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[Super 8 war ein Medium für Autodidakten... ]

Started by Textaris(txt*bot), June 12, 2007, 01:37:52 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Ein Film, sagt Jean-Luc Godard, bestehe aus 24 Bildern pro Sekunde. Aus 24 Wahrheiten. Godard irrt. Das sind sechs zu viel. Um eine Bewegung als flüssig wahrzunehmen, genügen 18 Bilder. Und, ganz wichtig: die Dunkelphase dazwischen. Erst sie setzt die Einzelbilder zueinander in Beziehung. Wie eine Verpuppung – und danach beginnt wieder das neue Leben. Aber ohne dass das alte verschwindet. Im Unterschied zum Theater – hier geht der Vorhang auf und nach der Vorstellung wieder zu, dann ist Schluss – haben Filme ein Gedächtnis.


Aus: "Sinnliche Bildermacht" (10.06.2007) / [10.06.2007]  Aufgezeichnet von manfred.engeser'at'wiwo.de
Aus der WirtschaftsWoche 24/2007.
Quelle: http://www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/id/124/id/275891/fm/0/SH/0/depot/0/

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Quote[...] Manifest des Dilettantismus
von Gruppe Konverter

    Ein hoch auf den Dilettanten! Denjenigen, von dem man sagt, dass er es nicht kann und lieber lassen sollte. Der Dilettant ist Widerspruch: Er macht es trotzdem. Dem Dilettanten ist es egal, dass er etwas nicht kann, im Gegenteil: Gerade weil er es nicht kann, macht er es.

    Dilettantismus heisst, sich nichts einreden zu lassen.

    Dilettantismus heisst: Hin zu stehen, zu machen.

    Dilettant ist man nicht durch eine Art des Denkens, eine Art des Bewusstseins. Dilettant zu sein ist keine Theorie. Einen Dilettanten erkennt man nicht an seiner Meinung. Der Dilettant tritt in die Welt durch seine Tat.

    Ein jeder ist Dilettant, nur lässt es sich nicht jeder anmerken. Alles ist dilettantisch, alles ist Dilettantismus. Vom Kaffeekochen bis zur Weltrevolution.

    Dem Dilettant gegenüber steht der ernannte Experte, der Könner, der Profi. Der Dilettant macht die Dinge selber, anstatt sie einem Experten zu überlassen. Er macht sie nicht gut, er macht sie zum ersten mal. Aber er macht sie selber. Der Dilettant eignet sich die Welt an, indem er macht, was er besser lassen sollte. Der Dilettant lernt, indem er macht, der Dilettant ist ein Praktiker, alles wurzelt bei ihm in der Aktion. Der Dilettant besitzt die Neugier des kindlichen Gemütes, den Willen, sich die Welt anzueignen, unabhängig von dem, was Andere ihm sagen. Der Dilettant besitzt die Freiheit, zu tun, was ihm gefällt, egal ob es Anderen gefällt. Er sagt der Welt nicht weniger als dieses: ,,Ich mache es trotzdem, egal was ihr denkt."

    Der Dilettant weiss, dass er ziemlich sicher scheitern wird, doch ist es ihm egal. Das Leben ist zu kurz, als dass man sich zurück drängen liesse. Denn der Dilettant hört nicht auf die Stimmen jener, die ihn beherrschen wollen. Der Dilettant hört nicht auf seine Lehrer, die es ihm austreiben wollen; nicht auf die Bürokraten, die es verhindern wollen; nicht auf die Macht, die es ihm verbieten will.

    Der Dilettant weiss, dass er nicht alleine ist. Deswegen schliesst er sich mit anderen Dilettanten zusammen.

    Der Dilettantismus ist das Bündnis aller Dilettanten für die Interessen der Dilettanten.

    Talent ist ein Mythos, und das Wort von der Kunst ist Schwachsinn: Noch keiner hat es durch harte Arbeit allein an die Spitze geschafft, und keiner ist von der übermenschlichen Art, dass sein Tun als Kunst zu bezeichnen ist.
    Jeder ist Dilettant. Aber keiner will es sein.

    Jeder ist Dilettant. Aber alle tun so, als wären sie es nicht.

    Zum Dilettantismus sind wir alle erschaffen: Wir versuchen uns in Ungewohntem; neugierig unternehmen wir die Schritte. Der Dilettant fürchtet sich nicht vor der Peinlichkeit, vor dem Scheitern. Der Dilettant weiss, dass er nur so lernt. Der Dilettant bringt es zu nichts, das wirft man ihm vor: Dass er es lieber den Experten überlassen soll. Aber der Dilettant will es zu gar nichts bringen. Er grinst. Dem Dilettant wirft man vor, dass er die Sache nicht ernst nimmt. Genau das ist das Radikale am Dilettanten, dass er die Regeln des falschen Spiels verstanden hat und sie nicht ernst nehmen kann.

    Im Dilettanten ist der Keim einer Welt der Freien und Gleichen.

    Der Dilettant ist ein Revoluzzer, ohne dass er es weiss.

    Der Dilettant will kein Geld für das, was er macht. Der Dilettant macht die Dinge aus überzeugung, aus Leidenschaft, aus Neugier, aus Liebe, aus Langeweile, aus Protest, aus Wut, aus einer Laune heraus. Der Dilettant verfährt dabei, wie er es aus seinem Leben kennt: Dass die Dinge wertvoller sind, wenn sie keinen Wert besitzen.

    Der Dilettant widerspricht allen Titeln, jeder Ausbildung. Der Dilettant hält nichts davon, dass man an sich arbeiten soll. Alles was nach Arbeit riecht, ist ihm suspekt. Der Dilettant ist faul, aber der Dilettant sagt lieber: Ich geniesse es.

    Der Dilettant weiss, dass die momentane Gesellschaft eine voll Schwachsinn ist. Und dass man erst recht nicht noch bezahlt werden soll für Schwachsinn.

    Der Dilettant benötigt keine Rechtfertigung für das, was er macht. Er macht es.

    Der Dilettant braucht keine Bewilligung vom Amt. Er macht es trotzdem.

    Der Dilettant braucht keinen Segen einer Kirche oder sonst einer geistigen Institution. Wozu auch?

    Der Dilettant geht keinen Vertrag ein, der ihn zur Leistung zwingt, oder andere ihm unterwirft. Der Dilettant nimmt sich, was er braucht, und teilt, was er hat.

    Der Dilettant kennt kein Talent, kein Vermögen, keinen Besitz.

    Nicht jeder Dilettant liebt den Dilettantismus. Hoch ist die Zahl jener Dilettanten, die sich schämen. Ihr Ziel ist es, nicht mehr länger Dilettant zu sein. Sie sind gerne bereit, sich selber einzutauschen, für Ruhm, für Erfolg, für Aufmerksamkeit; wie Zirkustierchen sind sie bereit, durch den brennenden Reifen zu springen. Wie Papageien schnattern sie die Regeln und den Schwachsinn nach, den man ihnen vorwirft. Irgendwann glauben sie daran und wie der Pfarrer von der Kanzel erzählen sie es immer und immer wieder. Dass es Spezialisten gibt, Experten, Professionelle – und nur diese sollen dürfen, nur diese sind berufen für den Beruf: Alle anderen sind Stümper, sind Versager, und sollen die Klappe halten.

    Der Dilettantismus hebt die Trennung auf, die da heisst: Es gibt solche, die es können – und solche, die es besser nicht versuchen sollen. Es ist die Trennung von Herr und Knecht, die sich hier wiederholt. Der Dilettantismus sagt: Wir brauchen keine Herren, wir können das schon selber. Wenn einer kommt, der nennt sich Experte – dann wird er davon gejagt. Wenn einer kommt mit einem Papier, und sagt, schaut her: Hier steht, ich bin der und der und mir gehört dies und das, und ich kann dies und das, nun habt ihr mir zuzuhören und zu tun, was ich sage, dann lacht der Dilettant.
    Der Dilettant liebt es, sich auf fremden Sofas zu fläzen. Denn er liebt es, wenn Fremde sich auf seinem Sofa fläzen. Der Dilettant nimmt sich jedes Recht heraus, dass er auch jedem anderen eingesteht. Der Dilettant nimmt sich die Bühne, aber nicht für sich: Sondern damit jeder andere Dilettant sieht, dass es möglich ist. Der Dilettant nimmt sich den Raum, die Plätze, die Häuser, die Fabrik, die Wirtshäuser. Er nimmt sie nicht für sich, sondern weil er der Meinung ist, dass alles allen gehört.

    Der Dilettantismus ist keine Kunsttheorie.

    Der Dilettant ist ein Zuschauer, der eingreift. Er ist der Zuschauer, der sich vom Stuhl erhebt. Er ist der Zuschauer, der nicht mehr nur still und stumm zuschauen will. Der Dilettant ist die Erhebung aus der Passivität, der Dilettant ist der Keim der Erhebung aller. Der Dilettant trägt die Revolution in sich, eine Revolution gegen die Experten, die auch nur Dilettanten sind.

    Text: Gruppe Konverter
    Zürich, 2015


Quelle: http://www.kunsthallekleinbasel.com/gruppe-konverter-ch.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] The great film-versus-video debate has been done to death in the last couple of
years, so don't worry-you're not going to read any pithy arguments here about
how Super8 film has none of the inherent glitches or drop-out that all consumer
video formats suffer from, etc. We've heard it all before and we all know there are
many reasons why film is superior to tape. With that said, though, I'll give you my
take on why 8mm film seems to be coming out on top in the small format wars.
To talk aesthetics for a moment, I believe that most visual artists would agree
with the premise that beauty can be found in everything around us-in nature,
people, industry, culture, even in the horrors of war. After years of observation I
believe that Super8 is a unique small-format medium that gives
cinematographers a special tool to frame and capture that beauty and then represent
it for others to appreciate. Video cameras merely record an event where
something beautiful took place, but the event is rarely captured in a form that
enables others to appreciate the true essence of what the human eye saw to be
beautiful.In my time as a Super8 camera operator I've become convinced that the
result of shooting film as opposed to video has a lot to do with the way in which
each film frame is captured. With film, of course, light burns a frozen moment of
time into the silver halide crystals embedded within the emulsion. There's a purity
to that process. Compare this to a CCD video chip splitting light into pixels and
compressing it through a maze of wires, and this, for me, is reason enough why
video always seems flat and lifeless when compared to the rich organic quality of
Super8 film.

This philosophy explains why video is such an ideal format for newsgathering
and current affairs programs, where raw immediacy and realism demand a clean,
flat window on the world.


From: "Small Gauge for the Digital Age" (pro8mm.com, Date ?, Author ?)
Source: http://www.pro8mm.com/pro8_pdfs/Articles/smallgauge.pdf


Textaris(txt*bot)

#2
Quote[...] Some people believe there is only one sound more enchanting than the thud of a love letter falling through your letterbox: the sound of a yellow Kodachrome envelope falling through your letterbox, returning revealed and timelapsed, like a forgotten letter to yourself.

[...] For all the inspiring Super 8 work of Guy Maddin, Derek Jarman and Andrew Kotting, DV remains the norm in emerging filmmaking. To the point where we forget that medium is also the first formal and therefore, artistic, choice. Making a film on Super 8 is a rigourous exercise and a learning curve in cinematography: you have fewer chances to get it right and less opportunity to correct. Paradoxically, this is incredibly freeing. Discipline can be a terrific motor for imagination and when you get three shots at a scene, you try and think about it in a way that is exhaustive. Super 8 filmmaking is involved and direct in a way that DV, which can wear its DV treatment on its sleeve, can never be. And the rewards are addictive. From the very physical wait for the purring rushes (or development if you're feeling brave) right through to the splicing and editing.

Primitivism, memory, an impoverished, arcane and grainy look, the silent era, the oneiric...

Super 8, apparently, looks like all these things all the time.


Fragment from: "Old tricks for new dogs, or how I fell in love (with Super 8) all over again" by Sarah Francoise (16.05.2007)
Source: http://www.thebroadsheet.org/opinion/article/old_tricks/



Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der diskrete Charme von Super 8 liegt allerdings nicht nur in den freundlichen Bildern, sondern auch in der ihnen eingeschriebenen Melancholie. Die grobkörnigen, farbenfrohen Filme sind in unserem Bildgedächtnis fest verbunden mit der Vergangenheit.


Aus: "Hundert Mal Berlin" Von Stefanie Büther (ZEIT, 17.06.2008)
Quelle: http://www.zeit.de/online/2008/25/super8-berlin?page=1


Textaris(txt*bot)

Quote"Nichts geht über die natürliche Körnigkeit des Films. *Monokel zurecht rück*"


Autor: ? (2008)

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Super 8 war ein Medium für Autodidakten. (Michael Brynntrup)


Quelle: http://www.taz.de/1/leben/film/artikel/1/rette-dein-leben/ (12.06.2008)

Textaris(txt*bot)

Quote[...] "There is something unusually pretentious about the medium. However, regardless of the over contrived nature of the beast, there is [for many] a mystified notion about it. ... the appeal of Super 8 is that it represents a lot of romanticized imagery and is itself representative of a genre that sanctions obsession.

The sublime aesthetics of deterioration has been sentimentalized and will continue- just as cult-like appreciation of distorted Polaroid film grows-; yet the analog vs. digital battle becomes tiresome. Genuine interest in this kind of retro indulgence walks a fine line as to how much it is about the imagery, the imagery of deterioration or simply the fetishized rarity. [...] More than sitting down to passively enjoy someone else's impression of what Super 8 is or represents, a more formal course-like introduction would maybe sustain the series and add much-needed grounding to an otherwise potentially elitist niche that only those with specialized knowledge can really [claim to] enjoy.

At the end of the day, maybe the lure of Super 8 film, like any homemade film, is the event, and perhaps the way in which people unite over it and talk about it. In this regard, hopefully SUPER 8 NIGHT facilitates a richer dialog about and appreciation for the medium of film, as opposed to it being the completely digital interface that we have all grown so used to[.]"

...


From: "SUPER 8 NIGHT at Bas Fisher Invitational" by by Angela Diaz (01/2010)
Artlurker – A Miami based contemporary art newsletter / blog
Source: http://www.artlurker.com/2010/01/super-8-night-at-bas-fisher-invitational/


Textaris(txt*bot)

QuoteSuper-8, eine verlorene Kunst.


Aus: "Zelluloid im Aufruhr - Claus Löser zeigt Ausstellungs- und Filmkultur aus der DDR" göt (20.05.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/35d38k/3358792/Zelluloid-im-Aufruhr.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Vor allem die Super 8-Technik ergibt dabei einen gewissen "Expressionismus", den sie als ähnlich roh empfindet wie die Sprache von Brecht und Weill.

...


Aus: "Am Ende bleibt nur noch der Tod" Von Stefan Musil (13. Oktober 2010)
Die junge Französin Juliette Deschamps inszeniert Brecht/Weills "Sieben Todsünden" im Theater an der Wien
Quelle: http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3895&Alias=Wzo&cob=521859