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[Zum Spektakel... ]

Started by Textaris(txt*bot), May 21, 2014, 10:32:34 AM

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Textaris(txt*bot)

Als Spektakel (lateinisch spectaculum = Schauspiel, Augenweide, Anblick, auch Krach, Lärm) bezeichnet man allgemein ein Ereignis, das Aufsehen erregt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Spektakel

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Quote[...] Im Zentrum von Debords Buch steht das Spektakel, die Organisation, die Gesamtheit und der Zusammenhang aller wirtschaftlichen und der meisten kulturellen oder politischen Prozesse im modernen Industriestaat des späten 20. Jahrhunderts, und das gesellschaftliche Verhältnis zwischen Personen, das hierbei entsteht. Im Spektakel spielt jeder, ob Chef oder Arbeiter, Mann oder Frau, Karrierist oder Rebell, nur seine zugewiesene Rolle. Die Gesellschaft wirkt wie eine seelenlose, perfekt organisierte Maschine, die selbst Opposition nur simuliert, Geschichte und Zeit wirken wie gefroren (Debord). Häufig werden hierfür von Debord auch Metaphern des Schlafes benutzt.

... Die Realität werde unsichtbar hinter einer Scheinwelt aus Werbung, Klischees, Propaganda, die aber wiederum ganz reale Auswirkungen auf das Leben der Menschen hat. Real Erlebtes oder Ersehntes wird zunehmend durch seine Repräsentation, durch sein Surrogat ersetzt – Debord nimmt hier auch Ideen der Postmoderne vorweg (das Zeichen bezeichnet nichts mehr, verweist nicht mehr auf etwas Wirkliches, sondern steht für sich selbst, wird so selbst zum Ersatz: Hyperrealität).

Man kann Debords Spektakel als die Bürokratie, die Technokratie, die Welt von PR und Werbung, die Welt der Propaganda und Kontrolle im Ostblock, als den Markt und seine Gesetze oder als Entfremdung nach Marx begreifen, all dies sind dabei aber nur Teilaspekte und Annäherungen an Debords Verständnis des Begriffes. Allen Aspekten ist für Debord gemeinsam: Die Wirtschaft hat sich verselbständigt. Das menschliche, kulturelle Leben – und damit auch der Lauf der Geschichte – erstarrt. Bedroht durch das Spektakel sei das Individuum und seine Freiheit.

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,,Das Spektakel ist die Ideologie schlechthin, weil es das Wesen jedes ideologischen Systems in seiner Fülle darstellt und zum Ausdruck bringt: Die Verarmung, die Unterjochung und die Negation des wirklichen Lebens."
– S. 182

... Für Debord befindet sich der Durchschnittsbürger (Otto Normalverbraucher) in der metaphorischen Lage eines passiven Zuschauers. Er erledigt in seinem Beruf gleichmütig das ihm Aufgetragene und hinterfragt es nicht. Er betrachtet in seiner Freizeit staunend die auf- und abtretenden Stars und bewundert sie, verhält sich ansonsten unauffällig, tut, was man von ihm erwartet, geht mit der Zeit, konsumiert und sagt, was man gerade eben so konsumiert und sagt, aber verliert sich dabei selbst.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Gesellschaft_des_Spektakels (Stand: 05/2014)


https://de.wikipedia.org/wiki/Guy_Debord


Die Situationisten operierten an der Schnittstelle von Kunst und Politik, Architektur und Wirklichkeit und setzten sich für die Realisierung der Versprechungen der Kunst im Alltagsleben ein. Sie forderten unter anderem die Abschaffung der Ware, der Lohnarbeit, der Technokratie und der Hierarchien und entwickelten ein Konzept der ,,theoretischen und praktischen Herstellung von Situationen", in denen das Leben selbst zum Kunstwerk werden sollte.  ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Situationistische_Internationale





Textaris(txt*bot)

Quote[...] ... Gleichgültig, ob der Philosoph Marc Aurel regierte oder der vergleichsweise unterbelichtete Bade-Kaiser Caracalla: Die Römer, und insbesondere die Römerinnen, schwärmten für jene Gladiatoren, die im Kolosseum fürs Spektakel sorgten. Damals wie heute galt: Loser sind nicht sexy, der Sieger kriegt sie alle. In der feinen Gesellschaft blieben Gladiatoren geächtet, es waren ja Sklaven. Und wenn sie ausgekämpft hatten, kamen sie neben Schauspielern und Huren auf einen Outlaw-Friedhof. Aber das schien Damen von Welt gerade gereizt zu haben. Sogar Kaiserin Faustina, die doch mit dem klugen Marc Aurel verheiratet war, soll etwas mit einem Gladiator gehabt haben - angeblich waren es diese Gene, die ihren Sohn Commodus dazu beflügelten, selbst im Kolosseum mit dem Kurzschwert zu fuchteln.

Wem jetzt dräut: Typisch Spätgesellschaft, damals wie heute, der sei beruhigt: Das römische Reich machte es nach Commodus noch fast 300 Jahre. Spaßgesellschaft, das trifft es eher, zumal es sich mit den Philosophen-Kaisern bei uns umgekehrt proportional zu den sexy Fußballern verhält: Je weniger es von den einen gibt, desto mehr gibt es von den anderen.

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Aus: "Schöne Fußballer: Nur Sieger sind sexy" Birgit Schönau (20. Mai 2014)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/panorama/schoene-fussballer-nur-sieger-sind-sexy-1.1970856


Textaris(txt*bot)

#2
Quote[...] So viele Menschen wie seit Jahren nicht mehr haben in den vergangenen zehn Tagen einen Bummel über die Kieler Woche gemacht. Die Besucherzahl lag nach Angaben der Stadt bei insgesamt knapp 3,5 Millionen und damit deutlich höher als 2013.

Damals hatte das Spektakel etwa drei Millionen Menschen angelockt.

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Aus: "Kieler Woche: 3,5 Millionen Besucher und die schönsten Segelschiffe der Welt" (29.6.2014)
Quelle: http://www.mopo.de/events/kieler-woche-3-5-millionen-besucher-und-die-schoensten-segelschiffe-der-welt,21679770,27651944.html

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Quote[....]  Noch zwei Wochen ist es hin: Dann werden in der Dillinger Innenstadt die Uhren um 750 Jahre zurückgedreht. Stolze Ritter, edle Fräulein, wagemutige Gaukler, weit gereiste Spielleute und tüchtige Handwerker werden am Festwochenende (12. und 13. Juli) in der Königstraße und dem Schloss-Umfeld das Publikum begeistern und lebendig zeigen, wie das Leben in Dillingen im Mittelalter war.

Alles im Stil des 13. Jahrhunderts

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"Ein großes Mittelalter-Spektakel zum Dillinger Stadtjubiläum" (30. Juni 2014)
http://www.augsburger-allgemeine.de/dillingen/Ein-grosses-Mittelalter-Spektakel-zum-Dillinger-Stadtjubilaeum-id30391482.html

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Quote[...] Für die Zuschauer an der Anlegestelle ist das Schiff am Samstagabend ein großes Spektakel: Schaulustige fangen mit ihren Kameras Dominas, Sklaven, Peitschen und allerlei fantasievolle Latexgewänder ein. Ingenieure, Ärzte, Bänker oder Marketingprofis feiern gemeinsam ihre Vorlieben.

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"Hunderte Schaulustige bei Sado-Maso-Party auf der "MS Schwaben"" (29. Juni 2014)
http://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/Hunderte-Schaulustige-bei-Sado-Maso-Party-auf-der-MS-Schwaben-id30382562.html

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Quote[...] ProSieben FUN präsentiert die "Red Bull X-Fighters Tour 2014″ – das Richtige für alle, denen die Fußball WM noch nicht testosterongeladen genug ist.

... Am 19. Juli macht die Red Bull X-Fighters Tour 2014 Zwischenhalt im Münchner Olympiapark. Das Sportevent trägt neben den berühmten X-Games den Titel als gleichzeitig renommiertester und anspruchsvollster Freestyle-Motocross-Wettbewerb des Jahres. ProSieben Fun hat sich deshalb jetzt die Übertragungsrechte gesichert. Ihr könnt also live dabei sein, wenn Favoriten wie Levi Sherwood, Thomas Pagès und der Spanier Dany Torres mit waghalsigen Sprüngen um den Sieg und die Gunst des Publikums ringen.

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Aus: ""X-Fighters 2014″: ProSieben FUN überträgt das Motocross-Spektakel" (30. Juni 2014)
Quelle: http://www.iofp.de/tv/x-fighters-2014-prosieben-fun-uebertraegt-das-motocross-spektakel

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Quote[...] Westend – Lecker-Attacke im Palmengarten! Nach dem erfolgreichen Debüt von Gourmet-Spektakel ,,TASTE – Rheingau goes Frankfurt" geht's 2015 in die zweite Runde!

Vier Zwei-Sterne-Köche, zehn Ein-Stern-Köche und fünf weitere Spitzenköche, ausgezeichnet mit insgesamt 18 Michelin-Sternen, kochen im nächsten Jahr live.

U.a. Christoph Rainer, Alfred Friedrich, Carmelo Greco, André Großfeld, Mario Lohninger. Alles im Saal des Gesellschaftshauses des Palmengartens.

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Aus: "Gourmet-Spektakel: Im Palmengarten kochen insgesamt 18 Sterne" (25.06.2014)
Quelle: http://www.bild.de/regional/frankfurt/frankfurt-am-main/lecker-attacke-im-palmengarten-36541600.bild.html



Textaris(txt*bot)

#3
Quote[...] Der US-Wahlkampf dauert quälend lang, es steht wirklich viel auf dem Spiel, die Themen sind sehr ernst und die Ängste sehr groß. Vielleicht präsentiert sich der Wahlkampf auch genau deshalb immer wieder auch als pures Entertainment, als große Mischung zwischen Comedy-Show, Sitcom und Rapper-Beef.

■ ,,Childless Cat Lady" Taylor Swift gegen ,,I hate Taylor Swift" Donald Trump.

■ Elon Musk, der Taylor Swift ein Kind machen will, um sie ruhigzustellen.

■ J.D. Vance, der sich dabei blamiert, Donuts auszusuchen.

■ Tim Walz, der Trump und Vance ,,weird" findet und seit letzter Woche bei jeder Gelegenheit darauf hinweist, dass auch er eine Katze besitzt, genau wie Taylor Swift.

■ Kamala Harris, deren Lachen auf dem Split Screen genauso viral geht wie Donald Trumps ,,They're eating the cats".

■ Joe Biden, der vergessen von der Welt noch ein paar Monate im Weißen Haus hockt.

■ Dutzende von parteilichen Expert*innen in allen TV-Sendern und auf den Meinungsseiten der Leitmedien, die als Lautsprecher und Spin-Doktor*innen beider Seiten fungieren und die Talking Points vorgeben.

Und dazu Kohorten von Late-Night-Hosts, die Abend für Abend die Absurditäten des Tages noch überspitzen, um ihr Publikum trotz aller Verzweiflung zum Lachen zu bringen. Kein Wunder, dass es gar nicht mal wenige US-Amerikaner*innen gibt, die ihre Informationen fast nur noch von dieser letzten Gruppe beziehen.

Ja, Wahlkampf in den USA war immer schon personenbezogen. Das bringt das Wahlsystem mit sich, nicht nur beim Kampf ums Weiße Haus, und so wurde und wird in den USA schon immer viel mehr über die Persönlichkeiten und Charaktere gesprochen, geschimpft, sich be- und entgeistert und gelacht als hierzulande. Trotzdem bleibt der Eindruck, als ob es alle vier Jahre immer noch ein bisschen dümmer würde und ein bisschen trivialer.

Preisfrage: Was hilft Kamala Harris mehr: die Unterstützung von Pop-Ikone Taylor Swift oder jene von inzwischen rund 230 ehemaligen republikanischen Regierungsmitarbeitern, die Trump als Riesengefahr ansehen?

An denen ist interessant: Sie sind quasi die einzigen, die in einer in Lagern fest verschanzten politischen Öffentlichkeit und Gesellschaft noch die Seiten wechseln und das sogar öffentlich machen. Dabei haben Trump und seine MAGA-Republikaner*innen schon vor Jahren begonnen, ihre Anhänger*innen gegen derlei Kritik zu immunisieren: Wer Widerworte gibt und gar die ,,linksradikale" Kamala Harris unterstützt, ist für sie ein RINO, ein*e Republikaner*in nur dem Namen nach.

Derartige Immunität gegen Fremdeinflüsse oder Gegenargumente ist auch das Hauptmerkmal der politischen Comedy, die fest in liberaler Hand ist. Einzig Jon Stewart, der für diesen Wahlzyklus für ein paar Monate zur ,,Daily Show" zurückgekehrt ist, scherte vor Monaten aus dem allgemeinen Spin aus, als er auf das massive Altersproblem des damaligen Kandidaten Joe Biden hinwies – was ihm seinerzeit einen veritablen Shitstorm einbrachte.

In Wirklichkeit aber wird fast niemand die Meinung ändern, weil Taylor Swift etwas sagt. Oder Elon Musk. Allerdings: Beide verbreiten ideologiebildende Botschaften: Musk eine mysogyne, Swift eine feministische. In der eigenen Community festigen sie damit den Standpunkt. Genau wie Sean Hannity bei Fox News oder – ungleich intellektueller und witziger – Stephen Colbert in der ,,Late Show" auf CBS. Come together, America? Nö, mit den Blöden da drüben bestimmt nicht.

Mit Regierungs-Verantwortung, um die eigentlich gekämpft wird, hat das alles nicht viel zu tun. Mit Politikdarstellung im 21. Jahrhundert hingegen alles. Wenn aber die Demokratie zum leidlich ehrlichen Austarieren verschiedener Interessen nicht mehr in der Lage ist, dann wird sie vulnerabel. Und das ist dann nicht mehr lustig.


Aus: "US-Wahlkampf und Medien: Chaos und Comedy" Kommentar von Bernd Pickert (17.9.2024)
Quelle: https://taz.de/US-Wahlkampf-und-Medien/!6034154/

QuoteStrolch
17.09.2024, 12:21

Treffende Zusammenfassung, wobei ich tatsächlich dachte, dass die Worte Swifts einen Einfluss hatten - zumindest auf die Registrierung der Wähler.

Gruselig ist aber: Der Artikel beschreibt ziemlich genau, was den Wahlkampf ausmacht und um was es geht, zumindest wie ich es mitbekommen habe. Und das gelingt dem Artikel ohne ein inhaltliches Thema zu erwähnen, also was die zentralen Forderungen von Trump und Harris sind.


QuoteinsLot
17.09.2024, 11:15

Wir sollten Sozialmedia endlich zu dem umbenennen, was es wirklich ist, nämlich Bullshitmedia. Oder es zumindest generell so titulieren, damit jeder, der auf diesen Kanälen unterwegs ist, sich jeden Augenblick vergegenwärtigen kann, worum es sich tatsächlich handelt. Vielleicht hilft das den Betroffenen ja auch bei der generellen Einordnung der Informationen.


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