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[Elektromüll - The Dark Side of Cyberspace... ]

Started by Textaris(txt*bot), December 16, 2008, 11:51:34 AM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die in Hongkong ansässige Menschenrechtsorganisation Students and Scholars Against Corporate Misbehavior (Sacom) hat zwischen Juni und September die Arbeiter zweier Computer-Zulieferer in der südchinesischen Provinz Guangdong befragt. Laut Sacom und der Berliner Entwicklungsorganisation Weed sind die Ergebnisse erschreckend. "Die Arbeitszeit beträgt bis zu 370 Stunden pro Monat", sagte Sacom-Rechercheurin Jenny Chan am Montag in Berlin. Selbst bei 30 Arbeitstagen pro Monat wären das über 12 Stunden täglich, heißt es im Report "The Dark Side of Cyberspace", den Sacom und Weed am Montag veröffentlichten.


Aus: "MIESE ARBEITSBEDINGUNGEN - Menschenrechtler attackieren PC-Hersteller" Von Hannes Koch (16.12.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,596581,00.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Arbeitsbedingungen sind sehr schlecht. Die Arbeiter sind zum Teil unterbezahlt, was auch in China illegal ist. Diese Fabriken haben sich auch auf bestimmte Elektroteile spezialisiert, bei deren Produktion sehr viele ätzende Chemikalien eingesetzt werden. Es gibt massive Probleme mit der Arbeitssicherheit und der Gesundheit. Arbeiter haben Allergien, Kopfschmerzen, sie können nicht richtig atmen am Arbeitsplatz wegen der schlechten Lüftung und der Chemikalien, die verwendet werden.

Arbeiter müssten bis zu 70 Stunden in der Woche arbeiten, Überstunden würden erzwungen, so der Sacom-Bericht. Zudem würden Arbeitsverträge nicht ausgehändigt und der Mindestlohn von umgerechnet 78 Euro pro Monat würde oftmals nicht gezahlt:

Wir appellieren an die Computerhersteller, verantwortlich zu handeln, wenn sie in diesen untersuchten Zuliefer-Fabriken einkaufen. Sie sollten nicht nur auf schnellere Lieferzeiten und niedrigere Preise drängen und die Arbeitskosten senken. PC-Hersteller müssen auch diese Arbeitnehmer-Probleme ansprechen, die sehr tief in ihrem Zuliefersystem verankert sind.

Sacom hat den Bericht an zahlreiche Computerhersteller geschickt, sagt Jenny Chan, Vorsitzende von der Arbeitsrechtsorganisation:

Wir sind etwas enttäuscht von Nokia, Apple und Motorola, die nicht reagiert haben. Sie kaufen ihre Teile zwar nicht direkt in den untersuchten Fabriken, aber am Ende der Lieferkette verkaufen sie doch Teile aus diesen Fabriken in ihren Handys und MP3-Player.

In der Kürze der Zeit heute Vormittag konnte ich nicht alle Beschuldigten anrufen. Ich musste mich auf beide Hauptabnehmer der untersuchten Fabriken beschränken. Dell und Fujitsu-Siemens. Der Dell-Sprecher hat nicht mehr rechtzeitig zurückgerufen. Judith Raddatz, Sprecherin von Fujitsu-Siemens sagte, sie habe die Feldstudie von Sacom erhalten und nehme die Ergebnisse sehr ernst. Fujitsu-Siemens habe beim Mutter-Konzern von Excelsior Electronics, einem der beanstandeten Zulieferer, um Stellungnahme geben und nachdrücklich auf Einhaltung der Menschenrechte gedrängt, man warte auf Antwort. FSC mache mit einigen Zulieferern ein Audit mit Blick auf Arbeitsbedingungen. Excelsior Electronics sei nicht Teil des letzten Audits gewesen, werde aber "ganz sicher" vom nächsten Audit erfasst, das im April/Mai stattfinden solle.

...


Aus: "Die dunkle Seite der Computerindustrie" Von Philip Banse (15.12.2008)
Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/891505/


Textaris(txt*bot)

#2
Quote[...] Der Entsorgungsprozess beginnt schon bei der "Produktion" von elektronischen Geräten und Computern im Speziellen. Schon bei der Herstellung werden große Mengen an Energie und somit an Rohstoffen verbraucht. Bei der Produktion eines Computers entstehen 60 kg teilweise hochgiftiger Abfälle wie Arsen oder Salzsäure, werden bis zu 30.000 l Wasser und 2.000 Kilowattstunden Strom verbraucht.

In einer Gesellschaft, in der die Arbeit am Computer Standard ist, sollten die Folgen dessen überdacht werden. Die Hauptbestandteile eines Computers sind Metall (50%), Kunststoff (23%), Glas (15%) und Elektronik (12%). Ein Großteil dieser Materialfraktionen kann problemlos wiederverwertet werden, sofern die dafür vorhandenen Einrichtungen in den Entsorgungsprozess eingebunden sind. Da es aber zwischen Gesetzgeber und Industrie noch zu keiner Einigung gekommen ist, werden die Altgeräte teilweise noch ungeordnet entsorgt und mit dem Hausmüll deponiert.

Die Einrichtung einer geordneten Sammlung obliegt den Kommunen und wird von diesen jeweils unterschiedlich gehandhabt. Die Industrie bietet zwar ihrerseits eine "Selbstverpflichtung" bei der Rücknahme der Geräte, ähnlich wie in der Automobilindustrie, an, doch ohne eine gesetzlich geordnete Wiederverwertung, darf ein solches Angebot als wirkungslos betrachtet werden.

Da die Hersteller von Hardware unterschiedliche Kunststoffe verwenden, ist die Wiederverwertung derselben mit einem Qualitätsverlust verbunden. Beim sogenannten Down-Cycling aus Computerresten können so allenfalls Parkbänke oder ähnliches produziert werden.

Der ökologisch sinnvollste Schritt liegt, wie so oft, noch in weiter Ferne. Der Einbau wiederverwendbarer (nicht wiederverwertbarer) Module in den Computer, die problemlos ein- und ausgebaut werden können, steht im Gegensatz zu unserer "Wegwerfgesellschaft", auch wenn diese Bezeichnung schon fast altmodisch anmutet. Die Industrie hat kein Interesse an einer langen Haltbarkeit ihrer Produkte und wird daher eine solche Möglichkeit von vornherein negieren.

Die Hardware besitzt zwar eine recht lange Lebensdauer, doch der sich ständig verbessernde Bereich der Software bewirkt eine durchschnittliche Lebensdauer von 2-3 Jahren für die Geräte. Denn solange die Aufrüstung eines alten Computers teurer als der Neukauf ist, wird dem Kunden kein wirklicher Anreiz geboten den Neukauf noch zu überdenken.

Der heute eingeschlagene Weg wird so auf absehbare Zeit zu keiner Verringerung des Müllaufkommens durch Altgeräte aus der Informations- und Kommunikationsindustrie führen, sondern läßt dessen Zunahme eher noch zu.


Aus: "Computerschrott - wohin damit?" Nicola Knoch (09.01.1998)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/1/1366/1.html

-.-

Quote[...] In Deutschland türmt sich von Jahr zu Jahr mehr Computer-Müll auf. «Wir schätzen, dass im Jahr etwa 110.000 Tonnen IT-Schrott anfallen», sagt Bernhard Bauske von der Umweltschutzorganisation WWF. «Tendenziell wird es mehr», sagt Mario Tobias, vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien Bitkom. Das liege daran, dass die Zahl der in Umlauf gebrachten Computer ständig wachse.

Auch das Umweltbundesamt konstatiert «immer schnellere und kurzlebigere Innovationszyklen» in der Elektronikbranche. «Ein Computer wird im Durchschnitt etwa drei bis vier Jahre benutzt», sagt der Bitkom-Experte. Findet sich danach kein Abnehmer, wird der Rechner zum Sondermüll.

«Umweltschädliche Substanzen wie Flammschutzmittel für Gehäuse und Leiterplatinen machen diesen Müll zum Riesenproblem», warnt WWF-Experte Bauske. Computer enthalten außerdem Schwermetalle und schädliche Chemikalien wie zum Beispiel Weichmacher. Flammschutzmittel stehen im Verdacht, den Hormonhaushalt des Menschen zu schädigen. Blei kann beim Menschen Nierenschäden auslösen.

«Gerade wegen der Schadstoffe ist es wichtig, dass die Geräte nicht im Hausmüll landen», sagt Bauske. Wer einen alten Computer zu Hause hat, für den könnte es sich lohnen, ihn bis zum nächsten Jahr zu behalten. Denn ab 24. März kommenden Jahres können PC-Besitzer ausrangierte Geräte kostenlos bei kommunalen Sammelstellen abgeben.

Grundlage dafür ist das neue Elektro-Gesetz. Es verpflichtet die Hersteller von Elektrogeräten dazu, die Entsorgung ihrer Produkte selbst zu finanzieren. Der Beitrag jedes einzelnen Produzenten richtet sich dabei nach dem Marktanteil. Der WWF empfiehlt, schon beim Kauf eines Computers darauf zu achten, dass er das Umweltsiegel des «Blauen Engels» trägt. Computer mit diesem Zeichen sind leichter zu entsorgen und enthalten weniger Giftstoffe.

Auf keinen Fall sollte man einen Rechner zu früh wegwerfen. «Es ist ökologisch sinnvoll, den Computer so lange zu nutzen, bis sein physisches Ende gekommen ist», rät Georg Heydecke vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Auch einen älteren PC könne man an einen Zweitnutzer oder an einen Bastler weitergeben. (AP)


Aus: "Immer mehr Computerschrott in Deutschland" Von Nina Schönmeier (18. Okt. 2005)
Quelle: http://www.netzeitung.de/internet/363381.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] "Coltanerz ist ein fundamentaler Baustein der globalen Telekommunikationsexplosion und gleichzeitig der blinde Fleck dieser Wachstumsgeschichte", sagt der britische Medienkünstler Richard Wright. Gemeinsam mit Graham Harwood und Matsuko Yokokoji hat er den Opfern der blutigen Auseinandersetzungen in der Demokratischen Republik Kongo ein Denkmal gesetzt. Die Installation "Tantalum Memorial" der britisch-japanischen Künstlergruppe, die bei der transmediale mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde, will die globalen Zusammenhänge der "Coltankriege" sichtbar machen.

Rund vier Millionen Menschen sind seit 1998 im Zuge der Kriege in der Demokratischen Republik Kongo ums Leben gekommen. Tausende mussten infolge der Auseinandersetzungen aus dem zentralafrikanischen Land fliehen. "Coltankriege" werden die bis heute andauernden Konflikte deshalb genannt, weil es um die Kontrolle über den Rohstoff Coltan geht, der für Mobilltelefon- und Computerhersteller unverzichtbar ist.

Der Coltanabbau finanziert die Aufrüstung der rivalisierenden Kriegsparteien. Häufig wird der Rohstoff auch direkt mit Waffen bezahlt. In vielen Minen gebe es darüber hinaus Kinderarbeit und Sklaverei, hieß es am Samstagnachmittag bei einer transmediale-Diskussionsveranstaltung zum Thema Critical Consumer Culture im Berliner Haus der Kulturen der Welt: "Am Handy klebt Blut."


"Über den Gebrauch von Mobiltelefonen und Computern sind wir alle in den Konflikt involviert", sagte Harwood. Der aus Coltan gewonnene hitzeabweisende Werkstoff Tantal wird in Mobiltelefonen, Spielekonsolen und PCs verbaut. Die Nachfrage nach dem Rohstoff ist deshalb in den vergangenen zehn Jahren regelrecht explodiert.

Als Sony im Jahr 2000 die Spielekonsole PlayStation 2 auf den Markt brachte, sei es zu Engpässen bei Coltan auf dem Weltmarkt gekommen, sagte der Medienkünstler, Aktivist und Programmierer Jaromil. Kurz danach habe sich der Abbau im Kongo verdoppelt. Die Hardware-Hersteller müssten bei der Konzeption neuer Produkte mehr Verantwortung zeigen. Den langfristigen Folgen der für die Geräte notwendigen Rohstoffgewinnung müsse bereits bei der Produktentwicklung Rechnung getragen werden. Rund 80 Prozent der globalen Coltanvorräte liegen laut Schätzungen in Afrika.

Die großen Hersteller haben zwar angekündigt, kein Coltan aus den von den Milizen kontrollierten Minen mehr zu kaufen. Die Herkunft der Rohstoffe sei jedoch nicht immer zweifelsfrei feststellbar, erläuterte Harwood. "Es gibt viele Mittelsmänner. Es lässt sich oft nicht genau sagen, aus welchen Quellen das Coltan stammt." Daher sei es auch schwierig, die Situation in den Griff zu bekommen.

"Das Problem ist komplex und widersprüchlich", sagte Wright: "Der Mobiltelefonabsatz im Kongo boomt. Viele Leute besitzen mehrere Mobiltelefone und telefonieren die ganz Zeit. Die Leute unterstützen also eine Industrie, die dazu beiträgt, dass der blutige Konflikt weiter angeheizt wird", so der Medienkünstler.

...


Aus: ""Am Handy klebt Blut"" futurezone/Patrick Dax (2. 2. 2009)
Quelle: http://futurezone.orf.at/stories/1502204/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Jährlich werden in Europa 8,7 Millionen Tonnen Elektromüll produziert. Ein Teil davon wird illegal nach Afrika verschifft.

Trotz gesetzlicher Regelungen, welche die Ausfuhr von Elektromüll in Nicht-OECD-Länder verbieten, wird weniger als die Hälfte der in Umlauf gebrachten Geräte gesetzeskonform recycelt und gemeldet. In Österreich wurden im Jahr 2007 61,5 Millionen Kilo Elektroaltgeräte bei offiziellen Sammelstellen abgegeben. Der Rest wurde privat oder auf Deponien gelagert oder illegal als Second-Hand-Ware deklariert und als solche dann über Schrotthändler nach Afrika oder Asien verkauft. Allein im Jahr 2005 wurden nach offiziellen Zahlen täglich 1000 benutzte Fernsehgeräte von der EU nach Afrika gebracht. Die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher sein.

[...] Aktivistinnen der entwicklungspolitischen Organisation Südwind berichteten kürzlich von ihrer Recherchereise nach Ghana. Dort fanden sie heraus, dass alte Fernseher, Computer oder Kühlschränke, auch aus Österreich, von lokalen Händlern containerweise aufgekauft und an die Menschen vor Ort verscherbelt werden. Alles, was sich nicht verkaufen lässt, landet auf den lokalen Müllhalden. Dort zerlegen Kinder und Jugendliche die Geräte mit bloßen Händen und verbrennen die Überreste, um an die Kupferkabel zu kommen, die sie für einen Hungerlohn weiterverkaufen. Tausende Menschen leben am Rande der Müllhalden in Slums. Durch das Verbrennen des Mülls sind sie ständig einem Giftcocktail ausgeliefert, der Atem- und Hautkrankheiten oder Krebs verursacht.

...


Aus: "Elektromüll macht Kinder in Ghana krank - Südwind-Aktivistinnen decken auf"
KIZ Ausgabe 2009/22 - 2009-05-27
Quelle: http://www.dioezese-linz.at/redaktion/index.php?action_new=Lesen&Article_ID=49447


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Consumer Electronics Association (CEA) in den USA hat angekündigt, bis 2016 eine Milliarde US-Pfund Elektroschrott sammeln zu wollen. Das ist mehr als das Dreifache der 2010 gesammelten Menge und entspricht etwa 450 000 Tonnen, laut CEA könne man damit ein Footballstadion mit 71 000 Sitzplätzen bis zur Oberkante füllen. Nach Auffassung des CEA-Geschäftsführer Gary Shapiro, sei diese "eCycling-Initiative ein Wendepunkt in der Geschichte des Elektronik-Recycling in den USA". Das Sammelziel entspricht rund 1,5 kg Elektroschrott pro US-Bürger. Für Europa schreibt eine EU-Direktive 4 kg pro Kopf vor, in der Bundesrepublik wurden 2006 rund 750 000 Tonnen alte Elektrogeräte gesammelt, was gut 9 kg pro Bürger entspricht.

In erster Linie geht es bei eCycling darum, die Verbraucher auf die rund 5000 Recyclinghöfe in den USA aufmerksam zu machen. Außerdem wolle die Initiative mit der Regierung bei deren Strategie für ein nationales Recycling-Programm zusammenarbeiten. Die CEA setzt auf freiwillige Kontrollen der Wiederverwertung. Das in Seattle ansässige, auf Müllexport spezialiserte Basel Action Network (BAN) kritisiert die eCycling-Initiative jedoch: Tausende der beworbenen Sammelstellen verfügten nicht über die nötigen Kontrollmechanismen und könnten keine Wiederverwertung im Inland gewährleisten. Die Sammelmengen ohne geeignete Kontrollen zu vergrößern, führe zu wachsendem Export giftigen Elektromülls in Entwicklungsländer.

"Wenn die Öffentlichkeit an Recycling denkt, stellt sie sich nicht vor, dass alte Computer und Fernseher in China, Indien oder Nigeria zertrümmert und verbrannt werden", meint der BAN-Chef Jim Pucket. Einerseits behaupte die CEA zwar, man dürfte nicht mit Recyclern zusammenarbeiten, die Elektroschrott in Entwicklungsländern abladen, andererseits weigere sich die Organisation jedoch weiterhin, das Basler Übereinkommen zu akzeptieren. Diese Konvention untersagt unter anderem den Export von giftigen Abfällen in Entwicklungsländer.

Auch die Electronics Take Back Initiative kann die CEA-Aktion nicht überzeugen. Die Sammelstellen seien zwar auf einer Karte eingetragen, jedoch fehlten die Anschriften. Für den größten US-Staat Kalifornien seien gar keine Rückgabestellen markiert. Die CEA erkläre zudem nicht, wie sie ihr Ziel erreichen wolle und verzichte sich auch nicht auf den Export des Elektroschrotts in andere Länder. (ck)



Aus: "Kritik an US-Elektroschrottinitiative" (16.04.2011)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kritik-an-US-Elektroschrottinitiative-1228926.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] In der Nachbarschaft einer Elektroschrott-Deponie in der ghanaischen Hauptstadt Accra haben Wissenschaftler alarmierende Mengen Blei, Cadmium und weitere giftige Stoffe gefunden. Auf einem Schulgelände liegen die Werte demnach 50 Mal höher als an ungefährlichen Orten. Ein Markt und ein Fußballfeld seien ebenfalls verseucht. Die Universität der Vereinten Nationen (UNU) veröffentlichte diese Ergebnisse am Sonntag.

Die Studie lenkt die Aufmerksamkeit auf ein seit Jahren bekanntes Problem. Greenpeace meldete bereits im Jahr 2008 stark erhöhte Giftkonzentrationen in der Umgebung der Deponie. Der Schrott stammt aus Industrieländern. Auch deutsche Behörden haben es bislang nicht geschafft, die illegalen Exporte einzudämmen, wie 2010 eine Studie des Umweltbundesamtes nachwies.

Auch die IT-Industrie steht aufgrund des Elektronikschrott-Problems in der Kritik. Im Jahr 2009 verpassten zahlreiche Hersteller wie Dell, HP und Acer das selbst gesteckte Ziel, auf PVC und bromierte Flammschutzmittel zu verzichten. Diese Stoffe sind besonders gefährlich, da bei ihrer Verbrennung Dioxine entstehen können. In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern zerlegen und verbrennen Arbeiter den E-Schrott von Hand, um Metalle wie Kupfer und Stahl freizulegen.

Die nun erneut untersuchte Deponie Agbogbloshie in Accra hat durch zahlreiche Medienberichte in den vergangenen Jahren traurige Berühmtheit erlangt – vor allem, weil dort auch Kinder arbeiten. Die UNU-Forscher weisen darauf hin, dass es nicht die einzige Elektroschrott-Deponie in Ghana ist. (cwo)

Quote31. Oktober 2011 12:41
Wer es genauer sehen will:
vatsug (mehr als 1000 Beiträge seit 12.03.04)

http://www.youtube.com/watch?v=oqcdk64s9LY

Ist schon bitter.



Aus: "Elektroschrott in Ghana: Forscher schlagen Alarm" (31.10.2011)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Elektroschrott-in-Ghana-Forscher-schlagen-Alarm-1368803.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Um das in Mobiltelefonen enthaltene Gold stärker als bisher wiederzuverwerten, denkt die Bundesregierung über die Einführung von Handy-Tonnen im Handel nach. Damit könnte sich ähnlich wie bei Batterien die Rückgabequote erhöhen lassen, sagte die Parlamentarische Umweltstaatssekretärin Katherina Reiche (CDU) der dpa. "Handys, die nicht mehr benötigt werden, sind ein echtes Rohstofflager. Eine Tonne Handyschrott enthält 60-mal mehr Gold als eine Tonne Golderz." Die Rückgewinnung dieser Rohstoffe sei deshalb von großer Bedeutung.

Nötig seien einfache und kostengünstige Lösungen für die Bürger. Denkbar seien auch Angebote, gebrauchte Althandys kostenfrei zurückzusenden. Nach Schätzungen werden 60 Millionen bis zu 100 Millionen Althandys von den Bürgern zu Hause gehortet, obwohl die Geräte zurückgegeben werden könnten.

Eine Entsorgung von Handys in der geplanten bundesweiten Wertstofftonne soll es nicht geben, unter anderem, weil andere Stoffe in der Tonne durch die Handys belastet werden könnten. "Es ist nicht vorgesehen, dass Handys in die Wertstofftonne sollen", so ein Sprecher des Umweltministeriums.

Reiche betonte, dass man das von den Grünen vorgeschlagene 10-Euro-Pfand bei Handys zur Erhöhung der Recyclingquote ablehne: Der Aufwand stehe in keinem angemessenen Verhältnis zum Nutzen. "Für ein europarechtskonformes und verbraucherfreundliches Pfand-System müsste sichergestellt sein, dass die Rückgabe nicht nur dort möglich ist, wo das Handy ursprünglich erworben wurde."

Handys würden zudem immer häufiger über den Internethandel und auch aus dem außereuropäischen Ausland vertrieben. Hier wäre ein Pfand nicht durchzusetzen. "Die Händler haben heute aber schon die Möglichkeit, Handys freiwillig zurückzunehmen", meinte Reiche.

Der FDP-Umweltpolitiker Horst Meierhofer betonte: "Wir verfolgen beim Umgang mit alten Handys wie bei allen Elektrogeräten drei Ziele": Funktioniere das Handy noch, solle es weiterverwendet werden. Jeder solle zudem wissen, wo man sein Handy abgeben könne, "idealerweise gegen Bares oder als Spende", sagte Meierhofer und erklärte als dritten Punkt: "Man soll leicht erkennen können, ob das neue Handy recyclinggerecht gebaut ist." (dpa) / (anw)


Aus: "Regierung erwägt Tonnen für Alt-Handys" (14.03.2012)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Regierung-erwaegt-Tonnen-fuer-Alt-Handys-1471347.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Metalle, Gold, Lithium und Seltene Erden, Erze wie Coltan oder Mineralien wie Kassiterit - alle diese Rohstoffe werden von der Computerindustrie benötigt und irgendwo auf dem Weltmarkt eingekauft. Kein Unternehmen legt bisher die Handelsketten bis hin zu den Rohstoffen offen, wie unter anderem die NGO PC Global bemängelt. Auch eine Zertifizierung von Fair Trade gibt es im IT-Bereich bisher kaum - obwohl der Absatz von fair gehandelten Produkten in Deutschland boomt und 2011 um 18 Prozent gewachsen ist. Projekte wie das Projekt zur Herstellung fairer Elektronik PHeFE, die eine fair produzierte Computermaus ins Leben rufen wollen, sind Randerscheinungen.

Neben Behind the Screen spüren zwei weitere Dokumentarfilme den Ressourcen nach: Blood In The Mobile und Die Lithium-Revolution. Zusammen mit seinem Team (Sandra Heberling, Produktion, und Simon Fraissler, Kamera/Schnitt) hat sich Regisseur Stefan Baumgartner auf die Suche nach der Herkunft des Rohstoffs Gold begeben. Damit wolle er "Transparenz schaffen", sagt Stefan Baumgartner im Interview.

Behind the Screen beginnt seine Suche in Tarkwa in Ghana, bei einem Bauern. Er schaufelt in cyanidverseuchtem Boden nach ein paar Goldkrümeln und filtert sie mühsam über einen feinmaschigen Stoff aus.

Gold braucht die IT-Branche wegen seiner Korrosionsbeständigkeit und der guten leitenden Eigenschaften. Der kostbare Rohstoff hat in Ghana Goldproduzenten auf den Plan gerufen, die die Bauern der Region abfinden wollen. Anglogold Asahanti und Goldfields heißen die großen Abbaufirmen. Anglogold Ashanti, der weltweit drittgrößte Goldproduzent, rühmt sich mit einem Profit von 3,1 Milliarden US-Dollar und einer verdoppelten Dividende. Goldfields verpflichtet sich in einem 14-seitigen Code of Ethics genannten Papier, nach der Devise "gesetzestreu, verantwortungsvoll und fair" zu handeln.

Davon bekommen die illegalen Goldschürfer in Behind the Screen rein gar nichts zu spüren. Ihr Land, das sie als Bauern bestellten und das zwischen den Gebieten der beiden Goldproduzenten liegt, wurde ihnen weggenommen. Seit elf Jahren warten sie auf eine Entschädigung, sagt Regisseur Stefan Baumgartner. Die Landwirtschaft ist unmöglich geworden, da der Boden durch das Cyanid, das beim Goldabbau verwendet wird, vergiftet ist. Das illegale Goldschürfen steht zwar unter Strafe, aber dem Goldschürfer, genannt Galamsey, bleibt nichts anderes als weiter zu graben, um etwas für seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Obwohl der wertvolle Rohstoff in Ghana liegt, hat der Galamsey fast nichts davon. Auch im Ursprungsland Ghana bleibt nur ein kleiner Teil des Gewinns.

Apple, Dell, Sony und HP haben die größten Gewinnmargen. Danach kommen die Festplattenhersteller, die Auftragsfertiger und am Ende der Kette steht der Arbeiter, sagt Christian Zeller, Professor für Wirtschaftsgeografie im Film.

...

Behind the Screen von Stefan Baumgartner läuft am Freitag, dem 27. April um 18 Uhr im Thalia 2, Potsdam.

Blood in the Mobile von Frank Piasecki Poulsen, Deutschland 2010, wurde erstmals bei Arte am 11. April 2012 ausgestrahlt, zuvor lief der Film schon unter dem Titel Blutige Handys im WDR in einer 52-minütigen Version.

Die Lithium-Revolution von Andreas Pichler, Deutschland 2012, lief am Dienstag, dem 10. April 2012 auf Arte.


Aus: "Für ein paar Krümel Gold" Christian Schmidt-David (27.4.2012)
Quelle: http://www.golem.de/news/handy-rohstoffe-fuer-ein-paar-kruemel-gold-1204-91452.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Schätzungsweise 75 Prozent des Elektronikschrotts der Europäischen Union landen in den Ländern des Südens. Das Team des Dokumentarfilms Behind The Screen ist zu den Menschen nach Ghana gereist, um dort das Ende des Lebenszyklus von PCs und Notebooks zu filmen.

Nach Schätzungen der umweltpolitischen Sprecherin der Grünen, Dorothea Steiner, werden 25 Prozent des Elektronikschrotts in der Europäischen Union gesondert eingesammelt. Der Weg der restlichen 75 Prozent ist unklar und endet vermutlich in den Ländern des Südens. Mit katastrophalen Folgen für die dort lebenden Menschen.

"Jeden Monat werden über 500 Containerladungen Elektronikschrott aus den Industrieländern nach Ghana gebracht", erklärte der Umweltaktivist Mike Anane dem Filmteam von Behind The Screen, das zwei Wochen in dem westafrikanischen Land war. "Etwa 90 Prozent dieser Elektronikgeräte enden hier in Agbogbloshie." ...

... Erd- sowie Sedimentproben von Greenpeace auf Schrottplätzen in Accra und in Koforidua, im Osten des Landes, ergaben, dass dort Bleikonzentrationen zum Teil 100-mal höher als in nicht kontaminierter Erde sowie Belastungen durch Kadmium oder Phthalate gefunden wurden. Phthalate, oder Phthalsäureester, setzt die Industrie als Weichmacher für Kunststoffe ein. Ausgesetzt sind den Giften vor allem Kinder, die an offenen Feuern Computer und Handys auseinandernehmen, meist ohne Arbeitshandschuhe oder Atemschutz.

"Eine Menge der Kinder, die hier arbeiten, werden ihren 20. Geburtstag wohl nicht erleben. Viele davon sind zwischen fünf und zehn Jahre alt. Sie sind den Schwermetallen fast rund um die Uhr ausgesetzt. Diese Stoffe verursachen Krebs. Auch das Erdreich ist mit großen Mengen Blei verseucht, ebenso die Luft. Viele von ihnen haben Wachstumsstörungen, Atemprobleme, Kopfschmerzen oder Ausschläge."

Wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace erklärte, verbietet die EU-Gesetzgebung zwar den Müllexport, erlaubt aber die Ausfuhr vermeintlich wiederverwertbarer Secondhandwaren, auch wenn diese fast immer unbrauchbar sind.

In Accra erklärt ein Besitzer eines Ladens für gebrauchte Computer: "Wir bekommen die meisten Computer von Dell, HP und Toshiba. Die meisten Laptops funktionieren gar nicht. Die Bildschirme und die Festplatten sind immer kaputt. Die Teile sind teuer und schwer zu bekommen. Deshalb verkaufen wir die Geräte als 'ungetestete' Ware. Fast 90 Prozent der Waren sind kaputt. Für die bekomme ich gar nichts." Die Lieferungen kommen aus London.

Ein anderer Händler in Accra bekommt die Container aus den USA geliefert. Er hat Techniker, die einige defekte Desktop-PCs reparieren können und verkauft sie für 80 Euro. Das Geschäft läuft gut, doch er wünscht sich, neue Rechner in sein Land importieren zu können.


Aus: "Fünfjährige Kinder zerlegen Elektronikschrott in Ghana" Achim Sawall (28.4.2012, 09:30 )
Quelle: http://www.golem.de/news/behind-the-screen-fuenfjaehrige-kinder-zerlegen-elektronikschrott-in-ghana-1204-91437.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Ob Waschmaschine, Flachbildfernseher oder Smartphone – viele Produkte gehen vorzeitig kaputt. Dann heißt es meist: neu kaufen. Doch viele Konsumenten akzeptieren das nicht mehr und helfen sich selbst.

Zufall oder Absicht? Der Flachbildfernseher bleibt dunkel. Die Waschmaschine pumpt nicht mehr ab. Der Drucker druckt nicht mehr. Geräte, die vorzeitig ihren Dienst aufgeben, hat wohl jeder schon einmal erlebt. Früher hieß es dann: Selber schuld – wer billig kauft, kauft teuer. Doch diese einfache Rechnung gilt heute nicht mehr.

Geplante Obsoleszenz ist der Begriff, der seit ein paar Jahren für Aufruhr sorgt und Verschwörungstheoretiker-Instinkte bedient. Der Vorwurf: Hersteller würden ihre Produkte mit Absicht vorzeitig altern oder gar kaputtgehen lassen, indem sie ihnen Sollbruchstellen einbauen. Ganz aus der Luft gegriffen ist das nicht, schließlich haben sie es schon einmal getan: In den 20er- Jahren verständigten sich die großen Glühbirnen-Hersteller Osram, Philips und General Electric in einer geheimen Absprache darauf, die Glühdrähte in schlechterer Qualität zu produzieren. Diese berühmte ,,Glühbirnenverschwörung" ist bis heute das bekannteste Beispiel für geplante Obsoleszenz. Aber es gibt noch weitere: Die ersten Nylonstrümpfe zum Beispiel waren so gut, dass sie kaum Laufmaschen bekamen. Zu gut, fand der Chemiekonzern DuPont und wies seine Wissenschaftler an, sie weniger haltbar zu machen.

Ein belegtes Beispiel für geplante Obsoleszenz sind auch Laser- und Tintenstrahl-Drucker von HP, Epson, Canon und Brother, in denen ein kleiner Chip die Seiten zählt. Nach einer gewissen Anzahl legt er den Drucker lahm und zwingt den Konsumenten, das Gerät in die Wartung zu geben. Dort drückt ein Techniker dann eine geheime Tastenkombination, die den Chip wieder auf null setzt. Und der Konsument zahlt.

Doch solche Tricks fliegen nicht immer auf. Es sind aber oft Kleinigkeiten, weswegen Geräte aufhören zu funktionieren und auf den Müll wandern, weil sich die Reparatur angeblich nicht mehr lohnt. Michel Devezeau kennt sich aus mit Druckern. Gerade hat er seine Hände in einem Multifunktionsgerät von Hewlett-Packard, das scannen, kopieren und drucken kann. Besser gesagt: konnte. Devezeau wischt mit einem Finger über das flache Leiterband, an dem der Druckkopf normalerweise hin und her gleitet. Dann schaut er prüfend auf seine Fingerkuppe – sie ist nicht sehr viel schmutziger als vorher auch. ,,Hm", murmelt er in seinen Bart, ,,das war es also nicht". Dreck, so Devezeau, sei meistens der Grund, warum Tintenstrahldrucker streikten. Dieser hier aber hat offenbar ein anderes Problem.

Michel Devezeau sitzt an Station 4 des Repair Cafés in Celle. Hier behandelt er kranke Drucker. Am Nachbartisch, an Station 3, zerlegt Manfred Werner eine Cappuccino-Maschine, und bei Nr. 1 hilft ein weiterer Herr einer jungen Frau, die Stehlampe ihrer Großmutter wieder zum Leuchten zu bringen. Das Repair Café Celle liegt im Keller des Bomann-Museums. Schon zum dritten Mal hat Uwe Rautenberg Bürger eingeladen, ihre defekten Geräte herzubringen und sie unter fachkundiger Anleitung selbst zu reparieren. ,,Die ersten beiden Treffen waren so erfolgreich, dass wir uns entschlossen haben, das Ganze fortzusetzen", sagt Rautenberg.

Repair Cafés schießen derzeit wie Pilze aus dem Boden. Ob in Berlin oder Bielefeld, Mainz oder München – immer mehr Menschen sehen nicht mehr ein, warum ihre Produkte nach nur wenigen Jahren nicht mehr funktionieren sollen. Ihren Ursprung hat die Bewegung in den Niederlanden. 2009 veranstaltete die Journalistin Martine Postma in Amsterdam das erste Reparaturtreffen. Es kam so gut an, dass zehn weitere folgten. Mittlerweile gibt es Repair Cafés in zahlreichen Ländern. Einigendes Dach ist das ,,Repair Manifesto", das in elf Thesen die Ziele der ,,Repair-Bewegung" formuliert. Die erste lautet: Don't end it, mend it! – Schmeiß es nicht weg, reparier es!

Fast immer sind es Ehrenamtliche, die sich in den Repair Cafés engagieren. Rentner wie Michel Devezeau oder Manfred Werner, die jahrelange Erfahrung in Elektrotechnik und Maschinenbau mitbringen. Deren Wissen aber langsam verloren geht in einer Welt, in der weggeschmissen statt repariert wird – weil die Reparatur zu teuer geworden ist. (rot)




Aus: "Die Reparatur-Rebellen" Jens Lubbadeh (27.03.13)
Quelle: http://www.heise.de/tr/artikel/Die-Reparatur-Rebellen-1828121.html



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Quote[...]  Die Regierungsmehrheit hat im Umweltausschuss verhindert, dass das Verkleben von im Macbook Pro eingebauten Komponenten verboten wird. Diese Praxis erschwert laut einem Gutachten einen Austausch oder eine Reparatur.

Es wird in Deutschland keine Mindestnutzungsdauer für technische Geräte geben. Das hat der Umweltausschuss des Bundestages am 15. Mai 2013 mit der Mehrheit der Regierungsfraktionen entschieden. SPD und Grüne enthielten sich der Stimme.

Die Partei Die Linke hatte zur Schonung von Ressourcen die künstliche Verkürzung der Lebensdauer von Produkten verbieten wollen. Ihre Bundestagsfraktion forderte eine gesetzliche Mindestnutzungsdauer für in Deutschland auf den Markt gebrachte Produkte. Geplante Obsoleszenz durch Sollbruchstellen und bestimmte Funktionen, die die Lebensdauer des Produkts künstlich verkürzen, sollten nicht mehr erlaubt sein. Dazu zählten "Blattzähler zur Funktionseinstellung bei Druckern", hieß es in dem Antrag.

Telekommunikations- und Unterhaltungselektronikgeräte sollten eine Mindestnutzungsdauer erhalten, die nicht unterschritten werden darf. Das Gesetz sollte einen leichten Austausch von Verschleiß- oder Verbrauchsteilen sowie die leichte Reparatur und Wartung möglichst durch den Nutzer sicherstellen.

Die Unionsfraktionen äußerten Zweifel, ob die vorgeschlagenen Regelungen in die Realität umgesetzt werden könnten. "Gut gemeint ist nicht gut gemacht", sagte ihr Berichterstatter im Ausschuss. Vielmehr brauche man Freiheit und Innovationen, um hier zu neuen Lösungen zu kommen.

Die Grünen-Fraktion verwies trotz der Ablehnung auf das von ihr in Auftrag gegebene Gutachten "Geplante Obsoleszenz". Das große Echo darauf habe gezeigt, dass diese Frage den Verbraucher direkt betreffe. "Es herrscht Handlungsbedarf", erklärte die Vertreterin der Grünen. Sie kündigte an, dass sich ihre Fraktion bei der Abstimmung dennoch enthalten werde, da man an verschiedenen Punkten noch über die Forderungen des Antrages hinausgehen möchte.

Das Gutachten kritisierte am 21. März 2013 den geplanten, vorzeitigen Verschleiß von Produkten, die eigentlich viel länger halten könnten. Zum Macbook Pro heißt es in dem Gutachten: "Das Gehäuse und/oder die eingebauten Komponenten sind verklebt. So wird ein Austausch von Komponenten oder eine Reparatur erheblich erschwert oder erheblich verteuert, da eine Fachwerkstatt in Anspruch genommen werden muss." Dadurch werde eine konstruktionsbezogene Verkürzung der Nutzung erreicht. Verklebte Gehäuse und Komponenten gebe es auch bei anderen Produkten. Die vermeintlichen Kostenvorteile in der Herstellung würden hier zulasten der Kunden und der Umwelt ausgeweitet. Für den Kunden bedeute dies einen "wirtschaftlichen Totalschaden".

Als weitere Beispiele werden Drucker genannt, die offenbar so konstruiert seien, dass nach einer vorgegebenen Zahl von Druckvorgängen das Gerät komplett ausfalle. Doch der bewusst geplante vorzeitige Verschleiß sei schwer nachweisbar. Enthüllt werden könnten solche Fälle nur, wenn ein Insider interne Informationen eines Unternehmens preisgebe.

Auch Elektrolytkondensatoren (Elko) in Fernsehern, Computern, Monitoren und Netzteilen, die oft in der Nähe von wärmeabgebenden Bauteilen positioniert sind, werden als Beispiele angeführt. Mit 10 Grad Temperaturerhöhung halbiere sich die Lebensdauer von Elkos.


Aus: "Regierung lehnt Mindestnutzungsdauer von Technikprodukten ab" Achim Sawall (15.5.2013)
Quelle: http://www.golem.de/news/geplante-obsoleszenz-regierung-sieht-keinen-grund-zum-handeln-1305-99275.html


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Quote[...] Die kostenlose Rückgabe und Entsorgung von alten Handys, Radios, Staubsaugern und anderen Elektrogeräten soll für die Verbraucher viel leichter werden. Das Bundeskabinett hat dafür am Mittwoch eine Reform des Elektrogesetzes auf den Weg gebracht. Der gebilligte Entwurf von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD)verpflichtet Elektrogeschäfte mit einer Verkaufsfläche von mehr als 400 Quadratmetern, Altgeräte beim Kauf eines gleichwertigen Geräts kostenlos zurückzunehmen.

Das gilt auch für Online-Händler – bisher nehmen große Händler wie das Unternehmen Amazon eine Gebühr, wenn zum Beispiel bei der Lieferung eines neuen Kühlschranks der alte mitgenommen werden soll. Kleine Elektrogeräte mit maximal 25 Zentimetern Kantenlänge können auch ohne Neukauf abgegeben werden. Den Kassenzettel brauchen Verbraucher dafür in keinem Fall mehr. Ziel ist es, mehr wertvolle Metalle aus alten Geräten zu recyceln, außerdem sollen diese nicht mehr so oft in der Mülltonne landen.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sieht dabei keine Schwierigkeiten für die Geschäfte. "Was über den Handel reinkommt, muss auch über den Handel wieder rausgehen können." Mit der Maßnahme soll auch die umweltgerechte Entsorgung giftiger Schadstoffe gestärkt und der illegale Müllexport eingedämmt werden. Ebenfalls geht es darum, mehr wertvolle Metalle wie seltene Erden aus alten Geräten zu recyceln. In Zeiten knapper werdender Rohstoffe ist das ein Milliardengeschäft.

Das Gesetz soll nach Möglichkeit bis Ende des Jahres in Kraft treten. Der Bundestag soll bis Juli entscheiden. Den Bundesrat könnte das neue Elektrogesetz dann im September passieren. Mit der Reform werden EU-Vorgaben umgesetzt, bis 2019 soll die Sammel- und Wiederverwertungsquote auf 65 Prozent steigen. Bisher basiert die Rücknahme alter Geräte auf Freiwilligkeit – aber es gibt bereits hunderte kommunale Sammelstellen, wo Bürger umsonst alte Geräte zur fachgerechten Entsorgung abgeben können. In der Restmülltonne dürfen sie nicht entsorgt werden. Allerdings wird etwa die 25-Zentimeter-Vorgabe als wenig verbraucherfreundlich kritisiert.

Bisher werden laut Umweltbundesamt 8,8 Kilogramm pro Einwohner im Jahr an Elektromüll gesammelt. Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) betonte, der Entwurf sei ein wichtiger Schritt hin zu mehr Recycling. «Angesichts der zwingenden Notwendigkeit, vermehrt heimische Sekundärrohstoffe zu gewinnen, ist es geboten, Sammlung und Verwertung ausgedienter Altgeräte wieder besser zu verbinden», sagte Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock. Geschätzte 500.000 Tonnen ausrangierter Elektrogeräte würden bisher pro Jahr nicht fachgerecht entsorgt. Sie landeten nach wie vor in der Restmülltonne, würden illegal exportiert oder lagerten in privaten Kellern. (dpa) / (axk)


Aus: "Bundeskabinett beschließt Rücknahmepflicht für Elektromüll" (11.03.2015)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bundeskabinett-beschliesst-Ruecknahmepflicht-fuer-Elektromuell-2572876.html


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Quote[...] Mit der illegalen Entsorgung von Elektroschrott vor allem in Afrika und Asien werden nach UN-Angaben weltweit immer größere Geschäfte gemacht. Auf bis zu 19 Milliarden Dollar (17 Milliarden Euro) pro Jahr schätzt das UN-Umweltprogramm (Unep) den Wertumfang der Verschiffung und Ausschlachtung von ausgedienten Computern, Fernsehern, Handys oder anderen Elektronikprodukten unter Umgehung bestehender Vorschriften.

"Bis zu 90 Prozent des jährlichen weltweiten Elektromülls werden illegal gehandelt oder entsorgt", klagt Unep in einem am Dienstag in Genf veröffentlichten Bericht. Zugleich werde der "globale Müllberg" immer größer: Spätestens bis 2017 dürfte nach Unep-Schätzungen die von der Elektronik-Industrie jährlich verursachte Müllmenge von derzeit 41 Millionen auf rund 50 Millionen Tonnen anwachsen. Zu dieser Prognose kam auch schon eine Elektroschrott-Studie des Thinktanks United Nations University vom April.

"Wir sind konfrontiert mit der Entstehung eines beispiellosen Tsunamis aus Elektroschrotts", erklärte Unep-Direktor Achim Steiner zur Veröffentlichung des Berichts "Waste Crimes, Waste Risks" ("Müll-Verbrechen, Müll-Gefahren"). "Das ist nicht einfach nur ein großer Teil des nicht recycelbaren Müllbergs der Welt, sondern birgt wegen der giftigen Bestandteile auch Gefahren für die Gesundheit und die Umwelt."

Die Hauptziele für legale wie auch illegale Exporte von Elektroschrott sind Unep zufolge Länder in Afrika und Asien. In Ghana und Nigeria werden demnach Afrikas größte Halden für illegal verbrachten Müll unterhalten, gefolgt von der Elfenbeinküste und der Demokratischen Republik Kongo. In Asien werde Elektroschrott unter anderem in China, Indien, Pakistan und Bangladesch auf oft illegale Weise entsorgt.

Erst kürzlich hatte sich auch die Bundesregierung mit dem Problem der Elektroschrott-Entsorgung befasst. Bei der Besichtigung einer der weltweit größten Elektro-Müllhalden am Rande der ghanaischen Hauptstadt Accra sagte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) im April: "Die meisten bei uns in Europa ausrangierten Elektronikgeräte kommen hierher – auch aus Deutschland, legal und illegal."

Bis zu 20 000 Kinder sollen auf Halden wie jener bei Accra arbeiten und aus Elektroschrott seltene Metalle und andere verwertbare Bestandteile herausholen und dabei giftigen Dämpfen ausgesetzt sein. Müller rief zur Schließung etwaiger Schlupflöcher bei der Entsorgung durch die Elektronik-Industrie auf. In dem Unep-Bericht heißt es, der Export giftiger Abfälle aus EU-Staaten in Entwicklungsländer sei zwar untersagt, jedoch gebe es immer wieder Betrugsfälle. So würden Tausende Tonnen an gefährlichem Elektronikschrott bei der Ausfuhr falsch deklariert und zum Beispiel Batterien als Plastik- oder Mischmetallmüll exportiert.

Die UN-Organisation appellierte an alle Staaten, die Einhaltung von Verboten zu erzwingen. Dazu seien strengere Kontrollen erforderlich. Auch Regelungen zur kostenlosen Rückgabe von Alt-Elektronik an zur legalen Entsorgung verpflichtete Händler und Hersteller könnten helfen, Gefahren durch Elektroschrott zu reduzieren. (Mit Material der dpa) / (axk)


Aus: "Geschäfte mit illegalem Elektroschrott: UN fordern Gegenmaßnahmen" (12.05.2015)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Geschaefte-mit-illegalem-Elektroschrott-UN-fordern-Gegenmassnahmen-2645753.html


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Quote[...] Alte Computer und Elektroschrott werden in Europa einer neuen Studie zufolge immer mehr zu einem Müllproblem. In den 28 EU-Ländern wird demnach derzeit nur etwa ein Drittel der ausgemusterten Computer sowie von anderem Elektroschrott ordnungsgemäß entsorgt. Der Rest – immerhin 6,2 Millionen Tonnen im Jahr 2012 – werde falsch recycelt, ins Ausland gebracht oder einfach weggeworfen, heißt es in der Studie der Organisation CWIT zum Kampf gegen die Verschwendung von und den illegalen Handel mit Elektronik-Schrott.

Die Folge seien nicht nur Umweltprobleme durch austretende Gifte wie Quecksilber und Blei, sondern auch wirtschaftliche Schäden, weil hochwertige Wertstoffe vergeudet würden. ...

Die Studie war von mehreren Unterorganisationen der Vereinten Nationen sowie der internationalen Polizeiorganisation Interpol in Auftrag gegeben worden und wird von der Europäischen Union unterstützt. Der Generalsekretär des Forums WEEE (Waste Electronical and Electric Equipment), Pascal Leroy, betonte: "Elektroschrott stellt den am schnellsten wachsenden der weltweiten Müllströme dar." Der unsachgemäße Umgang und der illegale Handel – teils von organisierten Banden betrieben – werde nach Informationen von Interpol nur in 0,5 Prozent der Fälle geahndet.

1,3 Millionen Tonnen Elektroschrott und großteils noch funktionsfähige Computer haben 2012 die EU-Staaten in nicht angemeldeten Exporten verlassen. Innerhalb Europas sieht die Situation noch düsterer aus: 4,7 Millionen Tonnen Elektroschrott werden zwischen den EU-Ländern illegal hin und hergeschoben. Das ist mehr als zehnmal so viel wie offiziell deklariert. Insgesamt entstehe durch den nicht ordnungsgemäßen Umgang ein volkswirtschaftlicher Schaden zwischen 800 Millionen und 1,7 Milliarden Euro.

Der Expertenbericht macht eine Reihe von Vorschlägen zur Bekämpfung des Problems. Dazu gehören die bessere Ausbildung von Polizei, Staatsanwaltschaften und auch Richtern. Die Informationen der Strafverfolgungsbehörden müssten international koordiniert werden. Vor allem aber müssten sich die EU-Länder auf einheitliche Richtlinien verständigen. Bisher habe etwa ein Drittel aller EU-Länder nicht das nötige Regelwerk übernommen. (dpa) / (axk)

Quotenichtglauben, 31.08.2015 06:46

Nun ja, wenn die Wirtschaft nur noch mit dem Kauf von Billigramsch alle 18-24

Monate überleben kann dann gibt es halt eben viel mehr (Consumer)Elektronikschrott:
- Durchschnittsbenutzungsdauer eines Smartphones: 18 Monate
- neue Fernsehergeneration gefühlt alle 2 Jahre
- Billig-PC's für unter 200 Euro (wie schnell die den Käufern langsam erscheinen?)
- Küchengeräte wie Mixer die nach 1-2 Monaten auseinanderfallen

UND nicht zu vergessen:
die geplante Obsoleszenz
https://de.wikipedia.org/wiki/Geplante_Obsoleszenz

Da ist es ja schön wenn in der EU wegen Umweltschutzgründen Glühbirnen verboten werden. Gleichzeitig erscheint es lächerlich, wenn die Wirtschaft (immer mehr/nur noc?) qualitativen Billigstramsch in den Umlauf bringt und nur noch deshalb überleben bzw einen Wachstum generieren kann.

Eine der eher unschönen Nebenerscheinungen sind dann auch die wachsenden (Consumer)Elektronikschrottberge.
Nun könnte man den Rücknahmeweg des Schrotts aus privaten Händen in staatliche Hände nehmen um so die Grundlage des Betrugs zu entziehen. Denn: es sind enorme Gewinne mit der unsachgemässen "Entsorgung" von eSchrott in Afrika möglich. Weiter könnte man so die Rückgewinnung von Stoffen enorm erhöhen.

Auf der anderen Seite müsste man aber auch dafür sorgen, dass Geräte qualitativ besser gebaut und somit länger halten. Nein, nicht mit einer Selbstverpflichtung der Industrie sondern mit der staatlichen Auflage bei Nichteinhaltung im Land nichts mehr verkaufen zu dürfen.
Die geplante Obsoleszenz in Produkten gehört schlicht abgeschafft!

Und ja, mindestens so wichtig: man müsste auch in den Köpfen der Konsumenten dafür sorgen, das man nicht alle 12-18 Monate ein neues Smartphone braucht, der vor 2 Jahren gekaufte 3D-Fernseher seinen Dienst immer noch verrichtet, auch wenn es neu das Suppa-Duppa-Ultra-hastenochnichtgesehen-HD++-Schlagmichtotextrafeature gibt, das nur die neuste (und damit teuerste) Fernsehergeneration bekommt usw.

rgds
nichtglauben

Quotegrumbazor, 31.08.2015 08:46
geplanter Blödsinn

die meisten elektronischen Geräte werden nicht ersetzt weil sie unrettbar kaputt sind sondern weil sie veraltet sind oder der Besitzer einfach mal was neues möchte.



QuoteWalter Ledebur, 30.08.2015 18:15

Deswegen ein Hoch auf DVB-T2.....

Ab 2016 landen dann wieder ohne Not Millionen DVT-Receiver auf dem Müll.
Ist ja gewissermaßen auch Computerschrott.


QuoteDasMeinungsbild, 30.08.2015 20:28

Vodafone: Alle 12 Monate ein neues Handy !

Damit machen die Werbung.
So viel Elektronik wird weggeworfen, die eigentlich noch gut ist.
Und so viele Elektronik wird so konstruiert, dass sie nur wenige Jahre hält. Nennt sich "geplante Obsoleszenz".
Alles um den Konsum zu maximieren.
Es wird Zeit, dass Geräte wieder so lange halten wie früher. Eine Waschmaschine sollte 30 Jahre halten, ein TV Gerät 15-20. Ein Handy kann technisch problemlos 5 Jahre verwendet werden, oder länger. Die wenigsten erreichen dieses reife Alter heutzutage.




Aus: "Tonnenweise Computerschrott: Europa bekommt ein neues Müllproblem" (30.08.2015)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Tonnenweise-Computerschrott-Europa-bekommt-ein-neues-Muellproblem-2794182.html

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Quote[...] Nach dem Erscheinen im Bundesgesetzblatt vom heutigen Freitag tritt am Wochenende eine neue Regelung für die Entsorgung alter und kaputter Elektrogeräte in Kraft. Mit dem im Juli vom Bundestag verabschiedeten "Elektro- und Elektroaltgerätegesetz" (ElektroG) wird der Handel verpflichtet, Altgeräte zurückzunehmen und fachgerecht recyceln oder entsorgen zu lassen. Für Verbraucher ist das eine praktische Alternative zum Recyclinghof, für den Onlinehandel ein Riesenproblem.

Händler müssen nun kleinere Geräte mit einer Kantenlänge bis 25 Zentimeter kostenlos zurücknehmen, größere nur beim Kauf eines neuen Geräts. Viele Händler, vor allem die großen Ketten, machen das bereits seit Jahren freiwillig. Für die anderen gibt es eine Übergangsfrist von neun Monaten, die Regelung umzusetzen. Für kleine Geschäfte, die nicht mehr als 400 Quadratmeter Verkaufsfläche haben, macht das Gesetz eine Ausnahme.

Die Bundesregierung setzt mit dem Gesetz eine EU-Richtlinie um. Die sogenannte WEEE-Richtlinie von 2012 verpflichtet die Mitgliedsstaaten, für mehr Recycling von Altgeräten zu sorgen. 2014 wurde nur ein Drittel des pro Bundesbürger anfallenden Elektroschrotts eingesammelt. "Mit dem neuen Elektro- und Elektronikgerätegesetz sorgen wir dafür, dass in Zukunft noch weniger alte Elektro- und Elektronikgeräte im Restmüll landen als bisher", sagt Bundesumweltministern Barbara Hendricks (SPD). Sie hofft, dass durch mehr Annahmestellen mehr Verbraucher ihre Altgeräte dem fachgerechten Recycling zuführen – und so auch weniger Elektroschrott im illegalen Export und auf den Deponien in Afrika landet.

Die neue Rücknahmepflicht gilt auch für Onlinehändler. Deren Verband fürchtet jedoch, das aus dem dem neuen Gesetz über die Rücknahmepflicht hinaus "weitere Handlungsverpflichtungen mit schwerwiegenden Folgen" auf sie zukommen. Das gilt weniger für Logistikriesen wie Amazon, der die Altgeräteentsorgung ohnehin schon im Angebot hat. Sondern vor allem für zahlreiche kleinere Händler, die eigene Online-Shops betreiben oder auf Plattformen wie eBay ihre Waren verkaufen.

Der Gesetzgeber habe sich nicht um die Frage gekümmert, "wie diese Rücknahme im Onlinehandel unter Beachtung aller notwendigen Umwelt- und Transportmaßgaben in der Praxis stattfinden soll", kritisiert der Bundesverband Onlinehandel (BVOH). Dessen Präsident Oliver Prothmann ist sauer: "Dass sich die Politik in solchem Ausmaß über die Belange des Onlinehandels hinwegsetzt, ist ärgerlich." Die praktische Umsetzung bleibe für viele Betroffene noch unklar. Eine Alternative sieht der Verband in der Wertstofftonne – damit wären die Händler bei den Kleingeräten aus dem Schneider.

Der Verband sieht in der EU-Richtlinie auch ein Hindernis für den grenzüberschreitenden Handel. Während die EU-Kommission einerseits den digitalen Binnenmarkt fördert, führt sie im Handel neue Hürden ein. "Insbesondere kleine und mittelständische Händler und Hersteller" stellten den grenzüberschreitenden Handel wegen der Vorschriften ein, die für Auslandsgeschäfte den Nachweis einer Niederlassung oder eines Rücknahmebeauftragten im Zielland und entsprechende finanzielle Garantien verlangen.

(vbr)


Aus: "Neues Elektroschrott-Gesetz: Onlinehandel muss Altgeräte entsorgen" (23.10.2015)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Neues-Elektroschrott-Gesetz-Onlinehandel-muss-Altgeraete-entsorgen-2854294.html


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Quote[...] Für den Verbraucher müsse es sich lohnen, ein defektes Elektrogerät zu reparieren, meint der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). In vielen Fällen sei aber eine Reparatur fast so teuer wie ein neues Gerät. Die Bundesregierung solle hier einschreiten, meinen die Verbraucherschützer, laut einer Mitteilung. Die Debatte über ein "Recht auf Reparatur" wird derzeit in mehreren US-Bundesstaaten von Gesetzgebern geführt.

Der vzbv stützt sich auf eine Umfrage von Kantar Emnid unter 1000 Teilnehmern, laut der 74 Prozent angegeben haben, schon einmal ein Gerät entsorgt zu haben, weil die Reparatur zu teuer gewesen wäre. Ein Grund sei, dass eine Reparatur oft nur direkt beim Hersteller möglich sei. Das könne nach der Garantiezeit kostspielig werden. Verbraucher sollten frei wählen können müssen, wer die Reparatur übernimmt, damit diese günstiger werde.

"Mit einem Recht auf Reparatur sollte die Bundesregierung die Hersteller verpflichten, Verbrauchern und Dienstleistern originale Ersatzteile zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung zu stellen und Reparaturanleitungen zu veröffentlichen", fordert der vzbv. Das gelte ebenso für Softwareupdates, denn 30 Prozent der Befragten hätten schon einmal ein Gerät ersetzen müssen, weil sie aktuelle Programme nicht mehr aufspielen konnten.

Aus der Umfrage habe sich auch ergeben, dass über 80 Prozent der Verbraucher eine verbindliche Kennzeichnung zu Lebensdauer und Reparaturfähigkeit von Elektrogeräten wollen. Dadurch könne ein Wettbewerb um mehr Produktqualität und Reparaturmöglichkeiten angeregt werden. (anw)

Quoteschmierfink, 06.06.2017 14:05

Zerstörungsfreies Öffnen des Gehäuses

Die Möglichkeit des zerstörungsfreien Öffnens des Gehäuses eines Gerätes wäre schonmal eine große Erleichertung für eine Reparatur. Leider sind Gehäuse aus Kunststoff heute häufig nur noch per "Widerhaken" zusammengeclipt. Jeder Versuch, das Gehäuse zu öffnen, resultiert unweigerlich in hässlichen Kerben oder abgebrochenen "Widerhaken".


Quotegameus!de, 06.06.2017 14:02

willkommen im 21ten Jahrhundert

Reparieren ist eine anspruchsvolle Tätigkeit.
Neben der Fehleranalyse ist auch der Austausch von (zu lagernden und auf Halde liegenden) Komponenten erforderlich. Das ist sehr kostspielig.

Im Zuge der Automatisierung ist es inzwischen ökonomischer, stetig neue Produkte herzustellen, die sich minimal von seinem Vorgänger unterscheiden und den Konsumenten zum Kauf animiert.

Altgeräte werden in den Zyklus der Rohstoff-Wiederaufbereitung gesteckt (oder weggeworfen).



Aus: "Verbraucherschützer fordern "Recht auf Reparatur" für Elektrogeräte" Andreas Wilkens (heise online, 06.06.2017)
Quelle: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Verbraucherschuetzer-fordern-Recht-auf-Reparatur-fuer-Elektrogeraete-3735029.html

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Elektromülldeponie Agbogbloshie
Agbogbloshie ist ein Stadtteil der Millionenmetropole Accra im westafrikanischen Ghana. Nordwestlich des Hauptgeschäftsviertels von Accra am Ufer der Korle-Lagune gelegen, leben hier 40.000 Menschen auf einer Fläche von etwa 1600 ha (16 km²) Land. Bekanntheit erlangte Agbogbloshie durch das UNICEF-Siegerfoto aus dem Jahr 2011 mit dem Titel: Ghana: Unser Müll in Afrika von Kai Löffelbein. Das Bild symbolisiert die Auswirkung illegal eingeführten Elektronikschrotts, der aus Europa stammt. Bei der nicht organisierten und vollkommen unsachgemäßen Trennung der Wertstoffe – u. a. mit Hilfe von offenen Feuern – entstehen hochgiftige Dämpfe aus den Bauteilen. Aufgrund dessen wurde der Ort 2013 von der Umweltorganisation Blacksmith Institute zu einem der am schlimmsten verseuchten Orte der Welt gewählt.
Laut Mike Anane, einem ghanaischen Umweltjournalisten, kann man sich höchstens zwei Stunden auf der Müllhalde Agbogbloshies aufhalten, ohne gesundheitliche Schäden davonzutragen. Deshalb und wegen der hohen Kriminalität wird der Ort im Volksmund auch Sodom und Gomorra genannt. In den Medien wird der Ort teilweise auch als Toxic City bezeichnet.  ... Als Mitte der 2000er Jahre die ersten Container mit gebrauchten Computern in Ghana eintrafen, waren diese Teil eines Hilfsprogramms. Doch schnell missbrauchten unseriöse Händler das Etikett ,,Secondhand", um illegal Elektronikschrott zu exportieren – mit gravierenden Folgen für das Land. ... (6. Juli 2018)
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrom%C3%BClldeponie_Agbogbloshie

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Quote[...] Das Baseler Übereinkommen, das auch Deutschland unterschrieben hat, verbietet den Export von technischem Schrott aus Europa. Doch Recycling nach EU-Standards ist teuer, das Geschäft mit Second-Hand-Ware aus der sogenannten Ersten Welt in Afrika dagegen lukrativ. Ob die Geräte, die nach Afrika verschifft werden, auch tatsächlich funktionieren, spielt für rücksichtslose Händler keine Rolle: In den Häfen in Europa würden die Geräte eben kaum getestet und kontrolliert, sagt Mike Anane, außerdem hielten am Hafen von Accra korrupte Zollbeamte gerne die Hand auf, um den Schrott durchzuwinken.

Wer für diese wilde Müll-Deponie letztlich verantwortlich ist, lässt sich nicht endgültig klären. Das Umweltministerium von Ghana? Die Verwaltung der Hauptstadt Accra?

Victor Kotey erklärt sich bereit, Fragen zu beantworten. Kotey leitet die Abteilung für Abfallentsorgung im Großraum Accra. Aber seine Abteilung hat keineswegs die Kontrolle über die Deponie Agbogbloshie. Wer hier Elektroschrott und anderes ablädt, zahlt. An Männer, die sich die Deponie untereinander aufgeteilt haben:

"Ja, die Leute zahlen an diejenigen, die die Müllhalde bearbeiten. Aber es gibt keinen kontrollierten Zugang. Es ist mehr oder weniger eine wilde Deponie."

Es gibt kein Register dessen, was hier abgeladen wird. Es gibt auch keine Vorsorge gegen Umweltschäden. Schwermetalle, giftige Dämpfe, chemisch belastete Flüssigkeiten – all das hat niemand im Griff. Bennet Akuffo von der ghanaischen Umweltorganisation Green Advocacy Ghana hat mit einem Experten-Team Blei- und Kadmium-Werte im Blut von Menschen gemessen, die auf der Müllhalde von Agbogbloshie arbeiten:

"Wir haben 80 Leute untersucht. Die Werte waren hoch. Ziemlich hoch. Wer keine Medikamente bekommt, wer nicht vernünftiges Essen hat, wer nicht aus diesem Umfeld wegkommt – der wird nach einer Zeit krank. Und wenn dann keine Medikamente zur Verfügung stehen, dann stirbt er. Definitiv." ...

Victor Kotey von der Verwaltung der Stadt Accra weiß das alles. Die Deponie von Agbogbloshie soll deshalb dicht gemacht werden. Das wurde schon mehrfach angekündigt. Aber es passiert nicht.

Die Deponie ist für viele ein Arbeitsplatz. Gefährlich, gesundheitsschädlich – aber es ist ein Arbeitsplatz, sie verdienen hier mühsam Geld. 6.000 bis 10.000 Menschen arbeiten in diesem Geschäft mit Müll und Elektroschrott, sagen Schätzungen. Victor Kotey sieht das so:

"Auch wenn das alles ohne Genehmigung läuft – diese Leute erbringen auch viele wichtige Dienstleistungen. In den Stadtteilen, in denen wir keinen Müll sammeln können – da gehen sie hin und sammeln. Sie füllen also gewissermaßen eine Lücke. Wenn wir die Deponie Agbogbloshie schließen, dann müssen wir für diese Leute eine Alternative finden."

Hinter der Deponie ist ein ganzer Stadtteil entstanden, ein Slum. Kleine Geschäfte, fliegende Händler, Imbissbuden – sie alle leben indirekt von der Deponie. Und sie haben wütend protestiert, als ein Teil des Slums abgerissen wurde. Sie wissen nicht wohin, es gibt kein Angebot für ihre Umsiedlung. Sie würden auch protestieren, wenn die Deponie Agbogbloshie wirklich einfach dicht gemacht werden sollte.

Rund um Agbogbloshie ist ein Netz von Geschäften gewachsen, in denen pfiffige Techniker den Elektroschrott ausschlachten. Und daraus neue Produkte bauen.

DK Osseo-Asare kennt sich hier aus. Osseo-Assare hat eine kleine Organisation gegründet, die helfen will, das selbst erlernte technische Wissen der Schrott-Verwerter und deren Produkte besser zu vermarkten. Osseo-Assare zeigt, wie solche Produkte aussehen können:

Ein gelber Wasser-Kanister steht da. Drinnen steckt ein einfacher PC-Rechner, zusammengebaut aus alten Teilen von der Elektroschrott-Deponie Agbogbloshie. Der Wasser-Kanister dient als Gehäuse für den PC. Er funktioniert, kann leicht überall hin transportiert werden. Und er ist preiswert. Viele, die sich in Ghana keine westlichen Elektronik-Produkte leisten können, sind froh über dieses Angebot, das rund um Agbogbloshie entstanden ist.

...


Aus: "Überlebensstrategie Elektroschrott" Jens Borchers (21.05.2016)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/gift-in-ghana-ueberlebensstrategie-elektroschrott.799.de.html?dram:article_id=354763

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Quote[...] Der Schrottplatz von Agbogbloshie gilt als einer der verseuchtesten Orte der Welt. Auf dieser Deponie am Rande der ghanesischen Hauptstadt Accra wird vor allem Elektromüll entsorgt. Der Boden ist schwarz, durchtränkt von Altöl und Autobatterie-Säure, übersät von Scherben und spitzigen Metallteilen. Immer wieder wehen schwarze Rauchschwaden vorbei. Sie stammen von den brennenden Elektrokabeln. Um das isolierende Plastic von den Kupferkabeln zu entfernen, werden sie zu einem Knäuel geformt, das man dem Feuer überantwortet. Als Brandbeschleuniger dient der gelbe Isolierschaum auf der Hinterseite der Kühlschränke, der das gefährliche Treibgas FCKW enthält. Die Jugendlichen, die diese Arbeit verrichten, werden «Burner» genannt. Sie stehen ganz unten in der Hierarchie der 4000 Leute, die auf der Deponie arbeiten. Die meisten von ihnen leiden an Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, geröteten Augen, Husten oder sogar an Asthma und Gedächtnisschwund.

... Es gab immer wieder Anläufe der Regierung, die Deponie zu räumen, insbesondere vor ein paar Jahren, als es zu Überschwemmungen und einer Explosion kam. Aber obwohl die Bedingungen miserabel sind, wollen sich die in Agbogbloshie Beschäftigten ihre Arbeitsplätze nicht wegnehmen lassen. Schliesslich begnügte sich die Regierung damit, den Platz vorübergehend zu schliessen, um die Kanäle zu erneuern. Sie sind bereits wieder verstopft.

Die Polizei getraut sich kaum in die Welt von Agbogbloshie, die ganz eigenen Regeln folgt. Denn obwohl der Schrottplatz von aussen höchst chaotisch wirkt, ist er in Tat und Wahrheit hochgradig strukturiert. Es herrscht eine penible Arbeitsteilung, und wer nicht dazugehört, kommt nicht hinein. Die Beschäftigten bilden eine Art Gewerkschaft, die Scrap Dealers Association. Auch als Journalist kommt man nicht an den «Müllfunktionären» vorbei und darf nur mit einer autorisierten Begleitung herumgehen. Fotografieren ist streng verboten. «Sie wollen nicht, dass man mit ihrem Elend noch Geld macht», sagt der Führer. Die schrottbeladenen Fahrzeuge zahlen am Eingang eine Maut. Die «Burner» haben ihren zugewiesenen Ort. ...

... Zweifellos ist Agbogbloshie ein atemberaubendes Beispiel für «informelles» Wirtschaften. Aber zugleich ist es ein hoch organisierter, durchaus formalisierter Ameisenhaufen, der zudem auf vielfache Weise mit der formellen Wirtschaft verflochten ist.

Oft wird Agbogbloshie in apokalyptischen Tönen als Hölle beschrieben, als dunkle Kehrseite der westlichen Dekadenz. Man kann aber auch bewundern, mit welchem Einsatz hier selbst aus scheinbar wertlosem Müll noch Verwertbares extrahiert wird – Alchimisten, die versuchen, aus Dreck Gold zu machen. Hier wird ein Recycling praktiziert, das wegen der hohen Lohnkosten in Europa nie und nimmer rentabel wäre.

... Hätte man nur den Umweltschutz im Auge, müsste man Agbogbloshie sofort schliessen. Damit würde man jedoch Tausende von Menschen ihres Einkommens berauben und eine Revolte riskieren. Besser ist es, neben dem ökologischen Aspekt auch den ökonomischen und den sozialen Kontext zu berücksichtigen – und nicht nur die Katastrophenseite der Müllkippe zu sehen, sondern auch den Fleiss, die Kreativität, die Energie und die faszinierende Selbstorganisation auf diesem riesigen Arbeitsplatz.

... So ist zum Beispiel das Verbrennen der Plastic-Isolierung um die Kabel nicht nur gesundheitsschädigend, das Kupfer verliert so auch entscheidend an Wert. Das Entfernen von Hand wiederum wäre zu arbeitsintensiv, gemessen am Gewinn. Es ginge also darum, die Ummantelung schonend, aber doch effizient zu entfernen, ohne die bisherigen «Burner» arbeitslos zu machen. Dann könnten sie letztlich einen höheren Preis für das intakte Kupfer verlangen und gewännen doppelt. Unter Einbezug aller Beteiligten ist es möglicherweise gar nicht so schwierig, Lösungen für die Probleme in Agbogbloshie zu finden, obwohl dort anfangs alles so hoffnungslos erscheint.

...


Aus: "Hätte man nur den Umweltschutz im Auge, müsste man Agbogbloshie sofort schliessen" David Signer, Accra (9.4.2017)
Quelle: https://www.nzz.ch/wirtschaft/recycling-in-ghana-die-alchimisten-von-agbogbloshie-ld.939577

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Quote[...] Für die Menschen, die in Agbogbloshie arbeiten und sterben, scheint es eine mythologische Begriffswelt zu brauchen, um zu erklären, wie der technologische Fortschritt am anderen Ende der Welt ein fruchtbares Moorgebiet in ein ständig brennendes Fegefeuer verwandeln kann, dessen Rauchsäulen den Himmel auf ewig zu überdecken scheinen.

... Athletische, von Schweiß benetzte junge Männer, die für körperliche Höchstleistungen geboren scheinen, klopfen brennende Ringe aus alten Kabeln auf der Asche des Bodens aus, bis nur ein kleiner Klumpen wertvolles Kupfer übrig bleibt.

Verkauft wird der Rohstoff für die tägliche Mahlzeit und ein paar Plastikbeutel voll Wasser, mit denen der giftige Ruß aus dem Gesicht gespült wird. Doch selbst die ghanaische Lebenskraft, die abseits der Arbeit in allerlei akrobatischen Einlagen der Arbeiter zur Schau gestellt wird, kann hier nicht lange bestehen.

... Die Menschen sterben jung in Agbogbloshie. Viele leben gerade lang genug, um ihren Kindern einen Ausweg aus Sodom, in die Slums von Accra ermöglichen zu können. Die Fluchtwege aus Ghana sind kaum mehr passierbar.

Auch hier hat sich ein Geschäftsmodell um das Elend entwickelt, wie einer der Bewohner von Agbogbloshie erzählt. Gangs kontrollieren die Fluchtrouten, berauben, töten und vergewaltigen diejenigen, die sie zu nutzen versuchen. Die Menschen, die einmal in den Slums nahe der Mülldeponie angekommen sind, verlassen sie in der Regel nicht mehr - das Feuer von Sodom bleibt ihre einzige Lebensgrundlage.

Diese Hoffnungslosigkeit ist Nährboden für eine ganze Reihe von Krisenkulten: Ein manischer Prediger verkündet am Rande der brennenden Müllberge das Jüngste Gericht; ein Schrotthändler, der fest an den großen Reichtum glaubt, der in der Deponie verborgen liegt, fordert, dass noch mehr Müll nach Accra geschickt wird; junge Männer übernachten gemeinsam in Särgen - ein Voodoo-Ritual das einem von ihnen Reichtum verspricht; die Kabelbrenner rauchen Ganja in dem Glauben, sie würden so unverwundbar.

"Welcome to Sodom" entwirft so ein Panoptikum des giftigen Fegefeuers, in dem dutzende biblische, mythologische und popkulturelle - ein Teil des Films beschäftigt sich mit der lokalen Hip-Hop-Szene - Phänomene miteinander konkurrieren.

Allerdings schaffen die Regisseure Florian Weigensamer und Christian Krönes es dabei nur bedingt, die Einzelschicksale der Menschen mit den kultischen, jenseitigen und mythologischen Erzählungen, die die Feuer von Agbogbloshie umspielen, in Verbindung oder Widersprüche zu setzen.

Der Film bleibt stets ein Augenzeugenbericht, der formal keine unerwarteten Einsichten oder Korrespondenzen zwischen der herbeizitierten Spiritualität und dem tödlichen Dunst von Sodom herauszuarbeiten vermag. Agbogbloshie bleibt ein Endlager, in dem der Elektroschrott des Westens die Vitalität einer jungen Generation und ihre Hoffnung auf ein Leben abseits der Armut zu weißer Asche verbrennt.


Aus: "Das Endlager der digitalen Revolution" Karsten Munt (05. August 2018)
Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Das-Endlager-der-digitalen-Revolution-4127307.html?seite=all&hg=1&hgi=2&hgf=false


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Weltweit entstanden im Jahr 2018 48,5 Millionen Tonnen elektronischen und elektrischen Abfalls, nur 20 Prozent wird wiederaufbereitet. Die Vereinten Nationen warnen eindringlich vor einem "Tsunami aus E-Schrott".

Die Universität der Vereinten Nationen geht davon aus, dass sich die Abfallmenge in den nächsten 30 Jahren verdreifachen wird, wenn der Entwicklung nicht gegengesteuert wird. Darauf weist die jetzt in Davos vorgestellte Studie "A New Circular Vision for Electronics" des Weltwirtschaftsforums und des Weltwirtschaftsrats für Nachhaltige Entwicklung hin.

Die Studie, die von sieben Organisationen der Vereinten Nationen unterstützt wird, stellt fest, dass jährlich Materialien im Wert von 62,5 Milliarden US-Dollar nicht wiederverwertet werden. Dabei enthalte eine Tonne Elektronikschrott 100-mal so viel Gold wie eine Tonne Golderz. Die Studie "verdeutlicht, warum wir jetzt im großen Maßstab handeln müssen", sagt Peter Bakker, Präsident des Weltnachhaltigkeitsrats.

In der E-Waste-Koalition, die vom Weltnachhaltigkeitsrat unterstützt wird, haben sich unter anderem die Internationale Arbeitsorganisation, die Internationale Fernmeldeunion ITU und die Universität der Vereinten Nationen zusammengeschlossen. ITU-Generalsekretär Houlin Zhalo freut sich, dass die bereits 2011 gestarteten Bemühungen für ein neues E-Abfallsystem "nun an Boden gewinnen". Gegenwärtig arbeiteten Millionen von Menschen in der E-Abfallbeseitigung unter gesundheits- und umweltgefährdenden Bedingungen, darunter 600.000 in China. Laut Studie produziert ein Wiederaufbereitungsunternehmen in China mehr Kobalt als das Land in einer Mine im Laufe eines Jahres schürfen würde.

Nun sollen verschiedenen Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft sowie Gewerkschaften und Verbänden gemeinsam daran arbeiten, das bisherige "System zu verändern". Dominic Waughray vom Weltwirtschaftsforum weist darauf hin, dass "die Kreislaufwirtschaft unglaubliche Vorteile biete", wenn das innovative Potenzial der digitalen Revolution dafür erschlossen werden könne. Techniken wie das "Internet der Dinge" und Cloud Computing wird ein "großes Potenzial" zugeschrieben, das zu einer "Dematerialisierung" sowie einem besseren Produkt-Tracking, Rücknahme- und Wiederaufbereitungssystem führen könne. Die Studie weist außerdem darauf hin, dass für die künftige Produktion die Materialeffizienz, die Recycling-Infrastruktur und die Menge und Qualität des wiederaufbereiteten Materials entscheidend sei.

Die Initiative wird von weltweiten Markenführern, Regierungen und Organisationen bereits unterstützt. Zu den genannten Unternehmen gehört der US-amerikanische Computer-Hersteller Dell, der in den USA den Dienst "PC as a Service" anbietet.

Die nigerianische Regierung kündigte ein 2-Millionen-Dollar-Investment an, um eine sicherere E-Abfall-Recycling-Industrie in Nigeria aufzubauen. In Nigeria fallen jährlich 500.000 Tonnen E-Abfälle an. (bme)


Aus: "UN-Organisationen warnen vor Tsunami aus Elektronikschrott" Christiane Schulzki-Haddouti (25.01.2019)
Quelle: https://www.heise.de/newsticker/meldung/UN-Organisationen-warnen-vor-Tsunami-aus-Elektronikschrott-4287355.html

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Quote[...] DRESDEN taz | ,,In der DDR sind wir mit dem knappen Material, mit Ressourcen überhaupt sorgsamer umgegangen!" Pädagogin Gitta Berrached-Förster hat ihre Selfmade- und Langnutzungsgewohnheiten aber in die heutige Wegwerfgesellschaft übertragen. In Thüringen gehört sie zu den ersten Nutznießern des bundesweit ersten ,,Reparaturbonus"-Programms für Elektrogeräte, das Mitte Juni vom grün geführten Umwelt- und Energieministerium aufgelegt wurde. Und das auch noch mit dem ältesten geförderten Reparaturobjekt, einer 1979 für einen runden Ost-Tausender erworbenen Veritas-Nähmaschine. Ein Preis, der über dem damaligen Monatsdurchschnittslohn lag [https://taz.de/Dokumentation-im-Gorki-Theater/!5145346/].

Eineinhalb Jahre habe sie auf die Erfüllung der Bestellung warten müssen, berichtet Berrached-Förster, und dann nutzte die halbe Verwandtschaft das besondere Freiarm-Modell mit. Nach mehr als 40 Jahren versagte die Veritas nun zufällig in diesem Juni den Dienst, als hätte sie darauf gewartet, dass die Altgerätereparatur in Thüringen mit bis zu 100 Euro Zuschuss stimuliert wird. In Erfurt gibt es tatsächlich noch einen Kurzwarenladen, der ein solch nützliches Museumsstück repariert.

Nach Angaben des E-Waste-Monitors 2020 fallen in Deutschland jährlich 1,6 Millionen Tonnen Elektroschrott an, fast 20 Kilogramm pro Person. Die Menge wächst jährlich um 3 bis 5 Prozent. Mit einem vorerst noch bescheidenen Pilotprogramm von 150.000 Euro steuert Thüringen nun dagegen. Bis Ende 2022 soll der Fördertopf für etwa 2.000 Reparaturaufträge reichen. Doch schon jetzt ist absehbar, dass er sich schneller leeren wird, obschon nur ein Zuschuss pro Jahr beantragt werden kann. Nach einem knappen Monat sind bis Mitte Juli schon etwa 1.000 Anträge eingegangen. ,,Das Interesse übertrifft meine Erwartungen", freut sich Umweltministerin Anja Siegesmund von den Bündnisgrünen.

Ingenieur Roland Erdtmann findet das Antragsverfahren relativ unbürokratisch. Mit der Abwicklung ist die Verbraucherzentrale Thüringen betraut. Online lädt man den Antrag herunter, füllt ihn aus und schickt ihn mit dem Reparaturbeleg per Post ein. Bei Erdtmann ging es um sein Handy und das seines Sohnes, dessen Display zerstört war. ,,Ohne die Förderung hätte ich es für 159 Euro nicht reparieren lassen", bekennt er. Auf den Bonus war er durch eine Pressemeldung aufmerksam geworden. Der Bonus ,,setzt den richtigen Anreiz", sagt er.

Damit ist er ein typischer Antragsteller, bestätigt Projektleiter Stefan Eisentraut von der Verbraucherzentrale. Denn Mobiltelefone, insbesondere mit Displayschäden, führen die Liste reparierter Geräte an, gefolgt von Geschirrspülern, Waschmaschinen, Kaffeemaschinen und Elektroherden. Die Geräte sind im Durchschnitt aber wesentlich jünger als die beinahe unverwüstliche Veritas-Nähmaschine. Es dominieren die Baujahre 2016 bis 2018.

Mittlerweile prüft das ebenfalls grün geführte sächsische Umweltministerium die Übernahme des Thüringer Vorbilds. Auch Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz haben Interesse bekundet und in Erfurt nachgefragt. Das Bundesumweltministerium sieht sich durch dieses Länderinteresse von Erwartungen an eigene Aktivitäten entlastet.

,,Aus der Sicht des Ministeriums bedürfen solche und ähnliche Initiativen nicht zwingend einer bundeseinheitlichen Regelung", antwortet ein Sprecher auf taz-Anfrage. Er verweist auf die 2018/19 verhandelte europäische Ökodesign-Richtlinie. Seit dem 1. März dieses Jahres müssen demnach Hersteller von Elektrogeräten diese so aufbauen, dass für die Lebensdauer relevante Baugruppen mit herkömmlichen Werkzeugen ausgetauscht werden können.

Die Bundesregierung möchte diese Kriterien über energieverbrauchsrelevante Geräte hinaus auch auf andere Produktgruppen erweitern. Allerdings müssen Hersteller nach wie vor Wartungs- und Reparaturinformationen nur zwei Jahre nach der Erstauflage eines Modells bereitstellen.

Gleichwohl lobt der Sprecher des Bundesumweltministeriums die Thüringer Initiative und hofft auf Nachahmer in anderen Bundesländern und Kommunen.


Aus: "Nachhaltigkeit bei Elektrogeräten: Reparatur- statt Abwrackprämie" Michael Bartsch (20. 7. 2021)
Quelle: https://taz.de/Nachhaltigkeit-bei-Elektrogeraeten/!5781660/

QuoteŠarru-kīnu
20.07.2021, 09:01

Ich muss als ITler ehrlich etwas schmunzeln bei den abgebildeten "reparaturbedürftigen" Computern. Die floppy disk kommt zurück.


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Ein neuer Bericht der Vereinten Nationen (UN) warnt vor der weltweit zunehmenden Menge an Elektroschrott. Demnach entweichen aus den weggeworfenen Geräten "Schwermetalle, Kunststoffe und giftige Chemikalien". Dies sei eine "große Katastrophe" für die Umwelt, sagte der Hauptautor der Studie, Kees Baldé.

Außerdem stellt der Elektroschrott laut dem Bericht ein Gesundheitsrisiko dar – insbesondere in ärmeren Ländern, wohin der Schrott aus reicheren Ländern häufig geschickt wird.

Mit insgesamt 62 Millionen Tonnen Schrott im Jahr 2022 ist dem Bericht zufolge eine Rekordmenge an Smartphones, Fernsehern und anderen Elektrogeräten weggeworfen worden. Davon sei nur ein Viertel wiederverwertet worden.

In dem Bericht wird der Wert der im Schrott enthaltenen Metalle auf 91 Milliarden Dollar (rund 84 Milliarden Euro) geschätzt. Davon sei jedoch nur ein Drittel verwertet worden, die meisten Geräte würden verbrannt.

Seit 2010 hat sich der Elektroschrott im Jahr 2022 in etwa verdoppelt, heißt es in dem Bericht. Mit der steigenden Nachfrage an elektrischen Geräten, darunter Solaranlagen und E-Autos, werde auch die Menge des Mülls weiter wachsen.


Aus: "UN beklagen Gesundheitsrisiken durch Rekordmenge an Elektroschrott" (20. März 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2024-03/un-elektroschrott-gesundheitsrisiko-umweltzerstoerung

Quotephisad

Wäre vielleicht mal eine gute Idee, dass die Produzenten auch die Rückgabe und Wiederverwertung sicher stellen müssen. Aber das ist ja nur eine Kurzmeldung hier...


QuoteSeebergers Kalle

Recycling von Elektrogeräten ist maschinell und auch chemisch schwierig. Daher ist viel Handarbeit gefragt. Beim Lohnniveau in z.B. der EU nicht rentabel. Bleibt also nur verbrennen oder verschicken. ...


QuoteTill Varo

Freie Marktwirtschaft bedeutet: Jeder darf jeden Unsinn (mit ordentlich programmierter Obsolezenz) herstellen, verkaufen und kaufen, wie er möchte.

Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik läuft darauf hinaus, dass das Endprodukt (im doppelten Wortsinn) billig sein muss!

Wer regulieren möchte, dass ein kompletter Drucker signifikant mehr kosten sollte, als ein Set neuer Tintenpatronen, setzt sich dem Verdacht planwirtschaftlichen Stalinismus' aus.

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