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[Versprengte Notizen zum Krieg... ]

Started by Textaris(txt*bot), July 12, 2006, 01:04:52 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Washington - Die Zahl der Selbstmorde unter amerikanischen Soldaten hat in diesem Jahr deutlich zugenommen. Durchschnittlich nimmt sich jeden Tag ein Angehöriger der US-Streitkräfte irgendwo auf der Welt das Leben, wie aus Statistiken des Pentagon hervorgeht, aus denen die Nachrichtenagentur AP zitiert.

In den ersten 155 Tagen dieses Jahres töteten sich 154 Soldaten. Das entspricht einem Anstieg von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Damit starben insgesamt mehr US-Soldaten durch die eigene Hand als bei Kämpfen in Afghanistan in der Vergangenheit, die Jahre 2008 und 2009 mitgerechnet. In die Statistiken eingeflossen sind nur die Selbstmorde von Soldaten im aktiven Dienst, Selbstmorde von Veteranen wurden nicht berücksichtigt.

Weil die Zahl der Selbstmorde 2010 und 2011 zurückgegangen war, zeigen sich die Behörden nun von der neuen Entwicklung überrascht. "Wir hätten eine geringere Anzahl an Selbstmorden erwartet", sagte Jackie Garrick, Chefin des Defense Suicide Prevention Office, einer neuen Abteilung für Selbstmordprävention im Pentagon. Mögliche Gründe für die Zunahme sind posttraumatischer Stress, Missbrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten und finanzielle Probleme. Auch sexuelle Übergriffe, Alkoholmissbrauch und häusliche Gewalt kommen unter US-Soldaten im aktiven Dienst immer häufiger vor.

Aus den Erhebungen des Pentagon geht hervor, dass Soldaten mit mehreren Kampfeinsätzen stärker selbstmordgefährdet sind. ... Ingesamt dienen 1,4 Millionen Amerikaner zur Zeit aktiv im Militär. Die Zahl der Selbstmorde im US-Militär begann im Jahr 2006 zu steigen. Daraufhin hat das Militär nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren verstärkt in Beratungs-Hotlines, Übungen zum Stress-Management und Forschung zu psychischer Gesundheit investiert.

...

fab/AP/dapd


Aus: "Mehr Selbstmörder als Gefallene in US-Armee" (08.06.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/immer-mehr-selbstmorde-unter-us-soldaten-a-837659.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Gerade mal neun Monate dauerte die Wehrpflicht unmittelbar vor ihrer Abschaffung im vergangenen Jahr, doch schon dieser kurze Zeitraum reicht offenbar aus, um junge Bundeswehrrekruten in ihrer Charakterentwicklung dauerhaft zu beeinträchtigen. Zu diesem für die Bundeswehrführung (aktueller Slogan: »Wir. Dienen. Deutschland«) wenig schmeichelhaften Ergebnis ist ein Forscherteam an der Universität Tübingen gekommen. ...

Demnach ließen sich diejenigen jungen Männer, die zur Bundeswehr gingen, weniger von Literatur und Kunst begeistern und fanden philosophische Diskussionen eher langweilig. Sie bezeichneten sich als misstrauischer und weniger gesprächig Fremden gegenüber, machten sich aber auch seltener Gedanken über die Folgen ihres eigenen Handelns und ihre Rolle in der Welt. Dafür waren sie umso konkurrenzbetonter.

Aus den Antworten haben die Forscher dann für jeden Studienteilnehmer Werte auf einer Vergleichsskala berechnet, um die Abweichungen statistisch untersuchbar zu machen. Ihre Schlussfolgerung: Dass die Exsoldaten aggressiver und weniger einfühlsam seien als ihre männlichen Altersgenossen (hauptsächlich Zivildienstleistende), sei keine Zufallsschwankung, sondern durch den vorher geleisteten Wehrdienst erklärbar.

Von einem »überraschenden Befund, der Fragen aufwirft«, sprechen die Forscher. Das Verteidigungsministerium dagegen hält die Ergebnisse der Studie für widersprüchlich und die vermeintlichen Zusammenhänge zwischen Wehrdienst und Charakterbildung für »schwach ausgeprägt«.

...

QuoteAndreas Falk
    12.06.2012 um 7:11 Uhr

Wer ein bißchen was von Entwicklungspsychologie versteht, den kann das Ergebnis der Studie nicht wirklich verwundern.


Quoteinecht
    12.06.2012 um 7:48 Uhr

Das wußte bereits Kurt Tucholsky.

Militaristen in "modernen" Gesellschaften wollen die Widersprüche zwischen Befehlskette und demokratischer Entscheidung oder zwischen Tötungsmaschinen und Humanismus geschickt kaschieren.
"technischer Arbeitgeber Bundeswehr" ist der aktuelle Gag.
In den Truppenausbildungsstätten für innere Führung wird aber noch Klartext geredet.
Da weiß man genau, was man braucht: Stahlhelm auf - Gehirn aus!
Dauerhaft unterdrückte Denkversuche müssen zwangsläufig zu Folgeschäden führen.
Soldaten sind ... In Friedenszeiten töten sie den eigenen Charakter.


Quotedoch40
    12.06.2012 um 7:57 Uhr

6. Ist das Ergebnis wirklich überraschend?

Es ist gut, dass diese Forschungsergebnisse diskutiert werden. Aber wirklich überraschend ist das nicht und sie sind nicht neu (siehe Klaus Theweleit: Männerfatasien).
Was erwarten man denn, wenn jungen Menschen monatelang der Individualismus abtrainiert wird, wenn man junge Menschen monatelang zusammenfercht, Persönlichkeitsrechte einschränkt, Meinungsfreiheit einschränkt oder "Aufbegehren" mit Sanktionen begegnet. Und was erwartet man, wenn man jungen Menschen eine Konfliktlösung beibringt, die darauf hinausläuft, notfalls auch zu töten. Schauen wir uns doch die traurigen Gestalten an, die vor Jahren in Afghanistan mit Totenschädeln posierten. Schauen wir uns die psychischen Wracks an, die aus dem Kosovo oder aus Afghanistan wiederkommen. Die Grundlagen werden in den Kasernen gelegt, und das nicht nur in Deutshland, in jeder Kaserne dieser Welt.
Das in den Medien aufgehübschte Bild über die Bundeswehr entspricht und entsprach nie der Realität in den Kasernen und die Ausländseinsätze als Abenteuer oder "Herausforderung" zu verkaufen, wie es die Werbeoffiziere der BW gezielt in den Mittelschulen tun, verschleiert bewusst, was auf diese jungen Menschn wirklich zukommt. Deshalb gehört die gezielte Werbung der BW in Schulen verboten.


Quotedancewithtime
    12.06.2012 um 7:58 Uhr

... Wenn ich bei den Streitkräften arbeite muss mir der Nicht Tötungsreflex ausgetrieben werden. Dies alleine krempelt den Charakter eines Menschen vom Grunde auf um!


QuoteJulius090
    12.06.2012 um 8:22 Uhr

... Laut Hirnforschung hat der Mensch kein stabiles Ich soweit es mir bekannt ist.
Es verändert sich solange man lebt. 10 Monate habe ich Grundwehrdienst geleistet. Mir ist aufgefallen das ich Zuhause ordendlicher wurde. Teilweise auch dort auf einmal meine Hemden gefaltet habe. ...


Quotedoch40
    12.06.2012 um 8:28 Uhr

....nicht Ihre ehemaligen Vorgesetzten lesen. Wenn die Bundeswehr dazu dient, dass Männer ihre Hemden falten können, ist es um die BW nach noch schlechter bestellt, als ich dachte.


Quotecmaul
    12.06.2012 um 8:30 Uhr

Überraschender Befund?

für keinem deutschen männliche Staatsburger wird die verblödende, asozialisierende Wirkung des Wehrdienstes eine Überraschung sein und das ungeachtet der Tatsache, ob er Zivildienst gemacht hat und seine Kumpels Wehrdienst abgeleistet haben oder umgekehrt. Was der Sprecher des Verteidigungsministers Stressresistenz nennt ist Dumpfheit und die Leistungsorientierung Mangel an eigenem Interesse, beziehungsweise betrifft höchsten den Bierkonsum. Während meines Studiums konnte ich diese zwei Gruppen immer gut auseinanderhalten. Also auch die Länge der Nachwirkungen ist nicht überraschend. Es ist nicht so, daß ich etwas gegen Wehrdienstleistende hätte, einige meiner besten Freunde haben Wehrdienst geleistet....

Aber nun mal ernsthaft: Gut bekommen ist das keinem.


Quoteschnasti
12.06.2012 um 8:32 Uhr

Man lernt was fürs Leben

Und zwar: Ducken, Schnauze halten und ohne zu murren Befehle ausführen. Die Abgänger sind somit perfekt vorbereitet für die Arbeitswelt.


Quotevon Hammersmark
    12.06.2012 um 8:43 Uhr

Kausalitäten und so...

Ich war auch 9 Monate bei der Bundeswehr und ich würds wahrscheinlich auch wieder machen. Allerdings hatte ich auch nen halbwegs sinnvollen Job nach der Grundausbildung.

Aber gerade die Grundausbildung bringt auch etwas für die Persönlichkeitsentwicklung:
- Sachen durchzuziehen. Auch wenn die mal keinen Spass machen.
- sich mit anderen Menschen zu arrangieren. Auch wenn sie anders denken und andere Ansichten haben als man selbst.
- sich auch mal zusammenreißen zu können.
- zu lernen, dass man selbst nicht immer das Zentrum der Welt ist.
- seine Leistungsfähigkeitsgrenzen kennenzulernen.
- mit Belastung umgehen zu können.
- Zusammenhalt.

Naja und es hilft, sich ein realistisches Bild der Bundeswehr zu beschaffen. Das scheinen die meisten hier nicht zu haben.


QuoteEskakafk
    12.06.2012 um 9:05 Uhr

Interessante Studie - Aber: "Man könnte es sich an dieser Stelle in der Tat einfach machen und unterstellen, dass jene Schulabgänger, die sich für die Bundeswehr entscheiden, von vornherein die aggressiveren und weniger sozial eingestellten seien."

Dass sich Kriegsdienstverweigerer systematisch von ihren Altersgenossen beim Bund unterscheiden, erscheint mir bei weitem nicht so weit hergeholt, wie es die Autoren der Studie (und der des Artikels) erscheinen lassen wollen. Dass man die Befragten nach "ähnlichen" Antworten filtert, überzeugt mich nicht wirklich, die Systematik könnte auch auf unebobachtete Faktoren zurückzuführen sein.

Zudem würde mich interessieren, wie die Autoren "Aggressionspotential" und "Verträglichkeit" mit einem Fragebogen (!) messen wollen - als Soziologe kann ich mit einiger Sicherheit sagen: So einfach ist das nicht!

Außerdem kann man erst dann verlässliche Aussagen darüber machen ob sich "der Knick rauswächst", wenn man die Befragungspersonen nach Wehr-/Zivildienst noch eine ausreichende Zeit lang beobachtet - wie lange das die Autoren der Studie getan haben, lässt der Artikel leider offen.


QuoteGerry10
    12.06.2012 um 9:07 Uhr

... auch ich habe den Militärdienst gemacht weil mir der Zivildienst zu lange war.
Das war 1987. Und während ich die Zeit wesentlich lieber mit Geld verdienen verbracht hätte , muss ich gestehen, dass ich doch etwas gelernt habe: Den Umgang mit Menschen aus anderen sozialen Schichten.
Erst bei der Armee wurde ich, zugegeben unfreiwillig, mit Menschen konfrontiert denen ich in meinem Privatleben so nie begegnet wäre bzw. denen ich bewusst aus dem Weg gegangen bin.
Geschadet hat es mir also sicher nicht, obwohl ich, wie gesagt, lieber Geld verdient hätte.


QuoteGrundgesetz
    12.06.2012 um 9:52 Uhr

ZU BEFEHL

Das glaub ich gern, man schaue sich auch mal die Selbstmordraten von Soldaten an, besonders in Amerika, wo der DRILL besonders intensiv ist.



Aus: "Unreife Rekruten" Von Jan-Martin Wiarda (12.06.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/2012/23/C-Wehrdienst


Textaris(txt*bot)

#492
QuoteHeute 14:01 von
Vergil

    Auszug aus der Rede:

    Sie (die Soldaten) werden jetzt – zu Recht – sagen: (...) wir hätten ja gerne mehr als bloß das heute sprichwörtliche ,,freundliche Desinteresse", das schon der frühere Bundespräsident Horst Köhler bedauernd feststellte. Die Bundeswehr steht zwar mehr denn je unter Beobachtung der Medien. Und doch ist sie im öffentlichen Bewusstsein nicht sehr präsent.

    (...)

    Zum anderen ist es aber schon auch ein Nicht-wissen-Wollen. Das ist menschlich: Wir wollen nicht behelligt werden mit dem Gedanken, dass es langfristig auch uns betreffen kann, wenn anderswo Staaten zerfallen oder Terror sich ausbreitet, wenn Menschenrechte systematisch missachtet werden. Wir denken nicht gern daran, dass es heute in unserer Mitte wieder Kriegsversehrte gibt. Menschen, die ihren Einsatz für Deutschland mit ihrer körperlichen oder seelischen Gesundheit bezahlt haben. Und dass es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für die Gesellschaft schwer zu ertragen.

    Die Abscheu gegen Gewalt ist verständlich. Gewalt, auch militärische Gewalt, wird immer auch ein Übel bleiben. Aber sie kann – solange wir in der Welt leben, in der wir leben – notwendig und sinnvoll sein, um ihrerseits Gewalt zu überwinden. Allerdings müssen wir militärische Einsätze begründen. Wir müssen diskutieren: darüber, ob sie die gewünschten Ziele erreichen oder schlimmstenfalls neue Gewalt erschaffen, und auch darüber, ob wir im Einzelfall die Mittel haben, die für ein sinnvolles Eingreifen nötig sind. All diese Fragen gehören – mit den handelnden Personen – in die Mitte unserer Gesellschaft.

    Dass Frieden, Freiheit und die Achtung der Menschenrechte vielfach nicht von allein entstehen – wer wüsste das besser als wir Deutschen? Es waren ausländische Soldaten, die unserem Land die Möglichkeit der Freiheit schenkten, als sie selbst für ihre eigene Freiheit kämpften. ,,Ohne uns" als purer Reflex kann keine Haltung sein, wenn wir unsere Geschichte annehmen. Unsere Bundeswehr hat sich von unseligen militärischen Traditionen gelöst, sie ist fest verankert in einer lebendigen Demokratie. Sie hat unser Zutrauen verdient, nicht nur in Debatten um den ,,gerechten Krieg" zu bestehen, sondern auch einem ,,gerechten Frieden" einen Weg zu bahnen, indem sie beiträgt zur Lösung von Konflikten, indem sie friedliche Koexistenz zu schaffen sucht, wo Hass regiert.

    Freiheit ist ohne Verantwortung nicht zu haben. Für Sie, liebe Soldatinnen und Soldaten, ist diese Haltung selbstverständlich. Ist sie es auch in unserer Gesellschaft? Freiheit und Wohlergehen sehen viele als Bringschuld von Staat und Demokratie. Manche verwechseln Freiheit mit Gedankenlosigkeit, Gleichgültigkeit und Hedonismus. Andere sind sehr gut darin, ihre Rechte wahrzunehmen oder gegebenenfalls auch vehement einzufordern. Und vergessen dabei allzu gern, dass eine funktionierende Demokratie auch Einsatz erfordert, Aufmerksamkeit, Mut, und manchmal auch das Äußerste, was ein Mensch geben kann: das Leben, das eigene Leben.



http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2012/06/120612-Bundeswehr.html

http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-6.html#post10348889


-.-

Quote[...] Gauck hat die Deutschen zu größerer Offenheit für Auslandseinsätze der Bundeswehr aufgerufen und zugleich eine gewisse Ignoranz der Bürger gegenüber den Streitkräften bemängelt.

Er stelle in der Bevölkerung auch eine Tendenz zum "Nicht-Wissen-Wollen" fest, kritisierte Gauck bei einem Besuch der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Es sei zwar menschlich, nicht mit Leid und Terror behelligt werden zu wollen, sagte Gauck. "Und dass es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für unsere glücksüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen." Aber: "'Ohne uns' als purer Reflex kann keine Haltung sein, wenn wir unsere Geschichte ernst nehmen", mahnte der Präsident.

Die Abscheu gegen Gewalt sei zwar verständlich, und Gewalt werde immer ein Übel bleiben. "Aber sie kann - solange wir in der Welt leben, in der wir leben (...) - notwendig und sinnvoll sein, um ihrerseits Gewalt zu überwinden oder zu unterbinden", betonte Gauck. Gerade Deutschland wisse, dass Frieden, Freiheit und die Achtung der Menschenrechte vielfach nicht von allein entstünden. "Freiheit ist ohne Verantwortung nicht zu haben, sie entbehrt auch ihres Wertes und ihrer Würde ohne diesen Begriff", sagte der Präsident. Dies sei für Soldaten selbstverständlich, nicht aber in der Gesellschaft.

"Freiheit und Wohlergehen sehen viele als Bringschuld der Demokratie und des Staates", kritisierte Gauck. "Manche verwechseln Freiheit mit Gedankenlosigkeit, Gleichgültigkeit und Hedonismus." Eine funktionierende Demokratie erfordere aber auch Einsatz, Aufmerksamkeit, Mut "und eben manchmal auch das Äußerste, was ein Mensch geben kann: das Leben, das eigene Leben".

Im Gegenzug habe die Truppe einen Anspruch darauf, dass die Gesellschaft sich bewusst mache, was den Soldaten abverlangt werde und vor welche Aufgaben sie in Zukunft gestellt würden. "All das darf nicht allein in Führungsstäben und auch nicht allein im Parlament debattiert werden", forderte Gauck. "Es muss da debattiert werden, wo unsere Streitkräfte ihren Ort haben: in der Mitte unserer Gesellschaft." Derzeit aber sei die Bundeswehr im öffentlichen Bewusstsein nicht sehr präsent, und über ihre Einsätze werde nicht ausreichend in der Gesellschaft diskutiert.

Gauck, der in der DDR als Bürgerrechtler aktiv war, würdigte die Bundeswehr als Parlamentsarmee im Gegensatz zur NVA, die eine unmenschliche Grenze gegen das eigene Volk militärisch abgesichert habe. "Diese Bundeswehr ist keine Begrenzung der Freiheit, sondern eine Stütze unserer Freiheit", betonte Gauck. Die Bundeswehr habe sich von unseligen militärischen Traditionen gelöst und sei heute fest verankert in einer lebendigen Demokratie. "Sie hat unser Zutrauen verdient", erklärte Gauck.

...

Quote#2 Heute 13:40 von
Luna-lucia
schade! - eigentlich waren wir "großer Hoffnung", dass wenigstens einer! die Kriegstreiberei unterbindet! Und nun das! Wir alle hier, sind ZU TIEFST entsetzt, und enttäuscht! ...

http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283.html#post10348630


Quote3 Heute 13:40 von
Dumpfmuff3000
xxx

Was meint der Mann in diesem Zusammenhang mit "glückssüchtig"? Daß die deutsche Bevölkerung sich nicht für die wirtschaftlichen Interessen texanischer Öldynastien zusammenschießen lassen will? Was will dieser Kriegstreiber eigentlich? Soll er sich doch eine Kanone kaufen und nach Afghanistan gehen, wenn er Krieg so geil findet.

Und dieser Euphemismus "Gefallene", ich kenne keinen intelligenten Menschen, der schon mal einen Krieg erlebt hat, der diese perverse Redewendung noch benutzt. "In alle Richtunge spritzen" trifft es wohl eher. ...

http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283.html#post10348636


QuoteHeute 13:45 von
spiegelgabel

... Wäre es also für eine Unglückssüchtige Gesellschaft leichter zu ertragen wenn es wieder tote und verstümmelte deutsche Soldaten gibt ?

http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-2.html#post10348677


QuoteHeute 13:47 von
schachcheck
Langsam wird er sichtbar...
Die Occupy-Bewegung und macht er lächerlich und den Kriegstreibern steht er zur Seite.

...

http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-2.html#post10348690


QuoteHeute 13:47 von
taubenvergifter
Dass ein Kirchenmann das Schwert propagiert ist ja nicht verwunderlich. Dass er ein geschickter Redner ist, ist offensichtlich. So redet er davon, dass wir gegen Krieg seien, weil wir glückssüchtig sind. Ist Pazifismus nun also schon ein Krankheitsbild? ...


QuoteHeute 13:49 von
Traumschau

Freiheit!
Herrn Gauck ist da wohl einiges entgangen. Die Einsätze der Bundeswehr sind ein Desaster. Seit A. weiß man inzwischen, dass der Spruch "die Freiheit wird am Hindukush verteidigt" absoluter Blödsinn ist. Wenn G. überzeugt ist, deutsche Soldaten sollen wieder überall mitmischen, dann kann er gerne voran gehen - ich werde ihm keine Träne nachweinen. ... Wer immer noch glaubt, man könne Demokratie mit Bomben abschmeißen, auf dass sie sich "frei entfalte", der hat von Freiheit keine Ahnung!

http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-2.html#post10348716


QuoteHeute 13:50 von
retmar

Hannemann, geh du voran!

Lieber Herr Bundespräsident Gauck.

Gehen Sie mit bestem Beispiel voran! Haben Sie in Ihrer nächsten Verwandtschaft männlichen Nachwuchs, den Sie richtig dolle lieben? Enkel oder Neffen im passenden Alter? Dann seien Sie bitte nicht so egoistisch glücksüchtig und schicken Sie diese in den sicheren Tod. Mein tiefes Mitgefühl ist Ihnen sicher.

http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-3.html#post10348739


QuoteHeute 13:53 von
erdmöbel
Schwerter zu Pflugscharen?

   Herr Köhler hat ja wenigstens offen gesagt, dass es bei der Entsendung von deutschen Truppen um deutsche Wirtschaftsinteressen geht. Herr Gauck will nun die Truppen für Frieden, Freiheit und die Achtung der Menschenrechte in die Welt schicken. Als ob deutsche Soldaten Heilsbringer wären. ...

http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-3.html#post10348776


QuoteHeute 13:54 von
glen13

... Er läßt sich also vor den Wirtschaftskarren spannen und spielt den guten Onkel.

http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-3.html#post10348787


QuoteHeute 13:54 von
Wildes Herz

Stück für Stück lässt er die Maske fallen. Fing es erst noch mit demonstrativem Unverständnis für soziale Proteste und einem völlig kritiklosen Abfeiern des Kapitalismus an, "wirbt" er nun schon offen für Militarismus und noch mehr (!) Auslandseinsätze der Bundeswehr, und redet ganz ungeniert davon, dass man ab und zu eben auch mal sein Leben opfern müsse.

Womit er natürlich - das versteht sich bei Politikern, die mit großen Worten von Heldentod, Opfermut & Co. schwafeln, traditionell von selbst - nicht SEIN EIGENES LEBEN meint...

http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-4.html#post10348793


QuoteHeute 13:55 von
blowup
kann das sein?

   Hat wirklich jedes Volk, die politische Führung, die es verdient? Was haben wir getan, um, jetzt Gauck und Merkel ertragen zu müssen? ...

http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-4.html#post10348807


QuoteHeute 13:57 von
herr-vorragend

Zitat von Gauck
Derzeit aber sei die Bundeswehr im öffentlichen Bewusstsein nicht sehr präsent, und über ihre Einsätze werde nicht ausreichend in der Gesellschaft diskutiert.
Ich schlage BW-Sammelbilder in DUPLO und MILCHSCHNITTE vor! ...

http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-4.html#post10348833


QuoteHeute 13:58 von
celino
Ich will bitte ...

    ... sofort Christian Wulf zurück haben, ich zahle ihm auch noch einen Urlaub auf Sylt.

    Herrje, was wurde uns da für ein Präsident auf's Auge gedrückt?

    Da werden Soldaten in Kriegen verheizt, um unter dem Deckmäntelchen der Bewahrung/Herstellung von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten Diktatoren zu beseitigen, mit denen man teilweise Jahrzehnte Politik und gute Geschäfte gemacht hat.

    Da wiederholt sich leider immer wieder die Erfahrung, dass der Diktatorensturz eben nicht nicht zur Demokratie, noch nicht einmal zu Stabilität führt - trotzdem werden weiterhin blutige (und erfolglose) Kriege angezettelt.

    Offensichtlich soll hier medial und verbal für eine deutsche Beteiligung in einem Syrienkrieg getrommelt werden, und Herr Gauck ist ein gar willfähriger transatlantischer Büttel. Der Mann hat seinen Beruf verfehlt. Wie wär's mit einem Wasserträger-Job bei irgendeinem angloamerikanischen Think Tank?

...

http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-5.html#post10348840





Aus: "Gauck wirbt für Auslandseinsätze der Bundeswehr" (12.06.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-a-838386.html


Textaris(txt*bot)

#493
Quote[...] Zugleich begründete Gauck die Notwendigkeit von Militäreinsätzen mit dem wiederkehrenden Satz: ,,Freiheit ist ohne Verantwortung nicht zu haben." Gerade die Deutschen wüssten, dass Frieden, Freiheit und Achtung der Menschenrechte nicht von allein entstünden, seien es ausländische Soldaten gewesen, die einst ,,unserem Land die Voraussetzungen dafür schenkten". Gewalt werde immer ein Übel bleiben. Aber die Welt sei nun einmal ,,nicht geheilt, sondern tief gespaltenen", formulierte der Theologe. Und daher könne Gewalt ,,notwendig und sinnvoll sein, um ihrerseits Gewalt zu überwinden". Allerdings müssten militärische Einsätze begründet, und es müsse diskutiert werden: ,,darüber, ob sie die gewünschten Ziele erreichen oder schlimmstenfalls neue Gewalt schaffen, und auch darüber, ob wir im Einzelfall die Mittel haben, die für ein sinnvolles Eingreifen nötig sind." Diese Fragen gehörten in die Mitte der Gesellschaft.

Gauck sprach mit Hochachtung zu den Soldaten, die zur Hingabe bereit seien ,,in Zeiten, da jeder für sich selbst Verantwortung zu übernehmen hat und zu viele meinen, daran schon schwer genug zu tragen". Er verwies auf seine Lebenszeit in einem Staat, in dem die ,,Volksarmee" nicht dem Volk gedient, sondern es unterdrückt habe. ,,Es sind keine guten Gefühle, die bei mir hochkommen, wenn ich mich erinnere an die Aufmärsche, an die Militarisierung der Schulen, an die Erziehung zum Hass, ... an die militärische Absicherung einer unmenschlichen Grenze nicht gegen einen Aggressor, sondern gegen das eigene Volk." Die Bundeswehr dagegen ,,ist keine Begrenzung der Freiheit, sondern eine Stütze der Freiheit." So sprach Gauck in persönlichen Worten, aber doch vorwiegend über seine eigenen Begriffe und Erfahrungen. Es ist zu erwarten, dass weitere Besuche bei den Soldaten, auch im Auslandseinsatz, folgen.

QuoteGottfried Scherer (Friedscher) - 13.06.2012 06:14 Uhr

Irritationen
Armee des Volkes - ist die Wehrpflicht nicht abgeschafft? ...
Für Frieden und Freiheit kämpfen versteht niemand besser als "wir" Deutsche?
"Wir" verstünden etwas davon, wie man mit militätrischen Mitteln Freiheit exportiert?
Und da hat niemand böse gelacht?


QuoteSergej Perelman (Traeume...) - 12.06.2012 23:52 Uhr

Der Friede beginnt in uns

... Soldaten sind desensibilisierte Tötungsmaschinen, die nur auf Befehl handeln sollen. Alles andere ist Verrat am Vaterland oder wie auch immer die korrekte Bezeichnung dafür ist - das gilt für alle Soldaten der Welt! Wessen Freiheit verteidigen sie denn? Ach ja, stimmt, die des Freien Marktes - die Freiheit der Macht, der Gier und des Geldes-das ist die Wahrheit!!!
Gewalt wird man niemals endgültig mit Gewalt überwinden, das lehrt uns die Geschichte. Glückliche Menschen, die sich trotz alles Leids am Tautropfen auf einem Blatt erfreuen und die Angst vor dem Tod überwinden werden nicht gewalttätig handeln. Wir hätten die Allierten nicht gebraucht, wenn wir nach dem ersten Weltkrieg uns nicht von Hass und Neid hätten leiten lassen.


QuoteStefan Derrick (stefan....) - 12.06.2012 22:26 Uhr

Frechheit
Bisher war ich ja sehr angetan von Gauck, aber die Attestierung einer "Glückssucht" empfinde ich als Frechheit. Es gibt nicht nur Menschen in diesem Lande, die wegsehen. Es gibt auch Menschen, die hinsehen und das Sterben von Soldaten nicht ertragen können oder wollen. Ein ganz übles ad-hominem-Argument ist das. Und ein Strohmann noch dazu, denn die Kritiker von Auslandskriegseinsätzen sind ja nicht gegen Freiheit, sondern gegen die angeblich alternativlosen Mittel, diese Freiheit zu erreichen oder sicherzustellen.


QuotePeter Giessinger (Pitgiss) - 12.06.2012 21:50 Uhr

... Es ist meiner Meinung nach schon haarsträubend, dass deutsche Staatsbürger in Uniform in Afghanistan in die Luft gejagt werden, nur um ... was eigentlich??? ... zu tun? Die Demokratie verteidigen? Mädchen Schulunterricht zu ermöglichen? Die bösen Taliban zu bestrafen? Frieden zu bringen? Ich bitte Sie!!! Das mutet für mich wie Mittelalter an: Bekehrung zum Guten mit Feuer und Schwert! Haha! Mit denselben Konsequenzen und auch aus denselben Motiven heraus. Viele Tote und Geld scheffeln. Aber soweit denkt der aufrechte Deutsche nicht. Freiheit als Pathos reicht offensichtlich schon um über all das ein hübsches Deckmäntelchen zu legen. Danke Herr Bundespräsident. Da war Herr Köhler ehrlicher: Verteidigung deutscher Wirtschaftsinteressen im Ausland hat er gesagt - aber keiner hats verstanden...


QuoteFrank Sperling (Auch-Ei...) - 12.06.2012 20:54 Uhr

Keines Menschen Kriegstot macht Sinn. Weder in Kabul, noch in Stalingrad, Baghdad, Mogadishu, Tripolis oder anderswo. Appel an Edelmut oder Hingabe zum Soldatentum sollte sich in Zeiten der Berufssoldaten über Lippen keines Bundespräsidenten verirren. Oder mahnen nicht die 1000en von Heldengedenkstätten in aller Welt an die schamlose Verführung ? Die sich verpflichten sind in der Mehrzahl alles andere als Opferwillige. Die Hinterbliebenen sind in den seltensten Fällen stolz. Den Einsatz des Lebens für eine "funktionierende" Demokratie zu fordern ist im Trüben fischen.


QuoteJutta Richter (JuttaRi...) - 12.06.2012 20:15 Uhr

Schlage vor, Kriegsberichterstatter wieder einzuführen, haben sich bestens bewährt.
die können dann dem mündigen Bürger erklären,was unsere Soldaten so im Kosovo, im Niger, am Horn von Afrika und in Afghanistan so treiben.
Die meisten Bürger fragen sich nämlich immer noch, was unsere Bürger in Uniform dort zu suchen haben.


QuoteHinrich Mock (HinrichM) - 12.06.2012 20:15 Uhr

Aller Ehre wert
Die Bundeswehr schützt das Gewaltmonopol unseres freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates und garantiert damit unseren Frieden. Das ist aller Ehre wert.
Würde sie auch im Notfall mit internationalem Mandat beherzt eingreifen, wenn (wie z.B. auf dem Balkan vor Jahren) schwere Verbrechen verübt werden, so wäre auch das aller Ehre wert.


QuoteWolfgang Orth (wolfgan...) - 12.06.2012 19:39 Uhr

Lieber Herr Bundespräsident, Ihrer Äußerung, dass wir Deutsche Verantwortung übernehmen müssen
um die Freiheit zu wahren stimme ich uneingeschränkt zu. Einige logische Dellen hat Ihre Rede aber doch: Ein politisch entmündigtes Volk, dem man bei jeder Gelegenheit die Alternativlosigkeit einer Vorgehensweise vorbetet und dem man das Minimum an plebiszitären Elementen in der Verfassung mit den seltsamsten Argumenten verweigert, hat schon einige Probleme mit der Verantwortung. Wir müssen akzeptieren, dass Verträge quasi zwischen Vorspeise und Nachtisch zum Nachteil Deutschlands gebrochen werden, dass unser Land am Hindukusch verteidigt wird und niemand kann das begründen . Das alles findet ohne den Souverän statt. Aktuell können wir unser wirtschaftliches Siechtum schon absehen. Hier werden wir, das Volk, die Verantwortung übernehmen müssen, während die Initiatoren sich jeglicher Verantwortung entziehen werden. Und in solch einer Situation erwarten Sie mehr Verantwortung einer "glückssüchtigen" Gesellschaft? Bitte prüfen Sie Ihre Auffassung doch noch einmal auf Realitätsbezug.


QuoteJerome Morrow (Jerome01) - 12.06.2012 18:45 Uhr

Bundespräsident Gauck - Ein Segen für Deutschland!
Dieser Bundespräsident macht bisher alles richtig. Er ist klug und besonnen und findet immer die richtigen Worte. Er hat eine Meinung und ist nicht weichgespült. Hätten wir doch mehr Politiker von diesem Gewicht im Land, dann wäre die Politikverdrossenheit nicht so groß. Er ist auf jeden Fall der richtige Mann zur richtigen Zeit.


QuoteJochen Wegener (Malchik) - 12.06.2012 18:41 Uhr

Dulce et decorum est pro patria mori

ja, süß und ehrenvoll für das Vaterland zu sterben ist zu allen Zeiten die rührselige Freude der Davongekommenen gewesen - und natürlich jener, die ihren Glaube an Gott mit dem Geist der Pickelhaube zu stützen pflegten und wohl auch mußten mangels anderer Masse. Gauck scheint sich immer noch an sich selbst abzuarbeiten, spiegelt sich selbst seiner Freiheits-Rhetorik als Renegat, der sein Leben zwar im schützenden Schoß der Kirche verbrachte aber doch so gern als Held gefeiert würde. Da müssen eben nun die Stellvertreter ran.


QuoteKarola Schramm (Alorak) - 13.06.2012 00:03 Uhr

... Ich vestehe nicht, wie sich die überwiegende Mehrheit hier im Forum so einlullen lassen kann.
... Es geht um Krieg und Frieden. Gauck kennt gar keinen Friedensbegriff, die Friedensforschung wird nicht gehört. Deutschland wird seit Jahren militarisiert.

Ja, die alten Veteranen mit ihren Erkrankungen und Verletzungen sind tot - und die jungen Soldaten, die aus Afgh. zurückkommen, die jungen Soldaten der anderen Armeen, Israel und Amerika, sind traumatisiert bis auf die Knochen, bekommen kaum Hilfen vom Staat und für wen finden diese Kriege statt ?

Doch nicht allen Ernstes für die Freiheit ?

...



Aus: ",,Eine Stütze der Freiheit"" (12.06.2012)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gauck-bei-der-bundeswehr-eine-stuetze-der-freiheit-11783229.html

-.-

Quote... Er hat den Ort und das Wort mit Bedacht gewählt, und er hat recht mit beidem. Es gehört Mut dazu, in eine Bundeswehr zu gehen, deren Gegner in den seltensten Fällen die Genfer Konventionen beachten. Es gehört gewaltiger Mut dazu, das Leben auf diese Weise einzusetzen. Es gehört ebenso Mut dazu, zu tun, was Bundespräsident Gauck gleichfalls als eine wichtige Aufgabe der Bundeswehr definiert: Konflikte zu lösen, "indem sie friedliche Koexistenz zu schaffen sucht, wo Hass regiert". Wer Soldatsein nur mit Schießenmüssen oder Schießenwollen gleichsetzt, tut der Bundeswehr unrecht. ...

QuoteHanoe, 13.06.2012:
Schade, dass Gauck nicht mehr zum Wehrdienst einberufen werden kann.


QuoteIM1972
Für Gott und Vaterland oder so ähnlich - (SO)ll ohne( L)anges( D)enken( A)lles( T)un
da gibt es immer einen tollen Grund einen Menschen mit einer Waffe mit einem Befehl
auszusenden in ein anderes Land. die Gründe sind und waren schon immer scheinheilig genau wie dieser Pastor.



Aus: "Gauck hat recht" Aus einem Kommentar von Torsten Krauel (13.06.12)
Quelle: http://www.welt.de/print/die_welt/article106564838/Gauck-hat-recht.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] "Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf." Das sagt Artikel 87 GG. ,,Zur Verteidigung" – was bedeutet das aber heute? Unter Juristen ist nahe zu unstrittig, dass das mehr ist als Landesverteidigung. Auch sicherheitspolitisch ist Landesverteidigung heute faktisch Bündnisverteidigung. Sicherheitspolitik ist heute nicht mehr vorrangig geographisch definierbar. Internationale Krisenprävention und Krisenbeseitigung, das ist heute auch Aufgabe der Bundeswehr und Teil der internationalen Verantwortung Deutschlands.

... Wir müssen uns auf eine große Anzahl von möglichen unter-schiedlichen Einsatzszenarien vorbereiten, und zwar nicht nur geistig, sondern personell, instrumentell, organisatorisch, im Bündnis, in der EU und in den VN.

Eins machen diese Beispiele jedoch auch deutlich: Wir müssen uns auf eine große Anzahl von möglichen unterschiedlichen Einsatzszenarien vorbereiten, und zwar nicht nur geistig, sondern personell, instrumentell, organisatorisch, im Bündnis, in der EU und in den VN.

... Niemand von uns drängt sich nach Einsätzen. Aber wenn sie politisch gewollt und entschieden sind, muss die Bundeswehr einsatzbereit und einsatzfähig sein. Als Mitglied der internationalen Gemeinschaft wird Deutschland künftig eher häufiger gefragt werden, wenn es darum geht, Verantwortung zu übernehmen – auch militärisch. Auf diese Anfragen müssen wir angemessene und glaubhafte Antworten geben können, positive und negative, bündnistreu und selbstbewusst.

... Wichtig ist für mich, dass unsere Arbeit stets getragen ist von Respekt und öffentlicher Wertschätzung für die Soldatinnen und Soldaten und für unsere zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (die ja schon die ein oder andere Reform mitgemacht haben). ,,"Ich treffe bei der Bundeswehr auf Menschen mit der Bereitschaft, sich für etwas einzusetzen – gewissermaßen auf ,,Mut-Bürger in Uniform."" So hat es unser Bundespräsident am 12. Juni bei seinem Antrittsbesuch bei der Bundeswehr gesagt. Er trifft damit genau den Kern. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – mit und ohne Uniform – sind unser wertvollstes Gut.

Eine echte Veränderung gelingt nur durch einen gemeinsamen Kraftakt. Die Neuausrichtung ist notwendig, damit wir unserem Land in einem wenig vorhersagbaren sicherheitspolitischen Umfeld auch künftig politische Handlungsspielräume sichern können: Sicherheitspolitik und Neuausrichtung sind eben zwei Seiten einer Medaille.

Vielen Dank.


Aus: "Die Neuausrichtung der Bundeswehr – Eine Antwort auf die sicherheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit
Rede des Bundesministers der Verteidigung Thomas de Maizière bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V." Quelle: Website des Bundesverteidigungsministeriums; www.bmvg.de (Berlin, 14.06.2012)
Quelle: http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Bundeswehr/neuausrichtung.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Kinder als Schutzschilde, Angriffe auf Zivilisten, Folter – Syrien ist kein Einzelfall. Die Gewalt heutiger Kriege kann man erklären, sagt der Neuropsychologe Thomas Elbert. ... Der Mensch besitzt eine grundsätzliche Veranlagung dazu, aggressiv zu sein, ja sogar Lust an Gewalt und am Töten zu empfinden.

Elbert hat sich in Feldstudien unter anderem mit Kindersoldaten in Ostafrika beschäftigt, die ihre Feinde verstümmeln und quälen, oder mit Söldnern im Kosovo, die abgeschnittene Finger von Kleinkindern als Kette um den Hals trugen. Auch im Hirnforschungslabor und in Gefängnissen untersucht er die psychobiologischen Entwicklungsstadien des Menschen, in denen er zur Gewaltbereitschaft geprägt oder gegen sie konditioniert werden kann.

Die Evolution spielt für den Wissenschaftler eine zentrale Rolle: Dass der Mensch sich vor zwei Millionen Jahren vom Vegetarier zum Fleischfresser entwickelte, wurde nach seiner Einschätzung dadurch ermöglicht, dass sich die Hirnorganisation vor allem der Männer auf das Jagen einstellte. Die Bereitschaft zu töten entwickelte sich auch deshalb, weil Jagd an sich bereits eine belohnende Funktion hatte und damit letztlich auch Gewalt Freude bereitete. Biologisch hat sich seither wenig verändert. Der Verzicht auf Gewalt ist nach Elberts Thesen vor allem eine zivilisatorische Errungenschaft. Dies bestätigen Untersuchungen der heute noch existierenden Kulturen mit steinzeitlichem Charakter, wonach ein Drittel bis die Hälfte der Männer durch die Gewalt anderer zu Tode kommt.

Die Gestalt vieler heutiger Kriege kann bewirken, dass durch Sozialisation erworbene Hemmungen wieder verloren gehen. Denn nicht mehr reguläre Armeen stehen sich gegenüber. Am oft diffusen Kampfgeschehen sind Rebellen, Söldnergruppen, Kriminelle und ausländische Truppen beteiligt. Zusehends verschwimmt auch die klare Grenze zwischen Soldaten und Zivilisten, die immer häufiger zu Opfern und zu Akteuren werden. Waren im Ersten Weltkrieg nur rund 20 Prozent der Toten Zivilisten, hat sich das Verhältnis bis heute mehr als umgekehrt.

"Betrachtet man, wie sich etwa in einem solchen Bürgerkrieg die Fronten auflösen, wird klar: Es geht im Einzelnen nicht mehr um strategische, ideologische oder politische Ziele, sondern oft um viel kurzfristigere Anreize", sagt Elbert. Ökonomische Not kann eine Rolle spielen oder schlicht kriminelle Energie, das Gefühl von Macht und Zugehörigkeit zu einer starken Gruppe, aber auch eine Art Blutrausch. "Die Schwelle ist leicht zu überschreiten, wenn nicht umgehend Konsequenzen zu befürchten sind. Und es ist dann auch der Kampf als solches, der fasziniert." Der Mann geht auf die Jagd – nicht wegen der Beute, sondern um der Jagd willen.

Aus psychologischer Sicht hat die Gewalt gegen Zivilisten, gegen Frauen und Kinder, zunächst die Funktion, dem Gegner zu zeigen, wie grausam man sein kann. Auch Folter hat laut Elbert nie vorrangig das Ziel, Informationen zu erlangen. "Es geht darum, Angst und Schrecken zu verbreiten. Deshalb ist die Auswahl der Opfer oft beliebig." Nur so lässt sich auch erklären, warum in Syrien kleine Kinder gefoltert werden, die doch kaum etwas Substanzielles wissen können.

Gerade dann aber, wenn Zivilisten direkt von Gewaltakten wie Massakern, Folter oder Bombenangriffen betroffen sind, wird die Hemmschwelle sehr leicht überschritten. "Wenn die eigene Mutter oder Tochter gequält, verletzt oder getötet wird, kann ein ungeheurer Hass entstehen, und der Gegner wird gar nicht mehr als Mensch wahrgenommen", sagt Elbert. "So entstehen Gewaltzyklen und Traumata, die nur schwer zu durchbrechen sind."

Kinder werden immer häufiger auch in Kampfhandlungen und Gewaltakte hineingezogen. Sie lassen sich leichter beeinflussen, haben ein geringeres Bewusstsein für Gefahr und Risiko, ihre Moralvorstellungen sind noch nicht gefestigt – das macht sie attraktiv für diejenigen, die ihre Schwäche ausnutzen. Aus ganz praktischer Sicht machen zudem moderne, kleine und leicht zu bedienende Waffen ihren Einsatz als effektive Kämpfer überhaupt erst möglich. "Ein 11-Jähriger, der sich einer Guerillatruppe anschließt, hat dabei meist überhaupt keine Ahnung, worum sich der Konflikt überhaupt dreht – das ist dann eigentlich nur noch 'wir gegen die anderen'", sagt Elbert.

Hinzu kommt, dass solche chaotisch strukturierten Bürgerkriege manchmal nur schwer zu beenden sind und der Übergang zum Frieden langwierig ist. Die Gefahr ist groß, dass eine ganze Generation keine normalen Moralvorstellungen mehr erlernt, weil sie nur im Kampf und in der Gefahr sozialisiert wurde. Die Gesellschaft ist zerrüttet, auch die Familien können das nicht mehr ausgleichen. Je länger der Konflikt dauert, desto schwieriger wird es, eine bewaffnete Gruppe in eine dann wieder geordnete Struktur zu integrieren.

"Viele haben die Erfahrung gemacht, dass sie für ihr Verhalten schnell belohnt werden mit Ressourcen und Macht. Den Kampf und das Töten haben sie als einziges Mittel erfahren, um sich gut zu fühlen, Wut und Frustration zu überwinden", sagt Elbert. "Wenn es schließlich keinen Konsens mehr in der Bevölkerung gibt, staatliche Autorität zu stützen und zu akzeptieren, wird der Aufbau einer funktionierenden Gesellschaft wahnsinnig schwierig – das kann man etwa in Somalia oder im Kongo beobachten." Aber Elbert sagt auch: "Das ist ein langer Prozess, der vielleicht ein Jahrzehnt dauert. Nach kürzeren Konflikten können sich diese Prozesse durchaus wieder normalisieren." Für Syrien ist dieser Zeitpunkt noch nicht gekommen.

Quote
Präludium
21.06.2012 um 13:28 Uhr

"Die Gewalt heutiger Kriege kann man erklären..."
Krieg IST Gewalt. - Das ist keine Blackbox.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-06/syrien-kinder-gewalt-psychologie/seite-2?commentstart=1#cid-2136512


Quote
    Grundgesetz
    21.06.2012 um 13:35 Uhr

... Ich habe gestern erst Gewaltvideos auf Youtube mir "reingezogen". Es ist wirklich sehr schwierig gewesen.
Und die Bilder hängen mir immer noch in der Seele. Warum ich mir das anschaute, wie zB in Pakistan ein bekloppter Soldat den Gefangenen an den Hoden packt? Oder wie ein ehemaliger Präsident in Afrika gefoltert und dann getötet wird (den Tod haben sie nicht gezeigt). Naja, das ist mir selbst nicht ganz klar, warum ich mir das antat.
Aber es passieren schlimme Dinge in der Welt, die man oft so lange nicht glaubt, wie es einem selbst geschieht, oder wenn man ein Video sieht. Ja, ich denke auch, es hat was mit versteckten Aggressionen zu tun. Auch die Kinder hierzulande neigen oft dazu, das ganze Stillsitzen und Disziplinieren zu kompensieren, gehen in den Wald und schlachten Bäume ab.
Die Aggressionsbereitschaft kommt offensichtlich nicht von alleine, sondern weil man die Menschen dazu animiert aggresiv zu werden. Das ist nicht immer so deutlich, aber hintergründig spielt das immer eine Rolle .
Sicher gibt es verschiedene Anlagen und es gibt Sadisten, die es im Blut haben.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-06/syrien-kinder-gewalt-psychologie/seite-2?commentstart=1#cid-2136531


Quote
    Hugo_Habicht
    21.06.2012 um 13:40 Uhr

... Krieg hat schon immer nur das Schlechteste im Menschen hervorgebracht. Ich habe auch nie verstanden, wie Regierungen Krieg legitimieren können. Auf Mord steht in den meisten Ländern lebenslange Haftstrafe bzw. Todesstrafe. Dieselben Länder bilden Mörder aus und schicken diese legitim los andere Leute zu töten. Und das ist dann ok, weil der Staat ja gesagt hat man darf es???


Quote
    DennisLOW
    21.06.2012 um 14:33 Uhr

Altersdurchschnitt amerikanischer Soldaten im Vienamkrieg: 19 Jahre
Das waren natürlich alles gereifte Persönlichkeiten und keine Kinder.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-06/syrien-kinder-gewalt-psychologie/seite-2?commentstart=17#cid-2136708





Aus: "Wie der Krieg Lust aufs Töten macht" Von Carsten Luther (21.06.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-06/syrien-kinder-gewalt-psychologie


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Abschuss einer türkischen F4 durch syrische Streitkräfte wirft Fragen über die Stabilität des Assad-Regimes auf: Ein syrischer Pilot war kurz zuvor mit seiner MiG nach Jordanien desertiert - der Vorfall könnte zur Überreaktion der syrischen Luftabwehr geführt haben.

... Doch es ist ein offenes Geheimnis, dass diese Unterstützung auch über türkisches Gebiet fließt. Die "New York Times" berichtete kürzlich, dass CIA-Agenten im südanatolischen Grenzgebiet zu Syrien darüber wachen würden, dass die Waffen für den syrischen Aufstand nicht an islamistische Extremisten geraten.

... Einen Tag zuvor war ein syrischer Militärpilot mit seiner MiG-21 nach Jordanien desertiert. Im Assad-Regime dürfte das für Enttäuschung und Zorn gesorgt haben. In den Fliegerhorsten könnten die Nerven blank liegen. Deserteuren droht der Tod. Ein ehemaliger syrischer Militär, der heute in Beirut lebt, will über konkrete Informationen verfügen, dass die Flak-Schützen die türkischen Phantom vom Himmel holten, weil sie glaubten, dass sich erneut einer der Ihrigen davonmachen wollte. Dann wäre der Verlust des türkischen Flugzeugs kein feindlicher Akt, sondern ein "Kollateralschaden" der Spannungen im syrischen Militärapparat gewesen.

...


Aus: "Abschuss aus Angst vor Deserteuren" von David O'Byrne und Gregor Mayer (24.06.2012)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:syrien-konflikt-abschuss-aus-angst-vor-deserteuren/70053875.html


Textaris(txt*bot)

#497
Quote[...] Nun wird man zwar kaum sagen können, dass die USA die Menschenrechte, an deren Ausarbeitung und Durchsetzung sie maßgeblich auf UN-Ebene beteiligt waren, überall und gleichermaßen verteidigt hätten, auch wenn dies das Selbstbild vieler Amerikaner sein mag. Carter, der nach seiner Präsidentschaft tatsächlich stets versucht hat, die Menschenrechte zu befördern, beklagt aber zu Recht, dass die USA aufgrund der "gezielten Tötungen", die rechtlich und durch beide Parteien im Kongress legitimiert wurden, "nicht mehr mit moralischer Autorität" über Menschenrechte sprechen könne. Die Kritik ist im Wahlkampf keine große Hilfe für den Parteikollegen, sondern ein längst fälliger Mahnruf.

Von höchster Regierungsstelle würden die Drohnenangriffe erlaubt, denen eine unbekannte Zahl von Zivilisten zum Opfer gefallen sei. Der Drohnenkrieg werden auch in Ländern wie Pakistan, Jemen oder Somalia betrieben, in denen offizielle kein Krieg herrscht. Das sei "in früheren Zeiten undenkbar gewesen", meint Carter und warnt vor außenpolitischen Folgen. Schließlich würden sich wegen des Drohnenkriegs Menschen gegen die USA wenden und könnten repressive Regime darauf hinweisen, um ihr eigenes Verhalten zu rechtfertigen.

... Vor wenigen Tagen erst hatte Christof Heyns, der UN-Beauftragte für extralegale Tötungen, auf einer von der US-Bürgerrechtsorganisation ACLU organisierten Tagung in Genf erklärt, dass der Drohnenkrieg der USA andere Staaten bestärke, lange Zeit aufrechterhaltende Maßstäbe der Menschenrechte zu unterminieren. Einige Angriffe könnten auch "Kriegsverbrechen" sein. In bewaffneten Konflikten könnten gezielte Tötungen legal sein, aber viele Drohnenangriffe fänden weit entfernt von Kriegszonen statt. Die US-Regierung reagierte auf einen Bericht von Heyns an den UN-Menschenrechtsrat mit der Erklärung, man führe solche Operationen "mit außerordentlicher Sorgfalt und in Übereinstimmung mit jedem anwendbaren Recht, auch dem Kriegsrecht" durch. Versprochen wird größere Transparenz.

...

Quote26. Juni 2012 10:02
Und wer denkt an die Toten?
Der Terrier (mehr als 1000 Beiträge seit 12.10.10)

Wer denkt an die vielen Toten die es bei Anschlägen von Al-Kaida und
anderen Terroristen gibt? Was sagt Herr Carter deren Angehörigen
warum man den Terroristen nicht gestoppt hat? Warum soll man sie
nicht daran hindern das sie andere Menschen umbringen?

http://en.wikipedia.org/wiki/21_May_2012_Sanaa_bombing

Natürlich ist es unredlich einfach so ohne Gerichtsbeschluss und nur
aufgrund von Hinweisen jemanden zu töten. Wenn man aber jemanden
nicht tötet dann tötet er viele andere, das ist dann auch nicht so
sonderlich gut. Eine schwirige Moralische entscheidung.

Quote26. Juni 2012 10:23
Re: Und wer denkt an die Toten?
Anarc (mehr als 1000 Beiträge seit 17.08.05)

Carter argumentiert, das ein Herablassen des NATO-Komplexes auf das
Niveau von Terroristen die Gewalt weltweit nur steigert. Anders als
du denkt er auch an ALLE Toten.

Und du solltest erst mal an die Argumente denken, denen du zu
widersprechen glaubst, bevor du deine stets gleichlautenden Parolen
postest. Stets liegst du meilenweit neben der Spur.


Quote26. Juni 2012 11:06
Re: stets gleichlautenden Parolen
Anarc (mehr als 1000 Beiträge seit 17.08.05)

Ich sehe schon Sinn darin, gelegentlich ein kleines Training mit
einem Sparring-Partner wie Terrier zu machen. Seine Beiträge weisen
alle Elemente einer unsauberen Diskussion auf, wie sie beispielsweise
geschulte Propagandisten anwenden. In diesem Fall versucht er es
beispielsweise mal wieder mit der Polarisierungs-Schiene - im
weiteren Verlauf würde er versuchen, den nüchtern-neutralen Blick auf
den Konflikt zu einer Haltung für "unseren" Gegner zu deklarieren.
Sobald du klar gemacht hast, das du sowohl Terroristen als auch den
NATO-Krieg ablehnst, wird er mit der These kommen, das Gutmenschen
unrealistisch denken. Etceteraundpp

Das ist Bellizismus in Reinkultur. Unabhängig davon, ob er nun
wirklich ein geschulter Troll ist, oder einfach nur seine inneren
Konflikte in dem Wunsch nach einem Krieg abreagiert.

Zum einen steht Terrier für eine ganze Legion von Kampfhähnen, die
mitunter auch unvermutet plötzlich neben dir in der Kantine
auftauchen können und es ist gut, für ihre Standard-Angriffe auch
Standard-Entgegnungen bereit zu halten.

Zum anderen lernt man auch über sich selbst. Schwarzweiß zu denken
oder Konflikte auf das dürftige Niveau von Sein oder Nichtsein herab
zu reduzieren ist schließlich eine Tendenz, die in jedem von uns drin
steckt. Gib mir zwei Bier vorm Posten und ich produziere denselben
Müll wie Terrier.


Quote26. Juni 2012 13:05
Wer an die Toten denkt, hört auf zu töten.
tzefix

Wenn Tote ein legales Argument wären, um weiter zu töten, dann gäbe
es längst keine Menschheit mehr.

An Rache denkt, dessen Verstand vom Instinkt besiegt wurde.



Quote26. Juni 2012 11:40
"extralegale Tötungen"
mmueller42, Markus Müller (843 Beiträge seit 15.08.06)

was für ein verschissener Begriff...


Quote26. Juni 2012 09:42
"... und finden in einem rechtsfreien Raum statt" ???
NWOrder (mehr als 1000 Beiträge seit 06.03.08)

Das wäre mir neu.

Erstmal gibt es auf diesem Planeten wahrscheinlich nirgendwo mehr
rechtsfreie Räume, zumindest fällt mir nichts ein (Luftraum,
Weltraum, Seewege,... hmm).

Da diese ... ich nenn sie mal "Anschläge" (aka gezielte Tötungen,
Drohnenangriffe, ferngesteuerte Bomben, etc.) soweit ich informiert
bin auf den jeweiligen Hoheitsgebieten des Irans, Pakistans,
Afghanistans, Somalia, etcpp stattfinden, und somit nicht rechtsfrei
sind, zumal ja noch internationale Gesetze gelten, bis hin zu den
Bestimmungen, die auch die USA zur Klassifizierung von Kombatanden
bzw. Nicht-Kombatanden nutzen.

Von diversen universellen (Grund-)Rechten von Personen, Gruppen und
Staaten mal ganz zu schweigen.

Im Grunde genommen ist die ganze Aktion doch nur ne Sparmaßnahme...
töten ist halt billiger als suchen, fangen, transportieren,
unterhalten und anschliessende Verhandlung mit möglicherweise
negativem Ausgang (Freispruch).

Die Amis haben noch nie jmd um Erlaubnis gefagt... wir sollten froh
sein, dass sie nicht schon damals den Typen von 9/11 in der Hamburger
Moschee weggebombt haben ;-)



Aus: "Ex-Präsident Jimmy Carter verurteilt Drohnenkrieg von Obama" Florian Rötzer (26.06.2012)
Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/37/37154/1.html


Textaris(txt*bot)

#498
Quote[....] Wenn unbemannte Drohnen ein Taliban-Gehöft in Pakistan unter Feuer nehmen, waren dazu keine Soldaten auf fremdem Boden oder in fremdem Luftraum nötig. Vielleicht waren es nicht einmal Militärdrohnen, die da töteten, sondern ein CIA-Automat oder die Explosion des Warmwasserboilers, wer weiß?

Eine solche Vorgehensweise entspricht der öffentlichen Erwartung, dass nach Beendigung eines Feldzuges zum Regimewechsel wie in Afghanistan und im Irak keine Feindseligkeiten mehr stattfinden. Der eigentliche Krieg ist vorüber. Aber der asymmetrische Nicht-Frieden erfordert weiterhin den Einsatz von physischer Gewalt. Und nachträgliche Truppenverstärkungen allein halfen offenbar weder im einen noch im anderen Land, das gewünschte Sicherheitsniveau zu gewinnen.

Als Präsident Hamid Karzai im Sommer 2010 ein Dekret unterzeichnete, das die Tätigkeit privater Sicherheitsfirmen in Afghanistan beenden sollte, hielten ihm Nato-Offizielle sofort entgegen, dass sie so viele zusätzliche Kräfte, wie dann zur militärischen Erledigung der bisherigen Firmenaufgaben nötig wären, einfach nicht mobilisieren könnten. Im Umkehrschluss bedeutete dies: Firmenangestellte erledigen Militäraufgaben, für die es nicht genügend Uniformierte gibt. Vulgär ausgedrückt: Söldner ersetzen Soldaten.

25.000 bis 50.000 private Sicherheitskräfte sollen in Afghanistan tätig sein. Sie schützen Unternehmen und internationale Organisationen und arbeiten etwa auch für die US-Streitkräfte. Die gut 50 Firmen – amerikanische wie Xe Services (früher Blackwater) und Dyncorp oder afghanische wie etwa Watan Risk Management und die Milizen des ehemaligen Warlords Matiullah Khan – verdienen Milliarden an dieser Privatisierung des Sicherheitssektors in einer Krisenregion.

... In einer anderen rechtlichen Grauzone operieren vor allem die Vereinigten Staaten mit ihren Drohnenangriffen jenseits der afghanisch-pakistanischen Grenze. Über 2.000 Menschen sollen seit 2004 bei Predator-Einsätzen in Pakistan getötet worden sein, darunter eine unbestimmte Anzahl von Zivilisten, etwa Familienangehörige gesuchter Terroristen oder deren Nachbarn.

Gezielte Tötungen in einem souveränen Land werfen – wie Guantánamo – Fragen auf, egal ob Navy Seals oder CIA-Flugroboter die Liquidation vornehmen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung stellt dazu am 3. Mai 2011 fest: "Außerhalb von militärischen Auseinandersetzungen mag es Gegner geben. Doch getötet werden dürfen sie nur in Notwehr- oder Nothilfelagen – also um einen unmittelbaren Angriff von sich oder anderen abzuwehren. Die Regelungen des finalen Rettungsschusses ermächtigen etwa deutsche Polizisten zum tödlichen Einsatz von Schusswaffen – als Ultimo Ratio. Doch hat das mit gezielten Tötungen von (mutmaßlichen) Terroristen nichts zu tun. Denn von ihnen geht zwar nach Ansicht ihrer Verfolger eine große Gefahr aus, aber eben keine unmittelbare. Es handelt sich um Verdächtige, deren Schuld in einem rechtsstaatlichen Verfahren nachgewiesen werden müsste – und die dann auch zum Tode verurteilt werden dürften, soweit das nationale Recht das vorsieht."

Manchem mag die Drohnentechnik als verführerische Wunderwaffe erscheinen: Echtzeitbilder für Aufklärung und Bekämpfung erkannter Ziele werden an Bedienstationen geliefert, die selbst weit außerhalb jeglicher Gefahrenzone aufgebaut sind. Eigene Kräfte geraten nicht in Bedrängnis, der Automateneinsatz bietet nichts als Vorteile. An jeder Hierarchie vorbei kann gegebenenfalls auch ganz oben die letzte Entscheidung getroffen werden – auf der Grundlage einer Lagebildillusion, die als livestream über den Bildschirm flimmert.

Weil nichts schlecht daran sein kann, den Bösen Böses zu tun, führte die US-Kommandoaktion gegen den endlich aufgespürten Al-Qaida-Chef Osama bin Laden im pakistanischen Abbotabad zu keinerlei ernsthaften internationalen Verstrickungen, sondern selbst bei der deutschen Bundeskanzlerin zu einem erleichterten: "Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten."

Im Afghanistan-Szenario hat sich der Operationsschwerpunkt der Amerikaner spätestens seit 2009 sukzessive in Richtung Spezialkräfteeinsatz verschoben. Die Task Forces verfolgen, fangen und töten gegebenenfalls Schlüsselpersonal auf Seiten der Insurgenten. Elektronische Aufklärung, Satelliten- und Drohnenbilder sowie nachrichtendienstliche Informationen werden hier verbunden mit blitzschnellen nächtlichen Zugriffen, die den Verfolgungsdruck auf die Talibanführer und andere Militante erhöhen und damit deren Verhandlungsbereitschaft fördern sollen. Das ist keine unplausible Strategie. Sie könnte aufgehen. Oder ins Gegenteil umschlagen, wenn immer jüngere, immer fanatischere Terrorfunktionäre nachrücken.

Für die deutschen Spezialkräfte allerdings gilt, dass sie sich nur an Festnahmeaktionen gegenüber Personen, die auf der Zielliste von ISAF stehen, beteiligen, nicht an sogenannten "capture or kill"-Operationen. Aber was genau die KSK-Kämpfer aus Calw am Hindukusch tun, bleibt in jedem einzelnen Fall Geheimsache. Nur die Obleute der Bundestagsfraktionen werden gelegentlich in geheimer Sitzung über abgeschlossene Vorgänge unterrichtet. So jedoch wird die Parlamentsarmee Bundeswehr zu einer Zwei-Klassen-Armee: hier die armen Patrouillenfahrer, die mit ihren Dingos täglich den Sprengfallen und Hinterhalten begegnen – dort die perfekt ausgebildeten Supersoldaten, die beim Taliban zu Hause nach dem Rechten schauen. Die einen mit jedem Verletzten in der Tagesschau, die anderen mit ihren mutmaßlichen Erfolgen im Ungefähren. Die einen parlamentarisch betreut, besucht und kontrolliert bis zur Tropenunterwäsche, die anderen – Fehlanzeige. Hier muss die Transparenz, jedenfalls im Nachhinein, größer werden. Bis heute gibt es keinen wie auch immer gearteten öffentlichen Bericht über das Wirken deutscher und verbündeter Spezialkräfte auf dem Balkan im zurückliegenden Jahrzehnt. Operative Gründe für diesen Geheimschutzfetischismus kann es da eigentlich nicht mehr geben.

Alle drei Tendenzen des militärischen Outsourcings – Firmen, Drohnen, Spezialkräfte – werden von keinem Land so massiv vorangetrieben wie von den USA. Aber auch Deutschland folgt dem Trend. Gegenüber der deutschen Öffentlichkeit hat das Nicht-Merken, Nicht-Sehen und Nicht-Wissen durchaus seine Vorteile. Um es mit einem Sprichwort zu sagen: Was keiner weiß, macht niemanden heiß. Demokratien haben es schwerer als andere Systeme, legitime physische Gewalt im Außenverhältnis einzusetzen. Das gilt besonders für Deutschland. Aber löst Outsourcing das Problem? Wohl kaum.

Quote
   HailMary
   29.06.2012 um 17:55 Uhr

Wie bitte?

"Was Drohnen und Spezialkräfte angeht, so sind sie in vollem Umfang zu begrüßen und einzusetzten."
http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=1#cid-2153934

Drohnen töten ja nicht nur die (potentiell) Verdächtigen, sondern immer auch jede Menge Zivilisten, die nur das Pech haben, gerade da zu wohnen, wo die Weltpolizei zuschlagen will.

Wenn auf jeden toten Terroristen fünf tote Zivilisten kommen, von denen jeder fünf waffenfähige Angehörige hat, macht man den Terror dadurch nur noch stärker.

Im Übrigen ist es bemitleidenswert, wie der Westen die Terroristen aufgrund von Morden an der westlichen Zivilbevölkerung bekämpft, gleichzeitig aber Opfer der anderen Zivilbevölkerung in Kauf nimmt. Wir sind definitionsgemäß auch Terroristen.

http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=1#cid-2153946


Quote
   Sonnenlichter
   29.06.2012 um 20:05 Uhr

Töten ist töten egal ob Firmen Militär oder Soldaten oder Söldner. Übrigens, Soldaten sind auch Söldner!

http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=9#cid-2154193


Quote
   KlausAblage
   29.06.2012 um 21:24 Uhr

Froh bin ich darüber, dass die Einsätze des KSK geheim sind und bislang geheim gehalten werden konnten. Es wäre doch nicht auszudenken, wenn diese Einsätze im vollen Bundestag, mit allen Abgeordneten, die regelmässig an Zeit, die Frankfurter Rundschau, TAZ usw. durchstechen, diskutiert würden. ...

http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=17#cid-2154307


Quote
   sibeur
   29.06.2012 um 21:26 Uhr

Eigentlich eine positive Entwicklung. Könnte nur ein Stückchen schneller entwickeln. Und Deutschland soll bloß nicht die Drohnen-Technologie verschlafen. Das ist die Zukunft. Die ersten Exemplare bieten schon viele Vorteile, früher oder später werden Drohnen alle bemannte Kampfflugzeuge ersetzen, welche zu viele Nachteile haben. F-22 dürfte wohl das letzte Programm für bemannte Kampfflugzeuge sein. In Europa könnte es noch höchstens den Euro-Fighter 2 geben.

http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=17#cid-2154311

Quote

   schwanengesang
   29.06.2012 um 21:52 Uhr

Das werden großartige Zeiten!  

" Eigentlich eine positive Entwicklung. Könnte nur ein Stückchen schneller entwickeln. Und Deutschland soll bloß nicht die Drohnen-Technologie verschlafen. "

Ja, total positive Entwicklung, welche auch in anderen Bereichen der staatlichen Sicherheitsarchitektur Anwendung finden wird. Denken Sie nur, wie wunderbar einfach es wird, einen Aufstand mittels ein paar Drohnen niederschlagen zu lassen. Keine moralischen Konflikte bei Soldateska und Polizei, wenn diese Angesicht zu Angesicht die eigenen Mitbürgern verprügeln muss.

http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=17#cid-2154361



Quote
   Ilmarinen
   29.06.2012 um 21:38 Uhr

Da machen wir es uns einfach - Sehr einfach. Zivilie Opfer lassen sich ja eh nicht vermeiden - also sprengen wir einfach das ganze Haus. Was solls. Der Taliban ist ja selbst schuld, dass er Kinder hat. Ach was, die Kinder sind selbst schuld, so schaut's aus! Hauptsache kein Bundeswehrsoldat - der Berufssoldat ist und auch weiß, wofür er sein Geld bekommt - bekommt einen Kratzer ab. Weil deutsches Blut ist ja... nicht wahr?

Und jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit Erwiderungen wie: Sollen wir denn untätig sein, wenn wir angegriffen werden? Nein, sollen wir nicht. Aber auch im Krieg muss der Maßstab der Angemessenheit gelten, nicht nur jener der Effektivität. Wenn wir weiterhin Zivilisten in die Luft jagen und uns gleichzeitig als die Boten der Aufklärung und der Zivilisation stilisieren, attestiere ich uns kollektive Schizophrenie.

http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=17#cid-2154330



Aus: "Söldner ersetzen Soldaten" Von Dr. Hans-Peter Bartels (29.06.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Tag, an dem Enes Ata stirbt, ist ein unruhiger Tag in Diyarbakir, der Kurdenhochburg weit im Südosten der Türkei. Der Junge ist auf dem Weg zu seiner Tante, als er Rufe hört. Enes ist neugierig, wie alle Siebenjährigen. Mehrere Männer werden an diesem 30. März 2006 beerdigt; die Trauernden machen den türkischen Staat für ihren Tod verantwortlich. Enes mischt sich unter die Leute. Die Polizei rückt an, Schüsse fallen. Eine Kugel trifft Enes in die Brust. Fotos zeigen später einen zierlichen Jungen, sein Pullover ist blutverschmiert, die Augen sind verdreht. Augenzeugen erzählen, dass ein Uniformierter auf Enes angelegt habe. Mit einem Gewehr, das früher Standardwaffe der Bundeswehr war: einem G3, entwickelt von der deutschen Waffenfirma Heckler & Koch.

... "Was wir machen, wird oft als unmoralisch dargestellt. Aber wir sind eine ganz normale Branche, die sich im Rahmen der Gesetze bewegt", sagt Georg Wilhelm Adamowitsch. Der ehemalige Bundeswehrleutnant und Ex-Staatssekretär ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie. Besucher empfängt er in einem großzügigen Büro in der Berliner Friedrichstraße, an den Wänden hängen historische Stadtpläne. Die Türkei und Ägypten sind weit weg. Adamowitsch trägt ein kariertes Hemd und eine senfgelbe Hose, dazu eine Krawatte mit bunten Streifen. Typ: sympathisch verschrobener Professor. Einen der wichtigsten deutschen Waffenlobbyisten hätte man sich anders vorgestellt.

... Menschen wie Selamettin Ata stoßen auf eine Mauer des Schweigens und der bürokratischen Ausflüchte. Ata fährt jede Woche raus aufs Land, in das Dorf, in dem Enes begraben liegt. Keine Blume schmückt den ausgetrockneten Boden, kein Bild zeigt den Jungen. Ata betet vor einem kargen Erdhaufen. Die Suche nach den Verantwortlichen für den Tod seines Sohnes hat er aufgegeben. Ob die Waffe nun direkt aus Deutschland kam oder mit Erlaubnis Deutschlands in der Türkei zusammengeschraubt wurde, macht für ihn keinen Unterschied. Enes ist tot.

...


Aus: "Deutsche Rüstungsexporte "Es sind eure Waffen, eure Patronen""
Von Silke Bigalke, Sarah Ehrmann und Frederik Obermaier (02.07.2012)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/deutsche-ruestungsexporte-es-sind-eure-waffen-eure-patronen-1.1390997


Textaris(txt*bot)

#500
Quote[...] Wie Herr Ruch Menschen missbraucht, und was er in Szene setzt, ist Ausdruck politischer, moralischer und intellektueller Wohlstandsverwahrlosung.

...


Aus: "Aus aktuellem Anlass - 10. Juni 2012" Von Burkhart Braunbehrens
Quelle: http://www.burkhart-braunbehrens.de/index.htm

-.-

Quote[...] GEGEN DAS KUNSTPROJEKT ,,25.000 EURO" WURDE GEKLAGT! ES HANDELT SICH UM EINEN SCHWERWIEGENDEN EINGRIFF IN DIE KUNSTFREIHEIT SEITENS DER WAFFENINDUSTRIE.

...


Aus: "DRINGENDE BEKANNTMACHUNG" Zentrum für Politische Schönheit (Stand 03.07.2012)
Quelle: http://www.25000-euro.de/Aktion.html


-.-

Quote[...] Mehr als 200 Panzer sollen an das saudi-arabische Königshaus geliefert werden, aber die Bundesregierung und der Rüstungshersteller schweigen. Nun sammelt ein Künstlerkollektiv im Internet Informationen über die Eigner - und ein Miteigentümer packt aus.

Am Anfang war der Steckbrief: "Wer hat Informationen, die zur Verurteilung dieser Menschen führen?" stand darauf, daneben war das Gesicht von Burkhart Braunbehrens zu sehen. Wenig später bekam der 71-Jährige Post - in einem wattierten DIN-A5-Umschlag steckten eine Patrone und ein rußverschmierter Zettel. "Mit Ihren Geschäften geben Sie Kindern und deren Eltern keine Chance auf ein glückliches Leben", war darauf zu lesen.

Es war der vorläufige Höhepunkt einer Kampagne gegen den Rüstungshersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und dessen Eigentümer, zu denen auch Burkhart Braunbehrens zählt. Die fragwürdige Aktion rückt einen Rüstungsdeal ins Licht der Öffentlichkeit, den die Verantwortlichen wohl am liebsten geheim gehalten hätten.

Mehr als 200 Panzer vom Typ Leopard 2-A7+ sollen demnach an das saudi-arabische Königshaus geliefert werden. Die Bild am Sonntag spricht gar von bis zu 800 "Leos" - wie die 60-Tonnen-Ungetüme von Soldaten genannt werden. Die Bundesregierung will sich dazu nicht äußern. Rüstungsdeals sind Geheimsache.

Ein Sprecher von Krauss-Maffei Wegmann beharrt, es gebe "keinen Auftrag". Nur bei den Eigentümern der Münchner Rüstungsfirma wird derweil offenbar über das Geschäft gestritten. Grund dürfte auch die Aktion des "Zentrums für politische Schönheit" sein.

Das Künstlerkollektiv war schon mehrmals mit provokanten Aktionen in Erscheinung getreten. 2009 wollte die Gruppe die Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier auf Ebay versteigern (Mindestgebot: 68 Philippinische Pesos), ein Jahr später errichteten die Künstler vor dem Brandenburger Tor einen Berg aus Schuhen, um an das Massaker von Srebrenica zu erinnern.

Im Mai dieses Jahres lobte das Zentrum 25.000 Euro Belohnung aus für Hinweise, welche die KMW-Eigner hinter Gitter bringen. "Die Eigentümer gehören ins Gefängnis für den schmutzigsten Waffendeal der jüngeren bundesdeutschen Geschichte", sagt Philipp Ruch, der selbsternannte "Chefunterhändler" des Kollektivs. Etwa 70 Hinweise sind seinen Angaben zufolge bereits eingegangen. Im Internet sammelt die Gruppe in einer Art digitalem Pranger Informationen über die KMW-Eigner.

Über Manfred Bode, den "Waldorfschüler", wie die Künstler den Aufsichtsratsvorsitzenden nennen, ist da zu lesen, dass er in seiner Villa in Kassel ein abgeschottetes Leben führe und Träger des Bundesverdienstkreuzes sei. Über Beatrice Braunbehrens ("Die Fotografin") erfährt man, dass sie vor nicht allzu langer Zeit Geld an eine Patienten-Stiftung gespendet habe. Und Werner Zimni ("Der Taucher") mache gerade den Sportbootführerschein. Die Angeprangerten schweigen bislang. Nur der Künstler Burkhart Braunbehrens, der die Unternehmensanteile einst von seinem Vater geerbt hat, ging in die Offensive.

Der ehemalige Wortführer der Heidelberger Studentenproteste geißelte im ZDF die "Mafiamethoden" seiner Kritiker. "Das ist eine Grenzüberschreitung." Braunbehrens sagte aber auch, dass er einen Leopard 2-Export nach Saudi-Arabien "nicht für verantwortlich" halte. Ein solches Geschäft wäre ein "Affront gegen die arabische Rebellion". Sein Einfluss bei Krauss-Maffei Wegmann sei jedoch "sehr begrenzt". Er habe deswegen einen Brief an Bundespräsident Joachim Gauck geschrieben mit der Bitte, den Deal zu stoppen.

Der KMW-Miteigentümer stellte sich damit offen gegen mögliche Geschäfte seines Unternehmens. Vergangene Woche, so berichtete es die taz, wurde Braunbehrens deshalb aus dem Gesellschafterrat von KMW gewählt. Das Unternehmen wollte dies am Montag nicht bestätigen, Braunbehrens war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Auch auf seiner Homepage ist kein Wort zu einem Rauswurf zu finden - dafür ein Bild: Es zeigt Braunbehrens vor einem Panzer. Einem Panzer, der auf dem Dach liegt. Er ist kampfunfähig.

Quote20.06.2012 um 09:18 Uhr, uk1950 schreibt

Panzer-Deal mit Riad

Ich bin dafür, dass den Sausis die Panzer geliefert werden. 1.) Wenn wir es nicht tun, machen es halt unsere Freunde, die Franzosen, Amerikaner oder auch die Russen....ohne Proteste in Ihren eigenene Reihen. Und deren Panzer schießen genausogut wie die unseren. 2.) Saudi Arabien ist ein politischer Stabilisator in der Region und mit Deutschland "befreundet"...
3. Wenn ich die Saudi wäre, mein Öl und mein Geld die Welt stabilisiert, ich mit Deutschland befreundet wäre, die Deutschen Waffenlieferungen an Israel tätigen und ich die Panzer kaufen wollte und nicht geliefert bekäme, obwohl ich mit keinem Land der Welt im Kriegszustand bin und auch keine kriegerischen, innere Unruhen habe....ich wäre gekränkt, ich würde dann bei der nächsten Gelegenheit die Deutschen auch nicht mehr unterstützen...und auch künftige andere Aufträge bevorzugt an andere Staaten vergeben.


Quote9.06.2012 um 18:49 Uhr, durchblick1 schreibt

Erstaunlich welche Schöngeister und Alt-68er sich hinter einer solchen Rüstungsschmiede verbergen.

Gute, dass das mal ans Licht kommt.

Quote19.06.2012 um 16:50 Uhr, EinAnderer schreibt

Ich koennte mit diesem Deal ja sogar noch leben, wenn es hiesse:

"Kinders, das Leben ist kein Ponyhof, hier geht es nicht um Frieden, Menschenleben oder schoene demokratische Ideale, hier geht es darum, dass entweder wir oder die anderen ein Geschaeft machen und ganz ehrlich, in diesem Zusammenhang sind uns Menschenleben schnurz."

Das waere nicht schoen, aber wenigstens ehrlich. Dass aber von den Mitarbeitern, ueber die Besitzer, bis hin zu unseren Politikern (Herr Uhl hat angeblich gesagt, dass Saudi Arabien niemals Panzer gegen die eigene Bevoelkerung einsetzen wuerde) jeder vorgeblich von Frieden und Stabilitaet redet aber dann doch nur Geld machen will - denkt denn niemand and die Arbeitsplaetze!?! - ist ekelhaft.



Quote19.06.2012 um 16:38 Uhr, Lösungsmittel schreibt

Es ist doch nicht das erste Mal, dass der Leopard exportiert wird!
Was soll die Aufregung? Auch Panzer gehören zum deutschen Bruttosozialprodukt...


Quote19.06.2012 um 14:58 Uhr, Stratto schreibt

Zielansprache...

Die Headline ist irreführend. Es handelt sich nicht um eine Kampagne gegen die Firma KMW, sondern Psychoterror gegen Einzelpersonen in ihrer Privatsphäre, die mittlerweile gängigen Denunziationsaktivitäten eingeschlossen.


Quotecorniche77 schreibt, 19.06.2012 um 15:57 Uhr

Es handelt sich eben NICHT um Psychoterror gegen Einzelpersonen! Es ist Zeit für das Individuum, Verantwortung zu übernehmen! Für einen Messerstich, einen Schuss, einen Panzer oder eine Atombombe!
Sich nicht länger feige hinter Firmen oder "Technologie" zu verstecken! Das Internet ist Mittel zu direkter Demokratie - keine verlogenen Versteckspiele mehr, keine Doppelmoral!




...


Aus: "Münchner Rüstungsfirma am digitalen Pranger" Von Frederik Obermaier, Berlin (19.06.2012)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/panzer-deal-mit-riad-muenchner-ruestungsfirma-am-digitalen-pranger-1.1386633


-.-

Quote[...] Eine Gruppe von Friedensaktivisten, das "Zentrum für politische Schönheit", macht seit Wochen Druck auf Krauss-Maffei Wegmann. Sie wollen mögliche Panzerlieferungen an Saudi-Arabien verhindern und schreiben dafür sogar Kopfgelder aus. Wer Hinweise liefert, die zur Verhaftung eines KMW-Gesellschafters führen, erhält 25.000 Euro, versprechen sie. Gleichzeitig erhielten die Eigner erschreckende Post: In DIN-A5-Umschlägen steckten Patronenkugeln.

Die Gescholtenen setzten sich juristisch zur Wehr. Und so mussten die Aktivisten ihren Aufruf vor wenigen Tagen wieder zurückziehen. Wie die Kampagne weiter geht, wollen sie am Mittwoch verkünden. In der Branche haben sie schon jetzt für großen Wirbel gesorgt.

Von "politischer Brandstiftung" und von "Kriminalisierung legaler Geschäfte" ist bei den Waffenherstellern die Rede. "Alles, was wir tun, ist von der Bundesregierung genehmigt", versichern sie. Die Unternehmen würden von der Politik sogar regelmäßig aufgefordert, neue Systeme zu entwickeln. Die Bundesregierung will sich dazu nicht äußern. Rüstungsdeals sind Geheimsache.

...

QuoteQuedel

Nur mal so als Denkanstoß:
Der betreffende Leopard 2 A7 +, gerade der, den die Saudis kaufen
wollen, ist für den Kampf in "urbanem Gelände"
optimiert.

Er hat ein verkürztes Kanonenrohr (besser schwenkbar in schmalen
Straßen), einen Räumschild und einen verstärkten Schutz
gegen Minen, Sprengsätze, Panzerfäuste und Brandsätze.

Er eignet sich also besonders zur Bekämpfung von
Aufständischen, Freiheitskämpfern und (Originalton Werbevideo)
"besonders agressiven Demonstranten" .

Wofür könne/wollen die Saudis den wohl einsetzen ... ... ???!!


QuoteDavid

Zum Kartoffeln ernten?


QuoteNWOhuntah

Für die Demokratie natürlich!

Katar und Saudi Arabien sind Muster-Demokratien im Nahen Osten. Die zeigen Libyen, Syrien etc. wie das geht. Siehe Bahrain.


...


Aus: "Rüstungsindustrie - Ein Künstler bremst die deutsche Panzeroffensive"
Von C. Dierig und A. Tauber (3. Jul. 2012)
Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article107750907/Ein-Kuenstler-bremst-die-deutsche-Panzeroffensive.html


Textaris(txt*bot)

#501
Quote[...] Es war ein verlockendes Angebot, das die EMT Ingenieursgesellschaft Dipl.-Ing. Hartmut Euer aus dem bayerischen Prenzberg den Saudis unterbreiten konnte. Erstens: ein Drohnensystem namens Luna, wie es seit mehr als zehn Jahren bei der Bundeswehr benutzt wird, und das im Kosovo und in Afghanistan zum Einsatz kam. Und zweitens: eine Produkteinführung der neuen Drohne und entsprechendes Training durch außergewöhnlich erfahrene Ausbilder.

In diesem zweiten Punkt konnte sich das Unternehmen auf einen langjährigen Partner verlassen: Als der Kauf abgeschlossen war, entsandte die Bundeswehr drei deutsche Soldaten nach Saudi-Arabien, um an Luna auszubilden. Vom 8. Januar bis zum 2. März 2011 dauerte ihre Mission.

Das ist bemerkenswert: Die deutsche Armee wird im Ausland aktiv, um bei Rüstungsexporten zu helfen.

Die Bundesregierung bestreitet den Einsatz nicht. »Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass industrielle Fähigkeiten in technologischen Kernbereichen der deutschen Rüstungsindustrie erhalten werden«, teilt sie mit. Und die Bundeswehr unterstütze seit Jahren als »Referenzkunde« die deutsche wehrtechnische Industrie »beim Export von Rüstungsgütern«. Dies geschehe im Einzelfall und »nach erfolgter ausfuhrkontrollrechtlicher Prüfung«.

Einzelfälle? Deutsche Soldaten haben auch schon die Besatzungen von südafrikanischen Korvetten ausgebildet, die in Deutschland gebaut wurden. Sie halfen der Waffenschmiede Krauss-Maffei Wegmann bei einem Wüstentest des Kampfpanzers Leopard 2 in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Luftwaffe schickte Eurofighter-Kampfjets mit deutschen Piloten nach Indien, um dort für die von EADS produzierten Maschinen zu werben. In Indien fanden Tests mit von der EADS-Tochter MBDA hergestellten Panzerabwehrraketen statt, die von einem deutschen Hubschrauber abgefeuert wurden.

Bei internationalen Rüstungsmessen arbeitet die Bundeswehr seit Jahren mit der deutschen Industrie zusammen. Die Truppe stellte Fregatten und andere Waffensysteme deutscher Hersteller auf Rüstungsschauen vor und warb so für das Kriegsgerät made in Germany. Vor wenigen Jahren wurde die Exportunterstützung ausgeweitet, indem Ausbilder in Uniform außerhalb des Nato-Gebiets die Rüstungsausfuhren begleiten.

Das Verteidigungsministerium führe keine Statistik über die Kurzeinsätze deutscher Ausbilder, sagt ein Sprecher. Wie oft die Bundeswehr die heimischen Unternehmen mit Ausbildungsmissionen unterstützt habe, könne er nicht sagen.

Auch eine parlamentarische Kontrolle findet nicht statt. Der Bundestag wurde über die Ausbildungsmission in Saudi-Arabien erst im Anschluss und nur auf Nachfrage informiert. »Nicht jeder Auslandsaufenthalt von deutschen Soldaten ist ein Einsatz«, sagt ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, und daher müsse das Parlament auch nicht involviert werden.

... Deutsche Waffenschmieden brauchen den Export: Bereits jetzt gehen 70 Prozent der deutschen Rüstungsproduktion ins Ausland. In Asien und Südamerika sollen neue Kunden gewonnen werden. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Brasilien und Indien gelten momentan als die interessantesten Märkte. Das größte deutsche Rüstungsunternehmen, Rheinmetall, will noch in diesem Jahr seine rentable Automotive-Tochter an die Börse bringen, um mit dem Erlös das internationale Geschäft der Rüstungssparte zu stärken. Der Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegmann hat in den vergangenen beiden Jahren Tochterfirmen in Brasilien und Singapur gegründet.

... Die Rüstungshersteller fordern schon seit längerem eine Exporthilfe der Bundesregierung. Sie tun das besonders vehement, seit die Finanzkrise die Nato-Staaten zum Sparen bei den Wehretats zwingt. Der Bundesverband der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV), die Lobbyvereinigung der Branche, spricht von einem Ausgleich für gestrichene Aufträge der Bundeswehr.

BDSV-Präsident Friedrich Lürßen sagte bei einem Parlamentarischen Abend in Berlin: Kunden erwarteten aus Deutschland nicht nur Plattformen und Systeme. Sie »erwarten – neben der generellen Unterstützung durch die Bundesregierung – die Ausbildung ihres Personals in technischer, taktischer sowie operativer Hinsicht durch die Bundeswehr und mit der Bundeswehr als Partner«.

Aber es wird auch Kritik an solchen Kooperationen laut. »Ich halte die Hilfe der Bundeswehr für deutsche Rüstungsexporte in Länder wie Saudi-Arabien für hoch problematisch«, sagt Katja Keul, Bundestagsabgeordnete und Rüstungsexpertin der Grünen. »Ich glaube nicht, dass deutsche Trainer den Sicherheitskräften von diktatorischen Regimen die Idee von Rechtsstaatlichkeit vermitteln können.« ...

Quote
   darksider
   07.07.2012 um 19:17 Uhr

.......

Ist auch gut so.

Deutschland muss sich endlich von seinem Nachkriegstrauma befreien und akzeptieren das eine Armee Teil eines Staates ist und das Soldaten Wertschätzung durch die Bevölkerung verdienen.

Und auch das Waffenlieferungen Geld und Arbeitsplätze sichern die Deutschland dringend brauchen kann.

http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=1#cid-2168928



Quote
   Ostdeutschland
   07.07.2012 um 19:56 Uhr

In den 30er Jahren...

...des letzten Jahrhunderts, hat der Postkartenmaler aus Braunau auch für Vollbeschäftigung gesorgt und der deutschen Rüstungsindustrie u.a.volle Auftragsbücher beschert. Allerdings entwickelte sich daraus das von ihnen erwähnte Nachkriegstrauma.

http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=1#cid-2168975


Quote
   KlausAblage
   07.07.2012 um 20:29 Uhr

Parlamentarische Kontrolle?

Wenn die Waffen entsprechend dem Kriegswaffenkontrollgesetz exportiert wurden, dann ist doch alles rechtens. ... Das würde das alles nur unnötig verkomplizieren.

http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=9#cid-2169015


Quote
   biggerB
   07.07.2012 um 20:36 Uhr

14. Wir, das DEUTSCHE VOLK

haben die HANDLANGER dieser Art von Rüstungsexporten in ihre Ämter gebracht und oft genug durch Wahlen bestätigt.
Und nun stehen wir vor den Trümmern dessen, was einmal

Werte, Ziele und Interessen der verteidigungspolitischen Richtlinien genannt wurde.

In Auszügen:

"Deutschland verfolgt eine werteorientierte Außen- und Sicherheitspolitik. Auf Basis eines Verantwortungsgefühls, dass aus der Stellung als starke Nation in der Mitte Europas erwächst, will sich Deutschland für die Grundsätze der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und den Grundsätzen des Völkerrechts ebenso einsetzen wie für das abstraktere Ziel einer besseren und sichereren Welt."
http://de.wikipedia.org/wiki/Verteidigungspolitische_Richtlinien

Es liegt an UNS, diejenigen, die wissentlich GEGEN diese Maßgaben verstoßen, zu ENTMACHTEN!!!

MfG
biggerB

http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=9#cid-2169025


Quote
   Michael Sonntag
   07.07.2012 um 21:04 Uhr

17. Passt doch

In einer Zeit, in der der Bundespräsident dieses Landes den Kritikern von Auslandseinsätzen gerne Gedankenlosigkeit und egozentrischen Hedonismus unterstellt, sollte man sich nicht mehr darüber wundern wenn Bundeswehrangehörige als Support-Team deutscher Waffenexporteure zu despotischen aber finanzstarken Regimen geschickt werden, damit diese besser Krieg gegen andere Staaten oder wahlweise auch die eigene Bevölkerung führen können.

Wir haben doch gelernt, dass die Bundeswehr in jedem Fall "eine Stütze unserer Freiheit" ist bzw. nur für die "Achtung der Menschenrechte" eingesetzt wird und die Förderung solcher Deals gehört offenbar dazu. Was z.B. die Opposition in Bahrain, die von saudischen Soldaten bekämpft & getötet wird, von einem solchen Menschenrechtsverständnis hält interessiert dabei nicht. Hauptsache Rheinmetall macht Gewinn und wenn wir nicht tun, tut es eben ein anderer.

http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=17#cid-2169062


Quote
   Vidarr
   07.07.2012 um 21:51 Uhr

Also ich finde es völlig unproblematisch und vorbildlich

von unserer Regierung und deren demokratisch intellektuell weit überlegenen Waffenlobby. Erstens sichern wir unsere Arbeitsplätze hier zu Hause und gleichzeitig können gefährdete Diktatoren uns bei der Verteidigung unserer freiheitlichen Sicherheit kompetent behilflich sein. Dies geschieht nur zu unserem besten, davon bin ich nicht erst nach diesem Artikel völlig überzeugt. Haben wir nicht schon genug politische und wirtschaftliche Fehler gemacht, außerdem steht doch schon in der Bibel, dass unser einziger Weg gegen das Böse, eine Regierung mit eisernen Zepter ist? Ich fordere alle kritischen Foristen auf, jetzt nicht unsportlich zu werden, haltet doch einfach mal den Mund und lasst die frei gewählten Politiker machen wie wir sie mehrheitlich beauftragt, immerhin sind sie die Experten!

Kopfschüttelnde Grüße
Vidarr

http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=17#cid-2169121


Quote
   tsitsinotis08
   08.07.2012 um 0:59 Uhr

26. "Ich will eine Welt ohne Kriege"

lautet der Titel eines Buches des Psychoanalytikers Arno Gruen (Klett-Cotta 2006).

Ich wundere mich, mit welcher Selbstverständlichkeit hier z.T. deutsche Waffenexporte gutgeheißen werden.
Es ist und bleibt vorsätzlicher Mord - es gibt kein Gegenargument wie z.B. "die Anderen machen es doch auch".

Allein die Vorstellung, Papa in Deutschland geht arbeiten, entwirft quietschbunte Streuminen und spielt abends mit seinen Kindern Lego oder sowas, lässt mich gruseln.

Wann hört der Wahnsinn endlich auf?

...

http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=25#cid-2169281


Quote
   Heimweh04
   08.07.2012 um 3:12 Uhr

Das Märchen über die Wichtigkeit der dt. Rüstungsindustrie

Interessant die Kleine Anfrage im Bundestag Ende 2011:
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/080/1708097.pdf

"Welchen Anteil haben die genehmigten Rüstungsexporte (inkl. Verbrin- gungen und Ausfuhren) ... am BIP?...
2008: 0,23 %
2009: 0,21 %
2010: 0,19 %"

"Der Kernbereich der wehrtechnischen Industrie in Deutschland umfasst ca. 80 000 Beschäftigte. "

Zum Vergleich:
"Demnach stieg der gesamte Beschäftigungsbeitrag der erneuerbaren Energien in Deutschland im Jahr 2010 auf rund 367.000 Personen an. Dies ist deutlich mehr als eine Verdoppelung gegenüber 2004 (rund 160.000 Arbeitsplätze). Bis 2030 kann sich die Brutto-Beschäftigung auf mehr als eine halbe Million Beschäftigte weiter erhöhen.
http://www.erneuerbare-energien.de/erneuerbare_energien/downloads/doc/46538.php

Wer Arbeitsplätze will, muss Wind und nicht Waffen wollen!

http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=25#cid-2169325



Quote
   DerDoktor
   08.07.2012 um 10:00 Uhr

Und wie weit muss ein Gesellschaftssystem pervertiert sein, wenn es in einer seriösen deutschen Wochenzeitung einfach so heißen kann:

"Der Druck ist groß. Deutsche Waffenschmieden brauchen den Export: Bereits jetzt gehen 70 Prozent der deutschen Rüstungsproduktion ins Ausland. In Asien und Südamerika sollen neue Kunden gewonnen werden. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Brasilien und Indien gelten momentan als die interessantesten Märkte. Das größte deutsche Rüstungsunternehmen, Rheinmetall, will noch in diesem Jahr seine rentable Automotive-Tochter an die Börse bringen, um mit dem Erlös das internationale Geschäft der Rüstungssparte zu stärken."

Liebe Leser, nehmen Sie sich bitte etwas Zeit und lassen Sie sich das ordentlich auf der Zunge zergehen, überlegen Sie dabei, zu welchem Zweck Waffen eigentlich gedacht sind!

...

http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=25#cid-2169436


Quote
   Patrik König
   08.07.2012 um 12:09 Uhr

38. Deutschland sollte Saudis Atombomben verkaufen ..

Deutschland sollte Saudis Atombomben verkaufen, das würde sicherlich noch mehr Arbeitsplätze hier sichern!

Israel und die USA sorgen dann für eine sachgerechte Entsorgung, falls dort dann anti-westliche Regimes in den gegenwärtigen Autokratien Platz nehmen. Und wenn der Iran seine Atombomben irgendwann fertig hat, dann können die beiden ihre Waffen sachgerecht gegeneinander ausspielen.

Aber mal ganz ohne Zynismus: Den Saudis bzw. den autoritären Regimes in der Golf-Region Waffentechnik zur Niederschlagung potenzieller Demokratie-Bewegungen zu verkaufen ist Menschenverachtend. Und dass dazu Menschen benutzt werden, deren Ausbildung ich mit meinen Steuergeldern finanziert habe, ist eine Verachtung uns Bürgern gegenüber. Wir finanzieren eine Bundeswehr, die ggf. in Deutschland, Europa und ggf. auf der ganzen Welt auf der Basis demokratischer Regeln zum Einsatz kommt.

Wenn die irgendwelche Rüstungskonzerne Marketing-Söldner brauchen, dann sollen sie sich gefälligst eigene Abteilungen aufbauen und die auch vollständig selbst finanzieren. Und erst recht wenn auch nur eine gewisse Restwahrscheinlichkeit existiert, dass (Aufklärungs-)Waffen gegen zivile Bevölkerung anderer Staaten eingesetzt werden könnten, dann dürfen deutsche Soldaten als Demonstratoren missbraucht werden!

http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=33#cid-2169551


Quote
    Andrea Monaco di Baviera
    08.07.2012 um 12:12 Uhr

Unabhängig von grundsätzlichen Überlegungen....

Wieso steht in dem Artikel eigentlich nicht, wer diese Einsätze finanziert? Wir Steuerzahler oder die entsprechenden Rüstungskonzerne?

http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=33#cid-2169555



Aus: "Soldaten helfen beim Waffenexport" Von Hauke Friederichs  (07.07.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der ehemalige kongolesische Milizenführer Thomas Lubanga Dyilo muss 14 Jahre ins Gefängnis. Der Weltstrafgerichtshof in Den Haag verurteilte ihn wegen der Rekrutierung von Hunderten Kindern als Soldaten im Kongo.

Der 51-Jährige war bereits im März schuldig für befunden worden. Die Anklage hatte 30 Jahre Haft gefordert, Lubanga dagegen auf nicht schuldig plädiert.

Lubanga ist der erste Kriegsverbrecher, dem vor dem Weltstrafgericht der Prozess gemacht wurde. Der Gerichtshof besteht seit zehn Jahren.

Der frühere Kommandeur der Patriotischen Kräfte für die Befreiung des Kongo (FPLC) und mutmaßliche Gründer der Union Kongolesischer Patrioten (UPC) hatte während des Bürgerkriegs in der ostkongolesischen Provinz Ituri 2002 und 2003 Tausende Kindersoldaten zwangsrekrutieren lassen. Seine Helfer schlugen sie in Ausbildungslagern und machten sie mit Drogen gefügig. Lubangas Milizen holten die Kinder aus ihren Häusern und Schulen. Die jüngsten waren elf Jahre alt. Junge Mädchen wurden als Sexsklavinnen missbraucht.

Seine Strafe wird Lubanga in einem der sechs Länder verbüßen, die mit dem IStGH ein Abkommen über die Aufnahme von Verurteilten unterzeichnet haben: Mali, Serbien, Österreich, Großbritannien, Belgien und Finnland.

Lubanga war 2006 nach Den Haag überstellt worden, Anfang 2009 begann der Prozess gegen ihn. Während der insgesamt 204 Prozesstage riefen Staatsanwaltschaft und Verteidigung mehr als 60 Zeugen auf. Auch frühere Kindersoldaten kamen zu Wort.

Sobald ihm das mehrere Hundert Seiten umfassende Urteil auf Französisch vorliegt, hat Lubanga 30 Tage Zeit, um Berufung einzulegen. Bislang ist Lubangas Verteidigung nicht gegen den Schuldspruch vorgegangen. Gegen die Höhe des Strafmaßes kann er gesondert vorgehen.


Quote
    Lyaran
    10.07.2012 um 12:14 Uhr

Eine Farce

So sehr man sich wünschen kann dass weitere internationale Verbrecher ihrer Strafe zugeführt werden, muss man doch feststellen das der Gerichtshof in seiner jetzigen Form eine Schande ist.

Solange sich Länder wie die USA weigern den Gerichtshof anzuerkennen ist er nur ein Symbol dafür wie weltweit mit zwei Maß gemessen wird.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-07/lubanga-kongo-urteil?commentstart=1#cid-2173135




Aus: "14 Jahre Haft für Kriegsverbrecher Lubanga" (10.07.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-07/lubanga-kongo-urteil


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Bestialisch war die Eroberung von Srebrenica am 11. und 12. Juli 1995, nachdem die Stadt dreieinhalb Jahre lang belagert und beschossen worden war. Einer der dort stationierten niederländischen Blauhelm-Soldaten berichtete später: "Es ist fürchterlich, was Menschen sich antun können. Die Verwundungen sind unterschiedlich. Schusswunden, abgeschnittene Ohren, Vergewaltigungen." Insgesamt 8000 Tote. Der größte Massenmord auf europäischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg. Und weshalb?

...


Aus: "Zeugenaussage im Mladic-Prozess Bespuckt, verflucht, verloren" Aus Den Haag berichtet Jörg Diehl (09.07.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/mladic-prozess-zeuge-pasic-berichtet-ueber-graeueltaten-a-843445.html

-.-

Quote[....] Sarajevo - 8000 muslimische Jungen und Männer mussten im Juli 1995 sterben, als fanatisierte Serben im bosnischen Srebrenica das größte Massaker in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs angerichtet haben.

Genau 17 Jahre später werden am Mittwoch 520 neu identifizierte Opfer beigesetzt. Tausende Menschen sind am Morgen nach Srebrenica gezogen, um der Opfer zu gedenken. Nach Angaben der Organisatoren werden insgesamt 30.000 Menschen erwartet. Bereits am Vorabend waren 7000 Menschen zur Gedenkstätte ins nahegelegene Potocari gepilgert.

Dort sollen die im vergangenen Jahr identifizierten Opfer beigesetzt werden. Auf dem Friedhof der Gedenkstätte liegen bisher 5137 Tote begraben, deren Identität zweifelsfrei geklärt werden konnte.

"Ich spüre Schmerz, unendlichen Schmerz", sagt Sevdija Halilovic, deren Vater in Potocari beigesetzt werden soll. "Jedes Jahr, wenn sich der 11. Juli nähert, wird der Schmerz unerträglich."

Das Massaker geschah gegen Ende des von 1992 bis 1995 währenden Bosnienkriegs. Von den 8000 Opfern sind bisher erst etwas mehr als 5000 formell beerdigt worden. Bis heute werden im Osten Bosniens immer wieder weitere Leichen in Massengräbern gefunden.

...


Aus: "Angehörige setzen mehr als 500 Srebrenica-Opfer bei" (11.07.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/massaker-von-srebrenica-bosnier-setzen-opfer-bei-a-843782.html


Textaris(txt*bot)

#504
Quote[...] Hamburg - Die Bundesregierung will den Export von Waffen und Rüstungsgütern vereinfachen und damit der Industrie entgegenkommen. Das geht nach SPIEGEL-Informationen aus zwei Referentenentwürfen des Wirtschaftsministeriums für eine Reform des Außenwirtschaftsrechts hervor. Die beiden Vorschriften regeln den größten Teil des deutschen Exports von Wehrtechnik.

Ziel sei es, "das Außenwirtschaftsrecht zu entschlacken" und "deutsche Sondervorschriften aufzuheben, die deutsche Exporteure gegenüber ihren europäischen Konkurrenten benachteiligen", so das Ministerium. Die neuen Bestimmungen sollen vorrangig Exporte in "Drittländer" außerhalb der EU strikt regeln.

Rüstungsexporte zwischen EU-Staaten werden als "Verbringungen" betrachtet, die teils mit einem vereinfachten Genehmigungsverfahren möglich sein sollen. Die Entwürfe passen deutsches Recht an die weniger restriktiven EU-Regeln an und erleichtern damit Rüstungsexporte deutscher Firmen in alle Welt.

Die Opposition protestiert gegen die Pläne. "Früher haben die Bundesregierungen immer betont, dass es trotz der Harmonisierung in Europa bei den strengeren deutschen Regeln bleiben soll", sagt Katja Keul, die zuständige Grünen-Abgeordnete im Bundestag. "Offenbar gilt das jetzt nicht mehr." Das Wirtschaftsministerium hat die Verbände der deutschen Außenwirtschaft für Mittwoch zu einer Anhörung eingeladen.

Interessenten für Waffen aus Deutschland gibt es reichlich. In Saudi-Arabien werden die "Leopard 2"-Panzer des deutschen Herstellers Krauss-Maffei Wegmann (KMW) bereits bei Schießübungen erprobt - mit Unterstützung der Bundeswehr.

Auch in Südostasien herrscht reges Interesse an deutschen Panzern. Im Anschluss an einen Staatsbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Indonesien sprach Präsident Susilo Bambang Yudhoyono kürzlich von einer sogenannten Jakarta-Erklärung. Darin solle eine stärkere Rüstungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Indonesien vereinbart werden. Er müsse seine Armee modernisieren, so der indonesische Präsident, für die während der Wirtschaftskrise in seinem Land kein Geld vorhanden gewesen sei. Die Kanzlerin äußerte sich zu dem Thema nach dem Gespräch mit Yudhoyono nicht. Über Details sei nicht gesprochen worden, so die deutsche Regierungschefin.

Die Bundesregierung hatte Ende Mai auf eine Anfrage der Linksfraktion einräumen müssen, dass die indonesische Regierung Anfang 2012 mündlich "über ihr Interesse an deutscher Technologie (Kampfpanzer 'Leopard 2') (...) informiert" habe.


Aus: "Reformvorschlag - Bundesregierung will Rüstungsexporte vereinfachen" (15.07.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundesregierung-will-ruestungsexport-vereinfachen-a-844427.html

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/aufregung-um-moegliche-lockerung-von-regeln-fuer-ruestungsexporte-a-844478.html

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Quote[...] MAREA taz | Es ist kurz nach sieben Uhr morgens, als der Kampfjet über Marea donnert, Sekunden später explodiert unter ohrenbetäubendem Lärm eine Bombe, eine dicke graue Rauchwolke steigt auf. Nur wenige Minuten später folgt der nächste Luftangriff, wieder eine Bombenexplosion, wieder eine dicke Rauchwolke.

Getroffen wird ein Wohnviertel im Osten der rund 8.000 Einwohner zählenden Kleinstadt. Ein Haus ist vollständig zerstört, durch die weggerissene Außenwand des Gebäudes sieht man die Küche, seltsam intakt liegt eine lila Plastikschüssel auf dem metallenen Küchenbecken zwischen Steinbrocken. Von dem Haus auf der Straßenseite gegenüber ist nur noch das schwere Betondach übrig. Überall liegen Trümmer und verbogenes Metall.

Männer haben sich vor den Häusern versammelt. Ein Mann und ein Kind wurden getötet. Einige filmen die Zerstörung. ,,Das ist die Rache des Regimes, weil die Soldaten desertieren und sich der freien Armee anschließen", sagt ein Mann, der sich Abu Ahmed nennt. ,,Freie Armee" nennen die Regimegegner den Zusammenschluss der Rebellen in der Freien Syrischen Armee (FSA). Die Männer beteuern, dass es in der Nähe der getroffenen Wohnhäuser keine Rebellenstellungen gebe. Beurteilen kann man das nicht.

...


Aus: "Die Armee verstärkt Luftangriffe" von Inga Rogg (22.08.2012)
Quelle: https://www.taz.de/Krieg-in-Syrien/!100156/


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#506
Quote[...] Til Schweiger hat seinen neuen Film den deutschen Soldaten in Afghanistan vorgeführt. Deren rührseliges Lob ist nun im Trailer zu sehen.

... Im Juni hatte der Schauspieler die Truppe im afghanischen Masar-i-Scharif drei Tage lang besucht. Die Initiative dazu sei von Schweiger ausgegangen, erklärt die Bundeswehr gegenüber ZEIT ONLINE. Den Transport habe das Einsatzführungskommando in Potsdam organisiert, wie auch bei anderen Truppenbesuchen. Auch wurde der Flug wie üblich ebenfalls von der Bundeswehr bezahlt.

In Masar-i-Scharif führte Schweiger dann so etwas wie eine außergewöhnliche Vorpremiere seines Filmes auf. Laut Bundeswehr habe er mit dem Besuch "seine Verbundenheit mit den in Afghanistan eingesetzten Soldatinnen und Soldaten" ausdrücken wollen. Außerdem habe er mit den Soldaten über den Film sprechen wollen. Deren Reaktionen sind durchweg positiv.

Dass Prominente die deutschen Soldaten in Afghanistan besuchen und ein bisschen unterhalten, ist nicht unüblich. Kurt Krömer war erst vor Kurzem bei der Truppe. Peter Maffay und Xavier Naidoo traten auf, Ralf Möller und Clemens Schick auch.

... Schweiger hingegen wurde bei seinem Afghanistan-Trip nicht nur von Kameramann, Tonassistent und Fotografin begleitet, sondern auch von Norbert Körzdörfer, dem "Gesellschafskolumnisten" der Bild-Zeitung. Schweiger gab ihm zu diesem Anlass ein exklusives Interview. Er habe das Drehbuch zum Film mit einem britischen Elitesoldaten geschrieben, erzählt er. Danach habe er die deutschen Soldaten besuchen wollen: "Deshalb flog ich nach Afghanistan – auch als Wertschätzung und Anerkennung. Wir leben zu Hause ein Luxusleben – und die sind da unten bei 45 Grad. Das wird in Deutschland leider nicht genug gewürdigt!"

... Ein Bundeswehr-Angehöriger sagt: "Was dich als Soldat ausmacht, ist natürlich Emotion. Du bist Mensch – und deine Kameraden, die stützen dich in dem, was du tust." Im dazu geschnittenen Filmausschnitt sagt Schauspieler Moritz Bleibtreu ("Rudi") über Til Schweiger als Max: "Er hat mich den ganzen scheiß Weg ins Lager geschleppt." Die Vermischung der Szenen gibt dem Trailer Authentizität.

Dabei geht es in Schutzengel in erster Linie gar nicht um Krieg, um den Afghanistan-Einsatz. Sondern um die Flucht vor Auftragsmördern in Deutschland – und damit kein alltägliches Ereignis. Im Trailer sieht man Til Schweiger als eiskalten Schützen, als Stereotyp des Kriegsheimkehrers, der im Prinzip nur Gewalt kennt, dessen emotionaler Kern erst offengelegt werden muss. Ein (richtiger) Soldat im Trailer sagt wiederum, die innere Gefühlswelt der Soldaten bekomme die Öffentlichkeit gar nicht mit: "So einen Film braucht's auch mal."

Afghanistan ist nach Meinung vieler Beobachter ein gescheiterter Militäreinsatz. Dort vermengen sich die Machtinteressen internationaler Geopolitik mit den Lebensschicksalen ganz normaler Frauen und Männer. Der Bundeswehr-Einsatz wirft also Fragen auf, er ist ein Dilemma, sollte ein wichtiges Thema auch für die Filmindustrie sein.

Doch der Trailer zu Schutzengel sieht wie der Abriss eines Roadmovies aus, ein seichtes Wechselspiel aus Drama und Komödie. Rudi macht als kriegsversehrter Heimkehrer ohne Beine zum Beispiel diesen Witz: "Ich glaub, ich bin fetter geworden. Ich muss entweder aufhören, Kekse zu fressen oder mal wieder joggen gehen." Dazu passt die genreuntypische Popmusik-Untermalung.

Am Ende könnte der Film dennoch ähnlich erfolgreich werden wie Schweigers Vorgänger Keinohrhasen oder Männerherzen. Ein rühriger Trailer mithilfe der Bundeswehrsoldaten in Afghanistan ist zumindest gute Werbung.

Quote
   Grellseher
   29.08.2012 um 20:21 Uhr

Til Schweiger

dem es beim Bund so toll fand, dass er gleich "nachverweigerte"
https://de.wikipedia.org/wiki/Til_Schweiger
spielt jetzt den harten Bundeswehrmann?
Das ist tatsächlich ein guter Gag, bringt mich allerdings nicht dazu, mir einen der Filme von diesem wichtigsten aller Filmschaffenden anzutun.

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-08/til-schweiger-schutzengel-afghanistan/seite-2?commentstart=1#cid-2281038


Quote
   Manutenator
   29.08.2012 um 20:07 Uhr

Eine neue Welle aus den U.S.A. schwappt...

... in der Person von Till Schweiger an deutsche Strände.
Der geheimnisvolle Ex-KSK-Mann, der "tough guy" mit der Militärvergangenheit, Spezialeinheit, klar. Soldat. Held.

Man nehme einen x-beliebigen Film mit Chuck Norris oder Steven Segal (Van Damme ist noch so ein Kandidat): Schema F. Der Veteran. Toller Hecht, unscheinbar (sein Hintergrund ist ein Geheimnis, wir wissen nur eines: er war SEAL/Green Beret/ Delta Force / Ranger Recon Alpha GSG9 whatever) - aber komm dem mal nicht quer!

Und jetzt Till Schweiger. Das funktioniert in den U.S.A. ganz gut. Aber hier, in Deutschland?
Ehrlich gesagt, über Till Schweiger muss ich immer lachen.

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-08/til-schweiger-schutzengel-afghanistan/seite-2?commentstart=1#cid-2280998


Quote
   UnwrittenTales
   30.08.2012 um 7:29 Uhr

[Die Bundeswehr wirbt für Til Schweiger]

Ist es nicht andersherum? Til Schweiger wirbt für die Bundeswehr? ...

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-08/til-schweiger-schutzengel-afghanistan/seite-2?commentstart=33#cid-2281599


Quote
   leoplus
   29.08.2012 um 20:26 Uhr

10. .....

diese interlecktuellen, nee nee...

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-08/til-schweiger-schutzengel-afghanistan/seite-2?commentstart=9#cid-2281053



Aus: "Die Bundeswehr wirbt für Til Schweiger" Philipp Laage (29.08.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-08/til-schweiger-schutzengel-afghanistan

-.-

Quote[...] Die Staatsschutzabteilung der Hamburger Polizei hat am Dienstag die Ermittlungen übernommen, nachdem Unbekannte in der Nacht zu Montag einen Anschlag auf das Wohnhaus des Fernsehschauspielers Til Schweiger in der Hansestadt verübt hatten. Die Beamten gehen dem Verdacht eines möglichen linksextremistischen Hintergrunds für die Tat nach.

Am Montagvormittag war ein Bekennerschreiben der angeblichen Täter per E-Mail bei der Hamburger Morgenpost eingegangen. Eine Gruppe namens ,,Tatortverunreiniger_innen" bekennt sich darin, das Anwesen des Schauspielers im noblen Hamburger Westen ,,mit krimineller Energie" heimgesucht und das ,,Millionenobjekt" mit Farbflaschen beworfen zu haben.

Nach Angaben der Polizei waren gegen 3 Uhr nachts an der Hauswand der Villa sechs Marmeladengläser zerbrochen, die weiße Farbe enthalten hatten. Passanten waren kurz darauf auf die Aktion aufmerksam geworden, weil ein Kleinwagen, der vor dem Haus geparkt war, in Flammen stand. Das Fahrzeug brannte völlig aus. Schweiger selbst soll sich zum Tatzeitpunkt nicht auf dem Anwesen aufgehalten haben.

In dem Bekennerschreiben wird Schweigers Engagement für die Bundeswehr und deren Einsatz in Afghanistan als Motiv für den Anschlag genannt. ,,Deutsche Kriegseinsätze mit allen ihren Folgen sollen als normal und gerecht empfunden und akzeptiert werden", heißt es in dem Schreiben.

In zahlreichen Veröffentlichungen, Filmen und Fernsehsendungen würden ehemalige Afghanistan-Kämpfer als Helden auftreten. Konkret nennen die angeblichen Täter Schweigers Film ,,Der Schutzengel", in dem der 49-Jährige im vergangenen Jahr einen früheren KSK-Soldaten mimte, der aus Afghanistan zurückgekehrt war und nun eine Zeugin vor ihren Verfolgern schützte.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hatte in der Vergangenheit dieses Engagement Schweigers gewürdigt und war auch zur Premiere des Streifens in Berlin erschienen. De Maizière betonte unlängst, durch solche Darstellungen der Soldaten in Film und Fernsehen hätte sich das öffentliche Ansehen der Bundeswehr in den vergangenen Jahren und die Akzeptanz des Afghanistan-Einsatzes erheblich verbessert.

Farb- und Brandanschläge auf die Fahrzeuge oder Wohnhäuser von Prominenten hat es in der Hansestadt in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. Zu den Opfern gehörten Bild-Chefredakteur Kai Diekmann, dessen Mercedes 2007 in Flammen aufging, der Chef der Werbeagentur Jung von Matt, Holger Jung, der für die Kampagne ,,Du bist Deutschland" verantwortlich war oder der Chef der Affinerie, Werner Marnette. Die Täter konnten stets unerkannt entkommen.

In Hamburg und Berlin wurden in den vergangenen Jahren nachts auch immer wieder Luxusautos aus Protest gegen steigende Mieten und die Gentrifizierung ganzer Stadtteile angezündet. Überdies wurden Fuhrparks von Polizei, Bundeswehr, der Post und anderen Speditionen wiederholt von Brandstiftern heimgesucht, die ihre Taten stets damit begründeten, dass die betroffenen Firmen und Einrichtungen die Streitkräfte bei ihren Auslandseinsätzen unterstützten.

Der Verfassungsschutz registrierte in jüngerer Zeit einen leichten Anstieg, was die Zahl extremistischer Gewalttäter im rechten wie im linken Spektrum angeht. Zugleich sei die Zahl der Gewalttaten aber leicht gesunken. In der linken Szene gibt es seit Jahren immer wieder heftige Kontroversen über die Frage, ob der Einsatz von Gewalt in der politischen Diskussion zu rechtfertigen ist.


Aus: "Staatsschutz ermittelt nach Schweiger-Anschlag" Steffen Hebestreit (27. März 2013)
Quelle: http://www.fr-online.de/panorama/til-schweiger-anschlag-staatsschutz-ermittelt-nach-schweiger-anschlag,1472782,22219382.html


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Quote[...] Ein Kinobesuch im Jahr 1984: Ex-Soldat James Braddock (Chuck Norris) hat den Schrecken des Vietnam-Kriegs hinter sich gelassen. Doch finstere Machenschaften im Dschungel von Vietnam zwingen ihn, noch einmal den Kampf aufzunehmen - und seine einstigen Peiniger für ihre Verbrechen zahlen zu lassen.

Ein Kinoabend 1988: Ex-Soldat Nico Toscani (Steven Seagal) hat den Schrecken des Vietnam-Kriegs hinter sich gelassen. Doch die finsteren Machenschaften eines ehemaligen Vorgesetzten zwingen ihn, noch einmal den Kampf aufzunehmen - und skrupellose CIA-Agenten für ihre Geschäfte mit einem Drogenkartell zahlen zu lassen.

Ein Jahr später im Kino: Ex-Soldat Nick Parker (Rutger Hauer) hat den Schrecken des Vietnam-Kriegs, hinter sich gelassen. Doch die finsteren Machenschaften eines Drogenbarons zwingen ihn, noch einmal den Kampf aufzunehmen - und die Entführer seines Freundes für ihre Verbrechen zahlen zu lassen.

Norris' "Missing in Action", Seagals "Nico", Hauers "Blinde Wut" - drei Actionfilmklassiker mit der gleichen Erfolgsformel: In den achtziger Jahren, noch in den Nachwehen von Vietnam und auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, gebar Hollywood einen neuen Helden-Typus. Keinen strahlenden Ordnungshüter, sondern einen von Traumata geschüttelten, rachsüchtigen Einzelgänger, dessen Kampfmaschine Körper ebenso tödlich war wie sein Waffenarsenal und der unentwegt markige Sprüche klopfte: Die Ein-Mann-Armee. Ein Jahrzehnt lang sollten One-Man-Army-Streifen das Actionkino beherrschen. Ausgelöst worden war dieser Boom - wie sollte es auch anders sein - durch einen einzigen Mann.

Im Jahr 1982 schlenderte Sylvester Stallone in der Rolle des Kriegsheimkehrers John Rambo eine einsame amerikanische Landstraße entlang - und mitten in einen Kleinkrieg hinein. In "Rambo" misshandeln sadistische Dorfpolizisten den Ex-Soldaten so lange, bis dieser mit Hilfe von Guerilla-Taktiken einen blutigen Rachefeldzug anzettelt. Eigentlich war vorgesehen gewesen, den einsamen Kämpfer am Ende des Filmes sterben zu lassen. Doch auf Wunsch Stallones wurde die Szene geändert. Rambo überlebte - und brachte etliche Kinder im Geiste zur Welt.

Ganze Armeen kleiner und großer, männlicher wie weiblicher Rambos tummelten sich plötzlich im Kino - natürlich jeder strikt auf eigene Faust: Der schwedische Ex-Türsteher Dolph Lundgren legte sich in "Red Scorpion" 1988 allein mit dem KGB an. Der österreichische Bodybuilding-Champion Arnold Schwarzenegger fegte bei der Suche nach seiner entführten Tochter 1985 in "Das Phantom Kommando" einen südamerikanischen Diktator und dessen ganzes Regime hinweg. Und selbst Kampfsportexperte Chuck Norris beschloss plötzlich, lieber um sich schießende Vietnam-Veteranen zu spielen.

Natürlich war die Idee des einsamen Rächers nicht wirklich neu: Schon Bruce Lee hatte in den siebziger Jahren in Kung-Fu-Filmen wie "Der Mann mit der Todeskralle" (1973) ganze Armeen von Gegnern im Alleingang aus dem Weg geräumt. Charles Bronson und Clint Eastwood hatten in "Ein Mann sieht rot" (1974) und "Dirty Harry" (1971) längst Selbstjustiz über Recht und Ordnung gestellt. Und schauspielernde Bodybuilder kannte Hollywood schon, seit Reg Park, dreifacher Mr. Universe, in den sechziger Jahren in "Herkules"-Sandalenfilmen aufgetreten war. Doch Stallones wortkarger "Rambo" vereinigte all ihre Eigenschaften in sich: Die Körperbeherrschung des Kung-Fu-Films, die Erbarmungslosigkeit der Selbstjustiz-Dramen und die imposante Physis der Bodybuilder.

Der Urvater der Ein-Mann-Armeen denkt indes noch immer nicht ans Aufhören: Sylvester Stallone, der in diesem Jahr 66 wurde, scharte 2010 noch einmal Actionstars wie Arnold Schwarzenegger, Dolph Lundgren und Bruce Willis um sich - für "The Expendables", einen Ensemblefilm der einsamen Wölfe. Sogar die Stunts für sein Actionspektakel machte Stallone noch selbst. Bei der Fortsetzung "The Expendables 2" allerdings überließ der Schauspieler das dann doch lieber Jüngeren: Bei einem Stunt im Vorgängerfilm hatte er sich einen Genickbruch zugezogen, nun trägt er eine Metallplatte im Nacken. Eine erneute Verletzung könnte seinen Tod bedeuten. Der Film läuft heute in den deutschen Kinos an - mit dem Slogan "Jeder ist entbehrlich".


Muskelshirts und explodierende Hochhäuser: Erinnern Sie sich mit einestages an die unentbehrlichsten Ein-Mann-Armee-Klassiker der achtziger Jahre von "Mad Max" bis "Stirb langsam" - und an die markigsten Macho-Einzeiler ihrer Helden.


Aus: "Actionhelden der Achtziger Ein Mann, eine Armee"  Danny Kringiel (30.8.2012)
Quelle: http://einestages.spiegel.de/s/tb/25442/stallone-schwarzenegger-und-co-one-man-army-actionfilme.html


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Quote[...]  Apple lässt eine App eines New Yorker Studenten über tödliche Missionen von US-Drohnen nicht im App Store zu. Die Begründungen dafür reichen von "sie ist verwerflich" bis zu "interessiert eine zu kleine Gruppe". Der Student will sie nun für Android entwickeln.

Josh Begley studiert an der New York University. Er hat Drones+ programmiert, eine App fürs iPhone, die aktuelle Informationen darüber bereitstellen soll, wann US-Drohnen tödliche Missionen ausführen. Die Daten basieren dabei auf Berichten des Londoner Büros für Investigativen Journalismus. Die Organisation sammelt Daten über unbemannte CIA-Flugzeuge.

Doch Apple wies die App mehrfach zurück und ließ bisher keine Veröffentlichung im App Store zu. Die Begründungen für die Ablehnung, die an Begley geschickt wurden, variierten. Zuerst war die App "nicht hilfreich genug" und würde eine zu kleine Gruppe an Interessierten ansprechen. Wenig später wies Apple die App zurück, weil darin "Inhalte zu finden sein, die die Zielgruppe für verwerflich halten" würden, zudem sei die App nicht mit den Guidlines des App Stores vereinbar.

Begley wollte mit der App Bewusstsein dafür schaffen, dass durch den Einsatz von unbemannten Drohnen immer wieder zahlreiche Menschen, darunter auch Zivilisten, ums Leben kommen. Im Jahr 2011 sei es etwa in Pakistan zu 75 Zwischenfällen gekommen, die insgesamt 655 Todesopfer gefordert hätten, so die Zahlen des Londoner Büros für Investigativen Journalismus. Bergley will seine App Drones+ nun für Android programmieren, erzählt er dem "Guardian" [ ... Apple did not return the Guardian's request for comment.... [http://www.guardian.co.uk/technology/2012/aug/30/apple-blocks-us-drone-strike-app]].


Aus: "Apple blockiert App über US-Drohnen-Angriffe" (31.08.12)
Quelle: http://futurezone.at/netzpolitik/11055-apple-blockiert-app-ueber-us-drohnen-angriffe.php


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#509
Quote[...] Gott mit uns war seit 1701 der Wahlspruch des preußischen Königshauses, der deutschen Kaiser und ein Teil der preußischen sowie später deutschen militärischen Hoheitszeichen. Auch nach dem Ende der Monarchie in Deutschland wurde er von Reichswehr und Wehrmacht benutzt. Während des Zweiten Weltkriegs trugen die Soldaten der Wehrmacht den Spruch auf ihren Koppelschlössern. 

...


Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Gott_mit_uns (7. August 2012)


-.-

Quote[...] In den deutschen Kirchen wird die "Zeit der Schrecken" 1914 als eine göttliche Offenbarung gedeutet, welche die Menschen zurück zu Gott führt und vor allem in die eigenen Gotteshäuser. Der Kölner Kardinal Felix von Hartmann, ein Münsterländer, versteigt sich in seinem Fastenhirtenbrief 1915 zu der Aussage:

Wie viel Segen hat dieser Krieg nicht schon gebracht, und wie viel soll er noch bringen! Der Ruf unseres Kaisers [...] zu einem Kampf gegen eine Welt von Feinden - zu einem Kampf, in den er reinen Gewissens zog, der Gerechtigkeit unserer Sache vor Gott gewiss: war dieser Ruf nicht ein Ruf der göttlichen Vorsehung für uns alle [...]. Unsere Krieger sind in den blutigen Kampf gezogen: Mit Gott, für König und Vaterland!
Kardinal Felix von Hartmann

Der national-konservative Münchener Erzbischof Michael von Faulhaber, seit 1917 Feldpropst des Bayerischen Heeres, betrachtet die Kanonen gar als "Sprachrohre der rufenden Gnade" Gottes! Mit ähnlichen Überspanntheiten, denen zufolge ein listiger Gott die Menschen durch den Krieg wider zur kirchlich-christlichen Besinnung bringt, ließen sich ganze Dokumentarbände füllen. Die Motive sind leicht durchschaubar und überaus hässlich. Man sieht die Kirche vorab als die große Kriegsgewinnerin und sich selbst ob der "religiösen Renaissance" von jenen unbequemen Herausforderungen befreit, die sich angesichts des rapiden Säkularisierungstrends im frühen 20. Jahrhundert stellen.

Liest man die Berichte über kirchliche Soldatenabschiede mit obligatem Sakramentenempfang, Wallfahrten, Bittandachten, Rosenkranzfeldzüge und andere Kriegsgottesdienstformen, so scheint diese Rechnung zumindest in der Anfangszeit des Krieges auch aufgegangen zu sein: "Not lehrt - wieder - beten." Jetzt wettern bischöfliche Kanzelredner mit schlichtem Gemüt und heiligem Zorn gegen die leichte Frauenmode der Zeit, die für Kriegsneid und alle Teufeleien dieser Welt als Ursache herhalten soll. Fahrlässig suggeriert man den Gläubigen, durch unentwegte Fürbitte und Aufopferung im Gotteshaus könne man das Leben der Angehörigen an der Kriegsfront beschützen.

Die Schuldgefühle und Verzweiflungen, die eine solche Pastoral unweigerlich produzieren muss, haben den Glauben vieler Christen nachhaltig zerstört. Die patriotischen Trostpredigten entbehrten jeder Substanz, und das merkten die Menschen spätestens nach hundertfacher Wiederholung auch. Die Kriegstheologen an der Heimatfront hatten sich so verrannt, dass viele ihrer Schäfchen und auch Vertreter der eigenen Zunft am Ende Erlösung in esoterischer Parapsychologie suchen mussten.

Ganz heilig hatte man den Soldaten vom Kriegsschauplatz gepredigt, dem nicht selten die Qualität eines Gottesdienstes zugeschrieben wurde. Neben "unterhaltsamen" Feldpostheftchen der Heimatkirche mit flotten Totschlagsprüchen und Durchhalteparolen schickte man auch Gebetsermahnungen in den Schützengraben. Doch der gemeine Soldat mit gesundem Menschenverstand und noch halbwegs intakter Psyche konnte auf dem Feld der Menschen-Abschlachterei rein gar keine göttliche Sinngebung erkennen. Am Ende ging die Rechnung nicht auf. Der Exodus aus den Kirchen war während des Krieges zeitweilig zurückgegangen. Doch 1919/20 folgte aufgrund der vorangegangenen Kriegskirchenpraxis eine Austrittswelle in Hunderttausender-Schritten. Gelernt hat man aus diesem Glaubwürdigkeitsverlust - bis heute - nicht.

... Eine wirklich durchgreifende Erschütterung angesichts des deutschen Kriegschristentums hat es bei den Theologen und Leitern beider Großkirchen nie gegeben. Der jetzige Papst aus Deutschland hat sich kurz vor seiner Wahl sogar durch eine polemische Warnung vor dem Pazifismus empfohlen. Gegenwärtig waltet hierzulande eine ziemlich konsequent eingehaltene Arbeitsteilung. Man bedenkt kirchenamtlich die Kriegsgegner im Umfeld etwa der evangelischen Arbeitsgemeinschaft Dienste für den Frieden oder der katholischen Bewegung Pax Christi mit wohlwollenden Grußworten. Gleichzeitlich lässt man die für das Militärische zuständigen Kirchenbeamten z.B. zum Schauplatz "Afghanistan-Vietnam" Dinge sagen, die im Land keiner mehr glaubt (eine andere Variante: man lobt die "gute Arbeit" der Soldaten in Auslandseinsätzen und äußert vorsichtige Zweifel an der offiziellen Politik).

Sakrale Feierlichkeiten an Heimat- und Kriegsfront mit Soldatenuniformen oder gar Waffen am Altar, fein anzuschauen auf YouTube, sind gar kein Problem für die kirchenamtliche Obrigkeit. Statt unter Hinweis auf die einschlägigen Budgetverteilungen und die systematische Hilfsunterlassung auf einem hungernden Planeten die menschenfreundliche Begleitrhetorik zu den Militärdoktrinen der reichen Länder ad absurdum zu führen, debattiert man in kirchlichen Bildungseinrichtungen in enger Tuchfühlung mit der Bundeswehr über "zukunftsträchtige" Strategien. Was dabei an kirchlicher Höflichkeit bzw. Hofkirchlichkeit herauskommt, kann man sich jeweils auch ohne Hellseherei schon im Voraus ausmalen.

In ökumenischer Gremienkooperation wird regelmäßig ein hervorragender kirchlicher Rüstungsexportbericht vorgelegt. Bewiesen wird darin, wie Deutschland - in Relation durchaus ähnlich aggressiv wie die USA als Globus-Militarisierer - durch profitträchtige Rüstungsexporte die Kriegsgefahr in der Welt mutwillig erhöht. Es stellt sich aber kein Bischofskonferenz-Vorsitzender oder EKD-Ratspräsident vor die Fernsehkameras und kündigt an, dass die Kirchen gegen diesen menschenfeindlichen Komplex oder speziell gegen kriminelle Panzerlieferungen an Saudi-Arabien Widerstand leisten werden.

Bischöfliche oder theologische Prominenz ist bei der maßgeblich auch von Christen mit initiierten Aktion Aufschrei gegen den deutschen Waffenhandel bislang nur als rühmliche Ausnahme zu vermelden, so aus Fulda und durch die Schirmfrauenschaft von Margot Käßmann, der man eine laute Predigt zum Thema "Afghanistan" bis heute nicht verzeiht.

Summa summarum kann man über die beiden offiziell geltenden Friedensdokumente der Großkirchen nur sagen, dass sie geduldiges Schubladenpapier sind, das im kirchlichen Leben und Gesellschaftsengagement nirgendwo für Konfliktschauplätze sorgt. Und es sollte auch niemand etwas anderes erwarten, solange es staatlich eingetriebene Kirchensteuern, staatskirchlich hoch besoldete Fürstbischöfe oder EKD-Ratsherren, verbeamtete Theologieprofessoren auf bequemen Ruhekissen, eine staatlich finanzierte Militärseelsorge und einen deutschen Jünger Platons auf dem päpstlichen Stuhl gibt.

Quote1. September 2012 11:53
Tunnelblick
Volker Putt

Seinerzeit hatte jede Armee Gott für die Propaganda eingespannt.
Und christlicher Dschihad macht soviel Sinn wie antirassistische
ethnische Säuberung.

Quote2. September 2012 20:09
Re: Tunnelblick
Joachim Durchholz

bit4me schrieb am 1. September 2012 12:00

> Den einzigen
> Vorwurf, den man Peter Bürger zu machen hat, dass er sich auf die
> kath. Kirche beschränkt hat.

Grad diesen Vorwurf kann man ihm nicht machen, auch die Evangelischen
kriegen ihr Fett weg.
Weniger ausführlich, aber sie werden mit keinem Wort entlastet.

> Religös zu sein, ist Fundamentalismus
> per se, weil die These Gott nun mal nicht beweisbar ist.

Der Glaube an etwas nicht Beweisbares ist kein Fundamentalismus.
Fundamentalismus ist, wenn man diesen Glauben zum alleinigen Maßstab
macht. Da sind aber jede Menge Religiöser (teils sogar
Tiefreligiöser) sehr weit weg von.



Quote1. September 2012 01:12
Antimilitaristische Tradition
leomond

Wenn man um eine Ecke schaut, sieht man in der Regel nicht das Ende
der Welt, sondern nur bis zur nächsten Ecke. Wenn katholischen
Deutschen der den Preußen entflohene Deserteur als Held galt, dann
nicht wegen einer antimilitaristischen Tradition der deutschen
Katholiken, sondern weil Preußen der Hort des häretischen
Protestantismus war.

Die spätere Übernahme des preußisch-protestantischen Militarismus
durch die Katholiken ist auf dieselbe Weise zu erklären: weil die
neue Nation, nun vollständig anerkannt, eine suprakonfessionelle
Identifikationsmöglichkeit bot, konnte der vorgebliche
Antimilitarismus fallen gelassen und auf den Kurs der Protestanten
eingeschwenkt werden.



Aus: "Deutsch-katholischer Dschihad 1914-1918" Peter Bürger (01.09.2012)
Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/37/37531/1.html


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Quote[...] Liebst du das Abenteuer und Lagerfeuer-Partys? Mit diesen Fragen wirbt das Jugendmagazin Bravo für das Bundeswehr-Adventure Camp 2012. Jetzt hagelt es Kritik: Die Nachwuchswerbung der Bundeswehr soll gestoppt werden, denn im Extremfall kann das Programm für die Jugendlichen sogar lebensgefährlich werden.
,,Auf einer coolen Bundeswehrhütte weit oben auf dem Berg wohnen" - das und mehr erwartet laut einem Werbevideo Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren in dem Bundeswehr-Adventure Camp 2012. Zusammen mit dem Jugendmagazin ,,Bravo" wirbt die Bundeswehr für zwei kostenlose Reisen, für die Interessierte sich bis zum 12. September bewerben sollten, um Zeit bei der Luftwaffe in Sardinien oder bei den Gebirgsjägern in den Berchtesgadener Alpen zu verbringen. Bei der Anmeldung mussten die Bewerber ihre Kondition unter Beweis stellen: Man sollte beispielsweise angeben, ob man das Deutsche Sport- oder Schwimmabzeichen hat oder wie gut die letzte Sportnote war. Das Werbevideo auf YouTube verspricht unter anderem ,,krasse Wasserwettkämpfe", ,,crazy Strandspiele" und ,,coole Beachpartys" auf Sardinien. Und das ist anscheinend noch nicht genug: In schwindelerregender Höhe klettern, zelten, grillen und Lagerfeuerpartys erwartet die Jugendlichen in den Alpen.

Seit der Abschaffung der Dienstpflicht fehlt es der Bundeswehr an Nachwuchs. Alles soll cool sein und nach Abenteuer klingen. Doch die Risiken und die harte Realität, die Jugendliche bei einem richtigen Bundeswehreinsatz erwarten würde, werden nicht erwähnt. Zwar ist das Mindestalter der Teilnehmer 16 Jahre, doch die ,,Bravo" spricht damit auch jüngeres Publikum an, da ihre Zielgruppe weit unter dieser Altersgrenze liegt.

Die YouTube-User sind von dem Werbevideo schockiert: ,,Der Krieg ist heutzutage ja richtig 'trendy' und 'fesch' geworden, cool ey.... Für jeden Abschuss gibt es eine Justin Bieber Fan-Kette und für jede Verwundung ein tolles Miley Cyrus Bandana, YEAH!"

Auch Politiker und Verbände wenden sich gegen das Camp. Die Grünen-Politikerin Agnieszka Brugger ist der Meinung, dass solche Mittel der Nachwuchswerbung ,,nicht akzeptabel" seien. Das Kinderhilfswerk ,,terre des hommes" kritisiert, dass sich die Bundeswehr bei der Nachwuchswerbung auf Erwachsene beschränken solle. Sie forderten Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) auf, die ,,fragwürdige Kampagne" zu stoppen. Die Werbung würde den Eindruck vermitteln, ,,dass es sich bei der Bundeswehr um einen Abenteuerausflug handelt", sagte Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte der Organisation, der ,,Westfälischen Rundschau". ,,terre des hommes" richtete auch eine Onlinepetition ein, bei der die Unterzeichnenden gegen das Camp protestieren können. Sie fordert, dass man zukünftig in Kinder- und Jugendmedien darauf verzichten solle ,,irreführende Werbeaktionen für die Bundeswehr durchzuführen, die die Gefahren des Soldatenberufs verharmlosen."

Die Zeitschrift ,,Bravo" entgegnet, dass sie die Werbeinhalte sehr genau überprüfen. ,,Wir haben uns nach dieser Prüfung für eine Zusammenarbeit mit den BW-Adventure-Camps entschieden. Für die Werbeinhalte ist wie üblich bei Medienpartnerschaften der Anzeigenkunde verantwortlich– das ist in diesem Fall die Bundeswehr. Sie ist Teil der Zivilgesellschaft, zudem bietet sie ein breites Angebot an Ausbildungsberufen an und dafür wirbt sie als Anzeigenkunde in einer Vielzahl an Medien", so Katrin Hienzsch, PR-Referentin der Bauer Media Group. ...



Aus: "Die Herausforderung deines Lebens" laurie-hilbig (18.09.2012)
Quelle: http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/555986/Die-Herausforderung-deines-Lebens


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Crystal, oft auch Crystal Meth genannt, ist ein Methamphetamin, das extrem schnell abhängig macht und schon nach kurzer Zeit psychische und physische Schäden hervorruft. Die Droge wurde ursprünglich unter dem Markennamen Pervitin von Soldaten zur Dämpfung des Angstgefühls sowie zur Leistungssteigerung eingesetzt.

So orderten deutsche Wehrmacht und Luftwaffe im 2. Weltkrieg millionenfach Pervitin-Tabletten, die Soldaten sprachen von "Panzerschokolade" oder "Hermann-Göring-Pillen".

...


Aus: "Drogenkonsum Crystal Meth verbreitet sich in Deutschland" Sandra Dassler (01.10.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-10/drogensucht-crystal-meth-brandenburg


Textaris(txt*bot)

#512
Kameraden - Die Wehrmacht von innen
Erschienen: 01.10.12, 544 Seiten
ISBN: 9783492055406


Quote[...] Wie nationalsozialistisch war der Krieg der Wehrmacht? Wie fest war die NS-Ideologie in den Köpfen der Soldaten verankert? Und wie wirkten sich ihre Überzeugungen auf ihr Handeln aus?

Verlässliche Quellen, um diese Fragen zu beantworten, waren lange Zeit rar. Tagebücher gab es nicht genug, um repräsentative Schlüsse zu ziehen, die Feldpost wurde zensiert, und Erinnerungen verraten mehr über die Strategien der Vergangenheitsbewältigung als über das Geschehen im Kriegsalltag.

Erst 2001 änderte sich die Situation – als der Mainzer Historiker Sönke Neitzel im britischen Nationalarchiv zufällig auf ein Konvolut unerforschter Akten stieß, auf Tausende Seiten geheimer Abhörprotokolle aus drei britischen Kriegsgefangenenlagern nahe London. Bei diesen Einrichtungen handelte es sich um Verhörlager. Die Zellen waren verwanzt. Ohne dass die Gefangenen es wussten, belauschten Abhörspezialisten ihre Gespräche, manche schnitten sie komplett mit. Rund 50.000 Seiten umfasst der Aktenbestand. 50.000 Seiten, die den Briten helfen sollten, Militärgeheimnisse zu lüften, und die heutigen Historikern einen ungefilterten Einblick in die Gedankenwelt deutscher Soldaten eröffnen. Ein sensationeller Fund.

Dem ein noch größerer folgte. 2006, mittlerweile hatte Neitzel Auszüge aus den Protokollen veröffentlicht, entdeckte er weitere Abhörakten – diesmal in Washington, denn 1942 hatten auch die Amerikaner begonnen, ihre deutschen Kriegsgefangenen auszuspionieren. Der Umfang des US-Materials: 102.000 Seiten.

Erschlossen hat diesen Bestand nun der junge Historiker Felix Römer. 2008 – kurz nach Abschluss seiner viel gelobten Dissertation über den Kommissarbefehl – war er zu der Forschergruppe um Sönke Neitzel gestoßen, einem interdisziplinären Team, angeleitet von Neitzel selbst und dem Sozialpsychologen Harald Welzer. Fast vier Monate lang fotografierte er in Washington Akten, zehn Stunden täglich, sechs Tage die Woche. Kaum jemand hatte die Dokumente vor ihm angerührt. Insgesamt zwanzig Wissenschaftler und studentische Mitarbeiter aus Deutschland, Österreich und Italien halfen ihm anschließend, sie zu sichten, zu erschließen, zu analysieren.

Nachdem Neitzel und Welzer bereits im vergangenen Jahr mit ihrem Buch Soldaten – Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben Aufsehen erregt haben, legt Römer nun das Ergebnis seiner Recherchen vor: Kameraden – Die Wehrmacht von innen. Doch die beiden Bücher unterscheidet mehr, als sie verbindet.


... »Die Masse der Männer war nur oberflächlich politisiert, aber mitunter tief ideologisiert«, resümiert Römer.

... Der Krieg der Wehrmacht, lautet Römers Fazit, war durchaus bis in die Mikrostrukturen hinein nationalsozialistisch. Was nicht bedeutet, dass die Ideologie nach einem simplen Ursache-Wirkung-Schema zur Tat führte. Stattdessen habe der Rückgriff auf ideologische Versatzstücke mitunter eher zur Selbstbeschwichtigung gedient, sodass viele Täter nicht aus nazistischer Überzeugung zu Mördern geworden seien, sondern umgekehrt durch ihre Mordtaten ihr Weltbild im Sinne der Nazi-Ideologie verfestigt hätten. Römer verfällt bei seiner »Suche nach dem Individuellen im Krieg« denn auch nicht dem naiven Glauben, der Einzelne habe autonom gehandelt. Aber er kann darlegen, dass die Dynamik des vieltausendköpfigen Militärapparates dadurch mitbestimmt wurde, wie einzelne Akteure ihre mal geringeren, mal größeren Spielräume ausschöpften.

Ganz nebenbei stützt seine Untersuchung auch eine ganze Reihe in der jüngeren NS-Forschung bereits etablierter Annahmen. Die These etwa, dass die Soldaten, die an der Ostfront waren, von »dieser Judensache«, vom Holocaust gewusst haben müssen . Die Erkenntnis, dass in allen Einheiten die verbrecherischen Wehrmachtbefehle befolgt wurden. Aber auch die Vermutung der Täterforschung, dass es in der Regel einer Phase der »Gewaltsozialisation« bedurfte, um Männer hervorzubringen, die stur, gefühllos oder sogar mit Lust mordeten.

Eine Absage hingegen erteilt Römer Theorien, die allzu abstrakte Kräfte hinter dem Kriegsgeschehen vermuten. Ohne dass der Name des US-Historikers Timothy Snyder und der Titel seines Buches Bloodlands fallen, ist deutlich, wogegen sich Römer wendet, wenn er kritisiert, dass die Rede von »ominösen Ermöglichungsräumen« mehr verneble als kläre: »Nicht der Raum an sich«, sondern »die deutsche Wahrnehmung dieses Raums« sei entscheidend gewesen für die »maximale Gewaltanwendung« im Ostfeldzug.

So werden wohl auch in Zukunft nicht verstiegene Spekulationen und Theorien zum Verständnis des Krieges beitragen, sondern Studien wie diese. Noch ist das Material aus Fort Hunt nicht ausgeforscht. Schon jetzt aber kann Römers Arbeit als Meilenstein gelten. Sie hat das Bild vom Krieg der Wehrmacht schärfer gestellt, als man es lange Zeit für möglich gehalten hätte.

...

Quote
   volksschenk
   14.10.2012 um 14:00 Uhr

Lizenz zum Töten

Sie reicht im Grunde genommen schon um alle Hemmungen fallen zu lassen. Dies war in fast allen Kriegen so, war bei der Wehrmacht so und ist heute immer noch so. (Ein deutscher Oberst, der in Afghanistan ein Massaker an über hundert Menschen zu verantworten hatte, wurde nach seiner Tat sogar zu General befördert).

Trotzdem handelt es sich bei der deutschen Wehrmacht – wie Römer anschaulich darlegt - um einen besonderen Fall. Die Hemmschwelle zu töten lag nicht nur auf dem untersten Level, sondern die Ermordung wehrloser Zivilisten, die auch nicht im Ansatz eine Bedrohung darstellten, wurde zu einem Akt der völkischen Hygiene. So wie man selbstverständlich als Wehrmachtssoldat seinen Körper reinigte und seine Zähne putzte, so reinigte man selbstverständlich den Volkskörper. Einer Extra-Mord-Befehlerei bedurfte es im Grunde nicht mehr.


Quote
   xila
   14.10.2012 um 16:20 Uhr

... Das große Rätsel für mich besteht bis heute darin, wie die Judenverfolgung Schritt für Schritt umgesetzt werden konnte trotz eines ziemlich kleinen Teils der Bevölkerung, der die jeweils nächsten Schritte aktiv gefordert oder passiv befürwortet hätte. Die Tagebücher Victor Klemperers beispielsweise illustrieren diesen merkwürdigen Umstand genauso eindrucksvoll wie das umgekehrte Phänomen, daß nur wenige aktiv gegen diese jeweiligen neuen Schritte handelten oder sie in Frage stellten. Die Mehrheit verhielt sich die meiste Zeit passiv, und diese Passivität reichte offenbar aus, um für die vergleichsweise wenigen aktiven Judenhasser aus Überzeugung plus diejenigen, die sie mitbetrieben, weil sie sich davon Vorteile versprachen, die Wirkung einer Unterstützung zu haben.

Der aus Römers Buch zitierte Satz: "Wer keine eigene Meinung besaß, orientierte sich umso mehr an dem, was sozial vorgegeben war" scheint mir ein Schlüsselsatz auch für dieses Phänomen zu sein, das von der Wissenschaft bislang weitgehend ignoriert wird. Dabei wäre das so wichtig, wenn man Sätze wie das sprichwörtliche "Wehret den Anfängen" wirklich so meinen würde, wie es immer gesagt wird. Jedes Unrecht von Staats wegen hätte, wenn dieses Verhalten als allgemeingültig vorausgesetzt werden könnte, einen "Konformitätsbonus", wenn die Widerstände gegen seine Installation einmal überwunden sind und es eingeführt wurde, und jeder darauf aufbauende Schritt ist einfacher zu installieren als der vorhergehende.


Quote
   tsitsinotis08
   14.10.2012 um 23:58 Uhr

Die Wurzel des Konformismus ist der erzwungene GEHORSAM in der Kindererziehung! Kein Mensch wird gehorsam geboren! Insofern ist das Verhalten der meisten deutschen Soldaten nur eine Fortführung eines erzwungen-erlernten Prozesses.

Für mich am interessantesten ist Römers Beschreibung der Rolle der Truppenführer, wahrscheinlich überwiegend psychopathischer Figuren, die relativ autonom entscheiden konnten und denen die Soldaten überwiegend folgten, weil sie es so als Kinder gelernt hatten.

In seinem Buch "Der Fremde in uns" (dtv 2000) belegt der Psychoanalytiker Arno Gruen in bestürzender Weise, wie über den Weg der Entfremdung des Eigenen (als Kind) die Schleusen geöffnet werden: Zur Verachtung des Mitgefühls und der Scham.


...


Aus: "Hitlers willige Landser" Christian Staas (14.10.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/2012/41/Wehrmacht-Soldaten-Felix-Roemer-Kameraden


Textaris(txt*bot)

#513
Quote[...] "War es die Opfer wert?" lautete die Leitfrage bei Anne Will - einzig Todenhöfer mochte sie dezidiert beantworten: "Ich glaube, dass man unsere jungen Soldaten verheizt hat", erklärt der in Kriegsfragen vom Saulus zum Paulus gewandelte Ex-CDU-Politiker - und nannte die Misserfolge beim Namen: Sowohl der islamistische Terrorismus als auch die Taliban habe man gestärkt. Statt demokratischer Werte bringe man den Afghanen Drohnen und Todesschwadrone. Und statt einer wirtschaftlichen Gesundung hinterlasse der internationale Einsatz das Land ärmer und zerstörter als je zuvor.

Starker Tobak, sollte man meinen. Doch was folgte, war keinesfalls eine hitzige Debatte über die Erfolge und Misserfolge des deutschen Afghanistan-Einsatzes, sondern ein lagerübergreifendes Beteuern, dass unsere Frauen und Männer da unten eben vor riesigen Dilemmata stünden. De Maizière machte seinem Titel als Verteidigungsminister alle Ehre, als er - statt Todenhöfer anzugreifen - die Defensive wählte: Er sprach von schweren Fehlern, räumte ein, Soldaten könnten "einen solchen Krieg nicht gewinnen" und korrigierte schließlich die Vorgabe nach unten: Ein "Mindestmaß an Sicherheit mit afghanischem Gesicht" nannte de Maizière als Ziel des Einsatzes, bevor man ihn 2014 offiziell beende.

Und dafür sollten bislang 52 deutsche Soldaten ihr Leben lassen? Diese Frage stellte Anne Will ihren Gästen wieder und wieder - um in allen möglichen Variationen die immer gleiche Antwort zu erhalten: Dass das, was ihrem Tod einen Sinn geben könnte, noch aussteht. "Wir müssen alles tun, dass der Blutzoll nicht vergeblich war", erklärte der Verteidigungsminister, und auch der sicherheitspolitische Sprecher der Grünen Oumid Nouripour fand, dass der Einsatz "nicht so pauschal" für gescheitert erklärt werden könne - erst "in ein paar Jahren" könnte man darüber urteilen. Franz-Josef Overbeck, der eher peripher mitdebattierende Militärbischof der Bundeswehr, flüchtete sich in Binsen wie "Jeder Toter ist ein Toter zu viel" und dass man in Afghanistan sehen könne, wie "komplex" es sei, "für den Frieden zu wirken".

So blieb es auch hier Todenhöfer überlassen, darauf hinzuweisen, dass die afghanische Bevölkerung die meisten Toten zu beklagen habe, und dass es im Land kaum noch Menschen gebe, die nicht traumatisiert seien. Warum denn de Maizière nicht "als erstes Mitglied der Bundesregierung" nach Kunduz gehe, um mit den Angehörigen der über hundert zivilen Opfern des Nato-Bombardements auf zwei Tanklastzüge im September 2009 "über ihr Leid" zu sprechen und sich bei ihnen zu entschuldigen? Außerdem müsse er die Beförderung von Georg Klein, der den Einsatz damals befahl, vom Oberst zum General rückgängig machen. Eine Polemik, die der Verteidigungsminister abtropfen ließ: "Ich habe diese Beförderung selbst entschieden." Es sei eben "eine Tragödie" gewesen, was dort geschehen sei, basta.

Marita Scholz, Ruderweltmeisterin, Ex-Soldatin und Ehefrau eines schwer traumatisierten Afghanistan-Heimkehrers, machte ihrem Herzen Luft und schilderte in quälender Offenheit die Abgründe, die die posttraumatische Belastungsstörung ihres Mannes für sie und ihre Kinder bedeuten. Vom "Spagat zwischen Hobbytherapeutin und Ehefrau" sprach sie und dass die Bundeswehr bzw. die Politik sie damit alleine ließen, ihren am Kriegseinsatz zerbrochenen Mann zu stützen, sich seiner zu erwehren und ihm die Stange zu halten. Und gab nebenbei auch noch einen kleinen Einblick in die profaneren Nöte, die Soldaten dazu bringen, sich für den Auslandseinsatz im Kriegsgebiet zu melden. Auch sie sei drei Monate lang nach Afghanistan gegangen, erzählte die ehemalige Sportsoldatin - "ich wäre sonst Hartz IV gewesen und dort konnte ich mich beruflich beweisen".

Auch aus dieser Bedrängnis wand sich der Verteidigungsminister mit der ihm eigenen sturen Milde: Bereitwillig gab er zu, dass die Bundeswehr das Thema in den ersten Jahren des Afghanistan-Einsatzes nicht auf dem Zettel hatte und präsentierte sich detailliert informiert über die Therapieangebote und Trauma-Projektwochen. Dass man ihren Mann gar öffentlich als Mörder tituliere? "Diese Last müssen Sie ihm nicht nehmen", erklärte de Maizière. "Diese Mörderdebatte haben wir seit vielen Jahren hinter uns gelassen. Wir reden darüber, wie groß die Wertschätzung für die Soldaten ist."

Ob derlei Wertschätzung und Politikerlob nicht ein zu billiger Trost seien - diese Frage stellt Anne Will nicht. Sie wird noch Gelegenheit dazu haben: Die nächste Talkrunde zum Thema kommt bestimmt. Die zerknirschten, Dilemma-wälzenden Gesprächsrunden zu Afghanistan passen einfach zu gut zu einem Kriegseinsatz, der - da waren sich Todenhöfer und Nouripour weitgehend einig - vor allem aus bündnisstrategischen Gründen stattfindet. Einerseits agiert die Bundeswehr in Afghanistan nämlich als Teil der von den USA geführten Besatzungsmacht, andererseits beharrt die Bundesrepublik mit ihrer humanitären Note auf einer gewissen Distanz zur kriegsführenden Hauptmacht.

Um diese Sonderrolle herauszustellen, sind die Nöte und Sorgen unsere Frauen und Männer an der Brunnen- und Schulbaufront derzeit ganz oben auf der politischen Agenda. Dass 2014 die deutschen Soldaten aus Afghanistan abgezogen werden, relativierte de Maizière zum Schluss der Sendung auch noch schnell: Man wolle mit einem "neuen Mandat" die einheimischen Sicherheitskräfte mit einer "Ausbildungsmission" unterstützen.

QuoteSchon wieder diese Mär...
jirozaemon heute, 08:13 Uhr
...von der humanitären Mission. Der Auftrag der Bundeswehr lautete nie Brunnen- und Schulbau. Dafür gab es im militärischen Bereich nie entsprechende Mittel und Personal. Eben weil dafür zivile Organisationen federführend sind. Das Mandat der Bundeswehr war von Anfang an, einen Beitrag zur Stabilisierung der Sicherheitssituation und zum Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte zu leisten. Leider war der politische Mainstream bis 2009 nicht bereit, das auch so zu sagen. Und die Presse hat es immer und immer wieder voneinander abgeschrieben - wie auch jetzt wieder. ...

http://forum.spiegel.de/f22/bundeswehr-talk-bei-anne-will-unsere-soldaten-werden-verheizt-73341.html#post11165839


QuoteBlutzoll???
deutsch_er heute, 08:19 Uhr
Wer hätte gedacht, dass man in Deutschland 2012 wieder das Wort Blutzoll in den Mund nimmt in Zusammenhang mit toten Soldaten? Es ist erschreckend, dass man scheinbar absichtlich keinen reinen Pazifisten eingeladen hatte. In einem Einspieler war der als "verrückt" dargestellte Eugen Drevermann zu sehen. Gezeigt und abgekanzelt als Pazifist. So hatte Verteidigungsminister De Maiziere leichtes Spiel, zu behaupten heute würde keiner mehr Soldaten als Mörder bezeichnen. Ich tue es. Erschreckend auch wie sehr sich CDU und Grüne heute auch ähneln. Zu Zeiten Helmut Schmidts waren die Grünen noch für einen Ausstieg aus der NATO und gegen den NATO-Doppelbeschluss. Die Zeiten ändern sich, und wer an der Macht ist biedert sich an. Wen wundert es da, dass die katholische Kirche das Morden von Soldaten rechtfertigt. 52 Soldaten kamen bei den Einsätzen bisher ums Leben. Im gleichen Zeitraum wurde eine viel größere Zahl von Kindern in sogenannten "Familientragödien" getötet. Mit einem Unterschied, die Kinder meldeten sich nicht freiwillig und bekamen kein Geld für ihren Einsatz. Sie sind Opfer. ...

http://forum.spiegel.de/f22/bundeswehr-talk-bei-anne-will-unsere-soldaten-werden-verheizt-73341.html#post11165868


QuoteDas Bild der "Kriegszitterer"
tsitsinotis heute, 08:27 Uhr
ist seit fast 100 Jahren bekannt. Der Skandal ist die anhaltende Ignoranz der Verantwortlichen (auch Psychiater und Militärbischöfe), die diese geschundenen Seelen alleinlassen bzw. erst auf öffentlichen Druck hin vage reagieren. - Stattdessen schwadronieren sie von fehlender Anerkennung unserer tapferen Soldaten.- Es ist kaum auszuhalten...

http://forum.spiegel.de/f22/bundeswehr-talk-bei-anne-will-unsere-soldaten-werden-verheizt-73341.html#post11165897


QuoteIst es nicht schön ...?
coyote38 heute, 08:28 Uhr
Aus der "bedingungslosen Solidarität", dem "NATO-Bündnisfall nach Artikel 5" und dem "gemeinsamen Kampf gegen den internationalen Terrorismus" ist nach Aussage meines Ministers ein "Mindestmaß an Sicherheit mit afghanischem Gesicht" geworden. ...

http://forum.spiegel.de/f22/bundeswehr-talk-bei-anne-will-unsere-soldaten-werden-verheizt-73341.html#post11165902


Quotesicher
Onkel Mattel heute, 09:01 Uhr
der sicherheitspolitische Sprecher der Grünen Oumid Nouripour fand, dass der Einsatz "nicht so pauschal" für gescheitert erklärt werden könne - erst "in ein paar Jahren" könnte man darüber urteilen. Ja sicher, als wenn es irgendjemand - abgesehen von den Opfern dieses Krieges - in ein paar Jahren noch interessieren würde, wer da wann in Afghanistan gekämpft hat. Und Herr Verteidigungsminister: Wenn man einen solchen Krieg nicht mit Soldaten gewinnen kann, warum wurden die dann überhaupt hingeschickt?...

http://forum.spiegel.de/f22/bundeswehr-talk-bei-anne-will-unsere-soldaten-werden-verheizt-73341-3.html#post11166084


QuoteGute Sendung - halbe Wahrheit
humble_opinion heute, 09:10 Uhr
... Vermisst habe ich, dass niemand das Wort "Wirtschaftskrieg" in den Mund nahm. Soweit ich weiß, werden in Afghanistan größere Bodenschätze vermutet. ...

http://forum.spiegel.de/f22/bundeswehr-talk-bei-anne-will-unsere-soldaten-werden-verheizt-73341-3.html#post11166154


QuoteSie haben recht
max-mustermann heute, 09:52 Uhr

[Zitat von bunterepublik] Das Volk selbst weiß nicht, was es will. Und das Volk kann komplexe Sachverhalte auch nicht ausreichend erfassen, um sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Wenn es nach dem "Volkswillen" ginge, dann wäre unser Land schon lange untergegangen und wir würden dahin vegetieren. Direkte Demokratie ist eine Seuche, die nur dazu führt, dass Chancen vergeben werden und Minderheiten unterdrückt werden. Das kann sich ein kleines Staatswesen wie die Schweiz gerade noch leisten, in Deutschland führte das alles in den Ruin.

Demokratie ist wirklich eine Seuche die es abzuschaffen gilt weil die Menschen ja alle so dumm sind, ganz im Gegensatz zu Ihnen natürlich sie haben den vollen Durchblick. Wollen sie nicht die Macht übernehmen und Deutschland vor schlimmerem bewahren, mein Führer ? Mal im ernst selten so einen Unsinn wie ihren Beitrag gelesen, mann muss nicht der Hellste sein um zu der Erkenntnis zu kommen das Krieg immer zu Leid und Elend führt und deshalb abzulehnen ist, die Lektüre eines Geschichtsbuches reicht dafür völlig aus.




Aus: "Bundeswehr-Talk bei Anne Will "Unsere Soldaten werden verheizt"" Von Christoph Twickel (18.10.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/tv/anne-will-talkt-ueber-bundeswehr-opfer-in-afghanistan-a-861923.html

-.-

Georg Klein (Offizier)
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Klein_%28Offizier%29

QuoteDer Bundeswehr-Oberst Georg Klein soll zum Brigadegeneral befördert werden. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums teilte am Mittwoch in Berlin mit, dass der 51 Jahre alte Soldat im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr Abteilungsleiter im neuen Bundesamt für Personalmanagement werden und wenig später auch den Rang eines Brigadegenerals erhalten soll, was einer Beförderung von der B 3- zur B 6-Besoldungsstufe entspricht.

Der Sprecher Thomas de Maizières sagte, ausnahmsweise nehme sein Haus zu internen Personalangelegenheiten Stellung, da es sich bei Oberst Klein um eine Person handele, die zeitweise in der Öffentlichkeit gestanden habe. Klein hatte im September 2009 in Afghanistan den Befehl zur Bombardierung von zwei Tanklastzügen in der Nähe von Kundus gegeben. Dabei kamen im September 2009 mehr als 100 Menschen um, darunter viele Zivilisten. Wegen des Befehls hatte auch die Staatsanwaltschaft gegen Klein ermittelt. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt. Die Bundeswehr verzichtete nach mehrmonatiger Prüfung auch darauf, gegen ihn ein Disziplinarverfahren einzuleiten.

... Der Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte weiter, Klein sei für die künftige Tätigkeit ,,gut geeignet" und erfülle alle fachlichen Voraussetzungen. Zurzeit ist Klein stellvertretender Leiter der Stammdienststelle der Bundeswehr, die für die Personalführung von Unteroffizieren und Mannschaft zuständig ist. Diese Stelle soll im Laufe des Jahres mit dem Personalamt der Bundeswehr zusammengelegt werden, das sich um Offiziere kümmert. Das neue Amt wird Klein vermutlich im Frühjahr 2013 übernehmen.


QuoteCarsten Schneider (cs98) - 08.08.2012 12:45 Uhr

Vernunft

Ich befürchte schon, dass die zu erwartenden Meinungen sich echauffieren über diese Meldung, und dem Oberst dieselben Anschuldigungen entgegenbringen, die schon bei der Kunduz-Affäre in unsäglichlichne, berufsempörten Unterstellungen bestanden.

Ihm wurde nach eingehender Untersuchung kein Fehler nachgewiesen in diesem Sachverhalt. Die Bundeswehr braucht Menschen die Entscheidungen treffen können, und das hat er bewiesen. Auch wenn man sicherlich individuell über die Notwendigkeit der Anordnung diskutieren kann; immerhin hat er mutig eine Entscheidung getroffen, obwohl der einfachere Weg gewesen wäre, einfach nicht zu handeln. Und im Krieg kommt es nunmal zu Verlusten, ob es einem gefällt, oder nicht.

Gerade vor der Hintergrund der Euro-Krise würde ich mir wünschen, dass einige Politiker auch mal den Mut und Courage aufbringen unpopuläre Entscheidungen zu treffen, anstatt sich von einem Tag auf den anderen durchzuwurschteln.

In diesem Sinne: Glückwunsch Herr Oberst zur Beförderung.




QuoteLutz Pollakowsky (lupodo) - 08.08.2012 12:44 Uhr

Unfassbar
Verhöhnung der unschuldigen Opfer. Moralisch absolut unterirdisch und kaum zu glauben.


QuoteHans-Ulrich Bruhn (HUlrich) - 08.08.2012 13:20 Uhr

... Es gab eindeutige und verbindliche Vorschriften für diesen Luftangriff.
Oberst Klein hat sie bewusst gebrochen, indem er zB dem amerikanischen Piloten wahrheitswidrig sagte, dass eine "unmittelbaren Gefährdung" und Feindkontakt am Boden vorläge. Die ISAF urteilte in ihrem Untersuchungsbericht, dass Klein gegen die ISAF-Einsatzregeln verstoßen, seine Kompetenzen überschritten habe.
Klein selber schrieb, dass er die Personen an den Tanklastern "vernichten" wollte. Daher lehnte er auch das Ansinnen des amerikanischen Piloten ab, vor dem Bombenabwurf per Überflug die Menschen von den Tanklastern weg zu treiben. Diese Personen sollten getötet werden.
Offiziell gilt inzwischen, dass der Angriff militärisch unangemessen gewesen sei, aber kein Verstoß gegen Kriegs- oder Völkerrecht. Da dieser Angriff nur durch eine Lüge ermöglicht wurde, er angesichts toter Zivilisten, z.T. Kinder, als Fehler gesehen wird, sollte man eigentlich Konsequenzen für den Lügner erwarten


QuoteThorsten Haupts (ThorHa) - 08.08.2012 14:05 Uhr

Gut! Dann hängt ihm seine folgenschwere Schlachtfeldentscheidung

beruflich nicht wie ein Mühlstein um den Hals. Und genau so muss das in einem Militär sein, dass seinen Namen verdient. Offiziere werden nicht wegen folgenschwerer Enscheidungen benachteiligt. Sondern für zu langes Zaudern.


Aus: "Oberst Georg Klein wird Brigadegeneral" Von Majid Sattar, Berlin (08.08.2012)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/bundeswehr-oberst-georg-klein-wird-brigadegeneral-11848212.html

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Quote[...] Der jetzt festgenommene Rahman hatte sich nach der Entführung der Tanklaster und der Bombardierung der Sandbank selbst zu der Tat bekannt. Bei einem Treffen im Herbst 2009 schilderte er bei einem konspirativen Treffen mit dem SPIEGEL ausgiebig, wie sich der Tag der Entführung abgespielt hatte. Rahman sagte damals, er sei 35 Jahre alt, über seine genaue Rolle in dem Geflecht von Taliban machte er keine genauen Angaben.

Dabei lieferte Rahman für die Bundeswehr unangenehme Details, da sowohl er als auch andere Zeugen eindeutig aussagten, dass an der Sandbank, die Oberst Georg Klein damals bombardieren ließ, keine Taliban-Kämpfer sondern ausschließlich Zivilsten waren, die das Benzin aus den Tanks der beiden Laster abzapfen wollten.

Klein wurde für seinen fatalen Befehl, der entgegen mehrerer Vorschriften der Nato-Truppen in Afghanistan erfolgte, weder dienstrechtlich noch juristisch belangt, vielmehr wird er Anfang 2013 zum General befördert.


Aus: "Bundeswehr nimmt Top-Taliban fest" Von Matthias Gebauer (23.10.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-bundeswehr-nimmt-hohen-taliban-fest-a-862794.html


Textaris(txt*bot)

Als Grund für den Rücktritt nannte Petraeus eine außereheliche Affäre...
http://de.wikipedia.org/wiki/David_Petraeus

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Quote[..] Der überraschend zurückgetretene CIA-Chef General David Petraeus ist über eine außereheliche Affäre mit seiner Biografin gestürzt - in den prüden USA ein weitaus schwerwiegender Vorwurf als etwa die über 175 Kinder, die in den letzten Jahren durch CIA-Drohnenangriffe niedergemetzelt wurden.

...


Aus: "Agenten mit Herz" Markus Kompa (10.11.2012)
Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/6/153161

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Weder sauber noch präzise
Markus Kompa (12.08.2011)
Ein Bericht über Drohnenangriffe, die der US-Geheimdienst CIA in Pakistan durchgeführt hat, zählt bis zu 775 zivile Todesopfer. Darunter sind auch 175 Kinder.
https://www.taz.de/US-Drohnenangriffe/!76148/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Einem Zeitungsbericht zufolge sind in Deutschland im Jahr 2011 sehr viel mehr Ausfuhrgenehmigungen für Rüstungsgüter erteilt worden als im Jahr davor. Die Rheinische Post meldete unter Berufung auf die Bundesregierung, im vergangenen Jahr seien Einzelausfuhrgenehmigungen für Kriegswaffen im Wert von 5,414 Milliarden Euro vergeben worden. Das seien 13,9 Prozent mehr als 2010.

Der tatsächliche Export von Kriegswaffen sei im Jahr 2011 aber deutlich zurückgegangen, und zwar von 2,12 Milliarden im Jahre 2010 auf 1,285 Milliarden Euro. Das gehe aus dem Rüstungsexportbericht 2011 der Bundesregierung hervor. Der Bericht soll heute im Bundeskabinett verabschiedet werden.

2010 wurden demnach Exporte für 4,754 Milliarden Euro genehmigt. 2009 waren Lieferungen im Wert von 5,043 Milliarden Euro gebilligt worden.



Quote
    nilszbzb
    13.11.2012 um 11:47 Uhr

Was soll man sagen?
Pazifismus und Demokratie sind halt in unserer Werteordnung weniger wert, als deutsche Arbeitsplätze (und damit Wählerstimmen) und Steuergelder.
Welch glorreiche Zivilisation.




Aus: "Bundesregierung genehmigt mehr Rüstungsexporte" ZEIT ONLINE, dpa, AFP, nf (13.11.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-11/ruestung-exporte-genehmigungen


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das Kandahar-Massaker ereignete sich am Sonntag dem 11. März 2012 um etwa 3.00 Uhr Ortszeit im Dorf Najib Yan (nach anderen Angaben in den zwei Dörfern Balandi und Alkozai) im Distrikt Panjwai in der Provinz Kandahar in Afghanistan. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Kandahar-Massaker

https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Krieg_in_Afghanistan_seit_2001

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Quote[...] Sieben Monate nach seiner Bluttat an 16 Zivilisten in Afghanistan muss der US-Unteroffizier Robert Bales die Todesstrafe fürchten.  ... Der 39-jährige Bales soll am 11. März seinen Stützpunkt in der afghanischen Provinz Kandahar verlassen und in zwei Dörfern 16 Menschen getötet haben, darunter neun Kinder. Ein sieben Jahre altes Mädchen wurde während einer der Anhörungen aus Afghanistan per Video in den Gerichtssaal dazugeschaltet. Sie beschrieb, wie sie sich hinter ihrem Vater versteckt habe, als dieser erschossen wurde.

Bales Anwältin, Emma Scanlan, gab dagegen an, es gebe nicht genug Beweise zur Eröffnung eines ordentlichen Verfahrens vor einem Militärtribunal. "Eine ganze Reihe von Fragen ist noch offen", so Scanlan.

So sei etwa der Geisteszustand von Bales zum Tatzeitpunkt weiter nicht geklärt. Dieser habe bei einem früheren Einsatz im Irak ein Schädeltrauma erlitten und sei gegen seinen Willen nach Afghanistan geschickt worden. Die Militärstaatsanwaltschaft hält Bales für zurechnungsfähig - und plädiert daher für die Aufnahme des Verfahrens.

Bales stammt aus dem US-Bundesstaat Ohio. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 trat er in die Armee ein, zuvor war seine Karriere als Aktienhändler gescheitert. Vor seiner Mission in Afghanistan war er dreimal im Irak im Einsatz. Die US-Streitkräfte haben seit 1961 keinen ihrer Soldaten hingerichtet.

jok/AFP/dpa


Aus: "USA fordern Todesstrafe für Amokläufer Bales" (14.11.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/us-soldat-robert-bales-droht-todesstrafe-wegen-amoklaufs-a-867113.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Ein Junge liegt regungslos auf einem Feldbett. Er wurde bei einem Bombenangriff der syrischen Luftwaffe verletzt. Nun kümmern sich Ärzte in einem Krankenhaus von Aleppo um ihn. 80 Prozent der täglich rund 100 bis 120 Verwundeten, die eingeliefert werden, seien Zivilisten, sagen sie.

... Ein verängstigtes Kind steht an einer Straßenecke in Aleppo und weint. Der ohrenbetäubende Lärm des Artilleriebeschusses ist wieder vorbei. Doch sein Zuhause ist zerstört. Die Geschosse haben die Wohnung in Schutt verwandelt.

...


Aus: "Syrien in Trümmern: Blut, Tränen, Terror" (16.11.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/fotostrecke/bilder-vom-toeten-und-sterben-in-syrien-fotostrecke-89651-23.html

http://www.spiegel.de/fotostrecke/bilder-vom-toeten-und-sterben-in-syrien-fotostrecke-89651-25.html


Textaris(txt*bot)

#518
Quote[...] Der Drohnenkrieg ist kein combat. Dem Gegner wird nicht einmal die Möglichkeit gewährt, sich zu ergeben oder sich zu verteidigen, denn es gilt ja, ihn auf jeden Fall zu töten, zu vernichten, zu liquidieren. Er ist kein Feind im eigentlichen Sinne, sondern ein Verbrecher. So wird die gezielte Tötung auch nicht vom Militär, sondern vom zivilen Geheimdienst durchgeführt. Die Degradierung und Inkriminierung des Gegners zum Verbrecher ist die Voraussetzung für die gezielte Tötung, die keine Kriegs- sondern eine Polizeiaktion darstellt.

Der Drohnenkrieg wirft sowohl juristische als auch ethische Fragen auf. Kritiker erheben den Vorwurf außergerichtlicher Hinrichtung. Menschen würden hier oft nach fragwürdigen Kriterien hingerichtet, ohne dass ihre Schuld bewiesen sei. Der Verdacht genüge für ihre Tötung – sie würden also umgebracht. Die gezielte Tötung durch Drohnen verletze das Prinzip des Rechtsstaates. Die Befürworter dagegen weisen auf ihr Recht der Selbstverteidigung hin. Der Artikel 51 der UN-Charta lautet: »Diese Charta beeinträchtigt im Falle eines bewaffneten Angriffs gegen ein Mitglied der Vereinten Nationen keineswegs das naturgegebene Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung.«

... Aber die präventive Tötung auf Verdacht hat insofern keine Legitimation, als sie ohne jede unmittelbare Bedrohung erfolgt. Getötet werden auch unschuldige Zivilisten. Dann »bedauern« es die Amerikaner. Aber ist es nicht zynisch, die Tötung unschuldiger Menschen zu »bedauern«, ohne dass die Täter je zur Rechenschaft gezogen würden?

Die Rechtswissenschaftler der Stanford University und der New York University kommen in ihrer kürzlich veröffentlichten Studie Living Under Drones zu dem Urteil, die präventive Tötung durch Drohnen verringere die terroristische Bedrohung nicht. Seit dem Einsatz der Drohnen sei sie sogar stark erhöht, weil er Rache und Hass schüre. Die am Himmel kreisenden Drohnen würden die ganze Bevölkerung, die ganze Region terrorisieren. Aus Angst würden sich Menschen nicht mehr trauen, auf den Markt oder in die Moschee zu gehen. Seit 2004 sollen durch Drohnenangriffe mehr als 3000 Menschen getötet worden sein, darunter viele Zivilisten, auch Kinder.

Angesichts der relativ geringen Terrorgefahr im Westen stellt sich die Frage nach Verhältnismäßigkeit und Sinn von Tötungsaktionen, die ihrerseits als Terror erlebt werden. Die Gegner sind hier, genauer besehen, nicht einmal Verbrecher, denn sie werden getötet, ohne dass sie verhaftet und vors Gericht gestellt werden. Oder soll man sie als absolute Verbrecher, Vertreter des absoluten Bösen denken?

Eine Waffe ist nie ethisch neutral. Auch für sie gilt die These von McLuhan: »The medium is the message.« Das Medium ist kein bloßer Träger einer Botschaft. Vielmehr wird die Botschaft vom Medium gleichsam hervorgerufen. Das Medium bestimmt das Denken und das Verhalten vor. Es legt eine Haltung nahe. Deshalb stellt der Einsatz eines neuen Vernichtungsmediums keine rein technische Neuerung dar.

... Beim Drohneneinsatz ist die Asymmetrie total. Sie ist auch in dem Sinne total, dass es nicht möglich ist, den Angreifer zu töten, der die Drohne lenkt. Er ist eben nicht dort, wo die Tötung geschieht. Allein diese totale Ungleichheit macht den Kriegsbegriff obsolet. Carl Schmitt sagt: »Zum Krieg auf beiden Seiten gehört eine gewisse Chance, ein Minimum von Möglichkeit des Sieges. Hört das auf, so ist der Gegner nur noch Objekt einer Zwangsmaßnahme.«

... Die Tötung als Zwangsmaßnahme bedeutet aber nicht nur das Ende des Krieges, sondern auch das der Politik. Die Asymmetrie des Vernichtungsmediums geht mit der Diskriminierung und Inkriminierung des Feindes einher. Abermals verändert die Waffe die moralische Haltung gegenüber dem Gegner. Das Medium macht ihn zum Verbrecher. Dem Einsatz der bewaffneten Drohnen wohnt eine ethische Vorentscheidung inne – oder zumindest beeinflussen Technik und Ethik einander. Eine mediale Bedingtheit der Ethik muss jedenfalls immer bedacht werden.

Die gezielte Tötung per Mausklick gleicht einer Menschenjagd, die brutaler und rücksichtsloser ist als die Jagd von Wild. In der Jägersprache bedeutet das »Ansprechen« die Identifizierung des Tieres nach Alter, Geschlecht und Gesundheit. Man »spricht« das Wild »an«, bevor man es tötet. Tötung ohne Ansprache ist Mord. Selbst in der Jagd gibt es also ein ethisches Minimum. Fällt es weg, pervertiert sie zu einer blinden Tötung. Es gilt zum Beispiel als verwerflich, den Kitzen die Geiß wegzuschießen. Die Jäger reden von »Ansprechkunst«. Der Ausdruck weist darauf hin, dass der Jäger erst eine Beziehung zum Tier aufnehmen muss, bevor er es tötet. Die Jäger sprechen also, bevor sie schießen.

Auch im Krieg ist die Tötung ohne Ansprache ein Mord. Die moderne Kriegstechnik macht aber das Ansprechen immer schwieriger. Bei einem blinden Bombenabwurf ist es nicht möglich. Es ist auch nicht gewollt. Da beginnt bereits die Pervertierung des Krieges zum Terror und Mord. Die Drohnen oder Kampfroboter, die bald per Algorithmen autonom Entscheidungen treffen werden, sind schon gar nicht in der Lage, Menschen anzusprechen, das heißt sich in eine Beziehung zu ihnen zu setzen. Allein aus diesem Grund wären sie zu verbieten.

... Es ist pervers, vor dem Bildschirm sitzend eine ganze Region, eine ganze Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen. Es ist moralisch verwerflich, vom bequemen Sessel aus per Joystick Menschen zu töten. Joy heißt Freude. Der Habitus des Videospiels überträgt sich unweigerlich auf die Tötung per Joystick. Selbst der Ego-Shooter in einem Computerspiel kann getötet werden, ein Drohnenpilot befindet sich dagegen außer jeder Gefahr.

Der digitale Habitus, der allgemein zur Erosion des Verantwortungsgefühls führt, ist bei dieser Arbeit am Töten nicht ganz abzuschütteln. Er überzieht die Tötung mit dem Schein des Virtuellen. Sie ist nur noch als unscharfes Bild erfahrbar, was ihr jede existenzielle Dringlichkeit nimmt. Die Drohnenpiloten arbeiten in Schichten. Die Tötung ist für sie eine Arbeit, nach der man womöglich auf eine Party geht. Die ganze Schwere der Tötung eines Menschen entzieht sich ihnen. Denn noch immer, trotz aller globalen Vernetzung, beeinflussen räumliche Nähe und Ferne – zum Glück – das menschliche Verhalten. Allein die große räumliche Entfernung, aus der die Tötung per Drohne erfolgt, nimmt ihr jede reale und existenzielle Dimension.

...


Aus: "Militärpolitik: Clausewitz im Drohnenkrieg" Byung-Chul Han (15.11.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/2012/47/Drohnenkrieg-Kampfroboter-Terror

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Quote[...] Armin Krishnan: Selbstverständlich gibt es für die CIA und das US-Militär strenge Regeln, nach denen sie tödliche Gewalt einsetzen dürfen. Die Amerikaner haben eine überaus legalistische Denk- und Vorgehensweise. Was immer die Regierung oder das Militär unternimmt – es überprüft üblicherweise ein Jurist zuerst, ob es auch legal ist. Wenn die CIA in neutralen Staaten töten will, dann muss es zuerst eine juristische Überprüfung geben. Der Chef-Jurist der CIA bekommt dann ein etwa fünfseitiges Dossier über jede Zielperson. Die resultierende Todesliste muss ebenfalls vom Nationalen Sicherheitsrat abgesegnet werden. Der Präsident hat ein Veto-Recht. Der Kongress hat ebenfalls Einsicht in die Todeslisten.

Im Oktober veröffentlichte die Washington Post einen Artikel, der die ,Bestimmungs-Matrix' (,disposition matrix') als ein Verfahren für gezielte Tötungen beschrieb. Demnach gibt es eine Datenbank mit den Namen von Terroristen, sowie deren Aufenthaltsort und anderen Daten. Die Datenbank zeigt dann den Entscheidungsträgern Möglichkeiten auf, wie eine Zielperson am besten ,neutralisiert' werden kann, also gefangen genommen oder getötet werden kann. Das bedeutet, dass gezielte Tötungen keineswegs unkontrolliert stattfinden.

Andererseits gibt es das Problem, dass ,Terrorist' ein ziemlich unscharf definierter Begriff ist und es damit im Ermessen der Sicherheitsbehörden und des Präsidenten liegt, wer ein ,Terrorist' ist und wer nicht.

...


Aus: "Gefürchtete Liste: Eine Million Amerikaner steht unter Terror-Verdacht" (01.12.2012)
Quelle: http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2012/12/01/gefuerchtete-liste-eine-million-amerikaner-stehen-unter-terror-verdacht/


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Quote[...] Derzeit ist – außerhalb des Kriegsgebietes Afghanistan – vor allem die CIA verantwortlich für tödliche Angriffe mit ferngelenkten Flugzeugen.

...

Quote
   Realpolitik
   02.12.2012 um 18:56 Uhr

Drohneneinsätze und Geheimdienste

"Die DIA selbst darf anders als die CIA keine Angriffe wie etwa Drohneneinsätze oder Sabotageakte verüben."
Ob die CIA das nach internationalen Rechtsmaßstäben "darf" wäre die nächste Frage.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-12/usa-militaergeheimdienst-ausbau?commentstart=33#cid-2462582



Quote
   Dr. Günther
   02.12.2012 um 18:13 Uhr

Mir stellt sich da eher die Grundsatzfrage...
warum Geheimdienste eigentlich überhaupt erlaubt sind?
Kann mich nicht erinnern dass mich mal einer gefragt hätte was ich davon halte und ob ich deren Einsätze für gut oder schlecht halte...
Ich verstehe nicht warum sich Staaten Dinge erlauben dürfen, die für ihre Bürger verboten sind, das macht irgendwie keinen demokratischen Eindruck.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-12/usa-militaergeheimdienst-ausbau?commentstart=17#cid-2462502


Quote
   gugl shumil
   03.12.2012 um 5:10 Uhr

56. [...]

Entfernt. Bitte beachten Sie, dass wir auf diese Seite nicht verlinken möchten. Danke, die Redaktion/ls



Aus: "US-Geheimdienste Pentagon will Hunderte Spione ins Ausland schicken" (02.12.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-12/usa-militaergeheimdienst-ausbau


Textaris(txt*bot)

#519
Quote[...] "Ein Teil der deutschen Gesellschaft hat wirklich seriös und gründlich die schlimme Vergangenheit aufgearbeitet. Ein anderer Teil scheint daran aber immer noch nicht interessiert zu sein. Immer noch sind ganz bestimmte Hintergründe der deutschen Kriegsverbrechen in Italien unbekannt. Verbrechen, die nach der italienischen Kapitulation begangen wurden, als die Deutschen halb Italien besetzt hielten."

In dieser Zeit, zwischen 1943 und 45, weiß Historiker Paolo Pezzino, wurden rund 15.000 italienische Zivilisten kaltblütig ermordet. Bis auf wissenschaftliche Probebohrungen, so Pezzino, Mitglied der deutsch-italienischen Historikerkommission, wurde diese historische Periode bislang kaum erforscht. In diesem Zusammenhang verweist er auf Hunderte von NS-Kriegsverbrechen in Italien, die immer noch ungesühnt sind. Das liege nicht nur an den Deutschen, meint Pezzino , sondern auch an den Italienern.

...


Aus: "Aufarbeitung deutscher Kriegsverbrechen in Italien - Zur Übergabe des Berichts der deutsch-italienischen Historikerkommission an Guido Westerwelle in Rom" Von Thomas Migge (19.12.2012)
Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/1955872/

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Quote[...] Fast vier Jahre lang spürte eine Historikerkommission deutschen Kriegsverbrechen in Italien nach. Nun legte sie ihren Abschlussbericht vor. Die Mörder sind bekannt, die Einheiten, ihre Anführer. Dennoch kam es bis heute nur zu wenigen Verurteilungen.

Roberto Oligeri lebt noch heute in dem kleinen Dorf in der toskanischen Gemeinde Fivizzano, in das am 19. August 1944 die Mörder seiner Familie einmarschierten. Mit vorgehaltener Waffe wurde sein Vater, Wirt eines kleinen Gasthauses, gezwungen, Sturmbannführer Walter Reder und seinen Offizieren ein Essen zu servieren. Während die sich an gebratenem Hähnchen und toskanischem Wein delektierten, durchkämmten die Soldaten der 16. SS-Panzergrenadier-Division "Reichsführer SS" das Dorf und die Umgebung. Sie trieben Frauen, Kinder und einige alte Männer zusammen. Am Ende der Mahlzeit gab Reder Order, alle Gefangenen zu töten.

"An diesem Tag wurden in unserem Dorf 160 Menschen umgebracht, darunter meine fünf Geschwister - zwei Brüder und drei Schwestern, der Älteste 19, der Jüngste drei Jahre alt", sagt Roberto Oligeri.

Auch in benachbarten Ortschaften erschlugen, erschossen, verbrannten die Soldaten der Waffen-SS im August 1944 Männer, Frauen und Kinder, Babys. Etwa 560 Menschen starben am 12. August im Bergdorf Sant'Anna di Stazzema.

Juristisch aufgearbeitet oder gar gesühnt sind die Verbrechen bis heute nicht. Zehn der in Sant'Anna di Stazzema beteiligten SS-Schergen sind zwar in Italien zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Aber Deutschland hat sie nie ausgeliefert. Mehr noch: Ein Verfahren gegen sie wurde vor ein paar Wochen von der Stuttgarter Staatsanwaltschaft niedergeschlagen. Die Mordabsicht sei nicht beweisbar.

Das hat Roberto Oligeri wieder einmal furchtbar aufgeregt. Wie schon so oft, wenn die Justiz die Massenmorde nicht klären konnte - oder nicht wollte. Die Überlebenden der Massaker wurden alleingelassen, mit ihrem Schmerz und ihren Alpträumen, klagt Oligeri, die Täter kehrten nach Hause zurück und bauten sich ein gutbürgerliches, ruhiges Leben auf. Dagegen hat er vor vielen Gerichten, in allen Instanzen - vergebens - geklagt. Er hat Briefe geschrieben, an Politiker und an Zeitungen. "Wir wollen keine Rache", sagt er, "wir wollen Gerechtigkeit."

Bis er die bekommt, dauert es vielleicht noch etwas. Heute gab es erst einmal einen neuen Bericht zu den deutschen Verbrechen in Italien kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Fast vier Jahre lang haben hochmögende Historiker aus beiden Ländern die Quellen zusammengetragen und beschrieben, was wo geschehen ist, nachdem im September 1943 Italiens faschistische Regierung, die bis dahin ein enger Verbündeter der Deutschen war, die Seiten wechselte und einen Waffenstillstand mit den Alliierten schloss.

Je schwieriger die Lage für die deutschen Truppen in Italien wurde, die nun dort als Besatzungsmacht auftraten, desto brutaler gingen sie vor. Über 600.000 italienische Soldaten wurden als sogenannte Militärinternierte festgesetzt. Der Status der Kriegsgefangenen wurde ihnen verweigert, sie wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland oder auf den Balkan verschleppt. Tausende kamen dabei ums Leben. Mit mörderischer Grausamkeit fielen die Deutschen auch über die italienische Zivilbevölkerung her. Beispielhaft ist die "Vergeltungsaktion" vom 24. März 1944: 335 Menschen wurden in die Ardeatinischen Höhlen, am Rande Roms, verschleppt, erschossen und die Höhlen gesprengt. Die Opfer liegen bis heute dort begraben.

Insgesamt, so hat ein Historiker ausgerechnet, wurden zwischen dem 8. September 1943 und dem 8. Mai 1945 jeden Tag im Durchschnitt 165 Zivilisten, Kriegsgefangene oder Militärinternierte von den deutschen Besatzern ermordet. Dabei sind die Opfer von Auseinandersetzungen der Wehrmacht mit italienischen Soldaten oder Partisanen nicht eingerechnet. "Die Massaker waren insgesamt durchorganisiert und folgten einer straffen militärischen Regie", so der italienische Geschichtsprofessor an der Universität Köln, Carlo Gentile. Die Mörder sind bekannt, die Einheiten, ihre Anführer, die Daten. Dennoch kam es bis heute nur zu ganz wenigen Verurteilungen.

In Italien hatte man das Thema viele Jahre aus politischen Gründen tot geschwiegen. Im Nachkriegskonflikt zwischen Ost und West sollten die Deutschen wieder bewaffnet und aufgerüstet werden, um der Nato nach Kräften beizustehen. Da hätte sich die Aufarbeitung deutscher Kriegsverbrechen negativ auf die Gemütslage der italienischen Bevölkerung ausgewirkt. Erst spät, und unter massivem Druck der Öffentlichkeit, kamen in Rom einzelne Verfahren in Gang. Einige wenige deutsche Täter wurden schließlich bestraft. Erich Priebke zum Beispiel, ein beim Massenmord in den Ardeatinischen Höhlen beteiligter SS-Offizier. Er bekam lebenslänglich, lebt aber - heute 99 Jahre alt - im gemütlichen Hausarrest in Rom.

In Deutschland kam es wegen der Kriegsverbrechen in Italien nicht zu einer einzigen rechtskräftigen Verurteilung.

Immer dann, wenn sich in Italien Unmut darüber regte, suchte man ein politisches Signal. So wie vor knapp vier Jahren. Da hatte sich Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof erfolgreich dagegen gewehrt, an die Nachkommen von ermordeten Zivilisten Schadenersatz zu zahlen. Staaten seien "immun" gegen derartige zivile Ansprüche, hatten die Anwälte Berlins erfolgreich vorgetragen.

Die Wellen der Empörung in Italien schlugen hoch. Die deutsche Regierung zeigte Verständnis. "Die unaufgeklärte Weltkriegsvergangenheit birgt einiges an Belastungspotential für das deutsch-italienische Verhältnis", erkannte der damalige deutsche Botschafter in Rom, Michael Steiner. Aber Moral und Recht dürfe man eben nicht durcheinanderbringen. Zur Beruhigung berief man eine Historikerkommission, um "einen intensiven, vertrauensvollen Dialog" zu beginnen.

An diesem Mittwoch, bei der Vorlage des Experten-Berichts, oblag es Außenminister Guido Westerwelle, die "schrecklichen Kriegsverbrechen" der Deutschen in Italien "zutiefst" zu bedauern. Auch habe er Verständnis für die Empörung in der italienischen Öffentlichkeit über die Einstellung des Verfahrens gegen die Mörder von Sant'Anna di Stazzema, sagte er.

Und weil man ja nun nicht schon wieder eine Kommission einrichten kann, soll demnächst in Berlin eine Gedenkstätte, voraussichtlich im ehemaligen Zwangsarbeiterlager im Stadtteil Niederschöneweide, an das Schicksal der von den Nazis entführten italienischen Soldaten erinnern. Zusätzlich soll es kleinere Gedenkstätten in Italien geben.


Aus: "Verbrechen der Wehrmacht in Italien 165 Morde pro Tag" Von Hans-Jürgen Schlamp, Rom (19.12.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/verbrechen-der-wehrmacht-in-italien-165-morde-pro-tag-a-873944.html

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Quote[...] Sie ermordeten 560 Menschen: Soldaten der SS töteten am 12. August 1944 die Bewohner des toskanischen Bergdorfs Sant'Anna di Stazzema. Bis heute ist dieses schreckliche deutsche Kriegsverbrechen ungesühnt. Doch die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren gegen die greisen Beschuldigten eingestellt.

... Acht Männer sind übrig geblieben nach 69 Jahren, acht greise Beschuldigte in einem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Karl-Heinz B. war der jüngste von ihnen damals, 17, SS-Grenadier. 2003 ist er vernommen worden zu jenem 12. August 1944, dem Tag, als deutsche Soldaten im Morgengrauen zum toskanischen Bergflecken Sant'Anna di Stazzema hinaufstiegen. Seine Gruppe habe eine Mulde abgesichert, berichtete B. laut Ermittlungsakten, dort seien etwa fünfzig Personen zusammengetrieben worden. Keine Partisanen, sondern Frauen, Kinder und Alte. Sie seien mit Maschinengewehren erschossen worden. Seine Gruppe habe nicht geschossen, sagte Grenadier B. Nur gesichert.

560 Zivilisten hat die 16. SS-Panzergrenadierdivision "Reichsführer SS" unter dem strahlend blauen Himmel von Sant'Anna ermordet, manche mit Benzin übergossen und bei lebendigem Leib angezündet. Der Weiler in der Nähe von Lucca sah eines der schrecklichsten deutschen Kriegsverbrechen in Italien. Bis heute ist es nicht gesühnt. Wahrscheinlich wird es auch nie gesühnt werden: Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen die acht Männer im Herbst eingestellt. Begründung: Keine Belege für eine "von vornherein geplante und befohlene Vernichtungsaktion" gegen Zivilisten. Die Beteiligung an einem zufälligen, sozusagen spontanen Massaker gilt juristisch als Totschlag - und der ist im Gegensatz zu Mord verjährt.

2005 hat ein Militärgericht in La Spezia zehn Täter zu lebenslanger Haft verurteilt - in Abwesenheit, die Bundesrepublik liefert sie nicht aus. Gegen vier von ihnen wurde auch in Stuttgart ermittelt. Die Italiener halten die Entscheidung der Staatsanwaltschaft deshalb für beschämend. Aber was halten die Beschuldigten davon?

Karl-Heinz B. soll in Bad Bergzabern leben, einer Weinstadt in der Pfalz. Der Gärtner sagt, er kenne keinen Mann namens B. Seine Vermieterin sagt, er sei schon vor vier Jahren ausgezogen. Das Meldeamt sagt: nach Karlsruhe. Dort öffnet eine junge Frau die Tür: Karl-Heinz B.? Das könnte der Name gewesen sein, den sie vom Klingelschild kratzte. Die Vermieterin sagt: B.'s Sohn wohne gleich um die Ecke. Die Schwiegertochter ist zu Hause und sehr freundlich. Sie wisse von nichts, sagt sie, sie wisse nur: Karl-Heinz B. ist vor etwa einem Jahr gestorben.

Kritiker werfen der Staatsanwaltschaft Stuttgart Mangel an Sorgfalt und Engagement in Sachen Sant'Anna vor. Dass sie offenbar gegen einen Toten ermittelt hat, dürfte das Misstrauen nicht entkräften.

Kürzlich reiste Bundespräsident Joachim Gauck nach Sant'Anna. Eine Rede, ein Kranz, eine Umarmung mit dem italienischen Präsidenten Giorgio Napolitano: eine Geste, immerhin. Gauck sagte: "Es verletzt unser Empfinden für Gerechtigkeit tief, wenn Täter nicht überführt werden können, weil die Instrumente des Rechtsstaats dieses nun einmal nicht zulassen."

Oder reichen die Mittel des Rechtsstaats am Ende doch? Der Opferverband von Sant'Anna hat bei der Stuttgarter Generalstaatsanwaltschaft Beschwerde eingelegt gegen die Einstellung des Verfahrens. Und ein neues Gutachten, auf das die Beschwerde gründet, könnte nun die Argumentation der Staatsanwälte erschüttern.

Der Kölner Historiker Carlo Gentile hat es verfasst, der renommierteste Kenner der Materie. Es ist eine Ohrfeige für die Ermittler. Diese hätten, schreibt Gentile, wichtige Dokumente und Zeugenaussagen "überhaupt nicht" berücksichtigt. Hätten "deutliche Fehler hinsichtlich der historischen Daten" begangen und bei ihrer Bewertung zu wenig "Rücksicht auf die Topografie und den zeitlichen Ablauf" der Gräueltaten genommen. Und vor allem: Das Verbrechen von Sant'Anna, so Gentile, dürfe nicht als "isoliertes Ereignis" betrachtet werden. Die SS-Division "Reichsführer SS" habe 1944 eine Blutspur durch Italien gezogen - angesichts der vielen anderen Gemetzel an Zivilisten spreche auch im Fall Sant'Anna alles für ein planvolles, kühl organisiertes Verbrechen.

Dass die SS zum Morden gekommen war, legt auch die Aussage von Ignaz L. nahe. In Schützenkette seien die Deutschen auf das Dorf vorgerückt, gab er 2004 zu Protokoll, er war als junger Grenadier dabei. Schon beim Aufstieg habe ein Unteroffizier zwei oder drei ältere Männer, keine Partisanen, mit Genickschüssen getötet. Ignaz L. ist 87 Jahre alt heute, er lebt in Baden-Württemberg, an ihm hängt das Stuttgarter Verfahren. Wenn er stirbt, würde es wohl zu lange dauern, an einem anderen Gerichtsort neu anzufangen. Ein Anruf bei ihm in Tauberbischofsheim. L. ist höflich am Telefon, er sagt aber nur, dass er "lieber nichts" sagt. Dann wünscht er ein schönes Wochenende.

Nächster Versuch, bei Gerhard S., er war Kompanieführer an jenem Augusttag in Sant'Anna. Es gibt da diese Szene aus der Doku "Todesengel", sie zeigt den weißhaarigen Mann beim Schneeschippen in seiner Einfahrt im wohlhabenden Hamburg-Volksdorf. Als die Filmemacher nach dem Massaker fragen, ruft er: "Ich weiß es nicht, ich bin nicht dabei gewesen." Und dass er sich keine Vorwürfe zu machen habe. "Für mich ist diese Zeit erledigt." Mehr als zehn Jahre ist das jetzt her.

Der weißhaarige Mann lebt heute noch, 800 Meter weiter, in einem Seniorenheim. Geziegelte Häuschen mit Spitzdächern und Balkonen, hinter Büschen versteckt. Betreten verboten für Fremde, für Journalisten sowieso. Vor Jahren soll die damalige Heimbeirätin vergeblich den Auszug von S. gefordert haben, vor der Anlage wurde gegen ihn demonstriert. Einer, der damals mitdemonstrierte, ist Peter Wilhelm Speckhahn. "Man sieht Herrn S. kaum noch in Volksdorf", sagt er, "es ist viele Monate her, dass ich ihm zuletzt über den Weg gelaufen bin. Er ging die letzten Male an einem Gehwagen."

Der Versuch, zumindest der Einrichtungsleiterin am Telefon Fragen zu stellen, endet nach wenigen Worten: "Guten Tag. Darf ich Sie kurz stören?" - "Das kommt darauf an", antwortet die Leiterin, worum es denn gehe? - "Um ihren Bewohner Gerhard S." Es tutet in der Leitung. Ohne ein weiteres Wort aufgelegt. Aber man weiß ja nie: Verbindung gestört? Ein zweiter Versuch, eine andere Dame hebt ab. Es dauert nicht lang, da tutet es wieder.

Auch Alfred Mathias C. hatte in einem Seniorenheim seine vorletzte Ruhe gefunden, in einem Haus im mittelsächsischen Freiberg. 2005, nach seiner Verurteilung in La Spezia, wurde die Ruhe gestört. Eine alternative Lokalzeitung verortete C. in Freiberg, kurz vor Weihnachten wurde eine Mahnwache vor dem Seniorenheim abgehalten. Eine Gruppe Rechtsextremer hielt gegen - die Polizei ging dazwischen, wenn auch spät.

Bei einer Vernehmung 2003 hat C. das Massaker von Sant'Anna als "große Schweinerei" bezeichnet. Er behauptete, er habe damals ein kleines Stück richtiges Leben im falschen geführt - und absichtlich vorbeigeschossen. Ihm hätten die Menschen leid getan. Später hat C. auch die Mahnwache eine Schweinerei genannt. Und ebenso, dass sich Rechtsextreme mit ihm solidarisieren. Ein Freiberger Pfarrer sagte, man solle ihn in Frieden sterben lassen. Die Staatsanwaltschaft hat ihn nicht mehr gestört: Im Herbst wurde C. die Einstellungsverfügung noch zugestellt - einen Monat später ist er gestorben.

Ein letzter Versuch bei einem der acht Männer, im brandenburgischen Wollin. Das Haus von Karl Ewald G. gehört zu den ordentlichsten im Dorf, die Fassade ist sauber gestrichen, die Tür blickdicht verglast, am Hoftor hängt ein Schild: "Vorsicht bissiger Hund!" Es gibt viele solcher Warnschilder hier, Schilder mit Schäferhunden oder Dobermännern, oft an meterhohen Mauern. Ein Ort hat sich hier verschanzt gegen eine Welt, die nicht versteht. Dass der alte G. einer von ihnen ist zum Beispiel. Karl Ewald G. ist 1923 in Wollin geboren, "G. 3" nennen sie ihn, dritte Generation. "Nein", sagt die Schwiegertochter, als sie die Tür aufmacht, er rede nicht über die Sache. "Er will es nicht mehr. Er kann es auch nicht mehr. Und es wird ja sowieso alles verzerrt."

2003 hat der Traktorist G. noch geredet, als Zeuge sagte er aus, als SS-Unterscharführer an einer Aktion gegen Partisanen teilgenommen zu haben. Wann und wo? Wisse er nicht mehr. G. erinnerte sich nur daran, wie er eine Gruppe Zivilisten, mutmaßlich Partisanen, zu einer Kirche geführt hatte. Als sich ein Zivilist entfernen wollte, habe er einen Warnschuss abgegeben. Nachdem aus dem Zeugen G. ein Beschuldigter geworden war, erinnerte er sich an gar nichts mehr.

Lebt ein Mörder im Dorf Wollin? Hat da einer, eingebettet in die schweigsame DDR, einen Massenmord ausgesessen?

"Was soll denn dette noch, 100 Jahre nachm Krieg?", murrt ein Nachbar, der verschlafen zur Haustür schlurft. "Die sind doch alle beim Hitler gewesen." Aber nicht alle bei der Waffen-SS. "Und die Atombombe?", der Nachbar wird ungehalten. "Das ist doch hundertmal schlimmer!"

Am Ende des Ortes wohnt die Tochter von Karl G. mit Mann und Schäferhund. Ihren Namen sagt sie nicht, dafür schimpft sie ein Weilchen über die Buchsbaumhecke. "Die Akten vom italienischen Gericht hat uns bis heute keiner übersetzt." Ist es nicht belastend, womöglich einen Mörder zum Vater zu haben? "Belastend war das danach", sagt die Tochter und meint die Demo der Antifa, die 2006 hier Krach schlug. Hat ihr Vater früher nie über Italien geredet? "Nein, nie", sagt sie. Es sei da irgendwas verwechselt worden, die Uniform, die Kirche, die Einheit. "Er hätte das gesagt. Er ist so einer, der alles immer ganz korrekt macht und seine Aufgaben ordentlich erledigt." Die Tochter stockt jetzt für eine Sekunde und blinzelt ein wenig. "Das kann man jetzt natürlich so oder so auslegen." Hinten im Garten steigt eine dünne Rauchsäule zum Himmel. Es wird jetzt altes Holz und faules Laub verbrannt in den Gärten von Wollin.

Und in Stuttgart entscheidet wohl in dieser Woche die Generalstaatsanwaltschaft, ob es doch noch einmal Ermittlungen gibt gegen Karl G. und die anderen.


Aus: "Spuren in deutsche Seniorenheime"
Von Constanze von Bullion, Roman Deininger, Charlotte Frank und Cornelius Pollmer (15. April 2013)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/ns-verbrechen-in-italien-spuren-in-deutsche-seniorenheime-1.1649046


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Am 4. Dezember 1942 schrieb der Gefreite Wernfried Senkel aus Stalingrad an seine Eltern: »Ich habe nur einen großen Wunsch, und der wäre: Wenn diese Scheiße endlich mal ein Ende hätte. Das wir Rußland den Rücken kehren. Ob wir das mal noch mit erleben werden. Wir sind alle so niedergeschlagen.« Genaueres dürfe er nicht schreiben. »Es ist auch besser so. Ihr würdet Euch nur unnötige Sorgen machen.« Nötige Sorgen. Seit dem 12. Dezember 1942 wird Senkel »vermißt«. ...

... Muss man erst in den Krieg, um ihn zu hassen? Das ist ja das Drama!, ruft Pieken. Warum muss jede Generation dieselben Erfahrungen machen, bis sie als Krüppel heimkehrt? Oder als Mörder. Falls überhaupt. Zur Vertiefung solcher Fragen empfiehlt sich Exponat 258: deutscher Fuß mit nekrotischer Ferse, erfroren 1943 in Stalingrad.

Quote
    Ironpolem
    23.12.2012 um 9:44 Uhr

... Als ich Kind war lebten in meiner engeren Nachbarschaft 3 Männer, die den Russlandfeldzug überlebt hatten. Dem einen fehlt ein Bein, dem anderen Bein und Arm dem Dritten "nur" ein Arm. Mein Onkel lebt noch. Er kam mit einem Bauchschuß zurück mit dem er heute noch zu tun hat (Darmveschlüsse). ...


Quote
    alpacino
    23.12.2012 um 11:03 Uhr

Wissen ist wichtig

1. Es war nicht Hitlers Krieg. Es war der Krieg Deutschlands. Ohne Unterstützung der Finanz- und Rüstungsindustrie, ohne SA und SS und ohne motiviertes Militär wären die Verbrechen nicht möglich geworden.
2. Deutschland ist heute wieder drittgrößter Rüstungsexporteur der Welt!!!
3. "Deutschland" glaubt schon wieder, seine Freiheit am Hindukusch, also tausende Kilometer entfernt, verteidigen zu müssen.
4. Deutschland baut derzeit seine Streitkräfte um. Mit dem Ziel eines weltweiten Einsatzes. Verteidigungsminister ist ein Sproß einer alten Militärdynastie...

All dies können unsere Kinder nicht früh genug erfahren. Auch, daß Schüsse, Bombardements und "Treffer" in der Realität viel schrecklicher sind, als beim frühkindlichen Training am PC.
Lesen bildet.



Aus: "Ausstellung Stalingrad, Massengrab - In seiner ersten großen Ausstellung beschreibt das Dresdner Militärhistorische Museum die Wendeschlacht des Zweiten Weltkriegs – aus russischer und aus deutscher Sicht"  Christoph Dieckmann (23.12.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/2012/51/Ausstellung-Stalingrad-Dresden


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat die Kirchen zu Zurückhaltung in politischen Fragen aufgefordert. Es sei zwar hilfreich, wenn die Kirche politische Entscheidungsprozesse begleite und dabei Wertmaßstäbe formuliere. Er sei allerdings "nicht immer glücklich damit", wenn Kirchenvertreter "einseitige und als letztgültige Wahrheit proklamierte politische Botschaften" von der Kanzel verkündeten, sagte Friedrich der Berliner Morgenpost.

Die Politik müsse mit einer Vielzahl von immer neuen Konflikten umgehen, deren Lösungen nicht immer klar seien. In den Kirchen machten es sich "manche zu einfach, zum Beispiel bei Fragen um Krieg und Frieden", bemängelte der Innenminister. So seien etwa die Forderungen aus der Kirche, sich aus dem Afghanistan-Konflikt herauszuhalten, "völlig falsch" gewesen.

... Seinen eigenen Glauben beschrieb der fränkische Protestant Friedrich in dem Interview so: "Ich habe ein grundsätzliches Gottvertrauen. Ich glaube, dass am Ende alles so sein wird, wie Gott es vorsieht."

Quote
    erstaunt1945
    23.12.2012 um 17:34 Uhr

Friedrich mahnt die Kirchen vor einer pazifistischen Haltung sollte die Schlagzeile lauten. ... Nun ja, man wünscht sich wohl die "Gott mit uns"-Kirche zurück....



Quote
    Konny2012
    23.12.2012 um 18:16 Uhr

Ausgerechnet am Afghanistan-Krieg stören Friedrich Kirchen

Man kann einiges gegen die christlichen Kirchen sagen. Aber dass ein Minister einer Partei, die sich mit dem Wort christlich schmückt und die sonst gewohnt ist, sich die Worte dieser Kirchen für den eigenen Wahlerfolg zu Nutze zu machen, ausgerechnet die Kritik am Afghanistankrieg zum Anlass nimmt, einen Maulkorb zu verhängen, ist, gelinde ausgedrückt, schon seltsam.

Noch seltsamer ist, wie er glaubt, die Kirchen über ihre Tätigkeit belehren zu müssen. Er sieht, vielleicht nicht ganz zu Unrecht, diese Kirchen als Staatskirchen, die schließlich die jungen Leuten zu ordentlichen Staatsbürgern erziehen müssen.

Vielleicht ließ er sich hierbei, auch nicht ganz zu Unrecht, von dem Gedanken leiten, dass die Kirchen sich für die gewaltigen Staatszuschüsse, die sie erhalten, auch entsprechend erkenntlich zeigen müssen.


Quote
    gooder
    23.12.2012 um 18:30 Uhr

Kritik an Krieg und Gewalt

Wenn Theologen von der Kanzel gegen Gewalt und Krieg predigen,wenn eine Theologin wie Margot Käßmann z.B.Kritk am Afghanistan-Einsatz mit den Worten "Nichts ist gut in Afghanistan,wir schaffen dort offensichtlich auch keinen Frieden!" übt,stößt das bei einigen Politikern sich auf Ablehnung,jedenfalls bei denen, die deutsche Kriegseinsätze aufgrund deutscher Wirtschaftinteressen für unabdingbar halten. Für diese Politiker "taugen" nur die Theologen etwas, die sich stets der weltlichen Obrigkeit anpassen,unterordnen und zu Munde reden.


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    Autopoietiker
    23.12.2012 um 18:38 Uhr

Hirtenbriefe

Seltsam, seltsam... ich kann mich nicht erinnern, dass aus der CSU solche Stimmen zu vernehmen waren, als in sogenannten Hirtenbriefen Wahlempfehlungen für die "Schäfchen" ausgesprochen wurden!:-)


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    gooder
    23.12.2012 um 19:32 Uhr

Botschaft Gottes

Friedrichs Wunsch von der Kirche, dass sie "die Botschaft Gottes in die Herzen der jungen Leute bringt", könnte ins Auge gehen. Aus welcher Altersgruppe will Friedrich dann seine Kriegswilligen rekrutieren? Allein das 5. Gebot(Du sollst nicht töten)müsste junge Leute davon abhalten, für fremde Interessen in den Krieg zu ziehen.


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    AucheinkleinerReißnagel
    23.12.2012 um 20:09 Uhr

Meinungsfreiheit?

Ach, gibt es für die Kirchen nach Ansicht unseres Innenministers keine Meinungsfreiheit?

Ich als Katholikin würde mir meine Kirche noch sehr viel politischer wünschen. Das Evangelium ist hochpolitisch!

Wer Krieg für ein Mittel der Politik hält,
wer Ausbeutung für notwendig erachtet und alle Menschen, die sich dagegen aussprechen, für Romantiker hält,
wer wirtschaftliches Wachstum zum Dogma erhebt,
wer "die Märkte" über alles andere stellt,

der ist alles mögliche, aber kein Christ.

"Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." Matthäus 6,24

"Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?" Matthäus 16, 26a

"Ich aber sage euch: Verzichtet auf Gegenwehr, wenn euch jemand Böses antut! Mehr noch: Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die linke hin" Matthäus 5, 39

Hans-Peter Friedrich hat offenbar den kompletten Religions- und den gesamten Konfirmantenunterricht verschlafen oder er ist der Meinung, dass die CSU die Maßstäbe setzt, was christlich ist und was nicht und nicht die Kirchen....



Aus: "Friedrich mahnt Kirchen zu Zurückhaltung in Politik-Fragen" (23.12.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-12/friedrich-kirche-politik


Textaris(txt*bot)

#522
Quote[...] Hamburg - Ja, er sei auch an Kampfeinsätzen beteiligt gewesen. Ja, er habe auch auf Taliban geschossen. Fünf Monate war Prinz Harry in der Provinz Helmand im Einsatz. Nun ist er nach Großbritannien zurückgekehrt. Der BBC berichtete er von seiner Mission und sagte: "Wenn da Leute sind, die unseren Jungs etwas Böses wollen, dann nehmen wir sie aus dem Spiel heraus."

Der britischen Nachrichtenagentur Press Association (PA) sagte er: "Ein Leben zu nehmen, um eines zu retten, darum drehte es sich bei uns." Auf die Frage, ob er als Bordschütze eines Kampfhubschraubers auch Kämpfer getötet habe, antwortete er: "Ja, so wie viele andere auch." Wer versucht habe, seinen Kameraden etwas anzutun, sei "ausgeschaltet worden". ...

... Erst vor einer Woche wurde Harry vom Magazin "Town & Country" zum begehrtesten Junggesellen der Welt gewählt.

...


Aus: "Prinz Harry in Afghanistan: "Ja, ich habe getötet" " (21.01.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/leute/prinz-harry-aus-afghanistan-zurueck-a-878897.html

-.-

Quote[...] Ein [ ] Taliban-Kommandeur sagte SPIEGEL ONLINE, ihm fehlten die Worte "bei so viel Naivität". "Dass die Nato solche Leute nach Afghanistan schicken muss, zeigt, wie schlimm es um sie bestellt ist. Haben die keine besseren Leute?", höhnte er. Die Äußerungen des Prinzen seien derzeit "der Renner" unter den Taliban und würden "mit großem Gelächter" aufgenommen. Man würde sich die Zitate per SMS herumschicken. Sie bestätigten das Gefühl, dass die Nato "keinen blassen Schimmer von den Befindlichkeiten der Menschen in Afghanistan" habe.

Auch bei der Nato stießen die Worte Prinz Harrys auf Kritik, vor allem seine Äußerung, er sei wegen seiner Leidenschaft für Computerspiele ein besonders guter Schütze gewesen. "Es ist ein großer Spaß für mich, weil ich einer jener Leute bin, die gerne Playstation und Xbox spielen. Deshalb glaube ich, dass ich einen recht brauchbaren Daumen habe", sagte Prinz Harry.

"Er mag das im Spaß gesagt haben, aber der Eindruck ist verheerend", sagte ein Bundeswehroffizier in Kabul. "Der mehr als zehn Jahre andauernde Einsatz in Afghanistan ist kein Spiel." Ein britischer Offizier im Nato-Hauptquartier in Kabul erklärte, es sei "problematisch", den Krieg in Afghanistan in irgendeiner Form mit Computerspielen zu vergleichen. "Das degradiert nicht nur die Leistungen der Soldaten im Einsatz. Es zeigt auch keinen Respekt vor den Afghanen ...


Aus: "Afghanistan-Einsatz: Taliban verspotten Prinz Harry als "jämmerlichen Feigling""
Von Hasnain Kazim, Islamabad (22.01.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/leute/prinz-harry-hat-in-afghanistan-taliban-getoetet-reaktionen-auf-einsatz-a-879028.html

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QuoteToll wenn P. Harry einen guten Daumen hat,
randolftreutler heute, 14:50 Uhr

aber dies in Zusammenhang mit einem Kriegseinsatz zu erwähnen, indem reale Menschen getötet werden, zeigt die ganze Perversion des Krieges und seine Verharmlosung und die Verharmlosung des Tötens allein durch die Dauer des Krieges. Und der Artikel verdeutlich auf anschauliche Weise was aus Hightechkriegern wird, die ihren Gegner nicht mehr als realen Menschen wahrnehmen, sondern als "Figur" in einer Computersimulation....das gilt für die perfekten Tötungsmaschinen wie der Hubschrauber Apache einer ist ebenso wie für die Einsätze von Drohen, die noch verächtlicher sind, weil zwischen dem Soldaten, der am Computer die Drohne steuert und seinen möglichen Opfern tausende von Kilometern liegen. Und es zeigt, wie ungleich asymetrische Kriege geführt werden: Die Einen, die technisch Überlegenen, töten aus sicherer Distanz mit Hightechwaffen, während die Anderen, technisch Unterlegenen, selbst ihren Körper als Waffe zum Einsatz bringen müssen. Man traut sich kaum das Wort Pazifist in den Mund zu nehmen, so alltäglich ist Krieg, auch in Deutschland, wieder geworden. Zumal wir ja nicht mittelbar durch den Krieg betroffen sind, weil er weit weg von uns stattfindet, bis auf die Angehörigen der ein´gesetzten Soldaten, sie erleben das Leid und den Tod und die Traumatas hautnah..... eine sehr gefährliche Entwicklung....


http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-2.html#post11823097

QuoteInfantiles
faust1911 heute, 14:51 Uhr
Gerede eines privilegierten Sprosses, der weder Ahnung noch Respekt vor dem Leben des Pöbels hat.


http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-2.html#post11823114

QuoteKinder und Narren
walter_de_chepe heute, 14:53 Uhr

sagen die Wahrheit.


http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-3.html#post11823129


QuoteNormale Wortwahl
sanctum.praeputium heute, 15:14 Uhr
Prince Harry´s Wortwahl ist völlig normal und entspricht dem Geist vieler Soldaten in Afghanistan. Wer sich davon überzeugen möchte, möge zu LiveLeak gehen und dort "Apache Afghanistan" suchen.


http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-5.html#post11823348

QuoteAdel = Dekadenz
mischpot heute, 15:21 Uhr

falsche Ideale, keine Moral und ein Handeln des mordens. Dies zu rechtfertigen mit "ein Leben zu nehmen, um eines zu retten" ist der blanke Hohn. Wer befindet sich denn wo? Vielleicht die Taliban mit technisch überlegenen Waffen in England? ...


http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-6.html#post11823398

Quotemaledicto heute, 15:40 Uhr
[Zitat von JayMAF] Nun, sein Respekt 'vor dem Leben des Pöbels' ist wahrscheinlich ähnlich hoch, wie der Respekt meines Vaters 'vor dem Leben des Pöbels' im letzten Krieg (aka WK II). Es herrscht nämlich Krieg in Afghanistan - nur falls Sie das vergessen haben sollten.

Hat Ihr Vater sich auch so darüber gefreut, Menschen abknallen zu dürfen? Hatte er ähnlich viel Spaß dabei wie PH?


http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-9.html#post11823573

QuoteAufschlussreich
Ylex heute, 15:46 Uhr
"Prince Harry is an oafish prat!", grölte neulich in Corralejo, Fuerteventura, ein besoffener Engländer den anderen an, daraufhin kam es, wie bei Engländern üblich, sofort zum Nahkampf, von dem ich mich eilig distanzierte. Aber der Ausruf ging mir nicht mehr aus dem Kopf, zumal ich die Vokabeln nicht kannte - nachgucken ist aufschlussreich.


http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-10.html#post11823626


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das Weiße Haus hatte die Drohnenangriffe verteidigt. "Wir führen diese Angriffe aus, weil sie notwendig sind, um echte Bedrohungen zu entschärfen, Anschlagspläne zu stoppen, künftige Attacken zu verhindern und amerikanische Leben zu retten", sagte Obamas Sprecher Jay Carney am Dienstag. "Diese Angriffe sind legal, sie sind moralisch vertretbar und sie sind sinnvoll."

...

Quote
    Gerry10
    07.02.2013 um 7:26 Uhr

Bin ich der einzige dem sich hier die Haare aufstellen?

Man stelle sich vor die Bundeskanzlerin lässt das Parlament wissen unter welchen Kriterien sie Deutsche im Ausland umbringen lässt weil sie angeblich Mitglieder einer Terrororganisation sind.
Kein Prozess, keine Unschuldsvermutung, kein Widerspruch. ...


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    francis002
    07.02.2013 um 8:08 Uhr

rechtsstaatlichkeit?

was ist eigentlich aus dem rechtsstaat geworden?

bestrafung erst nach ordentlichem verfahren und so? jetzt reicht der verdacht als rechtfertigung für die ermordung. sind das wirklich die "demokratischen werte", die wir verbreiten wollen?



Aus: "Obama übergibt Geheimpapiere zu Drohneneinsätzen" (07.02.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-02/usa-drohnen-angriffe-obama-kongress


Textaris(txt*bot)

#524
Quote[...] Oberstleutnant i.G. Dr. phil. Detlef Buch
Research Division: International Security
Senior Associate

detlef.buch(at)swp-berlin.org

Expertise: Military and society, including strategic communication, political marketing, transformation of the German Bundeswehr, conscription of professional forces, military recruiting

Current focus: Transformation of Armed Forces with the focal point of Air Forces in national and international perspectives

...


http://www.swp-berlin.org/en/scientist-detail/profile/detlef_buch.html (Stand: 02/2013)

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Quote[...] Unbemannte Waffensysteme, sogenannte Drohnen, haben aus militärischer Sicht viele Vorteile - aus ethischer Sicht aber sind sie umstritten. Der Militärsoziologe Detlef Buch weist die Kritik zurück. Der Zweck des Militärs bestehe in der Ausübung physischer Gewalt. Dies dürfe nicht verdrängt werden.

Wieder einmal werden unnötig Ängste um den Kauf und den Einsatz von Waffensystemen geschürt. Die Ängste bedienen deutsche anti-militärische Phobien und gehen komplett an der Realität vorbei - auch dieses Mal beim Thema Drohnen.

Zunächst einmal wäre es besser, viel besser, eine Übersetzung aus dem Englischen zu Rate zu ziehen: Dort heißen die Drohnen nämlich "Unmanned Aircraft Systems", also unbemannte fliegende Systeme. Und manch einer wird es kaum glauben, aber die Bundeswehr setzt sie seit Jahren erfolgreich ein. Sie heißen Heron 1, ALADIN, Mikado, Luna oder KZO. Bisher dienen sie zum Beispiel zur Aufklärung von Zielen oder sollen feststellen, ob der Einsatz anderer Waffensysteme erfolgreich war, sprich zur Trefferanalyse.

Solche fliegenden Killermaschinen, wie manch einer sie gerne bezeichnet, passen nicht ins Selbstbild unserer Gesellschaft. Denn die lehnt Gewalt zunehmend ab und orientiert sich an femininen Normen und Werten. Begriffe wie Kampf, Ehre, Stolz, Sterben, Krieg und Töten und Getötetwerden sind quasi verbannt aus dem kollektiven Miteinander. Ersetzt wurden sie durch Begrifflichkeiten wie Verständnis, Konsensfähigkeit und Frieden.

Natürlich sind das lautere und erstrebenswerte Tugenden. Nur verkennen sie völlig die Situation, in der sich deutsche Soldaten befinden - jene Männer und Frauen, die unser Souverän in den Kampfeinsatz ans Ende der Welt schickt. Im Militär herrschen Härte und Entbehrungen. Das ist auch in der demokratisch kontrollierten Parlamentsarmee Bundeswehr so. Unsere Gesellschaft verdrängt gerne, wozu Militär eigentlich da ist und wozu es ausgebildet wird: schlichtweg zur Anwendung physischer Gewalt. Doch das ist der Kern des Militärischen. Und ob die Mittel der Gewaltanwendung nun Kampfdrohnen, Panzerhaubitzen oder Eurofighter heißen, ist letztlich ganz egal.

Die Debatte um Drohnen für die Bundeswehr ist deshalb in Wahrheit eine Debatte darüber, wie viel Realität unsere Gesellschaft verträgt.

Letztendlich kann eine Drohne mit ihrer Bewaffnung nur das leisten, was ein bemanntes Flugsystem mindestens auch leisten kann: Sie kann aufklären und ein zuvor definiertes Ziel aus der Luft angreifen. Und dabei kann sie noch präziser feuern, als es bemannte Kampfflugzeuge mit ihrer Präzisionsbewaffnung heute können. Die wichtigsten Vorzüge von Drohnen sind die geringeren Kollateralschäden, ein geringeres Risiko für die eigenen Soldaten und geringere Kosten als für bemannte Flugzeuge.

Außerdem sind sie die logische Konsequenz aus den vielen konzeptionellen Vorgaben und Papieren, die in und um die Bundeswehr in den letzten 20 Jahren verfasst wurden. Die Bundeswehr soll eine moderne Einsatzarmee werden, die am Hindukusch und überall auf der Welt kämpfen kann. Das ist die Realität im Jahr 2013!

Dies soll kein Plädoyer für jegliche Legitimation von Gewalt sein, nein keineswegs. Dies ist ein Plädoyer dafür, unsere Soldatinnen und Soldaten, die im Auftrag und zum Schutz des deutschen Volkes ihren Dienst in lebensgefährlichen Krisengebieten dieser Welt vollziehen, bestmöglich auszubilden und auszurüsten. Und wenn dazu Drohnen gehören, so kann man nur mit Nachdruck dafür votieren.

Wer nun einwirft, diese unbemannten fliegenden Systeme könnten die Einsatzschwelle senken und verdeckte oder nicht legitimierte Kampfmaßnahmen ermöglichen, der zweifelt an unserer Demokratie. Er zweifelt am Deutschen Bundestag, der die Bundeswehr mandatiert. Und er zweifelt an unseren Soldatinnen und Soldaten, indem er ihnen latent zutraut, sich abseits ihrer politischen Vorgaben und Verhaltensrichtlinien zu bewegen, um Parlament und Volk zu täuschen.

Solche Zweifel sind nicht akzeptabel und sollten kein Maßstab in der derzeitigen Diskussion sein.


Detlef Buch, Jahrgang 1974, ist Militärsoziologe. Der Mecklenburger und Wahlberliner hat in München Soziologie, Psychologie und Erziehungswissenschaften studiert. Heute arbeitet er für die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) und forscht zum Verhältnis zwischen Militär und Gesellschaft.


Aus: "Warum die Bundeswehr Drohnen braucht" (12.02.2013)
Quelle: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/2006964/