• Welcome to COMMUNICATIONS LASER #17. Please log in.

[Menschen in Schichten und Klassen... ]

Started by Textaris(txt*bot), February 18, 2007, 02:21:01 PM

Previous topic - Next topic

0 Members and 3 Guests are viewing this topic.

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Hamburg - Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis - dieser simple Mechanismus scheint bei Topmanagern außer Kraft gesetzt. Das zumindest schreiben die Pforzheimer Wissenschaftler Bernd Noll und Jürgen Volkert in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Hochschule Pforzheim und des Tübinger Instituts für angewandte Wirtschaftsforschung (IAW).

Der Markt für höhere Führungskräfte reguliere sich weder selbst noch sei er besonders durchlässig, teilten die beiden Volkswirte mit. Die Gehälter der Manager seien als "Bezahlung ohne Gegenleistung" in den vergangenen Jahren überproportional gestiegen, interessanterweise besonders, seitdem diese öffentlich bekanntgegeben werden müssen. "Nach den derzeitigen Gehältern zu urteilen, müsste der Manager ein sehr seltenes 'Gut' sein", führen die Autoren der Studie aus.

Oftmals sind die massiv gestiegenen Entlohnungen unabhängig vom Erfolg des Unternehmens, belegt die Untersuchung. Nach Angaben der Wissenschaftler begann in den 1990er Jahren ein unverhältnismäßig starker Anstieg der Managergehälter. Ein Topmanager der Deutschen Bank Chart zeigen verdiente demnach in den 1970er Jahren noch das 30fache eines durchschnittlichen Mitarbeiters, im Jahr 2000 war es bereits fast das 300fache.

"Der Vergleich mit anderen global agierenden Unternehmen initiierte eine Gehaltsspirale, die immer weiter nach oben kletterte", erläutern die Autoren. Dabei habe allerdings keine Rolle gespielt, dass in den deutschen Topunternehmen kaum ausländische Spitzenkräfte vertreten waren. So seien im Jahr 2005 nur 9 Prozent der Vorstandsposten in den führenden 100 deutschen Unternehmen mit ausländischen Managern besetzt gewesen, vor allem mit Österreichern und Schweizern.

Die Autoren kritisieren, dass die notwendige Unabhängigkeit kontrollierender Gremien vielfach nicht gegeben sei. Denn die Mitglieder von Aufsichtsräten stammten sehr häufig aus demselben "Pool" wie die zu kontrollierenden Manager. Außerdem ergab die Untersuchung, dass die Schicht der Manager wenig durchlässig ist. Die Besetzung von Spitzenpositionen sei immer noch stark herkunftsabhängig. 80 bis 90 Prozent der Topmanager hätten einen Hochschulabschluss oder Doktortitel, Nachkommen aus großbürgerlichen Schichten deutlich bessere Chancen als Kinder aus der Arbeiterklasse.

Die Studie entstand im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums im Rahmen des Armuts- und Reichtumsberichtes.


Aus: "Managergehälter: Job mit Wohlstandsgarantie" manager-magazin.de mit Material von reuters und dpa  (25.02.2009)
Quelle: http://www.manager-magazin.de/koepfe/karriere/0,2828,609902,00.html


Textaris(txt*bot)

#71
Quote[...]

Quote[...] Es ist bekannt, dass in bildungsfernen nichtsozialisierten Schichten sich nur über "Materielles", "egoistisches und brutales Verhalten" und "KONSUMIEREN" definiert wird, während Bildung und Wissen und Arbeiten eher in der Bildungsoberschicht und mittleren Bildungsschicht einen "Wert"(!) darstellt. ...

Maria1000 (1.3.2009, 18:27 Uhr)




Kommentar zu: "Studie: Studenten sind unpolitisch und resigniert"
http://www.stern.de/panorama/:Studie-Studenten/656320.html?id=656320&ks=2&rendermode=comment#comments


-.-


Quote[...] und diese unsere Elite, [...] entzieht sich nun der Verantwortung, das Problem so schneidig anzugehen, wie sie später Abteilungen aufgeben, Humanrohstoffe abbauen und Kassiererinnen feuern werden, die angeblich Bons im Wert von 1,30 Euro unterschlagen haben sollen. Im eigenen Hinterhof, unter Kollegen, hinter den Fassaden ist man ja gar nicht so. Später würde keine Putzfrau ihren Lohn erhalten, die auch nur ein Blatt Papier im Gang herumliegen lassen würde, aber unter sich kann man schon mal. Elite. Sie verstehen. Hält zusammen. Netzwerke. Und so.

...

Quotealpenfoen
27. Februar 2009, 21:11

Sehr treffend, der Artikel. Sozusagen dem Übel an die Wurzel gegangen. Es ist tatsächlich so: in bestimmten Kreisen wird ein unumstößliches Bekenntnis zur Elite verlangt. Legitimität von Herrschaft wird nach außen durch formale Qualifikation gestiftet. Hier wird allerdings Unfehlbarkeit eingetrichtert. Das immunisiert gegen andere Meinungen. Die viel beschworene Beratungsresistenz ist anerzogen und untrennbar mit dem Elitebegriff verbunden. Zweifel und Bescheidenheit sind da nicht angebracht.


Quotekopfschütteln
27. Februar 2009, 21:47

nach meiner überzeugung haben wir es oft mit einer herkunftselite zu tun, die fast deckungsgleich der bildungselite entspricht. und das ist eigentlich der knackpunkt. denn die herkunftselite wird dank ihrer bildungsmöglichkeiten per se zur elite erklärt. das fatale ist, dass das eine das andere nicht ausschließt,  aber auch nicht zwangsläufig einschließt.

was bleibt, ist der verkrampfte umgang mit eliten. einerseits die ewige zwangsunterstellung nur monetärbegründet das etikett "elite" zu tragen,  andererseits die skepsis der elite selbst gegenüber, woher sie auch kommen mag. ...


QuoteHerrentorte
27. Februar 2009, 23:06

@kopfschütteln.

Herkunftselite = Bildungselite? Höhöhöhö. Wo haben Sie das denn her? Weil Privatschulen angeblich besser sein sollen als die öffentlichen? Der Begriff Elite wird heute überwiegend mit Korruption in der Dritten Welt verbunden. Ganz unverkrampft z.B. bei Politikwissenschaftlern. Da wundert es doch, wie selbstverständlich sich viele zur Elite zählen. Manch einer davon hält auch den richtigen Umgang mit der Austernzange für Bildung. Von daher gesehen wäre der Begriff "Bildungselite" natürlich eh reine Definitionssache.


Quotebluecotton
27. Februar 2009, 23:11

Ihr Gedanke ist klar und man kann darüber reflektieren. Über sich selbst. Bin ich überall immer der, der ich vorgebe zu sein? Ist es nicht lächerlich im Anzug eine Rolle zu spielen und sobald alles vorbei ist an das Gegenteil zu denken? Ist das wie ich mich sehe in meinem Leben tatsächlich vorhanden? Wenn ich privat für alles gleichgültig bin, sollte ich öffentlich Verantwortung übernehme oder tue ich das aus Eitelkeit oder einer eigenen oder fremden Erwartung zu entsprechen?


Quotemmaltensen
28. Februar 2009, 17:53

ah ja, die neue Elite hat kein Verantwortungsgefühl. Warum auch? Und Ahnung hat sie auch nicht. Warum auch? Die meisten studieren doch sowieso BWL. Und bitte was ist daran Wissenschaft? Doppelte Buchführung ist ein Algorithmus und der wissenschaftliche Gehalt von den diversen Buchhaltungen und Kostenrechnungen ist auch eher dürftig. Das Ganze wird mit etwas Mathematik aufgepeppt, damit man auch was zum Auswählen hat und der eine oder andere scheitert. Damit es nach Leistungselite aussieht. Abgesehen von den Grundrechenarten und der Zinseszinsrechnung wird aber praktisch nichts gebraucht. Weil leider müsste man immer ein paar Zahlen aus der Zukunft kennen, um jetzt etwas auszurechnen. oder das Ganze läuft nur unter "ceteris paribus" und die Modellvereinfachungen sind so beschaffen, dass sie eh nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Aber das reicht doch! Schliesslich soll die Elite doch eher den Erfolg repräsentieren. Das muss sie in den Schädel bekommen, dass es darum geht und worin er besteht. Eine Denkungsart, die halt immer weiss worauf es ankommt, Gewinn machen und dafür den Gewinner repräsentieren, auf dass er mehr wird - sozusagen einen "Goodwill" ad personam schaffen. Dafür sind Fallstudien und Powerpoint-Präsentationen gerade recht. Und dafür müssen (!) sie sogar angeben. So zu tun als wüssten sie wos langgeht. Der Personenkult feiert in der Marktwirtschaft wahre Triumphe - Greenspan, Schrempp, Gates usw.. Gehts gut macht man Karriere, gehts schief, meistens fällt man weich. Im übrigen: Dass es früher besser war, na ja. Eine bessere Welt hat sie schon immer versprochen. Geblutet und geschuftet für die Ambitionen der Elite wurde schon immer von Anderen. Die Rechnung hat sie nie selber bezahlt, obwohl sie auch früher viel von Verantwortung geredet hat. So, nichts Neues.



QuoteAlter Sack
01. März 2009, 10:54

@mmaltensen

Das Herrn Greenspans "Zinsamoklauf" aus den Jahren 2001/2002 eine neue gigantische Spekulationsblase auslösen würde war absehbar und vorhersagbar.

Die einzige Frage blieb war: Wo? Ich kenne ein paar Leute die schon damals auf den Immobilienmarkt tippten. Die gleiche Leute sehen heute den Dax bei unter 2.500 Punkten und ich bin fast geneigt ihnen zu glauben.

Die ersten Warnungen vor den Praktiken (Subprime) gab es 2004, ab 2006 hörte man sie regelmäßig. Es war nur schlicht und einfach nicht opportun gegen den allgemeinen Konsens zu reden. Das Blendwerk, was in gewissen Finanz- und Politikkreisen inszeniert worden ist hat hervorragend funktioniert.

Es ist übrigens im Moment interessant zu beobachten wie gewisse Kreise nach ein paar Monaten "Schockstarre" wieder anfangen dazu übergehen aktiv "Wirtschaftspropaganda" zu betreiben, die einzig und allein dazu dient von ihrer Mitschuld abzulenken und die "Krise" als Unglück darzustellen das durch höhere Gewalt über sie gekommen ist.

@Don:

Wenn das hier zu sehr vom Thema abweicht, kann das gerne gelöscht werden.




Aus: "Stützen der Gesellschaft: Das Buchsbäumchen der Apokalypse" Don Alphonso (27. Februar 2009, 16:15 Uhr)
http://faz-community.faz.net/blogs/stuetzen/archive/2009/02/27/das-buchsbaeumchen-der-apokalypse.aspx


http://faz-community.faz.net/blogs/wort/archive/2009/02/24/k-252-ndigung-f-252-r-quot-emmely-quot.aspx


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Sloterdijk: [...] Es dürfte zurzeit auf der Erde rund zehn Millionen Menschen in der Millionärs- und Multimillionärskategorie geben, dazu schon über tausend Milliardäre. Aus diesen Vermögenseliten bildet sich ein neues abstraktes Übervolk, das dieselben Eigenschaften aufweist, die man vom alten europäischen Adel kannte: Sie denken kosmopolitisch, sie reisen viel, sie leben mehrsprachig, sie sind gut informiert und beschäftigen die besten Berater, sie reden ständig über Beziehungen, Sport, Kunst und Essen. Beim Volksthema Sex bleiben sie diskret.


Frage: Sie beschreiben die neue Feudalklasse, eine Klasse, die über neue Machtmittel verfügt: Früher geboten die Feudalherren über Ländereien, samt Dörfern und Menschen. Heute gebieten sie über Unternehmen samt den Menschen.

Sloterdijk: Der amerikanische Autor Jeremy Rifkin hat vor ein paar Jahren ein Buch vorgelegt unter dem Titel "Access", das indirekt die Entstehung des neofeudalen Systems behandelt: Wir ersetzen, so seine These, heute Grundbesitz durch Zugang zu privilegierten Gütern, zu wertvollen Informationen, zu Luxusobjekten, zu elitären Adressen, zu exquisiten Kanälen und machtnahen Korridoren. Zugangskompetenz ist heute das Schlüsselgut, nicht Grundeigentum. Wir beobachten eine rasante Refeudalisierung auf überterritorialem Niveau. Und naturgemäß lebt niemand feudaler als jemand, der innerhalb des neuen Metavolks, des Zehn-Millionen-Volkes der Reichen, von gleich zu gleich kommuniziert.




Aus: "Finanzmarktkrise - "Weltverschwörung der Spießer"" Von Von Frank A. Meyer (08.03.2009)
Der Philosoph Peter Sloterdijk im Gespräch über Spekulation, Größenwahn, Gier und das Ende unseres High-Speed-Zeitalters
Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,611768,00.html



Textaris(txt*bot)

#73
Quote[...] Der seit 1979 in der Schweiz lebende Psychologe Arno Gruen hat in seinem 77. Lebensjahr eine Standortbestimmung über das Fremdsein «in unserem eigenen Innern» publiziert. Ausgehend davon, dass die Menschen heute in einer Welt lebten, in der sie zunehmend voneinander abhängig sind, sei es doch augenfällig, wie sehr sich Menschen immer wieder gegeneinander wendeten. Anstatt nach Gemeinsamem im Menschsein zu suchen, sei heute eine Anthropologie der Ab- und Ausgrenzung zu beobachten. Ein Kapitel der anzuzeigenden Analyse handelt davon, «wie alles anfängt». Ob Völkermorde, Folter oder die «alltägliche Erniedrigung von Kindern durch ihre Eltern» – alle noch so unterschiedlichen Beispiele für Gewalt und Hass hätten doch immer das Gefühl der Abscheu vor dem «fremden» Anderen gemeinsam. Zur Psychologie der Täter gehöre es, dass sie sich selbst als Menschen einstuften, dem erniedrigten Gegenüber aber just dieses Menschsein absprächen. – Gruen entwickelt seine These exemplarisch an den Exponenten des nazistischen Terrors. Doch auch bei den Managern von heute ließen sich Aspekte dieses «reduzierten» Menschseins beobachten.


QuoteDer Hass und seine Ursachen, 4. November 2001:

... Es gibt eine Grundthese, die ihn bei seiner Suche leitet: verkürzt gesagt beinhaltet diese These, daß die schwache Mutter das Kind nicht vor dem starken, oftmals grausamen und autoritären Vater zu schützen versteht. Daß sie sich in Ängstlichkeit dem zu schützenden Kind verbündet, und das Kind für eigene Zwecke der Liebesbedürftigkeit mißbraucht. So kann das Kind nicht mit seinen eigenen vorhandenen Teilen wachsen, sondern muß Substitut für die Mutter sein. Gleichzeitig identifiziert sich das Kind mit dem Aggressor(Vater), dem es gehorchen gelernt hat. Aus der Identifikation mit dem Aggressor heraus wird das Verachtenswerte, die Schwäche, abgespalten und auf einen äußeren Feind gerichtet [...]. Im Hass gegen die schwache Mutter, mit der das Kind gleichzeitig Loyalität zu praktizieren hat, und Gehorsam gegen den prügelnden Vater, entsteht eine Art Loyalitätsspaltung, bei der das Kind niemandem, am wenigsten sich selbst, gerecht werden kann. So wird der entstandene Hass, der sich gegen das Selbst richtet, nach außen auf einen imaginären Feind projiziert, der in vielerlei Gestalt auftauchen kann: als Jude, als Andersgläubiger , in Gestalt von Zigeunern, Ausländern, meist osteuropäischer Abstammung, und nicht zuletzt im politischen Gegner.
Es ist also der Selbsthaß, der sich als Projektion auf den äußeren Feind richtet.

[...] Diese These handelt A. Gruen an vielen Beispielen aus seinen Therapien in der Praxis als Psychoanalytiker ab. Er zieht Berichte und Zitate über Hitler und aus dessen Umfeld hinzu, um seine These von allen Seiten zu beleuchten, zu untermauern und zu festigen. Eine Vielzahl von Studienergebnissen komplettiert das Bild dieser für mich sehr monokausalen Begründungskette für die Erscheinungen von Terror, Kampf, Unterdrückung und Gefolgschaft in Diktaturen. Demokratien sind nach Gruen nur in aufgeklärten und emanzipierten Gesellschaften möglich.

Ich meinerseits glaube, daß diese These zu einseitig und verkürzt in seiner Darstellung ist. Mit Berufung auf S. Freud kritisiert Gruen dessen Vorstellung, daß der Mensch erst durch Erziehung, d.h. das Erlernen von Triebverzicht, zu kulturellen Leistungen und zivilisatorischem Verhalten befähigt wird. Gruen seinerseits bedeutet uns, nur Liebe und Bestätigung gegenüber dem Kind könne dieses vor Verdrängung und introjizierter Hassbeziehung zu sich selber schützen.
Dieser Verzicht würde nach meiner Einschätzung einer Absage an Erziehung gleichkommen.
Hundert Jahre nach S. Freud sind dessen Thesen auch heute noch gültig,--mit
Einschränkungen. Die Weitertentwicklung psychotherapeutischer Ansätze geht in eine Richtung, die soziale und verhaltenstheoretische Komponenten zur Persönlichkeitsentwicklung mit berücksichtigen. Psychoanalytiker aus der Richtung um Freud umkreisen in erster Linie die enge Kleinfamilie als Zelle krankmachender Ursachen bei der Behandlung ihrer Patienten.
Ich halte diese Einseitigkeit für falsch. So fehlt mir trotz vieler Literaturhinweise auf Soziologen, Historiker und anderer Literaturquellen ein weitergefächertes Spektrum zur Begründung von Hass, Folter, Grausamkeit, Unterdrückung und der Faszination des Bösen für den in vielen Formen sich wiederholenden Völkermord.

Ich halte das Buch ungeachtet meiner Einwendungen als Anregung zum Nachdenken über die Ursachen grausamer Schandtaten von Menschen gegen Menschen für wichtig und gut.

Claudine Borries



Über "Der Fremde in uns (Taschenbuch) - von Arno Gruen"
Quelle: http://www.amazon.de/Fremde-uns-Arno-Gruen/dp/3423351616/ref=sr_1_3/279-9568668-0056320?ie=UTF8&s=books&qid=1236613559&sr=1-3


-.-

Quote[...] Die Parteifreunde gaben sich keine Mühe, ihre Ablehnung zu verbergen. Als Volkan Baran im vergangenen Jahr zum Vizevorsitzenden seines Dortmunder SPD-Ortsvereins gewählt wurde, standen zwei Genossen auf, gaben ihre Parteibücher zurück und verließen den Saal.

Ein weiterer trat wenig später aus der SPD aus. Baran ist Deutsch-Türke, und daran machte sich der Widerstand fest, sagt Hubert Nagusch, der Vorsitzende des Dortmunder Ortsvereins Borsigplatz, einem Viertel mit 60 Prozent Migrantenanteil im Kernland der Sozialdemokraten.

Baran ist gelernter Bergmann und seit 14 Jahren in der Gewerkschaft, dennoch wollte eine ältere Genossin dem 30-Jährigen nicht einmal die Hand geben, erinnert sich Nagusch. Und während einer gemeinsamen Werbetour bei Parteimitgliedern fragten sie den Vorsitzenden: "Er ist gut, aber habt ihr keinen Deutschen?"

Dass Baran dabeistand, störte offenbar nicht. Einige Genossen schimpften ihn "Schwarzfuß" oder "Zigeuner". Diejenigen, die ausgetreten sind, wollten sich trotz Anfragen der Süddeutschen Zeitung über den Ortsverein nicht zu den Vorwürfen äußern. Baran setzte sich schließlich durch: Der Ortsverein wählte ihn mit knapper Mehrheit zum Vizevorsitzenden, die SPD nominierte ihn zudem in einem sicheren Wahlkreis für die Stadtratswahl im August 2009.

Offiziell heißen die Bundestagsparteien Zuwanderer willkommen. Die Union solle sich stärker für Menschen mit ausländischen Wurzeln öffnen, sagt zum Beispiel der niedersächsische CDU-Vorsitzende David McAllister. Deutsch-Türken und andere Migranten sollen Stimmen unter den Neubürgern gewinnen, die immer mehr Wähler stellen. Allein seit dem Jahr 2000 ließen sich etwa 1,2 Millionen Zuwanderer einbürgern.

[...] Gerade deutsche Herren im gesetzten Alter blockierten die Aufstiegschancen türkischstämmiger Kommunalpolitiker - von dieser Erfahrung berichten zahlreiche Zuwanderer. "Man sagte mir nach, Anhängerin der türkisch-nationalistischen Grauen Wölfe zu sein, um meinen Ruf zu ruinieren", sagt eine Genossin aus dem Ruhrgebiet. Viele Zuwanderer wollen aber nicht öffentlich über das Thema sprechen, da sie Nachteile für ihre weitere Laufbahn befürchten.

Und auch eine zweite, abschreckende Erfahrung eint offenbar viele Einwanderer: Sie werden für alles verantwortlich gemacht, was Migranten so anstellen. "Da drückte mir ein Genosse das Flugblatt einer fundamentalistischen islamischen Gruppierung in die Hand und fragt: Was habt ihr denn da wieder gemacht?", erzählt Cem Demircan von der SPD im nordrhein-westfälischen Velbert. Dabei kannte Demircan die Organisation nicht einmal. Die Velberter SPD gilt eigentlich als vorbildlich, was die Integration von Migranten angeht. Drei Menschen mit ausländischen Wurzeln sitzen für sie im Stadtrat. Trotzdem sagt Demircan: "Wir brauchen ein Umdenken."

Auch Ergun Can, SPD-Ratsherr aus Stuttgart, sieht ein "Riesen-Defizit" beim Umgang mit Zuwanderern in deutschen Parteien. Er ist der Bundesvorsitzende des parteiübergreifenden "Netzwerks türkeistämmiger Mandatsträger". Darin haben sich etwa hundert Kommunal-, Landes-, Bundes- und Europapolitiker aus ganz Deutschland zusammengeschlossen. Can, ein schwäbelnder Diplom-Ingenieur, sagt: "Migranten werden nicht die gleichen Chancen gegeben. Vor allem, wenn es um Mandate oberhalb der Stadträte geht, scheitern wir." Dadurch aber fehlten den jungen Zuwanderern Vorbilder.

Wer in den etablierten Parteien nicht durchdringt, der könnte sich jedoch anders Gehör verschaffen, sagt Can. "Es gab mancherorts schon Überlegungen, ob die Migranten nicht ihre eigenen Parteien aufstellen sollten." Auf kommunaler Ebene sei das durchaus realisierbar. "Das", sagt er, "wäre das Ende der Integration, der Super-GAU."


Quote

09.03.2009 11:00:32

Rhinelander:

Integration ist gewünscht - aber nur bei den anderen.



Quote09.03.2009 11:33:00

Nasevoll: Abwehrreaktionen

Nicht jeder, der einen deutschen Paß hat, gehört unserem Kulturkreis an und unterstützt unsere Werte und Normen. Klar, dass es da Abwehrreaktionen gibt.

Im übrigen habe ich oft den Eindruck, dass den Befürwortern der massenhaften Migration das Thema Integration völlig egal ist. Was sie in Wirklichkeit wollen, ist die Anpassung der Deutschen an ihre vornehmlich islamischen Mitbürger. Und wer das nicht möchte, ist ein ganz böser, böser Nazi.

Frei nach Wilhelm Busch: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.


Quote

09.03.2009 11:37:43

juergen2008: Wahrheit

tut weh. Ich selber hatte einen türkischen Kollegen, der felsenfest überzeugt war, daß die SPD allein den Ausländern gegenüber positiv eingestellt ist. Leider hat er nie die Gelegenheit wahrgenommen, sich mal die Sitzungen der SPD oder der Gewerkschaften auch nach dem offiziellen Ende anzusehen. Dann hätte er erlebt, mit wie viel Fremdenhass und Vorurteilen die Mitglieder und Wähler eigentlich ausgestattet sind / waren.



Quote

09.03.2009 11:44:04

technicus44: Gegenfrage

Kemal Atatürks bis heute vehement verbreiteter Leitsatz lautet: "Glücklich ist, wer sich Türke nennen darf". MP Erdogan hat die (subversive?) Parole ausgeben: "Integrieren, nicht assimilieren".

Warum sollen sich Deutsche in der Politik von Kandidaten vertreten lassen, die eine solche "Hidden Agenda" haben? Warum muss es gleich Rassismus, Antisemitismus usw. sein, wenn sich Deutsche durch deutsche Kandidaten vertreten lassen wollen? Muss man Migranten, nur weil sie Migranten sind, den deutschen Kandidaten vorziehen?


Quote

09.03.2009 12:01:47

BennoR:

Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB.



Quote09.03.2009  11:48:27

U.T.: Wer...

...hat 'ne 'Hidden Agenda', @tecnicus?

Cem Özdemir?

Oder vllt doch Erika Steinbach?


Quote

09.03.2009 12:09:41

mesopotamia: ach echt?

gebe es dann wirklich krieg, oder wünscht man sich diesen hier im lande?

das reflexartige bellen ist bei so einem heiklen thema ja gewiss. oh gott! ein migrant als bt-abgeordneter (bt für bundestags). mein gott! ja und? es geht doch nicht darum im schützengraben zu sitzen und zu warten ob nun ein mensch politiker wird oder nicht. es geht darum, dass sich nun mal menschen für die politik entscheiden und auch ausüben wollen und nicht herumsitzen und über politik couch-philosophisch durch die gegend tippen, wie ich. wenn ein mensch nun mal, egal welcher herkunft, die lust hat und gleichzeitig in einem land lebt in der das möglich ist, dann soll ers tun - zefix!

einerseits integration fordern und andererseits die integrierten wegschubsen. gehts noch vernünftiger? hallo? irgendwann, wenn der deutsche staatsbürger (a... herkunft) noch vereinzelt hier in diesem land existiert, braucht es immer noch ein staatsapparat, der für recht und ordnung sorgt, oder


Quote09.03.2009 12:12:46

juergen2008: ca-canaris

Eine Frage: ... Sind die Kebap-Buden die Ursache der Wirtschaftskrise? Dürfen Türken im Stadtrat nicht mitstimmen, wenn es um Gelder für Spielplätze geht? Ist die Entscheidung über Straßenbau von der Rasse abhängig?


Quote

09.03.2009 12:14:25

kadircik: der artikel paßt

Hallo,

zu dem Artikel: ich finde der Artikel ist gut geschrieben und entspricht der Wahrheit.

Andererseits verstehe ich nicht was ein Türke bzw ein Moslem in der CDU (Christliche Union Deutschland), wobei die Betonung auf Christlich liegt, zu suchen hat.

Wäre doch fast das Gleiche wie zur NPD zu gehen, man kann die Meinung bzw. die Einstellung der Partei als "Ausländer" einfach nicht vertreten.

Die SPD, Grünen, Linken, Liberalen wären da eine viel bessere Partei für Deutsche mit Migrationshintergrund.

Grüße



Quote

09.03.2009 12:49:31

Veltliner: Da bin ich mit meinem CDU-Stadtverband froh. Wir haben türkisch-stämmige Mitglieder, die sich bestens engagieren, die wie alle anderen Neuzugänge ohne weiteres Gewese aufgenommen wurden, auf unserer Liste an durchaus aussichtsreicher Platzierung für den Gemeinderat kandidieren und als eine Bereicherung wahrgenommen werden.


Quote

09.03.2009 14:01:44

Wiesodasdenn: Wenn es nur die NPD wäre, aber...

...latente Ausländerfeindlichkeit gibt es leider überall - von der CDU bis zur Linkspartei. Die meisten Betroffenen würden sich wahrscheinlich nicht einmal als fremdenfeindlich bezeichnen.



Quote

09.03.2009 14:03:18

manesse: Der im Artikel

zu Wort kommende Herr Can, weiß genau, warum er gegen ethnische Parteien in den Stadtparlamenten argumentiert. Derlei ethnische Parteien könnten für ihr Klientel nämlich viel weniger erreichen als durch ethnische Repräsentanten innerhalb der bestehenden Parteien. Vor allem die SPD - geplagt von der Zwangsvorstellung versehentlicher politischer Unkorrektheit - ändert unter dem Einfluss ethnischer Zugänge ihre Programmlinie deutlich: Was bei den Sozis freilich zu einem erstaunlichen Wählerschwund im städtischen Bereich geführt hat.



Quote

09.03.2009 14:08:41

U.T.: ...

Ethnische Parteien für...

Cem Özdemir, den Schwaben...

Necla Kelek, die Islamkritikerin...

Seyran Ates, die Frauenrechtlerin...

...oder etwa Al-Wazir (dessen zart-hessisches Timbre in der Stimme ich so schätze...:-))...

...?




Aus: "Migranten in der Politik: "Habt ihr keinen Deutschen?"" (09.03.2009)
Offiziell heißen die Parteien Zuwanderer willkommen. Kein Wunder, sollen sie doch neue Stimmen gewinnen. Die Wahrheit an der Basis sieht aber oft anders aus.
Von Johannes Schmitz und Roland Preuß
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/330/460959/text/


Textaris(txt*bot)

#74
Quote[...]  Vor dem Arbeitsgericht in Dortmund geht es an diesem Dienstag um zwei Bäcker aus dem westfälischen Bergkamen, die ihre Frühstücksbrötchen unerlaubt mit einem pikanten Belag aus dem Eigentum der Backstube bestrichen haben sollen.

Die Bergkamener Bäckerei-Kette Westermann hatte den beiden daraufhin im Spätsommer vergangenen Jahres fristlos gekündigt. Nachdem eine gütliche Einigung gescheitert ist, klagen die entlassenen Mitarbeiter nun vor dem Arbeitsgericht.

Vor knapp zwei Wochen hatte das Berliner Landesarbeitsgericht die fristlose Kündigung einer Frau für rechtens erklärt, die zwei Pfandbons im Gesamtwert von 1,30 Euro unterschlagen haben soll.

Der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in der Region Dortmund, Manfred Sträter, verteidigte die Bäcker: "Hier kann man überhaupt nicht von Diebstahl reden."

Die Männer hätten den Brotbelag mit selbstgekauften Brötchen während der Produktion lediglich abgeschmeckt, als der Geschäftsleiter in der Backstube erschien. Die Gewerkschaft vertritt am kommenden Dienstag vor Gericht einen der gekündigten Mitarbeiter (26), der gleichzeitig Betriebsratsmitglied war. Darin sieht Sträter den eigentlichen Grund der Entlassung. Er wirft der Firma Westermann vor, "die Betriebsräte entsorgen" zu wollen.

Die Bäckerei Westermann räumt in einer Mitteilung ein, dass es sich bei der Entlassung wegen eines Brotbelags um eine "unpopuläre Entscheidung" handele, die aber im Sinne einer "Gleichbehandlung aller 300 Mitarbeiter" notwendig gewesen sei.

Quote

09.03.2009 15:15:37

topomoos: Bin mal gespannt....

Bin mal gespannt, wann die erste Kündigung wegen übermäßiger Nutzung von firmeneigenem Toilettenpapier publik wird...


Quote

09.03.2009 15:13:47

chrisvha:

Als ehmaliger Mitarbeiter einer großen Versicherungsgesellschaft kenne ich keinen, der sich nicht mit den damals noch üppigen Werbeartikeln" bereichert" hat. Es ist schon merkwürdig, daß in Zeiten der wirtschaftlichen Not der Moralbegriff der Unternehmer plötzlich so hochgehängt wird.


Quote

09.03.2009 15:31:12

trobare:

Und wenn ein Mitarbeiter eine Minute länger arbeiten muß als im Arbeitsvertrag steht, darf er dann fristlos kündigen?


Quote

09.03.2009 15:34:28

Besoge:

Hinweis an die SZ.

Zur fristlosen Kündigung eines BR-Mitglieds bedarf es der Zustimmung des Betriebsrats. Wird die Zustimmung verweigert, muss der Arbeitgeber die Ersetzung der Zustimmung beim Arbeitsgericht beantragen. Erst wenn die Zustimmung erteilt worden ist, sei es durch den BR , sei es durch das Arbeitsgericht, kann der Arbeitgeber die Kündigung aussprechen.

Wenn die SZ also schreibt, dem BR-Mitglied sei gekündigt worden, muss zwingend entweder der BR oder das Arbeitsgericht bereits die Zustimmung dazu erteilt haben. Oder der SZ ist das arbeitsrechtliche Prozedere einfach nicht geläufig. Der Hinweis in dem Artikel, dass die Entscheidung gemeinsam mit dem BR getroffen worden sei, lässt allerdings vermuten, dass der BR der fristlosen Kündigung bereits zugestimmt hatte. Wenn aber der eigene BR der fristlosen Kündigung eines seiner Kollegen zustimmt, darf man - wenn man die Praxis kennt - annehmen, dass es um deutlich mehr ging als nur um einen Brotbelag.


Quote

09.03.2009 15:38:53

Das Grauen: Hmm, und wann wird endlich der erste Unternehmer enteignet...

..weil er seine Mitarbeiter durch falsche Abrechnung, geforderte unbezahlte Mehrarbeit, Verlagerung durch Betriebskosten auf die Beschäftigten (Arbeitskleidung, Nutzung des eigenen Fahrzeugs) oder ähnliches bestohlen hat? Hier wird doch offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen! Der zu beobachtende Trend zu extremer Pingeligkeit wäre doch nur moralisch vertretbar, wenn auch die Arbeitgeber den gleichen Maßstäben genügen würden. Davon ist aber doch wirklich rein gar nichts zu erkennen! Und da dies unmal die Realität ist, sollte die Politik dem einseitigen Mißbrauch der Gesetze zugunsten der Unternehmer schleunigst unterbinden. Oder durch harte Strafgesetze, bis hin zur Enteignung, gegen Unternehmer, die ihre Angestellten ausbeuten, für Chancengleichheit sorgen. So wie es jetzt ist, kann es jedenfalls nicht bleiben!


Quote

09.03.2009 15:43:06

Das Grauen: @trobare: Würde ihm doch nix helfen! Dem Chef kündigen müßte er dürfen!

Das wäre doch was. Wenn der Chef seine Angestellten beklaut, wie es ja beinah überall gang und gäbe ist (mal ehrlich, wer wurde noch nicht bei der Abrechnung behumpst, oder zu Mehrarbeit gezwungen?), müßte er das Unternehmen verlassen. Dann könnte man mit der neuen Pingeligkeit ja vieleicht leben!


Quote

09.03.2009 15:51:15

grxlwpf:

Ich fürchte, meine lieben Arbeitgeber, das wird nach hinten los gehen...

Wenn so etwas breitflächig Schule macht, dann doch ist die völlig natürliche Reaktion jedes (Noch)-Angestellten: Ab sofort nur noch überkorrektes Arbeiten. Dienst nach Vorschrift. Kurzer Dienstweg? Lieber nicht, es könnte ja als Fehlverhalten ausgelegt werden. Jede Kleinigkeit vom Chef extra genehmigen lassen. Nur noch exakt das tun, was einem aufgetragen wurde, jegliches Zusatzengagement sofort einstellen. Je weniger man sich hervortut, umso weniger läuft man Gefahr, Fehler zu machen.

Und blitzschnell wird der ganze Betrieb in den Dornröschenschlaf 'Innere Kündigung' fallen. Kunden werden nach und nach unzufrieden, die Produktivität wird einbrechen, der Karren wird an die Wand fahren, während die Belegschaft nur noch schulterzuckend danebenstehen wird, und sich dabei denkt: 'Interessierts mich? Hauptsache das Gehalt abgreifen, solange man noch welches kriegt. Wenn man hier jederzeit wegen völliger Nichtigkeiten gekündigt werden kann...'


Quote

09.03.2009 15:54:17

Shera Zade: Steuerhinterziehung und Staatsbedienstete

Vielleicht sollte man mal klar stellen, dass Politiker, Parteien und andere Staatsbedienstete ihre Diäten/Pensionen/Gehälter/Wahlkampfkostenerstattungen aus Steuern bekommen und damit bei Steuerhinterziehung ihren Arbeitgeber bestehlen. Hier ist dann wohl ganz offensichtlich das Vertrauen der Bevölkerung in die Ehrlichkeit ihrer Politker gestört und man sollte sie ebenfalls auf Verdacht fristlos entlassen können. Und dann auch noch ohne Pensionsansprüche... Wenn ich da an R. K. denke, komme ich ins träumen......

Ich hoffe, dass sich Steinbrück diesen Artikel gut durchliest. Anstatt sich mit den HRE Managern vor Gericht anzulegen, sollte er ihre Spesenabrechnungen prüfen, oder mal ihre Häuser durchsuchen. Es findet sich bestimmt ein geklauter Kugelschreiber.


Quote

09.03.2009 15:56:27

Unschuldsvermutung:

Die Arbeitgeber schneiden sich mit dieser Masche auch ins eigene Fleisch. Welcher Mitarbeiter, der der ständigen Angst ausgesetzt ist, beim kleinsten Fehltritt seine fristlose Kündigung zu erhalten, geht noch motiviert seiner Arbeit nach ? Gerade die Mitarbeiter, die nicht zu allem Ja und Amen sagen, sind doch häufig auch diejenigen, die eine Firma wirtschaftlich wirklich weiterbringen.

Man hat das Gefühl, dass in Deutschland immer sehr, sehr gründlich gearbeitet wird. Momentan steht offenbar die Endlösung der sozialen Marktwirtschaft auf dem Tableau. Und die Justiz ist willfähriger Vollstrecker - wie schon einmal.....

PS: Da nun sicherlich wieder Juristen in diesem Forum auflaufen - Es gibt kein Gesetz, dass ein Arbeitgeber in solchen Fällen fristlos kündigen darf. Das ist langjährige RECHTSPRECHUNG, die man auch ÄNDERN könnte. Vor allem, weil sich die Situation für Arbeitssuchende in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert hat. Es kann doch nicht sein, dass ein normaler Ladendieb, der bisher unbescholten war, damit zu rechnen hat, dass sein Richter ihn am Ohrwaschel zieht, ihn ermahnt und ihn dann laufen lässt, während ein Arbeitnehmer, dessen Schuld noch nicht einmal bewiesen sein muss, seine EXISTENZGRUNDLAGE verliert.


Quote09.03.2009  15:59:11

Das Grauen: Der veraltete Passus mit dem "Vertrauensverhältnis" muß raus aus dem Arbeitsrecht!

Hat doch mit der Realität nichts mehr zu tun, diese Idee, die überhaupt nur zu Zeiten der Vollbeschäftigung während des Wirtschaftswunders einigermaßen funktioniert hat. Tatsächlich sieht es doch heute so aus, daß man seinem Arbeitgeber nur begrenzt vertraut, wohl wissend, daß dieser jede noch so and den Haaren herbeigezogene Begürdnung zur Kündigung nutzen würde, wenn man es wagen sollte, sich durch beharren auf Rechten unbeliebt zu machen. Und mit dem Vertrauen der Arbeitgeber in ihre Mitarbeiter kann es doch auch nicht mehr weit her sein, siehe die weitverbreiteten offenen oder gar verdeckten Überwachungsmaßnahmen, a la Lidl, Bahn, Telekom etc etc.

Also, das mit em Vertrauensverhältnis hat sich im 21sten Jahrhundert erledigt. Es war sowieso immer nur eine einseitige Sache, wenn die Geschäftsleitung das Vertrauen gebrochen hat, konnte der Arbeitnehmer sowieso noch nie ernsthaft was deagegen machen. Also weg mit dem verstaubten Passus aus dem Arbeitsrecht! Das würde zumindest für etwas mehr Fairness bei Kündigungen wg. Diebstahl sorgen. Zumindest müßte dann die Tat nachvollziehbar nachgewiesen werden. ...


Quote

09.03.2009 16:15:23

laVictoria: Unsere Gerichtsurteile zeigen uns wo wir stehen.

Den Herrschaften wünsche ich, künftig nur noch in Restaurants speisen zu müssen, in denen der Maître de Cuisine keinerlei Entlassungs Risko eingeht.

Soll heißen: Nicht abschmecken, das soll der Gast machen der dafür bezahlt.


Quote

09.03.2009 17:05:00

Alexander Weiss 2: Frage?

Was ware denn los, wenn z.B. folgendes passiert - wahrscheinlich wuerde nix passieren: ein Muenchner Richter, der bei Eigentumsdelikten Urteile faellen muss, faehrt vom Justizpalast zum Odeonsplatz, um bei Eilles ein Produkt zu kaufen, das in seiner Umverpackung neutral gehalten ist; auf dem Weg zum Dallmayr verliert er aus Versehen den Kassenbon, als er sein Handy aus der Tasche zieht; bei Dallmayr taetigt er nun einige Einkaeufe und stellt sich an der Kasse an; die Kassiererin laesst sich nun seine Einkaufstuete zeigen und findet das Eilles-Feinkostprodukt, dass es in gleicher Art auch bei

Dallmayr gibt - nur er hat dafuer nun keinen Kassenbon, und nun? und ich glaube, hier liegt im wesentlich auch ein Problem: einem Richter, der in seiner Tagesarbeit die Rechtmaessigkeit einer Kuendigung aufgrund von Diebstahl bestaetigt hat, wuerde man doch eher seine Unschuld hier glauben als einer normalsterblichen Person, oder?


Quote



09.03.2009 17:15:17

forell: kündigung....

demnächst wird eine(r) entlassen weil er gearbeitet hat..... soll doch tatsächlich schon mal vorgekommen sein....völlig schuldlos entlassen....ein skandal und verbrechen das jeden tag in deutschland passiert.....



Quote

09.03.2009 17:12:07

peer.armutat: Um was geht es hier?

Um Diebstahl ? Um Gleichbehandlung von Mitarbeitern? Um das Hochhalten von Prinzipien in einer verwahrlosten Gesellschaft?

Alles Kokolores - was wir hier erleben, in Vorfällen wie diesem ins Bizarrste auf die Spitze getrieben, ist der Klassenkampf von oben.

Ausgelöst von unhaltbaren Theorien über Massen von Sozialschmarotzern (das fing bereits mit Kohl's Verdikt vom angeblichen Faulenzerparadies Deutschland an), befeuert von einer subtilen Breitbandmedienkampagne der INSM (Institution zur Förderung der Neidgesellschaft, des Sozialabbaus und des Manchesterkapitalismus) gehen nunmehr immer mehr kleine und mittlere Unternehmen dazu über, in diesem durch jahrelange Propagande vergiftetem Sozialklima, ihr vermeintlich "gutes Recht" in die eigenen Hände zu nehmen und aus nichtigsten Anlässen eine Exempel zu statuieren.

Wäre doch gelacht, wernn es nicht gelingen sollte, diese kommunistische Brut zur Strecke zu bringen!


Quote

09.03.2009 17:29:52

forell: deutschland deine rechtsbeugung...

-nachdem viele altrichter vor nicht allzu langer zeit in bester freisler`scher manier recht gesprochen haben ( marinerichter filbinger) ist es in justizkreisen nach wie vor üblich dem vorwurf einer zwei klassenjustiz die stange zu halten---die kleinen hängt man ( arbeiter-sozialschmarotzer-kommunisten-linksintellektuelle-querulanten) und die großen lässt man laufen.... man ist ja einer gleichen schicht zugehörig -gelle.....


Quote

09.03.2009 17:23:55

DC Rohwedder: Straf- und Zivilverfahren gegen die Vorgesetzten und Inhaber!

Ich bin wahrlich kein "Linksaußen" sondern selbst Arbeitgeber.

Aber wenn ich sehe, dass Arbeitgeber wegen solcher Lappalien (die bei einem nomalen Vertrauensverhältnis niemanden stören sondern geradezu Selbstverständlichkeiten sind), unliebige Mitarbeiter um ihre Existenzgrundlage bringen (ob nun weil sie unbequeme Betriebsräte waren oder aus anderen Gründen, die für eine ordnungsgemäße Kündigung offenbar nicht gereicht hätten sei völlig dahin gestellt), dann sehe ich massiven Handlungsbedarf gegen die Vorgesetzten oder die Inhaber! Das ist meines Erachtens sträflicher Missbrauch einer Machtposition.

Dass es (in Deutschland) Gereichte gibt, die für einen Pfandbon oder einen Brotbelag eine Kündigung unterstützen ist natürlich gänzlich unselig. In Frankreich wurde ein Arbeitgeber in einem grob vergleichbaren Fall zu Schadenersatz in fünfstelliger Höhe verurteilt. Recht geschieht ihm



Aus: "Gekündigt nach Bagatelldelikt - Brotbelag gegessen - Mitarbeiter entlassen" (09.03.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/382/461010/text/

-.-

Quote
Quote
D.Anke (09.03.2009 15:39)

In Zeiten wie diesen..
...wo alles drunter und drüber geht, wo einem die Milliarden und Billionen nur so um die Ohren gehauen werden, wo keiner mehr weiß, ob es überhaupt noch irgendwelche moralischen Maßstäbe bei unseren gesellschaftlichen "Eliten" gibt, da tut es gut zu wissen, dass zumindest in den Bäckereien unseres Landes der hochbezahlten Bäcker-Elite genauestens auf die Finger und den Mund geschaut wird. Bravo.


Quote

istdochwahr (09.03.2009 13:57)
Im Mittelalter ...
... hätte man diese Bäcker sicherlich für ihr schweres Verbrechen auf der Stelle gelyncht. Was sind im Vergleich zu deren unverschämten Mundraub schon ein paar Milliarden Kunden- oder Steuergelder, die man mal eben verzockt oder veruntreut hat: Peanuts, was sonst.


Quote
plex (09.03.2009 18:07)
Arbeitnehmer..
wegen Luft holen im Büro des Chefs entlassen - die Luft war dem Chef.


http://www.focus.de/karriere/arbeitsrecht/klage-baecker-schmiert-kuendigung-aufs-brot_aid_378530.html

-.-

Quote[...] Dortmund - [...] Zwei Bäcker aus Bergkamen waren im vergangenen Spätsommer fristlos entlassen worden, weil sie einen Brotaufstrich im Wert von 50 Cent probiert hatten, der zum Etat der Backstube gehörte. Schockiert und frustriert über die plötzliche Entscheidung ihres Chefs, zogen Benjamin Lassak (26) und Horst Dorkowski (44) vor das Arbeitsgericht in Dortmund. Mit Erfolg: Der Richter entschied zugunsten der Kläger und bewirkte eine Aufhebung der Kündigung. Der Filialleiter ist verpflichtet, die Männer wieder bei der Bäckerei Westermann zu beschäftigen.

Über die Zukunft des jüngeren Bäckers hatte das Gericht sehr schnell ein Urteil gefällt. Ausschlaggebend war in seinem Fall seine Mitgliedschaft im Betriebsrat. "Es ist nur aus einem besonderen Grund möglich, Betriebsratsmitglieder zu kündigen", erklärte Richter Guido Marek. "Grundsätzlich muss bei einer beabsichtigten Kündigung der Betriebsrat geladen werden und zustimmen. Dabei sind hier formale Fehler unterlaufen, weswegen die Kündigung unwirksam ist." Der Anwalt des Filialleiters, Rudolf Halstrick, reagierte mit Unverständnis: "Das war alles in Ordnung von den Fristen her. Ab wann erlaubt die Betriebszugehörigkeit, in die Kasse zu greifen?" Er kündigte Revision an.

Lassak hingegen war erleichtert: "Ich habe eigentlich nicht damit gerechnet, dass es so ausgeht." Das konnte er auch nicht, denn wäre er nicht im Betriebsrat gewesen, hätte der Prozess nicht zu seinem Vorteil ausgehen können, da der 26-Jährige erst kurz bei Westermann als Bäcker gearbeitet hatte.

Das Urteil für den 44-jährigen Kollegen fiel erst nach längerer Verhandlung. Bei Horst Dorkowski war die lange Betriebszugehörigkeit der entscheidende Faktor, um die Kündigung rückgängig zu machen. Er arbeitete bereits seit 24 Jahren für Westermann und hatte sich bislang nie etwas zuschulden kommen lassen. Das lasse auf eine ehrliche Grundhaltung des Mannes schließen, so Marek in seiner Urteilsbegründung.

Zudem hatte Dorkowski zugegeben, den Brötchenbelag gegessen zu haben: "Ich habe die Masse aus Schafskäse, Kräutern und Öl angerührt und war der Meinung, ich hätte sie verwürzt", erklärte der Ältere der beiden Bäcker. "Ich wollte den Geschmack des sogenannten Hirtenfladen-Aufstrichs" nur überprüfen und haben deswegen den Rat meines Kollegen Benjamin Lassak hinzugezogen." Trotz der positiven Nachricht für die Kläger betonte der Richter noch einmal, dass Bagatelldiebstähle prinzipiell ein Grund für eine fristlose Entlassung sein können.

Das öffentliche Interesse an dem Fall war immens: Der Gerichtssaal war voll. Ob die beiden Bäcker nun tatsächlich wieder in ihren alten Betrieb zurückkehren werden, bleibt zunächst ungewiss.



Aus: "Urteil: Zwei Bäcker aus Bergkamen klagten auf Wiedereinstellung: Käse probiert: Kündigung unwirksam - Zugehörigkeit zum Betriebsrat und lange Jahre treue Mitarbeit retteten die Kläger vor der Arbeitslosigkeit." (erschienen am 11. März 2009) Von Nina Schröder
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2009/03/11/1080553.html

-.-


Quote[...] Die Sondervergütung sei schließlich im Mai des vergangenen Jahres beschlossen und nach der Einigung mit der Deutschen Bank entsprechend im September ausgezahlt worden, sagte ein Sprecher. Wenige Tage vor den Überweisungen der Millionensummen war allerdings die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers pleite gegangen. Darauf folgte eine rasante Talfahrt der Finanzwirtschaft, die Stimmung kippte. Ein Rückzieher bei der Sondervergütung sei unmöglich gewesen, heißt es bei der Bank fast trotzig. Und die Vorstände der Postbank hätten auf die veränderte Stimmungslage im Land reagiert. Sie hätten die Sonderboni auf ein Sperrkonto bei der Postbank eingezahlt - und würden dieses Geld erst endgültig erhalten, wenn die Finanzkrise vorüber sei, sagte ein Sprecher.

Quote

09.03.2009 18:57:11

Herbert.Küster:

"Allein Bankchef Klein strich 3,3 Millionen Euro ein" - Das bedeutet in der neuen Leitwährung des kleinen Mannes: "2,5 Millionen Pfandbons".



Quote

09.03.2009 18:53:53

josef2396: @oildrum

Es ist noch viel schlimmer als Sie denken. Der Staat ist immer noch Mehrheitseigentümer der Postbank, es geht hier um Unfähigkeit, bzw absichtliches wegsehen der Politik.

Die Enteignung führt uns dahin, wo Honecker geglaubt hat zu sein.




Aus: "Postbank - Süße Boni, über die man lieber schwieg " (09.03.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/450/461078/text/

-.-

Quote[...]  Die "New York Times" berichtete, die Bank of America prüfe, ob Merrill Verluste im Handel so lange zurückgehalten habe, bis große Boni für Mitarbeiter bewilligt worden seien und die Übernahme unter Dach und Fach gewesen sei. Es gehe vor allem um einen Devisenhändler in London, der in das Visier der Aufsicht geraten sei.

Die Bank of America war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. Merrill Lynch teilte mit, hochrangige Manager kümmerten sich um die Angelegenheit. Sie seien sicher, dass die Bank mögliche Verluste unter Kontrolle habe. Merill Lynch hatte im vierten Quartal wegen massiven Abschreibungen und Verlusten mit strukturierten Kreditpapieren sowie anderen riskanten Anlagen 15,8 Milliarden Dollar Verlust angehäuft.

Die Investmentbank war am 15. September - dem Tag der Pleite von Lehman Brothers unter das Dach der Bank of America geschlüpft. Die Bank of America hatte später angesichts wachsender Verluste erwogen, von dem Kauf wieder zurückzutreten, beugte sich aber dem Druck der US-Regierung. Die Bank of America hat seit Oktober 45 Milliarden Dollar an staatlichen Hilfen angenommen.

Der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo prüft derzeit die Rechtmäßigkeit von Boni über 3,6 Milliarden Dollar, die Merrill Lynch seinen Managern noch kurz vor der Übernahme gewährt hatte.



Aus: "Merrill Lynch räumt "Unregelmäßigkeiten" im Londoner Handel ein" (Freitag, 6. März)
Quelle: http://de.reuters.com/article/companiesNews/idDEBEE5250G520090306

-.-

Quote[...] In der Londoner City bereiten rund 250 Händler der Investmentbank Dresdner Kleinwort Klagen gegen ihren neuen Arbeitgeber Commerzbank vor. Die Banker monieren, dass ihnen der alte Eigentümer Allianz im vergangenen Dezember einen Bonustopf von 400 Mio. Euro zugesagt hatte. Die Commerzbank hat nach der Übernahme der Dresdner Bank den Löwenanteil der Boni dann aber um 90 Prozent zusammengestrichen.

Grundlage für diese Entscheidung war eine Klausel in den meisten Bonusbriefen, die besagt, dass die Ausschüttung noch einmal überprüft werden kann, falls sich die wirtschaftliche Lage der Investmentbank deutlich verschlechtern sollte. Dresdner Kleinwort hat im vergangenen Jahr einenVerlust von 6,3 Mrd. Euro erlitten, und die Commerzbank musste vom Staat mit 18 Mrd. Euro gestützt werden.

Die drohende Klagewelle bei der neuen Commerzbank-Tochter beschäftigt auch die britische Finanzaufsicht FSA. Die Kontrolleure fürchten, dass bei einer Kündigungswelle der Dresdner Banker vor dem endgültigen Abschluss der Übernahme im Mai nicht mehr genügend qualifiziertes Personal übrig bleiben könnte, um die oft komplexen Handelspositionen zu betreuen.

...


Aus: "Händler bereiten Klage vor - Boni bescheren neuen Ärger" von Michael Maisch (05.03.2009)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/boni-bescheren-neuen-aerger;2189283


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt kündigte bei einer TV-Debatte am Dienstag an, dass die Regierung trotz zunehmender Arbeitslosigkeit und finsteren Konjunkturprognosen Steuergelder für Victorias Vermählung locker machen will. Die Hochzeit mit ihrem Ex-Fitnesstrainer Daniel Westling (35) ist für den kommenden Frühsommer geplant. «Das wird alles in allem ganz bestimmt ein gutes Geschäft für uns», meinte Reinfeldt mit Blick auf den Werbeeffekt der Hochzeit mit schönen Bildern aus Schweden für das Ausland.

Der König hatte sich nach Bekanntgabe der Verlobung mit der Bitte um Staatszuschüsse an das Stockholmer Finanzministerium gewandt. Die direkten Kosten für die Hochzeit von Carl Gustafs und Königin Silvias (65) ältester Tochter werden auf 20 Millionen Kronen (1,8 Mio. Euro) geschätzt.

...


Aus: "Steuergelder für Victorias Hochzeit" (dpa, 18.03.2009)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/26/20090318/ten-steuergelder-fr-victorias-hochzeit-1f9f147.html




Textaris(txt*bot)

#76
Quote[...] Dass er einmal als Bittsteller bei der Arbeitsagentur sitzen würde, hätte Bernd Strowel (Name geändert) sich niemals träumen lassen. Das Jurastudium sollte doch eigentlich seine Eintrittskarte zu einer bürgerlichen Karriere sein. Doch der Tag, an dem der Jurist Hartz IV beantragen musste, hat sich eingebrannt. "Ich hatte richtig Angst um meine Existenz", erinnert sich der 31-Jährige. Und so wurde Strowel zu einem der vielen "Aufstocker" – Menschen, deren Gehalt nicht reicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten und die daher Hilfe vom Staat brauchen.

Strowel, der in seinem Elternhaus nie Not erlebt hatte, begann, sein Leben komplett umzustellen. Denn von nun an hatte er inklusive Hilfe nur 800 Euro im Monat zum Leben. Für Lebensmittel konnte er gerade einmal 30 Euro pro Woche ausgeben. Nicht nur die Einkäufe fielen spartanischer aus: Kneipengänge mit den Freunden wurden komplett gestrichen. "Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich regelmäßig am Karate-Training teilgenommen", erinnert er sich. Die 50 Euro Vereinsbeitrag wurden allerdings zur Belastung. Das Training hängte er vorerst an den Nagel. Strowel ist kein Einzelfall. Denn die Flut der Jura-Absolventen hat den Wettbewerb in der Branche dramatisch verschärft. 150  375 Rechtsanwälte zählte die Bundesanwaltskammer Anfang März in Deutschland, elf Mal so viel wie 1950. Vor allem in Metropolen knubbelt es sich: Fast zwei Drittel der Juristen praktizieren in nur acht Kammerregionen um Ballungszentren herum.

"Und die Schere geht derzeit weiter auseinander", sagt Susanne Offermann-Burckart, Sprecherin der Rechtsanwaltskammer Düsseldorf: "Natürlich gibt es viele Rechtsanwälte, die sich hervorragend am Markt behaupten – auch viele exzellente Junganwälte." Allerdings gebe es auch genug, die überhaupt nicht ins Geschäft kämen. "Der Honorar-Kuchen ist nicht unbegrenzt vergrößerbar", sagt sie. Ohne Nebenjobs oder eben staatliche Hilfe könnten viele nicht leben. Mit der Anwaltsflut steigt die Gefahr, dass vor allem Anfänger ihre Dienstleistung unter Wert verkaufen. Nach Ansicht von Christian Christiani, Geschäftsführer des Anwaltsvereins Berlin, sind Dumpingpreise vor allem bei der Beratung denkbar. Während die Gebührenordnung für alle Bereiche, in denen der Anwalt seinen Klienten nach außen vertritt, Untergrenzen vorschreibt, dürfen Juristen außergerichtliche Beratung auch mit drastischen Preisnachlässen anbieten.

Und selbst die Honorarordnung schützt nach Ansicht von Helmut Rudolph vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vor Armut nicht. "Wer nur wenige Aufträge im Monat bekommt, vielleicht nur zwei Geschwindigkeitsübertretungen, dem droht auch der Absturz." Zwar gibt es keine amtliche Übersicht über die Zahl aufstockender Anwälte, aber auch Rudolph kennt welche.

Insgesamt sind 109 259 Selbstständige und Freiberufler in Deutschland auf staatliche Fürsorge angewiesen, so die Bundesagentur für Arbeit. Vor zwei Jahren waren es nur halb so viele. Bezogen auf den Anteil der Anwälte an den Selbstständigen könnten bis zu 10 000 Rechtsberater zu den Aufstockern zählen.

Strowel ist froh, dass er die "fiese Zeit", wie er sie nennt, inzwischen durchgestanden hat. Abwägungen zwischen dem Geld für den Internetzugang oder doch lieber für einen Sportkursus liegen hinter ihm. Er hat nach einem qualvollen Jahr einen neuen Job: Der Jurist ist jetzt Berater bei der Arbeitsagentur.


QuoteAutor: AnnegretE. / Datum: 18.03.09 08:07
Wenn man allerdings zu Guttenberg heißt,
braucht man als ''Jurist'' nicht mal das zweite Staatsexamen, um sofort auf höchstem Level einzusteigen und sich täglich medienwirksam nebst Gattin zu präsentieren. Die Rechtsanwälte, um die es hier geht und die Hartz IV benötigen, sind dagegen alle Volljuristen!

Warum führen wir eigentlich nicht gleich die Monarchie bzw. Oligarchie des Adels wieder ein?


QuoteAutor: Ulenspiegel / Datum: 18.03.09 08:21
Staatliche Fürsorge
''Insgesamt sind 109 259 Selbstständige und Freiberufler in Deutschland auf staatliche Fürsorge angewiesen, so die Bundesagentur für Arbeit.''

Sowohl der Begriff ''staatlich'' als auch ''Fürsorge'' ist falsch.

Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts besteht für die BRD die sachlich neutrale Pflicht, ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen. Da es dem Bürger verboten ist, in den Wald zu gehen und Tiere zu jagen und in der Wohnstraße zu grillen, haben diese Leistungen überwiegend als Geldleistungen zu erfolgen.

Ein Zelt darf er ja auch nicht im Villenviertel aufschlagen, dann rasten die Multimilliardäre ja gleich aus. Das ist dann echte Fürsorge.


QuoteAutor: Ulenspiegel / Datum: 18.03.09 09:01
Schauspieler
@Guenter.C.Lange / Datum: 18.03.09 08:37
''Zu Guttenberg vermag ich nicht zu beurteilen - aber er hinterlässt bislang einen hervorragenden Eindruck.''

Umfeldbedingt habe ich mit so vielen Nachkömmlingen aus diesen Kreisen zu schaffen, deren einzigen Fähigkeiten im Leben darin bestehen, gute Schauspieler zu sein. Da sie aber unter Ihresgleichen ''verbrannt'' sind, können sie da wegen ihrer überzogenen Schwächen keine Karriere machen.

Aber das gemeine Volk läßt sich gut und gerne blenden von solchen Schauspielern; oftmals gelingt es ihnen, durch eine Geldheirat den Mangel an beruflicher Kompetenz auszugleichen. Oder sogar im Rang auch noch aufzusteigen, wenn die Frau den besseren Titel vorweisen kann.


QuoteAutor: nowitzky / Datum: 18.03.09 09:45
Juristen?
Mein Mitleid mit dieser Kaste hält sich in Grenzen :-)


QuoteAutor: tommineuss / Datum: 18.03.09 09:46
Wenn Juristen Hartz IV brauchen...
... dann geht es ihnen wie vielen mit überhöhter Raffgier und Standeseitelkeiten. Sie haben anstelle eines tatsächlich für sie in Frage kommenden Berufes, der ihren Kenntnissen, Neigungen und Fähigkeiten entspricht, wohl nur oftmals nur Geld und Glamouröses im Sinn gehabt, als sie ihre vermeintliche Karriere gestartet haben. Papi ist Rechtsanwalt, Mami auch und Sohnemann wird? Richtig... Papi ist Apotheker, Mami ist Ärztin und was studiert das Töcherlein? Wieder richtig. Papi ist Architekt und Mami bauzeichnert auch ein wenig. Was wird Sohnemann: Nochmal richtig...

...


QuoteAutor: Sandra Maria / Datum: 18.03.09 11:16
zusammen
Ein schlechter Scherz? Ein vorgezogner Aprilscherz? Langsam weiß man nicht mehr was man zu dem selbstinzinierten Desaster noch sagen soll....meine sehr verehrten Damen und Herren, der Politik und Obrigkeiten, hier wird ein Hase zum Wolf gemacht. Ich selber habe leider schon Juristen erlebt, die mir persönlich ins Gesicht sagten; wir übernehmen keine ''Billig'' Klagen mehr, denn wir verdienen mit diesen Fällen einfach zu wenig!! Es tut uns leid. .... nun, was sollen denn wir kleine Arbeiter sagen, die jetzt schon bis zu 11 oder 12 std pro tag, körperliche Arbeit leisten müssen ohne auch nur einmal dran denken zu können mal Krank zu werden, da wir Menschen sind und keine Maschinen? Was sollen die Menschen sagen, die am Ende ihrer Physischen und Körperlichen Kräften sind und behandelt werden als hätten sie sich Ebula persönlich eingefangen?! Man hört nur noch Wirtschaftskrise und was dem kleinen Mann zwar zugestanden wird aber gleichzeitig auf de anderen Seite wieder abgezogen wird. Was soll man als Bürger dieses Landes, mit einem EU stand und auch EU preisen, davon halten?? Wenn ein Harz4 Empfänger Hilfe sucht wird er kreutz und quer geschickt, bekommt auflagen, die meines Erachtens und ich glaube ich spreche für die Mehrheit der Betroffenen, fragwürdig und ausbeuterrisch sind. Die Menschen würde ist unantastbar.. so steht es in unserem Grundgesetzt, doch man erlebt zum teil leider nur noch das Gegenteil. Wie wäre es wenn die Herren Anwälte, sich auf solche Fälle speziallisieren, wo ein Mensch als Laie nur noch versagen kann, weil die Gesetzteslagen immer Komplizierter und undurchsichter werden? Zusammen gegen eine unwürdige und Menschenverachtetende Situation ankämpfen, gegen eine unfaire Politik, gegen eine unfaire behandlung der sogenannten Menschenrechte, die nur noch der als Blanker hohn angesehen werden kann. Sie, meine sehr geehrten Anwälte, kennen die Juristischen Sachverhalte am Besten, dann helfen sie denjenigen die diese nicht verstehen zu ihrem recht zu kommen- kämpfen sie mit uns gegen dieses Marorde und zusammen fallende System.. gemeinsam.


QuoteAutor: Jo-MG / Datum: 18.03.09 13:16
Verehrte @Sandra Maria - was wollen Sie uns sagen ??
Ein wenig Struktur in Ihrem Aufsatz würde das lesen einfacher machen und vor allem Ihr Ansinnen verständlich machen.
Aufstockerleistungen für Anwälte und Architekten sind nichts neues, die gab es bereits zu Zeiten des BSHG, da hat H4 nichts neues produziert.
Großkotzige Anwälte, die sich ihre Mandantschaft aussuchen können gab es schon immer und die wird es auch immer geben.
Als Anwalt der auf sich hält würde ich auch die Hälfte der Verfahren ablehnen weil ich sie mit meinem Rechtsempfinden nicht vereinbaren könnte. Aber es gibt auch Anwälte die von Prozesskostenhilfe ihr Greenfeeabo bezahlen....
Tatsache ist nun mal und da ist der Anwalt keine Ausnahme, wenn du schlechte Arbeit lieferst gibts keine Aufträge! Wenn man nur einen mittelmäßigen Abschluß hat und keine Kanzlei findet die einen Aufnimmt, dann ist die Karriere gelaufen oder man lebt recht aber schlecht von der PKH.
Da geht es dem Anwalt, dem Arzt, dem Architekten und Gott weiß wem nicht besser als dem Handwerker oder dem Angestellten.

Es kann nun mal nicht jeder mit dem Porsche vor das Gericht vorfahren.


QuoteAutor: Sandra Maria / Datum: 18.03.09 15:57
Jo-MG
nur am Rande bemerkt, mir geht es nicht darum Anwälte im Prinzip zu vertreufeln, mir geht es darum, das Anwälte nun auch noch anfangen zu mosern... und; ich habe 3 Ausbildungen, vielleicht hätte ich Jurist werden sollen um mich in den Deutschen Gesetzten besser auszukennen. Ich finde es nur zum Schreien, das Anwälte sich auch noch Pikieren einen PKH fall anzunehmen und dreist noch oben drein, denn ich habe bisher immer gearbeitet, sogar auch untertariflich bezahlt und Jobs die Sie niemals ausgeübt hätten, weil da macht man sich nämlich die Hände so richtig dreckig. Ich habe mich selten beschwert, meinen soll geleistet und werde, wenn ich einen Anwalt benötige; ob nun wegen Bagatellschäden oder Arge konflikten ect, sei dahin gestellt, abgewiesen weil es vom Staat ( bei PKH) abgewiesen? ich habe als Bürger dieses Landes halt ein recht auf einen Anwalt und wenn dann die hälfte der befragten Anwälte mir dann dreister weise dann auch noch sagt; wir verdienen zu wenig an Ihnen.. SORRY aber ich muss mich auch mit 5 euro Std lohn über wasser halten um nich unter zu gehen ob es mir nun passt oder nicht. Ich rede hier von ZUSAMMEN ARBEITEN und nicht gegeneinander.



Aus: "Immer mehr "Aufstocker" - Wenn Juristen Hartz IV brauchen" VON MAXIMILIAN PLÜCK (18.03.2009)
Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/wirtschaft/news/686388/Wenn-Juristen-Hartz-IV-brauchen.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Kassel. Zahlen Erwerbslose keinen Unterhalt für ihre Kinder, müssen sie unter Umständen mit weniger Hartz IV auskommen. Das Bundessozialgericht (BSG) entschied am Dienstag, daß das Jobcenter nach seinem Ermessen einen Teil des Arbeitslosengelds II für die unterhaltsberechtigten, minderjährigen Kinder abzweigen kann. Dabei dürfe es nicht ohne weiteres die sogenannte Düsseldorfer Tabelle als Berechnungsgrundlage heranziehen, so die Kasseler Richter. Nach dieser beträgt der Selbstbehalt von Unterhaltspflichtigen 770 Euro. Da das ALG II diese Höhe nicht erreicht, müsse die Behörde im Einzelfall prüfen, inwieweit der Arbeitslose Zahlungen leisten könne, so das Gericht.

(AP/jW)


Aus: "Jobcenter dürfen ­Unterhalt abzweigen" (18.03.2009 / Inland / Seite 5)
Quelle: http://www.jungewelt.de/2009/03-18/052.php


Textaris(txt*bot)

Quote[...]
Quote"Der prominente Industrie- und Politikberater Roland Berger soll im Auftrag der Bundesregierung die Verhandlungen zur Rettung Opels koordinieren. Wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte, soll Berger "seine nationalen und internationalen Kontakte sowie seine Erfahrung aus jahrelanger Tätigkeit als Unternehmensberater einbringen, um die komplizierten Fragen im Verhältnis zwischen Opel und General Motors zu lösen." Er solle überdies die Suche nach internationalen Investoren für eine europäische Gesellschaft vorantreiben. Opel strebt eine weitgehende Abkopplung des Europa-Geschäfts vom US-Mutterkonzern an, kann dies aber nicht allein schaffen. Vom Staat werden europaweit Hilfen von 3,3 Milliarden Euro für die nächsten zwei Jahre erhofft - über Bürgschaften, Kredite oder Beteiligungen. (...) Roland Berger hat sich in den vergangenen vier Jahrzehnten als gefragter Partner in Politik und Wirtschaft einen Namen gemacht. Die von ihm 1967 gegründete Beratungsgesellschaft Roland Berger Strategy Consultants zählt zu den wichtigsten der Branche weltweit. Der 71-Jährige hat beste Kontakte in die Entscheidungszentren und gilt in Wirtschaft und Politik als hervorragend vernetzt. Er beriet nicht nur den früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), sondern auch dessen einstigen Herausforderer 2002, den früheren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU)." (http://www.n-tv.de/1122941.html)

-.-

QuoteNachtrag (21.03.2009):
" ....Zudem steckt Koordinator Berger in einem Interessenkonflikt. Die Unternehmensberatung, die der 71-Jährige einst gegründet hat, zum Erfolg führte und deren Aushängeschild er nach wie vor ist, arbeitet gleichzeitig für General Motors in Europa. Berger wiederum, übrigens auch Verwaltungsrat beim Opel-Konkurrenten Fiat, soll nun für Berlin vermitteln. Er sitzt auf zu vielen Seiten des Tisches, auch wenn er mit der Bundesregierung keinen Vertrag gemacht hat, für den er Geld bekommt. Das könnte zu einem Problem für Guttenberg werden - auch wenn Berger möglicherweise Erfahrung mit Interessenkonflikten hat: So war er als Wirtschaftsberater sowohl von Unions- als auch von SPD-Politikern tätig." (www.sueddeutsche.de)



Aus: "Die Kunst der Gehirnwäsche #72: Das Mafia-Karussell dreht sich weiter"
posted by The Revolver at 11:52 PM  0 comments (18 März 2009)
Quelle: http://welteninwelten.blogspot.com/2009/03/die-kunst-der-gehirnwasche-72-das-mafia.html




Textaris(txt*bot)

"Furcht macht verächtlich, und Verachtung ist gefahrvoller als Haß."
- Johann Jakob Engel, Sicherheit. Aus: Schriften, Dritter Band: Der Fürstenspiegel. Berlin: Myliussisch, 1802. S. 332.

...

Quote[...] 1912 behauptete der Hygieniker Alfred Grotjahn, Mitglied der SPD und in der Weimarer Republik Mitglied des Reichstags und Autor des gesundheitspolitischen Abschnitts des Görlitzer Programms der SPD von 1922:

    ,,Die Verbrechernaturen erheben sich als heroische Spitzen [...] aus einem Bevölkerungskonglomerat, das sich aus Vagabunden, Arbeitsscheuen, Hausierbettlern, Prostituierten, Zuhältern, Trunkenbolden und sonstigen Verwahrlosten zusammensetzt. Das Bestehen dieses Bodensatzes der Bevölkerung [...] ist eine Gefahr und eine Bürde für jedes Gemeinwesen."

    – zitiert nach Patrick Wagner: Kriminalprävention qua Massenmord. Die gesellschaftsbiologische Konzeption der NS-Kriminalpolizei und ihre Bedeutung für die Zigeunerverfolgung[1]

Im Nationalsozialismus geriet das sog. Lumpenproletariat, ein Begriff, der mit erbbiologischem Inhalt auch in der nationalsozialistischen Gesellschaftspolitik verwendet wurde, als ,,asozial" und ,,gemeinschaftsfremd" in den Fokus der Rassenhygiene und damit der Verfolgung bis hin zur Vernichtung.

...

Gerd Stein: Lumpenproletarier – Bonze – Held der Arbeit. Verrat und Solidarität. Kulturfiguren und Sozialcharaktere des 19. und 20. Jahrhunderts. Band 5, Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1985


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Lumpenproletariat (21. Februar 2009)

-.-

Quote[...] Verachtung ist eine negative menschliche Emotion, die durch die Betrachtung einer anderen Person als moralisch minderwertig entsteht.[1] Nach Meyers Enzyklopädie von 1905 ist ,,Verachtung, das Gefühl, das der Voraussetzung persönlichen Unwertes bei sich selbst (Selbstverachtung) oder bei anderen (Verachtung anderer) entstammt".[2] Es handelt sich um das Gegenteil von Achtung. Das Wort verachten stammt vom mittelhochdeutschen verahten.

In der Emotionspsychologie wird Verachtung entweder als spezielle Formen von Ekel betrachtet,[3] oder von Ärger (speziell Wut)[4] oder als eine Mischung aus beiden Emotionen.[5]

Nach der Ansicht bestimmter Emotionsforscher (z.B. Paul Ekman) gehört Verachtung zu den menschlichen Basisemotionen, deren mimischer Ausdruck angeboren ist. Er ist in allen Kulturen gleich und wird kulturübergreifend entsprechend decodiert bzw. erkannt.[6] Nach Auffassung von Robert Plutchik, einem anderen namhaften Emotionsforscher, ist Verachtung insofern keine Basisemotion, als sie aus Ekel und Ärger (Wut) zusammengesetzt sei.[7]

Unabhängig davon, ob Verachtung eine Basisemotion darstelle oder nicht, besteht Einigkeit darüber, wie Verachtung entsteht: durch die Bewertung einer anderen Person als moralisch minderwertig.

[...]  Entstehung: Verachtung entsteht durch die Bewertung einer anderen Person als minderwertig. In streng hierarchischen Kulturen entsteht Verachtung somit durch den sozialen Rang oder das Prestige, das eine Person innehat, und verläuft ,,nach unten". In egalitären Kulturen entsteht Verachtung durch die Bewertung, ob eine Person den entsprechenden sozialen Rang, den sie innehat, und das damit einhergehende Prestige, verdiene.[8] Somit scheint es in demokratischen Kulturen möglich zu sein, Verachtung auch gegenüber sozial höher Stehenden zu empfinden, beispielsweise ,,zu Verachtung des Chefs durch seine Arbeiter, zu Verachtung der Oberschicht durch die Arbeiterschicht, und zur Verachtung von selbstproklamierten Eliten jeglicher Art" (Haidt, 2001, S. 858).

...


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Verachtung (14. März 2009)

-.-

Quote[...] Ebenbürtigkeit bezeichnet die Standesgleichheit der Geburt nach. [...] Ebenbürtigkeit galt früher beim Adel adelsrechtlich als Bedingung einer standesgemäßen Ehe. Ebenbürtigkeit lag nicht vor bei Ehen zwischen Adeligen und Nichtadeligen, in manchen Fällen aber auch nicht bei Ehen zwischen Angehörigen des hohen Adels und des niederen Adels. Ehen, die diesen Regeln nicht entsprachen, wurden als Missheirat oder Mesalliance bezeichnet, rechtlich als Ehe zur linken Hand oder morganatische Ehe.

Die Maßstäbe dafür, was als ebenbürtig angesehen wurde und was nicht, waren in einzelnen Ländern, auch je nach historischer Epoche und in den beteiligten Familien unterschiedlich.

So waren die Kriterien in Deutschland strenger als z. B. in England, wo die Heirat zwischen den Spitzen des Bürgertums und dem Adel zu keinen Rechtsnachteilen führte. Beispiel für das gegenteilige Extrem war die Familie Habsburg, die als ebenbürtig nur Mitglieder des Hochadels anerkennt. Das formale Verfahren, dies sicherzustellen, war die Adelsprobe.


[...] Das Bundesverfassungsgericht hat in einer Entscheidung vom 22. März 2004 festgestellt, dass das Ebenbürtigkeitsprinzip mit der Eheschließungsfreiheit nach Art. 6 Abs. 1 des Grundgesetzes unvereinbar ist. Dem lag folgender Sachverhalt zugrunde: Von vier Söhnen Louis Ferdinands von Preußen heirateten nur die beiden jüngeren Söhne, Louis Ferdinand jr. und Christian Sigismund, hausgesetzmäßig. Der Vater Louis Ferdinands, Kronprinz Wilhelm, hatte durch Erbvertrag mit seinem Vater, dem exilierten Kaiser Wilhelm II., und seinem Sohn Louis Ferdinand festgelegt, dass jeder Nachkomme vom Erbe ausgeschlossen sei, der ,,nicht aus einer den Grundsätzen der alten Hausverfassung des Brandenburg-Preußischen Hauses entsprechenden Ehe stammt oder in einer nicht hausverfassungsmäßigen Ehe lebt". Dagegen klagten nach dem Tode Louis Ferdinands († 1994) die dadurch vom Erbe ausgeschlossenen beiden älteren Söhne, Dr. Friedrich Wilhelm und Michael.

...


Aus: "Ebenbürtigkeit" (25. Februar 2009)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ebenb%C3%BCrtigkeit

-.-

Quote[...] In der Rollentheorie von Ralph Linton ist der ,,soziale Status" bedeutungsgleich mit der sozialen Position, die einem Akteur in einem – relativ festen – sozialen Zusammenhang zugewiesen wird (z. B. als Lehrer in der Schule, als Mutter in der Kernfamilie). Mit diesen Positionen sind gesellschaftliche Erwartungen und Rollenansprüche verbunden. [...] Über den sozialen Status werden Lebenschancen ungleich verteilt. So gehen mit einem höheren sozialen Status bessere Bildung, Gesundheit und höheres Einkommen einher.

...


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialer_Status (16. März 2009)

-.-

Quote[...] "Liberté, égalité, fraternité, mais pas dans les cités". Eine zweite und dritte Generation in Frankreich geborener und aufgewachsener Vorstadtjugendlicher sah sich angesichts eines deregulierten und entsolidarisierenden Kapitalismus nicht nur um die Erfüllung der Versprechen der französischen Republik betrogen, sondern auch ohne Hoffnung für die Zukunft.

Stattdessen haftete und haftet ihnen wie ein Mal das Etikett "mit Migrationshintergrund" an, das nüchtern und sachlich klingt, aber die Einwanderersituation gewissermaßen erblich macht. Warum, so fragt der französische Soziologe Robert Castel in seinem jüngsten Buch, diese nicht nachlassende Härte des Einwandererschicksals bei den Enkeln und Urenkeln einstiger maghrebinischer und subsaharischer Einwanderer? Wieso dieser Unterschied zur unproblematischer ablaufenden Integration anderer Immigranten? Was spielt sich da ab?

Auf der Suche nach einer Antwort auf diese Fragen verbindet Castel eine Analyse der sozialen Situation revoltierender Vorstadtjugendlicher mit der Darlegung des Selbstbildes und der Vorurteilsstrukturen einer Gesellschaft mit kolonialer Vergangenheit und voller Unwillen, sich offen dem Problem ihrer strukturellen Ungerechtigkeit und ihrer Missachtung der eigenen Normen zu stellen.

Nach dem Ende des wirtschaftlichen Nachkriegsaufschwungs und einer relativen Vollbeschäftigung wurden die "Grands Ensembles", die Hochhaussiedlungen und Trabantenstädte der dreißig "goldenen" Nachkriegsjahre, zu Orten sozialen Abstiegs mit einem dreimal so hohen Anteil prekär Beschäftigter, Arbeitsloser und Empfänger staatlicher Transferzahlungen wie die französische Gesellschaft insgesamt.

Der Migrantenanteil wirkt sich als zusätzliche Benachteiligung aus. "Die Vorstadt als Randzone", so Castel, "ist ein Teil der heutigen sozialen Frage, die sie aber gleichzeitig dramatisiert, indem sie ihr eine ethnisch-rassische Konnotation verleiht." Darin sieht er gleichzeitig die Erklärung für den auffälligen Umstand, dass im Unterschied zu den Nachfahren "westlicher" Immigranten die Nachfahren "südlicher" Immigranten gewissermaßen in einem "Abschiebungsraum" festgehalten werden, "weder drinnen noch draußen" sind - Jugendliche "mit Migrationshintergrund", und das heißt "südlichem" Migrationshintergrund bleiben.

Sie dienen einer Ethnisierung der sozialen Frage, haben dadurch eine entscheidende Bedeutung für die Funktionsweise einer ungerechten und krisenhaften Gesellschaftsstruktur und haben eben den ,Nutzen', den, wie Castel in einem knappen historischen Rückblick vergegenwärtigt, auch früher die "gefährlichen Klassen" hatten.

Einst waren die Landstreicher die Sündenböcke für die grundlegenden Fehler der Arbeitsorganisation in den vorindustriellen Gesellschaften. Nach der Durchsetzung der industriellen Lohnarbeit waren es die Proletarier, die als unentbehrliche Faktoren kapitalistischen Wirtschaftswachstums physischer Ausbeutung und sozialer Missachtung ausgesetzt waren. Heute werden revoltierende Vorstadtjugendliche "zu Trägern und Hauptakteuren der Ausbreitung einer für uns alle bedrohlichen Unsicherheit" gemacht - einer zunehmenden öffentlichen und sozialen Unsicherheit, die in Wirklichkeit wesentlich mit einer deregulierten und globalisierten Wirtschaft, Abbau des Sozialstaats, Abstiegsangst und Perspektivlosigkeit zusammenhängt. Mit der Verschiebung innergesellschaftlicher Konflikte an die Ränder geht eine Verengung der Unsicherheitsproblematik auf die öffentliche Sicherheit und damit auf ein Problem der Kriminalität einher, für das letztlich die Polizei zuständig ist.

Castels Analyse und Interpretation erlauben zweierlei. Zum einen eine angemessene und nüchterne Sicht auf eine republikanische Rhetorik, die einer bestimmten Kategorie von Bürgern "mit Migrationshintergrund" den Part der "gefährlichen Klasse" zuweist und aus Kriterien der Anerkennung als volle und in jeder Hinsicht gleichberechtigte Staatsbürger Instrumente des Ausschlusses und der Abwertung von Differenzen macht. Sie verweist zum anderen auf das eigentliche Problem und die eigentliche Herausforderung nicht nur der französischen Gegenwartsgesellschaft: "Das republikanische Modell muß beweisen, dass es sich nicht auf die Form reduziert, die einer weitgehend monoethnischen, monokulturellen und monoreligiösen Gesellschaft entsprach."



Aus: ""Negative Diskriminierung" - Im Abschiebungsraum" VON ROLF WIGGERSHAUS (24.03.2009)
Robert Castel: Negative Diskriminierung. Jugendrevolten in den Pariser Banlieues. A. d. Frz. v. Thomas Laugstien. Hamburger Edition 2009, 122 S., 15 Euro.
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/1697744_Negative-Diskriminierung-Im-Abschiebungsraum.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] New York - Einkommenskrösus mit allein 2,5 Milliarden Dollar sei im Jahr 2008 der 70-jährige James Simons mit seiner US-Investmentfirma Renaissance Technologies gewesen, berichtet das Branchenmagazin "Alpha" am Mittwoch. Aber auch drei weitere Hedgefondsmanager, darunter der legendäre George Soros, profitierten von der Krise und strichen im vergangenen Jahr jeweils mehr als eine Milliarde Dollar an Vergütungen und Prämien ein.

Hedgefonds gelten als eine der risikoreichsten Formen von Investments. Ihre Manager nutzen die gesamte Trickkiste der Finanzmärkte und sie sind weitgehend frei in ihrer Anlagestrategie. Die Fonds können etwa auch mit fallenden Kursen Geld verdienen - wenn sie denn rechtzeitig auf einen Absturz der Kurse und der Weltwirtschaft wetten.

Auf die ersten Plätze schafften es hinter Simons der Vorjahressieger John Paulson (Paulson & Co) mit einem Einkommen von rund 2 Milliarden Dollar sowie John Arnold (Centaurus Energy) mit 1,5 Milliarden Dollar Jahresverdienst.

John Paulson hatte im Krisenjahr 2007 3,7 Milliarden Dollar verdient, weil er früher als alle anderen auf das Platzen der Kreditblase gesetzt hatte. Soviel hatte bislang noch kein anderer Hedgefondsmanager eingestrichen - insofern dürfte Paulson sein auf 2 Milliarden Dollar gesunkenes Einkommen im Jahr 2008 locker verkraften.

Auf Platz vier der Rangliste für 2008 folgt bereits George Soros mit 1,1 Milliarden Dollar. Soros hatte Anfang der 90er Jahre mit seinen Spekulationen das britische Pfund schwer unter Druck gebracht. An fünfter Stelle rangiert Raymond Dalio, der es mit seinem Hedgefonds Bridgewater Associates "nur" auf ein persönliches Jahreseinkommen von 780 Millionen Dollar brachte.

Die besten Europäer unter den Krisengewinnlern kamen auf Rang neun. Jeweils 250 Millionen Dollar kassierten David Harding (Winton Capital Management) und Alan Howard (Brevan Howard Asset Management) mit Sitz in London.

Im Schnitt seien die Vergütungen der Branche in der Finanzkrise allerdings 2008 gesunken, hieß es. So vernichteten die acht größten Verlierer der Rangliste zusammen 6,2 Milliarden Dollar ihres eigenen Vermögens.

...


Aus: "Hedgefondsmanager - Finanzjongleure streichen Milliarden ein" (25.03.2009)
Quelle: http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,615431,00.html


Textaris(txt*bot)

#81
Quote[...] Ein Mitarbeiter des Göttinger Sozialamts hat einem Sozialhilfe-Empfänger, den er eigenen Angaben zufolge mehrfach beim Betteln gesehen hatte, die Unterstützung gekürzt. Das berichtete NDR 1 Niedersachsen am Donnerstag. Der Mitarbeiter des Fachbereichs Sozialdienst kündigte laut dem Bericht in einem Schreiben an, einen Betrag von 120 Euro als Einkommen durch Betteln von der Sozialhilfe abzuziehen. Die Summe habe er hochgerechnet, nachdem er den Mann mehrfach beim Betteln in die Blechdose geschaut habe.

Manfred Grönig vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Göttingen reagierte erschüttert: "So weit unten waren wir noch nie", sagt er NDR 1 Niedersachsen. Das Schreiben des Sozialamts sei demütigend und unterstelle, dass der Mann durch Betteln ein regelmäßiges Einkommen habe. Der Wohlfahrtsverband überprüft den Angaben zufolge nun, ob die Hochrechnung und die damit verbundene Kürzung rechtens sind. Die Stadt Göttingen will einen Weg finden, wie der Sozialhilfesatz gerecht berechnet werden kann. Mitarbeiter des Sozialamtes würden nicht darauf trainiert, Sozialhilfeempfänger aufzuspüren, die ein zusätzliches Einkommen hätten, sagte ein Sprecher.



Aus: "Niedersachsen - Beim Betteln beobachtet: Amt kürzt Sozialhilfe" (26.03.2009)
Quelle: http://www1.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/bettler100.html

-.-

Quote[...] Göttingen.  Angesichts großer Empörung will die Stadt Göttingen bettelnden Sozialhilfeempfängern künftig nicht mehr die staatliche Unterstützung kürzen.

Oberbürgermeister Wolfgang Meyer (SPD) erklärte, er lehne eine solche Praxis ab, auch wenn Erlöse aus Bettelei bei strenger Auslegung des Sozialgesetzbuches als Einkommen angerechnet werden könnten. Wer einem Bettler einen Euro in den Hut werfe, wolle in einer Notlage helfen. Meyer ordnete an, alle derartigen Bescheide sofort aufzuheben und entsprechend zu korrigieren.

Wie in der vergangenen Woche bekanntwurde, hatte ein Sozialamts- Mitarbeiter einen Sozialhilfeempfänger zweimal beim Betteln erwischt und 1,40 Euro beziehungsweise 6 Euro in dessen Blechdose gezählt. Daraufhin kürzte die Behörde seine monatliche Unterstützung von 351 Euro auf Basis einer "Hochrechnung" zunächst um 140 Euro und nach einem Widerspruch des Mannes schließlich um 50 Euro. Inzwischen sei bekannt, dass auch in zwei anderen Fällen ähnlich verfahren worden sei, teilte die Stadt weiter mit. Es habe aber keine "systematische Recherche" gegeben.

...


Aus: "Bettler: Göttingen nimmt Hartz-IV-Kürzung zurück" (30.03.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1704456_Bettler-Goettingen-nimmt-Hartz-IV-Kuerzung-zurueck.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wuppertal (RPO) [...] Gute Nachricht für eine 48-jährige Discounter-Mitarbeiterin: Ihre fristlose Kündigung wegen 59 Cent ist unwirksam. Das entschied das Arbeitsgericht Wuppertal. Die Frau hatte nach Kassenschluss eine Packung Damenbinden benötigt und das Geld dafür im Aufenthaltsraum auf den Tisch gelegt.

Man sei nicht überzeugt, dass die Frau eine Schädigungsabsicht hatte, sagte Richterin Doris Budde-Haldenwang. Die Höhe des Betrages sei für die Entscheidung hingegen ohne Bedeutung gewesen: "Der Wert spielt keine Rolle."

Die 48-jährige Frau hatte an einem Samstag nach Kassenschluss noch eine Packung Damenbinden benötigt und das Geld dafür nach Absprache mit einer Kollegin im Aufenthaltsraum der Filiale auf den Tisch gelegt. Am Montag lag es noch dort, als sie mit der Bezirksleiterin in den Raum kam. Die Angestellte berichtete, ihre Vorgesetzte habe gefragt, wem das Geld gehöre, und gesagt, sie wolle nicht, dass Geld dort liege. Daraufhin habe sie es wieder eingesteckt.

Sie habe gewusst, dass es ihr gehöre, weil nur ihre Sachen dort gelegen hätten, sagte die Klägerin. Doch sie habe sich in dem Moment nicht erinnert, wofür sie es dorthin gelegt hatte. "Mir ging es nicht gut. Und ich hatte noch so viele Dinge zu erledigen." Unter Tränen beschrieb sie den Stress am Tag des Vorfalls und beteuerte: "Ich habe nur daran gedacht, was ich jetzt noch alles machen muss." Sie habe nichts stehlen wollen. Eine gütliche Einigung auf eine fristgerechte Kündigung lehnte die Klägerin ab: "Ich arbeite gerne dort und möchte meinen Job behalten."

Die Arbeitgeberseite betonte, die Frau hätte an diesem Tag nicht arbeiten müssen. Jeder könne sich krankmelden, wenn es ihm schlechtgehe, sagte Rechtsanwalt Till Wegmann. Überdies sieht der Discounter schon das Mitnehmen der Waren als Verstoß, wenn das Geld nicht korrekt abkassiert wird. Der Anwalt fügte hinzu, wenn man einen Vorfall wie den vorliegenden nur mit einer Abmahnung ahnde, schnitze man "die Handlungsanleitung zum Nachmachen". Jeder könne dann etwas mitnehmen, nicht sofort bezahlen, das Geld hinlegen und es später wieder einstecken.

Das Gericht folgte dieser Argumentation letztlich nicht. Zwar sei grundsätzlich auch wegen eines so geringen Betrages eine Kündigung möglich. Man nehme aber im vorliegenden Fall zugunsten der Frau an, dass sie ihren Arbeitgeber nicht schädigen wollte. "Ich sage es offen: Das ist keine 100:0-Entscheidung", betonte die Richterin.

Die 48-Jährige kündigte nach dem Urteil an, schon am nächsten Tag wieder zur Arbeit gehen zu wollen. Sie müsse dies aber noch mit ihrem Anwalt besprechen. "Ich bin sehr erleichtert", sagte sie.



Aus: "Aldi-Mitarbeiterin brauchte Damenbinden - Kündigung wegen 59 Cent unwirksam" (31.03.2009)
Quelle: http://www.rp-online.de/public/comments/index/aktuelles/beruf/ratgeber/691719?skip=5



Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wieso nur wurde Herr Konz millionenschwer mit seinen "1000 ganz legalen Steuertipps", die in der praktischen Anwendung durch die Leser natürlich in unzähligen Fällen nichts anderes sind als schnöde Steuerhinterziehung?

Wir, die Verbraucher, sind doch über weite Strecken gänzlich moralfreie Miniatur-Heuschrecken, solange wir millionenhaft die "Sonderangebote" und "Schnäppchen" aus den Regalen von Aldi, Penny, Plus mit den noch-noch-noch billigeren Lebensmitteln leerfressen und dabei höchst geflissentlich ignorieren, dass dafür andernorts Hungerlöhne bezahlt werden, sich Arbeitnehmer mit Insekten- und Pflanzenschutzmittel vergiften lassen oder ganze Regionen wie in Südspanien der Dürre ausgeliefert werden, nur weil wir im Februar Erdbeeren speisen müssen.

Solche Listen und Beispiele liessen sich doch ins Unendliche fortsetzen...

Aber sosehr sich unsereins weigert, über seine Horizonte zu sehen, so sehr haben sich die Banker geweigert, über die ihren zu sehen. So what's the difference? Nur die Spiel-Liga ist eine andere, keinesfalls die "Moral"....
Da aber das Gros der Politik, Polemiker, Fernsehmoderatoren, Chefredaktionen, Blogger und sonstigen Rattenfänger wissen, wie plump das Volk mit dem Thema Moral geködert werden kann, können wir beobachten, was wir derzeit beobachten.

...

QuoteDraculette Says:
March 31st, 2009 at 14:31

Wie sagte schon Bertolt Brecht 1928 in seiner Dreigroschenoper: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral": ein zwar viel bemühtes Zitat, das aber nichtsdestotrotz wie kein anderes den Opportunismus des Verbrauchers - genau der passender Begriff, von "Bürger" noch dazu vom "mündigen" kann man da nicht (mehr) reden - beschreibt. Das, was des Verbrauchers vermeintlich "gutes Recht" ist, nimmt er sich, danach lässt es sich viel besser über die "die da oben" herziehen.

Jeder, der das Spiel mitspielt - das tun wir mehr oder weniger fast alle, da nehme ich mich nicht aus - braucht sich nicht zu beklagen, wenn im Jackpot nichts mehr drin ist - ups, wie überraschend! Aber schön, wenn man nen Schuldigen dafür ausmacht, das erspart einem die Auseinandersetzung mit der eigenen Verantwortung.

Ein schönes Beispiel ist die Reaktion eines Bekannten (fester Job, mehrere Urlaub im Jahr, gesichertes finanzielles Polster), der ob des Wertverlustes seines Aktiendepots in kindlich-naiver Manier meinte: das kann doch nicht sein, dass das ganze Geld weg ist, so ein Anlage-Angebot kann einem die Bank doch nicht verkaufen, das ist ja....UNMORALISCH?!






Aus: "Shoppen und ficken - Essay zur Moral in der Wirtschaftskrise"
Transatlantikblog T.A.B. (This entry was posted on Tuesday, March 31st, 2009 at 13:21)
Quelle: http://www.algore2008.de/blog/index.php/2009/03/31/shoppen-und-ficken-moral-ethik-wirtschaftskrise/

Textaris(txt*bot)

Quote[...] ,,Für jeden Job, um den ich mich bewerbe, konkurriere ich mit 150 anderen", sagt der 35-jährige Londoner Nathan Dean, und: ,,Ich musste mich zum ersten Mal in meinem Leben arbeitslos melden." Nathan kann jetzt weder Geld zurücklegen noch Pensionsansprüche aufbauen. Und Nathan weiß, dass er und seine Generation die Unsummen werden bezahlen müssen, die jetzt zur Rettung der Banken ins Finanzsystem gepumpt werden.

Bei Anlegern und Steuerzahlern wachsen Wut und Zukunftsangst – auch in Deutschland. In Bielefeld, Mainz und Hamburg gingen Anleger auf die Straße, die ihre Altersvorsorge mit Zertifikaten der insolventen Lehman Brothers verloren haben. In Berlin protestierten Ende März mehr als 20.000 unter dem Motto ,,Wir zahlen nicht für Eure Krise", in Frankfurt waren es mehr als 12.000, die eine schweigende Mehrheit repräsentierten. Denn von der Krise getroffen wird vor allem die Mittelschicht, zu der Haushalte mit einem Netto-Jahreseinkommen zwischen 35.000 und 70.000 Euro zählen. Die Durchschnittsverdiener sind besonders stark durch Steuern belastet. Der deutsche Spitzensteuersatz von rund 42 Prozent greift eben nicht nur bei Spitzenverdienern, sondern schon ab einem zu versteuernden Einkommen von gut 52.000 Euro (demnächst 60.000 Euro). In einer Studie der Beratungsgesellschaft Mercer landete Deutschland wegen der hohen Steuerlast für mittlere Einkommen auf dem viertletzten von 32 Plätzen. Die mittleren Einkommen schmerzt die hohe Belastung besonders. Und der Schmerz dürfte angesichts explodierender Staatsausgaben im Zuge der globalen Finanzmarktrettung noch größer werden. Zumal der Crash auch die Altersvorsorge zerlegt. Das Finanzvermögen der europäischen Haushalte ist allein im dritten Jahresviertel 2008 um 10,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen, so die Statistikbehörde Eurostat. Tendenz fallend. Besonders betroffen: die arbeitende Mittelschicht, die – wie vom Staat befohlen – einen Teil ihres sauer verdienten Geldes auf die hohe Kante legt.

Hinzu kommt die Angst vor dem Jobverlust: Die OECD erwartet, dass im kommenden Jahr mehr als fünf Millionen Deutsche arbeitslos sein werden. Seit der Reform des Arbeitslosengeldes (Hartz IV) zum Januar 2005 droht nach nur einem Jahr Arbeitslosigkeit der Absturz auf das Existenzminimum. Die Angst davor ist selbst im bei Frankfurt gelegenen Bad Homburg, einer der reichsten Städte Deutschlands, zu spüren. Hier werden bereits wöchentlich 700 Menschen mit kostenlosem Essen versorgt, berichtet Alexander Dietz, Referent bei der Evangelischen Kirche. ,,Viele, denen es gut ging, leben jetzt in Armut, auch hier im Hochtaunuskreis", sagt er. ,,Die Krise wird dazu führen, dass mehr Leute aus der Mittelschicht arbeitslos werden und bald von Sozialleistungen leben müssen."

Eine Ahnung von dem, was noch kommen könnte, vermitteln die USA. Deren Bürger haben nicht wie die Deutschen die Erfahrung schleichender Einbußen gemacht, mit stagnierenden Reallöhnen, gestrichenen Feiertagen, Rente mit 67 oder Praxisgebühr. Für sie bringt die Finanzkrise die abrupte Umwertung aller Werte. Jahrelang wurden die Amerikaner über ihre wirtschaftlich fragile Lage hinweggetäuscht, zum Ratenkauf und zu immer wieder neuen Hypotheken selbst auf marode Bruchbuden ermuntert. So wurden sie Opfer einer Politik, die im Namen der Selbstverantwortung ein Eigenheim für alle versprach und sich über zunehmend billiges Geld der Notenbanken freute.

Reich gemacht hat dieses System vor allem die Banken. Ihr Anteil an den US-Unternehmensgewinnen stieg von unter zehn Prozent 1980 auf mehr als 40 Prozent zum Höhepunkt des Finanzbooms. 2007 strichen Angestellte im Finanzsektor fast doppelt so viel ein wie in anderen Branchen. ,,Die Finanzbranche hat unsere Regierung gekapert", sagt Simon Johnson, ehemaliger Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds: ,,Die Erholung wird scheitern, wenn wir nicht die Finanzoligarchie aufbrechen, die grundlegende Reformen blockiert." Danach sieht es nicht aus. Finanzminister Timothy Geithner etwa segnete im US-Notenbankrat die Niedrigzinspolitik von Fed-Chef Alan Greenspan ab, Obama-Berater Lawrence Summers blockierte schon 1998 neue Finanzmarktregeln.

Weiten Teilen der Finanzelite geht es noch immer prächtig. Die Mittelschicht zahlt dagegen weltweit für die Folgen der Exzesse. Sie, die sich reich und sicher wähnte, steht plötzlich nackt da; hat weder Haus noch Vermögen und schon gar keine sichere Rente.

Der soziale Abstieg kann aus heiterem Himmel kommen. So wie bei Carol. Die 35-Jährige hat mehr als drei Jahre in einer New Yorker Event-Agentur gearbeitet, davor in der Modebranche. In den besten Jahren machte die Single-Frau bis zu 90.000 Dollar pro Jahr. Sie ging aus, leistete sich Luxusurlaube auf den Bahamas, verwöhnte sich mit teuren Schuhen. 2002 kaufte sie in der Finanzmeile ein Apartment, dessen Wert schnell stieg. Ein Freund überredete sie 2005 zum Kauf einer weiteren Immobilie: in Florida und auf Kredit. Heute ist sie nur noch die Hälfte wert. 150.000 Dollar Nettovermögen haben sich binnen drei Jahren in Schulden verwandelt. Im Januar verlor Carol ihren Job, Reserven hat sie keine. Den Kredit für das Florida-Apartment bedient sie schon nicht mehr, die Zinsen für die New Yorker Wohnung zahlte sie zuletzt mit einer ihrer Kreditkarten. Wenn ich nicht schnell einen neuen Job finde", sagt sie, ,,werde ich wegziehen müssen." So wie Carol zahlt die US-Mittelschicht für ihre Teilnahme an einem System, das steigenden Wohlstand versprach – unter der Annahme, dass sich das Geld an der Wall Street und der Wert der eigenen Immobilie von selbst vermehren würden.

Die Finanzkrise offenbart das Grundproblem der gesättigten Volkswirtschaften, allen voran der USA: Sie können ihr Wachstums- und Wohlstandsversprechen nicht mehr aufrechterhalten. Kein Kapital kann dreimal so schnell wachsen wie die Wirtschaft, auf die es verwiesen ist. Die angehäuften Staatsschulden zeigen, wohin die Reise geht: Spätestens unsere Kinder werden harten Einschränkungen unterworfen sein – weil die Eltern über ihre Verhältnisse leben.

Die Mittelschicht wird deshalb zwangsläufig der Lastesel der Wohlstandsgesellschaft bleiben: Die zunehmend vielen Niedriglöhner sind von Steuern befreit – und die wenigen Superreichen setzen entweder ihre Reichtümer oder sich selbst ab. Die arbeitende und ausreichend bis gut verdienende Mitte hingegen wird von Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen in die Zange genommen: Sie muss lernen, für die Maßlosigkeit ihrer Vorfahren zu büßen, nur noch mit niedrigen Renditen zu rechnen, weiter für den Sozialstaat aufzukommen und für sich und andere vorzusorgen.

[...] ,,Das Platzen der Immobilienblase", so prognostiziert das Washingtoner Center for Economic and Policy Research in einer Studie, ,,wird voraussichtlich den größten Teil, wenn nicht die gesamten Gewinne eliminieren, die Familien bei der Vermögensansammlung in den vergangenen zwei Dekaden gemacht haben." Verschärfend hinzu kommt der Crash am Aktienmarkt: Sieben Billionen Dollar verloren US-Bürger mit direkt gehaltenen Aktien.

Damit entspricht der Vermögensverlust der US-Amerikaner seit Anfang 2008 dem 1,5-fachen Jahreseinkommen. ,,Die Haushalte haben quasi anderthalb Jahre lang umsonst gearbeitet", sagt Harm Bandholz, Volkswirt bei der Bank UniCredit. ,,Der wohlverdiente Ruhestand ist für viele Arbeitnehmer in weite Ferne gerückt."

Hinter den nackten Zahlen verbergen sich Millionen tragischer Einzelschicksale. Die neuen amerikanischen Slums, Zeltstädte außerhalb großer Städte wie zum Beispiel nahe Sacramento, wachsen. ,,Der Absturz von einem bescheidenen Wohlstand in die Obdachlosigkeit kann ganz schnell passieren, denn die meisten Familien haben keine Reserven", sagt Leslie Linfield vom Institute for Financial Literacy, das die US-Bürger in Finanzfragen weiterbilden will.

Ihre Wurzeln hat die zunehmend prekäre Lage der Mittelschichten in den Achtzigerjahren, als sich die gesellschaftsspaltende Schere zwischen schamlos hohen Managergehältern und beschämenden Niedriglöhnen immer weiter auftat – zwei Jahrzehnte früher als in Kontinentaleuropa. Nach Margaret Thatcher war es vor allem US-Präsident Ronald Reagan, der im Namen der Eigenverantwortung einen ,,Kreuzzug für die Demontage des Wohlfahrtsstaats" (Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman) initiierte, Mindestlöhne drückte und Gewerkschaften entmachtete.

Reagan versuchte, die mittleren Einkommensschichten durch Steuersenkungen zu entschädigen. Und tatsächlich – die Amerikaner glaubten wieder daran, dass sie ihren Aufstieg selbst in der Hand hätten. Doch die Steuersenkungen konnten die Einkommenseinbußen nicht abfedern, zumal im mittleren Segment. Unter Reagans Nachfolgern – Bush-Clinton-Bush – drohte der Glaube der Mittelschicht an ihren fortwährenden Wohlstand verloren zu gehen.

Irgendwo zwischen Weißem Haus, Notenbank und Wall Street erfanden Banken und US-Politik deshalb eine zweite Einnahmequelle für die Mittelschicht: Die sinkenden Arbeitseinkommen, so US-Ökonom Robert Shiller bereits vor einem Jahrzehnt, sollten durch steigende Spekulationsgewinne kompensiert werden.

Die Idee erwies sich als so genial wie gefährlich: Der Aufstiegswillen der Mitte verwandelte sich in eine Aufstiegsillusion, das moralische Aufbauprogramm Reagans mündete in ein gigantisches Täuschungsmanöver. Das heute für Wertpapiere und Häuser eingesetzte Geld, so die Wahnvorstellung, werde dauerhaft schneller wachsen als die Wirtschaft – und sich bis ins hohe Alter hinein rentieren.

Offensichtlich glaubten die USA, mit den Selbstbeschwörungskräften des Geldes eine gültige Antwort auf den Sozialstaat europäischer Prägung gefunden zu haben. Doch heute bekommen die Steuerzahler die drei Jahrzehnte gestundete Rechnung für diese politisch gewollte Fehlkalkulation, für eine Sozialpolitik des schlanken Staates, die sich an Zinsen, Aktien und Hypotheken orientiert, mit einem Schlag nachgereicht. Und die amerikanische Mittelschicht stürzt ab in die harte Wirklichkeit.

[...] Dramatisch ist die Situation auch in Russland: Der Staat muss laut Weltbank seine Ausgaben drastisch erhöhen, um soziale Unruhen zu verhindern. Der Wirtschaftsabschwung drohe vier Millionen für sich selbst aufkommende Russen in Armut und Abhängigkeit zu stürzen. ...

[...] Verarmungsängste sind in Deutschland für viele noch fern – zu gut ausgebaut das soziale Netz, glauben viele. Doch für die Mittelschicht ist dieses Netz auch eine Belastung: Weit mehr als 50 Prozent der Sozialabgaben schultern die mittleren Einkommensgruppen.

Und die schiere Zahl der leistungsfähigen Durchschnittsverdiener nimmt dramatisch ab. Laut Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung hatten bereits 2006 nur noch 54 Prozent der Deutschen zwischen 70 und 150 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung (2000: 62 Prozent). Die Zahl der Absteiger übertrifft die der Aufsteiger. Der Kölner Sozialstaats-Forscher Christoph Butterwegge spricht von einem ,,Paternoster-Effekt", bei dem ,,die meisten leider nicht nach oben, sondern nach unten befördert werden".

Ein Effekt, der auch jene trifft, die in der Mitte verbleiben, denn auf sie greift der Staat zu – so oder so. Wer wie die FDP und Teile der Union die Ausweitung des Niedriglohnsektors fordert und zur Eigenverantwortung ermahnt, wird nicht umhinkönnen, Geringverdiener noch stärker zu entlasten, damit diese für sich selbst vorsorgen können – eine Entlastung auf Kosten der Mitte. Und wer umgekehrt, wie die Linke und Teile der SPD, die Abschaffung der Rente mit 67 und die Erhöhung der Hartz-IV-Sätze fordert, müsste dabei schon so ehrlich sein zu sagen, dass er damit den Druck auf die Mitte erhöht.

Die Mittelschicht hat eben deshalb das Recht, forscher denn je von der Politik, für deren Segnungen sie bezahlt wie nie, ihre Interessen einzufordern – den intelligenten Umbau des Sozialstaats zum Beispiel und seine möglichst weitgehende Selbstbeschränkung auf ihm ureigene Aufgaben: die Gewährung von Sicherheit, Bildung und Gesundheit. Und eben nicht das Retten von immer mehr Unternehmen mit Milliarden vom Staat.

Der Umverteilungskampf kommt so oder so – da kann die Politik noch so hohe Schulden anhäufen, um ihn hinauszuzögern. Siehe USA: Dort hat die Mittelschicht abrupt gelernt, dass sie über ihre Lage systematisch getäuscht wurde. In Deutschland wird sie es noch lernen müssen.

Quotevon  Zinsknecht  am 10.04.2009 09:20 Uhr

( in memoriam John Swinton und Josef Pulitzer )

Warum schweigen die Massenmedien über Wesen und Wirkung unseres Geldsystems ?

Warum läßt sich der Bürger - unter tatkräftiger Mithilfe jener Medien - zum Urnenpöbel degradieren ?


Quotevon  Siggi  am 10.04.2009 11:14 Uhr

Zitat: "Warum läßt sich der Bürger - unter tatkräftiger Mithilfe jener Medien - zum Urnenpöbel degradieren ?"

...weil die Medien nun einmal das Medium sind über das sich der Bürger üblicherweise informiert. Diese kommen ihrer Aufgabe nach objektiver Berichterstattung aber längst nicht mehr nach sondern hängen genau wie die Politik am Tropf von Lobbygruppen. Erstere sind abhängig von Werbeaufträgen, die Privatisierung der Medien unter Kohl macht's möglich und der Politik scheint es längst nicht mehr um des Wohl des Volkes, sondern nur noch um den Beratervertrag nach der politischen Kariere zu gehen.

So erfahren wir dann eben in den nachmittäglichen Talkshows was sich ein Hartz IV Empfänger so alles von seinen 430 Euro leisten kann und natürlich ist für wertlos verfallene ,,absolut sichere" Wertpapiere mit AAA Rating auch nicht der Betrüger, sondern der Betrogene selbst Schuld, er hätte sich halt besser informieren müssen.

Wer hat denn jahrelang Eigenvorsorge und Rendite statt staatlicher Rente propagiert und hat damit der privaten Versicherungslobby und Gaunerbanken wie Lehman erst die Hasen in den Stall getrieben?

Wenn wir nur einen Bruchteil der Steuergeldern die jetzt in so genannten Bankenrettungsplänen versickern für freie Medien ausgegeben hätten, wären uns vermutlich einige der aktuellen Exzesse erspart geblieben und wir mussten uns nun von den Verursachern der Krise nicht auch noch verhöhnen lassen, wir wären doch selbst schuld an dem Desaster weil wir den ganzen Mist der uns da täglich eingehämmert wurde geglaubt haben.

Inzwischen bleibt einem nur noch den Fernseher aus zu lassen und sich stattdessen über kritische Internetseiten zu informieren, wenn man der alltäglichen Gehirnwäsche entgehen will.


Quotevon  zockerfein  am 10.04.2009 12:57 Uhr

siqqi, man kann auch wählen gehen.

Aber wen?

Gibt es wirklich Alternativen?

Auch ein Lafontaine sitzt im Verwaltungsrat der IKB.
Hat er was bewegt?



Aus: "Finanzkrise  Die Enteignung der Mittelschicht" (09.04.2009 )
Mark Böschen (Frankfurt), Dieter Schnaas (Berlin), Yvonne Esterhazy (London), Andreas Henry (New York), Matthias Kamp (Peking), Hauke Reimer (Frankfurt)
Quelle: http://www.wiwo.de/finanzen/die-enteignung-der-mittelschicht-393020/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Mehdorns Position ist klar: Er pocht auf Erfüllung seines Vertrags als Vorstandsvorsitzender. 750.000 Euro erhielt er zuletzt pro Jahr garantiert, dazu Prämien und Boni. Im Bahn-Rekordjahr 2007 kamen so rund 2,9 Millionen Euro zusammen, 2008 waren es etwa eine Million weniger. Mehdorns Vertrag lief ursprünglich bis Mai 2011.

Den möchte er nun erfüllt sehen - was aus seiner Sicht nachvollziehbar ist. Denn Mehdorn hält sich nach wie vor für den besten aller möglichen Bahn-Chefs, auch wenn er lobende Worte für seinen Nachfolger Rüdiger Grube findet.

...


Aus: "Verkehrsministerium gönnt Mehdorn komfortablen Abgang" Von Florian Gathmann  (10.04.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,618433,00.html


-.-

Quote[...] Berlin. Trotz der seit Monaten schwelenden Datenaffäre hat Bahnchef Hartmut Mehdorn offenbar bis zuletzt nicht mit seinem Abgang von der Unternehmensspitze gerechnet. "Das kam ja alles auch überraschend, das hätte ich ja nie gedacht, dass so was so möglich ist. Ich bin ja noch ganz perplex", sagte er im Gespräch mit Reuters.

Verwundert zeigte er sich auch über die Gewerkschaften, die mit ihrem Vertrauensentzug bei der Aufsichtsratssitzung Ende März den Rückzug erzwangen: "Ich hab das bis heute nicht verstanden. Ich hab nie ein Problem mit Gewerkschaften gehabt, nie ein Problem mit Betriebsräten gehabt", sagte Mehdorn in seinen ersten öffentlichen Äußerungen nach seinem angekündigten Abschied von der Spitze der Deutschen Bahn.
ANZEIGE

Mehdorn, der zur Zeit in Frankreich Urlaub macht, sagte, das Verhältnis zu den Arbeitnehmervertretern von Transnet und GDBA sei sonst gut gewesen. "Die haben eigentlich auch immer profitiert von unserer Arbeit. Was da passiert ist, weiß ich nicht. Das muss man dann mal mit ein bisschen Abstand angucken."

[...] Entschieden wehrt sich der amtierende Bahnchef gegen Vorwürfe, er wolle für sein Ausscheiden noch eine Abfindung: "Es geht um keine Abfindung, will ich auch gar nicht, es geht einfach um Vertragserfüllung." Daher seien Vorwürfe der Maßlosigkeit abwegig. "Das ist jetzt so eine Welle."

Die Regierung hatte an ihn appelliert, angesichts der Diskussion um Managerbezüge ein "gewisses Gebot zur Mäßigung zu berücksichtigen." Ein Regierungssprecher räumte aber ein, er kenne Mehdorns Arbeitsvertrag nicht, der formal noch bis Mitte 2011 läuft. "Da wird Stimmung gemacht, da kann man sich nicht wehren, das ist eben das Problem", sagte Mehdorn.

Der Bahn-Aufsichtsrat und damit der Bund als Eigentümervertreter hatten noch im Sommer 2008 die Verträge Mehdorns und anderer Vorstände erneuert beziehungsweise verlängert. Dabei setzten sie sich auch über die Grundsätze der guten Unternehmensführung (Corporate Governance) hinweg, nach der Vorstände nicht älter als 65 Jahre sein dürfen.

Mehdorn hatte vergangenes Jahr rund zwei Millionen Euro verdient, inklusive Boni. Laut "Handelsblatt" hat er aus seinem Vertrag Ansprüche auch auf diese bis zum Laufzeitende 2011.
Mehdorn sagte, er werde am 25. April bei einer Sitzung des Aufsichtsrates ausscheiden. Dann werde sein Nachfolger Rüdiger Grube formal bestellt: "Ich glaube, das ist ein guter Mann, ich schätze ihn sehr, der geht da mit Herz ran. Ich glaube, der kann das schaffen." Allerdings: "Er muss ein dickes Fell mitbringen."

...


Aus: "Bahn-Chef - Hartmut Mehdorn "ganz perplex"" VON MARKUS WACKET (09.04.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/1716607_Bahn-Chef-Hartmut-Mehdorn-ganz-perplex.html


Textaris(txt*bot)

#86
Quote[...] Oldenburg. Aus Protest gegen Hausbesuche bei Arbeitslosengeld II (ALG II) Beziehern, besuchten aktive Erwerbslose nun ihrerseits einen ehemaligen "Außendienstmitarbeiter" der Arge. Dazu hatten sich rund 50 Hartz IV Betroffene versammelt und unternahmen einen "überraschenden Hausbesuch bei einem ehemaligen Außendienstmitarbeiter der ARGE". In einer Pressemitteilung der Aktivisten heißt es: "Als Auftakt zu seiner Rente wollten die Erwerbslosen einmal sein Haus, seine Kleiderschränke und die Wohnungseinrichtung begutachten." Der Oldenburger Arge Mitarbeiter habe, so die Initiative, jahrelang unangemeldet vor der Tür von ALG II-Empfängern gestanden und mit dem Hinweis auf sonst drohende Hartz IV Sanktion Einlass gefordert.

...


Aus: "Hartz IV Hausbesuch mal "anders rum"" (21.04.2009)
Quelle: http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/hartz-iv-hausbesuch-mal-anders-rum4998.php

-

Quote[...] Auf dem Schild an dem unscheinbaren grün-braunen Bürogebäude steht "Investor House". Luxemburg, Allée Scheffer Nummer 5 - hier ist der Sitz der Caceis Bank und einer wenig bekannten Investmentgesellschaft.

Die Liste ihrer Eigentümer ist das wohl bestgehütete Geheimnis der Abgeordneten des Europaparlaments. Zeitweise standen Werte von 212 Millionen Euro in den Büchern der Investmentgesellschaft, über Jahre aufgehäuft, aus Steuergeldern, aber ohne Rechtsgrundlage.

Mehr als 1000 EU-Abgeordneten soll der Fonds eine luxuriöse Zusatzpension garantieren - nach 20 Jahren im Parlament stolze 5575 Euro pro Monat. Doch nun haben sich die Parlamentarier verspekuliert. Die Verluste sollen die Bürger tragen. Zugleich will das EU-Parlaments eines keinesfalls verraten: Wer profitiert?

478 aktive und 635 ehemalige Volksvertreter aus allen Ecken Europas sind Mitglieder des so genannten freiwilligen Pensionsfonds. Um ihre "Privatsphäre" zu schützen, wolle das EU-Parlament die Namen nicht nennen, sagt die Parlamentsvizepräsidentin Diane Wallis - weil die Angaben "in der politischen Auseinandersetzung" womöglich "missbraucht werden" könnten.

...


Aus: "Luxemburger Pensionsfonds: Das Schweigen der EU-Parlamentarier" (24.02.2009)
Quelle: http://www.stern.de/politik/deutschland/:Luxemburger-Pensionsfonds-Das-Schweigen-EU-Parlamentarier/655826.html?id=655826


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Erstmals in der aktuellen Finanzkrise hat ein Ex-Manager der Dresdner Bank seinen ehemaligen Arbeitgeber auf Zahlung einer Millionenabfindung verklagt. Jens-Peter Neumann, der die Dresdner Bank nach dem Verkauf an die Commerzbank im Januar verlassen hatte, pocht auf die Zahlung von 1,5 Millionen Euro. Er machte seine Forderung am Dienstag vor dem Arbeitsgericht in Frankfurt geltend.

Die Dresdner will jedoch nicht zahlen, weil sie unter anderem wegen Belastungen in der von Neumann früher verantworteten Kapitalmarktsparte 2008 einen Verlust von 6,3 Milliarden Euro eingefahren hatte, davon fielen 5,7 Milliarden im Geschäftsbereich des nun klagenden Managers an.

Am Dienstag scheiterte der Versuch der Kontrahenten, sich vor dem Arbeitsgericht Frankfurt gütlich zu einigen. Das Gericht setzte nach Angaben eines Sprechers darauf eine Verhandlung für den 6. August an. Ein Sprecher der Dresdner Bank wollte sich nicht dazu äußern. Die Anwältin von Neumann war zunächst nicht erreichbar.

Kurz vor seinem Ausscheiden hatte Neumann noch einen Bonus von drei Millionen Euro erhalten, den die Dresdner Bank überdies zurückhaben will. Die Bonuszahlung an den Banker stammt dem Vernehmen nach aus dem 400-Millionen-Topf, den die Dresdner-Mutter Allianz vor der Übernahme durch die Commerzbank zugesichert hatte - auch um Führungskräfte zu halten. Doch der neue Eigner strich mit Hinweis auf das schlechte Abschneiden die Boni für die Mitarbeiter der Gruppe. Von den 400 Millionen wurden trotzdem etwa 130 Millionen Euro ausgezahlt, weil diese Zahlungen vertraglich garantiert waren. Unter anderem der ehemalige Bankchef Herbert Walter hatte jedoch auf seinen Bonus verzichtet.

Neumann war im April 2006 zu der Investmentbanktochter der Dresdner Bank gekommen. Zuvor war der heute 50-Jährige bei der HVB, Goldman Sachs und Credit Suisse First Boston beschäftigt.

Das Verfahren mit Neumann ist wohl nicht das einzige für die Commerzbank und ihre Tochter Dresdner Bank: Mehrere ehemalige und noch angestellte Investmentbanker wollen die Häuser auf die Zahlung bereits zugesagter Boni verklagen. Medienberichten zufolge haben die Banker bereits Anwaltskanzleien eingeschaltet.

Quote

21.04.2009 17:38:40

enki_muc: und ich poche nach 10 Jahren Selbständigkeit in der ich

dem Finanzamt 3 Häuser (also weit über eine Mio) überwiesen habe und in einer Mietwohnung lebe darauf, dass ich wenigstens in einer schimmelfreien Wohnung vegetieren darf, um in ein paar Jahren meine üppige staatliche Rente von € 259 monatlich einzustreichen...



Quote22.04.2009 12:57:06
Peeperkorn: @tinididi

.... aber ... wer hat die rechtlichen Rahmenbedingungen und das politische Klima dafür geschaffen?



Quote

21.04.2009 17:54:49

Veltliner: Liebe Mitforisten

hier werden von Ihnen zwei Sachverhalte miteinander vermengt. Zum einen geht es um die Rückforderung einer Bonus-Zahlung, die N. bereits erhalten hat und nun zurückgefordert wrd, zum anderen geht es um die von Neumann vor dem ArbG geltend gemachte Abfindungszahlung, die er vermutlich für den Fall des vorzeitigen Ausscheidens aus seinem Arbeitsvertrag mit der DreBa vertraglich vereinbart hat. Beim ersten Punkt halte ich die Empörung für angebracht, im zweiten Fall wird es wohl fraglich sein, ob gegen diesen Anspruch mit den im Artikel genannten Verlusten aufgerechnet werden kann. Dafür kommt es m. E. auif den genauen Wortlaut der arbeitsvertraglichen Vereinbarung an, ob diese für diesen Fall eine solche Verrechnungsmöglichkeit oder einen Wegfall der Abfindung vorsieht. Wenn nicht, dann würde ich auch klagen. Und jeder, der sich hier empört, sollte mal sich selber fragen, ob er mit 50 auf eine fette Abfindung freiwillig verzichten würde.



Aus: "Ex-Banker pocht auf Millionenabfindung" (21.04.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/237/465823/text/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wegen der Finanzkrise wird der Wechsel von der teuren Privatschule zur kostenlosen öffentlichen Schule für immer mehr ehemals privilegierte Kinder zur Realität.

...


Aus: "Banker schicken Kinder wieder in öffentliche Schulen" von Désirée Pomper (10.05.2009)
Quelle: http://www.20min.ch/finance/dossier/finanzkrise/story/14469784


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Neil Gilbert: Für die meisten Männer und Frauen, die für ein Gehalt arbeiten, wird die finanzielle Unabhängigkeit begleitet vom Gehorsam gegenüber der Macht von Vorgesetzten, von der Unterwerfung unter Terminzwänge und der Disziplin des Jobs, von der Unterwürfigkeit gegenüber Kunden und der allgemeinen Unsicherheit des modernen Arbeitsplatzes. [...] Ausnahmen, wie schon erwähnt, sind die Leute an der Spitze der Wirtschaftspyramide, in der Politik, in der Kunst, in der Universität, im Management – eben die Berufseliten, die Ermächtigung durch Arbeit beschwören. Sie erleben ein hohes Maß an Unabhängigkeit. Doch die in den unteren Rängen erleben vor allem Überwachung, Wiederholung, tägliche Reglementierung und die Forderungen von Kunden.

[...] Wenn die Angehörigen der interessanten Berufe über die Freuden und die Bereicherung durch Arbeit schreiben und reden, sollten sie zugeben, dass sie ihre Arbeit meinen. Sie reden nicht von den Arbeitnehmerinnen, die Papierkörbe ausleeren oder Busse steuern. Man muss nicht Marx gelesen haben, um zu erkennen, dass manche Jobs erfüllend und interessant sind, die Mehrheit der Jobs es aber nicht ist und auch kaum wird.

...


Aus: "»Feminismus sticht Sozialismus«" (DIE ZEIT, 26.02.2009 Nr. 10)
Quelle: http://www.zeit.de/2009/10/Interview-Gilbert


Textaris(txt*bot)

#90
Quote[...] Ramona Sonntag dagegen ist schon für 2,71 Euro die Stunde zu haben. Dafür arbeitet sie ab 8.30 Uhr im QF. Um 15.30 Uhr ist Feierabend, dann hat sie drei Classic-Zimmer gereinigt und vier Superior-Unterkünfte - und am Ende des Tages insgesamt 19 Euro verdient.

Manchmal schafft sie auch 24 Euro am Tag, dann reinigt sie lediglich die kleineren Classic-Zimmer und erledigt in fünf Stunden rund zwölf Räume. Sie wechselt die Bettwäsche, wischt überall Staub, saugt, reinigt Waschbecken, Badewanne und Toilette, füllt die Minibar auf. Zwischen zwei Euro und drei Euro bekommt sie pro Zimmer.

Im Mai lag ihr durchschnittlicher Stundenlohn bei 3,56 Euro, im April betrug der Monatsverdienst netto 372,04 Euro, 100 Euro einmalige Prämie inklusive. Hätte sie den gesetzlichen Mindestlohn von 6,58 Euro pro Stunde erhalten, hätte sie fast das Doppelte verdienen müssen.

Obwohl Ramona Sonntag für das QF arbeitet, arbeitet sie nicht beim QF. Angestellt ist sie bei der Berliner Firma B+K Dienstleistung, die für Hunderte Hotels bundesweit die Zimmer und Suiten reinigt. Das Unternehmen zählt mit mehr als 3.100 Beschäftigten zu den Großen der Branche. Eine Vielzahl von Hotels, darunter namhafte Häuser, haben ihre Zimmermädchen outgesourct. Auch das Hotel Elbflorenz, in dem Ramona Sonntag gelegentlich arbeitet. Vollmundig verspricht B+K den Luxusherbergen: "Entlasten Sie Ihre Mitarbeiter und Ihr Budget gleich mit."

Die Lasten dieses Sparvorschlags trägt das Reinigungspersonal. Kaum ein Hotelmanager weiß, wie viel seine Zimmermädchen am Ende verdienen, er will es wohl auch nicht wissen.

"Ich habe einen Vertrag mit B+K, der Rest interessiert mich nicht", sagt Maria Daniela Schulze, die QF-Direktorin. "Ich zahle zwischen sieben und neun Euro für die Reinigung eines Zimmers an meinen Dienstleister. Das ist oberstes Niveau. Dem Hotel die niedrigen Löhne anzulasten, ist deshalb unfair."

Man könne die Debatte ja auch einmal anders führen, sagt die Managerin. "Es gibt viel zu wenige geeignete Arbeitskräfte, die qualifiziert, mit hoher Arbeitsmoral und Enthusiasmus ihren Job verrichten." Enthusiasmus für 3,56 Euro pro Stunde?

Sonntag hatte keine Wahl, sie musste den Job annehmen, obwohl sie in Dresden Englisch und Architektur studiert und in einem Architekturbüro in Washington gearbeitet hatte. Weil ihr Visum auslief, kehrte sie im April vorübergehend nach Deutschland zurück. Diese Zwischenzeit wollte sie sinnvoll nutzen. Doch sie fand keine Arbeit, so wurde sie Zimmermädchen.

"Es sind die Nebenaufgaben, die das Erreichen des gesetzlichen Mindestlohns unmöglich machen", sagt sie. Zustellbetten müssen aufgebaut, die Etagenwagen mit Shampoo-Fläschchen und Utensilien für die Minibar bestückt werden. Doch das findet außerhalb des Hotelzimmers statt - und wird deshalb nicht bezahlt.

"Die Zimmermädchen sammeln leere Flaschen aus der Minibar und bringen sie zur nächsten Lidl-Filiale, um ihren Verdienst aufzubessern", erzählt die 31-Jährige. Und der reicht dennoch nicht. Sie und fast alle ihre Kolleginnen beziehen Lohnzusatzleistungen von den Arbeitsagenturen. Bei ihr sind es 130 Euro im Monat. "In gewissem Sinne sind die teuren Hotelzimmer auch noch staatlich subventioniert", sagt Sonntag.

Er wisse, dass die Zimmermädchen "einen Knochenjob haben", sagt Thorsten Benthin, Geschäftsführer von B+K Dienstleistung. Deshalb gestatte man ja ausdrücklich, dass die Flaschen aus den Hotelzimmern gesammelt werden dürfen. Zudem gebe es ja auch Trinkgeld.

[...] Ramona Sonntag war jedenfalls geschockt, als sie ihre erste Lohnabrechnung sah. "Ich dachte, solche Löhne gibt es vielleicht in Rumänien oder der Slowakei. Aber nicht in Deutschland."

So schnell wie möglich will sie jetzt wieder ins Ausland, um als Architektin arbeiten zu können. Als sie ihrer Arbeitsvermittlerin von ihrem Vorhaben erzählte, sagte die nur: "Was anderes kann ich Ihnen leider auch nicht empfehlen."


Aus: "ARBEITSMARKT - Enthusiasmus für 3,56 Euro" Von Janko Tietz
Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,630737,00.html


-.-

Quote[...] Hamburg - Das Serviceunternehmen B+K Dienstleistung, das unter anderem für die Reinigung des Reichstagsgebäudes verantwortlich ist, verstößt massiv gegen den gesetzlichen Mindestlohn der Branche, berichtete das Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL am Sonntag vorab. Neben der Bundestagsverwaltung unterhalte B+K auch mit Hunderten Hotels bundesweit Verträge über die Reinigung von Hotelzimmern.

Die bei B+K angestellten Zimmermädchen erhalten ihren Lohn demnach nicht pro Stunde, sondern pro gereinigtem Zimmer. In den Dresdner Luxushotels "QF" (Quartier an der Frauenkirche) und "Elbflorenz" beispielsweise erhielt eine Reinigungskraft jüngst umgerechnet einen durchschnittlichen Stundenlohn von 3,56 Euro, obwohl in Ostdeutschland der gesetzliche Mindestlohn von 6,58 Euro gilt.

Die Geschäftsführung von B+K Dienstleistung argumentierte gegenüber dem Magazin, der Mindestlohn sei bei Zimmermädchen nicht anzuwenden, da diese überwiegend mit "Servicetätigkeiten" und nicht mit "Reinigungstätigkeiten" beschäftigt seien. "Wenn bei uns wirklich ein Mädchen nur 3,56 Euro pro Stunde verdient, dann ist es eben die Falsche für den Job", so Geschäftsführer Thorsten Benthin.

Im Übrigen gestatte man ausdrücklich, dass die Zimmermädchen leere Flaschen aus den Hotelzimmern sammeln dürfen, um sich mit dem Pfand den Verdienst aufzubessern. Zudem gebe es Trinkgeld.

...


Aus: "Dumpinglöhne - Bundestagsputzdienst im Zwielicht" (14.06.2009  )
Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,630370,00.html

-.-

Quote[...] München - Bis zu 20.000 Euro Bußgeld drohen einigen Münchner Fünf-Sterne-Hotels wegen der Zahlung von Dumpinglöhnen für ihre Zimmermädchen.

Dies ist im Rahmen einer Zoll-Razzia im Oktober 2008 festgestellt worden. Die ,,Finanzkontrolle Schwarzarbeit" stattete 13 Hotels, darunter dem Bayerischen Hof und dem Mandarin Oriental, einen Überraschungsbesuch ab. Jetzt werden die Bußgeldbescheide verschickt.

Hintergrund: Es bestand der Verdacht, dass die Luxushotels – allesamt Kunden der Firma Power Clean Gebäudereinigung – besagter Firma nicht genügend Geld gezahlt haben, sodass Power Clean nicht einmal den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn von 8,15 Euro pro Stunde an die Angestellten weitergeben konnte. ,,Es muss ein Stundenlohn von mindestens 14 Euro gezahlt werden, damit die Firma Lohn, Sozialabgaben und Urlaubsgeld zahlen kann", erklärt René Matschke, Leiter der Finanzkontrolle Schwarzarbeit. Dies wird von einigen Top-Hotels umgangen. ,,Dort bekommen die Raumpflegerinnen pro geputztem Zimmer 5,50 Euro. ,,Vom Hotel wird aber festgelegt, dass nur zwei Zimmer pro Stunde zu reinigen sind", sagt Matschke. Die teuer zahlenden Luxusgäste sollen ja ein top gepflegtes Zimmer vorfinden.

Der Umkehrschluss: Zwei Zimmer pro Stunde à 5,50 Euro – macht nur 11 Euro die Stunde. Lohn-Dumping! Die betroffenen Hotels erwartet eine Strafe von bis zu 20 000 Euro. Bayerischer-Hof-Chefin Innegrit Volkhardt hat keinen Bescheid erhalten. ,,Wir bezahlen weit über Mindestlohn und ich habe Einsicht in die Lohnabrechnungen der Angestellten von Power Clean – da ist alles in Ordnung." Volkhardt sei sehr darauf bedacht, angemessen zu bezahlen und niemanden auszubeuten. ,,Wir haben 37 eigene Zimmermädchen. Auf Fremdpersonal greife ich nur zu Hoch-Zeiten zurück, dann unterstützen uns zwei bis maximal zehn Mitarbeiter von Power Clean."

Beim Hotel Mandarin Oriental wollten man sich zu dem Fall nicht äußern. Fest steht: Mehr als die Hälfte der Hotels werden einen Bußgeldbescheid erhalten – jedoch nicht alle wegen Lohndumpings. ,,Viele Mitarbeiter von Power Clean sind Scheinselbstständige", so Matschke. Zimmermädchen aus Osteuropa, die als ,,Unternehmerinnen" keinen Anspruch auf Mindestlohn haben. ,,Die Hotels sind verpflichtet, auch die Arbeitserlaubnis dieser Power-Clean-Mitarbeiter zu prüfen." Das tun die meisten aber nicht. Hierfür erwartet sie ein Bußgeld zwischen 1500 und 1800 Euro.

DM /SH

Quote12.06.09 meint Radhelfer (anonym)

Nicht verwunderlich, dass gerade in Luxushotels so eine Ausbeute stattfindet. ...


Quote13.06.09 meint dieGerechte (anonym)

Hallo, das ist doch auch nichts Neues!! ...




Aus: "Hungerlöhne: Geldbußen für Münchner Top-Hotels" (12.06.09)
Quelle: http://www.tz-online.de/aktuelles/muenchen/tz-geldbussen-top-hotels-muenchen-lohndumping-351593.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das "bessere Hartz4″ ist die neue, erstrebenswerte Gewinnsituation für die zukünftig arbeitslose Mittelschicht.

Wurde das "schlechte Hartz4″ bis vor ein paar Monaten noch als für den Bodensatz einer Gesellschaft dargestellt – für Schmarotzer und bildungsferne Schichten, müssen nun, in der Krise, seitens der Politik und Wirtschaft neue Wege gegangen werden:

QuoteBürger aus der Mittelschicht könnten in Hartz IV abrutschen – das befürchtet Bundesagentur-Vorstand Alt. Sein Vorschlag: Wer vor der Arbeitslosigkeit in die Sozialkassen eingezahlt hat, soll dauerhaft bessergestellt werden.


Aus: "Arbeitsagentur-Vorstand fordert Zweiklassen-Hartz-IV" (12.07.2009)
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,635704,00.html

Die betreffenden Personenkreise diskutieren noch ganz hitzig das Für und Wider, während die politischen Parteien ihre Vorteile längst erkannt haben und zu ihren Gunsten nutzen:
Mit dem Vorschlag eines Zweiklassensystems, werden in den Reihen der betroffenen Mittleschicht Fürsprecher generiert. Systemvasallen, die zwar Hartz4 vielleicht wirklich nie gut fanden, aber wenn es denn schon sein muß, darf es es ruhig für sie eine "Edelversion" geben. Fast dankbar können sie diese dann annehmen, und schon sieht Hartz4 gar nicht mehr so unfreundlich aus. So dürfen sie sich auch unter Hartz4 noch, wenigstens etwas, als bevorzugte Leistungsträger fühlen, denn das Fanal eines bildungsfernen Schmarotzertums ist für sie wenigstens etwas in die Ferne gerückt.

Der andere Hintergedanke dieses Vorschlages ist es schlicht, die Masse an Hartz4ern zu teilen um einer Solidarisierung untereinander entgegenzuwirken. Denn wenn sie erst merken wie viele sie sind, ist eine Zusammenrottung eher möglich, und nicht mehr so leicht zu kontrollieren.

Wie für diese Mittelschicht üblich, wird sich aber auch nur langsam die Gewissheit darüber breit machen, nicht zu denen zu gehören, die mit den verkündeten Aufschwünge gemeint sind. Denn zu gerne machen sie sich etwas vor: Hartz4 ist und bleibt das Abstellgleis in das überflüssige Personen hereinrangiert werden. Wieviel Eigenverantwortung jeder hätte aufbringen müssen und auch zukünftig aufbringen muß, um nicht dort hinein zu geraten, diese Frage bleibt offen. Sie wird aber sicherlich von "Experten" im Stile eines Hans-Werner Sinn, Sarrazin und Clement über z.B. die BILD beanwortet werden. Nützliche Tipps inklusive.

Was bleibt, ist schon wieder eine über den Tisch gezogenen Mittelschicht, die sich damals, 2003, nie hätte vorstellen können, daß Hartz4 für sie gedacht ist.

Damals, als sie die Vorschläge beklatschten weil sie glaubten, daß allein die "Aktivierung von bildungsfernen Schichten" ausreiche, um ihren Status Quo zu halten oder sogar, um ihre eigenen überzogenen Gewinnerwartungen irgendwelcher Aktienfonds und Daxunternehmen zu realisieren.



Aus: "Hartz4 als Zweiklassensystem"
gepostet von PolitikBasis am 13 - Juli - 2009
Quelle: http://www.politikbasis.de/2009/07/das-zweiklassensystem-bei-hartz4/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Trotz der Insolvenz und Verlusten in Milliardenhöhe erhält der ehemalige Unternehmenschef in den kommenden fünf Jahren Pensionszahlungen über 8,6 Millionen Dollar und eine Lebensversicherung im Wert von rund 2,6 Millionen Dollar, die er sich bar auszahlen lassen kann. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

Wagoner arbeitete insgesamt 32 Jahre beim größten amerikanischen Autobauer - davon neun Jahre als Vorstandschef. Zuletzt bekam er nur noch das symbolische Jahresgehalt von einem Dollar. Seine Rentenansprüche sind durch das Insolvenzverfahren um rund 60 Prozent gesunken. Ende 2008 hätten Wagoner alleine Pensionszahlungen in Höhe von 23 Millionen Dollar zugestanden. Statt wie jetzt 1,6 Millionen Dollar pro Jahr hätte er dann fast das Dreifache bekommen.


[...] Die Mehrheit am Unternehmen hält für die nächsten Jahre der Staat, von dem bereits 50 Milliarden Dollar kamen. Wagoner hatte als GM-Chef seit dem Jahr 2000 auch schon Zehntausende Jobs gestrichen und zahlreiche Werke geschlossen.

cte/Reuters/dpa


Aus: "Ehemaliger GM-Chef erhält Millionen-Rente" (15.07.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,636215,00.html


Textaris(txt*bot)

#93
Quote[...] Die Lage der HSH Nordbank sorgt weiter für politische Diskussionen. So verurteilt auch die Junge Union Hamburg die Bonuszahlungen an den Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher. Außerdem steht das Institut möglicherweise vor neuen Belastungen. Werner Marnette (CDU), Schleswig-Holsteins ehemaliger Wirtschaftsminister, sagte in der "Wirtschaftswoche", er habe Hinweise, dass die Kernkapitalquote der Bank "nach internen Berechnungen schon in diesem Jahr wieder unter fünf Prozent sinken könnte". Rutscht sie sogar unter vier Prozent, müsste die Bankenaufsicht das Institut schließen.

[...] Unterdessen soll die HSH Nordbank einem weiteren Spitzenmanager Sonderzahlungen genehmigt haben. Der "Focus" berichtet, dem mittlerweile entlassenen Manager Frank Roth seien Sonderzahlungen in Höhe von etwa einer Million Euro bewilligt wurden. Eine letzte Zahlung von 400 000 Euro sei auf Anweisung von Nonnenmacher zurückgehalten worden, weil Schadenersatzansprüche geprüft würden. flo/ddp

...


Aus: "HSH Nordbank vor neuen Belastungen" (20. Juli 2009)
Quelle: http://www.welt.de/die-welt/article4152140/HSH-Nordbank-vor-neuen-Belastungen.html

-.-

Quote[...] Nonnenmacher wurde nach dramatischen Verlusten der HSH Nordbank im Herbst 2008 zum neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt. Die Bank musste mit Bürgschaften in Milliardenhöhe und direkten Finanzhilfen der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein gestützt werden. Offiziell wurde zu diesem Zeitpunkt verbreitet, dass Nonnenmachers Gehalt auf maximal 500.000 Euro jährlich gedeckelt sei. Die gleiche Grenze gilt für Vorstandsmitglieder von vom Bundes-Fonds Soffin gestützten Banken. Im Sommer 2009 wurde jedoch bekannt, dass Nonnenmacher eine Sonder-Bonuszahlung in Höhe von 2,9 Millionen Euro erhalten solle. Die vertraglichen Grundlagen waren bereits im Vorjahr geschaffen worden.


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Dirk_Jens_Nonnenmacher (18. Juli 2009)

-.-

Quote[...] Wie "NDR Info" berichtet, kann eine durch die Bank geleistete Altersvorsorge je nach Verzinsung zu Rentenzahlungen von 3,8 Millionen Euro oder sogar noch mehr führen. Bisher war von einer Sondervergütung in Höhe von 2,9 Millionen Euro ausgegangen worden. Weder die Bank noch die Finanzbehörde wollten sich zu Details des Vertragswerks äußern.


Aus: "Noch mehr Geld für HSH-Chef  - Bank-Krise: Ärger in Kiel und Hamburg" CHRISTIAN BURMEISTER (20.07.2009)
Quelle: http://www.mopo.de/2009/20090720/hamburg/politik/noch_mehr_geld_fuer_hsh_chef.html

-.-

Quote[...] Werner Marnette (CDU) war Ende März aus Protest gegen das Krisenmanagement von Carstensen bei der HSH-Nordbank zurückgetreten. Scharf griff Marnette HSH-Nordbank-Chef Nonnenmacher an. ,,Dass Herr Nonnemacher, der in den entscheidenden Jahren die Weichen für die katastrophale Entwicklung bei der HSH Nordbank mit gestellt hat, jetzt, wo die Bank Hilfen der Steuerzahler in Anspruch nimmt, auf seine Bonizahlungen besteht, ist ein Skandal ersten Ranges", sagte Marnette. ,,Nonnenmacher schmeißt bei der HSH-Nordbank 1100 Leute raus und kassiert Boni –wie wollen Sie Bankmitarbeiter da für ihre Arbeit motivieren? Dass führende Politiker im Präsidialausschuss der Bank dies genehmigen, übersteigt meine Vorstellungskräfte", so der CDU-Politiker

Marnette betonte, dass die Bilanzsumme der Bank die Haushalte der Länder Schleswig-Holstein und Hamburg um das Zehnfache übersteige, die Risiken für die an der Bank beteiligten Länder also erheblich seien.


Aus: "Schleswig-Holstein: Marnette: Carstensen täuscht Wähler über HSH" (19.07.2009)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/marnette-carstensen-taeuscht-waehler-ueber-hsh;2434259

-.-

Quote[...] Carstensen hatte in einem Brief geschrieben, dass die Zuwendung an den HSH-Vorstandsvorsitzenden Dirk Jens Nonnenmacher mit vorherigem Einverständnis "der Spitzen der die Regierung tragenden Fraktionen beschlossen" worden sei, also auch mit der SPD-Fraktion. Diese Formulierung, so der Ministerpräsident am Sonntag, sei nicht richtig gewesen. "Das ist eine Formulierung, über die ich vielleicht ein bisschen flott hinweggegangen bin." Er sei eben nicht davon ausgegangen, dass sie falsch war. "Da es seitens der SPD keine Reaktion gegeben hat, bin ich von deren Zustimmung ausgegangen", sagt Carstensen. Zudem habe ja SPD-Innenminister Lothar Hay sein Einverständnis gegeben.

Die Auseinandersetzung um diese Bonuszahlungen führten überhaupt erst zum Bruch der Großen Koalition. Stegner hatte angegeben, von den Millionen für Nonnenmacher nichts gewusst zu haben – eine Äußerung, die sich nach Carstensens Geständnis nun als Wahrheit entpuppt. Am vergangen Donnerstag aber verkündete der Regierungschef seinerseits das Aus der Zusammenarbeit mit der SPD, wiederum mit Verweis auf Stegners Unzuverlässlichkeit. Der Sozialdemokrat würde sich an keine Vereinbarung halten.

...

QuotePaula48 »
20.07.2009

Ja und wo bleiben die Schlagzeilen?

"Putsch von rechts"
"Fratze der Macht"
"Der Lügner ist nicht der Kotzbrocken"
"Unrechtmäßige Millionenzahlungen an Banker"

Nein die Überschrift lautet: "Carstensen steuert reuevoll in den Wahlkampf", nachdem er wegen der angeblichen Unzuverlässigkeit von Stegner (nicht im Kabinett) die Koalition aufgekündigt hat, und jetzt zugeben muss, dass er das Parlament nicht wahrheitsgemäß unterrichtet hat, und Nonnenmacher unrechtmäßige Boni gewährt hat, und man verweist auf die hohe Beliebtheit (Glaubwürdigkeit?) in den Umfragen.

Man kann sich nur noch wundern.

...



Aus: "Carstensen startet reuevoll in den Wahlkampf" (ZEIT ONLINE, kg, dpa, Reuters  20.7.2009)
Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/30/carstensen-luege-landtag


-.-

Quote[...] Nach dem Ärger um die 2,9 Mio. Euro Halteprämie für Nonnenmacher, wenden sich laut "Welt am Sonntag" Kunden von dem Geldhaus ab. "Mir ist völlig unverständlich, wie ein Vorstandsmitglied Ihres Hauses in der momentanen Situation den Weitblick und mögliche Konsequenzen aufgrund der öffentlichen Wirkung vermissen lässt", schreibt Andreas Foidl, Chef des Berliner Großmarkts, in einem Brief an die Bank.

Auch bei der Schuh-Kette Görtz ist man dem Bericht zufolge verärgert. Derweil soll Nonnenmacher die Manager der Bank aufgefordert haben, die Mitarbeiter von einem Verzicht auf ihren Bonus zu überzeugen. "Nonnenmacher misst mit zweierlei Maß", sagte eine Führungskraft. "Was ihm recht ist, steht seinen Angestellten längst nicht zu."

...


Aus: "Schwere Versäumnisse bei HSH Nordbank" (02.08.2009)
Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Gutachten-von-KPMG-Schwere-Vers%E4umnisse-bei-HSH-Nordbank/547955.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Zehn Stunden war Ulrike S. unterwegs, hat am Fließband Fisch verpackt. "Da ist der Kopf leer und die Beine tun weh", sagt sie. Am Abend bringt die alleinerziehende Mutter 34,82 Euro nach Hause, so viel bleibt ihr nach allen Abzügen von der Tageseinnahme übrig. Leiharbeiter wie Ulrike S. schuften für Niedriglöhne und müssen ständig verfügbar sein. Wer nicht mitzieht, fliegt raus. Mehr als 4.000 Zeitarbeitsfirmen gibt es in Deutschland.

...


Aus: "Die Reportage: Lohnsklaven in Deutschland - Das Geschäft mit Leiharbeitern" (29. Juli 2009)
Mittwoch, 29. Juli 2009 23:02 bis 23:30 Uhr (VPS 22:30), Reportage + Dokumentation
Quelle: http://www3.ndr.de/programm/epghomepage100_sid-551205.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Steinmeier-SPD umwirbt wieder wie einst im sozialdemokratischen Mai mit dem Wählerfänger Gerhard Schröder die "Neue Mitte". Die FDP hat sich, seit ihr der Selbstauskunft-Ausrutscher "Partei der Besserverdienenden" Image-Nachteile bescherte, zur einzig wahren Advokatin der Mitte erklärt. Die Merkel-CDU lässt plakatieren "Die Mitte. Deutschlands Stärke".

[...] Konzernen hat die Politik geholfen, den Habenichtsen will sie mehr geben. Von der Mittelschicht und ihren Nöten ist wenig die Rede, so als sei das eine Luxusdiskussion für bürgerliche Salons. Beise: "Man kann die Mittelschicht schröpfen, klar. Sie wehrt sich nicht, auch klar. Aber Vorsicht: Der Langmut kann täuschen. Tatsächlich verabschiedet sich die Mittelschicht bereits von diesem Staat, sie tut das auf ihre Weise: leise und unauffällig."

QuoteAutor: Erna Weitblick / Datum: 03.08.09 22:23
Huch...

Netter Artikel, der mich, als Zugehörige der Mittelschicht, fast in die Arme der FDP hätte treiben können, wäre dieser Artikel nicht zu kurz gegriffen und ignorierte die Auswirkungen des angloamerikanischen (auch neoliberalen) Wirtschaftskonzepts komplett. Also im Grunde die Auswirkungen der Initiative neue soziale Marktwirtschaft, die von CDU/ CSU, SPD, Grüne und insbesondere FDP in den letzten Jahren propagiert, protegiert und umgesetzt wurde und insbesondere die Mittelschicht traf. Hierzu ein kleines Filmchen:

http://www.youtube.com/watch?v=57aaqtyEzOQ

Bedingt durch die Reformen schrumpfte die Mittelschicht nicht nur um fast 10%.
Bis zum Jahr 2000 lag der prozentuale Anteil der Mittelschichtzugehörigen fast konstant zwischen 63.1 und 62,3%. Dann schrumpfte sie sukzessive auf den heutigen Stand von 51,4%.

Auch spielt die Ausweitung des Niedriglohnsektors genau so eine Rolle, wie der Ausbau der Arbeitnehmerüberlassung / Zeitarbeit. Erwarben 1995 noch 15% der abhängig Beschäftigten ihren Lebensunterhalt im Niedriglohnbereich, waren es 2006 schon 22,2 %. - Oder 7 Millionen Menschen, von denen 6.1 % einen Hochschulabschluss, 68% eine Berufsausbildung und 26.4 % keine Ausbildung hatten. Neben den Steuerbelastungen kam in den letzten Jahren noch ein Reallohnverlust von 3,5% hinzu.

Das die Rentenreform für die Sandwich-Generation der Mittelschicht später einmal zu einem Anstieg der Altersarmut führen wird, ist auch noch nicht hinreichend kommuniziert. Zumal die private Vorsorge sowohl durch schlecht kontrollierte Finanzmärkte als auch durch die Wirtschaftskrise zu einer zynischen Veranstaltung mutierte.

Danke CDU, SPD, GRÜNE, und insbesondere FDP.

Die Zahlen habe ich schon vor einem Jahr recherchiert und meine Quelle ist:
http://www.jjahnke.net/index.html


...


Aus: "Im Wahlkampf heftig umworben - Mittelschicht – Melkkuh der Nation" VON REINHOLD MICHELS (03.08.2009)
Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/politik/deutschland/740235/Mittelschicht-Melkkuh-der-Nation.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Je ärmer die Menschen in einem Stadtteil sind, desto niedriger fällt dort die Wahlbeteiligung aus. "Dieser Zusammenhang gilt systematisch. Wenn man die Arbeitslosenquote kennt, kann man die Höhe der Wahlbeteiligung schon fast voraussagen", sagte der Politologe Armin Schäfer.

Der Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, der zu Wahlbeteiligung und sozialem Status der Stadtteile seit den Bundestagswahlen 2005 forscht, belegte seine Thesen mit einem Beispiel von der jüngsten Kommunalwahl in Köln: "Im sozialen Brennpunkt Köln-Chorweiler sind 25,7 Prozent zur Wahl gegangen, im gehobenen Hahnwald waren es 64,4 Prozent." Dasselbe Muster zeigte sich bei Europa-, Landtags- und Bundestagswahlen.

"Es gab lange die These, wer unzufrieden ist, will etwas ändern und geht wählen. Aber das stimmt nicht", betonte der Experte. "Eine persönlich schwierige oder unzufriedenstellende Lage wie Arbeitslosigkeit führt eben nicht zur Mobilisierung." Was in Köln bei der Kommunalwahl vor einer Woche zu beobachten gewesen sei, gelte auch für andere Großstädte: "Ich bin sicher, dass es den Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und Wahlbeteiligung auch in jeder anderen größeren Stadt gibt."

Für die Bundestagswahl 2005 hat Schäfer auch für Städte wie Hamburg, Düsseldorf, Dortmund, Hannover oder Dresden belegt: Stadtteile mit hoher Hartz-IV-Quote oder mit starker Arbeitslosigkeit hatten durchweg eine auffallend niedrige Wahlbeteiligung. "Es galt immer dasselbe System, es waren immer dieselben Ergebnisse."

Diese Beobachtungen aus den Stadtteilen deckten sich auch mit den Ergebnissen von individuellen Umfragen oder der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften: "Auch hier zeigt sich, dass geringe Bildung und niedriges Einkommen infolge von Arbeitslosigkeit dazu führen, eher nicht zur Wahl zu gehen", meinte der Politologe. "Je niedriger aber die Wahlbeteiligung ausfällt, desto stärker ist sie sozial verzerrt."

dpa


Aus: "Arme gehen seltener wählen" (05. September 2009)
Quelle: http://www.n-tv.de/politik/Arme-gehen-seltener-waehlen-article491620.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das Asylbewerberleistungsgesetz, das Flüchtlinge wie Menschen zweiter Klasse behandele, gehöre abgeschafft. Zudem sei eine neue Bleiberechtsregelung dringend erforderlich, sagte Burkhardt. Pro Asyl fordere die Abschaffung der sogenannten Kettenduldung. Inzwischen seien mehr als 60 000 Menschen seit über sechs Jahren in Deutschland geduldet - ohne Chance auf ein Bleiberecht. «Wer lange in Deutschland lebt, muss bleiben dürfen», sagte Burkhardt. «Eine Abschiebung nach so langer Zeit wäre ein Akt der Inhumanität.»

Die beiden Preisträger Nissrin Ali und Felleke Bahiru Kum erhalten die Auszeichnung für ihren Einsatz gegen Lagerunterbringungen von Asylbewerbern. Zudem engagieren sich die staatenlose Kurdin aus Syrien und der Äthiopier für eine gerechte Bleiberechtsregelung.

ddp/kah/mwa



Aus: "Asylbewerberleistungsgesetz - Flüchtlinge mit Menschenrechtspreis ausgezeichnet" (05.09.2009)
Quelle: http://www.ad-hoc-news.de/asylbewerberleistungsgesetz-fluechtlinge-mit--/de/Politik/20493967


-.-

Quote[...] Auch der vielfach kritisierte, jede Integration verhindernde Status der ,,Kettenduldung" wurde – entgegen der Ankündigung – nicht abgeschafft. Ende 2005 lebten nach wie vor etwa 200.000 Ausländer mit einer Bescheinigung über die ,,Aussetzung der Abschiebung" (Duldung) in Deutschland, manche davon bereits über mehr als 10 Jahre.[5]

...

[5] # ↑ Vgl. zur Zahl der längerfristig Geduldeten Bundestags-Drucksache 16/307 v. 21. Dezember 2005 http://dip.bundestag.de/btd/16/003/1600307.pdf

...


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Zuwanderungsgesetz (14. August 2009)


-.-

Quote[...] Frankfurt am Main (Pro Asyl) 17.08.2009: Die Stiftung PRO ASYL verleiht ihren Menschenrechtspreis, die PRO ASYL-Hand, in diesem Jahr an Nissrin Ali und Felleke Bahiru Kum für ihren Einsatz gegen die Lagerunterbringung von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern.

In Deutschland leben zahlreiche Asylbewerber in Flüchtlingslagern ohne Chance auf ein selbstbestimmtes Leben und in ständiger Angst vor Abschiebung. Nissrin Ali, eine staatenlose Kurdin aus Syrien, die mit 13 Jahren nach Deutschland kam, lebt seitdem mit ihrer Familie im Lager. Sie hat hier ihren Hauptschulabschluss gemacht, darf aber nicht arbeiten. ,,Man lebt nicht, man stirbt langsam", sagt Nissrin Ali über ihre Erfahrungen in der Sammelunterkunft. Statt sich in die vorgegebene Passivität einzufügen, engagiert sie sich politisch gegen Lagerunterbringung und für eine gerechte Bleiberechtsregelung.

Der Äthiopier Felleke Bahiru Kum hat sich während seines inzwischen über 9 Jahre dauernden Aufenthalts in Flüchtlingslagern unermüdlich für die Rechte der Bewohner eingesetzt und jede Gelegenheit genutzt, die Öffentlichkeit auf die Missstände aufmerksam zu machen. Die beiden haben der bayerischen Sozialministerin persönlich eine Petition mit über 3.000 Unterschriften gegen die Lagerpflicht überreicht und sind im bayerischen Landtag als Experten zum Asylbewerberleistungsgesetz angehört worden.

...


Aus: "Verleihung des Menschenrechtspreises 2009 an geduldete Flüchtlinge" (17. August 2009)
Quelle: =58971&tx_ttnews[backPid]=23&cHash=4573cd54dc]http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=55&tx_ttnews[tt_news]=58971&tx_ttnews[backPid]=23&cHash=4573cd54dc

-.-

Menschenrechtspreis für Flüchtlinge
Gotthilf Unsallen 25.08.2009
http://de.indymedia.org/2009/08/258986.shtml

-.-

http://www.fluechtlingsrat-bayern.de/felleke-bahiru-kum.html

http://www.fluechtlingsrat-bayern.de/menschenrechtspreis-fuer-lagerland-aktivistinnen.html



Textaris(txt*bot)

Quote[...] Peter Brabeck-Letmathe (* 13. November 1944 in Villach) ist ein österreichischer Manager.

[...] In dem Film We Feed the World, welcher insbesondere die Massenproduktion verschiedener Lebensmittel kritisiert, gab Peter Brabeck ein Interview, in welchem er unter anderem die Erfolge Nestlés präsentiert und die Idee des Grundrechts auf Trinkwasser als "extrem" bezeichnet. Auf die Privatisierung der Wasserversorgung angesprochen, sieht er Wasser als ein Lebensmittel von vielen, das einen regulären Wert (implizit: einen Marktwert) haben soll. Er erklärt, so die Wertschätzung des Wassers erhöhen zu wollen. Er schlägt vor, auf diejenigen, die sich dann kein Trinkwasser mehr leisten können, spezifisch einzugehen, ohne dies weiter zu präzisieren.

...


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Brabeck


-.-

Quote[...] Bern - Nestle-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck droht mit einem Wegzug des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns aus der Schweiz, sollten dort staatlich festgelegte Gehaltsobergrenzen eingeführt werden. "Das wäre der Anfang vom Ende", sagte er in einem Interview mit der Zeitung "Sonntag".

Die Schweiz müsse aufpassen, dass sie ihren Standortvorteil nicht verscherze, sagte der Österreicher Brabeck. "Die Rechtssicherheit, die wie ein Granitblock war, ist aufgeweicht worden." In letzter Zeit habe es Druck von außen, aber auch populistischen Druck von innen auf die Schweiz gegeben. "Da hat man gesehen, dass Regierung und Parlament relativ schnell bereit waren, bisheriges Recht zu ändern."

Die Schweizer Politik habe zu wenig vorausschauend gehandelt, kritisierte Brabeck weiter. "Dass die Schweiz hinsichtlich des Finanzplatzes unter Druck kommen würde, war absehbar. Die Zeichen standen an der Wand. Hätte man rechtzeitig reagiert, wäre es nicht so weit gekommen."

(APA/sda)

QuoteBrücke   
13.09.2009 21:05   

... Nokia hat in Finnland mit Abwanderungsdrohung einen Gesetzesbeschluß zur elektronischen Überwachung der Firmenmitarbeiter durchgesetzt.



Aus: "Nein zu Gehaltsobergrenze - Nestle droht der Schweiz" (13. September 2009)
Quelle: http://derstandard.at/fs/1252771203483/Nestle-droht-der-Schweiz


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Jüngste Zahlen belegen, dass Facebook mittlerweile das populärste Soziale Netzwerk ist. So wurde die Website im Mai von 124 Millionen Menschen weltweit besucht. Diese Woche gab Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zudem bekannt, dass sein Netzwerk heute 300 Millionen Nutzer besitzt.

Der einstige Branchenprimus MySpace gilt dagegen als Verlierer dieser Wanderbewegungen. Zwar wurde die Website im Mai noch von 116 Millionen Menschen besucht, doch in der IT-Presse gilt MySpace längst als gescheiterter Fall. Mashable.com-Gründer Pete Cashmore mutmaßte beispielsweise jüngst, das Ende von MySpace sei nah.

Boyd glaubt jedoch, dass die Dynamik hinter dem Aufstieg und dem angeblichen Untergang von MySpace komplexer ist. Boyd sagte dazu kürzlich auf einer Konferenz für Online-Politik, dass immer noch zahllose Menschen Accounts bei MySpace anlegen.

"Ich schätze allerdings, dass die meisten von ihnen keinen dieser neuen MySpace-Nutzer kennen", so Boyd in ihrer jetzt veröffentlichten Rede vor dem Publikum des Personal Democracy Forum, "ganz einfach, weil sie sich zu stark von Ihnen unterscheiden."

Boyd hat in den letzten vier Jahren zahllose Interviews mit Teenagern und Erwachsenen zur Nutzung von Sozialen Netzwerken geführt und dabei die Wanderbewegung von MySpace zu Facebook quasi in Echtzeit erforschen können.

Das Ergebnis ihrer Untersuchungen ist ernüchternd: Besser gebildete weiße Mittelstandsjugendliche ließen in Scharen ihre MySpace-Profile im Stich, um es sich bei Facebook bequem zu machen. "MySpace ist zum Ghetto der digitalen Gesellschaft geworden", so Boyd. "Seine Nutzer sind eher braun oder schwarz und haben Werte, vor denen sich die weiße Gesellschaft fürchtet."

Die Forscherin vergleicht dieses Phänomen mit der "weißen Flucht", die zum Entstehen der US-amerikanischen Vorstädte führte. In den vergangenen Jahrzehnten verließen zahllose weiße Mittelstandsfamilien US-amerikanische Innenstädte, um sich in wohlhabenden, homogen weißen Vorstädten anzusiedeln. Menschen mit geringerem Einkommen blieb der Zuzug in diese Vorstädte gezielt verwehrt, indem beispielsweise durch lokale Baubestimmungen die Konstruktion von Mehrfamilienhäusern unterbunden wurde.

Begründet wurden solche Bestimmungen oft mit dem negativen Einfluss von Mehrfamilienhäusern auf den Wert umliegender Immobilien. Der kaum verhohlene Subtext war eine Angst vor einer urbanen und oftmals nicht-weißen Unterschicht.

Boyd sieht in der Hysterie um Pädophile und exhibitionistische Teenager auf MySpace eine Parallele zu diesen Ängsten. Forschung habe immer wieder gezeigt, dass Chat-Räume viel gefährlicher seien als MySpace. Die Berichterstattung der von einer weißen Mittelschicht dominierten Presse sehe jedoch anders aus. "Sie präsentierten uns MySpace als eine gefährliche Schattenweld des Internets und Facebook als utopischen Retter."

Nutzer, die von MySpace zu Facebook wechselten, versprachen sich von der Site eine friedlichere, ruhigere und weniger öffentliche Umgebung als von MySpace - ganz so wie die Einwohner der US-amerikanischen Vororte.

Nicht jeder teilt Boyds Analyse. So schrieb US-Journalist Jonathan Pourzal in einer Erwiderung, der eigentliche Grund für Facebooks Popularität sei, dass es für College-Studenten unentbehrlich sei. Wer wissen wolle, was an seiner Uni los sei, brauche dazu heute einfach einen Facebook-Account. Gleichzeitig habe er auf Facebook jede Menge Freunde mit verschiedenen ethnischen Hintergründen. "Facebook ist einfach eine komfortable Möglichkeit zum Online-Netzwerken", so Pourzal, "komfortabler, als MySpace das je war."

Tatsächlich haben die unterschiedlichen Nutzerschaften von Facebook und MySpace auch mit den Gründungsbedingungen der beiden Sites zu tun. MySpace begann als Website für musikbegeisterte Jugendliche, Facebook als geschlossenes Netzwerk einiger weniger ausgesuchter Eliteuniversitäten. Diese Nutzer luden dann wiederum ihre Freunde und Freundesfreunde ein - und der erweiterte Bekanntenkreis eines typischen Harvard-Studenten ist eben in der Regel gut betucht und gebildet.

"Das erklärt jedoch nicht, warum einge Leute von MySpace zu Facebook wechselten und andere nicht", argumentiert Boyd. Die Trennung zwischen Facebook und MySpace ist in ihren Augen vielmehr ein Ausdruck existierender kultureller Abgrenzung in der US-amerikanischen Gesellschaft. "Weiße kennen Weiße. Demokraten kennen Demokraten. Reiche Leute kennen reiche Leute", so Boyd.

Dass sich dieser Trend online so stark manifestiert, widerlegt ihrer Meinung nach den Mythos vom Internet als demokratisches Medium, das Grenzen überbrückt und alle mit allen kommunizieren lässt. "Wir glauben oftmals an das Internet als eine Art utopischen Retter", so Boyd. "Wir können jedoch nicht erwarten, dass Technologie automatisch Grenzen aufhebt und kulturelle Harmonie herstellt."

Deswegen sei es um so wichtiger, dass man sich dieser Grenzen bewusst sei. Wer Soziale Netzwerke für politische Arbeit nutze, müsse sich darüber im Klaren sein, dass er mit jeder Website immer nur eine bestimmte Zielgruppe erreiche. Boyd dazu: "Je mehr wir uns auf soziale Online-Medien als Lösung verlassen, desto mehr schaffen wir die moderne Version einer Zweiklassengesellschaft."

QuoteUnd ewig lockt der Klassenkampf

maxitb, vor 7 Minuten

Ganze Politikgruppierungen und Lehrrichtungen würden ihre Existenzberechtigung verlieren, sollte es ihn nicht mehr geben. Kein Wunder, daß man gerade von diesen Gruppen regelmäßig tolle neue Ideen geliefert bekommt, wie man die Gesellschaft künstlich in zwei Rassen aufteilen kann. Einfach pervers.


Quoterayoflight, vor 23 Minuten

lächerlicher geht's wohl nimmer, und mit sowas beschäftigen sich die soziologen. facebook ist derzeit halt einfach trendy, myspace war's die jahre davor. die junge community ist eben wankelmütig, nicht mehr und nicht weniger.


Quotewenn ich mir

neusprechat, vor 31 Minuten

diese trähen mit musciplayer, videoplayer, diashow usw vollbepackten myspace seiten anseh kommt mir regelmäßig das grauen. da wundert micht rein gar nichts.

Quote#
genau das ist der Grund

hossilein, vor 26 Minuten

neusprechat, hast recht. MySpace Seiten verursachen Augenkrebs.



Quotedas problem
gunslinger, vor 27 Minuten

besteht aber nur an der schnittstelle. es gibt keinen grund, warum sich nicht auf facebook zirkel von personen aus niedrigeren sozialen Schichten bilden sollten. es gibt kein verbot von mehrfamilienhäusern auf facebook.





Aus: "MySpace als "Ghetto der digitalen Gesellschaft"" Janko Röttgers (22.09.2009)
Quelle: http://futurezone.orf.at/stories/1627828/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das Empfinden, Bürger zweiter Klasse zu sein, haben 42 Prozent der Ostdeutschen, 46 Prozent halten diesen Eindruck für unberechtigt.

...


Aus: "42 Prozent der Ostdeutschen fühlen sich als Bürger zweiter Klasse" Renate Köcher  (26.09.2009)
Quelle: http://www.wiwo.de/politik/42-prozent-der-ostdeutschen-fuehlen-sich-als-buerger-zweiter-klasse-409340/2/


Textaris(txt*bot)

#101
Quote[...] BERLIN. Für die Armen hatte Thilo Sarrazin ein Herz. Als der Sozialdemokrat noch Finanzsenator in Berlin war, schrieb er Hartz-IV-Empfängern einen Speiseplan, nach dem sie sich für 4,25 Euro am Tag ernähren sollten. Er empfahl auch, dicke Pullover im Winter zu tragen, das spare Heizkosten. Aber auch um die Besserverdienenden der Stadt kümmerte sich Sarrazin. Bevor er in diesem Jahr in den Vorstand der Bundesbank wechselte, verschaffte Sarrazin dem 1895 gegründeten Golfclub Wannsee noch einen günstigen Pachtvertrag über 99 Jahre für das 56 Hektar große Areal, am Wannsee gelegen.

...


Aus: "Ein Geruch von Vetternwirtschaft" Von Sabine Rennefanz (Archiv » 2009 » 29. August » Seite 3)
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0829/seite3/0015/index.html


-.-

Quote[...] Seine Erlebnisse im Roten Rathaus müssen verstörend gewesen sein. Jedenfalls lässt Sozialdemokrat Sarrazin, der durch abträgliche Bermerkungen über Hartz-IV-Empfänger bundesweit bekannt geworden ist, kein gutes Haar an seiner alten Heimat.

[...] Sarrazin hat wie gewohnt einen Blick für das Prekariat. Es gebe auch das Problem, "dass 40 Prozent aller Geburten in der Unterschicht stattfinden", sagt er, und sie füllten die Schulen und die Klassen.

Zudem gebe es in Berlin stärker als anderswo das Problem "einer am normalen Wirtschaftskreislauf nicht teilnehmenden Unterschicht", so Sarrazin. "Wir müssen in der Familienpolitik völlig umstellen: Weg von Geldleistungen, vor allem bei der Unterschicht."

[...] Sarrazin plädiert beispielsweise für eine Änderung bei der Immigration: "Die Medien sind orientiert auf die soziale Problematik, aber türkische Wärmestuben können die Stadt nicht vorantreiben", meinte der Ex-Senator.

"Ich würde einen völlig anderen Ton anschlagen und sagen: Jeder, der bei uns etwas kann und anstrebt, ist willkommen; der Rest sollte woanders hingehen."

...

Quote

30.09.2009 17:46:04

gerhardrolf: sarazin und die Wahrheit!

Was gibt es da zu deuteln. Wo Sarazin Recht ha,t hat er Recht. Die Polemiken, wenn mal ausgesprochen wird, wenn Asoziale,. Arbeitscheue und auf Kosten der arbeitenden Gessellschaft Lebende als das benannt werden was sie sind, nämlich unterstes Level der Gesellschaft. .

Wer nicht arbeiten will kann höchstens Almosen bekommen.

Wirtschaftsflüchtlinge die nur auf unsere Kosten leben können draussen bleiben.

So einfach ist das. Wer das nicht möchte kann für jeden solch Kostgänger die Patenschaft übernehmen und ihn durchfüttern.

Da möchte ich mal einige Debattiere sehen.



Quote30.09.2009 17:18:29

wawerka: @HoChiMinh

"Zündelnde Rattenfänger verfügen auch heutzutage über einen willigen Mop. "

Sonst nicht meine Art, aber es heißt "Mob". Ein Mop ist zum Aufwischen gedacht. Und es verleiht Ihrem durchaus zutreffenden Beitrag eine belustigende Note, die nicht angebracht ist.


Quote30.09.2009 18:57:17
Parvis:

Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB.


Quote

30.09.2009 18:48:22

Schnolfi:

Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB.



Quote30.09.2009 17:55:18

P-Dinho: Hier diskutiert das Halb- und Bildungsbürgertum über ein Thema mit dem sich die meisten Foristen (unterstelle ich mal) im wahren Leben eher selten konfrontiert sehen. Wer aber beruflich, ehrenamtlich oder durch wohngeografischen Zwang häufig bis täglich mit dem Prekariat (Unterschicht, Migranten; kann man der Einfachheit alles zusammenwerfen und muss es dann bei differenzierter Analyse doch wieder trennen) konfrontiert ist, weiß, dass Sarrazin mit seinen Aussagen einen realen Kern pointiert darstellt. Mit seiner selbstgefälligen, bewusst bösartigen Überspitzung macht er es den anders Denkenden leicht, den Inhalt gleich mit der Form rundweg abzulehnen.


Quote

30.09.2009 18:06:47

U.T.: @P-Dinho

Ist aber komisch, dass ich gerade viele Leute kenne, die "beruflich, ehrenamtlich oder durch wohngeografischen ZWANG (?)" mit dem von Ihnen in einen Pott geschmissenen 'Prekariat' sehr viel Erfahrung haben und absolut abgestoßen von solchen aggressiven Polemiken sind. Ganz besonders die!!


Quote

30.09.2009 18:27:50

M.W.R.W.:

Peinlich, wie viele Foristen hier auf die polemischen Äußerungen eines Sarrazin eingehen. Ich habe den noch nie ernstgenommen, natürlich auch damals nicht mit seinen bösartigen Äußerungen zu Hartz4-Empfängern. Solange jemand wie er nur darauf bedacht ist, mit abwertenden Äußerungen über Menschen Öl ins Feuer zu gießen, bleibt er für mich irgendeine unangenehm polternde Person in der falschen Partei. Bei solchen Aussagen wie "Jeder, der bei uns etwas kann und anstrebt, ist willkommen; der Rest sollte woanders hingehen." wird speiübel. Wer beurteilt denn vorurteilsfrei, wer etwas kann und anstrebt? Der Herr Sarrazin? Lach.


Quote30.09.2009 17:18:29

wawerka: @HoChiMinh

"Zündelnde Rattenfänger verfügen auch heutzutage über einen willigen Mop. "

Sonst nicht meine Art, aber es heißt "Mob". Ein Mop ist zum Aufwischen gedacht. Und es verleiht Ihrem durchaus zutreffenden Beitrag eine belustigende Note, die nicht angebracht ist.



Quote01.10.2009 11:37:58

Nächstenliebe:

Ersetzt man in vielen Kommentaren die Wörter "Arbeitsloser" und "Türke" durch J.ude, dann könnte man denken, man sei hier versehentlich beim Stürmer gelandet.

Deutschland quo vadis ?

Quote

01.10.2009 10:25:25

Guderian: Fakten. Fakten. Fakten.

Über unseren Freund Sarrazin wurde hier ja schon viel richtiges und falsches gesagt. Ich werde mir hier nicht die Mühe machen, zu erklären weshalb rassistische Hetze keine erfrischende Ehrlichkeit ist. Erlauben sie mir einfach die Diskussion zum Thema Berlin mit etwas Fakten anzureichern.

- Im Jahr 2008 wuchs die Wirtschaft Berlins von allen 16 Bundesländern am stärksten.

- Im 1.HJ 2009 sank das BIP in allen anderen Bundesländern stärker als in Berlin.

- Im Durchschnitt schrumpf die deutsche Wirtschaft derzeit dreimal so stark wie die Berlins.

- Letztes Jahr konnte nur Hamburg einen höheren Zuwachs an Arbeitsplätzen verzeichnen.

- Berlin hat den höchsten Anteil an Akademikern in der Bevölkerung.

- Berlin hat die höchste Dynamik bei Unternehmensgründungen.

- Türken sind überproportional häufig Selbstständige

Und last but not least, dieser Kommentar wurde an einem PC geschrieben, den ich von einem türkischen Mittelständler in Berlin für meine Bedürfnisse habe zusammen stellen lassen. Sein Service war excellent und das Gerät ein Drittel billiger als bei allen anderen Anbietern.



Aus: "Sarrazin lästert über "türkische Wärmestuben"" (30.09.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/72/489459/text/

-.-

Quote[...] Mit seinen jüngsten Ausfällen gegen sein Lieblingsfeindbild - die Berliner Unterschicht - ist Sarrazin ...


Aus: "Äußerungen des Bundesbankvorstandes: Sarrazin - Zu viel ist zu viel" (30.09.2009)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:aeusserungen-des-bundesbankvorstandes-sarrazin-zu-viel-ist-zu-viel/50017437.html

-.-

Quote[...] Berlin sei ,,plebejisch und kleinbürgerlich", sagte Sarrazin der Zeitschrift ,,Lettre International". Ein Problem der Stadt sei, ,,dass 40 Prozent aller Geburten in der Unterschicht stattfinden".

Die Bundesbank distanzierte sich am Mittwoch ,,entschieden in Inhalt und Form von den diskriminierenden Äußerungen" Sarrazins. Er gebe nicht die Ansichten der Bundesbank wieder, das Interview stehe ,,in keinerlei Zusammenhang mit den Aufgaben von Dr. Sarrazin bei der Bundesbank", heißt es in einer am frühen Abend eilig verbreiteten Stellungnahme.

Auch in seiner Partei schlugen die Wellen hoch. ,,Als Obmann für Scheine und Münzen langweilt sich Sarrazin offenbar", sagte Ülker Radziwill, sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Morgenpost Online. Die Ansichten des früheren Finanzsenators und heutigen Chef-Bankers seien ,,hochnäsig und einfältig". Sarrazin solle aufhören, ,,auf einzelne Bevölkerungsgruppen einprügeln".

In dem Interview hatte Sarrazin gegen die Berliner Integrationspolitik polemisiert. ,,Türkische Wärmestuben" könnten die Stadt nicht voranbringen, sagte der streitbare SPD-Politiker und riet seinen früheren Senatskollegen: ,,Ich würde einen völlig anderen Ton anschlagen und sagen: Jeder, der bei uns etwas kann und anstrebt, ist willkommen; der Rest sollte woanders hingehen." Zudem sei die Hauptstadt von ,,der 68er-Tradition und dem Westberliner Schlamp-Faktor" geprägt. Sarrazin beklagte das Fehlen von Eliten und die ,,kleinbürgerliche Gesinnung" der Berliner Politiker. ,,Der Intellekt, den Berlin braucht, muss also importiert werden."

Froh äußert sich Sarrazin aber über das Ende der alten "Berliner Subventionswirtschaft". Gutes könne nur von außen kommen. Jede Metropole lebe davon, dass sie Zuwachs aus der Provinz bekomme. So solle es auch mit Berlin werden. Er habe als Berliner Finanzsenator seinen Beitrag dazu geleistet, findet er. Durch Personalabbau. "Die Berliner Verwaltung ist keine gute Verwaltung, auch wenn sie etwas besser geworden ist, weil sie kontinuierlich kleiner wurde. Das war ein Beitrag zur Qualitätssteigerung." Allerdings würden Führungskräfte zu schlecht bezahlt. "Wenn ich Regierender Bürgermeister wäre, würde ich erst mal dafür sorgen, dass der Senat vernünftig bezahlt wird." Sarrazin gibt auch als Bildungsexperte Tipps: "Die Schulen müssen von unten nach oben anders gestaltet werden. Dazu gehört, den Nichtleistungsträgern zu vermitteln, dass sie ebenso gerne woanders nichts leisten sollten."

Doch Sarrazin sieht auch Fortschritte in der Entwicklung der Stadt: Topanwälte, Wirtschaftsberater, Manager, Ingenieure, Wissenschaftler – ,,viele möchten gern in Berlin leben, viele Firmen eröffnen deshalb Dependancen", sagte Sarrazin. Berlin gehe es wie dem New York der 50er-Jahre, als sich die Stadt mittels Zuwanderung wieder gestärkt habe. Denn Berlin werde ,,niemals von den Berlinern gerettet werden können".

Wesentliches Problem der Stadt ist aus Sarrazins Sicht, "dass 40 Prozent aller Geburten in der Unterschicht stattfinden". Doch nicht nur das, auch die Migranten sind seiner Meinung nach mitverantwortlich für das schlechte Bild der Stadt: Eine große Anzahl der Türken und Araber "hat keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel, und es wird sich vermutlich auch keine Perspektive entwickeln."

Das gelte auch "für einen Teil der deutschen Unterschicht, die einmal in den subventionierten Betrieben Spulen gedreht oder Zigarettenmaschinen bedient hat". Für alle anderen Zuwanderer hat Sarrazin ebenfalls charakteristische Beschreibungen parat. "Die Vietnamesen: Die Eltern können kaum Deutsch, verkaufen Zigaretten oder haben einen Kiosk." Die zweite Generation sei aber integrationswillig wie die Osteuropäer.

"Die Deutschrussen haben große Probleme in der ersten, teilweise auch der zweiten Generation, danach läuft es wie am Schnürchen, weil sie noch eine altdeutsche Arbeitsauffassung haben." Bei den Ostasiaten, Chinesen und Indern sei es dasselbe. "Bei den Kerngruppen der Jugoslawen sieht man dann schon eher ,türkische' Probleme." Was der Ex-Senator damit meint: "Ständig werden Bräute nachgeliefert: Das türkische Mädchen hier wird mit einem Anatolen verheiratet, der türkische Junge hier bekommt eine Braut aus einem anatolischen Dorf."

Bei den Arabern sei es "noch schlimmer", so Sarrazin. "Meine Vorstellung wäre: generell kein Zuzug mehr außer für Hochqualifizierte und perspektivisch keine Transferleistungen mehr für Einwanderer." Zudem würden die Türken versuchen, mit einer hohen Geburtenrate in Deutschland die Einheimischen zu übertreffen. Dazu Sarrazin – womöglich ironisch: "Das würde mir gefallen, wenn es osteuropäische Juden wären mit einem um 15 Prozent höheren IQ als dem der deutschen Bevölkerung."

Empört reagierte auch Berlins CDU-Chef Frank Henkel auf Sarrazins Äußerungen. ,,Es ist schon interessant, wie jemand über unsere Stadt urteilt, der jahrelang von Berliner Steuergeld gelebt hat", sagte Henkel. ,,Ich denke, weder die Berliner noch die vielen Neuberliner müssen sich für ihre Leistungsfähigkeit schämen. Berlin hat genug kreatives Potenzial und ist offen für Impulse von außen. Wir scheuen weder, Intellekt zu importieren, noch, Stumpfsinn zu exportieren, wie es offensichtlich bei Herrn Sarrazin der Fall ist."


Aus: "Bundesbank distanziert sich von Ex-Senator Sarrazin" Von Stefan Schulz (Mittwoch, 30. September 2009)
Quelle: http://www.morgenpost.de/berlin/article1182304/Bundesbank_distanziert_sich_von_Ex_Senator_Sarrazin.html

-.-

Quote[...] Sarrazin ist seit Mai bei der Bundesbank für Risikocontrolling und Bargeldumlauf zuständig und seitdem häufiger in den Schlagzeilen, als es für seinen Arbeitgeber schicklich ist. Das ehemalige Mitglied des Berliner Senats gebe in dem Interview nicht die Ansichten der Bundesbank wieder, teilt die Bundesbank mit. Das Interview stehe in keinerlei Zusammenhang mit seinen Aufgaben bei der Bundesbank.

...

QuoteGefällt - nicht
Martin Weigele (mgweigele)

Es gefällt mir an Herrn Sarrazin, dass er ohne Rücksicht auf political correctness sagt, was er denkt.
Es gefällt mir gar nicht an Herrn Sarrazin, dass er sich in unbeschreiblicher Arroganz über Mitmenschen erhebt, die schwächer sind als er.





Aus: "Bundesbank in Aufruhr" Von Stefan Ruhkamp (30. September 2009)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A389A8DC6C23161FE44/Doc~EF42E5C6077AC4DBE8AB31DD654CE61D4~ATpl~Ecommon~Scontent.html



Textaris(txt*bot)

Quote[...] Nach den Berechnungen der Gewerkschaft sei die Zahl der Hartz-IV-Empfänger bei Hochqualifizierten im August binnen Jahresfrist um fast 14 Prozent emporgeschnellt. Bei Hauptschulabsolventen stieg dieser Wert im selben Zeitraum nur um 1,4 Prozent, bei Schulabbrechern um 1,6 Prozent.

Quote12.10.2009 10:12:50

Raul:

Sind dann höherqualifizierte Hartz4 Empfänger auch Sozial Schmarotzer oder wird da bei den Neo-Liberalen ein Unterschied gemacht?


Quote

12.10.2009 12:29:53

Prof. Weise: Das ist gut für Deutschland!

Ein harter Satz ist das, aber ich kanns mir IMO erlauben, weil ich selbst Akademiker und seit 3 Jahren in Hartz 4 bin (durch einen persönlichen Fehler am Arbeitsplatz).

Man entscheide selber was schlimmer ist: schon gespart zu haben und erst ALLES aufbrauchen zu müssen, um Geld zu bekommen. Oder gleich in Hartz 4 zu rutschen und an ALLEN Ecken gedemütigt zu werden. Deine Bank nimmt dir - ohne dich zu informieren - den Dispo, die Kreditkarte, das Aktiendepot weg. Die ARGE verlangt - unaufgefordert - die Offenlegung der Kontoauszüge eines jeden Kontos. JEDEN Tag muss in den Briefkasten wegen Vorladungen zur ARGE geschaut werden, also keine Spontan-verlängerte-Weekends mehr!

Kurzum: ich wurde in den 3 Jahren geläutert und es hat meiner Persönlichkeit und meiner Sicht auf Minderheiten und arme Leute grundlegend (zum besseren) geändert und das ist GUT für Deutschland!

PS: Trotzdem wünsche ich jedem Betroffenen natürlich keine Depression, der Partner möge bleiben (auch wenn man die gemeinsame Wohnung aufgeben muss) und wieder einen Job im gelernten Beruf! ...aber erst nachdem das Yuppie-Gehabe weg ist!

mfg


Quote

12.10.2009 10:31:59

izmir.übül: @prophet46

"Ich glaube nur Studien die ich selbst gefälscht habe."

Die Geringqualifizierten waren halt schon vorher zu einem höheren Prozentsatz arbeitslos, da war das Potenzial für neue Arbeitslose nicht mehr so groß.

Quote

12.10.2009 10:30:08

California-Ralf:

Was, haben wir denn etwa schon wieder eine "Akademikerschwemme" wie in den siebzigern?


Quote

12.10.2009 10:28:33

California-Ralf:

@ -Raul-: "Sind dann höherqualifizierte Hartz4 Empfänger auch Sozial Schmarotzer oder wird da bei den Neo-Liberalen ein Unterschied gemacht?"

Das richtet sich wohl danach, ob sie in einem "bildungsfernen" Haushalt aufgewachsen sind oder nicht ;o)


Quote12.10.2009  10:35:24

FritzV: in die Tonne

Lese ich recht? Ich dachte immer, Bildung ist der Schlüssel aller Probleme. Bildung, Bildung, Bildung, so schallt es jedenfalls aus jedem medialen Rohr. Klar, die Wirtschaft kann gar nicht genug "Hochqualifizierte" im "Pool" haben. Nur, wenn alle hoch qualifiziert sind - wer kriegt dann den Job? Müssen dann Geschlecht oder Rasse herhalten? Es läuft auf eine, weltweite, quasifeudalistische Herrschaft des "Kapitals" hinaus. Mit Bildung oder ohne. Und wer sich jetzt nicht mit aller Kraft dem status quo entgegenstemmt, der darf sich nicht wundern, wenn er irgendwann mal vom System überrollt wird. Und dann als "Einkommensloser" automatisch als "Nichtleistungsträger" und "Sozialschmarotzer" stigmatisiert wird.

...


Quote

12.10.2009 11:49:07

thh-ebe: @Tafelsalz: Manipulationen mit Statistik!

Tafelsalz weist mit Recht darauf hin, dass diese Aussagen nur eine Tendenz anzeigen, die ohne die Angabe der Bezugsgrößen falsche Assoziationen wecken können und dies vielfach auch tun!

Wenn dieser Artikel aus Gewerkschaftskreisen kommt, könnte man ihn als einseitige Darstellung durchgehen lassen.

Wenn dieser Artikel aber von den Journalisten der SZ und vom Bayerischen Rundfunk unkommentiert weitergegeben wird, dann halte ich das für hochgradig unseriös und nicht tolerierbar - egal, ob das aus Schlamperei oder bewusst geschieht. Und wenn es bewusst geschieht, ist es billiger Populismus an der Grenze zur Manipulation.


Quote

12.10.2009 11:32:26

bundesboy:

[...]

Da Lebenslügen jedoch unseren Alltag bestimmen und mittlerweile eine dicke Kruste bilden, die den Kontakt zwischen Besserverdienern und Überflüssigen verhindert, wird noch viel Aufklärungsarbeit vonnöten sein, bis die ganze Wahrheit über den Zynismus unseres Wirtschaftssystems erkennbar wird.



Aus: "Jobkrise trifft Höherqualifizierte" (12.10.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/240/490614/text/

Textaris(txt*bot)

#103
Quote[...] Meine Hautfarbe, die Perücke mit den krausen Haaren – meine Verkleidung ist nicht perfekt, aber wieder fällt mir auf, was mich schon bei meinen Recherchen als Türke "Ali" verblüfft hat: Die meisten schauen nicht so genau hin. Diesmal reise ich ein Jahr lang immer wieder als Schwarzer durch Deutschland, durch Ost und West. Ich unternehme diesen Bootsausflug, gehe zu Straßenfesten, mische mich unter Fußballfans, spreche bei Behörden vor. Ich will herausfinden, wie es sich als Schwarzer in Deutschland lebt, ob die Vorstellung vom unverbesserlich fremdenfeindlichen deutschen Wesen nur noch ein Klischee ist – oder ob das von der Boulevardpresse gepflegte Schreckbild vom Schwarzen als Dealer, Asylbetrüger und Kriminellen die Stimmung im Lande kennzeichnet.


[...] Der alltägliche Rassismus [ ] schafft es nur selten in die Zeitungen [...]. Er schafft es nicht über die Wahrnehmungsschwelle, er gehört zum deutschen Alltag fast so wie die rassistisch anmutenden Aussprüche von Politikern und selbst ernannten Meinungsführern, die mich immer wieder empört haben.

Schon vor zwanzig Jahren hatte ich die Idee, die Rolle eines Schwarzen anzunehmen. Ich hatte meine Gründe.

...

[Aus: "Günter Wallraff - In fremder Haut" - Ein Jahr lang war Günter Wallraff immer wieder als Schwarzer unterwegs: bei einem Fussballspiel in Cottbus, auf Wohnungssuche in Köln, in einer Rosenheimer Kneipe und bei einer Behörde in Berlin-Marzahn (17.10.2009)]

Quote# 17.10.2009 um 8:06 Uhr
# Guenter Seitz

12. Generalisierung

[...] Manche Menschen neigen infolge autoritärer Erziehung zum Hass gegenüber Schwachen - seien es nun Frauen, Ausländer, Dicke, schlecht gekleidete Hartzempfänger, gut gekleidete Modepuppen oder betrunkene Alkoholiker. Es ist schon Aufgabe der Schule und des Elternhauses das durch eine angemessene Erziehung zu verhindern. Es ist nur eine Minderheit der Jugendlichen - Gott sei Dank. Auch ich erlebe sie fast täglich in der Strassenbahn - am schlimmsten ist es freitags. Das ist nicht nur Rassismus - das ist schiere Frechheit, oft gepaart mit Alkoholkonsum.


Quote# 17.10.2009 um 10:22 Uhr
# richardrund

[...] Wenn man die Doku gesehen hat, dann weiß man, dass Wallraff nicht nur als Schwarzer rumgelaufen ist, sondern dass er auch extrem versifft rumgelaufen ist.

Und arme, verwahrloste Menschen sind nirgendwo willkommen -egal, ob weiß oder schwarz.


Quote# 17.10.2009 um 11:05 Uhr
# keter

20. Schwarz auf Weiß

Ich finde den Beitrag sehr interrasant, aber nichts neues. Ich bin selbst Schwarz, komme aus der Karibik und wohne seit 5 Jahren hier in Deutschland.Ich habe die Berufsschule hier besucht und arbeite seit einem Jahr in diesem Beruf(Altenpfleger).Bis jetzt habe ich nie Diskriemienierung hier erlebt und ich hoffe,dass das so bleiben wird.Aber in jedem Land gibt es solche Leute.In Süd amerika ist es genauso und sogar in den Staaten , wo ich aufwuchs ist genauso.Und es gibt durchaus ''No Go Areas'' in den Staaten und Karibik.


Quote# 17.10.2009 um 11:06 Uhr
# StaplerfahrerKlaus

21. Re: Generalisierung

Zitat: "Das Thema Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit ist ein Unterthema des allgemeinen Themas "Verhalten gegenüber sozial Schwachen". Manche Menschen neigen infolge autoritärer Erziehung zum Hass gegenüber Schwachen - seien es nun Frauen, Ausländer, Dicke, ..."

Hui! Bitte Vorsicht mit den Begriffen: Frauen, Ausländer etc. sind per se als "sozial schwach" zu bezeichnen?? Besser fände ich "als anders empfunden". Denn einige der genannten Gruppen können ja nicht einmal "Randgruppen", geschweige denn "Minderheiten" genannt werden.

Aber inhaltlich: Zustimmung, Personen mit gestörtem Selbstwertgefühl versuchen gerne dasselbe aufzubessern, indem sie sich gegenüber "denen, die anders sind" subjektiv erhöhen.
Ich würde allerdings schon vermuten, dass Feindlichkeit gegen und Benachteiligung von "ausländisch Aussehenden" mal eine ganz andere Dimension / Intensität hat als gegen alle anderen genannten Gruppen!

...


Quote# 7.10.2009 um 12:25 Uhr
# Frank N. Stein

[...] Erstens behaupte ich kraft meiner Wassersuppe, daß das, was Wallraff als Rassismus interpretiert, nichts anderes ist als eine allen Menschen eigene Scheu vor dem Unbekannten und Fremden sowie dem Bestreben, sich der eigenen Gruppe zu versichern. So gesehen könnte er das in ausnahmslos jedem Land und jeder Gruppe finden, und zwar mindestens in dem Ausmaß, wie er das in seinem Bericht beschreibt. Und zweitens behaupte ich immmer noch kraft meiner Wassersuppe, daß dieses Verhalten in Deutschland tendenziell viel weniger ausgeprägt ist als in anderen Ländern, nämlich aus dem Hintergrund heraus, der uns immer vorgehalten wird, wenn es die Deutschen mal wieder zu disziplinieren gilt: Die Zeit von 1933-45.


Quote# 17.10.2009 um 12:26 Uhr
# Jim Knopf

[...] Das, was Günter Wallraff hier schildert, ist zugleich richtig und falsch! Ich spreche aus Erfahrung (man möge mein Pseudonym in diesem Forum deuten).

Die Erlebnisse, welche er in seinem Jahr als Schwarzer gemacht hat, werden jeden Tag vielfach von in Deutschland lebenden Schwarzen gemacht und so sammeln sich mit der Zeit Anekdoten eines jeden, die das, was in diesem Artikel geschildert wird, qualitativ und quantitativ bei Weitem übersteigen. Beim Lesen von Wallraffs Artikel überkam mich immer wieder eine Gänsehaut: Wie sehr sich das von ihm Geschilderte mit dem von mir Erlebten überschneidet, wie es sich zum Teil gleicht. Insofern bildet sein Erfahrungsbericht, nichts als die Wirklichkeit ab.

Auf der anderen Seite erzeugt, der Artikel den Eindruck, dass egal wo ein Schwarzer in Deutschland auch auftaucht, er in erster Linie mit Rassismus konfrontiert wird. Das ist natürlich falsch.

Auch Herr Wallraff wird dies wissen, schließlich musste er sich ein Jahr lang in besonders sensible Situationen begeben, um einen zweistündigen Film drehen zu können. Er brauchte dazu ein Jahr, keinen Tag: das ist die quantitative Realität des gegenwärtigen deutschen Rassismus.


Quote# 17.10.2009 um 13:52 Uhr
# KaterKarloPauloPinkel

Was kommt als nächstes...

Was kommt als nächstes Herr Wallfraff?? Als Christ in den Sudan? Im Bikini durch Kabul? Als Schwuler nach Saudi Arabien? Als Armenier nach Istanbul? Als deutsche Kartoffel in die türkische Jugendgang? Als Rentner in die U-Bahn? Als Jude in die Mosche? Als Rindvieh zu Metzger Müsül? Als Lehrer in die Hauptschule? Als Polizeibeamter auf die Antifa-Demo? ...

Dort kennt Sie noch keiner und Ihre platten Berichte über den Rassismus der Deutschen. Sie brauchen sich nicht mal zu schminken.


Quote# 17.10.2009 um 13:52 Uhr
# Lobotomie auf Kassenrezept

Mutig wäre Wallraffs Recherche dann gewesen, wenn er sich spät abends z.B. mal ins Berliner Rollbergviertel oder in die Duisburger Stadtteile Marxloh und Hochfeld begeben hätte. Allerdings ohne seinen grotesken Mummenschanz, sondern für jeden ersichtlich als Nichtaraber, bzw. Nichttürke. Noch tollkühner wäre es, er ginge dabei mit einem anderen Mann Hand in Hand durch die Straßen.
Mir geht es furchtbar gegen den Strich, daß Alltagsrassismus durch Migranten qua Gutmenschenverordnung als nichtexistent weggeleugnet wird und die entsprechenden Fälle unter den Teppich gekehrt werden.


Quote# 17.10.2009 um 14:00 Uhr
# KHJ

Der Begriff Rassismus kommt aus dem Biologischen und da gehört er auch hin! Das es den sogenannten Rassismus schon immer gegeben hat, ist wirklich nicht neu! Und das es ihn auch in Zukunft geben wird, dafür braucht man kein Hellseher zu sein. Wer viel reist, der erfährt auf Verschiedenerweise, was es heißt, abgelehnt zu werden. Die Gründe dafür sind unterschiedlich und beruhen sich meist auf Vorurteile, die entweder bestätigt werden oder nicht.

In Deutschland gibt es auch eine Vielfalt von "Rassismen" (Ablehnung vieler Arten). Wenn Herr Wallraff seine Einzel-Fälle darüber schreibt, das er massive Ablehnung erfahren hat, dann wird es schon stimmen. Dabei braucht man auch nicht genau hinzuschauen, ob sein Auftreten provokant oder einfach nur platt gewesen war. Nein, es ist wirklich so, wie er berichtet.

Doch leider lässt er sich wieder zum Generalverdacht hinreißen, indem er alle Deutsche für Rassisten (gemeint sind Unmenschen)hält. Und das ist natürlich völliger Unsinn! Es ist aber die Frage erlaubt, wo Ablehnung (Rassismus) anfängt und wo sie aufhört. Im politischen Bereich lässt sich das schnell fest machen. Die NPD ist ganz offen gegen Ausländer und Juden. Und die Linksextremisten sind gegen Alle, die eine andere Meinung haben.

Und weil das so ist, hoffe ich inbrünstig, dass uns die Aliens aus dem Weltall nicht besuchen sollen, sonst gibt wahrscheinlich auf der ganzen Erde nur noch Rassisten!

KHJ aus Köln


Quote# 17.10.2009 um 14:35 Uhr
# kayob

[...] migranten sind auch "rassistisch"? ja, und was ändert das, an dem geschilderten problem? nichts!

...


Quote# 17.10.2009 um 19:39 Uhr
# Hammett

... was an Wallraff nervt ist doch dieser Furor, mit dem er seit 40 Jahren immer wieder dieselbe Sache erzählt, als hätte er etwas gänzlich Unfassbares entdeckt, was bis dahin immer verdrängt wurde: Dass es in Deutschland in Unterschicht, Kleingärter-Spießbürgertum und kleingeistigem 68er-Mittelschichts-Beamtenmilieu Angst, Unsicherheit, Überforderung und meinthalbes auch offenen Rassismus gegenüber Ausländern gibt. Wir haben mittlerweile in dieser Gesellschaft eine Kultur etabliert, die derartige Äußerungen eindeutig missbilligt und sanktioniert - zu recht. Trotzdem gibt es dieses Phänomen nach wie vor. Das ist schade, aber leider wohl nicht zu ändern. Wenn jetzt Wallraff jedes Jahr erneut diesen Misstand "aufdeckt", indem er alltägliche Blödheit gegenüber Fremden sucht und findet, nehme ich das zur Kenntnis, kann das aber nicht mehr als große Enthüllung bezeichnen. Und insofern ist die gewaltige Empörung, mit der er seine Ergebnisse präsentiert, irgendwann albern und nervt. Auch die hunderste Reportage dieser Sorte wird nicht dazu führen, dass jeder Deutsche aufgeschlossen-tolerant und allem Fremden gegenüber neugierig wird und Weltmusik hört. Mit einem gewissen geistigen Bodensatz quer durch die Gesellschaft müssen wir leben, ohne ihn gutzuheißen. Insofern nervt Wallraff als Überzeugungstäter genauso wie Frau Schwarzer, die seit Jahrzehnten mit derselben Sache hausieren geht, die mittlerweile jeder intelligente Mensch (Mann) einsieht.


Quote# 17.10.2009 um 19:49 Uhr
# lotosblüte

[...] Der Wallraff mag ja nerven und auch Frau Schwarzer mag das tun, aber deswegen wird ja nicht weniger richtig, was sie zu existierenden Ungerechtigkeiten sagen. Und selbst wenn es zutreffend wäre, dass MITTLERWEILE jeder intelligente Mensch (Mann) einsähe, dass das Frauenbild der bürgerlichen Gesellschaft ein diskriminierendes ist, unterstreicht das ja auch nur die Notwendigkeit jener unbeliebten Geister, die nicht müde werden, darauf hinzuweisen.


Quote

[...] # 17.10.2009 um 20:12 Uhr
# AktenzeichenXY

Übrigens könnte sich Wallraff auch mal als Frau verkleiden und nachts in eine Bar gehen, wohin auch Türken und Araber gehen. Da könnte er ab und zu auch mal "erleben", was Diskriminierung heißt. Die Zeiten haben sich geändert.

Die altlinke Mode, als Deutsche/r immer ein schlechtes Gewissen haben zu müssen wegen dem 3. Reich, wurde eben von Manchen der muslimischen Bürger ausgenutzt, um sich als Könige zu fühlen und immer mehr Forderungen und Extra-Würste zu fordern. Dies zu erkennen - jenseits von Sarrazins Herrenmenschen-Sprüchen der "ökonomischen Verwertbarkeit" - hat nichts mit Rassismus zu tun.  ... Kein Wunder, dass die verwöhnten Jungs austicken, wenn sie merken, dass sie doch keine Fürsten sind - als die sie erzogen wurden - und niemand sie braucht.


Quote# 17.10.2009 um 21:55 Uhr
# Ironstorm

Physiker

Bisher habe ich die Artikel von Herrn Wallraff mit besonderem Interesse gelesen und habe ihn als sehr guten Journalisten wahrgenommen.
Umso mehr hat mich folgender Satz in diesem Artikel getroffen:
"[...]Einer der Gäste, ein auf den ersten Blick nicht unsympathisch wirkender Zeitgenosse – Typ Gymnasiallehrer für Physik und Mathematik [...]"
Ich stehe momentan kurz davor, mein Studium der Physik zu beenden und wurde während meines Studium regelmäßig mit Vorurteilen überhäuft, sobald ich mich "oute" Physiker zu sein. Oft wird zwar angemerkt, dass ich aber überhaupt nicht wie ein Physiker aussehen würde oder mich so verhalten würde. Die Vorurteile über Physiker scheinen jedoch fest in den Köpfen vieler Menschen verankert zu sein. Diese sind zwar bei weitem nicht so tragisch, wie Vorurteile über Farbige oder Menschen aus anderen Kulturräumen. Wird man jedoch regelmäßig in die Kategorie Physiker einsortiert und von anderen Menschen häufig mit einem erfürchtigen Abstand betrachtet, wird einem deutlich, was es bedeutet, anhand seiner Äußerlichkeiten oder seines Berufes, absonderlich behandelt zu werden.
Ich hätte von Herrn Wallraff erwartet, gerade in einem Artikel über Vorurteile sich dieser nicht zu bedienen. Offensichtlich ist es für ihn kein Problem einerseits andere Menschen aufgrund von Äußerlichkeiten in Kategorien einzuordnen und auf der anderen Seite gerade diese Vorverurteilung aufgrund des Aussehens anzuprangern.


Quote# 17.10.2009 um 22:18 Uhr
# zeit98789

[Entfernt, bitte beachten

[Entfernt, bitte beachten Sie, dass wir auf rassistische Inhalte nicht verlinken wollen. Danke. /Die Redaktion pt.]


Quote# 18.10.2009 um 9:16 Uhr
# lowkey

So sehr ich die Arbeit Herrn Wallraffs auch schätze.

Ich habe zu Teilen am hier beschriebenen Filmprojekt mitgearbeitet und muss sagen, dass viele der vermeintlich fremdenfeindlichen Äußerungen und Verhaltensweisen der Menschen, von ehrgeizigen Realisatoren nachträglich in das Material hineininterpretiert und im Geiste des angestrebten Films hochstilisiert und zusammengeschnitten wurden.

Das mehr als umfangreiche Rohmaterial ist voll von Szenen, die die These des Films widerlegen, nur werden diese zu Gunsten gesteigerter Dramatik außen vor gelassen. So läufts halt im Mediengeschäft.

Damit will ich keinesfalls leugnen, dass Fremdenfeindlichkeit selbst im 21 Jahrhundert noch bittere Realität ist. Nur sollte man den Film als redaktionelles Konstrukt begreifen, dessen Macher durch Suggestion und zweckbestimmtes Verhalten vor Ort, die gewünschten Reaktionen zu Teilen provoziert haben.


Quote# 18.10.2009 um 11:45 Uhr
# lef

In der "Sendung mit der Maus" vom letzten Sonntag (11.10.)
ist ein Beitrag über "die Schweizer" und ihre Ordentlichkeit - unglaublich verächtlich wird dort "der Schweizer" als völlig verblödeter Ordnungsfanatiker dargestellt (er sortiert alle Blumen im öffentlichen Blumenbeet nach Farbe und Größe usw.)

Ich stelle mir dann immer vor, es würde umgekehrt laufen,
z. B.
zur Wahl:
Männer wählen Männer, Deutsche nur Deutsche, Weiße nur Weiße,
oder im fall der "Sendung mit der Maus" würden Deutsche ähnlich verächtlich mit ihren angeblichen Marotten analysiert,
oder schlimmer:
Ähnliches würde über Türken berichtet (trinken den ganzen Tag Tee oder so),

der Aufschrei wäre immens groß.


Quote# 18.10.2009 um 15:58 Uhr
# TorbenBellinghoff

Perfide an Wallraffs Reportage finde ich, dass ein weißer(!) Deutscher anderen weißen Deutschen erklären muss, wie sich Schwarze Deutsche oder Schwarze Migranten in Deutschland fühlen. Es gibt genug Schwarze Deutsche (Journalisten, Autoren, Wissenschaftler etc), die ihre Erfahrungen mit Alltagsrassismus in Deutschland bereits niedergeschrieben haben. Diese Stimmen sind weißen Deutschen Lesern wohl nicht objektiv und/oder authentisch und/oder hinreichend genug. Nein, in bester kolonial-rassistischer blackface-Tradition macht sich der weiße Mann den Rassismus zu erklären. Alles Anzeichen von paternalistischem Dominanzverhalten. Der weiße(!) Mann(!) Wallraff klärt auf und sagt wie Schwarze sich fühlen.
Wie man an den meisten Kommentaren hier sieht, geht diese Reportage gehörig nach hinten los: Munter werden die Begriffe "Rassismus", "Fremden-" und "Ausländerfeindlichkeit" miteinander vermischt. Man liest von individuellen Befindlichkeiten oder verweist darauf, dass Weiße in arabischen Ländern oder Stadtteilen Berlins ebenfalls Opfer "rassistischer" Übergriffe werden. Oftmals sind Schwarze unterschwellig sowieso nie "richtige Deutsche". Andererseits sind manche Kommentatoren so "aufgeklärt, weltoffen und tolerant", dass für sie alle Menschen gleich sind. Eine Aussage, die an der alltäglichen Realität Schwarzer Deutscher vorbei geht. Wir weißen Deutschen haben mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit alle mal rassistische Aussagen getätigt, z.B. "Wo kommen Sie denn (wirklich) her?"


Quote# 18.10.2009 um 16:12 Uhr
# lotosblüte

"Der weiße(!) Mann(!) Wallraff klärt auf und sagt wie Schwarze sich fühlen."

Ich habe eine Reportage gelesen, in der ein als Farbiger verkleideter deutscher und weißer Mann seine Erfahrungen beschreibt. Ich habe nicht gelesen, dass Wallraff den Farbigen zu erklären versucht, wie sie sich fühlen (sollen), sondern lediglich, was ihm persönlich passiert ist und wie seine ganz subjektive Wahrnehmung aussieht. Warum muss man aus dieser Reportage mehr machen, als sie selbst tut - nämlich behaupten, sie stünde für mehr als in ihr drin steht (s.o.)?


Quote# 18.10.2009 um 17:07 Uhr
# DrSchmidt

Psychologen (Harvard) haben einen cleveren online Test ausgearbeitet an dem jeder seine (un)bewussten Vorurteile gegenüber Weissen und Schwarzen überprüfen lassen kann. Siehe: https://implicit.harvard.edu/implicit/
Ergebnis: bis zu 75% aller Weissen haben (negative) Vorurteile gegenüber Schwarzen.
Interessanterweise haben aber auch über 50% der Afroamerikaner (in den USA) negative Vorurteile gegenüber Schwarzen. So lässt etwa ein schwarzer Taxifahrer öfter mal einen schwarzen potentiellen Fahrgast stehen, bei weissen hält er aber immer an, usw.

Wir Deutschen sind da nicht allein. Fragt sich ob es dem Wallraff um die Aufdeckung von Vorurteilen an sich geht (bei schwarzen und weissen) oder ob es um ein spezifisches Deutschland-bashing geht nach dem Motto die-deutschen-haben-seit-den-Nazis -nichts-dazugelernt?


Quote# 18.10.2009 um 18:55 Uhr
# aware

Dass seit gestern Nachmittag 87 neue Kommentare geschrieben wurden, ist ja eigentlich ein gutes Zeichen. Die Menschen reden miteinader, wie ist eine andere Frage.

...

Quote# 19.10.2009 um 9:54 Uhr
# dido07

Wie absurd ist das denn?

Wallraff hätte sich als Berliner Busfahrer verkleiden sollen, dann wüsste er, wer in diesem Land angegriffen wird. Oder als deutsches Schulkind in Kreuzberg. Oder bekommt er was ab vom Geld für solche Verblödungs-Kampagnen?
( Anmerkung: Bitte verzichten Sie auf unnötige Polemik und tragen Sie zu einer sachbezogenen Debatte bei. Danke. Die Redaktion/m.e. )


Quote# 19.10.2009 um 11:11 Uhr
# Loki45Xenophobie

Der Mensch ist evolutionsbedingt xenophob - fremdenängstlich! Dazu gibt es wohl genügend verhaltenspsychologische Untersuchungen. Die Horde der Urmenschen betrachtete vermutlich jeden Fremden zuerst einmal als zusätzlichen Nahrungskonkurrenten, bevor er sich nicht als vielleicht besonders geschickter Jäger zu erkennen gab. Im Altertum bedeuteten eindringende Fremde oft Eroberung, Gefangenschaft und Sklaverei oder Tod. Ähnlich war es im Mittelalter, denken wir nur an den Dreißigjährigen Krieg - Mord und Todschlag.

Fremdenfreundlichkeit ist ein Sozialisierungsprozess, die "erlernt" werden muss - in der Großstadt eher, als in der "Provinz". In meiner Kindheit gab es auch "Rassismus", die Kinder aus den Nachbardörfern wurden verkloppt, weil sie nicht aus unserem Dorf waren und umgekehrt, bekamen wir Kloppe, wenn sie uns erwischten - der alltägliche Wahnsinn auf dem Land!


Quote# 19.10.2009 um 11:48 Uhr
# schwarzbart

Sarrazins Zielgruppe und Afrikaner

können Sie nicht vergleichen. Die meisten Afrikaner, mit denen ich - in der IT-Weiterbildung - zu tun hatte, können nach 2 Jahren gut deutsch und wollen etwas lernen , etwas werden. Da unterscheiden sie sich nicht von Rumänen oder Argentiniern, die hier leben.
Von Türken und Arabern schon.
Dieser Kommmentar ist eine Antwort auf
"Chapeau Günter Wallraff!"


Quote# 19.10.2009 um 12:37 Uhr
# MilleMiglia

[...] Der Mensch ist von Natur aus mißtrauisch gegenüber dem Andersartigen. Nur, die Botschaft des Artikel ist ja, daß wir, die Deutschen besonders oder außergewöhnlich fremdenfeindlich sind. Nach den Diskussionen um Sarrazins Äußerungen und auch den vielen( wohl ungewollten ) positiven Reaktionen mußte jetzt natürlich unbedingt
ein Artikel her, der die Fremdenfeindlichkeit der Deutschen geradezu zementiert. Was für ein Quatsch. In meinem Bekanntenkreis gibt es ebenfalls einen Freund, der schwarz ist. Das war und ist nie irgend ein Thema gewesen. Ganz im Gegenteil, er selbst geht mit dem Thema wesentlich entspannter um, als manche bionade-schlürfenden Gutmenschen es für möglich halten würden.


Quote# 17.10.2009 um 20:20 Uhr
# lef

Als Vermieter, obendrein mit

freunden in Gambia, habe ich mal einen "Schwarzen" durchaus gern eine wohnung gegeben (8-familienhaus).
Probleme gab es während der (kurzen) Mietzeit nicht, obwohl immer sehr seltsame Grüche (vom Essenkochen herrührend) durchs Haus zogen.
Ehrlich gesagt hat mich eher die gutwillige Fürsorglichkeit der übrigen Bewohner genervt ("unser Hausbimbo ff).

Auch bei vielen Kommentaren bis jetzt finde ich diese positive Diskrimierung durchschimmern.

Allerdings hat die Geschichte ein anderes Ende:
Die Wohnung war nach dem Auszug ein halbes Jahr unvermietbar - die Küche roch intensiv nach sehr seltsamen Gewürzen (oder wasweißich!). Und zwar TROTZ Neuanstrich und Intensivlüftung.
Deswegen werde ich ziemlich sicher nicht mehr vorbehaltlos an Farbige vermieten, sorry, das ist mir zu teuer gewesen.


Quote# 19.10.2009 um 13:25 Uhr
# Boono

Vermietung

Ich bin mal in eine Wohnung eingezogen, deren Vormieter ein so starker Raucher war, dass es in der Wohnung noch Jahre später nach abgestandenem Rauch roch. An Raucher dürfen Sie also auch nicht vermieten, wenn Ihnen die Renovierung zu teuer ist.
Und nicht an Studenten, Knoblauchesser, unverheiratete Paare, HartzIV-Empfänger, ... also besser überhaupt an niemanden!

Dieser Kommmentar ist eine Antwort auf
"Als Vermieter, obendrein mit"


Quote# 19.10.2009 um 13:44 Uhr
# inservo

Traurig, traurig

Als Jugendlicher habe ich - quasi als Pflichtlektüre - "Ganz unten" von Herrn Wallraff mehr oder weniger verschlungen. Gut geschrieben und wie leider zugeben muss nur zu realistisch.

Irgendwie war ich der Meinung, dass sich diese Haltung in den letzten 20 Jahren vielleicht doch ein wenig geändert hat. Von wegen friedlicher Revolution, Mauerfall usw.

Herr Wallraff zeigt mal wieder, dass dem leider nicht so ist. Ich kann mir schon vorstellen, dass es einigen Leuten auf den Nerv geht, das immer wieder dieses Thema Faschismus und latenter Rassismus hochkommt, unangenehme Wahrheiten werden halt nicht gern gehört und meistens triffts ja den Überbringer (hier Günther Wallraff). Dieser Artikel zeigt aber eben, dass es offensichtlich immer noch höchstnotwendig ist, solche Experimente zu wagen. Es macht mich traurig und bestürzt, wenn ich lese, welchen Schikanen Deutsche (denn das sind viele unserer "andersfarbigen" Mitbürger ja) ausgesetzt sind. Die Steuergelder und Sozialbeiträge dieser Mitbürger werden hingegen gerne akzeptiert, denn auch wenn der Boulevard immer wieder suggeriert, dass Ausländer und Deutsche mit Migrationshintergrund durch die Bank ALGII-Empfänger und unwillig zu arbeiten sind, so entspricht dies doch keinesfalls den Realitäten.

[...] Bravo für Ihren Mut, Herr Wallraff und machen Sie weiter so. Wir brauchen solche Aktionen und Experimente.


Quote# 19.10.2009 um 14:18 Uhr
# delsa

Selsbstinszenierung

Schon wieder eine Selbstinszenierung eines Egomanen und die linke
Presse , auch Die Zeit, fällt darauf ein !


...



Aus: "Günter Wallraff - In fremder Haut" Von Günter Wallraff (17.10.2009)
Quelle: http://www.zeit.de/2009/43/Wallraff-43


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Uwe Peter Braun und seine Frau Andrea wohnen in der Arkadien-Siedlung am Glienicker Horn in Potsdam - Deutschlands erster "Gated Community", wie abgeriegelte Wohnanlagen für die Oberschicht weltweit genannt werden. Durch das Nobelviertel der brandenburgischen Landeshauptstadt weht ein Hauch von Johannesburg oder Rio de Janeiro. Es ist ein Ort, an dem neue Mauern entstanden sind, die die wachsende soziale Kluft zwischen Oben und Unten in der Gesellschaft spürbar werden lassen.

Hier sind die Reichen unter sich. Zutritt bekommt nur, wen die Bewohner der Luxusapartments beim Pförtner anmelden. Damit das auch so bleibt, umgibt ein schwarzer Zaun das Anwesen, Kameras beobachten jeden, der sich der Siedlung nähert.

...


QuoteJassu1979, 22.10.2009

Der neue Feudalismus in seiner ganzen Pracht...
Während die soziale Schere aufgrund neoliberaler Wirtschaftspolitik weiter und weiter auseinander klafft, richtet sich der aufstrebende Geldadel schon einmal seine abgeschotteten Parallelwelten ein, wo man die Zustände im Rest der Gesellschaft sauber ausblenden kann - ungefähr so, wie dies einst schon Aristokraten in Versailles und ähnlichen abgeschotteten Palästen taten.



Aus: "Gated Communitys - Todsicher in der Isolation" Von Julian Heissler  (22.10.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,656192,00.html