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[Menschen in Schichten und Klassen... ]

Started by Textaris(txt*bot), February 18, 2007, 02:21:01 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] In Deutschland beziehen krankgeschriebene Arbeitnehmer schon ab dem ersten Tag weiter ihr Gehalt. Wegen des hohen Krankheitsstands fordert Allianz-Chef Bäte nun einen Karenztag - und löst damit eine Debatte aus.

Der Vorschlag von Allianz-Chef Oliver Bäte, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern am ersten Tag einer Krankmeldung keinen Lohn mehr zu zahlen, stößt auf scharfe Kritik - aber auch auf Zustimmung. Bäte hatte in einem "Handelsblatt"-Interview gefordert, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu streichen und damit den sogenannten Karenztag wieder einzuführen.

"Damit würden die Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen", so Bäte. Die Arbeitgeber würden dadurch entlastet. In der Bundesrepublik gilt - anders als in einigen anderen Ländern - seit Jahrzehnten die Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag. Für die Wiedereinführung eines Karenztages, der hierzulande in den 1970er-Jahren abgeschafft worden war, hatte sich kürzlich auch die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, ausgesprochen. Bäte nannte als Beispiele Schweden, Spanien oder Griechenland.

Der Allianz-Chef sieht den hohen Krankenstand in Deutschland als Kostenproblem. Bäte sagte dem "Handelsblatt", Arbeitnehmer seien hierzulande im Schnitt 20 Tage pro Jahr krank, während der EU-Schnitt bei acht Krankheitstagen liege. Arbeitgeber zahlen laut Bäte hierzulande jährlich 77 Milliarden Euro Gehälter für krankgeschriebene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Von den Krankenkassen kommen noch einmal 19 Milliarden Euro hinzu. Das entspricht rund sechs Prozent der gesamten Sozialausgaben." Mit seinem Vorschlag könnten pro Jahr 40 Milliarden Euro eingespart werden.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland 2023 durchschnittlich 15,1 Arbeitstage krankgemeldet. Die Krankenkasse DAK-Gesundheit weist für 2023 sogar einen noch höheren Durchschnittswert aus: Demnach hatte weit über die Hälfte der DAK-Versicherten von Januar bis Dezember 2023 mindestens eine Krankschreibung. Im Gesamtjahr waren es der DAK zufolge im Durchschnitt 20 Fehltage pro Kopf. Die Techniker Krankenkasse berichtet von durchschnittlich 17,7 Tagen.

[...] Die IG Metall bezeichnete es als unverschämt und fatal, den Beschäftigten Krankmacherei zu unterstellen. "Wer Karenztage aus der Mottenkiste holt, greift die soziale Sicherheit an und fördert verschleppte Krankheiten", sagte Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban. "Die deutsche Wirtschaft gesundet nicht mit kranken Beschäftigten, sondern im Gegenteil mit besseren Arbeitsbedingungen."

 Kritik kommt auch aus der Startup-Branche. Tobias Stüber, Chef der Bus-Buchungsplattform Flibco, lehnt gegenüber der "Bild"-Zeitung unbezahlte Krankheitstage ab: "Ich kann dem CEO der Allianz versichern, dass er mit seinem Vorschlag falsch liegt." Mitarbeiter vertrauten keinem Unternehmen, das sie für Krankheit bestrafe. "Der Vorschlag, bei einem Tag Krankheit das Gehalt zu reduzieren, ist absurd", so Stüber. Die Lösung für eine höhere Gesundheitsrate sei stattdessen eine bessere Unternehmenspolitik und "eine Führungsebene, die zuhört".

Doch es gibt auch positive Resonanz. So sagte der Sozialexperte Bernd Raffelhüschen der "Bild"-Zeitung: "Die Einführung eines unbezahlten Krankheitstages ist ein sinnvoller Vorschlag und sollte von der nächsten Regierung zügig umgesetzt werden." Der Professor für Finanzwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg fordert sogar, dass Arbeitnehmer drei Krankheitstage lang keinen Lohn beziehen sollen.

Mercedes-Chef Ola Källenius unterstützte den Vorschlag ebenfalls. "Der hohe Krankenstand ist ein Problem für die Unternehmen. Wenn unter gleichen Produktionsbedingungen der Krankenstand in Deutschland teils doppelt so hoch ist wie im europäischen Ausland, hat das wirtschaftliche Folgen", sagte er "Bild".

Auch die Politik zeigt sich in Teilen offen für den Vorschlag. "Unsere Sozialsysteme werden immer weiter beansprucht", sagte Unions-Fraktionsvize Sepp Müller (CDU) dem Nachrichtenportal "Politico". "Aus diesem Grund sollten wir uns meiner Meinung nach nicht vor neuen Ideen verschließen und diese diskutieren. Auch wenn das Thema der Karenztage sich nicht in unserem Wahlprogramm findet, könnte dies ein altbewährter Ansatz sein."

Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge (CDU), sagte dagegen: "Nur die allerwenigsten Menschen melden sich aus Spaß krank." Sorge forderte einen "Krankenstands-Gipfel", um mit den beteiligten Akteuren über die Lage zu beraten. Der Vorsitzende Arbeitnehmervereinigung in der CDU, Dennis Radtke, bezeichnete den Vorschlag des Allianz-Chefs als "gänzlich inakzeptabel". "Er steht für eine Kultur des Misstrauens gegenüber allen Arbeitnehmern", sagte er dem "Tagesspiegel".


Aus: "Kein Lohn mehr am ersten Krankheitstag?" (07.01.2025)
Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/debatte-lohnkuerzung-krankheitsfall-allianz-100.html

https://www.tagesspiegel.de/politik/klassenkampf-von-oben-cdu-sozialfugel-lehnt-ersten-krankheitstag-ohne-lohnersatz-ab-12972295.html

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... Weil wir wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. ...

Quote[...] In den 1950er-Jahren boomt der Schiffbau in Norddeutschland, allein auf der Howaldt-Werft in Kiel schuften Tausende Metallarbeiter, auf allen Werften in Schleswig-Holstein ackern rund 25.000 Menschen. Die Arbeiter ächzen unter den Bedingungen: zehn Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Ihre Arbeitsplätze sind kalt und zugig. Funken fliegen von Schweißarbeiten hoch, der Lärm der Niethämmer vom Schlagen auf Metall ist ohrenbetäubend. Unfälle und Krankheiten sind keine Seltenheit. "Es war so eine Faustregel: jedes Schiff ein Toter", erläutert der ehemalige Flensburger Werftarbeiter Hans-Georg Leu das Arbeitsrisiko im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik". Und: Von den Gewinnen der Bosse profitieren die Metaller kaum.

Den Arbeitern geht es nicht um eine Erhöhung des Stundenlohns, sie wünschen sich verbesserte Rahmenbedingungen und die Gleichstellung mit Angestellten: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für die Dauer von sechs Wochen, mehr Urlaubsanspruch und die erstmalige Einführung von Urlaubsgeld.

"Mein Mann hat sich oft hingeschleppt. Wenn er Grippe hatte, ist er meistens wieder hingegangen und hat sich gar nicht krankgemeldet. Es gab ja denn kein Geld." So erinnert sich Lily Masuth, die Witwe eines Kieler Werftarbeiters im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik" ...

Damals sind 70 Prozent der 65.000 Metaller im Land gewerkschaftlich organisiert. Ein großes Vorbild für die Arbeiterschaft ist Hein Wadle. Der Betriebsrat bei den Howaldtswerken und Vertrauensmann der IG Metall kämpfte im Widerstand gegen Hitler. Das verschafft ihm Respekt. Viele Arbeiter kommen mit ihren Sorgen zu ihm. Wenn er über die Dringlichkeit eines Streiks spricht, scharen sie sich um ihn und hängen an seinen Lippen: "Warum erhalten Angestellte im Krankheitsfall weiterhin ihren Lohn - und wir Arbeiter nicht? Weil wir wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden."

Seine Überzeugungsarbeit fruchtet: Am 11. und 12. Oktober 1956 stimmen schließlich 88 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für einen Streik. Am 24. Oktober 1956 ertönt in Schleswig-Holstein kein Hammerschlag mehr. Von Lauenburg bis Flensburg stehen die Kräne still. Mit Beginn der Frühschicht um 6 Uhr treten landesweit 26.288 Arbeiter in bedeutenden Betrieben der Metallindustrie in den Ausstand. Den Kern der Streikenden bilden die Werftarbeiter. Sehr zum Unmut von Adolf Westphal. Der Vorsitzende der Howaldtswerke heißt in der Belegschaft nur "King Adolph". Der gebürtige Kieler und gelernte Kaufmann hat die Werft nach dem Krieg wieder mitaufgebaut, die Auftragsbücher sind voll. Doch der Mann aus dem Stadtteil Gaarden hat aufgehört, seine Belegschaft zu grüßen. "Vollbeschäftigung, und diese Proleten beißen die Hand, die sie füttert", schimpft er hochnäsig über die Streikenden.

Schon um die Jahrhundertwende sind die Howaldtswerke eine bedeutende deutsche Schiffswerft, durch die Kriege erlebt sie ein Auf und Ab. 1953 arbeiteten bei Howaldt schon wieder 9.600 Beschäftigte an 26 Schiffen, darunter sind Tanker, Frachtschiffe und Walfangboote. Zu den Kunden gehört der griechische Tankerkönig Aristoteles Onassis. Weil die Werft sich mit dem Bau von Fischverarbeitungsanlagen bereits einen internationalen Namen gemacht hat, bekommt sie 1954 von der Sowjetunion einen Großauftrag, zehn Fischerei-Fabrikschiffe zu bauen. Der Auftragsbestand für die nächsten Jahre ist gesichert.

Doch Westphal sieht durch den Streik sein Wirtschaftswunder in Gefahr. Der Unternehmer ist für alle Forderungen taub. Stattdessen droht er mit Kündigungen. Auch andere torpedieren den Ausstand, drohen mit Räumungsklagen, Mieterhöhungen... alles Versuche der Einschüchterung, um die Streikenden zu brechen. Denn der mächtige Westphal lässt seine Verbindungen spielen. Auch Zeitungen ziehen über die Arbeiter her - mit Schlagzeilen wie "Vor den Toren herrscht Terror". Man unterstellt ihnen eine grundsätzliche Verantwortungslosigkeit - "sonntags besoffen, montags blau", lautete das Klischee der Arbeitgeber, erzählt Udo Ehmke, ehemaliger Metallarbeiter aus Bargteheide im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik". Für die Arbeitnehmer geht es in diesem Arbeitskampf auch um Würde und Respekt.

Statt an Schiffen zu schuften, stehen die Arbeiter jetzt als Streikposten vor den Toren der Werft, bei eisigen Temperaturen und ohne Lohn. Das Zentrum des Ausstands sind die Streiklokale. Hier treffen sich die Arbeiter auf ein Bier, sie bekommen aber auch ihre Schichten als Streikposten zugeteilt. Außerdem erhalten sie dort als Unterstützung Streikgeld: Wöchentlich gibt es bis zu 60 Mark und ab November außerdem 45 Mark Mietbeihilfe für Verheiratete. Durch diese Maßnahmen kommen Streikende fast auf ihren Nettolohn von rund 350 Mark. Ledige können im Kieler Gewerkschaftshaus ein billiges Mittagessen erhalten. Für zusätzliche Entbehrungen gibt es als Ausgleich Kino, Theater, Schachturniere, Kaffeekränzchen und sogar Großveranstaltungen in der Kieler Ostseehalle. "Alles, was die Sorgen vertreibt", erläutert Julius Bredenbeck im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik". Er initiiert damals den Metallarbeiter-Streik mit.

Für den Zusammenhalt unter den Arbeitern sorgen auch die Streik-Nachrichten der IG-Metall-Bezirksleitung, die bei der "Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung" gedruckt werden.

"Diese Streik-Nachrichten waren grundsätzlich der Zusammenhalt, die Klammer und das Informationsblatt für die Streikenden. Das wurde von jedem gelesen, und es war so gestaltet mit Karikaturen mit Preisrätseln, dass das von den Kollegen geradezu erwartet wurde." Hans-Ulrich Stangen, ehemaliger Kieler Werftarbeiter im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik"

Die Solidarität unter den Streikenden und ihren Familien ist groß. Jeder hilft jedem, mit Essen oder Unterkünften. Während ihre Männer im Ausstand sind, halten die Frauen trotz vieler Entbehrungen die Familien zusammen, sorgen für Essen auf dem Tisch und verhindern, dass die Männer nicht das knappe Geld versaufen. Im Verlauf des Streiks zeigen immer mehr Betriebe im In- und Ausland Solidarität mit den Streikenden. "Euer Kampf ist unser Kampf", bekunden die Lloydwerke in Bremen. Auch die dänischen Werftarbeiter erklären sich solidarisch. Pakete anderer Gewerkschaften erreichen die Streikenden, darüber hinaus überweisen sie Geld als Streikhilfe.

Der Streik hatte eine hohe Beachtung gefunden, nicht nur bei der IG Metall. Da war am Anfang vielleicht Skepsis: Oh, hoffentlich klappt das jetzt hier 1956 in dem kleinen Schleswig-Holstein. Die haben zwar Werften, aber stehen die das durch? Schaffen die das? Und je länger das dauert, desto mehr Hoffnung setzten die Gewerkschafter da rein, zu sagen: steht das durch. Udo Ehmke, ehemaliger Metallarbeiter aus Bargteheide im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik"

Unterdessen finden immer wieder Gespräche über ein Ende des Arbeitskampfes statt. Sechs Schlichtungsversuche - unternommen vom damaligen Ministerpräsidenten Kai-Uwe von Hassel - scheitern. Dann vermittelt schließlich Bundeskanzler Konrad Adenauer, er ringt den Arbeitgebern zumindest Teilzugeständnisse für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ab. Die Gewerkschaft empfiehlt, den Kompromiss anzunehmen. In einer dritten Urabstimmung lehnt die Mehrzahl der Arbeiter das Angebot als unzureichend ab. Der Streik geht damit weiter. Im Januar 1957 bleiben über 34.000 Metaller in 38 Betrieben der Arbeit fern.

Am 9. Februar 1957 nehmen die Metallarbeiter schließlich einen verbesserten Kompromiss an. Am Freitag, 15. Februar, melden die "Kieler Nachrichten": "Seit heute Morgen wird in den bestreikten Betrieben der schleswig-holsteinischen Metallindustrie wieder gearbeitet." Im Juli 1957 verabschiedet der Bundestag ein Gesetz, das die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall festlegt. Der Streik entscheidet auch Lebenswege, wie den des damals 17-jährigen Björn Engholm - in die Politik. Als Schüler bedient er bei der IG Metall die Lautsprecheranlagen während des Streiks und verdient sich ein bisschen Taschengeld: "Ich konnte in einer Stunde mit Glück eine Mark bis 1,50 machen. Und das war mehr, als ein Arbeiter im Krankheitsfall für die Stunde erhielt. Da habe ich begriffen, was für ein Kummerlohn das für diese harte Arbeit damals bedeutet haben muss", erzählt er im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik. Ein Erlebnis, das prägt.

Der Ausstand der Metallarbeiter gilt bis heute als härtester Branchenstreik gegen Arbeitergeber und Politik. Er öffnet die Tür zur Gleichbehandlung von Arbeitern und Angestellten. Seit 1970 sind beide Berufsgruppen gleichgestellt - mehr als ein Jahrzehnt nach dem längsten Arbeitskampf in Deutschlands Geschichte.


Aus: "Deutschlands längster Streik: Der Aufstand der Mutigen" Stefanie Grossmann (02.05.2024)
Quelle: https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Die-Mutigen-56-Deutschlands-laengster-Streik,metallarbeiterstreik100.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Nach CDU-Politikern spricht sich auch die FDP für eine Arbeitspflicht für arbeitsfähige Bürgergeldempfänger aus. Die Empfänger sollten Arbeiten im öffentlichen Raum übernehmen, sagte der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Christoph Meyer der Bild-Zeitung. "Die gemeinnützige Arbeitspflicht für erwerbsfähige Bürgergeldempfänger soll einen geregelten Alltag schaffen, bevor es zügig zurück in den Arbeitsmarkt geht."

Wer dazu in der Lage sei, könne etwa "zur Arbeit gegen die Verwahrlosung Berlins" herangezogen werden. "Dazu zählen Reinigungs- und Hilfsarbeiten für Spielplätze, Parks oder auch Bahnhöfe", sagte Meyer. Es gehe um gegenseitige Solidarität, fuhr er fort: "Wer selbst zumutbare Arbeit verweigert und vom Geld der arbeitenden Bevölkerung lebt, muss den öffentlichen Raum für alle anderen ordentlich und sauber halten."

Unter anderem CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hatte eine bundesweite Jobpflicht für arbeitsfähige Bürgergeldbeziehende gefordert. "Jeder, der in Deutschland Bürgergeld bezieht und arbeiten kann, muss arbeiten gehen. Ansonsten darf es keine Sozialleistungen mehr geben", sagte er.

Der CDU-Politiker verwies unter anderem auf die Stadt Schwerin. Dort hatte der Stadtrat kürzlich beschlossen, dass Bürgergeldbezieher künftig eine gemeinnützige Arbeit aufnehmen müssen. In zwei Thüringer Landkreisen gibt es zudem eine Arbeitspflicht für arbeitsfähige Asylbewerber.

Das Bürgergeld war 2023 von der Ampelregierung eingeführt worden, deren Teil die FDP bis zum Koalitionsbruch im November war. Seitdem gibt es von ihr und der Union wiederholte Forderungen nach Verschärfungen oder der Abschaffung des Bürgergeldes. Im Bundestagswahlkampf zeigt sich inzwischen auch die SPD zu Verschärfungen bereit.


Aus: "FDP will Bürgergeldempfänger zum Säubern von Parks verpflichten" (8. Januar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-01/fdp-arbeitspflicht-buergergeld-empfaenger-parks-spielplaetze-bahnhoefe-verwahrlosung-christoph-meyer

Quotek-ai

Ich finde, dass die I.d.R. gut ausgebildeten ca. 800.000 Privatiers in Deutschland, die ebenfalls dem Arbeitsmarkt gehören, auch der Gesellschaft etwas zurückgeben können, z.B. Reinigung von Parks oder Bahnhöfen. Alternativ auch Unterstützung im Bildungsbereich oder in Kitas. Das wäre doch mal was!


Quotethiak

Wie wäre es mit verpflichtendem Sozialdienst für Bundestagsabgeordnete, damit die wissen, wovon sie reden?


QuoteFrieda Auguste

Wie wäre es mal mit Säubern von öffentlichen Plätzen und Parks durch überführte Steuerhinterzieher?


QuoteKaroR

Wie wäre es, wenn man regulär bezahlte Stellen im städtischen Dienst schafft, die für die Bürgergeldempfänger attraktiv sind?


QuoteCaptain_Haddock

Klar, irgendjemande muss ja den Dreck wegmachen, den die Polohemden-Jünglinge nach ihrer aufregenden Exkursion in die Asi-Innenstadt hinterlassen haben.


QuoteClaude Nuage

Ihr Furor gegen "Polohemden-Jünglinge" in allen Ehren, aber die sind nicht für die Vermüllung des öffentlichen Raumes verantwortlich.


Quotesonstwer

Für die einen sind es die Flüchtlinge, für die anderen die Bürgergeldempfänger.
Hauptsache, man ist mit nach unten treten beschäftigt.


Quoteullibulli

Schaulaufen der Populisten und Möchtegern-Eliten...

Aktuell hat man das Gefühl, jeder Idiot haut irgendwas raus und die deutschen Medien stürzen sich drauf. Sei es der Bullshit des Allianz-CEO, Trump, Musk oder jetzt der FDP.

Wir haben ein Problem mit der Themensetzung in der deutschen Presse. Das ist mittlerweile demokratiegefährdend. Je mehr Polarisation, umso höher die Auflagen und Klicks.

Es gibt leider keine Untersuchung, die jemals den Einfluss der Medien zum Aufstieg der Rechten und Populisten thematisiert hat, aber es wird deutlich, die Demokratie hat ein Problem in der Presse.


QuoteEinTollerName

Die etwa 10.000 Totalverweigerer sind offenbar so etwas wie die Stille Reserve des Landes. Indem man bei ihnen kürzt soll der Bundeshaushalt saniert werden, die freiwilligen Ausreisen in die Höhe schießen, die Verwahrlosung der Städte bekämpft werden...

Da versteckt sich ein irres Potential. Wahre Superkräfte? Wie würde die Politik aus Union und FDP bloß die Zukunft Deutschlands ohne sie gestalten?


Quoteecnerwal

Deutsche Ideenlosigkeit. Wenn ich jetzt "Partei XY fordert von H4, ALG2 Empfängern YX zu tun." - jetzt google oder binge mal sehen wie viele nie realisierte, populistische Vorschläge da in den letztn 20 Jahren schon veröffentlich wurden. Kurz: Viele...



...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Im Heide Camp Brüggen leben Menschen, die nicht viel zum Leben brauchen, nicht mal ein eigenes Bad. Nun wird ihnen auch das genommen, hier sollen Luxus Chalets entstehen.

...


Aus: "Sie dachten, sie würden hier alt werden" (8. Januar 2025)
Von Paul Weinheimer • Fotografie: Friedrich J. Richter
Quelle: https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2024-12/heide-camp-brueggen-umbau-luxus-resort-bewohner-dauercamper/komplettansicht

https://www.heidecamp-brueggen.com/

QuoteMichael Stoever

Ein [ ] Artikel, der zeigt wie manche Menschen unverschuldet in Armut gelangen. Mich wundert warum man nicht das Camp ein paar hundert Meter weiter wieder aufbauen kann, offiziell und mit Genehmigung der Behörden. Da ist auf der Karte nur Ödland oder Fichtenforst. Ist aber im Bürokratiekand Deutschland wohl nicht vorstellbar.


QuoteBirdiee

Ich fürchte, dass sich die modernen Chalets dann nicht mehr ganz so gut verkaufen würden...


Quotebavarius

Da werden zukünftig Leistungsträger ab und zu wohnen. Für Loser ist da kein Platz. Wieder eine Lehrstunde über Kapitalismus.


QuoteAzulnegro

Wahnsinn. Wie lange soll das Eigentlich noch so gehen, diese Verdrängung der Ärmsten, nur zugunsten des Kapitals. Einfach nur widerlich und abstoßend.


QuoteLongReader

Dem Artikel hätte gut getan, etwas über die lokalpolitischen Hintergründe zu berichten: Der Investor ist Harald Drathen. Er hat den bisherigen Campingplatz gepachtet oder gekauft und unter großem Beifall des Gemeinderats Brüggen sein Projekt vorgestellt. Es entsteht wieder ein Campingplatz mit allen Nutzungsarten. Auch Dauercamping ist dort möglich. Solch eine Verbesserung der Nutzung einschließlich positiver Auswirkung auf die Gemeinde ist im Sinne derselben und ihr gutes Recht. Bei allem Respekt für das Leben der bisherigen Dauercamper kann der Status Quo ante nicht mehr toleriert bleiben. Gentrifizierung gibt es überall. Die Gemeinde aber sollte bei der Suche einer neuen Bleibe derer, die sich nicht selber helfen können, behilflich sein. Ein Gespräch mit dem Bürgermeister und dem Investor fehlt hier ebenfalls. Journalismus kann helfen und sollte den Blick weiten, nicht verengen.


QuoteGoldenShoes

  Bei allem Respekt für das Leben der bisherigen Dauercamper kann der Status Quo ante nicht mehr toleriert bleiben

Warum?


Quotetalktome
Antwort auf @GoldenShoes

Nichts hätte die applaudierende Gemeinde gehindert, rechtzeitig für diese kleine gewachsene Gemeinschaft Ersatz zu finden. Eine Gemeinde hat ganz andere Möglichkeiten, nach freien Wohnungen zu suchen, als es die Menschen aus dem Artikel haben. Man hätte ihnen gleich zu Beginn viele Ängste ersparen können.


QuoteJ.hoh

Es wird Zeit, das diese Bruchbuden verschwinden.


QuoteLP

Scrollt mal auf der ZON Startseite weiter runter, da findet Ihr:
Wohnen in Deutschland: Zahl der Wohnungslosen verdoppelt sich auf über eine halbe Million
In Deutschland sind über eine halbe Million Menschen wohnungslos. Allein 10.000 Menschen mehr wohnen heute auf der Straße als noch vor zwei Jahren.

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2025-01/wohnunglsose-obdachlosigkeit-zahl-verdoppelt-halbe-million


QuoteGoldenShoes

    Die Innenausstattung – vergoldete Kerzenhalter, Ledercouch, Plastikpflanzen – gibt es dazu.

Und plötzlich sind die 150.000 Euro ein richtiges Schnäppchen. Sehr geschmackvoll! /s
Die Anwohner tun mir ehrlich leid. Einfach widerlich, wie die Gesellschaft, in der wir leben, die Schwächsten immer weiter an den Rand drängt.


QuoteHerrschmeisshirnvomhimmel

Das Vermietungsbusiness ist die größte Vermögens- Umverteilung von unten nach oben unserer Zeit.


QuoteArlequin

Ganz ähnlicher Fall in Essen, aktuell.

Angst ums Zuhause: ,,Wir sollen erneut vertrieben werden"  Daniel Henschke (01.12.2024)
Essen-Leithe. Hevres Becker kam 1987 mit ihrer Familie als Geflüchtete nach Essen, fasste in der Litterode Fuß. Nun fürchten sie um ihre Heimat - zum zweiten Mal.
https://www.waz.de/lokales/essen/article407798926/angst-ums-zuhause-wir-sollen-erneut-vertrieben-werden.html

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QuoteCorianderOverdose

Diese Geschichten sind im Einzelnen vergleichsweise brutal wie eine Zwangsversteigerung von Immobilien. Die passieren in unangenehmer Regelmäßigkeit im Stillen, viele davon passieren, weil der Staat schlechte Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft bietet.

Immerhin haben die Bewohner ein bewegliches Zuhause, das Ihnen nicht weggenommen wird. Das mag erst einmal ein schwacher Trost sein, aber es ist nicht das Ende. Ich bin mir sicher, dass in so einer starken Gemeinschaft gemeinsam nach vorn geschaut werden kann.

Und man möge nun bitte nicht auf "die Reichen" motzen. Das, was da gebaut werden soll, richtet sich nicht an "Reiche" (150.000 für eine Ferienwohnung kann durchaus auch einfach eine selbsttragende Kapitalanlage sein).


QuoteStella123

Der Platz wurde wie so vieles in D heruntergewirtschaftet und war für viele zahlungskräftige Camper/Urlauber nicht mehr attraktiv - man sieht es an den Fotos über den vorher-nachher (Plan) Zustand. Daher veränderte sich sukzessive die Camperstruktur, aber halt auch die Einnahmen für den Eigentümer. Irgendwann werden die niedrigen Einnahmen zumdauerhaften Verlustgeschäft oder es gibt sich die Chance durch erhebliche Investitionen die zukünftige Einnahmesituation zu verändern.

Das passiert doch allerorten durch Abriss und Neubau von alten Wohnungen oder durch Sanierung. Und immer trifft es die, die sich die neuen Vorhaben finanziell nicht leisten können und dadurch verdrängt werden. Hier trifft es einmal mehr Menschen die besonders vom Leben gebeutelt sind, die am Rand stehen und denen die Gemeinschaft, die sie bilden etwas Lebensfreude gibt. Etwass vergleichbares werden sie anderenorts nicht finden und dadurch zusätzlcihe Probleme in ihrem Leben bekommen.

Grund und Boden gehören grundsätzlich in öffentliche Hand und sollten für jede Art von Wohnzwecken nur noch verpachtet, nicht verkauft werden - schon garnicht an internationale Kapitalgesellschaften. Regionale Wohnungsbaugenossenschaften sind zu bevorzugen.
Nur so haben die Kommunen Einfluß darauf, was in ihrer Region passiert, ob sie für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen auch Raum zur Verfügung stellen können für dei benötigten Wohn- und Lebensmodelle.


QuoteMentalgreis

Geld ist in unserer Gesellschaft DIE akzeptierteste Form der Gewaltanwendung. ...


...

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Kontext:

Quote[...] In Deutschland haben aktuell mehr als eine halbe Million Menschen kein eigenes festes Zuhause. Das geht aus dem aktuellen Wohnungslosenbericht hervor, den die Bundesregierung beschlossen hat. Danach waren Anfang 2024 rund 439.500 Menschen in der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht. Weitere rund 60.400 kamen bei Angehörigen, Freunden oder Bekannten unter, rund 47.300 lebten auf der Straße oder in Behelfsunterkünften. Ohne Berücksichtigung der rund 15.600 Doppelerfassungen ergeben sich deutschlandweit rund 531.600 wohnungslose Menschen.

Zwei Jahre zuvor lag die Zahl der Wohnungslosen noch bei 262.600. Der starke Anstieg geht dem Bericht zufolge vor allem darauf zurück, dass in staatlichen Unterkünften untergebrachte ukrainische Geflüchtete mitgezählt worden seien. Allein dadurch habe sich die Zahl seit dem ersten Bericht im Jahr 2022 um 136.900 erhöht. Auch die Zahl der Obdachlosen ohne feste Unterkunft stieg deutlich an. Anfang 2024 hätten 10.000 Menschen mehr auf der Straße oder in Behelfsunterkünften gelebt als zwei Jahre zuvor, was laut der Bundesregierung auf eine Unterfassung 2022 zurückzuführen ist.

Obdach- und Wohnungslosigkeit habe unterschiedliche Formen und Ursachen und sei kein rein städtisches Problem, sagte Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Mit dem Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit habe die Regierung "den Weg geebnet, abgestimmt mit den Ländern, Kommunen und der Zivilgesellschaft, die Herausforderung der Bekämpfung der Obdachlosigkeit langfristig anzugehen". Um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, investiere der Bund zudem bis 2028 über 20 Milliarden Euro in den sozialen Wohnungsbau, sagte Geywitz. 

Mit knapp zwei Dritteln waren laut Bericht überwiegend Männer von Wohnungslosigkeit betroffen. Auch waren Menschen, die ganz ohne Unterkunft sind, im Schnitt 43 Jahre älter als solche, die im Notfallhilfesystem untergebracht waren (31 Jahre) oder bei Bekannten oder Angehörigen unterkamen (36 Jahre).

Wohnungslosigkeit sei für Betroffene ein langfristiges Problem, heißt es im Bericht. Viele, die auf der Straße lebten oder bei Angehörigen oder Freunden unterkämen, berichteten auch von Erkrankungen oder Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen. Nach einem im April 2024 von der Bundesregierung verabschiedeten Nationalen Aktionsplan soll in Deutschland bis 2030 jeder Mensch eine eigene Wohnung haben.


Aus: "Wohnen in Deutschland: Zahl der Wohnungslosen verdoppelt sich auf über eine halbe Million" (8. Januar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2025-01/wohnunglsose-obdachlosigkeit-zahl-verdoppelt-halbe-million

QuoteExegetius

Bitte nichts unternehmen - nur ein knappes Wohnraumangebot sichert genügend Rendite. Internationale Investoren wollen auch leben!


QuoteSuper Nova

Rund 531.600 wohnungslose Menschen in Deutschland, ungefähr so viel wie zB Hannover oder Nürnberg Einwohner haben, wirklich traurig für eines der angeblich reichsten Länder der Welt. Hier läuft was völlig falsch, schon seit langer, langer Zeit.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Im Rechtsstreit der früheren Intendantin Patricia Schlesinger mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) über Ruhegeld-Forderungen von Schlesinger und hohe Schadenersatzforderungen des Senders streben beide Seiten eine Verständigung an. Nach der Verhandlung am Landgericht Berlin am Mittwoch erklärten die Anwälte von Schlesinger und dem RBB, sich in Vergleichsverhandlungen einigen zu wollen.

Die beiden Parteien folgten damit einem Vorschlag des Vorsitzenden Richters Thomas Markfort. Er nannte auch den Verkündigungstermin für das Urteil, das auf einer geglückten Mediation fußen würde: 31. Mai. Sollte der Verwaltungsrat des öffentlich-rechtlichen Senders dem Richterspruch folgen, ist die zivilrechtliche Auseinandersetzung beendet.

Ob eine Einigung zustande kommt, ist noch offen. Das Gericht deutete in seinen Anmerkungen aber an, es rate angesichts eines ansonsten sehr langwierigen Verfahrens zu einer Verständigung. Die Akten füllen mittlerweile 5000 Seiten. Der Vorsitzende Richter ließ erkennen, dass der RBB wahrscheinlich das vertraglich vereinbarte Ruhegeld zahlen müsse. Es gehe dabei um lebenslange Ruhegeldzahlungen. Er sehe durchaus ein Prozessrisiko aufseiten des RBB.

Zugleich sei nicht ausgeschlossen, dass Schadenersatzforderungen des Senders begründet seien. Es stelle sich deshalb die Frage, ob eine Vereinbarung zustande komme oder der Weg durch die Instanzen beschritten werden solle.

Schlesingers Anwalt Thomas Wahlig skizzierte zuvor die Ergebnisse einer ,,Gesamteinigung", die seine Mandantin und er sich vorstellen können. Das Ruhegeld der gekündigten Intendantin würde dann auf eine Gesamtzahlung für 2024 und den Starttermin der monatlichen Überweisung am 1. Januar 2025 hinauslaufen. Das Ruhegeld, das Schlesinger laut Dienstvertrag zusteht, beläuft sich monatlich auf 18.300 Euro, weshalb Schlesinger mit dem ihrerseits verzögerten Starttermin der Auszahlung auf 330.000 Euro verzichten würde. Mit weiteren Zahlungen, die sich aus den Schadensersatzforderungen des Senders ergeben, beliefe sich der Gesamtbetrag Schlesingers zugunsten des RBB auf rund 360.000 Euro.

Patricia Schlesingers wurde am 15. August 2022 als Intendantin durch den Rundfunkrat abberufen und am 22. August fristlos entlassen. Die wesentlichen Vorwürfe waren Misswirtschaft, unzulässige Bonuszahlungen, private Reisen und Essenseinladungen, die zu Lasten des Senders abgerechnet wurden; auch der teure Umbau der Chefetage und ein Massagesessel im Dienstwagen formten sich zur veritablen Aufregung, deren vor allem finanzielle Konsequenzen den RBB an den Rand seiner Existenz brachten. War in der Latenzphase des Skandals nur die Rundfunkanstalt für Berlin und Brandenburg im Fokus, so weitete er sich im Fortgang von Aufklärung und Aufarbeitung zur Infragestellung des gesamten öffentlich-rechtlichen Systems.

Der Prozess gegen die heute 63-jährige Patricia Schlesinger bildet dabei nur das Finale der Prozesse gegen das damalige Direktorium, wobei längst nicht alle Rechtsstreitigkeiten erledigt sind.

Schlesingers Anwalt Thomas Wahlig drückte nach Prozessende seine Befriedigung darüber aus, dass das Gericht ,,seinen Argumenten weitgehend gefolgt" sei. Auch die Klägerin, anfangs noch sehr ernst, wirkte zu diesem Zeitpunkt deutlich gelöster. Anfragen verschiedener Medien, der Saal im Landgericht war bis auf den letzten Platz gefüllt, wich sie aus, ihr Ehemann Gerhard Spörl, der den Prozess nach der Pause in der ersten Reihe verfolgte, wartete schon auf sie.

Die Journalistin hatte seit ihrer Kündigung nur ein Einkommen von Februar bis November 2023 in Höhe von 25.000 Euro monatlich. Nach Tagesspiegel-Informationen arbeitete sie für die MK-Kliniken AG, das Pflegeheime und Einrichtungen für Betreutes Wohnen für Senioren betreibt. Es wäre wohl verkehrt, sich Patricia Schlesinger als mittellos vorzustellen, aber die mittlerweile sehr hohen Prozess- und Anwaltskosten müssen mit dem zu erwartenden Ruhegeld verrechnet werden.

Die ehemalige RBB-Intendantin hatte mit ihrer Zivilklage die Zahlung eben dieser monatlichen 18.300 Euro für 30 Arbeitsjahre im öffentlich-rechtlichen Dienst verlangt. Der RBB reagierte mit einer Widerklage, um Schadenersatz in Millionenhöhe einzufordern. Konkret fordere der Sender derzeit mehr als zwei Millionen Euro von Schlesinger, hieß vom Gericht. Außerdem habe der RBB die Feststellung beantragt, dass die Klägerin verpflichtet ist, alle Schäden zu ersetzen, die durch Pflichtverletzungen ,,bei der Planung und Umsetzung eines Bauvorhabens" entstanden sind oder noch entstehen werden. Bei dem Bauvorhaben handelt es sich um das inzwischen aufgegebene ,,Digitale Medienhaus". Hier seien zahlreiche Pflichtverletzungen dokumentiert, die Schadenersatzansprüche rechtfertigten.

Der Anwalt des RBB, René Weißflog, argumentierte im Prozess, Schlesinger habe als Intendantin ein von der Beratungsfirma Kienbaum entwickeltes Bonus-Modell umgesetzt, nach dem weiteren Führungskräften leistungsbezogene Zulagen gezahlt wurden. Da dieses Bonus-Modell nicht formal vom RBB-Verwaltungsrat als zuständigem Gremium beschlossen worden sei, hätte sie damit ihre Pflichten als Intendantin verletzt. Dem RBB sei durch die Zusatzzahlungen ein Schaden in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro entstanden. Im Prozessverlauf musste allerdings der Eindruck entstehen, dass Schlesinger für ein Verhalten und einen Intendantinnenvertrag – Weißflog nannte ihn ,,sittenwidrig" – haftbar gemacht wird, den der Verwaltungsrat des RBB, sprich dessen damaliger Wolf-Dieter Wolf, selbst mit ihr abgeschlossen hatte. Manchmal wirkte es so, als würde der RBB-Anwalt den Sender anklagen.

Auch konnte es nicht zugunsten der RBB-Vertreter angesehen werden, dass die Zahl der durch Schlesingers Missmanagement angerichteten Schäden zwar auf 80 Seiten penibel aufgezeichnet, nicht jedoch zu einer Schadenssumme bis zum Prozesstag zusammengeführt werden konnten.

Unabhängig von diesem Zivilprozess am Landgericht Berlin ermittelt schon länger die Generalstaatsanwaltschaft Berlin rund um den RBB-Skandal, darunter auch gegen die Ex-Intendantin. Die Auswertung dazu dauert an, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte.


Aus: "Prozess um monatlich 18.300 Euro Ruhegeld: Schlesinger und der Sender wollen sich einig" Joachim Huber (15.01.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/prozess-zwischen-rbb-und-ex-intendantin-schlesinger-und-der-sender-wollen-sich-einigen-13023295.html

Ruhegehalt (auch Pension genannt) ist in Deutschland ein regelmäßig ausgezahltes Einkommen zur Altersversorgung an eine Person, die in einem öffentlich-rechtlichen Dienst- oder Amtsverhältnis gestanden hat.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ruhegehalt

QuoteStefanW
15.01.25 19:48

... Wer unter den lauten Kritiker/innen als gekündigter Arbeitnehmer auf Rechtsbeistand/finanzielle Ansprüche verzichtet, werfe den ersten Rundfunkempfänger.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Für das Weihnachtsgeschäft wirbt DHL ausländische Arbeitskräfte an und serviert sie danach wieder ab. Von falschen Versprechen, Druck und Kakerlaken.

Hamburg taz | ,,Fairness. Sicherheit. Verbindlichkeit." – Mit diesem Slogan wirbt die Firma ESG Solutions Arbeitskräfte für die Deutsche Post DHL Group an – besonders vor dem Weihnachtsgeschäft. Doch Fairness, Sicherheit und Verbindlichkeit sind genau das Gegenteil von dem, was die Saisonarbeitskräfte bei DHL erfahren – so legen es Berichte der Arbeiter*innen gegenüber der taz da.

,,Sie behandeln uns, als wären wir dumm oder würden kein Recht und Gesetz kennen", sagt Ana Da Cruz, eine ehemalige DHL-Mitarbeiterin aus Brasilien, die zuletzt in Portugal gelebt hatte. Über eine portugiesische Website für Jobinserate war sie auf die Anzeige von ESG gestoßen, die für einen Job als Paketbotin in Hamburg warb. Da Cruz bewarb sich und wurde genommen, sie brachte sogar noch fünf Bekannte aus Portugal mit.

Am 2. Juli begannen sie den Vollzeitjob, unbefristet, mit einer Probezeit von sechs Monaten. Man habe ihr in Aussicht gestellt, dass sie langfristig dort arbeiten könne, wenn sie gute Arbeit leisten würde, sagt Da Cruz. Auch könnte sie verantwortungsvollere Aufgaben übernehmen und einen Deutschkurs an der posteigenen Akademie machen, sei ihr gesagt worden.

Nichts davon wurde eingelöst – stattdessen habe die Firma extremen Druck auf die Arbeitskräfte ausgeübt. ,,Wenn man nicht völlig außer Gefecht gesetzt ist, soll man auch mit einer Verletzung oder Krankheit arbeiten", sagt Da Cruz. Eine portugiesische Kollegin etwa sei bei der Arbeit von einem Hund gebissen worden. Als sie am nächsten Tag zu ihrer Vorgesetzten gegangen sei, um den Vorfall zu berichten und sich krank zu melden, habe man ihr gesagt ,,Kannst du laufen? Dann kannst du auch arbeiten!"

Vor allem kurz vor Weihnachten ist die Arbeitsbelastung für Paketzusteller*innen extrem. Die tägliche Paketanzahl steige um das Zweieinhalbfache, berichtet der Hamburger Betriebsratsvorsitzende der Deutschen Post, Ingo Freund. Festangestellte verzichteten in der Zeit auf freie Tage und leisteten viele Überstunden. Weil man den Kolleg*innen aber keine unendliche Mehrbelastung zumuten könne, setze die Post eben auf die Saisonarbeiter*innen, die durch Agenturen aus dem Ausland geholt würden. ,,Da mag nicht immer alles so laufen, wie man es sich vorstellt", sagt Freund. Auch in normalen Zeiten sei der Job ein hartes Geschäft.

Während ihres Arbeitsverhältnisses sind die ausländischen Arbeitskräfte über DHL gesetzlich krankenversichert – haben aber laut Berichten keinen Zugriff auf entsprechende Nachweise der Krankenkasse. DHL bestreitet das auf Nachfrage. ,,Informationen zur Krankenversicherung sind jederzeit einsehbar", schreibt DHL-Sprecher Tobias Buchwald der taz. ,,Auch in Zeiten mit besonders hohem Sendungsaufkommen stehen die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Kolleginnen und Kollegen an erster Stelle."

Das Gefühl hatte Ana Da Cruz nicht: Kurz vor dem regulären Ende ihres Arbeitsverhältnisses habe sie einen Anruf von ihrem Vorgesetzten erhalten. ,,Wir würden dich gern behalten, du machst gute Arbeit", habe man ihr gesagt –, ,,aber leider warst du zwei Mal krank." Ob das Arbeitsverhältnis nun verlängert werden würde oder nicht, sei dabei nicht klar geworden, sagt Da Cruz. ,,Ich hatte das Gefühl, sie wollten nur Druck aufbauen, damit ich mich nicht noch mal krank melde", sagt Da Cruz.

Drei Tage vor Weihnachten seien sie und zwei andere Kolleg*innen erneut von den Vorgesetzten kontaktiert worden – sie müssten sich zum ersten Januar eine neue Unterkunft suchen, oder ab sofort den doppelten Preis für das Hostel bezahlen. Die DHL Group hat eine Kooperation mit einem Hostel in Hamburg-Billstedt, an der bezeichnenden Adresse ,,Letzter Heller 11". Der Betriebsratsvorsitzende Ingo Freund bestätigt, dass von dort viele Beschwerden über die Unterkunft kämen.

Der taz liegen Berichte und Videos einer anderen DHL-Saisonarbeiterin vor, die Bettwanzen und einen überschwemmten Wäschekeller zeigen, außerdem Küchenschaben und einen extrem dreckigen Kühlschrank. Eine Nacht habe sie aus Ekel vor den Bettwanzen im Badezimmer geschlafen, berichtet eine Kollegin.

DHL subventioniert die Unterkunft für die dort untergebrachten Saisonarbeiter*innen. Während der normale Preis 705 Euro pro Monat für ein Bett im Dreibettzimmer beträgt, zahlen die DHL-Arbeiter*innen lediglich 350 Euro – zumindest einige, darunter auch Ana Da Cruz. Dass die Subvention kurz vor Weihnachten plötzlich enden sollte, während noch nicht klar war, ob der Vertrag verlängert werden würde, habe sie massiv unter Druck gesetzt, sagt die Brasilianerin. Sie habe nicht nur Angst vor dem Jobverlust, sondern auch vor der Obdachlosigkeit gehabt.

Vier Tage vor Silvester habe DHL die Drohung zurückgenommen und die Subvention noch bis zum 15. Januar bezahlt. Ebenfalls teilte man ihr mit, dass das Arbeitsverhältnis binnen zwei Wochen, am 13. Januar enden würde. ,,Ein Einzelfall", sagt DHL-Sprecher Buchwald. ,,Generell beschäftigen wir Kolleginnen und Kollegen, die für das Weihnachtsgeschäft eingestellt werden, darüber hinaus weiter." In diesem Fall sei die Arbeitsleistung ungenügend gewesen, deshalb habe man mit Ablauf der Probezeit gekündigt – das Hostel aber sogar noch zwei Tage länger anteilig bezahlt.

Der Betriebsratsvorsitzende schildert die grundsätzliche Situation etwas anders: Sicher würden jedes Jahr ein paar Kolleg*innen aus dem Weihnachtsgeschäft übernommen, schließlich gehe auch ab und an jemand in Rente. Doch der Konkurrenzdruck sei extrem hoch und die Kommunikation vermutlich nicht immer klar. Ein Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte, formuliert es deutlicher: ,,Den Kolleginnen und Kollegen werden Versprechungen gemacht, aber die allermeisten werden nach dem Weihnachtsgeschäft eiskalt abserviert. Das ist eine extrem rücksichtslose Personalpolitik."

Ana Da Cruz will nicht lange arbeitslos bleiben, schließlich habe sie Verpflichtungen gegenüber ihrem zehnjährigen Sohn und ihrer restlichen Familie in Brasilien. Sie hat schon den nächsten Job gefunden – leider bei Amazon.


Aus: "Der Weihnachtsmann hat ausgedient" Katharina Schipkowski (15.1.2025)
Quelle: https://taz.de/Ausbeutung-bei-der-Deutschen-Post/!6062512/

https://taz.de/Ausbeutung-bei-Amazon/!5980811/

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Krisen und Kriege beeinträchtigen nicht den Vermögensaufbau der Superreichen. Im Gegenteil. Die Milliardäre dieser Welt sind im vergangenen Jahr noch ein bisschen wohlhabender geworden: Das Gesamtvermögen der weltweit 2769 Milliardäre stieg von 13 auf 15 Billionen Euro, schreibt die Organisation Oxfam in einer neuen Studie; dreimal schneller als im Jahr zuvor.

2024 gab es weltweit 204 neue Milliardäre, neun darunter in Deutschland. Damit leben hierzulande derzeit 130 Superreiche mit einem Gesamtvermögen von 625,4 Milliarden Dollar.

Die 1942 gegründet Entwicklungsorganisation setzt sich für die Überwindung von Armut und sozialer Ungleichheit ein. Die aktuelle Studie mit dem Titel ,,Takers not Makers" erscheint anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos sowie des Amtsantritts von Donald Trump in Washington.

,,Während Superreiche immer reicher werden, ist die Zahl der Menschen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank von 6,85 US-Dollar pro Tag leben, seit 1990 unverändert geblieben und beträgt fast 3,6 Milliarden", heißt es in dem Bericht. Gegenwärtig müssten 733 Millionen Menschen hungern, das seien 152 Millionen mehr als 2019. Im Jahr darauf begann die Corona-Pandemie.

Im sogenannten Ungleichheitsbericht erklärt Oxfam die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich auch mit den Folgen des Kolonialismus. ,,Die wirtschaftlich starken Länder im Globalen Norden bestimmen weiterhin die Regeln, von denen Superreiche und ihre Konzerne profitieren".

Der Internationale Währungsfonds (IWF), Weltbank und Finanzmärkte würden von reichen Ländern dominiert. ,,Zwischen 1970 und 2023 zahlten die Regierungen des Globalen Südens 3,3 Billionen US-Dollar Zinsen an die Gläubiger im Globalen Norden", haben die Oxfam-Autoren ausgerechnet.

,,Reichtum geht Hand in Hand mit politischer Macht", meint Serap Altinsik, die Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland. In den USA werde der ,,milliardenschwere" Präsident Trump vom reichsten Mann der Welt, Elon Musk, unterstützt. Die politische Macht Superreicher müsse zum Schutz der Demokratie beschränkt werden, meint Oxfam.

Allein das Vermögen der zehn reichsten Milliardäre sei im vergangenen Jahr um durchschnittlich 100 Millionen Euro Dollar gestiegen – und zwar täglich. In Deutschland erfreuten sich die 130 Milliardäre im vergangenen Jahr über einen vergleichsweise mickrigen Vermögenszuwachs von insgesamt 73 Millionen Dollar.

Oxfam zufolge hat Deutschland die viertmeisten Milliardäre weltweit. Die ,,extreme Ungleichheit" hierzulande sei maßgeblich eine Folge der ,,ungerechten Steuerpolitik". Von der nächsten Bundesregierung wünscht sich die Organisation deshalb die Einführung einer Steuer von zwei Prozent auf das Vermögen von Milliardären und Multimillionären.

Die nächste Koalition müsse ,,in soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz hier und weltweit investieren und die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit erhöhen statt zu kürzen", meint Oxfam. Ferner sollte Konzernmacht beschränkt und das Kartellrecht gestärkt werden.

Die Parteien gehen in ihren Wahlprogrammen unterschiedlich auf das Thema ein. CDU/CSU und AfD lehnen eine Vermögenssteuer ab. ,,Wir wollen Menschen, die sich etwas erarbeitet und aufgebaut haben, nicht bestrafen", heißt es bei der Union. Stattdessen soll auch mithilfe einer ,,Vermögensbildungsprämie" der Aufbau eines eigenen Vermögens erleichtert werden, ,,gerade auch für kleinere und mittlere Einkommen".

Die SPD dagegen möchte ,,die vermögensbezogene Besteuerung stärken und Spitzenvermögen stärker an der Finanzierung der Modernisierung unseres Landes beteiligen". Die 1997 ausgesetzte Vermögensteuer ,,wollen wir für sehr hohe Vermögen revitalisieren". Ferner unterstütze man ,,die von Brasilien im Rahmen der G20 angestoßenen Pläne für eine international koordinierte Mindeststeuer für Superreiche".

Die Grünen befürworten ebenso eine globale Milliardärssteuer. Da das reichste Prozent der Deutschen mehr Vermögen als 90 Prozent der Gesellschaft zusammen besitze, seien ferner ,,folgende Möglichkeiten" in Betracht zu ziehen, um die ,,großen Gerechtigkeitslücken" zu verkleinern: ,,eine fairere Erbschaftssteuer, eine gerechte Immobilienbesteuerung ohne Schlupflöcher oder eine nationale Vermögenssteuer".

Für die AfD wäre eine Vermögenssteuer schädlich für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und eine Belastung vor allem für Mittelstand, Handwerk und Familienbetriebe. Statt höherer oder sogar neuer Steuern seien vielmehr niedrigere Unternehmenssteuern erforderlich, meint die AfD.

Berechnungen von Oxfam zufolge stammen weltweit 36 Prozent des Gesamtvermögens von Milliardären aus Erbschaften. In Deutschland liege dieser Anteil sogar bei 71 Prozent. Die im Wirtschaftswunder zu Wohlstand gekommene Generation reicht das erwirtschaftete Vermögen weiter.


Aus: "2769 Milliardäre besitzen 15 Billionen Dollar: Laut Oxfam sind 3,6 Milliarden Menschen arm" Alfons Frese (20.01.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/2769-milliardare-besitzen-15-billionen-dollar-oxfam-36-milliarden-menschen-sind-arm-13035349.html

https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-01/oxfam-bericht-superreiche-milliardaere-vermoegen-steigt

QuoteSt.Ma

Da erbt man mühsam ein paar lausige Milliarden Euro und schon kommen diese Linken wieder an mit ihren Umverteilungsfantasien!


QuoteTyska

Für Superreiche funktioniert Demokratie ganz wunderbar.


QuoteBiologe-1954

Eine gravierend schlechte Entwicklung in Richtung Oligarchie der Superreichen. ...


Quoteplattfuss73

Neiddebatte !


Quotethueringer
21.01.2025 11:14

Solange die Mehrheit weiter auf BG-Empfänger und andere Randfichten des unteren Endes schaut, scheint doch alles in bester Ordnung zu sein. Was die USA oder Indien machen ist doch deren Sache. Jedoch die Realität in diesem Lande ist nun mal, dass "faule" BG-Bezieher sofort Zigtausende auf die Palme bringen, während der Blick auf die andere Seite der Medaille im selben Volke höchstens mal ein Schulterzucken, meistens aber nur neidische Blicke auslöst. 😎

Quelle: https://www.telepolis.de/forum/Telepolis/Kommentare/Zahl-der-Milliardaere-steigt-weltweit-Oxfam-fordert-Zerschlagung-der-neuen-Aristokratie/Solange-die-Mehrheit-weiter/posting-44827924/show/


QuoteJan Berger

Oder wie Christian Lindner sagen würde: Die Bürgergeldempfänger bekommen definitiv zu viel Geld.


QuoteDackelGer

Analog zu Klimadiskussion - Wo liegen hier die gesellschaftlichen und politischen / demokratischen Kipp-Punkte?


QuoteRahel069

Meiner Meinung nach ist diese Entwicklung der entscheidende Sargnagel für die westlichen Demokratien. Eine derartige Entsolidarisierung verträgt ein demokratisches System. Sozialforscher warnen schon seit Jahrzehnten vor dieser Entwicklung, aber hier wundern sich alle, wieviele Menschen nicht mehr an ein demokratisches System glauben. Das Zeitalter der Oligarchie hat begonnen und so neu ist das ja wohl auch nicht.


QuoteJens0815

Nein, neu ist dieses System nicht. Es ist das älteste System der Welt und hat über mehrere Jahrtausende in aller Welt funktioniert. Gut für die Profiteure, schlecht für die Gesellschaften.


Quotefriedelhierse

Da so häufig beim Bürgergeld und anderen Sozialleitungen gerne von "leistungslosen Einkünften" gesprochen wird - Einkünfte aus Kapitalerträgen und Erbschften sind noch viel mehr "leistungslose Einkünfte". Deshalb meine Frage - warum werden die einen drandaliert und die anderen hofiert?


QuoteNoch_Ein_Michel

Weil sie keine leichten Opfer sind und Macht und Einfluss haben - alles was Aufstocker & Bürgergeldempfänger nicht haben.



...


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos haben sich etwa 370 Millionäre und Milliardäre für höhere Steuern auf große Vermögen ausgesprochen. Extremer Reichtum sei eine Gefahr für die Demokratie, weil damit oft politischer Einfluss einhergehe, warnen die Unterzeichner in einem offenen Brief an Staats- und Regierungschefs. "Unsere Erfahrung lehrt uns, dass die Superreichen mehr Mitspracherechte haben als alle anderen. Das ist die unbequeme Wahrheit", heißt es in dem Schreiben. Die Lösung sei daher einfach: "Besteuern Sie uns, die Superreichen."

Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern gehören unter anderem die deutsch-österreichische Sozialaktivistin und Millionenerbin Marlene Engelhorn sowie die amerikanische Philanthropin Abigail Disney, Großnichte von Walt Disney. Die Aktion wurde unter anderem von der Entwicklungsorganisation Oxfam und dem Netzwerk Patriotic Millionaires organisiert. Letzteres ist ein Zusammenschluss reicher Amerikanerinnen und Amerikaner, die sich für ein faires Steuersystem einsetzen.

Laut einer Umfrage im Auftrag von Patriotic Millionaires bewerten 63 Prozent der weltweit befragten Millionärinnen und Millionäre den Einfluss von Superreichen auf die Politik von US-Präsident Donald Trump als Bedrohung für die globale Stabilität. Mehr als 70 Prozent sind der Ansicht, dass Superreiche politischen Einfluss erkaufen und die öffentliche Meinung durch ihre Kontrolle über Medien unverhältnismäßig stark beeinflussen.

Das Weltwirtschaftsforum findet vom 20. bis 24. Januar statt. Erwartet werden in dem Schweizer Bergdorf Davos wie jedes Jahr etwa 2.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Kultur. An diesem Mittwoch reisen unter anderem Vizekanzler Robert Habeck und EZB-Präsidentin Christine Lagarde nach Davos. Auch UN-Generalsekretär António Guterres wird erwartet. US-Präsident Donald Trump soll sich am Donnerstag per Video zuschalten.


Aus: "Millionäre in Davos fordern höhere Steuern für Superreiche" (22. Januar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-01/davos-weltwirtschaftsforum-steuer-superreiche

QuoteSargnadel

Millionäre wollen jetzt Milliardäre höher besteuert sehen? Immer diese Neider.


QuoteDasWarEinerZuviel

Diese Reichen in Davos sind bestimmt alles linksgrünversiffte Umverteilungs-Sozialisten. Oder so.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Onlinehändler Amazon gibt seine konzerneigenen Aktivitäten in der kanadischen Provinz Quebec auf. Betroffen davon seien rund 1.700 Vollzeitstellen, teilte das Unternehmen mit. In den nächsten zwei Monaten würden sieben Standorte dort geschlossen. Quebec ist die einzige Provinz in Kanada mit gewerkschaftlich organisierten Amazon-Mitarbeitern.

Die Gewerkschaft CSN zeigte sich über die Entscheidung des Konzerns empört. Die Schließungen seien Teil einer Kampagne gegen die Gewerkschaft und die Beschäftigten, sagte CSN-Präsidentin Caroline Senneville. Die Schließung verstoße zudem gegen das Arbeitsgesetz. Man werde sich entschieden wehren.

Innovationsminister François-Philippe Champagne teilte mit, er habe mit dem Chef von Amazon Kanada gesprochen und die Bestürzung und Frustration der Regierung zum Ausdruck gebracht. "Das ist nicht die Art und Weise, wie Geschäfte in Kanada gemacht werden", schrieb er auf X.

Erst im Mai hatten sich von der CSN vertretene Amazon-Lagerarbeiter gewerkschaftlich organisiert. Sie hatten sich unzufrieden mit der Bezahlung und den Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen in den Einrichtungen gezeigt.

Amazon teilte mit, man werde zu einem Drittanbieterliefermodell zurückkehren, das sich auf lokale Kleinunternehmen stütze. Ein ähnliches Modell habe es bereits vor dem Jahr 2020 gegeben. Die Rückkehr dazu werde es dem Konzern ermöglichen, "unseren Kunden noch mehr Einsparungen zu bieten", sagte Amazon-Sprecherin Barbara Agrait. Man werde betroffenen Mitarbeitern Maßnahmen zur Abfederung anbieten, die bis zu 14 Wochen Lohn und Übergangsleistungen wie etwa eine Arbeitsvermittlung umfassen.


Aus: "Amazon schließt Standorte in Quebec nach Gewerkschaftsbeitritt" (23. Januar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-01/kanada-amazon-quebec-gewerkschaft

Quotemikelinden

>Amazon teilte mit, man werde zu einem Drittanbieterliefermodell zurückkehren, das sich auf lokale Kleinunternehmen stütze. Die Rückkehr dazu werde es dem Konzern ermöglichen, "unseren Kunden noch mehr Einsparungen zu bieten"<

Dieses Modell kann man jeden Tag im Straßenverkehr bewundern - Schrottkarren mit osteuropäischen Kennzeichen, die in D niemals die TÜV-Plakette bekommen würden, gefahren von Niedrigstlöhnern, die trotz 12 Stunden Tage gerade genug verdienen, um nicht zu verhungern. ...


Quoteorigami1965

Kehren wir doch mal vor der eigenen Tür statt Fingerpointing: Lieferando, Sixt, Lidl - um nur einige Beispiele zu nennen. Hier im Forum gegen Amazon wettern und danach zum Lidl einkaufen? ...


QuoteWellblechdach22

Eigentlich ein Wahnsinn wie gierig ein Konzern sein kann. 1700 Leute auf die Straße schicken und das nur um dem Rest Angst vor Gewerkschaften zu machen. Wir reden hier nur von der Bitte nach einem angemessenen Gehalt und Arbeitsbedingungen. ...


QuoteSetec Astronomy

Amazon kann auch aufhören Jobs zu kreieren - dann erhalten die Menschen, die vorher gezwungen wurden für Amazon zu arbeiten, kein unangemessenes Gehalt mehr und können dann von den üppigen Sozialleistungen leben.


QuoteLisa Marie Simpson

Der andere Teil der Wahrheit: Amazon bietet die Chance auf Arbeit für Menschen, die sonst wenige Perspektiven haben. Die Jobs in Deutschland sind knapp über Mindestlohn für Fahrer. Im Lager liegt der Lohn bei ca. 15€/h. Auch Boni werden gezahlt. Das ist Amazon in Deutschland und vielleicht sollte man selbst Gespräche mit Mitarbeitern führen?


QuoteKnosa
Antwort auf @Setec Astronomy

Mit diesem Argument kann ich selbst Sklavenarbeit begründen. Kost und Logis reichen doch als Entlohnung? 


Quoteklausrey@googlemail.com
Antwort auf @Lisa Marie Simpson

Und diese Mitarbeiter, Menschen sind dann im Rentenalter auf Grundsicherung angewiesen.


QuoteWortgespielin
Antwort auf @Lisa Marie Simpson

Und ein System, dass die Leute, "die sonst keine Perspektiven haben", dahingehend ändern, dass sie sich entfalten, menschenwürdig arbeiten und davon leben können?


QuoteLisa Marie Simpson
Antwort auf @Wortgespielin

Ich kenne mehrere Amazon-Angestellte. Sie sind froh, dass sie die Arbeit haben, sind zufrieden mit dem Einkommen, welches über dem Mindestlohn liegt und mit Zuschlägen (Schichten, Feiertage) tatsächlich gut ist.

Warum man sich an einem Unternehmen abarbeitet, verstehe ich nicht. Bei welchen Jobs verdient man als Ungelernter Einsteiger über Mindestlohn?

Antwort auf @Naher Westen: Der Einzelhandel vernichtet sich teilweise durch sein miserables Angebot selbst. Ein Beispiel: eine Buchhandlung: wenn man da boch immer die Kinderbücher von vor 30Jahren in der 20. Auflage verkauft, dann verpasst man den Anschluss und die Menschen bestellen online oder eben in der kindle App.

Natürlich kostet das irgendwann Jobs.

Bei Bekleidungsläden nicht groß anders: wenig Auswahl, hohe Preise, selten orientiert an aktuellen Trends.

Schuhgeschäfte, die keine ,,Marken" führen oder spezialisiert sind, auf ältere Menschen.

Das Problem des Einzelhandels ist die geringe Flexibilität, die geringe Auswahl, die hohen Preise und das kann man halt nicht ändern. Da ist aber nicht Amazon Schuld, denn es begann deutlich vor der Expansion Amazons. Denken Sie Beispielsweise an Otto.

Und dazu kommen noch flexible Zahlungsmodelle. Die Möglichkeit der Retour.

Um eine Sache allerdings klarzustellen. Vielleicht altersbedingt, ich gehe noch immer sehr gerne in einen Laden und kaufe gerne im lokalen Einzelhandel. Mir fällt nur eben auch immer die Limitierung auf.


QuoteBoesor
Antwort auf @Lisa Marie Simpson

Naja, es steht im Artikel warum man sich gerade daran "abarbeitet".


QuoteDie PARTEI Ratingen
Antwort auf @Lisa Marie Simpson

Hallo? 1920 ruft an und will seine Argumente zurück! Im Ernst: Wieso behaupten Sie, dass gewerkschaftliche Organisierung etwas Schlechtes und Amazon als Arbeitgeber gut sei?


QuoteFjodorMDostojewski
Antwort auf @Setec Astronomy

Jawohl! Der Sinn von Wirtschaften ist in erster Linie reich werden und andere möglichst ausbeuten! Alles für mich! Nichts für die Anderen! Und diese am Besten noch beschimpfen, wenn sie angemessene Forderungen stellen.

Irgendwie wurde ich anders erzogen und kultiviert. Ich habe mal gelernt, Sinn des Wirtschaftens ist der Mensch und ein angemessenes Miteinander.

Antwort auf @Lisa Marie Simpson

    Warum man sich an einem Unternehmen abarbeitet, verstehe ich nicht. Bei welchen Jobs verdient man als Ungelernter Einsteiger über Mindestlohn?

Leider gibt es das nur noch selten, die Menschheit hat sich vor etwa 20 Jahren für den Neoliberalismus entschieden und gegen den Menschen und gegen eine lebenswerte Gemeinschaft.

Das wird hoffentlich jetzt so auf die Spitze getrieben, dass es von etwa 90-95% der Menschen massiven Widerstand geben wird.

Dann können wir das ganze heutige Finanz- und Ausbeutungssystem an die Wand nageln, die Reichen und Superreichen zum Teufel jagen und etwas menschlicheres erfinden.

Doch ohne Chaos wird es nicht gehen.


Quotefmraaynk

Wenn es ginge, würden die Tech Konzerne sofort wieder zur Sklavenhaltung zurück kehren. Ohne moralische bedenken. Das wäre die Krönung der libertären Träume.


QuoteLeporello

Zwangsarbeiter sind viel besser.


Quotekeyser_sos

Es gibt eine Doku von Arte auf youtube: "Arbeit auf Abruf": die harten Jobs digitaler Tagelöhner Doku (2020)
https://www.youtube.com/watch?v=fpJfed2G7HE

Da geht es darum, dass digitale Konzerne Plattformen haben, wo man Minijobs vergibt. Da muss dann bestimmte Aufgaben erledigt werden und man bekommt dafür ein paar Cent oder Mal einen Dollar. Jeder kann mitmachen.

Das Problem ist, dass die Aufgaben so viel Zeit in Anspruch nehmen und so schlecht bezahlt werden, dass man am Ende kaum etwas verdient. Es gibt aber in der immer jemanden, dem es so schlecht geht, dass er die Aufgaben dann doch annimmt.


Quoteambigo

Wen wundert das wirklich? Amazon ist ein erzkapitalistisches, neoliberales Unternehmen, in dem die Menschen als billige Arbeitskräfte ausgebeutet werden. Der gesamte Paktetdienst läuft doch unter frühkapitalistischen Bedingungen. Durch die Individualisierung und das falsche Versprechung des "amerikanischen Traums" haben sich Gewerkschaften pulverisieren lassen, denn wer braucht den Rückhalt der Gruppe, wenn er glaubt, jeder könne "es" schaffen, wenn er wolle. So lange es Käufer gibt, die solche Arbeitsbedingungen nicht interessieren, wird sich nichts ändern. Das jetzige Klima in vielen Staaten läßt nichts Gutes vermuten, Trumps USA werden schon jetzt zunehmend als Vorbild betrachtet.


QuoteMessingsound

Das nannte man früher Feudalismus.


QuoteMeisterDerDunkelheit

Würden sich die Mitarbeiter in allen Amazon Standorten in Canada organisieren, sähe das wohl anders aus, denn Amazon würde sein Geschäft in Canada nicht komplett einstellen. Da wäre ihnen der Markanteil dann doch wichtiger, als das Bestreben, die Arbeiterschaft klein zu halten.

Der alte Satz "Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!" ist immer noch wahr. In Zeiten in denen aber jeder nur an sich denkt, und Solidarität mit anderen eher als Schwäche gilt, als "Gutmenschentum", ist eine solche Einigkeit immer schwerer zu erreichen. Ein Sieg des neoliberalen Gedankengutes.


Quotexlfar

Man liest jetzt wieder viele Kommentare, welche den bösen kapitalistischen Amazonkonzern verteufeln. Was aber wäre, wenn Amazon pleite ginge? Würde der alte Einzelhandel zurückkehren? Sicher nicht! Temu oder ein anderer chinesischer Konzern würde übernehmen. Die würden vielleicht nicht einmal vor Zwangsarbeit in ihren tibetischen Versandzentren zurückschrecken. Die Kunden würden dennoch bei ihnen einkaufen. Insofern bin ich eigentlich ganz froh über die Existenz von Amazon.


Quote_annoyed

Na, die Lösung ist doch ganz einfach: Es müssen sich alle Niederlassungen von Amazon in Kanada gewerkschaftlich organisieren. Dann kann Amazon anfangen faire Löhne zu zahlen, und alle sind glücklich.

Oder Amazon schließt dann alle Niederlassungen in Kanada, es übernehmen anständigere Versandhändler die ehrlich(er) ihre Steuern zahlen und deren Mitarbeiter nicht in Plastikflaschen pinkeln müssen, und alle sind glücklich.

Selbstverständlich lassen sich auch lokale Kleinanbieter gewerkschaftlich organisieren. Dann hätte Amazon die gleichen Kosten, plus die Gewinne der zwischengeschalteten Unternehmen. Die ja hoffentlich Steuern zahlen.
Und alle sind glücklich.


QuoteBlack Dog

Genau DAS ist doch die "Befreiung der Märkte" und Liberalisierung die die FDP und teilweise auch CDU immer fordert. Sollen die jungen Leute doch einfach härter Arbeiten und einfach mehr erben.


QuoteFjodorMDostojewski

Genau! Etwas mehr Leistungsbereitschaft bei niedrigeren Löhnen kann man schon erwarten. ...


QuoteKleimahüsteriger

Bezos ist sich seiner Verantwortung gegenüber seinen Leibeigenen sehr bewusst, da braucht es keine Gewerkschaft!


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Chicago verstand sich lange als sicherer Ort für Migranten. Doch genau hier beginnen jetzt die ersten Abschiebeaktionen. Viele Latinos sind in Panik.

Am 12. Mai 2008 stürmten 900 Mitarbeiter der Polizei- und Einwanderungsbehörde ICE im Städtchen Postville, Iowa, eine koschere Fleischverarbeitungsanlage. Sie legten 398 Menschen Handschellen an und brachten sie in Untersuchungshaft. Fast alle der Festgenommenen waren Latinos. Behörden hatten sich über Monate auf die Razzia vorbereitet: zum damaligen Zeitpunkt würde sie als größte Arbeitsplatzdurchsuchung gegen illegal Eingewanderte in die Geschichte der USA eingehen. Nie zuvor seit Gründung der Einwanderungsbehörde nach dem Terror am 11. September 2001 konnte die ICE so viel Erfolg an einem Ort vorweisen.

Elf Jahre nach der Razzia veröffentlichten Wissenschaftler der University of Michigan eine Studie mit erstaunlichem Ergebnis: Fast ein Viertel aller Babies von Latina-Müttern, die in den ersten 37 Wochen nach der Razzia auf die Welt gekommen waren, verzeichneten ein niedrigeres Geburtsgewicht als Babies im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor. Auch das Risiko einer Frühgeburt war bei Latina-Müttern im Vergleich zu anderen Frauen höher. Die Forscher zogen daraus den Schluss: Mütter, die in Stress und Angst vor Abschiebungen leben, bringen kleinere Babies auf die Welt.

Am Morgen melden die Nachrichten, Trump erlaube Festnahmen von Migranten jetzt auch in Schulen, Krankenhäusern und Kirchen. In Chicago fällt Schnee. Es sind kleine, harte Flocken, die auf der Haut schmerzen.

In der 26th Street im Viertel Little Village, ,,La Villita", blicken Schaufensterpuppen in pompösen Brautkleidern und Heiligenstatuen der Jungfrau von Guadalupe auf eine seltsam menschenleere Straße. Viele Geschäfte und Restaurants haben geschlossen. Olman Chaheine, 48, zieht sich an diesem eisigen Januartag seine schwarze Baumwollmütze tiefer ins Gesicht. Vielleicht, sagt er, liege es am Wetter. Ziemlich sicher aber an der Angst.

Seit Stunden läuft er von Geschäft zu Geschäft. Sein Ziel: die Geschäftsinhaber über ihre Rechte aufklären. Jetzt betritt Chaheine das ,,Kafecito", ein gemütliches mexikanisches Bistro mit handgeschriebener Speisekarte. Wie er selbst ist die Besitzerin Rosa eine Latina, eine ältere Frau mit krausem Haar und einem Blick, der Sorge verrät. Fast alle hier im Viertel sind aus Mexiko eingewandert, in erster, zweiter oder dritter Generation. ,,Ich bin von der Handelskammer", stellt er sich vor und zieht ein Din-A4-Poster heraus.

Auf dem Poster steht auf Englisch und Spanisch: Jeder Mensch hat das Recht

- die eigene Haustür verschlossen zu lassen. Öffnen Sie Ihre Haustür nicht ohne einen gerichtlich unterzeichneten Durchsuchungsbefehl!

- zu schweigen. Antworten Sie nicht auf Fragen, auch nicht zu Ihrem Aufenthaltstitel!

- auf eine rechtliche Vertretung. Sprechen Sie mit einem Anwalt!


- Polizei und die Einwanderungsbehörde (ICE) dürfen Sie anlügen, Ihnen drohen und Sie verunsichern, damit Sie auf Ihre Rechte verzichten. Erfahren Sie Ihre Rechte und verteidigen Sie sich!

Drei Männer sitzen schweigend auf ihren Plastikstühlen und essen. ,,El señor presidente", sagt Rosa hinter einer Plexiglaswand stehend und meint Donald Trump, wollte schon so viele Dinge, die dann nicht eingetreten sind. Warum sollte es nicht auch dieses Mal so sein? Seit 30 Jahren betreibt sie das ,,Kafecito", noch länger lebt sie ohne Papiere in den USA. Das ,,Kafecito" sei ihr Leben, ihr Zuhause, ihre Existenzgrundlage. Sie fürchtet sich. Aber finanziell kann sie es sich nicht leisten, den Laden geschlossen zu lassen, sagt sie. Chaheine nickt mitfühlend.

Die Presse-Agenturen melden an diesem Tag, Ortszeit UTC:
 13:17 Trump streicht Flüge von Flüchtlingen, die bereits eine Einreiseerlaubnis für die USA hatten.

13:23 Das US-Justizministerium will Mitarbeiter regionaler und kommunaler Behörden juristisch verfolgen, wenn sie ihre Mithilfe bei Massenabschiebung verweigern.

18:50 Das Pentagon kündigt die Entsendung von 1.500 Soldaten zur Grenzüberwachung an die mexikanische Grenze an.

19:05 Das Repräsentantenhaus bestätigt den Entwurf für den ,,Laken Riley Act". Bundesbehörden werden verpflichtet, Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus auch für geringfügige Vergehen wie Ladendiebstahl festzunehmen und abzuschieben.

In den USA leben grob geschätzt 14 Millionen Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus. Etwa 60 Prozent von ihnen haben keine Papiere. Die restlichen 40 Prozent fallen in unterschiedliche rechtliche Kategorien.

Die Regierung Biden hat Einwanderern aus von Armut und Konflikten gebeutelten Herkunftsländern einen kollektiven temporären Schutzstatus oder ein humanitäres Visum gewährt. Andere, die als Minderjährige in die USA einwanderten, warten seit Jahren auf die Genehmigung ihrer Staatsbürgerschaft. Weitere 2,6 Millionen beantragte Asylanträge stehen noch aus. All diese Menschen sind jetzt von einer Abschiebung bedroht: nur weiß niemand so recht, in welchem Maße und in welcher Reihenfolge.

Für seine zweite Amtszeit hat Donald Trumps das größte Abschiebeprogramm in der Geschichte der Vereinigten Staaten angekündigt, ,,weil sonst kein Land mehr übrig bleibt". Kaum jemand von den Betroffenen zweifelt am Ernst dieser Drohung.

Für Millionen Migranten war Chicago ein Ort der Hoffnung auf ein besseres Leben, auf Glück. In diesen Tagen gibt es viele Mütter, die um das Schicksal ihrer Kinder bangen, und viele Kinder, die Angst haben, ihre Eltern zu verlieren.

NGOs, Aktivisten und Lokalpolitiker haben sich seit Monaten auf das eingestellt, was kommen könnte. Als der Ernstfall eintritt, sind sie vorbereitet. Chicago, hatte der ,,Grenzzar" Tom Homan mit Siegesgewissheit gesagt, soll Ground Zero für die geplanten Abschiebungen werden.

Ein Drittel der Einwohner in der Stadt sind Latinos. Und so gut wie jeder Latino hat Familie oder Freunde, die ohne geregelten Aufenthaltsstatus in den USA leben. Sie arbeiten auf dem Bau, in Restaurantküchen, als Taxifahrer oder Putzkräfte, haben in diesem Land Kinder auf die Welt gebracht. Trump hat lateinamerikanische Migranten Vergewaltiger, Mörder und Diebe genannt. Trotzdem haben viele von ihnen bei den Präsidentschaftswahlen für ihn gestimmt.

Der Bürgermeister Brandon Johnson ist der Regierung ein Dorn im Auge. Er hat allen, die Chicago ihr Zuhause nennen, seinen Schutz versprochen. Seit 1985 ist Chicago eine ,,Sanctuary City", eine von mehr als 100 sogenannten Zufluchtsstädten in den USA.

,,Chicago wird Schwierigkeiten bekommen, weil euer Bürgermeister beschissen ist und euer Gouverneur auch. Wenn Johnson nicht helfen will, soll er verdammt nochmal aus dem Weg gehen", sagte Homan vor kurzem bei einer Veranstaltung der Republikanischen Partei. Während Trumps erster Amtszeit war es Homan gewesen, der den Plan mitentwickelte, ,,zur Abschreckung" Eltern an der Grenze von ihren Kindern zu trennen. Es wirkt wie eine makabre Fügung des Schicksals, dass ausgerechnet im Little Village eine Straße ,,Homan Avenue" heißt.

Wie viel von seinem Versprechen kann Trump umsetzen? Geht es ihm vielleicht vor allem darum, Angst in der Bevölkerung zu verbreiten? Je genauer man hinschaut, desto widersprüchlicher erscheint alles.

Yoseiby Perez (Name geändert, d. Red.) ist erst seit ein paar Monaten im Land. Achtzehn Jahre alt, aus Caracas, Venezuela. Als sie am 11. Mai 2024 die Grenze in die USA überquerte, rief sie ihre Mutter an und sagte, sie habe es geschafft. Gegenseitig gratulierten sie sich zum Muttertag, so erzählt sie es. Die Mutter klang erleichtert, erregt, besorgt.

So wie Yoseiby haben während Bidens Präsidentschaft acht Millionen Menschen die südwestliche Grenze der USA überquert. Sie stammen aus Mexico, Venezuela, Guatemala, Kuba, Honduras, aber auch aus China und Afghanistan.

Sie könnten die ersten sein, die die Abschiebungen treffen. Jetzt schon hat Trump den temporären Schutzstatus aufgekündigt, unter den die Regierung Biden Migranten wie Yoseiby gestellt hatte. Aber die USA und Venezuela haben keine diplomatischen Beziehungen: niemand weiß, wie das rechtliche Prozedere aussehen könnte, um Venezolaner abzuschieben.

Das Durchschnittsgehalt eines Lehrers oder einer Krankenschwester an einer öffentlichen Schule in Venezuela beträgt drei Dollar im Monat, das eines Angestellten in der Privatwirtschaft 160 Dollar – die monatlichen Kosten, um eine vierköpfige Familie zu ernähren, liegen laut der Venezuelan Finance Observatory bei 372 Dollar.

Die Einwanderungsbehörde schickte Yoseiby nach Los Angeles. Aber sie wollte nach Chicago, zu einer entfernten Verwandten. Als sie ankam, wandte die Verwandte sich von ihr ab.

Sie sitzt an einem Tisch im Büroraum der NGO ,,Instituto del Progreso Latino" im Little Village. In der Ferne ragen die Wolkenkratzer Chicagos wie abgestumpfte Bleistifte in den trüben Himmel, von den Dächern der Backsteinhäuser schmilzt langsam der Schnee. Ein Sozialarbeiter hat sie mit seinem Auto von der Flüchtlingsunterkunft zum Interview gefahren. Niemand darf erfahren, wo die Unterkunft sich befindet, schon gar nicht eine Reporterin. Zu hoch ist das Risiko, dass die Mitarbeiter von ICE auf sie aufmerksam werden.

In der Unterkunft, erzählt sie, leben noch mindestens 800 andere Migranten. Yoseiby, ihr Freund und der dreijährige Sohn teilen sich ein Zimmer von etwa zwölf Quadratmetern mit einer anderen Kleinfamilie. Es ist ihre dritte Bleibe in neun Monaten. Es gibt einen Gemeinschaftsraum, jemand kocht für sie, manchmal Gerichte aus Venezuela, manchmal mexikanische Tortillas. Yoseiby verzieht ihr Gesicht.

Ihr Alltag hat sich verändert, und zwar schnell und zum Schlechteren. Stunde um Stunde verfolgt sie auf dem spanischsprachigen Kanal ,,Univision Noticias" Trumps Pläne.

Früher ging sie mit dem Kind im Park spazieren, kaufte Erdbeeren oder Kiwis im Supermarkt ein, im Sommer gingen sie alle zusammen ins Freibad. Sie wischt auf ihrem Handy und zeigt ein Foto: Alle drei lachen sie unbeschwert in die Kamera. Seit letztem Montag steht die Zeit still. Sie verlässt die Unterkunft nicht mehr. Sie schläft nur oder läuft die Treppen auf und ab. Ausdauertraining.

Gestern, als der Freund nicht pünktlich zur Ausgangssperre um zehn Uhr abends von seinem Gelegenheitsjob auf dem Bau zurückkehrte, war sie sich kurz sicher, sie hätten ihn geholt. Wenn sie ihn abschieben, wolle auch sie nach Venezuela zurück, beteuert sie. Aber bis es soweit ist, kratzen sie jeden Cent zusammen und überweisen das Geld nach Venezuela, Mindestbetrag für jede Überweisung 20 Dollar. Sie könnten sich eine Wohnung suchen. Aber sie wollen das Geld für die Miete lieber in Anwaltskosten für ihren Asylantrag investieren. Ihre Familie in Caracas setzt sie unter Druck, auf keinen Fall zurückzukehren. Durchhalten, sagen sie.

Auf Fragen nach ihrer Flucht, ihrem Aufenthaltstitel, ihrer Familie antwortet sie einsilbig, verstrickt sich in Widersprüchlichkeiten. Sie zupft die Fäden aus ihrer weißen Plüschjacke, wickelt daraus kleine Knäuel und massiert mit den Knäueln ihren kleinen Finger. ,,Wie lange noch?", fragt sie nach anderthalb Stunden mit abwesenden Augen.

Der Sozialarbeiter tritt in den Raum. Sie grinst ihn mit ihrem breiten kindlichen Zahnspangenlächeln an, er setzt sich an den Tisch und macht einen Scherz. Nach und nach kommt im Gespräch mit ihm heraus, dass sie im Interview bei vielem die Unwahrheit gesagt hat. Yoseiby möchte nichts von sich preisgeben. Sie hat Angst vor allem Unbekannten, vor dem, was jeder Tag bringen kann.

Was wünscht sie sich im Leben? Ein eigenes Zuhause, in dem sie Tajadas, frittierte süße Kochbananen, zubereiten kann. Einen Aufenthaltstitel. Dass ihr dreijähriger Sohn eines Tages hier studieren kann.

 Die Presse-Agenturen melden:

7:56 Berichte über Mitarbeiter der Polizei- und Einwanderungsbehörde ICE an einer Schule in Chicago stellen sich als falscher Alarm heraus.

11:04 US-Regierung erleichtert Abschiebungen. Anderthalb Millionen Migranten aus Kuba, Venezuela, Nicaragua und Haiti, die einen temporären Schutzstatus genießen oder ihre Asylanträge über die App CPB stellten, sollen abgeschoben werden. Für die Abschiebeflüge dürfen Militärmaschinen eingesetzt werden.

14:46 Bis zu 10.000 Soldaten sollen sich in den kommenden Tagen auf einen Einsatz an der Grenze zu Mexiko vorbereiten.

Jurani ist Case Managerin bei einer NGO. ,,Wenn jemand über die Lage Bescheid weiß, dann sie", stellt ihr Vorgesetzter sie stolz vor. Er nickt ihr freundlich zu, dann verlässt er den Raum. Jurani wanderte aus Kolumbien in die USA ein. Seit fünf Jahren lebt sie in den USA, sie hat einen Mexikaner mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft geheiratet. Im Mai letzten Jahres hat auch sie die Staatsbürgerschaft bekommen. Der Prozess lief glatt und dauerte wenige Monate. Sie hatte sich rechtzeitig darum gekümmert, betont sie: Schließlich weiß man nicht, was mit dem neuen Präsidenten drohen könnte.

Jurani hat ihre pechschwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, ihr Blick durch die Brillengläser ist ernst. Wie Yoseiby spricht sie kein Englisch und bleibt lange Zeit wortkarg. Wir sprechen über einen Übersetzer am Telefon. Bei Fragen nach ihrer persönlichen Biographie verstummt sie, flüchtet sich in Allgemeinheiten. Sie helfe Menschen mit ihren Anträgen auf Staatsbürgerschaft, sagt sie. Wer keinen geregelten Aufenthaltstitel hat, falle nun mal nicht in ihren Zuständigkeitsbereich, dazu könne sie also auch nichts sagen.

Dann kommt sie wie zufällig auf die Flüchtlingsunterkünfte zu sprechen. Sie zieht die Lippen zu einem beschämten Lächeln zusammen, aber ihre Augen strahlen: Sie hat etwas zu sagen, von dem sie weiß, dass sie es eigentlich für sich behalten sollte. Doch es bricht aus ihr heraus.

,,Die Menschen aus Venezuela bekommen vom Staat Unterstützung, die ich mir als Migrantin niemals erträumt hätte." Jurani zählt auf: In den Unterkünften müssten sie weder für sich kochen noch Wäsche waschen. Das Essen sei gutes Essen. Sie bekämen Essensmarken, Krankenversicherung, ein Dach über dem Kopf. Anfangs hätte der Staat sie sogar in vornehme Hotelzimmer einquartiert. Ein Vater hätte für sich und seinen Sohn vor drei Monaten einen Scheck über achttausend Dollar bekommen, mit eigenen Augen hätte sie es gesehen.

Eigentlich ist der Aufenthalt in einer Unterkunft auf 60 Tage vorgesehen, aber viele würden von Unterkunft zu Unterkunft rotieren und fast ein Jahr keine eigene Bleibe suchen. Immerhin, in den letzten Monaten sei das Budget immer weiter geschrumpft. Mittlerweile müssten sie sich die Unterkünfte mit den Obdachlosen von Chicago teilen.

,,Fast niemand strengt sich an oder sucht Arbeit. Sie sind faul. Sie sind undankbar." Eine Erklärung dafür hat sie nicht. Haben auch deswegen so viele Latinos Trump gewählt? ,,Definitiv. Wegen diesen Neulingen treffen die Abschiebungen jetzt alle, auch die, die schon seit Jahrzehnten hier leben."

Ein Anwalt aus Venezuela, der schon lange in Chicago lebt, seufzt traurig, als ich ihm von Juranis Ausbruch erzähle. ,,Diese internen Konflikte zwischen den Einwanderungsgruppen", sagt er, ,,sind ein Riesenproblem unter Latinos". Auch er glaubt, dass es ein Fehler Bidens war, so viele Venezolaner ins Land zu lassen – nur die wenigsten von ihnen fielen in die Kategorie von Geflüchteten, sagt er.

Die Mexikaner würden sich am meisten ärgern, weil sie ,,very well behaved" sind, gut an das Leben in den USA angepasst. Die Neuankömmlinge würden ihrem Ruf schaden – die würden manchmal vergessen, wo sie hier sind und bräuchten mehr Zeit, um zu begreifen, wie der Laden hier läuft. Aber er glaubt auch, Trump werde einen Weg finden, Venezolaner loszuwerden.

Am Donnerstagabend meldet das ICE, landesweit seien 538 Menschen festgenommen worden. Zwischen Donnerstag und Samstag sind es 1.400, zu Festnahmen kommt es in 19 Städten, darunter in den Bundesstaaten Illinois, Utah, Kalifornien, Minnesota, New York, Florida und Maryland.

Am Sonntag reist Tom Homan nach Chicago. Am Nachmittag beginnt eine groß angelegte Razzia in der ganzen Stadt. Ortskräfte haben sich offenbar nicht daran beteiligt.

Die ICE gibt 956 Festnahmen bundesweit bekannt. Wie viele davon in Chicago stattgefunden haben, ist unklar. Die Leiterin einer NGO schreibt in einer privaten Nachricht, soweit hätte man wohl nur Menschen mit Strafdelikten festgenommen: ,,Sie wollten angeblich 200, aber sie haben ihr eigenes Ziel verfehlt, weil wir unsere Leute mit ,,Know Your Rights" so gut vorbereitet haben. Das ist eine Riesenerleichterung."


Aus: "Abschiebe-Razzien in den USA: Ein eisiger Wind weht durch Chicago" Marina Klimchuk (27.1.2025)
Quelle: https://taz.de/Abschiebe-Razzien-in-den-USA/!6062059/

QuoteLeKikerikrit 27.01.2025, 18:50 Uhr

"Sie arbeiten auf dem Bau, in Restaurantküchen, als Taxifahrer oder Putzkräfte, haben in diesem Land Kinder auf die Welt gebracht. Trump hat lateinamerikanische Migranten Vergewaltiger, Mörder und Diebe genannt. Trotzdem haben viele von ihnen bei den Präsidentschaftswahlen für ihn gestimmt."

Ja, warum?

Ich könnte mir gut vorstellen das viele in gutem Glauben der Meinung waren: der Herr Trump kennt uns doch, der weiß doch, dass wir gute und fleißige Menschen sind. Ja und die Mörder und Verbrecher, die wollen wir auch nicht. Dann haben wir ein schönes Leben.


QuoteINTRASAT 27.01.2025, 05:35 Uhr
@LeKikerikrit:

Das ist das Niemöller Syndrom: Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Zahl der Privatjets ist im vergangenen Jahr auf weltweit mehr als 27.000 Flugzeuge gestiegen und damit auf den bisher höchsten Stand. Die Flüge dieser Maschinen verursachten im vergangenen Jahr 15,9 Millionen Tonnen CO₂, wie ein Team von Wissenschaftlern errechnet hat. Zum Vergleich: Das entspricht dem CO₂-Aufkommen von sechs Millionen Pkw. Damit verursachen Privatjets mehr klimaschädliche Emissionen als manche Länder. Slowenien beispielsweise hatte zuletzt einen Jahresausstoß von 16 Millionen Tonnen Kohlendioxid.   

Die Forschungsgruppe hat dazu 70 Flugzeugtypen identifiziert, die als Firmen- und Geschäftsflugzeuge vermarktet, aber auch von Privatleuten genutzt werden. Dabei handelt es sich nicht um kleine Sportflugzeuge, sondern um Maschinen, von denen viele grundsätzlich auch Langstreckenflüge absolvieren können.  
Nur sehr reiche Menschen können sich ein solches Flugzeug leisten. Schon eines für einen einzigen Flug zu chartern, kostet Tausende Euro. Wer einen dieser Jets besitzen will, muss Millionen übrig haben. Nichtsdestotrotz gibt es weltweit immer mehr dieser Flugzeuge, wie die Daten der Forschungsgruppe zeigen. Im Jahr 2019, also vor der Coronapandemie, waren demnach weltweit 20.300 dieser Jets registriert. 2023 waren es bereits 26.000, und im Jahr 2024 kamen noch einmal rund 1.000 Maschinen hinzu.

Doch wie häufig werden diese Jets genutzt, und welche Strecken werden damit zurückgelegt? Um das zu beantworten, sammeln die drei Wissenschaftler Stefan Gössling, Andreas Humpe und Jorge Leitão Flugbewegungen mithilfe von Transponderdaten. Jedes Flugzeug muss einen solchen Sender besitzen, der ständig die Position der Maschine funkt, um Kollisionen in der Luft zu vermeiden. Diese Positionsdaten können am Boden empfangen werden, Plattformen wie ADS-B Exchange veröffentlichen sie auch. 

Die durchschnittliche Strecke, die pro Start mit einem Privatjet geflogen wird, betrug demnach im vergangenen Jahr weltweit rund 950 Kilometer. Bei den rund 33.000 innerdeutschen Flügen mit Privatjets, die im Datensatz der Forscher enthalten sind, wurde 2024 im Schnitt sogar nur eine Strecke von 415 Kilometern zurückgelegt. 

Das von der immer größer werdenden Flotte von Privatfliegern ausgestoßene klimaschädliche Gas CO₂ macht dabei einen wachsenden Anteil an den klimarelevanten Emissionen des weltweiten Luftverkehrs aus. Kommerzielle Fluggesellschaften versuchen seit Jahren, den CO₂-Ausstoß ihrer Flotten zu senken, indem sie sparsamere Flugzeuge kaufen, ihre Flüge besser auslasten und mehr Sitze einbauen. Dadurch können sie mehr Personen pro Flug befördern.  
Bei den Privatjets lassen sich solche Bemühungen nicht erkennen. Sie sind ein Statussymbol und dienen vor allem dazu, einige wenige Menschen zu transportieren. Dänische Wissenschaftler errechneten, dass diese Flüge nur zu 25 Prozent ausgelastet sind. Der CO₂-Verbrauch eines Privatjets ist im Vergleich zu einem Linienflug pro Passagier im Durchschnitt zehnmal höher.

"Der private Flugverkehr ist ein wichtiger Indikator für den ökologischen Fußabdruck der Superreichen", sagt Jorge Leitão vom Forscherteam. Emissionen von Privatjets hätten im Jahr 2024 ein Allzeithoch erreicht und würden "überproportional zur Klimakrise beitragen". "Während die meisten Menschen dazu angehalten sind, ihren CO₂-Fußabdruck zu verringern, zeigen die Daten, dass die Ultrareichen von dieser Belastung ausgenommen bleiben." 
Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace kritisieren Privatflugzeuge seit Jahren. "Klimaschädliche Privatjets sind die rücksichtsloseste Form der Mobilität. Sie gehören verboten", sagte Lena Donat von Greenpeace nach einer Studie der Organisation 2023. 

Der Analyse zufolge sind die meisten Jets in den USA registriert, sehr viele davon aber auch hierzulande. 577 in Deutschland registrierte Privatjets waren 2024 im Einsatz. Das bedeutet Platz fünf in dieser Statistik. 

Eines der Argumente für Privatjets lautet, reiche Menschen müssten geschäftlich oft an Orte fliegen, die mit Linienflügen schwer oder gar nicht zu erreichen seien. ZEIT ONLINE hat die von der Forschungsgruppe erhobenen Daten für Deutschland ausgewertet. Die Ergebnisse widerlegen das Argument. Die mit Abstand meisten Privatflüge werden hierzulande zwischen Berlin und Köln (rund 800 Starts und Landungen) sowie zwischen Berlin und München (rund 550 Flüge) absolviert. Auf diesen Strecken gibt es zahlreiche Linienflüge und Zugverbindungen. Auch beliebte Strecken wie München–Düsseldorf oder Berlin–Frankfurt werden von Fluggesellschaften bedient. 
Die Daten zeigen auch, dass die Jets nicht nur für Geschäftsreisen genutzt werden. In Deutschland beispielsweise fallen die meisten Flugkilometer jedes Jahr im Juli an – wenn die Schulferien und die Urlaubssaison beginnen.  So ist das im Juli von Deutschland aus am häufigsten angeflogene internationale Ziel Mallorca. Laut den Daten flogen in diesem Sommermonat 176 Mal Maschinen in Richtung der Baleareninsel ab. Die beiden häufigsten internationalen Strecken im Juli waren Flüge von München beziehungsweise Berlin nach Nizza an der Côte d'Azur.


Aus: "27.000 Privatjets, so viele wie noch nie" Kai Biermann, Sascha Venohr (31. Januar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-01/privat-jet-fluege-co2-emissionen-klimaschutz


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Fast jeder zehnte Elternteil kauft aus finanziellen Gründen laut einer Umfrage meist keine gesunden, ausgewogenen Lebensmittel. In der repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Nichtregierungsorganisation Save the Children gaben neun Prozent der befragten Mütter und Väter minderjähriger Kinder an, sie würden "sehr/eher häufig" auf gesunde und oft teure Produkte verzichten. 71 Prozent der Befragten antworteten "nie", während 19 Prozent der Eltern "eher selten" angaben. 

15 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer äußerten zudem die große oder sehr große Sorge, dass sie dieses Jahr "aus finanziellen Gründen die Grundbedürfnisse ihrer Familie nicht oder nicht mehr ausreichend decken können".

"In Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, sollten sich Eltern nicht fragen müssen, ob das gesunde Essen zu teuer ist", sagte Eric Großhaus, Experte für Kinderarmut bei Save the Children. Die künftige Bundesregierung dürfe Kinderarmut nicht ignorieren und müsse sicherstellen, dass sich alle Familien eine ausgewogene Ernährung leisten könnten.

Ein anderes Bild zeigte sich hingegen bei der Teilnahme an Hobbys und Freizeitaktivitäten. So gaben lediglich zwei Prozent der Befragten an, dass ihr Kind sehr beziehungsweise eher häufig traurig sei oder sich ausgeschlossen fühle, weil es aus finanziellen Gründen daran nicht teilnehmen könne. Ein Zehntel der Eltern antwortete, ihr Kind sei "eher selten" traurig, während mit 82 Prozent die Mehrheit der befragten Eltern "nie" angab.

Den Angaben nach stimmten zudem 88 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass Kinderarmut ein drängendes Problem sei, welches die nächste Bundesregierung angehen solle. Laut der Organisation ist in Deutschland jedes fünfte Kind von Armut betroffen.

Für die repräsentative Umfrage wurden laut Forsa vom 11. Dezember 2024 bis 10. Januar 2025 1.005 Eltern minderjähriger Kinder in Deutschland befragt.


Aus: "Fast jeder zehnte Elternteil spart laut Umfrage an gesundem Essen" (5. Februar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2025-02/kinderarmut-umfrage-eltern-lebensmittelkosten-ernaehrung

QuoteCaptain Brown

Armut ist relativ. Wenn gesundes Essen zu teuer ist, Unterhaltungselektronik und Smartphones dagegen nicht, dann wurde eine Entscheidung zugunsten einer sichtbaren Teilhabe getroffen. Die Folgekosten übernimmt dann in einigen Jahren Vater Staat. Wir leben ja in einem reichen Land.


QuoteKlavalli

Wow... dieser Kommentar ist an Überheblichkeit nicht zu übertreffen.


QuoteAnna Blume 1886

Ich kann da vielleicht nicht mitreden und ich glaube sehr gerne, dass sich vieleMenschen schwer tun. Aber gesunde Lebensmittel sind doch nicht so teuer in Deutschland? Wir kaufen praktisch keine Fertigprodukte und keine Softdrinks (es gibt nur Leitungswasser und ab und an mal Wein), dafür viele trockene Hülsenfrüchte (verschiedene,Linsen, Bohnen, Erbsen, alles in Säcken), Nudeln, Reis, Kartoffeln, Couscous, Bulgur, Quinoa, Buchweizen usw. und ganz viel Gemüse und Obst nach Saison, im Winter auch viel Tiefkühlkost, Milchprodukte (kein "Müllermilch -Mixzeug" ...und einmal im Jahr einen halben Ochsen von einem Bekannten. Selbst mit dem guten Olivenöl ,das wir in 5 Liter Kanistern kaufen, geben wir pro Tag nicht mehr als 8-9 € pro Nase aus. Wir wohnen bin München und bekommen etwa die Hälfte des Gemüsescin einer "Grünen Kiste". Richtig teuer ist es, essen zu gehen...und noch teuer ist der ganze To-Go" Kram. Gestern eine Latte im Kaffee und ein Muffin dazu...8.90 €. Der Gegenwert von einem ganzen Tag gesundem, ausgewogenen Essen...


QuoteMarpingerin

8-9 Euro wären für mich und meine Ehefrau schon viel zu viel pro Person. Wir haben für zwei Personen zusammen 45 Euro pro Woche, aber nicht mehr. Daran merkt man schlichtweg, dass Sie wenig Ahnung von Armut haben. Sie geben mehr als das Doppelte von dem aus, was wir zusammen haben und das pro Person. Warum haben wir so wenig Geld? Ganz einfach, weil wir als Geringverdiener arbeiten und ich nicht vollbelastbar bin. Wir verdienen knapp so viel, dass wir kein Bürgergeld erhalten- aber wir haben gewaltig mehr Abzüge als ein Bürgergeldempfänger. Anfahrt zur Arbeit für zwei Personen, bei beiden fallen jeden Monat Zusatzkosten für medikamentöse Behandlungen an, die die Krankenkasse trotz Notwendigkeit nicht übernimmt, Versicherungen, GEZ, Miete. Geburtstagsfeiern, Kinobesuche oder ein echtes Weihnachtsfest sind da nicht drin und wenn wir so viel Geld für Nahrung investieren würden wie Sie, dann würden würden bald auf der Straße hocken. Und 5 Liter Öl bezahlen?! Einen halben Ochsen einlagern? Das klingt für mich eher nach einem Luxusleben. Wir wüssten nicht einmal, wo wir das Ganze hinpacken sollten und wie wir den Kanister bezahlen könnten. Das schießt weit über unser räumliches und finanzielles Budget hinaus. Auch die ständige Nutzung einer Gefriertruhe kostet viel zu viel Geld. Besonders interessant für uns ist immer, wenn Reiche uns vorrechnen wie ach so günstig eine gesunde Ernährung ist und in Rezepten dann nur das anrechnen, was verbraucht wird. Du musst aber das Ganze kaufen.


Quoteetiennelantier

Vom Bürgergeld sind 34,8% für Speis und Trank vorgesehen. Das gibt bei Erwachsenen 6,54 Euro pro Tag, Kinder von 8-13 sollen von 4,56 Euro ernährt werden. ...


Quoteorigami1965

...was daran pauschalisierend sein soll, wenn ich schreibe, man kann auch Leitungswasser statt Zuckerplörre weiss ich ja nicht ... also neuer Versuch....

Ich sehe bei uns im Supermarkt, dass viele kistenweise Softgetränke und Flaschenwasser (in Plastikflaschen!) rausschleppen, obwohl nachgewiesen Leitungswasser gesünder ist als Plastikflasche, und billiger ist es auch.

Viele Nahrungsmittel sind unnötig, angefangen bei Chips bis hin zu Fertigpizza, und wenn man mittags die Schüler sieht was die so im Edeka kaufen .... also ein belegtes Brot mit einem Apfel ist garantiert billiger und gesünder.

Fleischlose oder -arme Ernährung ist erheblich billiger als fleischlastige Kost, mit einem Spitzkohleintopf bekomme ich für weniger als 5€ mehr als 4 Leute satt.

Wenn ich zusammenrechne, was ich für Nahrungsmittel ausgebe, davon viel Bio, komme ich mit dem Bürgergeldsatz zurecht - aber halt ohne Fleisch, Alk oder Zigaretten.


QuoteEmil Galotti

Die Kostenexplosion im lebensmittelbereich der letzten Jahre trifft jede verträgliche Haushaltskasse schon erheblich, zumal das Anschwellen der Preise noch im vollen Gange ist.

Dennoch wir konstant an der Mär gearbeitet, dass man sich als "armer" Mensch nicht gesund ernähren kann, weil Obst und Gemüse unerschwinglich sind, und die Tüte Chips voller Salze, Fette und Nitrate in Säuglingsgröße als Ersatz herhalten muss, genauso wie extrem überzuckerte Brause in de 2- Liter- Flasche, und die Zwei Kilo- Packung "Pommes" aus der Tiefkühltruhe.

Im Netz findet man sicherlich problemlos etliche Studien, die einen detaillierten Zusammenhang zwischen Bildung, Ernährung und Übergewicht, und entsprechenden Krankheitsbildern.

Leider ist der ganze Themenbereich "Fehlernährung" zu einem politischen Spielball geworden, staatliche Alimentierung entlässt den Empfänger zunehmend aus der Eigenverantwortung für sich und seine Kinder, elementares Grundverhalten, wie eine halbwegs gesunde Verköstigung eigenständig bewältigen zu können.

Aber warum sollte "Essen" aus eine Ausnahme bilden im allgemeinen Trend der Verrohung der Sitten, und der zunehmenden Bildungsferne?


Quotematlock_freeway

wenn ich mich hier in den kommentaren umschaue, dann sind in die armen einfach zu doof, günstig einzukaufen und vernünftig zu kochen. das zeugt von tiefstem unverständnis von gesellschaft, wie sie funktioniert und wie tief klassismus in diesen köpfen verankert ist. was für eine selbstherrlichkeit.


Quoteorigami1965

Nicht zu doof, aber vielfach zu uninformiert und ja - auch zu faul. Sehe ich auch bei mir .... einen frischen Salat machen dauert 10 Minuten, aber oftmals wird es dann doch Convenience Food weil selbst dazu zu faul....


QuoteAnna Blume 1886

Da haben Sie einerseits Recht. Aber Armut ist lnicht nur Mangel an Geld. Sondern sehr komplex. Sie ist die ständige Beschäftigung mit Mangel, das Fehlen von Bewegungsfreiheit, das Hsngeln von Tag zu Tag, das sich Extras nicht leisten können und Ausgeschlossensein von teuren Vergnügen, die andere sich problemlos leisten können, soziale Isolation. Die Kommentare hier kommen zustande, weil Armut daran festgemacht wird, daß es keinen Zugang zu gesundem Essen geben soll. Das gerade trifft aber einfach nicht zu.


QuoteR3g3nwolk3

Ja, der Lebensmittel-Einkauf ist deutlich teurer geworden, auch bei den unverarbeiteten Grundnahrungsmitteln und Hausmarken.

Ich kaufe inzwischen noch preisbewusster als früher. Hilfreich finde ich Apps, die wöchentlich über Sonderangebote informieren. Da kann man z.B. bestimmte Lebensmittel als Favoriten kennzeichnen. Und so manches lässt sich dann zu einem halbwegs akzeptablen Preis 'auf Vorrat' kaufen. Und auch bei frischem Obst und Gemüse kann man die Angebote nutzen.

Hat in gewisser Weise auch einen 'sportlichen' Aspekt...


QuoteGraz_Hart

Seltsame Statist. Interessanter wäre doch, wieviele Eltern kaufen ungesunde Lebensmittel obwohl sie genug Geld haben. Gesunde Ernährung ist in erster Linie keine Geldfrage.


QuoteJupatja

Ich bin erstaunt über die etwas rechthaberischen Kommentare bezüglich dessen, wie einfach es eigentlich sei, auch mit wenig Geld sich und die Kinder gesund zu ernähren. Ich unterstütze arme Familien und stelle fest, dass Armut nicht lediglich eine Geldfrage ist. Die Familien, die ich begleite haben häufig große seelische Nöte, das bedeutet, dass der Antrieb, sich um eine eigene, gute Versorgung zu kümmern, häufig gar nicht gegeben ist. Abgesehen davon haben wir in unserem Team einmal durchgerechnet, dass frisches Gemüse und Obst insgesamt teurer ist, als TK Kost und fertig zubereitete Pizza oder Lasagne vom Discounter. Ich stelle mir gerade vor, wie es den Familien geht, wenn ich mit erhobenen Zeigefinger ihnen erkläre, wie falsch sie eigentlich alles machen mit ihrer Ernährung. Ich denke, mit einer derartigen Haltung würde ich sie sich noch kleiner und schlechter fühlen lassen, als es ihnen sowieso schon geht.


QuoteKlavalli

Jupatja... Danke für diesen Kommentar. Ich musste lange danach suchen. Ich verstehe diese Überheblichkeit nicht.

Ich bin nicht bildungsfern, habe einen Universitätsabschluss und trotzdem reicht das Geld nicht mehr, da ich aufgrund der Betreuungszeiten nur halbtags arbeiten kann. Wir schaffen es gerade so, noch gesund zu kochen. Aber das wars dann auch. Es bleibt nichts mehr hängen. Die Belastung ist enorm, wenn man sich ständig Sorgen um Geld machen muss.

Und es ist nunmal einfach teurer gesund zu kochen. Es kann mir keiner was anderes erzählen. Außer natürlich man isst nichts anderes mehr als Kartoffeleintopf...


QuoteHH60

Das es für zu viele Menschen in Deutschland finanziell knapper wird konnte man in den letzten Tagen immer wieder lesen. Hier die Eltern, dort 20% der Rentner, die Alleinerziehenden und die Niedriglöhner auch.

Die gestiegenen Lebenshaltungskosten und Mieten, die fortwährend steigenden Steuern, Sozialbeiträge, Abgaben, Umlagen und Entgelte hinterlassen ihre Spur. Da kommt keine Rentenerhöhung, Erhöhung des Kindergeldes oder Rentenanpassung mit.

Wann hört der Staat endlich auf Bürgern und auch Unternehmen dermaßen in die Tasche zu greifen? Der Staat nimmt sich mittlerweile jeden zweiten EUR des BIP und das ist eindeutig zu viel. Gleichzeitig zahlt er überwiegend Wohlhabenden Förderungen für Wärmepumpen, tw. BEV, fördert teure Dienstwagen, läßt große Erbschaften weitgehend steuerfrei, fördert alles und nichts, unterstützt eine absolut ineffiziente, schlecht aufgesetzte Energiewende und merkt nicht das es mit dem Micromanagement so auf Dauer nicht funktioniert. Immer mehr Arme, Armutsgefährdete, Arbeitslose und eine bestenfalls stagnierende Wirtschaft sprechen eine andere Sprache.


Quoteverschwommen

Manchmal kann man nur erahnen, was sich hier für Menschen "herumtreiben" und wie weit diese von der Lebensrealität anderer Menschen entfernt sind. Da kommen dann recht abgehobene Tipps aus der "bubble".

Wer schonmal über einen längeren Zeitraum finanzielle / existenzielle Sorgen hatte, kann wahrscheinlich bestätigen, dass ein gesunder Lifestyle sehr viel wahrscheinlicher ist, wenn die Grundbedürfnisse erfüllt sind, und man sich keine Gedanken darum machen muss, ob alles bezahlt werden kann.

Dinge wie Bio-Lebensmittel sind bei existenziellen Sorgen absolut nachrangig. Das gesteigerte Risiko für psychische Erkrankungen bei Dauerbelastungen dieser Art sorgt auch nicht gerade dafür, dass man einen gesunden Lifestyle aufrecht erhalten kann. "Einfach mit Rauchen aufhören, dann ist auch genug Geld für Bio-Lebensmittel da" - Grrrrr.


QuoteIchkannnichtanders

1000 Herzen ♥️ von mir für diesen feinen Beitrag! Mir ist bei manchen Kommentaren die Sprache abhanden gekommen. So viel Arroganz....

Danke das Die für mich die richtigen Worte gefunden haben!


QuoteHildeGuard

Meiner Analyse nach ist es möglich sich gesund zu ernähren, ohne dafür viel Geld ausgeben zu müssen. Allerdings braucht es dafür dann ein klein wenig mehr Zeit. Mit Wasser statt Softdrinks, Brot (ggf. vom Vortag) statt Kleingebäck (von heute), Saisongemüse und -obst (also dann zubereiten und essen wenn es günstig ist) und hin und wieder Fleischkonsum, Eier, Milch, Joghurt etc. kann man erstaunlich preiswert, gesund und lecker über die Runden kommen. Das Rohprodukt ist oft günstiger als das verarbeitete Produkt und sehr wahrscheinlich gesünder. Das ist mal die Basis.

Und alles darüber hinaus kann man sich selbstverständlich gönnen.

Das eigentliche Problem ist nicht das Geld, sondern die Zeit der Zubereitung und die Anstrengung im Laden nicht den einfachen und vermeintlich attraktiven Weg zu gehen und das ,,falsche" Produkt zu kaufen.


QuoteSevro au Barca

@verschwommen:

    Da kommen dann recht abgehobene Tipps aus der "bubble".

Mich erinnert das an die "Ratschläge", die ich hin und wieder bekomme bzgl. wie mistig die Bahn ist... von Leuten, die eher ein Taxi nehmen würden als in selbige zu steigen.


...

Textaris(txt*bot)

#1726
Quote[...] Tipps der Fondsexperten zum EM-Spiel Deutschland gegen England - Melanie Kühlborn-Ebach ist seit 2017 für LMM Investment Controlling tätig. Als Geschäftsführerin verantwortet sie das Geschäft in Deutschland.

Henning Lindhoff: Schauen Sie sich das Spiel an?

Melanie Kühlborn-Ebach: Natürlich, Deutschland gegen England ist ein Klassiker. Zudem hat Wembley eine fast magische Ausstrahlung.

Henning Lindhoff: Wer wird gewinnen und warum?

Melanie Kühlborn-Ebach: Deutschland. Die Mannschaft lebt nach wie vor von dem Mythos der Turniermannschaft, die in den entscheidenden Spielen punktet. [England – Deutschland 2:0]

Henning Lindhoff: Wer wird Europameister?

Melanie Kühlborn-Ebach: Frankreich [Europameister wurde die italienische Nationalmannschaft]

Henning Lindhoff: Und wer sollte Europameister werden?

Melanie Kühlborn-Ebach: Dänemark. Sie haben die Herzen aller Fans gewonnen.

Henning Lindhoff: Was war Ihr größtes Fußballerlebnis?

Melanie Kühlborn-Ebach: Public Viewing beim Sommermärchen in Deutschland. Eine tolle Atmosphäre mit Gänsehaut.


Aus: "Tipps der Fondsexperten zum EM-Spiel Deutschland gegen England" Henning Lindhoff (29.06.2021)
Quelle: https://www.dasinvestment.com/tipps-der-fondsexperten-zum-em-spiel-deutschland-gegen-england/?page=5

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Quote[...] Ein milliardenschweres Vermögen zu erarbeiten ist schwer, es zu behalten noch schwerer; Reichtum über mehrere Familiengenerationen zu behalten ist fast unmöglich. Doch genau dieses Kunststück will die Focam AG schaffen: Unter der Führung von Christian Freiherr von Bechtolsheim berät sie Familien, die ihr Geld wirklich langfristig vermehren wollen.



Kevin David Lehmann, Erbe der Drogeriekette DM, wurde vor Kurzem mit 18 Jahren der jüngste Milliardär der Welt. 3,3 Milliarden US-$ sind die Anteile wert, die ihm sein Vater Günther Lehmann vermachte. Lehmann ist nur ein Beispiel für einen anhaltenden Trend im deutschsprachigen Raum: Die Babyboomer-Generation, die das deutsche Wirtschaftswunder schuf, zieht sich altersbedingt aus dem aktiven Wirtschaftsleben zurück – und hinterlässt ihren Erben dabei gigantische Summen.

Doch diese werden nicht immer vermehrt: Laut der US-amerikanischen Vermögensberatung Williams Group verlieren wohlhabende Familien in der zweiten Generation rund 70 % ihres Vermögens, bei der Generation der Enkelkinder sind die Mittel im Schnitt zu 90 % aufgebraucht. Genau dieses Szenario wollen die Erblasser unter allen Umständen verhindern – nicht zuletzt deshalb wuchs die Zahl der Familienvermögensverwalter in Deutschland von null im Jahr 1992 auf über 400 im Jahr 2020. Gemessen an der Bevölkerungsgröße ist aber ein Nachbar führend: die Schweiz. Mit rund 400 Family Offices zählt das deutlich kleinere Land genauso viele wie Deutschland. Europaweit gehen Schätzungen von rund 4.000 solcher Family Offices aus.

Auch die Frankfurter Focam AG widmet sich dem Thema: Als Multi-Family-Office betreut Focam bei der Vermögensverwaltung nicht nur eine vermögende Familie, sondern gleich mehrere. Die Eintrittsschwelle ist hoch: Potenzielle Kunden können erst mit einem Vermögen von über 30 Millionen € einsteigen. Heute verwaltet Christian Freiherr von Bechtolsheim von einem klassizistischen Stadthaus in Frankfurt mit Blick auf den Main aus mit seinen 20 Mitarbeitern das Vermögen von 44 reichen Familien. Die Assets under Management betragen rund zwei Milliarden €, der eigene Umsatz beträgt zwischen sieben und neun Millionen €. Bechtolsheims Familie und einer gemeinnützigen Stiftung gehören je knapp über 30 % des Betriebs.

Freiherr von Bechtolsheim, der Leiter von Focam, weiß genau, wo die Schwierigkeiten in besagtem Themenfeld liegen, denn seine Familie hat am eigenen Leib erfahren, was es heißt, wenn man sein Vermögen verliert. Obwohl Adelsname und -herkunft anderes erwarten lassen: Bechtolsheim musste sich sein Unternehmen selbst aufbauen: ,,Mein Vater kehrte aus dem Krieg zurück, das Familienvermögen war im Wesentlichen weg. Als Aristokraten, die damit groß geworden waren, man müsse sich um das Wirtschaften nicht kümmern, sah es für meine Familie und mich nach dem Krieg finanziell dann ganz anders aus. Ich musste mir ein bürgerliches Erwerbsleben aufbauen", schildert Bechtolsheim. Der wirtschaftliche Aufstieg gelang über Bildung – Bechtolsheims Familie sandte ihn im letzten Jahr vor seinem Abschluss auf eine Privatschule, bei der man ,,aufs Abitur hingeprügelt wird, wenn man vorher zu nichts getaugt hat". Eigentlich hätte Bechtolsheim nach seinem Abitur gerne Philosophie oder Kunstgeschichte studiert, doch die Familie intervenierte. Bechtolsheim: ,,Ich sollte ,etwas Gescheites' lernen, etwas, das mir den Broterwerb sichert." Also studierte der heutige Unternehmer auf der Ludwig-Maximilians-Universität München Betriebswirtschaft. Er wusste nach seinem Abschluss 1987 jedoch immer noch nicht so recht, welchen Weg er einschlagen sollte. Bechtolsheim bewarb sich daraufhin bei der deutschen Matuschka Group, dem damals größten Vermögensverwalter Europas. Prestige und die Hoffnung auf eine gute Karriere waren ausschlaggebend für den Schritt.

Seitdem kam Bechtolsheim aus der Tätigkeit der Vermögensverwaltung nicht mehr heraus. Er übernahm leitende Funktionen bei der Hypo Vereinsbank, der Dresdner Bank und war von 1996 bis 2000 Direktor der Vermögensverwaltungstochter des damaligen DG-Bank-Konzerns. Gleichwohl veränderte sich die Bankenwelt, in der Bechtolsheim aufstieg, in eine für ihn unangenehme Richtung. ,,Als Finanzprodukte wie Tupperware-Schüsseln verkauft wurden, weil es angeblich der internationale Wettbewerb erforderte, begann ein Umdenken. Banker wurden zu Verkaufsmaschinen", so Bechtolsheim. Also richtete er sich neu aus. Zwei Freunde, ein Assetmanager aus Frankreich und Andreas Jacobs – der Erbe eines milliardenschweren Kaffeeimperiums –, rieten Bechtolsheim, etwas Eigenes zu starten. Sie gaben ihm die nötigen Finanzmittel, im Jahr 2000 öffnete Focam seine Pforten.

Bechtolsheim erkannte eine Umkehr im Verhalten der Familienunternehmer: Statt das erarbeitete Kapital von einer Bank verwalten zu lassen, entscheiden sich reiche Familien zunehmend für Family Offices, die nur eine überschaubare Anzahl an Kunden haben. Dabei sind die Ansätze unterschiedlich: Die einen kennen sich auf den Kapitalmärkten aus, andere sind Experten im Bereich der Steuerberatung. Focam kommt aus der Kapitalmarktecke, der Betrieb deckt als Anlageformen Immobilien, Private-Equity-Fonds sowie Forstwirtschaft ab. Insbesondere zu Letzterem gebe es nur wenig Expertise, so Bechtolsheim. Zu seiner Investmentstrategie sagt der Vermögensverwalter, sie beruhe im Wesentlichen auf Kapitalerhalt sowie strategischen und manchmal opportunistischen Möglichkeiten am Markt. Coronabedingt setzte er einen stärkeren Fokus auf Wachstumsunternehmen und im Falle von Zinserhöhungen auf Zykliker – Unternehmen am Aktienmarkt, die eine wellenförmige Nachfrage ihrer Produkte erleben.

Über seine Kunden kann Bechtolsheim nur so viel sagen: Sie sind sehr divers. Vom strenggläubigen Katholiken bis zum Grünwähler sei alles dabei. Über Details wird in der Branche geschwiegen, was sich auch auf andere Bereiche auswirkt. So trifft Bechtolsheim potenzielle Focam-Mitarbeiter bis zu 20 Mal, bevor er sie einstellt. Die richtigen Mitarbeiter sind in diesem Feld essenziell, denn das Unternehmen wird auch in kritischen Momenten aktiv: Bei einem Kunden trat einmal ein unerwarteter Todesfall ein, woraufhin Bechtolsheim die Testamentsvollstreckung und die dazugehörige Abgabe der Erbschaftssteuer übernehmen musste.

Als nächsten Schritt peilt Bechtolsheim Direktbeteiligungen an Unternehmen an, denn viele der Familien besitzen bereits Aktien, Anleihen und Immobilien, würden jedoch gerne wieder Unternehmensanteile an Mittelständlern halten. Sein eigenes Geschäft läuft gut. Wenn Bechtolsheim ein großes Problem hervorheben müsste, das Vermögen verschwinden lässt, nennt er Dynamiken und Streitigkeiten in der Familie – Liebesentzug und Eifersucht. Diese führen dann zu Konflikten und daraufhin zur Auflösung der Vermögen. Bechtolsheims Kunden vertrauen darauf, dass er sie vor einem solchen Schicksal bewahrt.


Aus: "Leadership: SCHATZMEISTER DER FAMILIEN" Muamer Bećirović (6. Juni 2021)
Quelle: https://www.forbes.at/artikel/schatzmeister-der-familien

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Quote[...] Finanzexpertin Melanie Kühlborn-Ebach wechselt zur Frankfurter Vermögensverwaltung Focam. Dort übernimmt sie eine Führungsposition und leitet ab sofort das Family Office. Anfang des Jahres hatte es einige Abgänge bei dem Frankfurter Unternehmen gegeben.

Die Frankfurter Vermögensverwaltung Focam hat Melanie Kühlborn-Ebach als neue Leiterin für ihr Family Office berufen. Ihre neuen Aufgaben übernimmt sie ab sofort, sie soll die Geschäfte führen und das Unternehmen weiterentwickeln, wie das ,,private banking magazin" berichtet.

Das Unternehmen reagiert damit auf einige Abgänge zu Beginn des Jahres. So verließen unter anderem die beiden Vorstände Michael Jänsch und Alexander Eimermacher das Unternehmen und heuerten bei Finvia an.

Focam wird von den beiden Vorständen Christian Freiherr von Bechtolsheim und Andreas Rhein geführt. Das Family Office wurde 1999 gegründet. Ein Kernteam von etwa 25 Mitarbeitenden verwaltet nach eigenen Angaben aktuell ein Vermögen von rund 2,5 Milliarden Euro.

Die Finanzexpertin Melanie Kühlborn-Ebach arbeitet seit mehr als 15 Jahren in der Finanzbranche. Ihre Karriere startete bei der Zurich-Gruppe in Deutschland, bevor sie für Henderson Global Investors tätig war. Zuletzt arbeitete sie für das Liechtensteiner Unternehmen LMM Investment Controlling und war dort Geschäftsführerin der deutschen Niederlassung in Frankfurt.


Aus: "Melanie Kühlborn-Ebach wechselt zu Focam" Robin Müller (16. August 2024)
Quelle: https://www.top-magazin-frankfurt.de/leute-aktuell/melanie-kuehlborn-ebach-focam-family-office/

Textaris(txt*bot)

Quote[...] In Deutschland ist der Anteil der Niedriglohnjobs in den vergangenen zehn Jahren deutlich zurückgegangen. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Demnach verdienten 2024 noch 16 Prozent der Beschäftigten weniger als 13,79 Euro brutto pro Stunde. Zum Zeitpunkt der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 arbeiteten etwa 7,6 Millionen Menschen im Niedriglohnsektor – das entsprach jedem fünften Beschäftigten.

Seitdem ist die Zahl bis 2024 um 1,3 Millionen gesunken. Besonders stark war der Rückgang in Ostdeutschland: Dort halbierte sich der Anteil innerhalb von zehn Jahren von 35 auf 18 Prozent.

Die Einkommensschere in Deutschland ist zugleich leicht verringert worden. Im April 2014 verdienten die obersten zehn Prozent der Lohnskala das 3,48-Fache des Einkommens von Geringverdienenden. Im vergangenen Jahr sank dieser Faktor auf das Dreifache.

Zum Niedriglohnsektor zählen alle Arbeitsverhältnisse, bei denen der Verdienst unter zwei Dritteln des mittleren Bruttostundenlohns liegt. Auszubildende werden in der Statistik nicht berücksichtigt. Für die Analyse wertete das Statistische Bundesamt die Löhne von 58.000 Betrieben aus.


Aus: "Zahl der Niedriglohnjobs in Deutschland sinkt stark" (6. Februar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2025-02/jobs-deutschland-arbeit-niedriglohn-mindestlohn-ostdeutschland

QuoteKing Tut der zweite

Der Mindestlohn wirkt - das ist gut. Die damaligen Warner und Mahner wollten wohl doch nur die Gewinne der Reichen vergrößern.


QuoteNeinDochOhh

Die Info ist nutzlos ohne zu wissen was die Leute jetzt machen? Besser bezahlte Jobs? Arbeitslos? Schwarz arbeiten? Rente?


QuoteKörky

Letztes Jahr wurde die in absoluten Zahlen historisch höchste Beschäftigung gemeldet. Also voraussichtlich arbeiten. ...


QuoteFheingheist

Okay, also aktuell 18% im Niedriglohnsektor im Osten. Wie ist das denn im Westen? Der Artikel nennt ja leider nur den gesamtdeutschen Durchschnitt und den Wert im Osten.
Dazu dieselbe Aufgliederung noch zur Arbeitslosenquote. Allein diese beiden Werte und die Sicht auf die Unterschiede in Ost und West können m.E. durchaus die Stärke gewisser politischer Strömungen teilweise erklären.


QuoteTeDe1

Parallel zum Rückgang des Niedriglohnsektors in Ostdeutschland stieg die AfD Zustimmung in ungeahnte Höhen, von wegen die Abgehängten und von den Migranten Ausgebeuteten.



Quotepantheo

Ja, ja - Statistik.

Löhne müssen immer ins Verhältnis zu Preisen gesetzt werden. Sonst sagen Löhne gar nichts aus. In Deutschland natürlich besonders zu Mietpreis- und Lebensmittelpreisentwicklung. Was hier leider nicht geschieht. Und jeder weiss ja, was hier in den letzten Jahren passiert ist.

Das führt also dazu, dass durch leichte Lohnanhebungen Arbeitnehmer aus dem Niedriglohn herausfallen (was ja in Deutschland nur noch der Bereich zwischen 12,82€/h (Mindestlohn) und 13,79€/h (Niedriglohngrenze) sein kann) - der Arbeitnehmer sich aber dennoch weniger leisten kann.

Und wieviele schlicht ihre Jobs verloren haben und nun ALGI o. ALGII erhalten, sagt diese Statistik auch nicht.


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Textaris(txt*bot)

#1728
Quote[...] Martin Kind ist noch immer Geschäftsführer des Hörgerätespezialisten Kind, obwohl sein Sohn alle Entscheidungen trifft. Im Interview spricht er über deutsche Leistungsbereitschaft, eigene Fehler und darüber, wie er seinem Sohn noch helfen kann. ... Formal sind Martin Kind und sein Sohn Alexander gleichberechtigte Geschäftsführer des Hörgerätespezialisten Kind aus dem niedersächsischen Großburgwedel. Obwohl die Entscheidungsgewalt längst beim Nachwuchs liegt, tritt der 80-Jährige nach wie vor meinungsstark auf.

Jannik Deters: Herr Kind, Oliver Blume, Chef des Volkswagen-Konzern, hat kürzlich in der WirtschaftsWoche gesagt, wir bräuchten ,,in diesem Land wieder mehr Hunger auf Erfolg". Stimmen Sie zu?

Martin Kind: Uneingeschränkt. Meine Wahrnehmung ist: Deutschland war und ist eine erfolgreiche Volkswirtschaft. Wohlstand scheint aber ab einem gewissen Zeitpunkt eine kontraproduktive Wirkung zu haben, die zur Abnahme von Leistungsbereitschaft führt.

Jannik Deters: Woran machen Sie das fest?

Martin Kind: Es ist sehr viel schwieriger geworden, Mitarbeiter von Veränderung zu überzeugen. Da muss man sehr viel Überzeugungskraft leisten. Aber allen muss klar sein: Es wird nicht immer so weitergehen, dafür hat sich die Welt zu stark verändert. Wir haben in der digitalen Transformation deutliche Probleme. Wir müssen uns diesen veränderten Rahmenbedingungen stellen und offen für Veränderungen sein – schnell.

Jannik Deters: Sie haben kürzlich gesagt: ,,Wenn wir irgendwas entwickeln, dann von Montag bis Freitag, wenn es gut geht, acht Stunden, und das war's dann. Die Chinesen arbeiten aber im Drei-Schicht-Betrieb, 24 Stunden, sieben Tage." Sollte das wirklich das Ziel sein?

Martin Kind: Das habe ich natürlich etwas zugespitzt. Aber viele Wettbewerber sind hungriger, erkennen ihre Chancen und ihre Leistungsstärke. Diesen Wettbewerb müssen wir wieder annehmen. Dafür brauchen wir qualifizierte – und motivierte – Mitarbeiter. Nur: Freude an der Arbeit zu vermitteln, das geht nicht par ordre du mufti. Wir sind in vielem zu reguliert, und das nimmt vielen die Eigenverantwortung und Kreativität.

Jannik Deters: Aber, um bei der Schelte von Konzernchefs wie Blume zu bleiben: Macht er es sich nicht zu leicht? Haben sich große Teile etwa der Autoindustrie ihre Misere nicht selbst zuzuschreiben?

Martin Kind: Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Die Manager kann man da nicht rausnehmen. Ob sie die Entwicklung immer realistisch eingeschätzt haben? Da kann man Fragezeichen setzen, bei Volkswagen ist das offensichtlich nicht der Fall. Die Vorstände sind Führungskräfte, die sich selber hinterfragen müssen. Man muss den Mut haben, Entscheidungen zu treffen – und den Mut zur Korrektur.

Jannik Deters: Welche Fehler haben Sie als Geschäftsführer gemacht?

Martin Kind: Nie so gravierende, eher banale wie beim Ladenbau: Wir hätten unsere Filialen früher einheitlich gestalten sollen, damit die Materialien und die Arbeitsabläufe überall gleich sind und die Mitarbeiter alles wiederfinden, wenn sie mal den Standort wechseln. Vor sechs Jahren haben wir es dann geschafft, einen Mitarbeiter genau dafür aus Düsseldorf in die Weltstadt Großburgwedel zu holen. Mittlerweile haben wir 150 Läden vereinheitlicht.

Jannik Deters: Das kann nicht ihr einziger Fehler gewesen sein.

Martin Kind: Wir haben in der IT Lehrgeld gezahlt. In der Entwicklung von Hörgeräten können Sie sich keine Fehler mehr leisten, weil die Kosten extrem hoch sind. Jede Entscheidung kostet viel Geld und muss deswegen sitzen.

Jannik Deters: Sie und Ihr Sohn sind gleichberechtigte Geschäftsführer des Hörgeräteunternehmens. Das Tagesgeschäft leitet er aber längst alleine. Sie haben mal gesagt, ihr Sohn mache einen besseren Job. Inwiefern?

Martin Kind: Er hat die sehr viel qualifiziertere Ausbildung, liebt die Arbeit und die Verantwortung. Er ist konsequenter und strukturierter.

Jannik Deters: Das geht nicht jedem Patriarchen so über die Lippen.

Martin Kind: Ich bin stolz, wenn es einer besser macht als ich. Von der Folgegeneration erwarte ich das aber auch. Mein Sohn hat mit Summa cum laude promoviert und anfangs an der Uni gelehrt. Ich dachte, er geht zu Siemens oder Daimler. Aber er wollte bewusst in das mittelständische Familienunternehmen. Er ist nicht hier, weil er mein Sohn ist. Er überzeugt mit Wissen und Führungskompetenz.

Jannik Deters: Wofür braucht er Sie noch?

Martin Kind: Als Coach. Ich bin sein Berater, aber mit klaren Spielregeln. Ich lasse mir jeden Morgen alle Zahlen geben. Das ist wie Frischblutzufuhr für mich. Ich sage meine Meinung, gebe Empfehlungen, aber die Entscheidung, die mein Sohn trifft, verkaufe ich eins zu eins nach außen. Das ist ganz entscheidend.

Jannik Deters: Sie sind auch als Investor tätig, haben sich insgesamt an knapp 20 Unternehmen und Start-ups beteiligt. Waren diese Investitionen erfolgreich?

Martin Kind: Einige waren erfolgreich, einige laufen noch und einige waren ein deutlicher Misserfolg. Einige haben uns aber auch überrascht, bei denen wir skeptisch waren und uns sehr kritisch die Frage gestellt haben, ob man das Risiko eingehen kann.

Jannik Deters: Welche Beteiligungen sind gescheitert?

Martin Kind: In einem Extrembeispiel im Konsumgüterbereich lag es an der schlechten Gesellschafterstruktur und der Inkompetenz des Managements. Das hat sich in einen Wettbewerbsmarkt begeben, in dem wir nie hätten Anteile gewinnen können. Das war nur von Hoffnung geprägt.

Jannik Deters: Was haben Sie falsch gemacht bei Ihren Investitionsentscheidungen?

Martin Kind: Ich hatte keine Strategie. Wir haben auf Angebote reagiert, die wir bekamen. Das war falsch. Man muss die Mitarbeiter, die Infrastruktur, die Wettbewerber und den Markt sehr genau analysieren. Und ich würde mich nie mehr mit weniger als 25,1 Prozent beteiligen. Eine Anteilsmehrheit ist natürlich eine große Verantwortung, aber die 25,1 Prozent brauchen Sie, um Kapitalerhöhungen durchzubekommen und bei Satzungsänderungen ein Votum einlegen können.

Jannik Deters: Wonach wählen Sie heute aus?

Martin Kind: Es fasziniert mich, wenn junge Leute den Mut haben, sich selbstständig zu machen. Ich sehe es als meine Aufgabe, solche Aktivitäten zu fördern. Andererseits sollten viele, die den Mut haben, doch vorsichtiger sein. Manche haben sehr qualifiziertes Wissen in einem Thema, aber in wirtschaftlichen Fragen keine Ahnung. Wenn mir jemand erzählt, er will im zweiten Jahr Millionengewinne ausweisen, bin ich sehr vorsichtig. In zwei oder drei Fällen hat sich das bestätigt: Da war die Träumerei zu groß.

Jannik Deters: Herr Kind, in zwei Wochen ist Bundestagswahl. Welche Partei wählen Sie?

Martin Kind: Demokratische Parteien. Das will ich ganz deutlich sagen. Mich treibt vor allem Europa um. Ich erwarte Politiker, die geopolitisch, aber auch wirtschaftlich neue Ideen haben. Wir müssen uns deutlich verändern, um mitzuspielen im Konzert der Großen. Sonst sagen uns die Amerikaner, Russen und Chinesen, was wir zu tun haben. So wie jetzt haben wir keine Zukunft. Europa ist so vielsprachig. Eine ganz banale Idee: Warum führen wir nicht Englisch als gemeinsame Sprache ein, und die Kinder wachsen zweisprachig auf?


Aus: "Unternehmer Martin Kind: ,,Wohlstand scheint ab einem gewissen Zeitpunkt eine kontraproduktive Wirkung zu haben"" Jannik Deters (08.02.2025)
Quelle: https://www.wiwo.de/erfolg/management/unternehmer-martin-kind-wohlstand-scheint-ab-einem-gewissen-zeitpunkt-eine-kontraproduktive-wirkung-zu-haben/30199310.html

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Quote[...] Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hat sich für eine längere Wochenarbeitszeit ausgesprochen. "Es wäre gut, wenn wir uns wieder bei mehr Beschäftigten in Richtung 40 Stunden bewegen", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Die wöchentliche Arbeitszeit betrug 2023 nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Durchschnitt 34,3 Stunden.

"Wenn wir uns darüber freuen, dass wir im Moment 46 Millionen Erwerbstätige haben, dann müssen wir auch darüber reden, dass diese 46 Millionen nicht wesentlich mehr arbeiten als die Deutschen vor etwa 20 Jahren", sagte Dulger. Damals habe es weniger Beschäftigte und Einwohner gegeben. 

"Der Erfolg einer Volkswirtschaft misst sich immer noch an ihrem Output. Und wenn es uns mit mehr Beschäftigten gelungen ist, genauso viel fertig zu kriegen wie vor 20 Jahren, dann haben wir nicht viel gekonnt", sagte Dulger.

Deutschland brauche eine Steigerung der Effizienz, forderte der Arbeitgeberpräsident. Dazu brauche es auch mehr Ganztagsschulen und Kitas – "dann können die gut ausgebildeten Menschen mit jungen Kindern, die gern mehr arbeiten wollen, auch wieder mehr arbeiten".

Dulger forderte auch Anreize für Mehrarbeit sowie steuerliche Entlastungen. "Arbeit muss sich wieder lohnen, und es muss auch wieder mehr Netto vom Brutto geben."


Aus: "Arbeitgeberpräsident fordert längere Wochenarbeitszeit" (9. Februar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2025-02/rainer-dulger-wochenarbeitszeit-verlaengerung-forderung

Quoteshore

Diese Forderung seitens der AG ist doch immer die Gleiche. Die Leute sollen bis zum Umfallen arbeiten, am besten keine Lohnerhöhung fordern und mit 75 in Rente gehen. Zum Wohle der Aktionäre.


Quotebenediktwelfens

Wahlkampfhilfe für die Linke! Warum eigentlich nicht?


QuoteNoch_eine_Meinung_mehr

Was habe ich es satt: immer schneller, weiter, mehr. Seit den 1950ern hat sich die Produktivität vervierfacht, die Gehälter sich aber nur verdoppelt (Quelle: https://www.epi.org/productivity-pay-gap/)

Der Mensch ist nunmal keine Maschine, deren Drehzahl man unbegrenzt hochschrauben kann. Wenn man sich die Veränderung des Gini Koeffizienten anschaut (Quelle: https://data.worldbank.org/indicator/SI.POV.GINI?locations=DE) Frage ich mich auch: für wen soll ich produktiver werden? Seit knapp 50 Jahren warten wir schon darauf, dass der trickle down Effekt einsetzt.

Die Wirtschaft soll dem Menschen dienen und nicht umgedreht.


QuoteHerzRasen

Also, wenn Manager, Arbeitgeberpräsidenten, ja, auch manche Politiker von längeren Wochenarbeitszeiten oder einem späteren Renteneintritt reden, dann frage ich mich schon, ob es nicht endlich Zeit wird, die Arbeit mal komplett niederzulegen. Es kann nicht mehr angehen, dass immer der kleine Mann für die Misswirtschaft verantwortlich gemacht wird. Gerne bin ich bereit, länger zu arbeiten, oder später in Rente zu gehen. Aber nur bei doppeltem Gehalt und einer Rente, die dem letzten Einkommen entspricht. Es kann einfach nicht angehen, dass die Bahn - angeblich - 4.800 Manager beschäftigt, und so ein miserables Ergebnis abliefert. Oder uns Menschen, die lediglich ihr Geld für sich arbeiten lassen, noch mehr aus uns rauspressen möchten. Ich sehe es ja vielleicht noch ein, wenn ein Firmenchef das 3 oder 4 fache von einem normalen Arbeiter / Angestellten verdient - aber das 50 oder 100 fache?? Und nein, das Argument zieht auch nicht, dass ja die Verantwortung soooo groß ist, das sehen wir regelmäßig immer dann, wenn ein Skandal aufgedeckt wird, VW, Scheuer usw. Mit dem Privatvermögen muss dann ja nicht gehaftet werden.....


QuoteMeinungsWeise

Von vorn bis hinten eine Unverschämtheit und was fast noch schlimmer ist: Uns alle für völlig verblödet zu halten.

1. Effizienz: Seit den 1970er Jahren ist die Effizienz, auch Produktivität genannt, stärker gestiegen als die Realeinkommen.
Wenn man also etwas fordern könnte, dann eher die Erhöhung der Realeinkommen.
2. Verkauft z. B. die deutsche Autoindustrie auch nur ein (an den Käuferinteressen vorbei entwickeltes) Fahrzeug mehr, wenn die Sachbearbeiter länger am Schreibtisch sitzen?
Die Arbeiter in den Fabriken können ja nicht gemeint sein. Die wollen sie ja sogar zu Abertausenden rausschmeißen und Werke schließen.
3. 50% aller Überstunden sind unbezahlt!

Ich könnte noch locker ein Dutzend weitere Punkte aufzählen, beschränke mich aber auf: Wie gierig noch?


QuoteUniKrebsforscher

Die Wirtschaft ist alles. Konsum ist Pflicht. Menschen leben ja ewig. Der Planet ist unwichtig. Am besten so viel schuften, dass man mit 65-67 umkippt. Spart Rente. I love Kapitalism.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Unter den Luxus-Casinos von Las Vegas erstreckt sich ein Hunderte Kilometer umfassendes Tunnelsystem. Im Dunkeln leben hier Obdachlose.  ...

Fast 8.000 Menschen sind in Clark County, wo Las Vegas liegt, wohnungslos. 20 Prozent Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Die tatsächliche Anzahl in Las Vegas wird höher geschätzt, da Menschen, die im vergangenen Jahr vielfach von Zwangsräumungen betroffen waren, erst später erfasst werden. Im ganzen Land sind mehr als 771.000 Menschen ohne festen Wohnsitz, 18 Prozent mehr als 2023. Es ist eine von Amerikas größten Krisen. Bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper, gleichzeitig werden Gesetze gegen obdachlose Menschen weiter verschärft. 
Der mehrheitlich konservativ besetzte Supreme Court hat entschieden, dass es eine Straftat sein kann, wenn man auf öffentlichem Grund schläft, also etwa in städtischen Parks. Wer in Las Vegas auf der Straße lebt, darf nicht vor privaten oder kommerziellen Gebäuden wie Casinos schlafen oder länger sitzen. Wer dagegen verstößt, dem droht nach einer Verwarnung eine Verhaftung. Der Glanz und die Unbeschwertheit der "Sin City" sollen nicht gestört werden. 660.000 Menschen leben in Las Vegas, mehr als 41 Millionen Touristen kommen jedes Jahr, feiern Junggesellenabschiede, heiraten in einer der Hunderten Kapellen, besuchen Konzerte, verzocken ihr Geld in den Casinos, die rund um die Uhr taghell erleuchtet sind. Ein kleines Mineralwasser kostet im Caesars Palace 7,99 Dollar.   

Offiziell erlaubt ist weder Campen noch Wohnen in den Tunneln. Sie wurden gebaut, damit das Wasser von seltenen, aber dann oft starken Regenfällen oder von Schneeschmelzen der nahen Spring Mountains abfließen kann. Freedom sagt, dass die Polizei sie meist in Ruhe lässt. Selten, zu großen Events, bei denen auch die Anschlagsgefahr steigt, werden die Tunnel geräumt. Silvester ist so ein Moment. Oder der Super Bowl, das Finale der NFL und Sportereignis des Jahres in den USA. Ansonsten gilt für die Menschen, die vor den Casinos nur die Geschäfte stören würden: aus den Augen, aus dem Sinn. Durch ihren Rückzug in die Tunnel haben sich Freedom und die anderen für Behörden, Hotelbesitzer und auch die Touristen angenehm unsichtbar gemacht. 

... Freedom ging einst aus dem Mittleren Westen mit großen Hoffnungen auf Reisen. "Ich habe gelebt mit zwei Jobs, um irgendwie klarzukommen, und es ging mir miserabel", sagt sie. Nie wieder wollte sie irgendwo festsitzen, deswegen ging es nach der Scheidung los, ohne die Kinder, ohne Verpflichtungen. Auf dem Weg jobbte Freedom, bis sie in Las Vegas ankam und aus der Hoffnung eine Abwärtsspirale wurde. "Nicht jeder im Leben gewinnt", sagt sie. "Aber ich muss mein Leben deswegen nicht hassen. Es ist nicht furchtbar. Aber es ist auch nicht toll."  Zu ihren Kindern hat Freedom noch ab und zu Kontakt. Sie habe sie zu guten Bürgern erzogen, sagt Freedom mit Stolz. Aber nicht, um sich mit einer drogenabhängigen Frau auf der Straße abzugeben. Mit ihr. Dann drängt es Freedom, loszuziehen. Zu viel Stillstand hält sie nicht gut aus. Sie läuft viel durch die Stadt, durch die glitzernde Scheinwelt, ist immer in Bewegung. Bis sie in die Dunkelheit der Tunnel zurückkehrt. 


Aus: "Sie lebt in den Tunneln von Las Vegas" Aus einer Reportage von Rieke Havertz, Las Vegas (10. Februar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2025-02/obdachlosigkeit-usa-las-vegas-tunnel


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Commerzbank will bis Ende des Jahres 2027 etwa 3.900 Vollzeitstellen abbauen. Der Großteil der Jobs, 3.300 Stellen, falle in Deutschland weg, teilte der Dax-Konzern in Frankfurt mit. Von dem Abbau in Deutschland sind nach Angaben der Bank vor allem die Zentrale sowie weitere Standorte in Frankfurt am Main betroffen, dort insbesondere Stabsfunktionen und das Backoffice. Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp will zudem die Komplexität von Prozessen weiter reduzieren und die Bank effizienter aufstellen. Darüber hinaus setzt sich das Unternehmen ambitionierte Finanzziele.

Derzeit zählt Deutschlands zweitgrößte Privatkundenbank in ihrem Heimatmarkt etwa 20.000 Vollzeitkräfte. "Um diesen Transformationsprozess sozialverträglich zu gestalten, setzt die Commerzbank vor allem auf den demografischen Wandel und die natürliche Fluktuation", hieß es von der Commerzbank. Mit den Arbeitnehmervertretungen seien bereits Eckpunkte für ein Altersteilzeit-Programm vereinbart, das noch im laufenden Jahr greifen soll.

Weil zugleich in anderen Konzernbereichen – etwa bei der polnischen mBank und an Standorten in Asien – neue Stellen geschaffen werden sollen, werde der Personalbestand im Commerzbank-Konzern weitgehend konstant bei 36.700 Vollzeitkräften weltweit bleiben.

Der Abbau erfolgt vor dem Hintergrund des Übernahmeringens mit der italienischen UniCredit. Die Commerzbank steht unter Druck, seit die UniCredit im Herbst den Teilausstieg des Bundes genutzt hat, um selbst bei der Commerzbank einzusteigen. 

Inzwischen kontrolliert die Mailänder Großbank gut 28 Prozent der Anteile des Dax-Konzerns, davon rund 9,5 Prozent direkt über Aktien und rund 18,6 Prozent über Finanzinstrumente. UniCredit-Chef Andrea Orcel wirbt für eine komplette Übernahme der Commerzbank, hat dafür aber bisher kein öffentliches Angebot gemacht. Erst ab einem Anteil von 30 Prozent wäre die UniCredit gesetzlich verpflichtet, den Commerzbank-Aktionären ein Übernahmeangebot vorzulegen.

Management und Betriebsrat der Commerzbank wehren sich gegen das aus ihrer Sicht "feindliche" Vorgehen der Mailänder Großbank. Widerstand kommt auch aus der deutschen Politik. Der Bund, der die Bank in der Finanzkrise um 2008 und 2009 mit Steuermilliarden gerettet hatte, hält noch gut zwölf Prozent der Anteile.

In den kommenden Jahren will die Commerzbank zudem ihre Gewinne deutlich steigern. Nach knapp 2,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr soll der Überschuss bis 2028 auf 4,2 Milliarden Euro steigen. Im laufenden Jahr dürfte der Gewinn jedoch auf 2,4 Milliarden Euro sinken, weil der Stellenabbau zunächst einmal Geld kostet: Die Bank rechnet dafür im laufenden Jahr mit rund 700 Millionen Euro Kosten.

Den Anteilseignern stellt der Vorstand unterdessen hohe Gewinnausschüttungen in Aussicht. So will die Commerzbank für 2025 mehr als 100 Prozent ihres Überschusses an die Aktionäre auszahlen. Die Zinsen für eigenkapitalähnliche Anleihen werden vorher abgezogen.


Aus: "Commerzbank streicht Tausende Stellen" (13. Februar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2025-02/commerzbank-streicht-tausende-stellen

QuoteTeetrinker123

Da macht ein Konzern fast drei Milliarden Gewinn und entlässt dann knapp 10% des Personals um den Aktionären mehr auszahlen zu können. Alles daran scheint falsch zu sein. Gerade die CDU spricht doch immer von Erleichterungen für Konzerne, denn nur wenn es denen gut geht, geht es auch der Bevölkerung gut. Wie viel Gewinn muss denn ein Konzern dann machen, damit es auch bei den Mitarbeitern ankommt?


QuoteNemo99

Hat die Aktie schon nen Sprung nach oben gemacht?


QuoteSenfwasser

Den meisten hier scheint nicht klar zu sein, um welche Art von Stellen es sich da handelt. Das sind keine Broker mit sechsstelligen Jahresgehältern. Das sind kleine Tarifangestellte, die ganz normale Bürojobs machen und durchschnittliche Gehälter bekommen.

Ich kann die Häme hier nicht so ganz nachvollziehen.


QuoteDarth Nihilus

Niemand wird entlassen, es wird einige goldene Fallschirme geben und einige Menschen werden sich freuen, dass sie 2-3 Jahre früher in den Ruhestand kommen.


Quoteležák

Antwort auf @Darth Nihilus

"Niemand wird entlassen, es wird einige goldene Fallschirme geben und einige Menschen werden sich freuen, dass sie 2-3 Jahre früher in den Ruhestand kommen."

2-3 Jahre passt nicht. Eine Freundin von uns wurde vor 2 Jahren von der Commerzbank in den Vorruhestand verabschiedet - im zarten Alter von 53 Jahren (und nicht nur mit 48% vom letzten Netto)!


QuoteDarth Nihilus

Antwort auf @ležák

Ich bezog mich auf die Ankündigung der Sozialveträglichkeit und die ebenfalls erwähnten Mittel der Frühpensionierung. Dort werden Miatarbeitenden ab 58 oder 60 entsprechende Angebote unterbreitet werden. Das ist normaler Bestandteil solcher Programme.


QuoteOzeanriese
vor 2 Stunden
Antwort auf @Darth Nihilus

Zumindest kündigt die Commerzbank das so an. Keine betriebsbedingten Kündigungen, sondern Vorruhestand und normale Fluktuation. Für gewöhnlich fällt so ein Vorruhestand gerade bei Banken und Großkonzernen recht großzügig aus. Den bezahlt am Ende wer?

Im Gegenzug sollen bei der polnischen mBank neue Stellen aufgebaut werden. Es scheint doch so, daß die Commerzbank hier keinen Stellenabbau betreibt, sondern eine Kostenoptimierung, um gegen eine Übernahme der Uni Credit besser gewappnet zu sein.

Bei einer Übernahme durch die Uni Credit hätte es durch Synergien auch einen Stellenabbau gegeben, nur wäre der real gewesen.

Ich kann durchaus das Interesse der deutschen Wirtschaft verstehen, das Kreditgeschäft im eigenen Land zu belassen. Nur bezahlen das jetzt alle Kunden, nicht nur die Geschäftskunden. Und vermutlich auch dadurch, in dem das Filialnetz ausgedünnt wird, und die Anzahl der Mitarbeiter mit direktem Kundenkontakt sinkt.


Quotemarinada

Gut. Banker sind eine űberbewertete Spezies. Wir haben jetzt AI. Stattdessen bräuchten wir Handwerker!


Quotepsyc

Bei vielen Kommentaren, erkennt man wer auf ZON unterwegs ist.
Neid und Missgunst ist eine ganze schlimme Krankheit.


QuoteKaltmamsell

Der Neid der Besitzlosen :-)


QuoteArminSchimmerFan

Neid, Missgunst und Ahnungslosigkeit. Hier geht ja Käthe von der Empfangstheke, nicht Reiner vom Rapid Agile Investment Consulting.


QuoteBahnBlogger

Aufgrund des Fachkräftemangels sind das erfreuliche Nachrichten. Direkt Umschulungen zur Pflegefachkraft planen!


QuoteJens0815

Was für die gut ausgebildeten Banker sicher ein Kinderspiel sein wird.


QuoteJens0815

Man kann ja nur hoffen, dass die Banken noch mehr Personal entlassen. Irgendwo muss man sich auch sehen können, wozu KI fähig ist. Und Pflegepersonal wird überall händeringend gesucht.


QuoteSirup von Fraeser

Wenn ich lese, dass 3000 Arbeitsstellen gestrichen werden und dann die teilweise hämisch feixenden Kommentare in diesem Forum lese, bekomme ich einen schlimmen Brechreiz.

Ich frage mich wirklich, welche Kabel falsch angeschlossen sein müssen, um sich daran zu erfreuen, dass andere Menschen ihren Job verlieren.

Und abgesehen von persönlichen Schicksalen sind das halt mittelfristig auch 3000 Steuerzahler weniger. Aber wen juckt es schon, nicht wahr?

Befremdlich.


QuoteGökböru

Ich sag ihnen woran das liegt: Die Finanzleute aus Frankfurt, die dem Rest des Landes immer erzählen, dass der Markt reguliert, sehen jetzt wie der Markt reguliert.

Die 4000 Menschen können aber in der Krankenpflege anfangen, Ausbildungsplätze gibt es in Frankfurt genug.

Da verdient man vielleicht nicht soviel wie als Abteilungsleiter bei der Commerzbank, aber die Arbeiten natürlich auch viel weniger, und viel weniger hart sowieso, da ist das gerechtfertigt.

BTW: denen sollte man die Pflege Ausbildung anbieten und bei Ablehnung 3 Monate Leistung kürzen. Das sind doch immer die klassischen fdp und cxu Forderungen.

Grüße von einem Krankenpfleger.


QuoteSendialing

Ein junger Mann blufft Kassiererinnen gern an, wenn sie Fehler gemacht haben. Einfach, weil er sich gern besser fühlt als andere. Er hat auch Angst vor Menschen mit Selbstreflexion, die sind in seinen Augen alle linksradikal und brutal.
Der Typ ist fest integriert in die Commerzbank. Samt Freundeskreis. realtalk! Scheint zu laufen bei denen. /Ironie

Jeder entscheidet, wo er arbeiten will und muss die Konsequenzen tragen.


QuoteFranz9

Persönlich muß ich mit 61 in den Ruhestand aufgrund Sozialplan und Personalabbau in einem Großkonzern.

Offen gesagt, Mitleid muss man nicht haben. Wie bei VW und andere Konzernen.

Klar, wenn ich bis 67 gearbeitet hätte, wäre etwas mehr rausgenommen.
Aber mit 61 in Vorruhestand und bis 67 quasi 70 % des Bruttogehalts ist doch ein Wort.
Leid tun mir Menschen, die einen solchen goldenen Handschlag nicht bekommen!


QuoteRidikolaus

Spannend wird ob der lokale Kokainmarkt in frankfurt preislich auf die fehlende Kaufkraft reagieren wird.


QuoteAuchUns

Die Commerzbank, bei der ich in der Hotline jedes Mal 30 Minuten hänge bevor wer ran geht und deren App alle paar Tage streikt?


QuoteBeyondHorizon

Als ich in den 1980er-Jahren eine Banklehre machte, war dies ein ehrbarer Beruf. Damals ging es tatsächlich noch darum, den persönlich bekannten Kunden zu beraten im Hinblick auf eine lange, für beide Seiten zufriedenstellende Zusammenarbeit.

Dann kam die Idee auf, möglichst Kosten zu sparen ( Dienstleistungen nicht mehr von einem Menschen, sondern per Kundenterminal, später von zu Hause aus) sowie "Zielvorgaben", d.h. bestimmte Verträge mussten in vorgegebener Anzahl abgeschlossen werden, egal ob die Kundenstruktur vor Ort das nun hergab oder nicht.

Wen wundert es, dass von da ab die Qualität der Beratung steil bergab ging und dafür der Druck auf die verbleibenden Mitarbeitenden stetig erhöht wurde?

Läuft wie immer: erst werden qualifizierte Mitarbeiter entlassen (Kostenersparnis) und gleichzeitig die Preise erhöht, dadurch sinken Qualität und Zufriedenheit der Kunden, das führt wiederum zu Abwanderung von Kunden, was dann zu weiteren Entlassungen und Preiserhöhungen führt... bis der Laden ruiniert ist und schließt.


QuoteAvatarbild von Sevro au Barca
Sevro au Barca

bzgl. Häme etc.: Ich erinnere mich gut, wie hier viele die Lokführer sonst wohin schicken wollten, wg. Streiks.

Und im Vergleich dazu handelt es sich bei Banken (neben bspw. Marketing) um eine absolute BS-Branche - die niemand wirklich braucht, und potentiell sogar noch allen schadet.

Ich vermute daher, dass die "Häme" weniger auf die einzelnen Mitarbeiter münzt, sondern eher auf die Branche an sich.


...

Textaris(txt*bot)

#1731
Quote[...] Die steigenden Mieten sind ein Problem für Millionen Menschen. Doch die Parteien der Mitte ignorieren das Thema.

... Besonders hart trifft die Wohnungskrise Menschen mit geringen und mittleren Einkommen: Alleinerziehende und Rentner, Busfahrer und Polizisten, Verkäuferinnen, Erzieherinnen, Pflegekräfte. Weil der Staat den sozialen Wohnungsbau jahrzehntelang vernachlässigt hat und der Markt vor allem die oberen Einkommensschichten mit neuem Wohnraum versorgt, ist das Angebot an günstigen Wohnungen gesunken. Die Nachfrage hingegen steigt, etwa wegen der wachsenden Altersarmut und des Zuzuges von Asylbewerbern. "Wohnen entwickelt sich mehr und mehr zum Armutstreiber", warnte kürzlich der Paritätische Wohlfahrtsverband.

... Die hohen Wohnkosten schaden nicht nur den Mieterinnen und Mietern, sondern auch der Volkswirtschaft. Unternehmensverbände warnen, dass es in Städten mit hohen Mieten immer schwieriger sei, neue Mitarbeiter oder Azubis anzuwerben. Ähnliches gilt für Studierende. Laut dem arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft reicht der Betrag, der im Bafög-Höchstsatz fürs Wohnen veranschlagt wird, nur noch in zwei deutschen Uni-Städten aus, um mit den Mieten mitzuhalten: in Chemnitz und in Magdeburg. In den anderen untersuchten Städten lagen die Mietpreise teils deutlich über dem veranschlagten Budget. Gut möglich also, dass an Spitzenunis wie in München oder Heidelberg längst nicht mehr die Klügsten studieren, sondern die mit den reicheren Eltern.

Die Wohnungskrise hat das Land im Griff. Doch von den Parteien der Mitte wird sie ignoriert. Sie wird verharmlost, verdrängt, vergessen. Erst vor Kurzem wieder, im Deutschen Bundestag.

Es war Ende Januar, die letzte Sitzungswoche vor der Bundestagswahl. Die Abgeordneten kamen zusammen, um über ein paar noch ausstehende Gesetze abzustimmen, über Vorhaben, die seit dem Bruch der Ampelkoalition in der Schwebe hingen und für die auch ohne die Stimmen der FDP eine Mehrheit möglich schien. Eines dieser Vorhaben betraf die Mietpreisbremse. Die wurde einst eingeführt, um zu verhindern, dass eine Wohnung nach einem Mieterwechsel übermäßig teuer wird. Die Mietpreisbremse ist kein besonders scharfes Instrument, sie bietet zahlreiche Schlupflöcher und wird von vielen Seiten zu Recht kritisiert. Aber sie ist aus Sicht der Mieter besser als nichts. Und weil sie Ende 2025 ausläuft, sollte sie nun verlängert werden. So zumindest hatten es Abgeordnete der Grünen und der SPD angekündigt.

Die FDP, die sämtliche Mietrechtsverschärfungen schon vor dem Ende der Ampelregierung notorisch blockiert hatte, fiel als Unterstützerin aus. Doch mit ein paar Stimmen aus der Union hätte es für eine Mehrheit womöglich gereicht. Der Berliner Bürgermeister und CDU-Politiker Kai Wegner hatte sich bereits öffentlich für eine Verlängerung der Mietpreisbremse ausgesprochen, auch einige Unionsabgeordnete signalisierten Unterstützung. Es sah gut aus für die Mieter. Doch dann kam alles anders. Dann kam Friedrich Merz mit seinem Entschließungsantrag zur Migrationspolitik. Dann kam die gemeinsame Abstimmung mit der AfD. Dann gab es tagelang kein anderes Thema mehr. Die Mietpreisbremse hatte es nicht mal mehr auf die Tagesordnung geschafft.

Von den ohnehin schon wenig beherzten Mietrechtsreformen, auf die sich die Ampelparteien einmal geeinigt hatten, wurde am Ende keine einzige umgesetzt. Nicht einmal die Mietpreisbremse, das löchrigste aller Instrumente zur Eindämmung der steigenden Wohnkosten, hat die scheidende Regierung verlängert bekommen. Auf die Wohnungskrise, die "größte soziale Frage unserer Zeit" (O-Ton Olaf Scholz während des Wahlkampfs 2021) haben der Kanzler und seine Koalitionspartner in dreieinhalb Jahren Regierungszeit keine Antwort gefunden.

...


Aus: "Wer zur Miete wohnt, hat wohl einfach Pech gehabt" Aus einer Analyse von Caterina Lobenstein (17. Februar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-02/wohnungsbau-politik-wohnungsnot-parteien/komplettansicht

QuoteSnowcrystal

Ich erlebe es hier im Umfeld bei Freunden und Verwandten auch, dass die Mieten in den letzten Jahren teils drastisch gestiegen sind, und wir wohnen in einer kleinen Stadt.

Ich verstehe nur die Gründe dafür nicht zur Gänze. Was genau lässt die Mieten jetzt so exorbitant steigen?


QuoteBremen1998

"Gut möglich also, dass an Spitzenunis wie in München oder Heidelberg längst nicht mehr die Klügsten studieren, sondern die mit den reicheren Eltern."

So kurz davor das Problem zu erkennen, wir sind keine Leistungsgesellschaft, sondern es geht nur darum ob du Kohle hast.


QuoteDingoEurope

In München, Heidelberg und Tübingen studieren schon längst Kinder reicher Eltern, und nicht die klügsten.
Das was hier als Vermutung geäußert wird ist doch schon lange Realität.


QuoteNeki

Sorry, aber die Kinder REICHER Eltern studieren in London, Oxbridge oder Harvard.


QuoteKarlaK

Ich stimme jedem Wort zu. Nach meiner neulich eingetrudelten Heizkostenabrechnung (Fernwärme) inklusive einer Nachzahlung von mehreren hundert Euro und einer Erhöhung des Abschlags um satte 88% habe ich es nun aufgegeben meine geliebte Wohnung halten zu wollen. Ich schaue mich nun wieder nach Wohnungen um und muss auch andere Wohnformen in Betracht ziehen. In meinem geliebten Stadtteil werde ich nicht bleiben können, was mich sehr schmerzt. Die Indexmiete, Fernwärme, Erhöhung der Wohnnebenkosten sind für mich nicht länger tragbar. Bittere Realität für so viele Menschen und eine politische Ignoranz, die ihresgleichen sucht. ...


QuoteBeenThereDoneThat

Wenn ich schätzen müsste wieviel Politiker Vermieter sind oder inderekt in Immobilienfonds ivestiert sind, würde ich auf mindestens 30% tippen.


QuoteNoneStupidOldWhiteMan

Viel überraschender als das Desinteresse am Thema seitens der Politik, ist das offensichtliche Desinteresse der so betroffenen Bürger und das sind zig Millionen. Sie alle eint, sie wählen Parteien, die ihre wirklich existeniellen Probleme nicht nur nicht lösen, sondern schlicht nicht einmal zum Thema machen.

Wie blöd sind die?


QuoteSepp1848

Die Mietpreise sind die größte scharfe ungezündete Bombe auf der die Politik sitzt. Das Dach über dem Kopf kommt bei Maslow gleich nach dem Essen und Trinken. Das zu ignorieren ist politisch so gefährlich wie es nur geht. Leute wählen im Zweifelsfall alles und jeden wenn sie Angst bekommen kein Dach mehr über dem Kopf zu haben. Ich gebe mal zu Bedenken das Trump gewählt wurde weil den Amerikanern die Lebensmittelpreise (auch Maslow) zu hoch waren.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das Armutsrisiko in Deutschland sinkt – und der Niedriglohnsektor ist sehr viel kleiner geworden. Das ist das überraschende Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) kurz vor der Bundestagswahl, bei der die Bürgerinnen und Bürger auch über die Frage abstimmen werden, welche Wirtschafts- und Sozialpolitik künftig Deutschland bestimmen wird.

Das DIW hatte für die Studie ausgewertet, wie sich die Bruttostundenlöhne aller Beschäftigten seit 1995 entwickelt haben. In die Untersuchung flossen alle Daten bis 2022 ein. Es wurde also auch die extrem hohe Inflation nach Beginn des Angriffskriegs durch Russland auf die Ukraine berücksichtigt.

Zurückgegriffen wurde dafür auf Daten des Statistisches Bundesamts und des Sozio-oekonomischen Panels. Sie zeigen, dass sich die Löhne und der Arbeitsmarkt insgesamt positiv entwickelt haben. Im Schnitt legten die Löhne der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer trotz der zuletzt hohen Inflation real um rund 18 Prozent zu; rein rechnerisch ist das ein realer Lohnanstieg von immerhin 0,6 Prozent pro Jahr. In dem Zeitraum von 27 Jahren zwischen 1995 und 2022 hat es also für alle Einkommensgruppen ein stetiges Wachstum an Wohlstand gegeben. So weit, so normal in einer gesunden Wirtschaft.

Überraschend ist, wie stark die positive Entwicklung für die untersten Lohngruppen war. Vor allem Menschen mit sehr geringen Löhnen haben kräftig aufgeholt – obwohl diese ärmste Gruppe über einen sehr langen Zeitraum starke Reallohnverluste hinnehmen musste. In der Zeit zwischen 1995 und 2012 nämlich sanken zunächst die Bruttostundenlöhne aller Einkommensgruppen, im Schnitt um drei Prozent. Diese Jahre waren geprägt von den Folgen der Wiedervereinigung, dem Umbau der ostdeutschen Wirtschaft, hoher Arbeitslosigkeit und Lohnzurückhaltung bei den Gewerkschaften.

Für die Menschen im Niedriglohnsektor waren die Einschnitte besonders heftig. In dem Jahrzehnt zwischen 1995 und 2005 kam es hier zu realen Lohnverlusten von mehr als 25 Prozent. In dieser Zeit war für viele ein Minijob die einzige Möglichkeit, erwerbstätig zu sein. Damals nahm auch der schlecht bezahlte Dienstleistungsbereich zu. Callcenter boomten, in denen die Mitarbeitenden unter oft prekären Bedingungen zu miesen Löhnen telefonierten. Friseurinnen und Friseure schnitten den Menschen zu Stundenlöhnen die Haare, die kaum zum Überleben reichten.

Auch die Beschäftigten in der Gebäudereinigung, Gastronomie und im Einzelhandel, vor allem in Supermärkten, gehörten zu den am schlechtesten bezahlten Erwerbstätigen, ebenso wie Menschen in der Pflege. Laut DIW-Forscher Markus M. Grabka, der die Studie erstellt hat, spielte auch eine wichtige Rolle, dass damals viele öffentliche Unternehmen wie etwa kommunale Krankenhäuser privatisiert wurden. Die Mitarbeitenden erhielten Verträge zu schlechteren Bedingungen mit oft hohen Lohneinbußen.   

In dieser Zeit regierte eine schwarz-gelbe Koalition unter Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), gefolgt von der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder (SPD), die mit der Politik der Agenda-Reformen letztlich für einen stabilen Arbeitsmarkt sorgte. Davon profitierte nach 2005 die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel, die bis auf die Jahre zwischen 2009 und 2013, in denen sie mit der FDP koalierte, immer gemeinsam mit der SPD regierte.

Seit ihrer Regierungsbeteiligung ab dem Jahr 2013 setzte sich die SPD wieder stärker für ihre eigentliche Kernklientel ein – die Arbeiterinnen und Arbeiter, auch jene im Niedriglohnsektor. Der Wirtschaft ging es in dem goldenen Jahrzehnt bis zum Beginn der Coronapandemie blendend, der Arbeitsmarkt in Deutschland brummte – die Gewerkschaften setzten auf eine andere Lohnpolitik und forderten vor allem höhere Zuwächse für die unteren Einkommensgruppen. Das alles führte dazu, dass die bis 2013 stark auseinandergedrifteten Einkommensgruppen sich wieder annäherten, wie die DIW-Studie zeigt. Vor allem die Menschen mit sehr geringen Löhnen hatten in den Jahren ab 2013 überdurchschnittlich hohe Zuwächse.

2015 wurde der Mindestlohn eingeführt, der einen echten Wandel für die bis dahin stark zunehmende Ungleichheit in der Lohnentwicklung brachte. Insgesamt stiegen die Bruttolöhne zwischen 2013 und 2021 real um 19 Prozent, der Niedriglohnsektor schrumpfte erheblich. Er war zwischen 1996 und 2007 stark gewachsen, in der Spitze war damals fast jeder vierte Beschäftigte im Niedriglohnbereich tätig. 2022 zählten 18,5 Prozent der Erwerbstätigen dazu, der Niedriglohnbereich hatte damit fast wieder das Niveau des Jahres 1996 erreicht; (damals waren 16 Prozent der Beschäftigten zu sehr niedrigen Löhnen erwerbstätig.) Besonders positiv war die Entwicklung in Ostdeutschland, wo 2007 in der Spitze 38 Prozent der Beschäftigten im Niedriglohnsektor tätig waren. Heute sind es keine 24 Prozent – ein Rückgang also von 14 Prozent.

Doch zuletzt hat sich die Lage wieder verschlechtert: 2022 kam es durch die sehr hohe Inflation seit über zehn Jahren erstmals wieder zu realen Lohnverlusten, die jedoch für Menschen mit geringen Löhnen weniger stark waren. Das liegt auch daran, dass Gewerkschaften vor allem für die unteren Einkommen höhere Zuwächse als bei den höheren Einkommensgruppen fordern, wie etwa aktuell in der Tarifrunde für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst.

Und so stellen die DIW-Ökonomen fest, dass das Haushaltsnettoeinkommen der Menschen in Deutschland inflationsbereinigt im Schnitt um 35 Prozent seit 1995 gestiegen ist – die Menschen konnten also ihren Wohlstand vermehren. Das hat positive Folgen für das Armutsrisiko: Auch wenn viele Menschen meinen, heute sei es wieder schneller möglich, sozial abzusteigen, sind tatsächlich viel weniger Haushalte von Armut bedroht als früher. Spürbar sind die Verbesserungen für Alleinerziehende, die besonders oft von Armut bedroht sind: Bundesweit sank ihr Armutsrisiko seit 2010 um 4,3 Prozent. Es ist aber weiterhin sehr hoch: 2018 waren 37 Prozent der Haushalte von Alleinerziehenden von Armut bedroht, 2022 waren es 31 Prozent.

Als von Armut gefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens zur Verfügung hat. Der Wert lag im Jahr 2021 für eine alleinstehende Person bei 1.388 Euro pro Monat. Viele Jahre lang war fast jeder vierte Mensch in Ostdeutschland arm. Seit 2018 ist diese Zahl aber gesunken. Heute sind rund 18 Prozent der Ostdeutschen von Armut bedroht, im Westen sind es keine 15 Prozent.

"Politische Maßnahmen wie die wiederholte Anhebung des Mindestlohns und familienpolitische Reformen wie die Erhöhung des Kinderzuschlags, Änderungen beim Unterhaltsvorschuss oder die Anhebung des steuerlichen Entlastungsbeitrags für Alleinerziehende haben das Armutsrisiko gesenkt", sagt der Ökonomen Grabka. Und seine Studie liefert noch eine weitere Erkenntnis. Auch wenn 2022 mit den sehr hohen Energiekosten, den stark gestiegenen Lebensmittelpreisen und generell der Inflation die Löhne gesunken sind, so war davon gerade nicht die unterste Lohngruppe betroffen. Vor allem der Niedriglohnsektor in Ostdeutschland werde weiterhin kleiner. Allerdings stagnieren die Löhne mittlerweile, auch bei den Menschen, die nur Mindestlohn bekommen.   

Will man hier weiterhin eine steigende Entwicklung, müsste der Mindestlohn ein weiteres Mal überproportional angehoben werden. Das fordern SPD, Grüne und Linke. Alle drei Parteien sind für eine Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro. Die Union, die FDP und die AfD lehnen dies ab. DIW-Forscher Grabka sieht einen anderen Ansatzpunkt, der mit mehr Parteien möglich sein könnte: bei den Kindern und Jugendlichen ansetzen.

Dazu gehört etwa, dass in der Sozialpolitik dafür gesorgt werden muss, dass alle Familien, die Anspruch auf Wohngeld oder Kinderzuschlag haben, auf diesen Anspruch auch hingewiesen werden und die Leistungen unbürokratischer erhalten – ein Vorhaben, das etwa die gescheiterte Kindergrundsicherung erreichen sollte. Und Jugendliche sollten stärker in den Blick der Familien-, Bildungs- und Sozialpolitik rücken. Denn der Anteil der Jugendlichen, die ohne einen Schulabschluss die Schule verlassen, ist zuletzt gewachsen. "Ohne qualifizierten Bildungsabschluss sind Armutskarrieren sehr wahrscheinlich. Gezielte Bildungsausgaben, die zum Beispiel über höhere Steuern auf Vermögen finanziert werden könnten, sind auch aus diesem Grund dringend erforderlich", sagt Grabka.


Aus: "Armutsrisiko: Wohlstand für alle, tatsächlich" Eine Analyse von Tina Groll (18. Februar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-02/armutsrisiko-gesunken-alleinerziehende-ostdeutschland-diw-studie/komplettansicht

QuoteDarius Mamots

Studie vom DIW. Aufgehört zu lesen.


Quotepalmzweig

Sachen, die nicht in mein Weltbild passen oder mir nicht gefallen, cancle ich auch immer. Dann lebt es sich entspannter.


QuoteRhombentriakontaeder

An sich eine gute Idee.

Aber wenn vom DIW mal etwas kommt, was das komplette Gegenteil dessen aussagt, was sie sonst verlautbaren lassen, lohnt es sich dann doch mal, es zu lesen. Das Geschlingere in der ersten Hälfte finde ich richtig unterhaltsam : ,,wie bekommen wir es bloß hin, jetzt unsere üblichen Aussagen mit einer Untersuchung in Einklang zu bringen, die das genaue Gegenteil zeigt?"
Aber Respekt, dass sie es trotzdem veröffentlicht haben.


QuoteKlaus Klinner

Ein Beispiel, dass es den Menschen hierzulande gut geht: Als ich heute Morgen nach dem Nachtdienst beim Bäcker für mein Frühstück stand, war vor mir eine alte Dame, die 2 Brötchen kaufen wollte. Sie war unsicher und wählte dann 1 Brötchen mit Kürbiskernen und ein Roggenbrötchen. Die Verkäuferin verlangte dafür 2,07 Euro. ,,Das ist mir zu teuer, das kann ich nicht." Ich sah sie dann in den Supermarkt nebenan gehen, da sind Backwaren noch bezahlbar.


QuoteWGB

Die Definition von ,,Armut" wird von Kreisen vorgenommen, die zumindest zur oberen Mittelschicht gehören.

Die Macher solcher Studien haben in der Regel keinen Zugang, keine eigene Erfahrung mit der Lebenswelt und den Alltagskämpfen der sogenannten ,,Armutsgefährdeten" (sie sind nicht gefährdet, sie sind arm).

...


QuoteSchekomira

Wenn nun selbst angeblich linksliberale Medienblätter wie die Zeit anekdotische Berichte über die Wirksamkeit der Trickle-Down Theorie schreiben, dann weiß man, das man im Springer-Berthelsmann-Albrecht-Klatten-Quandt bestimmten Oligarchie-Deutschland der "Familienunternehmen", die rein zufällig alle während der Nazizeit dank kostenloser Zwangsarbeiter groß und mächtig wurden, ist.


Quotewww.zeit.de

... In den letzten vier Jahren sind die Lebensmittelpreise um 30 Prozent gestiegen. Tafeln nehmen keine Neukunden mehr an, wegen Überlastung. Alles andere ist auch teurer geworden. Ich persönlich kenne Menschen die am 20 tatsächlich keinen Cent mehr haben. Und dann gibt es da Politiker die meinen das Bürgergeld sei zu hoch. Denen wünsche ich sechs Monate so leben zu müssen.

2015 wurde der Mindestlohn eingeführt, der einen echten Wandel für die bis dahin stark zunehmende Ungleichheit in der Lohnentwicklung brachte.

Der dennoch wesentlich höher sein müsste. Aber dennoch fit das er da ist. Vorher war es im Niedriglohnsektor die reinste Ausbeute.


Quoteetiennelantier

Also arm sind sie nicht die Armen, es gibt ja Wohngeld und Kinderzuschlag und Tafeln und Pfandflaschen und wenn die Eigenbedarfskündigung kommt, dann gibt es ja noch Wärmebusse, die Decken verteilen.

Jetzt fehlt der Artikel, daß Armut nur gefühlte Armut ist, denn in der Steinzeit und im Senegal sind Flachbildfernseher viel teurer und die Wohnungen, die die Leute sich nicht leisten können haben da kein W-Lan und es braucht den Verweis, daß auch Promis sich arm fühlen können, wenn man ihnen die Yacht wegnimmt. ...


QuoteSeinadler

Was für ein dummer Artikel. Inflation bei Lebensmitteln, Energie und Mieten übersteigen den Einkommenszuwachs der weniger gut verdienenden. Nicht nur in den letzten Jahren, wie hier behauptet wird. ...


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Für Sachsen-Anhalts politisches Spitzen-Personal gibt es bei den Dienstwagen keine Preisgrenze mehr. Begründet wird das damit, dass es zuletzt Probleme gab, überhaupt noch Wagen für Minister und Staatssekretäre zu finden. Grenzen gibt es lediglich noch für gewisse Fahrzeugtypen.

... Beim Kauf und Leasing von Dienstwagen für Sachsen-Anhalts Minister und Staatssekretäre gibt es keine Preisgrenze mehr. Das bestätigte das Finanzministerium MDR SACHSEN-ANHALT. Demnach wurden geltende Obergrenzen im Jahr 2024 wegen einer "herausfordernden Lage bei der Beschaffung entsprechender Fahrzeuge" abgeschafft, wie es hieß.



Der Landesrechnungshof kritisiert diese Praxis. In einem Schreiben der Behörde an MDR SACHSEN-ANHALT heißt es: "Vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage und zur Sicherstellung einer wirtschaftlichen und sparsamen Verwendung der Haushaltsmittel des Landes hält der Landesrechnungshof die Festlegung einer Kaufpreis-Höchstgrenze auch für personengebundene Kraftfahrzeuge von Ministern und Staatssekretären für erforderlich."

Derzeit gibt es in Sachsen-Anhalt aber nur Obergrenzen für Fahrzeugtypen. Minister dürfen Pkws der Oberklasse fahren. Darunter fallen laut Kraftfahrzeugbundesamt Marken wie Audi A8, Bentley, Porsche und Maserati. Staatssekretäre, ihnen gleichgestellte Sonderbeauftragte und auch der Präsident des Landesverfassungsgerichts dürfen den Angaben nach Dienstwagen der "Oberen Mittelklasse" fahren. Dazu zählten Audi Q4, BMW X1 und Alfa Romeo Tonale.



Kristin Heiß, die für die Partei "Die Linke" im Finanzausschuss des Landtages sitzt, kritisiert den Wegfall der Preisgrenzen für solche Dienstwagen. "Jeder hat Verständnis, wenn ein Minister oder ein Staatssekretär ein repräsentatives Auto fährt", sagte sie MDR SACHSEN-ANHALT. "Aber es muss eine Preisgrenze nach oben geben, das wäre angemessen."

Heiß kritisiert in diesem Zusammenhang den Präsidenten der Landesstraßenbaubehörde. Er fuhr einen Audi A6 Limousine Sport 40 TDI Quattro s-tronic mit 240 PS. Das Fahrzeug habe eine auffällig luxuriöse Sonderausstattung gehabt, die bereits dem Landesrechnungshof bei einer Prüfung aufgefallen sei.

Die Behörde teilte MDR SACHSEN-ANHALT mit, man könne sich nicht vorstellen, dass die Landesstraßenbaubehörde bei einer Wirtschaftlichkeits-Überprüfung plausible Gründe für die Sonderausstattung hätte angeben können. In dem Wagen seien unter anderem ein Bang/Olufsen-Soundsystem und ein kindersicheres Paket verbaut gewesen.

Außerdem verfügte er demnach über einen digitalen TV-Empfang. "Es ist uns nicht ersichtlich", schreibt der Landesrechnungshof, wie diese Extras "damit gerechtfertigt werden können, dass sie notwendig sein sollen, die Aufgaben der Landesstraßenbaubehörde zu erledigen."

Das Ministerium für Infrastruktur und Digitales, das der Landesstraßenbaubehörde übergeordnet ist, teilte MDR SACHSEN-ANHALT mit, dass es sich bei dem vom Präsidenten der Landesstraßenbaubehörde genutzten Dienstfahrzeug nicht um ein personengebundenes Dienstfahrzeug handele. Man habe sich inzwischen aus "fachlichen Gründen" für einen Kombi entschieden.

Auffällig in diesem Zusammenhang: Der Finanzausschuss des Landtages hat auf Antrag der Regierungsparteien CDU, SPD und FDP erst vor wenigen Wochen beschlossen, dass für Kombis ebenfalls keine Preis-Obergrenzen mehr gelten. Aus Sicht von Linken-Abgeordneten, Heiß, ist dies eine Einladung, sich einen praktisch unbegrenzt teuren Kombi auszusuchen: "Dann ist es egal, ob das Auto 50.000, 80.000 oder 100.000 Euro kostet."

Auch der Landesrechnungshof sieht hier eine "Gefahr einer nicht angemessenen Verwaltungs-Praxis". Wörtlich schreibt die Behörde: "Aus Sicht des Landesrechnungshofs sollten auch für diese Dienst-Kfz (Kombi) Höchstgrenzen festgelegt werden." Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT werden in Sachsen-Anhalt Dienstwagen für Minister und Staatssekretäre vor allem geleast.


Aus: "Kein Preislimit mehr für Dienstwagen der Landesregierung" Stephan Schulz, André Plaul (MDR, 19. Februar 2025)
Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/landesregierung-dienstwagen-kosten-unbegrenzt-100.html


Textaris(txt*bot)

#1734
Quote[...] Die US-Regierung will es Ausländern nach Angaben von Präsident Donald Trump ermöglichen, ein als ,,Gold Card" bezeichnetes Visum für unbegrenztes Aufenthaltsrecht in den Vereinigten Staaten zu erwerben. Der Erwerb dieses Visums könnte Trump zufolge fünf Millionen Dollar kosten. ,,Eine Menge Leute wollen in dieses Land, und sie sind in der Lage zu arbeiten und Arbeitsplätze zu schaffen und Unternehmen aufzubauen und Steuern zu zahlen, all solche Dinge", sagte der Republikaner im Weißen Haus.

Auf die Frage, ob das auch für russische Oligarchen gelte, antwortete Trump, das sei ,,wahrscheinlich" – er könne sich durchaus vorstellen, dass Oligarchen unter den Interessenten sind. Er kenne da ,,viele nette Leute".

Das Programm soll das bisherige Investorenvisum EB5 ersetzen und auch einen Weg zu permanenter Staatsbürgerschaft eröffnen, wie Trump sagte. Mit dem Geld, das über die Gold Card eingespielt werde, sollten die Staatsschulden reduziert werden.

Er setze darauf, dass über dieses Programm viele IT-Experten ins Land kommen, die Geld in den USA investieren werden, erklärte Trump. Tech-Firmen wie Apple und andere Unternehmen könnten so Top-Talente aus aller Welt ins Land bringen. Das Programm ziele auf wohlhabende Menschen wie auch auf solche mit besonderen Talenten, deren finanzstarke Gönner – seien es Unternehmen oder Einzelpersonen – ihnen das Visum bezahlen. (dpa)


Aus: "Fünf Millionen Dollar für ein Visum: Trump will Reiche mit ,,Gold Card" in die USA locken" (26.02.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/funf-millionen-dollar-fur-ein-visum-trump-will-reiche-mit-gold-card-in-die-usa-locken-13276378.html

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https://www.zeit.de/politik/ausland/2025-02/donald-trump-migranten-zahlung-goldcard-greencard-einbuergerung

QuoteKoopa

Jetzt wird Trump auch noch zum Schleuser, der Migranten ausquetscht.


QuoteFritz Bauer

Scheinbar hat er nichts gegen Ausländer, sondern Arme.


QuoteHamwajelacht

Sie haben es erkannt!


QuoteDie Kunst des Pirschens 2

Liebe ZON Journalisten, es muss doch möglich sein in dem Artikel zu schreiben, das es solche goldenen Visa in der EU schon sehr lange gibt.

In Griechenland bekommt man es bereits für 250.000 Euro und besitzt dann sogar Eigentum, das ist also 20 mal günstiger und das EU VISA ist für die ganze EU.

Dagegen ist die USA ja wahnsinnig teuer.


QuoteWildbader

Dieses Visum bekommt man, wenn man 250.000€ in Griechenland investiert, und das ist an die Dauer dieser Investition gekoppelt. Eine Anwartschaft auf die Staatsbürgerschaft ist es nicht, es ist lediglich eine Aufenthaltsberechtigung. Tumb hingegen verkauft einen dauerhaften Aufenthaltstitel gegen eine Einmalzahlung.


Quoteberlinerin73

Machen wir uns nichts vor: Das funktioniert überall auf der Welt so ...


QuoteGratte-cul

"Hinter jedem großen Vermögen steht ein Verbrechen" (Balzac).

Wenn es Leute gibt auf, die das zutrifft, dann sind das russische Oligarchen.


Quoteder Eine Ring

Klar.

Bei Geld ist wieder alles egal. Aber Kinder müssen abgeschoben werden...


QuoteH. Martin
Antwort auf @Just_saying

Gilt weltweit, sie bekommen fast überall einen Aufenthaltstitel wenn sie hohe Summen investieren..


QuoteColaz

Zeitgleich möchte Trump allen ausländischen Studenten die einen Collegeabschluss nach ihrem Studium in den USA schaffen, automatisch die Greencard geben um qualifizierte Einwanderung zu unterstützen. Könnte man bei der Gelegenheit ja auch mal in dem Artikel erwähnen.


QuoteBramlet Abercrombie

Das wird Ärger mit der MAGA Basis geben!


Quotehareck

Ah, Trump ist ein politisches Genie. Er will keine armen kriminellen Migranten, die arbeiten, sondern reiche kriminelle Migranten, die nicht arbeiten.


QuoteFred Clever

Mexikanische, kolumbianische und alle anderen Drogenbarone, das ist eure Chance.


QuoteNationalpark50

Reiche rein in die USA - Arme vor den Toren verhungern lassen = Menschlichkeit nur in der 1. Klasse der Gesellschaft. BRAVO Mister Präsident, meinen Sie diese Reichen putzen dann IHR goldenes Clo?


Quotecmi2012

Warum jetzt wieder diese Aufregung? In mehr als 20 Ländern kann man sich einen gültigen Pass kaufen, Karibikstaaten verdienen damit Milliarden.

Ich sage nicht, dass es mir gefällt, aber es ist wirklich nichts Neues mehr.


Quotetostro

Das sind also die christlichen Werte der Wähler Trumps.


...

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Quote[...] US-Präsident Donald Trump hat die "Gold Card" vorgestellt, die reichen Einwanderern ein unbegrenztes Aufenthaltsrecht in den Vereinigten Staaten ermöglichen soll. Sie solle fünf Millionen Dollar kosten, sagte Trump an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One vor Journalisten.

Die goldene Karte trägt den Schriftzug "The Trump Card" und zeigt das Gesicht des republikanischen US-Präsidenten. Die neue Karte solle in zwei Wochen erhältlich sein.

In den USA ist es für Ausländer bereits möglich, im Gegenzug für Investitionen im Land eine sogenannte Greencard zu erhalten – also eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis. Diese wird teilweise auch verlost.


Aus: "Donald Trump stellt "Gold Card" für reiche Einwanderer vor" (4. April 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2025-04/usa-praesident-donald-trump-gold-card-aufenthaltsrecht-reiche

QuoteDarth Nihilus

Wo das Geld herkommt ist egal?


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Textaris(txt*bot)

#1735
Quote[...] Salzburg taz | 15 Jahre lang lebte der Schriftsteller Stefan Zweig im Paschinger Schlössl in Salzburg. In der Residenz auf dem Kapuzinerberg 5 soll er mehrere Hunderttausend Manuskriptseiten geschrieben haben, auch gab er große Empfänge. Die Villa war von 1919 bis 1934 eine sehr angesagte Adresse im Kulturleben der österreichischen Stadt.

Seit rund vier Jahren gehört das Anwesen nun Wolfgang Porsche. Der 81-jährige Industrielle und Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche AG in Stuttgart-Zuffenhausen hatte die Villa für 8,4 Millionen Euro gekauft und lässt sie nun sanieren. Laut Medienberichten soll das Haus im Sommer 2025 bezugsfertig sein, dann will Porsche mit seiner Familie einziehen.

Allerdings gibt es einen Schwachpunkt, der mit Blick auf die Topografie schnell zu erkennen ist: der Weg rauf zum Schlössl. Er wird schon seit dem 17. Jahrhundert benutzt, ist aber schmal und steil. Auch pilgern dort meist Heerscharen von Besuchern zum Denkmal für den in der Stadt allgegenwärtigen Wolfgang Amadeus Mozart.

Als Lösung hat sich die graue Eminenz des Sportautobauers etwas ganz Besonderes ausgedacht: Zur Villa soll ein eigener privater Pkw-Tunnel gebohrt werden. 500 Meter lang und 50 Meter nach oben würde die Röhre verlaufen. Die Piste hat zehn Prozent Steigung – mit dem entsprechenden Fahrzeug kein Problem. Am Ende ist ein Parkplatz für neun Autos geplant, mit Zugang direkt ins Paschinger Schlössl.

Das Ganze kann man als Geheimprojekt bezeichnen, denn bis vor wenigen Tagen wusste die Öffentlichkeit nichts von dem Tunnel-Deal. Dieser war schon im Februar 2024 zwischen Porsche und dem damaligen Salzburger Bürgermeister Harald Preuner von der konservativen ÖVP beschlossen worden. Da war Preuner fast nicht mehr Stadtoberhaupt. Im März wurde gewählt, er trat nicht mehr an.

Nun ist Porsches Tunnel Top-Gesprächsthema in der Salzach-Stadt, die Kritik nimmt zu. Ingeborg Haller von der grünen Bürgerliste sagt im Standard: ,,Wir lehnen Sonderbehandlungen für Superreiche ab." Die Kommunisten von der KPÖ, im Gemeinderat zweitstärkste Kraft, verlangen Akteneinsicht.

Ein Besuch vor Ort. Verdeckt von Planen und Gestrüpp ist die Villa nur begrenzt als riesige Baustelle auszumachen. Ein großer Kran ist aufgestellt. An einer Baracke ist ein kleines Hinweisschild auf Stefan Zweig, direkt daneben liegt das wuchtige Kapuzinerkloster. Vom gegenüberliegenden Mönchsberg ist es besser zu sehen: das Kloster, die Villa, der Kran.

Porsche gilt als erfolgreiches, ehrbares schwäbisches Unternehmen. Wenngleich es in der NS-Zeit auch Panzer baute, Zwangsarbeiter ausbeutete und der Gründer Ferdinand Porsche – Großvater von Wolfgang – sich an Hitler ranschmiss.

Maß und Mitte sollen gut konservative Werte sein. Beim Privattunnel-Fall sind diese komplett aus den Fugen geraten. Der Sachstand erscheint komplex. Denn um zur geplanten Auffahrt am Parkhaus Linzer Gasse zu kommen, muss öffentlicher Boden überfahren werden.

Auch der Berg selbst gehört mit Ausnahme des Villen-Grundstücks der Stadt. Um dennoch bohren zu dürfen, hat Wolfgang Porsche das ,,Wegerecht" für einmalig 40.000 Euro von der Stadt Salzburg gekauft. Das erscheint als ziemlich schlappe Summe.

Die Salzburger Stadtverwaltung teilt auf taz-Anfrage mit, ,,dass hier richtlinienkonform vorgegangen worden ist". Und weiter: ,,Die zivilrechtliche Zustimmung für den Tunnel wurde am 14. 2. 2024 erteilt." Also eine reine Verwaltungssache. Ein Häuschenbesitzer beantragt den Anbau einer Garage, dieser wird genehmigt. Herr Porsche will einen Privattunnel, der wird auch genehmigt.

Allerdings wurde nun eilig ein Prüfauftrag an das städtische Kontrollamt erteilt mit der Frage, welche Grundstücke unter dem Berg wem genau gehören und welche Bauarbeiten wo genau vereinbart wurden. Weite Teile des Berges, unter dem der Tunnel gebohrt werden soll, sind bewaldet. Die Stadt spricht jetzt von einem ,,gesamten Ausmaß von 1.500 Quadratmetern".

,,Das ist nicht akzeptabel", kritisiert die Grünen-Frau Haller im Gespräch mit der taz. ,,Das wurde vom früheren Bürgermeister mit Wolfgang Porsche im stillen Kämmerlein vereinbart." Erst jetzt hat der Gemeinderat überhaupt davon erfahren.

Der neue Bürgermeister, Bernhard Auinger von der sozialdemokratischen SPÖ, meint: ,,Natürlich wäre es geschickter gewesen, die Öffentlichkeit zu informieren." Ob der Tunnel ,,zeitgemäß und moralisch vertretbar ist", müssten andere beurteilen.

Was Wolfgang Porsche für die Röhre hinblättern wird, lässt sich nur annäherungsweise schätzen. Tunnelprojekte können sich ja drastisch verteuern, wie man bei Stuttgart 21 oder dem zweiten Tunnel der Münchner S-Bahn-Stammstrecke sieht. Möglich ist es schon, dass für die Luxusauffahrt durch den Berg mehr gezahlt wird als für die gesamte Villa, also 8,4 Millionen Euro.

Ein Sprecher von Porsche sagt auf Anfrage, es handle sich um ,,ein rein privates Immobilienprojekt" des Aufsichtsratschefs. Dieser äußere sich nicht dazu. Auch nicht, ob die Öffentlichkeit möglicherweise an dem historischen Zweig-Haus in irgendeiner Form teilhaben kann. Das Schlössl steht unter Denkmalschutz und ist als Teil des historischen Zentrums Unesco-Weltkulturerbe.

Das kulturelle Salzburg schmerzt diese Entwicklung sehr. Seit Jahrzehnten bestand die Idee, in der Villa ein Stefan-Zweig-Museum einzurichten. Doch zum Kauf des Gebäudes kam es nicht. Wolfgang Porsche hatte 2021 gesagt, er strebe ,,eine Mischung aus öffentlicher und privater Nutzung" an.

Man könnte dort Seminare und Vorträge abhalten. Der Porsche-Sprecher kann nichts dazu sagen, wie die aktuelle Haltung des Milliardärs in dieser Frage ist.

In der Villa hatten sich einst bei Stefan Zweig viele international bekannte Schriftsteller und Musiker getroffen. Darunter waren zum Beispiel Thomas Mann, Richard Strauß oder Carl Zuckmayer. Zweig selbst floh 1934 mit seiner späteren Frau Charlotte vor den Nazis und ging über Umwege ins Exil nach Brasilien.

In großer Verzweiflung über die NS-Barbarei in Europa und anderen Teilen der Welt nahm er sich gemeinsam mit Charlotte im Februar 1942 im brasilianischen Petrópolis das Leben.


Aus: "Streit mit Milliardär in Salzburg: Kulturerbe untergraben" Patrick Guyton (26.2.2025)
Quelle: https://taz.de/Streit-mit-Milliardaer-in-Salzburg/!6068572/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Washington – Amazon-Gründer und Washington Post-Eigentümer Jeff Bezos nimmt mehr Einfluss auf die redaktionelle Arbeit seiner Zeitung und macht Vorgaben für das Meinungsseitenressort. "Ich schreibe Ihnen, um Sie über eine Änderung auf unseren Meinungsseiten zu informieren", veröffentlichte Bezos auf der Plattform X ein Schreiben, das er an die Redaktion geschickt habe.

Darin heißt es weiter: "Wir werden jeden Tag schreiben, um zwei Säulen zu unterstützen und zu verteidigen: persönliche Freiheiten und freie Märkte. Natürlich werden wir auch andere Themen behandeln, aber gegensätzliche Standpunkte überlassen wir der Veröffentlichung durch andere." Der bisherige Ressortleiter verlasse die Zeitung, so Bezos.

    I shared this note with the Washington Post team this morning:

    I'm writing to let you know about a change coming to our opinion pages.

    We are going to be writing every day in support and defense of two pillars: personal liberties and free markets. We'll cover other topics too...

    — Jeff Bezos (@JeffBezos) February 26, 2025 [https://twitter.com/JeffBezos/status/1894757287052362088?ref_src=twsrc%5Etfw]

Das Traditionsblatt Washington Post gehört seit 2013 dem Multimilliardär Bezos. Vor der US-Wahl im November hatte er sich gegen eine bereits verfasste Wahlempfehlung für Donald Trumps Kontrahentin Kamala Harris entschieden und damit Kritik innerhalb der Redaktion und in der Leserschaft ausgelöst.

Anfang des Jahres verließ die US-Karikaturistin und Pulitzer-Preis-Trägerin Ann Telnaes im Streit über eine ihrer Zeichnungen die Washington Post. Auch andere Journalistinnen und Journalisten verließen die Zeitung. Im Jänner forderten mehr als 400 Washington Post-Mitarbeiter in einem Brief ein gemeinsames Treffen mit Bezos, um über die Führung der Zeitung zu sprechen. Bezos war einer der Gäste bei der Amtseinführung von US-Präsident Trump.

"Ich bin überzeugt, dass freie Märkte und persönliche Freiheiten das Richtige für Amerika sind. Ich glaube auch, dass diese Gesichtspunkte auf dem derzeitigen Markt der Ideen und Nachrichtenmeinungen nicht ausreichend berücksichtigt werden", hieß es weiter in Bezos' aktueller Nachricht an seine Mitarbeiter. "Ich freue mich darauf, dass wir gemeinsam diese Lücke füllen können." Auch die Zeitung selbst berichtete über die Entwicklungen und schrieb, dass Bezos das Meinungsseitenressort in eine "libertäre Richtung" lenke.

(APA, dpa, 26.2.2025)


Aus: "Jeff Bezos macht "Washington Post" Vorgaben für Meinungsseiten" (26. Februar 2025)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000259127/jeff-bezos-macht-washington-post-vorgaben-f252r-meinungsseiten

Quotejackkerouac

Reagan hatte 1987 mit der Abschaffung der "Fairness Doktrin" [https://de.wikipedia.org/wiki/Fairness-Doktrin] für die amerikanischen Medien das Ziel faktenbasierte Medien zu schwächen und den Kompass in der Berichterstattung nach Rechts zu verschieben. Der Demokratie hat er damit einen Bärendienst erwiesen, aber seinen Reichen "Unterstützern" hat er den Schlüssel zu unermesslichem Reichtum auf Kosten des dummen Wahlvolks geschenkt...



QuoteTe Ata

In Memoriam "Washington Post"

Ich erinnere an den Film "Die Verlegerin" aus 2017 im Original "The Post" https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Verlegerin
mit Meryl Streep als die legendäre Katherine Graham, die Herausgeberin der Washington Post war, als die Watergate-Affäre aufflog, die Richard Nixon sein Präsidentenamt kostete. Sehr sehenswert, wenn ihn jemand noch nicht kennt.

Man muss hoffen, dass es kein Jenseits gibt, in dem Graham (verstorben 2001) noch mitkriegt, was aus ihrer Zeitung gerade wird: Das Sprachrohr der neoliberalen Raffgier eines ebenfalls in den Größenwahn abgeglittenen Multimilliardärs.


QuoteSchaumamal12

Und wenn US Produkte auf den "freien Märkten" teurer und schlechter sind als Konkurrenzprodukte, ist das "unfaire Behandlung" und wird mit Zöllen bestraft. Das ist dann die "persönliche Freiheit".


QuotePaulchen33

natürlich: eine äußerst persönliche freiheit.


QuoteRead_my_Lips

Alternative Freiheit.


QuoteDer Himmel wird uns auf den Kopf fallen!

Na dann freue ich mich schon auf den Kommentar, in dem Trumps Zölle als notwendig für die Verteidigung des freien Marktes gerechtfertigt werden.


QuoteEddi der Große

Vielleicht ändert sich bei der "Washington Post" ja wirklich was und sie ist nicht mehr nur ein Propagandaorgan der Demokratischen Partei wie in den vergangenen Jahrzehnten. Wäre auf jeden Fall gut für die Meinungsvielfalt in den USA.


Quotefreedom of speech?

Ja, klar. Weil die Rechten in den USA bislang kein Sprachrohr hatten. Was ist schon Fox-News ?


QuoteKleiner Odradek

Die Freiheit der ökonomisch Stärkeren soll gefälligst nicht mehr durch Pöbelgesetze begrenzt werden.


QuoteMichselbst

Ah, das hat der Vance mit ,,Meinungsfreiheit" gemeint. ...


Quotedasandere

Rechte Cancel Culture.


QuoteBond James

Was für rückgratlose Schwächlinge diese ach so "Starken Männer" doch sind. Charakterlosen Typen die ihre Komplexe auch mit noch so vielen Milliarden nicht los werden. ...


QuoteDieUschivonNebenan

Schaut aus als seien die Rechten die neuen "Linken". Die Meinungsfreiheit ist nur so lange ein hohes Gut, solang man die eigenen Narrative transportieren kann. ...


QuoteWozu bitte?

Meinungsfreiheit aber so wie es dem König genehm ist.


QuoteWoody Guthrie

Die Roheit des entfesselten Kapitalismus!


QuoteDarya Ozean

Klar sind die Linksextremisten dagegen, da deren Ansichten und Einstellungen mit Meinungsfreiheit und persönlicher Freiheit nicht übereinstimmen. Alles was dem nicht entspricht wird automatisch als rechtsextrem eingestuft und würden sie am liebsten verbieten und zensieren.


QuoteHöff ma zam!

"Wir werden jeden Tag schreiben, um zwei Säulen zu unterstützen und zu verteidigen: persönliche Freiheiten und freie Märkte. Natürlich werden wir auch andere Themen behandeln, aber gegensätzliche Standpunkte überlassen wir der Veröffentlichung durch andere."

Schreibt der Jeff selber. Das ist genau das Gegenteil von Meinungsfreiheit!

...


QuoteEbastianUrz

Wie brainwashed kann man eigentlich sein?

"Jeff Bezos macht "Washington Post" Vorgaben für Meinungsseiten"

Und Sie so: "Linksextremisten dagegen, da deren Ansichten und Einstellungen mit Meinungsfreiheit und persönlicher Freiheit nicht übereinstimmen"

Vorgaben für Meinungsseiten ist das Gegenteil von Meinungsfreiheit.

Wäre eigentlich nicht allzuschwer zu verstehen aber für Leute deren Hirn von Fake-News völlig zermatscht wurde scheint sogar sowas einfaches nicht mehr erfassbar zu sein.


Quotemawabe

Ja, ja, die großen linksextremen Zeitungen.

Hier im Land zum Beispiel: die geradezu marxistische Kronen Zeitung; die Fellner-Brüder, bekennende Maoisten; und Chefredakteure Novak und Salomon sind eigentlich deep-undercover Trotzkisten.
...


QuoteDer-Picknicker

Einfache Frage: Was ist falsch an "Freien Märkten und persönlichen Freiheiten"?
Solange Bezos nicht bestimmt worüber nicht berichtet werden darf, sehe ich kein Problem.


Quotefreedom of speech?

Ich nehme mir jetzt die persönliche Freiheit und halte mir ein paar Haussklaven. Die mixen mir dann im Keller Chrystalmeth zusammen, das verkauf ich online am freien Markt. Was soll daran falsch sein?

Einfache, aber überspitzte Antwort.


Quote23fc4b7794bf

Wer für einen vollkommen freien Markt ist, ist für Sklaverei.
"Persönliche Freiheiten" heißt nichts als Privateigentum.
...


QuoteRickj Koolhes

Gibt es nicht auch sonst überall Anweisungen an die Redaktionen was der Geldgeber berichtet haben möchte?
Ich sag so: Wer das nicht glaubt, der glaubt sicher auch noch ans Christkind!


QuotePokerjoker

Also praktisch das, was sich die Libertären Milliardäre als neue Weltordnung wünschen. Hab selten gesehen, dass so etwas so ungeniert ausgesprochen wird.


QuoteBlunschli

Freier Markt und individuelle Freiheit, sind beides nur Freiheiten wenn man Milliardär ist. Für alle anderen ist es das Gegenteil, weil um beides zu erreichen, muss man die Regulierungen, welche demokratisch zum Schutz der Bevölkerung eingerichtet wurden, abschaffen. Individuelle Freiheit ist das Recht des Stärkeren. Marktfreiheit ist nur die Freiheit des Geldes, nicht der Menschen.


QuoteDave

Das wird generell von Konservativen schlecht verstanden

Der Staat schränkt persönliche Freiheiten ein, um seinen Bürgern (im besten Fall) Freiheit von gewissen Widrigkeiten und Umständen des Lebens zu gewähren.

Privilegierte Menschen, die dieses Service nicht brauchen, werden immer gegen den Staat wettern, da dieser ihnen mehr Freiheit nimmt als er ihnen gibt.

Das ist in einer Demokratie auch legitim. Was mich allerdings immer wieder wundert ist, warum weniger privilegierte glauben für sie trifft die selbe Logik zu und gegen ihre eigenen Interessen wählen.


QuoteRudi-the-Wanderer_

Pfoa! So much for "Freedom"...


QuoteKurzes Blümel

Washington lost.


Quotecalahan

Trumpistan Post.


Quoteandrogynousmind

Wenn Leute wie Bezos und Musk von "Freiheit" reden, meinen sie nicht unsere.


QuoteFetterKlovn

Naja, ehrlich gesagt rennt das doch seit Jahren so, überall. Was hat Strache in Ibiza über die Krone fabuliert, und wer hat dann beim Kurier investiert und Salomon als Jubelschreiberin für Kurz installert? Face it, die Geldleute kaufen sich die Medien, Musk sein Twitter, andere klassische Medien, und trommeln ihre Meinungen. Steuer auf Erbschaften oder Vermögen ganz böse. Bürokratie ganz böse. Arbeitnehmerrechte aus der Zeit gefallen. Sowas.

Und die Linke hat leider ihre Medienstärke verloren. Die Krone war der SP in den 70er und 80ern was schuldig, zB. Arbeiterzeitung weg, liest auch keiner.

Damit Dauerbeschallung des Kapitals.


QuoteAlpha Phoenicis

Die Kronen-Zeitung war immer rechts und hat in den 80ern dann auch bereits kräftig der FPÖ und Jörg Haider Schützenhilfe geleistet.


QuoteMarkus Wohlrab

"Ich bin überzeugt, dass freie Märkte und persönliche Freiheiten das Richtige für Amerika sind."

Nicht nur für Amerika.


Quote.:.:..::.:.:..::.:.:..::.:.

Aber wenn es darum geht, sein Geschlecht zu ändern, sehen die Trumpisten das mit der Freiheit gleich wieder anders, oder eine ungwollte Schwangerschaft abzutreiben, oder einfach die Freiheit dort zu leben, wo man möchte..

Heuchler.


Quote2 of 3

Erwart dir bitte keine Logik von religiösen Fundamentalisten. Wenn er von Freiheit schwafelt, dann meint er nur seine eigene. ...


QuoteMarkus Wohlrab

Wenn für Sie die Grundsätze "Du sollst nicht stehlen." und "Du sollst nicht deines Nächsten Hab und Gut begehren." schon "christlich-fundamentalistisch" sind, ja dann bin ich es.

Auf diesen Grundsätzen - Freiheit und Achtung des Eigentums - beruht jede freie Gesellschaft. Keine andere Gesellschaft kann mehr Wohlstand für alle schaffen.

Staatliches Raubrittertum (also Sozialismus) ist dagegen der Weg hin zur Armut für alle (eine schmale, privilegierte "Nomenklatur" natürlich ausgenommen).


Quote.:.:..::.:.:..::.:.:..::.:.

Die Art von Freiheit, die Militärden nutzt.

Frei von Gewerkschaften.
Frei von Gesetzen die schwächere schützen sollen.
Frei sich Regierungen kaufen zu können.
Frei vom lästigen Arbeitsrecht.
Frei Mitarbeitern die Pinkelpause zu verbieten.
Frei internationales Steuerrecht hemmungslos für Große auszunutzen.

Usw.


Quotefisch90

Man kann schimpfen wie man will, Trump wurde von der Masse gewählt, Bezos wurde von der Masse reich gemacht.


QuoteBrutto Maximal

Das war ja zu erwarten. Es beweist jetzt nur noch, wie kleinlich diese Leute dann letztlich sind.


QuoteCewis

Es sind nach dem Kippe der Wahlempfehlung schon hunderttausende Abbonenten abgesprungen. Werden wohl noch ein paar mehr werden. Und damit sind die Leser dann noch weniger wichtig als der Boss. Die Wahrheit ist eh schon lange hinterm Schuppen begraben.

Schade. Das war mal eine 1A Zeitung.


QuoteCutxPastex

Einfach nur erschreckend, entsetzlich wie schnell das alles geht.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Bei einer Feier im Clubhaus eines Berliner Tennisvereins haben am Wochenende mehrere Partygäste rassistische Parolen gerufen. Das zeigt ein Video, das derzeit in den sozialen Medien kursiert. Zuerst berichtete die

,,Bild"-Zeitung über den Vorfall. Demnach handelt es sich um den Tennis-Club 1899 Blau-Weiss in Grunewald.

Die Polizei hat Kenntnis von dem Video. Es sei Anzeige erstattet worden und Ermittlungen seien eingeleitet worden, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel. Derzeit werde die strafrechtliche Relevanz geprüft.

Auf dem Video ist ein Partyraum mit etwa hundert Menschen zu sehen. Personen tanzen und hüpfen zur Musik und rufen dabei ,,Ausländer raus, Ausländer raus".

Die Clubführung gab nun eine Stellungnahme an die Mitglieder heraus, die dem Tagesspiegel vorliegt: In dem Video seien ,,verfassungsfeindliche Parolen während einer Veranstaltung auf unserem Clubgelände zu hören. Wir verurteilen diese Äußerungen aufs Schärfste und distanzieren uns ausdrücklich von jeglichem extremistischen oder diskriminierenden Verhalten". Der Club sei ,,nicht der Veranstalter dieser Feier" gewesen. ,,Dennoch nehmen wir den Vorfall sehr ernst."

Man erwäge die Zusammenarbeit mit Polizei und Verfassungsschutz. Es heißt: ,,Wir werden in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden prüfen, welche rechtlichen Schritte möglich sind, und Maßnahmen ergreifen, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen." Der Club stehe ,,für Weltoffenheit, Respekt und ein friedliches Miteinander" und verurteile auch in seiner Satzung ,,jede Form von Gewalt – sei sie körperlich, seelisch oder sexualisiert."

Laut ,,B.Z." wurde auf der Website des ebenfalls in Grunewald ansässigen Tennisclubs Rot-Weiß für die Veranstaltung geworben: ,,Gemeinsam mit dem TC 1899 Blau-Weiss laden wir Sie herzlich zur Purple White Après-Ski-Party am Samstag, dem 1. März 2025, ein. Freuen Sie sich auf eine unvergessliche Nacht." Der Eintrag ist mittlerweile gelöscht. Veranstalter der Party war laut Rechtsanwalt Ben M. Irle, der die beiden Tennisclubs vertritt, ein in der Tennisszene bekannter DJ. Die Party sei zudem öffentlich zugänglich gewesen und nicht nur für Mitglieder.

Irle betonte am Montagabend gegenüber dem Tagesspiegel, dass es sich nur um eine kleine Gruppe von fünf bis sechs Neuntklässlern gehandelt habe, die die betreffenden Textzeilen gegrölt haben. Andere Partygäste seien daraufhin an die Jugendlichen herangetreten und hätten sie aufgefordert, die rassistischen Parolen zu unterlassen. Weder der DJ noch das Barpersonal, sagt der Anwalt, hätten von dem Vorfall etwas mitbekommen.

Beendet wurde die Veranstaltung kurz darauf jedoch trotzdem. Das habe aber nichts mit den Parolen zu tun gehabt, sondern mit einer großen Gruppe von Jugendlichen, die sich ohne Ticket Zutritt zu der Partylocation verschafft habe.

Obwohl keine strafrechtlichen Konsequenzen zu erwarten seien, will der Club laut Irle Strafanzeige stellen. Zudem sei man gerade dabei, die Namen der Jugendlichen herauszufinden und ob diese, beziehungsweise deren Eltern, Mitglieder in einem der beiden Tennisclubs sind. Konsequenzen wie ein Ausschluss aus dem Verein seien möglich. Immerhin widersprächen die Parolen nicht nur eindeutig der Vereinssatzung, sondern schadeten auch dem Ruf des Tennisclubs.

Im Frühjahr 2024 hatte ein ähnliches Video, das in einem Nobellokal auf der Nordseeinsel Sylt aufgenommen wurde, für Aufsehen gesorgt. Grölende junge Männer und Frauen riefen zu der Melodie des Party-Hits ,,L'amour Toujours" von Gigi D'Agostino ,,Ausländer raus" und ,,Deutschland den Deutschen". In den Wochen und Monaten danach kam es zu dutzenden ähnlichen Vorfällen in Berlin und Brandenburg.


Aus: "Clubführung distanziert sich: ,,Ausländer raus"-Gegröle bei Party in Tennisclub in Berlin-Grunewald"
Franziska von Werder Jana Weiss (03.03.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/clubfuhrung-reagiert-in-interner-mail-auslander-raus-gegrole-bei-party-in-tennisclub-in-berlin-grunewald-13305760.html

Quoteford_perfect
03.03.25 13:48
Das dürfte die gleiche Klientel sein ....

    Im Frühjahr 2024 hatte ein ähnliches Video, das in einem Nobellokal auf der Nordseeinsel Sylt aufgenommen wurde, für Aufsehen gesorgt. Grölende junge Männer und Frauen riefen zu der Melodie des Party-Hits ,,L'amour Toujours" von Gigi D'Agostino ,,Ausländer raus" und ,,Deutschland den Deutschen".

Nobellokal auf Sylt, Tennisverein in Berlin-Grunewald. Das dürfte das gleiche Klientel sein. Rassisten und Ausländerfeinde findet man nicht nur in den unteren Einkommensklassen.


...

Textaris(txt*bot)

#1738
... Je ärmer das Viertel, desto geringer die Wahlbeteiligung.  ...

Quote[...] Hamburg taz | Bei der Hamburger Bürgerschaftswahl haben die Menschen anders gewählt als bei der Bundestagswahl eine Woche zuvor. Eins aber ist gleich geblieben: die großen Unterschiede im Wahlverhalten zwischen armen und reichen Stadtvierteln. Dazu hat das Statistikamt Nord am Dienstag erste Auswertungen vorgestellt.

Die Hamburg-Karte ist nach der Bürgerschaftswahl röter, weniger schwarz und weniger grün als nach der Bundestagswahl. Außerdem fehlen zwei blaue Flecken.

Während die AfD bei der Bundestagswahl nach Zweitstimmen erstmals in Hausbruch im Westen der Stadt und in Neuallermöhe im Osten stärkste Kraft wurde, gingen diese Viertel bei der Bürgerschaftswahl an die SPD. Könnte das vielleicht mit der Wahlbeteiligung in den Vierteln zusammenhängen?

Eigentlich kann man Bundestags- und Landtagswahlen gar nicht so richtig vergleichen, sagt der Politikwissenschaftler Kai-Uwe Schnapp. Auf Bundesebene ist zum Beispiel die Wahlbeteiligung immer höher als auf Landesebene. Politikwissenschaftler:innen sprechen deshalb von ,,Wahlen zweiter Ordnung". Sie gehen davon aus, dass Menschen Landtagswahlen als weniger wichtig wahrnehmen als nationale Wahlen.

Anders als erwartet lag die Wahlbeteiligung bei der Hamburg-Wahl mit 68 Prozent über den 63 Prozent der vergangenen Wahl 2020. Expert:innen hatten vorher vermutet, dass die zeitliche Nähe zur Bundestagswahl dazu führen könnte, dass noch weniger Menschen wählen gehen als sonst.

Wie bei allen Wahlen war die Wahlbeteiligung auch bei der Bürgerschaftswahl aber von Stadtteil zu Stadtteil sehr unterschiedlich. Am meisten wählen gingen die Menschen im zentralen Groß Flottbek (83,3 Prozent) und in Lemsahl–Mellingstedt (83,1) und Woldorf-Ohlstedt (82,9), die beide im Norden an der Grenze zu Schleswig-Holstein liegen. Am niedrigsten war die Wahlbeteiligung in Jenfeld (46,7) und Billstedt (47,9) am östlichen Stadtrand und dem hafennahen Industriegebiet Billbrook-Rothenburgsort (47,1).

Wenn man die Hamburg-Karte mit den Zahlen zur Wahlbeteiligung neben eine mit dem durchschnittlichen Jahreseinkommen in den Stadtvierteln legt, wird klar: Die sehen sich ähnlich.

Die drei Stadtviertel mit der niedrigsten Wahlbeteiligung gehören zu denen mit den geringsten mittleren Einkommen, nämlich weniger als rund 32.000 Euro im Jahr. Und die drei Stadtteile, in denen die meisten Menschen wählen gegangen sind, gehören zu denen mit den höchsten mittleren Einkommen, von mehr als rund 89.000 Euro im Jahr.

Kein Wunder, denn die Forschung zeigt: Reiche gehen tendenziell mehr wählen, sogenannte Hocheinkommensgruppen zu weit über 90 Prozent. Ganz im Gegensatz zu ärmeren Bevölkerungsgruppen. Expert:innen wie Kai-Uwe Schnapp vermuten, dass ärmere Menschen das Gefühl haben, dass die Politik sich nicht für ihre Probleme interessiert – und dass vielen schlicht die Energie und die Zeit fehlt, um wählen zu gehen.

Und Geld spielt auch eine Rolle bei der Parteienpräferenz. Auch das lässt sich an den Stadtteilergebnissen der Bürgerschaftswahl ablesen: in den Gegenden mit dem geringsten Durchschnittseinkommen waren Die Linke und die AfD (16,9 bzw. 10,2 Prozent) am stärksten, während sie in den einkommensstärksten Stadtteilen schwach waren. Genau andersherum war es bei CDU und Grünen.

Die AfD-Hochburg Neuallermöhe fällt da nicht aus dem Rahmen: Sie gehört zu den Stadtvierteln mit den geringsten mittleren Einkommen in Hamburg – wobei andere Stadtteile noch schlechter gestellt sind. Auch wenn die AfD bei der Bürgerschaftswahl nur zweitstärkste Kraft nach der SPD wurde, holten die extremen Rechten auch bei der Hamburg-Wahl hier die meisten Stimmen und kamen auf rund 22 Prozent. Bei der Bundestagswahl waren es 28 Prozent gewesen.

Vergleicht man die Wahlbeteiligung in Neuallermöhe bei der Bundestagswahl (73,9 Prozent) mit der Bürgerschaftswahl (51,7 Prozent), fällt auf, dass sich das Verhältnis zur stadtweiten Wahlbeteiligung verändert hat.

Zwar lag die Wahlbeteiligung bei beiden Wahlen unter dem Hamburger Mittel (rund 80 Prozent bei der Bundestags-, rund 68 Prozent bei der Bürgerschaftswahl). Bei der Bundestagswahl war sie aber relativ gesehen weniger weit vom Hamburger Durchschnitt entfernt als bei der Bürgerschaftswahl. Also auch wenn man die insgesamt niedrigere Wahlbeteiligung bei der Bürgerschaftswahl beachtet, gingen die Neuallermöher:innen weniger wählen als eine Woche vorher.

Ob sich damit das schwächere AfD-Ergebnis erklären lässt, ist aber fraglich, sagt Politikwissenschaftler Kai-Uwe Schnapp. ,,Normalerweise nützt eine geringe Beteiligung eher der AfD."


Aus: "Wählen geht, wer Geld hat" Amira Klute (6.3.2025)
Quelle: https://taz.de/Wahlbeteiligung-bei-Hamburg-Wahl/!6070277/

QuoteAndreas Schulz

Es ist tragisch, mehr und mehr Menschen verlieren die Hoffnung, dass sich durch Wahlen etwas ändern könnte. Ein Blick zurück mag auch tatsächlich darauf hindeuten. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an Pispers bittere Bühnenshows. Wer allerdings Profiteur ist, möchte seinen Status bewahren und geht selbstverständlich wählen.


QuoteBernd Simon

Es sztellt sich aber auch die Frage - ab welchem Einkommen ist man reich? Für die Verkäuferin ist der Lehrer mit A 13 schon reich.


QuoteJalella

"Wählen geht, wer Geld hat"

Schöner Titel. Schade, aber eigentlich verständlich. Die Politik wird für die mit Geld gemacht. In der Vergangenheit konnte man wählen, welche Partei man wollte - keine hat oder hätte z.B. etwas gegen den Mietwucher getan.

Darum sagen sich viele "wozu wählen, mein Miete wird nicht sinken", egal wen ich wähle.

Und viele beschäftigen sich auch nicht mit den Hintergründen. Entweder hat man keine Zeit, [ ] professioneller Politologe zu sein neben Beruf, Kindern, Pflege etc. Oder man interessiert sich nicht so dafür und findet die Sportschau interessanter. Oder man versteht es vielleich auch nicht.

Der Effekt ist in einer Demokratie unserer Art leider erschreckend. Es ist wie Zensuswahlrecht.


QuoteŠarru-kīnu

Epert:innen wie Kai-Uwe Schnapp vermuten, dass ärmere Menschen das Gefühl haben, dass die Politik sich nicht für ihre Probleme interessiert.

Das soll nur ein Gefühl sein? ...


QuoteHMG HMG

@Šarru-kīnu:

Dann sollten die ärmeren Menschen vielleicht wählen gehen, dann würde die Politik sich auch für sie interessieren. Wer nicht wählen geht, ist eben keine relevante Zielgruppe. Deswegen wird in diesem Land auch soviel Politik für Rentner und so wenig Politik für jüngere Menschen gemacht. ...


...

Textaris(txt*bot)

#1739
Quote[...] Berlin taz | Für viele geflüchtete Drittstaatsangehörige aus der Ukraine ist die Zukunft in Deutschland seit einigen Tagen unsicher. Vergangenen Mittwoch ist für diese Menschen der Schutzstatus ausgelaufen. Für Geflüchtete mit ukrainischer Staatsbürgerschaft besteht weiterhin der Schutzanspruch nach der sogenannten Massenzustromrichtlinie der EU. Wer jedoch vor dem gleichen Krieg geflüchtet ist, aber keinen ukrainischen Pass hat, musste sich bis zum 5. März um eine alternative Aufenthaltserlaubnis kümmern – oder hat nun den Aufenthaltstitel verloren.

,,Als die ersten Geflüchteten aus der Ukraine in Berlin ankamen, standen wir am Hauptbahnhof und haben ihnen bei der Orientierung geholfen. Dann kam die Frage auf, was eigentlich mit den Leuten ohne ukrainischen Pass ist", erzählt Ronel Doual vom Migrationsrat Berlin. Sie ist eine der Gründerinnen der Initiative ,,BIPoC Ukraine". ,,Ich bin aktiv geworden, weil ich es inakzeptabel fand, dass die Menschen vor dem gleichen Krieg fliehen und der eine Teil darf hier Schutz finden und der andere nicht", sagt Doual.

Schon seit 2022 unterstützen die Ehrenamtlichen der Initiative Betroffene – auch, was die Bürokratie rund um einen Aufenthaltstitel angeht. Darüber hinaus organisieren sie Workshops und bieten Betroffenen Raum zum Austausch. Doual weiß von Menschen, deren künftiger Aufenthalt zum jetzigen Zeitpunkt unsicher ist.

Manche warten noch auf Termine oder Antworten der Einwanderungsbehörde. Zu anderen hat Doual den Kontakt verloren und macht sich nun Gedanken über ihren Verbleib. ,,Was Geflüchtete hier brauchen, ist Perspektivsicherheit – unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit", sagt Doual.

Das Bundesinnenministerium erklärt auf taz-Anfrage: ,,Die betroffenen Personen haben sämtlich einen Herkunftsstaat, in den sie zurückkehren können, sie sind nicht auf eine Rückkehr in die Ukraine verwiesen." Doch für viele Betroffene war die Ukraine trotz ihrer Drittstaatsangehörigkeit ihre Heimat. Gerade jetzt, wo die USA ihre Ukrainehilfe stoppen, ist an eine baldige Rückkehr nicht zu denken.

Einer dieser Menschen ist Arnab. Der 29-Jährige aus Indien möchte nicht, dass sein Nachname veröffentlicht wird. In der Ukraine studierte er Informatik. Zu Beginn der russischen Invasion floh er nach Deutschland. ,,Ich habe über fünf Jahre in der Ukraine gelebt", erzählt Arnab. ,,Ich hatte dort gute Freunde. Ich kannte die Orte. Ich hatte ein Leben dort und es war wirklich schlimm, das verlassen zu müssen."

Nach seiner Ankunft in Deutschland und langer Jobsuche konnte Arnab in einem IT-Unternehmen arbeiten. Wie andere Drittstaatsangehörige hatte zu dieser Zeit eine sogenannte Fiktionsbescheinigung. Diese galt als vorübergehender Beleg für einen rechtmäßigen Aufenthalt. Die Fiktionsbescheinigungen waren bis März 2024 befristet und wurden anschließend für ein Jahr verlängert. Allerdings erhielten Betroffene kein Dokument, das die Dauer dieser Verlängerung nachwies. ,,Dann musste ich entlassen werden, weil mein Aufenthaltsstatus für meinen Arbeitgeber zu unklar war", erzählt Arnab.

Danach war Arnab lange auf der Suche nach einer neuen Perspektive. ,,Wenn man zur Einwanderungsbehörde geht, fragen sie dich nach einem Arbeitsvertrag. Wenn man zu einem Bewerbungsgespräch geht, fragen sie dich nach einer Aufenthaltserlaubnis. Ich war in einer Endlosschleife gefangen." Schließlich fand er einen Ausbildungsplatz in der Pflege, durch den nun auch erst mal sein Aufenthalt gesichert ist. Doch seine Fähigkeiten und seine Berufserfahrung IT-Bereich sind vorerst unbrauchbar.

Laut einer Studie des Mediendienstes Integration arbeitet die Hälfte aller Geflüchteten aus der Ukraine in Jobs, für die sie überqualifiziert sind. So geht es auch der 25-jährigen Peace, die ebenfalls nur mit ihrem Vornamen genannt werden möchte. Sie kommt ursprünglich aus Nigeria und studierte in der Ukraine fünfeinhalb Jahre Medizin, bevor der Krieg begann.

Jetzt arbeitet sie als Pflegekraft und kann darüber auch erst mal in Deutschland bleiben. Als Ärztin kann sie nicht arbeiten. Wegen eines fehlenden Praktikums wird ihr Abschluss hier nicht anerkannt. Tatsächlich ist die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen in Deutschland oft langwierig und kompliziert – ganz besonders im medizinischen Bereich.

Peace und Arnab sind beide in der Initiative ,,BIPoC Ukraine" engagiert. ,,Man gibt einander Ratschläge und teilt Erfahrungen", sagt Arnab. ,,Es ist schön, mit Menschen zusammen zu sein, die durch das Gleiche gegangen sind, wie man selbst." Wie er haben viele Mitglieder in der Community aufgrund des unklaren Aufenthaltsstatus ihre Jobs verloren. Initiativgründerin Doual sieht darin ein tiefgreifendes Problem: ,,Geflüchtete fragen mich nach ihrer Ankunft oft als erstes, wie sie hier arbeiten können. Und trotz des Fachkräftemangels werden sie wieder weggeschickt."

Der Migrationsrat Berlin hat zusammen mit anderen gerade die Kampagne ,,With Honors" ins Leben gerufen. Sie soll auf das Ende des Schutzanspruchs für Geflüchtete mit Drittstaatsangehörigkeit aufmerksam machen. Und sie soll zeigen, was dieser zweite Perspektivverlust innerhalb weniger Jahre für die Betroffenen bedeutet.

,,Wir würdigen die Widerstandskraft derer, die sich hier trotz widrigster Bedingungen ein neues Leben aufgebaut haben", heißt es in der Kampagne. ,,Wir fordern faire und langfristige Lösungen für gleichberechtigte Teilhabe aller – und die bedingungslose Anerkennung der Zugehörigkeit zu dieser Gesellschaft."


Aus: "Geflüchtet aus der Ukraine: Ohne Sicherheit" Sarah Schubert (8.3.2025)
Quelle: https://taz.de/Gefluechtet-aus-der-Ukraine/!6074134/


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Quote[...] In einem kleinen Parterrebüro im Zentrum von Budapest sitzt Joe Kurta, 49 Jahre alt, leichter rheinischer Singsang, vor zwei Computerbildschirmen und klickt sich durch Nachrichten, die ihm internationale Popstars, Bundesligaprofis und Multimilliardäre geschickt haben. Da ploppt auf seinem Handy eine WhatsApp-Nachricht auf. Der Trainer einer Bundesligamannschaft meldet sich. Er möchte am Montag von Düsseldorf nach Spanien fliegen, zwei Tage später wieder zurück – und braucht dafür einen Jet.
Und genau das ist Joe Kurtas Geschäft. Wer in Deutschland öfter mit dem Privatjet unterwegs ist, hat mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Kurtas Handynummer eingespeichert. Kurta ist einer von rund einem Dutzend professioneller Privatjetbroker in Deutschland. Er selbst besitzt keine Flugzeuge. Er vermittelt sie. Dafür sucht er auf einer Plattform für Privatjets nach einer freien Maschine inklusive Crew, handelt Rabatte aus und sorgt dafür, dass an Bord die richtigen Kanapees gereicht werden. Sein kleines Unternehmen Call a Jet muss man sich wie eine Taxizentrale vorstellen – nur eben für Flugzeuge.

Das Geschäft läuft exzellent. Während der normale Luftverkehr in Deutschland noch immer unter dem Vor-Corona-Niveau liegt, hat die Privatfliegerei bereits 2021 das Vorkrisenniveau erreicht. Seitdem stellt die Branche neue Rekorde auf. 100.000 Privatjets starten und landen mittlerweile jährlich in Deutschland. Nur in den USA, Kanada und Brasilien sind mehr registriert.

"Corona war für uns wie ein Konjunkturprogramm", sagt Kurta. Damals hätten sich viele Leute nicht mehr mit 500 potenziell infektiösen Mitreisenden in ein enges Flugzeug pressen wollen. Die meisten blieben deswegen daheim. Aber jene, die es sich leisten konnten, flogen eben im Privatjet nach Mallorca. "Und wer einmal privat fliegt", sagt Kurta, "der steigt so schnell nicht mehr zurück in einen Linienflieger."

Kurta hat sein Unternehmen vor 16 Jahren in Köln gegründet, heute beschäftigt er sieben Mitarbeiter, darunter Freiberufler, die Flüge in Mexiko und Ägypten verkaufen. Die Zentrale steht mittlerweile in Bonn, Kurta selbst arbeitet von seiner Budapester Niederlassung aus – seine Eltern sind in Ungarn aufgewachsen. Die Nachfrage nach Privatjets, erzählt der Unternehmer, sei so groß, dass man sie in den besonders begehrten Sommermonaten kaum bedienen könne.

Kurtas Telefon klingelt. Ein Immobilienmogul ist dran, der kommende Woche nach Tel Aviv muss. Kurta warnt ihn schon mal vor: Das sei wegen des Kriegs gerade "leider etwas teurer" – eher so 27.000 Euro statt der sonst üblichen 20.000.

Ein Erfolgscoach ruft an, er würde gerne aus Speyer nach Sankt Moritz fliegen. Würde etwa 8.000 Euro kosten, überschlägt Kurta. "Und bitte vergessen Sie nicht, uns rechtzeitig zu sagen, wie viele Skier Sie mitbringen."

Die Assistentin des Inhabers einer sehr großen deutschen Internetplattform fragt an, ob die Global Express, ein Jet mit zwölf Sitzen, mit der die Familie aus dem Thailandurlaub zurück nach Norddeutschland fliegen will, bitte ein bisschen früher abheben könnte. Die Haushälterin müsse um 13 Uhr noch ihren Anschlussflug nach München bekommen. "Ja, ich sag mal so: Bei dem Geld ist so einiges möglich", sagt Kurta – der Familienpatriarch zahlt für den Flug nach Phuket und zurück 315.000 Euro.

Für Normalverdiener klingt das nach absurd viel Geld. Schließlich kommt man in der Holzklasse schon für 1.000 Euro nach Thailand hin und zurück – und wer in der Luft unbedingt Champagner und ein Bett braucht, könnte ja auch für rund 10.000 Euro in der First Class fliegen.
Ist es da nicht verrückt, den Preis eines Eigenheims für einen Flug in den Urlaub auszugeben? Na ja, das könne man so nicht betrachten, sagt Kurta. Für jemanden, der mehrere Milliarden Euro besitze, seien 315.000 Euro relativ gesehen nicht viel. Zugespitzt könnte man sagen: in etwa so teuer wie für normale Menschen ein Busticket.
Kurta vermittelt pro Monat etwa 40 Flüge. Für viele seiner Kunden sei der Privatjet die effizienteste Fortbewegungsmethode. Verbringt man zwei Tage im Büro von Kurta, kann man aber auch den Eindruck gewinnen, dass der Privatjet selbst für manche das Highlight der Reise ist.
Einer, der von Mallorca nach Karlsruhe fliegen will, hat mitbekommen, dass die Maschine, die ihn abholen soll, leer aus Karlsruhe herfliegt, und würde gerne wissen, ob da nicht ein paar Freunde von ihm morgens mitfliegen und dann mittags direkt mit ihm zurück nach Karlsruhe reisen könnten. Hans, Thorsten und Frank würden diese Erfahrung auch gerne mal machen.

Ein reicher Australier schreibt Kurta auf WhatsApp, denn er will heute Abend spontan mit seiner Familie von London nach Paris fliegen und später vielleicht auch wieder zurück – "spazieren fliegen" nennt Kurta so was. 3.200 Euro, one way.

Privatjets haben eine verheerende Klimabilanz. Sie fliegen oft kurze Strecken, auf denen sie überproportional viel CO₂ ausstoßen. Knapp die Hälfte aller Privatjetflüge sind kürzer als 500 Kilometer, in etwa die Luftlinie zwischen München und Berlin.

Herr Kurta, bieten Sie auch CO₂-Kompensationen für Ihre vermögenden Kunden an? Da guckt Kurta skeptisch und sagt nach kurzem Zögern: "Ich weiß nicht, ob jemand so was schon mal nachgefragt hat." Die Privatjetfliegerei sei doch nur für ein paar kleine Prozent der CO₂-Emissionen in der Luftfahrt verantwortlich. Was stimmt. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass ein noch viel kleinerer Promilleanteil aller Reisenden Privatjets nutzt. Insgesamt stößt ein Privatjet pro Passagier etwa 14-mal mehr CO₂ aus als ein Linienflugzeug. So wurden Privatjets in den vergangenen Jahren zum Symbol des Klimawandels. Aktivisten besprühten eine Maschine auf Sylt mit oranger Farbe.
Etwa zur selben Zeit avancierte der Privatjet in den sozialen Medien aber auch zur ultimativen Chiffre für Macht und Erfolg. Influencer wie Dan Bilzarian oder Kylie Jenner stellen ihre PJs, wie sie auf Instagram heißen, zur Schau. #Jetlife trendete. Mittlerweile gibt es in Los Angeles Studios, in denen Influencer in einer Kulisse so tun können, als würden sie in einem Privatjet sitzen. Nur fürs Foto.

Zeigt man Kurta diese Bilder, macht er die Scheibenwischergeste vor seinem Gesicht. "Komplett durchgeknallt" findet er das. Seine Kunden hätten in der Regel keinen öffentlichen Instagramaccount und seien mit Ausnahme der Bundesligaspieler auch eher in der zweiten Lebenshälfte, keine Selbstdarsteller oder Verhaltensauffälligen.
Auf der Website von Call a Jet sind nur die Bilder einiger prominenter Fußballer zu sehen – Antonio Rüdiger und Mesut Özil zum Beispiel. Sie werben dort als Kunden für die Firma (Rüdiger: "Ich vertraue Joe und seinem Team total"). Und in Kurtas Büro hängt neben Özils Trikot auch ein Hemd seines ehemaligen Nationalmannschaftskollegen Sami Khedira.
Kurta kam über Umwege ins Flugbusiness. In den Nullerjahren legte er noch als House-DJ auf. Nach dem Fachabitur hatte er einen Schallplattenladen eröffnet und dann das Musikmachen für sich entdeckt. YouTube-Videos zeigen, wie er an den Champs-Élysées auftritt. Auch heute noch dudelt den ganzen Tag eine "Uplifting House Music"-Playlist in seinem Büro. Doch dann kam House Music aus der Mode, und es fiel Kurta schwer, damit Geld zu verdienen. Eine Klassenkameradin erzählte ihm von ihrer Arbeit bei einem Londoner Privatjetbroker. Kurta sah die Chance, in eine profitablere Branche zu wechseln, ohne die Glamourwelt verlassen zu müssen.

Also besuchte er eine Privatjetmesse und gründete kurzerhand ein Unternehmen. Seine ersten Kunden fand Kurta, indem er am Flughafen Köln/Bonn seine Visitenkarte unter die Windschutzscheibe teurer Autos klemmte. Ein ehemaliger Boxer meldete sich als einer der Ersten. Er flog mit seiner Entourage regelmäßig durch Europa. Die hätten manchmal auf dem Flug entschieden, nicht nach Paris, sondern doch nach London zu fliegen, erzählt Kurta.
Er vermittelte auch Jets an Konsul Weyer – einen schrillen Geschäftsmann, der Diplomatenpässe und Adelstitel verkaufte. Mit den Jahren wuchs Kurtas Unternehmen, heute kann er auf die Exzentriker und Halbseidenen verzichten. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete er laut eigener Aussage "mehrere Millionen Euro". Pro Buchung nimmt er eine Provision von fünf bis sieben Prozent.
Es gibt auch Privatjetanbieter, die selbst Flugzeuge besitzen und sie vermieten. Es sei allerdings gar nicht so einfach, eine Flotte so auszulasten, dass man sie profitabel betreiben könne, sagt Kurta. Deshalb mietet er die Jets lieber bei Airlines oder bei Superreichen, die sie gerade nicht brauchen. So ist er auch nicht auf wenige Flugzeugtypen beschränkt, sondern kann von der Propellermaschine bis zum Langstreckenjet alles anbieten. Und Kurtas kann sich mittlerweile auch aussuchen, wen er nicht befördert.

Jemand ruft an und will von einem afrikanischen Regionalflugplatz mit "ein paar kleinen Goldbarren" zurück nach Deutschland – so eine Anfrage bekomme er einmal im Monat, sagt Kurta. Er lege dann sofort auf. Jemand fragt, in welchem Privatjetmodell er sein Rennpferd mitnehmen kann – Kurta erklärt freundlich, dass das leider nicht zulässig sei. Grundsätzlich sind Haustiere aber für viele Kunden ein wichtiger Grund, im Privatjet zu fliegen. Erst neulich habe eine ältere Dame eine Embraer Legacy 600 für sich und ihre elf Katzen aus London an den Balaton gebucht.

Diese Anekdoten lassen sich nicht immer überprüfen. Doch die Preise, die Kurta nennt, werden von Branchenkennern bestätigt. Auf seinem Schreibtisch steht das Modell einer Global Express, an der Wand hängt neben den Trikots der Fußballer auch ein Foto von Kurta und seiner Frau. Sie stehen breit grinsend vor einer Gulfstream – "dem Boss", wie Kurta das Flugzeug ehrfürchtig nennt. Auch Elon Musk fliegt eine Gulfstream. Während ein gewöhnlicher Linienjet auf etwa 12.000 Meter Höhe unterwegs sei, fliege eine Gulfstream auf bis zu 15.000 Meter Höhe, schwärmt Kurta, also "über dem Wetter", damit die gut betuchten Reisenden im Schlaf nicht von lästigen Turbulenzen geweckt werden. Da oben, sagt der Broker, fühle man sich wie der Herrgott im Himmel.


Aus: "Darf mein Rennpferd mit in den Jet?"
Yves Bellinghausen (Aus der ZEIT Nr. 10/2025, Aktualisiert am 6. März 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/2025/10/privatjetbroker-fliegen-joe-kurtas-flugzeug


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Quote[...] Karlsruhe – Bürgergeld-Bezieher, die nicht mit dem Jobcenter kooperieren, riskieren mitunter sogar einen kompletten Entzug der Sozialleistung. Diese schmerzliche Erfahrung mussten auch eine alleinerziehende Mutter und ihre Tochter machen. Allerdings ist nicht jede Kürzung rechtens – so auch in diesem Fall. Das Sozialgericht Karlsruhe kam zu dem Schluss, dass die Maßnahme rechtswidrig war und holte im Urteilsspruch zum Rundumschlag gegen Jobcenter und andere Sozialgerichte aus.

... Das Sozialgericht Karlsruhe ging im folgenden auch mit dem Jobcenter und anderen Sozialgerichten hart ins Gericht. Der ,,fatalen behördlichen Ermessensausübung haftet der Nachgeschmack eines von Klassismus triefenden, autoritär-gönnerhaften Selbstverständnisses an", heißt es im Urteilsspruch. ,,Derart dürfen sich die Sozialleistungsverwaltung und Sozialgerichtsbarkeit in unserer freiheitlich-demokratischen Republik im Verhältnis zu ihren wirtschaftlich schwächsten Bürgern nicht begreifen", tadelt das Gericht weiter.

...


Aus: "Entzug von Bürgergeld-Leistungen: Sozialgericht fällt ein wegweisendes Urteil" Sandra Sporer (09.03.2025)
Quelle: https://www.fr.de/verbraucher/entzug-von-buergergeld-leistungen-sozialgericht-faellt-ein-wegweisendes-urteil-93612502.html


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Quote[...] Rund 120.000 Mitarbeitende des Wolfsburger Autobauers VW bekommen in diesem Jahr zum vorerst letzten Mal einen ungekürzten Bonus. Wie hoch der Bonus für die Belegschaft in Deutschland in diesem Jahr ausfällt, soll bald feststehen.

Ausschlaggebend ist der Gewinn, den VW mit seinen Marken VW Pkw und VW Nutzfahrzeuge in den Geschäftsjahren 2023 und 2024 eingefahren hat. Die Ergebnisse für 2024 will Volkswagen am Dienstag präsentieren, danach soll auch die Höhe der Prämie feststehen. Im vergangenen Jahr hatte VW 4.735 Euro pro Mitarbeiter ausgezahlt. Für 2024 hatte das Wolfsburger Unternehmen seine Gewinnerwartung mehrmals nach unten korrigiert. Zuletzt ging man von einem operativen Gewinn von 18 Milliarden Euro aus.

Ende des vergangenen Jahres hatten sich VW und die Gewerkschaft IG Metall nach zähen Verhandlungen auf einen Sparkurs geeinigt, der auch das vorübergehende Aussetzen der Gewinnbeteiligung für die Belegschaft vorsah. Nach Angaben der IG Metall gilt diese Regelung aber erst ab 2026. Ab 2028 soll die Prämie demnach dann wieder stufenweise auf das alte Niveau ansteigen.

Zuvor hatte Volkswagen einen Gewinneinbruch von 63,7 Prozent bekanntgegeben. Um nach eigenen Angaben weiter wettbewerbsfähig bleiben zu können und die Arbeitskosten zu reduzieren, hatte VW unter anderem einen Lohnverzicht der Beschäftigten von zehn Prozent sowie den Wegfall von Sonderzahlungen gefordert. Zudem stand zeitweise die Schließung mehrerer Werke im Raum. Insgesamt will Volkswagen jährlich mehr als vier Milliarden Euro einsparen. 1,5 Milliarden Euro davon entfallen auf Einsparungen bei den Arbeitskosten. Neben dem Verzicht von Lohnerhöhungen für die Belegschaft in den kommenden Jahren ging es auch um Gehaltseinbußen auf der Management-Ebene.


Aus: "VW: Belegschaft erhält zum vorerst letzten Mal volle Prämie" (10.03.2025)
Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/VW-Belegschaft-erhaelt-zum-vorerst-letzten-Mal-volle-Praemie,vw6534.html

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Quote[...] Berlin taz | Großbäckereien verdrängen immer mehr Handwerksbetriebe. Die Zahl der Betriebe des Bäckerhandwerks habe allein in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent abgenommen, teilte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) am Montag mit. Großbetriebe mit 250 und mehr Beschäftigten hatten demnach im selben Zeitraum einen Zuwachs von etwa 18 Prozent.

Seit 2014 sind laut NGG insgesamt 20.000 Arbeitsplätze verlorengegangen. Gleichzeitig stieg der Anteil an Teilzeitkräften unter den sozialversicherungspflichtig Beschäftigen in der Branche von 30 auf 39 Prozent. Die NGG fordert Jobs mit Tarifbindung und guten Arbeitsbedingungen. In Handwerksbäckereien und Filialbäckereien ist laut Branchenanalyse häufig die Bezahlung niedrig. In der Industrie sind zwar die Löhne höher, ,,aber die dortige Schichtarbeit belastet die Beschäftigten", erklärte die NGG.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit gibt es im Backgewerbe 8100 Betriebe. Davon sind 60 Prozent Kleinstbetriebe, mit weniger als 10 steuerungspflichtigen Beschäftigten. Der Marktanteil von 55 Betrieben mit je über 50 Millionen Euro Umsatz beträgt allerdings ganze 36 Prozent. Insgesamt beschäftigt die Branche 282.000 Menschen und erwirtschaftete 2023 21,8 Milliarden Euro Umsatz.

Der Trend gehe dahin, dass es immer weniger Betriebe geben wird – die Großen werden immer größer, so Stefan Strack, Studienleiter für die Hans-Böckler-Stiftung bei der Pressekonferenz. Eine gute Chance, gegen die Großbetriebe anzukommen, haben laut NGG-Vorsitzendem Guido Zeitler besonders kleinere, individuelle Bäckereien, die Nischenprodukte herstellen.

Die Bäckereibranche hat eine lange Tradition in Deutschland. ,,Das ist Kunst, die da gemacht wird, und Kunst braucht Leidenschaft", sagt Zeitler. Doch die aktuellen Arbeitsbedingungen machen es schwer, dass dieser nachgegangen wird. Beschäftigte klagen der Studie zufolge besonders über starken Zeitdruck, Stress, viele Überstunden, die Angst vor Altersarmut und viel fehlendes Personal.

,,Backen ist auch Vielfalt", sagte Zeitler. Migration spielt für die Bäckereibranche eine zentrale Rolle. Fast ein Viertel der Auszubildenden sind Migrant:innen und die Anzahl von in Deutschland beschäftigten Ausländer:innen im Backgewerbe hat sich seit 2014 fast verdoppelt auf etwa 51.000.


Aus: "Immer mehr Brot aus der Fabrik" Paula Schurbohm (11.3.2025)
Quelle: https://taz.de/Studie-zur-Baeckereibranche/!6075062/


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Quote[...] Die Gewerkschaft IG Metall wirft der Geschäftsführung des Tesla-Werks in Grünheide vor, die Belegschaft einzuschüchtern. Konkret gehe es um die Anzweiflung von Krankschreibungen. Tesla würde seine Mitarbeiter auffordern, Diagnosen offenzulegen, wolle Ärzte von der Schweigepflicht entbinden und würde Lohn einbehalten. Zuvor hatte das Handelsblatt berichtet.

"Nicht selten wird kein einziger Euro überwiesen", sagte IG-Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze. Der IG Metall zufolge behält der Konzern oft nicht nur Lohn ein, sondern setzt die Beschäftigten bei einem Gespräch "unter Druck". Dabei würde bei den Betroffenen eine "Überbezahlung" festgestellt werden, da diese irrtümlich während der Fehlzeiten bezahlt worden seien. Diese "Schulden" würden sie dadurch los, dass sie einen Aufhebungsvertrag unterzeichneten. "Mit diesem inakzeptablen Vorgehen treibt das Unternehmen immer wieder Kolleginnen und Kollegen in finanzielle Not", sagte Schulze.

"Wir sind die populistischen Skandalisierungen der IG Metall (...) mittlerweile gewöhnt", hieß es in einer Stellungnahme von Tesla. Bei dem von der Gewerkschaft beschriebenen "großen Umfang" handele es sich um rund ein Dutzend Fälle pro Monat – bei einer Belegschaft von 11.000 Mitarbeitern.

Außerdem handele es sich um Fälle, in denen "unberechtigte Lohnfortzahlungen geleistet" worden seien. Hinzu kämen "Fälle, in denen das Bundesarbeitsgericht davon ausgeht, dass eine Krankheit vorgeschoben sein könnte", gab Tesla an. In solchen Fällen dürfe der Arbeitgeber Beweise verlangen.


Aus: "IG Metall wirft Tesla Einschüchterung der Belegschaft vor" (14. März 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-03/gruenheide-tesla-ig-metall-krankschreibungen-arbeitnehmer

Quotegerhen

Ich bin so genervt von hemmungslos krank feiernden Kollegen, dass ich mir wünsche, unsere Firma würde ähnlich vorgehe. Missbrauch der sozialen Systeme ist in Deutschland viel zu leicht! Ich hoffe sehr, die CDU bekommt da was geändert.


QuoteSchnipli

Musk rüttelt hier ganz stark an unserem Fundament, dass sich hart erkämpft werden musste. Wenn er damit auch nur ansatzweise durch kommt werden Lindner und Konsorten Blut riechen und mehr Musk wagen und dann wird unser Haus schneller zerbröckeln als uns lieb ist.


QuoteObers Schlag

Wer nicht arbeitet, kann auch nicht bezahlt werden. Finde ich eigentlich richtig.


Quotekennzahl

Wer sich der Arbeitsbedingungen bei Tesla unsicher ist, sollte einfach mal die Bewertungen bei kununu lesen. 62% Weiterempfehlung ist so ziemlich der untere Rand dessen, was man auf dem Portal überhaupt erreichen kann.

Tesla ist so gesehen in D schon fertig. ...


QuoteArlequin

Musk, Thiel, Altmann (d.h. die Strippenzieher der Marionette Donald Trump und seines Vize J.D. Vance) streben die Schaffung sogenannter 'Freedomcities' an, d.h. Sonderwirtschaftszonen, in denen keinerlei staatliche Einschränkungen und keinerlei Schutzbestimmungen gelten. Dieses libertäre Konzept, das der unsägliche Christian Lindner offensichtlich bewundert ('mehr Musk und Millei wagen') führt in einen Neo-Feudalismus, in dem Menschen zur rechtlosen Verfügungsmasse der Firmeninhaber werden. ...


QuoteLeben in Lee

Die FDP ist für diesen Move Lindners bei der Wahl ordentlich abgestraft worden, wie die Wählerschaft ohnehin erkannt hat, wer die Ampel in erster Linie von innen ausgehöhlt hat.

Der AfD ist Musks Haltung recht. Machtkonzentration bei den Arbeitgebern liegt völlig auf ihrer Linie.


QuoteGustav Mahler

Aus Berichten meiner Gesprächspartner mit amerik. Eignern.

Der Umgangston ist in den USA oftmals rüde. Diese Unternehmenskultur wird oftmals auch auf Tochtergesellschaften im fernen Europa projiziert. Nach dem Motto 'Geht nicht, gibt's nicht', wir sind die Eigentümer und bestimmen. Es ist ein mühsames Unterfangen, die Notwendigkeit der Beachtung von lokalen Gesetzen darzulegen.

Und wie Musk vorgeht, konnte ja bei Twitter live miterlebt werden.


QuoteLesezeit2018

Bei so einem miesen Arbeitgeber, der seine Belegschaft einschüchtern möchte, hilft nur noch die Produkte zu boykottieren!


...

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Quote[...] Die hohen Mieten in deutschen Großstädten sind einer Studie zufolge eine Hürde für Unternehmen im Ringen um Fachkräfte. Viele Menschen sehen das teure Wohnen laut einer Umfrage der Beratungsgesellschaft PwC als zentralen Nachteil für das Leben in Metropolen. Das geht so weit, dass gut ein Drittel über einen Jobwechsel wegen hoher Mieten nachdenkt - eine Minderheit zieht tatsächlich deshalb um.

"In deutschen Großstädten herrscht massiver Frust über die Lage auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt", sagt Bernd Roese, Leiter des PwC-Standorts in Frankfurt. Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt drohe den Fachkräftemangel in Ballungsräumen noch zu verschärfen. Für die Studie wurden im November und Dezember 4.000 Berufstätige in Deutschland zwischen 18 und 65 Jahren aus zwölf Großstädten online befragt - darunter Berlin, Hamburg, München, Essen, Leipzig und Hannover.

Ergebnis der repräsentativen Umfrage: Die große Mehrheit der Menschen bewertet das Leben in der Großstadt als angenehm - etwa die Einkaufsmöglichkeiten, Kultur- und Bildungsangebote, Jobchancen und kurze Arbeitswege. Rund neun von zehn Berufstätigen fühlen sich demnach an ihrem Wohnort wohl.

Doch zugleich sind je zwei Drittel mit den Mieten, den Kosten für Wohneigentum und der Zahl freier Mietwohnungen unzufrieden. Fast 90 Prozent meinen, dass es in Großstädten "reine Glückssache" ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Damit setzte sich im Kern der Trend einer Umfrage aus dem Vorjahr fort.

Manche Beschäftigte ziehen die Konsequenzen. Jeder Zehnte hat laut Umfrage schon einmal den Job wegen zu hoher Mieten in der Region gewechselt (Vorjahr: 11 Prozent). In der Altersgruppe von 18 bis 34 Jahren sind nach eigener Aussage bereits 18 Prozent wegen teurer Wohnkosten umgezogen. "Selbst Unternehmen, die derzeit alle Stellen besetzt haben, können sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen", sagt Thomas Veith, Immobilienchef bei PwC Deutschland.

Über einen Jobwechsel wegen hoher Mieten nachgedacht haben bereits 35 Prozent. In der Gruppe der 18- bis 34-Jährigen geben das sogar 43 Prozent an. Wenn Erwerbstätige einen berufsbedingten Umzug in Erwägung ziehen, sind für 58 Prozent bezahlbare Mieten ausschlaggebend - noch vor der Länge des Arbeitsweges (44 Prozent). Drei Viertel (76 Prozent) würden zudem einen Job ablehnen, wenn die Mieten am künftigen Arbeitsort "viel höher" sind als am aktuellen.

Im Kampf um bezahlbaren Wohnraum sehen die Befragten sowohl Arbeitgeber als auch die öffentliche Hand in der Pflicht. 90 Prozent fordern, die Politik solle Wohnungsbauprogramme stärker auf Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen ausrichten. Auch die Ansprüche an die Arbeitgeber sind hoch: 81 Prozent befürworten, dass Unternehmen Fahrtkosten übernehmen, 85 Prozent wünschen sich Mietzuschüsse in besonders teuren Regionen. Ähnlich viele befürworten, dass Firmen Betriebswohnungen zur Verfügung stellen und die Ausstattung fürs Homeoffice finanzieren.

Für viele Befragte ist Homeoffice schon Teil der Lösung: 70 Prozent gaben an, dass die Arbeit von zu Hause es ihnen ermöglicht, in einer günstigeren Gegend zu wohnen. Um solche Beschäftigten nicht zu verlieren, seien Unternehmen gut beraten, viel Flexibilität zu ermöglichen und Homeoffice-Angebote nicht zurückzufahren, meint PwC-Experte Roese.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa


Aus: ""Massiver Frust in Großstädten" Hohe Mieten verschärfen den Fachkräftemangel" (16.03.2025)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Hohe-Mieten-verschaerfen-den-Fachkraeftemangel-article25632784.html


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Quote[...] Mittlerweile sind die Banken beim Namen Benko vorsichtig geworden. Am 17. Februar und am 18. Februar dieses Jahres versuchten ein Tiroler Rechtsanwalt beziehungsweise dessen Sekretärin, bei zwei verschiedenen Tiroler Raiffeisenbanken ein Treuhandkonto zu eröffnen. Als Treugeberin sollte Nathalie Benko, die Ehefrau von René Benko, auftreten; gehen sollte es bei dieser Transaktion um einen Liegenschaftsverkauf an die Laura Privatstiftung. Begünstigte dieser Stiftung sind Benkos Mutter und seine ehelichen Nachkommen. Ermittler und Masseverwalter rechnen die Stiftung und die Verfügungsmacht über selbige jedoch Benko zu. Der sieht das anders.

Den zwei Tiroler Instituten dürfte diese Angelegenheit jedoch zu heiß erschienen sein. Sie lehnten die Kontoeröffnung ab und erstatteten eine Geldwäscheverdachtsmeldung bei der zuständigen Meldestelle im Bundeskriminalamt, der A-FIU (Financial Investigation Unit).

Den beiden Banken war laut Verdachtsmeldung telefonisch kommuniziert worden, dass über das Konto mehrere Zahlungen "aus diversen Kaufverträgen abgewickelt" werden sollen. Als erster Schritt sollte eine Kaufsumme von fünf Millionen Euro aus Spanien einlangen, sei ihnen avisiert worden.

Die Ermittler vermuten daher, dass es bei der Transaktion um den Verkauf einer Immobilie geht, die Nathalie Benko in Spanien besitzen soll. Dabei könnte es sich um die Villa Can N nahe Ibiza-Stadt handeln, die der NB Immo Ibiza II SL gehört. Laut Recherchen von Krone und News wurde diese Villa von Nathalie Benko unter anderem mit Darlehen der Laura Privatstiftung erworben. Benko selbst soll nach dem Konkurs der Signa Holding noch Druck auf den Architekten gemacht haben, um den Ausbau der Finca zu beschleunigen – dafür sei man auch bereit, "schnelle Zahlungen" zu gewährleisten, zitierte News aus einer E-Mail.

Die Beamten der Geldwäschemeldestelle haben die Verdachtsmeldung noch im Februar an die Soko Signa weitergereicht, die wiederum die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) mit der Sache befasst hat. Die WKStA gab zu dieser Angelegenheit auf Anfrage des STANDARD keine Stellungnahme ab.

Das Ermittlungsverfahren zu Benko und Signa hat inzwischen sehr viele Stränge; der Unternehmer sitzt nach einem Antrag der WKStA seit Jänner 2025 in Untersuchungshaft. Neben ihm gibt es zahlreiche weitere Beschuldigte, darunter ehemalige Signa-Manager, eine Steuerberaterin und andere Berater.

Ziemlich neu auf dieser Beschuldigtenliste ist Ernst Dieter Berninghaus, ein in der Schweiz lebender Deutscher, der Benko vor allem im Bereich der Handelssparte beraten hat. Der frühere Manager der Schweizer Handelskette Migros war auch an der Signa beteiligt, zuletzt hatte er sich allerdings mit Benko überworfen.

Die Ermittler werfen Berninghaus vor, ein wirtschaftlich nicht vertretbares Darlehen von der Signa Holding erhalten zu haben. Die rund 16,9 Millionen Euro sollen in ein Privathaus geflossen sein; es geht um den Vorwurf der Untreue. Berninghaus bestreitet das: Laut seinem Sprecher soll es sich nicht um ein Darlehen, sondern um eine "vorgezogene Auszahlung aus einer Aktionärsvereinbarung mit der Familie Benko Privatstiftung" gehandelt haben. Und, so der Sprecher: "Wir sind bereits mit den Behörden in Kontakt und überzeugt, dass wir den Sachverhalt rasch aufklären und den Vorwurf vollständig entkräften können." Der Sachverhalt sei auch bereits Gegenstand eines vor Monaten vonseiten Berninghaus angemeldeten Schadenersatzanspruches im Insolvenzverfahren der Familie Benko Privatstiftung (FBPS).

Brisant sind auch die Umstände rund um dieses neue Ermittlungsthema. Berninghaus soll Benko in der Nacht vor dem Umfallen der Signa persönlich getroffen haben, dem Vernehmen nach wollte er auch für andere Investoren eruieren, wie es um die Signa denn nun wirklich stehe. Letztlich dürfte es in dem angeblich hitzigen Gespräch dann aber auch um die Zahlung an Berninghaus gegangen sein. Und: Zumindest Teile des Gesprächs dürfte Benko heimlich aufgezeichnet haben, den Ermittlern liegt jedenfalls eine entsprechende Aufnahme vor. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.


Aus: "Geplante Kontoeröffnung für Benkos Frau löste Geldwäscheverdacht aus" Renate Graber, Fabian Schmid (12.3.2025)
Quelle: https://www.derstandard.de/story/3000000260954/geplante-kontoeroeffnung-fuer-benkos-frau-loeste-geldwaescheverdacht-aus

QuoteIch denke, also bin ich!

Hoppala, jetzt werden die Banken plötzlich vorsichtig und hellhörig. Vorher konnte die Konstruktion nicht windig und dubios genug sein, dass nicht noch Geld hinterher geworfen worden wäre, um sich im Glanze des Wunderknaben zu sonnen.


Quotesoulpope

Der komplett gescheiterte Pleitier wird also - wie eh alle wissen - nicht von der Mama erhalten, sondern es fliessen immer wieder Millionenbeträge ..... seine Privatinsolvenz ist ein Hohn für jene Menschen, welche unverschuldet oder aus einer prekären Zwangslage in diese Situstion geraten sind ....


QuoteFrogsEverywhere

Was wäre gerecht?

Gerecht wäre wenn Herr Benko samt Familie die Schulden zurückzahlt - so gut eben geht. Das würde bedeuten, seine Frau, Kinder und er würden in eine Mietwohnung einziehen und arbeiten gehen. Ein Teil des Gehalts wird eingezogen. ...


QuoteMinimaximus der Große

Mentalitäten

Man kennt diese Mentalitäten aus der Menschheitsgeschichte ja seit ewigen Zeiten. Altes Ägypten, Rom, China, Mayas, Frankreich, Barone, Grafen etc. im Feudalismus usw. usf. Es hat sich nie irgendwas geändert. Die Leute der (finanziellen) Oberschicht haben ein absolut unerschütterliches Selbstverständnis, dass es ok ist, wenn man sich selber zum Schaden der 99,99% anderen der Gesellschaft extrem bereichert.

Und wir haben nach wie vor keine effektiven, tauglichen Sanktionen gegen diese Malversationen.



...

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Quote[...] Dem einstigen Signa-Milliardär René Benko droht laut einem Medienbericht ein neuer Rückschlag. Laut dem österreichischen Nachrichtenportal oe24.at hat seine Ehefrau Nathalie die Scheidung eingereicht. Der Gründer der insolventen Immobilien- und Handelsgruppe Signa sitzt seit Januar in Untersuchungshaft.

Dem österreichischen Portal zufolge gab es schon länger Gerüchte über ein Ehe-Aus. Nun habe seine Frau endgültig die Reißleine gezogen, schreibt das Blatt weiter. "Sie will sich und ihrer Familie das nicht mehr antun und einen Schlussstrich ziehen", zitiert oe24.at einen engen Freund der Familie. Das Paar hat 2010 geheiratet und drei Kinder.

Laut dem Portal haben mehrere Gläubiger bereits angekündigt, etwaige Zahlungen beziehungsweise Vermögensaufteilungen juristisch anzufechten. Wie oe24.at schreibt, soll Nathalie Benko bei der Scheidung monatlicher Unterhalt in Höhe von 8500 Euro sowie die Übernahme der Miete bis zu 3000 Euro zustehen.

Der Gründer der insolventen Immobilien- und Handelsgruppe Signa wurde am 23. Januar in seiner Villa in Innsbruck festgenommen. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt den Österreicher, im Rahmen eines Insolvenzverfahrens Vermögenswerte gegenüber Gläubigern und Behörden verheimlicht zu haben.

Ende Februar entschied das Landgericht in Wien, dass Benko zwei weitere Monate in Untersuchungshaft verbringen muss. Das Gericht geht nach eigenen Angaben weiterhin von dringendem Tatverdacht und Tatbegehungsgefahr aus. Die Justizbehörden könnten Benko bis zu zwei Jahre lang in Untersuchungshaft sitzen lassen. Im Falle einer Verurteilung wegen Untreue oder Bankrotts drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft, sagte ein Gerichtssprecher.

Steigende Zinsen, Energiepreise und Baukosten hatten das verschachtelte Signa-Firmenkonstrukt zu Fall gebracht. Gläubiger fordern insgesamt 2,4 Milliarden Euro. Das Insolvenzgericht hat von dieser Summe jedoch bislang nur 47 Millionen Euro anerkannt. Gegen Benko und sein Umfeld laufen in Österreich, Deutschland, Italien und Liechtenstein mehrere Ermittlungen, unter anderem wegen mutmaßlichen Betrugs, Untreue und Bankrotts. Sein Anwalt hat die Vorwürfe bestritten.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa



Aus: "Bericht über Ehe-Aus bei René Benko" (17.03.2025)
Quelle: https://www.n-tv.de/leute/Bericht-ueber-Ehe-Aus-bei-Rene-Benko-article25634141.html

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Just Eat Takeaway N.V. (anfänglich Citymeal) ist ein in den Niederlanden formal registrierter Essenlieferdienst, der über seine Onlineportale die Bestellung und Auslieferung der von Partnergastronomien offerierten Mahlzeiten organisiert. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Amsterdam und ist unter verschiedenen Namen international aktiv, in Deutschland und Österreich unter der Marke Lieferando und in der Schweiz als Just Eat. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Just_Eat_Takeaway

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Quote[...] Hunderte Kuriere verlieren in Österreich ihren Job. Der Kollektivvertrag für Fahrradboten wird zur Makulatur. Über einen vergeblichen Kampf gegen Lohn- und Sozialdumping.

Die Pizza Salami ist der Renner unter den bis vor die Haustür gelieferten Speisen. Knapp dahinter rangieren Burger und Pommes. Kein Bote auf zwei Rädern kommt ohne das schnelle Essen im Gepäck aus. Künftig versorgen Rider Konsumenten damit ausschließlich auf eigenes Risiko und auf eigene Rechnung. Lieferando, neben Foodora der Platzhirsch unter den Zustellern, kappt sämtliche Anstellungsverhältnisse.

Rund 5000 Boten sind auf Österreichs Straßen im Dienste der Gastronomie und des Handels unterwegs. Knapp 2000 unter ihnen fahren mit ihren Rädern und E-Mopeds unter dem Dach des Kollektivvertrags. Dieser schrammt mit seinen Mindestlöhnen zwar nur hart an der Armutsgrenze vorbei. Er bietet jedoch bezahlten Urlaub, Weihnachtsgeld, Zuschläge für Sonntagsarbeit und Entlohnung auch im Krankheitsfall. Damit ist Schluss.

Anders als Foodora und Wolt stellte Lieferando seine Boten in Österreich bisher fix an. Nun wird dieses Logistikmodell beendet, erfuhr DER STANDARD. Der damit verbundene operative Betrieb wird bis Ende Juni schrittweise aufgelassen. Ende Juli schließt die ganze Firma. Der Betriebsrat spricht von 966 betroffenen Arbeitnehmern. Lieferando selbst beziffert die Zahl der Beschäftigten, die gekündigt werden, mit rund 600. Weitere 250 Dienstnehmer verfügten über befristete Verträge.

Zieht sich Lieferando aus Österreich zurück? Lieferando weist das zurück. Der Konzern bleibe hierzulande als eigenständiges Unternehmen erhalten. Man werde weiter in Österreich investieren – allerdings nicht mehr in Fahrer, die dem Kollektivvertrag unterliegen. "Wir brauchen gleiche Wettbewerbsbedingungen", heißt es auf Nachfrage aus der Zentrale. Man habe über Jahre versucht, Benchmarks für die Branche zu setzen, doch kein Mitbewerber sei diesen gefolgt. Das habe zu wesentlichen Wettbewerbsnachteilen geführt.

Eine Unterbrechung der Logistikleistung werde es nicht geben, betont Lieferando. Wer für den Essenszusteller als Fahrer arbeiten will, muss dies aber künftig als freier Dienstnehmer mit eigenem Rad oder E-Moped tun. Allein Jacke, Helm und orangefarbene Tasche werden gestellt. Kuriere könnten sich nach Ablauf ihres Beschäftigungsverhältnisses über alternative Arbeitsmodelle bei Lieferando informieren, richtet ihnen die Geschäftsführung aus. Kunden verspricht Lieferando längere Öffnungszeiten und zusätzliche Lieferzonen. Der Service werde flexibler und effizienter.

Gerüchte über drastische Einsparungen bei Lieferando unter dem Decknamen "Northstar" kursierten bereits länger. Druck dazu kam vom niederländischen Mutterkonzern Just Eat Takeaway. Dieser könnte demnächst von Prosus geschluckt werden. Der südafrikanische Tech-Investor bietet für den Delivery-Riesen mehr als vier Milliarden Euro. Lieferando selbst stellt einen Zusammenhang zwischen dem geplanten Verkauf und der Kehrtwende in Österreich in Abrede.

Einblick in das Ausmaß des Umbaus der Logistik erhielt Betriebsrat Fabian Warzilek erst Dienstagvormittag. Der Geschäftsführung in Österreich hält er zugute, dass sich diese für einen Sozialplan einsetze. Dieser sehe bisher aber höchstens Abfertigungen in Höhe von eineinhalb Monatslöhnen vor, sagt er. In den kommenden Wochen soll darüber verhandelt werden. Vom Sozialplan ausgenommen seien knapp 70 administrative Mitarbeitende.

Wie die Zukunft von Lieferando aussehen soll, darüber ließ man die Belegschaft im Unklaren. Er traue dem Konzern zu, künftig verstärkt mit Subfirmen zusammenzuarbeiten, sagt Warzilek. Der Gewerkschafter ortet ein Versagen der Politik. "Hätte die Regierung ihre Hausaufgaben rund um freie Dienstverträge gemacht, würden jetzt nicht tausend Leute ihre Jobs verlieren." Deren Aussichten auf neue Arbeit schätzt er schlecht ein. Mehr als 90 Prozent seien Männer. Viele seien aus Ländern wie Syrien und Afghanistan geflüchtet und weder der deutschen noch der englischen Sprache mächtig genug, um in anderen Branchen unterzukommen.

Robert Walasinski vom Riders Collective zieht auch die Wirtschaftskammer in die Verantwortung. Der Ausstieg von Lieferando aus dem KV führe die Sozialpartnerschaft ad absurdum. "Freie Dienstnehmer in der Logistik haben die prekärsten aller prekären Arbeitsbedingungen." Aufgabe der Politik sei es, Lohn- und Sozialdumping zu unterbinden. Walasinski warnt seit neun Jahren vor dem Wildwuchs an freien Dienstverträgen in der Plattformarbeit. Am Dienstag nahmen Warzilek und er dazu einen ersten Termin im Arbeitsministerium wahr: Das neue Regierungsprogramm verspricht, den Kampf gegen Scheinselbstständigkeit spät, aber doch aufzunehmen.

Lieferando bedient in Österreich mehr als 50 Prozent des Geschäfts rund um Essenslieferungen, verlor in den vergangenen Jahren aber stetig Marktanteile an die Rivalen Wolt und Foodora. Beide sparten sich über ihr Heer an modernen Tagelöhnern schon bisher die Lohnnebenkosten. Foodora etwa soll unter den 3000 Dienstnehmern nur über 88 Angestellte verfügen, deren Zahl seit Frühjahr 2024 um 40 sank. Details zu den neuen Verträgen für Rider nennt Lieferando keine. Nur so viel: Man habe seit Jahren in die Strukturen investiert. Die Liefergebühren würden die Kosten dafür aber nur zu einem geringen Teil decken. Diese Differenz gleiche man nun aus.

Der vor fünf Jahren geschaffene Kollektivvertrag für Fahrradboten wird mit dem Ausstieg von Lieferando zur Makulatur. Seit 2023 sieht dieser ein monatliches Bruttoeinkommen von 1730 Euro für 40 Stunden die Woche vor. 2024 wurde vergeblich und flankiert von Streiks um einen neuen Abschluss gerungen. Im Sommer erhöhte Lieferando die Löhne freiwillig um 7,8 Prozent, was die Gewerkschaft als Teilerfolg wertete. Lieferando habe eingesehen, dass man keine Hungerlöhne zahlen könne, hieß es.

Künftig werden die Kuriere des Konzerns wie jene von Foodora und Wolt auch bei widrigster Witterung ohne gesetzlichen Arbeitsschutz fahren. Krankengeld gibt es erst ab dem vierten Tag, und dann nur die Hälfte der Bemessungsgrundlage. Sonntagszuschläge werden ebenso obsolet wie Urlaubsgeld. Ohne Auftrag gibt es keine Bezahlung, unfreiwillige Stehzeiten schmälern den Verdienst. Auch wenn über GPS jeder ihrer Arbeitswege kontrolliert wird, Apps ihnen Aufträge erteilen, Fristen und Ziele vorgeben: Rechtlich gesehen sind sie nicht mehr Teil des Betriebs.



Aus: "Lieferando kündigt alle Rider und stellt gesamte Logistik auf freie Dienstverträge um" Verena Kainrath (18. März 2025)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000261760/lieferando-kuendigt-alle-rider-und-stellt-gesamte-logistik-auf-freie-dienstvertraege-um

QuoteDieUschivonNebenan

"Mehr als 90 Prozent seien Männer. Viele seien aus Ländern wie Syrien und Afghanistan geflüchtet und weder der deutschen noch der englischen Sprache mächtig genug, um in anderen Branchen unterzukommen."

Somit ist auch schon gesagt, warum das Ganze niemanden in der Politik interessiert.


Quoteecp

Kämpfen Gewerkschaft und Sozialversicherungsträger nicht schon seit fast einem halben Jahrhundert gegen Scheinselbständigkeit? Es ist gesetzwidrig, einen Dienstnehmer als selbständigen Vertragspartner auszugeben, um sich die Lohnnebenkosten zu sparen. Wieso sind Foodora & Co so lange damit durchgekommen?


QuoteLindenberger

Da wird auf Kosten der Allgemeinheit ein ganzes Heer an zukünftigen Sozialhilfeempfänger herangezüchtet. ...


QuoteHelene

Ich werde nie vergessen wie ein Freund von mir auf so einer Zustellfahrt (nicht lieferando) mit dem eigenen Fahrrad vor 20 Jahren verunfallte und für Monate außer Gefecht war. Ohne Job. Ohne Krankenstand. Ohne Krankengeld. Ich hab seine Arbeitskleidung oder sowas zurückgebracht und wurde angejammert, weil damit schon wieder ein Fahrer ausgefallen sei. Kein Gute Besserung, keine Frage wie schlimm der Unfall war oder wie es ihm geht. Null Mitgefühl. Es waren harte Monate für ihn, so ganz ohne Einkommen.


QuoteExil-Ennstaler

Wenn es nicht möglich ist, dass man ohne moderne Sklaverei kein Essen mehr geliefert bekommt, dann sollte man sich vielleicht kein Essen mehr liefern lassen.


QuotePanthera Onca

Nie würde ich bei diese. Sklaventreiber etwas bestellen. Teuer, lausige Qualität und die Fahrer sind echt arme Hunde.


QuoteSpitfire667

Die Mehrheit will das so. Ansonsten hätten ÖVP/FPÖ keine absolute Mehrheit.


QuoteHastatus Prior

Bin bei weitem kein linker Kapitalistenfresser, aber bei Thema Scheinselbständigkeit, sei es bei Essens-Zustellern, Paketbooten oder manch anderen Branchen, wäre es höchst an der Zeit, die Gesetze nachzuschärfen, und den entsprechenden Unternehmen derart massive Strafen in Aussicht zu stellen, dass sie den Schwachsinn sein lassen.

Wenn man dann halt höhere Liefergebühren verrechnen muss, dann ist das so, die Zielgruppe die sich Essen nach Hause liefern lässt, hat das Geld üblicherweise.
Wenn dadurch der Umsatz bei Essenszustellern und Paketdiensten zurück geht, profitieren eventuell Restaurants und stationärer Handel, die durch diese unfairen Praktiken aktuell einen Nachteil haben.


QuoteMendeln

Wenn's um Werbung machen geht haben sie aber immer genug Kohle.


QuoteWittgenstein vs Popper

interessant: hier im forum

beklagen fast alle die unfairness, schlechten bedingungen und beteuern, sie würden selber kochen oder essen gehen; geht oder fährt man durch den 9. bezirk schwärmen die lieferandos nur so umher, als gäbe es kein morgen - gerade dort, wo eh vor jeder haustür 5 lokale sind ... warum?


QuoteUnfreiwilliger Kanzlerfest-Mitfinanzierer

Es ist nett, wenn hier an die Verantwortung der Konsumenten appelliert wird.
Aber: das wird nichts bringen - geht nur mit Gesetzgebung, die solchen Schwachsinn unterbindet!


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Während der Werksleiter von Erfolgen spricht, zeigen Proteste in der Tesla-Gigafactory Grünheide die andere Seite: Warum die Belegschaft auf die Barrikaden geht.

In der Tesla-Gigafabrik in Grünheide ist es vergangene Woche offenbar zu einem Eklat gekommen. Während einer Rede von Werksleiter André Thierig wurden Sicherheitskräfte aktiv und führten einen Gewerkschaftsvertreter aus der Halle, berichtet das ,,Handelsblatt". Mehrere Männer sollen zuvor mit Zurufen wie ,,Was soll das hier?" und ,,Ey, beruhigt euch!" die Versammlung gestört haben.

Hintergrund ist der schwelende Konflikt zwischen der IG Metall und dem Tesla-Management. Die Gewerkschaft verfügt zwar über die stärkste Fraktion im Betriebsrat, hat aber keine Mehrheit und darf bei Versammlungen nicht aufs Podium. Stattdessen protestierten Gewerkschafter mit Transparenten gegen ,,Personalmangel, starke körperliche und psychische Belastungen, Druck durch hohe Zielzahlen und aggressives Vorgehen einiger Führungskräfte".

Eine Petition zur Arbeitsüberlastung, von 3.000 Mitarbeitern unterzeichnet, fordert zusätzliche bezahlte Pausen, mehr Respekt und mehr Personal. Zuvor hatte die IG Metall dem Management bereits vorgeworfen, Beschäftigte bei Krankschreibungen einzuschüchtern.

Ungeachtet der Spannungen zeigte sich Tesla für den Standort Grünheide zuversichtlich. Die Fabrik beliefere inzwischen 37 Märkte und habe über 11.000 Arbeitsplätze geschaffen, betonte Thierig am 21. März 2025 gegenüber der dpa.


Aus: "Sicherheitsdienst wirft Gewerkschafter aus Betriebsversammlung" t-online, jon (25.03.2025)
Quelle: https://www.t-online.de/region/berlin/id_100650634/berlin-tesla-proteste-in-gruenheide-gewerkschafter-fliegt-aus-versammlung.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der geschäftsführende Finanzminister Jörg Kukies (SPD) hat die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Solidaritätszuschlag begrüßt. Das höchste deutsche Gericht bestätige damit die Rechtsauffassung der Bundesregierung, dass die Erhebung des Soli verfassungsgemäß sei. Damit schaffe es "Klarheit für die Aufstellung des Bundeshaushalts", teilte Kukies mit.

Anders äußerten sich Vertreter von Wirtschaftsverbänden: "Das Urteil ist ein herber Rückschlag für die Unternehmen", sagte Tanja Gönner, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Industrie. Jetzt sei die Politik am Zug. "Die Abschaffung des Solidaritätszuschlags gehört in den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung", forderte sie.

Auch der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Peter Adrian, sagte, die vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags wäre für Unternehmen ein wichtiges Signal für spürbare Entlastungen. "Mit einer kompletten Abschaffung des Solidaritätszuschlags könnte die neue Bundesregierung ein wichtiges Signal für den Einstieg in eine umfassende Unternehmenssteuerreform setzen." Unternehmenssteuern müssten in Richtung 25 Prozent reduziert werden. Dann könnten die Betriebe auch wieder mehr investieren.

Durch den Zuschlag bei der Einkommens-, Kapitalertrags- und Körperschaftssteuer nimmt der Staat jedes Jahr rund 13 Milliarden Euro ein. Seit 2021 zahlen ihn nur noch Besserverdienende, Unternehmen und Kapitalanleger. Für etwa 90 Prozent der Steuerpflichtigen ist die Abgabe durch Freigrenzen entfallen.

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm forderte Union und SPD auf, den Solidaritätszuschlag abzuschaffen. "Wir brauchen eine Entlastung der Unternehmen, die in großen Teilen durch den Soli belastet werden", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der Standort müsse attraktiver werden.

Unionsvertreter zeigten sich offen für eine Abschaffung des Soli. Unionsfraktionsvizechef Mathias Middelberg sagte der Rheinischen Post mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen, es brauche eine steuerliche Entlastung von Unternehmen und Mittelstand. "Ob dies über eine Abschaffung des Solis und/oder eine Unternehmenssteuerreform geschieht, ist Gegenstand der Koalitionsverhandlungen", sagte er. Auch der bayerische Finanzminister Albert Füracker (CSU) pochte auf eine Entlastung der Unternehmen.

Bei der persönlichen Einkommensteuer und den Kapitalertragsteuern sollten bei einer Reform Entlastungen für Besser- und Hochverdienende vermieden werden, sagte Stefan Bach, Ökonom beim Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Der Solidaritätszuschlag könne als "Wehrbeitrag" zur Finanzierung der hohen Verteidigungsausgaben umgestaltet werden. Die Freigrenze könne in einen echten Freibetrag umgewandelt und der Zuschlagssatz auf zum Beispiel acht Prozent erhöht werden. "Dies würde Steuerpflichtige bis zu einem zu versteuernden Einkommen von 178.000 Euro entlasten, Spitzenverdienende aber stärker belasten", sagte Bach. Damit ließe sich ein Aufkommen von knapp zehn Milliarden Euro im Jahr erzielen. Befristet auf zehn Jahre könnten damit knapp 100 Milliarden Euro Rüstungskosten finanziert werden.

Das Bundesverfassungsgericht hatte eine Verfassungsbeschwerde von sechs FDP-Politikern gegen den Soli zurückgewiesen. Der Bund habe durch die Wiedervereinigung weiterhin zusätzlichen Finanzbedarf, entschied das Gericht.


Aus: "Bundesfinanzminister begrüßt Soli-Urteil des Verfassungsgerichts" (26. März 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-03/bundesverfassungsgericht-soli-urteil-reaktionen

Der Solidaritätszuschlag (SolZ, umgangssprachlich Soli) ist eine Ergänzungsabgabe zur Einkommensteuer und Körperschaftsteuer in Deutschland. Ursprünglich (1991) war die Abgabe auf ein Jahr befristet. Sie wurde laut Gesetzgeber eingeführt, um die verschiedenen Mehrbelastungen aus dem Zweiten Golfkrieg sowie auch für die Unterstützung der Länder in Mittel-, Ost- und Südeuropa und die zusätzlichen Aufgaben in den neuen Bundesländern zu finanzieren. Mit der Verkündung im Bundesgesetzblatt am 24. Juni 1991 erlangte er Gesetzeskraft. Ab 1995 wurde der Zuschlag (unbefristet) zur Finanzierung der deutschen Einheit erhoben und besteht bis heute. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Solidarit%C3%A4tszuschlag