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[Il Portiere di notte... (Der Nachtportier, 1973)]

Started by Textaris(txt*bot), October 16, 2007, 04:56:29 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] The film may have attempted to tell us something interesting but it has failed on all fronts. Sure, the controversial nature of the subject matter was enough to get the film noticed, but ultimately is has nothing interesting to say - not even as soft-core porn. ...


From: "The Night Porter (Il Portiere di notte) " (Date ???)
Quelle: http://www.blackstarreview.com/rev-0106.html

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Quote[...] Als Liliana Cavanis intelligent angelegtes, provozierendes Drama in den frühen Siebzigerjahren in die Kinos kam, war das Publikum geschockt, der Skandal groß. Die Geschichte einer sadomasochistischen Liebe zwischen einem Nazi und einem KZ-Opfer landete aufgrund seiner expliziten Szenen in vielen Ländern auf dem Index und blieb lange Zeit verboten. Noch heute erstaunt Cavanis psychologische Studie, die stark mit Rückblenden arbeitet, besonders durch das brillante und kühle Spiel des Hauptdarsteller-Duos, das schließlich an seinem Verlangen wie an einer Drogensucht zerbricht. Charlotte Rampling seinerzeit über ihre Rolle: "Ich liebe es, in meinen Filmen das Alltägliche zu verlassen. Was im Schatten passiert, hat mich immer mehr interessiert, als das, was das Licht offen zeigt. Jemanden zu lieben, heißt ja nicht unbedingt, dass man sich damit einen Idealzustand schafft. Die Frau, die sich in die Hände des Nachtportiers begibt, weiß, dass sie niemanden mehr so lieben wird wie ihn. Diese Liebe richtet sie zugrunde. Aber sie will es so."


Aus: "Der Nachtportier (Il portiere di notte)" (Prisma, 2006)
Quelle: http://www.prisma-online.de/tv/film.html?mid=1973_der_nachtportier



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Quote[...] Der Nachtportier ist ein umstrittener italienischer Spielfilm der Regisseurin Liliana Cavani aus dem Jahr 1974. Der Film schildert die sadomasochistische Beziehung einer Überlebenden der Konzentrationslager mit ihrem ehemaligen SS-Peiniger.

[...]

Kritiken:


    * ,,...so anstößig wie schmierig, ein verabscheuungswürdiger Versuch, uns durch die Ausschlachtung der Erinnerung an Verfolgung und Leiden angenehm zu erregen." Chicago Sun Times[1]

[...]


    * ,,Cavani zeigt anschaulich den Horror der Lager in ein paar grausigen Sequenzen und ist gleichermaßen in der Lage, Schrecken in ruhigeren Szenen zu vermitteln ... Noch beunruhigender im Kontext des Films sind die geschickt eingefangenen Momente von Zärtlichkeit und friedvoller Liebe. ... es steckt Wahrheit in [des Filmes] düsterer Erforschung der menschlichen Natur. Er argumentiert, dass die Zerstörung der Konzentrationslager nicht das Ende des Wahnsinns und der Grausamkeit dieser Zeit bedeutete und ganz sicher nicht die Narben der Opfer geheilt hat. So gesehen, ist der "Nachtportier" eine intensive Erinnerung an unangenehme, aber unvermeidliche Wahrheiten." Channel 4[3]


Aus: "Der Nachtportier" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Nachtportier

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Quote[...] Ich wurde gebeten, im Zusammenhang mit dieser Tagung einige zentrale Thesen aus meinem Buch ,,Sadiconazista – Faschismus und Sexualität im Film" (1999) vorzustellen, um etwas Licht auf ein hierzulande wenig bekanntes, nichtsdestotrotz aber international etabliertes Phänomen des exploitativen Films zu werfen. Doch zunächst ein paar einleitende Worte zum Rahmen meiner Forschung.
Das Buch ,,Sadiconazista" ist prinzipiell ein Abhandlung über die Macht des Kinos, Mythen zu etablieren. Der titelgebende Begriff leitet sich von der Bezeichnung für italienische Pulpliteratur der sechziger Jahre ab, in der sich bereits eine Verquickung von Sexualität, Grausamkeit und Politik abzeichnet. Dieser Begriff taugt also auch zur Kennzeichnung der filmischen Spielart, die eine – zweifellos unhistorische – Gleichung zwischen nationalsozialistischer Diktatur und sexuellem Sadismus anstrebt. Es muß in diesem Kontext, der vor allem die siebziger Jahre der Filmgeschichte umfasst, deutlich unterschieden werden zwischen höchst ambitionierten, aus ihrer Zeit heraus durchaus politisch und philosophisch inspirierten Produktionen – zu denen beispielsweise Luchino Viscontis Die Verdammten, Bernardo Bertoluccis Der große Irrtum, Liliana Cavanis Der Nachtportier, Lina Wertmüllers Sieben Schönheiten und Pier Paolo Pasolinis Die 120 Tage von Sodom zählen – und sensationsbetonten exploitativen Nachziehern, die das vermeintliche Erfolgsrezept der prominenten Vorgängerfilme in meist softpornografischem Kontext auflösen.

Einige Anmerkungen zum dem englischen Begriff exploitation, der wörtlich übersetzt ,,Ausbeutung" bedeutet: Er umschreibt die Intention des Filmemachers, aus einem populären Thema mit reißerischem Potential ein Höchstmaß an spektakulären Effekten zu gewinnen. Als Themen bieten sich alle Sujets an, die Voraussetzungen für die explizite Darstellung von Gewalt- und Sexualakten garantieren: Prostitution, Halbwelt, Subkulturen, Gefängnisse, Gefangenenlager, Bürgerkriegssituationen, Sekten, Kannibalismus, Inquisition, Sklaverei; immer spielen von Dominanz und Unterwerfung geprägte Zwangssysteme eine Rolle. In den siebziger Jahren, die durch eine Lockerung der Zensurbestimmungen neue Voraussetzungen in der Filmwirtschaft geschaffen hatten, kam es regelmäßig zu ganzen Zyklen thematisch ähnlich gelagerter Exploitationfilme, die sich jeweils dem Erfolg eines aufwendiger produzierten Vorbildes anschlossen [...]


Aus: "Sadiconazista – Stereotypisierung des Holocaust im Exploitationkino" Von Marcus Stiglegger (Vortrag bei der Cinegraph-Jahrestagung ,,Cinematographie des Holocaust", im Abi-Warburg-Haus, Hamburg, Januar 2001 | Dieser Vortrag basiert auf dem Buch Marcus Stiglegger: Sadiconazista. Faschismus und Sexualität im Film, Gardez Verlag 1999)
Quelle: http://www.ikonenmagazin.de/artikel/sadiconazista.htm

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Quote[...] Mit ihrem Film "Der Nachtportier" über den sadomasochistischen amour fou zwischen einem SS-Schergen und einem KZ-Opfer löste die italienische Regisseurin Liliana Cavani einen Skandal aus. Man warf ihr vor, die "Faszination des Bösen" auf einen sexualpathologischen Aspekt reduziert und den nationalsozialistischen Terror als eye catcher missbraucht zu haben. Diese Ansicht teile ich nicht.

Obwohl sich Liliana Cavani als Regisseurin einer Fernsehdokumentation mit dem "Dritten Reich" auseinandergesetzt hatte, ging es ihr in "Der Nachtportier" offenbar nicht um eine authentische Darstellung der Verhältnisse in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager. Stattdessen zeigt sie etwas anderes: Der Irrsinn endete nicht mit dem Untergang des "Dritten Reichs"!

Auch wenn die physischen Verletzungen nach dem Zweiten Weltkrieg irgendwann verheilt waren und die Opfer inzwischen ein normales Leben zu führen schienen, konnten die psychischen Traumatisierungen jederzeit wieder aufbrechen. Liliana Cavani beschäftigt sich in "Der Nachtportier" nicht nur mit dem Schicksal eines Opfers, sondern auch mit dem eines Täters, eines schwachen Mannes, der im Konzentrationslager seine funktionale Machtstellung ausnutzt und sich an einer wehrlosen jungen Frau vergreift, der später von seiner Schuld nahezu erdrückt wird und schließlich der von ihm früher gequälten Frau bei einem zufälligen Wiedersehen erneut verfällt. Zwölf Jahre nach dem Krieg zerbrechen sowohl das Opfer als auch der Täter an ihrer im Konzentrationslager erlittenen psychischen Deformierung.

"Der Nachtportier" ist ein atmosphärisch dichtes, verstörendes und von Dirk Bogarde und Charlotte Rampling sehr überzeugend gespieltes Filmkunstwerk.



Aus: "Liliana Cavani: Der Nachtportier" Von Dieter Wunderlich (2007)
Quelle: http://www.dieterwunderlich.de/Cavani_nachtportier.htm

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Quote[...] Amour fou ist die Bezeichnung für eine Liebesbeziehung, die aufgrund ihrer Intensität und Leidenschaft zerstörerische Formen annimmt. Allgemeinere Bedeutung: Eine Liebe, die nach gewöhnlichen Maßstäben nicht vernünftig ist, da sie entweder keine Aussicht auf Bestand hat, oder nicht erkennbar ist, was die Verliebten auf Grund ihrer Gegensätzlichkeit [...] miteinander verbindet. Der Begriff stammt aus dem Französischen und bedeutet verrückte Liebe.


Aus: "Amour fou" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Amour_fou

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Quote[...] Im KZ musste Lucia vor den SS-Schergen singen. Sie, die Gefangene, tritt auf wie eine Nachtclubsängerin. Lasziv und bestimmend. Offenbar genießen beide die Situation wie ein sadomasochistisches Machtspiel. 1974 war das ein Skandal. Es ist eine Schlüsselszene voll verzweifelter Obszönität, die mich jedes Mal wieder berührt.
   
Wenige Filme, meine ich, thematisieren den Eros der Gewalt so raffiniert und provozierend, wie dieser. Auf der DVD äußert sich die Regisseurin, Liliana Cavani, in einem kurzen Interview zu den Reaktionen auf den Film. Zweideutig, mehrdeutig, genau das ist "Der Nachtportier". Denn die beiden können nicht voneinander lassen. Offenbar waren die Misshandlungen von einst auch ein Wechselspiel, beiden - Täter und Opfer - zum sadomasochistischen Vergnügen. Das geht ans Eingemachte.

[...] Für mich lässt dieser Film viele Fragen offen.

[...]


Aus: "Perverses Glück - DVD-Diary: Liliana Cavani thematisiert in "Der Nachtportier" den Eros der Gewalt" Von Achim Podak (16.01.2007)
Quelle: http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/tips/103074/index.html

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Quote[...]  Zeit: [...] In Liliana Cavanis Skandalfilm Der Nachtportier spielten Sie eine Holocaust-Überlebende, die nach dem Krieg eine sadomasochistische Beziehung mit einem SS-Offizier eingeht. Wollen Sie zeigen, dass es mehr Formen der Normalität gibt, als sich normale Leute vorstellen können?

Rampling: Oder dass es eine normale Unnormalität gibt.

... [...] Ich bin sehr englisch und hatte eine sehr strenge Erziehung. Als Tochter eines Offiziers ließ man mir nichts durchgehen, Disziplin war alles. Später schickte man mich auf eine Klosterschule bei Fontainebleau, und das war auch kein Zuckerschlecken. Wäre mein Leben ein wenig anders verlaufen, dann wäre ich wahrscheinlich eine zickige und verklemmte Engländerin geworden. Aber da ich schon so lange in Frankreich lebe, habe ich glücklicherweise einen etwas freieren Lebensstil und einige französische Manierismen und Marotten angenommen.

... [...] Ich denke einfach, dass der Tabubruch damals nicht immer eine individuelle Leistung war. Die normierte Überschreitung kann eben auch etwas Spießiges haben. Außerdem bin ich in dieser Beziehung furchtbar englisch. Ich war nie stolz auf etwas. ,,You don't blow your own trumpet", wie mein alter Vater zu sagen pflegte, ,,Rühme dich niemals selbst". Bis heute konnte ich mich nicht von seinen Grundsätzen befreien: Bescheidenheit, Disziplin, Kontrolle.

Zeit: Schwingt die Offizierstochter auch in Ihren Filmen mit? In Liliana Cavanis Der Nachtportier behalten Sie selbst als Masochistin die Kontrolle. Auch in Swimming Pool halten sie am Schluss alle Fäden in der Hand.

Rampling: Ich scheine einfach für alle Zeiten ein Prototyp zu sein. Das Image des coolen Vamps werde ich jedenfalls nicht los. Egal, wie viele Neurotikerinnen ich spiele, ich bleibe diejenige, die die Kontrolle hat. Das ist umso erstaunlicher, als ich schlimme Krisen durchlebt und stets offen darüber gesprochen habe. Mir war wirklich nie am Bild des unnahbaren, überlegenen Stars gelegen. Aber die Leinwand hat auf ihre Weise recht. Die Bilder sind stärker als ich.



Aus: ",,Die Bilder sind stärker als ich"" (DIE ZEIT 14.08.2003 Nr.34)
Quelle: http://zeus.zeit.de/text/2003/34/Rampling-Interview

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Quote[...] Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: Lars, du läßt deine Filmfiguren Höllenqualen durchleiden, bist du ein Sadist?

Lars von Trier: Keine Ahnung, und wenn schon, es wäre mir auch egal. Ich weiß nur, daß jegliche Art von psychischer oder physischer Folter in einem Film dramaturgisch gesehen großartig ist. Der Schriftsteller Alexandre Dumas empfahl allen werdenden Autoren: "Quäle die Heldin!" Diesen Rat kann ich nur weitergeben.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: [...] Nicole Kidman sieht in "Dogville" so schön aus wie nie zuvor. Seltsam, auf der Theaterbühne sehen Schauspieler nie so schön aus, nicht einmal Kidman.

Lars von Trier: Darüber hab' ich auch schon nachgedacht. Es ist eine der genialen Eigenschaften von Filmen, erotische Menschen zu schaffen. Und zwar erotischer, als wenn man ihnen in Fleisch und Blut gegenübersteht. Erinnerst du dich an Catherine Deneuve in Bunuels "Belle de Jour" oder Charlotte Rampling in Cavanis "Der Nachtportier"? Die Ausstrahlung dieser Frauen ist schon erstaunlich. Vielleicht liegt es auch nur an den Kameraleuten, deren Talent darin bestehen muß, die sinnlichen Seiten eines Schauspielers zu erkennen.


Aus: "Interview: Lars von Trier: ,,Der Mensch ist ein krankes Tier"" (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19.10.2003, Nr. 42 / Seite 27)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~EF88C5B4AA26F47B08091FAFBF80CAB22~ATpl~Ecommon~Scontent.html

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Quote[...] "Mit der Figur von Max gibt Frau Cavani ihr Psychogramm des SS-Mannes: ein Versager, homosexuell belastet, spielt er den Onkel Doktor. Ein kleiner Junge mit einer starken Mutterbindung an die Nazi-Gräfin Stein, eine Wagner-Walküre. Sonst aber hat er Angst vor Frauen, und eben deshalb wählte er Lucia als sein "kleines Mädchen", benutzt sie als Puppe, die er anzieht und auszieht, schlägt und quält... Diese spezifische Mischung aus Impotenz und Machtrausch, Mordlust und Todessehnsucht, Brutalität und Obszönität, Wissenschaft und Irrationalismus, Barbarei und Kulturrudimenten diagnostiziert die Filmemacherin als Grundsubstanz für den Faschismus. Ein Muster, das – weil eben nicht rational – Millionen Menschen faszinierte, ein Netz, in dem sich - weil weit gespannt - Professoren und Arbeiter, Soldaten und Dichter verfingen. So wird sichtbar und einsichtig gemacht, was noch so viele Daten und Dokumente, die die Nazi-Vergangenheit nur historisch-politisch in Statistiken erfassen und zu den Akten legen, nicht erklären können." (Phelix/Thissen)


Aus: "Progamm - retrospektiv:  Der Nachtportier" (Datum ?)
Quelle: http://ajz-bielefeld.de/cgi-bin/ajz-alt.pl?Termin=2407

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Quote[...] "Es genügen Blicke - umwerfend schon die wortlose Szene des Wiedererkennens an der Hotelrezeption." ("Kundenmeinung")

"Ja, es ist einer der Filme, die den Faschismus und Sexualität zusammenbringen. Aber dieser Film verhöhnt niemanden, verharmlost nichts und auf der anderen Seite moralisiert er nicht und zeigt auf niemanden mit dem Finger." ("Kundenmeinung")


Aus: "DVDs: Dirk Bogarde" (Datum ?)
Quelle: http://www.informationen-bilder.de/s/b/Dirk-Bogarde-asd.htm

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Quote[...] Der Plot der wegen ihres Erfolgs seriell produzierten Stalag-Romane war immer derselbe: Ein alliierter Soldat, zumeist ein US-Pilot, wird in einem deutschen Stammlager gefangen gehalten und von sadistischen weiblichen SS-Offizieren gedemütigt und vergewaltigt. Am Schluss kann sich der Soldat befreien und bestraft die SS-Frauen, indem er sich selbst an ihnen vergeht.

Geschrieben wurden die Heftchen von Autoren mit Namen wie Mike Longshot oder Archie Berman, die selbst die Helden der Geschichten waren - was den Romanen den Anschein der Authentizität gab. Die New York Times sieht in ihnen Israels "schmutziges kleines Geheimnis".

[...] Leni Riefenstahl, Ilse Koch als "Hexe von Buchenwald" und schließlich Adolf Eichmann waren weitere Vorbilder für die Romanfiguren, die hauptsächlich von 1961 bis 1963 über die Ladentische gingen. Heute erinnert man sich in Israel ungern an die Stalags.

Der Dokumentarfilm wirft die Frage auf, wie der Holocaust heutzutage jungen Israelis vermittelt wird - abseits der bizarren Weise in den frühen sechziger Jahren -, aber teilweise von schlecht informierten Lehrern. Er zeigt jüdische Schulklassen in Auschwitz, deren Lehrerin mit Genuss am Horror Geschichten von hübschen Jüdinnen erzählt, die deutschen SS-Leuten als "Feldhuren" zur Verfügung gestanden hätten. Libskers Kronzeugin, die Schriftstellerin Ruth Bondie, versucht diesen offenbar weitverbreiteten Mythos zu widerlegen. Die jüdische Lagerprostituierte sei erfunden worden, um den alltäglichen Horror der jungen Mütter in den Lagern in den Hintergrund zu drängen, so Bondie.

Für Libsker ist die Gier nach Schockierendem in Verbindung mit dem Holocaust ein Grund für die Existenz und den Erfolg der Stalag-Romane. Für die israelische Filmemacherin Tal Sterngast, die in der taz den Film beleuchtet, sind sie etwas anderes: "So schrill, vulgär und respektlos die Stalag-Romane auch gewesen sein mögen - sie durchbrachen das Schweigen derer, die den Lagern entkommen waren."


"Stalags - Holocaust und Pornographie" lief im Juli auf dem Filmfestival in Jerusalem und kommt im Oktober in die israelischen Kinos.



Aus: "Stalag-Romane: Von der Gier nach dem Schock" (sueddeutsche.de, 18.09.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/412/133165/3/

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Quote[...] "It is no accident that 'stalagim' began to appear in 1961, in the shadow of the Eichmann trial in Jerusalem," Eshed writes. "The bitter and widely publicized testimony gave rise to a renewed public discourse on the Holocaust."

It was the exposure to this literary genre that led to Libsker's decision to make a documentary film to examine the phenomenon.

From: "Fictitious memory" By Nirit Anderman (Mon., January 29, 2007 )
Quelle: http://www.haaretz.com/hasen/spages/817490.html

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Quote[...] Der Begriff Lustschmerz umschreibt das Empfinden von sexueller Lust beim Erfahren von bestimmten körperlichen Schmerzreizen. Ein verwandter medizinischer Begriff ist Algolagnie (von griechisch algos (Schmerz) und lagneia (Wollust)). Andere Bezeichnungen dafür sind Algophilie und (modern-umgangssprachlich) Schmerzgeilheit.


Aus: "Lustschmerz" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Lustschmerz



Textaris(txt*bot)

Quote[...] I am indebted to the work of the insightful and very readable Arthur Marwick for an appreciation of this film.

The Night Porter is extremely controversial early 1970s' release that, despite the 'sex and jackboots' response by sections of the mass media, deflected much of its criticism through its clearly serious intent, the fact that the director was female, and the well-documented circumstances behind its appearance.

Director Liliana Cavani made a 1965 documentary for Italian television Women Of The Resistance, which in the course of interviews with former concentration camp inmates, brought evidence of guilt, alienation, and misanthropy among survivors. Cavani had an academic background in Classics, but felt a powerful engagement with contemporary history, making The History Of The Third Reich in 1962 and The Day Of Peace in 1965; her concern was that her own generation knew little of the horror that WWII had unleashed. Despite her documentary background Cavani took pains to stress that The Night Porter was her own invention, but clearly the feature film translates as a means to come to terms with much disturbing evidence that her other work had uncovered.

The film is set in Vienna in 1957, a haven for ex-Nazis who have avoided retribution and are living 'normal' lives. Max (Dirk Bogarde) is the night porter at the Opera Hotel where a famous American conductor and his wife Lucia (Charlotte Rampling, Swimming Pool, I'll Sleep When I'm Dead) arrive; Max and Lucia share stares of recognition. Through a progression of flashbacks we quickly establish that Max has a Nazi past, performing 'medical examinations' on concentration camp prisoners, and Lucia as a former inmate came under his influence.

Former comrades of Max make contact with him and they speculate whether Lucia is a threat in the light of recent investigations into the wartime activities of Viennese citizens. Max murders Mario another potential witness to his past. When Lucia's husband leaves she voices her intention to stay on and meet him later in Frankfurt. Max confronts Lucia and they rekindle a relationship that, through the use of flashbacks, has been established as a mixture of cruelty and tenderness. While Max's ex-comrades declare their continuing allegiance to the Nazi philosophy, Max and Lucia become virtual prisoners in Lucia's hotel room before attempting an escape from Vienna over the Danube.

This film remains controversial in its very honest attempt to get inside the heads of torturers and victims; the 'Stockholm effect' is old hat now but The Night Porter with its imagery of sex and violence, tenderness and cruelty, refuses to accept black and white definitions of good and evil. Cavani's response to the disturbing evidence she unearthed about human culpability in extremis led her to craft a treatment which, like many of the best thrillers, almost forces empathy with characters to whom the only fit response would seem to be one of revulsion. She was motivated by her concern that in 1973 when she made the film, Nazism was as powerful philosophy as in the Vienna of 1957 the film depicts. Cavani has pointed out that the Italian title for the film Il portiere di notte better translates as 'the porter of the night', night being Europe's Nazi past and the bleak and troubling catalogue of infamy that the film describes.


From "The Night Porter"
reviewed by J.C. Hartley / RATING: 8/10 (October 2006)
Source: http://www.videovista.net/reviews/oct06/nightport.html


Textaris(txt*bot)

#2
Quote

Quote[...] This is indeed a very forgettable period piece, made at a time when porn was chic. Don't waste your two hours.

Wretched Beneath Contempt, 18 August 2002


QuoteGothic porn, 10 June 2001
Author: russel from LA

"Night Porter" is the film that is considered to be one of the greatest Italian post-war films in Europe and a piece of crap in US. Pauline Kael called this film "a gothic porn" that proves that "women can make trash just as easily as men." In fact, Cavani's controversial film is the perfect example of how differently American and European critics view the same pictures. The film is another Italian entry in Fascist decadence genre, so beloved in Italy. If Japanese view aftermath of WWII with shame and guilt, Germans with sheer nihilism, Italian's views on horrors of the war were always seen in a sexual context. "Night Porter" in a way is a follow-up to Visconti's "Damned" and Bertolucci's "Conformist". The reason that Americans hate the film so much, is that it has no redeeming social value. Really, what exactly is Cavani trying to say? That relationship between Germans and Jews during Holocaust had sado-masochistic implications? Or was it like the relationship between molesting father and a child, full of denial and love-hate? Even if Cavani is trying to make those points, film offers no explanations. The film is full of haunting, shocking images of brutality and forced sexuality. It is an exercise in showing beauty of the ugliness, or the ugliness of the beauty, or whatever. Which is not bad. "Night Porter" is all about creating a legend of fascist depravity. In real life, of course, everything was much more boring. But the film creates a right mood. Not because deep inside we were always more frightened by the sexual abuse victims of concentration camps were subjected to more than the violence. That would be too simple. But mainly because, no matter how pretentious it sounds, in our minds political depravity always goes hand in hand with sexual perversions. Your level of appreciating the film depends fully on how much you believe Cavani. Is this really how she viewed Fascism? Or did she just wanted to shock her audience, to show that despite being a woman, she has as much rights to shock viewers as Pasolini or Visconti? ...


QuoteSilly, S&M Nazi soft-core porn that had many in a tizzy. Skip it!, 9 April 2003
1/10
Author: sdiner82 from New York City, USA

... skip "The Night Porter." Believe me, you'll have more fun at your neighbors' tupperware party.


QuoteWar Crimes and Sexual Obsession, 18 December 2007
Author: AZINDN from United States

Max (Dirk Bogarde) is the definitive night porter in a Vienna hotel. In his prior life, however, he was a Nazi SS camp officer who kept a 14 year old girl (Charlotte Rampling) for his special attention. Thirteen years after the war, Lucia, now grown up and the wife of a symphony conductor checks into the hotel and encounters her former captor and lover behind the night desk. Both survivors of the war experience, Max longs for a quiet existence and will kill to ensure it, while Lucia, a stunning woman, decides to stay in Vienna and rekindle her previous relationship instead of following her husband to Berlin. Flashbacks to the camp reveal that Lucia's survival instincts were honed by her sexual services to Max, as well as her entertainment skills for other SS officers. Max's "little girl" grown up however, means that she can identify him and the small group of former Nazis who want Lucia out of Max's life set about to ensure the couple's demise. As Max and Lucia fall back into their former master and slave roles, the Stockholm syndrome or the perversity of love under duress is examined.

Dirk Borgarde gives a brilliant as well as subtle and sympathetic performance in the role of an evil,guilt-riddled, obsessed man who is incapable of letting go of the past, nor wants to allow Lucia to be rid of him. Stunning Charlotte Rampling, once touted as "the most beautiful woman in the world" in the 70s, is his willing victim of their sick, deteriorating situation. Unable to break away and incapable of denying the reality of her past lover, the doomed Lucia repeats her shame with Max in Rampling's exquisite performance that is pathetic and magnetic on screen.

Written and directed by women, this unusual film examines topics of victimization, obsession, and guilt as a sick, extreme form of love, a subject a head of its time in 1974. With the sub-text of Nazis seeking to avoid discovery, continuation of the decadence, and the seedy, twilight existence of jaded outsiders to society in Vienna, The Night Porter remains an outstanding adult, complex film that leaves viewers in an uneasy limbo to ponder in the end.


QuoteMemorable dance scene, 27 May 2001
Author: Melvyn30 from Coventry,England

The sequence and song in which Charlotte Rampling dances for the SS officers is one of my all time memorable scenes. Fascinating and extremely suggestive and correctly sung in German. The champagne drinking SS officers, the smoke laden atmosphere of the mess backed by the tinkling piano music truly convey an evocation of the period.



QuoteDarkly intense insight into a polical stained amour fou., 18 January 2000
Author: Marcus Stiglegger (wolfsmond@hotmail.com) from Mainz, Germany

In my opinion The Night Porter, Liliana Cavani's most original and complex film, is the most intense entry in Italy's nazi/sex-cycle of the seventies. In it's difficult, nearly philosophical structure the film comments on the twisted system of character-corruption and mistrust the German Fascism is based on. If you can read German, you might be interested in my book on this topic: Marcus Stiglegger: Sadiconazista. Faschismus und Sexualitaet im Film. St. Augustin: Gardez! Verlag 1999, 256 Seiten, 40 Fotos.






From: "IMDb user comments for - Portiere di notte, (1974)"
Source: http://www.imdb.com/title/tt0071910/usercomments?



Textaris(txt*bot)

Quote[...] Marcus Stiglegger (* 1971) ist ein deutscher Publizist, Filmwissenschaftler und Drehbuchautor. Er lehrt als Dozent für Filmwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, wo er 1999 mit der Studie Sadiconazista – Faschismus und Sexualität im Film promovierte und 2006 mit Ritual und Verführung habilitierte. Weitere Lehraufträge: Universität Mannheim, Filmschule Köln, Filmakademie Baden-Württemberg und Clemson University, South Carolina.

Marcus Stiglegger schreibt regelmäßig für die Filmzeitschrift Filmdienst und das Poptheorie-Magazin Testcard. Seit 2002 ist er Gründer und Herausgeber des Kulturmagazins :Ikonen: - Zeitschrift für Kunst, Kultur und Lebensart mit Sitz in Wiesbaden. Gelegentlich ist er auch als Drehbuchautor und Gothic DJ tätig. Als Drehbuchautor schrieb er zusammen mit Bernd Kiefer das Drehbuch zu Der Fahnder: "Auge um Auge". Seine Essays zum Thema Film wurden unter anderem regelmäßig in der deutschen Ausgabe von Splatting Image und in Ausgaben des Filmdienst veröffentlicht.

[...]

Alleinige Publikationen:

    * Marcus Stiglegger: Ritual & Verführung. Schaulust, Spektakel und Sinnlichkeit im Film, Berlin 2006, ISBN 3865053033
    * Marcus Stiglegger: Sadiconazista - Sexualität und Faschismus im Film der siebziger Jahre bis heute, St. Augustin 1999, ISBN 3897960095
    * Marcus Stiglegger (Hrsg.): Kino der Extreme. Kulturanalytische Studien, Gardez!, 1999, ISBN 3928624709
    * Marcus Stiglegger (Hrsg.): Splitter im Gewebe , Bender, 2000, ISBN 3980652823




Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Stiglegger (27. Dezember 2008)

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Quote[...] Daß militärische Uniformen bisweilen zu einem sexuellen Fetisch erhoben werden, ist bekannt und des öfteren in Fachpublikationen aus dem Bereich der sexuellen Phänomenologie knapp behandelt worden. Eine eingehende Analyse dieses Phänomens blieb bisher allerdings aus. Einen diskussionswürdigen Ansatz liefert Valerie Steele in ihrem Buch ,,Fetish" (1996):
,,Military Uniforms are probably the most popular prototype for the fetishist uniform because they signify hierarchy (some command, others obey), as well as membership in what was traditionally an all-male group whose function involves the legitimate use of physical violence."

Was den 'Appeal' der Uniform also ausmacht, ist scheinbar die Abstraktion des Martialischen in Form eines Modegegenstandes. Sie symbolisiert die Zugehörigkeit zu einer Elite und konkretisiert Dominanz und kanonisierte Attraktivität. Vor allem die schwarze SS-Uniform stellt den ambitionierten Versuch dar, exzentrischen Schick, elitäre Eleganz und Todessymbolik zu vereinen. Susan Sontag gibt in ihrer Reflexion der Sexualisierung nationalsozialistischer Insignien ein interessantes Phänomen zu bedenken:
,,[...] uniforms are not the same thing as photographs of uniforms – which are erotic material and photographs of SS uniforms are the units of a particularly powerful and widespread sexual fantasy."

Die Autorin sagt dies bezüglich eines Militaria-Bestimmungsbuches, angesichts der spezifischen Verwendung von SS-Uniformen im Spielfilm ist aber eine Übertragung dieses Gedankens sehr aufschlußreich. Tatsächlich wird der Uniformträger im Unterhaltungskontext offenbar anders rezipiert als etwa im Dokumentarfilm. Der Medienwechsel vom Foto zum Spielfilm scheint diese Veränderung zu bedingen: Die filmisch projizierte Uniform wird ihrerseits zur Projektionsfläche sexueller Wünsche und Phantasien. Die sexuelle Konnotation der Uniform rührt von der offensichtlichen sexuellen Erregung her, die einige Leute mit Gewalt und dem damit einher gehenden Verhältnis von Dominanz und Unterwerfung verbinden. In diesem sexuellen Kontext wird es zumindest nachvollziehbar, warum immer wieder auf das Klischee der Uniformierung nach den Vorgaben der faschistischen Ästhetik zurückgegriffen wird, wenn es um die Dämonisierung von Charakteren geht. Susan Sontag vermutet, die SS-Uniform bietet sich vor allen anderen an, da die SS ihren Herrschaftsanspruch ins Dramatische überhöhte, indem sie sich gewissen ästhetischen Regeln unterwarf: ,,SS uniforms were stylish, well-cut, with a touch (but not too much) of eccentricity". Auch Filme anderer Genres greifen immer wieder – nicht selten mangels Originalität – auf das sexuell aufgeladene Potential dieser Kleidungsstereotypen zurück: Krieg der Sterne (1976) von George Lucas, Ken Russells Mahler (1976), Alan Parkers Pink Floyd - The Wall (1981), Richard Loncraines Richard III (1995), Paul Verhoevens Starship Troopers (1997) oder etwa die Casablanca-Parodie Barb Wire (1995) von David Hogan, um nur einige zu nennen. Während einige Filme tatsächlich nur zur Ausbeutung der Fetischwirkung militaristischer Elemente produziert wurden, gelingt es einem Film im besten Fall, mit der Wirkung dieser Stereotypen bewußt zu spielen: In Die Verdammten z.B. spielt Visconti sehr deutlich die proletarisch plumpe Ausstrahlung der braunen SA-Uniformen mit ihren schachtelförmigen Kepis gegen die dämonische Bedrohlichkeit der eleganten SS-Uniformen aus und bereitet den SA/SS-Konflikt bereits auf symbolischer Ebene vor; sowohl bei Visconti als auch in Cavanis Nachtportier wird der SS-Uniform in Verbindung mit den jeweiligen Trägern – hier Charlotte Rampling, dort Helmut Berger – ein spezieller Travestiecharakter zu eigen, der wiederum den sexuellen Aspekt dieses speziellen Designs bestätigt. Dieses Travestieelement kann auch zu unfreiwillig komischen Entgleisungen führen, wie z.B. Bergers affektierte Auftritte in Salon Kitty zeigen.

[...] Filme, die das totalitäre Zwangssystem als möglichst radikalen, beängstigenden historischen Hintergrund wählen, auf dem private Obsessionen ausgespielt werden: In Liliana Cavanis Der Nachtportier erzählt die Regisseurin von einem leidenschaftlichen Dominanz- bzw. Unterwerfungsverhältnis, das durch den im Wissen des Rezipienten vorbelasteten geschichtlichen Hintergrund emotional aufgeladen werden soll;

Filme, die das totalitäre Zwangssystem als dramaturgische Rechtfertigung vorschieben, um in breit ausgespielten sadomasochistischen Exzessen schwelgen zu können: Der italienische Routinier Sergio Garrone von Lager SS 5 hat sich in einem Interview dahingehend geäußert, nur auf diesem historischen Hintergrund (dem Nationalsozialismus) ließe sich die Drastik der dargestellten Grausamkeiten rechtfertigen.

Gemeinsam ist allen Filmen die Verbindung von sexuellen Kontexten mit stereotypen Bildern vom Nationalsozialismus. Das Verhältnis von Henker zu Opfer wird sadomasochistisch verklärt und auf die Ebene sexueller Passionen verlagert. Auf diese Weise wird eine Entpolitisierung und Enthistorisierung des Phänomens Nationalsozialismus gefördert. Das Bild vom Nationalsozialismus kann so gemäß den Gesetzen der Populärkultur zum Spielzeug der Popästhetik werden. Auffällig ist auch die Aufhebung der Zeitebenen in einigen der besprochenen Werke: Sowohl Lina Wertmüllers Sieben Schönheiten als auch Cavanis Der Nachtportier und ihr späterer Film Leidenschaften (1985) werden in komplex verschachtelten Rückblenden erzählt; die historische Komponente wird in die subjektive und somit ,,beliebige" Erinnerungswelt des jeweiligen Protagonisten verlegt und erlangt nahezu mythische Qualitäten, die eine Annäherung an das geschichtliche Phänomen nicht mehr zulassen. Die Konzentrationslager in Sieben Schönheiten und Der Nachtportier wirken wie danteske Vorhöllen, angefüllt mit existentiellen und sexuellen Alpträumen.

[...] Abschließend ein polemischer Kommentar von Michel Foucault zum Sadiconazista-Phänomen aus dem Jahr 1976: ,,Das ist ein gewaltiger Irrtum über die Geschichte. Der Nazismus wurde im 20. Jahrhundert nicht von den Verrückten des Eros erfunden, sondern von den Kleinbürgern, den übelsten, biedersten und ekelhaftesten, die man sich vorstellen kann. Himmler war eine Art Landwirt, der eine Krankenschwester geheiratet hatte. Man muß begreifen, dass die Konzentrationslager der gemeinsamen Phantasie einer Krankenschwester und eines Hühnerzüchters entsprossen sind. [...] Man hat dort Millionen Menschen getötet, ich sage dies also nicht, um die Vorwürfe zu entkräften, die es diesem Unternehmen zu machen gilt, sondern gerade um es von allen erotischen Werten zu entzaubern, die man ihm zuschreiben wollte." Oder, wie es Martin Büsser formuliert: ,,Die abendländische Gesellschaft hat de Sade dermaßen verinnerlicht, daß sie sich die letzte Form von enthemmter sexueller Befreiung nur noch in Form der faschistischen Quälereien und Morde vorstellen kann. "Wie arm ist doch unser Bildervorrat!'"




Aus: "Sadiconazista – Stereotypisierung des Holocaust im Exploitationkino"
Vortrag bei der Cinegraph-Jahrestagung ,,Cinematographie des Holocaust", im Abi-Warburg-Haus, Hamburg, Januar 2001
Quelle: http://www.ikonenmagazin.de/artikel/sadiconazista.htm