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[Menschen in Schichten und Klassen... ]

Started by Textaris(txt*bot), February 18, 2007, 02:21:01 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] The contract I sign on about day three probably corresponds to the German labour code. But I receive two work report sheets. On one I write down the actual hours worked and on the other, the official sheet, I sign those that are recorded: a maximum of 10 hours of work a day, six days a week. I'd already heard about double reporting, but here they present it to me as a matter of course. No one explains what is going on. According to the official record, I might work until 4pm today, and there was no work at all on Sunday.

One of the worst things about this job is that no one can tell you when the shift will end. "Please understand," one of the women replied when I ask if we would get Sunday afternoon off, "that there are no working hours, there is no Monday to Friday. Here they just tell you to go to work, and you never know when it's going to end."

My sore thumb hurts like hell, my hands are completely numb, my wrist hurts and I have to write home to get ibuprofen. The pain has come from chopping big, hard vegetables as fast as possible, from carrying heavy crates full of vegetables and from having perpetually wet hands.

Not only is the work physically demanding, but you are on your feet for 14 hours a day. Then there is at least an hour or two of cleaning and cooking and then yet more cleaning up before bed. We share a bathroom, so it is full in the morning and in the evening. My work clothes already stink, probably from the onions, but there's only one washing machine so I will have to wait until night-time, when the machine is free. But I'd rather sleep.

It's strange how normal this weird existence seems after a while. ...


[...] I left the farm after a month. I received a cash payment of €1,500 (£1,275). My colleagues hugged me warmly and told me to definitely come back.

On the last afternoon, I look at the shop where vegetables, salads and broccoli from our farm are sold to the public. The shop looks like an organic paradise; it's beautiful and rustic and smells nice. The vegetables carry a label to say where they come from. Often the label says Germany, but because the shop is on-site, it makes it seem as though the produce is actually grown on the farm. Yet everything, except for the salads and broccoli, is brought in wholesale and often just separated from rotten pieces of vegetables and washed well.

Germans in big expensive cars come shopping here, and if they happen to see one of us, they usually look away. I once noticed a scrutinising look that one of the customers threw at the unsightly dormitories, but we usually don't move around in the yard when the shop is open. We are at work. I don't even know if customers would be interested in what our working conditions are.


From: "Undercover as a farm worker in Germany: 'My hands are numb. No one knows when the shift will end'" Saša Uhlová (Wed 18 Sep 2024 08.00 CEST)
Source: https://www.theguardian.com/commentisfree/2024/sep/18/undercover-germany-farm-worker-shop-vegetables

https://www.reddit.com/r/germany/comments/1fjncis/undercover_as_a_farm_worker_in_germany_my_hands/

QuoteC
@rocketjsquirrel

"It's always the immigrants who do the hardest jobs" So true. And get the least respect...

9:35 vorm. · 18. Sep. 2024


https://x.com/rocketjsquirrel/status/1836307925989470591

...


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Nachdem Klaus-Michael Kühne etliche seiner Millionen bei Immobilienpleitier René Benko verspekuliert hat, kauft er für mehrere hundert Millionen Euro auf dem Münchner Immobilienmarkt zu. Es handelt sich dabei offenbar um den größten Deal in der Geschichte der Stadt.

Logistikmilliardär Klaus-Michael Kühne (87) ist weiter auf Einkaufstour, diesmal auf dem Münchner Immobilienmarkt. Für 264,5 Millionen Euro habe ein Tochterunternehmen der Kühne Holding AG 320 Mietwohnungen in einem Neubaugebiet auf dem ehemaligen Gelände der Paulaner-Brauerei gekauft, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet

Laut Pressemitteilung haben die 320 Wohnungen eine Gesamtfläche von 27.300 Quadratmetern.

Bei dem Deal handelt es sich offenbar um den teuersten Wohnungsverkauf in der Geschichte der Stadt. Bisher habe der höchste Preis bei 208 Millionen Euro gelegen, heißt es in dem Bericht weiter.

Die Wohnanlage war zuvor im Besitz der Bayerische Hausbau, die zur Schörghuber Unternehmensgruppe gehört. Das bundesweit agierende Immobilienunternehmen beziffert den Wert seines Immobilienportfolios auf 3,5 Milliarden Euro.

Kühne gehört zu den zehn reichsten Deutschen. Seinen Logistikbetrieb namens Kühne + Nagel, von Großvater August Kühne 1890 mitgegründet und von Vater Alfred Kühne passabel emporgemanagt, hat er zum Riesen geformt. In Hamburg hat Kühne zudem das Luxushotel ,,The Fontenay" eröffnet und eine Universität für Logistik errichtet. Er hält außerdem 30 Prozent an der Reederei Hapag-Lloyd und ist an der Lufthansa beteiligt. Zuletzt stieg der Multimilliardär beim Bus- und Bahnportal Flix ein, gemeinsam mit dem schwedischen Investor EQT sicherte sich Kühne rund ein Drittel der Anteile.



Aus: "Klaus-Michael Kühne kauft Wohnungen zu Rekordpreis" (spa, 09.08.2024)
Quelle: https://www.manager-magazin.de/unternehmen/immobilien-klaus-michael-kuehne-kauft-320-muenchener-wohnungen-zu-rekordpreis-a-576d5699-abb4-4312-bf1b-7362658f9f6e

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Quote[...] Der reichste Deutsche hat offenbar eine selbst von ihm in Auftrag gegebene Studie zur Firmengeschichte seines Unternehmens im Giftschrank verschwinden lassen. Das berichtet die US-Zeitschrift "Vanity Fair".

Demnach hatte der Milliardär Klaus-Michael Kühne im Vorfeld des 125-jährigen Unternehmensjubiläums 2015 das wirtschaftswissenschaftliche Forschungsinstitut Handelsblatt Research Institute damit beauftragt, eine Historie der Firma Kühne + Nagel zu verfassen. Bei der Präsentation des Ergebnisses soll Kühne an die Decke gegangen sein. Das Kapitel zur Rolle seines Vaters und seines Onkels zur Nazizeit habe ihm gar nicht gepasst, berichtet "Vanity Fair". Kühne habe Änderungen gefordert und bei einer Telefonkonferenz darauf bestanden: "Mein Vater war kein Nazi."

Als die Forscher sich weigerten, die Firmenhistorie den Wünschen Kühnes anzupassen, habe dieser gesagt, dann werde die Studie eben gar nicht veröffentlicht und die Telefonkonferenz beendet. "Fragt bloß nicht, wo der Reichtum herkommt", heißt es daher zusammenfassend im Artikel der "Vanity Fair".

t-online hat Kühne + Nagel zu den Vorwürfen Fragen gestellt. Ein Sprecher antwortete, von der Studie sei im Unternehmen "nichts bekannt".

Das Handelsblatt Research Institute dementierte unterdessen nicht, dass sich der Vorfall wie von der "Vanity Fair" dargestellt zugetragen hat. "Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu diesem Thema nicht äußern", teilte das Institut t-online lediglich mit.

Die Nazi-Vergangenheit von Kühne + Nagel ist in der Vergangenheit bereits öfter thematisiert worden. Der Konzern selbst hat zur Aufarbeitung allerdings nur wenig beigetragen.

Klaus-Michael Kühne wurde 1937 als einziges Kind des Speditionskaufmanns Alfred Kühne geboren. Sein Großvater August Kühne hatte das Unternehmen 1890 gemeinsam mit einem Unternehmerkollegen gegründet.

1910 stieg ein weiterer Kaufmann mit ein. Adolf Maass verließ 1933 kurz nach der Machtübernahme der Nazis die Firma. Er sei von Kühnes Vater und Onkel aus der Firma gedrängt worden, ohne eine Entschädigung für seine Anteile zu erhalten, gab später sein Sohn Gerhard Maass zu Protokoll.

Adolf Maass war Jude. Es gelang ihm und seiner Frau noch, ihre drei Kinder ins Ausland zu schicken, selbst konnten sie sich nicht retten. 1942 wurde das Paar nach Theresienstadt deportiert, 1944 brachten die Nazis die Eheleute nach Auschwitz und ermordeten sie dort.

ur Tage, nachdem die Brüder Alfred und Werner Kühne sich 1933 von ihrem ehemaligen Partner Maass getrennt hatten, traten beide in die NSDAP ein. Mit einem jüdischen Mitinhaber im Unternehmen wäre das nicht gegangen.

Nachdem es sich praktisch selbst arisiert hatte, entwickelte sich das Speditionsunternehmen Kühne + Nagel in den folgenden Jahren zu einem mehrfach ausgezeichneten "nationalsozialistischen Musterbetrieb". Die Firma war maßgeblich an Verbrechen der Nazis beteiligt.

Ab 1942 wirkte das Unternehmen in großem Stil an der systematischen Ausplünderung der europäischen Juden mit und schaffte jüdisches Eigentum aus besetzten Gebieten wie Holland, Frankreich, Luxemburg und Belgien ins Deutsche Reich. Es geht um rund 30.000 Bahnwaggons sowie 500 Schiffsladungen mit geraubten Möbeln aus den Haushalten von deportierten und ermordeten Menschen.

Kühne + Nagel war die bevorzugte Firma der Nazis für dieses schmutzige Geschäft mit dem Namen "M-Aktion" (für Möbel). Das Unternehmen habe quasi ein Monopol darauf gehabt, sagte Frank Bajohr, Leiter des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte in München, der "Vanity Fair". Der Reichtum der Kühne-Inhaber wuchs in dieser Zeit den Recherchen des US-Magazins zufolge beträchtlich.

Heute gilt ihr Nachfahre Klaus-Michael Kühne als der vermögendste Deutsche, diesen Platz eroberte er im Februar 2024. Das Wirtschaftsmagazin "Forbes" taxiert das Vermögen des HSV-Investors aktuell auf 37 Milliarden Euro. Am Stammsitz von Kühnes Unternehmen in Bremen steht mittlerweile ein 39 Meter hohes Bürogebäude. Davor ist erst seit 2023 ein eher unscheinbares "Mahnmal zur Erinnerung an die massenhafte Beraubung europäischer Jüdinnen und Juden" untergebracht.

Zur Eröffnung blickte Grigori Pantijelew, Vertreter der jüdischen Gemeinde, auf die Firmenfassade und sagte: "Was ich sehe, ist ein kleines Mahnmal und ein großes, ich würde sogar sagen: ein protziges Gebäude von Kühne + Nagel." Sein Deutungsvorschlag: "Das ist die Geschichte von David und Goliath. Sie können ja sehen, wer gewonnen hat."

Bisher waren an dem Mahnmal nicht einmal Gedenktafeln angebracht, sie sollen erst diesen Oktober kommen. "Die Familien- und Firmengeschichten der Profiteurinnen und Profiteure weisen zahlreiche Lücken und Leerstellen auf", wird darauf stehen. Diese Lücken zu schließen sei wichtig, findet Evin Oettingshausen, die das Mahnmal entworfen hat. Von Klaus-Michael Kühne sei bisher nur Verhinderungsarbeit geleistet worden. Mindestens eine Anerkennung des Unrechts sei definitiv angebracht.



Aus: "Nazi-Enthüllungen um reichsten Deutschen" Matti Hartmann (19.09.2024 - 14:27 Uhr)
Quelle: https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/gesellschaft/id_100491330/hsv-investor-nazi-enthuellungen-um-reichsten-deutschen-klaus-michael-kuehne.html

The Richest Man in Germany Is Worth $44 Billion. The Source of His Family Fortune? The Nazis Know.
Klaus-Michael Kuehne, born in 1937, has more money than Ken Griffin, MacKenzie Scott, or François Pinault. Just don't ask him how he got so rich. By David de JongIllustration by Mike McQuade, September 12, 2024
https://www.vanityfair.com/news/story/richest-german-nazi-billions

Klaus-Michael Kühne (* 2. Juni 1937 in Hamburg) ist ein deutscher Unternehmer, Stifter, Mäzen und Sponsor mit Wohnsitz in der Schweiz. Über die im Jahr 1993 gegründete Kühne Holding AG ist er unter anderem Mehrheitsgesellschafter des maßgeblich unter seiner Leitung aufgebauten Kühne + Nagel Gruppe, die weltweit zu den führenden Logistikdienstleistern zählt. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus-Michael_K%C3%BChne


Textaris(txt*bot)

#1647
"Statistisches Bundesamt Jeder Fünfte von Armut bedroht" (10.04.2024)
... Laut Statistischem Bundesamt war rund ein Fünftel der Bevölkerung 2023 von Armut ... bedroht. ...
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/armut-deutschland-116.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/04/PD24_147_63.html
WIESBADEN – In Deutschland waren im Jahr 2023 gut 17,7 Millionen Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das waren 21,2 % der Bevölkerung, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand von Erstergebnissen der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) mitteilt. Gegenüber dem Vorjahr blieben die Werte nahezu unverändert. So waren im Jahr 2022 rund 17,5 Millionen Menschen oder 21,1 % der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/04/PD24_147_63.html

Quote[...]  Sandra G. ist 42 Jahre alt. Damit die alleinerziehende Mutter eines schulpflichtigen Kindes finanziell über die Runden kommt, hat sie zwei Jobs, arbeitet als Reinigungskraft und als Kellnerin. Trotz Arbeit aber ist sie arm. Kein Einzelfall: Immer mehr Erwerbstätige müssen mehr als eine Tätigkeit ausüben, weil sie sonst in eine finanzielle Schieflage geräten. 2023 gingen laut Statistischem Bundesamt 1,9 Millionen Menschen gleich zwei Jobs nach. Damit hat sich der Wert seit Anfang der 1990er-Jahre mehr als verdoppelt.

Bärbel H. ist 70 Jahre alt und seit drei Jahren Rentnerin. Eigentlich. Statt ihren Lebensabend genießen zu können, muss sie weiter arbeiten. Täte sie es nicht, könnte sie ihren Lebensstandard nicht halten, sagt sie. Und auch sie ist damit nicht allein: Eine steigende Zahl an Rentnern und Rentnerinnen geht im Ruhestand einer Beschäftigung nach. Laut Bundesarbeitsministerium sind aktuell 1.123.000 Erwerbstätige älter als 67 Jahre. Das waren Ende 2022 noch 56.000 weniger. Und im Vergleich zum Jahr 2000 mit damals 481.000 Beschäftigen hat sich die Zahl der älteren Minijobber insgesamt sogar mehr als verdoppelt. Die Zahl der ab 75-Jährigen, die ein geringfügig entlohntes Beschäftigungsverhältnis aufweisen, hat sich sogar verdreifacht.

 Ein Einkommen scheint für viele nicht mehr auszureichen. Es ist die finanzielle Not, die Erwerbstätige dazu zwingt, mehr als einen Job auszuüben und Rentner dazu drängt weiterzuarbeiten. Fast 17 Prozent der Bevölkerung in Deutschland lebte 2022 in Armut. Das sind mehr als 14 Millionen Menschen, so die Ergebnisse des Paritätischen Armutsberichts 2024. Damit stagnieren die Zahlen zwar erstmals seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau, aber die Kinderarmut steigt weiter. Ein Fünftel der Armen sind Kinder und Jugendliche.

Alarmierend an den Ergebnissen ist zudem, dass fast zwei Drittel aller erwachsenen Armen einer Arbeit nachgehen oder in Rente sind. Nur sechs Prozent der erwachsenen Armutsbevölkerung ist arbeitslos, dagegen sind 34 Prozent erwerbstätig, darunter 30 Prozent Rentnerinnen und Rentner. Und die Armut erreicht immer mehr Gesellschaftsschichten. 60 Prozent verfügen über mittlere oder höhere Bildungsabschlüsse.

 Nadine Hundert ist Fachberaterin für Krisenintervention der hessischen Stadt Braunfels. Sie beobachtet einen überproportional angestiegenen Zulauf von armutsgefährdeten Menschen in ihrer Beratungsstelle: "Tatsächlich führe ich mehr Gespräche zum Thema Armut als noch vor wenigen Jahren. Ich vermittle viele junge Familien, gerade auch Alleinerziehende und Rentner in die Schuldnerberatung." Sie spürt hier eine deutliche Veränderung, weil die Lebenshaltungskosten massiv gestiegen seien. Dadurch gerieten selbst Menschen in Krisen, die vor einigen Jahren noch nicht zu den Risikogruppen gehörten. "Es trifft immer mehr Schichten, auch die Mittelschicht."

Laut EU-Konvention gilt ein Haushalt als arm, wenn er mit seinem Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt. Die Armutsschwelle bei Alleinstehenden in Deutschland lag 2022 bei einem monatlichen Einkommen von 1.186 Euro, bei einem Paar ohne Kinder bei 1.779 Euro. Alleinerziehende mit einem Kind unter 14 Jahren gelten als armutsgefährdet, wenn sie weniger als 1.542 Euro monatlich zur Verfügung haben. Bei einem Paar mit zwei Kindern unter 14 Jahren sind es 2.490 Euro.

 Die alleinerziehende Mutter Sandra G., die als Reinigungskraft und Kellnerin arbeitet, ist eigentlich gelernte Krankenpflegerin: "Ich leide darunter, dass ich meinen damaligen Beruf nicht mehr ausüben kann. Ich war schon mit Herz und Blut dabei, denn ich liebe es, Leuten zu helfen und sie auch zu betreuen." Aber das mit den Schichtdiensten habe nicht funktioniert. "Es gab Früh-, Spät- und Wochenenddienste, und wenn ich morgens früh um sechs anfangen muss, funktioniert das mit der Betreuung meines Kindes nicht." Es fehlen die Betreuungsplätze. Ihr Sohn stand jahrelang auf der Warteliste, doch es wurde kein Hortplatz frei.

Also musste sie ihren Job als Krankenpflegerin aufgeben und zeitlich passendere Jobs finden: "Mit zwei Jobs ist es zwar auch nicht leicht, weil ich tausendfach organisieren muss. Ein Job wäre da einfacher für mich, aber ich müsste mit nur einem Job wirklich jeden Cent komplett umdrehen, könnte meinem Kind gar nichts mehr bieten, kein Eis, nicht mal Tagesausflüge oder mal in den Urlaub zu fahren."

Fehlende Kinderbetreuung bedeutet gesellschaftliche Benachteiligung und erhöht das Armutsrisiko direkt. Denn Vollzeit- oder vollzeitnahe Angebote auf dem Arbeitsmarkt sind oft schlecht mit der Familie zu vereinbaren. Daher sind gerade Mütter, insbesondere Alleinerziehende, nur in geringem Umfang erwerbstätig. Im Falle einer Entlassung haben sie wenig oder keine Ansprüche an die Arbeitslosenversicherung. Rentenansprüche werden kaum aufgebaut, und Altersarmut ist die Folge.

 Der Alleinerziehenden Sandra G. stünden staatliche Leistungen zu, aber sie beantragt keine. Und nicht nur sie verzichtet auf finanzielle Leistungen. Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung nehmen rund 40 Prozent der Leistungsberechtigten diese nicht in Anspruch; manche aus Unwissenheit, andere, weil sie wie Sandra G. lieber in verdeckter Armut leben.

Die Sozialpädagogin Hundert kennt die Gründe mancher Menschen, die in verdeckter Armut leben, statt sich ans Jobcenter zu wenden. Denn in ihre Beratungsstelle kommen viele dieser Menschen erst spät, weil sie aus ihrer Not am liebsten alleine herauskommen wollten. "Sie haben Probleme damit, sich die Armut einzugestehen. Es ist mit Scham, mit einem Stigma verbunden, wenn man seine Lebenshaltungskosten nicht bestreiten kann und zum Leistungsempfänger wird. Für viele fühlt sich das wie ein Versagen an."

Und es sind auch immer mehr Rentner, die zu ihr kommen, weil sie nicht mehr weiterwissen. Viele sind auf der Suche nach einem Job, um ihre finanzielle Not auszugleichen. "Leute mit kleiner Rente werden geradezu dazu gezwungen aufzustocken oder aufzubessern, weil sich die Lebenshaltungskosten so massiv gesteigert haben. Viele trauen sich nicht mal mehr zu heizen, aus Angst vor den gestiegenen Energiekosten und dass sie die nicht mehr stemmen können."

 Auch die Rentnerin Bärbel H. hat fast 45 Jahre als Industriekauffrau gearbeitet, davon 33 Jahre in einer mittelhessischen Firma für Förderrollen. Ihren Ruhestand hatte sich die 70-Jährige mal anders vorgestellt. Statt die Ruhe zu genießen, geht sie weiter arbeiten: "Ich muss mir was dazuverdienen. Die Rente allein würde nicht ausreichen. Und wenn ich nicht arbeiten würde, müsste ich mir überlegen, ob ich noch essen gehe, inwieweit ich jetzt überhaupt noch am sozialen Leben teilhaben kann, weil das ja alles so viel Geld kostet."

Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes müssen 42,3 Prozent der Rentner in Deutschland mit weniger als 1.250 Euro netto auskommen. Das sind mehr als vier von zehn Rentnern. Etwa jeder vierte Rentenempfänger (26,4 Prozent) kommt dabei sogar auf weniger als 1.000 Euro. Das betrifft besonders häufig Frauen, nämlich 53,5 Prozent, bei den Männern sind es "nur" 28,2 Prozent.

 Seitdem Bärbel H. Rentnerin ist, arbeitet sie als Sachbearbeiterin, elf Stunden die Woche. Mit diesem Arbeitsumfang liegt sie über einem Minijob, denn sie braucht die 200 Euro mehr im Portemonnaie. Damit aber werden ihre Rente und ihr Job zu einem Einkommen addiert. "Und da muss ich sagen, ich würde mit dem Geld besser hinkommen, wenn nicht am Jahresende die Steuer zuschlagen würde, die mir noch mal die Hälfte von dem, was ich dazuverdiene, abnimmt. Das fühlt sich an, als würde man für jede Mehrarbeit noch zusätzlich bestraft."

Die 70-Jährige sieht sich und alle anderen, die mit steigenden Kosten und wenig Geld zu kämpfen haben, als Verlierer der Inflation. "Es ist einfach nicht fair, wenn ich am Lebensende stehe, ich mir aber vieles gar nicht mehr leisten kann, weil es finanziell einfach nicht geht. Dabei habe ich mein ganzes Leben lang gearbeitet habe. Und das ist eine große Schieflage in unserem Land."


Aus: "Arm trotz Arbeit: Wenn ein Einkommen nicht zum Leben reicht" (21.09.2024)
Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/arm-trotz-arbeit-100.html


Textaris(txt*bot)

[... Julia Friedrichs, 1979 im Münsterland geboren, hat Journalistik in Dortmund und Brüssel studiert und lebt in Berlin. ...]

Quote[...]  Zu: Julia Friedrichs: Wir Erben - Was Geld mit Menschen macht, Berlin Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783827012098, 320 Seiten


Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.04.2015
Zwei Bücher über soziale Ungleichheit in Deutschland bespricht Alex Rühle: während Marco Maurer in "Du bleibst, was du bist" über die hohen Hürden berichtet, die die Bildungspolitik für Kinder aus Nicht-Akademiker-Haushalten errichtet hat, schreibt Julia Friedrichs in "Wir Erben" über die Erbschaftswelle der Wirtschaftswundergeneration, die ihren Kindern ihren Reichtum und der Allgemeinheit einen Schuldenberg hinterlässt, wie der Rezensent zusammenfasst. Beide Bücher kämen dabei zum selben Befund: "Willkommen in der Ständegesellschaft 2.0". Besonders bemerkenswert an Friedrichs' Darstellung findet Rühle, dass die Politik dem Phänomen der Erbungerechtigkeit tatenlos oder gar unterstützend zusieht, anstatt das sozialstaatliche Gerechtigkeitsversprechen zu verteidigen. ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.2015
Hart geht Rezensent Hannes Hintermeier mit Julia Friedrichs viel diskutiertem Buch "Wir Erben" ins Gericht. Inhaltlich liest der Kritiker hier nicht viel Neues, Friedrich untersucht, was Geld mit den Erben macht, stellt fest, dass es sowohl der Gesellschaft als auch den Erben selbst schadet, da jene meist nicht mit dem Geld umgehen können und listet einige Beispiele für diese Thesen auf, berichtet der Rezensent. ...


Aus: "Julia Friedrichs: Wir Erben. Was Geld mit Menschen macht - Perlentaucher" (2015)
Quelle: https://www.perlentaucher.de/buch/julia-friedrichs/wir-erben.html

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Quote[...] Zu: Julia Friedrichs: Working Class - Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können, Berlin Verlag, Berlin 2021, ISBN 9783827014269, 320 Seiten

Klappentext - Die Generation nach den Babyboomern ist die erste nach dem Zweiten Weltkrieg, die ihre Eltern mehrheitlich nicht wirtschaftlich übertreffen wird. Obwohl die Wirtschaft ein Jahrzehnt lang wuchs, besitzt die Mehrheit in diesem Land kaum Kapital, kein Vermögen. Doch sich Wohlstand aus eigener Kraft zu erarbeiten ist schwieriger geworden, insbesondere für die, die heute unter 45 sind. Die Hälfte von ihnen fürchtet, im Alter arm zu sein. Was sind die Ursachen für diesen großen gesellschaftlichen Umbruch, wann fing es an?

...  Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.03.2021
Rezensentin Marlen Hobrack hat aus diesem ihrer Meinung nach gründlich mit Interviews, Analysen und Daten unterfütterten Buch gelernt, warum die Arbeiterklasse gerade nicht lautstark für sich eintritt, obwohl es ihr vor allem seit der Corona-Pandemie nachweislich immer schlechter geht und sie vermutlich auch den Großteil der Kosten wird tragen müssen: Ihre Angehörigen gehen so verschiedenen Arbeitsformen nach, dass sie sich nicht mehr als Klasse begreifen und solidarisieren können, fasst die Kritikerin zusammen.

 

Aus: "Julia Friedrichs: Crazy Rich. Die geheime Welt der Superreichen - Perlentaucher" (2021)
Quelle: https://www.perlentaucher.de/buch/julia-friedrichs/working-class.html

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Quote[...] [Ein Drittel der Bevölkerung gibt in Befragungen an, keine unerwarteten Ausgaben von 1000 Euro stemmen zu können. Diese Menschen sind angewiesen auf den Ertrag der Arbeit ihrer Hände und ihrer Köpfe. Für sie gilt: Nettoeinkommen gleich Monatsbudget ohne Rücklagennetz oder Notfall-Familien-Vermögen. Julia Friedrichs übernimmt für sie den britischen Begriff working class, denn das deutsche Bild des ,,Arbeiters" oder der ,,Arbeiterin" passt auf viele von ihnen nicht mehr. Drei Millionen Menschen in Deutschland verdienen weniger als 2000 Euro brutto trotz Vollzeitarbeit, zehn Millionen Menschen bekommen weniger als 12 Euro Lohn pro Stunde.]

... Angereichert mit mannigfaltigen Forschungs- und Medienzitaten, Literaturhinweisen und Auszügen aus Interviews mit Wissenschaftler_innen und Politiker_innen schildert Julia Friedrichs den Ist-Zustand der gesellschaftlichen Ungleichheit in Deutschland, besonders die Kluft zwischen Kapital und Arbeit. Sie erläutert anschaulich, wie und warum diese Kluft in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gewachsen ist. Den Kern des Werks bilden drei Langzeit-Reportagen über Menschen, die teils ohne, teils mit bester Ausbildung trotz intensiver Anstrengung bei Vollzeitarbeit nur knapp über die Runden kommen und kaum Rücklagen für die unvorhersehbaren Lebensereignisse bilden können. Sie alle sehen kaum Möglichkeiten für sich, diesen Status zu überwinden und aufzusteigen. Sie träumen vergebens von der Sicherheit einer Festanstellung, die Krankheit und andere Lebensrisiken abfedert, oder von einem Stundenlohn, der zwei Vollzeit arbeitenden Eltern mit zwei Kindern ein gutes Leben ohne staatliche Aufstockungshilfen ermöglicht. ...

Die Autorin zeigt auf: Das demokratische Versprechen, dass Leistung sich auszahlt, gilt offenbar nicht mehr. Sie hinterfragt: Wenn es gesellschaftlicher Konsens ist, dass die Arbeit als Musikschullehrerin oder als U-Bahnhof-Reiniger notwendig sind: Warum lässt es die Gesellschaft, warum lässt es die Politik zu, dass diese Berufe kein auskömmliches Leben ermöglichen? Julia Friedrichs gibt hier der einen Hälfte der Gesellschaft eine Stimme, die dauerhaft nah am wirtschaftlichen Abgrund lebt, und legt so den Finger in die Wunden politischer Gerechtigkeitserzählungen.

[...] Gerade der Sozialdemokratie hält die Autorin einen Spiegel vor, wenn sie in Gesprächen mit mehreren SPD-Repräsentant_innen ergründet, warum die SPD nicht mehr als die natürliche Verbündete der working class gilt. Eine der Zitatantworten, die besonders nachdenklich stimmt: ,,Wir können viele Dinge anders machen. Wenn wir gut wüssten, was unser Ziel wäre und wo wir genau hinwollen, dann wäre vieles machbar." Stimmt das? Ist der sozialen Demokratie der Kompass verloren gegangen?

Wie will die soziale Demokratie weiter für eine solidarische, progressive Gesellschaft mit gleichen Teilhabemöglichkeiten für alle einstehen? Wie das demokratische Versprechen, dass Leistung sich lohnt, neu mit Leben füllen? Julia Friedrichs' angerissene Fragen brauchen glaubwürdige Antworten einer sozialen Demokratie, die für sich in Anspruch nimmt, auf der Seite der working class zu stehen.

...


Aus: "Julia Friedrichs: Working Class - Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können. Berlin/München: Berlin Verlag (2021)" Maike Rocker (2021)
Quelle: https://www.fes.de/akademie-fuer-soziale-demokratie/buch-essenz/julia-friedrichs-2021-working-class-warum-wir-arbeit-brauchen-von-der-wir-leben-koennen

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Quote[...] Deutschland sitzt einer Lebenslüge auf, seit Jahren. Davon ist Julia Friedrichs überzeugt. ,,Man sieht sich hier immer noch als ,nivellierte Mittelstandsgesellschaft', die auf dem Leistungsprinzip basiert", sagt sie. Als eine Gesellschaft also, die keine Klassen mehr kennt, dafür aber eine breite Mittelschicht, und wo jeder und jede mit Bildung und etwas Fleiß den sozialen Aufstieg schaffen kann. Die Realität sehe anders aus, sagt Julia Friedrichs. ,,Dieses Land ist viel ungleicher, als die meisten glauben. Welche Lebenschancen man hat, hängt hier vor allem von der Geburt ab, nicht von der eigenen Anstrengung."

Friedrichs ist Reporterin, Buchautorin und Filmemacherin. Fragen rund um Armut und Reichtum treiben sie seit der Einführung von Hartz IV um, soziale Ungleichheit ist so etwas wie ihr Lebensthema. Sie hat in den Kaderschmieden der selbsternannten Elite recherchiert und sich in einem ,,Family Office" erklären lassen, wie Profis die Vermögen schwerreicher Dynastien verwalten. Sie hat erkundet, wer in Deutschland erbt, was es mit Menschen macht, sich jahrzehntelang im Niedriglohnsektor abzurackern und wieso viele nicht aus dem System Hartz IV herauskommen.

Ihr Fazit: Immer mehr Menschen in Deutschland strampeln sich ab und kommen dennoch nicht auf die sichere Seite. Es sind Menschen wie Sait, der in Berlin nachts für ein Subunternehmen U-Bahnhöfe reinigt, aber auch die freiberufliche Musikschullehrerin Alexandra oder der Konsumforscher Christian. Diese drei hat sie für ihr jüngstes Buch mehr als ein Jahr begleitet – stellvertretend für eine stetig wachsende Gruppe, die sie die ,,Working Class" nennt. Sie arbeiten nicht mehr zwangsläufig in der Fabrik, sondern im Callcenter, im Supermarkt oder in der Agentur. Doch so unterschiedlich ihre Hintergründe und Lebensstile sind, so haben sie doch eines gemeinsam: Sie alle leben fast ausschließlich von ihrer Arbeit, wobei ihr Einkommen nur gerade so reicht, um die laufenden Ausgaben zu decken. Vermögen aufbauen, fürs Alter vorsorgen oder auf der sozialen Leiter aufsteigen – dieses Versprechen bewahrheitet sich für immer weniger von ihnen. Die Angst vor Jobverlust, Hartz-IV-Bezug und Altersarmut hat viele Menschen fest im Griff.

Der ,,Working Class" gegenüber steht die Gruppe all jener, die auf Arbeit nicht angewiesen sind und überwiegend von ihrem Vermögen leben. Sie ist seit der Jahrtausendwende um 70 Prozent gewachsen, aber trotzdem noch immer klein. Ein Prozent der Bevölkerung besitzt heute mehr als ein Drittel der Vermögen in Deutschland. Allgemein könne man sagen: ,,Arbeit hat verloren, Kapital hat gewonnen".

Zwar seien Vermögen in Deutschland schon immer extrem ungleich verteilt gewesen, sagt Friedrich. Aber bis in die 80er Jahre habe sich das weniger stark auf die Lebenschancen der Einzelnen ausgewirkt. Weil aber die Gehälter vieler Menschen seit Jahren kaum steigen, Lebenshaltungskosten, Mieten und Immobilienpreise dagegen in die Höhe schießen und Sparzinsen gegen null gehen, wird es für all jene, die von ihrer Arbeit leben müssen, immer enger – während sich die Gewinne aus Kapitalvermögen prächtig entwickeln. Auch in der Corona-Krise. ,,Die Pandemie hat wieder gezeigt: Vermögen ist immer der Gamechanger."

Die Politik habe dieser wachsenden Spaltung nichts entgegengesetzt. Zwar sei Angela Merkel keineswegs die Wirtschaftsliberale, die manche in ihr sehen, sagt Friedrichs. Wenn es zum Zeitgeist passte, habe sie sich auch ,,sanften Reformen" mit sozialdemokratischem Anstrich nicht versperrt. Aber: ,,Soziale Ungleichheit war einfach nicht ihr Thema." Und kleinere Reformen reichten nicht aus, um das Ruder herumzureißen. ,,Die Entwicklung hat sich in den vergangenen Jahren so dermaßen verschärft, da braucht es entschlossenes politisches Handeln."

[...] Ob ein ,,entschlossenes Handeln" zu erwarten ist, falls die künftige Regierung von Grünen oder SPD angeführt wird? Julia Friedrichs würde nicht darauf wetten. ,,Das Hauptproblem ist, dass die Interessen derer, die von solchen Maßnahmen profitieren würden, am schlechtesten organisiert sind: junge Menschen, Familien und viele Gruppen, von denen die Parteien wissen, dass sie seltener zur Wahl gehen." Dabei sei das Nichtwählen oft Teil ein und desselben Teufelskreises aus Enttäuschung und Perspektivlosigkeit. So wie bei Sait, einem der Protagonisten ihres jüngsten Buches: ,,Er hat früher SPD gewählt. Heute wählt er gar nicht mehr. Und rechnet auch nicht damit, dass sich für Menschen wie ihn etwas ändert." Es ist ein Teufelskreis, der nicht nur für die Demokratie gefährlich sei, warnt Julia Friedrichs. Wer die Erfahrung mache, dass die eigene Anstrengung nichts bringt, eigene Ideen und Träume ohnehin keine Chance haben, werde auch keine Innovationen entwickeln. ,,Bei den Menschen, die ich für mein Buch interviewt habe, wundere ich mich, wie sie sich trotz des niedrigen Lohns jeden Morgen aufraffen." Traurig mache sie die Fixierung dieses ,,reichen, alten Lands" auf die Vergangenheit – denn nichts anderes sei die Bevorzugung von Vermögen. ,,Ich wünsche mir, dass wir stattdessen den Blick in die Zukunft wagen."

Doch der Ball liegt aus Friedrichs Sicht nicht nur bei der Politik. Zuerst einmal müsste sich die neue ,,Working Class" überhaupt als Gruppe mit gemeinsamen Interessen verstehen. Dass sie es nicht tut, hat auch wieder mit der deutschen Lebenslüge zu tun, glaubt sie. ,,Die meisten Menschen schätzen sich deutlich reicher ein, als sie es sind." So sträubten sich viele gegen höhere Erbschaftssteuern, weil sie auf ein kleines Erbe in der Zukunft hoffen – das von dieser Steuer überhaupt nicht erfasst würde. Auch deswegen ist es Friedrichs so wichtig, über die tatsächlichen Vermögensverhältnisse aufzuklären. ,,Es geht darum, zu zeigen: Hey, du bist in der unteren Mitte. Solidarisier dich doch lieber mit denen ,unter' dir, statt nach denen ganz oben zu schielen." Das gelte sowohl für den Lieferdienstfahrer wie für die Therapeutin auf Honorarbasis. Gerade jüngere Menschen sollten wieder lernen, Arbeitskämpfe zu führen. ,,Es müssen mehr Menschen aufbegehren. Anders wird es nicht gehen."


Aus: "Julia Friedrichs über soziale Ungleichheit: ,,Mehr Menschen müssen aufbegehren " Alicia Lindhoff (21.05.2021)
Quelle: https://www.fr.de/politik/julia-friedrichs-ueber-soziale-ungleichheit-mehr-menschen-muessen-aufbegehren-90654658.html

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Quote[...] Oft wird behauptet, ... dass wir uns nur noch in Konsummilieus aufschlüsseln ließen, uns dadurch unterschieden, dass die einen zur Mandelblüte nach Mallorca fliegen, die anderen zur Party nach Ibiza. Ein Trugschluss, der auch darauf fußt, dass wir uns an veralteten Bildern und Definitionen festhalten.

Heute schaffen Arbeiter nicht mehr unter Tage, nur selten in der Fabrik am Fließband. Sie reinigen, sie unterrichten, sie schleppen Pakete die Treppe hinauf und Schmutzwäsche wieder hinunter, sie sitzen an der Supermarktkasse oder füllen Regale. Sie verlegen schnelles Internet und antworten an der Hotline. Sie pflegen Opa oder uns, wenn wir krank sind.
Die Working Class ist vielfältig geworden, weiblicher, migrantischer, eher in Dienstleistungsberufen angestellt, aber noch immer gilt: Es sind Menschen, die arbeiten, um Geld zum Leben zu haben. Menschen, die keine Unternehmensanteile halten, über keine Mietshäuser verfügen, keine Erbschaften erwarten. Menschen, für die es heißt: Nettoeinkommen gleich Monatsbudget.

... David Graeber, der 2020 viel zu früh verstorbene Ethnologe an der London School of Economics, schrieb in seinem Buch Bullshit-Jobs: ,,Angenommen, wir würden alle eines Morgens aufwachen und feststellen, dass nicht nur Krankenschwestern, Müllarbeiter und Mechaniker verschwunden sind, sondern dass auch Busfahrer, Lebensmittelverkäufer, Feuerwehrleute und Schnellrestaurantköche in eine andere Dimension transportiert wurden: Die Folgen wären katastrophal."

Nicht ganz klar dagegen sei, ob die Welt leiden würde, wenn alle Private Equity Manager, Marketingexperten, Versicherungsfachleute ... verschwänden. ,,Aber gerade dort arbeiten vielfach die Menschen, die besonders hohe Gehälter beziehen." Und von denen einige zudem auf die, die sie auf die unterschiedlichste Art umsorgen, herabblicken.

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Aus: "Working Class: Die Wohlstandsillusion" Julia Friedrichs (30.01.2022)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/working-class-die-wohlstandsillusion-100.html

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Quote[...] Julia Friedrichs: ... Die Working Class tut die Jobs, wo man am Abend merkt, ob sie erledigt wurden oder nicht. Das können nicht alle Berufsgruppen von sich sagen. Die Working Class tut oft Jobs, wo es nicht so ist. Da werden keine Busse gefahren, keine Menschen gepflegt, keine Pakete verteilt, es wird nicht gereinigt, kein Brot gebacken und verkauft oder andere Lebensmittel. Das ist uns vor einem Jahr ja allen aufgefallen unter dem Begriff der Systemrelevanz. Gerade die unteren Einkommensgruppen leisten diese Jobs, ohne die nichts funktioniert.

... warum [sind] Berufe, ohne die nichts läuft, so schlecht bezahlt [?]. 12 Euro sind nicht der Lohn, die man für diese Art der Tätigkeit ,,verdient" hat. Wenn deren Berufe so systemrelevant sind, müssen sie ganz anders bezahlt werden. Auf der anderen Seite gibt es Berufe, in denen man zu viel verdient und wo es sich mir nicht erschließt, warum sie so viel ,,wert" sind. Wer mal mit einem Notar zu tun hatte, der kennt diese Fragezeichen, wenn man die Gebührenrechnung bekommen hat. ... die Verhältnisse sind aus den Fugen geraten. In den 80er-Jahren verdiente ein Chef in einem DAX-Konzern das 14-Fache eines durchschnittlichen Angestellten. Jetzt ist es 50-mal so viel. Irgendwann ist ein Limit erreicht, wo nicht mehr begründen kann, dass jemand 50-mal oder 100-mal so toll ist wie andere. Aber es gibt auch Verhältnismäßigkeiten. Der Chef soll mehr kriegen – klar. Aber die Frage ist, wieviel mehr. ... der Musikschullehrer, den ich begleitet habe, hat bis zum Lesen des Buches nie gedacht, dass er so viel gemeinsam hat mit dem Menschen, der die U-Bahnhöfe reinigt. Sie ähneln sich, weil sie exakt dieselben Probleme haben, weil das Geld nicht für den nächsten Monat reicht oder sie nicht wissen, wie es Kindern gehen wird. ... Der Staat spielt dabei eine große Rolle – denn viele Aufträge im Niedriglohnsektor werden vom Staat vergeben. So müsste der Staat die Jobs in der Pflege an den Tarif knüpfen. Da, wo ich als Auftraggeber direkten Zugriff habe, würde sich viel verändern.  Der Staat müsste Vorbild sein. Dann würden viele Menschen dort hingehen und Arbeitgeber in anderen Bereichen in Zugzwang bringen. Das gilt auch für die Kommunen: Outsourcing und Fremdvergabe waren Fehler – die Menschen wieder zurückzuholen und in die Tarifbindung bringen, würde Verbesserungen bringen und auch Aufstiegschancen.

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Aus: ",,Arm trotz Arbeit: So gespalten war Deutschland noch nie!" – Interview mit ,,Working Class"-Autorin Julia Friedrichs" (29. Mai 2021)
Quelle: https://www.nordstadtblogger.de/arm-trotz-arbeit-so-gespalten-war-deutschland-noch-nie-interview-mit-working-class-autorin-julia-friedrichs/

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Quote[...] Arbeit. Es erscheint wie ein grundlegender Gesellschaftsvertrag, dass alle arbeiten sollen, ja müssen – wenn auch manchmal mehr schlecht als recht. Was aber, wenn der Glaube an die Wechselwirkung von Fleiß und Ertrag zerbricht? Dies zu beschreiben hat sich die Journalistin und Autorin Julia Friedrichs, geboren 1979 in Gronau / Westfalen, in ihrem Buch Working Class vorgenommen.

... Tatsächlich beschreibt Friedrichs Menschen der erodierenden Mittelschicht, jene, die alleine vom Arbeitsnetto leben und keine Rücklagen haben – wie ein Großteil der Menschen in Deutschland. Hierzulande ist die Ungleichheit von Vermögen eine der höchsten im Euroraum – und die Abstände wachsen weiter.

Es handelt sich bei den Interviewten keinesfalls um ,,Arbeiter*innen" mit einem besonderen Zusammengehörigkeitsgefühl oder gar eine ,,Arbeiterklasse" – ein Begriff, den Friedrichs auch bewusst umgeht, wie sie schreibt. Zu historisierend und ideologisch besetzt ist die ,,Arbeiterklasse", doch deshalb macht es der Anglizismus nicht besser. Denn eine ,,Klasse" setzt – neben zahlreichen möglichen Definitionen – ein gemeinsames (politisiertes) Bewusstsein für die eigene Situation voraus und fördert kollektive Lösungen und Machtkämpfe statt individuelle. Zum Vergleich: Die ,,working class"-Debatten sind in Großbritannien sehr viel lebendiger. Soziale Klasse ist dort so etwas wie die lebenslange Mitgliedschaft in einem Fußballklub, die Menschen sind darin fest verankert trotz sozialer Mobilität. Die Existenz einer ,,Arbeiterklasse" ist in Großbritannien sowohl akzeptiert als auch betoniert, in Deutschland hingegen versteckt sie sich eher hinter Debatten über ,,Bildung" oder ,,Integration". Friedrichs' sprachlicher Schlenker ins Englische ist eher ungeschickt, denn nicht nur bleibt er unstimmig, sondern suggeriert auch, dass es in Deutschland keine sozialen Klassen (mehr) gibt.

Ihre Protagonist*innen sind zudem sehr heterogen, sie vereint allein ihre politische Unsichtbarkeit und Verunsicherung. Sie sehen sich nicht als Einheit, sind alle Individualist*innen. Sie verlassen sich wie Alexandra und ihre Familie ,,nur auf sich selbst", finden eigene, auch falsche Lösungen für Probleme und haben ihre Entscheidungen weitestgehend von der Politik entkoppelt. Und: keine*r von ihnen identifiziert sich bei Friedrichs selbst als ,,working class"-Angehörige*r.

Friedrichs sucht nach dem Kipppunkt für diesen Wandel und zappt sich – ehrlich nostalgisch – mit Serien wie Lindenstraße und Schwarzwaldklinik zurück in das Westdeutschland der 70er und 80 Jahre. Hier waren Männer noch alleinige Familienernährer, Frauen arbeiteten mehr als Hobby, am Samstagabend gab es ein Lagerfeuergefühl, wenn die gesamte Republik Wetten, dass...? schaute. Es ist auch die Zeit, in der Friedrichs aufwuchs; eine warme, als weniger komplex empfundene Zeit für die damals aufstrebende Mittelschicht; patriarchal geprägt und teils vorhersehbar bis zur Schmerzgrenze. Doch die Serien waren schon damals eher Sehnsüchte und nicht Realität, ein kurzes Innehalten vor einem Paradigmenwechsel: ,,In den Siebzigern waren Finanzwirtschaft und Realwirtschaft gleichauf", so die Autorin in einem Interview. ,,Inzwischen ist die Finanzwirtschaft auf das Vierfache angeschwollen. Das heißt, Kapital wird wichtiger, immer mehr Menschen beziehen Einkommen aus Kapital, aber das ist halt schlecht für die, die kein Kapital haben." Wer wie ihre Protagonist*innen also nur von Nettogehalt zu Nettogehalt lebt, ist von langfristigem Wohlstand praktisch ausgeschlossen.

Einen weiteren Aspekt beschreibt auch der Autor Philipp Sarasin in seinem Buch 1977 [Eine kurze Geschichte der Gegenwart (2021)]: Die Individualisierung und ,,wie der Glaube an ein gemeinsames Allgemeines, der die Moderne formte, zu zerbröckeln begann", heißt es im Klappentext. Es ist eine gedankliche Schleife, die sich bis in die Gegenwart [...] zieht – der Glaube an die eigene Einzigartigkeit, das Gefühl, es alleine zu schaffen, sein Glück selbst in der Hand zu haben. Dabei verlässt man sich weniger auf Institutionen, auf Durchschnittlichkeit, auf Normierungen. Die Erzählung ist verlockend, sie begegnet einem heute permanent in den sozialen Medien (,,Sei du selbst!"), aber auch beim Konsum (,,Weil ich es mir wert bin!") oder wenn in Stellenausschreibungen von ,,Talenten" und ,,Persönlichkeiten" statt ,,Arbeitskräften" die Rede ist. Doch die Formel verschweigt, dass Fleiß allein nicht genügt. Erfolge bauen oft auf stillschweigend ungleich verteilten Ressourcen auf – sei es das unbezahlte, aber karriererelevante Praktikum, das man sich ,,leisten" kann, die persönlichen Kontakte zu wichtigen Entscheidungsträger*innen oder die Investition in spannende Hobbys oder private Aus- und Weiterbildungen.

Für Friedrichs' Gesprächspartner*innen hat sich ein derartiges Spiel, um am Ball zu bleiben, längst überholt. Die permanente Selbstoptimierung, um etwas ,,Besonderes" zu sein und zu bleiben, können sie nicht leisten, sie sind nur bedingt ein unternehmerisches Selbst. Sie leben im aktiven Widerspruch von Flexibilität und der Sehnsucht nach Kontinuität. Besonders deutlich wird das bei Alexandra, der Musiklehrerin, denn erst die Corona-Krise bremst ihr schnurrendes Lebens-Uhrwerk und zeigt, wie prekär die Familie schon vor der Krise lebte. Trotz ihres Organisationstalentes können beide Erwachsene das unternehmerische Risiko ihrer Freiberuflichkeit eigentlich nicht stemmen. Und doch haben sie sich für diesen Weg entschieden, denn er ist eher mit mehr gesellschaftlichem Prestige verbunden, als der Minijob im Pflegebereich, den Alexandra in der Pandemie umgehend antritt. Hier besteht eine Lücke in Friedrichs' Charakterisierungen, nämlich, dass sich der Arbeitsmarkt auch für Hochqualifizierte ausgedünnt hat – Stichwort ,,akademisches Prekariat". Das macht die Sicht auf ihre ,,working class" komplexer. Der Autorin dürfte dies bekannt sein, sie erwähnt es aber nicht.

Fast allen Protagonist*innen möchte man bisweilen zurufen: Dann such' dir doch eine andere Arbeit! Oder: Zieht doch in eine günstigere Gegend! Aber solche Appelle stammen aus derselben Ecke wie das Narrativ von ,,Ich schaff' das schon alleine!", sie laden die Verantwortung bei den Einzelnen ab. Erstaunlich ist aber, dass Friedrichs bei ihren Interviewpartner*innen keinen Veränderungswillen dokumentiert. Am Status Quo wird immer mal rumgedoktert, aber eben nicht komplett verändert – vielleicht auch, weil die Protagonist*innen ihre Entscheidungen nicht als politisch, sondern als individuell wahrnehmen. Wer könnte ihnen schon helfen? Die Parteien? Der Staat? Auch Friedrichs stellt fest: Die Protagonist*innen sitzen am kürzeren Hebel, letztlich verfügt nur der Staat über wirksame Machtinstrumente, um Veränderungen zu erzwingen – beispielsweise beim Mindestlohn oder Arbeitsschutz. Die Autorin diagnostiziert den Befragten jedoch eine latente ,,Staatsverachtung", eine Entpolitisierung vor allem in guten Zeiten, wenn der Staat ihr Leben nur flankieren soll. Parteien, Gewerkschaften oder Verbände erreichen in solch einem Klima die Menschen nicht, können also dann auch nicht für sie streiten, wenn die Zeiten mal schlechter sind. Viele bleiben so in Krisen alleine oder sind überfordert von der Fülle an Entscheidungen, die sie zu ihrer Absicherung hätten treffen müssen. Krasse Beispiele wie das Brexit-Referendum von 2016 zeigen zudem, dass selbst derartig freie und mündige Entscheidungen durch Bürger*innen zunehmend von außen torpediert und manipuliert werden.

Im letzten Drittel des Buches skizziert Friedrichs die Vision einer Aussöhnung. Aus ihrer Sicht sollten gerade die Wohlhabenden und Superreichen – in Deutschland konzentrieren sich 35 Prozent des Vermögens in ihren Händen – etwas von ihrem Geld abgeben. Das kann man naiv finden, aber Friedrichs hat sich schon früher intensiv mit Eliten und Erben in Deutschland beschäftigt. Bei dieser Idee treten zwei Probleme auf. Zum einen ist unklar, wie dieses Geld abgeschöpft werden soll: Über Steuern? Spenden? Stiftungen? Was kostet es, das Geld zu verwalten? Und – wer entscheidet, wohin das Geld verteilt wird, wo es am dringendsten gebraucht wird? Verwaltet es der Staat und wie viel Einfluss haben Wohlhabende dann auf die Verteilung?
 
Zum anderen schlägt Friedrichs vor, dass Reiche wieder ,,auf Sichtweite" kommen und einen ,,gesellschaftlichen Muskel" trainieren – also auch freiwillig auf einige finanzielle und gesellschaftliche Privilegien verzichten. Sie verspricht sich dadurch, dass es mehr Gemeinschaftlichkeit gibt – doch Gemeinschaft bedeutet auch, Risiken gemeinsam zu stemmen. Fraglich ist, ob man das als reicher Mensch nötig hat. Denn wo genug Geld vorhanden ist, wohnt man in den schönen Vierteln der Stadt längst nicht mehr zur Miete, lässt die Kinder vom Au-pair betreuen und schickt sie lieber auf eine Privatschule oder -Uni; man pflegt exklusive oder exotische Hobbys, mehrmals im Jahr wird Urlaub gemacht, überhaupt – die verfügbaren Finanzen für ein ,,gutes Leben" sind mehr oder weniger unabhängig von dem, was man mit seiner Arbeit verdient. Wohlhabende Menschen können sich in Parallelwelten zurückziehen, in denen sie von den Problemen der weniger wohlhabenden Restbevölkerung unberührt bleiben. Der Anreiz zur Vergemeinschaftung bleibt gering, zumal auch Friedrichs dafür nicht mehr in Aussicht stellt als ein ,,gutes moralisches Gefühl".

Friedrichs' gut lesbares Buch bleibt hinter den Erwartungen an eine große Erzählung von modernen Arbeitsbedingungen zurück. Das liegt an einigen erzählerischen Schwächen und dem etwas bemühten Ehrgeiz zur Dokumentation der Corona-Ausnahmesituation. Aber auch daran, dass die Autorin einige wichtige Überlegungen nur kurz anreißt oder ganz weglässt. Einer der wesentlichsten blinden Flecke ist der Unterschied zwischen den alten und neuen Bundesländern. Beispielsweise erfasste die Globalisierung mit dem Mauerfall das gesamte wiedervereinigte Deutschland, doch die negativen Folgen spürten vor allem Ostdeutsche. Sie zitiert den Soziologen Steffen Mau: ,,Die ostdeutschen Arbeiter wurden zu ,Pionieren der Prekarität' (...) – Vorboten der Jobnomaden, Niedriglöhner, Saisonpendlerinnen und Gelegenheitsarbeiter, die die heutige Dienstleistungsökonomie allgemein bezeichnen." Tatsächlich verdienen bis heute etliche der 16 Millionen Menschen in den neuen Bundesländern trotz gleicher Ausbildung weniger Geld – im Schnitt 24,7 Prozent brutto weniger als West-Kolleg*innen – oder haben längere Arbeitszeiten. Vielen bleibt dann nur übrig, wegzuziehen. Friedrichs' Grundgedanke von einer einst so krisensicheren Mittelschicht, die heute um Vermögen, Erbschaften und Privatpleite bangt, betrifft damit überwiegend Menschen aus den alten Bundesländern und ihre Nachkommen.
 
Ein weiterer vernachlässigter Aspekt ist der Aufstieg des von Friedrichs erwähnten Finanzkapitalismus und die Normalisierung des Niedriglohns in Deutschland. Für Niedriglohn zu arbeiten bedeutet gegenwärtig, etwas weniger als zwölf Euro brutto pro Stunde zu verdienen. Das betraf laut Eurostat im Jahr 2017 etwa 20 Prozent der Vollzeitbeschäftigten; im selben Jahr arbeiteten wiederum 34 Prozent der Menschen in Ostdeutschland im Niedriglohnbereich.

[...]  Ebenso vermisst man im Buch eine globale Perspektive, denn Friedrichs Gesprächspartner*innen leben – alles in allem – in einem sicheren, westlichen Komfort und Freiheit. Ihr Wohlstand basiert darauf, dass es anderen Menschen auf der Welt weniger gut geht, dass der Kampf um Löhne, faire Arbeitsbedingungen und würdige Lebensbedingungen keine rein lokale Frage ist. Denn es sind auch globale Öffnungen, die neue, kapitalistisch ,,entfesselte" Arbeitsmodelle nach Deutschland bringen und bis zu einem gewissen Grad normalisieren – das betrifft neben der Fleischindustrie, Logistikbranche und Erntehelfer*innen auch urbane Lieferdienste und die oft prekäre Gig-Economy von Soloselbstständigen. Hier sind die Menschen völlig vereinzelt, meist einer frühindustriell anmutenden Willkür ausgesetzt, kaum organisiert – dabei hat gerade die Pandemie gezeigt, wie verletzlich Menschen als Einzelne in Krisen sind. Neben ihrer Vision der Umverteilung von Vermögen wäre auch dieser Seitenblick bei Friedrichs wünschenswert gewesen. Es braucht größere, arbeits- und sozialpolitische Anstrengungen, untermauert von gemeinschaftlich orientierter Solidarität – eben eine echte ,,new working class", die sich als solche empfindet, ohne in altbackene Ideen eines historischen Sozialismus abzurutschen.
 
Doch das wäre vielleicht eher Stoff für ein weiteres Buch. Ihre Grundfrage verfolgt Friedrichs stringent und szenisch, fast wie das Drehbuch einer Sozial-Doku. Ihre Arbeit wirft zwar viele Fragen auf und provoziert Widerspruch, vermeidet aber Sozialromantik oder gar poverty porn – sondern zeigt, dass es keine populistische, lineare Antwort für das Thema gibt. ...


Literatur


Julia Friedrichs
Working Class: Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können
Berlin Verlag (2021), 320 Seiten
 
Julia Friedrichs
Wir Erben: Warum Deutschland ungerechter wird
Piper Taschenbuch (2016), 336 Seiten
 
Julia Friedrichs
Gestatten: Elite: Auf den Spuren der Mächtigen von morgen
Piper Taschenbuch (2017), 288 Seiten

Philipp Sarasin
1977: Eine kurze Geschichte der Gegenwart
Suhrkamp Verlag (2021), 502 Seiten
 
Owen Jones
Chavs: The Demonization of the Working Class
Verso (2016), 352 Seiten




Aus: ",,Working Class"  Was von der Mittelklasse übrig bleibt" Sylvia Lundschien (2021)
Quelle: https://www.goethe.de/prj/jad/de/the/man/22289724.html

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Quote[...] 

Julia Friedrichs: Crazy Rich - Die geheime Welt der Superreichen
Berlin Verlag, Berlin 2024, ISBN 9783827015129, 384 Seiten.

Klappentext: Superreich ist ein Mensch, der über viele Millionen Euro verfügt. Hierzulande besitzen 2900 Personen gut 20 Prozent des Finanzvermögens. Mit dem Geld, das man braucht, um die größten Superjachten weltweit nur ein Jahr instandzuhalten, könnte man die Schulden der Entwicklungsländer auf einen Schlag tilgen. Welches Ausmaß an Ungleichheit verträgt eine Gemeinschaft, verträgt die Demokratie, in der zumindest theoretisch jede Stimme gleich viel wert sein soll? Wie viel dürfen Einzelne für sich beanspruchen in einer Welt, in der die Ressourcen endlich sind? Müssen wir dem Reichtum Grenzen setzen? Julia Friedrichs begibt sich auf die Spuren des Geldes. Eine Reportage über die Frage, wie wir als Gesellschaft zusammenleben wollen.


Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.08.2024
Nicht durchweg neu, aber aufschlussreich ist, was Julia Friedrichs über die wunderbare Welt der Superreichen herausgefunden hat, findet Rezensentin Melanie Mühl. Geduldig hat sich Friedrichs an die exklusive Welt der Milliardäre herangepirscht, lernen wir, diejenigen, mit denen sie für das Buch gesprochen hat, verraten nicht alle ihre echten Namen. Viele, wie etwa "Mr. Capri-Sonne", sind wenig interessiert daran, ihre Privilegien zu reflektieren oder gar über die gesellschaftlichen Folgen einer wachsenden Ungleichheit nachzudenken, erzählt Mühl. Aber es gibt auch Gegenbeispiele wie Marlene Engelhorn, die ihr Erbe von einem Bürgerrat verteilen lässt. Keineswegs geht es Friedrichs darum, Reiche persönlich anzugreifen, stellt die Rezensentin klar, durchaus jedoch wird in dem Buch die Frage gestellt, welche zum Beispiel auch ökologischen Konsequenzen der Wunsch nach persönlichem Luxus (Mega-Yachten!) haben kann. Insgesamt ein empfehlenswertes Buch über beängstigende gesellschaftliche Realitäten, resümiert die Rezensentin.

 Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 29.08.2024
Julia Friedrichs wendet sich in ihrem Buch einem Thema zu, über das man viel zu wenig weiß, findet Rezensentin Susanne Billig: die Welt der Superreichen. Unter anderem setzt sich Friedrichs mit der Reichtumsforschung auseinander, die, was Art und Umfang großer Vermögen in Deutschland betrifft, oft im Dunkeln tappe. Außerdem unterhalte sie sich mit einigen Reichen und mit Menschen, die deren Vermögen verwalten. Manche Superreiche machen sich durchaus Gedanken darüber, erkennt Billig nach der Lektüre, was ihr Reichtum zum Beispiel aus Gerechtigkeitsperspektive bedeutet, andere, wie etwa der Müllermilch-Magnat Theo Müller, quälen die Autorin mit frauenfeindlichen ökonomischen Traktaten von anno dazumal und sagen dann ein bereits zugesagtes Gespräch ab. Insgesamt macht das lesenswerte Buch der Rezensentin klar: Über Reichtum muss mehr kommuniziert werden.


Aus: "Über: Julia Friedrichs - Crazy Rich" (2024)
Quelle: https://www.perlentaucher.de/buch/julia-friedrichs/crazy-rich.html

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Quote[...] Reichtum, Armut, Ungleichheit: Damit beschäftigt sich Julia Friedrichs in vielen Büchern und Filmen seit Jahren. Aus ihrer Faszination für die Parallelwelt der "Superreichen" macht sie keinen Hehl. Ihr Buch ist kein Reichen-Bashing, sondern viel eher ein Debattenbeitrag. "Das Ganze mache ich nicht als Spleen, sondern weil ich das für eines der wesentlichen Themen halte, die unser Land prägen", erklärt die Autorin.


Aus: ""Die geheime Welt der Superreichen": Auf den Spuren des Geldes" (02.09.2024)
Quelle: https://www.ndr.de/kultur/buch/Die-geheime-Welt-der-Superreichen-Auf-den-Spuren-des-Geldes,crazyrich100.html

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Quote[...] 2,6 Millionen Euro Miete nimmt die deutsche Werft Lürssen für eine Luxusjacht pro Woche – und hat keine Probleme, Kunden zu finden.

... In ,,Crazy Rich" taucht Julia Friedrichs in die Welt der Superreichen ein und macht gleich zu Beginn klar: Das Sprechen über Reichtum ist hierzulande gravierend unterentwickelt. Vermögensverhältnisse gelten als Tabuthemen, weshalb die meisten Menschen von ,,Reichtum" nur eine schwammige Vorstellung haben. Dabei liegen zwischen einem Angestellten, einer Spitzenbeamtin und Leuten, die hunderte Millionen oder gar 200 Milliarden Euro ihr Eigen nennen, Welten.


Um zu erkunden, wie immense Vermögen die Psyche der Besitzenden, aber auch Gesellschaft und Demokratie formen und welche Wissenslücken es beim Thema Superreichtum gibt, macht sich die Autorin in ihrem Buch auf eine abwechslungsreiche Recherchereise.
So konsultiert sie die ökonomische und soziologische Reichtumsforschung, die mit einem eklatanten Mangel an Daten ringt. Der deutsche Staat tut nicht viel für Transparenz; von Amts wegen wird keine offizielle Vermögensstatistik erhoben. Deshalb lassen sich, bemängelt Julia Friedrichs, selbst banale Fragen nicht sicher beantworten. So weiß niemand, wie viele Milliardäre und Multimilliardäre es in Deutschland genau gibt, wer zum Kreis der Superreichen zählt, wie viele Billionen sie genau besitzen, welchen Anteil am deutschen Gesamtvermögen das ausmacht und ob ihr Reichtum aus Firmen, Aktien oder Immobilien besteht.


Julia Friedrichs gelingt es auch, erhellende Gespräche mit Superreichen und ihren privaten Vermögensverwaltern zu führen, viele davon unter dem Siegel der Anonymität. Spannend erzählt sie davon, wie schwierig sich die Gesprächsanbahnungen und wie sperrig, arrogant oder entgegenkommend sich die Unterhaltungen gestalten.
,,Sebastian" läuft durch das gesamte Buch mit, dessen Milliardenerbe so tief im Familienbesitz verwoben ist, dass er es nicht abstoßen kann. Wie Sebastian in stundenlangen Gesprächen mit der Autorin über Reichtum und elitäres Denken sinniert, Fragen der Gerechtigkeit erwägt und sein persönliches Bemühen um Normalität und unbelastete Freundschaften schildert, gehört zu den Höhepunkten des Buches.
Am anderen Ende des Sympathiespektrums bewegt sich Theo Müller, rund drei Milliarden Euro reich geworden mit der Idee, aus austauschbarer Milch die teure Markenware ,,Müllermilch" zu machen. Er sagt ein Interview zu, bedingt sich aber aus, dass Julia Friedrichs zuvor das uralte Werk eines ultraliberalen Ökonomen zu lesen hat – und sagt, nachdem sie sich durch das menschenverachtende, misogyne Buch gequält hat, das Interview wieder ab.

... Es geht um Steuermoral und Parteispenden, Reichtum als Klimakiller und Wohltätigkeit nach Gutdünken – aber auch das Bemühen um demokratiepolitisch verantwortungsvolle Möglichkeiten, den eigenen Geldüberhang an die Breite der Gesellschaft zurückfließen zu lassen.

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Aus: "Julia Friedrichs: ,,Crazy Rich": Raus aus dem Reichtum" Susanne Billig (29.08.2024)
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/julia-friedrichs-crazy-rich-rezension-100.html

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Quote[...] Die gesellschaftliche Relevanz des Buches ist unübersehbar, da es sich mit Themen wie der Darstellung der Superreichen in Medien und Gesellschaft, den psychologischen und sozialen Auswirkungen von Reichtum sowie der Diskussion um Erbschaft und selbstgemachten Reichtum auseinandersetzt. Friedrichs hinterfragt kritisch die Rolle des Reichtums in der modernen Gesellschaft und bietet Einblicke, wie immense Vermögen nicht nur die Psyche der Besitzenden, sondern auch die Demokratie formen können.

...  Friedrichs diskutiert, wie durch aggressive Steuergestaltung und andere legale, aber moralisch fragwürdige Praktiken, erhebliche Vermögen kaum zur gesellschaftlichen Wohlfahrt beitragen. Dies wirft wichtige Fragen hinsichtlich der Gerechtigkeit und der Rolle des Staates in der Regulierung solcher Vermögensverhältnisse auf.

... Abschließend bietet ,,Crazy Rich" auch Vorschläge, wie sich Überreichtum begrenzen ließe. Friedrichs plädiert für eine offene Diskussion über Reichtum und seine Implikationen, sowohl für diejenigen, die ihn besitzen, als auch für die Gesellschaft als Ganzes. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, das Thema Reichtum nicht als Tabu zu behandeln, sondern als wesentlichen Bestandteil der sozialen Gerechtigkeit und demokratischen Gesundheit.

Julia Friedrichs' ,,Crazy Rich" ist somit eine wichtige Lektüre für alle, die sich für die tiefgreifenden Auswirkungen des Superreichtums auf Individuen und Gesellschaft interessieren. ...


Aus: ",,Crazy Rich" von Julia Friedrichs: Ein skeptischer Blick auf extreme Reichtümer" Sven Trautwein (17.09.2024)
Quelle: https://www.fr.de/ratgeber/buchtipps/buchempfehlung-der-woche-crazy-rich-von-julia-friedrichs-ein-skeptischer-blick-auf-extreme-reichtuemer-93285266.html


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Quote[...] 34 Prozent der Landwirte stimmten für die Rechten – mehr als im Durchschnitt. Nur bei Arbeitern war der Anteil noch höher.

Berlin taz | Bei der Landtagswahl in Brandenburg haben überdurchschnittlich viele Landwirte für die AfD votiert. Am Sonntag wurde die extrem rechte Partei in dieser Gruppe mit 34 Prozent der Landwirtstimmen stärkste Kraft, wie eine Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen zeigt. Das Gesamtergebnis der AfD lag bei 29,2 Prozent, hinter der SPD, die auf 30,9 Prozent kam.

Unter den fünf erfassten Berufsgruppen schnitten die Rechtsradikalen nur bei den Arbeitern mit 38 Prozent noch besser ab als bei den Bauern. Die CDU kam nur noch auf 9 Prozent der Landwirtstimmen, 3 Punkte weniger als in der gesamten Wählerschaft. Die in Brandenburg bauernverbandsnahe SPD dagegen erhielt einen Punkt mehr als im Durchschnitt, nämlich 32 Prozent. Das BSW bekam 12 Prozent der Bauernstimmen – und damit 1,5 Punkte weniger als im Schnitt.

Schon bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen Anfang September hatten überdurchschnittlich viele Landwirte für die AfD gestimmt. In Sachsen schrammte die extrem rechte Partei mit rund 49 Prozent der Bauernstimmen in dieser Berufsgruppe sogar nur knapp an dem Wert vorbei, der insgesamt für eine absolute Mehrheit nötig wäre.

Bei der EU-Wahl im Juni hatten sich erstmals in einer bundesweiten Abstimmung überdurchschnittlich viele Landwirte für die AfD entschieden. 18 Prozent stimmten damals laut Forschungsgruppe Wahlen für die rechtsextreme Partei. Das Gesamtergebnis der AfD lag bei 15,9 Prozent.

Vergangenen Winter waren Tausende Landwirte auf die Straße gegangen, nachdem die Bundesregierung angekündigt hatte, die Subventionierung des Agrardiesels zu streichen, mit dem Traktoren betrieben werden. Die Proteste wandten sich aber auch allgemein gegen Umwelt- und Tierschutzregeln in der Landwirtschaft.

Die AfD stellte sich auf die Seite der Bauern, auch wenn sie zuvor in ihrem Grundsatzprogramm Subventionen generell abgelehnt hatte. Warnungen, dass die Bauernproteste von Rechtspopulisten unterwandert werden könnten, wurden zum Beispiel von CDU/CSU-Fraktionschef Friedrich Merz als Kampagne der Ampelregierung ,,gegen die Landwirtschaft" zurückgewiesen.


Aus: "Landtagswahl in Brandenburg: AfD beliebt bei Bauern" Jost Maurin (24.9.2024)
Quelle: https://taz.de/Landtagswahl-in-Brandenburg/!6038704/


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Quote[...] Wegen des Verdachts, Sozialleistungen missbraucht zu haben, hat die Polizei bei der Überprüfung mehrerer Adressen in Berlin-Reinickendorf geholfen. Drei Mehrfamilienhäuser wurden am frühen Morgen begangen, wie eine Polizeisprecherin sagte. Rund 100 Einsatzkräfte hätten die Familienkasse Berlin-Brandenburg im Rahmen der Amtshilfe unterstützt.

Auch Mitarbeiter des Gewerbeamts des Bezirks Reinickendorfs waren demnach vor Ort. Es bestehe der Verdacht, dass die Anschriften mehrfach für den Missbrauch von Sozialleistungen wie Kindergeld oder Kinderzuschläge verwendet wurden, schrieb die Polizei bei X. Der Einsatz wurde am Morgen wieder beendet. (dpa)


Aus: "Adressen in Berlin überprüft: Einsatz wegen möglichen Sozialleistungsbetrugs" (25.09.2024)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/adressen-in-berlin-uberpruft-einsatz-wegen-moglichen-sozialleistungsbetrugs-12431663.html

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Quote[...] Noch nie war die Welt so reich wie jetzt, wie neue Zahlen des Global Wealth Report der Versicherungsgesellschaft Allianz zeigen. Das private Geldvermögen in den 57 Ländern, die die Allianz ausgewertet hat, stieg um 7,6 Prozent. Es erreichte im vergangenen Jahr den Rekordwert von 239 Billionen Euro weltweit – zumindest auf dem Papier und ohne Berücksichtigung der Preisentwicklung. Zu Geldvermögen zählt die Allianz für ihre Auswertung unter anderem Aktien, Versicherungen und Sparguthaben.

"Die Verluste des vorhergehenden Jahres sind vergessen", sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz. Da war das weltweite private Geldvermögen um 3,5 Prozent geschrumpft. Den aktuellen Vermögensanstieg führt er vor allem auf das starke Wachstum der US-Wirtschaft und den Boom an den Aktienmärkten zurück. Wegen der hohen Zinsen haben viele Anleger im vergangenen Jahr umgeschichtet – die Wertzuwächse bei Aktien lagen etwa bei elf Prozent, während Bankeinlagen (also etwa Sparkonten) nur ein Wachstum von 4,6 Prozent verzeichneten.

Bricht man die Vermögenswerte auf jeden Bürger und jede Bürgerin eines Landes herunter, so führt die Schweiz das Ranking an, gefolgt von den USA: Mit einem durchschnittlichen Geldvermögen von fast 315.000 Euro brutto lagen die US-Amerikaner 2023 weltweit auf Platz zwei. Die Schweiz führt das Ranking mit 383.000 Euro pro Kopf an, wobei dort auch die Lebenshaltungskosten sehr hoch sind. Nach Abzug der privaten Schulden blieben den Amerikanern noch 260.320 Euro pro Person, netto liegen sie also auf Platz eins. Die Deutschen verfügten im Schnitt über ein Geldvermögen von 95.026 Euro.     

Vermögen in Form von Immobilien ist dabei nicht berücksichtigt, wohl aber die private Altersvorsorge, die auch zu den hohen Pro-Kopf-Vermögen in den USA beiträgt. Dort ist ein großer Teil der Renten in großen Pensionsfonds angelegt.   

Was auffällt: In den USA ist das Geldvermögen weitaus ungleicher verteilt als etwa in den westeuropäischen Ländern. Die reichsten zehn Prozent verfügen in Amerika über 66,9 Prozent der Geldvermögen – in Dänemark nur über gut die Hälfte. Das ist nicht nur ein individuelles Problem für diejenigen, die wenig besitzen, sondern kann auch das Gefühl in Teilen der Bevölkerung verstärken, von positiven Entwicklungen ausgeschlossen zu sein. Nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts legten etwa in Deutschland 17,6 Prozent der Bevölkerung ihr Geld in Aktien, Aktienfonds oder ETF an – also etwa jeder Sechste. In den USA liegt die Aktionärsquote bei rund 50 Prozent der Bevölkerung.

In Deutschland betrug der Anstieg der Geldvermögen im vergangenen Jahr 6,8 Prozent – von denen allerdings nur 0,7 Prozent übrig bleiben, wenn man die Inflation abzieht. Höhere Preise verringern die Kaufkraft. Im Jahr 2019, also vor der Covidpandemie, konnten deutsche Anleger von ihrem Geldvermögen sogar noch 1,7 Prozent mehr mit ihrem Ersparten kaufen als Ende 2023. Die Allianz spricht für Deutschland deshalb von vier verlorenen Jahren, global von drei.

Weltweit schichteten Sparer Geld um: von Bankeinlagen zu rentableren Anlageformen wie Aktien, Anleihen und Investmentfonds. "Die Privatanleger sind keinesfalls so träge und sicherheitsorientiert wie häufig angenommen. Sie reagieren auf veränderte Marktbedingungen, und zwar recht schnell", sagte Subran. Selbst bei den besonders konservativ anlegenden Deutschen sank der Anteil der Spareinlagen am Privatvermögen in den vergangenen Jahren von mehr als 50 Prozent vor der Pandemie auf 35 Prozent 2023.

Wenn viel Geld zur Bank getragen wird, ist das für Allianz-Chefvolkswirt Subran nicht nur problematisch für die Anleger selbst, denen höhere Renditen entgehen, sondern auch schädlich für die Wirtschaft. Geld, das auf einem Bankkonto liegt, steht eben nicht für Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit oder die Transition zu einer klimaneutralen Wirtschaft zur Verfügung. Haushalte in Europa verfügen gemeinsam über 50 Billionen Euro an Geldvermögen. "Diesen enormen Reichtum gilt es produktiv zu nutzen, zum Beispiel im Rahmen einer echten Kapitalmarktunion", sagte Subran.


Aus: "Global Wealth Report: Krise? Welche Krise?" Ruth Fend, Annick Ehmann (24. September 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2024-09/global-wealth-report-vermoegen-ungleichheit-kaufkraft-inflation

Quotelabbeduddl

Was für eine absurde Statistik! Angesichts der realen Slums in vielen Städten der USA ist es der absolute Zynismus mittels kranker Riesenvermögen einen allgemeinen Durchschnittswert von über 300.000€ zu errechnen.
Hurra wir sind ja alle so reich!


QuoteMFausF

Tja, in Deutschland wird sofort das Totschlagargument «Neiddebatte» ausgepackt, wenn man das Thema Vermögensteuer anspricht. Die Reichen haben den Deutschen erfolgreich eingeredet, der Häuschenbesitzer im Speckgürtel sei mit «Reich» gemeint und die glauben das offensichtlich nur zu gerne. Damit ist es gelungen, den Diskurs der Vermögensungerechtigkeit völlig an den Rand zu drängen. Die Rede ist nur noch von kultureller Identität, Überfremdung und der Bedrohung durch Ausländer.

Aber hier mal ein paar Fakten, zu den Reichen:

- Die fünf reichsten deutschen Unternehmerfamilien (Albrecht/Heister, Boehringer/von Baumbach, Kühne, Quandt/Klatten und Schwarz) besitzen  zusammen etwa 250 Milliarden € und damit mehr als die ärmere Hälfte der Bevölkerung (also mehr als 40 Millionen Menschen).

- In D gibt es ca. 250 Milliardäre und

- 2.900 «Superreiche» in D (Mehr gibt es nur noch in den USA und China!) besitzen ca. 20 % des Finanzvermögens.

- Mit dem Geld, das man braucht, um die größten Superjachten weltweit nur ein Jahr instandzuhalten, könnte man die Schulden der Entwicklungsländer auf einen Schlag tilgen. 

- Über 380 Milliarden € fehlen in Deutschland seit 1997 durch die ausgesetzte Vermögensteuer.

...

Und apropos «reiche Schweizer»: Auch dort herrscht eine extreme Ungleichverteilung. Nicht «die Schweizer» sind reich, sondern auch dort nur einige wenige Schweizer extrem reich: Die reichsten 2 % der Schweizer Bevölkerung besitzen  so viel Vermögen wie der gesamte Rest der Bevölkerung zusammen. PS: Die Schweizer Haushalte haben im Schnitt über 100.000 € Schulden und sind damit die unangefochtene Nummer eins bei der Verschuldung der privaten Haushalte. Ende März 2023 betrug die Verschuldung im Verhältnis zum BIP 128 %.


QuoteNur wenn es um was geht

Mit Verlaub, aber ich muss brechen.

Immer mehr Leuten geht es schlecht, die öffentliche Daseinsvorsorge strauchelt, es ist angeblich kein Geld da für Bildung, Straßen, Bahn, selbst Internet. Von der Landesverteidigung ganz zu schweigen. Jetzt sollen alle bis 75 arbeiten, wenn es nach Merz und Co geht. Und ohne Sicherheit, weil ja Bürgergeld auch von der Cducsu abgeschafft werden soll.

Aber die da mit ihrem vielen Geld schwimmen im Fett, dass es schon schmerzt. Und jedes Jahr mehr. Klar, wenn Übervermögende nur im Schnitt 14% Steuern zahlen, während der "Normalo" bis zu 42% berappen muss für ehrliche Arbeit.

Es reicht langsam ...


Quotemedscot

Das ist schlicht falsch - es geht immer mehr Leuten so gut, dass sie viel zu viel Zeit haben zu jammern!

... einfach mal nicht zu jammern sondern sich dazu zu bekennen wie gut es uns geht!!!



QuoteNur wenn es um was geht

Sprechen Sie für sich, denn mit riesigem Niedriglohnsektor und bei 40% der Gesamtbevölkerung ohne jedes Vermögen (und ohne Chance, das aufzubauen bei mini-Löhnen) geht es "uns" mitnichten gut.

Nur ein paar reichen Säcken, die sich aus dem Fenster lehnen und ständig davon reden, wie gut es ihnen geht.
Das ist zynisch.


QuoteGlobalPlayer5001
Antwort auf @Nur wenn es um was geht

    Nur ein paar reichen Säcken, die sich aus dem Fenster lehnen und ständig davon reden, wie gut es ihnen geht.

Die wirklich reichen Säcke halten sich bedeckt und schwadronieren nicht davon, wie gut es ihnen geht.

In Deutschland ist Reichtum immer noch größtenteils diskret. Ich finde das sehr angenehm, insbesondere im Vergleich zu anderen Ländern, in denen die Reichen mit ihrem Reichtum protzen.


...

Textaris(txt*bot)

#1652
Quote[...] Boeing will den Streik seiner größten Gewerkschaft mit einem nachgebesserten Angebot beenden. Nach zehntägigem Ausstand bot die Unternehmensführung des US-Flugzeugbauers der Belegschaft 30 Prozent mehr Lohn an. Bisher war das Unternehmen nur zu einem Plus von einem Viertel bereit gewesen, die Gewerkschaft fordert 40 Prozent.

Das neue Angebot enthält außerdem eine Verdopplung der Prämienzahlung bei Annahme des Angebots von 3.000 auf 6.000 Dollar (5.400 Euro). Auch werden eine im ersten Angebot nicht enthaltene jährliche Bonuszahlungen wieder eingeführt sowie ein erhöhter Beitrag für eine Pensionskasse eingeplant. Dies sei das "letzte Angebot", teilte der Konzern mit. Bis Freitag um Mitternacht solle sich die Belegschaft entscheiden, ob sie es annehmen wolle oder nicht.

Die größte Boeing-Gewerkschaft IAM mit etwa 33.000 Beschäftigten war Mitte September in den Streik getreten. Ihre Mitglieder hatten den vorherigen Vorschlag des Konzerns mit einer Mehrheit von rund 95 Prozent abgelehnt. Durch die Arbeitsniederlegung ist die Boeing-Produktion rund um Seattle im Nordwesten der USA betroffen, wo unter anderem das Bestsellermodell 737 und der Langstreckenjet 777 gebaut werden. Vor allem bei der 737 ist Boeing bereits im Verzug mit Lieferungen an viele Fluggesellschaften. 

Der Airbus-Konkurrent steckt nach einer Pannenserie in der Krise und kämpft mit hohen Verlusten. Nach einem Zwischenfall im Januar, bei dem ein Rumpfteil einer so gut wie neuen Boeing-Maschine kurz nach dem Start herausriss, darf der Konzern bis auf Weiteres nicht die Produktion der 737-Reihe ausbauen.

Boeing reagierte auf den Streik unter anderem mit einem Einstellungsstopp. Außerdem werden Mitarbeiter beurlaubt und Dienstreisen aufs Nötigste reduziert.

Die Gewerkschaft hatte zuletzt 2008 gestreikt. Der Ausstand dauerte damals 57 Tage und kostete den Konzern nach Analystenschätzungen rund zwei Milliarden Dollar.


Aus: "Boeing macht streikender Belegschaft neues Angebot" (23. September 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2024-09/usa-boeing-streik-angebot

QuoteIstCoolMan

Wenn Boeing 30% mehr bietet fragt man sich angesichts erheblich niedrigerer Abschlüsse hierzulande natürlich sofort "reicht denen das etwa nicht ?". Evtl. wären etwas mehr Hintergrundinformationen da doch hilfreich, liebe ZON Redaktion.


QuoteGrateful Dad

Worum oder um welche Größenordnung geht es denn hier? 40% (wovon ?) sagt erst mal gar nichts. ...


QuoteEricus

Wie bitteschön kommen solche Summen zustande, auf beiden Seiten?
Das hieße im Klartext ja: In der Vergangenheitheit wurde hier extrem versäumt peu à peu Gehälter anzupassen...


...

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Quote[...] "Unser Geschäft ist in einer schwierigen Lage", sagt Boeings neuer President und CEO Kelly Ortberg. Die Herausforderungen könnten kaum überschätzt werden. Sein Rezept: Die Belegschaft wird "in den nächsten Monaten" um rund ein Zehntel verkleinert. Der Stellenabbau soll neben gewöhnlichen Mitarbeitern auch Manager und selbst die Führungsetage treffen.

... Das Unternehmen hat Fixpreisverträge geschlossen und sich dabei gewaltig verrechnet. Verschlimmert wird die finanzielle Situation seit einem Monat durch den Streik von 33.000 Mitarbeitern, die höhere Gehälter fordern. Speziell die von Militärprojekten abgeleiteten Zivilprodukte leiden darunter. Zwei Angebote von Gehaltserhöhungen haben die Arbeiter als unzureichend abgelehnt; derweil zehrt der Streik an den Kapitalreserven des Luft- und Raumfahrtkonzerns. Boeing hat ein "Zwei-Jahrzehnte-Problem", hat es Scott Kirby, CEO des Boeing-Großkunden United Airlines, im März formuliert

(ds)


Aus: "Boeing kündigt 17.000 Mitarbeitern, verschiebt neuen Jet 777X" Daniel AJ Sokolov (15.10.2024)
Quelle: https://www.heise.de/news/Boeing-kuendigt-17-000-Mitarbeitern-verschiebt-neuen-Jet-777X-9981105.html

Quoteteqq.at, 15.10.2024 07:45

Jetzt wo nicht nur Flugzeuge und Teile davon abstürzen, sondern auch der Aktienkurs muss natürlich gehandelt werden.


QuoteTheDuke2000, 15.10.2024 09:05

Parallelen zu VW

Ich sehe leider Parallelen zu VW. Statt gemeinsam mit der eigenen Belegschaft das Problem anzupacken, wird gegen sie gehandelt. Wer seinen Mitarbeitern Arbeitsverdichtung und Angst um Arbeitsplatzverlust antut, wird sie doch nicht für seine Sache gewinnen können! Da schaut dann jeder nach sich selbst.
Es gibt genug Beispiele aus der Wirtschaftsgeschichte, dass die Belegschaft einem zeitweisen Verzicht zugestimmt haben, um der eigenen Firma durch schwere Zeiten zu helfen.
Stattdessen werden Standorte gegeneinander ausgespielt (Charleston vs. Westküste, Kassel und Wolfsburg vs. günstigere Standorte) auf Kosten der Qualität.


Quoteder Codeguru, 15.10.2024 06:43

5 Jahre Nullrunde

Boeing glaubt ernsthaft daß 5 Jahre Nullrunden beim Gehalt helfen? Vollkommen idiotisch die Facharbeiter gehen bald von alleine weil die Konkurrenz mittlerwwile 15% mehr zahlt. Und Lieferverpflichtungen werden nicht eingehalten aber wwe solll die Arbeit machen? Das Grundproblem von Boeing ist aber ... keine Effizienz, kein Qualutätsbewußtsein, keine gute Führungskultur. ...


...

Quote[...] Die streikenden Boeing-Arbeiter haben auch das verbesserte Angebot des Flugzeugbauers mit einem Einkommensplus von 35 Prozent in vier Jahren ausgeschlagen.

In der Abstimmung am Mittwoch sprachen sich 64 Prozent gegen das Angebot aus, wie die Gewerkschaft IAM mitteilte. ,,Nachdem wir zehn Jahre lang Opfer erbracht haben, gibt es noch eine Menge Boden wiedergutzumachen", betonte die Gewerkschaftsführung nach dem Votum.

Das erste Angebot mit Plus 25 Prozent hatten die Arbeiter des kriselnden Boeing-Konzerns noch mit einer Mehrheit von fast 95 Prozent abgelehnt.

Das neue Angebot sah außerdem eine Einmalzahlung von 7000 US-Dollar (rund 6.500 Euro) vor - sowie den Erhalt von Bonuszahlungen, die ursprünglich abgeschafft werden sollten.

Damit geht der Streik, der die Produktion des Bestseller-Modells 737 und des Langstreckenjets 777 lahmgelegt hat, weiter. Der finanzielle Druck auf den Airbus-Konkurrenten, der seit Jahren in der Krise steckt, wird damit noch weiter steigen.

Der Streik läuft bereits seit Mitte September. Boeing kündigte vor Kurzem an, zehn Prozent der Arbeitsplätze zu streichen. Boeing-Chef Kelly Ortberg nannte keine genaue Stellenzahl - nach Angaben vom Jahreswechsel hatte der Flugzeugbauer gut 170.000 Beschäftigte. Das Unternehmen müsse die Belegschaft an die finanzielle Realität anpassen, erklärte Ortberg.

Die IAM hat rund 33.000 Mitglieder bei Boeing. Die Gewerkschaft hatte zuletzt 2008 gestreikt. Der Ausstand dauerte 57 Tage und kostete den Konzern nach Analystenschätzungen rund zwei Milliarden Dollar. (dpa)


Aus: "Streik beim US-Flugzeugbauer geht weiter" (24.20.2024)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/mobilitaet/streik-beim-us-flugzeugbauer-geht-weiter-boeing-belegschaft-schlagt-angebot-mit-35-prozent-mehr-lohn-aus-12585422.html

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Quote[...] Der Streik Zehntausender Arbeiter bei Boeing ist nach rund sieben Wochen vorbei. Die Beschäftigten nahmen das jüngste Angebot des Flugzeugbauers mit einem Einkommensplus von 38 Prozent über eine Laufzeit von vier Jahren an. Der Streik hatte Mitte September begonnen und drohte, die Krise von Boeing noch weiter zu vertiefen.

Der Boeing-Vorschlag wurde in der Abstimmung am Montag mit einer Mehrheit von 59 Prozent akzeptiert. Das vorherige Angebot mit einem Plus von 35 Prozent über vier Jahre hatten die Arbeiter vor einer Woche noch zurückgewiesen.

Mit dem neuen Vertrag bekommen die Arbeiter auch eine Einmalzahlung von 12.000 Dollar (rund 11.000 Euro). Den Erhalt von Bonuszahlungen, die ursprünglich abgeschafft werden sollten, hatte die Gewerkschaft schon beim zweiten Angebot ausgehandelt. Die Arbeiter müssen nun spätestens am 12. November wieder arbeiten gehen.

Durch den am 13. September begonnenen Streik im Nordwesten der USA wurde die Produktion von Boeings Bestseller-Modell 737 sowie des Langstreckenjets 777 lahmgelegt. Damit dürfte Boeing noch weiter in Rückstand mit den Auslieferungen geraten.

Die Boeing-Arbeiter hatten im vergangenen Jahrzehnt mehrere Nullrunden akzeptiert und wollten nun eine deutliche Erhöhung erreichen. Boeing kündigte vor einigen Wochen an, zehn Prozent der Arbeitsplätze zu streichen. Der Abbau dürfte rund 17.000 Jobs treffen.

Boeing steckt nach einer Pannenserie seit Jahren in der Krise. Zuletzt geriet das Qualitätsmanagement noch stärker in den Fokus, nachdem im Januar bei einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max von Alaska Airlines im Steigflug ein Rumpffragment herausgebrochen war.

Nur durch glückliche Umstände wurde niemand ernsthaft verletzt. Unfallermittler kamen zu dem Schluss, dass bei der ausgelieferten Maschine vier Befestigungselemente an dem Rumpfteil fehlten. Boeing konnte auf Anfrage von Behörden keine Unterlagen zu den Montagearbeiten liefern. (dpa)


Aus: "Einkommensplus von 38 Prozent: Streik bei Boeing endet – Arbeiter nehmen Angebot an" (05.11.2024)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/einkommensplus-von-38-prozent-streik-bei-boeing-endet--arbeiter-nehmen-angebot-an-12646289.html


Textaris(txt*bot)

#1653
Quote[...] Es war ein Tabubruch bei Volkswagen: Im Rahmen des Sparprogramms schließt der Autobauer Werksschließungen und Stellenabbau nicht mehr aus – und kündigte deshalb den Tarifvertrag auf. Dieses Vorgehen stieß bei Betriebsrat und IG Metall auf Kritik. Infolgedessen wurde die für Oktober geplante Tarifrunde nun vorgezogen.

In der anstehenden Runde soll nicht nur über den Tarif verhandelt werden, sondern auch über die gekündigte Beschäftigungssicherung. Diese galt seit 1994. Mit der Aufkündigung durch Volkswagen sind ab Mitte 2025 wieder betriebsbedingte Kündigungen möglich. Zuletzt hatte VW-Chef Oliver Blume in einem ,,ZDF"-Interview angekündigt, noch in diesem Jahr konkrete Sparpakete schnüren zu wollen. ,,Dabei gehe es um alle Kosten, von der Entwicklung bis zur Produktion und Vertrieb", sagte Blume.

Betriebsratschefin Daniela Cavallo kündigte bereits Widerstand an. Und auch die IG Metall hält an ihrer Lohnforderung fest. Doch was wird gefordert? Wie stehen die Erfolgsaussichten? Und was passiert, wenn es zu keiner Einigung kommt? Die wichtigsten Antworten im Überblick:

In der regulären Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie fordert die Gewerkschaft sieben Prozent mehr Gehalt. Bei VW gilt zwar ein Haustarif, aber die Forderungen sind die gleichen: Sieben Prozent mehr Lohn und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro.

Begründet werden die Forderungen mit der schwachen Binnenkonjunktur. ,,Nahezu einheitlicher Tenor der führenden Institute ist, dass der private Konsum angeregt werden muss und eine Entgeltzurückhaltung fatal wäre", heißt es von Seiten der IG Metall.

Zudem fordert die Gewerkschaft, die Drohungen mit Werksschließungen und Stellenabbau zurückzunehmen. ,,Es braucht eine Jobgarantie nicht nur bei Schönwetterzeiten, sondern gerade bei der aktuellen Herausforderung sollte diese ein Airbag für die Kolleginnen und Kollegen sein. Jetzt, wo die Fahrbahn rutschig wird und die Hindernisse auf der Straße zunehmen, baut VW diesen Airbag aus. Das werden wir nicht stillschweigend und tatenlos hinnehmen", kommentiert Thorsten Gröger, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall, die bevorstehenden Verhandlungen.

Das Wichtigste für die Gewerkschaft sei, dass Standortschließungen und betriebsbedingte Kündigungen vom Tisch kommen. ,,Das sind für uns absolut rote Linien", sagte IG-Metall-Bundesvorsitzende Christiane Benner am Rande einer Tarifpolitischen Konferenz in Hannover.

Die Gewerkschaft hat die Einführung einer Vier-Tage-Woche vorgeschlagen, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Bereits Anfang der 1990er Jahre hatten sich VW und die Gewerkschaft auf eine solche Vier-Tage-Woche geeinigt. Auch damals kriselte es bei VW. Die Maßnahme soll den Abbau von 30.000 Stellen verhindert haben. Dass diese Maßnahme in Kombination mit einem Lohnausgleich erneut zu greifen kommt, bezweifelt Hagen Lesch, Experte für Tarifpolitik am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Jedoch sagt er: ,,Die Arbeitszeitverkürzung wurde genutzt, um konjunkturelle Krisen abzufedern. In der Automobilindustrie sehen wir eher strukturelle Probleme in Form von Überkapazitäten. Jede Art von Lohnausgleich wäre betriebswirtschaftlich unverantwortlich."

VW-Chef Blume hofft auf Zugeständnisse der Gewerkschaft. ,,Ich erwarte dort schon deutliche Bewegung, um auf der Kostenseite voranzukommen", sagte er im Gespräch mit ,,RTL". Die Kosten bei Volkswagen seien im internationalen Vergleich zu hoch.

Vor Beginn der Tarifverhandlungen wurden an sechs Standorten Flugblätter verteilt, in denen der Konzern die Belegschaft zu Zugeständnissen auffordert. ,,Volkswagen produziert in Deutschland zu teuer" steht auf dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Aktion fand an den Standorten Wolfsburg, Hannover, Braunschweig, Salzgitter, Emden und Kassel statt.

Wie die ,,Wolfsburger Allgemeine Zeitung" berichtet, könnte auch über eine pauschale Lohnkürzung um zehn Prozent diskutiert werden. Laut der Zeitung keime das Gerücht immer wieder auf.

Die diesjährigen Tarifverhandlungen stellen sich als verzwickt dar. Beide Seiten stellen hohe Forderungen. Befragungen und Gespräche mit IG-Metall-Mitgliedern haben ergeben, dass sie mehr Geld fordern als traditionell üblich. Normalerweise legt die Gewerkschaft die Tarifforderung mit einer Formel aus Inflationserwartung, Produktivitätsfortschritt und Umverteilung fest.

Allerdings haben die Metaller in den vergangenen Jahren aufgrund der hohen Lohnsteigerungen kaum inflationsbedingten Reallohnverluste hinnehmen müssen. In der Vergangenheit waren die VW-Beschäftigten im Branchenvergleich immer etwas bessergestellt. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation könnte es in diesem Jahr zu Abweichungen kommen. Dennoch hält die Gewerkschaft zunächst an der Entgeltanpassung – nach oben – fest.

Auch VW geht mit einer hohen Forderung in die Verhandlungen. ,,Das Unternehmen muss von den hohen Kosten runter. Insofern ist diese Taktik ein Stück weit logisch, um sich einen großen Verhandlungsspielraum zu schaffen", sagt Tarifpolitik-Experte Lesch. Verhandlungen seien schließlich dazu da, Kompromisse zu schmieden. ,,Es muss ein Ausgleich zwischen den Interessen beider Seiten gefunden werden. Dabei sollte die Beschäftigungssicherung im Mittelpunkt stehen." Ein Vorteil sei es, dass die Verhandlungen für den VW-Haustarif vorgezogen wurden und nun parallel zu den Runden der Metall- und Elektroindustrie laufen.

Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis Mitte 2025. Bis Juli 2025 haben die Tarifparteien Zeit, sich zu einigen. Ab diesem Zeitpunkt können auch betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden. Zudem würde der Vertrag von 1994 wieder in Kraft treten, der unter anderem längere Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich, zusätzliche Pausen oder höhere Zuschläge für Mehr- und Samstagsarbeit vorsieht. Damit würde Volkswagen im Wettbewerb massiv zurückfallen.

Zuvor endet jedoch die sogenannte Friedenspflicht, die Streiks während der Verhandlungen verhindert. Sie läuft am 30. November aus. Damit sind Warnstreiks ab dem 1. Dezember möglich. Zuletzt hatte die Belegschaft von Volkswagen 2018 für einen Warnstreik die Arbeit niedergelegt.

Dass es zu Streiks kommt, hält Lesch für unwahrscheinlich, denn beide Seiten hätten Interesse an einer Einigung: ,,Die Positionen liegen weit auseinander und die Fronten sind verhärtet, aber die IG Metall wäre gut beraten, sich konstruktiv in die Verhandlungen einzubringen – Arbeitskampfmaßnahmen würden das Klima zusätzlich belasten."

Die Kernmarke Volkswagen hatte bereits in den vergangenen Jahren mit hohen Kosten zu kämpfen. 2023 legte der Konzern deshalb ein Sparprogramm auf. Ziel war es, bis 2026 zehn Milliarden Euro einzusparen. Laut Insiderinformationen sollen die Kosten nun aber um weitere vier Milliarden Euro gesenkt werden. Anfang September kündigte VW deshalb an, das Sparprogramm auszuweiten, weil aus Sicht des Vorstands der bisher geplante Stellenabbau über Altersteilzeit und Abfindungen nicht ausreiche.

Zuletzt konnte VW nur noch eine Marge von 2,3 Prozent erwirtschaften. Zudem erzielte Volkswagen im Gegensatz zu den Konzernschwestern Škoda, Seat und Audi nur geringe Rendite.


Aus: "Was bei den Tarifverhandlungen von VW zu erwarten ist" Anabel Schröter (25. September 2024)
Quelle: https://www.wiwo.de/unternehmen/auto/volkswagen-was-bei-den-tarifverhandlungen-von-vw-zu-erwarten-ist/30008484.html


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Quote[...] Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat mehr Respekt für finanziellen Erfolg eingefordert. »Ich möchte ein bisschen unsere Mentalität ändern«, sagte der CDU-Chef der »Bild am Sonntag« [https://www.bild.de/politik/inland/cdu-kandidat-merz-erklaert-seinen-plan-was-habe-ich-davon-wenn-sie-kanzler-werden-66f79ea8ee5af53f9b20517e] . »Wirtschaftlicher Erfolg gehört dazu, den darf man auch – man muss nicht protzen – zeigen.« Damit könne man auch »andere ermutigen und ermuntern und sagen: Macht es nach«.

Besorgt zeigte sich Merz über die Einstellung mancher Menschen zur Arbeit. Wenn diese nur als »unangenehme Unterbrechung unserer Freizeit« gesehen werde, führe dies »in einen massiven Wohlstandsverlust«.

Als Vorbild für den Umgang mit Arbeit und Wohlstand nannte Merz die USA. Deutschland müsse »ein Land sein – und das habe ich in Amerika immer sehr geschätzt –, das Erfolg nicht diskreditiert, sondern sagt: Daran nehmen wir uns ein Beispiel«.

Auf seinen früheren Millionenverdienst in der freien Wirtschaft blickt Merz laut »Bild am Sonntag« stolz zurück: »Ich freue mich darüber, es ist nichts vom Himmel gefallen, ich habe dafür gearbeitet«, sagte er. »Ich habe auch vielleicht mehr gearbeitet als acht Stunden am Tag. Ich habe es gerne gemacht, und ich habe auch Glück gehabt.«

Nachdem sich Merz 2009 für mehrere Jahre aus der Politik zurückgezogen hatte, arbeitete er unter anderem als Aufsichtsratschef der deutschen Abteilung der Fondsgesellschaft Blackrock. 2018 bezifferte er sein Jahreseinkommen auf etwa eine Million Euro. 2020 legte er seinen Posten bei Blackrock und weitere Beraterposten in der Wirtschaft nieder.

Geld war für den CDU-Chef kein Grund, um wieder in der Politik zu arbeiten: »Dann wäre ich nie wieder zurückgekehrt.«

Merz warf in der »Bild am Sonntag« außerdem die Frage auf, ob die Menschen in Deutschland künftig mehr arbeiten sollten. »Warum leisten wir heute eigentlich mit 45 Millionen Erwerbstätigen nicht mehr Arbeitsstunden als vor 30 Jahren? Da hatten wir sieben Millionen Erwerbstätige weniger.«

Arbeit könne »ein Stück unserer Lebenserfüllung, ein Stück unserer Selbstverwirklichung« sein.

Für FDP-Chef Christian Lindner fand Merz scharfe Worte, attestierte den Liberalen sogar »politischen Selbstmord«. Auf die Frage nach seinem einst guten Verhältnis zu Lindner sagte er ebenfalls der »Bild am Sonntag«: »Ich verstehe ihn mittlerweile immer weniger.«

Bei der Landtagswahl in Brandenburg sei die FDP auf 0,8 Prozent abgerutscht, in Thüringen auf 0,9 Prozent, in Sachsen auf 1,1 Prozent. »Ich weiß nicht, was die Partei vorhat. Das ist ja organisierter Selbstmord, was sie da im Augenblick betreiben.«

In einer aktuellen Rundmail an seine Anhänger wirft der CDU-Chef der FDP zudem vor, die Arbeit in der Bundesregierung zu torpedieren. Die Partei tue wirklich alles, um aus der Koalition geworfen zu werden: »Sie hält sich an nichts mehr, was die Ampelparteien vor knapp drei Jahren gemeinsam vereinbart haben.«

Die FDP widerspreche im Bundestag Gesetzen, die sie im Kabinett selbst mitbeschlossen habe, so Merz. Als Beispiel nannte der die letzte Rentenreform

Außerdem bringe das von ihr geführte Finanzministerium einen Haushalt in den Bundestag ein, dem »der Verdacht der Verfassungswidrigkeit erneut auf die Stirn geschrieben« ist.

»Schaden mit der Ampel nimmt nicht nur das ganze Land. Schaden nimmt auch unsere Demokratie«, schreibt der CDU-Chef.

irb/dpa



Aus: "Merz fordert mehr Respekt für Besserverdienende – und mahnt zu Fleiß" (29.09.2024)
Quelle: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/cdu-chef-friedrich-merz-kritik-an-der-fdp-und-appell-zur-arbeitsmoral-a-0f166cf9-1613-4ca2-aad3-cf1aead36390

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Quote[...] Die Lebensmittelpreise heizten im vergangenen Jahr die Inflation an – und der Gründer der Lebensmitteleinzelhandelskette Lidl, Dieter Schwarz, hat sich nun an Platz eins der aktuellen Reichenliste des manager magazins zurückgearbeitet: Geschätztes Vermögen: 43,7 Milliarden Euro.

Der 85-jährige Unternehmer aus Heilbronn verdrängt damit Susanne Klatten, 62, und Stefan Quandt, 58, wieder auf Rang zwei unter den 500 reichsten Deutschen. Die Geschwister sind Großaktionäre des Autokonzerns BMW, dessen Wert an der Börse in den vergangenen zwölf Monaten um etwa ein Fünftel zurückgegangen ist.

Platz 3 behält mit einem geschätzten Vermögen von 33,8 Milliarden Euro die Familie Merck, der die Mehrheit am gleichnamigen Pharma- und Chemiekonzern aus Darmstadt gehört. Die neue Top Ten sieht damit so aus:

    Platz 1: Dieter Schwarz; Lidl, Kaufland; 43,7 Milliarden Euro

    Platz 2: Familie Susanne Klatten und Stefan Quandt; BMW und andere Beteiligungen; 34,4 Milliarden Euro

    Platz 3: Familie Merck; Pharma; 33,8 Milliarden Euro

    Platz 4: Familie Reimann; JAB Holding; 31,3 Milliarden Euro

    Platz 5: Klaus Michael Kühne; Logistik, Hotels, Lufthansa; 29,0 Milliarden Euro

    Platz 6: Familien Albrecht und Heister; Aldi Süd; 27,0 Milliarden Euro

    Platz 7: Familie Henkel; Konsumgüter; 24,6 Milliarden Euro

    Platz 8: Familie Porsche; Automobil; 19,3 Milliarden Euro

    Platz 9: Familie Theo Albrecht junior und Familie Babette Albrecht; Aldi Nord; 18,9 Milliarden Euro

    Platz 10: Andreas von Bechtoltsheim; Netzwerktechnik; 17,7 Milliarden Euro

Grundlage für das Ranking ist die neueste Schätzung des manager magazins, dessen Reichenliste nun zum 24. Mal erscheint. Den Daten zufolge sind zahlreiche Großvermögen in den vergangenen zwölf Monaten gewachsen. Seit 2023 haben die Buchvermögen der Top 500 um insgesamt 53 Milliarden Euro auf gut 1,1 Billionen Euro zugelegt. In absoluten Zahlen ist das ein neuer Rekord. Allerdings blieb der Zuwachs von 4,9 Prozent deutlich hinter der heimischen Börsenentwicklung zurück: Der Dax 40 legte im selben Zeitraum um knapp 28 Prozent zu.

Insgesamt gibt es aktuell 249 Milliardäre in Deutschland – 23 mehr als im vergangenen Jahr. Auch das ist ein neuer Rekord. Seit das manager magazin im Jahr 2001 die Liste der reichsten Deutschen erstmals veröffentlicht hat, gab es noch nie mehr Milliardäre im Land. Die Zahl umfasst Individuen ebenso wie Großfamilien, die ein entsprechendes Vermögen gemeinsam kontrollieren.

Bewertungsgrundlage für die Rangliste sind Recherchen in Archiven und Registern, bei Vermögensverwaltern, Anwälten, Bankern sowie Vertreterinnen und Vertretern der Rangliste selbst. Die Vermögen werden konservativ bewertet, Aktienkapital nach den Schlusskursen vom 13. September 2024, nicht börsennotierte Unternehmen nach Umsatz, Profitabilität und Marktstellung. Alle Vermögensangaben sind Schätzungen.

Die Liste weist auch aus, welche Hochvermögenden ihre Unternehmensanteile in Stiftungen eingebracht haben. Unter den Top Ten trifft dies beispielsweise auf die Familien Albrecht und Heister, die hinter Aldi Süd und Aldi Nord stehen, sowie auf Lidl-Gründer Dieter Schwarz zu.

...


Aus: "Das sind die reichsten Deutschen" (01.10.2024)
Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/die-reichsten-deutschen-lidl-gruender-dieter-schwarz-ist-reichster-deutscher-a-b2f44eec-9498-4f38-9984-ebf61a86e83f

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Quote[...] Große Aufregung im Kölner Süden. Bei einer geplanten Zwangsräumung ist es am Montagmorgen (30. September 2024) im Stadtteil Wahnheide zu einem Polizeieinsatz gekommen. Der betroffene Bewohner hat ein Feuer gelegt, um die Maßnahme zu verhindern.

Ein Gerichtsvollzieher stand gegen 10 Uhr auf der Matte bei dem 65-jährigen Bewohner an der Magazinstraße. Doch Manfred K. (Name geändert) ließ den städtischen Mitarbeiter nicht rein. Er verschanzte sich in seinem Heizungskeller.

Kurz darauf hat der Mann in seinem Keller Gerümpel angezündet. Polizei und Feuerwehr sowie ein Rettungshubschrauber wurden alarmiert.

In der ruhigen Wohnsiedlung sorgte der Einsatz für bange Momente. Während die Polizei auf den Bewohner eingeredet hat, beobachteten einige Nachbarinnen und Nachbarn das Geschehen nebenan von ihren Balkonen aus. Wie die Polizei auf Anfrage von EXPRESS.de erklärt, habe aber zu keiner Zeit eine Gefahr für unbeteiligte Personen bestanden.

Die Polizei konnte den Mann schließlich sicher aus dem frei stehenden Bungalow holen. Er wurde dem Rettungsdienst, der schon bereitgestanden hatte, übergeben und in ein Krankenhaus gebracht. Dort wird der Mann auf seine Psyche kontrolliert.

Der 65-Jährige wurde bei dem Feuer leicht verletzt, mehrere Polizistinnen und Polizisten atmeten Rauchgase ein und wurden vor Ort durch den Rettungsdienst behandelt. Das Feuer konnte zügig gelöscht werden, der Tatort wurde von der Polizei beschlagnahmt.

Ein größeres Unglück wurde offenbar verhindert, da dem Bewohner bereits vor einigen Tagen das Gas abgestellt worden war. Eine zwischendurch befürchtete Explosionsgefahr konnte schnell ausgeschlossen werden.

Gegen den 65-jährigen Bewohner wird nun wegen Brandstiftung und anderer Straftaten ermittelt. In seine Wohnung kann er wohl nicht mehr zurück. Wo er unterkommen wird, ist unklar. Aus datenschutzrechtlichen Gründen gab es auch keine Auskunft, warum der Mann aus seiner Wohnung zwangsgeräumt werden sollte.


Aus: "Großeinsatz in Köln: Mann verschanzt sich bei Zwangsräumung in seinem Keller und legt dann Feuer" Adnan Akyüz (30.09.2024)
Quelle: https://www.express.de/koeln/koeln-mann-legt-bei-zwangsraeumung-feuer-in-seinem-keller-871615

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Quote[...] [3. Dezember 2023] - Mietschulden haben im vergangenen Jahr zu Zwangsräumungen von Zehntausenden Wohnungen geführt. Mehr als 27.319 Wohnungen wurden 2022 zwangsweise geräumt, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Mietschulden sind die häufigste Ursache für den Wohnungsverlust.

Die Miet- und Wohnungsbauexpertin der Linken, Caren Lay, forderte, dass Kündigungen bei Nachzahlungen der Mietrückstände aufgehoben und «Räumungen in die Wohnungslosigkeit» verboten werden müssten. «Wenn die Bundesregierung nicht handelt, werden noch mehr Menschen ihre Wohnungen und ihr Zuhause verlieren, denn die Mieten werden extrem angehoben», sagte Lay. «Jede Zwangsräumung ist eine zu viel.»

Die meisten Zwangsräumungen wurden nach den Angaben in Nordrhein-Westfalen (8690), Bayern (2579), Niedersachsen (2288) und in Sachsen (2265) vollstreckt. Gemessen an den Zahlen von Einwohnerinnen und Einwohnern verzeichnen demnach Brandenburg (1085), Bremen (413), Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Hamburg (902) die meisten Zwangsräumungen.

Bei der Gesamtzahl der Zwangsräumungen geht Lay sogar von rund 30.000 im Jahr 2022 aus. Grund ist, dass die Bundesregierung nicht zu allen Ländern Angaben gemacht hat. Zählt man fehlende Daten zu Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein hinzu, wie sie in der Deutschen Gerichtsvollzieher Zeitung aufgeführt sind, kommen zur Gesamtzahl noch einmal rund 2000 Wohnungen hinzu, wie die Linke betont. Im Vorjahr waren mehr als 29.000 Wohnungen in Deutschland zwangsgeräumt worden.


Aus: "Mehr als 27.300 Zwangsräumungen" (3. Dezember 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/news/2023-12/03/mehr-als-27-300-zwangsraeumungen

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Quote[...] Bei einer großangelegten bundesweiten Razzia in der Baubranche sind Zöllner zu mehr als 100 Durchsuchungen in neun Bundesländern ausgerückt. Bei der Aktion seien sieben Beschuldigte festgenommen worden, teilte die federführende Staatsanwaltschaft Hannover mit. Ihnen werde vorgeworfen, an einem Konstrukt von Servicefirmen beteiligt gewesen zu sein und mit fingierten Rechnungen mehrere Millionen Euro an Sozialversicherungsabgaben nicht abgeführt zu haben.

Rund 800 Zöllner waren den Angaben zufolge an den Durchsuchungen beteiligt. Betroffen waren Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, das Saarland und Schleswig-Holstein. Der Schwerpunkt habe dabei auf der Baubranche und den Großräumen Hamburg sowie Düsseldorf/Duisburg gelegen, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Auf einer Baustelle in Siegen (Nordrhein-Westfalen) wurden 17 ausländische Beschäftigte festgestellt, die keine Arbeitserlaubnis vorweisen konnten. Dort wird nun wegen illegaler Beschäftigung ermittelt.

Hintergrund sind drei Ermittlungsverfahren gegen insgesamt 25 Beschuldigte im Auftrag der Staatsanwaltschaft Hannover. Dabei gehe es um sogenannte ,,Abdeckrechnungen", mit denen Servicefirmen Leistungen in Rechnung stellen, die nie erbracht wurden. Mit diesen Scheinrechnungen soll dann eine andere Zahlung abgedeckt werden, ,,damit man schwarz bezahlen kann", so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Ermittelt werde gegen drei solcher Servicefirmen. ,,Insgesamt sind uns zum jetzigen Zeitpunkt seit September 2021 Geldströme in Millionenhöhe über die Servicefirmen bekannt", so der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover. Nach bisheriger Auswertungen ergebe sich der Verdacht, dass eine größere Anzahl von Unternehmen bei den Servicefirmen Abdeckrechnungen eingekauft habe.

Rund 130 Wohn- und Geschäftsräume seien durchsucht worden, darunter auch zahlreiche Firmen, die solche fingierten ,,Abdeckrechnungen" aufgekauft haben sollen. Bekannte Großunternehmen seien aber nicht dabei gewesen, so die Staatsanwaltschaft. Bei der Durchsuchung einer Wohnung in Neustadt am Rübenberge (Niedersachsen) kam auch eine Spezialeinheit der Polizei zum Einsatz. Der Verdacht, der dort lebende Beschuldigte könnte bewaffnet sein, habe sich dann aber nicht bestätigt. Er habe keinen Widerstand gegen die Durchsuchung geleistet, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Ziel der Aktion war vor allem die Sicherung von Geschäftsunterlagen und Datenträgern als Beweismittel. Daneben sollten auch Vermögenswerte beschlagnahmt werden. Geplant war die Sicherstellung von mehr als fünf Millionen Euro. Wie viel am Ende tatsächlich sichergestellt werden konnte, ließ die Staatsanwaltschaft zunächst offen. Das müsse nun zunächst ausgewertet werden. (dpa)


Aus: "Rund 800 Beamte im Einsatz: Zoll rückt zu bundesweiter Razzia in Baubranche aus" (01.10.2024)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/rund-800-beamte-im-einsatz-zoll-ruckt-zu-bundesweiter-razzia-in-baubranche-aus-12469751.html

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Quote[...] Die FDP fordert in einem neuen Fraktionspapier nur noch ,,Bett, Seife, Brot" für ausreisepflichtige Geflüchtete. Die SPD zeigt sich genervt.

Berlin dpa | Die FDP will in der Ampel-Koalition einen härteren Kurs in der Migrationspolitik durchsetzen. Dazu beschloss der Fraktionsvorstand nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Wochenende ein Neun-Punkte-Papier, über das zuerst die ,,Bild am Sonntag" berichtet hatte.

Weniger Leistungen für Ausreisepflichtige, mehr sichere Herkunftsländer: Die Forderungen der FDP dürften vor allem die Grünen unter Druck setzen. Denn sie greifen Vorschläge aus schwarz-grün regierten Bundesländern auf. ,,Es gibt jetzt eine Gelegenheit für spürbare Änderungen in der Migrationspolitik und es wäre unverantwortlich, diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen", heißt es im FDP-Papier.

FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte der Deutschen Presse-Agentur: ,,Wenn Bund und Länder Hand in Hand arbeiten, haben wir die Chance auf eine echte Migrationswende." Grüne und CDU hätten in den Ländern den Weg freigemacht. Das sei ein starkes Signal, denn noch vor kurzem sei es undenkbar gewesen, dass die Grünen eine Ausweitung sicherer Herkunftsstaaten erwägen. ,,Jetzt stellt sich die Frage, wie sich die Grünen im Bund verhalten", betonte Dürr.

Der Koalitionspartner SPD reagierte skeptisch. Es gelte, die laufenden Gespräche zum sogenannten Sicherheitspaket abzuwarten, sagte Vizefraktionschef Dirk Wiese der ,,Welt". Darin will die Regierung aus SPD, Grünen und FDP unter anderem Leistungen für Menschen kürzen, für deren Asylverfahren ein anderer Staat zuständig ist. ,,Wir sollten uns davor hüten, den Ton in der Debatte zu überdrehen", warnte Wiese. Das stärke am Ende nur den rechten Rand. ,,Wir brauchen klare Regelungen, aber auch die Offenheit, Migration als Chance für den Arbeitsmarkt zu begreifen."

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich reagierte verärgert auf den neuen Vorstoß der Liberalen. ,,Das nervt mich mittlerweile", sagte Mützenich in der ARD-Sendung ,,Bericht aus Berlin". Die FDP sei offensichtlich Expertin darin, jedes Wochenende neue öffentliche Hinweise in der Debatte zu geben.

Gefordert wird im Neun-Punkte-Papier konkret eine Prüfung von sicheren Herkunftsstaaten, die nicht nur die sogenannten Maghreb-Staaten in Nordwestafrika in den Blick nimmt, sondern auch Indien, Kolumbien und Armenien. Asylanträge von Menschen aus sicheren Herkunftsstaaten können schneller abgelehnt werden.

Für die Rücküberstellung von ausreisepflichtigen Asylbewerbern in andere EU-Mitgliedsstaaten soll allein der Bund zuständig sein. Dabei soll es eine bessere Kooperation mit den Fluggesellschaften geben. Die Bundespolizei soll selbst bei Gericht Abschiebungshaft und Ausreisegewahrsam beantragen können. Menschen, die terroristische Straftaten öffentlich gutheißen, sollen leichter ausgewiesen werden können.

Außerdem will die FDP, dass ausreisepflichtigen Asylbewerbern auch dann Leistungen gekürzt werden, wenn sie nicht im Dublin-Verfahren sind. Dabei wird festgestellt, welches europäische Land für ein Asylverfahren zuständig ist. In vielen Fällen ist das jener Staat, auf dessen Gebiet Schutzsuchende zuerst europäischen Boden betreten haben.

,,Künftig sollten die Leistungen für alle ausreisepflichtigen Asylbewerber aufs Bett-Seife-Brot-Minimum gekürzt werden", sagte Dürr der ,,Bild am Sonntag". ,,Damit stellen wir sicher, dass es keinen Anreiz mehr gibt zu bleiben."


Aus: "Bett, Brot, Seife-Vorstoß der Liberalen: FDP will Härte für Migranten" (7.10.2024)
Quelle: https://taz.de/Bett-Brot-Seife-Vorstoss-der-Liberalen/!6040914/

QuoteBambus05, 10:34

Bett-Seife-Brot, klingt ja fast nach Wasser und Brot. ... Was ist dann die nächste Stufe? Anlasslose Prügelstrafe? Schlafen bei Neonlicht? Folter durch Helene-Fischer-Dauerbeschallung? Nicht dass deren Fehlen noch ein Pullfaktor für die nächste große Flüchtlingswelle wird.


QuoteFrank Burghart, 10:31

Und bitte noch mehr Geld für die Porschefahrer und Privatflieger. ...


QuoteLeKikerikrit, 09:41

... und der Wähler stellt 2025 hoffentlich sicher, das es die sogenannten Freien Demokraten im Bundestag nicht mehr braucht. Wir haben doch schon die Alternative ...


QuoteHannes B., 09:16

,,Künftig sollten die Leistungen für alle ausreisepflichtigen Asylbewerber aufs Bett-Seife-Brot-Minimum gekürzt werden", sagte Dürr der ,,Bild am Sonntag". ,,Damit stellen wir sicher, dass es keinen Anreiz mehr gibt zu bleiben."

Diese Sätze zeugen einfach von einer massiven Unkenntnis der Lage in der Geflüchtete sich befinden.

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QuoteSquirrel
07.10.2024, 11:18

Wundert das irgendwen? In der Weimarer Republik waren es die Liberalen, die als erste mit den Nazis koalierten. Die von der Verabschiedung in die Bedeutungslosigkeit - zu Recht - bedrohte FDP biedert sich schon mal bei den ganz Rechten an. In der Hoffnung, doch noch ein Fitzelchen politische Macht abzubekommen. Kann man echt so doof sein? Inzwischen müsste doch auch dem Letzten klar sein, dass vom Anbiedern an Faschisten nur eine Gruppe profitiert: die Faschisten der Alternative für Deppen.


QuoteKnorkeM, 10:49

Ist doch praktisch, die Flucht-Überlebenden einfach in die Kriminalität zwingen und der Bevölkerung und ihren nationalistischen Agitatoren die Drecksarbeit überlassen.

Das ist Reichen-Politik vom Feinsten getreu dem Motto: "Teile und Herrsche!"


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Textaris(txt*bot)

#1659
Quote[...] Ich habe dem Vermächtnis der Wegwerfgesellschaft ins Auge geblickt. Es lag in einer Mülltonne eines Supermarkts, sie war vollgefüllt mit Schinken, Schnitzerln und Würsteln. Was für arme Schweine, die ihr Leben in Massenställen fristen mussten, um am Ende in Plastik abgepackt im Müll zu landen! Was für ein krankes System!

Geht es noch absurder? Ja, das beweist der Fall Christian A. Wie DER STANDARD berichtete, hat ein Gericht den Arbeitslosen verurteilt, weil er noch genießbare Lebensmittel aus der Mülltonne genommen hat, die ein Supermarkt entsorgt hatte. Das Essen in der Restmülltonne wäre sonst in der Müllverbrennungsanlage verheizt worden. Vor Gericht erklärte Christian A., er habe die Lebensmittel essen und an andere Menschen weitergeben wollen. Dafür wurde er als Dieb verurteilt, er bekam eine bedingte Haftstrafe von vier Wochen.

Dabei liegt das moralische Verbrechen vielmehr in der Lebensmittelverschwendung, die die Republik bis heute nicht in den Griff bekommen hat. Das entsorgte Essen, das meist noch völlig genießbar ist, wird nicht nur Armen entzogen. Die Herstellung von Lebensmitteln braucht auch viel Energie und riesige Flächen. All das schadet der Natur im Allgemeinen und dem Klima im Speziellen.

Es ist unerträglich, dass ausgerechnet jene Menschen kriminalisiert werden, die diesem System etwas entgegensetzen. Die nächste Regierung sollte Müllfischen endlich legalisieren.


Aus: "Legalisiert das Müllfischen!" Benedikt Narodoslawsky (8.10.2024)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000239729/legalisiert-das-muellfischen

"Lebensmittelverschwendung: Handel schmeißt dreimal so viele Lebensmittel weg, wie er spendet" Nora Laufer (1. März 2024)
Rund 16.000 Tonnen Lebensmittel aus dem Handel landeten im letzten Quartal im Müll. ...
https://www.derstandard.at/story/3000000209586/handel-schmeisst-dreimal-so-viele-lebensmittel-weg-wie-er-spendet

Quotekrüppliderclown

Das mit der lebensmittelverschwendung ist das eine. Etwas vollkommen anderes ist, im besitz von anderen herumzuwühlen und sich zu bedienen. Sorry aber das würde ich auch nicht wollen. Solange ein müllkübel nicht öffentlich ist, ist er privat. Die polizei bräuchte ja auch erst einen durchsuchungsbescheid und darf nicht selbstständig zu wühlen anfangen.
Was wäre wenn dutzende konsumenten nix kaufen sondern am abend vorbeischauen?
Nein so gehts nicht.


QuoteHofkurt

Der Inhalt eines Mistkübels ist meiner Meinung nach niemandem sein Besitz! Sie haben mit Sicherheit von klein auf eine gesicherte und heile Welt hinter sich.

zum Kotzen ihr Kommentar!!!


QuoteThomas Müller

In anderen Ländern (z.B. Frankreich) ist es den Supermärkten verboten, Lebensmittel wegzuschmeißen. Die müssen sich dann was einfallen lassen, wie sie damit umgehen.


Quoteseltsam, aber so stehts geschrieben

Ich habe immer 50% verbilligte, am selben Tag ablaufende Fleischwaren für meinen Hund gekauft. Natürlich keine Steaks oder ähnliches aber Hühnerbeine, Suppenfleisch, Markknochen und ähnliches. Seit einiger Zeit wird zumindest in "meiner" Filiale die zu den involvierten Konzern des gestrigen Skandal Urteils gehört, das ablaufende Fleisch, auch wenn es in Riesen Mengen vorhanden ist, nur mehr um 25% verbilligt.

Auf meine Frage Warum, Weshalb, Wieso, wurde mir erklärt, "Anweisung des Filialinspektors. Es kommt billiger das Fleisch weg zu schmeißen als es um 50% zu verbilligen.

Gleichzeitig jammern Sozialmärkte das sie immer weniger Ware bekommen. Gier frisst also Verstand, Umweltbewusstsein und Menschlichkeit.


QuoteFlorbela

Wie im ersten Bericht von Narodoslawsky vom 7. Oktober erwähnt wird, hätte die Richterin die Möglichkeit gehabt, das Verfahren wegen Geringfügigkeit einzustellen. Weggeworfene Lebensmittel, bei denen noch dazu die Kühlkette unterbrochen ist, haben aus der Sicht der ehemaligen Verkaufsstelle keinen bezifferbaren Wert mehr.

Ein Urteil darf doch nicht wegen ungeschickten oder "unvorteilhaften" Auftretens des Angeklagten härter oder milder ausfallen.


Quotemebjoern

Noch besser wäre, wenn jeder Supermarkt pro Kilo weggeworfener Lebensmittel kräftig zur Kassa gebeten würde. Dann würde vielleicht endlich ein Umdenken stattfinden. Wie mit Lebensmitteln umgegangen wird ist absolut kriminell.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Beim Schweizer Uhrenhersteller Jean Singer et Cie in Boudry nimmt man es mit der Zeitnehmung ganz genau. Wer dort arbeitet, muss während der Toilettenpause ausstempeln – bisher wurden kurze WC-Pausen als Bestandteil der normalen Arbeitszeit angesehen. Das kantonale Arbeitsamt klagte gegen diese Maßnahme. Ein Gericht aus dem Kanton Neuenburg in der französischsprachigen Schweiz hat nun jedoch dem Unternehmen Recht gegeben, das lässt in der Schweiz die Gemüter hochgehen.

Dem Gericht zufolge definiert das Arbeitsgesetz den Begriff der Pause nicht eindeutig genug. Daher könnten Toilettenpausen als Arbeitszeitunterbrechungen betrachtet werden. Allerdings erkannte das Gericht eine mögliche Benachteiligung von Frauen aufgrund ihrer Menstruation und forderte die Firma auf, Maßnahmen zu ergreifen, um diese Ungleichbehandlung zu beseitigen, berichtete der Fernsehsender SRF.

Der Anwalt von Jean Singer et Cie sieht die Sache eindeutig: "Ob es sich dabei um Toilettenpausen, Essenspausen, Ruhepausen, Telefonpausen oder um einen Spaziergang in der Natur handelt: Unabhängig vom Grund der Pause muss sie gestempelt werden." Betroffen sind 400 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Allein ist Jean Singer et Cie mit der Maßnahme nicht, wie sich mittlerweile herausgestellt hat. Bei drei weiteren Uhrenfirmen müssen die Angestellten bei WC-Pausen ebenfalls ausstempeln, berichtet der Sender RTS. Geäußert hätten sich die Unternehmen Sellita, Universo sowie Rubattel und Weyermann dazu nicht. Die beiden Letzteren gehören zur Swatch Group.

Wenig begeistert von dem Urteil zeigt man sich auf der regionalen politischen Ebene. "Ich hoffe, dass dieses Urteil keine Nachahmer bei anderen Unternehmen findet, die versucht sein könnten, solche Praktiken anzuwenden", meint die zuständige Regierungsrätin Florence Nater.

Wie sieht die Situation in Österreich aus? "Kurze Toilettenpausen gelten als Arbeitszeit und sind nicht auf die Ruhepause anzurechnen", heißt es auf der Website des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. Auch die Aufteilung ist geklärt, wie man bei der Arbeiterkammer (AK) nachlesen kann: "Getrennte Toiletten für Frauen und Männer sind erst vorgeschrieben, wenn es mindestens fünf Frauen bzw. Männer im Betrieb gibt. Arbeiten also vier Frauen in einem Betrieb mit sechs Männern, genügt dem Gesetz nach ein gemeinsames WC. Steht es fünf zu fünf, dann sind getrennte Örtlichkeiten notwendig."

Und wie sieht es mit Rauchpausen aus? "Das Arbeitszeitgesetz sieht keinen Anspruch auf eigene Rauchpausen vor. Es sind lediglich die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhepausen einzuhalten. In diesen gesetzlichen Ruhepausen unterliegt der Arbeitnehmer, sofern er sich nicht im Betrieb aufhält, keinen Verhaltensvorschriften", ist bei der Wirtschaftskammer nachzulesen. Theoretisch wäre es auch möglich, die Häufigkeit und Dauer von Rauchpausen einzelvertraglich zu vereinbaren. Der AK zufolge kann der Arbeitgeber Rauchpausen gestatten – um Missverständnissen vorzubeugen, sollte allerdings geklärt werden, ob diese Rauchpausen als Arbeitszeit gewertet werden oder nicht.


Aus: "Bei Schweizer Uhrenhersteller muss man für WC-Pause ausstempeln" (red, 9.10.2024)
Quelle: https://www.derstandard.de/story/3000000240007/bei-schweizer-uhrenhersteller-muss-man-fuer-wc-pause-ausstempeln

QuoteSieMüssenNichtDieGleicheMeinungHaben

Sehr sympathisch die Firma.


QuoteJoan Allesema

Am abend ausstempeln und sich am Klo entleeren, aufs Spülen verzichten.


QuoteJulia Caesar

Da geht noch mehr: Für Niesen, Schnäuzen, Brille-putzen und den-Kollegen-fragen-wie-das-Wochenende-war muss man natürlich auch ausstempeln!


QuoteBinImFlow

"Ich hoffe, dass dieses Urteil keine Nachahmer bei anderen Unternehmen findet, die versucht sein könnten, solche Praktiken anzuwenden", meint die zuständige Regierungsrätin

Hoffen ist die einzige politische Maßnahme?


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Während in Niederösterreich noch über den Bodenverbrauch gestritten wird, baut Mitchell Suchner 10.000 Kilometer entfernt Häuser, die keine Erde mehr versiegeln. Schwimmende Plattformen, zunächst eine, dann zehn, dann hunderte, sodass sie sich irgendwann zu gewaltigen Städten verbinden. Die Zukunft des Wohnens, so ist er sich sicher, liegt auf dem Wasser. "29 Prozent der Erdoberfläche sind Land, von diesen sind wiederum maximal zwanzig Prozent besiedelbar und mehr als die Hälfte Ackerland", sagt Suchner. "Früher oder später werden wir entweder keine Siedlungsräume oder kein Ackerland mehr haben."

Würde die Menschheit auch die Meere besiedeln, könnte das 71 Prozent der Erdoberfläche für neuen Wohnraum öffnen. Seasteading nennt sich die Idee, die genau das versucht. Gefördert wird die Bewegung vor allem von Tech-Investoren aus dem Silicon Valley, darunter etwa Paypal-Gründer Peter Thiel. Die Vision: schwimmende Städte errichten, die politisch und wirtschaftlich unabhängig von anderen Staaten sein sollen, mit eigenen gesellschaftlichen Systemen, ohne Steuern, Bauvorschriften, Mindestgehälter und den Kriegen und Krisen der ländlichen Welt. ...

... Warum er die schwimmenden Häuser zuerst in den Philippinen etablieren möchte, habe mehrere Gründe: Vor allem im Süden des Landes gebe es aufgrund der Nähe zum Äquator kaum Taifune, die ein Wohnen auf dem Wasser wohl eher ungemütlich machen würden. Zudem bestünden die Philippinen aus mehr als 7000 Inseln und daher vielen geschützten Buchten, die sich gut für schwimmende Gemeinschaften eigneten.

Nicht zuletzt seien auch die Steuern und die Kosten für Arbeitskräfte niedrig und die Auflagen für das Leben auf dem Wasser im Vergleich zu anderen Teilen der Welt gering. "Wenn du ein Haus an Land bauen möchtest, hast du zehn- bis hundertmal mehr Auflagen als auf dem Wasser", sagt Suchner. Eine der wenigen Regeln, die es in vielen Ländern gebe, sei, dass man maximal für einen Monat an einem bestimmten Platz auf dem Wasser ankern dürfe. "Jedes Monat müsstest du das schwimmende Haus vorübergehend an einem anderen Ort festmachen, danach kannst du es wieder an den ursprünglichen Ort zurückziehen." In den Philippinen gebe es diese Auflage nicht. Mit Ausnahme von Metropolregionen könne man so lange an einem Ort auf dem Wasser bleiben, wie man wolle.

Für Seasteader wie Suchner verspricht das die ultimative Freiheit. Er ist damit nicht der Einzige. Sein Unternehmen Arkpad ist Mitglied der US-amerikanischen Organisation The Seasteading Institute, die schwimmende Städte überall auf der Welt voranbringen will. Dabei geht es um mehr als nur eine neue Wohnform. Laut der Organisation könnte Seasteading, also die Besiedelung des Wassers, die Lösung für eine Reihe von Problemen sein, mit denen die Menschheit zu kämpfen hat: steigende Meeresspiegel, Überbevölkerung und schlechte Regierungsführung. 44 Prozent der weltweiten Meere sind Hohe See und gehören damit zu keinem bestimmten Staat. Speziell dort könnten künftig schwimmende Städte mit "signifikanter politischer Autonomie" entstehen.

Die Idee entspricht den Vorstellungen und Visionen von Tech-Milliardären wie dem Paypal-Gründer Peter Thiel, der bereits mehr als eine Million Dollar für die Gründung des Seasteading Institute beisteuerte. Thiel selbst bekennt sich zum Libertarismus, der persönliche Freiheit über staatlichen Einfluss stellt, Freiheit und Demokratie hält er für unvereinbar, Unternehmen für wichtiger und besser als Staaten.

Die Besiedelung des Wassers bietet laut Thiel die Chance, mit neuen Ideen für Regierungen und für das Zusammenleben zu experimentieren und sich dem freiheitseinschränkenden Einfluss von Staaten zu entziehen. Dazu gehören etwa neue Gesellschaften auf dem Wasser ohne Mindestgehälter, strenge Bauvorschriften oder Waffengesetzen. Solche Siedlungen könnten zunächst noch im Hoheitsgebiet von bestimmten Staaten gebaut werden. Schließlich sollen sie jedoch möglichst schnell politisch und wirtschaftlich autonom werden.

Auf der Website des Seasteading Institute sprießen die Ideen und Renderings schon schneller als die umgesetzten Projekte. Dazu gehört neben Arkpad auch das Unternehmen Freedom Haven, das bis 2034 eine schwimmende Hafenstadt bauen will, die sich außerhalb der Zuständigkeit von Staaten befindet und ihren zunächst 5000 bis 10.000 Bewohnerinnen und Bewohner das höchste Maß an sozioökonomischer Freiheit verspricht. Steuern soll es keine geben, stattdessen einen möglichst freien Markt und niedrige Lebenserhaltungskosten, um damit laut Freedom Haven auch zu einem Zuhause für wirtschaftlich benachteiligte Gruppen der Gesellschaft zu werden.

Daneben gibt es auch das US-amerikanische Unternehmen Atlantis Sea Colony, das modulare Resorts am Meeresgrund bauen will. Diese sehen aus wie Lkw-Tanks und sollen als permanente Wohnstätten, Hotels und Geschäftsflächen dienen, sich miteinander verbinden lassen und das Leben unter Wasser genauso leicht ermöglichen wie das Leben an Land. Auch ganze Rechenzentren könnten in solchen Unterwassercontainern gelagert werden. Dadurch könnte das umgebende Wasser für die Kühlung eingesetzt werden, was Energiekosten sparen soll. Die Besiedelung des Meeresgrundes könnte zudem ein Testlabor sein für die Besiedelung des Weltraums, glaubt Atlantis Sea Colony.

Was die einzelnen Projekte eint, ist die Vorstellung, damit nicht nur individualistische Milliardärenträume wahr werden zu lassen, sondern gleich der gesamten Menschheit zu helfen. "Mit der Besiedelung des Wassers könnten wir so viel neuen leistbaren Wohnraum schaffen", ist sich Suchner sicher. Zwar sollen seine schwimmenden Häuser zunächst noch Teil von Hotels und Resorts an der Küste der Philippinen sein oder zur Vermietung auf Plattformen wie Airbnb angeboten werden. Im weiteren Verlauf wolle man die Häuser dann aber auch zum Verkauf freigeben und als Einzelteile im Baukastensystem überall in die Welt verschicken. Kostenpunkt pro Haus: rund 200.000 Euro.

Auch zur Lebensmittelproduktion sollen die schwimmenden Häuser eines Tages beitragen. Dafür sollen in einer Aquakultur unter dem Haus in einer Art Symbiose Algen, Austern, Hummer oder Lachse gezüchtet werden. "An Land kannst du nie auf der gleichen Fläche sowohl leben als auch gewaltige Mengen an Nahrungsmitteln produzieren", sagt Suchner. Auf dem Wasser sei das jedoch möglich. Unter jedem Haus könnten pro Jahr mehr als zwei Tonnen Fische und Meeresfrüchte gezüchtet werden. "Das könnte die weltweite Nahrungskrise lösen." Meeresbiologinnen sind bei solchen Prophezeiungen skeptisch. Schließlich haben Aquakulturen in den Meeren schon jetzt zu vielen gravierenden Umweltproblemen beigetragen.

Könnte die Besiedelung der Ozeane, wie es den Seasteaders vorschwebt, am Ende mehr Schaden anrichten als verhindern? Suchner glaubt an ein nachhaltiges Kreislaufsystem. Schwimmende Häuser könnten Regenwasser vom Dach auffangen und für den täglichen Wasserbedarf nutzen. Mit der Sonnenenergie von PV-Anlagen könnte man zusätzlich kleine Entsalzungsanlagen betreiben, die das Meerwasser aufbereiten. In einem Klärtank unter dem Haus werde Abwasser aufgefangen und in regelmäßigen Abständen von einem Boot abgeholt – ganz unabhängig vom Land wäre man mit dieser Lösung jedoch noch nicht. Indem schwimmende Häuser eines Tages zu größeren Netzwerken zusammengeschlossen werden, können sie Strom, Frischwasser und andere Ressourcen miteinander austauschen.

Viele praktische Fragen bleiben allerdings noch offen. Wo arbeiten jene Bewohnerinnen und Bewohner schwimmender Plattformen, die noch nicht als Millionäre oder Milliardäre finanziell ausgesorgt haben oder die nicht immer im Homeoffice bleiben können? Müssen sie mit Booten regelmäßig an Land zurückfahren? Wer hält die schwimmenden Städte instand? Wie unabhängig können solche Gemeinschaften auf dem Wasser sein, wenn es nicht nur keinen Supermarkt, sondern auch kein Krankenhaus, keine Schule oder kein Altenheim gibt? Und inwiefern profitiert die Welt, wenn Milliardäre auf schwimmenden Wohnstätten Steuern vermeiden?

Auch die Frage, welche Staatsangehörigkeit die Seebewohnerinnen und -bewohner haben können, ist ungeklärt. Ein Wohnen auf dem Meer würde schließlich nicht dazu führen, dass die Staatsangehörigkeit erlischt, wodurch weiterhin Steuern und andere Gesetze gelten könnten. Einige Länder, darunter Deutschland, erlauben es Staatsangehörigen nicht, in die Staatenlosigkeit überzugehen. Wer seine Staatsbürgerschaft aufgibt, muss womöglich mit anderen Nachteilen, wie einer beschränkten Reisefreiheit, zurechtkommen.

Schlussendlich könnte das Gelingen und der Erfolg der Seasteaders – ähnlich wie der ihrer reichen Unterstützer – doch wieder an der Gunst und am Wohlwollen der Staaten hängen. Und diese sehen nicht immer, was sie von den neuen Gesellschaftsexperimenten vor ihren Küsten haben sollen. 2019 etwa erklärte die thailändische Regierung das schwimmende Haus der Firma Ocean Builders, das dem Bitcoin-Händler Chad Elwartowski gehörte, zum Sicherheitsrisiko für die Schifffahrt. Die thailändische Marine beförderte die Wohnplattform schließlich an Land und zerstörte sie dort.

Mitchell Suchner glaubt, dass auch Länder wie die Philippinen von dem Projekt profitieren können, wenn neue Jobs, Resorts und Wohnmöglichkeiten entstehen. "Der Tourismus ist hier sehr groß", sagt er. Nicht jeder wolle gleich ein ganzes Haus auf dem Wasser kaufen. So revolutionär wie die Idee des Seasteadings wäre die Anwendung im Tourismus jedoch nicht. Statt eines Bootes mietet man sich dann ein schwimmendes Haus – und kehrt nach ein paar Tagen wieder auf das gewohnte Festland zurück.


Aus: "Milliardäre träumen vom staatenlosen Leben auf dem Meer" (Jakob Pallinger, 8.10.2024)
Quelle: https://www.derstandard.de/story/3000000239508/milliardaere-traeumen-vom-staatenlosen-leben-auf-dem-meer

QuoteKurzeListeOesterreichs

Na super- staatenlos und das Recht des Stärkeren gewinnt- da werden welche aufwachen wenn sie draufkommen dass sie der Schwächere sind...


QuoteBergFreiGeist

Das wird ja eine schöne freie "Gesellschaft", wenn der Thiel sie gründet.
Und der Kurz wird Frühstücksdirektor.

Alice Gutmann

Kein nerviges Strafrecht! - Die Reichen können sich dann in Ruhe Sklaven halten und Verbrechen begehen.

QuoteGstieß

Wird schön langsam fad, was die Libertären und Anarchokapitalisten da immer wieder ausbrüten. Immer wieder völlig unausgegorene Phantasieprojekte, und letztlich geht es immer um den gemeinsamen Nenner:
keine Demokratie
kein Mindestlohn
keine Steuern
keine Gewerkschaften.
Das ist eine Klassse von Leuten, die sich schwertut, unsere Werte zu akzeptieren und sich in unsere Gesellschaft zu integrieren.

Sebastian Kurz passt perfekt dazu.


QuoteConus textile

... Diese Konzentration an Kapital ist keine gesunde Entwicklung.


Quotedolphin72

Aber wehe, da wird jemand ernsthaft krank, sie geraten in Seenot oder werden überfallen......

.......dann kommt der laute Ruf nach staatlicher Hilfe.


Quotemayer123

Manche Reiche haben den Hang zu glauben, dass sie ihr Geld völlig unabhängig macht. Aber auch ein Elon Musk braucht eine funktionierende Infrastruktur, die errichtet werden muss von Menschen, die vorher in eine Schule gegangen sind, um diese Arbeit erledigen zu können. (Eine Schule braucht wiederum Lehrer, Gebäude usw. ). Er braucht ein Krankenhaus, das wiederum Geräte (welche vorher konstruiert werden müssen), Medikamente (welche vorher erforscht werden müssen), Ärzte (die vorher ausgebildet werden müssen) benötigt, usw... Wer zahlt diese
"Vorher"-Kosten, bevor Reiche sich die Leistungen dann kaufen können: der böse Staat, das steuerfordernde Gemeinwesen, vor dem sie flüchten aufs Meer. Aber der Orcas werden sowieso damit Schluss machen.


QuoteLeo Getz

Es ist die uralte Hybris, dass man mit genug Reichtum jegliche eigene Realitäten schaffen könne. Was dabei gerne vergessen wird, das einzige was seit jeher zwischen ihresgleichen und der Wut der anderen 99% steht, sind bestehende rechtsstaatliche Konstrukte. Fällt das einmal weg, nun so schnell kann man dann nicht einmal mehr sein Goldsteak verputzen wie man dann am Hauptmast seiner Superyacht baumelt.


Quotec c

Liefert dort Amazon?


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Textaris(txt*bot)

Stefan Wolf (* 12. September 1961 in Oberndorf am Neckar) ist ein deutscher Manager. Er war von 2006 bis 2023 Vorsitzender des Vorstands der ElringKlinger AG in Dettingen an der Erms. Er ist seit dem 26. November 2020 Präsident des Gesamtverbands der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Wolf_(Manager)

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Quote[...] Er sagte dem SWR, ein Fabrikarbeiter, der sehr hart arbeite, werde nicht bis 70 arbeiten können, jemand, der in einem Büro sitze, schon. Um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu erhalten, müsse wieder mehr gearbeitet werden und nicht weniger.
Forderungen nach einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich lehnte Wolf ab. Die Arbeitszeit von 35 Stunden in der Metall- und Elektroindustrie könne man nicht weiter senken, meinte er.


Aus: "Gesamtmetall-Chef Wolf: Rente mit 70 bei Bürojobs zumutbar" (19.07.2024)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/gesamtmetall-chef-wolf-rente-mit-70-bei-buerojobs-zumutbar-100.html

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Quote[...] Wolf lobte die Agenda 2010. Die umstrittene Reform, die auch die Hartz-IV-Gesetze umfasst, war von der rot-grünen Koalition des damaligen Kanzlers Gerhard Schröder (SPD) beschlossen worden. Sie gilt als die größte Sozialstaatsreform der jüngeren Vergangenheit. In ihr wurden Arbeitslosen- und Sozialhilfe zur Grundsicherung Hartz IV zusammengelegt und strengere Auflagen für Arbeitslose verhängt.

Zum Jahresbeginn 2023 hatte die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP Hartz IV durch das Bürgergeld ersetzt. Die Union und in Teilen auch die mitregierende FDP kritisieren das Bürgergeld in der jetzigen Form und fordern wieder härtere Auflagen. Der Gesamtmetallpräsident forderte: "Jetzt brauchen wir dringend eine Agenda 2040."

...


Aus: "Gesamtmetallchef verlangt "Agenda 2040"" (16. Oktober 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2024-10/metall-und-elektroindustrie-gesamtmetall-chef-rechnet-mit-stellenabbau-in-den-kommenden-jahren

QuoteDummerGedanke

Das Wolf Schröder lobt, wundert mich nicht. Schröder rühmt sich ja damit, dass er den größten Niedriglohnsektor in Europa durch die Agenda geschaffen hat. War toll für die Unternehmen und problematisch für Menschen in prekären Verhältnissen.


Quotewertewandler

Bürgergeld reduzieren. Dann wollen viele auch wieder mehr arbeiten. Die Politik muss sich nur trauen.


QuoteDr.Caligari

Genau! Solange es noch trockene Schlafplätze unter Brücken gibt, ist das Bürgergeld zu hoch!!1elf!!


QuoteKullaya

5,70 Euro für Lebensmittel pro Tag sind eindeutig zu viel! Kann man sich ja fast einen ganzen Döner für kaufen!


QuoteInfostand

Die Agenda war asozial gegenüber unseren Nachbarstaaten und wirtschaftlich unklug.
Unter der geschwächten Binnennachfrage leidet die Wirtschaft immernoch.

Deutschland kann froh sein dass Frankreich so einen Quatsch nicht kopiert hat, sonst wären unsere Probleme noch viel größer und wir hätten Konkurrenz beim Lohndumping.


QuoteSuppmann

Genau. Deshalb hat sie auch den größten Wirtschaftsboom in der Geschichte der BRD ausgelöst


QuotepropacHH
Antwort auf @Suppmann

...von dem niemand etwas hatte, haben Sie vergessen.


QuoteKleimahüsteriger

Wir benötigen in Deutschland mehr Milliardäre oder wenigstens mehr Millionäre. Die schossen nach der Agenda 2010 wie die Pilze nach einem warmen Regen aus dem Boden. Dann klappt es auch wieder besser mit den Steuerparadiesen und Rückzugsinseln für unsere Leistungsträger!


QuotecedrikN

Jeder kann ja sehen, dass das aktuelle System auf Dauer nicht finanziert werden kann. Die Entscheidung ist nur zwischen einer neuen Version der Hartz-IV-Gesetze oder einem weiteren radikalen Wohlstandsverlust für ganz Deutschland wie unter der Ampelregierung. Aber vermutlich setzen sich sogar unter einer künftigen CDU-Regierung wieder die linkspopulistischen Stimmen durch und der Abstieg in die Planwirtschaft geht einfach weiter.


QuoteCharon-

    Jeder kann ja sehen, dass das aktuelle System auf Dauer nicht finanziert werden kann.

Klar könnte es, wenn in Deutschland die Löhne der Wirtschaftsleistung entsprächen, was sie nicht tun.

Kleines Beispiel: 1980 betrug das BIP 788,5 Milliarden Euro, 2023 waren es 4185,5 Milliarden, also eine Steigerung um mehr als das 5-fache (5,31).

Das Durchschnittseinkommen lag bei ca. 15.000 Euro, müsste nun also bei ca. 79.600 Euro liegen, wenn es im selben Maße wie das Wirtschaftswachstum gewachsen wäre, liegt tatsächlich aber nur bei 53.760, also nur das ca. 3,6-fache des Wertes von 1980.

Zum Ausgleich ist die Zahl der Milliardäre in Deutschland von ca. 50 in 2005 auf ca. 250 im Jahre 2023 gestiegen, und ein Prozent der Deutschen verfügt über 33% des Geldvermögens im Land.

Wenn also die Löhne nicht angepasst werden, sollte man an die Vermögen rangehen, auch dann wäre eine Finanzierung kein Problem.

Wird aber beides nicht passieren, denn das ist ja linker Populismus. Insofern macht man sich lieber über die Ausländer her und vergrault damit auch die Leute, die wir hier dringend brauchen. Das wird sicher helfen...


QuoteHigolo

    Nicht nur das.

Schon Schröder betrieb mit seiner Massseneinwanderungspolitik in die Sozial-systeme auch den Aufbau von Drohkulissen gegen die arbeitenden Menschen. Die in Deutschland seit 1980 nicht mehr am Produktivitätsfortschritt beteiligt werden, sondern nur in Augenwischerei mit einem Inflationsausgleich abgespeist wurden. Allzumenschlich, weil die Gewerkschaftsbosse durch das Mitbestimmungsgesetz von 1976 Aufsichtsratspöstchen bekamen und auch sonst noch viele Zuwendungen (s. VW, Hartz-Skandal).

Dafür mussten sie eben die Arbeiter ruhig halten, was besonders gut mit den dankbaren Fremdarbeitern gelang. "Das Paradebeispiel ist die Metallindustrie. Dort ist der Organisationsgrad der tarifgebundenen Arbeitgeberverbände seit Anfang der 1990er Jahre stark gesunken, in Westdeutschland nach Beschäftigten von über 70 auf rund 53 Prozent und nach Betrieben sogar von knapp 50 auf nur noch rund 18 Prozent." Dort tanzen die Mäuse auf den Tischen nach der Pfeife der Arbeitgeber.

Es ist allerdings seit Quesnay 1750 bekannt, dass zu niedrige Löhne die Prosperität einer Gesellschaft abwürgen. q.e.d.


...

Textaris(txt*bot)

#1663
Quote[...] Der Vorstand der Deutschen Bahn hat in einem internen Schreiben Kritik an den Führungskräften des Konzerns geübt und Veränderungen gefordert. "Wir befinden uns in der größten Krise seit der Bahnreform. Wir befinden uns in einer Performance-Krise und gleichzeitig in einer Management-Krise", bemängelt der Vorstand in dem Brief, der ZEIT ONLINE vorliegt. Es müsse nun "radikaler, fokussierter und disziplinierter" agiert werden. Demnach könne es kein "Weiter so" geben.

Der Vorstand gibt seinem mittleren Management neun Verhaltensmaßgaben vor. Diese sind in die drei Kategorien "radikaler Kurswechsel", "klare Fokussierung" und "strikte Umsetzungsdisziplin" unterteilt. Etwa sollen "nur Ergebnisse zählen", keine Pläne. Und "bei negativen Ergebnissen müssen Gegenmaßnahmen initiiert werden", die wiederum "konkret und zielgerichtet" sein müssen. In Meetings müsse es um "konkrete" Lösungsvorschläge gehen oder zumindest eine "konkrete Methodik zur Entwicklung eines Lösungsvorschlags aufgesetzt werden". Wer sich nicht daran halte, müsse mit Konsequenzen rechnen.

Die Bundesregierung hat zuletzt den Druck auf den Staatskonzern deutlich erhöht. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) forderte ein "Sanierungskonzept" mit konkreten Zielsetzungen und engmaschigen Kontrollen für mehr Pünktlichkeit und eine höhere Wirtschaftlichkeit ein. Der Bahnvorstand legte daraufhin seinen Plan mit dem Namen S3 vor. Der Vorstand fordert nun von den Führungskräften, dass alles auf die Umsetzung des S3-Programms ausgerichtet werden solle.

Die Bahn teilte mit, dass sie im Rahmen ihres Sanierungsprogramms bis Ende 2027 "die Infrastruktur, den Eisenbahnbetrieb und die Wirtschaftlichkeit sanieren" werde. Die Bahn sei heute "weit weg von dem, was wir uns 2019 mit der Starke-Schiene-Strategie für 2024 vorgenommen haben", teilte eine Sprecherin mit. "Um wieder auf den Wachstumspfad der Starken Schiene zurückzukehren, hat der Vorstand ein breites Sanierungsprogramm für die nächsten Jahre aufgelegt."


Aus: "Bahn-Vorstand rügt eigene Führungskräfte im internen Schreiben" (15. Oktober 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/mobilitaet/2024-10/deutsche-bahn-vorstand-ruege-fuehrungskraefte

QuoteDebit_or_Credit

Wenn ich diese Leute sehe... das sind allesamt wohl keine passionierten Bahnfahrer. Ich habe es selbst erlebt. Als bei uns ein großes Sanierungsprojkt am Hbf gestartet wurde, fuhr eine Kolonne von S-Klassen vor. ...


QuoteFrank-Werner

    "radikaler, fokussierter und disziplinierter"

Was für ein nichtssagender Management-Quark. Vielleicht hätte er noch ein paar (ebenso nichtssagende) Anglzismen hinzufügen sollen


QuoteWer_tippt_im_Dunklen

Wir müssen positive Energy in die internal business relations bringen, um den Cashflow und die Compliance nicht zu endangern.

Deswegen brauchen alle unsere White-Collars ein Can-Do Mindset, das nicht nach Time-Management, sondern nach hard facts und results fragt.

So gut?


QuoteLe Blanc

Lernen durch Schmerz: Ich finde der Eigentümer von diesem Trümmerladen solle beschließen, dass für alle außertariflich angestellten Manager keine Dienstwägen mehr bereitgestellt werden, sondern eine Bahncard 100 angeschafft wird. Außerdem werden keine Inlandsflüge mehr für Dienstreisen übernommen,
Als letzten Schritt sollte der Bonus der Ressortchefs an die Pünktlichkeit gebunden sein.
Blöd für die Sparten Regio und Fernverkehr aber vielleicht tut sich dann mal was.


QuoteGrünsalat

Schade, dass das mittlere Management keinen offenen Brief zurück schreibt. Aber vermutlich müsste der aufgrund der Wortwahl zensiert werden...


QuoteHamburger

Ich bin kein Bahn-Experte und maße mir nicht an, die Ursachen der Misere zu kennen (ich spüre nur deren Auswirkungen). Aus der Personalführung und der praktischen Unternehmensorganisation weiß ich aber zwei Dinge: Der Fisch stinkt vom Kopf - und Organisationsmängel lassen sich praktisch nie durch Appelle zur besseren/intensiveren Arbeit der unteren Ebenen beheben.

Führung funktioniert, wenn sie (einigermaßen) widerspruchsfrei gelebt wird, wenn Werte und Ziele für alle gelten. Organisation funktioniert, wenn Ziele definiert und kommuniziert sind, wenn Fehlanreize vermieden werden und Leistung honoriert wird (damit sind nicht Überstunden gemeint!).

Wer über Jahre die Zügel hat schleifen lassen, kann nicht mit einem konfrontrativen Schreiben an den "Mittelbau" seiner Organisation erwarten, Dinge umgehend zum Besseren zu wenden. Vielmehr droht damit eine weitere Verschlechterung des Betriebsklimas. Menschen, auch die Nörgler unter ihnen, müssen positiv mitgenommen werden. Druck und Angstkultur sind nur ein Strohfeuer, die nie nachhaltig zu besseren Ergebnissen führen.


Quotetranquillity

Hat die Bahn überhaupt Führungskräfte? Die Frage meine ich ernst. Ich erinnere mich an mehrere abgehalfterte Politiker (CDU/CSU), die dort alimentiert wurden...

Viele Grüße aus dem IC, mit 2 Stunden Verspätung ...


Quoteattitudeadjuster

Ich empfehle 3x die Woche 57min auf den verpassten Anschluszug an einem kaum überdachten Bahnsteig im Nirgendwo bei -5 Grad und steifen Wind zu warten.

Oder das nächste Meeting einfach mal in einer nach Urin stinkenden Unterführung machen.
Aber was rede ich... Bahnfahrer sind ja hart im nehmen.


QuoteWüstendackel

Ich hoffe auch, dass das Management eine Bahncard100 erster oder zweiter Klasse bekommt, anstelle eines Dienstwagens. Alles andere wäre peinlich.


QuoteTortellinitotalitarismus
Antwort auf @KommentareSindFrei

Vorstandsmitglieder sind in diesem Fall aber nicht die Führungskräfte.

Der Fisch stinkt immer vom Kopf, aber hier wird wieder die untere und mittlere Managementebene zwischen den Interessen des Vorstands und dem Machbaren bzw. menschlich vertretbaren zerrieben.

Die Ebenen, die liefern sollen, aber nicht die dafür notwendigen Ressourcen bereitgestellt bekommen.

Ich spreche als einer, der diese Erfahrungen aus einer anderen, hart auf Output getrimmten Branche kennt.

Solche Meckermails, die jeden angreifen, egal, ob sie in ihrer Tätigkeit engagiert sind oder nicht, habe ich meinen KollegInnen gleich zu Anfang abgewöhnt. Sie erreichen nichts. Die, die sich bemühen, werden abgewatscht, den anderen ist es sowieso egal. Und am Ende erreicht nichts außer schlechter Stimmung.


QuoteSemon

Die Ideen sind nett. Aber das einzige, was bei bestehendem Netz wirklich helfen würde, wäre den Fahrplan auf das Niveau von 1990 zusammenzukürzen.
Das Schiennetz hat heute nur noch 88% der Länge von 1990.
Der Güterverkehr hat seit dem um 180% zugenommen.
Der Personenverkehr hat um 146% zugenommen.

Mehr Züge auf weniger Gleisnet ...


QuoteTopsyKrett .

    "Bei der Bahn ist die Stimmung schlecht."

Bei den Fahrgästen auch.


QuoteJoe Shmoe

Der Vorstand rügt seine Führungskräfte? Gab es Massenabmahnungen?
Genau mein Humor.


Quotelilienbluete

Vielleicht sollte das obere Bahnmanagement mal bei sich anfangen und zurücktreten. Die Entwicklung der Bahn alleine in den letzten Jahren ist eine mittlere Katastrophe, für das die Führung unmittelbar verantwortlich ist.

Und wenn ich die Aussagen zur "Wirtschaftlichkeit" höre, frage ich mich, was das eigentlich soll. Entweder saniert man die Bahn ordentlich; bei dem Sanierungsstau wird sie dann über Jahre nicht einmal ansatzweise profitabel, weil das hohe Milliardensummen sind, die über Jahre investiert werden müssen. Oder man macht nichts, behebt die allergrößten Mängel und erhöht die Fahrpreise mit der Hoffnung, dass die Menschen die Defizite der Bahn ignorieren, trotzdem vom Auto auf die Schiene umsteigen und die Bahn dem Bund wie früher Dividenden im dreistelligen Millionenbereich auszahlen kann. Dann sollte sich aber niemand wundern, dass die Bahn weiter mit Vollgas vor die Wand fährt.


Quote64er

Das hat System...um das verstehen zu können, reicht bereits ein Blick auf die Situation vieler kommunaler ÖPNV Unternehmen.

Die Politik bestellt, gibt sich nach außen als Fortschrittlich mit Hang zu "das muss noch etwas bis deutlich besser werden" Plattitüden, wohl wissentlich daß das Ausgleichs Budget des Verkehrsunternehmen gedeckelt ist...das geht ab da bereits früher oder später auf Ansage schief.

Der Vorstand des Verkehrsunternehmens gibt sich gegenüber Politik und Kunden souverän,(Wir schaffen das Rethorik ala Merkel bis dann Wunsch und Wirklichkeit ganz plötzlich aufeinander treffen..Personal und Kunden hat man vorher ja nicht zuhören wollen..was wissen die schon...und als Alibi Kompensation gibt es dann sehr viele Ansagen Richtung mittlere Führungsebenen, die reichen es nach unten durch ...an die, welche den verzapften Mist samt Kunden tagtäglich ausbaden.

Alle anderen sind am gelieferten Desaster schließlich total unschuldig...schon klar.

Kenne ich nach 34 Jahren Praxis Einblick in den ÖPNV nur allzu "gut"...speziell die letzten 15 Jahre wurde vieles versprochen, während man gleichzeitig überall die Sparschrauben angesetzt hat...insbesondere beim Personal, Fahrzeugbestand,Ressourcen allgemein .

Vor 30 Jahren galt in einem Unternehmen wie dem "meinen" ein (!) Fahrtausfall pro Woche schon als nicht hinnehmbar...
Mittlerweile reden wir von Achselzuckend hingenommenen 5-10....am Tag.

Kommentar der beteiligten Querfinanzierer ....dann kürzt halt das Angebot.


QuoteGaius von Traunstein

Die Bahn sollte den "Fahrplan" einfach umbenennen in "Unverbindliche Abfahrtsempfehlung mit Gleisvorschlag".
Dann wären viele Probleme sofort gelöst.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Rund ein Viertel der Berliner Kinder gelten aktuellen Erhebungen zufolge als arm oder armutsgefährdet. In Neukölln sind mit über einem Drittel besonders viele Kinder und Jugendliche von Armut betroffen. Um an Lösungen und Strategien zu arbeiten, veranstaltete der Bezirk jetzt seine erste Kinderarmutskonferenz.

Im Neuköllner Jugendamt kümmert sich seit einiger Zeit ein Kernteam um die Prävention von Kinder- und Familienarmut. Auf der Konferenz sollten nun verschiedener Akteure zusammenkommen und sich zum Thema austauschen. Unter den rund 90 Teilnehmenden waren unter anderem Vertreter:innen von Jugendclubs, freien Trägern, aus dem Jugend- und Gesundheitsamt sowie von Sozialunternehmen.

In Workshops sammelten die Teilnehmenden Ideen zu Themen wie einem gesunden Aufwachsen, der Stärkung armutsbetroffener alleinerziehender Eltern und der Sprachförderung. Besprochen wurden verschiedene Hürden, vor denen vor allem arme Kinder stehen: etwa enge Wohnsituationen, fehlende Rückzugsräume, aber auch fehlende Zugänge zu Sport-, Bildungs- und Kulturangeboten.

Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion betonte allerdings etwa die frühere Schulsozialarbeiterin Lin Vobig, dass man nicht nur auf die Defizite schauen dürfe: ,,Wir müssen die Kompetenzen anerkennen, die gerade arme Kinder haben: Wenn sie etwa von klein auf für ihre Eltern übersetzen und bei Behördengängen helfen mussten."

Zugleich betonte Vobig aber auch, dass Armut sich real auf die Stimmung an Schulen auswirke: Viele Kinder würden sehr aggressiv, wenn sie hungrig seien. Als Schulsozialarbeiterin habe sie daher immer Müsli vorrätig gehabt. ,,Dann werden die Kinder erfahrungsgemäß sofort ruhiger."

Der Roma-Aktivist, Medienpädagoge und Sozialarbeiter Hamze Bytyci berichtete von strukturellen Hürden und Diskriminierung vor allem gegen migrantische Familien. Er habe für ein Mädchen zweieinhalb Jahre lang um einen Kita-Platz gekämpft, erzählte er. ,,Dabei wollte dieses Kind unbedingt in die Kita." Die Einrichtungen hätten aber immer wieder abgelehnt, wenn sie gehört hätten, dass sie aus einer Roma-Familie stammt. ,,Bei dieser Community wissen wir ganz genau, dass es gesellschaftlich einen Doppelstandard gibt", sagte er.

Ein weiteres Problem sei die Nicht-Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Ausbildungen: Wenn die Kinder die Erfahrung machten, dass ihre Eltern nicht wertgeschätzt und einen erfüllenden Job finden würden, habe das psychologische Folgen.

Ein großes Problem bei allen möglichen Lösungsansätzen, auch das kam zur Sprache, ist die schwierige Haushaltslage Berlins: Sie Regine Schefels, Referatsleiterin für Familienpolitik in der Senatsverwaltung, sagte, dass sie lediglich den Mangel verwalte. Sie appellierte an den Zusammenhalt und forderte kreative Lösungen – was bei den Anwesenden im Publikum auf Kritik stieß.

Denn gerade durch fehlende Mittel, befristete Verträge und unklare Perspektiven sei eine vernünftige Prävention von Armut nur schwer möglich, sagte eine Teilnehmerin. Auch Verena Teuber vom Paritätischen Wohlfahrtsverband forderte, die Laufzeit von Verträgen im sozialen Bereich zumindest von einem auf zwei Jahre zu verdoppeln.

Die Kinderarmutskonferenz sollte Auftakt für mehrere Veranstaltungen in Neukölln sein. Auch auf Berliner Ebene ist eine ähnliche Konferenz in Planung, ebenso wie in anderen Bezirken. Im kommenden Jahr wolle das Jugendamt auch einen Zustandsbericht über die Kinder- und Familienarmut im Bezirk vorlegen, kündigte Jugendstadträtin Sarah Nagel (Linke) an.


Aus: "Rund ein Drittel der jungen Neuköllner in Not" Madlen Haarbach (16.10.2024)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/rund-ein-drittel-der-jungen-neukollner-in-not-erste-konferenz-zu-kinderarmut-sucht-auswege-12538439.html

QuoteEs gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das deutsche Pflegesystem ist stark auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kommt jede sechste Pflegekraft aus dem Ausland. Seit 2022 wird das Beschäftigungswachstum in der Pflege ausschließlich von ausländischen Fachkräften getragen, während die Zahl deutscher Pflegekräfte sinkt. Viele von ihnen würden in den kommenden Jahren das Rentenalter erreichen, sagte IAB-Forscher Holger Seibert.

Im Juni 2023 arbeiteten laut der Studie etwa 1,7 Millionen Menschen in der Pflege, davon etwa 270.000 aus dem Ausland. Seibert zufolge federn ausländische Pflegekräfte den demografischen Rückgang ab und helfen, den Arbeitskräftemangel im Pflegebereich maßgeblich zu reduzieren.

Die Beschäftigung in der Pflege stieg von 2013 bis 2023 um 26 Prozent, wobei ausländische Arbeitskräfte überproportional zu diesem Wachstum beitrugen. In der Altenpflege wuchs die Zahl ausländischer Beschäftigter um 273 Prozent, in der Krankenpflege um 256 Prozent.

In der Krankenpflege erhöhte sich der Anteil ausländischer, gemessen an allen Pflegekräften, in den vergangenen zehn Jahren von 4,9 auf 14,5 Prozent. In den Altenpflegeberufen lag der Anteil 2023 mit 18,9 Prozent zwölf Prozentpunkte höher als noch 2013.

Im Jahr 2023 waren der Studie zufolge in Deutschland mehr ausländische Pflegekräfte aus Nicht-EU-Ländern tätig als aus der EU. Innerhalb der EU kommen viele aus Polen, Kroatien und Rumänien, während Türken und Serben eine große Gruppe unter den Drittstaatsangehörigen bilden. Besonders viele Fachkräfte stammen aus Bosnien-Herzegowina, den Philippinen, Indien, Tunesien und Vietnam.

Angesichts des demografischen Wandels haben viele europäische Länder einen ähnlichen Pflegekräftebedarf wie Deutschland, was zu intensiver internationaler Konkurrenz führt. IAB-Forscherin Doris Wiethölter hob hervor, dass neben erleichterten Zuwanderungsregeln auch eine schnellere berufliche Anerkennung und höhere Wertschätzung der Qualifikationen ausländischer Pflegekräfte nötig seien. "Generell brauchen wir eine verbesserte Willkommenskultur, um neue Beschäftigte auch langfristig in Deutschland halten zu können", sagte sie.


Aus: "Jede sechste Pflegekraft in Deutschland kommt aus dem Ausland" (15. Oktober 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/gesundheit/2024-10/pflege-deutschland-pflegekraefte-ausland

Quoter.schewietzek

Und wenn es nach der AgD geht, werden sie alle deportiert - tschuldigung, remigriert nennt sich das ja beschönigend.
Das Chaos, das dann folgt, kann sich wohl jeder vorstellen.


QuoteNutzer des Vergessens

Das ist Unsinn und lässt sich so im Wahlprogramm der AfD nicht finden. Die AfD befürwortet sogar eine maßvolle legale Einwanderung nach qualitativen Kriterien.


Quoteklausrey@googlemail.com
Antwort auf @Nutzer des Vergessens

Aber dann auf der Wahlparty "Abschieben" und "Ausländer raus" rufen.
Diese AfD ist wie der "Wolf im Schafspelz".


QuoteTom1958
Antwort auf @Nutzer des Vergessens

Die AfD spricht von millionenfacher Remigration! Das sind nicht die paar illegalen Migranten, sondern übertrifft sogar die Zahl der Flüchtlinge der letzten Jahre.

Nein! Diese Äußerungen sind eindeutig menschenverachtend und zielen auf alle "Nicht-Biodeutschen" im völkischen Sinne! Was auch immer "Biodeutsche" sein sollen. Wer sich mal ein wenig mit der Völkerwanderung und der Herkunft der "Bio-Deutschen" befasst, wird sich wundern!


Quotegeooekologe

Vielleicht könnte man für AfD Anhänger*innen separate Pflegeeinrichtungen schaffen, wo man sich dann um sich selbst kümmert (in Ermangelung von Pfleger*innen)?


QuoteBinane

Bei den hier angebotenen Zahlen wäre noch klarstellen, hierbei geht es um Menschen mit ausländischem Pass. Nimmt man noch die "Deutschen mit Migrationshintergrund" mit dürfte der Anteil noch wesentlich höher liegen.

"Laut Mikrozensus 2019 haben 940 000 der 4,2 Millionen Erwerbstätigen im Gesundheitswesen eine eigene oder familiäre Einwanderungsgeschichte (22,5 Prozent). In der Ärzteschaft ist der Anteil überdurchschnittlich: Mit 27,3 Prozent hat mehr als ein Viertel einen Migrationshintergrund. 130 000 der 410 000 berufstätigen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland sind entweder selbst eingewandert oder direkte Nachfahren von Einwanderern."

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/archiv/225214/Integration-und-Migration-Unverzichtbare-Einwanderung


QuoteMama Wombat

Ich denke, dass es sehr unverschämt ist von der Studie, das Weltbild des kleinen deutschen Rassisten mit Zahlen, Fakten und belegbarer Statistik dermaßen zu verunsichern. ...


QuoteKing Tut der zweite

Nicht überraschend. Auch bei den Putzkräften oder in der Ernte würde einiges ohne unsere ausländischen Arbeitskräfte zusammenbrechen.

Kurz gesagt: Billgjobs wollen die Deutschen nicht selbst machen.


QuoteVoggl242

LkW Fahrer, Putzkräfte, Müllfahrer, Bauarbeiter, Schlachter, Erntehelfer und alle einfachen Servicejobs.
Hier ist der Anteil von Ausländern und Deutschen mit Migrationshintergrund noch viel viel höher.
All diese jobs wollen AfD Wähler selbst machen. ...


QuotePerry-der-Rhodan

LkW Fahrer, Müllfahrer, Bauarbeiter könnten zumindest aus den 2 Millionen Arbeitslosen und Bürgergeldempfänger rekrutiert werden. Der Verdienst, gerade in diesen Berufen ist wirklich nicht schlecht.


QuoteVoggl242
Antwort auf @Perry-der-Rhodan

Klar man kann Dieter mit dreifach kaputter Bandscheibe einfach nehmen und Olegs Job beim LKW geben..
Mit 5% haben wir quasi Vollbeschäftigung. Was am Markt ist, ist unqualifiziert, alt und krank - oder am falschen Ort sesshaft. Aber ich mag den Gedanken die AfD Wähler mal in Arbeit zu bringen. Ist nicht so leicht.


QuoteFriedenstaube2019

Ich frage mich aber immer häufiger, warum Merz, Söder, Aiwanger, Lindner diese Geschichten nicht erzählen. Klar, ich weiß, für die Wähler:innenstimmen werden auch die rechten Narrative bemüht. Lügen verbreiten wie Trump, das soll konservativ sein? Es ist rassistisch, nicht mehr und nicht weniger ...


QuoteFrau in IT

Nicht nur in den einfachen Jobs, auch z.B. in der IT arbeiten viele Einwanderer. Bei uns z.B. ist knapp jeder zweite Entwickler russischsprachig. Die meisten davon allerdings bereits mit deutschem Pass.


QuoteHansidampf

Wir haben alle einen Migrationshintergrund. Bei dem einen liegt er nicht so lange zurück, bei dem anderen schon länger.


QuoteBinMalWiederDa

Vor 140 Jahren aus Schlesien ins Ruhrgebiet.


Quotes7umpf

Irgendwie schade, dass man diese Artikel kaum noch lesen kann ohne die "(Re-)" Migrationsdebatte zu triggern.
Wir sollten uns freuen, dass der Gesundheitssektor ein Einfallstor für echte Leistungsträger in Deutschland ist. Sie sollen auch so wertgeschätzt werden - am besten durch gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne!


QuoteHummel

    Irgendwie schade, dass man diese Artikel kaum noch lesen kann ohne die "(Re-)" Migrationsdebatte zu triggern.

Solange das Thema ,,Migration" - oder genauer die Existenz von Ausländer:innen in Deutschland - bei Rechten und Konservativen das angeblich wichtigste, wenn nicht das einzige aller Probleme ist, so lange wird das Thema immer getriggert.


QuoteDon Erstag

Nach meiner Erfahrung (Krankenhausaufenthalt und Job im Pflegeheim) liegt der Anteil deutlich höher. Es wird allerdings wahrscheinlich nur nach dem Paß aufgeteilt. Sehr viele Ausländer haben aber mittlerweile den deutschen Paß und ,,verschieben" die Statistik. Als ich Pflegeheim als Student arbeitete, war der Ausländeranteil (nach Herkunft), ca. 80-90%. Wenn man rein nach dem Paß geschaut hat, waren es vllt. 5%.


QuoteEinFriese
vor 23 Stunden

Eine Differenzierung nach Ost und West wäre interessant, denn die Anzahl der Pflegebedürftigen unterscheidet sich ebenfalls stark zwischen Ost und West.

In den Westbundesländern liegt die Pflegequote (Anteil der Pflegegeldempfänger an der Gesamtbevölkerung) zwischen 4,39% und 7,18%, in den ostdeutschen Bundesländern zwischen 7,22% und 7,89%.

https://www-genesis.destatis.de/datenbank/beta/statistic/22421/table/22421-0012

Wenn ausländische Pflegekräfte aus Ostdeutschland abwandern, ist das Problem dort also größer.


QuoteDr. Widerich Hässlig

Daran sieht man, wie wichtig die zu uns Gekommenen inzwischen für uns alle sind. Gerade die Nichtjugendlichen sollten im eigenen Interesse jetzt daran denken.


QuotePeter G.

Die AfD sollte dringend eine Anfrage im Bundestag stellen, wieviele der Pflegekräfte zusätzlich einen Migrationshindergrund haben und welche Vornamen bei Pflegekräften am häufigsten vorkommen! ...


Quotejupp.kabuwski

Ein Großteil der Bevölkerung will keine Kinder und auch keine Migranten. Aber wer solls denn tun? Der Butzemann?


QuoteRespekt_digga

Entfernt. Bitte belegen Sie Ihre Behauptungen mit entsprechenden Quellen. Danke, die Redaktion/mf


QuoteJohnny Blitzleitner

Entfernt. Bitte bleiben Sie beim Thema. Danke, die Redaktion/tba


QuoteDarth Nihilus

Entfernt. Bitte bleiben Sie beim Thema. Danke, die Redaktion/tba


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Chef des Autoherstellers Mercedes-Benz, Ola Källenius, sieht die Anzahl der Krankentage deutscher Arbeitnehmer als Nachteil für den Wirtschaftsstandort. "Der hohe Krankenstand in Deutschland ist ein Problem für die Unternehmen", sagte Källenius dem Spiegel.

Mit Blick auf Mercedes-Benz sagte Källenius, wenn unter gleichen Produktionsbedingungen der Krankenstand in Deutschland teils doppelt so hoch sei wie im europäischen Ausland, habe das wirtschaftliche Folgen.

Mercedes produziert Pkw, Vans und Komponenten in Deutschland, Ungarn, Rumänien, Spanien und Polen in meist ähnlich aufgebauten Werken. Konkrete Angaben zum Krankenstand wollte ein Unternehmenssprecher nicht machen.
Nach Källenius' Angaben tut Mercedes-Benz viel für seine Mitarbeiter, "von Arbeitsschutz und ergonomischen Arbeitsabläufen über Gesundheitsberatungen, Grippeschutzimpfungen bis hin zu Resilienztrainings". Es brauche aber "alle Seiten, um hier wieder eine Verbesserung zu erreichen".

Das wissenschaftliche Institut der AOK hatte in seinem Anfang Oktober veröffentlichten Fehlzeiten-Report für 2023 einen Höchstwert an Fehltagen festgestellt. Auf 100 erwerbstätige AOK-Versicherte kamen demnach 225 Krankmeldungen. In diesem Jahr soll der Wert voraussichtlich noch übertroffen werden.
Zuletzt hatte auch Allianz-Chef Oliver Bäte im Handelsblatt kritisiert, dass die Deutschen weit mehr Krankentage hätten als Beschäftigte in den USA oder der Schweiz.


Aus: "Mercedes-Chef kritisiert hohen Krankenstand in Deutschland" (18. Oktober 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2024-10/krankenstand-deutschland-mercedes-benz-ola-kaellenius

QuoteJoe Shmoe

Entweder der Mitarbeiter ist krank, weil ihn etwas krank macht. Oder aber der Mitarbeiter hat keinen Bock. So oder so sollten wir versuchen, die Gründe dafür zu erforschen, anstelle sich darüber zu beschweren.


QuoteEpicurus

Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass deutsche Arbeitnehmer gerne krank machen. Bei jedem Hüstchen bleiben sie zu Hause.

Allerdings motiviert es auch nicht, wenn Manager für jeden pipifax hohe Boni erhalten und dann ihre Mitarbeiter wie Idioten behandeln, die dann auch von hochdotierten externen Beratern, die oft fachlich inkompetent sind, belehrt werden. Die Managergehälter sind ausser Rand und Band. Sie demotivieren. Keine menschliche Arbeit ist 12 Millionen Wert.

Ich halte beide Verhaltensweisen für destruktiv.


QuoteGarfield & Garfunkel

Tja, woran liegt das jetzt? Sind die deutschen Angestellten faul oder sind die deutschen Unternehmen häufig keine Institutionen, mit denen man sich identifizieren kann?


QuoteSüdvorstadt

Kann es vielleicht sein, dass der mittlerweile eiskalte neoliberale Kapitalismus in Deutschland einfach krank macht?


Quoteullibulli

Deutsche Arbeitnehmer haben im internationalen Vergleich ebenso die höchste Abgabelast, eines der niedrigsten Rentenniveaus in Europa sowie die teuersten Ausgaben für ein mittlerweile weitgehend schlechtes Gesundheitssystem. Zudem unternimmt die Wirtschaftslobby und Politik alles, um ungesunde Ernährung nicht einschränken zu müssen, Pestizide, Herbizide oder Fungizide weiterhin nutzen zu können. Hinzu kommen massenhaft Rückenleiden durch Bürostuhlfesseln, Überlastungsstörungen, Burn-Outs, Depressionen, Ängste, etc...

Und jetzt Herr Källenius? Liegt es vielleicht an den extrem schlechten Bedingungen im Land?
Übrigens sind in Deutschland aktuell so viele Menschen berufstätig wie noch nie


QuoteEndzeitgegner von der Waterkant

Der Chef des Autoherstellers Mercedes-Benz, Ola Källenius, sieht die Anzahl der Krankentage deutscher Arbeitnehmer als Nachteil für den Wirtschaftsstandort. ... Ein hoher Krankenstand ist ein Indikator für eine schlechte Unternehmens und Mitarbeiterführung.


QuoteKruppke

Vielleicht. Vielleicht ist ein hoher Krankenstand auch nur ein Indikator dafür, was die Arbeitgeber durchgehen lassen. Nicht umsonst macht ein Berliner Beamter im Schnitt 40 Tage pro Jahr krank.


QuoteHackersfriend

und wie erklären Sie dann, dass der Portugiese der Ungar oder der Pole bei genau dem selben Job unter den gleichen Bedingungen deutlich seltener krank ist?

Sind wir deutschen Waschlappen?


QuoteDeenemom
Antwort auf @Hackersfriend

Oder sind wir Deutschen smart, weil wir verstanden haben, dass wir uns nicht den Arsch für eine kleine Oberschicht aufreißen? Zur Erinnerung bitte die Vermögensentwicklung in Deutschland seit den 1980er Jahren anschauen. Spoiler: There is no trickle down effect!


QuoteNixblabla

Der hohe Krankenstand hat wirtschaftliche Folgen... richtig, Herr Källenius, genau so, wie Ihr Managergehalt in Höhe von 12,7 Mio. Euro im vergangenen Jahr. Solche Typen kotzen mich mit ihrem Gejammer einfach nur noch an.


QuoteFree Guy

Mich kotzen Kollegen an, die "krank" sind und nicht krank. Darunter leiden nämlich die Kollegen nicht unter den 12,7 Mio € Gehalt.


QuoteAntal Rev

Zuletzt hatte auch Allianz-Chef Oliver Bäte im Handelsblatt kritisiert, dass die Deutschen weit mehr Krankentage hätten als Beschäftigte in den USA oder der Schweiz.

Witzig.

Läuft der Laden, liegt es am famosen Management. Gibt es Probleme, sind es die Mitarbeitenden.


QuoteTobi0815

Meine Firma hat ein Werk in der Türkei. Dort wird das selbe Produkt hergestellt wie in einem unserer Werke in Deutschland. Krankenstand Türkei 2 Prozent. Krankenstand Deutschland 9! Prozent.

Die Ursache? Die Kollegen in der Türkei bekommen bei Krankheit kein Geld!


Quotefunthomas07

Was sagt den Herr Källenius zu den über 700 Milliarden UNBEZAHLTEN Überstunden in Deutschland im letzten Jahr? Vielleicht sind die ,,vielen" Krankheitstage ja ein Ausgleich für die ,,vielen" Überstunden?


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Ich müsste Austern hassen. Ich aß sie vor längerer Zeit in Thailand, in großer Hitze und fragwürdiger Umgebung, kam zurück nach Hamburg und hatte plötzlich hohes Fieber. Ich geriet an einen Homöopathen (aber das ist eine andere Geschichte), geriet ins Tropeninstitut, wo ich zwei Wochen lang lag, bis sie wussten, was ich hatte, und dann noch vier Wochen hinterher. Es war Salmonellen-Typhus, ziemlich sicher ausgelöst durch die Austern.
Ich bin seitdem eine Reisestreberin geworden, fliege nicht mehr in ferne Urlaubsländer, fliege überhaupt nicht, wenn es sich vermeiden lässt, fahre im Alltag, wenn es geht (also falls es geht) mit der Bahn, aber den Austern, vor denen Ärztinnen und Apotheker immer mal wieder warnen, bin ich treu geblieben.

Auf Sylt im Strandkorb, mit schweineteurem Chablis.
In Irland, mit Guinness.
In der Stuttgarter Markthalle, mit leisem französischem Jazz und stattlichen Preisen.
In Südfrankreich bei Sète, mit einer Magenverstimmung.
In der Bretagne, mit Regen. Mit irrsinnig viel Regen in wunderbarer Landschaft, und den einzig schönen Abend dort verbrachten wir beim extrem netten Vermieterehepaar unseres Ferienhauses. Das Paar war schon älter, und das hieß: Man saß drinnen im Halbdunkel, im Wohnzimmer vor der Schrankwand, und trank einen Aperitif namens Byrrh. Zur Entschädigung holten wir uns Austern, so ziemlich jeden Tag. Mit dem Rucksack um die Bucht zum Züchter, bis man dann wieder im Haus am Kamin saß und Austern schlürfte und las, mein Lesetipp für eine verregnete Bretagne mit Meer ist übrigens »Frenchman's Creek« (Die Bucht des Franzosen), von Daphne du Maurier. Die Erinnerung daran ist geblieben, wie häufig bei den nicht so optimalen Urlauben, weil es mehr zu erzählen gibt.

Man erzählt von Austern, und die Leute sagen »mmhm« oder »bäh«. Bin ich dabei, wenn jemand auf meine Einladung oder wie auch immer zum ersten Mal Austern isst, dann hoffe ich: Er oder sie mag sie nicht. Dann kriege ich mehr.
Offenbar gibt es etliche Leute wie mich, denn die Dealer rücken näher. Auf dem Hamburger Isemarkt war es erst ein Austernhändler, jetzt sind es öfters schon zwei.
»Isst du sie dort? Oder lässt du sie aufmachen?«, fragte die Ressortkonferenz, als ich, es war ein bisschen wie in der Selbsthilfegruppe, mein Konsumgeständnis von mir gab.
»Nein. Ich habe einen Öffner zu Hause.«
Sie rätselten ein bisschen, wie das wohl funktioniert, so ein Öffner, also was ist das?
»Ein Mann«, sagte ich.
Der mag sie auch.

Sie schmecken nicht alle und immer gleich, nein. Ich könnte jetzt nicht wie es ein Austernsommelier, was es bestimmt auch schon gibt (ich google: ja, gibt es) womöglich könnte, klar bestimmen: Aha, Irland, aha, Normandie.
Aber mal ist es eher metallisch, mal mehr Jod, mal mehr Salz, klingt alles nicht so toll, ist es aber, für mich jedenfalls. Unser Sternekochkolumnist Max Strohe schrieb neulich, er würze Austern mit Maggi, was ich verurteile. Für mich bitte Zitrone oder gar nichts, auch nicht die in Frankreich übliche Vinaigrette.

Lebt das Viech noch, wenn es gegessen wird? Unsere Biologin sagt, es sei sicher schwierig, den genauen Todeszeitpunkt einer Auster festzustellen, das sei ja schon beim Menschen nicht leicht. Etwas Lebensenergie werde vermutlich noch in ihr stecken, wenn man sie direkt nach dem Öffnen ausschlürfe, »klinisch wird sie jedoch tot sein«.
Denkt man an solche Dinge, wenn man darauf beißt? Ich nicht. Wenn »Science« oder der »New Scientist« oder ein anderes Wissenschaftsblatt irgendwann berichten sollten, dass Austern Gefühle haben, habe ich ein Problem.
Bis dahin aber – auf dem Isemarkt neben meinem Lieblingskäsehändler, der, wenn er denn da ist, lange Schlangen nach sich zieht, ist seit einiger Zeit dieser Austernstand.
Es ist dekadent, sich die Wartezeit mit einer Wildauster aus der Nordsee zu verkürzen. Sehr schön dekadent.



Aus: "Austern sind dekadent. Sehr schön dekadent." Barbara Supp (19.10.2024)
Quelle: https://www.spiegel.de/stil/austern-sind-sehr-schoen-dekadent-eigentlich-muesste-ich-sie-hassen-a-f29c3ea6-d9dc-448d-a5c9-1018d8e7903a


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Um die Gunst von gerade mal 20.000 Kunden hierzulande buhlen Banken: die der Superreichen, deren Vermögen mindestens 30 Millionen Euro beträgt. Eben auch die Commerzbank, die ja eher den Ruf hat, ein Mittelstandsfinanzierer zu sein. Selbst Kenner der Bankenlandschaft sahen Deutschlands zweitgrößte Geschäftsbank nicht im Kreis der erfolgreichen Banken in diesem Geschäftsfeld.

Das mag seinen Grund haben: Die Abgrenzung des Geschäftsfeldes bleibt schwammig. Ist die Betreuung eines superreichen Kunden nur die Verwaltung seiner liquiden Mittel oder eben auch die Finanzierung im Firmenkundensegment oder in Immobiliengeschäfte? Die Commerzbank legt eine sehr weite Definition an den Tag. Sogar das Stiftungsgeschäft oder die Testamentsvollstreckung zählt das Institut zu den Dienstleistungen.

Das ist legitim, denn der Profit daraus wird ganz allgemein unter Provisionserträgen verbucht. Eine detaillierte Segmentberichterstattung, in welcher der Erfolg (oder Misserfolg) der Wachstumsinitiative in dieser Marktnische sichtbar wird, würde das Vertrauen der Investoren in die Wachstumspläne aber stärken.


Aus: "Was ist wirklich Wealth Management?" Ein Kommentar von Archibald Preuschat (20.10.2024)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/finanzen/commerzbank-was-ist-wirklich-wealth-management-110055989.html

Vermögensverwaltung (auch englisch Asset Management) ist eine Finanzdienstleistung, die sich mit der Verwaltung von in Finanzinstrumenten angelegtem Vermögen befasst. Der Vermögensverwalter trifft dabei auch Anlageentscheidungen im eigenen Ermessen für seine Kunden. Der Begriff genießt in Deutschland keinen gesetzlichen Schutz und wird auch von unregulierten Finanzdienstleistern verwendet.
Im Mittelpunkt dieses Geschäftsfeldes steht die Verwaltung bedeutender privater und institutioneller in- und ausländischer Finanzanlagevermögen (englisch Assets) verschiedener Risikoklassen (Aktien, Renten, Immobilien, Kryptowährungen und Liquidität). Ziel der Vermögensverwaltung ist es dabei, das Vermögensportfolio des Kunden unter Berücksichtigung seiner spezifischen Risikosituation und -freudigkeit sowie seiner Lebensplanung zu optimieren.
https://de.wikipedia.org/wiki/Verm%C3%B6gensverwaltung

...

Textaris(txt*bot)

"Wirtschaftskrise: "Eine höhere Erbschaftsteuer wäre sinnvoll"" (21. Oktober 2024)
Die Menschen in Deutschland vermissen Verlässlichkeit, sagt Nicola Fuchs-Schündeln. Die Ökonomin fordert mehr Umverteilung. Privatleuten und Firmen könne man das zumuten.
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2024-10/wirtschaftskrise-nicola-fuchs-schuendeln-wzb-praesidentin-afd-umverteilung

QuoteViskoppen

Die Aussagen der Frau bestätigen alle meine Vorurteile gegenüber Menschen mit Doppelnamen.


Quotebeatboy31

na, da haben sie ja ein ziemlich niedriges niveau erreicht in der beurteilung von menschen. vielleicht beschaeftigen sie sich zur abwechslung mal mit den durchaus guten argumenten "der frau", oder ist das zu herausfordernd fuer sie?


Quotehaschmi123

Deutschland ist ein absolutes Hochsteuerland. Der Staat hat Rekordeinnahmen. Es wäre viel mehr angebracht die Ausgaben mal auf den Prüfstand zu stellen, Sparpotentiale des Staates zu heben als dem Steuerzahler immer noch tiefer in die Tasche zu greifen. Und nein, die Erbschaftssteuer ist heute schon hoch genug. Wenn Betriebe bei einer Übergabe große Erbschaftssteuern zahlen müssen wird das die Bereitschaft in Deutschland zu bleiben sicher nicht erhöhen.


QuoteElEscorial

Ich werde jedenfalls nicht mehr in diesem Land investieren. Ihr bekommt mein Geld nicht.


Quoteblack_space

Eine höhere Erbschaftsteuer wäre sinnvoll

Jeder weiß, mit der CDU wird das niemals passieren.


QuoteSchlossermeisterBernbacher

Schade, ich hatte mich schon so auf ihr Geld gefreut.


QuoteAnonymus321
Antwort auf @ElEscorial

Du gehörst nicht zum "Wir", du denkst nur an dich. ...


QuoteElEscorial

Antwort auf @Anonymus321

Ich habe in meinem Leben schon sehr viele Steuern , vermutlich mehr als Sie, und das ist grundsätzlich ok. Aber lassen Vertraulichkeiten. Ein höfliches ,,Sie" reicht.


Quotepeter_schäfer

Awww. Der Milliardär von nebenan hat sich verlaufen.


QuoteWolfgang Seliger

Wie sagte Margaret Thatcher so schön?: "Die Sozialisten sind am Ende, wenn ihnen das Geld anderer Leute ausgeht." Der Zeitpunkt scheint näher zu rücken...


QuoteB.statter

Jo.

Im UK hat das ja hingehauen, die Linken sind dort schon lange am Ende.
Seitdem ging es dort ja richtig voran.
Besonders für die Arbeiter.

Muss am Trickle-down liegen.


QuoteNeki
Antwort auf @B.statter

Also im Moment ist das Wachstum höher als in Deutschland, trotz Brexit.


QuoteAnonymus321

Mit dem UK Beispiel haben Sie sich schön selbst ins Bein geschossen, nachdem das Land von Konservativen komplett zu Grunde gerichtet wurde.


QuoteCLichtenberg

Margret Thatcher hat GB deindustrialisiert. Ist dem Land ja auch hervorragend bekommen. Die Frau hat soviel Mumpitz von sich gegeben, da reiht sich dieses Zitat prima ein.


QuoteSüdvorstadt

"Die Menschen in Deutschland vermissen Verlässlichkeit, sagt Nicola Fuchs-Schündeln. Die Ökonomin fordert mehr Umverteilung. Privatleuten und Firmen könne man das zumuten."

Die Menschen in Deutschland vermissen vor allem Gerechtigkeit, und genau dafür braucht es endlich eine wirksame Erbschaftsteuer*.

Die Menschen in Deutschland finden es einfach ungerecht, wenn eine kleine Elite mit goldenem Löffel im Mund geboren wird und völlig unabhängig von den eigenen Lebensentscheidungen eigentlich niemals arbeiten gehen muss und trotzdem nicht pleite gehen kann. Währenddessen lebt die Mehrheit in relativer Unsicherheit, dank viel zu niedriger Löhne können selbst kleine Probleme wie eine kaputte Waschmaschine zu gigantischen Problemen werden. Und wenn in der Firma "umstrukturiert" wird, verliert man auch mal schnell den Job und danach den Anschluss.

*Das bedeutet natürlich nicht, dass Omas klein Häuschen wegbesteuert wird. Aber wer mehr als eine Million Euro vererbt, gibt seinen Nachkommen einen leistungslosen Lebensbonus mit an die Hand und muss entsprechend der Gesellschaft etwas zurückzahlen, der er dieses vererbbaren Reichtum verdankt. Das ist nur recht und gerecht.


QuotePeterKeul

Warum die Dame sowas fordert ist klar. Sie ist Nutznießerin des Steuersystems als Staatsbedienstete. und ganz sicher nicht arm. Arm wurden die Ostdeutschen durch Sozialismus. jetzt sollen die Ossis zwar nicht mehr verdienen, aber die Wessis weniger.


QuoteKabeljau

Umverteilung ist das Gegenteil von Verlässlichkeit. Die meisten Leute haben ihr Eigentum durch jahrelangen Verzicht aufgebaut, in der Hoffnung später besser leben zu können.
Es jetzt diesen Menschen wegzunehmen, um es anderen zu geben, die nicht gespart haben, ist das Gegenteil von Verlässlichkeit.
Es ist auch das leise Gift des Sozialismus, welches jede private Vorsorge lächerlich macht und wirksam verhindert.


QuoteNutzer_0991

Man nimmt den hart arbeitenden Leuten nichts weg. Diese sind tot, wenn die Steuer fließt.

Sind Sie eigentlich auch gegen Einkommensteuer? Da wird definitiv auch denjenigen die hart arbeiten etwas weggenommen, und zwar monatlich im Voraus während sie noch leben.


QuotecSchw

Diese ewige Geschichte vom Verzicht. Vielleicht sollte man das Ganze anders aufziehen: die ersten zwei Millionen sind steuerfrei, ab da progressiv von 50 bis 95%. ...


QuoteTrampolina
Antwort auf @cSchw

Ich denke, dass es durchaus Sinn macht, sich für einen entspannten Ruhestand Kapital auf die Seite zu legen. Ich glaube auch, dass es für viele Antrieb ist die 3. Million zu verdienen, um diese dann Ihren Kindern geben zu können.

Ich glaube und weiß, dass es Gesamtgesellschaftlich nicht sinnvoll ist Besitz zu deckeln. Dies führt lediglich zu Abzug von Kapital und wirtschaftlichem Abschwung. Die Geschichte bietet ja mittlerweile genügend Anschauungsmaterial.


QuotecSchw
Antwort auf @Trampolina

Eine Kapitalanhäufung, damit die Kinder nicht (oder weniger) arbeiten müssen, ist nicht im Sinne einer demokratischen Gesellschaft. Kapitalanhäufung dient dazu, sich Vorteile zu verschaffen, die nicht durch Leistung/Integrität etc. gedeckt sind.

Daher bin ich dagegen. Weil ich eine gute Zukunft für alle Kinder will. Wer meint, dass die eigenen Kinder viel Geld in der Zukunft brauchen, hält wohl nicht viel von den eigenen Kindern.


Quotesryke

Ich komme selber aus einer armen Familie. Mein Bruder und ich sind die ersten, die sich was aufgebaut haben und was zu vererben haben werden. Meinen Kindern mal was geben zu können, war für mich immer Hauptantrieb. Dieses Geschwätz von leistungslosem Einkommen geht mir so etwas von gegen den Strich. Wohlstand wird über Generationen aufgebaut, durch die hohe Staatsquote wird es gerade uns "Aufsteigern" schwer gemacht, sich etwas aufzubauen. Und jetzt soll dann auch noch zusätzlich hinten raus umverteilt werden. Schon reiche Familien werden reich bleiben und andere werden in eine DDR 2.0 gedrängt.


QuoteLaaangweiler

Der Freibetrag pro Kind liegt bei 400.000,-€, beim Ehepartner bei 500.000,-€. Die Steuersätze gehen dann von 7-30%, wobei die 30% erst ab einem ererbten Vermögen von 26 Mio anfällt. Das vom Erben selbst bewohnte Eigenheim ist in der Regel auch steuerfrei.

Ich finde, dass das schon ziemlich großzügig ist. Und das Geld muss ja irgendwo herkommen. Derzeit kommt es eben von der arbeitenden Bevölkerung, die sich darüber beklagt, dass sich arbeiten nicht mehr lohnt.


Quotephocs

Sehe ich wie Sie. Ich hab auch bei exakt Null angefangen, jeden Cent doppelt und dreifach versteuert, arbeite mit 67 immer noch 40 Wochenstunden, und ich habe nicht die geringste Sympathie dafür, dass mir der Staat in die verbliebenen Reste auch noch reinpfuscht.

Ich kenne aber berufsbedingt einen Stapel höhere Beamte, die sehr bequem durchs Leben gekommen sind, mit 63 sehr gesund in Rente gegangen sind und bis zu ihrem Ableben im statistischen Mittel 500.000,00 Euro verfeuern. Wieso soll ich so eine leistungsarme Fettlebe auch noch finanzieren? Nein Danke.


Quotechickendad1754

Mein Vermögen ist aus versteuertem Einkommen entstanden. Mit Splittingvorteil.
Und ihr linken bekommt keinen Cent, ich habe schon schenkungsteuerfrei übergeben.

Den Rest gebe ich aus.


Quotevincentvision

Welche Panik die Rechten und Neoliberalen vor solchen vernünftigen Ideen haben, sieht man alleine schon an ihren typischen Angstbeißerreflexen.

Alleine der Gedanke, sehr Wohlhabende und Superreiche (und nur um die geht es!) ein klein wenig mehr im Sinne des Gemeinwohls zur Kasse zu bitten, löst bei ihnen regelmäßig ,,Sozialismus" und ,,Gleichmacherei"-Getöse aus.

Bezeichnend!


QuotePaul Ericsson

Bildung ist, so wie sie jetzt verteilt ist, NICHT der Schlüssel. Denn wir leben immer noch in einer Gesellschaft, die nach Herkunft entscheidet.

Dieses ewige Bildung Bildung Bildung steht im engen Zusammenhang mit dem "Reichtum" der vererbt und wiederum dazu führt, das Herkunft und Habitus sich verfestigen. ...


QuoteDer Niederbayer

Bildung wird ebenso wie Vermögen, nicht verteilt, sondern erworben.

Die Kinder sitzen in den gleichen Schulen mit den gleichen Lehrern und den gleichen Büchern. Meine Eltern hatten zu meiner Schulzeit nur wenig Geld, aber sie hatten Disziplin und die haben wir Kinder mitbekommen.

Es kostet gar nichts, sich mal ein paar Stunden mit den Kindern hin zu setzen und zu üben/lernen.

Gerade in der Grundschule ist das wichtig, da hier die entsprechende Arbeitseinstellung geprägt wird. Und den Grundschulstoff sollte doch wohl jeder Erwachsene beherrschen.


QuotePaul Ericsson

... In der postmodernen Wissensgesellschaft ist Bildung zu einer Ideologie geworden, einem Mythos, die Strukturen der materiellen Ungleichheit legitimiert, verdeckt. Allerdings versagt die Bildung als sozialer Gleichmacher ebenso wie als Mittel gegen die Armut!

Wie heißt es so schön, dass Bildungsanstrengungen jedem einen sozialen Aufstieg ermöglichten, was durch populäre, süffisante Begriffe wie ,,Chancengleichheit" oder ,,Chancengerechtigkeit" unterstrichen wird. Andererseits bedeutet es implizit, dass Armut und sozioökonomische Ungleichheit auf Bildungsdefiziten basieren, also in einem Land mit allgemeiner Schulpflicht ein individuelles und kein strukturelles Problem darstellen.

Also ist man wahrscheinlich nur selbst schuld? ...


QuoteMathiasKruse

Meine Eltern waren nicht reich und nicht gebildet (Jahrgang 1937), haben aber um den Wert der Bildung gewusst, und Suchtkranke gelegt, damit ihre 3 Kinder studieren konnten (die sich wiederum krummgelegt haben, um möglichst viel der Apostel selber aufzubringen).

Dieses ständige Gejammer, Eltern bräuchten nur mehr Geld, dann würden auch die Alinen gebildeter: man kann es nicht mehr hören.

Wenn Eltern doof sind und meinen, die Kinder brauchen keine Schule (oft genug erlebt), dann nutzt auch Geld nichts. Die Elterngeneration ist verloren. An die Kinder muss man.


QuoteMathiasKruse
Antwort auf @MathiasKruse

Muss heißen ,,sich krumm ,,

Wie die Autokorrekter auf Suchtkranke kommt...spannend


QuoteFree Guy

Ich bin auch FÜR eine Anpassung der Erbschaftssteuer: Nach über 14 Jahren muss endlich der Freibetrag an die Inflation angepasst und entsprechend erhöht werden!


Quoteganz_sachte

Mal ein Gedankenexperiment: Zwei Zwillinge mit gleichen Fähigkeiten führen separate Leben:

Der eine ist fleißig, gründet eine Familie, hat Kinder und baut für seine Nachkommen mit etwas auf. Er widmet einen signifikanten Teil seines Lebens der Zukunft nach ihm.

Der andere macht nur das Mindeste. Reduziert die Arbeit wo immer es geht, genießt sein Leben und springt ohne jede Mark in die Kiste.

Mit welcher Argumentation leitet sich jetzt eine Gerechtigkeit ab, dass der erste Zwilling auch noch Erbschaftssteuer an Zwilling zwei zahlen soll?

Und bitte lassen wir den Geldadel außen vor. Den bekommt man mit solchen Regelungen eh nicht.


QuoteKam und sprach

Ich bin der erste in der Familie der erstmals etwas zu vererben hat. Viel Arbeit, immer Steuern gezahlt und nun?
Die Vermögen sind aufgeteilt, die richtig großen Vermögen in Sicherheit. Es wird also wiedermal die Aufsteiger treffen.


Quotegorgo

Völlig richtig. Es geht hier nicht wie irgendwelche anonymen Nicks behaupten, um das Eigenheim, nicht mal die erste Million etc. Es geht um Vermögen, für die niemand gearbeitet haben kann. Und um Umverteilung: Z.B. an diejenigen, die viel gearbeitet haben und trotzdem wenig bekamen. Oder in die Rentenkassen, in die Infrastruktur, in die Landesverteidigung etc.

Steht übrigens alles ausführlich im Grünen Programm, wird aber von der FDP sabotiert....


QuoteAnonymus321

Es ist doch so in unserer Gesellschaft:
Papas fünf Eigenheime übernehmen und vermieten: "Leistungsträger"
60 Stunden die Woche bei McDonalds arbeiten: "Ungebildeter Unterschichtler"


QuoteAbdul Alhazred

Ich möchte nicht noch mehr abgeben müssen. Irgendwann ist mal Schluss.


Quotephocs

Ich verstehe diese Heilserwartung aus Umverteilung nicht. Es ist mehr desselben einer Methode, die jetzt nicht funktioniert.

Genauer: die Staatsquote beträgt aktuell 50%, das Ergebnis ist vergammelte Infrastruktur, prekäres Bildungswesen und ein Gesundheitswesen, das ,,ein Kantinenessen zum Preis eines Fünf-Gänge-Menüs" bietet.

Wenn wir jetzt mal die Staatsquote verdoppeln: wie glaubwürdig ist es, dass dabei etwas anderes herauskommt wie vergammelte Infrastruktur, prekäre Bildung und Gesundheit und schmerzhafte Armut für alle ?


QuoteNorouz

Die Ökonomin stellt die These auf dass wenn man Westdeutsche (vorwiegend) Familienbetriebe mit Erbschaftssteuer belastet und das Geld an Ostdeutsche (vorwiegend) Jugendliche verteilt weniger die AfD wählen! ...


QuoteBibi N.

Es ist wirklich erstaunlich, dass eine sozialdemokratisch geführte Regierung sämtliche Einnahmen abseits des Arbeitseinkommens steuer- und abgabentechnisch besser stellt als den Lohn. Von der Arbeiterpartei zur Partei der nicht Arbeitenden...


QuoteEulenspygel2

Umverteilen, damit auch die welche in der Schule nur singen und klatschen gelernt haben es zu was bringen können.


QuoteDenken ohne Wissen ist wie Kauen mit leerem Mund

Dann gäbe es ja noch Hoffnung für Sie.


QuoteLuis Tränker

    Umverteilen, damit auch die welche in der Schule nur singen und klatschen gelernt haben es zu was bringen können

Sprechen die damit die Waldorffschulen an? Ok, im Mittelschichtbereich mag das vorkommen, schon um sich abgrenzen zu können gegen unerwünschte Kinderklientel, aber bei wirklich betuchten Erben wird man die wohl kaum bis garnicht finden. Um dann studieren zu können müssten die ja wirklichen Lerneifer vor dem Abitur zeigen um all das verpasste durch Privatunterricht nachzuholen, da kauft man sich eher in ein Privatinternat ein ....


QuoteRigel42S
Antwort auf @Luis Tränker

Einer meiner besten Freunde ist Chefarzt und Absolvent einer Waldorffschule (Abischnitt 1.0). Das mag anekdotische Relevanz haben, zeigt aber, dass es auch anders geht. Die Kinder waren auch auf dieser Schule - keines davon hatte allerdings ein 1.0-er Abitur. Das ist insofern "beruhigend", als dass es nicht zwangsweise eine "Konzentration" von Reichen gibt (auch wenn man ohne 1.0-er Abi reich werden kann ....).


QuoteMrTMStevens

Lächerliche Forderung. Wenn man bedenkt, dass ein einigermaßen vernünftiges normales Haus für Familien in deutschen Großstädten 650.000€ und mehr kosten, wird das Erbe in den meisten Fällen dringend benötigt. Warum zieht man die Grenze nicht irgendwo bei 10.000.000€?


QuoteMeinungBui

,,Die Familie des verstorbenen Ex-Chefs des Samsung-Konzerns und reichsten Mannes Südkoreas, Lee Kun Hee, hat die Zahlung einer Erbschaftsteuer von mehr als zwölf Billionen Won (8,9 Milliarden Euro) angekündigt. Die Steuerzahlung sei eine der größten, die in Südkorea oder weltweit jemals geleistet worden sei."

...

Quelle: https://www.manager-magazin.de/unternehmen/tech/samsung-clan-zahlt-milliarden-erbschaftssteuer-a-6daf1207-ede6-418b-b94b-e28ccf8d591f#


QuoteBrahma

Es muss sich doch jeder den Frust vorstellen können von jungen Leuten ohne großartigen finanziellen Hintergrund in der Familie. Praktisch jeder Hausbesitzer ist im Alter der Babyboomer und junge Leute die kaufen konnten haben finanzielle Hilfe ihrer Familie bekommen.

Abgaben sind auf dem höchsten Niveau aller Zeiten, Eigentum ist fast unerschwinglich geworden und hinzu kommt ein schwindendes Rentensystem sodass man privat Vorsorgen müsste.


Quotepanicameusa

Die Schere zwischen Habenichtsen und Vermögenden ist sehr groß und wird eher größer - das tut einer Gesellschaft nicht gut. ...


QuoteZorna

Reiche finden immer Wege, Gesetze zu umgehen. Der normale Bürger muss alles ertragen.


QuoteB.statter

Grosse Vermögen nehmen grossen Einfluß auf die Gesetzgebung.
Und deshalb bleiben Reiche reich und Arme arm.


QuoteAku-57

Die Sache mit der Bildung und dem reichen Elternhaus finde ich zu einfach dahergeredet.

Bin selbst Ende der 1950er Jahre in einem 1700-Einwohner-Dorf aufgewachsen. Alle Familien hatten viele Kinder und wenig Geld (Fabrikarbeiter, Handwerker, Landwirte mit kleinen Betrieben - die Frauen selbstverständlich nur Hausfrau).

Die Eltern hatten für ihre Kinder den Wunsch, dass diese es mal besser haben sollten.

Und so haben ich, mehrere meiner Geschwister, meine Frau und auch viele Freunde Abitur oder Fachoberschule gemacht (teilweise nach einer Ausbildung) - und später an der Uni oder Fachhochschule studiert. Andere haben mit Meisterschule oder Techniker im Handwerk Karriere gemacht. Ermöglicht hat das den meisten die Bafög-Förderung.

Abbruchquoten bei Ausbildungsverträgen von annähernd 30% gab es damals auch nicht.


QuoteDarth Nihilus

It's complicated


...

Textaris(txt*bot)

",,Patriarchen müssen sich mehr hinterfragen"" Anja Müller (10.01.2023)
" ... Alexander Schaeff hat in einer Doktorarbeit erforscht, woran Familienunternehmen am häufigsten scheitern. Das Problem sieht der Familienunternehmer meist an der Firmenspitze. ... Die Schaeffs gehören zu den ältesten Unternehmerfamilien Deutschlands. ..."
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/mittelstand/familienunternehmer/interview-mit-alexander-schaeff-patriarchen-muessen-sich-mehr-hinterfragen-/28905454.html

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Quote[...] Alexander Schaeff ist Teil der Unternehmerfamilie Schaeff, die zu den ältesten Unternehmerfamilien in Deutschland gehört und seit 1596 unternehmerisch in Süddeutschland tätig ist. Die 2002 gegründete Schaeff Group wird von Alexander Schaeff und Dino Macho als Geschäftsführer geleitet und hat sich auf Übernahmen aus schwierigen Unternehmenssituationen spezialisiert.

Wie schon Thomas Mann 1901 in seinem Roman ,,Die Buddenbrooks" mutmaßte: ,,Der Vater erstellt´s, der Sohn erhält´s, dem Enkel zerfällt´s". Ein Unternehmen ,,enkelfähig" zu machen, stößt der Legende nach eben bei den Enkeln der Firmengründer auf wenig Gegenliebe. Die Dritten haben ein schlechtes Image und stehen im Ruf, geerbte unternehmerische Substanz zu verschleudern, statt zu mehren. Dieser ,,Drei-Generationen-Mythos" hält sich eisern bis heute. Aber ist diese Unterstellung korrekt?

Sehen wir uns zunächst die Fakten an: 90 Prozent der 3,66 Millionen Unternehmen in Deutschland sind Familienunternehmen. Laut der Schätzung des ifm standen für die Periode 2018 bis 2022 rund 150.000 Familienunternehmen mit 2,4 Millionen Arbeitsplätzen zur Übergabe an die nächste Generation an, also circa 30.000 pro Jahr. Etwa 40 Prozent der Unternehmen wurden innerhalb der Familie, circa 10 Prozent an Mitarbeiter und 15 Prozent an Externe weitergegeben. Der Rest – immerhin 35 Prozent – wird verkauft oder schlicht stillgelegt.

Als gesichert kann darüber hinaus angesehen werden, dass nur rund 10 Prozent der Familienunternehmen die 3. Generation und nur 5 Prozent die 4. Generation ,,überleben" (Stiftung Familienunternehmen). Aber Nicht-Familienunternehmen schneiden im Schnitt deutlich schlechter ab: so sind von den 50 ältesten Unternehmen Deutschlands fast alle Familienunternehmen. Die im Jahr 1997 vom Wirtschaftshistoriker Alfred Chandler aufgestellte These, dass sich auf Dauer die fremdgeführten Konglomerate durchsetzen werden, hat sich nicht bestätigt.

Tatsache ist: Unternehmen im Familienbesitz sind grundsätzlich erfolgreicher als vergleichbare fremdgeführte Unternehmen, wie eine Studie des Research Instituts der Credit Suisse (CSRI) aus dem Jahr 2018 zeigt: In allen Regionen und Branchen übertreffen Familienunternehmen die Aktienmärkte seit 2006 durchschnittlich um 400 Basispunkte pro Jahr. Es sieht so aus, als ob der Drei-Generationen-Mythos ein Märchen ist. Also alles in Ordnung, oder?

Leider nein. Der aktuelle DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge von Firmen, die keinen familieninternen Nachfolger finden, wertet 18.000 Kontakte zu Nachfolgeinteressierten und Altunternehmern aus: Hiernach gaben im Jahr 2021 nur noch halb so viele Personen an, eine Firma im Rahmen einer Unternehmensnachfolge übernehmen zu wollen wie im Vergleich zu dem Vor-Corona-Jahr 2019.

Demgegenüber steht die dreifache Anzahl an Altunternehmern, die ihre Firma gerne weitergeben wollen, so dass bereits von einer ,,Unternehmerknappheit" gesprochen wird. Darüber hinaus dürfte sich die wahre Zahl der übertragenen Unternehmen – aufgrund eines mangelnden Fits von Angebot und Nachfrage – weiter reduzieren. Die Krux liegt aber nicht nur auf Seiten der nach drei Krisen in Folge völlig verunsicherten, potentiellen Nachfolger. Ein Problem sind oft die grundsätzlich abgabewilligen Altunternehmer. Diese gehen die Übergabe unstrukturiert an, können emotional nicht loslassen, fordern überhöhte Kaufpreise und sehen in interessierten Personen den falschen Nachfolger.

Es besteht also tatsächlich die Gefahr, dass der Drei-Generationen-Mythos zur Realität wird – aber nicht aufgrund mangelnder unternehmerischer Qualitäten der Enkelgeneration.


Aus: "Alexander Schaeff über den Drei-Generationen-Mythos" 7. November 2022 (Alexander Schaeff)
Quelle: https://www.wirmagazin.de/kolumne/alexander-schaeff-ueber-den-drei-generationen-mythos-17130/

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Berlin taz | ,,Juhu, der Manne bleibt" schallt es am Dienstagvormittag im Berliner Landgericht durch die Flure. Vor einigen Minuten hat Richterin Astrid Siegmund eine Entscheidung verkündet, mit der kaum jemand gerechnet hatte: Der 85-jährige Manfred Moslehner, von allen nur Manne genannt, muss sein Reihenhaus in der Steinbergsiedlung in Reinickendorf nicht räumen.

Die Kündigung, die ihm sein Vermieter im Oktober 2023 ausgesprochen hat, ist nicht wirksam. Damit widerspricht das Landgericht einem Urteil des Amtsgerichts Wedding, das im April die Kündigung des Vermieters für rechtmäßig erklärt hatte. Moslehner und sein Anwalt Henrik Solf waren daraufhin in Berufung gegangen.

Zwar hatte Richterin Siegmund zu Beginn der Urteilsbegründung im vollbesetzten Raum darum gebeten, Bekundungen von Beifall und Missmut zu unterlassen, doch am Ende ihrer Erläuterungen jubeln und umarmen sich viele der Besucher:innen im Gerichtssaal. Seit mehr als einem Jahrzehnt befinden sich Manne Moslehner und zahlreiche Nachbar:innen im Rechtsstreit mit ihrem Vermieter, einem privaten Investor.

Viele von ihnen sind am Dienstagvormittag mit ins Gericht gekommen, um Moslehner beizustehen. Auf ihren Jacken prangt die Aufschrift ,,Null Bock auf Luxus"; als Zeichen der Solidarität mit ,,ihrem Manne" tragen sie rote Schals. Eine Anwohnerin tupft sich einige Freudentränen aus dem Auge. Dass einer aus ihrer Mitte nun Recht bekommen hat, lässt sie hoffen, dass auch sie ihr Zuhause behalten darf. ,,Man hat mir mein Leben genommen und jetzt habe ich es wieder", sagt Moslehner sichtlich erleichtert.

Denn für ihn ist es nicht nur irgendein Haus, um das es geht. Es ist das Haus, in dem er vor 85 Jahren geboren wurde. Es steht in der ,,Kleinkleckersdorf" genannten Siedlung am Steinberg im Reinickendorfer Ortsteil Tegel. Ein ,,Dorf" am Rande Berlins, das füreinander einsteht.

2010 verkaufte das Land Berlin die Häuser an eine private Investorengruppe. Aus der Steinbergsiedlung sollten nach deren Vorstellung die ,,Stonehill Gardens" werden. Die Gesellschaft wollte die Reihenhäuser luxussanieren und die Miete um ein Vielfaches erhöhen. Mittlerweile ist das in einigen Häusern bereits geschehen. Bei Manne Moslehner geht es um eine Mieterhöhung von 1.360 Euro – eine Summe, die der alleinstehende Rentner nicht bezahlen kann. Für die Modernisierung fordert der Vermieter außerdem drei Monate lang beinahe ständigen Zugang zu seiner Wohnung.

Doch Moslehner wehrt sich gegen die Modernisierung, möchte in seinem hohen Alter nicht mehr umziehen. Nachbar:innen und verschiedene Initiativen stehen ihm zur Seite, organisieren immer wieder Kundgebungen. So auch am Dienstag vor dem Landgericht in der Littenstraße in Mitte. Steffen Doebert ist gekommen, um am ,,Kiosk der Solidarität" Kaffee für Mannes Unterstützer:innen auszuschenken. ,,Einen alten Baum verpflanzt man nicht", sagt er.

Richterin Astrid Siegmund findet vor Gericht komplizierte Worte für den Sachverhalt, doch schlussendlich ist ihr Urteil ähnlich. Sie verweist mehrfach auf ein Rücksichtnahmegebot, das für den Vermieter gilt. Manfred Moslehner sei hochbetagt und krank, bei einer Modernisierung müsse auf seine Belange Rücksicht genommen und die Bauplanung angepasst werden. Dazu kommt: Bei Moslehner war in einem sozialpsychiatrischen Gutachten eine Depression als Folge der Belastung rund um seine Wohnsituation festgestellt worden.

In Richtung des Eigentümers der Reihenhäuser sagt die Richterin, es stehe ihm nicht zu, über Monate hinweg umfassenden Zugang zu der Wohnung zu fordern – insbesondere, wenn es sich um Arbeiten an der Außenseite des Hauses wie etwa dem Dach handele. Auch müsse Moslehner für die Modernisierungsarbeiten nicht auszuziehen, bloß weil dies komfortabler für den Vermieter wäre.

Laut Auffassung des Gerichts hat sich Moslehner also nicht ,,anlasslos" gegen die Modernisierungen gewehrt, wie es ihm der Vermieter in der Kündigung vorgeworfen hatte. Als Siegmund dann noch anmahnt, es gäbe durchaus eine ,,mieterbezogene Pflicht", sich als Vermieter:in verantwortungsvoll zu verhalten, entlockt das Moslehners Unterstützer:innen ein leises Grinsen.

Die Gegenseite war mit der Entscheidung des Gerichts sichtlich unglücklich und kündigte ihrerseits an, ,,weiterzumachen". Was das heißen soll, ist unklar, denn das Gericht teilte am Nachmitag mit: ,,Gegen das Urteil ist kein Rechtsmittel gegeben."


Aus: "Drohende Zwangsräumung in Berlin-Tegel: ,,Einen alten Baum verpflanzt man nicht"" Katharina Wulff (22.10.2024)
Quelle: https://taz.de/Drohende-Zwangsraeumung-in-Berlin-Tegel/!6041379/


Textaris(txt*bot)

Liste: Diese Nebeneinkünfte haben die Abgeordneten im Bundestag
Aufsichtsratsposten, Vorträge, Unternehmensbeteiligungen: Seit der letzten Wahl haben viele Bundestagsabgeordnete kräftig dazuverdient. Wer hat wie viel bekommen – und woher stammt das Geld?
von Martin Reyher, Tania Röttger und Andrea Knabe-Schönemann, 19.10.2024
Fast könnte man meinen, das Thema Nebeneinkünfte sei dem Bundestag unangenehm. Vor einigen Jahren wurden sie noch direkt in den Abgeordnetenprofilen auf bundestag.de angezeigt. Inzwischen sind die Angaben versteckt: Wer mehr wissen will, muss erst den Menüpunkt "Veröffentlichungspflichtige Angaben" aufklappen.
Wie viel Bundestagsabgeordnete nebenbei verdienen, ist nicht nur deshalb schwer nachzuvollziehen. Die Angaben sind unübersichtlich, einige Politiker:innen führen mehr als hundert Einzelbeträge in Euro auf.
Gemeinsam mit dem SPIEGEL hat abgeordnetenwatch.de die veröffentlichungspflichtigen Angaben aller 733 Abgeordneten auf der Internetseite des Bundestages seit Beginn der Legislaturperiode ausgewertet. Eine Tabelle am Ende des Textes zeigt, wie viele Euro jede und jeder Abgeordnete zusätzlich zum Mandat erhalten hat.

https://www.abgeordnetenwatch.de/recherchen/nebentaetigkeiten/diese-nebeneinkuenfte-haben-die-abgeordneten-im-bundestag

Textaris(txt*bot)

Quote[...]Wer in Deutschland eine Mietwohnung sucht, ist nicht zu beneiden. Insbesondere in den Metropolen und in Universitätsstädten treffen viele potenzielle Mieter auf viel zu wenig Wohnraum. Nach Schätzung der Immobilienwirtschaft könnten bis zum Jahr 2027 bis zu 830.000 Wohnungen fehlen. Inseriert ein Eigentümer drei Zimmer mit Küche und Bad in einer deutschen Großstadt, kann er schon wenige Minuten später mit einem vollen E-Mail-Postfach rechnen. Wie sticht man dennoch hervor? ZEIT ONLINE hat mehrere Menschen und Institutionen gefragt, die wissen, was Vermieter wollen – darunter ein privater Eigentümer, der 38 Wohnungen in Nordrhein-Westfalen vermietet, die Hamburger Maklerin Anika Schönfeldt-Schulz, der Professor für Immobilienmarketing Stephan Kippes und Deutschlands größter Vermieter, die Vonovia.

...  Bewerben Sie sich möglichst auf Wohnungen, die nicht viel mehr als ein Drittel Ihres Nettoeinkommens im Monat kosten – auf keinen Fall aber mehr als die Hälfte. "Sonst bekommen Vermieter schnell Zweifel, ob sich der Interessent die Wohnung wirklich leisten kann", sagt Maklerin Anika Schönfeldt-Schulz.

... Nennen Sie eher belanglose Gründe für Ihren Umzug. "Wir hätten gern ein Zimmer mehr" oder "Ihre Wohnung liegt nah an meiner Arbeit" sind unverfängliche Argumente. Schimpfen Sie besser nicht auf Ihren bisherigen Vermieter, so gerechtfertigt es auch sein mag. Und klagen Sie auch nicht über den Schimmelbefall in Ihrer jetzigen Wohnung. Vermieter sind empfindsame Wesen, die bestimmte Reizwörter schnell abschrecken: Der Schimmel könnte auch durch den Mieter verschuldet sein, das schlechte Verhältnis zum aktuellen Vermieter genauso.

... Überlegen Sie sich bei manchen Berufen gut, ob Sie diese dem Vermieter mitteilen. "Bei Juristen oder Lehrern habe ich das Vorurteil, dass sie gerne streiten oder besserwisserisch sind", sagt der Vermieter aus NRW. Falsche Angaben zu Ihrem Job sollten Sie zwar nicht machen, aber vielleicht gibt es die Chance, anders zu formulieren, was Sie beruflich machen. Eine in einem Konzern angestellte Juristin könnte ihren Jobtitel nennen, etwa Compliance Officer, der Lehrer stellt sich einfach als Beamter vor. Ganz verschweigen lässt sich Ihr Beruf womöglich nicht, schließlich müssen Sie zu einem späteren Zeitpunkt auch Gehaltsabrechnungen vorlegen – aber dann haben Sie bestenfalls schon einen guten, persönlichen Eindruck beim Eigentümer gemacht.

Falls Sie handwerklich begabt sind, machen Sie daraus kein Geheimnis. Wären Sie dazu in der Lage, den kaputten Fenstergriff selbst auszutauschen, ist das für den Vermieter ein Pluspunkt. Denn er will möglichst wenig Stress und spart sich dann, einen Handwerker kommen zu lassen. Lügen sollten Sie auch an dieser Stelle nicht, aber die Wahrheit ist manchmal ein dehnbarer Begriff: Vielleicht ist ja Ihr Onkel gelernter Klempner und könnte im Zweifel aushelfen.

Handelt es sich um Ihre erste Wohnung, lassen Sie sich von Ihrem Vater oder Ihrer Mutter zur Besichtigung begleiten. "Das macht auf mich immer einen guten Eindruck und gibt mir das Gefühl von Sicherheit", sagt der Vermieter aus NRW. Das gilt vor allem dann, wenn Mama oder Papa im Zweifel zahlt: Für Studierende oder Auszubildende, die kein oder nur ein geringes eigenes Einkommen haben, können die Eltern eine schriftliche Bürgschaft ausstellen oder sich selbst als Mieter in den Mietvertrag eintragen lassen. Natürlich gehen sie damit auch ein Risiko ein: Kann ihr Kind seine Miete nicht zahlen, müssen sie die Kosten übernehmen.

... Achten Sie vor der Besichtigung darauf, dass Ihre Schuhe sauber sind und nutzen Sie die Fußmatte.

... Übertreiben Sie es nicht mit kritischen Fragen beim Rundgang durch die Wohnung. Einer Vermieterin ist vor allem daran gelegen, wenig Stress mit ihrem Mieter zu haben. ...

... Ein bisschen Schauspielerei schadet nicht. Falls Sie sich vorstellen können, in die soeben besichtigte Wohnung einzuziehen, seien Sie möglichst enthusiastisch. ...

... Bleiben Sie hartnäckig. Auch wenn Sie eine Absage für die gewünschte Wohnung erhalten, bitten Sie die Maklerin oder den Mitarbeiter des Immobilienunternehmens darum, Sie in ihre Kartei aufzunehmen. Auch für Vermieter ist es von Vorteil, bei der nächsten frei werdenden Wohnung gleich einen passenden Interessenten zu kennen.  ...


Aus: "Was Vermieter wirklich wollen" Felicitas Wilke (31. Oktober 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/geld/2024-10/wohnungssuche-mieter-vermieter-makler-tipps

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Quote[...] Der Opportunismus (lateinisch opportunus ,günstig', ,geeignet') bezeichnet die zweckmäßige Anpassung an die jeweilige Lage.

... In der Transaktionskostentheorie versteht man unter Opportunismus, dass sich die Akteure gegenüber ihren Vertragspartnern strategisch verhalten und versuchen, ihre Interessen (auch gegen die Vertragsnorm) durchzusetzen, und dabei auch nicht vor List, Tücke und Täuschung zurückschrecken (Oliver E. Williamson).


Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Opportunismus

Quote[...] Menschen haben drei Handlungsmöglichkeiten, um zu überleben: Sie passen sich an, sie rebellieren oder sie suchen Kompromisse. Die meisten von uns handeln opportunistisch. ... Das Gespräch von Johannes Kaup mit Solmaz Khorsand folgt dem Opportunistischen Verhalten in Wissenschaft, Kultur, Literatur, Gesellschaft und Politik und ergründet mimetisches Gruppenverhalten, vom Mitlaufen, Verstellen und Tarnen bis hin zu den politischen Dynamiken des Populismus.

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Aus: "Wir Opportunist:innen" (2. Oktober 2024)
Johannes Kaup im Gespräch mit der Publizistin Solmaz Khorsand
Mitschnitt aus dem RadioCafe des RadioKulturhauses vom 25.4.2024
Quelle: https://oe1.orf.at/programm/20241002/772044/Wir-Opportunist-innen

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Im Tarifkonflikt der deutschen Metall- und Elektroindustrie gehen die Warnstreiks weiter. Die IG Metall hat den dritten Tag in Folge Beschäftigte in zahlreichen Unternehmen aufgerufen, der Forderung nach sieben Prozent mehr Gehalt Nachdruck zu verleihen.

Für diesen Donnerstag, der in vielen Ländern Feiertag ist, sind Proteste vor allem in Baden-Württemberg bei Daimler, Mercedes-Benz und Rolls-Royce sowie erneut im Tarifgebiet Mitte (Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland) geplant. Dort soll es Proteste in 88 Betrieben geben. Ein Demonstrationsmarsch soll vom hessischen Wiesbaden ins rheinland-pfälzische Mainz führen. In Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg wird weiter verhandelt, ein Abschluss zeichnet sich derzeit bisher aber nicht ab.

Das Hauptargument der IG Metall für deutliche Lohnsteigerungen ist die fehlende Kaufkraft der Beschäftigten nach Jahren mit hoher Inflation. Die Gewerkschaft fordert in den Verhandlungen für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten sieben Prozent mehr Geld innerhalb eines Jahres. Die Arbeitgeberseite bietet 3,6 Prozent in einem Zeitraum von 27 Monaten an, die erste Stufe von 1,7 Prozent soll im Juli 2025 greifen. Die Unternehmen verweisen auf schwache Produktionswerte und fehlende Aufträge.

In Bayern war am Mittwoch eine Annäherung erzielt worden. Der bayerische IG-Metall-Chef Horst Ott sagte, von einem Durchbruch sei man noch weit entfernt, aber "in Strukturfragen sind wir weitergekommen". Die Verhandlungsführerin des Arbeitgeberverbandes VBM, Angelique Renkhoff-Mücke, sagte, sie hoffe, dass man in der nächsten Runde eine Lösung finde.


Aus: "IG Metall ruft erneut zu Protesten auf" (31. Oktober 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2024-10/warnstreik-ig-metall-protest-daimler-mercedes-benz

QuoteGenitiv

Eine Forderung hat die IG Metall vergessen. Entlassung der Vorstände und Aufsichtsräte sowie private Haftung der Verluste.


QuoteGanesch

Am Ende bezahlt die Lohnerhöhung der Kunde. Also auch der, der jeden Tag arbeiten geht,aber nicht den Schutz der Gewerkschaft genießt. Und das sind die kleinverdiener, die jedoch meiner Ansicht nach eine ebenso wertvollen Beitrag für die Gesellschaft einbringen. Die IG ler haben stets gut verdient und stellen sich über die andere arbeitende Masse mit solchen Forderungen


QuoteBabyLegs and RegularLegs

Das ist in sich leider eine komplett unsinnige betrachtung.


Quotebornslippy

Ja wir sollten alle weniger verlangen dann wäre auch mehr für alle da. Appelieren sie bitte an die Wohlhabenden, die Arbeiter haben bereits in Deutschland lange genug verzichtet, siehe Lohnniveau vs. Inflationsniveau.


QuoteKoga jebe

Sieben Prozent? Die Gewerkschaften haben jegliches Maß verloren und werden noch die Unternehmen, die halbwegs stabil laufen, in den Ruin treiben.


QuoteKleingroß

lach die Gewerkschaften fordern nicht mal einen Inflationsausgleich und schon geht die Welt unter.


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Textaris(txt*bot)

#1675
Quote[...] Der Volkswagenkonzern hat im dritten Quartal 2024 einen Gewinn von 1,58 Milliarden Euro gemacht, fast 64 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das gab der Konzern mit seinen Quartalszahlen am Mittwoch bekannt – an dem Tag, an dem die zweite Runde der Tarifverhandlungen zwischen dem Konzern und der IG Metall für 120.000 Beschäftigte an sechs Standorten begonnen hat.

Die Verhandlungen finden in einer angespannten Lage statt. Das VW-Management will laut Betriebsrat die Löhne um zehn Prozent kürzen, in Deutschland mindestens drei Werke schließen und Zehntausende Stellen streichen. Betriebsrat und IG Metall haben Widerstand dagegen angekündigt. Er erwarte von dem Unternehmen, dass ,,die Bereitschaft erklärt wird, mit uns über ein tragfähiges Zukunftskonzept für alle Standorte in Verhandlungen zu gehen", sagte IG Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger am Mittwoch vor den Gesprächen.

Das VW-Management geht davon aus, in diesem Jahr 9 Millionen Fahrzeuge an Kund:innen auszuliefern, nach 9,24 Millionen im Vorjahr. Vor allem auf dem chinesischen Markt hat der Autobauer mit einem heftigen Absatzrückgang zu kämpfen. Dort rächt sich besonders, dass VW bei günstigen E-Autos den Anschluss verpasst hat.

Das Management hält am Kürzungskurs fest. ,,Die Marke Volkswagen baut hervorragende Autos, verdient aber nicht ausreichend, um aus eigener Kraft in die Zukunft zu investieren", sagte Finanzchef Arno Antlitz am Mittwoch. Dem Gewinn stünden fast 5 Milliarden Euro an Investitionskosten gegenüber, die vor allem für den Umstieg auf Elektroautos nötig seien.

Erst im vergangenen Mai hatte die Hauptversammlung von VW eine Dividendenausschüttung an die Aktionär:innen für 2023 in Höhe von 4,5 Milliarden Euro in Gang gesetzt. Für die Jahre 2021 bis 2023 hat der VW-Konzern insgesamt mehr als 22 Milliarden Euro an Dividenden gezahlt. Dabei waren die Probleme mit dem verschleppten Umstieg auf Elektromobilität durchaus bekannt.

https://www.volkswagen-group.com/de/pressemitteilungen/volkswagen-aktionaere-entlasten-vorstand-und-aufsichtsrat-und-stimmen-dividende-fuer-2023-zu-18418

Zu den Anteilseignern gehört das Land Niedersachsen. Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) forderte wie die IG Metall ein Konzept des Vorstands zur Überwindung der aktuellen Probleme und zur Sicherung der Auslastung. Die Werke in Deutschland müssten erhalten bleiben.


Aus: "VW macht weiterhin Gewinn" Anja Krüger (30.10.2024)
Quelle: https://taz.de/Tarifverhandlungen-bei-Volkswagen/!6042798/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] So verfügen die obersten zehn Prozent der Haushalte über mehr als die Hälfte (56 Prozent) des gesellschaftlichen Gesamtvermögens. Im europäischen Vergleich weist Deutschland hier eine hohe Ungleichheit auf.

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Aus: "Vermögen, Familienplanung, Migration – Die Umwälzungen im Leben der Deutschen"
Sabine Menkens (06.2024)
Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article254369140/Sozialbericht-2024-Familienplanung-Migration-Vermoegen-Die-Umwaelzungen-im-Leben-der-Deutschen.html

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Quote[...] Die deutlich gestiegenen Vermögen in Deutschland sind immer noch ungleich verteilt. Dies gelte vor allem zwischen Ost- und Westdeutschland, teilte das Statistische Bundesamt zum Sozialbericht 2024 mit. Dazu stellten Fachleute aus Statistik und Sozialforschung Befunde zu wichtigen Lebensbereichen zusammen. Demnach hat das Risiko, im Alter zu verarmen, überall leicht zugenommen. In Ostdeutschland ist fast jede vierte Person zwischen 60 und 79 Jahren von Armut bedroht.

Im Jahr 2021 verfügten die obersten zehn Prozent der Haushalte über 56 Prozent des Gesamtvermögens. "Deutschland zählt damit im europäischen Vergleich zu den Spitzenreitern in Sachen Ungleichheit", teilte das Statistikamt mit. Eine wichtige Ursache dafür, dass Vermögensunterschiede über Generationen hinweg bestehen bleiben, sind demnach Schenkungen und Erbschaften. Besonders Personen zwischen 25 und 54 Jahren und vermögendere Bevölkerungsgruppen profitierten davon. Dabei hinke Ostdeutschland immer noch deutlich hinterher. "In den letzten zehn Jahren gab es hier kaum Angleichungen", sagte Philip Wotschack vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.

Vor allem die stark gestiegenen Immobilienpreise haben laut dem Bericht für die deutliche Erhöhung des Haushaltsnettovermögens gesorgt. Zwischen 2010/11 und 2021 ist das Vermögen der deutschen Haushalte demnach durchschnittlich um 62 Prozent angestiegen – von 195.200 Euro auf 316.500 Euro. Die Inflation eingerechnet bleibt ein Zuwachs von 39 Prozent.

Haushalte in Ostdeutschland verfügten allerdings mit durchschnittlich 150.900 Euro über ein deutlich geringeres Vermögen als westdeutsche Haushalte mit 359.800 Euro. Das Nettovermögen setzt sich aus allen Sach- und Finanzwerten abzüglich bestehender Kredite und anderer Verbindlichkeiten zusammen.

Die großen Vermögensunterschiede zwischen Ost und West liegen laut Wotschack zum einen an dem weiterhin geringeren Lohnniveau in Ostdeutschland, das einen Vermögensaufbau erschwere. Der Immobilienmarkt im Osten weise zudem durch den Bevölkerungsrückgang keine oder geringere Wertsteigerungen auf. Dazu kommen die sehr beschränkten Möglichkeiten zum privaten Vermögensaufbau in der DDR.


Aus: "Sozialbericht 2024: Viele Ostdeutsche im Alter von Armut bedroht" (6. November 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2024-11/sozialbericht-vermoegen-deutschland-ungleich-verteilt

Sozialbericht 2024 (Erscheinungsdatum: 06.11.2024)
https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/sozialbericht-2024/

Quoteralph5552000

Wir sind kein reiches Land mehr.


QuoteHabe Mut - dich deines eigenen Verstandes zu bedienen
Antwort auf @ralph5552000

Natürlich sind wir ein reiches Land («Geldvermögen von Privathaushalten gestiegen. Die Menschen in Deutschland besitzen in Summe mehr Geld als je zuvor. 7.716 Milliarden Euro privates Geldvermögen waren es Ende 2023 - ein Rekord», tagesschau vom 18.04.2024 online verügbar) . Der Reichtum ist in D eben sehr ungleich verteilt ( Innerhalb des Euroraums gehört Deutschland jedoch zu den Staaten mit der höchsten Vermögensungleichheit. Quelle: Global Wealth Report 2024).


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Quote[...] Die Vermögen in Deutschland sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Trotzdem sind sie immer noch sehr ungleich verteilt, insbesondere zwischen Ost- und Westdeutschland. Das Risiko von Altersarmut hat überall leicht zugenommen. In Ostdeutschland ist fast jede/r Vierte im Alter zwischen 60 und 79 Jahren von Armut bedroht. Menschen mit Einwanderungsgeschichte und die in Deutschland Schutzsuchenden spielen eine maßgebliche Rolle, wenn es darum geht, den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen. Sie stellen mehr als ein Viertel der Erwerbspersonen. Und eine zweite Gruppe verdient mehr Aufmerksamkeit: Der Arbeitsmarkt könnte 645.000 Vollzeit-Arbeitskräfte dazugewinnen, wenn Mütter in dem Umfang erwerbstätig sein könnten, in dem sie es sich wünschen. Das sind Ergebnisse aus dem Sozialbericht 2024, für den Fachleute aus amtlicher Statistik und Sozialforschung Befunde zu wichtigen Lebensbereichen zusammengestellt haben.

Trotz deutlich gestiegener Vermögen bleibt deren Verteilung weiterhin sehr ungleich. 2021 verfügten die reichsten 10 % der Haushalte in Deutschland über 56 % des Gesamtvermögens. Deutschland zählt damit im europäischen Vergleich zu den Spitzenreitern in Sachen Ungleichheit. Eine wichtige Ursache dafür, dass Vermögensunterschiede über Generationen hinweg bestehen bleiben, sind Schenkungen und Erbschaften. Besonders Personen im mittleren Erwachsenenalter (25-54 Jahre) und vermögendere Bevölkerungsgruppen profitieren von solchen intergenerationalen Transfers.

Die durchschnittlichen Haushaltsnettovermögen in Deutschland sind laut der Längsschnittstudie ,,Private Haushalte und ihre Finanzen" zwischen 2011 und 2021 real um 39 % gestiegen. Der Zuwachs an Vermögen ist primär auf die stark gestiegenen Immobilienpreise zurückzuführen. Das kommt vor allem der mittleren Gruppe in der Vermögenskurve zugute, für die Immobilien die wichtigste Anlage darstellen.

Das Ost-West-Gefälle in der Vermögensverteilung ist und bleibt deutlich: Ostdeutsche Haushalte besitzen im Durchschnitt ein Nettovermögen von nur 150.900 Euro im Vergleich zu 359.800 Euro im Westen. In den letzten zehn Jahren hat sich diese Lücke kaum geschlossen.

Die durchschnittlichen Reallöhne sind seit 2014 gestiegen und haben nach einem Einbruch im Jahr 2022 in den letzten 5 Quartalen wieder zugenommen. Dazu beigetragen hat neben mehrfachen Anhebungen des Mindestlohns auch der Arbeitskräftemangel, der für steigende Löhne sorgte.

Die positive Einkommensentwicklung der letzten Jahre hat allerdings keine substanzielle Veränderung beim Armutsrisiko bewirkt. 2022 lebten laut den Daten des SOEP (Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) etwa 15 % der Haushalte unterhalb der Armutsrisikoschwelle. Für einen Ein-Personen-Haushalt lag sie bei rund 1.200 Euro Haushaltsnettoeinkommen im Monat und für einen Zwei-Personen-Haushalt mit Kind bei 2.160 Euro. In Ostdeutschland lag das Armutsrisiko mit 19,4 % über dem Bundesdurchschnitt.

Das Risiko von Altersarmut hat leicht zugenommen. Bei der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen zeigt sich im Vergleich zum Zeitraum von 2015 bis 2019 eine Zunahme des Armutsrisikos von 1 Prozentpunkt. Unter den 70- bis 79-Jährigen fällt der Zuwachs mit knapp 2 Prozentpunkten etwas stärker aus. Altersarmut ist das Ergebnis aus niedrigeren Alterseinkommen, die sich u.a. aus längeren Phasen von Arbeitslosigkeit in der Berufsbiografie ergeben – dies gilt vor allem für Ostdeutsche, bei denen in der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen 24 % von Armut bedroht sind. In Gesamtdeutschland betrug das Armutsrisiko bei dieser Gruppe rund 17 %.

Menschen mit Einwanderungsgeschichte machen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 25 % der Bevölkerung aus. Sie sind im Durchschnitt 37,7 Jahre alt und damit deutlich jünger als Menschen ohne Einwanderungsgeschichte (47,2 Jahre). Besonders jung sind mit durchschnittlich 24,2 Jahren Menschen mit nur einem eingewanderten Elternteil. Migration trägt dazu bei, den Arbeitskräftemangel abzufedern. 2023 hatten 26 % der am Arbeitsmarkt aktiven Personen zwischen 15 und 74 Jahren in Deutschland eine Einwanderungsgeschichte, in der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen waren es sogar knapp 31 %.

Die Erwerbsquote in Deutschland ist bei Personen zwischen 15 und 74 Jahren mit und ohne Einwanderungsgeschichte ähnlich: Sie liegt bei 70,7 % für Menschen ohne Einwanderungsgeschichte und bei 68,0 % für Eingewanderte und deren Nachkommen. Bei Menschen mit einseitiger Einwanderungsgeschichte, also einem zugewanderten Elternteil, lag der Wert mit 73,1 % sogar noch etwas höher. Unterschiede zeigen sich allerdings zwischen den Geschlechtern.

Bei Frauen mit Einwanderungsgeschichte ist die Erwerbsquote insgesamt niedriger. Besonders niedrig ist sie bei jenen Frauen, die nicht aus Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums, der Schweiz oder aus angelsächsischen Ländern kommen: Von ihnen sind 54,7 % auf dem Arbeitsmarkt aktiv – fast 20 Prozentpunkte weniger als bei ihren männlichen Altersgenossen. Unabhängig von ihrem Herkunftsland zeigen zugewanderte Männer eine hohe Erwerbsbeteiligung, ähnlich jener von Männern ohne Einwanderungsgeschichte.

Bei ukrainischen Schutzsuchenden, die kurz nach Kriegsbeginn nach Deutschland kamen, ist nach Angaben des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) die Erwerbsbeteiligung stetig gestiegen: von 15 % im Spätsommer 2022 über 21 % im Sommer 2023 auf 30 % im Frühjahr 2024. Unter den Geflüchteten sind sehr viele Frauen mit Kindern im Alter von bis zu 6 Jahren. Sie sind am wenigsten in den Arbeitsmarkt integriert: Ihre Erwerbstätigenquote ist im gleichen Zeitraum von 10 auf 22 % gestiegen. Sie brauchen Kita-Plätze, um Sprachkurse zu besuchen und dann einer Erwerbsarbeit nachgehen zu können. Insgesamt sind für die ukrainischen Schutzsuchenden schnelle Verfahren zu ihrer Berufsanerkennung hilfreich.

Die idealen Arbeitszeiten für Mütter und Väter variieren nach dem Alter der Kinder und weichen stark von der tatsächlichen Erwerbsbeteiligung ab. Der Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist bei Müttern laut einer Befragung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) besonders ausgeprägt: Während Mütter von 8-jährigen Kindern 30,2 Wochenstunden als ideal ansehen, arbeiten sie durchschnittlich nur 24,6 Stunden. Umgekehrt wünschen sich Väter mit einem 2-jährigen Kind durchschnittlich 34 Stunden, arbeiten aber tatsächlich 39,3 Stunden.

Wenn Mütter in dem Umfang arbeiten könnten, den sie sich wünschen, stünden dem Arbeitsmarkt zusätzlich 645.000 Vollzeitäquivalente zur Verfügung. Eine stärkere Beteiligung der Väter bei der Familienarbeit und ganztägige Kita- und Schulbetreuung wären hilfreich; ebenso eine gezielte Unterstützung durch Vorgesetzte bei der Erhöhung der Arbeitszeit mit zunehmendem Alter der Kinder.

Der Sozialbericht 2024. Ein Datenreport für Deutschland (früher: Datenreport. Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland) wird herausgegeben vom Statistischen Bundesamt (Destatis), dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Zusammenarbeit mit dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP). Er erscheint alle zwei bis drei Jahre als Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).

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Aus: "Forschungsergebnisse: Ungleichheit und Armutsrisiko kaum verändert – trotz steigender Vermögen und Löhne" (06.11.2024)
Quelle: https://nachrichten.idw-online.de/2024/11/06/ungleichheit-und-armutsrisiko-kaum-veraendert-trotz-steigender-vermoegen-und-loehne?groupcolor=2

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Notfalls müsse man auf die Flüchtlinge an der deutschen Grenze schießen, schlug die AfD-Politikerin Frauke Petry 2016 vor. Ihre Parteikollegin Beatrix von Storch legte bei Facebook nach und schloss auch Schüsse auf Frauen und Kindern nicht aus. Die Politik war empört ob dieser menschenfeindlichen Aussagen.

Zum Glück, möchte man meinen. Doch wer sich die heutige EU-Flüchtlingspolitik anguckt, kann die Empörung nur als eines bezeichnen: scheinheilig. Denn Europa schottet sich immer weiter ab, das Mittelmeer ist längst zu einem Massengrab geworden. In Tunesien, Mauretanien und Marokko herrscht ein brutales System, um die Flüchtenden auf ihrem Weg nach Europa aufzuhalten.

Dieses Vorgehen der afrikanischen Regierungen wird von der EU wissentlich mitfinanziert. Welche grausamen und tödlichen Folgen das hat, zeigt die BR-Dokumentation ,,Ausgesetzt in der Wüste".

Der 50-minütige Film ist das Ergebnis einer Recherchekooperation von Spiegel, Washington Post, der Organisation Lighthouse Reports und anderen internationalen Medien. Sie haben mithilfe von Videos, vertraulichen Dokumenten und Gesprächen mit Polizist_innen, Diplomat_innen und Politiker_innen recherchiert, wie das System funktioniert.

Geflüchtete werden von tunesischen Streitkräften festgenommen und dann in der Grenzregion zu Libyen, einer Wüste, ohne Wasser und Essen ausgesetzt. Ihnen werden die Handys, Pässe und manchmal auch die Schuhe weggenommen, sie werden verprügelt, damit sie nicht zurück laufen können.

Viele der Flüchtlinge sterben in der Wüste, sie verdursten, verbluten oder sterben wegen der Hitze. Manche von ihnen werden von libyschen Milizen oder der Grenzpolizei ,,gerettet". Wobei diese Rettung keine wirkliche ist, weil sie nicht selten in Internierungslagern oder im Sklavenhandel endet. Doch was hat die EU damit zu tun?

So einiges. Die EU-Kommissarin Ursula von der Leyen hat im vergangenen Jahr einen Deal mit dem tunesischen Präsident Kais Saied ausgehandelt: Die Regierung bekommt Finanzhilfen in Milliardenhöhe, dafür soll sie die Geflüchteten davon abhalten nach Europa zu kommen. Wie? Das wurde nicht näher definiert. Doch nicht nur das, die Recherchen zeigen, dass die tunesische Nationalgarde seit Jahren von der deutschen Polizei geschult und ausgerüstet wird.

Im Mai hatte die Regierung angekündigt, die Vorwürfe zu prüfen – eine Antwort ist sie bis heute schuldig. Und Tunesien ist hier nur ein Beispiel von mehreren.

Ein Skandal könnte man meinen, doch obwohl die Recherchen schon seit einem halben Jahr bekannt sind, regt sich in der deutschen Öffentlichkeit nur wenig Interesse.

Und die deutsche und EU-Politik scheinen es auch mit dem Prinzip Augen-zu-und-durch zu probieren. Keine_r der angefragten Politiker_innen möchte in der Doku Stellung beziehen: weder Innenministerin Nancy Faeser noch Kanzler Olaf Scholz oder Ursula von der Leyen.

Der einzige, der sich zum Gespräch bereit zeigt, ist Manfred Weber, Vorsitzender der Europäischen Volkspartei. Auf die Frage, ob man wirklich mit Regierungen zusammen arbeiten wolle, die Männer, Frauen und Kinder in der Wüste verbluten und dehydrieren lasse, sagt er lediglich: ,,Es gibt keine Alternative."

Und weiter: ,,An irgendeiner Stelle wird man klar sagen müssen, du darfst nicht einreisen. Es gibt für dich keine Perspektive in Europa." So habe das Tunesien-Abkommen zur Folge, dass heute weniger Menschen im Mittelmeer sterben würden.

Mit solchen zynischen Antworten sollte man weder die EU noch Deutschland davon kommen lassen. Doch dafür müsste die Gesellschaft hinschauen. Vielleicht kann die schwer verdauliche Doku ihren Dienst dazu leisten. Wer die kaum ertragbaren Bilder von Leichen und Menschen, die in der Wüste zusammen brechen oder ihre Wunden in die Kamera halten, einmal gesehen hat, wird sie nicht so schnell wieder vergessen.

Vor allem deswegen, weil der Film den Geflüchteten einen Namen und ein Gesicht gibt – sie aus der anonymen Masse herausholt. So wie Adam Ibrahim aus dem Sudan, der schon mehrfach in die Wüste an der tunesisch-libyschen Grenze ausgesetzt wurde. Ihm gehören die letzten Worte der Doku. Sie lauten: ,,Mein Ziel ist es, Europa zu erreichen. Solange ich leben, werde ich es versuchen."


Aus: "Doku zu EU-AsylpolitikIn die Wüste getrieben" Carolina Schwarz (7.11.2024)
Quelle: https://taz.de/Doku-zu-EU-Asylpolitik/!6044128/

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Quote[...] Die derzeitige Politik der EU nehme nicht nur Gewalt in Kauf, sondern verlasse sich sogar darauf. ...


Aus: "Vorwürfe gegen Tunesien: Das Schweigen der Bundesregierung" Philipp Grüll, Erik Häußler (03.11.2024)
Quelle: https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/vorwuerfe-gegen-tunesien-das-schweigen-der-bundesregierung,USqk3ij

Zu: Die ARD-Dokumentation "Ausgesetzt in der Wüste – Europas tödliche Flüchtlingspolitik"
Ab 1. November 2024 in der ARD-Mediathek zu sehen.
Eine Co-Produktion von BR, Deutscher Welle, NDR und Lighthouse Reports.

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