfte Publikum aus seiner Diskurs-Apathie, sondern die auf Asphalt geklebte Hand des Aktivisten. Und wenn Markus Lanz in dem nach ihm benannten Ritter-der-Schwafelrunde-Talk mal wieder ganz nach vorn auf die Kante seines Moderatorenstuhls rückt und seine leicht nach vorn gebeugte, allzeit absprungbereite Lauerhaltung einnimmt (die Beobachtung habe ich aus einem Leserbrief geklaut – vielen Dank, liebe Regina Stock aus Kiel, für die Vorlage!), hat er schneller zugeschnappt, als der Herrscher über die Fernbedienung "Fass, Markus!" sagen kann.

Belehrende Besserwisserei, moralisches Überlegenheitsgefühl und die notorische Ins-Wort-Fallerei mit unkontrollierbarem Zubeißdrang prägen die Debattenkultur hierzulande. Das Augenzwinkernde, Leichte, auch mal Schräge, vielleicht sogar Lustige sucht man hingegen oft vergebens. 75 Prozent der Deutschen stimmen jedenfalls der Aussage zu: "Der deutschen Debattenkultur fehlt es aktuell an Humor." Zehn Prozent beklagen kein Humordefizit – womöglich, weil sie beim Lesen des FAZ-Feuilletons aus dem Lachen gar nicht mehr rauskommen. Und der Rest – 15 Prozent – hat dazu keine Meinung. Wahrscheinlich, weil er den schlechten Witz "Was sagt man einem AfD-Anhänger, wenn er die Klappe halten soll? – Braun schweig!" nicht versteht. Oder weil er Hermann Hesse nicht zustimmen mag, wonach aller Humor damit anfängt, die eigene Person nicht mehr ernst zu nehmen.

Der Wunsch nach Humor wird andererseits zur ernsten Sache, sobald die Frage auftaucht, um welche Debatte es sich handelt. Wenn ein deutsch-marokkanischer Kabarettist den Umfragen-Höhenflug der AfD persifliert, johlt jener Teil des Publikums vor Vergnügen, der mit hasserfüllter Miene Dieter Nuhr als "alten, wütenden, weißen Mann" beschimpft, wenn er über Greta Thunberg spottet. Der Humor endet dort, wo der Ernst heiliger Wut beginnt.

Dabei ist das mit dem Ernst eine ziemlich lustige Sache. Eine Dozentin an der Uni hat mir einst gesagt, es sei ja alles schön und gut, was ich so mache, aber ich sollte doch so langsam mal anfangen, die Dinge ernst zu nehmen. Meine Antwort war, wie ich heute in aller Bescheidenheit sagen darf, von zeitloser Schönheit: "Wieso denn?"


Aus: "Debattenkultur in Deutschland: Dausend Prozent" Peter Dausend (17. August 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/2023/35/debattenkultur-deutschland-humor

QuoteWolf Karl

Die Briten sagen immer, wir Deutschen hätten keinen Humor. Ich finde das gar nicht witzig. ...


Quotekannstebehalten

Ich schau schon lange keine politischen Talkshows. Nicht wegen mangelndem Humor sondern, sondern wegen mangelndem Tiefgang und meiner daraus resultierenden gestressten Nerven.
Zunehmend nervend war für mich, dass ich mehr und mehr den Eindruck bekam, dass es vor allem um die Selbstdarstellung des Moderator/in geht (darin ist Lanz wahrlich spitze). Über wichtige Fragen der Zeit, dass ständige dazwischen Quatschen der/die Moderatorin, ohne denjenigen erstmal ausreden zu lassen, wurde für mich immer stressiger.
Auch genervt hat mich zunehmend, dass manche Antworten der Teilnehmer verdammt gute weitere Fragen ermöglicht hätten, aber stattdessen der/die Moderatorin gleich zum nächsten Thema springt (meist zu einem viel unwichtigeren).


Quote
R3g3nwolk3

"75 Prozent der Deutschen stimmen jedenfalls der Aussage zu: "Der deutschen Debattenkultur fehlt es aktuell an Humor.""

Stimmt. Auch der Kommentarbereich auf ZON ist hierfür ein Beleg: komplett humorbefreite Zone. Statt dessen wird oftmals aggressiv und in belehrendem Duktus herumgegiftet.


Quote
ottonis

Und jetzt noch einen zum Aufregen: Humor ist in der Regel hinweisend auf Intelligenz, auf recht hohe zuweilen. Denn Humor beinhaltet meist das Spiel mit mehreren Bedeutungsschichten und und zeugt davon, dass dessen Nutzer in der Lage sind, sich auf einer Metaebene zu bewegen.

Je größer die Kompetenz, umso größer der Grad der Bewusstheit um die eigenen Kompetenzlücken - und je mehr man sich darüber im Klaren ist, dass man selber - egal wie sehr man sich im Recht sieht - mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht die volle Wahrheit für sich gepachtet hat, umso mehr ist man in der Lage, eine Vogelperspektive einzunehmen, aus der man nicht nur den Diskussionspartner und dessen Argumente, sondern ebenso sich selbst und das eigene Argument prüfend betrachtet - und dabei auch mal schmunzeln kann.


Quoteottonis

Antwort auf @Peter Zapfen: "Was für ein Unsinn. Es gibt auch genug Menschen, die können all das, haben aber kein Interesse an Humor in der Situation einer politischen Diskussion."

Inhaltlich kann man Ihnen nicht widersprechen. Ihre Replik wäre aber um Lichtjahre attraktiver, wenn Sie auf den ad hominem verzichten und insgesamt etwas lockerer - und humorvoller - formulierten. Gönnen Sie sich doch mal ein Käffchen und entspannen Sie sich, das befreit und beflügelt den Geist und macht die Interaktionen gleich viel produktiver.


QuotePeter Zapfen

Antwort auf @ottonis: "Ihre Replik wäre aber um Lichtjahre attraktiver, wenn Sie auf den ad hominem verzichten und insgesamt etwas lockerer - und humorvoller - formulierten."

Bei allem Respekt, aber sie pöbeln direkt mal im ersten Beitrag rum, in der Regel hätte man weniger Intelligenz, wenn einem bei Humor keiner Zuhause abgeht, aber fordern hier selbst für sich einen würdevollen Umgang ein?


Quote
ottonis

Antwort auf @Peter Zapfen: "sie pöbeln direkt mal im ersten Beitrag rum, in der Regel hätte man weniger Intelligenz, wenn einem bei Humor keiner Zuhause abgeht"

Ihren Beitrag ordne ich jetzt mal bewusst als "paradoxe Intervention" in einer Diskussion über Humor ein. ;-)

Vielleicht macht Ihnen ja folgende Studie mehr Spaß:


"Humor has been considered a sign of high intelligence throughout human history, such as men telling jokes to demonstrate their cleverness and adaptability to potential mates. And while many studies show some correlation between intelligence and humor in adults, there is less research on the phenomenon in children. For the new study, more than 200 children produced captions for 10 newly drawn cartoons. Seven experts then rated the funniness of the captions and their relevance to the cartoons, with a total of 30,380 ratings.When the intelligence and humor performance of these children were compared, the researchers found that general intelligence was highly correlated with humor. Intelligence explained 68% of the difference in humor ability and, in particular, children with higher general knowledge and higher verbal reasoning were found to have higher humor ability."

Quelle: Study: Ability to produce humor linked to higher intelligence levels in schoolchildren (phys.org)


QuoteBuntScheck

Antwort auf @ottonis

Glauben Sie mir, wenn ich mich noch über Unwahrheiten/absichtsvoll diffamierende Zuspitzungen im Internet aufregen würde, dann hätte ich einen Blutdruck jenseits von gut und böse.


Quote
ottonis
Antwort auf @BuntScheck

Ja, im wesentlichen hilft da wirklich nur die Abspaltung eigener Emotionen - was zugegeben nicht immer einfach ist. Das Internet ist mal wieder ein besonders aussagekräftiger Spiegel dafür, was der menschliche Geist so alles zu produzieren pflegt - von guten (und witzigen) Dingen bis hin zu den tiefsten Abgründen.


QuoteLumpenhund

Ich weiß gar nicht, was Sie alle haben. Der Diskussionsbeitrag zur Kindersicherung "Geld für Kinder ist Sache der Eltern" ist doch nun wirklich schreiend komisch, oder etwa nicht?


QuotePeter Zapfen

Das Problem am Humor in der Politik: Es handelt sich quasi durchweg um zynischen Humor, Häme, der nur darauf abzielt, das Gegenüber zu demütigen oder erniedrigen, bzw. den Sachverhalt ins Lächerliche zu ziehen.
Deutscher Humor sieht zum Beispiel so aus, immer wieder super-ironisch von "Goldstücken" zu reden, wenn mal wieder ein Ausländer eine Straftat begangen hat.
Diese Art Humor brauche ich nicht, weder hier auf ZON noch bei Lanz.


Quotewhat shall we do with the drunken sailor

"Diese Art Humor brauche ich nicht"

Möchten Sie also nur ihren eigenen Humor akzeptieren? Das ist doch genau das Problem welches hier beschrieben wird. ...


Quote
BuntScheck
Antwort auf @what shall we do with the drunken sailor

Ich persönlich würde das nichtmal Humor nennen, sondern Gehässigkeit. Und dieser entziehe ich mich tatsächlich sehr konsequent, weil mir das einfach viel mehr Energie raubt, die ich für das Leben benötige, als es mir Spaß bringt. Ich habe einfach keine Zeit mehr übrig, mich an gehässigen Menschen abzuarbeiten.


Quote
dunelm

Humor hat viel damit zu tun, auch über sich selbst lachen zu können, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Auch muss man, wenn man austeilt, auch mal einstecken können.

Das fehlt hierzulande auch und gerade oft bei denjenigen, die sich als Kabarettist/Comedian/etc. verdingen. Da wird eher Gesinnung als Gewitztheit belohnt. Dabei könnte eine geistreiche Parodie des Milieus, für das man selbst steht, Wunder wirken, weil man dann die eigenen Absurditäten vorgeführt bekommt. Leider artet das stattdessen oft in ...(hier Zielscheibe einsetzen)...-Bashing aus und die Abwehrreflexe setzen ein.


QuoteNinapaul24

Gemeinsam über etwas zu lachen hat immer etwas Verbindendes, natürlich auch Entkrampfendes, und ermöglicht Distanz zu sich selbst und den eigenen, vielleicht starren, Positionen. ...


QuoteGerrit Haase

Ich finde das gar nicht witzig.


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Quote[...] Ich war immer Fan des gedruckten Wortes – und bin es bis heute geblieben. Vielleicht weil ich noch immer das Gefühl habe, wenn etwas gedruckt wird, ist es besser durchdacht, von mehreren Seiten beleuchtet. Aber als Kind der sogenannten Generation Y bin ich auch mit dem Internet aufgewachsen und habe schon sehr früh verinnerlicht, Informationen nicht nur schnell und komprimiert zu konsumieren, sondern auch zu kommentieren. Heute arbeite ich als Online-Redakteurin. Der Gebrauch und die tägliche Arbeit mit verschiedenen Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Instagram ist mein täglich Brot geworden.

Es hat zwar verhältnismäßig lange gedauert, aber seit Kurzem treibe ich mich auch auf Twitter herum. Mir war zwar zu Ohren gekommen, dass dieses Twitter in Deutschland empirisch gesehen kaum von Bedeutung ist, aber da inzwischen nicht nur der amerikanische Präsident Donald Trump sein Handeln hier zuerst verkündet, sondern sogar unser hiesiger Innenminister Horst Seehofer munter durch die Welt zwitschert, habe ich beschlossen, dem Ganzen eine ehrliche Chance zu geben. FOMO lässt grüßen!

Mir war das Mikro-Blogging-Format lange suspekt. Ich vermutete, dass dort sehr viel Müll geschrieben wird und dass auch kein wirklich weiterführender Austausch möglich sei. Robert Habeck, Vorsitzender der Grünen, entschied sich vergangene Woche erst dafür, seinen Account aus genau diesen Gründen zu löschen – und weil das Medium seiner Meinung nach zu einem "Instrument der Spaltung" verkommen sei. Seitdem wird wieder mal darüber diskutiert, wie gefährlich ein Dienst wie Twitter für die demokratische Meinungsbildung und eine Debattenkultur frei von Hass, Hetze und Spaltung ist. Andere wiederum sehen in den Medium einen Zugewinn.

Generell werden Nachrichten in immer rasanterem Tempo in die Welt hinaus posaunt. Twitter ist allein schon aufgrund seines Formats prädestiniert dafür. Das ist einerseits toll, denn nirgends kann man sich schneller updaten, sich in Echtzeit in aktuelle Debatten einklinken oder über weltweite Trends informieren. Andererseits birgt dieser Fakt auch eine Menge Gefahren, denn wo es schnell zugeht, wird weniger eingeordnet, Dinge werden aus dem Zusammenhang gerissen, manchmal unreflektiert und unkontrolliert veröffentlicht. Auf knallhart recherchierte Fakten, die das Fundament ernsthafter Debatten sein sollten, kann man hier nicht vertrauen.

Für manche, etwa Journalisten, ist die Plattform hingegen der perfekte Ort, um spannende Themen aufzuspüren, aktive Feldforschung zu betreiben oder sich mit Gleichgesinnten angeregt auszutauschen. Das ist übrigens ein Punkt, der mich wirklich begeistert: Twitter folgt einem sehr demokratischen Prinzip, denn jeder kann hier verfolgen, teilnehmen und mitdiskutieren, in Echtzeit ohne Verzögerung. Und ich sage euch, wenn ihr den richtigen Leuten folgt, findet ihr Anregungen und Inspirationen en masse. Denn es gibt sie, die Menschen, die es schaffen in nur 280 Zeichen pointiert, sprachlich perfektioniert und mit Witz zu diskutieren. Das bewundere ich, ehrlich wahr! Aber Vorsicht: Der Suchtfaktor ist extrem hoch. Wer, wie ich, nicht aufpasst, verliert sich in den Weiten und manchmal auch Belanglosigkeiten des Netzes. Am Ende ist Twitter dann auch wieder nichts anderes als ein weiterer sinnloser Zeitfresser.

Auch für Personen der Öffentlichkeit, etwa Spitzenpolitiker, kann der Kanal durchaus von Vorteil sein. Via Twitter können sie nicht nur das Bild ihrer eigenen Person in der Öffentlichkeit schärfen, sondern direkt mit Usern in den Kontakt gehen, nahbarer sein und so potentiell Wähler dazu gewinnen. Die Kehrseite der Medaille? Nie gab es mehr Shitstorms als heute. Eine Minute nicht nachgedacht, einen Gedanken nicht zu Ende geführt, die Twitter-Gemeinde kennt kein Erbarmen.

Das musste zum Beispiel gerade erst die ZDF-Journalistin Nicole Diekmann erfahren, der aufgrund einer Stellungnahme über ihre politische Haltung in Form eines Hashtags (#Nazisraus) eine bittere Welle des Hasses entgegen schwappte. Überkochende Emotionen, Wortgefechte, die zum Teil unter die Gürtellinie gehen, Rassismus und Diskriminierung – all das kommt jeden Tag vielfach vor. Ermöglicht auch durch die Anonymität, hinter der sich User hier verstecken können. Da kommt viel Ungefiltertes, Leeres, Kommentare ohne Mehrwert. Aber, und das ist eben auch Twitter, Diekmann erfuhr ebenfalls wahnsinnig viel Solidarität. Letztendlich hat der Shitstorm vielleicht sogar eine neue Debatte darüber angestoßen, ob und wie jeder freie Mensch seine Meinung hierzulande kundtun darf.

Trotzdem sollte man sich immer bewusst darüber sein, dass es Hater und Trolls gibt, die bewusst Falschmeldungen in Umlauf bringen wollen, um die Gesellschaft zu spalten. Das ist die Gefahr. Wer twittert, muss das im Zweifel aushalten können – oder, wie Harbeck, gleich ganz austreten.

Ganz klar, Twitter ist verführerisch und macht Spaß. Nirgendwo sonst findet man so viel Meinungsvielfalt, die unsere Debattenkultur im Grunde genommen ja fördert. Aber Raum und Zeit für unvollendete Gedanken, Zweifel oder Meinungsrevisionen sehe ich hier nur bedingt. Zu einem vernünftigen Meinungsaustausch gehört für mich auch, dass man sich gegenseitig zuhört, sich Zeit füreinander und zum Reflektieren nimmt. Von einem Hashtag zum Aufschrei dauert es aber mitunter nur wenige Stunden. Ein Tweet, der auf 280 Zeichen reduziert ist, kann niemals ein echtes Vis-à-vis-Gespräch oder einen wochenlang recherchierten Text ersetzen. Twitter kann deshalb nur Anstoß für Debatten sein. Danach braucht es etwas mehr Ruhe und Besonnenheit, um Debatten in eine weiterführende Richtung zu lenken.

Bevor wir etwas in die Welt "posten", sollten wir uns also fragen, aus welchen Beweggründen wir es tun, ob und für wen die Nachricht eigentlich einen relevanten Mehrwert hat. Oder wie der Welt-Korrespondent Clemens Wergin treffend gesagt hat: "Wir Bürger entscheiden am Ende, ob Twitter et cetera zu einer Bereicherung werden oder zu einer Belastung für die Gesellschaft."


Aus: "Segen oder Fluch? Wie Twitter unsere Debattenkultur beeinflusst" Insa Grüning  (2019)
Quelle: https://mitvergnuegen.com/2019/twitter-einfluss-debattenkultur/

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Quote[...] Seit Elon Musk Twitter gekauft hat, haben mehr als 30 Millionen Nutzer, darunter viele Wissenschaftler, das Weite gesucht. Die Klimaforscher waren die ersten, doch inzwischen gehen immer mehr.

Dieser Exodus tut auch dem reichsten Mann der Welt weh: Seit der Übernahme ist der Wert der Plattform auf bestenfalls die Hälfte des Kaufpreises von 44 Mrd. Dollar abgesackt.

Seitdem Musk am Ruder steht, driftet die inzwischen in X umgetaufte Plattform politisch nach rechts. Da der neue Besitzer die Hate-Speech-Kontrolle auf eine homöopathische Dosis heruntergefahren hat, den Politik-Trollen Reichweite und Aufmerksamkeit verkauft und wie zuletzt sogar Wahlwerbung für die AfD verbreitet hat, ist bei vielen - auch eingefleischten - Twitter-Fans der ersten Stunde das Maß des Erträglichen überschritten.

...


Aus: "Warum Bluesky vom X-Exodus profitieren könnte" Holger Schmidt (05.10.2023)
Quelle: https://www.faz.net/pro/d-economy/plattformen/twitter-x-warum-bluesky-von-musk-uebernahme-profitieren-koennte-19217092.html

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Quote[...] Saskia Esken steht gemeinsam mit Co-Chef Lars Klingbeil der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands vor.

... Die Emanzipation der Menschen voranbringen, sie auf Augenhöhe vernetzen und ihr Zusammenwirken demokratisieren: das waren die Ziele in den Anfängen des Netzes. 50 Jahre nach der ersten Verbindung im Internet, 30 Jahre nach dem Start des World Wide Web müssen wir feststellen, dass die gesellschaftspolitischen Ideen der Digitalität verloren gingen. Heute wird die Digitalsphäre von einigen wenigen Unternehmen und ihren kommerziellen Interessen kontrolliert. Die basisdemokratische Idee des Netzes ist schwer beschädigt, doch auch mit dem Primat der Politik ist es in zentralen Fragen der Digitalisierung nicht weit her.

Tim Berners Lee, einer der Begründer von Internet und WWW, hat uns dazu aufgerufen, uns das Netz zurückzuholen und es wieder zu dem zu machen, was auch meine Vorstellung davon ist: eine offene und dezentrale Struktur, die demokratisch gestaltet und kontrolliert ist, damit sie allen Menschen dient und nicht einigen wenigen. Die Kapitalverwertung hat das WWW kaputtgemacht.

...



Aus: "Wir müssen uns das Netz zurückholen" Saskia Esken (27. Oktober 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2022-10/twitter-saskia-esken-debattenkultur-demokratie/komplettansicht

Quoteajnat

Nun ja, wir leben in einer Demokratie mit freier Meinungsbildung. Da muss man Kritik aushalten können. Man kann sich die Welt nicht einfach mal so machen, wie sie einem gefällt und sich dann, wenn es nicht funktioniert, in seine eigene Blase zurückziehen. Mit diesem Gedankenansatz verliert man Wählerstimmen!


Quotegambist

Bravo, Frau Esken! Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass unsere Kinder sich an die digitale Ausbeutung unserer Daten gewöhnen, oder bereits gewöhnt haben. Für sie ist es ganz normal, persönliche Daten weiter zu geben, und die Monopolisten weiter zu füttern.
Wir müssen uns um unsere Kinder kümmern, und nicht aus Bequemlichkeit den digitalen Einflüssen aussetzen. Wir müssen ihnen beibringen, die übermächtigen digitalen Medien nutzen zu lernen, und nicht ein "Kanonenfutter" der digitalen Welt zu werden.


Quote
Herr Lüdenscheidt

Ich gebe Frau Esken mit ihrer Einschätzung, dass es sich hier nicht um soziale, sondern um kommerzielle Medien handelt recht. Nur der Schluss, diese Firmen zerschlagen zu wollen ist schon sehr gewagt. Gerade die deutsche Politik hat viel getan, um Monopole zuzulassen. Ob Energiewirtschaft oder andere Bereiche, die mittlerweile ein Größe erreicht haben, dass ihre Marktmacht erdrückend ist. ...


Quote
Neikast

Ich habe meinen Twitter-Account ebenfalls deaktiviert.


QuoteTatzelbrumm

Saskia Esken hat das Problem kommerzialisierter Sozialer Medien klar erkannt und benannt.
Wie das Potential der Internet-Kommunikation erhalten bleiben kann,
ohne dass die Diskurse wieder unter die Zensur von selbsternannten Moralwächtern fällt,
die ihre Auffassung von ,,Erlaubt ist was sich ziemt" zur Erhaltung überkommener Privilegien und Besitzstände durch ,,Darüber spricht man nicht"-Tabus durchsetzen,
ist allerdings ein ungelöstes Problem.
Selbst wenn das Justemilieu eine Kommunikationsplattform zustande bekäme, die mit der Rechweite der kommerziellen social media-Kraken mithalten könnte, würden zu viele Menschen davon ausgeschlossen.

Kommunikation durch ein Medium mit grauenhaft schlechtem Signal-zu Rausch- und Verzerrungsverhältnis ist immer noch besser als Exkommunikation durch ,,Norm-Entrepeneure".
Dieser Tatsache verdankt die AfD ihre Popularität und Existenzberechtigung.


Quote
nrump

In diesem Zusammenhang ein must read: Jaron Lanier, Ten Arguments for Deleting Your Social Media Accounts Right Now.


QuoteGlaube nicht alles was du denkst

"Wir müssen uns das Netz zurückholen"

???

Es hat doch niemand das Netz gestohlen, es spiegelt lediglich die realpolitische Wirklichkeit.

"Empörung, Hass und Fake News" im Netz sind keine abgehobenen Phantasien kranker Irrer, sondern Wahrnehmungen von kranker und irregeleiteter Politik.

Die Ursache dieser Krankheit hat Sartre mit der Haltung ,,L'enfer c'est les autres." (,,Die Hölle sind die andern.") gekennzeichnet. ...


Quoteottonis

Alle sozialen Netzwerke, in denen Algorithmen implementiert sind, um den Nutzer so lange wie möglich vor dem Bildschirm zu halten, können durch die so entstehenden Filterblasen und Echokammern die Tendenz zur Radikalisierung und Polarisierung verstärken.
Mir ist kein Fall bekannt, in dem auf den allgemeinen und frei zugänglichen Netzen wie Twitter oder Facebook irgend eine maßgebliche wissenschaftliche oder kulturelle Errungenschaft generiert worden wäre.
Im Gegenteil, es wird nicht die profunde und elaborierte Argumentation belohnt, sondern diejenigen, die am lautesten schreien und sich empören.
Wie ein Auto, in dem man so viel leichter flucht und ausrastet und auf andere Fahrer schimpft, nur eben kollektiv.

Im übrigen: In den USA wurde ein Zusammenhang zwischen Suizidalität bei Teenagern und dem Konsum von social media festgestellt.

Last but not least: diese Netze führen zu einer massiven Reduktion des informationellen Signal zu Rausch Verhältnisses, es kann ja jeder behaupten, was er will und selbst für die krudesten Theorien und Behauptungen werden sich dankbare Abnehmer finden.
Bestes Beispiel: Querdenker und Verschwörungserzähler.


QuoteHonigPfeffer

Klassische sozialistische Orwell-Fantasien.
Der Staat kümmert sich. Ihr seid unsere Schäfchen.
Wir wissen besser als Ihr, was gut für Euch ist. ...


Quoteoverthehilll

Eine sehr gute Analyse.

Anfangs habe ich noch darüber geschmunzelt, dass google eines seiner updates damals "Big Daddy" genannt hatte. Man konnte aber bereits kurz nach dem Börsengang sehen, wo die Reise hingeht.

Was die Frage aufwirft, warum praktisch alle Politiker und auch Erzieher in diese asozialen Medien überhaupt eingestiegen sind; vor allem mit Blick auf die Kinder, denen sie damit "Vorbild" waren.

Wie Agent Smith schon sagte:

"Ganze Ernten gingen uns verloren."

"Der Einfluss von Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft ist umfassend und geht weit übers Digitale hinaus."

Die Marktkapitalisierung einiger dieser Unternehmen ist mehr Wert als das Vermögen aller Bürger von Belgien. Aller fünf zusammen mehr als Deutschland. Und es gibt noch erheblich mehr sehr kapitalstarke IT-Unternehmen, die mit ihrer Lobbyarbeit alle an einem Strang ziehen.

Die Politik ist dem völlig hilflos ausgeliefert. ...


QuoteHippolyt

Es sind garnicht die Hass und Hetzkommentare über die jeder den Kopf schüttelt.
Ob man Schmierereien im Netz sieht, auf Bahnhofsklos oder in Straßenunterführungen
macht keinen großen Unterschied.
Es sind vielmehr die Punkte von substantiierter Kritik die hier teils ungefiltert, von Privatpersonen auf der ganzen Welt ausgetauscht werden können und dem Einzelnen plötzlich das Gefühl geben, mit seiner "Einzelmeinung" keineswegs alleine dazustehn. ...


QuoteGluecksbaerchen

Jedes Netzwerk, jede Software steht und fällt mit der Akzeptanz der Nutzer.
Bin gespannt was aus Twitter wird. Aus meiner Sicht auf dem absteigenden Ast.


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Quote[...] Musk, knappe 159 Millionen Follower auf X, [...] verbreitete am Freitag den Post eines, vorsichtig formuliert, migrationskritischen X-Kontos, mit einem Video, das zeigen soll, wie deutsche Seenotretter auf dem Mittelmeer illegale Einwanderer ,,einsammeln", um sie – laut Post – in Italien ,,abzuwerfen". Diese Nichtregierungsorganisationen würden von der deutschen Regierung ­subventioniert. ,,Hoffen wir, dass die AfD die Wahlen gewinnt, um diesen europäischen Selbstmord zu stoppen."

Das hat einen ernsten und aktuellen Hintergrund: Die italienische Regierung attackiert Berlin seit Tagen wegen der finanziellen Unterstützung für die private Seenotrettung – in diesem Jahr stehen dafür bis zu zwei Millionen Euro zur Verfügung. Als Baerbock am Donnerstag den italienischen Außenminister Antonio Tajani zu Gast hatte, nahm das Thema viel Raum im Gespräch ein. In der anschließenden Pressekonferenz blieben die Fronten hart. Tajani erfuhr an diesem Tag in Berlin von seinem Innenminister aus Brüssel auch, dass Italien die Reform des europäischen Asylsystems zunächst ausbremsen werde – wegen eines Satzes, den man als Stärkung der Seenotrettung deuten könnte.

Es ist offen, ob Musk das alles wusste, zumal er erst am Samstag kundtat, ,,die alte Medienpropaganda" nicht mehr oft zu lesen. Jedenfalls verbreitete Musk den Post und schrieb darüber: ,,Weiß die deutsche Öffentlichkeit davon?" Über sein englischsprachiges X-Konto,  gut 301.000 Follower, antwortete das Auswärtige Amt darauf zügig: ,,Ja. Und das nennt man Leben retten." Damit begann in den folgenden Stunden die altbekannte Spirale von Kommentaren, also Beschimpfungen, Besserwissereien und Bösartigkeiten. Musk äußerte sich danach auch noch hin und wieder zu dem Thema Migration: Wenn eine Regierung in einer Demokratie gegen den Willen des Volkes agiere, sollte sie abgewählt werden, zum Beispiel.

Das Auswärtige Amt beließ es dabei. Auch dazu hatte Baerbock schließlich eine klare Linie vorgegeben. Weitermachen, schnelle Kommunikation, klar in der Sprache. ,,Und wenn der Shitstorm kommt, dann stehen wir dort gemeinsam."



Aus: "Wie Elon Musk mit dem Auswärtigen Amt streitet" Matthias Wyssuwa, Berlin (01.10.2023)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/elon-musk-teilt-beitrag-mit-aufruf-zu-afd-wahl-diskussion-ueber-seenotrettung-19211594.html

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Quote[...] Twitter-Nutzende hier? Also von vor zwei, drei Jahren? Als Twitter noch Twitter hieß und einen fröhlichen blauen Vogel und kein schwarzes X, das wie ein russisches Kriegssymbol anmutet, als Logo hatte? Als sich Menschen trafen, die die Welt, auf ihre ganz eigene Weise, ein klein wenig besser machen wollten? Damals, als Twitter Freude bereitet hat, weil es auch bei schlechten Nachrichten und viel Verbesserungspotenzial in der Welt Zusammenhalt gab? Weil Menschen zusammenkamen und Ideen austauschten? Weil man sich gegenseitig unterstützte, Zuspruch gab, half? Weil es fundierte News schnell und zuverlässig gab? Damals, als Twitter politische Relevanz hatte und dort hochpolitische Debatten stattfanden?

Ja, dieses Twitter gab es einmal. Natürlich, es gab auch damals Stänkerer und Hater, Beleidigungen und Verschwörungsquatsch. Aber Twitter war vor allem eine Plattform zum gesellschaftlichen Austausch, mit einer ausgeprägten Diskussionskultur. Wie wir Twitterer hinter vorgeschobener Hand sagten: einfach das beste soziale Netzwerk, weil das Wort sozial noch eine Bedeutung hatte.

...


Aus: "Das neue, alte Twitter: Warum Bluesky die beste Antwort auf Elon Musk ist" Miriam Keilbach (03.10.2023)
Quelle: https://www.rnd.de/digital/das-neue-alte-twitter-warum-bluesky-die-beste-antwort-auf-elon-musk-ist-ZD4SVGH7OJDZRHV7OXJCBRCOB4.html

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Quote[...] Es ist die aktuell wohl größte Fluchtbewegung im virtuellen Raum. Wer kann, macht rüber. Von X, ehemals Twitter, der Mutter aller Kurznachrichtendienste. Zu Bluesky, der bisher vielleicht besten Kopie.

Was genau den großen Austausch ausgelöst hat, ist unklar. Vielleicht war die offene Wahlempfehlung von X-Chef Elon Musk für die AfD, die bei vielen das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Jedenfalls tauchen seit einigen Tagen reihenweise Menschen, die prominent in der deutschsprachigen X-Bubble waren oder sind, nun bei Bluesky auf. Und wer schon dort ist, registriert seit Tagen stark steigende Followerzahlen.

Als Musk Twitter vor fast einem Jahr gekauft hat, flogen etliche Early Birds rüber zu Mastodon. Diese schon vor Jahren gegründete, dezentral organisierte Plattform galt vielen als bester Ersatz. Die Zahl der User verdreifachte sich binnen eines Jahres von weniger als 5 auf heute über 14 Millionen. Weil aber gewohnte Tools fehlten und die Diskussionskultur als etwas staubig empfunden wird, wurde Mastodon nie den Ruf der Plattform für Nerds los.

Bluesky hat dagegen einen entscheidenden Vorteil. Es sieht aus wie X, ist sogar ein Ableger des Unternehmens – aus Vor-Musk-Zeiten. Der damalige Twitter-CEO Jack Dorsey hatte den Start des Spin-offs 2019 verkündet. Im Februar dieses Jahres startet die Beta-Version mit wenigen hundert ausgesuchten Nutzer:innen. Im September wurde nach eigenen Angaben die Millionen-User-Schwelle überschritten. Und sie steigt weiter.

Noch ist Bluesky verhältnismäßig klein. Zudem fehlt die Möglichkeit, Direktnachrichten zu versenden oder Posts in Listen zu sortieren. Dennoch trendet dort seit Tagen das große Hallo. Man freut sich, dass man da ist. Begrüßt alte Freund:innen, die man lange nicht gesehen hat. Hilft Neu­stei­ge­r:in­nen auf die Sprünge.

,,Hallo, Menschen auf BlueSky", schrieb zum Beispiel die österreichische Politikwissenschaftlerin, Kolumnisten und Posterin Natscha Strobl am Montag. Und freute sich kaum eine halbe Stunde später: ,,Ihr seid so lieb. Ich wurde noch (null) Mal beschimpft oder für eine Regierungskrise verantwortlich gemacht." Was die zwei wichtigsten Phänomene verdeutlicht: Die alte Social-Media-Selbstironie hat hier Platz. Denn die rechten Trolle fehlen. Zumindest noch.

,,BlueSky ist ein bisschen wie Einschulung im neuen Gymnasium. Neue Klasse, viele alte und paar neue Freunde, einige aus dem Kindergarten sind plötzlich wieder da. Dafür sind ein paar Raufbolde (sagt man das noch so?) ganz weit weg", schreibt der Anwalt Chan-Jo Jun und kündigt an, seine Tweets bei Twitter zu löschen. Dort hatte er fast 100.000 Follower.

Das Fehlen der rechten Trolle liegt auch an der exklusiven Zugangsregel, die Bluesky noch vorhält. Rein kommt man erst nach wochenlanger Wartezeit – oder waren es gar Monate? Oder wenn man einen Einladungscode hat. Den dürfen Schon-User:innen an ihnen genehme andere in kleinen Dosen weitergeben. Kri­ti­ke­r:in­nen gilt Bluesky daher als elitärer Club. Die Firma will mit der Zugangsbeschränkung nicht nur einen organischen Aufbau sichern, sondern Spammer und ,,Bad User", die versuchen, die öffentliche Meinung zu manipulieren, raushalten. Also Musk. Trump. AfD-Trolle. Putin-Spam.

Aktuell scheint das zu funktionieren. Zwar entspannen sich schon heftige Diskussionen darüber, ob Mas­to­don nicht doch besser oder zumindest unverzichtbarer wäre, ob das mit Bluesky nicht auch nur ein Hype ist und ob es wirklich von Vorteil ist, dass man bisher noch nicht mit extrem anders Denkenden debattieren kann. Oder muss. Aber man bleibt höflich.

Selbst der Bundestag ist schon da. Und dessen Social-Media-Verantwortlicher kann freundlich nach Support fragen, ohne gleich von einem gehässigen Mob verspottet zu werden.

Kurz gesagt. Es ist herrlich entspannt. Anziehend. So anziehend, dass #Bluesky und #Himmel seit Tagen sogar beim ollen X, ehemals Twitter trenden. Und #Code. Weil viele nach begehrten Einlasscodes fragen. Bei Ebay werden sie sogar für 10 Euro angeboten.

Mittlerweile sind auch erste Po­li­ti­ke­r:in­nen da. Saskia Esken zum Beispiel. Die SPD-Vorsitzende, die sich wegen Musk vor einem Jahr bei Twitter verabschiedete, steht seit 4 Tagen bei Bluesky so sehr Rede und Antwort, dass man sich fragt, ob sie sonst noch zu was kommt. Offensichtlich hat sie was vermisst.

Auch erste Medien sind aktiv. Die taz zwitschert im Himmel. Von der Tagesschau gibt es immerhin einen inoffiziellen Nachrichten-Bot. Und die Süddeutsche ..., nein halt. Das war ein Fake. Gestartet, um zu zeigen, dass man gerade bei neuen Plattformen vor allem eins bewahren sollte: kritische Distanz.


Aus: "Das große Hallo am blauen Himmel" Gereon Asmuth (3.10.2023)
Quelle: https://taz.de/Kurznachrichtendienst-Bluesky/!5961131/

...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Es fühlt sich gerade an, als wäre Twitter längst tot, aber noch nicht beerdigt. Seit Elon Musk die Plattform vor einem Jahr gekauft hat, baut das Soziale Medium der Wahl für Medien- und Politikmenschen (das inzwischen X heißt) zunehmend ab. Musk hat die Moderation der Inhalte dramatisch reduziert: Rassismus, Queerfeindlichkeit und Antisemitismus nehmen deswegen zu, und seit dem Überfall der Hamas auf Israel wird die Seite mit Fake-Videos, manipulierten Fotos und Deepfakes überflutet. Viele Nutzer fühlen sich auf Twitter/X nicht mehr zu Hause. Forscher und Klimaaktivisten haben es bereits in Scharen verlassen. Doch nicht nur scheint da eine Alternative am Horizont, sie ist der Horizont selbst: das dezentrale Netzwerk Bluesky, zu Deutsch: blauer Himmel. Viele versprechen sich einen Ersatz für Twitter/X. Aber braucht es den überhaupt?

Besonders in linken und linksliberalen Kreisen hieß es in den vergangenen Tagen auf X häufig: "Ihr findet mich drüben" – auf Bluesky. In der FAZ kommentierte man bald die "linke Blase" dort und die Welt beklagte den fehlenden Willen der Nutzer, "sich dem breiten Diskurs zu öffnen". Hier spiegelt sich die inzwischen über zehn Jahre alte Befürchtung, im digitalen Raum könnten sich Echokammern oder Filterblasen bilden, in denen Leute sich ideologisch abschotten, Austausch verweigern und so die Spaltung der Gesellschaft befördern. Doch diese Angst ist überzogen. Womöglich könnte eine Fragmentierung des Internets sogar zu einer gesünderen Debattenkultur führen.

Die Geschichte des sozialen Internets lässt sich als Geschichte immer intensiverer Zentralisierung erzählen. Sie begann mit einer stetig steigenden Anzahl an getrennten Foren, in denen man Interessen oder Hobbys diskutieren konnte. Dann kam die noch immer dezentrale, doch durch Links teilvernetzte Blogosphäre aus Blogs und persönliche Webseiten. Und letztendlich Facebook, (das damalige) Twitter, Instagram und Co., die ein einziges Profil für jeden Nutzer und einen einzigen Feed anboten, auf einer einzigen Plattform. Musste man zuvor Inhalte suchen, fanden die Inhalte einen nun von allein. Andersherum fanden auch die eigenen Inhalte wie durch algorithmische Zauberhand ein Publikum, was jedoch ein neues Problem schuf: einen Kontrollverlust.

Üblicherweise kommuniziert man in Kontexten, die durch unser soziales Umfeld oder den physischen Raum, in dem wir uns aufhalten, begrenzt sind. Elektronische Medien ändern das. Sie reißen diese Grenzen ein, und plötzlich sendet man an ein potenziell unendlich großes Publikum. Das Phänomen nennt sich context collapse: Verschiedenste soziale Situationen und ihre spezifischen, womöglich inkompatiblen Regeln rutschen ineinander. Wenn sich Kontexte vermischen, kann das schnell mal kompliziert werden, man kennt das von Geburtstagsfeiern, zu denen man unterschiedliche Freundesgruppen einlädt. Der Kollege kennt diese Referenz nicht, der Schulfreund war bei jener Anekdote nicht dabei, gegenüber dem Ex-Partner sollte man dieses und bei der Nachbarin jenes Thema vermeiden. Es kommt rasch zu Un- oder Missverständnissen, in jedem Fall benötigt man viel Fingerspitzengefühl.

Doch die sozialen Fallstricke der eigenen Party sind nichts im Vergleich zur explosiven Reichweite in den sozialen Medien. Zunächst kommuniziert man meistens in den intimeren Kontext einer Gruppe von Freunden oder Followern hinein. Erst, wenn der Beitrag in dieser Gruppe als gut empfunden, geliket und geteilt wurde, findet er seinen Weg zu flüchtigen Bekannten oder gar Wildfremden. Die Pointe, das Argument oder die Einsicht, die dem Beitrag dabei ermöglicht hat, unter Freunden und Followern erfolgreich zu sein, benötigt dabei meist Kontext, der mit zunehmender Reichweite verloren geht. Empfänger jenseits des eigentlichen Zielpublikums sehen den Beitrag und verstehen ihn häufig falsch oder gar nicht.

In vielen Fällen ist das nicht schlimm. Wenn man einen Witz nicht versteht, scrollt man einfach weiter. Doch in politischen Diskussionen, in denen die Gemüter schneller erhitzt sind, verhindert dieser halb private, halb öffentliche Kommunikationsmodus häufig eine produktive Auseinandersetzung. Die gängige Angst vor Polarisierung durch Filterblasen oder Echokammern ist überzogen, denn die Beweislage für dieses Phänomen ist äußerst dünn. Es weist sogar vieles darauf hin, dass der Nachrichtenkonsum von Menschen durch soziale Medien diverser wird, denn online begegnen einem schnell Nachrichten, nach denen man nicht aktiv sucht.

Doch die Konfrontation mit abweichenden Meinungen ist kein Selbstzweck und führt nicht zwangsläufig zu Kompromissen und dem Erfolg des stärksten Arguments. Stattdessen lässt sich häufig ein Backlash beobachten: Leute begegnen alternativen Standpunkten online und nutzen sie, um sich gegen sie abzugrenzen, ziehen sich noch tiefer zurück in ihre Gruppe. Das ist eben besonders einfach, weil Kommunikation über die ineinander kollabierenden Kontexte hinweg so leicht missverstanden wird. Man begegnet ständig Standpunkten und Argumenten, die ohne den notwendigen Kontext krude oder extrem wirken und fühlt sich in seiner eigenen Position gestärkt. Die harten Fronten in den sozialen Medien entstehen nicht aus Isolation, sondern werden in ständiger Konfrontation geschmiedet.

Der produktive Austausch geschieht viel eher in kleineren, intimeren und eben auch einigermaßen homogenen Gemeinschaften, wie sie sich in Gruppenchats, auf der Chatplattform Discord und nun womöglich auch auf Bluesky bilden. In solchen Kontexten kennen Menschen sich untereinander oder zumindest die Verhaltensregeln innerhalb der Teilöffentlichkeit, man gesteht einander Fehler zu und ist bereit, Missverständnisse auszudiskutieren. In solchen Communitys entsteht (womöglich) ebenjener produktive Austausch, den viele sich wünschen, die jetzt die politische Homogenität auf Bluesky beklagen. Kommunikation in Gruppen und Kommunikation zwischen Gruppen kann wieder getrennt stattfinden, wie es lange die Norm war. Das mäßigt die diskursiven Schaukämpfe und Gruppendynamiken, die auf Twitter/X mit Debatte verwechselt werden. Denn die Plattform war nie ein freier Marktplatz der Ideen, sondern schon immer blutiges Kolosseum.

Eine Fragmentierung des sozialen Internets muss daher nichts Schlechtes sein – und ist schon längst im Gange. Auf Discord, ursprünglich eine für Gamer gedachte Chatplattform, bilden sich ständig neue Communitys, die an die Foren des frühen Internets erinnern. Instagram, Facebook und Snapchat folgen dem Vorbild von TikTok und verschieben ihren Fokus von sozialer Interaktion hin zu einer stetigen Flut algorithmisch empfohlener Videos, die man möglichst passiv (zusammen mit der Werbung) anguckt. Und vor dem linken Exodus von X gab es bereits mehrere Abwanderungswellen aus dem rechten politischen Spektrum zu Alternativen wie Rumble, Parler oder Donald Trumps eigener Plattform Truth Social – auch, weil hier laxere Regeln für rechte bis rechtsextreme Äußerungen herrschen. Doch Fakt ist, dass der dauerhaft erregte Modus der ultrazentralisierten Social-Media-Plattformen alle anstrengt – nicht nur Linke – und dazu motiviert, nach Alternativen zu suchen.

Wenn die NZZ also klagt, dass Bluesky "die langweiligste Social-Media-Plattform" sei, da dort nur Linke und Linksliberale "unter Gleichgesinnten" abhängen, dann hat sie womöglich Recht: Wer will, dass es kracht, muss sich aktuell noch woanders umschauen. Die Harmonie auf Bluesky ist allerdings nicht Symptom einer Spaltung der Gesellschaft; sie bedeutet die Rückkehr zu einem gesünderen Modus von digitaler Öffentlichkeit.


Aus: "Ihr findet mich drüben" Titus Blome (11. Oktober 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2023-10/bluesky-twitter-alternative-linke-oeffentlichkeit-digital-politisch/komplettansicht

Quote
NeinDoch

Also Psychologe mit Kommunikations- und politische- als Schwerpunkt, kann ich bei diesem Artikel nur die Hände über dem Kopf zusammen schlagen.
Der Autor redet sich Filterblasen so herlich schön ... und dann liest man "Studierte Philosopie und Politikwissenschaften ..."ODer "Empfänger jenseits des eigentlichen Zielpublikums sehen den Beitrag und verstehen ihn häufig falsch oder gar nicht" - Kritik feindlicher kann man es kaum beschreiben.
Sie suchen sich die "guten klingenden" Argumente für eine stärkere Filterblasenbildung herraus, und die möglichst negativsten Beispiele von "anderen Meinungen" und schreiben sich einen Artikel mit dem jeder andere "Philosophie / Politikwissenschafts studenten" sich gut fühlen kann ....

3. Tun sie das nicht! Bitte !Genau wegen diese Filterblasen Bildung kommt ihnen jetzt alles LGBT++ feindlich vor; die beim Reden nicht Gendern.

4. Suchen sie sich lieber andersdenkenden die Argumentieren können, anstatt vor allen wegzulaufen. Schauen sie sich rechte alternative Nachrichtenseiten an, genau das wird Bluesky, noch schlimmer als Twitter wird es die Linke Medien/Polit Elite von der Gesellschaft spalten.

Lesen sie die Kommentare hier ! Bei der linken Zeit, und denken sie selbst Kritisch!!


QuoteDer Meldereiter

Ich verstehe das Problem nicht. Es ist doch beides wichtig: Foren, in denen es grundlegend kontrovers abgeht, und solche, wo schon einiges an Grundkonsens besteht, so dass bestimmte Fragestellungen vertieft werden können.

Wenn man etwa die Vor- und Nachteile von Wärmepumpen-Typen erörtern will, dann macht man das am besten in einem Fachforum, in dem nicht dauernd jemand dazwischenquakt, dass es Klimawandel ja schon immer gegeben hat.


QuoteRunkelstoss

    grundlegend kontrovers

Fälschungen, Beleidigungen, Drohungen, Hetze sind nicht "kontrovers" sondern Fälschungen, Beleidigungen, Drohungen.

Meine Antwort auf ihren Kommentar ist kontrovers. Eine persönliche Attacke nicht.


Quote
Der Meldereiter

Antwort auf @Runkelstoss

Ja, aber die Frage, wie die Kontroverse ausgetragen wird, ist eine andere. Schlechten Stil gibt es auch bei der Erörterung von Detailfragen innerhalb eines Grundkonsens'.


QuoteRunkelstoss

Ich habe mich bisher von Facebook und Co. ferngehalten, mir hat gereicht, was ich darüber gelesen habe.

Meine Erfahrungen beziehen sich im Wesentlichen auf Online Foren von Zeitungen und Zeitschriften und da dominiert eine Erfahrung.

Es gibt eine Mehrheit von Menschen die überhaupt kein Problem damit haben die wildesten Behauptungen zu posten, Fragen nach Argumenten oder Quellen, werden in der Regel nicht beantwortet.

Ich habe das immer für ein bizarres Phänomen gehalten, weil es so sowohl jeder kommunikativen Logik widerspricht und auch in meinem Alltag, außerhalb von Online Foren, so nicht vorkommt.

Ich habe mich immer gefragt in welcher Verfassung Menschen sind die problemlos Bullshit verbreiten. Ok, es gibt Menschen die sind etwas gestört und trollen nur herum, die zieh ich mal ab, aber das erklärt nicht den Rest.


QuoteSiedepunct

    Ich habe mich immer gefragt in welcher Verfassung Menschen sind die problemlos Bullshit verbreiten.

Die Antwort sind Tribalismus und Identitätspolitik. Stammestreue ist im Zweifel wichtiger als Faktentreue. Kann man bestimmt evolutionstheoretisch begründen.


QuoteSiedepunct

Man kann nicht über Themen wie den Klimawandel (und was dagegen zu tun ist) streiten, wenn man jedes mal bei den Basics anfangen müsste. Mit jemanden, der glaubt, dass die Erde nicht wärmer wird oder das die Erderhitzung was gutes sei, kann man schlicht nicht über die Sinnhaftigkeit verschiedener Decarbonisierungsstrategien diskutieren. Ohne "Bubble"/Kontext würde man also immer auf Grundsatzdiskussionen zurückgeworfen, ohne wirklich Fortschritt erzeugen zu können. Gleiches gilt natürlich für jede andere Debatte, in der gleiche/ähnliche Werte-/Glaubensfundamente als Diskussionsgrundlage Voraussetzung sind. Ohne Gemeinsamkeiten keine Diskussion. Und von daher ist eine "Verbubbleung" gar nicht so verkehrt, mMn.


Quote
U. Hermes

Journos lieben Gatekeeper-Netzwerke, weil sie damit ihre eigene Hegemonie besser sichern können als in offenen Netzwerken. Bisher hat das aber - aus leicht nachvollziehbaren Gründen - nicht gut funktioniert.


QuoteNichtSoSchlimm

Oh Gott, was für ein Artikel. Der gehört dann aber bitte auch nur in der linken Bubble des Autors veröffentlicht und nicht auf einem großen Medium wie die ZON.
Ich wette darauf, dass Bluesky ein Strohfeuer gewesen sein wird.


QuoteRigel42S

Bist du es, Elon?


QuoteBoNT

Der sog. ,,Digital Public Town Square", auf dem jeder immer alles sagen kann, was ihm gerade durch den Kopf geht, ist sowieso ein Hirngespinst bzw. eine Fehlkonstruktion, weil sinnvolle Austausche dort im Großen und Ganzen nicht möglich sind.

Selbst Parlamente haben eine Instanz, die auf die Einhaltung bestimmter Kommunikationsregeln achtet und diese ggf. durchsetzt, wie bspw. einen Parlamentspräsidenten. Geht ja auch gar nicht anders, weil sonst früher oder später alle sich gegenseitig anbrüllen würden... so wie es eben in Netzwerken wie Twitter üblich ist.

Und selbst in Parlamenten kann nicht jeder sprechen, sondern eben nur Abgeordnete, bzw. Gäste, die vom Parlament eingeladen wurden, und das auch nur nach vorheriger Anmeldung beim Parlamentspräsidium, was auch Sinn ergibt, denn ansonsten würde es dort zu einer nicht mehr handhabbaren Kakophonie kommen und das Parlament würde noch weniger auf die Reihe bekommen als schon jetzt.


Quoteagamemnon

Der Autor hat "vergessen" zu erklären, wen er mit "links" meint.

Vermutlich diejenigen, die nach wie vor das Hohe Lied der Covid-Maßnahmen singen und denen die Waffenlieferungen in die Ukraine gar nicht schnell genug gesteigert werden können.


QuoteShenki1971

Sonst alles klar soweit heute ??


Quotevorderwäldler

Oh, Mann, was für ein Niveau.


Quotecommander Doge

Verständlich, ich finde es auch unglaublich ermüdent in den sozialen Netzwerken mit Rassisten, bekennenden Faschisten, Sexisten, Klimawandelleugnern, Impfskeptikern und sonstigen Verschwörungsgläubigern zu diskutieren, da diese einem nur Hass entgegen bringen und wissenschaftliche Fakten schlicht nicht akzeptieren.

Da kann ich meine Zeit auch lieber in konstruktiven Diskussionen mit gleichgesinnten verbringen und mich mit ihnen konstruktiv darüber austauschen, wie man die Probleme dieser Welt lösen könnte.

Also, ihr findet mich da drüben!


QuoteDerMünchner

Mir gehts genau so mit Muslimen. Ständig wird mir erkläert dass der Islam ja in Wahrheit die "Religion des Friedens" ist. Komplett irre.


Quote
Loretta Prein

Komplett irre ist es, von einer lauten Minderheit auf die Gesamtheit zu schließen.


QuoteAnti-Frust-Igel
Antwort auf @DerMünchner

"Ständig wird mir erklärt..."

Naja. Da müssen Sie die Konfrontation aber wohl auch aktiv suchen. Bei den Gesprächen mit Muslimen in meiner Umgebung - durchweg nette Menschen, auch wenn ich deren Lebensstil nicht in allen Punkten teile(n kann) - hat mich noch nie jemand in religiösen Fragen zu belehren versucht. Und auch in den Foren, die ich besuche ist mir so was noch nicht passiert. Allerdings halte ich auch nicht den Muslimen die Taten der Islamisten vor. Pauschalisierung erzeugt halt entsprechende Reaktionen.

"Aber so sind sie halt, die Münchner, gell?" ;)


Quotemagnalogger

Twitter ist schlichtweg die Realität.

Wenn Linke und Links-Liberale auf Bluesky lieber unter sich bleiben, flüchten sie vor der Realität.

Und ja, Redefreiheit gilt auch für Idioten.
Sonst ist es keine Redefreiheit.


QuoteBoNT

Die Realität findet immer noch außerhalb des Smartphone statt.


QuoteMartin Köster

Twitter ist schlichtweg die Realität.

Ist es eben nicht!

Das ist ein Zerrbild der Realität, wenn Trolle, Radikale und Extreme versuchen den Diskurs zu erobern.

Das sorgt nämlich dafür, dass alle gemäßigten Stimmen sich (angewidert) zurückziehen, und das wird mit genau solcher Absicht wissentlich und willentlich inszeniert.


Quote
Ceadere

Die Social-Media-Welt scheint sich etwas zu zerfasern, in viele Universen mit ihrer jeweils geneigten Bevölkerung. Vielleicht ist das okay, weil dann Massenpaniken schwerer anzuzetteln sind...


Quotemarcel_nrw

Ich verstehe dieses "nicht aushalten können" von anderen (auch dummen) Meinungen eh nicht.

Auch auf X/Twitter pflegen ja Leute aus sämtlichen Meinungsspektren Blocklisten mit Personen der jeweils abweichenden Meinung. ... Ich frage mich, was man auf eine Plattform davon hat, wenn man Meinungen des anderen Spektrums ausblendet und sich nur in seiner eigenen Echo-Kammer bewegt. Für mich sind Block-Funktionen für Personen, die jemanden belästigen, beleidigen oder angreifen gedacht. Es muss sich keiner beschimpfen oder belästigen lassen. Aber doch nicht für das Ausblenden missliebiger Meinungen.


Quote
Wunderbares Wildschwein


"Aber doch nicht für das Ausblenden missliebiger Meinungen."

Das ist mir gestern im "Das Gravenbruch-Forum" auf Facebook passiert.

Der Gründer will ständig politisieren, auch wenn es mit dem Stadtteil nichts zu tun hat. Als er sich wunderte, dass hier zu 23% AfD wählten (was sogar zur Abwechselung mal was mit dem Ortsteil zu hatte), versuchte ich ihm an dem Beispiel eines Türken, der hier das ganze Haus aufmischt, zu erklären, wie AfD-Wähler wenigstens zum Teil entstehen. Durchaus auch mit Verweis auf die 99%, die sich normal benehmen.

Eine Admin hatte mich angepöbelt, weil ich erwähnte, wie der Ortsbeirat bei Problemen für die Bürger NICHT da ist, während er sonst immer präsent ist, wenn irgendwo ein Reissack umfällt und er sich wichtig hält, dass er sich noch beim Gang an die Wahlurne ablichte ließ, um das gleich bei Facebook hochzuladen.

Moderation gibt es ansonsten keine, das Forum wird mit bunten Bildchen geflutet, dass man deswegen nur die Leute blockieren kann.

Manchmal stinkt der Fisch auch vom Kopf her.


Quote
ali3imbali

Mastodon und vermutlich auch Bluesky haben eher homogene Nutzergruppen, was den Umgangston deutlich verbessert, aber leider auch ein wenig langweilig ist und zudem verhindert, dass man die Argumente von Leuten mit deutlich anderer Meinung überhaupt zu sehen bekommt.

Der Diskurs wird dadurch ebensowenig befördert wie durch Xitter, wo ich bis heute praktisch keine sinnvolle Diskussion zu einem kontroversen Thema gefunden habe - das Kollosseum ist ein sehr treffendes Bild dafür. Ich benutze es deshalb auch nur passiv als eine Art Newsfeed.

Für eine einigermaßen fruchtbare Diskussion braucht es einige Grundregeln und eine gewisse Bereitschaft, Argumente der Gegenseite überhaupt zuzulassen. Das finde ich am ehesten tatsächlich z.B. hier und auch im SPON-Forum, die ja relativ streng kuratiert werden. Wenn man jetzt noch einen Rahmen schaffte, der den Dialog untereinander ein wenig mehr förderte, wäre dies das ideale Forum.


Quote
Twisted Firestarter

Twitter et al. sind keine Plattformen zum Meinungsaustausch (wie auch, bei weniger als 300 Zeichen), sondern Nachrichtenbeschleuniger.

Ich bin da nur als passiver Konsument vertreten, for reasons. Manches ist schwer auszuhalten, v.a. jetzt im Israel-Konflikt, Meldungen kommen quasi ungefiltert. Aber das ist auch eine Stärke dieser Plattform, aus diesen Gründen blocke ich prinzipiell niemanden. Ich will auch verstehen wie diejenigen ticken, deren Meinungen ich nicht teile oder aus verschiedenen Gründen vielleicht sogar verachte.

Wenn nun die Linken sich ihren eigenen Ponyhof bauen kann man das natürlich machen. Aber wenn das dann mit der harten Wirklichkeit verprobt wird, dann soll man sich nicht wundern. Gleiches gilt übrigens für die hart Rechten.


QuotePedant

Habe am Samstag Abend meine Twitter App gelöscht weil ich die ungefilterten Bilder und Videos von abgeschlachteten Menschen und entführten Kindern nicht mehr ausgehalten habe.


QuoteBlaubeerchen

Nun der eher magere Erfolg der Twitter-Alternativen (von Mastodon über Threads bis hin zu Bluesky) weist in Kombination mit einem sterbenden Twitter/X auf was ganz anderes hin:

Die meisten Menschen haben gar keine große Nachfrage für ein Kurznachrichten-Netzwerk. Twitter war immerhin auch vor Musk das kleinste der "großen Netzwerke" und hat medial und politisch eine massiv überbewertete Bedeutung zugeschrieben bekommen, wohl auch deshalb, weil vor allem Journalisten (unabhängig der politischen Richtung) auf der Plattform aktiv waren. Dadurch waren mehr Scheinwerfer auf Twitter gerichtet, als Augen aus der Gesellschaft.

Die größte Bubble ist und bleibt daher das Twitter-Prinzip selbst, was seine Nutzerschaft mit einbezieht.

Daher ist meine persönliche Konsequenz viel simpler: Braucht man alles nicht. Online Diskutieren kann man in echten Foren 100 mal besser, selbst YouTube-Videos ("Essays") sind besser dazu geeignet. Und eine Debatte im echten Leben, wo Menschen in Echtzeit und damit aufrichtig ihre Expertise über ein Thema unter Beweis stellen müssen, kommt eh nix heran.


Quote
Hambörger

Ich bin maximal nicht überzeugt. Der gesellschaftliche Diskurs hat durch die sog. sozialen Medien arg gelitten. Es gibt keine gemeinsame Grundlage von Fakten für eine Diskussion verschiedener Ansichten, jeder zieht sich in den safe space seiner Filterblase zurück und ist erschrocken, sobald er auf Andersdenkende trifft.

Wer ständig nur Gleichgesinnte spricht, erhält ein völlig schiefes Bild von der Realität, die Kompromissbereitschaft sinkt.

Die Algos sorgen schon innerhalb einer Plattform dafür, dass man immer die eigene Meinung bestätigt bekommt, mit verschiedenen Plattformen wird es eher noch schlimmer.


QuoteRottenlast

Viel mehr noch drängt sich mehr der Eindruck auf, dass Filterblasen dazu führen, dass sich ihre Teilnehmer gegenseitig aufschaukeln und zu immer extremeren Ansichten oder Forderungen pushen. Es fehlt ja jedwedes Korrektiv.
Das führt dann dazu, wenn man sich außerhalb dieser Blase bewegt, dass zumeist jede gemeinsame Diskussionsgrundlage mit "Andersdenkenden" gar nicht mehr vorhanden ist, weil man sich selber thematisch schon völlig radikalisiert hat.

Ich sehe daher - im Gegensatz zum Autor - diese Fragmentierung des Internets und der Diskursräume als äußert kritisch und befürchte hier ein wesentliches Triebmittel für die weitere Spaltung der Gesellschaften.


QuotederBjörn

Ich verstehe nicht, warum erst Threads und jetzt Bluesky gehyped werden.
Warum von der einen kommerziellen Algorithmusfeed-Hölle in die nächste?

Es gibt so viele bessere, nicht profitorientierte Alternativen!

Kleine Auswahl: Mastodon, Pixelfed, Pleroma


QuoteReAnder

In den USA war Twitter eigentlich die einzige Plattform, in denen linke Stimmen große Reichweite generieren konnten (Facebook ist ja "Boomerhell", Youtube Algoritmen spülen wie ein Naturgesetz Alt-Right Inhalte hoch, das gleiche mit TikTok und viele Tageszeitungen sind eher in der Mitte zu sehen).

Eine ähnliche Rolle spielte Twitter auch für das Linksliberale Lager, hier auch noch verstärkt zum Austausch und zur Vernetzung. Natürlich hat es die konservativen Krawallmännchen/fräuchen gefreut, dass dieser Austausch durch ihre Trollhorden dank Twitter Blue torpedierte wurde.

Mit den neuesten Änderungen (die Ausblendung von Meta-Daten für Links und, wie ich gehört habe, die Entfernung der Werbekennzeichnung(?!)) ist selbst die Informationsfunktion Twitter nicht mehr gegeben.

Es gehört daher viel Verblendung und Realitätsverweigerung dazu, wenn man jetzt Linksliberale kritisiert, dass sie dieses Sh...hole zu gunsten einer ordnetlich funktionierenden Plattform zu verlassen, die nicht strategisch in den Ruin geführt wird.


QuoteRottenlast

Das witzige, als Twitter es genauso nur andersherum gemacht hat und nahezu alles instant weggelöscht wurde, was auch nur im Ansatz nicht ins Meinungsspektrum des - naja verwenden wir mal ihren Begriff - "Linksliberalen" passte, fandens alle supi, weil man sich sicher sein konnte, die Moderation stets auf seiner Seite zu haben.

Ich erinnere mich bspw. als der twitter-algorhytmus mal den account der Jüdischen Allgemeinen gesperrt hat, weil einer ihrer Artikel mutmaßlich gegen die Regeln verstoß, obwohl dort lediglich Beispiele durch Negativformulierungen als Stilmittel verwendet wurden.

Mein Twitter-Account wurde ebenfalls gelöscht, weil ich Beiträge mit migrationskritischen Inhalten retweetet hatte. Alleine schon die Statistik zur Entwicklung der Erstanträge führte dazu, dass man als fremdenfeindlich eingestuft wurde.

Das wirkt jetzt ein bisschen so, als würde man bockig den Spielplatz verlassen, auf dem man bisher die Deutungshoheit gepachtet hatte. Kann man ja nur hoffen, dass das "hier ist es scheisse, los kommen wir gehen alle woanders hin" auch von allen disputscheuen Mitinteressenten vernommen wird und alle zusammen im neuen safe-space landen.


QuoteVeganesHack

Ist immer wieder lustig, zu sehen, wie einige Menschen so gar nicht klar kommen, wenn sie sich nicht in einer Echokammer befinden.


QuoteHeimweh04

Ja, lustig!

Ausgerechnet Welt, Bild, FAZ und NZZ, wo für rechte Politiker vorgedacht wird, beschweren sich darüber das die Zielgruppen ihrer Hasskampagnen in Scharen Twitter verlassen...


QuoteAventurin

Na das ist doch einfach eine Sache von Ursache und Wirkung: Seit Musk ist der Umgang dort richtig schlimm geworden. Das hat nichts mit unterschiedlichen Meinungen zu tun.


QuoteKnilch aus der Bäckerei
Antwort auf @Aventurin

Hier wird so getan, als ob Twitter nicht schon immer toxisch war. Davor kamen einfach endlos viele Shitstorms aus der linken Bubble.
Diese Bubble hat es einfach verdient, dass ihr Spielplatz kaputtgemacht wurde.


Quote_

Twitter ist aktuell voll von rechter Gülle, wird mit Fake News von russischen Bots geflutet und präsentiert immer mehr Schrottwerbung für toxisches Crypto-Zeug, Aktienmarkt-Manipulationen, u.ä. Ober-Macker Elon Musk promotet im Kontext des Israel-Hamas-Krieges eindeutig antisemitische Accounts wie War Monitor. Es ist eine Jauche-Grube.

Nichtsdestotrotz zeigt sich im Kontext des Israel-Hamas-Krieges eben auch wieder, dass Twitter nach wie vor die relevanteste Plattform und (leider) noch lange nicht tot ist. Die meisten (echten) Experten sind noch dort und nicht bei Bluesky. Medien referenzieren dauernd Twitter-Posts und keine bei Bluesky.

Und wir erinnern uns: Nach der Übernahme durch Musk und der anschließenden Massen-Entlassungswelle haben uns im Herbst letzten Jahres massenweise Experten erzählt, dass Twitter innerhalb weniger Wochen technisch sterben wird. Immer wieder liefen Wechselwellen zu Mastodon, Threads und jetzt zu Bluesky an. Aber Twitter ist immer noch da. Es ist immer noch gut möglich, dass Twitter stirbt. Aber leider ist es lange noch nicht so weit, auch wenn wir uns das in immer neuen Artikeln immer wieder neu herbei fabulieren.


QuoteTenki Star

Guter Artikel... nur warum darf ich diese Ansicht immer noch in eine Kommentarspalten schreiben, hier auf der Platform, die genau die Probleme reproduzieren dürfte, die oben angesprochen werden?


QuoteReAnder

Weil das Forum hier moderiert wird.


QuoteExExpat

Auch das Zeit Forum ist schon eine Blase. Wenn Sie z.B. die Welt oder die TAZ ansehen, finden Sie im Schnitt eine deutlich andere politische Ausrichtung. Das ergibt sich schon aus der Auswahl der Themen, zu denen es Artikel und damit Diskussionen gibt, der Moderation und der Tendenz, dass man eher Zeitungen liest, bei denen man sich nicht ständig über die Inhalte ärgert.


...

Textaris(txt*bot)

17.10.2023 "Kein Frieden ohne Lösung der #Palästinenser-Frage!" Slavoj #Žižek eröffnet #Buchmesse
https://youtu.be/Xt2JBG3VqKA

Quote[...] Der slowenische Autor und Philosoph Slavoj Žižek hat seine umstrittene Rede bei der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse verteidigt und seinen Kritikern indirekt Zensurversuche vorgeworfen. Konkret beschuldigte er der hessischen Antisemitismusbeauftragten Uwe Becker (CDU), sich wie ein "Politkommissar" im "DDR-Kommunismus" zu verhalten. Seine Forderung nach einem Dialog zwischen Israel und den Palästinensern bekräftigte Žižek. Er befürchte "eine Megakatastrophe", die für beide Seiten schlimm werde, sagte er auf der Literaturbühne von ARD, ZDF und 3sat.

In seiner Rede bei der Eröffnungsfeier am Dienstagabend hatte Žižek gefordert, im Konflikt zwischen der Terrororganisation Hamas und Israel die Lage der Palästinenser nicht zu vergessen. Man müsse auch den Palästinensern zuhören und den Hintergrund des Konflikts beachten, um ihn zu verstehen. Žižek wurde wiederholt von Zwischenrufen Beckers unterbrochen. Der CDU-Politiker warf dem Philosophen vor, das Vorgehen Israels mit den Terrorangriffen der Hamas zu vergleichen und damit den brutalen Angriff der Islamisten auf israelische Zivilisten zu relativieren. Žižek wies dies empört zurück.   

Auf der Literaturbühne der Buchmesse sagte Žižek nun, er verurteile "ohne Wenn und Aber" das Handeln der Hamas und relativiere nichts. Man müsse aber fragen, was der Hintergrund sei, vor dem große Verbrechen geschähen.

Der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos, sagte zu Žižeks Rede: "Es ist die Freiheit des Wortes. Und die müssen wir hier stehen lassen, das ist mir wichtig." Er betonte zugleich: "Wir verurteilen den Terror. Wir sind Menschen und wir denken menschlich. Menschlich, auf israelischer Seite, auf palästinischer Seite." Er sei auch froh, "wenn eine Rede unterbrochen wird", sagte Boos. "Das muss möglich sein. Ich bin froh, dass wir die Rede zu Ende gehört haben, auch wenn sie uns nicht gefallen mag. Auch wenn wir sie sogar verurteilen, es ist wichtig, dass wir uns zuhören."

Unterstützung erhielt Žižek von mehreren israelischen Intellektuellen, darunter dem Schriftsteller Tomer Dotan-Dreyfus. Er sagte, Žižek habe viel Kritikwürdiges gesagt. Zutreffend aber sei seine Diagnose, dass es wichtig wäre, die Situation besser zu analysieren. "Ich wünsche mir, dass ich diese Komplexität besser verstehen kann. Damit wir bessere Lösungen finden. Weil die Lösungen, die wir gerade haben, scheinen seit Jahrzehnten nicht zu funktionieren." Der Historiker Doron Rabinovici sagte, Teile von Žižeks Rede seien ihm "fremd" gewesen. Zutreffend aber sei: "Es gibt ein Leid des palästinensischen Volkes."

Auch der deutsch-israelische Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, äußerte Zustimmung für Žižeks Forderung, dass alles kontextualisiert werden müsse. "Vermutlich stimmt das. Aber ich merke, wie schwer es mir fällt", sagte Mendel. Er forderte einen Grundkonsens, dass bei den Massakern der Hamas am 7. Oktober "das absolut Böse" am Werk gewesen sei. "Da braucht es keine Kontextualisierung. Darüber kann man nicht diskutieren. Aber wenn wir diese gemeinsame Grundlage haben, können wir über alles sprechen."


Aus: "Slavoj Žižek weist Kritik an umstrittenen Äußerungen zu Nahost zurück" (18. Oktober 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/literatur/2023-10/slavoj-zizek-buchmesse-kritik-verteidigung-antisemitismus

Quote
skippy502

Die jüngsten Eskalationen der Konflikte in Europa und Nahost deuten darauf hin, dass sich weltweit eine Spirale der Unversöhnlichkeit beschleunigt. Was uns aus ihr hinaushelfen kann, ist das Kennen und Verstehen der konträren Positionen. Emotionale Reflexe, missionarisches Sendungsbewusstsein und einseitige Parteilichkeit hingegen sind Drehbeschleuniger der Spirale. Unsere Chancen stehen schlecht, wenn nun auch hierzulande Andersdenkende angeprangert werden. Anders gesagt: Wir bräuchten mehr Žižek und weniger Becker.


Quotejus-kenner

Der Nahostkonflikt ist ziemlich komplex. Damit sind offenbar nicht nur viele in der deutschen Bevölkerung, sondern auch viele in der deutschen Politik intellektuell überfordert. Dann liegt es nahe, sich in simples Schwarz-Weiß-Denken zu flüchten. Auf diesem beruhen die Äußerungen aller, die nur eine Seite als grundsätzlich gut und die andere als grundsätzlich böse ansehen.

Und dem wohlfeilen opportunistischen Lippenbekenntnis eines ,,We-Stand-With-Israel" vieler deutscher Gutmenschen (insbesondere in der Politik) traue ich angesichts des bis heute immer wieder bei Umfragen festgestellten tief verankerten antisemitischen Denkens (vor allem auch bei vielen Deutschen OHNE Migrationshintergrund, die zu über 1/5 auch noch eine Partei wählen würden, die sich offen antisemitischer Codes bedient), ohnehin nicht über den Weg. Insbesondere, wenn dieses Lippenbekenntnis bei vielen Deutschen (anders übrigens als bei vielen Israelis und außerhalb Israels lebenden Juden) auch noch mit völliger Empathielosigkeit gegenüber dem Schicksal und dem Leid der Palästinenser einhergeht.

Daher kann ich die deutsche Empörung (insbesondere eines pseudochristlichen Politikers) über die Rede Zizeks, die sich um das Erfassen der Komplexität der Lage zumindest bemühte, nur als durch und durch bigott empfinden.


QuoteFriedenstaube2019

Der Hamas-Angriff auf Israel war ein böswilliges, gemeines Terroristenstück. Hinterlistig und unterstützend vom mordenden iranischen System. Nichts daran kann ich irgendwie für verteidigenswert halten. Die Stimme kritischer differenzierender und kontexualisierender Intellektueller halte ich dennoch für notwendig, denn der Ausweg aus dem Israel-Palästina-Problem darf eben nicht eine von Schreiern unterstützte Hamas-Mordmaschine sein. Kritische Stimmen in Israel weisen auch auf die Verantwortung der jetzigen rechten Regierung hin, die Hamas gestärkt habe. Wenn wir den klugen kritischen Stimmen nicht zuhören, werden wir zu dumpfen Populisten. Zisek ist ein kluger Kopf, zuhören und solidarisch mit Israel sein in dieser Situation dürfen sich nicht ausschließen.


QuoteSchimmerlos

Auch das freie Wort hat dort eine Grenze, wo es in einem Kontext Dinge relativiert, verharmlost und gleichsetzt, wo man sie nicht gleichsetzen kann.


Quote
Halp

Antwort auf @Schimmerlos

Nein, das ist schlichtweg falsch. Das freie Wort darf nicht verboten werden. Aber es sollte auch Konsequenzen geben, die sich a) aus dem objektiven Wahrheitsgehalt und b) aus der Absicht der/des Sprecher/s dieses Wortes ableiten.


QuoteLudwig Edel

Ich danke Slavoj Žižek für den Versuch einer differenzierten Ausleuchtung der äusserst komplexen historischen Hintergründe. Den Vorwurf der Vergleichsziehung und Relativierung, der Žižek gemacht wurde, halte ich für absolut ungerechtfertigt.


QuoteBeRootOrReboot

Wer Heydrich zitiert, kann keine komplexen historischen Hintergründe ausgeleuchtet haben.


Quote
kanga
Antwort auf @BeRootOrReboot

Haben Sie gehört, wie er ihn zitiert hat? Als negatives Gegenbeispiel...


QuoteGnurg

Erinnert mich, obwohl es doch was ganz anderes ist, an Stockhausens Aussagen zu 9/11, von wegen die Anschläge seien "das größte Kunstwerk, was es je gegeben hat".

Auch hier mit Zizek treffen Philosophentum und Politik hartkantig aufeinander. Ich würde, als neutraler Beobachter ohne richtig ausgereifte Meinung zu dem Thema, jedoch eher Zizek Gehör schenken. Der Mann hat mehr als genug bewiesen, dass er komplexe Themen gut durchdenken kann.

Andererseits denke ich auch, dass beide, sowohl der Philosoph als auch der Politiker hier einfach nicht viel zu melden haben: Wenn es sich monotheistische Religionen in den Kopf gesetzt haben, dass die andere Religion falsch ist, dann kommt man in der Regel mit Logik, guten Ratschlägen und 'Friedensplänen' nicht weit. Irgendwann kommt doch wieder einer auf die Idee, dass es sich lohnt für irgendeinen Gott zu töten und zu sterben. Die religiösesten Länder sind ja meist auch die gewalttätigsten. Aber das ist sicher nur ein Zufall.


Quotejozipbroz

Das Elend mit diesen Begriffen kommt immer wieder vor bzw. diese Begriffe werden immer wieder bewusst missverstanden + zur Diffamierung eingesetzt:
"Vergleichen", "Gleichsetzen", "Relativieren".

1) "Vergleichen" ist fast immer sinnvoll, wenn es sorgfältig, rational, abwägend und vor allem inhaltlich erfolgt. Natürlich kann "man" das Vorgehen der Hamas in ganz vielen Aspekten mit dem Vorgehen Israels "vergleichen". Und wenn "man" dabei sorgfältig arbeitet, werden (These) eine ganze Reihe bedeutsamer Unterschiede zwischen Hamas und Israel deutlich werden, auch und gerade bei der Kriegführung.

Mit einem derartigen Vorgehen wird in keinster Weise ein

2) "Gleichsetzen" vorgenommen - was interessanterweise, lt. ZEIT-Berichterstattung, von CDU-Becker auch nicht vorgeworfen wird; er wendet sich schon gegen jegliches "Vergleichen", obwohl dies, jenseits seiner Vorwürfe, ja durchaus sinnvoll sein kann (siehe oben).

3) "Relativieren" ist demgegenüber, heißt:
gegenüber dem "eigentlich" rationalen Verfahren des "Vergleichens", wie auch gegenüber dem "eig." (dann nämlich, wenn eine rationale Begründung geliefert wird) rationalen Verfahren des "Gleichsetzen"s (das aber eben oftmals rhetorisch-irrational verwendet wird);
eine rhetorisch-propagandistische Funktion bzw. Methode, die regelmäßig auf der Basis der inkorrekt verwendeten Behauptungen des "Vergleichen"s bzw. "Gleichsetzen"s verwendet/angewendet/versucht wird.

FAZIT: CDU-Becker hat sich irrational empört. Zizek hat rational Recht.


QuoteBeRootOrReboot

Sie irren, wenn Sie die Empörung allein auf den Antisemitismusbeauftragten der hessischen Landesregierung, Becker, CDU, schieben.

Mike Josef, Oberbürgermeister von Frankfurt, SPD und Andrea Dorn, Kultusministerin von Hessen, Die Grünen, waren ebenfalls empört und haben u.a. auch den Saal verlassen. Beide haben dazu noch heute Interviews gegeben.


QuoteNogod

Antwort auf @BeRootOrReboot

Empörung ist nun mal wohlfeil. Komplexe Sachverhalte durchdenken, eher weniger.


QuoteBeRootOrReboot

Antwort auf @Nogod

In Foren wird sich oft unterkomplex empört. Der Forist, der sicherlich mit Absicht Marschall Tito im Namen trägt, hat hier politisch unterkomplex versucht, den Eklatcharakter einer einzigen politischen Partei anzulasten.

Das trifft aber nicht die Stimmung im Saal und bei den Veranstaltern, wovon letztere noch immer eifrig eine sie entlastende Kontextualusierung in die Nachrichten zu bringen versuchen.


QuoteBeRootOrReboot
Antwort auf @Nogod

Übrigens gehört es auch zur situativen Komplexität, wurde aber von Zizek wohl nicht aufgegriffen, dass ein Teil der Frankfurter Messe derzeit Flüchtlinge aus jenen Ländern beherbergen muss, die von Islamisten und autokratischen Demokratiefeinden beherrscht werden, die Israels Existenzrecht bestreiten.


QuoteRick_Sanchez_23

Žižek hat recht und er hat sich nun wirklich ausreichend vom Terror distanziert. Das muss man ja nun nicht in jedem Nebensatz betonen.
Doch der Versuch die Hamas einfach "auszurotten" wird genauso scheitern wie der "Krieg gegen den Terror". "Hoppla, auf einmal IS".
Es sind nicht Menschen die man bekämpfen darf, sondern eine Ideologien. Wenn man hier einfach die Anführer tötet stehen sofort 10 neue da.
Doch um die Ideologie der Hamas auszurotten, muss eine Zweistaaten Lösung her, wie von der UN gefordert.


QuoteBeRootOrReboot

Die Hamas will keine Zweistaatenlösung und wird sie auch nicht akzeptieren.
Die Hamas will nach eigener Bekundung die Auslöschung aller Juden und allen jüdischen Lebens im Nahen Osten.
Die Hamas akzeptiert noch nicht einmal Gewaltlosigkeit gegenüber der Fatah.

So viel Kontext braucht man.


Quote
PastPerfect

Antwort auf @BeRootOrReboot

Die radikalen Juden wollen auch keine Zweistaatenlösung.


Quotejozipbroz

Antwort auf @BeRootOrReboot

Die Hamas will, was sie will.
Die radikalen Juden (BeRootOrReboot) wollen, was sie wollen.
Trotzdem hat, systematisch-logisch-theoretisch, Rick_Sanchez_23 Recht. Es braucht nur die Träger einer solchen Lösung (und natürlich weiterhin die entsprechende militärische Macht Israels zur Selbstverteidigung (und theoretisch auch die entsprechende militärische Macht der arabischen Staaten, nämlich um sich gegen Hamas & Co. zu verteidigen (siehe Ägypten))).
Dann KÖNNTE langfristig die "Heilige-Krieg-Ideologie" in ihrer Massenwirksamkeit ausgetrocknet werden.


Quotevincentvision

Das rechtskonservative Lager, macht aktuell leider entscheidende Fehler bei seiner Solidarität mit Israel!

Es setzt die radikalislamische Hamas und ihren Terror mit den Palästinensern gleich. Und es geht sogar noch weiter und setzt die Palästinenser mit allen Muslimen gleich und fordert absurderweise Ausweisungen oder sonstige Sanktionen.

Das ist politische und ethnische Sippenhaft, die nie etwas zum Besseren drehen wird!

Und wenn Zizek nichts anderes tut, als völlig berechtigt zu erläutern, dass zur Lösung dieser Situation die Gesamtsituation und alle Beteiligten betrachtet werden müssen, dann sprechen die entsprechenden ablehnenden Reaktionen leider Bände.

,,Wer nicht hundertprozentig für sie (die Israelis) ist, ist automatisch gegen sie" greift eben viel zu kurz - und schürt nur weiteren Hass und Hetze!


Quoteetiam_si_omnes_ego_non

Zu einer umfassenden Betrachtung der Situation gehört allerdings auch dies: Die Palästinenser in Gaza haben die Hamas an die Macht gewählt, und bis heute hat sich in der dortigen Bevölkerung keine nennenswerte Opposition zur Regierung formiert. Im Gegenteil, die Gräueltaten der Hamas-Terroristen wurden in Gaza bejubelt, die Geiseln von der Menge geschändet.
Auch in der muslimischen Welt erheben sich keine prominenten Stimmen, die die Hamas und ihre Taten verurteilen - stattdessen kritiklose Solidarität.

Irgendwann kann man sich nicht mehr darauf herausreden, machtlos und unwissend gewesen zu sein.
Irgendwann heißt es eben: Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen.

Siehe Deutschland 1933-45.


QuoteMr.Roboto

Ich frage mich, ob sie eine ähnliche derartige Differenzierung auch für die Deutschen in der Zeit von 1933-1945 vornehmen würden. Und das ist durchaus vergleichbar in Anbetracht der Tatsache, dass das Hamas-Regime gewählt wurde und in einer absoluten Radikalität, mit Hass und Antisemitismus die Zerstörung Israels (und damit der Juden, zumindest ihre Vertreibung) als Ziel hat und alle Mittel dafür verwendet. Eine Mehrheit der Palästinenser in Gaza und sehr viele Muslime weltweit steht nun einmal hinter diesen Zielen, das ist doch offensichtlich.

Aber klar, alle die Solidarität mit Israel zeigen, müssen rechtskonservativ sein. Sie haben große Probleme, vincentvision.


QuoteBeRootOrReboot

Nicht nur der Antisemitismus-Beaufragte der hessischen Landesregierung (Becker, CDU), sondern auch der Oberbürgermeister von Frankfurt (Joseph, SPD) und die Kultusministerin von Hessen (Dorn, Die Grünen) haben den Saal verlassen. Zwischenrufe kammen überwiegend von Becker, aber eben auch noch von vielen anderen hessischen Politikern - auf der Frankfurter Buchmesse immer stark vertreten - die aber nicht alle der CDU angehören oder gar Rechtskonservativ sind.

Zizek hat ja u.a. auch Reinhard Heydrich zitiert, was viel Protest hervorgerufen hat.

Eine sinnvolle Kontextualisierung des heutigen Konfliktes kann ich das auch nicht im Entferntesten finden.


QuoteGogol85

Antwort auf @etiam_si_omnes_ego_non

Guter Vergleich, aber leider ohne Geschichtsbewusstsein. "Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen" war mitnichten die Politik der Alliierten. Das ist schlicht und einfach unwahr. Im Zuge der Entnazifizierung hat man klugerweise differenziert. Im "Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5. März 1946", kurz Befreiungsgesetz hat, man etwa "zur gerechten Beurteilung der Verantwortlichkeit und zur Heranziehung zu Sühnemaßnahmen" folgende Gruppen gebildet: 1)Hauptschuldige 2) Belastete (Aktivisten, Militaristen, Nutznießer) 3) Minderbelastete (Bewährungsgruppe) 4) Mitläufer 5) Entlastete. (---> siehe hierzu der Wikipedia-Artikel zum Befreiungsgesetz)


QuoteGogol85

Antwort auf @Mr.Roboto

Offensichtlich sind die Ziele der Hamas. Was die Mehrheit der Muslime weltweit will, mit Verlaub, wissen sie genau so wenig wie ich. Und was ihren Vergleich angeht, empfehle ich einen Blick in die Geschichtsbücher. Die Alliierten haben differenziert. Wir sind heute zivilisatorisch weit hinter das zurückgefallen, was die Alliierten auf deutschem Boden erreicht haben. Als Deutscher kann ich mich nur dafür schämen, dass so viele Menschen, die, um Bundeskanzler Kohl zu zitieren, das "Glück" der späten Geburt hatten, das alles heute nicht mehr erinnern wollen. Oder lesen sie die Rede von Bundespräsident Weizsäcker. Kohl und Weizsäcker waren zwei Konservative, die wussten, was sie den Alliierten zu verdanken hatten. Zur Erinnerungskultur der Deutschen gehört heute darum auch, sich des Handelns der Alliierten zu erinnern. Sie haben am deutschen Volk das Exempel historischer Gerechtigkeit statuiert. Kein Deutscher heute hat das moralische Recht, hinter diese - nennen wir sie ruhig "rechtskonservativen" - Errungenschaften zurückzugehen.


Quotevincentvision

Antwort auf @Mr.Roboto

Mit Leseverständnis haben Sie es nicht so, oder!?

Sonst würden Sie mein ,,Die Rechtskonservativen machen entscheidende Fehler bei der Solidarität mit Israel" nicht umdeuten in ,,Alle, die Solidarität mit Israel zeigen, sind rechtskonservativ".

Und leider glaube ich nicht, dass Sie meine Kritik verstehen...


QuoteMr.Roboto

Antwort auf @vincentvision

Ich habe Sie schon ganz genau verstanden, auch Ihre Reaktionen bzw. besser gesagt fehlenden Reaktionen vor zwei Wochen. Sie betrachten Menschen kritisch, die 100% hinter Israel stehen. Menschen also, die 100% hinter dem Staat der Juden stehen und bei einem terroristischen Angriff, welcher ehrlich gesagt eher einem Pogrom glich, nicht sofort "Ja, aber..." rufen. Sie und einige andere benutzen zivile Oper auf der palästinensischen Seite als Rechtfertigung für anti-israelische Statements - nicht alle so offensichtlich, aber die Stoßrichtung ist mindestens mal zwischen den Zeilen zu erkennen. Der Hass einiger Linken auf Israel ist nun nichts Neues und es hat nur wenige Tage gedauert, bis die altbekannten Phrasen in die Welt posaunt wurden.

Dabei ist es eindeutig: Ihr wollt Israel das Recht versagen, die Hamas zu vernichten - also jene Organisation, die nicht nur über Gaza herrscht (gewählt), sondern die vor allem Israel zerstören will und dabei Hunderte Zivilisten getötet und weitere verschleppt hat. Da werden, nachdem diese ihre eigene Bevölkerung als Schutzschilde nutzten und wahrscheinlich ihr eigenes Krankenhaus getroffen haben, schnell Verhandlungen gefordert und Israel kritisiert. Dabei ist es Israel, welches die Gegenseite vorwarnt, nicht andersherum. Das ist alles so durchschaubar und dennoch so schäbig, was Teile der Linken hier veranstalten. Ihr macht euch mit lupenreinen Antisemiten gemein und merkt es nicht einmal.


QuoteArnnewillnix

Ich frage mich: Wenn einer seiner Angehörigen Opfer des Hamas Terrors geworden wäre, hätte er sich auch so geäußert??


Quotegolino

Wenn einer Ihrer Angehörigen Palästinenser wäre, wie würden Sie sich äußern? Genau.


QuoteArnnewillnix

Antwort auf @golino

Und wenn Ihre Angehörigen beim Festival gewesen wären?

...

[...] Die militärische Operstion dient der Vernichtung einer terroristischen Organisation nach rinem terroristischen Angriff und nicht der Ausübung von Rache, da verwechseln Sie etwas.
Vollends naiv ist es von Ihnen auch noch wenn Sie demokratische Grundwerte im Zusammenhang mit der Hamas anführen, welche genau diese brutalst ablehnt


QuoteNordmar

Dieses Argument ist vollkommen stumpf. Wir sind als Gesellschaft bspw. einig, dass die Todesstrafe verboten sein soll. Wenn allerdings Ihr Verwandter/Kind einem Gewalt- oder Sexualverbrechen zum Opfer fällt, wären Sie vielleicht auch für die Todesstrafe für den Täter.

Eine moderne, humane Gesellschaft baut man nicht auf den emotionsgesteuerten Rachegelüsten von Opfern auf, so nachvollziehbar und menschlich deren Gefühle auch sind.


Quotecommander Doge

Das Totschlag Argument "Antisemitismus" wird inzwischen so dermaßen missbraucht, dass es jede Diskussion erstickt. Nicht alles ist automatisch Antisemitismus, und Kritik an Israels Politik ist es defacto nicht.

Wenn ein Philosoph wie Žižek, der sich in seiner Geschichte immer für die Menschenrechte eingesetzt hat, nicht einmal mehr auf die Menschen in Gaza und deren Leiden aufmerksam machen kann, und nicht einmal mehr eine differenzierte Diskussion anstoßen kann, dann haben die Rechtsradikalen Hardliner in Israel wirklich volle Arbeit geleistet und wir die demokratische Meinungsfreiheit wirklich aufgegeben.

Wieso sind uns die Leben der Palestinenser eigentlich so egal? Kinder sind Kinder, egal wo sie geboren wurden.
Wer meint, die Menschen in Gaza wären weniger wert und verdienen es zu leiden, weil die Hamas Israel angegriffen hat, der macht sich der Logik der Hamas Terroristen eigen.

Und dieser undifferenzierte Hass, der gerade mal wieder einem ganzen Volk entgegen gebracht wird - das übrigens von den Hamas Terroristen genauso unterdrückt wird, ist nicht nur zutiefst rassistisch, sondern wird den Konflikt auch nur noch weiter unnötig anheizen. Und so nur zu noch mehr Toten und Verletzten auf beiden Seiten führen.

Man erreicht Frieden eben nicht durch noch mehr Hass. Und man zerstört Terroristen auch nicht mit Bomben, das mussten schon die Amerikaner schmerzhaft in Afghanistan und Irak lernen. Und Israel sollte das eigentlich auch wissen, nach über 70 Jahren Konflikt.


QuoteGogol85

Vielleicht sollten wir in die Geschichtsbücher schauen und überlegen, wie die Alliierten den NS-Terror beantwortet haben. Vollständige militärische und politische Entmachtung der Verantwortlichen. Nachhaltige Verhinderung einer Rückkehr der NS-Ideologie. Strafprozesse gegen führende Repräsentanten. Entnazifizierung. Verzicht auf Racheakte. Aufbau einer demokratischen Kultur. Nahezu vollständiger Rückzug aus der Besatzung. Relativ baldige Übergabe der Macht an eine junge Demokratie. Wenn das angesichts der Shoa möglich war, dann muss es auch angesichts der durch die Hamas verübten Progrome möglich sein. Wer - wie manche - hinter diesen zivilisatorischen Status quo ernstlich zurück will, dreht das Rad der Geschichte zurück in die Steinzeit. Das Ziel des israel. Militärs und seiner Verbündeten sollte also nicht "Rache" lauten, sondern: Entmachtung und Grundgesetz.


Quote
Der Eskapist

"Und man zerstört Terroristen auch nicht mit Bomben, das mussten schon die Amerikaner schmerzhaft in Afghanistan und Irak lernen." Nunja, das ist jetzt so auch nicht richtig. Der IS in Syrien und dem Irak wurde nicht mit Worten besiegt sondern mit Bomben und Gewehren.


Quote
CingCoCo

Antwort auf @Gogol85

Im Gegensatz zu den Palästinensern hatten die Nazis aber einen großen Haufen Macht. So viel Macht, dass sie die Welt 6 Jahre lang in einen vernichtenden Krieg stürzen konnten bei dem zuweilen Gebiete vom Atlantik bis in den Kaukasus unter NS-Herrschaft fielen.

Die HAMAS ist eher mit der ETA oder IRA vergleichbar. Die haben auch wahllos in der Gegend rumgebombt. Besiegt wurden sie aber nicht durch militärische Racheakte sondern durch einen politischen Dialog und eine Inklusion der Bedürftnisse der den beiden Terrororganisationen (ETA und IRA) zugrundeliegenden Bevölkerungen, was de facto dem Terror den Boden unter den Füßen wegriss.


Quote
W. aus H.

Lieber Herr Zizek, der Hintergrund des Pali Terrors ist zum Beispiel die jahrelange Erziehung der arabischen Kinder zu Gewalt und Judenhass.


QuoteRick_Sanchez_23

Haben Sie den Text eigentlich gelesen? Er hat es doch verurteilt.


QuotePastPerfect

Was ist der Hintergrund für die religiöse fanatische Rechte in Israel?

Antwort auf @BeRootOrReboot

Und wer unterstützt die illegale Bebauung und Erschaffung von jüdischen Siedlungen im Westjordanland? Es ist nicht schwarz und weiß dieser Konflikt, sondern hat so viele Graustufen wie Beton. Wir hier in Europa haben überhaupt keine Ahnung. Wissen Sie eigentlich wie viele Bevölkerungsgruppen (auch kleine wie die Drusen) in Israel aufeinandertreffen?


QuoteNogod

Antwort auf @PastPerfect

Ach, Wissen ... wer weiß schon, dass im Osmanischen Reich (keineswegs eine Idylle der Menschenrechte) im damaligen Palestina Araber und Juden ganz gut miteinander auskamen, während die christlichen Religionen (und ihre Schirmherren natürlich) sich im 'Land des Gottessohns' die härtesten Kämpfe lieferten. Gewalttätig.

Wenn es historische Verantwortung gäbe, müssten das britische Empire und Frankreich alle vertriebenen Palestinänser aufnehmen. Als Folge der räuberischen Aufteilung des osmanischen Reichs nach dem gewonnenen WW1.


QuotePaul Freyburger

"Auf der Literaturbühne der Buchmesse sagte Žižek nun, er verurteile "ohne Wenn und ABER" das Handeln der Hamas und relativiere nichts. Man müsse ABER fragen, was der Hintergrund sei, vor dem große Verbrechen geschähen."

Was war denn der "Hintergrund" der Shoa oder der Massenmorde der Roten Khmer, um mal zwei Beispiele von monströsen Verbrechen zu nennen?

Das ist vielleicht mehr eine Frage für Psychologen und Soziologen. Ideologie, Indoktrination und psychosoziale Manipulationen bringen Menschen zu solchem Hass.


QuoteGive Peace Every Chance

Genau darauf wollte er ja aufmerksam machen. Schauen Sie sich mal seine Vita an!


QuoteGogol85

Ich wundere mich, dass man es neuerdings für illegitim hält, die Wörter "Ja" und "Aber" in einem näheren Kontext zu gebrauchen. Spiegel Online tituliert die Haltung des US-Präsidenten übrigens gerade mit "Ja, aber". Das ist treffend gewählt und zeigt mE auch, dass die US-Demokraten - und das ist ja durchaus ein Ausrufezeichen wert - zu dieser eindeutig differenzierenden Haltung kommen: Es gibt kein bedingungsloses "Ja". Der Unterschied zwischen Zivilisation und Barbarei läuft entlang der Unterscheidung von Gerechtigkeit und Rache. Die Hamas muss zur Rechenschaft gezogen werden. Daran zweifelt kein anständiger Mensch. Bis zur vollständigen Entmachtung erfordert dies militärisches Vorgehen bei Wahrung des Völkerrechts. Das ist der zivilisatorische Standard und niemand hat das Recht, hinter diese moralische Linie zurückzugehen, ohne selbst Recht zu brechen. Die notwendige Wiederherstellung von Gerechtigkeit nach den Schändungen am gesamten israelischen Volk kann nur darin bestehen, der Hamas und ihren Handlangern im weitestmöglichen Rahmen zur Verantwortung zu ziehen. Gerade in diesem Kontext ist der Vergleich zum 3. Reich mE überaus treffend. Man hat den NS-Terror militärisch und politisch komplett entmachtet, eine neue demokratische Kultur ermöglicht und es gab die Nürnberger Prozesse. Behandeln wir den Hamas-Terror also wie den historischen NS-Terror. Das Vorgehen der Alliierten nach Kriegsende gibt also durchaus eine Linie vor: Gerechtigkeit, nicht Rache.


QuoteBeRootOrReboot

Antwort auf @Give Peace Every Chance

Zizek liefert aber keine pädagogisch-praktischen Werkzeuge oder gedanklichen Ansätze, um gegen solche Ideologien vorzugehen. Vielmehr möchte er sie all kontextualisieren und als gleichberechtigte Wahrheiten nebeneinander stehen lassen.

Und das geht eben nicht - es ist ein Rückschritt, auch kulturell, hinter die moralischen Errungenschaften der Nürnberger Prozesse.


QuoteDer Eskapist

"Ideologie, Indoktrination und psychosoziale Manipulationen bringen Menschen zu solchem Hass." Sie vergessen dabei die lange Geschichte der Gewalt und Gegengewalt. Ach, hören Sie sich einfach seine Rede im Original an dann verstehen Sie eher wie er das gemeint hat.


QuotePastPerfect

Antwort auf @BeRootOrReboot

Vielleicht wollte er nur darauf aufmerksam machen, dass die Welt nicht schwarz und weiß ist.


QuoteGogol85

Antwort auf @BeRootOrReboot

Sind Sie sich da so sicher? Ich habe seine Rede nicht im Sinne eines indistinkten moralischen Nebeneinanderstellens verstanden. Ich glaube, eben jene Errungenschaften,die sie mit den Nürnberger Prozessen beispielhaft ansprechen, wäre, auch für Zizek, ein Fortschritt - jedenfalls bezogen auf den rhetorischen Status quo der Jetztzeit. Die Positionen liegen doch, in der Sache, näher beieinander als die vielen rhetorischen Exzentrizitäten heute suggerieren. Wir leiden, unter Demokrat:innen, heute leider oft unter dem Narzissmus der kleinsten Differenz, scheint mir.


...


Textaris(txt*bot)

"Meinungsfreiheit: Nur 40 Prozent der Deutschen glauben, Meinung frei äußern zu können"
Noch nie gab es in der Bundesrepublik so große Bedenken, politische Meinung frei zu artikulieren. Nur Anhänger der Grünen sind noch von der Meinungsfreiheit überzeugt.
Von David Rech, Aktualisiert am 19. Dezember
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2023-12/meinungsfreiheit-zensur-studie-freiheitsindex-deutschland-2023

QuoteEdewecht

Was für eine unsinnige Diskussion.Natürlich kann in diesem Land jede/r seine Meinung frei äussern.ohne Repressionen befürchten zu müssen.Dass die Meinungskundgaben im Netz und anderswo häufig unerfreulich , unsachlich und manchmal auch ziemlich dämlich sind,steht auf einem anderen Blatt.Man kann sich dem aber leicht entziehen und muss an dem Geplapper nicht teilhaben.Wer von Meinungsterror redet,sollte mal seinen Blick dahin richten,wo Meinungen unterdrückt und sanktioniert werden.Da fallen einem ganz viele Länder ein.


QuoteWas_ich_meine

Denke das kommt darauf an wo man es tut. Hier in der Anonymität des Forums kann es einem ja egal sein weil man max. gesperrt oder der Kommentar gelöscht wird. An meinem Arbeitsplatz in einem Konzern mit zumindest nach außen hin Auftreten wie es heute gewünscht wird, würde ich sicher nicht alle meine Ansichten äußern da ich Bedenken hätte. ...


Quoteregilot

Die Leute haben offensichtlich keine Ahnung, was Meinungsfreiheit bedeutet.

Meinungsfreiheit bedeutet, wegen seiner öffentlich geäußerten Meinung nicht eingesperrt zu werden.
Meinungsfreiheit bedeutet aber nicht, teils deutlichen Widerspruch zu erfahren.
Wer einen Crashkurs in Meinungsfreiheit haben will, kann sich gerne nach Moskau auf den Roten Platz begeben und ein Plakat hochhalten, auf dem Putin in Sträflingsklamotten zu sehen ist....


QuoteHabibi Bloxberg

Naja, man bekommt jede Woche einen neuen Shitstorm mit, durch den dann jemand von der öffentlichen Bildfläche verschwindet.

Menschen mit unliebsamen Meinungen werden aus dem Diskurs gedrängt, durch verbale- oder körperliche Angriffe.

Beispiele der jüngeren Zeit:

Constantin Schreiber, der nicht mehr öffentlich in Erscheinung treten kann/will, nachdem er Kritik am Islam geübt hatte.
Abdel Al Samad, der sich zwar noch äußert, aber nur noch mit massivem Polizeischutz das Haus verlassen kann.
Frau Vollbrecht, die an der Uni Berlin einen Vortrag zur Zweigeschlechtlichkeit halten wollte.
Bernd Lucke, der keine Vorlesungen mehr halten kann
Musiker, die wegen Ihrer Haare nicht mehr spielen dürfen.
Und dutzende Beispiele aus England und den USA, wo das Phänomen noch stärker um sich greift.
Begleitet wird das ganze von einer Schwemme an Artikeln, Kommentaren und Glossen, die permanent versuchen, konservative Ansichten in Richtung der AfD und des Rechtsextremismus zu rücken:
,,Das ist AfD Sprech; das ist Wasser auf die Mühlen der Rechten; das ist Menschenverachtend, ihr wollte alle Menschen im Mittelmeer ersaufen lassen..." etc.

Insofern muss ich gestehen, dass mich diese Umfrage nicht wundert.


QuoteT. Kruck

"Constantin Schreiber, der nicht mehr öffentlich in Erscheinung treten kann/will, nachdem er Kritik am Islam geübt hatte."

Doch, er tritt weiterhin öffentlich in Erscheinung, klammert aber das Thema Islam aus. Die Attacken bzw. Bedrohungen kamen von Islamisten und Linksextremisten, nicht vom "Mainstream" oder einem nennenswerten Teil der Gesellschaft.

Ähnlich erginge es einem Comedian, der Witze über Putin machen würde. Traut sich nämlich niemand.


Quoteagneta andersson

Schreiber und Abdel Al Samad brauchen Mut für ihre Meinungen. Frau Vollbrecht ist dagegen eine Hardcore - Aktivistin, die auf eine winzige und wehrlose Minderheit einschlägt und sich als Opfer geriert. Sie hat die Naziverbrechen an Transsexuellen relativiert und Transfrauen über X in einer Art und Weise beschimpft, die einer Doktorandin unwürdig sind.


QuoteBarny Geröllheimer
Antwort auf @T. Kruck

"Ähnlich erginge es einem Comedian, der Witze über Putin machen würde. Traut sich nämlich niemand." Ich weiß ja nicht, wo sie leben, aber hier in Deutschland schon..


QuotePilotthedune

Unglaublich - dann würde ich 60 % der Deutschen mal einen längeren Aufenthalt in Traumländern wie Vereinigte Arabische Emirate, Qatar oder Türkei empfehlen...
Und nein, zur freien Meinungsäußerung gehören IMMER NOCH NICHT
Rassismus, Hass gegen Andersdenkende, Religionsfeindlichkeit, oder Träumereien über Faschismus.

Ich kriege das wirklich überhaupt nicht in den Kopf, was in diesem Lande mittlerweile los ist... klare Symptomatik von ,, uns geht's zu gut"!


QuoteSevro au Barca

    Unglaublich - dann würde ich 60 % der Deutschen mal einen längeren Aufenthalt in Traumländern wie Vereinigte Arabische Emirate, Qatar oder Türkei empfehlen...

Dass es woanders schlecht ist, heißt ja nun nicht automatisch, dass hier alles im Reinen ist.

    Hass gegen Andersdenkende

Erlebe ich hier andauernd. v.a. von denen, die sich auf der Richtigen Seite(TM) wähnen.


Quotealliance1979

Ich kann diesen Blödsinn nicht mehr ertragen. Sorry. Wenn man sich etwas mit der Geschichte unseres Landes befasst, dann stellt man schnell fest, dass es eben früher deutlich schwieriger war, seine Meinung frei zu äußern.
Himmel. Es gab mal eine Zeit, da durften unverheiratete Paare nicht mal zusammen in einer Wohnung leben.

Und erschreckend viele Menschen scheinen nicht zu verstehen, dass freie Meinungsäußerung eben auch für alle gelten.
Der Meinung wird im Zweifel also, schreck lass nach, auch widersprochen.

Und egal ob ich irgendwelchen Blödsinn oder irgendetwas besonders kluges vor mir gebe, muss ich eben mit den sozialen Konsequenzen leben. Da ich Menschen schwer zwingen kann, mich zu mögen.


QuoteDozzemer

Interessant... ich habe beim Lesen des Artikels richtig geraten, dass wahrscheinlich Wähler der Grünen diejenigen sind, die noch am ehesten zustimmen, dass jeder seine Meinung frei äußern kann.
Grund für meine Annahme war, dass zumindest nach meiner eigenen Wahrnehmung die politischen Positionen dieser Leute in den Medien sowohl stark vertreten sind als auch dort häufig in positivem Licht dargestellt werden.
Oder vereinfacht gesagt: Wer tagtäglich Beiträge sieht oder liest, die sich weitgehend mit seinen Meinungen decken, der kommt so schnell nicht auf die Idee, dass die Meinungsfreiheit eingeschränkt sein könnte.


Quote- E -

Einfach mal anschauen, was die auflagenstärkste deutsche Zeitung ist und dann den Satz wiederholen, dass ,,die politischen Positionen dieser Leute in den Medien sowohl stark vertreten sind als auch dort häufig in positivem Licht dargestellt werden." - dann sieht man, wie abwegig Ihre Stellungnahme ist.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/73448/umfrage/auflage-der-ueberregionalen-tageszeitungen/


Quoteflosculi

Widerspruch erfahren verwechseln viele leider als Zensur, dabei ist es Teil der Meinungsfreiheit.



Quoteh
hanspeterpeise

Ja. Gilt für alle Seiten.


Quote
eichelhäher

Das erklärt auch, dass die Überzeugung von weniger Meinungsfreiheit mit dem Bildungsniveau korreliert.


QuoteAbydos2

Widerspruch ist nicht das Problem. Es hilft sogar die eigene Haltung zu hinterfragen. In der Form von Diffamierung, Stigmatisierung oder gar Löschung hat das dann nichts mehr mit einem wirklichen breiten Debattenraum zu tun.


QuoteStefan Saar

Bin weitgehend ungrün und hätte nicht gedacht, hinsichtlich meiner persönlichen Freiräume einig zu sein mit der Mehrzahl der Grünwähler. Deutlich formulierter Widerspruch in den Grenzen des Anstands würzt die Diskursuppe. Duckmäuser sind entsetzlich langweilig!


QuoteThe Academist

Das stimmt, allerdings kommt es schon auch auf die Rahmenbedingungen an. Denn was heißt Widerspruch, viele argumentieren ja eben nicht rational/neutral, sondern wenn die eigene Meinung verächtlich gemacht und ausgegrenzt wird, bleibt es mit der Meinungsfreiheit eher auf der technischen Ebene. D.h nicht, dass alles akzeptiert werden müsste, aber die Umfrage deutet darauf hin, dass wir in Deutschland ein Problem haben.


QuoteYog

In einem Kampf wo es um soziale Normen geht (ohne soziale Sanktionen existieren die nicht), ist das durchaus mehr als nur "Meinungsfreiheit trifft Widerspruch". Während die einen immer weiter sensibilisieren und gewisse Kategorien so weit in den Mittelpunkt rücken wollen, dass sie in der Tat zu einer sozialen Norm werden, versuchen andere soziale Normen aufzubrechen.


Quote
Magnus Nufer
Antwort auf @hanspeterpeise

Ja, die Grünen haben das offensichtlich verstanden. Denen weht gerade der Wind ins Gesicht, sie werden ständig angefeindet, aber sie sehen die Meinungsfreiheit trotzdem nicht gefährdet - weil sie mit anderen Meinungen umgehen können.

Die AfDler dagegen, die gerade Rückenwind haben und alles sagen dürfen inklusive übler Beschimpfungen, fühlen ihre Meinungsfreiheit gefährdet - weil nicht Meinungsverbote ihr Problem sind, sondern Widerspruch ihnen nicht passt.


Quote
EtwasmehrRuhe

Es geht nicht um Widerspruch sondern und die dahinterstehende Drohung. Wenn ich als Reaktion auf meine Meinung, die in keinster Weise strafrelevant ist, von meinem Arbeitgeber abgemahnt oder gar gekündigt werde, ist das eine klare Einschränkung der Meinungsfreiheit. Insbesondere bei der aktuellen Situation mit vielen heiklen Themen merkt man das.

Beispielsweise werden Nahost-Experten, die einen anderen Blick auf den Konflikt haben, derzeit konsequent von den Medien vermieden. Offensichtlich hat man Angst, dass diese Experten etwas sagen können, was die Leitmedien per se nicht senden wollen.

Auch hier bei ZeitOnline kommen Autoren wie Can Dündar nicht zu Wort zu diesem Konflikt. Denn Can Dündar hat auf seinem X-Account mehrmals veröffentlicht, dass er den Angriff Israels in Gaza als ein Völkermord wertet.

Eine solche Darstellung wollen derzeit Deutsche Medien vermeiden. Das ist eine klare Einschränkung der Meinungsfreiheit.


QuoteNW1986
Antwort auf @The Academist

Ich glaube das größte Problem ist, dass die meisten nicht mehr wissen, dass es sich bei der Meinungsfreiheit im Grundgesetz, wie beim gesamten Grundgesetz übrigens auch, um Schutzrechte des Bürgers gegenüber dem Staat bezieht. Weder Privatpersonen, noch Unternehmen, Vereine usw. sind gezwungen die Meinung anderer zu akzeptieren. Wenn ich einen AfD-Fanboy wegen seinen Ansichten aus meinen vier Wänden werfe, dann hat das nicht im geringsten etwas mit einem Eingriff in die Meinungsfreiheit zu tun. Es ist erschreckend wie vielen Menschen es selbst an grundlegender politischer Bildung fehlt. Hier zeigt sich das Versagen unseres Bildungssystems besonders deutlich. Warum sehen denn die meisten Akademiker die Meinungsfreiheit als nicht gefährdet an? Weil diese im Rahmen ihrer akademischen Ausbildung in der Regel zumindest grundlegende Kenntnisse im Bereich der Rechtswissenschaften vermittelt bekommen. Die Frage ist also warum dies an Schulen schlicht nicht vermittelt wird.


Quote
NW1986
Antwort auf @Yog

Formulieren wir es doch mal deutlich: Vor 30 Jahren war es noch völlig legitim ausländisches Leben als minderwertig zu betrachten, nach den Ausschreitungen in Rostock Lichtenhagen wurde nichts gegen die Täter unternommen, sondern das Asylrecht verschärft. Sie können das gerne anders sehen, aber Hetze gegen Minderheiten hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, denn es verstößt gegen Artikel 1 des Grundgesetzes und dieser steht weit über der Meinungsfreiheit und zwar moralisch und juristisch.


QuoteKlausabc2.0

Tja, die Grünen sind der Meinung das man frei reden kann. Die anderen haben das Gefühl häufig mit Ihrer Meinung niedergemacht zu werden. Das sollte den Grünen zu denken geben.


Quotebuzzwall

Erhalten Sie dafür etwa Morddrohungen wie so manche Grüne? Augenrollen zählt nicht zu Unterdrückung.


Quote
Arunai

Mir gibt zu denken, wie Sie ausgerechnet DAS aus dem Artikel herauslesen. Ich weiß, Sie mögen keine Grünen und kein grün denkenden Menschen, aber mir wäre nicht bewusst, dass "die Grünen" sich auf die Fahne geschrieben hätten, alles "niederzumachen", was anderer Meinung ist.

Ist es nicht vielleicht eher so, dass die Menschen, die so denken, wie Sie es beschreiben, schlichtweg die schlechteren Argumente haben und darum Widerworte erfahren, die fundiert sind?


Quote
aamitredn

Nein, die Grünen haben Erfahrung damit, da sie ihre Meinung noch nie unwidersprochen äußern konnten. Sie können also unterscheiden zwischen Widerspruch (ist völlig normal und in Ordnung) und Beschneiden der Meinungsfreiheit. Viele andere kommen nicht damit klar, dass andere Menschen auch anderer Meinung sein können und verwechseln Widerspruch mit Beschneiden der Meinungsfreiheit. Wenn ich mich nicht äußern will, weil ich auch mit sachlichem Widerspruch nicht umgehen kann, liegt das Problem aber zu einem großen Teil bei mir selbst, nicht bei den Gesprächspartnern.


QuoteGennusregion
@ Klausabc2.0

"Die Grünen" mal wieder.

Was Sie hier schon alles gesagt haben, wäre vor Jahren undenkbar gewesen.
Niedergemacht? Na dann schauen Sie mal in den Bundestag, in die Landtage, wer hir wen "niedermacht". Wer hetzt, lügt und hämisch artikuliert.
Richtig begonnen hat es mit Pediga, wo Dinge ins Mikro geschrieen wurden, die ich niemals für möglich gehalten hätte.


Quoterasierpinsel

Auch sollte es denen zu denken geben, die vorher nicht viel nachgedacht haben und einfach eine wenig intelligente und vielleicht sogar inhaltsleere "Meinung" haben - und denen deshalb widersprochen oder sogar gesagt wird, dass sie doch bitte mal nachdenken wollen, ob denn ihre Meinung nicht einfach verfassungs- und demokratiefeindlich ist.

Eine Meinung sollte man begründen können - sonst ist es nur ein Vorurteil oder (Nach-) Geplapper.


Quoterbiks

Dass Menschen unter Meinungsfreiheit verstehen, jeden Bullshit unwidersprochen behaupten zu dürfen, gibt mir auch zu denken. Es ist aber auch wirklich eine Zumutung, seine Meinung auch noch mit Fakten untermauern zu müssen, wenn man ernst genommen werden will...


QuoteNennt mich Freiheit

Na klar, wenn ich die mainstream-Meinung vertrete, die gerade die haben, die andere dann eins auf die Birne geben wenn sie anders denken, die können leicht denken, dass man seine Meinung frei äußern kann.
Aber seid ehrlich, wenn ich heute auf dem Marktplatz dem Journalisten sage, dass ich Migration ablehne, dann kann es sein, dass mein Haus einen Eierklecks bekommt.

Umgekehrt wird das nicht passieren.

Wenn wir von Meinungsfreiheit reden, warum werden dann andere Meinungen an Universitäten niedergeschrieben wie es die Nazis machten?
Warum werden Vorträge aus Angst vor Gewalt abgesagt?
Warum werden Menschen, die Ängste äußern in die rechte Ecke gestellt?
Wenn es freie Meinungsäußerung gäbe, dann dürfte so etwas nich passieren.


Quote
Arunai

    Warum werden Menschen, die Ängste äußern in die rechte Ecke gestellt?

Weil es sehr oft keine Argumente sind, die geäußert werden, sondern nur gefühlte Wahrheiten, die alles und jedem, das irgendwie fremd wirkt, die Schuld an Deutschlands Untergang gibt, auch wenn der Argumentierende noch nie, oder nur sehr wenig Umgang mit Fremden hatte.


Quoterasierpinsel

Ganz so einfach ist es nun wahrlich nicht. Grundsätzlich verstehe ich was Sie meinen - aber es gibt sehr dumme "Meinungen", gefährliche Hetze und Lügen... - und denen darf und muss widersprochen werden.

Wie gesagt, eine Meinung muss man begründen können, sonst ist es nur Bauchgefühl oder (Nach-) Geplapper - und das als Meinung zu titulieren ist derzeit leider Mode und wird durch die dig. Netzwerke noch massiv verstärkt/verbreitet und kann uns Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie kosten - ist also sehr gefährlich, häufig (und wohl immer häufiger) sogar tödlich (siehe Trump, Jones, MTG... und die ganzen anderen ignoranten Verschwörungsmystiker).


QuoteNibbla

    Umgekehrt wird das nicht passieren.

Ja das sinds dann Brandsätze...


QuoteNibbla

    Warum werden Menschen, die Ängste äußern in die rechte Ecke gestellt?

Menschen mit rechten Meinungen stellen sich in die Rechte Ecke. Ängste äußern viele.


Quote
nichtwichtig

    Aber seid ehrlich, wenn ich heute auf dem Marktplatz dem Journalisten sage, dass ich Migration ablehne, dann kann es sein, dass mein Haus einen Eierklecks bekommt. Umgekehrt wird das nicht passieren.

Geschichten aus dem Paulaner Garten. Wirkt insbesondere für jemanden der Menschen kennt, die sich in Ostdeutschland für die Grünen engagiert hat wie blanker Hohn...


Quotenamevergeben2

Mir scheint, dass die Ansicht, nicht mehr sagen zu dürfen, was man will, wird auch gerne als Grund genommen, anderen die freie Rede zu verbieten.
Nicht umsonst ist deren Anteil in der AfD, und gleichzeitig der Kampf gegen freie Presse, dort am größten.


QuoteHeinrich Reisen


Eines der nicht erklärbaren Widersprüche mit afd Wählern - beschweren sich über die Mainstream Presse - über die angeblich eingeschränkte Meinungsfreiheit - wollen aber diese gleichzeitig sofort verbieten ...


Quotesid bertel

soso, grüne akademiker sind also von meinheitsfreiheit überzeugt. könnte es daran liegen dass der moralisierende grüne zeitgeist im land den ton angibt, die medien besetzt und jeden frevler als rechts oder als leugner abwatscht? ich habe heute in diesem medium ein posting geschrieben, dass zur berliner wahlwiederholung stellung nimmt, in dem stand dass mit neuwahlen auf bundesebenen die chance besteht das land ohne grünes zutun zu retten - ich denke das sollte von der meinungsfreiheit gedeckt sein. allerdings wird diese meinung hier nach 10 minuten wegen polemik entfernt - wollen wir ernsthaft weiter über das sagbare diskutieren?


Quote
Freizeitmitleser

Sie verwechseln gerade Meinungsfreiheit mit Hausregeln, die jedes Forum hat.


QuotePalzwoi
Antwort auf @Freizeitmitleser

Wenn die "Hausregeln" einseitig werden, ist dies eindeutig ein Thema der Meinungsfreiheit.


QuoteSchlossermeisterBernbacher

"Einzig Grünenwählerinnen und -wähler sind überzeugt, ihre Meinung in Deutschland frei aussprechen zu können. "

Passt. Das ist auch die Partei, deren Anhänger die höchsten Bildungsabschlüsse haben. Dass diese einer unklar definierten diffusen Wutbürgerparanoia folgen, ist somit schwer vorstellbar.


QuoteMantou Xiaojie

Ich bin Grünenwählerin und zur Zeit häufiger in den Kommentarspalten der BILD unterwegs... Und auch in der realen Welt: grüne Lebensgestaltung ist eher Ausnahme. Ich verstehe mich nicht als Mainstream, schön wär's, lieber als Avantgarde. Deshalb ist klar, dass andere meine Meinung nicht teilen. Ich muss sie auch nicht immer sagen, aber ich hab auch keine Angst davor.


QuoteBelzedar
Antwort auf @NureinLeser

Tja der Unterschied ist ob halt etwas mit Fakten untermauert ist, wie der menschengemachte Klimawandel, oder mit Fakefakten wie bei der Impfdebatte.


Quotevincentvision

Diejenigen, die am lautesten schreien, ,,nicht mehr alles mitteilen zu können", hört man am deutlichsten im öffentlichen Raum!

Denn sie haben eins nicht verstanden: Jeder hat das Recht, seine Meinung hier zu sagen und sich zu informieren, wo er will. Aber - das Gegenüber hat ebenso jedes Recht, ihm den Vogel zu zeigen, das Gespräch abzubrechen, ihn als Rassist zu bezeichnen oder nicht jedem Blödsinn eine gleichberechtigte Bühne zu geben.

Ihre populistischen Lautsprecher reden ihnen ein, dass Meinungsfreiheit nur bedeutet, wenn jeder ungefiltert jeden Mumpitz, jede Beleidigung und jede Volksverhetzung in die Runde dröhnen darf, wenn nicht, dann DDR und Zensur...

Doch dieses weinerliche Narrativ hat noch nie gestimmt. Wer seine Meinung äußert, muss den Gegenwind aushalten und die Verantwortung übernehmen.

Er hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber eben nicht auf eigene Fakten.


QuoteDemokrat13

Da praktisch alles, was nicht auf rot-grüner Linie ist, als rechtsextrem gebrandmarkt wird, ist das nicht wirklich verwunderlich. Dieser inflationäre Gebrauch hat übrigens auch dazu geführt, dass viele dieses Stigma auch bei der AfD nicht mehr ernst nehmen.


QuoteWiedelschnutz

Und da ist noch eine Sache:

"Kann frei reden" ist kein polarer Gegensatz zu "Besser vorsichtig sein" und vice versa. Ich gebe Ihnen ein Beispiel (und hoffe die Moderation flagt diesen Kommentar nicht aufgrund von Triggerwörtern wie den folgenden Schimpfwörtern, denn es geht ja um eine Demonstration):

Wenn ich Max Mustermann nicht mag und finde dass er unglaublich dummen Schwachsinn von sich gibt, dann kann ich das so lange zur Kenntnis geben, solange ich ihn nicht einfach nur beleidige. Stellen wir uns mal vor, Max glaubt, die Erde sei flach - dann steht es mir einfach zu seine Gedanken (!) als idiotisch, bizarr, bescheuert, seltendämlich, realitätsfremd und stupide zu bezeichnen. Weil die Erde ist ja eine Kugel und Mustermann denkt einfach nachweislich komplett bescheuerten Schwachsinn.

Ich kann ihn aber nicht "Drecksau" oder "Wichser" oder was auch immer nennen und ad hominem angreifen. Warum? Ach ja, stimmt - weil man in seiner Argumentation bzw. seinem Diskurs was sein muss? Richtig: Vorsichtig.

Das ist in etwa so wie bei der Kiste mit Israel grade: Jeder kann und darf bestimmte Teile der Knesset kritisieren - mache ich ja auch, einfach weil radikalisierte Zionisten genauso spinnen, wie radikalisierte Moslems, Christen, usw. Trotzdem obliegt es ja mir und meiner eigenen Vorsicht, mich klar und differenziert zu äußern und halt nicht irgendwas von wegen "Die Juden..." zu faseln - weil das halt antisemitisch wäre.

Dass man 60 % genau das erklären muss, ist beängstigend.


...

Textaris(txt*bot)

Das GuteKommentarKonto (04.02.2024): Politische Auseinandersetzungen sollten mit Worten geführt werden.

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Quote[...] Die brutale Attacke am Freitagabend auf einen jüdischen Studenten der Freien Universität Berlin (FU) am Rosenthaler Platz in Mitte hat eine weitaus größere Dimension als bislang bekannt. Er soll von einem muslimischen Kommilitonen schwer verletzt worden sein.

Offenbar wurde der 30-jährige Lahav Shapira von einem 23-jährigen arabischstämmigen FU-Studenten erkannt, wie Angehörige des 30-Jährigen erklärten. Denn Shapira hatte nach dem Massaker der islamistischen Hamas am 7. Oktober in Israel gegen propalästinensische Aktionen an der FU und die Verharmlosung des Terrors protestiert, aber auch an die von den Hamas entführten Israelis erinnert.

Der Bruder des Opfers, der Comedian Shahak Shapira, teilte beim Twitter-Nachfolger X mit: ,,Es gab keinerlei politische Debatte. Er wurde vom Angreifer in der Bar erkannt, dieser ist ihm und seiner Begleitung gefolgt, hat sie aggressiv angesprochen und ihm dann unangekündigt ins Gesicht geschlagen."

Auch die Mutter des Opfers äußerte sich. Tzipi Lev, die in Sachsen-Anhalt lebt, sagte dem israelischen Nachrichtenportal Ynet: ,,Am Freitag saß Lahav mit seiner Freundin in einer Bar. Sie hatte das Gefühl, dass sie ständig jemand ansah, und dann sagte Lahav ihr, dass es jemand war, den er von der Universität kannte, und sah, dass er es war."

Weiter berichtete die Mutter. ,,Als sie die Bar verließen, begann dieselbe Person, ein Araber, auf einmal, Lahav auf sehr harte Weise anzugreifen. Er schrie ihn an: ,Warum posten Sie Bilder von Entführten?' Er war voller Hass." Shapira hatte Fotos von Menschen verbreitet, die beim Angriff der Hamas auf Israel von den Terroristen in den Gaza-Streifen entführt worden waren.

Die Darstellung der Familie widerspricht der Mitteilung der Polizei zu dem Fall. Die Überschrift lautete: ,,Streit zwischen Studenten eskaliert". Es soll um unterschiedliche Einstellungen zum Nahost-Konflikt gegangen sein. Weiter erklärte die Polizei: Es habe ,,sich zunächst ein Streitgespräch entwickelt. Im Verlaufe des Streits soll der Jüngere den Älteren unvermittelt mehrmals ins Gesicht geschlagen haben, sodass dieser stürzte. Auf den am Boden liegenden Mann soll der Kontrahent dann eingetreten haben."

Das Opfer habe Frakturen im Gesicht erlitten, hieß es von der Polizei. Nach Angaben der Angehörigen geht es Lahav trotz der schweren Verletzungen den Umständen entsprechend gut. Die Polizei konnte den Angreifer fassen. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz beim Landeskriminalamt hat den Fall übernommen.

Lahav Shapira ist der Enkel von Amitzur Shapira, einem Leichtathletik-Trainer und Mitglied der israelischen Delegation bei den Olympischen Spielen in München, der beim Massaker an israelischen Sportlern durch die Terrororganisation ,,Schwarzer September" bei den Sommerspielen 1972 ermordet worden war. Lahavs Großvater mütterlicherseits war der einzige Shoa-Überlebende dieses Familienzweigs.

Über die propalästinensischen Aktionen an der FU und den Protest ihres Sohnes dagegen sagte die Mutter nun: ,,Lahav wurde von ihnen als Zionist bezeichnet und engagierte sich viel gegen den Antisemitismus, für Israel und für die Freilassung der Entführten."

Auch die FU hat bei X – allerdings nicht per direktem Post, sondern nur als Antwort auf den Post einer Journalistin – reagiert: ,,Wir sind tief betroffen. Die Freie Universität Berlin steht für Offenheit und Toleranz und distanziert sich von jeglicher Form von Hetze und Gewalt." Der Begriff Antisemitismus taucht im Statement nicht auf. Shahak Shapira kommentierte: ,,Um die Leute zu zitieren, die seit Monaten die FU in einen unsicheren Ort für Studierende gewisser Herkunft verwandeln: solche Angriffe finden nicht in einem Vakuum statt."


Aus: ",,Er war voller Hass": Muslimischer Student der FU Berlin verprügelt Shahak Shapiras Bruder" Alexander Fröhlich,  Julius Geiler (04.02.2024)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/er-war-voller-hass-muslimischer-student-der-fu-berlin-verprugelt-shahak-shapiras-bruder-11159581.html

QuoteMcSchreck
05.02.24 10:36
An jeder normalen Universität würde der Täter jetzt mit der Exmatrikulation zu rechnen haben.

Zu der Pressemitteilung der Polizei möchte ich anmerken, dass diese natürlich keine Vorverurteilung enthalten darf, selbst wenn ich Herrn Shapira jedes Wort glaube. Es wäre ja schon ein großer Zufall, dass der Beschuldigte gleichzeitig das Lokal verlässt, ohne Böses im Schilde zu führen. Und dass ein "Streit eskaliert" ist eine immer wieder gebrauchte Formulierung, die oft die Sachlage nicht trifft, wenn es einen klaren Aggressor und jemanden gibt, der von ihm attackiert wird.


QuoteCJa
05.02.24 10:35

Schon im Kaiserreich, erst recht in der Weimarer Republik, waren die deutschen Universitäten ein Hort des Antisemitismus - mit auch physischen Angriffen auf jüdische Studenten oder Dozenten (am bekanntesten: E. J. Gumbel), Sprengung von Vorlesungen, Boykottaufrufen, Diffamierungskampagnen. Hat sich nicht viel geändert, auch nicht an den bestenfalls halbherzigen Reaktionen der Unileitungen.


QuoteSimone1963
05.02.24 10:35

Das nennt sich wohl "Verdachtsberichterstattung" und erinnert an die Anfänge der Berichterstattung im Hinblick auf Gil Ofarim.

"Auch die Mutter äußerst sich zur Tat". Die lebt allerdings nicht in Berlin, war bei dem behaupteten Vorfall auch nicht anwesend wird aber im Artikel mit Aussagen zitiert, die der einer Augenzeugin bei dem Vorfall gleichkommt. Und im Artikel wird dann lediglich auch noch, ohne eigene Recherchen des Tagesspiegels, Bezug genommen auf Nachrichten
auf X von Familienangehörigen.

Um Stellungnahmen des "muslimischen Kommilitonen" und eine damit verbundene Sachverhaltsdarstellung hätte man sich ja bemühen können. Ist aber anscheinend nicht geschehen, sonst hätte es ja erwähnt werden können.


QuoteSilvio_Goerner
05.02.24 10:24

Es ist absolut beschämend, dass sich jüdische Mitbürger im Land der Täter fast 80 Jahre nach dem Ende der Shoa nicht mehr sicher fühlen können.

Die Deutschen sind Schuld an dieser Entwicklung, weil die Mehrheit nicht in der Lage ist, sich mit den Ursachen dieser Entwicklung ehrlich zu beschäftigen.

Es handelt sich hier um eine neue Art von Antisemitismus als Ergebnis einer falschen Toleranz gegenüber Antisemiten mit Migrationshintergrund.

Ein Migrationshintergrund darf keine Ausrede dafür sein, dass wir bei Antisemitismus wegschauen. Es muss endlich unsere Aufgabe sein, dass wir von jedem Menschen, der in unser Land kommt, erwarten können, dass er kein Antisemit ist.

Wer dazu nicht bereit ist und dadurch eine Bedrohung für jüdisches Leben in Deutschland wird, muss ausgewiesen werden bzw. dem müssen wir die Einreise verweigern.


Quoteaxantas
05.02.24 10:22

Ist das ein Teil der intelektuellen Elite, mit der wir uns hier in Zukunft herumschlagen müssen. Kein Diskurs, nichts, einfach nur dreinschlagen? Dann gute Nacht.

Aber dann sofort "Diskriminierung" schreien, wenn man mal einen Schritt zurück machen und mit Besonnenheit an Dinge rangehen müsste. Viele arabischstämmige Mitbürger haben noch einen enormen kulturellen Nachholbedarf, wie wir hier miteinander umgehen.

Nicht, dass ich das irgendwie gutheissen würde: Aber dann wundert man sich, dass sich Kräfte formieren, die solche Elemente aus dem Land raus haben wollen.


QuoteLausoderhexe
05.02.24 10:50
@axantas am 05.02.24 10:22

Ja, dieser Mensch hat kulturellen Nachholbedarf, wie auch tausende mit 5 Generationen deutscher Vorfahren.

dieses ausspielen von antisemitismus und islamfeindlichkeit ist genauso widerwärtig, wie den Amtsinhaber in Israelkritik zu verpacken.

Shahak und sein Bruder sind laut im benennen der Missstände und Blinder Flecken in unserer Gesellschaft. Viele reagieren darauf mit Reflexen von Hass und Gewalt, anstelle mit Selbstreflexion und Reflexion.

das ist Teil des Problems, nicht der Lösung denn:
"es gibt nichts inhumaneres als selektiven Humanismus." (Shahak shapira 10.10.23).


QuoteWaldfrau
05.02.24 10:19

Ich muss sagen, dass macht mich wütend, zornig und ich bin entsetzt. Auch wie damit umgegangen wird.
Da gibt es nichts runterzuspielen und zu verharmlosen!
Wo sind jetzt die Antifaschisten?


QuoteSiebenNull
05.02.24 10:48
@Waldfrau am 05.02.24 10:19

    Wo sind jetzt die Antifaschisten?

Antifaschisten und Antisemitismus schließen sich nicht aus. Klingt komisch, ist aber so!


QuoteVernunft
05.02.24 10:12

Schlimme Zustände an der FU und nicht nur an dieser Universität. Man muss die Ursachen und Motive für den dort herrschenden Antisemitismus und die Verherrlichung der Palästinenser und deren Organisationen benennen, offen diskutieren und bekämpfen. Und: Die Ermittler der zuständigen Behörden, also Polizei und Staatsanwaltschaft, sollten nicht der Versuchung nachgeben, die Sache von vornherein als kleinen Streit unter Personen mit unterechiedlichen Auffassungen herunterzuspielen. Es war eine gezielte Verfolgung eines Juden und ein gezielter Angriff auf einen Juden, weil er Jude ist und den Angriff der Hamas verurteilte.


QuoteCharly-Berlin
05.02.24 10:07

Da es hier einen klaren Bezug zur Freien Universität Berlin (FU) gibt, bin ich gespannt auf das Handeln der Unileitung. ...


...

// https://www.zeit.de/gesellschaft/2024-02/juedischer-student-berlin-angriff-antisemitismus

QuoteH. Chinaski

Es gibt Antisemitismus in Deutschland. Sowohl den hier gewachsenen als auch den eingewanderten. Beide sind schädlich. Ich hatte in meinem Leben noch nie negative Erfahrungen mit Juden, warum soll ich sie dann hassen? Dumme Nazis und dumme Islamisten kenne ich dagegen zur Genüge und hätte allen Grund die zu hassen, ich verstehe allerdings dass die im gleichen Topf gekocht werden, Loser die für ihr Selbstwertgefühl dringend einen Sündenbock brauchen. Dummheit nervt einfach. Und tötet. :(


QuoteLe Blanc

Bei aller berechtigten Kritik an der Härte Israels, aber wer zu blöd ist zu erkennen, dass ein jüdischer Student nicht für den Nahostkonflikt verantwortlich sein kann, dem sollte man vielleicht die allgemeine Hochschulreife entziehen.


QuoteLeonia Bavariensis

Beschämend für unser Land.


Quoteback2time

Gewalt wird viel zu selten sofort hart bestraft. Das muss sich ändern.


QuoteLe petit prince

Womöglich hätten harte Strafen diese Tat doch verhindert. Denn, wenn man weiß, dass man einwandfrei identifiziert wird und eine harte Strafe folgt, dann überlegt auch der größte Idiot zweimal, ob er die Tat tatsächlich begeht.


QuoteRoter Mangold

Wenn der Täter auch Student ist, erwarte ich sofortiges Hausverbot.


QuoteNSAM-263

Bei einer rechtskräftig Verurteilung sollte die Uni eine Zwangsexmatrikulation vornehmen.

Wenn der besagte nur in Deutschland sich aufhält, weil er hir Studiert, erlischt sein Gastrecht.

Wegen Gefährliche Körperverletzung als Ersttäter wird wohl die Strafe recht gering ausfallen. Die Staatsanwaltschaft hat so weit ich weiß, auch die Möglichkeit, die Strafe auszusetzen um eine mögliche Abschiebungen rechtlich möglich zu machen. Bei einer unerlaubte Einreise kann die Strafe Vollzogen werden. Wenn er nicht Abgeschoben werden kann, soll er einsetzen und mal nachdenken, wie man Konflikte friedlich löst.

P.S. Abschiebungen löst das Problem des Antisemitismus oder Rassistischer Straftaten nicht, nur wir haben genug Einheimische Arschlöcher und brauchen keinen Import.

Auch bei Rechtsextreme die keine dt. Staatsbürgerschaft haben sollte rigoros Abgeschoben werden.


QuoteDakota Joe

>> Wenn der besagte nur in Deutschland sich aufhält, weil er hir Studiert, erlischt sein Gastrecht <<

Höre ich da ein ,,Deportation"? Es geht Ihnen doch nur um Antimuslimische Hetze und gar nicht um diesen Gewaltakt.


QuoteRer
Antwort auf @Dakota Joe

Nein, es geht um das:
Die Feindschaft gegenüber den Juden und der Zerstörungswille gegenüber Israel prägen zahlreiche islamistische Diskurse. Hierbei handelt es sich keineswegs um ein neues Phänomen. Neu hingegen ist die kritische Aufmerksamkeit in der westlichen Öffentlichkeit für solche Positionen.
https://www.bpb.de/themen/islamismus/dossier-islamismus/36358/antisemitismus-und-antizionismus-in-der-ersten-und-zweiten-charta-der-hamas/



Textaris(txt*bot)

Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet die kognitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt

-

Eine kognitive Verzerrung ist ein kognitionspsychologischer Sammelbegriff für systematische fehlerhafte Neigungen beim Wahrnehmen, Erinnern, Denken und Urteilen. Sie bleiben meist unbewusst und basieren auf kognitiven Heuristiken.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_kognitiver_Verzerrungen

-

Quote[...] Brandolinis Gesetz lautet:

    "The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it."

    ,,Das Widerlegen von Schwachsinn erfordert eine Größenordnung mehr Energie als dessen Produktion."


... Alberto Brandolini formulierte diese Erkenntnis im Jahr 2013. Als Herkunft dieser Erkenntnis gab er die italienische Politik an und dabei insbesondere eine Fernsehdiskussion mit Silvio Berlusconi. Breite Aufmerksamkeit erlangte das Gesetz durch das öffentliche Bekanntwerden des Effekts von Filterblasen sowie aufkommender Fake News einige Jahre später. So wurde Brandolini 2016 in der naturwissenschaftlichen Fachzeitschrift Nature zitiert. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigten den Befund: Empfänger von Falschmeldungen mit Richtigstellungen zu erreichen ist schwierig.


Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Brandolinis_Gesetz

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Quote[...] Der Ausdruck Chewbacca-Verteidigung (im Original: Chewbacca defense) ist ein vor allem in den Vereinigten Staaten gebräuchlicher Begriff für die juristische oder politische Verteidigung eines Standpunktes mit unsinnigen Argumenten.

...


https://de.wikipedia.org/wiki/Chewbacca-Verteidigung

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Quote[...] Im Gish-Galopp (englisch Gish gallop) zu reiten, ist die Bezeichnung für eine Methode des Debattierens, in welcher der Gegner in einer Flut aus Halbwahrheiten und ihm unterstellten falschen oder lächerlichen Annahmen ertränkt werden soll, so dass es ihm unmöglich wird, alle diese Postulate zu widerlegen. Der Begriff Gish-Galopp wurde von Eugenie C. Scott geprägt und nach dem Kreationisten Duane T. Gish benannt.

... Der ,,Galoppierende" erscheint dabei als allwissend, während der Diskussionsgegner als unfähig und ständig einen Schritt hinterher erscheint. Durch die Vielzahl an vorgebrachten Argumenten steht der Gegner ständig unter Erklärungszwang und kann unmöglich alle vorgebrachten Punkte auf der Stelle entkräften. Selbst wenn es gelingt, ein Argument zu entkräften, folgt sofort der Wechsel auf eine andere Diskussionsebene oder die Erklärung wird schlicht verneint. Die dann nötige Erläuterung kostet den Gegner viel Diskussionszeit. Im Publikum soll so Zweifel an der Fähigkeit des Gegners erzeugt werden. Die Technik funktioniert besonders live vor ungeschultem Publikum, während bei aufgezeichneten Debatten die fraglichen Punkte im Nachhinein überprüft werden können.

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Aus: "Gish-Galopp" (Rhetorischer Begriff, 26. Oktober 2023)
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gish-Galopp

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Quote[...]  Innerhalb der Argumentationstheorie und diskursiven Strategieforschung hat sich der Begriff [Derailment] für eine Reihe von Taktiken etabliert, mit denen Debatten absichtsvoll zum Entgleisen gebracht werden.

... Johnny Haeusler, Organisator der Web-Konferenz re:publica, definiert Derailing als ,,Ablenkungsstrategie in Webdiskussionen". Im Unterschied zu Internettrollen geben ,,Derailer" vor, am Thema interessiert zu sein, reißen dann aber die Diskussion an sich, um sie aus dem Ruder laufen zu lassen. Dabei würden mitunter Scheinidentitäten, sogenannte Sockenpuppen, mit verschiedenen IP-Adressen genutzt, um sich selbst zuzustimmen und eine Mehrheit vorzutäuschen. Besonders häufig komme diese Kommunikationsstrategie vor, wenn es um rechtsradikale Positionen gehe. Haeusler färbt solche Kommentare auf seinem Blog Spreeblick weiß und hat damit seine ,,Lösung für Kommentare zwischen Trolling und echten Diskussionsbeiträgen" gefunden.

Andreas Weck, Redakteur der Onlineplattform t3n, machte in seiner Kolumne unter dem Titel Derailing im Netz auf die bevorzugt ideologischen Gründe als Motiv des Derailings aufmerksam. Beiträge mit gesellschaftlichem Fokus liefen ständig Gefahr, ,,in den Kommentarspalten entgleist zu werden". Manche Kommentare hätten keinen anderen Zweck, als andere ,,lächerlich zu machen".

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Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Derailment

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wladimir Putin ist gefährlich, aber der Klimawandel ist noch gefährlicher. Das, vermutlich, wollte US-Präsident Joe Biden am Mittwoch in San Francisco zum Ausdruck bringen, als er bei einem Spendensammelevent in San Francisco vor die Mikrofone trat. In Erinnerung bleibt aber – wie bei so manchem Biden-Auftritt zuvor – vor allem ein Detail der Ausdrucksweise des Präsidenten. "Das Klima ist die letzte existenzielle Bedrohung", zitiert ihn unter anderem die Agentur Reuters: "Wir haben einen verrückten Hurensohn (SOB) wie diesen Typ Putin, und andere, und wir müssen uns Sorgen über nukleare Konflikte machen, aber die existenzielle Bedrohung für die Menschheit bleibt das Klima."

Die Ausdrucksweise "SOB" steht für die Beleidigung "son of a bitch". Im Deutschen bedeutet das direkt übersetzt "Hurensohn", im übertragenen Sinne, der mit der Abkürzung oft gemeint ist, aber etwa auch "Mistkerl" oder "Arschloch". Der Ausdruck ist in den USA recht gebräuchlich und gilt im Vergleich mit anderen Beleidigungen als weniger vulgär. Biden hat Putin in der Vergangenheit bereits als "Schlächter" und "Kriegsverbrecher" tituliert.

Putin, der vor kurzem noch seinen angeblichen Wunsch nach einer Wiederwahl Bidens öffentlich gemacht hatte – mutmaßlich um diesem im Wahlkampf zu schaden –, ließ seinen Sprecher Dmitri Peskow pikiert reagieren. Die Aussagen würden die USA herabwürdigen, teilte dieser mit, so wie solches Vokabular generell auf jene zurückfalle, die es gebrauchten. Es habe sich um einen "schlechten Versuch" gehandelt, "wie ein Hollywood-Cowboy zu sprechen". Der Gebrauch solcher Wörter werde "vermutlich nicht unserem Präsidenten, Präsident Putin, schaden", meinte Peskow noch.

Der 81-jährige Biden ist dafür bekannt, privat öfter zu fluchen. Im Jänner 2022 hatte er einen Reporter des besonders bei Konservativen beliebten Senders Fox News ebenfalls einen "son of a bitch" genannt, als er das Mikrofon ausgeschaltet wähnte. Für Israels Premier Benjamin Netajahu soll Biden kürzlich im privaten Kreise mehrfach die Bezeichnung "Arschloch" gefunden haben. (red, APA, 22.2.2024)


Aus: "Biden nennt Putin "verrückten Hurensohn", Kreml kritisiert "Cowboy"-Rhetorik" (22. Februar 2024)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000208515/biden-nennt-putin-verrueckten-hurensohn-kreml-kritisiert-cowboy-rhetorik

QuoteKael Drakkal

Aber sie haben ihn nicht der Unwahrheit bezichtigt.


QuotePenthesilea258

Putin wählt halt keine Rhetorik, sondern ... Fenster, Balkone, etc...


Quotepol_neutrum

Ich würde mir wünschen, dass unsere Politiker ihr pseudoelitäres und möchtegern höfliches Gequatsche bleiben lassen würden und auch mal sagen was sie sich gerade wirklich denken.

Es ist ja komplett verlogen, wenn jeder - allen voran die Medien - bei Worten wie "Holler" oder "Lüge" schon ganz entsetzt die Hand vor den Mund schlagen obwohl die meisten Menschen ganz anders sprechen. Da wird so getan, als hätten wir das Empfinden einer Hofratswitwe aus den 60er-Jahren...
Aber nein, wir entscheiden uns für passiv-aggressives Dauergrinsen und unendliche Wortgirlanden anstatt einfach mal Dinge wie "Ned bös sein owa wos sie do verzapfn ist außer deppat nur mehr deppat." zu sagen. Oder beim Wolf könnte zwischendurch auch mal berechtigterweise jemand das G. Neunkirchner-Zitat anbringen. Ich mein, man muss es nicht übertreiben aber so wie es jetzt ist, ist es ja nur noch verlogen.


QuoteM4rtin

Die Wahrheit ist manchmal unschön.


QuoteAllround

"Cowboy"-Rhetorik

Nicht jeder drückt sich so gewählt aus wie die Russen, wenn sie mit der Atombombe drohen.


QuoteJamesblond

So richtig hat sich Biden nicht mehr im Griff, glaube der ist sich manchmal nicht mehr bewußt was er von sich gibt!


QuoteKruzi.Fix

Also mir fällt zum Putin auch nichts anderes ein...
Hab ich mich noch im Griff ?


QuoteHe! Sie da!

Das erinnert mich

An die Demonstrationen der Sexarbeiterinnen in Spanien gegen die Konservative Regierung, damals.
Dabei Trugen sie Plakate auf denen sie Ausdrücklich die Behautung zurückwiesen das es sich bei dieser Regierung um ihre Kinder handele.
Die hätten nämlich eine bessere Erziehung...


Quotezwirnsi

Bad Spencer zu Terence Hill nach der Schlägerei im Saloon, warum es zu der Keilerei gekommen ist.

T: "Er hat unsere Mutter eine alte Hure genannt"
Bud: "Naja, das stimmt doch"
T: "Na hör mal, so alt ist sie auch wieder nicht "

:)



QuoteNein! - Doch! - Oh!

Das Niveau in der Weltpolitik sinkt. Auch unter dem Aspekt das Biden Recht hat.


QuoteAlois Moik Institut

Weit verbreiteter Irrtum ist, dass bitch H*re heißt. Das Wörterbuch würde das vielleicht hergeben. Das Wort bezeichnet eine akut unerträgliche Frau. Ich kann zum Beispiel beim Wirten sagen, my wife is being a bitch, gotta go. Das ist weder eine Berufsbezeichnung, noch die Ankündigung sie inflagranti erwischen zu wollen. Auch Frauen verwenden den Begriff für Fälle aggressiver Stutenbissigkeit.


QuoteFredKulm

Wenn man neben Englisch auch Deutsch kann, weiß man aber, dass Hurensohn bzw Hurenkind ja auch nicht wörtlich gemeint ist.


QuoteSAFF12

Also auf ein Niveau eines Trump muss sich Biden nicht lassen, auch wenn wir uns alle das gleiche über Putin denken...


QuoteMedeae

So kann man es auf einen gemeinsamen Nenner bringen.


Quoteherbertmaurer

Eine Beleidung für jede Hure.
Hoffe Biden entschuldigt sich bei allen.


QuoteMedeae

Einzeln.


QuoteIQ500

Erfrischend, der alte Biden! Trotz langjähriger Erfahrung als Diplomat (!) frei von der Leber weg zu sagen, was Sache ist, macht ihn sympathisch. Dass er recht hat, steht ja außer Zweifel.


QuoteModjo

Wenn man bei der Präsidentenwahl gegen einen vulgären und primitiven Soziopathen antritt, kann man nicht immer nur auf Diplomatie setzen. Da muss man bei Gelegenheit auch mal die richtigen Worte verwenden.


Quoteslevin1

Das wird man ja wohl noch sagen dürfen...das lass ich mir nicht verbieten!!!1111


Quotedr_rock

Nacktaufpferdreiter
Bärenniederringer
ukraineentnazifizierer
Superunschwuler
Kneisslzumknicksbringer
Grösstertischderwelthaber
Gasnachösterreichliefermaster


QuoteKid Icarus

Was auch immer die rechten Kumpanen behaupten, er hat seine munteren Momente.


QuoteCollective Image

Und das ist immer noch VIEL zu nett für einen der großen Verbrecher der russischen Geschichte, der mit seinem besch... Angriffskrieg schon hundertausende Menschen auf dem Gewissen hat.


QuoteS. Aynf

Ich gebe zu, so höflich wäre ich nicht gewesen.


Quoteder kleine prinz

Vor kurzem noch wollte Putin, dass Biden die Wahl gewinnt. Jetzt kritisieren sie ihn. Da soll sich noch jemand auskennen ;-)


Quoteherr-s

Ich hielte Drecksack für passend. Aber mich fragt ja niemand.


QuoteSara KM

Ich find das gut. Dieses ewige "Wir verurteilen das aufs Schärfste" uä ist einfach nicht mehr glaubwürdig. Die Leute wollen eine nahbare Person, die so spricht, sodass sie von möglichst vielen Menschen verstanden wird.


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