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[Ontologie & Heidegger... ]

Started by Textaris(txt*bot), June 13, 2005, 10:39:47 AM

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Textaris(txt*bot)

Martin Heidegger (* 26. September 1889 in Meßkirch; † 26. Mai 1976 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Philosoph. Er stand in der Tradition der Phänomenologie vornehmlich Edmund Husserls, der Lebensphilosophie insbesondere Wilhelm Diltheys sowie der Existenzdeutung Søren Kierkegaards, die er in einer neuen Ontologie überwinden wollte. Die wichtigsten Ziele Heideggers waren die Kritik der abendländischen Philosophie und die denkerische Grundlegung für ein neues Weltverständnis.
1926 entstand sein erstes Hauptwerk Sein und Zeit, das die philosophische Richtung der Fundamentalontologie begründete (publiziert 1927).
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Heidegger

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Quote... Die allgemeine Lehre vom Sein bzw. dem Seienden, sofern diesem Wirklichkeit zugesprochen werden kann und es dem menschlichen Geist zugänglich erscheint.
Parmenides schrieb als erster ein Lehrgedicht (um 515/510 v. Chr.) und begründete damit eine Literaturgattung, die in der Antike weit verbreitet war. Für ihn ist der Geist oder die Vernunft ein Organ der "Seinswahrnehmung". "Geistiges Wahrnehmen und Sein sind dasselbe". Parmenides machte das Sein zum Grundwort der Philosophie und die Philosophie in ihrem Kern zur Ontologie

[...] Als grundlegender Teil der Metaphysik hat die Ontologie die Aufgabe, die letzten Strukturen der Wirklichkeit aufzudecken [...] Wenn vielleicht der direkte Weg zur Wahrheit nicht über die Sprache führt, so bleibt sie dennoch für uns der Ausgangspunkt [...] Wesentlich ist dabei die Unterscheidung zwischen begrifflicher und überbegrifflicher Erkenntnis [...] die digitale Technologie ist selbst in erster Linie eine Weise des menschlichen Denkens, wie es dem Sein übereignet ist. Es gibt eine stufenweise Abstraktion vom natürlich Gegebenen zum Geometrischen (das noch ästhetisch, aber ortlos ist) und dann weiter zum Mathematisch-Arithmetischen (das weder ästhetisch noch verortet noch positioniert ist). Erst bei der zweiten Ablösung wird die Berechnung völlig vom natürlich Seienden befreit. Und es ist dieses abgelöste berechnende "Denken", das dann durch die digitale Technologie (die bereitgestellten Rechenmaschinen) ausgelagert und so selbständig gemacht wird [...]




(Autor ? / Quelle ?)


Textaris(txt*bot)

#1
Quote[...] Während die Frage, ob Heidegger - wenigstens zeitweise - ein Nationalsozialist war, weitgehend bejaht wird, ist die andere Frage, ob sein Denken vom Faschismus beeinflusst ist, umstritten.

Prominente Positionen vertreten u.a. Jürgen Habermas, der im Werk vor 1933 eher Potentiale des Widerstands sieht, oder Derrida, der die Schriften nach 1945 aufgrund ihrer radikalen Lösung von der traditionellen Metaphysik für antifaschistisch hält, ansonsten aber Heidegger auch harsch kritisiert, nicht ohne die Notwendigkeit zu betonen, ihn zu lesen. Hannah Arendt hielt Heidegger neben Jaspers für den größten zeitgenössischen Philosophen, attestierte ihm jedoch 1949 in einem Brief an Jaspers Charakterlosigkeit, in dem Sinne, ,,daß er buchstäblich keinen hat, bestimmt auch keinen besonders schlechten." (Arendt/Jaspers. Briefwechsel. B. 29. September 1949)

Heidegger selbst schrieb: ,,Wer groß denkt, irrt groß".


Aus: "Martin Heidegger" (Stand: 10/2006)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Heidegger

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Quote[...] Wo "Geschick" waltet, darf keine Schuld sein: Martin Heideggers "Schwarze Hefte"sind eine erschreckende Lektüre. Der Band von 1942 bis 1948 zeigt, wie tief das Nazi-Denken bei dem Philosophen reicht.

Die neueste Lieferung der "Schwarzen Hefte" ist gruselig. Es wimmelt von "Grimm", dem "Bösen", "Bösartigen", von "Grausamkeit", "verbrecherischem Wahnsinn", "Selbstvernichtung", "Kz", "Gaskammern", vom "Hinmorden" usw. Es liegt uns hier ein Zerrspiegel der deutschen Geschichte von 1942 bis 1948 vor, aus dem uns die Maske eines unversöhnlichen Nazidenkens angrinst. Ein "Spiegelspiel", wie Heidegger dies selber nennt.

... Schuld und Entschuldigung gibt es im Universum des Seynsdenkens nicht: "Das Verhängnis der Kriege lässt sich moralisch-politisch nicht erklären; alle Perspektiven der Beschuldigung und Entschuldigung tragen zu kurz." Heidegger sieht im "Richten" der Verbrecher nach dem Krieg eine "größere Anmaßung" als im Verbrechen selber, unterstelle dies doch Schuld, wo Geschick walte.

All dies dient aus psychologischer Perspektive dem Aufbau eines Wahnsystems zur Selbstverherrlichung und -rechtfertigung des Seynsdenkers Heidegger, der dem Nationalsozialismus zutraute, die Deutschen zur totalen Weltmacht des Denkens zu machen. Er nennt dies "Weltwollen".

Dies alles wäre aberwitzig genug. Wenn da nicht auch noch eine zumindest indirekte Billigung, ja Rechtfertigung der Konzentrationslager wäre. Die "Westmächte" seien nämlich noch schlimmer als die Nazis, weil sie aus Deutschland nun ein riesiges KZ machten, in dem schleichend das Seynsdenken ermordet werde.

Die Deutschen am "Weltwollen" zu hindern, sei eine "Kollektivschuld", deren Größe gar nicht – im Wesen nicht einmal am Greuelhaften der "Gaskammern" – gemessen werden könnte; eine Schuld – unheimlicher denn alle öffentlich "an-prangerbaren" "Verbrechen", die gewiss künftig keiner je entschuldigen dürfte. Ahnt "man", dass jetzt schon das deutsche Volk und Land ein einziges "Kz" ist – wie es "die Welt" allerdings noch nie "gesehen" hat?

Widerwärtig ist die These einer Selbstvernichtung der "Judenschaft". Die Judenschaft sei "im Zeitraum des christlichen Abendlandes, d. h. der Metaphysik, das Prinzip der Zerstörung". Dies gipfele in Marx. Mit "Antisemitismus" soll das ausdrücklich nichts zu tun haben.

"Wenn erst das wesenhaft 'Jüdische' im metaphysischen Sinne gegen das Jüdische kämpft, ist der Höhepunkt der Selbstvernichtung in der Geschichte erreicht; gesetzt, dass das 'Jüdische' überall die Herrschaft vollständig an sich gerissen hat, so dass auch die Bekämpfung 'des Jüdischen' und sie zuvörderst in die Botmäßigkeit zu ihm gelangt." Doch nicht nur die Juden vernichten sich selber, indem ihr Denken, also die Metaphysik, die Technik hervorgebracht habe, die man im KZ gegen sie einsetzt.

... Die historisch-kritische Heidegger-Forschung kann jetzt erst eigentlich einsetzen. Wir haben nun den Abstand, den es dazu braucht, und wir haben überhaupt erst die Texte. Außerdem wäre da noch Heideggers enorme Wirkungsgeschichte, der wir uns stellen müssen. Kaum ein Zweiter hat mit seiner Arbeit die Philosophie weltweit seit den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts mehr beeinflusst – wider Willen vor allem den Existenzialismus, die Dekonstruktion, Psychoanalyse und die logisch geschulte Ontologie. Davor dürfen wir die Augen nicht verschließen.


Aus: ""Schwarze Hefte" Heideggers widerwärtige Thesen über den Holocaust" Markus Gabriel (28.03.15)
Quelle: http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article138868550/Heideggers-widerwaertige-Thesen-ueber-den-Holocaust.html

Textaris(txt*bot)

#2
Quote[...] Ziel der Etymologie: In jedem Wort sind Lautgestalt, Bedeutung und Gebrauch untrennbar ineinander verflochten. Jeder dieser Bestandteile ist zeitlich und örtlich Änderungen ausgesetzt (von Generation zu Generation, von Ort zu Ort, von Person zu Person, in verschiedenen Lebensabschnitten). Daher muss sich die Suche nach dem ,,Etymon" eines Wortes auch mit dem Wandel befassen, dem es von Beginn an örtlich und zeitlich unterworfen war. Insofern sucht Etymologie nicht normativ ,,vorschreibend" ein verbindliches Soll (,,jetzt und immer einzig richtig"), sondern trägt deskriptiv ,,beschreibend" Spuren zusammen (,,dort und damals so gesprochen und so gemeint").


Aus: "Etymologie" (10/2006)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Etymologie


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wahre Kunst ist immer unwahr. Dieses Paradox sollte auf jeweils andere Weise für die Anschauung Heideggers und Nietzsches, und zuletzt auch noch für Platons Auffassung von Kunst zutreffen. Das Verhältnis von Kunst und Wahrheit hängt von der Definition von Kunst ab und den Erwartungen, die man an sie stellt. Platon spaltet den Kunstbegriff

a) in die techne, in deren Ausübung der Künstler nur mimetes sei und bleibe, ein Nachahmer, der nur in dritter Rangfolge am wahren Sein der Idee teilhabe (wohingegen der Handwerker als Verfertiger von wirklichen Gegenständen der wahren Idee näherstehe).

b) sowie in to kalon, das Schöne: diese Schönheit sei es, welche den eros anrege und mittels dieses eros den Übergang zum wahren Sein in der Idee bewirke.


Bruchstück aus: "Heidegger und Nietzsche" (2. Zum Zwiespalt zwischen und zur Rangfolge von Kunst und Wahrheit) Von Helmut Walther (Nürnberg; Datum: ?)
Quelle: http://www.virtusens.de/walther/heidegg.htm


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Dem "Verstehen" räumt Heidegger in seinem Werk eine zentrale Position ein. In seinem Hauptwerk Sein und Zeit von 1927 lautet der Titel des § 31 Das Da-sein als Verstehen. "Verstehen" ist als "universale Bestimmtheit des Daseins" anzusehen. Nach Heidegger sind die Menschen in diese Welt "geworfen". Unmittelbar erfahrbar ist für sie nur, daß sie sind. Woher alles kommt und wohin alles führt, das bleibt im Dunkeln. Nur der Tod ist gewiß. Heidegger nennt dies "das Sein zum Tode". Dieses "Sein" konstituiert nun zusammen mit der "Befindlichkeit" - zu denken wäre etwa an 'die Furcht' - das "Verstehen". Dieses "Verstehen" zielt auf das Verständnis der Welt, der anderen und meiner selbst. Es ist ein "fundamentales Existential" (eine Kategorie des menschlichen Seins), sozusagen ein primäres Verstehen, von dem das "Verstehen" im Sinne einer möglichen Erkenntnisart unter anderen, etwa unterschieden von "Erklären", nur abgeleitet ist.


Aus: "Martin Heidegger" (3.     Regeln und Probleme des Textverstehens: Hermeneutik >> 2. Positionen der allgemeinen / philosophischen Hermeneutik; DS und JV; Datum: ?)
Quelle: http://www.uni-essen.de/literaturwissenschaft-aktiv/Vorlesungen/hermeneutik/heidegger.htm


Textaris(txt*bot)

#5
Quote[...] Da sich unsere gegenwärtigen Techniken nur noch selten direkt auf die Natur beziehen, sondern zunächst auf andere Techniken und deren Nebenfolgen, ist Technik in einem wesentlichen Sinne "nachnatürlich" (Gehlen 1986) geworden; sie bildet gerade deshalb unsere neue Natur. Jede abstrakte Gegenüberstellung von Technik und Kultur muss vor diesem Hintergrund scheitern. Technik präsentiert sich nicht länger als Anderes der Kultur sondern als Medium oder Verlaufsform des Kulturellen selbst. Als unseren gesamten Alltag durchdringende Technologie verwandelt sie sich spätestens seit der zweiten industriellen Revolution in eine symbolische Form, in ein Medium der Deutung. Bereits Martin Heidegger weist auf die welterschließende ("entbergende") Leistung der Technik hin, die ihren bloßen Mittelcharakter übersteigt (Heidegger 1979). In der Technologie zeigt uns die Technik ein geistiges Gesicht, sie wird zum materialisierten logos.


Aus: "Skizze des Forschungsvorhabens: Cyberfiktionen - Technik und kollektive Einbildungskraft" Von Andreas Hetzel (Datum ?)
Quelle: http://www.philosophie.tu-darmstadt.de/fileadmin/phil/Prof_Mitarb/das-technisch-phantasmatische.pdf

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Es ist eine ganze Mafia von Tarn- und Briefkastenfirmen, die wie russische Puppen ineinander geschachtelt ein Netz aus Seilschaften aufrechterhalten, das konstruiert wurde, um ein kohärentes Bild von etwas zu illusionieren, was es nie gegeben hat: Das Sein.

Das Sein ist ein Konstrukt. Das Sein hat es nie gegeben. Das Sein ist ein Mythos. Heidegger hat sich in diesem alles letztendlich begründenden Begriff verloren. Es ist der Begriff des Begründens selbst. Warum? Weil das eben so ist.

Das Sein ist der letzte Grund, es ist der Grund des Grundes und der Grund des Begründens. Geist ist Sein. Bewusstsein ist Sein. Idee ist Sein. Sprechen ist Sein. Deskartes murmelte ,,Ich denke, also bin ich". Er meine vielleicht: ,,Ich bin hier, bei mir, ganz allein und ich kann zu mir sagen: ,,Ich denke, also bin ich"" was nichts anderes meint als: ,,Ich denke, also höre ich mich selber sprechen". ,,Ich höre mich in dem Moment sprechen, in dem ich spreche, also bin ich ganz bei mir selbst." Was man wiederum übersetzen könnte mit: ,,Ich bin hier und keiner kann mich hören, nur ich mich. Keiner kann meine Existenz bezeugen, aber ich kann es, denn ich höre mich sprechen."


Aus: "Onkel mspro erklärt die Dekonstruktion" (29.9.06)
Quelle: http://mymspro.blogspot.com/2006/09/onkel-mspro-erklrt-die-dekonstruktion.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...]

Die Frage kann nicht lauten: wodurch gewinnt das Dasein die
Einheit des Zusammenhangs für eine nachträgliche Verkettung
der erfolgten und erfolgenden Abfolge der »Erlebnisse«, sondern:
in welcher Seinsart seiner selbst verliert es sich so, daß es sich
gleichsam erst nachträglich aus der Zerstreuung zusammenholen
und für das Zusammen eine umgreifende Einheit sich erdenken
muß?

[...] Daß die Historie wie jede Wissenschaft als eine Seinsart des
Daseins faktisch und jeweils von der »herrschenden Weltanschauung«
»abhängig« ist, bedarf keiner Erörterung, über dieses
Faktum hinaus muß jedoch nach der ontologischen Möglichkeit
des Ursprungs der Wissenschaften aus der Seinsverfassung des
Daseins gefragt werden. Dieser Ursprung ist noch wenig durchsichtig.




Aus: "SEIN UND ZEIT" Von MARTIN HEIDEGGER (Elfte, unveränderte Auflage 1967)
Quelle: http://hudsoncress.org/html/library/western-philosophy/Heidegger,%20Martin%20-%20Sein%20und%20Zeit.pdf


Textaris(txt*bot)

#8
Quote

Die Zeit-Begriffe in HEIDEGGERs ,,Sein und Zeit"

(1) der vulgäre Zeit-Begriff (die objektive Zeit) mit folgenden Merkmalen:
• ,,Vorhandenheit"
• endlose Kette von Jetzt-Punkten
• Gleichwertigkeit aller Punkte


(2) die subjektiv-uneigentliche Zeitlichkeit:
• Verfallenheit des ,,Man" an die Gegenwart und ihre Kleinigkeiten


(3) die subjektiv-eigentliche Zeitlichkeit ein Ganzes mit drei ,,Ekstasen":
• Zukunft (,,Vorlaufen zum Tode")
• Gewesenheit (Akzeptanz unserer ,,Geworfenheit")
• Gegenwart (Augenblick, ,,Entschlossenheit")


Aus: "Die Zeit-Begriffe in HEIDEGGERs ,,Sein und Zeit"" (Datum (?); Autor (? / uni-rostock.de))
Quelle: http://www.uni-rostock.de/fakult/philfak/fkw/iph/thies/Heidegger.pdf


Textaris(txt*bot)

#9
"Halluzination eines philosophischen Rätsels"  Jan Süselbeck (26.04.2014)
Peter Trawny und das deutsche Feuilleton wundern sich über Martin Heideggers Antisemitismus - Thomas Assheuer, Feuilleton-Redakteur der ,,Zeit", fasste sich an den Kopf: ,,Wie konnte es geschehen, dass sich ein deutscher Philosoph – nach Lessing und Kant, nach Heine und Hegel – bei vollem Bewusstsein in die globale Vernichtung hineinfantasierte und die Auslöschung der vom undeutschen Geist verdorbenen Welt zum Letztbeweis für die ,Größe des Seyns' veredelte?" Die Antwort war so schwer nicht zu finden, wie zumindest Jürgen Kaube in der ,,Frankfurter Allgemeinen Zeitung" fand: ,,War Martin Heidegger ein Nationalsozialist? Die Antwortet lautet schon lange: ja. [... ] War Martin Heidegger Antisemit? Die Antwort lautet spätestens von heute an: ja." ... Was war passiert? Wie kam es, dass man selbst in der ,,F.A.Z" dermaßen klare ideologiekritische Bemerkungen zu lesen bekam? Grund war die Publikation von Martin Heideggers ,,Schwarzen Heften", über die bereits im letzten Jahr debattiert worden war. Nun aber lagen sie endgültig vor, und das Feuilleton kam nicht umhin, sich den Fakten zu stellen. ...
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=19158

"Martin Heideggers Schwarze Hefte - Die Endschlacht der planetarischen Verbrecherbanden" Jürgen Kaube (12.03.2014)
Der Philosoph Peter Trawny hat die die Schwarzen Hefte von Martin Heidegger herausgegeben, in denen sich seine antisemitischen Notizen finden. Es sind Dokumente der Niedertracht.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/martin-heideggers-schwarze-hefte-beweisen-den-antisemitismus-des-philosophen-12844017.html

jungle-world.com - Archiv - 13/2014 - Dschungel - Die Debatte über Martin Heideggers Antisemitismus
Die Debatte um die »Schwarzen Hefte« zeigt, dass die Heidegger-Rezeption auch dafür ein Paradigma darstellt: Er war nach solchem Verständnis so wenig Antisemit, wie es der ist, der Israel kritisiert: Man wolle ja nicht die Juden verfolgen, sondern nur die Souveränität ihres Staates, ihre alles verschlingende »Rechenfähigkeit« und »Weltlosigkeit«. ...
http://jungle-world.com/artikel/2014/13/49588.html

"Eine neue Dimension" Peter Trawny (DIE ZEIT Nº 01/2014)
Die antisemitischen Aussagen Heideggers sind schwer erträglich, findet der Herausgeber der "Schwarzen Hefte" Peter Trawny – und sieht sich einer Medienkampagne ausgesetzt. ...
http://www.zeit.de/2014/01/heidegger-schwarze-hefte-herausgeber-peter-trawny

Buchvorstellung - Vittorio Klostermann: Heideggers »Schwarze Hefte«
Gespräch zwischen Jürgen Kaube (FAZ) und Peter Trawny (Herausgeber) über die brisanten Denktagebücher 1931 -- 1941
Mittwoch, 12. März 2014 19.00 Uhr - Deutsche Nationalbibliothek ...

http://www.youtube.com/watch?v=Wnqk6cYbzFU

Gert Scobel im Gespräch mit Rüdiger Safranski und Peter Trawny (2014)
http://www.youtube.com/watch?v=CWjfYRypTHw

"Martin Heideggers ,,Schwarze Hefte" Der Deutsche nur kann das Sein neu sagen"  Jürgen Kaube (20.02.2014)
... die erste Lieferung der Schwarzen Hefte dokumentiert in enormer Fülle das intellektuelle Desaster des Philosophen. Wir lesen, wie er Maßlosigkeit in Größe umdeutet, Isolation in Voraussein, Ahnunglosigkeit in Darüberstehen und pure Einbildung in gedankliche Radikalität. Wer am Autor von ,,Sein und Zeit" und der Marburger Vorlesungen etwas finden kann, auf den wartet hier eine ebenso aufschlussreiche wie deprimierende Lektüre. ...
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/martin-heideggers-schwarze-hefte-der-deutsche-nur-kann-das-sein-neu-sagen-12810625.html

Schwarze Hefte ist die Bezeichnung für die schwarz eingebundenen Denktagebücher des Philosophen Martin Heidegger, die er von 1931 bis 1975 mit postumer Publikationsabsicht erstellte. Seine Aufzeichnungen sollen in geplanten neun Bänden (fast 1300 Seiten) erscheinen und die Gesamtausgabe abschließen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_Hefte

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wer in den mehr als 500 Briefen gelesen hatte, die seit 2014 im Deutschen Literaturarchiv in Marbach lagern, kannte zwar deren Brisanz, durfte aber auf Geheiß der Heidegger-Erben nicht daraus zitieren (DIE ZEIT  Nr. 11/15. Nun haben die Erben offenbar auf die heftige internationale Diskussion über den Antisemitismus Heideggers in den seit drei Jahren erscheinenden Schwarzen Heften reagiert und einer gekürzten Veröffentlichung der Briefe zwischen 1930 und 1946 in dem jetzt erscheinenden Band Heidegger und der Antisemitismus zugestimmt. Darin sind die philosophischen und politischen Teile der Korrespondenz enthalten.

Sensationell neu ist daran die ungeschminkte Selbstauskunft über die politische Gesinnung. Liest sich Heideggers Antisemitismus in den Schwarzen Heften, einer Art Denktagebuch, noch seinsphilosophisch überhöht, zeigt er sich hier ganz direkt und unverhohlen antisemitisch. Zudem kann man in den persönlichen Briefen detailliert sehen, dass der – anders als bislang gedacht – politisch bestens informierte Freiburger Professor ein früher und leidenschaftlicher Anhänger des Nationalsozialismus ist.

... Das Engagement Heideggers für Hitlers Staat inklusive NSDAP-Beitritt erweist sich als logische Konsequenz eines weltanschaulichen Gesinnungstäters. Keineswegs ist es die Entscheidung eines opportunistischen Karrieristen oder die ahnungslose Verirrung eines Unpolitischen, wie man es jahrzehntelang zur Entlastung des Philosophen hören konnte. Auch dürfte die Annahme eines sehr eigenwilligen Nationalsozialismus Heideggers, der angeblich frei von jedem Rassismus sei, nun endgültig revidiert sein.

... Die Ausfälle Martin Heideggers gegenüber Juden in den Briefen mögen typisch sein für weit verbreitete antisemitische Diskurse und Verschwörungstheorien der Zeit. Bereits 1916 beklagte er gegenüber seiner späteren Frau die "Verjudung unsrer Kultur u. Universitäten", wogegen "die deutsche Rasse" viel "innere Kraft aufbringen" sollte, "um in die Höhe zukommen". Andererseits sind sie im Falle Heideggers besonders widerlich, weil ja nicht nur sein berühmter akademischer Lehrer Edmund Husserl Jude war, weil nicht nur Heideggers Geliebte Hannah Arendt, sondern auch zahllose andere jüdische Schüler in seinen Seminaren saßen: etwa Karl Löwith, Herbert Marcuse, Leo Strauss, Jacob Klein, Werner Brock, sein letzter Assistent vor 1933, Elisabeth Blochmann, Hans Jonas. Es "verschwinden in meinem Fach hier drei Juden", begründet der Professor am 13. April 1933 kühl seine Arbeitsüberlastung. 

Die Parteinahme für das NS-Regime verschwindet nach 1934 aus Heideggers Briefen, der Philosoph hatte nicht so reüssiert wie erhofft und war eher einflusslos geblieben. Zwar erinnert sein Enkel Arnulf Heidegger im Vorwort zur Briefedition daran, dass die Vorlesungen seines Großvaters von den Studenten während des Krieges als mutig und zeitkritisch verstanden wurden. Aber die Briefe beweisen, dass Heideggers Denken keine Läuterung erlebt. Der Krieg ist für ihn analog zum Nationalsozialismus ein Verteidigungskampf von "Abendland" und "Deutschtum" gegen die "große Bedrohung" von "Bolschewismus" und "Amerikanismus" (29. Januar 1943). Er fragt sich, warum "unsere Propaganda" nicht den "Amerikanismus in all seiner Maßlosigkeit" zeigt (7. Juni 1942), um schließlich zu rätseln: "Was der 'Weltgeist' mit den Deutschen vorhat, ist ein Geheimnis. Gleich dunkel ist, warum er sich der Amerikaner und Bolschewisten als seiner Schergen bedient" (18. Januar 1945).

Nach Kriegsende bleibt Heidegger bei dieser Opferidee – für Deutschland und sich selbst. Im Juli 1945 werden "KZ-Leute" – vermutlich meint er KZ-Überlebende – in die Wohnung der Heideggers einquartiert – "wenig schön", so wie die Lage an seiner Universität: "Aber alles ist übel und schlimmer als zur Nazizeit." (23. Juli 1945). Die Vertreibung der Deutschen übersteige "alle organisierten Greueltaten von Verbrechern" vor 1945 (April 1946). Und die Juden? Eine "Heinrich-Heine-Straße finde ich wirklich ganz überflüssig, weil sinnlos in Meßkirch" (31. Juli 1945).

... Kurios mutet der apologetische Stellenkommentar zum Briefwechsel durch Bruno Pieger an, dem auch die in einigen Jahren anstehende Komplettedition in der Gesamtausgabe von Heideggers Schriften übertragen wurde. Schönzureden ist nämlich nichts mehr: Der Fall Heidegger ist ein intellektuelles wie moralisches Desaster deutscher Geistesgeschichte.

Quotenozomi07 #4

QuoteThibaud #2

Vielleicht ganz interessant zu wissen, das der hochverehrte Heinrich Böll noch 1943, als er in Paris stationiert war, schrieb, dass er dafür bete dass Deutschland den Krieg gewinnen soll. Und von Günter Grass' Verhalten ganz zu schweigen... was war übrigens mit Leutnant Helmut Schmidt


Die Verfehlungen anderer rechtfertigen nichts. Jeder Mensch ist für seine Weltsicht selbst verantwortlich. Gut also, Heidegger an seinen Äußerungen zu messen.
Das gilt heute genauso: In Zeiten, in denen gewisse Gruppen die Demokratie schmähen, Politiker beschimpfen und völkischtümelnd gegen alles Unbekannte hetzen, muss jeder einzelne Mensch sich positionieren. Vor die Zeugenschranke der Geschichte tritt man allein.

"Der hat aber auch..." ist Kindergarten.


Quoteideologophob #6

• Mensch und Werk divergieren allzu oft.
• Skandalisierung aber ist publizistisch ein trefflich schlagzeilenträchtiges Instrument.
• Wenn schon eine – auch menschlich-moralische – Einschätzung Heideggers angezeigt sein sollte, dann lieber durch die Jüdin Hannah Arendt.
• Und wir empörungs-versessenen Deutschen sollten nicht vergessen:
• Aufführungen von Werken des ausgewiesenen Antisemiten Richard Wagner werden mittlerweile selbst in Israel – u.a. durch den jüdischen Dirigenten und Pianisten Daniel Barenboim – möglich.


QuoteRichard Kurt #6.5

Zustimmung, Werk und Person muss man bei Autoren zumeist trennen. Über Heideggers politisch taktierendes und wohl auch menschlich problematisches Verhalten hat sich Hannah Arendt differenziert geäussert. Durch lustvollles Entlarven und Denunzieren aber können sich Nachgeborene mit dem Anschein moralischer und intellektueller Überlegenheit aufblasen.


QuoteLeas Kaech #7

Bin bereits heute gespannt, wie das Feuilleton in 70 Jahren die Äusserungen der kritiklosen Anhängerschaft neoliberaler Wirtschaftspolitik rezipieren und moralisch beurteilen wird. Rückblickende Urteile sind nun einmal einfacher zu formulieren als vorausschauende Einschätzungen.


Quotetruce #12

Das wahre Ausmaß des Heideggerschen Antisemitismu/Rassismus und seiner eventuellen späteren reuevollen Kehre sei dahingestellt, aber was mich am meisten bestürzt ist die Tatsache, dass weder die umfassende humanistische Bildung Heideggers noch die Tiefe seines Denkens eine derartige Weltanschauung verhindern konnten. Offenbar schützen Bildung und Denken auch nicht vor dem Erwecken monströser nationalistischer und gewalttätiger Triebe. Da wo das Abendland ganz nah bei sich und seiner Kultur ist, scheint es schon dunkle Nacht zu sein...


...


Aus: "Martin Heidegger: Ein moralisches Desaster" Adam Soboczynski und Alexander Cammann (12. Oktober 2016)
Quelle: http://www.zeit.de/kultur/literatur/2016-10/martin-heidegger-briefe-antisemitismus/komplettansicht

Textaris(txt*bot)

#11
Quote[...] "Sein und Zeit" wiedergelesen: Eine Heidegger-Tagung in Siegen. --- Vier Jahre nach dem Erscheinen der ersten Serie von Martin Heideggers Denktagebüchern, den sogenannten Schwarzen Heften, geht es nicht mehr darum, ob der Freiburger Philosoph ein Nazi und Antisemit war, sondern darum, wie tief völkisches Denken und NS-Ideologie Heideggers gedankliche Konstrukte beeinflussten – und wie früh. Deshalb haben nun die Philosophinnen Marion Heinz von der Universität Siegen – der von ihr vor zwei Jahren organisierte Kongress zu den Schwarzen Heften ist mittlerweile bei Suhrkamp dokumentiert – und Sidonie Kellerer von der Universität Köln auf einer Tagung in Siegen Heideggers Hauptwerk, den 1927 erschienenen Jahrhundertklassiker "Sein und Zeit", in den Fokus der Kritik gerückt.

"Um zu beurteilen, was Heidegger meint, kann man sich nicht weit genug von ihm entfernen": Diese kritische Maxime hatte Günter Anders, Ehemann von Hannah Arendt und Heidegger-Student, in den 1950er Jahren formuliert, und sie galt auch für die Tagung in Siegen. Der französische Descartes-Spezialist Emmanuel Faye, der Heideggers Werk als politische Ideologie statt Philosophie bezeichnet, vertrat dabei die radikalste Position. Er liest "Sein und Zeit" als heimliche Kampfschrift gegen die Weimarer Demokratie und besonders gegen den jüdischen Philosophen Ernst Cassirer. Dessen berühmtes Werk "Philosophie der symbolischen Formen" basiert, ebenso wie "Sein und Zeit", auf der Beziehung und der Differenz zwischen Seiendem und Sein.

Cassirers Werk erschien 1923, vier Jahre vor "Sein und Zeit" – und Heidegger, so Fayes Vorwurf, habe Cassirers Grundgedanken "gewaltsam vereinnahmt" und umgedreht, ohne ihn zu zitieren. Auf diese Weise vermeide er eine ehrliche Auseinandersetzung, greife aber Cassirer verdeckt an, indem er dessen Kulturphilosophie als "bodenlos" und "entwurzelt" bezeichnet – Begriffe, die Heidegger später eindeutig antisemitisch meint. In "Sein und Zeit" habe Heidegger sich noch hinter einer "indirekten Sprache" versteckt, um seine Berufung auf einen Lehrstuhl in Marburg und später als Nachfolger Husserls in Freiburg nicht zu gefährden, so Fays These, die auch Sidonie Kellerer unterstützt. Cassirer, der 1933 als Rektor der Hamburger Universität abtreten und emigrieren musste, wird 1945 Heideggers Werk als Teil einer "geistigen Aufrüstung" für Faschismus und Weltkrieg beschreiben.

... Die Neubewertung von "Sein und Zeit" hat gerade erst begonnen.


Aus: "Eine Vorschule zur Verachtung des Menschen?" Eggert Blum (30. März 2017)
Quelle: http://www.badische-zeitung.de/literatur-und-vortraege/eine-vorschule-zur-verachtung-des-menschen--135084067.html

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"Martin Heidegger: Die Rektoratsrede" (04.06.2021) | https://www.hfph.de/hochschule/lehrende/prof-dr-dominik-finkelde-sj
Vortrag von Dominik Finkelde --> https://de.wikipedia.org/wiki/Dominik_Finkelde
https://youtu.be/vhIzXnzELSk