• Welcome to COMMUNICATIONS LASER #17. Please log in.

[Menschen in Schichten und Klassen... ]

Started by Textaris(txt*bot), February 18, 2007, 02:21:01 PM

Previous topic - Next topic

0 Members and 5 Guests are viewing this topic.

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Bei der elektronischen Zeiterfassung müssen sich Arbeitnehmer für Pausen ausstempeln, auch für kurze Kaffeepausen. Was drohen kann, wenn man sich nicht dran hält, zeigt ein aktuelles Urteil.

Arbeitgeber können Mitarbeiter fristlos kündigen, wenn ein Arbeitszeitbetrug vorliegt. Das gilt auch, wenn eine Beschäftigte nur für etwa zehn Minuten Kaffee trinken geht und sich dafür nicht bei der elektronischen Zeiterfassung ausstempelt.

Eine Abmahnung ist entbehrlich, wenn die Beschäftigte ihre Tat leugnet und verschleiert. Dann kann sogar ein einmaliges Vergehen ausreichen, entschied das Landesarbeitsgerichts Hamm (Az.: 13 Sa 1007/22).

Zu der Entscheidung kam es nach einem kürzlich aufgetretenen Fall: Eine Raumpflegerin hatte sich zu Beginn ihrer Arbeitszeit bei dem Betrieb eingestempelt. Kurz danach ging sie im gegenüberliegenden Lokal einen Kaffee trinken. Für den Zeitraum stempelte sie sich bei der elektronischen Zeiterfassung nicht aus. Dabei wurde sie von ihrem Chef aber beobachtet.

Als er sie auf ihr Verhalten ansprach, leugnete die Frau dies zunächst. Erst als der Chef ihr anbot, ihr Beweisfotos auf seinem Handy zu zeigen, räumte die Raumpflegerin ihr Fehlverhalten ein.

Im Zuge dessen kündigte der Arbeitgeber die Frau fristlos, die mit einem Grad der Behinderung von 100 Prozent schwerbehindert ist. Vorher hatte er dazu die Zustimmung des Inklusionsamts eingeholt. Gegen diese Entscheidung klagte die Betroffene. Sie hielt die Kündigung für unverhältnismäßig. Ihr Argument: Es habe sich um ein einmaliges Vergehen gehandelt.

Die Kündigung wurde daraufhin vom Gericht als rechtmäßig eingestuft. Entscheidend dabei war das Verhalten der Beschäftigten nach der Tat. Der Vertrauensbruch sei enorm und rechtfertige eine fristlose Kündigung.

(mit dpa)


Aus: "Arbeitsrecht-Urteil: Mitarbeiterin macht zehn Minuten Kaffeepause und wird fristlos gekündigt" (03.05.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/karriere/elektronische-zeiterfassung-fuhren-zehn-minuten-kaffeepause-zur-kundigung-9757568.html

Textaris(txt*bot)

... Dabei entstanden mitunter hübsche Wortkreationen wie Mi.Schi-Lesbe (von Mittelschicht) oder HöTös (von höhere Töchter).  ...

Quote[....] Ende der Achtziger gründeten sich Lesbengruppen aus der Arbeiter*innenklasse. Ein kurzweiliger Abend an der Berliner Schaubühne erinnerte jetzt an deren Aktivismus.

Ein Planschbecken gefüllt mit Zetteln steht in der Mitte des Schaubühnen-Studios. Es handelt sich um fotokopierte Flugblätter, die Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre von sogenannten Prololesbengruppen produziert wurden. Als Angehörige der Arbeiterklasse bezogen sie sich selbstbewusst auf den ,,Proleten"-Begriff und thematisierten Klasse, Privilegien und Diskriminierung innerhalb der linken Politszene.

,,Die geltende Form der Auseinandersetzung schließt schon etliche Prololesben aus. Du wirst nur ,verstanden' + ernst genommen, wenn du die richtige Sprache benutzen kannst", heißt es etwa in einem Positionspapier aus dem Planschbecken, das komplett vorgelesen wird.

Auf dem Podium der Veranstaltungsreihe ,,Dyke Dogs", die seit dieser Spielzeit lesbisch-queere Perspektiven an die Schaubühne bringt, sitzt Martina Witte, damals Mitglied einer Berliner Prololesben-Gruppe. Im Austausch mit vier aktuell zu Klassenverhältnissen arbeitenden jüngeren Kulturschaffenden berichtet sie sehr anschaulich von der bewegten Zeit.

,,Dass über Unterschiede nie gesprochen wurde, hat uns schockiert", sagt Witte. Dabei sei klar gewesen, dass einige Lesben mehr Zeit und Geld hatten als andere, was die jeweiligen Chancen, aktivistisch tätig zu sein, beeinflusste. Schmerzhaft seien die ständigen verbalen Abwertungen gewesen. Mit anderen darüber zu reden und sich über das ,,Habitus-Getue" der Bessergestellten lustig zu machen, sei befreiend gewesen. Dabei entstanden mitunter hübsche Wortkreationen wie Mi.Schi-Lesbe (von Mittelschicht) oder HöTös (von höhere Töchter).

Es gab auch konkrete Aktionen wie Demonstrationen oder ein anonymes ,,Umverteilungskonto" zur Unterstützung von Lesben in existenziellen Krisen. Bis zur Auflösung der Gruppe habe es gut funktioniert, so Witte. Sie selbst hat das Konto auch einmal in Anspruch genommen. Vor allem aber, sagt sie, ,,hatte der Gedanke etwas Beruhigendes".

Sich nicht um Geld sorgen zu müssen, ist nicht zuletzt gut für die Gesundheit – und setzt Energien für politische Arbeit frei. Das Umverteilungskonto ist ein tolles Beispiel von Solidarität und Empowerment – wäre vielleicht einen Update-Versuch wert.

Eine kleine Hommage an die Prololesben läuft im Hintergrund des Salons: Lynn Takeo Musiol vom Dyke-Dogs-Kollektiv ist in einer Ecke damit beschäftigt, weiße T-Shirts per Siebdruck mit einem Prololesben-Dialog über die Umverteilung zu bedrucken. Am Ende dieses anregenden Queer-History-Abends können die Besucher*innen die Shirts erwerben – Preis nach Selbsteinschätzung.


Aus: "Auf der Spur der Prololesben: ,,Dyke Dogs"-Salon in der Schaubühne" Nadine Lange (05.05.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/auf-der-spur-der-prololesben-dyke-dogs-salon-in-der-schaubuhne-9770684.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Rund 27.400 aller in Deutschland erfassten Lohn- und Einkommensteuerpflichtigen haben im Jahr 2019 Einkünfte von mindestens einer Million Euro gehabt – die meisten von ihnen waren Unternehmerinnen oder Unternehmer. Ein Fünftel der Einkommensmillionäre (5.400) bezog die Einkünfte aus nicht selbstständiger Arbeit, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Einkünfte aus Kapitalvermögen könnten dabei "nur unvollständig abgebildet werden". In Hamburg und Bayern war die Millionärsdichte demnach am höchsten.

Im Schnitt erzielten die Millionärinnen und Millionäre den Statistikerinnen zufolge Einkünfte von 2,7 Millionen Euro. Den Reichensteuersatz zahlten 2019 demnach rund 114.500 Steuerpflichtige in Deutschland. Der Satz von 45 Prozent wurde 2019 ab einem Jahreseinkommen von 265.327 Euro fällig, bei Paaren ab einem Einkommen von 530.654 Euro. Auf diese Steuerpflichtigen entfielen 6,6 Prozent der gesamten Einkünfte in Deutschland und 13,2 Prozent der Steuersumme.

In Hamburg ist der Anteil der Millionärinnen und Millionäre an allen Einkommensteuerpflichtigen schon seit Jahren am höchsten. 2019 hatten dort zwölf von 10.000 unbeschränkt Einkommensteuerpflichtigen Jahreseinkünfte jenseits der Millionengrenze. In Bayern waren es neun von 10.000 Steuerpflichtigen. Am geringsten war der Anteil in Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Bundesweit ist die Gesamtzahl der Millionäre von 2018 auf 2019 den Angaben nach um 4,6 Prozent gestiegen. Die Zahl derer, die den Reichensteuersatz zahlen mussten, wuchs um 2.200.

Für die Erhebung werteten die Statistiker die Lohn- und Einkommensteuerstatistik 2019 aus. Aufgrund der langen Fristen zur Steuerveranlagung ist sie laut Bundesamt erst etwa dreieinhalb Jahre nach Ende des Veranlagungsjahres verfügbar.


Aus: "Statistiker erfassen 27.400 Einkommensmillionäre in Deutschland" (8. Mai 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/geld/2023-05/statistisches-bundesamt-steuerdaten-millionaere-einkommen

Textaris(txt*bot)

#1438
Quote[...] Der Bund hat einem Regierungsbericht zufolge im Bereich Flucht und Migration im vergangenen Jahr Kosten von rund 28 Milliarden Euro allein getragen. Mehr als 12 Milliarden davon wurden in die Bekämpfung von Fluchtursachen im Ausland investiert, rund 15 Milliarden sollten Länder und Kommunen direkt entlasten.

[...] Finanzminister Christian Lindner betonte [ ], ...  ,,Wir hatten über Jahre keine Kontrolle über die Einwanderung. Die muss nun hergestellt werden", schrieb der FDP-Chef auf Twitter. Dabei müsse besser zwischen qualifizierter, humanitärer Einwanderung und irregulärer Migration unterschieden werden.

...


Aus: "Bund trug 28 Milliarden Euro für Flucht und Migration" (10.05.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/bericht-vor-fluchtlingsgipfel-bund-trug-28-milliarden-euro-fur-flucht-und-migration-9793622.html

-

Quote[...] Eigentlich kann man vieles von dem, was man über den bevorstehenden Gipfel zur Flüchtlingssituation wissen muss, schon an dem dafür kursierenden Begriff Showdown ablesen. Es wird ein harter Kampf um Geld werden, wahrscheinlich bis spät in die Nacht hinein. Und am Ende geht es für die Beteiligten aus Bund und Ländern wohl auch darum, den Eindruck zu erwecken, dass die Zahl der Asylsuchenden insgesamt gesenkt werden könne.

Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass bei dem Gipfel kein Vertreter der Geflüchteten zugegen sein wird. Statt auch deren Perspektiven aufzunehmen, spielen die Akteure das altbekannte Abschiebe-Bingo. Die Bild veröffentlichte Details eines Plans aus dem Bundeskanzleramt, demzufolge Olaf Scholz die Bewegungsrechte und die Privatsphäre Geflüchteter stark einschränken will, um mehr Abschiebungen zu gewährleisten. Die Länder und die CDU fordern ohnehin pauschal weniger Geflüchtete, laut einer gemeinsamen Beschlussvorlage mit dem Kanzleramt sollen "lageabhängig" Grenzkontrollen auch zu den benachbarten EU-Staaten kommen. Und selbst die Grünen sollen inzwischen der Idee von geschlossenen Lagern an den Grenzen der EU zugestimmt haben – potenziellen Knästen der Hoffnungslosen, in denen viele Menschen wohl vergeblich darauf warten würden, dass ihre Heimatstaaten sie zurücknehmen.

Diese Politik bezeichnet sich gern als vernünftig oder realistisch, doch sie ist das Gegenteil davon: Sie ist so naiv und kurzsichtig wie inhuman. Natürlich muss die Aufnahme und Versorgung von Geflüchteten adäquat finanziert werden, und sicher kann man auch darüber diskutieren, die vergleichsweise winzigen Zahlen an Geflüchteten aus Georgien und Moldau zu reduzieren, indem man diese Länder zu sicheren Herkunftsstaaten erklärt. Doch wer von Klartext redet und dabei die Hoffnung schürt, Deutschland könnte die Zahl der Aslyanträge substanziell senken, der muss dann auch klar sagen, was der Preis dafür ist. Nach jahrelangen fruchtlosen Debatten in der EU und in Deutschland ist nämlich offenkundig nur noch das Modell Orbán übrig geblieben: Eine zunehmend militarisierte Abschottung, deren Folge der Tod von immer mehr Menschen ist.

Man kann das mit dem hohlen Begriff der Hypermoral abtun, doch was schon heute täglich in der Ägäis, vor Lampedusa, am griechisch-türkischen Grenzfluss Evros oder auf der Balkanroute geschieht, ist ganz nüchtern betrachtet ein Verrat an unseren angeblichen Idealen von Rechtsstaat und Menschenwürde. Ersparen wir uns die Heuchelei: Der Westen steht offenkundig nicht für die Universalität der Menschenrechte. Und wenn wir doch helfen, dann unterscheiden viele zwischen kulturell akzeptablen Hilfesuchenden aus der Ukraine und jenen, die dem Morden in Syrien, Irak, Iran und Afghanistan entfliehen, aber in muslimisch geprägten Gesellschaften geboren wurden. 

Vermutlich könnten nicht mal jene Politiker, die dies eigentlich wollen, diesen Widerspruch auflösen, denn weder kann Deutschland die EU-Migrationspolitik allein verändern, noch gibt es dafür eine Mehrheit. Doch auf keinen Fall sollte man diesen Widerspruch mutwillig verschärfen. Denn das alltägliche Sterben Hilfesuchender an unseren Grenzen wird sich durch die vom Westen verursachte Klimakrise verschärfen und die Trennung zwischen legitimen Kriegsflüchtlingen hier und illegitimen Wirtschaftsflüchtlingen dort wird sich immer schwerer aufrechterhalten lassen. Wie sollen wir denn umgehen mit Menschen, die vor unerträglichen klimatischen Bedingungen flüchten müssen? Bleiben wir hart, werden wir einen doppelten Preis zahlen. Finanziell, weil immer mehr Geld dafür ausgegeben werden muss, Menschen mithilfe von Waffen und Zäunen fernzuhalten. Aber auch politisch. Denn wie kann eine Gesellschaft, deren Maßstab der Menschlichkeit derart verrutscht, auf die Dauer nach innen gerecht bleiben?

[ ... ] Der Westen – das hat sich seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine wieder gezeigt – wird vielerorts nicht mehr als demokratisches Vorbild bewundert, sondern als illegitimer Machtpol wahrgenommen, dessen wirtschaftliche und militärische Stärke vor allem ein Erbe des Kolonialismus und bis heute andauernder Ausbeutung ist. Viele Regierungen in Lateinamerika, Afrika und Asien können sich der Unterstützung ihrer Bevölkerungen nach wie vor sicher sein, wenn sie den Westen als raffgierigen Hegemonen beschreiben, dessen angebliche Moral immer nur für die anderen gilt. 

[ ... ] 30 Jahre sind die Horrorzeiten von Lichtenhagen und Solingen her, als nahezu jeden Tag die Unterkünfte von Menschen brannten, die als fremd wahrgenommen wurden. 1992 schränkten CDU, SPD und Teile der FDP das Asylrecht enorm ein, um die rassistisch aufgeladene Stimmung zu entschärfen, die sie – untergehakt mit vielen Medien – teils selbst geschürt hatten. Was damals jeder sehen konnte, war das, worauf die AfD und ihr Vorfeld aus rechtsradikalen Reichs- und Wutbürgern noch heute setzen: Rechte Gewalt setzt sich in Deutschland am Ende durch.

Die wütende Abwehr von Zuwanderung – besonders im deutschen Osten, wo sie am meisten gebraucht wird – setzt besonders die CDU unter Druck, was wiederum auf Teile der SPD wirkt. Wer die Aufmerksamkeit von Olaf Scholz und Friedrich Merz will, sollte sich in neongelben Verkehrswesten vor sie stellen. Kaum etwas scheint ihnen mehr Angst zu machen als eine bürgerlich-radikalisierte Protestbewegung nach Art der französischen Gelbwesten. Diese Angst prägt die Klima- genau wie die Migrationspolitik. Und die Folge ist abermals eine sich selbst erfüllende, überparteiliche Überforderungserzählung, wie schon 1992.

[...] In Deutschland muss man länger suchen, um jemanden zu treffen, der auf einer Migrationspolitik mit menschlichem Antlitz und strategischer Weitsicht beharrt. Am ehesten findet man so etwas unter Kommunalpolitikern. Olaf Scholz dagegen, der für sich Anspruch nimmt, die effizientere Version von Angela Merkel zu sein, scheint die Altkanzlerin missverstanden zu haben. Forderungen der BILD-Zeitung in Bezug auf Geflüchtete zu erfüllen, das ist nicht führungsstark. Das ist hasenfüßig und politisch einfallslos.

Führungsstark wäre es, den Deutschen die Wahrheit zum Thema Zuwanderung zu sagen: Es werden weiterhin viele Menschen kommen, und eben nicht nur Hochqualifizierte, nicht nur solche Menschen, die dem paternalistischen Zuwandererideal noch des letzten sächsischen Hausmeisters entsprechen. Natürlich ist das eine Herausforderung, logistisch, politisch, ökonomisch, aber es ist auch eine Perspektive, moralisch glaubwürdig zu werden und gleichzeitig den Wohlstand zu erhalten. Vielleicht wären gar nicht so wenige Deutsche für eine solche Ehrlichkeit ganz dankbar.

...



Aus: "Orbáns Traum" Aus einem Kommentar von Christian Bangel (10. Mai 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2023-05/migration-fluechtlingsgipfel-laender-bundesregierung-rassismus/komplettansicht

Quotefiete-hansen

Ausser dem moralischen Zeigefinger gibt es keine Aussage welches Land offene Grenzen hat und wie dort ggfs die Überlastung des Sozialsystems, Wohnungsmanngel, Kitaplätze etc erfolgreich gemanagt wird. Und ja, der Soziokulturelle Hintergrund spielt auch eine Rolle.


Quote
4Racer2

,,denn weder kann Deutschland die EU-Migrationspolitik allein verändern, noch gibt es dafür eine Mehrheit. "

Die Mehrheit der EU Staaten ist doch schon für eine strengere Migrationspolitik. Deutschland steht hier eher alleine da und wird von den anderen Staaten als Hindernis wahrgenommen, wenn es um eine Verschärfungen der Einreisemöglichkeiten von Migranten geht.


Quote
GrafJ

Immer die Fachkräftefrage mit Flüchtlingsbewegungen zu vermischen ist meines Erachtens einfach falsch. Klar benötigt es ein Einwanderungsgesetz! Natürlich ist es aber auch an der Zeit die Heuchelei zu beenden und offen und ehrlich zu sagen, dass es Kontingente geben muss. Die AfD ist gleichauf mit SPD und Grünen - eine Partei die offen Rechtsnationalistisch ist. Wenn man möchte, dass es am Ende gar keine Flüchtlinge mehr gibt, macht man so weiter und überlastet die Gesellschaft und deren Wahrnehmung. Dann wird die AfD noch stärker und es kommen keine Fachkräfte mehr zu uns, da diese dann Angst vor Rassismus haben, wie im übrigen jetzt schon. Da es keine Partei gibt, die es schafft eine vernünftige Integration hinzukriegen mit allem was dazu gehört, muss es Kontingente geben. Stattdessen werden Flüchtlings-Kinder in Schulen gesteckt, die deren Ausbildung nicht fördern können mit der Konsequenz, dass die bisherigen Schüler zurück stecken müssen. Mit der Konsequenz, dass die die es sich leisten können, ihre Kinder auf Privatschulen schicken. Solange der Staat in sämtlichen Gebieten der Integration versagt, sind zu viele Flüchtlinge für die Wahrnehmung der Gesellschaft zumindest schwer erklärbar und stärken eine Partei wie die AfD. Da hilft auch kein Anprangern der Humanität, denn die gibt es mit der AfD dann überhaupt nicht mehr.


Quote
nachahmung

"Der Westen steht offenkundig nicht für die Universalität der Menschenrechte. "

Dafür stand der Westen nie. Wofür er aber stand, war das gute Geschäft, das ggf. militärisch flankiert und zur Gewissenserleichterung mit leer definierten Menschenrechten, Demokratie und Wohlstand garniert wird.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...]  Die meisten Menschen zählen sich zur Mittelschicht, obwohl sie nicht dazugehören.

David Gutensohn: Sie haben in einer repräsentativen Studie Menschen gefragt, zu welcher Schicht sie sich zählen. Was hat Sie dabei überrascht?

Marius Busemeyer [Professor für Politikwissenschaft an der Universität Konstanz]: Überraschend ist, wie viele Menschen sich der Mittelschicht zugehörig fühlen, obwohl das objektiv nicht stimmen kann. Diese verzerrte Wahrnehmung ist besonders stark bei reichen und sehr wohlhabenden Menschen zu beobachten. Sie ordnen sich der Mittelschicht zu, obwohl sie zu den obersten Prozenten gehören. [...] Beide Seiten – die Reichen und Menschen mit geringem Vermögen – unterschätzen, wie ungleich Vermögen in Deutschland verteilt sind. Menschen mit wenig Vermögen denken, sie seien Teil der Mittelschicht. Und die ganz Reichen glauben, dass sie nicht viel mehr besitzen als andere. Objektiv betrachtet ist Vermögen in Deutschland allerdings noch ungleicher verteilt als Einkommen. Die oberen fünf Prozent besitzen laut Studien 40 Prozent des gesamten Vermögens und 15 Prozent der gesamten Einkommen. Doch die Bevölkerung nimmt diese Ungleichheit nicht wahr.

David Gutensohn: Warum?

Busemeyer: [...] Viele Menschen können sich nicht vorstellen, dass andere nicht nur eine, sondern 20 Wohnungen besitzen. Oder dass einer Person die ganze Firma gehört, bei der man arbeitet. ... Mit harter Arbeit kann man sein Einkommen vielleicht verbessern und etwas aufsteigen, aber Vermögen aufzubauen, ohne zu erben, ist schwer geworden. Die Startchancen verschieben sich immer mehr zugunsten der bereits Reichen ...
...


Aus: ""Reiche Menschen unterschätzen, wie gut es ihnen geht"" (11. Mai 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2023-05/vermoegen-unterschaetzung-reiche-ungleichheit

-

"Deutsche unterschätzen ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen erheblich"
Das Konstanzer Ungleichheitsbarometer belegt die Wahrnehmung zunehmender Ungleichheit
Prof. Dr. Marius Busemeyer, Sharon Baute, Luna Bellani, Guido Schwerdt, Nanna Lauritz Schönhage Veröffentlicht am 11. Mai 2023
https://www.progressives-zentrum.org/ueberraschend-ist-wie-viele-menschen-sich-der-mittelschicht-zugehoerig-fuehlen-obwohl-das-objektiv-nicht-stimmen-kann/

https://www.progressives-zentrum.org/wp-content/uploads/2023/05/230510_UKZ004_Policy_Paper_12_Busemeyer-et-al_DE_RZ.pdf

" ... Bezüglich der langfristigen Entwicklung der Ungleichheit glauben 71 Prozent der Befragten, dass diese seit dem Jahr 2000 zugenommen habe. Nur 17 Prozent finden, sie habe abgenommen. Dass sie unverändert sei, meinen 12 Prozent. Danach befragt, ob die Ungleichheit in Deutschland stärker zugenommen habe als in anderen europäischen Ländern, ist eine relative Mehrheit von 35 Prozent der Meinung, dass diese ,,etwas höher" als in anderen Ländern ist. Das kommt der Realität recht nahe: Laut Eurostat liegt die Ungleichheit der Einkommensverteilung in Deutschland knapp über dem EU-Durchschnitt. ..."
https://www.progressives-zentrum.org/publication/deutsche-unterschaetzen-ungleiche-verteilung-von-einkommen-und-vermoegen-erheblich/

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Ausstellung ,,Jetzt und zehn Jahre davor" in den Kunst-Werken versucht den Prozess der Gentrifizierung in Berlin-Mitte und in New Yorker Stadtvierteln abzubilden. Das Sammelsurium der Exponate aber lässt den unkundigen Besucher oft ratlos

... Es ist eines der beliebtesten Themen der Stadtsoziologie. Der amerikanische Geograf und Urbanismusforscher Neil Smith definiert die Problemstellung so: ,,Gentrification ist der Prozess, in dessen Verlauf zuvor verwahrloste und verfallene innerstädtische Arbeiterviertel für Wohn- und Freizeitnutzungen der Mittelklasse systematisch saniert und renoviert werden." Mit dem Verhältnis von Kulturproduktion, Gentrifizierung und Stadtentwicklung befasst sich nun eine Ausstellung in den KunstWerken.

Der explizit künstlerische Gesichtspunkt erklärt sich dadurch, dass es KünstlerInnen selbst sind, die das Phänomen Gentrifizierung überhaupt erst in Gang bringen. Vereinfachend: Künstler sucht billigen Wohn- und Arbeitsraum, Künstler entdeckt von der Stadtpolitik und Immobilienwirtschaft vernachlässigte Quartiere; sein Kunstschaffen führt zum Imagewandel des Viertels, bald ziehen Galeristen, Kreative und Bohemiens nach, Spekulanten involvieren sich. Resultat: Luxussanierung, Mietenexplosion, Verdrängung der ursprünglichen Bewohner und – hier beißt sich die Katze in den Schwanz – auch der Künstler.

... Die gesellschaftliche Funktion von Kunst manifestiert sich manchmal erst aus der Distanz. An dem Punkt, wo Erinnerungen entweder vergessen oder historisiert und bewahrt werden, setzt die Ausstellung ,,Jetzt und zehn Jahre davor" an.

,,Jetzt und zehn Jahre davor", Kunst-Werke, Auguststr. 69, bis zum 9. Januar


Aus: "Die Archäologie der Aufwertung" MARCUS WOELLER (3. 12. 2004, Berlin S. 23)
Quelle: https://taz.de/Die-Archaeologie-der-Aufwertung/!666138/

-

Quote[...] Die Kreation von ,besonderen Orten' geht mit der Überführung von Ortsbezügen in künstlerische Darstellungen einher. So verweist Richard Lloyd in seiner Beschreibung der Aufwertung in Wicker Park in Chicago auf die Zunahme von kulturellen Events im Quartier und die vielfache Nutzung der Nachbarschaft als Filmkulisse sowie in einer die Bohème idealisierenden Literatur (Lloyd 2006: 165f.). Andere Studie zeigen, dass insbesondere literarische Repräsentationen des Stadtteils den tatsächlichen Veränderungen vorausgingen und als symbolische Gentrifizierung den späteren Aufwertungen vorgelagert waren (Lang 1994: 499). Auch die Gestaltung und Benennung von Galerien, Clubs und Kneipen orientieren sich oft an literarischen Zitaten, die sich nur auf der Basis einer kultur-affinen Vorbildung rezipieren lassen. Künstler/innen und ihre Ausdrucksweisen verbinden sich in diesem Zusammenhang direkt mit der Konstitution eines neuen Raumbildes. Am Beispiel von Prenzlauer Berg in Ostberlin wurden ,,Kulturschaffende als Pioniere und Kunst als Türöffner der Aufwertung" beschrieben (Bernt/Holm 2005). Internationale Beispiele zeigen, dass selbst  zenespezifische Ausdrucksformen und Protestbewegungen in solche neuen verwertungsorientierten Raumbilder integriert werden können (Blechschmidt 2007; Griesser; Ludwig 2008; Pruijt 2003, 2005; Uitermark 2004).

... In der zweiten Phase der Gentrifizierung wandelt sich die Wahrnehmung der Nachbarschaften. In Folge der Konzentrationsprozesse von kulturellen Aktivitäten. Zuvor unscheinbare oder vernachlässigte Quartiere werden zunehmend als In-Viertel, urban hotspots, Galerienmeilen und Künstlerquartiere rezipiert und verwandeln sich durch oftmals gezielte Marketinganstrengungen in der Wahrnehmung vieler zu ,besonderen Orten'. Durch die raumwirksamen Kulturpraktiken zunächst der noch wenigen ansässigen Kulturproduzenten (als Pioniere), später auch der von weiter weg kommenden Kulturkonsumenten (die dem symbolischen Lockruf des ,,In"-Viertels bzw. der ,,In"-Szene folgen) verändern sich die Raumbilder (zunächst als Image, dann auch real) der entsprechenden Nachbarschaft. In vielen Gentrifizierungsstudien wird diese Phase als eine symbolische Aufwertung beschrieben, die materielle Aufwertungsprozesse im Raumbild vorwegnimmt (Lang 1994).

... Doch welchen Einfluss haben künstlerischen Aktivitäten, wie Ausstellungen gestaltende Künstler/innen, Lesungen von Literaten, Auftritte von Musiker/innen oder Theateraufführungen (Lloyd 2006: 10ff.) auf die Veränderung der sozialen Zusammensetzung in Aufwertungsgebieten? Peter Marcuse unterscheidet in seiner Verdrängungssystematik (Marcuse 1986) nicht nur zwischen direkten (physical and economic displacement) und indirekten (exclusionary displacement) Verdrängungen, sondern ermöglicht uns mit dem Begriff des Verdrängungsdruckes (displacement pressure) eine Beschreibung individueller Auszüge oder Fluchten, die auf diesen Druck zurückgehen (Marcuse 1986: 156). Sozialstudien in vielen Aufwertungsgebieten bestätigen diese Verdrängungseffekte einer sich etablierenden Kunst- und Alternativszene: Noch ohne oder zu Beginn von baulichen Erneuerungsarbeiten im Gebiet ist im Ergebnis selektiver Wanderungsprozesse ein deutlicher Anstieg von Bewohner/innen mit höheren Bildungsabschlüssen zu verzeichnen. So ver doppelte sich in den Sanierungsgebieten von Prenzlauer Berg in Berlin der Anteil von Abiturient/innen bzw. Hochschulabsolvent/innen zwischen 1993 und 1998. Der bauliche Durchführungsstand zu diesem Zeitpunkt lag bei lediglich 30 Prozent des Gebäudebestandes. Die in den vergangenen Jahren
durchgeführten Modernisierungsarbeiten in mittlerweile fast 80 Prozent der Gebäude und die damit verbunden Mietsteigerungen haben drastischen Verschiebungen hinsichtlich der ökonomischen Situation der Bewohner/innen ausgelöst, die Anteile der Bildungselite haben sich in dieser Zeit nicht wesentlich verschoben (PFE 2008). Richard Lloyd berichtet ähnliche Entwicklungen in Wicker Park in Chicago. Dort hat sich in den ersten Jahren der Aufwertung die Anteil der Hochschulabsolvent/innen sogar verdreifacht, während die baulichen Aufwertungsmaßnahmen erst mit einer Verzögerung
zu den sozialen Bevölkerungsverschiebungen erfolgten (Lloyd 2006: 115ff.). Hintergrund für diese frühen Sozialstrukturveränderungen ist die selektive Attraktivität, die von der Etablierung kultureller und subkultureller Einrichtungen ausgeht.

... Der Rolle von Kultur und kulturellem Kapital in Gentrifizierungsprozessen geht weit über die Beteiligung von Künstler/innen als Akteure und künstlerischen Aktivitäten als Indikatoren der Aufwertung hinaus. In allen Phasen und verschiedenen Ebenen von Gentrifizierungsprozessen lassen sich kulturell vermittelte Aufwertungsdynamiken erkennen. Eine Kultur der Aufwertung umfasst dabei Aspekte der symbolischen Umbewertung von Nachbarschaften ebenso wie solche der immobilienwirtschaftlichen Aufwertung und des Bevölkerungsaustausches. Kultur ist Motor der symbolischen Aufwertung, Medium der Inwertsetzung und Instrument der sozialen Exklusion in aufgewerteten Wohnvierteln. Insbesondere in Pionierphasen der Aufwertung tragen künstlerische Aktivitäten und kulturell aufgeladene Raumnutzungen wesentlich zur Attraktivierung von Wohngebieten bei und sind oft Kern der medialen Rezeptionen und veränderten Raumbilder. Die auch infrastrukturelle Etablierung einer Kunst- oder Alternativszene wirkt in diesem Zusammenhang als Motor der Aufwertung, der nicht auf die Pionierphase der Aufwertung beschränkt bleibt. Insbesondere die Images von Szenevierteln wirken selbst nach dem Fortzug vieler Künstler/innen der Pionierphase nach und werden in die Vermarktungsstrategien des Immobilienmarktes inkorporiert: So verweisen etwa Immobilienanzeigen im Berliner Bezirk Friedrichshain – mit über 30 besetzten Häusern in den 1990er Jahren eine regelrechte Hochburg der besetzten Häuser – regelmäßig auf die ,,lebendige Atmosphäre" und die ,,vielfältigen kulturellen" Angebote. Für die Vermarktung von modernisierten Luxuswohnungen in einem ehemals besetzten Haus wurde explizit die Artefakte der Besetzerzeit erhalten: ,,Das Treppenhaus ist nach altem Vorbild instand gesetzt und geschmackvoll farblich gestaltet. Die schönsten Graffiti-Kunstwerke der Vergangenheit wurden mit Klarlack in das neue Treppenhaus integriert und erhalten." (IMMS 2009) – bei Mietpreisen von 2.500 Euro je Monat ein schmückendes Extra.

... Diese Aufwertungspotentiale der Kultur beschränken sich nicht auf den Kontext von Gentrifizierungsprozessen sondern werden seit den 1990er Jahren von Teilen der Immobilienwirtschaft und Stadtpolitik als gezieltes Instrument in Brandingstrategien für einzelner Standorte (Springer 2007, Lange 2007) oder als Entwicklungs- und Marketingkonzepte ganzer Städte (Häußermann/Siebel 1993; Lindner/Mutzner 2005; Mattissek 2008) aufgegriffen.

...


Aus: "Gentrifizierung und Kultur: Zur Logik kulturellvermittelter Aufwertungsprozesse" Andrej Holm (2010)
Quelle: https://www.budrich-journals.de/index.php/stadtregion/article/download/4698/3869

-

Quote[...] Im New Yorker Institut für Architektur und Stadtforschung zeigte Gordon Matta-Clark 1976 seine Fotoserie ,,Window Blow Outs": demolierte Fenster von Häusern in der Bronx, die Objekte von Immobilienspekulation geworden waren. In einer Nacht schlich der Künstler mit einem Luftgewehr in den Ausstellungsraum und schoss auch hier die Scheiben heraus. Eine Kampfansage an eine Stadtplanung, die sich am Reißbrett orientiert statt am Individuum. Und ein durchschlagendes Beispiel für einen Kunstanspruch, der über den zugestandenen Rahmen hinausgeht.

Mit seinem Aufschwung zur Kohlenmine des globalen Kunstbetriebs ist Berlin zuletzt oft mit dem New York der Sechziger verglichen worden. Nach den Mietsteigerungen und dem Rückgang frei verhandelbarer Räume zu urteilen, sind allerdings bereits die Siebziger im Gange.

Ein gewichtiger Unterschied zu damals ist, dass die Politik heute eine grundsätzlich andere Wertschätzung für Kunst zeigt. Kreative, aufgeschlossene Talente sind nach den Thesen des Soziologen Richard Florida die Kernressource für die Metropolen der Zukunft. In den Senatskanzleien von Hamburg und Berlin hat man diese Lehre womöglich besser verstanden als in der von Florida so genannten ,,kreativen Klasse" selbst. Und so ist auch die Kunst zur Spekulationsmasse im Standortwettbewerb geworden.

Der ursprüngliche Plan für die Ausstellung ,,Based in Berlin" brachte dieses Kunstverständnis ins Bild: Ein Zelt- und Containerdorf auf den vakanten Bauflächen am Hauptbahnhof als anregende Kulisse für Investorengespräche, bestückt von den Billiglohnkräften der Kunst. Die Zelte wären hinterher abgebaut worden, die Container umgenutzt, die Künstler weitergeschickt – die Investoren aber sollten bleiben. Strukturell betrachtet ist das so, als ob man den Strick, an dem man sich aufhängt, selbst gestalten darf.

...


Aus: "Kunst und Stadt: Nur zur Dekoration" Kolja Reichert (04.07.2011)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/nur-zur-dekoration-4563508.html

Quote2monitor 05.07.11 11:05

Die Immobilienwirtschaft bemächtigt sich des Raumes, in dem kreative Arbeit stattfindet und vereinnahmt damit die geleistete Arbeit der Kreativen, durch die Städte bewohnbar, menschlich und lebenswert werden, der Lohn ist dann die Verdrängung der Kreativen aus dem urbanen Raum durch gestiegene Mieten. Und die Politik flankiert dieses Handeln. ...


...

-

Quote[..] Innenstadt – Im Oktober eröffnet in der Innenstadt Kölns größte offene Kunstgalerie. Zahlreiche Besucher sind ihr gewiss, denn Ausstellungsorte sind die Hohe Straße und die Schildergasse. In Schaufenstern leerstehender Ladenlokale werden auf großformatigen Flächen Kunstwerke gezeigt. An der Aktion ,,Open Art Gallery" sind die Stadt und der Verein Stadtmarketing beteiligt, die Köln Business Wirtschaftsförderungs-GmbH sowie Unternehmen aus der Immobilienbranche.

...


Aus: "So will die Stadt Schildergasse und Hohe Straße aufwerten" Clemens Schminke (15.09.2022)
Quelle: https://www.ksta.de/koeln/koelner-innenstadt/stadt-koeln-neues-konzept-fuer-innenstadt-345067

-

Quote[...] Wer in Berlin in der Bildenden Kunst tätig ist und einen Atelierplatz sucht, hat es schwer: Immer häufiger müssen Künstlerinnen und Künstler ihre Häuser räumen, weil Investoren andere Pläne mit der Immobilie haben. Vielen Gemeinschaften sind dabei die Hände gebunden, Ausweichorte schwer bis überhaupt nicht zu bekommen. In Treptow-Köpenick hat sich deshalb das Netwerk NWAGTK gegründet, kurz für NetzwerkAteliergemeinschaften Treptow-Köpenick [https://nwagtk.de/].

,,Die Atelierräume gehen verloren, die Preise steigen, es gibt keine Ausweichmöglichkeiten mehr! Es muss etwas passieren, was uns Künstler:innen das Arbeiten dauerhaft und sicher in Berlin ermöglicht! 2.000 subventionierte Ateliers reichen nicht. Subventionen können auch nicht die Lösung sein", schreiben sie in ihrem Aufruf für das erste Vernetzungstreffen, das am Sonnabend, 25. März, am Flutgraben 3 in Treptow stattfindet

.,,In Treptow-Köpenick haben wir erreicht, dass die Ämter Kultur, Stadtentwicklung, Bauen und Wirschaftsförderung mit uns zusammenarbeiten. Wir brauchen euch – wir müssen uns zusammentun, um jetzt mit der Senatsebene weiterzuverhandeln", heißt es weiter.

...


Aus: "Ateliers in Not: Neues Berliner Netzwerk will Räume für Kunst schaffen" Julia Schmitz (23.03.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/atelierplatze-netzwerk-will-raume-fur-kunst-schaffen-9529190.html

-

Quote[...] Berlin mag seine Kunst- und Kreativszene weiterhin als touristisches Aushängeschild nutzen, Fakt ist aber auch: Die Räume, in denen Künstlerinnen und Künstler ihrer Arbeit nachgehen können, werden immer weniger. Häuser werden verkauft, Mieten sprunghaft erhöht, Ausweichorte sind nur schwer zu finden. Die Situation ist prekär: Allein in Oberschöneweide sind derzeit über 100 Kunstschaffende von Verdrängung bedroht.

... Zwar können Kunstschaffende als Einzelpersonen Stipendien und Unterstützung vom Senat bekommen, eine strukturelle Förderung von Atelierhäusern gibt es hingegen nicht. Es bleibe die Frage, sagt Körbs, ob Berlin noch Kreativhauptstadt sei. ,,Gibt es die berühmte ,Berliner Mischung' überhaupt noch?"

...


Aus: ",,Die Lage ist prekär": Künstler:innen wollen Ateliersterben verhindern" Julia Schmitz (15.05.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/die-lage-ist-prekar-kunstlerinnen-wollen-ateliersterben-verhindern-9788057.html


lemonhorse

Quote[...]  Dass die Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG) zu den Großspendern in der deutschen Parteienlandschaft zählt, ist keine Neuigkeit. Auch nicht, dass sie dabei den Unionsparteien mehr Geld spendet als den Bündnis/Grünen oder der SPD. Doch nun berichten abgeordentenwatch.de und das Nachrichtenmagazin ,Der Spiegel' von einem ,,ominösen Treffen", das ,,pikant" gewesen sei.

... Bei abgeordnetenwatch.de heißt es dazu: ,,Pikant an dem Termin war, dass Merz und DVAG-Vorstand Helge Lach über ein Thema sprachen, das dem Konzern gerade Sorgen bereitet.

... Sowohl CDU als auch DVAG weisen jeglichen Zusammenhang zur ,Provisionsthematik' zurück. Bei abgeordnentenwatch wird dennoch der gegenteilige Eindruck erweckt. Etwa, indem es in einer Zwischenüberschrift heißt: ,,Einen Monat vor Übergabe wurden CDU/CSU im Bundestag aktiv". Damit wird ein kausaler Zusammenhang zwischen Kleiner Anfrage und Spende suggeriert. Für andere erklärte Gegner des Provisionsvertriebs ist das natürlich eine ,Steilvorlage'.


Aus: "DVAG-Parteispende wird zum Politikum" (19.04.2023)
Quelle: https://www.versicherungsbote.de/id/4910245/DVAG-Parteispende-wird-zum-Politikum/

-

Quote[...] Wenn die Deutsche Vermögensberatung AG Gutes tun will, ist für Öffentlichkeit meist gesorgt: Ein Fotograf hält die symbolische Scheckübergabe an gemeinnützige Initiativen wie die Tafeln oder den Verein "Wir helfen Kinder" für ein größeres Publikum fest.

Wenig transparent geht es zu, wenn die DVAG Geld an politische Parteien verteilt. Kürzlich machten abgeordnetenwatch.de und SPIEGEL ein ominöses Treffen des Konzerns mit CDU-Chef Friedrich Merz publik, das am 14. März in der Berliner Parteizentrale stattfand. Bei dem Termin soll eine Spende in Höhe von 100.000 Euro übergeben worden sein. So jedenfalls stellt es die DVAG dar, ohne Einzelheiten zu nennen. Die CDU wollte sich zu den genauen Umständen nicht äußern.

Nun wird klar, in welcher Form das Geld geflossen ist. Nach Informationen von abgeordnetenwatch.de und SPIEGEL stellte die DVAG der CDU einen Scheck aus. Das räumte die Partei auf Anfrage der Bundestagsverwaltung ein. Diese wollte klären, ob es sich um eine unzulässige Barspende gehandelt hatte.

Scheckspenden sind nicht verboten, dürften aber selten sein. Die Bundestagsverwaltung hat nach eigenen Angaben keinerlei Informationen zur "Üblichkeit bzw. Häufigkeit dieses Spendenwegs".

Gebräuchlich ist die Praxis aber bei der DVAG. Wenn der Konzern Geld an Parteien verteilt, greift er offenbar regelmäßig zum Scheckbuch. So wie im letzten Bundestagswahlkampf.

Im August 2021, wenige Wochen vor der Wahl, ließ die Deutsche Vermögensberatung AG den Grünen und der SPD jeweils 100.000 Euro zukommen – per Scheck, wie die Parteien auf Anfrage mitteilten. Ein SPD-Sprecher sagte, der Verrechnungsscheck sei an den Schatzmeister "weitergeleitet" worden. In welchem Rahmen die Spende an die Sozialdemokraten übergeben wurde, lässt die Regierungspartei offen.

Die Grünen erklärten, die Spende sei an einen "Mitarbeiter der Fundraisingabteilung der Bundesgeschäftsstelle" übergeben worden, ohne auf die genaueren Umstände einzugehen. Von der DVAG habe man bereits 2017 und 2019 Schecks in einer Gesamthöhe von 60.000 Euro bekommen.   

Auch CDU und FDP erhielten im Bundestagswahlkampf viel Geld von der DVAG. Im Fall der CDU ist eine 300.000 Euro-Spende vom 13. Juli 2021 bekannt, von der FDP eine Zuwendung über 150.000 Euro wenige Tage zuvor. In welcher Form das Geld floss, ließen die Parteien offen.

Die DVAG hält sich ebenfalls bedeckt. Man spende "seit Jahrzehnten an alle demokratischen Parteien". Warum der Konzern dabei auf Schecks zurückgreift, wollte eine Sprecherin nicht sagen.

Worin die Vorzüge eines Schecks liegen, zeigte sich vor wenigen Wochen. Mitte März wollte die DVAG der CDU eine Spende in Höhe von 100.000 Euro zukommen lassen. Das in Frankfurt am Main ansässige Unternehmen hätte das Geld aufs Parteikonto überweisen können. Doch die DVAG zog es offenbar vor, die Spende im Konrad Adenauer-Haus zu übergeben: an Parteichef Friedrich Merz persönlich, wie eine Konzernsprecherin angibt.

Pikant an dem Termin war, dass Merz und DVAG-Vorstand Helge Lach über ein Thema sprachen, das dem Konzern gerade Sorgen bereitet. In der EU-Kommission gibt es Überlegungen, Provisionen für Anlageberatungen zu verbieten. Die DVAG will ein Provisionsverbot verhindern, denn es würde ihr Geschäftsmodell massiv treffen.

Rund einen Monat vor dem Treffen mit dem DVAG-Lobbyisten hatte sich die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag dem Thema angenommen. Über eine parlamentarische Anfrage erkundigte sie sich nach der Position der Bundesregierung zu einem möglichen Provisionsverbot. Parallel verbreiteten die zuständigen Finanzexperten der Fraktion eine Pressemitteilung: Sollte ein EU-weites Provisionsverbot kommen, drohten "unabsehbare Folgen für deutsche Kleinanleger". Ein ähnliches Schreckensbild zeichnet die Versicherungslobby.

Die DVAG weist einen Zusammenhang zwischen der "Provisionsthematik­" und der Spende zurück. Auch die CDU bestreitet eine Verbindung. "Es gibt zwischen dem Treffen des Parteivorsitzenden mit Herrn Dr. Lach und der Spende der DVAG an die CDU keinerlei Zusammenhang", erklärte ein Sprecher. Ob sie weitere Scheckspenden von dem Konzern erhalten hat, wollte die CDU nicht mitteilen.

Andere Parteien tun sich ebenfalls schwer mit Transparenz. Auf die Frage nach möglichen DVAG-Spenden per Scheck antwortete die FDP ausweichend. Alle Spenden seien "nach den gesetzlichen Vorschriften entgegengenommen und veröffentlicht" worden.


Aus: "DVAG verteilte Hunderttausende Euro an Parteien – per Scheck" Martin Reyher (14.04.2023)
Quelle: https://www.abgeordnetenwatch.de/recherchen/parteispenden/dvag-verteilte-hunderttausende-euro-an-parteien-per-scheck

Die Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG)
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Verm%C3%B6gensberatung


lemonhorse

Quote[...] In Deutschland lebende Ausländer sollen künftig unter bestimmten Voraussetzungen schon nach drei Jahren einen deutschen Pass beantragen können. Ein entsprechender Gesetzentwurf sei bereits '"so gut wie fertig", wie das von der Sozialdemokratin geführte Ministerium am Freitag bestätigte.

Zuvor hatten mehrere Medien über die Pläne Faesers berichtet, mit denen sie das umzusetzen gedenkt, was die Regierungsparteien in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart haben. Ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger sollen künftig nicht nur schneller an einen deutschen Pass kommen, auch andere Voraussetzungen sollen deutlich heruntergefahren werden.

Die Zahl derer, die mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Deutschland leben, ist groß: Laut Statistischem Bundesamt sind das 11,8 Millionen Menschen im Jahr 2021. 1,17 Prozent der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit sind 2021 eingebürgert worden - bei denen, die mehr als zehn Jahre in Deutschland leben waren es 2,45 Prozent.

Derzeit muss der einbürgerungswillige Ausländer maximal acht - mit besonderen Integrationsleistungen aber mindestens sechs - Jahre lang "dauerhaft und rechtmäßig in Deutschland" leben, ehe er überhaupt einen Anspruch auf Einbürgerung hat. Die hat er dann aber auch nur unter bestimmten Voraussetzungen.

So muss sein Aufenthaltsrecht zum Zeitpunkt der Einbürgerung unbefristet sein. Neben mündlichen werden auch schriftliche Sprachkenntnisse verlangt, und man muss einen Einbürgerungstest bestehend aus 33 Fragen mit mindestens 17 richtigen Antworten bestehen. Dabei hat man immer vier Antwortmöglichkeiten und sollte unter anderem wissen, dass das Wappentier Deutschlands nicht das Pferd ist, Elsass-Lothringen kein Bundesland und die Pressefreiheit als Grundrecht nicht abgeschafft werden kann.

Zudem darf man kein verurteilter Straftäter sein, muss für seinen Lebensunterhalt sorgen können und seine bisherige Staatsangehörigkeit "grundsätzlich" aufgeben. Letztere Regel kennt allerdings jetzt schon zahlreiche Ausnahmen.

Weder sind alle Details des neuen Gesetzesentwurfs bekannt, noch ist davon auszugehen, dass alle alten Regeln über Bord geworfen werden. Die Kernpunkte von Faesers Plänen hat das Ministerium am Freitag jedoch bekanntgegeben:

    * Die Einbürgerung soll künftig in der Regel schon nach fünf statt nach acht Jahren möglich sein.
    * Für Angehörige der so genannten Gastarbeitergeneration sollen die Hürden für die Einbürgerung gesenkt werden.
    * Die Möglichkeiten zur Mehrfachstaatsangehörigkeit sollen ausgeweitet werden.

Im Koalitionsvertrag der Ampelparteien ist zudem vereinbart worden, dass die Einbürgerung bei besonderen Integrationsleistungen - etwa in Schule oder Beruf - schon nach drei Jahren möglich sein soll. Bei Senioren, die älter als 67 Jahre alt sind, will Faeser die bisher verlangten formellen Sprachnachweise streichen. Stattdessen soll künftig die "Fähigkeit zur mündlichen Verständigung" ausreichen.

In Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern sollen automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten, wenn ein Elternteil seit fünf Jahren einen rechtmäßigen gewöhnlichen Aufenthalt im Inland hat.

Die Einbürgerung ist im Staatsangehörigkeitsgesetz geregelt. Um die für seine Änderung nötige Mehrheit zu organisieren, scheint in der Ampelkoalition noch Abstimmungsbedarf zu bestehen. Der FDP sei wichtig, "dass wir Migration in den Arbeitsmarkt voranbringen, nicht in die sozialen Sicherungssysteme", so Fraktionschef Christian Dürr. Dies ist allerdings bereits im aktuellen Gesetz bereits geregelt und steht, nach allem was man hört, auch nicht zu Disposition.

Von Union und AfD gab es für den Vorstoß Faesers am Freitag keine Zustimmung, dafür aber aus den Reihen der eigenen Partei und von der Linksfraktion. Die ganz großen Hürden sind derzeit für die Umsetzung der Koalitionsvereinbarung nicht in Sicht. Dass die Änderungen im Parlament hitzige Debatten auslösen dürften, ist indes zu erwarten: "Nancy Faeser behandelt unsere Staatsbürgerschaft wie eine Billigware am Black-Friday", sagte etwa der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Alexander Throm (CDU).

Gökay Sofuoglu, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland, hofft dennoch, dass auch die Union zustimmt und das Thema nicht "emotionalisiert" wird: "Ich begrüße die Initiative, den hier lebenden Menschen bereits nach fünf oder sogar drei Jahren die Chance auf die deutsche Staatsbürgerschaft zu geben. Besonders, weil die Möglichkeit zur doppelten Staatsbürgerschaft gewährt wird, das ist dabei entscheidend."

Sofuoglu betont die Bedeutung von Einbürgerungskampagnen im nächsten Schritt: "Wir müssen Hürden abbauen, damit Menschen sich für die deutsche Staatsbürgerschaft entscheiden und sich politisch stärker einbringen."

Petra Bendel, Vorsitzende des Sachverständigenrates für Migration, betrachtet unkomplizierte Einbürgerungen als richtiges Signal - vor allem mit Blick auf die an die Staatsbürgerschaft gebundene politische Teilhabe: "Wenn sehr, sehr viele Menschen ausgeschlossen sind von dieser politischen Teilhabe, dann sind sie auch ein Stück weit ausgegrenzt."


Aus: "Neues Gesetz: Innenministerin Faeser plant Einbürgerung nach fünf Jahren" (25.11.2022)
Quelle: https://www1.wdr.de/nachrichten/einbuergerung-deutschland-verkuerzung-wartezeit-100.html

-

Quote[...] Von den in der Bundesregierung geplanten erleichterten Einbürgerungen sollen laut SPD-Chef Lars Klingbeil auch die Gastarbeiter der 1960er Jahre profitieren. Sie könnten nun viel leichter Deutsche werden, sagte Klingbeil am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

,,Dieser Generation wurde nie ein Integrationsangebot gemacht. Sie haben oft ihr Leben lang hart gearbeitet", betonte er. ,,Für mich ist das eine Frage von Respekt vor der Lebensleistung der Gastarbeiter-Generation."

Die Ampel-Regierung hat sich auf Grundzüge eines neuen Staatsbürgerschaftsrechts mit leichterer Einbürgerung geeinigt. Ausdrücklich davon ausgeschlossen sein sollen Menschen, die aus antisemitischen, rassistischen, fremdenfeindlichen oder sonstigen menschenverachtenden Beweggründen Straftaten begangen haben.

Das sieht ein neuer Entwurf des Innenministeriums vor, der unter anderem mit dem Justizressort abgestimmt wurde. Er liegt der Deutschen Presse-Agentur vor, zunächst berichtete die ,,Süddeutsche Zeitung" (Freitag) darüber.

,,Wir wollen Deutschland zu einem modernen Einwanderungsland machen, in das ausgebildete Fachkräfte gerne kommen", sagte Klingbeil. Wer sich zu den deutschen Grundwerten bekenne, die Sprache beherrsche und wirtschaftlich für sich und seine Familie sorgen könne, solle in Deutschland auch demokratisch mitbestimmen dürfen. ,,Das macht uns als vielfältige Gesellschaft stark", betonte der SPD-Chef.

Kern der Gesetzespläne, zu denen bereits ein erster Entwurf vorgelegt worden war, ist eine Verkürzung der Mindestaufenthaltszeit für Einbürgerungen von acht auf fünf Jahre. Bei besonderen Integrationsleistungen sollen auch drei Jahre genügen. Der neue Entwurf soll nun zur Abstimmung an Länder und Verbände gehen. (dpa)


Aus: ",,Eine Frage von Respekt": Klingbeil sieht durch neues Einbürgerungs-Gesetz die Gastarbeiter-Generation gewürdigt" (19.05.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/eine-frage-von-respekt-klingbeil-sieht-durch-neues-einburgerung-gesetz-die-gastarbeiter-generation-gewurdigt-9847928.html

lemonhorse

Quote[...] Im Streit über eine Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA ist am Freitagabend eine weitere Verhandlungsrunde zwischen der Regierung von Präsident Joe Biden und Republikanern, die im Repräsentantenhaus die Mehrheit haben und für eine Zustimmung massive Ausgabenkürzungen fordern, ergebnislos zu Ende gegangen.

,,Wir hatten ein sehr, sehr offenes Gespräch darüber, wo wir stehen und wo wir hin müssen", sagte der republikanische Abgeordnete Garret Graves nach dem Treffen in Washington. Verhandlungen seien das aber nicht gewesen. Es seien keine Fortschritte erzielt worden.

,,Wir haben ernsthafte Differenzen", räumte auch die Sprecherin der US-Regierungszentrale, Karine Jean-Pierre, am Samstag am Rande des G7-Gipfels im japanischen Hiroshima ein. US-Präsident Joe Biden sei aber zuversichtlich, dass es einen Weg nach vorne gebe und eine Lösung möglich sei. Biden sei auch während seiner Teilnahme am G7-Gipfel eng in die Verhandlungen eingebunden.

,,Ich glaube immer noch, dass wir einen Zahlungsausfall vermeiden können und etwas Anständiges zustande bringen werden", sagte Biden in Hiroshima. Auf die Frage, wie besorgt er über die Verhandlungslage sei, entgegnete er: ,,Überhaupt nicht." Es handele sich um Verhandlungen, da gebe es immer verschiedene Phasen.

Etwas gereizt reagierte Biden dabei auf Zwischenrufe eines Journalisten. ,,Seien Sie still", fuhr der Präsident den Reporter an. Biden und der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, haben eigentlich eine Einigung bis Sonntag angepeilt. Dann soll der Präsident vom G7-Gipfel zurückkehren.

Noch aber offenbart sich die Lage als verfahren. Zwischenzeitlich waren die zähen Verhandlungen am Freitagabend sogar unterbrochen worden - nachdem beide Seiten zuvor ermutigende Signale ausgesendet hatten. Die republikanischen Unterhändler verließen die Gespräche nur etwa eine Stunde nach Beginn, wie US-Medien berichteten.

Am Abend seien die Parteien dann wieder an den Verhandlungstisch zurückgekehrt. Der leitende Berater der Weißen Hauses, Steve Ricchetti, verließ am Freitagabend den Sitzungssaal und sagte Reportern, er wolle die Gespräche nicht beurteilen. Wann die Gespräche fortgesetzt werden sollen, ist ungewiss.

Der republikanische Unterhändler Patrick McHenry sagte, er sei nicht zuversichtlich, dass beiden Seiten an diesem Wochenende eine Einigung erzielen, die dann in den kommenden Tagen dem Kongress zur Verabschiedung vorgelegt werden könnte.

Gestritten wird in Washington über eine Anhebung der Schuldenobergrenze des Bundes von 31,4 Billionen Dollar. Sollte keine Einigung zustande kommen, droht den USA schon Anfang Juni die Zahlungsunfähigkeit. Ein Zahlungsausfall der weltgrößten Volkswirtschaft könnte eine globale Finanzkrise und einen wirtschaftlichen Abschwung auslösen.

Ein Streit über die Schuldenobergrenze ist in den USA zwar vergleichweise häufig und oft kam es zu Einigungen erst in letzter Minute. In den USA legt das Parlament in unregelmäßigen Abständen eine solche Grenze fest und bestimmt, wie viel Geld sich der Staat leihen darf.

Diesmal ist das Prozedere ausgeartet in erbittertes parteipolitisches Gezerre zwischen Bidens Demokraten und den oppositionellen Republikanern. Die Republikaner fordern massive Ausgabenkürzungen, Ausgabenobergrenzen und überdies Arbeitsanforderungen für Bürger zu schaffen, die bestimmte staatliche Sozialleistungen beziehen. Biden und seine Demokraten wehren sich dagegen, dass es vor allem bei Bildung und Sozialleistungen zu Kürzungen kommt.

Wegen des innenpolitischen Streits hatte Bidens Teilnahme am G7-Gipfel in Japan zeitweise sogar auf der Kippe gestanden. Er sagte schließlich den zweiten Teil seiner Auslandsreise - einen Besuch in Papua-Neuguinea und Australien - ab, um am Sonntag direkt nach den Beratungen in Hiroshima nach Washington zurückzukehren.

Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte, der Schulden-Streit komme auch bei den Gesprächen des Präsidenten in Hiroshima zur Sprache. ,,Es ist definitiv ein Thema von Interesse hier auf dem G7-Gipfel", sagte Sullivan. Andere Länder wollten wissen, wie die Verhandlungen liefen. ,,Und der Präsident hat seine Zuversicht zum Ausdruck gebracht, dass er glaubt, dass man zu einem Ergebnis kommt, das einen Zahlungsausfall verhindert." Das Thema löse beim G7-Gipfel allerdings ,,keinen Alarm" aus, betonte er. (Reuters, dpa)


Aus: "Weißes Haus spricht von ,,ernsthaften Differenzen": Weitere Verhandlungsrunde im US-Schuldenstreit geplatzt" (20.05.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/weisses-haus-spricht-von-ernsthaften-differenzen-weitere-verhandlungsrunde-im-us-schuldenstreit-geplatzt-9849260.html

QuotePaul_Kalbautzke, 20.05.23 09:48

    31,4 Billionen Dollar

Entspricht immerhin 100.000 Dolllar Schulden pro US Staatsbürger. Vierköpfige Familie = 400.000 Dollar Schulden.

...


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Sie lassen sich auf Wartelisten setzen und zahlen mittlere fünfstellige Summen: Warum immer mehr Eltern ihre Kinder auf teure Internate schicken und welches Angebot Schüler dort bekommen.

Auf der Videoplattform TikTok gibt es Einblicke in viele Lebenswelten – auch in die einer Internatsschülerin. Eine Nutzerin zum Beispiel, knapp 13.000 Follower, beschreibt sich auf der Videoplattform TikTok als ,,German boardingschool student" und zeigt dort ihren Alltag: Aufstehen, fertigmachen, kurz das Zimmer filmen. Frühstück mit Mitschülerinnen. Dazwischen immer wieder – und damit in einem deutlichen Unterschied zu anderen Gleichaltrigen – Aufnahmen des Schlosses Neubeuern, das seit 1925 eine Schule ist und inzwischen als eines der renommiertesten deutschen Internate gilt. Eltern zahlen knapp 50.000 Euro Schulgebühr pro Jahr.

Ihr zuletzt veröffentlichtes Video hat die Schülerin passenderweise mit dem Abba-Song ,,Money, Money, Money" hinterlegt. In einem anderen Kurzfilm filmt sie ihre Anreise nach Neubeuern, man sieht eine Reisetasche der Luxusmarke MCM, einen Beutel mit Louis-Vuitton-Logo und den Zwischenhalt im Restaurant. Er hat über eine Million Aufrufe.

Janka Zöller kennt die Familien, die ihre Kinder auf die oft teuren Internate schicken. Sie ist Geschäftsführerin von Töchter & Söhne, einer Beratung für die Auswahl von Internaten, Summer Schools oder Universitäten. Alles Institutionen, die renommiert sind, in ihren Broschüren engmaschige Betreuung anpreisen – und hierzulande bis etwa 50.000 Euro pro Jahr kosten können.

,,Das öffentliche Schulsystem ist für viele keine Option mehr", berichtet Zöller. Als Folge rücken dann verstärkt die Privatschulen in den Fokus der Familien – und dazu gehören auch Internate. Die stünden finanziell meist gut da, seien digitalisierter und hätten ,,kleinere Klassen und motiviertere Lehrer", sagt die Beraterin, also eine bessere akademische Betreuung. Gerade Schülerinnen und Schüler, die Schwierigkeiten wie zum Beispiel eine Lese-Rechtschreib-Schwäche hätten oder besonders begabt seien und sich an öffentlichen Schulen langweilten, könnten von kleineren Klassen und mehr Angeboten profitieren.

,,Internate verzeichnen in den vergangenen Jahren gestiegene Beliebtheit", berichtet Ellen Jacob, Bundesgeschäftsführerin beim Verband Deutscher Privatschulverbände (VDP). Gerade bei beliebten Internaten gebe es Wartelisten und ein ,,enormes Interesse", erklärt Jacob: Familien suchten internationale Abschlüsse und Angebote.

Für die Klientel, die ihre Kinder auf solche Schulen schicken, spielten auch andere Punkte eine Rolle: Eine ,,Statussache" beispielsweise, erklärt Janka Zöller. Eltern wünschen sich, dass der Nachwuchs dort früh in ein Netzwerk hineinkomme. Außerdem förderten Internate, sich vom Elternhaus früh zu lösen. Andere könnten fernab des eigenen Zuhauses besser lernen. ,,Kinder lernen auch, Teil einer Gemeinschaft zu sein, Verantwortung zu übernehmen, Kompromisse einzugehen", sagt Zöller.

Zöller sagt auch: ,,Der Begriff ,Eliteinternate' ist in Deutschland sehr negativ geprägt, wenngleich Schulen wie Salem so genannt werden." Dennoch sei der Unterschied zu Privatschulen im angelsächsischen Raum groß: ,,Ein extremer Elitegedanke ist hierzulande in den Schulen nicht vorhanden."

Die renommierten Internate kosten meist zwischen 40.000 und 50.000 Euro jährlich, hinzu kommen Aufnahmegebühren, die häufig zwischen 400 und knapp 2000 Euro liegen, sowie Nebenkosten für beispielsweise Kleidung, Unternehmungen oder Bücher. Neben dem besseren Betreuungsschlüssel gibt es meist verschiedene Sprach- und Musikkurse (die dann extra kosten) und ein breites Angebot an Aktivitäten – Schloss Salem bietet beispielsweise Bogenschießen, Chinesisch, Fechten, Kunsthandwerk, einen Mathe-Club und ,,Pre-Engineering" an. Auch Handwerk lehrt die Schule: Angebote reichen von Schreinern, Fotografieren über Schmieden bis zu Schneidern.

Deutschlands Internate können auch Schülerinnen und Schüler aus weniger gut betuchtem Hause besuchen – mit einem Teil- oder Vollstipendium. Schloss Salem teilte auf Anfrage mit, dass 20 bis 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler in den vergangenen Jahren mindestens ein Teilstipendium erhalten habe. Man sei bestrebt, den Anteil noch weiter zu erhöhen, heißt es außerdem. Wie hoch die Quote der Stipendiaten internatsübergreifend ist, sei nicht erfasst, heißt es vom VDP.

Preise der renommierten Internate
Schloss Torgelow   3499 Euro
Louisenlund           3567 Euro
Schule Marienau   3400 Euro
Schloss Salem           3850 Euro
Schloss Neubeuern   4120 Euro
Kurzpfalz-Internat   3830 Euro
Quelle: eigene Recherche

Schloss Salem berichtet außerdem von einer starken Nachfrage, weshalb man schon seit einigen Jahren Wartelisten für bestimmte Jahrgänge führe. Lehrkräfte akquiriere man ,,direkt am Markt" und könne denen einen attraktiven Arbeitsplatz bieten inklusive umfangreicher Weiterbildung – und den Familien eine ,,hohe Unterrichtsgarantie".

Janka Zöller berät mit ihrem Team auch Familien, wenn es darum geht, eine Schule im Ausland zu besuchen. Gerade ein oder zwei ,,Terms" auf einer der renommierten Privatschulen Englands sehen ihrer Erfahrung nach manche als Investition in die Bildung des Nachwuchses – für die ein Ärztepaar dann eben auf einen teuren Urlaub verzichtet.

Schweizer Luxus-Internate hingegen seien nur für einen sehr kleinen, ausgewählten Kreis an Interessenten zugänglich – die Kosten übersteigen dann doch die allermeisten Budgets. ,,Dieses Geld spart man nicht einfach zusammen." So verlangen Schweizer Eliteinternate wie Le Rosey oder das Institut auf dem Rosenberg umgerechnet gut 140.000 Euro für ein Schuljahr.



Aus: "Deutschlands Eliteinternate: Was sie kosten und wer sie besucht" Svenja Gelowicz (21. April 2023)
Quelle: https://www.wiwo.de/erfolg/hochschule/privatschulen-deutschlands-eliteinternate-was-sie-kosten-und-wer-sie-besucht/29064720.html

-

Quote[...] Eltern müssen über 150.000 Euro auf den Tisch legen – pro Schuljahr: Der Institutsleiter eines Schweizer Eliteinternats über Unternehmerkinder und ihre Ausbildung, Statussymbole und Drogentests.

Svenja Gelowicz: Herr Gademann, Sie leiten das wohl teuerste Internat der Welt. Wie viele Luxuslimousinen reihen sich bei Ihnen auf dem Rosenberg, wenn ein neues Schuljahr beginnt – samt Designerkleidung, teuren Handtaschen, Pelzmänteln?

Bernhard Gademann:  Das ist natürlich eine Klischeevorstellung. Die meisten unserer Schülerinnen und Schüler kommen mit dem Zug vom Flughafen. Ich will es vorneweg nehmen: Wer bei uns mit dem Wohlstand und den Errungenschaften seiner Familien angibt, der ist, das sage ich auch den Schülern knallhart, ein Loser. Teure Handtaschen oder Luxusuhren, sowas ist eher der oberen Mittelschicht wichtig. Unsere Familien sind auf einem Level, wo Statussymbole egal sind.

Svenja Gelowicz: Weil sie alle so reich sind, dass es keine Abgrenzung mehr wäre?

Bernhard Gademann: Die Schüler bekommen bei uns und bei ihren Freunden nicht mehr Anerkennung dadurch.

Svenja Gelowicz: Also kein Privatjet mit diskretem Landeplatz; kein Chauffeurdienst zum Internat?

Bernhard Gademann: Auch diese Form der Anreise kann es geben. Aber es interessiert niemanden.

Svenja Gelowicz: Was zahlen Eltern bei Ihnen für die Ausbildung ihrer Kinder?

Bernhard Gademann: Eltern können pro Schuljahr mit 150.000 Franken rechnen. Unser System besteht aus Grundgebühren und individuellen Gebühren: Fährt das Kind Ski, belegt es bestimmte Zusatzkurse – je nachdem variieren die Gebühren. So oder so erhalten die Kinder dafür ein exzellentes Programm.

Svenja Gelowicz: An teuren Privatschulen gibt es oft Wartelisten. Auch bei Ihnen?

Bernhard Gademann: Ja. Grob gilt: Auf vier Anmeldungen gibt es einen Internatsplatz. Gerade in den Klassen 11 und 12 nehmen wir zu diesem Zeitpunkt im Jahr eigentlich niemanden mehr auf. Wir achten bei der Zulassung auch auf Diversität, unser Internat besuchen Kinder aus 55 verschiedenen Nationen und wir wollen eine gute Mischung in den Klassen.

Svenja Gelowicz: Dann bekommt ein Italiener in Klasse 8 vielleicht keinen Platz mehr, aber eine Kubanerin?

Bernhard Gademann: Richtig.

Svenja Gelowicz: Gibt es auch Stipendien?

Bernhard Gademann: Eine ganz geringe Zahl, wir haben nicht mehr als fünf pro Jahr – wir erhalten keine staatliche oder andere Unterstützung dafür. Die Plätze sind alle belegt und auch schon den Vorjahren vorgemerkt. Die Nachfrage ist hoch, aber wir können sie nicht erfüllen.

Svenja Gelowicz: Sie sagten eingangs, Statussymbole spielen bei Ihnen keine Rolle mehr, sie sind überwunden. Was bedeutet für Sie der Begriff Elite?

Bernhard Gademann: Die Elite ist eine Gruppe von Personen, die über Erfahrungen, Wissen und die richtigen Tugenden verfügen, mit denen sie Führungspositionen übernehmen können. Das ist nicht verwerflich, denn sie können so einen positiven Einfluss auf Politik, Gesellschaft und Wirtschaft haben. Wir möchten alle, dass das Flugzeug von einem Piloten geflogen wird, nicht von einem Mechaniker.

Svenja Gelowicz: Wissen Ihre Schülerinnen und Schüler um ihre Privilegien?

Bernhard Gademann: Das ist ein wichtiger Punkt – privilegiert zu sein, ist per se nicht das Problem. Das Problem ist, privilegiert zu sein und sich dessen nicht bewusst zu sein. Auf der einen Seite sind die unglaublichen Chancen, auf der anderen Seite die Verantwortung, die damit einhergeht – das kann problematisch sein. Wir setzen uns damit viel auseinander, das ist Teil unserer Schulkultur. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich untereinander für ihre Persönlichkeiten respektieren, für ihre Freundschaften und eigenen Errungenschaften.

Svenja Gelowicz: Sie bieten verschiedene Abschlüsse. Welche stehen bei den Familien am höchsten im Kurs?

Bernhard Gademann: Beliebt sind das International Baccalaureate Diploma, die britischen A-Levels und auch die Advanced Placements, die an den Top-Unis in den USA sehr beliebt sind, aber auch in Deutschland oder der Schweiz Zugang zu guten Hochschulen ermöglichen. Das Institut auf dem Rosenberg bietet jedem Schüler ein individuelles Lehrprogramm. Wir nehmen die Ziele des Schülers und arbeiten von da an rückwärts: Wo will er oder sie studieren? Welche Prüfungen müssen dafür bestanden, welche Praktika absolviert werden? Welche Enrichtmentkurse zahlen auf dieses Ziel ein?

Svenja Gelowicz: Dafür bezahlen die Familien viel Geld. Wer sind Ihre Kunden?

Bernhard Gademann: Meistens kommen die Kinder aus Unternehmerfamilien. Auch da haben wir eine Vielfalt – von der achten Generation eines Familienunternehmens bis zur ersten Generation der Gründer eines Tech-Konzerns aus dem Silicon Valley. Wir haben viel Einsicht in die Wirtschaft durch die Eltern. Wohin entwickelt sich der Arbeitsmarkt, wie entwickeln sich Geschäftsmodelle? Solche Inhalte können wir dann in einen Kurs einfließen lassen. Das ist eines der Probleme, die andere Schulen haben: Realität und Schulstoff klaffen massiv auseinander.

Svenja Gelowicz: Ist das den öffentlichen, häufig klammen Schulen gegenüber fair? Viele sind angesichts des Lehrermangels schon froh, wenn sie ihren Unterricht regulär durchführen können.

Bernhard Gademann: Ich meine damit sowohl öffentliche als auch private Schulen. Wichtig ist es, neue Dinge auszuprobieren. Viele unserer Errungenschaften sind nicht unbedingt von den Finanzen abhängig, sondern eine Einstellungssache. Wir haben das Privileg, Dinge ausprobieren und Innovationen vorantreiben zu können. Vieles könnte man aber auch an einer öffentlichen Schule umsetzen.

Svenja Gelowicz: Zum Beispiel?

Bernhard Gademann: Es ist doch so: Die Eltern sind unglücklich, die Lehrer sind unglücklich, die Schüler auch. Man sollte zurück zum Ursprung gehen: Die Einrichtung hat beispielsweise 700 Schüler, einen Auftrag – und limitierte Ressourcen. Künstliche Intelligenz beispielsweise kann jetzt schon in der Lehre unterstützen. Und bei uns kann beispielsweise ein Neuntklässler mit den Zwölftklässlern im Mathekurs sitzen. Und umgekehrt geht es genauso. Es ist kein Wunder, dass sich Schüler an traditionellen Schulen nicht für den Stoff interessieren – der ist oft langweilig und veraltet. In einem Kursbuch, das nur fünf Jahre alt ist, stimmt schon vieles nicht mehr!

Svenja Gelowicz: Mutmaßlich landen viele Ihrer Schüler in einflussreichen Positionen. Wie bereiten Sie ein Kind darauf vor, CEO zu werden?

Bernhard Gademann: Keiner unserer Schüler muss CEO werden. Er kann. Das ist mir wichtig. Unserer Eltern bewegen sich in Sphären, wo dieser Druck weg ist. Die Philosophie der Eltern, aber auch bei uns geht in eine andere Richtung: Es ist egal, was der Schüler oder die Schülerin macht, ob sie Ingenieurin oder Designer werden wollen. Der Anspruch ist aber, dass der- oder diejenige versucht, so viel Wert wie möglich in dem Bereich zu generieren, das Beste zu geben, zu Hundertprozent dahinterzustehen.

Svenja Gelowicz: Ist das nicht illusorisch, wenn man in den Kreisen eines Familienunternehmens aufwächst und im Subtext das Thema Nachfolge von klein auf mitschwingt?

Bernhard Gademann: Ich habe mal das Zitat einer Mutter gehört, die dazu sagte: Es ist ein goldener Käfig, aber das Türchen ist offen. Es besteht kein Zwang. Und man kann Literaturwissenschaften studieren und danach immer noch Chefin eines Tech-Unternehmens werden. Eltern, die ihre Kinder zu uns schicken, suchen sich diese Philosophie auch bewusst aus Wir wollen, dass unsere Schüler Leidenschaften finden und verfolgen. Unsere Schüler haben einen riesigen Vorsprung im Leben – und sie haben Eltern, die ihnen die Wahl des Berufs überlassen. Der einzige Druck ist, selbst etwa zu kreieren. Wir wollen keine Durchschnittlichkeit. Das muss aber nicht heißen, dass Erfolg nicht auch auf kleinem Level stattfinden kann – als Künstlerin, als Architekt oder eben als CEO, die eine Konzernstruktur baut und Aktionäre managt. 

Svenja Gelowicz: Sie bieten genau das auch in Ihren Kursen an: Geldanlage, Unternehmensnachfolge.

Bernhard Gademann: Wir wollen dieses Angebot machen und finden es wichtig, dass sich auch Kinder mit diesen Themen beschäftigen. Auch ein Siebtklässler kann eine tolle Meinung und Ideen dazu haben, wie eine Unternehmensnachfolge geplant werden kann. Aber: Wir haben viele spezifische Kurse, die den Schülern ein umfängliches Bild vermitteln sollen. Ein CEO muss die Geschichte der Menschheit verstehen, muss wissen, wie Politik und Naturwissenschaften funktionieren, wie sich Gesellschaften entwickeln, muss Zusammenhänge verstehen. Als Spezialist hat man keine Chance, erfolgreich zu sein.

Svenja Gelowicz: Dem Institut auf dem Rosenberg gegenüber gibt es auch einige Vorbehalte. Immer noch gibt es das Image einer abgehobenen Super-Schule für Reiche, verschlossen gegenüber der Außenwelt. Stört Sie das?

Bernhard Gademann: Zu unserer Kultur auf dem Rosenberg gehört es, Menschen nicht vorzuverurteilen – dazu gehört auch, ob jemand arm oder reich ist. Wir beschäftigen uns damit, die absolut beste Ausbildung der Welt zur Verfügung zu stellen. Wir teilen unsere Expertise gerne. Wir haben ein Ziel und arbeiten konstant an uns, deshalb ist nicht so wichtig, was andere über uns sagen. Davon lassen wir uns nicht ablenken.

Svenja Gelowicz: Stimmt es, dass Sie Ihre Schüler auf Drogen testen?

Bernhard Gademann: Absolut, diese Drogentests gibt es. Da darf man auch nicht naiv sein, die und auch Alkoholtests ziehen wir durch. Wie sagt man: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Alles andere wäre unverantwortlich. 


Aus: "Eliteinternat in St. Gallen ,,Teure Handtaschen oder Luxusuhren sind eher der oberen Mittelschicht wichtig"" Interview von Svenja Gelowicz (19. Mai 2023)
Quelle: https://www.wiwo.de/erfolg/hochschule/eliteinternat-in-st-gallen-teure-handtaschen-oder-luxusuhren-sind-eher-der-oberen-mittelschicht-wichtig/29140596-all.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wirtschaftssanktionen erzeugen einer Studie zufolge hohe Schäden in den Zielländern, besonders für die ärmere Bevölkerung. Sanktionen durch die Vereinten Nationen (UN) führen zu einem Rückgang des Wachstums in den betroffenen Ländern von jährlich zwei Prozentpunkten, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Untersuchung mitteilte.

Auf zehn Jahre hochgerechnet komme dies einem Einbruch der Wirtschaftsleistung pro Kopf um 25 Prozent gleich. Einseitige Sanktionen durch die USA führen demnach zu einem jährlichen Rückgang des Wachstums um knapp einen Prozentpunkt. Langfristig entspricht dies einem Einbruch der Leistung der Wirtschaft pro Kopf um 13 Prozent.

,,Wirtschaftssanktionen treffen regelmäßig den Teil der Bevölkerung in den sanktionierten Ländern am stärksten, der in oder nahe der Armut lebt", sagte der Leiter der Ifo-Forschungsgruppe Steuer und Finanzpolitik, Florian Neumeier. ,,Dies war in der Vergangenheit vor allem bei US-Sanktionen der Fall. Studien zeigten zum Beispiel, dass durch die 2012 verhängten Sanktionen gegen den Iran vor allem die junge, ungebildete Bevölkerung auf dem Land zu leiden hatte.

Die Studie basiert auf Auswertungen von 160 Ländern. Davon waren 67 im Zeitraum von 1976 bis 2012 von Wirtschaftssanktionen betroffen. ,,In der Vergangenheit wurden Sanktionen meist gegen kleinere Volkswirtschaften verhängt", sagte Neumeier. ,,Aus den Analysen können wir daher nicht ableiten, wie die aktuellen Sanktionen auf eine große Volkswirtschaft wie Russland wirken."

In ärmeren Ländern führen Sanktionen auch zu einer geringeren Lebenserwartung in der Bevölkerung. Bei solchen Maßnahmen durch die UN verringere sich die Lebenserwartung der Bevölkerung um durchschnittlich 1,2 bis 1,4 Jahre.

Bei Sanktionen durch die USA sinkt die Lebenserwartung demnach um knapp ein halbes Jahr. ,,Die Unterscheidung zwischen der Lebenserwartung von Männern und Frauen zeigt außerdem, dass Frauen von der Verhängung von Sanktionen stärker betroffen sind", sagte Neumeier.


Aus: "Neue Ifo-Studie: Weltweit vor allem arme Menschen von Wirtschaftssanktionen betroffen" (23.05.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/neue-studie-weltweit-vor-allem-arme-menschen-von-wirtschaftssanktionen-betroffen-9863381.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Berlin – Es handelt sich um einen der spektakulärsten Vermisstenfälle der letzten Jahre: Im April 2018 war Karl-Erivan Haub, einer der reichsten Männer Deutschlands, spurlos beim Skifahren in den Schweizer Bergen verschwunden. Der damals 58-Jährige war Geschäftsführer und Mitinhaber der Unternehmensgruppe Tengelmann, zu der neben der Supermarktkette Tengelmann auch Obi und Kik gehören. Der Wert der Unternehmensgruppe, die der Familie Haub gehört, wurde 2017 auf 4,2 Milliarden Euro geschätzt.

... Nach etwa einer Woche wurde die intensive Suche eingestellt, man ging von einem tragischen Unglück aus. Gut drei Jahre nach seinem Verschwinden, im Mai 2021, wurde Karl-Erivan Haub vom Kölner Amtsgericht für tot erklärt. Sein Bruder Christian Haub übernahm das Ruder – und dessen Anteile in Milliardenhöhe.

... In einem Interview mit der Welt äußerte von Boetticher aufgrund ihrer Recherchen den Verdacht, dass ,,Karl-Eriwan Haub in dubiose Geschäfte verstrickt war und mithilfe des russischen Geheimdienstes FSB in Russland abgetaucht sein könnte". Gerüchte, dass es Verbindungen nach Russland gibt, existieren schon länger.

... Eine große Rolle bei von Boettichers Recherchen spielt eine mysteriöse Russin, Veronika E. Sie arbeitete für eine Event-Agentur, die demnach im Jahr 2004 den Geburtstag von Haubs Mutter Helga in Sankt Petersburg organisiert hatte. Die Journalistin fand Hinweise darauf, dass Haub und Veronika E. dann in regelmäßigem Kontakt standen und sich häufig zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufhielten. Zudem habe Veronika E. wohl Verbindungen zu den russischen Geheimdiensten.

Außerdem gehören zu von Boettichers Recherchematerial biometrische Überwachungsaufnahmen aus Moskau aus dem Jahre 2021, die den verschwundenen Haub zeigen sollen. Diese sollen von einer israelisch-amerikanischen Ermittlungsagentur stammen. Besonders brisant: Die Aufnahmen seien angeblich auch dem Bruder Christian Haub vorgelegt worden.

Laut der Journalistin sei Christian Haub schon im Mai 2021 eine ,,unfassbare Fülle an Indizien" vorgelegen, die nahelegen, dass sein Bruder in Moskau lebe. Sie sagte der Welt: ,,Darüber hat er das Amtsgericht Köln im Unklaren gelassen und seinen Bruder für tot erklären lassen. Damit könnte er die Grundlage für einen Milliardendeal geschaffen haben."

...


Aus: "Verschwundener Tengelmann-Milliardär in Russland? Video sorgt in mysteriösem Fall für Furore" (23.05.2023)
Quelle: https://www.merkur.de/wirtschaft/karl-erivan-haub-verschwundener-tengelmann-milliardaer-wohl-in-russland-gesichtet-zr-92297980.html

QuoteAlmdudler (05/2023)

Ich fand es seinerzeit schon sehr seltsam dass er in den Bergen trotz intensiver Suche und Schneemangel nicht gefunden wurde.


-

Quote[...] Ein neues Buch befasst sich mit der Frage, ob der frühere Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub wirklich tot ist. Fast interessanter sind die Erkenntnisse über dubiose Berater aus dem Firmenumfeld.

Am Morgen des 7. April 2018 verlässt der Chef des Handelsimperiums Tengelmann und damit Herrscher über Ketten wie Obi und Kik, sein 5-Sterne-Hotel im schweizerischen Zermatt. Er nimmt die erste Gondel auf den Berg. Eine Kamera am Skilift der Bergstation ,,Klein Matterhorn" filmt ihn ein letztes Mal. Dann verliert sich die Spur von Karl-Erivan Haub. Die einen sind sicher, dass der Milliardär am 7. April 2018 bei einem Skiausflug in den Schweizer Alpen tödlich verunglückte. Andere sind es nicht, so wie die Journalistin Liv von Boetticher. Sie hat hierzu bereits eine Doku für RTL gedreht und jetzt ein Buch geschrieben mit dem Titel: ,,Die Akte Tengelmann und das mysteriöse Verschwinden des Milliardärs Karl-Erivan Haub". Und dieses Buch beginnt erfrischend ehrlich:

Anfang Januar 2021 habe sie von ihrer Chefin den Auftrag erhalten, sich mit Haub zu befassen und sei zunächst nicht sonderlich begeistert gewesen. ,,Weder von Karl-Erivan Haub noch vom Rest seiner Familie habe ich bis dato gehört", schreibt von Boetticher. Aber den Auftrag abzulehnen, sei auch nicht infrage gekommen. Und so begann ihre Recherche zum möglichen Unfalltod von Karl-Erivan Haub, die sie nicht nur nach Zermatt, sondern auch nach Moskau führen sollte. Die Autorin gibt sich überzeugt, dabei mindestens gute Indizien dafür gesammelt zu haben, dass Haub nicht am 7. April 2018 tödlich verunglückt ist. Zu diesen Indizien zählen etwa Fotos aus einem biometrischen Überwachungssystem in Moskau, die einen lebendigen Karl-Erivan Haub nach seinem offiziellen Todestag zeigen sollen. Im Buch sind die Fotos nicht abgebildet. Es ist nicht möglich, Herkunft und Authentizität zu prüfen.

Aufschlussreich sind die Recherchen aber auch unabhängig von der Frage, ob Karl-Erivan Haub noch lebt. Denn sie geben Einblick in die Arbeit einiger zweifelhafter Berater, die sich offensichtlich im Firmenumfeld tummelten und – laut Autorin – Teil eines Katz-und-Maus-Spiels ,,im Erbschaftsstreit um Macht und Milliarden bei Tengelmann" waren.

Um den wichtigsten Mann aus der Truppe geht es gleich zu Beginn. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes sei es ihr nicht möglich, ,,diese Person beim Namen zu nennen", schreibt von Boetticher. Und das bedauere sie zutiefst, ,,denn bei dieser Person handelt es sich meiner Wahrnehmung nach um einen der skrupellosesten Akteure der ganzen Geschichte." Erstmals habe sie den Mann im Januar 2021 kontaktiert, weil sie davon ausgegangen sei, dass er einen sehr guten Draht zu Christian Haub habe, dem Bruder des verschwundenen Karl-Erivan Haub. Und dieser Mann scheint anfangs ein großes Interesse daran gehabt zu haben, von Boetticher bei ihrer Recherche zu unterstützen. Es gab offenbar Telefonate und Treffen. Mails und Unterlagen wurden ausgetauscht. Haubs Kontakte in Russland wurden thematisiert, genauso Geschehnisse rund um den Tag, an dem der Milliardär verschwand und auch innerfamiliäre Streitigkeiten. Der Mann kannte sich scheinbar aus.

Viel wichtiger aber ist: Er brachte von Boetticher mit zwei Sicherheitsberatern zusammen, die sich bereits seit Monaten mit der Frage befassten, ob Haub noch leben könnte oder besser gesagt: Die Herren suchten offenbar bereits seit Monaten Indizien dafür, dass Haub noch lebt. Von Boetticher schreibt, die Berater seien seinerzeit davon ausgegangen, dass Karl-Erivan Haub in Russland untergetaucht sei. Die beiden Männer hätten angegeben, dass sie ,,über Kontakte vor Ort" und gegen eine Bezahlung von Hunderttausend Euro sowohl ein Foto von Haub als auch Informationen dazu besorgen könnten, wo und unter welchem Namen er mittlerweile lebt.

Anfangs hätten sie sich noch gesträubt, mit der Journalistin zusammenzuarbeiten. Aber ihr Kontakt habe Druck gemacht. Von Boetticher vermutet, dass das Ziel war, ,,die internen Ermittlungsergebnisse durch unsere journalistische Recherche nicht nur unabhängig prüfen zu lassen, sondern vielmehr die Theorie zu unterfüttern, der ehemalige Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub könne sein Verschwinden absichtlich herbeigeführt haben." Und offenbar war es dem Berater auch wichtig, dass darüber breit berichtet wird.

Ziemlich plötzlich – so klingt es jedenfalls im Buch – wollten die Unterstützer mit der Suche nach dem verschollenen Manager dann aber nichts mehr zu tun haben. Karl-Erivan Haub wurde für tot erklärt. Von stichhaltigen Indizien dafür, dass er noch leben könnte, war nun keine Rede mehr – was zeitlich im  Zusammenhang mit einer Einigung innerhalb der Familie Haub hinsichtlich des Tengelmann-Erbes stand.

Zufall?

Die Akte Tengelmann und das mysteriöse Verschwinden des Milliardärs Karl-Erivan Haub – ein Buch von Liv von Boetticher, erschienen im Finanzbuch Verlag


Aus: "Die düstere Geschichte von Karl-Erivan Haub" Melanie Bergermann (23. Mai 2023)
Quelle: https://www.wiwo.de/unternehmen/handel/ehemaliger-tengelmann-chef-die-duestere-geschichte-von-karl-erivan-haub/29158284.html?wt_mc=zeitparkett

https://www.wiwo.de/unternehmen/handel/nach-verschwinden-gericht-erklaert-verschollenen-tengelmann-chef-fuer-tot/27191604.html

https://www.wiwo.de/my/unternehmen/handel/tengelmann-chef-christian-haub-es-wird-eine-gewaltige-schliessungswelle-geben/26994640.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] München – Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins Anfang Mai erneut erhöht und so für einen Zinsanstieg gesorgt. Die Banken haben deshalb in den vergangenen Monaten nicht nur die Zinsen für Tages- und Festgeld angehoben – auch die Dispozinsen sind gestiegen. Wer sein Konto überzieht, muss dafür also mehr Geld zahlen. Der durchschnittliche Dispozins dürfte mittlerweile bei 10 bis 12 Prozent im Jahr liegen.

... Der Dispo trifft Millionen Deutsche: Zu Jahresbeginn haben mindestens 4,5 Millionen Menschen hierzulande ihr Konto überzogen, meldet das Handelsblatt und beruft sich dabei auf eine Umfrage im Auftrag des Kreditvergleichsportals Smava. Demnach steht zudem nahezu ein Drittel der Menschen, die ihr Konto überziehen, mit mehr als 2000 Euro im Minus. Zwar könne mehr als die Hälfte der Betroffenen den Dispo innerhalb eines Monats wieder ausgleichen, doch acht Prozent stecken mehr als ein Jahr darin fest.

...


Aus: "Steigende Dispozinsen: Konto überziehen immer teurer – Wann sich ein Wechsel lohnt" Lisa Mayerhofer (24.05.2023)
Quelle: https://www.fr.de/wirtschaft/dispozinsen-konto-ueberziehen-immer-teurer-wann-sich-ein-wechsel-lohnt-92295889.html

--

Quote[...] In Frankfurt wohnen 74 Prozent der Menschen zur Miete, deutschlandweit liegt der Schnitt bei 53 Prozent. Im Vergleich zum Jahr 2021 sahen noch mehr Frankfurter:innen den teuren Wohnraum als größtes Problem an, fast jede:r Vierte gibt dies an. Allerdings wird es in Stadtteilen wie etwa Nordend, Bornheim und Ostend oder Hausen, Praunheim und Rödelheim öfter als im Stadtdurchschnitt genannt. In Kalbach-Riedberg etwa taucht dieses Thema gar nicht in den Top 5 der größten Probleme auf.

Für ihre Wohnkosten müssen die Frankfurter:innen einen großen Teil ihres Haushaltsnettoeinkommens aufwenden, im Durchschnitt 29 Prozent. Je geringer das Einkommen, desto größer wird der Anteil. Wer etwa weniger als 1700 Euro im Monat zur Verfügung hat, muss durchschnittlich 54 Prozent für die Miete aufwenden.

...


Aus: "Wohnen ist das größte Problem für Menschen in Frankfurt – Auto nicht mehr meistgenutztes Verkehrsmittel" Sandra Busch (25.05.2023)
Quelle: https://www.fr.de/frankfurt/wohnen-ist-das-groesste-problem-fuer-frankfurterinnen-und-frankfurter-92299995.html

-

Quote[...] Eine Erhebung im Auftrag von Immowelt ergab, dass Hamburgs Haushalte zwar wohlhabender sind, als im Bundesschnitt – allerdings liegen sie nur sieben Prozent darüber. Gleichzeitig sind die Mieten 53 Prozent höher als im rechnerischen Schnitt von ganz Deutschland. Neuvertragsmieten liegen laut Immowelt an der Elbe bei 12,20 Euro, im Bundesschnitt sind es acht Euro.

Klaus Wicher, Landeschef des Sozialverbands Hamburg: ,,Die Mietpreise nähern sich in Hamburg allmählich dem Kipppunkt, ab dem für viele das Einkommen – oder die Rente – kaum für die Miete reicht."

,,Schon vor der steigenden Inflation hat die Miete meist die Hälfte des Haushaltseinkommens aufgefressen. Jetzt wird die Situation brenzlig", warnt Rolf Bosse, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg. ,,Wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum. Die Stadt muss alle Hebel in Bewegung setzen, um den Bau von Sozialwohnungen in Hamburg wieder anzukurbeln."

Der Sozialverband (SoVD) lobt Maßnahmen wie das Wohngeld plus und die Erweiterung des Kreises der Sozialwohnungsberechtigten. Das könne aber nur erste Abhilfe schaffen. Klaus Wicher: ,,Wenn aber die Mieten weiter nach oben gehen, kann selbst die beste Politik die Entwicklung kaum aufhalten. Dann kann es Jahre dauern, bis Gegenmaßnahmen greifen." Eine wichtige Maßnahme sei der soziale Wohnungsbau. Der aber stagniert.

,,Wir müssen mehr Sozialwohnungen bauen." Der SoVD Hamburg fordert den Neubau von 5000 neuen Sozialwohnungen pro Jahr. Das hat einen Grund: Im Januar 2022 gab es knapp 78.000 Sozialwohnungen, ihr Anteil am Gesamtbestand lag bei etwa acht Prozent. Tendenz fallend.

Von hohen Mieten besonders betroffen sind Einkommensschwache, Ältere, aber zunehmend auch Menschen mit mittleren Einkommen. Immer mehr Anteile von Lohn und Gehalt müssen laut Mieterverein für das Wohnen aufgebracht werden und fehlen woanders. Die Angst, sich keine Wohnung mehr leisten zu können, verunsichert viele. Wicher verweist auf eine besondere Mietergruppe: Rentner. Ihr Altersgeld steigt um 4,7 Prozent. Die Inflation 2022 lag bei 6,9 Prozent.

Der Mieterverein kritisiert seit Jahren die hohen Neuvertragsmieten in Hamburg, die zeigten, dass die Mietpreisbremse nicht ausreiche. Die Immowelt-Analyse verdeutliche das erneut, denn die durchschnittliche Neuvertragsmiete von 12,20 Euro pro Quadratmeter liegt 31 Prozent über der Durchschnittsmiete von 9,29 Euro des aktuellen Hamburger Mietenspiegels (2021). ,,Wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum. Die Stadt muss alle Hebel in Bewegung setzen, um den Bau von Sozialwohnungen in Hamburg wieder anzukurbeln."

Durch den Mietanstieg im vergangenen Jahr hat sich das Ungleichgewicht von Wohnkosten und Kaufkraft in vielen Großstädten laut Immowelt weiter vergrößert. Zwar werde sich das verfügbare Einkommen der Deutschen 2023 voraussichtlich um nominal 3,2 Prozent erhöhen. Durch den deutlichen Anstieg der Verbraucherpreise, der im vergangenen Jahr bei 7,9 Prozent lag, dürften die Zuwächse beim Einkommen jedoch aufgezehrt werden.


Aus: "Mieten steigen, Kaufkraft sinkt! So weit klafft die Schere in Hamburg auseinander" Sandra Schäfer (24.03.2023)
Quelle: https://www.mopo.de/hamburg/mieten-steigen-kaufkraft-sinkt-so-weit-klafft-die-schere-in-hamburg-auseinander/

-

Quote[...] Müchen - Die monatliche Miete ist für Millionen Menschen in Deutschland eine schwere finanzielle Belastung. 1,5 Millionen Haushalte in Deutschland gaben im vergangenen Jahr 50 Prozent und mehr ihres Nettoeinkommens für die Kaltmiete aus, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am vergangenen Freitag mitteilte. Strom, Gas und Wasser sind dabei nicht inbegriffen.

Weitere 1,6 Millionen Haushalte geben zwischen 40 und 50 Prozent ihres Nettoeinkommens aus, um sich ihre Wohnung leisten zu können.

... Im vergangenen Jahrzehnt war die Mietbelastung in Deutschland nach Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat trotz steigender Mieten sogar leicht zurückgegangen. Denn viele Menschen profitierten von Lohnerhöhungen, die über den sehr niedrigen Inflationsraten lagen. Im vergangenen Jahr sind die Lebenshaltungskosten wegen der hohen Inflation jedoch sehr viel schneller gestiegen als die Einkommen.

Entspannung ist nicht in Sicht, im Gegenteil. Haupttreiber des rapiden Anstiegs der Mieten im vergangenen Jahrzehnt waren Immobilienpreise. Mittlerweile steigen sie nicht mehr, doch Mieter werden davon voraussichtlich nicht profitieren. "Die Bautätigkeit geht beängstigend zurück", sagt Stephan Kippes, Marktforscher des Immobilienverbands Deutschland Süd. Wohnungen werden wohl knapp bleiben.

...


Aus: "Bei vielen Münchnern geht fast die Hälfte des Einkommens für die Miete drauf" Carsten Hoefer, Jörn Bender, Martina Scheffler (16. April 2023)
Quelle: https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/bei-vielen-muenchnern-geht-fast-die-haelfte-des-einkommens-fuer-die-miete-drauf-art-890411

-

Quote[...] In vielen deutschen Großstädten stehen die Wohnkosten in einem ungünstigen Verhältnis zur Kaufkraft. Besonders groß ist die Kluft zwischen Miete und verfügbarem Einkommen in München und Stuttgart. Das zeigt eine Analyse von immowelt, bei der die angebotenen Kaltmieten mit der durchschnittlichen Kaufkraft pro Kopf in den Stadtkreisen über 500.000 Einwohnern sowie den reichsten Stadt- und Landkreisen Deutschlands verglichen wurden. Die Vergleichsdaten zur Kaufkraft pro Einwohner stammen von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Das höchste verfügbare Einkommen aller untersuchten Großstädte haben Bewohner in München. Die jährliche Kaufkraft in der Isar-Metropole liegt bei 33.857 Euro pro Kopf - 29 Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt (26.271 Euro). Allerdings beträgt der Quadratmeterpreis für Wohnungen in der Isar-Metropole bei Neuvermietung im Median 18,80 Euro und liegt damit 135 Prozent über dem Bundesmittel von 8,00 Euro.

Durch den Mietanstieg im vergangenen Jahr hat sich das Ungleichgewicht von Wohnkosten und Kaufkraft in vielen Großstädten weiter vergrößert. Die hohe Inflation verschärft die finanzielle Situation von Mietern zusätzlich. So sorgt etwa der starke Anstieg der Energiepreise dafür, dass die Nebenkosten zunehmend zur zweiten Miete werden. Zwar wird sich das verfügbare Einkommen der Deutschen 2023 voraussichtlich um nominal 3,2 Prozent erhöhen. Durch den deutlichen Anstieg der Verbraucherpreise, der im vergangenen Jahr bei 7,9 Prozent lag, dürften die Zuwächse beim Einkommen jedoch aufgezehrt werden.

Nach München weist Stuttgart die größte Kluft zwischen Kaufkraft und Mieten auf. Das verfügbare Einkommen pro Einwohner in der Schwaben-Metropole liegt bei 28.993 Euro und damit 10 Prozent über dem Deutschlandwert. Die mittlere Angebotsmiete von 13,80 Euro pro Quadratmeter übertrifft den bundesweiten Durchschnitt allerdings um 73 Prozent. Auch in Frankfurt hält die Kaufkraft nicht mit den Wohnkosten Schritt: Während das verfügbare Einkommen in der Bankenstadt den Durchschnitt der Republik um 10 Prozent übertrifft, liegen die Mietpreise bei Neuvermietung 69 Prozent darüber. Bei einer mittleren Angebotsmiete von 13,50 Euro pro Quadratmeter müssen die Einwohner Frankfurts somit einen beträchtlichen Teil der 28.963 Euro, die ihnen jährlich pro Kopf zur Verfügung stehen, für das Wohnen ausgeben.

"Vor allem in den teuersten Großstädten sind die Wohnkosten den Einkommen enteilt", sagt Felix Kusch, immowelt Country Managing Director. "Die enormen Mietpreisanstiege der vergangenen Jahre sowie die derzeit hohe Inflation sorgen dafür, dass Mieter zunehmend an ihre finanzielle Grenze stoßen. Es braucht daher dringend eine Offensive beim geförderten Wohnungsbau, sodass Wohnen auch für Menschen mit geringem Einkommen wieder leistbar wird. Denn falls die Mieten am freien Markt weitersteigen, dürfte die Schere zwischen Wohnkosten und Kaufkraft in Zukunft sogar noch weiter auseinandergehen."

Auch in Berlin klaffen Angebotsmieten und Kaufkraft weit auseinander. Bei Neuvermietung kostete der Quadratmeter 2022 im Median 11,60 Euro. Das sind 45 Prozent mehr als der deutsche Durchschnitt. Im Gegensatz zu den Bewohnern anderer deutscher Millionenstädte verfügen die Berliner aber über eine unterdurchschnittliche Kaufkraft. Mit 24.683 Euro pro Kopf liegt das verfügbare Einkommen in der Hauptstadt 6 Prozent unter dem Bundesmittel.

In mehreren anderen Großstädten ist die Kaufkraft zwar ebenfalls unterdurchschnittlich, das Gleiche trifft allerdings auf die Mieten zu. Vor allem im Osten Deutschlands besteht ein deutlich ausgewogeneres Verhältnis zwischen Kaufkraft und Mieten. In Dresden ist die Kluft am geringsten - dort liegt das verfügbare Einkommen 6 Prozent unter dem deutschen Mittelwert, die Angebotsmieten 5 Prozent darunter. Auch in Leipzig besteht nur ein geringes Ungleichgewicht: Die Einwohner der sächsischen Großstadt verfügen über 10 Prozent weniger Kaufkraft als der deutsche Durchschnitt, während die Mieten um 6 Prozent niedriger sind.

In den reichsten Landkreisen Deutschlands besteht trotz hoher Einkommen oftmals ebenfalls eine große Schere zwischen Mieten und Kaufkraft. Im bayerischen Starnberg, dem wohlhabendsten Landkreis, haben die Bewohner zwar pro Kopf 40 Prozent mehr Kaufkraft als im Rest der Republik, müssen aber eine um 86 Prozent höhere Miete bezahlen (14,90 Euro). Im benachbarten Landkreis München sind die Angebotsmieten mit 16 Euro pro Quadratmeter sogar doppelt so teuer wie im Deutschlandmittel. Die Kaufkraft liegt allerdings nur 34 Prozent über dem deutschlandweiten Schnitt.

Neben dem Umland von München zählen auch Landkreise im Einzugsgebiet von Frankfurt am Main zu den reichsten Deutschlands. Im Hochtaunuskreis etwa, der im Nordwesten der Mainmetropole liegt, übersteigt das verfügbare Einkommen den Bundesschnitt um 27 Prozent. Die Strahlkraft von Frankfurt macht sich allerdings auch bei den Mietpreisen bemerkbar. Wohnungssuchende zahlen für den Quadratmeter 11,50 Euro - das sind 44 Prozent mehr als im Bundesmittel.

Berechnungsgrundlage:
Datenbasis für die Berechnung der Mietpreise in den untersuchten 13 Stadtkreisen über 500.000 Einwohnern und den Stadt- und Landkreisen mit der höchsten Kaufkraft waren Mietwohnungen (Bestand ohne Neubau, 40 bis 120 Quadratmeter) die 2022 auf immowelt.de inseriert wurden. Dabei wurden ausschließlich Angebote berücksichtigt, die vermehrt nachgefragt wurden. Die Mietpreise spiegeln den Median der Nettokaltmieten bei Neuvermietung wider. Der Median ist der mittlere Wert der Angebotspreise. Die Kaufkraft gibt das nominal verfügbare Nettoeinkommen der Bevölkerung inklusive staatlicher Transferzahlungen wie Renten, Arbeitslosen- und Kindergeld an. Die Vergleichsdaten zur Kaufkraft pro Einwohner stammen aus einer am 15. Dezember 2022 veröffentlichten Pressemitteilung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

"G R A F I K E N Z U R P R E S S E M I T T E I L U N G - Große Kluft zwischen Kaufkraft und Mieten – steigende Wohnkosten und Inflation verschärfen Lage für Mieter Analyse der Kaufkraft im Vergleich zu den Angebotsmieten in den 13 größten deutschen Stadtkreisen und reichsten Stadt- und Landkreisen - Berechnungsgrundlage: Datenbasis für die Berechnung der Mietpreise in den untersuchten 13 Stadtkreisen über 500.000 Einwohnern und den Stadt- und  Landkreisen mit der höchsten Kaufkraft waren Mietwohnungen (Bestand ohne Neubau, 40 bis 120 Quadratmeter) die 2022 auf immowelt.de inseriert wurden. Dabei wurden ausschließlich die Angebote berücksichtigt, die vermehrt
nachgefragt wurden. Die Mietpreise spiegeln den Median der Nettokaltmieten bei Neuvermietung wider. Der Median ist der mittlere Wert der Angebotspreise. Die Kaufkraft gibt an, wie viel Einkommen
einer Person für Konsum und Lebenserhaltungskosten zur Verfügung steht. Die Vergleichsdaten zur Kaufkraft pro Einwohner stammen aus einer am 15. Dezember 2022 veröffentlichten
Pressemitteilung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). - Barbara Schmid (Director Corporate Communications) immowelt GmbH • Nordostpark 3-5 • 90411 Nürnberg • Deutschland
https://content.cdn.immowelt.com/iw_group/Redaktion/Pressemitteilungen/2023/2023_03_21_Tabellen_Kaufkraft_Mieten.pdf

Über immowelt: immowelt ist Teil der AVIV Group, eines der größten digitalen Immobilien-Tech-Unternehmen der Welt. Die immowelt Mission ist es, künftig alle Schritte der Immobilientransaktion zu digitalisieren, um diese für alle Beteiligten so unkompliziert und einfach wie möglich zu gestalten.  ...

...


Aus: "Große Kluft zwischen Kaufkraft und Mieten - steigende Wohnkosten und Inflation verschärfen Lage für Mieter" (21.03.2023)
Quelle: https://www.presseportal.de/pm/24964/5468254

...

Textaris(txt*bot)

#1448
Quote[...] Eine italienische Hilfsorganisation sucht auf dem Mittelmeer nach einem Schiff in Not. Dass die Küstenbehörden nichts wüssten, sei "schwer zu glauben", teilte sie mit.

Drei Tage nach dem Notruf eines Flüchlingsboots mit 500 Migranten an Bord ist die Suche einer italienischen Hilfsorganisation ergebnislos verlaufen. Ihr Schiff Life Support habe keine Überreste eines Bootsunglücks entdeckt, und die Menschen seien auch nicht in Italien an Land gegangen, teilte die Nichtregierungsorganisation Emergency in Mailand mit. "Es ist schwer zu glauben, dass keine Küstenbehörde weiß, wo diese 500 Personen sind".

Möglicherweise sei es den Migranten gelungen, den Motor zu reparieren und Richtung Sizilien zu fahren oder sie seien von einem anderen Schiff gerettet worden, hieß es. Die italienische Küstenwache äußerte sich nicht. Oder die Menschen seien zurück nach Libyen gebracht worden. Von dort brechen viele seeuntaugliche Boote in Richtung Italien auf, organisiert von Menschenschmugglern. Emergency teilte mit, dass die libyschen Behörden bestritten, dass die Passagiere dorthin zurückgebracht worden seien. In Libyen verbringen viele Migranten Monate unter unmenschlichen Bedingungen in Internierungslagern.

Der Notruf des Schiffs war am Dienstag von der Nichtregierungsorganisation Alarm Phone empfangen worden, die Seenotrufe von Migrantenbooten entgegennimmt. Die Migranten berichteten, der Motor sei ausgefallen. Das Schiff trieb zuletzt auf hoher See 320 Kilometer von der libyschen Hafenstadt Benghasi und 400 Kilometer von Sizilien und Malta entfernt. Am Mittwochmorgen sei der Kontakt abgebrochen.

Emergency teilte mit, ihr Schiff Life Support sei nach 32 Stunden in dem Gebiet im zentralen Mittelmeer angekommen und habe am Donnerstag 24 Stunden lang in internationalen Gewässern nach dem mutmaßlichen Boot in Seenot gesucht. Wegen schlechteren Wetters habe die Suche am Donnerstagabend beendet werden müssen. Am Freitag sagte ein Sprecher, die Suche laufe weiter.

Unterdessen kenterte ein anderes Boot mit Geflüchteten vor der griechischen Insel Mykonos. Dabei starben zwei Frauen und ein Mann, mindestens zwölf Menschen werden vermisst, teilte die griechische Küstenwache am Freitag mit.

Auf der Flucht über das Mittelmeer sind im ersten Quartal dieses Jahres so viele Menschen gestorben wie seit 2017 nicht mehr, insgesamt mindestens 441. Die Vereinten Nationen kritisieren "Verspätungen und Lücken" staatlicher Rettungsmissionen.


Aus: "Suche nach verschollenem Schiff mit 500 Migranten ergebnislos" (27. Mai 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-05/mittelmeer-schiff-migranten-verschollen-suche-libyen

QuoteSvenglückspilz

Ein vermisstes Kreuzfahrtschiff mit 500 Passagieren, da wäre aber der Teufel los.


QuoteAm4ranth

Und ein weiterer Tag bricht an, an dem wir unsere sogenannten christlichen Werte im Mittelmeer absaufen lassen und uns stattdessen alle darum sorgen machen sollen, dass es eine Rezension gibt. Unsere Gesellschaft hat moralisch jeglichen Kompass verloren und treibt im stumpfen Überkonsum orientierungslos auf dem Meer der Ignoranz umher.


QuoteMirgas

Hoffen wir dass der Grund für das Nicht finden nicht ist, dass sie untergingen.


QuoteVonKindernFernhalten

Wenn man die Kommentare hier liest, ist das christliche Abendland längst untergegangen.


...

---

Quote[...] Erneut haben sich Hunderte Menschen auf den Weg gemacht, übers Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Ihr Schiff geriet in Seenot. Nach Angaben der Hilfsorganistion Ärzte ohne Grenzen konnten die 599 Migranten an Bord aber gerettet werden.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat nach eigenen Angaben mit einem Schiff 599 Flüchtlinge auf dem Mittelmeer aus Seenot gerettet. Die Menschen, darunter Kinder, seien am Samstag vor Sizilien aus einem überfüllten Schiff aufgenommen worden, teilte die Organisation mit. Das zur Rettung eingesetzte Schiff "Geo Barents" habe sich zu Ausbildungszwecken in der Region aufgehalten.

Zuvor hatte es Berichte über ein seit Mittwoch vermisstes Schiff gegeben, auf dem sich etwa 500 Migranten befunden haben sollen. Laut der italienischen Hilfsorganisation Emergency hätten zwei Schiffe 24 Stunden lang erfolglos nach dem Boot gesucht, das nach einem Motorausfall auf hoher See trieb. Ob es sich bei den jetzt geretteten Migranten um jene auf dem zunächst verschollenen Schiff handelt, wurde bislang nicht bekannt.

Ärzte ohne Grenzen erklärte, die Flüchtlinge müssen auf Anordnung der italienischen Behörden nun in der Hafenstadt Bari an der Ostküste an Land gebracht werden. Die Fahrzeit dorthin betrage rund 40 Stunden.

Hilfsorganisationen haben der italienischen Regierung in der Vergangenheit vorgeworfen, sie erschwere Rettungsaktionen, indem sie Schiffe nach der Aufnahme von Flüchtlingen in weit entfernt gelegene Häfen schicke.

Die rechtsgerichtete Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verfolgt eine restriktive Migrationspolitik. Seit Jahresbeginn sind nach Daten des Innenministeriums mehr als 47.000 Flüchtlinge in Italien angekommen. Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres waren es rund 18.000.


Aus: "Fast 600 Migranten aus Seenot gerettet" (28.05.2023)
Quelle: https://www.tagesschau.de/ausland/europa/fluechtline-rettung-mittelmeer-100.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der 72-Jährige gilt als einer der geistigen Väter des Cum-Ex-Betrugssystems, mit dem sich Investoren eine einmal gezahlte Kapitalertragssteuer auf Aktiendividenden vom Finanzamt mehrfach erstatten ließen. Dazu verschoben sie um den Stichtag für die Auszahlung der Dividende herum untereinander Aktien mit (,,cum") und ohne (,,ex") Dividendenanspruch. Experten schätzen den Gesamtschaden durch den Cum-Ex-Betrug auf einen zweistelligen Milliardenbetrag.

Richterin Mittelsdorf erklärte, Berger sei zwar nicht der Erfinder der Cum-Ex-Struktur gewesen, die bereits vor ihm hauptsächlich im Eigenhandel der Banken erfolgreich umgesetzt worden sei. Jedoch habe er für deren Verbreitung unter vermögenden Privatinvestoren gesorgt und diesen ein ,,Rundum-sorglos-Paket" angeboten.

... ,,Die Urteile gegen Hanno Berger senden wichtige Signale: Der Rechtsstaat ist wehrhaft, auch Menschen wie Hanno Berger stehen nicht über dem Gesetz", kommentierte Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende. Klar sei aber auch: ,,Wir befinden uns erst am Anfang der juristischen Aufklärung", so Schick. Nur sehr wenigen der insgesamt 1.700 Beschuldigten sei mehr als zehn Jahre nach dem Stopp der unseriösen Geschäfte der Prozess gemacht worden.

... Gegen Berger wurden zwei getrennte Prozesse geführt, da sich die Staatsanwaltschaften in Frankfurt und Köln, die jeweils die Auslieferung Bergers angestrengt hatten, nicht auf eine Zusammenführung der beiden Verfahren einigen konnten. In Bonn hatten die Ankläger Berger vorgeworfen, einen Steuerschaden von gut 278 Millionen Euro verursacht zu haben.

Razzien bei Banken wegen des Cum-Ex-Komplexes gibt es immer noch, zuletzt etwa in den Frankfurter Büros der japanischen Investmentbank Nomura sowie von BNP Parisbas und in Frankreich bei den Großbanken Société Générale, BNP Paribas und HSBC. Die Deutsche Bank musste im September zusammen mit der Warburg Bank und The Bank of New York Mellon 60 Millionen Euro wegen der illegalen Aktiengeschäfte an den Fiskus zurückzahlen.


Aus: "Mehr als acht Jahre Haft" (30. 5. 2023)
Quelle: https://taz.de/Urteil-gegen-Cum-Ex-Schluesselfigur/!5934787/

---

Quote[...] Das Wiesbadener Landgericht hat zu Recht im Cum-Ex-Prozess nicht nur Hanno Berger verurteilt, sondern das Versagen der Politik im Kampf gegen illegalen Aktiengeschäfte angeprangert. Der Kommentar.

Das Urteil gegen Hanno Berger war keine Überraschung mehr. Mit den Cum-Ex-Tricks hat ein Netzwerk aus Superreichen und Steuerfachleuten hohe Millionensummen vom Staat erbeutet, und Berger war ein Konstrukteur dieser Deals. Der uneinsichtige Hesse hat bis zum Schluss nicht verstanden, dass sein Handeln nicht nur hochgradig asozial war, sondern auch illegal.

Berger fühlte sich zu Unrecht verfolgt. Auch wenn er in diesem Punkt irrt: Es wäre falsch, den ehemaligen Finanzbeamten als alleinigen Schurken abzustempeln. Das würde den Blick verstellen auf eine ganze Branche der Gier, auf die strukturellen Defizite bei der Kontrolle und damit auf ein politisch nicht vollständig aufgearbeitetes Staatsversagen.

Die strafrechtliche Aufarbeitung des Cum-Ex-Skandals ist für die Justiz mühevoll. Das Wiesbadener Landgericht hat hier mit seiner nüchternen Verhandlungsführung ein gutes Bild abgegeben – und deutlich auch das Versagen der Politik beim Kampf gegen die illegalen Aktiengeschäfte angeprangert.

Das Geschäft mit der ,,Steuervermeidung" blüht auch jenseits von Cum-Ex-Skandalen. Kaum jemand verkörpert die Skrupellosigkeit dieses Geschäftsmodells so sehr wie der unscheinbare Herr Berger. Für ihn hat es sich am Ende nicht ausgezahlt.


Aus: "Cum-Ex: Geschäft mit der Gier" Pitt von Bebenburg (30.05.2023)
Quelle: https://www.fr.de/meinung/geschaeft-mit-der-gier-92311844.html

---

Quote... Berger hatte sich durch eine Flucht in die Schweiz jahrelang der deutschen Justiz entzogen. Er wurde im Februar 2022 ausgeliefert und im vergangenen Dezember am Landgericht Bonn zu acht Jahren Haft verurteilt. ...


Aus: "Acht Jahre und drei Monate: ,,Mister Cum-Ex" Hanno Berger zu langer Haftstrafe verurteilt" (31.05.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/finanzen/cum-ex-urteil-erwartet-mister-cum-ex-hanno-berger-droht-lange-haftstrafe-9896621.html

QuoteFrankNFurter
30.05.23 15:04

    Berger hatte die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen und sich als Opfer eines Justizskandals gesehen.

Lustig! wieso dann das:

    Berger hatte sich durch eine Flucht in die Schweiz jahrelang der deutschen Justiz entzogen.

Muss ich ausgerechnet in die Schweiz fliehen, wenn ich unschuldig bin? Man muss sich mal klar machen, wie viele Kindergärten und Schulen man bauen könnte, von dem Steuergeld das wir alle gezahlt haben und dass sich diese Person widerrechtlich angeeignet hat. 8,5 Jahre Haft sehe ich da noch als ein Schnäppchen an.

...



...

Textaris(txt*bot)

Quote[...]  Mehr als 3,5 Millionen Menschen in Deutschland haben mehr als eine Arbeitsstelle. Die Zahl hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt. Deutschland werde zum Niedriglohnland, klagt der Generalsekretär der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Philipp Schumann: "Bei zwölf Euro Mindestlohn verdient man bei einer 42-Stunden-Woche ganztags etwas weniger als 2200 Euro. Das entspricht nur etwa 60 Prozent des Durchschnittseinkommens in Deutschland und reicht damit zum Leben nicht aus."

Morgens Zeitungen austragen, mittags Kurierfahrten, nachmittags Jobben im Buchladen, abends Kellnern in der Cocktail-Bar: Herrschen auf unserem Arbeitsmarkt bald amerikanische Verhältnisse? Schumann würde das bejahen. Erst wenn die Betroffenen etwa 80 Prozent des Durchschnittseinkommens verdienten, bräuchten sie keine zwei oder mehr Jobs mehr. Dazu aber müsste der Mindestlohn bei 17 bis 18 Euro die Stunde liegen.

Als am 1. Oktober 2022 der Mindestlohn auf zwölf Euro die Stunde erhöht wurde, erhofften sich viele eine Verbesserung ihres Lebensstandards. Die Inflation aber machte diese Hoffnung zunichte. Fast 17 Prozent der Bevölkerung in Deutschland waren laut dem Paritätischem Armutsbericht zuletzt von Armut betroffen, Tendenz steigend: Die rasant kletternden Preise der vergangenen Monate machen immer mehr Arbeitende zu armen Leuten.

Zum Beispiel eine sechsköpfige Familie aus Wetzlar: Mutter Anika muss seit Anfang des vergangenen Jahres mehreren Jobs nachgehen, damit sie über die Runden kommt. Denn die Lebenshaltungskosten - im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 22 Prozent gestiegen - setzten ihr und ihrer Familie zu.

Vor der Inflation reichten das Gehalt ihres Mannes als Industriemechaniker in Vollzeit und Anikas Teilzeitjob aus. Danach aber fehlten der Familie fast 700 Euro im Monat. Seitdem sind sie im Dauerstress: Er arbeitet im Drei-Schicht-System, sechs Tage die Woche; sie arbeitet als Mehrfachbeschäftigte ohne Wochenenden durch.

Anika ist Schulbegleiterin, Teilhabeassistentin im Kindergarten und Verkäuferin in der Bäckerei. "So viele Jobs gleichzeitig sind eine absolute Belastung, total erschöpfend. Wir sind eigentlich nur noch am Arbeiten und Denken, wie wir unsere Jobs, unsere vier Kinder und sämtliche Termine organisieren können." 

Als Verkäuferin in der Bäckerei bekommt sie zwölf Euro die Stunde. Als Schulbegleiterin verdient sie 15 Euro. Einfacher wäre ihr Leben mit nur einem Job, zum Beispiel als pädagogische Fachkraft. Aber damit dieser zum Leben reicht, müsste er doppelt bezahlt sein. 

Das Phänomen der Mehrfachbeschäftigung auf dem deutschen Arbeitsmarkt beschränkt sich schon lange nicht mehr nur auf Menschen im Niedriglohnsektor. Es zieht sich vom Schulabgänger ohne Abschluss bis hin zum Akademiker. Olaf Karg zum Beispiel hat Sozialrecht studiert. Bis Ende vergangenen Jahres war er noch Vermittler für Baufinanzierung. Durch den Zinsanstieg aber brach sein Geschäft zusammen, und seitdem arbeitet er als Multijobber. Er ist Tonassistent auf Konferenzen, DJ und Rettungsassistent. 

"In den schlimmsten Monaten fehlten mir hohe vierstellige Summen Euro. Mit nur einem Job hätte ich 1000 Euro zu wenig und käme an meine finanziellen Grenzen", erklärt der 53-Jährige seine Situation. Aufträge abzulehnen kann er sich nicht leisten, dann könnten lukrative Folgeaufträge ausbleiben.

"Wenn ich nach einem Sieben-Stunden-Tag als Tontechniker nach Hause komme und dann noch zu einem Einsatz als Rettungsassistent auf eine Messe gerufen werde, kann es schon mal zu einem 14-, 15-Stunden-Tag kommen", sagt er. Und dann wird die Mehrfachbeschäftigung auch für Karg zur absoluten Belastung. 

Seine Konstante als Multijobber ist die Unsicherheit, seine Hoffnung für die Zukunft finanzielle Sicherheit, weniger Stress und die Möglichkeit einer besseren Zeitplanung. Das sind Wünsche, die sich Olaf Karg mit vielen anderen Multijobbern teilt. Aber mit den steigenden Kosten und niedrigen Löhnen werden sie wohl kaum erfüllt werden können.


Aus: "Wenn selbst zwei Jobs nicht zum Leben reichen" Katrin Wegner, hr  (29.05.2023)
Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/multijobber-working-poor-mehrere-jobs-arbeitswelt-100.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Kaum etwas trägt so effektiv zur Klimakatastrophe bei wie Privatflüge – und das Geschäft boomt wie nie zuvor. An einer der weltweit grössten Privatjetmessen hat die Branche in Genf ihre Entrücktheit zelebriert.

Die Frau hinter dem Empfangspult streckt ihr Handy entgegen: Man solle ihr die Fragen doch per E-Mail schicken. «Scannen Sie einfach den Strichcode, dann werden Sie alle meine Kontaktdaten finden», erklärt sie. Die Frau arbeitet für die Marketingabteilung von AV Fuel, einem der zahlreichen Treibstofflieferanten, die in den Palexpo-Hallen am Genfer Flughafen präsent sind – und mit «grünem» Treibstoff für sich Werbung machen, dem «Sustainable Aviation Fuel». Wie gross denn der Anteil dieses neuen Treibstoffs in der Branche sei, hätte man wissen wollen (kleiner Hinweis: Beim gesamten Flugverkehr sind es derzeit 0,1 Prozent). Nein, auf die Schnelle könne sie das wirklich nicht beantworten, sagt die Frau. Dann entgleisen ihr kurz die Gesichtszüge. Sie habe andere «wichtige Tasks», entfährt es ihr auf die Frage, ob sie nicht direkt eine E-Mail mit der Antwort schreiben könne, weil die Frage schliesslich schon gestellt sei und ja auch nicht so kompliziert.

Unangenehmer als offene Ablehnung ist nur eines: wenn einem die eigene Unwichtigkeit durch Überfreundlichkeit signalisiert wird. Durch herablassend nonchalantes Abwimmeln. An der Privatjetmesse «European Business Aviation Convention & Exhibition», kurz Ebace, erfährt man diese Behandlung insbesondere dann, wenn man als Besucher:in hier eigentlich gar nicht vorgesehen ist. Die Messe, die letzte Woche am Genfer Flughafen stattfand, ist ein Zusammentreffen der Superreichen und ihrer Hofierer:innen. Oder wie es die Veranstalter formulieren: «Ein führender Anlass und der jährliche Begegnungsort für die europäische Business-Aviation-Community».

Die Besucher:innen der Ebace werden in gläsernen Shuttlebussen zum Ausstellungsgelände gefahren. Junge Männer in Massanzügen werden vor den Hallen ausgespuckt. Wer dort Einlass zur grössten Branchenmesse Europas bekommt, wird von den Messeveranstalterinnen EBAA und NBAA – europäischen und amerikanischen Privatjetinteressengruppen – genau orchestriert. Online registrieren konnte sich nur, wer Mitglied einer der beiden Organisationen ist oder zumindest privat oder beruflich mit Privatjets zu tun hat. Von der Presse sind jene Vertreter:innen willkommen, die vorzugsweise für Aviatikbranchenmagazine Passagen schreiben wie die folgende, zu finden im deutschen «Fliegermagazin»: «Die Business Aviation legt, was den aktiven Klimaschutz angeht, unglaublich gut vor. Stichworte: Sustainable Aviation Fuel, Winglets, Folienbespannung der Aussenhaut, neueste Flügel-Aerodynamik. Bei so viel Klimaschutz werden Neuerungen der Kabinen-Ausstattung dieser Tage in Genf schon fast zur Nebensache.»

Der WOZ teilten die Veranstalterinnen schriftlich mit: Die Kriterien für die Presseakkreditierung würden leider nicht erfüllt. Doch dann, nach längerem Stehengelassenwerden beim Presseeinlass, taucht Michael auf, «Senior Vice President und Partner» einer amerikanischen PR-Agentur. Der Mann überbringt einen Badge und eine Visitenkarte, auf der steht: «The Power of True». «Melden Sie sich, wann immer Sie Fragen haben», sagt Michael.

Und dann also ist man drin. Auf dem Treppenaufgang zum Privatjettyp «Gulfstream G650» posiert ein junger Typ. In den Händen eine stillose Luxusaktentasche, auf der Nase eine golden glänzende Sonnenbrille, die zur Uhr am Handgelenk passt. Der Mann geht mit dem Rücken zum Flugzeug die Treppen hoch und runter, lässt den Blick in die Ferne schweifen, dann tauschen Fotograf und Model die Rollen. Der vom Charterunternehmen Qatar Executive präsentierte Flieger ist der einzige, der an diesem frühen Donnerstagnachmittag für den Durchschnittsmessebesucher geöffnet ist. Im Innern des mit flauschigem Teppichboden und glänzenden Marmorabdeckungen ausgestatteten Jets haben sich drei Frauen in die hellen Ledersitze gefläzt. Sie streichen ehrfürchtig über die Armlehnen. «Wir fertigen die Jets sonst immer nur ab», sagt eine von ihnen zur anwesenden Flugbegleiterin, «jetzt sehen wir endlich auch einmal einen von innen.» Erster Gedanke: So ist man bei den Reichen auch ohne Geld willkommen. Zweiter Gedanke: Sind die Verheerungen des Kapitalismus nicht auf traurige Weise noch sinnloser und tragischer, wenn die Welt der Superreichen so reizlos ist, so schäbig?

Denn eines steigt beim Betreten der Messe sofort in die Nase: der masslose Gestank von viel zu viel Parfüm, das sich in die abgestandene Luft mischt. Dazu all die Hässlichkeiten, die Luxus ausstrahlen sollen: golden eingepackte Stehtische, Lounges mit Leuchtelementen, Riesenvasen mit Kunstblumen.

Es ist wohl weniger die Angst vor einer kritischen Berichterstattung, die Journalist:innen hier mit kritischen Fragen auflaufen lässt, als vielmehr die Berufsauffassung der Presseverantwortlichen. Diese lautet offensichtlich: Jede atmosphärische Störung für die reiche Kundschaft gehört vermieden. Denn während im Globalen Süden Inseln untergehen, verkauft die Ebace ihren Kund:innen ein Lebensgefühl: jenes der wohlverdienten Gediegenheit. Der Exklusivität. Des ewigen Fortschritts. «Wir haben die Lücke zwischen Ihnen und den besten Orten auf der Welt geschlossen», bewirbt die Leuchtreklame eines Privatjetcharterservice dessen Dienste. Weitere Leuchtslogans: «Menschliche Leistung erhöhen, betriebliche Exzellenz voranbringen.» Oder: «Erfolg ist immer in Ihrer Reichweite.»

Draussen auf dem Rollfeld, wo etwa fünfzig Flieger von Herstellern wie Boeing, Dassault oder Pilatus gezeigt werden, sind rote Teppiche ausgebreitet, die meisten Treppen zu den Fliegern mit einer Kordel abgesperrt. Sorry, es sei gerade eine private Führung im Gang, teilen freundliche Mitarbeiter:innen mit. «Nur auf Einladung» steht auf den Schildern der grössten Luxusflieger. «Haben Sie einen Pressetermin?» Andernfalls könne man leider nicht helfen. «Fragen Sie bei den Messeständen nach Adam, er wird Ihnen weiterhelfen.»

Die Zahl der Flüge mit Privatjets hat laut einer aktuellen Studie von Greenpeace im vergangenen Jahr drastisch zugenommen. Mit fatalen Folgen fürs Klima: Ein Jet stösst in der ersten Flugstunde nach dem Abheben rund drei Tonnen CO₂ aus. Wobei Wissenschaftler:innen davon ausgehen, dass der tatsächliche Klimaeffekt sogar rund dreimal stärker ist. Ein durchschnittlicher Jet stösst in einer einzigen Stunde also neun Tonnen CO₂-Äquivalente aus – während durchschnittliche Europäer:innen etwa elf Tonnen Treibhausgase pro Jahr verursachen (oder ein wenig mehr, wenn man auch hier das Fliegen dreifach zählt).

Wie die Greenpeace-Studie zeigt, gab es in Europa im Jahr 2022 volle 64 Prozent mehr Starts von Privatjets als im Vorjahr. Mit einem Plus von fast 63 Prozent bildet die Schweiz diese Entwicklung sehr gut ab. Der Studie zufolge hat sich die weltweite Privatjetflotte in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehr als verdoppelt, seit der Pandemie hat sich das Wachstum der Branche noch beschleunigt. Und die Schweiz ist ganz zuvorderst dabei: 35 000-mal hoben privat oder geschäftlich genutzte Privatflugzeuge mit Düsenantrieb im letzten Jahr hierzulande ab. Klammert man die kleine Insel Malta aus, wird damit pro Kopf nirgendwo sonst in Europa so viel privat geflogen wie im Land der Gigi Oeris und Nick Hayeks – mit Genf als einer der Hauptdrehscheiben.

Dass sich am ersten Tag der Ausstellung einige Hundert Klimaaktivist:innen Zugang zur Messe verschafft und Flugzeuge blockiert haben, ist auf der Ebace nur eine Randnotiz. Die hätten ihren Punkt gemacht, sagt die freundliche Pressefrau von Opus Aero – einem Unternehmen, das Flieger an reiche Kunden vermittelt und eines der grössten Flugzeuge der Show ausstellt. «Alles, was ich dazu sagen kann, ist: Die Branche existiert, und sie wird nie verschwinden.»


Aus: "Aviatik: Wie abgehoben kann man sein?" Sarah Schmalz (Nr. 22 – 1. Juni 2023)
Quelle: https://www.woz.ch/2322/aviatik/wie-abgehoben-kann-man-sein/!D1T764R42J5

Quotekusto

Mi., 31.05.2023 - 21:38

... Leider ist diese Arroganz der Superreichen nur die Spitze des Eisbergs am Genfer Flughafen. Das setzt sich fort bei den Yachten, den Villen und natürlich bei den Privatbanken. ...


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Fast könnte man meinen, die Deutsche Bank hat aus der Finanzkrise kaum etwas gelernt. Wie Daten der Initiative Bürgerbewegung Finanzwende zeigen, die ZEIT ONLINE exklusiv vorliegen, ist die ungewichtete Eigenkapitalquote der Deutschen Bank mit nur 4,6 Prozent weiter gefährlich niedrig. Erst im März verpflichtete die Europäische Zentralbank (EZB) die Bank dazu, ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen – wegen ihres Engagements mit Krediten an hochverschuldeten Unternehmen.

Dabei wäre durchaus Geld vorhanden, um diese Quote zu erhöhen. Denn laut der Berechnung von Finanzwende auf Basis von Geschäftsberichten der Deutschen Bank hat das Geldhaus in den vergangenen zehn Jahren mehr als 23,5 Milliarden Euro Boni an ihren Vorstand und ihre Mitarbeitenden gezahlt. Dabei hat die Bank in einigen Jahren sogar Verluste verzeichnet. Hätte die Deutsche Bank das Geld statt für Bonizahlungen für eine Erhöhung des ungewichteten Eigenkapitals verwendet, hätte sie mit 6,46 Prozent heute eine rund deutlich höhere Quote.
"Die Deutsche Bank schüttet regelmäßig Milliardenboni aus, dabei ist sie für den Krisenfall nicht gewappnet", sagt Michael Peters, Finanzmarktexperte bei der Bürgerbewegung Finanzwende. Angesichts der jüngsten Turbulenzen am Finanzmarkt – im April etwa musste die angeschlagene Schweizer Großbank Credit Suisse gerettet und von der Konkurrentin UBS übernommen werden – sind dies aus Sicht der Bürgerbewegung besorgniserregende Daten. Auch der Kurs der Deutschen Bank sowie der Commerzbank brachen im Frühjahr ein. Und noch 2016 warnte der Internationale Währungsfonds, dass die Deutsche Bank das größte Risiko für das globale Finanzsystem sei, immer wieder war die Deutsche Bank bis zuletzt wegen Bußgeldzahlungen an Aufsichtsbehörden in den Schlagzeilen.

Allerdings fuhr das Geldinstitut 2022 auch den höchsten Gewinn seit 15 Jahren ein – mit einem Ergebnis von rund fünf Milliarden Euro wurde ein Plus um 159 Prozent erzielt. Jedoch hatte die Bank zum einen von einem positiven Steuereffekt in Milliardenhöhe profitiert, zum anderen kamen höhere Zinsen dazu, mit denen das Geldinstitut mehr Profit erwirtschaftete. Außerdem muss man beachten, dass die seit 2013 gezahlten Boni mit gut 23,5 Milliarden Euro mehr als dem Dreifachen des ausgewiesenen Gesamtprofits von rund 7,5 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum entsprechen, wie die Bürgerbewegung Finanzwende ermittelt hat.
Die Initiative fordert, dass Banken keine Boni auszahlen dürfen sollten, solange sie nicht stabil finanziert sind. Zehn Prozent ungewichtetes Eigenkapital ist dabei nach Ansicht des Vereins das Minimum. Zum Vergleich: In der Realwirtschaft kalkulieren Unternehmen im Schnitt mit mindestens 25 bis 30 Prozent Eigenkapitel. Denn das Eigenkapital ist vereinfacht ausgedrückt das Geld, das einer Bank tatsächlich gehört und das sie nicht zurückzahlen muss. Dem gegenüber steht das sogenannte Fremdkapital und die Verschuldungsquote. Bei der Deutschen Bank steht dem Eigenkapital also eine Fremdverschuldung von 95,4 Prozent gegenüber. Doch je höher diese ist, desto weniger Puffer besteht für den Krisenfall. "Ohne ausreichende Kapitalpuffer sind Banken krisenanfällig. Das Motto muss endlich lauten: erst Stabilität, dann Bonuszahlungen. Sonst erleben wir über kurz oder lang wieder, wie Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden", sagt Finanzexperte Peters.

Besonders fragwürdig ist aus Sicht der Aktivistinnen und Aktivisten von Finanzwende, dass die Boni an nur einen kleinen Personenkreis gezahlt würden – laut der Auswertung erhielten vor allem Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger der Bank Bonuszahlungen neben ihrem Gehalt. Im Schnitt waren es mehr als eine halbe Million Euro pro Jahr.   
Allerdings hat sich die Situation Ökonomen zufolge seit der globalen Finanz- und Bankenkrise bereits deutlich verbessert. Laut Jens Südekum vom wissenschaftlichen Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums, sind die Eigenkapitalquoten heute generell höher als damals. Zudem stünde auch die EZB bereit, die Liquidität der Banken abzusichern. Genau das aber will der Verein Finanzwende vermeiden und setzt sich seit Jahren für höhere Quoten ein. 

Grundsätzlich müssen Banken für ihr Geschäft unterschiedliche Kapitalquoten erfüllen – am wichtigsten ist die sogenannte harte Kernkapitalquote, bei der nur Aktienkapital und einbehaltene Gewinne eines Instituts berücksichtigt werden. Bei der Deutschen Bank lag diese gewichtete Quote laut Handelsblatt zuletzt bei 13,33 Prozent. Auch aus diesem Grund verwehrt sich Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing gegen Kritik. Die Aktivistinnen und Aktivisten von Finanzwende halten die Zahlen allerdings für schöngerechnet.


Aus: "Milliarden für die Manager statt Rücklagen" Tina Groll (7. Juni 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-06/deutsche-bank-manager-boni-eigenkapitalquote


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Etwa jeder siebte Beschäftigte in Deutschland hat keine deutsche Staatsbürgerschaft. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor. Dies betreffe 5,1 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Am häufigsten waren diese Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Reinigungs-, Lebensmittel- und Speisenbranchen sowie in der Herstellung von Genussmitteln tätig.     

Große Unterschiede gibt es den Angaben zufolge beim Gehalt: Ausländerinnen und Ausländer verdienten in der betrachteten Gruppe mit 2.728 Euro in Vollzeit deutlich weniger als Deutsche, die den Angaben zufolge ein mittleres monatliches Bruttogehalt von 3.516 Euro haben.

Bei den geringfügig Beschäftigten waren es am Stichtag Ende September 1,2 Millionen ausländische Staatsbürger. Dies entspricht etwa 15,5 Prozent. Auch hier waren die meisten in den Branchen Reinigung, Speisenzubereitung sowie in der Landwirtschaft beschäftigt. Bei den Auszubildenden hatte mit 196.000 Personen etwa jeder Achte keinen deutschen Pass.


Aus: "Jeder siebte Beschäftigte hat keinen deutschen Pass" (8. Juni 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2023-06/beschaeftigte-deutschland-jeder-siebte-auslaender

Quotegrafikjonny

Ist ja nun wirklich keine allzu große Überraschung, daß "Fachkräfte" in Deutschland deutlich weniger verdienen. Deshalb gibt es sie ja.


Quote
azhiaziam

Und nun bitte noch die Zahl der in Deutschland arbeitenden Ausländer die nicht hier gemeldet sind aber als Sub- Sub Unternehmer, LKW Fahrer oder halbschwarz hier arbeiten ;-)
Ich habe gefühlt seit 10 Jahren keinen "Deutschen" mehr auf einer Baustelle getroffen der was gearbeitet hat.


QuoteOF-am-Meer

Hier einige Fakten zur Einordnung der im Artikel genannten Zahlen.
https://www.apuntateuna.es/all/wie-viele-auslander-leben-in-deutschland.html


Quote
House MD

"Im Schnitt verdienen sie deutlich weniger als Deutsche."

Weniger als welche Deutsche ? Im Schnitt verdienen Ossis im Prinzip das Gleiche wie Ausländer, also "weniger als Deutsche".
https://www.gehaltsvergleich.com/gehalt/Deutschland


QuoteNofret

    Die geringsten Löhne werden in Duisburg und Gelsenkirchen bezahlt


Quote
Scocker

Selten so etwas oberflächliches Gelesen. "Ausländer" vs. "Deutsche". Wie wäre es mit einer Aufschlüsselung anhand der einzelnen Staatsbürgerschaften anstatt diesem reißerischem Vergleich? ...


QuoteNofret

    Ich finde es richtig, diesen Zustand klar zu benennen und würde es mir anders wünschen. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, das kann doch wohl nicht so schwer sein. Übrigens fällt mir im Berufsleben auf, dass es immer mehr Partner gibt, deren Namen nicht Peter und Gaby sind. Ein Unterschied im Umgang oder Verständnis für die Anforderungen fällt mir nicht auf. Gespräche drehen sich jetzt nicht nur um die Pfunde nach Weihnachten sondern nach dem Zuckerfest. Und irgendwie ist beides dasselbe, der Cholesterinspiegel feiert nach beiden Festen fröhliche Urständ ;)

... Für mich impliziert der Artikel beides, schlechtere Bildung für Menschen, die nicht Peter und Gaby heißen, sowie Benachteiligung beim Lohn bei gleicher Arbeit. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich eine Boomerin bin und das in meinem Arbeitsleben zu oft erlebt habe. Bei diesem Thema bin ich wirklich auf Krawall gebürstet. Und dann ist es mir egal, ob es um Frauen, Menschen mit nicht deutschen Vornamen oder andere Merkmale geht, darüber diskutiere ich gerne lang und laut. Mein Freundeskreis leidet schon lange ;)


Quote
Baron Vertikal

Gibt es zu den Ausführungen im Artikel auch eine Quelle? Und warum wird das Thema Ausbildungsstand bei den ausländischen Arbeitskräften nicht angesprochen?


QuoteBoNT

Hier ist die Quelle: https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-951952
Schade, dass Journalisten das nicht von sich aus tun.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste haben vor dem Landtag in Schwerin für eine flächendeckende und bezahlbare Pflege in Mecklenburg-Vorpommern demonstriert. Mit symbolischen Trauerkränzen machten sie auf die Missstände in ihrem Beruf aufmerksam und forderten mehr Solidarität mit den Beschäftigten in der Pflege, mit den Pflegebedürftigen und den pflegenden Angehörigen ein.

Aufgerufen zum Protest hatte das Netzwerk "Pflege in Not MV", in dem sich zahlreiche Pflegedienste aus Mecklenburg-Vorpommern zusammengeschlossen haben. Nach der Kundgebung vor dem Landtag zogen die Demonstranten durch die Stadt zum Sozialministerium, um auch am Sitz der zuständigen Ministerin Stefanie Drese (SPD) ihre Forderungen deutlich zu machen.

Die Situation der Pflegedienste sei aus mehreren Gründen derzeit angespannt, wie Maik Wolk vom Netzwerk sagte. So müssten sie in Vorleistung gehen, um die ausgehandelten höheren Tariflöhne zahlen zu können. Denn die Krankenkassen beteiligen sich laut Wolk noch nicht an der Finanzierung der Lohnerhöhungen. Nach Angaben der AOK Nordost wollen die Kassen den ambulanten Pflegedienste dies aber noch in diesem Monat ausgleichen. Auch rechnen sich für die Pflegedienste weite Fahrten über Land immer weniger. Die flächendeckende Versorgung sei deshalb gefährdet. "Pflege in Not MV" setzt sich auch für die Angehörigen von Pflegebedürftigen ein, die häufig für die Kosten der Pflege aufkommen. Ambulante Pflegeleistungen würden immer teurer, so Wolk.


Aus: "Pflegerinnen und Pfleger demonstrieren vor dem Landtag" (12.06.2023)
Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Pflegerinnen-und-Pfleger-demonstrieren-vor-dem-Landtag,kurzmeldungmv11168.html

Textaris(txt*bot)

#1455
Quote[...] Bei einem schweren Bootsunglück südwestlich von Griechenland sind mindestens 79 Menschen ums Leben gekommen – ihre Leichen konnten geborgen werden. Bilder des mit Migranten überfüllten Fischerboots, die am Abend in griechischen Medien veröffentlicht wurden, bestätigten jedoch Vermutungen, dass es sich um 500 bis 700 Passagiere gehandelt haben könnte. Gerettet wurden 104 Menschen.

Die Suche nach Überlebenden wurde in der Nacht ohne Erfolg fortgesetzt. "Weder Überlebende noch weitere Opfer wurden in der Nacht entdeckt", sagte ein Sprecher der griechischen Küstenwache im Staatsrundfunk.

Das Schiff sei auf dem Weg nach Italien gewesen, teilten die Behörden mit. Es sei am späten Dienstagabend in internationalen Gewässern von einem Flugzeug der EU-Grenzschutzagentur Frontex und zwei nahe gelegenen Schiffen etwa 80 Kilometer südwestlich der südgriechischen Stadt Pylos gesichtet worden. Die Menschen an Bord hätten Hilfe abgelehnt, die griechische Behörden ihnen angeboten hatten. Einige Stunden später sei das Boot gekentert.

Bilder zeigen das völlig überfüllte Boot wenige Stunden, bevor es sank. Allein an Deck des verrosteten Fischkutters drängten sich bis zu 200 Menschen. Auszumachen sind ein weiteres Zwischendeck und der Rumpf. Medienberichten zufolge handelt es sich bei den 104 geretteten Menschen ausschließlich um Männer. Die übrigen Passagiere, darunter nach Angaben der Überlebenden schwangere Frauen und viele Kinder, sollen sich unter Deck aufgehalten und beim schnellen Sinken des Boots keine Chance gehabt haben, sich nach draußen zu retten.

"An Deck des Schiffes waren die Menschen zusammengepfercht, das Gleiche vermuten wir auch für den Innenraum", sagte ein Sprecher der Küstenwache dem Staatssender ERT. Griechenlands Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou sagte: "Wir werden wohl nie erfahren, wie viele Menschen wirklich an Bord waren."   

Bei dem Unglücksboot handelte es sich um ein bis zu 30 Meter langes stählernes Fischerboot. Nach Angaben der Geretteten war es von der libyschen Stadt Tobruk aus in See gestochen. Unter den Passagieren seien Menschen aus Syrien, Pakistan, Afghanistan und Ägypten gewesen.

Als Ursache des Unglücks vermutet die Küstenwache eine Panik an Bord. Man habe das Boot nach der Kontaktaufnahme weiterhin beobachtet und plötzlich abrupte Bewegungen wahrgenommen, sagte der Sprecher. Dann sei der Kutter gekentert und schnell gesunken. Am Wetter habe es nicht gelegen. Das sei verhältnismäßig ruhig gewesen, hieß es.

Die Unglücksstelle liegt nahe der tiefsten Stelle im Mittelmeer, dem sogenannten Calypsotief, das rund fünf Kilometer bis zum Meeresboden reicht. Eine Bergung des Wracks dürfte damit so gut wie ausgeschlossen sein. 

Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze (SPD) sprach gegenüber dem Sender Welt ebenfalls von der Notwendigkeit legaler Fluchtwege nach Europa. "Wenn man sich auf so eine Reise begibt über das Meer, unter solchen Bedingungen, dann muss man schon sehr verzweifelt sein." Deshalb sei es wichtig, legale Zuwanderung zu ermöglichen "für diejenigen, die zum Beispiel bei uns arbeiten wollen".

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen twitterte, sie sei zutiefst betrübt über die vielen Toten und sehr besorgt angesichts der Zahl der vermissten Menschen. "Wir müssen weiterhin mit den Mitgliedsstaaten und Drittländern zusammenarbeiten, um solche Tragödien zu verhindern."

Erst vergangene Woche hatten sich die Innenminister der EU-Staaten nach langen Verhandlungen darauf verständigt, dass die Asylverfahren in der EU wegen der Probleme mit illegaler Migration deutlich verschärft werden sollten. Unter anderem ist nun ein härterer Umgang mit Migranten ohne Bleibeperspektive vorgesehen. Auch sollen Asylverfahren in Zukunft an den Außengrenzen der EU – also unter anderem in Griechenland – abgewickelt werden. Die Einigung muss noch vom EU-Parlament bestätigt werden.


Aus: "Griechenlands Küstenwache sucht nach Bootsunglück Hunderte Vermisste" (15. Juni 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/2023-06/seenotrettung-mittelmeer-griechenland-suche-ueberlebende

-

Quote[...] Die Zahl der Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte ist zu Jahresbeginn bundesweit deutlich gestiegen. Im ersten Quartal gab es 45 politisch motivierte Angriffe auf Asylbewerberunterkünfte – das waren mehr als doppelt so viele wie im Vorjahresquartal. Dies geht aus vorläufigen Zahlen des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die der Neuen Osnabrücker Zeitung vorliegen. Damit ist zudem bereits ein Drittel der Straftaten vom Gesamtjahr 2022 erreicht (123 Taten).

Die meisten Straftaten haben nach Erkenntnissen der Ermittler einen rechtsradikalen Hintergrund. Meist handelte es sich um Sachbeschädigung und Propaganda. In einigen wenigen Fällen geht es auch um Brandstiftung und gefährliche Körperverletzung.

Die Behörden verzeichneten im ersten Quartal zudem nach Ministeriumsangaben zusätzlich 408 Straftaten gegen Asylbewerber oder Flüchtlinge außerhalb von Unterkünften. Das waren fast doppelt so viele wie im Vorjahresquartal. Dabei wurden 37 Personen verletzt.

Bereits im vergangenen Jahr sind die Zahlen erstmals seit sieben Jahren wieder gestiegen. Trotz der Trendwende sind die Angriffe aber noch weit vom Höhepunkt zur Zeit der Flüchtlingskrise 2015 entfernt. Damals wurden 1.047 Übergriffe gegen Asylbewerberunterkünfte verzeichnet.

Als ein möglicher Grund für die jüngste Zunahme gelten die gestiegenen Zahlen von Geflüchteten. 2022 wurden knapp 218.000 Asylerstanträge in Deutschland registriert – so viele wie zuletzt 2016. Dazu kamen knapp eine Million Ukrainer.

Die Linksfraktion vermutet einen Zusammenhang mit der verschärften Asyldebatte. Die fluchtpolitische Expertin der Linken, Clara Bünger, die die Anfrage gestellt hatte, sagte der NOZ, seit Wochen gebe es "dramatische verbale Angriffe auf das Recht auf Asyl, Rufe nach verschärfter Abschottung und eine unerträgliche 'Das Boot ist voll'-Rhetorik." Daran würden sich nicht nur Politiker von AfD und Union, sondern auch Vertreter von SPD und Grünen beteiligen. Bünger warnte: "Sie bereiten den Boden für rassistische Mobilisierungen auf der Straße und Gewalttaten gegen Geflüchtete."

Bund und Länder beraten an diesem Donnerstag über eine Vielzahl von Themen – im Mittelpunkt steht auch die Flüchtlingspolitik.

Der Bund hatte beim Flüchtlingsgipfel eine Milliarde Euro als zusätzliche Beteiligung an den Kosten der Flüchtlingsversorgung für dieses Jahr zugesagt. Über die künftige Aufschlüsselung der Kosten soll zunächst in einer Arbeitsgruppe beraten und erst im November entschieden werden. Kommunen hatten kritisiert, dass eine dauerhafte Lösung zur Finanzierung vertagt worden sei.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte, die Arbeitsgruppe werde erste Eckpunkte zur Frage der künftigen Flüchtlingsfinanzierung vorstellen, konkrete Ergebnisse würden aber wie geplant erst im Herbst vorgelegt.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sieht im Streit um die Ausgaben erste Signale der Bundesregierung. Der Bund habe anerkannt, dass es ein "atmendes Finanzierungssystem" brauche, sagte Wüst der Rheinischen Post. Die saarländische Regierungschefin Anke Rehlinger (SPD) sagte der Zeitung: "Flüchtlinge vernünftig unterzubringen ist die erste Pflicht. Aber schnelle Verfahren und Entscheidungen und auch schnelle Abschiebungen gehören ebenso dazu." Sie forderte demnach das Europäische Parlament dazu auf, den in der EU gefundenen Asylkompromiss zu verbessern, aber nicht zu blockieren.

Weil zufolge wird der von den EU-Innenministern beschlossene Asylkompromiss ein weiteres zentrales Thema der Beratungen sein – "auch mit Blick auf das weitere Verfahren und die konkrete Umsetzung", sagte der SPD-Politiker.

Nach den jüngsten EU-Plänen ist unter anderem ein härterer Umgang mit Migranten ohne Bleibeperspektive vorgesehen. So sollen Menschen aus als sicher geltenden Ländern künftig nach dem Grenzübertritt unter haftähnlichen Bedingungen in streng kontrollierte Einrichtungen kommen – auch Familien mit kleinen Kindern. Das EU-Parlament kann noch Änderungen durchsetzen.


Aus: "Zahl der Angriffe auf Flüchtlingsheime zu Jahresbeginn stark gestiegen" (15. Juni 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2023-06/bund-laender-beratungen-asylheime-angriffe

QuoteFranz1971

,,Als ein möglicher Grund für die jüngste Zunahme gelten die gestiegenen Zahlen von Geflüchteten. "— was für ein Unsinn. Es gibt nie ,,Gründe" um Menschen in welcher Art und Weise auch immer anzugreifen , sondern nur die Suche nach Motiven für strafbares und diskriminierendes Verhalten . Mit ,,Gründen" würde ja den geflüchteten Menschen die Schuld in die Schuhe geschoben.


QuoteCali Fonien

"Als ein möglicher Grund für die jüngste Zunahme gelten die gestiegenen Zahlen von Geflüchteten. 2022 wurden knapp 218.000 Asylerstanträge in Deutschland registriert – so viele wie zuletzt 2016. Dazu kamen knapp eine Million Ukrainer."

Ich denke, dass es ganz andere Gründe gibt, als diese einfache Erklärung, die erwähnt werden sollten. Rassistischer Hass gegenüber Schutzsuchenden kommt jeden Tag vor, besonders von Otto-Normalverbrauchern, der nicht angezeigt wird. Hier würde ich mir eine ähnliche journalistische aufklärerische Ernegie wünschen, wie beim Thema Rammstein. Wenn aber dieser Grund so signifikant ist, dann heißt es leider, dass Schutzsuchende nicht überall innerhalb EU und der Nationalstaaten untergebracht werden können, da sie dort nicht sicher sind, was für Deutschland Ost-Deutschland bedeutet. Gerechte Verteilung ist das eine, das andere ob die Sicherheit von Schutzsuchenden dadurch bedroht wird (in Polen z.B. würde ich nicht gerne untergebracht werden). Aber klar, die Anzahl von Schutzsuchenden ist der Grund für Fremdenhass, deshalb "Get Back" oder "Bis hierher und nicht weiter". Erinnert mich an den Anfang der 1990ger: Gewalt gegen Fremden wird mit Verschärfung des Asylgesetzes beantwortet, was bedeutet, dass Gewalt gegen Menschen, ich meine Fremden, lohnt sich. Ach ja, wenn die Politik mitverantwortlich ist, dann ist es auch der öffentliche Diskurs (Gruß an den Journalismus).


QuoteSollichesalsgeschenkverpacken

Alles Einzelfälle. Wir sollten nicht weiter ablenken vom linken Terror! Was ist schon ein Asylantenheim im Vergleich zum beschmierten Privatjet


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] 40 Künstler verlieren in der Adalbertstraße ihre Ateliers. Am Wochenende feierten sie den Kehraus. Und reflektieren ihre Rolle als Gentrifizierer.

...

Gelbe Pfeile weisen den Weg in die oberen Stockwerke. ,,Bereit für ein paar Treppen?", fragt Gilad Baram. Er ist Filmemacher und Fotograf. Seit elf Jahren lebt er in Berlin, vor drei Jahren bezog er ein Atelier in der Adalbertstraße in Kreuzberg.

Er teilt sich den L-förmigen Raum mit zwei Kolleginnen. Ende Juni müssen sie raus. Insgesamt 40 Mieter:innen verlieren oder verloren in der Adalbertstraße ihre Ateliers. 2021 kaufte die Wohninvest Zeta das Haus einem Privateigentümer ab, und veräußerte es an die Immobiliengesellschaft Coros Management, die das Gebäude nun leer haben will.

...


10.000 Künstler:innen leben in Berlin hat eine kürzlich veröffentlichte Studie des Atelierbüros im Kulturwerk des Berufsverbandes bbk berlin ergeben. 63 Prozent verlieren gerade ihre Ateliers oder haben schon keines mehr. Obwohl die ständig steigenden Gewerbemieten schon seit Jahren ein riesiges Problem sind, steigt der Druck immer weiter. Jetzt kommen Inflation, gestiegene Energiekosten und Mieten mit einer angespannten Berliner Haushaltslage zusammen.

In einem jüngst veröffentlichten offenen Brief appellierten Berliner Kunstinstitutionen und Verbände an die Politik, die Kulturszene in den kritischen, kommenden zwei Jahren nicht kaputtzusparen. Für das besondere Berliner Kulturökosystem stünden ,,aktuell nur 3% des Gesamtvolumens des Berliner Haushalts zur Verfügung, gemessen an der Bedeutung der Kultur für die Stadt ist das verschwindend gering", schreiben sie.
Wer sein Atelier verloren hat, findet meist keines mehr. So wie die Künstler Ela Buria und Johan Reisang, die gleich nach dem Eigentümerwechsel 2021 ihr Studio im Dachgeschoss der Adalbertstraße räumen mussten. Bis heute arbeiten sie zu Hause, obwohl in ihrer Wohnung viel zu wenig Platz für ihre Kunst ist.
Den Begriff ,,Kreuzberger Mischung" kennen sie hier alle. Das Stadtentwicklungskonzept sieht für James Hobrechts Blockrandbebauung aus dem 19. Jahrhundert vor: Wohnen in Vorderhaus und Seitenflügel, Gewerbe in Hinterhaus und Hof, das führte zur jetzt verschwindenden sozialen Mischung.
Die Künstler-Gemeinschaft der Adalbertstraße ist sich der langen Tradition, in der sie stehen, bewusst. Sie sind eine von vielen gewachsenen Strukturen rund um Kottbusser Tor und Oranienstraße, denen es an den Kragen geht. Der Kunstverein NGBK, das Museum der Dinge, der Buchladen Kisch & Co. Sie alle mussten oder müssen aus ihren Gewerbehöfen raus. Nur dass im Falle der Kulturinstitutionen das Land einspringt und neue Bleiben zur Verfügung stellt.

,,Nutzungskonzepte im Dialog entwickeln", ,,langfristige Werte für die Stadtgesellschaft generieren", Dinge dieser Art hat sich Coros Management, die in Berlin auch in Neukölln oder Gesundbrunnen große Immobilienprojekte entwickeln, auf die Website geschrieben.

Magnus Bjerk und seine Kollegen haben andere Erfahrungen gemacht. Um auf die Diskrepanz hinzuweisen haben sie den Text auf ein regenbogenfarbenes Poster siebgedruckt, dazu einen Artikel aus einem Yachtmagazin über den Berliner Immobilienentwickler-CEO Jakob Mähren gehängt, den sie über verschachtelte Wege hinter Coros vermuten.
Hier hat der Feind ein Gesicht. Oft, wenn die Firmenkonstrukte noch komplexer sind, hat er keins. Professionelle Immobiliengesellschaften profitieren enorm vom Image des Kreativstandorts Berlin – und zerstören ihn zugleich.
3,58 Euro pro Quadratmeter hat Magnus Bjerk 2007 in der Adalbertstraße bezahlt, der aktuelle Preis liegt bei 11 Euro. Coros hat nun 32 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. Undenkbar für frei arbeitende Künstler:innen mit einem Durchschnittseinkommen von knapp 20.000 Euro jährlich.

Bjerk geht davon aus, dass bis Oktober alle Mieter:innen des Hauses ihre Studios verloren haben werden, die Räume dann leer stehen, bis sie vom Eigentümer umgestaltet werden. Eine Anfrage des Tagesspiegels zu den genauen Plänen ließ Coros unbeantwortet.

Dass sie eine widersprüchliche Rolle spielen in dieser Entwicklung ist auch den Expats, den aus dem Ausland zugezogenen Künstler:innen, klar. Ihnen ist bewusst, dass sie Teil des Gentrifizierungsprozesses sind. Dass sie sich instrumentalisieren lassen, indem sie sich auf kurzzeitige, kulturelle Zwischennutzungen einlassen, die als kostenloses Marketing am meisten dem Immobilienentwickler nutzen. Wie also diesen Kreislauf verlassen?
In einem Gemeindezentrum auf der Oranienstraße treffen am Freitagabend bei einer Podiumsdiskussion Künstler und Aktivisten unterschiedlicher Couleur aufeinander. Historiker Sebastian Rodenfels erzählt, wie es am Kottbusser Tor zur bunten Mischung aus Migranten, Gewerbe, Handwerk und Künstler:innen kam.
Die Künstler:innen Daniele Tognozzi und Sonja Hornung veranstalten eine szenische Lesung zum Thema Art Washing. Es kommen vor: der Kurator, die Marketingfirma, der Investor, der selbstgerechte Künstler, der prekäre Künstler, der nach jedem Strohhalm greift. So, wie es in der Realität eben ist.

Ob eine Protestausstellung wie ,,Speculative Properties" das richtige Mittel ist, um gegen Immobilienspekulation vorzugehen, darüber kann man geteilter Meinung sein. Die Arbeitsgruppe ,,Im Dissens" des Kreuzberger Kunstvereins NGBK versucht dem erzwungenen Wegzug ihrer Institution aus der Oranienstraße mit Recherchen zu Gentrifizierungsprozessen und Zahlen und Fakten beizukommen.
Sie haben aktuelle Eigentumsverhältnisse in der Oranienstraße mit Daten aus 1993 verglichen, die Nachbarschaft zu ihren Mietverhältnissen befragt, Protestformen analysiert und in einer Zeitung publiziert.
Die Mietergemeinschaft Kotti & Co. geht da noch realpolitischer vor. Sie haben den schlechten Zustand, die teuren Nebenkosten der Sozialwohnungen am Kottbusser Tor auf die politische Agenda gebracht. Mittlerweile sind diese Wohnungen rekommunalisiert. Auch den Volksentscheid ,,Deutsche Wohnen & Co enteignen" haben sie befördert. Eigentum sei einfach falsch, wenn es um Wohn- und Arbeitsräume gehe, sagt Joerg Franzbecker von der NGBK-Gruppe beim Talk.

Planungssicherheit gibt es für Künstler derzeit höchstens in landeseigenen oder senatsgeförderten Liegenschaften. Der Bedarf an geförderten Ateliers ist groß. Derzeit gibt es laut Angaben des Berliner Atelierbüros 1214 geförderte Ateliers in Berlin. Gebraucht würden auf Dauer etwa 3500. Ein weiteres Manko: Bisher gelten alle Förderungen nur für einzelne Künstler, Gruppen können sich nicht bewerben. So fangen die Netzwerke immer wieder von vorne an.



Aus: "Teufelskreis der Aufwertung: Adieu Gewerbehof – Künstler am Kotti müssen raus" Birgit Rieger (18.06.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/teufelskreis-der-aufwertung-adieu-gewerbehof--kunstler-am-kotti-mussen-raus-10005208.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Um die ,,überfällige Zivilisierung" der Berliner Mitte ging es vor eineinhalb Wochen bei einer Veranstaltung der Berliner Kammergesellschaft. Bausenator Gaebler geht nun auf Distanz.

Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) hat sich von der kürzlich in der Berliner Kammergesellschaft getätigten Aussage, dass die sogenannte historische Mitte einer ,,überfälligen Zivilisierung" bedürfe, distanziert. In der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am Montag sagte Gaebler auf Anfrage des Grünen-Abgeordneten Julian Schwarze, dass der Senat diese Einschätzung des Stadtforschers Benedikt Goebel nicht teile.

... Überdies habe sich der Verein Historische Mitte inzwischen von den Forderungen Goebels distanziert, so Gaebler: ,,Insofern scheint das jetzt auch nicht so breit angelegt zu sein, wie es vielleicht der Tagesspiegel vermutet hat." Aus der Pressestelle der Senatsverwaltung hieß es auf Tagesspiegel-Anfrage ergänzend, Goebel sei mit seinen Aussagen offensichtlich übers Ziel hinausgeschossen: ,,Er ist mit seiner Position allein auf weiter Flur."

Der Tagesspiegel hatte von der Veranstaltung der Kammergesellschaft im Waldorf Astoria berichtet, bei der Goebel über die ,,Renaissance der Berliner Mitte durch die Reichen und Schönen" gesprochen hatte. Es sei ,,unnatürlich und kontraproduktiv", dass dort ,,nur Sozialmieter wohnen", hieß es in diesem Zusammenhang.
Goebel ist selbst SPD-Mitglied, wie er im Gespräch mit dem Tagesspiegel am Rande der Kammergesellschaft noch mal betonte. 2022 gründete er mit der Unternehmerin Marie-Luise Schwarz-Schilling die Stiftung Mitte Berlin, die sich laut Selbstbeschreibung für ,,neue Häuser auf dem Stadtgrundriss der 1920er Jahre" einsetzt.

Der Grüne Julian Schwarze begrüßte die Distanzierung durch Gaebler: ,,Es kann kein politisches Ziel sein, die Innenstadt nur für Menschen mit sehr hohen Einkommen zu planen. Stattdessen brauchen wir mehr preiswerten Wohnraum, gerade auch in zentralen Lagen."


Aus: "Elitäre Aussagen in der Berliner Kammergesellschaft: Jetzt distanziert sich der Senat" (20.06.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-wirtschaft/elitare-aussagen-in-der-berliner-kammergesellschaft-jetzt-distanziert-sich-der-senat-10015807.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Viele Bürger sparen einer neuen Umfrage zufolge wegen der Inflation beim Lebensmittelkauf. Die Teuerung führt demnach dazu, dass ein beträchtlicher Teil der Verbraucherinnen entweder günstigere Lebensmittel wählt oder bestimmte Produktgruppen vom Einkaufszettel streicht, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte am Mittwoch in München mitteilte.

Demnach sagten 37 Prozent, dass sie mittlerweile bevorzugt die günstigeren Eigenmarken der Supermarktketten kaufen. Mehr als ein Drittel - 35 Prozent - kaufte demnach billiges Fleisch. Ein Fünftel sagte, dass sie schon weniger Lebensmittel gekauft hätten, als sie eigentlich wollten.

Deloitte befragte im Rahmen des jährlichen ,,Global Consumer Pulse Survey" 25.000 Verbraucherinnen und Verbraucher in 25 Ländern, in Deutschland waren es 1000 im April. Hinzu kam laut Deloitte eine ergänzende Umfrage im Juni mit identischer Stichprobe.

Die deutsche Bevölkerung gilt im Vergleich mit den Nachbarländern traditionell ohnehin als vergleichsweise sparsam beim Lebensmittelkauf. Die Umfrage bestätigte das: 35 Prozent sagte, dass sie bei Lebensmitteln vor allem aufs Geld achten. Laut Deloitte geben die Deutschen im Schnitt 15 Prozent ihres Monatsbudgets für Lebensmittel aus, verglichen mit 18 Prozent in Italien und 17 Prozent in Frankreich.

Allerdings kauft demnach auch ein wachsender Anteil von Verbraucherinnen und Verbrauchern bevorzugt gesunde und damit teurere Lebensmittel - also etwa frische Lebensmittel anstelle günstigerer Fertiggerichte. Dem Ernährungstyp ,,gesund" ordneten sich 23 Prozent zu. (dpa)


Aus: "Viele Bürger sparen an Lebensmitteln – wegen Inflation" (21.06.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/verbraucher/aktuelle-umfrage-viele-burger-sparen-an-lebensmitteln--wegen-inflation-10019161.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Köln – 3,7 Milliarden Euro fehlen dem deutschen Handel aus dem Jahr 2022 wegen Diebstählen. Eine beachtliche Zahl – immerhin sind das 15 Prozent mehr als 2021. Sprechen möchte darüber trotzdem niemand. Ob Edeka, Rewe, Aldi oder Lidl: Alle Anfragen von IPPEN.MEDIA laufen ins Leere. Man äußere sich grundsätzlich nicht zu dem Thema, heißt es.

Frank Horst weiß, warum das so ist. ,,Das Thema Ladendiebstahl ist sehr negativ belegt. Da halten sich die Unternehmen in ihrer Kommunikation seit jeher zurück", sagt der Leiter des Bereichs Inventurdifferenzen beim Kölner Handelsinstitut EHI unserer Redaktion. Dabei würden exakte Zahlen zur Diebstahlstatistik angesichts der Diskussion um steigende Preise, erodierende Mittelschicht und ,,gefühlte" Inflation endlich einmal Licht ins Dunkle bringen.

Wie sehr lassen die Preise Menschen denn nun wirklich verzweifeln? Die Vermutung liegt nahe, dass im Supermarkt mehr gestohlen wird. Europaweit machen gestiegen Lebensmittel-Diebstähle Schlagzeilen. In Frankreich und Großbritannien wird teilweise Butter, Käse und Fleisch mit einem Chip gesichert. Ein Vorgehen, das man eher aus Bekleidungsgeschäften kennt.

Und in Deutschland? Auch die Ende März veröffentlichte Kriminalstatistik nährt den Verdacht, dass es einen Zusammenhang zwischen Inflation und Diebstählen gibt. Demnach gab es 2022 – das Jahr, in dem der Ukraine-Krieg begann und der Energiekrise – 345.000 Ladendiebstähle. Das sind 34,3 Prozent mehr als 2021. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. ,,Wir haben eine riesige Dunkelziffer. Höchstens 1,5 Prozent aller Diebstähle werden erkannt", sagt Horst. Das sind über 20 Millionen Diebstähle pro Jahr.

Umso spannender sind die Zahlen, die das EHI an diesem Dienstag veröffentlichte. Denn Horst und seine Kollegen schauen nicht auf die Diebstähle, die zur Anzeige gebracht werden. ,,Wir beziehen uns auf die Jahresinventuren, die wir bei den Unternehmen anfragen. Also ganz konkret: Waren in welchem Wert fehlen am Jahresende? Das rechnen wir dann für ganz Deutschland hoch und können so eine Aussage darüber treffen, wie viel in einem Jahr gestohlen wurde."

Das Ergebnis: In deutschen Supermärkten, Baumärkten, Bekleidungsgeschäften usw. wurden 2022 insgesamt 15 Prozent mehr Diebstähle verzeichnet als noch 2021. Man muss jedoch genau hinschauen. ,,Wir fragen auch nach, wer für die Inventurlücke verantwortlich ist. Die ist nämlich nur zur Hälfte durch Kundendiebstähle zu erklären", erklärt Horst. ,,Dazu kommen 20 Prozent Mitarbeiterdiebstähle. Weitere 20 Prozent fehlen wegen organisatorischer Fehler, zum Beispiel durch den Verderb von Lebensmitteln. Die letzten zehn Prozent gehen auf Diebstähle externe Servicemitarbeiter – also Putzkräfte und Menschen, die die Regale befüllen – und Lieferanten zurück."

Sind die gestiegenen Diebstähle also tatsächlich eine direkte Folge der Inflation? Experte Horst meint: ,,Inwieweit der ,gewöhnliche' Kundendiebstahl gestiegen ist, lässt sich nur schwer ermitteln. Wir sind wertmäßig aktuell wieder auf dem Vor-Corona-Niveau." Dass aufgrund der Inflation mehr Menschen klauen, werde zwar vielfach beobachtet, speziell im Lebensmittelhandel, aber nicht durchgängig in allen Branchen. ,,Die Datenlage lässt dies zwar vermuten, aber noch nicht sicher ableiten", sagt Horst.

Denn klar ist auch, dass die Rahmenbedingungen sich im betreffenden Zeitraum radikal geändert haben. Immerhin hatte Corona den deutschen Einzelhandel 2021 fest im Griff, wogegen im Folgejahr großflächig gelockert wurde. Das hat zumindest die polizeiliche Statistik indirekt beeinflusst, erklärt Horst. Denn: ,,Rund 80 Prozent der Ladendiebstähle werden durch Detektive angezeigt. 2021 gab es wegen der Corona-Pandemie sehr viele Ladenschließungen, weswegen auch viele Detektive eingespart wurden. Das hat die Zahl der angezeigten Fälle natürlich gedrückt. Dass 2022 wieder mehr Ladendiebstähle in der Statistik auftauchen, ist somit auch maßgeblich damit zu erklären, dass mit dem Ende der Pandemie-Beschränkungen wieder mehr Ladendetektive unterwegs sind."

Zu den beliebtesten Diebstahlobjekten gehören laut EHI Akkus, LED-Lampen, Rasierklingen, Spirituosen, Babynahrung, Kaffee, dekorative und pflegende Kosmetik sowie Tabak. Das wissen natürlich auch die Handelsketten – obwohl sie ungern darüber sprechen. 1,45 Milliarden Euro haben die Händler 2022 für Präventionsmaßnahmen wie Artikelsicherung, Kameraüberwachung oder Detektiveinsätze ausgegeben. Fast jedes sechste Unternehmen hat laut EHI seine Ausgaben erhöht.


Aus: "Diebstähle im Supermarkt: Studie zeigt verheerende Auswirkung gestiegener Preise" Max Müller (20.06.2023)
Quelle: https://www.fr.de/wirtschaft/diebstaehle-supermarkt-studie-inflation-lebensmittel-preise-ehi-klauen-zr-92354066.html

    0 Kommentare

Textaris(txt*bot)

#1460
QuoteFrankfurt - Die Havarie eines privaten Mini-U-Boots im Atlantik, an dessen Bord sich mehrere Milliardäre und Millionäre befanden, stellt uns als Gesellschaft vor ein moralisches Dilemma. Sollten wir auch weiterhin Milliardären und Millionären ermöglichen, zum Wrack der Titanic hinabzutauchen – oder soll man es sein lassen?

... Milliardäre brauchen vernünftige Ausstiegsangebote für ihren Lebensstil. Gleichzeitig sollten sie weiterhin die Möglichkeit haben, sich mit Mini-U-Booten in Lebensgefahr zu bringen – unter strengen gesetzlichen Vorgaben.

Aus: "Titanic-Touristen: Such dir Hilfe, bevor du in ein Mini-U-Boot steigst!" Leo Fischer (21.06.2023)
https://www.fr.de/meinung/kolumnen/titanic-u-boot-tauchboot-touristen-milliardaere-suche-kolumne-92356350.html

---

Kontext:

"Seenotrettung: Oder soll man es lassen?"
Private Helfer retten Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer aus Seenot. Ist das legitim? Ein Pro und Contra.
Von Caterina Lobenstein und Mariam Lau (11. Juli 2018)
https://www.zeit.de/2018/29/seenotrettung-fluechtlinge-privat-mittelmeer-pro-contra

---

QuoteTagesspiegel

23.06.23 10:58

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, auch wenn manche hier kein Verständnis für solche riskanten Expeditionen haben, bitte ich alle darum, in Ihren Beiträgen auf Pietät zu achten.

Dank und Gruß
Atila Altun


QuotePeterHaber
23.06.23 11:49
@Tagesspiegel am 23.06.23 10:58
Sehr geehrter Herr Altun,

darf man nicht auf das bewusst eingegangene hohe Risiko hinweisen, oder wie meinen Sie das?

Bei den Ertrunkenen im Mittelmeer wäre mir bisher noch nicht aufgefallen, dass solche Kommentare als störend enpfunden würden. Da gehört das zum Standard ...  "Die müssen nur zu Hause bleiben, dann passiert ihnen das auch nicht".

Womit wir wieder bei der Diskussion wären, warum hunderte Tote im Mittelmeer nicht so viel Aufregung verursachen wie diese fünf Toten.


Quotevoyager_6
23.06.23 10:57

Leider nutzen viele linksdenkende Menschen diese Tragödie aktuell dafür aus, für ihre Open-Border-Politik zu werben. Sie unterstellen dabei u.a., dass andere Menschen kein Mitgefühl für die Menschen haben, die im Mittelmeer ertrinken. Sie spielen damit Menschen gegeneinander aus und tragen die Spaltung unserer Gesellschaft voran.


QuoteManuel79
23.06.23 11:14
@voyager_6 am 23.06.23 10:57

Es ist nicht traurig, sondern abstoßend.


QuoteEinLebenLang
23.06.23 11:36
@voyager_6 am 23.06.23 10:57

Es geht nicht um "Open-Border-Politik", da verdrehen sie nun wieder ganz schön die Tatsachen. Es geht um die Anteilnahme am Schicksal der Menschen. Bei toten Flüchtlingen schaut man doch gar nicht mehr hin. Es will kaum jemand wissen. Retter werden als Schlepper beschimpft und am liebsten vor Gericht gezerrt. Die Ursachen für das Leid der Menschen werden am liebsten auch ausgeblendet. Und wenn sie sagen "Linksdenkenden Menschen", gehe ich davon aus das sie rechts sind, und bekanntlich weiß man ja, das diese Gruppe Empathie nicht zu deren Stärke gehört.


Quotevoyager_6
23.06.23 12:51
@EinLebenLang am 23.06.23 12:19

... Warum unterstellen Sie, dass allgemein keine Anteilnahme am Schicksal der Menschen auf den Schlepperschiffen herrscht? Ich möchte auch nicht, dass irgend jemand auf dem Mittelmeer ertrinkt. Aber deshalb bin ich noch lange nicht für eine ungesteuerte Zuwanderung. Ist man automatisch ein Rechter im Sinne von Nazi oder Faschist, wenn man sich für eine geordnete Migrationspolitik ausspricht? Hier geht es darum, dass zwei Ereignisse aus politischem Willen miteinander verknüpft werden, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Das finde ich nicht gut!


Quotesql
23.06.23 10:38

Beim lesen vieler Kommentare beschleicht einen das Gefühl, dass einige Mitforisten sich klammheimlich über den Tod dieser Menschen freuen würdden. Können sie dann doch so richtig den moralischen Bessermenschen raushängen lassen und den Tod der Titan-Insassen gegen den Tod von Flüchtlingen aufrechnen.
Das "Gegeneinander ausspielen" von Toten ist einfach ekelerregend ...


Quoteprovinzler
23.06.23 11:31
@sql am 23.06.23 10:38

Es geht wohl mehr darum, was können wir seelisch verarbeiten - als um eine bewusste Aufrechnung von Toten.

Also was mich angeht, kann ich mich mit der Tragödie der Titanic-Expedition einigermassen auseinandersetzen. ... Mir tut jeder der gestorbenen Teilnehmer unendlich leid, besonders der 19-jährige Junge, der sein Leben noch vor sich gehabt hätte.

Bei so einem Schiffsunglück im Mittelmeer fallen bei mir sofort die Schotten runter; da kann ich nicht mit umgehen. ...


Quotekaiser_k
23.06.23 11:55
@sql am 23.06.23 10:38

Frage mich nach wie vor: ist das das aktuelle Bild unserer Gesellschaft oder nur das laute Echo einer kleinen Gruppe, die ihren - wie auch immer gearteten - Frust selbst unmittelbar nach der Todesnachricht zu dieser schrecklichen Tragödie zum Ausdruck bringen müssen?

    Ist ja schrecklich, aber ...

... gefolgt von wirrem 'Whataboutism' oder Verschwörungstheorie in Form einer umfassenden Medienschelte - das ist deren Form von Anteilnahme und Respekt den Angehörigen gegenüber.

Wenn also dieses Bild stimmt, dann sind wir, unsere Gesellschaft, unser Anstand und Moral verloren. Das wäre eine weitere Tragödie.


Quoteprovinzler
23.06.23 09:30

Immerhin sind wir durch diese Tragödie, über die so ausführlich berichtet wird, überhaupt einmal gezwungen, uns auch mal mit den gleichzeitig stattfindenden Tragödien der Bootsflüchtlinge im Mittelmeer mit viel, viel mehr Todesopfern auseinanderzusetzen. Während die Teilnehmer der Expedition zur Titanic also offenbar einen schnellen schmerzlosen Tod hatten, werden die Bootsflüchtlinge aber quälend langsam durch Ertrinken gestorben sein.

Das ist so grausam, dass man es ja sonst nur verdrängen kann.


QuoteLinksgruenversiffter-Gutmensch
22.06.23 21:58

Mein Beileid den Hinterbliebenen, und den Opfern meine Trauer.

Dennoch muss Ich aus Gründen der Moral und des Anstandsgefühls darauf hinweisen, dass wir tagtäglich ähnliche Dramen im Mittelmeer (und andernorts) erleben. Der Unterschied zum hiesigen Drama besteht in der Menge an Kapital, über das diese Menschen verfügen.

Hier leisten sich Multimillionäre und Milliardäre aufwendige Abendteuer (und binden damit unnötig Material, das auch für Forschungszwecke bereit stehen könnte). Und dort kommen Flüchtlinge mit nichts als ihrer Kleidung an.
Die einen betrauern wir, die anderen schieben wir auch schonmal zurück in den sicheren Tod, oder wollen an der Grenze auf sie schießen lassen.


Quotevoyager_6
23.06.23 09:47
@Linksgruenversiffter-Gutmensch am 22.06.23 21:58

Ihr Kommentar ist ausgesprochen geschmacklos.


Quotekaiser_k
22.06.23 21:13
@changnoi am 22.06.23 20:21

Man kann solche Katastrophen nicht einfach gegeneinander abwägen. Weder durch die Opferzahlen, dem Umfang der Berichterstattung, noch dem finanziellen Aufwand der Unternehmung oder der Rettungsversuche. Eine Tragödie bleibt eine Tragödie, vollkommen egal welchen Ausmaß sie ist.


QuoteDodo
23.06.23 09:52
@kaiser_k am 22.06.23 21:13

Im Prinzip gebe ich ihnen Recht. Die Berichterstattung der Medien ist hierbei jedoch absolut unterirdisch. Während von dieser Mission seit Tagen im Minutentakt Updates rausgehauen werden, sind die 500 Vermissten vor Griechenland schon Wieder vergessen. Was ist aus der Anschuldigung geworden, daß die griechische Küstenwache redlichen Anteil am kentern des Kutters hatte?? Wo ist hier das Update?


QuoteStefanX
22.06.23 21:42
@Bankfuzzy am 22.06.23 18:55

Sensationslust. Spektakel. Klicks. Werbung. Umsatz. Wie immer in diesem Zirkus.


QuotePeterK
22.06.23 13:51

Der Untergang des Flüchtlingsbootes vor Griecheland mit Hunderten von Toten und das Unglück der Titan mit fünf Vermissten, sind kaum vergleichbar. So wurde beispielsweise keine Armada zur Rettung der Flüchtlinge in Bewegung gesetzt. ...


QuoteFuchs2023
22.06.23 11:14

Irgendwie skurril, was man alles auffährt und keine Kosten und Mühen gescheut werden, weil ein paar Auserwählte unbedingt ihren Spaß (Tourismus) haben möchten und solche völlig unnötigen Kamikazeaktionen veranstalten.


Quotebigal
22.06.23 13:42
@Fuchs2023 am 22.06.23 11:14

Den Gedanken hatte ich auch. Irgendwie berechtigt (Menschenleben) und gleichzeitig irgendwie skuril (internationals Suchtrupps mit modernsten Equipment, was Millionen kostet).


QuoteBlueEyes82
22.06.23 11:00

Teils abscheuliche Kommentare die hier zu lesen sind. Wieso sollten wir dann im Gegenzug noch überhaupt über den Tod "einzelner" Menschen statt "größeren Gruppen" berichten...Denn ein toter Radfahrer, Autofahrer oder Sportler ist nichts anderes...Das Weltbild scheint bei einzelnen Personen sehr klein gestrickt zu sein...


QuoteNaka
21.06.23 20:44
Es ist unfassbar, was hier für menschenverachtende Kommentare auflaufen, nur weil offenbar sehr reiche Leute Opfer wurden.

Die einen echauffieren sich über die Rettungsaktion, weil die falschen Personen gerettet werden sollen, andere reißen Witze, wieder andere mockieren sich über Grammatikfehler im Artikel.

    An Bord des vermissten ,,Titanic"-Tauchboots sind auch ein pakistanischer Geschäftsmann und sein 19-jähriger Sohn.

Himmelherrgott nochmal, was reitet die Leute, sich hier dermaßen geschmacklos zu äußern, wo möglicherweise die Insassen des Tauchboots noch ums Überleben kämpfen oder vielleicht schon langsam draufgehen, darunter ein 19-Jähriger?

Solche geschmacklosen Kommentare bei der Havarie eines Flüchtlingsboots könnte man sich glücklicherweise nicht vorstellen, aber hier fallen die Masken.


QuoteFutag
21.06.23 21:14
@Naka am 21.06.23 20:44

Nun ja, da hätten sie Mal die Kommentare zu dem gesunken Flüchtlingsboot vor dem Peloponnes letzte Woche lesen sollen. Mir bleibt bei beiden der Atem weg.  ...


QuoteVercingetorix
22.06.23 10:13
@Naka am 21.06.23 20:44
Ja, jeder Mensch hat unabhängig von seiner sozialen Stellung und sonstiger Eigenschaften prinzipiell das Recht auf Rettung - der Millionär ebenso wie der mittellose Geflüchtete. Da haben Sie recht, aber:

    Solche geschmacklosen Kommentare bei der Havarie eines Flüchtlingsboots könnte man sich glücklicherweise nicht vorstellen, aber hier fallen die Masken.

Nein, leider muss man auch unter Berichten von ertrunkenen Migranten sehr geschmack- und pietätlose, oft auch hämische Kommentare lesen.


QuoteIrimina
21.06.23 09:49

Eine total unnötige Exkursion, mit dem Tauchboot zum Frack der Titanic zu fahren. Superreiche, die nun einen hohen finanziellen und personellen Rettungseinsatz auslösen.
Tausende Menschen kommen im Mittelmeer um, aber da kommt so eine Rechtungsmaßnahme nicht zum Einsatz. Es ist leider immer noch ein Unterschied, ob man reich oder arm ist.


QuoteAllenamensindvergeben
21.06.23 10:20
@Irimina am 21.06.23 09:49

Klassismus :(


Kommentare zu: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/alle-funf-insassen-tot-passagiere-des-titan-tauchbootes-sollen-schmerzlos-gestorben-sein-10018642.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die teuerste Mietwohnung Deutschlands ist grün-schwarz gestreift und liegt in Berlin-Mitte. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Online-Immobilienplattform Immoscout24. Für die Analyse wurden die monatlichen Kaltmieten aller Angebote für Mietwohnungen in Deutschland verglichen, die am Stichtag 20. Juni bei dem Portal inseriert waren. Das teilte das Unternehmen am Freitag mit.

Das teuerste Angebot derzeit ist demnach ein an der Jägerstraße 41 gelegenes Penthouse mit einer monatlichen Kaltmiete von 19.500 Euro, Quadratmeterpreis: 27,08 Euro. ,,Das Apartment besteht aus einem Vollgeschoss und zwei weiteren Penthäusern", heißt es in dem von der Maklerfirma ,,Engel & Völkers" aufgegebenen Inserat. Der Anbieter schwärmt von ,,einzigartiger Extravaganz auf 720 Quadratmetern". Damit ist die auf zwei Etagen gelegene Wohnung laut Immoscout24 gut fünfmal so groß wie ein durchschnittliches deutsches Einfamilienhaus.

Die monatliche Angebotsmiete entspricht dem Unternehmen zufolge etwa dem Preis für einen Luxus-Wochenendtrip nach Dubai – inklusive First-Class-Flug von Frankfurt am Main und zwei Übernachtungen in der Diplomaten-Suite des Hotels Burj Al Arab.

...

    Designed by J. Mayer H. - einzigartige Extravaganz auf 720 m²!
   Jägerstraße 41, Mitte (Ortsteil), 10117 Berlin
    Berlin, 19.500 € im Monat
    https://www.immobilienscout24.de/expose/142542822?referrer=RESULT_LIST_LISTING&navigationServiceUrl=%2FSuche%2Fcontroller%2FexposeNavigation%2Fnavigate.go%3FsearchUrl%3D%2FSuche%2Fde%2Fwohnung-mieten%3Fsorting%253D3%26exposeId%3D142542822&navigationHasPrev=true&navigationHasNext=true&navigationBarType=RESULT_LIST&searchId=3c8a5e19-234f-3b55-8ea9-480796ab05b1&searchType=district#/
...

Gestaltet wurde das Penthouse der Anzeige zufolge vom Berliner Architekten Jürgen Hermann Mayer, der mit seinem Büro ,,J. MAYER H." unter anderem die Touristenattraktion Metropol Parasol im spanischen Sevilla entworfen hat.

Grafische Muster in bunten Knallfarben dominieren den Hauptraum und die Treppenhäuser, die Nebenräume sind in Schwarz und Weiß gehalten. Die Wohnung verfügt über acht Zimmer, vier Badezimmer und vier Garagen. Auf der Dachterrasse befindet sich eine Sauna mit Blick auf den Französischen Dom, auch der Fernsehturm ist von der Terrasse aus sichtbar.

Die Immobilie im historischen Stadtteil Friedrichswerder ist aber nicht das einzige Berliner Objekt unter den zehn teuersten Mietwohnungen Deutschlands. Insgesamt sind sieben Hauptstadt-Wohnungen in den Top 10 zu finden.

Die zweitteuerste Mietwohnung liegt sogar in direkter Nachbarschaft zur teuersten: ein Penthouse an der Jägerstraße 34/35. Für sieben Zimmer, drei Badezimmer, einen Tiefgaragenstellplatz und vier Terrassen werden monatlich 17.000 Euro kalt fällig. Bei 706 Quadratmetern entspricht das einem Quadratmeterpreis von 24,08 Euro. ,,Exceptional Living" verspricht der Anbieter ,,City-Concept".

,,Extravagant residieren" lässt es sich laut ,,Engel & Völkers" in der aktuell drittteuersten Mietwohnung Deutschlands, die ebenfalls in Friedrichswerder liegt – allerdings nicht an der Jägerstraße, sondern um die Ecke an der Oberwallstraße 13.

Das ,,luxuriöse Townhouse mit großer Terrasse" bietet auf 456 Quadratmetern vier Zimmer und drei Badezimmer, dazu eine Garage. Mit 15.000 Euro Kaltmiete pro Monat toppt der Quadratmeterpreis sogar die Plätze eins und zwei: 32,89 Euro sind hier zu zahlen. Fotos des von Johanne Nalbach entworfenen Townhouses sind dem Inserat allerdings nicht beigefügt.

Auf den Quadratmeter gerechnet führt eine Maisonette-Wohnung in der Düsseldorfer Altstadt das Ranking an, die auf Platz vier landet. Die Wohnung verfügt über eine Dachterrasse und wird möbliert sowie mit vollausgestatteter Küche für 92,36 Euro pro Quadratmeter zur Miete angeboten. Im Vergleich dazu: Der Angebotsmietpreis für Neubau-Mietwohnungen liegt deutschlandweit im Schnitt bei 11,01 Euro pro Quadratmeter. München, das seit Jahren die Miet-Rankings anführt, taucht aktuell nicht unter den zehn teuersten Wohnungen auf.

Auf den Plätzen fünf und sechs rangieren zum monatlichen Preis von je 12.000 Euro kalt zwei Zwei-Zimmer-Wohnungen an der Stresemannstraße in Kreuzberg, die über 185 beziehungsweise 188 Quadratmeter Fläche verfügen – was 64,86 bzw. 63,83 Euro pro Quadratmeter entspricht. Platz sieben belegt ein weiteres Townhouse an der Oberwallstraße mit fünf Zimmern auf 403 Quadratmetern, ebenfalls für 12.000 Euro Kaltmiete pro Monat. Es folgen eine Wohnung in Frankfurt am Main auf Platz acht und eine weitere in Düsseldorf auf der Nummer neun.

Platz zehn geht dann wieder an eine Berliner Wohnung: ein Fünf-Zimmer-Penthouse in Prenzlauer Berg mit 384 Quadratmetern Fläche zum monatlichen Mietpreis von 11.500 Euro kalt. Die Miete beträgt damit mehr als das Fünffache des durchschnittlichen Nettogehalts in Deutschland, das bei 2165 Euro im Monat liegt.


Aus: "19.500 Euro kalt pro Monat: Deutschlands teuerste Mietwohnung liegt in Berlin" Lea Katharina Becker (23.06.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/19500-euro-kalt-pro-monat-deutschlands-teuerste-mietwohnung-liegt-in-berlin-10034725.html

QuoteBeefsteak_oda-Bullette
23.06.23 21:51

Berlin ist Spitze. Hurra!


QuoteHipsterrorist
23.06.23 19:45

Dann macht man halt eine 15er-WG. Und schon werden aus 19.500 Euro nur noch 1300 Euro - für 48qm. Für die Lage eine super Miete.


QuotePeterHaber
23.06.23 19:09

Ist doch schön, dass Berlin noch bei irgendwas spitze ist.


QuoteJRG2022
23.06.23 16:44

Es handelt sich um Kaltmieten. Da kommt ja noch einiges oben drauf.


QuoteWaedliman
23.06.23 14:40

27,08 EUR für den Quadratmeter ist für Neubau innerhalb des Rings inzwischen völlig normal.


Quotespazierengehen
23.06.23 16:59

Interessanter Einblick in die wahren "Paralellgesellschaften". ...


QuoteWarmschale
23.06.23 20:55

Na dann..

Es gibt anscheinend keine Wohnungsnot, 240.000 im Jahr und man hat ein bescheidenes Dach über dem Kopf. So what? ;-)


Quotestereotonie
23.06.23 14:29

Schön, dass der TSP auch mal über so etwas berichtet und nicht immer nur darüber, wo Berlin überall Schlußlicht ist und wie schlecht es allen Menschen in Berlin geht. ...


QuoteOffenbach-am-Meer
23.06.23 20:16
@TSP:

Mein Kompliment für diesen bebilderten Artikel!
Genau mein Humor und auch meine pädagogische Haltung:
Sie werfen unkommentiert diese Hitparade von Höchstmieten in den Raum und schauen, was passiert. Und die Rechnung geht auf, alle treffen sich und kommentieren je nach Lust und Laune mal ernsthaft, mal launig, aber endlich mal nicht giftig.

Großes Kino, Zeitung darf auch mal Spaß machen!


Beste Grüße

Offenbach-am-Meer


QuoteBerlinerin77
23.06.23 13:40

Wer nimmt sich solche Wohnungen, würde ich gerne wissen.


QuoteScottEvil
23.06.23 14:00
@Berlinerin77 am 23.06.23 13:40

Niemand, denn sonst wären sie nicht bei Immoscout24 online gestellt. Eigentlich nicht verwunderlich: Oder suchen sich gerade extravagante Kunden ihre Mietwohnung typischerweise bei immoscout, gleich nachdem sie den 1956er Jaguar Roadster bei Autoscout24 gekauft haben?


Quoteheinerwiegel
23.06.23 13:20

In Europas Hauptstädten liegt der Durchschnitt bei 17,25 und in London bei 33,10 Euro Miete pro qm und damit sind nicht exklusive Penthouses wie dieses gemeint. Also ein Schnäppchen  ...


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wer Djaffar Shalchi zum Interview trifft, sieht, welches Airbnb sich ein Multimillionär mietet. Die Wohnung im ersten Wiener Gemeindebezirk ist offen und hell, hat eine weite Fensterfront und wirkt frisch renoviert, protzt aber nicht. Djaffar Shalchi teilt sich das Apartment während seines zweitägigen Wien-Aufenthalts mit seinen beiden Mitarbeitern. Der Däne hat sich als Bauingenieur und Immobilienunternehmer zum Selfmade-Multimillionär gemacht.

Der 62-Jährige sitzt an einem langen Holztisch und wirkt gut gelaunt. Er trägt ein dunkelblaues T-Shirt und eine Brille mit schwarzem Rahmen, seine Haare sind dunkelgrau. Sein Presseteam hat zum Interview geladen. Er ist am Tag zuvor aus Kopenhagen angereist und absolviert hier einen Termin nach dem anderen. Doch solange er über sein Lieblingsthema reden darf, hat er viel Energie.

Sein Lieblingsthema, das ist die Forderung, die Superreichen zu besteuern. Würde das oberste, reichste Prozent der Welt nämlich jährlich nur ein Prozent seines Vermögens abgeben, könnten Armut, Hunger, die Klimakrise und die Folgen der Pandemie gelöst werden. So lautet zumindest Shalchis Rechnung.

Er bezieht sich in seiner Argumentation auf den jährlichen Wealth Report der Bank Credit Suisse. Diesem zufolge liegt das gesamte Vermögen weltweit bei rund 464 Billionen US-Dollar. Zur Erinnerung: Eine Billion hat zwölf Nullen. Shalchis Kritik: Die Hälfte des weltweiten Vermögens besitzen einige wenige Menschen. Konkret teile sich das reichste Prozent der Welt um die 200 Billionen US-Dollar. Genau dieses eine Prozent möchte der Däne mit einem Prozent pro Jahr besteuern. Er ist überzeugt: "Sie würden es nicht bemerken."

Fließen soll das Geld in die sogenannten 17 Sustainable and Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen. Das Programm setzt sich keine Armut, keinen Hunger, qualitative Bildung, gute Gesundheits- und Wasserversorgung, Geschlechtergerechtigkeit, aber auch grüne und leistbare Energieversorgung zum Ziel. Bereits 2015 haben alle 193 Nationalstaaten der Welt das Papier unterzeichnet. Nun hapere es an der Umsetzung, denn die Finanzierung habe noch kein einziges Land bereitgestellt, erzählt Shalchi im STANDARD-Gespräch.

"Das System ist kaputt", sagt Shalchi. Das Vermögen sei mittlerweile so stark angewachsen und verteile sich trotzdem auf einen kleinen Kreis. "Daher müssen auch Lösungen von den Superreichen kommen", so Shalchi. "Sie können es sich leisten, sie spüren es nicht einmal."

Er selbst habe 2016 die NGO Human Act Foundation gegründet und der Stiftung laut eigenen Angaben 30 Millionen US-Dollar gespendet. Trotzdem fahre er schöne Autos, wohne in schönen Häusern und verreise – "ich habe immer noch alles". Aus der Stiftung entstand drei Jahre später "Millionaires for Humanity" – ein Zusammenschluss von Millionären und Milliardärinnen, die sich dafür einsetzen, das oberste eine Prozent zu besteuern.

Im Alter von neun Jahren ist Djaffar Shalchi mit seiner Mutter und seinen vier Geschwistern vom Iran nach Kopenhagen gezogen. Er erzählt, dass er sich als Teenager viel mit den Ideologien von Mahatma Gandhi, Nelson Mandela und Martin Luther King auseinandergesetzt hat. Ihr Führungsstil habe ihn begeistert, und er wollte es ihnen gleichtun.

Als Ingenieur und Immobilienunternehmer machte er schließlich Millionen, die er laut eigenen Angaben nie gänzlich behalten wollte. "Der Plan war immer, 90 Prozent wegzugeben. Das wissen auch meine Kinder", sagt er.

Shalchi sieht das Problem auch darin, dass "genug nie genug ist". "Hat ein Mensch hundert Millionen, sind sie nicht genug, er will eine Milliarde. Dann hat er eine Milliarde und will noch mehr." Er selbst wohne in demselben Haus, das er sich am Beginn seiner Karriere als Bauingenieur nach dem Studium leisten konnte. Er lebe in der gleichen Nachbarschaft wie damals. Seine Kinder gehen in eine öffentliche Schule.

Dass die Reichsten früher oder später weltweit etwas abgeben müssen, daran führt für den Dänen kein Weg vorbei. Allerdings wird vom Vermögen der Superreichen nur in sehr wenigen Ländern etwas abgezwackt. Norwegen etwa erhebt bereits ab einem Nettovermögen von 1,7 Millionen norwegischen Kronen, das entspricht 160.000 Euro, 1,1 Prozent an Vermögenssteuern. In Argentinien mussten die 12.000 reichsten Personen vor drei Jahren einmalig eine sogenannte Millionärssteuer bezahlen, damit die Folgen der Pandemie abgefangen werden konnten. Laut Shalchi verändert sich die Debatte auch in den USA. Das Land mit den meisten Milliardären habe mit Bernie Sanders und Elizabeth Warren laute Stimmen, die fordern, Superreiche zu besteuern.

Für Djaffar Shalchi ist klar, dass die großen Probleme der Menschheit gelöst werden können, wenn die besonders Reichen ein Stück ihres Kuchens abgeben. Offen bleibt, wie viele sich ihm wohl anschließen werden.


Aus: "Warum Multimillionär Djaffar Shalchi unbedingt Steuern zahlen will" Julia Beirer (21.06.2023)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000173257/multimilllionaer-djaffar-shalchi-wir-bruache

QuoteElektronicfreak

Super Idee. Aber Es wird nie passieren. Die Hoffnung habe ich längst begraben. Dafür ist die Gier solcher Menschen zu gross. Und die Politik [ist] längst Marionette[ ] der reichen und mächtigen Elite. Es ist besser das gemeine Volk etwas dumm zu halten und nicht allzureich werden zu lassen. Weltfrieden und keine Armut in allen Ländern zu wenig lukrativ.


QuoteAffen Planet

Eine reichen Steuer

würde umgehend zu einer Teuerung führen um etwaige Verluste zu kompensieren und bei der Gelegenheit die Gewinne zu erhöhen um etwaige zukünftige Verluste zu kompensieren.


Quotewir sind gleich da

Lassen Sie sich etwas Gescheiteres einfallen


QuoteEbastianUrz

Würde das reichste Prozent in Österreich, 10% des Vermögens an die unteren 50% abgeben, hätten die unteren 50% mehr als doppelt so viel und das reichste Prozent noch immer 45% des gesamten Vermögens.
Das sollte einem schon ein wenig zu denken geben.


Quotejojo1109

Sorry, es braucht gesetzliche Regelungen dafür,
und zwar am besten auf globaler Basis (you may say I'm a dreamer)! Die UN kann keine Regelungen erlassen, aber sie kann sich weiter bemühen, die großen Industrienationen in die richtige Richtung zu beeinflussen.

Freiwillig wird von dem einen Prozent wohl bestenfalls ein Zehntel tatsächlich regelmäßig einen festen Prozentsatz ihres Vermögens abgeben, obwohl sie es, wie Djaffar Shalchi oben zitiert wird, nicht einmal merken würden.

Der Gedanke, dass eine solche Abgabe auch ihnen selbst hilft (sonst gibt es früher oder später Aufstände, Revolutionen und mehr Kriege), muss halt einmal wirklich in den Köpfen der Konservativen und der Wirtschaftsliberalen ankommen.


Quotekolkrabe

"Wir brauchen keine neuen Steuern...

... wir haben kein Einnahmen Problem, das Geld der Reichen wurde bereits versteuert"
So argumentiert unsere größte Regierungspartei im Dienst des Volkes...

QuoteTrr

Hier ist die Antwort

wenn wieder einmal jemand fragt: ja wie soll man denn diese sozialromantischen Ideen eines Bablers finanzieren? Oder: ja wie soll man denn den Zuzug von Migranten finanzieren? Es ist wirklich genug da. Man muss es nur ein bisschen gerechter verteilen. Und "ein bisschen" würde nicht einmal heißen, dass es einem Herrn Benko, Wolf und wie sie alle heißen, wirklich merkbar schlechter ginge!


QuoteDr. Usus Germanicus

Hat jemand Spenden von Multimillionären verboten? Nein! Also, der nächste egozentrisch veranlagtes Selbstdarsteller. Soll er spenden! Und die Goschen halten!


QuotePost Doc

So eloquent :)


Quotealles_gut(fast)

@ "hat sich ... zum Selfmade-Multimillionär gemacht." Nein, sagt er selbst:

Gleich im ersten Absatz steht das. Bei einer kürzlichen Veranstaltung zu diesem Thema hat er sich - als solcher bezeichnet - genau das sehr eindeutig verbeten.
Niemand - so Djaffar Shalchi - ist "self made", ja kann es gar nicht sein. Natürlich habe er hart gearbeitet, aber "self made", nein, das sei er und auch sonst niemand.
Jede und jeder hat gelernt - wo und von wem auch immer, einen Kredit bekommen, Menschen zur Mitarbeit gewonnen, technische, emotionelle, finanzielle, was-auch-immer Unterstützung erhalten.
Schade, dass er hier so bezeichnet wird, obwohl er das definitiv ablehnt.


QuoteFFP2

Es braucht dazu die richtigen Regierungen. Mit einer ÖVP wird das nichts.


QuoteThe Rice Crispy Brain

Genau ,, Steuer für die Reichen" statt ,,Huren für die Reichen".

[" ... Eines muss man Thomas Schmid lassen. Er besitzt die Fähigkeit, die Dinge wie kaum ein Zweiter auf den Punkt zu bringen. "Vergiss nicht – du hackelst im ÖVP-Kabinett. Du bist die Hure für die Reichen", schrieb er vor einigen Jahren einem Mitarbeiter im Finanzministerium per WhatsApp. ..."  | https://neuezeit.at/hure-fuer-die-reichen-thomas-schmid/]


...


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Verluste an den Börsen und geopolitische Spannungen haben das weltweite Finanzvermögen schrumpfen lassen. Eine Studie zeigt die Auswirkungen auf wohlhabende Menschen.

... In Deutschland verloren mehr als 100 ihren Status als Ultrareiche. Die verbliebenen 2900 Superreichen besitzen allerdings 21 Prozent des gesamten Finanzvermögens im Land. Insgesamt gibt es hierzulande mehr als 500.000 Menschen, die über eine Million Dollar Finanzvermögen verfügen.

Sachwerte wie Immobilien, Edelmetalle oder Schmuck gewannen der Studie zufolge im vergangenen Jahr dagegen weiter an Wert (plus 5,5 Prozent). Das Gesamtnettovermögen weltweit abzüglich Schulden stieg daher leicht um 0,3 Prozent auf 459 Billionen Dollar.

In Deutschland verzeichnete die Studie hingegen einen Rückgang um 1,1 Prozent auf 19,2 Billionen Dollar. Mehr als 40 Prozent des Finanzvermögens hierzulande liegt demnach auf Sparkonten oder wird als Bargeld gehortet. Das sind knapp zehn Prozentpunkte mehr als im weltweiten Schnitt.

Auf der Liste der Nettovermögen rangiert Deutschland trotz des Rückgangs den Angaben zufolge unverändert auf Platz vier, hinter den USA (144 Billionen), China (76 Billionen) und Japan (24 Billionen). Bis 2027 dürfte das weltweite Nettovermögen nach Einschätzung der Unternehmensberatung jährlich um 5 Prozent auf dann fast 600 Billionen Dollar steigen.

Zuletzt veröffentlichte Studien bestätigen die Trends des vergangenen Jahres, auch wenn die Zahlen wegen Unterschieden in der Methodik nicht identisch sind. Nach Daten des Beratungsunternehmens Capgemini bekamen viele Reiche 2022 den Einbruch der Aktienmärkte zu spüren. Weltweit sank die Zahl der Menschen, die über ein anlagefähiges Vermögen von mindestens einer Million US-Dollar verfügen.

Bezogen auf Deutschland kam die Bundesbank zu dem Ergebnis, dass die Menschen hierzulande infolge von Kursstürzen an den Börsen im vergangenen Jahr in der Summe Milliarden verloren haben.

Das Vermögen der privaten Haushalte in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen lag der Notenbank zufolge zum Jahresende mit rund 7254 Milliarden Euro deutlich unter dem Rekordwert von 7624 Milliarden Euro von Ende 2021. (dpa)


Aus: "Superreiche besonders betroffen: Globales Finanzvermögen sinkt erstmals seit 2008" (27.06.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/superreiche-besonders-betroffen-globales-finanzvermogen-sinkt-erstmals-seit-2008-10052266.html

-

Quote[...] Wien – Das Finanzvermögen der Österreicherinnen und Österreicher ist 2022 um 3,5 Prozent geschrumpft, auf 900 Milliarden Dollar (825 Milliarden Euro). Dem standen 200 Milliarden Dollar an Verbindlichkeiten gegenüber. Da aber das Sachvermögen an Wert gewonnen hat, ist das Gesamtvermögen doch etwas gestiegen, heißt es in der heurigen Ausgabe des Global Wealth Report der Boston Consulting Group (BCG). Das Finanzvermögen in Österreich bleibt sehr ungleich verteilt.

In Österreich halten die 335 superreichen Menschen mit mehr als 100 Millionen Dollar Finanzvermögen ("Ultra High Net Worth Individuals") ein Drittel der Finanzwerte. Im westeuropäischen Durchschnitt verfügen die Superreichen nur über 17 Prozent des Finanzvermögens, so BCG. Im Gegenzug besitzen Österreicherinnen und Österreichern, die jeweils weniger als 250.000 Euro auf der hohen Kante haben, nur ein Drittel des Finanzvermögens – in Westeuropa sind es 43 Prozent. Zumindest für die kommenden fünf Jahre sei nicht mit einer Verschiebung der Vermögensverteilung in Österreich zu rechnen, sagt Michael Kahlich, Partner bei BCG in Zürich und Co-Autor der Studie, laut Aussendung.

Über 40 Prozent des Finanzvermögens im Land liegen auf Sparkonten oder sind als Bargeld verwahrt – Tendenz steigend. Das sind über zehn Prozentpunkte mehr als im globalen Schnitt, heißt es im BCG-Bericht. Danach folgen Aktien und Fonds (36 Prozent) sowie Versicherungen und Pensionsansprüche (17 Prozent).

Der Rückgang des Finanzvermögens von 2022 dürfte aber ein einmaliger Ausrutscher bleiben, erwartet BCG. Das weltweite Finanzvermögen dürfte heuer wieder um fünf Prozent zulegen – auf weltweit 267.000 Milliarden Dollar.

Weltweit besitzen knapp 62.000 Superreiche jeweils ein Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar, davon leben 22.000 in den USA. In China sind es knapp 7.600. Deutschland steht an Stelle drei mit 2.900 Superreichen. Weltweit halten die Superreichen knapp 13 Prozent des Finanzvermögens (Sachwerte nicht einberechnet). (APA, 27.6.2023)


Aus: "335 Superreiche halten in Österreich ein Drittel des Finanzvermögens" (27. Juni 2023)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000176437/finanzverm246gen-in-214sterreich-geschrumpft-und-weiter-ungleich-verteilt

QuoteWieauchnimmer

335 Superreiche? Da muss die ÖVP ja jeden Tag jemand anderes bedienen.


QuoteH0ktar

335 Freier im Jahr sind für eine Hure* jetzt eh net sonderlich schlimm.


*der Reichen


QuoteWolfpunk Sobotnadanke

Ein paar Superreiche, viele Arme

Das ist genau der Mix den man braucht um soziale Unruhen auszulösen. ...



Quoteh1as

... Problem an der Sache: Die klügsten und besten Anwälte, Steuerberater etc. stehen auf der Payroll der 335...


QuoteENERGY COLA

Die sind nur so reich weil sie so viel arbeiten (Teils 30-40h pro Tag) und wer was gegen die sagt ist nur ein Neider usw!


QuoteProf.Dr.YinYang

33% des Finanzvermögens in den Händen von 335 Personen....

Mehr braucht man dazu eigentlich nicht sagen, wie völlig daneben und absurd dieses ganze System ist....
Derweil sekkieren wir Arbeitslose, weil sie sich ein paar Hunderter dazuverdienen, um über die Runden zu kommen....


QuoteMietzbär

Gibt es ein einziges Land auf dieser Erde, in dem das Finanzvermögen gleichmäßig verteilt ist? Kann ich mir echt nicht vorstellen.


QuoteGutGut

Vor allem in kommunistischen ländern is die verteilung drastischer ungleich


...

-

Quote[...] Zusammen gehört ihnen ein Fünftel des Finanzvermögens, jede und jeder von ihnen besitzt mehr als 100 Millionen Dollar: Eine Studie zeigt, wie viele Ultrareiche es in Deutschland im Vergleich zum Rest der Welt gibt.

... Die Studie definiert Ultrareiche als Menschen mit einem Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar – dazu zählen Bargeld, Kontoguthaben, Schuldverschreibungen, Anteilsrechte an Unternehmen und Fonds, Pensionen sowie Lebensversicherungen. In Deutschland brachten es laut BCG im vergangenen Jahr rund 2900 Menschen auf ein derart komfortables Polster. Mehr Ultrareiche leben nur noch in China (knapp 7600) und den USA, die mit gut 22.000 klar die Spitzenposition belegen. Auf den weiteren Plätzen landeten Frankreich, Kanada und Großbritannien.

Rekordverdächtig ist nicht nur die Anzahl der Ultrareichen in Deutschland, sondern auch ihr Anteil am Gesamtvermögen. Dieser beträgt in Deutschland 21 Prozent und damit deutlich mehr als in Westeuropa insgesamt (17 Prozent) und den 97 weltweit ausgewerteten Ländern (13 Prozent).

Insgesamt mehr als 500.000 Deutsche haben der Studie zufolge ein Finanzvermögen von umgerechnet mehr als einer Million US-Dollar. Zugleich verfügen gut 66 Millionen Menschen über maximal 250.000 Dollar. »Eine Verschiebung der Vermögensverteilung erwarten wir für Deutschland in den kommenden fünf Jahren nicht«, sagt Akin Soysal, Partner bei BCG und Co-Autor der Studie.

Mit Blick auf diese Verteilung werden immer wieder Rufe nach einer Wiedereinführung der Vermögensteuer  laut – die Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) aber klar ablehnt.

Dass die Zahl der Ultrareichen in Deutschland im vergangenen Jahr um rund hundert Personen sank, lag denn auch weniger an der Steuerpolitik als an steigenden Zinsen sowie sinkenden Kursen an den Kapitalmärkten: Weil Ultrareiche häufiger Aktien besitzen, spürten sie deren Einbruch auch deutlicher.

Die breite Masse der Deutschen ist laut BCG hingegen weiter »bargeld- und sachwertverliebt«. Mehr als 40 Prozent des inländischen Finanzvermögens liegt trotz der hohen Inflation auf Sparkonten oder wird als Bargeld verwahrt – gut zehn Prozentpunkte mehr als im globalen Durchschnitt.

Wer mehr als 100 Millionen besitzt, dürfte hingegen einen erheblichen Teil auch in Sachwerte wie etwa Immobilien oder Kunstwerke investiert haben. Diese legten im vergangenen Jahr um 5,5 Prozent zu, während das Finanzvermögen um 3,5 Prozent schrumpfte.

Auch die wirtschaftliche Unsicherheit stieg zuletzt im Zeichen von Coronakrise und Ukrainekrieg. Die Vergangenheit zeige, dass in solchen Zeiten die Vermögensströme über Ländergrenzen hinweg zunehmen, heißt es in der BCG-Studie. Im vergangenen Jahr sei der Wert des im Ausland deponierten Vermögens um 4,8 Prozent auf zwölf Billionen Dollar gewachsen.

Zu den Profiteuren dieser Entwicklung zählen internationale Finanzzentren, in denen viele Ultrareiche ihre Vermögen parken. Sehr beliebt sind der Studie zufolge Singapur und Hongkong, das in der chinesischen Metropole geparkte Vermögen dürfte bis 2027 auf mehr als drei Billionen Dollar steigen.

Noch aber führt mit rund 2,4 Billionen ein altbekannter Hafen für große Vermögen die Rangliste an: Die Schweiz musste zwar vor einigen Jahren unter internationalem Druck ihr strenges Bankgeheimnis aufweichen und nimmt mittlerweile am Austausch internationaler Steuerdaten teil. Dennoch bleibt das Land laut BCG »ein hochattraktives Drehkreuz, das immer noch als sicherer Hafen in stürmischen Zeiten gesehen wird«.


Aus: "So viele Ultrareiche leben in Deutschland" David Böcking (27.06.2023)
Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/so-viele-ultrareiche-leben-in-deutschland-a-fb8969d3-bc58-4555-9b80-44dbb13ca2ec

QuoteSabine

Glückwunsch an die Vermögenden. Das schafft ein wenig Ruhe in empörenden Zeiten.


QuoteXY

Und jetzt?
Was soll ich damit anfangen? Neid empfinden?
Tue ich nicht... und Geld den Armen rufe ich auch nicht.


QuoteTom

Das Vermögen das diese Menschen für sich alleine beanspruchen fehlt beim Gemeinschaftsprojekt Deutschland. Da trotzdem eine Gesellschaft angemessen finanziert werden muss wird das Geld woanders eingesammelt. Darüber zu diskutieren (=Wer kann und soll welchen Anteil tragen) ist vieles. Eines ist es jedoch nicht: Eine Neiddebatte. Dieses Todschlagargument verfängt nun wirklich nur bei den sehr einfach gestrickten Zeitgenossen.


QuoteAlex

2400 haben einen Anteil von 21% am Gesamtvermögen und zahlen dafür denselben Spitzensteuersatz, wie ein Mittelständischer Arbeitgeber oder Arbeitnehmer, der ab 63.000€ im Jahr verdient, der aber nur einen homöopathischen Anteil am Gesamtvermögen hat.

Um zu erkennen, dass dieses Besteuerungssystem komplett unausgewogen ist, muss man nicht erst studiert haben. ...


QuoteArchi

»Eine Verschiebung der Vermögensverteilung erwarten wir für Deutschland in den kommenden fünf Jahren nicht«

Und im gleichen Zeitalter diskutieren wir über Chancengleichheit und gerechte Löhne. Selbst die 250.000€-Marke scheint mir unerreichbar, trotz techn. Studium und Wochenarbeitszeit von deutlich mehr als 50 Stunden in einem erfolgreichen Unternehmen.  ...


QuoteKarl

... Dann hast du aber ein persönliches Ausgabenproblem. Oder du investierst nicht in Assets.


Quoterq

Oder sein Arbeitsplatz ist in einer teuren Großstadt und er hat kein Wohneigentum, sondern muss mieten. So geht es vielen


Quoteqq

Interessant ist aber auch, daß jemand mit 240.000 Euro Cash auf dem Konto noch zur ärmsten Gruppe zählt.


QuoteKarl

Dafür kann man sich heute ja auch nichtmal ein Reihenhäuschen im Vorort mehr kaufen.


QuoteLutzM

Ich lese gerne die Presse quer. Bei der Welt heißt der gleiche Artikel ,,Das Wohlstands Minus ist da". Dort werden genau die gleichen Zahlen zu den Ultra Reichen genannt, aber in einen völlig anderen Kontext gestellt. Insbesondere wird auch die Entwicklung bei Normalos in den Fokus gerückt.

Leider zähle ich selbst nicht einmal zu den normalen Millionären. Trotzdem lebt es sich in deren Windschatten ganz gut. Mir würde es nicht gefallen, wenn die Unternehmer mit ihren Unternehmen abhauen würden.


QuoteLisaEst

Es geht nicht primär um arm oder reich. Es geht darum, wie der
Vermögensanstieg in den Krisenjahren (Corona, Energie) der Gruppen war. Die Vermögen der Superreichen sind halt deutlich stärker gestiegen, als die Einkommen der einfachen Bürger. Die Krisengewinnler sollten daher einen Teil
ihrer Gewinne abgeben. Nicht nur aus Solidarität, sondern auch aus Eigennutz.
Denn eine Gesellschaft bleibt nur solange stabil, solange sich die Mehrheit der Wähler gerecht behandelt fühlt.


QuoteKarl

"Die Krisengewinnler sollten daher einen Teil ihrer Gewinne abgeben."

Während Corona habe ich vermehrt in Aktien investiert. Man konnte ja sonst nicht viel kaufen und machen. Warum sollte ich von den Profiten etwas abgeben? Hätte die Gesellschaft mir auch Geld erstattet, wenn ich VerIust gemacht hätte, mir also das persönliche Risiko abgenommen?


QuoteKnielang

Wie hoch war denn ihr Profit in Mrd?


QuoteKarl

Seit April 2020 etwa +51% bis heute.


QuoteCarlo1970

Machen wir uns nichts vor, die Krankenkassenkosten explodieren auch wegen des Zuzugs so vieler Menschen, die wenig oder fast nichts in die Kassen zahlen aber Kosten verursachen. In so fern sehe ich dem von ihnen erwähnten Kennedy Spruch eher einen Dienst an der Welt als am Land.


QuoteVeit1606

Viele, die sich hier kritisch äussern, haben nicht verstanden, dass es hier nicht um ein festes, in Deutschland immer vorhandenes Vermögen handelt, von dem sich die hier erwähnten Superreichen einfach mehr genommen (den Armen also weggenommen) haben.
So hätte rein ökonomisch fast jeder in 2009 für weniger als 3 USD eine Amazon (Tesla / Alphabet / Meta) Aktie kaufen können, der Einsatz hätte sich verhundertfacht. Das sind natürlich extreme Beispiel aber auch der DAX hat sich in den letzten 20 Jahren sher ordentlich entwickelt (Faktor 5).
Das Problem ist, dass der Umgang mit Geld / Investieren / Altersvorsorge etc. an Schulen nicht gelehrt wird. Hier ist man, wenn man nicht das Glück des richtigen sozialen Umfeldes hat, auf sich alleine gestellt.


QuoteFreudigerSteuerzahler

Leider nur ein Neidartikel.

Die Daten verschieben sich, weil wir immer wieder Einwanderungswellen haben, die bei Null anfangen.
Interessanter ist doch, ob man es mit eigener Leistung einen Aufstieg schafft. Aber bei der Steuerlast ist das kaum möglich. Das ist das Problem. Nicht, dass es vermögende Menschen gibt.


QuoteKnielang

Die breite Masse steckt eben nicht hinter 40% des Vermögens, das ist eher eine überschaubare Gruppe.


QuoteKarl

Gerade dann macht VermögensAUFBAU Sinn.


QuotePalm

Um Vermögen aufzubauen, muss man Vermögen haben.


QuoteKarl

Das ist Quatsch.
Was du meinst ist Vermögensverwaltung, nicht -aufbau.


QuotePalm

Wie baut man denn Vermögen auf, wenn die Löhne so niedrig sind und so hoch belastet werden? Arbeit wird mit 40% besteuert, Kapitalerträge mit 25%. Und wer das kritisiert, wird als faul oder neidisch beschimpft. Wer viel hat, kann auch anlegen und muss weniger Abgaben zahlen. Wer wenig hat, halt nicht.


QuoteMv

Kapitalerträge stammen aus Einkommen, das zuvor bereits mit 40% versteuert wurde. Wie viel davon zukünftig Kapitalerträge erwirtschaftet hat jeder in Höhe seines frei verfügbaren Einkommens selbst in der Hand. (Ja, ich weiß, dass heutzutage leider selbst ein fester Arbeitsplatz häufig nicht für frei verfügbares Einkommen ausreicht.)
Auf Erben trifft das natürlich nicht zu, das ist aber ein Thema für sich, welches unabhängig davon gerechter geregelt werden müsste.

Um Vermögen aufzubauen muss man Einkommen haben und Konsumverzicht üben. Das geht natürlich nur, wenn nicht das gesamte Einkommen bereits für die Grundbedürfnisse drauf geht oder nicht einmal dafür reicht. Wobei Urlaubsreisen, Flachbildfernseher und das neuste iPhone keine Grundbedürfnisse sind.


QuotenPq

Nein, Sie stecken einfach 50 EUR im Monat für 30 Jahre in einen ETF. Oder sie zahlen statt Miete ein Darlehen ab und bestzen eine Immbilie, oder kaufen sich noch eine zweite und lassen den Mieter diese bezahlen. Oder, oder, oder


QuoteSerge

Wie sollen bspw. Menschen die für den Mindestlohn arbeiten Vermögen aufbauen? 20 Euro im Monat beim Essen für die Familie einsparen und dann mit 240 Euro im Jahr mit Aktien eine mega Redinte von 10 Euro einfahen? Das funktioniert vielleich wenn man 25000 für sich arbeiten lassen kann, aber ganz sicher nicht für Bürger die am Monatsende nichts mehr übrig haben oder sogar im Minus sind.


QuoteDJ

Dank der Verfechter libertärer Wirtschafts- und Finanzpolitik in der FDP wird sich daran auch nichts ändern, im Gegenteil. Toll, das wir in diesem Ranking noch vor den Briten liegen. Das macht die FDP sicher stolz.


QuoteFAust

Das Lustige ist, dass weitaus mehr Menschen die FDP wählen, als von ihrer Politik profitieren! ...


QuoteBeim_Morgenkaffee

Jaja, ich erinnere mich an meine Bäckereifachverkäuferin damals, mit einem sinngemäßen "Ich wähl den Lindner, der hat wenigstens sexy Fotos auf den Wahlplakaten".
...mal wieder eine der seltenen Szenen, wo ich mit offenem Mund da stand..


QuoteKnielang

Es ist trotzdem jedes Mal wieder überraschend: mehr als ein Fünftel des Vermögens in D verteilt sich auf nur 2.900 Menschen.
Für viele scheint das aber kein Problem zu sein, die arbeiten sich lieber an anderen "Problemen" oder Minderheiten ab.



QuoteKarl

Ein Problem sehe ich da nicht. Der Großteil des Vermögens steckt ja in Firmen bzw. Firmenanteilen. Besser die Besitzer sind selbst im Land statt anonym irgendwo in Asien oder USA.


QuoteNad

Worin soll denn da ein "Problem" liegen?
Wir leben in einer leistungsorientierten freien Marktgesellschaft, in der sich jeder nach seinen Fähigkeiten einbringen kann.
Wenn Sie damit ein Problem haben sollten, dann empfehle ich Ihnen die Emigration nach Nord Korea.


QuoteKommentar90

So ists richtig! Wer auch nur einen Hauch von Kritik übt, gehört sofort nach Nordkorea. ...


Quoteii

Niemand wird dazu gezwungen, bestimmten Menschen sein Geld zu geben! Für welche Produkte und Dienstleistungen man sein Geld ausgibt, ist eine freie Entscheidung. Der Erfolg von superreichen Menschen ist eine Folge davon. Von daher bin ich nicht neidisch!


QuoteKommentatorin 1z

ja, immer schön den Neidfaktor schüren! Also ich hab keine 100 Millionen egal in welcher Währung und mir ist aber egal, ob andere das besitzen. Ich kenne sogar eine Person die so viel Geld hat, aber der ist alt und krank, ist das angenehmer für Euch Neidhammel? Umverteilung wird nie funktionieren, die die jetzt nichts haben können doch auch gar nicht mit Vermögen umgehen. Das ist durch viele ehemalige Lotto Millionäre bewiesen. Also kauft Lose der PLZ-Lotterie oder wie der Unsinn heißt und hofft auf ein Wunder.


QuoteeY

Boah, dass die Schere weiter aufgeht ist keine Überraschung. Aber dass sie in DE am weitesten auf ist - das schockt mich doch ziemlich. Wo wir uns doch als moralisch so führend betrachten.


QuoteSfR

Bezeichnend ist, dass besonders in Deutschland Ultrareiche ihr Vermögen nicht selbst erarbeitet, sondern geerbt haben. Der Anteil der durch Erbschaft ultrareich geworderner Personen ist in den USA wesentlich geringer.


QuoteKarl

Dafür muss man auch mit 0 bei uns nicht unter freiem HimmeI schIafen oder hungern, im Gegensatz zu den USA.


QuoteEoATN

Vermögen dieser Dimension sind ein gewaltiges Demokratieproblem. Wenn einige wenige Personen über unzählige Arbeitsplätze oder gewaltige Steuereinnahmen entscheiden können, kann man wählen, was man will, wer das Geld hat, bestimmt. Dass es de facto so läuft, kann man anhand von öffentlich zugänglichen Planungsunterlagen nachvollziehen. Selbst wenn ausführlichste Bürgerbeteiligung stattfindet, die entscheidenden Rahmenbedingungen für Projekte setzen Investoren und nicht gewählte Vertreter oder auch sehr bedeutende Sachüberlegungen (zum Beispiel, dass man Städte in Zeiten zunehmender Hitzewellen dringlichst nicht noch weiter versiegeln, sondern entsiegeln sollte). Das ist NICHT DEMOKRATISCH!

Es geht bei dieser Feststellung in keiner Weise darum, jemandem seine Yacht oder sonstetwas zu missgönnen, sondern darum, dass Demokratie nur funktionieren kann, wenn jeder auch wirklich eine Chance hat, mitzureden. Das ist nicht der Fall, wenn es Leute gibt, die durch ihr Vermögen in weiten Bereichen Alleinherrscher sein können. Es gibt ein Maß an Einkommensunterschieden, das wirklich notwendig ist, um zu Leistung zu motivieren. Ererbte Großvermögen, die in eine Machtposition bringen, Boni allein aufgrund einer Position und Einkommen, die in keinem Verhältnis mehr zu denen ähnlich oder gleich ausgebildeter Personen stehen, sind aber keine Motivation, sondern das Gegenteil. Auch der Wirtschaft schaden solche Strukturen, weil große Platzhirsche kleinen, innovativeren Firmen gar nicht erst Platz lassen, in irgendeine Startposition zu kommen.


...


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Alle zwei Jahre treffen sich neun Menschen und entscheiden, wie hoch der Mindestlohn sein soll. Drei Arbeitgebervertreter, drei Gewerkschaftsfunktionäre, zwei Wissenschaftler und eine Vorsitzende der Kommission sitzen dann zusammen, so will es das Gesetz. In ihrer kleinen Runde knobeln sie aus, wie viel mehr Geld Geringverdiener haben sollten – und kommen regelmäßig zu Beschlüssen, bei denen man nur den Kopf schütteln kann.

Ab dem kommenden Jahr soll der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland von aktuell zwölf auf 12,41 Euro in der Stunde steigen. Und man fragt sich: Ist das ernst gemeint oder ein schlechter Scherz? Zur Einordnung: Die Inflation lag im vergangenen Jahr bei 7,9 Prozent. Für dieses Jahr gehen Expertinnen und Experten von weiteren sieben Prozent aus, für 2024 von noch mal drei. Insgesamt steigen die Konsumentenpreise in diesem Zeitraum also wahrscheinlich um mehr als 17 Prozent.

Geringverdiener betrifft das besonders, nach Berechnungen doppelt so stark wie Menschen mit hohem Einkommen. Niedrigverdiener müssen einen viel höheren Anteil ihres Gehalts für die Dinge ausgeben, die teurer geworden sind. Zum Beispiel für Lebensmittel, die heute 17,2 Prozent mehr kosten als noch vor einem Jahr, hinzu kommen die Gas- und Stromrechnung, die höhere Miete, das teurere Benzin.

Und was beschließt die zuständige Kommission? Eine Erhöhung des Mindestlohns um 3,41 Prozent. Das ist viel zu wenig und zeigt, dass dieser Prozess nicht mehr funktioniert. Eigentlich sollen sich ihre Mitglieder laut Gesetz bei ihrer Empfehlung an den Tariferhöhungen orientieren. Und die liegen in diesem Jahr zum Beispiel im öffentlichen Dienst für Menschen mit niedrigen Einkommen bei 16 Prozent. Teile der Kommission scheinen das zu ignorieren, weswegen sich die Expertinnen und Experten wohl auch erstmals seit Bestehen des Gremiums nicht einvernehmlich einigen konnten. Die Arbeitnehmervertreter lehnten die geringe Erhöhung nach eigenen Angaben ab, doch sie seien überstimmt worden. Dass die Kommission es nicht geschafft hat, sich auf einen Konsens zu einigen, zeigt: Sie gehört abgeschafft.

Da hilft es auch nicht, dass der Mindestlohn ab dem Jahr 2025 weiter auf 12,82 Euro steigen soll. Ja, es ist gut, dass die Untergrenze in den kommenden zwei Jahren angehoben wird – aber das ist in Krisenzeiten zu wenig.

Gewerkschaften hatten 13,50 Euro gefordert, Sozialverbände sprachen sich für 14,13 Euro in der Stunde aus. Nun kann man darüber streiten, ob das zu hoch gegriffen ist, aber eines ist klar: Der jetzige Beschluss ist zu weit davon entfernt.

Offiziell handelt es sich übrigens auch nur um einen Vorschlag, der von der Bundesregierung per Verordnung verbindlich gemacht werden muss. Eigentlich ist das Formsache, aber in diesem Fall sollte die Regierung einschreiten.

Allen voran sollte Arbeitsminister Hubertus Heil handeln und politisch eine andere Erhöhung für die fast sechs Millionen betroffenen Angestellten durchsetzen. Und ja, das geht: Bereits im vergangenen Herbst zeigte die Regierung, dass sie den Mindestlohn per Gesetz an der Kommission vorbei anheben kann. Damals schon war vielen Menschen klar, dass der bis dato letzte Vorschlag der Expertinnen und Experten, eine Erhöhung auf 10,45 Euro, nicht ausreicht. Zumindest nicht, wenn man nicht will, dass Menschen trotz Arbeit in Armut leben und sich vor der Rente fürchten müssen. Die Politik handelte und erhöhte den Mindestlohn auf zwölf Euro. Und genauso wie im Oktober sollte sie nun auch selbst bestimmen, wie der Mindestlohn weiter steigt – und das am besten von jetzt an immer.


Aus: "Da hätten sie auch gleich abrunden können" Ein Kommentar von David Gutensohn (26. Juni 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2023-06/mindestlohn-erhoehung-inflation-kommission

Quote
Halbhollaender

41 Cent? Da höre ich die Sektkorken schon knallen, im grossen Heer der prekär Beschäftigten. ...


QuoteOliver Climatic

Niedriger Mindeslohn garantiert Wachstum und Beschäftigung aller. Hat Schröder mit angefangen ...


QuoteRunkelstoss

Mit solchen Frechheiten treibt man die Menschen direkt in die Arme der AFD, das ist Verarschung pur, vor allem wenn man diesen staatstragenden Soundtrack der Arbeitgeber dazu hört.


Quote
Zeitvergeuder

... Diese Frechheit eines Mindestlohnsteigerung, stammt zwar von einer Kommission und nicht von der Regierung, doch leider sehen AFD-Wähler darin keinen Unterschied, weil immer die Links-Grün-Versifften an allem Schuld sind, sogar dann, wenn die Regierung dieser "Farce einer Empfehlung" nicht nachkommt.

Also wird eine solcher Kommissionsvorschlag der AFD wieder mehr Wähler zuführen, was total paradox ist. Die AFD-Wähler wissen leider nicht, dass die AFD laut ihres Parteiprogramms, selbst eine neoliberale Politik in Sachen Wirtschaft verfolgt und deshalb gar nichts für Geringverdiener oder Arbeitslose machen will, sollte sie mal an die Macht kommen. Die sind auch gegen jede Art von Mindestlohn. Da heißt es: Hilf Dir selbst, wir tun es nicht.

Radikal unsozial, um nicht das Wort "asozial" zu benutzen, will die AFD gegen Arbeitslose, Geringverdiener und Rentner mit Grundsicherung vorgehen. Das würde im Besonderen die Menschen in Ostdeutschland treffen, die sich hoffentlich noch an Stundenlöhne von 2,00 bis 3,00 Euro erinnern können.



QuoteStendhal

Wieso denn bloß 41 Cent? Gibt es denn keine Stimmen aus der Wirtschaft, die mit Rücksicht auf eine drohende Rezession Lohnzurückhaltung fordern? Also zumindest auf glatte 40 Cent sollte man die Erhöhung doch absenken. Damit der Standort Deutschland auch zukünftig attraktiv bleibt!

Diese 40 Cent wären ja schon das äußerste, was die geplagten Arbeitgeber leisten könnten. Inflation hin oder her. Und für 40 Cent bekommt man immerhin schon ein ganzes Brötchen. ...


Quote
sebbel2023

Wieviel Prozent Erhöhung haben sich die Abgeordneten im Vergleich nochmal als Inflationsausgleich selbst gegönnt?


Quote
JackyDean

Prinzipiell sehe ich einen Mindestlohn aus vielen Aspekten als sehr sinnvoll.
Allerdings gehen Fachkräftemangel in multiplen Branchen und Forderungen nach gesetzlicher (!) Bestimmung eines höheren Mindestlohns für mich irgendwie auch nicht zusammen.

Was funktioniert da am Markt nicht? Soll das gesetzlich festgelegt werden, weil die AN selbst nicht in der Lage oder Willens sind, einen höheren Lohn zu fordern - ggf. auch mal den Job zu wechseln? Die AN sitzen doch aktuell am viel längeren Hebel!

Bei hoher Arbeitslosigkeit macht ein Mindestlohn für mich absolut Sinn, damit es nicht zu Ausbeutung kommt. Aber wenn so viele Leute überall gesucht werden - verkrustet der Mindestlohn doch eher alles, oder?


Quote
EKGT

"Aber wenn so viele Leute überall gesucht werden - verkrustet der Mindestlohn doch eher alles, oder?"

Ich habe keine Ahnung aber ich finde die Frage gut.



QuoteBogol

Ich wäre ja auch für 12,42 Euro gewesen.


QuoteSuper_Kluk

Viele Arbeitnehmer schaffen es ihre Mitarbeiter auszubeuten, eine lokale supermarktkette ( K+K ) sucht händeringend Mitarbeiter, zahlt aber nur Mindestlohn und davor noch schlechter. Andere Leute lassen sich im sozialen Bereich ausbeuten ( Caritas und Co. ) und andere bekommen erzählt, dass diese nach dem Jurastudium nur Mindestlohn wert sind.


QuoteWLoesch

Fachkräftemangel ist, wie der Name schon sagt, ein Mangel an gut ausgebildetem Personal. Dieses wird in der Regel sehr gut bezahlt und kann in Zeiten des Mangels sogar die Bezahlung nach oben treiben. Mindestlohn gibt es bei weniger gut (Aus-)Gebildeten. Außerdem sind diese Menschen meist nicht gut organisiert. Während die Gewerkschaften für ihre Mitglieder deutlich höhere Löhne erkämpfen kann, können das die Mindestlöhner nicht.


QuoteHambörger

Seit Einführung des Mindestlohns 2015 hatten wir eine kumulierte Inflation von etwas über 17%.

Der Mindestlohn steigt von 2015 bis 2024 um 46%.

Historisch gesehen ist das erstmal ein kräftiger Reallohnanstieg.


Quote
panchoVilladelacasa

... Die Mindestlohnanpassungen haben noch nicht dazu geführt, dass alle Vollzeitarbeitskräfte von ihrem Lohn leben können. Die Zahl der "Aufstocker" ist zwar etwas gesunken, aber nach wie vor hoch. Das Bürgergeld für diese Menschen ist im Endeffekt eine verdeckte Subventionierung von prekärer Arbeit auf Kosten der Allgemeinheit, vor allem aber der Würde und der Gesundheit der Aufstocker.


Quote
GS-Fahrerin

Kleines Beispiel:

Ich wohne eher ländlich, dennoch mit allem, was man braucht.
Nichtsdestotrotz gibt es Kneipen, Hotels, Imbisse und Restaurants, die jetzt für Wochen zu machen, weil man kein Personal findet.

Selbst ein Metzger macht hier in den NRW-Ferien für drei Wochen zu, weil sich niemand beworben hat, trotz Aufrufen auf FB, Ista und lokalen Anzeigenblättern.
Was läuft in diesem Land inzwischen falsch?


Quote
grafikjonny

Warum sollte man einen Job machen, von dem man nicht gut leben kann ? Wir leben ja schließlich nicht mehr im 19. Jahrhundert.


Quote
Berlin55

Für einen Mindestlohn finde ich es vertretbar.


Quotegrafikjonny

In Hamburg müssten Sie dann allein etwa 80 Std. / Mon für die Miete einer 60qm Bude arbeiten.


QuoteAllesVorbei

Mindestlohn ist eben auch der Lohn, den man jemanden mit 0 Deutschkenntnissen, 0 Erfahrung und 0 Qualifikation zahlen muss, der ein wenig Laub von den Bäumen aufsammelt. Auch einem 16 jährigen Rotzbengel, der gerade die Schule geschmissen hat.

Und um mal Zahlen zu nennen, handelt es sich dabei bei 40h/Woche um über 2150 brutto, was über 1550 netto sind. Das als absolutes Minimum ist nicht wenig. Davon soll man alleine nicht leben können?


Quote
Eremurus

können Sie auch in einer Großstadt mit einem oder zwei Kindern von 1.550 Euro "ganz gut" leben? Und noch die Ergänzung: Haben Sie eine Vorstellung wie hoch die Rente eines Menschen ungefähr ist, der 45 Jahre lang durchgehend in einem Vollzeitjob für Mindestlohn gearbeitet hat?
900 Euro - *wow*


Quote
Espaa

Ich bin ja für einen Mindestlohn von 68 EUR. Dann können wir uns das elendige Zuschauen beim Sterben der deutschen Wirtschaft wenigstens sparen. Sudden death ist immer noch besser als das langsame Strangulieren durch SPD und Grüne.


Quote
Super_Kluk

Gut, dass Sie anonym im Internet unterwegs sind, Sie machen sich ja sonst komplett lächerlich.


Quote
Test+79

Der Mindestlohn gehört abgeschafft.


Quote
BlühendeLandschaften
Antwort auf @Nikolaus12345

2008 habe ich 4 Euro/Stunde gehabt, als Kellnerin (angelernt). Trinkgeld gab's nicht. Da muss echt keiner hin zurück. Damals gab's auch noch die 1-Euro-Jobs...


Quote
Yet.Another

Fairerweise hätte zusätzlich zum Tarifabschluss im öffentlichen Dienst, dessen Höhe auch vielfach kritisiert wurde, auch auf den deutlich bescheideneren Abschluss der IG Metall oder den Bankentarif, der dieses Jahr überhaupt nicht verhandelt wird, uvm. hingewiesen werden müssen.

Trotz dieser äußerst einseitigen Einordnung ist die Erhöhung des Mindestlohns um 3,41 % im Segment der untersten Einkommen, in dem die Arbeitnehmer von der Inflation besonders betroffenen sind, zu gering.


...

Textaris(txt*bot)

#1465
Quote[...] Wien – Mit verstärkten Kontrollen und Sanktionsmöglichkeiten soll das Arbeitsmarktservice (AMS) Arbeitslose mit geringfügigem Zuverdienst rascher in Jobs über der Geringfügigkeitsgrenze vermitteln. Das sieht ein entsprechender Erlass von Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) vor. Gleichzeitig sollen Unternehmen, die auffällig viele arbeitslose Geringfügige beschäftigen, strenger kontrolliert werden, hieß es am Montag in einer Aussendung des Arbeitsministeriums.

"Aufgrund des weiterhin bestehenden Arbeits- und Fachkräftemangels und des hohen Niveaus an offenen Stellen soll die Vermittlung Arbeitsloser auf vollversicherungspflichtige Stellen durch das AMS intensiviert und zukünftig noch verbindlicher gestaltet werden", sagte Arbeitsminister Kocher. Geringfügig Beschäftigte, die Arbeitslosengeld beziehen, sollen sich zunächst im eigenen Betrieb um eine reguläre Arbeit bemühen. Wer dabei "mangelnde Eigeninitiative" oder "unplausible Reaktionen" zeigt, dem droht künftig die Streichung des Arbeitslosengeldes.

Darüber hinaus sieht der Erlass vor, dass grobe Pflichtverletzungen – Unterlassen von Bewerbungen, die Vereitelung der Arbeitsaufnahme oder die Nichtannahme einer zumutbaren Arbeit oder Bildungsmaßnahme – künftig schneller zu einer Sperre des Arbeitslosengeldes führen. Arbeitslose müssen künftig auch während der Sperrzeit der Arbeitsvermittlung zur Verfügung stehen. Bisher hatte das AMS während der Sperrzeit die Vermittlung eingestellt.

Auch die Betriebe werden angehalten, Arbeitsplätze über der Geringfügigkeitsschwelle anzubieten. Dazu sollen einerseits Förderungen angeboten werden, andererseits könnte bei fehlender Kooperation auch ein Förderverbot ausgesprochen werden. Betriebe, die gleichzeitig offene Stellen haben und dennoch stark auf geringfügige Beschäftigung setzen, müssten mit schärferen Kontrollen rechnen. Weitere Auffälligkeiten würden der Finanzpolizei oder der Taskforce "Sozialbetrugsbekämpfung" gemeldet.

Die Geringfügigkeit war erst im Dezember einer der Hauptgründe für das Scheitern der von ÖVP und Grünen fast ausverhandelten Arbeitsmarktreform. Die ÖVP wollte damals die Zuverdienstgrenze für Arbeitslose abschaffen, was die Grünen wiederum ablehnten. Sie sehen darin ein wichtiges Instrument zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt und zur Verhinderung des Abstiegs in die Armut. "Nachdem es zu keiner Einigung über eine umfangreiche Reform mit dem Koalitionspartner kam, agiert das Arbeits- und Wirtschaftsministerium nun im Rahmen seiner gesetzlichen Möglichkeiten", hieß es nun aus dem ÖVP-geführten Ministerium zum Erlass.

Die Geringfügigkeitsgrenze liegt derzeit bei rund 500 Euro - wer weniger verdient, zahlt keine Sozialabgaben und Steuern. Die Geringfügigkeitsgrenze halte daher viele davon ab, ihre Arbeitsstunden aufzustocken, so eine wiederholte Kritik von Arbeitsminister Kocher. Zudem zeigten Analysen, dass Personen, die während ihrer Arbeitslosigkeit eine geringfügige Beschäftigung aufnehmen, länger arbeitslos bleiben und später im neuen Job weniger verdienen.

Laut Ministerium waren 2022 rund neun Prozent aller geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse mit einem Bezug aus der Arbeitslosenversicherung verbunden. Gleichzeitig gingen im Jahresdurchschnitt rund 10,5 Prozent bis zwölf Prozent aller AMS-Leistungsbezieher einer geringfügigen Beschäftigung nach.

Mit Ablehnung reagierten der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) sowie die Arbeiterkammer (AK) auf die Maßnahme. "Anstatt arbeitssuchende Menschen zu schikanieren, sollten diese zum Beispiel durch bessere Qualifizierungen auf die offenen Stellen vorbereitet werden", kritisierte die leitende ÖGB-Sekretärin Ingrid Reischl. Ähnlich der Kommentar von AK-Präsidentin Renate Anderl: "Nachdem Minister Kocher es nicht geschafft hat, eine umfassende Arbeitsmarktreform umzusetzen, die auf die Bedürfnisse der modernen Arbeitswelt eingeht, setzt er bei Arbeitslosen wieder die Daumenschrauben an." (APA, red, 26.6.2023)


Aus: "Arbeitslose mit geringfügigem Zuverdienst sollen strenger kontrolliert werden" (26. Juni 2023)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000176371/strengere-vermittlung-von-arbeitslosen-mit-geringf252gigem-zuverdienst

Quoteein Zebra

da erwischens die schwerkriminellen.


Quotehello dolly

Zeit wird es.

Auch die Nachbarschaftshilfe neben dem Bezug des Arbeitslosengeldes gehört stärker überwacht.


QuoteLukas Strohmi

Viele Berufe, die für unsere Gesellschaft wesentlich (systemrelevant) sind, werden schlecht bezahlt.
Könnte sich der Arbeitsminister mal darum kümmern?


QuoteFußweinverachter

Die bösen Ausländer und die böden Arbeitslosen das is echt das einzige was die ÖVP kann neben Steuergelder verschenken.


QuoteMayer-Mayer-Ling

Die selbe Regierung, die Leuten wie Graf und Benko und Co Steuergeld in Millionenhöhe sonst wo hineingeschoben hat (während selbige sich satte Renditen auszahlten), hat also jetzt bei Arbeitslosen ernsthafte "Spargedanken"?


Quotesauberwählen

Wählen Arbeitslose eigentlich auch die ÖVP, wahrscheinlich schon...


QuoteKemper KPA

Man kennt sie ja, die faulen Arbeitslosen.

Stehen in der Früh nicht auf um ihre Kinder in die Schule zu schicken.
Machen es sich den ganzen Tag gemütlich, in der sozialen Hängematte.
Während die Fleißigen und Anständigen arbeiten gehen, flanieren diese Herrschaften in den Cafes, Bädern oder an den Wiener Badestränden herum.
Verdienen sich mit ein wenig Pfusch noch eine goldene Türklinke.
Unverständlich ist mir, dass genau diese Menschen ÖVP und FPö wählen.
Ihre eigenen Henker sozusagen.


Quotezweihundertunderster

Richtig so...

...immer auf die Arbeitslosen! Das macht Stimmung unterm Volk...

...


QuoteTotal

Minister Kocher erfüllt genau die Ziele u.Linie der Övp /Fpö aus dem Österreichischen Arbeitnehmer, Steuerzahler, einen "Zwangsarbeiter" zu machen, ungeachtet dessen das das Arbeitslosengeld eine VERSICHERUNGSLEISTUNG ist!!!,wird seit Jahren unaufhörlich RUFMORD an den Arbeitslosen betrieben und die Bevölkerung mit Lügen u. bewußten Falschmeldungen gegeneinander aufgehetzt! Man nimmt den Menschen das RECHT selbst zu entscheiden welcher Beruf zu ihnen paßt, wo sie sich sehen und wohlfühlen und ihre Fähigkeiten ausleben können. Mit EINSCHÜCHTERN, DROHEN UND ENTZUG DER EXISTENZ, (wenn der Arbeitslose nicht "spurt"), wird keine Fa. zufriedene, loyale u.passende Mitarbeiter bekommen. Es wird immer bösartiger u erinnert an ganz dunkle Zeiten!


QuoteBert Brecht

Pervertiert

... Verschärfungsschraube gegen die Versicherten [ ]. Firmen hingegen werden ,angehalten'.


Quotecatlove0815

die Wirtschaft sucht händeringend nach Arbeitskräften ... also gut so


QuoteEcht jetzt.

So ein arbeitsloser wird sich ja auch nie eine parteispende leisten können.


QuoteTrue colours

Hat der standard darüber berichtet?

Schwarzarbeit: Wiener Supermarkt meldete 1000 Mitarbeiter falsch an
1000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiteten für eine türkische Supermarktkette in Wien.

Bloß: Korrekt angestellt war fast kein Beschäftigter. "Wir haben hier eine besonders dreiste Abgaben- und Sozialversicherungshinterziehung feststellen können", sagt Wilfried Lehner, Leiter der Finanzpolizei.

Die Menschen seien mit viel zu wenig Stunden bei der Sozialversicherung angemeldet gewesen. Der Betrug habe sich über Jahre gezogen.
Zwischen 2011 und 2019 sei allein wegen nicht abgeführter Sozialversicherungsbeiträge ein Schaden von mehr als 7,2 Millionen Euro festgestellt worden.

Quelle: Salzburger Nachrichten


QuoteDer Kaiser ist nackt!

Zur Erinnerung, was in dieser Alpenrepublik überhaupt abgeht: Ein Haufen junger Selbstdarsteller und Schulabbrecher macht die Republik seit Jahren zu einem Selbstbedienungsladen, erhalten üppige C - Hilfen (die keine alte Sau kontrolliert), fahren bewusst Unternehmen gegen die Wand, ziehen den Gewinn raus, entlassen die Leute (die in der C Zeit auf KURZarbeit geschickt wurden), schicken die Unternehmen ALLE in Insolvenz (das wars noch nicht mit "Kika/ Leiner" - da kommen möglicherweise noch mehr) und der Arbeits- UND Wirtschaftsminister will den Armen das Geld kürzen. ...


QuoteDerSchmidt

... Jemand der hier paar Euro zuverdient wird zum Staatsfeind, jemand der 1 Millionen hinterzieht wird Parteifreund.


QuoteKobuk_dems_haas_is

Steuerzahler

Ich zahle aufgrund meines durch viel Fleiß, Mut und Glück erreichten hohen Einkommens sehr, sehr viele Steuern.
Und ich wünsche, dass von diesem meinem Steuergeld so viel wie nur irgendwie möglich an jene geht, die wenig haben. So wie zum Beispiel Arbeitslose die geringfügig dazuverdienen.
Und so wenig wie möglich in die Taschen, Konten, Villen, Privatflugzeuge,... von Menschen wie Hrn. Benko [https://de.wikipedia.org/wiki/Ren%C3%A9_Benko].

Das wünsche ich mir.


...

Der Austrian Traded Index (ATX) ist der wichtigste Aktienindex in Österreich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Austrian_Traded_Index

Quote[...] Ein Zeichen für Nachhaltigkeit ist das eher nicht. Alfred Berger, Geschäftsführer im Beraterhaus Kienbaum in Wien und Spezialist für Vergütungssysteme, stellt in seiner aktuellen Studie zur Board-Vergütung der Unternehmen im heimischen Börsenindex ATX für 2022 eine Zunahme der kurzfristigen monetären Incentivierung fest.

... Rund 2,8 Mio. Euro ist in dieser Studie als durchschnittliche Höhe der Gesamtdirektvergütung für Vorstandsvorsitzende ausgewiesen. Der CFO verdient 1,9 Mio. Euro, der einfache Vorstand 1,5 Mio. Euro. Insgesamt stellt er beim Grundgehalt einen "leichten Rückgang" fest, bei der variablen Vergütung allerdings eine Zunahme, was zu einem Plus bei der Gesamtdirektvergütung führt und damit im Vergleich zu 2021 zwar nur ein leichtes Plus, aber dennoch ein rechnerisches Rekordhoch der ATX-Vorstände und -Vorständinnen bringt.

Letztere sind immer noch dramatisch unterrepräsentiert. 75 Prozent der ATX-Firmen haben kein weibliches Vorstandsmitglied. Von 83 Vorständen sind lediglich sieben Prozent Frauen. "Unverändert zu 2021", sagt Berger. Interessant: Je mehr Mitarbeitende, desto eher ist eine Frau im Vorstand zu finden.

Beim Blick in die Aufsichtsgremien und deren Vergütung zeigt sich, dass der Trend zu mehr Sitzungen und mehr Geld anhält. Bei der Grundvergütung errechnet der Remunerationsexperte fünf Prozent Plus, die Entgelte für Sitzungen weisen gar ein Plus von 73 Prozent aus, was etwa bei Aufsichtsratsvorsitzenden zu einer durchschnittlichen Vergütung von 117.000 brutto pro Jahr führt. Sieben Prozent mehr Sitzungen fand Berger in den Aufsichtsgremien des ATX.

Was zeigt der Einkommenstrend am Gesamtmarkt im Vergleich? Bei Fachkräften weist Berger für heuer bei der Grundvergütung knapp 47.000 Euro Jahresbrutto aus, ein Plus von 6,9 Prozent. Spezialisten verdienen auch über sechs Prozent mehr und kommen durchschnittlich auf etwas über 70.000 Euro. Abteilungsleitungen bleiben knapp unter sechs Prozent und landen durchschnittlich bei deutlich über 100.000 Euro, Bereichsleitungen bei plus 5,4 Prozent. Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer verdienen demnach 234.200 – um 3,8 Prozent mehr.

Allerdings: je höher die Position, desto mehr und desto verbreiteter sind variable zusätzliche Vergütungen. Fast alle in der Geschäftsführung erhalten sie, und zwar je rund 84.000 Euro. Bei Teamleitungen erhalten immerhin noch 76 Prozent Bonuszahlungen, 15.000 im Durchschnitt. Im Bereich der Fachkräfte sind es nur noch 32 Prozent, die solcherart zu mehr Einkommen kommen – 3000 Euro sind es hier im Durchschnitt, das ist etwa ein Bruttomonatsgehalt mehr.

Variable Anteile werden offenbar immer wesentlicher, um das Einkommen in Zeiten der Inflation zu mehren. Da gibt es aktuell allerdings heiße Diskussionen: Geht es um meine Einzelleistung oder um die Teamleistung? Berger dazu: "Ein kleiner Bonus führt eher zu Diskussionen als zu Motivation. Grundsätzlich sollte der Glaube an überbordende Bonuszahlungen überdacht werden." Das Team solle im Vordergrund stehen. (kbau, 26.6.2023)


Aus: "Rekordhoch - Vorstände der Wiener Börsenfirmen verdienen so viel wie noch nie" (26. Juni 2023)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000175572/vorstaende-der-wiener-boersenfirmen-verdienen-so-viel-wie-noch-nie

QuoteSimon Says

Das ist super. Ich freue mich so sehr für diese Herren, Damen sind ja nicht viele dabei. Und ich bin unglaublich Stolz auf sie.

/s


QuoteLiazna

... Hauptsache, man kann wieder Neid erzeugen.


Quotehurchzua

Starker Reallohnverlust in den Vorstandsetagen.
So hätte man auch titeln können; aber so passt es eben nicht in den Narrativ ...


QuotePsychoFisch

"Was zeigt der Einkommenstrend am Gesamtmarkt im Vergleich?"

"Bei Fachkräften (...) ein Plus von 6,9 Prozent. Spezialisten verdienen auch über sechs Prozent mehr (...). Abteilungsleitungen bleiben knapp unter sechs Prozent (...), Bereichsleitungen bei plus 5,4 Prozent."

Also durch die Bank unter der Inflation oder les ich das falsch?
Ich muss halt sagen, dass sich mein Mitleid bei jemandem mit >100k€ Einkommen etwas in Grenzen hält. Aber bei den unteren Einkommen ist das halt ein massives Problem.


Quoteforzavale

der pöbel weiß zwar oft nimmer wie er sich das leben leisten soll gratuliert aber natürlich herzlichst


Quotemilodrsch

Wenn demokratisch über die Vergütung abgestimmt werden kann, wie z.B. in Worker-Cooperatives ala Mondragon Corporation in Spanien, dann beträgt das höchste Gehalt ca. das 7x-9x des niedrigsten Gehalts. Bei einem angenommenen worst case mit 35 TEUR in einem ATX Konzern, wären wir bei 270 TEUR für das höchste Gehalt. ...


QuoteTrader2012

... für 35k heb ich nicht mal einen Kugelschreiber auf... sorry, realistischer muss man schon sein...


QuoteSo kanns nicht weitergehn

Noch ein Argument für Lohnzurückhaltung aller Anderen.
Es kann schliesslich nicht für alle reichen.


QuoteRobopanda 9000

Abgsehen davon, dass deratige Asymmetrien bei der Vermögensverteilung hauptverartwortlich dafür sind, dass Rechtspopulismus a la Kickl und Kommunismus wieder salonfähig werden, sollte sich auch langsam rumsprechen, dass kurzfristige Ziele strategisch sehr unklug sind.


Quoteface_the_truth

ja wo wär ma denn auch, wenn ma verlangen würden, dass sich die obersten ebenen der einzelnen unternehmen in zurückhaltung mit ihren gehältern und prämien üben sollen, damit die wirtschaft nicht kaputt geht?

lasst es uns dann doch lieber beim pöbel und gsindl machen.


QuoteCedric Bergamasco

naja zumindest ein paar leuten
gehts recht gut bei uns - man muss sich ja heutzutage schon über kleinigkeiten freuen ;-)


QuotePingu

Also ein einfacher Vorstand verdient in drei Jahren mehr, als ein Spezialist in seinem gesamten (Arbeits-)Leben. Und das sind dann die Leute, die davor warnen, wenn die Löhne erhöht werden?


QuoteMarquis de Sade

naja... wie sollen die ihren Lebensstandard halten, bei der Inflation?


QuoteKartbahn aus der Senftube

Da geht man gleich viel motivierter in den Montag morgen.
Vielleicht bin ich schon am Freitag Vorstand? Wer weiß? Alles ist möglich mit Leistung!


...


Textaris(txt*bot)

#1466
Quote[....] Der ehemalige Audi-Chef Rupert Stadler ist laut Urteil des Landgerichts München für den Verkauf von 17.177 manipulierten Dieselautos und einen Schaden von 41 Millionen Euro verantwortlich.

Spätestens im Juli 2016 hätte Stadler erkannt, dass großen Audi-Dieselmotoren bei der Abgassteuerung "zulassungskritische Funktionen enthalten könnten", sagte der Vorsitzende Richter Stefan Weickert am Dienstag bei der Urteilsbegründung. Trotzdem habe er die Händler nicht informiert und den Verkauf der Autos in Deutschland erst Anfang 2018 gestoppt.

Der ehemalige Leiter der Audi-Motorenentwicklung, Wolfgang Hatz, und der ehemalige Leiter der Audi-Abteilung Abgasreinung, der Ingenieur P., waren laut Urteil ab 2008 an der Manipulation der Abgassteuerung von 94.924 verkauften Fahrzeugen beteiligt und für einen Schaden von 2,3 Milliarden Euro verantwortlich. Ein Großteil dieser Fahrzeuge war in den USA verkauft worden, sie hatten nach Aufdeckung der Manipulationen nach den US-Vorschriften nur noch Schrottwert. Für in Deutschland verkaufte Autos setze das Gericht einen Wertverlust von fünf Prozent an.

...


Aus: "Stadler für 41 Millionen Euro Schaden verantwortlich" (28.06.2023)
Quelle: https://www.cio.de/a/stadler-fuer-41-millionen-euro-schaden-verantwortlich,3714137

-

Quote[...] Der erste Strafprozess um den Dieselskandal in Deutschland hatte zwei Jahre und neun Monate gedauert. Stadler hatte lange seine Unschuld beteuert. Erst nach dem Hinweis des Gerichts auf eine drohende Gefängnisstrafe gestand der 60-Jährige, nach dem Auffliegen des Skandals 2015 in den USA den Verkauf von Autos mit manipulierten Abgaswerten in Europa viel zu spät gestoppt zu haben: Angesichts der Hinweise auf Tricksereien auch bei den europäischen Modellen hätte er als Vorstandschef sorgfältiger sein, für Aufklärung sorgen und eingreifen müssen.

Nach Einschätzung des Gerichts hat er damit den ihm vorgeworfenen »Betrug durch Unterlassen« gestanden. Stadler ist als ehemaliger Audi-Chef und Mitglied des VW-Konzernvorstandes der prominenteste Angeklagte. Mitangeklagt waren der ehemalige Leiter der Audi-Motorenentwicklung Wolfgang Hatz und der leitende Ingenieur P. Nach vorläufiger Bewertung des Gerichts hatten sie und der ursprünglich mitangeklagte Ingenieur L. dafür gesorgt, dass unzulässige Abschalteinrichtungen bei der Abgasreinigung in die Motoren eingebaut wurden.

Das Trio soll große Dieselmotoren für rund 400.000 Autos von Audi, Volkswagen und Porsche ab 2008 so manipuliert haben, dass sie Abgastests bestanden, aber auf der Straße mehr Stickoxid ausstießen als erlaubt. Ziel war es, sich den nachträglichen Einbau größerer Adblue-Tanks für die Abgasreinigung zu sparen, nachdem sich die Techniker des Konzerns verrechnet hatten. P. soll von seinen Mitarbeitern »intelligente Lösungen« gefordert haben, um die kaum erfüllbaren Erwartungen von oben zu erfüllen.

Stadler, Hatz und P. hatten jeweils mehrere Monate in Untersuchungshaft gesessen. Die Haftbefehle gegen sie bestehen seit über fünf Jahren und wurden nur unter Auflagen außer Vollzug gesetzt. Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer betont, dass sie die Angeklagten nicht als die Hauptverantwortlichen für den Dieselskandal sieht. Es sei überhaupt zweifelhaft, ob es überhaupt den oder die Hauptverantwortlichen geben könne, »wenn im Unternehmen so viele Beteiligte in die falsche Richtung laufen«.

In Braunschweig stehen seit September 2021 vier frühere Topmanager des Volkswagen-Konzerns wegen möglichen Betrugs in der Dieselaffäre vor Gericht. Das Verfahren gegen den vormaligen VW-Konzernchef Martin Winterkorn liegt aber krankheitsbedingt auf Eis. Die Münchner Staatsanwaltschaft hat schon 2020 vier weitere ehemalige Audi-Manager angeklagt – drei ehemalige Vorstandskollegen Stadlers und den langjährigen Leiter der Hauptabteilung Dieselmotoren bei Audi. Ob und wann dieser Prozess beginnt, ist noch offen.


Aus: "Ex-Audi-Chef Stadler zu Bewährungsstrafe verurteilt" (27.06.2023)
Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/rupert-stadler-ex-audi-chef-in-vw-dieselskandal-zu-bewaehrungsstrafe-verurteilt-a-87293ae1-deaa-483b-a1dc-7928b2cc9fa0

QuoteXw

Geld regiert die Welt! Dieses Sprichwort bewahrheitet sich hier mal wieder. In diesem Fall nur Peanuts für den Angeklagten. ...


QuoteJan

Verantwortung des Managements ist in Deutschland ein ebenso hohler Begriff wie das "unternehmerische Risiko".

In Deutschland geht man ins Gefängniss, wenn man das Bussgeld für Schwarzfahren nicht zahlen kann, oder auch wenn man sich als Klimaschützerin an einem Bilderrahmen für 62 Euro festklebt.
Und solche Lumpen, die wissentlich und willentlich zehntausende Kunden betrogen haben, nachweisslich das Klima massiv schädigten, kommen auf Bewährung frei.
Hier wird dem Normalbürger einmal mehr klargemacht, dass es gleich und gleicher gibt.

In meinen Augen skandalöse, skrupelose Rechtsbeugung.

...

"Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer betont, dass sie die Angeklagten nicht als die Hauptverantwortlichen für den Dieselskandal sieht. Es sei überhaupt zweifelhaft, ob es überhaupt den oder die Hauptverantwortlichen geben könne"

Da kann sich Herr Winterkorn ja freuen, wenn er in München vor Gericht muss. ...


QuoteMeinungKeinEssay

Bekam ein Gehalt wie ein kleiner Gott und nun wird so getan als wäre er von der Verantwortung Hilfsarbeiter gewesen. Tolle Führungskultur.


QuoteL

Das ist inzwischen in Deutschland, Alles so eine eklatante (legale) Dauerkorruption. Da kommt Deutschland nicht mehr raus.


Quote51Cent

Die vielgerühmte Verantwortung die Manager ja übernehmen (und womit diese Ihr Gehalt rechtfertigen), nix davon zu sehen.


QuoteTauben auf demDach

Der Staatsanwalt hat ja festgestellt, auf das, was bei Audi passierte hatte Herr Stadler keinen Einfluß.


QuoteBastian

Wofür bekam er denn dann sein gigantisches Gehalt?


QuotePaul

Diesmal ist er noch davon gekommen. Aber sollte er jemals als mehrfacher Schwarzfahrer erwischt werden, dann wird's richtig eng für ihn.


Quotev0

Angesichts des Umfanges des Betruges hätte ich in meiner Laienperspektive durchaus einen "Deal" für akzeptabel gehalten. Dabei hätte ich allerdings eher daran gedacht, dass man sich einigt den Herrn Stadler statt für 7 nur für 5 Jahre in den Bau zu stecken und dann nach drei Jahren über eine Freilassung auf Bewährung nachzudenken.
Aber das hier, eine Strafe unter zwei Jahren und dieses noch auf Bewährung? Und eine Geldauflage von 1.100.00 Euro, also 2 Euro 75 pro Betrugsfall? Das ist so lächerlich dass man, wiederum aus der Laienperspektive, an Rechtsbeugung denken könnte. Wer macht solche "Deals" und traut sich damit auch noch an die Öffentlichkeit?


QuoteHW

Soviel zur Gerechtigkeit. Betrug in großem Umfang, schmales Urteil. ...


QuoteEP

,,Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer betont, dass sie die Angeklagten nicht als die Hauptverantwortlichen für den Dieselskandal sieht."

Hat es ihr nicht frei gestanden diese anzuklagen?


QuoteBambata

Stadler hat unterlassen dafür zu sorgen, dass Fahrzeuge mit Betrugssoftware nicht weiter in den Verkehr gebracht werden. Dafür wurde er angeklagt.
Dass er an der Entwicklung der Betrugssoftware aktiv mitgewirkt hat oder diese beauftragt hat wurde ihm nicht nachgewiesen.


QuoteEP

Warum wurden die wirklich Verantwortlichen dann nicht angeklagt ?


Quotebambata

Werden sie doch. Letzter Absatz des Artikels: "Die Münchner Staatsanwaltschaft hat schon 2020 vier weitere ehemalige Audi-Manager angeklagt – drei ehemalige Vorstandskollegen Stadlers und den langjährigen Leiter der Hauptabteilung Dieselmotoren bei Audi. Ob und wann dieser Prozess beginnt, ist noch offen."

Ich hätte anstelle der Strafverfolgungsbehörden mein Hauptaugenmerk auf die Leiter der Motorenentwicklung gerichtet. Wenn es irgendwo was aufzudecken gibt, dann dort. Die Leute kennen die Steuerungssoftware ihrer Motoren in- und auswendig, immerhin müssen die für die Haltbarkeit der Motoren gerade stehen.

Weiterhin gibt es Verfahren zum VW Dieselskandal in Braunschweig, nicht nur gegen Winterkorn. Ob der Mann mittlerweile verhandlungsfähig ist, wird alle drei Monate durch einen Amtsarzt überprüft.


QuotePv

Die Software kam von Bosch.


Quote4z

Und das nennt man Gerechtigkeit? Stadler auf Bewährung, Winterkorn krankheitsbedingt keine Verhandlung/Verfahren. Argument es gab so viele Beteiligte?! Was für ein Unsinn. Es gibt Aufsichtsräte und Vorstände. Und die haften. Sie sind auch wesentlichen Entscheidungsträger. Also was soll das? ...


QuoteAe

Komisch, dass anscheinend alle ranghohen Führungskräfte 2015 erst aus der Presse davon erfahren haben.


QuoteStatler

Tja - wie soll ich das nun nennen: Klassenjustiz oder Justizskandal?! ... Für die Dimension des Betrugs und für seine Beteiligung hieran wäre Knast allemal angemessen.


QuoteHannibal

Zeigt keine echte Reue; das ,,Geständnis" wird vom Anwalt vorgelesen nachdem echte Haftstrafen drohen.
Bewährungsstrafe und Geldstrafe von 1,1 Mio bei einem Jahreseinkommen von über 10 Mio ist für mich Klassenjustiz. ...


QuoteNicht_Alles

Solange man ihm nicht nachweisen kann, dass er von diesem Betrug gewusst oder ihn gar aktiv gefördert hat, geht dieses Urteil absolut in Ordnung.


QuotePirre

Tja. Dumm nur, dass ein Chef per Definition für seine Belegschaft verantwortlich ist. Wenn ich an meinem Arbeitsplatz für ein Rechtsproblem sorge, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass hinterher deswegen mein Chef (als Repräsentant der Firma und Verantwortlicher) vor Gericht muss....

Wenn man für seine Kinder verantwortlich ist, dann spielt es keine Rolle ob man von den Streichen der Kinder wusste, verantwortlich ist man trotzdem.
Insofern ist die Behauptung "eine direkte Beteiligung ist nicht nachweisbar" nichts weiter als Scharade. Und in diesem besonderen Kontext nicht mal überzeugend.


Quote84

"Stadler hatte lange seine Unschuld beteuert. Erst nach dem Hinweis des Gerichts auf eine drohende Gefängnisstrafe gestand der 60-Jährige, ..."
ich wäre ja bei einem solchen verhalten definitiv gegen Bewährung und für knast, dass die eine deal überhaupt in Erwägung gezogen haben...


QuoteHinnerk

Auf dieses Urteil ist die Öffentlichkeit ja bereits vor Wochen vorbereitet worden. Und daher darf es wieder einmal heißen: Ende gut, alles gut für einen gesellschaftlich hochstehenden und einflussreichen Angeklagten. Ausgezeichnet!


...

-

"Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich"
Ronen Steinke - Die neue Klassenjustiz (Sachbuch)
,,In dieser Gegenüberstellung bringt Steinke die schreiende Ungerechtigkeit auf den Punkt: Es gibt keine Gleichbehandlung, sondern es gibt Menschen mit Vermögen und Menschen ohne Vermögen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Buch eine große Öffentlichkeit erreicht." - die tageszeitung
https://www.piper.de/buecher/vor-dem-gesetz-sind-nicht-alle-gleich-isbn-978-3-8270-1415-3


Ronen Steinke hat sich in Gerichtsverhandlungen gesetzt, hat Strafjustizanstalten besucht und viele, viele Studien ausgewertet. Mit dem Ergebnis: Es herrscht Klassenjustiz.
Do., 2.6.2022 19:05 Uhr, SWR2 Tandem, SWR2
https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/arm-und-reich-vor-gericht-ronen-steinke-ueber-die-neue-klassenjustiz-100.html

https://avdlswr-a.akamaihd.net/swr/swr2/tandem/podcast/leben-und-gesellschaft/swr2-tandem-20220602-1905-arm-und-reich-vor-gericht-ronen-steinke-ueber-die-neue-klassenjustiz.m.mp3

...


Textaris(txt*bot)

Quote[...] In ganz Europa sind italienische Kiwis beliebt. Auf den Feldern arbeiten viele Inder unter unwürdigen Bedingungen, gefangen im ausbeuterischen System.

... Gurjinder Singh reibt sich die Hände, als wolle er die dunklen Flecken an ihnen loswerden. ,,Ich benutze auch Spülmittel und schrubbe mit einer Bürste, aber die Flecken bleiben", sagt er und zeigt seine Handflächen voller Schwielen. Er ist 50 Jahre alt und hat für mehrere Unternehmen in der Gegend gearbeitet. Zwischen fünf und sechs Euro pro Stunde verdiente er. Bei den kleineren Firmen habe er nie einen Vertrag gehabt, erzählt er. Sein Lohn wurde am Ende des Tages bar ausgezahlt.

Zuletzt war er drei Jahre lang bei einem Unternehmen mit über 70 Arbeitern beschäftigt, die in mehreren Gruppen von Vorarbeitern beaufsichtigt wurden. Das Unternehmen verkaufte seine Kiwis auch an Zespri. Seine Vorarbeiterin war eine Frau, die ihn beschimpfte und anschrie, sobald er kurz stehen blieb, erzählt er: ,,Sie hat mich beleidigt und gedroht, mich zu schlagen." Auf den Feldern filmte sie ihn mehrmals mit ihrem Handy, als er anhielt, um etwas zu trinken oder gerade etwas in seine Augen geraten war.

Die Videos sollten ein Beweis für seine mangelnde Leistung sein und wurden dem Chef übergeben: Es war ein Mittel, das auch bei anderen Arbeitern verwendet wurde, um Widerspruch zu ersticken, wenn weniger Lohn ausgezahlt wurde als vereinbart.

... Als wir Balbir Singh das letzte Mal am Telefon sprechen, ist er gerade in Indien, um nach neun Jahren Abwesenheit an der Hochzeit seines Sohnes teilzunehmen. ,,Jetzt bin ich eine freie Seele", sagt er. ,,Ich warte auf den Abschluss des Gerichtsverfahrens und meine Entschädigung. Dann will ich mit meiner Frau nach Italien reisen, wo ich ein Haus bauen will. Ich kann es kaum erwarten, dass gute Tage kommen." Er glaubt, dass man niemals aufgeben sollte: ,,Das Leben ist ein Kampf, und man muss kämpfen, aber ich würde nie wollen, dass einer meiner schlimmsten Feinde mit den Problemen konfrontiert wird, die ich hatte."


Aus: "Italiens bittere Kiwis" Charlotte Aagaard, Kusum Arora, Francesca Cicculli, Stefania Prandi (29.6.2023)
Quelle: https://taz.de/Ausbeutung-indischer-Landarbeiter/!5939889/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Solarzellen produzieren Gleichstrom, Pumpen zur Wasseraufbereitung benötigen Wechselstrom. Meist wandeln Batterien oder Inverter den Strom um – in entlegenen Gebieten sei das ein Problem, sagt Ali Al-Hakim. Batterien seien teuer, das mache die Aufbereitung von Wasser für viele unbezahlbar. Seine Firma hat ein Verfahren entwickelt, das ohne Batterien auskommt. 1000 Liter Wasser zu filtern kostet so nur 50 Cent.

Al-Hakim hat 2014 mit seinem Geschäftspartner Hamed Beheshti, Boreal Light gegründet. Von Marienfelde aus verkaufen die Berliner Maschinen in 20 Länder. Die Anlagen können Schadstoffe und Krankheitserreger aus dem Wasser filtern. Für ihr Unternehmen haben die beiden Partner gerade den ,,Vielfalt unternimmt"-Preis im Roten Rathaus erhalten.

Al-Hakim floh mit zehn Jahren aus dem Irak, Beheshti kam vor 18 Jahren aus dem Iran. Unter Migranten ist die Gründungsquote mehr als doppelt so hoch wie die von Personen ohne Einwanderungsgeschichte. Knapp 20 Prozent der nach Deutschland migrierten Menschen haben in den vergangenen drei Jahren ein Unternehmen gegründet oder sind gerade dabei.

Das ist ein Ergebnis des ,,Global Entrepreneurship Monitor" (GEM), den das RKW Kompetenzzentrum der Wirtschaft jüngst vorgestellt hat. Der GEM vergleicht die Gründungsquoten in mehr als 50 Ländern. In Deutschland stieg sie 2022 um 2,2 Prozent auf 9,1 Prozent. Das ist der höchste Wert seit 1999. Die USA kamen im vergangenen Jahr auf knapp 20 Prozent, Panama auf 30 Prozent.

Obwohl die Stichprobe von 343 Befragten klein ist, lohnt sich ein Blick nach Berlin: Hier betrug die Gründungsquote 13,7 Prozent, in Brandenburg lag sie bei 9,2 Prozent. Insgesamt waren die Quoten von Frauen im Osten geringfügig höher als im Westen der Republik. Auch der Gendergap war kleiner, jedenfalls ohne die Hauptstadt: In Berlin starteten in den vergangenen drei Jahren 9,7 Prozent der Frauen und 17 Prozent der Männer eine Firma. Das waren die höchsten Gründungsquoten.

... [Birol] Sevim leitet eine Fahrschule und hat 90 Angestellte. 70 Autos mit dem Schriftzug ,,Sevim" sind im Nordwesten der Stadt unterwegs.

,,Mein Opa kam als Gastarbeiter aus der Osttürkei nach Deutschland, er wollte nur drei Monate bleiben, hatte seine Koffer jahrelang nicht ausgepackt", erzählt Sevim. Dass er im Roten Rathaus eine Urkunde erhalten habe, sei eine ,,Ehrensache". Sevim kam 1981 in West-Berlin zur Welt. Manchmal nehme man ihn in Behörden weniger ernst als andere. Schwerer wiege, dass er in Wedding, einem ,,Ghetto", aufgewachsen sei. ,,Es gibt nur wenige, die es rausgeschafft haben." Die Ehrung nehme er im Namen der Gastarbeiter und im Namen derer an, ,,die es geschafft und nicht geschafft haben".

Im Gegensatz zu ihm haben Beheshti und Al-Hakim Deutsch nicht als Muttersprache gelernt. ... Beheshti schwärmt von der Hauptstadt. Die Bedingungen seien besser als vor zehn Jahren. Die Befragung des GEM bestätigt das. Gründende mit Einwanderungsgeschichte schätzen ihre Chancen deutlich besser ein als die ohne Migrationserfahrung. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass sich Migrant:innen häufiger entscheiden, eine Firma zu gründen, weil es an Erwerbsalternativen mangelt.


Aus: "Jeder Fünfte macht sich selbstständig: Berliner Unternehmer mit Migrationshintergrund ausgezeichnet" Simon Schwarz (30.06.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-wirtschaft/jeder-funfte-macht-sich-selbststandig-berliner-unternehmer-mit-migrationshintergrund-ausgezeichnet-10076158.html


Textaris(txt*bot)

"Vermögenssteuer: "Viele finden die Konzentration von Vermögen legitim""
In Deutschland werden die Superreichen immer reicher. Doch eine Vermögenssteuer wollen selbst ärmere Menschen oft nicht. Warum, erklärt der Soziologe Patrick Sachweh.
Interview: Tina Groll, 1. Juli 2023
https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-06/vermoegenssteuer-soziale-ungleichheit-lobbyismus-patrick-sachweh/

Quoteullibulli

,,Doch eine Vermögenssteuer wollen selbst ärmere Menschen oft nicht. "

Wer behauptet so einen Schwachsinn?


QuoteMessier51

Fragen Sie mal die 30% AfD Wähler im Osten. Knabbern am Existenzminimum, empfinden aber Sozialpolitik als Beleidigung.


Quote
Homeofficenerd

Repräsentative Umfragen kommen immer wieder zu dem Ergebnis, dass selbst die untere Mittelschicht mehrheitlich gegen Vermögenssteuern oder Erbschaftssteuern ist. Scheinbar glauben diese Schichten immer noch, es aus eigener Kraft ganz nach oben schaffen zu können. Der Neoliberalismus hat es verstanden, ein Narrativ zu entwickeln, diesen Menschen einzuflüstern, es liege am Staat, an den Steuern und Abgaben, an Gesetzen, dass sie es noch nicht geschafft haben. Währenddessen stößeln die Superreichen mit Champagner an und denken ,,Arme Irre. Will they ever learn?" Und wählen FDP.


QuoteAnt-Ant

Es gibt möglicherweise einen weiteren psychologischen Effekt.

Leute, die existenziellen finanziellen Stress erleben oder erlebt haben, nehmen eine Vermögenssteuer nicht als Entlastung wahr, sondern als zusätzliche, nie endende Bedrohung ihrer -- möglichen zukünftigen, in Wahrheit vergleichsweise bescheidenen -- Rücklagen. ...


QuoteShirase

Die Konzentration von Vermögen ist [ ] legitim, immerhin eine der größten Antriebsfedern von Innovation und Fortschritt. Ob davon dann aber noch Kinder und Kindes Kinder über die Maßen profitieren sollten, ist ein anderes Thema...


QuoteEinTollerName

Das genau ist der Punkt. Vermögen aufbauen zu können und zu dürfen ist eine wesentliche Antriebsfeder in jeder Aufsteigergesellschaft.
Hohes Vermögen qua Geburt ohne jede eigene Leistung ist hingegen das Gegenteil davon.

Es führt zu einer Gesellschaft wie einst mit dem Adel: Macht und Privilegien alleine aufgrund der Herkunft. Es führt auch dazu, dass diejenigen, die die Macht innehaben, nicht betroffen sind von einen Abbau des Gemeinwesens, von immer geringeren realen Chancen, durch Bildung aufzusteigen, von ...

Ergo kümmert es sie nicht.


Quote_annoyed
Antwort auf @Shirase

... Fast alle großen Fortschritte der Menschheit verdanken wir der staatlichen Grundlagenforschung. LED, Microchip, mp3, GPS, CRISPR... nichts davon wurde von den Oligarchen entwickelt, deren extremes Vermögen Ihrer Meinung nach Triebfeder sein sollte, sondern in staatlichen Universitäten und Instituten von Forschern, die irgendwo zwischen 2000 und 8000€ im Monat verdienen und allzu oft von einer Befristung in die nächste rutschen.

Und natürlich würden mehr Menschen in Forschung und Entwicklung gehen, wenn man da bessere Arbeitsbedingungen hätte und mehr verdienen könnte. Aber das verhindert ja gerade die Anhäufung der großen Vermögen. Denn wer macht denn ein Vermögen mit guten Ideen? Die, die sie haben? Oder die, die sie klauen und dann, weil sie erheblich mehr Geld zur Verfügung haben, schneller ausführen können und damit die eigentlichen Erfinder verdrängen? Siehe z.B. Rocket Internet und die Samwer Brüder.

Wenn wir mehr Innovationen wollen, dann müssen wir dafür sorgen, dass Forscher und Entwickler besser geschützt werden, und ihre Ideen leichter kapitalisieren können, und gleichzeitig verhindern, dass Superreiche alle anderen, und damit auch Forscher und Entwickler, ausbeuten. Und dabei helfen höhere Steuern auf große Vermögen, Gewinne und Erbschaften natürlich ungemein.


QuoteFuckTheBullshit

Wer das Glück hatte, in Zeiten Reichtum anzuhäufen, als das Prinzip der Leistungsgesellschaft (in meinen Augen immerhin der Knackpunkt einer dauerhaft befriedeten marktwirtschaftlich orientierten Gesellschaft!) noch galt, mag hier leichtfertig gegen eine Vermögensteuer argumentieren. Zudem scheint sich aus einem teilweise klar überzogenen Selbst- und Weltbild dieser "Erfolgs-Menschen" ein gewisser Reaktionismus gegenüber allen staatlichen Steuerungsmechanismen zu ergeben. Es geht hier allerdings nicht weniger als um die Frage der Gerechtigkeit (und die kongruiert nicht immer mit geltendem Recht - dies nur in Verweis auf das hier oft zitierte Urteil des Bundesverfassungsgericht bzgl. der Vermögensteuer)! Man kann weiterhin auf dieser Logik beharren. Dann schauen Sie bitte ganz aktuell nach Frankreich - viel Spaß...! In Zeiten wie heute, in denen man nur noch an einem Leben im Wohlstand zu partizipieren können scheint, wenn man entweder früh viel geerbt hat und/oder (oft geht das einher!) in einem sinnentleerten oder gar schädlichen Bullshit-Job seinen Weg geht, sollte der Staat Wege finden, um den Groll der für ihr Leben wirklich arbeitenden und der Gesellschaft dienenden Bürgerinnen und Bürger nicht eskalieren zu lassen. Ich kenne Ärzte-Paare, die in kleinen Wohnungen wohnen und nicht mal ein passendes Reihenhaus (!) für sich und ihre Kinder im Großraum München finden, während Erben solche Objekte grinsend bar bezahlen. Das Märchen der Leistungsgesellschaft ist am Ende!


QuoteErrinnertEuch

In Frankreich geht es ganz aktuell um was ganz anderes, nämlich Polizeigewalt.


Quote_annoyed

Und es ist ja noch schlimmer: Die Erben solcher Häuser zahlen dann oft auf den Gesamtwert gerechnet nur 5% Steuern. Wohlgemerkt auf ein komplett leistungslos erworbenes Vermögen.
Diejenigen, die sich ein vergleichbares Haus von erarbeitetem Einkommen kaufen, haben zuvor auf dieses erarbeitete Einkommen rund 50% Steuern und Abgaben bezahlt.

Entsprechend unsinnig sind dann auch Formulierungen wie "Aber erreicht man wirklich mehr soziale Gerechtigkeit, wenn man den einen etwas wegnimmt?"

Man nimmt doch bereits allen etwas weg. Die Frage ist nur: Warum soll es ok sein, denen, die hier alles am Laufen halten, den Krankenpflegern, Ingenieuren, Facharbeitern, Handwerkern u.s.w. um die 50% wegzunehmen, den Erben wohlhabender Eltern 10%, und den Erben superreicher Eltern 1%?

Warum nicht umgekehrt? Warum nicht der arbeitenden Bevölkerung nur 20% wegnehmen, den kleineren Erben* 40%, und den Milliardenerben 80%?

Milliardenerben müssten ja auch bei einer Erbschaftsteuer von 80% auf sehr hohe Vermögen nie auch nur einen Tag in ihrem Leben arbeiten, und könnten trotzdem in einem Luxus leben, von dem ein Arbeiter, egal ob Paketbote oder Ingenieur, trotz 45h-Woche nur träumen kann.

...


Quotegeebuu

Ich sehe das ganz einfach so: Entweder, das Gemeinwesen schafft es, den Wohlstand halbwegs richtig zu verteilen (was zu einer ,,relativen" Zufriedenheit führen dürfte) oder das Gemeinwesen schafft es nicht. Letzteres führt (über kurz oder lang) automatisch zum Systemversagen. Die teilanonyme Gesellschaft wird Modalitäten finden müssen, dieses Problem der (automatisch wuchernden) Kapital-Akkumulation zu lösen. Ich halte dieses Problem für ein technisches Problem, kein soziales. Hier brauchen wir ein anderes Denken.


Quote
RLib

Die Wortwahl entblößt die politische Agenda des Professoren.

Ungleichheit ist der Normzustand in der Natur. Ungleichheit im finanziellen Sinne hat es immer schon gegeben, übrigens viel mehr als heutzugtage. Historisch war das Vermögen auf noch viel weniger Menschen konzentriert gewesen, sie Möglichkeit aus eigener Leistung reich zu werden war bis zur Nachkriegszeit fast nonexistent.

Die Möglichkeit, reich zu werden ist im Übrigen ein Treiber für Unternehmertum und Innovation und somit die Grundlage für unseren heutigen Wohlstand. Produktivität wurde noch nie aus Idealismus geschaffen.

Wieso weniger vermögende Menschen das Grundrecht auf Eigentum in Frage stellen sollten erklärt sich mir auch nicht. Im Übrigen wurde nach meinem Kenntnisstand die Vermögenssteuer für verfassungswidrig erklärt.

Was wir beobachten können ist, dass in Deutschland ein relativ großer Anteil der Supperreichen einen großen Anteil oder zumindest die Grundlage ihrer Vermögen geerbt haben, verhältnismäßig wenige ihre Unternehmen selber gegründet haben. Genau diese Menschen werden durch Sonderregelungen bei der Erbschaftssteuer geschont, bei der Besteuerung von Einkommen hingegen, und den gesellschaftlichen und bürokratischen Hürden für Gründer ist Deutschland Spitzenreiter.


QuoteKlaviermann

"Ungleichheit ist der Normzustand in der Natur."

Das kann wohl nicht bezweifelt werden. Zivilisation ist allerdings ein menschengemachter Zustand, in dem der Mensch Normen und Kriterien für das zusammenleben und für das Funktionieren von Gesellschaften formuliert. ...


QuoteAlles-eine-Frage-der-Perspektive

"Ungleichheit ist der Normzustand der Natur" - Nö, die ersten Menschen lebten nach heutigem Erkenntnis-Stand wahrscheinlich in relativ gleichberechtigten Jäger und Sammler-Gruppen. Und selbst wenn nicht: Geld ist unnatürlich, Berufe sind unnatürlich, Aktien sind unnatürlich, Erben ist unnatürlich. Hat alles der Mensch erfunden, das nennt man Kultur. Ausgerechnet bei Finanzen mit der "Aber die Natur"-Keule zu kommen, ist absurd.

Und das Ideologie noch nie zu Produktivität geführt hätte - was denken Sie, was Ehrenamt ist?!


QuoteBuckaroo

Sehr ärgerlich, dass hier behauptet wird, dass eine Mehrheit keine Vermögenssteuer will. Es stimmt einfach nicht.

Inzwischen wird Vermögen immer häufiger vererbt. Eigene Arbeit kann einen gewissen Wohlstand bringen. Reich wird man aber nur durch die Arbeit anderer.

Und nur, weil Reiche ihr Geld durch Investitionen vermehren, heißt das noch lange nicht, dass sie damit Gutes tun oder gar etwas leisten. Auf der Suche nach der höchsten Rendite wird nämlich auch ein Druck ausgeübt, der am Ende dazu führt, dass gut laufende Unternehmen Mitarbeiter rauswerfen oder Verwerfliches tun, um diese Rendite zu steigern. Übrigens fehlt diese Rendite dann auch im Unternehmen, weshalb nicht investiert wird. Am Ende werden Reiche, Anlageberater etc. alle von denjenigen mitgefüttert, die dem Gemeinwohl zuträgliche Arbeit leisten. Und das BREMST Innovation und Fortschritt und fördert Billiglöhne, bei denen die eigene Arbeit kaum für ein anständiges Leben oder gar eine Familie reicht.

In Frankreich sehen wir, wohin eine Gesellschaft unterwegs ist, in der das Gleichgewicht zwischen Wohlstand und Armut zu weit aus dem Ruder läuft. Das sollte mit aller Kraft vermieden werden. ...


QuoteTordenskjold

"Ärmere Menschen" sind gegen eine Vermögenssteuer, weil sie nach jahrzehntelanger neoliberaler Einflüsterung glauben, dass sie auch profitieren, wenn es "denen da oben" besser geht. Wenn man die Reichen zu stark zur Kasse bittet, dann gehen die ins Ausland und dann schaffen die keine Arbeitsplätze und dann verelenden wir alle. Da haben der "Bund der Steuerzahler" und die FDP und die Arbeitegeberverbände und Springer und Burda und Typen wie Merz und Weidel ganze Arbeit geleistet. Der Staat ist böse und bürokratisch und er soll sich möglichts wenig einmischen. Dann regelt der Markt alles und dann sind alle happy.

Die "ärmeren Menschen" wählen entsprechend solcher Glaubenssätze auch gerne gegen ihre eigenen Interessen. Es bleibt mir ein Rätsel, warum man als einkommensschwacher Bürger Parteien wie FDP und CDU wählt. Und am wenigsten verstehe ich die einkommensschwachen Wähler, die sich für die AfD entscheiden. Die AfD ist gegen Mindestlöhne. Alice Weidel predigt einen Neoliberalismus, der am ehesten mit Sozialdarwinismus umschrieben werden kann.

Das Ergebnis der neoliberalen Einflußnahme sehen wir auf dem Wohnungsmarkt und am Zustand der Schulen. Die Reichen haben keine Probleme Wohnraum zu finden und ihre Kinder schicken sie auf Privatschulen.

Susanne Klatten besitzt ca. 30 Milliarden Euro und bekommt Dividendenausschüttungen in Höhe von ca. 1,4 Milliarden. Wenn sie etwas stärker beteiligt wird an unserer "Solidar"-Gemeinschaft, dann würde sie es nicht einmal merken.


Quotezeno_cosini

Sie beteiligt sich regelmäßig. 50.000 Euro gehen an entsprechende Parteien jährlich.

;-)

Quote
differenziert

"Es bleibt mir ein Rätsel, warum man als einkommensschwacher Bürger Parteien wie FDP und CDU wählt. Und am wenigsten verstehe ich die einkommensschwachen Wähler, die sich für die AfD entscheiden."

Weil diese Wahlentscheidungen zum großen Teil keine rationalen Entscheidungen mehr sind, sondern oft emotional gelenkte, u.a. durch verlogene Informationen verpackt in Populismus. (Eigentlich schon nach 12:00)
Die politische Depatten-Kultur prägt sehr stark die Entscheidungskultur und Soziale Kultur in einer Gesellschaft mit.


QuoteBerglauer Prenz

Früher haben CDU und CSU die Kleinbürger und Geringverdiener über die Religion gewonnen, nach dem Motto "Ein guter Christ wählt eine christliche Partei", heute versuchen die C-Parteien mit Angst vor Überfremdung und "deutscher Leitkultur" zu punkten.


QuoteKapaster d.J.

Reichtum ist obszön. Leider ist das den Reichen nur in seltenen Fällen bewusst.


QuoteTordenskjold

Im Gegenteil, manche sind stolz. Selbst auf Dinge, die man sich gar nicht erarbeitet hat. Man ist stolz auf Zufälle - wie den Zufall, dass man in eine reiche Familie geboren worden zu sein. Stolz geerbt zu haben.
An dieser Stelle frage ich mich, warum die Erbschaftssteuer bei der FDP verpönt ist. Leistung soll sich doch lohnen. Welche "Leistung" hat der Erbe erbracht. Was hat Susanne Klatten getan, um BMW-Erbin zu werden?


QuoteMartyMcFligh

Es würde mich schon hart treffen, von meinem Milliardevermögen jährlich 1% abtreten zu müssen. Bei aktuell 2-3% in konservativen Anlagen wird mir mein Grundstock schmelzen wie Butter in der Sonne, ich sehe mich schon in der Gosse und im ÖPNV. Da werde ich meinen ganzen Lebenswandel nicht mehr finanzieren können. Da wandere ich sofort aus, klare Sache.


QuoteKay-Ner

Wenn man den Kaviar im Aldi kaufen muss, dann ist die Welt verloren.

Ach was sage ich, das ich Gomorrah. Das Abendland ginge unter, ohne Billionäre, Milliardäre und Millionäre. Denn ohne diese müsste man sich ja selbst mal die Sinnfrage stellen, anstatt Anzustreben, in eine diese Vermögensklasen aufzusteigen. ... Sry, da lief bei mir das einzige unversteuerte Familienerbe etwas über: der Sarksamsus.


QuoteWodkaLemon

Es wäre eine sehr solidarische und die Gesellschaft zusammenführende Aktion, wenn die Hochvermögenden von ihren 3600 Mrd für die aktuell dringendendsten geschaftlichen Aufgaben wie Wohnkosten, Inflationsdämpfung, Bildung, Rente, Gesundheitswesen Sondervermögen schaffen würden, die umgehend helfen würden. Finanzierung von Mietdeckeln, Senkung von Mehrwertsteuer auf lebensnotwendige Ausgaben, Mindestrente, Senkung von Studiengebühren usw.

Was würde das für den gesellschaftlichen Zusammenhalt tun. Der Kritik der AFD gegen "die da oben" wäre viel Gewicht genommen.

Es fehlt aktuell nicht an Geld, sondern an Solidarität.

Und es gibt leider zu viele, die dieses schädliche Defizit an Solidarität aus Eigennutz weiter organisieren... AFD, FDP, CDU.

Schaut man sich die segensreichen Wirkungen des Lastenausgleichs nach dem 2.Weltkrieg an, dann sieht man dass das keine weltfremde Idee ist, sondern wirklich funktioniert hat.


...