[...] Die Gema soll bei einer Aktion IP-Adressen von Anonymous-Aktivisten ermittelt haben. Auf der Grundlage gab es heute und gestern Durchsuchungen gegen 106 Menschen in Deutschland.
Das Bundeskriminalamt hat am 12. und 13. Juni 2012 bundesweit Wohnungen von mutmaßlichen Mitgliedern des Kollektivs Anonymous durchsuchen lassen. Betroffen waren insgesamt 106 Menschen, gegen die wegen Teilnahme an einer DDOS-Attacke auf die Server der deutschen Musikrechteverwertung Gema ermittelt wird. Das berichtet Welt Online unter Berufung auf Sprecher der Gema sowie der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt.
Ein Gema-Sprecher sagte: "Die Gema steht häufiger im Fadenkreuz von Hackerangriffen, das sind wir schon gewohnt. Doch im Dezember gab es einige Angriffe, die zu massiven Einschränkungen für Kunden und Mitarbeiter der Gema geführt haben." Die Gema habe IP-Adressen der Angreifer sammeln und die Daten den Ermittlungsbehörden übergeben können.
...
Aus: "Bundeskriminalamt startet Massenrazzia gegen Anonymous" Achim Sawall (13.6.2012)
Quelle:
http://www.golem.de/news/gema-bundeskriminalamt-startet-massenrazzia-gegen-anonymous-1206-92510.html-.-
[...] Womöglich hat es schon ausgereicht, auf einen bestimmten Link zu klicken, um auf die Liste der Verdächtigen zu kommen.
Der Vorwurf der Behörden lautet nun: Computersabotage. Wer die Datenverarbeitung anderer erheblich stört, dem können nach Strafgesetzbuch, Paragraf 303, eine mehrjährige Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe drohen.
Die bundesweite Aktion ging von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt aus, die seit Dezember 2011 mit Unterstützung des Bundeskriminalamts in der Sache ermittelt. Es gehe um insgesamt 106 Beschuldigte, bestätigt Oberstaatsanwalt Alexander Badle dem SPIEGEL. Allein in Hessen seien zehn Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt worden, so Badle. Die Fälle der nicht in Hessen ansässigen Beschuldigten seien an die zuständigen Staatsanwaltschaften abgegeben worden. Der Schwerpunkt lag mit 33 Fällen in Nordrhein-Westfalen, 18 sind es in Baden-Württemberg und 15 in Berlin.
Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler handle es sich bei den tatsächlich Verdächtigen wie zu erwarten um Jugendliche und Heranwachsende - und nicht um die ermittelten Anschlussinhaber.
Der plötzliche Polizeibesuch sorgte gestern in vielen Fällen für ernste Diskussionen im Familienkreis. Von SPIEGEL ONLINE kontaktierte Betroffene sprachen von "massivem Stress mit den Eltern". Andere haben für den Vorwurf, ebenfalls hinter den Gema-Attacken zu stecken, gar keine Erklärung.
So ist es auch im Fall einer Berliner Familie, den Doreen Kröber samt dem abfotografierten Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Wiesbaden in ihrem Blog beschreibt. Dass das gezeigte Dokument authentisch ist, wurde dem SPIEGEL bestätigt.
Es war am Dienstag kurz nach acht Uhr morgens, als drei Berliner LKA-Beamte in Zivil an einer Wohnungstür in Tempelhof klingelten und eine überraschte Berlinerin um Einlass baten. Mit der Polizei hatte die zweifache Mutter bislang vor allem als Arbeitgeber zu tun. Sie war dort mehrere Jahre als Angestellte tätig. Doch nun präsentierten ihr die Ex-Kollegen den Beschluss - in dem es heißt, vom Internetanschluss der Familie sei am 17. Dezember abends die Webseite der Gema attackiert worden.
Der Tatverdacht, heißt es in dem veröffentlichten Beschluss weiter, "beruht auf Ermittlungen des BKA und den gesicherten Logdateien des Webservers der Webseite der GEMA und der Auskunft des Internet Service Providers". Die Verdächtigen hatten sich "bewusst" an einem Anonymous-Angriff beteiligt, so der Vorwurf. Zwar sei die Gema-Seite zu keinem Zeitpunkt unerreichbar gewesen, aber erheblich langsamer geworden, heißt es in dem Beschluss.
Weder sie selbst noch ihr Mann, der als Beschuldigter geführt wird, weil der Internetanschluss auf seinen Namen läuft, könnten sich darauf einen Reim machen, sagt die Berlinerin dem SPIEGEL. Ihre Kinder seien sechs und neun. Die Beamten seien freundlich gewesen, dennoch kritisiert die 40-Jährige die Durchsuchung als "unverhältnismäßig".
...
Aus: "Razzia trifft Anonymous-Mitläufer" Von Judith Horchert und Marcel Rosenbach (13.06.2012)
Quelle:
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/anonymous-attacke-gegen-gema-fuehrt-zu-hausdurchsuchungen-a-838656.html-.-
[...] ...
wissen ist ohnmacht, 13. Juni 2012 22:07
Gierige Ekel Melken Ahnungslose
Was wirft man den Betroffenen eigentlich vor? Eine Webseite ist
vorübergehend ein wenig langsamer erreichbar gewesen? Oh, welch
Frevel! ...
http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Gierige-Ekel-Melken-Ahnungslose/forum-230831/msg-21970532/read/showthread-1/-.-
[...] Nachdem die Website der Gema Ende der vergangenen Woche wieder das Ziel von Angriffen – mutmaßlich durch die Hackergruppierung Anonymous – geworden ist, verzichtet die Musikverwertungsgesellschaft diesmal auf eine Strafanzeige. Gegenüber der dpa begründete ein Sprecher die Entscheidung damit, dass die Angreifer diesmal nur schwer zu identifizieren seien und die Auswirkungen der Attacken gering waren. Nach den Angriffen war am Sonntag im Namen von Anonymous ein Video auf Youtube veröffentlicht worden, in dem es unter anderem heißt: "Die GEMA hat eine Grenze überschritten. Wir bedauern keinen unserer Angriffe".
Erst in der vergangenen Woche hatte das Bundeskriminalamt (BKA) bundesweit Wohnungen durchsucht und Rechner sowie Mobilgeräte beschlagnahmt. Die mehr als 100 Beschuldigten sollen sich im Dezember 2011 an einer DDoS-Attacke auf den Server der Gema beteiligt haben. Diese Angriffe hätten laut der Verwertungsgesellschaft zu massiven Einschränkungen für Kunden und Mitarbeiter geführt. (mho)
19. Juni 2012 16:44
Semi-OT: Was ich an der GEMA-Kritik nicht verstehe...
srws (187 Beiträge seit 19.09.07)
Für den größten Teil der Heiseforen-Teilnehmer scheint ja klar zu
sein, dass die Gema ein mafiöser Verein ist, der durch seine
gesetzlich geschützten Umtriebe sowohl Veranstaltern und
Clubbetreibern als auch unbekannten Künstlern schadet, nebenbei noch
das Internet zensiert (youtube), durch Abgabeforderungen Datenträger
verteuert und das Geld Bohlen & Co in den Rachen schiebt. Das mag
alles stimmen und ich selbst halte diese Tatsache für eine
Ungeheuerlichkeit. Allerdings erfährt man außerhalb des Heise-Forums
und einiger Blogs relativ wenig von dieser ganzen Problematik, und
das obwohl ein Großteil der Bevölkerung davon betroffen ist: Wenn
Veranstaltungen teurer werden, Clubs schließen müssen und Musik und
Videos im deutschen Internet nicht verfügbar sind, haben darunter
nicht nur ein paar Anonymous-Geeks sondern die breite Masse zu
leiden. Diese scheint sich dieser ganzen Problematik aber kaum
bewusst zu sein.
Meiner Meinung nach geht Google hier genau den richtigen Weg: Sie
sagen ganz klar, wer hinter den Videosperrungen steht und machen so
vielleicht auch Hans Müller, der doch nur mal auf Youtube ein Video
seines Lieblingsschlagersängers sehen wollte, auf die Gema
aufmerksam. Ich verstehe nicht, wieso nicht viel mehr Betroffene
diesem Beispiel folgen: Wenn Veranstaltungen teurer werden weil die
Gema höhere Gebühren verlangt, könnten die Veranstalter ihren Gästen
den Grund ganz klar nennen, ebenso wenn Clubbetreiber höhere Preise
für Getränke in ihren Clubs verlangen müssen um damit gestiegene
Gebührenforderungen zu finanzieren. Wenn kleine Bands nicht ohne
weiteres Musik auf ihrer Website veröffentlichen dürfen, könnten sie
doch dort den Grund genau nennen und auf die Gema verweisen. Sogar
Hersteller von Speichermedien könnten die erhobenen Gebühren auf die
Verpackungen drucken.
Denn: solange nur ein paar Heise-Foristen und Anonymous-Kiddies gegen
die GEMA vorgehen, wird sich an der Situation sicher nichts ändern.
Wenn dagegen in der breiten Öffentlichkeit eine Stimmung gegen diesen
Verein erzeugt wird, wird dies über kurz oder lang dazu führen, dass
Nachwuchsmusiker nicht mehr der GEMA beitreten,
Koknkurrenzgesellschaften Erfolg haben
(http://www.heise.de/newsticker/meldung/Konkurrenz-fuer-die-GEMA-1580419.html),
die Politik mal ein Auge auf den Verein wirft oder sogar die GEMA
selbst umdenkt (auch wenn letzteres bisher sehr unwahrscheinlich
erscheint).
web goodbye , 19. Juni 2012 15:53
Dank der GEMA wissen wir jetzt wie es um die Totalüberwachung steht
denn der zurückliegende BKA Einsatz hat klar gemacht, dass die
Strafverfolgungsbehörden jeden Respekt vor dem Schutz der Privatsphäre
verloren haben.
Aus nahezu nichtigem Anlass ... wurde Hausfriedensbruch begangen. Die Hemmschwelle
dazu liegt mittlerweile im Keller.
19. Juni 2012 16:03
Re: Dank der GEMA wissen wir jetzt wie es um die Totalüberwachung steht
Jotun (mehr als 1000 Beiträge seit 04.10.01)
web goodbye schrieb am 19. Juni 2012 15:53
> Aus nahezu nichtigem Anlass, und nichteinmal mit einem begründbaren
> Anfangsverdacht, wurde Hausfriedensbruch begangen.
Ein bandenmäßiger, organiesierter Gesetzesbruch ist also nichtig? Und
eine IP-Adresse die nicht nur einmal im Log auftauchte, zu genau der
Zeit als dazu aufgerufen wurde, eine IP-Adresse von der tausende
Anfragen pro Sekunde abgeschickt wurden ist nicht begründbar?
Die IP-Adresse mag kein entscheidender Beweis sein, aber sie ist auf
jedenfall ein Indiz. Und zur Beweissicherung hat man sich jetzt die
passenden Hardware geholt.
Jeder einzelne mag nicht so viel gemacht haben. Aber die Masse
machts. Und wer Teil der Masse ist, braucht nicht damit zu rechnen
dass er deswegen in dieser untergeht.
19. Juni 2012 16:32
Re: Da waren die Urheber, also Anonymous daran schuld
web goodbye
Es hat sich ja herausgestellt, dass diese unbedarften Mitläufer mit
Ihrer Eizelaktion kaum Schaden angerichtet haben. Dies ist den
Initiatoren anzulasten.
Übrigens, wer kann schon genau sagen, ob die DoS-Attacken nur von der
besagten Website ausgingen.
Jeder Webdesigner baut im Nullkommanix eine Seite, die lädt so ein
Javaskript ohne dass man überhaupt etwas merkt. Da brauchst du noch
nicht einmal zu klicken.
... Ich will mich frei und ohne Furcht im Web bewegen
können.
Es kommt gar nicht auf den GEMA-Fall an. Das Gesetz zur
Vorratsdatenspeicherung, das gerade ohnehin ausser Kraft gesetzt ist,
sah vor, dass Verbindungsdaten nur bei schweren Straftaten
herausgegeben werden müssen.
Ich sehe wirklich nicht ein, dass die Hemmschwelle zur
Hausdurchsuchung auf den Aufruf einer problematischen Website
reduziert wird.
Aus: "Gema stellt keine Strafanzeige gegen Hacker" (19.06.2012)
Quelle:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Gema-stellt-keine-Strafanzeige-gegen-Hacker-1620735.html