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[Aus der Mangoldtstraße... ]

Started by Steve, September 09, 2007, 07:03:19 PM

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Steve

Liebes Tagebuch,
heute Morgen habe ich  Rüdiger, der auch in der Mangoldtstraße wohnt, an der
Bushaltestelle wiedergetroffen.
Während wir auf den Bus warteten, erzählte er mir dass er am letzten
Wochenende im Treppenhaus seinem Nachbarn, dessen Radio in der Küche auf der
Fensterbank steht und immer auf  sehr laut gestellt ist, begegnet war. Dieser
klagte ihm sein Leid indem er schilderte, dass das Fahrrad, mit dem er immer
durch die Nachbarschaft fuhr, mal wieder einen platten Reifen hatte. Diesmal
war der abgerissene Zweig eines Dornenstrauches schuld." Jaa, was musste
dieser auch einfach auf dem Radfahrweg herumliegen!", soll sein Nachbar
geschimpft haben. Als wenn es keine anderen Probleme auf dieser Welt geben
würde. Naja - hilfsbereit und gar nicht faul wie Rüdiger nun mal ist stellte
er diesem Nachbarn sein Flickzeug schenkungsweise zur Verfügung damit das
besagte Fahrrad wieder einsatzfähig sein sollte. Anbei übergab er ihm  noch
eine Einladung zu einem Lampionfest mit Verkleidungszwang, auf dem auch andere
Nachbarn in der Mangoldtstraße und Umgebung auf etwas Abwechslung in ihrem
tristen Alltag hoffen dürften.
Wie zum Beispiel die zwei Omas ,die ein Stockwerk unter ihm wohnten und sich des
Öfteren nach Rüdigers Wohlbefinden erkundigten. Mal war es der linke Fuß der
ihn schmerzte oder der Zahnarztbesuch, der noch ausstand. Rüdiger erzählte
mir, dass zwei seiner Zähne etwas kariös seien, aber das ganze soll noch
nicht so schlimm sein, dass sie gezogen werden müssen. Üblicherweise klagen
doch die alten Frauen über ihre Krankheiten, doch im diesem Falle war es etwas
anders, denn sie erfreuten trotz ihres hohen Alters an bester Gesundheit.
Vielleicht liegt es ja, so vermutete Rüdiger, an den Haustieren die diese
beiden Damen als ihre Mitbewohner ausgaben. Die eine hat zwei Wellensittiche
mit den Namen Lukas und Jim Knopf, die andere wiederum besitzt einen Kater, der
den Namen Horst-Oliver trägt und sehr dick und faul sein soll, weil dieser den
lieben langen Tag auf dem Fernsehsessel herumliegt, der im Wohnzimmer steht
während die alte Frau die ihn füttert sich mit der Couch als Sitzplatz
abgefunden haben soll." Jaaa, so spielt sich das Leben in der Mangoldtstraße
nun mal ab", scherzte Rüdiger und vergaß  nicht zu erwähnen dass auch die
beiden alten Damen eine Einladung  überreicht bekamen.
Der Linienbus stoppte  an der Haltestelle und die Menschen die an der selbigen
standen  stiegen ein und stempelten ihre Fahrkarten ab. Ich nahm einen
Fensterplatz in Beschlag und Rüdiger setzte sich neben mich. Damit ihm die
Busfahrt nicht zu langweilig und eintönig vorkam fragte er mich unter anderem
ob ich mir denn eine neue Prepaidkarte für mein Handy gekauft  oder ob es etwas
Besonderes in meiner Privatpost gegeben hätte. Ich kam mir am frühen Morgen
etwas überrannt und willengelähmt vor und antwortete ihm in unglaublicher
Weise doch zum Teil auf eine nicht aufhörende Flut an Fragen, die noch kommen
sollte. Irgendwann war der Zeitpunkt für Rüdiger gekommen um auf das rote
Halteknöpfchen zu drücken, damit der Bus an der nächsten Haltestelle
stoppte. Aus seinem schwarzen Rucksack, den er immer bei sich trug, holte er
einen  ganzen Stapel Einladungen hervor, um diesen dann unter das Volk, das
sich auch im Bus befand, zu bringen. Unter anderem bekam auch ich eine
Einladung in die Hand gedrückt und bevor er ausstieg vergaß er nicht zu
erwähnen, dass er auch etliche Großanzeigen in den Frauenzeitschriften in
Bezug auf sein bevorstehendes Lampionfest drucken ließ, die beim Friseur oder
Arzt zuhauf herumlagen. Dann stieg er aus dem Bus aus um seinem Tagewerk
nachzugehen, das daraus bestand den Tag von Arbeitsbeginn bis zum allseits
beliebten Feierabend vor einem Computerbildschirm zu sitzen, vor dem er
verschiedene Zeitungen und Illustrierte liest, gezuckerte Waffeln aus dem
Supermarkt isst und um stilles Wasser aus Plastikflaschen zu trinken.

Endlich hatte auch ich mal Feierabend und  schlenderte die Mangoldtstraße
entlang, be- staunte bunte Vögel, die auf den Ästen der Bäume ihre lustigen
Lieder sangen und die  Menschen beobachteten wie sie zum Beispiel ihre Autos in
die Parklücken steuerten, sinnentleert vor sich hinstolperten und weiterhin
versuchten, einen guten Eindruck zu machen. Ein Blick auf den azurblauen Himmel
ließ mich die Vermutungen anstellen, dass der Donnerstagnachmittag doch noch
richtig schön werden könnte. Um nicht gegen irgendwelche Laternenpfähle oder
andere Weghindernisse zu laufen, wie es mir neulich widerfahren ist, beschloss
ich meinen Blick wieder auf das Geschehen vor mir zu richten und ich meinte
meinen Augen nicht zu trauen, was sich so in einer Lücke zwischen zwei
Personenkraftwagen  tat. Ein nackter Mann mit einem rosafarbenen und
augenscheinlich selbstgehäkelten Häubchen auf dem Kopf und einer Zahnbürste
in der linken Hand kroch aus ihr hervor und stellte sich aufrecht um das
Meisterwerk auf dem Kopfsteinpflaster zu betrachten, das er wohl soeben
fabriziert hatte. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich diese merkwürdige
Gestalt als der Rüdiger, mit dem ich doch morgens im Bus so manches
launenerheiternde Gespräch führte. Ich fragte ihn was er  in diesem
merkwürdigen Aufzug denn da so mache und es sollte auch nicht lange dauern,
bis ich eine Antwort erhielt. Er schaute mich mit schiefen Kopf an und sagte:
"Du Dummerle. Ja weißt du das denn nicht? Ich veranstalte doch ein
Lampionfest, zu dem auch du von mir höchstpersönlich eingeladen worden bist,
und dazu muss man sich ja gründlich vorbereiten. Man kann den Gästen doch
keinen schmutzigen Festplatz zur Ver-fügung stellen. Und das was du auf meinem
Kopf siehst ist meine Arbeitbekleidung, die mit Liebe in jeder Masche
angefertigt worden ist." Ich wollte es nicht so recht glauben was Rüdiger
heute Morgen im Bus so von sich gab, doch er schien es tatsächlich ernst zu
meinen. Weiterhin sprach er zu mir, dass er sich der Gefahr bewusst ist Ärger
auf sich zu ziehen wenn die muslimischen Nachbarn ihn so bei der Arbeit sehen
könnten. Ihre eventuellen Schimpf-tiraden verglich er auch sogleich mit
Terrorismus, dem er ja den Einhalt gebieten könnte, indem er den Schutzmann
aus der Nummer 27 bescheid sage. In gleichem Atemzug müsste man ihm ja auch
noch eine Einladung überreichen .Zu seinem Bedauern fügte er an, das man ihn
dafür tadeln müsste, das er dies noch nicht getan habe.
Ich werde mich hüten ihn jemals mit einem Tadel, einer Rüge oder einen Verweis
zu miss-billigen und so konzentrierte ich mich darauf ihm die Fragen zu stellen,
wo und wie er  das Lampionfest denn veranstaltet werden wolle. Aufgeregt und
voller Vorfreude schilderte er mir das die Festivität auf der Straße
stattfinden soll weil der Innenhof vom Hause, indem er wohnt ja dafür viel zu
klein sei .Das Festzelt ist auch schon gebucht und werde rechtzeitig aufgebaut,
mit beleuchtbaren Lampions und Blumengestecken zur optischen Verschönerung
geschmückt und mit Tischen und Bänken voll gestellt werden. Auf meine Frage
ob das schon alles wäre fuchtelte er mit der Zahnbürste in der Hand wilde
Kreise in die Luft und ließ das Gespräch so richtig ausufern. Natürlich habe
er daran gedacht, so versicherte er mir, dass für die Gäste Speis und Trank
zur Leibesstärkung zur Verfügung stehen werden. Diese sollte aus
Joghurtgetränken, Käse- und Mettwurstbrötchen, Diätcola, Salzstangen, und
natürlich nicht zu vergessen, gezuckerten Supermarktwaffeln  bestehen. Ich
versuchte diesen Sachverhalt in meinem Kopf zu verarbeiten was mir aber schwer
gelang." Aha", konnte ich nur sagen als ich ihn von oben bis unten
anschaute, weil er ja heute in seiner Arbeitskleidung sein Fest vorbereitete.
Meine innerliche Neugierde wuchs aber doch an als ich ihn fragte ob er auch in
diesem Aufzug sein Fest veranstalten würde. Er verneinte seine Antwort und
fügte hinzu, dass er in einem ganz besonderen Outfit erscheinen würde. Dieses
Outfit soll aus einem roten Kleid bestehen, das mit weißen Herzen verziert ist
und zusätzlich ein schönes Schleifchen auf der Rückseite haben soll.
Zusätzlich will er sich auch noch zur seiner Selbstverwirklichung ein
Allemania Aachen Stirnband um den Kopf binden, von dem gelb-schwarze Fransen
herabhängen .Als Fußbekleidung sollen seine Eisbärentatzenpuschen, die er
letzten Monat im Schuhgeschäft käuflich erwarb, herhalten.
Ich fing richtig an zu staunen, als er mich fragte ob ich noch mehr wissen
wolle, was sein Lampionfest betrifft. Ich bekam ein kleines Gesicht und sagte
leise ja.
Er holte tief Luft und begann mir seine Pläne mitzuteilen: ,,Also..., ich
stelle mir das so vor: Am Samstagabend um 19.00 Uhr beginne ich mit einer
Biographievorlesung , indem die erotischen Reize von Angela Merkel einen
erheblichen  Themenschwerpunkt bilden. Danach eröffne ich das Festbankett, an
dem sich die Gäste bei Speis und Trank stärken können. Dabei findet eine
Pudelausstellung und parallel ein Tätowierwettbewerb statt, an dem die Gäste
sich beteiligen und eine Symbiose des Ganzen herstellen können. Als weiteren
Höhepunkt des Festaktes werden dann Trapezkünstler mit einer Vorführung ihr
Können zum Besten geben, gefolgt von einer Elefantenparade, an der auch alle
Kinder der Mangoldtstraße ihren Heidenspaß haben werden. Das ganze Treiben
wird abgerundet von Discotanzanimateuren und einem Orchester, deren Repertoire
aus den Ballermannhits der letzten sieben Jahre besteht und als genialen
Abschluss wird es dann ein halbstündiges Feuerwerk geben, das noch viel
farbenfroher sein wird als das von der letzten Kieler Woche. Noch Fragen?"
."Ja. Von welchem Geld willst du das Ganze denn bezahlen? Hast du geerbt oder
so?" gab ich ihm zu verstehen." Mein lieber Freund", sagte er als er mir
seine rechte  Hand liebevoll auf die Schulter legte," du bist ganz schön
neugierig." Aber nun denn –wenn es dich so brennend interessiert, werde ich
dir diese Frage beantworten: Von dem Geld was ich als 1 Euro Jobber verdiene. Am
liebsten hätte ich laut losgelacht, doch ich wollte Rüdiger nicht verletzen
und so begnügte mich mit einem verschmitzten Grinsen. Ich verabschiedete mich
von ihm und sagte zu ihm das ich mich schon jetzt auf sein Fest freue was sein
Gemüt sehr erheiterte. Daraufhin begann er wieder mit seiner Arbeit und ich
ging meines Weges, weil ich noch eine Flasche Pflanzenöl im Supermarkt  zu
kaufen hatte, damit ich mir  Pfannkuchen braten konnte die sehr lecker
schmeckten.

Steve

Bürosavanne

Ich schaue freitags aus
dem kippgeöffneten Fenster
auf den Himmel.

Die Wolken ziehen
in die südöstlichen Breitengrade
und der hereinströmende Wind
bewegt die weiße Jalousie.

Aus dem Flur des Zweckgebäudes
ertönt ein undifinierbares Stimmengewirr.

Auf ein neues Mal wird die Teetasse gefüllt
und die Augen richten ihren Blick
auf die Hitzeschwaden,die sich
von der Flüssigkeit entfernen.

Die Zeit scheint stillzustehen
als der Blick der Augen
auf das vergitterte Leuchtröhrenlicht
schweift.

Wieder aus dem Fenster schauend
sehe ich den Turm
der dem ewigwachsenden Realitätszyklopenheer
immer neues Bildmaterial liefert.

Unter ihm befindet sich eine Autobahnbrücke
auf der das Vierräderleben
am Zweckgebäude vorbeirast.

Ein Mensch aus dem Nachbarbüro
lacht keuchenderweise vor sich hin
nachdem er seine Humorration erhalten hat ...

... als der eine Rechner seine Dienste erfüllt
während der andere seine verweigert
und seinen User überraschungsbedingt
vor ein unlösbares Rätsel stellt ...

Steve

Da ist was los!


Es war ein Tag wie jeder andere auch. Auf der autoleeren Straßenkreuzung  um 15.30 Uhr Ortzeit spazierte eine Taube auf dem Zebrastreifen in aller Seelenruhe entlang. Beobachtet wurde diese Taube von Thomas, der in der Bäckerei Eckert auf einem Stuhl an einem Tisch an der Fensterscheibe saß, einen heißen Kakao trank und auf seine Bekannte Christine wartete. Um die Wartezeit zu überbrücken philosophierte er mit der Bäckereifachverkäuferin über Dresdner Christstollen, die ab und an mal mit einem echten und einem falschen Zertifikat ausgestattet sein sollen. Thomas seine Gesprächspartnerin führte an dass man die falschen Stollen daran erkennt, wenn man mit dem Finger über das Zertifikat reibt. Nach dieser Erkenntnis blinzelte er verwundert mit den Augen und schaute nochmals aus dem Fenster und sah ein Auto an der Bushaltestelle gegenüber anhalten. Aus der Beifahrertür stieg eine Frau aus. Nachdem besagtes Auto wieder davonfuhr überquerte die Frau  die Strasse und betrat die Bäckereifiliale, zog ihren schweren Mantel aus und legte ihn über die Lehne des Stuhls, auf dem sie sich dann setzte und einen großen Milchkaffee bestellte. Die Verkäuferin machte sich sofort ans Werk, während ein  Dialog erfolgte.


C :  Hallo Thomas!
T :  Oh, hallo Christine. Ich hab schon auf dich gewartet.
C:  Schon lange ?
T :  Ach geht so. Aber setz' dich doch.
C : Erzähl .Was gibt's neues?
T : Oooch, weißt du, meine Arbeitskollegen sind vielleicht blöd. Die glauben doch glatt das mein   Palästinensertuch  mein neuer THW-Fanschal sei.
C : Wenn's weiter nichts ist. Laß diese Idioten doch reden wat se wolln.
T : Meinst du?
C : Ja. Aber weißt du was viel schlimmer is?
T : Na ?
C : Ärger mit den Nachbarn.
T : Das kannst du aber laut sagen. Ich habe sogar schon einen Brief an den Hausmeister geschrieben, denn der will ja alles schriftlich haben. Der eine Nachbar  hat mich sogar eine abgewichste Votze genannt weil im Laubengang Blätter herumgelegen haben .Dabei war laut Treppenhausplan doch ein anderer dran, aber der war nicht da, weil er seine Oma in Rendsburg besucht hat. So. Und die anderen könn' doch auch mal fegen. Aber weißt du was?
C : Was denn?
T : Ich glaube das der Hausmeister auch was gegen mich hat. Denn der meinte das der Schrank der im Laubengang steht mir gehört und ich wäre zu faul ihn mal wegzuräumen. Dabei ist das gar nicht meiner .Und was ich gar nicht komisch fand , war das irgendeiner von oben einen Döner heruntergeschmissen hatte und direkt auf mein Balkon gelandet ist.

C : Ooohh .das glaub ich dir unbenommen. Aber soll ich dir erzählen was mir passiert is?

T : oh,ja.
C : Da wollt ich eigentlich zur Schiffstaufe von der Color Line Magic, aber das soll ja erst nächste Woche stattfinden. Das hat mich voll geärgert weil ich da rumstand wie eine Blöde... So doll ,das ich gestern Nacht ein ganz komischen Traum hatte.
T : Was kam denn darin vor?
C : Johnny Cash hat vor meinem Bett gestanden und mir ein Liebeslied gesungen.
T : In der Ostseehalle spielen sie aber ganz andere Lieder. Aber da achte ich eigentlich gar nicht so drauf. Und du weißt ja ,da bin ich ganz Feuer und Flamme und wenn die Spieler einlaufen spüre ich sogar den Windhauch.
Der bestellte Milchkaffee wurde von der Bäckereifachverkäuferin auf den Tisch gestellt an dem Thomas und Christine saßen.
C : Danke.
T : In der Ostseehalle hab ich einen Menschen getroffen der viel Geld  für eine Eintrittkarte mit Sichtbehinderung bei Ebay  bezahlt hatte. Das ist eine Frechheit. Besser wär es doch wenn nur der THW die Eintrittkarten verkaufen würde.
C : Das find ich auch .Aber wie war das Spiel?
T : Ziemlich langweilig. THW hat schon wieder gewonnen. Diesmal mit 34 zu 23 Toren gegen Handewitt. Und weißt du was? Der Schiedsrichter sah aus wie ein hässlicher und unverheirateter Milchbubi. Aber dafür wurden  zum Spiel und  blaue Taschen verschenkt in denen sich Haribobonscher und Kugelschreiber befanden. Ich hab auch eine gekriegt. Und danach war ja wie üblich Autogrammstunde. Das ganze hat dann etwas länger gedauert und  deshalb bin am Donnerstag später zur Arbeit gekommen. Aber weißt du  was bei der Autogrammstunde passiert ist?
C : Nee.
T :  Ein Spieler hat zu mir ,,leck mich am Arsch" gesagt nachdem ich ihn höflich fragte ob er mir eine Autogrammkarte signieren würde .
C : Das hast du doch nicht auf dir sitzen lassen. Oder doch?
T : Auf keinen Fall. Am nächsten Tag bin ich in Geschäftsstelle gelaufen und hab mich über ihn beschwert Die Leute dort  konnten das zu erst gar nicht glauben. Aber als Wieder-gutmachung haben sie mir zwei Freikarten zum Spiel meiner Wahl geschenkt. Und dann habe ich auch noch ein paar Autogrammkarten mitgenommen , weil sie da kein Geld kosten .Aber wenn du abends in der Halle welche haben willst musst sie bezahlen.
Naja, heut Abend wird sich jemand auf jeden Fall freuen freuen.
C : Wer denn?
T : Der Sohn von einer Bekannten, den ich eine unterschriebene Autogrammkarte mitbringe. Weil der hat ja auch bald Geburtstag. Da muß ich  mit dem Bus ganz nach Elmschenhagen fahren.
C : Du hast doch auch bald Geburtstag, oder ?
T : Richtig. Am 19. Da will mir meine Mutter einen Kuchen backen. Extra dafür wollte sie ja Pflaumen entsteinen und dabei ,,Vom Winde verweht" angucken, aber das geht ja nun nicht mehr weil sie da keine Zeit hat  und ein paar Besorgungen machen muß. Tja, als Ersatz für das Pflaumenentsteinen bot sich meine Oma an, die mir mal erzählt hatte, das ich in Großbarkau gezeugt worden bin. Und mein Cousin in Lübeck. Du, ich kann dir sagen das sie fast immer recht hat. Neulich meinte sie sogar, das wenn man auf Münzgeld spuckt einem das Glück ins Haus flattert.
C : Das sollte bei mir auch mal vorbeischauen.
T : Das mein ich aber auch. Neulich hat es sogar zwei mal bei mir reingeschaut. Das erste mal war als ich den einen Nachbarn ein Zeitungsabo aufschwatzen konnte. Dafür konnt' ich mir bei der KN einen Toaster aussuchen. Und das zweite Mal war das meine Schwester mir ihr altes Handy geschenkt hatte, indem noch ihre alten SMS gespeichert waren, die mein Schwager ihr geschickt hatte. Der wollte doch glatt wissen, ob sie schon mit dem Hund draussen war und die Pizza bestellt hat  und was  es im Fernsehprogramm gibt.
C : Oh, weißt du was mir einfällt?
T : Was denn?
C : Ich muss nachher noch Kleintierstreu für meine Meerschweinchen kaufen.
T : Das hab ich letzte Woche für meinen Hamster Paul Stefan Fridolin gemacht. Und weil ich schon mal da war, hab ich mir auch gleich die Handballwoche gekauft und da war ein Bild abgedruckt wo ein Handballspieler mit seiner Freundin auf einem Parkplatz herumknutscht und auf ein anderem kaufte sich ein Spieler im Supermarkt ein Stück Fleisch. Aber ich darf das mit dem Zeitschriftenkaufen nicht mehr so übertreiben, weil ich sonst Ärger mit meiner Mutter bekomme. Die war ja neulich bei mir zuhause und hat ganz doll mit mir geschimpft weil ich meine Wohnung mit so viel Papiermüll zugestopft hatte. Dann hat sie aufgeräumt und renoviert und jetzt kommt sie einmal die Woche zur Kontrolle vorbei um Aufzupassen das das nicht noch mal vorkommt.
C : Du, das kenn ich irgendwie. Nur bei mir sind das die Kochrezepte aus den Frauenzeitschriften.
T : Zum Glück ruft meine Mutter immer vorher an, wenn sie kommt. Aber nur noch von zuhause, weil sie auf der Arbeit  das nicht mehr darf, weil ihre Arbeitskollegen es mit der Privattelefoniererei übertrieben haben. Und wenn ich es schaffe meine Wohnung immer sauberzuhalten will sie mir zusätzlich  ein Stoffzebra vom THW zum Geburtstag schenken, mit dem ich dann immer schmusen kann, wenn ich mir im Fernsehen ein Spiel ansehe. Ohh, weißt du wie spät das ist?
C : Halb fünf. Wieso?
T : Weißt du, ich muss nämlich noch einkaufen. Meine Mutter hat mir ihre ,,unser Norden"-Einkaufsabokarte mitgegeben. Da kann man nämlich diesen Monat Chips und Bratkartoffeln billiger kaufen. Auf den Weg zum Supermarkt treffe ich dann bestimmt wieder die Bekannte meiner Mutter, die an einem Verkaufsstand in der Holstenstraße arbeitet und das auch nur dann wenn schönes Wetter ist.
C : Ja, ich muss denn auch mal los. Mein Mann wartet bestimmt schon auf mich damit ich ihm was zu essen koche, weil er das nämlich nicht kann. Und ich will nicht schon wieder die Feuerwehr in meinem Hause zu Besuch haben...


Beide leerten ihre Getränkebecher und stellten sie in das Geschirrrückgaberegal , zogen sich die Mäntel über und verabschiedeten sich von der Bäckereifachverkäuferin und verabredeten sich auf nächsten Donnerstag, um wieder über das Leben in Kiel zu diskutieren.


Steve

Neue Welt


Ich erinnere mich kaum noch dran
was war ist gewesen
Und seit Jahren vorbei
Ich glaubte mir selbst nicht mehr zu trauen
als ich Zeuge des Geschehens war

Die Sonne der Nacht war der einzige Zeuge
und die alten Sounds der Verdammnis
beamten mich in die Vergangenheit

Back to the Roots- Bäää
ein neuer Anfang war geboren
Old School revisted!
Und der Gott des Donners war dabei

Jaja- mühsam muß sich das Eichhörnchen ernähren
und die Nüsse in der Scheiße
liegen zum Herauspicken bereit

Ich holte ein neues Ex aus der Kühlung
die auf den Müll geschmissen gehört
mitsamt der nimmermüden Votze
die bald eine alte Frucht sein wird
Verwelkt! Verdorben! Verhasst!

Auf dem Bergfest der verlorenen Gefühle
komme ich mir wie ein Spinner vor
und die Phantasie treibt mich in ein neues Loch
als der Konservenpunk in alter Form
im Kassettenrekorder seine Runden dreht


Steve

The same old Shit

Heute steht die Sonne der Nacht über mir
und ich bin immer noch nicht schlau genug für diese Welt
Ich denke über die verlorene Liebe nach
und hoffe das sich einiges auf diesen Erdenball ändert

Die Angst wirft ein Schatten über mich
und der Ausgang im Spiel des Lebens ist so nahe
als der anonyme Fragebogen
das letzte von mir abfordert

Fragen-Antworten
Antworten-Fragen
Geschrieben
Angekreuzt
Mitgeteilt
Veräußert

... und die Gefühle  der Selbstzerstörung
bauen sich wie Sandsäcke
vor der herannahenden
Vernichtungsflut auf

Die Sonne der Nacht verbrennt mir das Hirn
und Statements schmelzen wie Schnee im Frühling
Meinungen ändern sich
wie die Menschen sich selbst

Ich weiß das ich morgens aufstehen werde
und nach altem Brot verlange
das keiner kaufen wollte

Es kann sein das in Deutschland
andere Optionen aufgestellt werden
während Tagediebe und Pfandpiraten
immer wieder aufgehängt werden
und die großen Politgangster und Wirtschaftsvampire
gehen unter dem Schein nächtlichen Sonne
ihren Kapitalfreuden nach
die auch ich mitzubezahlen habe