[...] „Ob man Kafka liest oder einen Zusammenbruch des eigenen Identitätsbildes erlebt – die Auswirkungen sind in ihrer Struktur vergleichbar“, so Proulx. „Man fühlt sich unwohl, wenn die erwarteten Zusammenhänge gebrochen werden. Hieraus wiederum entsteht der unbewusste Drang, sich auf die Dinge in der Umwelt einen Reim zu machen. Besagtes Gefühl des Unbehagens kann von einer surrealen Geschichte hervorgerufen werden, aber auch vom Vergegenwärtigen eigenen widersprüchlichen Verhaltens – eigentlich ist es egal wovon, man will es bloß loswerden. Deshalb ist man dann motivierter, neue Strukturen zu erlernen.“
Anders sei es, wenn die betroffene Person erwarte, ein Gefühl der Befremdung oder Verwirrung zu erleben. Man muss schon von dem Unerwarteten überrascht werden und nicht in der Lage sein, sich einen Reim darauf zu machen. Erst dies bringe einen dazu, zu versuchen, woanders Sinnhaftes zu finden. „Wichtig zu erwähnen ist, dass man bei einer Prüfung wahrscheinlich nicht besser abschneiden wird, wenn man sich kurz vorher mit einer Kafka-Geschichte hinsetzt,“ fügt Proulx hinzu.
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Aus: "Kafka macht klug" Literatur, Alison Flood, guardian.co.uk (20.09.2009)
Quelle:
http://www.freitag.de/kultur/0938-kafka-macht-klug