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[Versprengte Notizen zum Krieg... ]

Started by Textaris(txt*bot), July 12, 2006, 01:04:52 PM

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Textaris(txt*bot)

https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Afghanistan_seit_2001

Quote[...] Kabul - Bei einem Luftangriff der Nato in der Provinz Kunar im Osten Afghanistans sind nach Angaben der dortigen Behörden zehn Zivilisten ums Leben gekommen, darunter Frauen und Kinder. ... "Als Ergebnis des amerikanischen Luftschlags sind fünf Kinder, vier Frauen und ein Mann getötet und vier weitere Kinder verletzt worden", sagte Bezirksgouverneur Abdul Sahir zu SPIEGEL ONLINE. Sahir zufolge kamen bei dem Angriff auch vier Taliban ums Leben, darunter der mutmaßlich Qaida-nahe Qari Shapoor. "Es ist noch unklar, ob der Besitzer des angegriffenen Hauses Verbindungen zu den Taliban unterhielt oder nicht. Zum Zeitpunkt des Luftangriffs befanden sich jedenfalls Taliban im Haus", sagte Sahir.

...


Aus: "Afghanistan: Zehn Zivilisten sterben bei Nato-Luftangriff" (13.02.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-zehn-zivilisten-sterben-durch-luftangriff-der-nato-a-883125.html


Textaris(txt*bot)

Quote

Stalingrad und meine Familie
Von Jörg Lau 2. Februar 2013 um 10:24 Uhr

Überall Stalingrad-Gedenken. Ich kann das nicht lesen, nur überfliegen. Stalingrad hat meine Familie kaputt gemacht. Jedenfalls die eine Hälfte davon. Ich hatte das Glück, in der anderen aufzuwachsen.

Mein Onkel ist im Januar vor 70 Jahren mit der 6. Armee in Gefangenschaft geraten. Es war der Anfang vom Ende für Hitlerdeutschland, und erst der Beginn des großen Tötens in den deutschen Vernichtungslagern, wo man gerade begonnen hatte, mit Gas als Mordmittel zu experimentieren.

Er war ein einfacher Infanteriesoldat. Er kam erst nach vielen Jahren Gefangenschaft zurück nach Deutschland. Mehrere Zehen hat er in Sibirien gelassen, und auch sonst noch vieles. Er war ein eher kleiner, drahtiger Mann, obwohl er mir als Kind natürlich groß und stark und furchteinflößend schien. "Die Großen und Sportlichen sind alle tot. Die haben bloß ein paar Wochen überlebt", hat er einmal gesagt, in Erinnerung an die Gefangenschaft.

Er war mein Feind, seit ich anfing selber zu denken. Nicht so werden wie er, bloß nicht so werden. Es war ungerecht, es war die reine Abwehr dem Horror gegenüber, den er mit sich herumtrug.

Zu spät habe ich verstanden, dass Viktor, wie er ironischer Weise hieß, ein geschundener, betrogener, wütender Verlierer war – ein Opfer. Er wollte keins sein, er hat sich geschämt für den verlorenen Krieg. Und so gerierte er sich lieber als Überzeugungstäter für eine gute Sache. Bis zum Ende verteidigte er die Nazi-Zeit und den Krieg. Er las die National-Zeitung. Das ideologische Gedröhne war kein Ersatz für alles das, was er nicht erzählen konnte: Er war überwältigt von den Erfahrungen des Todes, des Tötens, des Hungerns, der Verzweiflung in den langen Jahren der Gefangenschaft.

Er hatte keine Worte dafür. Die Rechthaberei über Hitler, die Nazis, den Krieg, trat an die Stelle der wirklichen Erlebnisse, die gelegentlich nur aufblitzten. Er konnte nicht darüber reden, ich wollte nicht zuhören. Seine Geschichten vom Töten, vom Beerdigungskommando im Lager mit den gefrorenen Leichen (die ein Geräusch wie Holz machen, wenn man sie vom Wagen ablädt), von Kameradschaft und Verrat – ich wollte sie nicht hören. Das machte ihn wütend, und so schrieen wir uns an, bis ich ihm nur noch aus dem Weg ging. Selbst noch seine Zärtlichkeiten waren brutal – Kopfnüsse, Schwitzkasten, freundschaftliche Schläge auf den Oberarm, nach denen blaue Flecke blieben.

Ich wünschte, ich hätte zugehört: Der katholische Junge aus dem Eifeldorf, den seine erste Reise gleich an die Ostfront und dann in den sibirischen Gulag führt – was ging in ihm vor? Einmal sagte einer seiner Freunde, auch er ein Ostfront-Veteran: "Natürlich war es nicht einfach, auf Menschen zu schießen. Beim ersten Mal hast du nachher geheult. Und dann hast du doch auf sie geschossen wie die Hasen." Ich hatte den beiden gerade trotzig gesagt, ich werde den Wehrdienst verweigern. Das hatte sie wütend gemacht: "Ihr macht es euch leicht, wir hatten die Möglichkeit nicht." Damals habe ich diese Kommentare gehasst, heute weiß ich, dass die bitteren alten Männer natürlich auch Recht hatten.

Der Schmerz über das Erlebte, verdoppelt dadurch, dass es im Rahmen eines Menschheitsverbrechens im Vernichtungskrieg stattfand: wie sollte er davon erzählen? Es ging nicht. Er ist tot, seit vielen Jahren schon. Vor kurzem war ich wieder an seinem Grab, hoch oben auf dem Bergfriedhof über unserem Dorf. Es tut mir leid, ihn nicht angehört zu haben. Niemand hörte zu. Keiner von uns hielt damals diese Geschichten aus. Nicht einmal seine Frau, vielleicht sie sogar am wenigsten. Die Einsamkeit der Soldaten.

Seine beiden ältesten Söhne, meine lieben Vettern, mit denen ich als Kind viel gespielt habe, sind auch bereits tot. Sie haben sich auf verschiedene Weise aus dem Leben geschafft, der hoch begabte und sensible Achim zuerst und auf die grausamste Art. Jeder Mensch stirbt im Geheimnis, und meine Vettern werden verschiedene Gründe gehabt haben, nicht mehr leben zu wollen. Bernd, der Älteste, hat den florierenden Bäckereibetrieb meines Onkels, von dem auch mein Teil der Familie jahrzehntelang sehr gut gelebt hat, systematisch heruntergewirtschaftet. Es ist fast, als hätte er das Lebenswerk seines Vaters auslöschen wollen. Und das hat er ja auch getan, sich selbst am Ende eingeschlossen. Die Wut und den Hass des Vaters hat er nach innen gerichtet. Gibt es so etwas: Scheitern als Rache und Wiedergutmachung?

Ich weiß, es ist heikel, so zu spekulieren. Es ist jetzt schon Wochen her, seit ich an dem Grab meines Vetters gestanden habe, der nur zwei Jahre älter war als ich. Aber wenn ich heute über Stalingrad lese und den Untergang und die Kapitulation der Sechsten Armee – 3300 Kilometer von dem Ort, an dem ich aufgewachsen bin – , dann ist mir, als sei das meine Geschichte.

Kategorien: Russland, Wer sind wir?   

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2. Februar 2013 um 12:17 Uhr
ernsthaft


Ich habe meinen opa mütterlicherseitz nie erlebt. Er ist bei kriegsende von den russen als zivilist zur zwangsarbeit verschleppt worden und gestorben. Er wurde mir von der ganzen familie, die damals im freistaat danzig, sehr nahe an der polnischen grenze gelebt hat, als ungewöhnlich gütiger, ruhiger, geduldiger mann geschildert, ein großer tierfreund der keiner fliege etwas zuleide tun konnte. Dies wurde mir kürzlich von einem onkel bestätigt der mir aber auch mitteilte, das mein opa bis zuletzt ein überzeugter nazi war. Da schluckt man und kommt ins grübeln.


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    2. Februar 2013 um 15:29 Uhr
    N. Neumann

12.

Ich habe meinen opa mütterlicherseitz nie erlebt. Er ist bei kriegsende von den russen als zivilist zur zwangsarbeit verschleppt worden und gestorben. Er wurde mir von der ganzen familie, die damals im freistaat danzig, sehr nahe an der polnischen grenze gelebt hat, als ungewöhnlich gütiger, ruhiger, geduldiger mann geschildert, ein großer tierfreund der keiner fliege etwas zuleide tun konnte. Dies wurde mir kürzlich von einem onkel bestätigt der mir aber auch mitteilte, das mein opa bis zuletzt ein überzeugter nazi war. Da schluckt man und kommt ins grübeln.

@ ernsthaft

Wobei die Informationen, die Sie über Ihren Opa mütterlicherseits haben , alles andere als ungewöhnlich oder widersprüchlich sind. So waren und sind eben bei weitem nicht alle Menschen, die einer extremen politischen Ideologie anhängen im privaten Bereich kleine Tyrannen.


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3. Februar 2013 um 10:42 Uhr
Lionel

Den Russland-Feldzug habe ich auch mitgemacht. Vom Bug über den Dnjepr bis zum Terek im Kaukasus.
"Der erzählt wieder nur vom Krieg" hieß es, wenn wir unseren Großvater besuchten. Eine Art, mit dem Erlebten umzugehen. 1945 war eben nicht alles vorbei. Das Geschehen wirkte in Generationen fort.


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    3. Februar 2013 um 15:46 Uhr
    pork eating crusader

Am 11. Mai 1945 traf ein in Kurland eingekesseltes deutsches Sanitätsbataillon auf die russische Einheit, die es entwaffnen sollten. Der Krieg war den dritten Tag vorbei, die ukrainischen Krankenschwestern hatten sich geweigert, die Verwundeten zu verlassen und gingen mit dem Bataillon quasi in Gefangenschaft. Die sowjetische Einheit ließ die deutschen Ärzte antreten und erschoss vor den Augen der Ärzte die Krankenschwestern als Kollaborateure. Einer der Ärzte war mein Großvater. Er hat später in der DDR nur die Westnachrichten geschaut, er hat meiner Mutter den Eintritt in die FDJ verboten. Aber niemand freute sich mehr als er als ich während meines Studiums eine russische Studentin heiratete. Er hat die nazis ebenso gehasst wie die Kommunisten, aber vermochte die Menschen zu lieben.

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3. Februar 2013 um 16:14 Uhr
Thomas Holm


@ pork eating crusader

Erst mal: Guten Appetit !

Neue westliche Schätzungen der Menschenverluste in der SU/WKII:

"26,125,000 plus 10,000,000 due to Soviet repression ...

"26.4 to 29 million" plus 5.458 million dead due to Soviet repression"

leider unter solchen unglücklichen Titeln wie:

"Steven Rosefielde Red Holocaust Routledge, 2009″

Die höchste Zahl von der ich mal gelesen habe, sie aber nicht wiederfinde, lautet 38 Millionen; die genannten Zahlen reichen da ja heran.

http://en.wikipedia.org/wiki/World_War_II_casualties_of_the_Soviet_Union


...


Aus: "Stalingrad und meine Familie" Von Jörg Lau (2. Februar 2013)
Quelle: http://blog.zeit.de/joerglau/2013/02/02/stalingrad-und-meine-familie_5877


Textaris(txt*bot)

Quote[...] US-Verteidigungsminister Leon Panetta hat zu seinem Abschied eine neue Ehrenmedaille eingeführt: Soldaten sollen für besondere Leistungen im Drohnen- und Computer-Krieg ausgezeichnet werden. Für diese Art der Hightech-Kriegsführung habe es bislang keine eigene Auszeichnung gegeben, sagte der Minister.

Er habe in seinen Jahren als CIA-Chef und als Minister erlebt, "wie moderne Techniken wie ferngesteuerte Plattformen und Cyber-Systeme die Art und Weise verändert haben, wie Kriege geführt werden", sagte Panetta.

Diese Techniken würden es den Soldaten erlauben, "den Feind anzugreifen und den Verlauf der Kämpfe auch aus großer Entfernung zu verändern". Deshalb gebe er jetzt die Einführung einer entsprechenden Medaille für "herausragende Kriegsführung" (Distinguished Warfare Medal) bekannt.

Der von Präsident Barack Obama stark ausgeweitete Drohnenkrieg gegen Terroristen ist umstritten. Kritiker monieren vor allem die mangelnde gesetzliche Legitimierung der Einsätze, besonders wenn es um gezielte Tötungen auch von US-Bürgern gehe.

Panetta, der in Kürze vom Republikaner Chuck Hagel abgelöst werden soll, erinnerte sich bei seinem Abschied besonders an die Tötung von Terroristenchef Osama bin Laden, den Spezialeinheiten im Mai 2011 in Pakistan aufgespürt hatten. "Es war eine ganz spezielle Operation, und ich glaube, sie hat viel dazu beigetragen, die Sicherheit des Landes zu wahren", sagte Panetta. Die Bin-Laden-Operation sei "sehr risikoreich" gewesen. "Wir hatten niemals hundert Prozent Sicherheit, dass sich Bin Laden wirklich dort befand."

Panetta war bis April 2011 CIA-Chef, dann wechselte er an die Spitze des Pentagon. Als Pensionär will er sich nach Kalifornien zurückziehen.

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    schlau berger
    14.02.2013 um 11:02 Uhr

Generation Playstation

Tatort Joystick



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    mr. head
    14.02.2013 um 12:07 Uhr

Pragmatisch

Krieg ist schlimm. Leider gab es den Krieg schon immer. Ich würde sogar sagen, Krieg ist ein Teil der menschlichen Natur. Wir in Deutschland sind gesegnet, dass wir seit vielen Jahrzehnten keinen Krieg erleben mussten.

Betrachtet man den Krieg allerdings als Teil der menschlichen Natur. Als etwas, was es zu allen Epochen gab, dann erkenne ich an diesen Orden nichts verwerfliches. Die Drohnen Technik ist nur die logische Fortführung der Militärtechnik. Vor Jahrhunderten / Jahrtausenden standen sich noch Krieger mit Lendenschurz gegenüber. Irgendwann hat der Mensch dann Tiere (Elefanten, Pferde) für sein gegenseitiges Abschlachten eingespannt. Auch hat man Errungenschaften der Metallverarbeitung genutzt um sich bessere Waffen und Rüstungen zu schaffen.

Ich erkenne auch keinen Unterschied, ob ein Pilot eine Bombe ausklinkt und Menschen tötet oder jemand in einem Hangar, der eine Drohne fliegt. Beide sind weit entfernt um die Folgen ihres Angriffs zu "erleben". So geht es auch bei Cruismissles, moderner Artillerie oder Panzern. Zumindest werden solche Soldaten niemals eine Medal of Honor erhalten (heldenhafte Leistungen weit über die Pflichterfüllung unter Risiko des eigenen Lebens zum Wohle seiner Kameraden).


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    Namenloser Kritiker
    14.02.2013 um 12:46 Uhr

Medallien für Joystickmörder

Verrückte Welt: Den Kid's, die virtuelle Gegner am Rechner abknallen, wirft man vor potentielle Amokläufer zu sein, den Jungs, die reale Menschen am Rechner ermorden, heftet man Medaillen an's Hemd...




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    nudelholz123
    14.02.2013 um 13:45 Uhr

Das Befehl-Gehorsam-Prinzip

Wie wär`s mit präparierten Leichenteilen ihrer Opfer zum Umhängen, dann hätten sie gleich noch eine Jagdtrophäe dazu. Sorry für die Geschmacklosigkeit, aber ich bin wütend. Was bekommen denn die Superhelden, die noch schnell mal abdrücken, weil zuhause schon das Abendessen wartet, einen last minute Orden extra?
Wenn es nur nicht so pietätlos wäre, würde ich dafür plädieren, dass man tote Kriegsopfer, oder das was von ihnen noch übrig ist, ist in Alkoholglasschaubehältern aufbewahrt, um das tägliche Grauen für die Nachwelt in Menschenrechtsdokumentationszentren zu veranschaulichen, mit namentlichen Verweis auf den Täter mit Dienstgrad und Verweis auf den befehlsgebenden Vorgesetzten! Pflichtbesuche für Schulklassen!
Ursache: Das Befehl-Gehorsam-Prinzip. ...



Aus: "USA belobigen Drohnenkrieger mit eigener Medaille" (14.02.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-02/drohnen-soldaten-medaille-us-militaer


Textaris(txt*bot)

Quote[...]

Autor: Schilling, René
Titel:   "Kriegshelden". Deutungsmuster heroischer Männlichkeit in Deutschland 1813-1945
Reihe: Krieg in der Geschichte 15
Ort:   Paderborn
Verlag: Ferdinand Schöningh Verlag
Jahr:   2002

... Anzuzeigen ist eine Verfallsgeschichte. Dem bürgerlichen Kriegshelden war zwar ein langes Leben beschieden, aber nur in symbolischer Hinsicht, und selbst dieses symbolische Leben war gezeichnet vom Niedergang. Erfunden im Zuge der Befreiungskriege nach 1813, konstruiert als Integrationsfigur, die es dem männlichen bürgerlichen Individuum erlaubte, in die Rolle des Soldaten zu schlüpfen, ohne seine zivile Identität preisgeben zu müssen, war die Geschichte des Kriegshelden im Kaiserreich und in der Weimarer Republik geprägt von obrigkeitsstaatlichen und völkisch-nationalistischen Umdeutungen, bis er schließlich vom nationalsozialistischen Führerkult vereinnahmt wurde und nach 1945 der Verdammung anheim fiel und in Vergessenheit geriet.

Diese Geschichte entfaltet Rene Schilling am Beispiel von vier Musterexemplaren des ,,Kriegshelden". Zum einen geht es um den Dichter Theodor Körner und den Pädagogen Friedrich Friesen, die zunächst entschieden bürgerliche Lebenswege eingeschlagen hatten, bevor sie sich 1813 dem Lützowschen Freikorps anschlossen und als Offiziere fielen. Zum anderen handelt es sich um zwei Berufssoldaten der neuen, elitären Waffengattungen des Ersten Weltkrieges: um Manfred von Richthofen, der mit 80 Abschüssen als der erfolgreichste Jagdflieger seiner Zeit galt, bis er 1918 selbst einem Luftgefecht zum Opfer fiel, sowie den U-Boot-Kommandanten Otto Weddigen, der ein neues Kapitel der Marinegeschichte schrieb, als er im September 1914 drei britische Panzerkreuzer versenkte.

An der Schnittstelle zwischen Bürgertums-, Militär- und Geschlechtergeschichte angesiedelt, fragt Schillings Untersuchung nach den Beziehungen zwischen Zivilgesellschaft, Militär und Krieg in der Moderne, die seit zehn bis fünfzehn Jahren in wachsendem Maße Gegenstand der Forschung sind. Schilling möchte mit einer Rezeptionsgeschichte der vier Opferhelden Aufschlüsse gewinnen über Entstehung, Schübe, Perioden und Erscheinungsformen der Militarisierung der deutschen Gesellschaft. Er geht von einem wissenssoziologisch inspirierten Ansatz aus. Das Konstrukt des ,,Helden" wird als Deutungsmuster aufgefasst, das Wahrnehmungen strukturiert, Erfahrungen interpretiert und Verhalten motiviert. Aufgrund seines normativen, soziale Relevanz erheischenden Gehalts kann es zumindest in pluralistischen Gesellschaften nicht anders als – mehr oder weniger - umstritten sein. Vermittelt wird das Deutungsmuster durch Texte und Reden, aber als Gegenstand sozialer Verhandlungen ist es auch etwa bei Besuchen und Festen zum Gedenken an die Helden präsent. Schillings Materialbasis bilden daher eine Vielzahl von monographisch oder unselbständig publizierten Biografien und Gedenkartikeln, auch in der meinungsführenden Tagespresse unterschiedlicher Provenienz, sowie archivalisches Material, das die Vorbereitung, Durchführung und Resonanz der Gedenkveranstaltungen zu Ehren der vier Helden beleuchtet.

Vier Leitfragen bestimmen Schillings Untersuchungsgang. Erstens: Welche individuellen Qualitäten machten den Helden zum Helden, und in welcher Relation standen dabei militärische und zivile Tugenden? Zweitens: Wie ordnen sich die Helden ins polare Gefüge der Geschlechterordnung ein? Wie ,,männlich" waren sie, welche Rolle spielten Frauen im Heldenkult? Drittens: ,,Für welche politische und soziale Gesellschaftsordnung der Nation starb der ,Held'" (S. 21)? Viertens: Welche gesellschaftlichen Gruppen trugen den Kult um den Helden? Die Antworten bestätigen im Wesentlichen die gängigen Periodisierungen der deutschen Geschichte, sie vertiefen aber die in jüngster Zeit verschiedentlich unternommenen Bemühungen um eine differenzierte Sicht auf ,,den" lange Zeit als homogen missverstandenen sozialen Militarismus. Sie zeigen im übrigen, dass namentlich Körner und Friesen von praktisch jeder politischen Richtung zur historisch-mythischen Absicherung des eigenen Programms in Anspruch genommen werden konnten, wenn von dieser Möglichkeit auch in unterschiedlichem Maße Gebrauch gemacht wurde. Die ,,Verehrergemeinde" der Kriegshelden verbreiterte sich zwar vom 19. Jahrhundert bis in die NS-Zeit zusehends und schloss auch kleinbürgerliche Kreise ein. Dominant aber blieb durchweg, wie Schillings Recherchen zur Trägerschaft der Heldenfeiern zeigen, das akademisch gebildete Bürgertum.

Bis in die 1860er Jahre firmierten Körner und Friesen als Inkarnationen des patriotisch-wehrhaften Bürgerhelden. Dieser ,arbeitete' der allgemeinen Wehrpflicht als eines Motors der elitär-bürgerlich oder demokratisch-egalitär konzipierten politischen Partizipation der Gesellschaft und ihrer nationalen Einigung vor. Der Soldat war in erster Linie Staatsbürger, er forderte die Zivilisierung des Militärs ein – und nicht die Militarisierung der Zivilgesellschaft. Dieser Held richtete sich einerseits am ganzheitlichen, individualistischen bürgerlichen Bildungskonzept und am kosmopolitischen Humanitätskonzept aus; auch da, wo er auf die Franzosen einschlug, wahrte er ritterliche Qualitäten, zügelte seinen Hass. Andererseits war diese Heldenfigur nicht ausschließlich von Männern besetzt. Zumindest ausnahmsweise traten in der kollektiven Erinnerung an die Befreiungskriege Frauen als Soldatinnen auf, die eine gewisse Durchlässigkeit der Grenzen der dichotomischen Geschlechterordnung (Frauen und Familie, Männer und Öffentlichkeit) anzeigten.

Die politisch oppositionellen, gegen den Obrigkeitsstaat gerichteten Elemente dieser Heldenfigur, der sich durch die Offizierswahl als einem Charakteristikum der Landwehr legitimierte, gerieten seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts immer mehr in Vergessenheit. Sie wurden allenfalls noch im linksliberalen und im sozialdemokratischen Milieu bewahrt. An die Stelle des Bürgerhelden trat der ,,reichsnationale Kriegsheld" (S. 169). Seine Biografie hielt zur ,,Einordnung des Einzelnen in disziplinierende, obrigkeitlich ausgerichtete Ordnungsmodelle" an. In deren Zentrum stand das Militär als eines ,,nun von Frauen unangefochtenen Schutzraums zur Entfaltung seiner soldatisch definierten Männlichkeit". Sein dezidiert antifeministischer und antidemokratischer Impetus verband sich mit dem aggressiven Nationalismus, der das politische Klima der wilhelminischen Zeit prägte.

Der Übergang zum dritten ,,Idealtypus", dem ,,charismatisch-kriegerischen Volkshelden" (S. 316) setzte schon im späten Kaiserreich ein, um in der Weimarer Republik und vor allem im Nationalsozialismus zur vollen Entfaltung zu gelangen. Dieser Kriegsheld war erhaben über die bürgerliche Lebenseinstellung. Er verkörperte die ,,Überwindung aller individuellen Neigungen zugunsten der rassisch homogenen Volksgemeinschaft", kompromisslose Kampf-, das heißt: Opfer- und Tötungsbereitschaft, Härte und Rücksichtslosigkeit gegen sich und andere. Diesem Ideal ließen sich Körner und Friesen nur noch mit Mühe einpassen. Der Erste Weltkrieg brachte denn auch neue Heldenpersönlichkeiten hervor, vor allem in Gestalt der technikbegeisterten und mit der Kriegstechnik virtuos hantierenden Berufsoffiziere. Körner und Friesen büßten – im und nach dem Ersten Weltkrieg – ihre Popularität zugunsten des U-Boot-Fahrers Weddigen und des ,,roten Barons", des Jagdfliegers Richthofen ein Stück weit ein, ohne doch gänzlich vom Tableau des Heldenkults zu verschwinden. In der NS-Zeit und zumal in der Endphase des Zweiten Weltkrieges gelangten diese sogar wieder zu neuer Ehre, als das Regime alle Register des kulturellen Gedächtnisses zog, um die zunehmende Kriegsmüdigkeit zu bekämpfen und die Durchhaltebereitschaft der Bevölkerung anzustacheln.

Schillings klar geschriebene [...] Studie schließt mit einem Ausblick auf die Zeit nach 1945. Ganz in Vergessenheit gerieten die vier ,,Helden" nicht. Aber viel mehr als lokale Bedeutung hatte die öffentliche Erinnerung an sie nicht. Die Stadt Herford übernahm die Patenschaft für das Unterseeboot U 9 der Bundesmarine, in der DDR knüpfte die NVA an den Körner-Kult an, indem sie den Helden als Kämpfer gegen die ,,Tyrannei" des Feudalismus ihrem ,,nationalen Kulturerbe" (S. 392) zuschlug. Aber auch hier blieb die Körnerverehrung im Wesentlichen auf dessen Geburtsstadt Wöbbelin beschränkt. Schilling deutet selbst an, dass der Eindruck, den seine auf vier exemplarische Heldenfiguren begrenzte Studie nahelegt, dass es nämlich nach 1945 keinen (militärischen) Heldenkult gegeben habe, problematisch ist. Seine Vermutung, dass die ,,Verherrlichung militärischer Traditionen" in einer ,,Gesellschaft mit pluralen Lebensstilen" in bestimmten Segmenten durchaus möglich ist, dürfte zutreffend sein, und vermutlich waren und sind diese nicht so klein, wie er meint (S. 393). Darauf deuten u.a. die enormen Auflagenzahlen der Landser-Hefte oder ähnlicher Produkte der popularen Kriegsliteratur sowie die einschlägigen Beiträge der Filmindustrie hin.

...


Aus: "Neuere Geschichte: R. Schilling: "Kriegshelden"" (2003)
Quelle: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2003-2-013

-.-

Quote[...] Der Historiker René Schilling hat die Ideengeschichte der deutschen »Kriegshelden« zwischen 1813 und 1945 untersucht und dabei eine lange Tradition des Untergangskults erschlossen. Gegen Ende des Kaiserreichs und während des Ersten Weltkriegs erfuhr dieses »heroische Denken« eine Renaissance in rasch populär gewordenen Werken wie Rainer Maria Rilkes Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke oder Walter Flex' Roman Wanderer zwischen den Welten. Neben Rilke und Flex huldigten noch etliche andere Autoren dem »Kult der bedingungslosen, nicht nach Erfolg trachtenden Hingabe«, wie Schilling es nennt. So schrieb der Germanist Gustav Roethe 1915, »das Kostbare an der ›deutschen Treue‹« sei »das rückhaltlose Einsetzen des ganzen Menschen, das nicht dingt, nicht wägt, nicht schwankt, sondern durchhält bis zuletzt, und mag der Erdball darüber in Trümmer gehen«.

... Anfang 1933, läuft in den Kinos der Ufa-Film Morgenrot an, ein militaristisches Marine-Melodram, das in den Tagen des Ersten Weltkriegs spielt. Zur Premiere in Berlin am 2. Februar erscheint der soeben zum Reichskanzler ernannte Hitler mit seinem Kabinett. In diesem Film sagt ein U-Boot-Kommandant namens Liers zu seiner Mutter: »Leben können wir Deutsche vielleicht schlecht, aber sterben können wir jedenfalls fabelhaft.« Eine geisterhafte Episode, die von heute her betrachtet fast schon prophetisch anmutet.

So erließ Admiral Erich Raeder am 22. Dezember 1939 eine Weisung, die den kollektiven Selbstmord für die Marine verbindlich machte: »Das deutsche Kriegsschiff kämpft unter vollem Einsatz seiner Besatzung bis zur letzten Granate, bis es siegt oder mit wehender Fahne untergeht.« Eines der Schlachtschiffe, die diesem Befehl gemäß sanken, war die 1939 in Dienst gestellte Bismarck.

... Als sie im Mai 1941 im Nordatlantik von den Briten zusammengeschossen worden war, befahl ihr Kommandant Ernst Lindemann die Selbstversenkung. 2106 Seeleute kamen dabei um, nur 115 wurden gerettet. Lindemann selber, so heißt es in Berichten Überlebender, habe »militärisch grüßend, die Hand an der Mütze«, vorn am Bug gestanden, »vor der Fahne salutierend, einem Standbild gleich, Ausdruck eisernen Willens«. Noch am Abend vor dem Untergang hatte Lindemann einen pathetischen Funkspruch nach Berlin absetzen lassen: »Wir kämpfen bis zum Letzten im Glauben an Sie, mein Führer, und im felsenfesten Vertrauen auf Deutschlands Sieg.« Das Durchschnittsalter der umgekommenen Soldaten betrug 21 Jahre.

Im Dezember 1943 tat es im Nordmeer Fritz Hintze, der Kapitän des Schlachtschiffes Scharnhorst, Lindemann nach. Hier starben 1932 Seeleute in den eisigen Fluten.

Hitler zeigte sich beeindruckt. Noch in seinem bereits zitierten »politischen Testament« preist er 1945 die Marine emphatisch: »Möge es dereinst zum Ehrbegriff des deutschen Offiziers gehören – so wie dies in unserer Marine schon der Fall ist –, dass die Übergabe einer Landschaft oder einer Stadt unmöglich ist und dass vor allem die Führer hier mit leuchtendem Beispiel voranzugehen haben in treuester Pflichterfüllung bis in den Tod.«

Höhepunkt der Untergangsverklärung allerdings bleibt die Stilisierung von Stalingrad. Schon bald nach der Einkesselung der 6. Armee durch die sowjetischen Truppen erwartete Hitler von den 260.000 Soldaten, dass sie »bis zum letzten Mann« und »bis zur letzten Patrone« kämpften. Nachdem ihre aussichtslose Lage klar war, sollten sie »untergehen« – sei es durch die Hand des Feindes, durch Hunger, Kälte oder durch Selbstmord.

Indem die Propaganda das militärische Desaster auf die Höhe eines kollektiven Opfertodes hob (selbst die Nibelungen wurden von Hermann Göring bemüht), zielte sie in die Sphäre des Erhabenen. Mit quasireligiösen Begriffen wie »heiliger Schauder«, »Ehrfurcht«, »Allmacht«, »Vorsehung« und »Glauben« verschrieben sich Hitler, Göring und Goebbels schon zu diesem Zeitpunkt einer systematischen »Derealisierung«.

So beförderte Hitler noch Ende Januar 1943 den ranghöchsten Offizier im Kessel, Generaloberst Friedrich Paulus, zum Feldmarschall und würdigte ihn als »den heldenhaften Verteidiger von Stalingrad«. Mit der Auszeichnung verband Hitler allerdings eine Erwartung: Statt zu kapitulieren, sollte Paulus Selbstmord begehen und damit allen anderen Offizieren der Wehrmacht ein Beispiel dafür geben, was man in Berlin von den Führern einer besiegten Armee erwartete.

Die in Stalingrad eingeschlossenen Generäle zeigten sich jedoch keineswegs zur Selbsttötung bereit. Hitler geriet außer sich, als er erfuhr, dass Paulus wenige Stunden nach seiner Beförderung zusammen mit zahlreichen Generälen und Stabsoffizieren in Gefangenschaft gegangen war. In einem Gespräch mit Goebbels wenige Tage vor der Sportpalastrede bekräftigte der »Führer« noch einmal, von »uns« werde man »niemals das Wort Nachgiebigkeit oder Kapitulation« hören – womit Hitler, wie der Hamburger Historiker Bernd Wegner überzeugend dargelegt hat, bereits seine Untergangsstrategie von 1944/45 ankündigte.

Dass der Krieg nicht mehr gewonnen werden konnte, war den meisten Deutschen allerspätestens im Herbst 1944 klar; da hatten die Amerikaner Aachen als erste deutsche Großstadt eingenommen und strebten zum Rhein. Selbstverständlich durfte diese Einsicht in das Unvermeidbare nicht geäußert werden. Wer es dennoch tat, riskierte, von einem Standgericht wegen »Wehrkraftzersetzung« zum Tode verurteilt und ermordet zu werden. Zugleich lief die Propaganda auf Hochtouren. Zum »Modell« wurde dabei Stalingrad: Wie einst die 6. Armee an der Wolga, so sollte jetzt die gesamte deutsche Nation kämpfend untergehen.


... Am 19. März 1945 erklärte Hitler seinem Rüstungsminister Albert Speer: »Wenn der Krieg verloren geht, wird auch das deutsche Volk verloren sein. Es ist nicht notwendig, auf die Grundlagen, die das deutsche Volk zu seinem primitivsten Weiterleben braucht, Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil, es ist besser, selbst diese Dinge zu zerstören. Denn das Volk hat sich als das schwächere erwiesen, und dem stärkeren Ostvolk gehört ausschließlich die Zukunft. Was nach diesem Kampf übrigbleibt, sind ohnehin nur die Minderwertigen, denn die Guten sind gefallen.«

»Sein oder Nichtsein!«, »Endsieg oder Untergang!« hießen jetzt die Parolen. Dadurch wurden die Deutschen mit der Vorstellung vertraut gemacht, dass es keinen Waffenstillstand und keinen Friedensschluss geben werde und sie stattdessen zum »fanatischen Durchhalten« bereit sein müssten. »Kraft durch Furcht« lautete nun die Maxime der Propaganda. Sie zeichnete die Gefahren, die den Deutschen im Fall der Niederlage drohten, in denkbar dramatischer Weise. Vor allem sollte suggeriert werden, die Feindmächte seien entschlossen, das deutsche Volk »auszurotten«. Wie unschwer zu erkennen, projizierte man so die eigene Vernichtungspolitik auf die alliierten Kriegsgegner.

Darüber hinaus sollte jeder Zentimeter deutschen Bodens bis zur völligen Vernichtung verteidigt werden. Der »Führerbefehl Nr. 11« vom 8. März 1944 verpflichtete die Kampfkommandanten »Fester Plätze«, sich äußerstenfalls vom Gegner einschließen zu lassen und keinesfalls aus eigenem Entschluss auszuweichen oder gar die Waffen zu strecken, sondern den Ort »bis zum Letzten zu halten«. Schließlich nahm der Befehl Hitlers vom 19. März 1945 über »Zerstörungsmaßnahmen im Reichsgebiet« – später als »Nero-Befehl« bezeichnet – die eigene Zivilbevölkerung, eigene militärische Verkehrs-, Industrie- und Versorgungsanlagen ins Visier.

In der Schlussphase des Krieges zwang das Regime alte Männer, Frauen und Kinder zu »freiwilligen« Kriegs- und Kriegshilfsdiensten. Die Militarisierung der nationalsozialistischen »Volksgemeinschaft« erlebte ihren Höhepunkt. Gleichzeitig wurde die Kriegsführung selbst immer radikaler. Gegen jede Regung des gesunden Menschenverstands erzwangen die politischen und militärischen Spitzen des NS-Regimes die Verteidigung des Reiches und damit zugleich ihrer Herrschaft. »Hass« sollte die Kraft verleihen, den Feind »überall mit aller Unnachgiebigkeit und Unerbittlichkeit« zu bekämpfen, und zwar »bis zum letzten Atemzug«. Der Chef der NSDAP-Parteikanzlei und Reichsleiter Martin Bormann, Hitlers rechte Hand, gab die unmissverständliche Devise aus: »Siegen oder fallen!«

... Es ist noch nicht abschließend erforscht, wie viele hohe Funktionsträger des Regimes – die Wehrmacht eingeschlossen – sich bei Kriegsende selbst töteten und so, dem »Führer« getreu, ihren ganz persönlichen Untergang wählten. Bekannt ist, dass von den 43 NSDAP-Gauleitern, die zuletzt im Amt waren, sich elf das Leben nahmen, also jeder vierte.

Suizid begingen auch, wie Josef Folttmann und Hanns Möller-Witten bereits 1953 bilanzierten, etliche führende Männer der Geheimen Staatspolizei und des Reichssicherheitshauptamts, dazu Höhere SS- und Polizeiführer (nämlich sieben von 47). Mit ihnen wählte eine beachtliche Zahl von Generälen der Wehrmacht und der Waffen-SS den selbstzerstörerischen Weg in den Untergang. Folttmann/Möller-Witten nennen 35 Generäle des Heeres, sechs Generäle der Luftwaffe, acht Admiräle der Marine und 13 Generäle der Waffen-SS.

Besonders in den östlichen Regionen Deutschlands, die 1945 von der Roten Armee erobert wurden, machten viele verzweifelte Deutsche ihrem Leben selbst ein Ende. Insgesamt sollen sich Zehntausende während der letzten Kriegswochen das Leben genommen haben, Schuldige und Unschuldige, Nazi-Größen, Gestapo-Beamte und kleine Mitläufer, die zum Teil ihre Familien mit in den Untergang rissen. Manche Historiker sprechen gar von 100.000 Selbstmordfällen.

Die wahnhafte Vorstellung vom Heldenkampf und heroischen Untergang, wie sie die Militärtradition des 19. Jahrhunderts ausgeprägt hat, ist in Deutschland nach 1945 komplett verschwunden. Die Erinnerung daran befremdet nur noch. Die vermeintlich so todessüchtigen Deutschen haben wahrlich zu leben gelernt und ertragen heute gelassen den Vorwurf von Bellizisten diesseits und jenseits des Atlantiks, sie seien nach 1945 ein »postheroisches« Volk geworden. Siebzig Jahre nach Goebbels' Rede im Sportpalast kann man nur sagen: Gut so.

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    Netiew
    21.02.2013 um 7:02 Uhr

Dulce et decorum est pro patria mori

Ihr sterbt für euer Vaterland - diese Propagandalüge der deutschen Kriegsparteien im 1. u. 2. WK bildete das geistige Fundament für das 'Heldentum' der Soldaten. Die meisten haben daran geglaubt und sie wirkt noch heute.
Diejenigen, die rechtzeitig erkannten, dass sie von Verbrechern geführt werden und sich absetzten, gelten noch heute für viele als Verräter.


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    DonFerrando
    21.02.2013 um 7:16 Uhr

Deutsche Tradition?

"Dulce et decorum est ..."; "Gib mir Freiheit oder Tod!" - solche Phrasen können freilich nur der deutschen Militärtradition des 19. Jahrhunderts entsprungen sein, oder etwa doch nicht? Liebe ZEIT-Journalisten, der Heldentod wurde und wird in so ziemlich allen Kulturen zelebriert. Und ihr wirres Weltbild haben sich die Nationalsozialisten nicht nur aus heimischen Ideen zusammengeklaubt.



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    Case793
    21.02.2013 um 8:32 Uhr

Unsauber...

Richtig sauber recherchiert ist dieser Artikel aber nicht.
Den "pathetischen Funkspruch" von der Bismarck hat nämlich nicht Kommandant Lindemann, sondern von seinem Vorgesetztem dem Flottenchef Admiral Lütjens. Der hatte durch überflüssige Funksprüche die britische Flotte auch erst wieder auf die Spur der Bismarck gebracht.

Und die Nennung des Kommandanten der Scharnhorst Kapitän Fritz Hintze ist in diesem Zusammenhang nicht gerade überzeugend. Ganz abgesehen davon, dass die Scharnhorst definitiv nicht selbst versenkt wurde, sondern im Gefecht sank, war Kapitän Hintze Admiral Bey unterstellt, der auch das Gefecht geleitet hat.


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    roland_s
    21.02.2013 um 9:15 Uhr

Vorsicht mit Überheblichkeit

Gerade die Sportpalastrede ist ein gutes Beispiel dafür, dass man vorsichtig sein muss, eine überhebliche Position im Stil einzunehmen: wie konnten die nur darauf reinfallen.

Wir haben damals im Geschichts-LK bei einem auch ansonsten hervorragenden Lehrer die vollständige Sportpalastrede gehört. Halbverdunkelter Raum, keiner sollte reden, keiner "durfte raus".

Die Rede ist rhetorisch so brillant aufgebaut und inszeniert, dass selbst wir, die wir aus ansonsten völlig Watte gepackter, ungefährdeter Situation heraus, nicht schon vorgeprägt, nachempfinden konnten, dass die Massen auf die Frage: Wollt ihr den totalen Krieg? JA gebrüllt haben.

Diese Erfahrung hat mich viel Demut gelehrt! Sie wirkt bis heute, fast 40 Jahre später.

Demut davor, nicht überheblich zu sein, wenn es darum geht, andere zu be-, zu verurteilen, wenn sie in bestimmten Situationen charismatisch und rhetorisch geschickten Rattenfängern folgen, Demut davor, dass es aktive Arbeit an sich selbst und wirkliche Auseinandersetzung mit der Person oder Sache bedeutet, wenn man Dinge, Situationen, Personen beurteilt.

Ich bin diesem Lehrer dafür (und für noch einige andere Dinge) bis heute sehr dankbar. Ich würde mir wünschen, dass so etwas zum Pflichtprogramm für Schüler wird, mindestens in der Oberstufe.


...


Aus: "Das große Heldenopfer" Wolfram Wette (21.02.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/2013/08/Goebbels-Sportpalastrede-1943


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das Geschäft der deutschen Rüstungsfirmen mit den Staaten des sogenannten Golfkooperationsrates boomt. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung belief sich der Wert der dorthin genehmigten Waffenexporte im vergangenen Jahr auf 1,42 Milliarden Euro und hat sich damit im Vergleich zu 2011 mehr als verdoppelt. Damals bezifferten sich die Exporte auf knapp 570 Millionen Euro.

Zum Kooperationsrat gehören Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Der mit weitem Abstand größte Anteil der Rüstungsexporte entfiel auf Saudi-Arabien. Die absolutistische Monarchie erhielt Rüstungsgüter in Höhe von 1,24 Milliarden Euro – dies entspricht dem Neunfachen des Vorjahreswerts – und investierte dabei vor allem in seine Grenzsicherungssysteme.

Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien sind wegen der dortigen Menschenrechtslage bereits seit längerem sehr umstritten.

... Die Rüstungsexporte sind an diesem Freitag auch Thema im Bundestag. Die Linksfraktion hatte die Debatte beantragt und will auch einen Antrag einbringen, wonach alle Waffengeschäfte mit Saudi-Arabien gestoppt werden sollen.

Kritik der Opposition hat die Bundesregierung stets zurückgewiesen. Sie will auch künftig Waffenverkäufe in die Region und auch nach Saudi-Arabien genehmigen. Das Königreich sei ein "Stabilitätsfaktor", sagte ein Sprecher im Dezember und verwies auf den gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus.

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    limdaepl
    22.02.2013 um 8:37 Uhr

Tja...

Menschenrechte bringen halt leider keine Rendite.


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    Kalli1985
    22.02.2013 um 8:47 Uhr

Aber nicht in Mali einmarschieren wollen, weil Krieg ja sowas schlimmes ist....Hauptsache die Kohle stimmt und wir machen uns die finger nicht schmutzig. ...


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    nixversteher
    22.02.2013 um 9:08 Uhr

Wenn wir nicht liefern,

liefern eben andere. So einfach ist das.


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    Oliver van Troogk
    22.02.2013 um 9:55 Uhr

Ja, so einfach ist das

"Wenn wir nicht liefern, liefern eben andere. So einfach ist das."

Genau, und aus diesem Grund verticken meine Kinder gerade Drogen auf dem Schulhof - weil es sonst andere tun.


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    Namenloser Kritiker
    22.02.2013 um 10:07 Uhr

Sollten wir dann nicht schnellstens Atomwaffen an den Iran liefern?
Bevor es jemand anderes tut?


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    Kritischer_Freigeist
    22.02.2013 um 9:30 Uhr

... Man hat den Eindruck, die deutschen Politiker leiden an Schizophrenie.


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    merituuli
    22.02.2013 um 9:54 Uhr

Weltmeister Deutschland
Wer die Debatte um den Armutsbericht gestern verfolgen konnte die Unwilligkeit zur Selbstkritik von faste allen Vortragenden erleben.
Unsere Regierung nimmt in Kauf, dass unsere produktiven Hände sich mit Blut beschmutzen.
Stolz auf die eigenen Exportleistung ohne Ansehung dessen was exportiert wird.
Ich empfinde Ekel, wenn ich das sehe. Weltmeister sind wir darin
unseren Vorteil zu suchen und zu finden, koste es was es wolle.
Darin erkenne ich einen totalen Werteverlust, die Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Dieser Ismus stammt primär aus Deutschland, so sind wir.
Weltmeister im Dissoziieren, im Abspalten. So haben wir es bei den Nazi-Prozessen auch getan. Adenauer hatte die Kenntnis wo sich Eichmann aufhielt, Fritz Bauer musste sich des Mossads bedienen, um ihn festzusetzen.
Im Vollzug dieses Prozesses ging wieder diese Angst durch Deutschland, wird meine braune Vergangenheit nun doch noch erkannt.
Kinder dieser Generation wie ich habe nie wirklich eine Auseinandersetzung mit der Thematik erlebt.
Waffengeschäfte durch uns sind nicht haltbar. ...


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    Gregore2012
    22.02.2013 um 9:34 Uhr

Deutschland der Moralapostel des Kontinents
Falls Deutschland keine Waffen liefert macht es eben die USA oder Frankreich etc.. Beides sind demokratische Staaten(und zwar schon viel länger als Deutschland) und haben damit kein Problem.
Es ist sogar sehr postitiv dass deutsche Rüstungsgüter überhaupt noch gefragt sind. ...


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    merituuli
    22.02.2013 um 10:19 Uhr

Desillusionierung

... Genau dieses Weltbild ist in der Lage jedes Unheil anzurichten und rechtfertigt es mit der momentanen kollektiven Bewusstseinslage. ... Die Welt wird zum Feind, man sieht nur noch das Fressen und Gefressen werden. Skrupel und Ethik wird als Schwäche empfunden ... Das Ende der Aufklärung ...  dissoziiert gehen wir und bauen Panzer und empfinden nichts dabei. Das alles hatte wir schon einmal; auch wenn es in anderem Gewand auftritt, die Psychologie dahinter ist sehr nahe verwandt.


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    Bashu
    22.02.2013 um 10:56 Uhr

Der Friedensnobelpreis
ist zu einer Karikatur verkommen, Nobel dreht sich wahrscheinlich im Grabe um.
Zuerst der Drohnenkrieg-Baron Obama und dann die EU. ...


...


Aus: "Deutsche Firmen verdoppeln Waffenexporte an Golfstaaten" (22.02.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2013-02/waffen-exporte-golfstaaten-saudi-arabien

http://de.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte_in_Saudi-Arabien


Textaris(txt*bot)

#530
Quote[...] Hamburg - Bei der U.S. Air Force schieben rund 1300 Drohnenpiloten Dienst - laut einer Studie haben sie mit ähnlichen gesundheitlichen Folgen zu kämpfen wie Piloten in herkömmlichen Einsätzen. Das berichtet die "New York Times". Viele Drohnenpiloten fahren nach ein paar Stunden Kriegseinsatz nach Hause wie normale Schichtarbeiter. Trotzdem sind sie laut Studie von Angststörungen, Depression, posttraumatischem Stress, Drogenmissbrauch und Suizidgedanken ähnlich oft betroffen wie Kampfflieger.

Für die bisher einmalige Studie im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums wurden die elektronischen Krankenakten von 709 Drohnenpiloten aus den Jahren 2003 bis 2011 ausgewertet, ebenso die Krankenakten von 5256 Piloten bemannter Flugzeuge. Ausgewertet wurden damit die Befunde von Ärzten. Vorherige Untersuchungen hatten sich zum Teil nur auf Berichte von Betroffenen gestützt, schreibt die "New York Times".

Das Ergebnis der Untersuchung des Armed Forces Health Surveillance Center: Zwischen den Piloten, die Flugzeuge steuern, und denen, die Drohnen fernsteuern, gebe es hinsichtlich der Diagnosen kaum einen Unterschied. Die mentalen Probleme der beiden Berufsgruppen seien aber geringer als die des übrigen Air-Force-Personals.

Eine Autorin der Studie hatte erwartet, dass der Einsatz vor dem Bildschirm sogar noch größere gesundheitliche Folgen haben könnte: Schließlich würden die Piloten der Drohnen sehen, was sie kaputt schießen, während die Piloten in ihren Flugzeugen schnell wegfliegen. Das hatte vor einiger Zeit auch der US-Militärexperte P.W. Singer in einem Interview mit SPIEGEL ONLINE vermutet.

Während erste Ergebnisse der Studie tatsächlich darauf hindeuteten, ergab eine Bereinigung der Daten um Faktoren wie Alter, Anzahl der Einsätze und vorherige mentale Probleme dann aber ein ähnliches Bild wie bei Kampffliegern. Derzeit, berichtet die Zeitung weiter, bildet die Air Force mehr Drohnenpiloten aus als Jagdflieger und Bomberpiloten zusammen. 2015 soll die Zahl der Drohnenpiloten die der Bomberpiloten übertreffen.



Aus: "US-Studie: Drohnenpiloten sind gestresst wie Kampfflieger" (23.02.2013)
Quelle:  http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/studie-drohnenpiloten-aehnlich-gestresst-wie-kampfflieger-a-885144.html

-.-



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das ist ja herzzerreissend!
senfreicher heute, 13:21 Uhr
eine prise mitleid für die killer....


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Koana heute, 13:40 Uhr
Kampfflieger haben nach ihren Einsätzen oft mentale Probleme, doch nun zeigt eine Studie der US-Streitkräfte: Den Piloten von Drohnen geht es ganz ähnlich - obwohl sie in der Heimat in sicheren Büroräumen arbeiten. Sie leiden an Depressionen und posttraumatischem Stress. Studie: Drohnenpiloten ähnlich gestresst wie Kampfflieger - SPIEGEL ONLINE (http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/studie-drohnenpiloten-aehnlich-gestresst-wie-kampfflieger-a-885144.html)

Spricht dafür, dass man noch begründete Hoffnungen hegen darf. Vielleicht verstehen kommende Generationen tatsächlich noch rechtzeitig, dass nicht das Töten sondern die gegenseitige Hilfe Lösungen bietet und zwar nicht punktuelle Reisladungen zur Vermeidung latent schwebender Massenhungerkathastrophen mit Millionen von Toten - sondern ein echter globale Wohlstands- und Chancentransfer für alle Menschen - vor allem ohne die Spielregeln der Wettkampfmenschen, sonden mit einer Sozialordnung die den Humanismus propagiert und den dekadenten, zynischen Überfluss des Einzelnen stigmatisiert - man muss grenzenlosen Reichtum nicht verbieten, man muss nur aufhören ihn zu bewundern.

Quoteoptional
Name bereits vergeben heute, 13:33 Uhr
...Vielleicht wird ihnen doch bewusst, dass es nicht einfach nur joystick und abdrücken ist. Der Wertekompass oder der Rest davon schlägt dann im Unterbewusstsein zu und sorgt für Schuldgefühle, Panikattacken, PTSD etc.


http://forum.spiegel.de/f22/us-studie-drohnenpiloten-sind-gestresst-wie-kampfflieger-83619.html

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Die Chronik des Syrischen Bürgerkriegs erfasst die Ereignisse des Bürgerkriegs in Syrien‎ seit dem Beginn im März 2011. ... Am 1. März 2013 wurde bei einem Treffen des Generalsekretärs der Vereinten Nationen mit einem Vertreter der Arabischen Liga die Zahl der bisher dem syrischen Bürgerkrieg zum Opfer gefallenen Menschen mit rund 70.000 beziffert. 900.000 Menschen flohen demnach vor dem Konflikt in Nachbarländer. ... (13.03.2013)
https://de.wikipedia.org/wiki/Chronik_des_B%C3%BCrgerkriegs_in_Syrien

https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien

https://de.wikipedia.org/wiki/Syrien

-.-

Quote[...] Damaskus - Von einem Tag auf den anderen veränderte sich für die 12-jährige Yasmine* alles. Es war der Tag, an dem ihr Vater starb. Schon damals schlugen ständig Bomben um sie herum ein. Doch es kam noch schlimmer. "Ich habe gesehen, wie mein Vater gegangen ist und wie er vor unserem Haus erschossen wurde", berichtete das syrische Mädchen der Hilfsorganisation Save the Children.

Yasmine ist ein Kind des Krieges, wie so viele, gefangen zwischen Gewalt, Armut und Angst. Sie gehört zu den zwei Millionen Mädchen und Jungen, die dringend Hilfe brauchen in Syrien. In dem Bericht "Kinder im Kreuzfeuer" zeichnet Save the Children ihr tägliches Leid nach - und appelliert an die internationale Gemeinschaft, den Konflikt zu beenden.

"Für Millionen Mädchen und Jungen ist eine unbeschwerte, unschuldige Kindheit von der grausamen Realität des Krieges und dem täglichen Überlebenskampf zerstört worden", sagt die Geschäftsführerin von Save the Children Deutschland, Kathrin Wieland.

Der Tod gehört zum Alltag. Jeden Monat werden in Syrien dem Bericht zufolge mehr als 5000 Menschen getötet, darunter Frauen und Kinder. Raketen und Granaten treffen auch die Kleinen. Oder sie müssen - wie Yasmine - sehen, wie Angehörige und Freunde verfolgt und erschossen werden. In Zeichnungen halten die Kinder ihre Erlebnisse fest: Es sind Bilder von Explosionen, weinenden Müttern, blutenden Vätern. "Ich erinnere mich, wie mein Onkel und meine Großmutter gestorben sind, weil ich es gesehen habe", sagte Flüchtlingskind Noor, acht Jahre alt. "Woran ich mich erinnere? An Blut. Mehr nicht."

Jungen und Mädchen werden Opfer von Bombenangriffen und Scharfschützen - und sie werden laut Save the Children sogar als Kämpfer oder menschliche Schutzschilder missbraucht. Sowohl Regierungstruppen als auch Rebellen rekrutierten Kinder "als Boten, Wachleute, Informationsbeschaffer und Kämpfer", oft würden sie gewaltsam dazu gezwungen. Bereits Achtjährige würden als menschliche Schutzschilde eingesetzt.

Viele Kinder und Jugendliche würden vergewaltigt: Schon zwölfjährige Mädchen und Jungen seien Opfer solcher Taten geworden. Aus Angst vor sexueller Gewalt flüchteten viele Familien.

Auch Folter ist Realität in Syrien. So berichtet Justin Forsyth, Chef von Save the Children, der Agentur Reuters von einem 15-Jährigen, der im Gefängnis von Wächtern mit glühenden Zigaretten traktiert worden sei. Schockiert habe ihn, so Forsyth, dass Kinder von ihren Erlebnissen oft nüchtern berichteten, "und dann verstehst du, dass dahinter Ebene um Ebene von emotionalen Traumata liegt".

Die humanitäre Lage im Land ist katastrophal. Tausende Menschen in Syrien haben dem Bericht zufolge nicht genug zu essen. In einigen Gebieten haben die Menschen keinen Zugang zu Trinkwasser, die Abwassersysteme sind zerstört, die Zahl von Durchfallerkrankungen steigt. "Sogar die Wassertanks wurden bombardiert, damit den Menschen das Wasser ausgeht", berichtet ein Vater von sechs Kindern der Organisation.

Wenn Kinder krank seien oder verletzt würden, stünden ihnen keine Medikamente zur Verfügung. Krankenhäuser, Ärzte und Krankenschwestern würden zudem gezielt angegriffen, ein Drittel aller Hospitäler sei nicht mehr funktionsfähig.

Wegen der Bombardements haben viele Familien ihre Häuser verlassen müssen, sie wohnen jetzt in überfüllten Wohnungen. Andere leben teilweise im Freien, in Scheunen oder Höhlen. Ihre Situation wird noch durch den kalten Winter verschärft, die Temperaturen fallen unter 0 Grad. "Es gibt kein Heizöl mehr, keinen Strom. So ist die Lage. Was es gibt, sind Bombardierungen, Explosionen, Schüsse (...), Gewalt und Tod", sagt ein Befragter. "Alles ist zerstört. Ein ganzes Volk ist zerstört."

... Der Konflikt endet allerdings nicht an der syrischen Grenze. Der Strom der Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland ins Ausland wächst seit Anfang des Jahres dramatisch. Mehr als eine Million Menschen hat das Land verlassen. Etwa die Hälfte dieser Flüchtlinge sind Kinder, die meisten jünger als elf Jahre.

Auch die von Save the Children befragte Ara ist mit ihren Kindern ins Ausland geflüchtet. "Um uns herum starben überall Menschen; Häuser wurden zerstört", sagt sie. "Die Kinder, die noch in Syrien sind, sterben. Es fühlt sich so an, als ob niemand hilft. Nichts passiert."


Aus: ""Woran ich mich erinnere? An Blut. Mehr nicht"" (13.03.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/save-the-children-leidende-kinder-in-syrien-a-888555.html


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#532
Quote[...] Oberst Georg Klein, der als ehemaliger Kommandeur des Provincial Reconstruction Teams (PRT) Kundus für den Tod von weit über einhundert afghanischen Zivilisten verantwortlich ist, wurde zum Brigadegeneral befördert.

Die Nachricht darüber hat das Verteidigungsministerium jedoch nur dezent verbreitet. In der am Dienstag erschienen Wochenzeitung des Verteidigungsministeriums ,,Bundeswehr aktuell" Nr. 12 findet sich auf Seite 3 eine einspaltige Meldung über allgemeine Beförderungen durch Verteidigungsstaatssekretär Stephane Beemelmans. Am Schluss des Textes heißt es: »Die Oberste Georg Klein, Wolfgang Renner, Stefan Perschke und Stefan Fix wurden zu Brigadegeneralen ernannt.«

Klein ist verantwortlich für die Bombardierung zweier entführter Tanklaster. Sie hatten sich am 4. September 2009 im Kundus-Fluss festgefahren. Vor allem Zivilisten aus umliegenden Dörfern versuchten, Benzin abzuzapfen, als US-Piloten auf Kleins Befehl mit Bomben angriffen. Unabhängige Beobachter gehen von bis zu 140 Toten aus, die Bundeswehr selbst gibt 91 getötete und elf verletzte Personen an.

Der Verteidigungsausschuss den Bundestages untersuchte den Vorfall, ohne Schuldzuweisung. Der Generalbundesanwalt stellte Ermittlungen wegen des Verdachts auf ein Kriegsverbrechen ein, ein Disziplinarverfahren der Bundeswehr blieb folgenlos für Klein. Die juristische Aufarbeitung des Luftangriffs ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Vor dem Landgericht Bonn klagen Hinterbliebene auf Schadenersatz.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière hatte im August vergangenen Jahres bestätigt, dass der Oberst zum Abteilungsleiter im Amt für Personalmanagement der Bundeswehr ernannt wurde. Für diese Stelle ist der Rang eines Brigadegenerals vorgesehen. Kleins Beförderung wurde am 27. März in Bonn und in aller Stille vollzogen.


Aus: "Kundus-Oberst Klein ist nun Brigadegeneral" René Heilig (03.04.2013)
Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/817576.kundus-oberst-klein-ist-nun-brigadegeneral.html

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Quote[...] Wenn es noch eines Beweises für die alte Floskel bedurfte, dass die Wahrheit als Erstes stirbt, wenn Waffen die Worte ersetzen: Das Bombardement von Kundus und vor allem der Umgang der deutschen Regierung damit, liefern seit mittlerweile dreieinhalb Jahren eindrückliches, umfassendes Anschauungsmaterial. Nun könnte allerdings ein deutsches Zivilgericht Licht in die hochbrisante und hochpolitische Sache bringen.

Darum geht es: Am 4. September 2009 gingen zwei von Taliban entführte Tanklaster am Kundus-Fluss in Afghanistan in Flammen auf. Amerikanische Piloten hatten auf Befehl des deutschen Obersten Georg Klein die Fahrzeuge angegriffen. Zwischen 91 und 137 Zivilisten sollen dabei gestorben sein – die genaue Todeszahl wird wohl nie feststehen.

Sicher ist, dass unter den Opfern einige Kinder und Jugendliche waren, die Treibstoff aus den Tankern zapfen wollten oder nur neugierig waren. "Ein deutsches Verbrechen" titelte der Spiegel und traf damit die Meinung vieler Menschen im Land.

Bis heute ist der Fall nicht aufgeklärt. Nun beschäftigt sich eine Zivilkammer des Landgerichts Bonn mit dem folgenschweren Bombardement. Das Gericht hat bei der Bundesregierung zahlreiche Informationen angefordert, unter anderem die Filmaufnahmen der amerikanischen Kampfflugzeuge und die Mitschnitte des Funkverkehrs zwischen Oberst Klein, dessen Untergebenen und den US-Piloten.

Das Gericht handelt nicht etwa auf Initiative deutscher Behörden. Es sind zwei afghanische Familien, die die Bundesrepublik auf Schadensersatz verklagen. Noch geht es nicht um große Summen. Ein Vater verlangt ein Schmerzensgeld von 40.000 Euro. Er gibt an, zwei Söhne beim Bombardement verloren zu haben. Eine Witwe und Mutter von sechs Kindern, deren Ehemann beim Luftschlag starb, will mit 50.000 Euro entschädigt werden. Weitere Angehörige wollen ebenfalls klagen.

Die Bundeswehr und damit der Staat seien als Dienstherr des damaligen Kommandeurs in Kundus zum Zahlen von Schadensersatz und Schmerzensgeld verpflichtet, sagen die Anwälte der Kläger. Um darüber zu urteilen, will das Gericht nun klären, ob bei dem Bombenabwurf das humanitäre Völkerrecht verletzt wurde. So wird aus dem Zivilprozess indirekt ein Prozess über große, politisch höchst brisante Fragen.

Die Bundesregierung hatte vergeblich beantragt die Klage abzuweisen. Sie hat offensichtlich kein Interesse an einer juristischen Aufarbeitung des Luftschlags. Die Wahlkämpfer in der Union dürften kein Interesse haben an einer Diskussion über ein deutsches Kriegsverbrechen in Afghanistan. Damit bleibt die Regierung ihrer Kundus-Strategie treu, die da heißt: Abwiegeln, Mauern, Ignorieren.

Dabei hatte der erst nach dem Luftangriff ins Amt gekommene, ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg "größtmögliche Offenheit und Transparenz" versprochen. Doch von Anfang an wurde die Öffentlichkeit nur sporadisch informiert. Ein Untersuchungsbericht zum "Close Air Support Kundus" des Feldjägerführers im Einsatz hielt die Bundeswehr zunächst zurück. Die meisten anderen Dokumente bekamen so hohe Sicherheitseinstufungen, dass selbst Bundestagsabgeordnete diese nur in der Geheimdienststelle durcharbeiten durften. Offenheit und Transparenz gab es nie. Nicht nur der SPD-Bundeswehrexperte kritisiert, das Verteidigungsministerium habe den Angriff nicht aufgearbeitet.

Aus falschem Korpsgeist – so scheint es – wurde der Hauptverantwortliche Oberst Klein beschützt. Abgeschottet von der Öffentlichkeit ging seine Karriere einfach weiter. Anstatt ihn zu rügen, hat die Bundeswehr ihn erst vor wenigen Wochen befördert: Klein ist jetzt Brigadegeneral.

Dabei war trotz des schlechten Informationsflusses aus dem Verteidigungsministerium schnell klar, dass es nach den Einsatzregeln der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (Isaf) nicht zum Bombardement hätte kommen dürfen. Der damalige Isaf-Kommandeur Stanley McChrystal, Hilfsorganisationen, und auch viele Politiker in Berlin: Sie alle kritisierten Kleins Entscheidung. Ein Untersuchungsausschuss des Bundestages prüfte den Fall. Die Opposition stellte fest, dass Oberst Klein gegen Dienstregeln verstoßen habe.

Trotzdem stellte die Bundesanwaltschaft im April 2010 die Ermittlungen ein. "Die Anordnung des Bombenabwurfs auf die beiden durch Talibankämpfer geraubten Tanklastzüge" falle nicht unter "verbotene Methoden der Kriegsführung", lautete ihr Fazit. "Nach Ausschöpfung der ihnen in der konkreten militärischen Lage zur Verfügung stehenden Erkenntnismöglichkeiten hatten die Beschuldigten keine Hinweise auf die Anwesenheit von Zivilisten." Ein Freispruch erster Klasse – der bis heute umstritten ist.

Denn Klein setzte nicht alle Mittel zur Aufklärung ein, die ihm zur Verfügung standen. So blieben deutsche Drohnen am Boden. Der Kommandeur in Kundus verließ sich ganz und gar auf die Bilder der amerikanischen Jets und die Aussagen eines Afghanen in der Nähe des Tanklasters, der für die Deutschen als Informant arbeitete. Zudem blieben die Jets in großer Höhe. Ein Tiefflug über die Tanklaster, das sogenannte "Show-of-Force", das "Zeigen der Waffen", lehnte Klein ab. Das aber hätte Zivilisten vielleicht noch rechtzeitig warnen können. Außerdem schickte Klein keinen einzigen deutschen Soldaten in die Nähe der Tanklaster. Er wollte seine Männer nicht gefährden. Das ist menschlich verständlich, doch eigene Aufklärer hätten die vielen Zivilisten am Ort des geplanten Bombardements gesehen – und so die Tragödie noch verhindern können. Stattdessen meldete Klein den amerikanischen Bomber-Piloten "Troops in contact". Er behauptete fälschlicherweise, dass seine Soldaten in Kontakt mit Gegnern seien. Nur so gelang es ihm, US-Kampfjets in der Region zu halten.

Die Nato rügte in einem umfangreichen Bericht Kleins Vorgehen. Auch im Verteidigungsministerium sprach man zunächst von "Verfahrensfehlern" und "Verstößen gegen die Dienstvorschriften". Doch trotz aller Ungereimtheiten stellte auch die Bundeswehr die interne Prüfung des Falls ein. Es sei "kein Dienstvergehen" festzustellen, teilte das Heer mit. Eine mindestens überraschende Entscheidung

Ob das Kundus-Schweigen nun endlich bricht, hängt vor allem davon ab, wie umfassend das Verteidigungsministerium mit dem Bonner Gericht zusammenarbeiten wird. Ob Brigadegeneral Klein als Zeuge vernommen werden kann, ließ ein Sprecher offen. Sollte das Ministerium eine öffentliche, umfassende Aussage Kleins mit Verweis auf den Schutz von militärischen Geheimnissen verhindern, wäre das kaum eine Überraschung.

Die Bundeswehrspitze und das Verteidigungsministerium waren und sind mit der Aufarbeitung des Falls überfordert. Das Kommunikationsdesaster in den Tagen nach dem Luftangriff setzt sich bis heute fort. Die Bundeswehr mag zur Armee im Einsatz umgebaut werden, das Ministerium aber ist noch im Kalten Krieg verhaftet: In einer Zeit der Geheimhaltung und des Verschweigens.

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   Los Pollos Hermanos
   24.04.2013 um 17:11 Uhr

6. Super!

Demnächst müssen die Soldaten jeden einzelnen Schuss einen Antrag stellen.

Manche kapieren es wohl nie, oder ? Es herrscht dort KRIEG! Keine Brunnen und Mädchenschulen. Gefechte, IEDs und Objektsicherung stehen an der Tagesordnung. Ersteres wurde uns von der Führung als humanistisches Scheinargment hingelegt und der Michel hats geschluckt. Von der selben Führung die 10 Jahre und 53 Särge später den Krieg, Krieg nennen durfte.

Klein handelte richtig. Er tat das was er für richtig hielt in der Situation. Er wollte seine Männer schützen, was seine oberste und wichtigste Aufgabe als Offizier ist. Ein Tanklaster oder das Benzin aus diesem hätte immensen Schaden an der ISAF zugefügt.

Im übrigen: Wer Nachts mit Frau, Kind und Vieh versucht einen Nato-Tanker zu knacken, der soll sich nicht wundern. Das ist vollkommen klar und sollte den Menschen auch nach 12 Jahre ISAF und 30 Jahre Kreig bewusst sein, das man nicht rausgeht und versucht was abzuzapfen.

Nach afghanischer Tradition ist das Ding gegessen: Blutgeld wurde gezahlt und fertig. Keine Rache nötig. Hier sollte es auch ad acta gelegt werden: Als schlimmer Unfall.

Quote

   Fidelio.
   25.04.2013 um 0:26 Uhr

Tun sie nicht so dumm !

Es gibt Regeln, wir sind doch keine Hottentotten- Armee.
Was der kleine Gefreite zu beachten hat, gilt erst Recht für einen Oberst.


Quote

   Luminat
   24.04.2013 um 18:01 Uhr

Ja, es ist Krieg.  

Und deshalb müssen sich Befehlhaber für ihre Entscheidungen rechtfertigen. Das Ganze nennt sich Internationales Völkerrecht, Genfer Konvention etc. - Ist keine deutsche Erfindung und ist nicht erst seit Afghanistan so. Falls Klein ein Kriegsverbrechen begangen hat wird er dafür zur Rechenschaft gezogen. Ob es so war, das klären unabhängige Gerichte.



Quote
   vita_european
   24.04.2013 um 17:37 Uhr

Staatsräson: Schweigen

Zunächst Dank an Hauke Friederichs und die ZEIT, dass sie sich dem Thema widmet. Der Dank ist ein besonderer, weil sich niemand in Deutschland diesem Thema stellt.. Nicht nur die deutsche Politik, auch alle öffentlichen Institutionen, wie Kirchen und Medien schweigen. Anfragen bei kirchlichen Institution und Bundestagsabgeordneten, werden behandelt als würde man nach dem Leibhaftigen persönlich fragen: No Comment!

Warum?

Schweigen aus Scham oder Verdrängung, weil man das Kriegsverbrechen, den Mord an Kindern und Zivilisten, einfach nicht wahr haben will? Ein Kriegsverbrechen der Bundeswehr, welches sonst nur der Wehrmacht oder Schurkenstaaten zugerechnet wird? Und ein Kriegsverbrechen, das sich im deutschen Gewissen nie mehr wiederholen sollte?

Oder ist es einfach bodenlose Ignoranz vor den afghanischen Opfern? Dies wäre allerdings auch eine besondere schlimme Form von Rassismus.
Oder fühlt man sich von dem US-amerikanischen Kriegspartner geleimt und darf aus (falsch verstandener) Bündnistreue die deutsche Version der Geschichte nicht erzählen?

Das Schweigen ist d i e eiternde Wunde in der deutschen Nachkriegsgeschichte.


Quote
    tb
    24.04.2013 um 17:53 Uhr

Brigadegeneral Klein

stand vor einem Bundestagsuntersuchungsausschuss Rede und Antwort.
Anders als ehemalige Minister suchte er keine Ausflüchte, schob Verantwortung nicht ab oder hatte plötzlich Erinnerungslücken.
Er gab seine Beurteilung der Lage ab, beschrieb was er wann, wem befohlen hatte und warum.
Das Protokoll der Sitzung vermerkt nach Abschluss der Befragung Beifall aller Ausschuss-Mitglieder (Auch der Linken und Grünen)

Da blieb nichts ungeklärt, unbeantwortet oder im Dunkeln.


Quote
    Luminat
    24.04.2013 um 18:05 Uhr

Sonderrechte für deutsche Kriegsverbrecher?

Wenn ein Gaddafi oder ein Milosevic Zivilisten umbringen lässt wird daraus schnell ein Grund für eine Intervention. Wenn der Westen es tut dann wird es unter den Tisch gekehrt. Manche Menschen sind eben gleicher als andere.




Aus: "Bricht das Kundus-Schweigen endlich?" Hauke Friederichs (24.04.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-04/kundus-bombardement-klagen-schadensersatz


Textaris(txt*bot)

#533
Quote[...] Berlin (dpa) - Die Beschaffung von Drohnen für die Bundeswehr verzögert sich möglicherweise weiter. Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt sagte der dpa, dass weiterhin keine Angebote der beiden infrage kommenden Hersteller aus den USA und Israel vorliegen. Der CSU-Politiker hält es daher für wahrscheinlich, dass der bis Oktober 2014 laufende Mietvertrag für drei israelische Drohnen vom Typ «Heron 1» zunächst verlängert wird. Die Bundeswehr nutzt «Heron 1» seit 2010 in Afghanistan.


Aus: "Verteidigung Rüstungsindustrie Bundeswehr DrohnenBeschaffung von Drohnen verzögert sich möglicherweise weiter" (21. April 2013)
Quelle: http://www.n-tv.de/ticker/Beschaffung-von-Drohnen-verzoegert-sich-moeglicherweise-weiter-article10513491.html

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Quote[...] Die Grünen und die Linkspartei lehnen eine Ausrüstung der Bundeswehr mit bewaffneten Drohnen ab. Beide Parteien unterstützen einen Appell namens ,,Keine Kampfdrohnen", der von mehreren Dutzend pazifistischen Initiativen getragen wird, und verlangen die ,,völkerrechtliche Ächtung" dieser ferngesteuerten Flugzeuge. Aus der Debatte über die ethische Verantwortbarkeit dieses neuen Waffentyps, die Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) im vergangenen Jahr forderte, ist damit eine Wahlkampf-Auseinandersetzung geworden.

Die jüngste Ankündigung des Ministers, dass über die Anschaffung bewaffneter Drohnen erst der nächste Bundestag entscheiden solle, wurde weithin als bewusste Verschiebung bewertet. Wenn die Entscheidung frühestens im Jahr 2014 falle, dann werde damit der Kauf der höchst umstrittenen Fluggeräte aus dem Wahlkampf entfernt, lautete das Kalkül. Doch Äußerungen aus der Luftwaffe legen nahe, dass im Gewirr zahlreicher Einflussfaktoren eine rasche Kaufentscheidung ohnehin kaum getroffen werden könnte. Dafür ist weniger die Debatte über die ethische Verantwortbarkeit bewaffneter Drohnen entscheidend, die gegenwärtig vor allem in kirchlichen und friedenspolitischen Kreisen fortgeführt wird. Der Verteidigungsminister, der diese Debatte eigenhändig anregte und ermutigte, hat sie inzwischen für sich mit einer Unbedenklichkeitsbescheinigung beendet – und die militärische Führung seines Hauses ist ihm darin gern gefolgt. Es heißt aus dem Ministerium nun sogar, eine Beschaffungsentscheidung über militärische Drohnen dürfe jedenfalls nicht davon abhängig gemacht werden, dass zuvor ein gesellschaftlicher Konsens über den Erwerb erzielt worden sei.

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Aus: "Kaufen, entwickeln oder ächten?"  Johannes Leithäuser, Berlin (21.04.2013)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kampfdrohnen-kaufen-entwickeln-oder-aechten-12153621.html

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Quote[...] Der Name lässt keinen Zweifel daran, wofür das nur elf Meter lange und bis zu 480 Stundenkilometer schnelle Fluggerät geschaffen wurde. "Reaper" – zu Deutsch Sensenmann – tauften die US-Streitkräfte die modernste aller Kampfdrohnen.

Der Hersteller General Atomics hatte zuvor den Namen des Vorgängermodells verwendet und das unbemannte Flugzeug schlicht "Predator B" genannt. Das klingt allerdings auch nicht viel weniger martialisch: "Predator" ist das englische Wort für Raubtier. Der Hightech-Flieger wurde für den Krieg gegen den Terror entwickelt, trägt Präzisionsbomben und gelenkte Raketen unter seinen Flügeln und wird von den US-Streitkräften seit Jahren gegen Aufständische in Pakistan eingesetzt.

Jetzt wird möglicherweise auch die Bundeswehr mit den "Sensenmännern" oder "Raubtieren" aufgerüstet, wenn auch zu anderen Zwecken. Das Verteidigungsministerium sucht derzeit händeringend nach einer Drohne, die sie ab Ende 2014 in den Einsatz schicken kann. Minister Thomas de Maizière hat sich bereits für eine bewaffnete Variante ausgesprochen.

Die Entscheidung des Bundestags über das umstrittenste Rüstungsprojekt der Bundeswehr hat der CDU-Politiker zwar vor wenigen Tagen auf die Zeit nach der Wahl im September verschoben. Trotzdem laufen im Ministerium die Vorbereitungen für den Deal weiter. Sie gestalten sich aber schwieriger als erwartet, und die Zeit drängt. Schon im Oktober 2014 läuft der Mietvertrag für drei unbewaffnete israelische Aufklärungsdrohnen des Typs "Heron 1" (Englisch für Reiher) aus, die sich im Afghanistan-Einsatz bewährt haben.

Frühestens 2020 soll eine europäische Drohne einsatzbereit sein, die vor allem zusammen mit Frankreich entwickelt werden soll. Für die Übergangsphase sollen am Markt verfügbare Drohnen beschafft werden. Neben "Heron 1" und "Reaper" kommt nur die größere und modernere "Heron"-Version TP in Frage, die auch Waffen tragen kann. Allerdings mangelt es ihr an Einsatzerfahrung. Die israelischen Streitkräfte nutzen sie erst seit drei Jahren. Die Luftwaffe hat lange Zeit das US-Modell favorisiert, soll nach einem Spiegel-Bericht inzwischen aber auch Gefallen an dem israelischen Konkurrenten gefunden haben.

Eine Entscheidung für das "Heron"-System hätte den Vorteil, dass es politisch relativ unbelastet ist. "Predator B" ist dagegen die Drohne, mit der die USA in Pakistan gegen Aufständische vorgehen. Bei den Angriffen im Grenzgebiet zu Afghanistan wurden nach pakistanischen Angaben in den vergangenen Jahren bis zu 3000 Menschen getötet, darunter auch Zivilisten. Die völkerrechtlich umstrittenen Drohnen-Einsätze der Amerikaner sind nach Auffassung des Bundesverteidigungsministeriums der Hauptgrund für die Skepsis gegenüber den unbemannten Flugzeugen in Deutschland.

Die Bundeswehr will die Drohnen dagegen vor allem zum Schutz der eigenen Soldaten im Gefecht oder bei gefährlichen Operationen einsetzen. "Es braucht da keiner Sorgen zu haben, dass da irgendwelche James-Bond-Operationen stattfinden. Das wird es nie mit der Bundeswehr geben", betont der für Rüstung zuständige Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Christian Schmidt (CSU). Die politischen und ethischen Einwände gegen die Drohnen-Beschaffung sind aber nicht das einzige Problem, mit dem sich das Verteidigungsministerium auseinandersetzen muss. Es fehlen schlichtweg noch die Grundlagen für eine Entscheidung.

Weder aus Israel noch aus den USA gebe es bisher Angebote, sagt Schmidt – und das, obwohl die Anfrage in den Vereinigten Staaten bereits Anfang letzten Jahres gestellt wurde. Ob es schon bald zu der eigentlich für dieses Frühjahr geplanten Vorentscheidung des Ministeriums über den Drohnen-Kauf kommen wird, hält der Staatssekretär daher für fraglich. "Ich weiß nicht, ob dies im nächsten halben Jahr noch erreichbar ist", sagt er. Es könnte also darauf hinauslaufen, dass der Mietvertrag für die reine Aufklärungsdrohne "Heron 1" zunächst einmal verlängert wird, um Zeit zu gewinnen. "Wenn man noch nicht entscheiden kann, was man in Zukunft haben will, gilt der Grundsatz: Was man hat, das hat man", sagt Schmidt. (dpa) / (vza)


Aus: "Bundeswehr-Drohnen: Sensemann, Raubtier oder Reiher?" (21.04.2013)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bundeswehr-Drohnen-Sensemann-Raubtier-oder-Reiher-1846668.html

Debatte über Drohnen für die Bundeswehr geht weiter (04.04.2013)
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Debatte-ueber-Drohnen-fuer-die-Bundeswehr-geht-weiter-1835104.html


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Quote[...] Der serbische Präsident Tomislav Nikolic hat sich für das Massaker von Srebrenica während des Bosnienkrieges entschuldigt. Ob es sich bei dem Verbrechen um einen Völkermord handle, müsse aber noch bewiesen werden, sagte Nikolic dem bosnischen Fernsehsender BHT TV.

"Ich bitte auf Knien darum, dass Serbien für dieses in Srebrenica begangene Verbrechen verziehen wird", sagte Nikolic. Er bitte außerdem um Entschuldigung für alle Verbrechen, die im Namen des serbischen Staates oder Volkes begangen worden seien. Das Interview ist in Auszügen auf Youtube zu sehen, vollständig soll es am 7. Mai ausgestrahlt werden.

Am 11. Juli 1995 war die damalige UN-Schutzzone Srebrenica von bosnisch-serbischen Einheiten überrannt worden. Etwa 8000 muslimische Jungen und Männer wurden ermordet. Vor einem Jahr hatte Nikolic die internationale Gemeinschaft mit der Bemerkung gegen sich aufgebracht, das Massaker sei kein Völkermord gewesen.

Nikolic war im Mai 2012 zum Präsidenten gewählt worden. Sein Vorgänger Boris Tadic setzte unter anderem durch, dass das Belgrader Parlament das Massaker von Srebrenica verurteilte; in seiner Amtszeit wurden der ehemalige bosnische Serbenführer Radovan Karadzic und auch der bosnisch-serbische Armeechef Ratko Mladic an das Haager UN-Tribunal überstellt. Bevor Nikolic Präsident wurde, trat er solchen Entwicklungen entgegen und arbeitete mit Ultranationalisten der Serbischen Radikalen Partei Hand in Hand.

Sein Land strebt allerdings den Beitritt zur Europäischen Union an. Erst in der vorigen Woche war es gelungen, in dem jahrelangen Konflikt zwischen Serbien und Kosovo eine Einigung zu erzielen. Nikolic hatte sich gegen ein Abkommen mit Kosovo lange Zeit gesperrt. Die EU will nun Beitrittsverhandlungen mit Serbien aufnehmen.


Aus: "Nikolic entschuldigt sich für Massaker von Srebrenica" (25. April 2013)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/serbischer-praesident-nikolic-entschuldigt-sich-fuer-massaker-von-srebrenica-1.1658551

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Quote[...] Obwohl Nikolić Srebrenica nicht als Genozid einstufte, waren seine Worte, wie auch sein Versprechen Srebrenica zu besuchen, ein wichtiger symbolischer Akt, um die Aussöhnung am Balkan voranzutreiben.

Insbesondere seine klaren Aussagen bezüglich der Serben in der Republika Srpska, die er als Bosnier bezeichnete, waren insofern ermutigend, da er  sich für eine konstruktive Zusammenarbeit der zwei Entitäten in Bosnien und Herzegowina aussprach und Serbiens Unterstützung dem Staat Bosnien und Herzegowina und nicht nur der Republika Srpska zusicherte.

Ob das nun nur ein vorübergehendes politisches Kalkül Nikolićs war oder ein elementarer Bestandteil der neuen Politik Nikolićs ist, wird die Zukunft zeigen. (Siniša Puktalović, 25.4.2013, daStandard.at)


Aus: "Der serbische Präsident zeigt sich versöhnlich" Kommentar | Siniša Puktalović (25. April 2013)
Quelle: http://dastandard.at/1363709169155/Der-serbische-Praesident-zeigt-versoehnlich


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#535
Quote[...] die Enthüllungsgeschichte der "New York Times" verdeutlicht einmal mehr, wie sehr das westliche Bündnis selber die Korruption in Afghanistan heraufbeschworen hat - und es bis heute tut. Seit inzwischen mehr als zehn Jahren soll der amerikanische Auslandsgeheimdienst CIA Bargeld ins Präsidentenbüro geschafft haben: Mal ein paar hunderttausend Dollar, mal mehrere Millionen, mit Koffern, in Rucksäcken und auch in Plastiktüten, wenn es sein musste - zur Stützung des politischen Systems rund um Präsident Karsai, das im Wesentlichen die USA erschaffen haben.

... Der Bericht der "New York Times" basiert überwiegend auf anonymen Quellen aus den Reihen der CIA und dem Umfeld des afghanischen Präsidenten. Das Geld soll dazu benutzt worden sein, Karsai-Gegner wie den mächtigen Usbeken-General Rashid Dostum im Norden Afghanistans auf Linie zu bringen. Letztendlich, so schlussfolgert der Artikel, gehe es bis heute darum, ohne Rechenschaftsbericht alle zu kaufen, die aus Sicht der CIA nötig sind, um das Terrornetzwerk Al Kaida und die Taliban zu bekämpfen. Das schließt offenbar die Kriegsfürsten aus afghanischen Bürgerkriegszeiten genauso ein wie zwielichtige Präsidentenbrüder, Parlamentsabgeordnete oder kriminelle Drogenbarone - zumal die Grenzen oft genug fließend sind.

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QuoteAm 29. April 2013 um 14:52 von baka
und... wen überrascht das jetzt?

Doch wohl niemanden.

http://meta.tagesschau.de/id/72548/afghanistan-cia-millionen-fuer-karsai#comment-1025336



Aus: "CIA-Millionen für Karsai?" Sandra Petersmann (29.04.2013)
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/ciakabul100.html

"Der Westen unterstützt eine korrupte Regierung" (15.12.2011)
Die Bundesregierung verweist auf wichtige Erfolge in Afghanistan. Der deutsche Afghanistan-Experte Thomas Ruttig kritisiert dagegen ...
http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan2616.html

http://www.tagesspiegel.de/politik/us-geheimdienst-karsai-bestaetigt-jahrelange-gelduebergabe-durch-cia/8139294.html



Textaris(txt*bot)

Quote[...] Bewaffnete unbemannte Flugsysteme, je nach politischem Verständnis auch Kampfdrohnen oder Killerdrohnen genannt, sind in Deutschland ein Reizthema.

... Die heutige Meldung über die Bereitschaft der USA, solche Kampfdrohnen an Deutschland zu verkaufen, dürfte in dieser Debatte den Gegnern helfen. Denn der "Predator" steht für den völkerrechtlich umstrittenen Einsatz dieser Maschinen durch den US-Geheimdienst CIA in Pakistan, für gezielte Tötungen. Da kann Verteidigungsminister Thomas de Maizière noch so oft – und zu Recht – betonen, dass für alle Waffen der Bundeswehr strenge Einsatzregeln gelten und diese Art der gezielten Tötung nach deutschem Recht nicht infrage komme.

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Quote
    Daniel Duesentrieb
    30.04.2013 um 14:36 Uhr

......

Kopfschüttel ...


Quote

    Namenloser Kritiker
    30.04.2013 um 14:15 Uhr

Etwas zynischer formuliert könnte man den Artikel auch so zusammenfassen:
In Deutschland ist die moralische Hemmschwelle derzeit noch zu hoch.
Erst wenn diese gesenkt wird, können derartige Waffen angeschafft und eingesetzt werden.

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Quote
    Zensurzeit
    30.04.2013 um 14:29 Uhr

Effizienz

<<< Aber auch hier muss man doch den Stand der Technik anerkennen und zugeben, dass die Trefferquoten von Drohnen wirklich gruselig gut geworden sind, die treffen doch inzwischen auf einen Meter genau [http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-04/bundeswehr-kampfdrohnen-usa-reaper?commentstart=9#cid-2764836] <<<

Die Israelis besprühen demonstrierende Palästinenser mit einem chemischem Kampfmittel, das bestialisch stinkt und nachdem der betroffene noch Tage später riecht. Je nach Situation weit wirkungsvoller als Tränengas, aufgrund seines nachhaltigen Effektes.
Sollte solche effektiven Mittel nun auch die dt. Polizei gegen Demonstranten einsetzen dürfen?
Oder sollte das BKA nicht auch die Fortschritte bei intelligenter Analysesoftware, die vorhandene Datenpools (VDS, Facebook z.B.) automatisch auswertet und so vielleicht "Verbrechen" besser aufklären kann, nutzen dürfen?
In beiden Fällen m.E. ein klares nein, da die staatliche Zentralgewalt mit effizienten Repressionsmitteln nachweislich nicht verantwortungsbewusst umgehen kann.
Gleiches gilt für Drohnen.
Heute kam heraus, dass das BKA u.a. die Schergen des Muburak-Regime in Sachen Internetüberwachung geschult hat. Die BRD arbeitet mit allerhand Folterstaaten aktiv zusammen und stützt korrupte Staatssysteme und ihre Günstlinge in aller Welt.
Was wird wohl passieren, wenn in wenigen Jahren Spanien oder Griechenland explodiert und sich Rebellen gegen die marktkonforme Demokratie auflehnen?
Bündnisfall, Arbeit für den fliegenden Sensenmann, der dann militante Gewerkschafter aus der Luft terminiert...

Anmerkung: Bitte belegen Sie Behauptungen grundsätzlich mit seriösen Quellen. Danke, die Redaktion/jp


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Aus: "Nicht reif für Kampfdrohnen" Thomas Wiegold (30.04.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-04/bundeswehr-kampfdrohnen-usa-reaper


Textaris(txt*bot)

Der Bürgerkrieg in Syrien ist eine militärische Auseinandersetzung zwischen Truppen des Regimes von Präsident Baschar al-Assad und den Kämpfern verschiedener Oppositionsgruppen. Der Bürgerkrieg war zunächst als friedlicher Protest im Zuge des Arabischen Frühlings Anfang 2011 ausgebrochen, eskalierte dann aber zum bewaffneten Konflikt. Eine wachsende Einflussnahme von Interessengruppen aus dem Ausland gewann mit der anhaltenden Auseinandersetzung zunehmend an Bedeutung und neben dem Zulauf von Geld und Waffen kämpften auch immer mehr ausländische Freiwillige und Söldner in Syrien. Die ursprüngliche Motivation der Opposition, die Demokratisierung Syriens zu erreichen, spielte eine immer geringere Rolle und das Bekämpfen von Angehörigen anderer Religionen und Ethnien trat in den Vordergrund. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien

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Quote[...] Moskau - Knapp ein Jahr ist vergangen, seit die USA und Russland in Genf gemeinsam einen Friedensplan für Syrien entworfen haben. Nun haben US-Außenminister John Kerry und sein russischer Kollege Sergej Lawrow eine neue Syrien-Konferenz angekündigt.

Seit Genf ist nicht viel passiert, was die Aussichten auf Frieden in Syrien verbessern könnte. Im Gegenteil, die Chancen für einen diplomatischen Ausweg aus dem Syrien-Krieg sind seitdem noch schlechter geworden.

Als sich die Diplomaten im Juni 2012 in Genf an den Verhandlungstisch setzten, tobte in Syrien ein brutaler, aber noch halbwegs überschaubarer Krieg. Rund 14.000 Menschen waren bis dahin getötet worden. Die Situation ist seither dramatisch eskaliert - auf beiden Seiten.

Inzwischen sind in Syrien mehr als 80.000 Menschen umgekommen, ein Großteil davon waren Zivilisten. Millionen sind auf der Flucht. Über ein Drittel aller Syrer ist nach konservativen Schätzungen der Uno auf humanitäre Hilfe angewiesen.

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Aus: "Initiative von USA und Russland: Warum die Syrien-Konferenz scheitern wird" Von Raniah Salloum (08.05.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/usa-und-russland-planen-neue-syrien-konferenz-a-898717.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Berlin - Militärische Auslandseinsätze setzten Soldaten oft unter extremen psychischen Druck - das gilt auch für Mitglieder der Bundeswehr. In den vergangenen Jahren registrierte die Truppe einen sprunghaften Anstieg der traumatischen Störungen. Nun will die Bundeswehr laut einem Bericht der "Welt" verstärkt psychologische Tests bei den Kämpfern im Auslandseinsatz vornehmen. Das Blatt beruft sich auf einen Sachstandsbericht, den der Beauftragte des Ministeriums für Einsatztraumatisierte dem Bundestag vorgelegt hat.

Ein erstes psychologisches Screening ist laut dem Bericht schon bei der Einstellung des Soldaten vorgesehen. Damit soll verhindert werden, dass Männer und Frauen mit bereits vorhandenen psychischen Störungen oder Erkrankungen in einen belastenden Auslandseinsatz geschickt werden. Bisher wurden diese bei den Eignungstests nur unzureichend registriert.

... die Zahl der behandelten PTBS-Fälle [steigt] kontinuierlich. Im Jahr 2006 wurden lediglich 83 Patienten dokumentiert, im vergangenen Jahr waren es bereits 1143 Soldaten. Das Problem einsatzbedingter psychischer Erkrankungen habe sich weiter verschärft, heißt es auch im Jahresbericht 2012 des Wehrbeauftragten des Bundestags.

Zudem ist das Thema noch immer mit einem Stigma belegt - entsprechend hoch dürfte die Dunkelziffer sein. Mediziner gehen davon aus, dass nur jeder zweite Betroffene auch wirklich Hilfe in Anspruch nimmt. Unter den psychischen Belastungen leiden nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch deren Angehörige. Die Auswirkungen auf das Zivilleben erfasst die Bundeswehr jedoch nicht.

QuoteKrieg macht krank
rotertraktor heute, 12:56 Uhr
Krieg ist ein menschenverachtendes Geschäft. Zusehen zu müssen, oder gar selbst aktiv daran beteiligt zu sein, wie Menschen einander abschlachten, geht an keinem noch halbwegs menschlich empfindenden Menschen spurlos vorbei. Dabei ist es der menschlichen Psyche auch ziemlich egal, ob dieser systematische Mord und Totschlag nun staatlich legitimiert ist oder nicht. ...

http://forum.spiegel.de/f22/traumatische-einsaetze-bundeswehr-schickt-auslandskaempfer-zum-psychotest-90414-4.html#post12740500


Quotescalawag heute, 12:29 Uhr
[Zitat von ziegenzuechter] einfach lächerlich. wieso gabs vor 30 jahren kaum depressionen und burn out?

Weil es diese Krankheitsbilder auch vor 30 Jahren schon gab und sogar noch viel länger. Gab es im Mittelalter dann auch keinen Krebs, weil man ihn noch nicht erkannt hat? Googlen sie mal allein nach dem Begriff: Kriegszitterer und btw. dies wurde schon von den Griechen in der Antike erkannt.

http://forum.spiegel.de/f22/traumatische-einsaetze-bundeswehr-schickt-auslandskaempfer-zum-psychotest-90414-2.html#post12740235


QuoteRisiko-Versicherung(en)
leser_4711 heute, 12:31 Uhr
[Zitat von ziegenzuechter]einfach lächerlich. wieso gabs vor 30 jahren kaum depressionen und burn out?

Das ist die Generation Z - ein Risiko wird nicht übernommen. Und wenn - muss es durch eine Versicherung 100% abgedeckt sein. Ohne in Zynismus verfallen zu wollen: Burnout hat sich bei verbeamteten Studienräten explosionsartig verbreitet, als die ersten Fälle versicherungstechnisch anerkannt wurden. Ich hoffe, die werden jetzt auch vor der Verbeamtung auf ihre mentale Fitness getestet. Und für die Soldaten wird dann immer Montag Mittags ein Stuhlkreis eingerichtet, wo sie über die belastenden Situationen der SPON-Liste sprechen können.

http://forum.spiegel.de/f22/traumatische-einsaetze-bundeswehr-schickt-auslandskaempfer-zum-psychotest-90414-2.html#post12740244


QuotePuuh!
gorith heute, 12:31 Uhr
Welche Unwissenheit. Vor 30 Jahren gab es sehr wohl Depressionen, und zwar mehr als genug. Nur war es vor 30 Jahren kein Thema über das man öffentlich sprechen durfte, weil es, aufgrund so verständnisvoller und aufgeklärter Menschen wie euch liebe Vorposter, als Makel galt depressiv zu sein, eine Schwäche. Und das ist quatsch! Und selbstverständlich entwickelten auch die Soldaten des 2. Weltkrieges PTBS. Mehr als genug. Psychologen gehen davon aus, das ein Gutteil der psychischen Störungen der Nachrkiegsgeneration "vererbte" Traumata sind, die auf die kriegsbedingten unbehandelten Störungen der Elterngeneration zurückgehen.


QuoteTilvur heute, 12:38 Uhr

[Zitat von ziegenzuechter] einfach lächerlich. wieso gabs vor 30 jahren kaum depressionen und burn out?

Im wesentlichen, weil die Diagnostik unausgereift war, die psychologische Flächenversorgung schlecht war und psychische Erkrankungen geächtet waren bzw. die Bevölkerung darüber nicht aufgeklärt war. Es gab auch vor 30 Jahren Depressionen und Burn-Out- allerdings wurde das sehr viel seltener diagnostiziert, weil die Leute eben nur in ganz, ganz schweren Fällen zum entsprechenden Facharzt geschickt worden sind (zum "Irrenarzt", wies im Volksmund so schön hieß). Trotzdem haben die Menschen unter ihren psychischen Beschwerden gelitten, unter dauerhafter Niedergeschlagenheit, Affektverflachung, Antriebslosigkeit und was unbehandelte Depressionen noch so mit sich ziehen. Aber diese Leute waren dann einfach "Miesepeter" oder "Sonderlinge"... Natürlich gibt es heute aber auch MEHR Depressive und MEHR Menschen mit Burn-out- vermutlich wesentlich wegen unsichereren Jobs, prekärer Beschäftigung, hohem beruflichen Druck und gesellschaftlichen Ansprüchen, weniger Rückhalt in Familienstrukturen und Religion u.v.m. Eigentlich Erkenntnisse, für die man kein großes Fachwissen braucht, kurzes Nachdenken reicht... Eine Randbemerkung noch: Ob der Afghanistaneinsatz nur aus "Patrouille fahren" besteht, ist sehr abhängig vom Einsatzort (dank Minen etc. ist aber auch dieses Patrouille fahren nicht gerade ein Spaziergang- die ständige Wachsamkeit und Anspannung ist psychisch extrem anstrengend, dass verkraftet eben nicht jeder). Kenne durchaus selber Afghanistanveteranen, die während ihren Einsätzen auch Gefechtssituationen hatte, und darunter z.T. sehr gelitten haben- und auf Menschen zu schießen, ist eine psychische Extrembelastung.

http://forum.spiegel.de/f22/traumatische-einsaetze-bundeswehr-schickt-auslandskaempfer-zum-psychotest-90414-2.html#post12740316


Quotekriegsheimkehrer nach 45
erich21 heute, 12:48 Uhr
Waren ebenso traumatisiert wie die opfer des bombenkrieges oder vertriebene und fluechtlinge, uebringens die angehoerigen aller parteien, nationen, bekenntnisse und generationen. Da es fuer sie weder gelegenheit noch wissen um moeglichkeiten der aufarbeitung gab, wurde eifrig verdraengt und konsumiert. Die Traumata wurden unbewusst weiter gereicht und wirken nun auch unter kindern und enkeln von betroffenen. Dazu gibt es reichlich forschung und literatur. Die vergangenheit vergeht eben leider nicht und wo wir ihr nicht aifrichtig ins gesicht blicken, schaffen wir staendig neue traumata. Also weiter so herr demeziere, aber bitte nicht aus grueden der kostenvermeidung.

http://forum.spiegel.de/f22/traumatische-einsaetze-bundeswehr-schickt-auslandskaempfer-zum-psychotest-90414-3.html#post12740413


QuoteFakt ist doch,
rockibalboa heute, 12:52 Uhr
dass sich 95 % oder mehr, des Geldes wegen für diese Auslandseinsätze melden! Nur ist sich, aus welchen Gründen auch immer, keiner darüber im klaren, dass es unter Umständen mit dem Tod enden kann.

http://forum.spiegel.de/f22/traumatische-einsaetze-bundeswehr-schickt-auslandskaempfer-zum-psychotest-90414-4.html#post12740449



Aus: "Traumatische Einsätze: Bundeswehr schickt Auslandskämpfer zum Psychotest" (15.05.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/soldaten-bundeswehr-schickt-auslandskaempfer-zum-psychotest-a-899942.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Hamburg - Die Zahlen sind erschreckend. Zwischen 800.000 und 1,1 Millionen Menschen sind im vergangenen Jahr in 131 Bürgerkriegen auf dieser Welt getötet worden. Allein der Aufstand in Syrien forderte bis Ende Dezember 60.000 Menschenleben. Inzwischen geht die Uno von fast 80.000 Toten aus.

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Die Liste der Länder, die im vergangenen Jahr gegen Menschenrechte verstoßen haben, ist lang. Insgesamt hat Amnesty International in seinem Bericht für 2012 Verstöße in 159 Staaten untersucht und dokumentiert:

    * In 112 Staaten wurden Menschen misshandelt und gefoltert.

    * In über 50 Ländern waren Sicherheitskräfte für rechtswidrige Tötungen verantwortlich.

    * 21 Regierungen ließen im Jahr 2012 Menschen hinrichten.

    * In 80 Ländern fanden unfaire Gerichtsverfahren statt.

    * 57 Staaten hielten gewaltlose politische Gefangene in Haft.

    * In 101 Ländern wurde das Recht auf freie Meinungsäußerung unterdrückt.

    * In 36 Staaten fanden rechtswidrige Zwangsräumungen statt.

...


Aus: "Jahresbericht: Amnesty prangert Europas Asylpolitik an" Theresa Breuer (23.05.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/amnesty-international-bericht-prangert-folter-und-misshandlung-an-a-901247.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Genf - Im syrischen Bürgerkrieg sind nach Angaben der Vereinten Nationen inzwischen mehr als 93.000 Menschen getötet worden. Dies sei die "Mindestzahl von Opfern", erklärte Uno-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay am Donnerstag unter Berufung auf eine neue Untersuchung. "Die wahre Zahl derjenigen, die getötet wurden, liegt wahrscheinlich sehr viel höher", fügte sie hinzu.

Seit Juli 2012 seien im Monatsdurchschnitt mehr als 5000 Menschen zu Tode gekommen. Die meisten Opfer seien seit November im Umland der Hauptstadt Damaskus und in der Millionenmetropole Aleppo gezählt worden.

...


Aus: "Uno-Untersuchung: Fast 100.000 Menschen starben bisher im syrischen Bürgerkrieg" (13.06.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-uno-benennt-mehr-als-93-000-tote-im-buergerkrieg-a-905497.html


Textaris(txt*bot)

#541
Quote[...]  In Pakistan soll "die große Mehrheit" aller Drohnenangriffe sogenannte Signaturschläge sein – und zwar von Beginn der Operationen bis heute. ...


Aus: "US-Drohnen töten auf Verdacht" (27.06.2013)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/US-Drohnen-toeten-auf-Verdacht-1896570.html

"Obamas rechtswidriger Krieg" Fred Kaplan (26.06.13)
http://www.heise.de/tr/artikel/Obamas-rechtswidriger-Krieg-1895034.html

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Quote[...]  Drohnen versprächen Distanz und den Schutz der Angreifer: Diese sogenannte "saubere" Kriegsführung ist Hauptargument der Befürworter der Killerdrohnen. Doch die Erfahrung zeigt, dass es schon bei der Präzision oft hapert: Bei den sogenannten "Signaturschlägen", mit denen Militär und CIA vermeintlich militante Terroristen töten, kommen oft auch Kinder und unschuldige Zivilisten um, was als Kollateralschaden in Kauf genommen wird. Abgesehen davon ist die gezielte Tötung von Terroristen mithilfe der satelliten-gesteuerten Drohnen ethisch ohnehin sehr fragwürdig. Sie unterwandert die Prinzipien des Rechtsstaats, der darauf baut, dass Verbrechern der Prozess gemacht wird. ...

Aus: "Drohnen im Anflug - Per Joystick aufklären und töten" (03.04.2013)
"Sauberes Töten? Grauzonen und ethische Abgründe beim Einsatz von Kampfdrohnen" Mehr über die Gefahren der militanten und die Einsatzmöglichkeiten von zivilen Drohnen hören Sie im Beitrag von Sven Ahnert, Sonntag, 7. April 2013, 18.05 Uhr im Kulturjournal auf Bayern 2
http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/kulturjournal/drohnen-unbenannte-flugsysteme-veraendern-die-gesellschaft-100.html

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Quote[...] Auf der Ramstein Air Base in der Nähe von Kaiserslautern werden Livebilder der umstrittenen Drohneneinsätze des US-Militärs ausgewertet und mit geheimdienstlichen Erkenntnissen abgeglichen. Damit spielt die US-Basis eine deutlich zentralere Rolle im US-Drohnenkrieg als bislang angenommen, haben Recherchen von NDR, WDR und der Süddeutschen Zeitung ergeben. Die Anlage fungiere demnach als Relaisstation, um die weltweit operierende Drohnenflotte zu steuern; nicht nur die in Afrika, was bislang vermutet worden sei. Das gehe aus US-amerikanischen Dokumenten und der Aussage eines ehemaligen Drohnen-Piloten hervor.

Der Ex-Drohnen-Pilot Brandon Bryant wird bei der Süddeutschen Zeitung mit den Worten zitiert: "Ohne Deutschland wäre der gesamte Drohnen-Krieg des US-Militärs nicht möglich." Bryant steuerte demnach fast fünf Jahre lang Drohnen der US-Luftwaffe von Stützpunkten im Irak und den US-Bundesstaaten New Mexico und Nevada aus. Bei Tausenden solcher Drohneneinsätze habe er die Bordkameras gelenkt und Ziele für Raketen markiert. Bei seinem Abschied sei seiner Einheit bescheinigt worden, an insgesamt 1262 Tötungen beteiligt gewesen zu sein.

Bei keinem einzigen seiner Einsätze habe er am Anfang nicht in Ramstein angerufen, berichtet Bryant. Mit der Air Base war er demnach immer über ein Glasfaserkabel verbunden. Von dort würden die Steuerungssignale dann über eine Satellitenverbindung an die Drohnen übertragen. Die sei dann auch hin und wieder von schlechtem Wetter in Deutschland beeinflusst worden, was teilweise für erhebliche Verzögerungen der Übertragung gesorgt habe. Außerdem sei in Ramstein eine Einrichtung des Distributed Ground Systems (DGS) stationiert. Die analysieren demnach die Einsätze in Echtzeit und teilen den Drohnenpiloten per Chat über mIRC Zusammenfassungen mit. So seien sie direkt an den Einsätzen beteiligt.

Schließlich erklärt Bryant noch, wie das US-Militär Zielpersonen ortet, von denen lediglich die Handynummer bekannt ist. Solche Handynummern gibt etwa auch der BND weiter, wobei die Bundesregierung der Auffassung ist, dass damit keine gezielten Tötungen möglich sind. Hintergrund ist, dass im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet deutsche Dschihadisten leben, die grundgesetzlich extra geschützt sind. Bryant erklärt nun, dass man mit der Handynummer weiß, in welcher Funkzelle sich das Mobiltelefon der Zielperson befinde. Zur genaueren Ortung nutze man dann ein Gerät namens Gilgamesh.

Das Gerät werde an eine Drohne gehängt und funktioniere wie ein mobiler Handymast. Die Handys im Umkreis nehmen automatisch Kontakt auf; ist ein gesuchtes dabei, fliege die Drohne im Kreis. Durch die andauernden Kontaktaufnahmen des Mobiltelefons lasse sich dessen Besitzer orten – auf einen Meter genau. Weil Handys, die Gilgamesh anfunken, auch immer die eigene Telefonnummer, die SIM-Kartennummer und die Seriennummer des Handys mitsenden, könne auch registriert werden, wenn eine Zielperson ihr Handy wechsle. Die SIM-Kartennummer bleibe ja identisch.

Insgesamt mache das deutlich, dass die Vereinigten Staaten das Vertrauen der Bundesregierung missbrauche, meint Bryant: "Und wenn meine Regierung schon nicht die Wahrheit sagt, muss es ja irgendwer machen." Gerne würde er dazu auch vor dem NSA-Untersuchungsausschuss Rede und Antwort stehen, bislang sei er aber nicht gefragt worden. (mho)

QuoteFrogmasterL, 4. April 2014 11:08
Die USA mißbrauchen das Vertrauen der deutschen Regierung nicht
Denn die deutsche Regierung will gar nicht wissen, was die Amis in
ihren Stützpunkten treiben, sonst müsste sie ja eventuell Mißfallen
bekunden.
Da ist es besser, offiziell von nichts zu wissen.

...


Quotefellinispirit, 4. April 2014 15:49
Das ist kein Drohnenkrieg, das ist ordinärer Massenmord an unschuldigen Menschen
In einem Rechtstaat hat jeder solange als Unschuldig zu gelten bis
ein ordentliches Gericht die persönliche Schuld unzweifelhaft in
einem Urteil festgestellt hat.

...



Aus: "Ramstein ist offenbar ein zentraler Puzzlestein im US-Drohnenkrieg" (04.04.2014)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Ramstein-ist-offenbar-ein-zentraler-Puzzlestein-im-US-Drohnenkrieg-2162880.html

#2 http://www.sueddeutsche.de/politik/us-militaerflughafen-in-deutschland-ramstein-ist-zentrum-im-us-drohnenkrieg-1.1928810

QuoteTakoda 3.4.2014 | 16:42 Uhr

Es wird ja vielfach der umsichgreifende Antiamerikanismus kritisiert, bloß wie soll man, wenn man sich auch nur ein bisschen mit den Machenschaften der USA beschäftigt, diesem nicht verfallen?
Das geht doch nur mit Verdrängung oder einer menschenverachtenden Grundeinstellung.
Beides unterstelle ich unserer Regierung!

484 Leser empfehlen diesen Beitrag

QuoteParadice3.4.2014 | 19:37 Uhr

Können wir bitte aufhören, jede berechtigte Kritik mit dem Kampfbegriff "Anti-irgendwas-ismus" zu belegen und damit in die Nähe irrationaler Dogmen zu rücken, die der Wohlbegründetheit der Kritik in keinster Weise gerecht wird?

Wenn jemand die Außen- und Sicherheitspolitik der US-Regierung kritisiert, weil sie
- ferngesteuerte Drohnenmorde auf Verdacht anordnet
- Folter als Mittel der Wahrheitsfindung und Aufklärung wieder eingeführt hat
- sich herausnimmt, Menschen überall auf der Welt entführen zu lassen, um sie dann auf unbestimmte Zeit ohne formale Anklage und ohne Zugang zu Rechtsbeistand in abgeriegelten Enklaven zu inhaftieren
- unter fadenscheinigen Vorwänden und Lügen präemptiv souveräne Staaten (ganz gleich, wie wohlgelitten diese Staaten sein mögen) überfällt und dabei internationales Recht bricht
- einen umfassenden, weltweiten und schier unbeschränkten Spionage- und Überwachungsapparat gegen jeden einzelnen Bürger aufgebaut hat, der es sich zur Aufgabe macht, sämtliche Digitaltechnologien zu hintertreiben und zu destabilisieren

...dann kritisiert er eben dies: Eine politische Ideologie, die sich rücksichtslos über sämtliche Regeln der Rechtsstaatlichkeit, der Menschenrechte und des Internationalen Rechts hinwegsetzt und jahrhundertealte Errungenschaften einer außer Kontrolle geratenen Machtelite zum Fraß vorwirft. Diese Ideologie aber ist in jedem Land der Erde falsch, wo immer sie auch Fuß fassen mag. Kritik an dieser Ideologie als "antiamerikanisch" abzubügeln ist daher nicht nur unehrlich und kurzsichtig: Es ist auch gefährlich.



...

-.-

QuoteDie Bundesregierung hat nach einem Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags keine Möglichkeit, rechtlich gegen eine mögliche Steuerung der US-Drohnenangriffe von Deutschland aus vorzugehen. "Sieht man einmal von der (theoretischen) Möglichkeit ab, den Aufenthaltsvertrag einseitig zu kündigen, so bleiben der deutschen Regierung nur politische Reaktionen wie z.B. rechtlicher Protest oder bilaterale Konsultationen", heißt es in dem vom Grünen-Abgeordneten Omid Nouripour in Auftrag gegebenen Gutachten, das der dpa vorliegt.

Bereits vor einem Jahr hatte es erste Berichte darüber gegeben, dass das US-Kommando für die Afrika-Einsätze, "Africom", in Stuttgart und die US-Luftwaffenbasis im rheinland-pfälzischen Ramstein in die Steuerung von Drohnenangriffen involviert sein könnten. Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR berichteten am Donnerstag über weitere Indizien für eine zentrale Rolle des Stützpunkts in Ramstein bei Drohneneinsätzen weltweit.

In dem Gutachten vom 30. Januar 2014 heißt es, der Generalbundesanwalt prüfe zwar die Einleitung eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens. "Die Verfolgung von Straftaten der in Deutschland stationierten Angehörigen der US-Streitkräfte sind jedoch (...) völkerrechtlich sehr begrenzt." Die Strafgerichtsbarkeit über die in Deutschland stationierten US-Streitkräfte liege bei den USA. Auch Ermittlungen würden sich schwierig gestalten. "So sind der Zutritt deutscher Behörden zu ausländischen militärischen Liegenschaften beziehungsweise Durchsuchungen oder Beschlagnahmungen nur mit Zustimmung der ausländischen Kommandeure zulässig."

Nouripour forderte die Bundesregierung auf, politisch gegen eine mögliche Beteiligung der US-Stützpunkte in Deutschland an Drohnenangriffen vorzugehen. "Es ist nicht zu erwarten, dass die Amerikaner auf unsere Kritik hin sofort das Büßerhemd anziehen", sagte er. "Aber es ist beschämend, dass die Bundesregierung vor den völkerrechtswidrigen Handlungen von deutschem Boden aus einfach die Augen verschließt. Merkels Meisterschaft im konsequenten Wegschauen allerdings wird zu nichts führen."

Regierungssprecher Steffen Seibert deutete an, dass die Bundesregierung von den USA eine Stellungnahme zu den neuen Berichten verlangen werde. Die Berichterstattung werde "ernst genommen", sagte er am Freitag. Die Regierung sei mit den US-amerikanischen Stellen über alle Facetten der Zusammenarbeit in Kontakt. "In diesem Kontakt werden alle Themen angesprochen." Dazu zählten auch Medienberichte. Bisher hätten die USA versichert, dass von ihren Stützpunkten in Deutschland Drohnenangriffe "weder geflogen noch gesteuert werden", sagte Seibert.

Die USA nutzen Kampfdrohnen, um gezielt gegen Terroristen vorzugehen. Nach den Recherchen des Investigative Bureau of Journalism wurden allein in Pakistan seit 2004 bei fast 400 Angriffen mindestens 2300 Menschen getötet. Im Jemen und in Somalia sollen weitere 300 Menschen durch Drohnen-Einsätze ums Leben gekommen sein. Offizielle Angaben dazu gibt es nicht. (dpa) / (mho)

Quote4. April 2014 22:03
Differenziert betrachten
Beat_Junkie

So wie sich das im Originalartikel
(http://www.heise.de/newsticker/meldung/Ramstein-ist-offenbar-ein-zentraler-Puzzlestein-im-US-Drohnenkrieg-2162880.html)
liest ist es doch offenbar so:

"Bryant steuerte demnach fast fünf Jahre lang Drohnen der
US-Luftwaffe von Stützpunkten im Irak und den US-Bundesstaaten New
Mexico und Nevada aus.
[...]
Mit der Air Base war er demnach immer über ein Glasfaserkabel
verbunden. Von dort würden die Steuerungssignale dann über eine
Satellitenverbindung an die Drohnen übertragen."

Also sieht die Systemarchitektur wohl so aus:
(Steuerung (und ggf. Tötungshandlung) in den USA) ---- Glasfaser ----
Rammstein ---- Satelliten-Uplink ---- Drohne

Das bedeutet ja aber, dass die Angriffe eben NICHT von deutschem
Boden aus stattfinden. Hier befindet sich eine
Satelliten-Relaisstation.
Das nun zu verurteilen ist in etwa so, wie jemanden für
Urheberrechtsverletzungen verantwortlich zu machen, bei denen die
Daten dafür durch das Glasfaserkabel unter seinem Grundstück
durchgeleitet wurden. Soll der dann das Kabel ausbuddeln und sagen:
nee, nicht durch MEIN Grundstück. Deutschland ist hier halt Teil
einer größeren Infrastruktur. Mehr aber wohl auch nicht.

btw:
Ich finde diese Architektur auch total plausibel, weil die da
vermutlich einen geostationären Satelliten haben(?), der eben auf das
entsprechende Zielgebiet "zeigt". Der ist von unserem Längengrad
natürlich prima anzupeilen - ganz im Gegensatz zu den Längengraden
auf dem die USA liegen. Technisch ist das schon irgendwie spannend
(Also dass das funktioniert mit diesen langen Signalwegen).
Das zeigte aber auch, dass es für die USA sicher ein Leichtes wäre,
eine solche Station z.B. in Polen aufzubauen... Ich vermute aber mal,
dass die Infrastruktur (technisch, wie politisch) dort nicht so gut
ist wie hier ;-)

Disclaimer:
Ich befürworte gezielte Tötungen mittels Drohnenangriffen ganz und
gar nicht. Jeder Mensch hat das Recht auf ein faires
Gerichtsverfahren - ganz unabhängig von seiner (noch so
abscheulichen) Tat. Mir liegt aber etwas an einer differenzierten
Betrachtungsweise.



Aus: "Gutachten: Keine rechtliche Handhabe gegen US-Drohneneinsätze" (04.04.2014)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Gutachten-Keine-rechtliche-Handhabe-gegen-US-Drohneneinsaetze-2163292.html



Textaris(txt*bot)

#542
Quote[...] Die Auslandseinsätze der Bundeswehr haben offenbar weit schwerwiegendere Folgen für Soldaten und ihre Familien als bisher angenommen. Bekannt ist, dass die Zahl der Soldaten, die durch Einsätze in Afghanistan oder dem Kosovo psychische Probleme bekommen, seit Jahren steigt. Nun gibt es Hinweise, dass Einsatzsoldaten vermehrt straffällig werden. Und Belege dafür, dass Kinder oder Lebenspartner betroffener Soldaten oft ebenfalls psychisch erkranken.

Peter Zimmermann, Leiter des Psychotraumazentrums im Berliner Bundeswehrkrankenhaus, geht davon aus, dass bis zu 25 Prozent der deutschen Soldaten mit Einsatzerfahrung unter psychischen Störungen leiden, wie er dem Tagesspiegel unter Verweis auf vorläufige Studienergebnisse mitteilte. Viele von ihnen seien möglicherweise schon vor dem Einsatz belastet gewesen, nicht alle seien behandlungsbedürftig – doch auch schwere Depressionen, Angstzustände und Suchterkrankungen sind bei Einsatzsoldaten verbreitet, und immer mehr erkranken an einer sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS. Sie werden nach ihrer Rückkehr über Jahre hinweg von Ereignissen aus dem Einsatz verfolgt, die oft in normalen Alltagssituationen ins Bewusstsein zurückkehren.

2012 waren nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums allein wegen PTBS mehr als 1140 Soldatinnen und Soldaten in Behandlung. Tatsächlich liegt die Zahl deutlich höher, denn Zeitsoldaten, die sich nach ihrem Ausscheiden aus der Bundeswehr in zivilen Einrichtungen behandeln lassen, sind in der offiziellen Statistik nicht erfasst. Die Dunkelziffer ist dem Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der TU Dresden zufolge doppelt so hoch.

... Der Augsburger Anwalt Christian Steffgen, der als Vertragsanwalt des Deutschen Bundeswehrverbands Soldaten vertritt, hat festgestellt, dass auch Straftaten von Soldaten immer häufiger mit Einsatzerlebnissen in Verbindung stehen. "Das sind Soldaten mit vorbildlicher Karriere, die plötzlich persönlichkeitsfremde Taten begehen", sagte Steffgen.

...  Gemeint ist: Soldaten, die nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind, beleidigen oder bedrohen plötzlich andere Verkehrsteilnehmer oder werden gewalttätig. "Die Hemmschwelle für ein solches Verhalten scheint durch Ereignisse im Einsatz, die nicht verarbeitet wurden, herabgesetzt zu werden", sagt der Anwalt. Fühlen sich die Soldaten im Straßenverkehr oder beim Gerangel an der Supermarktkasse provoziert, kann sie das "triggern", wie es im Fachjargon heißt. Sie werden mental in den Einsatz zurückversetzt und reagieren unverhältnismäßig aggressiv – im Extremfall mit unkontrollierten Gewaltausbrüchen.

Wie viele Einsatzsoldaten straffällig werden, ist nicht bekannt. Weder Bundeswehr noch Bundeskriminalamt erfassen diese Daten. In den USA sind Veteranen schon Amok gelaufen. "Denkbar ist das auch bei uns", sagt der Psychotherapeut Thomas Kleinheinrich, der die von Einsatzsoldaten gegründete Deutsche Kriegsopferfürsorge berät. Er sieht auch Parallelen zur Zeit nach 1945, als ganze Familien unter den Traumata der Kriegsheimkehrer gelitten hätten. "Auch heute gibt es Fälle, wo Kinder und Partner Probleme bekommen", sagt er. Kinder würden verhaltensauffällig oder machten plötzlich wieder ins Bett, wenn der Vater "emotional ausfalle". Auch häusliche Gewalt sei heute wie damals ein Thema.

...

Quote
   Creedinger
   03.07.2013 um 11:48 Uhr

Wo ist das Problem?

Auch wenn von offizieller Stelle etwas anderes behauptet wird, so sieht man an der Behandlung von Soldaten überall auf der Welt das gleiche Schema:

- Mit Bildungsversprechen in die Armee locken
- Im Kriegseinsatz verheizen - körperlich oder "nur" seelisch
- Daheim alleine lassen

Soldaten sind eigentlich ganz arme Schweine, denn sie riskieren ihr Leben und ihre Gesundheit für Brotkrumen - wer denkt, dass ein Soldat in Afghanistan ist, um patriotisch Deutschland zu verteidigen hat wohl noch nie mit einem Heimkehrer geredet.

Ausserdem: Es kann ja nicht angehen, dass die Bundeswehr zugibt, dass in Afghanistan schlimme Dinge passieren und es den Soldaten dort schlecht ergeht. Dann würde ja keiner hingehen. Dann doch lieber abstreiten, dass Soldaten nachher Probleme haben. Da zeigt man lieber den einen, der keinen Schaden hat auf Armeemessen und lässt ihn kleinen Kindern erzählen, wie toll sein Abenteuer in Afghanistan war.

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-07/soldaten-einsatz-psychische-probleme-kriminalitaet/seite-2?commentstart=1#cid-2878914



Aus: "Krieg im Kopf" Ulrike Scheffer (02.07.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-07/soldaten-einsatz-psychische-probleme-kriminalitaet

http://www.tagesspiegel.de/politik/krieg-im-kopf/8438118.html


Textaris(txt*bot)

Bradley Edward Manning (* 17. Dezember 1987 in Crescent, Oklahoma)
http://de.wikipedia.org/wiki/Bradley_Manning

-.-

Quote[...] Das Epizentrum des Kampfes der US-Regierung gegen die Whistleblower liegt eine gute Autostunde nördlich der Hauptstadt, hinter Zäunen mit Warnschildern, in einem kleinen Gerichtssaal auf der großen Militärbasis Fort Meade. Darin sitzt der Obergefreite und WikiLeaks-Informant Bradley Manning, angeklagt in 21 Punkten, insbesondere wegen "Unterstützung des Feindes". ...

Aus: "Prozess gegen Bradley Manning: "Kein Whistleblower, sondern ein Verräter""
Aus Fort Meade berichtet Sebastian Fischer (26.07.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/schlussplaedoyers-um-wikileaks-informant-bradley-manning-a-913219.html

-.-

Quote[...] Manning sei ,,ein junger Mann, naiv, aber mit guten Absichten", sagte Verteidiger David Coombs in seinem Schlussplädoyer vor dem Militärgericht in Fort Meade bei Washington.

Dagegen hatte die Staatsanwaltschaft Manning zuvor als Verräter bezeichnet, der den USA habe schaden wollen. Ein Urteil wird in Kürze erwartet, möglicherweise bereits am Wochenende. Über das Strafmaß wird erst später entschieden. Manning droht eine lange Haftstrafe.

Die Verteidigung zeigte im Schlussplädoyer ein Video, das Manning 2010 an Wikileaks weitergegeben haben soll: Zu sehen ist ein brutaler Armee-Einsatz im Irak, bei dem Soldaten von einem US-Kampfhubschrauber aus Zivilisten und Journalisten töteten. Coombs stellte die rhetorische Frage: ,,Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie als 22-Jähriger ein solches Video sehen?"

Manning hatte bereits gestanden, als Soldat im Irak 2010 Hunderttausende geheime Dokumente aus Armeedatenbanken an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergereicht zu haben.

Das Verfahren ist der erste große Prozess gegen einen Whistleblower in den USA. Der schwerste Anklagepunkt lautet ,,Unterstützung des Feindes", wofür die Todesstrafe droht. Die Staatsanwaltschaft hatte aber bereits vor dem Prozess signalisiert, dass sie diese nicht fordern will.

Die Staatsanwaltschaft hatte am Donnerstag rund fünf Stunden lang gesprochen - und erneut schwerste Vorwürfe an Manning gerichtet. ,,Er war kein Whistleblower, er war ein Verräter (...)." Manning habe um den Wert der weitergereichten Dokumente für den Feind gewusst, sagte Staatsanwalt Ashden Fein. ,,Er war keine bedrängte junge Seele, er war ein entschlossener Soldat mit dem Wissen, der Fähigkeit und dem Willen, den USA und deren Kriegsanstrengungen zu schaden."

Das Verfahren könnte als Präzedenzfall für weitere Whistleblower dienen - etwa für Wikileaks-Chef Julian Assange und den Geheimdienst-Enthüller Edward Snowden. Assange hält sich seit längerem in der Londoner Botschaft Ecuadors auf, Snowden im Transitbereich eines Moskauer Flughafens. Die USA wollen beide unbedingt vor Gericht stellen.


Aus: "Verteidiger: Bradley Manning ist "naiv"" (27.07.13)
Quelle: http://futurezone.at/netzpolitik/17331-verteidiger-bradley-manning-ist-naiv.php


Textaris(txt*bot)

#544
Quote[...] Washington/Bagdad/Teheran - Die USA haben dem Irak Medienberichten zufolge im Krieg gegen den Iran in den 1980er-Jahren geholfen, obwohl sie von Planungen für daraufhin folgende Giftgasangriffe wussten. Das Magazin "Foreign Policy" berichtete am Montag auf seiner Internetseite unter Berufung auf CIA-Dokumente und Zeugenaussagen damaliger Verantwortlicher, Washington habe seit 1983 gewusst, dass Ex-Machthaber Saddam Hussein Sarin oder andere Nervengase gegen die iranischen Truppen einsetzte.

Ende 1987 hätten die US-Geheimdienste anhand von Satellitenbildern eine iranische Truppenkonzentration bei Basra im Süden des Iraks entdeckt. In der Region waren die irakischen Truppen schwach. Der Bericht wurde laut "Foreign Policy" dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan vorgelegt, der daraufhin in einer Note festgehalten habe: "Ein Sieg des Irans ist nicht hinnehmbar."

Die USA lieferten Saddam Hussein ihre Informationen, auch über Luftabwehrstellungen des Iran. Der Irak erstickte daraufhin im April 1988 mit einer groß angelegte Offensive auf der Halbinsel Fao den iranischen Angriff - gestützt auf Bombardements mit Chemiewaffen. Vier Mal wurde laut CIA Giftgas eingesetzt. Dabei kamen jeweils "Hunderte bis tausende Iraner" ums Leben, wie "Foreign Policy" berichtete.

"Die Iraker haben uns nie gesagt, dass sie Nervengas einsetzen würden. Es war nicht nötig, wir wussten es schon", sagte der damalige US-Militärattache in Bagdad, Rick Francona. Zur damaligen Zeit, im März 1988, setzte Saddam Hussein auch Nervengas gegen das kurdische Dorf Halabja ein, wobei 5.000 Menschen getötet wurden. (APA, 26.8.2013)

QuoteDer_Sepp, 27.08.2013
Suprise, surprise...



QuoteErithacus rubecula, 27.08.2013
"Die USA haben dem Irak Medienberichten zufolge im Krieg gegen den Iran in den 1980er-Jahren geholfen, obwohl sie von Planungen für daraufhin folgende Giftgasangriffe wussten."

Das ist nun wirklich nichts Neues. Wer sich für die Thematik interessiert, der hätte darüber schon seit gut 20 Jahren informiert sein können. Voraussetzung dafür wäre allerdings eine kritische Haltung gegenüber den Mainstreammedien und den offiziellen amerikanischen Verlautbarungen gewesen.

QuoteFranz Altenberger, 27.08.2013
War da nicht schon sowas?
Hatten die USA (und die damalige BRD) damals nicht die Chemiewaffen / Nervengas an Sadam Hussein geliefert gegen den Iran???
Vor diesen Fakten ist Obamas Empörung ein neuerliches Absinken in die Scheinheiligkeit.

QuoteBailiff, 27.08.2013
Nicht nur die USA haben kräftig mitgemischt, sondern auch Spanien, Frankreich, GB, BRD
Man hat den Iran mit einem Waffenembargo belegt, aber Saddam hochgerüstet und politisch gedeckt. Saddam war der Auftragskiller, die Auftraggeber der Westen+Araberstaaten, und das Opfer der Iran. Saddams Strategie war es in den Iran vorzudringen, und dann in einer sudwärts Bewegung zum persischen Golf, den Westen des Iran mit den Öl-und Gasfeldern unter seine Kontrolle zu bringen. Iranisches Öl wäre in die Hände eines US Freundes gefallen, und alles wäre wieder gut gewesen. Wurscht ob es den Iranern gefällt oder nicht. Öl ist wichtiger als Völkerrecht oder Menschenleben.
Der Plan ging natürlich nach hinten los: Saddam konnte Gebiete nicht halten, und kam in die Defensive+der Krieg erlaubte es Khomeini die islamische Revolution zu verfestigen


QuoteAbleDanger, 27.08.2013
Parallelen zu aktuellen Ereignissen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt



Aus: "Washington unterstützte Saddam bei Giftgasangriffen" (26. August 2013)
Quelle: http://derstandard.at/1376534699964/Washington-unterstuetzte-Saddam-bei-Giftgasangriffen

-.-

Quote[....] Washington - Die USA sind überzeugt, dass in Syrien Giftgas eingesetzt wurde. Das sagte Außenminister John Kerry in Washington. Diese Erkenntnis sei "unbestreitbar", so Kerry.

"Was wir vergangene Woche in Syrien gesehen haben, muss das Gewissen der Welt erschüttern. Es verstößt gegen jeden moralischen Kodex", sagte Kerry. Er verwies darauf, dass die Regierungstruppen über ein Chemiewaffenarsenal verfügten. Er kündigte eine Reaktion von Präsident Barack Obama an: Die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen.

Das Regime von Baschar al-Assad habe systematisch versucht, den Einsatz der Chemikalien zu vertuschen, so Kerry. Es seien Beweise zerstört und weitere Angriffe auf die betroffenen Gebiete geflogen worden. Außerdem habe man die Uno-Inspektoren fünf Tage lang daran gehindert, die Orte zu besuchen. "Dies ist nicht das Verhalten einer Regierung, die nichts zu verbergen hat", sagte Kerry.

Der Außenminister sagte zwar nicht wörtlich, dass das Regime hinter dem Chemiewaffeneinsatz stecke. Aber er ließ keinen Zweifel daran, dass die USA davon überzeugt seien. Er kündigte an, dass die Obama-Regierung "zusätzliche Informationen über den Angriff" hätte, die sie in den kommenden Tagen veröffentlichen würde. Ein Sprecher Obamas betonte, das Weiße Haus hätte keinen festen Zeitplan für eine Entscheidung über ihr Vorgehen gegen Syrien.

Das Regime in Damaskus bestreitet den Einsatz chemischer Kampfstoffe und beschuldigt stattdessen die Rebellen, Giftgas eingesetzt zu haben. Laut der Organisation Ärzte ohne Grenzen sind in von ihr betreuten Krankenhäusern 3600 Menschen mit Symptomen von Nervengift behandelt worden. Von ihnen seien 355 gestorben. Die Opposition in Syrien spricht von bis zu 1300 Toten.

International haben die Berichte Entsetzen ausgelöst und einen westlichen Militärschlag wahrscheinlicher gemacht. Die USA bereiten sich auf ein Eingreifen vor, haben aber offiziell noch keine Entscheidung gefällt. Obama hatte in der Vergangenheit den Einsatz von Giftgas als "rote Linie" bezeichnet.

In Syrien wurden die Chemiewaffenexperten der Uno, die die Giftgas-Vorwürfe untersuchen sollen, am ersten Tag ihres Einsatzes von Heckenschützen angegriffen. Der Konvoi geriet unter Beschuss, als die Fahrzeuge von der Zone, die die Regierung kontrolliert, in das Gebiet der Rebellen fahren wollte. Sie sei mehrfach absichtlich beschossen worden, teilte ein Uno-Sprecher. Ein Auto war daraufhin nicht mehr einsetzbar.

Später erreichten die Kontrolleure doch noch den betroffenen Ort Muadamija. Dabei hätten sie Überlebende und Ärzte befragt und auch einige Proben genommen, teilte Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon mit. Es brauche nun etwas Zeit für eine erste Auswertung, sagte er.

fab/dpa/Reuters

QuoteDie Art der Beweise
ollux gestern, 21:28 Uhr
kenne ich beispielsweise auch von Bush und den Chemiewaffen im Irak. Sind nun die Erkenntnisse besser, wahrer? ...
http://forum.spiegel.de/f22/aussenminister-john-kerry-usa-sind-von-giftgaseinsatz-syrien-ueberzeugt-99049.html#post13575826

Quotefast wortgleich
hhasenbein123 gestern, 21:31 Uhr
Erinnert mich irgenwie an den US-Außenminister a.D. Powell, der "Beweise" für Massenvernichtungswaffen im Irak hatte. Was ist mit dem Spiegel los? Kopiert ihr einfach nur US-Pressemeldungen? Wo sind die kritischen Journalisten?
http://forum.spiegel.de/f22/aussenminister-john-kerry-usa-sind-von-giftgaseinsatz-syrien-ueberzeugt-99049-2.html#post13575846

...


Aus: "Außenminister John Kerry: USA sind von Giftgas-Einsatz in Syrien überzeugt" (26.08.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-kerry-ist-ueberzeugt-von-giftgas-einsatz-a-918748.html


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Quote[...] Vor dem Bürgerkrieg in Syrien sind mittlerweile zwei Millionen Menschen ins Ausland geflohen. An jedem Tag würden nahezu 5.000 Syrer ihr Land verlassen und vor allem in den Nachbarstaaten auf Sicherheit und humanitäre Hilfe hoffen, teilten die Vereinten Nationen mit. Weitere 4,25 Millionen Menschen seien in Syrien auf der Flucht.

"Syrien ist zur großen Tragödie dieses Jahrhunderts geworden – eine beschämende humanitäre Katastrophe mit Leid und Vertreibung in einem in der jüngeren Geschichte beispiellosen Ausmaß", erklärte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres. In Syriens Nachbarstaaten seien 97 Prozent der bislang zwei Millionen Flüchtlinge untergekommen.

...


Aus: "Zwei Millionen Syrer sind ins Ausland geflohen" (3. September 2013)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-09/syrien-fluechtlinge-un-eu-italien


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Quote[...] Seine Erfindung machte ihn zum Urvater des industriellen Krieges: 1884 entwickelte der Amerikaner Hiram Maxim das erste selbstladende Maschinengewehr der Geschichte.  ...

Der Oberbefehlshaber der britischen Armee machte sich schleunigst auf den Weg zu Maxims Werkstatt, um das Maschinengewehr in Augenschein zu nehmen. Auf einem zweirädrigen Gestell ruhte die Waffe - ein im Vergleich zu einem normalen Gewehr klobiges, langes Stück Metall, das als Rückstoßlader eine nie dagewesene Schussfrequenz erreichte. Eine Wasserkühlung schützte das Gewehr vor Überhitzung, die Patronen glitten aus einem Kasten unter dem Lauf per Gurt in die Abschusskammer - nun musste der Schütze nur noch den Abzugshebel drücken. Nie zuvor war Töten so einfach gewesen.

Auch der deutsche Kaiser Wilhelm I. zeigte Interesse an der neuen Waffe. 1887 ließ er sich das "Maxim" sowie die Konkurrenzprodukte der Hersteller Gatling und Nordenfelt vorführen und war begeistert: "Das ist die Waffe", so Wilhelm über das Maxim-Maschinengewehr, "es gibt keine andere." Die Vorteile des "Maxim" lagen auf der Hand: Das Gatling-Repetiergewehr zum Beispiel musste mühsam per Muskelkraft geladen werden und streikte häufig. Solche Probleme waren beim zuverlässigen "Maxim" nicht zu befürchten.

Bald standen die europäischen Armeen bei Maxim Schlange, um seine Maschinengewehre zu ordern. Der österreichische Erzherzog zeigte sich bei einer Vorführung in Wien schockiert vom "Maxim". Er nannte es "das furchtbarste Instrument, das ich jemals gesehen habe oder mir vorstellen konnte" - und orderte sogleich große Stückzahlen für die österreichisch-ungarische Armee.

Hiram Maxim war höchst zufrieden: Endlich erhielt er die Bewunderung, die er immer erhofft hatte. Ruhm und Geld waren seine Motoren, das Schicksal der Soldaten oder patriotische Gefühle rührten ihn nie wirklich. Ständig tüftelte der Erfinder an der Verbesserung des "Maxims" herum. So reduzierte er das Gewicht des Maschinengewehrs auf weniger als 70 Kilogramm. Leichtere Waffen waren ein großer Wunsch der Militärs, die das Maschinengewehr in die unwirtlichen Kolonien mitnehmen wollten. Er ersann einen neuen Munitionsgurt, der sich in sechs Sekunden einbauen ließ. Und auch neben dem "Maxim"-Maschinengewehr erfand Hiram Maxim fleißig weiter, zum Beispiel ein rauchloses Schießpulver. Über 200 Patente sollte er im Laufe seines Lebens halten.

Werbung für sein Produkt musste Hiram Maxim nie machen. Jeder Krieg, in dem sein Gewehr eingesetzt wurde, war das beste Marketing für ihn. So auch im Jahr 1898: Zu dieser Zeit marschierte eine britisch-ägyptische Armee den Nil herauf, um die Reste des sudanesischen Mahdi-Reichs zu vernichten, das den Briten rund ein Jahrzehnt zuvor eine peinliche Schmach zugefügt hatte. Die britischen Soldaten hüteten die Geheimwaffe wie ihren Augapfel: Sie verpackten ihre "Maxim"-Maschinengewehre gegen den allgegenwärtigen Sand in Seide.

Am 2. September 1898 kam es bei der sudanesischen Stadt Omdurman zur Entscheidungsschlacht. Über 60.000 Mahdisten, die in ihren wehenden Gewändern einen prachtvollen Anblick boten, aber nur miserabel ausgerüstet waren, stürmten auf die britische Armee los. Bis die ihre "Maxims" sprechen ließ. Die Maschinengewehre machten die Schlacht zum Gemetzel, wie ein berühmter britischer Teilnehmer der Kämpfe - Winston Churchill - berichtete. "Im entscheidenden Augenblick erschien das Kanonenboot und begann plötzlich, aus Maximkanonen, Schnellfeuergewehren und Büchsen zu schießen. Die Entfernung war kurz, die Wirkung verheerend. Die angreifenden Derwische sanken nieder wie gemäht", schrieb Churchill. Die britischen Verluste betrugen keine 50 Mann, die Mahdisten büßten fast 10.000 Kämpfer ein.

Hiram Maxim hörte die Nachrichten über die Schlacht im fernen Sudan mit Begeisterung, waren sie für ihn doch ein Beleg seines Genies. Sogar mancher Schriftsteller pries nun seine Erfindung. "Was auch immer passieren mag, wir haben das Maxim-Maschinengewehr, und die anderen nicht", schrieb ein Bewunderer über den Unterschied zwischen Briten und den "unzivilisierten" Völkern.

In Großbritannien war Maxim ein hochgeachteter Mann, 1900 hielt bei einem Fest sogar der britische Premierminister Lord Salisbury eine Ansprache auf ihn. "Wissen Sie, Gentlemen, dass ich Mr. Maxim als einen der größten Wohltäter betrachte, den die Welt je gekannt hat?", so Lord Salisbury. "Und wie?", entfuhr dem selbst völlig verdutzten Maxim. "Nun", setzte der Premierminister an, "ich muss sagen, dass Sie mehr Männer davor bewahrt haben, im hohen Alter zu sterben, als jeder andere Mensch, der jemals gelebt hat".

Salisburys Worte hatten prophetischen Charakter: 14 Jahre später, im August 1914, richteten die Europäer ihre selbstladenden Maschinengewehre, die auf Maxims Erfindung beruhten, aufeinander. Was seine in tausendfacher Ausführung eingesetzte Waffe auf den Schlachtfeldern Europas anrichtete, sollte Hiram Maxim noch selbst erleben. Er starb 1916 in London.


Aus: "Maschinengewehr-Erfinder: Hiram Maxim Der Vater des Gemetzels" Marc von Lüpke (23.9.2013 )
Quelle: http://einestages.spiegel.de/s/tb/29468/maschinengewehr-erfinder-hiram-maxim.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Mit 19 Jahren hat sich Edwards freiwillig zur Armee gemeldet, weil er nicht so richtig wusste, was er mit seinem Leben anfangen sollte und weil sein Großvater schon gedient hatte. "Ich war so naiv, ich wusste überhaupt nicht, auf was ich mich einlasse", sagt er. "Ich habe einfach nur die Papiere unterschrieben, ich habe gar nicht wirklich darüber nachgedacht."

... Über das Leben von Tom Edwards und das seiner Kameraden im Krieg hat die Schweizer Fotografin und Autorin Elisabeth Real ein Buch geschrieben. Einer der Soldaten ist Reals Schwager Timmy McClellan. Mit ihm hat alles begonnen, wegen ihm hat sie sich für dieses Buchprojekt entschieden. "Ich wollte anfangs ganz simple Dinge wissen, zum Beispiel warum er sich freiwillig gemeldet hat und welches Leben er bei der Armee führt", sagt sie ...

In der Zeit zwischen 2006 und 2012 reiste sie mehrmals in die USA und besuchte die Soldaten. In "Army of One" erzählt sie die Geschichte der traurigen Helden, die mit Depressionen zurückkehrten, ihre Ängste und Alpträume mit Tabletten, Alkohol und Haschisch bekämpfen und nun einen Weg in die Normalität suchen. Sie zeigt das Leben der Männer zwischen ihren Heimaturlauben und nach dem Krieg.

...

Quote
bennysalomon heute, 11:14 Uhr
Mein Mitgefühl den Soldaten.

http://forum.spiegel.de/f22/portraets-von-us-veteranen-armee-der-kaputten-103461.html#post14007588

QuoteMir kommen die Tränen.
ratschbumm heute, 11:12 Uhr
[Zitat von sysop]Sie haben Menschen umgebracht und Freunde sterben sehen. Sie wurden schwer verwundet und kämpfen nun gegen Depressionen und Angstzustände. Die Fotografin Elisabeth Real zeigt in ihrem Band "Army Of One" hautnah, wie der Krieg sechs US-Soldaten verändert hat. Army of One: Elisabeth Real zeigt US-Irak-Veteranen - SPIEGEL ONLINE (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/army-of-one-elisabeth-real-zeigt-us-irak-veteranen-a-927857.html)

Wo bleibt eine Reminiszenz über hundertausende Ermordeter, Verstümmelter, traumatisierter Opfer der US-Militärmaschinerie?


Quotedas Kanonenfutter des Systems
preteatro heute, 11:31 Uhr
junge Frauen und Männer, welche in der Armee oft die einzige Möglichkeit erkennen, zu Bildung oder Arbeit zu kommen. Das dieses Bestreben im Fall der agressiven Hegemonialpolitik der USA sehr schnell auf dem Schlachtfeld fern der Heimat enden kann, mussten und müssen viele US Amerikaner erleben. Sie verteidigen NICHTS ausser der Freiheit welche sich die USA nimmt, fern jeglichen int. Rechts mit Raketen, Drohnen und Bombern die Gewinne ihrer Konzerne zu sichern und zu steigern. Das dieses menschliche Kanonenfutter im US System bei nicht funktionieren zwangsläufig wertlos wird, vielfach dokumentiert und beschrieben, liegt in der Natur dieses Systems. Völlig unbeachtet bleiben dabei die Opfer/Täter des riesigen US Söldnerheeres. Weder ihre Verbrechen noch ihre Verluste scheinen in der Regel in irgendwelchen Statistiken auf. Opfer eines Systems, welches seine Verbrechen bis vor kurzem noch lautstark mit der angeblichen Verteidigung von Demokratie und Freiheit zu begründen versuchte. ...

http://forum.spiegel.de/f22/portraets-von-us-veteranen-armee-der-kaputten-103461.html#post14007779

QuoteKrieg
berghamburg heute, 11:44 Uhr
Die Soldatenjungs und -Mädels tun mir schon irgendwo leid, kein Zweifel. Aber sie haben sich alle freiwillig gemeldet. Als ich Kind war (Jahrgang 1959) haben ALLE Erwachsenen den 2. Weltkrieg erlebt und waren froh, mit dem Leben davongekommen zu sein. Männer an den Gewehren, Frauen zuhause im Bombenhagel, so wie meine Eltern. Alle haben Freunde, Verwandte und Bekannte sterben gesehen. Die älteren (die damalige Generation 60+) hatten sogar zwei Kriege durchgemacht, so wie meine Großeltern. Viele waren behindert und es war damals so gut wie gar nichts behindertengerecht. Und viele hatten auch einen Knacks weg, aber Ärzte, die eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostizierten? Psychiater? Lächerlich! Nach dem Krieg gab es nicht mal Penicillin oder Morphium gegen die Schmerzen. Zu essen gab es nur auf Lebensmittelkarten - wenn überhaupt - oder vom Schwarzmarkt, das wenige Geld, welches sie noch hatten, war so gut wie wertlos. Und das waren damals nicht die einzigen Sorgen ... Ich bin schon dankbar, dass meiner Generation und den nachfolgenden dieses alles erspart geblieben ist, jedenfalls bis jetzt. Aber abgesehen davon: Der Irakkrieg ist - wie viele Kriege der Neuzeit - sehr willkommen. Das Volk der USA (und anderer Staaten) hat ihn bezahlt, die US-Industrie (Kriegsmaschinerie, Erdöl etc) hat die Gewinne daraus gezogen. Schon merkwürdig ...

http://forum.spiegel.de/f22/portraets-von-us-veteranen-armee-der-kaputten-103461.html#post14007904

QuoteDie armen geistlosen Mörder
winninni heute, 15:24 Uhr
... Mein Vater musste in den Krieg, der hatte keine Wahl, er glaubte auch das er seinem Land dienen würde - Propaganda gestern wie Heute. Wenn ich die Realität mit der erzählten Geschichte abgleiche, dann glaube ich gar nichts mehr.
http://forum.spiegel.de/f22/portraets-von-us-veteranen-armee-der-kaputten-103461-4.html#post14010792


Aus: "Porträts von US-Veteranen: Armee der Kaputten" Kristin Haug (17.10.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/army-of-one-elisabeth-real-zeigt-us-irak-veteranen-a-927857.html


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#548
Quote[...] Deutschland hat nach einem Bericht von Amnesty International die völkerrechtlich umstrittenen US-Drohnenangriffe in Pakistan mit Geheimdienstinformationen unterstützt. Das teilte die Menschenrechtsorganisation unter Berufung auf pensionierte pakistanische Geheimdienstoffiziere mit. Nach deren Aussagen aus diesem und dem vergangenen Jahr sollen "die Geheimdienste in Deutschland und anderen europäischen Staaten mit den USA und deren Drohnenprogramm in Pakistan zusammengearbeitet" haben. Deutschland habe dem US-Geheimdienst CIA sogar Daten wie Handy-Nummern von späteren Drohnen-Opfern geliefert.

In dem am Dienstag veröffentlichten Bericht von Amnesty International (AI) zu US-Drohnenangriffen in Pakistan heißt es weiter: "Die USA haben beim Einsatz bewaffneter Drohnen in Pakistan immer wieder Völkerrecht gebrochen. Bei einigen Angriffen kann es sich sogar um Kriegsverbrechen handeln." Die deutsche AI-Sektion kritisierte "eine Lizenz zum Töten, die menschenrechtliche Standards und das Völkerrecht vollkommen ignoriert".

Der Pakistan-Experte von Amnesty International, Mustafa Qadri, sagte auf Anfrage: "Wir veröffentlichen diesen Bericht, um Regierungen einschließlich der deutschen dazu zu drängen, ihre Rolle in dem US-Drohnenprogramm offenzulegen."

Die Bundesregierung verlasse sich auf die Selbstauskunft der USA, wonach das Völkerrecht eingehalten werde, teilte AI weiter mit. "Die Bundesregierung muss endlich öffentlich einfordern, dass auch die USA sich an das geltende Recht halten. Deutsche Behörden dürfen die rechtswidrigen Drohnenangriffe der USA nicht auch noch unterstützen."

Amnesty-Mitarbeiter überprüften nach Angaben der Organisation alle 45 Drohnenangriffe, die zwischen Januar 2012 und August 2013 aus dem schwer zugänglichen Stammesgebiet Nord-Waziristan bekannt wurden. Im Oktober 2012 sei etwa eine 68-jährige Großmutter bei der Feldarbeit vor den Augen ihrer Enkel getötet worden, heißt es in dem Bericht. Die Kinder seien bei einem zweiten Luftschlag schwer verletzt worden. Im Juli 2012 hätten US-Drohnen 18 Dorfbewohner getötet, die anschließend als militante Kämpfer bezeichnet worden seien.

Die Drohneneinsätze werden auch Thema beim Treffen des neuen pakistanischen Premierministers Nawaz Sharif mit US-Präsident Barack Obama an diesem Mittwoch in Washington sein. Die pakistanische Regierung fordert seit langem einen Stopp der Angriffe im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan, was die USA ignorieren. Die CIA setzt die unbemannten Flugzeuge ein, um gezielt mutmaßliche Aufständische zu töten, denen zuvor kein rechtsstaatlicher Prozess gemacht wurde. Dabei kommen immer wieder Unschuldige ums Leben.

Das "Büro für Investigativen Journalismus" in London schätzt, dass bei 376 CIA-Drohnenangriffen seit 2004 zwischen 2525 und 3613 Menschen getötet wurden. Darunter sind demnach zwischen 407 und 926 Zivilisten, wovon zwischen 168 und 200 Kinder waren. (dpa) / (jk)


Aus: "Amnesty-Bericht: Deutschland hat US-Drohnenangriffe unterstützt" (22.10.2013)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Amnesty-Bericht-Deutschland-hat-US-Drohnenangriffe-unterstuetzt-1983132.html


"Deutschland soll US-Drohnenangriffe in Pakistan unterstützt haben" (22. Oktober 2013)
http://www.zeit.de/politik/2013-10/drohnenangriffe-pakistan-amnesty-deutschland


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#549
Quote[...] Seit Beginn des Krieges im März 2011 sind in Syrien etwa 115.000 Menschen gestorben. ...


Aus: "Augenblick: Kampf um Aleppo" (21.10.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-in-der-umkaempften-stadt-aleppo-explodiert-ein-geschaeft-a-929097.html

Bürgerkrieg in Syrien
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien

Chronik des Bürgerkriegs in Syrien 2011
https://de.wikipedia.org/wiki/Chronik_des_B%C3%BCrgerkriegs_in_Syrien_2011

Kategorie:Bürgerkrieg in Syrien
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien

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Quote[...] Washington/Genf - Die USA liefern leichte Waffen an moderate syrische Rebellen im Süden des Landes. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und bezieht sich auf Informationen aus amerikanischen und europäischen Sicherheitskreisen. Die Finanzierung der Rüstungslieferungen seien vom US-Kongress in geheimen Abstimmungen gebilligt worden, hieß es.

Zu den Waffen, die über Jordanien an nicht-islamistische Rebellen geschickt werden, gehören den Angaben zufolge leichte Infanteriewaffen, aber auch Panzerabwehrraketen. Tragbare Luftabwehrraketen, die von der Schulter abgefeuert werden können, sollen nicht darunter sein.

Im vergangenen Jahr hatte der US-Kongress Rüstungslieferungen an syrische Rebellen noch blockiert. Die Abgeordneten befürchteten, die Waffenkönnten in die Hände islamischer Extremisten geraten. Mittlerweile habe sich bei Sicherheitsexperten die Überzeugung durchgesetzt, dass dies nicht geschehen werde, verlautete aus Kreisen, die mit den Vorgängen vertraut sind, so Reuters.

Der Bürgerkrieg in Syrien steckt seit Monaten in einer Patt-Situation. Weder die Truppen von Präsident Baschar al-Assad noch die Rebellen sind in der Lage, ihre Gegner entscheidend zu schlagen. Diese Lage könnte nach Einschätzung von Experten noch längere Zeit anhalten.

Auch bei den Syrien-Friedensgesprächen in Genf bewegen sich die Konfliktparteien kaum aufeinander zu. Der Streit um die Bildung einer Übergangsregierung hatte die Gespräche ins Stocken gebracht. Uno-Vermittler Lakhdar Brahimi sagte vor Journalisten: "Wir werden weitermachen und sehen, ob und wann Fortschritte gemacht werden können." Er betonte zugleich: "Wir haben nie Wunder erwartet."

Die Delegationen von Regierung und Opposition waren am Montag lediglich für eine Stunde zu direkten Gesprächen zusammen getroffen. Die Verhandlungen seien nicht vom Fleck gekommen, sagte ein Mitglied der Oppositionsdelegation. Streitpunkt war unter anderem ein möglicher Rücktritt von Machthaber Assad. Die Regierungsvertreter wiesen diese Kernforderung der Opposition erneut kategorisch zurück.

Nach Angaben der Opposition brach Brahimi die direkte Gesprächsrunde ab, als die Atmosphäre zu hitzig wurde. Zu Differenzen kam es dabei auch in humanitären Fragen. Der Uno-Vermittler hatte am Sonntag noch verkündet, die Konfliktparteien hätten sich darauf verständigt,dass Frauen und Kinder die belagerten Teile der syrischen Stadt Homs verlassen dürfen. Nun musste Brahimi aber einräumen, dass es in diesem Punkt keine großen Fortschritte gegeben hat. Die Diskussionen gingen etwa noch darum, wie genau die Menschen heraus geleitet werden könnten. Die Regierung sei bereit dazu, doch es gebe noch "allerhand Probleme" wie etwa Heckenschützen. Auch die Erlaubnis, Hilfsgüter in die Stadt zu bringen, sei noch nicht getroffen. Er sei aber froh darüber, "dass der Wille da ist, die Diskussionen fortzusetzen".

Oppositionsvertreter hatten zuvor dementiert, zugestimmt zu haben, dass Frauen und Kinder die belagerten Teile Homs' verlassen sollten. Stattdessen drängten sie auf eine "schrittweise Aufhebung der Belagerung" durch die Regimetruppen sowie einen Zugang für Hilfskonvois.

Die Genfer Friedenskonferenz hatte vergangenen Freitag begonnen. Ihr Ziel ist es, den mehr als zwei Jahre andauernden Bürgerkrieg zu beenden. Neben einer Übergangsregierung soll auch eine Waffenruhe und ein Gefangenenaustausch vereinbart werden.

heb/Reuters/dpa


Aus: "Syrischer Bürgerkrieg: USA liefern Waffen an Rebellen" (28.01.2014)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-usa-liefern-waffen-an-rebellen-a-945886.html


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Quote[...] Eine US-Spezialeinheit hat einem Bericht zufolge "Find, Fix & Finish"-Missionen auf "Metadaten" gestützt und deshalb auch Unschuldige getötet. Da stellt sich nicht nur die Frage, ob auch deutsche Dienste solche "Metadaten" geliefert haben.

Laut einem US-Medienbericht hat der US-Geheimdienst NSA Aufklärungstechnik in Drohnen dazu benutzt, mutmaßliche Terroristen anhand ihrer Mobiltelefone zu identifizieren und anschließend zu töten. Das berichtete das neue Online-Magazin The Intercept unter Berufung auf einen US-Drohnenpilot sowie Informationen des Whistleblowers Edward Snowden. Der linke Bundestagsabgeordnete Andre Hunko stellt nun die Frage, ob deutsche Dienste dabei möglicherweise assistiert haben. Auch ist noch nicht genau geklärt, welche Technik zum Einsatz kommt.

Das von Greenwald und Scahill präsentierte Material zu der Signalaufklärung der Drohnen ist nicht sehr aussagefähig, die Beschreibung der Möglichkeiten ist allgemein gehalten. Doch soll sich die drohnengestützte Signalaufklärung (SIGINT, Signal Intelligence) der NSA auf die Lokalisierung von Handys verlassen haben. Eine Spezialeinheit des Joint Special Operations Command (JSOC), die mutmaßliche Terroristen finden und ausschalten soll, hat laut Bericht gestützt nur auf "Metadaten" getötet, ohne dass zuvor ein einziges Gespräch abgehört wurde. Da SIM-Karten und Telefone getauscht werden können, seien auch Unschuldige unter den Opfern der Drohnenangriffe. Eine NSA-Sprecherin wollte den Bericht nicht kommentieren.

Einige Einzelheiten des Artikels werfen jedoch technische Fragen auf. Nach Angaben des von Greenwald und Scahill befragten JSOC-Spezialisten rüsten NSA, CIA und US-Armee ihre Drohnen und Flugzeuge mit virtuellen Mobilfunkbasisstationen aus: IMSI-Catcher, die sich als Mobilfunkantenne ausgeben, bei der sich die Telefone der Verdächtigen anmelden. Nach Angaben eines Mitarbeiters des deutschen Herstellers Rohde und Schwarz funktionieren diese Geräte bis zu einer Flughöhe von 3000 Metern bei einem Radius von 230 Kilometern zuverlässig.

Sollten höher fliegende Aufklärer im Spiel gewesen sein – The Intercept macht dazu keine Angaben – könnte dies darauf hindeuten, dass Thuraya-Satellitentelefone abgehört wurden. Die Technik für die fliegende Ortung solcher Telefone ist eine deutsche Entwicklung, die am Fraunhofer Institut FKIE erforscht wird. Bleibt die Frage, ob diese Technik bei den im Militärjargon "F3" ( Find, Fix & Finish) genannten Tötungsmissionen zum Einsatz kam.

Eine weitere Frage ist in diesem Zusammenhang, ob deutsche Dienste, wie bereits in einem Untersuchungsausschuss erörtert, Telefonnummern von Verdächtigen weitergaben. Diese Frage beschäftigt auch den Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko von der Linksfraktion. Er will wissen, ob der Verdacht ausgeräumt werden kann, dass deutsche Dienste Beihilfe zu extralegalen Tötungen geleistet haben. (Detlef Borchers) / (vbr)


Aus: "Tödliche US-Drohneneinsätze werfen Fragen auf" (10.02.2014)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Toedliche-US-Drohneneinsaetze-werfen-Fragen-auf-2110348.html

https://firstlook.org/theintercept/article/2014/02/10/the-nsas-secret-role/


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Quote[...] Viele konnten sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihre Gesichter sind gezeichnet von Hunger, Todesangst und schlaflosen Nächten. Einige der 1400 Menschen, die in Sicherheit gebracht werden konnten, waren so benommen, dass sie zunächst am Eingang der provisorischen Versorgungstelle des Roten Halbmonds vorbeitaumelten, wo Helfer die Ausgemergelten mit einer ersten Mahlzeit aus Obst, Brot und Biskuit versorgten. ,,Solch ein Ausmaß an Horror habe ich noch nie zuvor gesehen", erklärte Matthew Hollingworth, Chef des Welternährungsprogramms für Syrien. ,,Menschen hausen in unterirdischen Tunneln, suchen die Ruinen ab nach Wurzeln oder irgendetwas anderem Essbaren.

15 Monate dauert die Total-Blockade von Homs bereits. Vor drei Jahren begann der Volksaufstand gegen Diktator Baschar al-Assad in der südwestlichen Stadt Dara'a. Seit dem ist die westsyrische Stadt Homs zum Symbol von Not und Elend des Bürgerkrieges geworden. Dabei ist das Leid der 4000 Eingeschlossenen in der völlig ausgebombten Altstadt nur ein Bruchteil der humanitären Katastrophe, die das gesamte Land erfasst hat. So sind den Vereinten Nationen (UN) zufolge mehr als 250000 Menschen in unzugänglichen Hungerenklaven gefangen. Das bestätigt auch Ralf Südhoff, Deutschland-Direktor des Welternährungsprogramms der UN. Nach dem vorläufigen Scheitern der Genfer Friedensgespräche drohten dramatische Folgen für die Menschen vor Ort, sagte er dem Tagesspiegel. ,,Solche schlechten Nachrichten helfen uns nicht gerade, damit wir schnell mehr Mittel bekommen, um Millionen Menschen mit dem Notwendigsten versorgen zu können."

Im palästinensischen Flüchtlingslager Yarmouk in Damaskus hausen zum Beispiel die verbliebenen 18000 Bewohner zwischen Müll und Trümmern, essen Kaktusblätter und Unkraut, schlachten Katzen oder streunende Hunde. ,,Die Hölle wäre besser", empfing eine 29-jährige Mutter mit Baby auf dem Arm die UN-Helfer, die vorletzte Woche rund 1000 Lebensmittelpakete nach Yarmouk durchbringen konnten. Die humanitäre Tragödie in Syrien hat ohnehin längst apokalyptische Ausmaße angenommen. Mindestens 140000 Menschen haben ihr Leben verloren, zehntausende werden vermisst.

Allein seit dem 22. Januar, als die Bürgerkriegsparteien erstmals in der Schweiz an einem Tisch saßen, wurden 5800 Menschen getötet, die meisten durch teuflische Fässerbomben, gefüllt mit Sprengstoff und Eisenteilen, die von Kampfhubschraubern auf Wohngebiete abgeworfen werden. ,,Wir sind nicht nur pessimistisch, wir sind extrem frustriert", klagte Valerie Amos, UN-Untergeneralsekretärin für humanitäre Angelegenheiten. Beide Seiten, das Regime und die Rebellen, würden das humanitäre Völkerrecht ,,ununterbrochen und schamlos" verletzen und ihre Pflicht missachten, die Zivilisten zu schonen. ,,Wir wissen, dass dies ein Krieg ist – aber selbst Kriege haben Regeln."

Die Vereinten Nationen schätzen, dass nahezu zehn Millionen Menschen derzeit auf der Flucht sind, das sind 45 Prozent der Bevölkerung. Rund sieben Millionen irren im Land umher. 2,5 Millionen haben sich über die Grenzen ins Ausland gerettet, darunter eine Million Kinder. Die Hilfsorganisationen warnen seit langem übereinstimmend vor einer ,,verlorenen Generation". Erst vor kurzem stellten die UN einen Bericht vor, in dem dokumentiert wird, dass selbst Minderjährige gefoltert werden. Halbwüchsige würden zudem gezielt als Kämpfer eingesetzt, von Assads Truppen ebenso wie von Rebelleneinheiten. Statt einem Ende des Grauens steht Syrien nach dem Scheitern in Genf jetzt eine weitere Eskalation bevor. Regimeeinheiten und ihre Hisbollah-Verbündeten nahmen die Grenzstadt Yabroud in der Provinz Damaskus unter Feuer und begannen, sie sturmreif zu schießen. SaudiArabien kündigte am Wochenende an, man werde den Rebellen jetzt moderne Panzerabwehrgeschosse sowie schultergestützte Boden-Luft-Raketen gegen Assads Luftwaffe liefern.


Aus: "Bürgerkrieg in Syrien ,,Die Hölle wäre besser"" Christian Böhme und Martin Gehlen (16.02.2014)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/buergerkrieg-in-syrien-die-hoelle-waere-besser/9491110.html

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Quote[...] Aristoteles, einer der bedeutendsten griechischen Philosophen, dachte, das Universum existiere seit jeher. Warum wir nicht entwickelter seien, erklärte er damit, dass Fluten oder andere Naturkatastrophen die Zivilisation immer wieder zurück an den Anfang werfen würden.

Heute entwickeln wir uns noch schneller. Unser Wissen wächst exponenziell an und damit auch unsere Technologien. Aber als Menschen haben wir immer noch die Instinkte, und im Besonderen die aggressiven Impulse, die wir als Höhlenmenschen hatten. Aggression hat klare Überlebensvorteile, aber wenn moderne Technologien auf uralte Aggression treffen, dann sind die gesamte Menschheit und große Teile des restlichen Lebens auf der Erde in Gefahr.

Aktuell sehen wir in Syrien moderne Technologien in Form von Bomben, chemischen und anderen Waffen, die eingesetzt werden, um sogenannte intelligente politische Ziele voranzutreiben.

Aber es fühlt sich nicht intelligent an mitanzusehen, wie 100 000 Menschen getötet werden oder auf Kinder gezielt wird. Und es scheint ausgesprochen dumm zu verhindern, dass humanitäre Hilfe Kliniken erreicht. Kliniken, in denen Berichten der Kinderrechtsorganisation ,,Save the Children" zufolge Kindern Körperteile amputiert werden, weil die Grundausstattung fehlt – und in denen Neugeborene in Brutkästen sterben, weil es keinen Strom gibt.

Was gerade in Syrien passiert, ist eine Abscheulichkeit – und die Welt schaut kaltblütig aus der Ferne zu. Wo ist unsere emotionale Intelligenz? Wo ist unser Sinn für kollektive Gerechtigkeit? Wenn ich über intelligentes Leben im Universum spreche, dann gehört für mich die Menschheit dazu. Auch wenn ein Großteil des menschlichen Verhaltens im Laufe der Geschichte scheinbar nicht darauf angelegt war, der Überlebensfähigkeit der Gattung Mensch zu dienen. Und obwohl es nicht klar ist, dass Intelligenz einen langfristigen Überlebenswert hat, im Gegensatz zur Aggression, ist unsere spezifische menschliche Form der Intelligenz gekennzeichnet von der Fähigkeit, vernünftig zu denken und zu planen – nicht nur für unsere eigene, sondern für unsere kollektive Zukunft.

Wir müssen zusammenarbeiten, um diesem Krieg ein Ende zu setzen und die syrischen Kinder zu beschützen. Wir haben seit drei Jahren stumm zugeschaut, wie dieser Konflikt wütet und dabei alle Hoffnungen verschlingt. Als Vater und Großvater sehe ich das Leiden dieser Kinder und sage: Schluss damit.

Ich frage mich oft, wie wir wohl aussehen müssen in den Augen von anderen Wesen, die uns aus dem fernen Weltraum zusehen. Wenn wir ins Universum schauen, blicken wir in der Zeit zurück, weil uns das Licht von fernen Objekten erst viel, viel später erreicht. Was zeigt das Licht, das heute von unserer Erde ausgestrahlt wird? Wenn andere auf unsere Vergangenheit schauen, werden wir dann stolz sein auf das, was wir gemacht haben? Wie wir, als Brüder, miteinander umgehen? Wie wir unseren Brüdern erlauben, mit unseren Kindern umzugehen?

Wir wissen jetzt, dass Aristoteles unrecht hatte: Das Universum hat nicht schon immer existiert. Es fing vor ungefähr 14 Milliarden Jahren an. Aber er hatte recht, dass große Katastrophen einen riesigen Rückschritt für unsere Zivilisation darstellen. Der Krieg in Syrien bedeutet vielleicht nicht das Ende der Menschheit. Aber jede Ungerechtigkeit, die begangen wird, bricht ein Stück aus der Fassade dessen, was uns zusammenhält. Der universale Grundsatz der Gerechtigkeit ist vielleicht nicht in der Physik verwurzelt, aber er ist nicht weniger fundamental für unsere Existenz. Denn ohne ihn werden wir als menschliche Wesen bald aufhören zu existieren.


Aus: ""Es muss Schluss damit sein!"" Stephen Hawking (02/2014)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/stephen-hawking-zu-syrien-es-muss-schluss-damit-sein/9491466.html


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Quote[...] Hamburg - Der Bundesnachrichtendienst (BND) gibt Handy-Nummern von Terrorverdächtigen an internationale Partnerdienste weiter. Seit rund zehn Jahren geht das schon so. Die sogenannten GSM-Mobilfunkdaten können dazu genutzt werden, ein Handy zu lokalisieren - und das US-Militär nutzt diese Technik zunehmend für Drohnenangriffe im Jemen, Somalia, Afghanistan und anderen Ländern. Das zeigen Snowden-Enthüllungen.

Die Bundesregierung bestreitet jedoch, mit der Datenweitergabe bei der Lokalisierung und Tötung von Terrorverdächtigen zu helfen. Man sei "weiterhin der Ansicht, dass die Sicherheitsbehörden des Bundes keine Informationen weitergeben, die eine unmittelbare zielgenaue Lokalisierung zu mutmaßlichen in der Region Pakistan/Afghanistan befindlichen Personen zulassen", erklärte Unions-Mann Günter Krings nun für das Innenministerium. Dieser Satz findet sich in der Antwort auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Andrej Hunko zum Thema.

Der Vorwurf an die Sicherheitsbehörden und die Regierung ist nicht neu: Der deutsche Islamist Bünjamin E., ein 20-jähriger Mann aus Wuppertal, war am 4. Oktober 2010 bei einem US-Drohnenangriff im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet Waziristan getötet worden. Dabei hatte offenbar die Handy-Nummer des deutschen Staatsangehörigen den US-Diensten als Hinweis gedient.

Schon vor drei Jahren musste die Regierung deshalb entsprechende Fragen beantworten. Damals wies die Regierung die Vermutung, Mobilfunk-Nummern würden "zur Lokalisierung oder gar Tötung" genutzt, noch als "spekulativ" zurück. Trotzdem sollen die Dienste danach bei der Weitergabe von Handy-Daten vorsichtiger geworden sein. Gestoppt wurde der Informationsfluss aber nicht.

Hunko erhebt deshalb schwere Vorwürfe: "Wenn der NSA die Handy-Ortung genügt, um Menschen ohne Gerichtsverfahren in den Tod zu schicken, besteht der akute Verdacht, dass die deutschen Geheimdienste und mit ihnen die Bundesregierung Beihilfe zum Mord geleistet haben." Das betreffe unter anderem deutsche Staatsangehörige, die dann in Pakistan von Drohnen getötet würden. Die Datenweitergabe müsse daher gestoppt und vom Generalbundesanwalt untersucht werden, fordert der Abgeordnete.

ore

QuoteInteressanterweise
Anstossgebender gestern, 13:08 Uhr
[Zitat von egalanzeigen: ... wenn solche Subjekte mit deutschem Pass herumlaufen. Aber wer als Islamist in Afghanistan, Pakistan oder Syrien in den heiligen Krieg zieht, hat meiner Meinung nach keinen Schutz verdient ]
muss man nicht unbedingt in den "Heiligen Krieg" ziehen, um durch eine Drohne getötet werden. Aber das ist Ihnen natürlich egal. Egal ist Ihnen ebenso, dass man sich eindeutig von den Prizipien eines Rechtsstaates verabschiedet hat. Wozu brauchen wir den auch?
http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=14986491#post14986491

Quotegrommeck gestern, 13:04 Uhr
Nun ja wir haben nunmal eine verbrecherische, korrupte Regierung. Daher wird sich nichts ändern.
http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=14986437#post14986437

Quote
zerozero123 gestern, 13:00 Uhr
Ich bin stolz auf unsere Regierung. Immer schön bei der Ermordung von angeblichen Terroristen ohne Gerichtsverfahren helfen. So will ich das sehen. Rechtstaatlichkeit, Freiheit und Demokratie sind eh schon abgeschafft in dieser US Kolonie. Eine Schande was unsere Regierung zulässt und aktiv betreibt. Ich wende mich mittlerweile nur noch ab von diesem "Haufen" da oben, der unfähig und noch schlimmer unwillens ist das eigene Volk gemäß des Grundgeseztes und Menschenrechte zu schützen. Es wird Zeit die Kooperation mit den USA aufzugeben, die nehmen uns nicht ernst und verkaspern uns in einer Tour. Wer sich mal die Definition von Terror durchliest und mal mit den USA vergleicht weiss was ich meine. 
http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=14986399#post14986399

QuoteTraurig aber wahr
Untertan 2.0 gestern, 13:15 Uhr
Das Merkel-Regime ist eben nur eine Marionettenregierung der USA.
http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=14986559#post14986559

QuoteDen Prinzipien des Rechtsstaates ...
Fridolin_Forenfleiß gestern, 13:31 Uhr
[Zitat von Anstossgebender] muss man nicht unbedingt in den "Heiligen Krieg" ziehen, um durch eine Drohne getötet werden. Aber das ist Ihnen natürlich egal. Egal ist Ihnen ebenso, dass man sich eindeutig von den Prizipien eines Rechtsstaates verabschiedet hat. Wozu brauchen wir den auch?
... ist die Charta der UN, das Völkerrecht un die Beschlüsse der UN übergeordnet. Und diese erlauben es betroffenen Staaten, Terrorismus auch international zu bekämpfen, wenn die Staaten, auf deren Territorium Terroristen ihr Rückzugsgebiet haben, es nicht selbst tun. Und die Bekämpfung mittels Drohnen ist bei weitem ärmer an Kollateralschäden, als ein Bombardement oder gar eine Bodeninvasion.
http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=14986725#post14986725

Quotegog-magog gestern, 13:37 Uhr
Hallo, es geht um Terror-VERDÄCHTIGE, also nicht um Verbrecher, die der Straftat des Terrorismus überführt wurden. Wer sich - in welcher Weise auch immer - an der Ermordung von Menschen beteiligt, deren Schuld nicht gerichtsfest erwiesen ist, begeht ein Schwerverbrechen. Da kann es doch wohl kaum zwei Meinungen geben. Das ist eines demokratischen Rechtsstaats nicht würdig. Ob wir es wollen, oder nicht, man kann die Bevölkerung nur im rechtsstaatlichen Rahmen vor Unrecht schützen und nicht, indem man die Menschenrechte manchen Menschen zugesteht und anderen nicht. Im übrigen ist die Todesstrafe in Europa abgeschafft. Wenn sich die Bundesregierung an der Ermordung von irgendwelchen Verdächtigen beteiligt, dann ist dies ein weiterer Grundgesetzbruch.
http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=14986771#post14986771


Aus: "Drohnenangriffe: Regierung will weiter Handy-Daten an USA übermitteln" (24.02.2014)
Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/bundesregierung-will-weiter-handydaten-an-die-usa-uebermitteln-a-955255.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Washington - Späte Entschuldigung: Hillary Clinton bereut es, 2002 als Senatorin im US-Kongress für denIrak-Krieg gestimmt zu haben. "Ich war nicht die einzige, die einen Fehler gemacht hat. Aber ich habe dennoch einen Fehler gemacht. Eindeutig", schreibt sie nach einem Bericht des TV-Senders CBS in ihrer demnächst erscheinenden Autobiografie. ...


Aus: "Entschuldigung: Hillary Clinton bereut Ja zum Irak-Krieg" (06.06.2014)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/hillary-clinton-entschuldigung-fuer-irak-zustimmung-a-973730.html

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Begründung für den Irakkrieg
http://de.wikipedia.org/wiki/Begr%C3%BCndung_f%C3%BCr_den_Irakkrieg

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Quote[...] Der Irakkrieg (auch Zweiter Irakkrieg oder Dritter Golfkrieg) war eine völkerrechtswidrige Invasion des Irak durch die Streitkräfte der Vereinigten Staaten sowie des Vereinigten Königreichs, unterstützt von der sogenannten Koalition der Willigen. Er begann mit der Bombardierung ausgewählter Ziele in Bagdad am 20. März 2003 und wurde nach der Eroberung Bagdads und dem Sturz des irakischen Diktators Saddam Hussein von US-Präsident George W. Bush am 1. Mai 2003 für beendet erklärt.

... Die genannten Begründungen des Irakkriegs sind historisch widerlegt und werden oft als absichtliche Irreführung der Weltöffentlichkeit bewertet, da im Irak weder Massenvernichtungsmittel noch Beweise akuter Angriffsabsichten gefunden wurden. Stattdessen werden oft geopolitische und wirtschaftliche Interessen der USA als tatsächliche Kriegsgründe angenommen.

... Iraqbodycount zählt auf Grundlage von mindestens zwei übereinstimmenden Berichten aus unterschiedlichen Medienorganen bis Ende 2011 mindestens 108.000 getötete Zivilisten. Die Seite gibt an, dass ihre Zahlen vermutlich unter den tatsächlichen Opferzahlen liegen. Da sie sich auf die Meldungen von seriösen Nachrichtenorganisationen verlässt und unabhängige Journalisten vermutlich Abstand von den besonders schwer umkämpften Gebieten halten, würden viele Todesopfer nicht von den Medien erfasst.

... Die Koalition der Willigen verschoss im Laufe des Krieges 1000 bis 2000 Tonnen panzerbrechende Uranmunition. Ein Jahrzehnt später liegt die radioaktive Belastung stellenweise 180 Mal höher als die natürliche Strahlenbelastung. In Krankenhäusern steigt die Anzahl von Leukämien und anderen Krebsarten teilweise um mehr als das Zehnfache.

... Der US-Krieg gegen den Irak gilt bei Völkerrechtlern und Historikern wegen der Bestimmungen der UN-Charta und dem fehlenden UN-Mandat als völkerrechtswidriger, illegaler Angriffskrieg.

...

Kosten:

    USA: 79 Milliarden US-Dollar für den Krieg und seine Folgen, davon 62,6 Milliarden US-Dollar reine Kriegskosten
        Seit Beginn des Krieges etwa 497,2 Milliarden US-Dollar (Stand vom 24. Februar 2008)[45]; 616 Milliarden US-Dollar (Stand vom 24. Juli 2008); bis Ende 2009 offiziell 700 Milliarden US-Dollar, wobei die Gesamtkosten ,,weit höher" liegen sollen.
        Laut Joseph Stiglitz belaufen sich die ,,wahren Kosten" auf etwa 3 Billionen Dollar (Zeit-Artikel vom 26. Februar 2008)
    Großbritannien: 3 Milliarden Pfund = 3,7 Milliarden Euro

Im Umfeld der Kriegsaktivitäten fand offensichtlich in großem Umfang Misswirtschaft statt, außerdem wurden weitverbreitet betrügerische Aktivitäten durch beteiligte Unternehmen ermittelt, die bis zu 23 Milliarden Dollar in dunklen Kanälen verschwinden ließen.

... Schriftsteller aus aller Welt haben den dritten Jahrestag des Einmarsches in den Irak am 20. März zum ,,Tag der politischen Lüge" ausgerufen. In einer Erklärung der Berliner Peter-Weiss-Stiftung kündigten die Autoren öffentliche Lesungen in vierzig Städten von Europa, Amerika, Asien und Australien an.

Damit solle das Bewusstsein für Inhalt und Form der politischen Lüge geschärft werden, so die Stiftung, die alljährlich das Berliner Literaturfestival veranstaltet.

...



Bibliografische Angaben für ,,Irakkrieg"
    Seitentitel: Irakkrieg
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    Datum des Abrufs: 6. Juni 2014, 07:44 UTC




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Quote[...] Die USA haben ein bislang geheimes Dokument veröffentlicht, das den tödlichen Drohnenangriff auf einen amerikanischen Terrorverdächtigen im Ausland rechtfertigt. Der Prediger und US-Staatsbürger Anwar al-Awlaki war bei einem US-Drohnenangriff im Jemen im Jahr 2011 getötet worden. Die US-Regierung unter Präsident Barack Obama hatte jahrelang versucht, das Papier unter Verschluss zu halten. Es wurde nun auf eine Klage der Bürgerrechtsorganisation ACLU (American Civil Liberties Union) und der New York Times hin öffentlich gemacht.

Der nun veröffentlichten Begründung des US-Justizministeriums zufolge verstieß der Angriff gegen al-Awlaki nicht gegen die US-Verfassung. Diese garantiert eigentlich jedem US-Bürger, der einer Straftat beschuldigt wird, das Recht auf ein faires Gerichtsverfahren. Die Tötung eigener Bürger sei dann gerechtfertigt, wenn sie eine unmittelbare Bedrohung für die USA darstellten und sie nicht zu fassen seien, hieß es in dem 41 Seiten langen Dokument. Al-Awlaki wurden Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida nachgesagt.
Lob und Kritik von Bürgerrechtsorganisation

Die ACLU lobte die Veröffentlichung als überfälligen, aber entscheidenden Schritt zur Transparenz im umstrittenen US-Drohnenprogramm. "Nur wenige Fragen sind wichtiger als die, wann die Regierung das Recht hat, die eigenen Bürger zu töten", sagte ACLU-Anwalt Jameel Jaffer. Kritik übte die Organisation daran, dass das Geheimpapier zwar die Begründung für die Rechtmäßigkeit der Tötung nenne, diese aber nicht definiere.

So habe al-Awlaki dem Dokument zufolge eine "unmittelbare" Bedrohung dargestellt, aber was genau diese ausmache, werde nicht gesagt. Auch werde nicht erklärt, warum eine Gefangennahme, wie behauptet, "nicht machbar" gewesen sei. Zudem werde in dem Dokument auf "vorgelegte Fakten" hingewiesen, die allerdings unkenntlich gemacht worden seien, was eine rechtliche Einschätzung unmöglich mache. Weitere Kritikpunkte seitens der ACLU sind die unklare Rolle der CIA bei Tötungsaktionen und die Nichtveröffentlichung weiterer Papiere zur Klärung der Sachlage.

...


Aus: "Tötung von US-Bürger: USA veröffentlichen Geheimpapier zu Drohnenangriff" (24. Juni 2014)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/toetung-von-us-buerger-usa-veroeffentlichen-geheimpapier-zu-drohnenangriff-1.2013611


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Quote[...] Ein reguläres Kriegsdienstverweigerungsverfahren in den USA leitete Shepherd nicht ein. Dies sei aussichtslos gewesen, weil er nicht jeden Krieg, sondern nur den seines Erachtens völkerrechtswidrigen Krieg im Irak abgelehnt habe.

Im März 2011 wies das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge seinen Antrag ab. Shepherd habe kein einziges Kriegsverbrechen genannt, das seine Einheit während ihres ersten Irak-Einsatzes begangen habe, hieß es zur Begründung. Als Wartungstechniker laufe er auch nicht Gefahr, persönlich in Kriegsverbrechen verwickelt zu werden.

Ob der Einmarsch der Koalitionsstreitkräfte im Irak im März 2003 völkerrechtswidrig war, spiele keine Rolle, so das Bundesamt weiter. Jedenfalls habe der UN-Sicherheitsrat den weiteren Verbleib der Soldaten zur Sicherung der Stabilität im Irak schon im Mai 2003 rechtlich legitimiert. Gegen die Entscheidung klagte Shepherd beim Verwaltungsgericht München.

Der inzwischen verheiratete und in Bayern lebende Shepherd hat nicht die Prominenz des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden. Doch auch ein politisches Asyl für den Armee-Deserteur würde in den USA wohl zu Irritationen führen. Rechtlich ist der Asylantrag kaum weniger Heikel. Weil Shepherd sich vorrangig auf das Asylrecht der Europäischen Union beruft, hat das Verwaltungsgericht München den Streit dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg vorgelegt. Der verhandelt am Mittwoch (Az: C-472/13).

Das EU-Recht kennt kein generelles Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung. Die Asyl-Richtlinie von 2004 schützt aber Militärdienstverweigerer, die sonst an Straftaten, Kriegsverbrechen oder anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt wären.

...




Aus: "Ein US-Deserteur bittet um Asyl in Europa" (24. Juni 2014)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-06/deserteur-shepherd-irak-usa-soldat


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#556
Quote... Politisch ist dieser Film rundheraus abzulehnen. Aber als überwältigender Fetischfilm macht er verdammt viel Spaß.

...


Aus: "300: Rise of an Empire (Noam Murro, USA 2014)" Thomas Groh (06. März 14)
Quelle: http://filmtagebuch.blogger.de/stories/2381763/

-.-

Quote[...] 300 ist offen faschistoid, gewaltverherrlichend und rassistisch. Zusätzlich außerdem homophob und – trotz einer vermeintlich starken Frauenfigur – implizit sexistisch. Und nicht zuletzt frei von jeglicher Ironie. ...


Aus: "300" Lukas Foerster (14.03.2007)
Quelle: http://www.critic.de/film/300-805/


Quote25.03.2007 01:32
Dolph

klar hat der film kaum tiefgang und 0 story ABER er unterhält einen wunderbar! die schlachten sind einfach geil inszeniert ...


Quote26.03.2007 00:09
unbekannt

ich muss vorweg sagen, dass ich die ganze politisch geschichtliche diskussion um den film albern finde...es ist einfaches mainstream popcorn kino...reine unterhaltung mit hohem schauwert und keine geschichtslektion. der grosse aufschrei von gesellschaftsverbesseren und moralaposteln ist doch einfach zum kotzen.
naja, wie auch immer. perönlich freu ich mich riesig auf den film...hirn abschalten und die bilder bzw schlachten geniessen. wenn der film nur annähernd sogut ist wie der trailer, dann ist das mein perönliches kleines highlight des jahres.


Quote09.04.2007 02:48
Seb

Ich muss sagen, ich kann die Kritik von Lukas Förster nur unterstreichen. Ich war geradezu erschüttert, als ich aus dem Film kam.
Ich bin gewiss kein Pazifist oder Dauerkritiker, habe nichts gegen Gewaltdarstellungen oder etwas pathetischen Beigeschmack, aber was dieser Film zeigt, ist gelinde gesagt fürchterlichste Kriegspropaganda. Dieser Film lädt mit edlen Motiven wie Freiheit und Ehre dazu ein, Krieg auf rein emotionaler Ebene zu beurteilen, ohne auch nur einen kritischen Blick zu wagen. Mit einer pathetisch übersteigerten Rede nach der anderen, kam schon richtig ein Gefühl von ,,Sportpalast 1943" auf. Ein faschistoider, martialischer und rassistischer Staat wird zum Schmuckstück der Antike stilisiert. ...


Quote15.04.2007 14:19
Huber

Viagra für den Zeigefinger!
So ähnlich könnte man jedenfalls die Wirkung des Films beschreiben, wenn man sich die Reaktionen der Pädagogik-Fraktion ansieht.
Dabei ist dies hier doch lediglich eine Comic-Verfilmung und zwar eine sehr gute.
Aber leider scheint die Medienkompetenz in Deutschlad nicht allzuweit gediehen zu sein und Gewalt in den Medien liegt ja schließlich auch zum Großteil im Auge des Betrachters.


Quote23.11.2011 23:03
Calciumxx

MOinsen
eigentlich beteilige ich mich kaum an diesen Forenlabereien... UND der letzte Eintrag ist ja schon Jahre alt!
Allerdings war mein erster Gedanke, als ich den Film sah: Alter Schwede! Was für ein Faschofilm: alle "Tugenden" der braunen Massen sind hier aufgeführt und ins extreme aufgepusht dargestellt.. der ganze Film tropft nicht nur von Blut und Pahtos.
Quasi ein Werbefilm für eine nur sich selbst akzeptierende absolut intolerante Weltordnung...
Aber wisst ihr was? Es ist nur ein Film! und eine Comicverfilmung dazu (im Übrigen eine sehr gelungende; habe gerade vorher mir den Comic angeschaut)
Steht man auf wilde + überzogende Gewaltdarstellung (z.B. Garth Ennis sein Punisher) Schwerterfilme u.ä., dann ist Mann/Frau bei dem Film/Comic gut aufgehoben! Selbstverständlich NUR Menschen ab 20+ mit einem gewissen Maß an Bildung und Differnzierungsvermögen!
Jüngere + dümmere könnten das sonst alles in den falschen Hals bekommen!
Solche Filme + Comics sollte man (Meine Meinung!) nicht zu sehr auf dies oder das hin beleuchten und analysieren. Im Gegenteil: wer mit der Vorstellung zu 300 (oder artverwantem) geht/liest, dort die interlektuelle Auseinandersetzung verschiedener Kulturen mit tiefgründigen, philosophischen Textinhalten anzutreffen, hat doch sowas von ein Rad ab! In so einem Genre geht es nur um die ideale Einstellung den Moment des Todes äußerst effektvoll einzufangen und ansprechend darzustellen! Mehr nicht. Ist halt nicht "Tod in Venedig" oder "Das Piano"...
Da muss man halt mit einem anderem Auge rangehen und nicht suchen, was nicht zu finden ist!

Ein FaschoFilm ist 300 trotzdem ^^

MfG aus 2011



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Quote[...] Der Film erzählt die Geschichte der ersten Schlacht bei den Thermopylen im Jahr 480 v. Chr. An diesem wenige Meter breiten Pass hielten damals ein paar Griechen das persische Heer auf. Die im Film genannten Zahlen von 300 gegen eine Million sind sicher nicht realistisch, was für diese Betrachtung aber keine Rolle spielt.

Wichtig ist das Bild, das beim Zuschauer erzeugt wird. Eine kleine Truppe Spartaner verteidigt Europa vor dem Reich des Bösen: Persien. Diese kleine Truppe verkörpert eine Sammlung westlicher Ideale: demokratisch, freiheitsliebend, edel, aufopferungsvoll und so weiter. Dabei sehen sie aus wie die "California Dream Boys" und kleiden sich auch so.

Auf der Seite des Bösen stehen Menschen, die fast keine Menschen mehr sind. Monster, Riesen und ein Henker mit Scherenhänden. Dazu Gruppen, die oft als Feindbilder herhalten müssen: Dunkelhäutige, Krüppel, Entstellte, Homosexuelle. "Die Iraner werden dargestellt, als kämen sie direkt aus der Geisterbahn. Und die Spartaner sehen alle aus wie Adonis", sagt Kambis. Der Perserkönig Xerxes ist um die drei Meter groß, trägt einen goldenen Slip und ist am ganzen Körper mit goldenen Piercings, Ringen und Ketten behängt.

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Aus: "In der Geisterbahn der Geschichte" POUYEH ANSARI UND PATRICK HEMMINGER (04.04.2007)
Quelle: http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2007/04/04/a0117

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Quote[...] Die durchtrainierten Körper der Schauspieler wirken hyperrealistisch, von den «Sixpacks» der Machos bis zu den Brustwarzen der Frauen. Diese Arno-Breker-Gestalten - zäh wie ihre Ledertangas, hart wie ihre Eisenschwerter - agieren jedoch vor künstlichen, computergenerierten Hintergründen. Wegen dieser Stilbrüche und weil auf Charakterisierung verzichtet wird, entbehrt «300» der emotionalen, geschweige denn psychologischen Tiefe und lässt so kalt wie ein Videospiel - oder wird unfreiwillig komisch. (Einzig Lena Headey als Spartas Königin versucht, dem Film etwas Herz zu verleihen - umsonst.)

Ob all der überzeichneten Gewalt mit ihren animierten Blutspritzern kann wohl nicht einmal der John-Woo-Fan froh werden, denn: «Gefecht, Tod und Opfer sind Dinge, die verherrlicht werden sollen. Jeder Schwertstreich, jedes Aufspiessen, jede Enthauptung soll als Akt von Schönheit dargestellt werden. Hier wird Krieg in Kunst verwandelt», lautete Snyders Kommando für seinen «Anti-Anti-Kriegsfilm».

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Aus: "Wanderer, kommst du ins Kino ... Zack Snyders Comic-Adaption «300»" Michel Bodmer (5. April 2007)
Quelle: http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/articleF2LEX-1.139152

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Quote[...] Jungsfantasie reichlich fantasieloser Jungs: Zack Snyder bringt den Comic "300" erneut nur in grafische Bewegung

... Auf die ermüdend lange Strecke seiner zwei Stunden entwickelt sich das Sandalen-Kriegsgemälde dann zu einer so unappetitlichen wie fast schon wieder originellen Mischung aus faschistischer Bildästhetik und bewusstem Camp. Genauer gesagt: Es mischt sich gerade nichts. Durch kein bindendes Band aus Sinn oder Verstand vereint stehen der wie in der Zahnpastawerbung kraftvoll in einen Apfel beißende Feldherr Leonidas (Gerard Butler) und die mit ironiefrei volltönender Heroenrhetorik über Leichenberge spazierende spartanische Kampfsporttruppe nebeneinander. In durch kein nachvollziehbares Konzept verbundener Tateinheit von Augenzwinkern und blutigem Ernst schreiten die stählernen spartanischen Hopliten zum Gemetzel gegen das vom riesigen gepiercten schwarzen schwulen Perserkönig Xerxes (Rodrigo Santoro) gen Engpass geführte persische Heer. In den USA feiert die dabei entstandene, dumpf dröhnende und fatal frivole Schlachteplatte gerade Kassentriumphe. Die gängige Fanboy-Rezeption nimmt blutrot-bräunlichen Camp wie "300" einfach als großen Spaß. In Wahrheit handelt es sich dabei um die so unfreiwillige wie aufwändige Verfilmung eines wahren Adorno-Worts: Fun ist ein Stahlbad.

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Aus: "Im Stahlbad des Fun" EKKEHARD KNÖRER (04.04.2007)
Quelle: http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2007/04/04/a0150

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Quote[...] Hätte Leni Riefenstahl einen von Arno Breker gemeißelten Massenverkehrsunfall auf der Mythenautobahn von Sparta nach Bayreuth mit der Kamera abtasten dürfen, bis der 3-D-Brille schwindlig wird, wäre wohl etwas herausgekommen, das ebenso lieblich ist wie dieser schäumende Eintopf aus optischem Unschlitt, politischer Tollwut und dialogischem Blödsinnsgekröse.

,,300 - Rise of an Empire" von Noam Murro ist die Fortsetzung des Welterfolgs ,,300" (2006) von Zack Snyder, der Verfilmung einer Graphic Novel von Frank Miller, in der die Thermopylenschlacht als Vorwand für einen kraftvoll sinnverlassenen Metzelexzess herhalten musste.

... Wir befinden uns im Morgendämmer des Abendlandes, das man gegen die Perser verteidigt, indem man von laschen Politikern ängstlicher Stadtstaaten fordert, was heute Joachim Gauck von Deutschland will: mehr Verantwortung, mehr Truppen, mehr Opfermut. Der dies verlangt, heißt Themistokles - auf Englisch klingt das wie ,,the mystic lease", die überweltliche Pacht. Der Mann wird von Sullivan Stapleton mit der verhalten vibrierenden Intensität eines elektrischen Nasenhaarentferners verkörpert, der seinen Landsleuten weniger mit abgehobener Rhetorik einheizt als damit, dass er ihnen beispielgebend vorangeht. So hustet er seine Lieblingswörter ,,Freedom" und ,,Democracy", als wären es die Namen geliebter Sportvereine, hopst dann mit gezückter Klinge wie ein Frosch übers Schlachtfeld und murkst dort alle ab, die nicht wie er aussehen. Es ist ein Krieg gegen den Terror: Die Perser sind ethnisch undurchschaubare Finsterlinge, tragen Turbanartiges, beten einen Gottkönig an, der aussieht, als wäre er wegen zu teuren Piercinggeschmacks aus der Pop-Band ,,Right Said Fred" geflogen, und sprengen sich mit teerverschmiertem Feuerwerk in die Luft, damit das Publikum 2014 begreift, um was für Wüstensöhne es sich handelt.

... Lesen wir das ungewohnte Wort ,,Hopliten" einmal als ,,Ledernacken", ,,Marines" oder, auf Bundeswehrdeutsch, ,,Krisenreaktionskräfte", dann wird da eine aus den Nachrichten vertraute Folgerichtigkeit gruselmoralisch begründet und bebildert, mit der Drohnen islamische Hochzeitsgesellschaften dezimieren oder Spezialeinheiten bei nächtlichen Überfällen sechzehnjährige Söhne Terrorverdächtiger exekutieren. Es ist die Logik der permanenten Verlängerung von Tötungslisten bis ins dritte, siebte, zwölfte Glied, über die Jeremy Scahill seinen Dokumentarfilm ,,Dirty Wars" gedreht hat.

Mit so was habe doch ein Popcornkracher wie ,,300 - Rise of an Empire" nichts zu tun? Das sei doch bloß Unterhaltung? Da werden die Menschen aber erleichtert sein, die in die Zielerfassung von Killern geraten, deren Blicksozialisation solche Unterhaltung mit einbegreift.

QuoteMannomann, da ist Herrn Dath aber der Humor abhanden gekommen.
Helmut Gugger-Wöhrmann  (helmutgw) - 06.03.2014 14:44

Hat Herr Dath in gleicher Weise gegen "Ingourious Basterds" gewettert? Weil gegen Abziehbild-Nazis jegliche Brutalität angewendet werden durfte? Natürlich unter Mißachtung des Kriegsvölkerrechts und und der Genfer Konvention. Wäre in der Realität nie passiert. "First Lieutenant Aldo Raine" wäre vor dem US Kriegsgericht gelandet.
In gleicher Weise ist dieser Film ein Phantasieprodukt. Aber hier geht es ja um Abziehbild-Perser, also her mit der PC-Empörung.


QuoteEPOS
Bodo Blömer  (BoBloe) - 06.03.2014 14:49

Jedes Epos lebt von strahlenden Helden und überzeichneten Bösewichten. Identifikation ist zudem in weiten Teilen nur durch Abgrenzung möglich. Wer weiß, ob der "Westen" in seiner heutigen Form bestehen würde, hätte es in Europa nicht eben dies überzeichnete Ideal des freien Mannes gegeben, geboren eben auch in Abgrenzung zum orientalischen Untertan, welcher einem mit unbegrenzter Macht ausgestatteten Gottkönig oder einem willkürlich und nicht an Vernunft oder sonstige Einschränkungen gebundenen Gottes heutiger Zeit unterworfen ist.
Obiges Epos und Ideal liegt den europäischen Verfassungen zugrunde und eint den Kontinent. Wer an diesem Mythos rüttelt, rüttelt an Europas Kern.



Aus: ",,300 - Rise of an Empire" im Kino Die neuesten Sanktionen gegen Persien"  Dietmar Dath (06.03.2014)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/300-rise-of-an-empire-im-kino-die-neuesten-sanktionen-gegen-persien-12831610.html

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Quote[...] [Frauke Fentloh] ZEIT ONLINE: Herr Bangert, in Ihrem Buch War Porn zeigen Sie extrem brutale Bilder aus Kriegsgebieten. Warum dieser provokative Titel? 

Christoph Bangert: Der Begriff War Porn – Kriegspornografie – wird in der Debatte um extreme Bilder häufig als Totschlagargument gebracht. Dann heißt es: Die Fotos sind pornografisch, voyeuristisch, entmenschlichend. Natürlich tragen diese Bilder immer etwas Entmenschlichtes in sich, weil das, was sie zeigen, so unglaublich ist: Dass ein Mensch zu Tode gefoltert und auf einer Mülldeponie entsorgt wird. Das Bild deswegen verwerflich zu nennen, ist aber eine Ausrede. Damit vermeidet man, sich mit den Ereignissen, die sie zeigen, auseinanderzusetzen.   

...

ZEIT ONLINE: Zögern Sie manchmal, auf den Auslöser zu drücken?

Bangert: Die erste Reaktion ist immer das Zögern. Man sagt sich: Das ist zu viel, das kann ich nicht fotografieren. Aber ich muss es tun. Ich habe einen klaren journalistischen Auftrag. Ich fahre in Krisengebiete, um Bilder zu machen. Sonst dürfte ich dort nicht hinfahren. 
Krieg ist leider nichts Außergewöhnliches, sondern ziemlich alltäglich. Das muss genauso dokumentiert werden wie andere Dinge auch. 

...

ZEIT ONLINE: Welche Wirkung erhoffen Sie sich von Ihren Bildern?

Bangert: Ich will die Menschen informieren. Wenn ich den Anspruch hätte, mit meinen Fotos die Welt zu retten und Kriege zu beenden, würde ich wahnsinnig werden. Denn in den allermeisten Fällen klappt das nicht. Mein Anspruch ist, so professionell und so ehrlich wie möglich journalistisch zu arbeiten. Was mit diesen Informationen passiert, hängt von uns allen ab.

ZEIT ONLINE: Wie viele der Bilder in Ihrem Buch wurden veröffentlicht? 

Bangert: Keines dieser Fotos wurde je gedruckt. Manchmal denken die Menschen, ich würde viel Geld mit Bildern verdienen, auf denen Blut fließt. Es ist genau umgekehrt. Wenn man Geld verdienen will, muss man Modefotograf werden. Die Nachfrage ist gleich Null, niemand will diese Fotos haben.

...

ZEIT ONLINE: Können Sie die Entscheidung der Redaktionen nachvollziehen, solche Bilder nicht zu zeigen? 

Bangert: Ich kann das natürlich verstehen. Das große Thema des Buches ist für mich die Selbstzensur. Die beginnt bei mir als Fotografen. Es gibt viele Bilder im Buch, bei denen ich mich nicht erinnere, sie gemacht zu haben. Das Gehirn löscht diese Erinnerungen einfach. Auch in den Redaktionen findet Selbstzensur statt. Und schließlich bei jedem Einzelnen: Wir müssen uns überwinden, um solche Bilder anzusehen und meistens tun wir das nicht. Es geht nicht darum zu sagen: Die Medien zeigen uns nicht, wie der Krieg ist. Wir wollen das gar nicht sehen. 

ZEIT ONLINE: Haben Sie sich an Leid und Gewalt gewöhnt?

Bangert: Man stumpft nie ab. Das ist ein Mythos. Genauso wenig kann man sich an die Bilder gewöhnen, die das wahre Grauen des Krieges zeigen. Wir sehen sie extrem selten, aber wenn wir sie sehen, sind sie nur sehr schwer zu ertragen. Denken Sie an Bilder der KZ-Befreiung in Auschwitz. An solche Aufnahmen kann man sich nicht gewöhnen.   

ZEIT ONLINE: Wie verarbeiten Sie die Dinge, die Sie sehen? 

Bangert: Ich habe damit keine Probleme, weil ich immer wieder längere Pausen mache und an anderen Dingen arbeite. Es gibt keine Fotografen, die nur Kriege fotografieren. Das hält man nicht aus. Wenn man zwischendurch Abstand gewinnt, ist es emotional nicht so schwer, wie man es sich vorstellt. Aber wie ich mich fühle, ist sowieso nicht so wichtig. Entscheidend ist, wie es den Menschen geht, die ich im Irak oder in Afghanistan fotografiere. Ich fahre in den Krieg und fahre wieder nach Hause. Diese Menschen sind dem Krieg völlig ausgeliefert.

ZEIT ONLINE: Ihre Bilder haben trotz der grausamen Motive eine gewisse Ästhetik, War Porn sieht von außen aus wie ein Kunstbuch. Ist das für Sie kein Widerspruch?

Bangert: Nein, überhaupt nicht. Nur weil das Thema so ernst ist, kann ich ja nicht versuchen, schlechte Bilder zu machen. Ich will, dass sich die Menschen diese Aufnahmen ansehen. Aber ich mache keine geplanten Bilder. Ich reagiere auf Situationen und versuche, das, was ich erlebe, so ehrlich wie möglich zu dokumentieren. Manchmal entstehen dabei Bilder, die auf eine gewisse Weise schön aussehen. Die Grenze ist überschritten, wenn es nur noch um Ästhetik geht und nicht mehr um das Ereignis, das ein Foto zeigt.  Auch die Entscheidung, die Bilder in diesem Buch zu zeigen, war sehr bewusst. Es ist so klein, dass man es sich nur allein anschauen kann. Ich mache mit den Fotos keine Ausstellungen, auf denen die Gäste mit einem Glas Chardonnay in der Hand an Leichen vorbeispazieren.   

ZEIT ONLINE: Einige Seiten ihres Buchs sind zugeklebt. Um die Bilder darauf zu sehen muss man sie aufschneiden. Wollen Sie es dem Leser damit ein bisschen leichter machen – oder besonders schwer?

Bangert: Der Gedanke war, den Leser daran zu erinnern, welche Macht er hat, aber auch welche Verantwortung. Dass er sich ständig entscheiden muss: Was will ich sehen und was muss ich sehen? Er muss eine aktive Wahl treffen. Es ist anders, als zwei Stunden vor dem Fernseher zu sitzen und sich hinterher kaum zu erinnern, was man in den Nachrichten gesehen hat.


Aus: ""War Porn" - "Niemand will diese Fotos sehen"" Interview von Frauke Fentloh (1. Juli 2014)
Quelle: http://www.zeit.de/kultur/2014-06/christoph-bangert-war-porn-interview


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Quote[...] Über die Anschaffung von Kampfdrohnen wird in Deutschland seit Jahren heftig diskutiert. Die Bundeswehr fordert sie für den Schutz der eigenen Soldaten. Kritiker befürchten, dass die Hemmschwelle für den Einsatz von Gewalt sinkt, weil keine eigenen Soldaten gefährdet werden. Die USA setzen Drohnen auch für gezielte Tötungen ein.

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Aus: "Von der Leyen bekennt sich zu Kampfdrohnen" (01.07.2014)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Von-der-Leyen-bekennt-sich-zu-Kampfdrohnen-2244317.html

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Quote[...] Die Bundeswehr soll künftig unter bestimmten Bedingungen Kampfdrohnen einsetzen können. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sprach sich im Interview mit der Süddeutschen Zeitung dafür aus, der Truppe bewaffnungsfähige Drohnen zur Verfügung zu stellen. Komme es zu einem Kampfeinsatz, hätte das Parlament dann die Option, "mit dem Mandat und auf den konkreten Fall bezogen auch die Frage der Bewaffnung der Drohne zum Schutz der entsandten Truppen zu entscheiden", so die Ministerin.

Von der Leyen positioniert sich damit erstmals in der kontrovers geführten Debatte über Kampfdrohnen. Sie skizzierte ihre Vorstellungen in zwei Schritten. Zur langfristigen Perspektive sagte sie: "Ich bin der Überzeugung, dass wir in die Entwicklung einer europäischen bewaffnungsfähigen Drohne einsteigen müssen. Für ein solches Projekt, das mindestens ein Jahrzehnt dauert, werden wir nun Partner suchen." Sie hob zugleich den zivilen Nutzen einer solchen Entwicklung hervor.

Auf die Frage, wie sie die Zeit bis zur Einsatzreife der europäischen Drohne überbrücken wolle, hob von der Leyen die Vorteile einer Leasing-Lösung hervor, wie die Bundeswehr sie in Afghanistan praktiziert. Dort setzt sie unbewaffnete israelische Aufklärungsdrohnen vom Typ Heron ein, der Leasingvertrag läuft im nächsten Jahr aus. "Eine solche Lösung hat sich bewährt", sagte die Ministerin: "Sie hat den Vorteil, dass man hierzulande keine eigene Zulassung braucht." Sie fügte an: "Wir könnten jederzeit flexibel darauf reagieren, was künftige Einsätze von uns verlangen. Und da die neueren Modelle ohnehin bewaffnungsfähig sind, stünde uns damit künftig nicht nur die dringend benötigte Aufklärungsdrohne zur Verfügung." Über eine Bewaffnung entscheide dann das Parlament. Zwar sollten die Abgeordneten auch künftig nicht über die Ausrüstung der Truppe abstimmen. "Aber sie entscheiden zum Beispiel heute schon darüber, ob Luftnahunterstützung zum Schutz der Truppe am Boden zulässig ist oder nicht."

Für ein Leasing-Modell im Fall konkreter Einsätze spricht aus von der Leyens Sicht auch, dass sich "im Augenblick" kein neuer Einsatz abzeichne, bei dem man Drohnen brauche. Damit kommt sie dem Koalitionspartner entgegen. Die SPD steht Kampfdrohnen kritisch gegenüber. Ihre Verteidigungspolitiker hatten zuletzt deutlich gemacht, dass sie derzeit keinen Bedarf für diese Waffensysteme sähen.

Von der Leyen versicherte, dass die Bundeswehr im Fall eines Leasings auch zwischen den Einsätzen mit Drohnen üben könnte. "So wie heute auch könnte das Training außerhalb von Deutschland stattfinden." Vor diesem Hintergrund spricht viel für die israelische Drohne Heron TP, das Nachfolgemodell der derzeit genutzten Heron. Auch das US-Modell Predator B war zuletzt in der engeren Auswahl gewesen.

Die Ministerin bestätigte zudem erstmals, dass sie die Unternehmensberaterin Katrin Suder von McKinsey ins Ministerium holen will: "Ich kann bestätigen, dass ich dem Kabinett Frau Suder als für den Rüstungsbereich zuständige Staatssekretärin vorschlagen möchte."

QuoteAuLecteur vor 12 Stunden

Verteidigungsministerin von der Leyen offenbart in der SZ erstmals ihre Pläne: Die Bundeswehr soll künftig die umstrittenen Fluggeräte einsetzen können - aber nur mit Billigung des Parlaments.

Als FDP-Entwicklungshilfeminister bewilligte Dirk Niebel mit anderen Ministern den Export von Panzern nach Saudi-Arabien. Jetzt wird er Cheflobbyist beim Rüstungsunternehmen Rheinmetall.

Zwei Meldungen vom heutigen Tage.

...


QuoteKarolaschramm

Dass v.d.Leyen keine Hemmungen hat, wirklich alles zu verkaufen, was von ihr gefordert wird, wundert mich diese Haltung nicht.

Sophistisch raffiniert die Begründung: "Komme es zu einem Kampfeinsatz, hätte das Parlamet dann die Option, mit dem Mandat und auf den konkreten Fall bezogen auch die Frage der Bewaffnung der Drohne ZUM SCHUTZ DER TRUPPEN zu entscheiden."

So hatte schon de Maiziere argumentiert und dabei auch nicht erwähnt, dass ein Drohnenkrieg auch Nachteile hat. Er ist asymmetrisch, die Gegner werden durch das heimtückische Erschießen geradezu provoziert, unendelichen Hass gegen das kriegführende Land zu entwickeln, es werden dabei sehr viele Zivilisten umgebracht, es kommt zu Exekutionen ohne Gerichtsverfahren und was auch nicht zu unterschätzen ist, die Soldaten an sich, werden psychisch mehr geschädigt, als andere in der Truppe, die Feindkontakt haben.

Dann verwundert es doch sehr, dass hier nur von Kampfeinsätzen die Rede ist, gemeint ist aber richtiger Krieg, und zwar Angriffskrieg, denn nichts anderes sind diese militärischen Interventionen und mich wundert noch immer, dass kein Verfassungsgericht dagegen aufsteht und protestiert.

Denn auch auch die NATO, die sich nach 1989 zwar einen anderen Auftrag gegeben hat - im Sinne der Nationenbildung - für Deutschland Angriffskriege aber ausgeschlossen sind.

Ich denke, das müsste zuallererst im Bundestag diskutiert und namentlich abgestimmt werden.

Mich interessiert, wer von diesen über 600 Abgeordneten sich parteikonform verhält und wer sich direkt, offen und ehrlich gegen Angriffskriege und Drohneneinsätze positioniert.



Aus: "Von der Leyen bereit für Kampfdrohnen " Nico Fried und Christoph Hickmann, Berlin (1. Juli 2014)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehr-von-der-leyen-bereit-fuer-kampfdrohnen-1.2026116


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#559
Quote[...] [Das Salzburgwiki ist eine offene Plattform für das Bundesland Salzburg, die Informationen mit Salzburgbezug sammeln und der Allgemeinheit zur Verfügung stellen will. ]

SS-Todesschwadron jagte Deserteure am Böndlsee

Weil Gendarmen eine Gruppe von Wehrmachts-Deserteuren nicht fassen konnten, durchkämmten SS und Gestapo im Juli 1944 mit mehr als 1 000 Mann das Gebiet um den Böndlsee. Deserteure und Helfer wurden verhaftet, gefoltert und ermordet. Bis heute spaltet diese Geschichte den Ort.

Was sich im Zweiten Weltkrieg in der Pongauer Gemeinde Goldegg ereignet hat, ist nicht vielen bekannt. Wer davon weiß, dem sind die ,,Partisanen vom Böndlsee" ein Begriff. Eigentlich handelte es sich um sechs Wehrmacht-Deserteure, die nicht für die Nazis in den Krieg ziehen oder nicht mehr an die Front zurückkehren wollten.

Der Begriff 'Partisanen' bezeichnet eine Truppe von Bewaffneten, die aktiv gegen die regulären Streitkräfte eines Regimes kämpft, indem sie zum Beispiel Versorgungstrupps überfällt. Die Goldegger Deserteure hielten sich aber lediglich versteckt, obschon sie über Waffen verfügten und mehrmals die nach ihnen suchenden Gendarmen bedrohten oder in die Flucht schlugen.

Obwohl sich die Deserteure dem NS-Regime nur etwa acht Monate lang widersetzten, wurden sie von diesem als große Bedrohung empfunden. Sie erhielten nämlich große Unterstützung von den Menschen im Ortsteil Weng. Die örtlichen Gendarmerie-Beamten schalteten schließlich die Gestapo ein.

Am Morgen des 2. Juli 1944 wurden die Bewohner von Goldegg-Weng von Schüssen und Geschrei aus dem Schlaf gerissen. Ein 1 000 Mann starkes SS-Todesschwadron sowie 60 Gestapo-Beamte durchsuchten bei der Aktion ,,Sturm" den Ortsteil, der damals aus 100 Häusern bestand. Jeder Heustadl wurde mit Lanzen durchbohrt, jede Almhütte, jeder Stall, jeder Hof durchsucht.

Beim Unterdorfgut wurde der Anführer der Deserteure, Karl Rupitsch, verhaftet. Im Zuge dessen wurden zwei der unbeteiligten Bauernsöhne, Simon und Alois Hochleitner, erschossen. Tochter Elisabeth, die mit Rupitsch liiert war, wurde gefoltert und schließlich mit schweren Verletzungen ins KZ Ravensbrück deportiert. Mehr als 50 Menschen wurden verhaftet und gefoltert, viele in KZ verschleppt, 14 Menschen verloren ihr Leben.

... Historiker Mooslechner: ,,Das war damals eine besondere Situation: Weng war bis 1938 eine eigene Gemeinde und es gab eine Rivalität zwischen Goldegg und Weng." In Goldegg sei man der NSDAP zugeneigt gewesen, in Weng den Deserteuren. ,,Das hat nach dem Krieg zu einer Opfer-Täter-Umkehr geführt", sagt Mooslechner. Die Partisanen seien als ,,Landplage" abgestempelt worden. Sie seien ,,übermütig" gewesen, hätten in Saus und Braus gelebt und zum ,,Hiatatanz" geladen, während die Soldaten an der Front ihr Leben riskiert hätten. Zudem hätten die Partisanen nach ihrer Verhaftung alle ihre Helfer verraten – Geständnisse, die unter Folter zustande gekommen seien. Mooslechner: ,,Ich habe die Vernehmungsprotokolle gelesen – es war furchtbar." Wer aus dem KZ wieder nach Hause zurückkehrte, lernte deshalb, zu schweigen.

Bis heute gibt es keine Gedenktafel, die an alle Opfer erinnert. Das stört die Tochter von Karl Rupitsch, Brigitte Höfert. Sie war vier Jahre alt, als ihr Vater ermordet wurde. ,,Ich bin bei Zieheltern in Bischofshofen aufgewachsen. Sie haben mir ein sehr positives Vaterbild vermittelt", erinnert sie sich, ,,aber erst später habe ich realisiert, wie wichtig es war, dass sich jemand gegen die Nazis aufgelehnt hat." Rupitsch hat sich aus dem KZ Mauthausen noch nach seiner Tochter erkundigt. Am 28. Oktober 1944 wurde er dort erhängt, ,,auf Befehl des Reichsführers SS".

Auf eigene Kosten will Höfert nun eine Gedenktafel im Schloss Goldegg verlegen lassen. Am 19. Februar 2014 entscheidet die Goldegger Gemeindevertretung darüber. Doch dieser Tagesordnungspunkt scheint allerdings nicht auf.

Für die Gestaltung der Tafel konnte sie den Kapruner Bildhauer Anton Thuswaldner gewinnen. Er schlägt als Ort den Innenhof des Goldegger Schlosses vor, das der Gemeinde gehört. Unterstützt wird Brigitte Höfert vom Pongauer Historiker Michael Mooslechner. Er ist durch Zufall bei Recherchen über das Kriegsgefangenenlager ,,Stalag Markt Pongau" auf die Goldegger Deserteure gestoßen.

Höfert und Mooslechner sagen, ihnen habe Bürgermeister Johann Fleißner (ÖVP) im Herbst 2013 zugesichert, das Thema in der nächsten Gemeindevertretungssitzung zu behandeln. Auf der Tagesordnung scheint der Punkt allerdings nicht auf.

Bürgermeister Fleißner verweist auf den Goldegger Kulturverein (KV): ,,Das ist ein Projekt des Kulturvereins. Wir brauchen eine sachliche Aufbereitung, bevor wir etwas entscheiden können." Der Kulturverein müsse darlegen, wie die Tafel aussehen und warum sie im Schloss verlegt werden solle. ,,Für mich persönlich würde eine Tafel besser am Ort des Geschehens passen", sagt Fleißner. Er spielt damit auf den Böndlsee an. Dass dieser Ortsteil ,,versteckt" sei, will Fleißner nicht gelten lassen.

Höfert würde die Gedenktafel gerne am 2. Juli 2014 enthüllen lassen, dem 70. Jahrestag des ,,Goldegger Sturms". Diesen Zeitplan halte er für unrealistisch, sagt Cyriak Schwaighofer. Der grüne Landtagsklubchef ist Obmann des Kulturvereins Schloss Goldegg. ,,Das Projekt ist auf Schiene. Es wird am 2. Juli eine Veranstaltung geben. Aber für eine Gedenktafel braucht es eine ordentliche Vorbereitung. Der Sache ist nicht gedient, wenn es keinen breiten Konsens gibt", betont Schwaighofer.

Offene Zustimmung kommt von SPÖ-Gemeindevertreter Martin Goller, seines Zeichens ÖGB-Regionalsekretär im Pongau: ,,Ich kann nicht für die Fraktion sprechen. Aber ich persönlich unterstütze das. Weil wir das, was gewesen ist, nicht vergessen dürfen."

Die Gemeinde Goldegg, die Eigentümerin des Schlosses, fasste bis Anfang Juni 2014 keinen Beschluss für die Verlegung der privat finanzierten Gedenktafel. Dann schaltete sich die Salzburger Gebietskrankenkasse ein. GKK-Obmann Andreas Huss bot an, dem Gedenkstein auf dem Gelände des von der Krankenkasse betriebenen Regenerationszentrums in Goldegg ,,Asyl zu gewähren". Die Verlegung sollte am 27. Juni über die Bühne gehen, wurde mittlerweile aber aus organisatorischen auf den 8. August 2014 anberaumt.

Bei einem Diskussionsabend Anfang Juni sagt der Goldegger Dechant Alois Dürlinger, für ihn stimme der eingeschlagene Weg nicht. Eine Tafel mit allen Namen, die die Zustimmung aller finden solle, sei für ihn ,,eine Illusion". Die Ansichten der beiden Lager – Nachfahren und Angehörige der Deserteure bzw. der Kriegsteilnehmer – seien zu unterschiedlich. Eine Lösung könne in einer Gedenktafel bestehen, welche die Ereignisse zur mahnenden Erinnerung wieder gebe. An die Namen der Opfer solle dort erinnert werden, wo sie gelebt hätten.

Diese Forderung stieß unter den Anwesenden auf große Zustimmung. In mehreren Aussagen wurde deutlich, dass viele den Deserteuren die Schuld dafür geben, dass das Nazi-Regime in Goldegg mit solcher Brutalität vorging. Die Fahnenflüchtigen hätten sich lieber unauffällig verstecken sollen. Mit ihrem Verhalten hätten sie das Regime provoziert.

Klar gegen diese Ansicht stellte sich Bernhard Klettner: ,,Wir sollten froh sein, dass es Männer gegeben hat, die sich gewehrt haben gegen dieses System." Schuld am Leid der Goldegger sei der Nazi-Terror, nicht die Deserteure. Und: ,,Wir reden da heute über Morde, die passiert sind. Für diese Leute gibt es zum Teil keinen Grabstein. Wer von euch will ohne Grabstein beerdigt sein? Da können die Angehörigen nicht trauern", gab Klettner zu bedenken. ,,Die Krankenkasse hat uns eine ordentliche Aufgabe gestellt. Es sind immer noch wir gefragt."

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Diese Seite wurde zuletzt am 3. Juli 2014 um 10:29 Uhr geändert.


Aus: "SS-Todesschwadron jagte Deserteure am Böndlsee" (3. Juli 2014)
Quelle: http://www.salzburg.com/wiki/index.php/SS-Todesschwadron_jagte_Deserteure_am_B%C3%B6ndlsee

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Quote[...] Salzburg - Im Pongauer Goldegg darf auch 70 Jahre nach dem Sturm einer SS-Todesschwadron auf die Verstecke einer kleinen Gruppe Wehrmachtsdeserteure nicht offiziell der Opfer der Nazi-Schergen gedacht werden. Im Zuge der SS-Aktion wurden am 2. Juli 1944 insgesamt 14 Menschen erschossen oder sind später in KZs ermordet worden.

Brigitte Höfert, Tochter des in Mauthausen ermordeten Anführers der Deserteure, wollte diesen Mittwoch, dem 70. Jahrestag der SS-Aktion, gemeinsam mit einem katholischen Priester aus Puch bei Hallein ein Gedenkgebet für ihren Vater und die anderen Nazi-Opfer beim Goldegger Friedhofskreuz abhalten. Das Ansinnen der 74-Jährigen stieß beim Goldegger Pfarrer Alois Dürlinger allerdings auf wenig Gegenliebe. Im Gegenteil: Pfarrer Dürlinger untersagte seinem Kollegen ein "liturgisches Gedenken".

Beten könne jeder, wo er wolle, sagt Dürlinger auf Anfrage des STANDARD, aber ein offizielles Gedenken würde das Zerwürfnis in der Gemeinde nur noch vertiefen.

Gemeint ist die monatelange Debatte um eine Gedenktafel für die Nazi-Opfer im Hof des Schlosses Goldegg. Die von Höfert geplante Verlegung dieser Tafel mit den Namen der 14 Ermordeten scheiterte am Widerstand von Bürgermeister Hans Fleißner (ÖVP) und des Klubchefs der Grünen Landtagsfraktion, Cyriak Schwaighofer, der auch Obmann des lokalen Kulturvereins ist.

Fleißner sprach sich für ein Denkmal weit weg vom Ortszentrum aus, Schwaighofer will vor einem Gedenkstein "einen Dialog" im Ort, um das Geschehene aufzuarbeiten. In Goldegg ist die Meinung bis heute verbreitet, die Deserteure hätten den SS-Sturm selbst heraufbeschworen und so den Ort in Gefahr gebracht. Dass der Gedenkstein trotzdem kommt, ist der Salzburger Gebietskrankenkasse zu verdanken: Der Stein bekommt "Asyl" und wird am 8. August bei einem Erholungsheim der Kasse im Ortszentrum verlegt.

Pfarrer Dürlinger wirft im STANDARD-Gespräch Brigitte Höfert vor, dass sie mit dem Gebet die umstrittene Gedenktafel "auf kurzem Weg" absegnen lassen wolle. Das sei unredlich, "für krumme Wege bin ich nicht zu haben".

Außerhalb der Goldegger Gemeindegrenzen stößt die Ablehnungsfront gegen ein Mahnmal für die Deserteure auf heftige Kritik. "Die Nazis haben ihr Ziel erreicht, sie wollten ja die Totenehrung unterbinden", sagt der Salzburger Historiker Gert Kerschbaumer. Es sei genau das Konzept der Nazi gewesen, den Ermordeten "Namen und Würde zu nehmen" und sie "in der Gruft des Vergessens zu verscharren".

Gegen dieses Vergessen werden in Salzburg seit vielen Jahren Stolpersteine für Nazi-Opfer verlegt. Am Mittwoch kamen 29 weitere Steine dazu, darunter einer für den ehemaligen Rabbiner von Salzburg,  Abraham Altmann. Damit liegen in Salzburg inzwischen 246 dieser kleinen, dezentralen Mahnmale. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 3.7.2014)

QuoteTruhe, 07/2014
Es könnte sein dass es die SS war die für den SS Sturm verantwortlich war - ist aber natürlich nur eine Vermutung, man will ja der SS nicht grundlos was unterstellen...


QuoteCorvus albus, 07/2014
Manchmal bin ich einfach sprachlos und muss im Kalender nachschauen, ob wir wirklich das Jahr 2014 schreiben.


QuoteDer Nagerkönig, 07/2014
Das Verhalten des Goldegger Pfarrers, Bürgermeisters und Obergrünen sowie nicht unerheblichen Resten der Nazibevölkerung kot*en mich an. 70 Jahre sind seit den Morden vergangen. Der Tochter zu Lebzeiten noch die Rehabilitation ihres Vaters zu verweigern ist schlicht unmenschlich. Mir graust. ...


QuoteGrammelschmalzbrot, 07/2014
die Deserteure hätten den SS-Sturm selbst heraufbeschworen und so den Ort in Gefahr gebracht.

... so einfach strikt sich der Salzburger also seine Wahrheit.

Den Ort in Gefahr gebracht, hat ja wohl das damalige Regiem und sicher nicht die paar Kriegsdienstverweigerer. Die sahen wohl die Sinnlosigkeit der Kriegsfortführung und des Blutbades, ganz im gegensatz zu der restlichen Bevölkerung die noch immer am Endsieg und einer rassisch reinen Zukunft glaubten.
Ganz so, als ob man sagen würde - die Juden waren ja selber schuld, wärns halt keine Juden gewesen, und man hat ja seine Pflicht tun müßen.
Und noch heute scheinen sich die Menschen dort nicht damit abfinden zu können, das SIE falsch lagen und die paar lästigen Querulanten die wahren Helden waren!


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Aus: "Goldegger Pfarrer untersagt Deserteursgedenken" Thomas Neuhold (2. Juli 2014)
Quelle: http://derstandard.at/2000002600498/Die-Nazis-haben-ihr-Ziel-erreicht

ORF.news.at , Radio Salzburg vom 4. Juni 2014
Deserteurs-Gedenken spaltet Ort
http://www.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Presseberichte/ORF20140604.pdf