[...] Eine Kernfrage ist für Lessig, wie mit dem so genannten Sampling umgegangen wird - eine Technik, die durch den Computer in allen Bereichen immer populärer wird, da sie neue Ausdrucksweisen schafft und die einzelnen Kunstformen zusammenführt. Sampling sei dabei keinesfalls nur ein aktuelles Phänomen, es habe durchaus historische Wurzeln, sagt Lessig: "In der Musik sind immer neue Werke dadurch entstanden, dass eine Künstler ein bestehendes Motiv aufgenommen und weiterentwickelt hat. Andernfalls hätte sich auch niemals Volksmusik entwickeln können. Jede Form von Regulierung tötet jedoch Kreativität". Schon die Frage nach fairem Nutzen von kurzen Musik-Samples in neuen Stücken sei juristisch immer noch nicht geklärt - sofern sie, bedingt durch digitales Rechte-Management (DRM), überhaupt noch möglich ist. Die Konsequenz: Kreativität werde illegal, der Künstler in den Untergrund gedrängt.
[...] Lessig warnt davor, die Energie in internen Auseinandersetzungen zu verbrauchen, anstatt sie für das gemeinsamen Ziel einzusetzen. Im 20. Jahrhundert hätte sich die Gesellschaft von einer produzierenden zu einer konsumierenden Kultur gewandelt. Durch die neuen Medien bestehe jetzt die historisch einmalige Chance, diese Entwicklung wieder umzukehren: "Wir können von einer 'Read-Only-Kultur' zu einer 'Read-Write-Kultur' zurückfinden.
Aus: "Digitales Urheberrecht: Freiheit für die Kunst im Netz?" Von Wulf Rohwedder, tagesschau.de (30.12.2006)
Quelle:
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID6250880_REF1,00.html