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["'ne spezielle Art von Geisteskrankheit"... (Fassbinder)]

Started by Textaris(txt*bot), January 23, 2007, 03:00:52 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] In einem Interview mit Peter W. Jansen, das der Südfunk 1978 produziert, erzählt
Fassbinder von tatsächlichen oder vorgeblichen Gründen für seine künstlerische
Arbeit. Ihn dabei in der Filmaufzeichnung zu beobachten, kann die Ambivalenz
seiner Äußerungen noch verstärken.
Jansen: ,,Was ist eigentlich – wenn Sie darauf anworten können oder mögen –,
was ist eigentlich der Grundantrieb für Sie, so viele Filme zu machen?"
Fassbinder: ,,Tja, das ist die Gretchenfrage. Äh, das muss irgend'ne spezielle Art
von Geisteskrankheit sein, ich weiß es nicht. (lacht)

[...]


Aus: "Denkt und platzt zuletzt" - Rainer Werner Fassbinder,
geb. 31.5.1945 – Gedanken zum filmischen Werk Von Daniel Hermsdorf (Mai 2005; Version 1.0)
Quelle: http://www.filmdenken.de/pdf/fassbinder1_0.PDF

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Berlin Alexanderplatz ist eine 14teilige deutsche Fernsehverfilmung der Bavaria/RAI im Auftrag des WDRs von 1980.

Es handelt sich um eine Literaturverfilmung des Romans Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin durch Rainer Werner Fassbinder in 13 Teilen und einem Epilog.

[...] Das Filmmaterial wurde von der Rainer-Werner-Fassbinder-Foundation für eine DVD-Veröffentlichung restauriert und auf der Berlinale 2007 in einer 15-stündigen Fassung gezeigt. Sie erschien am 10. Februar 2007 als DVD-Sammlung.


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Berlin_Alexanderplatz_(Fernsehverfilmung) (12/2007)

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Quote[...] Berlin Alexanderplatz, ein Film in 13 Teilen und einem Epilog, wurde ausschließlich mit Fernsehmitteln
produziert, aber für Rainer Werner Fassbinder war das 15 ½ -stündige Werk vor allem ein Film, der
auf der Leinwand gesehen werden sollte - möglichst kurz hintereinander und zusammenhängend. Die
Uraufführung der 14 Folgen im September 1980 auf dem Internationalen Filmfestival in Venedig, war

ein sensationeller Erfolg. Die kurz darauf folgende - und im Abstand von einer Woche pro Folge -
stattfindende Erstausstrahlung im ersten deutschen Fernsehen überforderte jedoch zum Teil die Sehgewohnheiten
des deutschen Fernsehpublikums. Und so ist Berlin Alexanderplatz heute noch als ,,der
dunkle Film" im Gedächtnis vieler deutscher Zuschauer und in der Wiedergabe der Erinnerungen –ob
gesehen oder nur darüber gelesen –geblieben. Gestützt war dieses Urteil, auch durch die massive
Kritik der Massenmedien, allen voran auf die damals noch gnadenlose Bildzeitung, die den Inhalt und
die Form des Filmes schlichtweg mit ,,Schmuddelsex aus dunklen Tiefen" betitelte. Vom Triumphzug,
den der Film im Ausland antrat –die Premiere in den USA im September 1983 fegte 2 Wochen die
Straßen New Yorks leer –erfuhr in Deutschland niemand.

25 Jahre danach ist die damalige Hysterie nur noch Geschichte: Die Wiederaufführung in bester Qualität
und neuem technischen Format ermöglicht eine neue Auseinandersetzung mit dem Meisterwerk,
das mittlerweile zum filmischen Kulturerbe gehört. Es handelt sich hauptsächlich um das Aufblasen
des 16mm Originalnegatives auf 35mm und die vom Originalnegativ gezogene digitale Wetgate Abtastung
auf HD Format [...]


Aus: "Newsletter 2004/2005" (Rainer Werner Fassbinder Foundation)
Quelle: http://www.fassbinderfoundation.de/de/Newsletter2005_dt.pdf


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Quote[...]
QuoteAn intense film experience, 1 October 2007
8/10 Author: ebaum1saik from United States

Berlin Alexanderplatz is a 15 1/2 hour film/TV-series which is set during the rise of Nazism after World War I. The film follows Franz Biberkopf, who has just been released from prison, and vows to become decent. We experience Franz's ups and downs and his struggle to survive in Berlin during the late 1920s. Fassbinder does a wonderful job bringing us into the mind of Franz and the people around him. The only thing which seemed to disrupt the great flow of the film was when Fassbinder begins to narrate during the film. At times it fits in perfectly, but other times it really distracted me from getting involved. The cinematography, like the rest of Fassbinder's films I've seen, was top-notch. Definitely recommended for those interested in film.

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QuoteThe Franz & Reinhold Story, 8 September 2004
Author: littlesiddie from Cambridge, MA

[...] I wouldn't recommend this mini-series to anyone. The amount of time I spent studying it, I feel, was completely wasted.


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QuoteThe restored Biberkopf, 28 March 2007
8/10, Author: SinginDetective from Germany


The restored Biberkopf

I think it's a perfect crime that this epic of human behavior has been neglected by German audiences. Even here on IMDb the people commenting on it are from various parts all over the wold but not from Germany. This is mostly due to the fact that "Berlin Alexanderplatz" was aired only once in 1980, under not very becoming conditions (it was a very bad copy of the original 16mm print that was much too dark for once), and then quickly thrown on the garbage heap of television-history. In the US for instance, Berlin Alexanderplatz was shown in cinemas and the association of American film critics at the end of the 80ies placed Günther Lamprecht under the top three actors of it's time, just behind Robert de Niro and Ben Kingsley. Figure that. Still the Germans go on saying that the Americans are mere barbarians when it comes to art. Thanks to "Süddeutsche Zeitung" and the people responsible for the quite expensive restoration-process of the series we now have a DVD and can watch the somnambulic masterpiece in all of it's original glory. It's the spiraling downfall of one man in a big Leviathan of a city, hard to swallow for most who rely on the silver or small screen for escapist entertainment. I just wish that today for every "Lost", "24" or "Profiler/CSI"-series there would at least be one "Berlin Alexanderplatz".


( From IMDB)


Source: http://www.imdb.com/title/tt0080196/usercomments (12/2007)

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Quote[...]  Am 10. Juni 1982 beendete eine kombinierte Einnahme von Schlaftabletten und Kokain eine der ungewöhnlichsten, umstrittensten und spannendsten Therapien der Filmgeschicht: Rainer Werner Fassbinder wurde von seiner damaligen Lebensgefährtin Juliane Lorenz (heute Leiterin der Rainer Werner Fassbinder Foundation, kurz RWFF) bei Nacht in seiner Münchner Wohnung tot aufgefunden. Tragischerweise vor laufendem Fernseher und eingeschaltetem Videorekorder, vor Film- und Fernsehen, den Medien, durch die er sich Heilung erhoffte. In 42 Filmen hatte Fassbinder nicht nur den bis heute einzigartig gebliebenen ernsthaften Versuch einer Filmtherapie (das mediale Pendant zur Schreibtherapie) unternommen, er hatte auch versucht Freud zu popularisieren und dem Fernsehen neben Tagesschau, Sportschau und den anderen "Nebensächlichkeiten"[1] eine psychoanalytische Funktion zu geben.

Von der eigenen Therapie hatte Fassbinder klare Vorstellungen: Die Selbstanalyse sollte die Psychoanalyse ersetzen, der Film den Analytiker. Das zu erzielende Ergebnis formulierte er in einem Interview: "Wenn man sich seine Probleme bewusst macht, anstatt sie zu verdrängen, werden sie gleichzeitig analysierbar, und damit sind sie zu überwinden."[2] Nach 39 Filmen und der als psychoanalytisches Experiment gewagten Verfilmung von Döblins Roman und Meisterwerk ,Berlin Alexanderplatz' war Fassbinder 1980 mit der Diagnose immer noch nicht über eine Arbeitshypothese hinaus: Geisteskrank, Art der psychischen Krankheit noch unbekannt.

Seine Mitarbeiter und Teile der Presse waren da schon weiter: Ausgeprägter Narzißmus, mangelndes Selbstwertgefühl, Grandiosität bis hin zu sadistischen Tendenzen verbunden mit einem Opferkomplex. Das Fernsehpublikum gesellte sich nach der Erstausstrahlung von Fassbinders ,Berlin Alexanderplatz' auch zum Kreis der Analytiker, hatten Fassbinder doch die beiden Protagonisten Franz Biberkopf und Reinhold als Projektionsflächen für seine Neurosen gedient. Den Grund für deren und seine psychische Krankheit sah Fassbinder in Freuds Kern aller Neurosen, dem Ödipuskomplex, weshalb im Epilog (der letzten Folge der Serie) ein toter alter von einem Speer durchbohrter Mann vor einem sich liebenden Paar liegt: Der Sohn hat den Vater getötet um mit der Mutter den Inzest zu begehen. Mit dieser Anspielung musste sich Fassbinder begnügen, da der WDR die geplante explizite Darstellung verhinderte. Jedoch nicht, weil Fassbinder in Döblins Roman, diesem Epos der Moderne, im Widerspruch zum Autor und dem Roman, den ersten Versuch gesehen hatte "Freudsche Erkenntnisse in Kunst umzusetzten"[3], sondern auf Grund der Sendezeit: Die Verfilmung sollte als Montagabendserie im Familienprogramm laufen.

Döblin hingegen, der in der Weimarer Republik praktizierende Psychiater und Kenner von Freud, hatte auf diesen und dessen Psychoanlayse verzichtet, weil er glaubte, dass sie zwar bei Einzelfällen und in der Praxis hilfreich war, aber zu einer Heilung - wie sie auch Fassbinder anstrebte - oder gar zu einer Erlösung von Leiden nicht taugte.

...


Aus: "Fassbinders gescheiterte Therapie. Zur Literaturverfilmung ,Berlin Alexanderplatz' nach Döblins gleichnamigem Roman" Von Sebastian Höger  (Jump Cut, Datum ?)
Quelle: http://www.jump-cut.de/filmkritik-berlinalexanderplatz.html