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[Versprengte Notizen zum Krieg... ]

Started by Textaris(txt*bot), July 12, 2006, 01:04:52 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Gefesselte Zivilisten, durch einen Kopfschuss hingerichtet, verkohlte Leichen, Berichte von Misshandlungen und Folter. Die Grausamkeit und rohe Gewalt, mit der russische Truppen in Butscha vorgegangen sind, erschüttert die Welt. Dass im Krieg furchtbare Verbrechen verübt werden, ist dabei leider nicht neu. Sei es die Ermordung von Millionen Juden durch Deutsche im Zweiten Weltkrieg, der Genozid im Kosovo oder Folter und Hinrichtungen irakischer Gefangener durch US-Soldaten. Am Ende steht immer die Frage: Wie können Menschen zu solchen Taten fähig sein?

Was für viele unfassbar ist, liegt für Thomas Elbert in der Natur des Menschen. Der Neuropsychologe, der an der Universität Konstanz zu Trauma und den Ursprüngen der menschlichen Gewalt- und Tötungsbereitschaft forscht, taucht mit ntv.de tief in die menschliche Psyche ab und erklärt, wann das Töten zur Lust wird.


Hedviga Nyarsik: Es sind grauenhafte Bilder und Schilderungen aus Butscha, die um die Welt gehen. Unvorstellbar, dass Menschen zu solchen Gräueltaten fähig sind. Was treibt Soldaten dennoch dazu?

Thomas Elbert: Der Mensch besitzt eine grundsätzliche Veranlagung dazu, aggressiv zu sein. Dabei gibt es drei grundlegende Motivationen für gewaltsames Verhalten. Zum einen die reaktive Form, die jeder kennt: Man fühlt sich bedroht und schießt zurück. Eine andere Art der Aggression kennzeichnet die des "Räubers". Sie erwartet Gewinn, sei es materieller Art oder soziales Ansehen und Dominanz. Einfach gesagt: Man will eine Bank überfallen und schießt deswegen. Und dann gibt es noch eine dritte Form, die gerne tabuisiert wird, weil sie das Schlechte im Menschen mit beinhaltet: Die Jagd auf Menschen, sogar das Töten kann Vergnügen bereiten, sie kann bis zu einem Blutrausch führen.

Hedviga Nyarsik: Wie meinen Sie das?

Thomas Elbert: Der Mensch empfindet Lust an Gewalt und am Töten. Das wird als appetitive Aggression bezeichnet. Die Bereitschaft zu töten, entwickelte sich bereits schon bei den frühen Menschen der Steinzeit, wo Jagd an sich eine belohnende Funktion hatte und damit letztlich auch das Töten positiv erlebt wurde. Und fatalerweise kann auch die Jagd auf Menschen faszinierend und belohnend sein. Das Töten zieht einen in seinen Bann. Kämpfer in Kriegsregionen vergleichen diese Erfahrung mit einer Heroindosis, man empfindet dieses High und wird dann süchtig danach. Die unangenehme Wahrheit ist, dass es die erfolgreicheren Kämpfer sind. Das sind die Helden. Sie verspüren keine Angst oder Hemmungen. Ihr einziges Ziel ist es, den Feind zu erledigen.

Hedviga Nyarsik: Freude an Gewalt? Ist das nicht eigentlich Psychopathen oder Sadisten vorbehalten?

Thomas Elbert: Natürlich trifft das insbesondere auf diese Art von Menschen zu, vor allem, wenn ihre Persönlichkeit als "dunkle Triade" einzustufen ist. Das ist eine Kombination aus Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. Ich würde den russischen Präsidenten Wladimir Putin dazu zählen. In ihm steckt auf jeden Fall Machiavelli. Sprich: der Zweck heiligt alle Mittel. Dazu kommt meiner Meinung nach neben Psychopathie und Narzissmus vielleicht sogar noch ein Schuss Sadismus.

Hedviga Nyarsik: Das ist aber eher die Ausnahme?

Thomas Elbert: Ja. Denn die meisten Menschen sind sehr soziale Wesen, sie helfen einander und sie kämpfen auch miteinander. In unserer Evolution war es so, dass die, die gemeinsam auf die Jagd gegangen sind, ein Mammut erlegen konnten. Für Alleinkämpfer war das unmöglich. Doch für die steinzeitlichen Jäger war es oft ein langwieriges und anstrengendes Unterfangen, ein Tier zu verletzen und ihm dann nachzujagen, um es endlich zu erledigen. Um das Jagdverhalten aufrechtzuerhalten, musste die Jagd vielmehr selbst motivieren, das Belohnungssystem aktivieren, Entbehrung und Schmerzen mussten mit Endorphin-Ausschüttung begegnet werden. Man wurde so in den Bann des Jagens hineingezogen.

Hedviga Nyarsik: Macht es für Soldaten im Krieg keinen Unterschied, ob sie Tiere oder Menschen jagen?

Thomas Elbert: Der Lust auf Kampf und Jagd setzen jeder Kultur und Gesellschaft moralische Grenzen. So ist auch jedem klar, dass man Menschen nicht jagen darf. Wenn man nun aber die Menschen entmenschlicht, sie als Tiere bezeichnet, dann kann man auch auf sie Jagd machen. Wenn angeblich gegen "Untermenschen", "Kakerlaken" oder "Nazis" gekämpft wird, steigt die Bereitschaft zur Gewaltausübung. Es sind ja schließlich keine wirklichen Menschen. Aus dieser Dehumanisierung einerseits und der biologischen Anlage zu appetitiver Aggression andererseits resultiert dann nicht nur die Fähigkeit, den Feind ohne Empathie, sondern auch mit Lust abzuschlachten. Der Blutrausch wird zudem verstärkt durch mehrfache Kampferfahrungen.

Hedviga Nyarsik: Also führte auch die russische Propaganda zu Gräueltaten in Butscha?

Thomas Elbert: Gute Propaganda ist die halbe Kriegsmaschinerie, besser als die besten Bomben. Man muss den Soldaten einen Grund liefern, warum sie ihre moralischen Hemmschwellen überwinden und andere Menschen schädigen sollen. Ist das einmal geschafft, legitimiert es alle Maßnahmen, bis hin zum Massenmord. Man denke nur an die deutsche Geschichte. Oder an den Völkermord in Ruanda, wo innerhalb von drei Monaten 800.000 Leute umgebracht worden sind. Nicht mit Gewehren, da sie ja keine hatten. Die meisten wurden erschlagen oder mit Macheten zerstückelt.

Hedviga Nyarsik: Sind wir alle zu solch grauenvollen Taten fähig?

Thomas Elbert: Die Faszination an kriegerischen Auseinandersetzungen ist doch zumindest allen Männern bekannt. Vielleicht auch einem Teil der Frauen. Doch nicht alle sind bereit, zu töten. Das ist auch das Problem von Armeen. Viele erstmals kämpfenden Soldaten schießen gar nicht auf den Feind. Man braucht die doppelte Anzahl an Soldaten, weil die Hälfte vor der Gewalt zurückschreckt. Das erste Mal töten beschreiben viele Menschen als furchtbare Erfahrung. Aber beim zweiten oder dritten Mal kann sich das ins Gegenteil verkehren und als positiv wahrgenommen werden. Sind die moralischen Hemmschwellen überwunden, regt sich der Jäger beziehungsweise Kämpfer im Menschen.

Hedviga Nyarsik: Ist jemand, der Gewalt erfährt, eher bereit, Gewalt auszuüben?

Thomas Elbert: Es gibt den Ausspruch "violence breeds violence", also Gewalt züchtet Gewalt. Das stimmt tatsächlich. Wir wissen, dass diejenigen, die Gewalt im Kinder- und Jugendalter erfahren haben, später mit höherer Wahrscheinlichkeit gewalttätig werden. Und das sind auch eher diejenigen, die an die Front gehen, die anderen bleiben lieber hinter den Kampflinien. Wenn man sich die Kindheit von Söldnern anschaut, sind die alle schrecklich. Wenn die moralischen Hemmschwellen gefestigt sind, wird es schwerer. Das Problem haben die Russen jetzt auch, dass die jungen Männer, die sie unerfahren in den Kampf schicken, eben nicht die grausamen Schlächter sind. Sondern es sind die, die bereits durch den Prozess von kriegerischen Auseinandersetzungen gegangen sind. Vermutlich waren in Butscha nicht die jungen Leute an vorderster "Front", sondern die älteren schlachterprobten Männer, die den Blutrausch vielleicht schon in Tschetschenien oder Syrien erlebt oder gar ausgelebt haben.

Hedviga Nyarsik: Können diese Täter wieder in eine friedvolle Gesellschaft zurückkehren?

Thomas Elbert: Diese Menschen können über ihre Erfahrungen nicht ohne Weiteres berichten. Am Stammtisch will niemand hören, dass es ein Vergnügen war, Leute erschossen zu haben. Wenn die Gesellschaft das als negativ bewertet, kommt es häufig zur sozialen Isolation. Da traut man sich nicht mehr, die wahren Gefühle offenzulegen. Und die Nachfrage an sich selbst "Habe ich da richtig gehandelt?" treibt diese Leute vielfach in die seelische Not.


Aus: "Massaker von Butscha "Der Mensch empfindet Lust am Töten"" (09.04.2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Der-Mensch-empfindet-Lust-am-Toeten-article23253738.html

Thomas Elbert (* 3. März 1950 in Lindenberg im Allgäu) ist ein deutscher Neuropsychologe.
... Elbert ist Spezialist für Trauma-Forschung. Er betrieb Feldstudien in Konfliktgebieten wie Afghanistan, Kongo, Ruanda, Somalia, Sri Lanka und Uganda. Er ist Mitentwickler der Narrativen Expositionstherapie, die seelische Erkrankungen infolge traumatischen Stresserlebens behandelt. Seine Untersuchungen zur ,,Psychobiologie menschlicher Gewalt- und Tötungsbereitschaft" fördert die DFG seit 2010 als Reinhart Koselleck-Projekt. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Elbert

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Textaris(txt*bot)

QuoteBodo Ramelow
@bodoramelow

Zweierlei Maß.
Ein Nato Partner bombardiert Stellungen in einem Nachbarland und NTV nennt es: ,,Verstecke bombardiert".
Am Schluss wird halt kurz erwähnt, wie es der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages nennt: ,,Verstoß gegen das Völkerrecht".

4:57 nachm. · 18. Apr. 2022


https://twitter.com/bodoramelow/status/1516068356356509704

QuoteLuftwaffe: Verstecke bombardiert - Türkei startet Offensive gegen PKK im Irak - 18.04.2022,



Ankara geht erneut gegen die PKK vor, die unter anderem in Europa als Terrororganisation eingestuft wird. Im Nachbarland Irak bombardiert das türkische Militär mehrere Ziele. Die Regierung spricht von Selbstverteidigung.

Die Türkei hat einen neuen Militäreinsatz gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK im Nordirak gestartet. Die Luftwaffe habe unter anderem Verstecke, Tunnel und Munitionsdepots bombardiert, teilte das Verteidigungsministerium mit. Dabei seien Kampfjets, Hubschrauber und bewaffnete Drohnen eingesetzt worden. "Eine große Zahl an Terroristen" sei "neutralisiert" worden, sagte Verteidigungsminister Hulusi Akar. Der Einsatz werde in den "kommenden Stunden und Tagen" verstärkt. Die Türkei begründete den Einsatz mit dem Schutz vor Terrorangriffen und dem Recht auf Selbstverteidigung.

Die PKK steht in der Türkei, Europa und den USA auf der Terrorliste. Der jüngste Angriff konzentrierte sich nach Angaben des türkischen Verteidigungsministeriums auf die Regionen Metina, Zap und Awaschin-Basjan im Nordirak.

Ein PKK-Sprecher im Irak sagte, es gebe "intensive Kämpfe" zwischen der türkischen Armee und dem militärischen Flügel der PKK. Die türkischen Streitkräfte hätten versucht, "Soldaten mit Hubschraubern abzusetzen und auch zu Land vorzudringen".

Der Start der türkischen Offensive erfolgte wenige Tage nach dem Besuch des Regierungschefs der autonomen Kurdenregion im Irak, Masrur Barsani, in der Türkei. Es wird vermutet, dass Barsani über den türkischen Armeeeinsatz informiert war. Nach seinem Treffen mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte Barsani sich positiv über die "Ausweitung der Zusammenarbeit" mit der Türkei "zur Förderung von Sicherheit und Stabilität" im Nordirak geäußert.

Das türkische Militär hat bereits mehrmals Einsätze gegen die PKK im Irak und gegen die Kurdenmiliz YPG in Syrien geführt. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags hatte in der Vergangenheit bei ähnlichen Einsätzen bezweifelt, dass diese mit dem Völkerrecht vereinbar sind.

Das Hauptquartier der PKK liegt in den nordirakischen Kandil-Bergen. Ankara geht auch immer wieder militärisch gegen deren Stellungen in der Südosttürkei vor. Die PKK wiederum verübt Anschläge. Der seit 1984 andauernde Konflikt kostete bislang Zehntausenden Menschen das Leben. Ein Waffenstillstand war im Sommer 2015 gescheitert.

Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP


Aus: "Luftwaffe: Verstecke bombardiert Türkei startet Offensive gegen PKK im Irak" (18.04.2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Tuerkei-startet-Offensive-gegen-PKK-im-Irak-article23273840.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die russischen Streitkräfte in Kaliningrad haben nach Angaben aus Moskau inmitten der Offensive in der Ukraine Angriffe mit nuklearwaffenfähigen Raketen simuliert. Im Rahmen einer Übung hätten rund hundert Soldaten den "elektronischen Start" von mobilen ballistischen Raketensystemen mit Atomwaffen vom Typ Iskander simuliert, erklärte das Verteidigungsministerium am Mittwoch.

Die Streitkräfte übten demnach Angriffe auf militärische Ziele eines imaginären Feinds sowie die Reaktion auf einen Gegenschlag.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat seit Beginn des Angriffs auf die Ukraine angedeutet, dass er bereit sei, Russlands taktische Atomwaffen einzusetzen. Ende Februar versetzte Russland seine Atomstreitkräfte in höhere Alarmbereitschaft. Der Kremlchef warnte zudem vor einer "blitzschnellen" Vergeltung, falls der Westen direkt in den Ukraine-Konflikt eingreift.

Beobachtern zufolge hat das russische Staatsfernsehen in den letzten Tagen versucht, der Öffentlichkeit den Einsatz von Atomwaffen schmackhaft zu machen. "Seit zwei Wochen hören wir auf unseren Fernsehschirmen, dass die Atomsilos geöffnet werden sollten", sagte der russische Journalist und Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow am Dienstag.

Kaliningrad ist eine russische Enklave an der Ostsee zwischen den beiden EU- und Nato-Mitgliedern Polen und Litauen. (AFP)



Aus: "Russisches Militär in Kaliningrad simuliert Atomangriff" (05.05.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/signal-aus-moskau-russisches-militaer-in-kaliningrad-simuliert-atomangriff/28307818.html

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Quote[...] Die ukrainische Armee stützt sich bei ihren erfolgreichen Angriffen auf russische Generäle einem Bericht der ,,New York Times" zufolge teilweise auf Informationen aus den USA. Die Zeitung berief sich dabei auf Angaben nicht genannter ranghoher US-Militärs.

Die ukrainische Armee nimmt für sich in Anspruch, seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar zwölf russische Generäle durch gezielten Beschuss getötet zu haben.

Demnach versorgten die USA die Ukrainer mit Angaben über Bewegungen russischer Stäbe, die ukrainische Armee ergänze dies mit Ergebnissen ihrer eigenen Aufklärung. Pentagon-Sprecher John Kirby bestätigte allgemein, dass die USA der Ukraine Informationen lieferten, ,,die sie braucht, um sich verteidigen zu können". Zu Details äußere man sich aber nicht.

Moskau hat sich zum angeblichen Verlust der Generäle nicht geäußert. Der Tod solch ranghoher Offiziere gilt als ungewöhnlich. Allerdings mussten sich bei den Schwierigkeiten des russischen Vormarsches in den ersten Wochen des Krieges viele Generäle selbst an die Front begeben und setzten sich damit der Gefahr aus, getroffen zu werden.

Die US-Quellen dementierten der ,,New York Times" zufolge aber, Infos über einen Frontbesuch des russischen Generalstabschefs Waleri Gerassimow weitergegeben zu haben. Die ukrainische Armee hatte nach eigenen Angaben vergangene Woche in einem russischen Stab nahe der Stadt Isjum mehrere ranghohe Offiziere getötet. Gerassimow war nach US-Angaben aber schon vorher wieder aus der Ostukraine abgereist. (dpa)



Aus: "Bericht der ,,New York Times": US-Geheimdienste helfen Ukraine bei Tötung russischer Generäle" (05.05.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/bericht-der-new-york-times-us-geheimdienste-helfen-ukraine-bei-toetung-russischer-generaele/28307528.html

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Quote[...] Die Ukraine hofft auf weitere Rettungsaktionen für bedrohte Zivilisten aus der von Russland fast vollständig eroberten Hafenstadt Mariupol. Das russische Militär kündigte für Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils Feuerpausen an, damit die Menschen das dort belagerte Stahlwerk Azovstal verlassen können.

In Kiew sicherte Präsident Wolodymyr Selenskyj dasselbe für die ukrainische Seite zu. ,,Wir hoffen, weiterhin Menschen aus Azovstal, aus Mariupol retten zu können", sagte er in seiner abendlichen Videoansprache am Mittwoch.

Mit schweren Raketenangriffen auf Bahnanlagen in der Ukraine versuchten russische Truppen am Mittwoch weiter, die Nachschubwege für westliche Waffen zu zerstören. In der polnischen Hauptstadt Warschau soll am Donnerstag eine internationale Geberkonferenz Geld für humanitäre Hilfe in der kriegsgeplagten Ukraine sammeln.

... Trotz der Angriffe auf die Infrastruktur gelangen von den USA gelieferte Waffen in die Hände der Ukraine, sagte John Kirby, Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, in Washington.

... Der Sender CNN berichtete, von 90 zugesagten Haubitzen aus den USA seien etwa 80 bereits in der Ukraine. Auch 90.000 von 144.000 zugesagten Geschossen Munition hätten ihr Ziel erreicht.


Aus: "Raketen auf Nachschubwege, Hoffnung auf Feuerpause in Mariupol – das geschah in der Nacht" (05.05.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/krieg-in-der-ukraine-raketen-auf-nachschubwege-hoffnung-auf-feuerpause-in-mariupol-das-geschah-in-der-nacht/28307394.html

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Ökonomie der Aufmerksamkeit, auch als Aufmerksamkeitsökonomie bezeichnet, ist ein Konzept der Informationsökonomie, das die Aufmerksamkeit von Menschen als knappes Gut betrachtet, und ökonomische Theorien zur Erklärung von menschlichen Verhaltensweisen und Thesen der Informationsökonomie verwendet. Mit der zunehmenden Vernetzung und den Neuen Medien sinken die Kosten für Information und Unterhaltung immer weiter. Begrenzend ist nicht mehr der Zugang, sondern die Aufmerksamkeit. Sie ist knappe Ressource, begehrtes Einkommen, ökonomisches Kapital und soziale Währung zugleich. ...


Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96konomie_der_Aufmerksamkeit (11. Dezember 2021)

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Quote[...] Der momentan tödlichste und brutalste Krieg findet nicht in der Ukraine statt, sondern in Äthiopien. Nach Schätzungen von Experten sind dort seit Ausbruch der Kämpfe zwischen Rebellen und Regierung im November 2020 500.000 Menschen getötet worden – durch Waffengewalt, absichtlich herbeigeführten Hunger oder weil die medizinische Versorgung zusammengebrochen ist.

Die größten humanitären Krisen der Welt spielen sich in diesen Monaten nicht in Osteuropa ab, sondern in Ländern wie dem Jemen oder Somalia. Im Jemen brauchen 23 Millionen Menschen, fast drei Viertel der Bevölkerung, Nothilfe, um zu überleben. In Somalia hält die längste Dürre seit Jahrzehnten an und gefährdet das Überleben von Hunderttausenden.

Diese Aufzählung ließe sich fortsetzen – und damit tappe ich genau in die Falle, die mich am Krisenjournalismus so oft zweifeln lässt: die nach den Gesetzen des Marktes funktionierende Aufmerksamkeitsökonomie, der sich nicht nur meine Zunft, sondern auch Hilfsorganisationen unterwerfen. Schlagzeilen wie Spendengelder sind eine begrenzte Ressource, um die mit möglichst dramatischer Sprache und emotionalisierenden Bildern konkurriert wird.

Ich kann die Schlagworte selbst nicht mehr hören, die ich eben benutzt habe: "schlimmster Krieg", "größte humanitäre Katastrophe". Sie nutzen sich immer schneller ab, je schneller sich die Katastrophen häufen. Wir sind längst an einem Punkt, an dem auch die Krisen selbst miteinander konkurrieren. Momentan sieht es ganz danach aus, dass der völkerrechtlich, politisch und moralisch völlig richtige Versuch, Russland vor allem auf dem Energiesektor ökonomisch zu isolieren, die Einhaltung der Klimaschutzziele unterminiert.

Soll heißen: Bei dem Versuch, einen Angriffskrieg einzudämmen, laufen wir gerade Gefahr, das Zwei-Grad-Ziel endgültig in die Tonne zu treten. (Vom 1,5-Grad-Ziel mag ohnehin keiner mehr reden.)

Spätestens an dieser Stelle sollte jetzt irgendetwas Positives stehen, damit Sie nicht einfach weiterklicken. Das Placebo der großen, guten Nachricht kann ich Ihnen nicht bieten. Nur einen Tipp: Lernen Sie, die Komplexität zu lieben. Das Wort setzt sich aus dem lateinischen cum (mit) und plectere (flechten) zusammen. Dass (fast) alles mit (fast) allem zusammenhängt, ist ein beliebter Spruch, der aber lange Zeit weder in der Politik noch in der Berichterstattung darüber wirklich ernst genommen wurde. Tut man es dann doch, ergibt sich plötzlich erstaunlich viel Handlungsspielraum.

Wenn Sie zum Beispiel die Verflechtung des Ukraine-Krieges mit der humanitären Krise im Jemen aufdröseln, werden Sie feststellen, dass das UN-Welternährungsprogramm (WFP) schon seit Längerem wegen Geldmangels seine Rationen für Hungernde im Jemen zusammenstreicht – und dass der Krieg zwischen den zwei großen globalen Weizenproduzenten Russland und Ukraine die Getreidepreise noch weiter steigen lässt. Was weit weniger dramatisch wäre, müsste das WFP nicht bei jeder Krise um Geld der Geberländer betteln, sondern endlich einen festen Haushalt bekäme, der bei Bedarf aufgestockt würde.

Wenn Sie die Verflechtungen zwischen dem Krieg in der Ukraine und der Erderwärmung aufdröseln, wird Ihnen auffallen, dass die westlichen Staaten zwar ihre Abhängigkeit von russischen fossilen Energien zu kappen versuchen, damit aber auch einen weltweiten Run auf Erdgas und Erdöl aus anderen Quellen auslösen. Und dass Moskau sein Erdöl und Erdgas jetzt zu niedrigeren Preisen an Länder verkauft, die sich nicht an den Sanktionen gegen Russland beteiligen. China zum Beispiel. Amerikanische Ölkonzerne jubilieren unterdessen, weil sie sich jetzt wieder als Teil der Lösung sehen und nicht als Teil des Problems.

All das ließe sich verhindern, wenn – Sie ahnen es – die Energiewende um ein Vielfaches beschleunigt würde. Nicht nur in Europa. Und wenn, wie Anfang dieser Woche in der Süddeutschen Zeitung vorgeschlagen, nicht nur russisches Öl, sondern auch die Reedereien und Versicherungen unter Sanktionen stünden, die es transportieren. Kleine Justierungen stehen da neben Jahrhundertaufgaben. Aber es ist ja erstaunlich viel denk- und machbar geworden in den vergangenen Wochen.

Womit wir tatsächlich bei den positiven Nachrichten wären. Im Jemen ist seit Anfang April ein Waffenstillstand in Kraft, der erste landesweite seit sechs Jahren. In Äthiopien hält die tödliche Belagerung der aufständischen Region Tigray durch Regierungstruppen und mit ihnen verbündete Milizen weiter an. Doch beide Seiten sind derzeit wenigstens in Gesprächen.

Im Fall Jemen haben die UN maßgeblich dazu beigetragen, dass es zu einer Waffenruhe kam. Im Fall Äthiopien dürften verhängte und angedrohte neue US-Sanktionen zur Gesprächsbereitschaft der Regierung beigetragen haben. Von einem echten Friedensprozess sind beide Länder noch weit entfernt, Äthiopien weiter als der Jemen. Vielleicht ist das Etikett good news übertrieben, vielleicht sind es eher not so bad news. Aber auch die müssen ihren Platz bekommen in den Zeiten des Krieges in der Ukraine.


Aus: "Grüße aus dem Jemen" Eine Kolumne von Andrea Böhm (5. Mai 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/familie/2022-05/humanitaere-krisen-ukraine-krieg-berichterstattung-5vor8/komplettansicht

QuotePreko #1

Das hat nur bedingt mit Aufmerksamkeitsökonomie zu tun. Die aktuelle Codeformulierung ist, dass "uns" die Leute im Jemen und Äthiopien nicht so "kulturell nahe" sind wie die Ukrainer.


QuoteBSI23 #3

Ich stimme der Autorin voll und ganz zu . Ich habe mich auch gefragt,
wo waren all diese Maßnahmen beim Syrien Kriege oder eben im Jemen.

Diese Unterschiedliche Berichterstattung UND Positionierung der Medien
erschließt sich mir nicht. Nur weil der eine Krieg 1000 KM näher oder weiter
ist, dass kann doch nicht der Grund sein ...


QuoteTiol #12

Guter unaufgeregter Artikel. Der Artikel spricht mir von der Seele. Vorallem die Aussage "die nach den Gesetzen des Marktes funktionierende Aufmerksamkeitsökonomie, der sich nicht nur meine Zunft, sondern auch Hilfsorganisationen unterwerfen". Ich habe den Eindruck, dass seit Trumps Zeit die Deutschen und vorallem die Medien die Differenziertheit verloren haben. Wir springen immer nur von einem Hauptereignis zum andern.


QuoteHawkings Brain #20

In einer immer komplexeren Welt braucht es Lösungen, die vieles gleichzeitig berücksichtigen. Der Artikel erinnert daran ...


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Textaris(txt*bot)

#739
QuoteKarl Schlögel (* 7. März 1948 in Hawangen, Landkreis Memmingen, Oberschwaben) ist ein deutscher Osteuropahistoriker und Publizist. Er war Hochschullehrer in Konstanz und Frankfurt an der Oder. Forschungsschwerpunkte sind russische Moderne und Stalinismus, russische Diaspora und Dissidentenbewegung, Kulturgeschichte osteuropäischer Städte und theoretische Probleme historischer Narration.

... Die Krimkrise hat Schlögel dazu gebracht, sich intensiv mit der Geschichte der Ukraine zu beschäftigen.[19] Er bemerkte, eine ,,deutsch-russische Freundschaft" sei trotz einer begrüßenswerten Normalisierung der Beziehungen bis zur Krise 2014 schon zuvor zulasten der anderen ehemaligen Sowjetrepubliken erfolgt.[20] Im Zusammenhang mit Putins Angriffskrieg auf die Ukraine seit Februar 2022 wendete sich Schlögel gegen dessen geschichtspolitische Begründung. Es gehe Putin darum, die Ukraine als eigenständige Nation zu negieren und so zu tun, als habe die derzeitige Regierung mit dem ukrainischen Volk nichts zu tun. Er propagiere schon seit Jahren die ,,Russkij Mir", die ,,russische Welt", ein imperiales und völkisches Konzept, demzufolge überall dort, wo Russen leben und wo Russisch gesprochen wird, ein Recht Russlands bestehe, mitzureden und zu intervenieren. Putin komme nicht damit klar, dass das sowjetische Imperium auseinandergefallen sei. Er flüchte sich zu Stalin, der das große Land zusammengehalten und das Auseinanderdriften der Republiken aufgehalten habe. ,,Er schleppt die ganze unverarbeitete imperiale Geschichte der Russen mit sich, die unbewältigte Vergangenheit Russlands und der Sowjetunion. Zugleich unterdrückt er die Aufarbeitung und damit das Freiwerden für die Zeit nach dem Imperium."[21]

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Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Schl%C3%B6gel (26. April 2022)

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Quote[...] Die Geschichte der genozidalen Ideologien und Praktiken wird fortgeschrieben: Der Vortrag des Osteuropahistorikers bei den Frankfurter Römerberggesprächen zum Thema Ukraine-Krieg

Frankfurt – Ich hatte 2014 nach der russischen Annexion der Krim geschrieben: ,,Wir wissen nicht, wie der Kampf um die Ukraine ausgehen wird; ob sie sich gegen die russische Aggression behaupten oder ob sie in die Knie gehen wird, ob die Europäer, der Westen, sie verteidigen oder preisgeben wird; ob die Europäische Union zusammenhalten oder auseinanderfallen wird. Nur so viel ist gewiss: Die Ukraine wird nie mehr von der Landkarte in unseren Köpfen verschwinden." Das war vor acht Jahren und gilt jetzt, nach dem 24. Februar 2022, noch viel mehr, wie die schon leicht inflationär sich ausbreitende Wendung von der ,,Zeitenwende" belegt. Wir waren, wie es hieß, fassungslos. Es war etwas geschehen, ,,das wir uns nicht vorstellen konnten". Die Ereignisse seither haben unserer Vorstellungskraft aufgeholfen, man muss sich die neue Wirklichkeit jetzt nicht mehr vorstellen, sondern nur genau hinsehen, sie hat uns eingeholt, hinterrücks überholt.

... Gewalt für meine Generation war etwas, was sich in den Fernsehnachrichten und in Filmen abspielte. Die Post-War-Generation in Europa hatte in der Regel keine eigenen Erfahrungen mit Gewalt, sie kannte zwar die Bilder aus Vietnam, Afghanistan, Bagdad, Srebrenica, Aleppo, Grozny. Was sich jetzt abspielt, spielt sich in nächster Nähe ab, in Städten, die unsere Nachbarstädte sind mit allem, was dazugehört. Die Handykameras sind überall, die abgefangenen Gespräche der Soldateska werden jetzt mitgehört von Millionen auf der ganzen Welt. Leichen am Straßenrand, Massengräber, Berichte von Vergewaltigungen, Plünderung, der mörderische Raketenbeschuss – das sind alles nur hilflose Abstraktionen –: Es geschieht jetzt, hier, in unseren Städten. ,,Der Firnis der Zivilisation ist dünn" – noch so eine Art von Allgemeinplatz, der den Schrecken, den Schock auffangen und in die kultivierte Sprache des disziplinierten Diskurses überführen soll. Solche Wucht an Zerstörungskraft haben wir in Europa seit den Bildern von der Zerstörung Warschaus oder den Ruinen Dresden nicht mehr gesehen.

... In der vom Krieg überzogenen Ukraine leben noch Menschen, neunzigährige, die sich nachts in den Keller schleppen, die sich an den Einmarsch der Deutschen 1941 erinnern. Sie haben für die Invasoren spontan die nächstliegende Bezeichnung: Faschisten. Sie haben das ganze Repertoire von Terror und Okkupation schon einmal durchlebt: Einkesselung, Blockade, Deportation, Kollaboration. Darunter finden sich Männer und Frauen, die schon einmal in Konzentrationslager im Reich geschafft worden sind oder durch Zufall die Massaker überlebt haben, die jetzt aber von einer russischen Bombe getötet worden sind – wie der Buchenwaldhäftling Boris Romantschenko, der jetzt in den Trümmern Charkiws ums Leben gekommen ist. Viele der Orte, die jetzt umkämpft sind, sind schon auf den Karten der deutschen Wehrmacht zu finden, Slawjansk, Kramatorsk, Mariupol. Orte, an denen die Deutschen die ukrainischen Juden ermordet haben, sind in den jetzigen Kämpfen wieder unter Beschuss geraten: Babyn Jar in Kiew, die Menorah in Dobrizyn Jar in Charkiv, Uman, ein Zentrum des jüdischen Lebens, das alljährlich von Abertausenden orthodoxer Juden aus aller Welt besucht wird. Neben den Massengräbern, die man in fast jeder ukrainischen Stadt finden kann – von Stalins und von Hitlers Spezialkommandos – sind neue Massengräber ausgehoben worden. Die Bilder von den Panzerkolonnen der Okkupanten gleichen sich, nur dass sie diesmal aus dem Osten rollen. Die Fotos der Landser, die millionenfach von der Ostfront in die Heimat geschickt wurden, werden jetzt ergänzt von den Selfies der jungen Okkupanten. Die Rede der russischen Angreifer von der ,,endgültigen Lösung der ukrainischen Frage" kommt uns, die wir zusammenzucken, wenn wir von einer Endlösung hören, irgendwie bekannt vor.

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Aus: "Karl Schlögel: Die Ordnung im Kopf und die Unordnung der Welt" (03.05.2022)
Quelle: https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/karl-schloegel-die-ordnung-im-kopf-und-die-unordnung-der-welt-91516795.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Ein Rundgang durch die Geschichte der Drogen im Krieg führt von Rum über Panzerschokolade bis hin zu den Go-Pills der US-Kampfpiloten. Auch in der Berichterstattung über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine taucht der Verweis auf den Alkohol hin und wieder auf. Auf die Droge wird verwiesen, wenn über die niedrige Moral russischer Truppen, über irrationale oder ineffiziente militärische Vorgehensweisen und – was am schwersten zu ertragen ist – grundlose Tötungen von Zivilistinnen und Zivilisten berichtet wird.

Das tatsächliche Ausmaß des Alkoholkonsums der Soldaten, das hinter den vereinzelten Erwähnungen in Augenzeugenberichten oder Geheimdienstmeldungen steht, ist kaum zu erahnen. Mutmaßlich ist es sehr hoch.

Das liegt nicht nur daran, dass Russland zu den weltweiten Spitzenreitern beim Alkoholkonsum gehört, was etwa auch die Lebenserwartung maßgeblich drückt. Alkohol – und, wenn verfügbar, auch andere Drogen – ist Teil so gut wie jedes Krieges. Die Geschichte militärischer Konflikte ist voll von Beispielen dafür.

Für die unheilige Allianz von Drogen und Krieg gibt es viele Erklärungen. Eine davon: "Die meisten Menschen wollen nicht wirklich töten. Man muss schon tief in die Psyche eingreifen, um die nötigen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Drogen sind ein Mittel dafür."

Das hat sich in der Geschichte der Kriegsführung immer wieder gezeigt, erklärt Ilja Steffelbauer. Er beschäftigte sich als Wissenschafter an der Universität Wien und in einschlägigen Büchern mit Militärgeschichte. Heute ist er im Wissensmanagement der Donau-Uni Krems tätig. "Es gibt etwa Versorgungsberichte zum Schnapskonsum britischer Soldaten in den Napoleonischen Kriegen, die offenbar ständig mehr oder weniger besoffen waren", gibt Steffelbauer ein Beispiel.

Natürlich schadet die Betäubung, die es einfacher macht, die Schrecken des Krieges zu ertragen, der Einsatzfähigkeit der Soldaten. Langfristig gesehen gilt das natürlich auch für aktivierende Substanzen wie Kokain oder Methamphetamine, wie bereits die Geschichte der beiden Weltkriege zeigt. "Heute gilt: Je professioneller eine Armee ist, desto weniger behelfen sich ihre Soldaten mit Drogen", sagt Steffelbauer.

Für die nötige psychologische Konditionierung sorgt in modernen Armeen das Ausbildungsregime: "Letztlich wird die Persönlichkeit ,neu aufgesetzt', damit sie den Anforderungen des Krieges entsprechen kann", sagt der Militärhistoriker. Damit sinke auch der Bedarf an Drogen. "Ein professionelles Heer sucht auch nicht nach Menschen, die im Kampf und dem einhergehenden Risiko einen natürlichen Rauschzustand suchen." Für fortgeschrittene Ausbildungsprogramme, für die die Soldaten psychologisch intensiv durchleuchtet werden, kämen diese kaum infrage.

Dennoch: Ohne chemisch forcierte Leistungssteigerung geht es auch hier nicht. In den USA sind aus den Kriegseinsätzen der vergangenen Jahrzehnte die "Go-Pills" und "No-go-Pills" bekannt, die etwa für Konzentrationsförderung und Schlafmanagement von Piloten eingesetzt werden. "Der Krieg in der Ukraine zeigt wieder, dass ein großer Teil der Kriegsführung aus Logistik besteht. Kann die Einsatzzeit eines Piloten gesteigert werden, entsteht ein Vorteil, der Druck aus der dahinterliegenden Logistik nimmt", sagt Steffelbauer.

Auch hier werden Pharmazeutika auf Basis von Amphetaminen eingesetzt. Kritik daran gibt es nicht zu knapp. US-Piloten, die in Afghanistan befreundete Truppen bombardiert haben, gaben etwa an, dass durch die Go-Pills ihr Urteilsvermögen getrübt war.

Für Steffelbauer beginnt die Geschichte von Drogen als relevantem Kriegsphänomen erst so richtig im 16. Jahrhundert, als erstmals destillierte Alkoholika zur Verfügung standen. In der Antike galt der Wein, der zwar in Mengen, aber fast ausschließlich stark verdünnt getrunken wurde, als Lebensmittel, das immerhin gesünder als verschmutztes Wasser war.

Ähnliches gilt für das Bier im Mittelalter. "Die Rolle als Droge war weniger groß. Der Schnaps gibt dem Ganzen aber eine neue Qualität", sagt der Historiker. Überseekolonien brachten billigen Rum, der die Seekriege jahrhundertelang begleitete. Dass in der britischen Royal Navy erst 1970 die offiziell letzte tägliche Rumration ausgegeben wurde, lässt deren Bedeutung erahnen.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert veränderte sich die Verfügbarkeit von Drogen fundamental. Neue chemische Verfahren ließen es zu, die Naturstoffe aus Kokastrauch oder Schlafmohn zu extrahieren und zu konzentrieren. Kokain ließ Piloten des Ersten Weltkriegs länger durchhalten. Morphine waren ein willkommenes Schmerzmittel bei Verletzungen. Dass es danach schwer war, von der Substanz wieder loszukommen, davon zeugten die vielen "Morphinisten" der Zwischenkriegszeit.

Im Zweiten Weltkrieg begann man in Deutschland schließlich damit, Soldaten systematisch Methamphetamine in Form des Arzneimittels Pervitin zu verabreichen, um Hunger und Schlaf zu unterdrücken und die Stimmung aufzuhellen. Heute kennt man den Inhaltsstoff der damaligen "Panzerschokolade" unter dem Namen Crystal Meth.

Die Kontexte, in denen Drogenkonsum betrachtet wird, waren damals andere, Zuschreibungen als Medizin, als leistungssteigernde Hilfsstoffe waren noch stärker ausgeprägt. Eine Zunahme negativer Konnotationen geht mit der Etablierung von Gegenkulturen und eines Antiestablishments in den USA ab den 1950er-Jahren einher.

Auch diese Gruppen interessierten sich für Drogen. "Damit beginnt sich das Bild der Drogen zu wandeln. Sie werden zum Feind, zum Distinktionselement, mit dem man Gegenkulturen von Hippies bis zu schwarzen Bürgerrechtlern abwerten kann", sagt Steffelbauer. In den USA mündet die Entwicklung schließlich im bekannten "War on drugs". Er half, das Land zum Spitzenreiter bei der Zahl von Gefängnisinsassen zu machen.

Klar ist, dass die individuellen und kollektiven Krisen und Belastungen des Krieges den Rauschmittelkonsum ansteigen lassen. Und natürlich bleibt es nicht dabei. Ein gutes Beispiel dafür, wie die Drogenproblematik eines militärischen Konflikts in eine zivile Gesellschaft hineingetragen wird, ist für den Militärhistoriker der Vietnamkrieg.

"Die G. I.s in Vietnam hatten ein riesiges Problem mit Heroin. Als die Soldaten ins zivile Leben zurückkehrten, wurden sie nicht positiv aufgenommen. Sie wurden mit ihren Traumata allein gelassen und haben weiter Drogen konsumiert – auch als Selbstmedikation gegen ihre psychischen Probleme", sagt Steffelbauer. "Auch diese Entwicklung war für die Explosion des Drogenhandels damals mitverantwortlich."


Aus: "Töten unter Drogen - Pillen, Schnaps und keine Feuerpause: Unter welchem Einfluss im Krieg gekämpft wird" Alois Pumhösel (30.5.2022)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000135810688/pillen-schnaps-und-keine-feuerpause-unter-welchem-einfluss-im-krieg

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Bauchladendetektiv, 30. Mai 2022, 07:47:25

Für die nötige psychologische Konditionierung sorgt in modernen Armeen das Ausbildungsregime: "Letztlich wird die Persönlichkeit ,neu aufgesetzt'
Sehr gutes Buch zu dieser Thematik:

"On Killing. The Psychological Cost of Learning to Kill in War and Society" von Dave Grossman, NY 1995


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behan

30. Mai 2022, 07:03:08

ob nun manipulation durch drogen oder psychischer natur, am ende soll rauskommen, dass menschen gewillt und hemmungslos sein sollen, andere menschen zu töten, oder sich für irgendwelche obskuren ideen töten zu lassen. und das weitgehend immer auf eigene kosten (eigene versehrtheit, eigenes leben), nie jedoch auf kosten derjenigen, die den befehl zu töten geben. dieses wiederkehrende theater ist und bleibt eine perverse schmierenkomödie, dessen tragische auswirkungen immer nur die zu krüppeln geschlagenen gebombten zerschossenen menschen der breiten masse auszubaden haben. krieg ist mist.


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Philip_ohne_Doppel_P

Religion oder Nationalismus sind auch sehr zu empfehlen um die Mord- und Brandschatzwut der Truppe zu fördern....


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pupsonaut

Also ich schicke als Staat junge Männer in den Krieg und bekomme billige Rohstoffe vom besetzten Land, wenn die Soldaten daheim sind lass ich sie mit ihrem Drogenproblem allein und fülle so die privatisierten Gefängnisse die mit "Insassenoptimierung" sich dämlich verdienen. Und als Partei lass ich mir von den zwei Branchen den Wahlkampf bezahlen.
Alles richtig gemacht hätte ich gesagt.


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opensky

Angriffs-, Kolonial- und imperiale Kriege sind immer auch gleichzeitig eine Umverteilungsmaschine von unten nach oben. Die breite Bevölkerung muss die Kriege finanzieren, die Profite streichen die übliche kleine Gruppe ein (Bush's Verbrecherbande = seine Minister waren berüchtigt bei den profitierenden Unternehmen beteiligt zu sein).
Darüber hinaus verplempern die meisten Soldaten, oft aus armen Schichten kommend, ihre Zeit ohne etwas konstruktives zu lernen oder finanziell für ihre Zukunft vorsorgen zu können. Das heißt den armen Familien werden Ressourcen entzogen. (Bei Berufsarmeen ist dieser Effekt meist geringer). Dafür ist die Finanzierung durch die Bevölkerung teurer.


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Little Queenie

Die Leider der jungen Männer

Die Ausbildung zum Soldaten besteht in der Brechung der zivilen Persönlichkeit durch Überanstrengung, Übermüdung und Erniedrigung.


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Ernst 3 Jahre alt

Die Kriegstreiber und Mächtigen dieser Welt sollten mal alle THC probieren.


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Delta9

Mit THC wird sich kaum was ändern, wenn dann LSD!


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Schwerdenker

Guter Artikel. Aber in der Begründung für Drogenkonsum von Frontsoldaten fehlt der wichtigste Aspekt überhaupt. Die Überwindung der eigenen Angst. Ich (jetzt 65) konnte noch als 30 jähriger Berichte meines Vaters und seinen Freunden, alle Jahrgang 1910 bis 1920 hören, die explizit erzählt haben, ihre Angst mit Alkohol vermindert zu haben. Am drastischsten sagte ein Jagdflieger: " Ohne 3-4 Schnaps vorher ging gar nix."


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Warumbloß

Überhaupt das Ausschalten warnender Emotionen: Angst und Gewissen


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Steffl98

Also vom War on drugs zum war on drugs... bitter


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wortfilet

"Letztlich wird die Persönlichkeit ,neu aufgesetzt', damit sie den Anforderungen des Krieges entsprechen kann"

Allein die Begrifflichkeit "neu aufgesetzt", sagt schon alles. Ja, die Analogie zum Betriebssystem ist sehr passend. Da jeder Krieg auf dem Betriebssystem der Grausamkeit läuft, frei von Viren des Mitgefühls


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wolfgangwanicek

Ein Wiener Tschetschene sagte mir am Würstelstand am Schwedenplatz vor einigen Wochen Er bekomme Botschaften von beiden Seiten ...  aber das intetessiere ihn nicht: Da würden Menschen die einander nicht kennen sich gegenseitig töten im Auftrag und azf Befehl von Menschen, die einander kennen.


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_spike_

Das Perverse an der Sache ist ja unter anderem, dass die Könige, Kaiser und Zaren im 1WK Cousins waren.
Gewisse Dinge ändern sich nie.


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Demophilo

Pervitin

Mich würde interessieren, ob Pervitin nicht nur für die Anfangserfolge, sondern auch für die späteren Misserfolge einen Beitrag geleistet hat. Man betreibt Raubbau am Körper und es ist bekannt, dass Crystal Meth den Körper ruiniert.  ...


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Immer wieder schaue ich mir die Fotos aus der Ukraine an, aufgenommen in den endlosen vierzehn Tagen eines Krieges, der so unvorstellbar schien, dass es selbst jetzt noch schwer zu glauben ist, dass das alles tatsächlich geschieht.

Da sind die Strassen von Charkiw – Müll, Trümmer, schwarze Löcher anstelle von Fenstern, die Umrisse wunderschöner Häuser mit ausgebranntem Innern. Da ist der Bahnhof, ein Pulk Flüchtender auf dem Perron versucht, noch einen Platz im gerade abfahrenden Zug zu ergattern. Da ist die Frau mit dem Hund auf dem Arm – sie müssen es in Kiew in den Luftschutzbunker schaffen, bevor der Raketenbeschuss beginnt. Die Entbindungsklinik in Mariupol nach dem Raketenbeschuss, ich werde sie nicht beschreiben. Bombardierte Wohnhäuser in der Stadt Sumy.

Meine achtzigjährige Freundin erzählt von einem Traum, den sie einst hatte: ein riesiges Feld, auf dem Menschen in eisernen Betten liegen, überall Menschen, Menschen, Menschen. Über dem Feld ertönt ein Stöhnen. Ich, sagt sie, wusste schon immer, dass das zu erwarten war. Dass so etwas eintreffen wird.

Von Katastrophen träumen die Menschen oft in diesem Raum, der sich nur noch schwer als postsowjetisch bezeichnen lässt: Ich denke, er wird schon sehr bald einen anderen Namen haben, vielleicht mehrere Namen. Üblicherweise hat die Katastrophe im Traum mit einem Krieg zu tun, der dem Zweiten Weltkrieg sehr ähnlich ist, mit einer Verhaftung, einem Gefängnis, einem Konzentrationslager. Solche Träume haben jene, die den damaligen Krieg erlebt haben, sowie jene, die heute gerade mal in ihren Zwanzigern sind und deren Nächte eigentlich nicht zum Raum für die Ängste und Verzweiflung von vor achtzig Jahren werden sollten. Aber auch ich selbst bin da keine Ausnahme.

In den letzten Tagen, den letzten Nächten sind diese Träume dabei, Realität zu werden. Eine Realität, die furchteinflössender ist, als wir es uns je hätten vorstellen können. Eine, in der die Gewalt, die Aggression, das Böse Russisch spricht. Oder wie jemand kürzlich auf Social Media schrieb: «Ich träume, dass die Nazis uns eingenommen haben – und dass wir diese Nazis sind.»

Das Wort «Nazi» ist eines der häufigsten im politischen Vokabular des russischen Staates. Es wird in Wladimir Putins Reden und den Leitartikeln der offiziellen Propaganda verwendet, um auf die feindliche Macht zu verweisen, die sich in ihren Augen in der Ukraine eingenistet hat. Ein Feind, der so mächtig ist, dass er nur durch bewaffnete Aggression bekämpft werden kann und muss – durch die Bombardierung von Wohnquartieren, die Zerstörung alles Lebendigen in den Städten und Dörfern, aller lebendigen Struktur menschlicher Schicksale. Das Wort «Nazi» löst immer noch Entsetzen aus – und in unserer modernen Welt gibt es genügend Personen, auf die es angewendet werden kann. Doch die Propaganda nutzt das Wort wie eine schwarze Markierung, die sie allen Möglichen aufdrückt: Nenn deinen Gegner einen Nazi – und alle Mittel sind erklärbar und gerechtfertigt.

Die Mittel in diesem Krieg sind sorgfältig durchdacht – eine Armee, die als modern, technologisch fortschrittlich und hocheffizient galt, wendet Methoden an, die aus Filmen über den Zweiten Weltkrieg entlehnt zu sein scheinen. Jeder Krieg ist beängstigend und abstossend – dieser hier nimmt dennoch eine besondere Stellung ein. Panzerverbände, die sich über die Strassen erstrecken, Bombardierungen, Stadtviertel, die in Ruinen verwandelt werden. Das, was wir auf Video und jene, die gerade in der Ukraine sind, direkt vor sich sehen – das alles erscheint wie ein monströses Reenactment, eine Inszenierung, in der mit echten Granaten geschossen wird, in der lebende Menschen zu Zielscheiben werden. Das ist etwas Neues, das ganz und gar nicht wie eine pragmatische Militäroperation erscheint; und zugleich ist es etwas völlig Anachronistisches – ein Krieg des 20. Jahrhunderts, übertragen auf die Plätze des 21. Jahrhunderts.

Wir beobachten ihn in Echtzeit, vor Bitterkeit und Scham darüber erschaudernd, dass dies gerade jetzt passiert: Wieder will jemand die Welt nach seinem Ermessen umgestalten, ohne Rücksicht auf das, was die Menschheit darüber denkt. Gewalt als alles entscheidendes Argument im Gespräch über die Zukunft gefährdet ebendiese Zukunft. Das, was gerade in der Ukraine geschieht – und in Russland und Belarus, die längst zu Geiseln ihrer Herrscher wurden –, geht alle etwas an.

Was wir jetzt erleben, kann man als Untergang des Denkbaren bezeichnen. Über viele Jahrzehnte hinweg nutzte die westliche Vorstellungskraft die Industrie der Fiktion als eine Art Versuchsfeld (in der gesamten Breite ihrer Genres – von Hochliteratur bis zu Hollywoodfilmen und TV-Serien). Was eigentlich zu fürchten und zu meiden war, bevölkerte zahlreiche Dystopien. Szenarien einer schrecklichen Zukunft wurden darin erprobt und auf ihre Plausibilität hin überprüft – und wurden dabei ganz nebenbei zu etwas Vertrautem und Ungefährlichem, wie Filme über Ausserirdische und Zombies, denn: «Das ist doch erfunden!»

Totale elektronische Überwachung, ein Krieg der Starken gegen die Schwachen oder Umweltkatastrophen finden als künstlerische Experimente statt: Stellen wir uns ein solches, in der Realität selbstverständlich unmögliches, Szenario vor. Zuzulassen, dass das Undenkbare – also aus der kollektiven Vorstellung als unmöglich Verdrängte – an einem gewöhnlichen Wintermorgen tatsächlich in den Alltag einbrechen könnte, wäre eine Katastrophe, die alle Vorstellungen über die Gegenwart mit ihrem Gesellschaftsvertrag hinwegfegen würde. Einem Vertrag, der auf die Notwendigkeit von Verständnis, Empathie, gesundem Menschenverstand (und einer gewissen Skepsis gegenüber alarmistischen Prognosen) hinausläuft. Doch inzwischen ist diese Vorstellung Wirklichkeit, und wir stehen auf den Trümmern.

Dieser ungerechte Krieg auf fremdem Territorium mit seinen Verbrechen und Opfern (die bereits in die Millionen gehen, wenn wir nicht nur von den Toten sprechen, sondern auch von jenen, die verwundet wurden, ihr Zuhause verloren haben, ihrer Angehörigen, ihrer Zukunft beraubt wurden) wird vom Aggressor nach dem Gesetz von Kunstwerken, Filmen oder Büchern geführt, in denen die Ereignisse vom Willen dessen bestimmt werden, der sie erschafft. Bloss wird das Buch von einem sehr schlechten Autor geschrieben – und das im doppelten Sinn: Denn nur ein schlechter Mensch und untalentierter Schriftsteller schert sich überhaupt nicht um seine Figuren. Es ist ihm egal, ob sie leben oder sterben, es kümmert ihn nicht, was sie wollen oder brauchen, und schon gar nicht ist er bereit, ihnen irgendwelche Freiheiten zuzugestehen. Was ihn interessiert, ist bloss die eigene Urheberschaft, die Durchsetzung des eigenen Willens und die Möglichkeit, den Text und die Ereignisse zu kontrollieren.

Genau das tut Wladimir Putin jetzt. Er setzt seinen persönlichen Willen durch und versucht, die Geschichte der Ukraine und Europas neu zu schreiben, unsere Gegenwart zu verändern und die Zukunft vorherzubestimmen. Er versucht, die Ukraine, Russland, Europa, die Welt (und alle, die ihre Newsfeeds zurzeit immer aufs Neue aktualisieren) in ein sehr schlechtes Buch hineinzuziehen, das er selbst geschrieben hat. Er rechnet damit, dass wir alle jetzt in diesem Buch existieren; er will unser Autor sein, unser Drehbuchautor, derjenige, der weiss, wie er unser Leben zum Besseren verändern kann. Was dabei herauskommt, wissen wir.

Man könnte sagen, dass dies die Essenz jeder Diktatur und die Logik jedes Diktators ist: die Behauptung des eigenen Solipsismus, die Betrachtung der lebendigen, bewohnten Welt als Stillleben, als totes Objekt, als stumme Teller auf dem Tisch, die nicht schreien würden, wenn man sie zerschlägt. Doch mir scheint, dass dies ein besonderer Fall ist: Hinter der Bewegung russischer Truppen steht die aufrichtige Angst vor der Existenz des Anderen, das leidenschaftliche Streben danach, dieses Andere zu unterjochen, es umzugestalten, es in sich aufzunehmen und sich anzueignen, es zu schlucken, zu verschlingen.

Etwas Ähnliches beschreibt der irische Autor C. S. Lewis in seinen «Screwtape Letters» (1942, deutscher Titel: «Dienstanweisung für einen Unterteufel»): Die Dämonen dort ernähren sich von menschlichem Schmerz und Verzweiflung, und ihre Geschwisterlichkeit reduziert sich auf den Wunsch, einen der ihren zu fressen. Wenn ich die Überlegungen russischer Politiker über das ukrainische Brudervolk höre, das man bloss zur Vernunft bringen müsse, nehme ich einen klaren Schwefelgeruch wahr.

Der Krieg in der Ukraine wird von Putin mit dem Zorn und der Hartnäckigkeit eines Mannes geführt, der mit dem Land eine persönliche Rechnung offen hat und für den Sieg zu allem bereit ist – aber nicht so, wie man in einer Welt nuklearer Abschreckung, der Verhandlungen, Vereinbarungen und Zugeständnisse gewinnt, sondern als wäre alles Wichtige bloss eine Art liebevoll ausgearbeitetes Szenario, eine kompensatorische Ersatzhandlung. Demnach muss die Ukraine unbedingt gedemütigt und aller Attribute jeglicher Unabhängigkeit und Autonomie beraubt werden: von der rechtmässig gewählten Regierung (sogenannte Entnazifizierung) über die Armee (das Land soll zur entmilitarisierten Zone werden) bis zu den Ansprüchen auf verlorene Territorien (die Aufgabe der Krim und des Donbass).

Doch auch das ist noch nicht genug. Noch vor Beginn irgendeines Verhandlungsprozesses musste die Ukraine rituelle Bestrafungen durchlaufen – es galt, sie öffentlich, laut und live im Fernsehen in die Knie zu zwingen –, um ihren Bewohner:innen und allen, die von der Seitenlinie aus zuschauen, zu zeigen, was mit jenen passiert, die nicht gehorchen. Die Brutalität, mit der dieser Krieg geführt wird, scheint unerklärlich, wenn man nicht dieses, man könnte sagen, erzieherische Ziel vor Augen hat. Wenn Europa unser Haus ist, will Putin zeigen, wer in diesem Haus der Herr ist. Zerstörte Städte und zerbrochene Leben als Anschauungsmaterial, an das man sich noch lange erinnern soll. Doch es gibt noch einen weiteren Punkt, und dieser erscheint mir wichtig.

Das, was jetzt geschieht, spielt sich bereits unumkehrbar ebenso im Raum des Symbolischen ab wie auf den echten Feldern und in den Luftschutzbunkern. Die Ukraine ist heute Schauplatz des uralten Kampfes zwischen Gut und Böse, so hochtrabend das auch klingen mag; von seinem Ausgang hängt das Schicksal aller ab, nicht bloss das der Ukraine und Russlands. Das Böse ist ein altmodischer Begriff. Die Nachkriegsjahrzehnte haben uns daran gewöhnt, uns auf der Suche nach Verständnis, einem Kompromiss und Dialog reflexartig in den Gegner hineinzuversetzen. Doch manchmal gibt es niemandem zum Reden – anstelle eines Gesprächspartners bloss undurchdringliche Dunkelheit, um jeden Preis auf dem eigenen Standpunkt beharrend.

Jetzt entscheidet sich, in welcher Welt wir leben werden – und in gewisser Weise leben und agieren wir bereits in der dunklen Grube eines fremden Bewusstseins, in die wir mit Gewalt hineingezogen wurden. Es beschwört archaische Vorstellungen aus der Vergangenheit herauf: über «Völker», die besser oder schlechter sein können, höher oder niedriger auf der Skala irgendeiner schwer fassbaren Grösse. Darüber, dass «alle Ukrainer:innen» (oder Jüdinnen, Russen, US-Amerikanerinnen und so weiter) «so sind» (schwach, geizig, unterwürfig, feindselig). Diese Pappfiguren spazieren bereits durch die kollektive Fantasie, als stünden wir vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. «Die Toten greifen nach den Lebenden», wie man in Russland sagt. In diesem Fall sind es tote Ideen und Vorstellungen, in die, wie in einem Horrorfilm, neues Blut strömt und die zu töten bereit sind.

Die Zeit macht gehorsam eine Kehrtwende, zurück in die stickige Vergangenheit, die uns einst nachts in Angst und Schrecken versetzte. Zunächst einmal besteht eine der Aufgaben der «Militäroperation» darin, die Uhren um acht Jahre zurückzudrehen, die Ukraine zurück in einen Zustand zu versetzen, den der Kreml gerne für immer bewahren würde. Schon zaubern sie einen leicht verschimmelten Janukowitsch aus der Truhe: bereit, ihn in den Präsidentensessel zurückzuhieven. Als wäre es schon immer so gewesen – und wir hätten uns die Maidan-Revolution und die acht Jahre elektorale Demokratie bloss eingebildet, als hätten wir nur geträumt. Der Krieg des 21. Jahrhunderts versucht das 20. zu imitieren: zurück in die Zeit des Massensterbens und monströser historischer Experimente.

Heute ist dieser Krieg zwar mit einer neumodischen Abhängigkeit von «Bildern» verbunden – doch auf den Bildschirmen herrscht bloss tiefes, grabähnliches Altertum. Sich dem heute zu widersetzen, heisst auch, sich von der Diktatur einer fremden Fantasie zu befreien: von einem Weltbild, das uns von aussen aufgezwungen wird und unwillkürlich unsere Träume, Tage und Newsfeeds erfasst. In der Ukraine findet gerade ein Überlebenskampf statt: ein Kampf um die Unabhängigkeit des eigenen Verstands – in jedem Haus, in jedem Geist. Hier wie dort ist Widerstand unabdingbar.

Gestern habe ich einem Freund zum Geburtstag gratuliert, habe – wie ich es bei solchen Gelegenheiten oft tat – «Hurra» geschrieben. Dann habe ich mich selbst unterbrochen. Ein schlechtes Wort.

«Alles brennt und raucht», sagten wir früher über die Hektik bei der Arbeit, wenn du fünf Dinge auf einmal erledigst und deshalb zu nichts kommst. Das ist jetzt unmöglich. Denn hier brennt und raucht es nicht.

Früher benutzte ich oft den harmlosen Spruch «Ein Soldat tut keinem Kind etwas zuleide», was bedeutet, dass es keinen Grund gibt, sich Sorgen zu machen. Alles wird gut, wir kriegen das schon hin. Nun gibt es den Spruch nicht mehr, über Soldaten und Kinder lesen wir via VPN in Publikationen, die in Russland verboten sind.

Ich schreibe dies alles auf Russisch, und mit jedem Satz wird das Schreiben schwieriger. Die Sprache, ihr lebendiger Gebrauch, ändert sich als Erste. Sie ist wie Erde, darin alte Minen, die plötzlich zu explodieren beginnen, wenn du übers Feld läufst. Jetzt sind sie alle zum Leben erwacht. Die Sprache trifft keine Schuld, ebenso wenig wie die Erde. Doch sie ist bereits anders geworden, von Löchern und Lücken durchdrungen – und es werden bloss immer mehr werden.

Aus dem Russischen von Anna Jikhareva.

...


Die Chronistin

Die Moskauer Lyrikerin und Schriftstellerin Maria Stepanova (49) ist eine der profiliertesten Stimmen des literarischen Lebens in Russland. Sie ist Autorin zahlreicher Gedicht- und Essaysammlungen, ihre Texte wurden in Dutzende Sprachen übersetzt, ihre Bücher mehrfach ausgezeichnet.

Die deutsche Übersetzung von Stepanovas erstem Roman erschien 2018 unter dem Titel «Nach dem Gedächtnis» im Suhrkamp-Verlag. Darin beschäftigt sie sich mit den Mechanismen der individuellen und kollektiven Erinnerung – und nimmt die Leser:innen mit auf eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie und die Geschichte Russlands. 2020 publizierte Suhrkamp den Band «Der Körper kehrt wieder». In den Langgedichten befasst sich Stepanova mit der Gewalt in der russischen Geschichte.

Stepanova studierte am Maxim-Gorki-Literaturinstitut und ist seit 2012 Chefredaktorin von «Colta.ru», einem unabhängigen Onlinemagazin mit Schwerpunkt Kultur und politisches Feuilleton. Zuletzt wurde es von den russischen Behörden abgeschaltet und ist nur noch über eine verschlüsselte VPN-Verbindung erreichbar. Stepanova lebt in Moskau.



Aus: "Essay: Der Untergang des Denkbaren" Maria Stepanova (Nr. 11/2022 vom 17.03.2022)
Quelle: https://www.woz.ch/-c3ec


Textaris(txt*bot)

#742
Quote[...] VIšEGRAD taz | Es gibt Stätten des Grauens, die man auch nach 30 Jahren nicht verdrängen kann. Das mulmige Gefühl in der Magengegend stellt sich beim Anblick der berühmten Brücke über die Drina in der bosnischen Kleinstadt Višegrad aber nur bei jenen ein, die wissen und wissen wollen, was damals hier vorgefallen ist.

Inzwischen haben zwar Hunderttausende Besuchern den herrlichen Blick auf die 1572 von Großwesir Mehmed-paše So­ko­lo­vića geschaffene Brücke genossen, haben die stabilen und eleganten Pfeiler der Brücke bewundert, die allen Hochwassern der Jahrhunderte getrotzt haben. Viele haben das Buch von Ivo Andrić ,,Die Brücke über die Drina" verschlungen, für das der bosnisch-jugoslawische Schriftsteller 1961 den Literaturnobelpreis erhalten hat.

Doch für die am Samstagvormittag angereisten rund 300 Menschen ist der Blick von der Brücke in das reißende, grünlich schimmernden Wasser der Drina ein Blick in den Abgrund. ,,Mein Mann hat sich damals geweigert zu fliehen, er wurde hier auf der Brücke erschossen und dann in den Fluss geworfen." Weitersprechen will die Frau nicht, die merklich versucht, die Fassung zu wahren.

Das Grauen für die 21.000 Einwohner der Gemeinde samt der Kleinstadt und den umliegenden Dörfern begann während des Bosnienkriegs, als serbische Freischärler der Gruppe ,,Weiße Adler" im Mai 1992 in der von der serbisch-jugoslawischen Armee eroberten Stadt ein Terrorregime etablierten. Zwei Drittel der Einwohner gehörten der muslimischen Bevölkerungsgruppe an. Wer von ihnen nicht geflohen war, verlor all seine Rechte und seine Arbeit. Aus Serbien stammende Freischärler und lokale Serben raubten ihre Häuser aus und vergewaltigten.

Es begann die blutige Willkürherrschaft, der nach unterschiedlichen Angaben 1.600 bis 3.000 Menschen zum Opfer fielen. Mehr als tausend Männer wurden tot oder noch lebendig, gefesselt in den Fluss geworfen, ertranken oder wurden noch am Ufer erschlagen.

,,Wenn ein Mensch getötet wird, dann ist es ein Mord, wenn Tausende ermordet werden, dann ist es nur eine Zahl", sagte vor Kurzem der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Sarajevo Jakob Finci und meinte damit, dass man das Unfassbare nicht in Zahlen ausdrücken kann. An diesem Samstag versucht Bakira Hasečić in ihrer Rede bei der Gedenkveranstaltung unter der heißen Junisonne, das Grauen für alle Anwesenden in Worte zu fassen.

Die jetzt wohl 69-Jährige erlitt ihr eigenes Martyrium. Denn sie gehörte damals zu den Frauen und Mädchen, die in das Hotel Vilina Vlas verschleppt wurden. Über zwei Jahre lang war sie Vergewaltigungen ausgesetzt, manche der Frauen und Mädchen begingen damals Selbstmord. Bakira überlebte und gründete nach dem Krieg in Sarajevo den Verein ,,Frauen als Kriegsopfer".

Kurz nach dem Krieg hatte sie drei ihrer Peiniger auf der Straße wiedererkannt. Seither ermutigt der Verein Folter- und Vergewaltigungsopfer, über ihr Schicksal zu sprechen. Bis heute sammelt sie Beweise und versucht den Aufenthaltsort der Täter herauszufinden. Einige der von ihrem Verein erkannten Vergewaltiger konnten von der gesamtstaatlichen bosnischen Polizei Sipa verhaftet und der Justiz übergeben werden.

Die Anwesenden wissen, dass die Behörden der serbischen Teilrepublik, in der auch die Kleinstadt Višegrad liegt, alles tun, um diese Aufklärungsarbeit zu blockieren. Doch die bosnisch-serbische Polizei hat dieses Jahr darauf verzichtet, die anrollenden Busse vor der Stadt aufzuhalten. Noch vor fünf Jahren wurden serbische Veteranen des ,,Kriegs" in Višegrad provokativ geehrt und die Polizei ließ Tschetnikgruppen grölend durch die Stadt marschieren.

Am Samstag standen sogar freundliche serbische Polizisten am Straßenrand. Unter Polizeischutz gingen die Trauernden zu dem Haus in der Pionirska-Straße, wo die serbischen Freischärler damals um die 70 Menschen eingeschlossen und das Gebäude angezündet hatten. Dort angekommen herrschte drückendes Schweigen.

Das einige Kilometer entfernt liegende Vilina Vlas, wo damals so viele Frauen und Mädchen vergewaltigt wurden, liegt umgeben von Wald oberhalb des Flusses in einer idyllischen Landschaftlich. Heute wird das Hotel weiterhin gebucht, und das obwohl die Räumlichkeiten seit diesem Grauen nicht einmal renoviert wurden. Wer kann hier wirklich ruhig schlafen?

Auf der Terrasse des Cafés und Restaurants gegenüber der berühmten Brücke beobachtet eine Gruppe serbischer Männern, alle um die 40 Jahre alt, muslimische Frauen, die wegen der Trauerfeier Kopftücher tragen und jetzt in die Busse steigen. Es sind Blicke aus Neugierde, nicht mehr aus Hass wie noch vor wenigen Jahren.

Ob sie wissen, warum diese Leute auf der Brücke waren? Sie antworten mit Achselzucken. ,,Das hat wohl mit dem Krieg vor 30 Jahren zu tun." Wissen sie wirklich nicht, was hier geschehen ist?




Aus: "Gedenken an Massaker im Bosnienkrieg: Das Grauen an der Drina" Erich Rathfelder (19.6.2022)
Quelle: https://taz.de/Gedenken-an-Massaker-im-Bosnienkrieg/!5859344/

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Quote[...] Mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Völkermord von Srebrenica haben die Niederlande erstmals bei den Angehörigen der Opfer um Entschuldigung für ihr Versagen gebeten. "Die internationale Gemeinschaft hat beim Schutz der Menschen von Srebrenica versagt", sagte Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren bei der Gedenkfeier in Potočari in Bosnien und Herzegowina. "Als Teil dieser Gemeinschaft trägt auch die niederländische Regierung einen Teil der politischen Verantwortung für die Situation, in der dieses Versagen geschehen konnte. Dafür entschuldigen wir uns zutiefst."

Srebrenica war eine UN-Schutzzone während des Balkankriegs. Die niederländische UN-Einheit Dutchbat III sollte im Sommer 1995 Tausende bosnische Flüchtlinge in der Enklave schützen. Doch am 11. Juli überrannten serbische Einheiten unter Führung von General Ratko Mladić Srebrenica, wogegen die nur leicht bewaffneten Blauhelme sich nicht widersetzten. Die Serben ermordeten daraufhin etwa 8.000 bosnisch-muslimische Jungen und Männer. Der Massenmord galt bis zum Krieg in der Ukraine als schlimmstes Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Regierung hatte zuvor bereits eigene politische Fehler zugegeben, eine klare Entschuldigung aber stets abgelehnt. "Wir können das Leiden nicht von Ihnen nehmen", sagte die Verteidigungsministerin jetzt. "Aber was wir können, ist, uns dieser Geschichte direkt zu stellen." Im vergangenen Monat hatte die Regierung sich bereits bei den eigenen Veteranen entschuldigt. Bei einer Ehrung der ehemaligen Soldaten hatte Ministerpräsident Mark Rutte von einem unmöglichen Auftrag gesprochen.

Ollongren sagte bei der Gedenkfeier, dass die bosnisch-serbischen Anführer die Schuldigen für den Völkermord gewesen seien. Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hatten den Serbenführer Radovan Karadžić sowie Ex-General Mladić jeweils zu lebenslanger Haft verurteilt. 

An der Gedenkfeier nahmen auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell, der Hohe Repräsentant Christian Schmidt und die Vizepräsidentin des Bundestages, Aydan Özoğuz (SPD), teil. Im Rahmen der Feier wurden weitere 50 Getötete beigesetzt. In Potočari liegen nun 6.652 Menschen begraben, 237 wurden auf Wunsch der Familien anderswo beigesetzt, mehr als 1.000 gelten weiterhin als vermisst.


Aus: "Bosnienkrieg: Niederlande entschuldigen sich für Versagen bei Massaker in Srebrenica" (11. Juli 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-07/voelkermord-srebrenica-niederlande-kasja-ollongren-entschuldigung

QuoteMichael_W. #4

... Man trägt eine Verantwortung. Für das politische Versagen kann man sich entschuldigen.

Die Schuldfrage stellt sich nicht. Schuldig sind einzig die Täter.


QuoteTurbowandel #3

Sebrenica 1994, Ruanda 1995, Butscha 2022: Regelmäßig zeigt die Historie, dass auch Wegschauen nicht von Verantwortung befreit.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Bürgerkrieg in Kolumbien dauert länger als ein halbes Jahrhundert und fordert rund 220.000 Todesopfer. In ihrem 515-seitigen Bericht führt die Wahrheitskommission Menschenrechtsverletzungen an verschiedenen Gruppen auf. Es ist von Verschleppung, Missbrauch und Massengräbern die Rede.

Sechs Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen der kolumbianischen Regierung und der linken Guerillaorganisation FARC hat die Wahrheitskommission ihren Abschlussbericht über die während des Bürgerkriegs verübten Verbrechen vorgelegt. "Es sind unbequeme Wahrheiten für uns alle", sagte der Vorsitzende der Kommission, Francisco de Roux, bei der Vorstellung des Berichts in Bogotá. "Wir haben uns an den Tod und die Entführungen gewöhnt. Aber wer seine Verantwortung einräumt und anerkennt, wird von einem Teil des Problems zu einem Teil der Lösung."

In zehn Kapiteln werden Menschenrechtsverletzungen gegen verschiedene Gruppen wie Indigene, Frauen, Kinder und Homosexuelle beschrieben, Stellungnahmen von Opfern und Tätern veröffentlicht und Empfehlungen für eine friedliche Zukunft ausgesprochen. Für den 515 Seiten starken Bericht führte die Wahrheitskommission in knapp vier Jahren über 27.000 Interviews in Kolumbien und 23 weiteren Ländern. "Die Anhörung der Opfer hat uns erschüttert: die Tausenden Kinder, die in den Krieg verschleppt wurden, die Suche nach Verschleppten, die Massengräber, die Tausenden von missbrauchten und gedemütigten Frauen, die massakrierten Bauern", sagte de Roux.

Die Wahrheitskommission überreichte eine Reihe an Empfehlungen an den künftigen Präsidenten Gustavo Petro. "Die Wahrheit hat eine Bedeutung, die nicht Rache, sondern Dialog, Einigung, Koexistenz und Versöhnung bedeutet", sagte Petro. Der Linkspolitiker und ehemaliger Guerillero tritt sein Amt am 7. August an. "Diese Empfehlungen werden dazu dienen, dass sich der bewaffnete Konflikt nicht wiederholt."

Kolumbien litt 52 Jahre lang unter einem Bürgerkrieg zwischen linken Rebellen, rechten Paramilitärs und dem Militär. 220.000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. 2016 schloss die Regierung einen Friedensvertrag mit der linken FARC-Guerilla. Die Wiedereingliederung der ehemaligen Rebellen ins zivile Leben gestaltet sich allerdings schwierig. Viele haben sich wieder kriminellen Gruppen angeschlossen. Auch die kleinere Guerillagruppe ELN kämpft noch immer gegen den Staat. Zwar hat sich die Sicherheitslage verbessert, aber gerade auf dem Land werden noch immer große Gebiete von bewaffneten Banden kontrolliert.

"Die Wahrheitskommission hat die Ursachen des Konflikts beleuchtet und seine schmerzvolle Wirklichkeit offengelegt", sagte die UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet in einer Videobotschaft. "Ohne die Wahrheit ist Versöhnung nicht möglich. Ohne Versöhnung bleibt das Risiko einer Wiederholung bestehen." Die Wahrheitskommission rief die Regierung dazu auf, den Friedensvertrag mit den FARC konsequent umzusetzen. Von den Splittergruppen der FARC, den ELN-Rebellen und anderen kriminellen Organisationen verlangte die Kommission, die Waffen niederzulegen. "Es gibt immer noch einen Konflikt zwischen verschiedenen Akteuren, der in einer weiteren Phase der totalen Konfrontation wieder an Kraft gewinnen könnte, wenn keine ernsthaften Schritte zur Friedenskonsolidierung unternommen werden", sagte de Roux.

Quelle: ntv.de, als/dpa


Aus: "Bericht zu Kolumbiens Bürgerkrieg zeigt Schreckensbild" (28.06.2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Bericht-zu-Kolumbiens-Buergerkrieg-zeigt-Schreckensbild-article23428942.html


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#744
Quote[...] Nach dem Fund eines Massengrabs im ostukrainischen Isjum wird in der Region Charkiw nach weiteren Toten gesucht. Es werde jede Anstrengung unternommen, um die Körper gefallener Soldaten an ihre Familien übergeben zu können: "Wir setzen die Arbeit fort (...), damit die Familien die Soldaten, die für die Ukraine gestorben sind, so schnell wie möglich angemessen ehren können", sagte der ukrainische Vermisstenbeauftragte Oleh Kotenko. Ihm zufolge wird die Suche allerdings durch die vielen Minen vor Ort erschwert.

Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von einem Massengrab in der Nähe der Stadt Isjum berichtet. "Wir wollen, dass die Welt weiß, was die russische Besatzung angerichtet hat", sagte er am Donnerstagabend, ohne Details zur Anzahl der Leichen oder der Todesursache zu nennen. Die Ermittlungen hätten begonnen. Im Laufe des Tages sollen erste Erkenntnisse vorliegen.

Präsidialamtschef Andrij Jermak warf den russischen Truppen Mord vor und veröffentlichte ein Foto von einem Waldgebiet mit grob gezimmerten Holzkreuzen. Alle in dem Massengrab gefundenen Leichen würden exhumiert und gerichtsmedizinisch untersucht, kündigte Jermak an.

Regionalpolizeichef Sergej Botwinow sprach gegenüber dem Sender Sky News von einer Grabstätte mit etwa 440 Leichen, die in Isjum entdeckt worden sei. "Ich kann sagen, dass es sich um eine der größten Begräbnisstätten in den befreiten Gebieten handelt", sagte Botwinow. Einige der Menschen seien durch Schüsse getötet worden, während andere bei Bombardierungen gestorben seien.

Selenskyj verglich Isjum mit den Städten Butscha und Mariupol, die zu Symbolen für die Gräuel der russischen Invasion der Ukraine geworden sind. "Russland hinterlässt überall den Tod", sagte er. Die Welt müsse Moskau "wirklich für diesen Krieg zur Rechenschaft ziehen".

Die russischen Streitkräfte verließen Isjum und andere Teile der Region Charkiw in der vergangenen Woche angesichts einer Gegenoffensive der ukrainischen Truppen. Am Mittwoch besuchte Selenskyj die Stadt und dankte den ukrainischen Soldaten für ihren Einsatz.

Derweil berichtete der stellvertretende ukrainische Innenminister Jewhen Jenin von Folterkammern, die man in Städten und Ortschaften der Region Charkiw wie etwa in den Städten Balaklija und Wowtschansk entdeckt habe. Dort seien ukrainische Staatsbürger und Ausländer unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten worden, sagte er dem ukrainischen Radiosender NV.

Zu den "Ausländern" zählt demnach auch eine Gruppe von Studenten aus einem nicht näher bezeichneten asiatischen Land. Jenin zufolge seien sie an einem russischen Kontrollpunkt festgenommen worden, als sie versuchten, in das von der Ukraine kontrollierte Gebiet zu gelangen. Anschließend habe man sie festgehalten. Wo genau, sagte der Vizeinnenminister nicht.

"All diese Hinweise auf Kriegsverbrechen werden nun von uns sorgfältig dokumentiert", sagte er. "Und wir wissen aus der Erfahrung von Butscha, dass die schlimmsten Verbrechen nur im Laufe der Zeit aufgedeckt werden können."


Aus: "Charkiw: Minen erschweren Suche nach weiteren Toten nach Massengrabfund" (16. September 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/2022-09/charkiw-massengrab-isjum-ukraine-tote-suche-minen

QuoteRiau #13

''440 Menschen sollen in einem Wald bei Isjum verscharrt worden sein''

Dieser Satz zeigt uns, wie schwer es ist, in Kriegszeiten die Wahrheit zu wissen.

"Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit" soll ein amerikanischer Senator gesagt haben.


QuoteDirewolf #13.1

Was absolut richtig ist.

Wer erinnert sich nicht an Aussagen wie: "Die Truppen an der ukrainischen Grenze machen nur ein Manöver." oder "Wir haben die Ukraine nicht angegriffen."


QuoteValerian I. #14

Scheint sich doch nicht um ein Massengrab zu handeln:

"Neue Grabfunde laut ukrainischen Angaben kein weiteres Butscha"

"Berichte über ein Massengrab in Isjum riefen Erinnerungen an Kriegsverbrechen in Butscha wach. Damit will es der Vermisstenbeauftragte aber nicht vergleichen. Und: Die USA halten gelieferte Waffensystem für effektiv". Die News.

10.50 Uhr: Seit Donnerstag gibt es Berichte über ein Massengrab in der ostukrainischen Kleinstadt Isjum. Nun hat der ukrainische Vermisstenbeauftragte mitgeteilt, dass es sich in der am Wochenende zurückeroberten Stadt nicht um ein Massengrab handele, sondern um viele Einzelgräber.

"Ukrainischer Polizeichef berichtet von zehn Folterkammern in Gebiet Charkiw"
https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-russland-news-am-freitag-ukraine-will-journalisten-neues-massengrab-zeigen-a-42190686-fe07-4f9c-b846-ba7898c8663f


...

Gräberfund in ukrainischer Stadt Isjum: Wohl kein zweites Butscha
Livebericht Matthias Balmetzhofer, Bert Eder 16. September 2022
https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000139140289/graeber-in-ukrainischer-stadt-isjum-gefunden-wohl-kein-zweites-butscha

Hunderte Gräber in Isjum entdeckt: Ermittlungen haben begonnen (16. September 2022)
Erste Erkenntnisse werden laut dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj am Freitag vorliegen. Mindestens 440 Leichen sollen gefunden worden sein
https://www.derstandard.at/story/2000139144493/massengrabfund-ueber-den-in-einem-waldstueck-haben-nach-ukrainischen-angaben

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Quote[...] Bei Demonstrationen gegen die Teilmobilmachung in Russland sind nach Angaben von Bürgerrechtlern in mindestens 38 Städten mehr als 1.400 Menschen festgenommen worden. Das teilte die Organisation OWD-Info mit, die Festnahmen in Russland dokumentiert. Fast ein Viertel der Festnahmen erfolgte demnach in Moskau. Es sind die größten Proteste in Russland seit den Demonstrationen, die es Ende Februar nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gegeben hatte.

Journalisten der Nachrichtenagentur AFP beobachteten am Abend Dutzende Festnahmen in der Hauptstadt Moskau und in der zweitgrößten Stadt St. Petersburg. Im Stadtzentrum von Moskau wurden mindestens 50 Menschen auf einer Einkaufsstraße festgenommen, teilten die Reporter mit. Im Stadtzentrum von St. Petersburg füllte die Polizei einen ganzen Bus mit Festgenommenen.

Die Demonstranten riefen "Nein zum Krieg" und "Nein zur Mobilmachung". "Alle haben Angst", sagte der Demonstrant Wassili Fedorow in St. Petersburg. "Ich bin für den Frieden, und ich will nicht schießen müssen." Doch sei es in Russland sehr gefährlich, für diese Forderungen auf die Straße zu gehen.

Die russischen Behörden versuchten, die Proteste herunterzuspielen. Eine Vertreterin des Innenministeriums sagte russischen Medien zufolge, es habe in einigen Regionen Versuche einer "extrem kleinen Zahl von Teilnehmern" gegeben, nicht autorisierte Aktionen vorzunehmen. "Diese wurden alle unterbunden."

Während im Internet Protestaufrufe geteilt werden, drohte die Moskauer Staatsanwaltschaft mit bis zu 15 Jahren Gefängnis für die Teilnahme bei solchen Demonstrationen. Zudem werde der Zugang zu Medienwebsites, die Falschinformationen über die Mobilmachung verbreiten, gesperrt. Das teilte die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor mit.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zuvor eine Teilmobilmachung russischer Männer im wehrfähigen Alter angekündigt. Nach Angaben von Verteidigungsminister Sergei Schoigu sollen etwa 300.000 Reservisten zur Verstärkung der russischen und separatistischen Kräfte in den Osten und Süden der Ukraine entsandt werden. Mobilisieren ließen sich laut Schoigu aber bis zu 25 Millionen Menschen – dies ist die Gesamtzahl der Reservisten in Russland.



Aus: "Russland: Mehr als 1.400 Festnahmen bei Protesten gegen Teilmobilmachung" (22. September 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-09/russland-demonstrationen-festnahmen

QuoteDarko Durmitor #1

1000 Festnahmen. Habe nicht mit so viel Widerstand gerechnet.
Schade nur, dass diese Leute erst jetzt demonstrieren, da sie fürchten, selbst eingezogen zu werden. Der Angriff auf die Ukraine und dass dieses verlotterte Regime schon 10 bis 20000 Landsleute an der Front verheizt hat, hat ja in den letzten Monaten niemand groß aufgeregt. ...


QuoteStuben- und Revierreinigung #2

Sehr mutige Menschen. Gibt mir Hoffnung.


QuoteFelixPeter #3

Die Verzweiflungs-Teilmobilmachung schiebt Putin seiner Generalität in die Schuhe, deren Ratschlägen er folgt, so wie er sich in seiner Ansprache äußert. Allein dies klingt bereits skurril, denn es lässt die Schlussfolgerung zu, dass er diesen Gedanken nicht hegte. Der Mut der Russen, auf Plätzen und Straßen öffentlich zu demonstrieren ist angesichts der harten Strafen absolut bewundernswert. ...


QuoteHerrn Mangold #15

Verrückt, irgendwie ist die NS-Zeit die Blaupause für das alles. Die Polizei macht nur ihren Job. Die Gerichte können es kaum erwarten sich in den Strafen zu überbieten. Wer "Frieden" sagt gilt als zerrüttendes Element. ...


QuoteBeckmonk #33

Die Leidensgeschichte des russischen Volks ist lang und reicht bis in die heutige Zeit hinein. Ob Zarenzeit, die Horrorjahre unter Stalin oder jetzt KGB-Putin: die Russen werden seit Generationen von psychisch Kranken regiert; besser gesagt, ermordet, gequält, geschunden und unterdrückt, unter steter Angst vor hemmungsloser Willkür.

Das russische Volk kann sich nur selbst befreien, was angesichts des Terrorregimes Putins allerdings lebensgefährlich ist, solange sich nicht die Majorität erhebt. Zudem wirkt die extreme Dauerpropaganda, was übrigens kein typisch russisches Problem ist; selbst hierzulande gibt es nicht wenige, die Despoten wie Putin anhimmeln. Ein Horror.


...


"Russland: Auslandsflüge aus Russland ausgebucht – Ticketpreise massiv gestiegen" (21. September 2022)
Hunderttausende Russen müssen damit rechnen, zum Kampf an die Front in der Ukraine eingezogen zu werden. Viele wollen das Land nun offenbar schlagartig verlassen. ... Die billigsten Flüge nach Dubai kosteten mehr als 300.000 Rubel (rund 5.000 Euro). Das entspricht etwa dem Fünffachen eines durchschnittlichen Monatslohns. Flüge in die Türkei verteuerten sich auf fast 70.000 Rubel – nur für den Hinflug. Vor einer Woche wurden dorthin noch etwas mehr als 22.000 Rubel verlangt, wie Daten von Google Flights zeigen.  ... Auslöser der erhöhten Nachfrage ist eine Rede von Russlands Präsidenten Putin, in der er eine Teilmobilmachung angeordnet hat. Nach Angaben von Verteidigungsminister Sergei Schoigu sollen rund 300.000 Reservisten zur Verstärkung der russischen Streitkräfte in den Osten und Süden der Ukraine entsandt werden. Mobilisieren lassen sich laut Schoigu aber bis zu 25 Millionen Menschen. Dazu gehören dann so gut wie alle Männer im wehrpflichtigen Alter. ...
https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-09/russland-teilmobilmachung-fluege-ausland-putin

QuoteOsterblume #25

Die Russen, die Putin im Blick hat, können sich sowieso kein Flugticket leisten.


QuoteOverTheHills #25.1

Das wird so sein. Die Söhnchen der Oligarchen und anderer Wohlhabenden machen sich davon, der Rest muss kämpfen.


QuoteGBG85 #25.2

Diese Söhnchen sind vermutlich keine Reservisten. Diese Leute waren nie bei der Armee, eher im Internat in Europa oder den USA.


QuoteOsterblume #25.3

»Diese Söhnchen sind vermutlich keine Reservisten«
Von einer Teilmobilmachung bis zur Generalmobilmachung ist es nicht mehr weit. Und dann ist es vollkommen egal, ob man jemals eine Uniform getragen hat.
Aber die Oligarchen-Söhne sind auch dann fein raus, wie vermutlich alle in Moskau und St. Petersburg. Die Landbevölkerung wird dran glauben müssen.


Quotenurweissealtemännerhier #36

Da kann man Putin ja fast dankbar sein! Was dir westlichen Sanktionen anscheinend nicht oder nicht zu genüge gebracht haben - den Krieg in's alltägliche Bewusstsein des russischen Normalbürgers zu tragen - schafft Putin nun selbst.


Quoteaxth #42

Manchmal hasse ich diese sogenannte »freie« Marktwirtschaft. Jetzt steigen die Preise um ein Vielfaches, und niemand diskutiert darüber, dass die Notlage vieler Russen so schamlos ausgenutzt wird, um sich zu bereichern. »Die Märkte« – das sind Menschen und keine Naturgesetze.
Wir nehmen das immer so hin, diese Gier – völlig unwidersprochen.

Wer nicht genug Geld hat, um mitfliegen zu können, landet in der Knochenmühle Putins.


QuoteSebastian1341 #56

Auslandsflüge ausgebucht? Ein Referendum der anderen Art.


QuoteKlopfzeichen #56.1

Ja, ein Referendum nur für die reiche Oberschicht.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Liebe Lesenden, wenn Ihr Kopf keinen Platz mehr für ein weiteres Elendsgebiet hat, klicken oder scrollen Sie weiter. Ich kann Sie verstehen. News fatigue, also die mentale Erschöpfung im Angesicht ständiger Katastrophenmeldungen, verspüren nicht nur Sie, sondern auch wir Journalist:innen. 

Warum trotzdem (wieder) über einen Krieg schreiben?

Weil es – eigentlich – nicht sein darf, dass eine Region mit rund 5,5 Millionen Menschen seit bald zwei Jahren von jeder Versorgung weitgehend abgeschnitten ist, dass vermutlich mehrere Tausend Menschen bereits an Hunger und Krankheiten gestorben sind, dass fast jedes dritte Kind und über die Hälfte der stillenden Mütter in Tigray akut unterernährt ist.

Dass die Weltöffentlichkeit davon kaum Notiz nimmt, liege "vielleicht an der Hautfarbe der Opfer", sagte Tedros bei seiner Pressekonferenz. Ein Krieg in Afrika berühre internationale Medien eben weniger als der Krieg in der Ukraine. Was stimmt, aber auch zu einfach ist.

Wer die Vorgeschichte dieses äthiopischen Albtraums ausführlich nachlesen will, kann das in einer früheren Kolumne von mir hier tun – oder in einer ausführlichen Reportage in der aktuellen Ausgabe des New Yorker (womit die These von der fehlenden Aufmerksamkeit westlicher Medien zumindest ein bisschen widerlegt wäre).

https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-10/abiy-ahmed-ministerpraesident-aethiopien-buergerkrieg-eskalation

https://www.newyorker.com/magazine/2022/10/03/did-a-nobel-peace-laureate-stoke-a-civil-war

In aller Kürze: Nach Abiys fulminantem Amtsantritt als Reformer, inklusive Friedensnobelpreis 2019, eskalierte 2020 ein innenpolitischer Konflikt zwischen ihm und der einst dominierenden Kraft im Land, der TPLF. Es ging um die Verfassung, um Wahlen, um Föderalismus versus Zentralismus, es ging um historische Traumata. Ab November 2020 wurde dann geschossen. Was Abiy als kurze "Militäroperation zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung" in Tigray angekündigt hatte, weitete sich schnell zu einem Krieg aus unzähligen Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung aus. Selbst hartgesottene UN-Ermittler:innen zeigten sich in einem Bericht, veröffentlicht in der vergangenen Woche, schockiert von der Anzahl der Massaker und Massenvergewaltigungen, vom Ausmaß der Plünderungen und der Zerstörung von Brunnen, Erntevorräten und Saatgut. 

Allen Kriegsparteien werden in dem Bericht Gräueltaten vorgeworfen, ganz besonders aber der äthiopischen Armee und ihren Verbündeten. Es gibt also keine good guys in diesem Krieg, was die magere Berichterstattung zum Teil erklären mag.

Da ist zum einen Abiy, den der New Yorker-Reporter Jon Lee Anderson sehr anschaulich als Superego mit Messiaskomplex beschreibt, der die humanitären Folgen seiner Politik ausblendet oder schlicht leugnet. Da ist zum anderen ein stramm autoritärer Führungskader der TPLF, verhasst im Rest des Landes aufgrund der Repression zu Zeiten ihrer langen Vorherrschaft. Da sind zahlreiche ethnische Brandstifter in der politischen Elite. Und da ist der dienstälteste Diktator Afrikas, Isayas Afewerki, Präsident von Eritrea, Todfeind der TPLF. 

Unter der Führung der Volksbefreiungsfront Tigray führte die äthiopische Armee 1998 einen blutigen Grenzkrieg gegen das Nachbarland Eritrea. Der mündete in einen eingefrorenen Konflikt und eine jahrzehntelange totale Funkstille zwischen beiden Ländern. Es war die Aussöhnung mit Eritrea, die Abiy 2019 – man kann es heute kaum mehr glauben – den Friedensnobelpreis bescherte. Viele Tigrayer:innen sehen diese Aussöhnung bis heute als Vorbereitung zum Krieg gegen die TPLF. 

Auch Tedros, der WHO-Chef, wurde zu einem Kollateralschaden. 2017 bei seinem Amtsantritt von Äthiopiern noch als erster Afrikaner auf diesem Posten gefeiert, denunziert ihn die Regierung in Addis Abeba nun qua Herkunft als verlängerten Arm der TPLF. Denn Tedros' Kritik an Abiy war immer deutlicher geworden. "Es ist in unserem Zeitalter widerwärtig und unvorstellbar, dass eine Regierung ihrer eigenen Bevölkerung Nahrung, Medizin und alles andere verweigert, was sie zum Überleben braucht", hatte Tedros schon Anfang dieses Jahres gesagt. 

Zu diesem Zeitpunkt hatten sich beide Seiten gerade müde gekämpft und ließen sich einige Wochen später tatsächlich auf eine humanitäre Waffenruhe ein. Es durften wieder mehr Laster des World Food Program (WFP) nach Tigray. Doch die Strom-, Internet- und Finanzblockade, die Abiy zu Kriegsbeginn gegen die Region verhängt hatte, blieb bestehen. Deswegen ist es für Tigrayer:innen im Ausland fast unmöglich, Verwandten daheim Geld zu schicken. Oder herauszufinden, ob sie überhaupt noch leben.

In diesem August eskalierte die Lage dann erneut. Die TPLF forderte die komplette Aufhebung der Blockade als Voraussetzung für Friedensgespräche, Abiy fürchtete, damit den Feind zu stärken und Verbündete zu erzürnen. Also wird wieder gekämpft. Und wieder sind offenbar auch eritreische Truppen an den Angriffen auf Tigray beteiligt.

Was genau vor Ort passiert, ist schwer zu recherchieren. Denn die äthiopische Regierung und ihre Verbündeten verhindern, soweit irgend möglich, dass Journalist:innen nach Tigray reisen. Aufgrund der Internetblockade kann niemand Telegram, WhatsApp und Facebook nutzen. Das Mobilfunknetz ist ebenfalls gekappt. Die Region ist so fast völlig vom Radarschirm der Medien verschwunden. Auch die Untersuchungskommission der UN durfte nicht im Land recherchieren, sondern musste sich auf Berichte einheimischer NGOs, Gespräche mit Flüchtlingen, Satellitenaufnahmen von Massengräbern und forensische Rekonstruktionen stützen.

Vom Leiden und Überlebenskampf der Menschen gibt es so gut wie keine Bilder. Auch im 21. Jahrhundert der digitalen Kommunikation und der omnipräsenten Kameras ist es also immer noch möglich, Verbrechen gegen die Menschlichkeit weitgehend unter Ausschluss der Weltöffentlichkeit zu begehen.

Deshalb diese Kolumne. 


Aus: "Krieg in Tigray: Der vergessene schlimmste Krieg der Welt" Eine Kolumne von Andrea Böhm (29. September 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-09/tigray-aethiopien-eritrea-konflikt-ukraine-hunger/komplettansicht

QuoteAvatarbild von The°Endgame
The°Endgame #4  —  vor 2 Stunden
22

"Nach Abiys fulminantem Amtsantritt als Reformer, inklusive Friedensnobelpreis 2019, eskalierte 2020 ein innenpolitischer Konflikt zwischen ihm und der einst dominierenden Kraft im Land, der TPLF."

Die Büchse der Pandora hat die TPLF geöffnet, als sie ihre Wahlniederlage nicht verkraftete und mordend und vergewaltigend gen Hauptstadt zog.
Dann ging es mit Massakern auf allen Seiten los:
https://www.arte.tv/de/videos/107781-000-A/aethiopien-die-neue-front-im-buergerkrieg/
https://www.arte.tv/de/videos/109954-000-A/aethiopien-chronik-eines-massakers/

Was mir im Artikel ein wenig fehlt, sind die ausländischen Akteure wie der ägyptische Diktator und die sudanesische Junta, die den neuen Staudamm in Äthiopien verhindern wollen und mit Waffenlieferungen an die TPLF den Krieg am Laufen halten.
https://www.tagesspiegel.de/politik/afrikas-grosster-staudamm-birgt-konfliktpotential-4312147.html


Quote#4.1

Eigentlich ist jeder in Ethiopia involviert. Es ist ein strategisch wichtiges Land. Ich habe vor ein paar Jahren, Saudis, deutsche Bundeswehrsoldaten, Amerikaner etc. kennengelernt. Ein jeder hat dort seine Interessen. So sind Konflikte in dieser Region sehr schwer für Außenstehende zu beurteilen. Aber selbst Menschen vor Ort kennen selten den ganzen Umfang.


QuoteDrehstuhl #6

Man kann auch über Haiti, den Sudan, Nigeria, Kongo, Kamerun, Mosambik, Zentralafrikanische Republik oder den Sahel berichten.
Überall dort herrscht Krieg, Terror, Vertreibung und maßloses Unrecht!


QuoteDrehstuhl #6.1

Und ja, ich werde den Eindruck nicht los, dass die Hautfarbe aber auch die wirtschaftliche Relevanz der Länder eine Rolle spielen.
Ansonsten kann ich mir die Gleichgültigkeit nicht erklären. Auch die der Presse!


Quoteflaviussilva #7.1

"Danke Frau Böhm. Lassen Sie nicht nach unser Weltbild zurecht zu rücken. Auch wenn wir hier viel um die Ohren haben; wie dumm und primitiv die Menschheit leider immer noch ist, kann uns gar nicht oft genug gezeigt werden."

Die Menschheit ist nicht dumm und primitiv, wir sind das Ergebnis einer Entwicklung
die vor einigen Millionen Jahren begann.

Das dass Gehirn nur eine gewisse Anzahl mieser Nachrichten verdauen kann und dann
einfach die Aufnahme verweigert ist nur natürlich und eigentlich auch verständlich.


QuoteBuckaroo #11

Dieser Bericht macht unendlich traurig. Wie kann man als Mensch noch in den Spiegel sehen und sich gut dabei fühlen? Tatsache ist: Auch wir im Westen haben Probleme, auch wir haben eine dunkle Vergangenheit, Kriege, Hunger, himmelschreiende Ungerechtigkeiten und mehr Diktatoren als genug hinter uns. ...


QuoteEd Hocken #11.1

"Was ändern unsere gut gemeinten Hilfen? Es ist auch ein Teil der Wahrheit, dass man in solchen Konflikten von außen wenig tun kann. Afghanistan ist das beste Beispiel."

Besseres Beispiel ist aus meiner Sicht Somalia 1992/93. Hier hat man aus vorwiegend humanitären Gründen in einen Bürgerkrieg eingegriffen und wurde irgendwann selbst Kriegspartei. Afghanistan ist da deutlich komplizierter, weil die Motivation eben nicht humanitär war (es gab humanitäre Aspekte wie Nation Building und Frauenrechte, die waren aber nachgelagert).


Quotebutalive76 #18

Auf diesen Zug "schlimmster Krieg der Welt" möchte ich nicht aufspringen. Im Ostkongo wütet seit 30 Jahren ein Bürgerkrieg mit mind. 6 Millionen Toten. Darüber lesen wir nie. Oder auch nicht mehr vom nicht befriedeten Darfur-"Konflikt", der vergleichbar mit dem in Syrien ist. Und auch nicht von vielen anderen Konflikten und Kriegen, vor allem in Afrika, aber auch in anderen Weltregionen beispielsweise die Vertreibung der Rohingya in Myanmar.

Generell stimme ich zu, dass bestimmte Regionen einfach vergessen werden. Frau Merkel sagte 2015 allen Fliehenden aus Syrien, Afghanistan und Irak Schutz zu, man brauchte nur zu sagen, dass man aus diesen Ländern käme. Wahrscheinlich aus Schuldgefühlen, weil in diesen Ländern Nato-Länder mit verwickelt waren. Menschen aus Jemen, Somalia, nördliches Nigeria, Zentralafrika, Ostkongo, Darfur etc. waren egal bzw. nicht präsent, auch nicht in den Medien (die dürfen sich gern mal an die eigene Nase fassen), weil westliche Staaten dort nicht verwickelt sind.

Dennoch muss das Ziel sein, die Konflikte der Welt zu entschärfen, die reine Aufnahme von Flüchtlingen, oft sind es die stärksten und wohlhabenden und gebildeten die dann den armen Ländern noch mehr fehlen, ist im Gesamtkontext inhuman. Würden wir das Geld welches wir in Kriege und Rüstung investieren in Infrakstruktur, Zivilgesellschaft, Wirtschaft usw. stecken, gäbe es kaum noch Konflikte und Terrorismus. Denn all diese Konflikte haben eine starke soziale Komponente.


Quoteralfralf #18.1

Grundsätzlich lesen wir von diesen ganzen schrecklichen Konflikten nur sehr wenig, weil sie uns und damit meine ich die deutsche Durchschnitsbevölkerung, halt kaum bis gar nicht betreffen.
Ich halte es auch für totale Überschätzung unserer Möglichkeiten, dass wir bei den von Ihnen erwähnten Konflikten einen sinnvollen, tatsächlich deeskalierenden Beitrag leisten können.

[... Bewaffnete Konflikte nehmen zu, weil sich die Weltwirtschaft nicht mehr steigern lässt. Die Modellierungen zum Anthropozän zeigen, dass sich die Geschwindigkeit der Ausbeutung unseres Planeten einfach nicht mehr steigern lässt. Was bewirkt, dass man vom Wirtschaftskrieg wieder auf den mit Waffen umschwenkt. Der Mensch ist dem Menschen eben ein Wolf. ...]


Quote21mal2 #19

Kriege begleiten uns, Menschen, ein Leben lang. Viele sind im Krieg geboren und noch mehr sind im Krieg gestorben. Zwischen durch, schauen wir nicht hin, wenn der Krieg weit weg ist oder heißen wir den an und gibt den Verlauf ein Stück Moral, wenn der Krieg uns irgendwie betrifft. Wir helfen gerne Kriegsopfer und bauen wieder auf, aber was wir noch zu wenig getan haben, ist, gegen diese ambivalentste, dunkle Seite der Menschheit zu kämpfen.


QuoteLeporello #23

Wir interessieren uns nicht für afrikanische Konflikte und Afrika nicht für die Unsrigen.

"Es gibt keine good guys."

Das darf man getrost weiter fassen.


Quotepamina51 #24

Ich kann nicht sagen, dass mir das zuviel ist, ich würde gerne viel mehr lesen über diesen Konflikt, über andere wie den Jemen, die Situation im Libanon, und immer noch auch Afghanistan. Es geht mir schon lange auf den Wecker, dass das alles untergeht. ... Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar oder wie war das.


Quotelukeichbindeinvater #26

Danke, dass Sie wenigstens ein bißchen Licht auf diesen Konflikt werfen. Ich hoffe sehr, dass so eine offene Berichterstattung zu mehr Akzeptanz für Geflüchtete aus der Region führt. Wir brauchen mehr Informationen dieser Art und etwas weniger eurozentrische Berichterstattung.


Quoteh123987qwert #27

Früher hat man dem Westen "Einmischung in die inneren Angelegenheiten Afrikas" vorgeworfen. Heute heisst es "der Westen interessiert sich nicht für die Kriege Afrikas". Das soll mal jemand verstehen.


Quotelukeichbindeinvater #27.1

Die Einmischung bezieht sich eher auf Interventionen dahingehend sich Machthabern zu entledigen die sich gegen den Ausverkauf an westliche Unternehmen zu Gunsten der eigenen Bevölkerung positienerten.


QuoteSchwerdasplichtfeldauszuführen #30

"Liebe Lesenden, wenn Ihr Kopf keinen Platz mehr für ein weiteres Elendsgebiet hat, klicken oder scrollen Sie weiter. Ich kann Sie verstehen. News fatigue, also die mentale Erschöpfung im Angesicht ständiger Katastrophenmeldungen, verspüren nicht nur Sie, sondern auch wir Journalist:innen."

Genau das habe ich gedacht als man anfing über den Ukraine Krieg zu berichten. ...


Quotedominick #32

Grundlagen der Aufmerksamkeitsökonomie.... Es geht nicht nur um die Zahl der Opfer oder das menschliche Leid. Es geht um die Betroffenheit der LeserInnen,

Der Ukraine-Krieg wurde von einer atomaren Weltmacht ausgelöst. Damit steht die Welt ständig vor dem Abgrund. Wir in Deutschland stehen kurz vor dem NATO-Bündnisfall, und definitiv vor einem kalten Winter und einer Rezession.

Das betrifft die LeserInnen persönlich mehr, und daher wird mehr berichtet.


...

Textaris(txt*bot)

#747
Quote[...] Mit einer historischen Mehrheit hat die Weltgemeinschaft die völkerrechtswidrigen Annexionen Russlands in der Ukraine verurteilt und für nichtig erklärt. 143 der 193 Mitglieder der UN-Vollversammlung stimmten am Mittwoch in New York überraschend eindeutig für eine entsprechende Resolution - 5 Länder votierten dagegen, 35 enthielten sich.

Gemeinsam mit Russland stimmten lediglich Belarus, Nordkorea, Nicaragua und Syrien. Der Beschluss ist völkerrechtlich zwar nicht bindend, gilt aber als starkes politisches Zeichen und legt die internationale Isolation Moskaus offen.

Die am Mittwoch verabschiedete Resolution verurteilt Russlands Annexion und erklärt sie für ungültig. Zudem wird der Kreml aufgefordert, die Einverleibung der teils besetzten Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson rückgängig zu machen. Ende September hatte Kremlchef Wladimir Putin die Annexion nach mehreren Scheinreferenden verkündet.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj feierte den verabschiedeten Beschluss als historisch: ,,Die Welt hat das Wort ergriffen - der Annexionsversuch Russlands ist wertlos und wird niemals von freien Nationen anerkannt werden", schrieb er auf Twitter.

Die deutsche UN-Vertretung schrieb: ,,Die internationale Gemeinschaft hat sich zusammengeschlossen, um die UN-Charta zu verteidigen. Anders als Russland steht die Ukraine nicht alleine da." Die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield sprach von einem ,,monumentalen Tag für die Vereinten Nationen".

US-Außenminister Antony Blinken bezeichnete die Abstimmung als eine ,,eindrückliche Erinnerung" daran, dass die überwältigende Mehrheit der Nationen an der Seite der Ukraine stehe. Sie zeige, dass die ,,internationale Einigkeit in dieser Frage eindeutig und die Unterstützung für die Ukraine unerschütterlich" sei.

EU-Ratschef Charles Michel schrieb bei Twitter: ,,Die internationale Gemeinschaft lehnt Russlands versuchte illegale Annexion in der Ukraine massiv ab." Der Schutz von Souveränität und territorialer Integrität sei der Kern der UN-Charta.

Das Ergebnis war sogar besser als die 141 Stimmen in der Vollversammlung für eine Verurteilung des russischen Einmarsches in die Ukraine im März - und auch als die 100 Stimmen für eine ähnliche Resolution nach der Annexion der Krim im Jahr 2014.

Auch Brasilien, die Türkei und Saudi-Arabien stimmten für die gegenwärtige Resolution, die von der Ständigen Vertretung der Europäischen Union ausgearbeitet worden war. Mit China und Indien enthielten sich jedoch zwei mächtige Staaten, in denen etwa 2,8 Milliarden Menschen leben.

Die von Saudi-Arabien dominierten Golfstaaten und Nachbarländer votierten allesamt für die Vorlage. Zuletzt hatte Riad den Ärger Washingtons mit der Ankündigung einer Förderkürzung für Öl auf sich gezogen - dies wurde als indirekte Unterstützung für Russland gesehen.

Von den früheren Sowjetrepubliken stimmte keine mit Moskau. Derweil enthielten sich mehr als ein Dutzend Staaten aus Afrika. Der Iran nahm nicht an der Abstimmung teil.

Selbst Prognosen der größten westlichen Optimisten wurden mit dem Ergebnis übertroffen. Beobachter waren vor der Abstimmung davon ausgegangen, dass bei vielen Ländern vor allem in Afrika und Lateinamerika eine gewisse Kriegsmüdigkeit sowie eine Abhängigkeit von Russland zu weniger Unterstützung für die Resolution führen könnten. Einige Staaten finden, dass der Ukraine-Krieg andere verheerende Konflikte an den Rand drängt und Fortschritte verhindert.

Doch die Verletzung internationaler Grenzen schien für viele Länder ein rotes Tuch: In der am Montag begonnenen Dringlichkeitssitzung der Vollversammlung hatten Diplomaten aus Dutzenden Ländern gewarnt, dass jedes UN-Mitgliedsland ein Eigeninteresse an einer Verurteilung Russlands haben müsste.

,,Heute ist es Russland, das in die Ukraine einmarschiert. Aber morgen könnte es eine andere Nation sein, deren Territorium verletzt wird. Sie könnten es sein. Sie könnten die Nächsten sein", sagte die US-Botschafterin Thomas-Greenfield. Ähnlich äußerte sich Deutschland: ,,Die souveräne Gleichheit und territoriale Integrität eines jeden von uns wäre der Gnade unserer Nachbarn ausgesetzt".

Die Ukraine hatte die Mitglieder zur Annahme der Resolution aufgefordert, Moskau sprach von einer ,,gefährlichen Polarisierung" bei den UN. China warnte am Donnerstag vor einer Blockbildung und einem neuen Kalten Krieg und mahnte Friedensverhandlungen an.

Eine ähnliche Beschlussvorlage wie die nun verabschiedete war Ende September im UN-Sicherheitsrat am Widerspruch Russlands gescheitert. Dort haben Resolutionen völkerrechtlich bindende Wirkung. Die ständigen Mitglieder Russland, China, die USA, Frankreich und Großbritannien können mit ihren Vetos dort jedoch jede Entscheidung blockieren. (dpa)


Aus: "Mit einer historischen Mehrheit: UN-Vollversammlung erklärt Russlands Annexionen für nichtig" (13.10.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/mit-einer-historischen-mehrheit-un-vollversammlung-erklart-russlands-annexionen-fur-nichtig-8744794.html

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Quote[...] Mehr als 90.000 Soldaten der russischen Armee sollen ,,unwiederbringlich" verloren sein, berichtet das russische Exilmedium ,,Meduza" unter Berufung auf das russische Investigativprojekt ,,iStories". Die Informationen sollen von einem Mitarbeiter des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB und einem ehemaligen Sicherheitsmitarbeiter Russlands stammen.

Zu den ,,unwiederbringlichen" Verlusten sollen jedoch nicht nur getötete Soldaten zählen, sondern auch jene, die im Kampf so schwer verletzt wurden, dass sie nicht mehr eingesetzt werden können. Zudem gehören zu den Verlusten Militärpersonal, das vermisst wird oder sich unerlaubt vom Dienst entfernt habe.

Das US-amerikanische und das britische Verteidigungsministerium haben kürzlich Schätzungen über russische Verluste veröffentlicht, die nahe an den nun proklamierten Zahlen liegen. Das Pentagon nannte im August russische Verluste zwischen 70.000 und 80.000.

Erst vergangenen Monat erklärte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace, dass Russland insgesamt mehr als 80.000 Soldaten im Ukrainekrieg verloren habe – 25.000 sollen getötet worden sein.

Der ukrainische Generalstab veröffentlicht täglich Zahlen über getötete russische Soldaten. Demnach wurden (Stand: 12.10.) 63.380 Personen getötet. Diese Zahl lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen und liegt deutlich über der Schätzung des britischen Verteidigungsministers.

Russland hält sich mit Angaben über eigene Verluste zurück. Die letzten Zahlen stammen vom 21. September. Verteidigungsminister Sergej Schoigu sprach damals von 5.937 getöteten russischen Soldaten im Krieg mit der Ukraine. Auch diese Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. (Tsp)


Aus: "Getötet, schwer verletzt und vermisst: Russischer Geheimdienstmitarbeiter spricht von 90.000 verlorenen Soldaten" (12.10.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/getotet-schwer-verletzt-und-vermisst-russischer-geheimdienstmitarbeiter-spricht-von-90000-verlorenen-soldaten-8744017.html

QuoteSchartinMulz, 12.10.22 20:20

Gibt es eigentlich auch Zahlen über die Verluste auf ukrainischer Seite? Soldaten? Zivilisten? Ich wundere mich, dass da so gar keine Informationen kommen.


QuoteTeoSinte, 12.10.22 19:32

    Mehr als 90.000 Soldaten der russischen Armee sollen ,,unwiederbringlich" verloren sein,

90.000 Tote und Verkrüppelte, allein auf russischer Seite... Brutal abgebrochene Lebensentwürfe, durch nichts anderes als den Wahn eines Psychopathen mit Träumen vom Großrussischen Zarenreich. ...


QuoteGesichtshobel, 12.10.22 19:23

Wenige alte Männer haben viele junge Männer auf dem Gewissen.


...

Quote[...] "Leider hat das Wehramt die Information über den Tod von fünf Einberufenen aus dem Südural bestätigt", meldete Tass unter Berufung auf die Behörde in der Region Tscheljabinsk. Der Staat werde den hinterbliebenen Familien nun jeweils eine Million Rubel (16.200 Euro) zahlen, hieß es.


Aus: "Russland bestätigt Tod von fünf neu rekrutierten Soldaten" Leon Holly (13.10.2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/ukraine-krieg-russland-newsblog-live#event_id=ekkivW3y6jV4hRrB79by

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Quote[...] Am 16. März 2022 um 20.16 Uhr notiert Arkadi Babtschenko in seinem Tagebuch: ,,Krankenhaus Mariupol. Das muss die ganze Welt sehen. Das muss die ganze Welt sehen." Etwa drei Wochen später, am 2. April, 12.55 Uhr, findet der russische Autor und Journalist für den Tod des berühmten ukrainischen Fotografen Maks Lewin knappe, präzise Worte: ,,Maksym Lewin ist gefunden worden. Tot. Splitterwunden am Kopf. Schweinehunde. Ich hasse sie." Es ist eine Stakkato-Sprache, fast eine Stammelsprache, in der er das das Grauen in Worte fasst. Babtschenko kennt den Krieg, er kämpfte selbst als russischer Soldat im Ersten und Zweiten Tschetschenienkrieg. Heute lebt er als Kremlkritiker im Exil und verachtet das imperiale Russland.

Das notatartige Erzählen ist nach dem 24. Februar eine typische Form des Erzählens geworden. Für den wohl berühmtesten ukrainischen Autor, Serhij Zhadan, ist die Zeit für das literarische Schreiben über den Krieg bis heute noch nicht gekommen. Bereits Anfang April postet er den Appell: ,,Lasst uns daher für den Sieg arbeiten, die Streitkräfte der Ukraine unterstützen. Alles andere später. Jetzt nichts als Widerstand, Kampf und gegenseitige Unterstützung. Es gibt keine Worte. Einfach keine." Zhadan unterstützt die Frontsoldaten selbst mit Hilfslieferungen. Er führt Kriegstagebuch auf Facebook, als Kriegspartei.

Auch die berühmte ukrainische Autorin Oksana Sabuschko hat einen langen Essay geschrieben, der am 23. Februar einsetzt. An dem Tag wollte sie eigentlich nur für eine zweitägige Lesereise nach Polen fliegen – dann kamen die Bomben, Sabuschko musste im Ausland bleiben. Für sie ist es die Literatur – und nur die Literatur –, die in der Lage ist, die Zäsur zu beschreiben, die die Zeitenwende für die kollektive Psyche bedeutet. ,,Für die Veränderungen im Massenbewusstsein, die am schwierigsten nachzuverfolgen sind, findet die Soziologie nicht das richtige Instrumentarium", schreibt sie. Auch die Politikwissenschaft sei dazu nicht geeignet. ,,So bleibt nur die Literatur als einzig geeignetes Werkzeug zu ihrer Fixierung."

Der russische Angriffskrieg dominiert – neben Klimathemen – den politischen Bücherherbst, es erscheinen dieser Tage eine ganze Reihe von Tagebüchern und Journalveröffentlichungen von ukrainischen Au­to­r:in­nen oder russischen Dissident:innen. Die gesammelten Texte von Arkadi Babtschenko sind in seinem Tagebuch ,,Im Rausch. Russlands Krieg" (das schon 2014 einsetzt) nachzulesen, Serhij Zhadans Face­book-Posts und -Fotos erscheinen dieser Tage gedruckt (,,Der Himmel über Charkiw"), und Oksana Sabuschkos historischer Essay wurde kürzlich unter dem Titel ,,Die letzte Buchtour" veröffentlicht.

Sie alle sind prominente Stimmen. Babtschenko war Journalist der Nowaja Gaseta und hat mehrere Bücher über das Kriegsgeschehen und -erleben geschrieben. Der einstige Frontsoldat ging 2017 ins Exil, zunächst nach Prag, dann nach Kiew, wo er auch heute noch lebt. Oksana Sabuschko ist mit dem Buch ,,Feldstudien über ukrainischen Sex" (2007) bekannt geworden und hat sich bereits in vorherigen Büchern mit dem ukrainisch-russischen Verhältnis auseinandergesetzt. Serhij Zhadan, diesjähriger Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, hat als Autor in Deutschland schon lange viele Fans, schrieb Bücher wie ,,Depeche Mode" (2007) und ,,Hymne der demokratischen Jugend" (2011).

Das anfängliche Suchen nach einer Sprache für den russischen Terror verbindet diese drei Bücher, andere Parallelen sind die Wut und die Polemik. Dennoch finden alle drei zu einer sehr unterschiedlichen Erzählweise: Babtschenko flucht und tobt in seinen Notizen, klagt das russische Regime an. Sabuschko erklärt, wie der Ukraine ihre Identität, ihre Sprache, ihre Kultur abgesprochen wurde, Serhij Zhadan führt fast eine Art Aktivistentagebuch.

Geschichtlich lernt man am meisten bei Sabuschko, die Autorin erzählt von den Kontinuitäten zwischen dem Stalin- und dem Putinstaat, sie zeigt auf, wie die heutige russische Taktik eins zu eins in KGB-Handbüchern aus den 1960er Jahren nachzulesen ist. Über die russische Gesellschaft schreibt sie, dass ,,Russland nie einen ,dritten Stand' freier Bürger hatte, während die Ukraine die Selbstverwaltung ihrer Städte bis ins 19. Jahrhundert verteidigte, selbst als sie Teil des Russischen Reiches war". In der postsowjetischen Ukraine habe sich eine Zivilgesellschaft gebildet, die sich jetzt eben als so widerständig und widerstandsfähig erweise.

Über die Kultur und das Selbstbild Russlands spottet Sabuschko: Zu keinem Zeitpunkt habe es sich dabei um eine eigene Kultur gehandelt, die Identitätsformel zu Zeiten des Russischen Reiches sei ,,Orthodoxie, Autokratie, Volk" gewesen (im Gegensatz zum französischen ,,liberté, egalité, fraternité"). Interessant auch Anekdoten am Rand wie jene, dass Sabuschko 2014 bei einer Veranstaltung in Berlin Putin mit Hitler verglich und ihr daraufhin das Mikrofon abgedreht wurde.

Wo Sabuschko spottet, auch über den Westen, da ist Bab­tschenko eher zynisch, vulgär, zornerfüllt. Der Titel ,,Im Rausch" ergibt auch deshalb Sinn, weil sich der Autor zum Teil rauschhaft in den Wahnsinn schreibt, zu den Ereignissen von Butscha hält er fest: ,,Gerüchte, ich sei unter den Toten von Butscha. Wie soll man über so ein Gemetzel keine Witze machen. A-ha-ha, ein halbes Tausend Menschen an den Brunnen zusammengeschossen, köstlich! Lasst uns mal ordentlich ablachen."

Es gibt mehrere dieser Passagen, an denen deutlich wird, dass für ihn jede berichtende, nüchterne Sprache versagen muss im Angesicht der Barbarei. Er hält die heutige russische Gesellschaft für rückständig, kaum reformierbar, größtenteils gehirngewaschen: ,,Ein ganzes Land voll aggressiver, grausamer, zurückgebliebener Minderjähriger. Ein Land, in dem die Penner die herrschende Klasse sind. Wladi hat's geschafft. Das muss man sagen." Bei ihm geht das bis hin zu Vernichtungsfantasien gegen­über Russland, manchmal schießt er über das Ziel hinaus. Am eindrücklichsten ist es vielleicht, wenn er aus sehr persönlicher Perspektive erzählt, etwa aus der Sicht des jungen Soldaten, der Grosny gesehen hat.

Das Verhältnis von Sprache und Krieg bestimmt diese Texte. Serhij Zhadan erklärt in dem Epilog seines Buch sehr treffend, warum das literarische Erzählen für ihn (noch) nicht möglich ist: ,,Schon nach den ersten Bombardierungen von Wohngebieten erscheinen dir Metaphern zweifelhaft. Genauso ethisch zweifelhaft erscheint dir die Literarisierung der Wirklichkeit, die Verwandlung von Realität in Literatur, die Suche nach Bildern und Vergleichen, die Verwendung von Blut und Fleisch als literarischem Material."

All die Texte, die gerade zum Glück auch in gedruckter Form erscheinen, könnten nebeneinandergelegt ein Werk wie Walter Kempowskis ,,Echolot" ergeben. Sie erzählen oft subjektiv, unmittelbar, ungefiltert. Es sind Skizzen des Krieges. Das Bild komplettiert sich, wenn man historische und wissenschaftliche Bücher parallel liest, von dem in Harvard lehrenden Ukrainekenner Serhii Plokhy ist kürzlich etwa ,,Das Tor Europas. Die Geschichte der Ukraine" neu erschienen, während er in ,,Die Frontlinie" erklärt, warum es fast zwangsläufig so kommen musste, dass die Ukraine so tragisch ins Zentrum des Weltgeschehens rückt.

Nicht weniger als der Erhalt der Zivilisation steht auf dem Spiel. Wie schreibt Oksana Sabuschko so richtig? ,,Wenn wir uns jetzt, nach acht Jahren Schwebezustand zwischen den Epochen, der inzwischen globale Maßstäbe annimmt, nicht als ganze Menschheit, als Spezies auf dieses andere Niveau erheben, sondern uns nach unten ziehen lassen, in den von Russland angebotenen vormodernen Absolutismus mit seiner postmodernen technologischen Entourage, die die schlimmsten Hollywood-Dystopien Wirklichkeit werden lassen, ist es vorbei." Mit diesen Sätzen dürfte sie den Welt- und Zeitgeist unserer Tage gut erfasst haben.



Arkadi Babtschenko: ,,Im Rausch. Russlands Krieg". Aus dem Russischen von Olaf Kühl. Rowohlt, Hamburg 2022, 318 Seiten

Oksana Sabuschko: ,,Die letzte Buchtour. Essay". Aus dem Ukrainischen von Alexander Kratochvi. Droschl Verlag, Graz 2022, 176 Seiten

Serhii Plokhy: ,,Das Tor Europas. Die Geschichte der Ukraine". Aus dem Englischen von Thomas Wollermann, Bernhard Jendricke, Stephan Pauli, Stephan Kleiner, Anselm Bühling. Hoffmann und Campe, Hamburg 2022, 560 Seiten

Serhij Zhadan: ,,Himmel über Charkiw. Nachrichten vom Überleben im Krieg". Aus dem Ukrainischen von Juri Durkot und Sabine Stöhr. Suhrkamp, Berlin 2022, 239 Seiten

Serhii Plokhy: ,,Die Frontlinie. Warum die Ukraine zum Schauplatz eines neuen Ost-West-Konflikts wurde". Aus dem Englischen von Thorsten Schmidt, Gregor Hens, Ulrike Bischoff, Stephan Kleiner, Stephan Gebauer. Rowohlt, Hamburg 2022, 544 Seiten




Aus: "Die ukrainische Literaturszene: Das Wort für Krieg" Jens Uthoff (18. 10. 2022)
Quelle: https://taz.de/Die-ukrainische-Literaturszene/!5885409/

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#749
Quote[...] Im Krieg zwischen Russland und der Ukraine verzeichnen beide Seiten nach Schätzungen des US-Militärs hohe Opferzahlen. ,,Sie haben es mit weit mehr als 100.000 getöteten und verletzten russischen Soldaten zu tun", sagte US-Armeegeneral Mark Milley am Mittwoch. Gleiches gelte ,,wahrscheinlich für die ukrainische Seite".

Die Zahlen sind die genausten, die die USA bisher veröffentlicht haben. Sie konnten jedoch nicht unabhängig geprüft werden.

Milley warb zudem für Gespräche, um den Krieg zu beenden. Möglicherweise könnten weder die Ukraine noch Russland militärisch siegen, sagte der US-General. Es sei daher erforderlich, sich ,,nach anderen Mitteln" umzusehen.

Am Mittwoch hatte Moskau den Rückzug der russischen Soldaten aus der strategisch wichtigen südukrainischen Stadt Cherson und Teilen der gleichnamigen Region angeordnet.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reagierte darauf jedoch vorsichtig und hielt es für unwahrscheinlich, dass die russische Armee die Stadt kampflos verlassen würde. (AFP)


Aus: " Auf beiden Seiten: USA berichten von mehr als 100.000 getöteten und verletzten Soldaten" (10.11.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/auf-beiden-seiten-usa-berichten-von-mehr-als-100000-getoteten-und-verletzten-soldaten-8857324.html

QuoteZehlendorfer
10.11.22 11:15
@Rembrandt66 am 10.11.22 10:50

    Es gibt wohl weltweit außer in Russland niemanden, der wirklich Interesse an diesem Krieg hat und ihn nicht lieber gestern als morgen beendet sähe.

Oh..hier irren Sie, Rheinmetall, Boeing, Raytheon - um nur einige zu nennen - feiern den Krieg.

Auch sollte man geostrategische Interessen, z.B. der USA, nicht übersehen, Fracking Gas, polnische Militärstützpunkte und natürlich die schon benannte "Belebung" des militärisch-industriellen Komplex.

Dann fällt mir noch die Aufwertung der Türkei ein, die aus der Vergrößerung der NATO den maximalen Nutzen zieht, zum Nachteil der Kurden in Schweden und Finnland.
Und sicher ist die Auflistung bei weitem nicht vollständig, so wird von auf bessere Preise wartenden Gastankern berichtet


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Quote[...]  Der Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt hat in den ersten neun Monaten weiter zugelegt und unter dem Strich die Gewinnschwelle erreicht. Der Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 30 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro, wie das im Kleinwerteindex SDAX gelistete Unternehmen im bayerischen Taufkirchen mitteilte. Der bereinigte operative Gewinn (bereinigtes EBITDA) wuchs um mehr als 14 Prozent auf 126 Millionen Euro.

Angesichts neuer Aufträge rund um den Kampfjet Eurofighter und die Fregatte 126 sieht sich Konzernchef Thomas Müller in seiner Geschäftsstrategie bestätigt. So habe Hensoldt mit seinem Multifunktionsradar des Luftabwehrsystems Iris-T SLM den Abwehrkampf der Ukraine gegen die russischen Angreifer unterstützt. Die Hensoldt-Aktie verteuerte sich um 0,7 Prozent.

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Aus: "Hensoldt profitiert vom Rüstungsboom - Gewinnschwelle erreicht" (Der Börsen-Tag, Donnerstag, 10. November 2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/der_boersen_tag/Der-Boersen-Tag-Donnerstag-10-November-2022-article23707628.html

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Quote[...] Genf. Im Ukraine-Krieg sind nach jüngsten Zählungen der Vereinten Nationen (UN) bisher knapp 6900 Zivilisten getötet worden. Fast 11.000 unbewaffnete Menschen seien verwundet worden, teilte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) in Genf mit. Unter den Getöteten seien auch 1800 Frauen und etwa 400 Kinder, hieß es.

Die meisten der registrierten zivilen Opfer wurden laut UN durch den Einsatz von explosiven Waffen mit weitreichender Wirkung verursacht, darunter Beschuss durch schwere Artillerie, Mehrfachraketensysteme, Raketen und Luftangriffe. Das OHCHR geht davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen erheblich höher liegen.

Von einigen Orten mit intensiven Kämpfen verzögerten sich die Berichte und müssten teils noch bestätigt werden. Dies gelte zum Beispiel für die Regionen um Mariupol und diverse Orte in der Region Luhansk.

... Der Österreicher Türk betonte, dass auch einzelne Staaten nach dem Weltrechtsprinzip eigene Strafverfahren gegen mutmaßliche Verbrecher einleiten könnten. Ein Gericht in Deutschland habe das Weltrechtsprinzip im Fall von Folter in Syrien angewendet. ,,Die Geschichte lehrt uns, dass die Mühlen der Gerechtigkeit mahlen", unterstrich der Jurist Türk, der sein Amt im Oktober angetreten hatte.

Auf die Frage, ob sich Russlands Präsident Wladimir Putin für seine verbrecherischen Befehle jemals vor einem Gericht werde verantworten müssen, entgegnete Türk, das sei politisch wie rechtlich äußerst kompliziert. ,,Ich will nicht spekulieren, aber so etwas erscheint mir zurzeit nicht realistisch."

Türk erklärte, dass die Strafverfolgungsbehörden der Ukraine derzeit 40.000 mutmaßliche Kriegsverbrechen untersuchten. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte habe bereits 2014 nach der völkerrechtswidrigen Besetzung der Krim durch Russland und dem Beginn der Kämpfe im Osten Ermittler in die Ukraine geschickt.

Seitdem hätten die Ermittler Berichte mit mutmaßlichen Kriegsverbrechen angefertigt. ,,Erst jüngst dokumentierten sie die Tötungen von 441 Zivilisten in drei Regionen während der ersten Monate der Invasion 2022. Es handelte sich um 341 Männer, 72 Frauen, 20 Jungen und acht Mädchen", sagte der Hochkommissar. Die tatsächlichen Zahlen seien wahrscheinlich wesentlich höher.

,,Wir erfassen auch neue Fälle in Teilen der Regionen Charkiw und Cherson, die von den ukrainischen Streitkräften zurückgewonnen wurden", erläuterte er. In einigen hätten russische Soldaten Zivilisten in behelfsmäßigen Gefangenenlagern exekutiert. Andere Zivilisten seien nach Sicherheitskontrollen hingerichtet worden. ,,Eine weitere Kommission des UN-Menschenrechtsrates und des Internationalen Strafgerichtshofs ermitteln in der Ukraine", hielt Türk fest.

RND/dpa/epd


Aus: "Neue Zahlen zu Opfern in der Ukraine: Fast 7000 tote Zivilisten – darunter mehr als 400 Kinder" (28.12.2022)
Quelle: https://www.kn-online.de/politik/neue-zahlen-zu-opfern-in-der-ukraine-fast-7000-tote-zivilisten-darunter-mehr-als-400-kinder-NBOE4TZKD3GKZHVKML47HLZTSE.html

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Quote[...] ... Putins Rede am Dienstag, die Reden westlicher Politiker, allen voran die von US-Präsident Joe Biden: Auf beiden Seiten wird das Säbelrasseln lauter. Alle setzen auf einen Sieg auf dem Schlachtfeld. Doch der ist derzeit weder für Russland noch für die Ukraine in Sicht.

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Aus: "Das Säbelrasseln zwischen Russland und den USA wird lauter" Aus einem Kommentar von Jo Angerer (21. Februar 2023)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000143789086/das-saebelrasseln-zwischen-russland-und-usa-wird-lauter


QuoteKamiikatze

"Damit das Blutvergießen einmal zu Ende gehen kann, müssen beide Seiten zu gewissen Kompromissen bereit sein."
Mein Kompromiss wäre: Russland muss alle besetzten Gebiete abtreten und bekommt dafür eine faire Verhandlung vor Gericht.


QuotePat Thetic

So schwierig es auch aussieht, sind doch Dialog und Diplomatie gefragt, müssen die Außenpolitiker ihren Job tun. Damit das Blutvergießen einmal zu Ende gehen kann, müssen beide Seiten zu gewissen Kompromissen bereit sein. So weh das auch tut. (Jo Angerer, 21.2.2023)

Fragen an Jo Angerer:
a) Gilt das Völkerrecht?
b) Zu welchem Kompromiss, der das Völkerrecht wahrt, ist Russland bereit?
c) Kann man Leuten wie Lawrow oder Putin noch glauben, nachdem sie mehrfach bewiesen haben, dass ihnen Verträge nichts bedeuten?

Würden Sie über diese doch recht simplen Fragen nachdenken, würden Sie sehen, dass sich Ihr Apell in Luft auflöst.


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Quote[...] Vor allem Polen und die baltischen Staaten hatten, seit sie 2004 der Union beigetreten waren, vor einem allzu engem Umgang mit Russland gewarnt. Der Angriff auf die Ukraine hat ihnen auf tragische Weise recht gegeben – und den Westen blamiert. Die Moral hat die Seite gewechselt; vor allem Deutschland und Frankreich, die Moskau stets besonders nahe standen, haben viel politisches Kapital in der EU verspielt. ...

Der tschechische Schriftsteller Milan Kundera hat 1983, vor fast 40 Jahren, einen großen Essay geschrieben, der nun erneut Furore macht. Die Tragödie Zentraleuropas handelt vom Selbstverständnis der Polen, Tschechen oder Ungarn, die sich auch unter kommunistischer Besatzung als Teil des westlichen Europas sahen: als Erben einer mehr als tausend Jahre alten gemeinsamen Geschichte, die im römischen Christentum wurzelt. Die Tragödie dieser Länder, schrieb Kundera damals, sei es, dass sie "von der Landkarte des Westens verschwunden sind".

Das änderte sich zwar mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989, doch die Tragödie setzte sich unter veränderten Vorzeichen fort. Die meisten mittel- und osteuropäischen Länder traten der EU bei, aber ihre Geschichten und Erfahrungen, ihre Träume und Albträume blieben außen vor. Nicht zuletzt ihre Erfahrungen mit Russland, die unterschiedlich waren.

...


Aus: "Wenn die Moral nach Osten wandert" Aus einer Kolumne von Matthias Krupa (22. Februar 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/2023-02/eu-osteuropa-joe-biden-polen-ukraine-5vor8

QuoteHerrschmeisshirnvomhimmel #1

Ist Serbien nicht auf der Seite Russlands?


QuoteMatthias N #1.1

So wie auch Ungarn.


QuoteFelikx Krull #14

Die polnische Einschätzung Russlands und die der baltischen Staaten war realistischer als die der deutschen Regierungen und (soweit ich das beurteilen kann) Frankreichs. Das ist auch Richtschnur für das Handeln gegenüber der Ukraine und Russland. Dieser Kompass fehlt Teilen der SPD, großen Teilen der Linken und dem überwiegenden Teil der AgD. ...


QuoteVorschau #15

Wenn man die Aufnahme von Flüchtenden nach Herkunft, Hautfarbe und Religion als top-moralisch empfindet, ist Polen in jedem Fall ganz vorn dabei, zweifellos.


QuoteIchMachMirDieWeltWieSieMirGefällt #17

So ist das in der Geopolitik. Da wird mal schnell aus einem Terroristen ein Freiheitskämpfer und umgekehrt. Wie es eben einem gerade so passt.


QuotePro-Leser #23

Komplett irrelevante Analyse. Moral war schon immer drittrangig und wird nur nach vorn geschoben, wenn es schön aussieht.
Was sich nach Osten verschoben hat, ist nicht der moralische Führungsanspruch sondern die Bedrohungslage.
Und die ,,deutsch-französische Achse" ist in einer EU mit 27 Mitgliedern eh anachronistisch und anmaßend.


Quotenicola.maus #29

Die osteuropäischen Staaten waren nun einmal sehr viel klarsichtiger als andere europäische Staaten, insbesondere Deutschland.
Es steht ihnen also durchaus zu, auch jetzt mehr politische Bedeutung zu erhalten. ...


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Quote[...] Neben der direkten Waffenhilfe für die Ukraine hat in den letzten Monaten die militärische Ausbildungshilfe zunehmend an Bedeutung gewonnen. Längst geht es nicht mehr nur darum, die Empfänger*innen der Waffen für deren Nutzung zu schulen. Sowohl die Europäische Union als auch Großbritannien und die USA sind zwischen Herbst 2022 und Anfang 2023 dazu übergegangen ganze Kampfverbände in europäischen Staaten auszubilden. Von dort aus ziehen die ukrainischen Truppen dann frisch geschult und ausgerüstet wieder in die Kriegsgebiete in der Südostukraine. Das dafür nötige Training tausender ukrainischer Soldat*innen findet auch an diversen Militärstandorten in Deutschland statt – direkt vor unseren Haustüren. ...


"IMI-Analyse 2023/07: Trainings-Hub Deutschland - Ausbildung ukrainischer Soldat*innen vor unseren Haustüren" Martin Kirsch (21. Februar 2023)
Quelle: https://www.imi-online.de/2023/02/21/trainings-hub-deutschland/

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Quote[...]  [Dr. Thomas Mueller arbeitet an der Universität Bielefeld  ... Der Politikwissenschaftler ... ist Akademischer Oberrat an der Fakultät für Soziologie. Seine Forschungsschwerpunkte sind neben Narrativen weltpolitischen Wandels die Rolle von Großmächten in der Weltpolitik seit dem 18. Jahrhundert sowie Prozesse der Quantifizierung in der globalen Sicherheitspolitik.]:

... Es stellt sich [ ] immer auch die Frage, wie man internationale Geschichte erzählen möchte. ... Um ein paar Beispiele zu geben: Bundeskanzler Olaf Scholz nutzt den Begriff [Zeitenwende], um damit den starken politischen Wandel bei den Themen Bundeswehr, Waffenlieferungen und Energiepolitik zu legitimieren. In Deutschland existierte seit dem Kalten Krieg das Narrativ, dass die Welt besser und demokratischer wird und Russland ein Partner ist. Wirtschaftliche Beziehungen waren für große Teile der deutschen Politik wichtiger für Weltpolitik als militärische Macht. Wenn wir dieser Erzählung folgen, ist dieser Krieg ein Moment des Erwachens. In den USA hingegen war die politische Debatte in der letzten Dekade geprägt von der These, dass die Welt sich wieder in eine Ära des Wettbewerbs der Großmächte bewegt, mit mehr Spannungen und Konflikten zwischen den mächtigsten Staaten. Ein Krieg wie der in der Ukraine markiert dann keine Zeitenwende, sondern ist Bestätigung dieser These. Russland und China wiederum beurteilen die vergangenen 30 Jahre als zu stark vom Westen geprägt. Demnach habe dieser mit Druck und Gewalt seine eigene Ordnungsvorstellung der Welt durchgesetzt. Nun bewegt sich die Welt wieder Richtung Multipolarität mit mehreren Staaten von ähnlichem Machtpotenzial. Aus Sicht Russlands und Chinas eine gute Entwicklung, da sich ein Gleichgewicht der Mächte herstellt. Die Unterstützung der Ukraine durch die USA ist für Russland und China ein Beleg, dass die USA diese Entwicklung verhindern und die eigene Vorherrschaft erhalten möchte. Es gibt also viele verschiedene Deutungen dieses einen Ereignisses, abhängig von Perspektive und Erfahrung. ... Erzählungen schaffen Handlungsräume. Sie lassen bestimmte Handlungsoptionen sinnvoll oder gar notwendig erscheinen und andere als unpassend. Für Scholz ist es ein schwieriger Prozess, weil er mit der Erzählung der Zeitenwende mit der bisherigen Politik und Gewissheiten brechen will. Lange Zeit galt in Deutschland der Grundsatz, dass keine Waffen in Konfliktgebiete geliefert werden. Jetzt ändert sich das. Die Diskussion über die Lieferung von Leopard-Panzern musste sowohl innerhalb der Regierung als auch mit Partnern in Europa und den USA geführt werden. In Deutschland galt als Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg, nie wieder alleine zu handeln und als erstes Land einen militärischen Schritt zu tun. Dass die Bundesregierung anderen den Vortritt lässt, wird im Ausland aber als Zögern ausgelegt, als Unentschlossenheit, als Unvermögen, der Ukraine zu helfen. Das Zögern hat einen weiteren Grund: Alte politische Gewissheiten sind überholt, die Regierenden operieren auf unsicherem Terrain und tasten sich vor. Dieses vorsichtige Neu- und Umorientieren passt aber vermeintlich mit dem Anspruch Deutschlands, eine Führungsrolle in Europa zu spielen, nicht zusammen. Mit einem Artikel in der Zeitschrift Foreign Affairs rechtfertigt Scholz das Agieren der Bundesregierung sogar vor der US-Öffentlichkeit. Er möchte der Wahrnehmung des Zögerns entgegentreten. Gleichzeitig argumentiert er, wie mit dem Wandel umgegangen werden soll: Scholz will zurück zur Weltpolitik vor der ,,Zeitenwende". Er will den von Putin angestoßenen Wandel aufhalten und verhindern, dass Weltpolitik zu stark über die Erzählung eines neuen Kalten Krieges zwischen den USA, Russland und China gedacht wird. Er möchte damit andere Handlungsoptionen offenhalten.

... Die USA sagen: Wir befinden uns im Wettbewerb mit China. Sie rüsten militärisch auf und ändern ihre Wirtschaftspolitik. China agiert ähnlich. Wenn beide diesen Wettbewerb empfinden und entsprechend politisch agieren, wird er stärker. Das ist dann eine selbsterfüllende Prophezeiung.

...


Aus: ",,Alte politische Gewissheiten sind überholt"" Ludmilla Ostermann (22. Februar 2023)
Quelle: https://aktuell.uni-bielefeld.de/2023/02/22/alte-politische-gewissheiten-sind-ueberholt/

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Quote[...] Berlin. Russland wird von der deutschen Bevölkerung inzwischen als mit Abstand größte Bedrohung für den Frieden in der Welt wahrgenommen. Auf die Frage, von welchem Staat wohl in den kommenden Jahren die größte Gefahr ausgehen werde, nannten 82 Prozent der Teilnehmer einer repräsentativen Umfrage Russland. 60 Prozent der Befragten entschieden sich für China. Die Atommacht Nordkorea halten 52 Prozent der Bevölkerung für eine sehr große Bedrohung. Die Befragten konnten aus einer Liste von 14 Staaten mehrere Staaten auswählen sowie zusätzlich andere vorschlagen. Die Ergebnisse des «Sicherheitsreports 2023» stellte das Meinungsforschungsinstitut Allensbach am Dienstag in Berlin gemeinsam mit dem Centrum für Strategie und Höhere Führung vor.

Vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 war die Wahrnehmung noch eine andere gewesen, wie ein Vergleich mit den Ergebnissen früherer Befragungen zeigt. Im Jahr 2021 hatten lediglich 32 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren Russland als größte Bedrohung wahrgenommen. Der Wert für China lag damals bei 46 Prozent. Nordkorea beurteilte eine Mehrheit von 58 Prozent als sehr gefährlich.

Die Ergebnisse des «Sicherheitsreports» zeigen, dass der Blick auf die Großmächte auch mehr als drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung in den verschiedenen Teilen Deutschlands noch sehr unterschiedlich ist. Während jeder Zweite (50 Prozent) in Westdeutschland die USA für einen verlässlichen Bündnispartner hält, gilt das in den neuen Bundesländern nur für etwas mehr als jeden Vierten (26 Prozent). Auch liegt der Wert der Ostdeutschen, die Russland als große Gefahr für den Frieden wahrnehmen, im Osten mit 73 Prozent deutlich niedriger als im Westen, wo 84 Prozent der Befragten diese Auffassung vertreten.

Auch die Bereitschaft, gemäß der Nato-Bündnisverpflichtung im Ernstfall zur Verteidigung eines anderen Nato-Mitgliedsstaats beizutragen, ist im Osten deutlich weniger ausgeprägt als im Westen. 48 Prozent der Deutschen im Westen meinen, Deutschland sollte sich an einem solchen Militäreinsatz beteiligen. Im Osten des Landes hielten das nur 30 Prozent der Befragten für richtig. Bundesweit sprachen sich 45 Prozent der Bevölkerung dafür aus, dass Deutschland seiner Nato-Verpflichtung in einem solchen Fall nachkommen sollte. 35 Prozent der Befragten meinten, man solle sich besser «heraushalten». Jeder Fünfte war in der Frage unentschieden. (dpa)


Aus: "Menschen in Ostdeutschland blicken skeptisch auf USA" (07.02.2023)
Quelle: https://www.freiepresse.de/nachrichten/sachsen/menschen-in-ostdeutschland-blicken-skeptisch-auf-usa-artikel12701901

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Quote[...] Zwei Tage vor dem Jahrestag des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine beraten die USA und die Staaten der Nato-Ostflanke über Sicherheit in der Region. Bei seinem Besuch in Warschau trifft sich US-Präsident Joe Biden am Mittwoch mit Staats- und Regierungschefs des so genannten ,,Bukarest 9"-Formats.

Dazu gehören Polen, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Tschechien, die Slowakei sowie die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen. An dem Treffen nimmt auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg teil.

Vor dem Jahrestag an diesem Freitag setzt sich damit eine Reihe symbolträchtiger Treffen, Reisen und Ansprachen fort. Russland einerseits und die Ukraine und ihre internationalen Unterstützer andererseits wollen damit Siegesgewissheit vermitteln.

Den Angriff vom 24. Februar 2022 hatte der russische Präsident Wladimir Putin befohlen. Er sagte am Dienstag, die ,,militärische Spezialoperation" werde fortgesetzt. So nennt Moskau den Krieg. ,,Schritt für Schritt, sorgfältig und konsequent, werden wir die vor uns liegenden Aufgaben lösen", sagte Putin in Moskau bei seiner Rede an die Nation.

Zum wiederholten Mal gab er dem Westen die Schuld an dem Krieg. Als politische Warnung an den Westen erklärte Putin das letzte große Abkommen über atomare Rüstungskontrolle für ausgesetzt, den ,,New Start"-Vertrag von 2010.

Biden antwortete wenige Stunden später mit einer Ansprache vor dem Königsschloss in Warschau. Er warnte Russland vor einem Angriff auf die Nato und beschwor die Stärke des Verteidigungsbündnisses.

,,Jedes Mitglied der Nato weiß es, und Russland weiß es auch: Ein Angriff gegen einen ist ein Angriff gegen alle. Es ist ein heiliger Eid, jeden Zoll Nato-Gebiet zu verteidigen", sagte der US-Präsident. Auch die Unterstützung für die Ukraine werde nicht wanken. ,,Die Nato wird nicht gespalten, und wir werden nicht müde", sagte Biden. Er kündigte neue Sanktionen gegen Russland an.

Schon am Montag war Biden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ins Kriegsgebiet nach Kiew gefahren. Dort sicherte er dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj die andauernde Unterstützung der USA zu.

Der polnische Staatschef Andrzej Duda dankte Biden bei einem Gespräch am Dienstag in Warschau für den Besuch in Kiew. Das habe die Moral der ukrainischen Verteidiger gestärkt. ,,Aber es war auch eine bemerkenswerte Geste gegenüber unseren Verbündeten in der Nato und den Menschen, die auf der Seite der freien Welt stehen", sagte Duda.

Der polnische Präsident unterstrich, wie wichtig die Anwesenheit von US-Truppen für die Sicherheit seines Landes sei. In dem östlichen Nato- und EU-Mitgliedsland stehen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Washington bereits etwa 11.000 US-Soldaten, die meisten auf Rotationsbasis. Die Regierung in Warschau hofft auf noch mehr US-amerikanische Militärpräsenz.

Biden dankte Polen dafür, dass es die Ukraine so tatkräftig unterstütze. Kein anderes Land hat so viele Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen wie Polen. Es leistet nicht nur selber Militärhilfe, auch ein Großteil der Rüstungslieferungen anderer Länder für die Ukraine werden auf polnischem Gebiet umgeschlagen.

Das gibt Warschau eine Art Führungsrolle an der Nato-Ostflanke. Dudas außenpolitischer Berater Marcin Przydacz sagte vor dem Treffen am Mittwoch: ,,Dass heute auf Einladung von Präsident Andrezej Duda acht Führer dieser Region und der Nato-Generalsekretär anreisen, zeigt dass Warschau in gewissem Sinn Zentrum der Diskussion über Sicherheit in dieser Region ist."

Die Nato und die USA haben schon nach 2014 die Ostflanke gestärkt, als Russland sich die ukrainische Halbinsel Krim einverleibte und den Krieg im Osten der Ukraine begann.

Mit der großangelegten Invasion in die Ukraine vor einem Jahr haben sich die Befürchtungen der Länder in Mittelosteuropa nur verstärkt. Sie zählen zu den entschiedensten Unterstützern der Ukraine. Eine Ausnahme ist Ungarn, das unter Ministerpräsident Viktor Orban weiter enge Kontakte nach Moskau hat. (dpa)


Aus: "Gespräche mit Staaten an der Ostflanke: Biden beteuert ,,heiligen Eid, jeden Zoll Nato-Gebiet zu verteidigen"" (22.02.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/gesprache-mit-staaten-an-der-ostflanke-biden-beteuert-heiligen-eid-jeden-zoll-nato-gebiet-zu-verteidigen-9391715.html

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Quote[...] Putin wiederholte in seiner Rede zahlreiche Behauptungen der russischen Kriegspropaganda. Unter anderem bezeichnete er die ukrainische Regierung erneut als "Neonaziregime". Diesem habe der Westen Schützenhilfe geleistet und es dazu "angestachelt", "Terrorangriffe im Donbass" zu begehen. Der Westen sei schuld am Ukraine-Krieg, sagte Putin. "Sie haben den Krieg begonnen. Und wir setzen Gewalt ein, um ihn zu beenden."

Ziel des Westens sei es, Russland "ein für alle Mal zu erledigen", sagte Putin. Der Westen habe nicht nur einen militärischen Konflikt gegen Russland angezettelt, sondern auch einen "Wirtschaftskrieg". Die Sanktionen wirkten sich aber nicht so gravierend auf die russische Wirtschaft aus, wie von den westlichen Staaten erhofft. "Der Westen bekämpft uns an der Wirtschaftsfront. (...) Der Westen hat unser Gold und unsere Devisenreserven gestohlen", sagte der Präsident. "Aber ihre Rechnung ist nicht aufgegangen."

Die Verantwortung für die Eskalation des Kriegs liege bei den "westlichen Eliten". Er prangerte "Geldflüsse aus dem Westen" in den Krieg an und drohte zugleich: "Es ist unmöglich, unser Land auf dem Schlachtfeld zu besiegen." Seine Offensive in der Ukraine werde Russland "sorgfältig und systematisch" fortsetzen. Den Familien getöteter Soldaten und Kriegsveteranen versprach Putin finanzielle Unterstützung. Zu diesem Zweck werde ein staatlicher Sonderfonds eingerichtet.

Russland werde überdies die annektierten Gebiete wieder aufbauen und dort auch neue Arbeitsplätze schaffen. Es werde auch neue, große Programme für die Entwicklung der vier "neuen Subjekte" geben, sagte Putin unter lang anhaltendem Applaus. Bisher kontrolliert Russland allerdings nur einen Teil der Regionen Saporischschja, Cherson, Luhansk und Donezk, deren völkerrechtswidrige Angliederung an Russland Putin im vergangenen Jahr verkündet hatte.

Die Ukraine zeigte sich nach Putins Rede siegessicher. Das ukrainische Militär werde die russischen Soldaten "aus der Ukraine vertreiben" und die Verantwortlichen für den Krieg zur Rechenschaft zu ziehen, sagte der Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Andrij Jermak. Die Russen steckten "strategisch in einer Sackgasse".

Der russische Staatschef hält traditionell jedes Jahr eine Rede zur Lage der Nation vor den russischen Abgeordneten. Im vergangenen Jahr ist die Rede abgesagt worden – wegen der "hohen Dynamik der Ereignisse". In diesem Jahr fällt die Rede fast mit dem Jahrestag des Kriegs zusammen, der am 24. Februar 2022 mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine begonnen hat.         

Nach Putins Rede wies Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg die Anschuldigungen von sich. "Niemand greift Russland an, Russland ist der Aggressor", sagte er bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba und dem EU-Vertreter für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, in Brüssel. Putin habe klargemacht, dass er "einen fortgesetzten Krieg vorbereiten" wolle.

Stoltenberg appellierte auch an Putin, New Start nicht auszusetzen. Er rief den russischen Präsidenten auf, "seine Entscheidung zu überdenken und geltende Verträge zu achten".

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Aus: "Wladimir Putin will letzten großen Abrüstungsvertrag aussetzen" (21. Februar 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-02/wladimir-putin-rede-lage-nation-vorwuerfe-westen

QuoteDer Blonde #4

Putin gehört zu den Menschen, bei denen man nachprüfen muss ob es draußen hell ist, wenn die einem einen ,,Guten Morgen" wünschen.
Diese Rede kann er sich also sparen, das ganze ist nichts weiter als Politzirkus und das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt wurde.


QuoteSirPete #5.1

Natürlich ist er zurechnungsfähig. Er macht genau das was er als skrupelloser Diktator machen muss um seine Macht zu erhalten: Märchen erzählen. Glaube Sie er wird jetzt Fehler zugeben oder ähnliches? ...


QuoteSimonPhoenix42 #5.2

"Der Mann ist definitiv nicht zurechnungsfähig..."

Was soll er denn machen? Nach 200.000 toten und verwundeten russischen Soldaten, eingefrorenen Konten in XXX Milliardenhöhe, dem Einsatz von Söldnern, der offensichtlichen mangelhaften militärischen Führung sowie der fast vollständigen Isolation Russlands, einfach sagen: "Da habe ich wohl Mist gebaut!" ?

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QuoteHarmlos01 #6

Wäre die Ukraine eine Marionette des Westens, dann hätte Russland schon lange gewonnen. Dann würden die Ukrainer nicht so hart kämpfen.
Jeder Versuch, eine lokale Armee durch den Westen auszurüsten ist an mangelnder Motivation gescheitert. Hier wird ein gewachsener Widerstand unterstützt.


QuoteDemokrat. #7

Ich frage mich, ob Putin inwendig selbst glaubt, was er sagt. Ob das eine Schutzargumentation des professionellen KGBlers ist oder ob er psychiatrisch paranoid ist. ...


QuoteLysander42 #7.2

Aus meiner Sicht ist es bedeutungslos, ob Putin inhaltlich glaubt, was er sagt.
Aber er ist zweifellos fest davon überzeugt, dass er mit dieser Art von Rede das russische Volk "bei der Stange" halten kann.
Damit sie nicht murren, wenn immer mehr ihrer Söhne und Ehemänner in Zinksärgen nach Hause kommen.
Und in diesem Punkt könnte Putin so Recht haben...


QuoteDarmgeräusch #7.3

Putin hat einen großen Stab von Redeschreibern hinter sich. Da wird jedes Wort und jede Aussage sorgfältig formuliert. Die Reden fußen selbstverständlich auf Vorgaben von Putin und seinem Stab. Ob er den Inhalt selbst glaubt ist, meiner Meinung nach, nicht wahrscheinlich. Die Reden sollen nur eine Innen-und Aussenwirkung entfalten. Mit der Realität haben sie nichts zu tun.


QuoteHanayagi #8

""Sie haben den Krieg begonnen. Und wir setzen Gewalt ein, um ihn zu beenden", sagte Putin vor beiden Kammern des Parlaments in Moskau."
"Vorwärtsverteidigung" a la Putin. Naja, Propaganda halt. Wer's glauben will glaubt's und alle anderen wenden sich angewidert ab.


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Quote[...] Packer: Joe Biden kam schnell nach seiner Amtsübernahme nach Europa und sagte: Wir sind zurück! An eurer Stelle hätte ich gedacht: Na ja, schauen wir mal, für wie lange. Und was heißt das überhaupt, wir sind zurück? Der Rückzug aus Afghanistan im Sommer 2021 war ein spektakuläres Versagen, moralisch und organisatorisch. Keiner hat sich mit den Nato-Partnern abgestimmt, die Afghanen wurden im Stich gelassen. Mal wollen wir der ganzen Welt Demokratie und Freiheit bringen, dann wieder wollen wir uns lieber um uns selbst kümmern. Damals sah es so aus, als würde Joe Biden wieder eine Periode des Rückzugs aus der Weltpolitik einleiten. Am 24. Februar 2022, als Russland die Ukraine angegriffen hat, sind wir dann in Nullkommanichts von "Was geht uns das an?" zu "Wir müssen mehr tun!" übergegangen.

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ZEIT ONLINE: Der Krieg ändert, wie die Welt Amerika sieht. Ändert er auch, wie sich Amerika sieht? Schafft er so etwas wie ein gemeinsames Ziel, über die politischen Lager hinweg?

Packer: Für die meisten Amerikaner ist die Ukraine sehr weit weg, auch weil hier keine amerikanischen Soldaten eingesetzt sind. Es scheint paradox: Wir sind die größten Unterstützer der Ukraine mit Waffen, aber der Krieg ist in unserer Politik kein entscheidendes Thema. Noch sind sich die Lager im Kongress einig über die Unterstützung. Als Selenskyj Washington im Dezember besucht hat, gab es zwar krasse Bekundungen der Verachtung aus den Reihen der Trumpisten für ihn. Doch der Kongress verabschiedete danach das bisher umfangreichste Hilfspaket. Es gibt immer noch genügend Republikaner, die nicht auf America first setzen und eine internationale Rolle für die USA sehen.

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ZEIT ONLINE: Was sieht Amerika in diesem Krieg? Warum gibt es diese allgemeine Zustimmung?

Packer: Mit dem Geist des Widerstands, den die Ukrainer zeigen, fühlen sich Amerikaner instinktiv verbunden. Das ist wichtiger als geopolitische Fragen oder die Sorge um die freiheitliche Weltordnung – ein Begriff, den sowieso kein normaler Mensch benutzt. Ich habe in der Ukraine amerikanische Veteranen gefragt, warum sie dort kämpfen. Die Antworten waren immer ähnlich: Ich konnte einfach nicht zusehen, wie Russland dieses Land zerstört. Das ist ein Reflex, den man auch beobachten kann, wenn ein Hurrikan Florida verwüstet hat.

ZEIT ONLINE: Sie haben die Ukraine bereist, und über das intensive Gefühl der Ukrainer für ihr Land geschrieben – fast als hätten Sie dort etwas gesehen, das in den USA heute fehlt.

Packer: Ich war überrascht, einen Patriotismus vorzufinden, der nicht von oben verordnet ist. Die ukrainische Gesellschaft ist mobilisiert, aber von unten her. Und der Patriotismus, den ich da erfahren habe, richtet sich auch gegen die korrupte, autoritäre Tradition des eigenen Landes. Das hat mich mit einiger Wehmut erfüllt: Die Werte, für die die Ukraine eintritt, verfallen in Amerika. Dort versucht man gegen extreme Widerstände eine Demokratie aufbauen, während wir in den USA ihrer Zerstörung zuschauen. Darum muss, wie ich finde, die Ukraine als Modell verteidigt werden. Die Alternative zu ihrem Sieg wäre ein Terrorregime mit Konzentrationslagern und Abertausenden von Deportierten. Ich gebrauche eigentlich selten solche Begriffe, aber hier geht darum, das Böse zu stoppen. Eine nackte Machtpolitik im Dienst einer furchtbaren Ideologie nationaler Größe. Und so etwas sagt man eigentlich auch nicht, aber ich finde, da unterscheidet sich Putin nicht von Hitler.

ZEIT ONLINE: Die Lieferung der Kampfpanzer hatte Olaf Scholz an die Bedingung geknüpft, dass Amerika auch welche liefert. Wird die Abhängigkeit der Europäer von den USA in Sicherheitsfragen so nicht verewigt?

Packer: Ich habe das Gefühl, beide Seiten gehen durch manisch-depressive Zyklen. In den Balkankriegen der Neunzigerjahre musste Amerika eingreifen, weil die Europäer auch damals ihren eigenen Kontinent nicht befrieden konnten. Dann hat Amerika sich in zu vielen Kriegen überdehnt und es wuchs die Sehnsucht nach einem Rückzug unter Barack Obama und Donald Trump. Die Europäer erklärten, sie könnten sich auf Amerika nicht mehr verlassen und müssten nun selbst Verantwortung übernehmen. Doch jetzt reihen sie sich wieder hinten ein und Amerika, das gerade erst aus einer depressiven Phase erwacht ist, führt wieder. Die Leopard-Verhandlungen sind das perfekte Beispiel dafür, dass da eine Art transatlantische Co-Abhängigkeit besteht. Am Ende sagen wir: Okay, wir schicken fünf verdammte Panzer. Seid ihr nun zufrieden?

ZEIT ONLINE: Aber warum lässt sich der US-Präsidenten von einem deutschen Kanzler in einen europäischen Panzerkrieg hineinziehen, den er nicht will?

Packer: Ja, richtig, wer führt hier eigentlich wen? Man muss in Europa erkennen, dass die amerikanische Führung ambivalent ist. Wir wollen eigentlich nicht vorangehen, tun es aber doch, weil sonst gar nichts passiert. Ich verstehe die Ängste der Europäer, aber ich halte sie für übertrieben. Und Putin schürt sie bewusst, er kennt eure deutschen Komplexe gut und weiß, welche Knöpfe er drücken muss. Ich sehe das deutsche Engagement für die Ukraine dagegen eher als Fortsetzung der kritischen Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte. Zugespitzt könnte man sagen, das Holocaust-Mahnmal im Zentrum Berlins und die Leopard-Panzer für die ukrainische Selbstverteidigung, das sind Teile des gleichen Projekts. Das ist für viele Deutsche schwer zu akzeptieren. Aber wäre es denn ein Akt des richtigen Geschichtsbewusstseins, zuzusehen, wie die Ukraine von Russland verschluckt wird? ...  In Polen hat Biden gesagt, die Freiheiten, für die die Ukrainer kämpfen, seien die Grundlage der europäischen und amerikanischen Demokratien. Er sagt das nicht bloß so daher, er glaubt das wirklich. ...

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ZEIT ONLINE: Noch mal zu den Chancen der Diplomatie: Sie haben die Biographie des amerikanischen Diplomaten Richard Holbrooke geschrieben, dessen beispiellosem Verhandlungskraftakt das Friedensabkommen von 1995 in Dayton zu verdanken war – und damit das Ende der Kriege auf dem Balkan. Was würde Richard Holbrooke heute tun?

Packer: Damals in den Neunzigern konnte Amerika durch Gewalt und Diplomatie Frieden in Europa durchsetzen. Die bosnischen Serben hatten keine Atomwaffen. Es war auch eine andere Zeit: Holbrooke und der russische Außenminister Lawrow kannten und trauten einander. Russland war damals sogar bereit, eigene Soldaten unter Nato-Kommando als Friedenstruppen in Bosnien bereitzustellen. Das ist heute undenkbar! Das Russland unter Putin ist ein völlig anderer Akteur. Mit Putin kann man derzeit nicht mehr reden. Angela Merkel dachte, sie könnte es, auch Olaf Scholz hat es noch versucht, und dann kam der 24. Februar letzten Jahres. Wir haben es mit einem geopolitischen Konflikt zu tun, der an den Kalten Krieg erinnert. Inklusive der nuklearen Dimension.

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In Europa sehe ich eine interessante Entwicklung. Der Antiamerikanismus, der infolge des Irakkriegs und der Regentschaft Donald Trumps florierte, scheint mir nicht mehr den Geist der europäischen Politik zu bestimmen. Aber die Inder, Brasilianer oder Südafrikaner wollen nicht länger in einer amerikanisch geprägten Weltordnung leben. Der Krieg in der Ukraine hat die tiefe Spaltung zwischen dem Westen und dem Globalen Süden sichtbar gemacht. Für die Europäer, auch für viele Amerikaner ist er das wichtigste Ereignis nach dem 11. September 2001. Der Globale Süden sieht ihn nicht als seinen Krieg, dort stehen die steigenden Energie- und Nahrungspreise im Zentrum.

ZEIT ONLINE: Also rechnen Sie eher nicht mit dem Wiederaufstieg Amerikas zur zentralen Weltmacht?

Packer: Nein, aber die Alternative zur amerikanisch dominierten Ordnung ist keine demokratischere, gerechtere Welt, wie manche gehofft haben. Sie entspricht eher Wladimir Putins Vorstellung, dass die Starken die Schwachen dominieren. Darum darf er nicht gewinnen.



Aus: "George Packer zum Ukraine-Krieg: "Die Werte, für die die Ukraine eintritt, verfallen in Amerika"" Interview: Kerstin Kohlenberg und Jörg Lau (22. Februar 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-02/george-packer-ukraine-krieg-usa/komplettansicht

QuoteHeinz Brause #13

Die Ukraine verteidigt, völlig zu Recht, ihr Territorium. Vielleicht auch das Territorium des restlichen Mitteleuropa (obwohl ich persönlich nicht glaube, dass Putin da noch weitergehende Ambitionen hat).

Die ständig angeführte Behauptung, sie verteidige auch "unsere westlichen Werte" ist angesichts der jüngeren innenpolitischen Vergangenheit der Ukraine bestenfalls irreführend, schlimmstenfalls Märchenstunde.


QuoteFrankFavela #15

Herr Packer ist zwar Journalist und evtl. Schriftsteller, ein Chronist der Geschichte ist er aber nicht. In Europa ist die Gefahr von Rechts doch auch sehr Konkret gegeben. Was kommt nach Macron? Und was nach Scholz? Zumindest in Ungarn, Italien , Österreich, Schweden..... sind extrem Rechts schon Mainstream.....und wenn man die AfD Stimmen betrachtet so lässt sich feststellen: es sind mehr als z.b. NL überhaupt an Wähler hat. Der letzte Satz ist der relevant: eine Postamerikanische Ordnung wir weniger demokratisch sein.


QuoteTaranis #15.1

Dazu sollte man sich aber auch betrachten was in den USA als rechts und links gilt und wie es dort überhaupt mit der Demokratie bestellt ist.
Das ist keine Ausrede für unsere rechten Auswüchse und schon gar nicht der Wunsch amerikanische Verhältnisse hier herbei zu sehnen. Einzig die Behauptung die USA seien das Bollwerk gegen Rechts und ein Hort der Demokratie ist so eher fragwürdig. In fast allen Demokratien nehmen populistische und damit auch autokratische Tendenzen zu. Bei uns ist es auch nicht nur die AfD, die mit Russland, Ungarn und China sympathisiert. Das hat nichts mit der "postamerikanischen Ordnung" zu tun.


QuoteFrankFavela #17

Was mir bei den woken, Pseudo-linken Amerikanern und Europäern fehlt ist die exakte Analyse der eigenen geschichtlichen Position. Denn: Putin weiss es, Orban weiss es, und Merkel hat es Selbst gesagt: die Ukraine war in weiten teilen ihrer Geschichte von kolonialen Nachbarn besetzt und wurde ausgebeutet: von Polen-Litauen, von Preußen, von Rußland und Österreich-Ungarn. Daher rührt nach meiner überzeugung der Unwille die Ukraine zu 100% als Rechtssubjekt zu betrachten, statt als potentielle Beute. Dieser Krieg ist das Produkt fehlender Reflexion und des mangelnden Unrechtsbewußtsein. Gerade auch in Deutschlan und Österreich-Ungarn.


Quotesugarvision #18

Ja, Putins Überfall auf die Ukraine war ein außerordentlicher Glücksfall für die USA und die Allianz.


QuoteJoern.R #19

Das Engagement der USA ist ein Sicherheitstärkendes, kein Demokratiestärkendes. Rußland ist bei Weitem nicht der einzige Staat weltweit, in dem eine liberal-demokratisch geprägte innere Verfaßtheit nicht existiert, in manchen nicht einmal (nur ein Beispiel, die Demokratischen Republik Kongo) eine zentrale Ordnungsmacht vorhanden ist. Nicht einmal in seinem eigenen Land vermag Packer einen großen Einfluß im Sinne einer demokratischen Stärkung zu erkennen. Dieser Ansatz erinnert an die National Security Strategy von 2002 (Bush-Doktrin) , welche (vordergründig) zum Ziel den "Export" von Demokratie und Menschenrechten zum Ziel hatte, hintergründig aber die unreflektierte Durchsetzung von US-Interessen, siehe etwa Irak 2003 - Öl. Demokratische Strukturen lassen sich nicht exportieren und installieren wie eine Maschine, sie müssen auf dem Willen der jeweiligen Gesellschaft eines entsprechenden Aufbaus beruhen, gelernt werden.

Warum wohl sieht der Globale Süden den Krieg nicht als den Seinigen an? Weil der Globale Norden unter der finanziell-ökonomischen Führung von in Hauptsache den USA und China nicht an einer Egalität, nicht an gleichen Möglichkeiten und Chancen für beide Komplexe interessiert ist. Letzerer klar dominierende Attitüden durchsetzt, wiederherum in der Bush-Doktrin "Marktwirtschaft" genannt, de facto damit die globale Dominanz weniger Oligopole - was dann als Markt verkauft wird - und zwischen ungleichen Partnern nicht möglich seiender "Freihandel".


QuoteMenzelMicK #22

Dass die USA eine Großmacht sind bedarf keines weiteren Beweises, dass sie allerdings eine globale Führungsmacht sind, ist völlig absurd.
Die Unterordnung unter das US-Diktat wird von der Mehrheit der Weltbevölkerung abgelehnt, die Hegemonialpolitik der USA wird gehasst.
Die USA sind keine Friedensmacht, sondern eine Kriegsmacht, die Not und Elend über zahlreiche Länder gebracht hat. Die Liste der Schandtaten der USA ist ziemlich lang.
Europa wird als gefährliche Konkurrenz gesehen, insbesondere mit der Rohstoffquelle Russland und den engen Handelsbeziehungen zu China. Da muss ein Krieg her, mitten in Europa, denke ich...


QuoteMartin Köster #27

Schönes Interview mit Herrn Packer, der ziemlich erfrischend und klar aus US-amerikanischer Perspektive das transatlantische Verhältnis beschreibt, und dabei mit Eigenkritik nicht spart.
Man mag sich gar nicht vorstellen, worüber wir heute diskutieren würden, wenn nicht Joe Biden im Oval Office sitzen würde, sondern Donald Trump, während Putins Barbaren in der Ukraine wüten. ...


QuoteHannes1854 #28

Das ganze Geschwafel von Verantwortung tragen, Demokrati verteidigen (in Afghanistan??), für die Freiheit einstehen usw, ist doch alles schlecht kaschierter globaler Machtkampf. Dieser amerikanische Patriotismus ist doch nur eine Form von Faschismus. Glaubt hier wirklich einer, dass der latente Rassismus in den USA plötzlich am Verschwinden ist, nur weil man Artillerigeschosse in die Ukraina schickt? Das Machtzentrum in den USA ist nicht gerade der Präsident. Das liegt woanders, daher spielt es eine eher untergeordnete Rolle wer gerade das Amt ausübt.


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Quote[...] Bis zum Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine galt Russland Teilen der Linken weltweit als globale Friedensmacht. Putin war in dieser Erzählung eine Art Fahnenträger des Kampfs gegen den US-amerikanischen Imperialismus und die NATO. Mit einem starken Staat und angeblich starken Gewerkschaftsbewegungen habe Russland demnach außerdem gegen den neoliberalen Mainstream und die Vormacht der globalen Konzerne gekämpft. Nicht selten wurde Russland so als ein Gegenentwurf zur imperialistischen, militaristischen und kapitalistischen Grundordnung des Westens verstanden.

Mit dem 24. Februar 2022 scheint sich unter vielen linken Bewegungen weltweit ein Umdenken abzuzeichnen. Auch die deutsche Partei Die Linke hat den russischen Angriff auf die Ukraine ,,aufs Schärfste" verurteilt. An dem klaren Nein zu Waffenlieferungen wird gerüttelt. Gleichzeitig fordern Bundestagsabgeordnete wie Klaus Ernst das Ende der Sanktionen, Sahra Wagenknecht wittert einen ,,beispiellosen Wirtschaftskrieg" gegen Russland, während andere zu Verhandlungen aufrufen – ohne jedoch an Russland zu appellieren, seine Truppen zurückzuziehen.

Viele Linke weltweit würden immer noch einem verzerrten Russland-Bild anhängen, kritisiert der ukrainische Sozialist Taras Bilous. ... Im Interview mit Meduza kritisiert Bilous Klischees über Russland und die Ukraine im Westen und ruft zu einem Kampf für eine ,,Demokratisierung der Weltordnung" auf.


... Die russischen Polittechnologen, die die Wahlen in der Ukraine vor Ort beobachtet haben, dachten, sie hätten unsere Politik verstanden – zumindest die, die vor Selensky da war; seit seiner Präsidentschaft hat sich vieles verändert. Das ist wohl eine der schwerwiegendsten Fehlkalkulationen von Putins Leuten. Sie haben das Mobilisierungspotential der ukrainischen Gesellschaft stark unterschätzt, darunter das der Freiwilligen-Organisationen, die seit Beginn des Krieges [2014] gegründet wurden. Ja, ein Teil von ihnen ging aus bereits bestehenden zivilgesellschaftlichen Institutionen hervor, aber viele wurden quasi von Null auf von einfachen Menschen und regionalen Leadern aufgebaut, die davor überhaupt nichts mit Politik zu tun hatten. Das haben die russischen Polittechnologen nicht kapiert.

... In Diskussionen mit westlichen Linken höre ich oft das Argument, dass die NATO während des Kalten Krieges die Ultrarechten unterstützt und benutzt hätte. Aber der Kalte Krieg ist seit 30 Jahren vorbei, und gerade das Beispiel, dass sich die USA in Syrien mit den sozialistischen syrischen Kurden verbündet haben und nicht mit irgendwelchen anderen Kräften, zeigt meiner Meinung nach, wie weit sich die US-amerikanische Außenpolitik mittlerweile von der Logik des Kalten Kriegs entfernt hat. Gleichzeitig ignorieren diese Linken die Tatsache, dass es in den letzten Jahrzehnten vor allem Russland war, das die rechtsextremen Parteien in Europa unterstützt hat.   

... Die westlichen Linken kritisieren an der Ukraine zum Beispiel oft den politischen Einfluss der Oligarchen. Aber was für praktische Schlüsse ziehen sie daraus? Ich weiß selbst sehr gut, dass in der Ukraine eine schlechte Regierung mit einer neoliberalen Politik an der Macht ist. Wir haben vor dem Krieg dagegen gekämpft, wir müssen auch jetzt dagegen kämpfen – etwa, wenn die Arbeitsrechte beschnitten werden sollen. Mir sind viele Defizite der ukrainischen Gesellschaft, der Staatsmacht und der Politik bewusst, aber das heißt ja nicht, dass man die Verteidigung gegen die russische Aggression nicht unterstützen soll.

... Das Schlimmste, was die russische Propaganda anrichtet, ist, dass sie ein verzerrtes Bild der postsowjetischen Realität vermittelt. Dazu haben die westlichen Linken weder eigene Erfahrungen noch Informationsquellen oder ein Verständnis davon, was hier passiert. Und weil sie den Mainstream-Medien nicht vertrauen, landen sie oft bei der russischen Propaganda als Hauptinformationsquelle.

Doch die westlichen Linken brauchen kein Russia Today, um den amerikanischen Imperialismus, die Hegemonie, die unipolare Welt und die NATO abzulehnen. Sie haben genug eigene Gründe dafür. Die ältere Generation hat oft schon zur Zeit des Kalten Krieges an den Protesten gegen den Vietnamkrieg oder andere Operationen der USA teilgenommen, die jüngere hat sich angesichts des Irak-Kriegs formiert. Wobei viele die Idee einer multipolaren Welt ganz unkritisch sehen, anstatt sich zu überlegen, wie man die Weltordnung demokratisieren könnte. Für sie wird ihre NATO-Gegnerschaft einfach zu einem Teil ihrer Identität, statt dass sie ein konkretes politisches Problem angehen und im Rahmen einer linken Strategie zu lösen versuchen. Sogar die, die die Ukraine und Waffenlieferungen einhellig unterstützen, unterscheiden sich manchmal nur dadurch, dass sie für die Auflösung unterschiedlicher militärischer Allianzen eintreten, unter anderem der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS).

Na gut, angenommen, man löst die NATO auf und auch die OVKS, was ist dann eine Alternative in der internationalen Politik und wie verhindert man dann, dass die starken Staaten den schwächeren ihren Willen aufzwingen?

... Wir brauchen keine multipolare Welt und keine Konfrontation zweier imperialistischer Blöcke. Wir müssen für eine allgemeine Demokratisierung der Weltordnung kämpfen, und dafür kann man Widersprüche zwischen verschiedenen Ländern nutzen. Aber eine multipolare Welt, in der jeder imperialistische Staat seine Einflusssphäre hat und seine imperialistische Politik fährt – das ist eine Rückkehr ins 19. Jahrhundert. Das kann uns wirklich gestohlen bleiben.   

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Aus: "Meduza: ,,Die westlichen Linken verstehen nicht, was hier passiert""
(Original 22.08.2022 von Alexej Kowaljow , Taras Bilous — Übersetzung (gekürzt) 12.10.2022 von Jennie Seitz , Ruth Altenhofer)
Quelle: https://www.dekoder.org/de/article/bilous-linke-westen-russland-ukraine-klischees


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Grosny/Kiew – Kaum aus dem Ukraine-Krieg und aus gegnerischer Gefangenschaft heimgekehrt, sollen tschetschenische Soldaten prompt wieder zurück an die Front. So wünscht es zumindest Ramsan Kadyrow, Führer der autonomen Republik im Nordkaukasus. Kadyrow, auch ,,Putins Bluthund" genannt, will sich einem Bericht des russischen Nachrichtenportals Meduza nicht einmal mit seinen zurückgekehrten Kämpfern treffen.

Vielmehr müssten diese sich gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin weiter ,,beweisen", wie Kadyrow am Sonntag (16. April) auf seinem Telegram-Kanal schrieb. ,,Ich glaube, dass ein tschetschenischer Soldat keinen Grund haben sollte, gefangen genommen zu werden", schrieb der Tschetschenen-Führer. Nun müssten die Männer zeigen, dass sie den Kampf nicht vermieden hätten.

... ,,Es mag verschiedene Entschuldigungen geben, aber in jedem Fall muss der Soldat beweisen, dass er keine andere Wahl hatte. Und um dies zu beweisen, muss er an die Frontlinie zurückkehren", hieß es weiter. Es stehe nicht nur das Leben der einzelnen Soldaten, sondern auch ,,die Ehre der gesamten Einheit, des gesamten Regiments" auf dem Spiel.

Weiter merkte das Tschetschenien-Oberhaupt an, dass ,,Gefangenschaft kein Verbrechen ist" und die tschetschenischen Behörden ,,froh sind, dass die Kämpfer überlebt haben". Doch jetzt hätten die Männer die Chance, zu beweisen, ,,dass der Eid, die Pflicht und die Ehre an erster Stelle stehen". (nak)


Aus: "Kadyrow schickt Kriegsrückkehrer wieder an die Front: ,,Ehre steht an erster Stelle"" Nail Akkoyun (18.04.2023)
Quelle: https://www.fr.de/politik/ukraine-krieg-tschetschenien-kadyrow-soldaten-putins-bluthund-russland-grosny-news-92217901.html

QuoteHans-Joachim Elflein

    ,,Ehre steht an erster Stelle"

Warum kommt dieser Typ nicht gleich mit Sprüchen wie "Моя честь это верность / Meine Ehre heißt Treue"? War zwar der "Wahlspruch" der SS, aber gerade das passt doch zu Leuten wie dem.


QuoteJochen Hans-Joachim Elflein

... Begriffe wie "Ehre" und Gott" werden dann immer aus der Schublade geholt, wenn man seine eigenen Verbrechen legitimieren will.


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Quote... eliminieren ... ,,säubern" ...

Quote[...] Bachmut - Es sind schockierende Geständnisse. Wladimir Osechkin, der Gründer von Gulag.net, hat Aufnahmen von Gesprächen mit zwei ehemaligen russischen Gefangenen veröffentlicht. Diese hatten als Kommandeure des paramilitärischen Kartells der Wagner-Gruppe in der Ukraine gekämpft. In den Gesprächen beschreiben Azamat Uldarow und Alexei Sawitschew viele Gräueltaten, die sie gegen Zivilisten und andere Söldner begangen haben sollen, berichtet das unabhängige Medium Meduza.

Es gibt jedoch keine unabhängigen Beweise dafür, dass die von ihnen beschriebenen Ereignisse tatsächlich stattgefunden haben. Sawitschew gestand zahlreiche Tötungen. Unter anderem gab er den Befehl, zur Hinrichtung von 70 gefangenen Rekruten. Diese hatten sich geweigert, auf dem Schlachtfeld Befehle zu befolgen. Uldarow erzählte, dass er Kinder ermordet hat und dass ihm und seinen Männern befohlen wurde, jeden zu eliminieren.

Uldarow sagte: ,,Sie weint, sie ist ein kleines Kind, weißt du. Fünf, vielleicht sechs Jahre alt. Und ich habe einen tödlichen Schuss abgegeben. Weißt du, ich durfte niemanden entkommen lassen. Nicht einen." Vorgesetzte hätten ihnen die Befehle erteilt, so Uldarow. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin habe selbst gesagt: ,,Lasst niemanden entkommen."

Sawitschew gestand, dass er im Januar dieses Jahres in Bachmut den Befehl gegeben habe, mehr als zwei Dutzend Granaten in eine mit toten und verwundeten Ukrainern und Russen gefüllte Grube zu werfen. Darüber hinaus sagt Sawitschew, er habe auf Befehl seiner Vorgesetzten 10 Jugendliche und mehr als 20 unbewaffnete Ukrainer getötet. Außerdem habe er die Anweisung gegeben, ein Wohnhaus zu ,,säubern" und alle darin befindlichen Personen zu töten.

Beide Männer erklärten, dass die Wagner-Gruppe in der Ukraine schwere Verluste erlitten hat und dass Söldner Gefahr laufen, ermordet zu werden, wenn sie mit Journalisten sprechen oder Informationen über Kampfeinsätze preisgeben. Es ist unklar, warum sich die beiden Männer entschieden haben, ihre Geschichten mit Gulag.net zu teilen. Osechkin vermutet, dass Uldarow und Sawitschew mit einem schlechten Gewissen zu kämpfen haben könnten. (mse)


Aus: "Wagner-Söldner schildern Verbrechen: Mord an Kleinkind und Massenhinrichtungen" Moritz Serif (18.04.2023)
Quelle: https://www.fr.de/politik/ukraine-konflikt-krieg-wagner-gruppe-prigoschin-news-92218359.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] STOCKHOLM taz | ,,Wir leben in einer stetig unsicherer gewordenen Welt", kommentiert Nan Tian, Forscher beim Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri, dass die weltweiten Rüstungsausgaben 2022 im achten Jahr in Folge angestiegen sind: ,,Die Staaten stocken ihre militärische Stärke als Reaktion auf eine sich verschlechternde Sicherheitslage weiter auf. Und sie rechnen nicht damit, dass diese Situation sich in naher Zukunft verbessern wird."

Auf 2.240 Milliarden US-Dollar hat Sipri die Militärausgaben der Staaten im vergangenen Jahr beziffert. In seinem ,,Global Military Expenditure"-Rapport, der am Montag veröffentlicht wird, spricht das Stockholmer Institut von einem ,,all time high".

Die fünf Staaten mit den größten Militärbudgets waren 2022 die USA, China, Russland, Indien und Saudi-Arabien, die zusammen für 63 Prozent der weltweiten Rüstungsausgaben standen. Mit einer Steigerung von 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr waren die globalen Ausgaben – inflationsbereinigt – mehr als doppelt so hoch wie vor 25 Jahren.

Schlüsselt man die Steigerungsraten regional auf, lagen West- und Zentraleuropa mit einem Plus von 13 Prozent im Vergleich zu 2021 an der Spitze. Eine derartige Aufrüstungswelle hat es laut Sipri seit den Zeiten des Kalten Kriegs nicht mehr gegeben. Russlands Invasion der Ukraine im Februar vergangenen Jahres habe zwar ,,sicherlich die Entscheidungen zu Militärausgaben beeinflusst", sagt der Sipri-Experte für Militärausgaben und Rüstungsproduktion, Lorenzo Scarazzato. Tatsächlich aber habe der Anstieg schon 2014 begonnen, dem Jahr der Annexion der Krim durch Russland. Viele der ehemaligen Ostblockstaaten hätten seither ihre Verteidigungsausgaben mehr als verdoppelt.

Die Militärausgaben der Ukraine haben laut Sipri im vergangenen Jahr 44 Milliarden Dollar betragen. Vergleichsweise haben sich diese Ausgaben denen von Deutschland (55,8 Mrd. Dollar) oder Frankreich (53,6 Mrd. Dollar) angenähert. Rechne man die der Ukraine von mehr als 20 Staaten geleistete Militärhilfe zusammen von rund 30 Milliarden Dollar dazu, entsprachen die gesamten Aufwendungen für das Militär in der Ukraine nach Sipri-Schätzungen 2022 mehr als vier Fünfteln des russischen Militärbudgets, des weltweit drittgrößtem.

Nicht nur mit der Steigerungsrate von 640 Prozent gegenüber dem Vorjahr oder 1.661 Prozent gegenüber 2013 verzeichnet die Ukraine den höchsten Anstieg von Rüstungsausgaben, den Sipri in seiner 57-jährigen Geschichte je errechnet hat, sondern auch was die Belastung der Wirtschaft des Landes durch diese Ausgaben angeht: Der Anteil der Militärausgaben am Bruttoinlandsprodukt der Ukraine schnellte demnach von 3,2 Prozent 2021 auf 34 Prozent im Jahr 2022 hoch.

Auch in Russland habe die Invasion wohl ,,deutlich mehr Kosten verursacht, als man in Moskau vorhergesehen habe", vermutet Lucie Béraud-Sudreau, die Direktorin des Militärausgabenprogramms von Sipri. Die Rüstungsausgaben des Landes seien 2022 um 9,2 Prozent auf 86,4 Milliarden Dollar gestiegen, schätzt Sipri.

Zum kräftigen Anstieg der Rüstungsausgaben in Europa trug auch die Nato-Norderweiterung bei. In Vorbereitung auf ihre Mitgliedschaft steigerten Finnland und Schweden ihre Ausgaben für das Militär 2022 signifikant: Finnland um 36 Prozent, Schweden um 12 Prozent.

Für alle Nato-Mitgliedstaaten zusammen berechnete Sipri die Rüstungsausgaben bei einem Plus von 0,9 Prozent im Vergleich zu 2021 auf 1.232 Milliarden Dollar, das sind 55 Prozent der weltweiten Ausgaben. Der Löwenanteil entfällt mit 877 Milliarden Dollar auf die USA.

Neben Europa ist der Indo-Pazifik-Raum die andere Region, in der sich die geopolitischen Spannungen in den höchsten Zuwachsraten der Militärbudgets niederschlagen: Für die Länder Asiens – ohne den Nahen und Mittleren Osten – und Ozeaniens beliefen sich diese Budgets 2022 auf zusammen 575 Milliarden Dollar, ein Viertel der weltweiten Ausgaben.

Rund drei Viertel der Ausgaben in dieser Region entfielen auf drei Staaten: China, Indien und Japan. Chinas Militärausgaben stiegen im 28. Jahr in Folge um diesmal 4,6 Prozent auf 296 Milliarden Dollar, womit Sipri sie nun auf etwa ein Drittel der US-Ausgaben schätzt. In Japan beobachtet Sipri-Forscher Xiao Lian ,,einen tiefgreifenden Wandel seiner Militärpolitik. Die Ausgaben stiegen um 5,9 Prozent und erreichten 46 Milliarden Dollar entsprechend 1,1 Prozent des BIP. Eine Erhöhung auf 2 Prozent bis 2027 sei geplant, als ,,Reaktion auf die zunehmende Bedrohung durch China, Nordkorea und Russland".

Aufgrund der von vielen Ländern – darunter Deutschland – für die kommenden 5 bis 10 Jahre bereits vorgelegten Pläne erwartet Sipri für die nächsten Jahre einen regelrechten Boom bei den Militärausgaben.


Aus: "Neuer Sipri-Bericht zu Militärausgaben: Auf Rekordniveau" Reinhard Wolff (24. 4. 2023)
Quelle: https://taz.de/Neuer-Sipri-Bericht-zu-Militaerausgaben/!5927182/

Quoteuffbasse

Die Aussichten sind düster bis katastrophal. ...


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Trotz des Scheiterns des internationalen Engagements in Afghanistan und der Rückkehr der Taliban an die Macht hat der frühere Außenminister Joschka Fischer (Grüne) die deutsche Entscheidung für den Einsatz entschieden verteidigt.

,,Ich halte das nicht für einen Fehler", sagte Fischer am Montag vor der Enquete-Kommission des Bundestags zu den Lehren aus dem Einsatz. ,,Ich sehe es als eine Entscheidung, die zu treffen war, und die alles andere als einfach war. Es musste sein, aus übergeordneten Gründen", meinte Fischer, der von 1998 bis 2005 Außenminister war. Für das Scheitern des Einsatzes machte er vor allem die USA verantwortlich.

Er begründete die Entscheidung für den Einsatz vor allem mit Bündnisinteressen und der Abhängigkeit von US-amerikanischen Sicherheitsgarantien. ,,Wären wir nicht mitgegangen, hätten wir einen enorm hohen Preis bezahlt im Bündnis", sagte der frühere Grünen-Politiker.

Der damalige Vizekanzler hatte sein eigenes politisches Schicksal von der Entscheidung des Bundestages über die Entsendung von 1200 Bundeswehrsoldaten nach Afghanistan abhängig gemacht. Teile der Grünen und auch einige grüne Bundestagsabgeordnete lehnten dies ab. Kanzler Gerhard Schröder (SPD) machte den Fortbestand der rot-grünen Koalition vom Gelingen des Beschlusses abhängig.

Auf einem Parteitag in Rostock stellte sich eine Mehrheit der Delegierten hinter den Einsatz, der Bundestag stimmte am 22. Dezember 2001 zu. Vier grüne Abweichler enthielten sich der Stimme, um die Koalitionsmehrheit nicht zu gefährden.

Der Terroranschlag vom 11. September 2001, auf den der internationale Militäreinsatz folgte, sei für die Bundesregierung ein ,,doppelter Schock" gewesen, erklärte Fischer. Der entscheidende Kreis der Täter habe sich lange Zeit in Hamburg-Harburg aufgehalten. Dies habe das Risiko geborgen, dass man Deutschland hätte vorwerfen können, es hätte den Anschlag verhindern können, sagte Fischer. Zudem sei sofort klar gewesen, ,,dass wir in voller Solidarität in dem Bündnis zu stehen haben", sagte er.

Er sehe das Debakel, das in Afghanistan nun zurückgeblieben sei, sagte Fischer. Dies habe aber mit der Entscheidung der USA zum Krieg gegen den Irak und mit dem überstürzten Abzug zu tun. Diesen hatte die Entscheidung des US-Präsidenten Joe Biden ausgelöst, die Truppen der Führungsmacht zurückzuholen. ,,Es ist schrecklich, wenn man sich die Situation heute anschaut", sagte der Grünen-Politiker. Afghanistan werde noch lange ,,ein Ort der Unsicherheit bleiben".

Die Enquete-Kommission hat die Aufgabe, den 20-jährigen Einsatz der Bundeswehr im Rahmen des internationalen Militäreinsatzes rückblickend zu analysieren und daraus Lehren für künftige Einsätze zu entwickeln. Eingesetzt wurde sie im vergangenen Herbst. Die Anhörung am Montag war die zehnte öffentliche Sitzung der Kommission. Neben Fischer wurden der frühere Bundesminister und Kanzleramtschef Thomas de Maizière (CDU), die frühere Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) und Ex-BND-Präsident Gerhard Schindler befragt.

Wieczorek-Zeul hob hervor, dass ihr Ziel als Entwicklungsministerin im Rahmen des Einsatzes vor allem Unterstützung für Frauen in Afghanistan gewesen sei. Diese hätten sich nach der Vertreibung der Taliban Unterstützung auch dringend gewünscht, meinte die Ex-Ministerin und erinnerte an einen Besuch in Afghanistan Ende des Jahres 2001. ,,Alle Treffen dieser Reise waren geprägt von der Hoffnung der Frauen und Mädchen auf Respekt und Anerkennung, von der Hoffnung, wieder zur Schule gehen zu können, wieder zur Arbeit gehen zu können", sagte sie.

Auf die selbstgestellte Frage ,,War alles umsonst?" antwortete Wieczorek-Zeul entschieden: ,,Nein!" Sie verwies auf den Freiheitsgewinn vor allem von Frauen, Mädchen und jungen Menschen in dem von der internationalen Gemeinschaft unterstützten Prozess. ,,Es sind 20 Jahre gewesen, in denen die Menschen ein anderes Leben hatten und gesehen haben, es geht auch anders", erklärte sie.

Die Ex-Ministerin machte das robuste Vorgehen der USA beim Antiterroreinsatz in dem Land und die ,,Legalisierung von Foltermethoden, die die USA praktizierten" dafür verantwortlich, dass die Taliban in der afghanischen Bevölkerung immer mehr Anhänger gefunden hätten.

Nach Darstellung des früheren Kanzleramtsministers de Maizière wurde die militärische Stärke der Taliban ,,unterschätzt", die der afghanischen Regierung ,,überschätzt". Der CDU-Politiker wandte sich gegen den Versuch, den Einsatz nur aus deutscher Sicht zu beurteilen und etwa fehlende Abstimmung zwischen Ministerien zur Ursache von Fehlentwicklungen zu erklären.

,,Der Afghanistan-Einsatz kann nicht nur aus deutscher Sicht bewertet werden, in keiner Sitzung, in der ich dabei war, hat Deutschland allein entschieden", erklärte er. De Maizière verwies darauf, dass 50 Länder an dem Einsatz beteiligt gewesen waren.

Der ehemalige BND-Chef Schindler berichtete, er sei von der Entwicklung Afghanistans und dem Vorgehen der Verbündeten nicht überzeugt gewesen. ,,Ich hatte während meiner Amtszeit Zweifel am Afghanistan-Einsatz, und ich habe sie noch heute", meinte er.

Auf die Frage, ob er seine Zweifel den politisch Verantwortlichen vorgetragen habe, antwortete der frühere BND-Chef: ,,Meine Zweifel basierten auf der sich stetig verschlechternden Sicherheitslage. Wenn ich die vorgetragen habe, hatte ich den Eindruck, dass alle im Raum verstanden haben, um was es ging."

Schindler bemängelte zudem, dass es keine Planung für den Fall eines Abzugs gegeben habe. Er habe nach der vorübergehenden Einnahme der Stadt Kundus durch Taliban von September 2015 an gefragt: ,,Was ist unsere Exit-Strategie. Ich habe aber keine Antwort bekommen."


Aus: "Trotz Rückkehr der Taliban: Joschka Fischer verteidigt Afghanistan-Einsatz" (03.07.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/trotz-ruckkehr-der-taliban-joschka-fischer-verteidigt-afghanistan-einsatz-10087708.html

QuotePonyHuetchen
03.07.23 21:05

Fischer zeigt das ganz typische Verhaltensmuster nach sinnlosen Kriegseinsätzen.


Quotejv.zucker
03.07.23 21:40

    Er habe nach der vorübergehenden Einnahme der Stadt Kundus durch Taliban von September 2015 an gefragt: ,,Was ist unsere Exit-Strategie. Ich habe aber keine Antwort bekommen."


Wer braucht denn sowas, wenn die Bundeswehr Brunnen baut...


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https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Beteiligung_am_Krieg_in_Afghanistan

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat angesichts von verschärften Gesetzen in Russland zunehmenden Druck auf Gegner des Ukraine-Krieges beklagt. "Die Unterdrückung in Russland ist tiefgreifend. Eine ganze Bandbreite von Maßnahmen wird eingesetzt, um Kritik am russischen Angriffskrieg zum Schweigen zu bringen", teilte die Organisation mit.

Immer wieder werden Menschen in Russland, die den Krieg kritisieren, mit Ordnungs- oder auch Haftstrafen belegt. Teils verhängen Gerichte jahrelange Lagerhaft. Inzwischen sind laut Amnesty mehr als 20.000 Menschen betroffen. Im vergangenen Jahr seien 21.000 Menschen wegen ihrer Kritik am russischen Angriffskrieg Repressalien ausgesetzt gewesen. Es seien "neue, absurde Gesetze" verabschiedet und sofort in Kraft gesetzt worden, um diejenigen zu kriminalisieren, die ihre Meinung frei äußerten, sagte die stellvertretende Generalsekretärin von Amnesty in Deutschland, Julia Duchrow.

Die russischen Behörden wenden dem Bericht zufolge immer brutalere Taktiken an, um gegen Anti-Kriegs-Aktivistinnen und Aktivisten im eigenen Land vorzugehen. Wer gegen den Krieg protestiere oder kritische Informationen über die russischen Streitkräfte verbreite, müsse "mit schweren strafrechtlichen, administrativen und anderen Sanktionen" rechnen.

Dabei handele es sich bei den Vorwürfen sowohl um sogenannte Diskreditierungsdelikte als auch "Vergehen" wie Missachtung der Vorschriften für öffentliche Versammlungen. Mehr als 2.300 Menschen seien mit Verwaltungshaft belegt worden, die anderen mussten hohe Geldstrafen zahlen.

Gegen 150 Menschen seien Strafverfahren wegen neu eingeführter Straftatbestände wie "Verbreitung wissentlich falscher Informationen über den Einsatz der Streitkräfte" und "wiederholte Diskreditierung der Streitkräfte oder staatlicher Stellen" eingeleitet worden. Viele von ihnen seien bereits zu hohen Haftstrafen verurteilt worden.

Die russischen Behörden setzten "eine ganze Bandbreite von Maßnahmen" ein, "um Kritik am russischen Angriffskrieg zum Schweigen zu bringen", sagte ein Russlandforscher der Organisation, Oleg Koslowsky. "Die Unterdrückung in Russland ist tiefgreifend." Kritiker würden mithilfe des "von zutiefst unfairen Gerichtsverfahren" geprägten Strafrechtssystems zum Schweigen gebracht, sobald sie auch nur die geringste abweichende Meinung äußern.

Die Organisation forderte die internationale Gemeinschaft auf, diese Fälle bei den russischen Behörden zur Sprache zu bringen und verfolgte Aktivisten in Russland und im Ausland zu unterstützen. Zudem müssten die internationalen Mechanismen zur Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen in Russland gestärkt werden.

Amnesty International ist eine der wichtigsten Menschenrechtsorganisationen der Welt. In jüngster Zeit machte sie allerdings auch mit umstrittenen Positionen von sich reden. 2021 sprach sie beispielsweise dem russischen Oppositionellen Alexey Nawalny den Status als "gewaltloser politischer Gefangener" ab – eine Entscheidung, die die NGO später rückgängig machte und für die sie sich entschuldigte. Anfang 2022 bezeichnete Amnesty International Israel als Apartheidstaat und zog damit von vielen Seiten Kritik auf sich, auch aus dem Auswärtigen Amt.


Aus: "Russland erhöht laut Amnesty Druck auf Kriegsgegner" (20. Juli 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-07/amnesty-international-russland-gegner-ukraine-krieg

Quote
Landegaardt

Deswegen kennen Diktaturen keinen Diskurs und keine Meinungsfreiheit. Weil sie ihnen gefährlich werden kann.
Nichts neues im Osten, Diktatoren tun, was Diktatoren so tun. Armes Russland und arme Russen.


Quote
Hanseat01

Wie groß mag wohl die Schnittmenge derer sein, die Putin bzw. sein Regime gegen jedwede Kritik in Schutz nehmen, aber gleichzeitig die Demokratie in Deutschland in Frage stellen.


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Textaris(txt*bot)

#756
Quote[...] Hunderte von Terroristen waren am Samstag im Auftrag der im Gazastreifen herrschenden Hamas in einem Überraschungsangriff über die Grenze nach Israel gekommen. Bei den darauffolgenden Angriffen sowie einem Massaker unter Teilnehmern eines Musikfestivals wurden rund 900 Menschen getötet, Männer, Frauen und Kinder. Mehr als 2600 Menschen wurden nach Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums verletzt.

Israel reagierte mit Luftangriffen im Gazastreifen, bei denen laut Gesundheitsministerium in Gaza 788 Menschen, einschließlich mehr als 140 Kinder und 120 Frauen, getötet wurden. Mehr als 4100 Menschen seien bei den Luftangriffen verletzt worden.

Quelle: ntv.de, tno/dpa/AFP


Aus: "Hamas ruft Araber und Muslime zur Massenmobilisierung auf" (10.10.2023)
Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Freitag-der-Al-Aksa-Flut-in-Jerusalem-Hamas-ruft-Araber-und-Muslime-zur-Massenmobilisierung-auf-article24454078.html

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Quote[...] In Nahal Oz, einem Kibbuz im Süden Israels, leben rund 400 Menschen nah am Gazastreifen. So nah, dass man vom Fenster aus sehen kann, wenn die palästinensischen Nachbarn ihre Wäsche im Garten aufhängen. Das ist gleichzeitig auch der einzige Kontakt. Denn zwischen den beiden Orte stehen hochmoderne Zäune - zum Schutz der israelischen Seite. "Diese Zäune, die meterweit unter die Erde reichen und Millionen gekostet haben, haben nichts genützt", sagt Kibbuz-Bewohner Eli Dudaei nach dem verheerenden Hamas-Angriff dem britischen "Guardian".

Am frühen Samstagmorgen dringen radikalislamische Terroristen überraschend in Nahal Oz ein. Das Heulen der Sirenen in dem kleinen Örtchen wird durchbrochen von Gewehrschüssen und Explosionen. Dudaei kann sich mit seinem Partner Nadav Peretz und ihrem Hund in einen Bunker retten. Eigentlich Routine für das Paar, erzählen sie der Zeitung. In der Gegend käme es öfter zu Luftalarm, dieser würde jedoch meist nur wenige Minuten andauern. "Doch diesmal verging die Zeit und nichts geschah. Irgendwann realisierten wir, dass das Militär nicht kommt, um uns zu helfen", sagt Dudaei.

Während Dudaei und Peretz in Todesangst im Bunker ausharren, verwüsteten Dutzende Hamas-Kämpfer den Kibbuz. Sie brechen in Häuser ein oder zünden sie an. Menschen auf der Straße erschießen sie einfach. Panische Nachrichten fluten die Nahal-Oz-Whatsapp-Gruppe: "Sie sind in meinem Haus", "Bitte rettet uns" oder "Sie töten uns". Einige Nachbarn hätten sich sogar verabschiedet. "Als wir die Männer im Garten hörten, schickte auch ich Nachrichten an meine Mutter, in denen ich ihr sagte, dass ich sie liebe", sagt Peretz dem "Guardian".

Solche grauenvollen Szenen spielen sich am Wochenende an vielen Orten in Israel ab, als die islamistische Palästinenserorganisation Israel mit Tausenden Raketen angreift. Hunderte Kämpfer dringen in den Süden des Landes ein und entführen und töteten Zivilisten und Soldaten. Im Kibbuz Be'eri, nur etwa sieben Kilometer von Nahal Oz entfernt, filmen sich die Hamas-Angreifer wie sie brandschatzen, verschleppen und wahllos morden. Wer vor die Tür tritt, ist sofort tot.

Auch in Be'eri erleben die Menschen das Massaker in Bunkern und unter Dauerfeuer mit. Und auch hier sitzt bei den Überlebenden nicht nur der Schock tief, sondern auch die Enttäuschung über das israelische Militär. "Die Armee hat meine Freunde einfach sterben lassen", sagt eine ältere Bewohnerin im ZDF, die Wut in ihrer Stimme ist deutlich zu hören.

"Sie [die Hamas] haben uns abgeschlachtet, uns hingerichtet", sagt Amit Argentero Dagan, eine weitere Bewohnerin von Be'eri. "Es waren so viele, mit so schweren Waffen." Mit ihrer Familie habe sie im Bunker in der Falle gesessen, stundenlang. Irgendwann wurden sie unter Beschuss befreit und an einen sicheren Ort weit weg von den Angriffen gebracht. "Wir mussten unseren Kindern die Augen zuhalten, weil wir über tote Menschen steigen mussten", erzählt ein Vater.

Die Überlebenden versuchen, das Grauen zu verarbeiten und nach vorn zu blicken. "Wir müssen überlegen, wie wir die Toten begraben", sagt Lotan Finia aus Be'eri dem ZDF. "Wir haben Eltern, die ihre Kinder verloren haben. Wir haben Kinder, die keine Eltern mehr haben." Ganze Familien seien durch die Hamas ausgelöscht worden.

Rettungskräfte haben inzwischen 108 Leichen im Kibbuz Be'eri geborgen. Damit hat die Hamas zehn Prozent der gesamten Bevölkerung des Ortes an einem einzigen Tag ausgelöscht. Bis in den Montag kämpfte die israelische Armee nach eigenen Angaben die 70 Angreifer zurück, die in den Kibbuz eingedrungen waren. Der Vorsitzende des Gemeinschaftstrats von Be'eri ist überzeugt: Die Hilfe kam viel zu spät. Er fühlt sich von der israelischen Regierung im Stich gelassen, die Gewissheit von der Sicherheit der Israelis ist mit den Bewohnern seines Kibbuz gestorben. "Es fühlt sich an, als gäbe es keinen Staat. Wo bin ich, in einem Pogrom in Litauen?", sagt er dem israelischen Nachrichtensender "Haaretz".

"In uns allen ist etwas zerbrochen und ich weiß nicht, wie wir uns davon erholen sollen", sagt auch Finia dem ZDF. Für viele Bewohner von Be'eri stehe fest: Der Kibbuz kann nie wieder ein Zuhause für sie sein. Auch Dudaei und Peretz aus Nahal Oz sehen in eine ungewisse Zukunft. "Wir wissen nicht, was als Nächstes passieren wird", sagt Peretz dem "Guardian". Ihren Kibbuz wollen sie aber nicht aufgeben. "Im Gazastreifen leiden die Menschen jetzt genauso wie in Israel. Wir müssen unser Leben wieder aufbauen, unsere Gemeinschaft wieder aufbauen - zurück in unseren Kibbuz gehen."

Quelle: ntv.de


Aus: "Wie Israelis den Angriff erleben "Sie haben uns abgeschlachtet, uns hingerichtet"" Hedviga Nyarsik (10.10.2023)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Sie-haben-uns-abgeschlachtet-uns-hingerichtet-article24454241.html

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Quote[...] Die radikal-islamische Palästinensergruppe Hamas hat am Samstag eine Überraschungsoffensive auf Israel gestartet. Es ist der größte Angriff seit Mai 2021. Eine Chronik über die anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Palästinensern um den Gazastreifen, in dem 2,3 Millionen Menschen leben.

August 2005: 38 Jahre nach der Eroberung des Gazastreifens durch Ägypten im Nahostkrieg ziehen sich die israelischen Streitkräfte aus dem Küstengebiet zurück, geben die Siedlungen auf und überlassen die Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde.

25. Januar 2006: Die islamistische Gruppe Hamas gewinnt bei den palästinensischen Parlamentswahlen die Mehrheit der Sitze. Israel und die USA stellen die Hilfe für die Palästinenser ein, weil die Hamas sich weigert, der Gewalt abzuschwören und Israel anzuerkennen.

25. Juni 2006: Militante Hamas-Kämpfer nehmen den israelischen Wehrpflichtigen Gilad Shalit bei einem Überfall gefangen, was israelische Luftangriffe auslöst. Shalit wird mehr als fünf Jahre später im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freigelassen.

14. Juni 2007: Die Hamas übernimmt nach einem kurzen Bruderkrieg gegen die Fatah-Bewegung des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas des Kontrolle über den Gazastreifen. Die Fatah zieht sich in das Westjordanland zurück.

27. Dezember 2008: Israel startet eine 22-tägige Militäroffensive im Gazastreifen, nachdem Palästinenser Raketen auf die südisraelische Stadt Sderot abgefeuert haben. Es wird berichtet, dass etwa 1400 Palästinenser und 13 Israelis getötet werden, bevor ein Waffenstillstand vereinbart wird.

14. November 2012: Israel tötet den militärischen Stabschef der Hamas, Ahmad Jabari. Es folgen acht Tage, in denen die Hamas Israel mit Raketen beschießt und das israelische Militär Luftangriffe auf den Gazastreifen fliegt.

Juli-August 2014: Die Entführung und Ermordung von drei israelischen Teenagern durch die Hamas führt zu einem siebenwöchigen Krieg, in dem mehr als 2100 Palästinenser im Gazastreifen und 73 Israelis getötet werden, darunter 67 Soldaten.

März 2018: Palästinensische Proteste beginnen am Grenzzaun zwischen dem Gazastreifen und Israel. Israelische Truppen eröffnen das Feuer, um die Demonstranten zurückzuhalten. Insgesamt werden während der Monate andauernden Proteste mehr als 170 Palästinenser getötet.

Mai 2021: Während wochenlangen Spannungen während des muslimischen Fastenmonats Ramadan werden Hunderte von Palästinensern bei Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften auf dem Gelände der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem verwundet.

Hamas feuert aus dem Gazastreifen einen Raketenhagel auf Israel ab. Israel schlägt mit Luftangriffen zurück. Die Kämpfe dauern elf Tage an, wobei mindestens 250 Menschen im Gazastreifen und 13 in Israel getötet werden.

August 2022: Bei einem israelischen Luftangriff wird ein hochrangiger Kommandeur der Al-Aksa-Brigaden getötet. In den drei Tage andauernden Kämpfen, die folgen, kommen mindestens 44 Menschen ums Leben, darunter 15 Kinder.

Januar 2023: Der Islamische Dschihad im Gazastreifen feuert zwei Raketen auf Israel ab, nachdem israelische Truppen ein Flüchtlingslager überfallen und sieben bewaffnete Palästinenser und zwei Zivilisten getötet haben. Die Raketen lösen in den grenznahen israelischen Gemeinden Alarm aus, fordern aber keine Opfer. Israel antwortet mit Luftangriffen auf den Gazastreifen.

7. Oktober 2023: Die Hamas startet mit einer Überraschungsoffensive den seit Jahren größten Angriff auf Israel. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu spricht von Krieg. Das israelische Militär fliegt Luftangriffe auf den Gazastreifen. (Reuters)


Aus: "Chronik der Dauerkrise in Nahost: Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern im Gazastreifen" (07.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/chronik-der-dauerkrise-in-nahost-der-konflikt-zwischen-israel-und-den-palastinensern-im-gazastreifen-10586767.html

Quotedrisokk
07.10.23 19:03

Recht merkwürdige Art, den Nahost-Konflikt zu dokumentieren. Die kriegerischen Auseinandersetzungen gingen gewissermaßen schon vor der Staatsgründung Israel los, nämlich als der Teilungsplan der UN Form angenommen hat. Also 1947. Seitdem ist Israel mit den Nachbarländern in unterschiedlichen Allianzen im Krieg.


Als Nahostkonflikt bezeichnet man den Konflikt um die Region Palästina, der dort zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwischen Juden und Arabern entstand. Er führte zu acht Kriegen zwischen dem am 14. Mai 1948 gegründeten Staat Israel und einigen seiner Nachbarstaaten (israelisch-arabischer Konflikt) sowie zu zahlreichen bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern (Israelisch-Palästinensischer Konflikt). Der internationale Konflikt in der Region dauert bis heute an.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nahostkonflikt

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Angriff der Hamas auf Israel 2023
https://de.wikipedia.org/wiki/Angriff_der_Hamas_auf_Israel_2023

https://de.wikipedia.org/wiki/Gaza-Israel-Konflikt

Quote[...] Kämpfer der militanten Palästinensergruppe Hamas haben bei ihren Attacken auf israelisches Territorium am Samstag auch mehrere Geiseln genommen. Wie hoch die Zahl der Entführten ist, lässt sich aktuell nicht mit Sicherheit sagen.

Die Hamas behauptet einem Bericht des israelischen Nachrichtenportals ,,Ynet" zufolge, 35 Israelis in ihrer Gewalt und auf palästinensisches Gebiet gebracht zu haben. So soll auch das Bild oben die Entführung einer Person aus Israel in den Gazastreifen zeigen. Mit einem Golfcart. Überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.

Unter den von der Hamas Entführten sind nach einem Zeitungsbericht auch deutsche Staatsangehörige. Die ,,Bild" berichtete am Sonntag, zwei Personen hätten ihre Verwandten, die deutsche Pässe haben, auf Videos der Hamas unter den Geiseln identifiziert. Ein Israeli sagte dem Blatt, er habe seine Frau, seine Kinder und seine Schwiegermutter auf einem Video der Hamas erkannt.

Der Mann erklärte dem Bericht zufolge, dass seine Frau auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitze. Sie wurde demnach mit ihrer Mutter, die ebenfalls einen deutschen Pass haben soll, und ihren beiden kleinen Töchtern im Alter (drei und fünf Jahre) entführt.

Nach Angaben der israelischen Armee wurden ,,israelische Soldaten und Zivilisten" als Geiseln gefangen genommen und teils verschleppt. Weitere Informationen gab es nicht. Das Auswärtige Amt erklärte, man sei in Kontakt mit den israelischen Behörden, um herauszufinden, ob deutsche Staatsbürger unter den von der Hamas entführten Geiseln seien. Die Lage sei noch sehr unübersichtlich. Zu Einzelfällen äußere man sich nicht.

In arabischen Medienberichten sei von mehr als 50 Entführten die Rede, berichtet die ,,The Times of Israel". Mehrere Geiseln sollen demnach schon getötet worden sein.

Die israelische Armee bestätigte später, dass Israelis in den Gazastreifen entführt worden seien. Darunter sollen auch Soldaten sein. Zahlen zu den Entführten nannte die Armeeführung nicht.

In den sozialen Netzwerken kursieren von Palästinensern gepostete Videos, die gefangene israelische Frauen, Männer und auch Kinder zeigen sollen. Zudem bestätigen dort Israelis die Entführung von Angehörigen.

Außerdem veröffentlichte der bewaffnete Arm der Hamas ein Video von Kämpfern mit drei Gefangenen in Zivilkleidung. Dem Videokommentar zufolge soll es sich um Mitglieder der Al-Kassam-Brigaden handeln, die mehrere feindliche Soldaten während des Kampfes der ,,Al-Aksa-Flut" gefangen genommen hätten (als ,,Al-Aksa-Flut" wird die aktuelle Militäraktion von der Hamas bezeichnet. Sie soll eine angebliche ,,Entweihung" des Tempelberges durch Israelis rächen).

Hebräische Schrift im Hintergrund deutet darauf hin, dass die Aufnahmen auf der israelischen Seite des Eres-Grenzübergangs aufgenommen wurden, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Ein Hamas-Sprecher sagt, man habe zahlreiche israelische Soldaten und Offiziere gefangengenommen. Diese seien an gesicherten Orten und in Tunneln untergebracht.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte die Gefangennahme als Verstoß gegen internationales Recht. Die ,,Geiseln" müssten sofort freigelassen werden, schrieb er im Onlinedienst X, vormals Twitter.

Dem ,,Ynet"-Bericht zufolge sollen Beiträge in sozialen Medien aus dem Gazastreifen Hunderte von Hamas-Kämpfern zeigen, wie sie angeblich nach Israel strömen.

Häuser im Ort Netiv Haasara wurden demnach von Terroristen in Brand gesteckt, die die Bewohner offenbar als Geiseln nahmen und dabei nur auf lokale Sicherheitskräfte und keine Militärpräsenz trafen. Israelische Medien berichten demnach, dass die Bewohner das Gefühl hätten, im Stich gelassen worden zu sein.

Anderen Medienberichten zufolge soll eine Frau im Gespräch mit dem israelischen TV-Sender Channel 12 geschildert haben, dass ihr Vater von Hamas-Kämpfern aus einer Gemeinde an der Südgrenze entführt und in den Gazastreifen gebracht wurde.

,,Sie haben meinen Vater entführt, ich habe Bilder von ihm in Gaza gesehen", sagte die aufgelöste Zivilistin unter Tränen. ,,Er sagte, dass sie im Haus waren. Er sagte mir, dass sie ihn mitnehmen würden", zitiert die ,,Bild" die Frau.

Bei dem Großangriff der Palästinenser handelt es sich um die schwersten Kämpfe seit dem zehntägigen Krieg zwischen der Hamas und Israel im Jahr 2021. Israel wurde von der Attacke völlig überrascht.

Es kam zu einem beispiellosen Eindringen einer unbekannten Zahl von Hamas-Kämpfern aus dem Gazastreifen in israelisches Gebiet. Die Hamas wird von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft. (lem)


Aus: "Offenbar auch mehrere deutsche Geiseln: Hamas verschleppt Menschen aus Israel in den Gazastreifen und führt sie vor" (07.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/bilder-von-geiseln-veroffentlicht-hamas-verschleppt-israelis-in-den-gazastreifen-und-fuhrt-sie-vor-10586992.html

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Quote[...] Der Überraschungsangriff der Hamas startete genau 50 Jahre nach dem Jom-Kippur-Krieg von 1973. Der damalige Angriff feindlicher arabischer Staaten auf Israel am höchsten jüdischen Feiertag gilt als bislang schwerstes nationales Trauma. ,,Dieser Tag ist eine Zäsur, ein präzedenzloser Akt der Eskalation durch die Hamas", sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am Samstag in Berlin. ,,Durch diese Terrorangriffe besteht nun die unkalkulierbare Gefahr einer großen regionalen Eskalation", so die Grünen-Politikerin. ...

... Zudem geht die Gewalt auch im Westjordanland weiter. Bei Zusammenstößen mit der israelischen Armee wurden am Samstag in mehreren Orten sechs Palästinenser getötet, darunter ein 13 Jahre alter Junge, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah mitteilte. Ein weiterer Mann wurde palästinensischen Angaben zufolge nach einem versuchten Messerangriff von israelischen Soldaten erschossen.

... Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas hatte den Beginn einer ,,Militäroperation" gegen Israel erklärt. Hamas habe beschlossen, israelischen ,,Verbrechen" ein Ende zu setzen, sagte der Hamas-Militärchef Mohammed Deif in einer Audiobotschaft am Samstagmorgen. ,,Das ist der Tag der größten Schlacht", sagte er.

Der bewaffnete Arm der Hamas erklärte, die ,,Operation Al-Aksa-Flut" gegen Israel gestartet zu haben. Dabei habe die Gruppe mehr als 5000 Raketen auf Israel abgefeuert, sagte Deif. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

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Die radikale Hamas

    Die Hamas entstand während der ersten Intifada 1987, wie der damalige Aufstand der Palästinenser gegen Israel bezeichnet wird. Als radikaler Arm der Palästinenser lehnt sie das Friedensabkommen von Oslo ab, das der damalige Palästinenser-Präsident Jassir Arafat 1993 mit Israel schloss.
    Die Hamas hat sich die Zerstörung Israels zum Ziel gesetzt und kämpft für die Errichtung eines islamischen Staats. So steht es in der Gründungscharta von 1988.
    Das Wort Hamas ist eine Abkürzung für Islamische Widerstandsbewegung, bedeutet aber auch ,,Eifer" auf Arabisch.
    Israel, die USA, die EU, Kanada, Ägypten und Japan stufen die Hamas als Terrorgruppe ein. Unterstützung erhält sie vom Iran, Syrien und der schiitischen Islamisten-Miliz Hisbollah aus dem Libanon.
    Die Gruppe unterhält im Gazastreifen ein breites Netz an Schulen und sozialen Einrichtungen, womit sie sich in der Bevölkerung Sympathien und Zulauf sichert. (Reuters)


Die Sicherheitslage in Israel und dem Westjordanland ist seit Langem angespannt. Seit Jahresbeginn wurden 27 Israelis, eine Ukrainerin und ein Italiener bei Anschlägen getötet. Im selben Zeitraum kamen mehr als 200 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder nach eigenen Anschlägen ums Leben.

An der Gaza-Grenze war es im vergangenen Monat mehrfach zu gewaltsamen Protesten gekommen. Dabei wurden auch Sprengsätze auf Soldaten geworfen, mehrere Palästinenser wurden durch Schüsse verletzt. Die israelische Luftwaffe griff angesichts der Vorfälle mehrmals Posten der im Gazastreifen herrschenden militanten Palästinenserorganisation Hamas an.

Die EU, Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verurteilten die Angriffe auf Israel scharf.

Die proiranische Hisbollah-Miliz im Libanon dagegen gratulierte der Hamas. ,,Die Hisbollah beglückwünscht das palästinensische Volk und seine Verbündeten der Al-Kassam-Brigaden und der Hamas" für ,,diese heldenhafte, groß angelegte" und ,,siegreiche Operation", hieß es in einer Erklärung der schiitischen Hisbollah. Die Hisbollah unterhält gute Beziehungen zur radikalislamischen Hamas, die den Gazastreifen seit 2007 kontrolliert.

EU-Ratspräsident Charles Michel verurteilte die Angriffe auf Israel scharf. Die ,,wahllosen Angriffe" gegen Israel und seine Bevölkerung hätten unschuldigen Bürgern Terror und Gewalt angetan, schrieb er auf der Plattform X (ehemals Twitter). ,,Meine Gedanken sind bei allen Opfern." Die EU sei in diesem schrecklichen Moment solidarisch mit dem israelischen Volk.

Scholz zeigte sich solidarisch mit Israel. ,,Erschreckende Nachrichten erreichen uns heute aus #Israel. Der Raketenbeschuss aus Gaza und die eskalierende Gewalt erschüttern uns zutiefst. Deutschland verurteilt diese Angriffe der Hamas und steht an Israels Seite", schrieb er auf X.

... Die Nato verurteilte die Angriffe der Hamas gegen den Nato-Partner Israel scharf. ,,Unsere Gedanken sind bei den Opfern und allen Betroffenen", schrieb ein Sprecher des Verteidigungsbündnisses am Samstag auf der Plattform X (zuvor Twitter). ,,Terrorismus ist eine grundlegende Bedrohung für freie Gesellschaften, und Israel hat das Recht, sich zu verteidigen."

Berlins Botschafter Steffen Seibert rief Deutsche in Israel auf, sich nahe von Schutzräumen aufzuhalten. Auf X schrieb er: ,,An alle Landsleute in Israel: Der Raketenbeschuss aus Gaza dauert an, es besteht insgesamt erhöhte Gefahr." Wichtig sei, sich über die Lage zu informieren und den Anweisungen der Sicherheitskräfte zu folgen. ,,Passen Sie auf sich auf!"

Die Lufthansa strich am Samstag nach einem letzten Flug von Tel Aviv nach Frankfurt am Main alle weiteren Flüge nach Israel für den Tag, wie ein Unternehmenssprecher sagte.

Irans Außenamtssprecher dagegen gratulierte der Hamas nach ihrem Großangriff auf Israel. ,,Die heutige Operation der Widerstandsbewegung in Palästina ist ein Wendepunkt in der Fortsetzung des bewaffneten Widerstands des palästinensischen Volkes gegen die Zionisten", sagte Nasser Kanaani der iranischen Nachrichtenagentur ISNA.

,,Mit dieser Operation wurde eine neue Seite im Bereich des Widerstands des palästinensischen Volkes gegen die Zionisten aufgeschlagen", fügte der Sprecher hinzu.

Seit der Islamischen Revolution von 1979 ist Israel Irans erklärter Erzfeind. Teheran hat seit den 1990er Jahren seine politischen und militärischen Beziehungen in der Region ausgebaut, um mit der Unterstützung schiitischer Milizen eine ,,Achse des Widerstands" gegen Israel zu schaffen. Die Islamische Republik unterstützt auch die Schiitenorganisation Hisbollah im Libanon. (dpa, Reuters, AFP, Ch. B., lem)


Aus: ",,Dieser Krieg wird Zeit brauchen": Israel meldet mindestens 300 Tote – und schlägt zurück" (07.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/dieser-krieg-wird-zeit-brauchen-israel-meldet-mindestens-300-tote--und-schlagt-zuruck-10585942.html

QuotePepperli
07.10.23 10:17

Erschreckende und beunruhigende Entwicklungen. Mir fehlen im Moment die Worte........ wir leben im 21 Jahrhundert und die Menschen sind immer noch nicht fähig Konflikte diplomatisch und im Sinne aller zu lösen. ...


QuoteMiHa77
07.10.23 16:21

Umso wichtiger erscheinen heute die Stimmen der Mäßigung und Vernunft. In Augenblicken des Schocks einer gewaltgeplagten Nation wirkt die Demonstration von entschlossener Stärke vermeintlich attraktiv, führt aber idR zu weiteren Eskalationen.
Ein sehr gutes Beispiel findet sich an 9/11 und den Augenblicken der Schockstarre nach Einschlagen von Flugzeug 2 und 3, den Bildern diesbezüglich jubelnder Palästinenser, den kompensierenden ad hoc Rufen nach militärischer Vergeltung, und dem nachfolgenden War On Terror, der den Terror eben gerade nicht entschärft, sondern zu seiner globalen Ausbreitung beigetragen hat.
Terroristen haben ein Interesse an Eskalationen und Gewaltspiralen.
Auch auf jüdischer Seite haben Extremisten immer wieder daran gearbeitet den Friedensprozeß zu sabotieren, beispielsweise beim Massaker in der Grotte der Patriarchen 1994 durch Baruch Kappel Goldstein.

Und nein - zwischen totaler Eskalation und völliger Passivität liegt eine riesige Grauzone der angemessen Reaktionen.


QuoteVercingetorix
07.10.23 16:58
@MiHa77 am 07.10.23 16:21

Sehr richtig. Schon die Originalbedeutung des Begriffs "Terror" = "Schrecken" bestätigt, was Sie schreiben. Terroristen und Hardliner wollen eskalieren. Verteidigung zum Schutz der Einwohner und extreme, den Anlass in der Wirkung weit übertreffende Vergeltung schließen sich aus, weil die Spirale von Krieg, Terror und Gewalt sich dann immer schneller dreht.


Quotemcflue
07.10.23 18:13
@Vercingetorix am 07.10.23 16:58

    Terroristen und Hardliner wollen eskalieren.

Die Terroristen haben eskaliert.

Dass Israel die Täter nicht verfolgt und deren Infrastruktur nicht vollständig zerstört, ist völlig undenkbar.


QuoteDolce
07.10.23 16:48

Wie viel Geld an Entwicklungshilfe ist in den letzten 30 Jahren in den Gazastreifen geflossen? Und warum geht es den Menschen immer noch so schlecht?


QuotePat7
07.10.23 17:45
@Dolce am 07.10.23 16:48

Korruption.


QuoteStolzwieBolle

08.10.23 09:18

Das ist ein Pyrrhussieg der Hamas. Klar können die Terroristen und deren Jubelperser krakeelen - die Mörder haben den erklärten Erzfeind überrumpelt und komplett auf dem falschen Fuß erwischt.
Aber was wird jetzt passieren? Der innerisraelische Disput der letzten Monate wird verstummen, denn jetzt steht der Feind außerhalb. Und Israel wird alles daran setzen, die Hamas diesemal physisch zu vernichten - und es hat dazu die Mittel.

Einen größeren Gefallen hätte die Hamas Netanjahu nicht tun können. Er hat plötzlich sein Land hinter sich - und jetzt endlich jeden Grund, die Terroristen mit Stumpf und Stiel auszurotten.
Wie immer werden dabei unschuldige Zivilisten auf der Strecke bleiben...


QuoteMartin_Kniffke
08.10.23 10:04

Nun haben Hamas, wie die endlose Kette rechtsnationaler, ultrareligiöser, landnehmender Regierungen Israels die Situation endgültig da, wo sie sie brauchen. Denn etwas anderes als Krieg können sie nicht.

Hamas war noch in der Lage in ihren Gebieten Infrastruktur für die Daseinsvorsorge der palästinensischen Bevölkerung aufzubauen. Ein auch giftiger Prozess. Aber einer der zählt. Ist man für den Rest der Welt Paria.
Israel baut parallel seit Jahrzehnten alles ab, was dem Staat Israel als alltagserfahrbare Demokratie mit komplizierter Geschichte diente.

Wer weder das Eine, noch das Andere für eine Lösung hält, hat bereits seit Jahrzehnten keine Stimme, gar Mehrheiten mehr.
Mehr noch - er wird wechselweise, je nach Standort und Einbindung in die Gesellschaft in der er lebt, als Verräter zugunsten des jeweils anderen Feindes erklärt. Damit alles weiter genau da landen kann, wo es dann auch landet.

Und weil Kontext ja immer zum Verständnis hilft. Das komplette scheitern internationaler wie lokaler Politik in dieser Region und diesem Konflikt, verläuft nach dem Muster von Ignoranz, Geschichtsrevisionismus und Chauvinismus wie an anderen Orten auch.
Natürlich ist die Erweiterung der NATO Bedingung für die Putisierung Russlands, als Konkurrent im kapitalistischen Wettbewerb.
Nur im Traum-Lalaland produzieren die Machtansprüche von Grossmächten - sei es Russland, EU-NATO-USA, China - im inneren einen demokratischen Aufbruch und Prozess.

Selbstverständlich ist die endlose Kette rechtsnationaler, ultrareligiöser, Landnahme und Siedlungspolitik- Regierungen Israels das, was eine ebenso autoritäre, klerikal-religiöse Macht wie Hamas und seine Verbündete auf der Gegenseite fett macht.

Ja das ist empörend. Und man kann sich empören. Und dann sagt man irgendwas mit Solidarität. Je nach Standort, in Richtung des jeweils anderen. Und alles geht weiter wie bisher.


QuoteKommerzschmerz
07.10.23 14:34

Letzten Endes geht es im Kern überhaupt nicht um religiöse Auseinandersetzungen. Wenn es eine zwei Staaten - Lösung gebe und beide Staaten für sich genug Wohlstand hätten, würde man in Frieden nebeneinander leben können. Die Problematik ist, dass ein bitterarmer Staat neben einem sehr reichen Staat leben muss und der reiche dazu die Energieversorgung, den Zugang zu Wasser und den Zugang zu Handel und der Gsundheitsversorgung nach Belieben unterbrechen und stoppen kann. Solange diese krassen Unterschiede in den Lebensverhältnissen bestehen, wird es Auseinandersetzungen geben. Der permanent aus Jahrhunderten schwelende ethnische Hintergrund und die auf beiden Seiten radikal fanatischen Regierungen verschärfen das ganze nur noch. Mit genug Wohlstand können durchmischte ethnische und religiöse Gruppen ohne weiteres zusammen in Frieden in einem Staat leben. Beweise hierfür gibt es woanders genug.


QuoteSportfreund123
07.10.23 14:47
@Kommerzschmerz am 07.10.23 14:34

Der Fakt ist, dass dieser bitterarme Staat seit 70 Jahren seit Geld lieber in Raketen als in Bildung steckt und seine Bevölkerung als Waffe ansieht, die er beliebig verheizem kann.
Das such der bitterarme Staat nicht aus seiner Armut herausarbeiten könnte obwohl er deutlich mehr Unterstützung als der jetzt reichere Staat neben ihn hatte und hat, zeigt auch wessen Schuld die Armut dort ist.


Quotemcflue
07.10.23 15:09
@Kommerzschmerz am 07.10.23 14:34

Die Hamas ist eine Terrororganisation. Als solche hat sie nicht das geringste Interesse an einer Verbesserung der Lebensverhältnisse in Palästina. ...


QuoteMBB
07.10.23 14:25

Die Frage ist: Wo haben die 2500 Raketen her? Wer hat sie ihnen gegeben?


QuoteHermannLedlos
07.10.23 14:46
@MBB am 07.10.23 14:25

Iran.



QuoteFRO...
07.10.23 14:02

Diese Terroranschläge zeugen nicht nur von kaltblütiger Menschenfeindlichkeit, sie sind auch unsäglich dumm - wenn sie den Interessen der Palästinenser dienen sollen. Die Palästinenser leiden jetzt unter den Gegenreaktionen Israels. Der Frieden rückt in weitere Ferne.
Die Interessen der Palästinenser spielen offensichtlich für die Militanten keine Rolle. ...


QuotePepperli
07.10.23 14:18
@FRO... am 07.10.23 14:02

So ist es. Der Feind des Friedens und der Freiheit ist immer der Radikalismus und die Fanatiker. Darunter leiden immer die normalen, friedliebenden Menschen, die einfach nur leben wollen.

    Der Rest lässt es halt mit sich machen.

Ja. Das ist leider ein weltweites Phänomen.


QuoteDolce
07.10.23 11:38

Einfach nur traurig - wir Menschen können nicht in Frieden koexistieren. Und wieder fließt Blut, sterben Menschen, verlieren Kinder ihre Eltern, Mütter und Väter ihre Töchter und Söhne. Total sinnlos. Es gibt nur Verlierer.


Quote
Autofuchs

Wie jeder sehen kann, führt Gewalt nie zum Frieden.


https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/ueberblick-israel-angriff-hamas-nacht#cid-67122878

Quotebentewarholm

Wer allerdings etwas zum Schicksal der Deutschen Shani Nicole Louk bei dem Angriff erfahren will, muss englischsprachige Medien lesen.


QuotePretorianDE

Zeit Online hat sich entschieden, seinen Lesern die Brutalität, Barbarei und Unmenschlichkeit der Palästinenser nicht zu zeigen. Teilweise kann ich es verstehen, weil es Leser traumatisieren könnte, teilweise kann ich es nicht verstehen, weil ein falsches Bild der Realität gezeichnet wird.

Der von Ihnen genannte Fall, wo eine deutsch israelische Tattoo Artistin massakriert, in eine Militäruniform gesteckt und dann der palästinensischen Bevölkerung zur Schau gestellt wird, könnte, wie gesagt, Menschen traumatisieren.
Und das ist nur ein Einzebeispiel unter vielen anderen, wo man diesen Hamas Individuen die Menschlichkeit absprechen kann.
Internationale Medien händeln es anders und trauen der Leserschaft einen entsprechenden Umgang mit den Informationen zu. Ich würde ZO da keine Desinformationskampagne oder Ähnliches unterstellen.


QuoteMichBerg

Kann ich niemals nicht verstehen: Die immerwährenden grausamsten gegenseitigen Gewalttaten der (Männer)Religionen, auch besonders hier gegenüber Frauen!


QuoteAeppelwoi#1

Es wurde auch ein junge deutsche Frau von Terroristen der Hamas ermordet und auf einem pick-up zur Schau gestellt; Zivilisten jubeln und freuen sich und spucken auf den Leichnam. Alte und junge Menschen werden entführt und ermordet. Das sind mir großartige "Freiheitskämpfer" ...

https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/ueberblick-israel-angriff-hamas-nacht#cid-67121224


QuoteRabottiker

Ist sie tot? Ich dachte entführt. ...


QuoteCZ
Antwort auf @Ernst Peter

Ein gesundes Maß an Skepsis ist sicher angebracht, jedoch ist hier der Fall recht klar.
Eine junge Frau postet regelmäßig Bilder von sich bei Instagram. Die letzten Bilder stammen von einem Festival nahe der Grenze zu Gaza. Das Festival wurde angriffen. Das ist offiziell bestätigt.
Jetzt gibt es ein Video mit der Leiche einer jungen Frau, welche die gleichen markanten Tattoos hat und auch ansonsten so aussieht.
Sie können jetzt gerne hoffen, dass die junge Frau mit dem Instagram-Account dem Massaker auf dem Festival entkommen ist und nur nicht mehr postet, weil sie ihr Handy verloren hat. Letztendlich ist das jedoch schon mit diesen öffentlichen Informationen unwahrscheinlich.


QuotePat7
07.10.23 09:54

Und hier gibt es welche die die Terroristen der Hamas als Befreier sehen....


Quote
Alfredo Traviata

(...) In Istanbul versammelten sich Tausende Menschen zu einer propalästinensischen Demonstration. Auch im Irak, Iran, Marokko und Jemen fanden ähnliche Demonstrationen statt. In Berlin-Neukölln kamen etwa 50 Menschen zu einem laut Polizei propalästinensischen Protest.

...


QuoteM.Aurelius

"Benjamin Netanjahu kündigt Rache an."

Wenn Rache zur Kategorie der Politik wird, haben sich Vernunft und Verstand längst verabschiedet.


Quote
StraightDave

Was soll er sonst machen? Dem Feind Friedensverhandlungen mit Geländezugeständnissen und eigenem Regierungswechsel anbieten, wie es manche von den Ukrainern nach dem Überfall durch die Russen fordern?


QuoteVonKindernFernhalten

Rache und wieder Rache. Israel rächt seine Toten, Palästina rächt seine Toten, immer weiter, eine Spirale des Todes ohne Ausweg.

Hass schürt Hass, immer wieder.

https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/ueberblick-israel-angriff-hamas-nacht#cid-67121252


QuoteStef_1980

Die islamistischen Terroristen könnten den Versuch, Israel zu vernichten, unterlassen. Dann hätten die Israelis auch keinen Grund zu Gegenschlägen. Die Frage, wer in diesem Fall ,,angefangen" hat, ist leicht zu beantworten.


QuoteBlaue Strickjacke

An eye for an eye till everyone is blind.

(There were roses, Lied aus dem irischen Bürgerkrieg)


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Quote[...] Bei dem brutalen Hamas-Angriff auf Israel sterben mehr als 900 Menschen, darunter auch eine junge deutsche Touristin aus Berlin. Wie mehrere Medien berichten, wurden die Leichen der 22-jährigen Studentin Carolin Bohl und ihres britischen Freundes Danny Darlington im Kibbuz Nir Oz identifiziert. Eine offizielle Bestätigung des Auswärtigen Amtes gibt es bislang nicht. Die Schwester der jungen Frau vermeldete jedoch bei Instagram den Tod ihrer Schwester.

Der "Welt" zufolge war die 22-Jährige mit ihrem britisch-israelischen Lebensgefährten zu Besuch in Israel. Am Samstag hielten sie sich demnach im Kibbuz Nir Oz an der Grenze zum Gazastreifen auf. Am selben Tag hätte die Studentin eigentlich wieder nach Deutschland zurückfliegen sollen. Doch das Paar wurde von dem Angriff der radikal-islamischen Hamas überrascht.

Ihrer Mutter schrieb die 22-Jährige dem Bericht zufolge, dass sie und ihr Freund in einen Bunker fliehen mussten und sie ihren Flug verpassen würde. In ihrer letzten Nachricht ließ sie demnach ihre Mutter wissen: "Ich habe dich lieb und danke dir für alles." Am folgenden Tag habe die Familie schließlich von ihrem Tod erfahren.

Derweil gilt eine andere junge Deutsche weiter als vermisst. Die 22-jährige Shani Louk soll sich auf einem Musikfestival in Israel unweit der Grenze zum Gazastreifen aufgehalten haben, als Hamas-Kämpfer das Land überfielen und auch die Festivalgäste angriffen. Sie töteten mindestens 260 Menschen. Ein Video zeigt, wie Louk halbnackt und verletzt auf einen Geländewagen gezerrt wird. Ihre Angehörigen in Israel und Ravensburg konnten sie anhand ihrer Tattoos identifizieren.

Die Mutter von Shani Louk hat sich inzwischen an die Bundesregierung gewandt und um Hilfe gebeten. Sie habe Hinweise bekommen, dass ihre Tochter noch lebe, erklärte sie in einem Video, das der Tagesschau vorliegt. Die Mutter erklärt darin weiter, dass Shani Louk mit schweren Kopfverletzungen in einem Krankenhaus in Gaza liegt. "Jede Minute zählt", so die Mutter. Sie verlange von der Bundesregierung nun, alles zu tun, um ihre Tochter aus Gaza herauszubekommen.

Dem Auswärtigen Amt zufolge wurden mehrere Deutsche von der Hamas im Gazastreifen entführt. Nach Erkenntnissen des Außenministeriums handele es sich um Menschen, die alle neben der deutschen auch die israelische Staatsangehörigkeit hätten. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es weiter, man stimme sich gemeinsam mit der deutschen Botschaft in Tel Aviv sehr eng mit den israelischen Behörden ab. Zudem bitte man um Verständnis, dass man sich zum Schutz der betroffenen Personen weder zur Anzahl noch zu Einzelfällen öffentlich äußern könne.

Quelle: ntv.de, hny


Aus: "22-jährige Berlinerin von der Hamas getötet" (10.10.2023)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/22-jaehrige-Berlinerin-von-der-Hamas-getoetet-article24453388.html

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Quote[...] Die seit dem Hamas-Terrorüberfall auf Israel vermisste Deutsche Shani Louk ist nach Angaben ihrer Mutter tot.

Das sei ihr vom israelischen Militär in der Nacht zum Montag mitgeteilt worden, sagte Shanis Mutter Ricarda Louk der Deutschen Presse-Agentur. Zunächst hatte RTL/ntv darüber berichtet. Das israelische Außenministerium bestätigte am Montag im Onlinedienst X (vormals Twitter), dass der Leichnam der 22-Jährigen gefunden und identifiziert worden sei.

Ricarda Louk erklärte, man habe einen Splitter eines Schädelknochens gefunden und daran eine DNA-Probe gemacht. Das erforderliche Vergleichsmaterial hätten die Eltern schon vor längerer Zeit zur Verfügung gestellt.

Die Mutter geht davon aus, dass ihre Tochter bereits seit dem 7. Oktober tot ist – möglicherweise sei sie bei dem Terrorüberfall durch einen Schuss in den Kopf getötet worden.

Die Nachricht sei zwar schrecklich. Es sei aber gut, nun Gewissheit zu haben. ,,Wenigstens hat sie nicht gelitten", sagte Ricarda Louk. Auch die Schwester von Shani Louk, Adi, äußerte sich am Montagmorgen via Instagram zum Tod der 22-Jährigen: ,,Mit großer Trauer geben wir den Tod meiner Schwester bekannt."

Der israelische Präsident Isaac Herzog sprach der Familie sein Beileid aus und sagte der ,,Bild"-Zeitung, man habe den Schädel der getöteten jungen Frau gefunden.  ,,Es tut mir wirklich leid, berichten zu müssen, dass wir jetzt die Nachricht erhalten haben, dass Shani Nicole Louk als ermordet und tot bestätigt wurde. Man hat ihren Schädel gefunden", zitiert ihn die Zeitung. ,,Das bedeutet, dass diese barbarischen, sadistischen Tiere ihr einfach den Kopf abgehackt haben, als sie Israelis angriffen, folterten und töteten. Es ist eine große Tragödie, und ich spreche ihrer Familie mein tiefes Beileid aus."

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte der Mutter von Shani Louk. ,,Die Grausamkeit der Mordtat an Ihrer Tochter entsetzt uns alle", schrieb Steinmeier, der am Montagabend zu einem Besuch in Tansania am Regierungssitz Daressalam eintraf. ,,Überall in Deutschland fühlen die Menschen mit Ihnen. Gemeinsam stellen wir uns dem Hass und dem Terror entgegen", heißt es in dem Schreiben an Ricarda Louk weiter.

Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete die Ermordung von Shani Louk als ,,furchtbare" Tat und ,,Barbarei". Die Deutsche ist eines der Opfer der Terrorattacke der islamistischen Hamas auf Israel vom 7. Oktober. ,,Hier ist ein Mensch auf brutale Weise ermordet worden", sagte er am Montag während seiner Afrika-Reise im nigerianischen Lagos. ,,Das zeigt, welch Geistes Kind diese Täter sind. Das ist etwas, das wir als Menschen nur verachten können."

Der Mord zeige ,,die ganze Barbarei, die hinter diesem Angriff der Hamas steckt", betonte Scholz. Deshalb müssten die von der EU als Terrororganisation eingestuften Islamisten zur Rechenschaft gezogen werden. Israel habe das Recht, sich zu verteidigen.

Ein Sprecher des deutschen Außenministeriums bat am Montag in Berlin um Verständnis, dass man sich nicht zu Einzelfällen äußere. Der Sprecher wiederholte frühere Angaben, nach denen man davon ausgehen müsse, dass eine einstellige Zahl deutscher Staatsangehöriger dem Terror der Hamas zum Opfer" gefallen sei.

Im Auswärtige Amt sei direkt nach dem Beginn ein Sonderstab eingerichtet worden, sagte der Sprecher auf die Frage, was die Bundesregierung zur Rettung der Geiseln tue. Man stimme sich eng mit den Partnern in der Region ab und nutze alle zur Verfügung stehenden Kanäle, um die Freilassung insbesondere der deutschen Geiseln zu erreichen.

Shani Louk wurde nach Angaben ihrer Familie bei einem Musikfestival in der israelischen Negev-Wüste von der islamistischen Hamas getötet.

Die 22-Jährige hatte am 7. Oktober an dem Supernova-Festival in der Nähe des Ortes Re'im teilgenommen, als Terroristen der Hamas die Feiernden überfielen, mindestens 260 Menschen töteten und weitere in den Gazastreifen verschleppten.

Kurz darauf kursierte ein Video in Sozialen Netzwerken, das die schwerverletzte Shani auf der Ladefläche eines Pickups zeigen sollte. Die Mutter hatte laut Medienberichten erklärt, ihre Tochter sei mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus in Gaza gebracht worden.

Zunächst ging Shani Louks Familie, von der ein Teil in Baden-Württemberg lebt, davon aus, dass die junge Frau schwer verletzt wurde, aber am Leben war und sich im Gazastreifen befand. Diese Informationen hatte die Familie nach eigenen Angaben von einer ,,vertrauten Person im Gazastreifen" erhalten.

Orly Louk, die Tante von Shani Louk, schilderte die dramatischen Szenen bei dem Musikfestival damals so: ,,Sie war auf einer Party, in der Wüste, im Niemandsland. Dort tanzte sie mit einer Gruppe von Menschen. (...) Es wurde geschossen, die Partybesucher wurden gejagt. Die jungen Menschen rannten, versteckten sich, soweit ich weiß. In den Videos kann man sehen, was passiert ist."

Die Familie hat sich seit dem Überfall für die Freilassung aller Geiseln eingesetzt.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben 239 Familien informiert. Laut Medienberichten sollen auch zwölf deutsche Staatsbürger darunter sein.

Nach Militärangaben gelten 40 Menschen seit dem Terroranschlag der Hamas weiter als vermisst. Wegen des schlimmen Zustands vieler Leichen ist auch die Identifikation noch nicht abgeschlossen. (dpa, Reuters, Tsp)


Aus: ",,Wenigstens hat sie nicht gelitten": Familie bestätigt Tod von nach Hamas-Überfall vermisster Shani Louk" (30.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/familie-bestatigt-tod-von-deutscher-hamas-geisel-shani-louk-10702477.html

QuoteMarlia
30.10.23 15:00

Es stockt einem der Atem vor unbändiger Wut auf die Täter und grenzenlosem Mitgefühl für die Opfer und ihre Angehörigen.


Quotelehrerin
30.10.23 15:54
@Marlia am 30.10.23 15:00

Wut ist leider ein ganz schlechter Berater. ...


QuotePat7
30.10.23 19:09
@lehrerin am 30.10.23 15:54

Wut führt aber auch dazu sich zu engagieren, im demokratischen Rahmen versteht sich, zumindest für zivilisierte Menschen.


QuoteLeichtmatrose
30.10.23 15:47

Was sagen UN-Vollversammlung und Pro-Palästinenser in Neukölln zu dieser weiteren abscheulichen und menschenverachtenden Tat dazu?


QuoteNemesis
30.10.23 16:06
@Leichtmatrose am 30.10.23 15:47

Alles Fakenews für die


QuoteDr.CharlesBronson
30.10.23 14:54

So schrecklich und doch wichtig, um die Rolle der Hamas auch dem größten Naivling klar zu machen:

    Das bestätigte der israelische Präsident Jitzchak Herzog im Gespräch mit WELT-Reporter Paul Ronzheimer: ,,Man hat ihren Schädel gefunden. Das bedeutet, dass diese barbarischen, sadistischen Tiere ihr einfach den Kopf abgehackt haben, als sie Israelis angriffen, folterten und töteten."


QuoteMarie1915
30.10.23 13:45

Ich verstehe nicht, warum in dieser Zeitung und wahrscheinlich auch anderswo so detailliert über das, was der jungen Frau widerfahren ist, geschrieben wird.Das ist für die Familie doch entsetzlich und dem Opfer gegenüber pietätlos


QuoteEingeborene
30.10.23 14:59
@Marie1915 am 30.10.23 13:45

Einerseits. Andererseits finde ich es wichtig, die Information über die sadistische Bestialität immer wieder zu veröffentlichen. Ganz vielleicht bewegt das doch etwas in dem einen oder anderen Hirn der Menschen, die diese Barbarbei feiern.


QuoteNisk
30.10.23 16:01
@Marie1915 am 30.10.23 13:45

Es ist wichtig um zu verstehen, mit wem hier aus der Sonnenallee oder auch in Ankara Solidarität erklärt wird.


QuotePat7
30.10.23 19:23
@Marie1915 am 30.10.23 13:45
Ich kann Ihre Einwände verstehen.

Doch alleine schon wie die Familie ihr Kind identifizieren musste und was mit ihrem leblosen Körper dabei geschah - die Bilder gingen um die Welt - dürfte zu den schlimmsten Befürchtungen geführt haben.
Und es ist wichtig die Welt über die Grausamkeiten zu unterrichten.
EU, UN, Linke, Rechte sowie so, stellen Israel als den Schuldigen hin, geben teils den Opfern die Schuld.
Es gibt sogar Versuche die Opfer zu leugnen.



QuoteDr.CharlesBronson
30.10.23 15:01
@Marie1915 am 30.10.23 13:45

Krieg ist entsetzlich. Und doch muss berichtet werden.


QuoteLincoln_bln
30.10.23 13:04

... Ich hoffe sehr die Eltern und Verwandten können von ihr ohne großen Medienrummel in Stille Abschied nehmen.


QuoteWaedliman
30.10.23 12:18

Mein Verständnis für Befindlichkeiten religiöser Gruppen ist seit jeher nicht besonders groß. Wenn aber die Realitäten auf den Kopf gestellt werden und nun von Seiten der arabischen Welt so getan wird, als seien die Morde der Hamas durch jahrzehntelange Konflikte zwischen Israel und den Palästinensern begründbar, ist jeder Dialog mit solchen Menschen hinfällig. Ich schäme mich für all diejenigen, die in Deutschland in Freiheit leben und ein Palästina fordern, das diese Freiheiten niemals zulassen würde, weder für politisch Andersdenkende, noch für Frauen und schon gar nicht für Schwule und Lesben, die ich ebenfalls auf den momentanen Pro-Palästina-Demos erlebe und mich frage, wie dumm man eigentlich sein kann.


QuoteAPO
30.10.23 11:35

Dieser bestialische Überfall auf ein Trance Festival friedlich feiernder junger Menschen ist entsetzlich und beispiellos.
Das dröhnende Schweigen der Berliner Club"Kultur" ist einfach nur herzlos, peinlich und dumm. Sonst gerne zu politischen Staatements aller Art berufen herscht hier ahnungslose Feigheit.
Das "Clubsterben in Berlin" erscheint damit in einem anderen Licht.


QuoteDerneutrale
30.10.23 10:52

...ich kann mit Worten nicht beschreiben wie ich mich fühle.


QuoteNik
30.10.23 12:51
@Derneutrale am 30.10.23 10:52

Das geht mir ebenso. Mir ist schlecht, wenn ich an gestern, heute und morgen denke


QuoteWarmschale
30.10.23 10:39

Was für eine Barberei, dafür gibt es keine Rechtfertigung. Allerdings gibt es viele Menschen auf beiden Seiten, die genau das gleich durchmachen. Man sollte nie vergessen, dass dies weder der Anfang noch das Ende ist.


Quotehellomiss
30.10.23 11:45
@liva am 30.10.23 11:14

Bisher habe ich noch keine Videoaufnahmen von palästinensischen zivilen Opfern gesehen, auf die gespuckt wurden. Die wie Jagdtrophäen durch die Straßen gekarrt wurden. Die in Räume gesperrt wurden, in die Handgranaten geworfen wurden. Die so bestialisch vergewaltigt wurden, dass die Becken brachen. Lesen Sie den Tagesspiegel aufmerksam, dann sind Sie über das unbeschreiblich abartige Maß des Sadismus, das Juden und Jüdinnen zugefügt wurde, gut informiert. Die hat die IDF NICHT gemacht! Also nein, die müssen nur die Familien der israelischen Seite durchmachen.


QuoteNemesis
30.10.23 11:29
@Warmschale am 30.10.23 10:39

Die Hamas tötet gezielt Zivilisten, Israel tut das nicht.


QuoteWarmschale
30.10.23 11:49
@Nemesis am 30.10.23 11:29

Natürlich macht Israel das, wie anders nennen Sie die Bombardierung von so komprimierten Lebensräumen?


QuoteNemesis
30.10.23 12:29
@Warmschale am 30.10.23 11:49

Es macht sehr wohl einen unterschied ob gezielt auf Zivilisten losgegangen wird, sie erschossen , gefoltert, mit Granaten zerfetzt, vergewaltigt, lebend verbrannt, verstümmelt, entführt und verhöhnt werden, oder ob Zivilisten bei präzisen Luftschlägen auf Terrorziele umkommen und die Angriffe zuvor sogar angekündigt wurden.


QuotePat7
30.10.23 12:05
@Warmschale am 30.10.23 10:39

Nicht einmal in diesem Forum kann man das Relativeren lassen. ...


Quoteliva
30.10.23 10:37

Wie wohltuend, in diesem Forum von der Kontextualisierung dieser vorzivilisatorischen Barbarei verschont zu sein.
Gestern musste ich mir in der Bahn Kopfhörer aufsetzen, als eine Gruppe junger, netter Studentinnen begann, sich über den Terror des Staates Israel gegen palästinensische Zivilisten in Gaza zu erregen und die allein die Berliner "Polizeigewalt" gegen "friedliche Menschen" für die Eskalation auf den Straßen verantwortlich machten. Ich dachte: "Mädchen, ihr idealisiert eure eigenen Henker."


QuoteDr.CharlesBronson
30.10.23 11:09
@liva am 30.10.23 10:37

    "Mädchen, ihr idealisiert eure eigenen Henker."

Besser kann man es nicht sagen. Hätten Ihre Mitfahrerinnen in der Bahn nicht auch auf dem Techno-Festival sein können, oder haben vergleichbare Festivals besucht? Wie emotional wohlstandsverwahrlost kann man sein.


QuoteNemesis
30.10.23 11:30
@Dr.CharlesBronson am 30.10.23 11:09

Aber es ist doch so romantisch links und für alle ,,Freiheitsbewegungen" der Welt zu sein...
Ironie aus...


QuoteKoki_
30.10.23 11:13
@liva am 30.10.23 10:37

Ich finde, Wahrheiten sollten nicht ausgeblendet werden. Keiner sagt, dass es weniger grausam dadurch wird. Drauf hinzuweisen, dass das nicht aus der Luft kam, ist völlig legitim und sogar geboten. Und nein, hier uss man nicht sofort das Judenhass Schild hochklappen.


QuoteTetzlaffsLogbuch
30.10.23 11:32
@Koki_ am 30.10.23 11:13

    dass das nicht aus der Luft kam

Was jetzt genau? Das beispiellose Abschlachten wehr- und argloser Männer, Frauen und Kleinkinder nach SS-Vorbild?
Nichts kann die Ereignisse vom 07.10.23n rechtfertigen oder auch nur erklären. Es ist ein Unterschied, einen Freiheitskampf zu führen oder nur Massenmord zu zelebrieren. So viel Zeit muss sein !


Quoten-sonic
30.10.23 11:32
@Koki_ am 30.10.23 11:13

Okay, und was für Wahrheiten sollen das sein, die dazu führen, ein Musikfestival mit feiernden jungen Leuten zu überfallen und hunderte dort grausam umzubringen? Geschweige denn die Barbarei an all den weiteren Opfern?


Quotesynaesthesia
30.10.23 11:54
@Koki_ am 30.10.23 11:13
Dass die Morde nicht aus der Luft kamen lässt leider ziemlich viel Spielraum für Interpretationen.
Wenn die Aussage sich auf die Hamas Charta bezieht und den darin Formuliertem Ziel eines Genozids an Juden, dann trifft die Aussage in dem Sinne zu das die Taten der Hamas nicht verwundern, da sie ihr selbsterklärtes Ziel waren und sind.
Wenn damit gemeint sein soll dass die Morde an Israelischen Zivilisten in irgendeiner Weise eine Reaktion auf Israels Verhalten waren, habe ich für die Aussage keinerlei Verständnis da sie suggeriert die Morde seien irgendwie auch ein Akt der Verzweiflung und nicht die Folge einer mörderischen Ideologie.


QuoteLampion
30.10.23 11:59
@liva am 30.10.23 10:37

Ich komme aus dieser ,,aufgeklärten", progressiven Bubble und möchte seit Woche nur noch Augen und Ohren zumachen, wenn diese Selbstgerechten mit ihrem rassistischen White Savior Komplex angesichts des unfassbaren Leids in der Region kühl und besserwisserisch über den Nahen Osten referieren. Auf keinen anderen Konflikt wird von so vielen Gruppen so viel Schwachsinn projiziert, und das alles auf dem Rücken der Opfer.


QuotePaul_Kalbautzke
30.10.23 10:17
Israel ist 2005 aus Gaza rausgegangen. Dort hätten die Palästinenser schon mal anfangen können mit einem Staat, mit politischer Freiheit. Mit all den Fördermitteln hätten sie einen gut funktionierenden Staat, eine Perspektive für sich und ihre Kinder schaffen können. Sie hätten der Welt zeigen, können, dass eine Zwei Staaten Lösung geht. Und die Jugendlichen aus Gaza hätten zu dem Techno Festival 5 km hinter der Grenze kommen können, um mit Jugendlichen aus vielen Ländern der Welt feiern zu können.

Statt dessen herrschen in Gaza seit 2007 die Islamisten. Von politischer Freiheit ist nichts zu sehen, die Ressourcen werden vor allem darauf verwendet, Israel anzugreifen. Und zu dem Techno Festival sind nur sadistische Mörder gekommen, Anhänger einer völlig kranken und kaputten Ideolgie, die der Welt gezeigt haben, dass die Hamas kein Stück besser als der IS oder als Boko Haram oder all die anderen islamistischen Gruppen.

Und in (West-)Europa feiern die Anhänger der Hamas und skandieren etwas von "Free Palestine".


QuoteCSR
30.10.23 10:07

Und die Hamas wird gefeiert und bestreitet, je einem Zivilisten auch nur ein Haar gekrümmt zu haben, trotz der selbst eingestellten Beiträge im Netz.


QuoteNemesis
30.10.23 10:32
@CSR am 30.10.23 10:07

In der Tat, leicht schizophren.


QuoteKaliman
30.10.23 10:04

Das machen also Befreiungskämpfer.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Nach dem Angriff der Hamas auf Israel ist es am Montag am Ernst-Abbe-Gymnasium in Berlin-Neukölln zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen einem Schüler und einem Lehrer gekommen. Wie die Polizei berichtete, löste ein 14-Jähriger den Streit aus, weil er mit einer Palästina-Flagge als Umhang und einem Palästinensertuch um den Kopf zur Schule erschienen war.

Ein Lehrer habe ihm das Tragen der politischen Symbole verbieten wollen. Daraufhin sei es zunächst zu verbalen Streitigkeiten gekommen, bis sich ein 15-jähriger Mitschüler einmischte und dem Lehrer einen Kopfstoß versetzte. Den Polizeiangaben zufolge habe der 61-Jährige den Schüler daraufhin geschlagen. Schließlich habe der 15-Jährige dem Lehrer in den Bauch getreten.

Die Polizei wurde um 9.30 Uhr zu der Schule in der Sonnenallee gerufen. Sowohl gegen den Lehrer als auch gegen den Jugendlichen wurden Anzeigen wegen Körperverletzung aufgenommen. Beide sollen über Schmerzen geklagt haben.

Ein Handyvideo, das der Linke-Politiker Ferat Koçak beim Kurznachrichtendienst X teilte, zeigt den Vorfall. Zu sehen ist, wie ein Schüler, umgeben von vielen anderen Jugendlichen, eine palästinensische Flagge über den Schulhof trägt. Der Lehrer eilt zu ihm und stellt ihn zur Rede. Später holt er mit dem rechten Arm zu einem Schlag ins Gesicht des Schülers aus. Daraufhin tritt der Jugendliche den Erwachsenen mit dem Fuß, sodass dieser zu Boden fällt.

Ein Kopfstoß des Schülers ist in dem Video nicht dokumentiert; der 15-Jährige bestritt diesen auch laut Polizei. . Allerdings sind der Mann und der Jugendliche immer wieder durch die Umstehenden verdeckt, sodass der genaue Ablauf der Auseinandersetzung nicht vollständig zu sehen ist. Auch die Vorgeschichte mit dem jüngeren Schüler ist in der Aufnahme nicht enthalten.

Ein Sprecher der Bildungsverwaltung teilte dem Tagesspiegel mit, dass die Schule ,,unmittelbar ein Krisenteam eingesetzt" und die Schulaufsicht, den Bezirk und die Polizei hinzugezogen habe.

,,Klar ist: Lehrkräfte dürfen gegenüber Schülerinnen und Schülern nicht übergriffig oder gar gewalttätig werden. Deshalb wird der Vorgang auch disziplinarrechtlich bewertet werden", erklärte die Bildungsverwaltung. Zwei Schüler, die an der Auseinandersetzung beteiligt waren und dem Lehrer gegenüber tätlich geworden sein sollen, sind bis zum Ende der Woche suspendiert. Man werde eine Klassenkonferenz ansetzen.

Außerdem heißt es von Seiten der Bildungsverwaltung: ,,Oberste Priorität für uns hat die Sicherstellung des Schulfriedens. Ein Gutheißen der terroristischen Attacken auf Israel werden wir auf unseren Schulhöfen nicht tolerieren."

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch hatte zuvor bereits dazu aufgerufen, die Ereignisse im Nahen Osten an den Schulen zu thematisieren. Der Angriff der Hamas werde große Teile der Schülerschaft beschäftigen, schrieb die CDU-Politikerin am Montag in einer Mail an die Schulleitungen. ,,Dabei ist zu befürchten, dass manifest oder latent israelbezogener Antisemitismus bei einigen Schülerinnen und Schülern eine Rolle spielt", warnte die Senatorin. ,,Es ist empfehlenswert, mit den Schülerinnen und Schülern das Gespräch über die Ereignisse zu suchen und ihnen bei der Einordnung zu helfen."

Wichtig sei, über ihre Sicht auf die Dinge zu sprechen und herauszustellen, dass Gewalt keine Konflikte löse, sondern sie noch verschlimmere, schrieb Günther-Wünsch weiter. Sie verwies dabei auf unterschiedliche Unterrichtsmaterialien, etwa zum Nahost-Konflikt und zu israelbezogenem Antisemitismus.

Dazu zähle auch ein von Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern des Campus Rütli entwickelter und preisgekrönter Comic mit dem Titel ,,Mehr als 2 Seiten". Dieser war aus einer Zusammenarbeit mit Schülern entstanden, die im Sommer 2019 an einer Projektreise nach Israel und in die palästinensischen Gebiete teilgenommen hatten.

Der Vorfall am Neuköllner Gymnasium blieb offenbar nicht der einzige. Lehrerinnen anderer Berliner Schulen berichteten dem Tagesspiegel von judenfeindlichen Ausrufen muslimischer Schüler. Die Pädagoginnen wollen aus Angst vor Rassismusvorwürfen anonym bleiben. (mit dpa)


Aus: "Palästinenser-Flagge auf Berliner Schulhof: Schlägerei zwischen Lehrer und Schüler an Neuköllner Gymnasium"
Nora Ederer, Julius Geiler, Hannes Heine, Ingo Salmen (09.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/palastinenser-flagge-auf-berliner-schulhof-schlagerei-zwischen-lehrer-und-schuler-an-neukollner-gymnasium-10596865.html

Quote679
09.10.23 21:25

    ,,Es ist empfehlenswert, mit den Schülerinnen und Schülern das Gespräch über die Ereignisse zu suchen und ihnen bei der Einordnung zu helfen."

Gute Idee von der Bildungssenatorin! Ich erwarte dass sie mit gutem Beispiel vorangeht und diesen Schülern im Gespräch bei der Einordnung hilft. Als ehemaliger Bewohner von Nord-Neukölln bin ich sehr auf das Ergebnis gespannt.


QuoteGaWi
09.10.23 20:03

Zitat: "Die Pädagoginnen wollen aus Angst vor Rassismusvorwürfen anonym bleiben."

Soweit ist es auch an den Schulen. Lehrkräfte wollen nichts sagen, aus Angst, Vorwürfen ausgesetzt zu werden. So ist es für jeden einfach, die Wahrheitsfindung unmöglich zu machen,

Den Schülern und auch deren Eltern muss nachdrücklich vermittelt werden, dass solche Aktionen unzulässig sind. Und es muss vermittelt werden, dass ein ggf. ausländerrechtlich gewährter Status zurückgenommen wird. Für Ausländer muss feststehen, dass es zur Ausweisung kommen wird.

Die inzwischen typische Zurückhaltung in Deutschland ist am Ende. Der innere Friede wird nur zu bewahren sein, wenn endlich konsequent gehandelt wird.


Quotebubu
09.10.23 21:12

Die Berliner Zeitung berichtet, dass nach Aussage des Abgeordneten Ferat Koçak der Schüler, der zugeschlagen hat (nicht der mit der Palästinenser Flagge) inzwischen suspendiert wurde.


Quotex-Nemesis-x
09.10.23 19:46

    Die Pädagoginnen wollen aus Angst vor Rassismusvorwürfen anonym bleiben.

Wenn sie Angst um ihr Leben/körperliche Unversehrtheit haben, könnte ich es noch nachvollziehen!

Wenn sie Angst vor Rassismusvorwürfen haben, wenn sie menschenverachtende Reden ihrer Schüler nicht dulden und anprangern, dann sind SIE ein Teil des Problems!

Lehrer, Polizisten, Juristen, medizinisches Personal usw. müssen durch die Politik wesentlich mehr gestärkt werden!

Es kann nicht sein, dass ,,Respektspersonen" regelrecht kuschen müssen vor Menschen, die unsere Werte mit Füßen treten!


Quotebelo2013
09.10.23 21:53
@x-Nemesis-x am 09.10.23 19:46
Bei Rassismus- Vorwürfen meinen die Lehrerinnen evtl nicht nur die Menschen, die unsere Werte mit Füssen treten.
Sie meinen wahrscheinlich auch die Mitbürger, die jede Kritik an Migranten u.a. immer gleich als Rassismus werten.
Heißt also kuschen vor den allseits "toleranten" Mitbürgern.


QuoteDerFhainer
09.10.23 19:38

Ronny hat rechtsradikale, antisemitische Eltern. Ronny hat das Gedankengut übernommen und stellt dieses offen auf dem Schulhof zur Schau, um andere Schüler antisemitisch zu überzeugen.
Leider haben die Lehrer, aus Gründen der Repression dieses zu bekämpfen, aufzugeben
Unschöne Geschichte. ...


QuoteHighTowerGoGo
09.10.23 19:28

Und die gemäßigten Stimmen, die immer gewarnt hatten, wurden beschimpft....selbst ein ehemaliges SPD Mitglied hatte gewarnt.


QuoteEdoo
09.10.23 18:54
Jahrelang wurde das Thema Antisemitismus bei arabischen Schülern mit Sonntagsreden begleitet und Mahner in die rechte Ecke gestellt. Dazu passt:

    Die Pädagoginnen wollen aus Angst vor Rassismusvorwürfen anonym bleiben.

Also nicht wundern.


Quoteandreaslacher
09.10.23 18:37

    Lehrerinnen anderer Berliner Schulen berichteten dem Tagesspiegel hingegen von judenfeindlichen Ausrufen muslimischer Schüler. Die Pädagoginnen wollen aus Angst vor Rassismusvorwürfen anonym bleiben.

Wenn die Lehrerinnen Angst vor dem Rassismus-Vorwurf haben müssen , weil sie sich gegen Antisemitismus von Muslimen wehren, dann ist in diesem Land eine gewaltige Schieflage eingetreten.
Das benennen einer Tatsache kann kein Antisemitismus sein.


QuoteTagtraeumer
09.10.23 20:40

@andreaslacher am 09.10.23 18:37
Lehrer*innen kündigen auch, wenn Sie rechtes Gedankengut ansprechen. Rückendeckung gibt es nur ein wenig. Sie Vorfälle an den Schulen in Brandenburg.


Quotepatrick2009
09.10.23 18:25

Es geht um Macht und sogenannte Ehre, was die Familie auch immer darunter versteht. Die Mehrheitsgesellschaft soll provoziert werden. Darum geht es. Ich bin gespannt ob es Senatorin Günther-Wünsch besser gelingt damit umzugehen als ihrer Vorgängerin. Die Lehrkräfte hätten es verdient.


QuoteHeinz_Berlin
09.10.23 18:22

Die Flagge Palästinas ist ist völkerrechtlich anerkannt.


QuoteGrif
09.10.23 20:01

@Heinz_Berlin am 09.10.23 18:22

Der Kontext ist entscheidend.

So ist z.B. auch die Staatsflagge der Russischen Föderation völkerrechtlich anerkannt.
Je nachdem, wann und wie man sie zeigt, kann man aber sehr viel zum Ausdruck bringen.

Wie zum Beispiel hier in dem geschilderten Kontext die palästinische Flagge eine Unterstützung des nicht zu akzeptierenden Abschlachtens der jüdischen Bevölkerung Israels symbolisiert.


QuotePat7
09.10.23 20:46

@Heinz_Berlin am 09.10.23 18:22

In der Schule hat die als Verherrlichung von Terrorismus nichts zu suchen.


Quoterosenheimer
09.10.23 18:21

Der Lehrer ist seiner Aufsichtspflicht nachgekommen. Dass das zu einer Prügelei ausartetete, liegt an der Gewaltbereitschaft und Gewaltfreude der in den Vorgang verwickelten Schüler.


QuoteSchabernack
09.10.23 20:07
@rosenheimer am 09.10.23 18:21

Das wissen wir nicht @rosenheimer. Wir wissen nicht, ob der Lehrer nicht zuerst die Grenze überschritten hat. Sie reagieren nur aus ihren Vorurteilen heraus.


QuoteFranzose
09.10.23 18:09
,,Wollen aus Angst vor Rassismusvorwürfen anonym bleiben"

Da zeigt sich doch die ganze Misere: es hat überhaupt nichts mit Rassismus zu tun den Antisemitismus arabisch-muslimischer Milieus zu benennen. Im Gegenteil, es ist eine notwendige Voraussetzung um ihn bekämpfen zu können. Aber nein, aus falsch verstandener Toleranz oder auch schlicht aus Feigheit hat man jahrelang weggeschaut. Das Ergebnis sieht man nicht erst jetzt, wenn sie in Neukölln auf die Straße gehen und mit größter Unverfrorenheit den feigen Angriff einer ebenso feigen wie dummen Mörderbande feiern. Der Staat sollte endlich seine Zurückhaltung gegenüber diesen Milieus ablegen und mit voller Härte gegen diese zur Schau gestellte Menschenverachtung vorgehen.


QuoteByk
09.10.23 17:48

Integration gelungen? Wohl kaum. Auch wenn bei solchen plakativen Meinungsäußerungen immer auch persönlicher Geltungsdrang und jugendliche Lust an der Provokation eine gewichtige Rolle spielen. Hier dürften sich nicht nur die persönliche Haltung der Schüler wiedergespiegelt haben, sondern auch die Einstellungen der Familien, aus denen sie kommen.
Eine gelungene Integration beinhaltet eben mehr als nur wirtschaftliche Eigenständigkeit und ein sauberes Führungszeugnis. Bevor jemand für dieses Land eine ständige Aufenthaltserlaubnis oder gar die deutsche Staatsbürgerschaft erhält, sollte er nachprüfbar auch deren emanzipatorischen Werte akzeptiert haben. Sonst droht uns ein ähnlich böses Erwachen wie den Franzosen, deren nordafrikanische Einwandererfamilien nach links-liberalem Standard als perfekt integriert gegolten haben müssen. Fleißige Arbeiter, die in Frankreich jahrzehntelang ohne Murren schlechtbezahlte und unattraktive Arbeiten erledigten, die ihre Steuern gezahlt haben und nicht gegen das Gesetz verstießen. Ein Merkmal oder gar eine Garantie für eine gelungene Integration war das jedoch nicht, wie man sich heute eingestehen muss.


[Insgesammt 128 Kommentare / 10.10.2023 10:38]

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Quote[...] Seit Samstagmorgen wird Israel von militanten Palästinensern angegriffen. Es sind die schwersten Auseinandersetzungen seit 2021. Der massive Angriff aus dem Gazastreifen kam als Überraschung. Israels Armee will nun in einer Großoffensive gegen die Hamas vorgehen. Bisher gibt es auf beiden Seiten mehr als 1000 Tote. ...


Aus: "1500 getötete Hamas-Terroristen gezählt: Israel will Kontrolle über Grenze zu Gaza wiedererlangt haben"  Tristan Fiedler Christopher Stolz (10.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/liveblog/1500-getotete-hamas-terroristen-in-israel-kontrolle-uber-grenze-zu-gaza-wieder-hergestellt-10586281.html

QuoteAnton2332
09.10.23 20:21

Ich bin traurig und wütend zugleich, dass es Extremisten jedweder Couleur immer wieder gelingt, Versöhnung und Annäherung unmöglich zu machen.
Ich hatte bisher und habe auch immer Verständnis für die palästinensische Sache, hielt und halte eine Zwei-Staaten-Lösung für unabdingbar, verurteilte und verurteile den illegalen israelischen Siedlungsbau.
Angesichts dieses unmenschlich monströsen Überfalls, der barbarischen Bilder, von denen uns nur ein Bruchteil überhaupt erreicht und den jubelnden Menschen auf den Straßen ob der toten israelischen Zivilisten, da fällt es mir schwer, nicht uneingeschränkt an der Seite Israels zu stehen und alle kommenden israelischen Maßnahmen als unabdingbar notwendig hinzunehmen. Ich für meinen Teil hoffe inständig, dass das israelische Militär zurückhaltend und besonnen vorgeht, aber grundsätzlich verantwortlich für alles was jetzt folgt, mache ich die Hamas und deren Unterstützer.


QuoteNerokles
09.10.23 19:44

Man muss leider sagen die Chancen der Geiseln sind sehr gering.


QuoteTopal
09.10.23 18:45
Wer solch einen terroristischen Überfall ohne jegliche Reue verübt und Menschen entführt, um sich Vorteile zu verschaffen , wie sie u.a. als Schutzschilde zu benutzen, kann doch nicht wirklich erhoffen, keine passende Reaktion darauf zu erhalten. Im Gegenteil, dies wird vollkommen berechnend provoziert- um den politischen Aufschrei zu erhalten und die (politische und mentale) Unterstützung einzufordern. Wer das auch noch verbal unterstützt macht sich genau zu dem, was sie wollen.... Zu einem Werkzeug der Hamas! Und hier die Diskussion zu starten, was (wer) war zuerst, das ,,Huhn (Israel) oder das Ei (die Palästina)", der/die bewegt sich da auf ganz dünnem Eis. Denn dies ist nur eine Frage, wie weit man in der Geschichte zurück schaut.... Jeder findet, wie er es möchte, sein gewünschte Antwort darauf. ...


QuotePepperli
09.10.23 21:17
@Topal am 09.10.23 18:45

@Würde " ... man nicht immer nach hinten schauen, sondern nach vorne, gäbe es wesentlich weniger Konflikte und viel mehr Lösungen...."

Ich bin 64 und bin es so leid das viele Menschen so verbissen in den Rückspiegel schauen. Vielen Dank für diesen zuversichtlichen Satz in diesen Zeiten.


QuoteRom1964
09.10.23 18:10

... Die Hamas spielt ein widerliches Spiel auf Kosten der eigenen Bevölkerung. Einfach ekelhaft. Ich glaube nicht, dass Regierung und Armee sich wegen der Geisel von ultra heftigen Reaktionen wie wir sie noch nicht gesehen haben, gegen die Hamas abhalten lassen, wird. Auch der hisbollah chef, der seit Jahren im Bunker lebt weiß genau: wenn er Israel volle Kanne angreift, dann wird der Südlibanon nicht mehr existieren.
das einzige Ziel der Hamas ist ein Terroristisches. es zielt auf die totale Eskalation und den Verduch der Einbeziehung anderer Akteure. Sollten einige Mal die Definition von Terror Nachlesen. Diesmal, davon bin ich überzeugt, haben Sie überdreht. Leider werden das viele einfache Menschen mit ihrem Leben bezahlen, müssen ...


QuoteGastGast
09.10.23 17:55

Auch mir tun die Menschen leid, aber das ist Krieg. Wer den diesmal angefangen hat, steht wohl außer Zweifel. Und wie in der deutschen Geschichte die Menschen mit ihrem Leben, Hab und Gut mitgehaftet haben, die die Nazis haben gewähren lassen, vollkommen egal ob jubelnd oder zähneknirschend, so werden jetzt die in Gaza lebenden Araber mithaften. ...


QuoteStefanW
09.10.23 19:36
@GastGast am 09.10.23 17:55

    Und wie in der deutschen Geschichte die Menschen mit ihrem Leben, Hab und Gut mitgehaftet haben, die die Nazis haben gewähren lassen, vollkommen egal ob jubelnd oder zähneknirschend, so werden jetzt die in Gaza lebenden Araber mithaften.

Die am zweiten Weltkrieg profitierenden und reich gewordenen deutschen Familienunternehmen sind in weiten Teilen heute noch am Markt erfolgreich.
Die Familien der nicht trotz, sondern aufgrund des Nazi-Regimes sozial Aufgestiegenen sind noch heute wohlhabend.

'Haften' tun immer die einfachen Leute, vor Allen Frauen, Kinder, Alte, Arme.
Die Führung der Hamas befindet sich doch längst nicht (mehr) in Gaza-Stadt.


QuoteM.M.L.
09.10.23 19:44
@GastGast am 09.10.23 17:55

Ist das Ihr Anspruch, Unrecht mit Unrecht zu vergelten? Um in Ihrem Bild zu bleiben: Insbesondere die Gräueltaten der Roten Armee in Deutschland werden noch heute bei jeder Gelegenheit aufs Tapet gebracht. Ohne den "Selbst Schuld" - Teil. Und daraus resultieren nach wie vor Ressentiments gegen "Die Russen". Halten Sie vor dem Hintergrund eine Blockade gg die Zivilbevölkerung wirklich für sinnvoll?
Es steht außer Frage, dass eine Reaktion erfolgen musste. Auch militärischer Natur. Die Blockade der Wasserversorgung bspw. ist hingegen nicht zielführend.


QuoteSchabernack
09.10.23 20:23
@GastGast am 09.10.23 17:55

    Auch mir tun die Menschen leid, aber das ist Krieg. Wer den diesmal angefangen hat, steht wohl außer Zweifel.

Es steht ohne Zweifel, dass die Hamas einen fürchterlichen Angriff gestartet haben, vor dem ich auch nur Entsetzen empfinden kann. Der Konflikt reicht allerdings etwas weiter zurück, als nur bis zum gestrigen Tag. Und wer Angreifer oder nicht Angreifer ist, das lässt sich in diesem Israel-Palästinenser-Konflikt nicht so einfach ausmachen. Dazu muss man tief in die Geschichte in dieses Konflikts gehen.


Quotemcflue
10.10.23 09:24
@Schabernack am 09.10.23 20:23

,,Aber" und ,,allerdings" leiten Relativierungen ein, die sich dieser Tage überholt haben...

Genau so, wie unsere Gastfreundschaft für Antisemiten.
Davon haben wir ohnehin ausreichend.


QuoteCharybdis66
09.10.23 17:31

    Hamas fordert Gefangenenaustausch - Die islamistische Hamas im Gazastreifen hat nach dem Großangriff auf Israel einen Gefangenenaustausch gefordert.

Und, nur wenig später:

    Hamas schließt Verhandlungen über Geiseln aus - Ein Vertreter des Hamas-Politbüros hat einen Gefangenenaustausch mit Israel vorerst ausgeschlossen.

Gewissenlosen kann man eh niemals vertrauen.


QuoteSportfreund123
09.10.23 15:21
@NinjaBat am 09.10.23 15:00

Wie wäre es,wenn die Geiseln dort freigelassen und die Attentäter ausgeliefert werden? Könnte einiges bewirken.
Ansonsten ist die Abriegelubg mehr als gerechtfertigt.


Quotethun
09.10.23 18:20
@Sportfreund123 am 09.10.23 15:21

Was rechtfertigt Gewalt gegen Zivilisten?


QuotePat7
09.10.23 20:56
@NinjaBat am 09.10.23 15:00

Die Terroristen der Hamas verstecken sich in Schulen, Moscheen und Krankenhäusern.
Dort lagern die nicht nur ihre Waffen, sondern dort stehen auch die Abschussrampen für die Raketen.


QuoteZille
09.10.23 18:53
@NinjaBat am 09.10.23 15:00


... "Das Oslo-Abkommen von vor 30 Jahren sei inzwischen vollkommen irrelevant, eine zwei-Staaten-Lösung völlig unrealistisch. Es sind die bitteren Worte des noch jungen Leiters des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ramallah. Bei unserem Besuch sagte er einen schweren Konflikt voraus mit Beschuss, Attentaten und vielen Toten. Die Lage sei extrem angespannt. Steven Höfner sollte Recht behalten. Jetzt herrscht Krieg."
Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/israel-gaza-angriff-sderot-liebstein-100.html

Ausführlich können Sie die Begründung dieser Äußerung im Bericht "30 Jahre Osloabkommen" der Konrad-Adenauer Stiftung nachlesen.


...


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Quote[...] Männer aus dem Umfeld bekannter Clans, Finanzfahnder sowie internationale Sicherheitsexperten berichten seit Jahren von illegalen Geldströmen aus Europa in den Nahen Osten. Manchmal geht es dabei um die private Beute aus Straftaten, mitunter aber auch um die Finanzierung islamistischer Netzwerke.

Wie der Tagesspiegel nach dem Hamas-Massaker an israelischen Juden berichtete, werden Großfamilien in Deutschland verdächtigt, die sunnitische Terrororganisation zu unterstützen. Von bestimmten Clans erhält demnach auch die schiitische Hisbollah hohe Summen. Zudem werden so Dschihadisten-Milizen im Syrienkrieg finanziert.

In vielen Fällen stamme das Geld, berichten Ermittler, aus Betrugs- und Drogengeschäften, mitunter aus Erpressungen. Wie aber gelangt es nach Gaza, in den Libanon oder zu den Handlangern islamistischer Fanatiker nach Katar und in die Türkei? Das im Milieu übliche Verfahren heißt Hawala.

Sinngemäß bedeutet Hawala in Arabisch ,,Wechsel" oder ,,Scheck", die Methode funktioniert wie folgt: Während es bei einer lizenzierten Bank einen Rechtsanspruch auf die stets schriftlich nachvollziehbar verbuchte Summe gibt, basiert Hawala nur auf dem Vertrauen in eine Respektsperson im Milieu.

Wer Geld transferieren will, gibt die Summe und einen Code an einen Hawaladar, der eine Provision kassiert. In jeder deutschen Großstadt gibt es Hawaladare. Oft residieren sie in bestimmten Lokalen, meist sind sie in der arabischen Gemeinschaft bekannt.

Der in Deutschland residierende Hawaladar nennt Code und Summe einem Partner-Hawaladar im Zielland. Nun ruft der ursprüngliche Sender aus Deutschland den letztendlichen Empfänger im Nahen Osten an und nennt auch ihm Summe und Code. Der Empfänger geht damit zum Vor-Ort-Hawaladar und bekommt das Geld in lokaler Währung, Gold oder anderen Werten.

Das Geld wurde also nicht wirklich transferiert, der Hawaladar in Deutschland hat es noch. Er rechnet deshalb regelmäßig mit seinem Partner im Ausland ab. Weil zwischen ihnen ständig Geld hin und her versendet wird, gleichen sich die Bilanzen oft aus, ohne dass beide mit Koffern voll Scheinen verreisen müssten.

Wie berichtet, stuft der Verfassungsschutz das Hawala-Banking als für die islamistisch-dschihadistische Szene erhebliche Methode zur Finanzierung ein. In der Bundesrepublik ist diese Art des Transfers seit 2009 strafbar. Nicht jede Summe, die mit einer Hawala-Transaktion bewegt wird, muss aber zwangsläufig aus einer Straftat stammen.

Nach dem Großangriff der Hamas werden in Israels Kliniken noch Hunderte Verletzte versorgt. 900 Männer, Frauen und Kinder sollen von den Islamisten getötet worden sein.


Aus: "Unterstützung für Hamas und Hisbollah: Wie gelangt illegales Geld aus Deutschland zu den Islamisten?" Pascal Bartosz (10.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/unterstutzung-fur-hamas-und-hisbollah-wie-gelangt-illegales-geld-aus-deutschland-zu-den-islamisten-10598236.html

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Quote[...] Die israelische Armee kontrolliert wieder alle einst gekaperten Ortschaften, die Grenze sei "nahezu" gesichert. Mehr als 1.000 Terroristen seien tot.

... Auch im nicht von der Hamas kontrollierten Westjordanland gibt es laut den UN Angriffe auf Palästinenserinnen und Palästinenser. Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften seien 17 Menschen getötet und 295 verletzt worden. 23 Menschen seien durch israelische Bürger, die von Streitkräften begleitet wurden, verletzt worden. Unter den Toten seien vier Kinder, teilen die UN mit.

... Ajatollah Chamenei: "Wir küssen die Hände derer, die den Angriff geplant haben"
So wie bereits andere hochrangige iranische Regimeverantwortliche vor ihm hat nun auch der oberste Anführer Irans, Ajatollah Ali Chamenei, eine Beteiligung seines Landes an der Attacke auf Israel dementiert. Vielmehr sei Israel selbst dafür verantwortlich.

Zugleich huldigte Chamenei der Hamas:

    Wir küssen die Hände derer, die den Angriff auf das zionistische Regime geplant haben.
    Ajatollah Ali Chamenei

Chamenei sprach von einer "irreparablen" Niederlage des israelischen Militärs und Geheimdienstes. "Dieses zerstörerische Erdbeben hat einige kritische Strukturen in Israel beschädigt, die nicht leicht repariert werden können", sagte er in seiner ersten TV-Ansprache nach dem Angriff auf Israel.

Bereits am ersten Tag der Kämpfe hatte Chamenei Israel als "Krebsgeschwür" bezeichnet und der Hamas Erfolg gewünscht.

Die USA teilten gestern mit, es gebe keine Belege für eine direkte Beteiligung Irans an dem Angriff. Dennoch sei das Regime in Teheran, das zu den Unterstützern der Hamas gehört, an den Attacken mitschuldig.


Aus: "Israel zählt 1.500 getötete Hamas-Terroristen" Karin Geil, Alexander Eydlin, Elena Erdmann, Sarah Kohler und Claudia Thaler (10. Oktober 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/gaza-hamas-israel-liveblog

QuoteTraunsee

Und um eines klar zu sagen: weder befürworte ich die Gewalttaten der Hamas und sonstiger Terroristen. Ich relativiere auch überhaupt nichts. Aber, es gibt kaum einen Konflikt auf der Welt - wenn man sich die Mühe macht, das ganze etwas differenziert auseinander zu dröseln - wo gut und böse so schwer auseinander zu halten ist. Wenn es diese Kategorien überhaupt hier gibt. Das läuft seit Jahrzehnten immer und immer wieder gleich ab. Der eine macht was, der andere antwortet mit Vergeltung.

Ich lehne Gewalt grundsätzlich ab! Von den einen wie von den anderen!


QuoteChang11

Das stimmt nicht. Gut und böse lassen sich überall auf der Welt auseinander halten. Natürlich gibt es nie auf einer Seite nur gut oder nur böse.

Es ist trotzdem ein relativierendes Klischee, dass "beide Seiten" sich im Nahostkonflikt "hochschuakeln" und es sich um eine "Spirale der Gewalt" handeln würde. Hamas hat über 1.000 Menschen ermordet, weil es sowieso alle Juden in Israel "ins Meer treiben" will. Das ist eine islamistische, durchideologisierte Organisation mit Todeskult. Nicht Teil einer Spirale.

Ich lehne die Gewalt gegen Hamas nicht ab.

Zudem: Wenn man argumentiert, dass Hamas und Israel hier die "beiden Seiten" sind, kann man nicht ins Feld führen, dass es sich aber bei den Palästinensern aus Gaza um friedliche Zivilisten handelt, die nichts damit zu tun haben.

In Wirklichkeit gibt es aber gar nicht nur zwei Seiten. Es gibt viele beteiligte Akteure an dem israelisch-palästinensichen Konflikt, von denen nicht wenige ein Interesse an dessen Fortsetzung haben. Das ist das Komplizierte daran, nicht irgendwelche angeblich immer gleich ablaufenden Vergeltungsmuster.


QuoteScudder

Keine Frage - mein Mitgefühl gehört den Überlebenden und Angehörigen der Opfer. ... Auf Rache und Vergeltung der einen Seite wird irgendwann Rache und Vergeltung der anderen Seite folgen. Dieser Teufelskreis sollte hinlänglich bekannt sein. ... in den Kategorien Rache und Vergeltung sollte die EU nicht denken und handeln.


QuoteW.Sherman

Von Ihrem Mitgefühl hat niemand etwas. Und es geht auch nicht um "Rache", sondern darum, einen Todfeind, der jedes Entgegenkommen und jedes Zögern nur als Schwäche und Beatätigung des eigenen Handelns auffasst, langfristig handlungsunfähig zu machen.


QuoteWarnieweg

"in den Kategorien Rache und Vergeltung sollte die EU nicht denken und handeln."

Tut sie das denn?


QuoteKommentator1990

In internationalen Beziehungen zählt Schlussendlich nur Stärke. ...


Quote_proeuropa

Russland .........wirft den USA vor, die Bedeutung eines unabhängigen palästinensischen Staates nicht anzuerkennen.....

...... und unterstützt genau den US-Präsidentschaftskandidaten Trump, der gerade die Palstinenserrechte am gröbsten missachtet hat..... und.a. mit seiner Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt....

...aber wen wundert das noch...


QuoteWarnieweg

Verwunderlich, dass die üblichen Schwurbler und Verschwörungserzähler ganz ruhig sind.


Quote
Einfach selber denken

Es sollte keinen Unterschied machen ob die toten Juden sind oder Muslime. Es sind Menschen und ob der zerfetzte Körper eines 10 jährigen der Körper eines jüdischen Kindes war oder der eines palästinensichen Kindes macht keinen Unterschied.


Quote
Nick_3634

Es macht aber einen Unterschied wer der Täter ist. Und ob dieser Täter in einer geplanten Strategie vorgegangen ist und Zivilisten vorsätzlich und geplant ermordet hat.


QuoteIchmusssagen

Es entschuldigt nichts, beschreibt aber, dass die Israeli selbst offenbar nicht so eindimensional denken - Leitartikel aus der Haaretz (wichtigste Tageszeitung Israels) vom 08.10.:

,,Für die Katastrophe, die Israel heimgesucht hat, ist eindeutig eine Person verantwortlich: Benjamin Netanjahu. Der Premierminister, der sich seiner großen politischen Erfahrung und seiner unersetzlichen Weisheit in Sicherheitsfragen rühmt, hat die Gefahren, in die er Israel bewusst geführt hat, nicht erkannt, als er eine Regierung der Annexion und Enteignung einsetzte, als er Bezalel Smotrich und Itamar Ben-Gvir in Schlüsselpositionen berief und eine Außenpolitik verfolgte, die die Existenz und die Rechte der Palästinenser offen ignorierte."

https://www.haaretz.com/opinion/editorial/2023-10-08/ty-article-opinion/netanyahu-bears-responsibility/0000018b-0b9d-d8fc-adff-6bfd1c880000"

... [Wenn Sie sich die Stimmen quer durch die gemäßigte israelische Öffentlichkeit anschauen, gibt es viele ähnliche Äußerungen dahingehend (auch hier in ZON wiedergegeben). Dass hier ein absolut zu verurteilendes, abscheuliches Kriegsverbrechen seitens der Hamas vorliegt, steht außer Zweifel. Das heißt aber nicht - und nichts anderes gibt u.a. der Artikel wieder - dass der Weg dahin keine Rolle spielt. ]


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freddy14

Woher kommt dieser grausame Hass? Wie kann man diesen Irrsinn stoppen?


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Einfach selber denken

Gar nicht. Durch einen ernsthaften Friedensprozess der Kompromisse erfordert und das ist nicht zu sehen. Der Kreislauf der Gewalt kennt kein Ende.


Quotebiofeedback

"Hamas droht mit Tötung von Geiseln"

Israel hat schon gesagt das sie auch bei den Bombardements Opfer unter den Geiseln in Kauf nehmen. Bisher hat Israel Geiseln immer zurückgeholt und teuer bezahlt. Vermutlich spekulierte Hamas auch dieses Mal darauf daß sie eigene Kämpfer freitauschen können. Aber diesmal ist alles anders.

Und Hamas wird sich mit Exekutionen nur weiter ins Abseits stellen. Falls das überhaupt noch möglich ist.


Quote'Es ist nicht mehr witzig' sagt der Klaun

Bei 1000 oder mehr ermordeten Israelis wäre jede Verhandlung mit den Terroristen ein Schlag ins Gesicht der Angehörigen derer, die bereits gestorben sind - ein schlechtes Zeichen für die Geiseln.
Hamas wird durch den eigenen Erfolg erschrocken sein, denn sie kennt die historischen Zahlen, die am Ende rauskommen: 1:10 bis 1:100.


QuoteWanderende Wolke

Noch ein Brandherd. Klimakrise, Ukraine - jetzt das, was ist nur auf Mutter Erde los? Wir sind wieder entwickelt als jemals zuvor und dennoch werden sich hier die Köpfe eingeschlagen wie im Urwald. Affen in Anzügen, ungezügelte Gier. Dunkel ist die Zukunft.


QuoteGascarino

Bislang habe man gemäß islamischer Gesetze für die Sicherheit und Gesundheit der Gefangenen gesorgt, sagte ein Sprecher.(...)"
Was für ein Zynismus in Anbetracht der Bilder welche man von den Entführungen sah ...


QuoteVom Sofa aus

Was für Dreck ist das überhaupt Gefangene/Geiseln zu nehmen? Unschuldige Zivilisten zu erschießen? Erwarten die jetzt etwa Respekt für ihre ,,Behandlung nach islamischen Gesetzen"
Wer so etwas tut kann von Niemandem Respekt verlangen.


Quote
thomashillenbrand

Einfach Wahnsinn was in Israel und Gaza passiert ist. Bei aller Sehnsucht nach einer Zweistaatenlösung kann man als Rebellion keine Zivilisten töten und entführen .Das machen nur Terrororganisationen. ...


QuoteLavendelzaus

Meine Befürchtung ist, dass wir nun gerade miterleben, wie die "Märtyrer" der Intifada der 2040er geprägt werden, so wie die heutigen vor 20 Jahren.


Quote
HH60

,,Gallant sagte, Israel habe es mit "menschlichen Tieren" zu tun und werde dementsprechend handeln."

Bei allem Verständnis für die Wut der Israelis über die terroristischen Angriffe, aber mit diesen Äußerungen schießt Hr. Gallant m.E. weit über das Ziel hinaus.
Das ist auch Menschenverachtung.


QuoterundBein

Die Menschen,die auf dem Festival alles abgeschlachtetet haben was sie erreichen konnten, verachte ich auch zutiefst.


QuoteTrixi01

Mit Verlaub, jetzt wird geschossen, gebombt, zerstört und getötet. Was ist das im Vergleich zu 'menschenverachtenden Äußerungen'. Oder worauf wollten Sie uns hinweisen?


Quotehakufu
vor 21 Stunden

Die Hamas ist ein faschistisches Regime, das die Bevölkerung brutal regiert, und die Politik seinen Interessen unterordnet.

Wir Deutschen kennen aus eigener Erfahrung, was das bedeutet. Da wird bis zum letzten Blutstropfen gekämpft. Gnade für die Feinde gibt es nicht und für Verräter schon gar nicht.

Faschisten, die Andersgläubige, egal ob Religion oder Ideologie, ausradieren wollen bzw. machen, werden niemals Gesprächspartner sein.
Das Volk wird erst zum Frieden finden, wenn die Führer und ihre Unterstützer aus dem Verkehr gezogen worden sind. Dafür gibt es in der Weltgeschichte etliche Beispiele, wie zB Deutschland oder Cambodia.

Friede dem israelischen und palästinensischem Volk.


Quote
wilhelmsburger

    Wir Deutschen kennen aus eigener Erfahrung, was das bedeutet.

Aus eigener Erfahrung? Glaube ich nicht. Vielleicht aus dem Geschichtsuntericht oder durch Erzählungen.


QuoteKomische Hacker

Nichts kann ein derartiges Vorgehen gegen eine Zivilbevölkerung rechtfertigen. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Israel muss hierfür zur Rechenschaft gezogen werden.


QuoteDr. Ole De These

Dass die Hamas zur Rechenschaft gezogen werden muss, haben Sie bislang noch nicht für erwähnenswert gehalten.


QuoteChasaria
Antwort auf @Dr. Ole De These

Naja und Sie vergessen die Besatzungspolitik Israel kritisch zu würdigen.


Quote
echoderzeit

Wer in diesem Forum ist der Meinung, dass Israel eine äusserst erfolgreiche, integrative und nachhaltig friedensfördernde Politik betreibt, die nur das Beste für die Menschen in ihrem Staatsgebiet will?


QuoteCorek

Die Hamas möchte das aufjedenfall nicht. Ihre Ziele sind mit Frieden nicht vereinbar.


QuoteRadikale_Mitte

Ich bin der Meinung, das Israel selten der Agressor bei diesem Thema ist.
Tatsächlich wird die pure existenz Israels schon als Provokation begriffen.
Israel wird regelmäßig attakiert, setzt sich aber sehr erfolgreich zur Wehr.

Friedensfördernd? Weis ich nicht. Aber effektiv darin, die Extremisten, die die Juden ins Meer treiben wollen, in schach zu halten.


Quotemimicry

Die Existenz Israels beruht unter anderem auf einer äußerst glaubwürdigen Abschreckung, die bisher für jeden toten Israeli etwa 100 tote Feinde zur Folge hatte - ich meine mal gelesen zu haben, dass das etwa arithmetisch dem Bevölkerungszahlenverhältnis entsprechen sollte.

Israel hat bislang von solidarischen "Sonntagsreden" keine Sicherheit bekommen, sondern konnte sich bislang nur auf seine militärische Stärke verlassen. Es wäre von den zutiefst antisemitischen arabischen Nachbarn überrannt und zerfleischt worden. Danach hätte es Verurteilungen, Bedauern, Entsetzen - und keine weiteren Folgen gegeben (siehe adas bereits seit Anfang des russischen Überfalls laufende Verhalten derjenigen, die "ihren Frieden" wollen).

Die Palästinenser wären vom Regen in die Traufe gekommen, da die Beutstücke verteilt und die Palästinenser in die umliegenden diktatorischen Staatsgebilde "eingegliedert" worden wären. ...


QuoteMercator1

Hat Sarah Wagenknecht jetzt schon dazu aufgerufen, mit der Hamas zu verhandeln? Weil Krieg etwas Schlimmes ist und keine Lösung sein kann?


Quotedemarciana

die eigene abneigung gegen sahra wagenknecht auf jedes x-beliebige thema zu projizieren, ist weder zielführend noch irgendwie sinnvoll und vor allem saulangweilig...


Quoterowflake

Das Konzept "Land für Frieden" ist krachend gescheitert. Dieses Zugeständnis wurde von den Feinden Israels leider fälschlicherweise als Schwäche interpretiert. Israel hat für die Räumung des Gazastreifens nur Abertausende Raketen und noch mehr Terror erhalten. Es war ein Fehler den Streifen aufzugeben und ich hoffe, er wird rückgängig gemacht, mit so wenigen Verlusten wie möglich auf beiden Seiten.

Es kann so nicht mehr weitergehen.


QuoteKoga jebe

"Die israelische Armee hat laut dem arabischen Nachrichtensender Al Dschasira das Flüchtlingscamp Dschabaliya in Nordgaza angegriffen. Dabei wurden demnach mehr als 50 Menschen getötet."

Ich nehme an, solche Taten darf man hier nicht verurteilen.


QuoteKomische Hacker

Mord bleibt Mord. Verbrechen bleiben Verbrechen.


Quotekontestation

von wem werden sie unterdrückt?


QuoteParlez-Vous-Kung-Fu

Meistens liegt hinter der Nachricht noch eine Nachricht: es geht darum Basen, Waffenlager oder Raketenabschussstationen zu vernichten, die die Hamas nun mal in zivil bewohnte Gebiete positioniert.


Quote
Ulenspiegel_1965

"Dabei wurden demnach mehr als 50 Menschen getötet."Ich nehme an, solche Taten darf man hier nicht verurteilen."

Solange der Status der Toten bzw. Kontext unklar ist, kann dein Beitrag nur als mislungener Versuch der Prapaganda gewertet werden.
Die unkritische Gleichsetzung von Toten mit Zivilisten ist dumm.


QuoteRadikale_Mitte

Sie meinen Militärische Infrastruktur und Waffenlager in "Flüchtlingscamps" (oder gerne auch Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern, Wohnblöcken) zu stationieren?

Klar darf man das verurteilen!

Das Israel sich nicht beschiessen lässt nur weil seine Feinde Barbaren ohne ein mindestmaß an Menschlichkeit sind, das finde ich verständlich und nachvollziehbar.


QuoteCosmicus

Hamas ist nicht = Palästinenser. Das ist nicht in Ordnung, wie Israel agiert. ... Um es ganz klar zu sagen, ich verurteile den Anschlag der Hamas, ich verurteile aber das jahrelange Treiben Israels, dem die restliche Welt zuschaut. Auch die geplante Justiz"reform" dient sicherlich nicht der Demokratie und Rechtstaatlichkeit.


QuoteTante Daniele

Hamas = von den Palästinensern gewählte Regierung des Gazastreifens.


QuoteBorussin

Die jungen Menschen, die auf einem Technofestival getötet, verletzt oder verschleppt wurden, sind auch nicht "die Juden". Dennoch wurde an dieser Stelle besonders "gründlich" agiert.


QuoteCosmicus
Antwort auf @Greebo

ja, genau wie in Deutschland die Rechten immer mehr Stimmen bekommen. Ich bin trotzdem keiner von denen!


QuoteThe-Dude

,,Israel unterbricht mit sofortiger Wirkung die Wasserversorgung des Gazastreifens".

ich stehe auf [der Seite] Israels aber dies ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit!

Mann stelle sich das mal vor: kein Wasser für die Zivilbevölkerung.


Quoteflosculi

Die Brüder in Ägypten sind sicher mehr als bereit den Menschen im Gazastreifen zu helfen (Ironie aus).


QuoteRadikale_Mitte

Ist das irgendwie Israels Schuld das die Palästinenser es nicht fertig bringen ihre Bevölkerung mit irgendetwas anderem zu versorgen als Religiösem Hass?

Sollen sie den Trinken und dran ersticken.


Quote
MontanaJ
Antwort auf @Komische Hacker

@Komische Hacker: Gottseidank gibt es noch Mitmenschen wie Sie.

Das läßt etwas hoffen und macht Mut.


QuoteGanzohneHaupthaar

Warum nimmt man Wasser uns Strom von seinem, zu vernichtenden Todfeind?


Quote
Nanola
Antwort auf @Greebo

Fast 45% der Bevölkerung in Gaza sind zwischen 0 und 14 Jahren alt.


Quotethiak

Wie mache ich aus 2,3 Mio , vielleicht nicht wohlgesonnener, aber noch Unbeteiligter Abgrundtiefe Feinde im kürzester Zeit? - Ich mache einen auf Mittelalter und nehme sie in Geiselhaft. Wie oft will man diesen Fehler noch machen?


Quoteillustro

Es gibt eine Grenze zu Ägypten.


QuoteWoelfchenLobo

Sie meinen jetzt, dass durch das Massaker auf dem Festival, wo mindestens 260 junge Menschen durch die HAMAS getötet wurden.....und dadurch jetzt wer in Geiselhaft genommen wird?


QuoteEl_Hafer

Man fragt sich auf welchem Planeten man Leben muss um das als Situationsbeschreibung für die Bevölkerung in Gaza herzunehmen.


Quotemartinius.eins

Woher nimmt die Hamas denn ihre Mörder, hm? Genau: Aus der ach so unschuldigen, freidfertigen und bedauernswerten Bevölkerung.


QuoteVelka Zvjerka

Ich glaube, "einen auf Mittelalter" mach die Hamas seit ihrer Gründung...


QuoteMisión en Marbella

"Unbeteiligte"? Naja...

Beschweren sollten sich die Betroffenen zuallererst beim Hamas-Vertreter ihres Vertrauens.


QuoteCarlo61
Antwort auf @Misión en Marbella

Kollektive Bestrafungen sollte es nicht geben. ...


QuoteMisión en Marbella
Antwort auf @Carlo61

Im Krieg, und nichts anderes haben wir hier, ist es bedauerlicherweise so, dass in irgendeiner Form früher oder später die Zivilbevölkerung leidet und es auch Unbeteiligte oder weniger Beteiligte trifft. Dies völlig auszuschließen ist nahezu unmöglich, außer man verzichtet auf Gegenangriffe (und man opfert für diese Rücksichtnahme womöglich seine eigenen Leute). Man darf davon ausgehen, dass die Israelis hier durchaus eine (nicht zynisch gemeint) Kosten-Nutzen-Rechnung aufmachen. Sie haben ja früher auch schon z.B. mit roof-knocking Zivilisten zu warnen versucht, eine 100%ige Sicherheit gegen Kollateralschäden gibt's aber nie. Die Hauptverantwortung trägt ohnehin die Hamas, die diese Terrorattacken begangen hat und sich jetzt in der Zivilbevölkerung Gazas versteckt.


QuoteRubberduck59

"... von der schiitischen Hisbollah-Miliz die Zusicherung erhalten, dass sie sich nicht an den Kämpfen beteiligen werde..."

"...Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums sagte (...) dass der Iran nicht an den Angriffen der Hamas beteiligt gewesen sei..."

Offenbar versuchen gewisse Kreise, die Köpfe in Deckung zu bringen. ...


QuoteRubberduck59
Antwort auf @kontestation

Wohl wahr... und das auch ohne rot zu werden, in aller Öffentlichkeit.


QuoteBenjisson

Flüchtlingcamps angreifen ist ein Angriff auf die Zivilbevölkerung und gehört verurteilt. Ebenso ist es feige was die Hamas tut. Ich verstehe immer noch nicht warum man Gleiches mit Gleichem vergeltet.


QuoteSushilover

Hier wird nicht gleiches mit gleichem vergolten. Israel attackiert nicht grundlos und terrorisiert nicht grundlos die Palästinenser. Die IDF muss aber annehmen, dass jeder im Gazastreifen Mittäter ist. Die Hamas versteckt sich nicht nur in der Zivilbevölkerung, sondern viele angebliche Zivilist sind Terroristen.


Quote
FreierRomanist

Und wenn in dem Flüchtlingscamp (was eigentlich ein Wohnviertel ist, schlimm genug) militärische Infrastruktur befindlich ist, mit der man ständig angegriffen wird?


Quote
GBG85

Was würden Sie denn als israelischer Politiker tun? Das Bedauern über den Tod und die Entführung der eigenen Bürger ausdrücken und es darauf beruhen lassen?


QuoteBenjisson
Antwort auf @GBG85

Ich würde keine Unschuldigen bombadieren.


Quote
MontanaJ

Genau das hält diesen Konflikt ja am Laufen, wie Wind ein Feuer am Brennen hält und stetig anfacht.

Damit disqualifizieren sich beide (!) Konfliktparteien am laufenden Band und nehmen sich jegliche Chance auf eine zukünftige gemeinsame friedliche Lösung des Konflikts.

Die Menschen im Gazastreifen werden jetzt kollektiv in "Geiselhaft" genommen und haben kein Wasser, keine Lebensmittel und keinen Strom mehr. Das ist zutiefst unmenschlich und schürt das menschliche Leid, aus dem später der Hass wird


QuoteLösemittel65

Schaut man sich die aktuellen Bilder und Videos von den Einschlägen in Israel, sowie det apokalyptischen Bombardierung von Gaza, an die gerade kursieren wird einem echt anders zumute. Das gleiche gilt für die Bilder nach dem Überfall der Hamas auf Israel.

Es fällt schwer all diese immer wiederkehrenden traumatischen Ereignisse auszublenden und somit eine langfristige vernünftige Lösung für beide Seiten zu finden, wenn Täter und Täter sich aussöhnen müssen. Besonders da man dann trotz allem weiter Seite an Seite leben wird.

Abseits der Politik wünsche ich den Zivilisten im gesamten Konfliktgebiet, dass Ihnen möglichst viel Elend und Leid erspart bleibt. Auch wenn es aktuell nicht danach aussieht.


QuoteKeBoFi

Irgendwie haben Frankreich und Deutschland es geschafft sich auszusöhnen, Nord- und Südkorea können zumindest koexistieren (Frieden kann man das nicht wirklich nennen). Aber selbst davon sind Israel und Palästina weit entfernt ...


QuoteEbebeth


Wer die Einsperrung im Gaza schon einmal gesehen hat wie ich 2006, wundert sich nicht über die Reaktion verwundeter Tiere. Ein Verhaltensforscher sagt bei Elefanten: "Die Rache kommt spät, aber sie kommt". Und wer hat diese unsinnige Lösung 1947 beschlossen? Die UN. Schon mal darüber nachgedacht?

Das rechtfertigt jetzt nicht dieses unmenschliche, bestialische Verhalten der Hamas.

Das muss absolut bestraft werden.


Quote
Modeste25

Der Gazastreifen hat mit die jüngste Bevölkerung weltweit. Die Mehrheit der Bevölkerung ist Minderjährig. Der Altersdurchschnitt unter 18 Jahre. Das ist die Altersstruktur der nun betroffenen Zivilisten.


QuoteAlexander_Der_Kleine

Das Schlimmste, was den Typen von der Hamas passieren könnte, wäre ja ein Frieden mit Israel. Da wäre das komplette Geschäftsmodell aus Hass obsolet. Also muss immer wieder angegriffen werden um Gegenschläge auszulösen, die wiederum Hass produzieren. Was für ein hässlicher Verein, der ein ganzes Volk im Würgegriff hält.


QuoteFreibergerin

Auf der anderen Seite wäre für die israelischen Radikal-Fundamentalisten ebenfalls nichts schlimmer als ein Friedensabkommen, denn dann müsste man sich sowohl aus dem illegal besiedelten Westjordanland zurück ziehen als sich auch von den Golanhöhen verabschieden. Und von Ost-Jerusalem reden wir erst gar nicht...


QuoteUskok

"Es wird keinen Strom, keine Nahrung, keinen Treibstoff geben, alles ist geschlossen."

Jetzt macht Israel etwas was nur Wasser auf die Mühlen der Feinde Israels ist und man wählt die schlimmste Option. Rein technisch gesehen handelt sich hierbei um ein Kriegsverbrechen. Das Problem an der ganzen Situation ist, dass die EU, USA dies ja auch im Falle von Berg Karabach toleriert haben. Das sind halt düstere Zeiten bzgl. Völkerrecht etc.


QuoteHisperin

Wieso sollte das ein Kriegsverbrechen sein? Gaza könnte vom Meer und von Ägypten aus versorgt werden. Niemand ist per Kriegsrecht dazu verpflichtet seinem Gegner Wasser, Strom, Nahrung usw. zu liefern.

Wasser uaf den Mühlen der Feinde, ach hören sie auf mit dem Quatsch. Die Gesellschaft ist so indoktriert, dass selbst wenn Israel den allen nen Leben in Luxus schenken würde, sie am liebsten alle Juden vernichten würden. ...


Quote
Kabeljau

Als über 100.000 Menschen aus Aserbaidschan vertrieben wurden, hat Europa einmal kurz aufgeschaut und das wars.
Dieses Los wird den Palästinenser erspart bleiben.


QuoteFritzLang

Eine Blockade gegen 2.3 Millionen Menschen ist gegen jedes Recht und jede Vernunft. Es sind nicht 2,3 Millionen Terroristen.
Ja, ich verurteile den Hamas Terrorismus, es müssen aber Wege gefunden werden um den Hass zu überwinden.


QuoteEl_Hafer

Junge, das sind wieder Phrasen, die könnten direkt aus den Glückskeksen im Asia Gourmetpalast kommen.


...


Textaris(txt*bot)

#758
Quote[...] Das Gelände des Psytrance-Festivals ,,Supernova" neben dem Kibbuz Re'im im Süden Israels glich einem Schlachtfeld: Mindestens 260 Ra­ver*­in­nen wurden dort von der Hamas ermordet. Die radikalen Islamisten stürmten in den frühen Morgenstunden am Samstag schwerbewaffnet das Areal, vergewaltigten laut Au­gen­zeu­g*­in­nen Frauen, entführten manche nach Gaza. Ihre Leichen werden dort geschändet, halbnackt durch den Küstenstreifen paradiert. Es ist pure Barbarei.

Und in der progressiven Partywelt, die sich sonst so gerne und lautstark zum Nahostkonflikt äußert, um den einzigen jüdischen Staat der Welt zu dämonisieren? Die BDS-Hashtags teilt, Tel Aviv boykottiert, Israel ,,Pinkwashing" vorwirft und israelische Künst­le­r*in­nen wegen ihrer Staatsangehörigkeit nicht buchen will? Die deutsche Technoclubs ins Visier nimmt, wenn diese als zu ,,proisraelisch" empfunden werden? Ohrenbetäubendes Schweigen.

In den vergangenen Jahren haben sich Teile der Clubkultur sehr bemüht, Israelhass oben auf die Agenda der Szene zu setzen – von #DJsForPalestine bis hin zu den ,,Berlin Nightlife Workers Against Apartheid". Eine Kultur, die aus emanzipatorischen Kämpfen von schwarzen und queeren Communitys geboren wurde, die aber über die Jahrzehnte immer kommerzialisierter, weißer und heteronormativer wurde. Und die deshalb eindeutig Partei für ,,die gute Sache" ergreifen will, um das eigene politische Selbstverständnis zu stabilisieren.

Aus einem komplexen Konflikt wird eine einfache Erzählung: Israel wird zum Inbegriff des Bösen. Aus einem Schutzort für Jü­din­nen*­Ju­den weltweit, gegründet von Schoah-Überlebenden, wird ein ,,Apartheidstaat", den es zu ,,dekolonialisieren" gelte. Die Buzzwords der BDS-Bewegung finden auf der Tanzfläche Resonanz. Antisemitismusvorwürfe werden abgeschmettert: ein Iron Dome gegen Kritik. Denn sie kollidieren mit dem Selbstbild einer aufgeklärten Clubblase.

Von den allermeisten dieser Stimmen ist nach dem brutalen Angriff auf Zi­vi­lis­t*in­nen in Israel am Samstag kein Dezibel zu hören. Klare Worte der Solidarität, der Anteilnahme, der Verurteilung dieser abscheulichen Verbrechen passen offenbar nicht zu einem Weltbild, das Israel nur als Täter kennt – und nie als Opfer. Ganz egal, wie viele Hamas-Raketen die queere Partymetropole Tel Aviv treffen, ganz egal wie viele lebensfrohe Fes­ti­val­be­su­che­r*in­nen kaltblütig ermordet werden.

Einige wenige aus der Szene haben sich doch zur Situation geäußert. Und schnell wünscht man sich, sie hätten es lieber gelassen. Die dänische Techno-DJ Mama Snake, die BDS unterstützt, teilte in einer Instagram-Story einen Beitrag, der das Massaker an israelischen Zi­vi­lis­t*in­nen als ,,Kampf für Leben, Würde und Freiheit", für ,,die Vorstellung, dass andere Welten möglich sind", verharmlost. Dazu postet sie nicht mal die richtige Flagge, und teilt die jordanische. In einer zweiten Story, offenbar nach Kritik, verurteilt sie doch noch die Gewalt gegen Zivilist*innen.

DJs wie Juliana Huxtable und Dina fällt nichts anderes ein, als den ,,palästinensischen Widerstand" mit Social-Media-Beiträgen zu unterstützen. Und in den Kommentaren unter Posts zum Festival ,,Supernova" reagieren viele Use­r*in­nen hämisch. Der Tenor: Die ermordeten Psytrance-Fans hätten es verdient, weil sie gewagt haben, in Israel zu feiern.

Für jüdische und israelische DJs, viele von ihnen links und keine Fans von ,,Bibis" rechtsradikaler Regierung, ist das verheerend. Dr. Rubinstein schreibt auf Instagram: ,,Ich bin schockiert, dass Leute diese Art von Gewalt befürworten. Zeigt ein wenig Mitgefühl für Menschenleben." Ori Raz sagt, er habe lange zum Konflikt geschwiegen, aus Angst, dass er selbst zur Zielscheibe wird. Aber da Kol­le­g*in­nen den Terror der Hamas zelebrieren, will er Tacheles reden: ,,Es erinnert mich an die Geschichte einer Welt, die immer geschwiegen hat, wenn es um die ­Juden ging."

...


Aus: "Schweigen der Club-Szene zu Hamas-Terror: Iron Dome gegen Kritik" Kommentar von Nicholas Potter (9.10.2023)
Quelle: https://taz.de/Schweigen-der-Club-Szene-zu-Hamas-Terror/!5962392/

Quotedites-mois

Absolut notwendige Worte. Das war schon nach dem Massaker im Bataclan schockierend, wie große Teile der hippen Kunst- & Tanzszene unbeirrt Kritik am Islamismus als Islamophobie bezeichneten. Anscheinend nichts kann liebgewonnene, schlichte Glaubenssysteme erschüttern.


QuoteSuryo

Vielleicht sollte man sich öfter mal vergegenwärtigen, dass "Künstler" keineswegs immer etwas besonders profundes und wichtiges beizutragen haben. Erst recht nicht, wenn die Kunst darin besteht, Platten aufzulegen.


Quoteshantivanille

Viele in dieser Szene sind tatsächlich ziemlich schlicht gestrickt.
Wenn der Israel/Palästina-Konflikt - fiktiv - zehn Level hat, sind viele noch nicht beim Abschluss Level 1 gelandet.
Das sind die Leute, auf die der BDS baut.

Guter Artikel. Wurde Zeit, dass das mal zur Sprache kam.


QuoteJim Hawkins

Das tödliche Gift des Antisemitismus ist in der sich fortschrittlich gerierenden Kulturszene weit verbreitet.
Dass nicht einmal dieses verheerende Massaker niemanden dazu bewegt, diese Ideologie infrage zu stellen, das spricht Bände.
Die beiden Ruangrupa-Kuratoren, die für ihre Arbeit mit Professuren belohnt wurden, haben auf Instagram ein Video geliked, dass die Neuköllner Baklava-Demo feiert.


Quoterosengrob

    @Jim Hawkins Das ist so verkommen! Wer je noch Zweifel daran hatte, ob es einen Hipster- Antisemitismus im Internationalismuspelz geben könnte, hier die Details:
   
" ... Sie rufen »Palestine Will be Free!« oder »Viva, Viva, Palästina!« und johlen vor Freude über den Terror: Am Samstagabend hat eine Gruppe pro-palästinensischer Demonstranten am Hermannplatz in Berlin-Neukölln die Attacken der Hamas auf Israel, bei denen bisher mindestens 600 Menschen getötet wurden, gefeiert. Der offiziell zugängliche Instagram-Account »Real Documenta« teilte einen Clip der Demonstration und bekam dafür dutzende Likes. Darunter auch die von Reza Afisina und Iswanto Hartono. Die beiden Künstler sind Mitglieder des umstrittenen Kollektivs »ruangrupa«, das im vergangenen Jahr die Ausstellung documenta 15 in Kassel kuratierte – und wegen zahlreicher antisemitischer Werke in die Kritik geriet. Auf eine Anfrage der Jüdischen Allgemeinen, weshalb sie den Post gelikt haben, reagierten die Künstler bislang nicht. ..." Nils Kottmann (08.10.2023)
    https://www.juedische-allgemeine.de/politik/documenta-15-kuratoren-gefaellt-jubel-ueber-hamas-terror/


QuoteFenn

Vielen Dank für eure Beiträge. Wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Die Moderation


...

Quote[...] Die Herzchen des Duos in dem sozialen Netzwerk machten schnell die Runde – auch wenn sie bald wieder zurückgenommen wurden. Jonas Dörge vom Kasseler Bündnis gegen Antisemitismus (BGA) meldete sie dem Hamburger Antisemitismusbeauftragten. Wenig später titelte die Jüdische Allgemeine: ,,Documenta-Kuratoren gefällt Jubel über Hamas-Terror."

Auch Miki Lazar von der Jüdischen Gemeinde Kassel war sprachlos. Der 66-Jährige ist mit Afisina und Hartono befreundet, die beide mit ihren Familien nach wie vor in Kassel leben. Am Ende des documenta-Sommers hat er sie wegen ihres Umgangs mit den Antisemitismus-Vorwürfen heftig kritisiert. Demnächst wollten sie einige Projekte angehen. Gestern sagte Lazar: ,,Ich bin erfüllt mit Scham und Wut. Die Likes waren naiv und dumm."

Die Ruangrupa-Kuratoren, die eine Gastprofessur an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg innehatten, seien öffentliche Figuren, wie Lazar sagt. Er erwartete eine öffentliche Erklärung.

Die folgte gestern auf Nachfrage der HNA. Afisina und Hartono erklärten, sie hätten gedacht, mit ihren Likes auf ein Video von einer Demo in Neukölln Ende September reagiert zu haben, die von der Polizei aufgelöst worden war. Die Likes seien ein Fehler gewesen. Die jüngsten Nachrichten aus Israel würden deutlich machen, ,,wie brutal und unglaublich schlecht" Gewalt gegen unschuldige Menschen sei: ,,Unsere Gebete, unser Mitgefühl und unsere Kraft gelten den Opfern und ihren Familien." Es sei absurd, ihnen zu unterstellen, sie würden Gewalt unterstützen. Afisina und Hartono stellen klar: ,,Wir haben die Tötung von Zivilisten auf beiden Seiten verurteilt."

Ihren Freund Lazar überzeugt das noch nicht. In diesem Fall von beiden Seiten zu sprechen, sei relativierend und menschenfeindlich. Der documenta-Geschäftsführer Andreas Hoffmann nannte die Likes in einer Pressemitteilung gestern Abend ,,unerträglich und inakzeptabel". Die documenta distanziere sich aufs Schärfste, heißt es in einer Pressemitteilung. Für Jonas Dörge (BGA) ist nun klar: ,,Beide haben sich jetzt mit ihrer Sympathiebekundung für die Mordaktion an Israelis als Antisemiten geoutet."

Afisina und Hartono hoffen derweil, dass es ,,bald eine friedliche Lösung geben wird für das, was passiert ist".


Aus: "Nach Likes für Pro-Palästina-Demo: documenta-Kuratoren erneut in der Kritik"  Matthias Lohr (10.10.2023)
Quelle: https://www.fr.de/rhein-main/landespolitik/ruangrupa-erneut-in-der-kritik-documenta-juedische-allgemeine-92569207.html

QuoteKommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.

Die Redaktion


...

Textaris(txt*bot)

#759
Quote[...] Am Samstag haben Terroristen der radikalislamischen Hamas bei einem Überraschungsangriff auf Israel mehr als 1.000 Menschen getötet. Seitdem bombardiert die israelische Armee den Gazastreifen. Dabei sind laut Angaben palästinensischer Behörden bisher 830 Menschen ums Leben gekommen. Der israelische Verteidigungsminister Joaw Galant hat bei einem Besuch an der Grenze zum Gazastreifen eine Offensive angekündigt. "Wir gehen jetzt zum vollen Angriff über", sagte Galant, wie die Times of Israel berichtet. "Sie werden diesen Moment bereuen. Gaza wird nie wieder so sein, wie es war." Am Montag hatte Galant angekündigt, die Lieferung von Ressourcen und Energie in die palästinensische Enklave einzustellen: Kein Strom, keine Nahrung, kein Wasser, kein Benzin. Premierminister Benjamin Netanjahu sagte: "Was wir unseren Feinden in den kommenden Tagen antun werden, wird in ihnen für Generationen nachhallen." Israel hat 300.000 Reservisten mobilisiert und Truppen an die Grenze zum Gazastreifen verlegt.

Wie geht es den Menschen in Gaza? ZEIT ONLINE hat mit zwei Bewohnern von Gaza-Stadt gesprochen. Der Kontakt zu vielen anderen Gesprächspartnern brach ab. Immer wieder fiel Strom aus und der Empfang blieb weg.


Omar Ghraieb, 36, Entwicklungshelfer und Journalist
"Vergangene Nacht musste ich aus meiner Wohnung fliehen. Ein Gebäude in meiner Nachbarschaft wurde bombardiert. Ich bin auf die Straße gerannt. Nach vier Stunden kehrte ich nach Hause zurück. Ich habe wenigstens noch ein Dach über dem Kopf. Die Familien aus dem zerstörten Nachbarhaus haben alles verloren.

Es sind sehr düstere Zeiten in Gaza. Wir müssen dabei zusehen, wie ganze Familien und Stadtviertel ausgelöscht werden. Die Attacken kommen aus allen Richtungen. Hunderte Menschen wurden schon getötet, Tausende verletzt. Dutzende Gebäude wurden dem Erdboden gleichgemacht, Wohnungen, Büros, sogar Moscheen. Unter den Trümmern liegen noch etliche Leichen.

Fast 140.000 Menschen wurden innerhalb des Gazastreifens vertrieben. Sie erhalten nahezu keine Hilfe, denn die Hilfsorganisationen können wegen des Bombardements kaum noch arbeiten. Viele Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten, versuchen, bei Freunden oder Angehörigen unterzukommen. Sicher sind sie auch dort nicht. 

Die Israelis bombardieren uns ohne Unterbrechung. Weil es so gefährlich ist, kann ich nicht mehr nach draußen gehen. Von meiner Wohnung aus sehe ich dicke Rauchschwaden aufsteigen, es riecht nach Schießpulver. Ich höre, wie die Kinder in der Nachbarschaft schreien, sie schreien immer lauter, je näher die Einschläge kommen. 

Der Gazastreifen ist jetzt komplett abgeriegelt. Die israelische Regierung hat entschieden, dass wir weder Essen, Wasser, noch Medikamente erhalten sollen. Im Moment haben wir noch drei bis vier Stunden Strom am Tag, bald werden sie ihn vermutlich ganz abstellen. Durch die jahrelange Blockade war die Versorgungslage im Gazastreifen ohnehin schon katastrophal. Trinkwasser zum Beispiel war schon immer knapp. Weil sich die Ereignisse in den vergangenen Tagen so überschlagen haben, hatten wir keine Chance, uns genügend Vorräte anzulegen. Da wir schon vor diesem Krieg täglich stundenlange Stromausfälle hatten, haben wir keine großen Vorräte angelegt, das Essen wäre ja verdorben. Wir werden von allen Seiten angegriffen. Wir wissen nicht, wo es die nächsten Einschläge gibt. Die Grenzen sind geschlossen. Es gibt keine Möglichkeit, aus Gaza zu fliehen."

Weil die Internetverbindung immer wieder ausfiel, wurde das Interview mit Omar Ghraieb im Laufe des Dienstags über Text- und Sprachnachrichten eines Messengerdienst geführt. Dieser Text ist eine redaktionell bearbeitete Version von Ghraiebs Nachrichten. Seine Aussagen und Beobachtungen sind auch von anderen Quellen bestätigt worden.

Kamal Mashharawi, 24, Manager einer Solarenergiefirma
"Ich lebe in Rimal, einem Viertel von Gaza-Stadt, rund drei Kilometer vom Zentrum entfernt. Ich befinde mich in einem Unterschlupf in meinem Haus. Hier sind gut 30 Leute, Mitglieder meiner Familie, Kinder und Babys, auch fremde Menschen. Wir können nicht nach draußen, weil um uns herum permanent Bomben einschlagen. Sie fallen schon den ganzen Tag.

Ich habe schon viele Bombenangriffe erlebt, aber noch nie so viele in so kurzer Zeit. Die vergangenen sechs Stunden waren die schrecklichsten meines Lebens. Ich habe Menschen sterben sehen, auf barbarische Art und Weise. Ich habe gesehen, wie Freunde und Familienmitglieder um ihr Leben kämpfen. Es bricht mir das Herz.   

Am Nachmittag habe ich auf Al-Dschasira erfahren, dass Israel Gaza heftig bombardieren möchte. Um fünf Uhr hat die israelische Armee bei meiner Familie angerufen und uns aufgefordert, das Haus zu verlassen. Aber wir haben keinen Ort, an den wir gehen können. Also sind wir geblieben.

Wir haben ein bisschen Wasser und Essen, genug, um über die Nacht zu kommen. Und vielleicht, hoffentlich, kommen wir später raus zum nächsten Supermarkt. Aber ich habe Angst. Hier ist es nicht sicher. Manche in unserem Unterschlupf sind schwer verletzt. Meine Tante und mein Onkel sind getroffen worden. Aber der Krankenwagen kommt nicht durch. Und wir haben keine Medikamente. Ich hoffe, ich kann noch einen weiteren Tag überleben.

Den Preis der israelischen Vergeltungsschläge bezahlen Zivilisten, die Frieden wollen. Das Zuhause Tausender Menschen wird einfach ausgelöscht."   

Das Interview mit Kamal Mashharawi wurde per Text- und Sprachnachrichten eines Messengerdienste geführt. Dieser Text ist die  redaktionell bearbeitete Fassung des Gesprächs. Es fand am Montagabend zwischen halb neun und halb zehn Uhr deutscher Zeit statt. Kamal Mashharawi hat ZEIT ONLINE Videos geschickt, um seine Aussagen zu dokumentieren. Seit Montagabend konnten wir Kamal Mashharawi nicht mehr erreichen. Kurz vor Veröffentlichung des Textes meldete sich seine Schwester: Er lebt.


Aus: "Gaza: "Ich hoffe, ich kann noch einen weiteren Tag überleben"" Protokoll: Andrea Backhaus und Elisabeth Weydt (10. Oktober 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/gaza-hamas-israel-blockade-bevoelkerung-alltag

Quote
Berlin_10

Ich finde diese kurze Wiedergabe von Aussagen zu wenig in den Kontext gestellt. Die Befragten werden als Opfer vorgestellt, ohne dabei ihre Positionierung gegenüber dem Angriff der Hamas, ihrer Vertretung, zu thematisieren. Israel erscheint dadurch unausgesprochen als kaltblütig mordend, als Täter.


QuoteKarl_Napf

Es braucht keinen Kontext. Egal ob diese Leute sympathisieren oder nicht, sie leiden. Ich finde es wichtig Stimmen aus Gaza zu hören, damit man über die Grausamkeit der Hamas nicht vergisst, dass dort auch einfach nur Leute wohnen. Und die Vorstellung, dass man sich aus diesem defacto Gefängnis nicht in Sicherheit bringen kann, ist der totale Horror. Egal wie gerechtfertigt ein Vergeltungsschlag auch sein mag, Trauma ist Trauma. Das wird es auf beiden Seiten leider mehr als genug geben.


QuoteSaberR

Diese Menschen leben seit Ihrer Geburt in einem Gefängnis und werden als Menschen zweiter Klasse behandelt. Diese Menschen SIND Opfer von Unterdrückung und Diskriminierung und wollen in der aktuellen Situation nur eins: Das sie und ihre Familien überleben. Und in so einer Situation erwarten Sie eine Positionierung? Von einem Familienvater der Angst haben muss, dass seine Kinder totgebombt werden? Das kann man sicherlich bequem vom Sofa aus fordern, an seiner Stelle würde man aber wahrscheinlich andere Sorgen haben. Fakt ist: Es gibt nur Tod und Gewalt in diesem Konflikt von BEIDEN Seiten und das seit Jahren und die Weltgemeinschaft schaut zu und tut nichts. Das ist nun das Ergebnis.


Quoteimmernochnachdenklich

Den interviewten Journalisten können Sie googeln, er ist ja auch Entwicklungshelfer, wenn ich es richtig gelesen habe, arbeitet er für Oxfam.

Ich halte die Redaktion von ZON für so seriös, dass sie sich ihre Gesprächspartner entsprechend auswählt. Abgesehen davon sind diese Menschen Menschen, die um ihr Leben fürchten. Sie haben keine Raketen abgeschossen, wohl auch niemanden in diesem Krieg getötet und in dem Interview keine Äußerungen von sich gegeben, in denen sie dem Angriff der Hamas zustimmen.


QuoteGroßstadtmensch

Die Menschen in Gaza sind vor Allem mal die Opfer einer islamistischen Diktatur, die einen Krieg gegen die Zivilbevölkerung einer Demokratie begonnen hat.


QuoteS. Koslowski

Leid gebiert neues Leid. Die israelische "Antwort" auf den grauenhaften Terroranschlag der Hamas ist in der maßlosen Durchführung nicht zu verstehen.


QuoteTorchmann

Die Unterscheidung zwischen maßlos und angemessen obliegt dem israelischen Volk! Nicht ihnen im geschützt gemütlichen Wohnzimmer!


QuoteOlli_28

Und neues Leid gebiert leider neuen Hass. Auf beiden Seiten.


QuoteLeon0173
Antwort auf @Torchmann

Wenn die Leidtragenden die Zivilbevölkerung ist, dann ist es maßlos!


QuoteDilldapp
Antwort auf @YEB1991

Nur zur Info, Ägypten hat seinen Grenzübergang schon selbst geschlossen. Und so unschön es ist, viele Menschen in Gaza unterstützen die Hamas und deren Methoden. Was haben die denn erwartet, wenn die Terroristen- und Mörderbande von der Hamas in Israel auf alles ballert was sich bewegt. Wenn sogar Babys geköpft werden. Was haben die erwartet?


QuoteKäptnkirk

Es ist furchtbar. Viele unschuldige Menschen leiden im Gazastreifen.
Aber was haben die Menschen im Gazastreifen die letzten 10 Jahre getan bzw nicht getan damit ein solches Regime so schalten und walten konnte wie das terrorregime der Hamas.
Ich möchte den Berichten ja glauben. Aber mein Gefühl ist, dass eine große Anzahl in der Zivilbevölkerung die Hamas Terroristen durchaus unterstützt haben.


QuoteBass22

So wie auch viele Menschen in Israel Netanjahu unterstützten, einen korrupten Politiker, der sich dem Frieden nicht verpflichtet sah.


QuoteJackson Elias

Was für eine absurde Aussage. So etwas kann nur jemand sagen, der noch nie eine auch nur annähernde Situation erlebt hat. Stellen sie sich vor sie würden in Gaza leben. Alle Kraft die man hat muss dafür aufgebracht werden, das eigene überleben und das der Familie zu gewährleisten. Es gibt keine Hoffnung auf Besserung, keine Möglichkeit auf Flucht. Glauben sie wirklich, sie wären dann ein heroischer Freiheitskämpfer, der die Revolution gegen die Hamas anführt? Man kann so etwas von den Menschen nicht erwarten, und schon gar nicht ihre Ermordung deswegen rechtfertigen.


Quote
Skurkanas

Lob an die Zeit, auch die andere Seite zu beleuchten. Bei allem Verständnis für Israel darf man nicht vergessen dass auch im Gazastreifen vor allem Zivilisten leben, die jetzt (und seit vielen Jahren) den Preis für die Taten der Hamas zahlen. Ebenso wie unschuldige Israelis als "Rache" für die Taten des israelischen Militärs bzw der Politik sterben mussten. Der Punkt ist, es trifft auf beiden Seiten die falschen und diese blinden Gewaltspiralen erzeugen immer nur neuen Hass auf Generationen hinaus. Was Netanjahu ja bizarrerweise sogar als erklärtes Ziel ausgibt.


Quotehippocentaurus

Ich halte die Veröffentlichung dieser Texte zum jetzigen Zeitpunkt für hochgradig zynisch!! Was bezwecken Sie damit?


QuoteHansi H.

Warum? Es ist Fakt, dass Zivilisten in Gaza jetzt leiden und sterben (werden). Genauso, wie in Israel. Warum darf man darüber nicht berichten?


QuoteFrankfurter Bub

Was soll daran zynisch sein. Ich finde es wichtig auch das Leid Unschuldiger der anderen Seite zu hören.


QuoteYacimov

Dass wir die barbarischen Angriffe der Hamas verurteilen, ist selbstverständlich. Dass wir Israel zur Seite stehen, ist selbstverständlich.
Dass die Worte des israelischen Verteidigungsministers Yoav Gallant, man kämpfe gegen menschliche Tiere, widerwärtig und unerträglich sind, ist hoffentlich ebenso selbstverständlich.


QuoteWhiteWagner

Seine Aussage richtete sich gegen die Hamas und nicht die Palästinenser als solche.


Quote
Maiblume21

Was soll Israel denn tun? Wenn sie "human" reagieren, wird das als Schwäche ausgelegt. Dann wird es ähnliche Angriffe auf Israel immer öfter geben. Ich fürchte, dass die zivile Bevölkerung von Gaza aufbegehren und die Hamas Kämpfer ausliefern müsste. Dann ginge es vielleicht.

Auch eine 2-Staatenlösung würde keinen Frieden bringen. Hamas würde immer weiter machen mit dem Terror.


QuoteWahrheitsaktivist

    Was soll Israel denn tun? Wenn sie "human" reagieren, wird das als Schwäche ausgelegt.

Gilt das nicht in jedem Krieg?


...

Quote[...] Judith Butler ist US-amerikanische Philosophin und politische Kommentatorin. Sie ist Professorin an der University of California, Berkeley, und Inhaberin des Hannah-Arendt-Lehrstuhls an der European Graduate School. Außerdem ist sie Mitglieder des Beirats der Jewish Voice for Peace.

Butler ist Autorin zahlreicher Bücher, darunter "The Force of Nonviolence: An Ethico-Political Bind und Parting Ways. Jewishness and the Critique of Zionism". Ihr jüngster Beitrag für London Review of Books trägt die Überschrift "The Compass of Mourning".

Zusammen mit Dutzenden jüdischen Schriftstellern und Künstlern hat Butler kürzlich einen offenen Brief an US-Präsident Biden unterzeichnet, in dem sie einen sofortigen Waffenstillstand fordern.

... [Ein] Interview führten Amy Goodman und Nermeen Shaikh. Es handelt sich um eine gekürzte Version.

Wir haben gerade mit Dr. Hanan Ashrawi gesprochen, die sagt, dass den Palästinensern, ich zitiere, "die Anerkennung der eigenen Menschlichkeit und Rechte verweigert wird". Sie haben viel darüber geschrieben, dass verschiedene Leben unterschiedlich bewertet werden.

Judith Butler: In Ihrer Sendung wurde von verschiedenen Seiten das Wort "Völkermord" benutzt. Und ich denke, wir müssen dieses Wort sehr ernst nehmen, denn es beschreibt die Situation, in der eine Bevölkerung ins Visier genommen – nicht nur der militärische Teil, sondern auch der zivile Teil – und bombardiert, gewaltsam umgesiedelt wird. Es werden Pläne für eine Umsiedlung oder die völlige Zerstörung des Gazastreifens gemacht.

Es gibt Menschenrechtsgruppen wie das Center for Constitutional Rights, das eine 40-seitige Studie darüber veröffentlicht hat, warum es richtig ist, das, was den Palästinensern jetzt passiert, als Völkermord zu bezeichnen. Andere Organisationen haben das internationale Recht untersucht und zeigen auf, dass Völkermord, also der Genozid, nicht gleichzusetzen ist mit dem Nazi-Regime, sondern es sich um die systematische Untergrabung der Lebensgrundlage, der Gesundheit, des Wohlbefindens und der Fähigkeit zu überleben handeln kann. Genau das geschieht derzeit.

Warum haben die US-Medien und die US-Regierung beschlossen, sich an Völkermordverbrechen zu beteiligen, ist eine wichtige Frage. Es ist eine alarmierende Tatsache.

Hanan Ashrawi hat recht, wenn sie sagt, dass es nicht nur darum geht, dass sie ideologische Unterstützung leisten oder als Spin-Doktoren behaupten, dass die genozidale Gewalt Israels gerechtfertigt sei. Sie geben tatsächlich Waffen, Unterstützung und Ratschläge, um diese völkermörderische Politik durchzusetzen.

Die Palästinenser werden dabei als nicht beklagenswert eingestuft. Das heißt, sie sind keine Gruppe von Menschen, deren Leben als wertvoll erachtet wird, um in dieser Welt zu überleben und sich zu entwickeln.

Wenn sie verschwinden, wird das nicht als echter Verlust angesehen, denn sie sind in dieser Sicht nicht nur weniger wert als Menschen – das ist sicher –, sondern eine Bedrohung für die Idee des Menschlichen, die von der zionistischen Politik verteidigt wird, die von Israel, den USA und vielen westlichen Mächten geteilt wird.

Wenn wir beobachten, wie sich diese Schablonen im öffentlichen Diskurs durchsetzen – alle Palästinenser sind Hamas, die Hamas ist terroristisch und niemals ein bewaffneter Widerstandskampf, israelische Gewalt ist moralisch gerechtfertigt und palästinensische Gewalt ist barbarisch –, warum sollte es umgekehrt dann nicht richtig sein, die Bombardierung von Menschen in ihren Häusern, Krankenhäusern, Schulen oder auf der Flucht, angeordnet von der israelischen Regierung, als barbarisch zu bezeichnen? Was wir hier sehen, ist ja nicht einfach die Tötung palästinensischer Zivilisten als eine Art Nebenprodukt des Krieges.

Diese Zivilisten werden gezielt angegriffen. Die gezielte Tötung von Zivilisten, die einer bestimmten Gruppe angehören, die ethnisch oder rassisch definiert ist, ist eine völkermörderische Praxis. Das ist es, was geschieht.

Und wir alle sollten aufstehen, Einspruch erheben und ein Ende des Völkermords fordern. Es stimmt, ich habe mehrere Petitionen unterzeichnet, von denen eine einen sofortigen Waffenstillstand fordert. Das ist das Mindeste.

Tatsache ist, dass die Gewalt, die wir erleben, Teil einer langjährigen Gewalt ist, einer 75 Jahre alten Gewalt, die durch systematische Vertreibung, Tötung, Inhaftierung, Verhaftung, Landraub und zerstörtes Leben gekennzeichnet ist. Wir brauchen eine viel umfassendere politische Lösung für diese Situation.

Solange Palästina nicht frei ist und die Menschen in Palästina nicht als Bürger oder politische Akteure in einer Welt leben können, die sie mitgestaltet haben – die sie selbst verwalten und in der sie demokratische Rechte erhalten können –, werden wir weiterhin Gewalt erleben. Wir werden dann immer wieder erleben, dass diese strukturelle Gewalt diese Art von Widerstand hervorbringt.

... Es gibt leider einige jüdische und zionistische Gruppen, denen das jüdische Leben völlig, ausschließlich oder in erster Linie am Herzen liegt. Ihre Position ist, dass die Zerstörung jüdischen Lebens das Schlimmste auf der Welt ist – und es ist schrecklich. Es ist absolut schrecklich.

Aber jüdisches Leben ist nicht wertvoller als palästinensisches Leben. Man wird eine Reihe von Menschen finden, die dem abstrakt zustimmen, aber sie halten die massiven Angriffe, die Massaker gegen Gaza für gerechtfertigt, weil kein Ausmaß der Gewalt ihr Gefühl der Verletzung kompensieren kann.

Ich möchte nur hinzufügen, dass es äußerst schwierig ist, die Medien und die Presse dazu zu bringen, anschauliche und detaillierte Beschreibungen des Leids in Gaza zu liefern. In der New York Times hören wir viel mehr über das Leben der Israelis und die Verluste, die sie erlitten haben. Aber über Palästina wird nie auf dieselbe Weise berichtet.

...


Aus: "Jüdische Wissenschaftlerin Judith Butler verurteilt Israels "Völkermord" in Gaza" Amy Goodman (30. Oktober 2023)
Quelle: https://www.telepolis.de/features/Juedische-Wissenschaftlerin-Judith-Butler-verurteilt-Israels-Voelkermord-in-Gaza-9348476.html

QuoteAlternativlos

207 Beiträge seit 13.11.2022
30.10.2023 13:15

Wieso sollten wir jetzt hinschauen.

Frau Butler träumt.
Wir haben auf dem Balkan weggeschaut.
Wir schauen in den Kurdengebieten, in Syrien, in Afrika, in China und der Ukraine weg.
Es gibt keine Kriegsverbrechen, der Krieg selbst ist ein Verbrechen. Niemand hat Interesse an einer mächtigen UNO und schon gar nicht an demokratischen Strukturen in dieser.

...


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wieder einmal wird der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung zum Ziel übelster Hasspostings – diesmal aus dem Umfeld der Hamas.

Im Zusammenhang mit den Gewaltaufrufen der Hamas gegen jüdische Einrichtungen zum sogenannten Tag des Zorns ist auch der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume (CDU) wieder zur Zielscheibe von Drohungen geworden. ,,Es wird uns ein Vergnügen sein, Sie zu quälen und zu töten", heißt es einer über Instagram verbreiteten Nachricht an Blume. Abgefasst wurde sie auf Englisch von einem Mann mit arabischem Namen.

Beschimpfungen und Drohungen gehörten zu seinem Alltag als Antisemitismusbeauftragten, sagte Blume. Er habe das Schreiben an die Polizei weitergeleitet und lasse sich nicht einschüchtern. Blume hatte den Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel als ,,antisemitischen Terror" bezeichnet und aufs Schärfste verurteilt.

In der Instagram-Botschaft, heißt es auch allgemein, der Angriff sei nur eine leichte Ohrfeige gewesen, ,,die Sie zu Boden warf und Ihre Angst, Ihr Versagen und Ihre Schwäche zeigte". Es werde noch viel schlimmer, ,,und unsere Seelen wird es nicht bewegen, Ihr Brüder von Affen und Schweinen."

Schon vor längerer Zeit hat der Innenminister Thomas Strobl eine Polizistin in das Team des Antisemitismusbeauftragten entsandt. ,,Es ist traurig, dass das nötig ist", sagte Blume. Er kämpfe weiterhin für das Verbot von Terrororganisationen wie der Hamas.

Er sei nicht der Einzige, der in den letzten Tagen Drohungen erhalten habe. Meist stammten sie von Wegwerf-Accounts aus dem Ausland, die kaum zurückverfolgt werden könnten. Für Blume ist klar, dass sich der antisemitische Terror nicht auf den Nahen Osten beschränken werde, wenn man ihm jetzt keinen Einhalt gebiete. In Israel und der Ukraine werde auch Europa verteidigt. ,,Wenn wir die Hamas und Putin nicht besiegen, wenn wir die Öl- und Gasfinanzierung von Diktaturen und Terrorgruppen nicht stoppen, dann wird die Gewalt auch unsere Städte erreichen", erklärte Blume.


Aus: "Beauftragter gegen Antisemitismus: Morddrohung gegen Michael Blume" Eberhard Wein (13.10.2023)
Quelle: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.beauftragter-gegen-antisemitismus-morddrohung-gegen-michael-blume.c297c74d-cd8f-40ee-9c31-9764012de9e6.html

https://twitter.com/BlumeEvolution/status/1712798620901159258

Textaris(txt*bot)

QuoteRSF @RSF_inter

#Lebanon: Issam Abdallah of @Reuters killed by an Israeli strike while covering the situation on the southern border. 5 other journalists injured. RSF condemns this heinous crime against journalists and is continuing its investigations into the circumstances of this tragedy.

8:26 nachm. · 13. Okt. 2023



https://twitter.com/RSF_inter/status/1712897685877830047

Reporters sans frontières - Reporters Without Borders (RSF). We fight for #PressFreedom all over the world.
https://rsf.org/en

Textaris(txt*bot)

QuoteAmi Dar @AmiDar

A quick word for and about the haters (or pessimists) on both sides. As I've said here a couple of times, I am an Israeli Jew who believes that revenge is not a strategy, and that the only way forward is to work for freedom and dignity for all people. But in saying this, there are two groups of people who I can't ignore. First, those who believe that the massacres on Saturday were somehow "justified" by Israel's actions, and second, those who say that "you can never make peace with those people."

So a word for and about both. First, nothing, absolutely nothing, can justify the deliberate murder of children, old people, and civilians in general. You can't blame a child, anywhere in the world, for where she was born, and targeting children is *always* wrong. Always. No exceptions.

As for those who say, "how can you make peace with people who want to kill you?" a couple of things. First, you make peace with your enemies. That's why it's called making peace. Second, I have zero patience for the Islamophobes who put this on all Muslims, Arabs, or Palestinians, most of whom would never harm a child. And lastly, if Hamas is not interested, then let's talk to *anyone* who is. And no, we have not done that over the years.

Again, neither the Jews nor the Palestinians are going anywhere. We have to live together. So let's find a way. Anything else will lead to total catastrophe.



6:10 nachm. · 13. Okt. 2023


https://twitter.com/AmiDar/status/1712863385761583480

QuoteEtta Verma
@ettaverma

The most sensible and kindest comment I've heard on this nightmare, and one that gives me hope. Thank you.


https://twitter.com/ettaverma/status/1713031637426950452

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Seit dem Massaker am 7. Oktober kursieren einige Videos der Gräueltaten der Hamas in den sozialen Medien. Auch Israel setzt Videos taktisch ein.

Das Video ist gefilmt aus dem Blickwinkel des Täters. Eine ruhige Landstraße, trockenes Buschwerk links und rechts, im Hintergrund ein grünes Hinweisschild. Von der unteren Bildhälfte ragt die Spitze einer Maschinenpistole hervor, wie in einem Egoshooter-Spiel. Doch das hier ist blutiger Ernst.

Zwei weitere Männer mit Maschinenpistolen stehen auf der rechten Fahrbahnseite. Aus der Gegenrichtung fährt ein silbernes Auto heran. Alle drei Männer beginnen, zu schießen. Es folgt ein Schnitt, dann ist das Auto von Nahem zu sehen, stehend, mit zerborstenen Scheiben. Auf Fahrer- und Beifahrersitz sind zwei schlaffe Körper zu erkennen.

Dieses Video ist eines von vielen, das Israels Armee den Bodycams von Hamas-Terroristen entnommen hat. Eine kleine Auswahl hat sie veröffentlicht; zahlreiche weitere Clips haben die Terroristen selbst ins Netz gestellt. Auf manchen ist zu sehen, wie bewaffnete Hamas-Kämpfer wehrlose Männer, Frauen und Kinder abführen oder in Autos zerren.

Andere Aufnahmen zeigen die Terroristen dabei, wie sie wehrlose Menschen töten, mit Schüssen oder Granaten. Auf einem besonders schwer erträglichen Clip versucht ein Mann, sein offenbar noch lebendes Opfer mit einem Spaten zu enthaupten.

Es handele sich bei dem Angriff vom 7. Oktober um eine ,,hybride Attacke", sagte Itai Yonat, Experte für psychologische Kriegsführung bei einem Pressebriefing am Dienstag.

Neben dem physischen Terror habe die Hamas die Inszenierung ihrer Gräueltaten offenbar strategisch geplant, um drei Ziele zu erreichen: Zum einen sollten die schockierenden Videos sich in das kollektive Gedächtnis der Israelis einbrennen, um die Gesellschaft zu demoralisieren.

Zudem wolle Hamas die sogenannte ,,arabische Straße" für sich gewinnen wollen: die Menschen in benachbarten arabischen Ländern sowie der arabischen Minderheit innerhalb Israels. ,,Deshalb hat die Hamas sich als Sieger präsentiert, Soldaten getötet und ihre Körper getreten." Dieses Ziel hätten die Terroristen erreicht, wie spontane Aufmärsche in verschiedenen arabischen Staaten bewiesen hätten.

Und schließlich habe die Hamas gehofft, Sympathisanten zu mobilisieren und zu eigenen Taten anzustiften, insbesondere innerhalb der arabisch-israelischen Minderheit. Das jedoch gelang der Organisation nicht.

Die Horrorvideos der Hamas hätten sich als zweischneidiges Schwert erwiesen, sagte Shlomo Shpiro, Sicherheit- und Geheimdienstexperte von der Bar-Ilan-Universität im israelischen Ramat Gan. ,,Mit diesen Videos hat die Hamas ihr wahres Gesicht gezeigt: bösartige, barbarische Terroristen", sagte Shpiro kürzlich.

Wer diese Videos sehe, könne ,,keine Zweifel daran haben, wer die Hamas ist und warum Israel sich gegen diese Bedrohung mit all seiner Macht zur Wehr setzt", sagte Shpiro. Dies dürfte der Grund dafür sein, dass Israels Armee ihrerseits eine Auswahl der Videos auf ihren Social-Media-Accounts veröffentlicht hat.

Und nicht nur das. Seit kurzem kursieren in den sozialen Medien angeblich geleakte Aufnahmen von Verhören einiger Hamas-Männer, die israelische Sicherheitskräfte nach dem Terrorangriff lebend fassen konnten.

In den Videos, die mit englischen Untertiteln versehen wurden, beschreiben mehrere Häftlinge, wie sie Männer, Frauen und Kinder umbrachten. Die Vernehmenden fragen jeden von ihnen, ob ihre Taten mit dem Islam vereinbar seien. Alle verneinen. ,,Die Religion verbietet das", sagt ein kräftig gebauter Mann in grünem Overall. ,,Der Prophet sagt: ,Töte keine Frau, töte kein Kind.'"

Ein anderer junger Mann mit Kinnbart beschuldigt gar die führenden Köpfe der Hamas: ,,Die Anführer haben uns im Stich gelassen." Ob die Führung die Zerstörung Gazas zu verantworten habe, fragt ein Ermittler, der im Bild nicht zu sehen ist. Der Mann stimmt zu. ,,Sie haben das getan, mit ihren eigenen Händen."


Aus: "Psychologische Kriegsführung in Nahost: Das perfide Spiel der Hamas mit Gewaltvideos" Mareike Enghusen (25.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/psychologische-kriegsfuhrung-im-nahen-osten-das-perfide-spiel-der-hamas-mit-gewaltvideos-10677847.html

https://www.tagesspiegel.de/internationales/vom-tag-des-hamas-massakers-israel-veroffentlicht-videomaterial-und-detaillierte-anschlagsplane-10672765.html

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/das-brutalste-pogrom-seit-dem-holocaust-israels-woche-des-schreckens--eine-rekonstruktion-10613083.html

https://www.tagesspiegel.de/wissen/empathie-in-zeiten-des-krieges-man-ist-nicht-in-der-verpflichtung-jedes-leid-maximal-mitzuerleben-10658470.html

https://www.tagesspiegel.de/internationales/wut-proteste-und-vorwurfe-so-reagiert-die-arabische-welt-auf-den-beschuss-der-gaza-klinik-10646524.html

https://www.tagesspiegel.de/internationales/die-terrororganisation-hamas-wer-sind-die-kopfe-hinter-dem-angriff-auf-israel-10592920.html

...

QuotePat7
24.10.23 20:55

Die Hamas hat die Gräueltaten die die an Babies, Kindern, Frauen, ganzen Familien begingen selbst gefilmt, ins Internet gestellt um dann völlig unverfroren zu behaupten keine Zivilisten ermordet zu haben. ...


QuoteUnterberger
25.10.23 11:27
@Pat7 am 24.10.23 20:55

Auch die Opfer von Greueltaten haben ein Recht auf Wahrung ihrer Würde. Es ist sowohl ekelerregend, dass die Hamas Ihre Greueltaten filmt und veröffentlicht, und ebenso ekelerregend, dass die israelische Regierung diese Aufnahmen für ihre Öffentlichkeitsarbeitskampagne nutzt.

Man sollte nicht naiv sein: beide Seiten instrumentalisieren die israelischen und palästinensischen Opfer dieses Krieges vollkommen zynisch und empathibefreit für ihre Sache.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Als der Psychologe und Islamexperte Ahmad Mansour am Dienstag zur Diskussion ins rbb-Fernsehstudio kommt, ist er nicht allein. Auf Schritt und Tritt folgen ihm Personenschützer, bereit, Angriffe auf Leib und Leben des bekannten Buchautors sofort abzuwehren. Die Bedrohungen, die ihn erreichen, haben schon seit einigen Jahren ein erschreckendes Ausmaß. Aber seit dem 7. Oktober, dem Massaker der Hamas in Israel, haben die Hassbotschaften noch einmal zugenommen.

Auf X (früher Twitter) hat Mansour einige "Botschaften", die ihn erreicht haben, öffentlich gemacht: Er sei ein Heuchler, Zionist und Verräter, heißt es da, ein Hurensohn und Bastardkind. Und weiter: "Möge Allah dich Kuffar vernichten", schreibt einer, und: "Dich sollte man..." ein anderer. Selbst vor Vergewaltigungsfantasien im Hinblick auf Ahmad Mansours Familie schrecken die Hater nicht zurück.

Auch die Anwältin Seyran Ates, die bereits 1984 Opfer eines Attentats geworden war, bei dem sie selbst schwer verletzt und eine ihrer Mandantinnen getötet wurde, steht seit einiger Zeit unter Polizeischutz. Die Drohungen sind so konkret geworden, unter anderem durch Anhänger des sogenannten Islamischen Staats (IS), dass die Frauenrechtlerin und ihre Mitstreiter:innen sich entschlossen haben, den offenen Betrieb der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee bis auf weiteres einzustellen. Damit ist die einzige muslimische Begegnungsstätte, die auch für queere Menschen offenstand, geschlossen.

Ates und ihre Mitstreiter:innen hatten sich klar für das Existenzrecht Israels ausgesprochen und sich in aller Deutlichkeit vom Terror der Hamas distanziert. Das hat ihnen noch mehr Gegner eingebracht als das Hissen der Regenbogenfahne an der Moschee im letzten Jahr. "Sie schicken uns Nachrichten wie: man müsste uns enthaupten und ein Exempel statuieren", berichtet Ates im Interview mit rbb24 Recherche, und ergänzt: "Es nimmt zu, so dass ich einfach erschöpft und müde bin." Der Schließung zum Trotz melden sich jedoch weiter Menschen bei der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee, teils mit Solidaritätsadressen, teils auf der Suche nach Hilfe. Die will ihnen die Begegnungsstätte auch weiterhin zukommen lassen.

Ahmad Mansour macht auch nach den neuerlichen Drohungen weiter mit seiner Aufklärungsarbeit, tritt in Fernsehsendungen und bei Veranstaltungen auf, gibt Interviews. Aber es ist schwerer geworden: "Ich bin viel gewohnt, aber diese Heftigkeit der letzten zwei Wochen macht mir schon Angst", räumt er im Gespräch mit rbb24-Recherche ein, "aber da steht was viel Größeres als mein Empfinden auf dem Spiel. Und zwar die Zukunft dieses Landes, die Zukunft Deutschlands, die Zukunft unseres Zusammenlebens."

Und es geht natürlich auch um ihn und seine Familie: "Das ist eine Verantwortung, über die ich natürlich nachdenken muss." Trotzdem hat er sich entschieden, weiterzumachen. Denn sonst müsste er sich fragen: "Was bringt es uns, wenn Ahmad Mansour oder Constantin Schreiber oder andere vernünftige Menschen in diesem Land aufhören? Wird das für die nächste Generation besser? Wird die Meinungsfreiheit bewahrt dadurch? Ich meine nicht."

Zur Bedrohungslage von Menschen wie Ates oder Mansour passen auch die aktuellen Meldungen über Bombendrohungen gegen Medienhäuser und Schulen oder die mutmaßlichen Anschlagsplanungen eines Duisburger Islamisten [tagesschau.de]. Die Berliner Polizei teilte am Mittwoch mit, das Landeskriminalamt befasse sich derzeit mit über 740 Strafverfahren im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt. Bei der Staatsanwaltschaft Berlin gibt es laut Auskunft der Pressestelle bislang ein entsprechendes Ermittlungsverfahren, neben dem Ermittlungsverfahren zum Brandanschlag auf die Synagoge in der Berliner Brunnenstraße, das die Generalstaatsanwaltschaft führt.

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/10/bundesweite-bombendrohungen-berlin-auch-betroffen.html

"Nach Festnahme in Duisburg Haftbefehl gegen vorbestraften Islamisten erlassen" (25.10.2023)
[...  Vor der Durchsuchung in Duisburg gab es offenbar den Tipp eines ausländischen Geheimdienstes, dass Tarik S. nach pro-israelischen Demonstrationen in NRW gesucht habe. Aus Sicherheitskreisen erfuhr der WDR, dass Tarik S. wohl Zugang zu einem Lkw haben soll. Im Dezember 2016 war der islamistische Attentäter Anis Amri mit einem Lkw in Berlin in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gefahren und hatte zwölf Menschen getötet. Am Mittwochnachmittag wurde gegen ihn Haftbefehl erlassen. Der 29-Jährige soll sich gegenüber einem Chatpartner in Syrien zur Begehung eines islamistisch motivierten Anschlags auf eine pro-israelische Demonstration bereit erklärt haben. ...]
https://www.tagesschau.de/inland/regional/nordrheinwestfalen/duisburg-ermittlungen-terrorverdaechtiger-100.html

Auch Seyran Ates hat große Angst vor der Massivität der Bedrohungen. Sie habe den Eindruck, dass sich sogar in Deutschland eine Art "Blutrausch" breit mache, besonders unter jungen Männern. Doch ihre eigene Angst sei nichts gegen das Leid der Zivilbevölkerung im Nahen Osten, besonders auch im Gaza-Streifen: "Ich bin jeden Tag dankbar dafür, dass wir in einem System leben, in dem es Personenschutz gibt für Menschen wie mich. Ich bete jeden Tag für die Personenschützer. Und ich bin dankbar, dass dieser Staat mich beschützt."

Sendung: rbb24 Abendschau, 26.10.2023, 19:30 Uhr
Beitrag von Jo Goll und Torsten Mandalka


Aus: "Freigeistige Muslime erleben noch mehr Anfeindungen als sonst" (25.10.2023)
Quelle: https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2023/10/berlin-hamas-terror-liberale-muskime-anfeindungen-ungeahntes-bedrohungspotential.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Gerne sehen sich Berliner Theater als Orte der Debatte - nach den Terroranschlägen der Hamas aber haben sie auffällig zurückhaltend reagiert. Woran liegt das? Eine Analyse von Barbara Behrendt

... Man will, das ist in vielen Statements zu spüren, bloß nichts Falsches sagen. Das Deutsche Theater hat seine Solidarität lediglich in den sozialen Medien bekundet. Von der Volksbühne heißt es auf Nachfrage, man habe sich bewusst gegen ein öffentliches Statement entschieden. Die Reaktionen auf Interviewanfragen sind generell zurückhaltend, vom Hebbel Theater heißt es, man könne dem Thema in wenigen Rundfunk-Sätzen nicht gerecht werden. Dann also lieber gar nichts sagen?

Man kann das als Armutszeugnis bewerten, wenn gerade den Theatern, die sich sonst als Orte der Debatte feiern, die Worte fehlen, während in Berlin wieder eine Synagoge brennt und das Holocaust-Mahnmal bewacht werden muss. Olaf Zimmermann, der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, sagte auf rbbkultur: "Wenn man das mal in den Vergleich setzt mit der Solidarität, die es im Kulturbereich nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine gegeben hat, ist das jetzt, finde ich, beschämend, sehr beschämend wenig."

Man kann aber auch konstatieren: Die Ohnmacht der Theater spiegelt die Unfähigkeit der gesamten Gesellschaft wider, sich zum Nahostkonflikt zu verhalten. Wenn es schon im Freundeskreis Bedenken gibt, zu einer Kundgebung "gegen Terror und Antisemitismus" zu gehen, weil das als Affront gegen Palästinenser:innen gewertet werden könnte, läuft etwas gewaltig schief. Stehst du solidarisch mit Israel gegen die Hamas, musst du gegen die Menschen im Gazastreifen sein, so der falsche Kurzschluss.

Die Verständigung jüdischer und palästinensischer Berliner:innen scheint momentan auch in der Kultur unmöglich. Beim Blick aufs Maxim Gorki Theater wirkt es, als zerschlage der Terror das multi-ethnische Ensemble. Das Haus hatte auf Wunsch der israelischen Regisseurin Yael Ronen die Vorstellung ihres Stücks "The Situation" abgesagt, ein satirischer Abend, in dem die syrischen, palästinensischen und jüdischen Schaupieler:innen anhand ihrer Biografien den Nahostkonflikt durchdeklinieren. In einer zugehörigen Erklärung schreibt das Theater unter anderem: "Jetzt ruft die Hamas dazu auf, jüdische Einrichtungen in Deutschland zu attackieren. Das stellt uns an die Seite aller jüdischen Menschen in Deutschland."

Zwei palästinensische Schauspieler:innen, die in "The Situation" auf der Bühne stehen, reagierten darauf mit öffentlichen Statements, aus denen tiefe Verletzung und Aggression spricht: "'The Situation' kam 2015 heraus, zwei Jahre, nachdem meine drei Brüder verhaftet und für acht Jahre in israelische Gefängnisse gesteckt wurden", schreibt Karim Daoud.

Und weiter: "Es war eine schwierige Reise, Palästina zu verlassen, es nach Berlin zu schaffen, während meine Brüder verhaftet waren. Ich kam schließlich an eurer Bühne an, wo ich das Gefühl hatte, mich so ausdrücken zu können, wie ich das möchte. Ich habe mich akzeptiert gefühlt, jenseits von Religion, Nationalität und verschiedenen kulturellen Hintergründen."

Das Theater sei nun eine Enttäuschung, sein Standpunkt bei dem, was gerade geschehe, sei beschämend, so Daoud. Es habe die Seite der Okkupation gewählt, die "seit dem 7. Oktober 2023 2.680 Zivilsten getötet hat, die meisten darunter Frauen und Kinder". Der Schauspieler fragt: "Wie kann das immer noch geschehen? Auf der Seite des Unterdrückers und auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen?"

Das Gorki auf der falschen Seite der Geschichte – schwere, radikale Vorwürfe. Die Schauspielerin Maryam Abu Khaled schreibt in einem langen Statement unter anderem den Satz: "An der Seite Israels zu stehen, war eure Entscheidung, aber ich kann die Respektlosigkeit und Ignoranz nicht akzeptieren, die sich darin gegenüber der anderen Seite zeigt, mein Volk und meine Familie eingeschlossen, die in konstanter Angst leben."
Nach acht Jahren "The Situation" auf der Bühne scheint nun alle Annäherung gescheitert. Die Intendantin Shermin Langhoff will sich auf Nachfrage dazu nicht äußern.

Doch was bleibt uns außer reden? So langsam finden zumindest einige Theater ihre Stimmen wieder. Die Schaubühne hat die Diskussionsreihe "Streitraum" für kommenden Sonntag umbesetzt und spricht mit jüdischen und palästinensischen Intellektuellen über die Gewalt im Nahen Osten.

Am Deutschen Theater ist bislang noch nichts geplant, die Intendantin Iris Laufenberg äußert sich dazu schriftlich: "Theater kann politisch-visionär sein, ohne tagespolitisch schnell zu reagieren. Dennoch müssen auch wir uns mit dem auseinandersetzen, was gesellschafts- und weltpolitisch passiert (...). Wir sind hier in verschiedenen Überlegungen und werden mit den Kolleg:innen von DT Kontext an Veranstaltungen arbeiten und dazu einladen."

Das Berliner Ensemble plant ein Podium zum Thema für den geschichtsträchtigen 9. November. Es ist höchste Zeit. Schließlich ist der Nahost-Konflikt längst in Berlin angekommen.

Sendung: rbb Kultur, 25.10.2023, 14:55 Uhr

Beitrag von Barbara Behrendt


Aus: "Die Zurückhaltung der Berliner Theaterszene zum Angriff auf Israel" Barbara Behrendt (26.10.2023)
Quelle: https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2023/10/theater-schweigen-nahost-konflikt-israel-gorki-ensemble-berlin.htm/alt=amp.html

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Quote[...] Sechs Tage nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel veröffentlichte das Maxim Gorki Theater Berlin eine außerordentliche Erklärung. Darin steckte etwas Beispielhaftes, auch wenn Menschen in einer extremen Schocklage sehr verschieden reagieren können: Man ringt um Worte, um Buchstaben für das Unfassbare, ist stumm vor Schreck.

Unter dem Eindruck der Gewaltexzesse begründeten die Gorki-Intendantin Shermin Langhoff und der Leitende Dramaturg Johannes Kirsten die Absage einer Vorstellung der Regissuerin Yael Ronen Das tragikomische Stück trägt den Titel ,,The Situation", stammt aus dem Jahr 2015 und spielt in Neukölln, wo Schauspielerinnen und Schauspieler aus Syrien, Palästina und Israel die Lage im Nahen Osten debattieren. Wie gestrig, wie utopisch das jetzt klingt!

,,The Situation" wurde von der Realität überfahren: ,,Wir erkennen unsere Ohnmacht. Wir sind betroffen. In einem Krieg gibt es aber auch Getroffene. Das müssen wir uns klarmachen. Dafür müssen wir Haltungen und Sprachen finden", heißt es auf der Homepage der Bühne, die einen dezidiert politischen, migrantischen und diversen Spielplan pflegt und sich vielfach einmischt.

Es geschieht selten, dass Künstler derart offen über ihre Grenzen sprechen. Dabei haben sie im Gorki versucht, Empathie und Solidarität auszudrücken, so differenziert wie eben möglich: ,,.Der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel stellt uns auf die Seite Israels. Die Hamas nahm unschuldige israelische Zivilist*innen als Geiseln, und die Hamas nimmt die bereits seit Jahren durch Menschenrechtsverletzungen gebeutelte palästinensische Zivilbevölkerung selbst in Geiselhaft. Hinter diesen menschlichen Schutzschilden schießt sie Raketen ab. Die nun erfolgende Antwort Israels trifft alle Palästinenser*innen und wird sie noch weiter in die Arme der Hamas treiben. Israel aber muss sich wehren."
Die Sätze aus dem Maxim Gorki Theater werden noch lange Gültigkeit haben. Es lohnt sich, sie sich noch einmal anzuschauen: ,,Der Krieg verlangt nach der einfachen Einteilung in Freund und Feind. Er wird die Probleme nicht lösen. Er lebt von der Eskalation. Theater lebt von der Vielstimmigkeit. Von der Auseinandersetzung, vom Streit. Mit den großen Vereinfachern aber kann es wenig anfangen."

Gegen diese Erklärung hat die aus dem Westjordanland stammende Schauspielerin Maryam Abu Khaled protestiert. Sie wirft dem Maxim Gorki Theater, wo sie seit vielen Jahren zu Ensemble gehört, Einseitigkeit vor. Das zeigt, wie schwierig oder schon unmöglich das Gespräch geworden ist, selbst an einem Haus, das vielen eine Stimme gibt. Es spiegelt eine gesellschaftliche Situation, in der das Schweigen so falsch oder missverständlich sein kann wie das Reden. Und Schweigen kann tödlich sein, wenn es Wegsehen bedeutet.

Vereinfachen, Pauschalisieren: Das geht durch Freundschaften und Familien hindurch und trennt, paralysiert. Eine ähnliche Erfahrung hat man in der Pandemie gemacht. Spalten: Das ist die Agenda radikaler Politiker. Und das Ziel der barbarischen Mörder aus Gaza wie des Islamischen Staats, der in Syrien und im Irak immer noch nicht besiegt ist.

Schweigen kann gute Gründe haben. Schweigen verletzt. So kann es ankommen. Worte aber, selbst wenn sie formelhaft klingen, können denjenigen Halt geben, die das Schweigen nicht ertragen, auch wenn hinter dem Schweigen nur Verunsicherung steht. Eine Institution wie die Berliner Akademie der Künste meldet sich relativ häufig zu politischen Themen. Am 9. Oktober schrieb die Präsidentin Jeanine Meerapfel: ,,Die Akademie der Künste verurteilt den Angriffskrieg der Hamas gegen Israel. Wir erinnern heute an den Anschlag auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober 2019. Der Schutz jüdischer Einrichtungen in Deutschland muss insbesondere in diesen Tagen gewährleistet sein – die Akademie der Künste tritt für ein Verbot jeglicher Unterstützung der Hamas in Deutschland ein."

Ist diese Reaktion ausreichend? Kann man das messen? Soll sich jede Bühne, jedes Museum jetzt öffentlich äußern, und ohne ,,Aber" und ,,Wenn"? Von Menschen, die sich sonst immer zu Wort melden und moralische Instanz sein wollen, darf man jetzt schon etwas erwarten. Und ist der Eindruck richtig, dass die Solidarisierung schneller und breiter passiert ist nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine? Der Krieg geht weiter und steht nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Auf CNN läuft eine Nachrichtensendung, deren Name an das Gorki-Stück erinnert: ,,The Situation Room". Es brennt in der Welt. Vielerorts herrscht Ausnahmezustand. Nichts zu sagen, nicht miteinander zu sprechen ist eine schlechte und gefährliche Option. Ron Prosor, Israels Botschafter in Deutschland, griff bei der Solidaritätskundgebung am vergangenen Sonntag am Brandenburger Tor die Clubszene scharf an. Nach dem Massaker beim ,,Supernova"-Festival habe er bis auf ein Statement der Berliner Clubcomission nur Schweigen vernommen.

Die Raver-Szene ist international, DJs sind nomadisch unterwegs, wie kann es da keine Betroffenheit geben, wenn 260 junge Menschen, die zum Tanzen und zum Feiern kamen, hingemetzelt werden? Schweigen lässt viele Schlüsse zu, auch die schlimmsten. Die Frage aber stellt sich grundsätzlich und ist in diesem Klima kaum zu beantworten: Warum halten sich Individuen und Institutionen in der augenblicklichen Situation lieber zurück? Aus Vorsicht, weil man schnell im falschen Lager landet, wenn man auf die Verhältnisse für die Zivilbevölkerung in Gaza hinweist?
Der Journalist Nicolas Potter, der den Band ,,Judenhass Underground: Antisemitismus in emanzipatorischen Subkulturen und Bewegungen" herausgegeben hat, sieht die Raver-Geschichte äußerst kritisch. In der ,,taz" schrieb er: ,,Aus einem komplexen Konflikt wird eine einfache Erzählung: Israel wird zum Inbegriff des Bösen.(...) Die Buzzwords der BDS-Bewegung finden auf der Tanzfläche Resonanz. " Antisemitische Tendenzen der Linken haben lange Tradition. Da gibt es noch viel zu klären.

Es ist keine nur deutsche Debatte. In Hollywood steht die Writers Guild of America, in der rund 11000 Autorinnen und Autoren organisiert sind, in der Kritik, weil sie den Angriff der Hamas nicht öffentlich verurteilt hat. Die Führung der Gewerkschaft schrieb an die Mitglieder, sie sei erdrückt von der Größe des Konflikts. Dagegen wenden sich nun 300 writers, darunter Jerry Seinfeld und Eric Roth, der mit Martin Scorsese das Drehbuch für ,,Killers oft the Flower Moon" geschrieben hat. Die jüdischen Autoren fühlen sich nicht mehr vertreten.

Schweigen kann unerträglich laut sein. Und ja, es kann einem die Sprache verschlagen in dieser Welt.


Aus: "Der Hamas-Terror und die Kultur: Wenn das Schweigen spricht" Rüdiger Schaper (26.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/der-hamas-terror-und-die-kultur-wenn-das-schweigen-spricht-10681117.html


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Quote[...] Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, warnt vor gezielten Angriffen auf Jüdinnen und Juden. Haldenwang sagte dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel, seit dem Überfall der Hamas auf Israel habe es in Deutschland bereits rund 1.800 Straftaten in diesem Zusammenhang gegeben. ,,Ich befürchte, dass uns diese neue Welle des Antisemitismus noch länger beschäftigen wird", sagte er.

Den Anstieg des Antisemitismus wertete Haldenwang als ,,Zäsur". Der Judenhass auf deutschen Straßen erinnere ,,an die schlimmsten Zeiten der deutschen Geschichte". Es gebe zudem ,,Alarmsignale, dass sich die Situation weiter zuspitzen könnte". So seien manche Wohnhäuser von Jüdinnen und Juden mit einem Davidstern ,,regelrecht markiert" worden.

,,Wir müssen damit rechnen, dass gezielt Gewalt gegen Jüdinnen und Juden verübt werden könnte", sagte der Verfassungsschutzpräsident. Sollte sich der Krieg in Israel und im Gazastreifen weiter zuspitzen und es ,,zu aufwühlenden Bildern" kommen, könne dies ,,zu einer weiteren Radikalisierung auch hier in Deutschland" führen. (epd)

Beim Einschlag einer Rakete in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv sind Helfern zufolge drei Menschen verletzt worden. Ein etwa 20-jähriger Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom am Freitag mit. Zwei weitere Menschen seien leicht verletzt worden.

Der militärische Arm der Hamas im Gazastreifen teilte mit, die Raketen auf Tel Aviv abgefeuert zu haben. Im Zentrum der Küstenstadt heulten die Warnsirenen. Mehrere dumpfe Explosionen waren zu hören.

Auf zunächst nicht unabhängig bestätigten Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie das oberste Stockwerk eines Hauses bei einem Raketeneinschlag beschädigt wurde.

Nach Angaben der israelischen Regierung wurden seit Kriegsbeginn bereits mehr als 8.000 Raketen von militanten Palästinensern aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Die meisten werden jedoch von Israels Raketenabwehrsystem abgefangen. (dpa)

Fast die Hälfte der Israelis lehnt laut einer Umfrage eine zeitnahe Bodenoffensive der israelischen Armee im Gazastreifen ab. In der am Freitag von der Zeitung Maariv veröffentlichten Befragung des Instituts Panel4All sagten 49 Prozent, es sei besser, mit einer Bodenoffensive in dem Palästinensergebiet ,,abzuwarten". Nur 29 Prozent vertraten die Ansicht, die Offensive von Bodentruppen solle ,,unverzüglich" beginnen.

Die Erhebung wurde am Mittwoch und Donnerstag vorgenommen. Für sie wurden 522 Menschen befragt. Seit dem am 7. Oktober gestarteten Großangriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel hat die israelische Arme zehntausende Soldaten für eine Bodenoffensive rund um den dichtbesiedelten Gazastreifen zusammengezogen.

Bislang blieb die Großoffensive in dem Palästinensergebiet jedoch aus. Zwar führte die israelische Armee nach eigenen Angaben in der Nacht zum Freitag einen ,,gezielten Angriff" mit Bodentruppen gegen Einrichtungen der Hamas im Zentrum des Gazastreifens aus. Anschließend hätten die Soldaten das Palästinensergebiet jedoch wieder verlassen, hieß es. Bereits am Donnerstag hatte die israelische Armee einen ,,gezielten Angriff" mit Panzern im Norden des Gazastreifens gemeldet. (afp)

Die Zahl der seit Kriegsbeginn getöteten Kinder im Gazastreifen ist nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums auf mehr als 3.000 gestiegen. Insgesamt seien 7.326 Menschen getötet worden, unter ihnen 3.038 Kinder, teilte das von der radikalislamischen Palästinenserorganisation geleitete Ministerium am Freitag mit. Die Zahl der Verletzten wurde mit knapp 19.000 angegeben. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Nach öffentlich geäußerten Zweifeln von US-Präsident Joe Biden an den palästinensischen Opferzahlen hatte die Hamas am Donnerstag eine Liste mit Namen und Identitätsnummern von fast 6.747 Menschen veröffentlicht, die nach ihren Angaben bei israelischen Angriffen getötet wurden. Die Identität von 281 weiteren Opfern werde noch geprüft, hieß es.

Ein hochrangiger UN-Vertreter erklärte, dass die Zahlen der Hamas in früheren Konflikten mit Israel ,,nicht angezweifelt" wurden. ,,In den vergangenen fünf, sechs Konflikten im Gazastreifen galten die Zahlen (der Hamas) als glaubwürdig, niemand hat sie angezweifelt", sagte der Chef des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Philippe Lazzarini, am Freitag in Jerusalem.

Die Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet, bei dem nach israelischen Angaben etwa 1.400 Menschen getötet und nach jüngsten israelischen Angaben 229 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Als Reaktion auf den Großangriff riegelte Israel den Gazastreifen ab und startete massive Luftangriffe. (afp)

Die Zahl der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln ist höher als bisher von Israel angenommen. Man habe bis Freitag die Familien von 229 Geiseln informiert, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Morgen. Das sind fünf mehr als noch am Vortag. Es werde erwartet, dass die Zahl noch steigen könnte.

Die vier von der islamistischen Hamas bereits freigelassenen Geiseln sind nach Militärangaben bei der Zahl nicht mit eingerechnet. Nach israelischen Informationen sind unter den Geiseln Bürger von 25 Staaten, darunter auch Deutsche. Terroristen hatten am 7. Oktober im Auftrag der Hamas Israel überfallen und im Grenzgebiet Massaker angerichtet. Israel hat seither mehr als 1.400 Tote zu beklagen. Darunter sind laut Hagari auch 310 Soldaten.

Die jüngste Geisel ist nach israelischen Informationen neun Monate, die wohl älteste 85 Jahre alt. Fast drei Wochen nach dem Massaker gibt es laut einer Regierungssprecherin noch immer rund 100 Vermisste, deren Schicksal ungeklärt ist. Wegen des schlimmen Zustands vieler Leichen ist auch die Identifikation noch nicht abgeschlossen. Unter den Getöteten und Vermissten sind nach israelischen Angaben Bürger von mehr als 40 Ländern. (dpa)

Ein Hamas-Vertreter nennt bei dem Besuch einer Delegation der radikalislamischen Miliz in Moskau eine Waffenruhe als Voraussetzung für die Freilassung von Geiseln. Es brauche Zeit, um alle von den verschiedenen palästinensischen Gruppierungen Verschleppten zu finden, sagt Delegationsmitglied Abu Hamid laut der russischen Zeitung Kommersant. ,,Sie (Kämpfer der Hamas) haben Dutzende Menschen gefangen genommen, die meisten Zivilisten, und wir brauchen Zeit, um sie im Gazastreifen zu finden und dann freizulassen."

Laut der Zeitung betont Hamid, dass dafür ein ruhiges Umfeld notwendig sei. Die Hamas hat zuvor erklärt, rund 50 Geiseln seien bei israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen getötet worden. Israel reagiert mit den Luftangriffen auf den großangelegten Überfall der Hamas auf israelische Zivilisten vor gut knapp drei Wochen. Israel hat die Einladung der Hamas nach Moskau scharf kritisiert und Russland zur Ausweisung der Delegation aufgefordert. (rtr)

Die israelischen Streitkräfte haben unterstützt von Kampfflugzeugen und Drohnen zum zweiten Mal binnen zwei Tagen einen Bodeneinsatz im Gazastreifen abgehalten. Angegriffen wurden Ziele am Stadtrand von Gaza, wie das israelische Militär am Freitag mitteilte. Eine breit angelegte Bodenoffensive in dem fast vollständig abgeriegelten Küstenstreifen, der von der militant-islamistischen Hamas regiert wird, wird weithin erwartet.

Das Militär erklärte, die Bodentruppen hätten den Gazastreifen ohne Verluste wieder verlassen. Bereits am Donnerstagmorgen hatte das Militär einen Bodeneinsatz im nördlichen Gazastreifen bekanntgegeben, bei dem demnach militante Kämpfer getötet und Abschussstellungen für Panzerabwehrraketen getroffen wurden. Militärsprecher Daniel Hagari sagte, die Razzien ermöglichten es den Streitkräften, ,,den Feind aufzudecken", Militante zu töten, Sprengsätze und Abschussvorrichtungen zu beseitigen. Das Ziel sei es, den Boden für die kommenden Phasen des Krieges zu bereiten. (ap)

Der Leiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Philippe Lazzarini, hat ein düsteres Bild von der Lage im Gazastreifen gezeichnet. Die noch verbliebenen öffentlichen Dienstleistungen in dem von Israel fast vollständig abgeriegelten Küstenstreifen brächen schnell zusammen. Die Menschen in dem vom Krieg gezeichneten Gebiet seien nun mit Lebensmittelknappheit konfrontiert. Es habe den Anschein, als habe die internationale Gemeinschaft ,,Gaza den Rücken zugekehrt", sagte Lazzarini vor Journalisten in Jerusalem. Dem UNRWA gehe im Gazastreifen der Treibstoff aus. Es benötige etwa 160.000 Liter täglich, um Krankenhäuser und Bäckereien zu beliefern.

UNRWA-Mitarbeiter in Gaza sagten, dass ihre Arbeit zusammenbreche, sagte Lazzarini. Und zum ersten Mal überhaupt berichteten sie, dass Menschen hungrig seien. ,,Die öffentliche Ordnung bricht zusammen." Auf die Frage, wie lange die Vorräte noch reichen, sagte der UNRWA-Chef: ,,Sicherlich nicht mehr als ein paar Tage." Seit dem Ausbruch des Krieges seien 57 Mitarbeiter seiner Einrichtung zu Tode gekommen. ,,Gaza mit der Hamas gleichzusetzen, ist sehr gefährlich und irreführend", sagte er. ,,Wir können nicht die Augen vor dieser menschlichen Tragödie verschließen." (ap)

Im Gazastreifen sollten nach Angaben der Vereinten Nationen am Freitag acht weitere Lastwagen mit humanitärer Hilfe eintreffen. An Bord seien Trinkwasser, Nahrungsmittel und Material für Krankenhäuser, sagte Lynn Hastings, die UN-Koordinatorin für Humanitäre Hilfe in den von Israel besetzten Palästinensergebieten, am Freitag. Sie sprach aus Jerusalem über Video-Link zu Reportern in Genf.

Dies reiche bei Weitem nicht, um die Not der rund 2,3 Millionen Menschen im Gazastreifen zu lindern. Nach Angaben von Hastings kamen vor der jüngsten Eskalation am 7. Oktober täglich 450 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen. Das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) hatte bislang von täglich 500 Lastwagen gesprochen.

Eine Hürde sei unter anderem die Inspektion der Ware. Israel besteht auf Prüfungen, um sicherzustellen, dass tatsächlich nur humanitäre Hilfe an Bord ist. Alle Lastwagen müssten entladen werden, damit die Paletten per Scanner geprüft werden. Nach ihren Angaben warten Dutzende Lastwagen auf die Einreise, weiteres Material sei in der Region eingetroffen, aber noch nicht auf Lastwagen verpackt worden. (dpa)

Seit dem Beginn der israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen infolge des Angriffs der radikalislamischen Hamas auf Israel sind 57 Mitarbeiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) getötet worden. Das sagte UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini am Freitag bei einer Pressekonferenz in Jerusalem und ergänzte, es sei eine ,,bedeutende und ununterbrochene" Hilfe für den Gazastreifen nötig. (afp)

Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben sich auf eine gemeinsame Erklärung zum Nahost-Krieg geeinigt. Sie riefen darin am Donnerstag zu ,,Pausen" in den Kämpfen zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas auf und forderten ,,Korridore" für Hilfslieferungen an Zivilisten. Indes warnte die UNO angesichts der andauernden israelischen Luftangriffe, dass es nirgendwo im Gazastreifen mehr sicher sei. Ägypten meldete sechs Verletzte nach einem Raketeneinschlag in Taba nahe der Grenze zu Israel.

Die Debatte der 27 Mitgliedsstaaten in Brüssel kreiste lange um eine Formulierung, mit der die EU Unterbrechungen der Kämpfe zur humanitären Versorgung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen fordern kann. Schließlich einigten sie sich darauf, zur Einrichtung von ,,Korridoren und Pausen zu humanitären Zwecken" aufzurufen.

Die Bundesregierung und Länder wie Österreich hatten sich gegen Forderungen nach einer ,,Waffenruhe" oder einem ,,Waffenstillstand" gestellt und Israels Recht auf Selbstverteidigung unterstrichen. Die 27 Staats- und Regierungschefs betonen nun zudem ,,Israels Recht auf Selbstverteidigung im Einklang mit dem Völkerrecht und dem humanitären Völkerrecht". Der militant-islamistischen Palästinenserorganisation Hamas werfen sie vor, Zivilisten als ,,menschliche Schilde" zu nutzen.

Es gehe ,,darum, dass wir gemeinsam nochmal deutlich machen, dass wir Israel unterstützen bei der Verteidigung des eigenen Landes gegen den furchtbaren Angriff der Hamas", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der sich zudem überzeugt zeigte, dass die israelische Armee sich ans Völkerrecht halte. (afp)

...


Aus: "Schwerpunkt Nahost-Konflikt: 1.800 antisemitische Straftaten" (27.10.2023)
Quelle: https://taz.de/-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!5969143/

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Quote[...] Jahrgang 1976, Südhang Hindukusch. Berliner Junge. Schon als Kind im Widerstand gegen Exoten-Bonus und Kanaken-Malus. ...

Es sind in der Hauptsache bloße Fragmente, lose Gedanken; entstanden im Hadern um Klarheit. Im Widerspruch zu den Vielen, die Nahost für ein Fußballspiel halten und den Rest der Welt für Cheerleader:innen. Viele in meinem persönlichen Umfeld empfinden ähnlich, darunter Juden und Palästinenser. Gerade auch hier in Berlin, zwischen der Synagoge am Fraenkel­ufer in Kreuzberg und der Sonnenallee in Neukölln.

Disclosure für die Hater: Ich bin in Kabul geboren, also in einem muslimischen Land. Aufgewachsen in Berlin, der ehemaligen Hauptstadt des Dritten Reichs, wo eiskalte Nazi-Maschinenmenschen den perfiden Mord an Millionen Jüdinnen und Juden organisierten. Von hier aus herrschte das NS-Regime über die ihm treu ergebenen Massen, die danach beeindruckend massenhaft im Widerstand gewesen sein wollten.

1994 bereiste ich als Schüler für mehrere Wochen Israel und – aus Sicherheitsgründen leider nur kurz – einige der palästinensischen Gebiete. Es war der Moment des Gaza-Jericho-Abkommens, Shakehands zwischen Rabin und Arafat. Palästinensische und israelische Polizisten säumten gemeinsam dieselbe Straßenkreuzung. Das war eine andere Zeit. Die Welt war eine andere. Ende Disclosure.

Jeder, der das Existenzrecht Israels für selbstverständlich hält, kommt nicht umhin, den Israelis eine umfassende Reaktion auf das Massaker vom 7. Oktober zuzugestehen. Ich zähle mich zu diesen Menschen. Dieser Konflikt ist jahrzehntealt, der aktuelle Krieg aber begann vor wenigen Wochen mit dem größten Massenmord an Juden seit dem Holocaust.

Die blutrünstigen Attacken der Hamas machen die unschuldigen Opfer im Gazastreifen nicht weniger unschuldig. Über die Hälfte der Bevölkerung sind Kinder und Jugendliche. Selbst wenn man den Palästinensern in Gaza absurderweise vorwerfen möchte, sie hätten bei den letzten Wahlen vor über 15 Jahren mehrheitlich für die Hamas gestimmt, waren das nicht die Kinder und Jugendlichen von heute. Es gab sie damals schlichtweg nicht oder sie waren keine fünf Jahre alt.

Warum emotionalisiert dieser Konflikt nicht nur Juden und Palästinenser, sondern uns alle? Weshalb bringt es Muslime auf die Palme, wenn es um Israelis gegen Palästinenser geht, der Umgang der Chinesen mit den Uiguren, ihrer massenhaft internierten muslimischen Minderheit, bringt die meisten Muslime aber nicht mal in die Nähe einer Palme? Warum treiben Nachfahren der Maschinenmenschen den Teufel mit dem Beelzebub aus, indem sie Antisemitismus mit Rassismus begegnen?

Es ist nicht so, dass ich keine Ideen für die Antworten auf diese Fragen hätte. Aber in Zeiten, in denen die Antworten vieler apodiktisch scheinen, stellen sich manche Fragen umso lauter.

Können wir bitte aufhören, Antisemitismus unter Muslimen als Fata Morgana abzutun und einsehen, dass auch Juden rassistisch sein können?

Du bist wegen der wachsenden Muslimfeindlichkeit in Sorge und sitzt auf gepackten Koffern? Auch diese Angst teilen wir mit Jü­din­nen und Juden in Deutschland.

Als antisemitischer und rassistischer Menschenhasser würde ich mir dieser Tage ausgiebig ins rechte Fäustchen lachen. Das Land rückt Jahr für Jahr weiter nach rechts, präziser: Der rechte Rand rückt stetig weiter in die Mitte. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er in einem der Bundesländer mitregiert. Und ausgerechnet zwei seiner Hauptfeinde gehen aufeinander los. Wir Juden und Muslime, ob gläubig oder nicht, werden eher früher als später Seite an Seite hier in Deutschland den Kampf gegen den wachsenden Rechtsextremismus altbekannter Herkunft verstärken müssen. Der sogenannte Nahe Osten wird dann ziemlich fern sein.



Aus: "Gedanken­karussell zum Nahost-Krieg: Können wir bitte aufhören ..." Kolumne von Bobby Rafiq (27.10.2023)
Quelle: https://taz.de/Gedankenkarussell-zum-Nahost-Krieg/!5968661/


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Der Maji-Maji-Aufstand (auch Maji-Maji-Krieg) von 1905 bis 1907 war eine Erhebung der afrikanischen Bevölkerung im Süden Deutsch-Ostafrikas gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Zugleich gilt er als einer der größten Kolonialkriege in der Geschichte des afrikanischen Kontinents.
https://de.wikipedia.org/wiki/Maji-Maji-Aufstand

Hermann Wilhelm Leopold Ludwig Wissmann, seit 1890 von Wissmann (* 4. September 1853 in Frankfurt (Oder); † 15. Juni 1905 in Weißenbach bei Liezen, Steiermark) war ein deutscher Abenteurer, Afrikaforscher, Offizier und Kolonialbeamter. ... Die aus deutschen Offizieren und afrikanischen Söldnern zusammengestellte ,,Wissmann-Truppe" war die erste deutsche Kolonialtruppe, die einen Landkrieg in Afrika führte. ... Die Art der Kriegsführung wurde von einigen Zeitgenossen – u. a. vom linksliberalen Reichstagsabgeordneten Eugen Richter – als grausam kritisiert. Andere Stimmen in Deutschland feierten Wissmann aufgrund seines militärischen Erfolgs. Das Regiment der nun verstaatlichen Truppe wurde Wissmann nicht übertragen. Er wurde jedoch 1890 zum Major befördert und durch Wilhelm II. in den erblichen Adelsstand erhoben. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_von_Wissmann


Quote[...] In der Region um die Stadt Songea, die Steinmeier besucht, war zwischen 1905 und 1907 ein Aufstand gegen die deutschen Kolonialherren mit brutaler Härte niedergeschlagen worden. Im Verlauf des sogenannten Maji-Maji-Aufstands wurden Schätzungen zufolge bis zu 300.000 Menschen getötet. Der Aufstand gilt als einer der größten Kolonialkriege in der Geschichte des afrikanischen Kontinents.

... Was damals in Tansania geschehen ist, dürfe niemand vergessen, sagte Bundespräsident Steinmeier. Deutschland sei bereit zu einer "gemeinsamen Aufarbeitung der Vergangenheit". In diesem Sinne sagte Steinmeier zu, sterbliche Überreste von Menschen aus der früheren Kolonie nach Tansania zurückzubringen. 

"Was wir wissen, ist, dass damals viele Gebeine aus Ostafrika nach Deutschland gebracht wurden und dort in Museen und anthropologischen Sammlungen lagen – Hunderte, vielleicht Tausende von Schädeln", sagte er. Diese sollen nun zurückgebracht werden. Eine Identifizierung der menschlichen Überreste und ihre Zuordnung sei jedoch schwierig. "Wir werden tun, was in unserer Macht steht", sagte Steinmeier. Man werde sich insbesondere darum bemühen, den Schädel von Chief Songea zu finden.

Bislang hat Deutschland das damalige Vorgehen weder offiziell als Kriegsverbrechen anerkannt, noch sich entschuldigt. Das müsse sich ändern: "Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier muss die 'Ampel' zur politischen wie juristischen Aufarbeitung der deutschen Kolonialverbrechen in Tansania drängen", sagte die Bundestagsabgeordnete Sevim Dağdelen (Die Linke). Auf eine parlamentarische Anfrage der Abgeordneten im August schrieb das Auswärtige Amt, der "entsprechende Dialog" mit Tansania sei "noch nicht abgeschlossen".


Aus: "Steinmeier bittet um Verzeihung für deutsche Kolonialverbrechen" (1. November 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-11/frank-walter-steinmeier-tansania-kolonialverbrechen-entschuldigung

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Quote[...] Der Israel-Gaza Krieg ist der tödlichste Krieg für Jour­na­lis­t*in­nen seit über 30 Jahren. Das sagt das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ). Demnach wurden im ersten Monat des Krieges ,,mehr Jour­na­lis­t*in­nen getötet als in jedem anderen vergleichbaren Konfliktzeitraum, seit das CPJ 1992 mit der Aufzeichnung solcher Todesfälle begann."

Seit dem 7. Oktober starben demnach mindestens 40 Medienschaffende, die über den Krieg berichtet haben: 35 Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen und ein Libanese sollen durch Angriffe des israelischen Militärs gestorben sein, vier israelische Jour­na­lis­t*in­nen sollen bei den Massakern der Hamas in Israel getötet worden sein. Insgesamt acht Medienschaffende gelten als verletzt, drei als vermisst, acht verhaftet.

Die Zahlen und Todesursachen erhebt das CPJ auf Todeslisten. Auch die Reporter ohne Grenzen (RSF) haben eine solche Liste, die Zahlen decken sich mit denen des CPJ. Das CPJ und die Intenrationale Journalisten-Föderation (IJF), der Dachverband gewerkschaftlicher Journalistenverbände, zählen 33 bestätigte getötete palästinensische Jour­na­lis­t*in­nen in Gaza selbst.

https://www.ifj.org/media-centre/news/detail/category/press-releases/article/palestine-at-least-thirty-three-journalists-and-media-workers-killed-in-gaza

Zum Vergleich: Das CPJ dokumentierte im gesamten Jahr 2022 weltweit 68 getötete Medienschaffende. Die Organisationen nehmen einen Fall auf die Liste, sobald zwei unabhängige Quellen den Tod bestätigen. Dann klären sie die weiteren Umstände für ihre Datenbank.

https://cpj.org/2023/11/faq-how-cpj-documents-journalist-deaths-in-the-war/

Die Jour­na­lis­t*in­nen werden zu Zahlen auf Todeslisten. Durch die flächendeckenden Bombardements in Gaza sind besonders die palästinensischen Kor­re­spon­den­t*in­nen in Gaza gefährdet. Für sie ist es nicht nur ein Job, für den sie ihr Leben riskieren. Es sind auch ihre Geschichte, Familien und Freund*innen, über die sie berichten, um die sie bangen und trauern. ,,Werden wir jemals in der Lage sein, all diese Gewalt zu dokumentieren?", fragt die Journalistin Hind Khoudary auf X.

Wael Al-Dahdouh ist Büroleiter des arabischen Nachrichtensenders Al-Jazeera. Der Sender wird von Katar finanziert und verfügt über das beste Netzwerk an Jour­na­lis­t*in­nen in Gaza. Der 52-Jährige berichtet seit 1998 aus Gaza. Wie Al-Jazeera berichtet, zogen seine Frau Amna, ihre acht Kinder mit Enkeln in eine von Israel als sicher deklarierte Zone, Dahdouh sei in Gaza Stadt geblieben, um zu berichten.

Als er am 25. Oktober live berichtete, habe er am Telefon erfahren, dass seine Frau, sein Sohn und seine siebenjährige Tochter bei einem israelischen Luftangriff getötet worden seien. Berichten des Senders zufolge fuhr er gemeinsam mit seinem Kameramann zu dem Haus, und grub unter den Trümmern nach seinen Familienmitgliedern.

Die Jour­na­lis­t*in­nen dokumentieren den Krieg, trotz gekappter Stromverbindung und bei ausfallendem Internet. Wie die Times of Israel berichtet, hat Israel die Einfuhr von Nahrungsmitteln, Wasser, Treibstoff und Medikamenten in den Gazastreifen gestoppt; am 9. Oktober ordnete der israelische Verteidigungsminister eine ,,vollständige Belagerung" Gazas an.

https://www.timesofisrael.com/iaf-hits-gaza-on-unprecedented-scale-strips-power-plant-shuts-down/

Schusssichere Westen und Helme seien teuer, außerdem gäbe es sie nicht in Gaza zu kaufen. ,,Seit vielen Jahren verhindert Israel die Lieferung von Sicherheitswerkzeugen in den Gazastreifen und stuft sie als militärische Ausrüstung oder Material mit doppeltem Verwendungszweck ein, von dem es befürchtet, dass es an die Hamas und andere palästinensische Gruppierungen gelangen könnte", schreibt die saudi-arabische Zeitung Arab News.

https://www.arabnews.com/node/1866451/media

,,Als Journalist und Schriftsteller, der wie durch ein Wunder fünf zerstörerische Kriege mit Israel überlebt hat, weiß ich, dass meine Stimme eine Verbindung zu der Welt ist, die zumindest dazu beitragen kann, unsere Rufe nach Sicherheit zu verstärken", schrieb Mohammad Mhawish aus Gaza-Stadt am 8. Oktober in einem Essay auf der Al-Jazeera Webseite.

Nur eine handvoll internationaler Medien haben Büros in Gaza, darunter die britische BBC sowie die Nachrichtenagenturen Reuters, AP und AFP. Sie sind auf palästinensische oder arabische Jour­na­lis­t*in­nen angewiesen. Aufgrund der Sicherheitslage und weil Israel keine ausländischen Jour­na­lis­t*in­nen unabhängig über die Grenze lässt – das bestätigt auch Der Spiegel.

https://www.spiegel.de/ausland/krieg-in-israel-so-berichten-wir-aus-israel-gaza-und-dem-westjordanland-a-4693bbc5-2bda-4040-a580-76bf8a3948b3

Zuletzt durften nach Angaben des Senders RTL vier ausländische Re­por­te­r*in­nen für knapp drei Stunden embedded mit dem israelischen Militär nach Gaza-Stadt, darunter die RTL- und n-tv Reporterin Raschel Blufarb.

Seit der Blockade, die Israel vor 16 Jahren über den Gazastreifen verhängt hat, könnten Jour­na­lis­t*in­nen das palästinensische Gebiet nur mit Genehmigung der israelischen Behörden betreten, sagt RSF. Die Behörde für Grenzübergänge des israelischen Verteidigungsministeriums hatte das Verbot laut RSF bereits am 12. Mai erlassen.

Mitte Oktober verabschiedete die israelische Regierung eine Dringlichkeitsverordnung, die es ihr erlaubt, ausländische Nachrichtensender vorübergehend zu schließen, wenn sie der Meinung ist, dass diese die nationale Sicherheit gefährden – darunter Al Jazeera. Israel wirft Al-Jazeera vor, anti-israelische Propaganda zu verbreiten. Der Sender sieht sich als Watchdog von Autokraten und Machthabern, finanziert vom katarischen Staat. Im Israel-Palästina Konflikt bezieht der Sender pro-palästinensisch Position.

https://www.srf.ch/news/international/berichterstattung-zu-israel-al-jazeera-riskiert-seinen-ruf

Eine der wenigen Nachrichtenagenturen mit Büros im Gazastreifen ist die französische Agence France-Presse (AFP). Neun palästinensische Jour­na­lis­t*in­nen und eine Webcam in Gaza-Stadt liefern Bilder von israelischen Luftangriffen, die nach Angaben von CNN auf allen US-Nachrichtensendern gezeigt werden.

AFP und Reuters sagen, sie hätten das israelische Militär am 27. Oktober um Sicherheit für ihre Angestellten vor israelischen Angriffen in Gaza gebeten. Doch das Militär antwortete, dass es die Sicherheit nicht garantieren kann.

Um Kriegsverbrechen wie gezielte Angriffe auf Jour­na­lis­t*in­nen zu belangen, hat RSF beim Internationalen Strafgerichtshof Klage eingereicht: Wegen Kriegsverbrechen gegen acht palästinensische Journalist*innen, die bei der Bombardierung ziviler Gebiete in Gaza durch mutmaßlich Israel getötet wurden und einem israelischen Journalisten, der am 7. Oktober bei der Berichterstattung über einen Angriff der Hamas auf seinen Kibbuz getötet worden sein soll.


Aus: "Journalisten auf Todeslisten" Julia Neumann (12.11.2023)
Quelle: https://taz.de/Palaestinensische-Reporter-in-Gaza/!5972310/

QuoteMarkus Wendt

Todesliste ist in diesem Zusammenhang ein völlig unmöglicher Begriff, weil er doch assoziiert, dass die Menschen auf diesen Listen individuell ins Visier genommen und getötet worden sind.


Quoterero

@Markus Wendt Dem Hinweis kann ich mich nur anschließen.

Ich war ebenfalls überrascht, wie der Begriff hier verwandt worden ist.


QuoteBen Gel

@rero Wenn dies das Einzige ist, was Ihnen zu diesem Artikel einfällt, ist dies sehr bedauernswert. Der Wert von Menschenleben scheint Ihnen nicht besonders wichtig zu sein. Damit wir, die wir nicht vor Ort sind, eine möglichst breite und gute Berichterstattung dieses Konfliktes bekommen, ist es wichtig, für eine größtmögliche Sicherheit von Journalist*innen zu sorgen.


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