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[Klimaveränderungen auf der Erde... ]

Started by Textaris(txt*bot), November 08, 2008, 04:34:53 PM

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Textaris(txt*bot)

QuoteStefan Aust auf "Welt Online" schrieb: "Warten wir doch, bis der Klimahype abgeklungen ist", ein Grabsteinspruch zum Schmunzeln.

Aus: "Warum es so viele Frauen an der Klimafront gibt" Aus einer Kolumne von Margarete Stokowski (25.06.2019)
Quelle: https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/klimaschutz-warum-es-so-viele-frauen-an-der-klimafront-gibt-kolumne-a-1274166.html

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The Climate Action Tracker is an independent scientific analysis that tracks government climate action and measures it against the globally agreed Paris Agreement aim of "holding warming well below 2°C, and pursuing efforts to limit warming to 1.5°C." A collaboration of two organisations, Climate Analytics and NewClimate Institute, the CAT has been providing this independent analysis to policymakers since 2009. ...
https://climateactiontracker.org/countries/germany/

-

Quote[...] Als globale Erwärmung bezeichnet man den während der vergangenen Jahrzehnte beobachteten allmählichen Anstieg der Durchschnittstemperatur der erdnahen Atmosphäre und der Meere sowie die künftig erwartete steigende Erwärmung. Ihre hauptsächliche Ursache liegt nach dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Verständnis ,,sehr wahrscheinlich"[1] in der Verstärkung des natürlichen Treibhauseffektes durch menschliches Einwirken.[2] [3] ...

[...]

# ↑ Intergovernmental Panel on Climate Change (2007): IPCC Fourth Assessment Report - Working Group I Report on "The Physical Science Basis"
# ↑ Hansen, J., Mki. Sato, R. Ruedy et al. (2005): Efficacy of climate forcings, in: Journal of Geophysical Research, 110, D18104, doi:10.1029/2005JD005776 (PDF, 20,5MB)


Aus: "Globale Erwärmung" (30. Oktober 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Globale_Erw%C3%A4rmung

-.-

http://de.wikipedia.org/wiki/Kontroverse_um_die_globale_Erw%C3%A4rmung

-.-


Textaris(txt*bot)

#1
Quote[...] Die Klimaveränderungen auf der Erde sind so stark wie seit 5.000 Jahren nicht mehr. Das geht aus einer Studie hervor, die die Ökosysteme in der Arktis und im Nordatlantik untersucht hat. Die Forscher um den Meeresbiologen Charles Greene von der Cornell Universität im US-Bundesstaat New York analysierten die wichtigsten Wärme- und Kälteperioden in der Arktis in den vergangenen 65 Millionen Jahren.

Demnach gab es mehrere Temperaturstürze, bei denen die Durchschnittstemperatur innerhalb weniger Jahre um bis zu zehn Grad Celsius sank.
Eine Erwärmung wie in den vergangenen 50 Jahren habe es jedoch seit fünf Jahrtausenden nicht mehr gegeben. Sie sei "beispiellos" in der Geschichte der Menschheit, sagte Greene.

...


Aus: "Gewaltigste Klimaveränderung seit 5.000 Jahren" ([science.ORF.at/APA/AFP, 7.11.08] )
Quelle: http://science.orf.at/science/news/153263


Textaris(txt*bot)

#2
Quote[...] Fast die Hälfte der bewohnbaren Erdoberfläche ist heute besiedelt oder beackert. Forscher sehen das ökologische Gleichgewicht der Erde kippen – noch dieses Jahrhundert. Nach Ansicht von Forschern könnten Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Umweltzerstörung möglicherweise noch in diesem Jahrhundert das Ökosystem unwiderruflich kollabieren lassen. Es könne plötzlich kippen und nicht, wie allgemein angenommen, über Jahrhunderte hinweg langsam zusammenbrechen, warnten sie in einer vom Fachmagazin Nature veröffentlichten Studie. Ohne Gegenmaßnahmen könnte der "kritische Punkt" schon bald erreicht sein, mahnten sie im Vorfeld der UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung Ende Juni in Rio de Janeiro.

Für die Studie arbeiteten insgesamt 22 Biologen, Ökologen, Geologen und Paläontologen aus drei Kontinenten zusammen. Sie verglichen die Auswirkungen früherer weltweiter Umweltveränderungen – wie etwa während der Eiszeit – auf Flora und Fauna mit dem aktuellen Wandel. In ihren Berechnungen gingen sie von einem Anstieg der Bevölkerung auf 9,3 Milliarden bis 2050 und einer Klimaerwärmung aus, die das UN-Begrenzungsziel von zwei Grad Celsius übersteigt. Demnach wird das gesamte weltweite Ökonetz kollabieren, sobald 50 bis 90 Prozent der kleineren Ökosysteme in ihrer bisherigen Form zerstört sind.

Laut der Studie werden schon heute 43 Prozent der eisfreien Erdoberfläche für Landwirtschaft und zum Wohnen genutzt. Sollte der Trend anhalten, wäre die potenziell gefährliche 50-Prozent-Marke bereits 2025 erreicht.

... Noch gebe es Zeit für Lösungen, wie etwa ein Ende der Verschwendung von Rohstoffen oder des Wachstumdenkens um jeden Preis. "Kurz gefasst: Bisher wurde noch nichts wirklich Relevantes unternommen, um das Schlimmste zu verhindern", sagte Arne Mooers, Professor für Biodiversität an der kanadischen Simon Fraser University.

...


Aus: "Wissenschaftler warnen vor plötzlichem Kollaps des Ökosystems" (07.06.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2012-06/erde-oekosystem-klimawandel-studie

QuoteDerDoktor
    07.06.2012 um 10:16 Uhr

Und?..

- "Kurz gefasst: Bisher wurde noch nichts wirklich Relevantes unternommen, um das Schlimmste zu verhindern" -

... wird sich unter einer mächtigen globalen Wirtschaftsdiktatur, die mit glänzenden Dollarzeichen in den Augen im Rausch der Droge "Wachstum" von Krise zu Krise taumelt, zeitnah etwas daran ändern?



QuoteMoika
    07.06.2012 um 10:34 Uhr

Der Bericht ist Gift für die Politik.

Den Menschen ist nicht zu helfen. Das beste Beispiel können wir derzeit erleben: Alles, aber auch wirklich alles dreht sich nur noch um das "heilige" Zauberwort Wachstum. Wer Wachstum kreiert, egal mit welchen Mitteln, ist der große Guru.

Schonend mit Ressourcen umgehen hieße doch im Umkehrschluß auf Wachstum zu verzichten. Darauf wird - und will vor allen Dingen, niemand verzichten wollen.

Bei Verzicht wird von einer beschleunigten Verarmung der Massen das Wort geredet. In China beispielsweise rechnet man bei einem Wachstum von weniger als 6 Prozent mit langfristig schweren gesellschaftlichen Verwerfungen, sprich Aufständen in der Bevölkerung.

Dem werden sich Politiker nicht aussetzen wollen - und weitermachen wie bisher. Man hat die Menschen bis heute eigentlich auf Nichts vorbereitet, obwohl es an allen Ecken und Kanten drückt. Verzichten können die vielleicht auf solche Warnungen aber auf Wachstum....


QuotethedaT
    07.06.2012 um 10:41 Uhr

... Es wird sich zeigen ob wir dümmer wie Ameisen sind.


Quotebergstroem
    07.06.2012 um 11:00 Uhr

Absolut unumkehrbar

Die menschliche Spezies schafft es nicht einmal, von Terror, Krieg und Mord abzulassen. Die Rettung der Ökosysteme ist somit aussichtslos. Sei's drum, das Universum wird uns nicht vermissen.


QuoteMakmachtmobil
    07.06.2012 um 11:29 Uhr

Dieser Artikel gefährdet eindeutig das Wachstum! Die Märkte werden das mit Missmut quittieren und die Wissenschaftler herabstufen.


-

Study predicts imminent irreversible planetary collapse
June 06, 2012
http://www.sfu.ca/pamr/media-releases/2012/study-predicts-imminent-irreversible-planetary-collapse.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] POTSDAM afp | Selbst bei einer auf zwei Grad Celsius begrenzten globalen Erwärmung muss weltweit mit einem erheblichen Meeresspiegel-Anstieg von 1,5 bis vier Metern bis zum Jahr 2300 gerechnet werden. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie eines deutsch-niederländisch-australischen Forscherteams, wie das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) am Sonntag mitteilte.

Als den wahrscheinlichsten Schätzwert errechneten die Experten für dieses Klimawandel-Szenario einen Meeresspiegelanstieg von 2,7 Metern. Die Folgen für Küstenstädte und -gebiete wären erheblich, sagte der bekannte PIK-Forscher und Studien-Mitautor, Stefan Rahmstorf.

,,Für New York City zum Beispiel wurde gezeigt, dass ein Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter die Häufigkeit schwerer Überflutungen von einmal pro Jahrhundert auf einmal alle drei Jahre steigern könnte." Auch niedrig liegende Länder wie Bangladesch wären betroffen.

Nach Angaben der Verfasser handelt es sich bei der Studie, die nun in der Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlicht wurde, um die erste realistische Projektion des klimabedingten Meeresspiegelanstiegs über einen derart langen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten. Sie stützt sich dabei auf Beobachtungen im vergangenen Jahrtausend und überträgt diese auf Szenarien für die künftige Entwicklung der Treibhausgasemissionen.

Wesentlicher Fortschritt gegenüber älteren Studie sei die Einbeziehung der Effekte der abschmelzenden Eismassen etwa an den Polen, erklärte das PIK. Bislang hätten diese nur die wärmebedingte Volumenausdehnung des Meerwassers berücksichtigt. An diesem Punkt aber sei die Forschung inzwischen weiter. Die neue Untersuchung biete daher plausible Schätzungen für eine Risiko-Analyse.

Der Meeresspiegelanstieg gilt als eine potenziell besonders verheerende Begleiterscheinung des Klimawandels. Weltweit leben viele hundert Millionen Menschen in niedrigen küstennahen Gebieten. Betroffen wären neben vielen armen Staaten auch wichtige weltwirtschaftliche Zentren, etwa in Asien. Sollten sie unbewohnbar werden, drohen immense ökonomische Schäden und Flüchtlingskatastrophen.

Das von den Forschern als Bezugspunkt gewählte Zwei-Grad-Ziel ist die Grenze, auf die die internationale Staatengemeinschaft den Temperaturanstieg möglichst begrenzen will. In dieser Größenordnung gelten die Folgen noch als halbwegs beherrschbar. Experten bezweifeln angesichts der weiter schleppenden Klimaschutz-Fortschritte allerdings zunehmend, dass das Ziel eingehalten werden kann.

Bei einer stärkeren Temperaturerhöhung um drei Grad würde der Meeresspiegel entsprechend stärker steigen, errechneten die Forscher laut PIK. Dann wären es voraussichtlich zwei bis fünf Meter, als bester Schätzwert gelte dann ein Wert von 3,5. Andersherum würde der Anstieg des Meeres bei einer Begrenzung der Temperatursteigerung auf unter 1,5 Grad auch deutlich niedriger ausfallen.

Hauptautor der Untersuchung ist der niederländische Klimaforscher Michiel Schaeffer, ebenfalls beteiligt war der australische Wissenschaftler Bill Hare. Beide arbeiten bei der in Berlin angesiedelten nicht-kommerziellen Organisation "Climate Analytics", die Klima-Analysen erstellt und mit dem PIK kooperiert.


Aus: "Bis zu fünf Meter" (25.06.2012)
Quelle: https://www.taz.de/Anstieg-des-Meeresspiegels/!96038/


Textaris(txt*bot)

#4
Quote[...] Man weiß, dass bestimmte Handlungen zu einer Katastrophe führen – und macht sie trotzdem. Genau das passiert zurzeit in den USA. Seit mehr als zwanzig Jahren warnen Wissenschaftler davor, dass der Klimawandel immer öfter zu extremen Wetterereignissen führen wird. In diesem Jahr erlebten die USA den heißesten Sommer überhaupt und die schlimmste Dürre seit fünfzig Jahren. Mega-Stürme wie Sandy werden noch häufiger die Ostküste heimsuchen.
Doch die Warnungen der Wissenschaftler werden ignoriert – zumindest in Washington. Selbst nach der Verwüstung von New York ist unklar, ob Amerika jetzt endlich aufwacht und ernsthaft etwas unternimmt.
Es gibt erste Hoffnungsschimmer: Den Anstieg des Meeresspiegels zu mindern, würde doch ganz sinnvoll klingen, wenn man sich die Folgen von Sandy anschauen würde, sagte am Dienstag Ex-Präsident Bill Clinton. Er ist damit das erste politische Schwergewicht, das explizit eine Verbindung zwischen Sandy und Klimawandel zieht.

Auch New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo redete Präsident Obama ins Gewissen. "Jedes zweite Jahr haben wir inzwischen eine Jahrhundertflut", sagte er nach dem Wirbelsturm, "jeder der glaubt, die Wettermodelle ändern sich gerade nicht dramatisch, verleugnet die Realität."

Obama dagegen schweigt. Ebenso sein Herausforderer Mitt Romney. Zum ersten Mal seit 1984 spielt das Thema Klimawandel keine Rolle während der TV-Duelle der Kandidaten. Und was sagt Obama in einem MTV-Interview, als er darauf angesprochen wird? Ja, das hätte ihn auch "überrascht" – so, als ob er nichts dafür könnte. Er ist ja nur Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Interessanterweise fand er aber genug Zeit, über rekordverdächtige Ölfördermengen und neue Pipelines zu reden.

Auch in den Medien spielt das Thema Klimawandel keine Rolle. Die Medien tun es als drittklassig ab. Es sei ein Nischenthema, das nur für ein paar einsame Umweltschützer interessant sei. Am Ende würden doch Wirtschaftsthemen die Menschen stärker interessieren, so eine CNN- Moderatorin nach einem TV-Duell der Präsidentschaftskandidaten.

Das sollte man der Versicherungsbranche sagen, die nach Sandy Schäden in Höhe von mindestens 20 Milliarden Dollar stemmen muss. Oder den amerikanischen Steuerzahlern, die sich auf zusätzliche zehn bis zwölf Milliarden Dollar einstellen müssen, weil Werte unversichert waren.

Dieser Betrag entspricht etwa den Subventionen für die Öl-, Gas und Kohleindustrie, die nicht nur den Klimawandel verantwortet, sondern auch verhindert, dass die Politik aktiv wird. "Wie wäre es, wenn wir unser Geld nicht dafür verwenden, den Klimawandel weiter anzuheizen, sondern zukünftige Naturkatastrophen verhindern", sagt Steve Kretzmann von der Organisation Oil Change International.

Und am Ende sollte man das zu Valerie Baumler sagen, die ihren 11-Jährigen Sohn Jack durch Sandy verloren hat.

"Wenn es irgendeine Gerechtigkeit in der Poesie gibt, dann sollte dieser Wirbelsturm Hurrikan Chevron oder Hurrikan Exxon heißen, nicht Hurrikan Sandy," sagt Bill McKibben, Gründer der Klimaschutz-Organisation 350.org. Chevron, Exxon-Mobil und andere Ölkonzerne haben gezielt Desinformationskampagnen finanziert. Sie haben es geschafft, dass die USA die weltweit einzige Industrienation sind, die noch immer ernsthaft den wissenschaftlichen Konsens bezweifelt, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Big Oil sorgt dafür, dass solche Naturkatastrophen wahrscheinlicher werden – und tödlichere Folgen haben.

... Wie lange noch darf Big Oil die amerikanische Regierung in Geiselhaft nehmen? Wie lange noch haben Exxon-Mobils Geschäftspläne das Sagen ... ?


Aus: "Big Oil nimmt Amerika in Geiselhaft" Mark Hertsgaard (01.11.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-10/gastbeitrag-hertsgaard

QuoteSchniebel, 01.11.2012 um 7:39 Uhr

Big Oil? ... Also Klimawandel, ja, den gibt es. Menschengemacht? nein, glaube ich nicht.


Quote
    Realpolitik
    01.11.2012 um 7:43 Uhr

Glauben

"Also Klimawandel, ja, den gibt es. Menschengemacht? nein, glaube ich nicht."

Glauben ersetzt keine Wissenschaft.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Eisschild der Antarktis hat in den vergangenen 20 Jahren knapp drei Milliarden Tonnen Eis verloren. Laut einer Studie, die jetzt im Magazin ,,Nature" veröffentlich wird, schmolz das Eis des Südkontinents zwischen 1992 und 2017 um rund 2720 Milliarden Tonnen. Das entspricht einem Anstieg des Meeresspiegels um 7,6 Millimeter.

...


Aus: "Antarktis verliert binnen 20 Jahren drei Billionen Tonnen Eis" Sirinya Wattanasukchai (14.06.2018)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wissen/klimawandel-antarktis-verliert-binnen-20-jahren-drei-billionen-tonnen-eis/22682770.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Dürre, Waldbrandgefahr, Kreislaufprobleme: Der Sommer in Deutschland zeigt seit Wochen Schattenseiten – und in Zukunft müssen wir uns auf noch viel mehr Hitzetage und tropische Nächte einstellen. Davon sind Klimaexperten überzeugt.

"Es wird weiterhin schöne und schlechte Sommer geben, aber die extremen Sommer werden häufiger auftreten", sagt Daniela Jacob, Direktorin am Climate Service Center in Hamburg. Das Institut ist eine Einrichtung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht in Schleswig-Holstein. Zukünftige Klimaszenarien zeigen laut Jacob: Ob beim Städtebau oder in der Landwirtschaft – überall brauche es Anpassung an das Extremwetter. "Wir müssen heute handeln", betont die Professorin.

Bereits zur Mitte des Jahrhunderts wird es nach Worten von Jacob in Deutschland mehr Hitze- und Dürreperioden sowie Starkregen und heftigere Stürme geben. "Aber zum Ende des Jahrhunderts wird es sich noch viel deutlicher zeigen, ob wir Klimaschutz betrieben haben oder nicht", erklärt sie. Das Klima reagiere sehr langsam. "Heute eingeleitete globale Klimaschutzmaßnahmen greifen erst ab Mitte des Jahrhunderts." Veränderungen bis 2050 seien nur noch wenig zu beeinflussen.

Für die Zeit 2050 bis 2100 aber sind laut Jacob noch gravierende Unterschiede bei der Erwärmung möglich – abhängig vom Klimaschutz. Das zeige sehr anschaulich die Zahl der Hitzetage, die die Temperaturen auf mehr als 30 Grad steigen lassen: Zum Ende dieses Jahrhunderts sind es den Modellen zufolge im Schnitt in Deutschland lediglich drei Hitzetage mehr als im Vergleichszeitraum 100 Jahre zuvor, wenn das Ziel des Pariser Klimaabkommens – die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen – wirklich geschafft wird.

Wenn aber wie bisher Treibhausgase in die Atmosphäre entlassen werden, das sogenannte Weiter-wie-bisher-Szenario, dann sind es schon zwölf Hitzetage mehr. Die Jahresmittel-Temperatur würde dabei um etwa 3,7 Grad steigen.

"Das bedeutet, extreme Sommer wie 2003 oder wie wahrscheinlich auch dieser können dann ein mittlerer Sommer werden", sagt Peter Hoffmann, Meteorologe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Es werde eine Verschiebung geben: "Das zukünftige Berlin wird nach unseren Berechnungen 2050 das gegenwärtige Freiburg sein." Die Temperaturen in Freiburg wiederum könnten dann mediterran werden.

Was oberflächlich betrachtet vielleicht nett klingt, bringt viele Probleme mit sich. "Je wärmer es zukünftig im Sommer wird, umso mehr müssen wir auch kühlen. Dabei verbrauchen wir mehr Energie, das wird richtig teuer werden", sagt etwa der Sprecher des Deutschen Wetterdienstes, Gerhard Lux, in Offenbach.

Auch Ernteausfälle, Fischsterben, niedrige Wasserstände in den Flüssen und schlechter Schlaf gehören zu den Folgen von Hitze und Trockenheit – die ja auch jetzt schon spürbar sind. "Alle haben außerdem nur 30 Tage Urlaub, wenn nicht sogar weniger", sagt Hoffmann. "Man muss auch bei solchen Extrembedingungen seine tägliche Arbeit leisten, das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Produktivität."

Die Klimaveränderungen zeigen sich nach Angaben von Jacob auch im Winter: Sie werden milder und feuchter, die Zahl der Frosttage geht zurück. "18 Tage weniger, wenn wir Klimaschutz betreiben und wenn wir so weitermachen wie bisher, sind es über 55 Tage weniger", erklärt Jacob. "Wir brauchen den Frost aber für die Vegetation." Das Climate Service Center berät Politiker und Unternehmen zur Anpassung an den Klimawandel. Es untersucht Änderungen des Klimas auf Basis regionaler Simulationen der vom Bund finanzierten Initiative namens ReKliEs-De.

Was muss heute konkret getan werden, um sich auf diese Änderungen einzustellen? "In einem gewissen Rahmen können wir uns in Deutschland anpassen, aber es wird wehtun", meint Lux. In den Großstädten gibt es laut Jacob einen Konflikt: Verdichtung spare zwar Energie, sei aber ein Problem für die wichtige Anpassung an die Hitzeperioden. "Dafür müsste man Lüftungskorridore schaffen und viel Grün in die Städte bringen", sagt die Wissenschaftlerin.

Der Einsatz von Materialien sollte überdacht werden. "Ich weiß, dass es einige Regionen in Europa gibt, die wieder an die Lehmbauweise denken, weil das einfach Feuchtigkeit und Kühle speichert", erklärt Jacob. Beim Hausbau solle man in den kommenden Jahren weniger auf Glasfassaden setzen. "Klimaanlagen überall einzubauen, ist keine Alternative, weil sie zu viel Energie verbrauchen." Das ganze Kanalsystem in den Städten müsse auf mehr Starkregen angepasst werden. In der Landwirtschaft laufe derzeit die Diskussion über hitze- und trockenstressresistente Sorten.

Aufhalten lässt sich die Klimaveränderung nach Expertenangaben nicht mehr, nur noch mit Schutzmaßnahmen eindämmen. "Wir können das Rad nicht mehr zurückdrehen", sagt Lux. "Aber wir können verhindern, dass es bis Ende des Jahrhunderts noch schlimmer wird."




Aus: "Das künftige Klima in Deutschland: "Extreme Sommer werden häufiger"" Stephanie Lettgen, dpa  (08.08.2018)
Quelle: https://www.heise.de/forum/heise-online/News-Kommentare/Das-kuenftige-Klima-in-Deutschland-Extreme-Sommer-werden-haeufiger/

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Es beginnt mit Blitz und Donner, Sturm und Überschwemmungen. Mit den ersten Bildern lässt der Dokumentarfilmer Thomas Aders keinen Zweifel daran, worum es ihm geht: die Klimaveränderung als Katastrophe – die selbst verschuldete Katastrophe, wohlgemerkt. Denn all zu lange haben wir den Klimawandel und seine Folgen ignoriert. Das tun heute immer noch geistig oder ideologisch beschränkte Politiker wie etwa US-Präsident Donald Trump.  Es müsste nur einmal nach Indonesien reisen oder Jakutien im Norden Russlands. Dort hat Autor Aders erdrückende Beweise gefunden dafür, dass sich die Lebensbedingungen auf der Erde drastisch ändern. Mit Konsequenzen, die bald nicht nur im Verschwinden von Inselgruppen wie den Malediven oder in von der Dürre geplagten Gegenden wie der Sahelzone zu erleben sind. Die Veränderungen der Natur sind das eine, aber die Reaktionen der davon betroffenen Menschen sind das andere: ,,Klimafluch und Klimaflucht" heißt der Film.

Immer wieder macht Aders mit Aussagen von Wissenschaftlern deutlich: Der Klimawandel wird zur ,,Klimaflucht" führen, und dann bleibt es nicht bei ein paar tausend Betroffenen, die sich in Richtung Europa oder, wie jetzt, USA auf den Weg machen. Schon jetzt fliehen 50 Millionen Menschen pro Jahr, weiß Nina Birkeland vom Norwegian Refugee Council. In dreißig Jahren könnten es hunderte Millionen sein, prophezeit der belgische Umweltforscher Francois Gemenne von der Universität Lüttich.

Aders hat seinen Film im Untertitel  ,,Massenmigration – Die wahre Umweltkatastrophe" genannt. Das klingt zunächst ein wenig nach der Borniertheit eines bayerischen Provinzpolitikers, der ja die Migration unlängst zur ,,Mutter aller Probleme" erklärt hatte. Aber Aders geht es nicht um Abschottung gegen Flüchtlinge, sondern um die unausweichlichen Folgen der Zerstörung des Planeten.

Die Indizien, die der Filmemacher rund um den Globus sammelt, sprechen eine klare Sprache. Indonesien zum Beispiel, ein Staat aus 17000 Inseln, wird bis zur Mitte des Jahrhunderts womöglich einen Großteil dieser Eilande ans Meer verloren haben. Schon jetzt sind manche Küstenorte nicht mehr bewohnbar, weil das Wasser immer wieder in Schulen und Häuser dringt.

Die Hauptstadt Djakarta, ein Moloch von zehn Millionen Einwohnern, versucht sich noch mit Betonmauern gegen die Überflutungen zu wehren –­ ein hilfloser Akt. Denn während das Wasser  vier bis sechs Millimeter pro Jahr steigt, sinkt der Untergrund der Stadt zugleich jährlich zwischen drei und 20 Zentimetern. Ein Drittel der Metropole liegt schon tiefer als der Meeresspiegel.  Wissenschaftler schätzen, dass bis zu 40 Millionen der 170 Millionen Indonesier früher oder später ihre Heimat verlassen müssen.

Ist es im südostasiatischen Inselstaat das Wasser, das die Existenz der Menschen bedroht, ist es in der Mitte Afrikas der Mangel daran. Der Tschadsee am Südrand der Sahara, Lebensraum für 40 Millionen Fischer und Bauern, ist aufgrund der Erderwärmung zwischen 1963 und 2007  von 25 000 Quadratmeter Fläche auf 2500 Quadratmeter geschrumpft. Die Regenzeit hat sich auf weniger als vier Monate verkürzt. Mensch und Vieh fehlt die Lebensgrundlage. Immer mehr machen sich auf den Weg gen Süden, wo es grüner und regenreicher ist.

Die Erderwärmung wirkt auch an einem ganz anderen Teil des Globus: Im Norden Russlands, in Jakutien, taut der Permafrost-Boden auf. Nachrichten von spektakulären Funden von Mammutknochen gingen durch die Medien. Aber das Erscheinen der Fossilien bedeutet zugleich: Die Erde weicht auf, Straßen und Häuser verrutschen, und Gase entweichen in großen Mengen: Methan und CO2. Der Osten Russlands sei vollständig wohl nicht mehr zu retten, diagnostiziert ein Wissenschaftler.

Aders porträtiert einen Mann, der sich dagegen stemmt: Klimaforscher Nikita Zimov führt einen individuellen Kampf, will mit Viehhaltung auf einem von ihm gekauften Landstrich zeigen: Wo die Tiere winters den Schnee stampfen, taut der Boden darunter weniger rasch. Aders nennt ihn den ,,Visionär, der aus der Kälte kam". Aber Zimov steht allein auf weiter Flur – im Wortsinne.

Aders spricht mit den Opfern des Wandels, wie dem Kameltreiber Mohammed. Er hat statt gut 50 Tieren nur noch fünf. Der Autor spricht nicht mit den Apologeten, mit Leugnern des Klimawandels, denn er hat eine Mission. Er will aufrütteln.  Er hat darin recht. Die Beweise sind zu erdrückend. Dennoch wünschte man sich eine weniger pessimistische Darstellung, einen Blick auch auf die vielen Menschen weltweit, die etwas tun gegen die Zerstörung des Planeten, nicht nur einen energischen Bewohner Sibiriens. Am Ende sieht man afrikanische Kinder, die sich an einem sprudelnden Wasserhahn gütlich tun.  Es wirkt, als wolle Aders seiner bedrückenden Diagnose ein versöhnliches Ende verschaffen. Es wirkt: aufgesetzt.


Aus: ",,Klimafluch und Klimaflucht", Arte: Katastrophen-Szenario" Daland Segler (20.11.2018)
Quelle: http://www.fr.de/kultur/netz-tv-kritik-medien/tv-kritik/klimafluch-und-klimaflucht-arte-katastrophen-szenario-a-1624645

Textaris(txt*bot)

Quote[...] 2018 ist der Meeresspiegel erneut angestiegen. Der globale Mittelwert lag nach Angaben der Weltwetter-Organisation (WMO) um etwa 3,7 Millimeter über dem Wert des Vorjahres. Der durchschnittliche Anstieg seit 1993 betrage nun 3,15 Millimeter pro Jahr, berichtet die WMO.

Den Angaben zufolge hat der Meeresspiegel damit den höchsten Stand seit dem Beginn systematischer Satellitenmessungen erreicht. Insgesamt liegt er ungefähr acht Zentimeter über dem Wert von 1993. Die wichtigste Ursache ist das Schmelzen der Gletscher. Eine wichtige Rolle spielte zuletzt auch das Klimaphänomen El Niño, das die Erde in den Jahren 2015 und 2016 deutlich aufheizte.

Die WMO weist auch darauf hin, dass die vergangenen vier Jahre die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen waren. Die globale Durchschnittstemperatur an der Oberfläche habe im Jahr 2018 rund ein Grad Celsius über dem Referenzwert für die vorindustrielle Zeit gelegen. "Zum Zögern ist keine Zeit mehr", warnte Uno-Generalsekretär António Guterres.

...


Aus: "Untersuchung der Weltwetter-Organisation Meeresspiegel steigt auf Rekordwert" (28.03.2019)
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/meeresspiegel-steigt-auf-rekordwert-a-1260193.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das Problem an vorhergesagten Katastrophen ist, dass die Prognose so lange fragwürdig bleibt, bis die Katastrophe eintritt. Der Restzweifel, der jeder Wissenschaft innewohnt, wenn sie in die Zukunft extrapoliert, eignet sich, um die Ergebnisse grundsätzlich infrage zu stellen. Letztlich, so könnte man sagen, handelt es sich auch bei wissenschaftlichen Prognosen somit um eine Fiktion, die sich von der realen Welt insofern abhebt, als sie sich in ihr (noch) nicht ereignet hat.

Was das für die Gegenwart bedeutet, erleben wir gerade in der Konfrontation von Klimawissenschaft (im weitesten Sinn) und den Diskursformationen der sozialen Medien, in denen jeder Autorität auf gleicher Ebene eine Scheinautorität entgegentreten kann und jedem Faktum ein wissenschaftlich klingendes Pseudofaktum. Je dringlicher Wissenschaftlerinnen vor baldigen gravierenden Konsequenzen des weltweiten CO2-Ausstoßs warnen, je surrealer die von ihnen genannten points of no return in zeitliche Nähe rücken (zuletzt war in einem BBC-News-Artikel von 18 Monaten die Rede, in denen sich die Zukunft der Menschheit entscheidet), desto umstrittener wird ihre Position. Angesichts einer immer noch lebenswerten Umwelt, angesichts gefüllter Supermarktregale in Mitteleuropa und dem bisherigen Ausbleiben transnationaler Hungerkatastrophen in ärmeren Regionen, scheint es vielen glaubwürdiger, dass die Klimaforscher eine geheime Agenda oder gar Persönlichkeitsstörungen haben, als dass ihre Alarmstufe auf ihrem Wissen basiert.

Dass am Mittwoch, 24. Juli, dem bis dato heißesten Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland, im deutschen Twitter das Hashtag Klimahysterie trendete, ist in diesem Kontext eine bittere Pointe. Dass sich der momentane Unwille der Mehrheit, etwas Entscheidendes zu verändern, auch daraus speist, dass die vermeintlich exakten Wissenschaften nun eine unerwartet schnelle Verschlechterung der Zustände registrieren, mit Feuern in der Arktis und tauendem Permafrostboden in Sibirien, ist zum Verzweifeln. Letztlich stärkt jede Ungenauigkeit nur den Fatalismus. Solange wir nicht wissen, wie wir gestorben sind, glauben wir erst einmal nicht, dass wir überhaupt sterben können.

Wie aber konnte es so weit kommen? Wie konnte es passieren, dass eine Zivilisation, der doch im vergangenen Jahrhundert immer nachgesagt wurde, die Metaphysik zugunsten der Naturwissenschaften und dem von ihnen beförderten technischen Fortschritt zu vernachlässigen, im entscheidenden Moment nicht an wissenschaftliche Ergebnisse glaubt? Und stattdessen die von ihnen wiederum wissenschaftlich dokumentierte Unschärfe überbetont? So bleibt am Ende ja nur hängen, dass sich die Zukunft eben nicht detailgenau vorhersagen lässt und dass sich die Phänomene der Gegenwart nur in der Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens, nicht aber in der Intensität des Einzelereignisses kausal mit dem Klimawandel verbinden lassen.

Wir erleben einen Triumph des Halbwissens: Angesichts jeder einzelnen Dürre, jedes Temperaturrekords können klimaskeptische Meteorologen durchaus mit Recht auf vorangegangene Extremereignisse verweisen, sowie auf die konkreten Formationen, die bestimmte Hoch- und Tiefdruckgebiete entstehen lassen. Dass die Beweislast für einen nie dagewesenen Wandel dennoch erdrückend ist, verschwindet fürderhin in der Detaildiskussion sowie im Zweifel an der Vergleichbarkeit verschiedener Messungen zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten des Planeten, auf denen alle großen Klimastudien und -modelle basieren. Die Folge: In einem gewaltigen zivilisatorischen Rückschritt auf der Diskursebene verweigern Twitter-Trolle ebenso wie Politikerinnen (auch grüne) die naturwissenschaftlich begründete Erkenntnis von der Notwendigkeit eines zivilisatorischen Rückschritts auf der materiellen Ebene, vom Verzicht auf oder Verbot von Flugreisen, Plastik, motorisiertem Individualverkehr. Stattdessen glaubt man an ein grünes Wachstum, das vielleicht nicht unmöglich ist, aber in Anbetracht der (sich beschleunigenden) Entwicklungen als "Rettung" heutiger westlicher Lebensbedingungen in etwa so realistisch wie eine kriegsentscheidende Wirkung der "Wunderwaffe" V2 im Jahr 1944.

Es entsteht der Eindruck einer bleiernen Fantasielosigkeit in der Mitte der Gesellschaft, die sich daran gewöhnt hat, ihre demokratische Aufgeklärtheit in der Geste des Maßvollen und Panikfreien manifestiert zu sehen. Aus einem abgeklärten "Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird" resultiert die Unfähigkeit zu erkennen, dass die Menschheit schon längst begonnen hat, die Dinge ziemlich heiß in sich hineinzufressen; oder dass sie, um ein anderes Bild zu bemühen, das als solches natürlich immer zweifelhaft ist, schon ein erstaunlich halbgarer Frosch im sich langsam erhitzenden Wasser ist.

Das zugrundeliegende Problem ist dabei eben ein metaphysisches. So zumindest gehen es die Philosophin Deborah Danowski und der Anthropologe Eduardo Viveiros de Castro in einem Versuch über die Angst vor dem Ende an, der in diesem Frühjahr im Berliner Verlag Matthes & Seitz auf Deutsch erschienen ist. Den alten Topos vom Ende der Welt sehen sie in der Gegenwart "formuliert in den strengen Termen von aufs Höchste empirischen Wissenschaften wie der Klimatologie, der Geophysik, der Meereskunde, der Biochemie und der Ökologie". Das bedeutet zugleich: Die Wissenschaften werden, indem sie so von der Welt erzählen (müssen) wie zuvor Mythos, Kult und Fiktion, diesen zwangsläufig ähnlich.

Diese Wiederbegegnung von Wissenschaft und Mythos am (vermuteten) Ende der Zeit wäre nun nicht weiter problematisch, wenn damit nicht ein spezifisches Glaubwürdigkeitsproblem einherginge: Die Apokalypse, so scheint es, ist auserzählt, und jede Prognose, die ihr ähnelt, wird genau durch diese Ähnlichkeit unglaubwürdig. Darin gründet sich der Effekt, den wir gerade erleben. Trägt die Gegenwart tatsächlich (prä-)apokalyptische Züge, ist das nicht wahrnehmbar, beziehungsweise leicht zu verdrängen oder im Kleinen zu rationalisieren. Und zwar in doppelter Hinsicht: Bleibt die Gestalt der (unmittelbaren) Umwelt halbwegs erhalten (vorerst), drängt sich ohnehin der Verdacht auf, dass alles schon nicht so schlimm sein wird und dass wie jede Weltuntergangsvision irgendwelcher Psycho-Sekten auch jene der Wissenschaftler mit einem Tag X endet, an dem nichts Gravierendes passiert. Ereignet sich aber eine vorerst regionale Katastrophe, ist sie gemessen an apokalyptischen Fiktionen nichtig und somit als Einzelereignis wahr-, ihre Folgen sind als neue Realität anzunehmen (bis einen der Wandel der Umwelt schließlich selbst letal trifft).

Fast scheint es, die Menschheit, die westliche zumindest, habe sich mit Erzählungen so lange abgestumpft (und abgelenkt), bis ihr der Untergang erträglich wird, während er passiert. Auch die Literaturwissenschaftlerin Eva Horn konstatiert 2014 in ihrem Buch Zukunft als Katastrophe ein popkulturelles "Vergnügen an Katastrophenszenarien und postapokalyptischen Perspektiven" und bringt sie mit ebenjener Schwierigkeit in Verbindung, die die globale Erwärmung als "eine latente, nicht wahrnehmbare und schwer darstellbare Katastrophe" mit sich führt, die eben "kein plötzlich über uns hereinbrechender Untergang" ist, "den man in satten Farben ausmalen kann".

Fünf Jahre nach Horns großer Bestandsaufnahme apokalyptischer Erzählungen zeigt sich die Erderwärmung (oder -erhitzung) nach wie vor als (in ihrer wachsenden Dringlichkeit) schwer erzählerisch darstellbar, aber etwas anders als in der Mitte des Jahrzehnts noch gedacht. Denn längst gibt es ja – auch in seriösen Medien – eine immer höhere Frequenz drastischer Beschreibungen einer Zukunft voll Feuer, Fluten und sonstiger Vernichtungsszenarien. Längst hat Greta Thunbergs erklärte "Panik" eine breite Öffentlichkeit mobilisiert. Zugleich bietet aber jede Drastik auch drastische Angriffsfläche, dringt der Zweifel in die Poren jeder (vermeintlich) zu groben Erzählung. Es ist ein Dilemma: Weist Wissenschaft auf ihre (notwendigen) Unschärfen hin, dann entwickelt sie eben genau keine appellative Wucht und versäumt es, den Punkt zu machen, dass die Welt den fiktionalen Untergangsszenarien sehr bald sehr ähnlich werden könnte. Bedient sie sich apokalyptischer Erzählstrategien, zeigt eben Bilder von Feuer, Fluten und Vernichtung, beschwört einen Tag X, ab dem es kein Zurück gibt, gleicht sie sich den Fiktionen an und wird so lange zweifelhaft, bis es keinen Zweifel mehr geben kann.

Die spezifische Unglaubwürdigkeit der zu oft erzählten Apokalypse wird dabei nicht nur von solchen empfunden, die aus Dummheit oder Bequemlichkeit (oder beidem) den Klimawandel plump leugnen, sondern auch von jener diskursiven Intelligenz, die Daseinszweck und Distinktionsgewinn aus der Tätigkeit des Zweifelns zieht, auch und besonders an Erzählungen von Zukunft. Vielleicht kann sie gar nicht anders, als jedem Vorbehalt gegen eine spezifische Version viel Raum zu geben. Vielleicht ist die Talkshowlogik, wonach es zu jedem Thema immer mindestens zwei Meinungen gibt (und die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt), demokratisch unvermeidlich. Damit verrät der gegenwärtige Diskurs aber in diesem konkreten Fall sein intellektuelles Erbe der letzten Jahrhunderte. Im Versuch, den "cooleren" Denkern der Vergangenheit (die natürlich unter ganz anderen Bedingungen gelebt haben) ähnlich zu werden, setzen die Analytiker der Gegenwart sich inzwischen weitab naturwissenschaftlicher Evidenz und suchen – in gewisser Weise – einen Kompromiss, wonach die Welt weder Scheibe noch Kugel, sondern wahrscheinlich zur Hälfte gekrümmt ist.

Vernunft in ihrer Christian-Lindner-Variante ist damit endgültig kein Erkenntnisprinzip mehr, sondern beschreibt die Fähigkeit, die eigenen Lebensbedingungen nicht grundsätzlich zu hinterfragen oder zu verändern, bis sie tatsächlich unmöglich werden. Das wird besonders zweifelhaft, wenn man erkennt, dass das entscheidende Problem viel eher in der Gegenwart oder Vergangenheit liegt als in der Zukunft, deren Offenheit bis zum Ende der Geschichte beschworen werden kann.

Denn die Apokalypse geschieht ja längst, wir bemerken es nur nicht, indem wir auf ihre äußere Manifestation in Form eines besonders grauenhaften Ereignisses warten. Sie ist passiert, als der Ottomotor erfunden wurde, sie ist mit der Wachstumslogik in die Welt gekommen, sie verbirgt sich im angereicherten Uran auf diesem Planeten. Die Katastrophe – so paraphrasiert Eva Horn Aristoteles – ist aber nur jener letzte Teil einer Handlung, "in dem alles seinen endgültigen Lauf (zum Guten oder Schlechten) genommen hat". Und auch Danowski und De Castro weisen darauf hin, dass der "Zusammenbruch" nicht vor uns liegt, sondern hinter uns. "Er hat schon begonnen und ist nicht umkehrbar, er kann höchstens entschleunigt werden."

Wer nun glaubt, die Befunde würden in den zitierten Werken mit höchster Erregung vorgebracht, der irrt. Horn betreibt ohnehin eine gänzlich unaufgeregte Darstellung apokalyptischer Erzählweisen, und auch Danowski und De Castro weisen andere Denkerinnen eher freundlich darauf hin, dass ihre Annahmen und Grundsätze eben in Konflikt stehen könnten mit den ökologischen Gegebenheiten der Erde. So geht an die Verteidiger eines grünen Kapitalismus sowie an die Singularisten, die eine nahe Welttransformation durch eine "höhere Form des Maschinenbewusstseins" erwarten, lediglich die kühle Überlegung, "ob die Grenzen des Systems Erde weit genug entfernt liegen, um ihnen den großen Sprung nach vorne zu gestatten". Und sonstige ideologisch und ideell progressive Kräfte, die im radikalen Umweltschutz ein retardierendes Moment für die von ihnen erträumten Gesellschaften sehen, müssen sich fragen lassen, wie erstrebenswert etwa eine postmarxistische Utopie ist, wenn auf der Welt kein menschliches Leben mehr möglich ist.

Vielleicht liegt in dieser diskursiven Ruhe eine Chance, um die aktuell verfahrene Debatte noch einmal in andere Bahnen zu lenken. Momentan ist da eine Naturwissenschaft, die Erkenntnisse liefert, welche von einer kritischen Masse der Weltbevölkerung und Staatschefs nicht entscheidend anerkannt werden. Selbst die letzte Ausgabe der chronisch zukunftsoptimistischen Ted-Konferenzen in Edinburgh ließ laut Süddeutscher Zeitung die Zuhörer mit der Überlegung allein, "ob denn all die späten Lösungen nicht sowieso an der Erosion der Demokratie scheitern werden". Neben den Wissenschaftlerinnen gibt es einen von Greta Thunberg mit Bedacht emotionalisierten Protest, der sich auf die wissenschaftliche Evidenz beruft. Dessen Wirkung ist nicht hoch genug zu schätzen, weil er das abstrakte Thema greifbar gemacht hat. Zugleich wird er aber angreifbarer, je emotionaler er wird – und je ähnlicher seine Narrative den Katastrophenszenarien aus Film und Literatur sind.

Wenn nun das nächste Mal #Klimahysterie bei Twitter trendet, ließe sich sagen: Nein, nein, die Anerkenntnis des Klimawandels und seiner absehbaren negativen Folgen ist mitnichten hysterisch. Sie bedeutet nur, nicht Teil eines kollektiven Verdrängungsprozesses zu sein. Man muss auch nicht panisch sein wie Greta Thunberg. Wenn die Gewissheit des eigenen Todes und die Wahrscheinlichkeit unschöner Todesumstände Panik erzeugen würden, wäre Panik ja – paradoxerweise – ein menschlicher Normalzustand, zumindest ab Mitte 30 oder so. Man muss auch, um das einmal semantisch präzise zu fassen, weder an das Ende der Welt noch zwingend an das Ende der Menschheit glauben. Salopp gesprochen: Irgendein Prepper-Kollektiv wird schon überleben und sich durch postapokalyptische Fiktionen perfekt vorbereitet wissen auf die Umstände, unter welchen es dann, zu seinem Unglück, existieren muss.

Es ist aber eine legitime Lesart der Geschichte, die Katastrophe dieser Zivilisation als längst passiert zu begreifen. Sie gründet dabei auch in der Unaussetzbarkeit von zähen Aushandlungsprozessen und (objektiv kurzsichtigen) Interessensabwägungen in modernen Gesellschaften. Die weltweite Umsetzung lästiger Klimaschutzmaßnahmen wäre just in den Neunzigerjahren, als ein entscheidender Effekt noch realistischer erschien, unmöglich gewesen, da dem aus Sicherheitsgefühl und Zukunftsoptimismus gespeisten Zeitgeist am "Ende der Geschichte" nicht vermittelbar. Diese Maßnahmen wären aber zur langfristigen Rettung genau dieser Gesellschaften mit ihren Aushandlungsprozessen und Abwägungen wohl nötig gewesen.

Man könnte diese unsere Katastrophe nun irgendwie utilitaristisch verrechnen mit den vielen tollen Gegebenheiten des Status quo, der Lebensspanne der westdeutschen Nachkriegsgenerationen in Frieden, Freiheit und Wohlstand etwa und nicht zuletzt der deutschen Gegenwart, die natürlich – mit ihren schönen Seiten, Annehmlichkeiten und Angeregtheiten – nur zu diesem Zeitpunkt auf diesem Planeten denkbar ist. Doch würde dies den Rahmen dieses Textes ebenso sprengen wie eine noch grundsätzlichere Auseinandersetzung mit der Frage, ob auch demokratische Errungenschaften einer ökologisch autoritär betriebenen Bewahrung basaler Lebensbedingungen geopfert werden sollten – oder umgekehrt Klimaziele den schwierigen Aushandlungsprozessen.

Leider oder zum Glück stellen sich diese Fragen auf absehbare Sicht auch gar nicht in einer Welt der Trumps und deutschen Autofahrerinnen. Daher reicht vorerst die Erkenntnis: Wer für sich und künftige Generationen das große Ganze retten will, wäre schneller desillusioniert, als eine kommende grün-schwarze Bundesregierung "Am Kohleausstieg bis 2038 halten wir fest" in ihren Koalitionsvertrag schreiben kann.

Die Folge ist so klar wie traurig und befreiend zugleich: Jedes Mitglied dieser Gesellschaft kann – zumindest, wenn es den Ausgleich zwischen seinen und anderen Interessen als notwendig akzeptiert – Klimaschützerin zunächst nur für sich selbst sein. Denn Klimaschutz kann nur aus einer grundlegenden Motivation heraus geschehen wie etwa dem Respekt vor der Schöpfung, den eigenen Kindern oder schlicht der Idee, kein gewissenloses Arschloch zu sein. Er ist verloren oder wird notwendig terroristisch, wenn er mit allen Mitteln zu verhindern sucht, was doch seine Gewissheit ist, so überheblich sie auch klingt: Als erste Generation der Menschheitsgeschichte können die jetzt Lebenden – auch aufgrund ihres immensen Wissens – realistisch damit rechnen, dass ihr eigenes Ende mit einem Ende oder radikalen Bruch dieser Geschichte zu tun hat.

Das heißt nun überhaupt nicht, dass Klimaschutz nur ein privates Exerzitium sein soll. Natürlich lässt sich diskutieren, konfrontieren, auch moralisch verurteilen. Vielleicht aber können mit der hier hergeleiteten relativen Coolness Menschen mobilisiert werden, die – auch aus Gründen der Erzählgeschichte – immun sind gegen die appellative Beschwörung von Weltuntergangsbildern. Vielleicht gelingt genau auf diese Weise ein Aufschub für das Wunder, das – auch davon künden die großen Erzählungen – immer noch kommen kann.

Dem momentan verbreiteten Argument, "Was soll es denn bringen, wenn wir hier in Deutschland etwas ändern", lässt sich in jedem Fall umso besser begegnen, je weniger die eigene Urmotivation die Rettung des großen Ganzen ist, sondern das Handeln nach einer Maxime, von der man eben wollen würde, dass sie im großen Ganzen zur Rettung beiträgt. Kants solchermaßen abgewandelter kategorischer Imperativ stand am Anfang der säkularen Denkgeschichte, als eine Art Auftakt zur kritischen Selbstbeobachtung des vernunftbegabten Wesens. Nun könnte er seine Ultima Ratio sein: als letzter Anker der im kantischen Sinn Vernünftigen, als Immunisierung gegen die Egoisten, Zynikerinnen und Scheinvernünftigen, die glauben, die halbgekrümmte Erde sei in irgendeiner Weise realistisch.


Aus: "Klimakatastrophe: Die Apokalypse ist leider auserzählt" Ein Essay von Johannes Schneider (31. Juli 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2019-07/klimakatastrophe-apokalypse-weltuntergang-hysterie-erderwaermung/komplettansicht

QuoteVerbesserungsvorschlagsprogramm #1.153

"Mutter Natur regelt gerade die aus dem Ruder gelaufene Population der Menschheit auf ein für sie erträgliches Maß. "
Schon richtig, aber so arrogant kann auch nur jemand reden, der in den gemäßigten Breiten mit 'nem Drink in der Hand im Pool sitzt. ...


QuoteSdelMo #3

Seit die Menschen die Religion erfunden haben, wird vor der Apokalypse gewarnt und dennoch weigert sich die Erde unterzugehen, auch wenn seither behauptet wird, diesmal ist es wirklich soweit.


QuoteMuschelschubser146 #3.1

Die Erde wird auch so schnell nicht untergehen.
Wenn, dann ist es die Menschheit.  ...


QuotePommer79 #3.2

"Seit die Menschen die Religion erfunden haben, wird vor der Apokalypse gewarnt und dennoch weigert sich die Erde unterzugehen, auch wenn seither behauptet wird, diesmal ist es wirklich soweit."

Den Planeten Erde wird es noch in 100.000 Jahren geben. Es ist nur fraglich ob es in 100 bis 1000 Jahren noch Menschen geben wird. Das Problem ist nicht, dass wir den Planeten zerstören könnten. Das Problem ist, dass wir auf diesem Planeten nicht mehr leben können. ...


QuoteQuax der Bruchpilot #3.9

Weil es schlicht nicht so ist. Selbst die negativsten Szenarien die vorhergesagt werden würden nicht das Ende der Menschheit bedeuten. Wir können uns anpassen und werden das auch tun. Das Land das durch steigende Meeresspiegel verloren geht, gewinnt man durch das auftauen der Permafrostböden. Wenn es bei uns ein paar Grad wärmer wird, wird das Wetter wie im heutigen Spanien (fänd ich nicht schlecht). Gut, dass die Nordsee dann in Hannover startet ist nicht so toll, aber die Apokalypse bedeutet das auch nicht. Also mal nen Gang runterschalten u d mit diesem Apokalypse Geschwurbel aufhören. Ja es wird mitunter ungemütlich, aber Apokalypse ist doch was anderes.


QuoteTomS. #3.16

Korrekt. Weltuntergang ist was anderes...
Wir in unseren Breitengraden sind nicht so schlimm betroffen wie Länder in südlicheren Zonen, in Bangladesch, usw.
Das wissen natürlich auch die "Klimaleugner". In Wirklichkeit wollen die nicht auf Ihren Wohlstand verzichten, weil Sie mit einiger Berechtigung hoffen dürfen, in ihrer Lebenszeit und der ihrer Kinder glimpflich davonzukommen.


QuoteRiechtNachFuchs #3.27

Ist das diese German-Angst, von der man immer hört?
Dieser Planet hat schon so einiges durchgemacht und die Sauerstoff atmenden Lebewesen haben es trotzdem über die Jahrmillionen geschafft.
Und jetzt geht uns die Luft aus?
Das ist typische Panikmache mit einem Apokalypsen-Szenario wie aus dem Lehrbuch. ...


Quoterobertcray #3.44

Es ist nicht bewiesen das der Klimawandel menschengemacht ist.


QuoteInterzoni #4.22

Kürzlich las ich in einem Artikel von Prof. Niko Paech zu genau diesem Thema den sehr zutreffenden Satz:
Individuelle Freiheit ist der Kosename für ökologischen Vandalismus.
Auch hier im Forum immer zu besichtigen...


QuotePommer79 #4

"Solange wir nicht wissen, wie wir gestorben sind, glauben wir erst einmal nicht, dass wir überhaupt sterben können."

Erlebt man hier im Forum regelmäßig. Es ist echt erstaunlich. ...


QuoteIskar Jarak #6

"Von alten Mythen bis zu aktuellen Blockbustern: Die Menschheit hat sich zu allen Zeiten gern mit ihrem Ende befasst. Deshalb bemerkt sie nicht, dass es jetzt so weit ist. "

Ein Satz den auch die Anhänger bisheriger Weltuntergangsszenarien mit Sicherheit unterschrieben hätten.


QuoteObliviously #7

Die Klimakatastrophe is die vierte Kränkung der Menschheit nach Siegmund Freuds dreien. Die Einsicht, dass es doch etwas gibt dem sich der Mensch unterordnen muss: Der Natur.


Quote
ulschmitz #7.1

Sie dürfen nicht vergessen: Kränkung Nr. 1: DieErde ist nicht Mittelpunkt des Weltalls (Galilei u.a.). Kränkung Nr. 2: Der Mensch ist ein Tier, näherhin Primat (Darwin), nicht Gottes Geschöpf, sondern vorläufiges Ergebnis von rd. 65 MIO Jahren Evolution der Säugetiere, 3. Kränkung: Freud: Der Mensch ist nicht Herr im eigenen Haus. 4. Kränkung: Das Verweilen des Menschen auf dieser Erde ist endlich - für das Individuum gilt dies ebenso wie für alles, was momentan rumwuselt. Nicht vergessen: Homo sap. sap. ist die letzte überlebende Art von rd. 10-15 Hominiden/Homininen - und alle Säugetiere gesamt sind eh ein absterbender Zweig der Evolution.


QuoteOlafSch #8

die Apokalypse... die größte Sehnsucht der Deutschen ....


Quotemf2016 #10

Auf den Wogen der Apokalypse zu reiten, macht vielen Freude.


QuoteBriefkastenopa #20

Klima"schutz" ist primär Grünenwahlkampf ...


QuoteFridolin v.T.S #18

Der Blick in die Kommentare eines jeden Artikels zum Thema Klima dient als ausgezeichneter Indikator dafür, dass der Menschheit nicht zu helfen ist.


Quote
Maulwurfschanze #22

Ganz ernst gemeint, ich fände eine Apokalypse nicht schlecht. Ich könnte dann meine Träume verwirklichen, alles was jetzt zu langen Haftstrafen führen würde. Richtig leben ohne Einschränkungen.


QuoteLavendelzweig #22.5

Ja, es gäbe viele wie Sie. ...


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Dass die Erwärmung der Meere den Korallen an die Existenz geht, ist bekannt. Einer neuen Studie zufolge führen Hitzewellen aber sogar weitaus schneller zum Korallensterben als bisher angenommen: Der Prozess könne sich binnen Tagen oder Wochen abspielen, heißt es in der im Fachblatt "Current Biology" veröffentlichten Studie von Forschern der Universität New South Wales.

Die Meereserwärmung als Folge des Klimawandels führt zur sogenannten Korallen-Bleiche, bei der die auf den Korallen sitzenden Algen vermehrt Giftstoffe produzieren und deshalb abgestoßen werden. Übrig bleibt das helle Korallenskelett. Die Algen leben eigentlich in Symbiose mit den Nesseltieren: Sie sind in ihren Nährstoffhaushalt eingebunden und geben ihnen ihr buntschillerndes Aussehen. Bei sinkenden Wassertemperaturen innerhalb eines gewissen Zeitraums besteht die Möglichkeit einer Regenerierung der Riffe.

Wiederholte Bleichen jedoch, wie etwa am australischen Great Barrier Reef in den Jahren 2016 und 2017, können demnach auch die Korallen selbst abtöten – und zwar binnen Tagen oder Wochen und nicht wie bisher angenommen über Monate und Jahre. Im Great Barrier Reef kam es in den Jahr 2016 und 2017 zu einer Bleiche gigantischen Ausmaßes, fast die Hälfte des 2.300 Kilometer langen UN-Weltnaturerbes war betroffen.

"Die Schwere dieser Hitzewellen-Ereignisse geht über den Bleichprozess hinaus, es ist der Punkt, an dem das Korallenlebewesen selbst stirbt", sagte Studien-Koautorin Tracy Ainsworth. "Die Wassertemperaturen steigen in einem Ausmaß an, dass es nicht nur zu einem Verlust der Symbiose kommt, sondern zum Tod der Nesseltiere."

Scott Heron von der James Cook Universität in Australien sagte, er und seine Kollegen seien von der Geschwindigkeit der Auflösung des Korallengerippes nach Hitzewellen überrascht gewesen. Diese Erkenntnis zähle zu der Kategorie der "unbekannten Unbekannten" des Klimawandels, von denen Forscher sprechen, wenn es um nicht aus Erfahrungen oder bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen ableitbare Phänomene gehe. Heron: "Die Frage ist, wie viele dieser 'unbekannten Unbekannten' es noch gibt." (red, APA, 12.8.2019)


Aus: "Studie: Hitzewellen töten Korallen binnen Tagen" (12. August 2019)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000107297603/hitzewellen-toeten-korallen-binnen-tagen

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Gernot Laganda, 47, ist Leiter der Klima- und Katastrophenpräventionsabteilung im Welternährungsprogramm (WFP) der UN. Das Programm erreicht jährlich 90 Millionen Menschen.

... Derzeit gehen wir von 822 Millionen hungernden Menschen weltweit aus. ... Seit den frühen 1990er-Jahren hat sich die Zahl der Klimakatastrophen auf rund 200 mehr als verdoppelt. Derzeit sind 22 Millionen Menschen im Jahr gezwungen aufgrund von Klimaereignissen zu migrieren, weil sie ihre Lebensgrundlagen verlieren. Die meisten innerhalb des jeweiligen Landes. Erzwungene Migration wird ein immer größeres Problem. ... Wir erleben jetzt die Auswirkungen auf das Klima, die wir durch unseren CO2-Ausstoß längst erzeugt haben.  Die Entscheidungen, die wir heute in unseren Volkswirtschaften treffen, bekommt erst die Generation unserer Kinder zu spüren. Die 1,5-Grad-Schwelle wird auf jeden Fall überschritten. In einigen afrikanischen Ländern ist das Durchschnittsklima bereits jetzt bis zu zwei Grad höher als in vorindustriellen Zeiten. Das ist die Realität, in der wir leben. ...


Aus: "Klimawandelfolgen und Hunger ,,Bei uns schrillt immer öfter die Sirene""  Matthias Jauch Nantke Garrelts (24.10.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/klimawandelfolgen-und-hunger-bei-uns-schrillt-immer-oefter-die-sirene/25152562.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Mehr als 11.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 153 Ländern fordern mehr Klimaschutz. In einer gemeinsamen Erklärung im Fachjournal BioScience (Ripple et al., 2019) konstatieren sie, ohne grundlegendes Umsteuern sei "unsägliches menschliches Leid" nicht mehr zu verhindern. "Aus den vorliegenden Daten wird klar, dass ein Klima-Notfall auf uns zukommt." Fast drei Viertel der 184 Zusagen zum Einsparen von Treibhausgasen, die Länder im Rahmen des Pariser Abkommens eingereicht haben, sind dem zugehörigen Bericht zufolge nicht ehrgeizig genug.

Der weltweite Ausstoß an Treibhausgasen lag 2017 bei rund 50 Milliarden Tonnen C02—Äquivalenten. Gemessen am Ziel, diesen Ausstoß bis 2030 um mindestens 40 Prozent zu reduzieren, seien nur die 28 EU-Staaten gemeinsam und sieben weitere Länder auf Kurs. Die fünf Autoren fordern Veränderungen vor allem in sechs Bereichen: Umstieg auf erneuerbare Energien, Reduzierung des Ausstoßes von Stoffen wie Methan und Ruß, besserer Schutz von Ökosystemen wie Wäldern und Mooren, Konsum von mehr pflanzlichen und weniger tierischen Produkten, nachhaltige Veränderung der Weltwirtschaft und Eindämmung des Anwachsens der Weltbevölkerung.

Im Fokus des Berichts stehen vier Nationen, die zusammen mehr als die Hälfte der weltweiten Treibhausgase ausstoßen: China, Indien, die USA und Russland. China und Indien haben zugesagt, die Emissionen langsamer wachsen zu lassen als ihre Wirtschaft. Russland hat noch keinen Plan eingereicht.

Die USA haben am Montag – wie von Präsident Donald Trump im Juni 2017 angekündigt – bei den Vereinten Nationen offiziell ihre Kündigung für das Pariser Abkommen eingereicht. Trump hatte das Abkommen als zu kostspielig und den Vereinigten Staaten gegenüber unfair kritisiert. Der Schritt stieß international auf Kritik. "Der Rest der Welt steht zusammen beim Klimaschutz", sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD).

Im Pariser Abkommen haben sich fast alle Staaten der Welt das Ziel gesetzt, die Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, um katastrophale Folgen wie Hitzewellen und Dürren, extreme Regenfälle und den Anstieg der Meeresspiegel zu begrenzen. Ginge es weiter wie bisher, läge der Anstieg Ende dieses Jahrhunderts wohl bei gut drei Grad. Alle fünf Jahre sollen die Pläne des Pariser Abkommens nachgeschärft werden, das nächste Mal 2020.


Aus: "Tausende Wissenschaftler warnen vor Klima-Notfall" (5. November 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2019-11/klimawandel-klimaschutz-pariser-klimaabkommen


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Name des seit dem Jahr 2015 von mehr als einem Dutzend Umwelt- und Klimagruppen vorgelegten Berichts ist Programm: ,,Brown to Green". Doch sein Name passt auch in der fünften Ausgabe so gar nicht zum Inhalt. Die Untersuchung zur Klimapolitik der 20 wichtigsten Staaten der Erde, der G 20, kommt vielmehr abermals zu ernüchternden Ergebnissen. Allen voran: Keiner der Staaten befindet sich auf einem Kurs, der geeignet erscheint, das im Pariser Klimaabkommen verabredete Limit des Temperaturanstiegs von 1,5, höchstens aber zwei Grad Celsius einzuhalten.

In der Bewahrung des Ökosystems spielt die G 20 eine Schlüsselrolle, denn sie verantwortet rund 80 Prozent der globalen Emissionen, mit wachsender Tendenz. Im vergangenen Jahr stießen die 20 größten Volkswirtschaften 1,8 Prozent mehr Klimagase aus als im Vorjahr. Zwei der drängendsten Problemfelder sind laut dem Report Gebäude und der Verkehr. In beiden Sektoren gehöre Deutschland zu den Negativbeispielen. Mit Emissionen im Gebäudesektor von mehr als drei Tonnen je Einwohner liege Deutschland fast 50 Prozent über dem EU-Schnitt und doppelt so hoch wie der G-20-Durchschnitt.

Die Bundesregierung will die Herausforderung mit den neuen Klimagesetzen angehen, den Umweltgruppen reicht das aber nicht. So müsse die Rate der Sanierung des Gebäudebestands für einen klimafreundlichen Kurs verfünffacht werden. Nur bei Neubauten stellen sie Deutschland ein besseres Zeugnis aus. Insgesamt seien die Emissionen der G 20 in keinem anderen Sektor 2018 so stark gestiegen wie im Gebäudebereich – um 4,1 Prozent.

Wenig anders das Bild im Verkehrssektor. Hier habe der Abgasausstoß das Vorjahresniveau um 1,2 Prozent übertroffen. Deutschland liege dort bei den Pro-Kopf-Emissionen direkt hinter den großen Flächenstaaten Amerika, Kanada, Australien sowie Saudi-Arabien. Während die Deutschen im Schnitt 84 Prozent ihrer Reisen mit dem Auto machten, drohe das Land in der Elektromobilität den Anschluss zu verlieren.

Amerika, Kanada und Südkorea hätten das Autoland Deutschland mit seinen knapp 2 Prozent Marktanteil für neu zugelassene E-Autos in den vergangenen beiden Jahren überholt. Spitzenreiter China habe ihn binnen Jahresfrist sogar auf 4,5 Prozent fast verdoppelt. Lob für China, den weiter wachsenden größten Kohlendioxidemittenten der Welt, gibt es auch für dessen ambitionierte Bus- und Bahn-Pläne: In den Großstädten des Landes sollten schon nächstes Jahr 30 Prozent aller Fahrten mit Bus und Bahn absolviert werden.

Eine langjährige Forderung der Klimaschützer ist, die Subventionen für kohlendioxidhaltige Energieträger wie Kohle und Öl abzuschaffen. Aber auch hier sehen sie wenig Fortschritte. So seien nach letzten Zahlen im Jahr 2017 weiter 127 Milliarden Dollar an Subventionen in fossile Energien geflossen. Doch räumen sie ein, dass die Zahlen schwierig zu bewerten seien, weil darin auch ,,sinnvolle Subventionen" etwa für den Kohleausstieg enthalten sein könnten.

Ungebrochen hängen die 20 wirtschaftlich stärksten Länder an fossilen Quellen. Vier Fünftel ihrer Energie bezogen sie aus Kohle, Öl und Gas. Zwar nahm der Anteil grüner Energien, vor allem in der Elektrizitätserzeugung, um 5 Prozent zu, doch blieb der Anteil fossiler Träger wegen einer insgesamt steigenden Nachfrage nach Energieleistungen mit 82 Prozent der Gesamtnachfrage hoch.

Der Ausbau des Grünstromangebots sorgte indes auch dafür, dass die Emissionen im Elektrizitätssektor ,,nur" um 1,6 Prozent zulegten. Die Spannweite der Ökostromerzeugung unter den G-20-Staaten sei dabei groß. Während Brasilien mit seinem hohen Angebot an Wasserkraft 82,5 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen gewinne, seien es in Saudi-Arabien, Südkorea und Südafrika weniger als 5 Prozent. Deutschland schneide hier gut ab. Zuletzt lag der Öko-Anteil an der Stromerzeugung bei 43 Prozent.

Der Report listet auch Schäden und Verluste auf, die dem Klimawandel zugerechnet werden. Extremwetterereignisse hätten in den Jahren 1998 bis 2017 in den G-20-Staaten mehr als 260.000 Menschen das Leben gekostet. Die materiellen Schäden beliefen sich auf 2,65 Billionen Dollar. Deutschland gehöre in der G 20 neben Russland, Frankreich, Italien und Indien zu den am stärksten betroffenen Staaten.

Einen Lichtblick erkennen die Autoren des Reports trotz aller schlechten Botschaften. Immerhin sei etwa die Hälfte der G-20-Mitglieder auf einem guten Weg, selbstgesetzte Klimaziele zu erreichen oder zu überbieten. Zwar reichen die Versprechen nicht, um die Vorgaben des Pariser Protokolls zu erfüllen.

Die Umweltschützer wollen das gleichwohl zu einem politischen Vorteil nutzen. Staaten, die ihre Ziele überböten, könnten ihre bisherigen Zusagen demnach erhöhen – vertraglich und verbindlich. Darum soll es auf der Klimakonferenz im nächsten Jahr gehen, die im schottischen Glasgow stattfindet. Vorbereitungen dazu sollen auf dem von Chile nach Madrid verlegten Dezember-Gipfel getroffen werden.


Aus: "Neue Untersuchung : Die Klimaschutzbilanz fällt verheerend aus" Andreas Mihm, Berlin (11.11.2019)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-energie-und-umwelt/die-g-20-staaten-tun-zu-wenig-fuer-den-klimaschutz-16478544.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der weltweite Ausstoß von klimaschädlichem CO2 hat einer Studie zufolge auch in diesem Jahr weiter zugenommen. Der internationale Forscherverbund Global Carbon Project prognostizierte am Mittwoch am Rande der UN-Klimakonferenz in Madrid einen Anstieg der weltweiten CO2-Emissionen um 0,6 Prozent für 2019. Das ist zwar weniger als in den beiden Vorjahren, aber immer noch zu viel, um die Erderwärmung zu begrenzen.

Das UN-Umweltprogramm (Unep) hatte vergangene Woche angemahnt, die weltweiten Treibhausgas-Emissionen zwischen 2020 und 2030 jährlich um 7,6 Prozent zurückzufahren. Anderenfalls werde das im Pariser Klimaabkommen formulierte Ziel verpasst, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Der verlangsamte Anstieg der CO2-Emissionen im Jahr 2019 ist nach Einschätzung der Forscher vom Global Carbon Project unter anderem auf das verlangsamte Wirtschaftswachstum und eine geringere Kohlenutzung in den USA und der EU zurückzuführen. Stattdessen sei aber mehr Erdöl und vor allem mehr Erdgas genutzt worden.

Die 25. UN-Klimakonferenz hat am Montag in Madrid begonnen. Umweltorganisationen dringen darauf, dass zumindest einige der Länder mit dem größten CO2-Ausstoß eine Anhebung ihrer Klimaschutzziele fest zusagen. Weitere Knackpunkte sind Hilfen für die Entwicklungsländer bei der Bewältigung klimabedingter Schäden sowie konkrete Regeln zur Einbeziehung des Emissionszertifikatehandels in die internationalen Klimaschutzbemühungen.

Das Jahrzehnt von 2010 bis 2019 war mit größter Wahrscheinlichkeit das heißeste seit Beginn der Messungen 1850, wie die Weltwetterorganisation (WMO) in Madrid mitteilte. Und auch im Jahr der großen Klima-Demonstrationen von Fridays for Future stieg der weltweite Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) Berechnungen zufolge weiter, wenn auch langsamer als in den Vorjahren.

Ein neues Rekordjahr war 2019 global betrachtet zwar wahrscheinlich nicht, es dürfte aber das zweit- oder drittwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen werden, berichtete die Weltwetterorganisation. Die Durchschnittstemperatur lag demnach etwa 1,1 Grad über dem Niveau des langjährigen Mittels der vorindustriellen Zeit (1850-1900).

Seit den 1980er Jahren sei jedes Jahrzehnt wärmer gewesen als das jeweilige davor. Die Temperatur der Ozeane sei im Schnitt ebenfalls auf Rekordwert, und die Ozeane seien 26 Prozent saurer als zu Beginn der Industrialisierung.

... Eine eindringliche Warnung an die Politik sandte [ ] die Europäischen Umweltagentur (EEA). Die Fortschritte im Kampf gegen Klimawandel und Artensterben in Europa reichen nach Ansicht der Experten längst nicht aus. Ein Kurswechsel sei dringend notwendig, um letztlich den Wohlstand der Zukunft zu sichern, erklärte die EEA zur Veröffentlichung ihres Fünfjahresberichts. Es bestehe aber auch Grund zur Hoffnung, da das öffentliche Interesse an Klima- und Umweltthemen sowie einer nachhaltigen Zukunft zugenommen habe.

...


Aus: "CO2-Ausstoß erreicht neuen Rekord" (04.12.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/alarmierende-zahlen-zur-klimakonferenz-co2-ausstoss-erreicht-neuen-rekord/25298080.html

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This summer, Australia has been clobbered by the immediate practical reality of climate change. A similarly violent collision with economic and political realities now faces leaders of both parties and their friends in the coal industry.


Quote[...] With our south-east coast aflame, our dead uncounted, our holiday beaches rendered into evacuation zones; with our queues for water, fuel, food and for simple escape, Australia now has the world's attention.

In international eyes, our leaders have been found wanting not only in planning for such a catastrophe, and not just for the failure of some to match the tenacious heroism of our volunteers, but for their refusal to accept the catastrophic reality of climate change and its link with the burning of coal.

A headline in The Washington Post on Friday morning Australian time bluntly captured Scott Morrison's humiliation upon visiting Cobargo hours earlier: "Australia's Prime Minister visited families devastated by the wildfires. It did not go well."

In the same paper, a caption on the video footage of volunteer firefighters declining to shake the PM's hand read: "Australians resist, shun Prime Minister amid deadly wildfires."

At the very same time, The New York Times was reporting that "the fires have fueled anger at Australia's Prime Minister, Scott Morrison, who has downplayed the role of global warming, opposed measures to combat climate change and rejected additional funding for firefighters. After widespread ridicule, last month he cut short a vacation during the crisis, a trip that critics said showed he did not take the disaster seriously enough."

It quoted the angry Cobargo resident who told him in front of TV cameras on Thursday, in what will surely be some of the best remembered footage of Morrison's prime ministership: "You won't be getting any votes down here buddy. You're out son."

The German broadcaster DW noted that locals had called Morrison an "idiot" and described the criticism he had received for his Christmas holiday to Hawaii.

In America, CNN carried a report that said: "Experts say climate change has worsened the scale and impact of the fires, and many have accused the Morrison administration of doing little to address the climate crisis. In December, a woman dumped the remnants of her fire-ravaged home in front of the Australian Parliament, accusing Morrison and lawmakers of failing to act."

When he saw the footage of Morrison's reception in Cobargo, English broadcaster Piers Morgan, normally a reliable friend to populist conservatives, tweeted "he got what he deserved ... absolutely unconscionable for a Prime Minister to holiday in Hawaii as his nation burns".

By now, NSW Emergency Services Minister David Elliott, at the time of writing still declining to take calls as he returns from a European jaunt that began after the deaths of NSW volunteer firefighters, must feel some relief that he has no international profile.

In truth though, the world began to pay attention to the Australian conflagrations and its climate change recalcitrance even before the excruciating footage of Morrison's visits to firegrounds leaked over the wires. On New Year's Eve, New York Magazine published a piece about lamenting the global response to the fires that likened Morrison to Donald Trump and Jair Bolsonaro in embodying climate change denial. Two days later, The Economist noted Morrison's "lethargic approach to climate change".

On December 23, Al Jazeera reported: "Australia's government is resisting growing calls for a more ambitious response to climate change, even as the country battles devastating bushfires triggered by record temperatures that have sent air pollution to critical levels."

It noted that Australia "releases 1.3 per cent of the world's greenhouse gases ... its population accounts for 0.3 per cent of the world's inhabitants".

In a feature published just after Christmas, The Washington Post charted the terrible damage already wrought upon Australia's environment by climate change. "On land, Australia's rising heat is 'apocalyptic'. In the ocean it's worse," read the headline. It recounted how flying foxes and possums were falling dead out of trees in heat waves, how the giant kelp forests of Tasmania had already been obliterated. "This is happening even though average atmospheric temperatures in Australia have yet to increase by 2 degrees Celsius," it reported.

Australia also captured global attention during the most recent United Nations climate change talks in Madrid in early December, known as COP25, which were widely seen as a dismal failure in the face of existential global threat.

In this international ring, Australia punched well above its weight, identified as one of the nations most responsible for wrecking any chance of securing a meaningful outcome alongside giants like Brazil and the United States.

In a piece entitled "The winners were the brakemen", Die Welt explained to German readers how Australia had insisted on double-counting old emissions cuts to meet new commitments.

"Countries such as Australia, Brazil and the USA have blocked and delayed the UN climate protection process in Madrid. The growing will in many countries to stop global warming with decisive action could not prevail here because of the unanimity principle," Michael Schafer, head of Climate and Energy at the environmental organisation WWF Germany, told German broadcaster Welt. Reimund Schwarze, environmental economist at the Helmholtz Centre for Environmental Research, spoke of the talks as a "long tragedy".

"Australia played its part in this failure with proposals that would have rendered any agreement practically useless," wrote James Dyke of the University of Exeter in The Independent newspaper.

"But its continual production of coal is more destabilising. It's no surprise that coal mining corporations want to continue coal mining. But the fact that certain Australian political parties and sections of the media strongly promote coal should be a source of immense shame. The greatest gift they could give to Australians and the rest of the world would be to radically rethink their ideological attachment to this fossil fuel."

The diplomatic cost of Australia's determination to defend its coal industry in the face global efforts to cut greenhouse emissions is significant, broad and so far incalculable, says Herve Lemahieu, the director of the Lowy Institute's Asian Power and Diplomacy Program, an ongoing project that measures shifting national power dynamics across our region.

Speaking from London, he said that as a result of coverage of Australia's performance in Madrid and of the bushfires Australia is now seen in a different, darker light across Europe. Where once it existed in the popular imagination as a place of almost pristine natural beauty, it is now viewed as the Western nation most ravaged by climate change. It's reputation as a global citizen has been irrevocably tarnished.

"The global media has made a link between Australia's protection of its coal industry and its climate policy. The cat is out of the bag," says Lemahieu.

The impact of this new understanding of Australia will not only damage our effectiveness in future climate negotiations, it will hurt all Australian diplomatic efforts, he says.

"Australia is currently negotiating a free trade agreement with the EU," he explains. "That will have to be ratified by the EU parliament and by some EU nations. Support for [a free trade agreement with Australia] is going to face a democratic test among populations that have made that link."

Tim Buckley, the director of Energy Finance Studies at the Institute for Energy Economics and Financial Analysis, says his frustration at the government's intransigent defence of increasingly technologically obsolete thermal coal (coal burnt for energy rather than steel manufacturing) at the cost of effective climate change policy and international reputation is compounded by his view that the industry has commenced its drawn-out death throes, sustained by political muscle rather than economic reality.

Coal power's defenders point to a recent uptick in imports to China and India and the long-term potential of customers such as Bangladesh, Pakistan and Vietnam. Buckley concedes China and India will continue to buy Australian coal in the short term as they seek to maintain economic growth at up to 6 or 7 per cent annually.

But both have made clear their intention to first transition to domestic coal as fast as they can build the necessary infrastructure while concurrently decarbonising their economies in line with the rest of the world. A Bloomberg analysis published on December 23 predicted "misery" for Australian coal exporters as China cut imports.

He says the coal-fired power generation of those other nations mentioned as long-term customers is wholly dependent on subsidies from nations financing and constructing their coal sectors – mainly China, South Korea and Japan. Both South Korea and Japan, he says, are already showing signs that they want to abandon the sector.

Buckley argues that the thermal coal industry's tipping point has already passed, missed by its champions in Morrison's government but already factored in by global money markets.

US coal stocks dropped an average 50 per cent in 2019 while Exxon remained flat in a US equity market that rose 28 per cent overall, meanwhile the share price of the world's largest investor in renewables, the US utility Nextera Energy, leapt by 42 per cent. Banks and insurers around the world – among them ANZ, Credit Suisse and Goldman Sachs – are increasing restrictions on their dealings with thermal coal and coal-fired power generation operations.

Divestment from fossil fuel is being turbo-charged by the rise of institutional shareholder activism. The Institutional Investors Group on Climate Change now has a combined $24 trillion in assets under management, and is developing "a practical and useable framework for investors to be able to understand what it would mean for a pension fund to align with the goals of the Paris Agreement." In other words, it is developing a practical guide for its members to use in dumping coal.

Later this month, Morrison had planned to India in order to help sell more coal. That trip might now not go ahead. Buckley reckons he would have received a polite welcome, not least because India is keen on Australian LNG. He might have even helped sell more coal for a few more years.

But it would be delusional, says Buckley, to believe that Australia will get to choose how and when it transitions from coal. The rest of the world will make that decision for us, and it could do so suddenly.

Tipping points can be easy to miss in financial markets, says Buckley. In part, this is because they are by nature sudden and dramatic. In part, it is because it is so tempting to keep basing forecasts on historical trends.

"You can get away with that for years," he says, "until it makes you look like a fool."

This summer, Australia has been clobbered by the immediate practical reality of climate change. A similarly violent collision with economic and political realities now faces leaders of both parties and their friends in the coal industry.


From: "Opinion: The world has made the link between Australian coal, fires and climate" Nick O'Malley (January 4, 2020)
Source: https://www.theage.com.au/environment/climate-change/the-world-has-made-the-link-between-australian-coal-fires-and-climate-20200103-p53omu.html


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Quote[...] Im Kampf gegen die verheerenden Buschbrände will Australiens Premierminister Scott Morrison 3.000 Reservisten der Streitkräfte mobilisieren. Zudem würden 20 Millionen australische Dollar (rund 12,45 Millionen Euro) zur Verfügung gestellt, um zusätzlich vier Löschflugzeuge zu leasen, kündigte Morrison an. "Die heutige Entscheidung bringt mehr Füße auf die Erde, mehr Flugzeuge in die Luft und mehr Schiffe auf See", sagte Morrison. Australiens Armee unterstützt die Einsatzkräfte im Kampf gegen die Buschbrände bereits seit Monaten mit rund 2.000 Soldaten sowie mit Erkundungsflügen und Logistik.

Ein Zwei-Sterne-General sei demnach mit der Beaufsichtigung der Bekämpfung der Buschbrände durch das Militär beauftragt worden, sagte Morrison. Zudem komme der Hubschrauberträger HMAS Adelaide der Armee zum Einsatz. Die Adelaide soll den Bewohnern der Bundesstaaten New South Wales und Victoria bei der Evakuierung helfen. Zwei weitere Kriegsschiffe, die MV Sycamore und die HMAS Choules, sind bereits vor der Stadt Mallacoota im Einsatz. "Die Regierung hat diese Entscheidung nicht leichtfertig gefällt", sage Verteidigungsministerin Marise Payne. Es sei das erste Mal in der Geschichte Australiens, dass Reservisten in so großer Zahl herangezogen würden.

Wegen seiner Reaktion auf die dramatischen Brände war Premier Morrison in die Kritik geraten. Der Regierungschef war zunächst in den Urlaub nach Hawaii geflogen, während in seinem Land Brände wüteten. Bei einem Besuch der halb zerstörten Stadt Cobargo wurde er am Freitag ausgebuht. Eine weinende Schwangere und ein freiwilliger Feuerwehrmann weigerten sich, Morrison die Hand zu geben. Schließlich machte der Premier kehrt, die Bewohner riefen ihm Beschimpfungen hinterher. Am Samstag verteidigte Morrison seinen Umgang mit der Krise. Dem Vorfall in Cobargo wollte er keine größere Bedeutung beimessen. "In dieser Situation haben Menschen gemischte Gefühle", sagte er. Wegen der Buschfeuer wurden Tausende Menschen aus mehr als zwei Dutzend Küstenstädten im Südosten des Landes in Sicherheit gebracht. Den Behörden zufolge war dies die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte Australiens in Friedenszeiten.

Die seit Wochen wütenden Brände bedrohen auch die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt des Kontinents. Die Polizei teilte mit, dass ein Buschbrand den südaustralischen Flinders-Chase-Nationalpark auf der Känguru-Insel nahezu zerstört habe. Zwei Menschen seien ums Leben gekommen, als die Flammen auf ihr Auto übergegriffen hätten. Sie seien noch nicht identifiziert worden. Der Regierungschef von Südaustralien, Steven Marshall, sagte, durch den Brand auf der Känguru-Insel gebe es auch "erhebliche Verluste" unter den Wildtieren. In dem Nationalpark leben unter anderem Kängurus, Koalas und Ameisenigel.

Eine am Freitag veröffentlichte Studie der Universität von Sydney schätzt die Zahl der seit September im Staat New South Wales verendeten Tiere auf 480 Millionen – wobei es sich um eine "sehr zurückhaltende" Kalkulation handelt, wie die Autoren betonen. Die wahre Zahl könne noch "bedeutend höher" liegen. Er gehe davon aus, dass landesweit bereits Milliarden von Tieren durch die Feuer ums Leben gekommen seien, sagt Professor Andrew Beattie von der Macquarie-Universität nahe Sydney, "wenn man Säugetiere, Vögel, Reptilien und größere Insekten wie Schmetterlinge mit einrechnet". Es sei "ziemlich sicher, dass in großen Teilen dieser sehr ausgedehnten Brandgebiete der größte Teil der Tierwelt tot ist", betont der Biologe.

Besonders betroffen sind die ohnehin schon durch Krankheiten und den Verlust ihres Lebensraums bedrohten Koalas: Die Beuteltiere leben auf Bäumen, ernähren sich nur von bestimmten Eukalyptusarten und sind nicht schnell genug, um vor den Flammen zu fliehen. Schon vor den derzeitigen Buschbränden ging die Zahl der Koalas in New South Wales und Queensland zwischen 1990 und 2010 um 42 Prozent zurück – keiner weiß, wie viele nun durch die Buschbrände verendet sind. Der Ökologe Mark Graham vom Naturschutzrat des Landes warnte, die Feuer seien so heiß und entwickelten sich derart schnell, "dass es eine beträchtliche Sterberate von auf Bäumen lebenden Tieren gibt". Da die Feuer noch immer brennen, "werden wir die Kadaver wahrscheinlich nie finden".

Wie die Zukunftsaussichten für die Tier- und Pflanzenwelt sind, wenn die Brände endlich gelöscht sind, ist noch völlig unklar. Studien zeigen, dass Buschbrände sich nicht gleichmäßig über die Landschaft ausbreiten, sondern es in Brandgebieten immer wieder von den Flammen unberührte "Inseln" gibt. "Es sind diese unberührten oder weniger betroffenen Gebiete, in die sich Tiere flüchten, wenn sie es dorthin schaffen", sagt der Biologe Beattie. Falls es genug solcher "Inseln" gebe und sich die äußeren Bedingungen rasch verbesserten, gebe es Hoffnung, dass die Wälder und Buschgebiete sich wieder erholen können. Die Zukunft der am schwersten verbrannten Gebiete hängt nach Beatties Worten von Faktoren wie dem Niederschlag und dem Klima in den kommenden Monaten ab. Es könne bis zu 40 Jahre dauern, bis die Habitate wiederhergestellt seien.

Die Buschfeuer auf dem Kontinent wüten bereits seit Oktober. Mehr als fünf Millionen Hektar Land sind abgebrannt, das entspricht ungefähr der anderthalbfachen Fläche Belgiens. Samstag könnte sich die Lage bei Temperaturen von bis zu 46 Grad weiter zuspitzen. Blitze könnten neue Feuer entfachen. Nahezu im gesamten Südosten Australiens gilt der Ausnahmezustand.


Aus: "Kriegsschiffe sollen bei Evakuierungen helfen" (4. Januar 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-01/waldbraende-australien-kriegsschiff-evakuierung-3000-reservisten

Quotepvonwerther #11


Australien brennt und die Jahrhundert Feuerbrünste haben Wälder in der Größe von Belgien verzerrt und die ignorante Bevölkerung und inkompetenten Politiker reden von normalen Buschfeuern!
Allen voran in der Vogel-Strauß-Politik geht der konservativ-klimaleugnende PM Scott; erst geht er in den Urlaub, um danach mit hohlen Sprüchen die Katastrophe zu negieren!
Der Sonnenkontinent ist prädestiniert für Solar-Energie , jedoch wird mit dem Klimakiller der Kohle , dem Energieträger zu Beginn der industriellen Revolution geheizt und bis zu 70% der Strom erzeugt !
Doch diese Versäumnisse werden die Australier schwer bezahlen ; wenn Jahrhundertfeuer zur Regel werden und die Klimaveränderungen zur ökologischen Dauerkrise wird !
Dann helfen auch die Sprüche des dümmlichen Mr. Scott nicht weiter...


QuoteRIP #14

Ich habe noch nie ein Staatsoberhaupt so nackt wie Morrison gesehen.

Der Mann ist eine lebende Katastrophe für das Katastrophenmanagement.

- erst fliegt er in den Urlaub auf Hawai während sein Land bereits seit Wochen brennt,
- dann müssen ihm Entschädigungszahlungen für die freiwilligen Feuerwehrhelfer abgerungen werden,
- dann entschließt er sich nach Monaten 20 Mio. A$ für den Lease von vier zusätzlichen Feuerlöschflugzeugen bereitzustellen....
- und schließlich auch die Armee für die Evakuierung seiner Bevölkerung einzusetzen.

Pathetisch. Und all die Zeit schwadroniert Morrison über "natürliche Buschfeuer"...

Mich erinnert das alles an Hitler und Göring im zweiten Weltkrieg: zunächst hatte niemand nächtliche Bombenangriffe auf deutsche Städte für möglich gehalten, dann als die Städte brannten war es für wirksame Gegenmaßnahmen bereits zu spät und am Ende lagen 70 deutsche Großstädte in Schutt und Asche.

Beides Beispiele von kolossal unterschätztem Risikomanagement. Zitat: Donald Rumsfeld

"Reports that say that something hasn't happened are always interesting to me, because as we know, there are known knowns; there are things we know we know. We also know there are known unknowns; that is to say we know there are some things we do not know. But there are also unknown unknowns — the ones we don't know we don't know. And if one looks throughout the history of our country and other free countries, it is the latter catagory which is the difficult one."


Quoteterra nullius #14.1

Trump spielt in der gleichen Kompetenz-Liga, nur nutzt er solche Naturkatastrophen auch noch jedes mal zur Spaltung des Landes aus. Statt Hilfe hagelt es Verleumdungen, wenn es in Gebieten des politischen Gegners brennt.


QuoteZeitabzuhauen #17

In Spektrum (siehe heute) steht alles schwarz auf weiß drin: Macht Australien so weiter, sieht's nicht gut aus. Zynisch betrachtet: Werden die Australier nicht vernünftig, wählen sie ihren brutalen, Kohle-kapitalistischen Kurs nicht ab, müssen sie mit den Konsequenzen leben, der australische Way of Life würde schlicht draufgehen, aus Down Under würde dann ,,Mad Max-Land". ...


Quote
bluebee #17.3

Ich bin gegen die australische Regierung. Aber solche Kommentare sind nicht zynisch, sondern einfach nur dumm. Die Australier muessen mit den Konsequenzen leben, wer da nun regiert oder nicht, ist egal, denn die ganze Welt, nicht nur die australische Regierung, traegt dazu bei, dass es so ist, wie es ist.
Auch Deutschland fuehrt doch immer wieder das selbe Argument wie Australien an."Wir machen doch nur 2% der Emissionen!".
Ja mei. Und zusammen sinds schon 4, wer haette das gedacht. ...


Quotehansi55 #20

Rupert Murdochs Medien bestreiten systematisch den menschengemachten Klimawandel. Er hat auch Scott Morrison zum Wahlsieg geholfen.
Wieder ein Beispiel, wie Milliardäre versuchen, zu manipulieren und es gelingt ihnen ja auch.


...

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Quote[...] Die EU-Staaten müssten sich darauf einstellen und zugleich alles daran setzen, die Erderwärmung abzubremsen, erklärte die EEA am Montag. "Der Klimawandel vollzieht sich schon jetzt und wird in der Zukunft gravierender werden, selbst wenn die globalen Bemühungen zur Senkung der Treibhausgase Erfolg haben", erklärte die Behörde mit Sitz in Kopenhagen. "Doch werden die Folgen viel weniger schlimm, wenn es durch Senkung der Treibhausgase gelingt, die globale Erderwärmung deutlich unter 2 °C zu halten, wie es das Pariser Abkommen vorsieht." Steige die Temperatur stärker, würde dies einen erheblich stärkeren Klimawandel bedeuten, erklärten die EU-Fachleute.

In dem Bericht "Zustand der Umwelt in Europa" stellt die EEA fest, dass "Europa im Umweltbereich vor Herausforderungen von nie da gewesener Größenordnung und Dringlichkeit steht". Es bestehe jedoch auch Anlass zur Hoffnung. "Sie gründet sich auf das gestiegene öffentliche Bewusstsein für Nachhaltigkeit, technologische Innovationen, wachsende Gemeinschaftsinitiativen und neue EU-Maßnahmen wie dem 'Europäischen Green Deal'."

Die EEA zeigt den Unterschied in verschiedenen Szenarien für die nächsten Jahrzehnte. Demnach würde der Anstieg des Meeresspiegels und damit verbundene Überflutungen an den Küsten sowie Extremwetterereignisse wie Dürren, Stürme und Waldbrände im Fall von höheren Treibhausgasemissionen deutlich schlimmer ausfallen.

In Teilen Deutschlands steigt demnach in beiden Szenarien die Waldbrandgefahr - allerdings bei hohen Emission weit stärker. Ostdeutschland muss sich auf stärkere Trockenheit einstellen. In Osteuropa könnte in einem Szenario mit hohen Emissionen im Winter bis zu 35 Prozent mehr Regen fallen. An den europäischen Küsten könnte der Meeresspiegel um bis zu einen Meter steigen.

Der Chef des Umweltausschusses im Europaparlament, Pascal Canfin, warnte: "Der Klimaschock kommt und kann nicht mehr vermieden werden." Nötig sei eine "ernsthafte Anpassungsstrategie", um Bürger, Häuser, Wirtschaft und Tourismus zu schützen. Gleichzeitig müsse Europa das Ziel verfolgen, bis 2050 klimaneutral zu werden und so den globalen Klimawandel zu begrenzen, erklärte Canfin. (mit Material der dpa) / (anw)


Aus: "EU-Umweltagentur: Klimawandel in Europa bereits unausweichlich" Andreas Wilkens (10.02.2020)
Quelle: https://www.heise.de/newsticker/meldung/EU-Umweltagentur-Klimawandel-in-Europa-bereits-unausweichlich-4656601.html

https://www.heise.de/forum/heise-online/News-Kommentare/EU-Umweltagentur-Klimawandel-in-Europa-bereits-unausweichlich/forum-443487/

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Quote[...] STOCKHOLM taz | ,,Eigentlich ist es ja fantastisch", sagt Per Nilssen: ,,Die Leute sind tagelang in Shorts herumgelaufen, es herrschte regelrechte Mittelmeerstimung." So richtig genießen kann der Chef der Kohlegrube Nr. 7 auf Spitzbergen die Hitzewelle aber nicht: ,,Nein, wir haben plötzlich ganz viel Arbeit", sagt er. ,,Das mit dem Schmelzwasser hatten wir noch nie."

Auf dem Spitzbergen-Archipel, rund 1.000 Kilometer vom Nordpol entfernt, gab es in der vergangenen Woche vier Tage hintereinander Temperaturen um die 20 Grad. Am vorletzten Samstag war mit 21,7 Grad sogar ein neuer Temperaturrekord aufgestellt worden. Eine höhere Temperatur war im europäischen Teil der Arktis noch nie gemessen worden.

,,Wir erleben wirklich dramatisch steigende Temperaturen da oben", sagt Line Båserud, Klimaforscherin an Norwegens Meteorologischem Institut in Oslo: ,,Weltweit steigen sie umso schneller, je höher wir nach Norden kommen." Ursache sei natürlich die globale Erwärmung. ,,Wenn das Eis schmilzt, bekommen wir mehr offenes Wasser, dessen dunklere Oberfläche mehr Sonnenenergie aufnimmt, die Temperaturen weiter steigen und noch mehr Eis schmelzen lässt", erklärt Båserud.

Und das Arktiseis schmilzt immer schneller. Nach den aktuellen Messungen des Schnee- und Eis-Datenzentrums der Universität Colorado (NSIDC) ist es in diesem Sommer bisher nicht nur weit unter das Durchschnittsniveau der Jahre 1981 bis 2010 abgeschmolzen, sondern liegt auch deutlich unter dem bisherigen Rekordjahr 2012. Die Folge: In den letzten 50 Jahren ist die Durchschnittstemperatur auf Spitzbergen bereits um 4 Grad gestiegen, in den Wintermonaten um 7 Grad.

In Kohlegrube Nr. 7, für die Per Nilssen verantwortlich ist, werden jährlich etwa 30.000 Tonnen Kohle für das Kraftwerk gewonnen. Es versorgt die rund 2.300 EinwohnerInnen von Spitzbergens Hauptstadt Longyearbyen mit Strom und Wärme. Die Hitzewelle bescherte der Grube jetzt einen Wassereinbruch. Es stammt vom Schmelzwasser eines nahe gelegenen Gletschers. Die Pumpenkapazität der Grube erwies sich schnell als völlig unzureichend. Nun will man einen Kanal graben, um das Wasser abzuleiten. Die für Mitte August vorgesehene Wiederaufnahme des Grubenbetriebs nach der Sommerpause musste erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

Spitzbergen tut gut daran, sich schleunigst auf weitere Folgen des Klimawandels einzustellen. Die im vergangenen Jahr veröffentlichte norwegische Studie ,,Climate in Svalbard 2100" erwartet bis zur Jahrhundertwende eine Temperaturerhöhung um 7 bis 10 Grad. Der Permafrost könnte sich 2100 auf Tiefen unter 5 Metern zurückgezogen haben. Was zunehmende Probleme für die Fundamente von Häusern und andere Infrastruktur bedeuten wird. Mehrere Wohnhäuser sind bereits unbewohnbar. In Longyearbyen rechnet man mit 250 Gebäuden, die abgerissen und auf Stahlpfeilern neu errichtet werden müssen.

Auch die Konstruktion der globalen Saatgutbank Svalbard Global Seed Vault, die 2008 eingeweiht wurde und bei der man davon ausging, dass diese für die nächsten 200 Jahre komplett von Permafrost umgeben sein würde, musste bereits nachgerüstet werden.


Aus: "Klimawandel in der Arktis: Hitzewelle auf Spitzbergen" Reinhard Wolff (2. 8. 2020)
Quele: https://taz.de/Klimawandel-in-der-Arktis/!5699910/


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Quote[...] Seit der Kleinen Eiszeit vor 400 Jahren schmilzt das Eis der Gletscher in den Südlichen Alpen in Neuseeland. In den vergangenen Jahrzehnten war der Schwund besonders dramatisch.

Die Gletscher der Neuseeländischen Alpen haben seit der letzten Kleinen Eiszeit wohl mehr als die Hälfte ihres Eises verloren, berichten Forscher. In den vergangenen gut 400 Jahren seien in den Neuseeländischen Alpen auf der Südinsel des Landes mindestens 60 Kubikkilometer Gletschereis geschmolzen. Das entspreche 41 bis 62 Prozent des gesamten dortigen Eisvolumens.

Besonders viel Eis ging in den vergangenen Jahrzehnten verloren, schreibt das Team um Jonathan Carrivick von der University of Leeds im Fachblatt "Scientific Reports". In dieser Zeit habe sich der Eisverlust stark beschleunigt: Etwa ein Sechstel der gesamten Eismasse, die das Gebirge seit der Kleinen Eiszeit verloren hat, schmolz binnen 40 Jahren - von 1978 bis 2019. Seit 2010 habe sich die Situation nochmals dramatisch verschlechtert.

In den Südalpen, wie die Neuseeländischen Alpen auch genannt werden, liegen mehr als ein Dutzend Berge mit über 3000 Metern Höhe, darunter mit dem gut 3700 Meter hohen Mount Cook, der höchste Berg Neuseelands. Die Forscher haben die Veränderungen von 400 Gletschern in dem Gebiet untersucht, in dem sie die aktuelle Ausbreitung mit der zur Kleinen Eiszeit verglichen.

Als diese um das Jahr 1600 ihr Maximum erreichte, waren der Untersuchung zufolge knapp 1500 Quadratkilometer Fläche von Eis bedeckt. Das damalige Eisvolumen rekonstruierten die Experten unter anderem, indem sie von den damals gewaltigen Gletschern aufgeschobene Ablagerungen und durch sie geprägte Landschaften untersuchten.


Aus: "Gletscherschmelze in Neuseeland beschleunigt sich rapide" (10.08.2020)
Quelle: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/neuseeland-suedliche-alpen-gletscherschmelze-nahm-zuletzt-deutlich-zu-a-a7dc0d80-2716-476f-8505-70fd9db5fce4

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Quote[...] Einer Studie zufolge könnte der Lebensraum von bis zu einer Milliarde Menschen im Jahr 2050 bedroht sein. Eine Untersuchung des Institute for Economics and Peace prognostiziert, dass etliche Menschen dazu gedrängt werden, ihre Heimatländer wegen des Klimawandels, Kriegen und anderer Krisen verlassen zu müssen. 

Besonders bedrohte Hotspots sind demnach die afrikanische Sahelzone, weiter südlich liegende afrikanische Staaten wie Angola oder Madagaskar sowie der Nahe Osten von Syrien bis Pakistan. Die größte Bedrohung sehen die Forscherinnen und Forscher in Stürmen, Überflutungen sowie einer Wasser- und Lebensmittelknappheit. Bei ihren Berechnungen gehen sie davon aus, dass Naturkatastrophen mindestens mit gleicher Regelmäßigkeit auftreten wie in den vergangenen Jahrzehnten.

Anhand vieler verschiedener Faktoren listen die Forscherinnen 31 Länder, die sie als nicht widerstandsfähig genug einstufen, um die ökologischen und politischen Veränderungen der kommenden Jahrzehnte auszuhalten.

Das werde die Staaten zwar nicht vollständig unbewohnbar machen, jedoch würden etliche Menschen zum Umsiedeln gezwungen werden. Die Bevölkerung dieser Länder macht laut Angaben der Forscherinnen mehr als eine Milliarde der Weltbevölkerung aus.

Die Forscherinnen warnen deswegen vor einer massenhaften Migrationsbewegung, von der vor allem die europäischen Länder betroffen sein würden. So könnten etwa aus Pakistan, Iran oder Äthiopien Hunderte Millionen Menschen ihre Heimatländer verlassen, um Zuflucht in sichereren Regionen zu suchen.

Dabei sehen die Forscherinnen einen Zusammenhang zwischen politischen Konflikten und ökologischen Bedrohungen. "Es ist eine Art Teufelskreis. Durch Konflikte werden die natürlichen Ressourcen von Ländern zerstört – und die Knappheit wiederum führt dann zu weiteren Konflikten", sagte Autor Steve Killelea gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. So sei es etwa im Jemen der Fall.

Europa müsse sich der Bedrohung und der damit verbundenen Verantwortung bewusst werden, forderte Killelea. Regierungen müssten sich damit auseinandersetzen, wie sich die Widerstandsfähigkeit von Krisenstaaten stärken lasse. Insbesondere beim Thema Wasserknappheit gelte es, Unternehmen und Regierungen zu unterstützen.

Denn im Jahr 2015 habe man gesehen, "wie selbst eine relativ kleine Zahl an Migranten massive politische Unruhen und Entwicklungen auslösen können", sagte Killelea. Damals waren mehr als eine Million Flüchtlinge nach Europa, viele aus Syrien oder dem Irak, gekommen.


Aus: "Klimawandel: Forscher sehen Lebensraum von einer Milliarde Menschen bedroht" (9. September 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/wissen/2020-09/klimawandel-studie-europa-migration-2050-lebensraum


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Quote[...] Die USA und Europa sind für mehr als 80 Prozent der übermäßigen CO2-Emissionen seit 1850 verantwortlich, während aus dem gesamten globalen Süden lediglich 8 Prozent der Emissionen stammen, die den CO2-Gehalt der Atmosphäre über den kritischen Wert von 350 ppm gehoben haben. Das hat der Wirtschaftsanthropologe Jason Hickel von der Universität London ausgerechnet und seine Ergebnisse jetzt im Wissenschaftsmagazin Lancet Planet Health veröffentlicht. Seine Arbeit zeige, dass die Hochlohn-Staaten in noch größerem Maß für den Klimawandel und die damit verbundenen Schäden verantwortlich seien, als bislang angenommen, schreibt er.

Wie Hickel erläutert, liegt seiner Analyse die Annahme zugrunde, dass die Erdatmosphäre ein gemeinsames Gut ist und jede Nation auf Basis ihrer Einwohnerzahl einen fairen Anteil daran haben sollte. Bevölkerungsreiche Länder dürften demnach mehr CO2 ausstoßen, alle zusammen aber nur so viel, dass insgesamt die 350 ppm (parts per million, also Millionstel) nicht überstiegen werden. Als das 1990 passiert sei, hätten die problematischen Folgen des Klimawandels begonnen – Hickel spricht vom Klima-Zusammenbruch. Inzwischen werden über 400 ppm gemessen. Laut Hickel hätten maximal 830,1 Gigatonnen an CO2 ausgestoßen werden dürfen, zwischen 1850 und 2015 seien es aber 1516,2 Gigatonnen gewesen.

Der Forscher hat nun berechnet, wie viele dieser 1,5 Billionen Tonnen CO2 aus welchem Land stammen (1850 bis 1969) beziehungsweise auf den Konsum in einem Land zurückgehen (1970 bis 2015). Das konnte er ins Verhältnis setzen zu dem Budget, das jedem Staat auf Basis der Bevölkerungszahl zuzubilligen wäre, um insgesamt keinen Klima-Zusammenbruch auszulösen. Durch diesen weiteren Blick zurück seien historische Emissionen stärker eingeflossen und durch den Fokus auf den Konsum sei die Auslagerung der Produktion im Zuge der Globalisierung abgebildet. Insgesamt habe sich dadurch gezeigt, dass die reichsten Industrienationen einen noch stärkeren Anteil am Klimawandel haben, als bislang gedacht. China wiederum hatte sein Budget 2015 (noch) nicht ausgeschöpft.

Schlimmster CO2-Sünder sind der Analyse zufolge erwartungsgemäß die USA. Eigentlich dürfte das Land insgesamt nur 41,5 Gigatonnen CO2 ausstoßen, 2015 seien es aber schon 420,4 Gigatonnen gewesen. Das sei nicht nur das Zehnfache des Budgets, sondern auch 40 Prozent der übermäßigen CO2-Emissionen insgesamt. Auf dem zweiten Platz folgt Russland (105 statt 27 Gigatonnen) vor Deutschland. Mit 91,3 statt 18,4 Gigatonnen CO2 haben die deutschen Staaten fast das fünffache ihres Budgets ausgestoßen und landen bezüglich der Gesamtmenge an zu viel ausgestoßenem CO2 sogar vor dem Mutterland der Industrialisierung Großbritannien.

Ganz am anderen Ende der Liste landet Indien. Das Milliardenvolk dürfte demnach eigentlich 133,4 Gigatonnen CO2 ausstoßen, kommt aber lediglich auf 43,2 Gigatonnen. China hat demnach sogar ein Budget von 189 Gigatonnen CO2, bis 2015 kam das Reich der Mitte auf 159,6 Gigatonnen. Mit einem aktuellen Ausstoß von etwas mehr als 10 Gigatonnen pro Jahr – doppelt so viel wie die USA und fast dreimal so viel wie die Europäische Union – dürfte das Land inzwischen aber ebenfalls über seinem Budget liegen. Auch Bangladesch, Indonesien, Nigeria, Pakistan, Äthiopien und Vietnam haben ihr Budget demnach nicht ausgeschöpft.

Insgesamt kommt Hickel zu dem Ergebnis, dass die EU-Staaten (inklusive Großbritannien) für 29 Prozent des zu viel ausgestoßenen CO2 verantwortlich sind, der Rest Europas für weitere 13 Prozent. Zusammen mit dem Anteil der USA sind das 82 Prozent des übermäßigen CO2. Die anderen Staaten des globalen Nordens – also laut Hickel noch Kanada, Israel, Australien, Neuseeland und Japan – kommt auf 10 Prozent. Der gesamte Rest der Welt steckt demnach lediglich hinter 8 Prozent des zu viel ausgestoßenen CO2 und den dadurch ausgelösten Klima-Zusammenbruchs. Hickel meint, man könne von atmosphärischer Kolonisierung sprechen, denn die reichsten Staaten hätten die Atmosphäre weit stärker verschmutzt als ihnen zusteht, während der globale Süden von den Folgen überproportional betroffen ist und sein wird.

(mho)


Aus: "Klimawandel: Europa und USA fast allein für Klimakatastrophe verantwortlich" Martin Holland (11.09.2020)
Quelle: https://www.heise.de/news/Klimawandel-Europa-und-USA-fast-allein-fuer-Klimakatastrophe-verantwortlich-4891161.html

QuoteMichaelG., 11.09.2020 07:35

Ich glaube der Mensch wird es nicht rechtzeitg verstehen...

Die letzten 5-8 Jahre haben mir eins gezeigt (und davon nehme ich mich nicht aus): Das menschliche Hirn ist noch recht primitiv... nur in sehr(!) seltene Bedingungen ist es in der Lage nicht nur zu verstehen, auf was für ein Problem wir zusteuern, sondern auch zu handeln. Oder im Sinner der Gemeinschaft zu handeln. Im Alltag ist das normal nicht der Fall.

Selbst bei Problemen wie eine Pandemie, deren Auswirkung schon massiv sichtbar ist, arbeiten noch größere Gruppierungen gegen Sinn und Verstand.

Die Notbremse, die wir als Menschheit einlegen müssten um noch wirklich etwas gegen die Klimakatastrophe zu tun, müsste in den nächsten 1-5 Jahren passieren. Und zwar um Größenordnungen heftiger, als jede Corona-Maßnahme international. Mit heftigeren Einschränkungen und Wirtschaftlichen Folgen, als die Pandemie.

Ich schaue recht Besorgt in die Zukunft, weil ich wenig Hoffnung habe, dass das klappen wird.

In 40...60 Jahren werden wir zurück blicken und nicht verstehen, 'wie die Menschheit damals nur so handeln konnte'. Kinder werden Fragen 'Wie konnte man das zulassen?'.


...

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Quote[...] BRÜSSEL taz | Das Europaparlament wird zum Vorreiter beim Klimaschutz. In einer mit Spannung erwarteten letzten Abstimmung haben die EU-Parlamentarier am Donnerstag in Brüssel ihre bis zuletzt umstrittene Forderung bestätigt: Die CO2-Emissionen sollen bis 2030 um 60 Prozent reduziert werden. Die EU-Kommission hatte 55 Prozent vorgeschlagen, bisher liegt das offizielle Ziel nur bei 40 Prozent.

Bei der Entscheidung setzte sich erneut eine informelle R2G-Koalition aus Sozialdemokraten, Linken und Grünen durch, die von französischen Liberalen verstärkt wurde. Ihr Wortführer ist der Chef des Umweltausschusses, Pascal Canfin. Der ehemalige Generaldirektor der Umweltschutzorganisation WWF in Frankreich gibt heute im Europaparlament die Richtung vor, wenn es um die Klimapolitik geht.

Er sei stolz auf die Arbeit des Parlaments, schrieb Canfin auf Twitter. Mit der neuen Zielvorgabe gebe es große Fortschritte bei den Ambitionen in der Klimapolitik. Begeistert reagierte der deutsche Grünen-Abgeordnete Michael Bloss. ,,Das ist ein historischer Schritt für die Klimapolitik der Europäischen Union", sagte er. Das Parlament habe einen Standard gesetzt, der weltweit seinesgleichen suche.

Katzenjammer herrscht dagegen bei den Konservativen, die den Beschluss nicht mittragen. CDU und CSU fanden sich im selben Boot mit AfD und FDP wieder. Die konservative EVP-Fraktion um den deutschen CSU-Politiker Manfred Weber trägt zwar grundsätzlich das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 mit. Die CO2-Einsparung wollte sie aber auf 55 Prozent begrenzen. Am Ende enthielten sich die meisten CDU- und CSU-Politiker der Stimme.

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Aus: "Europaparlament bestätigt Klimaziele: ,,Ein historischer Schritt"" Eric Bonse EU-Korrespondent (8. 10. 2020)
Quelle: https://taz.de/Europaparlament-bestaetigt-Klimaziele/!5719026/


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Quote[...] Den dritten Tag in Folge sind in Kanada die heißesten Temperaturen im Land seit dem Beginn der Aufzeichnungen gemessen worden. "Um 16.20 Uhr (Ortszeit) meldete die Lytton-Wetterstation 49,5 Grad Celsius", teilte das Ministerium für Umwelt und den Klimawandel am Dienstag beim Onlinedienst Twitter mit.

Polizei und Gemeinden meldeten Dutzende Todesfälle im Zusammenhang mit der beispiellosen Hitzewelle, die Westkanada und den Nordwesten der USA trifft.

In der Stadt Vancouver starben mindestens 69 Menschen, darunter zahlreiche ältere Menschen mit Vorerkrankungen, wie die nationale Polizeibehörde RCMP mitteilte. "Wenngleich das noch untersucht wird, spielt die Hitze bei der Mehrzahl der Todesfälle eine Rolle", sagte ein Polizeiangehöriger. Auch in anderen Gemeinden gab es zahlreiche Tote, bisher liegen aber noch keine offiziellen Zahlen vor.

"Wir befinden uns mitten in der heißesten Woche, die British Columbia je erlebt hat", sagte der Regierungschef der Provinz an der Westküste des Landes, John Horgan, bei einer Pressekonferenz. Er rief dazu auf, nach Menschen zu sehen, die gefährdet sein könnten, kalte Kompressen im Kühlschrank aufzubewahren und sich im kühlsten Teil des Hauses aufzuhalten.

,,Es ist unbedingt erforderlich, dass wir bei dieser extremen Hitze uns umeinander kümmern", sagte Polizeisprecher Mike Kalanj im Raum Vancouver. In der Westküstenmetropole wurden mehrere klimatisierte Zentren eingerichtet, wo Menschen Zuflucht vor der Hitze finden können.

Das Umweltministerium gab Warnungen für mehrere Provinzen heraus, die besagen, dass die "anhaltende, gefährliche und historische Hitzewelle diese Woche andauernd wird".

Auch in den US-Städten Portland, Oregon und Seattle im Nordwesten der USA wurden die höchsten Temperaturen seit dem Beginn der dortigen Aufzeichnungen im Jahr 1940 gemessen. Klimaanlagen und Ventilatoren waren vielerorts ausverkauft. Menschen suchten zum Teil in Tiefgaragen oder in ihren klimatisierten Autos Schutz vor der Hitze.

Für die extreme Hitze verantwortlich ist das Phänomen der "Hitzekuppel", das heißt, der Hochdruck in der Atmosphäre hält die heiße Luft in der Region fest. Laut den Wetterexperten der "Washington Post" ist die Intensität dieser Hitzekuppel "statistisch gesehen so selten, dass sie im Durchschnitt nur einmal alle paar tausend Jahre zu erwarten" sei. Der vom Menschen verursachte Klimawandel habe allerdings "diese Art von außergewöhnlichen Ereignissen wahrscheinlicher gemacht". (AFP)


Aus: "Kanada bricht mit 49,5 Grad Celsius erneut landesweiten Hitzerekord" (30.06.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/69-hitzetote-allein-in-vancouver-kanada-bricht-mit-49-5-grad-celsius-erneut-landesweiten-hitzerekord/27376826.html

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Quote[...] Die Klimakrise sorgt für eine gefährliche Verantwortungslücke: Die massiven Zukunftsfolgen der globalen Erhitzung betreffen allen voran die jungen Menschen, die aber noch nicht in den entscheidenden Positionen sitzen. Dabei ist der Klimawandel längst Realität. Doch diejenigen, die heute wesentliche politische und wirtschaftliche Entscheidungen treffen, werden von den massiven Folgen nicht mehr betroffen sein.

Ein Klimagenerationenvertrag könnte eine wichtige Lücke schließen. Er würde generationenübergreifende Interessenskonflikte in gegenseitigem Respekt und Einvernehmen in gemeinsam ausgeübte Verantwortung überführen.

Starke Emotionen gibt es auf beiden Seiten: Während bei vielen Angehörigen der älteren Generation, gerade in Ostdeutschland, die Narben der letzten Transformation der Neunzigerjahre für Freiheit und Demokratie noch nicht verheilt sind, trommelt die junge Generation bereits für die nächste große Wende – diesmal für Klimaschutz und Freiheit. Die Jüngeren haben die Wissenschaft auf ihrer Seite. Ohne beherztes und schnelles Handeln drohen in Deutschland und weltweit massive Freiheits- und Wohlstandsverluste.

Ein jüngst organisierter Walk for the Future der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, bei dem 30 junge Menschen einhundert Kilometer von Dessau nach Berlin zum Bundestag wanderten und in sechs Zwischenstopps mit Vertretern und Vertreterinnen aus der Lokalpolitik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft über Klimaschutz diskutierten, hat Folgendes gezeigt: Noch immer trifft eine junge, gut informierte Generation auf ältere Mitbürgerinnen und -bürger, die fest im Sattel der politischen Institutionen sitzen. Während die ältere Generation um ihre Lebensleistung fürchtet, will die junge selbstbestimmt Lebensentscheidungen treffen. Allerdings fällt es ihr schwer, mit Inhalten durchzudringen, noch immer sind die männlich dominierten Gremien auf lokaler Ebene schwer zu durchdringen. Und insbesondere bei den Verlierern und Verliererinnen der politischen Wende ist der Enthusiasmus für einen weiteren Umbau der Wirtschafts- und Arbeitswelt begrenzt.

Wir sind davon überzeugt, dass uns diese Bruchlinien der Generationen in der Klimapolitik der nächsten Jahre begleiten werden und einer Auflösung bedürfen, um die Klimakrise als Gemeinschaftsaufgabe erfolgreich zu stemmen.

Der Blick auf das bereits Erreichte in Sachen Energiewende zeigt: Kommunen sowie Bürgerinnen und Bürger können durch eigene Sonnen- und Windenergieanlagen finanziell von der Erzeugung von klimafreundlicher Energie profitieren. Sie bringen sich aktiv in die Gestaltung des vormals monopolistisch organisierten Energiesystems ein. Der deutsche Mittelstand ist nach wie vor ein wichtiger Lieferant für Erneuerbare-Energien-Technik. Klimaschutz in Deutschland hätte das Zeug zu einem neuen grünen Wirtschaftswunder. Eine kluge und gemeinsame Klima-, Wirtschafts- und Sozialpolitik der künftigen Bundesregierung kann dazu beitragen, die damit einhergehenden sozialen und wirtschaftlichen Chancen für alle Regionen in Deutschland und Menschen unterschiedlicher Altersgruppen zur Entfaltung zu bringen.

Aber: Die großen Bühnen der Bundes- und Landespolitik haben sich bislang als wenig geeignet erwiesen, Interessenskonflikte zwischen den Generationen aufzulösen oder sogar an einer generationenübergreifenden Agenda für Klimaschutz und Wohlstand mitzuwirken. Anders sähe es in der Lokalpolitik aus: Hier werden täglich und unmittelbar Wohl und Ausgleich zwischen verschiedensten Gruppen und ortsansässigen Organisationen und Betrieben verhandelt. Grundsätzliche Positionen und Parteipolitik spielen mitunter eine deutlich geringere Rolle. Die Frage, wie Klimaschutz in Deutschland die Lebensqualität und den Wohlstand aller Generationen hervorbringt, kann vor Ort am besten beantwortet werden: Wie soll etwa ein klimaneutrales Potsdam oder Stuttgart im Jahr 2035 aussehen? Vielerorts werden aktuell lokale Klimaentscheide angeregt, um gemeinsam zu entscheiden, wie ambitionierter Klimaschutz im Sinne aller Menschen vor Ort gestaltet werden soll.

Dazu braucht es beides: das Wissen aus den Transformationserfahrungen der Älteren und die Visionen der Jüngeren – sowie Hartnäckigkeit. Auch die Wissenschaft, die selbst oft mit Kommunikationsproblemen zu kämpfen hat, sollte hier ihrer Verantwortung gerecht werden und die lokalen Aushandlungs- und Gestaltungsprozesse mit fachlicher Expertise begleiten.

Was politische Entscheidungen betrifft, stehen junge Menschen in Deutschland vor einem strukturellen Problem: Zwar sind Vertreterinnen ihrer Generation mit starken Persönlichkeiten und Überzeugungskraft als respektierte und mitunter gefürchtete Gesprächspartner in Talkshows wie Markus Lanz und im Kanzleramt willkommen. Wenn es um politische Vertretung der jungen Generation in den entscheidenden politischen Funktionen und Gremien geht, sieht es anders aus: Hier überwiegt die Trägheit des bestehenden Systems.

Da verwundert es nicht, dass es des Bundesverfassungsgerichts bedurfte, das mit einem wegweisenden Urteil die Bundesregierung in Sachen Klimaschutz wachrüttelte – die Mitglieder des ersten Senats waren im Übrigen im Schnitt 55 Jahre alt. Auch bei lokalen Klimaentscheiden und nicht zuletzt der Bundestagswahl werden mehrheitlich ältere Menschen entscheiden. Von den rund 60 Millionen Wahlberechtigten sind 35 Millionen älter als 50 Jahre. Soll für die junge Generation mehr als nur die Rolle als starke außerparlamentarische Opposition bleiben, erscheint es dringend notwendig die strukturellen Defizite in der politischen Verantwortung der jungen Generation zu lösen.

Ein Generationenvertrag kann nur schwerlich rechtsgültig verabschiedet werden, dies ist allerdings auch nicht nötig. Mit seinem Urteil hat das Bundesverfassungsgericht verdeutlicht, dass unser Grundgesetz bereits den Geist der Generationengerechtigkeit in sich trägt. Wichtiger ist: Ein Klimagenerationenvertrag drückt sich in den Willensbekundungen und den Entscheidungen jeder Bürgerin, jedes Bürgers aus und nicht zuletzt unserer politischen Vertreterinnen. Wir erachten dafür die folgenden Entscheidungsfelder als wesentlich:

Deutschland braucht eine generationenverbindende Agenda für Klimaschutz und Wohlstand mit dem Blick auf soziale und wirtschaftliche Chancen. Als Teil des Klimagenerationenvertrags sollte die Beteiligung aller Bevölkerungsgruppen an diesen Chancen einen zentralen Stellenwert einnehmen.

Als Teil des Klimagenerationenvertrags sollten sich alle mit Nachdruck für die Interessen der jungen Generation einsetzen, etwa in der Unterstützung lokaler Klimaentscheide. Die konkrete Umsetzung von Beschlüssen sollte als Gemeinschaftswerk über alle Altersgruppen hinweg gestaltet werden.

Eine Wahlrechtsreform sollte die Vertretung junger Stimmen strukturell stärken. Die ernsthafte Debatte über ein Wahlrecht ohne Altersbegrenzung halten wir für dringend geboten. Die informelle Übertragung von Wahlstimmen von Großeltern auf ihre Enkel oder Nachwuchsquoten in Beratungs- und Entscheidungsgremien könnten zudem zeitnah umgesetzt werden.


Aus: "Klimakrise: Warum wir einen Klimagenerationenvertrag brauchen" Ein Gastbeitrag von Sebastian Helgenberger (4. Juli 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-07/klimakrise-generationenvertrag-junge-menschen-interessen-energiewende/komplettansicht

Quotedigidirk #6

in einer Demokratie hat jede Stimme das gleiche Gewicht und das ist gut so. Werden bestimmte Stimmen nun stärker gewichtet, dann ist es keine Demokratie mehr und alle Versuche die Demokratie im eigenen Interesse umzudeuten, lehne ich mit aller Entschiedenheit ab, Herr Helgenberger! Morgen könnten dann die Rentner kommen und gleichermaßen argumentieren, dass also die jetztige Rentenpolitik die jungen Leuten ja gar nicht beträfe und junge Leute entsprechend weniger mitreden sollten. Derlei Beispiel könnte man nun beliebig fortführen. Ihr Ansinnen ist, bei allem Respekt, eine ziemliche Schnapsidee ...


Quotemarc236 #7

Was für ein schwarz-weiß Artikel. Es gibt genug junge Menschen, die das anders sehen. Genauso bei den Alten. Wenn ich sehe, dass auch die Aktivisten mehrfache Auslandsreisen im Jahr als Grundrecht ansehen, frag ich mich wie ernst meine Generation das Klimaproblem nimmt.


QuoteSisyphos2020 #8

Die heutige junge Generation hat natürlich die Gelegenheit die Weichen für eine bessere Welt zu stellen. Sie werden ja die zukünftigen Entscheidungsträger sein . Das Problem ist nur dass im Verlauf einer Karriere idealistische Vorstellungen oft ihre Bedeutung verlieren. Die vielgescholtenen Babyboomers haben früher die Grünen gegründet und an den ewigen Weltfrieden geglaubt.


QuoteMarderhund #20

Ich verfolge hier mehrere Themen bei ZON und bin fasziniert, wie entkoppelt private Entscheidungen zum Klima von privaten Entscheidungen zur Altersvorsorge und den Finanzen gesehen werden.

Ein Grundproblem beim Klimawandel und anderer Umweltzerstörung ist, dass die Folgenhaftigkeit finanzieller Entscheidungen nicht richtig wahrgenommen wird. Was hilft es, wenn jemand Carsharing macht, aber zur Altersvorsorge in Fonds investiert, die ihre Gewinne aus Regenwaldabholzung und Ölsandabbau erzielen? Was bringt es, die Plastiktüte durch eine Papiertüte zu ersetzen, wenn man wissentlich oder unwissentlich (z.b. durch Herumliegenlassen auf dem Konto einer ganz normalen Bank) in Großkonzerne investiert?

Die Themen Altersvorsorge und Klimaschutz sind über die investierten Billionenbeträge eng verknüpft- es ist nur schön verschleiert und keiner will so genau wissen, wie die Wurst (=Vermögenserwaltung und -vermehrung) hergestellt wird. ...


QuoteM.Aurelius #24

Vielleicht ist aber ein "Klimagenerationenvertrag" ein weiteres Element genau der Politik, die kritisiert wird. Ein Vertrag ist ein formales Dokument, dass eine Wirkung entfalten kann, aber keineswegs muss, denn es werden häufig Alibiverträge geschlossen, nur um den Eindruck zu erwecken, dass der Willenserklärung Taten folgen. Außerdem würde die Aushandlung viel Zeit benötigen, in denen mit Verweis auf den Vertragsabschluss wenig oder nichts passieren wird. Das eigentliche Problem ist der Unwille und die Unfähigkeit der Politik und dieser Gesellschaft Veränderungen effektiv umzusetzen.


QuoteClimateJustice #27

Das größte Problem sind dysfunktionale Überzeugungen/Einstellungen. "In einem Überblicksaufsatz haben die Psychologen Stephan Lewandowsky und Klaus Oberauer den Forschungsstand zum Thema zusammengefasst":

"18.11.2016: Die große Verschwörung: Warum verweigern sich Menschen wissenschaftlichen Erkenntnissen?"
Wenn Fakten der eigenen Weltanschauung widersprechen, werden sie häufig abgelehnt - in Zeiten von Trump, Brexit und Migrationsdebatten ein Befund mit politischer Durchschlagskraft. In einem Überblicksaufsatz haben die Psychologen Stephan Lewandowsky und Klaus Oberauer den Forschungsstand zum Thema zusammengefasst ... Doch selbst wenn aktuell die Verweigerung rechts der politischen Mitte weiter verbreitet ist, betonen Lewandowsky und Oberauer: "Die kognitiven Mechanismen, die die Ablehnung von Wissenschaft antreiben, finden sich unabhängig von der politischen Orientierung." Mit anderen Worten: Auch die politische Grundüberzeugung schützt nicht vor psychologisch motivierten Kurzschlüssen. Diese werden offenbar von tief in der menschlichen Psyche verankerten Mechanismen ausgelöst.

Und interessanterweise führt ein höherer Bildungsgrad nicht dazu, dass Menschen generell zugänglicher sind für wissenschaftliche Erkenntnisse - im Gegenteil steigt der Grad der Polarisierung bei kontroversen Themen sogar. Der paradoxe Befund: Unter Linken nimmt die Zahl derer, die den Forscherkonsens zum Klimawandel akzeptieren, mit steigendem Bildungsgrad zu - unter Konservativen hingegen sinkt mit besserer Bildung die Akzeptanz klimawissenschaftlicher Erkenntnisse (Hamilton 2011, Kahan et al. 2012, Hamilton et al. 2015). Der Journalist Chris Mooney hat dies einmal den "smart idiot effect" genannt: Bessere Bildung führe lediglich zu "schlaueren Idioten" - also dazu, dass sich Menschen anspruchsvollere Begründungen (oder Verschwörungstheorien) dafür ausdenken, warum die wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht stimmen können.

Eine Studie eines Forscherteams um den Psychologen Dan Kahan von der Yale University im US-Bundesstaat Connecticut machte den paradoxen Effekt von Bildung besonders deutlich. Dabei wurde Versuchspersonen eine raffiniert ausgedachte Zahlentabelle vorgelegt: Angeblich enthielt sie Daten zu Tests einer Hautcreme. Und auf den ersten Blick schienen die Daten die Wirksamkeit der Creme zu bestätigen; bei genauerer Betrachtung der Zahlenverhältnisse wurde aber klar, dass die Creme unwirksam ist. Solange es vermeintlich "bloß" um Hautcreme ging, war der Effekt erwartbar: Menschen mit niedrigerem Bildungsgrad lasen aus den Zahlen die naheliegende (falsche) Deutung heraus. Probanden mit höherer Bildung hingegen durchschauten den anfänglichen Fehlschluss und gaben eher die gegensätzliche (korrekte) Antwort.

In einem zweiten Schritt änderte das Forscherteam die Beschriftung der Tabelle. Angeblich zeigte sie nun nicht mehr Daten zu einer Hautcreme - sondern zur Frage, ob die Kriminalität in solchen Städten niedriger liegt, in denen das Tragen von Waffen verboten ist. Bekanntlich ist das Thema Waffenbesitz in den USA hoch ideologisiert. Das Ergebnis war erstaunlich: Was die Testpersonen nun aus den Tabellen herauslasen, hing nicht mehr von ihrem Bildungsgrad ab - sondern vor allem von ihrer politischen Einstellung. Jetzt entdeckten selbst höhergebildete Probanden nur dann noch die komplexere Wahrheit bzw. gaben in der Befragung die entsprechende Antwort, wenn sie in ihr Weltbild passte (Kahan et al. 2013).

... Was aber passiert, wenn Menschen auf die Kluft zwischen Forschungsergebnissen und ihrer Meinung hingewiesen werden? Eine verbreitete Lösungsstrategie für den augenscheinlichen Widerspruch sei es, so Lewandowsky und Oberauer, dann eine Verschwörung innerhalb der Wissenschaft zu unterstellen. Dies tut zum Beispiel nicht nur der künftige US-Präsident Donald Trump, wenn er die Erderwärmung als Komplott hinstellt, bei dem unter chinesischer Führerschaft die Konkurrenzfähigkeit der US-Wirtschaft unterminiert werden solle. Nach demselben Muster werde etwa AIDS gelegentlich als Produkt eines verunglückten Forschungsprogramms der US-Regierung erklärt oder von Impfgegnern eine Verschwörung von Medizinern und Pharmabranche unterstellt (Kalichman 2009, Briones et al. 2011).

Für die ideologische Motivation des Wissenschaftsleugnens spricht laut Lewandowsky und Oberauer schließlich, dass sie vor allem bei bestimmten Themen auffällt: bei Befunden nämlich, die starke politische Implikationen haben. Hier verweisen die Autoren auf eine weitere Veröffentlichung des Yale-Professors Dan Kahan. Bei den erwähnten Themen Waffenbesitz und Klimawandel zeigt sich demnach eine starke Polarisierung, klaffen also bei höher gebildeten Rechten und Linken die Ansichten weit auseinander. Hingegen fehlte die Polarisierung bei relativ unpolitischen Themen. So waren sich Konservative und Progressive in Umfragen zu den Gesundheitsrisiken etwa von Röntgenuntersuchungen oder der Nanotechnologie verblüffend einig - und akzeptierten hier einhellig in hohem Maße, was die Wissenschaft sagt (Kahan 2015).

..."

https://www.klimafakten.de/meldung/die-grosse-verschwoerung-warum-verweigern-sich-menschen-wissenschaftlichen-erkenntnissen


QuoteBretterbote #28

So lange es eine Mehrheit gibt, die Phillip Amtor für einen Jugendvertreter hält, wird weiter Lobbypolitik betrieben. Da ändert sich gar nichts. Wichtige Entscheidungen kommen aus Konzernvorständen, die Politiker als Exekutive betrachten und amüsiert, allenfalls belästigt verärgert reagieren, wenn sie Macht abgeben sollen. Das halte ich allen Ernstes nicht für satirische Übertreibung, sondern für die herrschenden Verhältnisse in des Wortes hintertriebenem Sinn.


QuoteMeWantCookies #32

Um Politiker*innen wirklich dazu zu bringen, nachhaltige Politik für die ferne Zukunft und nicht nur für die nächste Legislaturperiode zu machen, muss das Wahlrecht tatsächlich grundlegend verändert werden. Wahlrecht ab 16 und Stimmen aller 16-30 Jährigen müssten dreifach zählen. Wer dagegenhält, dass junge Menschen leichter zu manipulieren und schlechter informiert wären, dem sei gesagt: Dieses Problem trifft jetzt schon auf den Großteil, wenn nicht sogar die Mehrheit, der Wählerschaft zu. Wer aber am längsten mit und unter den Entscheidungen der Politik zu leben hat, muss daher mehr gehört werden. Abgesehen davon sind Kinder, Jugendliche und sehr junge Erwachsene eine Gruppe, die von den meisten Parteien ignoriert wird.


QuoteMusstika #32.1

Das erinner an die "Farm.der Tiere"...

Alle Tiere sind gleich...aber einger sind gleicher als andere.....
Welche Tiere waen das denn noch...?


QuoteWohingehts #35

"Während die ältere Generation um ihre Lebensleistung fürchtet, will die junge selbstbestimmt Lebensentscheidungen treffen."

Welche Lebensleistung der älteren Generation bitte? Die Leistung, dass unbedacht konsumiert wurde ohne die Folgen zu überdenken? Dass nicht ein einziges Produkt zu Ende gedacht wurde?
(Ich gehöre übrigens selbst zu der älteren Generation Ü 50)

"Allerdings fällt es ihr schwer, mit Inhalten durchzudringen, noch immer sind die männlich dominierten Gremien auf lokaler Ebene schwer zu durchdringen."

Richtig, stattdessen wird mit Kanonen auf Baerbock geschossen, während sich Laschet und Co hinter den Mauern ducken, damit sie ihr hinterwäldlerisches Parteiprogramm ab September weiter verfolgen können.

Und wir sitzen alle mit im Boot!


QuoteDarth Nihilus #35.1

Die Mehrheit wird im Herbst auch wieder beweisen, dass all das exakt so gewünscht ist.

Und wenn die Jungen versuchen diese Mauern auch nur beim Namen zu nennen, bricht alle eklige und stumpfe Diffamierung über sie herein.

Kein ,,Vertrag" wird diesen primitiven Hass auf alle ,,Änderungswilligen" beenden.


QuotePhysicsglider #37

"Dabei ist der Klimawandel längst Realität. Doch diejenigen, die heute wesentliche politische und wirtschaftliche Entscheidungen treffen, werden von den massiven Folgen nicht mehr betroffen sein"

Vielen dank für diesen Kommentar, er spricht mir aus dem Herzen!


QuoteNyenhuis #52

,,Das Klima" ist die neue Religion.
Wie bei jeder Religion gibt es einige Vorbeter und sehr viele Gläubige. Und, wie bei der Religion, bestens geeignet, ein schlechtes Gewissen zu erzeugen. Erlösung wird auch versprochen.


QuotePappnase_009 #52.1

Hirn einschalten!


QuoteDirac77 #57

Aus dem Artikel und vielen Kommentaren könnte der Eindruck enstehen, dass junge Menschen überwiegend die Grünen wählen würden, Fridays for Future repräsentativ für große Teile der Jugend ist und Luisa Neubauer im Wesentlichen die Haltung ihrer Generation vertritt.

Dem widerspricht allerdings das Ergebnis U18 Wahl zur Bundestagswahl 2017 deutlich:

CDU 28,5 %
SPD 19,8 %
Grüne 16,6 %
Linke 8,1 %
AfD 6,8 %
FDP 5,7 %

Immerhin 83,4 % haben nicht "Die Grünen" gewählt!

https://de.wikipedia.org/wiki/Kinder-_und_Jugendwahl_U18


QuoteSoschongarnicht #58

Wir brauchen weniger einen Generationen -Klimaschutzvertrag als vielmehr generell mehr Vernunft sowie weniger Behäbigkeit und Bequemlichkeit, so dass jeder nur dann das Auto braucht wenn es eben wirklich notwendig ist, so dass wenn er es braucht es dann so sparsam und ökonomisch fährt wie es eben möglich ist. Solch rationales Verhalten angewandt auf
Mobilität, Wohnen &Heizung und Ernährung würde nicht nur dem Klima helfen sondern außerdem
die Lebenserwartung und Lebensqualität vieler Bundesbürger wesentlich erhöhen. In der Realität zeigt sich zudem (leider) oft dass gerade die Jugend selbst mit viel Elan, mit
quietschenden Reifen und hochgedrehten Motoren unterwegs ist als gäbe es kein morgen. Man will "Spaß" & "Alles aber bitte gratis" - koste es was es wolle.


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Quote[...] Die Klimakrise treibt die pazifischen Inseln an den Rand der Verzweiflung. Der Anstieg des Meeresspiegels und die bald jährlich drohenden Sturmfluten drohten zum ,,Verlust von Millionen von Menschenleben, Häusern und Lebensgrundlagen im Pazifik und weltweit" zu führen, warnte Henry Puna, der Generalsekretär des Forums der Pazifikinseln (PIF) am Dienstag: ,,Regierungen, Großunternehmen und die größten Emittenten der Welt können nicht länger die Stimmen derjenigen ignorieren, die bereits unter dieser sich entwickelnden existenziellen Krise leiden. Sie können nicht länger die Rhetorik dem Handeln vorziehen. Es gibt einfach keine Entschuldigungen mehr."

Zu den Folgen der Klimakatastrophe, die der Weltklimarat IPCC der Vereinten Nationen (UN) am Montag geschildert hatte, treten die Corona-Krise und die Wirtschaftskrise aufgrund des Mangels an Touristen. ,,Manche von uns denken, dies ist das Ende aller Zeiten", sagte Dame Meg Taylor, die frühere Generalsekretärin des PIF. Ohne Australien misst das Territorialgebiet der Inselstaaten mehr als 30 Millionen Quadratkilometer, eine Fläche größer als Russland und China zusammengenommen. Doch leben hier nur zehn Millionen Menschen. Durch ihr Seegebiet verlaufen wichtige Handelsrouten, auch haben sie wichtige Fischgründe und viele Bodenschätze.

Die Klimaproblematik hat für die Inseln enorme Auswirkungen. ,,Es gibt keinen Zweifel daran, dass der Anstieg des Meeresspiegels weiterhin den Kern unserer Existenz, unserer Staaten, unserer Souveränität, unserer Menschen und unserer Identität bedroht", sagte Kausea Natano, der Ministerpräsident von Tuvalu.

Auf den höher gelegenen Teilen Fidschis werden bereits Siedlungen für Klimaflüchtlinge gebaut. Tuvalu hat eine Initiative mit den UN begründet, um die Einwohnerschaft bedrohter Inseln zu verlagern – nur weiß niemand, wohin. Viele Fischer können entlang der Küsten nicht mehr leben, weil Springfluten drohen. Riffe sterben, der Fischbestand minimiert sich, Felder versalzen. ,,Die Auswirkungen des Klimawandels werden durch Emissionen aus Ländern verursacht, die viele tausend Kilometer entfernt sind. Wir sind der Gnade der internationalen Gemeinschaft ausgeliefert", sagt der frühere Ministerpräsident von Tuvalu, Apisai Ielemia.

Die Folgen reichen tief ins Juristische: Weil Seegrenzen von Vermessungspunkten an Land festgelegt werden, könnten sie sich durch ein ,,Zurückweichen" der Strände verschieben. Bei ihrem 50. Gipfel am vergangenen Freitag konzentrierten sich die Staats- und Regierungschefs des PIF denn auch darauf, die heutigen Grenzen ihres jeweiligen Seegebietes festzuklopfen. Sie verabschiedeten eine ,,Erklärung zum Erhalt der maritimen Zonen angesichts des mit dem Klimawandel verbundenen Anstiegs des Meeresspiegels". Sie wird auf der Klimakonferenz COP26 im November vorgelegt werden.

Angesichts der drohenden Risiken und Begehrlichkeiten von allen Seiten versuchen sich die untereinander zerstrittenen Regierungschefs zu behaupten. ,,Wir dürfen nicht zulassen, dass andere, die über wirtschaftlichen, finanziellen und militärischen Einfluss verfügen, uns dazu bringen, uns ihren Interessen bei der Agenda des Ozeans unterzuordnen", sagte James Marape, Premierminister von Papua-Neuguinea, ohne Pekings Vordringen im Westpazifik zu nennen. Mit Joe Biden sandte erstmals seit einem halben Jahrhundert auch ein amerikanischer Präsident einen Gruß an den PIF-Gipfel.

Puna hatte die Aufforderung zum Kampf gegen die Klimakrise mit den Worten beschlossen: ,,Wir wissen, was getan werden muss, wie es vor sich gehen muss und wer nun handeln muss." Das richtet sich insbesondere gegen den Nachbarn Australien, der für seine Klimapolitik weltweit gescholten wird. Als Ministerpräsident Scott Morrison dann noch während der Eröffnungsansprache des Ministerpräsidenten von Tuvalu auf dem Gipfel vor laufender Zoom-Kamera sein Frühstück einnahm, förderte das den Eindruck, Australien kümmere sich nicht um seine Nachbarn.

Zwar haben die Australier Millionen von Impfdosen und eine Rekordsumme von fast 1,5 Milliarden australischer Dollar (937,3 Millionen Euro) Entwicklungshilfe bereitgestellt. Von ihrer Klimapolitik aber zeigen sich die Pazifikinseln verärgert. Morrison wiederholte am Dienstag nur, Australien werde die Emissionen ,,so schnell als möglich" abbauen. ,,Wir wollen das nicht dadurch erreichen, dass wir den Australiern die Lebensgrundlage entziehen und die Lebenshaltungskosten in den Vorstädten immer weiter erhöhen." Der ,,australische Weg" liege in ,,Technik statt Besteuerung".

Dabei werde Australien, das Land der fossilen Brennstoffe, noch mehr unter extremem Wetter, Bränden und Fluten leiden, sagen die Wissenschaftler voraus. Die Regierung hat zugesagt, bis 2030 die Emissionen um 26 bis 28 Prozent unter den Stand von 2005 zu drücken. Morrison weigerte sich nach wie vor, sich zur Klimaneutralität bis zum Jahre 2050 zu verpflichten.


Aus: ",,Wir sind der Gnade der internationalen Gemeinschaft ausgeliefert" Christoph Hein, Singapur (10.08.2021)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-energie-und-umwelt/pazifikinseln-machen-gegen-klimaschaediger-mobil-17479008.html

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Quote[...] Die Erde könnte sich schon um das Jahr 2030 um 1,5 Grad Celsius erwärmt haben, unabhängig von der weiteren Entwicklung der Emissionen. Das geht aus dem ersten Teil des neuen Sachstandsberichts zum Klimawandel hervor, den der Weltklimarat IPCC am Montag vorgelegt hat. Nur wenn der Treibhausgasausstoß umgehend und drastisch reduziert werde, könnte eine Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius in Reichweite bleiben. "Das muss praktisch in diesem Jahrzehnt passieren", sagte der Hamburger Meteorologe Jochem Marotzke, einer der Leitautoren des Berichts. Bis Mitte des Jahrhunderts müssten die globalen CO₂-Emissionen bei netto null sein.

Im Pariser Klimaabkommen hatten sich die Staaten vorgenommen, die Erwärmung im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten nach Möglichkeit auf 1,5, höchstens aber auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. "Wenn wir die Emissionen auf dem heutigen Niveau halten oder weiter erhöhen, haben wir keine Chance, die Ziele zu erreichen", sagte Marotzke. 234 Autoren aus 65 Ländern waren an dem Bericht beteiligt, sie werteten insgesamt 14 000 Forschungsarbeiten aus.

Daran, dass die Erwärmung auf den Menschen zurückgeht, lässt der Bericht keinen Zweifel mehr. Hitzewellen seien bereits häufiger geworden, Niederschlagsmuster veränderten sich. Mit zunehmender Erwärmung steige die Wahrscheinlichkeit für Wetterextreme wie Starkregenfälle, Hitzewellen an Land und im Meer sowie besonders heftige tropische Wirbelstürme.

"Vor uns liegt der klarste, eindeutigste Beweis des menschengemachten Klimawandels", sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) in Berlin. Dies bedeute allerdings umgekehrt auch: "Wir können noch gegensteuern." Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) verlangte die konsequente Ausrichtung der Energieversorgung auf "erneuerbare und saubere Energien". Das Ziel, Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen, sei "eine Mammutaufgabe". Der Industrieverband BDI verlangte auch außerhalb Deutschlands mehr Anstrengungen für den Klimaschutz. Die Bundesrepublik stehe nur für zwei Prozent aller Emissionen. "Das Paris-Abkommen kann nur in internationaler Zusammenarbeit funktionieren", sagte BDI-Vize Holger Lösch.

Umweltverbände dagegen drängten auf mehr Klimaschutz in Deutschland. Teile der Politik versuchten vor der Bundestagswahl, "mit Klimaprosa statt Klimapolitik durchzukommen", sagte Kai Niebert, Präsident des Deutschen Naturschutzrings. "Wir brauchen eine Entfesselung der erneuerbaren Energien und den konsequenten, massiv beschleunigten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas." Die Umweltstiftung WWF warf der Bundesregierung Versagen beim Klimaschutz vor. So sei der Ausbau erneuerbarer Energien "gezielt kleingehalten" worden, beklagte Naturschutz-Vorstand Christoph Heinrich. Ähnlich äußerten sich Grüne und Linkspartei.

Es ist der sechste Sachstandsbericht, den der IPCC für die Vereinten Nationen vorlegt. Zwei weitere Berichtsteile befassen sich mit den Auswirkungen des Klimawandels sowie mit Möglichkeiten, ihn zu mindern. Sie sollen Anfang des nächsten Jahres erscheinen.


Aus: "Der Mensch war's" Michael Bauchmüller, Marlene Weiß (9. August 2021)
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/politik/klimawandel-ipcc-weltklimarat-erderwaermung-1.5377816

https://www.sueddeutsche.de/politik/leserdiskussion-ihre-reaktion-auf-den-bericht-des-weltklimarats-1.5377157

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QuoteÖzden Terli @TerliWetter

Die entsetzliche Ahnungslosigkeit und Einfältigkeit von solchen Schreibern von Meinungsartikeln hat sich kein bisschen verändert - über Jahre hin nicht.
Ganz neu: Religion und Klimawissenschaft (konträrer geht nicht) gleichzusetzen.

Wow! Große Sache!


Ist der «Klimatismus» eine neue Religion? Die strukturellen Ähnlichkeiten sind verblüffend, trotz dem Ruf nach Wissenschaftlichkeit
Hier wie dort gibt es Propheten, Apokalypse, Schuld – und Hoffnung: was alte Glaubenslehren und die neuen Dogmatiker verbindet.
Josef Joffe (28.01.2022)
https://www.nzz.ch/feuilleton/ist-der-klimatismus-eine-neue-religion-die-strukturellen-aehnlichkeiten-sind-verblueffend-trotz-dem-ruf-nach-wissenschaftlichkeit-ld.1666779


https://twitter.com/TerliWetter/status/1487814886927347713

QuoteJoerg Thoeming @JoergThoeming
Antwort an @TerliWetter

Man kann wirklich nur noch mit dem Kopf schütteln ...

#Joffe ist da leider nur ein weiterer Leugner der menschengemachten Klimaerwärmung, dem man viel zu viel Reichweite gibt. Aber bei Springerpresse und NZZ wird langsam ein Muster erkennbar - entlarvend ...


QuoteMarie-Luise Braun @MarieLuiseBrau1

Antwort an @TerliWetter

Als Herausgeber der @zeitonline sollte #josefjoffe den Unterschied zwischen Glauben (Religion) und Wissen (Wissenschaft/Klimaforschung) kennen. Interessant ist auch, dass er durchweg von "den" Medien spricht. Dass es da Differenzierungen gibt, sollte er ebenfalls wissen.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] 28. Feb. 2022 13:42, Ruth Ciesinger - Zeitfenster im Kampf gegen die Klimakrise schließt sich

Der neue Bericht des Weltklimarats IPCC ist ein eindringlicher Weckruf: Bei jeder weiteren Verzögerung bei Maßnahmen für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel werde sich "das Fenster der Gelegenheit schließen, eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle zu sichern", mahnt der neue IPCC-Sachstandsbericht, der am Montag in Berlin veröffentlicht wird. Schon jetzt sei knapp die Hälfte der Menschheit durch den Klimawandel "hochgradig gefährdet".

"Die angehäuften wissenschaftlichen Belege sind eindeutig: Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das Wohlergehen des Menschen und die Gesundheit des Planeten", heißt es in einer Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger vom zweiten Teil des sechsten IPCC-Sachstandsberichts.

UN-Generalsekretär António Guterres warf der internationalen Gemeinschaft vor, die Klimakrise immer noch nicht ernst genug zu nehmen. "Dieser Verzicht auf Führung ist kriminell", erklärte Guterres. Die weltgrößten Emittenten von Treibhausgasen machten sich "der Brandstiftung an unserem einzigen Zuhause schuldig".

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Aus: "IPCC-Bericht 2022 zur Klimakrise 3,6 Milliarden Menschen schon heute hochgradig gefährdet" (28. Feb. 2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wissen/ipcc-bericht-2022-zur-klimakrise-3-6-milliarden-menschen-schon-heute-hochgradig-gefaehrdet/28113098.html


Textaris(txt*bot)

QuoteChristian Reinboth
@reinboth
Drei Tage Krieg und eine Grundgesetzänderung zur Bereitstellung von 100 Milliarden EUR plus >2% BIP p.a. für Rüstungsgüter liegen auf dem Tisch. 60 Jahre Klimaforschung und es wird nach wie vor um jeden Cent gestritten. ...

5:34 nachm. · 27. Feb. 2022


https://twitter.com/reinboth/status/1497973466531774466

Textaris(txt*bot)

Quote[...] BERLIN taz | Hitze ist relativ: Minus 17,7 Grad Celsius haben For­sche­r:in­nen auf der russischen Forschungsstation Wostok im Osten der Antarktis am Freitag gemessen. Das ist zwar nicht gerade schweißtreibend, für den südpolaren Messpunkt aber beispiellos. Der Ort gilt als kältester der Erde. Dort wurde im Juli 1983 die tiefste jemals gemessene Lufttemperatur registriert: minus 89,2 Grad. Zur Jahresmitte herrscht dort, ganz im Süden der Erde, tiefster Winter. Jetzt im März hingegen beginnt gerade der Herbst, deshalb ist es etwas milder.

Im Durchschnitt liegt die Höchsttemperatur bei minus 53 Grad – also weit entfernt von den aktuell herrschenden Hitzetemperaturen. Ausreißer vom Schnitt sind zwar in gewissem Maße normal, aber der aktuelle Wert liegt auch 15 Grad über dem bisherigen März-Rekord. Eine Studie, die die Rolle des Klimawandels auf das aktuelle Hitzewetter quantifiziert, liegt bisher nicht vor. Die Antarktis gehört aber zu den Regionen, die sich laut Klimamodellen noch schneller aufheizen als die Erde im Schnitt, und die ist bereits 1,1 Grad wärmer als zu vorindustriellen Zeiten. Ex­per­t:in­nen sind jedenfalls stark beunruhigt. ,,Diese antarktische Hitzewelle verändert definitiv, was wir überhaupt für möglich halten beim antarktischen Wetter", schrieb der Meteorologe Jonathan Wille von der französischen Universität Grenoble auf Twitter.

Die Station Wostok ist nicht die einzige, an der Hitzerekorde gemessen werden, obwohl der Herbst beginnt. Auf der knapp 600 Kilometer entfernten italienisch-französischen Forschungsstation Dome Concordia im Osten der Antarktis haben Wis­sen­schaft­le­r:in­nen am Freitag sogar einen Wert registriert, der nicht nur für den März besonders warm ist, sondern insgesamt über allem liegt, was dort je gemessen wurde: minus 11,5 Grad. ,,Ein absoluter Rekord für alle Monate, nachdem die Temperatur am 17. Dezember 2016 die minus 13,7 Grad Celsius übertroffen hatte", twitterte der Meteorologe Etienne Kapikian vom französischen Wetterdienst.

Von Dome Concordia aus noch einmal mehr als 1.000 Kilometer entfernt liegt die französische Forschungsstation Dumont d'Urville auf einer Insel vor der ostantarktischen Küste. Dass es dort wärmer ist als im höher gelegenen Landesinneren, ist normal. Eigentlich sollten die Temperaturen aber zu Herbstbeginn zumindest unter null fallen. Das taten sie aber nicht und lagen im Höchstfall sogar bei noch 4,9 Grad – ein Rekord für den März.


Aus: "Kältester Ort der Welt wird wärmer: Hitzewelle in der Antarktis" Susanne Schwarz (20. 3. 2022)
Quelle: https://taz.de/Kaeltester-Ort-der-Welt-wird-waermer/!5840075/

QuoteBarbarossaplatz
21.03.2022, 09:44

""Diese antarktische Hitzewelle verändert definitiv, was wir überhaupt für möglich halten beim antarktischen Wetter"" - das bedeutet im Klartext, dass die aktuellen Berechnungen mit den RCP Modellen viel zu optimistisch geschätzt sind. Diese Modelle beruhen auf relativ vielen Annahmen und die Fehlerfortpflanzung ist ziemlich übel. Statt 2-4° wird es wohl eher 6-10° Celsius durchschnittliche Erwärmung geben.. wenn wir Glück haben. Besorgniserregend, aber besser wir kümmern uns weiter um Wirtschaft! ...


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der oberste Gerichtshof der USA hat die Regierung von Präsident Joe Biden drastisch in ihren Befugnissen beim Kampf gegen den Klimawandel eingeschränkt. Die Richter entschieden, dass die Umweltschutzagentur EPA keine Grenzwerte für den CO₂-Ausstoß von Kohlekraftwerken festlegen durfte. Für Bidens Klimapolitik ist die Entscheidung ein schwerer Rückschlag.

Hintergrund ist eine Klage der Kohlelobby. Die Grenzwerte für Kohlekraftwerke waren 2015 noch unter dem damaligen Präsidenten Barack Obama im Rahmen seines Clean Power Plan eingeführt worden. Er stattete die EPA mit umfassenden Befugnissen zur Senkung der Treibhausgasemissionen aus. Republikanisch geführte Bundesstaaten, Kohleförderer und mehrere Energiekonzerne kritisierten die Pläne von Obama. Es brach ein Streit aus darüber, inwiefern die EPA befugt ist, Kraftwerke dazu zu zwingen, ihre Umweltverschmutzung zu reduzieren. Während der Republikaner Donald Trump die EPA während seiner Amtszeit schwächen wollte, plante Biden, den von Obama eingeschlagenen Kurs fortzusetzen.

Die Richter des Supreme Court entschieden nun zwar, dass die Festlegung von Obergrenzen für CO₂-Emissionen zur Abkehr von der Kohleverstromung "eine vernünftige Lösung" für den Kampf gegen die Erderwärmung sein könnte. Die EPA habe jedoch vom Gesetzgeber nicht ausdrücklich die Befugnis zum Festlegen branchenweiter Grenzwerte erhalten, sondern nur für einzelne Kraftwerke.

Die Entscheidung kam mit einer Mehrheit von sechs der neun obersten Richter zustande. Die drei Gegenstimmen kamen aus dem liberalen Lager, das am obersten Gerichtshof seit Trumps Amtszeit in der Minderheit ist.

Die drei liberalen Richter widersprachen der Einschätzung ihrer konservativen Kollegen: Die damalige Regierung habe die EPA sehr wohl mit den nötigen Befugnissen ausgestattet. "Heute entzieht das Gericht der Umweltschutzbehörde die Befugnis, die ihr der Kongress gegeben hat, um auf die 'dringendste ökologische Herausforderung unserer Zeit' zu reagieren", teilten die Richter mit.

Biden hatte als eine seiner ersten Amtshandlungen die Rückkehr der Vereinigten Staaten ins internationale Klimaabkommen verfügt. Demnach sollen die USA bis 2035 Strom ohne Kohlendioxidausstoß erzeugen und spätestens 2050 ihre CO₂-Emissionen auf netto Null drücken. Er kündigte außerdem an, dass die USA bis 2030 ihren Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen im Vergleich zu 2005 mindestens halbieren wollen. Die Umsetzung dieser Ziele wurde jedoch durch das jüngste Urteil erschwert.

Die Vereinten Nationen kritisierten das Urteil des Supreme Court. "Dies ist ein Rückschlag in unserem Kampf gegen den Klimawandel", sagte der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric. "Entscheidungen wie die heutige in den USA oder irgendeiner anderen großen emittierenden Volkswirtschaft erschweren es, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen." Derzeit sei die Welt weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen.


Aus: "Supreme Court schränkt Befugnisse von US-Umweltschutzbehörde ein" (30. Juni 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-06/usa-supreme-court-epa-umweltschutzagentur

Quoteinitrd #1

Das dieses Gericht im Interesse der Bevölkerung agiert dürfte wohl kaum noch jemand glauben.


Quote1chigulala #11

Es ist der Tanz ums goldene Kalb, der keine Grenzen mehr zu kennen scheint.


QuoteWindom.Earle #24

Der Supreme Court scheint gerade zu denken, dass jetzt sowieso alles egal ist.


Quotebaumannager #34

Trump und die Folgen....


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Zu: https://www.derstandard.at/story/2000137059365/schwerer-schlag-gegen-bidens-klimaagenda

Quote

Florbela

Die Republikaner haben sich endgültig als Todeskult demaskiert.


Quote
Mr. Mojo Risin´

Wenn die Gscheiten immer nachgeben, passiert nur was die Dummen wollen.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Rückblickend werden Historiker sich dereinst fragen: Wie konnten die Menschen damals über Jahrzehnte das Offensichtliche ignorieren? Herrschte Anfang des 21. Jahrhunderts etwa ein fossil-reaktionärer Todeskult?

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Aus: "Was schon ein Grad mehr anrichten kann" Ein Kommentar von Stefan Schmitt (14. Juli 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/2022/29/klimawandel-hitze-erderwaermung-folgen

QuoteWuerther #8

Das Interessante ist, dass man mittlerweilen die Dinge, die man schon vor Jahrzehnten in den einschlägigen Publikationen lesen konnte, nun auch in einer Wochenzeitung lesen kann, wobei ich befürchte, dass die Infos erst dann im Mainstream angekommen sind, wenn das Blatt mit den 4 Buchstaben darüber berichtet.
Es ist sehr schade, dass der Erkenntnisprozeß bei den Menschen extrem langsam ist, vor allem wenn es mit Bequemlichkeit und Wohlstand verbunden ist, was für die Deutschen ja scheinbar ein Menschenrecht darstellt.


QuotePippilangstrumpfvictualia #18

Die Menschheit befindet sich in einem schier unlösbaren Dilemma:
Einerseits möchte sie sich grenzenlos entfalten (mehr wissen, mehr machen, mehr haben) andererseits soll sie sich bescheiden, zurückhalten, bremsen, sparen beim Verbrauch von Ressourcen und Materiellem allgemein.
Dazu kommt die extreme Ungleichheit bei der Verteilung der Güter und Ressourcen.
Wie soll dies auf friedliche Weise denn bloß gelingen?
Es ist sehr, sehr schwierig...


QuoteMartin Köster #21

"Herrschte Anfang des 21. Jahrhunderts etwa ein fossil-reaktionärer Todeskult?"

man kann sich des eindrucks nicht erwehren, dass dem so ist!

man lese dazu in den kommentaren des nachbarartikels, von der kollegin pinzler ...
Wie sollte man Politiker nennen, die Katastrophen näher kommen sehen, die gar nicht leugnen, dass sich unsere Klimakrise zuspitzt, die aber trotzdem nicht nur selbst zu wenig dagegen tun ...
KeinHinweisAufMeineGesinnungImNamen #5
Sehr guter Artikel/Kommentar. Auf den Punkt. Leider wird er die FDP nicht interessieren.
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2022-07/klimapolitik-fdp-akw-5vor8/komplettansicht


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Laut dem Kognitionspsychologen Klaus Oberauer der Universität Zürich hängt es nicht vom Bildungsgrad ab, ob jemand an den Klimawandel glaubt oder nicht. Er bezeichnet die Leugnung des Klimawandels als "raffinierte politische Strategie". Dabei definiere man eine wissenschaftliche Frage zu einer Frage des Weltbilds, um sich mit einer bestimmten politischen Orientierung zu identifizieren.

Die Frage, ob es den Klimawandel gibt oder nicht, ist aber keine Gefühls- oder Weltanschauungsfrage, sondern eine Frage der Fakten.

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Aus: "Faktencheck: Warum der Klimawandel real ist" (16.07.2022 )
Quelle: https://www.dw.com/de/faktencheck-warum-der-klimawandel-real-ist/a-62461158

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Quote[...] Italien ruft wegen Dürre Notstand im Norden aus, etwa 811 Millionen Menschen leiden weltweit Hunger, Waldbrände zerstören eine Million Hektar Land in den USA, der Amazonas verliert seine Widerstandskraft - der Klimawandel produziert vor allem Horrormeldungen und "erstickt unseren Planeten". Doch warum sollten wir uns an der Energiewende beteiligen, aufs Fliegen und Autofahren verzichten und unseren Fleischkonsum reduzieren, wenn die Welt eh zugrunde geht? Weil das nicht passiert, selbst wenn wir das 1,5-Grad-Ziel verpassen - diese Botschaft wollen Kalina Oroschakoff und die "Neue Zürcher Zeitung" mit dem Newsletter "Planet A" verbreiten. "Denn die Energiewende bringt in sich selbst auch viel Positives mit", erzählt die Journalistin im "Klima-Labor" von ntv.

ntv.de: "Planet A" soll neugierig, nüchtern, aber ohne Apokalyptik über den Klimawandel informieren. Warum diese Betonung der Apokalypse?

Kalina Oroschakoff: Das ist die Herausforderung. Der Klimawandel wird derzeit für viele Menschen erlebbar und nicht nur in Deutschland zu einer Bedrohung. Auf der ganzen Welt geschehen unheimliche Dinge. Gleichzeitig bewegt sich aber auch sehr viel im Kampf gegen den Klimawandel. Da wollten wir ansetzen: uns mit diesem Thema auseinandersetzen, ohne dass der Fokus ausschließlich auf dem Negativen liegt.

Auf dem Ende der Welt?

Ja. Wir haben uns gefragt, ob die Welt untergehen wird. Ich sage, nein. Viele andere sagen, nein. Das halte ich für wichtig, weil sich in den letzten Jahren sehr viel bewegt hat. Deswegen konzentrieren wir uns auf diesen Umbau zu einer klimaneutralen oder klimafreundlichen Wirtschaft. Das heißt nicht, dass keiner mehr über die Apokalypse schreiben soll oder kann. Nur wollen wir eben einen Schwerpunkt auf Lösungen und Veränderungen legen.

Und ihr seid der Meinung, dass wir eventuell einzelne Ziele verpassen, den Klimawandel insgesamt aber erfolgreich meistern werden?

Wir haben uns im Rahmen des Pariser Klimaabkommens dazu verpflichtet, die Erderwärmung auf weit unter 2 Grad zu beschränken. Wenn möglich, sogar auf 1,5 Grad. Darauf lag in den letzten Jahren der politische Fokus. Auch, weil die IPCC-Berichte deutlich machen, was in vielen Regionen für Schäden drohen, wenn wir sie nicht erreichen - wirtschaftlich, menschlich und sozial. Die Daten zeigen aber leider, dass wir als Weltgemeinschaft noch nicht auf Kurs sind. Wie geht man damit um? Betrachten wir die 1,5-Grad-Marke als grobe Zielrichtung und drängen auf weitere Bemühungen, auch wenn wir sie verpassen? Oder sagen wir, wir können aufgeben?

Wir sind verloren.

Genau. Das ist ein politisches Risiko, das debattiert und besprochen werden muss, denn Wähler, Menschen, Alte und Junge können nachvollziehen, dass Ziele eine Richtung vorgeben, aber natürlich bewegt werden müssen.

Selbst wenn wir das Ziel verpassen, geht die Welt nicht automatisch unter - das ist die Botschaft?

Ja, das Unterfangen wird dadurch nicht weniger wertvoll oder richtig.

Bei diesem Ansatz klingt der Vorwurf mit, dass man in den Medien bisher vor allem die apokalyptische Katastrophenberichterstattung über den Klimawandel findet.

Vorwurf würde ich das nicht nennen. Aber ich habe vorher für ein amerikanisches Medium in Europa geschrieben. Und aus der Ferne kann man schon beobachten, dass in Deutschland manchmal der Hang dazu existiert, das Ende der Welt hochzustilisieren.

Gleichzeitig gibt es aber den Vorwurf, man würde die Klimakrise verharmlosen, wenn man zum Beispiel über große Hitze berichtet und dafür Bilder aus dem Freibad nutzt oder von Menschen, die die Sonne genießen.

Das frage ich mich auch immer: Welche Fotos vermitteln diese Geschichte? Wählt man den brennenden Wald, die ruhige Seenplatte oder doch eine Dürre, um das Ganze greifbar zu machen? Ich hoffe aber, dass in naher Zukunft nicht nur Klima-, Umwelt- oder Wissenschaftsjournalisten den Klimawandel begleiten, sondern auch Kolleginnen und Kollegen aus Politik und Wirtschaft. Das merkt man auch schon. Dann hätte man eine mannigfache und diverse Berichterstattung über die vielen Aspekte, die der Klimawandel und die steigenden Temperaturen mit sich bringen.

Bilder sind das eine, aber es gibt auch die Wortwahl. Sagt man Klimawandel oder Klimakrise? Ihr wollt lieber über den Wandel berichten, weil die neue Welt vielleicht besser als die alte ist? Andererseits handelt es sich aber auch um eine Krise, die man benennen muss.

Mit "Wandel" ist gemeint, dass sich die EU verpflichtet hat, bis 2050 klimaneutral zu werden. Das ist eine Riesenaufgabe. Diese Transformation bringt in sich selbst viel Positives mit. Auch Umweltaktivisten, Politiker, Ökonomen und Unternehmen sagen, dass der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare und klimafreundliche Alternativen Vorteile bringen kann.

Ansonsten sollte man individuelle Ereignisse als Krise bezeichnen. Extremwetterereignisse etwa, die ja zunehmen. Bei Hitzewellen sagen Wissenschaftler ganz klar: Es gibt keine Frage mehr, dass sie durch den Klimawandel intensiver und wahrscheinlicher geworden sind. Gewisse Ereignisse sind fast schon Kriegsjournalismus, weil man in zerstörte Regionen fährt. In Deutschland hat man das im Ahrtal erlebt. Das sind Katastrophen, die man beschreibt. Der Klimawandel an sich aber ist ein langer Prozess, der nicht aufhört und sich über viele Jahrzehnte mit Unsicherheiten und Unklarheiten ausdrückt. Deswegen würde ich diese Unterscheidung machen.

Der Klimawandel hat keinen festen Startpunkt und kein festes Ende?

Er wird uns unser ganzes Leben lang begleiten und beschäftigen.

Wird diese Art der Berichterstattung denn angenommen?

Es werden in den letzten Monaten immer mehr Leser, das freut uns sehr. Anfangs haben wir nur für das deutsche Publikum geschrieben, jetzt auch für die Schweiz. Es kommen also auch Schweizer Leser und Schweizer Themen dazu. Dieser breitere Blick ist natürlich spannend, weil man vergleichen kann, was in Deutschland und anderen Ländern passiert. Auch die Reaktionen der Leserinnen und Leser nehmen zu. Das nimmt manchmal unterhaltende, aber auch kritische Formen an.

Hast du ein Beispiel?

Es gibt natürlich auch in Deutschland weiterhin hartnäckige Gruppen, die finden, dass der Klimawandel nicht menschengemacht ist.

Also lesen sie "Planet A" und schreiben dann, dass das so nicht stimmt?

Anscheinend. Interessant finde ich aber, dass sich auch diese Menschen offensichtlich mit den Themen beschäftigen und sich engagieren. Es gibt auch viele, die verwirrt sind. Die schreiben sozusagen, dass ihnen vor zehn Jahren diese oder jene Technologie als Lösung präsentiert wurde und fragen jetzt, warum das nicht mehr stimmt.

Wasserstoff als Antriebsmöglichkeit zum Beispiel? Darauf wartet man ja schon seit vielen Jahren. Oder auf die Kernfusion.

Ja. Und dann fragen sie aufs eigene Leben bezogen sozusagen: Was mache ich denn jetzt? Die Leute sind ja nicht blöd oder blind. Sie verstehen, dass sich die Welt verändert, aber sie erwarten auch, dass Politik und Gesellschaft klare Signale setzen. Das ist auch ein spannendes Thema: Welche Regierung mutet welcher Gesellschaft welche Signale zu? Was passiert in Deutschland? Welche Ziele setzt sich die EU? Was machen Frankreich und Finnland?

Gibt es denn erkennbare Unterschiede zwischen EU, Deutschland und der Schweiz?

Bei der EU ist das Schöne, dass 27 Perspektiven und 27 Argumentation aufeinandertreffen und man 27 Kämpfen zuschauen kann. Gerade Deutschland hat in den letzten Jahren sehr mit sich gerungen, weil man sich medial zwar immer als großer Klimaweltmeister präsentierte. Aber das stimmt natürlich nicht. Das ist Nonsens.

Wer ist denn Weltmeister? Oder Europameister?

Finnland vielleicht? Das hat sich das ambitionierteste Ziel gesetzt, die Finnen wollen bis 2035 Kohlenstoff-neutral sein. Das ist schon in 13 Jahren. Auch Österreich und Deutschland sind relativ gut dabei mit 2040 und 2045. Aber gerade Deutschland hat auf EU-Ebene ziemlich lange gezaudert, ehe man der Klimaneutralität bis 2050 zugestimmt hat. Das kriegt man in Brüssel mit, wenn man viele Jahre vor den Verhandlungssälen rumsitzt und wartet, bis um 4 Uhr morgens endlich ein Ergebnis verkündet wird. Aber wenn Politiker müde sind, sind sie oft auch etwas ehrlicher und reden Tacheles. Dann erfährt man, auf wie viele unterschiedliche Arten Deutschland Regelungen geblockt hat.

Wie beim Verbrenner-Aus?

Ja, total. Es gibt einfach Menschen, die wollen Pioniere sein, den Wandel antreiben und mitgestalten. Und es gibt andere, und dazu würde ich Deutschland zählen, die vorsichtiger und ängstlich sind und erstmal abwarten wollen, was passiert und lieber bremsen. Im EU-Gefüge kann man das natürlich die ganze Zeit beobachten. Ich persönlich halte Angst aber für einen schlechten Ratgeber - wirtschaftlich, politisch und persönlich. Aber es wird spannend sein, zu sehen, wie sich das Kräftemessen innerhalb der Ampel-Koalition und in der breiteren Politiklandschaft entwickelt.

Und auf globaler Ebene? Gibt es eine Entwicklung, die dich positiv überrascht hat?

Sehr spannend fand ich die Wahl in Australien, weil Australien auf der internationalen Ebene lange ein Bremser unter den Industriestaaten war. Im Mai wurde die konservative Koalition von Scott Morrison abgewählt, richtig abgewatscht. Ein großes Thema dieser Wahl war der Klimawandel, denn in den vergangenen Jahren waren viele Wähler von unglaublichen Fluten betroffen.

Auch von Waldbränden oder Buschbränden.

Genau. Die Bilder sind um die Welt gegangen. Aber viele Menschen hatten den Eindruck, dass die australische Regierung nichts unternimmt. Es gab keine Pläne. Stattdessen wurde gebremst, um Interessen zu schützen. Zum Beispiel von der Kohleindustrie. Und dann wurden die alten Konservativen auch in den wohlsituierten Gegenden von Sydney und Melbourne abgewählt.

Dann war der Treiber der Abwahl aber der Blick auf die apokalyptischen Zustände, oder? Nicht der positive Wandel ...

Ich habe darüber mit Investoren, Wissenschaftlern, Vertretern von Energieunternehmen und vielen anderen gesprochen. Sie haben immer beide Argumente genannt. Aber es war vor allem eine wirtschaftliche Frage: Die großen Absatzmärkte von Australien liegen in China, Südkorea und anderswo im asiatischen Raum. Irgendwann sind die Rohstoffe, auf denen Australien sitzt, aber nicht mehr so relevant und lukrativ wie jetzt. Deswegen gab es Druck der Wirtschaftsverbände, sich zur Klimaneutralität zu verpflichten. Sie wollen die Chance nicht verpassen, mit erneuerbaren Energien, grünem Stahl oder Wasserstoff Geld zu verdienen.

Sie wollten nicht die Letzten sein?

Genau, niemand will das globale Wettrennen um neue Märkte verlieren. Irgendwer wird diese bestimmen, dominieren und technologischer Vorreiter sein.

Mit Kalina Oroschakoff sprachen Clara Pfeffer und Christian Herrmann. Das Gespräch ist zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet worden.



Aus: ""Wollen wir aufgeben, wenn wir das 1,5-Grad-Ziel verpassen?"" (14.07.2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/wissen/Wollen-wir-aufgeben-wenn-wir-das-1-5-Grad-Ziel-verpassen--article23463030.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Durchschnittstemperaturen in Europa und andere Indikatoren für den Klimawandel haben vergangenes Jahr neue Höchstwerte erreicht. Das geht aus dem Jahresbericht des europäischen Klimabeobachtungsdienstes Copernicus hervor, der am Donnerstag in Bonn veröffentlicht wurde.

Demnach erlebte der Kontinent den heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und das zweitwärmste Jahr insgesamt.

Auch bei der Sonneneinstrahlung, dem Gletscherschwund in den Alpen und der Zahl der Tage mit extremer Hitze in südeuropäischen Ländern wurden Rekorde registriert. Zugleich setzten Waldbrände so viel CO2 frei wie seit 15 Jahren nicht.

Den Wissenschaftlern zufolge war der Sommer 1,4 Grad wärmer als im Schnitt der zehn Jahre von 1991 bis 2020. Die Jahresdurchschnittstemperatur lag 0,9 Grad über dem Mittel dieser Periode.

Nach dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre ist das Klima in Europa inzwischen etwa 2,2 Grad wärmer als in der vorindustriellen Zeit (1850-1900).

Insgesamt steigen laut der Studie die Temperaturen in Europa doppelt so schnell wie im globalen Mittel und schneller als auf jedem anderen Kontinent.

Carlo Buontempo, für Klimawandel zuständiger Direktor bei Copernicus, sprach von ,,alarmierenden Veränderungen"; er verwies dabei auch auf Hitzewellen im Mittelmeer und Temperaturrekorde in Griechenland.

Als besonders auffällig verzeichneten die Fachleute die verbreitete Trockenheit in Europa. Im Winter 2021-2022 sowie im Frühjahr und Sommer 2022 fielen deutlich weniger Niederschläge; im Mai regnete es so wenig wie nie zuvor in diesem Monat.

Zusammen mit Hitzewellen hatte dies Auswirkungen unter anderem auf die Landwirtschaft, die Flussschiffahrt und die Energiewirtschaft. In den Alpen schmolzen fünf Kubik-Kilometer Gletscher ab.

Auch die Region um den Nordpol erlebte dem Bericht zufolge drastische Veränderungen. Die Arktis erwärmt sich demnach schneller als der übrige Globus.

In Grönland lagen die Temperaturen im September 8 Grad höher als üblich, ein neuer Rekord; dies und drei unterschiedliche Hitzewellen bewirkten ein ebenfalls beispielloses Abschmelzen des Eisschildes. (KNA)


Aus: "Klimabericht dokumentiert Extremhitze 2022: Von allen Kontinenten erwärmt sich Europa am schnellsten" (20.04.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wissen/klimabericht-dokumentiert-extremhitze-2022-temperaturen-in-europa-steigen-weltweit-am-schnellsten-9687368.html