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[Versprengte Notizen zum Krieg... ]

Started by Textaris(txt*bot), July 12, 2006, 01:04:52 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Sasha Skochilenko, 33, an artist from St Petersburg, has been in detention since April last year.

She was convicted of spreading "false information" about the Russian army.

Her lawyers pleaded for her acquittal, saying that chronic illnesses she suffers from mean she is at risk of dying in prison.

Weeks after Russia's full-scale invasion of Ukraine, Ms Skochilenko protested by replacing supermarket labels in a St Petersburg supermarket with anti-war messages, a small act called for by a feminist collective.

The replacement labels read: "The Russian army bombed an art school in Mariupol. Around 400 people were hiding inside," and: "My great grandfather did not fight in WWII for four years so that Russia could become a fascist state and attack Ukraine."

Ms Skochilenko admitted the charges.

In her closing statement, the artist struck a defiant tone, asking the court: "How little faith does our prosecutor have in our state and society if he thinks that our statehood and public security can be ruined by five small pieces of paper?"

"Say what you want - I was wrong, or I was brainwashed," she said. "I will stand by my opinion and my truth."

Skochilenko was convicted of "discrediting the Russian army" under repressive laws adopted in the wake of the invasion.

The legislation effectively criminalises all anti-war activism.

The trial lasted a year and a half, apparently because it was one of the first to be brought under the new laws.

"At first, the investigation took a long time. Prosecutors needed to find some evidence somewhere," said her lawyer Yana Nepovinnova.

Sasha Skochilenko's sister Anna told the BBC that her sibling was "a symbol of everything the [Russian] authorities hate".

"She is artistic, fragile, lesbian, has a Ukrainian surname," Anna Skochilenko said.

She said she was terrified that her sister's chronic health conditions meant there was a risk of her dying in prison. Skochilenko has been diagnosed with coeliac disease as well as a heart defect that causes her heart to stop beating for two to three seconds.

Russian President Vladimir Putin has overseen an unprecedented crackdown on domestic opposition in parallel with the full-scale invasion of Ukraine. The laws used to convict Ms Skochilenko have been used to target scores of critics of his rule.

Last month, journalist Marina Ovsyannikova, who protested against the invasion of Ukraine live on state TV, was convicted to 8.5 years in jail in absentia.

In April, British-Russian opposition activist Vladimir Kara-Murza was sentenced to 25 years for his criticism of the war.


From: "Ukraine war: Russian artist Sasha Skochilenko jailed for anti-war messages" Anastasia Golubeva and Ido Vock (16.11.2023)
Source: https://www.bbc.com/news/world-europe-67437171


Alexandra Jurjewna Skotschilenko
Alexandra Jurjewna Skotschilenko, auch Sascha Skotschilenko (Aleksandra ,Sasha' Skochilenko; * 13. September 1990 in Leningrad, heute Sankt Petersburg), ist eine russische Künstlerin, Musikerin und Aktivistin gegen den russischen Überfall auf die Ukraine. Seit April 2022 ist sie in Russland in Haft. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Alexandra_Jurjewna_Skotschilenko

Wladimir Wladimirowitsch Kara-Mursa
Am 17. April 2023 wurde Kara-Mursa aufgrund seiner öffentlichen Kritik am Ukraine-Krieg wegen Hochverrats zu 25 Jahren Strafkolonie verurteilt, der möglichen Höchststrafe ... . Ein Gericht in Moskau unter Vorsitz des Richters Sergei Podoprigorow urteilte, er sei des Hochverrats sowie weiterer Vergehen wie der Verbreitung von ,,Falschinformationen über die Armee" und Arbeiten für eine ,,unerwünschte" Organisation schuldig...
https://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Wladimirowitsch_Kara-Mursa

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Einnahmen der 100 größten Rüstungskonzerne der Welt sind trotz des Ukrainekriegs zurückgegangen. Sie lagen 2022 laut einem am Montag vom Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri veröffentlichten Bericht bei 597 Milliarden Dollar (rund 543,4 Milliarden Euro), was im Vergleich zum Vorjahr einem Minus von 3,5 Prozent entspricht. Grund sind Kapazitätsprobleme. Gleichzeitig haben die Firmen deutlich mehr Aufträge akquiriert. Sipri rechnet deshalb für die kommenden Jahre mit beträchtlich höheren Gewinnen.

Am stärksten zu den Einnahmerückgängen trugen Unternehmen in den USA und Russland bei. US-Rüstungsfirmen verzeichneten laut Sipri Einnahmen von zusammen 302 Milliarden Dollar. Das entsprach einem Rückgang von 7,9 Prozent. Russische Firmen hatten einen Rückgang von 12 Prozent zu verkraften. Die vier deutschen Firmen auf der Sipri-Liste - Rheinmetall, ThyssenKrupp, Hensoldt und Diehl - meldeten dagegen ein durchschnittliches Plus von 1,1 Prozent. Für transeuropäische Unternehmen wie Airbus errechnete Sipri Einnahmen von 19,7 Milliarden Dollar und einen Zuwachs von 9,6 Prozent. Auch Unternehmen in Israel, der Türkei und Südkorea verzeichneten höhere Einnahmen.

Sipri erklärte, wegen der russischen Invasion in die Ukraine und weltweiter Spannungen sei die Nachfrage nach Waffen und Rüstungsgütern 2022 in die Höhe geschnellt. Die Unternehmen hätten derzeit jedoch zu wenig Kapazitäten. ,,Viele Rüstungsfirmen sind beim Umstellen der Produktion auf hochintensive Kriegsführung auf Hindernisse gestoßen", sagte Sipri-Rüstungsexpertin Lucie Béraud-Sudreau.

In Nordamerika und Europa brauchten viele Unternehmen lange, um ihre Produktion auszuweiten. Damit hätten sie schon vor dem Ukrainekrieg Schwierigkeiten gehabt. Ein Teil ihrer unerledigten Aufträge stamme noch aus dieser Zeit. Dazu kämen Rohstoffknappheit, die steigende Inflation sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Lieferketten und die Personalsituation. Die 2022 eingegangenen Aufträge würden sich wohl erst in zwei bis drei Jahren in den Bilanzen der Unternehmen niederschlagen, sagte Sipri-Forscher Nan Tian.

2022 hatte der Ukraine-Krieg praktisch keine Auswirkung auf die Einnahmen der größten US-Rüstungsfirmen. Sie arbeiteten immer noch Aufträge aus der Zeit vor dem Krieg ab. So ist General Dynamics zwar das einzige Privatunternehmen in den USA, das 155-Millimeter-Granaten herstellt, die in der Ukraine massenweise verschossen werden. Dennoch verzeichnete es 2022 einen Einnahmerückgang um 5,6 Prozent und erklärte, man sehe lediglich Signale für eine höhere Nachfrage. Der Raketenspezialist Lockheed Martin schob einen Auftragsberg von 150 Milliarden Dollar vor sich her, verzeichnete jedoch einen Einnahmerückgang von 8,9 Prozent und rechnete angesichts der langen Produktionszyklen nicht mit kurzfristigen Einnahmesteigerungen wegen des Ukrainekrieges.

Deutsche Rüstungsunternehmen verzeichneten immerhin ein Einnahmeplus. Sie nahmen 9,1 Milliarden Dollar ein, wobei nur ThyssenKrupp einen Rückgang verzeichnete. Die Rüstungseinnahmen von Airbus stiegen um knapp 1,7 Milliarden auf gut 12 Milliarden Dollar. Das war ein Plus von 17 Prozent.

Unternehmen im Nahen Osten und Ostasien waren auf die verstärkte Nachfrage anscheinend besser vorbereitet. Die israelische Rüstungsfirma Rafael, Baykar aus der Türkei und das südkoreanische Unternehmen Hyundai Rotem meldeten steigende Einnahmen vor allem durch Aufträge aus Europa. Bei Baykar stiegen sie sogar um 94 Prozent. Türkische Unternehmen profitierten auch von Waffenlieferungen in den Nahen Osten.

,,Unternehmen in China, Indien, Japan und Taiwan haben alle von anhaltenden Investitionen der Regierung in die Modernisierung des Militärs profitiert", sagte Sipri-Experte Xiao Liang. Solche Firmen hätten in der Regel ein starkes Netz lokaler Zulieferer und könnten so Unterbrechungen der globalen Lieferkette abmildern und auf zusätzliche Aufträge schneller reagieren. Rafael hat auch ein Werk in Deutschland.

Insgesamt lagen die Einnahmen der 100 weltgrößten Rüstungsunternehmen 2022 nach Sipri-Angaben trotz des Rückgangs immer noch deutlich über denen von 2015, als das Institut erstmals chinesische Unternehmen in seine Top-100-Liste aufnahm. Die größte Gruppe stellen nach wie vor US-Unternehmen, von denen 42 auf der Liste stehen, die 51 Prozent der Gesamteinnahmen erwirtschafteten. Auf Platz zwei folgten chinesische Firmen, die einen Einnahmezuwachs von 2,7 Prozent auf 108 Milliarden Dollar meldeten und damit 18 Prozent der Gesamteinnahmen für sich verbuchten.

Von russischen Unternehmen gab es laut Sipri nur wenige Daten. Daher wurden 2022 nur zwei von ihnen in die Liste aufgenommen. Sie verzeichneten einen Einnahmerückgang von 12 Prozent auf 20,8 Milliarden Dollar. Als wichtigste Gründe nannte Sipri die hohe Inflation und den Rückgang russischer Waffenexporte. Außerdem arbeiteten die Firmen Rüstungsbestände aus Sowjetzeiten auf, was nicht so gut bezahlt werde. (dpa)


Aus: "Sipri-Bericht verzeichnet hohe Nachfrage nach Waffen: Rüstungsindustrie kann sich vor Aufträgen kaum retten" (04.12.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/sipri-bericht-bilanziert-hohe-nachfrage-nach-waffen-rustungsindustrie-kann-sich-vor-auftragen-kaum-retten-10875952.html

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Quote[...] Arnd Pollmann lehrt als Professor für Ethik und Sozialphilosophie an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin. Zuletzt erschien von ihm Menschenrechte und Menschenwürde – Zur philosophischen Bedeutung eines revolutionären Projekts (Suhrkamp, 2022).

Es ist noch gar nicht lange her, da sah die Welt euphorisch einem globalen Siegeszug der Menschenrechte entgegen. Was am 10. Dezember 1948 in Paris mit der Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte begonnen hatte, schien spätestens mit dem Fall der Berliner Mauer und der Überwindung des Kalten Krieges in ein "Ende der Geschichte" zu münden: In Zukunft würde es kein um internationale Achtung bemühter Staat mehr wagen, sich offen gegen die Idee eines sowohl national wie völkerrechtlich überwachten Menschenrechtsschutzes auszusprechen. Eingebunden in eine globale Staatenwelt gegenseitiger Kontrolle, sollte sich fortan jede politische Herrschaft an der Präambel jener Allgemeinen Erklärung messen lassen, der zufolge die "Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unverlierbaren Rechte aller Mitglieder der menschlichen Gemeinschaft die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt bildet".

Zwei Jahre lange hatte die von Eleanor Roosevelt geleitete UN-Expertenkommission um geradezu jede Formulierung dieser Erklärung gerungen. Schon damals erlaubte die Blockkonfrontation zunächst nur eine völkerrechtlich unverbindliche Absichtserklärung, die dann erst im Jahr 1966 in verbindliche Verträge umgemünzt werden konnte. Das bahnbrechend Neue an der Allgemeinen Erklärung war weniger die bereits seit dem 18. Jahrhundert geläufige Einsicht, dass legitime Herrschaft unter dem inneren Vorbehalt des Schutzes basaler Individualrechte steht. Revolutionär neu war die äußere Selbstverpflichtung souveräner Nationalstaaten, sich dabei fortan auf die Finger schauen zu lassen. Nach zwei Weltkriegen und dem nationalsozialistischen Zivilisationsbruch gab der UN-Menschenrechtsschutz das Versprechen ab, ein global koordiniertes Bollwerk gegen nationalstaatliche Willkür zu errichten, weil, so heißt es in der Präambel, "die Nichtanerkennung und Verachtung der Menschenrechte zu Akten der Barbarei geführt haben, die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen".

Doch das vermeintliche Ende der Geschichte währte nur kurz. Schon bald nach 1989 setzte eine desaströse und bis dato nicht abreißende Serie globaler Desillusionierungen ein. Neue Kriege, Staatenzerfall, Völkermord, Terrorismus, Flucht, Klimakrise, Rechtspopulismus und Corona: Mit zunehmenden Vertrauensverlusten in den demokratischen Rechtsstaat schwanden zeitgleich auch einstige Hoffnungen auf eine internationale Ordnung zum Schutze des Friedens und der Menschenrechte. Die aktuellen Kriege in der Ukraine und in Gaza wirken da bloß wie allerletzte Nägel auf dem Sarg des UN-Schutzregimes. Die Strahlkraft dieser "letzten Utopie", wie es beim Rechtshistoriker Samuel Moyn heißt, sei endgültig verblasst. Die Menschenrechte seien eine Art "Kirche", die ihrer "Endzeit" entgegenblickt, sagt etwa der Politikwissenschaftler Stephen Hopgood.

Doch wie genau ist dieser Trend zum pessimistischen Abgesang zu erklären? Mit der kriegerischen Gewalt in der Ukraine und in Gaza drängt sich zunächst ein neuer weltpolitischer Realismus auf. Das dortige Grauen lässt den menschenrechtlichen Humanismus realitätsfern und idealistisch erscheinen. Was nützt den Opfern von russischer Invasion und Hamas das am Ende folgenlose Pochen auf Menschenrechte, wenn gegen rohe Gewalt letztlich nur handfeste Gegengewalt zu helfen scheint? Die Menschenrechte sind in ihrer Durchsetzung von völkerrechtlichen Selbstbindungen souveräner Staaten abhängig. Unter diesen greift derzeit eine neue Bereitschaft um sich, geltendes Völkerrecht schlicht zu ignorieren, falls dies der eigenen Selbsterhaltung dient. Wer da "Menschenrechte" ruft, wird belächelt oder auf bessere Zeiten vertröstet.

Erschwerend hinzu kommt die fatale Schwäche der UN, auf deren Zukunft derzeit kaum noch jemand einen Cent zu setzen gewillt ist. Die Friedensmissionen in Osttimor, Liberia oder Sierra Leone mögen erfolgreich gewesen sein. Aber was ist mit Ruanda, Srebrenica, Irak, Mali, Syrien, Afghanistan? Mit der Ukraine und nun Gaza? Das sich wiederholende UN-Versagen, das die Menschenrechte wie zahnlose Papiertiger erscheinen lässt, hat zum einen mit Konstruktionsfehlern im Sicherheitsrat zu tun, die es den Großmächten ermöglichen, jede für sie ungünstige Resolution per Veto zu blockieren. Zum anderen ist die Organisation bis in das höchste Spitzenamt von Generalsekretär António Guterres derart rückgratlos besetzt, dass sie sich, wie sonst nur die Fifa, von der arabischen Welt dirigieren lässt. In 2022 etwa hat die UN-Generalversammlung allein 15 Resolutionen gegen Israel lanciert – mehr als gegen alle anderen Staaten zusammen.
Der Ukraine-Krieg und die Hamas-Massaker haben zudem einen Trend verstärkt, der sich bereits im Zuge der auf den 11. September 2001 folgenden Kriege in Irak und Afghanistan andeutete: Immer häufiger verleiten solche Großkonflikte zu einem bekenntnishaften Freund-Feind-Denken. Man ist entweder bedingungslos für die Ukraine oder aber ein "Putinknecht". Man steht entweder vorbehaltlos an der Seite Israels oder sympathisiert mit der Hamas. Menschenrechtlich betrachtet ist diese einseitige Parteinahme deshalb problematisch, weil dabei der für die Menschenrechte zentrale Grundgedanke verloren geht: Nicht nur manche, sondern strikt alle Menschen sind als fundamental gleichwertig zu achten.

Doch spielt die Menschenrechtsrhetorik mitunter auch selbst eine unrühmliche Rolle. Es ist auf zynische Weise bezeichnend für deren "Erfolg", dass heute selbst autoritäre Gewaltherrscher nicht ohne den rhetorischen Rückgriff auf völkerrechtliche Schutzansprüche auskommen, wenn sie ihrerseits eine direkt menschenrechtsfeindliche Politik zu rechtfertigen versuchen. Man denke an Putin, der den Einmarsch in die Ukraine mit einem mutmaßlichen "Genozid" an der russischsprachigen Bevölkerung begründete. Und auch hinter dem – in der Sache berechtigten – Hinweis auf gleiche fundamentale Rechte der Menschen in Gaza versteckt sich nicht selten der Versuch einer nachträglichen Relativierung der bestialischen Hamas-Massaker vom 7. Oktober.
Zugleich ist dieser rhetorische Missbrauch, der auch schon den Irak-Krieg herbeiführen half, mitverantwortlich dafür, dass die universellen Menschenrechte heute wieder verstärkt als westliche Geheimwaffe geframet werden; so als ginge es hinterrücks bloß darum, Partikularinteressen der USA durchzusetzen. Wahlweise gelten die Ukraine und der vermeintliche Siedlerkolonialismus Israels dann als imperial verlängerte Arme der USA im osteuropäischen und arabischen Raum. Mal neurechts argumentierend, mal postkolonial, skandalisiert diese Kritik an US-amerikanischer Hegemonie mit den westlichen Verstrickungen in historisches Unrecht die universellen Rechte gleich mit.

Innenpolitisch macht sich dieser Anti-Universalismus vor allem in der Migrationsdebatte bemerkbar, und zwar vor allem in rechtspopulistischen Milieus. Die vermeintliche Überlegenheit des Eigenen soll gegen Veränderung von außen abgeschottet werden. Reaktionäre Angriffe auf den Rechtsstaat, wie man sie hierzulande vor allem von der AfD kennt, aber ähnlich auch von Trump, Erdoğan, Orbán oder der polnischen PiS, lassen sich so als Renaissance eines Kollektivismus nationalistischer oder rassistischer Selbsterhaltung deuten, der auf Kosten unveräußerlicher Menschenrechte anderer verfährt.
Diese kollektivistischen Begehrlichkeiten weisen Parallelen zu Diskussionen über Klimaschutz, Corona oder die Ukraine auf. Auch wenn sich die Positionen hier viel weniger eindeutig als bei der Migration am alten Links-Rechts-Schema orientieren: Angesichts kollektiver Bedrohungslagen und im Namen mutmaßlich höherer Ziele – Abschottung, Klimaschutz, Volksgesundheit, Landesverteidigung – gelten unverlierbare Individualrechte zunehmend als anachronistisch. Zwar lassen die Grund- und Menschenrechte sehr wohl "verhältnismäßige" Eingriffe zu. Doch die Bereitschaft, die verfassungsrechtlichen Kriterien dieser Verhältnismäßigkeit möglichst lax auszulegen, wird größer. Wo aber Gefahr ist, wächst der Kollektivismus auch.

Dabei wird deutlich, wie kostspielig ein konsequenter Menschenrechtsschutz wäre. Lange wurden die Menschenrechte – zumindest hierzulande – als Zumutung primär für Unrechtsstaaten betrachtet. So fiel es leicht, dafür zu sein. Nun aber werden diese Rechte vermehrt hier vor Ort eingeklagt. Und wer fürchtet, mit dem Verlust eigener Privilegien für die Rechte bislang marginalisierter anderer bezahlen zu müssen, wird diese Entwicklung mit Vorsicht genießen. Manche sträuben sich dagegen, dass auch Frauen, Andersgläubige, Eingewanderte, Arbeitslose, Homosexuelle oder Kinder als strikt gleich zu betrachten sind. Andere haben damit zu kämpfen, dass die Menschenrechte auch für Kriminelle, Rechtsradikale, sogenannte Schwurbler, Ungeimpfte oder Klimawandelleugner da sind.

All diese ernüchternden Befunde sprechen dafür, dass die nach 1948 und 1989 gehegten Hoffnungen tatsächlich zu hoch veranschlagt waren. Was man aber leicht übersieht: Die in diesen Krisen zum Tragen kommende Kritik an den Menschenrechten ist eher selten eine Kritik an ihrer Grundidee. Beklagt wird deren empirische Folgenlosigkeit aufgrund mangelnder politischer Konsequenz. Man kritisiert westliche Anmaßung, parteiische Auslegungen, rhetorischen Missbrauch oder ihre Kostspieligkeit. Und teilweise ja auch zu Recht. Doch die Grundidee einer politischen Gleichrangigkeit qua Menschsein wird meist "nur" noch von Personen mit völkischen, rassistischen, fundamentalistischen, misogynen, homophoben oder anderweitig menschenfeindlichen Einstellungen abgelehnt. Und wer in theoriemodische Abgesänge auf die Menschenrechte einstimmt, wird sich fragen lassen müssen, ob man sich mit diesen Gruppen gemein machen will.

An diesem 75. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wirkt die Forderung nach einer national wie weltweit durchzusetzenden Gleichberechtigung aller Menschen tatsächlich utopisch. Doch machen wir uns mit Blick auf Gaza klar, was verloren ginge, ließen wir dieses egalitäre Erbe fahren. Denn erst der Menschenrechtsgedanke ermöglicht es, darauf zu pochen, dass Gleichheit an Würde und Rechten für alle gilt: ob für Israelis oder Palästinenser, ob für Kinder, Alte, Frauen oder Männer. Ihr Leiden hat jeweils exakt dasselbe Gewicht. Und entsprechend haben all diese Menschen ein gleiches Recht darauf, vor Gewalt und Terror geschützt zu sein. Damit geraten die jeweils vor Ort Herrschenden, nicht die Zivilisten selbst ins Visier der menschenrechtlichen Kritik, wenngleich auf unterschiedliche Weise.

Kommt die Gewalt von außen, so haben die politischen Machthaber nicht nur die Pflicht, eigene Verstöße gegen Menschenrechte zu unterlassen, sondern auch die Aufgabe, ihre Zivilbevölkerung gegen diese äußeren Gefahren zu schützen. Das trifft auf die israelische Regierung zu, die berechtigt ist, Krieg gegen die Hamas zu führen, die aber deshalb keineswegs dazu berechtigt wäre, Verbrechen an der palästinensischen Bevölkerung zu begehen. Die Menschenrechte erlauben eine Gefahrenabwehr, die "verhältnismäßig" ist, nicht aber Rache oder Notwehrexzesse. Für die Hamas, deren bestialische Massaker vollends jenseits aller menschenrechtlichen Rechtfertigung verübt wurden, gilt diese Verpflichtung ebenfalls: Auch sie muss die eigene Zivilbevölkerung schützen, statt sie als Schutzschild zu missbrauchen und so internationale Anteilnahme zu provozieren.
Es ist zu befürchten, dass längst auch Israel Verstöße gegen das Völkerrecht begangen hat; etwa im Rahmen unkontrollierter Luftangriffe oder der Blockade von Strom, Wasser und Lebensmitteln. Dieser Befund darf keinesfalls als eine Relativierung der Verbrechen vom 7. Oktober verstanden werden, denn diese haben den Konflikt erst eskalieren lassen. Vielmehr wird deutlich, dass es in der aktuellen Situation auf die Entschlossenheit und Reformfähigkeit der UN ankäme. Gerade weil der universelle Menschenrechtschutz nicht zwischen israelischer und palästinensischer Menschenwürde unterscheidet, sind die UN längst dazu aufgerufen, deeskalierend und friedenstiftend einzuschreiten. Doch leider ist aufgrund der realpolitischen Kräfteverhältnisse derzeit kaum zu erwarten, dass es tatsächlich zu einer UN-Intervention kommt. Aber warum sollte man diese institutionelle Impotenz den Menschenrechten selbst zur Last legen?

Dieser Tage zeigt sich einmal mehr: Die Welt hätte aus Krieg und Gewalt erneut zu lernen. Derzeit aber schickt sie sich an, das Gegenteil zu tun: Sie verlernt die menschenrechtliche Botschaft. Das betrifft nicht zuletzt auch die historische Bedeutung des Staates Israel: Die Erinnerung an die totalitäre Judenvernichtung ist nicht nur in Artikel 1 des Grundgesetzes, sondern auch in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte aufgehoben. Das verpflichtet die UN auch menschenrechtlich zu einer besonderen Berücksichtigung des Existenzrechtes Israels. Aber zugleich eben auch dazu, den strikt egalitären Anspruch auf ein Leben in Menschenwürde nicht auf Kosten der palästinensischen Zivilbevölkerung abzustufen.
Das ist eine schwierige Gratwanderung. Zumal in Gaza die Grenzen zwischen der Hamas und der Zivilbevölkerung mitunter zu verschwimmen drohen. Wer aber übersieht, dass die Menschenrechte für ein historisch mahnendes Gewalterbe stehen, das neben den konkreten Opfern auch die Menschheit insgesamt betrifft, sollte sich klar sein, wem Abgesänge auf die Menschenrechte vor allem dienen: einem politisch sehr konkreten Relativismus rücksichtsloser Willkürgewalt. Aktuell geht es um Israel und Gaza oder auch um die Ukraine und Russland, aber doch zugleich auch um die universelle Frage, wie der Mensch als Mensch leben und wie er gerade nicht regiert werden will. An jedem 10. Dezember ist daran zu erinnern: Die Menschenrechte fordern einen politischen Gegenwiderstand, einen legitimen Widerstand gegen den illegitimen Widerstand autoritärer Herrscher und reaktionärer Denkweisen. Und ein solcher Gegenwiderstand ist besonders dann vonnöten, wenn sich das vielzitierte Rad der Geschichte zurückzudreht.


Aus: "Jedes Leid zählt"  Arnd Pollmann (10. Dezember 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2023-12/menschenrechte-vereinte-nationen-krieg-utopie

Arnd Pollmann (* 1970 in Remagen) ist ein deutscher Philosoph. Seit 2018 ist er Professor für Ethik und Sozialphilosophie an der Alice Salomon Hochschule Berlin. ... Pollmann arbeitet schwerpunktmäßig zur Sozialphilosophie und Ethik, insbesondere zur Philosophie der Menschenrechte, aber auch zur angewandten Ethik in den Bereichen der Medizin, der Technik und des Tierschutzes. Seine Dissertation widmete er dem Begriff der Integrität.
https://de.wikipedia.org/wiki/Arnd_Pollmann


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#773
Quote[...] Die Vereinten Nationen (UN) beschreiben die Lage der Palästinenser im Gazastreifen als außergewöhnlich dramatisch, Israel will aber trotzdem seine Strategie nicht anpassen – daran ändert auch die Resolution des Sicherheitsrats für umfassende humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen nichts.

Israels Außenminister Eli Cohen erklärte nach der Abstimmung, sein Land werde ,,den Krieg im Gazastreifen" gegen die islamistische Palästinenserorganisation so lange fortsetzen, bis diese ,,eliminiert" sei und die von ihr noch immer festgehaltenen 129 Geiseln befreit seien.

Der UN-Sicherheitsrat hatte nach tagelangen Diskussionen in einer mühsam ausgehandelten Resolution umfassende humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen gefordert. In dem Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas müssten alle Seiten die ,,sichere und ungehinderte Lieferung von humanitärer Hilfe in großem Umfang" ermöglichen, heißt es in der am Freitag in New York (Ortszeit) verabschiedeten Resolution.

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Hamas-Terror gegen Israel:

Am 7. Oktober waren Hunderte Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas in israelische Orte eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt.
Israelischen Angaben zufolge wurden rund 1140 Menschen getötet und etwa 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion bombardiert die israelische Armee seither Ziele im Gazastreifen und startete eine Bodenoffensive.
Während einer Feuerpause wurden 105 Geiseln freigelassen, im Gegenzug für 240 palästinensische Häftlinge. Israel vermutet, dass noch mehr als 100 Geiseln in dem Küstenstreifen festgehalten werden.
Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, inzwischen mindestens 20.000 Menschen getötet. (Tsp)

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Ein zentraler Streitpunkt war die mögliche Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe. Ein entsprechender Passus fand dann keinen Eingang in die Resolution. Darin heißt es lediglich, es müssten ,,mit aller Dringlichkeit" die Bedingungen geschaffen werden, die ,,eine nachhaltige Einstellung der Kampfhandlungen" ermöglichen.

Für die Resolution stimmten 13 der 15 Mitgliedstaaten des mächtigsten UN-Gremiums, die Veto-Staaten USA und Russland enthielten sich.

Israel hatte nach der Verabschiedung der Resolution angekündigt, dass es weiterhin alle humanitären Lieferungen in den Gazastreifen kontrollieren werde. Dies sei ,,aus Sicherheitsgründen" erforderlich, schrieb Cohen im Onlinedienst X. Die Hamas bezeichnete die Resolution als ,,unzureichend".

Unterdessen gingen die Kämpfe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen weiter. Die israelische Armee teilte mit, dass die Einsätze in der Stadt Gaza unvermindert fortgesetzt würden. Dort seien Straßenkämpfe mit Hamas-Kämpfern im Gange.

UN-Generalsekretär António Guterres kritisierte erneut das Vorgehen Israels in dem Konflikt. ,,Die Art und Weise, in der Israel diese Offensive durchführt, schafft riesige Hürden für die Verteilung von humanitärer Hilfe in Gaza", schrieb er. Um humanitäre Hilfe effektiv nach Gaza zu bringen, brauche es unter anderem Mitarbeiter, die in Sicherheit arbeiten könnten.

Die UN hatten am Tag zuvor angesichts einer ,,weltweit beispiellosen" Lage im Gazastreifen vor dem Hungertod Hunderttausender Palästinenser gewarnt.

Eine neue Studie mehrerer UN-Agenturen und anderer Institutionen vom Donnerstag kommt zu dem Schluss, dass in dem abgeriegelten Küstenstreifen 577.000 Menschen in die schwerwiegendste Kategorie des Hungers fallen.

Im gesamten Rest der Welt zusammen gibt es dagegen gegenwärtig 129.000 Menschen, die der Analyse zufolge ähnlich bedroht sind.

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Palästinenser bekommen 118 Millionen von EU:
Die Palästinenserbehörde im Westjordanland bekommt von der EU weitere Finanzhilfen im Umfang von mehr als 118 Millionen Euro. Die Billigung der Mittel sei nach sorgfältiger Prüfung erfolgt, teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitag mit.
Derzeit werde nachgedacht, wie eine künftige längerfristige Unterstützung aussehen könnte. Planungen für 2024 gibt es bereits.
Der jetzt bewilligte Millionen-Betrag kommt nach Kommissionsausgaben aus einem schon existierenden Topf für Palästinenser-Hilfen, der für die Jahre 2021 bis 2024 etwa 1,2 Milliarden Euro umfasst.
Die Finanzhilfe für die Palästinensische Autonomiebehörde soll es unter anderem ermöglichen, dass in ihrem Zuständigkeitsbereich Gehälter und Pensionen für Beamte sowie Sozialhilfeleistungen für arme Familien gezahlt werden können. (dpa)

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,,So etwas habe ich noch nie gesehen. Das Ausmaß der akuten Ernährungsunsicherheit ist in Bezug auf Schwere, Geschwindigkeit der Verschlechterung und Komplexität beispiellos", sagte die New Yorker Sprecherin des Welternährungsprogramms (WFP), Shaza Moghraby.

Bei den von ,,katastrophalem" Hunger bedrohten Menschen angesichts der israelischen Angriffe handele es sich um mehr als ein Viertel der über zwei Millionen Menschen in dem Gebiet. Fast alle Bewohner seien von Hunger oder Vertreibung betroffen.

Als Folge der israelischen Kriegsführung sei die humanitäre Situation im Gazastreifen dramatisch. Es braucht den UN zufolge dringend mehr Hilfslieferungen, damit die hohe Zahl Tausender ziviler Opfer nicht weiter ansteigt.

,,Wir können nicht darauf warten, dass eine Hungersnot ausgerufen wird, bevor wir handeln", sagte Moghraby. (AFP, dpa, Tsp)


Aus: "Update Trotz dramatischer Lage der Palästinenser: Israel lehnt auch nach UN-Resolution neue Gaza-Strategie ab" (22.12.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/viermal-mehr-als-im-rest-der-welt-hunderttausende-in-gaza-von-hungertod-bedroht-10965667.html

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"Zivile Opfer in Gaza: Das laute Schweigen der Deutschen" Essay von Daniel Bax (7.1.2024)
Mit der Haltung zum Nahost-Krieg verrät Deutschland seine Werte. Statt den Kurs zu hinterfragen, verstehen sich Medien als Hüter der ,,Staatsräson". ... Zu Russlands Krieg gegen die Ukraine fanden deutsche Politikerinnen und Politiker klare Worte. Deutschland stehe ,,in der Pflicht, die Menschenrechte überall und zu jeder Zeit zu achten und zu verteidigen", erklärte Olaf Scholz im Herbst 2022 vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. Den Internationalen Strafgerichtshof und den UN-Menschenrechtsrat werde sein Land ,,mit aller Kraft" unterstützen, versprach er. Und: Hunger dürfe nie wieder als Waffe eingesetzt werden, sagte der Kanzler an anderer Stelle.
,,Gezielte Angriffe auf zivile Infrastrukturen – mit der klaren Absicht, Männer, Frauen und Kinder von Wasser, Strom und Heizung abzuschneiden – sind reine Terrorakte", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Oktober 2022 vor dem Europaparlament in Straßburg, wo sie auch klarstellte: ,,Das sind Kriegsverbrechen." Und Außenministerin Baerbock sagte im Februar 2023 vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf mit Blick auf die Kinder, die in diesem Krieg zum Opfer werden: ,,Wir müssen ihre Namen aussprechen und ihre Rechte fördern. Und wir müssen die Täter beim Namen nennen".
Zu Israels Kriegsführung in Gaza fehlen deutschen Politikerinnen und Politikern dagegen die Worte – und das seit drei Monaten. ...
https://taz.de/Israels-Krieg-in-Gaza/!5981361/

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Russische Streitkräfte sind weiter bei Awdijiwka vorgerückt. Das dokumentiert das Institute for the Study of War (ISW) in seinem jüngst veröffentlichten Lagebericht unter Berufung auf geolokalisierte Daten. Demnach deuten die Aufnahmen darauf hin, dass das russische Militär jeweils nordöstlich der Siedlungen Opytne und Stepowe kleinere Fortschritte erzielt hat. Ukrainische Truppen setzten ihre Bemühungen um einen Gegenangriff fort, hieß es weiter.

Auch in der Region um Bachmut sind den russischen Streitkräften den Angaben nach territoriale Gewinne gelungen. Geolokalisierte Daten, die vom ISW ausgewertet worden sind, deuten darauf hin, dass Russland zuletzt in der Nähe der Siedlung Spirne vorrücken konnte. Weiter soll das russische Militär in einem neuen Gebiet nordöstlich von Bachmut Angriffe durchgeführt haben und dadurch bei den Ortschaften Berestowe und Wyjimka vorgedrungen sein. Das ISW bezieht sich bei dieser Information auf die Meldung eines russischen Militärbloggers, hat jedoch noch keine visuelle Bestätigung dafür vorliegen.

Auch südwestlich von Bachmut sind russische Soldaten vorgerückt. Geolokalisierte Aufnahmen zeigen laut ISW, wie sie am nordwestlichen Stadtrand von Klischtschijiwka vorstoßen. Weitere geolokalisierte Daten sollen nach Auswertungen des ISW ukrainische Streitkräfte bei Stellungskämpfen östlich von Klischtschijiwka zeigen.

...


Aus: "Russland rückt an zwei Frontabschnitten vor" (23. Dezember 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/karte-ukraine-krieg-russland-frontverlauf-truppenbewegungen

QuoteVivaldiX

Ich frage mich, wann dieser irrsinnige Krieg endlich beendet wird. Solange eine Partei glaubt, der anderen ihre Bedingungen zu diktieren, wird es wahrscheinlich keinen Frieden geben. Die vergangenen Jahre haben doch deutlich gemacht, dass alle Vorhersagen von einem bevorstehenden Sieg Makulatur sind. Schon vor 1 Jahr habe ich hier im Forum die Frage gestellt: "Was ist, wenn keine Partei gewinnen kann?" - Will man dann diesen Krieg ewig fortsetzen und weitere viele tausend Menschen in den Tod schicken? Die Verluste sind auf beiden Seiten enorm - man schätzt inzwischen die Zahl der Toten auf russischer Seite auf über 120 000 und auf ukrainischer Seite auf über 80 000. Inzwischen sickert durch, dass auch in der Ukraine langsam eine Kriegsmüdigkeit einsetzt, die Zahl der Deserteure stark zugenommen hat und Wehrpflichtige teilweise mit Gewalt in die Rekrutierungsbüros geprügelt werden. Bei unseren Militärstrategen hier im Forum scheint diese Erkenntnis allerdings noch nicht angekommen sein. An dieser Gesamtsituation werden auch nicht viele weitere Waffenlieferungen etwas ändern können. Aber es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis diese Einsicht die maßgeblichen Akteure erreichen wird. Bis dahin werden noch viele Menschen sinnlos sterben.


QuoteErgie Weggedorn

Richten Sie doch bitte Ihre Appelle an Moskau, dort kann man den Krieg jeden Tag beenden.

Stattdessen kauen Sie russische Propaganda wieder und möchten gern, das die Ukraine aufgibt, nicht wahr? Dummerweise vergessen Sie dabei, dass weder Sie noch sonst jemand hier das zu entscheiden hat. Das entscheidet ganz allein die Ukraine und nicht wir hier.


QuoteS.Mali

Zitat: ,,Das Dorf Klischtschijiwka war erst im September von der Ukraine zurückerobert worden. Jetzt gelingen den Russen wieder Vorstöße. Die Ukraine rückt bei Awdijiwka vor."

,,Im Osten nichts Neues", frei nach Erich Maria Remarque.


...

Im Westen nichts Neues ist ein 1928 verfasster Roman von Erich Maria Remarque, der die Schrecken des Ersten Weltkriegs aus der Sicht eines jungen Soldaten schildert. Obwohl Remarque selbst das Buch als unpolitisch bezeichnete, ist es als Antikriegsroman zu einem Klassiker der Weltliteratur geworden. Der Roman wird in der Literaturwissenschaft überwiegend der Neuen Sachlichkeit zugeordnet. ... Bei den Nationalsozialisten hatte sich Remarque mit seinem Roman Feinde gemacht. Als Teil ihrer Rufmordkampagne gegen den missliebigen Autor bezweifelten sie dessen Authentizität und verbreiteten das Gerücht, er habe überhaupt nicht am Ersten Weltkrieg teilgenommen. Während der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen 1933 wurden zahlreiche Exemplare von Im Westen nichts Neues vernichtet. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Im_Westen_nichts_Neues


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#775
Quote[...] Russlands Staatsfernsehen ist schon lange ein Gruselkabinett des Hasses und der Kriegstreiberei. Aber in letzter Zeit dröhnen die Propaganda-Trommeln noch lauter als sonst. Die ins Studio geholten «Experten» übertreffen sich mit primitiven Verwünschungen an die Adresse der Ukraine und des Westens. Seelenruhig wird damit gedroht, die Hauptstadt Kiew auszuradieren oder ganze Länder der Nato mit Atombomben einzuäschern. Das Publikum darf miträtseln, wen Russlands Panzer als Nächstes überrollen – die Balten oder die Polen –, bis dann die überfällige «Entnazifizierung» Berlins ansteht.

«Wir müssen bis zu natürlichen Grenzen vorstossen», bis zum Atlantik, räsonierte kürzlich Wladimir Solowjow, der am Staatsfernsehen die Rolle des Kreml-Chefpropagandisten spielt. Als Teil des Russischen Reiches hätten die Portugiesen ein wunderbares Leben, meinte er.

Solche grotesken Aussagen sind nicht zum Nennwert zu nehmen. Aber man sollte sie auch nicht als belanglos abtun. Die ständige Hetze entspringt keineswegs dem Zufall oder den Köpfen einiger Spinner, sondern spiegelt eine Strategie des Regimes von Wladimir Putin. Es geht darum, das Land in einen Kriegstaumel zu versetzen und dem Volk eine tägliche Dosis imperialer Grossmannssucht einzuimpfen.

Wenn die staatlich bezahlten Kommentatoren darüber sinnieren, wie gerne sich Ukrainerinnen von russischen Soldaten vergewaltigen lassen, wenn sie das Aufschlitzen feindlicher Kehlen zur christlichen Tat verklären, die Tötung von mehreren Millionen Ukrainern zur Staatsräson erheben wollen und die Jagd auf Opponenten im Ausland mit der Vergiftung von Ungeziefer gleichsetzen, so dient dies auch dazu, zivilisatorische Normen umzustossen. Von Kaliningrad bis Wladiwostok soll niemand durchschauen, was Russlands Krieg ist: eine Barbarei epochalen Ausmasses.

Dies beantwortet aber nicht die Frage, was der Drahtzieher dieses Irrsinns im Schilde führt – und wie weit er gehen will. Die kurze Antwort lautet: so weit, wie man ihn lässt. Putin wird seine Aggression fortsetzen, bis er gestoppt wird und erkennt, dass er auf dem Kriegspfad mehr zu verlieren als zu gewinnen hat.

Seine Äusserungen, vor allem aber sein Handeln gibt wichtige Aufschlüsse. Zwar strotzt auch Putins Rhetorik von Absurditäten, die die Frage aufwerfen, ob kühle Demagogie dahintersteckt oder fortgeschrittener Wahnsinn. Ohne Wimpernzucken verkündete der Diktator diesen Monat, Russland kämpfe in der Ukraine für die «Freiheit der gesamten Welt». Sein Land zähle zur Avantgarde einer Bewegung für eine gerechtere internationale Ordnung – blanker Hohn aus dem Mund eines Mannes, der das Völkerrecht mit Füssen tritt und Leid über Millionen unschuldiger Menschen gebracht hat.

Aber jenseits solcher Propagandafloskeln sind bei Putin inhaltliche Konstanten erkennbar. Erstens leugnet er beharrlich die Existenz einer ukrainischen Nation. Dass es sich um ein Volk mit eigener Geschichte, eigener Sprache, anderen Mentalitäten und einem ausgeprägten Selbstbehauptungswillen handelt, will er nicht wahrhaben. Daher ist es eine Illusion, zu glauben, es gehe um einen blossen Territorialstreit, den man mit einem Kompromiss beilegen könnte. Putin wird sich mit einem Gebietsstreifen im Osten nicht zufriedengeben. Sein Plan ist die Auslöschung der Ukraine als freiheitlicher Staat ausserhalb der russischen Machtzone.

Siegesgewiss hat der Kreml nun die alten Ziele nochmals bekräftigt: «Entnazifizierung» – gemeint ist der Sturz der demokratisch gewählten Regierung in Kiew – und «Entmilitarisierung», die Auflösung der ukrainischen Streitkräfte. Hinzu kommen masslose territoriale Forderungen: Putin erhebt Anspruch auf die gesamte ukrainische Schwarzmeerküste und indirekt auf einen Grossteil des übrigen Landes. Er gibt zu verstehen, dass er die restliche Konkursmasse, darunter einige im 20. Jahrhundert der Sowjetukraine angegliederte Gebiete im Westen, grosszügig den Nachbarn Polen, Ungarn und Rumänien überlassen könnte. Es wirkt, als hätten solchen Teilungsplänen Hitler und Stalin Pate gestanden.

Aus Putins Äusserungen geht auch hervor, was das ukrainische Volk unter seiner Herrschaft zu erwarten hätte: gewaltsame Russifizierung, ideologische Umerziehung, Vernichtung der einheimischen Eliten. In den besetzten Gebieten im Südosten geschieht dies bereits jetzt. In Moskauer Schubladen liegen zudem Vorschläge für die Umsiedlung von mehreren Millionen Ukrainern nach Sibirien – auch dies eine Idee im Geiste Stalins.

Eine zweite Konstante Putins besteht in der Kampfansage an den Westen. Der Kreml zeichnet das Bild einer epischen Konfrontation mit Amerika und seinen Verbündeten, die weit über die Ukraine hinausreicht. Unablässig hämmert Putin seiner Bevölkerung ein, dass der Westen die Zerstückelung und Ausbeutung Russlands vorhabe. Es ist eine Propagandalüge, an die das Regime offenkundig selber nicht glaubt. Anders ist nicht zu erklären, weshalb Russland seit 2022 den Grossteil seiner Truppen an der Grenze zu Finnland, Norwegen und zum Baltikum abgezogen und in die Ukraine verlegt hat. Wäre Putin wirklich davon überzeugt, dass die Nato Russland überfallen möchte, würde er seine Grenzen nicht entblössen.

Zur Manipulation der eigenen Bevölkerung eignet sich die Fiktion vom böswilligen Westen jedoch gut. Das Regime kann damit jede Schuld am gigantischen Blutzoll im Ukraine-Krieg, an den Sanktionen und den explodierenden Militärausgaben von sich weisen und sie als von aussen erzwungene Übel darstellen. Putin vermag sich zugleich als Führer in einem nationalen Überlebenskampf zu inszenieren.

Krieg und Konfrontation dienen daher, drittens, hauptsächlich einem innenpolitischen Zweck. Seit seinem Aufstieg in den Kreml vor 24 Jahren während des zweiten Tschetschenienkrieges hat Putin die Erfahrung gemacht, dass sich damit die Macht absichern lässt. In den letzten Jahren wurde die Notwendigkeit aussenpolitischer Abenteuer zur Legitimierung der Kreml-Herrschaft immer grösser. Denn wirtschaftlich kann der Staatschef wenig vorweisen – Russland wird zunehmend abgehängt, von Amerika ohnehin, aber auch von wichtigen Schwellenländern.

Ein echter Frieden mit Russland ist daher illusorisch, solange Putin an der Macht bleibt. Eine aggressive, imperiale Politik ist das eigentliche Lebenselixier seines Regimes. Selbst wenn er wollte, gibt es für ihn keinen Weg zurück zu Kooperation mit dem Westen. Eine solche Kehrtwende wäre der Bevölkerung nicht zu vermitteln, und ohne die staatlichen Finanzspritzen in die Rüstung würde der Wirtschaftsmotor vollends abgewürgt. Viel naheliegender ist es für den Kreml deshalb, die Konfrontation weiter zu schüren und den Einsatz noch zu erhöhen.

Nach den horrenden Verlusten der russischen Armee – schätzungsweise 300 000 Getötete und Verletzte – könnte man meinen, dass selbst Putin an seiner Kriegspolitik zweifeln müsste. Aber nichts deutet darauf hin. Proteste hat er nicht zu befürchten, sein Repressionsapparat scheint alles im Griff zu haben. Trotz Sanktionen, Kapitalflucht und dem Exodus von Investoren ist der wirtschaftliche Kollaps ausgeblieben. Putin dürfte sich am längeren Hebel fühlen.

Er hat die Rüstungsindustrie erfolgreich angekurbelt, während der Westen Mühe bekundet, die Munitionsproduktion rasch genug hochzufahren. Das Reservoir an Soldaten ist in Russland grösser als in der bevölkerungsmässig nur ein Viertel so grossen Ukraine. Nicht zuletzt winkt dem Kreml die Chance einer Rückkehr Donald Trumps ins Weisse Haus. Das Ende der amerikanischen Militärhilfe an die Ukraine und eine Existenzkrise der Nato wären dann ein realistisches Szenario.

Obwohl Russland wirtschaftlich vergleichsweise ein Zwerg ist, untergräbt es die Sicherheit des ganzen Kontinents. Seine ökonomische Schwäche macht Putin mit grösserer Entschlossenheit und krimineller Energie wett. Systematisch plant er für einen langen Krieg. Der Westen dagegen hat die Zeitenwende verschlafen, verwehrt der Ukraine wichtige Waffensysteme, duldet die Umgehung der Russland-Sanktionen und begnügt sich in Europa mit Armeen, denen die Munition nach wenigen Wochen Krieg ausginge.

Unterschätzt werden noch immer die Folgen eines Zusammenbruchs der Ukraine – riesige Flüchtlingsströme, ein Vorrücken russischer Truppen nach Mitteleuropa und ein Signal an die ganze Welt, wie wertlos westliche Hilfsversprechen sind. Selbst ein sofortiger Waffenstillstand brächte keine Abhilfe, denn Putin würde ihn nutzen, um seine geschwächte Armee zielstrebig auszubauen. In einigen Jahren wäre Russland dann bereit, auch Nato-Gebiete wie das Baltikum zu bedrohen.

Ein lange Zeit verschmähtes Wort muss daher wieder salonfähig werden: Abschreckung. Amerika und Europa können den Frieden nur sichern, wenn sie Regelbrecher wie Moskau und Peking vor Angriffen zurückschrecken lassen. Das wird teuer werden, nachdem man die nötigen Investitionen in die Verteidigung und die Rüstungsindustrie zu lange hinausgeschoben hat. Der am wenigsten schmerzhafte Weg führt weiterhin über die Ukraine: Je schneller und umfassender dieses Land die nötige Hilfe gegen Russland erhält, desto eher lässt sich das Kalkül des Kremls durchkreuzen.



Aus:"Kommentar: Zwischen Grössenwahn und eiskaltem Kalkül: Putin plant einen langen Krieg" Andreas Rüesch (29.12.2023)
Quelle: https://www.nzz.ch/meinung/russland-gegen-ukraine-putin-plant-einen-langen-krieg-ld.1772254

QuoteAlfons Widmer

Sachliche realistische Analyse. Jetzt stelle man sich eine Beurteilung desselben Gegenstandes von Roger Köppel bzw. der WELTWOCHE vor!


QuoteMartin Rust

Würde ich gern lesen.


QuoteL. M.

Bin bei ihnen, Herr Widmer, eine gute Analyse von Herr Rüesch.

Bezüglich Roger Köppel:

Köppel ist tragisch. Er war mal eine interessante, andere Stimme, die vieles, was in der EU sicherlich schiefläuft, frühzeitig verstanden und in die gesellschaftliche Diskussion in der Schweiz gebracht hat. Ich denke die Schweiz hat davon profitiert.

Inzwischen lebt er mit seiner Weltwoche allerdings davon, den Systemhass der Verqueerdenker zu bewirtschaften, und mit dem Schritt zum Putin-Versteher hat er endgültig den Platz des freiheitsliebenden kritischen Denkers aufgegeben.


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Quote[...] Der Journalist Köppel ist zwar seit 2015 Abgeordneter der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) im Nationalrat. Doch richtig heimisch, so wirkt es bis heute, ist der 57-Jährige im Bundeshaus in Bern nicht geworden. Er fehlt oft, schon zwei Mal hat ihn das Boulevardblatt Blick zum "Absenzenkönig" im Nationalrat gekürt. Er sei "ein hoch engagierter Unternehmer einer erfolgreichen Firma" und eben kein reiner Berufspolitiker, rechtfertigte sich Köppel, der im Hauptberuf Verleger und Chefredakteur der Weltwoche ist. Das einst eher linksliberale Magazin hat sich unter seiner Führung zum Sprachrohr der Schweizer Rechtspopulisten entwickelt. ...


Aus: "Streitbarer Köppel verlässt die Politik" (4. März 2023)
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/politik/roger-koeppel-schweizer-nationalrat-politik-abschied-weltwoche-chefredakteur-1.5762667

QuoteRoger Jürg Köppel (* 21. März 1965 in Zürich; heimatberechtigt in Küsnacht und Widnau) ist ein Schweizer Journalist, Medienunternehmer, Publizist und Politiker (SVP). Seit 2001 ist er Chefredaktor des Wochenmagazins Die Weltwoche, mit einem zweieinhalbjährigen Intermezzo als Chefredaktor bei der bundesdeutschen Tageszeitung Die Welt (2004–2006), seit 2006 auch Verleger. Von 2015 bis 2023 war er Mitglied im Schweizer Nationalrat. ... Am Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 titelte die Weltwoche mit der Schlagzeile «Putin, der Missverstandene».[35] Unter dem Titel «Kleine Psychologie der Putin-Kritik» schrieb Köppel in der Weltwoche, Putin werde «von Journalisten und Intellektuellen» gehasst, «weil er für all das steht, was sie ablehnen, verteufeln und was deshalb nicht sein darf: Tradition, Familie, Patriotismus, Krieg, Religion, Männlichkeit, Militär, Machtpolitik und nationale Interessen». Putin entlarve, so Köppel, «den hohlen Moralismus seiner Gegner. Und die Dekadenz des Westens». Durch das Auffahren seiner Panzerdivisionen habe Putin klargemacht, es gebe «da draussen doch noch so etwas wie eine harte Wirklichkeit der Tatsachen, nicht nur das eingebildete Metaversum der ‹Diskurse› und ‹Narrative›, mit denen man sich die Welt so zurechtlegt, wie man sie gerne hätte. Vielleicht, hoffentlich, ist Putin der Schock, den der Westen braucht, um wieder zur Vernunft zu kommen». Laut Köppel ist Putin «nicht unser Feind», sondern «unser potenzieller Partner». ,,,

... Im Mai 2023 wurde Köppel für einen Besuch in Moskau kritisiert, bei dem er unter anderem den Propagandisten Wladimir Solowjow und die für Kriegsverbrechen sanktionierte Marija Lwowa-Belowa interviewte. In der Weltwoche hatte Köppel Ende April 2023 über seinen Aufenthalt in Moskau — dem, wie er es nannte, «Epizentrum des angeblich Bösen» — geschrieben: «Mediterrane Unbeschwertheit herrscht, Fröhlichkeit in überfüllten Restaurants, aber auch Ordnung und Sauberkeit beeindrucken, freundliche Polizisten, keine Klima-Vandalen.» Vielleicht, so Köppel, komme «der Hass auf Russland auch daher, dass sich die Russen einfach dem Wahnsinn verweigern, der unsere westliche Welt zugrunde richtet: grüne Ideologie, politkorrekte Meinungsverbote, Gender-Irrsinn, Zertrümmerung der Familie, Verwahrlosung des Rechtsstaats, blinder Gehorsam gegenüber den USA. Sind die Russen heute die besseren, die wahren Europäer? Nach einem Besuch in ihrer Hauptstadt könnte man es fast meinen.» ...

https://de.wikipedia.org/wiki/Roger_K%C3%B6ppel (30. Dezember 2023)

Link (Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Dezember 2023 um 05:48):
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Roger_K%C3%B6ppel&oldid=240655127

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QuoteDietmar Wandel

Wer sich mit der Geschichte der Ukraine beschäftigt, dazu sind offenbar viele Kommentatoren nicht fähig, muss zweifelsfrei feststellen, dass dieser Krieg hätte vermieden werden können (Stichwörter: Regime-change eines gewählten Janukowitsch, Maidan wird nicht aufgeklärt, Frau Nuland - fu... the EU, usw). 

Der Hass auf Putin vernebelt offenbar den Blick auf Leid und Tod  und Zerstörung, statt dem Frieden eine Chance zu geben.


QuoteJ. S.

Die Ukraine ist eine unabhängige Demokratie, was man in Russland nicht begreifen kann oder will. Tatsache ist: Russland hat sein perfekt völkerrechtlich unabhängiges Nachbarland aus imperialistischen Gründen überfallen und mordet und zerstört dort.


QuoteHelmut Biely

Ja, weiter als Vasallenstaat von Putins Gnaden hätte der Friede der Ukraine aufrecht erhalten werden können. Dummerweise ,,der Friede eines Kirchhofs", den die Ukrainer nicht wollten. ...


QuoteS. O.

Papiertiger hüben wie drüben. Eigene Söhne oder sich selber wird man nicht an die Front stellen. Da werden nur Bauern geopfert.



QuoteM. S. S.

Herr Rüesch schreibt für die NZZ aus der neutralen Schweiz über Grossmachtpolitik. Das ist bemerkenswert. Bei der NZZ hat man die Neutralität leider längst abgeschrieben, obwohl sie im Volk weiterhin tief verankert ist. NATO- und EU-Beitritte sind als strategische Ziele eigentlich bereits festgelegt, obwohl diese Vorhaben im Volk chancenlos sind. Bedauernswert ist das in der Tat. Wir sind heute konfrontiert mit zunehmenden Rivalitäten zwischen den Grossmächten (USA, Russland, China). Die Hegemonie der USA wird herausgefordert. Diese Rivalitäten können grundsätzlich in grösseren Kriegen ausarten. Die Schweiz muss als Kleinstaat neutral bleiben, immerwährend und bewaffnet. Sonst werden wir in solche Kriege mit hineingezogen. Dazu gehört eine rasche und massive Aufrüstung der Armee. Ebenso hätte das Kriegsmaterialgesetz längst angepasst werden müssen. Militärische Abschreckung ist notwendig, das ist richtig. Realpolitik und Interessenspolitik anstelle einer wertebasierten Aussenpolitik ist ebenso wichtig. Mit Russland wird man verhandeln müssen, daran führt kein Weg vorbei.


QuoteUlrich Amstutz

Das Fazit des Kommentars ist - leider! - genau richtig: unser Kontinent ist zurück in einem kalten Krieg, Europa und Amerika müssen mögliche Agressoren genügend abschrecken können.

In Korea ist der kalte Krieg gar nie zu Ende gegangen, er dauert dort seit bald 75 Jahren ununterbrochen an. Was soll eigentlich werden, wenn Russland den Weg Nordkoreas einschlägt?

Russland kann dann nicht "besiegt" werden, höchstens zurückgedrängt, weil die fortgesetzte Konfrontation Bedingung zum Machterhalt geworden ist. Wenn die zu Sowjetzeiten doch meistens einigermassen rationale Kalkulation des Verhältnisses von Zwecken, Zielen und Mitteln entfällt, wenn die unsäglichsten Lebensbedingungen der eigenen Bevölkerung akzeptabel sind zwecks Machterhalt der Elite, wenn alle politischen und humanitären Skrupel aus der russischen Politik dauerhaft verschwinden sollten, dann muss wie an der innerkoreanischen Grenze mit dauernden Provokationen und einem jederzeit möglichen Grosskrieg gerechnet werden, sollte die Abschreckung durch den Eindruck einer Schwäche versagen.

Der kalte Krieg droht in seiner extremsten Ausprägung zu uns zurückzukehren, nämlich in Form eines brüchigen, instabilen Waffenstillstandes, der jederzeit gebrochen werden könnte.

Deshalb ist es so entscheidend, die Ukraine vorbehaltlos zu unterstützen: Keinesfalls schwach erscheinen!

Wer auf den Sachverhalt hinweist, ist deswegen keine Kriegsgurgel. Es löst kein Problem, das Seismometer für das Erdbeben verantwortlich zu machen.


QuoteBjörn Andersson

Russland muss auch nicht "besiegt" werden, eine Minderheit der Russen ist ja gegen Putin und der brain-washed andere Teil wird "einmal" erschreckt aufwachen, wie damals die glühenden Anhänger der Nationalsozialisten in Reue wieder Gutmachung gelobten.

Das Z-Terror Regime Putins muss eliminiert werden und Russland wird wie einst die UDSSR zerfallen, diesmal in autonome Staaten ggf. Staatenbündnisse einzelner der 160 verschiedene Völker in Russland.

Die Atomwaffen wird Ex-RuZzia abgeben und bekommt im Kiewer- Memorandum von USA, GB, F und Ukraine zugesichert, künftig nicht Angegriffen zu werden.


QuoteUlrich Amstutz

Das wäre gut, Herr Andersson. Bin da leider nicht so optimistisch:

Deutschland wurde erst im 2. WK in dem Sinne besiegt, dass der überwältigende Teil der Bevölkerung die Niederlage auch anerkannte. Nach dem 1. WK standen die Dolchstosslegende von der "im Felde unbesiegten Armee" und verständliche Wut über den Versailler Vertrag bei Teilen der Bevölkerung der Erkenntnis im Weg, eben militärisch "ganz" verloren zu haben und ev. mit Vorteil teilweise umzudenken.

Angesichts der Weitläufigkeit Russlands halte ich eine formelle Besatzung, wie in Deutschland nach 1945, für illusionär. Diese wäre Voraussetzung für ein "Erwachen" der Z-ler. Imperiale Überlegenheitsgefühle weichen nicht ohne Not.

Es erscheint fraglich, ob durch die Entfernung Putins eine andere russische Politik erreicht würde. Das ist ein Krieg der meisten Russen, nicht nur Putins.
Die Veränderung muss viel grösser ausfallen, als nur den "Zaren" auszutauschen. Ohne Besetzung glaube ich nicht an den nötigen Austausch tonangebender Kreise.
Die KGBler Putins haben 1989 überstanden.

Die Gewalt ist in Russlands Gesellschaft und Politik endemisch. Seit Peter dem Grossen erwartet Westeuropa eine "baldige" "Modernisierung" des Landes, wirtschaftlich, gesellschaftlich, geistig. Wir warten seit 300 Jahren.

Russland ist autokratisch geblieben, eine Trennung von Kirche und Staat fehlt, Andersdenkende werden als Abweichler in die Wildnis verbannt, eine Entwicklung hin zu mehr Toleranz oder Demokratie setzt sich nicht durch.


QuoteBjörn Andersson

für alle Putin Verseher: Kriege von RuZzia - State Sponsors of Terrorism

1953 Niederschlagung Aufstands vom 17. Juni 1953 in der DDR

1956 Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstands

1968 Niederschlagung des Prager Frühlings

1969 Chinesisch-Sowjetischer Grenzkrieg

1974–1991 Militärische Unterstützung des kommunistischen
Regimes im äthiopischen Bürgerkrieg

1975–2002 Unterstützung der MPLA im angolanischen Bürgerkrieg

1977–1978 Unterstützung Äthiopiens im Ogadenkrieg gegen Somalia

1979–1989 Militärintervention in den Afghanischen Bürgerkrieg

1991–1992 Georgisch-Südossetischen Krieg 1994–1996 Erster Tschetschenienkrieg

1999–2009 Zweiter Tschetschenienkrieg

1999 Dagestankrieg

2008 Militäreinsatz im Kaukasuskrieg (Seite südossetischer Rebellen)

2014 Invasion und nachfolgende Annexion der Krim & bis heute Terror Einsatz in der Ostukraine

2015 Militärischer Eingriff auf Seiten der Regierung Syriens im Syrischen Bürgerkrieg

2018 bis heute Militärische Unterstützung des Kampfes gegen die libysche Regierung auf Seiten Marschall Haftars mit Wagner-Söldnern der GRU

2019 bis heute Militärische Unterstützung des Kampfes gegen die Ahlu Sunnah Wa-Jama in Mosambik mit Wagner der GRU

2020 bis 2023 Truppen in Bergkarabach, Aserbaidschan

02.2022 Überfall auf die Ukraine (terroristicher Angriffskrieg)

23.11.2022 Russia official declared as "state sponsor of terrorism"

17.03.2023 Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) erlässt Haftbefehl gegen Putin wegen Kriegsverbrechen  


QuoteDietmar Wandel

Für die Kriegsrhetoriker fehlen mir in Ihrer Aufstellung die Angriffskriege und Regime-changes der USA und NATO (Serbien). Deren Folgen für die Welt, insbes. Europa (Migration) haben schwer wiegende  Schwierigkeiten gebracht.


QuoteBjörn Andersson

sie hätten als lieber...

- den Genozid von Serbien an Bosnien weiter laufen lassen, dien NATO nicht invernieren lassen? ...

- Saddam Hussein weiter mit Giftgas Anschlägen tausende Kurden (Kinder, Zvilisten) und auch eingene Landsleute ermorden lassen? ...

etc. etc. etc.


QuoteRenate Storz

Billige Rechtfertigung eines Angriffskrieges, der ein Land zerstört hat und das heute im Chaos versinkt. Wie stehen Sie zu den Folterungen von Kriegsgefangenen der USA nicht im eigenen Land, sondern in Osteuropa?


QuoteChristof Schweiger-Cociani

Einseitige Darstellungen erwecken grundsätzlich den Eindruck der Parteilichkeit.


QuoteHeinz Gamber

Es kommt selten vor, dass ich einen Artikel nicht zu Ende lese. Dieser Artikel ist so voll mit Unwahrscheinlichem und USA Propaganda, besser könnte es Göbels nicht. Mir wurde es richtig schlecht beim lesen. Unverständlich für mich, dass eine neutrale Weltzeitung wie die NZZ so einen Artikel veröffentlicht. SCHANDE!


QuoteK. L.

... Ich kann es nur wiederholen: der Vorstoss gegen Osten war ein schwerer Fehler und zeugt von unfassbarer Verantwortungslosigkeit unserer Eliten. Die Schäden sind bereits immens und werden sich wohl noch vervielfachen. Wer 2014 nicht begriffen hat, dass wir die roten Linien der Russischen Föderation definitiv erreicht haben, ist einfach schwachsinnig oder kriminell inkompetent.


QuoteGünther Anderer

Putins rote Linien sind für Sie also der Maßstab? Das nenne ich mal Linientreue.


QuoteTom Harst

Die Spaltung der Welt in Gut und Böse, in Schwarz und Weiss. Farbe ist nach transatlantischer Leseart offenbar nur noch bei den vom ,,Wertewesten" weltweit provozierten Regimewechseln und im Rahmen der Genderideologie vorgesehen. Schöne neue Welt.


QuoteM. K.

Ruesch und seine Apologeten merken offenbar nicht, wie sehr sie sich im Geiste Putin schon angenähert haben. Wenn die Droge Krieg nicht mehr genug wirkt, dann wird halt vom totalen Krieg phantasiert, hueben wie drüben. Und jeder blendet die eigenen Verluste aus. Und überhöht die angeblichen Kapazitäten des Gegners. Anstatt ein nur paar Besoffene zu zitieren, wäre es doch angebracht, zu fragen, wie Putin denn das alles erreichen will. Schon jetzt gibt es ja Bewegungen russischer Mütter, die ihre Söhne zurückwollen, etc, etc. Das einzig schöne am Krieg ist, dass er irgendwann zu Ende ist. Und weil die beiden Seiten ja voneinander leben: Das einzig schöne an der Kriegsberichterstattung ist, dass sie einmal zu Ende ist. Putin wird verschwinden, und Ruesch dann wieder über Raubüberfälle in Oerlikon berichten.


QuoteMargot Helmers

Herr Rüesch tickt immer gleich, präzise wie eine Schweizer Uhr. Der deutsche Philosoph Georg W. F. Hegel: ,,Aus Lügen, die wir ständig wiederholen, werden Wahrheiten, die unser tägliches Leben bestimmen." Nur ist das mit den Lügen im Informationszeitalter immer schwieriger geworden, mit dem Translator kann man heute jede Zeitung der Welt lesen. Um zu glauben das Russland ein Nato-Land angreifen, ja gar bis Portugal durch maschiert braucht man schon  einen IQ einer asiatischen Stechmücke. Die Ukraine hatte diese Woche von den USA die letzten Unterstützungs-Gelder von 250 Millionen US$ für 2023 bekommen, es heisst Herr Selensky hatte das kühl entgegen genommen, so die Washington Post. Herr Selensky fordert (!!) für nächstes Jahr mindestens 23 Milliarden, ansonsten könnten keine Renten an die 10 Millionen Rentner, keine Gehälter an die 1,4 Millionen Lehrer und 500'000 Beamte ausgezahlt werden. Woher soll das Geld kommen? 2024 sind Wahlen in den USA, die Mehrheit der Amis will keine weiteren Milliarden an ein korruptes Land pumpen, entsprechend sind auch u.a. deswegen die Zustimmungswerte für Biden im Keller. Und wenn  der Schweflige wieder Präsident wird, dann ist sowieso fertig.


QuoteJürg Simeon

Für Lügen sind Sie bekannt, als Sie behaupteten die Ukrainer setzen Kindersoldaten ein. Ich bin erstaunt dass Ihr Konto noch nicht gesperrt ist.


QuoteM. M.

Inzwischen dürften auf ukrainischer , als auch russischer Seite ganze Jahrgänge junger Männer gestorben sein in einem sinnlosen Krieg.
Es wäre Zeit Frieden zu machen .
Einen Sieg der Ukraine halte ich für Wunschdenken , bar jeder Realität / Geschichtskunde.


QuoteM. T.

Bei allen sicher gut gemeinten Aufrufen zur Aufrechterhaltung der Hilfen für die Ukraine frage ich mich, wie realistisch das ist. 20 Jahre Kampf in Afghanistan gegen die Taliban, dort wo angeblich auch die Bundeswehr die Freiheit Deutschlands verteidigt hat, war letztlich ein Desaster. Die Taliban sind heute an der Macht, mit unendlich viel Geld aus dem Westen und modernsten Waffen, geliefert vorwiegend von den Amerikanern. Ich befürchte, dass sich dieses Desaster auch in der Ukraine wiederholen wird.


QuoteAdrian Wehrli

Die russen wurden in Afghanistan so verhauen wie heute in der Ukraine. Die Geschicht zeigt: Russland als Besatzer, hat keine Chance.


QuoteMarkus Henny

Die Engländer glaube ich auch mal.


QuoteM. T.

Ja auch, richtig. Und die Amerikaner haben das Interesse verloren. Das wird auch in der Ukraine früher oder später der Fall sein. Und zum Problem Europas werden. Keine guten Aussichten.


QuoteHans Rudolf Fischer

Langsam dämmert es: Es gab leider keine Strategie und keine Roadmap für die Vermeidung oder Minimiren von Menschenopfer und Schäden an Haus und Land für den sich seit langem abzeichnenden Konflikt. Aber trotzdem wäre es für die Ukraine nicht besser gewesen, wenn sie kampflos geblieben wär, aber mit mutigem und zähen organisiertem zivilen Ungehorsam, den Okkupanten das Leben so schwer zu machen und zivile Unruhe stiften, bis diese Verhaltensart auch nach Russland überschwappte. Geistige Landesverteidigung und Provokationen, welche Russland erhebliche Kosten und Schwierigkeiten bereiten, gesellschaftlich, ideell und kulturell. Dieser Ungehorsam als intellektuelle Kriegsführung würde auch in Russland zu Unruhen und Umstürzen führen. Dies eben als alternative Strategie zur Landesverteidigung mit Waffen, welche das Land in Schutt und Asche setzt und der zwangsweisen Zurückhaltung von Männern in wehrfähigem Alter , welche zu schmerzhaften und irreparablen Trennungen unter den Flüchtenden führt. Dies als Alternative zum Kampf, Schutt und Asche. Dazu haben wir uns im Westen zu wenig vorbereitet. Im übrigen, auch Putin lebt nicht ewig oder wird bald ersetzt werden. Waren wir blind, taub oder zu viel mit uns selber beschäftigt? ...


QuoteRainer Keil Zu H.R.Fischer,

"wäre es für die Ukraine nicht besser gewesen, wenn sie ... mit mutigem und zähen organisiertem zivilen Ungehorsam ... zivile Unruhe stiften, bis diese Verhaltensart auch nach Russland überschwappte":

Danke für Ihren unkonventionellen Beitrag.

Wer sich einst mit "Soziale Verteidigung" befasst hat

(vgl.
Theodor Ebert,
Soziale Verteidigung,
Waldkirch 1981),

wird nicht wg. d. Gründe, die für sie sprachen, sondern angesichts nur teilw. ermutigender, insgesamt ernüchternder empir. Erfahrungen

(vgl. ber.d.Studie
Anders Boserup, Andrew Mack,
Krieg ohne Waffen? Studie über Möglichkeiten sozialer Verteidigung. Kapp-Putsch 1920 / Ruhrkampf 1923 / Algerien 1961 / ČSSR 1968,
A.d.Dänischen v. H.Kulas u. J.Mez,
Reinbeck bei Hamburg
1974/1983)

v. a. bei totalitären oder autoritären Aggressoren eher skeptisch.

Trotzdem erscheint mir Ihr Beitrag wichtig:

Es gibt, wenn ich recht sehe, zwei große Fehler, von denen ich meine, dass wir sie mit Blick auf gewaltlosen bürgerl. Widerstand von Menschen in der Ukraine gegen den Angriffskrieg und seine aggressiven und demokratiefeindlichen Konsequenzen machen können und vermeiden sollten:

1. Illusionen darüber, was diese Art von Widerstand leisten kann (ernste Alternative?);

2. Ignorieren, was möglich & längst erfolgr. durchgeführt worden ist. Weithin ignorierte Informationen aus der Frühzeit des Angriffskriegs sind zu finden über

[The International Catalan Institute for Peace is a research, dissemination and action organization created by the Parliament of Catalonia in 2007 to promote peace in Catalan society and internationally and make Catalonia play an active role as an agent of peace in the world.] Since the beginning of the Russian invasion of Ukraine, Ukrainian civil society has spontaneously and courageously organized to counter the military occupation through hundreds of nonviolent actions, including civil disobedience, road blockades, civilian evacuation or communication campaigns. The report Ukrainian Nonviolent Civil Resistance in the Face of War, prepared by Professor Felip Daza within the framework of a joint ICIP and Novact project, examines the Ukrainian nonviolent civil resistance between February and June 2022 to identify the organizational dynamics and the characteristics of the different actions, their evolution and the impacts and supports they have achieved.
The document analyses 235 nonviolent civil resistance actions shown on an interactive map. It includes a set of recommendations addressed to governments and Ukrainian and international civil society to strengthen nonviolence to transform conflicts.

https://www.icip.cat/en/publication/ukrainian-nonviolent-civil-resistance-in-the-face-of-war/ .


QuoteK. G.

Sie können es ja mal gleich selbst probieren. Z B nach Moskau fliegen, dann vor dem Kreml eine weisse Fahne schwenken.


...

Textaris(txt*bot)

#776
Quote[...] Wer am vergangenen Sonntag am Beiruter Flughafen nach Gate oder Gepäckband suchte, fand auf den Infobildschirmen stattdessen eine Nachricht an die libanesische Hisbollah-Miliz: "Ihr werdet keine Unterstützer mehr haben, wenn ihr den Libanon in einen Krieg stürzt, für den ihr die Verantwortung tragt." Auch wenn die Hacker noch unbekannt sind, macht der Cyberangriff deutlich, welche Gefahr hundert Tage nach dem Hamas-Massaker und dem Wiederaufflammen des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern in der Region lauert.

Was droht, ist ein Krieg zwischen Israel und der Hisbollah, der nach und nach auch den Iran und die USA auf den Plan rufen könnte. Zwar wird allseits betont, dass niemand einen solchen Krieg wolle. Und doch dreht sich die Eskalationsspirale zwischen Israel und seinen Erzfeinden – dem Iran und verbündeten islamistischen Milizen – immer weiter.

Das geschieht auch im Jemen, wo in der Nacht auf Freitag die USA und Großbritannien insgesamt 60 Angriffe auf 16 Stellungen der Huthis koordiniert und mithilfe von Australien, Bahrain, Kanada und den Niederlanden durchgeführt haben. US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Militärschläge, die von Kampfjets, Kriegsschiffen und U-Booten ausgeführt wurden, als direkte Reaktion auf die "beispiellosen Angriffe der Huthis" auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer. Die Rebellen meldeten fünf Tote und sechs Verletzte und drohten sogleich mit Vergeltung und einer Fortsetzung ihrer Angriffe, um Schiffe mit Israel-Bezug an einer Durchfahrt durchs Rote Meer zu hindern – aus "Solidarität mit den Palästinensern".

Nach drei Monaten Krieg lehnt Israel trotz internationaler Rufe nach einer Feuerpause und Kritik wegen mutmaßlichen Völkerrechtsverstößen einen Stopp seines Militäreinsatzes gegen die Hamas im Gazastreifen strikt ab. Ein solcher Schritt würde Israel wehrlos machen, sagt die israelische Führung mit Blick auf den 7. Oktober. An jenem folgenreichen Samstag hatten rund 3000 Terroristen der Hamas und anderer Gruppen aus dem Gazastreifen im Schatten von heftigem Raketenfeuer auf Israel den milliardenteuren Hightech-Grenzzaun an 29 Stellen durchbrochen und ihn auch mit Gleitschirmen überwunden. Dann drangen sie in Dörfer, Kibbuzim und auf ein Techno-Festival vor, um dort blanken Horror zu entfachen: Sie ermordeten 1139 Israelis, darunter Kleinkinder, vergewaltigten, verstümmelten und verschleppten viele mehr.

Es dauerte Stunden, bis das Militär reagierte. All das hat Israel verändert. Nicht nur die Überlebenden und Hinterbliebenen werden das Trauma wohl nie ganz überwinden, sondern das ganze Land. Jedenfalls nicht, solange israelische Soldaten in Gaza fallen und Angehörige um – nach aktuellem Stand – 132 Geiseln in den Händen der Hamas bangen. Einige davon sollen nicht mehr am Leben sein. (Anm.: Teils wird auch die Zahl 136 genannt – dabei zählt Israel auch die Leichen zweier Soldaten dazu, die 2014 entführt worden waren, sowie zwei weitere Israelis, die seit damals in Gaza festgehalten werden.). Auch der Glaube an Israels Sicherheitsarchitektur ist erschüttert. Das könnte den von der Hamas überrumpelten Premier Benjamin Netanjahu das Amt kosten.

Sein Kriegskabinett hat die hochgesteckten Ziele Geiselbefreiung und Zerstörung der Hamas nach drei Monaten noch nicht erreicht: Zwar will die Armee rund ein Drittel der auf 30.000 geschätzten Kämpfer der Hamas getötet und im Norden erfolgreich deren Strukturen zerschlagen haben – doch ihr Anführer Yahya Sinwar ist noch am Leben; und vernichtet ist die dezimierte Terrorgruppe noch nicht, wie vereinzelte Raketenangriffe auf Israel zeigen. Dabei hat Israel schon bisher kaum einen Stein auf dem anderen gelassen: 70 Prozent der Häuser in Gaza wurden beschädigt oder zerstört, 85 Prozent der Menschen vertrieben und jeder Hundertste der zwei Millionen Bewohner getötet, viele davon liegen unter Trümmern begraben.

Nicht nur vor Ort, sondern auch in Debatten weltweit drängt das Leid einer Seite oft jenes der anderen in den Hintergrund. Antisemitismus und Entmenschlichung haben den Krieg auch hierzulande in Schulen und soziale Medien geholt. DER STANDARD fasst zusammen, welche Kreise 100 Tage Krieg bisher gezogen haben:

Tagelang suchte Rami Awad nach einem Zelt, um seine Familie in Sicherheit zu bringen – vergeblich. In der Dreikönigsnacht wurde seine Wohnung in Khan Younis im Süden Gazas zerstört. Nur einer der drei Söhne, der elfjährige Mahmoud, der bei einem Onkel übernachtet hatte, überlebte und musste seine getöteten Eltern und Geschwister tags darauf identifizieren. Sein Schicksal ist nur eines von tausenden, die zeigen, wofür der Satz "Gaza ist die Hölle auf Erden" steht.

Die Heftigkeit von Israels Reaktion erinnert an die im Libanonkrieg 2006 entwickelte Dahie-Doktrin, wonach jeder Angriff mit unverhältnismäßiger Gewalt beantwortet wird, um Angreifer abzuschrecken. Trotz Warnungen an Zivilisten sind die Folgen furchtbar: Israel meldet 8000 bis 9000 tote oder festgenommene Hamas-Kämpfer. Nach früheren Angaben, wonach man je ausgeschalteten Terroristen mit zwei toten Zivilisten als "Kollateralschaden" rechnet, deuten diese Zahlen auf 16.000 tote Zivilisten oder 24.000 Tote hin – was den Hamas-Zahlen entspricht. Im Schnitt wären das 160 getötete Zivilisten pro Tag – seit 100 Tagen. Zu viele, befindet auch Israels wichtigster Verbündeter.

Für die USA entbehrt zwar Südafrikas seit Donnerstag beim Gerichtshof in Den Haag vorgetragene Völkermordklage jeglicher Grundlage. Doch das Gerede ultrarechter Minister über eine Vertreibung der Menschen aus Gaza und die Gewalt im besetzten Westjordanland versetzten die USA, die an der fernen Zweistaatenlösung festhalten, in Sorge.

Verliert nicht die Hoffnung: Wir stellen die Welt auf den Kopf, um euch zurückzuholen." Riesige Lautsprecher ließen am Donnerstag Worte wie diese und Liebesbotschaften von Geiselangehörigen in Richtung Gazastreifen hallen. Zu schaffen macht ihnen zunehmend auch der Eindruck, dass die Geiseln immer mehr in Vergessenheit geraten, während keine Aussicht auf einen neuen Geiseldeal besteht. Daher wird auch am Wochenende wieder lautstark protestiert.

Schon vor der irrtümlichen Erschießung dreier Geiseln durch eigene Soldaten war Netanjahu mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht genug für weitere Befreiungen zu tun. Auch dass viele Bürger noch nicht in ihre Häuser in den Gebieten an den Grenzen zu Gaza und dem Libanon zurückkehren können, wird ihm, der in den Monaten vor dem Massaker alle Sicherheitswarnungen in den Wind schlug und lieber eine umstrittene Justizreform vorantrieb, vorgehalten. Diese hat das Höchstgericht nun vom Krieg unbeirrt gekippt.

Die Mitglieder der iranischen "Widerstandsachse" – darunter Milizen im Libanon, Jemen und Irak – verstehen es, mit dem Leid der Palästinenser in der eigenen Bevölkerung zu punkten. Die Huthis gefährden mit Angriffen den Schiffverkehr im Roten Meer. Nach wochenlangen Mahnungen haben westliche Verbündete diese nun unter der Führung der USA mit Luftschlägen beantwortet und den regionalen Konflikt ausgeweitet.

Und zwischen Israel und der Hisbollah, die Israels Armee im Norden beschäftigt, ist jeder noch so kalkulierte Vergeltungsschlag eine kleine Eskalation. Vorläufiger Höhepunkt: Im Libanon tötete Israel jüngst Hamas-Anführer Saleh Al-Arouri und zwei Kommandanten der Hisbollah.

Die Miliz griff einen Stützpunkt an, der für die nördliche Luftraumüberwachung (samt Syrien) zuständig sein soll. All das schürt Ängste, eine Seite könnte sich verkalkulieren. Zudem droht Israel trotz US-Warnungen mit einer Militäroperation, wenn die Grenze nicht zur Ruhe kommt: "Die Zeit für Diplomatie läuft aus."

Im großen Sitzungssaal der UN-Generalversammlung in New York stimmten Mitte Dezember 153 Mitgliedsländer für eine sofortige Feuerpause zwischen Israel und der Hamas. Österreich votierte dagegen – so wie die USA, Israel und gerade einmal sieben weitere Länder. Grund: Die Hamas wurde in Bezug auf die Geiselnahmen nicht klar verurteilt. China und der sogenannte Globale Süden hingegen, darunter Brasilien und Südafrika, hatten schon bei der vorhergehenden Abstimmung Ende Oktober eine Verurteilung der Hamas-Gräuel großteils abgelehnt.

Was bereits beim Ukrainekrieg offensichtlich wurde, zeigt sich nun immer deutlicher: Die meist autokratisch regierten Länder des Südens agieren auf der Weltbühne selbstbewusster – vor allem, wenn es gegen die USA geht. Dass der Gazakrieg jenen in der Ukraine von den oberen Rängen der Schlagzeilen verdrängt hat, dürfte zudem einen freuen, der sich gerne als Alphatier all jener versteht, die gegen den Westen agitieren: Wladimir Putin.

Schwer bewaffnet bewachten Polizistinnen und Polizisten kurz vor Weihnachten den Wiener Stephansdom, der beliebte Silvesterpfad in der Innenstadt ging ebenfalls unter besonders wachsamen Augen der Exekutive über die Bühne. Erst Mitte der Woche wurden die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen wieder zurückgefahren. Mehrere Terrorverdächtige, sie sollen dem "Islamischen Staat Provinz Khorasan" (ISKP) angehören, waren zwischenzeitlich festgenommen worden, auch Ziele in Köln und Madrid sollen im Fokus gestanden sein.

Überhaupt, so die EU-Polizeibehörde Europol, sei die Terrorgefahr in Europa seit den Hamas-Anschlägen in Israel massiv gestiegen. Während sich jihadistische Gruppen wie IS und Al-Kaida nun neu international profilieren wollten, gehe es der Hamas darum, ihre Kampfzone auch außerhalb der Palästinensergebiete zu erweitern. Selbst im fernen Argentinien wurden rund um den Jahreswechsel Terrorverdächtige festgenommen, die laut den Behörden Anschläge auf Jüdinnen und Juden geplant haben sollen.

Als wenige Tage nach dem Hamas-Massaker hunderte Menschen auf dem Wiener Ballhausplatz der Opfer gedachten, sorgte eine Warnung der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) im Vorfeld für Aufsehen: Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten es tunlichst vermeiden, bei der Anreise Israel-Fahnen oder auch die jüdische Kopfbedeckung Kippa offen zu zeigen. Zu groß sei die Gefahr, angepöbelt oder gar attackiert zu werden.

Neu ist die Bedrohungslage für Jüdinnen und Juden in Österreich freilich nicht: Die Antisemitismusmeldestelle der IKG registrierte schon 2022, also fast ein Jahr vor der jüngsten Eskalation, einen traurigen Rekord an juden- und jüdinnenfeindlichen Übergriffen in Österreich. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel und dem darauffolgenden Militäreinsatz in Gaza marschieren aber nun auch in Österreich Demonstrierende mit teils offen antisemitischen Parolen durch die Straßen; viele, aber weit nicht alle, mit muslimischem Migrationshintergrund. Nicht nur an US-Unis, sondern auch hierzulande werden seit Kriegsbeginn Studierende angefeindet, weil sie Jüdinnen oder Juden sind – oder sich mit Israel solidarisch zeigen. Auch die deutschen Behörden meldeten Ende 2023 massiv gestiegene Zahlen, was antisemitische Straftaten betrifft.

Andererseits werden, etwa in Onlineforen, eine Verrohung der Sprache und antimuslimischer Rassismus deutlich: Tote Zivilisten in Gaza werden häufig als "Kollateralschaden" abgetan, Palästinenserinnen und Palästinensern ihr Recht auf Leben abgesprochen. Jenen, die sich mit Gewaltopfern solidarisieren, wird oft Einseitigkeit vorgeworfen. Der Diskurs über den Krieg, er ist vergiftet. (Flora Mory, Florian Niederndorfer, 14.1.2024)


Aus: "Schrecken ohne Ende - 100 Tage nach dem Hamas-Massaker stehen die Zeichen auf Eskalation" (14. Jänner 2024)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000202381/100-tage-nach-dem-hamas-massaker-stehen-die-zeichen-auf-eskalation

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Der Krieg in Israel und Gaza seit 2023 ist der fünfte Krieg im Gaza-Israel-Konflikt und ein Teil des umfassenderen israelisch-palästinensischen Konflikts. Auslöser des Kriegs war der Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023. Bei dem von der radikal-islamischen Terrororganisation Hamas vom palästinensischen Autonomiegebiet Gazastreifen aus geführten Angriff auf Israel wurden 1.139 Menschen getötet. Darüber hinaus entführte die Hamas rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen und beschoss israelische Orte mit tausenden Raketen. Als Reaktion auf den Terrorangriff rief der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Kriegszustand in Israel aus und berief ca. 300.000 Reservisten zum Armeedienst ein. In den darauffolgenden Tagen wurden die Terroristen der Hamas im israelischen Grenzgebiet von den Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) bekämpft und in den Gazastreifen zurückgedrängt. Am 10. Oktober 2023 gaben die IDF bekannt, dass sie die Militäroperation ,,Eiserne Schwerter" starten werde. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Israel_und_Gaza_seit_2023

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wie der britische Sender BBC nach Auswertung von Satellitendaten berichtet, trifft das auf 144.000 bis 175.000 Gebäude in dem Küstengebiet zu. Die Aufnahmen belegten zudem, dass sich die Bombardierung des südlichen und zentralen Gazastreifens seit Anfang Dezember intensiviert habe. Besonders betroffen sei weiter die Stadt Chan Junis.
Die Satellitenbilder wurden laut dem Bericht an der City University of New York und der Oregon State University analysiert. Dabei seien ältere und aktuelle Aufnahmen verglichen worden, um Veränderungen in der Höhe oder Struktur von Gebäuden zu erkennen.


Aus: "Rund die Hälfte der Gebäude im Gazastreifen laut BBC zerstört" (31.01.2024)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/rund-die-haelfte-der-gebaeude-im-gazastreifen-laut-bbc-zerstoert-100.html

Krieg in Israel und Gaza seit 2023
https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Israel_und_Gaza_seit_2023#Opfer

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] KAIRO taz | Man kann sie kaum als Zelte bezeichnen, es sind eher improvisierte Verschläge mit Plastikplanen, die die Menschen am Rande der Stadt Rafah, ganz im Süden des Gazastreifens, zu Hunderten aufgebaut haben – in dieser letzten Sackgasse des Krieges. Mehr Süden gibt es nicht, in den sie fliehen können. Auf der einen Seite operiert die israelische Armee in Chan Junis auf der Suche nach den Verstecken der Hamas, auf der anderen liegt der ägyptische Grenzwall.

Geschätzte 1,4 Millionen Menschen warten hier auf die angekündigte israelische Bodenoffensive, so viele wie die Stadt München Einwohner hat. Sollte die Offensive beginnen, haben sie nur zwei Möglichkeiten: Entweder brechen sie in einem Massenexodus über die ägyptische Grenze aus. Damit, fürchten aber viele von ihnen, laufen sie Gefahr, für immer aus dem Gazastreifen vertrieben zu werden. Oder sie fliehen in Richtung Norden, in Richtung der israelischen Armee. Doch selbst wenn die Armee den Zivilisten einen Korridor zur Flucht offenlässt und sie unbeschadet aus Rafah herauskommen, stünden sie im Norden des Gazastreifens vor den Ruinen ihrer Häuser und ihres alten Lebens.

,,Wir bleiben hier, wohin sonst können wir fliehen", sagt die 17-jährige Bissam Salem. ,,Sie müssen einfach eine Lösung für dieses Desaster finden, in dem wir leben. Seht ihr, wie die Menschen hier vor unseren Augen bombardiert werden? Niemand nimmt das zur Kenntnis", fügt sie hinzu.

Omar Muslih kommt aus Maghazi im Zentrum des Gazastreifens. Vor 25 Tagen ist der 50-Jährige vor der vorrückenden israelischen Armee nach Rafah geflohen. ,,Ich habe in diesem Krieg die sieben Plagen gesehen und jetzt sind wir hier, ohne Haus, ohne Kleidung zum Wechseln, mit kaum Essen. Wenn die Israelis kommen, werden wir versuchen, nach Ägypten zu fliehen oder wieder zurück in den Norden", versucht er vorauszublicken. ,,Ich möchte der Welt sagen, schämt euch! Ihr schweigt, während diese Verbrechen begangen werden, nicht nur gegen uns als Palästinenser, sondern einfach gegen uns als Menschen", erklärt er.

Viele in Rafah haben in den letzten Monaten gleich zwei, drei oder mehr Fluchtstationen hinter sich, etwa die Ghamri-Familie. Ihre Matratzen haben sie auf dem Autodach festgezurrt, um jederzeit wieder flüchten zu können. Über ein Sonnenpanel, das neben ihrem Verschlag lehnt, haben sie genug Energie, um zumindest Licht zu haben und ihre Handys aufladen zu können.

Umm Nihad Abu al-Qombuz, Mutter von fünf Kindern, blickt auf die Odyssee zurück, die die Familie, die ursprünglich aus Gaza-Stadt im Norden stammt, hinter sich hat. ,,Wir sind immer geflohen, wenn die Israelis uns dazu aufgefordert haben." Zunächst seien sie über den sogenannten sicheren Korridor aus Gaza-Stadt in den mittleren Teil des Gazastreifens geflohen. ,,Dann zwangen sie uns noch weiter südlich nach Chan Junis zu flüchten. Und jetzt sind wir hier, an einem Ort, der auch nicht sicher ist", sagt sie. ,,Die Worte der Israelis bedeuten nichts. Sie vertreiben uns von einem Platz zum anderen und überall sterben die Menschen."

Ihr Mann Muhammad al-Ghamri erzählt von ihrer Ankunft in Rafah: ,,Am nächsten Tag starb mein Vater von der Kälte. Wir haben ihn hier begraben." Sie haben nichts mehr von ihrem altem Leben, zu dem sie zurückkehren können. ,,Selbst wenn wir irgendwann wieder nach Gaza-Stadt zurückkommen, unser fünfstöckiges Familienhaus dort ist dem Erdboden gleichgemacht. Dort gibt es nichts mehr für uns", fasst er seine Lage verzweifelt zusammen.

Dass die israelische Armee noch nicht gekommen ist, bedeutet nicht, dass die Menschen in Rafah sicher sind. Besonders nachts erfolgen die israelischen Luftangriffe überall in der Stadt, auch in der unmittelbaren Nähe der Verschläge. Erst am Sonntag kam eine sechsköpfige Familie ums Leben. ,,Sie bombardieren Häuser mit Menschen drinnen, unschuldigen Menschen. Was haben sie getan, womit haben sie das verdient?", fragt Umm Nihad. ,,Immer wenn bombardiert wird, schreien die Kinder. Wir schmiegen uns dann alle aneinander. Wir alle wissen, diese Verschläge bieten uns keinen Schutz. Nur Gott kann uns schützen", sagt sie.

Als sie gefragt wird, wohin sie fliehen wird, wenn die israelische Armee kommt, hält sie inne, schluckt und zieht ihr Kopftuch zurecht, dann kommen ihr die Tränen und es verschlägt ihr die Stimme. Minuten später, als sie sich wieder beruhigt hat, fügt sie hinzu: ,,In diesem Krieg gibt es keine Gnade. Nur Angst und Herzen voller Traurigkeit und gebrochene Menschen."

Dieser Text stützt sich auf Material eines lokalen Kameramannes in Rafah, der im Auftrag des Autors dort gefilmt und Interviews gemacht hat.


Aus: "Lage im Gazastreifen: In der Sackgasse des Krieges" Karim El-Gawhary (21.2.2024)
Quelle: https://taz.de/Lage-im-Gazastreifen/!5990457/

QuotePatricia Jessen

Gerne würde ich diese Menschen fragen, was denn sie getan haben, um dieses Szenario zu verhindern. Haben sie gegen die Hamas opponiert - oder haben sie sie gewählt und unterstützt? Haben sie in einer der vielen Initiativen, die sich für Frieden zwischen Palästinenser*innen und Israelis engagieren, mitgearbeitet - oder haben sie einfach vor sich hin gelebt und gedacht, dass das Schaffen von Frieden sie nichts angeht? Ins solchen Interviews präsentieren sich Palästinenser*innen als Opfer, die nie und nirgends irgendwelche Optionen hatten. Als Getriebene und Vertriebene. Nie ein Wort über die Hamas, nie ein Wort über Unrecht, das vielleicht von ihnen bzw. der von ihnen gewählten Hamas ausging, nie ein Wort, dass Menschen aus Gaza in Israel gearbeitet und gutes Geld verdient haben oder dass (nicht alle, aber doch eine nennenswerter Teil der) Israelis sich ebenfalls für den Frieden eingesetzt haben und einsetzen. Es ist immer schwarz weiß und immer sind die anderen schuld. Bei allem Verständnis für ihre Lage, bei aller Überzeugung, dass Palästinenser*innen selbstverständlich ein Recht auf einen eigenen Staat haben. Mit so (zumindest politisch) unreflektierten und passiven Menschen erscheint es mir schwierig, einen Staat zu machen, geschweige denn am laufen zu halten, ohne dass er gleich wieder von Extremist*innen wie der Hamas übernommen wird.


QuoteChris Ehl

@Patricia Jessen Aus dem warmen Stuhl ist dieser moralische Ansatz von oben ja ganz schön. Was haben Sie gemacht, nach den Morden des NSU? Nach der Vertuschung durch den Verfassungsschutz. Was machen Sie im Zuge der V-Männer-Aktivitäten des Verfassungsschutzes. Was haben Sie im Falle Kurnaz unternommen? Wann waren Sie mal "opponierend" gegen Polizeigewalt? Wieviele, "darauf kann ich nicht antworten" habe ich bei Ihnen schon ausgelöst?


QuotePatricia Jessen

@Chris Ehl Da wenden Sie sich leider an die falsche Person, die auf dem warmen Stuhl sitzt. Denn sowohl beruflich wie privat bin ich (nicht nur aber auch) engagiert in den Bereichen Extremismusprävention, Umgang mit Rassismus, Gestaltung eines friedlichen Zusammenlebens und habe gerade vom wissenschaftlichen Schwerpunkt her sogar einen Fokus auf dem Nahostkonflikt. Dementsprechend, ja meinen moralischen Ansatz versuche ich auch zu leben und nein, er ist nicht von oben, er zeigt darauf, dass Menschen Verantwortung für ihr Tun übernehmen und nicht nur die Schuld an ihrer Misere anderen in die Schuhe schieben. Wenn die Menschen das in Gaza weitestgehend nicht tun und nicht wollen, dann ist es doch fraglich, wie sie sich eine Gesellschaft und einen Staat vorstellen. Wohl kaum demokratisch, denn das bedeutet, Verantwortung übernehmen zu müssen.


Quoteillek

@Patricia Jessen Nun, was haben wir gegen Hanau getan?

Stellen Sie sich mal den durchaus plausiblen Fall vor, dass der Täter von Hanau mit ein paar weiteren Komplizen nicht 9 sondern 100 Mitmenschen getötet hätte.

Sollte nun unser Militär eingreifen und ganz Hanau dem Erdboden gleichmachen, weil die AfD dort vertreten ist und wir diese rechte Plage radikal bekämpfen wollen?

Wahrscheinlich fällt ihnen außer "Hamas" auch nichts mehr dazu ein.


Quote*Sabine*
gestern, 20:27

@illek Aus meiner Sicht funktioniert Ihr Beispiel Hanau nicht, weil die fiktiven Täter von Hanau kein fremdes Land überfallen und sich danach mit Geiseln (Frauen, Kinder, Babies) in ihr Heimatland wieder zurückgezogen hätten.

Des Weiteren würde man üblicherweise mit der Regierung/Polizei des Landes, aus dem die Täter stammen, zusammenarbeiten. Das ist in Gaza nicht möglich, da die Täter die Regierung/Polizei/Militär von Gaza stellen.

Außerdem sehe ich es als eher unwahrscheinlich an, dass breite Bevölkerungsschichten die Täter vor dem Zugriff der Ordnungskräfte schützen bzw. als freiwillige und unfreiwillige Schutzschilde fungieren. Dass Krankenhäuser, Schulen etc. Abschussrampen für Raketen sind u.v.m..


QuotePatricia Jessen

@illek Doch, mir fällt dazu ein, dass Sie Äpfel mit Birnen vergleichen. Die grauenvollen Taten in Hanau und die grauenvollen Taten der Hamas sind in unterschiedlichen Kontexten von unterschiedlichen Tätern mit unterschiedlichen Zielen und vollkommen anderer Wirkung begangen worden. Das macht jeden weiteren Kommentar zu Ihrer Frage obsolet.


Quoteillek

@Patricia Jessen Schade, dass sie sich mit einer abgedroschenen Redewendung und mit Theorien über Unterschiede rausreden.


Quoterero

@illek Trotzdem passt die Redewendung.

Ein besserer Vergleich wäre es, wenn fiktiv 3000 Schweizer nach Deutschland gekommen wären - organisiert durch die Schweizer Regierung - und in den Dörfern Baden-Württembergs die Menschen massakriert hätten.

Inklusive Geiselnahme.

Sie können sich darauf verlassen, dass auch hier viele ein militärisches Vorgehen erwarten würden, damit die amtierende Schweizer Regierung zu vergleichbaren Taten nicht mehr in der Lage ist.

Erfreulicherweise ist dieses Szenario reine Fiktion und die Schweizer weit entfernt davon, die Deutschen in die Nordsee treiben zu wollen.

Wenn meine Tochter beim Zigarettenholen erschossen worden wäre wie dieser junge Araber in Sderot, würde ich es vermutlich halten wie dessen Familie.

Die sagte im israelischen Fernsehen, sie stamme selbst aus Gaza und habe Verwandte dort, aber sie wünsche sich, dass die Hamas zerstört wird.

Inländische Extremisten oder Irre, als Einzeltäter oder in Kleingruppen, sind ein anderes Kaliber.

Deshalb passt Ihr Vergleich wirklich nicht.


QuoteMoritz Pierwoss

@Patricia Jessen Da Israel bestimmt wer Gaza betreten oder verlassen darf und wer nicht seit 2006, wie soll man sich dann bitte in einer NGO für Verständigung engagieren? Es wird sogar die Kalorienanzahl für die Menschen in Gaza reglementiert, die Bezahlung erfolgt über Shekel und gutes Geld verdient? Die Palästinenser arbeiten als Billiglöhner bei ihren Besatzern, weil sie sonst gar nichts verdienen können. Kein Israeli will zu den Löhnen arbeiten, weswegen man jetzt Inder anwerben will.

Die meisten Menschen in Gaza leben dort, weil ihre Familien dorthin völkerrechtswidrig vertrieben wurden über Jahrzehnte und von denen fordern Sie jetzt Verständnis und Vergebung für die Verursacher ihres Elends?


QuoteSuchender

@Moritz Pierwoss Warum ignorieren fast alle Kommentatoren, daß es auch eine Grenze nach Agypten gibt über die die Menschen versorgt werden könnten? Wird die auch von Israel kontrolliert? Bin froh, daß im obigen Bericht der "agyptische Grenzwall" erwähnt wird.

Verursacher dieses Elends sind diejenigen die den UN-Teilungsplan von 1947 nicht akzeptieren wollten. Außerdem sind im Rahmen der Konflikte mehr Juden aus arabischern Ländern vertrieben worden als Palästinener, interessiert fast auch niemanden.


Quote*Sabine*

@Suchender "Außerdem sind im Rahmen der Konflikte mehr Juden aus arabischern Ländern vertrieben worden als Palästinener, interessiert fast auch niemanden."

Danke, auch wenn es ermüdend ist, solche Dinge immer wieder schreiben zu müssen. Ebenso interessiert es auch niemanden, dass manche Grundbesitzer der Region ihr Land an jüdische Einwohner verkauft haben.


QuoteGesunder Menschenverstand

Der Elephant im Raum wird wieder mal nicht angesprochen.

Hamas.


Quoteillek

@Gesunder Menschenverstand Fast jeder Kommentar und sogar der Artikel selbst enthalten das Wort "Hamas".

Vom Elephanten im Raum spricht man, wenn alle etwas sehen, aber nur wenige sich trauen das Wort in den Mund zu nehmen.
Also, so etwas wie "ethnische Säuberung" oder "Völkermord".


Quotevieldenker

Es gibt nur eine Lösung. Die Menschen müssen die Kämpfer im Untergrund massiv unter Druck setzen. Sobald die Geiseln frei sind, wird die israelische Regierung nicht mehr soviel Unterstützung für einen großen Angriff haben. Letztlich liegt das Ausmaß des weiteren in der Hand der Palästinenser. Aber irgendwie wollen die das wohl nicht wahrhaben.


QuoteSuryo

Ägypten hätte die Menschen längst aufnehmen können.
Ganz zu schweigen von dem Golfmonarchien, den reichsten Staaten der Welt.


QuoteChris Ehl

@Suryo Wieso sollten sie das? Wir hatten schon Probleme, die Geflüchteten durch unsere Kriege aufzunehmen. Warum also von anderen etwas anderes fordern?


QuoteSuryo

@Chris Ehl Warum sollten sie das nicht?

Wenn die Bevölkerung der Emirate zu 90 Prozent aus Ausländern besteht, die der arbeitenden Bevölkerung aus nahezu 100 Prozent, sollte es kein Problem sein, ein paar Millionen aus Gaza Obdach und Arbeit zu bieten.


QuoteStubi

Ich verstehe immer besser, wie die Nazis in Deutschland an die Macht kommen konnten.
Ihr habt sehr tief sitzende Probleme beim miteinander reden.

In den Kommentarspalten könnte man momentan Lehrstunden für Psychologie Studenten abhalten. Was da an Verdrängungsmechanismen zirkulieren, ist auf morbide Art faszinierend.

Es gibt vernünftige Stimmen, die versuchen, Ergebnis offen zu diskutieren und Kommentieren. Nur werden sie durchgehend flankiert von Menschen, die lieber Abwehren als ihre eigene Weltsicht zu hinterfragen.

Es gibt in einem Krieg keine gute Seite. "Das erste Opfer ist immer die Wahrheit"

Was Zivilisten wollen, ist ihr Leben in Frieden zu leben. Zur Lösung dieses Konfliktes sollte man ihnen zuhören, eine Plattform geben, auf beiden Seiten.

Nicht den Kriegstreibern auf beiden Seiten, die selber im Sicheren sitzen.


usw.

...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Soldat kommt gerade aus der Salzkammer des Sanatoriums, am Vormittag war er schon bei der Massage. Er nennt nur seinen Militärspitznamen, Produzent. Für zwei Wochen Erholung ist er hier, sagt er, und seine Frau ist zu Besuch. Sie ist schwanger, erzählt er und kämpft mit den Tränen. Wenn seine Tage hier um sind, muss er zurück an die Front. Zurück ans große Maschinengewehr, zurück an den Granatwerfer, das sind seine Waffen. Weitermachen. Weiter töten. Weiter Kameraden beim Sterben zusehen.

Das Sanatorium am Stadtrand von Charkiw stammt noch aus Sowjetzeiten. Früher wurden hier Herzpatienten behandelt, heute sind es Soldaten wie der Produzent. Jeder, der hierherkommt, war an der Front; hat Unsägliches gesehen und wohl auch Unaussprechliches getan. Das zehrt an einem Menschen, nicht nur am Körper, sondern auch an der Psyche.

Die Ukraine kann es sich nicht leisten, Soldaten zu verlieren. Nicht an der Front, nicht an Depressionen und nicht an einen Freitod. Sie kann ihre Männer und Frauen nicht davor bewahren, Schreckliches zu tun und Schreckliches zu erleben – also versucht sie, den Schaden in Grenzen zu halten.

Der Produzent war schon im Donbass stationiert, zuletzt in Kupjansk. Immer dort, wo es knallt, immer in der ersten Reihe. "Es ist schwer da oben, das alles mit anzusehen", sagt er. Manche Soldaten kauerten sich irgendwann nur noch in eine Ecke, gäben auf. Einer seiner Kameraden sei an der Front im Nacken verwundet worden, sechs Männer waren nötig, um ihn vom Schlachtfeld zu tragen, kilometerweit. Er war einer von ihnen. Beim Rückzug seien sie von einer russischen Drohne angegriffen worden, mehrere Soldaten seien verletzt worden, einer gestorben. Sie hätten die Nacht auf dem Feld ausharren müssen, bis Hilfe kam.

Für Männer wie den Produzenten wurde im Sanatorium ein spezielles Rehabilitationsprogramm entwickelt. Seit Sommer 2022 kommen Soldaten von der Front hierher, um sich behandeln zu lassen. Stress, Panikattacken und Traumata plagen sie. Viele sind leicht reizbar, einige belastet es, dass ihre Frauen und Kinder im Ausland sind. Sehr viele können nicht schlafen, wieder und wieder durchleben sie im Traum, was sie durchgemacht haben und schrecken nachts auf.

Der Produzent macht diesen Moment vor, verschränkt ruckartig die Arme vor der Brust, die Hände zu Fäusten geballt, richtet sich im Sessel auf, den Rücken schnurgerade. Er gehört zur Infanterie, zu den Soldaten, die ihrem Feind stets gegenüberstehen. Er sieht jene, die er tötet. Und er sieht sie, wenn sie ihn töten wollen. Das verfolgt ihn im Schlaf.

Zwei Wochen in einem Sanatorium sind da kein Ausweg, keine Lösung. Im Durchschnitt dauert die Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung drei Jahre. Was können da 14 Tage schon bewirken?

"Wir wollen die Moral der Soldaten wiederherstellen", sagt Ihor, der Chefpsychologe. Auch er gehört dem Militär an und möchte daher seinen vollen Namen nicht nennen. Die Männer werden hier kurzzeitig psychisch aufgepäppelt, notdürftig seelisch zusammengeflickt, auf dass es eine Weile halten möge.

Wenn jemand über Suizid nachdenke, erklärt Ihor, dann fragten sie ihn im Sanatorium: "Wer beschützt deine Familie, wenn du dir das antust?" Wenn das nicht helfe, komme der Patient in eine Psychiatrie. Doch wenn die Psychologen den Eindruck bekommen, ein Mann sei wieder stabil, dann darf er zurück zu seinen Kameraden. Zurück an die Front.

"Die jungen Soldaten sind besonders gefährdet für psychische Leiden", sagt Ihor, die Älteren litten mehr körperlich. Sie hätten Probleme mit der Wirbelsäule vom ständigen Tragen der schweren Schutzausrüstung, in der sie manchmal auch schliefen.

Der Behandlungsplan sieht deshalb auch physische Entspannung vor. Es gibt Massagen, einen warmen Pool und Sport. Bei der Aromatherapie schweigen die Männer mit geschlossenen Augen, vom Band rauscht das Meer, es riecht nach Eukalyptus. Die Salzkammer befreit die Atemwege, das Licht wechselt von rot zu blau zu grün.

Auf dem Gelände des Sanatoriums gibt es mehrere Gebäude, sie haben Linoleumböden, Flügeltüre und bunte Wände. Vor den Eingängen blasen die üblichen Rauchergruppen grauen Dunst in den grauen Himmel. Hier und da schlendert ein Soldat durch den nassen Schnee, vorbei an Bäumen und Statuen. Die Patienten sind angehalten, auf dem Gelände keine Uniform zu tragen, denn viele Soldaten auf einem Haufen sind ein attraktives Ziel für Raketenangriffe. Nur wenige halten sich daran.

Nicht alle Patienten nehmen die Behandlung gleich an. Es ist nicht leicht, vor anderen über Albträume zu sprechen, wenn man schon bald wieder nebeneinander im Schützengraben kauert. Gruppentherapien werden nur noch innerhalb gleicher Einheiten abgehalten, weil die Erfahrung zeigte, dass verschiedene Brigaden sich sonst darüber streiten, wer härter gekämpft habe. Einzelgespräche mit Therapeuten sind beliebter. Manche sind auch einfach nur froh, ein paar Tage nicht beschossen zu werden. Und einige scheinen ihre Probleme vor sich selbst kaum zugeben zu können, sie beharren darauf, bloß wegen Rückenschmerzen hier zu sein.

Der Produzent, ebenfalls in Uniform, ist leicht untersetzt und hat weiche Gesichtszüge. Er verabschiedet sich zur Lasertherapie. Dort bekommt er eine Art Mütze aufgesetzt, die elektrische Impulse ans Gehirn sendet. Das soll die schlimmen Träume lindern. Fast im Gehen sagt er mit weicher Stimme noch: "We will not give up to these motherfuckers."

45 Tage an der Front seien das Maximum, was einem Soldaten zugemutet werden sollte, sagt der Psychologe Ihor. Danach staue sich die Belastung an wie in einem Glas, in das Probleme tropfen. Doch in der Realität bleiben die meisten Soldaten länger, die meisten leisten monatelang Dienst an der Front. Im Sanatorium können sie das Glas nicht einfach auskippen, aber ein bisschen auslöffeln. Im Sanatorium zögern sie hinaus, dass sich ihr Zustand verschlimmert. Im Krieg gilt die Kunst des Machbaren.

Näher an der Front arbeiten jene, die verwundete Soldaten zuerst versorgen. Sie haben täglich mit schlimmsten Verletzungen zu tun, deren Anblick schwer zu ertragen ist. Spezielle Unterstützung für diese Helfer ist nicht vorgesehen, sie müssen sich selbst helfen.

Es liegt etwas Melancholisches, fast Schüchternes in der Stimme des jungen Mannes. Sein rotbrauner Vollbart schaukelt beim Sprechen, seine Arme schwingen sachte wie die eines Dirigenten, der Mann hat nichts von der Zackigkeit eines Kommandeurs. Vielleicht ist das die Ruhe, die jemand ausstrahlt, der das größte Chaos innerhalb weniger Herzschläge sortieren muss.

Sein Spitzname ist Heiler, so steht es auch auf dem Patch an seinem Oberarm. Er lächelt ganz kurz, fast ein Grinsen. Heiler klingt nach Schamane und Hokuspokus, doch irgendwie ist der 33-Jährige das auch. Er ist Arzt an einem sogenannten Stabilisierungspunkt unweit der Front an einem geheimen Ort in der Region Saporischschja.

Der Weg zu seinem Arbeitsplatz führt über eine matschige, bucklige Straße, vorbei an einem alten Friedhof, dessen Gräber bei einem Raketenangriff aufgewühlt wurden. Der Stabilisierungspunkt liegt in einem kleinen Dorf, Zivilisten sieht man kaum noch, jeder Schritt im Freien endet knöcheltief im Matsch. Wer hierher gebracht wird, hat ein ernstes Problem – und der Heiler und sein Team sind die letzte Hoffnung.

Verwundete an der Front werden direkt dort zunächst von Sanitätern behandelt – nach einem international einheitlichen Protokoll zur Versorgung schwerer Verletzungen auf dem Schlachtfeld: Beinstümpfe abbinden, kollabierte Lungen notdürftig flicken, Blutungen stillen. Das Minimum, um Menschen am Sterben zu hindern. Die ersten drei bis fünf Minuten sind entscheidend. Dann werden die Soldaten zum Stabilisierungspunkt gebracht, wo es medizinisches Equipment gibt und die Patienten so weit stabilisiert werden, dass sie weiter in ein Krankenhaus gebracht werden können.

Stressig seien vor allem die Nächte, sagt der Heiler. Dann werde an der Front mehr gekämpft, dann gebe es für ihn und sein Team viel zu tun. Zwischen fünf und zehn Männer und Frauen sind hier rund um die Uhr im Einsatz, es gibt einen Ruheraum und einen zur Behandlung. Die Liegen sind vorbereitet, jede Sekunde kann entscheiden. Die vergangene Nacht war vergleichsweise ruhig, drei Patienten mit Knalltrauma, einer mit Herzinfarkt, ausgelöst durch eine Explosion. So entspannt ist es nicht immer.

Das Schlimmste, sagt der 33-Jährige, seien die Blutungen, danach folgten Kopfverletzungen und Wunden im Bauchbereich. 15 bis 20 Minuten bleibt ein Patient im Durchschnitt, bevor er ins nächste Krankenhaus gebracht wird, weiter weg von der Front. Wenn es gut läuft. Wie viele es nicht schaffen, sagt der Heiler nicht. Er wisse es nicht, behauptet er.

Seit Oktober ist er hier stationiert, vor dem Krieg hat er als Arzt in einem Krankenhaus gearbeitet. Auch dort hatte er viel mit Tod und Leid zu tun, aber nichts mit Krieg. Aufgeplatzte Bauchdecken und deformierte Schädel gehören in einer städtischen Klinik nicht zum Alltag, hinter den Schützengräben schon. Einen Monat nach der russischen Invasion hat der Heiler sich bei der Armee gemeldet, um Sanitäter zu werden. "Auf dem Schlachtfeld habe ich alles gesehen", sagt er.

Anfangs sei er überfordert gewesen mit so vielen Verletzten auf einmal. Zu entscheiden, wen er zuerst behandelt: Triage. "Ich habe schlecht geschlafen, mich immer häufiger dabei erwischt, wie mich Kleinigkeiten wütend machen", erinnert er sich. Das sei nicht von jetzt auf gleich so gewesen, sondern habe sich mit der Zeit entwickelt.

In der Logik des Krieges ist der Heiler jemand, der anderen hilft, Leben rettet. Manchmal ist sein Gesicht das Letzte, das ein Patient sieht. Aber auch Stabilisierungspunkte werden beschossen. Und ein Heiler kann nicht alle Leben retten. Das ist schwer.

Irgendwann wurde dem Heiler klar, dass er auf sich selbst aufpassen muss. "Ich arbeite intensiv an meiner mentalen und körperlichen Gesundheit", sagt er. "Beides ist endlich und der Krieg wird noch eine ganze Weile dauern. Es ist ein Marathon." Konkret bedeutet das: jeden Morgen Sport, kaum noch Kaffee, ausreichend Schlaf. Für jemanden in seinem Job können solche Kleinigkeiten darüber entscheiden, ob er zusammenbricht oder durchhält. "Ich definiere meine psychischen Grenzen", sagt der Heiler. Und wie beiläufig erwähnt er: "Ich nehme Antidepressiva und gehe zur Psychotherapie." War on drugs.

Er habe sich verändert, sagt er, sei flexibler, mache keine langfristigen Pläne mehr – so wie viele Ukrainerinnen und Ukrainer. "Ich genieße nun die kleinen Momente viel mehr. Wenn ich nicht im Einsatz bin, gehe ich wandern oder esse einen leckeren Salat." Gestern habe er gezeichnet, er zeigt ein Foto auf dem Handy: eine Rose, Bleistiftzeichnung, filigran.

Es ist ungewöhnlich, dass ein Soldat so offen über seine Probleme spricht. Die Härte der Frontkämpfer scheint ihm fern. Ob er versucht, das auch seinem Team nahezubringen? "Nur, wenn mich jemand fragt", sagt er, er wolle sich nicht aufdrängen.

Zehntausende ukrainische Soldaten sind in Russlands Krieg gegen die Ukraine getötet worden. Frische Gräber reihen sich in den Städten des Landes auf den Friedhöfen aneinander. Sie stehen für all die hinterlassenen Kinder, Ehefrauen, Väter, Mütter, Schwestern und Freunde, die im Krieg mit dem Verlust eines nahestehenden Menschen leben müssen.

"Cargo 200", steht auf dem Leichenwagen, die Kennnummer für den Transport eines Toten. 80 Kilo wiegt ein Toter im Durchschnitt, 120 Kilo der Sarg, macht zusammen 200. Hinter diesem Sarg läuft die Witwe Alla Tichonowa, sie weint lautlos. "Dieser Scheißkrieg hat mir meinen Mann genommen", sagt sie. Ihren Mann Serhij Tichonow, den bei der Armee alle den Mechaniker nannten.

Etwa 50 Trauernde haben sich auf dem Friedhof am Rande von Saporischschja versammelt, die meisten sind Männer in Tarnanzügen. Stumm schreiten sie hinter dem Sarg her, Sonne im Gesicht, der Schnee knirscht unter den Kampfstiefeln. Der Kommandeur des Toten beerdigt heute das fünfte Mitglied seiner Einheit, eine Drohne traf das Auto von Tichonows Einheit in der Nähe von Donezk.

Das Grab ist ein Loch in einer langen Reihe von Löchern, der Totengräber hat sie am Vormittag ausgehoben. Seine furchigen Hände haben sich den ganzen Morgen durch Frost und Lehmboden geackert, nicht alle Gräber sind schon vergeben. "Wir arbeiten vor, wenn wir können."

Kameraden nehmen am offenen Sarg kniend weinend Abschied, Alla steht wie erstarrt daneben, die Arme baumeln kraftlos an der Seite, teilnahmslos lässt sie sich der Reihe nach drücken. "Wir werden die Russen besiegen, dieser Tod wird nicht umsonst gewesen sein", sagt der Kommandeur.

Dass der Sarg bei diesem Begräbnis offen ist, ist etwas Besonderes, Tichonowa hatte sich das sehr gewünscht. Denn sie wusste, dass es auch anders hätte kommen können, ihr Mann arbeitete in einem Minenkommando.

Ein paar Tage nach der Beisetzung möchte Alla Tichonowa über ihren verstorbenen Mann sprechen. Sie trägt ein schwarzes Band im Haar als Zeichen der Trauer. Serhij habe zwei Familien gehabt, sagt sie. Die eine war die Armee, die andere sie und die gemeinsame Tochter Viktoria, sie ist acht.

Tichonowa sagt, sie habe gewusst, worauf sie sich einließ. Sie wusste, dass das Leben mit einem Soldaten Einschränkungen mit sich bringt, sie habe sich daran gewöhnt. Anfangs verbot sie ihm noch, an die Front zu gehen, mit der großen Invasion der Russen änderte sich das. Wer, wenn nicht jemand wie Serhij sollte jetzt das Land verteidigen?

"Er hat seine Arbeit sehr ernst genommen, deshalb hat er sie gut gemacht. Ich wusste, er versteht etwas davon", sagt sie. Bloß ist das in einem Soldatenleben nur die halbe Rechnung. Beide, sagt sie, hätten über seine Arbeit sogar gescherzt. Er, der Experte für Minen, habe immer gesagt: "In meinem Beruf mache ich höchstens einmal einen Fehler. Aber dann wirst du schon einen Jüngeren finden."

Tichonow beendete 1997 den Wehrdienst und fing danach auf einem Luftwaffenstützpunkt in Melitopol an. Dort lernte Alla ihn kennen. Ein Nachbar von ihr war ebenfalls dort stationiert und lud sie ein, auf eine Party mitzukommen. Das war 2010. Serhij sei ihr schnell aufgefallen. "Er wirkte so erwachsen, wie jemand, mit dem man eine Familie gründen kann", erinnert sie sich. Sie blieb über Nacht in der Kaserne und schlich sich auch in den kommenden Nächten über einen Seiteneingang zu ihm in den Stützpunkt. Wenige Wochen später zog sie bei ihm ein.

Er habe immer alle zum Lachen gebracht, erzählt sie. Er, der keine Geschwister hatte und seinen Vater früh verlor, habe sich gut mit ihren Brüdern verstanden. Er half auf dem kleinen Bauernhof der Schwiegermutter, wann immer es ging, und plante, seinen Ruhestand dort zu verbringen. Manchmal sei er nachts aufgestanden, um Schokolade zu essen, und habe erst aufgehört, wenn nichts mehr übrig war. Als Jugendlicher sei er Ringer gewesen, Freistil. Starke Arme und Beine habe er deshalb gehabt, manchmal aus Spaß mit Alla gerungen.

Als die gemeinsame Tochter auf die Welt kam, habe er sich plötzlich an zweiter Stelle gefühlt. Gelegentlich sei er in die Stadt gefahren und habe dort den Supermarkt leergekauft: lauter Dinge, die Alla und ihre Tochter gern mochten. Eine Art eifersüchtiger Bestechungsversuch, sagt Tichonowa, "ein richtiger Shopaholic".

Es sind diese Marotten und Albernheiten, die kaum wahrnehmbaren Leidenschaften eines Menschen, die erst richtig auffallen, wenn sie fehlen. Je länger Alla spricht, desto mehr davon fallen ihr ein.

"Wir hatten ein gutes, ein interessantes Leben", sagt Alla. Doch in den letzten Wochen sei es Serhij immer schwerer gefallen, Leichtigkeit in die Familie zu tragen. Der sonst so Fröhliche war plötzlich düsterer Stimmung, wurde aggressiv, wenn auch nicht gegen Alla. "Seine Laune verschob sich so oft wie die Frontlinie", sagt sie. Die beiden sprachen viel über den Krieg. Wenn er jetzt anrief, erzählte er von Minenfeldern, die er gelegt hatte, auf denen tote Russen lagen. Wie er seine Kameraden sterben sah, darunter zwei enge Freunde.

Zum letzten Mal hörte Alla Serhijs Stimme am 13. Januar. Sie hätten einen neuen Auftrag, sagte er ihr am Telefon, sie sollten etwas an der Front reparieren. Am folgenden Tag, da erinnere sie sich an jedes Detail, sagt Tichonowa, habe gegen 12 Uhr mittags eine Freundin aus dem besetzten Melitopol angerufen, deren Mann auch in der Armee sei. Habe gefragt, wie es ihr gehe. – Gut, wieso? – Weinen am anderen Ende der Leitung. – "Hat dich niemand angerufen?", habe die Freundin gefragt. In diesem Augenblick habe es bei Tichonowa an der Tür geklopft. Drei Männer vom Militär. Sie habe geschrien und geleugnet. "Das Weinen kam erst später", sagt sie.

Am 13. Mai wäre Serhij 46 geworden. Zu seinem Geburtstag wollen Alla und Viktoria zu seinem Grab gehen und seinen Lieblingskuchen mitbringen: Napoleon-Torte.


Reporter: Christian Vooren
Mitarbeit: Sergij Chudow
Redaktion: Meike Dülffer


Aus: "Krieg in der Ukraine: Das traumatisierte Land"
Eine Reportage von Christian Vooren, Charkiw und Saporischschja (24. Februar 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-02/krieg-ukraine-jahrestag-saporischschja-charkiw

QuoteAutofuchs

Krieg ist reiner Wahnsinn.


QuotevonDü

"Krieg ist reiner Wahnsinn."

Für einige aber auch ein wahnsinnig gutes Geschäft..


QuoteTWIKE-Fahrer

Vielen Dank für diesen Artikel. Es ist gut und wichtig darüber zu berichten. Ich bin überzeugt dass auch viele Russen traumatisiert sind und bald zu einem Ende dieses Terrorstaats führen werden. Die Zeit tickt gegen das Putin-Russland.


QuoteHomeofficenerd

Ich erinnere mich noch gut daran, wie meine Oma über 25 Jahre später fast nur über der Krieg gesprochen hat.
Krieg prägt mindestens zwei Generationen, wenn nicht sogar drei.


QuotePanzerdivision Niedliches Plüschcapybara

Was für ein starkes Land. Was für ein unfassbares Verbrechen.


QuoteFrau Funcke

Wenn ich eine solche Reportage lese, entsteht gewöhnlich ganz viel Wut in mir. Auf wen, das kann sich jeder denken, schreckliche Rachefantasien kommen hinzu.

Heute möchte ich eigentlich nur noch weinen, ob dieses schrecklichen Krieges, dem ganzen Elend.

...



QuoteRandyderzweite

Mein Vater war Sanitäter in Stalingrad. Solche Bericht helfen mir dabei, endlich zu verstehen, warum er so war, wie er war.


QuoteFaktennotiz

Auch die Zivilbevölkerung des besiegten Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, die wohl eher noch mehr Verluste auf allen Ebenen und Traumatisierungen erleben musste, hat die Kurve gekriegt, und das ohne Therapieangebote und breite Solidaritätsbekundungen.

Das sollten wir auch der Ukraine und ihrer Bewohnerschaft zutrauen.


QuoteRandyderzweite

Wie ich schon geschrieben habe: mein Vater war im 2. Weltkrieg Sanitäter, in Stalingrad, Monte Cassino, auf dem Balkan. Der Mann hat zwar sein Leben danach in den Griff bekommen, innerlich ist er aber ein emotionaler Krüppel geblieben, wie viele mit ähnlichen Biografien. Gleiches gilt für meinen Großvater, der im 1. Weltkrieg an der Somme gekämpft hat.

Für beide und ihre Leidensgenossen hat es nie irgendeine psychologische Hilfe gegeben.

Dass natürlich auch Zivilisten auch in Deutschland keine Hilfe bekommen haben stimmt zwar, macht die Sache aber kein bißchen besser.

Ihr Kommentar liest sich angesichts des Leidens wie "stellt Euch nicht so an, seht halt zu, wie ihr fertig werdet und jammert leise!"

Sie haben offenbar nicht die geringste Ahnung davon, wie sich solche Biografien auch noch auf Kinder und Kindeskinder auswirken in Form von Depressionen und anderen psychischen Problemen.

Als verschonen Sie uns bitte mit Ihrer Empathielosigkeit!


QuoteWerDieNachtigallStört

"Auch die Zivilbevölkerung des besiegten Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, die wohl eher noch mehr Verluste auf allen Ebenen und Traumatisierungen erleben musste, hat die Kurve gekriegt, und das ohne Therapieangebote und breite Solidaritätsbekundungen."

Das wissen Sie so genau?

Mein Großvater, der im 2. WK, war, davon 3 Jahre in Gefangenschaft, kam völlig verroht nach Hause.

Es kann sein, dass das eigene Erleben nicht verarbeitet wird, da es nicht behandelt wurde, und sich dann in Form von Gewalt gegen Menschen seine Bahn sucht: Mein Großvater zeugte mit meiner Großmutter 10 Kinder, sage ich mal so, meine Großmutter tat das nicht freiwillig.

Meine Mutter lernte ihren Vater erst mit 3,5 Jahren kennen, sie weinte, weil sie den dreckigen, stinkenden Mann nicht kannte, der sie dann zur Begrüßung verprügelte.

Die Kindheit von diesen 10 Kindern und das Leben meiner Großmutter war die Hölle, sie und die Kinder wurden regelmäßig verprügelt, Mädchen erlebten sexualisierte Gewalt. Mit schweren Folgen in ihren eigenen Leben, und auch für die eigenen Kinder.

Und nein, es gab keine Hilfe, meiner Mutter, damals 14, wurde beim Amt (1955) gesagt, als sie ihren Vater anzeigen wollte: "Willst du, dass dein Vater ins Gefängnis kommt, dann bist du Schuld, wenn deine Mutter und Geschwister von Amtsgeld leben müssen".

Ich bin das älteste Enkelkind von 27, so habe ich am längsten beobachten können, was der 2. WK noch heute für Auswirkungen hat. Und das ist kein Einzelfall.


QuoteDackelGer

Die Mär vom "sauberen, chirurgischen Krieg ist - eben ein Mär. Vor 100 Jahren waren F und D "Erbfeinde" , es dauerte Generationen - vor dem Hintergrund des wachsenden wirtschaftlichen Wohlstandes auf beiden Seiten - das abzubauen. Korea, Jugoslawien; Irak, Afghanistan, Ukraine und diverse weitere Kriegsschauplätze wird das nicht so "schnell" gehen... Die Politik versagte und die Verntwortlichen (ja - auch Putin wurde "gefördert") sind schnell auf und davon - das Leiden bleibt. Und leider auch eine Wahrheit der Marktwirtschaftsepoche der Menschheit: Krieg und Angstverbreitung sind Wirtschafts- und Konsumfaktoren: nicht nur die Kriegsführung auch und gerade der Wiederaufbau.


QuoteGenitiv

Und das Mal zwei - denn auf der anderen Frontseite sterben Männer auf die gleiche Art und Weise, werden traumatisiert und Angehörige trauern.

Hier gibt es keine Feinde, nur menschliches Elend und Leid. Tragödien die sich seit Jahrtausende wiederholen. Wer sind diese Menschen die zum Krieg aufrufen anstatt Frieden vorleben? Es sind Monster denen Abermillionen über viele Zeiten hinweg zum Opfer gefallen sind. Angreifer wie Verteidiger - denn es ist dieser tödliche Kreislauf - denn ohne den einen kann es nicht den anderen geben und es würde diesen Kreislauf nicht geben.


QuoteJoachim

Dem kann man nicht zustimmen. Hier wurde ein friedliches Nachbarland überfallen. ...


Quoteschwachr

'Wer sind diese Menschen die zum Krieg aufrufen anstatt Frieden vorleben?' Es sind auch Menschen, die es nicht geschafft haben Ihre eigene erlebte Gewalt anders zu regulieren, z.B. Putin.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Nichts wird verschont. Krankenhäuser, Schulen, Moscheen, antike Denkmäler, Universitäten, Kirchen, Archive und Bibliotheken sind zerstört. Das kulturelle Gedächtnis, das angehäufte Wissen, die Träger:innen einer eigenständigen, selbstbestimmten Zukunft – alles zerbombt. Und jetzt droht die Bevölkerung in Gaza vor unser aller Augen dem Hungertod ausgeliefert zu werden. Die Menschen in Gaza, auch die überlebenden israelischen Geiseln, sind ohne Rettung, ohne Schutz. Und ein Ende ist nicht absehbar.

Seit kurzem fallen neben den Bomben auch Lebensmittelpakete vom Himmel, jetzt soll Hilfe auch auf dem Seeweg den abgeriegelten Streifen erreichen. Ein Hoffnungsschimmer? Kaum. Der Abwurf von Hilfe aus der Luft ist nicht nur aufwendig, teuer und ungenau. Unten angekommen, lässt sich ohne Strukturen zur Verteilung der Hilfe nicht sicherstellen, dass die Bedürftigsten etwas von den überlebensnotwendigen Gütern abbekommen. Im Gegenteil: Wer zu den Bedürftigsten gehört, zählt in der Regel nicht zu den Schnellen und Starken, die die Hilfe untereinander aufteilen. Etablierten humanitären Mindeststandards, die mühsam nach der Beschäftigung mit Fehlern in der humanitären Hilfe erarbeitet wurden, wird der Abwurf aus der Luft deshalb nicht annähernd gerecht. Hier wird nicht nach Bedürftigkeit verteilt, sondern nach der Macht des Stärkeren.

Diese Form der Hilfe ist nicht nur ziellos, sie ist entwürdigend und entmenschlichend. Die schrecklichen Szenen, wie ausgehungerte Menschen um die abgeworfenen Güter kämpfen, gehen um die Welt, und die Rollen sind klar verteilt: hier die braune, unzivilisierte Masse, dort die edlen Helfer und Herren modernster Technik. Auch die Bundeswehr beteiligt sich. Angesichts der Verzehnfachung der Rüstungsexporte aus Deutschland ist diese in den Krieg eingebettete Hilfe, die mehr schadet, als nützt, nichts anderes als eine Form der Legitimierung des Kriegs.

Während sich die Lastwagen mit lebensnotwendigen Gütern an den Grenzübergängen kilometerlang stauen und während die vorhandenen, wenn auch schwer beschädigten Strukturen noch immer in der Lage wären, die existentiell gefährdeten zwei Millionen Menschen im Gazastreifen zu versorgen, baut Israel mit seinen engsten Verbündeten Deutschland und USA ein neues System auf, das keine Rettung darstellt. Die vorhandenen internationalen und UN-Hilfsstrukturen werden gezielt umgangen, Hilfe wird nun von Militärs geleistet. Das unterstützt auch das israelische Ziel, die UN-Hilfsorganisation UNRWA mit ihren rund 13.000 palästinensischen Mitarbeiter:innen auszuschalten.

Für die Errichtung der Infrastruktur der Hilfe über den Seeweg von Zypern nach Gaza veranschlagen die USA 60 Tage. Bis dahin könnten Tausende Menschen verhungert sein. Und auch diese Hilfe soll nicht über die UNRWA laufen, die als einzige über die entsprechende Infrastruktur verfügt, um eine halbwegs gerechte und angemessene Verteilung gewährleisten zu können.

Die humanitäre Hilfe über den Seekorridor und aus der Luft ist auch deshalb im Interesse der israelischen Regierung, weil sie der lang angekündigten israelischen Offensive auf das vollkommen überfüllte Rafah im äußersten Süden des Gazastreifens den Boden bereiten könnte. Bombardiert wird dort schon seit Monaten, jetzt werden die Hilfesuchenden wieder ein paar Kilometer in Richtung Norden gelenkt. Fast müßig zu sagen, dass im Falle einer Bodenoffensive auch in Rafah noch mehr Tod und Verwüstung zu erwarten ist als ohnehin schon.

Palästinensisches Leben soll im Gazastreifen nur noch als nacktes, bloßes Leben existieren. In diese Hölle will die israelische Regierung sogar Kranke und Mütter mit kleinen Kindern zurückschicken, die zu medizinischen Behandlungen im besetzten Ost-Jerusalem und teilweise in Israel waren. Die israelischen medico-Partnerorganisationen Hamoked und Physicians for Human Rights konnten diesen Plan mit einem Eilantrag beim Obersten Gerichtshof in Israel zumindest vorläufig verhindern.

Der Gazastreifen, sagte EU-Außenbeauftragte Josep Borrell, sei auch der Friedhof des humanitären Rechts. Die militärisch eingebettete Hilfe, wie sie jetzt in Gaza eingeübt wird, schafft die Unabhängigkeit der Hilfe ab. Bomben und Brot gleichzeitig abzuwerfen, ist Zynismus und eine Form der Kriegspropaganda.

Geschieht nichts, werden wir in den nächsten Tagen und Wochen eine drastische Verschärfung der rein menschengemachten humanitären Katastrophe in Gaza erleben, die noch weit über das hinausgeht, was bereits geschehen ist. Den Vereinten Nationen zufolge erlebt der Norden von Gaza bereits eine akute Hungersnot. Dass sich dies unter unseren Augen ereignet, macht uns zu Zuschauern, zu Mitwissern. Die schweigende Akzeptanz äußert sich nicht nur im ausbleibenden Protest angesichts einer inhumanen Kriegsführung, wie er im Fall der Ukraine selbstverständlich ist. Einmal zugelassen, ist das überall in der Welt wiederholbar. Damit ist die Selbsterzählung des Westens, im Schlechten immerhin die bessere, weil humanere Wahl zu sein, am Ende. Die israelische Regierung glaubt auf diese Weise, den umfassenden Sieg zu erlangen. Doch nach dem 7. Oktober markiert dieser Krieg eine weitere Zäsur in der israelischen Verfasstheit. Die Folgen für Israel selbst sind nicht zu ermessen. Ein Taumel in den Abgrund.

Ohne gleiche Rechte für alle, wird es keine Lösung geben, sagte der Philosoph Omri Boehm Mitte März 2024 in seiner Preisträgerrede auf der Leipziger Buchmesse. Dies zu verstehen, verlangt eine sofortige Umkehr, ein Ende des Kriegs, ein Ende der Idee vom Sieg einer Seite, die allein für sich Sicherheit beansprucht. Einzig Zeichen der Menschlichkeit können den Ausweg weisen.

medico international am 25. März 2024


Aus: "Gaza-Krieg: Taumel in den Abgrund" (25. März 2024)
Quelle: https://www.medico.de/taumel-in-den-abgrund-19436

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Claudine wuchs auf einem der unzähligen Hügel im südlichen Ruanda auf. Sie ging sonntags mit den anderen aus dem Dorf zur Kirche, und wenn sie nicht zur Schule musste, hütete sie die Kühe der Familie. Eine friedliche Kindheit auf dem Lande.
Sie ist neun Jahre alt, als das große Morden beginnt. Gegen ein Uhr nachts wird sie von ihrem Großvater geweckt. Sie müssen fliehen. ,,Ich war mit Verwandten und meinen Geschwistern zusammen", erinnert sie sich. ,,Wir waren etwa acht Familien. Wir nahmen die Kühe mit. Die Schweine ließen wir zurück."

Der Grund, warum sie alle sterben sollen: Sie gehören zur Volksgruppe der Tutsi. Mörderbanden der Hutu durchstreifen das Land. Im Dorf waren die Hutu vorher friedliche Nachbarn – jetzt sind sie zu tödlichen Feinden geworden.
In den ersten Tagen gelingt es Claudines Eltern, die Familie zusammenzuhalten. Doch dann kommt ein Hubschrauber, Soldaten schießen um sich, das Kind wird von Mutter und Vater getrennt. Claudine irrt umher, durch den Wald, vorbei an brennenden Hütten und Häusern und leblosen Körpern am Wegesrand. Sie schließt sich anderen Kindern an, flieht nach Burundi und überlebt. Wie ihre Eltern starben, weiß sie nicht.

Ruanda kennt unzählige Schicksale wie das von Claudine. Beim Genozid in Ruanda ermordeten Extremisten der Hutu-Mehrheit 1994 zwischen 800.000 und einer Million Menschen. In rund hundert Tagen sorgten sie in dem ostafrikanischen Land für ein beispielloses Blutvergießen. Die meisten Opfer waren Tutsi, aber auch gemäßigte Hutu wurden getötet. Das Massaker endete erst, als die Rebellen der ,,Ruandischen Patriotischen Front" (RPF) im Juli 1994 die Hutu-Milizen besiegten.

Auslöser war am 6. April 1994 der bis heute ungeklärte Abschuss des Flugzeugs des autoritären Präsidenten Juvénal Habyacrimana, der zur Hutu-Volksgruppe gehörte. Noch in derselben Nacht begann das Abschlachten. Die Massaker waren von langer Hand vorbereitet. Seit Monaten waren Macheten an Hutu-Milizen verteilt worden. Radiosender riefen zur Vernichtung der Tutsi auf, Milizen erhielten Todeslisten.

Schon lange vorher war das Land ein Pulverfass gewesen. Dabei wurde der vermeintliche Rassenkonflikt zwischen den Hutu-Ackerbauern und den Tutsi-Viehzüchtern erst von den deutschen Kolonialherren und später von den belgischen Nachfolgern angefacht, die gezielt die Tutsi-Minderheit als vermeintlich herrschende Schicht förderten.
Noch unter belgischer Kolonialherrschaft verübten Hutu 1959 erste Massaker an den Tutsi. Tausende flohen nach Uganda. Mit der Unabhängigkeit 1962 gelangten dann die Hutu an die Macht. Vor allem die sogenannte erste Republik in Ruanda (1962-1973) war von Mordwellen an Tutsi, Flucht und Vertreibung geprägt. Im Gedächtnis der Hutu wiederum blieb ein Tutsi-Massaker von 1972 an den Hutu im Nachbarland Burundi haften.

,,Ein Völkermord ist ein langwieriges Projekt. Man muss mobilisieren, man muss einen Prozess schaffen, der dieses absolute Verbrechen innerhalb einer Gesellschaft möglich macht, die eigentlich nicht fähig sein sollte, ein solches Monster zu gebären", sagt die Soziologin und Psychologin Assumpta Mugiraneza.

Assumpta sieht drei wirkmächtige Narrative, die den Massenmord in den Köpfen der Ruander vorbereiteten. Erstens eine Mentalität von Gehorsam und Disziplin. Zweitens das Märchen von einer existenziellen Bedrohung: Angeblich wollten die Tutsi die Hutu-Mehrheit auslöschen, dem müsse man zuvorkommen. Und schließlich Dämonisierung und Entmenschlichung: Tutsi wurden als Kakerlaken bezeichnet, als Schlangen, als Unkraut. Radiosender verbreiteten täglich den Hass.

Die internationale Gemeinschaft ignorierte die Krise lange, obwohl der Kommandeur der UN-Truppen in Ruanda vor einem drohenden Genozid warnte. Der kanadische General Roméo Dallaire hatte schon vor Beginn des Mordens eine massive Aufstockung seiner Truppe auf 4500 Soldaten gefordert. Außerdem ein Mandat, das den Einsatz von militärischer Gewalt erlaubte. Dallaire war davon überzeugt, den drohenden Völkermord dadurch verhindern zu können. Doch der UN-Sicherheitsrat verweigerte beides.
Dallaire gab nicht auf und bat Kofi Annan, der damals für die UN-Friedensmissionen zuständig war und wenige Jahre später zum Generalsekretär der Vereinten Nationen aufstieg, um die Erlaubnis, die Waffenlager der Hutu-Milizen auszuheben. Vergebens: ,,Innerhalb weniger Stunden kam die Antwort, dass ich keine Erlaubnis habe, dass es nicht meinem Mandat entspreche und dass ich die gesamte Mission gefährden würde."

Während die Zahl der Toten stieg, wurde die UN-Truppe immer kleiner. Am 21. April 1994, rund zwei Wochen nach Beginn der Massaker, beschloss der UN-Sicherheitsrat, die Friedenstruppe in Ruanda auf 500 Mann zu reduzieren.
Statt der Vereinten Nationen handelte dann eine Rebellenarmee geflohener Tutsi. Die Ruandische Patriotische Front (RPF) eroberte das Land in einem kurzen, aber heftigen Bürgerkrieg. Am 4. Juli 1994 marschierte die RPF in der Hauptstadt Kigali ein und beendete so den Völkermord.
Nach dem Sieg der RPF übernahm Rebellenchef Paul Kagame die Macht im Land. Er verordnete einen Versöhnungskurs. Täter mussten sich vor Dorfgerichten, den sogenannten Gacacas, verantworten.

Über eine Million Fälle wurden von den rund 11.000 Dorfgerichten verhandelt – ein historisch einmaliges Experiment, das weltweit Beachtung fand. Bei den Versammlungen ging es nicht nur um Strafe für die Mörder, sondern auch um Reue und Versöhnung.

Die Dorfgerichte waren für die ,,einfachen" Täter und Mitläufer bestimmt. Organisatoren und Drahtzieher des Völkermords wurden hingegen vor ein internationales Tribunal gestellt. Noch immer wird nach Verantwortlichen des Völkermords gefahndet, die sich ins Ausland absetzten.

Paul Kagame regiert bis heute und wird für seinen autoritären Regierungsstil kritisiert. Es gibt kaum Opposition oder kritische Medien. Von den rund 13 Millionen Einwohnern sind geschätzte 80 bis 85 Prozent Hutu, zehn Prozent Tutsi. Offiziell werden die Volksgruppen nicht mehr unterschieden.

Täter und Opfer leben wieder Tür an Tür. Viele Tatorte sind als Gedenkstätten hergerichtet – mit aufgeschichteten Schädeln und Knochen, die mahnen, dass so etwas nie wieder geschehen darf. Doch wie lange wird es dauern, bis eine Gesellschaft einen dermaßen brutalen Zivilisationsbruch verarbeitet hat?

Inzwischen weiß man, dass Traumata, die psychischen Narben, auch genetisch von Generation zu Generation weitervererbt werden können. In Ruanda, das unvergleichlich stark von solchen Traumata gezeichnet ist, wären landesweit eine Vielzahl von psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlungsangeboten notwendig, um die Wunden zu heilen. Doch es gibt gerade mal zwei Dutzend Psychiater.
Nach einer Untersuchung leiden etwa ein Viertel der Ruander und Ruanderinnen unter Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Das sind 3,3 Millionen Menschen. Ein Bericht zur mentalen Gesundheit, veröffentlicht vom zuständigen Ministerium, zeichnet ebenfalls ein düsteres Bild: Depressionen, sexualisierte Gewalt, Kindesmissbrauch und Alkoholismus sind weitverbreitet.
Auch Claudine wurde immer wieder von Albträumen überwältigt. Der Anblick der Toten, der Geruch von Blut hat sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt. Selbstmordgedanken quälten sie, vor allem in den dunklen Stunden der Nacht. In ihrem Heimatdorf nannte man sie nur Umusazi, die Verrückte. Wenn ihr jemand zu nahekam, schrie und fluchte sie.

Doch Claudine hatte Glück und traf eine Traumatherapeutin. Seit der Therapie kann sie wieder besser mit anderen umgehen, ihr Feld bestellen. Wenn die quälenden Erinnerungen wiederkommen, macht Claudine jetzt Übungen, die ihr die Therapeutin gezeigt hat. Sie umfasst mit der rechten Hand nacheinander die Finger der linken. Dabei verkörpert jeder Finger eine andere positive Aussage, die sie stärken soll.
,,Ich will nach Gottes Willen leben", sagt Claudine. ,,Ich lebe in Frieden mit anderen. Ich erlebe Freude mit meiner Familie." Claudine sagt, grundsätzlich gehe es ihr inzwischen gut. Die meisten Nachbarn, auch die Hutu, seien freundlich zu ihr.


Aus: "Genozid in Ruanda: Zwischen tiefen Traumata und Versöhnung" (04.04.2024)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/ruanda-genozid-jahrestag-100.html

https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_in_Ruanda

Textaris(txt*bot)

" ... Die New York Times und der UN-Menschenrechtsrat berichteten im Februar 2024, die Schrecken des Bürgerkrieges hätten sich weiter ausgebreitet. Besonders in Darfur komme es weiterhin zu Vergewaltigungen, Raubzügen und anderen Gräueltaten. Ein Videoclip zeigte sudanesische Soldaten, die triumphierend die Köpfe von Studenten hochhielten, die wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit enthauptet worden waren. ..."

https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_im_Sudan_(seit_2023)

https://de.wikipedia.org/wiki/Sudan

Quote[...] Im Sudan wütet nach Einschätzung des Büros der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten die ,,schlimmste, komplexeste und grausamste Krise der Welt". Dennoch ist in unseren Abendnachrichten nichts davon zu sehen.

Angesichts von fast neun Millionen Binnenvertriebenen – die Hälfte davon Kinder – und fast zwei Millionen Flüchtlingen im Ausland findet im Sudan die größte Vertreibungskrise der Welt statt. Nahezu 20 Millionen Menschen – fast die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung – sind in einem Land, das früher ein wichtiger Lebensmittelerzeuger war, von Ernährungsunsicherheit betroffen.

Am 15. April beginnt das zweite Jahr des Kriegs im Sudan. An diesem Tag wird die EU mit Frankreich und Deutschland eine hochrangige Konferenz in Paris ausrichten, um zusätzliche humanitäre Hilfe zu ersuchen und ein Ende dieses Konflikts zu fordern.

Wir wissen, wer für diese Katastrophe verantwortlich ist. Mit ihrem Militärputsch im Oktober 2021 haben die sudanesischen Streitkräfte (SAF) und die Rapid Support Forces (RSF) die Bestrebungen der demokratischen sudanesischen Revolution zunichtegemacht. Die Allianz der Putschisten zerbrach am 15. April 2023.

Die Konfliktparteien sind in den Krieg gezogen, und zwar nicht nur gegeneinander, sondern auch gegen die sudanesische Bevölkerung. In Darfur kommt es erneut zu völkermörderischen Gräueltaten gegen Zivilistinnen und Zivilisten, die den Sudan bereits 2003 in die Schlagzeilen brachten, aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Im Land wird Hilfe absichtlich zurückgehalten und den humanitären Helferinnen und Helfern der Zugang verwehrt.

Externe Akteure befeuern die Kämpfe mit Geld und Waffen. So liefert Iran Drohnen an die SAF. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben einen direkten Einfluss auf die RSF, den sie zur Beendigung des Krieges einsetzen sollten. Russland spielt beide Seiten gegeneinander aus und hofft, Zugang zu strategischer Infrastruktur und Ressourcen zu erhalten, auch mit Hilfe von Söldnern, die hauptsächlich auf Gold und Mineralien aus sind.

Das Rote Meer ist Europas wichtigste Seeverbindung nach Asien. Und der pazifische Raum und der Sudan könnten zu einem Drehkreuz für Menschenhandel, radikale Kämpfer, Waffen und alle Arten des illegalen Handels zwischen der Sahelzone, Nordafrika und Subsahara-Afrika werden.

Vor dem Krieg, während des erfolgreichen Volksaufstands gegen eine brutale Diktatur, waren junge Engagierte, Frauenrechtsaktivisten und führende Gemeinschaftsvertreter der Welt entschlossen, einen demokratischen und von Frieden geprägten Sudan aufzubauen. Seitdem haben die EU und ihre Mitgliedstaaten ihre Auffassung nachdrücklich vertreten: In diesem Konflikt stehen wir auf der Seite der Zivilbevölkerung und der Hoffnung, die sie in ihr Land setzen.

Wir werden mit den Konfliktparteien weiter aus einer neutralen Position heraus zusammenarbeiten, die den Frieden und die Achtung des Lebens sowie der Rechte der Zivilbevölkerung in den Mittelpunkt stellt. Der 15. April in Paris muss ein Friedensappell sein. Europa, Afrika und die restliche internationale Gemeinschaft müssen sich für ein umfassenderes, besser konzertiertes und konsequenteres Vorgehen einsetzen.

Das wichtigste Ziel muss natürlich darin bestehen, die drohende Hungersnot im Sudan abzuwenden und die Länder und Gemeinschaften zu unterstützen, die vor dem Krieg fliehende Menschen aufgenommen haben. Wir erwarten auch, dass die Anführer der beiden Kriegsparteien, General Burhan und General Mohamed Hamdan Dagalo Hemedti, den Forderungen nach dem Ende dieses Blutbads nachkommen und sich an den Verhandlungstisch setzen. Andernfalls hätte dies Konsequenzen.

Unseren Maßnahmen beschränken sich nicht nur auf den Sudan: Dort wie in der Ukraine oder andernorts sollten demokratische Bestrebungen nicht mit Waffengewalt durchgesetzt werden. Die sudanesische Bevölkerung hat vor fünf Jahren auf den Straßen von Khartum genau das gefordert. Deshalb rufen wir unermüdlich zu einem Waffenstillstand auf und fordern ungehinderten Zugang zu Hilfe und die Rückkehr auf den Weg der Demokratie in Sudan. Wir sprechen uns stets für afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme aus.

Jetzt, wo der Sudan in das zweite Kriegsjahr des verhängnisvollen Krieges eintritt, setzen wir auf die Region, um Verantwortung zu übernehmen. An der Seite der regionalen und internationalen Partner stehen wir bereit, dem Sudan in seiner dunkelsten Stunde zu helfen.

Josep Borrell Fontelles ist Hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik und Vizepräsident der Europäischen Kommission.

Janez Lenarcic ist EU-Kommissar für Krisenmanagement.


Aus: ",,Grausamste Krise der Welt": Borrell pocht auf Ende des Sudan-Kriegs" Josep Borrell (15.04.2024)
Quelle: https://www.fr.de/meinung/gastbeitraege/sudan-krieg-flucht-vertreibung-eu-appell-konferenz-paris-93010224.html

QuoteLiesl Pompe

Ob im Sudan oder im Jemen werden Stellvertreter Kriege geführt ...


...

Textaris(txt*bot)

Der Bürgerkrieg in Sri Lanka war ein von 1983 bis 2009 dauernder bewaffneter Konflikt, in dem tamilische Separatisten, vor allem der Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE), um Unabhängigkeit vom Inselstaat Sri Lanka kämpften. Die LTTE forderte, aus den tamilischen Siedlungsgebieten im Norden und Osten der ansonsten singhalesisch dominierten Insel einen unabhängigen Staat Tamil Eelam zu bilden. Der schwelende ethnische Konflikt zwischen Singhalesen und Tamilen mündete am 23. Juli 1983 in einen Bürgerkrieg. Nach über 25 Jahren endete der Bürgerkrieg am 18. Mai 2009 mit dem vollständigen militärischen Sieg der sri-lankischen Regierungstruppen über die LTTE.
Die Zahl der Todesopfer während des Krieges zwischen 1983 und 2009 wird auf 80.000 bis 100.000 geschätzt.
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Sri_Lanka

Quote[...] Fabian Scheuermann: Frau Zennig, am 18. Mai jährt sich das Massaker von Mullivaikkal zum 15. Mal. 2009 führte die singhalesisch-buddhistisch dominierte Regierung Sri Lankas einen Krieg gegen die hinduistische Minderheit der Tamilen und deren Rebellengruppe ,,Tamil Tigers" – oder LTTE. Warum ist der 18. Mai auch heute noch so relevant?

Karin Zennig [Karin Zennig (41) arbeitet für die Hilfs-und Menschenrechts-NGO Medico International mit Partnerorganisationen in Südasien zusammen. Medico kooperiert seit 2005 kontinuierlich mit NGOs in Sri Lanka]: Am 18. Mai 2009 findet eine bis dato über 25-jährige Bürgerkriegs-Auseinandersetzung ein sehr brachiales und brutales Ende. Ich muss dazu etwas in die Geschichte einsteigen: Ende 2008 wird durch die Einnahme von Kilinochchi – quasi die Hauptstadt der tamilischen Autonomieregion – durch die sri-lankische Armee die letzte Phase des Krieges eingeleitet. In Kilinochchi hatten Hunderttausende Schutz gesucht. Die sri-lankische Armee treibt diese Menschen gen Osten in Richtung Meer – und zwar von einer ,,no fire zone" zur nächsten, wobei diese angeblichen Schutzzonen auch bombardiert werden. Das endet dann am 18. Mai auf dem Strandstreifen in Mullivaikkal, wo die verbleibenden Tamil:innen unterschiedslos ob Zivilist:innen oder LTTE-Kämpfer aus der Luft, vom Wasser und vom Land aus bombardiert werden. Nach UN-Angaben starben Zehntausende Menschen alleine in dieser letzten Kriegsphase – sie ist sehr exemplarisch für das Modell einer neuen Kriegsführung, in der unter dem Schirm ,,Krieg gegen den Terror" die Kategorie ,,Zivilisten" aufgehoben wurde.

Fabian Scheuermann: Was meinen Sie damit konkret?

Karin Zennig: Es gibt viele Dokumentationen von Kriegsverbrechen in Sri Lanka. Es wurden Phosphor- und Streubomben eingesetzt, es gab die ,,no fire zone"-Beschüsse und Menschen, die kapitulieren wollten – sowohl Kombatant:innen als auch Zivilist:innen – sind zu Tausenden verschwunden. Sri Lanka hat eine der höchsten Zahlen der verschwundengelassenen Personen weltweit. In der letzten Phase des Krieges wurden eben nicht nur Frontlinien oder LTTE-Bastionen bombardiert, sondern systematisch Krankenhäuser, Schulen und Menschenschlangen an Essensausgaben – also dezidiert zivile Infrastruktur. Daran zeigt sich die Dehumanisierung, die mit der Deklarierung als Terroristen einhergeht.

Fabian Scheuermann: Aber auch in vielen Kriegen davor kamen schon massenhaft Zivilist:innen ums Leben.

Karin Zennig: Warum wir das als Geburtsstunde einer neuen Form der Kriegsführung im ,,Kampf gegen den Terrorismus" interpretieren geht auch darauf zurück, dass 2002 eigentlich ein Friedensprozess begonnen hatte: LTTE-Mitglieder waren in Europa zu Verhandlungen, es gab sehr viel Tourismus auf der Insel. Und das endete 2006 mit der Entscheidung der EU, die vorher stark die Friedensprozesse unterstützt hatte, die LTTE nun auf die Liste der Terrororganisationen zu setzen. Drei Monate nach dieser Entscheidung beginnt die Invasion der sri-lankischen Armee in den Tamilengebieten, die dann zu Mullivaikkal führte. International wurde diese ,,Sri Lanka Solution" genau beobachtet und geschaut, was man mit einer Minderheit im Land alles machen kann.

Fabian Scheuermann: Aber die LTTE war ja eine Terrororganisation – auch die Rebellen töteten Zivilpersonen und setzten sogar Kindersoldaten ein.

Karin Zennig: Ja, es gibt diverse Kriegsverbrechen, die von der LTTE verübt wurden und die sind auch unbedingt anzuklagen und aufzuarbeiten. Diese Aktivitäten hatten während des Bürgerkriegs bis 2002 aber nicht zur Einstufung als Terrororganisation geführt. So konnte es Friedensgespräche geben. Die Kategorisierung der LTTE als Terrororganisation durch die EU kam dann 2006 quasi unabhängig von bestimmten Handlungen. Damit wurde die LTTE per Definition aus dem Status der Verhandlungspartner herauskatapultiert und zum scheinbar legitimen Ziel der Vernichtung deklariert.

Fabian Scheuermann: Und nach 2009?

Karin Zennig: Der 18. Mai 2009 wurde zum offiziellen Ende des Krieges erklärt. Die Gewalt gegenüber den Tamil:innen endete an diesem Tag aber nicht. Die Überlebenden von Mullivaikkal wurden in sogenannten Welfare Camps untergebracht, was eigentlich Gefangenenlager waren ohne jede sanitäre Infrastruktur und absolut unzureichender Gesundheits- und Nahrungsmittelversorgung. Psychologische Betreuung wurde dort explizit untersagt. Weil Tamil:innen zu Terroristen erklärt wurden, setzte sich die Logik der Entrechtung in diesen Camps fort und das teils noch jahrelang. In den Camps gab es Vergewaltigungen, Folter, Hunger. Viele Männer starben oder verschwanden: Wir reden da über Tausende von Verschwundengelassenen nach 2009 und bis zu 400 000 Vertriebene. Folter gab es bis 2016/17.

Fabian Scheuermann: Und heute?

Karin Zennig: Es gibt innerhalb des srilankischen Staates eine Ideologie der singhalesisch-buddhistischen Mehrheitsgesellschaft, die national-chauvinistische Züge trägt. Das, was vom singhalesischen Staat als Kriegsende gedeutet wird, ist ein ,,Heldentag", während es für die Tamil:innen der Höhepunkt ihrer Gewaltgeschichte ist. Und die Diskrepanz dieser Erinnerungserzählungen findet keinen Raum, weil die Regierung, die den Krieg geführt hat, auch danach an der Macht blieb. Es werden keinerlei Kriegsverbrechen aufgearbeitet, es gibt keine Dokumentation von Verschwundenen. Es gibt keine Rechtsstaatlichkeit, sondern nur die Justiz der Sieger. Und eben keine Orte für Erinnerungen und Aufarbeitung geschweige denn von sozialpsychologischer Betreuung. Es gibt mittlerweile zwar über internationale Mechanismen erpresste Institutionen für Aufarbeitung, wie zum Beispiel das ,,Office on missing persons", aber da passiert nichts.

Fabian Scheuermann: Und wie äußert sich die Diskriminierung heute?

Karin Zennig: Es gibt eine an der Frage von Landrechten geführte Politik der Buddhifizierung in Sri Lanka. Besonders hervor tut sich da das Ministerium für Archäologie, das in großer Geschwindigkeit Ländereien und wichtige hinduistische religiöse Stätten als buddhistische umdefiniert und sie vom Militär annektieren lässt. Gerade aktuell ist das mit einem 2000 Jahre alten Tempel in der Nähe von Vavuniya, das ist quasi das Tor zum traditionellen tamilischen Siedlungsgebiet, passiert. Das tamilische Siedlungsgebiet ist mittlerweile durch großflächige Militärbasen fragmentiert, die auch große landwirtschaftliche Betriebe beinhalten auf denen wieder Tamil:innen unter prekären Bedingungen arbeiten.

Fabian Scheuermann: Medico arbeitet in Sri Lanka mit der Gruppe Social Economic & Environmental Developers (SEED) zusammen. Was macht diese NGO?

Karin Zennig: Die Organisation SEED arbeitet schon sehr lange im tamilischen Inselnorden. Sie waren unter anderem sehr aktiv darin, Insassen der Camps, die es nach dem Bürgerkrieg gab, zu ermöglichen, die Lager zu verlassen und sich an anderer Stelle wieder anzusiedeln. Im Idealfall an ihren ursprünglichen Wohnorten. Die Organisation versucht, eine Aufarbeitung der im Krieg und in den Camps erlittenen Traumata zu ermöglichen. Man will in den Dörfern, wo die Leute jetzt wieder wohnen, auch Verständigungsprozesse zwischen den Bevölkerungsgruppen anstoßen. Aus unserer Sicht würde man die Arbeit von SEED als antirassistisch und dialogorientiert bezeichnen.

Fabian Scheuermann: Kann die NGO denn frei arbeiten? Nach den Anschlägen auf Kirchen an Ostern 2019 durch radikale Islamisten hat die Regierung diverse Gesetze verschärft ...

Karin Zennig: Es ist so, dass das Thema Aufarbeitung in Sri Lanka grundsätzlich erstmal als verdächtig gilt oder als rechtfertigungsbedürftig. Und es gibt eine zunehmende Autoritarisierung der sri-lankischen Politik. Ein 2021 verabschiedetes NGO-Gesetz erschwert die Arbeit von Organisationen. Dann gibt es von diesem Jahr ein neues ,,Internet-Sicherheits-Gesetz", das neue Möglichkeiten bietet, um die Rede- und Sprechfreiheit einzuschränken. Repression trifft vor allem Menschen, die sich in Sri Lanka für Menschenrechte einsetzen. Sie trifft aber auch Richter, die Gerichtsbeschlüsse gegen die Landaneignungs-Praxis des Ministeriums für Archäologie erlassen. Diese Richter sind zum Beispiel Morddrohungen ausgesetzt.

Fabian Scheuermann: Hunderte Menschen aus Sri Lanka suchen jedes Jahr auch hierzulande Schutz – meist vergeblich.

Karin Zennig: Es gibt fast eine Million Tamil:innen, die in der Diaspora leben – unter anderem in Kanada und den USA, aber auch in der Schweiz und in Deutschland. Die sri-lankische Regierung benannte nach dem Kriegsende zentrale Militärgeneräle zu Botschaftern in den Ländern, in die Tamil:innen geflohen sind – um die Diaspora zu kontrollieren. Während des Bürgerkrieges haben Tamil:innen in Deutschland oft Asyl bekommen. Seit dem offiziellen Kriegsende wird Sri Lanka aber als sicher definiert, obwohl es beispielsweise Dokumentationen von Folterungen gibt. Der Aufenthaltsstatus von Tamil:innen ist also unsicher, es gibt ja auch regelmäßig Abschiebungen nach Sri Lanka. Die Möglichkeiten der Tamil:innen zur Aufarbeitung und zum Beispiel zur Aussage gegen Kriegsverbrechen sind also nicht nur im Inland begrenzt, sondern auch im Ausland. Wer in Angst vor Abschiebung lebt, hält sich mit kritischen Äußerungen natürlich zurück.


Aus: "Sri Lanka 15 Jahre nach dem Bürgerkrieg: ,,Aufarbeitung gilt als verdächtig"" (18.05.2024)
Quelle: https://www.fr.de/politik/sri-lanka-15-jahre-nach-dem-buergerkrieg-aufarbeitung-gilt-als-verdaechtig-93077442.html


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Quote[...] Gestern gab der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Karim Khan, bekannt, dass er Haftbefehle gegen fünf führende Persönlichkeiten im Zusammenhang mit schweren internationalen Verbrechen beantragt, welche seit dem 7. Oktober in Israel und Palästina begangen wurden.

Dies ist eine Hoffnungsbotschaft.

Viel zu lange waren die Opfer schwerer Übergriffe in Israel und Palästina mit einer "Mauer der Straflosigkeit" konfrontiert, während die Täter mit ihren Verbrechen davonkamen. Und wie bei allen Verbrechen gilt auch hier, dass die gleichen Verbrechen immer wieder geschehen, wenn die Täter nicht bestraft werden.

Mit dem gestrigen Vorstoß vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) wurde daher ein erster Schritt getan, der die Tür zur Gerechtigkeit durch faire Verfahren öffnet.

Zu den fünf namentlich genannten führenden Persönlichkeiten gehören drei der Hamas und zwei der israelischen Regierung.

Auf der ersten Seite stehen Yahya Sinwar, Chef der Hamas in Gaza, Mohammed Diab Ibrahim Al-Masri, Chef des militärischen Flügels der Hamas, und Ismail Haniyeh, Chef des politischen Büros der Hamas.

Der Chefankläger erhob gegen diese Hamas-Führer acht verschiedene Vorwürfe wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dazu gehören u. a. Ausrottung, Mord, Geiselnahme, Vergewaltigung und Folter.

Im letzteren Fall nannte der Staatsanwalt Benjamin Netanjahu, Israels Premierminister, und Yoav Gallant, Israels Verteidigungsminister.

Der Chefankläger listete sieben verschiedene Anschuldigungen gegen diese israelischen Führungspersönlichkeiten wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit auf. Dazu gehören u. a. das Aushungern von Zivilisten als Methode der Kriegsführung sowie Ausrottung und/oder Mord.

Viele begrüßten den Schritt des Chefanklägers, aber in einigen Kreisen gab es auch harsche Reaktionen, vor allem von den US-Politikern (Republikaner und Demokraten, einschließlich Biden), die Israel unterstützen wollen.

Einige argumentierten, dass die Anklage, indem sie Personen beider Seiten in ihren Antrag aufnahm, eine moralische Gleichstellung von Hamas und der israelischen Regierung suggerierte. Sowohl die Anhänger der Hamas als auch die Anhänger der israelischen Regierung lehnten jede moralische Gleichsetzung ab, jeweils aus eigenen Gründen.

Aber alle Regierungs- und Kriegsparteien sind dem Völkerrecht und dem damit verbundenen Schutz der Zivilbevölkerung verpflichtet, unabhängig davon, was die andere Seite tut. Karim Khan hat dies in seiner gestrigen Erklärung klar zum Ausdruck gebracht:

"Heute betonen wir erneut, dass das Völkerrecht und das Kriegsrecht für alle gelten. Kein Soldat, kein Kommandeur, kein Anführer in der Zivilbevölkerung - niemand - kann ungestraft handeln."

Er fügte hinzu, dass nichts die Geiselnahme oder die gezielte Tötung von Zivilisten rechtfertigen könne, und nichts könne rechtfertigen, dass Zivilisten, darunter zahllose Kinder, vorsätzlich die Grundversorgung vorenthalten werde.

Es wird sich lohnen zu verfolgen, was als Nächstes geschieht, wenn die IStGH-Richter*innen über die Anträge auf Erlass von Haftbefehlen entscheiden. Es ist mit weiteren Einmischungsversuchen in die Arbeit des IStGH zu rechnen, u. a. seitens der USA (die übrigens kein IStGH-Mitglied sind).

Die Mitgliedsstaaten des IStGH sollten die Unabhängigkeit des IStGH gegen solch aggressiven Druck verteidigen, auch indem sie sich klar für die Unabhängigkeit des Gerichts aussprechen.

Der gestrige Schritt des IStGH- Chefanklägers war ein Schritt in Richtung der dringend benötigten Gerechtigkeit in der Region, zehn Jahre nachdem der IStGH mit der Untersuchung der Situation in Palästina begonnen hat. Die Opfer in der Region, auf allen Seiten, haben es verdient.


Region/Land

    Israel/Palästina

Tags:
    Der Daily Brief

Thema:
    Internationale Justiz
    Internationaler Strafgerichtshof



Aus: "Ein Schritt auf dem Weg zu Gerechtigkeit in Gaza und Israel" Andrew Stroehlein (21. Mai 2024)
Quelle: https://www.hrw.org/de/news/2024/05/21/ein-schritt-auf-dem-weg-zu-gerechtigkeit-gaza-und-israel

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"Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs beantragt Haftbefehl für Netanjahu" Carsten Volkery (20.05.2024)
Karim Khan, Chefankläger in Den Haag, wirft Israel unter anderem das Aushungern von Zivilisten im Gaza-Krieg vor. Die Richter sollen Haftbefehle gegen Israels Premier und die Hamas-Führung ausstellen. ...
https://www.handelsblatt.com/politik/international/nahost-krieg-chefanklaeger-des-internationalen-strafgerichtshofs-beantragt-haftbefehl-fuer-netanjahu/100038608.html

https://www.fr.de/politik/haftbefehl-antrag-netanjahu-internationaler-strafgerichtshof-laender-weltweit-93082574.html

https://www.deutschlandfunk.de/kritik-an-haftbefehls-antraegen-gegen-hamas-fuehrer-und-netanjahu-102.html

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1182348.gaza-krieg-internationaler-strafgerichtshof-welle-der-entruestung-in-israel.html

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/netanjahu-hamas-haftbefehl-internationaler-strafgerichtshof-israel-100.html

https://www.tagesschau.de/ausland/asien/istgh-haftbefehl-reaktionen-netanyahu-usa-102.html

https://www.tagesspiegel.de/internationales/us-regierung-weist-haftbefehlsantrage-gegen-netanjahu-und-gallant-als-emporend-und-beschamend-zuruck-11612843.html

QuoteBoandlgramer
20.05.24 20:09

Der internationale Strafgerichtshof durchkreuzt die Narrative der Amerikaner, mit denen sie seit 1953 Krieg im nahen und mittleren Osten führen. Und Israel ist von jeher Frontstaat.

Und jetzt kommt der Strafgerichtshof und versucht universell gültige Definitionen als Maßstab anzulegen - ja wo kämen wir den da hin, wenn dann doch Unrecht wäre, was die Guten tun?


Quotegrg123
20.05.24 20:42

In einem nächsten Schritt sollten dann die angeklagt werden, die diese Kriegsverbrechen "uneingeschränkt" unterstützen.


-

"Frankreich und Belgien stellen sich hinter Strafgerichtshof"
Nach den Haftbefehlen gegen Israels Regierungschef steht der Internationale Strafgerichtshof in der Kritik. Die Regierung in Paris befürwortet jedoch das Vorgehen (21. Mai 2024)
https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-05/strafgerichtshof-netanjahu-hamas-frankreich-kritik

Quoteda
drive-and-style

Ein Kriegsverbrechen ist ein Kriegsverbrechen - egal, wer es begeht!


Quotekein-neu-berliner
20.05.24 20:12

Was für Putin gilt, muss auch für Netanjahu gelten.


Quotepiranho
20.05.24 19:58

Kein Grund zur Empörung: Wenn sich Netanjahu nichts zuschulden hat kommen lassen, muss er keine Strafe befürchten. Es wäre doch schön für ihn, wenn das Verfahren nach rechtlicher Prüfung eingestellt würde.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Es sind bittere Zeiten, wenn die Freude über Investitionen in Waffen und Militär die Schlagzeilen dominiert. Rund 1,5 Billionen Euro, schätzt die Nato, könnten bis Ende des Jahres bei den Mitgliedern des Militärbündnisses zusammenkommen. Von der größten Steigerung seit Jahrzehnten spricht Noch-Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Von solchen Investitionen können die Posten für Soziales, Bildung, Infrastruktur oder Klimaschutz in den Ländern nur träumen. In Zeiten von Krieg mitten in Europa ist dies wohl eine Art Realitätscheck, welche Prioritäten die Staaten setzen.

Und diese wappnen sich mittelfristig gegen die anhaltende russische Aggression. Ein Ende der Bombardierung ukrainischen Territoriums ist nämlich nicht in Sicht. Stattdessen wird die hybride Kriegsführung sichtbarer, mit Angriffen auf die baltischen Staaten und Polen. Georgien oder Moldau sind ohnehin im Visier des Diktators und wollen sich hinter das Bollwerk Nato stellen.

Die höheren Investitionen sind eine Selbstvergewisserung in der Unterstützung für die Ukraine – und eine Präventivmaßnahme für den Fall Trump. Zieht er wieder ins Weiße Haus ein, wird vieles ungewiss, worauf die Staaten sich in den vergangenen 2,5 Jahren verlassen konnten: Solidarität mit der Ukraine, Initiativen für Luftabwehr und Munition, Geld. Natürlich waren und sind Absprachen und Beratungen sperrig und langwierig. Doch immerhin gibt es ein gemeinsames Ziel. Mit einem US-Präsidenten Trump drohen dagegen wilde Debatten und jede Menge unberechenbarer Entscheidungen.

Aber: Es sind Schätzungen und Ankündigungen, die Stoltenberg stolz anpreist. In etlichen Nato-Staaten gibt es derzeit politische Turbulenzen und harte Debatten über die nationalen Haushalte. In Frankreich, Großbritannien, Italien, auch in Deutschland wird gerungen um die Budgets. Auch wenn die politische Gemengelage vielfältig und jeweils komplex ist, ist eines sicher: Der Zugzwang, unter dem die Staats- und Regierungschef:innen stehen, wird auch die zuverlässigen Ukraine-Hilfen in Bedrängnis bringen.


Aus: "Rekordquoten bei Nato-Verteidigungsbudgets: Präventivmaßnahme für Trump" Kommentar von Tanja Tricarico (19.6.2024)
Quelle: https://taz.de/Rekordquoten-bei-Nato-Verteidigungsbudgets/!6014614/

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Russland will eigenen Angaben zufolge militärisch auf die geplante Stationierung von US-Langstreckenraketen in Deutschland reagieren. Dies berichteten staatliche Medien in Russland unter Berufung auf den stellvertretenden russischen Außenminister Sergej Rjabkow. Der Plan, Langstreckenraketen in Deutschland zu stationieren, ziele darauf ab, die Sicherheit Russlands zu beeinträchtigen, wird Rjabkow zitiert. Konkrete Details zu den angekündigten militärischen Maßnahmen wurden nicht genannt.

Bei der geplanten Verlegung von Waffen handle es sich um ein weiteres Kettenglied im "Eskalationskurs" der Nato und der USA gegenüber Russland, sagte Rjabkow. "Wir werden, ohne Nerven oder Emotionen zu zeigen, eine vor allem militärische Antwort darauf ausarbeiten."

Dmitri Peskow, Sprecher der russischen Regierung, bezeichnete den geplanten Schritt der Nato als "sehr ernste Bedrohung" Russlands. Sein Land werde die Entscheidungen und die Abschlusserklärung des Nato-Gipfels in Washington, D. C., "sehr genau analysieren" und "durchdachte, koordinierte und effektive Maßnahmen ergreifen, um die Nato einzudämmen", sagte Peskow. Die Nato sei nun "voll in den Konflikt um die Ukraine verwickelt".

In einer gemeinsamen Erklärung hatten Deutschland und die USA zuvor angekündigt, erstmals seit dem Kalten Krieg wieder US-Langstreckenwaffen in Deutschland zu stationieren, die bis nach Russland reichen. Die Stationierung der Raketen solle als US-amerikanischer Beitrag "zur integrierten europäischen Abschreckung" dienen. Die Verlegung sei zunächst "zeitweilig" geplant und solle später "dauerhaft" werden.

Von 2026 an sollen Marschflugkörper vom Typ Tomahawk mit deutlich mehr als 2.000 Kilometern Reichweite, Flugabwehrraketen vom Typ SM-6 sowie aktuell noch in der Entwicklung befindliche Hyperschallraketen in Deutschland stationiert werden. Sie sollen für einen besseren Schutz der Nato-Verbündeten in Europa sorgen.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte, der US-Plan sei zugleich ein Appell an Deutschland und die anderen europäischen Staaten, selbst Langstreckenraketen bereitzustellen. Da die Raketen lediglich "auf Rotationsbasis" nach Deutschland kämen, sei damit "ganz klar die Erwartung der USA verbunden, dass wir selber investieren in die Entwicklung und Beschaffung von derartigen Abstandswaffen", sagte Pistorius, der sich aktuell wegen des Nato-Gipfels in Washington, D. C., befindet, im Deutschlandfunk. Die zeitweise Stationierung der US-Raketen werde "uns genau die Zeit geben, die wir dafür brauchen".

Der SPD-Politiker geht davon aus, dass die USA auch unter einem möglichen US-Präsidenten Donald Trump an der Stationierung von Marschflugkörpern und anderen weitreichenden Waffen in Deutschland festhalten würden. "Wir reden hier über eine durchaus ernst zu nehmende Fähigkeitslücke in Europa", sagte Pistorius. Diese ergebe sich auch aus Plänen der Nato. Er könne sich darum nicht vorstellen, dass die USA von dem Vorhaben abrücken.

Unterdessen reagierte die Oppositionspolitikerin Sahra Wagenknecht mit deutlicher Kritik auf die Pläne der USA und Deutschlands. Die Stationierung zusätzlicher Angriffsraketen verbessere die Sicherheit Deutschlands nicht, sondern erhöhe "die Gefahr, dass Deutschland selbst zum Kriegsschauplatz wird, mit furchtbaren Folgen für alle hier lebenden Menschen", sagte die Vorsitzende des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) dem Spiegel.

Es brauche kein weiteres Wettrüsten, sondern Friedensverhandlungen, um den Krieg in der Ukraine zu beenden, sagte Wagenknecht. "Dieser Wahnsinn muss endlich gestoppt werden." Deutschland brauche eine Regierung, die die existenziellen Interessen des Landes vertrete, anstatt "willfährig die Wünsche der Vereinigten Staaten umzusetzen, die von den Folgen eines großen europäischen Krieges nicht direkt betroffen wären".

Wagenknecht war in der Vergangenheit mehrfach für ihre unkritische Haltung gegenüber der russischen Regierung kritisiert worden. Eine Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Bundestag hatte sie boykottiert.

Ähnlich wie die BSW-Chefin äußerte sich auch der verteidigungspolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch. Er warnte vor einem neuen Rüstungswettlauf. "Ich finde diese Entscheidung höchst problematisch, weil die Aufrüstungsspirale unter der Überschrift Abschreckung weitergedreht wird", sagte Bartsch der Rheinischen Post.

Tino Chrupalla, Bundessprecher der AfD, äußerte die Sorge, dass Deutschland durch die Verlegung der US-Waffen zur "Zielscheibe" werde. Scholz lasse so zu, dass "Deutschlands Verhältnis zu Russland dauerhaft beschädigt" werde. "Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán hat beim Nato-Gipfel hingegen gezeigt, wie souveräne Friedenspolitik in Europa geht. Er möchte verhindern, dass sein Land in den Konflikt der USA mit Russland hineingezogen wird", sagte Chrupalla.

Der ungarische Ministerpräsident Orbán suche den Dialog mit Partnern im Osten und Westen, sagte der AfD-Politiker. "Solche Brückenbauer für den Frieden wollen wir in Deutschland sein." Orbáns enges Verhältnis zum russischen Präsidenten Wladimir Putin sorgt regelmäßig für deutliche Kritik aus der EU und der Nato – wie jüngst bei seiner Reise nach Moskau.

Die sicherheitspolitische Sprecherin der Grünenbundestagsfraktion, Sara Nanni, forderte von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Erklärung über die Hintergründe und die finanziellen Aspekte der geplanten Stationierung. Dass sich der Kanzler dazu zunächst nicht geäußert habe, "obwohl es eine klare Einordnung dringend bräuchte", sei irritierend, sagte sie der Rheinischen Post.

Die fehlende Klarheit könne Ängste verstärken und lasse zudem Raum für "Desinformation und Verhetzung", sagte Nanni. Scholz habe bisher nur "spärlich die tatsächliche Bedrohungslage der Nato thematisiert". Zudem stehe die weitreichende Entscheidung zur Stationierung von Langstreckenwaffen "im Kontrast zur aktuellen Haushaltseinigung und zur vergleichsweise zurückhaltenden Kommunikation über den Ernst der Lage durch Olaf Scholz selbst".

Klare Unterstützung für die deutsch-amerikanischen Pläne kommt aus der SPD. "Dies ist ein notwendiger Schritt zur Abschreckung Russlands", sagte Nils Schmid, Obmann des Auswärtigen Ausschusses. "Er fällt maßvoll aus, da er sich auf die Stärkung der konventionellen Verteidigungsfähigkeit der Nato beschränkt." Angesichts der Modernisierung des russischen Atomwaffenarsenals und der aggressiven Politik Russlands sei dieser Schritt richtig und begrüßenswert.

Die Stationierung von Tomahawk-Marschflugkörpern diene der Sicherheit Deutschlands, sagte auch der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Jürgen Hardt. "Nachdem Russland mit seinem Einmarsch in die Ukraine die europäische Friedensordnung zerstört hat, ist die Gefahr bei uns real." Dass die USA mit der geplanten Stationierung ihre Bündnisverpflichtung stärkten, sei "ein gutes und positives Signal".




Aus: "Russland droht mit militärischer Reaktion auf US-Raketenpläne" (11. Juli 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-07/usa-stationierung-langstreckenraketen-deutschland-reaktion

QuoteTrudello

"Die russische Regierung kündigt eine Reaktion an."

Diese Heuchler haben atomar bestückbare Mittelstreckenraketen in Kaliningrad geparkt und drohen immer mal wieder unverholen mit der nuklearen Einäscherung europäischer Städte. ...


Quotefrimoe

... Naja, die Marschflugkörper treffen recht genau Infrastruktur und Krankenhäuser, Schulen und Kitas. Es könnte also sein, dass die Atombomben funktionieren und treffen (würden). Nur: auch die Russen wissen, dass das ihr Ende wäre. ...


QuoteDer Traum ist aus

Ist es nicht so, dass die Russen in jeder zweiten Talkshow durchspielen, wie man "Gayropa" in 15 Min. atomar vernichten könnte?!

Und nun droht man mal wiedermit militärischen Schlägen, sollte die Nato zur Abschreckung neue Langstreckenraketen in Europa stationieren, weil sich die armen Russen nun mal wieder ganz schlimm bedroht fühlen.

Dieses Opfergehabe mit gleichzeitiger "wir-sind-die-größten-und-stärksten"-Attitüde müsste erfahrenen Diplomaten extrem peinlich sein. Wie schafften es russische Diplomaten auf internationalem Parkett, diese argumentative Peinlichkeit trotzdem zu vertreten? Es ist mir ein Rätsel, dass sich nur auflösen lässt, wenn man den Russen kollektiven Wahnsinn unterstellt.

Was sagen diese Leute hinter verschlossenen Türen zu westlichen Gesprächspartnern? Lawrow haut ja einfach ab, weil er sich des Schwachsinns seiner Worte offenbar bewusst ist. Aber wie verhalten sich Diplomaten der zweiten Reihe?


QuoteML-Rebell

Über Jahrzehnte hart antrainiertes Doppeldenk. Kann man auch immer wieder bei den Freunden Russlands beobachten. Die Widersprüche der eigenen Position sind bekannt aber trotzdem weiß man genau was man zu denken und zu sagen hat.


QuoteLeichtaberklar

Ich würde mal meinen ein Großteil der Bevölkerung, vielleicht nicht der ZON KommentatorInnen, lehnt das ab. ...


QuoteAnonymous_

Und woher wissen Sie, was eine Mehrheit hier möchte?


QuoteIsKlarNe

5. Kolonne Moskaus wähnt sich oft als große Mehrheit, ebenso wie Ausländerhasser, Querdenker und Klimaleugner. In ihrer Überheblichkeit blicken sie Zustimmungsheischend um, nur um festzustellen das sie in der Minderheit sind.


QuoteThinkover

Ein völlig unnötiger Schritt. Reines Machtgeprotze, ohne militärischen Sinn. Und einer, der Deutschland einem Krieg einen großen Schritt näher bringt.


QuoteSATFVT

Glaubwürdige Abschreckung hat einen Militärischen Sinn.
Hat mit der Sowjetunion doch auch geklappt.


Quoteoctavian

Na gut, dann werden wir eben wieder Erstschlagsziel. So what. Diesen Erstschlag (auch und vor allem nuklear) beinhaltet als präventiven die russische Militärdoktrin, wenn Russland sich als Staat in seiner Existenz bedroht fühlt.
Vielleich erfüllen die USA den Polen deren ausdrücklichen Wunsch nach Stationierung von Kernwaffen auf ihrem Gebiet noch schneller. Dann sind wir erst als Zweite dran.
Ist´s Wahnsinn, hat es doch Methode.


QuoteQwertz2021

Und Sie glauben tatsächlich, dass Deutschland als Drehkreuz der NATO in Mitteleuropa nicht vorher schon Primärziel für einen russischen Angriff geweseb ist?


QuoteHeessener

"Der Plan, Langstreckenraketen in Deutschland zu stationieren, ziele darauf ab, die Sicherheit Russlands zu beeinträchtigen, wird Rjabkow zitiert."

Die in der russischen Exklave Kaliningrad mitten in NATO-Gebiet stationierten atomwaffenfähigen Raketen und Marschflugkörper beeinträchtigen dagegen überhaupt nicht die Sicherheit Europas.

Die in Belarus vor unserer Haustür stationierten russischen Atomwaffen natürlich auch nicht. Schon klar.


QuoteDer Benny

Ich verstehe nicht, wie man einen Angriffskrieg, den Russland eindeutig gegen die Ukraine begonnen hat und bis zum heutigen Tage mit zahlreichen Verstößen gegen das Kiegsvölkerrecht führt, dermaßen von Politikern in Teilen von SPD, CDU vorallem aber AFD und BSW und Linke verleugnet wird. Welche Schuld laden diese Politiker gegenüber den Opfern dieses Krieges auf sich. Und natürlich gilt: Die NATO ist längst involviert, führt aber keinen direkten Krieg gegen Russland. Dies muss man unterscheiden. Es sei denn, man wird zur berühmten 5ten Kolonne Moskaus.


QuoteMH2102

Eskalationskurs der Nato sagt der Verbrecher im Kreml, der Kinderkrankenhäuser bombardiert und einem Volk das Land stiehlt. Unfassbar.


QuoteDia

Wie leichtfertig überall aufgerüstet wird, wahnsinnig. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Unter Schröder wäre das nicht passiert.


Quoteso oder anders

Ich glaube das es den Bewohnern der Ziele egal ist,ob sie von einer atomaren Mittelstreckenrakete, Langstreckenrakete oder einer Interkontinentalen Rakete pulverisiert werden! Hört endlich auf mit den Wahnsinn und den Sandkastenniveau "der hat angefangen, nein der war es" Es gibt Unmengen an Problemen auf dieser Welt, die jetzt schon für viele Menschen unerträglich sind! Aber dafür ist ja kein Geld da! Aber vielleicht hat es die Menschheit auch "verdient" so zu enden!?


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] JERUSALEM taz | Während in Deutschland über Haushaltskürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit diskutiert wird, setzt sich in Gaza eine der größten humanitären Krisen fort. Nun sollen auch die Bewohner:innen sowie die Binnengeflohenen in Gaza-Stadt das Gebiet verlassen, in der Regel ein Anzeichen für bevorstehende israelische Militäreinsätze. Die ,,Evakuierung" werde sich negativ auf die humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen auswirkten, warnte Ocha, das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten.

Als temporäre Unterkunft weist das Militär Deir el-Balah sowie az-Zawaida an. Mindestens 75.000 Einwohner:innen hatte Deir el-Balah vor dem Krieg, az-Zawaida über 25.000. In Gaza-Stadt lebten mehr als 580.000 Menschen. Wie sie in den beiden Kleinstädten Platz finden sollen, lässt das Militär offen. Seit Kriegsbeginn sollen im Gazastreifen nach palästinensischen Angaben mehr als 38.000 Menschen getötet und mehr als 88.000 verletzt worden sein. Diese Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen

Nach Angaben von Ocha, seien geschätzt neun von zehn Menschen in Gaza mittlerweile Binnengeflüchtete, auch wenn Medienberichte und Videos in den sozialen Medien nahelegen, dass manche Geflohene zumindest temporär wieder in ihre Häuser oder deren Überreste zurückgekehrt sind.

Andere mussten wiederum mehrfach fliehen: Ein Video in den sozialen Medien, das über 5.000-mal geteilt wurde, zeigt ein junges Mädchen, das ein hustendes Kleinkind im Arm hält. Mehr als zehnmal seien sie bereits weitergeflohen, sagt sie, den Tränen nahe: ,,Wir laufen weiter."

Bereits vor wenigen Tagen rief das israelische Militär zur ,,Evakuierung" von Teilen von Gaza-Stadt auf, nach Angaben von Ocha schlafen viele von ihnen nun zwischen Müll und Trümmern, ohne Matratzen und mit wenig Kleidung. Dass so viele Menschen nun auf einmal in die bereits überfüllten, vom israelischen Militär als solche ausgewiesenen Sicherheitszonen drängen, wird wohl auch die medizinische Versorgung dort weiter erschweren. Laut Ocha seien in Deir el-Balah derzeit drei Krankenhäuser teilweise operabel, dazu kommen etwa ein Dutzend Gesundheitseinrichtungen.

Auch die Versorgung mit Trinkwasser bleibt im ganzen Gazastreifen angespannt. Bereits im Mai berichtete die BBC, dass mehr als die Hälfte aller Wasserspeicher und Reinigungsanlagen in ganz Gaza zerstört seien. Je mehr Menschen in die sogenannten humanitären Zonen flüchten, desto länger werden dort wohl die Schlangen, in die sich die Menschen laut verschiedener Medienberichte anstellen müssen, um Trinkwasser zu bekommen.

Auch Lebensmittel sind nicht ausreichend verfügbar: Nach Angaben von Cogat, einer dem israelischen Verteidigungsministerium untergeordnete Koordinierungsstelle für Regierungsaktivitäten in Gaza und dem Westjordanland, seien zwar am Mittwoch insgesamt 261 Lastwagen mit humanitären Gütern nach Gaza eingefahren. Doch laut Ocha seien schon seit einem Monat keine Lastwagen mit kommerziellen Gütern mehr eingetroffen. Und die humanitären Lieferungen enthielten meist Mehl und Dosenessen, aber kein Fleisch und frisches Gemüse. Außerdem bleibt die Verteilung der Güter schwierig – durch die Kampfhandlungen, aber auch weil immer wieder Lager ausgeraubt werden, wie verschiedene Medien berichten.

Nach Angaben von OHCHR, des Büros des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte, mehrten sich außerdem die Anzeichen für eine ,,Hungersnot im gesamten Gazastreifen". Das legten die Tode mehrerer palästinensischer Kinder wegen Hungers und Mangelernährung nahe, berichtet eine von OHCHR zitierte Gruppe von Experten.


Aus: "Flucht in Gaza: Zwischen Müll und Trümmern schlafen" Lisa Schneider Korrespondetin in Jerusalem (11.7.2024)
Quelle: https://taz.de/Flucht-in-Gaza/!6019780/

QuoteRudi Hamm

Es kann einfach nicht sein, dass das Volk dauernd von einem Ort zum anderen gescheucht wird, um dem Tod zu entkommen. Es ist eines zivilisierten Landes wie Israel nicht würdig, einen Krieg dieser Art zu führen. Auch und gerade nicht, wenn man was den Kriegsgrund betrifft im Recht ist.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Direktor der Hilfsorganisation in den Niederlanden, Hawkins, sagte bei der Vorstellung des jüngsten Berichts über das Bürgerkriegsland, die Lage sei katastrophal; es gebe nahezu keinen Schutz vor willkürlichen Übergriffen, Folter und Tötungen. Dafür seien sowohl die Armee als auch die RSF-Miliz verantwortlich, die sich bekämpften. Zudem würden Krankenhäuser gezielt angegriffen und geplündert. In den Konfliktzonen seien 70 bis 80 Prozent der Kliniken nicht mehr funktionsfähig. Nur noch etwa jeder dritte Sudanese habe Zugang zum Gesundheitssystem. Für den Bericht wurden Daten seit Kriegsbeginn im April 2023 bis Mai dieses Jahres ausgewertet, wie es hieß.
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in dem ostafrikanischen Land Millionen Menschen auf der Flucht.


Aus: "Bürgerkrieg im SudanÄrzte ohne Grenzen: ,,Viele Menschen ohne medizinische Versorgung"" (22.07.2024)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/aerzte-ohne-grenzen-viele-menschen-ohne-medizinische-versorgung-100.html

Seit Mitte April 2023 kämpfen im Sudan – insbesondere in dessen Hauptstadt Khartum – rivalisierende Fraktionen des herrschenden Militärs des Landes gegeneinander; die Sudanesischen Streitkräfte (SAF) unter De-facto-Staatschef Abdel Fattah Burhan und die Rapid Support Forces (RSF) unter seinem bisherigen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo. In der Folge wurde Khartum weitgehend zerstört und entvölkert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_im_Sudan_(seit_2023)

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Sarah Levy ist Autorin und freie Journalistin und lebt seit 2019 in Israel. 2022 erschien ihr erstes Buch "Fünf Wörter für Sehnsucht", das ihre Auswanderung nach Israel als deutsche Jüdin beschreibt. Derzeit schreibt sie an ihrem zweiten Buch "Kein anderes Land". ...

"'Es gibt keine Unschuldigen in Gaza.' Das hat sie allen Ernstes gesagt." Mein Bekannter verzog angewidert den Mund. Wir saßen in einem Café in Jaffa, dem südlichsten Stadtteil Tel Avivs. Es war ein heißer Tag, die Eiswürfel schmolzen in unseren Wassergläsern. "Ich habe all ihren genozidalen Sätzen widersprochen, aber sie ist die Frau eines guten Freundes", erzählte mein Bekannter weiter. "Mit Menschen, die so denken, will ich mich nicht mehr treffen."

"Die israelische Gesellschaft ist so, drei Juden, sieben Meinungen", entgegnete ich. "Das muss man aushalten, wenn man hier lebt." Ich wollte meinem Bekannten weiter widersprechen. Erklären, warum so viele Israelis jetzt so sprechen, nach dem Trauma des 7. Oktobers. Wollte reden über die Jahrzehnte der Besatzung, den Militärdienst, den ständigen Terror, all die Kriege, die ihre Spuren hinterlassen und die Israelis hart gemacht haben – oft zu hart, um noch Gefühle für die "andere Seite" aufzubringen. Mein Bekannter aber weiß das alles. Er ist selbst Journalist, er arbeitet schon lange im Nahen Osten. Er setzt sich täglich in seiner Arbeit mit den Ängsten und Abgründen der israelischen und palästinensischen Gesellschaft auseinander. Doch er lebt in Israel wegen seines Berufs. Ich aber lebe hier für das Leben. Ich habe in Israel Verwandte, selbst eine Familie gegründet und plane vorerst meine Zukunft hier.

Ich empfand deshalb auch Neid. Neid, dass mein Bekannter die Wahl hat, in seinem privaten Alltag jene auszuschließen, deren Meinung er nicht teilt. Ich musste an all die Israelis in meinem Umfeld denken, die den Satz "Es gibt keine Unschuldigen in Gaza" seit dem 7. Oktober geäußert haben. Oder weitaus Schlimmeres. Da ist der Freund, einst ein Liberaler, der nach dem 7. Oktober forderte, jeden Koch, jeden Fahrer, jeden Putzmann in Gaza zu zerstören, der irgendwas mit der Hamas zu tun hatte. "Es ermüdet mich", schrieb er mir, "der nette und aufgeklärte Israeli zu sein, der an Menschenrechte glaubt und nach Frieden strebt und bla, bla, bla ..." 

Da sind die Facebook-Posts der Freundin aus dem letzten Sprachkurs, die mit einem Israeli verheiratet ist. "Das sind keine Menschen in Gaza, das sind Tiere", postete sie, als die Menschen im November 2023 auf Gazas Straßen die Wagen des Roten Kreuzes mit Steinen bewarfen, welche die Geiseln zur Übergabe an die israelische Armee brachten.

Der Mann meiner Schwägerin glaubt schon lange, dass alle Araber Terroristen sind, ganz egal, ob sie in Gaza leben, im Westjordanland, in Ostjerusalem oder in Israel selbst.

Und da ist die befreundete Familie, deren Kinder mit meinem Sohn spielen. Der Vater trägt seit einigen Monaten eine Pistole an seinem Gürtel. Er will sich im Zweifel gegen Terroristen aus dem Westjordanland verteidigen können, deren Grenzzaun nur wenige Hundert Meter von seinem Haus entfernt liegt. Wenn ich mich von allen Israelis in meinem Leben verabschieden würde, die entgegengesetzte, radikalere Meinungen haben als ich, wäre es in meinem Leben weitaus einsamer.

Die israelische Gesellschaft radikalisiert sich schon länger. Der Terrorangriff der Hamas hat den Prozess nur auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Das liegt auch an unserem Ministerpräsidenten, vor allem seit seine radikale Regierungskoalition mit Zündlern wie dem Siedlerpolitiker Itamar Ben-Gvir das Volk spaltet. "Mechonat haRa'al", die Giftmaschine, so bezeichnen Gegner Benjamin Netanjahus die Propagandamaschinerie, die ständig versucht, einzelne Volksgruppen gegeneinander aufzuhetzen. Die treibenden Kräfte dieser Maschinerie – Populisten, Regierungsanhänger, Hooligans, sogar der Premier selbst und seine Familie – hetzen gegen die politische Linke. Sie haben Smolanim, Linke, zum Schimpfwort erkoren. Unter Netanjahu hetzen also Radikale gegen Liberale, Religiöse gegen Säkulare, Regierungsgegner gegen Regierungsbefürworter. Neuerdings hetzt diese Giftmaschine auch gegen die Geiselfamilien. Am Abend des 21. Juli schlugen Hooligans auf einer Demonstration in Tel Aviv mit Holzstangen auf Eltern und Geschwister der Geiseln ein.  Die Regierung schiebt der Armee inzwischen unverhohlen die alleinige Schuld an der Katastrophe des 7. Oktobers zu und lenkt ab von der Verantwortung, die die politische Führung Israels an dem Versagen der Sicherheitsapparate an jenem Tag hatte.

Seit Gründung des Staates 1948 haben viele Israelis kollidierende Vorstellungen von den wichtigsten Bereichen gesellschaftlichen Zusammenlebens: der Rolle von Religion und Staat, Wehrpflicht, Geschlechtertrennung, Bildung, Toleranz für Minderheiten, Einstellungen zur Zweistaatenlösung und so viel mehr. Dieses Mosaik aus Widersprüchen hält nur mit Kompromissen und einem starken Obersten Gerichtshof. Und mit einer Führung, die das Volk der Israelis mehr oder weniger eint. Ansonsten treten gefährliche Risse auf.

Der 7. Oktober hat viele der bereits existierenden Risse vergrößert und die Parameter in die Extreme verschoben. Bereits eine Woche nach dem Überfall der Hamas musste der linkspolitische Journalist Israel Frey sich stundenlang mit seiner Familie in seiner Wohnung verbarrikadieren. Vor seinem Haus schrie ein gewaltbereiter rechter Mob: "Verräter!", und versuchte, bei ihm einzubrechen. Frey hatte sich zuvor gegen den Krieg und das Sterben von Zivilisten "auf beiden Seiten" ausgesprochen.

Regierungsanhänger haben mehrmals im vergangenen Jahr Regierungsgegner angegriffen. Auf den wöchentlichen Demonstrationen gegen die Regierung fuhren sie sogar mit Autos in die Menschenmenge. Prominente Gegner der Regierung werden online schon lange mit Hass überschüttet, sogar vom Sohn des Premierministers, Jair Netanjahu.

Auf Hebräisch nennt sich das, was hier zwischen Israelis passiert, Milchemet Achim, Brüderkrieg. Und er ist überall zu spüren. Vor einigen Wochen hörte ich in der Tram, die von Tel Aviv Richtung Vorort zuckelte, folgendes Gespräch: "Ich hoffe auf baldigen Frieden", sagte ein älterer Mann mit russischem Akzent. Die Frau gegenüber – ihrer Aussprache und ihrem Aussehen nach würde ich sie als Mizrachi einordnen, also eine Jüdin, deren Vorfahren aus einem arabischsprachigen Land des Mittelmeerraumes oder Nordafrika vertrieben wurden – entgegnete empört: "Frieden bedeutet, einen Deal mit Terroristen machen! Mein Enkel kämpft in Gaza!" Der Mann sagte nichts mehr und wandte sich ab. Sie aber setzte noch einen drauf: "Wenn Sie so was sagen, können Sie nicht jüdisch sein!"

Der Vorwurf, russische Juden in Israel wären keine richtigen Juden, ist nicht neu. Seit 1950 sind mehr als eine Million Menschen mit jüdischen Wurzeln aus der ehemaligen Sowjetunion nach Israel emigriert. In der sowjetischen Heimat war es ihnen verboten, Religion zu leben, und so mussten viele in Israel erst mal das Judentum neu kennenlernen. Es ist ein absolut rassistisches Argument. Wie weit ist es mit Israel gekommen, dachte ich damals in der Tram, wenn allein der Wunsch nach Frieden als Verrat am Volk empfunden wird?

Wie also umgehen mit der Vergiftung, der Spaltung, der Radikalisierung im persönlichen Umfeld? Diese Frage stellen sich in diesen Zeiten nicht nur Israelis, sondern auch meine Freunde in Deutschland und den USA. Und auch ich, die in diesem Land lebt, an dem vieles extremer, explosiver, existenzieller ist, bin natürlich nicht ausgenommen. Neulich warf mir eine deutsche Freundin vor, ich sei nationalistischer geworden, spräche neuerdings in militärischen Begriffen und von "unseren Soldaten". Für die meisten meiner israelischen Freunde gelte ich hingegen eher als sehr links, weil ich versuche, das Leid der Menschen sowohl in Israel als auch in Gaza zu sehen. Doch ich merke auch, dass ich mich seit dem 7. Oktober Tag für Tag neu dazu durchringen muss, die furchtbaren Bilder aus Gaza von palästinensischen Fotografen in meinem Instagram-Feed anzusehen und mich nicht abzuwenden. Die meisten meiner israelischen Freunde, egal ob links oder rechts, haben gar keine Kraft, hinzusehen. Oder keinen Willen.

Für mich kann die Antwort nicht sein, mich von allen und allem abzuwenden, deren Überzeugungen ich nicht teile. Noch suche ich das Gespräch. Ich treffe alle weiterhin oder schreibe mit ihnen. Ich lasse mich aber kaum noch auf Diskussionen ein. Ich habe im vergangenen Jahr so viel Streit erlebt. Mit meiner Nachbarin, die die Justizreform der israelischen Regierung für richtig hält. In meiner Schwiegerfamilie, wo die sehr religiöse Tante mit meinem säkularen Freund aneinandergeriet. Mit dem Mann meiner Schwägerin, mit dem ich über die Solidarität der Palästinenser Israels nach dem 7. Oktober stritt. Und Dutzende Male in den sozialen Netzwerken, wenn Wildfremde mich entweder als "Verräterin" der israelischen Soldaten, als "white colonizer", "baby killer" oder "Scheinheilige" beschimpften. Es reicht mir. Ich habe, wie die meisten Menschen hier in der Region, schon genug mit der Situation zu kämpfen. Ich mache nur noch klar, dass ich anderer Meinung bin.

Wenn ich mich aber gänzlich abwende, da bin ich mir sicher, haben die Feinde eines pluralistischen Israels gewonnen. Jene im Inneren, aber auch jene außen. Spaltung und gesellschaftliche Unruhen – und das gilt auch für Europäer und Amerikaner – nützen vor allem radikalen Kräften und Demokratiefeinden.

Im vergangenen März berichtete die israelische investigative TV-Show Uvda (Fakt) über Dokumente, die die Armee in einem Tunnel der Hamas in Gaza gefunden hatte. Ein Schriftstück stammte vom 8. Januar 2023, elf Tage nachdem die neue, radikal-religiöse Regierung Israels ins Amt geschworen wurde. Und einen Tag nachdem erstmals Tausende Israelis in Tel Aviv gegen den von der Regierung angekündigten Umbau der Justiz auf die Straße gingen. In dem Dokument erklärte der militärische Anführer der Hamas, Jahia Sinwar: "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass diese politische Struktur der zionistischen Regierung uns helfen wird, den großen Plan umzusetzen." Der "große Plan", der Überfall auf Israel, der bereits seit Jahren in den Schubladen und Köpfen der Hamas-Führung wartete, fände in einem polarisierten, innerlich zersplitterten Israel das perfekte Setting.

Einen seltenen Moment der Einheit habe ich vor einigen Monaten erlebt, und er soll hier nicht unerwähnt bleiben. Mitte Mai, am israelischen Unabhängigkeitstag Jom HaAtzma'ut, saßen mein Freund und seine Tante nebeneinander auf dem Sofa. Beim letzten Treffen hatten sie fürchterlich über die politische Stimmung im Land gestritten. Wegen des Krieges schauten wir die jährliche Zeremonie im Fernsehen an. Wir diskutierten, ob man die Feierlichkeiten überhaupt ansehen sollte, da sie dieses Jahr als Propagandashow der Regierung inszeniert waren. "Schhhh, seid leise, ich bin anscheinend die Einzige, die das hier gucken will", sagte die Tante. "Du versuchst, das alte Israel zu genießen", entgegnete mein Freund, "aber das alte Israel ist tot. Ich sage das nicht, um es ins Lächerliche zu ziehen. Sondern, weil es mich schmerzt." Und seine Tante, die in so vielen Ansätzen so anders denkt als mein Freund, entgegnete leise: "Mich schmerzt es auch."


Aus: "Israel: Vergiftetes Land" Ein Essay von Sarah Levy, Tel Aviv (23. Juli 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-07/israel-radikalisierung-gesellschaft-gaza-hamas

QuoteNenntMichIshmael

Dieses Essay ist einer der lesenswertesten, eindrucksvollsten und dabei bedrückendsten Texte der jüngeren Zeit. Die portraitierten Menschen erscheinen mürbe und müde, und in solchem Zustand werden manche (oder gar viele) anfälliger für vermeintlich einfache und radikale Lösungsansätze.

Ich hatte Jahrelang darauf gehofft, dass der nicht enden wollende Dauerkonflikt die beiden Bevölkerungen, Israelis wie Palästinenser, irgendwann zu dem Punkt bringt, wo man des Konflikts überdrüssig wird und die Kraft für dessen Fortsetzung fehlt, so dass man von selbst auf einen Kurs des Ausgleichs und des Nebeneinanders entweder in einer Zweistaatenlösung oder einem vergrößerten Israel der völligen Gleichberechtigung beider Bevölkerungsteile zusteuert. Die Hoffnung, dass beide Seiten dies von alleine schaffen, habe ich nicht mehr. ...

P.S. Lesenswert wäre auch einmal ein ähnliches Essay aus dem Herzen des Westjordanlands über die gesellschaftliche Situation und Stimmungslage etwa in Ramallah.


Quoteesmo

Vielen Dank für diesen Einblick. Es ist so wertvoll, eine Innenansicht zu bekommen angesichts der vielen Menschen, die in aller Welt völlig unbeteiligt, aber mit felsenfesten Überzeugungen die öffentliche Debatte aufheizen und das gesellschaftliche Gefüge immer weiter auseinander sprengen.

Ich kann nur erahnen, welcher immense Druck auf den Menschen lastet, wenn wir es schon hier in Deutschland nicht schaffen, zivilisiert und differenziert mit der Situation umzugehen.


QuoteLunaSchola

Danke für diesen sehr authentischen Bericht. Mich hat das sehr berührt und erschüttert. Spaltung ist wohl überall ein Thema zur Zeit. Eigentlich ist die Lage was die weltweiten Ressourcen betrifft aber eher so, daß die Menschheit zusammenarbeiten müsste. ...


Quotetungl

Sehr eindrücklicher Text.  ...


QuoteMagnus Nufer

Rechtsextremisten und Rechtspopulisten führen ihr Land in den Abgrund. Das ist in Israel nicht anders als in anderen Ländern.


QuoteMoonchild 1111

Es beginnt mit Populismus, Hetze gegen die politischen Gegner. Parteifreundliche Medien werden zur Verbreitung der Feindbilder genutzt. Machterlangung um jeden Preis. Und es gibt einen gemeinsamen Nenner. Der Konservatismus bedient sich dieser Strategie überall auf der Welt. Die politische Linke kommt mit faktenbasierter, Argumentation gegen die Populisten nicht mehr durch. ...


QuoteJalella

"Der Vorwurf, russische Juden in Israel wären keine richtigen Juden, ist nicht neu."

Tja, doof, dass Rassismus eine erdumspannende Religion ist. ...


QuoteTaubeaufdemDach

Jetzt ein kleiner Perspektivwechsel.

Es gibt Israelis, die laut Artikel sämtliche Palästinenser als Tiere betrachten und sämtliche Palästinenser wegen ihrer reinen Existenz weg haben möchten. Diesen Israelis geht es allerdings relativ gut, wirtschaftlich, gesellschaftlich, politisch.

Im Gegensatz dazu muss ein Palästinenser stets damit rechnen von der IDF oder einem Siedler willkürlich erschossen zu werden, es kann jederzeit sein Land annektiert werden oder sein Hab und Gut vernichtet oder von Israel annektiert. Dazu unterdrückt Israel die wirtschaftliche Entwicklung in den Palästinensergebieten, in Gaza z. B. mit der Blockade seit 2006.

Wenn also schon im guten Leben in Israel Menschen auf die Idee kommen anderen Menschen die Menschlichkeit abzusprechen, wie muss es dann den Menschen in Gaza gehen, die sowohl von der, durch Netanjahu gestützten, Terrororganisation Hamas diktatorisch regiert werden, als auch durch Israel in Leib, Leben und Lebensgrundlage dauerhaft bedroht werden?

Ich bin da bei den Israelis und Palästinensern, die das Menschliche im Gegenüber sehen und ein Ende der Wechselseitigen Gewalt erreichen wollen.


QuoteOne Of Them

Hass und Feindbilder sind das beste mittel für Rechtsextreme um die absolute macht zu übernehmen. Faschisten und Fundamentalisten versuchen in Israel die Liberale Gesellschaft zu zerstören und setzen auf Gewalt. Leider nicht nur dort.

In Israel ist man an einem Punkt, in dem die Gemäßigten und Toleranten sich entweder dem Zwang der Fanatiker unterwerfen müssen oder für ihre Freiheit kämpfen. Auf zweites hofft der Iran, um es bei einer Invasion einfacher zu haben.

Wenn wir den Samen der Fanatiker bei uns nicht vorzeitig bekämpfen, werden wir auch vor dieser Wahl stehen. ...


Quoteno2

In Israel gibt es auch Fanatiker, anderseits ist es umzingelt von Fanatikern, die Israel auslöschen wollen. Wie wollen Sie diesen Hexenkessel jemals beruhigen? Es herrscht dort nicht nur jetzt Krieg, sondern seit Jahrzehnten.

Und der letzte Terrorüberfall der Hamas hat die Lunte wieder gewaltig angefacht.


Quotefelsman

Ein kurzes Gespräch, letztes Jahr in Tel Aviv. Eine ungefähr 50-jährige Frau, vor Jahrzehnten aus Argentinien eingewandert, Jahre in der Armee gedient, berichtete sichtlich betroffen, dass die rechten und orthodoxen Juden ihr nun absprechen, eine "echte" Jüdin zu sein. Und nein, sie war nicht links, teils waren Elemente der Justizreform für sie nachvollziehbar. Was aber mit der neuen Regierung noch so auf Menschen wie sie zukam, habe sie nicht für möglich gehalten. Wie Frau Levy viel besser beschreibt: Die Spaltung des Landes, die nach dem 7/10 noch größer wurde, ist genau das, worauf die Terroristen gewartet hatten. So traurig es ist, erstmals hat ein brutaler Angriff der Feinde Israels das Land nicht zueinander gebracht. ...


QuoteAS1968

,,Spaltung und gesellschaftliche Unruhen – und das gilt auch für Europäer und Amerikaner – nützen vor allem radikalen Kräften und Demokratiefeinden." Ich habe schon häufiger gedacht, dass in Israel etwas passiert, was in vielen Teilen der westlichen Welt passiert, der Ruck nach rechts, die steigende Polemik, der Wille, sich über andere zu stellen. In Israel hat es mit dem von Anfang an existierenden Konflikt mit den Palästinensern im besonderen und den Arabern im allgemeinen, sowie mit dem Attentat vom 07. Oktober und dem darauf folgenden Krieg noch eine andere, tragischere Dynamik (die sich bei uns durchaus noch entwickeln kann, Frieden ist keine Garantie). Ich finde es übrigens richtig, wenn man Meinungs- und Haltungsunterschiede in der eigenen Familie, im Freundeskreis, unter Kollegen nicht konsequent auslebt, sprich, sie öfters mal einfach im Raum stehen lässt und trotzdem zusammen ,,Kaffee trinken geht". Wie sonst will man sich sonst noch miteinander arrangieren können.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Claus Kreß, geboren 1966, ist Professor für Straf- und Völkerrecht an der Universität zu Köln. Er leitet das dortige Institut für Friedenssicherungsrecht und ist Ad-hoc-Richter am Internationalen Gerichtshof in Den Haag.

Jerusalem – Die militärische Präsenz Israels in den besetzten palästinensischen Gebieten (Ost-Jerusalem, Westjordanland und Gaza-Streifen) ist völkerrechtswidrig, und Israel muss diese Präsenz so schnell wie möglich beenden. So lauten die zwei bedeutsamsten Feststellungen in dem mit Hochspannung erwarteten Rechtsgutachten zum Nahostkonflikt, das der Internationale Gerichtshof (IGH) jetzt auf Ersuchen der UN-Generalversammlung vorgelegt hat.

Im Vorfeld dieser beiden zentralen Rechtsaussagen legt der Gerichtshof Israel zur Last, das Völkerrecht der militärischen Besetzung durch sein Verhalten in den seit 1967 militärisch besetzten palästinensischen Gebieten in vielerlei Hinsicht systematisch verletzt zu haben. Im Zentrum dieses Verdikts steht Israels langjährige und zuletzt nochmals forcierte Siedlungspolitik nebst ihren Begleiterscheinungen: Enteignungen und Vertreibungen von Palästinensern, die Ausbeutung natürlicher Ressourcen auf Kosten der Palästinenser sowie geduldete Siedlergewalt.

In der Gesamtschau wertet der Gerichtshof Israels Verhalten als Versuch, neben Ost-Jerusalem auch das Westjordanland über eine bloß zeitweise militärische Besetzung hinaus dauerhaft unter seine Kontrolle zu bringen. Damit verstoße Israel auch gegen das Verbot der gewaltsamen Aneignung fremden Gebiets. Zugleich verletze Israel hiermit das Selbstbestimmungsrecht des palästinensischen Volkes.

Mit seinen weitreichenden Feststellungen ist der IGH als Hauptrechtsprechungsorgan der Vereinten Nationen den Hoffnungen derjenigen Staaten sehr nah gekommen, die die Gutachtenbitte an den Gerichtshof gerichtet hatten. Das Gericht hat nur drei weiterreichende Feststellungen nicht getroffen, die sich der eine oder andere Kritiker Israels womöglich noch gewünscht hätte: Israel wird nicht zu einer ,,sofortigen und bedingungslosen" Beendigung seiner militärischen Präsenz in den Palästinensergebieten aufgerufen. Israels Diskriminierung der palästinensischen Bevölkerung und die gleichzeitige Privilegierung der israelischen Siedler werden zwar als menschenrechtswidrig, nicht aber ausdrücklich als Apartheid eingestuft. Und nicht zuletzt bleibt die Frage der Staatlichkeit Palästinas im Sinn des Völkerrechts offen.

Dass der IGH die Überzeugung äußert, Israel habe durch seine Siedlungspolitik über einen inzwischen langen Zeitraum hinweg das Völkerrecht der militärischen Besetzung und überdies das Selbstbestimmungsrecht des palästinensischen Volkes systematisch verletzt, stellt keine Überraschung dar. Bereits 2004 hatte das Gericht die Weichen entsprechend gestellt, als es Israels Bau einer Grenzmauer in den palästinensischen Gebieten in einem Rechtsgutachten als völkerrechtswidrig einstufte. Das jetzige Gutachten liest sich in den entsprechenden Passagen im Kern wie das frühere, nur in einem deutlich vergrößerten Maßstab, weil die israelischen Praktiken aufgrund der weiter gehenden Fragestellung der Generalversammlung nun umfassend in den Blick zu nehmen waren.

Insoweit vermitteln die zahlreichen im Rahmen der Vereinten Nationen entstandenen Berichte, die der Gerichtshof zurate gezogen hat, ein verstörendes Gesamtbild israelischer Völkerrechtsferne. Dabei macht es die Dinge nur schlimmer, dass sämtliche Regierungen Israels das Rechtsgutachten von 2004 ignoriert haben und die amtierende Regierung Netanjahu den völkerrechtswidrigen Kurs des Landes nochmals zugespitzt hat. Hiernach ist es folgerichtig, dass das Gericht den 2004 nur als möglich angedeuteten Schritt nun vollzogen und Israels Politik in Ost-Jerusalem und im Westjordanland als gewaltsame Aneignung fremden Gebiets eingestuft hat.

Bis zu diesem Punkt steht die Entscheidung des Gerichtshofs auf festem völkerrechtlichem Grund, und sie wird mit Ausnahme der ugandischen Vizepräsidentin von allen anderen Mitgliedern des 15-köpfigen Gerichts getragen.

Deutlich komplizierter liegen die Dinge beim Paukenschlag des Gutachtens: der Erklärung, dass Israels militärische Präsenz in den Palästinensergebieten insgesamt rechtswidrig geworden sei. Denn dies impliziert, dass diese Präsenz gegen das völkerrechtliche Gewaltverbot verstößt und jedenfalls heute nicht mehr unter Berufung auf das Selbstverteidigungsrecht Israels gerechtfertigt werden kann.

Leider lässt das Gutachten an dieser Stelle eine eindrucksvolle Begründung vermissen. Dies ist umso misslicher, als vier Richter der Feststellung widersprechen. Ob sich – nicht zuletzt deshalb – zu diesem überaus heiklen Punkt richterliche Zurückhaltung empfohlen hätte, ist im Hinblick auf Ost-Jerusalem und das Westjordanland eine höchst schwierig zu beantwortende Frage. Doch jedenfalls im Hinblick auf den Gaza-Streifen hätte der Gerichtshof darauf verzichten sollen, Israels Militärpräsenz für rechtswidrig zu erklären. Denn aus diesem Gebiet hatte Israel seine Truppen 2005 vollständig zurückgezogen, und zur dort laufenden israelischen Militäroperation in Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 hat der IGH seinem ausdrücklichen Bekenntnis nach – und zu Recht – in dem aktuellen Gutachten nicht Stellung nehmen wollen.

Dass der Gerichtshof die von ihm angenommene Pflicht Israels zur Beendigung seiner militärischen Präsenz in den Palästinensergebieten anstelle der unmissverständlichen Wendung ,,sofort und bedingungslos" mit dem offeneren Zusatz ,,so schnell wie möglich" versieht, mag den Eindruck fehlenden Muts zu eigener Courage erwecken.

Doch hält der Gerichtshof damit ein Fenster für eine Verhandlungslösung offen, die auch Israels Sicherheitsinteressen berücksichtigt. Wie groß dieses Fenster nach dem Gutachten bleibt, ist allerdings unklar, zumal das Gericht davon abgesehen hat, Israel und Palästina zur Wiederaufnahme von Verhandlungen aufzufordern. Stattdessen sieht der Gerichtshof die Generalversammlung und den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in der Verantwortung, sich mit den ,,präzisen Modalitäten" der Beendigung von Israels Militärpräsenz zu beschäftigen, so wie er die Vereinten Nationen im Ganzen dringend gefordert sieht, ihre Bemühungen ,,zu verdoppeln", den Nahostkonflikt zu lösen.

Das höchste Weltgericht empfiehlt der internationalen Politik nach alldem, den Akzent von der bislang im Vordergrund stehenden Suche nach einer politischen Lösung im Rahmen des Rechts zu einem verstärkten Einsatz der Politik für die Durchsetzung des Rechts zu verschieben. Ob die so verstandene Losung von ,,Frieden durch Recht" aufgehen wird, muss – ungeachtet der beinahe reflexhaften Zurückweisung des Gutachtens durch Israels Regierung – die Zukunft erweisen. Für verlässliche Vorhersagen ist der Nahostkonflikt zu komplex.


Aus: "Warum verstößt Israels Militärpräsenz gegen das Völkerrecht?" Claus Kreß (Stand: 28.07.2024)
Quelle: https://www.fr.de/politik/krieg-israel-palaestina-gaza-gazastreifen-netanjahu-93208705.html

QuoteTimotheus
26. Juli 2024

Hat sich bei Ippen und der angeschlossenen FR die Einstellung zu Israel geändert? Zu Zeiten des stillgelegten Disqus-Kommentierungsystems wurden User-Beiträge, die kritisch zur völkerrechtswidrigen Besetzung des Westjordanlands und Ost-Jerusalems formuliert waren, gnadenlos ausgemerzt. Diese, meine Meinung wäre damals sofort als antisemitisch gebrandmarkt worden, Hat sich etwas geändert in München?


Quotecucarco
27. Juli 2024

Das Problem mit dem Völkerrecht ist ja wohl, dass es so tut als gäbe es nur definierte etablierte souveräne Staaten.
Auf solche wackeligen politischen Konstruktionen wie die Palästinenser Gebiete, als Höhepunkt Gaza mit einer offenen Terroristen Regierung, passt das Völkerrecht gar nicht.

Das ist so ähnlich wie mit dem Kinder- und Jugendstrafrecht, das passt für annähernd zivil erzogene Jugendliche die mal "über die Stränge schlagen", nicht aber niemals erzogene Kinderbanden die nur das Recht des Brutaleren kennen.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Philine Bickhardt: Du gehörst einer Generation an, die etwa 30-35 Jahre alt ist und deren Väter aus dem Krieg zurückgekehrt sind, sowohl in Serbien, Bosnien als auch in Kroatien und anderen Ländern des ehemaligen Jugoslawiens.

Monika Herceg:  Als wir in unser Dorf zurückkamen, hatte mein Vater schon aufgehört zu arbeiten, er trank viel, er war während des sogenannten ,,Heimatkrieges" Invalide geworden, er wurde bei einer Explosion verwundet, also hatte er Granatsplitter in seinem Hals und anderswo im Körper, er trank eigentlich buchstäblich den ganzen Tag. Er starb ziemlich früh, als ich 15 war, was vielleicht besser ist, ich weiß nicht, wie das Leben sonst ausgesehen hätte, denn Alkohol lehrt immer Gewalt. Ich kann mich an den Moment erinnern, als mein Vater starb, dass sogar meine Mutter sagte, dass wir gerettet seien (und meine Mutter würde noch heute ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass er ein großartiger Vater und ein großartiger Ehemann gewesen sei). Wir blieben übrig, Mama und wir drei Kinder, und sie hat es irgendwie geschafft, uns mit dem bisschen Geld rauszuholen.

[...] Von damals erinnere ich nicht viel; Alkohol, Gewalt, ich erinnere mich, wie die Zigaretten auf den Boden fielen und brannten. Alles am Rande des Hässlichen. Ich grabe gerade sehr viel für meinen Roman – und ich versuche zu schauen, ob ich durch meine Heldin oder meine Heldin durch mich zu diesen Geschichten kommt und vordringen kann. Wir haben damals intuitiv sehr viel gefühlt, ich weiß, dass man uns doll geschlagen hat. Mein Großvater, der mit uns lebte, war auch Alkoholiker, er schlug Großmutter jeden Tag, eine wirklich schreckliche Figur, einfach ein Tyrann.

Ich gehe immer noch zur Psychotherapie – und die körperlichen Traumata in Form von Körperschmerzen können mehr erinnern als das Bewusstsein. Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir nicht gelernt haben, den Körper zu fühlen. Ich denke, Krieg erzeugt eine große Menge an Dunkelheit in den Menschen.

Weißt du, es ist schwierig für mich, den Krieg aus diesem Kontext herauszulösen, es ist einfach eine Tatsache, genau wie Armut eine Tatsache war. Als ich jetzt in der Ukraine war, bekam ich Gänsehaut, ich sehe so viel von dieser Tiefe, von dieser Dunkelheit; ich denke, sie entfacht die tiefste Gewalt in den Menschen. Ich denke, dieses Gefühl ist unverkennbar, und es hat mir wirklich Angst gemacht, wie sehr es uns umgibt.

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Aus: ",,Ich hatte immer in meinem Kopf diese Stimme einer poetischen Freiheit"... Philine Bickhardt im Gespräch mit Monika Herceg" (24. Juli 2024)
Quelle: https://geschichtedergegenwart.ch/ich-hatte-immer-in-meinem-kopf-diese-stimme-einer-poetischen-freiheit-philine-bickhardt-im-gespraech-mit-monika-herceg/

Monika Herceg (born 1990, in Sisak) is a poet, playwright, editor, feminist and activist from the small village Pecki near Petrinja, Croatia. ...
https://en.wikipedia.org/wiki/Monika_Herceg

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Relikte der deutschen Armee aus dem Zweiten Weltkrieg wurden nach 80 Jahren geborgen: Erstmals haben Serbiens Behörden eines von mehr als 200 Schiffswracks aus der Donau gezogen, die die Marine Nazi-Deutschlands dort im August 1944 versenkt hatte. Das teilte Serbiens Minister für Verkehr und Infrastruktur, Goran Vesic, in sozialen Medien mit.

Zunächst werde untersucht, ob sich weiter Sprengstoff an Bord des Wracks befindet, danach werde dieses der Öffentlichkeit gezeigt, sagte der Minister weiter. Insgesamt wolle Serbien 21 dieser Wracks aus der Donau bergen. Das Projekt wird mit EU-Krediten finanziert.

Bei sinkendem Wasserstand der Donau aufgrund von sommerlicher Hitze und Dürre ragen immer wieder Teile dieser Wracks aus dem Fluss heraus. Sie erschweren seit acht Jahrzehnten die Schifffahrt auf diesem Abschnitt der Donau nahe dem Ort Prahovo. Die Donau bildet hier die Grenze zu Rumänien.

Im August 1944 war die sowjetische Rote Armee auf dem Vormarsch Richtung Westen und kontrollierte bereits das Eiserne Tor an der Donau, das flussaufwärts von Prahovo liegt. Der ursprünglich geplante Rückzug der deutschen Donau- und Schwarzmeerflotte über diesen Fluss war damit nicht mehr möglich. Deswegen ordnete der dafür verantwortliche deutsche Konteradmiral Paul Willy Zieb an, dass die mehr als 200 Kriegs- und Frachtschiffe in der Donau versenkt werden.

Die etwa 8.000 Soldaten und Zivilisten an Bord flohen großteils zu Fuß vor den anrückenden Sowjets. Einige der damals versenkten Schiffe waren bereits kurz nach Kriegsende aus dem Fluss entfernt worden. (dpa)


Aus: "Sinkender Wasserstand ermöglicht Bergung: Serbien zieht deutsches Schiffswrack aus Nazi-Zeit aus Donau" (07.08.2024)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/sinkender-wasserstand-ermoglicht-bergung-serbien-zieht-deutsches-schiffswrack-aus-nazi-zeit-aus-donau-12162854.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Seit Beginn des Gazakriegs sind nach Berechnungen der israelischen Zeitung Ha'aretz zwei Prozent der Bevölkerung in dem Palästinensergebiet getötet worden. Dies mache den Konflikt zu einem der blutigsten des 21. Jahrhunderts, schreibt die Zeitung.

Nach Angaben des von der Terrorgruppe Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums in Gaza sind dort seit dem 7. Oktober knapp 40.000 Menschen getötet worden – das entspricht zwei Prozent der Gesamtbevölkerung von etwa zwei Millionen Menschen. "Gemessen an der Gesamtzahl der Toten wird Gaza wohl nicht zu den zehn gewalttätigsten Konflikten des 21. Jahrhunderts gehören", zitiert Ha'aretz Michael Spagat, der an der University of London zu bewaffneten Konflikten forscht. Gemessen am Anteil der getöteten Bevölkerung hingegen sei der Konflikt seiner Meinung bereits unter den ersten fünf. "Wenn wir berücksichtigen, wie wenig Zeit es brauchte, um ein Prozent dieser Bevölkerung zu töten, dann könnte [der Konflikt] beispiellos sein", sagte er.

Mit der Einschätzung widerspricht Spagat Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, der wiederholt Kritikern des Vorgehens im Gazastreifen Doppelmoral vorgeworfen hatte. "Wo war Südafrika, als in Syrien und im Jemen Millionen von Menschen getötet oder aus ihrer Heimat vertrieben wurden?", hatte Netanjahu etwa im Januar gesagt, nachdem Südafrika vor dem Internationalen Gerichtshof eine Völkermordklage gegen Israel eingereicht hatte.

In Syrien seien über einen Zeitraum von 13 Jahren zwei Prozent der Bevölkerung getötet worden, rechnet Ha'aretz vor, im Irak über einen Zeitraum von 20 Jahren ein Prozent. Der Militäreinsatz in Gaza dauert erst seit zehn Monaten an.

Verschärft wird die Lage dadurch, dass die dort lebenden Menschen den abgeriegelten Küstenstreifen nicht verlassen können und dass es in dem Gebiet keine sicheren Rückzugsorte mehr gibt. Ferner mangelt es an medizinischer Versorgung und an Lebensmitteln.

Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium hatte Anfang August eine Liste mit den Namen und Identifikationsnummern von 28.185 getöteten Menschen veröffentlicht. Weitere 11.000 Tote waren demnach bereits registriert, aber noch nicht identifiziert worden. Die palästinensischen Angaben werden seit Beginn des Konflikts regelmäßig von unabhängigen internationalen Organisationen überprüft, es besteht Konsens, dass die Totenzahlen als relativ glaubwürdig eingestuft werden können.   


Aus: "Zwei Prozent der Bevölkerung Gazas laut Bericht getötet" (15. August 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-08/israel-gazastreifen-toetung-zwei-prozent-bevoelkerung

QuoteHeinripe

Erschütternd ist auch die moralische Hilflosigkeit des Westens. Ja, Israel hat ein Recht auf Verteidigung und ja, die Hamas nutzen ihre eigene Bevölkerung als Schutzschild. Rechtfertigt dies aber das gnadenlose, anhaltende töten der palästinensischen Zivilbevölkerung? Kann man 2 % der Bevölkerung noch als ,,Kollateralschaden" bezeichnen? Der Westen ist nicht dazu in der Lage Netanjahu zu stoppen bzw. die arabischen Staaten die Hamas, die anscheinend jeden Toten als Märtyrer für ihre eigene Sache bejubeln. Wohl auch, weil wieder zu viele divergierende Interessen unterschiedlichster Akteure aufeinander prallen. Etliche dieser Akteure interessiert Zivilbevölkerung offensichtlich nicht. Wie in fast jedem Konflikt auf unserem Planeten.


Quotehhamman

Die 'Schutzschildtheorie' ist bereits Teil des Infowar. Die IDF benutzt AI-targetting - mit dem rührigen Namen 'Habsora'/'Gospel' - und, wird die Tötung von Zivilisten ist eingeplant: ""power targets," which includes high-rises and residential towers in the heart of cities, and public buildings such as universities, banks, and government offices. The idea behind hitting such targets, say three intelligence sources who were involved in planning or conducting strikes on power targets in the past, is that a deliberate attack on Palestinian society will exert "civil pressure" on Hamas." https://www.972mag.com/mass-assassination-factory-israel-calculated-bombing-gaza/.

Zum Human-shield Infowar: Israel/Gaza conflict: Questions and Answers, 2014, https://www.amnesty.org/en/latest/news/2014/07/israelgaza-conflict-questions-and-answers/https://law4palestine.org/under-scrutiny-allegations-of-use-of-human-shields-by-palestinian-armed-groups-and-the-international-criminal-court-investigation/Under Scrutiny: Allegations of Use of Human Shields by Palestinian Armed Groups and the International Criminal Court Investigation, https://law4palestine.org/wp-content/uploads/2021/08/Under-Scrutiny-Allegations-of-Use-of-Human-Shields-by-Palestinian-Armed-Groups-and-the-International-Criminal-Court-Investigation.pdf, 24-8-15 Gordon, Neve; Perugini, Nicola (2020). Human Shields: A History of People in the Line of Fire. University of California


QuoteSonnenau

Die Menschenverachtung der Hamas - geschenkt. Das sind Terroristen, denen "ihr" Volk keinen Pfifferling bedeutet.

Wenn man Mosab Hassan Yousef, dem Sohn eines Hamasgründers und späteren Aussteigers, zuhört (z.B. seiner eindrucksvollen und eindringlichen Rede vor der UN), dann weiß man, wen oder was man mit der Hamas vor sich hat und dass der Hamas hohe Todeszahlen "ihres" Volkes eher in die Karten spielen - wegen des zu erwartenden internationalen Drucks auf Israel.

Auch beurteile ich das Massaker vom 7.10. auch heute noch genau so, wie ich es unmittelbar nach dem 7.10. beurteilt habe: als bestialischen und grausamen Angriff (der von Iran trainierten und mit Waffen ausgestatteten) Hamas auf mehrheitlich friedlich feiernde Zivilisten, darunter bekannte Friedensaktivisten wie die getötete Vivian Silver - dies zu einem Zeitpunkt der Annäherung der arabischen Staaten an Israel.

Zu genau diesem Zeitpunkt haben die Hamasterroristen "ihr" Volk in einen so

absehbaren wie sinnlosen Krieg getrieben - angesichts der Bestialität des Vorgehens am 7.10. (anfangs kursierten sogar selbstgedrehte Filme der Gräueltaten) war eine harte israelische Antwort zu erwarten - diese war absehbar.

Israel hat(te) hier selbstverständlich ein Recht zur Selbstverteidigung, aber kein Recht für ein Vorgehen "ohne Rücksicht auf Verluste". Es gibt ein Kriegsrecht und ein Gebot der Verhältnismäßigkeit, denen auch Israel unterworfen ist - soweit es diese erkennbar überschreitet, ist es zur Verantwortung zu ziehen.


QuoteVerstand am Strand
Antwort auf @Sonnenau

    Der Westen ist nicht dazu in der Lage Netanjahu zu stoppen

Oh, der Westen könnte Netanjahu sehr einfach stoppen, indem er seine Solidarität von der Einhaltung des Völkerrechts abhängig machte und Waffenlieferungen und andere Unterstützung eingestellt.

Das wollen die Verantwortlichen in USA und Deutschland allerdings nicht, warum auch immer. Aber möglich wäre es mit Sicherheit.


QuoteUL137

Seit dem Mord an Rabin vor 30 Jahren wird die israelische Politik mehr und mehr von einer Fraktion religiösen Extremisten und Rassisten dominiert. Die einseitige Parteinahme des Westens und die Vetos der USA in den UN haben dafür gesorgt, dass man sich nie um die Wünsche und Rechte der Palästinenser und der Staaten in der Region scheren musste.

Jetzt hat man vor 2 Jahren einen verurteilten Rassisten als Sicherheitsminister eingesetzt, einen Finanzminister ernannt der sich selbst stolz als "Faschisten" bezeichnet. Alles unten einen Premierminister, der ihnen jetzt aus der Hand frisst, um sich selbst im Amt zu halten, während die Beiden ihre rassistische und rechtsextreme Anti-Araber Politik konsequent fortsetzen.

Im Westen ist man noch immer erstarrt wie eine Ölgötze, stammelt sich Bitten und Mahnungen zurecht und fragt sich, wie es nur so weit kommen konnte - Unsere einseitige Parteiname der vergangenen Jahrzehnte ist hier schuld.


QuoteIbexz

Kein Wort zum Iran, Hisbollah und HAMAS. Es wird immer so einseitig auf diese doch komplexeren Probleme geschaut..


QuoteAm4ranth

Nennt es endlich beim Namen: es ist ein Genozid..ein extrem kleines Gebiet, alles von der Außenwelt abgeschnitten, den Menschen dort wird jeden Tag die Hölle heiß gemacht. Israels Regierung voll von Extremisten hat nur ein Ziel: die Palästinenser ein für alle mal ausradieren. Es ist mittlerweile völlig egal, ob am 7 Oktober ein Massaker stattfand oder nicht, der Regierung sind die Geiseln doch längst nur noch ein Vorwand.


QuoteProkust

https://www.jacobin.de/artikel/israel-voelkermord-genozid-palaestina

Ja, kann man so sehen.


QuoteDD79

Allerdings waren der Überfall der Hamas und die Geiselnahme der Auslöser für die Verschlechterung der Beziehungen zwischen Israelis und Palestinänsern.


QuoterainerW

Und deshalb darf Israel Frauen, Kinder und Kranke töten?


QuoteDie freundliche Fichte
Antwort auf @rainerW

Israel darf gegen die Hamas Krieg führen, selbstverständlich.


Quotethemrock

Und das von der sogenannten moralischsten Armee der Welt. Es ist ja eindeutig dass Netanhaju absolut nicht am Frieden interessiert ist, er kann sich nur noch halten, solange dieswr Krieg dauert.

Dass dieser Massenmörder jetzt Rekorde in der Brutalität dieses Krieges bricht, ist dem sowas von Scheißegal. Es kamen schon Kriegsverbecher für geringere Straftaten vor dem internationalen Gerichtshof.


QuoteNenntMichIshmael

Zwei Prozent der Bevölkerung sind tot. Dazu nach den gleichen Angaben ist die doppelte Zahl verletzt oder schwerverletzt. Umgerechnet auf Deutschland und die Bevölkerung hierzulande wären das rund 5 Millionen Opfer – tot oder versehrt. Man muss sich das mal vor Augen führen. Oder andersrum: In jeder deutschen Schulklasse zwei Opfer, tot oder verletzt. Dazu das ganze Gebiet eine schadstoffverseuchte Trümmerwüste.

Dass die Terrorgruppe Hamas noch weiterkämpft, ist pervers. Dass Israel bisher keinen anderen Weg gefunden hat, findet und zu gehen bereit ist als diesen der Totalzerstörung, ist ethisch, moralisch und politisch nicht ansatzweise akzeptabel. Netanjahu hat mit seiner Amalek-Aussage zu Beginn des Krieges nicht zu viel versprochen. Und an dieser Stelle stört mich die ständige Rechtfertigung damit, die Hamas, die Hisbollah und der Iran ,,wollten" ja Israel zerstören. Nur haben sie gar nicht die Fähigkeit dazu. Währenddessen erleben wir live und in Farbe die de-facto-Totalzerstörung des Gazastreifens.

Die beiden fanatisierten und radikalisierten Gegner müssen zu einem Waffenstillstand genötigt werden. Ich hoffe, das gelingt in den heute beginnenden Verhandlungen in Doha. Und dann müssen die Streitparteien getrennt werden, in zwei voneinander entkoppelten Staaten. Solange Israel in den seit fünf Jahrzehnten völkerrechtswidrig besetzten Gebieten (so das IGH-Gutachten) das Volk der Palästinenser unterdrückt, enteignet und vertreibt, wird der Konflikt nicht enden.


QuoteAufstiegUndAbstieg

Zwei Prozent wären in Deutschland übrigens 1,6 Millionen. Die Dimension des erzeugten Leids ist unglaublich.


QuoteIbexz

"In Syrien seien über einen Zeitraum von 13 Jahren zwei Prozent der Bevölkerung getötet worden, rechnet Ha'aretz vor, im Irak über einen Zeitraum von 20 Jahren ein Prozent. Der Militäreinsatz in Gaza dauert erst seit zehn Monaten an. "

Finde das Argument sehr schwierig .. Das ist wiedermal ein unwürdiges Aufwiegen vom Todeszahlen mit anderen Faktoren, nur für das stärken der eigenen Argumentation.

Ob nun Syrer, Iraker oder Palästinenser - warum müssen die Menschen in diesem Teil der Welt überhaupt so viel Gewalt, Grausamkeit und Tod erleben? Ich weiß nicht, ob 20 Jahre, 13 Jahre oder 10 Monate des Todes und der Grausamkeit so verglichen und unterschieden werden sollten.

Religiöser Fanatismus, finanziert aus Staatskassen - vor allem des Irans - kontinuierlich geschürter Hass auf andere Religionen und Menschen. Das ist die wichtigste Summe der Teile.

Aber der Iran lässt nicht mit sich reden, die schwören maximal Vergeltung und tausend Jahre des Krieges, mit der Hand auf heiliger Schrift, während sie mit der anderen Datteln naschen und den Bentley-Katalog durchblättern.


QuoteCTH

Das mag die gewünschte Wahrnehmung widerspiegeln, trifft aber nicht den Kern der eigentlichen Ursachen. Die liegen u.a. in den Gründungsursachen des Staates Israel (Zionismus, britische Mandatszeit), den vielen Interventionen des Westens (Iran, Irak, Afghanistan, Syrien, Libyen, Kolonialzeit,Kurden usw.). Man muss das ganze Betrachten, nicht nur das Gegenwärtige.


QuoteAlix Baur

Es gibt auch andere Stimmen, die die Zahlen als erfunden einstufen:

https://www.ruhrbarone.de/hamas-opferzahlen-der-datenmanipulation-auf-der-spur/236332/


QuoteAnone

Stimmt. Erkenntniswert? Alles nicht so schlimm?

    Die Wissenschaftler Rasha Khatib, Martin McKee und Salim Yusuf haben nun im medizinischen Fachmagazin »The Lancet« eine neue Schätzung veröffentlicht, die weit über den offiziellen Prognosen liegt. Demnach könnten bis zu 186 000 oder sogar mehr Todesfälle »auf den aktuellen Konflikt im Gazastreifen zurückzuführen sein«.

https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(24)01169-3/fulltext


QuoteLa Dolce Vita

2 % der Bevölkerung innerhalb kürzester Zeit ausgelöscht, deshalb der tödlichste Krieg des 21. Jahrhunderts. Es macht einen nur fassungslos, das Leid der Menschen, sinnlos getötet, eine Katastrophe mit Ansage, die unser "Wertewesten" nicht stoppen kann oder will, sondern auch noch mit Waffen unterstützt.


QuoteBaldrian1907
vor 3 Stunden

Omer Bartov, Professor für Holocaust- und Völkermordstudien an der Brown University in Providence, Rhode Island, USA, gehört zu den ,,weltweit führenden Holocaust-Forschern" und gilt als maßgebender Experte für Völkermordstudien:

Im August 2024 schrieb Bartov in The Guardian, seit spätestens Mai 2024 sei es nicht mehr möglich zu leugnen, dass Israel im Gazastreifen ,,SYSTEMATISCHE KRIEGSVERBRECHEN, VERBRECHEN GEGEN DIE MENSCHLICHKEIT UND VÖLKERMÖRDERISCHE HANDLUNGEN" begangen habe. Im selben Artikel beschrieb Bartov von ihm bemerkte Parallelen zwischen israelischen Denkweisen über Palästinenser, die er unlängst bei einem Besuch in Israel beobachtet hätte, und dem Feindbild, das deutsche Soldaten im Zweiten Weltkrieg gegenüber russischen Juden und Kommunisten gehabt hätten.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Omer_Bartovhttps://de.m.wikipedia.org/wiki/Omer_Bartov

https://www.theguardian.com/world/article/2024/aug/13/israel-gaza-historian-omer-bartov



QuoteWir hier

Ende Oktober 2023 haben mehr als hundert jüdische Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler in Deutschland einen offenen Brief unterzeichnet, um die Solidaritätsäusserungen mit den Palästinensern in Deutschland, in Schutz zu nehmen. ,,Für die Freiheit der Andersdenkenden", lautet der Titel. Er ist in Deutsch und Englisch für jeden offen im Netz einsehbar.

In dem Brief wird nicht nur auf den planmäßigen Genozid an den Palästinensern im Gazastreifen hingewiesen, sondern auch auf die deutsche Regierung, die den Krieg des Netanjahu-Regimes gegen die Palästinenser unterstützt und zusätzlich jede Opposition im eigenen Land gegen dieses völkermörderische Vorgehen verbietet.

Es ist erstaunlich, dass selbst ZON darüber bis heute nicht berichtet hat. Denn es wird auch aufgeführt mit welcher Härte die deutschen Behörden, selbst gegen Juden, vorgegangen ist um Proteste zu unterdrücken.

Das ist jetzt 10 Monate her und die deutsche Regierung unterstützt weiter die israelische Regierung durch Waffenlieferungen. Die deutschen Medien sind zum Teil immer noch dabei mit erhobenen Zeigefinger die Staatsräson zu verteidigen und massregelnd Kommentare zu löschen.

"Nie wieder" ...gilt nicht nur für das Jüdische Leben sondern gilt für alle Menschen auf der Welt, dass es nie wieder Völkermord geben darf und nie wieder durch Deutschland oder mit deutscher Hilfe.


QuoteMottenburger_Jung

Da die "Highlights" sehr viel Israel-Bashing beinhalten, sei noch mal daran erinnert ...

Hamas hat viele Milliarden Dollar in den Bunkerbau und die Herstellung von Raketen gesteckt statt in Infrastruktur für seine Bevölkerung (Wasserleitungen, Schulen, Wohnungsbau),

Hamas-Spitzenfunktionäre sind Millionäre, wenn nicht Milliardäre,

und die Hamas hat mit einem unfassbaren Massaker (u.a. gegen Menschen, die sich für Palästinenser einsetzten) diesen Krieg ausgelöst.

Man stelle sich vor, Hamas hätte auf Waffen und Waffengewalt verzichtet, dafür alles Geld für seine Bevölkerung ausgegeben. Viele Menschen in Gaza würden noch leben und es ginge ihnen materiell besser.

P.S. Und ja, der Krieg gegen die Zivilbevölkerung ist (z.T.) ein Kriegsverbrechen, und Netanjahu halte ich für einen Kriegsverbrecher. Aber es gibt eben auch die anderen: Hamas, eine Terrororganisation.


QuoteFutility
vor 24 Minuten

Niemand bestreitet dies, aber es ist wieder die übliche Taktik der Ablenkung. Natürlich darf Israel sich verteidigen, aber ein Verbrechen wird nicht durch ein neues (und wenn man die Opferzahlen als Metrik nimmt), noch brutaleres Verbrechen gesühnt.

Man stelle sich vor, Hamas Israel hätte auf Waffen und Waffengewalt verzichtet, und keine völkerrechtswidrigen Siedlungen in von Israel besetzten Gebieten gebaut. Wie wäre dann jetzt die Situation? Das geht in beide Richtungen. Stattdessen hört man, wie Mitglieder der israelischen Regierung Sodomie mit einem Stock an palästinensischen Gefangenen verteidigen.


QuoteLeporello

Wenn man noch berücksichtigt, dass Israel weitere Siedlungen im Westjordanland bauen will, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass hier eine großflächige ethnische Säuberung angestrebt wird.


QuoteWir hier

Laut Angaben der Vereinten Nationen wurden im Gazastreifen (Fläche ca. 170 Quadratkilometer, ca. halb so Gross wie Hamburg) soviel Gebäude und Einrichtungen zerstört, dass sich die Menge an Trümmern auf ca. 37 Millionen Tonnen beläuft. 100 LKW würden ca. 14 Jahre benötigen um die Trümmer zu beseitgen. Wohin damit? Absolut unklar.

Ca. 72% aller Wohngebäude sind ganz oder teilweise zerstört. Unter den Trümmerbergen befinden sich ca. 800 000 Tonnen Asbest und zig tausende Blindgänger. Ca. 10%-15% der von Israel abgefeuerten Geschosse sind nicht explodiert. Nur für die Räumung des Schutts fallen Kosten von mehrere Hundert Millionen Dollar an. Gesamt Kosten des Wiederaufbau im Gazastreifen ca. 40 Milliarden Dollar, Dauer Jahrzehnte.

Auffallend ist dabei auch die grosse Anzahl zerstörer Gebäude des öffentlichen zivilen Leben. Schulen, Universitäten, Bibliotheken, Theater, Parkanlagen, Museen, medizinische Einrichtungen, Moscheen und Kulturgüter. Selbst israelische Archäologen haben auf die systematische Zerstörung von Ausgrabungen, von Kulturgütern durch die israelische Armee hingewiesen.

Das scheint die deutsche Regierung aber überhaupt nicht zu interessieren. Es wird zwar zum Teil gemahnt, aber trotzdem weiterhin Waffen geliefert an Israel.


QuoteWinfield

Es ist eine Tragödie. Die schlimmsten Feinde haben beide Seiten im eigenen Lager. Und die friedliche Zivilbevölkerung muss leiden.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Humanitäre Hilfe ist so gefährlich wie nie. Zu diesem Fazit kommt das Humanitäre Koordinationsbüro der Vereinten Nationen (OCHA). Die UN begehen regelmäßig am 19. August den Welttag der humanitären Hilfe. Mit 280 getöteten Helfern in 33 Ländern sei 2023 ,,das tödlichste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen" gewesen, heißt es in einer Erklärung – und 2024 werde mit bislang 172 wohl noch schlimmer.

Die meisten Toten gebe es im Gazastreifen, wo seit Beginn des israelischen Krieges in Reaktion auf den Hamas-Terrorüberfall auf Israel am 7. Oktober 2023 mindestens 280 humanitäre Helfer getötet worden seien: ,,Die Normalisierung von Gewalt gegen Helfer ist inakzeptabel."

In einem von 413 Hilfswerken unterzeichneten Brief an die UN-Vollversammlung werden die Staaten der Welt aufgefordert, Täter solcher Gewaltakte systematisch zur Rechenschaft zu ziehen. Einen Rückzug aus Gefahrenzonen lehnen die Hilfswerke ab: ,,Wir werden bleiben", so das Schreiben, ,,aber die Lage erfordert es von uns, gemeinsam für den Schutz unserer Mitarbeiter und Freiwilligen und den von uns unterstützten Zivilbevölkerungen einzutreten". Dem Appell kann man sich unter #ActForHumanity anschließen.

Anlässlich des Tages der humanitären Hilfe melden sich auch die Staaten zu Wort, die seit einer Woche in Genf versuchen, Verhandlungen mit Sudans Kriegsparteien über eine humanitäre Feuerpause zu führen. Erst am Wochenende sagte Sudans Regierung überhaupt zu, sich daran zu beteiligen. Eine zweite Zusage, den wichtigsten Grenzübergang Adré aus dem Nachbarland Tschad in die besonders von Hunger betroffene westsudanesische Region zu öffnen, erfüllte sie jedoch bis Montag nicht, wie der OCHA-Büroleiter in Sudan mitteilte: 120 Lastwagen mit Hilfsgütern steckten auf der tschadischen Seite der Grenze fest, ein Treffen zur Klärung der Lage sei abgesagt worden.

Die auswärtigen Unterhändler – USA, Schweiz, Saudi-Arabien, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate, dazu die UNO und die Afrikanische Union – riefen nun am Montag in einer gemeinsamen Erklärung Sudans Kriegsparteien auf, ,,ihre Verpflichtungen unter dem humanitären Völkerrecht zu achten". Es sei dringend notwendig, ,,alle wichtigen Verkehrswege für Lebensmittel und Medikamente zu öffnen, um die Millionen von Menschen zu erreichen, die in Sudan hungern und verhungern".


Aus: "Tag der Humanitären Hilfe: Helfen ist lebensgefährlich" Dominic Johnson (19.8.2024)
Quelle: https://taz.de/Tag-der-Humanitaeren-Hilfe/!6028237/


Textaris(txt*bot)

#795
Quote[...] Bei einem israelischen Angriff auf ein Schulgebäude im Gazastreifen sind nach Angaben der UNO auch sechs Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA getötet worden. ,,Was in Gaza passiert, ist völlig inakzeptabel", erklärte UN-Generalsekretär António Guterres am Mittwochabend im Onlinedienst X. ,,Unter den Getöteten sind sechs unserer UNRWA-Kollegen."

UNRWA erklärte, noch nie seien bei einem einzelnen Angriff so viele Beschäftigte des Hilfswerks getötet worden. ,,Diese Schule wurde seit Kriegsbeginn fünf Mal getroffen", erklärte UNRWA auf X. ,,Sie ist das Zuhause von rund 12.000 Vertriebenen, hauptsächlich Frauen und Kinder."

Israel hatte die Al-Jawni-Schule in der Flüchtlingssiedlung Nuseirat, in der UNRWA eine Notunterkunft betreibt, am Mittwoch beschossen. Der von der radikalislamischen Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen erklärte, bei dem Angriff seien 14 Menschen getötet worden. Die israelische Armee sprach von einem ,,gezielten" Angriff auf ,,Terroristen", die sich in einem Kommandozentrum der Hamas auf dem Schulgelände aufgehalten hätten. Zur den Zielpersonen und zum Ausgang des Angriffs machte die Armee zunächst keine Angaben. (AFP)


Aus: "Sechs UNRWA-Mitarbeiter bei Angriff auf Schule im Gazastreifen getötet" Christopher Stolz (12. Sep. 2024 05:48)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/liveblog/was-in-gaza-passiert-ist-vollig-inakzeptabel-sechs-unrwa-mitarbeiter-bei-angriff-auf-schule-getotet-10586281.html

Humanitarian Situation Update #216 | West Bank (11 Sep 2024)
https://www.ochaopt.org/content/humanitarian-situation-update-216-west-bank

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Quote[...] Mindestens 19 Menschen sind bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen gestorben. Darunter sollen mehrere hochrangige Hamas-Angehörige sein.

Die israelische Luftwaffe hat in der Nacht auf Dienstag eine humanitäre Schutzzone im Süden des Gazastreifens bombardiert. Auf Pressefotos sind tiefe Krater im sandigen Boden und zahlreiche zerstörte Zelte zu sehen, zwischen denen Frauen und Kinder nach Habseligkeiten suchen. Das von der Hamas geleitete Gesundheitsministerium in Gaza meldete 19 Tote, am Morgen hatte ein Sprecher des Zivilschutzes noch von 40 Toten gesprochen.

Nach Angaben von Israels Armee wurden bei dem Angriff bei Chan Yunis mehrere hochrangige Hamas-Angehörige getötet. Sie seien an dem Überfall auf Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen. Die Zivilschutzbehörde sagte, eine Warnung sei dem Angriff nicht vorausgegangen. Die Opferzahlen der Zivilschutzbehörde unterscheiden nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten. Die Hamas selbst bestritt, dass sich Kämpfer in der humanitären Zone aufgehalten hätten. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

,,Ich bin mitten in der Nacht vom Geräusch der Raketen aufgewacht", sagte eine Bewohnerin der Schutzzone al-Mawasi bei Chan Junis der taz. Sie habe fünf oder sechs Explosionen gehört und Brände gesehen, berichtet die junge Frau, die mit ihrer Familie in einem Zelt rund 300 Meter von der Einschlagstelle lebt. ,,Danach habe ich mehr als eine Stunde lang die Sirenen der Krankenwagen gehört."

Al-Mawasi ist ein vor dem Krieg kaum bewohnter sandiger Küstenstreifen, den die israelische Armee im Oktober 2023 zur ,,humanitären Zone" erklärt und die Bevölkerung von Gaza seitdem mehrfach aufgefordert hatte, sich dorthin zurückzuziehen. 86 Prozent des Gazastreifens ließ Israel den Vereinten Nationen zufolge evakuieren. Nun drängen sich auf dem Gebiet al-Mawasi laut Hilfsorganisationen mehr als 380.000 teils mehrfach vertriebene Palästinenser in Zelten zusammen.

,,Wir haben zu acht in einem Zelt ohne Toilette gelebt", sagt die 23-jährige Dima, die bis vor wenigen Wochen mit ihrer Familie in al-Mawasi war, aus dem benachbarten Chan Yunis am Telefon. ,,Oft gab es kein Wasser, und wir mussten mehrere Kilometer laufen, um etwas zu essen zu finden." Medizinische Versorgung gebe es nicht.

Der Angriff in der Nacht ist nicht der erste in al-Mawasi. Trotz der Ausweisung als humanitäre Schutzzone hat die Armee das Gebiet immer wieder beschossen. Im April etwa feuerte ein israelischer Panzer auf ein Wohnhaus der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Dabei wurden zwei Menschen getötet. Ein Luftangriff im Juli soll mutmaßlich den militärischen Anführer der Hamas in Gaza, Mohammed Deif, getötet haben. Dabei starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums mindestens 92 Menschen. Seit Kriegsbeginn sollen mehr als 41.000 Menschen in Gaza getötet worden sein.

Die humanitäre Situation bleibt katastrophal. UN-Generalsekretär António Guterres sagte am Montag, er habe ,,noch nie solch ein Ausmaß an Tod und Zerstörung gesehen". Am Dienstag soll die dritte Phase einer Polio-Impfkampagne in Nordgaza starten, nachdem kürzlich der erste Fall von Kinderlähmung seit 25 Jahren gemeldet worden war. Die Vereinten Nationen wollen in lokal beschränkten Kampfpausen insgesamt rund 640.000 Kinder impfen. Am Sonntag war die zweite Phase mit rund 256.000 verabreichten Impfdosen in Südgaza abgeschlossen worden.

Während der Pausen waren die Kämpfe im Rest des Gebiets weitergegangen. Israel hat das Gebiet seit Kriegsbeginn abgeriegelt. Hilfsorganisationen warnen seither, dass nicht ausreichend humanitäre Hilfe nach Gaza gelangt.

Israels Verteidigungsminister Joav Gallant erklärte in einer Pressekonferenz am Dienstag: ,,Die Hamas existiert nicht mehr als militärische Formation." Er drängte erneut auf ein Abkommen für einen Waffenstillstand und die Freilassung der verbliebenen Geiseln. Seit Monaten stocken die Verhandlungen wegen immer neuer Forderungen von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und der Hamas. Israel müsse sich anderen Sicherheitsrisiken zuwenden, forderte Gallant.

Auch der Oppositionsführer Benny Gantz forderte bei einer Konferenz in Washington, Israel solle seinen Fokus auf die Hisbollah und die libanesische Grenze verlagern. Der Iran und seine Stellvertreter in der Region seien ,,das wahre Problem". Nissim Vaturi, ein Abgeordneter der Regierungspartei Likud, ging noch einen Schritt weiter und sagte, ein ausgewachsener Krieg mit der Hisbollah sei ,,eine Frage von Tagen". Der Beiruter Vorort Dahiyeh, eine Hochburg der Hisbollah, werde ,,aussehen wie Gaza", sagte er dem israelischen Sender KAN.

Ein hochrangiger US-Vertreter warnte am Montag vor ,,katastrophalen und unabsehbaren Konsequenzen" eines ausgewachsenen Krieges zwischen Israel und der Hisbollah. ,,Am Ende könnte Israel einen hohen Preis zahlen, ohne seine Ziele zu erreichen", zitierte der Axios-Journalist Barak Ravid den US-Beamten.


Aus: "Israel bombardiert Schutzzone" Felix Wellisch (10.9.2024)
Quelle: https://taz.de/Krieg-in-Nahost/!6032690/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Nach dem israelischen Angriff auf einen Vorort von Beirut im Libanon ist die Zahl der Toten auf 45 gestiegen. Das teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Bei dem Angriff vom Freitag sind demnach mindestens drei Kinder getötet worden. Derzeit stellten Forensiker die Identitäten einiger Leichen fest, hieß es weiter.

Weiterhin unklar ist, wie viele Zivilpersonen unter den Toten sind. Die Hisbollah gab an, dass der ranghohe Militärkommandeur Ibrahim Akil sowie mindestens 14 weitere Mitglieder der Miliz getötet worden seien. Israels Armee sprach ihrerseits von mindestens 16 getöteten Mitgliedern der Hisbollah-Führungsspitze. Unter den Toten soll demnach auch ein Mann sein, der die Trainingseinheit der Eliteeinheit Radwan geleitet haben soll.

...


Aus: "Zahl der Toten in Beirut steigt auf 45" Maline Hofmann (22.09.2024)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-12/news-israel-gaza-krieg-live#event_id=enNAqJ8ouxR75uBAHkKy

QuoteFool on the hill

"Israel reagiert seitdem mit Militäreinsätzen im von der Hamas beherrschten Gazastreifen."

Seit Monaten diese monotone Meldung! Berichtigt muss sie heißen: "Netanjahus rechtsextreme Regierung reagiert mit teils völkerrechtwidrigen Militäreinsätzen im Nahen Osten."

Auch die hier teilweise gefeierte Pager-Aktion im Libanon verstößt gegen ein internationales Verbot. Ein Zusatzprotokoll zum Uno-Waffenübereinkommen verbietet solche Einsätze.


Quotetechnischer_Fehler

"The answer to death isn't more death. It is life," the family said.
Family of slain hostage finds "no comfort" in death of her captors

https://www.cnn.com/world/live-news/israel-lebanon-attacks-09-21-24


Quotealon

"Israel greift an, setzt die Angriffswelle im Libanon fort, beschiesst, attackiert, bombardiert" - nicht nur heute lauten so die Schlagzeilen in Ihren Berichten. Der Hisbollah bleibt anscheinend keine andere Wahl als sich nolens volens zu verteidigen. Wer im Norden Israels lebt und seit mehr als 50 Jahren von Raketen, Überfällen und Terroranschlägen aus dem Libanon bedroht ist, sieht das etwas anders. Eben erst flogen wieder Raketen über unsere Köpfe und Häuser und nur dank "Iron Dome" und den erprobten Schutzräumen hält sich der Schaden in erträglichen Grenzen. Sie sind eingeladen, sich auch von dem Leid und der Zerstörung auf dieser Seite der Grenze ein Bild zu machen und es zu veröffentlichen.


QuoteSchrebergärten

Warum stört der Weltgemeinschaft eigentlich nicht der Verlust von Zivilisten? Egal in welchem Kriegen oder Konflikten.

Allen voran der Verlust von Kindern? Ich mag das alles nicht mehr lesen wollen. Da es deprimiert. Egal ob im Osten Europas, naher Osten oder sonst wo.


QuoteMarkusRantmeier

Herzlich willkommen in der Realität.

Die Menschheit führt seit Anbeginn ihrer Existenz Kriege - Kleingruppen, Dörfer, Stämme, Städte, Königreiche, Nationen. Hier wird ein weiteres Kapitel aufgeschlagen in einem Buch indem sich endlos viele solcher Kapital aneinander reihen.

Krieg und Gewalt sind so menschlich wie Liebe und Freude. Es wird morgen Krieg geben und den Tag darauf auch.

Die Technik mag sich stetig entwickeln, das gab uns den Eindruck es würde in diesem Tempo auch für Menschen und Gesellschaften gelten. Damit der Mensch sich ändert bedarf es einer evolutionären Entwicklung, solange bleiben wir die selben wie die letzten 100.000 Jahre. Zivilisation hat uns nicht Frieden gebracht, sondern das Töten industrialisiert.

Es ist menschlich.

Auch Europa ist nicht auf die ewig davor sicher, sollte der Wohlstand verloren gehen, gibt es auch bei uns wieder Krieg.


QuoteLe Toast

"Nach dem israelischen Angriff auf Vororte von Beirut ist die Zahl der Toten nach libanesischen Angaben auf 37 gestiegen. Darunter seien mindestens drei Kinder und sieben Frauen, teilte der libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad mit. Mindestens 68 Menschen seien verletzt worden. Zuvor war von mindestens 31 Toten die Rede gewesen.

Bei dem Angriff wurden auch 16 Hisbollah-Kämpfer getötet "

50/50 reicht für" moralischste Armee der Welt". Top.


QuoteElephantGoat

Zu Behaupten der Krieg läuft nur noch weil Natanjahu an der Macht bleiben muss halte ich für "zu billig".

Die rechte Regierung räumt gnadenlos auf und ihre Feinde haben quasi darum gebettelt. Sad but true. Krieg ist Krieg. Völkerrecht interessiert nur die, die in Frieden leben, oder die, die auf Waffenlieferungen von in Frieden lebenden westlichen Natostaaten angewiesen sind.


Quotesysopp
vor 10 Stunden

Ihnen ist schon klar, dass in Konflikten zu 90% Zivilisten sterben?

    In the decade of the 1980s, the proportion of civilian deaths jumped to 74 percent of the total and in 1990 it appears to have been close to 90 percent."[8]

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Civilian_casualty_ratio


QuoteKaspar70

Dass bei den Hunderten Raketen, die die Hisbollah auf Isrsel gefeuert hat, so wenige Zivilisten gestorben sind, ist nicht der Menschenfreundlichkeit der Hisbollah zu danken. Möchte die Hisbollah, dass keine libanesischen Zivilisten sterben, sollte sie mit dem Krieg gegen Israel aufhören.

Am besten noch heute. Tut sie es nicht, was zu vermuten ist, da sich die Hisbollah ähnlich wie die Hamas einen Dreck um die Zivilisten schert, werden noch mehr sterben.


QuoteWir hier

Antwort auf @Kaspar70

Weil sich eine Partei einen "Dreck um Zivilisten schert", hat die andere Partei das Recht Zivilisten zu töten? Sie sind sich da ganz sicher?


QuoteSpinmaster~

Einfach wunderbar. Die Spirale der Gewalt geht immer weiter...ich könnte kotzen über so viel Dummheit in den Menschen :-(((

Sie sollten anfangen, ihre hasserfüllten Gedanken in Musik umwandeln...man man...das würde sie wenigstens geistig weiterbringen!


QuoteXamuflesh

    Sie sollten anfangen, ihre hasserfüllten Gedanken in Musik umwandeln...man man...das würde sie wenigstens geistig weiterbringen!

Es scheint sich in die entgegengesetzte Richtung zu entwickeln :-(


Quoteunendliche weiten

Gewalt erzeugt Gegengewalt.


QuoteObjective function

... wie weit muss ich scrollen bis bzw. wenn überhaupt ich ein Kommentar finde, der sich für Libanesische Zivilisten interessiert.


QuoteSuperfreddy

"Israel meldet Zerstörung Tausender Abschussrampen für Raketen"

Das wird vielen Israelis das Leben gerettet haben.


QuoteKritikkritik

"Die meisten Patientinnen und Patienten, die ich betreut habe, hatten amputierte Hände und Finger, und vielen fehlten Augen. Am schwierigsten zu behandeln waren diejenigen mit Verletzungen im unteren Bauchbereich."


https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-09/pager-explosionen-libanon-israel-lage-nahostkrieg/komplettansicht

... Terror gegen Terror ...


...

Textaris(txt*bot)

QuoteAI-art

"Eine Million Menschen sind im Krieg zwischen Russland und der Ukraine getötet oder verletzt worden"

Quelle: https://www.wsj.com/world/one-million-are-now-dead-or-injured-in-the-russia-ukraine-war-b09d04e5

Da hinter Paywall hier eine deutsche Zusammenfassung.

"Schwere Verluste im Ukraine-Krieg: Russland und Ukraine überschreiten tragischen Meilenstein"

Quelle: https://www.fr.de/politik/verluste-ukraine-krieg-russland-putin-opfer-schaetzungen-verwundet-gefallen-kiew-front-zr-93307128.html

Zusammenfassung, dank Putin und seinen Lakaien bluten Russland und die Ukraine aus.

Mit freundlichen Grüßen

A.I.


QuoteFreiUndGlücklich

Frage an alle und Anregung an ZeitOnline:Ich frage mich, ob es einen Zusammenhang zwischen den Meinungen zu politischen und gesellschaftlichen Themen seit 2014 gibt.Mir fällt auf, dass Personen (auch hier im Forum), die früher bei Pegida das Ende des Abendlandes herbeiphantasiert haben und anschließend die Corona-Politik als menschenverachtende / verbrecherische Diktatur bezeichnet haben, heute oft den russischen Angriffskrieg unterstützen oder zumindest relativieren. Interessanterweise allesamt Positionen, welche von RT propagiert wurden.Gibt es Untersuchungen oder Analysen, die diese Veränderungen in den Positionen untersuchen und mögliche wissenschaftlich begründete Zusammenhänge aufzeigen?Gerade in Anbetracht der lange zurecht vermuteten und nun mehr und mehr aufgedeckten Einflusskampagnen des Kremls, ist es schon tragisch, wie Menschen andere als Schlafschafe bezeichnen können, während sie den größten Lügen- und Hetzkampagnen aller Zeiten auf den Leim gehen.


QuoteDer Meldereiter

Was die Gesellschaft allgemein betrifft, finden Sie dazu jede Menge Material, wenn Sie einfach Google mit den drei Begriffen Pegida, Corona, Russland füttern.


QuoteChrisHRO

Das wird bei vielen schlicht die klassische "Kleine-Mädchen-Trotzreaktion sein. Man muss nur darauf gucken welche Postion zu den Themen jeweils eingenommen werden muss damit man möglichst entgegengesetzt zu "denen da oben" steht. Russische Propaganda ist dabei sicherlich hilfreich aber keineswegs notwendig.


QuoteAeppelwoi#1

Solche Zusammenhänge kann ich mir sehr gut vorstellen;, so eine Mix aus Verschwörungstheorien wie zB bei der Pandemie/ den Impfungen ( Bill Gates und "Putin hilf" als Stichworte und das Hoffen auf einen starken Mann;. ein Nichtverstehen demokratischer und rechtsstaatlicher Grundordnungen vermischt mit Ressentiments aller Art inkl. des Leugnens des (auch durch Menschen gemachten ) weltweiten Klimawandels.


Quoteone week
Antwort auf @ChrisHRO

Ich bin geneigt zu schätzen, dass "die da oben" eine Mär von "denen da oben" ist, denn ich höre diese nur von "denen da oben".

p.s. Das schlichte Denken sei Ihnen gegönnt. Die da unten machen es schließlich auch nicht anders.

p.p.s. Was haben Sie gegen Mädchen, Chris?


QuoteFreiUndGlücklich
Antwort auf @one week

,,Die da oben" hört man schon recht häufig bei Interviews auf Demonstrationen von besorgten Bürgern..


QuoteLifoZwo

Diese Leute sind meist gegen die Regierung und "das System" und beziehen aus Prinzip konträre Positionen zur Regierungspolitik. Hätte sich die Bundesregierung entschlossen, die Ukraine nicht zu unterstützen, würden die vermutlich Waffen für die Ukraine fordern. Sie sind meiner Erfahrung nach auch sehr empfänglich für Propaganda und Verschwörungstheorien. Woran das liegt, lässt sich wahrscheinlich nicht pauschal beantworten. Ich bezweifle aber, dass es in diesem Forum eine große Präsenz von denen gibt.

Russland unterstützt mit seiner Propaganda Parteien, die für eine russlandfreundliche Politik stehen. Sie werden z. B. keine russische Propaganda finden, die sich gegen das BSW richtet. Das BSW ist politisch links und es hat nichts mit Pegida oder Querdenkern zu tun. Russland würde auch die Grünen, die SPD oder die CDU unterstützen, wenn die für eine russlandfreundliche Politik stehen würden. Viele leiten daraus ab, dass diese Parteien deswegen von Putin gesteuert oder finanziert werden. Das wurde und wird sogar über Trump behauptet. Ich halte das für Unsinn.


QuoteAlaskawolf

Ihr Eindruck täuscht nicht, dazu gibt es Untersuchungen:

https://www.rnd.de/politik/umfragen-ungeimpfte-geben-oft-den-usa-die-schuld-am-ukraine-krieg-M73KRF5UAFDOLNH2JF7V3QGLBM.html


Auszug aus dem Link: ,,Doch die verschwörungstheoretischen Narrative zu Corona und zum Krieg ähneln einander." Es gehe darum, dass es bestimmte Eliten gebe, ,,die einem etwas vorlügen", sagte der Kommunikationswissenschaftler. Und wer erst einmal an eine Verschwörungstheorie glaube, der glaube oft auch an weitere.


QuotePumpking

Antwort auf @FreiUndGlücklich

Wenn Sie mal auf welt.de schauen finden Sie ganz viele solche Kandidaten. Da ist alles dabei von Corona Diktatur, AfD geil und neuerdings ist auch Kamala Harris eine linksgrünversiffte Hexe.


Quotefelix78

... Wir brauchen daher mehr Diplomatie und einen Interessenausgleich, das würde viel Leid, Tod und Elend den Menschen und der Menschehit ersparen.


QuoteNachtkrap

Wer halbwegs einen moralischen Kompass hat, kann schon behaupten, dass Russland, oder zumindest die herrschende Clique dort, böse ist. Wer einen Eroberungskrieg gegen seinen souveränen Nachbarn führt, fällt in diese Kategorie. Dass es sich um einen Eroberungskrieg handelt, sieht man daran, dass Putin die ukrainischen Gebiete annektiert hat. Das ist das wahre Motiv von Putin. Dass sich Russland von der Ukraine oder gar von der NATO bedroht fühlt, ist doch Blödsinn und glaubt ja Putin selbst nicht wirklich.

Drum, den Krieg beenden kann nur Russland, in dem es seinen Angriff beendet, oder die Ukraine selbst, in dem sie ihre verlorene Territorien aufgibt.

Wir, die wir zuhause auf dem Sofa rumsitzen, sollten der Ukraine, die um ihr Überleben kämpft, hier keine Ratschläge erteilen, oder gar glauben, wir seien für die Friedensverhandlungen zuständig und die Ukraine hätte sich unserem Diktum unterzuordnen.


QuoteDominik1991

Sie wollen also einen Angriffskrieg belohnen? Dann werden wir künftig mehr solcher Kriege sehen.

Dass Sie ein Land, das systematisch Kinder verschleppt und zivile Ziele bombardiert, als ,,nicht böse" bezeichnen, spricht für sich.


Quotefelix78
Antwort auf @Nachtkrap

Was hat Moral mit Politik zu tun? Was hat Moral vor mit Geopolitik zu tun? und wenn sie Moral als Argument aufführen, wie beurteilen sie die Völkerrechtswiedrigen angriffskriege der USA in denen Millionen Menschen getötet wurden?

Und natürlich anektiert Russland jetzt gebiete, aber wenn sie sich das Angebot Russlands damals in Istanbul vor Augen führen, da wollte Russland nur eine Neutrale Ukraine, der Rest der russischen Forderungen waren nur Verhandlungsmasse meiner Meinung nach, wie Denazifizierung und Entmilitarisierung.

und den Krieg beenden kann aktuell nur entweder die Ukraine in dem sie Kapituliert oder Russland in dem es Gewinnt, alle anderen Optionen siond leider, wieder meiner Meinung nach, vom Tisch. eines ist jedoch sicher, Russland wird Gebiete anektierenm, ganz einfach weil es dem Westen nicht mehr vertraut.

Und sie der auf dem Sofa sitzt sollte sich mal bewusst machen das jeden tag Tausende Menschen auf beiden Seiten sterben, und ein ihrer Meinung "unmoralischer Friede" ist besser als jeder Krieg.

...

Antwort auf @Dominik1991

Ach die USA haben sich Jahrzehntelang ihre Angriffskriege reicht entlohnen lassen, hat uns nicht gestört, mal angefangen bei den Bananenkriegen bis zur Kontrolle der irakischen Ölquellen, hat sie das gestört?

Und mal anders gefragt, was wollen sie dagegen tun? Der Westen hat nicht mehr die industriellen Kapazitäten um solch ein Militär aufzubauen welches es bräuchte um Russland konventionell zu schlagen. Das haben wir alles nach China ausgelagert. Letzten habe ich gelesen das China die 250igfache Schiffsbaukapazität der USA hat, natürlich ziviele Werften mit eingerechnet. Aber die kann man auf Militärische Zwecke umfunktionieren, dann die Rohstoffe welche es für einen Krieg braucht, die hat Russland mehr als genug im Boden rumliegen, wir müssen die aus Afrika importieren, was denken sie werden sich die Afrikanischen Länder wohl denken wenn sie vor die Wahl gestellt werden, Russland und China oder der Westen? Wenn China für alle auf dem afrikanischen Kontinent der wichtigste Handelspartner ist?

Was hat der Westen den bitte der Welt zu bieten? Was hat der Westen in den letzten 30 Jahren seiner "Full Spectrum Dominance" der Welt gebracht?

Weniger moralisieren und mehr Realitätssinn wäre angebracht. Unsere Art zu leben ist nicht garantiert, und unsere Werte und Moral sind nicht allgemeingültig.


QuoteUlfvomNorden
Antwort auf @Nachtkrap

Moral sind gut und böse sind menschliche Erfindungen. Das kann sich jeder so hinbiegen wie er möchte. So etwas sollte bei der Beurteilung aussenpolitischer Fragen keine Rolle spielen das es hier um Interessen geht.


QuoteNachtkrap

Antwort auf @felix78

Moral hat sehr viel mit Politik zu tun. Man merkt das deutlich, wenn sie fehlt.

Geopolitik ist ein anderer Begriff für Imperialismus.

Eigentlich will ich die Kriege der USA nicht verteidigen, da ich etliche deren Kriege in jüngster Vergangenheit auch moralisch verurteile. Aber es gibt doch einen moralischen Unterschied. Seit dem amerikanisch-mexikanischen Krieg vor fast 200 Jahren hat die USA keine fremden Länder mehr annektiert, wie es jetzt Russland tut oder Deutschland im 2.Weltkrieg.

Russland wird ukrainische Gebiete annektieren, weil es aggressiv ist und weil es weiß, dass der Westen es nicht verhindern wird, soweit vertrauen sie dem Westen schon noch.

Die Frage ist dann, wo macht Russland nach dem Krieg mit der Ukraine weiter. Im Falle eines Sieges Russlands, kann der Westen Russland nicht vertrauen, dass es ,,genug Geopolitik" hat.


QuoteF
FreiUndGlücklich

Antwort auf @felix78

Und da ist er wieder. Der berühmte ,,aber die USA" Whataboutism.

Man kann die amerikanischen Kriege und Interventionen der Vergangenheit verurteilen und gleichzeitig den aktuellen Eroberungskrieg Russlands verabscheuen.

Von Ihnen lese ich allerdings nur ,,USA schlecht" / ,,Russlands Krieg muss man nicht gutfinden, Schuld sind aber sowieso die USA ,,


QuoteTron712

Antwort auf @felix78

Wie oft noch? Die Länder des ehemaligen Ostblocks sind freiwillig der NATO beigetreten, um Schutz vor Russland zu haben. US-Militärbasen = Schutz vor russischer Invasion. Die Ukraine ist da das beste Beispiel. Fragen Sie mal die Polen oder Balten, wie sehr die unter der "NATO-Besatzung" leiden. Kein Vergleich zum Prager Frühling, dem Ungarn-Aufstand oder Ost-Berlin 1953. Sie betreiben Russland-Propaganda.


Quotesandor123

Antwort auf @felix78

Wenn Sie das unter dem Stichwort "geopolitische Interessen" moralfrei diskutieren wollen , dann kann man doch eigentlich nur festhalten, dass die geopolitischen Interessen, die der Kreml verfolgt, den geopolitischen Interessen aller anderen europäischen Ländern diametral entgegen stehen. Sollen wir also statt unserer eigenen geopolitischen Interessen diejenigen des Kremls akzeptieren? Das erscheint alles andere als rational.

Gegeben die Art und Weise, wie der Kreml seine geopolitischen Interessen verfolgt, ist es vielmehr sinnvoll, das russische Militär und militärisch relevante Infratstruktur in Russland zu schwächen und zu zerstören so gut es eben geht. Jeder russische Panzer, jedes russ. Kampfflugzeug, die in Flammen aufgehen, jede Piste eines Flughafens, die unbrauchbar wird für militärische Zwecke, jedes Treibstoffreservoir, das nicht mehr für militär. Zwecke gnutzt werden kann, ist in diesem Sinne ein Beitrag zu Frieden und Sicherheit.

Im Übrigen ist es ja auch gänzlich unplausibel, dass das Überlassen von Territorien mit den dort lebenden Menschen weniger menschliches Leid bedeuten würde; oder haben Sie Butscha schon vergessen?

Bemerkenswert auch, wie Sie hier changieren: Einerseits wollen Sie das Thema moralfrei diskutieren, andererseits operieren Sie dann doch wieder mit moralischen Kategorien wie dem Leid der Menschen...


QuoteSenilissimus

Dieser amerikanische Professor erzählt die Story fundamental anders https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/die-ukraine-ist-die-neueste-katastrophe-amerikanischer-neocons-li.242093 und dieser "Putinknecht", auch ein renommierter Politikwissenschaftler aus der USA ebenfalls https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/wie-kam-es-zum-ukrainekrieg/ Und ein ekelhafter Typ aus "God owns country" ist für das hier verantwortlich https://overton-magazin.de/top-story/der-amerikanische-krieg-gegen-den-terror-kostete-mindestens-45-millionen-menschen-das-leben/ Wir waren indirekt dabei https://de.connection-ev.org/article-307 und hier direkt https://www.nzz.ch/international/der-krieg-in-afghanistan-forderte-240000-tote-ld.1640684 https://www.berliner-zeitung.de/open-source/der-ungesuehnte-chemiekrieg-gegen-serbien-wer-verurteilt-endlich-die-nato-li.165044 auch da waren wir wertegeleitet mit Tornadobombern am Himmel (die eigentliche Zeitenwende in Europa übrigens) und wegen all dieser westlichen "Vorleistungen" durfte sich Putin, spätestens nach dem Maidan- Putsch mit vollem recht bedroht fühlen und deswegen im besonderen https://www.infosperber.ch/medien/trends/auch-russland-hat-guten-grund-sich-bedroht-zu-fuehlen/


QuoteDocLabyrinth

Genauso dummes Zeug wie Ihr Kollege "felix78". Soll das irgendwas rechtfertigen?


QuoteWALTJOH

Ich "sehe weit und breit" n i c h t s, was Anlass zur Hoffnung auf ein baldigen Waffenstillstand geben könnte, geschweige denn zur Hoffnung auf einen Friedensvertrag.

Also werden weiterhin tausende Soldaten und Zivilisten vorsätzlich umgebracht. Letzteres, so scheint mir, ist mittlerweile auch in den Medien hierzulande, auch für viele der hier Kommentierenden eine Trivialität. ...


Zu: Ukrainekarte aktuell: Russland gewinnt Gelände in Kursk zurück
Russische Truppen sind in der eigenen Region Kursk vorgerückt. Auch in der Region Luhansk hat Russland offenbar mindestens eine weitere Siedlung eingenommen.
Von Pauline Pieper, Katharina Heflik, Christina Felschen, Dominik Lenze, Yevgeniya Shcherbakova, Julius Tröger und Benja Zehr, Aktualisiert am 22. September 2024, 8:51 Uhr
https://www.zeit.de/politik/ausland/karte-ukraine-krieg-russland-frontverlauf-truppenbewegungen


The toll of war - How many Russian soldiers have been killed in Ukraine?
Four charts illustrate a grim new milestone, Jul 5th 2024
https://archive.ph/2024.07.09-061020/https://www.economist.com/graphic-detail/2024/07/05/how-many-russian-soldiers-have-been-killed-in-ukraine#selection-1013.0-1041.0

...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Im Mai präsentierte die Ukrainische Armee ihre neueste technische Errungenschaft: Fury, einen der ersten bewaffneten Bodenroboter der Welt. Am Donnerstag soll dieser laut Militärs erstmals ein Gefecht für sich entschieden haben. Das einkaufswagengroße Gefährt attackierte einen russischen Schützengraben und besiegte die dort versteckten russischen Soldaten.

"Das Ergebnis: Ein Teil des Feindes wurde vernichtet, der Rest floh", verkündete das zuständige ukrainische Regiment auf Social Media. Obwohl Fury mehrere Treffer durch Panzerfäuste und Drohnen einstecken musste, hielt der Roboter laut den Verantwortlichen durch und beendete die Mission wie geplant.

Seit Kriegsbeginn, vor mehr als zwei Jahren, arbeiten ukrainische Ingenieure an mehreren bewaffneten, unbemannten Bodenfahrzeugen. Fury ist einer der ersten seiner Art, der in Missionen mit schwierigem Terrain vom Militär eingesetzt wird. Fury hat vier Räder, ein Funkgerät für den Empfang von Befehlen des Einsatzleiters, Videokameras und ein ferngesteuertes Maschinengewehr. Er ist dick gepanzert, um auch stärkerem Beschuss standzuhalten.

Im Mai erklärte der ukrainische Innovationsminister Mykhailo Fedorov, dass Fury russischen Stellungen angreifen solle, um "unseren Verteidigern während des Angriffs Deckung zu geben". Die verantwortlichen Militärs seien von Beginn an sehr zufrieden mit der simplen Steuerung und dem hohen Standard der Funk- und Videokommunikation des Roboters gewesen, schrieb Fedorov damals.

Auch Russland setzt bereits Kampfroboter dieser Art im Krieg ein, doch war der Erfolg von Fury bisher einmalig. Vor allem die zahlreichen Hindernisse am Boden, angefangen bei Schlaglöchern und Kratern, bis hin zu herabgefallenen Äste und steilen Hängen machen es Bodenfahrzeugen schwer, im Kampf erfolgreich zu sein. Hier konnten vor allem Kampfdrohnen in den letzten Monaten weit mehr Erfolge feiern, können sie sich doch frei in der Luft bewegen und auch die Reichweite stieg im Verlauf des Krieges immer weiter.

Aufgrund der zahlreichen Hindernisse für Bodenfahrzeuge wie Fury, haben die Entwickler vor allem in Sachen Mobilität alles Mögliche getan, um den Roboter vielseitig zu halten. Vor allem die großen Räder, der niedrige Schwerpunkt und ein hohes Fahrgestell mit viel Bodenfreiheit scheinen dafür verantwortlich zu sein, dass Fury erfolgreicher sein kann, als seine bisher gebauten Artgenossen.

Eingesetzt wurde Fury zuletzt rund um das russische Dorf Volfino, wie Forbes berichtet, gleich hinter der russisch-ukrainischen Grenze. Die Bestrebungen der ukrainischen Streitkräfte an dieser Front begannen vergangene Woche. Ziel soll es offenbar sein, die auf Kursk vorrückenden russischen Truppen einzukesseln.

Schon vor einem Jahr machten Roboter Schlagzeilen, die verwundete Soldaten aus umkämpften Gebieten abtransportieren sollten. In einem Video von ITV News konnte man sehen, wie menschliche Sanitäter verwundete Kameraden retten mussten und dabei oftmals selbst verletzt wurden – zum Großteil durch den Beschuss via Drohnen. Mit der selbstfahrenden Trage, die zur Verteidigung ein Maschinengewehr montiert hat, sollen bei Gefechten zusätzliche Verletzte vermieden werden.

Um sinnvolle und effektive Technologien möglichst schnell zu finden und umzusetzen, führte die ukrainische Regierung im April 2023 ein Programm mit dem Namen Brave1 ein. Dabei handelt es sich um ein Joint Venture von sechs Ministerien nach dem Vorbild der Defense Innovation Unit (DIU) des US-Verteidigungsministeriums. Die primäre Aufgabe dieser Zusammenarbeit ist die militärische Nutzung kommerzieller Technologien möglichst rasch voranzutreiben.

Wie Politico im Mai berichtete, waren damals schon 700 Erfindungen im Rahmen des Brave1-Programms begutachtet worden. 40 davon wurden tatsächlich an der Front eingesetzt. Der Minister für digitale Transformation, Alex Bornyakov, erklärte im Interview mit der Nachrichtenseite, dass sobald ein funktionsfähiger Prototyp identifiziert sei, die behördliche Zulassung innerhalb von nur 21 Tagen erfolgen könne.

Wie dramatisch der Einsatz von moderner Technik in diesem Krieg ist, zeigen aktuell die nächtlichen Drohnenangriffe Russlands, die erneut Objekte der Energieversorgung in der Ukraine getroffen haben. Experten sehen deshalb den Einsatz moderner Technik weiter im Zentrum solcher Konflikte. Im nächsten Schritt soll wohl auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) die bisher eingesetzten Roboter zusätzlich autonomer machen. Es würden deshalb wohl jene Militärs die Kriege der Zukunft dominieren, die es bestmöglich verstehen, die verschiedenen Chancen und Möglichkeiten, die auch KI bietet, in ihren bestehenden Systeme zu nutzen.


Aus: "Bodenroboter der Ukraine feiert ersten Sieg in Gefecht" (aam, 22.9.2024)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000237596/bodenroboter-der-ukriane-feiert-ersten-sieg-in-gefecht

QuoteMarquis de Sade

Wir sehen den Beginn der Roboterkriegsführung... egal ob Drohne, rollendes Ding, Kampfhund,... künftig werden kleine Einheiten zielgenau vordringen und dort den einen tödlichen Schuss abgeben.

Das Wettrennen wird sein, wer ausgeklügeltere Angriffsvarianten und vor allem entsprechende Verteidigungen parat hat. Was wär es spannend, wenn es nicht so traurig und unnötig wäre.


QuoteProconsul 4.0

Fury macht wohl keine Gefangenen?


Quotewer wenn nicht er

KI ... Habe nur ich ein mulmiges Gefühl wenn KI-gesteuerte Kampfroboter entwickelt werden?


QuoteStripedIrregularBucket

Stanislaw Lem: Der Unbesiegbare (1964)

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Unbesiegbare

Schwarmdrohnen/-intelligenz at work. F*cking 1964 !!!!

Aber wer liest denn noch *Bücher* ? ...


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Sabotage an den Nord-Stream-Gaspipelines vor zwei Jahren soll nach ,,Spiegel"-Informationen vom damaligen Oberbefehlshaber der Ukraine autorisiert worden sein. Die Operation in der Ostsee sei knapp 300.000 US-Dollar teuer gewesen und privat finanziert worden, aber Walerij Saluschnyj zur Autorisierung vorgelegt worden, berichtete das Magazin unter Verweis auf eigene Recherchen. Präsident Wolodymyr Selenskyj sei hingegen nicht vorab informiert worden, hieß es.

Die Ukraine und die USA waren neben anderen Staaten entschiedene Gegner der Leitungen, die mit Sprengsätzen stark beschädigt wurden. Durch eine Pipeline war russisches Gas nach Deutschland geflossen, die andere war noch nicht in Betrieb.

Saluschnyj, mittlerweile ukrainischer Botschafter in Großbritannien, hatte bereits dem ,,Wall Street Journal" (,,WSJ") gesagt, nichts über einen solchen Einsatz zu wissen. Das ,,WSJ" hatte im August unter Verweis auf eigene Recherchen berichtet, Saluschnyj sei an der Aktion beteiligt gewesen. Präsident Selenskyj hat in der Vergangenheit stets eine Beteiligung seiner Regierung an den Sabotage-Aktionen bestritten.

Der ,,Spiegel" berichtete weiter, das Sabotage-Kommando habe aus mehreren ukrainischen Tauchern bestanden, fast alle Zivilisten. Geplant und geleitet habe die Operation der ukrainische Ex-Geheimdienstler Roman Tscherwinsky. Tscherwinsky hatte bereits im vergangenen Jahr eine Beteiligung gegenüber der ,,Washington Post" und dem ,,Spiegel" zurückgewiesen.

Ende September 2022 hatten mehrere Sprengungen die beiden Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 beschädigt und unterbrochen. Die Explosionen wurden in der Nähe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm registriert. Wenig später entdeckte man vier Lecks an drei der insgesamt vier Leitungen der Nord-Stream-Pipelines.

Durch Nord Stream 1 floss zuvor russisches Erdgas nach Deutschland. Nord Stream 2 war wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der folgenden politischen Debatten noch nicht in Betrieb.

Mitte August dieses Jahres wurde bekannt, dass der Generalbundesanwalt in dem Fall einen Ukrainer sucht, der sich von Polen in sein Heimatland abgesetzt haben soll.

,,Die Zeit", die ,,Süddeutsche Zeitung" und die ARD berichteten, der Mann sowie zwei weitere ukrainische Staatsangehörige - ein Mann und eine Frau - stünden unter Tatverdacht.

Den Berichten zufolge sollen sie an den Anschlägen beteiligt gewesen sein. Sie könnten als Taucher die Sprengsätze an den Pipelines angebrachten haben, hieß es weiter. Die Bundesanwaltschaft wollte sich auf Anfrage nicht zu den Medienberichten äußern. (dpa)


Aus: "Anschlag auf deutsch-russische Pipeline: Nord-Stream-Operation offenbar von Ukraine-Befehlshaber autorisiert" (25.09.2024)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/anschlag-auf-deutsch-russische-pipeline-nord-stream-operation-offenbar-von-ukraine-befehlshaber-autorisiert-12437759.html

QuoteKoenigDickbauch
26.09.24 10:22

Dass Selenskyj nichts davon gewusst haben möchte ist absolut unglaubwürdig und die übliche Damit-haben-wir-nichts-zu-tun-Reflexreaktion für die Öffentlichkeit. Interessant wäre zu wissen, wer der Ukraine dazu geraten hat. Denn dass diese so einen Schritt unternimmt, ohne vorher die wichtigsten Alliierten zu konsultieren (Briten und US-Amerikaner), kann ich mir nur schlecht vorstellen.


QuoteByk
26.09.24 10:13

Die Erzählung gewinnt von mal zu mal mehr Profil. Das wird vermutlich so lange gehen, bis die Geschichte so rundgelutscht ist, dass sie kaum einer mehr widerlegen kann - oder es keinen mehr interessiert. Mit Mythen ist das ja so eine Sache. Manchmal ist so eine Geschichte dermaßen gefällig und interessant, dass man die Wahrheit gar nicht mehr wissen möchte.


Quotetsk
26.09.24 10:16
Spannend bleibt einerseits, ob die Ukraine sich rechtsstaatlich verhalten wird, und die Täter ergreift, oder ob das Land weiterhin an Wildwest-Methoden festhält, und die Täter womöglich sogar als Helden feiert.

Andererseits bin ich auf die "robuste" gemeinsame Reaktion der EU gespannt, die der Aussenbeauftragte Josep Borell vor 2 Jahren angekündigt hat: "Alle verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass diese Lecks das Ergebnis einer vorsätzlichen Handlung sind. Jede vorsätzliche Störung der europäischen Energieinfrastruktur sei völlig inakzeptabel werde "mit einer robusten und gemeinsamen Reaktion beantwortet werden"


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Beirut taz | Dass die Nacht schlimm werden könnte, ahnen wir ab dem späten Nachmittag. Mit massivem Bombardement fliegt das israelische Militär da einen Luftangriff auf das Hauptquartier der Hisbollah in Haret Hreik, einem südlichen Vorort von Beirut. Nach israelischen Angaben könnte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah selbst dabei getötet worden sein.

Wir überlegen: Entweder Israel begnügt sich damit und evaluiert die Nacht hindurch den Erfolg des Angriffs. Oder es ergreift das sich durch den Angriff geöffnete Zeitfenster, in dem die Hisbollah wahrscheinlich besonders verwundbar ist.

Gegen Mitternacht kommt die erste Evakuierungsaufforderung für Teile der zusammenfassend Dahiyeh genannten, südlichen Vorstädte. Sie erscheint auf dem X-Profil des arabischsprachigen Sprechers der israelischen Streitkräfte, Avichai Adraee, und läuft dann durch die vielen Telegram-Gruppen und Medien. Betroffen ist neben dem Herz von Dahiyeh unter anderem Hadath – ein im Gegensatz zu Dahiyeh weniger schiitisch als eher christlich geprägter Vorort.

Schon zuvor, am Abend, versuche ich ein Airbnb in Nordbeirut zu buchen – für den Fall, dass die Angriffe des israelischen Militärs allzu nah an die Wohnung meiner Freunde, in der ich übernachte, heranrücken. Es klappt nicht: Für die Nacht bereits ausgebucht.

Bir Hassan, das Viertel, in dem meine Freunde leben, gehört eigentlich zu Dahiyeh, fühlt sich aber eher an wie ein Teil Beiruts: Die Häuser sind von außen gepflegter, die Straßen weitläufiger, und die Stadtgrenze zu Beirut ist zu Fuß zu erreichen. Auch im letzten Krieg zwischen der Hisbollah und Israel im Jahr 2006, betonen sie, war es hier immer sicher.

Etwa um halb eins beginnen die Luftangriffe auf Südbeirut. Wir hören sie aus der Ferne, sehen sie in den Nachrichten verschiedener TV-Sender, auf Instagram, X und in den vielen Gruppen auf Telegram, die Videos von den Angriffen in ganz Libanon teilen.

Über drei Stunden ist immer mal wieder der dumpfe Knall der Explosionen zu hören. Doch der Krieg scheint uns noch weit weg, der Ventilator und der Generator im Hinterhof übertönen mit ihrem Brummen auch die Geräusche der Flugzeuge. Trotz dass ich immer wieder zusammenzucke, nicke ich auf dem Sofa eine Weile lang ein.

Ein guter Freund hält Wache, aktualisiert den Feed der Telegram-Gruppen, und das X-Profil Adraees. Gegen drei Uhr wache ich auf, er ist immer noch wach, und nimmt schließlich eine Captagon-Pille, ein Aufputschmittel.

Nach drei Uhr nachts ploppt auf Adraees Profil die nächste Evakuierungsaufforderung auf. Diesmal ist Bourj al Barajneh betroffen – das Viertel neben uns, zu normalen Zeiten mit dem Auto nur Minuten entfernt. Wir schalten das Licht an und den Ventilator ab. Ich richte mich auf, setze meine Kontaktlinsen ein. Dann warten wir.

Nach etwa einer halben Stunde beginnen die Angriffe erneut. Das erste Geschoss, das nur wenig entfernt einschlägt, ist so laut, dass die Scheiben der Balkontür klirren und das Gebäude vibriert. Wir atmen miteinander ein und aus, versuchen uns zu beruhigen. Und wiederholen zusammen, weil wir daran glauben müssen, um die Angst nicht überhand gewinnen zu lassen: Das israelische Militär weist bisher im Libanon vor größeren Luftschlägen Zivilistinnen und Zivilisten an, zu evakuieren. Wir aktualisieren das X-Profil von Adraee. Nichts neues.

Und sagen uns wieder: Das israelische Militär weist vor größeren Luftschlägen Zivilistinnen und Zivilisten an, zu evakuieren. Was für einen Sinn würde es machen, die einen vor der Evakuierung zu warnen, und die anderen nicht, fragen wir. Keinen. Nochmal: Das israelische Militär weist vor größeren Luftschlägen Zivilistinnen und Zivilisten an, zu evakuieren. Darauf vertrauen wir.

Die Katze bekommt Panik, steht wie versteinert mit lang ausgestrecktem Schweif im Flur. Haben wir eine Tasche, in die wir sie stecken und im Notfall mitnehmen können? Wir beginnen zu suchen. Wir überprüfen wieder das Profil von Adraee, und versuchen zu scherzen: ,,Wie geht's eigentlich Avichai?"

Die Explosionen sind so nah, dass wir Menschen schreien hören. Vielleicht sind es die Betroffenen, vielleicht Verängstigte in der Nachbarschaft. Wir überlegen: Geht das israelische Militär, wie auch in Gaza, in Quadranten vor? Werden wir als nächstes zur Evakuierung angewiesen? Vorsichtshalber packe ich Laptop, ein paar Klamotten, und eine Powerbank in meine kleine Reisetasche, und wechsele von der Jogginghose in Rock und T-Shirt.

Wir aktualisieren wieder das Profil von Adraee. Die letzte Anordnung steht immer noch ganz oben. Und doch scheint die Nacht kaum zu vergehen. Immer wieder schrecken wir zusammen, halten uns an den Händen, beten. Wir sagen das Vater Unser, ich auf Deutsch, mein guter Freund auf Arabisch. Wir beginnen, über die Geräusche zu fachsimpeln: Könnte das Artillerie sein? Oder eine Bombe? Warum macht die Rakete so ein langes, pfeifendes Geräusch? Und ist das leise Rauschen über uns ein Kampfflugzeug? Im Badezimmer übergibt sich meine Freundin vor Angst.

Wir halten fest: Weder der libanesische Staat noch die sich gerne wie die Macht im Land aufspielende Hisbollah, haben irgendeinen Plan zum Schutz der Menschen vor Ort. Eine warnende SMS, oder gar ein Evakuierungsplan? Als ob.

Ich erzähle, wie ich Luftangriffe aus Israel kenne: Eine Sirene ertönt, man erhält eine Warnung aufs Handy. Irgendwo in der Nähe gibt es mit großer Wahrscheinlichkeit einen Schutzraum. Und die Verteidigungssysteme Iron Dome, David's Sling und Arrow, schaffen ein grundsätzliches Gefühl von Sicherheit, zumindest in großen Teilen des Landes. Das auch täuschen kann: Auch in Israel sterben durch Raketenbeschuss seit dem 7. Oktober Menschen. Doch in Nordisrael hatte ich vor den Angriffen der Hisbollah meist weniger Sorge. Nun, in Südbeirut, durchfeuchtet der Angstschweiß mein T-Shirt.

Wir scrollen durch die Sozialen Medien und sehen Videos aus dem Norden der Stadt: Auf den Grünflächen in Downtown, oder dem Pflaster der Strandpromenade harren die Menschen aus. Auf dem Gehsteig an der Autobahn Richtung Beirut zieht sich eine Kolonne entlang – wer kein Auto hat, flüchtet zu Fuß. Und wer ein Auto hat, steht im Stau.

Immer wieder sagen wir: Jetzt ist es vorbei. Dann geht es wieder los. Irgendwann ist es halb sechs Uhr morgens. Wir kochen Kaffee, trinken und lauschen. Die Explosionen sind endlich abgeklungen. Auch der Generator im Hinterhof – der die mangelnde Stromversorgung des maroden libanesischen Staates ausgleicht – ist endlich verstummt. Ein leises Brummen ertönt. Es könnte ein Generator weiter weg sein, oder eine Drohne. ,,Sie überprüfen ihr Werk", sagt er.

Draußen bricht die Dämmerung an. Die Geräusche der Angriffe sind endgültig verstummt. Die Nacht ist vorüber. Wir danken Gott.

Auf dem Balkon riecht es unerträglich stark nach den Explosionen. Trotzdem steigen wir die Treppe hinauf, auf das Dach des Hauses. Beirut ist in sanftes, rötliches Licht getaucht. In den letzten Tagen war es schwierig, auf der Straße vor dem Gebäude einen Parkplatz zu finden, teils sind aus dem Süden Geflohene hier bei Verwandten untergekommen. Vom Dach blicken wir nun herunter. Die meisten Autos sind im Laufe der Nacht verschwunden. In der Ferne steigt dunkler Rauch auf.

Die Sonne geht auf. Die Katze hat sich beruhigt, genauso wie wir. Die Hisbollah schieße in diesem Moment wieder Raketen auf Nordisrael, sagt mein guter Freund. ,,Sie lernen einfach nichts."


Aus: "Wir schrecken zusammen und beten" Lisa Schneider Redakteurin für Nahost (28.9.2024)
Quelle: https://taz.de/Luftangriffe-auf-Libanons-Haupstadt/!6039379/

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#801
Als Nahostkonflikt bezeichnet man den Konflikt um die Region Palästina, der dort zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwischen Juden und Arabern entstand. Er führte wiederholt zu Kriegen zwischen dem am 14. Mai 1948 gegründeten Staat Israel und einigen seiner Nachbarstaaten (israelisch-arabischer Konflikt) sowie zu zahlreichen bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern (israelisch-palästinensischer Konflikt). Der internationale Konflikt in der Region dauert bis heute an.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nahostkonflikt

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Quote[...] Bei einer propalästinensischen Demonstration in Berlin-Wedding ist nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel Jubel ausgebrochen. ,,Raketen auf Israel abgeschossen", rief ein Mann, woraufhin zahlreiche Demonstrierende trommelten, jubelten und zum Teil klatschten.

Es waren auch die Rufe ,,Widerstand" und ,,Allahu akbar" (Gott ist groß) zu hören. Mehrere Teilnehmer der Kundgebung schwenkten Palästinensertücher sowie die palästinensische und die libanesische Flagge, wie auf dem Video eines dpa-Reporters zu sehen ist. Ein Sprecher der Berliner Polizei teilte mit, er könne Berichte über Jubel ,,weder bestätigen noch dementieren".

Auf einer Demonstration am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg kam es am Dienstagabend ,,schon beim Verlesen der Beschränkungen zu untersagten Ausrufen", teilte die Polizei Berlin auf X mit. ,,Unsere Einsatzleitung forderte den Versammlungsleiter auf, auf die Teilnehmenden einzuwirken."

Kurz darauf seien erneut untersagte Parolen skandiert worden. ,,Weil der Versammlungsleiter keinen Einfluss auf die Teilnehmenden hatte und deren Auflösung durch die Polizei drohte, beendete er die Versammlung über unseren Lautsprecherwagen", teilte die Polizei weiter mit.

Für den Abend waren in Berlin zwei propalästinensische Demonstrationen geplant, eine am Leopoldplatz in Wedding und eine am Kottbusser Tor in Kreuzberg. Bei den Demos sind sieben Strafanzeigen gestellt worden. Ermittelt werde unter anderem wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, sagte eine Sprecherin der Polizei am Morgen. Eine Polizistin sei mit einem Gegenstand am Kopf getroffen worden, aber im Dienst geblieben. Den Angaben nach kam es zu vier freiheitsbeschränkenden Maßnahmen.

Irans Revolutionsgarden hatten nach eigenen Angaben Dutzende Raketen auf Israel abgefeuert. Der Angriff sei eine Vergeltung für die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija, Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah sowie eines iranischen Generals, hieß es. Im Zentrum und anderen Orten Israels schlugen laut Armee einige Geschosse ein.

Schon vor einem Jahr feierten Palästinenser und linke Gruppen das Massaker der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Mitglieder der mittlerweile verbotenen ,,Samidoun" verteilten damals Süßigkeiten auf der Sonnenallee und feierten den Tag, an dem mehr als 1.200 Menschen ermordet wurden, nach eigenen Angaben als ,,Feier des Sieges des Widerstands".

(Tsp, dpa)


Aus: "Nach Raketenangriff auf Israel: Jubel und ,,Allahu akbar"-Rufe bei propalästinensischer Demo in Berlin"
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-raketenangriff-auf-israel-jubel-und-allahu-akbar-rufe-bei-propalastinensischer-demo-in-berlin-12471428.html

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Quote[...] Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den iranischen Raketenangriff auf sein Land als großen Fehler bezeichnet. Der Iran werde dafür bezahlen, sagte Netanjahu am Dienstagabend bei einer Sitzung seines Sicherheitskabinetts.

Der Raketenangriff sei ein Fehlschlag gewesen, sagte der israelische Regierungschef. Der Iran werde bald eine schmerzhafte Lektion lernen, so wie es die Feinde im Gazastreifen, im Libanon und anderswo getan hätten. "Wer auch immer uns angreift. Wir greifen sie an", sagte er.

Der Iran hatte am Abend Israel mit etwa 200 Raketen angegriffen, US-Regierungskreise hatten zuvor vor einem solchen Angriff gewarnt. Auch das israelische Militär hatte daraufhin mitgeteilt, einen "groß angelegten" iranischen Raketenangriff zu erwarten.

Israels Armeechef Herzi Halewi kündigte ebenfalls eine Reaktion auf den iranischen Raketenangriff an. "Wir werden entscheiden, wann wir den Preis fordern und unsere präzisen und überraschenden Angriffsfähigkeiten demonstrieren werden", sagte der israelische Generalstabschef. Dies geschehe auf Anweisung der Regierung. Wie genau ein Vergeltungsschlag aussehen könnte, teilte er nicht mit.

Israel habe seine Fähigkeit gezeigt, den Erfolg seines Feindes zu verhindern. Grund sei das vorbildliche Verhalten der Zivilbevölkerung sowie seine starke Luftabwehr, sagte Halewi weiter. Landesweit hatten Millionen Menschen gemäß den offiziellen Anweisungen Zuflucht in Bunkern und Schutzräumen gesucht.

Israels Armeesprecher Daniel Hagari sagte, die Mehrheit der ankommenden Raketen sei von Israel und einer von den Vereinigten Staaten angeführten Verteidigungskoalition abgefangen worden. "Es gab einige wenige Einschläge im Zentrum Israels, weitere im Süden Israels." Der Angriff des Iran sei eine schwere und gefährliche Eskalation. "Unsere Verteidigungs- und Angriffsfähigkeiten sind auf höchstem Niveau", lobte Hagari die israelische Ausrüstung.


Aus: "Benjamin Netanjahu nennt Irans Angriff "großen Fehler"" (1. Oktober 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-10/nahostkrieg-benjamin-netanjahu-reaktion-iran-angriff-halevi

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Quote[...] Beirut taz | Die Ereignisse der vergangenen sieben Tage hinterlassen Spuren in der libanesischen Hauptstadt Beirut: Hunderttausende mussten am vergangenen Montag und den folgenden Tagen aus dem Südlibanon und der Bekaa-Ebene flüchten. Am Wochenende wurde auch in den südlichen Vorstädten Beiruts, Dahiyeh genannt, die Lage immer unruhiger. Dort sind die Straßen nun leer, die Menschen ebenfalls in Richtung der relativ sicheren Gebiete Nordbeiruts geflohen.

Noch immer schlafen manche von ihnen auf den Straßen Beiruts. Am öffentlich zugänglichen Stadtstrand, Ramlet el-Baydah, haben sich manche unter den Sonnenschirmen mit Planen behelfsmäßige Zelte gebaut. Und entlang der Strandpromenade trocknet auf dem Geländer, an dem sich sonst Jogger strecken, die Kleidung der Geflüchteten.

Und dass sich noch mehr Menschen in Zukunft auf die Suche nach einem relativ sicheren Ort machen werden, ist wahrscheinlich: In der Nacht zum Montag flog das israelische Militär erstmals einen Luftangriff auf Beirut. Bisher hatten die Aktionen des Militärs nur auf die südlichen Vororte der Hauptstadt gezielt.

Nun traf ein Luftangriff Kola, einen südlichen Stadtteil Beiruts, nahe der Vororte. Nach Agenturangaben wurden vier Mitglieder der auf der US-Terrorliste stehenden Volksfront zur Befreiung Palästinas getötet. Die Wohnung, in der sich die vier aufhielten, soll zwei Mitgliedern des Palästinensischen Islamischen Dschihads gehören. Bilder des Angriffs zeigen das Gebäude größtenteils intakt, nur eine Wohnung ist zerstört.

Auch die Sorge vieler Libanesinnen und Libanesen vor einer Bodenoffensive steigt. Nach Informationen des israelischen Online-Mediums The Times of Israel habe Verteidigungsminister Joav Galant ,,starke Hinweise" darauf gegeben, dass Israel eine solche Offensive gegen die Hisbollah im Libanon vorbereite. Man werde alle Kapazitäten, über die man verfüge, einsetzen.

Die Hisbollah betont derweil, dass auch sie für eine Bodenoffensive bereit sei. Die Schiitenmiliz im Libanon hatte zuletzt herbe Verluste hinnehmen müssen: In den vergangenen beiden Monaten tötete Israel nacheinander fast die gesamte Führungsriege der Miliz: Ende Juli zunächst den Kommandeur Fuad Schukr, dann weitere wichtige Hisbollah-Anführer. Und schließlich, am vergangenen Freitag, Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah. Mit Raketen, die Bunker zerstören können, griff Israel den Untergrundkomplex an, in dem sich der Hisbollah-Chef wohl aufhielt.

Dabei wurden auch nach libanesischen Angaben mindestens sechs Wohnblöcke zerstört, unter denen die Hisbollah den Komplex baute. In seiner ersten Rede nach dem Tod von Hisbollahs Nummer eins Nasrallah erklärte die Nummer zwei der Gruppe, Naim Qassem: ,,Trotz der Verluste unserer Kommandeure, der Attacken auf Zivilisten im Libanon und der großen Opfer geben wir unsere Position nicht auf." – und warnte Israel, dass es seine Ziele im Libanon nicht werde erreichen können.

Dabei scheint Israel mit einer geringen Zahl an Soldaten bereits im Libanon aktiv zu sein: Nach Angaben des Wall Street Journal habe das israelische Militär schon in den vergangenen Monaten Spezialkräfte in die Hisbollah-Tunnel entlang der libanesisch-israelischen Grenze geschickt.

Diese sollen Hunderte Kilometer lang sein und verschiedenen Funktionen dienen: Manche, um Abschussrampen unter der Erde bewegen zu können, andere wohl auch als Lager. Diese kleineren, gezielten Kampagnen seien der Vorlauf für eine größere Bodenoffensive, die schon in dieser Woche kommen könnte.

Auch, dass Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu jüngst Gideon Saar als Minister ohne Portfolio zu seiner Regierung hinzufügte, werten manche Analysten als Zeichen, dass eine Veränderung in der israelischen Kriegsführung bevorstehen könnte. Viele israelische Medien vermuten außerdem, dass Saar bald Joav Galant als Verteidigungsminister ersetzen könnte. Saar gilt als Hardliner.

Er spricht sich gegen einen Geiseldeal aus, der die noch immer über 100 Menschen aus der Geiselgefangenschaft in Gaza nach Israel zurückbringen soll – dafür müsste Israel allerdings seine Kampfhandlungen in Gaza einstellen.

Von Seiten der libanesischen Regierung wachsen derweil die Bemühungen, eine Bodenoffensive und einen allumfassenden Krieg noch zu verhindern. Der libanesische Interims-Premier Najib Mikati – das Land hat seit Jahren keine echte Regierung – erklärte am Montag, man sei bereit, die Resolution 1701 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen zu implementieren.

Diese beendete 2006 den Krieg zwischen der Hisbollah und Israel und sieht vor: Die Hisbollah zieht sich hinter den Fluss Litani, der in etwa 30 Kilometer von der Grenze zu Israel verläuft, zurück. Israel wiederum darf ebenfalls keine militärische Präsenz im Libanon haben – auch nicht im Luftraum. Beide Parteien hielten sich nie an die Resolution.


Aus: "Hunderttausende auf der Flucht" Lisa Schneider (30.9.2024)
Quelle: https://taz.de/Lage-im-Libanon/!6036834/

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Wuhledar (ukrainisch Вугледар; russisch Угледар Ugledar) ist eine Stadt im Südwesten der ukrainischen Oblast Donezk.
Im Russisch-Ukrainischen Krieg wurde die Stadt ab dem Jahr 2022 zunehmend durch russischen Beschuss zerstört und entvölkert und ist seit 2023 eine Ruinenstadt. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Wuhledar

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Quote[...] ,,Das Wichtigste ist nicht das Territorium, sondern die Rettung des Lebens unserer Soldaten", sagte der ehemalige Sprecher des ukrainischen Generalstabs Wadyslav Seleznjow bereits vergangene Woche im ukrainischen Fernsehen, als er ein düsteres Bild von der Lage in Wuhledar zeichnete. Inzwischen hat die russische Armee den Wichtigen Vorposten an der Ostfront offenbar erobert.

Die Ukraine hat nach inoffiziellen Berichten die seit mehr als zwei Jahren verteidigte Bergarbeiterstadt Wuhledar verloren. Nach mehrmonatigen Angriffen rückten russische Truppen in die stark zerstörte Stadt im Gebiet Donezk ein, die vor dem Krieg knapp 15.000 Einwohner hatte. Russische Militärblogs veröffentlichten Fotos von russischen Flaggen auf mehreren Gebäuden. Auch ukrainische Militärbeobachter markierten auf ihren Karten Wuhledar als russisch kontrolliert.

Russische Truppen sind seit Monaten in der Ostukraine auf dem Vormarsch. Die Situation hat sich seit dem ukrainischen Vorstoß ins russische Grenzgebiet Kursk im August und der Verlegung von mehreren Brigaden aus der Ostukraine in das neue Operationsgebiet verschlechtert. Mehrere Kleinstädte konnten seither von russischen Truppen erobert werden.

Im Fall Wuhledar versuchte die russische Armee seit langem vergeblich, die Stadt einzunehmen, erlitt aber mehrmals hohe Verluste. Zuletzt gelang es den russischen Truppen, die zur Festung ausgebaute Stadt im Osten und Westen zu umgehen und nahezu einzukreisen. Berichte über einen geordneten Rückzug der letzten ukrainischen Verteidiger gab es nicht. Russische Militärblogger gingen davon aus, dass in der Stadt noch einzelne versprengte ukrainische Soldaten seien.

Aus den Lageberichten des ukrainischen Generalstabs ließ sich die Entwicklung nur indirekt herauslesen. Er erwähnte am Dienstagmorgen noch Kämpfe um Wuhledar, in den Berichten für den Nachmittag und Abend aber schon nicht mehr. Die russischen Angriffe konzentrierten sich auf das nächstgelegene Dorf Bohojawlenka, hieß es.

Von offizieller ukrainischer Seite wurde der Verlust der Stadt bislang nicht bestätigt. Präsident Wolodymyr Selenskyj widmete seine abendliche Videoansprache der ukrainischen Kooperation mit ausländischen Rüstungsfirmen. (dpa/Tsp)


Aus: "Nun weht die russische Flagge: Ukrainische Widerstands-Hochburg Wuhledar ist gefallen" (02.10.2024)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/nun-weht-die-russische-flagge-ukrainische-widerstands-hochburg-wuhledar-ist-gefallen-12471827.html

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Quote[...] Die teils rechtsextreme Regierung von Benjamin Netanjahu tut sich mit den Attacken auf die UN-Friedensmission keinen Gefallen. Zum einen kann sie diese Konfrontation nicht gewinnen. Unifil wird auch nicht einfach abziehen. Dafür benötigt sie einen Beschluss des UN-Sicherheitsrates, der diesen derzeit sicher nicht fassen wird. Zum anderen handelt Israel mit den Attacken auf Unifil im Grunde gegen die eigenen Interessen.

Die UN-Einheiten sollen ja eigentlich dafür sorgen, die Hisbollah von der israelischen Grenze fernzuhalten. Dass ihnen dies nicht gelungen ist, kann man zu recht kritisieren. Ist aber nicht die Schuld der Uniformierten, sondern der internationalen Gemeinschaft. Daran ändern aber die israelischen Angriffe nichts. Sie werden auch nicht erreichen, dass Unifil aufhört, die Aktivitäten von Hisbollah und israelischer Armee weiter zu beobachten, und womöglich Daten liefert, die möglicherweise der israelischen Armee nicht gefallen. Zu guter Letzt ist Unifil kein Feind Israels, wogegen sich das Land wehren dürfte.

Doch derlei Argumente scheinen für Netanjahu und sein Kabinett nicht mehr wichtig. Sie wollen ihre Feinde Hamas, Hisbollah, Iran und wie sie heißen schwächen. Und wer nicht für sie ist, ist gegen sie. Fraglich ist, ob sie damit die erhoffte Sicherheit für ihr Land erreichen werden.


Aus: "Israels Regierung tut sich mit Attacken auf UN-Mission keinen Gefallen" Andreas Schwarzkopf (14.10.2024)
Quelle: https://www.fr.de/meinung/kommentare/netanjahus-fehler-93355154.html


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#804
... Rund 1,2 Millionen Einwohner des Libanon befinden sich seit Beginn des israelischen Beschusses auf der Flucht, weitere Zehntausende wurden von der israelischen Militärführung aufgefordert, den Süden des Libanon zu verlassen, um israelischen Einheiten die Bekämpfung der Hisbollah zu erleichtern. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Libanon#Erneute_israelische_Invasion_im_Oktober_2024

https://de.wikipedia.org/wiki/Chronologie_des_israelisch-pal%C3%A4stinensischen_Konflikts

https://de.wikipedia.org/wiki/Nahostkonflikt#Ab_2023

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Quote[...] Bei einem israelischen Luftangriff im Norden des Libanon sind nach Angaben von Rettungskräften mindestens 18 Menschen getötet worden. Bombardiert worden sei der mehrheitlich von Christen bewohnte Ort Aito, teilte das libanesische Rote Kreuz mit. Vier weitere Bewohner eines Wohnhauses seien verletzt worden. Weshalb das Haus Ziel der israelischen Luftwaffe geworden war, blieb unklar. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht zu dem Angriff.   

Das Ziel soll eine Notunterkunft für Binnenflüchtlinge gewesen sein, berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Sicherheitskreise. Der Libanon grenzt in seinem Süden an Israel. Die militant-islamistische Hisbollah-Miliz operiert hauptsächlich im Süden des Landes und in den südlichen Vororten der Hauptstadt Beirut. Mit dem Angriff auf Aito attackierte Israel nun auch ein Ziel im Norden des Libanon. Die Gegend des Luftangriffs in dem multireligiösen Land wird überwiegend von Christen bewohnt.

In Israel schlug eine von der libanesischen Hisbollah abgeschossene Rakete im nordisraelischen Ort Karmi'el ein. Der israelische Fernsehsender Channel 12 veröffentlichte auf der Plattform X ein Video, in dem ein brennendes Auto in einem Wohngebiet der Stadt etwa 25 Kilometer südlich der Grenze zu sehen war. Über Opfer wurde zunächst nichts bekannt. Nach Angaben der israelischen Armee wurden insgesamt 15 Raketen aus dem Libanon Richtung Israel abgefeuert. Die meisten seien abgefangen worden, aber einige im Gebiet Karmi'el niedergegangen. Erst in der Nacht zuvor wurden beim Einschlag einer Kampfdrohne der Hisbollah in ein Ausbildungslager der Armee bei dem Ort Benjamina vier Soldaten getötet und 58 verletzt.

Nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen hatte die vom Iran unterstützte Hisbollah mit Raketenangriffen auf den Norden Israels eine zweite Front gegen das Land eröffnet. Israel antwortete mit Angriffen auf Hisbollah-Ziele, die sie in den vergangenen Wochen ausweitete. Auch mit Bodentruppen greift die israelische Armee Ziele im Libanon an.

Insgesamt sind im Libanon seit Ausbruch der Gefechte zwischen Hisbollah und Israels Militär vor gut einem Jahr nach libanesischen Angaben mehr als 2.300 Menschen getötet und knapp 10.700 verletzt worden.


Aus: "Erstmals Tote durch israelischen Luftangriff im Nordlibanon" (14. Oktober 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-10/libanon-israel-aito-luftangriff

QuoteLückendenker

Danke für den Artikel, der wichtig ist. Der Fokus ist aktuell leider gefühlt nur noch der Libanon.

Schafft ihr es auch nochmal selber, wie der Spiegel, zu berichten, dass bei einem Angriff auf ein Flüchtlingszelt, viele Menschen im Schlaf bei lebendigem Leib verbrannt sind? Oder wie CNN und andere über die seit 2 Wochen schon anhaltende komplette Lebensmittelblockade von Nordgaza vor der das UN Welternährungsprogramm eindringlich warnt?

Ich meine das sind noch nicht mal, all die nur von zb Al Jazeera geteilten Bombardierung von Bäckereien und Lebensmittellagern. Oder Morde an Journalisten oder die Belagerung Jabalias, wo auf fliehende Zivilisten geschossen wurde und wo sie nun in ihren Häusern seit Tagen teils ohne Versorgung und ausreichend Nahrung ausharren...

Naja und in einer wirklich absolut utopischen Zukunft könnte man auch mal über die ein oder andere extreme Überlegung der Regierung, aber auch die teils öffentlich diskutierten Themen in Israel sprechen, wovon manche sehr sehr sehr weit von jeglichen westlichen und nicht westlichen Moralvorstellung sind.


QuoteGelöschter Nutzer 329698

Auch dieses sinnlose Bombardement wird von (einem) internationalen Gericht(en) juristisch aufgearbeitet werden.
Bis dahin geht das sinnlose Töten weiter.


QuotePisa23

Krieg ist immer sinnlos, aber den Krieg haben sie Terroristen der Hamas und Hisbollah provoziert.


QuoteGelöschter Nutzer 329698

Antwort auf @Pisa23

Was nichts, dass Israel gerade an Massnahmen durchführt legitimiert.

Selbstverteidung und hegemoniale Interessen militärisch durchzusetzen, sind zwei völlig verschiedene Dinge.

Hunger als Waffe, ein UN Mitglied beschiesst über 4 Tage eine UN Mission, über 15000 Wohnungen, Häuser, Krankenhäuser, Moscheen und Schulen sowie Kindergärten etc zerstört.

Alles Hamas Ziele.

Bei von Israel angegebenen max. 30.000 Hamas Kämpfern.

150.000 plus Häuser!

Usw....

Die Gerichte müssen und werden das klären.

Bis dahin sterben weiter Unschuldige auf beiden Seiten.

Also international besteht derzeit die Einschätzung, dass dieser Krieg nicht für Alle sinnlos ist.
Und Die sitzen nicht nur in Teheran, sondern auch in Tel Aviv.


QuoteNoGo81
Antwort auf @Pisa23

Provoziert? Wer hat die den erschaffen? Woher kamen diesen Monster und Barbaren? Waren es nicht Massakern oder jahrelange rassistische Besetzungen? Recherchieren Sie mal die Entstehung von Hisbollah.

Es erinnert mich stark an ISIS. Hätten die Amerikaner nicht den sinnlosen Krieg in Irak geführt, wären sie nicht da und wir hätten keine IS Anschläge.


QuoteStella X Tyler

Die Logik dieses endlosen Krieges. ... Mein Beileid an alle unschuldigen Menschen auf allen Seiten.


Quotekom.men.tar.

Ich frage mich immer wieder: Was unterscheidet Israel eigentlich noch von einem Terrorstaat, außer der rhetorischen Verbrämung? Nichtjüdisches menschliches Leben hat für Netanjahu offenbar überhaupt keinen Wert.


QuoteNoGo81

Sie brauchen nicht mal auf Libanon oder Gaza zu beziehen. Schauen Sie mal die Siedler an:

Die Treffen jeden Punkt für die Voraussetzungen als Terroristen zu Stufen. Und die Regierung von Israel wurden ja von Siedlern gewählt und diese unterstützt, das Vorhaben Groß-Israel zu unterstützen. Die Ministern machen auch kein Geheimnis für die Vertreibung und Gewalt gegen Arabern.


QuoteDeserteur 2.0

18 Tote hier, 20 Tote da, 500 Tote dort, es ist verwerflich wie in Deutschland auf dieses permanente Ermorden von unschuldigen Zivilisten reagiert wird, mit dem Begriff Terrorbekämpfung ist alles erlaubt. Ob da jetzt 10 oder 100, morgen 50 oder 500 ist doch egal, wir geben vor diesen Krieg in der Ablehnung von Gewalt und gegen das ermorden von Menschen zu unterstützen, dass diese Worte immer noch ausgesprochen werden, sollte uns mit Scham erfüllen anstelle dessen sind so manche stolz für etwas zu sein das schon lange jede moralische Rechtfertigung verloren hat.

Ich schäme mich dafür das in Deutschland das Ermorden von tausenden Unschuldigen, mit den Worten Pflicht und Solidarität verbunden, wieder so selbstverständlich geworden ist.

Haben wir wirklich was gelernt?


...