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[Menschen in Schichten und Klassen... ]

Started by Textaris(txt*bot), February 18, 2007, 02:21:01 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] The contract I sign on about day three probably corresponds to the German labour code. But I receive two work report sheets. On one I write down the actual hours worked and on the other, the official sheet, I sign those that are recorded: a maximum of 10 hours of work a day, six days a week. I'd already heard about double reporting, but here they present it to me as a matter of course. No one explains what is going on. According to the official record, I might work until 4pm today, and there was no work at all on Sunday.

One of the worst things about this job is that no one can tell you when the shift will end. "Please understand," one of the women replied when I ask if we would get Sunday afternoon off, "that there are no working hours, there is no Monday to Friday. Here they just tell you to go to work, and you never know when it's going to end."

My sore thumb hurts like hell, my hands are completely numb, my wrist hurts and I have to write home to get ibuprofen. The pain has come from chopping big, hard vegetables as fast as possible, from carrying heavy crates full of vegetables and from having perpetually wet hands.

Not only is the work physically demanding, but you are on your feet for 14 hours a day. Then there is at least an hour or two of cleaning and cooking and then yet more cleaning up before bed. We share a bathroom, so it is full in the morning and in the evening. My work clothes already stink, probably from the onions, but there's only one washing machine so I will have to wait until night-time, when the machine is free. But I'd rather sleep.

It's strange how normal this weird existence seems after a while. ...


[...] I left the farm after a month. I received a cash payment of €1,500 (£1,275). My colleagues hugged me warmly and told me to definitely come back.

On the last afternoon, I look at the shop where vegetables, salads and broccoli from our farm are sold to the public. The shop looks like an organic paradise; it's beautiful and rustic and smells nice. The vegetables carry a label to say where they come from. Often the label says Germany, but because the shop is on-site, it makes it seem as though the produce is actually grown on the farm. Yet everything, except for the salads and broccoli, is brought in wholesale and often just separated from rotten pieces of vegetables and washed well.

Germans in big expensive cars come shopping here, and if they happen to see one of us, they usually look away. I once noticed a scrutinising look that one of the customers threw at the unsightly dormitories, but we usually don't move around in the yard when the shop is open. We are at work. I don't even know if customers would be interested in what our working conditions are.


From: "Undercover as a farm worker in Germany: 'My hands are numb. No one knows when the shift will end'" Saša Uhlová (Wed 18 Sep 2024 08.00 CEST)
Source: https://www.theguardian.com/commentisfree/2024/sep/18/undercover-germany-farm-worker-shop-vegetables

https://www.reddit.com/r/germany/comments/1fjncis/undercover_as_a_farm_worker_in_germany_my_hands/

QuoteC
@rocketjsquirrel

"It's always the immigrants who do the hardest jobs" So true. And get the least respect...

9:35 vorm. · 18. Sep. 2024


https://x.com/rocketjsquirrel/status/1836307925989470591

...


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Nachdem Klaus-Michael Kühne etliche seiner Millionen bei Immobilienpleitier René Benko verspekuliert hat, kauft er für mehrere hundert Millionen Euro auf dem Münchner Immobilienmarkt zu. Es handelt sich dabei offenbar um den größten Deal in der Geschichte der Stadt.

Logistikmilliardär Klaus-Michael Kühne (87) ist weiter auf Einkaufstour, diesmal auf dem Münchner Immobilienmarkt. Für 264,5 Millionen Euro habe ein Tochterunternehmen der Kühne Holding AG 320 Mietwohnungen in einem Neubaugebiet auf dem ehemaligen Gelände der Paulaner-Brauerei gekauft, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet

Laut Pressemitteilung haben die 320 Wohnungen eine Gesamtfläche von 27.300 Quadratmetern.

Bei dem Deal handelt es sich offenbar um den teuersten Wohnungsverkauf in der Geschichte der Stadt. Bisher habe der höchste Preis bei 208 Millionen Euro gelegen, heißt es in dem Bericht weiter.

Die Wohnanlage war zuvor im Besitz der Bayerische Hausbau, die zur Schörghuber Unternehmensgruppe gehört. Das bundesweit agierende Immobilienunternehmen beziffert den Wert seines Immobilienportfolios auf 3,5 Milliarden Euro.

Kühne gehört zu den zehn reichsten Deutschen. Seinen Logistikbetrieb namens Kühne + Nagel, von Großvater August Kühne 1890 mitgegründet und von Vater Alfred Kühne passabel emporgemanagt, hat er zum Riesen geformt. In Hamburg hat Kühne zudem das Luxushotel ,,The Fontenay" eröffnet und eine Universität für Logistik errichtet. Er hält außerdem 30 Prozent an der Reederei Hapag-Lloyd und ist an der Lufthansa beteiligt. Zuletzt stieg der Multimilliardär beim Bus- und Bahnportal Flix ein, gemeinsam mit dem schwedischen Investor EQT sicherte sich Kühne rund ein Drittel der Anteile.



Aus: "Klaus-Michael Kühne kauft Wohnungen zu Rekordpreis" (spa, 09.08.2024)
Quelle: https://www.manager-magazin.de/unternehmen/immobilien-klaus-michael-kuehne-kauft-320-muenchener-wohnungen-zu-rekordpreis-a-576d5699-abb4-4312-bf1b-7362658f9f6e

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Quote[...] Der reichste Deutsche hat offenbar eine selbst von ihm in Auftrag gegebene Studie zur Firmengeschichte seines Unternehmens im Giftschrank verschwinden lassen. Das berichtet die US-Zeitschrift "Vanity Fair".

Demnach hatte der Milliardär Klaus-Michael Kühne im Vorfeld des 125-jährigen Unternehmensjubiläums 2015 das wirtschaftswissenschaftliche Forschungsinstitut Handelsblatt Research Institute damit beauftragt, eine Historie der Firma Kühne + Nagel zu verfassen. Bei der Präsentation des Ergebnisses soll Kühne an die Decke gegangen sein. Das Kapitel zur Rolle seines Vaters und seines Onkels zur Nazizeit habe ihm gar nicht gepasst, berichtet "Vanity Fair". Kühne habe Änderungen gefordert und bei einer Telefonkonferenz darauf bestanden: "Mein Vater war kein Nazi."

Als die Forscher sich weigerten, die Firmenhistorie den Wünschen Kühnes anzupassen, habe dieser gesagt, dann werde die Studie eben gar nicht veröffentlicht und die Telefonkonferenz beendet. "Fragt bloß nicht, wo der Reichtum herkommt", heißt es daher zusammenfassend im Artikel der "Vanity Fair".

t-online hat Kühne + Nagel zu den Vorwürfen Fragen gestellt. Ein Sprecher antwortete, von der Studie sei im Unternehmen "nichts bekannt".

Das Handelsblatt Research Institute dementierte unterdessen nicht, dass sich der Vorfall wie von der "Vanity Fair" dargestellt zugetragen hat. "Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu diesem Thema nicht äußern", teilte das Institut t-online lediglich mit.

Die Nazi-Vergangenheit von Kühne + Nagel ist in der Vergangenheit bereits öfter thematisiert worden. Der Konzern selbst hat zur Aufarbeitung allerdings nur wenig beigetragen.

Klaus-Michael Kühne wurde 1937 als einziges Kind des Speditionskaufmanns Alfred Kühne geboren. Sein Großvater August Kühne hatte das Unternehmen 1890 gemeinsam mit einem Unternehmerkollegen gegründet.

1910 stieg ein weiterer Kaufmann mit ein. Adolf Maass verließ 1933 kurz nach der Machtübernahme der Nazis die Firma. Er sei von Kühnes Vater und Onkel aus der Firma gedrängt worden, ohne eine Entschädigung für seine Anteile zu erhalten, gab später sein Sohn Gerhard Maass zu Protokoll.

Adolf Maass war Jude. Es gelang ihm und seiner Frau noch, ihre drei Kinder ins Ausland zu schicken, selbst konnten sie sich nicht retten. 1942 wurde das Paar nach Theresienstadt deportiert, 1944 brachten die Nazis die Eheleute nach Auschwitz und ermordeten sie dort.

ur Tage, nachdem die Brüder Alfred und Werner Kühne sich 1933 von ihrem ehemaligen Partner Maass getrennt hatten, traten beide in die NSDAP ein. Mit einem jüdischen Mitinhaber im Unternehmen wäre das nicht gegangen.

Nachdem es sich praktisch selbst arisiert hatte, entwickelte sich das Speditionsunternehmen Kühne + Nagel in den folgenden Jahren zu einem mehrfach ausgezeichneten "nationalsozialistischen Musterbetrieb". Die Firma war maßgeblich an Verbrechen der Nazis beteiligt.

Ab 1942 wirkte das Unternehmen in großem Stil an der systematischen Ausplünderung der europäischen Juden mit und schaffte jüdisches Eigentum aus besetzten Gebieten wie Holland, Frankreich, Luxemburg und Belgien ins Deutsche Reich. Es geht um rund 30.000 Bahnwaggons sowie 500 Schiffsladungen mit geraubten Möbeln aus den Haushalten von deportierten und ermordeten Menschen.

Kühne + Nagel war die bevorzugte Firma der Nazis für dieses schmutzige Geschäft mit dem Namen "M-Aktion" (für Möbel). Das Unternehmen habe quasi ein Monopol darauf gehabt, sagte Frank Bajohr, Leiter des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte in München, der "Vanity Fair". Der Reichtum der Kühne-Inhaber wuchs in dieser Zeit den Recherchen des US-Magazins zufolge beträchtlich.

Heute gilt ihr Nachfahre Klaus-Michael Kühne als der vermögendste Deutsche, diesen Platz eroberte er im Februar 2024. Das Wirtschaftsmagazin "Forbes" taxiert das Vermögen des HSV-Investors aktuell auf 37 Milliarden Euro. Am Stammsitz von Kühnes Unternehmen in Bremen steht mittlerweile ein 39 Meter hohes Bürogebäude. Davor ist erst seit 2023 ein eher unscheinbares "Mahnmal zur Erinnerung an die massenhafte Beraubung europäischer Jüdinnen und Juden" untergebracht.

Zur Eröffnung blickte Grigori Pantijelew, Vertreter der jüdischen Gemeinde, auf die Firmenfassade und sagte: "Was ich sehe, ist ein kleines Mahnmal und ein großes, ich würde sogar sagen: ein protziges Gebäude von Kühne + Nagel." Sein Deutungsvorschlag: "Das ist die Geschichte von David und Goliath. Sie können ja sehen, wer gewonnen hat."

Bisher waren an dem Mahnmal nicht einmal Gedenktafeln angebracht, sie sollen erst diesen Oktober kommen. "Die Familien- und Firmengeschichten der Profiteurinnen und Profiteure weisen zahlreiche Lücken und Leerstellen auf", wird darauf stehen. Diese Lücken zu schließen sei wichtig, findet Evin Oettingshausen, die das Mahnmal entworfen hat. Von Klaus-Michael Kühne sei bisher nur Verhinderungsarbeit geleistet worden. Mindestens eine Anerkennung des Unrechts sei definitiv angebracht.



Aus: "Nazi-Enthüllungen um reichsten Deutschen" Matti Hartmann (19.09.2024 - 14:27 Uhr)
Quelle: https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/gesellschaft/id_100491330/hsv-investor-nazi-enthuellungen-um-reichsten-deutschen-klaus-michael-kuehne.html

The Richest Man in Germany Is Worth $44 Billion. The Source of His Family Fortune? The Nazis Know.
Klaus-Michael Kuehne, born in 1937, has more money than Ken Griffin, MacKenzie Scott, or François Pinault. Just don't ask him how he got so rich. By David de JongIllustration by Mike McQuade, September 12, 2024
https://www.vanityfair.com/news/story/richest-german-nazi-billions

Klaus-Michael Kühne (* 2. Juni 1937 in Hamburg) ist ein deutscher Unternehmer, Stifter, Mäzen und Sponsor mit Wohnsitz in der Schweiz. Über die im Jahr 1993 gegründete Kühne Holding AG ist er unter anderem Mehrheitsgesellschafter des maßgeblich unter seiner Leitung aufgebauten Kühne + Nagel Gruppe, die weltweit zu den führenden Logistikdienstleistern zählt. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus-Michael_K%C3%BChne


Textaris(txt*bot)

#1647
"Statistisches Bundesamt Jeder Fünfte von Armut bedroht" (10.04.2024)
... Laut Statistischem Bundesamt war rund ein Fünftel der Bevölkerung 2023 von Armut ... bedroht. ...
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/armut-deutschland-116.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/04/PD24_147_63.html
WIESBADEN – In Deutschland waren im Jahr 2023 gut 17,7 Millionen Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das waren 21,2 % der Bevölkerung, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand von Erstergebnissen der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) mitteilt. Gegenüber dem Vorjahr blieben die Werte nahezu unverändert. So waren im Jahr 2022 rund 17,5 Millionen Menschen oder 21,1 % der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/04/PD24_147_63.html

Quote[...]  Sandra G. ist 42 Jahre alt. Damit die alleinerziehende Mutter eines schulpflichtigen Kindes finanziell über die Runden kommt, hat sie zwei Jobs, arbeitet als Reinigungskraft und als Kellnerin. Trotz Arbeit aber ist sie arm. Kein Einzelfall: Immer mehr Erwerbstätige müssen mehr als eine Tätigkeit ausüben, weil sie sonst in eine finanzielle Schieflage geräten. 2023 gingen laut Statistischem Bundesamt 1,9 Millionen Menschen gleich zwei Jobs nach. Damit hat sich der Wert seit Anfang der 1990er-Jahre mehr als verdoppelt.

Bärbel H. ist 70 Jahre alt und seit drei Jahren Rentnerin. Eigentlich. Statt ihren Lebensabend genießen zu können, muss sie weiter arbeiten. Täte sie es nicht, könnte sie ihren Lebensstandard nicht halten, sagt sie. Und auch sie ist damit nicht allein: Eine steigende Zahl an Rentnern und Rentnerinnen geht im Ruhestand einer Beschäftigung nach. Laut Bundesarbeitsministerium sind aktuell 1.123.000 Erwerbstätige älter als 67 Jahre. Das waren Ende 2022 noch 56.000 weniger. Und im Vergleich zum Jahr 2000 mit damals 481.000 Beschäftigen hat sich die Zahl der älteren Minijobber insgesamt sogar mehr als verdoppelt. Die Zahl der ab 75-Jährigen, die ein geringfügig entlohntes Beschäftigungsverhältnis aufweisen, hat sich sogar verdreifacht.

 Ein Einkommen scheint für viele nicht mehr auszureichen. Es ist die finanzielle Not, die Erwerbstätige dazu zwingt, mehr als einen Job auszuüben und Rentner dazu drängt weiterzuarbeiten. Fast 17 Prozent der Bevölkerung in Deutschland lebte 2022 in Armut. Das sind mehr als 14 Millionen Menschen, so die Ergebnisse des Paritätischen Armutsberichts 2024. Damit stagnieren die Zahlen zwar erstmals seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau, aber die Kinderarmut steigt weiter. Ein Fünftel der Armen sind Kinder und Jugendliche.

Alarmierend an den Ergebnissen ist zudem, dass fast zwei Drittel aller erwachsenen Armen einer Arbeit nachgehen oder in Rente sind. Nur sechs Prozent der erwachsenen Armutsbevölkerung ist arbeitslos, dagegen sind 34 Prozent erwerbstätig, darunter 30 Prozent Rentnerinnen und Rentner. Und die Armut erreicht immer mehr Gesellschaftsschichten. 60 Prozent verfügen über mittlere oder höhere Bildungsabschlüsse.

 Nadine Hundert ist Fachberaterin für Krisenintervention der hessischen Stadt Braunfels. Sie beobachtet einen überproportional angestiegenen Zulauf von armutsgefährdeten Menschen in ihrer Beratungsstelle: "Tatsächlich führe ich mehr Gespräche zum Thema Armut als noch vor wenigen Jahren. Ich vermittle viele junge Familien, gerade auch Alleinerziehende und Rentner in die Schuldnerberatung." Sie spürt hier eine deutliche Veränderung, weil die Lebenshaltungskosten massiv gestiegen seien. Dadurch gerieten selbst Menschen in Krisen, die vor einigen Jahren noch nicht zu den Risikogruppen gehörten. "Es trifft immer mehr Schichten, auch die Mittelschicht."

Laut EU-Konvention gilt ein Haushalt als arm, wenn er mit seinem Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt. Die Armutsschwelle bei Alleinstehenden in Deutschland lag 2022 bei einem monatlichen Einkommen von 1.186 Euro, bei einem Paar ohne Kinder bei 1.779 Euro. Alleinerziehende mit einem Kind unter 14 Jahren gelten als armutsgefährdet, wenn sie weniger als 1.542 Euro monatlich zur Verfügung haben. Bei einem Paar mit zwei Kindern unter 14 Jahren sind es 2.490 Euro.

 Die alleinerziehende Mutter Sandra G., die als Reinigungskraft und Kellnerin arbeitet, ist eigentlich gelernte Krankenpflegerin: "Ich leide darunter, dass ich meinen damaligen Beruf nicht mehr ausüben kann. Ich war schon mit Herz und Blut dabei, denn ich liebe es, Leuten zu helfen und sie auch zu betreuen." Aber das mit den Schichtdiensten habe nicht funktioniert. "Es gab Früh-, Spät- und Wochenenddienste, und wenn ich morgens früh um sechs anfangen muss, funktioniert das mit der Betreuung meines Kindes nicht." Es fehlen die Betreuungsplätze. Ihr Sohn stand jahrelang auf der Warteliste, doch es wurde kein Hortplatz frei.

Also musste sie ihren Job als Krankenpflegerin aufgeben und zeitlich passendere Jobs finden: "Mit zwei Jobs ist es zwar auch nicht leicht, weil ich tausendfach organisieren muss. Ein Job wäre da einfacher für mich, aber ich müsste mit nur einem Job wirklich jeden Cent komplett umdrehen, könnte meinem Kind gar nichts mehr bieten, kein Eis, nicht mal Tagesausflüge oder mal in den Urlaub zu fahren."

Fehlende Kinderbetreuung bedeutet gesellschaftliche Benachteiligung und erhöht das Armutsrisiko direkt. Denn Vollzeit- oder vollzeitnahe Angebote auf dem Arbeitsmarkt sind oft schlecht mit der Familie zu vereinbaren. Daher sind gerade Mütter, insbesondere Alleinerziehende, nur in geringem Umfang erwerbstätig. Im Falle einer Entlassung haben sie wenig oder keine Ansprüche an die Arbeitslosenversicherung. Rentenansprüche werden kaum aufgebaut, und Altersarmut ist die Folge.

 Der Alleinerziehenden Sandra G. stünden staatliche Leistungen zu, aber sie beantragt keine. Und nicht nur sie verzichtet auf finanzielle Leistungen. Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung nehmen rund 40 Prozent der Leistungsberechtigten diese nicht in Anspruch; manche aus Unwissenheit, andere, weil sie wie Sandra G. lieber in verdeckter Armut leben.

Die Sozialpädagogin Hundert kennt die Gründe mancher Menschen, die in verdeckter Armut leben, statt sich ans Jobcenter zu wenden. Denn in ihre Beratungsstelle kommen viele dieser Menschen erst spät, weil sie aus ihrer Not am liebsten alleine herauskommen wollten. "Sie haben Probleme damit, sich die Armut einzugestehen. Es ist mit Scham, mit einem Stigma verbunden, wenn man seine Lebenshaltungskosten nicht bestreiten kann und zum Leistungsempfänger wird. Für viele fühlt sich das wie ein Versagen an."

Und es sind auch immer mehr Rentner, die zu ihr kommen, weil sie nicht mehr weiterwissen. Viele sind auf der Suche nach einem Job, um ihre finanzielle Not auszugleichen. "Leute mit kleiner Rente werden geradezu dazu gezwungen aufzustocken oder aufzubessern, weil sich die Lebenshaltungskosten so massiv gesteigert haben. Viele trauen sich nicht mal mehr zu heizen, aus Angst vor den gestiegenen Energiekosten und dass sie die nicht mehr stemmen können."

 Auch die Rentnerin Bärbel H. hat fast 45 Jahre als Industriekauffrau gearbeitet, davon 33 Jahre in einer mittelhessischen Firma für Förderrollen. Ihren Ruhestand hatte sich die 70-Jährige mal anders vorgestellt. Statt die Ruhe zu genießen, geht sie weiter arbeiten: "Ich muss mir was dazuverdienen. Die Rente allein würde nicht ausreichen. Und wenn ich nicht arbeiten würde, müsste ich mir überlegen, ob ich noch essen gehe, inwieweit ich jetzt überhaupt noch am sozialen Leben teilhaben kann, weil das ja alles so viel Geld kostet."

Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes müssen 42,3 Prozent der Rentner in Deutschland mit weniger als 1.250 Euro netto auskommen. Das sind mehr als vier von zehn Rentnern. Etwa jeder vierte Rentenempfänger (26,4 Prozent) kommt dabei sogar auf weniger als 1.000 Euro. Das betrifft besonders häufig Frauen, nämlich 53,5 Prozent, bei den Männern sind es "nur" 28,2 Prozent.

 Seitdem Bärbel H. Rentnerin ist, arbeitet sie als Sachbearbeiterin, elf Stunden die Woche. Mit diesem Arbeitsumfang liegt sie über einem Minijob, denn sie braucht die 200 Euro mehr im Portemonnaie. Damit aber werden ihre Rente und ihr Job zu einem Einkommen addiert. "Und da muss ich sagen, ich würde mit dem Geld besser hinkommen, wenn nicht am Jahresende die Steuer zuschlagen würde, die mir noch mal die Hälfte von dem, was ich dazuverdiene, abnimmt. Das fühlt sich an, als würde man für jede Mehrarbeit noch zusätzlich bestraft."

Die 70-Jährige sieht sich und alle anderen, die mit steigenden Kosten und wenig Geld zu kämpfen haben, als Verlierer der Inflation. "Es ist einfach nicht fair, wenn ich am Lebensende stehe, ich mir aber vieles gar nicht mehr leisten kann, weil es finanziell einfach nicht geht. Dabei habe ich mein ganzes Leben lang gearbeitet habe. Und das ist eine große Schieflage in unserem Land."


Aus: "Arm trotz Arbeit: Wenn ein Einkommen nicht zum Leben reicht" (21.09.2024)
Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/arm-trotz-arbeit-100.html


Textaris(txt*bot)

[... Julia Friedrichs, 1979 im Münsterland geboren, hat Journalistik in Dortmund und Brüssel studiert und lebt in Berlin. ...]

Quote[...]  Zu: Julia Friedrichs: Wir Erben - Was Geld mit Menschen macht, Berlin Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783827012098, 320 Seiten


Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.04.2015
Zwei Bücher über soziale Ungleichheit in Deutschland bespricht Alex Rühle: während Marco Maurer in "Du bleibst, was du bist" über die hohen Hürden berichtet, die die Bildungspolitik für Kinder aus Nicht-Akademiker-Haushalten errichtet hat, schreibt Julia Friedrichs in "Wir Erben" über die Erbschaftswelle der Wirtschaftswundergeneration, die ihren Kindern ihren Reichtum und der Allgemeinheit einen Schuldenberg hinterlässt, wie der Rezensent zusammenfasst. Beide Bücher kämen dabei zum selben Befund: "Willkommen in der Ständegesellschaft 2.0". Besonders bemerkenswert an Friedrichs' Darstellung findet Rühle, dass die Politik dem Phänomen der Erbungerechtigkeit tatenlos oder gar unterstützend zusieht, anstatt das sozialstaatliche Gerechtigkeitsversprechen zu verteidigen. ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.2015
Hart geht Rezensent Hannes Hintermeier mit Julia Friedrichs viel diskutiertem Buch "Wir Erben" ins Gericht. Inhaltlich liest der Kritiker hier nicht viel Neues, Friedrich untersucht, was Geld mit den Erben macht, stellt fest, dass es sowohl der Gesellschaft als auch den Erben selbst schadet, da jene meist nicht mit dem Geld umgehen können und listet einige Beispiele für diese Thesen auf, berichtet der Rezensent. ...


Aus: "Julia Friedrichs: Wir Erben. Was Geld mit Menschen macht - Perlentaucher" (2015)
Quelle: https://www.perlentaucher.de/buch/julia-friedrichs/wir-erben.html

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Quote[...] Zu: Julia Friedrichs: Working Class - Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können, Berlin Verlag, Berlin 2021, ISBN 9783827014269, 320 Seiten

Klappentext - Die Generation nach den Babyboomern ist die erste nach dem Zweiten Weltkrieg, die ihre Eltern mehrheitlich nicht wirtschaftlich übertreffen wird. Obwohl die Wirtschaft ein Jahrzehnt lang wuchs, besitzt die Mehrheit in diesem Land kaum Kapital, kein Vermögen. Doch sich Wohlstand aus eigener Kraft zu erarbeiten ist schwieriger geworden, insbesondere für die, die heute unter 45 sind. Die Hälfte von ihnen fürchtet, im Alter arm zu sein. Was sind die Ursachen für diesen großen gesellschaftlichen Umbruch, wann fing es an?

...  Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.03.2021
Rezensentin Marlen Hobrack hat aus diesem ihrer Meinung nach gründlich mit Interviews, Analysen und Daten unterfütterten Buch gelernt, warum die Arbeiterklasse gerade nicht lautstark für sich eintritt, obwohl es ihr vor allem seit der Corona-Pandemie nachweislich immer schlechter geht und sie vermutlich auch den Großteil der Kosten wird tragen müssen: Ihre Angehörigen gehen so verschiedenen Arbeitsformen nach, dass sie sich nicht mehr als Klasse begreifen und solidarisieren können, fasst die Kritikerin zusammen.

 

Aus: "Julia Friedrichs: Crazy Rich. Die geheime Welt der Superreichen - Perlentaucher" (2021)
Quelle: https://www.perlentaucher.de/buch/julia-friedrichs/working-class.html

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Quote[...] [Ein Drittel der Bevölkerung gibt in Befragungen an, keine unerwarteten Ausgaben von 1000 Euro stemmen zu können. Diese Menschen sind angewiesen auf den Ertrag der Arbeit ihrer Hände und ihrer Köpfe. Für sie gilt: Nettoeinkommen gleich Monatsbudget ohne Rücklagennetz oder Notfall-Familien-Vermögen. Julia Friedrichs übernimmt für sie den britischen Begriff working class, denn das deutsche Bild des ,,Arbeiters" oder der ,,Arbeiterin" passt auf viele von ihnen nicht mehr. Drei Millionen Menschen in Deutschland verdienen weniger als 2000 Euro brutto trotz Vollzeitarbeit, zehn Millionen Menschen bekommen weniger als 12 Euro Lohn pro Stunde.]

... Angereichert mit mannigfaltigen Forschungs- und Medienzitaten, Literaturhinweisen und Auszügen aus Interviews mit Wissenschaftler_innen und Politiker_innen schildert Julia Friedrichs den Ist-Zustand der gesellschaftlichen Ungleichheit in Deutschland, besonders die Kluft zwischen Kapital und Arbeit. Sie erläutert anschaulich, wie und warum diese Kluft in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gewachsen ist. Den Kern des Werks bilden drei Langzeit-Reportagen über Menschen, die teils ohne, teils mit bester Ausbildung trotz intensiver Anstrengung bei Vollzeitarbeit nur knapp über die Runden kommen und kaum Rücklagen für die unvorhersehbaren Lebensereignisse bilden können. Sie alle sehen kaum Möglichkeiten für sich, diesen Status zu überwinden und aufzusteigen. Sie träumen vergebens von der Sicherheit einer Festanstellung, die Krankheit und andere Lebensrisiken abfedert, oder von einem Stundenlohn, der zwei Vollzeit arbeitenden Eltern mit zwei Kindern ein gutes Leben ohne staatliche Aufstockungshilfen ermöglicht. ...

Die Autorin zeigt auf: Das demokratische Versprechen, dass Leistung sich auszahlt, gilt offenbar nicht mehr. Sie hinterfragt: Wenn es gesellschaftlicher Konsens ist, dass die Arbeit als Musikschullehrerin oder als U-Bahnhof-Reiniger notwendig sind: Warum lässt es die Gesellschaft, warum lässt es die Politik zu, dass diese Berufe kein auskömmliches Leben ermöglichen? Julia Friedrichs gibt hier der einen Hälfte der Gesellschaft eine Stimme, die dauerhaft nah am wirtschaftlichen Abgrund lebt, und legt so den Finger in die Wunden politischer Gerechtigkeitserzählungen.

[...] Gerade der Sozialdemokratie hält die Autorin einen Spiegel vor, wenn sie in Gesprächen mit mehreren SPD-Repräsentant_innen ergründet, warum die SPD nicht mehr als die natürliche Verbündete der working class gilt. Eine der Zitatantworten, die besonders nachdenklich stimmt: ,,Wir können viele Dinge anders machen. Wenn wir gut wüssten, was unser Ziel wäre und wo wir genau hinwollen, dann wäre vieles machbar." Stimmt das? Ist der sozialen Demokratie der Kompass verloren gegangen?

Wie will die soziale Demokratie weiter für eine solidarische, progressive Gesellschaft mit gleichen Teilhabemöglichkeiten für alle einstehen? Wie das demokratische Versprechen, dass Leistung sich lohnt, neu mit Leben füllen? Julia Friedrichs' angerissene Fragen brauchen glaubwürdige Antworten einer sozialen Demokratie, die für sich in Anspruch nimmt, auf der Seite der working class zu stehen.

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Aus: "Julia Friedrichs: Working Class - Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können. Berlin/München: Berlin Verlag (2021)" Maike Rocker (2021)
Quelle: https://www.fes.de/akademie-fuer-soziale-demokratie/buch-essenz/julia-friedrichs-2021-working-class-warum-wir-arbeit-brauchen-von-der-wir-leben-koennen

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Quote[...] Deutschland sitzt einer Lebenslüge auf, seit Jahren. Davon ist Julia Friedrichs überzeugt. ,,Man sieht sich hier immer noch als ,nivellierte Mittelstandsgesellschaft', die auf dem Leistungsprinzip basiert", sagt sie. Als eine Gesellschaft also, die keine Klassen mehr kennt, dafür aber eine breite Mittelschicht, und wo jeder und jede mit Bildung und etwas Fleiß den sozialen Aufstieg schaffen kann. Die Realität sehe anders aus, sagt Julia Friedrichs. ,,Dieses Land ist viel ungleicher, als die meisten glauben. Welche Lebenschancen man hat, hängt hier vor allem von der Geburt ab, nicht von der eigenen Anstrengung."

Friedrichs ist Reporterin, Buchautorin und Filmemacherin. Fragen rund um Armut und Reichtum treiben sie seit der Einführung von Hartz IV um, soziale Ungleichheit ist so etwas wie ihr Lebensthema. Sie hat in den Kaderschmieden der selbsternannten Elite recherchiert und sich in einem ,,Family Office" erklären lassen, wie Profis die Vermögen schwerreicher Dynastien verwalten. Sie hat erkundet, wer in Deutschland erbt, was es mit Menschen macht, sich jahrzehntelang im Niedriglohnsektor abzurackern und wieso viele nicht aus dem System Hartz IV herauskommen.

Ihr Fazit: Immer mehr Menschen in Deutschland strampeln sich ab und kommen dennoch nicht auf die sichere Seite. Es sind Menschen wie Sait, der in Berlin nachts für ein Subunternehmen U-Bahnhöfe reinigt, aber auch die freiberufliche Musikschullehrerin Alexandra oder der Konsumforscher Christian. Diese drei hat sie für ihr jüngstes Buch mehr als ein Jahr begleitet – stellvertretend für eine stetig wachsende Gruppe, die sie die ,,Working Class" nennt. Sie arbeiten nicht mehr zwangsläufig in der Fabrik, sondern im Callcenter, im Supermarkt oder in der Agentur. Doch so unterschiedlich ihre Hintergründe und Lebensstile sind, so haben sie doch eines gemeinsam: Sie alle leben fast ausschließlich von ihrer Arbeit, wobei ihr Einkommen nur gerade so reicht, um die laufenden Ausgaben zu decken. Vermögen aufbauen, fürs Alter vorsorgen oder auf der sozialen Leiter aufsteigen – dieses Versprechen bewahrheitet sich für immer weniger von ihnen. Die Angst vor Jobverlust, Hartz-IV-Bezug und Altersarmut hat viele Menschen fest im Griff.

Der ,,Working Class" gegenüber steht die Gruppe all jener, die auf Arbeit nicht angewiesen sind und überwiegend von ihrem Vermögen leben. Sie ist seit der Jahrtausendwende um 70 Prozent gewachsen, aber trotzdem noch immer klein. Ein Prozent der Bevölkerung besitzt heute mehr als ein Drittel der Vermögen in Deutschland. Allgemein könne man sagen: ,,Arbeit hat verloren, Kapital hat gewonnen".

Zwar seien Vermögen in Deutschland schon immer extrem ungleich verteilt gewesen, sagt Friedrich. Aber bis in die 80er Jahre habe sich das weniger stark auf die Lebenschancen der Einzelnen ausgewirkt. Weil aber die Gehälter vieler Menschen seit Jahren kaum steigen, Lebenshaltungskosten, Mieten und Immobilienpreise dagegen in die Höhe schießen und Sparzinsen gegen null gehen, wird es für all jene, die von ihrer Arbeit leben müssen, immer enger – während sich die Gewinne aus Kapitalvermögen prächtig entwickeln. Auch in der Corona-Krise. ,,Die Pandemie hat wieder gezeigt: Vermögen ist immer der Gamechanger."

Die Politik habe dieser wachsenden Spaltung nichts entgegengesetzt. Zwar sei Angela Merkel keineswegs die Wirtschaftsliberale, die manche in ihr sehen, sagt Friedrichs. Wenn es zum Zeitgeist passte, habe sie sich auch ,,sanften Reformen" mit sozialdemokratischem Anstrich nicht versperrt. Aber: ,,Soziale Ungleichheit war einfach nicht ihr Thema." Und kleinere Reformen reichten nicht aus, um das Ruder herumzureißen. ,,Die Entwicklung hat sich in den vergangenen Jahren so dermaßen verschärft, da braucht es entschlossenes politisches Handeln."

[...] Ob ein ,,entschlossenes Handeln" zu erwarten ist, falls die künftige Regierung von Grünen oder SPD angeführt wird? Julia Friedrichs würde nicht darauf wetten. ,,Das Hauptproblem ist, dass die Interessen derer, die von solchen Maßnahmen profitieren würden, am schlechtesten organisiert sind: junge Menschen, Familien und viele Gruppen, von denen die Parteien wissen, dass sie seltener zur Wahl gehen." Dabei sei das Nichtwählen oft Teil ein und desselben Teufelskreises aus Enttäuschung und Perspektivlosigkeit. So wie bei Sait, einem der Protagonisten ihres jüngsten Buches: ,,Er hat früher SPD gewählt. Heute wählt er gar nicht mehr. Und rechnet auch nicht damit, dass sich für Menschen wie ihn etwas ändert." Es ist ein Teufelskreis, der nicht nur für die Demokratie gefährlich sei, warnt Julia Friedrichs. Wer die Erfahrung mache, dass die eigene Anstrengung nichts bringt, eigene Ideen und Träume ohnehin keine Chance haben, werde auch keine Innovationen entwickeln. ,,Bei den Menschen, die ich für mein Buch interviewt habe, wundere ich mich, wie sie sich trotz des niedrigen Lohns jeden Morgen aufraffen." Traurig mache sie die Fixierung dieses ,,reichen, alten Lands" auf die Vergangenheit – denn nichts anderes sei die Bevorzugung von Vermögen. ,,Ich wünsche mir, dass wir stattdessen den Blick in die Zukunft wagen."

Doch der Ball liegt aus Friedrichs Sicht nicht nur bei der Politik. Zuerst einmal müsste sich die neue ,,Working Class" überhaupt als Gruppe mit gemeinsamen Interessen verstehen. Dass sie es nicht tut, hat auch wieder mit der deutschen Lebenslüge zu tun, glaubt sie. ,,Die meisten Menschen schätzen sich deutlich reicher ein, als sie es sind." So sträubten sich viele gegen höhere Erbschaftssteuern, weil sie auf ein kleines Erbe in der Zukunft hoffen – das von dieser Steuer überhaupt nicht erfasst würde. Auch deswegen ist es Friedrichs so wichtig, über die tatsächlichen Vermögensverhältnisse aufzuklären. ,,Es geht darum, zu zeigen: Hey, du bist in der unteren Mitte. Solidarisier dich doch lieber mit denen ,unter' dir, statt nach denen ganz oben zu schielen." Das gelte sowohl für den Lieferdienstfahrer wie für die Therapeutin auf Honorarbasis. Gerade jüngere Menschen sollten wieder lernen, Arbeitskämpfe zu führen. ,,Es müssen mehr Menschen aufbegehren. Anders wird es nicht gehen."


Aus: "Julia Friedrichs über soziale Ungleichheit: ,,Mehr Menschen müssen aufbegehren " Alicia Lindhoff (21.05.2021)
Quelle: https://www.fr.de/politik/julia-friedrichs-ueber-soziale-ungleichheit-mehr-menschen-muessen-aufbegehren-90654658.html

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Quote[...] Oft wird behauptet, ... dass wir uns nur noch in Konsummilieus aufschlüsseln ließen, uns dadurch unterschieden, dass die einen zur Mandelblüte nach Mallorca fliegen, die anderen zur Party nach Ibiza. Ein Trugschluss, der auch darauf fußt, dass wir uns an veralteten Bildern und Definitionen festhalten.

Heute schaffen Arbeiter nicht mehr unter Tage, nur selten in der Fabrik am Fließband. Sie reinigen, sie unterrichten, sie schleppen Pakete die Treppe hinauf und Schmutzwäsche wieder hinunter, sie sitzen an der Supermarktkasse oder füllen Regale. Sie verlegen schnelles Internet und antworten an der Hotline. Sie pflegen Opa oder uns, wenn wir krank sind.
Die Working Class ist vielfältig geworden, weiblicher, migrantischer, eher in Dienstleistungsberufen angestellt, aber noch immer gilt: Es sind Menschen, die arbeiten, um Geld zum Leben zu haben. Menschen, die keine Unternehmensanteile halten, über keine Mietshäuser verfügen, keine Erbschaften erwarten. Menschen, für die es heißt: Nettoeinkommen gleich Monatsbudget.

... David Graeber, der 2020 viel zu früh verstorbene Ethnologe an der London School of Economics, schrieb in seinem Buch Bullshit-Jobs: ,,Angenommen, wir würden alle eines Morgens aufwachen und feststellen, dass nicht nur Krankenschwestern, Müllarbeiter und Mechaniker verschwunden sind, sondern dass auch Busfahrer, Lebensmittelverkäufer, Feuerwehrleute und Schnellrestaurantköche in eine andere Dimension transportiert wurden: Die Folgen wären katastrophal."

Nicht ganz klar dagegen sei, ob die Welt leiden würde, wenn alle Private Equity Manager, Marketingexperten, Versicherungsfachleute ... verschwänden. ,,Aber gerade dort arbeiten vielfach die Menschen, die besonders hohe Gehälter beziehen." Und von denen einige zudem auf die, die sie auf die unterschiedlichste Art umsorgen, herabblicken.

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Aus: "Working Class: Die Wohlstandsillusion" Julia Friedrichs (30.01.2022)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/working-class-die-wohlstandsillusion-100.html

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Quote[...] Julia Friedrichs: ... Die Working Class tut die Jobs, wo man am Abend merkt, ob sie erledigt wurden oder nicht. Das können nicht alle Berufsgruppen von sich sagen. Die Working Class tut oft Jobs, wo es nicht so ist. Da werden keine Busse gefahren, keine Menschen gepflegt, keine Pakete verteilt, es wird nicht gereinigt, kein Brot gebacken und verkauft oder andere Lebensmittel. Das ist uns vor einem Jahr ja allen aufgefallen unter dem Begriff der Systemrelevanz. Gerade die unteren Einkommensgruppen leisten diese Jobs, ohne die nichts funktioniert.

... warum [sind] Berufe, ohne die nichts läuft, so schlecht bezahlt [?]. 12 Euro sind nicht der Lohn, die man für diese Art der Tätigkeit ,,verdient" hat. Wenn deren Berufe so systemrelevant sind, müssen sie ganz anders bezahlt werden. Auf der anderen Seite gibt es Berufe, in denen man zu viel verdient und wo es sich mir nicht erschließt, warum sie so viel ,,wert" sind. Wer mal mit einem Notar zu tun hatte, der kennt diese Fragezeichen, wenn man die Gebührenrechnung bekommen hat. ... die Verhältnisse sind aus den Fugen geraten. In den 80er-Jahren verdiente ein Chef in einem DAX-Konzern das 14-Fache eines durchschnittlichen Angestellten. Jetzt ist es 50-mal so viel. Irgendwann ist ein Limit erreicht, wo nicht mehr begründen kann, dass jemand 50-mal oder 100-mal so toll ist wie andere. Aber es gibt auch Verhältnismäßigkeiten. Der Chef soll mehr kriegen – klar. Aber die Frage ist, wieviel mehr. ... der Musikschullehrer, den ich begleitet habe, hat bis zum Lesen des Buches nie gedacht, dass er so viel gemeinsam hat mit dem Menschen, der die U-Bahnhöfe reinigt. Sie ähneln sich, weil sie exakt dieselben Probleme haben, weil das Geld nicht für den nächsten Monat reicht oder sie nicht wissen, wie es Kindern gehen wird. ... Der Staat spielt dabei eine große Rolle – denn viele Aufträge im Niedriglohnsektor werden vom Staat vergeben. So müsste der Staat die Jobs in der Pflege an den Tarif knüpfen. Da, wo ich als Auftraggeber direkten Zugriff habe, würde sich viel verändern.  Der Staat müsste Vorbild sein. Dann würden viele Menschen dort hingehen und Arbeitgeber in anderen Bereichen in Zugzwang bringen. Das gilt auch für die Kommunen: Outsourcing und Fremdvergabe waren Fehler – die Menschen wieder zurückzuholen und in die Tarifbindung bringen, würde Verbesserungen bringen und auch Aufstiegschancen.

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Aus: ",,Arm trotz Arbeit: So gespalten war Deutschland noch nie!" – Interview mit ,,Working Class"-Autorin Julia Friedrichs" (29. Mai 2021)
Quelle: https://www.nordstadtblogger.de/arm-trotz-arbeit-so-gespalten-war-deutschland-noch-nie-interview-mit-working-class-autorin-julia-friedrichs/

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Quote[...] Arbeit. Es erscheint wie ein grundlegender Gesellschaftsvertrag, dass alle arbeiten sollen, ja müssen – wenn auch manchmal mehr schlecht als recht. Was aber, wenn der Glaube an die Wechselwirkung von Fleiß und Ertrag zerbricht? Dies zu beschreiben hat sich die Journalistin und Autorin Julia Friedrichs, geboren 1979 in Gronau / Westfalen, in ihrem Buch Working Class vorgenommen.

... Tatsächlich beschreibt Friedrichs Menschen der erodierenden Mittelschicht, jene, die alleine vom Arbeitsnetto leben und keine Rücklagen haben – wie ein Großteil der Menschen in Deutschland. Hierzulande ist die Ungleichheit von Vermögen eine der höchsten im Euroraum – und die Abstände wachsen weiter.

Es handelt sich bei den Interviewten keinesfalls um ,,Arbeiter*innen" mit einem besonderen Zusammengehörigkeitsgefühl oder gar eine ,,Arbeiterklasse" – ein Begriff, den Friedrichs auch bewusst umgeht, wie sie schreibt. Zu historisierend und ideologisch besetzt ist die ,,Arbeiterklasse", doch deshalb macht es der Anglizismus nicht besser. Denn eine ,,Klasse" setzt – neben zahlreichen möglichen Definitionen – ein gemeinsames (politisiertes) Bewusstsein für die eigene Situation voraus und fördert kollektive Lösungen und Machtkämpfe statt individuelle. Zum Vergleich: Die ,,working class"-Debatten sind in Großbritannien sehr viel lebendiger. Soziale Klasse ist dort so etwas wie die lebenslange Mitgliedschaft in einem Fußballklub, die Menschen sind darin fest verankert trotz sozialer Mobilität. Die Existenz einer ,,Arbeiterklasse" ist in Großbritannien sowohl akzeptiert als auch betoniert, in Deutschland hingegen versteckt sie sich eher hinter Debatten über ,,Bildung" oder ,,Integration". Friedrichs' sprachlicher Schlenker ins Englische ist eher ungeschickt, denn nicht nur bleibt er unstimmig, sondern suggeriert auch, dass es in Deutschland keine sozialen Klassen (mehr) gibt.

Ihre Protagonist*innen sind zudem sehr heterogen, sie vereint allein ihre politische Unsichtbarkeit und Verunsicherung. Sie sehen sich nicht als Einheit, sind alle Individualist*innen. Sie verlassen sich wie Alexandra und ihre Familie ,,nur auf sich selbst", finden eigene, auch falsche Lösungen für Probleme und haben ihre Entscheidungen weitestgehend von der Politik entkoppelt. Und: keine*r von ihnen identifiziert sich bei Friedrichs selbst als ,,working class"-Angehörige*r.

Friedrichs sucht nach dem Kipppunkt für diesen Wandel und zappt sich – ehrlich nostalgisch – mit Serien wie Lindenstraße und Schwarzwaldklinik zurück in das Westdeutschland der 70er und 80 Jahre. Hier waren Männer noch alleinige Familienernährer, Frauen arbeiteten mehr als Hobby, am Samstagabend gab es ein Lagerfeuergefühl, wenn die gesamte Republik Wetten, dass...? schaute. Es ist auch die Zeit, in der Friedrichs aufwuchs; eine warme, als weniger komplex empfundene Zeit für die damals aufstrebende Mittelschicht; patriarchal geprägt und teils vorhersehbar bis zur Schmerzgrenze. Doch die Serien waren schon damals eher Sehnsüchte und nicht Realität, ein kurzes Innehalten vor einem Paradigmenwechsel: ,,In den Siebzigern waren Finanzwirtschaft und Realwirtschaft gleichauf", so die Autorin in einem Interview. ,,Inzwischen ist die Finanzwirtschaft auf das Vierfache angeschwollen. Das heißt, Kapital wird wichtiger, immer mehr Menschen beziehen Einkommen aus Kapital, aber das ist halt schlecht für die, die kein Kapital haben." Wer wie ihre Protagonist*innen also nur von Nettogehalt zu Nettogehalt lebt, ist von langfristigem Wohlstand praktisch ausgeschlossen.

Einen weiteren Aspekt beschreibt auch der Autor Philipp Sarasin in seinem Buch 1977 [Eine kurze Geschichte der Gegenwart (2021)]: Die Individualisierung und ,,wie der Glaube an ein gemeinsames Allgemeines, der die Moderne formte, zu zerbröckeln begann", heißt es im Klappentext. Es ist eine gedankliche Schleife, die sich bis in die Gegenwart [...] zieht – der Glaube an die eigene Einzigartigkeit, das Gefühl, es alleine zu schaffen, sein Glück selbst in der Hand zu haben. Dabei verlässt man sich weniger auf Institutionen, auf Durchschnittlichkeit, auf Normierungen. Die Erzählung ist verlockend, sie begegnet einem heute permanent in den sozialen Medien (,,Sei du selbst!"), aber auch beim Konsum (,,Weil ich es mir wert bin!") oder wenn in Stellenausschreibungen von ,,Talenten" und ,,Persönlichkeiten" statt ,,Arbeitskräften" die Rede ist. Doch die Formel verschweigt, dass Fleiß allein nicht genügt. Erfolge bauen oft auf stillschweigend ungleich verteilten Ressourcen auf – sei es das unbezahlte, aber karriererelevante Praktikum, das man sich ,,leisten" kann, die persönlichen Kontakte zu wichtigen Entscheidungsträger*innen oder die Investition in spannende Hobbys oder private Aus- und Weiterbildungen.

Für Friedrichs' Gesprächspartner*innen hat sich ein derartiges Spiel, um am Ball zu bleiben, längst überholt. Die permanente Selbstoptimierung, um etwas ,,Besonderes" zu sein und zu bleiben, können sie nicht leisten, sie sind nur bedingt ein unternehmerisches Selbst. Sie leben im aktiven Widerspruch von Flexibilität und der Sehnsucht nach Kontinuität. Besonders deutlich wird das bei Alexandra, der Musiklehrerin, denn erst die Corona-Krise bremst ihr schnurrendes Lebens-Uhrwerk und zeigt, wie prekär die Familie schon vor der Krise lebte. Trotz ihres Organisationstalentes können beide Erwachsene das unternehmerische Risiko ihrer Freiberuflichkeit eigentlich nicht stemmen. Und doch haben sie sich für diesen Weg entschieden, denn er ist eher mit mehr gesellschaftlichem Prestige verbunden, als der Minijob im Pflegebereich, den Alexandra in der Pandemie umgehend antritt. Hier besteht eine Lücke in Friedrichs' Charakterisierungen, nämlich, dass sich der Arbeitsmarkt auch für Hochqualifizierte ausgedünnt hat – Stichwort ,,akademisches Prekariat". Das macht die Sicht auf ihre ,,working class" komplexer. Der Autorin dürfte dies bekannt sein, sie erwähnt es aber nicht.

Fast allen Protagonist*innen möchte man bisweilen zurufen: Dann such' dir doch eine andere Arbeit! Oder: Zieht doch in eine günstigere Gegend! Aber solche Appelle stammen aus derselben Ecke wie das Narrativ von ,,Ich schaff' das schon alleine!", sie laden die Verantwortung bei den Einzelnen ab. Erstaunlich ist aber, dass Friedrichs bei ihren Interviewpartner*innen keinen Veränderungswillen dokumentiert. Am Status Quo wird immer mal rumgedoktert, aber eben nicht komplett verändert – vielleicht auch, weil die Protagonist*innen ihre Entscheidungen nicht als politisch, sondern als individuell wahrnehmen. Wer könnte ihnen schon helfen? Die Parteien? Der Staat? Auch Friedrichs stellt fest: Die Protagonist*innen sitzen am kürzeren Hebel, letztlich verfügt nur der Staat über wirksame Machtinstrumente, um Veränderungen zu erzwingen – beispielsweise beim Mindestlohn oder Arbeitsschutz. Die Autorin diagnostiziert den Befragten jedoch eine latente ,,Staatsverachtung", eine Entpolitisierung vor allem in guten Zeiten, wenn der Staat ihr Leben nur flankieren soll. Parteien, Gewerkschaften oder Verbände erreichen in solch einem Klima die Menschen nicht, können also dann auch nicht für sie streiten, wenn die Zeiten mal schlechter sind. Viele bleiben so in Krisen alleine oder sind überfordert von der Fülle an Entscheidungen, die sie zu ihrer Absicherung hätten treffen müssen. Krasse Beispiele wie das Brexit-Referendum von 2016 zeigen zudem, dass selbst derartig freie und mündige Entscheidungen durch Bürger*innen zunehmend von außen torpediert und manipuliert werden.

Im letzten Drittel des Buches skizziert Friedrichs die Vision einer Aussöhnung. Aus ihrer Sicht sollten gerade die Wohlhabenden und Superreichen – in Deutschland konzentrieren sich 35 Prozent des Vermögens in ihren Händen – etwas von ihrem Geld abgeben. Das kann man naiv finden, aber Friedrichs hat sich schon früher intensiv mit Eliten und Erben in Deutschland beschäftigt. Bei dieser Idee treten zwei Probleme auf. Zum einen ist unklar, wie dieses Geld abgeschöpft werden soll: Über Steuern? Spenden? Stiftungen? Was kostet es, das Geld zu verwalten? Und – wer entscheidet, wohin das Geld verteilt wird, wo es am dringendsten gebraucht wird? Verwaltet es der Staat und wie viel Einfluss haben Wohlhabende dann auf die Verteilung?
 
Zum anderen schlägt Friedrichs vor, dass Reiche wieder ,,auf Sichtweite" kommen und einen ,,gesellschaftlichen Muskel" trainieren – also auch freiwillig auf einige finanzielle und gesellschaftliche Privilegien verzichten. Sie verspricht sich dadurch, dass es mehr Gemeinschaftlichkeit gibt – doch Gemeinschaft bedeutet auch, Risiken gemeinsam zu stemmen. Fraglich ist, ob man das als reicher Mensch nötig hat. Denn wo genug Geld vorhanden ist, wohnt man in den schönen Vierteln der Stadt längst nicht mehr zur Miete, lässt die Kinder vom Au-pair betreuen und schickt sie lieber auf eine Privatschule oder -Uni; man pflegt exklusive oder exotische Hobbys, mehrmals im Jahr wird Urlaub gemacht, überhaupt – die verfügbaren Finanzen für ein ,,gutes Leben" sind mehr oder weniger unabhängig von dem, was man mit seiner Arbeit verdient. Wohlhabende Menschen können sich in Parallelwelten zurückziehen, in denen sie von den Problemen der weniger wohlhabenden Restbevölkerung unberührt bleiben. Der Anreiz zur Vergemeinschaftung bleibt gering, zumal auch Friedrichs dafür nicht mehr in Aussicht stellt als ein ,,gutes moralisches Gefühl".

Friedrichs' gut lesbares Buch bleibt hinter den Erwartungen an eine große Erzählung von modernen Arbeitsbedingungen zurück. Das liegt an einigen erzählerischen Schwächen und dem etwas bemühten Ehrgeiz zur Dokumentation der Corona-Ausnahmesituation. Aber auch daran, dass die Autorin einige wichtige Überlegungen nur kurz anreißt oder ganz weglässt. Einer der wesentlichsten blinden Flecke ist der Unterschied zwischen den alten und neuen Bundesländern. Beispielsweise erfasste die Globalisierung mit dem Mauerfall das gesamte wiedervereinigte Deutschland, doch die negativen Folgen spürten vor allem Ostdeutsche. Sie zitiert den Soziologen Steffen Mau: ,,Die ostdeutschen Arbeiter wurden zu ,Pionieren der Prekarität' (...) – Vorboten der Jobnomaden, Niedriglöhner, Saisonpendlerinnen und Gelegenheitsarbeiter, die die heutige Dienstleistungsökonomie allgemein bezeichnen." Tatsächlich verdienen bis heute etliche der 16 Millionen Menschen in den neuen Bundesländern trotz gleicher Ausbildung weniger Geld – im Schnitt 24,7 Prozent brutto weniger als West-Kolleg*innen – oder haben längere Arbeitszeiten. Vielen bleibt dann nur übrig, wegzuziehen. Friedrichs' Grundgedanke von einer einst so krisensicheren Mittelschicht, die heute um Vermögen, Erbschaften und Privatpleite bangt, betrifft damit überwiegend Menschen aus den alten Bundesländern und ihre Nachkommen.
 
Ein weiterer vernachlässigter Aspekt ist der Aufstieg des von Friedrichs erwähnten Finanzkapitalismus und die Normalisierung des Niedriglohns in Deutschland. Für Niedriglohn zu arbeiten bedeutet gegenwärtig, etwas weniger als zwölf Euro brutto pro Stunde zu verdienen. Das betraf laut Eurostat im Jahr 2017 etwa 20 Prozent der Vollzeitbeschäftigten; im selben Jahr arbeiteten wiederum 34 Prozent der Menschen in Ostdeutschland im Niedriglohnbereich.

[...]  Ebenso vermisst man im Buch eine globale Perspektive, denn Friedrichs Gesprächspartner*innen leben – alles in allem – in einem sicheren, westlichen Komfort und Freiheit. Ihr Wohlstand basiert darauf, dass es anderen Menschen auf der Welt weniger gut geht, dass der Kampf um Löhne, faire Arbeitsbedingungen und würdige Lebensbedingungen keine rein lokale Frage ist. Denn es sind auch globale Öffnungen, die neue, kapitalistisch ,,entfesselte" Arbeitsmodelle nach Deutschland bringen und bis zu einem gewissen Grad normalisieren – das betrifft neben der Fleischindustrie, Logistikbranche und Erntehelfer*innen auch urbane Lieferdienste und die oft prekäre Gig-Economy von Soloselbstständigen. Hier sind die Menschen völlig vereinzelt, meist einer frühindustriell anmutenden Willkür ausgesetzt, kaum organisiert – dabei hat gerade die Pandemie gezeigt, wie verletzlich Menschen als Einzelne in Krisen sind. Neben ihrer Vision der Umverteilung von Vermögen wäre auch dieser Seitenblick bei Friedrichs wünschenswert gewesen. Es braucht größere, arbeits- und sozialpolitische Anstrengungen, untermauert von gemeinschaftlich orientierter Solidarität – eben eine echte ,,new working class", die sich als solche empfindet, ohne in altbackene Ideen eines historischen Sozialismus abzurutschen.
 
Doch das wäre vielleicht eher Stoff für ein weiteres Buch. Ihre Grundfrage verfolgt Friedrichs stringent und szenisch, fast wie das Drehbuch einer Sozial-Doku. Ihre Arbeit wirft zwar viele Fragen auf und provoziert Widerspruch, vermeidet aber Sozialromantik oder gar poverty porn – sondern zeigt, dass es keine populistische, lineare Antwort für das Thema gibt. ...


Literatur


Julia Friedrichs
Working Class: Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können
Berlin Verlag (2021), 320 Seiten
 
Julia Friedrichs
Wir Erben: Warum Deutschland ungerechter wird
Piper Taschenbuch (2016), 336 Seiten
 
Julia Friedrichs
Gestatten: Elite: Auf den Spuren der Mächtigen von morgen
Piper Taschenbuch (2017), 288 Seiten

Philipp Sarasin
1977: Eine kurze Geschichte der Gegenwart
Suhrkamp Verlag (2021), 502 Seiten
 
Owen Jones
Chavs: The Demonization of the Working Class
Verso (2016), 352 Seiten




Aus: ",,Working Class"  Was von der Mittelklasse übrig bleibt" Sylvia Lundschien (2021)
Quelle: https://www.goethe.de/prj/jad/de/the/man/22289724.html

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Quote[...] 

Julia Friedrichs: Crazy Rich - Die geheime Welt der Superreichen
Berlin Verlag, Berlin 2024, ISBN 9783827015129, 384 Seiten.

Klappentext: Superreich ist ein Mensch, der über viele Millionen Euro verfügt. Hierzulande besitzen 2900 Personen gut 20 Prozent des Finanzvermögens. Mit dem Geld, das man braucht, um die größten Superjachten weltweit nur ein Jahr instandzuhalten, könnte man die Schulden der Entwicklungsländer auf einen Schlag tilgen. Welches Ausmaß an Ungleichheit verträgt eine Gemeinschaft, verträgt die Demokratie, in der zumindest theoretisch jede Stimme gleich viel wert sein soll? Wie viel dürfen Einzelne für sich beanspruchen in einer Welt, in der die Ressourcen endlich sind? Müssen wir dem Reichtum Grenzen setzen? Julia Friedrichs begibt sich auf die Spuren des Geldes. Eine Reportage über die Frage, wie wir als Gesellschaft zusammenleben wollen.


Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.08.2024
Nicht durchweg neu, aber aufschlussreich ist, was Julia Friedrichs über die wunderbare Welt der Superreichen herausgefunden hat, findet Rezensentin Melanie Mühl. Geduldig hat sich Friedrichs an die exklusive Welt der Milliardäre herangepirscht, lernen wir, diejenigen, mit denen sie für das Buch gesprochen hat, verraten nicht alle ihre echten Namen. Viele, wie etwa "Mr. Capri-Sonne", sind wenig interessiert daran, ihre Privilegien zu reflektieren oder gar über die gesellschaftlichen Folgen einer wachsenden Ungleichheit nachzudenken, erzählt Mühl. Aber es gibt auch Gegenbeispiele wie Marlene Engelhorn, die ihr Erbe von einem Bürgerrat verteilen lässt. Keineswegs geht es Friedrichs darum, Reiche persönlich anzugreifen, stellt die Rezensentin klar, durchaus jedoch wird in dem Buch die Frage gestellt, welche zum Beispiel auch ökologischen Konsequenzen der Wunsch nach persönlichem Luxus (Mega-Yachten!) haben kann. Insgesamt ein empfehlenswertes Buch über beängstigende gesellschaftliche Realitäten, resümiert die Rezensentin.

 Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 29.08.2024
Julia Friedrichs wendet sich in ihrem Buch einem Thema zu, über das man viel zu wenig weiß, findet Rezensentin Susanne Billig: die Welt der Superreichen. Unter anderem setzt sich Friedrichs mit der Reichtumsforschung auseinander, die, was Art und Umfang großer Vermögen in Deutschland betrifft, oft im Dunkeln tappe. Außerdem unterhalte sie sich mit einigen Reichen und mit Menschen, die deren Vermögen verwalten. Manche Superreiche machen sich durchaus Gedanken darüber, erkennt Billig nach der Lektüre, was ihr Reichtum zum Beispiel aus Gerechtigkeitsperspektive bedeutet, andere, wie etwa der Müllermilch-Magnat Theo Müller, quälen die Autorin mit frauenfeindlichen ökonomischen Traktaten von anno dazumal und sagen dann ein bereits zugesagtes Gespräch ab. Insgesamt macht das lesenswerte Buch der Rezensentin klar: Über Reichtum muss mehr kommuniziert werden.


Aus: "Über: Julia Friedrichs - Crazy Rich" (2024)
Quelle: https://www.perlentaucher.de/buch/julia-friedrichs/crazy-rich.html

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Quote[...] Reichtum, Armut, Ungleichheit: Damit beschäftigt sich Julia Friedrichs in vielen Büchern und Filmen seit Jahren. Aus ihrer Faszination für die Parallelwelt der "Superreichen" macht sie keinen Hehl. Ihr Buch ist kein Reichen-Bashing, sondern viel eher ein Debattenbeitrag. "Das Ganze mache ich nicht als Spleen, sondern weil ich das für eines der wesentlichen Themen halte, die unser Land prägen", erklärt die Autorin.


Aus: ""Die geheime Welt der Superreichen": Auf den Spuren des Geldes" (02.09.2024)
Quelle: https://www.ndr.de/kultur/buch/Die-geheime-Welt-der-Superreichen-Auf-den-Spuren-des-Geldes,crazyrich100.html

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Quote[...] 2,6 Millionen Euro Miete nimmt die deutsche Werft Lürssen für eine Luxusjacht pro Woche – und hat keine Probleme, Kunden zu finden.

... In ,,Crazy Rich" taucht Julia Friedrichs in die Welt der Superreichen ein und macht gleich zu Beginn klar: Das Sprechen über Reichtum ist hierzulande gravierend unterentwickelt. Vermögensverhältnisse gelten als Tabuthemen, weshalb die meisten Menschen von ,,Reichtum" nur eine schwammige Vorstellung haben. Dabei liegen zwischen einem Angestellten, einer Spitzenbeamtin und Leuten, die hunderte Millionen oder gar 200 Milliarden Euro ihr Eigen nennen, Welten.


Um zu erkunden, wie immense Vermögen die Psyche der Besitzenden, aber auch Gesellschaft und Demokratie formen und welche Wissenslücken es beim Thema Superreichtum gibt, macht sich die Autorin in ihrem Buch auf eine abwechslungsreiche Recherchereise.
So konsultiert sie die ökonomische und soziologische Reichtumsforschung, die mit einem eklatanten Mangel an Daten ringt. Der deutsche Staat tut nicht viel für Transparenz; von Amts wegen wird keine offizielle Vermögensstatistik erhoben. Deshalb lassen sich, bemängelt Julia Friedrichs, selbst banale Fragen nicht sicher beantworten. So weiß niemand, wie viele Milliardäre und Multimilliardäre es in Deutschland genau gibt, wer zum Kreis der Superreichen zählt, wie viele Billionen sie genau besitzen, welchen Anteil am deutschen Gesamtvermögen das ausmacht und ob ihr Reichtum aus Firmen, Aktien oder Immobilien besteht.


Julia Friedrichs gelingt es auch, erhellende Gespräche mit Superreichen und ihren privaten Vermögensverwaltern zu führen, viele davon unter dem Siegel der Anonymität. Spannend erzählt sie davon, wie schwierig sich die Gesprächsanbahnungen und wie sperrig, arrogant oder entgegenkommend sich die Unterhaltungen gestalten.
,,Sebastian" läuft durch das gesamte Buch mit, dessen Milliardenerbe so tief im Familienbesitz verwoben ist, dass er es nicht abstoßen kann. Wie Sebastian in stundenlangen Gesprächen mit der Autorin über Reichtum und elitäres Denken sinniert, Fragen der Gerechtigkeit erwägt und sein persönliches Bemühen um Normalität und unbelastete Freundschaften schildert, gehört zu den Höhepunkten des Buches.
Am anderen Ende des Sympathiespektrums bewegt sich Theo Müller, rund drei Milliarden Euro reich geworden mit der Idee, aus austauschbarer Milch die teure Markenware ,,Müllermilch" zu machen. Er sagt ein Interview zu, bedingt sich aber aus, dass Julia Friedrichs zuvor das uralte Werk eines ultraliberalen Ökonomen zu lesen hat – und sagt, nachdem sie sich durch das menschenverachtende, misogyne Buch gequält hat, das Interview wieder ab.

... Es geht um Steuermoral und Parteispenden, Reichtum als Klimakiller und Wohltätigkeit nach Gutdünken – aber auch das Bemühen um demokratiepolitisch verantwortungsvolle Möglichkeiten, den eigenen Geldüberhang an die Breite der Gesellschaft zurückfließen zu lassen.

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Aus: "Julia Friedrichs: ,,Crazy Rich": Raus aus dem Reichtum" Susanne Billig (29.08.2024)
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/julia-friedrichs-crazy-rich-rezension-100.html

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Quote[...] Die gesellschaftliche Relevanz des Buches ist unübersehbar, da es sich mit Themen wie der Darstellung der Superreichen in Medien und Gesellschaft, den psychologischen und sozialen Auswirkungen von Reichtum sowie der Diskussion um Erbschaft und selbstgemachten Reichtum auseinandersetzt. Friedrichs hinterfragt kritisch die Rolle des Reichtums in der modernen Gesellschaft und bietet Einblicke, wie immense Vermögen nicht nur die Psyche der Besitzenden, sondern auch die Demokratie formen können.

...  Friedrichs diskutiert, wie durch aggressive Steuergestaltung und andere legale, aber moralisch fragwürdige Praktiken, erhebliche Vermögen kaum zur gesellschaftlichen Wohlfahrt beitragen. Dies wirft wichtige Fragen hinsichtlich der Gerechtigkeit und der Rolle des Staates in der Regulierung solcher Vermögensverhältnisse auf.

... Abschließend bietet ,,Crazy Rich" auch Vorschläge, wie sich Überreichtum begrenzen ließe. Friedrichs plädiert für eine offene Diskussion über Reichtum und seine Implikationen, sowohl für diejenigen, die ihn besitzen, als auch für die Gesellschaft als Ganzes. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, das Thema Reichtum nicht als Tabu zu behandeln, sondern als wesentlichen Bestandteil der sozialen Gerechtigkeit und demokratischen Gesundheit.

Julia Friedrichs' ,,Crazy Rich" ist somit eine wichtige Lektüre für alle, die sich für die tiefgreifenden Auswirkungen des Superreichtums auf Individuen und Gesellschaft interessieren. ...


Aus: ",,Crazy Rich" von Julia Friedrichs: Ein skeptischer Blick auf extreme Reichtümer" Sven Trautwein (17.09.2024)
Quelle: https://www.fr.de/ratgeber/buchtipps/buchempfehlung-der-woche-crazy-rich-von-julia-friedrichs-ein-skeptischer-blick-auf-extreme-reichtuemer-93285266.html


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Quote[...] 34 Prozent der Landwirte stimmten für die Rechten – mehr als im Durchschnitt. Nur bei Arbeitern war der Anteil noch höher.

Berlin taz | Bei der Landtagswahl in Brandenburg haben überdurchschnittlich viele Landwirte für die AfD votiert. Am Sonntag wurde die extrem rechte Partei in dieser Gruppe mit 34 Prozent der Landwirtstimmen stärkste Kraft, wie eine Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen zeigt. Das Gesamtergebnis der AfD lag bei 29,2 Prozent, hinter der SPD, die auf 30,9 Prozent kam.

Unter den fünf erfassten Berufsgruppen schnitten die Rechtsradikalen nur bei den Arbeitern mit 38 Prozent noch besser ab als bei den Bauern. Die CDU kam nur noch auf 9 Prozent der Landwirtstimmen, 3 Punkte weniger als in der gesamten Wählerschaft. Die in Brandenburg bauernverbandsnahe SPD dagegen erhielt einen Punkt mehr als im Durchschnitt, nämlich 32 Prozent. Das BSW bekam 12 Prozent der Bauernstimmen – und damit 1,5 Punkte weniger als im Schnitt.

Schon bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen Anfang September hatten überdurchschnittlich viele Landwirte für die AfD gestimmt. In Sachsen schrammte die extrem rechte Partei mit rund 49 Prozent der Bauernstimmen in dieser Berufsgruppe sogar nur knapp an dem Wert vorbei, der insgesamt für eine absolute Mehrheit nötig wäre.

Bei der EU-Wahl im Juni hatten sich erstmals in einer bundesweiten Abstimmung überdurchschnittlich viele Landwirte für die AfD entschieden. 18 Prozent stimmten damals laut Forschungsgruppe Wahlen für die rechtsextreme Partei. Das Gesamtergebnis der AfD lag bei 15,9 Prozent.

Vergangenen Winter waren Tausende Landwirte auf die Straße gegangen, nachdem die Bundesregierung angekündigt hatte, die Subventionierung des Agrardiesels zu streichen, mit dem Traktoren betrieben werden. Die Proteste wandten sich aber auch allgemein gegen Umwelt- und Tierschutzregeln in der Landwirtschaft.

Die AfD stellte sich auf die Seite der Bauern, auch wenn sie zuvor in ihrem Grundsatzprogramm Subventionen generell abgelehnt hatte. Warnungen, dass die Bauernproteste von Rechtspopulisten unterwandert werden könnten, wurden zum Beispiel von CDU/CSU-Fraktionschef Friedrich Merz als Kampagne der Ampelregierung ,,gegen die Landwirtschaft" zurückgewiesen.


Aus: "Landtagswahl in Brandenburg: AfD beliebt bei Bauern" Jost Maurin (24.9.2024)
Quelle: https://taz.de/Landtagswahl-in-Brandenburg/!6038704/


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Quote[...] Wegen des Verdachts, Sozialleistungen missbraucht zu haben, hat die Polizei bei der Überprüfung mehrerer Adressen in Berlin-Reinickendorf geholfen. Drei Mehrfamilienhäuser wurden am frühen Morgen begangen, wie eine Polizeisprecherin sagte. Rund 100 Einsatzkräfte hätten die Familienkasse Berlin-Brandenburg im Rahmen der Amtshilfe unterstützt.

Auch Mitarbeiter des Gewerbeamts des Bezirks Reinickendorfs waren demnach vor Ort. Es bestehe der Verdacht, dass die Anschriften mehrfach für den Missbrauch von Sozialleistungen wie Kindergeld oder Kinderzuschläge verwendet wurden, schrieb die Polizei bei X. Der Einsatz wurde am Morgen wieder beendet. (dpa)


Aus: "Adressen in Berlin überprüft: Einsatz wegen möglichen Sozialleistungsbetrugs" (25.09.2024)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/adressen-in-berlin-uberpruft-einsatz-wegen-moglichen-sozialleistungsbetrugs-12431663.html

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Quote[...] Noch nie war die Welt so reich wie jetzt, wie neue Zahlen des Global Wealth Report der Versicherungsgesellschaft Allianz zeigen. Das private Geldvermögen in den 57 Ländern, die die Allianz ausgewertet hat, stieg um 7,6 Prozent. Es erreichte im vergangenen Jahr den Rekordwert von 239 Billionen Euro weltweit – zumindest auf dem Papier und ohne Berücksichtigung der Preisentwicklung. Zu Geldvermögen zählt die Allianz für ihre Auswertung unter anderem Aktien, Versicherungen und Sparguthaben.

"Die Verluste des vorhergehenden Jahres sind vergessen", sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz. Da war das weltweite private Geldvermögen um 3,5 Prozent geschrumpft. Den aktuellen Vermögensanstieg führt er vor allem auf das starke Wachstum der US-Wirtschaft und den Boom an den Aktienmärkten zurück. Wegen der hohen Zinsen haben viele Anleger im vergangenen Jahr umgeschichtet – die Wertzuwächse bei Aktien lagen etwa bei elf Prozent, während Bankeinlagen (also etwa Sparkonten) nur ein Wachstum von 4,6 Prozent verzeichneten.

Bricht man die Vermögenswerte auf jeden Bürger und jede Bürgerin eines Landes herunter, so führt die Schweiz das Ranking an, gefolgt von den USA: Mit einem durchschnittlichen Geldvermögen von fast 315.000 Euro brutto lagen die US-Amerikaner 2023 weltweit auf Platz zwei. Die Schweiz führt das Ranking mit 383.000 Euro pro Kopf an, wobei dort auch die Lebenshaltungskosten sehr hoch sind. Nach Abzug der privaten Schulden blieben den Amerikanern noch 260.320 Euro pro Person, netto liegen sie also auf Platz eins. Die Deutschen verfügten im Schnitt über ein Geldvermögen von 95.026 Euro.     

Vermögen in Form von Immobilien ist dabei nicht berücksichtigt, wohl aber die private Altersvorsorge, die auch zu den hohen Pro-Kopf-Vermögen in den USA beiträgt. Dort ist ein großer Teil der Renten in großen Pensionsfonds angelegt.   

Was auffällt: In den USA ist das Geldvermögen weitaus ungleicher verteilt als etwa in den westeuropäischen Ländern. Die reichsten zehn Prozent verfügen in Amerika über 66,9 Prozent der Geldvermögen – in Dänemark nur über gut die Hälfte. Das ist nicht nur ein individuelles Problem für diejenigen, die wenig besitzen, sondern kann auch das Gefühl in Teilen der Bevölkerung verstärken, von positiven Entwicklungen ausgeschlossen zu sein. Nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts legten etwa in Deutschland 17,6 Prozent der Bevölkerung ihr Geld in Aktien, Aktienfonds oder ETF an – also etwa jeder Sechste. In den USA liegt die Aktionärsquote bei rund 50 Prozent der Bevölkerung.

In Deutschland betrug der Anstieg der Geldvermögen im vergangenen Jahr 6,8 Prozent – von denen allerdings nur 0,7 Prozent übrig bleiben, wenn man die Inflation abzieht. Höhere Preise verringern die Kaufkraft. Im Jahr 2019, also vor der Covidpandemie, konnten deutsche Anleger von ihrem Geldvermögen sogar noch 1,7 Prozent mehr mit ihrem Ersparten kaufen als Ende 2023. Die Allianz spricht für Deutschland deshalb von vier verlorenen Jahren, global von drei.

Weltweit schichteten Sparer Geld um: von Bankeinlagen zu rentableren Anlageformen wie Aktien, Anleihen und Investmentfonds. "Die Privatanleger sind keinesfalls so träge und sicherheitsorientiert wie häufig angenommen. Sie reagieren auf veränderte Marktbedingungen, und zwar recht schnell", sagte Subran. Selbst bei den besonders konservativ anlegenden Deutschen sank der Anteil der Spareinlagen am Privatvermögen in den vergangenen Jahren von mehr als 50 Prozent vor der Pandemie auf 35 Prozent 2023.

Wenn viel Geld zur Bank getragen wird, ist das für Allianz-Chefvolkswirt Subran nicht nur problematisch für die Anleger selbst, denen höhere Renditen entgehen, sondern auch schädlich für die Wirtschaft. Geld, das auf einem Bankkonto liegt, steht eben nicht für Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit oder die Transition zu einer klimaneutralen Wirtschaft zur Verfügung. Haushalte in Europa verfügen gemeinsam über 50 Billionen Euro an Geldvermögen. "Diesen enormen Reichtum gilt es produktiv zu nutzen, zum Beispiel im Rahmen einer echten Kapitalmarktunion", sagte Subran.


Aus: "Global Wealth Report: Krise? Welche Krise?" Ruth Fend, Annick Ehmann (24. September 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2024-09/global-wealth-report-vermoegen-ungleichheit-kaufkraft-inflation

Quotelabbeduddl

Was für eine absurde Statistik! Angesichts der realen Slums in vielen Städten der USA ist es der absolute Zynismus mittels kranker Riesenvermögen einen allgemeinen Durchschnittswert von über 300.000€ zu errechnen.
Hurra wir sind ja alle so reich!


QuoteMFausF

Tja, in Deutschland wird sofort das Totschlagargument «Neiddebatte» ausgepackt, wenn man das Thema Vermögensteuer anspricht. Die Reichen haben den Deutschen erfolgreich eingeredet, der Häuschenbesitzer im Speckgürtel sei mit «Reich» gemeint und die glauben das offensichtlich nur zu gerne. Damit ist es gelungen, den Diskurs der Vermögensungerechtigkeit völlig an den Rand zu drängen. Die Rede ist nur noch von kultureller Identität, Überfremdung und der Bedrohung durch Ausländer.

Aber hier mal ein paar Fakten, zu den Reichen:

- Die fünf reichsten deutschen Unternehmerfamilien (Albrecht/Heister, Boehringer/von Baumbach, Kühne, Quandt/Klatten und Schwarz) besitzen  zusammen etwa 250 Milliarden € und damit mehr als die ärmere Hälfte der Bevölkerung (also mehr als 40 Millionen Menschen).

- In D gibt es ca. 250 Milliardäre und

- 2.900 «Superreiche» in D (Mehr gibt es nur noch in den USA und China!) besitzen ca. 20 % des Finanzvermögens.

- Mit dem Geld, das man braucht, um die größten Superjachten weltweit nur ein Jahr instandzuhalten, könnte man die Schulden der Entwicklungsländer auf einen Schlag tilgen. 

- Über 380 Milliarden € fehlen in Deutschland seit 1997 durch die ausgesetzte Vermögensteuer.

...

Und apropos «reiche Schweizer»: Auch dort herrscht eine extreme Ungleichverteilung. Nicht «die Schweizer» sind reich, sondern auch dort nur einige wenige Schweizer extrem reich: Die reichsten 2 % der Schweizer Bevölkerung besitzen  so viel Vermögen wie der gesamte Rest der Bevölkerung zusammen. PS: Die Schweizer Haushalte haben im Schnitt über 100.000 € Schulden und sind damit die unangefochtene Nummer eins bei der Verschuldung der privaten Haushalte. Ende März 2023 betrug die Verschuldung im Verhältnis zum BIP 128 %.


QuoteNur wenn es um was geht

Mit Verlaub, aber ich muss brechen.

Immer mehr Leuten geht es schlecht, die öffentliche Daseinsvorsorge strauchelt, es ist angeblich kein Geld da für Bildung, Straßen, Bahn, selbst Internet. Von der Landesverteidigung ganz zu schweigen. Jetzt sollen alle bis 75 arbeiten, wenn es nach Merz und Co geht. Und ohne Sicherheit, weil ja Bürgergeld auch von der Cducsu abgeschafft werden soll.

Aber die da mit ihrem vielen Geld schwimmen im Fett, dass es schon schmerzt. Und jedes Jahr mehr. Klar, wenn Übervermögende nur im Schnitt 14% Steuern zahlen, während der "Normalo" bis zu 42% berappen muss für ehrliche Arbeit.

Es reicht langsam ...


Quotemedscot

Das ist schlicht falsch - es geht immer mehr Leuten so gut, dass sie viel zu viel Zeit haben zu jammern!

... einfach mal nicht zu jammern sondern sich dazu zu bekennen wie gut es uns geht!!!



QuoteNur wenn es um was geht

Sprechen Sie für sich, denn mit riesigem Niedriglohnsektor und bei 40% der Gesamtbevölkerung ohne jedes Vermögen (und ohne Chance, das aufzubauen bei mini-Löhnen) geht es "uns" mitnichten gut.

Nur ein paar reichen Säcken, die sich aus dem Fenster lehnen und ständig davon reden, wie gut es ihnen geht.
Das ist zynisch.


QuoteGlobalPlayer5001
Antwort auf @Nur wenn es um was geht

    Nur ein paar reichen Säcken, die sich aus dem Fenster lehnen und ständig davon reden, wie gut es ihnen geht.

Die wirklich reichen Säcke halten sich bedeckt und schwadronieren nicht davon, wie gut es ihnen geht.

In Deutschland ist Reichtum immer noch größtenteils diskret. Ich finde das sehr angenehm, insbesondere im Vergleich zu anderen Ländern, in denen die Reichen mit ihrem Reichtum protzen.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Boeing will den Streik seiner größten Gewerkschaft mit einem nachgebesserten Angebot beenden. Nach zehntägigem Ausstand bot die Unternehmensführung des US-Flugzeugbauers der Belegschaft 30 Prozent mehr Lohn an. Bisher war das Unternehmen nur zu einem Plus von einem Viertel bereit gewesen, die Gewerkschaft fordert 40 Prozent.

Das neue Angebot enthält außerdem eine Verdopplung der Prämienzahlung bei Annahme des Angebots von 3.000 auf 6.000 Dollar (5.400 Euro). Auch werden eine im ersten Angebot nicht enthaltene jährliche Bonuszahlungen wieder eingeführt sowie ein erhöhter Beitrag für eine Pensionskasse eingeplant. Dies sei das "letzte Angebot", teilte der Konzern mit. Bis Freitag um Mitternacht solle sich die Belegschaft entscheiden, ob sie es annehmen wolle oder nicht.

Die größte Boeing-Gewerkschaft IAM mit etwa 33.000 Beschäftigten war Mitte September in den Streik getreten. Ihre Mitglieder hatten den vorherigen Vorschlag des Konzerns mit einer Mehrheit von rund 95 Prozent abgelehnt. Durch die Arbeitsniederlegung ist die Boeing-Produktion rund um Seattle im Nordwesten der USA betroffen, wo unter anderem das Bestsellermodell 737 und der Langstreckenjet 777 gebaut werden. Vor allem bei der 737 ist Boeing bereits im Verzug mit Lieferungen an viele Fluggesellschaften. 

Der Airbus-Konkurrent steckt nach einer Pannenserie in der Krise und kämpft mit hohen Verlusten. Nach einem Zwischenfall im Januar, bei dem ein Rumpfteil einer so gut wie neuen Boeing-Maschine kurz nach dem Start herausriss, darf der Konzern bis auf Weiteres nicht die Produktion der 737-Reihe ausbauen.

Boeing reagierte auf den Streik unter anderem mit einem Einstellungsstopp. Außerdem werden Mitarbeiter beurlaubt und Dienstreisen aufs Nötigste reduziert.

Die Gewerkschaft hatte zuletzt 2008 gestreikt. Der Ausstand dauerte damals 57 Tage und kostete den Konzern nach Analystenschätzungen rund zwei Milliarden Dollar.


Aus: "Boeing macht streikender Belegschaft neues Angebot" (23. September 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2024-09/usa-boeing-streik-angebot

QuoteIstCoolMan

Wenn Boeing 30% mehr bietet fragt man sich angesichts erheblich niedrigerer Abschlüsse hierzulande natürlich sofort "reicht denen das etwa nicht ?". Evtl. wären etwas mehr Hintergrundinformationen da doch hilfreich, liebe ZON Redaktion.


QuoteGrateful Dad

Worum oder um welche Größenordnung geht es denn hier? 40% (wovon ?) sagt erst mal gar nichts. ...


QuoteEricus

Wie bitteschön kommen solche Summen zustande, auf beiden Seiten?
Das hieße im Klartext ja: In der Vergangenheitheit wurde hier extrem versäumt peu à peu Gehälter anzupassen...


...

Textaris(txt*bot)

#1653
Quote[...] Es war ein Tabubruch bei Volkswagen: Im Rahmen des Sparprogramms schließt der Autobauer Werksschließungen und Stellenabbau nicht mehr aus – und kündigte deshalb den Tarifvertrag auf. Dieses Vorgehen stieß bei Betriebsrat und IG Metall auf Kritik. Infolgedessen wurde die für Oktober geplante Tarifrunde nun vorgezogen.

In der anstehenden Runde soll nicht nur über den Tarif verhandelt werden, sondern auch über die gekündigte Beschäftigungssicherung. Diese galt seit 1994. Mit der Aufkündigung durch Volkswagen sind ab Mitte 2025 wieder betriebsbedingte Kündigungen möglich. Zuletzt hatte VW-Chef Oliver Blume in einem ,,ZDF"-Interview angekündigt, noch in diesem Jahr konkrete Sparpakete schnüren zu wollen. ,,Dabei gehe es um alle Kosten, von der Entwicklung bis zur Produktion und Vertrieb", sagte Blume.

Betriebsratschefin Daniela Cavallo kündigte bereits Widerstand an. Und auch die IG Metall hält an ihrer Lohnforderung fest. Doch was wird gefordert? Wie stehen die Erfolgsaussichten? Und was passiert, wenn es zu keiner Einigung kommt? Die wichtigsten Antworten im Überblick:

In der regulären Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie fordert die Gewerkschaft sieben Prozent mehr Gehalt. Bei VW gilt zwar ein Haustarif, aber die Forderungen sind die gleichen: Sieben Prozent mehr Lohn und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro.

Begründet werden die Forderungen mit der schwachen Binnenkonjunktur. ,,Nahezu einheitlicher Tenor der führenden Institute ist, dass der private Konsum angeregt werden muss und eine Entgeltzurückhaltung fatal wäre", heißt es von Seiten der IG Metall.

Zudem fordert die Gewerkschaft, die Drohungen mit Werksschließungen und Stellenabbau zurückzunehmen. ,,Es braucht eine Jobgarantie nicht nur bei Schönwetterzeiten, sondern gerade bei der aktuellen Herausforderung sollte diese ein Airbag für die Kolleginnen und Kollegen sein. Jetzt, wo die Fahrbahn rutschig wird und die Hindernisse auf der Straße zunehmen, baut VW diesen Airbag aus. Das werden wir nicht stillschweigend und tatenlos hinnehmen", kommentiert Thorsten Gröger, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall, die bevorstehenden Verhandlungen.

Das Wichtigste für die Gewerkschaft sei, dass Standortschließungen und betriebsbedingte Kündigungen vom Tisch kommen. ,,Das sind für uns absolut rote Linien", sagte IG-Metall-Bundesvorsitzende Christiane Benner am Rande einer Tarifpolitischen Konferenz in Hannover.

Die Gewerkschaft hat die Einführung einer Vier-Tage-Woche vorgeschlagen, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Bereits Anfang der 1990er Jahre hatten sich VW und die Gewerkschaft auf eine solche Vier-Tage-Woche geeinigt. Auch damals kriselte es bei VW. Die Maßnahme soll den Abbau von 30.000 Stellen verhindert haben. Dass diese Maßnahme in Kombination mit einem Lohnausgleich erneut zu greifen kommt, bezweifelt Hagen Lesch, Experte für Tarifpolitik am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Jedoch sagt er: ,,Die Arbeitszeitverkürzung wurde genutzt, um konjunkturelle Krisen abzufedern. In der Automobilindustrie sehen wir eher strukturelle Probleme in Form von Überkapazitäten. Jede Art von Lohnausgleich wäre betriebswirtschaftlich unverantwortlich."

VW-Chef Blume hofft auf Zugeständnisse der Gewerkschaft. ,,Ich erwarte dort schon deutliche Bewegung, um auf der Kostenseite voranzukommen", sagte er im Gespräch mit ,,RTL". Die Kosten bei Volkswagen seien im internationalen Vergleich zu hoch.

Vor Beginn der Tarifverhandlungen wurden an sechs Standorten Flugblätter verteilt, in denen der Konzern die Belegschaft zu Zugeständnissen auffordert. ,,Volkswagen produziert in Deutschland zu teuer" steht auf dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Aktion fand an den Standorten Wolfsburg, Hannover, Braunschweig, Salzgitter, Emden und Kassel statt.

Wie die ,,Wolfsburger Allgemeine Zeitung" berichtet, könnte auch über eine pauschale Lohnkürzung um zehn Prozent diskutiert werden. Laut der Zeitung keime das Gerücht immer wieder auf.

Die diesjährigen Tarifverhandlungen stellen sich als verzwickt dar. Beide Seiten stellen hohe Forderungen. Befragungen und Gespräche mit IG-Metall-Mitgliedern haben ergeben, dass sie mehr Geld fordern als traditionell üblich. Normalerweise legt die Gewerkschaft die Tarifforderung mit einer Formel aus Inflationserwartung, Produktivitätsfortschritt und Umverteilung fest.

Allerdings haben die Metaller in den vergangenen Jahren aufgrund der hohen Lohnsteigerungen kaum inflationsbedingten Reallohnverluste hinnehmen müssen. In der Vergangenheit waren die VW-Beschäftigten im Branchenvergleich immer etwas bessergestellt. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation könnte es in diesem Jahr zu Abweichungen kommen. Dennoch hält die Gewerkschaft zunächst an der Entgeltanpassung – nach oben – fest.

Auch VW geht mit einer hohen Forderung in die Verhandlungen. ,,Das Unternehmen muss von den hohen Kosten runter. Insofern ist diese Taktik ein Stück weit logisch, um sich einen großen Verhandlungsspielraum zu schaffen", sagt Tarifpolitik-Experte Lesch. Verhandlungen seien schließlich dazu da, Kompromisse zu schmieden. ,,Es muss ein Ausgleich zwischen den Interessen beider Seiten gefunden werden. Dabei sollte die Beschäftigungssicherung im Mittelpunkt stehen." Ein Vorteil sei es, dass die Verhandlungen für den VW-Haustarif vorgezogen wurden und nun parallel zu den Runden der Metall- und Elektroindustrie laufen.

Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis Mitte 2025. Bis Juli 2025 haben die Tarifparteien Zeit, sich zu einigen. Ab diesem Zeitpunkt können auch betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden. Zudem würde der Vertrag von 1994 wieder in Kraft treten, der unter anderem längere Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich, zusätzliche Pausen oder höhere Zuschläge für Mehr- und Samstagsarbeit vorsieht. Damit würde Volkswagen im Wettbewerb massiv zurückfallen.

Zuvor endet jedoch die sogenannte Friedenspflicht, die Streiks während der Verhandlungen verhindert. Sie läuft am 30. November aus. Damit sind Warnstreiks ab dem 1. Dezember möglich. Zuletzt hatte die Belegschaft von Volkswagen 2018 für einen Warnstreik die Arbeit niedergelegt.

Dass es zu Streiks kommt, hält Lesch für unwahrscheinlich, denn beide Seiten hätten Interesse an einer Einigung: ,,Die Positionen liegen weit auseinander und die Fronten sind verhärtet, aber die IG Metall wäre gut beraten, sich konstruktiv in die Verhandlungen einzubringen – Arbeitskampfmaßnahmen würden das Klima zusätzlich belasten."

Die Kernmarke Volkswagen hatte bereits in den vergangenen Jahren mit hohen Kosten zu kämpfen. 2023 legte der Konzern deshalb ein Sparprogramm auf. Ziel war es, bis 2026 zehn Milliarden Euro einzusparen. Laut Insiderinformationen sollen die Kosten nun aber um weitere vier Milliarden Euro gesenkt werden. Anfang September kündigte VW deshalb an, das Sparprogramm auszuweiten, weil aus Sicht des Vorstands der bisher geplante Stellenabbau über Altersteilzeit und Abfindungen nicht ausreiche.

Zuletzt konnte VW nur noch eine Marge von 2,3 Prozent erwirtschaften. Zudem erzielte Volkswagen im Gegensatz zu den Konzernschwestern Škoda, Seat und Audi nur geringe Rendite.


Aus: "Was bei den Tarifverhandlungen von VW zu erwarten ist" Anabel Schröter (25. September 2024)
Quelle: https://www.wiwo.de/unternehmen/auto/volkswagen-was-bei-den-tarifverhandlungen-von-vw-zu-erwarten-ist/30008484.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat mehr Respekt für finanziellen Erfolg eingefordert. »Ich möchte ein bisschen unsere Mentalität ändern«, sagte der CDU-Chef der »Bild am Sonntag« [https://www.bild.de/politik/inland/cdu-kandidat-merz-erklaert-seinen-plan-was-habe-ich-davon-wenn-sie-kanzler-werden-66f79ea8ee5af53f9b20517e] . »Wirtschaftlicher Erfolg gehört dazu, den darf man auch – man muss nicht protzen – zeigen.« Damit könne man auch »andere ermutigen und ermuntern und sagen: Macht es nach«.

Besorgt zeigte sich Merz über die Einstellung mancher Menschen zur Arbeit. Wenn diese nur als »unangenehme Unterbrechung unserer Freizeit« gesehen werde, führe dies »in einen massiven Wohlstandsverlust«.

Als Vorbild für den Umgang mit Arbeit und Wohlstand nannte Merz die USA. Deutschland müsse »ein Land sein – und das habe ich in Amerika immer sehr geschätzt –, das Erfolg nicht diskreditiert, sondern sagt: Daran nehmen wir uns ein Beispiel«.

Auf seinen früheren Millionenverdienst in der freien Wirtschaft blickt Merz laut »Bild am Sonntag« stolz zurück: »Ich freue mich darüber, es ist nichts vom Himmel gefallen, ich habe dafür gearbeitet«, sagte er. »Ich habe auch vielleicht mehr gearbeitet als acht Stunden am Tag. Ich habe es gerne gemacht, und ich habe auch Glück gehabt.«

Nachdem sich Merz 2009 für mehrere Jahre aus der Politik zurückgezogen hatte, arbeitete er unter anderem als Aufsichtsratschef der deutschen Abteilung der Fondsgesellschaft Blackrock. 2018 bezifferte er sein Jahreseinkommen auf etwa eine Million Euro. 2020 legte er seinen Posten bei Blackrock und weitere Beraterposten in der Wirtschaft nieder.

Geld war für den CDU-Chef kein Grund, um wieder in der Politik zu arbeiten: »Dann wäre ich nie wieder zurückgekehrt.«

Merz warf in der »Bild am Sonntag« außerdem die Frage auf, ob die Menschen in Deutschland künftig mehr arbeiten sollten. »Warum leisten wir heute eigentlich mit 45 Millionen Erwerbstätigen nicht mehr Arbeitsstunden als vor 30 Jahren? Da hatten wir sieben Millionen Erwerbstätige weniger.«

Arbeit könne »ein Stück unserer Lebenserfüllung, ein Stück unserer Selbstverwirklichung« sein.

Für FDP-Chef Christian Lindner fand Merz scharfe Worte, attestierte den Liberalen sogar »politischen Selbstmord«. Auf die Frage nach seinem einst guten Verhältnis zu Lindner sagte er ebenfalls der »Bild am Sonntag«: »Ich verstehe ihn mittlerweile immer weniger.«

Bei der Landtagswahl in Brandenburg sei die FDP auf 0,8 Prozent abgerutscht, in Thüringen auf 0,9 Prozent, in Sachsen auf 1,1 Prozent. »Ich weiß nicht, was die Partei vorhat. Das ist ja organisierter Selbstmord, was sie da im Augenblick betreiben.«

In einer aktuellen Rundmail an seine Anhänger wirft der CDU-Chef der FDP zudem vor, die Arbeit in der Bundesregierung zu torpedieren. Die Partei tue wirklich alles, um aus der Koalition geworfen zu werden: »Sie hält sich an nichts mehr, was die Ampelparteien vor knapp drei Jahren gemeinsam vereinbart haben.«

Die FDP widerspreche im Bundestag Gesetzen, die sie im Kabinett selbst mitbeschlossen habe, so Merz. Als Beispiel nannte der die letzte Rentenreform

Außerdem bringe das von ihr geführte Finanzministerium einen Haushalt in den Bundestag ein, dem »der Verdacht der Verfassungswidrigkeit erneut auf die Stirn geschrieben« ist.

»Schaden mit der Ampel nimmt nicht nur das ganze Land. Schaden nimmt auch unsere Demokratie«, schreibt der CDU-Chef.

irb/dpa



Aus: "Merz fordert mehr Respekt für Besserverdienende – und mahnt zu Fleiß" (29.09.2024)
Quelle: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/cdu-chef-friedrich-merz-kritik-an-der-fdp-und-appell-zur-arbeitsmoral-a-0f166cf9-1613-4ca2-aad3-cf1aead36390

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Quote[...] Die Lebensmittelpreise heizten im vergangenen Jahr die Inflation an – und der Gründer der Lebensmitteleinzelhandelskette Lidl, Dieter Schwarz, hat sich nun an Platz eins der aktuellen Reichenliste des manager magazins zurückgearbeitet: Geschätztes Vermögen: 43,7 Milliarden Euro.

Der 85-jährige Unternehmer aus Heilbronn verdrängt damit Susanne Klatten, 62, und Stefan Quandt, 58, wieder auf Rang zwei unter den 500 reichsten Deutschen. Die Geschwister sind Großaktionäre des Autokonzerns BMW, dessen Wert an der Börse in den vergangenen zwölf Monaten um etwa ein Fünftel zurückgegangen ist.

Platz 3 behält mit einem geschätzten Vermögen von 33,8 Milliarden Euro die Familie Merck, der die Mehrheit am gleichnamigen Pharma- und Chemiekonzern aus Darmstadt gehört. Die neue Top Ten sieht damit so aus:

    Platz 1: Dieter Schwarz; Lidl, Kaufland; 43,7 Milliarden Euro

    Platz 2: Familie Susanne Klatten und Stefan Quandt; BMW und andere Beteiligungen; 34,4 Milliarden Euro

    Platz 3: Familie Merck; Pharma; 33,8 Milliarden Euro

    Platz 4: Familie Reimann; JAB Holding; 31,3 Milliarden Euro

    Platz 5: Klaus Michael Kühne; Logistik, Hotels, Lufthansa; 29,0 Milliarden Euro

    Platz 6: Familien Albrecht und Heister; Aldi Süd; 27,0 Milliarden Euro

    Platz 7: Familie Henkel; Konsumgüter; 24,6 Milliarden Euro

    Platz 8: Familie Porsche; Automobil; 19,3 Milliarden Euro

    Platz 9: Familie Theo Albrecht junior und Familie Babette Albrecht; Aldi Nord; 18,9 Milliarden Euro

    Platz 10: Andreas von Bechtoltsheim; Netzwerktechnik; 17,7 Milliarden Euro

Grundlage für das Ranking ist die neueste Schätzung des manager magazins, dessen Reichenliste nun zum 24. Mal erscheint. Den Daten zufolge sind zahlreiche Großvermögen in den vergangenen zwölf Monaten gewachsen. Seit 2023 haben die Buchvermögen der Top 500 um insgesamt 53 Milliarden Euro auf gut 1,1 Billionen Euro zugelegt. In absoluten Zahlen ist das ein neuer Rekord. Allerdings blieb der Zuwachs von 4,9 Prozent deutlich hinter der heimischen Börsenentwicklung zurück: Der Dax 40 legte im selben Zeitraum um knapp 28 Prozent zu.

Insgesamt gibt es aktuell 249 Milliardäre in Deutschland – 23 mehr als im vergangenen Jahr. Auch das ist ein neuer Rekord. Seit das manager magazin im Jahr 2001 die Liste der reichsten Deutschen erstmals veröffentlicht hat, gab es noch nie mehr Milliardäre im Land. Die Zahl umfasst Individuen ebenso wie Großfamilien, die ein entsprechendes Vermögen gemeinsam kontrollieren.

Bewertungsgrundlage für die Rangliste sind Recherchen in Archiven und Registern, bei Vermögensverwaltern, Anwälten, Bankern sowie Vertreterinnen und Vertretern der Rangliste selbst. Die Vermögen werden konservativ bewertet, Aktienkapital nach den Schlusskursen vom 13. September 2024, nicht börsennotierte Unternehmen nach Umsatz, Profitabilität und Marktstellung. Alle Vermögensangaben sind Schätzungen.

Die Liste weist auch aus, welche Hochvermögenden ihre Unternehmensanteile in Stiftungen eingebracht haben. Unter den Top Ten trifft dies beispielsweise auf die Familien Albrecht und Heister, die hinter Aldi Süd und Aldi Nord stehen, sowie auf Lidl-Gründer Dieter Schwarz zu.

...


Aus: "Das sind die reichsten Deutschen" (01.10.2024)
Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/die-reichsten-deutschen-lidl-gruender-dieter-schwarz-ist-reichster-deutscher-a-b2f44eec-9498-4f38-9984-ebf61a86e83f

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Große Aufregung im Kölner Süden. Bei einer geplanten Zwangsräumung ist es am Montagmorgen (30. September 2024) im Stadtteil Wahnheide zu einem Polizeieinsatz gekommen. Der betroffene Bewohner hat ein Feuer gelegt, um die Maßnahme zu verhindern.

Ein Gerichtsvollzieher stand gegen 10 Uhr auf der Matte bei dem 65-jährigen Bewohner an der Magazinstraße. Doch Manfred K. (Name geändert) ließ den städtischen Mitarbeiter nicht rein. Er verschanzte sich in seinem Heizungskeller.

Kurz darauf hat der Mann in seinem Keller Gerümpel angezündet. Polizei und Feuerwehr sowie ein Rettungshubschrauber wurden alarmiert.

In der ruhigen Wohnsiedlung sorgte der Einsatz für bange Momente. Während die Polizei auf den Bewohner eingeredet hat, beobachteten einige Nachbarinnen und Nachbarn das Geschehen nebenan von ihren Balkonen aus. Wie die Polizei auf Anfrage von EXPRESS.de erklärt, habe aber zu keiner Zeit eine Gefahr für unbeteiligte Personen bestanden.

Die Polizei konnte den Mann schließlich sicher aus dem frei stehenden Bungalow holen. Er wurde dem Rettungsdienst, der schon bereitgestanden hatte, übergeben und in ein Krankenhaus gebracht. Dort wird der Mann auf seine Psyche kontrolliert.

Der 65-Jährige wurde bei dem Feuer leicht verletzt, mehrere Polizistinnen und Polizisten atmeten Rauchgase ein und wurden vor Ort durch den Rettungsdienst behandelt. Das Feuer konnte zügig gelöscht werden, der Tatort wurde von der Polizei beschlagnahmt.

Ein größeres Unglück wurde offenbar verhindert, da dem Bewohner bereits vor einigen Tagen das Gas abgestellt worden war. Eine zwischendurch befürchtete Explosionsgefahr konnte schnell ausgeschlossen werden.

Gegen den 65-jährigen Bewohner wird nun wegen Brandstiftung und anderer Straftaten ermittelt. In seine Wohnung kann er wohl nicht mehr zurück. Wo er unterkommen wird, ist unklar. Aus datenschutzrechtlichen Gründen gab es auch keine Auskunft, warum der Mann aus seiner Wohnung zwangsgeräumt werden sollte.


Aus: "Großeinsatz in Köln: Mann verschanzt sich bei Zwangsräumung in seinem Keller und legt dann Feuer" Adnan Akyüz (30.09.2024)
Quelle: https://www.express.de/koeln/koeln-mann-legt-bei-zwangsraeumung-feuer-in-seinem-keller-871615

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Quote[...] [3. Dezember 2023] - Mietschulden haben im vergangenen Jahr zu Zwangsräumungen von Zehntausenden Wohnungen geführt. Mehr als 27.319 Wohnungen wurden 2022 zwangsweise geräumt, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Mietschulden sind die häufigste Ursache für den Wohnungsverlust.

Die Miet- und Wohnungsbauexpertin der Linken, Caren Lay, forderte, dass Kündigungen bei Nachzahlungen der Mietrückstände aufgehoben und «Räumungen in die Wohnungslosigkeit» verboten werden müssten. «Wenn die Bundesregierung nicht handelt, werden noch mehr Menschen ihre Wohnungen und ihr Zuhause verlieren, denn die Mieten werden extrem angehoben», sagte Lay. «Jede Zwangsräumung ist eine zu viel.»

Die meisten Zwangsräumungen wurden nach den Angaben in Nordrhein-Westfalen (8690), Bayern (2579), Niedersachsen (2288) und in Sachsen (2265) vollstreckt. Gemessen an den Zahlen von Einwohnerinnen und Einwohnern verzeichnen demnach Brandenburg (1085), Bremen (413), Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Hamburg (902) die meisten Zwangsräumungen.

Bei der Gesamtzahl der Zwangsräumungen geht Lay sogar von rund 30.000 im Jahr 2022 aus. Grund ist, dass die Bundesregierung nicht zu allen Ländern Angaben gemacht hat. Zählt man fehlende Daten zu Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein hinzu, wie sie in der Deutschen Gerichtsvollzieher Zeitung aufgeführt sind, kommen zur Gesamtzahl noch einmal rund 2000 Wohnungen hinzu, wie die Linke betont. Im Vorjahr waren mehr als 29.000 Wohnungen in Deutschland zwangsgeräumt worden.


Aus: "Mehr als 27.300 Zwangsräumungen" (3. Dezember 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/news/2023-12/03/mehr-als-27-300-zwangsraeumungen

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Bei einer großangelegten bundesweiten Razzia in der Baubranche sind Zöllner zu mehr als 100 Durchsuchungen in neun Bundesländern ausgerückt. Bei der Aktion seien sieben Beschuldigte festgenommen worden, teilte die federführende Staatsanwaltschaft Hannover mit. Ihnen werde vorgeworfen, an einem Konstrukt von Servicefirmen beteiligt gewesen zu sein und mit fingierten Rechnungen mehrere Millionen Euro an Sozialversicherungsabgaben nicht abgeführt zu haben.

Rund 800 Zöllner waren den Angaben zufolge an den Durchsuchungen beteiligt. Betroffen waren Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, das Saarland und Schleswig-Holstein. Der Schwerpunkt habe dabei auf der Baubranche und den Großräumen Hamburg sowie Düsseldorf/Duisburg gelegen, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Auf einer Baustelle in Siegen (Nordrhein-Westfalen) wurden 17 ausländische Beschäftigte festgestellt, die keine Arbeitserlaubnis vorweisen konnten. Dort wird nun wegen illegaler Beschäftigung ermittelt.

Hintergrund sind drei Ermittlungsverfahren gegen insgesamt 25 Beschuldigte im Auftrag der Staatsanwaltschaft Hannover. Dabei gehe es um sogenannte ,,Abdeckrechnungen", mit denen Servicefirmen Leistungen in Rechnung stellen, die nie erbracht wurden. Mit diesen Scheinrechnungen soll dann eine andere Zahlung abgedeckt werden, ,,damit man schwarz bezahlen kann", so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Ermittelt werde gegen drei solcher Servicefirmen. ,,Insgesamt sind uns zum jetzigen Zeitpunkt seit September 2021 Geldströme in Millionenhöhe über die Servicefirmen bekannt", so der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover. Nach bisheriger Auswertungen ergebe sich der Verdacht, dass eine größere Anzahl von Unternehmen bei den Servicefirmen Abdeckrechnungen eingekauft habe.

Rund 130 Wohn- und Geschäftsräume seien durchsucht worden, darunter auch zahlreiche Firmen, die solche fingierten ,,Abdeckrechnungen" aufgekauft haben sollen. Bekannte Großunternehmen seien aber nicht dabei gewesen, so die Staatsanwaltschaft. Bei der Durchsuchung einer Wohnung in Neustadt am Rübenberge (Niedersachsen) kam auch eine Spezialeinheit der Polizei zum Einsatz. Der Verdacht, der dort lebende Beschuldigte könnte bewaffnet sein, habe sich dann aber nicht bestätigt. Er habe keinen Widerstand gegen die Durchsuchung geleistet, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Ziel der Aktion war vor allem die Sicherung von Geschäftsunterlagen und Datenträgern als Beweismittel. Daneben sollten auch Vermögenswerte beschlagnahmt werden. Geplant war die Sicherstellung von mehr als fünf Millionen Euro. Wie viel am Ende tatsächlich sichergestellt werden konnte, ließ die Staatsanwaltschaft zunächst offen. Das müsse nun zunächst ausgewertet werden. (dpa)


Aus: "Rund 800 Beamte im Einsatz: Zoll rückt zu bundesweiter Razzia in Baubranche aus" (01.10.2024)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/rund-800-beamte-im-einsatz-zoll-ruckt-zu-bundesweiter-razzia-in-baubranche-aus-12469751.html