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[Menschen in Schichten und Klassen... ]

Started by Textaris(txt*bot), February 18, 2007, 02:21:01 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] In Deutschland beziehen krankgeschriebene Arbeitnehmer schon ab dem ersten Tag weiter ihr Gehalt. Wegen des hohen Krankheitsstands fordert Allianz-Chef Bäte nun einen Karenztag - und löst damit eine Debatte aus.

Der Vorschlag von Allianz-Chef Oliver Bäte, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern am ersten Tag einer Krankmeldung keinen Lohn mehr zu zahlen, stößt auf scharfe Kritik - aber auch auf Zustimmung. Bäte hatte in einem "Handelsblatt"-Interview gefordert, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu streichen und damit den sogenannten Karenztag wieder einzuführen.

"Damit würden die Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen", so Bäte. Die Arbeitgeber würden dadurch entlastet. In der Bundesrepublik gilt - anders als in einigen anderen Ländern - seit Jahrzehnten die Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag. Für die Wiedereinführung eines Karenztages, der hierzulande in den 1970er-Jahren abgeschafft worden war, hatte sich kürzlich auch die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, ausgesprochen. Bäte nannte als Beispiele Schweden, Spanien oder Griechenland.

Der Allianz-Chef sieht den hohen Krankenstand in Deutschland als Kostenproblem. Bäte sagte dem "Handelsblatt", Arbeitnehmer seien hierzulande im Schnitt 20 Tage pro Jahr krank, während der EU-Schnitt bei acht Krankheitstagen liege. Arbeitgeber zahlen laut Bäte hierzulande jährlich 77 Milliarden Euro Gehälter für krankgeschriebene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Von den Krankenkassen kommen noch einmal 19 Milliarden Euro hinzu. Das entspricht rund sechs Prozent der gesamten Sozialausgaben." Mit seinem Vorschlag könnten pro Jahr 40 Milliarden Euro eingespart werden.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland 2023 durchschnittlich 15,1 Arbeitstage krankgemeldet. Die Krankenkasse DAK-Gesundheit weist für 2023 sogar einen noch höheren Durchschnittswert aus: Demnach hatte weit über die Hälfte der DAK-Versicherten von Januar bis Dezember 2023 mindestens eine Krankschreibung. Im Gesamtjahr waren es der DAK zufolge im Durchschnitt 20 Fehltage pro Kopf. Die Techniker Krankenkasse berichtet von durchschnittlich 17,7 Tagen.

[...] Die IG Metall bezeichnete es als unverschämt und fatal, den Beschäftigten Krankmacherei zu unterstellen. "Wer Karenztage aus der Mottenkiste holt, greift die soziale Sicherheit an und fördert verschleppte Krankheiten", sagte Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban. "Die deutsche Wirtschaft gesundet nicht mit kranken Beschäftigten, sondern im Gegenteil mit besseren Arbeitsbedingungen."

 Kritik kommt auch aus der Startup-Branche. Tobias Stüber, Chef der Bus-Buchungsplattform Flibco, lehnt gegenüber der "Bild"-Zeitung unbezahlte Krankheitstage ab: "Ich kann dem CEO der Allianz versichern, dass er mit seinem Vorschlag falsch liegt." Mitarbeiter vertrauten keinem Unternehmen, das sie für Krankheit bestrafe. "Der Vorschlag, bei einem Tag Krankheit das Gehalt zu reduzieren, ist absurd", so Stüber. Die Lösung für eine höhere Gesundheitsrate sei stattdessen eine bessere Unternehmenspolitik und "eine Führungsebene, die zuhört".

Doch es gibt auch positive Resonanz. So sagte der Sozialexperte Bernd Raffelhüschen der "Bild"-Zeitung: "Die Einführung eines unbezahlten Krankheitstages ist ein sinnvoller Vorschlag und sollte von der nächsten Regierung zügig umgesetzt werden." Der Professor für Finanzwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg fordert sogar, dass Arbeitnehmer drei Krankheitstage lang keinen Lohn beziehen sollen.

Mercedes-Chef Ola Källenius unterstützte den Vorschlag ebenfalls. "Der hohe Krankenstand ist ein Problem für die Unternehmen. Wenn unter gleichen Produktionsbedingungen der Krankenstand in Deutschland teils doppelt so hoch ist wie im europäischen Ausland, hat das wirtschaftliche Folgen", sagte er "Bild".

Auch die Politik zeigt sich in Teilen offen für den Vorschlag. "Unsere Sozialsysteme werden immer weiter beansprucht", sagte Unions-Fraktionsvize Sepp Müller (CDU) dem Nachrichtenportal "Politico". "Aus diesem Grund sollten wir uns meiner Meinung nach nicht vor neuen Ideen verschließen und diese diskutieren. Auch wenn das Thema der Karenztage sich nicht in unserem Wahlprogramm findet, könnte dies ein altbewährter Ansatz sein."

Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge (CDU), sagte dagegen: "Nur die allerwenigsten Menschen melden sich aus Spaß krank." Sorge forderte einen "Krankenstands-Gipfel", um mit den beteiligten Akteuren über die Lage zu beraten. Der Vorsitzende Arbeitnehmervereinigung in der CDU, Dennis Radtke, bezeichnete den Vorschlag des Allianz-Chefs als "gänzlich inakzeptabel". "Er steht für eine Kultur des Misstrauens gegenüber allen Arbeitnehmern", sagte er dem "Tagesspiegel".


Aus: "Kein Lohn mehr am ersten Krankheitstag?" (07.01.2025)
Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/debatte-lohnkuerzung-krankheitsfall-allianz-100.html

https://www.tagesspiegel.de/politik/klassenkampf-von-oben-cdu-sozialfugel-lehnt-ersten-krankheitstag-ohne-lohnersatz-ab-12972295.html

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... Weil wir wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. ...

Quote[...] In den 1950er-Jahren boomt der Schiffbau in Norddeutschland, allein auf der Howaldt-Werft in Kiel schuften Tausende Metallarbeiter, auf allen Werften in Schleswig-Holstein ackern rund 25.000 Menschen. Die Arbeiter ächzen unter den Bedingungen: zehn Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Ihre Arbeitsplätze sind kalt und zugig. Funken fliegen von Schweißarbeiten hoch, der Lärm der Niethämmer vom Schlagen auf Metall ist ohrenbetäubend. Unfälle und Krankheiten sind keine Seltenheit. "Es war so eine Faustregel: jedes Schiff ein Toter", erläutert der ehemalige Flensburger Werftarbeiter Hans-Georg Leu das Arbeitsrisiko im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik". Und: Von den Gewinnen der Bosse profitieren die Metaller kaum.

Den Arbeitern geht es nicht um eine Erhöhung des Stundenlohns, sie wünschen sich verbesserte Rahmenbedingungen und die Gleichstellung mit Angestellten: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für die Dauer von sechs Wochen, mehr Urlaubsanspruch und die erstmalige Einführung von Urlaubsgeld.

"Mein Mann hat sich oft hingeschleppt. Wenn er Grippe hatte, ist er meistens wieder hingegangen und hat sich gar nicht krankgemeldet. Es gab ja denn kein Geld." So erinnert sich Lily Masuth, die Witwe eines Kieler Werftarbeiters im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik" ...

Damals sind 70 Prozent der 65.000 Metaller im Land gewerkschaftlich organisiert. Ein großes Vorbild für die Arbeiterschaft ist Hein Wadle. Der Betriebsrat bei den Howaldtswerken und Vertrauensmann der IG Metall kämpfte im Widerstand gegen Hitler. Das verschafft ihm Respekt. Viele Arbeiter kommen mit ihren Sorgen zu ihm. Wenn er über die Dringlichkeit eines Streiks spricht, scharen sie sich um ihn und hängen an seinen Lippen: "Warum erhalten Angestellte im Krankheitsfall weiterhin ihren Lohn - und wir Arbeiter nicht? Weil wir wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden."

Seine Überzeugungsarbeit fruchtet: Am 11. und 12. Oktober 1956 stimmen schließlich 88 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für einen Streik. Am 24. Oktober 1956 ertönt in Schleswig-Holstein kein Hammerschlag mehr. Von Lauenburg bis Flensburg stehen die Kräne still. Mit Beginn der Frühschicht um 6 Uhr treten landesweit 26.288 Arbeiter in bedeutenden Betrieben der Metallindustrie in den Ausstand. Den Kern der Streikenden bilden die Werftarbeiter. Sehr zum Unmut von Adolf Westphal. Der Vorsitzende der Howaldtswerke heißt in der Belegschaft nur "King Adolph". Der gebürtige Kieler und gelernte Kaufmann hat die Werft nach dem Krieg wieder mitaufgebaut, die Auftragsbücher sind voll. Doch der Mann aus dem Stadtteil Gaarden hat aufgehört, seine Belegschaft zu grüßen. "Vollbeschäftigung, und diese Proleten beißen die Hand, die sie füttert", schimpft er hochnäsig über die Streikenden.

Schon um die Jahrhundertwende sind die Howaldtswerke eine bedeutende deutsche Schiffswerft, durch die Kriege erlebt sie ein Auf und Ab. 1953 arbeiteten bei Howaldt schon wieder 9.600 Beschäftigte an 26 Schiffen, darunter sind Tanker, Frachtschiffe und Walfangboote. Zu den Kunden gehört der griechische Tankerkönig Aristoteles Onassis. Weil die Werft sich mit dem Bau von Fischverarbeitungsanlagen bereits einen internationalen Namen gemacht hat, bekommt sie 1954 von der Sowjetunion einen Großauftrag, zehn Fischerei-Fabrikschiffe zu bauen. Der Auftragsbestand für die nächsten Jahre ist gesichert.

Doch Westphal sieht durch den Streik sein Wirtschaftswunder in Gefahr. Der Unternehmer ist für alle Forderungen taub. Stattdessen droht er mit Kündigungen. Auch andere torpedieren den Ausstand, drohen mit Räumungsklagen, Mieterhöhungen... alles Versuche der Einschüchterung, um die Streikenden zu brechen. Denn der mächtige Westphal lässt seine Verbindungen spielen. Auch Zeitungen ziehen über die Arbeiter her - mit Schlagzeilen wie "Vor den Toren herrscht Terror". Man unterstellt ihnen eine grundsätzliche Verantwortungslosigkeit - "sonntags besoffen, montags blau", lautete das Klischee der Arbeitgeber, erzählt Udo Ehmke, ehemaliger Metallarbeiter aus Bargteheide im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik". Für die Arbeitnehmer geht es in diesem Arbeitskampf auch um Würde und Respekt.

Statt an Schiffen zu schuften, stehen die Arbeiter jetzt als Streikposten vor den Toren der Werft, bei eisigen Temperaturen und ohne Lohn. Das Zentrum des Ausstands sind die Streiklokale. Hier treffen sich die Arbeiter auf ein Bier, sie bekommen aber auch ihre Schichten als Streikposten zugeteilt. Außerdem erhalten sie dort als Unterstützung Streikgeld: Wöchentlich gibt es bis zu 60 Mark und ab November außerdem 45 Mark Mietbeihilfe für Verheiratete. Durch diese Maßnahmen kommen Streikende fast auf ihren Nettolohn von rund 350 Mark. Ledige können im Kieler Gewerkschaftshaus ein billiges Mittagessen erhalten. Für zusätzliche Entbehrungen gibt es als Ausgleich Kino, Theater, Schachturniere, Kaffeekränzchen und sogar Großveranstaltungen in der Kieler Ostseehalle. "Alles, was die Sorgen vertreibt", erläutert Julius Bredenbeck im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik". Er initiiert damals den Metallarbeiter-Streik mit.

Für den Zusammenhalt unter den Arbeitern sorgen auch die Streik-Nachrichten der IG-Metall-Bezirksleitung, die bei der "Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung" gedruckt werden.

"Diese Streik-Nachrichten waren grundsätzlich der Zusammenhalt, die Klammer und das Informationsblatt für die Streikenden. Das wurde von jedem gelesen, und es war so gestaltet mit Karikaturen mit Preisrätseln, dass das von den Kollegen geradezu erwartet wurde." Hans-Ulrich Stangen, ehemaliger Kieler Werftarbeiter im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik"

Die Solidarität unter den Streikenden und ihren Familien ist groß. Jeder hilft jedem, mit Essen oder Unterkünften. Während ihre Männer im Ausstand sind, halten die Frauen trotz vieler Entbehrungen die Familien zusammen, sorgen für Essen auf dem Tisch und verhindern, dass die Männer nicht das knappe Geld versaufen. Im Verlauf des Streiks zeigen immer mehr Betriebe im In- und Ausland Solidarität mit den Streikenden. "Euer Kampf ist unser Kampf", bekunden die Lloydwerke in Bremen. Auch die dänischen Werftarbeiter erklären sich solidarisch. Pakete anderer Gewerkschaften erreichen die Streikenden, darüber hinaus überweisen sie Geld als Streikhilfe.

Der Streik hatte eine hohe Beachtung gefunden, nicht nur bei der IG Metall. Da war am Anfang vielleicht Skepsis: Oh, hoffentlich klappt das jetzt hier 1956 in dem kleinen Schleswig-Holstein. Die haben zwar Werften, aber stehen die das durch? Schaffen die das? Und je länger das dauert, desto mehr Hoffnung setzten die Gewerkschafter da rein, zu sagen: steht das durch. Udo Ehmke, ehemaliger Metallarbeiter aus Bargteheide im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik"

Unterdessen finden immer wieder Gespräche über ein Ende des Arbeitskampfes statt. Sechs Schlichtungsversuche - unternommen vom damaligen Ministerpräsidenten Kai-Uwe von Hassel - scheitern. Dann vermittelt schließlich Bundeskanzler Konrad Adenauer, er ringt den Arbeitgebern zumindest Teilzugeständnisse für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ab. Die Gewerkschaft empfiehlt, den Kompromiss anzunehmen. In einer dritten Urabstimmung lehnt die Mehrzahl der Arbeiter das Angebot als unzureichend ab. Der Streik geht damit weiter. Im Januar 1957 bleiben über 34.000 Metaller in 38 Betrieben der Arbeit fern.

Am 9. Februar 1957 nehmen die Metallarbeiter schließlich einen verbesserten Kompromiss an. Am Freitag, 15. Februar, melden die "Kieler Nachrichten": "Seit heute Morgen wird in den bestreikten Betrieben der schleswig-holsteinischen Metallindustrie wieder gearbeitet." Im Juli 1957 verabschiedet der Bundestag ein Gesetz, das die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall festlegt. Der Streik entscheidet auch Lebenswege, wie den des damals 17-jährigen Björn Engholm - in die Politik. Als Schüler bedient er bei der IG Metall die Lautsprecheranlagen während des Streiks und verdient sich ein bisschen Taschengeld: "Ich konnte in einer Stunde mit Glück eine Mark bis 1,50 machen. Und das war mehr, als ein Arbeiter im Krankheitsfall für die Stunde erhielt. Da habe ich begriffen, was für ein Kummerlohn das für diese harte Arbeit damals bedeutet haben muss", erzählt er im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik. Ein Erlebnis, das prägt.

Der Ausstand der Metallarbeiter gilt bis heute als härtester Branchenstreik gegen Arbeitergeber und Politik. Er öffnet die Tür zur Gleichbehandlung von Arbeitern und Angestellten. Seit 1970 sind beide Berufsgruppen gleichgestellt - mehr als ein Jahrzehnt nach dem längsten Arbeitskampf in Deutschlands Geschichte.


Aus: "Deutschlands längster Streik: Der Aufstand der Mutigen" Stefanie Grossmann (02.05.2024)
Quelle: https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Die-Mutigen-56-Deutschlands-laengster-Streik,metallarbeiterstreik100.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Nach CDU-Politikern spricht sich auch die FDP für eine Arbeitspflicht für arbeitsfähige Bürgergeldempfänger aus. Die Empfänger sollten Arbeiten im öffentlichen Raum übernehmen, sagte der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Christoph Meyer der Bild-Zeitung. "Die gemeinnützige Arbeitspflicht für erwerbsfähige Bürgergeldempfänger soll einen geregelten Alltag schaffen, bevor es zügig zurück in den Arbeitsmarkt geht."

Wer dazu in der Lage sei, könne etwa "zur Arbeit gegen die Verwahrlosung Berlins" herangezogen werden. "Dazu zählen Reinigungs- und Hilfsarbeiten für Spielplätze, Parks oder auch Bahnhöfe", sagte Meyer. Es gehe um gegenseitige Solidarität, fuhr er fort: "Wer selbst zumutbare Arbeit verweigert und vom Geld der arbeitenden Bevölkerung lebt, muss den öffentlichen Raum für alle anderen ordentlich und sauber halten."

Unter anderem CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hatte eine bundesweite Jobpflicht für arbeitsfähige Bürgergeldbeziehende gefordert. "Jeder, der in Deutschland Bürgergeld bezieht und arbeiten kann, muss arbeiten gehen. Ansonsten darf es keine Sozialleistungen mehr geben", sagte er.

Der CDU-Politiker verwies unter anderem auf die Stadt Schwerin. Dort hatte der Stadtrat kürzlich beschlossen, dass Bürgergeldbezieher künftig eine gemeinnützige Arbeit aufnehmen müssen. In zwei Thüringer Landkreisen gibt es zudem eine Arbeitspflicht für arbeitsfähige Asylbewerber.

Das Bürgergeld war 2023 von der Ampelregierung eingeführt worden, deren Teil die FDP bis zum Koalitionsbruch im November war. Seitdem gibt es von ihr und der Union wiederholte Forderungen nach Verschärfungen oder der Abschaffung des Bürgergeldes. Im Bundestagswahlkampf zeigt sich inzwischen auch die SPD zu Verschärfungen bereit.


Aus: "FDP will Bürgergeldempfänger zum Säubern von Parks verpflichten" (8. Januar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-01/fdp-arbeitspflicht-buergergeld-empfaenger-parks-spielplaetze-bahnhoefe-verwahrlosung-christoph-meyer

Quotek-ai

Ich finde, dass die I.d.R. gut ausgebildeten ca. 800.000 Privatiers in Deutschland, die ebenfalls dem Arbeitsmarkt gehören, auch der Gesellschaft etwas zurückgeben können, z.B. Reinigung von Parks oder Bahnhöfen. Alternativ auch Unterstützung im Bildungsbereich oder in Kitas. Das wäre doch mal was!


Quotethiak

Wie wäre es mit verpflichtendem Sozialdienst für Bundestagsabgeordnete, damit die wissen, wovon sie reden?


QuoteFrieda Auguste

Wie wäre es mal mit Säubern von öffentlichen Plätzen und Parks durch überführte Steuerhinterzieher?


QuoteKaroR

Wie wäre es, wenn man regulär bezahlte Stellen im städtischen Dienst schafft, die für die Bürgergeldempfänger attraktiv sind?


QuoteCaptain_Haddock

Klar, irgendjemande muss ja den Dreck wegmachen, den die Polohemden-Jünglinge nach ihrer aufregenden Exkursion in die Asi-Innenstadt hinterlassen haben.


QuoteClaude Nuage

Ihr Furor gegen "Polohemden-Jünglinge" in allen Ehren, aber die sind nicht für die Vermüllung des öffentlichen Raumes verantwortlich.


Quotesonstwer

Für die einen sind es die Flüchtlinge, für die anderen die Bürgergeldempfänger.
Hauptsache, man ist mit nach unten treten beschäftigt.


Quoteullibulli

Schaulaufen der Populisten und Möchtegern-Eliten...

Aktuell hat man das Gefühl, jeder Idiot haut irgendwas raus und die deutschen Medien stürzen sich drauf. Sei es der Bullshit des Allianz-CEO, Trump, Musk oder jetzt der FDP.

Wir haben ein Problem mit der Themensetzung in der deutschen Presse. Das ist mittlerweile demokratiegefährdend. Je mehr Polarisation, umso höher die Auflagen und Klicks.

Es gibt leider keine Untersuchung, die jemals den Einfluss der Medien zum Aufstieg der Rechten und Populisten thematisiert hat, aber es wird deutlich, die Demokratie hat ein Problem in der Presse.


QuoteEinTollerName

Die etwa 10.000 Totalverweigerer sind offenbar so etwas wie die Stille Reserve des Landes. Indem man bei ihnen kürzt soll der Bundeshaushalt saniert werden, die freiwilligen Ausreisen in die Höhe schießen, die Verwahrlosung der Städte bekämpft werden...

Da versteckt sich ein irres Potential. Wahre Superkräfte? Wie würde die Politik aus Union und FDP bloß die Zukunft Deutschlands ohne sie gestalten?


Quoteecnerwal

Deutsche Ideenlosigkeit. Wenn ich jetzt "Partei XY fordert von H4, ALG2 Empfängern YX zu tun." - jetzt google oder binge mal sehen wie viele nie realisierte, populistische Vorschläge da in den letztn 20 Jahren schon veröffentlich wurden. Kurz: Viele...



...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Im Heide Camp Brüggen leben Menschen, die nicht viel zum Leben brauchen, nicht mal ein eigenes Bad. Nun wird ihnen auch das genommen, hier sollen Luxus Chalets entstehen.

...


Aus: "Sie dachten, sie würden hier alt werden" (8. Januar 2025)
Von Paul Weinheimer • Fotografie: Friedrich J. Richter
Quelle: https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2024-12/heide-camp-brueggen-umbau-luxus-resort-bewohner-dauercamper/komplettansicht

https://www.heidecamp-brueggen.com/

QuoteMichael Stoever

Ein [ ] Artikel, der zeigt wie manche Menschen unverschuldet in Armut gelangen. Mich wundert warum man nicht das Camp ein paar hundert Meter weiter wieder aufbauen kann, offiziell und mit Genehmigung der Behörden. Da ist auf der Karte nur Ödland oder Fichtenforst. Ist aber im Bürokratiekand Deutschland wohl nicht vorstellbar.


QuoteBirdiee

Ich fürchte, dass sich die modernen Chalets dann nicht mehr ganz so gut verkaufen würden...


Quotebavarius

Da werden zukünftig Leistungsträger ab und zu wohnen. Für Loser ist da kein Platz. Wieder eine Lehrstunde über Kapitalismus.


QuoteAzulnegro

Wahnsinn. Wie lange soll das Eigentlich noch so gehen, diese Verdrängung der Ärmsten, nur zugunsten des Kapitals. Einfach nur widerlich und abstoßend.


QuoteLongReader

Dem Artikel hätte gut getan, etwas über die lokalpolitischen Hintergründe zu berichten: Der Investor ist Harald Drathen. Er hat den bisherigen Campingplatz gepachtet oder gekauft und unter großem Beifall des Gemeinderats Brüggen sein Projekt vorgestellt. Es entsteht wieder ein Campingplatz mit allen Nutzungsarten. Auch Dauercamping ist dort möglich. Solch eine Verbesserung der Nutzung einschließlich positiver Auswirkung auf die Gemeinde ist im Sinne derselben und ihr gutes Recht. Bei allem Respekt für das Leben der bisherigen Dauercamper kann der Status Quo ante nicht mehr toleriert bleiben. Gentrifizierung gibt es überall. Die Gemeinde aber sollte bei der Suche einer neuen Bleibe derer, die sich nicht selber helfen können, behilflich sein. Ein Gespräch mit dem Bürgermeister und dem Investor fehlt hier ebenfalls. Journalismus kann helfen und sollte den Blick weiten, nicht verengen.


QuoteGoldenShoes

  Bei allem Respekt für das Leben der bisherigen Dauercamper kann der Status Quo ante nicht mehr toleriert bleiben

Warum?


Quotetalktome
Antwort auf @GoldenShoes

Nichts hätte die applaudierende Gemeinde gehindert, rechtzeitig für diese kleine gewachsene Gemeinschaft Ersatz zu finden. Eine Gemeinde hat ganz andere Möglichkeiten, nach freien Wohnungen zu suchen, als es die Menschen aus dem Artikel haben. Man hätte ihnen gleich zu Beginn viele Ängste ersparen können.


QuoteJ.hoh

Es wird Zeit, das diese Bruchbuden verschwinden.


QuoteLP

Scrollt mal auf der ZON Startseite weiter runter, da findet Ihr:
Wohnen in Deutschland: Zahl der Wohnungslosen verdoppelt sich auf über eine halbe Million
In Deutschland sind über eine halbe Million Menschen wohnungslos. Allein 10.000 Menschen mehr wohnen heute auf der Straße als noch vor zwei Jahren.

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2025-01/wohnunglsose-obdachlosigkeit-zahl-verdoppelt-halbe-million


QuoteGoldenShoes

    Die Innenausstattung – vergoldete Kerzenhalter, Ledercouch, Plastikpflanzen – gibt es dazu.

Und plötzlich sind die 150.000 Euro ein richtiges Schnäppchen. Sehr geschmackvoll! /s
Die Anwohner tun mir ehrlich leid. Einfach widerlich, wie die Gesellschaft, in der wir leben, die Schwächsten immer weiter an den Rand drängt.


QuoteHerrschmeisshirnvomhimmel

Das Vermietungsbusiness ist die größte Vermögens- Umverteilung von unten nach oben unserer Zeit.


QuoteArlequin

Ganz ähnlicher Fall in Essen, aktuell.

Angst ums Zuhause: ,,Wir sollen erneut vertrieben werden"  Daniel Henschke (01.12.2024)
Essen-Leithe. Hevres Becker kam 1987 mit ihrer Familie als Geflüchtete nach Essen, fasste in der Litterode Fuß. Nun fürchten sie um ihre Heimat - zum zweiten Mal.
https://www.waz.de/lokales/essen/article407798926/angst-ums-zuhause-wir-sollen-erneut-vertrieben-werden.html

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QuoteCorianderOverdose

Diese Geschichten sind im Einzelnen vergleichsweise brutal wie eine Zwangsversteigerung von Immobilien. Die passieren in unangenehmer Regelmäßigkeit im Stillen, viele davon passieren, weil der Staat schlechte Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft bietet.

Immerhin haben die Bewohner ein bewegliches Zuhause, das Ihnen nicht weggenommen wird. Das mag erst einmal ein schwacher Trost sein, aber es ist nicht das Ende. Ich bin mir sicher, dass in so einer starken Gemeinschaft gemeinsam nach vorn geschaut werden kann.

Und man möge nun bitte nicht auf "die Reichen" motzen. Das, was da gebaut werden soll, richtet sich nicht an "Reiche" (150.000 für eine Ferienwohnung kann durchaus auch einfach eine selbsttragende Kapitalanlage sein).


QuoteStella123

Der Platz wurde wie so vieles in D heruntergewirtschaftet und war für viele zahlungskräftige Camper/Urlauber nicht mehr attraktiv - man sieht es an den Fotos über den vorher-nachher (Plan) Zustand. Daher veränderte sich sukzessive die Camperstruktur, aber halt auch die Einnahmen für den Eigentümer. Irgendwann werden die niedrigen Einnahmen zumdauerhaften Verlustgeschäft oder es gibt sich die Chance durch erhebliche Investitionen die zukünftige Einnahmesituation zu verändern.

Das passiert doch allerorten durch Abriss und Neubau von alten Wohnungen oder durch Sanierung. Und immer trifft es die, die sich die neuen Vorhaben finanziell nicht leisten können und dadurch verdrängt werden. Hier trifft es einmal mehr Menschen die besonders vom Leben gebeutelt sind, die am Rand stehen und denen die Gemeinschaft, die sie bilden etwas Lebensfreude gibt. Etwass vergleichbares werden sie anderenorts nicht finden und dadurch zusätzlcihe Probleme in ihrem Leben bekommen.

Grund und Boden gehören grundsätzlich in öffentliche Hand und sollten für jede Art von Wohnzwecken nur noch verpachtet, nicht verkauft werden - schon garnicht an internationale Kapitalgesellschaften. Regionale Wohnungsbaugenossenschaften sind zu bevorzugen.
Nur so haben die Kommunen Einfluß darauf, was in ihrer Region passiert, ob sie für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen auch Raum zur Verfügung stellen können für dei benötigten Wohn- und Lebensmodelle.


QuoteMentalgreis

Geld ist in unserer Gesellschaft DIE akzeptierteste Form der Gewaltanwendung. ...


...

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Kontext:

Quote[...] In Deutschland haben aktuell mehr als eine halbe Million Menschen kein eigenes festes Zuhause. Das geht aus dem aktuellen Wohnungslosenbericht hervor, den die Bundesregierung beschlossen hat. Danach waren Anfang 2024 rund 439.500 Menschen in der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht. Weitere rund 60.400 kamen bei Angehörigen, Freunden oder Bekannten unter, rund 47.300 lebten auf der Straße oder in Behelfsunterkünften. Ohne Berücksichtigung der rund 15.600 Doppelerfassungen ergeben sich deutschlandweit rund 531.600 wohnungslose Menschen.

Zwei Jahre zuvor lag die Zahl der Wohnungslosen noch bei 262.600. Der starke Anstieg geht dem Bericht zufolge vor allem darauf zurück, dass in staatlichen Unterkünften untergebrachte ukrainische Geflüchtete mitgezählt worden seien. Allein dadurch habe sich die Zahl seit dem ersten Bericht im Jahr 2022 um 136.900 erhöht. Auch die Zahl der Obdachlosen ohne feste Unterkunft stieg deutlich an. Anfang 2024 hätten 10.000 Menschen mehr auf der Straße oder in Behelfsunterkünften gelebt als zwei Jahre zuvor, was laut der Bundesregierung auf eine Unterfassung 2022 zurückzuführen ist.

Obdach- und Wohnungslosigkeit habe unterschiedliche Formen und Ursachen und sei kein rein städtisches Problem, sagte Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Mit dem Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit habe die Regierung "den Weg geebnet, abgestimmt mit den Ländern, Kommunen und der Zivilgesellschaft, die Herausforderung der Bekämpfung der Obdachlosigkeit langfristig anzugehen". Um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, investiere der Bund zudem bis 2028 über 20 Milliarden Euro in den sozialen Wohnungsbau, sagte Geywitz. 

Mit knapp zwei Dritteln waren laut Bericht überwiegend Männer von Wohnungslosigkeit betroffen. Auch waren Menschen, die ganz ohne Unterkunft sind, im Schnitt 43 Jahre älter als solche, die im Notfallhilfesystem untergebracht waren (31 Jahre) oder bei Bekannten oder Angehörigen unterkamen (36 Jahre).

Wohnungslosigkeit sei für Betroffene ein langfristiges Problem, heißt es im Bericht. Viele, die auf der Straße lebten oder bei Angehörigen oder Freunden unterkämen, berichteten auch von Erkrankungen oder Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen. Nach einem im April 2024 von der Bundesregierung verabschiedeten Nationalen Aktionsplan soll in Deutschland bis 2030 jeder Mensch eine eigene Wohnung haben.


Aus: "Wohnen in Deutschland: Zahl der Wohnungslosen verdoppelt sich auf über eine halbe Million" (8. Januar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2025-01/wohnunglsose-obdachlosigkeit-zahl-verdoppelt-halbe-million

QuoteExegetius

Bitte nichts unternehmen - nur ein knappes Wohnraumangebot sichert genügend Rendite. Internationale Investoren wollen auch leben!


QuoteSuper Nova

Rund 531.600 wohnungslose Menschen in Deutschland, ungefähr so viel wie zB Hannover oder Nürnberg Einwohner haben, wirklich traurig für eines der angeblich reichsten Länder der Welt. Hier läuft was völlig falsch, schon seit langer, langer Zeit.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Im Rechtsstreit der früheren Intendantin Patricia Schlesinger mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) über Ruhegeld-Forderungen von Schlesinger und hohe Schadenersatzforderungen des Senders streben beide Seiten eine Verständigung an. Nach der Verhandlung am Landgericht Berlin am Mittwoch erklärten die Anwälte von Schlesinger und dem RBB, sich in Vergleichsverhandlungen einigen zu wollen.

Die beiden Parteien folgten damit einem Vorschlag des Vorsitzenden Richters Thomas Markfort. Er nannte auch den Verkündigungstermin für das Urteil, das auf einer geglückten Mediation fußen würde: 31. Mai. Sollte der Verwaltungsrat des öffentlich-rechtlichen Senders dem Richterspruch folgen, ist die zivilrechtliche Auseinandersetzung beendet.

Ob eine Einigung zustande kommt, ist noch offen. Das Gericht deutete in seinen Anmerkungen aber an, es rate angesichts eines ansonsten sehr langwierigen Verfahrens zu einer Verständigung. Die Akten füllen mittlerweile 5000 Seiten. Der Vorsitzende Richter ließ erkennen, dass der RBB wahrscheinlich das vertraglich vereinbarte Ruhegeld zahlen müsse. Es gehe dabei um lebenslange Ruhegeldzahlungen. Er sehe durchaus ein Prozessrisiko aufseiten des RBB.

Zugleich sei nicht ausgeschlossen, dass Schadenersatzforderungen des Senders begründet seien. Es stelle sich deshalb die Frage, ob eine Vereinbarung zustande komme oder der Weg durch die Instanzen beschritten werden solle.

Schlesingers Anwalt Thomas Wahlig skizzierte zuvor die Ergebnisse einer ,,Gesamteinigung", die seine Mandantin und er sich vorstellen können. Das Ruhegeld der gekündigten Intendantin würde dann auf eine Gesamtzahlung für 2024 und den Starttermin der monatlichen Überweisung am 1. Januar 2025 hinauslaufen. Das Ruhegeld, das Schlesinger laut Dienstvertrag zusteht, beläuft sich monatlich auf 18.300 Euro, weshalb Schlesinger mit dem ihrerseits verzögerten Starttermin der Auszahlung auf 330.000 Euro verzichten würde. Mit weiteren Zahlungen, die sich aus den Schadensersatzforderungen des Senders ergeben, beliefe sich der Gesamtbetrag Schlesingers zugunsten des RBB auf rund 360.000 Euro.

Patricia Schlesingers wurde am 15. August 2022 als Intendantin durch den Rundfunkrat abberufen und am 22. August fristlos entlassen. Die wesentlichen Vorwürfe waren Misswirtschaft, unzulässige Bonuszahlungen, private Reisen und Essenseinladungen, die zu Lasten des Senders abgerechnet wurden; auch der teure Umbau der Chefetage und ein Massagesessel im Dienstwagen formten sich zur veritablen Aufregung, deren vor allem finanzielle Konsequenzen den RBB an den Rand seiner Existenz brachten. War in der Latenzphase des Skandals nur die Rundfunkanstalt für Berlin und Brandenburg im Fokus, so weitete er sich im Fortgang von Aufklärung und Aufarbeitung zur Infragestellung des gesamten öffentlich-rechtlichen Systems.

Der Prozess gegen die heute 63-jährige Patricia Schlesinger bildet dabei nur das Finale der Prozesse gegen das damalige Direktorium, wobei längst nicht alle Rechtsstreitigkeiten erledigt sind.

Schlesingers Anwalt Thomas Wahlig drückte nach Prozessende seine Befriedigung darüber aus, dass das Gericht ,,seinen Argumenten weitgehend gefolgt" sei. Auch die Klägerin, anfangs noch sehr ernst, wirkte zu diesem Zeitpunkt deutlich gelöster. Anfragen verschiedener Medien, der Saal im Landgericht war bis auf den letzten Platz gefüllt, wich sie aus, ihr Ehemann Gerhard Spörl, der den Prozess nach der Pause in der ersten Reihe verfolgte, wartete schon auf sie.

Die Journalistin hatte seit ihrer Kündigung nur ein Einkommen von Februar bis November 2023 in Höhe von 25.000 Euro monatlich. Nach Tagesspiegel-Informationen arbeitete sie für die MK-Kliniken AG, das Pflegeheime und Einrichtungen für Betreutes Wohnen für Senioren betreibt. Es wäre wohl verkehrt, sich Patricia Schlesinger als mittellos vorzustellen, aber die mittlerweile sehr hohen Prozess- und Anwaltskosten müssen mit dem zu erwartenden Ruhegeld verrechnet werden.

Die ehemalige RBB-Intendantin hatte mit ihrer Zivilklage die Zahlung eben dieser monatlichen 18.300 Euro für 30 Arbeitsjahre im öffentlich-rechtlichen Dienst verlangt. Der RBB reagierte mit einer Widerklage, um Schadenersatz in Millionenhöhe einzufordern. Konkret fordere der Sender derzeit mehr als zwei Millionen Euro von Schlesinger, hieß vom Gericht. Außerdem habe der RBB die Feststellung beantragt, dass die Klägerin verpflichtet ist, alle Schäden zu ersetzen, die durch Pflichtverletzungen ,,bei der Planung und Umsetzung eines Bauvorhabens" entstanden sind oder noch entstehen werden. Bei dem Bauvorhaben handelt es sich um das inzwischen aufgegebene ,,Digitale Medienhaus". Hier seien zahlreiche Pflichtverletzungen dokumentiert, die Schadenersatzansprüche rechtfertigten.

Der Anwalt des RBB, René Weißflog, argumentierte im Prozess, Schlesinger habe als Intendantin ein von der Beratungsfirma Kienbaum entwickeltes Bonus-Modell umgesetzt, nach dem weiteren Führungskräften leistungsbezogene Zulagen gezahlt wurden. Da dieses Bonus-Modell nicht formal vom RBB-Verwaltungsrat als zuständigem Gremium beschlossen worden sei, hätte sie damit ihre Pflichten als Intendantin verletzt. Dem RBB sei durch die Zusatzzahlungen ein Schaden in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro entstanden. Im Prozessverlauf musste allerdings der Eindruck entstehen, dass Schlesinger für ein Verhalten und einen Intendantinnenvertrag – Weißflog nannte ihn ,,sittenwidrig" – haftbar gemacht wird, den der Verwaltungsrat des RBB, sprich dessen damaliger Wolf-Dieter Wolf, selbst mit ihr abgeschlossen hatte. Manchmal wirkte es so, als würde der RBB-Anwalt den Sender anklagen.

Auch konnte es nicht zugunsten der RBB-Vertreter angesehen werden, dass die Zahl der durch Schlesingers Missmanagement angerichteten Schäden zwar auf 80 Seiten penibel aufgezeichnet, nicht jedoch zu einer Schadenssumme bis zum Prozesstag zusammengeführt werden konnten.

Unabhängig von diesem Zivilprozess am Landgericht Berlin ermittelt schon länger die Generalstaatsanwaltschaft Berlin rund um den RBB-Skandal, darunter auch gegen die Ex-Intendantin. Die Auswertung dazu dauert an, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte.


Aus: "Prozess um monatlich 18.300 Euro Ruhegeld: Schlesinger und der Sender wollen sich einig" Joachim Huber (15.01.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/prozess-zwischen-rbb-und-ex-intendantin-schlesinger-und-der-sender-wollen-sich-einigen-13023295.html

Ruhegehalt (auch Pension genannt) ist in Deutschland ein regelmäßig ausgezahltes Einkommen zur Altersversorgung an eine Person, die in einem öffentlich-rechtlichen Dienst- oder Amtsverhältnis gestanden hat.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ruhegehalt

QuoteStefanW
15.01.25 19:48

... Wer unter den lauten Kritiker/innen als gekündigter Arbeitnehmer auf Rechtsbeistand/finanzielle Ansprüche verzichtet, werfe den ersten Rundfunkempfänger.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Für das Weihnachtsgeschäft wirbt DHL ausländische Arbeitskräfte an und serviert sie danach wieder ab. Von falschen Versprechen, Druck und Kakerlaken.

Hamburg taz | ,,Fairness. Sicherheit. Verbindlichkeit." – Mit diesem Slogan wirbt die Firma ESG Solutions Arbeitskräfte für die Deutsche Post DHL Group an – besonders vor dem Weihnachtsgeschäft. Doch Fairness, Sicherheit und Verbindlichkeit sind genau das Gegenteil von dem, was die Saisonarbeitskräfte bei DHL erfahren – so legen es Berichte der Arbeiter*innen gegenüber der taz da.

,,Sie behandeln uns, als wären wir dumm oder würden kein Recht und Gesetz kennen", sagt Ana Da Cruz, eine ehemalige DHL-Mitarbeiterin aus Brasilien, die zuletzt in Portugal gelebt hatte. Über eine portugiesische Website für Jobinserate war sie auf die Anzeige von ESG gestoßen, die für einen Job als Paketbotin in Hamburg warb. Da Cruz bewarb sich und wurde genommen, sie brachte sogar noch fünf Bekannte aus Portugal mit.

Am 2. Juli begannen sie den Vollzeitjob, unbefristet, mit einer Probezeit von sechs Monaten. Man habe ihr in Aussicht gestellt, dass sie langfristig dort arbeiten könne, wenn sie gute Arbeit leisten würde, sagt Da Cruz. Auch könnte sie verantwortungsvollere Aufgaben übernehmen und einen Deutschkurs an der posteigenen Akademie machen, sei ihr gesagt worden.

Nichts davon wurde eingelöst – stattdessen habe die Firma extremen Druck auf die Arbeitskräfte ausgeübt. ,,Wenn man nicht völlig außer Gefecht gesetzt ist, soll man auch mit einer Verletzung oder Krankheit arbeiten", sagt Da Cruz. Eine portugiesische Kollegin etwa sei bei der Arbeit von einem Hund gebissen worden. Als sie am nächsten Tag zu ihrer Vorgesetzten gegangen sei, um den Vorfall zu berichten und sich krank zu melden, habe man ihr gesagt ,,Kannst du laufen? Dann kannst du auch arbeiten!"

Vor allem kurz vor Weihnachten ist die Arbeitsbelastung für Paketzusteller*innen extrem. Die tägliche Paketanzahl steige um das Zweieinhalbfache, berichtet der Hamburger Betriebsratsvorsitzende der Deutschen Post, Ingo Freund. Festangestellte verzichteten in der Zeit auf freie Tage und leisteten viele Überstunden. Weil man den Kolleg*innen aber keine unendliche Mehrbelastung zumuten könne, setze die Post eben auf die Saisonarbeiter*innen, die durch Agenturen aus dem Ausland geholt würden. ,,Da mag nicht immer alles so laufen, wie man es sich vorstellt", sagt Freund. Auch in normalen Zeiten sei der Job ein hartes Geschäft.

Während ihres Arbeitsverhältnisses sind die ausländischen Arbeitskräfte über DHL gesetzlich krankenversichert – haben aber laut Berichten keinen Zugriff auf entsprechende Nachweise der Krankenkasse. DHL bestreitet das auf Nachfrage. ,,Informationen zur Krankenversicherung sind jederzeit einsehbar", schreibt DHL-Sprecher Tobias Buchwald der taz. ,,Auch in Zeiten mit besonders hohem Sendungsaufkommen stehen die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Kolleginnen und Kollegen an erster Stelle."

Das Gefühl hatte Ana Da Cruz nicht: Kurz vor dem regulären Ende ihres Arbeitsverhältnisses habe sie einen Anruf von ihrem Vorgesetzten erhalten. ,,Wir würden dich gern behalten, du machst gute Arbeit", habe man ihr gesagt –, ,,aber leider warst du zwei Mal krank." Ob das Arbeitsverhältnis nun verlängert werden würde oder nicht, sei dabei nicht klar geworden, sagt Da Cruz. ,,Ich hatte das Gefühl, sie wollten nur Druck aufbauen, damit ich mich nicht noch mal krank melde", sagt Da Cruz.

Drei Tage vor Weihnachten seien sie und zwei andere Kolleg*innen erneut von den Vorgesetzten kontaktiert worden – sie müssten sich zum ersten Januar eine neue Unterkunft suchen, oder ab sofort den doppelten Preis für das Hostel bezahlen. Die DHL Group hat eine Kooperation mit einem Hostel in Hamburg-Billstedt, an der bezeichnenden Adresse ,,Letzter Heller 11". Der Betriebsratsvorsitzende Ingo Freund bestätigt, dass von dort viele Beschwerden über die Unterkunft kämen.

Der taz liegen Berichte und Videos einer anderen DHL-Saisonarbeiterin vor, die Bettwanzen und einen überschwemmten Wäschekeller zeigen, außerdem Küchenschaben und einen extrem dreckigen Kühlschrank. Eine Nacht habe sie aus Ekel vor den Bettwanzen im Badezimmer geschlafen, berichtet eine Kollegin.

DHL subventioniert die Unterkunft für die dort untergebrachten Saisonarbeiter*innen. Während der normale Preis 705 Euro pro Monat für ein Bett im Dreibettzimmer beträgt, zahlen die DHL-Arbeiter*innen lediglich 350 Euro – zumindest einige, darunter auch Ana Da Cruz. Dass die Subvention kurz vor Weihnachten plötzlich enden sollte, während noch nicht klar war, ob der Vertrag verlängert werden würde, habe sie massiv unter Druck gesetzt, sagt die Brasilianerin. Sie habe nicht nur Angst vor dem Jobverlust, sondern auch vor der Obdachlosigkeit gehabt.

Vier Tage vor Silvester habe DHL die Drohung zurückgenommen und die Subvention noch bis zum 15. Januar bezahlt. Ebenfalls teilte man ihr mit, dass das Arbeitsverhältnis binnen zwei Wochen, am 13. Januar enden würde. ,,Ein Einzelfall", sagt DHL-Sprecher Buchwald. ,,Generell beschäftigen wir Kolleginnen und Kollegen, die für das Weihnachtsgeschäft eingestellt werden, darüber hinaus weiter." In diesem Fall sei die Arbeitsleistung ungenügend gewesen, deshalb habe man mit Ablauf der Probezeit gekündigt – das Hostel aber sogar noch zwei Tage länger anteilig bezahlt.

Der Betriebsratsvorsitzende schildert die grundsätzliche Situation etwas anders: Sicher würden jedes Jahr ein paar Kolleg*innen aus dem Weihnachtsgeschäft übernommen, schließlich gehe auch ab und an jemand in Rente. Doch der Konkurrenzdruck sei extrem hoch und die Kommunikation vermutlich nicht immer klar. Ein Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte, formuliert es deutlicher: ,,Den Kolleginnen und Kollegen werden Versprechungen gemacht, aber die allermeisten werden nach dem Weihnachtsgeschäft eiskalt abserviert. Das ist eine extrem rücksichtslose Personalpolitik."

Ana Da Cruz will nicht lange arbeitslos bleiben, schließlich habe sie Verpflichtungen gegenüber ihrem zehnjährigen Sohn und ihrer restlichen Familie in Brasilien. Sie hat schon den nächsten Job gefunden – leider bei Amazon.


Aus: "Der Weihnachtsmann hat ausgedient" Katharina Schipkowski (15.1.2025)
Quelle: https://taz.de/Ausbeutung-bei-der-Deutschen-Post/!6062512/

https://taz.de/Ausbeutung-bei-Amazon/!5980811/

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Krisen und Kriege beeinträchtigen nicht den Vermögensaufbau der Superreichen. Im Gegenteil. Die Milliardäre dieser Welt sind im vergangenen Jahr noch ein bisschen wohlhabender geworden: Das Gesamtvermögen der weltweit 2769 Milliardäre stieg von 13 auf 15 Billionen Euro, schreibt die Organisation Oxfam in einer neuen Studie; dreimal schneller als im Jahr zuvor.

2024 gab es weltweit 204 neue Milliardäre, neun darunter in Deutschland. Damit leben hierzulande derzeit 130 Superreiche mit einem Gesamtvermögen von 625,4 Milliarden Dollar.

Die 1942 gegründet Entwicklungsorganisation setzt sich für die Überwindung von Armut und sozialer Ungleichheit ein. Die aktuelle Studie mit dem Titel ,,Takers not Makers" erscheint anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos sowie des Amtsantritts von Donald Trump in Washington.

,,Während Superreiche immer reicher werden, ist die Zahl der Menschen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank von 6,85 US-Dollar pro Tag leben, seit 1990 unverändert geblieben und beträgt fast 3,6 Milliarden", heißt es in dem Bericht. Gegenwärtig müssten 733 Millionen Menschen hungern, das seien 152 Millionen mehr als 2019. Im Jahr darauf begann die Corona-Pandemie.

Im sogenannten Ungleichheitsbericht erklärt Oxfam die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich auch mit den Folgen des Kolonialismus. ,,Die wirtschaftlich starken Länder im Globalen Norden bestimmen weiterhin die Regeln, von denen Superreiche und ihre Konzerne profitieren".

Der Internationale Währungsfonds (IWF), Weltbank und Finanzmärkte würden von reichen Ländern dominiert. ,,Zwischen 1970 und 2023 zahlten die Regierungen des Globalen Südens 3,3 Billionen US-Dollar Zinsen an die Gläubiger im Globalen Norden", haben die Oxfam-Autoren ausgerechnet.

,,Reichtum geht Hand in Hand mit politischer Macht", meint Serap Altinsik, die Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland. In den USA werde der ,,milliardenschwere" Präsident Trump vom reichsten Mann der Welt, Elon Musk, unterstützt. Die politische Macht Superreicher müsse zum Schutz der Demokratie beschränkt werden, meint Oxfam.

Allein das Vermögen der zehn reichsten Milliardäre sei im vergangenen Jahr um durchschnittlich 100 Millionen Euro Dollar gestiegen – und zwar täglich. In Deutschland erfreuten sich die 130 Milliardäre im vergangenen Jahr über einen vergleichsweise mickrigen Vermögenszuwachs von insgesamt 73 Millionen Dollar.

Oxfam zufolge hat Deutschland die viertmeisten Milliardäre weltweit. Die ,,extreme Ungleichheit" hierzulande sei maßgeblich eine Folge der ,,ungerechten Steuerpolitik". Von der nächsten Bundesregierung wünscht sich die Organisation deshalb die Einführung einer Steuer von zwei Prozent auf das Vermögen von Milliardären und Multimillionären.

Die nächste Koalition müsse ,,in soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz hier und weltweit investieren und die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit erhöhen statt zu kürzen", meint Oxfam. Ferner sollte Konzernmacht beschränkt und das Kartellrecht gestärkt werden.

Die Parteien gehen in ihren Wahlprogrammen unterschiedlich auf das Thema ein. CDU/CSU und AfD lehnen eine Vermögenssteuer ab. ,,Wir wollen Menschen, die sich etwas erarbeitet und aufgebaut haben, nicht bestrafen", heißt es bei der Union. Stattdessen soll auch mithilfe einer ,,Vermögensbildungsprämie" der Aufbau eines eigenen Vermögens erleichtert werden, ,,gerade auch für kleinere und mittlere Einkommen".

Die SPD dagegen möchte ,,die vermögensbezogene Besteuerung stärken und Spitzenvermögen stärker an der Finanzierung der Modernisierung unseres Landes beteiligen". Die 1997 ausgesetzte Vermögensteuer ,,wollen wir für sehr hohe Vermögen revitalisieren". Ferner unterstütze man ,,die von Brasilien im Rahmen der G20 angestoßenen Pläne für eine international koordinierte Mindeststeuer für Superreiche".

Die Grünen befürworten ebenso eine globale Milliardärssteuer. Da das reichste Prozent der Deutschen mehr Vermögen als 90 Prozent der Gesellschaft zusammen besitze, seien ferner ,,folgende Möglichkeiten" in Betracht zu ziehen, um die ,,großen Gerechtigkeitslücken" zu verkleinern: ,,eine fairere Erbschaftssteuer, eine gerechte Immobilienbesteuerung ohne Schlupflöcher oder eine nationale Vermögenssteuer".

Für die AfD wäre eine Vermögenssteuer schädlich für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und eine Belastung vor allem für Mittelstand, Handwerk und Familienbetriebe. Statt höherer oder sogar neuer Steuern seien vielmehr niedrigere Unternehmenssteuern erforderlich, meint die AfD.

Berechnungen von Oxfam zufolge stammen weltweit 36 Prozent des Gesamtvermögens von Milliardären aus Erbschaften. In Deutschland liege dieser Anteil sogar bei 71 Prozent. Die im Wirtschaftswunder zu Wohlstand gekommene Generation reicht das erwirtschaftete Vermögen weiter.


Aus: "2769 Milliardäre besitzen 15 Billionen Dollar: Laut Oxfam sind 3,6 Milliarden Menschen arm" Alfons Frese (20.01.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/2769-milliardare-besitzen-15-billionen-dollar-oxfam-36-milliarden-menschen-sind-arm-13035349.html

https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-01/oxfam-bericht-superreiche-milliardaere-vermoegen-steigt

QuoteSt.Ma

Da erbt man mühsam ein paar lausige Milliarden Euro und schon kommen diese Linken wieder an mit ihren Umverteilungsfantasien!


QuoteTyska

Für Superreiche funktioniert Demokratie ganz wunderbar.


QuoteBiologe-1954

Eine gravierend schlechte Entwicklung in Richtung Oligarchie der Superreichen. ...


Quoteplattfuss73

Neiddebatte !


Quotethueringer
21.01.2025 11:14

Solange die Mehrheit weiter auf BG-Empfänger und andere Randfichten des unteren Endes schaut, scheint doch alles in bester Ordnung zu sein. Was die USA oder Indien machen ist doch deren Sache. Jedoch die Realität in diesem Lande ist nun mal, dass "faule" BG-Bezieher sofort Zigtausende auf die Palme bringen, während der Blick auf die andere Seite der Medaille im selben Volke höchstens mal ein Schulterzucken, meistens aber nur neidische Blicke auslöst. 😎

Quelle: https://www.telepolis.de/forum/Telepolis/Kommentare/Zahl-der-Milliardaere-steigt-weltweit-Oxfam-fordert-Zerschlagung-der-neuen-Aristokratie/Solange-die-Mehrheit-weiter/posting-44827924/show/


QuoteJan Berger

Oder wie Christian Lindner sagen würde: Die Bürgergeldempfänger bekommen definitiv zu viel Geld.


QuoteDackelGer

Analog zu Klimadiskussion - Wo liegen hier die gesellschaftlichen und politischen / demokratischen Kipp-Punkte?


QuoteRahel069

Meiner Meinung nach ist diese Entwicklung der entscheidende Sargnagel für die westlichen Demokratien. Eine derartige Entsolidarisierung verträgt ein demokratisches System. Sozialforscher warnen schon seit Jahrzehnten vor dieser Entwicklung, aber hier wundern sich alle, wieviele Menschen nicht mehr an ein demokratisches System glauben. Das Zeitalter der Oligarchie hat begonnen und so neu ist das ja wohl auch nicht.


QuoteJens0815

Nein, neu ist dieses System nicht. Es ist das älteste System der Welt und hat über mehrere Jahrtausende in aller Welt funktioniert. Gut für die Profiteure, schlecht für die Gesellschaften.


Quotefriedelhierse

Da so häufig beim Bürgergeld und anderen Sozialleitungen gerne von "leistungslosen Einkünften" gesprochen wird - Einkünfte aus Kapitalerträgen und Erbschften sind noch viel mehr "leistungslose Einkünfte". Deshalb meine Frage - warum werden die einen drandaliert und die anderen hofiert?


QuoteNoch_Ein_Michel

Weil sie keine leichten Opfer sind und Macht und Einfluss haben - alles was Aufstocker & Bürgergeldempfänger nicht haben.



...


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos haben sich etwa 370 Millionäre und Milliardäre für höhere Steuern auf große Vermögen ausgesprochen. Extremer Reichtum sei eine Gefahr für die Demokratie, weil damit oft politischer Einfluss einhergehe, warnen die Unterzeichner in einem offenen Brief an Staats- und Regierungschefs. "Unsere Erfahrung lehrt uns, dass die Superreichen mehr Mitspracherechte haben als alle anderen. Das ist die unbequeme Wahrheit", heißt es in dem Schreiben. Die Lösung sei daher einfach: "Besteuern Sie uns, die Superreichen."

Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern gehören unter anderem die deutsch-österreichische Sozialaktivistin und Millionenerbin Marlene Engelhorn sowie die amerikanische Philanthropin Abigail Disney, Großnichte von Walt Disney. Die Aktion wurde unter anderem von der Entwicklungsorganisation Oxfam und dem Netzwerk Patriotic Millionaires organisiert. Letzteres ist ein Zusammenschluss reicher Amerikanerinnen und Amerikaner, die sich für ein faires Steuersystem einsetzen.

Laut einer Umfrage im Auftrag von Patriotic Millionaires bewerten 63 Prozent der weltweit befragten Millionärinnen und Millionäre den Einfluss von Superreichen auf die Politik von US-Präsident Donald Trump als Bedrohung für die globale Stabilität. Mehr als 70 Prozent sind der Ansicht, dass Superreiche politischen Einfluss erkaufen und die öffentliche Meinung durch ihre Kontrolle über Medien unverhältnismäßig stark beeinflussen.

Das Weltwirtschaftsforum findet vom 20. bis 24. Januar statt. Erwartet werden in dem Schweizer Bergdorf Davos wie jedes Jahr etwa 2.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Kultur. An diesem Mittwoch reisen unter anderem Vizekanzler Robert Habeck und EZB-Präsidentin Christine Lagarde nach Davos. Auch UN-Generalsekretär António Guterres wird erwartet. US-Präsident Donald Trump soll sich am Donnerstag per Video zuschalten.


Aus: "Millionäre in Davos fordern höhere Steuern für Superreiche" (22. Januar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-01/davos-weltwirtschaftsforum-steuer-superreiche

QuoteSargnadel

Millionäre wollen jetzt Milliardäre höher besteuert sehen? Immer diese Neider.


QuoteDasWarEinerZuviel

Diese Reichen in Davos sind bestimmt alles linksgrünversiffte Umverteilungs-Sozialisten. Oder so.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Onlinehändler Amazon gibt seine konzerneigenen Aktivitäten in der kanadischen Provinz Quebec auf. Betroffen davon seien rund 1.700 Vollzeitstellen, teilte das Unternehmen mit. In den nächsten zwei Monaten würden sieben Standorte dort geschlossen. Quebec ist die einzige Provinz in Kanada mit gewerkschaftlich organisierten Amazon-Mitarbeitern.

Die Gewerkschaft CSN zeigte sich über die Entscheidung des Konzerns empört. Die Schließungen seien Teil einer Kampagne gegen die Gewerkschaft und die Beschäftigten, sagte CSN-Präsidentin Caroline Senneville. Die Schließung verstoße zudem gegen das Arbeitsgesetz. Man werde sich entschieden wehren.

Innovationsminister François-Philippe Champagne teilte mit, er habe mit dem Chef von Amazon Kanada gesprochen und die Bestürzung und Frustration der Regierung zum Ausdruck gebracht. "Das ist nicht die Art und Weise, wie Geschäfte in Kanada gemacht werden", schrieb er auf X.

Erst im Mai hatten sich von der CSN vertretene Amazon-Lagerarbeiter gewerkschaftlich organisiert. Sie hatten sich unzufrieden mit der Bezahlung und den Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen in den Einrichtungen gezeigt.

Amazon teilte mit, man werde zu einem Drittanbieterliefermodell zurückkehren, das sich auf lokale Kleinunternehmen stütze. Ein ähnliches Modell habe es bereits vor dem Jahr 2020 gegeben. Die Rückkehr dazu werde es dem Konzern ermöglichen, "unseren Kunden noch mehr Einsparungen zu bieten", sagte Amazon-Sprecherin Barbara Agrait. Man werde betroffenen Mitarbeitern Maßnahmen zur Abfederung anbieten, die bis zu 14 Wochen Lohn und Übergangsleistungen wie etwa eine Arbeitsvermittlung umfassen.


Aus: "Amazon schließt Standorte in Quebec nach Gewerkschaftsbeitritt" (23. Januar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-01/kanada-amazon-quebec-gewerkschaft

Quotemikelinden

>Amazon teilte mit, man werde zu einem Drittanbieterliefermodell zurückkehren, das sich auf lokale Kleinunternehmen stütze. Die Rückkehr dazu werde es dem Konzern ermöglichen, "unseren Kunden noch mehr Einsparungen zu bieten"<

Dieses Modell kann man jeden Tag im Straßenverkehr bewundern - Schrottkarren mit osteuropäischen Kennzeichen, die in D niemals die TÜV-Plakette bekommen würden, gefahren von Niedrigstlöhnern, die trotz 12 Stunden Tage gerade genug verdienen, um nicht zu verhungern. ...


Quoteorigami1965

Kehren wir doch mal vor der eigenen Tür statt Fingerpointing: Lieferando, Sixt, Lidl - um nur einige Beispiele zu nennen. Hier im Forum gegen Amazon wettern und danach zum Lidl einkaufen? ...


QuoteWellblechdach22

Eigentlich ein Wahnsinn wie gierig ein Konzern sein kann. 1700 Leute auf die Straße schicken und das nur um dem Rest Angst vor Gewerkschaften zu machen. Wir reden hier nur von der Bitte nach einem angemessenen Gehalt und Arbeitsbedingungen. ...


QuoteSetec Astronomy

Amazon kann auch aufhören Jobs zu kreieren - dann erhalten die Menschen, die vorher gezwungen wurden für Amazon zu arbeiten, kein unangemessenes Gehalt mehr und können dann von den üppigen Sozialleistungen leben.


QuoteLisa Marie Simpson

Der andere Teil der Wahrheit: Amazon bietet die Chance auf Arbeit für Menschen, die sonst wenige Perspektiven haben. Die Jobs in Deutschland sind knapp über Mindestlohn für Fahrer. Im Lager liegt der Lohn bei ca. 15€/h. Auch Boni werden gezahlt. Das ist Amazon in Deutschland und vielleicht sollte man selbst Gespräche mit Mitarbeitern führen?


QuoteKnosa
Antwort auf @Setec Astronomy

Mit diesem Argument kann ich selbst Sklavenarbeit begründen. Kost und Logis reichen doch als Entlohnung? 


Quoteklausrey@googlemail.com
Antwort auf @Lisa Marie Simpson

Und diese Mitarbeiter, Menschen sind dann im Rentenalter auf Grundsicherung angewiesen.


QuoteWortgespielin
Antwort auf @Lisa Marie Simpson

Und ein System, dass die Leute, "die sonst keine Perspektiven haben", dahingehend ändern, dass sie sich entfalten, menschenwürdig arbeiten und davon leben können?


QuoteLisa Marie Simpson
Antwort auf @Wortgespielin

Ich kenne mehrere Amazon-Angestellte. Sie sind froh, dass sie die Arbeit haben, sind zufrieden mit dem Einkommen, welches über dem Mindestlohn liegt und mit Zuschlägen (Schichten, Feiertage) tatsächlich gut ist.

Warum man sich an einem Unternehmen abarbeitet, verstehe ich nicht. Bei welchen Jobs verdient man als Ungelernter Einsteiger über Mindestlohn?

Antwort auf @Naher Westen: Der Einzelhandel vernichtet sich teilweise durch sein miserables Angebot selbst. Ein Beispiel: eine Buchhandlung: wenn man da boch immer die Kinderbücher von vor 30Jahren in der 20. Auflage verkauft, dann verpasst man den Anschluss und die Menschen bestellen online oder eben in der kindle App.

Natürlich kostet das irgendwann Jobs.

Bei Bekleidungsläden nicht groß anders: wenig Auswahl, hohe Preise, selten orientiert an aktuellen Trends.

Schuhgeschäfte, die keine ,,Marken" führen oder spezialisiert sind, auf ältere Menschen.

Das Problem des Einzelhandels ist die geringe Flexibilität, die geringe Auswahl, die hohen Preise und das kann man halt nicht ändern. Da ist aber nicht Amazon Schuld, denn es begann deutlich vor der Expansion Amazons. Denken Sie Beispielsweise an Otto.

Und dazu kommen noch flexible Zahlungsmodelle. Die Möglichkeit der Retour.

Um eine Sache allerdings klarzustellen. Vielleicht altersbedingt, ich gehe noch immer sehr gerne in einen Laden und kaufe gerne im lokalen Einzelhandel. Mir fällt nur eben auch immer die Limitierung auf.


QuoteBoesor
Antwort auf @Lisa Marie Simpson

Naja, es steht im Artikel warum man sich gerade daran "abarbeitet".


QuoteDie PARTEI Ratingen
Antwort auf @Lisa Marie Simpson

Hallo? 1920 ruft an und will seine Argumente zurück! Im Ernst: Wieso behaupten Sie, dass gewerkschaftliche Organisierung etwas Schlechtes und Amazon als Arbeitgeber gut sei?


QuoteFjodorMDostojewski
Antwort auf @Setec Astronomy

Jawohl! Der Sinn von Wirtschaften ist in erster Linie reich werden und andere möglichst ausbeuten! Alles für mich! Nichts für die Anderen! Und diese am Besten noch beschimpfen, wenn sie angemessene Forderungen stellen.

Irgendwie wurde ich anders erzogen und kultiviert. Ich habe mal gelernt, Sinn des Wirtschaftens ist der Mensch und ein angemessenes Miteinander.

Antwort auf @Lisa Marie Simpson

    Warum man sich an einem Unternehmen abarbeitet, verstehe ich nicht. Bei welchen Jobs verdient man als Ungelernter Einsteiger über Mindestlohn?

Leider gibt es das nur noch selten, die Menschheit hat sich vor etwa 20 Jahren für den Neoliberalismus entschieden und gegen den Menschen und gegen eine lebenswerte Gemeinschaft.

Das wird hoffentlich jetzt so auf die Spitze getrieben, dass es von etwa 90-95% der Menschen massiven Widerstand geben wird.

Dann können wir das ganze heutige Finanz- und Ausbeutungssystem an die Wand nageln, die Reichen und Superreichen zum Teufel jagen und etwas menschlicheres erfinden.

Doch ohne Chaos wird es nicht gehen.


Quotefmraaynk

Wenn es ginge, würden die Tech Konzerne sofort wieder zur Sklavenhaltung zurück kehren. Ohne moralische bedenken. Das wäre die Krönung der libertären Träume.


QuoteLeporello

Zwangsarbeiter sind viel besser.


Quotekeyser_sos

Es gibt eine Doku von Arte auf youtube: "Arbeit auf Abruf": die harten Jobs digitaler Tagelöhner Doku (2020)
https://www.youtube.com/watch?v=fpJfed2G7HE

Da geht es darum, dass digitale Konzerne Plattformen haben, wo man Minijobs vergibt. Da muss dann bestimmte Aufgaben erledigt werden und man bekommt dafür ein paar Cent oder Mal einen Dollar. Jeder kann mitmachen.

Das Problem ist, dass die Aufgaben so viel Zeit in Anspruch nehmen und so schlecht bezahlt werden, dass man am Ende kaum etwas verdient. Es gibt aber in der immer jemanden, dem es so schlecht geht, dass er die Aufgaben dann doch annimmt.


Quoteambigo

Wen wundert das wirklich? Amazon ist ein erzkapitalistisches, neoliberales Unternehmen, in dem die Menschen als billige Arbeitskräfte ausgebeutet werden. Der gesamte Paktetdienst läuft doch unter frühkapitalistischen Bedingungen. Durch die Individualisierung und das falsche Versprechung des "amerikanischen Traums" haben sich Gewerkschaften pulverisieren lassen, denn wer braucht den Rückhalt der Gruppe, wenn er glaubt, jeder könne "es" schaffen, wenn er wolle. So lange es Käufer gibt, die solche Arbeitsbedingungen nicht interessieren, wird sich nichts ändern. Das jetzige Klima in vielen Staaten läßt nichts Gutes vermuten, Trumps USA werden schon jetzt zunehmend als Vorbild betrachtet.


QuoteMessingsound

Das nannte man früher Feudalismus.


QuoteMeisterDerDunkelheit

Würden sich die Mitarbeiter in allen Amazon Standorten in Canada organisieren, sähe das wohl anders aus, denn Amazon würde sein Geschäft in Canada nicht komplett einstellen. Da wäre ihnen der Markanteil dann doch wichtiger, als das Bestreben, die Arbeiterschaft klein zu halten.

Der alte Satz "Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!" ist immer noch wahr. In Zeiten in denen aber jeder nur an sich denkt, und Solidarität mit anderen eher als Schwäche gilt, als "Gutmenschentum", ist eine solche Einigkeit immer schwerer zu erreichen. Ein Sieg des neoliberalen Gedankengutes.


Quotexlfar

Man liest jetzt wieder viele Kommentare, welche den bösen kapitalistischen Amazonkonzern verteufeln. Was aber wäre, wenn Amazon pleite ginge? Würde der alte Einzelhandel zurückkehren? Sicher nicht! Temu oder ein anderer chinesischer Konzern würde übernehmen. Die würden vielleicht nicht einmal vor Zwangsarbeit in ihren tibetischen Versandzentren zurückschrecken. Die Kunden würden dennoch bei ihnen einkaufen. Insofern bin ich eigentlich ganz froh über die Existenz von Amazon.


Quote_annoyed

Na, die Lösung ist doch ganz einfach: Es müssen sich alle Niederlassungen von Amazon in Kanada gewerkschaftlich organisieren. Dann kann Amazon anfangen faire Löhne zu zahlen, und alle sind glücklich.

Oder Amazon schließt dann alle Niederlassungen in Kanada, es übernehmen anständigere Versandhändler die ehrlich(er) ihre Steuern zahlen und deren Mitarbeiter nicht in Plastikflaschen pinkeln müssen, und alle sind glücklich.

Selbstverständlich lassen sich auch lokale Kleinanbieter gewerkschaftlich organisieren. Dann hätte Amazon die gleichen Kosten, plus die Gewinne der zwischengeschalteten Unternehmen. Die ja hoffentlich Steuern zahlen.
Und alle sind glücklich.


QuoteBlack Dog

Genau DAS ist doch die "Befreiung der Märkte" und Liberalisierung die die FDP und teilweise auch CDU immer fordert. Sollen die jungen Leute doch einfach härter Arbeiten und einfach mehr erben.


QuoteFjodorMDostojewski

Genau! Etwas mehr Leistungsbereitschaft bei niedrigeren Löhnen kann man schon erwarten. ...


QuoteKleimahüsteriger

Bezos ist sich seiner Verantwortung gegenüber seinen Leibeigenen sehr bewusst, da braucht es keine Gewerkschaft!


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Chicago verstand sich lange als sicherer Ort für Migranten. Doch genau hier beginnen jetzt die ersten Abschiebeaktionen. Viele Latinos sind in Panik.

Am 12. Mai 2008 stürmten 900 Mitarbeiter der Polizei- und Einwanderungsbehörde ICE im Städtchen Postville, Iowa, eine koschere Fleischverarbeitungsanlage. Sie legten 398 Menschen Handschellen an und brachten sie in Untersuchungshaft. Fast alle der Festgenommenen waren Latinos. Behörden hatten sich über Monate auf die Razzia vorbereitet: zum damaligen Zeitpunkt würde sie als größte Arbeitsplatzdurchsuchung gegen illegal Eingewanderte in die Geschichte der USA eingehen. Nie zuvor seit Gründung der Einwanderungsbehörde nach dem Terror am 11. September 2001 konnte die ICE so viel Erfolg an einem Ort vorweisen.

Elf Jahre nach der Razzia veröffentlichten Wissenschaftler der University of Michigan eine Studie mit erstaunlichem Ergebnis: Fast ein Viertel aller Babies von Latina-Müttern, die in den ersten 37 Wochen nach der Razzia auf die Welt gekommen waren, verzeichneten ein niedrigeres Geburtsgewicht als Babies im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor. Auch das Risiko einer Frühgeburt war bei Latina-Müttern im Vergleich zu anderen Frauen höher. Die Forscher zogen daraus den Schluss: Mütter, die in Stress und Angst vor Abschiebungen leben, bringen kleinere Babies auf die Welt.

Am Morgen melden die Nachrichten, Trump erlaube Festnahmen von Migranten jetzt auch in Schulen, Krankenhäusern und Kirchen. In Chicago fällt Schnee. Es sind kleine, harte Flocken, die auf der Haut schmerzen.

In der 26th Street im Viertel Little Village, ,,La Villita", blicken Schaufensterpuppen in pompösen Brautkleidern und Heiligenstatuen der Jungfrau von Guadalupe auf eine seltsam menschenleere Straße. Viele Geschäfte und Restaurants haben geschlossen. Olman Chaheine, 48, zieht sich an diesem eisigen Januartag seine schwarze Baumwollmütze tiefer ins Gesicht. Vielleicht, sagt er, liege es am Wetter. Ziemlich sicher aber an der Angst.

Seit Stunden läuft er von Geschäft zu Geschäft. Sein Ziel: die Geschäftsinhaber über ihre Rechte aufklären. Jetzt betritt Chaheine das ,,Kafecito", ein gemütliches mexikanisches Bistro mit handgeschriebener Speisekarte. Wie er selbst ist die Besitzerin Rosa eine Latina, eine ältere Frau mit krausem Haar und einem Blick, der Sorge verrät. Fast alle hier im Viertel sind aus Mexiko eingewandert, in erster, zweiter oder dritter Generation. ,,Ich bin von der Handelskammer", stellt er sich vor und zieht ein Din-A4-Poster heraus.

Auf dem Poster steht auf Englisch und Spanisch: Jeder Mensch hat das Recht

- die eigene Haustür verschlossen zu lassen. Öffnen Sie Ihre Haustür nicht ohne einen gerichtlich unterzeichneten Durchsuchungsbefehl!

- zu schweigen. Antworten Sie nicht auf Fragen, auch nicht zu Ihrem Aufenthaltstitel!

- auf eine rechtliche Vertretung. Sprechen Sie mit einem Anwalt!


- Polizei und die Einwanderungsbehörde (ICE) dürfen Sie anlügen, Ihnen drohen und Sie verunsichern, damit Sie auf Ihre Rechte verzichten. Erfahren Sie Ihre Rechte und verteidigen Sie sich!

Drei Männer sitzen schweigend auf ihren Plastikstühlen und essen. ,,El señor presidente", sagt Rosa hinter einer Plexiglaswand stehend und meint Donald Trump, wollte schon so viele Dinge, die dann nicht eingetreten sind. Warum sollte es nicht auch dieses Mal so sein? Seit 30 Jahren betreibt sie das ,,Kafecito", noch länger lebt sie ohne Papiere in den USA. Das ,,Kafecito" sei ihr Leben, ihr Zuhause, ihre Existenzgrundlage. Sie fürchtet sich. Aber finanziell kann sie es sich nicht leisten, den Laden geschlossen zu lassen, sagt sie. Chaheine nickt mitfühlend.

Die Presse-Agenturen melden an diesem Tag, Ortszeit UTC:
 13:17 Trump streicht Flüge von Flüchtlingen, die bereits eine Einreiseerlaubnis für die USA hatten.

13:23 Das US-Justizministerium will Mitarbeiter regionaler und kommunaler Behörden juristisch verfolgen, wenn sie ihre Mithilfe bei Massenabschiebung verweigern.

18:50 Das Pentagon kündigt die Entsendung von 1.500 Soldaten zur Grenzüberwachung an die mexikanische Grenze an.

19:05 Das Repräsentantenhaus bestätigt den Entwurf für den ,,Laken Riley Act". Bundesbehörden werden verpflichtet, Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus auch für geringfügige Vergehen wie Ladendiebstahl festzunehmen und abzuschieben.

In den USA leben grob geschätzt 14 Millionen Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus. Etwa 60 Prozent von ihnen haben keine Papiere. Die restlichen 40 Prozent fallen in unterschiedliche rechtliche Kategorien.

Die Regierung Biden hat Einwanderern aus von Armut und Konflikten gebeutelten Herkunftsländern einen kollektiven temporären Schutzstatus oder ein humanitäres Visum gewährt. Andere, die als Minderjährige in die USA einwanderten, warten seit Jahren auf die Genehmigung ihrer Staatsbürgerschaft. Weitere 2,6 Millionen beantragte Asylanträge stehen noch aus. All diese Menschen sind jetzt von einer Abschiebung bedroht: nur weiß niemand so recht, in welchem Maße und in welcher Reihenfolge.

Für seine zweite Amtszeit hat Donald Trumps das größte Abschiebeprogramm in der Geschichte der Vereinigten Staaten angekündigt, ,,weil sonst kein Land mehr übrig bleibt". Kaum jemand von den Betroffenen zweifelt am Ernst dieser Drohung.

Für Millionen Migranten war Chicago ein Ort der Hoffnung auf ein besseres Leben, auf Glück. In diesen Tagen gibt es viele Mütter, die um das Schicksal ihrer Kinder bangen, und viele Kinder, die Angst haben, ihre Eltern zu verlieren.

NGOs, Aktivisten und Lokalpolitiker haben sich seit Monaten auf das eingestellt, was kommen könnte. Als der Ernstfall eintritt, sind sie vorbereitet. Chicago, hatte der ,,Grenzzar" Tom Homan mit Siegesgewissheit gesagt, soll Ground Zero für die geplanten Abschiebungen werden.

Ein Drittel der Einwohner in der Stadt sind Latinos. Und so gut wie jeder Latino hat Familie oder Freunde, die ohne geregelten Aufenthaltsstatus in den USA leben. Sie arbeiten auf dem Bau, in Restaurantküchen, als Taxifahrer oder Putzkräfte, haben in diesem Land Kinder auf die Welt gebracht. Trump hat lateinamerikanische Migranten Vergewaltiger, Mörder und Diebe genannt. Trotzdem haben viele von ihnen bei den Präsidentschaftswahlen für ihn gestimmt.

Der Bürgermeister Brandon Johnson ist der Regierung ein Dorn im Auge. Er hat allen, die Chicago ihr Zuhause nennen, seinen Schutz versprochen. Seit 1985 ist Chicago eine ,,Sanctuary City", eine von mehr als 100 sogenannten Zufluchtsstädten in den USA.

,,Chicago wird Schwierigkeiten bekommen, weil euer Bürgermeister beschissen ist und euer Gouverneur auch. Wenn Johnson nicht helfen will, soll er verdammt nochmal aus dem Weg gehen", sagte Homan vor kurzem bei einer Veranstaltung der Republikanischen Partei. Während Trumps erster Amtszeit war es Homan gewesen, der den Plan mitentwickelte, ,,zur Abschreckung" Eltern an der Grenze von ihren Kindern zu trennen. Es wirkt wie eine makabre Fügung des Schicksals, dass ausgerechnet im Little Village eine Straße ,,Homan Avenue" heißt.

Wie viel von seinem Versprechen kann Trump umsetzen? Geht es ihm vielleicht vor allem darum, Angst in der Bevölkerung zu verbreiten? Je genauer man hinschaut, desto widersprüchlicher erscheint alles.

Yoseiby Perez (Name geändert, d. Red.) ist erst seit ein paar Monaten im Land. Achtzehn Jahre alt, aus Caracas, Venezuela. Als sie am 11. Mai 2024 die Grenze in die USA überquerte, rief sie ihre Mutter an und sagte, sie habe es geschafft. Gegenseitig gratulierten sie sich zum Muttertag, so erzählt sie es. Die Mutter klang erleichtert, erregt, besorgt.

So wie Yoseiby haben während Bidens Präsidentschaft acht Millionen Menschen die südwestliche Grenze der USA überquert. Sie stammen aus Mexico, Venezuela, Guatemala, Kuba, Honduras, aber auch aus China und Afghanistan.

Sie könnten die ersten sein, die die Abschiebungen treffen. Jetzt schon hat Trump den temporären Schutzstatus aufgekündigt, unter den die Regierung Biden Migranten wie Yoseiby gestellt hatte. Aber die USA und Venezuela haben keine diplomatischen Beziehungen: niemand weiß, wie das rechtliche Prozedere aussehen könnte, um Venezolaner abzuschieben.

Das Durchschnittsgehalt eines Lehrers oder einer Krankenschwester an einer öffentlichen Schule in Venezuela beträgt drei Dollar im Monat, das eines Angestellten in der Privatwirtschaft 160 Dollar – die monatlichen Kosten, um eine vierköpfige Familie zu ernähren, liegen laut der Venezuelan Finance Observatory bei 372 Dollar.

Die Einwanderungsbehörde schickte Yoseiby nach Los Angeles. Aber sie wollte nach Chicago, zu einer entfernten Verwandten. Als sie ankam, wandte die Verwandte sich von ihr ab.

Sie sitzt an einem Tisch im Büroraum der NGO ,,Instituto del Progreso Latino" im Little Village. In der Ferne ragen die Wolkenkratzer Chicagos wie abgestumpfte Bleistifte in den trüben Himmel, von den Dächern der Backsteinhäuser schmilzt langsam der Schnee. Ein Sozialarbeiter hat sie mit seinem Auto von der Flüchtlingsunterkunft zum Interview gefahren. Niemand darf erfahren, wo die Unterkunft sich befindet, schon gar nicht eine Reporterin. Zu hoch ist das Risiko, dass die Mitarbeiter von ICE auf sie aufmerksam werden.

In der Unterkunft, erzählt sie, leben noch mindestens 800 andere Migranten. Yoseiby, ihr Freund und der dreijährige Sohn teilen sich ein Zimmer von etwa zwölf Quadratmetern mit einer anderen Kleinfamilie. Es ist ihre dritte Bleibe in neun Monaten. Es gibt einen Gemeinschaftsraum, jemand kocht für sie, manchmal Gerichte aus Venezuela, manchmal mexikanische Tortillas. Yoseiby verzieht ihr Gesicht.

Ihr Alltag hat sich verändert, und zwar schnell und zum Schlechteren. Stunde um Stunde verfolgt sie auf dem spanischsprachigen Kanal ,,Univision Noticias" Trumps Pläne.

Früher ging sie mit dem Kind im Park spazieren, kaufte Erdbeeren oder Kiwis im Supermarkt ein, im Sommer gingen sie alle zusammen ins Freibad. Sie wischt auf ihrem Handy und zeigt ein Foto: Alle drei lachen sie unbeschwert in die Kamera. Seit letztem Montag steht die Zeit still. Sie verlässt die Unterkunft nicht mehr. Sie schläft nur oder läuft die Treppen auf und ab. Ausdauertraining.

Gestern, als der Freund nicht pünktlich zur Ausgangssperre um zehn Uhr abends von seinem Gelegenheitsjob auf dem Bau zurückkehrte, war sie sich kurz sicher, sie hätten ihn geholt. Wenn sie ihn abschieben, wolle auch sie nach Venezuela zurück, beteuert sie. Aber bis es soweit ist, kratzen sie jeden Cent zusammen und überweisen das Geld nach Venezuela, Mindestbetrag für jede Überweisung 20 Dollar. Sie könnten sich eine Wohnung suchen. Aber sie wollen das Geld für die Miete lieber in Anwaltskosten für ihren Asylantrag investieren. Ihre Familie in Caracas setzt sie unter Druck, auf keinen Fall zurückzukehren. Durchhalten, sagen sie.

Auf Fragen nach ihrer Flucht, ihrem Aufenthaltstitel, ihrer Familie antwortet sie einsilbig, verstrickt sich in Widersprüchlichkeiten. Sie zupft die Fäden aus ihrer weißen Plüschjacke, wickelt daraus kleine Knäuel und massiert mit den Knäueln ihren kleinen Finger. ,,Wie lange noch?", fragt sie nach anderthalb Stunden mit abwesenden Augen.

Der Sozialarbeiter tritt in den Raum. Sie grinst ihn mit ihrem breiten kindlichen Zahnspangenlächeln an, er setzt sich an den Tisch und macht einen Scherz. Nach und nach kommt im Gespräch mit ihm heraus, dass sie im Interview bei vielem die Unwahrheit gesagt hat. Yoseiby möchte nichts von sich preisgeben. Sie hat Angst vor allem Unbekannten, vor dem, was jeder Tag bringen kann.

Was wünscht sie sich im Leben? Ein eigenes Zuhause, in dem sie Tajadas, frittierte süße Kochbananen, zubereiten kann. Einen Aufenthaltstitel. Dass ihr dreijähriger Sohn eines Tages hier studieren kann.

 Die Presse-Agenturen melden:

7:56 Berichte über Mitarbeiter der Polizei- und Einwanderungsbehörde ICE an einer Schule in Chicago stellen sich als falscher Alarm heraus.

11:04 US-Regierung erleichtert Abschiebungen. Anderthalb Millionen Migranten aus Kuba, Venezuela, Nicaragua und Haiti, die einen temporären Schutzstatus genießen oder ihre Asylanträge über die App CPB stellten, sollen abgeschoben werden. Für die Abschiebeflüge dürfen Militärmaschinen eingesetzt werden.

14:46 Bis zu 10.000 Soldaten sollen sich in den kommenden Tagen auf einen Einsatz an der Grenze zu Mexiko vorbereiten.

Jurani ist Case Managerin bei einer NGO. ,,Wenn jemand über die Lage Bescheid weiß, dann sie", stellt ihr Vorgesetzter sie stolz vor. Er nickt ihr freundlich zu, dann verlässt er den Raum. Jurani wanderte aus Kolumbien in die USA ein. Seit fünf Jahren lebt sie in den USA, sie hat einen Mexikaner mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft geheiratet. Im Mai letzten Jahres hat auch sie die Staatsbürgerschaft bekommen. Der Prozess lief glatt und dauerte wenige Monate. Sie hatte sich rechtzeitig darum gekümmert, betont sie: Schließlich weiß man nicht, was mit dem neuen Präsidenten drohen könnte.

Jurani hat ihre pechschwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, ihr Blick durch die Brillengläser ist ernst. Wie Yoseiby spricht sie kein Englisch und bleibt lange Zeit wortkarg. Wir sprechen über einen Übersetzer am Telefon. Bei Fragen nach ihrer persönlichen Biographie verstummt sie, flüchtet sich in Allgemeinheiten. Sie helfe Menschen mit ihren Anträgen auf Staatsbürgerschaft, sagt sie. Wer keinen geregelten Aufenthaltstitel hat, falle nun mal nicht in ihren Zuständigkeitsbereich, dazu könne sie also auch nichts sagen.

Dann kommt sie wie zufällig auf die Flüchtlingsunterkünfte zu sprechen. Sie zieht die Lippen zu einem beschämten Lächeln zusammen, aber ihre Augen strahlen: Sie hat etwas zu sagen, von dem sie weiß, dass sie es eigentlich für sich behalten sollte. Doch es bricht aus ihr heraus.

,,Die Menschen aus Venezuela bekommen vom Staat Unterstützung, die ich mir als Migrantin niemals erträumt hätte." Jurani zählt auf: In den Unterkünften müssten sie weder für sich kochen noch Wäsche waschen. Das Essen sei gutes Essen. Sie bekämen Essensmarken, Krankenversicherung, ein Dach über dem Kopf. Anfangs hätte der Staat sie sogar in vornehme Hotelzimmer einquartiert. Ein Vater hätte für sich und seinen Sohn vor drei Monaten einen Scheck über achttausend Dollar bekommen, mit eigenen Augen hätte sie es gesehen.

Eigentlich ist der Aufenthalt in einer Unterkunft auf 60 Tage vorgesehen, aber viele würden von Unterkunft zu Unterkunft rotieren und fast ein Jahr keine eigene Bleibe suchen. Immerhin, in den letzten Monaten sei das Budget immer weiter geschrumpft. Mittlerweile müssten sie sich die Unterkünfte mit den Obdachlosen von Chicago teilen.

,,Fast niemand strengt sich an oder sucht Arbeit. Sie sind faul. Sie sind undankbar." Eine Erklärung dafür hat sie nicht. Haben auch deswegen so viele Latinos Trump gewählt? ,,Definitiv. Wegen diesen Neulingen treffen die Abschiebungen jetzt alle, auch die, die schon seit Jahrzehnten hier leben."

Ein Anwalt aus Venezuela, der schon lange in Chicago lebt, seufzt traurig, als ich ihm von Juranis Ausbruch erzähle. ,,Diese internen Konflikte zwischen den Einwanderungsgruppen", sagt er, ,,sind ein Riesenproblem unter Latinos". Auch er glaubt, dass es ein Fehler Bidens war, so viele Venezolaner ins Land zu lassen – nur die wenigsten von ihnen fielen in die Kategorie von Geflüchteten, sagt er.

Die Mexikaner würden sich am meisten ärgern, weil sie ,,very well behaved" sind, gut an das Leben in den USA angepasst. Die Neuankömmlinge würden ihrem Ruf schaden – die würden manchmal vergessen, wo sie hier sind und bräuchten mehr Zeit, um zu begreifen, wie der Laden hier läuft. Aber er glaubt auch, Trump werde einen Weg finden, Venezolaner loszuwerden.

Am Donnerstagabend meldet das ICE, landesweit seien 538 Menschen festgenommen worden. Zwischen Donnerstag und Samstag sind es 1.400, zu Festnahmen kommt es in 19 Städten, darunter in den Bundesstaaten Illinois, Utah, Kalifornien, Minnesota, New York, Florida und Maryland.

Am Sonntag reist Tom Homan nach Chicago. Am Nachmittag beginnt eine groß angelegte Razzia in der ganzen Stadt. Ortskräfte haben sich offenbar nicht daran beteiligt.

Die ICE gibt 956 Festnahmen bundesweit bekannt. Wie viele davon in Chicago stattgefunden haben, ist unklar. Die Leiterin einer NGO schreibt in einer privaten Nachricht, soweit hätte man wohl nur Menschen mit Strafdelikten festgenommen: ,,Sie wollten angeblich 200, aber sie haben ihr eigenes Ziel verfehlt, weil wir unsere Leute mit ,,Know Your Rights" so gut vorbereitet haben. Das ist eine Riesenerleichterung."


Aus: "Abschiebe-Razzien in den USA: Ein eisiger Wind weht durch Chicago" Marina Klimchuk (27.1.2025)
Quelle: https://taz.de/Abschiebe-Razzien-in-den-USA/!6062059/

QuoteLeKikerikrit 27.01.2025, 18:50 Uhr

"Sie arbeiten auf dem Bau, in Restaurantküchen, als Taxifahrer oder Putzkräfte, haben in diesem Land Kinder auf die Welt gebracht. Trump hat lateinamerikanische Migranten Vergewaltiger, Mörder und Diebe genannt. Trotzdem haben viele von ihnen bei den Präsidentschaftswahlen für ihn gestimmt."

Ja, warum?

Ich könnte mir gut vorstellen das viele in gutem Glauben der Meinung waren: der Herr Trump kennt uns doch, der weiß doch, dass wir gute und fleißige Menschen sind. Ja und die Mörder und Verbrecher, die wollen wir auch nicht. Dann haben wir ein schönes Leben.


QuoteINTRASAT 27.01.2025, 05:35 Uhr
@LeKikerikrit:

Das ist das Niemöller Syndrom: Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Zahl der Privatjets ist im vergangenen Jahr auf weltweit mehr als 27.000 Flugzeuge gestiegen und damit auf den bisher höchsten Stand. Die Flüge dieser Maschinen verursachten im vergangenen Jahr 15,9 Millionen Tonnen CO₂, wie ein Team von Wissenschaftlern errechnet hat. Zum Vergleich: Das entspricht dem CO₂-Aufkommen von sechs Millionen Pkw. Damit verursachen Privatjets mehr klimaschädliche Emissionen als manche Länder. Slowenien beispielsweise hatte zuletzt einen Jahresausstoß von 16 Millionen Tonnen Kohlendioxid.   

Die Forschungsgruppe hat dazu 70 Flugzeugtypen identifiziert, die als Firmen- und Geschäftsflugzeuge vermarktet, aber auch von Privatleuten genutzt werden. Dabei handelt es sich nicht um kleine Sportflugzeuge, sondern um Maschinen, von denen viele grundsätzlich auch Langstreckenflüge absolvieren können.  
Nur sehr reiche Menschen können sich ein solches Flugzeug leisten. Schon eines für einen einzigen Flug zu chartern, kostet Tausende Euro. Wer einen dieser Jets besitzen will, muss Millionen übrig haben. Nichtsdestotrotz gibt es weltweit immer mehr dieser Flugzeuge, wie die Daten der Forschungsgruppe zeigen. Im Jahr 2019, also vor der Coronapandemie, waren demnach weltweit 20.300 dieser Jets registriert. 2023 waren es bereits 26.000, und im Jahr 2024 kamen noch einmal rund 1.000 Maschinen hinzu.

Doch wie häufig werden diese Jets genutzt, und welche Strecken werden damit zurückgelegt? Um das zu beantworten, sammeln die drei Wissenschaftler Stefan Gössling, Andreas Humpe und Jorge Leitão Flugbewegungen mithilfe von Transponderdaten. Jedes Flugzeug muss einen solchen Sender besitzen, der ständig die Position der Maschine funkt, um Kollisionen in der Luft zu vermeiden. Diese Positionsdaten können am Boden empfangen werden, Plattformen wie ADS-B Exchange veröffentlichen sie auch. 

Die durchschnittliche Strecke, die pro Start mit einem Privatjet geflogen wird, betrug demnach im vergangenen Jahr weltweit rund 950 Kilometer. Bei den rund 33.000 innerdeutschen Flügen mit Privatjets, die im Datensatz der Forscher enthalten sind, wurde 2024 im Schnitt sogar nur eine Strecke von 415 Kilometern zurückgelegt. 

Das von der immer größer werdenden Flotte von Privatfliegern ausgestoßene klimaschädliche Gas CO₂ macht dabei einen wachsenden Anteil an den klimarelevanten Emissionen des weltweiten Luftverkehrs aus. Kommerzielle Fluggesellschaften versuchen seit Jahren, den CO₂-Ausstoß ihrer Flotten zu senken, indem sie sparsamere Flugzeuge kaufen, ihre Flüge besser auslasten und mehr Sitze einbauen. Dadurch können sie mehr Personen pro Flug befördern.  
Bei den Privatjets lassen sich solche Bemühungen nicht erkennen. Sie sind ein Statussymbol und dienen vor allem dazu, einige wenige Menschen zu transportieren. Dänische Wissenschaftler errechneten, dass diese Flüge nur zu 25 Prozent ausgelastet sind. Der CO₂-Verbrauch eines Privatjets ist im Vergleich zu einem Linienflug pro Passagier im Durchschnitt zehnmal höher.

"Der private Flugverkehr ist ein wichtiger Indikator für den ökologischen Fußabdruck der Superreichen", sagt Jorge Leitão vom Forscherteam. Emissionen von Privatjets hätten im Jahr 2024 ein Allzeithoch erreicht und würden "überproportional zur Klimakrise beitragen". "Während die meisten Menschen dazu angehalten sind, ihren CO₂-Fußabdruck zu verringern, zeigen die Daten, dass die Ultrareichen von dieser Belastung ausgenommen bleiben." 
Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace kritisieren Privatflugzeuge seit Jahren. "Klimaschädliche Privatjets sind die rücksichtsloseste Form der Mobilität. Sie gehören verboten", sagte Lena Donat von Greenpeace nach einer Studie der Organisation 2023. 

Der Analyse zufolge sind die meisten Jets in den USA registriert, sehr viele davon aber auch hierzulande. 577 in Deutschland registrierte Privatjets waren 2024 im Einsatz. Das bedeutet Platz fünf in dieser Statistik. 

Eines der Argumente für Privatjets lautet, reiche Menschen müssten geschäftlich oft an Orte fliegen, die mit Linienflügen schwer oder gar nicht zu erreichen seien. ZEIT ONLINE hat die von der Forschungsgruppe erhobenen Daten für Deutschland ausgewertet. Die Ergebnisse widerlegen das Argument. Die mit Abstand meisten Privatflüge werden hierzulande zwischen Berlin und Köln (rund 800 Starts und Landungen) sowie zwischen Berlin und München (rund 550 Flüge) absolviert. Auf diesen Strecken gibt es zahlreiche Linienflüge und Zugverbindungen. Auch beliebte Strecken wie München–Düsseldorf oder Berlin–Frankfurt werden von Fluggesellschaften bedient. 
Die Daten zeigen auch, dass die Jets nicht nur für Geschäftsreisen genutzt werden. In Deutschland beispielsweise fallen die meisten Flugkilometer jedes Jahr im Juli an – wenn die Schulferien und die Urlaubssaison beginnen.  So ist das im Juli von Deutschland aus am häufigsten angeflogene internationale Ziel Mallorca. Laut den Daten flogen in diesem Sommermonat 176 Mal Maschinen in Richtung der Baleareninsel ab. Die beiden häufigsten internationalen Strecken im Juli waren Flüge von München beziehungsweise Berlin nach Nizza an der Côte d'Azur.


Aus: "27.000 Privatjets, so viele wie noch nie" Kai Biermann, Sascha Venohr (31. Januar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-01/privat-jet-fluege-co2-emissionen-klimaschutz


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Fast jeder zehnte Elternteil kauft aus finanziellen Gründen laut einer Umfrage meist keine gesunden, ausgewogenen Lebensmittel. In der repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Nichtregierungsorganisation Save the Children gaben neun Prozent der befragten Mütter und Väter minderjähriger Kinder an, sie würden "sehr/eher häufig" auf gesunde und oft teure Produkte verzichten. 71 Prozent der Befragten antworteten "nie", während 19 Prozent der Eltern "eher selten" angaben. 

15 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer äußerten zudem die große oder sehr große Sorge, dass sie dieses Jahr "aus finanziellen Gründen die Grundbedürfnisse ihrer Familie nicht oder nicht mehr ausreichend decken können".

"In Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, sollten sich Eltern nicht fragen müssen, ob das gesunde Essen zu teuer ist", sagte Eric Großhaus, Experte für Kinderarmut bei Save the Children. Die künftige Bundesregierung dürfe Kinderarmut nicht ignorieren und müsse sicherstellen, dass sich alle Familien eine ausgewogene Ernährung leisten könnten.

Ein anderes Bild zeigte sich hingegen bei der Teilnahme an Hobbys und Freizeitaktivitäten. So gaben lediglich zwei Prozent der Befragten an, dass ihr Kind sehr beziehungsweise eher häufig traurig sei oder sich ausgeschlossen fühle, weil es aus finanziellen Gründen daran nicht teilnehmen könne. Ein Zehntel der Eltern antwortete, ihr Kind sei "eher selten" traurig, während mit 82 Prozent die Mehrheit der befragten Eltern "nie" angab.

Den Angaben nach stimmten zudem 88 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass Kinderarmut ein drängendes Problem sei, welches die nächste Bundesregierung angehen solle. Laut der Organisation ist in Deutschland jedes fünfte Kind von Armut betroffen.

Für die repräsentative Umfrage wurden laut Forsa vom 11. Dezember 2024 bis 10. Januar 2025 1.005 Eltern minderjähriger Kinder in Deutschland befragt.


Aus: "Fast jeder zehnte Elternteil spart laut Umfrage an gesundem Essen" (5. Februar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2025-02/kinderarmut-umfrage-eltern-lebensmittelkosten-ernaehrung

QuoteCaptain Brown

Armut ist relativ. Wenn gesundes Essen zu teuer ist, Unterhaltungselektronik und Smartphones dagegen nicht, dann wurde eine Entscheidung zugunsten einer sichtbaren Teilhabe getroffen. Die Folgekosten übernimmt dann in einigen Jahren Vater Staat. Wir leben ja in einem reichen Land.


QuoteKlavalli

Wow... dieser Kommentar ist an Überheblichkeit nicht zu übertreffen.


QuoteAnna Blume 1886

Ich kann da vielleicht nicht mitreden und ich glaube sehr gerne, dass sich vieleMenschen schwer tun. Aber gesunde Lebensmittel sind doch nicht so teuer in Deutschland? Wir kaufen praktisch keine Fertigprodukte und keine Softdrinks (es gibt nur Leitungswasser und ab und an mal Wein), dafür viele trockene Hülsenfrüchte (verschiedene,Linsen, Bohnen, Erbsen, alles in Säcken), Nudeln, Reis, Kartoffeln, Couscous, Bulgur, Quinoa, Buchweizen usw. und ganz viel Gemüse und Obst nach Saison, im Winter auch viel Tiefkühlkost, Milchprodukte (kein "Müllermilch -Mixzeug" ...und einmal im Jahr einen halben Ochsen von einem Bekannten. Selbst mit dem guten Olivenöl ,das wir in 5 Liter Kanistern kaufen, geben wir pro Tag nicht mehr als 8-9 € pro Nase aus. Wir wohnen bin München und bekommen etwa die Hälfte des Gemüsescin einer "Grünen Kiste". Richtig teuer ist es, essen zu gehen...und noch teuer ist der ganze To-Go" Kram. Gestern eine Latte im Kaffee und ein Muffin dazu...8.90 €. Der Gegenwert von einem ganzen Tag gesundem, ausgewogenen Essen...


QuoteMarpingerin

8-9 Euro wären für mich und meine Ehefrau schon viel zu viel pro Person. Wir haben für zwei Personen zusammen 45 Euro pro Woche, aber nicht mehr. Daran merkt man schlichtweg, dass Sie wenig Ahnung von Armut haben. Sie geben mehr als das Doppelte von dem aus, was wir zusammen haben und das pro Person. Warum haben wir so wenig Geld? Ganz einfach, weil wir als Geringverdiener arbeiten und ich nicht vollbelastbar bin. Wir verdienen knapp so viel, dass wir kein Bürgergeld erhalten- aber wir haben gewaltig mehr Abzüge als ein Bürgergeldempfänger. Anfahrt zur Arbeit für zwei Personen, bei beiden fallen jeden Monat Zusatzkosten für medikamentöse Behandlungen an, die die Krankenkasse trotz Notwendigkeit nicht übernimmt, Versicherungen, GEZ, Miete. Geburtstagsfeiern, Kinobesuche oder ein echtes Weihnachtsfest sind da nicht drin und wenn wir so viel Geld für Nahrung investieren würden wie Sie, dann würden würden bald auf der Straße hocken. Und 5 Liter Öl bezahlen?! Einen halben Ochsen einlagern? Das klingt für mich eher nach einem Luxusleben. Wir wüssten nicht einmal, wo wir das Ganze hinpacken sollten und wie wir den Kanister bezahlen könnten. Das schießt weit über unser räumliches und finanzielles Budget hinaus. Auch die ständige Nutzung einer Gefriertruhe kostet viel zu viel Geld. Besonders interessant für uns ist immer, wenn Reiche uns vorrechnen wie ach so günstig eine gesunde Ernährung ist und in Rezepten dann nur das anrechnen, was verbraucht wird. Du musst aber das Ganze kaufen.


Quoteetiennelantier

Vom Bürgergeld sind 34,8% für Speis und Trank vorgesehen. Das gibt bei Erwachsenen 6,54 Euro pro Tag, Kinder von 8-13 sollen von 4,56 Euro ernährt werden. ...


Quoteorigami1965

...was daran pauschalisierend sein soll, wenn ich schreibe, man kann auch Leitungswasser statt Zuckerplörre weiss ich ja nicht ... also neuer Versuch....

Ich sehe bei uns im Supermarkt, dass viele kistenweise Softgetränke und Flaschenwasser (in Plastikflaschen!) rausschleppen, obwohl nachgewiesen Leitungswasser gesünder ist als Plastikflasche, und billiger ist es auch.

Viele Nahrungsmittel sind unnötig, angefangen bei Chips bis hin zu Fertigpizza, und wenn man mittags die Schüler sieht was die so im Edeka kaufen .... also ein belegtes Brot mit einem Apfel ist garantiert billiger und gesünder.

Fleischlose oder -arme Ernährung ist erheblich billiger als fleischlastige Kost, mit einem Spitzkohleintopf bekomme ich für weniger als 5€ mehr als 4 Leute satt.

Wenn ich zusammenrechne, was ich für Nahrungsmittel ausgebe, davon viel Bio, komme ich mit dem Bürgergeldsatz zurecht - aber halt ohne Fleisch, Alk oder Zigaretten.


QuoteEmil Galotti

Die Kostenexplosion im lebensmittelbereich der letzten Jahre trifft jede verträgliche Haushaltskasse schon erheblich, zumal das Anschwellen der Preise noch im vollen Gange ist.

Dennoch wir konstant an der Mär gearbeitet, dass man sich als "armer" Mensch nicht gesund ernähren kann, weil Obst und Gemüse unerschwinglich sind, und die Tüte Chips voller Salze, Fette und Nitrate in Säuglingsgröße als Ersatz herhalten muss, genauso wie extrem überzuckerte Brause in de 2- Liter- Flasche, und die Zwei Kilo- Packung "Pommes" aus der Tiefkühltruhe.

Im Netz findet man sicherlich problemlos etliche Studien, die einen detaillierten Zusammenhang zwischen Bildung, Ernährung und Übergewicht, und entsprechenden Krankheitsbildern.

Leider ist der ganze Themenbereich "Fehlernährung" zu einem politischen Spielball geworden, staatliche Alimentierung entlässt den Empfänger zunehmend aus der Eigenverantwortung für sich und seine Kinder, elementares Grundverhalten, wie eine halbwegs gesunde Verköstigung eigenständig bewältigen zu können.

Aber warum sollte "Essen" aus eine Ausnahme bilden im allgemeinen Trend der Verrohung der Sitten, und der zunehmenden Bildungsferne?


Quotematlock_freeway

wenn ich mich hier in den kommentaren umschaue, dann sind in die armen einfach zu doof, günstig einzukaufen und vernünftig zu kochen. das zeugt von tiefstem unverständnis von gesellschaft, wie sie funktioniert und wie tief klassismus in diesen köpfen verankert ist. was für eine selbstherrlichkeit.


Quoteorigami1965

Nicht zu doof, aber vielfach zu uninformiert und ja - auch zu faul. Sehe ich auch bei mir .... einen frischen Salat machen dauert 10 Minuten, aber oftmals wird es dann doch Convenience Food weil selbst dazu zu faul....


QuoteAnna Blume 1886

Da haben Sie einerseits Recht. Aber Armut ist lnicht nur Mangel an Geld. Sondern sehr komplex. Sie ist die ständige Beschäftigung mit Mangel, das Fehlen von Bewegungsfreiheit, das Hsngeln von Tag zu Tag, das sich Extras nicht leisten können und Ausgeschlossensein von teuren Vergnügen, die andere sich problemlos leisten können, soziale Isolation. Die Kommentare hier kommen zustande, weil Armut daran festgemacht wird, daß es keinen Zugang zu gesundem Essen geben soll. Das gerade trifft aber einfach nicht zu.


QuoteR3g3nwolk3

Ja, der Lebensmittel-Einkauf ist deutlich teurer geworden, auch bei den unverarbeiteten Grundnahrungsmitteln und Hausmarken.

Ich kaufe inzwischen noch preisbewusster als früher. Hilfreich finde ich Apps, die wöchentlich über Sonderangebote informieren. Da kann man z.B. bestimmte Lebensmittel als Favoriten kennzeichnen. Und so manches lässt sich dann zu einem halbwegs akzeptablen Preis 'auf Vorrat' kaufen. Und auch bei frischem Obst und Gemüse kann man die Angebote nutzen.

Hat in gewisser Weise auch einen 'sportlichen' Aspekt...


QuoteGraz_Hart

Seltsame Statist. Interessanter wäre doch, wieviele Eltern kaufen ungesunde Lebensmittel obwohl sie genug Geld haben. Gesunde Ernährung ist in erster Linie keine Geldfrage.


QuoteJupatja

Ich bin erstaunt über die etwas rechthaberischen Kommentare bezüglich dessen, wie einfach es eigentlich sei, auch mit wenig Geld sich und die Kinder gesund zu ernähren. Ich unterstütze arme Familien und stelle fest, dass Armut nicht lediglich eine Geldfrage ist. Die Familien, die ich begleite haben häufig große seelische Nöte, das bedeutet, dass der Antrieb, sich um eine eigene, gute Versorgung zu kümmern, häufig gar nicht gegeben ist. Abgesehen davon haben wir in unserem Team einmal durchgerechnet, dass frisches Gemüse und Obst insgesamt teurer ist, als TK Kost und fertig zubereitete Pizza oder Lasagne vom Discounter. Ich stelle mir gerade vor, wie es den Familien geht, wenn ich mit erhobenen Zeigefinger ihnen erkläre, wie falsch sie eigentlich alles machen mit ihrer Ernährung. Ich denke, mit einer derartigen Haltung würde ich sie sich noch kleiner und schlechter fühlen lassen, als es ihnen sowieso schon geht.


QuoteKlavalli

Jupatja... Danke für diesen Kommentar. Ich musste lange danach suchen. Ich verstehe diese Überheblichkeit nicht.

Ich bin nicht bildungsfern, habe einen Universitätsabschluss und trotzdem reicht das Geld nicht mehr, da ich aufgrund der Betreuungszeiten nur halbtags arbeiten kann. Wir schaffen es gerade so, noch gesund zu kochen. Aber das wars dann auch. Es bleibt nichts mehr hängen. Die Belastung ist enorm, wenn man sich ständig Sorgen um Geld machen muss.

Und es ist nunmal einfach teurer gesund zu kochen. Es kann mir keiner was anderes erzählen. Außer natürlich man isst nichts anderes mehr als Kartoffeleintopf...


QuoteHH60

Das es für zu viele Menschen in Deutschland finanziell knapper wird konnte man in den letzten Tagen immer wieder lesen. Hier die Eltern, dort 20% der Rentner, die Alleinerziehenden und die Niedriglöhner auch.

Die gestiegenen Lebenshaltungskosten und Mieten, die fortwährend steigenden Steuern, Sozialbeiträge, Abgaben, Umlagen und Entgelte hinterlassen ihre Spur. Da kommt keine Rentenerhöhung, Erhöhung des Kindergeldes oder Rentenanpassung mit.

Wann hört der Staat endlich auf Bürgern und auch Unternehmen dermaßen in die Tasche zu greifen? Der Staat nimmt sich mittlerweile jeden zweiten EUR des BIP und das ist eindeutig zu viel. Gleichzeitig zahlt er überwiegend Wohlhabenden Förderungen für Wärmepumpen, tw. BEV, fördert teure Dienstwagen, läßt große Erbschaften weitgehend steuerfrei, fördert alles und nichts, unterstützt eine absolut ineffiziente, schlecht aufgesetzte Energiewende und merkt nicht das es mit dem Micromanagement so auf Dauer nicht funktioniert. Immer mehr Arme, Armutsgefährdete, Arbeitslose und eine bestenfalls stagnierende Wirtschaft sprechen eine andere Sprache.


Quoteverschwommen

Manchmal kann man nur erahnen, was sich hier für Menschen "herumtreiben" und wie weit diese von der Lebensrealität anderer Menschen entfernt sind. Da kommen dann recht abgehobene Tipps aus der "bubble".

Wer schonmal über einen längeren Zeitraum finanzielle / existenzielle Sorgen hatte, kann wahrscheinlich bestätigen, dass ein gesunder Lifestyle sehr viel wahrscheinlicher ist, wenn die Grundbedürfnisse erfüllt sind, und man sich keine Gedanken darum machen muss, ob alles bezahlt werden kann.

Dinge wie Bio-Lebensmittel sind bei existenziellen Sorgen absolut nachrangig. Das gesteigerte Risiko für psychische Erkrankungen bei Dauerbelastungen dieser Art sorgt auch nicht gerade dafür, dass man einen gesunden Lifestyle aufrecht erhalten kann. "Einfach mit Rauchen aufhören, dann ist auch genug Geld für Bio-Lebensmittel da" - Grrrrr.


QuoteIchkannnichtanders

1000 Herzen ♥️ von mir für diesen feinen Beitrag! Mir ist bei manchen Kommentaren die Sprache abhanden gekommen. So viel Arroganz....

Danke das Die für mich die richtigen Worte gefunden haben!


QuoteHildeGuard

Meiner Analyse nach ist es möglich sich gesund zu ernähren, ohne dafür viel Geld ausgeben zu müssen. Allerdings braucht es dafür dann ein klein wenig mehr Zeit. Mit Wasser statt Softdrinks, Brot (ggf. vom Vortag) statt Kleingebäck (von heute), Saisongemüse und -obst (also dann zubereiten und essen wenn es günstig ist) und hin und wieder Fleischkonsum, Eier, Milch, Joghurt etc. kann man erstaunlich preiswert, gesund und lecker über die Runden kommen. Das Rohprodukt ist oft günstiger als das verarbeitete Produkt und sehr wahrscheinlich gesünder. Das ist mal die Basis.

Und alles darüber hinaus kann man sich selbstverständlich gönnen.

Das eigentliche Problem ist nicht das Geld, sondern die Zeit der Zubereitung und die Anstrengung im Laden nicht den einfachen und vermeintlich attraktiven Weg zu gehen und das ,,falsche" Produkt zu kaufen.


QuoteSevro au Barca

@verschwommen:

    Da kommen dann recht abgehobene Tipps aus der "bubble".

Mich erinnert das an die "Ratschläge", die ich hin und wieder bekomme bzgl. wie mistig die Bahn ist... von Leuten, die eher ein Taxi nehmen würden als in selbige zu steigen.


...

Textaris(txt*bot)

#1726
Quote[...] Tipps der Fondsexperten zum EM-Spiel Deutschland gegen England - Melanie Kühlborn-Ebach ist seit 2017 für LMM Investment Controlling tätig. Als Geschäftsführerin verantwortet sie das Geschäft in Deutschland.

Henning Lindhoff: Schauen Sie sich das Spiel an?

Melanie Kühlborn-Ebach: Natürlich, Deutschland gegen England ist ein Klassiker. Zudem hat Wembley eine fast magische Ausstrahlung.

Henning Lindhoff: Wer wird gewinnen und warum?

Melanie Kühlborn-Ebach: Deutschland. Die Mannschaft lebt nach wie vor von dem Mythos der Turniermannschaft, die in den entscheidenden Spielen punktet. [England – Deutschland 2:0]

Henning Lindhoff: Wer wird Europameister?

Melanie Kühlborn-Ebach: Frankreich [Europameister wurde die italienische Nationalmannschaft]

Henning Lindhoff: Und wer sollte Europameister werden?

Melanie Kühlborn-Ebach: Dänemark. Sie haben die Herzen aller Fans gewonnen.

Henning Lindhoff: Was war Ihr größtes Fußballerlebnis?

Melanie Kühlborn-Ebach: Public Viewing beim Sommermärchen in Deutschland. Eine tolle Atmosphäre mit Gänsehaut.


Aus: "Tipps der Fondsexperten zum EM-Spiel Deutschland gegen England" Henning Lindhoff (29.06.2021)
Quelle: https://www.dasinvestment.com/tipps-der-fondsexperten-zum-em-spiel-deutschland-gegen-england/?page=5

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Quote[...] Ein milliardenschweres Vermögen zu erarbeiten ist schwer, es zu behalten noch schwerer; Reichtum über mehrere Familiengenerationen zu behalten ist fast unmöglich. Doch genau dieses Kunststück will die Focam AG schaffen: Unter der Führung von Christian Freiherr von Bechtolsheim berät sie Familien, die ihr Geld wirklich langfristig vermehren wollen.



Kevin David Lehmann, Erbe der Drogeriekette DM, wurde vor Kurzem mit 18 Jahren der jüngste Milliardär der Welt. 3,3 Milliarden US-$ sind die Anteile wert, die ihm sein Vater Günther Lehmann vermachte. Lehmann ist nur ein Beispiel für einen anhaltenden Trend im deutschsprachigen Raum: Die Babyboomer-Generation, die das deutsche Wirtschaftswunder schuf, zieht sich altersbedingt aus dem aktiven Wirtschaftsleben zurück – und hinterlässt ihren Erben dabei gigantische Summen.

Doch diese werden nicht immer vermehrt: Laut der US-amerikanischen Vermögensberatung Williams Group verlieren wohlhabende Familien in der zweiten Generation rund 70 % ihres Vermögens, bei der Generation der Enkelkinder sind die Mittel im Schnitt zu 90 % aufgebraucht. Genau dieses Szenario wollen die Erblasser unter allen Umständen verhindern – nicht zuletzt deshalb wuchs die Zahl der Familienvermögensverwalter in Deutschland von null im Jahr 1992 auf über 400 im Jahr 2020. Gemessen an der Bevölkerungsgröße ist aber ein Nachbar führend: die Schweiz. Mit rund 400 Family Offices zählt das deutlich kleinere Land genauso viele wie Deutschland. Europaweit gehen Schätzungen von rund 4.000 solcher Family Offices aus.

Auch die Frankfurter Focam AG widmet sich dem Thema: Als Multi-Family-Office betreut Focam bei der Vermögensverwaltung nicht nur eine vermögende Familie, sondern gleich mehrere. Die Eintrittsschwelle ist hoch: Potenzielle Kunden können erst mit einem Vermögen von über 30 Millionen € einsteigen. Heute verwaltet Christian Freiherr von Bechtolsheim von einem klassizistischen Stadthaus in Frankfurt mit Blick auf den Main aus mit seinen 20 Mitarbeitern das Vermögen von 44 reichen Familien. Die Assets under Management betragen rund zwei Milliarden €, der eigene Umsatz beträgt zwischen sieben und neun Millionen €. Bechtolsheims Familie und einer gemeinnützigen Stiftung gehören je knapp über 30 % des Betriebs.

Freiherr von Bechtolsheim, der Leiter von Focam, weiß genau, wo die Schwierigkeiten in besagtem Themenfeld liegen, denn seine Familie hat am eigenen Leib erfahren, was es heißt, wenn man sein Vermögen verliert. Obwohl Adelsname und -herkunft anderes erwarten lassen: Bechtolsheim musste sich sein Unternehmen selbst aufbauen: ,,Mein Vater kehrte aus dem Krieg zurück, das Familienvermögen war im Wesentlichen weg. Als Aristokraten, die damit groß geworden waren, man müsse sich um das Wirtschaften nicht kümmern, sah es für meine Familie und mich nach dem Krieg finanziell dann ganz anders aus. Ich musste mir ein bürgerliches Erwerbsleben aufbauen", schildert Bechtolsheim. Der wirtschaftliche Aufstieg gelang über Bildung – Bechtolsheims Familie sandte ihn im letzten Jahr vor seinem Abschluss auf eine Privatschule, bei der man ,,aufs Abitur hingeprügelt wird, wenn man vorher zu nichts getaugt hat". Eigentlich hätte Bechtolsheim nach seinem Abitur gerne Philosophie oder Kunstgeschichte studiert, doch die Familie intervenierte. Bechtolsheim: ,,Ich sollte ,etwas Gescheites' lernen, etwas, das mir den Broterwerb sichert." Also studierte der heutige Unternehmer auf der Ludwig-Maximilians-Universität München Betriebswirtschaft. Er wusste nach seinem Abschluss 1987 jedoch immer noch nicht so recht, welchen Weg er einschlagen sollte. Bechtolsheim bewarb sich daraufhin bei der deutschen Matuschka Group, dem damals größten Vermögensverwalter Europas. Prestige und die Hoffnung auf eine gute Karriere waren ausschlaggebend für den Schritt.

Seitdem kam Bechtolsheim aus der Tätigkeit der Vermögensverwaltung nicht mehr heraus. Er übernahm leitende Funktionen bei der Hypo Vereinsbank, der Dresdner Bank und war von 1996 bis 2000 Direktor der Vermögensverwaltungstochter des damaligen DG-Bank-Konzerns. Gleichwohl veränderte sich die Bankenwelt, in der Bechtolsheim aufstieg, in eine für ihn unangenehme Richtung. ,,Als Finanzprodukte wie Tupperware-Schüsseln verkauft wurden, weil es angeblich der internationale Wettbewerb erforderte, begann ein Umdenken. Banker wurden zu Verkaufsmaschinen", so Bechtolsheim. Also richtete er sich neu aus. Zwei Freunde, ein Assetmanager aus Frankreich und Andreas Jacobs – der Erbe eines milliardenschweren Kaffeeimperiums –, rieten Bechtolsheim, etwas Eigenes zu starten. Sie gaben ihm die nötigen Finanzmittel, im Jahr 2000 öffnete Focam seine Pforten.

Bechtolsheim erkannte eine Umkehr im Verhalten der Familienunternehmer: Statt das erarbeitete Kapital von einer Bank verwalten zu lassen, entscheiden sich reiche Familien zunehmend für Family Offices, die nur eine überschaubare Anzahl an Kunden haben. Dabei sind die Ansätze unterschiedlich: Die einen kennen sich auf den Kapitalmärkten aus, andere sind Experten im Bereich der Steuerberatung. Focam kommt aus der Kapitalmarktecke, der Betrieb deckt als Anlageformen Immobilien, Private-Equity-Fonds sowie Forstwirtschaft ab. Insbesondere zu Letzterem gebe es nur wenig Expertise, so Bechtolsheim. Zu seiner Investmentstrategie sagt der Vermögensverwalter, sie beruhe im Wesentlichen auf Kapitalerhalt sowie strategischen und manchmal opportunistischen Möglichkeiten am Markt. Coronabedingt setzte er einen stärkeren Fokus auf Wachstumsunternehmen und im Falle von Zinserhöhungen auf Zykliker – Unternehmen am Aktienmarkt, die eine wellenförmige Nachfrage ihrer Produkte erleben.

Über seine Kunden kann Bechtolsheim nur so viel sagen: Sie sind sehr divers. Vom strenggläubigen Katholiken bis zum Grünwähler sei alles dabei. Über Details wird in der Branche geschwiegen, was sich auch auf andere Bereiche auswirkt. So trifft Bechtolsheim potenzielle Focam-Mitarbeiter bis zu 20 Mal, bevor er sie einstellt. Die richtigen Mitarbeiter sind in diesem Feld essenziell, denn das Unternehmen wird auch in kritischen Momenten aktiv: Bei einem Kunden trat einmal ein unerwarteter Todesfall ein, woraufhin Bechtolsheim die Testamentsvollstreckung und die dazugehörige Abgabe der Erbschaftssteuer übernehmen musste.

Als nächsten Schritt peilt Bechtolsheim Direktbeteiligungen an Unternehmen an, denn viele der Familien besitzen bereits Aktien, Anleihen und Immobilien, würden jedoch gerne wieder Unternehmensanteile an Mittelständlern halten. Sein eigenes Geschäft läuft gut. Wenn Bechtolsheim ein großes Problem hervorheben müsste, das Vermögen verschwinden lässt, nennt er Dynamiken und Streitigkeiten in der Familie – Liebesentzug und Eifersucht. Diese führen dann zu Konflikten und daraufhin zur Auflösung der Vermögen. Bechtolsheims Kunden vertrauen darauf, dass er sie vor einem solchen Schicksal bewahrt.


Aus: "Leadership: SCHATZMEISTER DER FAMILIEN" Muamer Bećirović (6. Juni 2021)
Quelle: https://www.forbes.at/artikel/schatzmeister-der-familien

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Quote[...] Finanzexpertin Melanie Kühlborn-Ebach wechselt zur Frankfurter Vermögensverwaltung Focam. Dort übernimmt sie eine Führungsposition und leitet ab sofort das Family Office. Anfang des Jahres hatte es einige Abgänge bei dem Frankfurter Unternehmen gegeben.

Die Frankfurter Vermögensverwaltung Focam hat Melanie Kühlborn-Ebach als neue Leiterin für ihr Family Office berufen. Ihre neuen Aufgaben übernimmt sie ab sofort, sie soll die Geschäfte führen und das Unternehmen weiterentwickeln, wie das ,,private banking magazin" berichtet.

Das Unternehmen reagiert damit auf einige Abgänge zu Beginn des Jahres. So verließen unter anderem die beiden Vorstände Michael Jänsch und Alexander Eimermacher das Unternehmen und heuerten bei Finvia an.

Focam wird von den beiden Vorständen Christian Freiherr von Bechtolsheim und Andreas Rhein geführt. Das Family Office wurde 1999 gegründet. Ein Kernteam von etwa 25 Mitarbeitenden verwaltet nach eigenen Angaben aktuell ein Vermögen von rund 2,5 Milliarden Euro.

Die Finanzexpertin Melanie Kühlborn-Ebach arbeitet seit mehr als 15 Jahren in der Finanzbranche. Ihre Karriere startete bei der Zurich-Gruppe in Deutschland, bevor sie für Henderson Global Investors tätig war. Zuletzt arbeitete sie für das Liechtensteiner Unternehmen LMM Investment Controlling und war dort Geschäftsführerin der deutschen Niederlassung in Frankfurt.


Aus: "Melanie Kühlborn-Ebach wechselt zu Focam" Robin Müller (16. August 2024)
Quelle: https://www.top-magazin-frankfurt.de/leute-aktuell/melanie-kuehlborn-ebach-focam-family-office/

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Quote[...] In Deutschland ist der Anteil der Niedriglohnjobs in den vergangenen zehn Jahren deutlich zurückgegangen. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Demnach verdienten 2024 noch 16 Prozent der Beschäftigten weniger als 13,79 Euro brutto pro Stunde. Zum Zeitpunkt der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 arbeiteten etwa 7,6 Millionen Menschen im Niedriglohnsektor – das entsprach jedem fünften Beschäftigten.

Seitdem ist die Zahl bis 2024 um 1,3 Millionen gesunken. Besonders stark war der Rückgang in Ostdeutschland: Dort halbierte sich der Anteil innerhalb von zehn Jahren von 35 auf 18 Prozent.

Die Einkommensschere in Deutschland ist zugleich leicht verringert worden. Im April 2014 verdienten die obersten zehn Prozent der Lohnskala das 3,48-Fache des Einkommens von Geringverdienenden. Im vergangenen Jahr sank dieser Faktor auf das Dreifache.

Zum Niedriglohnsektor zählen alle Arbeitsverhältnisse, bei denen der Verdienst unter zwei Dritteln des mittleren Bruttostundenlohns liegt. Auszubildende werden in der Statistik nicht berücksichtigt. Für die Analyse wertete das Statistische Bundesamt die Löhne von 58.000 Betrieben aus.


Aus: "Zahl der Niedriglohnjobs in Deutschland sinkt stark" (6. Februar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2025-02/jobs-deutschland-arbeit-niedriglohn-mindestlohn-ostdeutschland

QuoteKing Tut der zweite

Der Mindestlohn wirkt - das ist gut. Die damaligen Warner und Mahner wollten wohl doch nur die Gewinne der Reichen vergrößern.


QuoteNeinDochOhh

Die Info ist nutzlos ohne zu wissen was die Leute jetzt machen? Besser bezahlte Jobs? Arbeitslos? Schwarz arbeiten? Rente?


QuoteKörky

Letztes Jahr wurde die in absoluten Zahlen historisch höchste Beschäftigung gemeldet. Also voraussichtlich arbeiten. ...


QuoteFheingheist

Okay, also aktuell 18% im Niedriglohnsektor im Osten. Wie ist das denn im Westen? Der Artikel nennt ja leider nur den gesamtdeutschen Durchschnitt und den Wert im Osten.
Dazu dieselbe Aufgliederung noch zur Arbeitslosenquote. Allein diese beiden Werte und die Sicht auf die Unterschiede in Ost und West können m.E. durchaus die Stärke gewisser politischer Strömungen teilweise erklären.


QuoteTeDe1

Parallel zum Rückgang des Niedriglohnsektors in Ostdeutschland stieg die AfD Zustimmung in ungeahnte Höhen, von wegen die Abgehängten und von den Migranten Ausgebeuteten.



Quotepantheo

Ja, ja - Statistik.

Löhne müssen immer ins Verhältnis zu Preisen gesetzt werden. Sonst sagen Löhne gar nichts aus. In Deutschland natürlich besonders zu Mietpreis- und Lebensmittelpreisentwicklung. Was hier leider nicht geschieht. Und jeder weiss ja, was hier in den letzten Jahren passiert ist.

Das führt also dazu, dass durch leichte Lohnanhebungen Arbeitnehmer aus dem Niedriglohn herausfallen (was ja in Deutschland nur noch der Bereich zwischen 12,82€/h (Mindestlohn) und 13,79€/h (Niedriglohngrenze) sein kann) - der Arbeitnehmer sich aber dennoch weniger leisten kann.

Und wieviele schlicht ihre Jobs verloren haben und nun ALGI o. ALGII erhalten, sagt diese Statistik auch nicht.


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