“Und das Subjekt gehört nicht zur Welt, sondern ist eine Grenze der Welt.” (Wittgenstein)
Tagebücher 1914-1916, hier 02.08.1916. in: L.W: Werkausgabe Band 1, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1984, S. 174
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[...] Nur wenige Philosophen haben so beißend über das Philosophieren selbst geurteilt wie Wittgenstein in seinem späteren Denken. Er hielt die „großen philosophischen Probleme“ letztlich für „Geistesstörungen“, die unter anderem entstünden, indem man philosophiere. Sie würden dadurch zu fixen Ideen, die einen nicht mehr loslassen. In der Regel, weil man sich in einen unzuträglichen Sprachgebrauch verrannt habe. „Es ist eine Hauptquelle unseres Unverständnisses, daß wir den Gebrauch unserer Wörter nicht übersehen“ heißt es in den Philosophischen Untersuchungen, dem Hauptwerk seiner Spätphilosophie.
Aus: "Ludwig Wittgenstein" (13. Juli 2008)
http://de.wikipedia.org/wiki/Wittgenstein
[...] „Wir machen uns ein Bild von der Welt und von der Umgebung, in der wir uns befinden. Dass wir das tun, ist von so grundlegender Bedeutung für uns, dass wir uns kaum vorstellen können, dass wir es nicht tun. Diese Bild von der Welt nun besteht aus einer Reihe von Überzeugungen. Betrachten wir diese ‚Bausteine’ unseres Blicks auf unsere Umgebung näher und beginnen wir mit der Betrachtung von Begriffen. Begriffe können nämlich als Elemente von Überzeugungen angesehen werden.“ (Baumann (2002) S. 87, vgl. auch Kant (1781/1787) A 68f./B 93 f.; Frege: Funktion und Begriff, 18 ff.; Frege: Über Begriff und Gegenstand, 66 ff)
[...] Sollte der größte Anteil des „Denkens“ nicht verbal sein, sondern sich als die komplexe sensomotorische Interaktion des Menschen als Gedächtnisinhalt von Neuronennetzwerken herausstellen, die sprachliches Gedächtnis inkludiert, muss man sich Vieles, möglicherweise das Meiste als „vor“-verbal oder „unter“-verbal vorstellen (wobei nicht klar ist, wie die zeitliche und die räumliche Metapher genau zu verstehen sind). Begriffe sind dann im besten Falle eine Art annähernde „Rekonstruktion“ und Spracheinheiten eine zusammenfassende „Rekonstruktion von Rekonstruktionen“. Das heißt, das „Wesentliche“ der Sprache ist mit „unwesentlichen“ Teilen von »Begriffen« unterlegt. Erst ein Verbund an Worten ergäbe eine Art „wesentliches Unwesentliches“ als Konstruktion. Auch das Verlegen der Denkeinheiten „hinter“ die Sprache scheint als Vorstellung nur allzu unzulänglich. So kann man sich vorerst nur mit der Abschätzung von „funktionalen Verhältnissen“ behelfen, und diese scheinen im Wesentlichen als tropisch beschreibbar zu sein. Sie scheinen als Zusammenziehungen von sensorischen Reizbezügen beschreibbar, die durch Übertragungen, Verschiebungen und Reduktionen des Nervensystems zu „unwesentlichen Wesentlichkeiten“ reifen können. Kant und die klassische Sicht der cognitive science bezieht die vermittelnde Ebene auf Symbole. „Vorgänge rein neuraler, kognitiver oder psychischer Natur sind stets mit der Manipulation von Symbolen verbunden.“ (727, Black (1993) S. 14)
[...] “[…] es existiert nichts isoliert. So wie es dem Physiker freistehen muss, die materielle Welt zum Zwecke der wissenschaftlichen Untersuchung zu analysieren, in Teile zu zerlegen, ohne dass er deshalb den allgemeinen Weltzusammenhang vergessen müsste, so muss auch dem Psychologen dieselbe Freiheit gewährt werden, wenn er überhaupt etwas zustande bringen soll. […] Die Empfindung, kann man in des Cynikers Demonax Redeweise sagen, existiert sowenig allein, als irgendetwas anderes.” (731, )
[...] Wittgensteins Konzeption der Sprachspiele scheint konstruktiv zu sein, wenn auch vielleicht nur als „funktionale Metapher“. Es geht Wittgenstein bei der Untersuchung primitiver Sprachspiele und des Begriffs „Spiel“ selbst nicht darum, Beispiele für eine Theorie zu benennen, sondern „Typikalität“ zu erfassen. „Polysemie“ ist bei ihm eine Folge der Vielfalt des wechselseitigen Umgangs, die zwar pro Spiel vorübergehend reglementiert sein kann, allerdings erst „als eine wirkliche Vielfalt von Gebrauchsweisen, eine Vielfalt von Sprachreaktionen gibt.“ - ”Wir sind unfähig, die Begriffe, die wir gebrauchen, klar zu umschreiben - nicht, weil wir ihre Definition nicht wissen, sondern weil sie keine wirkliche ”Definition” haben. Die Annahme, daß sie eine solche Definition haben müssen, wäre wie die Annahme, daß ballspielende Kinder grundsätzlich nach strengen Regeln spielen.” (733, Wittgenstein L. (1984) Das blaue Buch. In: Wittgenstein L. (1984) Werkausgabe. 8 Bd., Suhrkamp, Frankfurt a. M. Bd. 5 S. 49)
Bruchstück aus: “„Tropen & Neuronen“ - Transzendentale, physiologische und sprachliche Korrelate von »Begriffen«” - Verfasser Herwig E. Kopp (Wien, im November 2007, pdf-Datei: 255 Seiten)
Quelle:
http://sammelpunkt.philo.at:8080/1702/2/Kopp_Tropen_Neuronen_7_6epub.pdf