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[Menschen in Schichten und Klassen... ]

Started by Textaris(txt*bot), February 18, 2007, 02:21:01 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] In Deutschland beziehen krankgeschriebene Arbeitnehmer schon ab dem ersten Tag weiter ihr Gehalt. Wegen des hohen Krankheitsstands fordert Allianz-Chef Bäte nun einen Karenztag - und löst damit eine Debatte aus.

Der Vorschlag von Allianz-Chef Oliver Bäte, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern am ersten Tag einer Krankmeldung keinen Lohn mehr zu zahlen, stößt auf scharfe Kritik - aber auch auf Zustimmung. Bäte hatte in einem "Handelsblatt"-Interview gefordert, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu streichen und damit den sogenannten Karenztag wieder einzuführen.

"Damit würden die Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen", so Bäte. Die Arbeitgeber würden dadurch entlastet. In der Bundesrepublik gilt - anders als in einigen anderen Ländern - seit Jahrzehnten die Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag. Für die Wiedereinführung eines Karenztages, der hierzulande in den 1970er-Jahren abgeschafft worden war, hatte sich kürzlich auch die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, ausgesprochen. Bäte nannte als Beispiele Schweden, Spanien oder Griechenland.

Der Allianz-Chef sieht den hohen Krankenstand in Deutschland als Kostenproblem. Bäte sagte dem "Handelsblatt", Arbeitnehmer seien hierzulande im Schnitt 20 Tage pro Jahr krank, während der EU-Schnitt bei acht Krankheitstagen liege. Arbeitgeber zahlen laut Bäte hierzulande jährlich 77 Milliarden Euro Gehälter für krankgeschriebene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Von den Krankenkassen kommen noch einmal 19 Milliarden Euro hinzu. Das entspricht rund sechs Prozent der gesamten Sozialausgaben." Mit seinem Vorschlag könnten pro Jahr 40 Milliarden Euro eingespart werden.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland 2023 durchschnittlich 15,1 Arbeitstage krankgemeldet. Die Krankenkasse DAK-Gesundheit weist für 2023 sogar einen noch höheren Durchschnittswert aus: Demnach hatte weit über die Hälfte der DAK-Versicherten von Januar bis Dezember 2023 mindestens eine Krankschreibung. Im Gesamtjahr waren es der DAK zufolge im Durchschnitt 20 Fehltage pro Kopf. Die Techniker Krankenkasse berichtet von durchschnittlich 17,7 Tagen.

[...] Die IG Metall bezeichnete es als unverschämt und fatal, den Beschäftigten Krankmacherei zu unterstellen. "Wer Karenztage aus der Mottenkiste holt, greift die soziale Sicherheit an und fördert verschleppte Krankheiten", sagte Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban. "Die deutsche Wirtschaft gesundet nicht mit kranken Beschäftigten, sondern im Gegenteil mit besseren Arbeitsbedingungen."

 Kritik kommt auch aus der Startup-Branche. Tobias Stüber, Chef der Bus-Buchungsplattform Flibco, lehnt gegenüber der "Bild"-Zeitung unbezahlte Krankheitstage ab: "Ich kann dem CEO der Allianz versichern, dass er mit seinem Vorschlag falsch liegt." Mitarbeiter vertrauten keinem Unternehmen, das sie für Krankheit bestrafe. "Der Vorschlag, bei einem Tag Krankheit das Gehalt zu reduzieren, ist absurd", so Stüber. Die Lösung für eine höhere Gesundheitsrate sei stattdessen eine bessere Unternehmenspolitik und "eine Führungsebene, die zuhört".

Doch es gibt auch positive Resonanz. So sagte der Sozialexperte Bernd Raffelhüschen der "Bild"-Zeitung: "Die Einführung eines unbezahlten Krankheitstages ist ein sinnvoller Vorschlag und sollte von der nächsten Regierung zügig umgesetzt werden." Der Professor für Finanzwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg fordert sogar, dass Arbeitnehmer drei Krankheitstage lang keinen Lohn beziehen sollen.

Mercedes-Chef Ola Källenius unterstützte den Vorschlag ebenfalls. "Der hohe Krankenstand ist ein Problem für die Unternehmen. Wenn unter gleichen Produktionsbedingungen der Krankenstand in Deutschland teils doppelt so hoch ist wie im europäischen Ausland, hat das wirtschaftliche Folgen", sagte er "Bild".

Auch die Politik zeigt sich in Teilen offen für den Vorschlag. "Unsere Sozialsysteme werden immer weiter beansprucht", sagte Unions-Fraktionsvize Sepp Müller (CDU) dem Nachrichtenportal "Politico". "Aus diesem Grund sollten wir uns meiner Meinung nach nicht vor neuen Ideen verschließen und diese diskutieren. Auch wenn das Thema der Karenztage sich nicht in unserem Wahlprogramm findet, könnte dies ein altbewährter Ansatz sein."

Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge (CDU), sagte dagegen: "Nur die allerwenigsten Menschen melden sich aus Spaß krank." Sorge forderte einen "Krankenstands-Gipfel", um mit den beteiligten Akteuren über die Lage zu beraten. Der Vorsitzende Arbeitnehmervereinigung in der CDU, Dennis Radtke, bezeichnete den Vorschlag des Allianz-Chefs als "gänzlich inakzeptabel". "Er steht für eine Kultur des Misstrauens gegenüber allen Arbeitnehmern", sagte er dem "Tagesspiegel".


Aus: "Kein Lohn mehr am ersten Krankheitstag?" (07.01.2025)
Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/debatte-lohnkuerzung-krankheitsfall-allianz-100.html

https://www.tagesspiegel.de/politik/klassenkampf-von-oben-cdu-sozialfugel-lehnt-ersten-krankheitstag-ohne-lohnersatz-ab-12972295.html

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... Weil wir wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. ...

Quote[...] In den 1950er-Jahren boomt der Schiffbau in Norddeutschland, allein auf der Howaldt-Werft in Kiel schuften Tausende Metallarbeiter, auf allen Werften in Schleswig-Holstein ackern rund 25.000 Menschen. Die Arbeiter ächzen unter den Bedingungen: zehn Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Ihre Arbeitsplätze sind kalt und zugig. Funken fliegen von Schweißarbeiten hoch, der Lärm der Niethämmer vom Schlagen auf Metall ist ohrenbetäubend. Unfälle und Krankheiten sind keine Seltenheit. "Es war so eine Faustregel: jedes Schiff ein Toter", erläutert der ehemalige Flensburger Werftarbeiter Hans-Georg Leu das Arbeitsrisiko im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik". Und: Von den Gewinnen der Bosse profitieren die Metaller kaum.

Den Arbeitern geht es nicht um eine Erhöhung des Stundenlohns, sie wünschen sich verbesserte Rahmenbedingungen und die Gleichstellung mit Angestellten: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für die Dauer von sechs Wochen, mehr Urlaubsanspruch und die erstmalige Einführung von Urlaubsgeld.

"Mein Mann hat sich oft hingeschleppt. Wenn er Grippe hatte, ist er meistens wieder hingegangen und hat sich gar nicht krankgemeldet. Es gab ja denn kein Geld." So erinnert sich Lily Masuth, die Witwe eines Kieler Werftarbeiters im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik" ...

Damals sind 70 Prozent der 65.000 Metaller im Land gewerkschaftlich organisiert. Ein großes Vorbild für die Arbeiterschaft ist Hein Wadle. Der Betriebsrat bei den Howaldtswerken und Vertrauensmann der IG Metall kämpfte im Widerstand gegen Hitler. Das verschafft ihm Respekt. Viele Arbeiter kommen mit ihren Sorgen zu ihm. Wenn er über die Dringlichkeit eines Streiks spricht, scharen sie sich um ihn und hängen an seinen Lippen: "Warum erhalten Angestellte im Krankheitsfall weiterhin ihren Lohn - und wir Arbeiter nicht? Weil wir wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden."

Seine Überzeugungsarbeit fruchtet: Am 11. und 12. Oktober 1956 stimmen schließlich 88 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für einen Streik. Am 24. Oktober 1956 ertönt in Schleswig-Holstein kein Hammerschlag mehr. Von Lauenburg bis Flensburg stehen die Kräne still. Mit Beginn der Frühschicht um 6 Uhr treten landesweit 26.288 Arbeiter in bedeutenden Betrieben der Metallindustrie in den Ausstand. Den Kern der Streikenden bilden die Werftarbeiter. Sehr zum Unmut von Adolf Westphal. Der Vorsitzende der Howaldtswerke heißt in der Belegschaft nur "King Adolph". Der gebürtige Kieler und gelernte Kaufmann hat die Werft nach dem Krieg wieder mitaufgebaut, die Auftragsbücher sind voll. Doch der Mann aus dem Stadtteil Gaarden hat aufgehört, seine Belegschaft zu grüßen. "Vollbeschäftigung, und diese Proleten beißen die Hand, die sie füttert", schimpft er hochnäsig über die Streikenden.

Schon um die Jahrhundertwende sind die Howaldtswerke eine bedeutende deutsche Schiffswerft, durch die Kriege erlebt sie ein Auf und Ab. 1953 arbeiteten bei Howaldt schon wieder 9.600 Beschäftigte an 26 Schiffen, darunter sind Tanker, Frachtschiffe und Walfangboote. Zu den Kunden gehört der griechische Tankerkönig Aristoteles Onassis. Weil die Werft sich mit dem Bau von Fischverarbeitungsanlagen bereits einen internationalen Namen gemacht hat, bekommt sie 1954 von der Sowjetunion einen Großauftrag, zehn Fischerei-Fabrikschiffe zu bauen. Der Auftragsbestand für die nächsten Jahre ist gesichert.

Doch Westphal sieht durch den Streik sein Wirtschaftswunder in Gefahr. Der Unternehmer ist für alle Forderungen taub. Stattdessen droht er mit Kündigungen. Auch andere torpedieren den Ausstand, drohen mit Räumungsklagen, Mieterhöhungen... alles Versuche der Einschüchterung, um die Streikenden zu brechen. Denn der mächtige Westphal lässt seine Verbindungen spielen. Auch Zeitungen ziehen über die Arbeiter her - mit Schlagzeilen wie "Vor den Toren herrscht Terror". Man unterstellt ihnen eine grundsätzliche Verantwortungslosigkeit - "sonntags besoffen, montags blau", lautete das Klischee der Arbeitgeber, erzählt Udo Ehmke, ehemaliger Metallarbeiter aus Bargteheide im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik". Für die Arbeitnehmer geht es in diesem Arbeitskampf auch um Würde und Respekt.

Statt an Schiffen zu schuften, stehen die Arbeiter jetzt als Streikposten vor den Toren der Werft, bei eisigen Temperaturen und ohne Lohn. Das Zentrum des Ausstands sind die Streiklokale. Hier treffen sich die Arbeiter auf ein Bier, sie bekommen aber auch ihre Schichten als Streikposten zugeteilt. Außerdem erhalten sie dort als Unterstützung Streikgeld: Wöchentlich gibt es bis zu 60 Mark und ab November außerdem 45 Mark Mietbeihilfe für Verheiratete. Durch diese Maßnahmen kommen Streikende fast auf ihren Nettolohn von rund 350 Mark. Ledige können im Kieler Gewerkschaftshaus ein billiges Mittagessen erhalten. Für zusätzliche Entbehrungen gibt es als Ausgleich Kino, Theater, Schachturniere, Kaffeekränzchen und sogar Großveranstaltungen in der Kieler Ostseehalle. "Alles, was die Sorgen vertreibt", erläutert Julius Bredenbeck im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik". Er initiiert damals den Metallarbeiter-Streik mit.

Für den Zusammenhalt unter den Arbeitern sorgen auch die Streik-Nachrichten der IG-Metall-Bezirksleitung, die bei der "Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung" gedruckt werden.

"Diese Streik-Nachrichten waren grundsätzlich der Zusammenhalt, die Klammer und das Informationsblatt für die Streikenden. Das wurde von jedem gelesen, und es war so gestaltet mit Karikaturen mit Preisrätseln, dass das von den Kollegen geradezu erwartet wurde." Hans-Ulrich Stangen, ehemaliger Kieler Werftarbeiter im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik"

Die Solidarität unter den Streikenden und ihren Familien ist groß. Jeder hilft jedem, mit Essen oder Unterkünften. Während ihre Männer im Ausstand sind, halten die Frauen trotz vieler Entbehrungen die Familien zusammen, sorgen für Essen auf dem Tisch und verhindern, dass die Männer nicht das knappe Geld versaufen. Im Verlauf des Streiks zeigen immer mehr Betriebe im In- und Ausland Solidarität mit den Streikenden. "Euer Kampf ist unser Kampf", bekunden die Lloydwerke in Bremen. Auch die dänischen Werftarbeiter erklären sich solidarisch. Pakete anderer Gewerkschaften erreichen die Streikenden, darüber hinaus überweisen sie Geld als Streikhilfe.

Der Streik hatte eine hohe Beachtung gefunden, nicht nur bei der IG Metall. Da war am Anfang vielleicht Skepsis: Oh, hoffentlich klappt das jetzt hier 1956 in dem kleinen Schleswig-Holstein. Die haben zwar Werften, aber stehen die das durch? Schaffen die das? Und je länger das dauert, desto mehr Hoffnung setzten die Gewerkschafter da rein, zu sagen: steht das durch. Udo Ehmke, ehemaliger Metallarbeiter aus Bargteheide im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik"

Unterdessen finden immer wieder Gespräche über ein Ende des Arbeitskampfes statt. Sechs Schlichtungsversuche - unternommen vom damaligen Ministerpräsidenten Kai-Uwe von Hassel - scheitern. Dann vermittelt schließlich Bundeskanzler Konrad Adenauer, er ringt den Arbeitgebern zumindest Teilzugeständnisse für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ab. Die Gewerkschaft empfiehlt, den Kompromiss anzunehmen. In einer dritten Urabstimmung lehnt die Mehrzahl der Arbeiter das Angebot als unzureichend ab. Der Streik geht damit weiter. Im Januar 1957 bleiben über 34.000 Metaller in 38 Betrieben der Arbeit fern.

Am 9. Februar 1957 nehmen die Metallarbeiter schließlich einen verbesserten Kompromiss an. Am Freitag, 15. Februar, melden die "Kieler Nachrichten": "Seit heute Morgen wird in den bestreikten Betrieben der schleswig-holsteinischen Metallindustrie wieder gearbeitet." Im Juli 1957 verabschiedet der Bundestag ein Gesetz, das die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall festlegt. Der Streik entscheidet auch Lebenswege, wie den des damals 17-jährigen Björn Engholm - in die Politik. Als Schüler bedient er bei der IG Metall die Lautsprecheranlagen während des Streiks und verdient sich ein bisschen Taschengeld: "Ich konnte in einer Stunde mit Glück eine Mark bis 1,50 machen. Und das war mehr, als ein Arbeiter im Krankheitsfall für die Stunde erhielt. Da habe ich begriffen, was für ein Kummerlohn das für diese harte Arbeit damals bedeutet haben muss", erzählt er im Dokudrama "Die Mutigen - Deutschlands längster Streik. Ein Erlebnis, das prägt.

Der Ausstand der Metallarbeiter gilt bis heute als härtester Branchenstreik gegen Arbeitergeber und Politik. Er öffnet die Tür zur Gleichbehandlung von Arbeitern und Angestellten. Seit 1970 sind beide Berufsgruppen gleichgestellt - mehr als ein Jahrzehnt nach dem längsten Arbeitskampf in Deutschlands Geschichte.


Aus: "Deutschlands längster Streik: Der Aufstand der Mutigen" Stefanie Grossmann (02.05.2024)
Quelle: https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Die-Mutigen-56-Deutschlands-laengster-Streik,metallarbeiterstreik100.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Nach CDU-Politikern spricht sich auch die FDP für eine Arbeitspflicht für arbeitsfähige Bürgergeldempfänger aus. Die Empfänger sollten Arbeiten im öffentlichen Raum übernehmen, sagte der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Christoph Meyer der Bild-Zeitung. "Die gemeinnützige Arbeitspflicht für erwerbsfähige Bürgergeldempfänger soll einen geregelten Alltag schaffen, bevor es zügig zurück in den Arbeitsmarkt geht."

Wer dazu in der Lage sei, könne etwa "zur Arbeit gegen die Verwahrlosung Berlins" herangezogen werden. "Dazu zählen Reinigungs- und Hilfsarbeiten für Spielplätze, Parks oder auch Bahnhöfe", sagte Meyer. Es gehe um gegenseitige Solidarität, fuhr er fort: "Wer selbst zumutbare Arbeit verweigert und vom Geld der arbeitenden Bevölkerung lebt, muss den öffentlichen Raum für alle anderen ordentlich und sauber halten."

Unter anderem CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hatte eine bundesweite Jobpflicht für arbeitsfähige Bürgergeldbeziehende gefordert. "Jeder, der in Deutschland Bürgergeld bezieht und arbeiten kann, muss arbeiten gehen. Ansonsten darf es keine Sozialleistungen mehr geben", sagte er.

Der CDU-Politiker verwies unter anderem auf die Stadt Schwerin. Dort hatte der Stadtrat kürzlich beschlossen, dass Bürgergeldbezieher künftig eine gemeinnützige Arbeit aufnehmen müssen. In zwei Thüringer Landkreisen gibt es zudem eine Arbeitspflicht für arbeitsfähige Asylbewerber.

Das Bürgergeld war 2023 von der Ampelregierung eingeführt worden, deren Teil die FDP bis zum Koalitionsbruch im November war. Seitdem gibt es von ihr und der Union wiederholte Forderungen nach Verschärfungen oder der Abschaffung des Bürgergeldes. Im Bundestagswahlkampf zeigt sich inzwischen auch die SPD zu Verschärfungen bereit.


Aus: "FDP will Bürgergeldempfänger zum Säubern von Parks verpflichten" (8. Januar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-01/fdp-arbeitspflicht-buergergeld-empfaenger-parks-spielplaetze-bahnhoefe-verwahrlosung-christoph-meyer

Quotek-ai

Ich finde, dass die I.d.R. gut ausgebildeten ca. 800.000 Privatiers in Deutschland, die ebenfalls dem Arbeitsmarkt gehören, auch der Gesellschaft etwas zurückgeben können, z.B. Reinigung von Parks oder Bahnhöfen. Alternativ auch Unterstützung im Bildungsbereich oder in Kitas. Das wäre doch mal was!


Quotethiak

Wie wäre es mit verpflichtendem Sozialdienst für Bundestagsabgeordnete, damit die wissen, wovon sie reden?


QuoteFrieda Auguste

Wie wäre es mal mit Säubern von öffentlichen Plätzen und Parks durch überführte Steuerhinterzieher?


QuoteKaroR

Wie wäre es, wenn man regulär bezahlte Stellen im städtischen Dienst schafft, die für die Bürgergeldempfänger attraktiv sind?


QuoteCaptain_Haddock

Klar, irgendjemande muss ja den Dreck wegmachen, den die Polohemden-Jünglinge nach ihrer aufregenden Exkursion in die Asi-Innenstadt hinterlassen haben.


QuoteClaude Nuage

Ihr Furor gegen "Polohemden-Jünglinge" in allen Ehren, aber die sind nicht für die Vermüllung des öffentlichen Raumes verantwortlich.


Quotesonstwer

Für die einen sind es die Flüchtlinge, für die anderen die Bürgergeldempfänger.
Hauptsache, man ist mit nach unten treten beschäftigt.


Quoteullibulli

Schaulaufen der Populisten und Möchtegern-Eliten...

Aktuell hat man das Gefühl, jeder Idiot haut irgendwas raus und die deutschen Medien stürzen sich drauf. Sei es der Bullshit des Allianz-CEO, Trump, Musk oder jetzt der FDP.

Wir haben ein Problem mit der Themensetzung in der deutschen Presse. Das ist mittlerweile demokratiegefährdend. Je mehr Polarisation, umso höher die Auflagen und Klicks.

Es gibt leider keine Untersuchung, die jemals den Einfluss der Medien zum Aufstieg der Rechten und Populisten thematisiert hat, aber es wird deutlich, die Demokratie hat ein Problem in der Presse.


QuoteEinTollerName

Die etwa 10.000 Totalverweigerer sind offenbar so etwas wie die Stille Reserve des Landes. Indem man bei ihnen kürzt soll der Bundeshaushalt saniert werden, die freiwilligen Ausreisen in die Höhe schießen, die Verwahrlosung der Städte bekämpft werden...

Da versteckt sich ein irres Potential. Wahre Superkräfte? Wie würde die Politik aus Union und FDP bloß die Zukunft Deutschlands ohne sie gestalten?


Quoteecnerwal

Deutsche Ideenlosigkeit. Wenn ich jetzt "Partei XY fordert von H4, ALG2 Empfängern YX zu tun." - jetzt google oder binge mal sehen wie viele nie realisierte, populistische Vorschläge da in den letztn 20 Jahren schon veröffentlich wurden. Kurz: Viele...



...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Im Heide Camp Brüggen leben Menschen, die nicht viel zum Leben brauchen, nicht mal ein eigenes Bad. Nun wird ihnen auch das genommen, hier sollen Luxus Chalets entstehen.

...


Aus: "Sie dachten, sie würden hier alt werden" (8. Januar 2025)
Von Paul Weinheimer • Fotografie: Friedrich J. Richter
Quelle: https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2024-12/heide-camp-brueggen-umbau-luxus-resort-bewohner-dauercamper/komplettansicht

https://www.heidecamp-brueggen.com/

QuoteMichael Stoever

Ein [ ] Artikel, der zeigt wie manche Menschen unverschuldet in Armut gelangen. Mich wundert warum man nicht das Camp ein paar hundert Meter weiter wieder aufbauen kann, offiziell und mit Genehmigung der Behörden. Da ist auf der Karte nur Ödland oder Fichtenforst. Ist aber im Bürokratiekand Deutschland wohl nicht vorstellbar.


QuoteBirdiee

Ich fürchte, dass sich die modernen Chalets dann nicht mehr ganz so gut verkaufen würden...


Quotebavarius

Da werden zukünftig Leistungsträger ab und zu wohnen. Für Loser ist da kein Platz. Wieder eine Lehrstunde über Kapitalismus.


QuoteAzulnegro

Wahnsinn. Wie lange soll das Eigentlich noch so gehen, diese Verdrängung der Ärmsten, nur zugunsten des Kapitals. Einfach nur widerlich und abstoßend.


QuoteLongReader

Dem Artikel hätte gut getan, etwas über die lokalpolitischen Hintergründe zu berichten: Der Investor ist Harald Drathen. Er hat den bisherigen Campingplatz gepachtet oder gekauft und unter großem Beifall des Gemeinderats Brüggen sein Projekt vorgestellt. Es entsteht wieder ein Campingplatz mit allen Nutzungsarten. Auch Dauercamping ist dort möglich. Solch eine Verbesserung der Nutzung einschließlich positiver Auswirkung auf die Gemeinde ist im Sinne derselben und ihr gutes Recht. Bei allem Respekt für das Leben der bisherigen Dauercamper kann der Status Quo ante nicht mehr toleriert bleiben. Gentrifizierung gibt es überall. Die Gemeinde aber sollte bei der Suche einer neuen Bleibe derer, die sich nicht selber helfen können, behilflich sein. Ein Gespräch mit dem Bürgermeister und dem Investor fehlt hier ebenfalls. Journalismus kann helfen und sollte den Blick weiten, nicht verengen.


QuoteGoldenShoes

  Bei allem Respekt für das Leben der bisherigen Dauercamper kann der Status Quo ante nicht mehr toleriert bleiben

Warum?


Quotetalktome
Antwort auf @GoldenShoes

Nichts hätte die applaudierende Gemeinde gehindert, rechtzeitig für diese kleine gewachsene Gemeinschaft Ersatz zu finden. Eine Gemeinde hat ganz andere Möglichkeiten, nach freien Wohnungen zu suchen, als es die Menschen aus dem Artikel haben. Man hätte ihnen gleich zu Beginn viele Ängste ersparen können.


QuoteJ.hoh

Es wird Zeit, das diese Bruchbuden verschwinden.


QuoteLP

Scrollt mal auf der ZON Startseite weiter runter, da findet Ihr:
Wohnen in Deutschland: Zahl der Wohnungslosen verdoppelt sich auf über eine halbe Million
In Deutschland sind über eine halbe Million Menschen wohnungslos. Allein 10.000 Menschen mehr wohnen heute auf der Straße als noch vor zwei Jahren.

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2025-01/wohnunglsose-obdachlosigkeit-zahl-verdoppelt-halbe-million


QuoteGoldenShoes

    Die Innenausstattung – vergoldete Kerzenhalter, Ledercouch, Plastikpflanzen – gibt es dazu.

Und plötzlich sind die 150.000 Euro ein richtiges Schnäppchen. Sehr geschmackvoll! /s
Die Anwohner tun mir ehrlich leid. Einfach widerlich, wie die Gesellschaft, in der wir leben, die Schwächsten immer weiter an den Rand drängt.


QuoteHerrschmeisshirnvomhimmel

Das Vermietungsbusiness ist die größte Vermögens- Umverteilung von unten nach oben unserer Zeit.


QuoteArlequin

Ganz ähnlicher Fall in Essen, aktuell.

Angst ums Zuhause: ,,Wir sollen erneut vertrieben werden"  Daniel Henschke (01.12.2024)
Essen-Leithe. Hevres Becker kam 1987 mit ihrer Familie als Geflüchtete nach Essen, fasste in der Litterode Fuß. Nun fürchten sie um ihre Heimat - zum zweiten Mal.
https://www.waz.de/lokales/essen/article407798926/angst-ums-zuhause-wir-sollen-erneut-vertrieben-werden.html

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QuoteCorianderOverdose

Diese Geschichten sind im Einzelnen vergleichsweise brutal wie eine Zwangsversteigerung von Immobilien. Die passieren in unangenehmer Regelmäßigkeit im Stillen, viele davon passieren, weil der Staat schlechte Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft bietet.

Immerhin haben die Bewohner ein bewegliches Zuhause, das Ihnen nicht weggenommen wird. Das mag erst einmal ein schwacher Trost sein, aber es ist nicht das Ende. Ich bin mir sicher, dass in so einer starken Gemeinschaft gemeinsam nach vorn geschaut werden kann.

Und man möge nun bitte nicht auf "die Reichen" motzen. Das, was da gebaut werden soll, richtet sich nicht an "Reiche" (150.000 für eine Ferienwohnung kann durchaus auch einfach eine selbsttragende Kapitalanlage sein).


QuoteStella123

Der Platz wurde wie so vieles in D heruntergewirtschaftet und war für viele zahlungskräftige Camper/Urlauber nicht mehr attraktiv - man sieht es an den Fotos über den vorher-nachher (Plan) Zustand. Daher veränderte sich sukzessive die Camperstruktur, aber halt auch die Einnahmen für den Eigentümer. Irgendwann werden die niedrigen Einnahmen zumdauerhaften Verlustgeschäft oder es gibt sich die Chance durch erhebliche Investitionen die zukünftige Einnahmesituation zu verändern.

Das passiert doch allerorten durch Abriss und Neubau von alten Wohnungen oder durch Sanierung. Und immer trifft es die, die sich die neuen Vorhaben finanziell nicht leisten können und dadurch verdrängt werden. Hier trifft es einmal mehr Menschen die besonders vom Leben gebeutelt sind, die am Rand stehen und denen die Gemeinschaft, die sie bilden etwas Lebensfreude gibt. Etwass vergleichbares werden sie anderenorts nicht finden und dadurch zusätzlcihe Probleme in ihrem Leben bekommen.

Grund und Boden gehören grundsätzlich in öffentliche Hand und sollten für jede Art von Wohnzwecken nur noch verpachtet, nicht verkauft werden - schon garnicht an internationale Kapitalgesellschaften. Regionale Wohnungsbaugenossenschaften sind zu bevorzugen.
Nur so haben die Kommunen Einfluß darauf, was in ihrer Region passiert, ob sie für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen auch Raum zur Verfügung stellen können für dei benötigten Wohn- und Lebensmodelle.


QuoteMentalgreis

Geld ist in unserer Gesellschaft DIE akzeptierteste Form der Gewaltanwendung. ...


...

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Kontext:

Quote[...] In Deutschland haben aktuell mehr als eine halbe Million Menschen kein eigenes festes Zuhause. Das geht aus dem aktuellen Wohnungslosenbericht hervor, den die Bundesregierung beschlossen hat. Danach waren Anfang 2024 rund 439.500 Menschen in der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht. Weitere rund 60.400 kamen bei Angehörigen, Freunden oder Bekannten unter, rund 47.300 lebten auf der Straße oder in Behelfsunterkünften. Ohne Berücksichtigung der rund 15.600 Doppelerfassungen ergeben sich deutschlandweit rund 531.600 wohnungslose Menschen.

Zwei Jahre zuvor lag die Zahl der Wohnungslosen noch bei 262.600. Der starke Anstieg geht dem Bericht zufolge vor allem darauf zurück, dass in staatlichen Unterkünften untergebrachte ukrainische Geflüchtete mitgezählt worden seien. Allein dadurch habe sich die Zahl seit dem ersten Bericht im Jahr 2022 um 136.900 erhöht. Auch die Zahl der Obdachlosen ohne feste Unterkunft stieg deutlich an. Anfang 2024 hätten 10.000 Menschen mehr auf der Straße oder in Behelfsunterkünften gelebt als zwei Jahre zuvor, was laut der Bundesregierung auf eine Unterfassung 2022 zurückzuführen ist.

Obdach- und Wohnungslosigkeit habe unterschiedliche Formen und Ursachen und sei kein rein städtisches Problem, sagte Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Mit dem Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit habe die Regierung "den Weg geebnet, abgestimmt mit den Ländern, Kommunen und der Zivilgesellschaft, die Herausforderung der Bekämpfung der Obdachlosigkeit langfristig anzugehen". Um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, investiere der Bund zudem bis 2028 über 20 Milliarden Euro in den sozialen Wohnungsbau, sagte Geywitz. 

Mit knapp zwei Dritteln waren laut Bericht überwiegend Männer von Wohnungslosigkeit betroffen. Auch waren Menschen, die ganz ohne Unterkunft sind, im Schnitt 43 Jahre älter als solche, die im Notfallhilfesystem untergebracht waren (31 Jahre) oder bei Bekannten oder Angehörigen unterkamen (36 Jahre).

Wohnungslosigkeit sei für Betroffene ein langfristiges Problem, heißt es im Bericht. Viele, die auf der Straße lebten oder bei Angehörigen oder Freunden unterkämen, berichteten auch von Erkrankungen oder Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen. Nach einem im April 2024 von der Bundesregierung verabschiedeten Nationalen Aktionsplan soll in Deutschland bis 2030 jeder Mensch eine eigene Wohnung haben.


Aus: "Wohnen in Deutschland: Zahl der Wohnungslosen verdoppelt sich auf über eine halbe Million" (8. Januar 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2025-01/wohnunglsose-obdachlosigkeit-zahl-verdoppelt-halbe-million

QuoteExegetius

Bitte nichts unternehmen - nur ein knappes Wohnraumangebot sichert genügend Rendite. Internationale Investoren wollen auch leben!


QuoteSuper Nova

Rund 531.600 wohnungslose Menschen in Deutschland, ungefähr so viel wie zB Hannover oder Nürnberg Einwohner haben, wirklich traurig für eines der angeblich reichsten Länder der Welt. Hier läuft was völlig falsch, schon seit langer, langer Zeit.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Im Rechtsstreit der früheren Intendantin Patricia Schlesinger mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) über Ruhegeld-Forderungen von Schlesinger und hohe Schadenersatzforderungen des Senders streben beide Seiten eine Verständigung an. Nach der Verhandlung am Landgericht Berlin am Mittwoch erklärten die Anwälte von Schlesinger und dem RBB, sich in Vergleichsverhandlungen einigen zu wollen.

Die beiden Parteien folgten damit einem Vorschlag des Vorsitzenden Richters Thomas Markfort. Er nannte auch den Verkündigungstermin für das Urteil, das auf einer geglückten Mediation fußen würde: 31. Mai. Sollte der Verwaltungsrat des öffentlich-rechtlichen Senders dem Richterspruch folgen, ist die zivilrechtliche Auseinandersetzung beendet.

Ob eine Einigung zustande kommt, ist noch offen. Das Gericht deutete in seinen Anmerkungen aber an, es rate angesichts eines ansonsten sehr langwierigen Verfahrens zu einer Verständigung. Die Akten füllen mittlerweile 5000 Seiten. Der Vorsitzende Richter ließ erkennen, dass der RBB wahrscheinlich das vertraglich vereinbarte Ruhegeld zahlen müsse. Es gehe dabei um lebenslange Ruhegeldzahlungen. Er sehe durchaus ein Prozessrisiko aufseiten des RBB.

Zugleich sei nicht ausgeschlossen, dass Schadenersatzforderungen des Senders begründet seien. Es stelle sich deshalb die Frage, ob eine Vereinbarung zustande komme oder der Weg durch die Instanzen beschritten werden solle.

Schlesingers Anwalt Thomas Wahlig skizzierte zuvor die Ergebnisse einer ,,Gesamteinigung", die seine Mandantin und er sich vorstellen können. Das Ruhegeld der gekündigten Intendantin würde dann auf eine Gesamtzahlung für 2024 und den Starttermin der monatlichen Überweisung am 1. Januar 2025 hinauslaufen. Das Ruhegeld, das Schlesinger laut Dienstvertrag zusteht, beläuft sich monatlich auf 18.300 Euro, weshalb Schlesinger mit dem ihrerseits verzögerten Starttermin der Auszahlung auf 330.000 Euro verzichten würde. Mit weiteren Zahlungen, die sich aus den Schadensersatzforderungen des Senders ergeben, beliefe sich der Gesamtbetrag Schlesingers zugunsten des RBB auf rund 360.000 Euro.

Patricia Schlesingers wurde am 15. August 2022 als Intendantin durch den Rundfunkrat abberufen und am 22. August fristlos entlassen. Die wesentlichen Vorwürfe waren Misswirtschaft, unzulässige Bonuszahlungen, private Reisen und Essenseinladungen, die zu Lasten des Senders abgerechnet wurden; auch der teure Umbau der Chefetage und ein Massagesessel im Dienstwagen formten sich zur veritablen Aufregung, deren vor allem finanzielle Konsequenzen den RBB an den Rand seiner Existenz brachten. War in der Latenzphase des Skandals nur die Rundfunkanstalt für Berlin und Brandenburg im Fokus, so weitete er sich im Fortgang von Aufklärung und Aufarbeitung zur Infragestellung des gesamten öffentlich-rechtlichen Systems.

Der Prozess gegen die heute 63-jährige Patricia Schlesinger bildet dabei nur das Finale der Prozesse gegen das damalige Direktorium, wobei längst nicht alle Rechtsstreitigkeiten erledigt sind.

Schlesingers Anwalt Thomas Wahlig drückte nach Prozessende seine Befriedigung darüber aus, dass das Gericht ,,seinen Argumenten weitgehend gefolgt" sei. Auch die Klägerin, anfangs noch sehr ernst, wirkte zu diesem Zeitpunkt deutlich gelöster. Anfragen verschiedener Medien, der Saal im Landgericht war bis auf den letzten Platz gefüllt, wich sie aus, ihr Ehemann Gerhard Spörl, der den Prozess nach der Pause in der ersten Reihe verfolgte, wartete schon auf sie.

Die Journalistin hatte seit ihrer Kündigung nur ein Einkommen von Februar bis November 2023 in Höhe von 25.000 Euro monatlich. Nach Tagesspiegel-Informationen arbeitete sie für die MK-Kliniken AG, das Pflegeheime und Einrichtungen für Betreutes Wohnen für Senioren betreibt. Es wäre wohl verkehrt, sich Patricia Schlesinger als mittellos vorzustellen, aber die mittlerweile sehr hohen Prozess- und Anwaltskosten müssen mit dem zu erwartenden Ruhegeld verrechnet werden.

Die ehemalige RBB-Intendantin hatte mit ihrer Zivilklage die Zahlung eben dieser monatlichen 18.300 Euro für 30 Arbeitsjahre im öffentlich-rechtlichen Dienst verlangt. Der RBB reagierte mit einer Widerklage, um Schadenersatz in Millionenhöhe einzufordern. Konkret fordere der Sender derzeit mehr als zwei Millionen Euro von Schlesinger, hieß vom Gericht. Außerdem habe der RBB die Feststellung beantragt, dass die Klägerin verpflichtet ist, alle Schäden zu ersetzen, die durch Pflichtverletzungen ,,bei der Planung und Umsetzung eines Bauvorhabens" entstanden sind oder noch entstehen werden. Bei dem Bauvorhaben handelt es sich um das inzwischen aufgegebene ,,Digitale Medienhaus". Hier seien zahlreiche Pflichtverletzungen dokumentiert, die Schadenersatzansprüche rechtfertigten.

Der Anwalt des RBB, René Weißflog, argumentierte im Prozess, Schlesinger habe als Intendantin ein von der Beratungsfirma Kienbaum entwickeltes Bonus-Modell umgesetzt, nach dem weiteren Führungskräften leistungsbezogene Zulagen gezahlt wurden. Da dieses Bonus-Modell nicht formal vom RBB-Verwaltungsrat als zuständigem Gremium beschlossen worden sei, hätte sie damit ihre Pflichten als Intendantin verletzt. Dem RBB sei durch die Zusatzzahlungen ein Schaden in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro entstanden. Im Prozessverlauf musste allerdings der Eindruck entstehen, dass Schlesinger für ein Verhalten und einen Intendantinnenvertrag – Weißflog nannte ihn ,,sittenwidrig" – haftbar gemacht wird, den der Verwaltungsrat des RBB, sprich dessen damaliger Wolf-Dieter Wolf, selbst mit ihr abgeschlossen hatte. Manchmal wirkte es so, als würde der RBB-Anwalt den Sender anklagen.

Auch konnte es nicht zugunsten der RBB-Vertreter angesehen werden, dass die Zahl der durch Schlesingers Missmanagement angerichteten Schäden zwar auf 80 Seiten penibel aufgezeichnet, nicht jedoch zu einer Schadenssumme bis zum Prozesstag zusammengeführt werden konnten.

Unabhängig von diesem Zivilprozess am Landgericht Berlin ermittelt schon länger die Generalstaatsanwaltschaft Berlin rund um den RBB-Skandal, darunter auch gegen die Ex-Intendantin. Die Auswertung dazu dauert an, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte.


Aus: "Prozess um monatlich 18.300 Euro Ruhegeld: Schlesinger und der Sender wollen sich einig" Joachim Huber (15.01.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/prozess-zwischen-rbb-und-ex-intendantin-schlesinger-und-der-sender-wollen-sich-einigen-13023295.html

Ruhegehalt (auch Pension genannt) ist in Deutschland ein regelmäßig ausgezahltes Einkommen zur Altersversorgung an eine Person, die in einem öffentlich-rechtlichen Dienst- oder Amtsverhältnis gestanden hat.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ruhegehalt

QuoteStefanW
15.01.25 19:48

... Wer unter den lauten Kritiker/innen als gekündigter Arbeitnehmer auf Rechtsbeistand/finanzielle Ansprüche verzichtet, werfe den ersten Rundfunkempfänger.


...

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Quote[...] Für das Weihnachtsgeschäft wirbt DHL ausländische Arbeitskräfte an und serviert sie danach wieder ab. Von falschen Versprechen, Druck und Kakerlaken.

Hamburg taz | ,,Fairness. Sicherheit. Verbindlichkeit." – Mit diesem Slogan wirbt die Firma ESG Solutions Arbeitskräfte für die Deutsche Post DHL Group an – besonders vor dem Weihnachtsgeschäft. Doch Fairness, Sicherheit und Verbindlichkeit sind genau das Gegenteil von dem, was die Saisonarbeitskräfte bei DHL erfahren – so legen es Berichte der Arbeiter*innen gegenüber der taz da.

,,Sie behandeln uns, als wären wir dumm oder würden kein Recht und Gesetz kennen", sagt Ana Da Cruz, eine ehemalige DHL-Mitarbeiterin aus Brasilien, die zuletzt in Portugal gelebt hatte. Über eine portugiesische Website für Jobinserate war sie auf die Anzeige von ESG gestoßen, die für einen Job als Paketbotin in Hamburg warb. Da Cruz bewarb sich und wurde genommen, sie brachte sogar noch fünf Bekannte aus Portugal mit.

Am 2. Juli begannen sie den Vollzeitjob, unbefristet, mit einer Probezeit von sechs Monaten. Man habe ihr in Aussicht gestellt, dass sie langfristig dort arbeiten könne, wenn sie gute Arbeit leisten würde, sagt Da Cruz. Auch könnte sie verantwortungsvollere Aufgaben übernehmen und einen Deutschkurs an der posteigenen Akademie machen, sei ihr gesagt worden.

Nichts davon wurde eingelöst – stattdessen habe die Firma extremen Druck auf die Arbeitskräfte ausgeübt. ,,Wenn man nicht völlig außer Gefecht gesetzt ist, soll man auch mit einer Verletzung oder Krankheit arbeiten", sagt Da Cruz. Eine portugiesische Kollegin etwa sei bei der Arbeit von einem Hund gebissen worden. Als sie am nächsten Tag zu ihrer Vorgesetzten gegangen sei, um den Vorfall zu berichten und sich krank zu melden, habe man ihr gesagt ,,Kannst du laufen? Dann kannst du auch arbeiten!"

Vor allem kurz vor Weihnachten ist die Arbeitsbelastung für Paketzusteller*innen extrem. Die tägliche Paketanzahl steige um das Zweieinhalbfache, berichtet der Hamburger Betriebsratsvorsitzende der Deutschen Post, Ingo Freund. Festangestellte verzichteten in der Zeit auf freie Tage und leisteten viele Überstunden. Weil man den Kolleg*innen aber keine unendliche Mehrbelastung zumuten könne, setze die Post eben auf die Saisonarbeiter*innen, die durch Agenturen aus dem Ausland geholt würden. ,,Da mag nicht immer alles so laufen, wie man es sich vorstellt", sagt Freund. Auch in normalen Zeiten sei der Job ein hartes Geschäft.

Während ihres Arbeitsverhältnisses sind die ausländischen Arbeitskräfte über DHL gesetzlich krankenversichert – haben aber laut Berichten keinen Zugriff auf entsprechende Nachweise der Krankenkasse. DHL bestreitet das auf Nachfrage. ,,Informationen zur Krankenversicherung sind jederzeit einsehbar", schreibt DHL-Sprecher Tobias Buchwald der taz. ,,Auch in Zeiten mit besonders hohem Sendungsaufkommen stehen die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Kolleginnen und Kollegen an erster Stelle."

Das Gefühl hatte Ana Da Cruz nicht: Kurz vor dem regulären Ende ihres Arbeitsverhältnisses habe sie einen Anruf von ihrem Vorgesetzten erhalten. ,,Wir würden dich gern behalten, du machst gute Arbeit", habe man ihr gesagt –, ,,aber leider warst du zwei Mal krank." Ob das Arbeitsverhältnis nun verlängert werden würde oder nicht, sei dabei nicht klar geworden, sagt Da Cruz. ,,Ich hatte das Gefühl, sie wollten nur Druck aufbauen, damit ich mich nicht noch mal krank melde", sagt Da Cruz.

Drei Tage vor Weihnachten seien sie und zwei andere Kolleg*innen erneut von den Vorgesetzten kontaktiert worden – sie müssten sich zum ersten Januar eine neue Unterkunft suchen, oder ab sofort den doppelten Preis für das Hostel bezahlen. Die DHL Group hat eine Kooperation mit einem Hostel in Hamburg-Billstedt, an der bezeichnenden Adresse ,,Letzter Heller 11". Der Betriebsratsvorsitzende Ingo Freund bestätigt, dass von dort viele Beschwerden über die Unterkunft kämen.

Der taz liegen Berichte und Videos einer anderen DHL-Saisonarbeiterin vor, die Bettwanzen und einen überschwemmten Wäschekeller zeigen, außerdem Küchenschaben und einen extrem dreckigen Kühlschrank. Eine Nacht habe sie aus Ekel vor den Bettwanzen im Badezimmer geschlafen, berichtet eine Kollegin.

DHL subventioniert die Unterkunft für die dort untergebrachten Saisonarbeiter*innen. Während der normale Preis 705 Euro pro Monat für ein Bett im Dreibettzimmer beträgt, zahlen die DHL-Arbeiter*innen lediglich 350 Euro – zumindest einige, darunter auch Ana Da Cruz. Dass die Subvention kurz vor Weihnachten plötzlich enden sollte, während noch nicht klar war, ob der Vertrag verlängert werden würde, habe sie massiv unter Druck gesetzt, sagt die Brasilianerin. Sie habe nicht nur Angst vor dem Jobverlust, sondern auch vor der Obdachlosigkeit gehabt.

Vier Tage vor Silvester habe DHL die Drohung zurückgenommen und die Subvention noch bis zum 15. Januar bezahlt. Ebenfalls teilte man ihr mit, dass das Arbeitsverhältnis binnen zwei Wochen, am 13. Januar enden würde. ,,Ein Einzelfall", sagt DHL-Sprecher Buchwald. ,,Generell beschäftigen wir Kolleginnen und Kollegen, die für das Weihnachtsgeschäft eingestellt werden, darüber hinaus weiter." In diesem Fall sei die Arbeitsleistung ungenügend gewesen, deshalb habe man mit Ablauf der Probezeit gekündigt – das Hostel aber sogar noch zwei Tage länger anteilig bezahlt.

Der Betriebsratsvorsitzende schildert die grundsätzliche Situation etwas anders: Sicher würden jedes Jahr ein paar Kolleg*innen aus dem Weihnachtsgeschäft übernommen, schließlich gehe auch ab und an jemand in Rente. Doch der Konkurrenzdruck sei extrem hoch und die Kommunikation vermutlich nicht immer klar. Ein Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte, formuliert es deutlicher: ,,Den Kolleginnen und Kollegen werden Versprechungen gemacht, aber die allermeisten werden nach dem Weihnachtsgeschäft eiskalt abserviert. Das ist eine extrem rücksichtslose Personalpolitik."

Ana Da Cruz will nicht lange arbeitslos bleiben, schließlich habe sie Verpflichtungen gegenüber ihrem zehnjährigen Sohn und ihrer restlichen Familie in Brasilien. Sie hat schon den nächsten Job gefunden – leider bei Amazon.


Aus: "Der Weihnachtsmann hat ausgedient" Katharina Schipkowski (15.1.2025)
Quelle: https://taz.de/Ausbeutung-bei-der-Deutschen-Post/!6062512/

https://taz.de/Ausbeutung-bei-Amazon/!5980811/

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