Der Fabelhafte Supermarkt am Karlstal Ich laufe um die Hausecke - die Linie 31 ist schon weg. Ich frage ich mich, ob ich einem guten Freund von dem Fabelhaften Supermarkt am Karlstal erzählen würde? - Ich glaube schon. Dort ist vieles anders als in den anderen Kieler Supermärkten. Am Eingang stehen wilde verwegene Gestalten, Hunde, ältere Damen mit Stützstrümpfen - es ist fast immer was los. Kümmel studiert seit Jahren Pharmazie - er muss haufenweise Wissen für Prüfungen in sein Gehirn zwängen, um es nach der Prüfung nicht unbedingt mehr zu brauchen - manchmal treffen wir uns zufällig auf dem Wochenmarkt wenn ich Käse einkaufe - sein Fenster liegt direkt gegenüber des besagten Supermarktes. Als wir eines abends zufällig seinen selbstgemachten Chilliwodka köstigen, sagt Kümmel: aus dem Fenster gucken ist eigentlich wie Kino.
Ich erinnere mich: es hat dort sogar mal eine junge Frau mit einem eisernen Dauerlächeln Akkordion gespielt. Es war kalt und schon dunkel - der stechende Uringeruch war ihr egal. Astrid sagte: "Die spielt in der Pissecke, unglaublich wunderbar!"
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"Jetzt komm endlich!" so höre ich die heisere Stimme und mein Blick fällt auf den dazugehörigen Hals mit der Stacheldraht-Tätowierung. Eine weibliche Begleitperson läuft auf der Grenze zur Apathie ca. 3,8 Meter hinter ihm her.
Sein Blick fällt nun in die Gefriertruhe, er nimmt etwas in die Hand und sagt: "Hä? -
gefrorene Bananen, oder was?!"
Mich als zufälligen Zeugen packt die Neugierde: ich laufe zu der Gefriertruhe - und tatsächlich: 3 grüne Bananen liegen steinhart in Folie eingeschweißt im Eisfach. Wurden die Bananen absichtlich oder aus Versehen in die Gefriertruhe gesteckt? - Dieses Geheimnis wird dieser SKY-Supermarkt wohl auf ewig für sich behalten.
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In Kiel Gaarden ist der strahlend blaue Himmel und die existenzielle Höllennacht nah bei einander. Ich gehe zu Fuß - das letzte Klapperrad hatte ich vor ein paar Jahren - es wurde mir in der Elisabethstrasse geklaut, nachdem ich es an eine Hauswand gelehnt hatte um mal kurz Lenny zu besuchen. Eine halbe Stunde reicht und in der Elisabethstrasse findet ein Klapperrad einen neuen Benutzer. Im Grunde ist es befreiend, wenn einem das Rad abhanden kommt. Toke höre ich in Erinnerung dazu sagen: "Früher hat man Pferdediebe gehängt".
In der Elisabethstraße treffe ich Astrid. Ich nehme sie in der dunklen Seitenstrasse in den Arm und gebe ihr einen höflichen aber auch überschwänglichen Kuss auf die Wange. Astrid wirkt ein wenig wie eine Gräfin inkognito.
Astrid: Ich muss Dir den Dialog aus dem Bäckerei erzählen - du weißt schon, hier vorne bei SKY.
Astrid sagt: "Da sagt die Frau im Rollstuhl in einem ich-muss-ja-irgendetwas-sagen-Tonfall: "Ist ja bald Ostern" " ...Die Antwort der kräftigen Backwahrenfachverkäuferin hinter dem gläsernen Verkaufstresen (in einem Piss-mich-nicht-an-Tonfall) lässt nicht lange auf sich warten: "ja und?!" - So entspringt meinen Gehirnwindungen, dass eben dieses Verkaufsgespräch für mich das Verkaufsgespräch der Woche ist - da es ohne die obligatorische Nettigkeitsheuchelei auskommt.
