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[Versprengte Notizen zum Krieg... ]

Started by Textaris(txt*bot), July 12, 2006, 01:04:52 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Nato Schutztruppe, die Uno und die afghanische Regierung wollen mit einer neuen Strategie verhindern, dass weitere Bezirke des Landes in die Hände der Taliban fallen: Sie wollen die Loyalität von Stammesführern erkaufen.

Herzstück des neuen Ansatzes ist der Versuch, lokale Stammesführer durch Geldzahlungen dazu zu bewegen, sich gegen die Islamisten zu wenden und deren Erstarken in ihrem Gebiet zu verhindern.

Die neue Strategie ist vor allem für die US-Kommandeure ein Kurswechsel. Sie hatten sich noch vor einigen Monaten dagegen gesperrt, die traditionellen lokalen Machtstrukturen in Afghanistan zu nutzen, um die ausufernde Gewalt im Land einzudämmen. Nun sind die USA offenbar bereit, in Afghanistan eine Strategie zu versuchen, die bereits im Irak mit großem Erfolg umgesetzt worden ist. Dort wurden in den sunnitischen Gebieten - den Hochburgen des Widerstands - lokale Stammesführer dafür bezahlt, Milizen aufzustellen, die an der Seite der US-Truppen gegen Al-Kaida-Terroristen und Guerillagruppen vorgingen.

Eines der großen Probleme in Afghanistan ist, dass die Zentralregierung in Kabul in vielen ländlichen Gebieten praktisch keine Macht hat. Ziel ist nun, die dort herrschenden Lokalfürsten auf die Seite der Isaf zu ziehen. Bei einem von der afghanischen Regierung betriebenen Pilotprojekt für die Provinz Wardak im Süden Kabuls werden dabei den Stammesführern monatlich 200 $ bezahlt. Einzige Anforderung an sie ist, dass sie lokale Stammesräte bilden und Informationen über die Taliban an die Isaf und nach Kabul weitergeben. Im Gegenzug verpflichtet sich die Regierung, Korruption zu bekämpfen.

Allerdings ist die neue Strategie nicht unumstritten. So gibt es die Sorge, dass es bei der Auswahl der Stammesführer, die Geld bekommen sollen, zu Missbrauch kommen könnte. Kritiker des Plans bezweifeln, dass die Sicherheit in Wardak sich durch das Pilotprojekt verbessert hat. Zudem befürchten sie, die Zentralregierung in Kabul könnte die Zahlungen nutzen, um die Unterstützung lokaler Führer für die Wiederwahl von Präsident Hamid Karsai zu erkaufen.

Der Nato-Oberbefehlshaber Bantz Craddock sagte am Montag, die Isaf müsse um vier weitere Kampfbrigaden - rund 20.000 Mann - aufgestockt werden, um der Taliban Herr werden zu können. Die USA werden im Januar eine weitere Brigade nach Afghanistan schicken.


Aus: "Neue Nato-Strategie: Geldzahlungen sollen Afghanistan Frieden bringen" (26.11.2008)
von Jon Boone (Kabul) und Hubert Wetzel (Berlin)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Neue-Nato-Strategie-Geldzahlungen-sollen-Afghanistan-Frieden-bringen/443164.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...]
Quote[...] Nach einer deutlichen Zunahme der Kämpfe mit radikalislamischen Taliban fordern die NATO-Militärs eine Verstärkung der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF um etwa 20.000 Mann. Dies entspreche vier Brigaden, die von den Befehlshabern der ISAF angefordert wurden, sagte der NATO-Oberkommandeur, US-General Bantz J. Craddock, in Mons (Belgien).

Bisher habe lediglich die US-Regierung eine zusätzliche Brigade ab Januar versprochen. Die restlichen rund 15.000 Mann müssten noch gefunden werden. Craddock: "Wir haben noch einige Lücken in der Planung."

Vor allem im Süden und im Osten Afghanistans seien die Taliban deutlich aktiver geworden. Dort sei die Sicherheitslage schlechter als im Vorjahr. "Der Aufstand ist auf die gleichen Regionen wie bisher beschränkt, aber er ist schwieriger und härter geworden", sagte Craddock. "Der Aufstand ist wirklich giftiger und spielt sich mit schnellerem Tempo ab als vor einem Jahr. Wir haben jeden Tag, jede Woche und jeden Monat mehr Auseinandersetzungen."

Die Zahl der Zusammenstöße zwischen Soldaten der ISAF und der afghanischen Streitkräfte sei um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Genauere Zahlenangaben machte er nicht. "Wo der Aufstand im Süden und Osten Fuß gefasst hat, ist er aggressiver als im Vorjahr. Und 2007 hatte das auch schon zugenommen."

[...] Die Bundeswehr nimmt mit rund 3500 Soldaten an dem ISAF-Einsatz teil und kann nach dem aktualisierten Bundestagsmandat maximal 4500 Soldaten nach Afghanistan entsenden.

Craddock begrüßte, dass der künftige US-Präsident Barack Obama eine Verstärkung der US-Streitkräfte in Afghanistan in Aussicht gestellt habe. "Ich hoffe, dass dies dazu führt, dass wir auch aus anderen Staaten zusätzliche Beiträge bekommen."

...

Quote

24.11.2008 18:07:22

mona_7:

Der Krieg wird forciert, die Weltwirtschaftkrise taumelt der Lösung der Eliten entgegen



Quote

25.11.2008 11:24:23

Heinrich2006: Weitere NATOTRUPPEN?

Warum?

Unser BMV Hr. Jung erklärte im Nov. eineindeutig:" In Afghanistan gibt es keinen Krieg!"

Im Augenblick sind 70.000 NATO-Soldaten davon 50% Amis in AFG.- dann wären es 90.000 Soldaten. Die Rote Armee hatte ca. 100.000-120.000 ständig in AFG und nach 9 Jahren unverrichteter Dinge bez. auf ihre Ziele abgezogen.

Wieviel Tote will man noch durch diese Politik erzeugen, obwohl doch gar kein Krieg herrscht?


Quote

25.11.2008 08:32:09

Jan45:

,,Wer aus der Geschichte nichts lernt..."

Entsprechende Geschichtskenntnisse/Bezug auf die Geschichte erwarte ich auch bei anderen kommentierten Zeitungsberichten/Fällen. Diese vermisse ich meistens.

,,...dem unaufhörlichem Zivilistenmorden dort beteilgen..."

Tausendfachen Zivilistenmord gibt es weltweit, in Tschetschenien, Tibet, Myanmar, Kongo, Darfur, etc. wo ich bei entsprechenden Zeitungsberichten auf Kommentare warte und kaum welche finde.

Da frage ich mich immer, woher ein so großes Interesse an dem Leid der Zivilisten in Afghanistan kommt, aber nicht in den anderen o.g. Ländern?

Bei einem Abzug wird es erst recht Zivilistenmord geben, das wird aber dann niemanden interessieren.


Quote

25.11.2008 10:58:19

aoe:

"Die Taliban versuchten mit allen Mitteln, die Aufbauerfolge des neuen afghanischen Staates zu zerstören. "Sie verstehen, dass sie umso weniger Einfluss in diesen Gegenden haben, je erfolgreicher wir sind."

Haben diese hinterwäldlerischen Bergbewohner doch glatt aus der amerikanischen Geschichte gelernt und die US-Operationen in Nicaragua 1:1 übernommen, wo die USA durch die verbrecherischen Contras alle von den Sandinisten gebauten Strassen, Schulen und Krankenstationen zerstören liessen. Damals fand Amerika das eine ganz tolle Idee und natürlich völlig legitim!

Ach, verfügte doch der Westen über die gleiche Lernbereitschaft, dann hätte er nach dem Studium der Sowjet-Invasion in AFG gleich die Finger von dieser wahnsinnigen Aktion gelassen.


Quote

25.11.2008 10:41:54

KvJ: "Krieg ohne Konzept"

Unter dieser Überschrift steht in der heutigen SZ ein Kommentar zum mit noch mehr NATO-Truppen auszuweitenden Krieg in Afghanistan. Der Kommentar zeigt die Konzeptionslosigkeit dieses aus meiner Sicht darüber hinaus sinnlosen, moralisch und politisch unverantwortlichen Krieges in Afghanistan. Er enthält die Passage "Vietnam lässt grüßen" und endet mit dem bemerkenswerten Satz: "Es ist Zeit, den Einsatz der NATO am Hindukusch radikal zu überdenken."

Nach jahrelanger unterstützender Tendenz einer Sinnhaftigkeit der Kriegführung der NATO in Afghanistan in der SZ war ich doch einigermaßen erstaunt (und erfreut) , relativ klare Worte zu finden, die einen Politikwechsel befürworten. Diese Tendenz sollte die SZ verstärken und somit ihrer Rolle als verantwortungsvolles Medium wieder gerechter werden. Es ist umso bedauerlicher, dass dieser Kommentar hier im Forum nicht zur Diskussion gestellt wird. Vielleicht kann die SZ das ja nachholen. Ich würde es sehr begrüßen.


Quote

25.11.2008 14:06:30

GromII:

"Wenn wir gehen sterben viele Menschen und es blebt keine Hoffnung zurück"

Ein Ammenmärchen der Besatzer, denn wenn wir abziehen entschiden die Afghanen selbst ob sie die Taliban zurück an die MAcht lassen oder nicht, sonst garnichts und hätte die CIA und USA nicht massiv die Taliban aufgerüstet 1994-1998, dann wären diese NIEMALS an die MAcht gekommen in Afghanistan.


Quote

25.11.2008 14:01:36

GromII:

"Die Sowjets hatten in 5 Jahren (wir sind schon länger da) 75000 tote zu beklagen."

LOL, was für ein Blödsinn, wie wäre es mit Fakten?:

Verluste Sovjettruppen 1980-1990 in Afghanistan:

Tote rd. 15.000

Verwundete rd. 50.000

Gefangene rd. 450

und die Russen waren rd. 10 Jahre in Afghanistan, nicht 5 und wir nicht 5 , sondern bald 8 Jahre

"Im vergleichdazu herscht da wirklich kein Krieg."

Liegt vieleicht daran dass aktuell (noch) keine 100.000 Freiwillige Kämpfer aus Pakistan, Saudi Arabien uva. in Afghanistan sind, (noch) die große Mehrheit aller Afghanen die Besatzer (bisher) nicht bekämpft und der afghanische Wiederstand keine 2 Mrd. US$ Waffenhilfe pro Jahr bekommt aus den USA und dem "Westen", wie 1980-1990.


Quote

25.11.2008 14:04:27

GromII:

@Morcar, tun sie was für ihre Afghanistanbildung und posten Sie bitte erst nach dem Studium dieser Analyse:

http://www.isb-bln.de/data/jahrbuch_06/CD-PDF/CD1/plekhanova_Afghanistan.pdf

Das erspart uns allen hier viel unsinnige Zahlen und Daten.



Aus: "Schutztruppe soll verstärkt werden - 20.000 Mann nach Afghanistan" (24.11.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/279/449010/text/


-.-


Quote01.12.2008 08:37:52
Eiermeier: Also wenn das keine Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die ...
... Menschlichkeit waren was da abgezogen wurde

Guantanamo, Irak, Afghanistan

dann weiss ich auch nicht mehr




Kommentar zu: "US-Präsident Bush - Mordanklage problematisch"
Gehört George W. Bush vor Gericht? Ein ehemaliger US-Staatsanwalt plädiert dafür. So einfach ist das nicht.
Eine Außenansicht von Kai Ambos (30.11.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/973/449699/text/?page=5#readcomment

-.-

Quote[...] Ein Selbstmordattentäter hat am Montag im Süden Afghanistans zehn Menschen mit in den Tod gerissen. Unter den Opfern seien acht Zivilisten und zwei Polizisten, sagte der Polizeichef der Provinz Helmand der Nachrichtenagentur Reuters. Der Anschlag habe einem Polizeikonvoi in der Stadt Musa Kala gegolten. Weitere 25 Menschen seien verletzt worden.

Helmand gilt als Hochburg der radikal-islamischen Taliban. Trotz verstärkter internationaler Militärpräsenz hat die Gewalt in Afghanistan in diesem Jahr ein Niveau erreicht wie seit dem Sturz der Taliban 2001 nicht.


Aus: "Afghanistan - Zehn Tote bei Selbstmordattentat" (01.12.08)
Quelle: http://www.focus.de/panorama/welt/afghanistan-zehn-tote-bei-selbstmordattentat_aid_352421.html

-.-

Quote[...] Kabul Zivile Opfer bei Militäroperationen in Afghanistan sorgen zunehmend für Unmut in der Bevölkerung. Präsident Hamid Karzai hat die internationalen Truppen im Land bereits mehrfach aufgefordert, Militäraktionen zu meiden, die zum Tod von Zivilisten führen könnten. Insgesamt starben seit Jahresbeginn in Afghanistan bei Kämpfen und Anschlägen mehr als 4000 Menschen, die meisten davon Aufständische.

Bei Kämpfen zwischen Taliban und Regierungssoldaten im Westen Afghanistans sind nach offiziellen Angaben vom Freitag etwa 30 Aufständische und bis zu 13 Regierungssoldaten ums Leben gekommen. Hunderte Talibankämpfer hatten den Konvoi am Donnerstag in der Provinz Badghis angegriffen. Bei den anschließenden stundenlangen Kämpfen seien sieben Soldaten getötet worden, sagte der regionale Kommandant der Armee. Der Gouverneur der Provinz sprach hingegen von 13 getöteten Soldaten. Die Extremisten sollen bis zu 16 Soldaten verschleppt haben.

In Kabul wurde am Freitag ein afghanischer Jugendlicher getötet, vier weitere Zivilisten wurden verletzt, als britische Soldaten das Feuer auf ein afghanisches Fahrzeug eröffneten, das sich ihrem Kontrollpunkt näherte. Der Kabuler Polizeichef General Mohammad Ayoub Salangi sprach von einem "Missverständnis". Im Anschluss gingen hunderte wütende Einwohner in einem Protestmarsch auf die Straße. (APA/dpa)


Aus: "Zivile Opfer bei Militäroperationen sorgen zunehmend für Unmut" (28. November 2008)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=1227287417996

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Quote[...] Je stärker sich die Bundeswehr am Krieg in Afghanistan beteiligt, desto rigoroser werden Antimilitaristen in Deutschland verfolgt. Die Kriminalisierung von Kriegsgegnern nimmt mittlerweile absurde Ausmaße an. Vor dem Amtsgericht Berlin wird am heutigen Montag selbst das Anbringen von Aufklebern geahndet. Verhandelt wird gegen die Berliner Doris G. und Björn A. Die beiden waren an einem sonnigen Sonntag im April dieses Jahres im Stadtteil Charlottenburg auf dem Weg zu einer Eisdiele, als sie von mehreren Polizeibeamten an die Hauswand gestellt, in Handschellen gelegt und für Festgenommen erklärt wurden. Das Duo soll Aufkleber mit dem Bild eines brennenden Bundeswehrjeeps und dem Slogan »Why not? – Warum nicht?« an mehreren Laternenmasten verklebt haben, lautet der schwere Vorwurf der Berliner Sicherheitsbehörden. Ein »engagierter Mitbürger« will Doris G. und Björn A. beim Kleben beobachtet und die Polizei alarmiert haben.

Laut Polizei erfolgte die Festnahme aufgrund des Verdachts, zu einer Straftat aufgefordert und gegen das Pressegesetz verstoßen zu haben. Aus dem Umstand, daß sich Doris G. bei der Festnahme nicht ausweisen konnte, hat die Polizei eine Verweigerung der Namensnennung gemacht (obwohl nach Angabe der Betroffenen nie nach dem Namen gefragt wurde) und ein Bußgeld in Höhe von 170 Euro verfügt. Nun erhebt die Staatsanwaltschaft Berlin Anklage wegen »Belohnung und Billigung von Straftaten« und »Verstoß gegen das Pressegesetz« (auf den antimilitaristischen Hinweisen war kein Verantwortlicher im Sinne des Presserechts vermerkt). Laut Staatsanwaltschaft sollen die beiden mit den Aufklebern im Kalenderjahr 2007 erfolgte Brandanschläge auf Bundeswehrfahrzeuge, die der linken Szene zuzuordnen seien, gutheißen.

Während sich mutmaßliche Kriegsgegner in Berlin vor Gericht verantworten müssen, wird das Einsatzgebiet der Bundeswehr in Afghanistan durch die Hintertür ausgeweitet. Laut Spiegel soll es »größer und gefährlicher« werden. Grund sei eine Gebietsreform, die der ­NATO-gestützte Präsident Hamid Karsai verfügt habe, meldet das Hamburger Magazin in seiner aktuellen Ausgabe. So solle der Bezirk Ghormach, der als eine »Hochburg« der Taliban gelte und nur sporadisch von italienischen Truppen kontrolliert werde, der Nachbarprovinz Faryab zugeschlagen werden. Für die sei laut NATO-Operationsplan das von der Bundeswehr geführte Regionalkommando Nord zuständig. Das Verteidigungsministerium erklärte, »vor einer Ausweitung der Einsatzräume« den Bundestag »befassen« zu wollen – die derzeit gültige Rechtslage sieht auch eine Zustimmung des Parlaments vor.

In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wies Bundeskanzlerin Angela Merkel die Forderung nach einem Ausstiegsszenario für die Bundeswehr zurück. Eine Debatte über ein Abzugsdatum würde »den Kräften, die Afghanistan destabilisieren wollen, geradezu in die Hände spielen«. Sie wolle im Wahlkampf für diesen Bundeswehreinsatz werben, sagte die CDU-Vorsitzende weiter. »Ich werde offensiv begründen, warum deutsche Soldaten in Afghanistan ihren Dienst tun, wann immer ich gefragt werde.«

In der afghanischen Hauptstadt Kabul kam am Sonntag das Fahrzeug des deutschen Militärattachés zu Schaden. Nach Angaben der dortigen Polizei sprengte sich ein Attentäter, der zu Fuß unterwegs war, neben dem Geländewagen der BRD-Botschaft in die Luft. Dabei wurden zwei afghanische Zivilisten getötet, drei weitere wurden verletzt. Bei Kämpfen starben nach US-Angaben am Freitag und am Wochenende 44 Aufständische. Angaben über eigene Verluste machten die Besatzer nicht.



Aus: "Kriegsgegner vor Gericht" Von Rüdiger Göbel (01.12.2008)
Quelle: http://www.jungewelt.de/2008/12-01/010.php


Textaris(txt*bot)

Quote[...] In case you haven't been paying attention, the US has been awfully busy slaughtering innocent civilians with routine aerial attacks meant for the Taliban in Pakistan's autonomous tribal belt, thanks to the drone. Citing figures compiled by Pakistan's interior ministry this media source reports that 301 civilians have been killed so far in 2008 while more than 240 others have been wounded.

    "The News daily said most of those killed in 32 recorded incidents of missile strikes, drone attacks and one ground raid by the US forces were civilians.

    According to the report, only eight US strikes hit the targets, killing 36 Al Qaeda and Taliban militants, while the remaining 24 strikes killed 301 civilians and 18 Pakistani security personnel.

    Most of the attacks were said to go wrong because of the faulty intelligence provided by US local spies in the tribal belt, a known sanctuary of Taliban and Al Qaeda fighters launching cross-border attacks on US-led international forces in Afghanistan."

US strikes in Pakistan kill 301 civilians in 10 months
October 28th, 2008 - 4:47 pm ICT by IANS -
=> http://www.thaindian.com/newsportal/south-asia/us-strikes-in-pakistan-kill-301-civilians-in-10-months_100112417.html

Despite Pakistan's earlier plea to have the killer drones called off [http://blog.wired.com/defense/2008/10/pakistan-to-us.html], in what's been dubbed "the world's first mechanical proxy war," the killing continues. And for the time Pakistan appears to have acquiesced, but is still mulling its options.
To make their own case, the BBC was granted a little peak inside a secret US air base "somewhere in the Middle East" that serves as the killer drone headquarters, to try and illustrate the level of effort that goes into preventing civilian deaths.
Whether those numbers are accurate or not, no matter how you cut it, any civilian death is unacceptable in my view. According to the BBC, the numbers have tripled over the last three years – and for this there can be no justification. This is state of the art precision bombing?

The video is also on You Tube, but with embedding disabled.
=> http://www.youtube.com/watch?v=gOU7sCAozts



From: "The Killer Drone's Afghani Hive"
posted by Bryan Finoki (Saturday, November 29, 2008, subtopia.blogspot.com)
Source: http://subtopia.blogspot.com/2008/11/killer-drones-afghani-hive.html



Textaris(txt*bot)

Quote[...] Kopenhagen. Als der serbische Minenräumer Branislaw Kepetanovic auf dem Flughafen von Belgrad Munition beseitigen wollte, explodierte ein Blindgänger, der ihm Arme und Beine abriss und sein Seh- und Hörvermögen schwer beschädigte. Der Sprengkörper einer Streubombe war mit jahrelanger Verspätung doch noch explodiert. Kepetanovic hat sich seither unermüdlich für ein Verbot dieser Waffen eingesetzt, die bisher weltweit schätzungsweise 100 000 Menschen getötet oder schwer verletzt haben. "Streubomben sind die grausamsten Waffen, die es gibt", sagt der Aktivist.

Am Mittwoch und Donnerstag ist er in Oslo Ehrengast. Dann wollen dort mehr als 100 Staaten den Vertrag zur Ächtung der Streumunition unterzeichnen. Darauf hatten sie sich im Mai in Dublin verständigt. Für die Bundesregierung soll dies Außenminister Frank-Walter Steinmeier tun. Da der Bann auf eine norwegische Initiative zurückgeht, soll der "Oslo-Prozess" dort mit der Unterschriftenzeremonie besiegelt werden. "Es ist einer der wenigen Fälle, dass eine ganze Waffengattung verboten wird", sagt Thomas Nash, Sprecher der Koalition gegen die Streumunition (CMC).

Die sogenannten Clusterbomben sind mit teilweise Hunderten Sprengkörpern gefüllte Behälter, die aus Flugzeugen abgeworfen oder mit Raketen abgeschossen werden. Die einzelnen Bomben verstreuen sie über eine große Fläche. Eine hohe Fehlerquelle und viele Blindgänger sind Kennzeichen der Waffen, deren Reste wie die vor neun Jahren verbotenen Landminen wirken: sie bleiben im Terrain liegen und explodieren bei Berührung. Ihre Opfer sind nach Angaben der Hilfsorganisation Handicap International zu 98 Prozent Zivilisten.

In Laos leidet die Bevölkerung immer noch unter den im Vietnamkrieg dort abgeworfenen 260 Millionen Bomben, von Afghanistan bis in die Westsahara, von Tschetschenien bis Bosnien reicht die Liste der Länder, die von Streumunition verseucht sind.

In dem Abkommen verpflichten sich die Teilnehmer, Streumunition nicht einzusetzen oder zu produzieren und die oft sehr hohen Bestände zu vernichten. Allein die deutsche Bundeswehr verfügt über 25 bis 30 Millionen dieser Sprengkörper. Spanien will als Vorreiter bereits Mitte 2009 alle seine Streubomben vernichtet haben. Das Verbot tritt in Kraft, sobald es 30 Länder ratifiziert haben. Doch die größten Rüstungsländer bleiben dem Abkommen fern. Nur rund ein Drittel der weltweiten Bestände sind von dem Verbot umfasst. Unter anderem die USA, Russland, China, Israel, Pakistan und Indien unterstützen das Verbot nicht. Auch die EU-Staaten Finnland, Griechenland, Polen, Rumänien, Lettland und Zypern wollen auf die Waffen nicht verzichten. Dennoch ist CMC zuversichtlich. "Die Stigmatisierung der Streumunition wirkt schon", sagt Nash und verweist darauf, dass die Nato in Afghanistan auf deren Einsatz verzichtete und dass Russland Vorwürfe, diese Waffen im Kaukasus-Krieg eingesetzt zu haben, augenblicklich zurückwies. In den USA habe der kommende Präsident Barack Obama in einer Senatsabstimmung für eine Begrenzung der Clusterbomben gestimmt, sagt die CMC-Vizevorsitzende Grethe Ostern: "Daher ist es nicht nur eine theoretische Chance, dass wir auch die USA an Bord bekommen."

Eine Schwachstelle des Abkommens haben Aktivisten bereits ausgemacht: Länder mit Verboten können Militäraktionen weiterhin mit Partnern abhalten, die Streubomben einsetzen. Die Kritiker stehen auch der in dem Vertrag erlaubten Entwicklung und Neubeschaffung alternativer Munition skeptisch gegenüber. Die neuen Streubomben sollen weniger Sprengsätzen enthalten und sich beim Verfehlen des Ziels selbst zerstören. "Aber auch sie kann Blindgänger erzeugen", heißt es.



Aus: "Ächtungsabkommen: 100 Staaten wollen Streumunition verbieten" VON HANNES GAMILLSCHEG (02.12.2008)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1639569_100-Staaten-wollen-Streumunition-verbieten.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...]  Sie haben mehrfach über den latenten Rassismus im Westen geschrieben. Wie sieht der aus?

[Jürgen Todenhöfer:] Es gibt im Westen einen versteckten, nicht zugegebenen Überlegenheitskomplex. Viele Westler denken im Inneren, das Leben eines Europäers sei mehr wert, als das Leben eines Muslims. Das ist nicht nur unmoralisch, sondern auch töricht. Der Kampf gegen den Terrorismus wird nicht militärisch, sondern in den Herzen der 1,4 Milliarden Muslime der Welt gewonnen.

Sie behaupten, die westliche Politik gegenüber der muslimischen Welt leide unter einer erschreckenden Ignoranz einfachster Fakten. Die wären?

Es gibt 45 muslimische Länder. Keines von ihnen hat in den letzten 200 Jahren ein westliches Land überfallen. Immer waren wir es, die militärisch angegriffen haben. An den blutigen Kreuzzügen, der Kolonisierung, dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, den furchtbaren Massenvernichtungen unter den chinesischen und den sowjetischen Kommunisten, am Holocaust - an all diesen Verbrechen waren die Muslime nicht beteiligt. Wenn ich lese, dass in Deutschland trotzdem 83 Prozent der Menschen die Muslime für Fanatiker halten, wird doch deutlich, wie wenig wir über die muslimische Welt wissen. Die Fanatiker sitzen im Westen. Nirgendwo bin ich so viel Nächstenliebe und Gastfreundschaft begegnet wie in der muslimischen Welt.

Was treibt den Exrichter, Ex-CDU-Bundestagsabgeordneten und Exmedienmanager Todenhöfer dazu an, in Krisengebiete zu reisen?

Die Suche nach der Wahrheit, die Suche nach Gerechtigkeit und das Gefühl, dass sich Privilegierte für die Rechte der weniger Privilegierten einsetzen müssen. Ich habe in Afghanistan und im Irak zu viel Elend gesehen, um schweigen zu können.

Also vom konservativen Haudrauf zum leidenschaftlichen Weltverbesserer?

Es wäre ja schade, wenn ich mich nicht weiterentwickelt hätte.

Bei ihnen ist die Fallhöhe aber besonders hoch. Immerhin wurden sie von den Grünen wegen Anstachelung zum Angriffskrieg angezeigt, Sie waren eine Provokation für die Linke.

Auch Grüne und Linke haben schon Unsinn erzählt und hoffentlich dazugelernt. Ich habe mich schon in den 70er- und 80er-Jahren für Menschenrechte eingesetzt, habe Geld für Flüchtlinge gesammelt, schwer verletzte Kinder nach Deutschland gebracht. Vielleicht hat es sich die Linke beim Aufbau ihrer Feindbilder manchmal etwas zu leicht gemacht. Natürlich habe ich auch Fehler gemacht. Mensch sein, heißt Fehler machen und daraus lernen - und manchmal auch Brüche zulassen.

Das klingt nach einer Mission.

Was ich mache, ist nichts Besonderes. Goethe nennt diese Brüche übrigens Metamorphose und nicht Mission.

[...]

Fehlt es an mehr Bürgerjournalisten und Selbstentwicklungshelfern à la Todenhöfer?

Ich halte mich nicht für ein Vorbild. Dafür habe ich zu viele Fehler. Eines meiner Hobbys ist Astronomie. Wenn ich durch mein Teleskop ins All schaue, wird mir jedes Mal bewusst, dass ich nichts bin. Was ich tue, sind kleine Selbstverständlichkeiten. Sie werden die Welt nicht verändern. Aber vielleicht kann ich einigen Menschen helfen, denen es schlecht geht. Dann hat es sich gelohnt.

Sie möchten in zwei Jahren eine Reise ins All antreten. Wie erklären Sie einem irakischen Flüchtlingskind solch kostspieligen, vielleicht sogar überflüssigen Luxus?

Das kann ich nicht. Es würde mich für verrückt halten und hätte damit wahrscheinlich recht. Aber schon als Junge wollte ich irgendwann einmal in den Weltraum, diesen Wunsch erfülle ich mir wahrscheinlich in zwei Jahren. Warum nicht? Ich muss mich nicht für meinen Wohlstand rechtfertigen, weil ich dafür 45 Jahre hart gearbeitet habe und das meiste davon abgebe. Rechtfertigen müssen sich die Schreibtisch- und Sofastrategen, die zur Auslastung ihrer Rüstungsindustrie ständig neue Bösewichte erfinden und andere Länder überfallen, die Politiker, die unsere Soldaten in einen asiatischen Krieg schicken mit der absurden Behauptung, dadurch könne man im Westen sitzende internationale Terroristen ausschalten. Und rechtfertigen müssen sich auch die jungen Leute und die verschlafene Friedensbewegung, die nicht mehr oder nur selten auf die Straße geht.




Aus: "Interview Jürgen Todenhöfer: "Wir behandeln Muslime wie Halbaffen"" INTERVIEW: CIGDEM AKYOL (08.12.2008)
Quelle: http://www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/wir-behandeln-muslime-wie-halbaffen/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Weil YouTube verlottert ist und ein Sicherheitsrisiko darstellt, hat das US-Militär seinen Soldaten schon im Mai 2007 den Zugang zu dem Video-Portal gesperrt. Jetzt hat das Pentagon eine eigene Plattform: Trooptube. Und da geht's ordentlich zu. Jawoll!

Auf TroopTube können Armee-Mitglieder und deren Freunde und Verwandte persönliche Botschaften hochladen. Allzu persönlich sollten die Videos aber nicht sein. Fäkalsprache, schlüpfrige Bemerkungen und ähnlicher Schweinkram sind strengstens untersagt. Selbstverständlich ist auch Online-Landesverrat auf TroopTube nicht zulässig. Damit diese einfachen Benimmregeln eingehalten werden und auch aus Versehen kein Landesverrat begangen wird, prüfen Regierungsangestellte die Filme bevor sie ins Netz gestellt werden.

Da müssen sich die Internet-Taliban jetzt aber anschnallen. Gegen so viel digitale Zucht und Ordnung hat dieser Sauhaufen doch keine Chance!


Aus: "Hurra, hurra, hurra!TroopTube ist da" Von Klaus Wedekind  (Donnerstag, 13. November 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/1053020.html

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Quote[...] Die offizielle Begründung war die Bandbreite. Wenn US-Soldaten im Irak und in Afghanistan in ihrer Freizeit ständig auf Seiten wie Youtube und Myspace surften, verringere das die Geschwindigkeit im gesamten Army-Netz. Deshalb sperrte das Pentagon die Seiten der Videoplattform und des Sozialnetzwerks im Mai 2007. Nun gab das amerikanische Verteidigungsministerium zu: Man wollte auch verhindern, dass Soldaten Bilder und Videos von ihren Einsätzen ins Internet stellen. Wenn ein Clip das Innere einer Militärbasis zeige, könne das Terroristen nützen und die Armee gefährden. Das Eingeständnis erfolgte, als das Pentagon seinen Youtube-Ersatz vorstellte. Die Seite heißt Trooptube, ihr Inhalt wird vom US-Verteidigungsministerium streng kontrolliert - und sie braucht laut der Betreiber-Firma Delve Networks weniger Bandbreite als Youtube.

Die Trooptube-Videos sind äußerst harmlos. Frauen von Soldaten winken ihren Männern zu und wünschen alles Gute im Auslandseinsatz. Ein General gratuliert der Truppe. Ein Sergeant gratuliert der Truppe. Andere Soldaten gratulieren der Truppe.


[...] Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan etwa hätten an Internet-Rechnern, die vom Dienstsystem abgekoppelt sind, "fast freien Zugriff" aufs Netz, sagt ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Auf Youtube finden sie nicht nur etliche Erinnerungsclips von der Isaf-Mission in Afghanistan, sondern auch zahlreiche Nachrufe auf Deutsche, die dort gefallen sind. "Möge Euer Opfer nicht umsonst gewesen sein und endlich mehr Menschen in der deutschen Gesellschaft und Politik Euer Opfer zu würdigen wissen", heißt es in den Kommentaren.


[...] Seiten wie Youtube, Myspace oder StudiVZ, wo die Soldaten ihre Afghanistan-Eindrücke verbreiten, würden laut Verteidigungsministerium nicht systematisch kontrolliert. Allerdings sei ermittelt worden, als der Verdacht bestand, jemand habe Bilder einer Überwachungskamera ins Netz gestellt. Künftig will die Bundeswehr aber ihr eigenes Angebot verstärken. Auf der Homepage, wo jetzt schon über den Isaf-Einsatz und die Anschläge informiert wird, soll eine neue Rubrik entstehen: "Das Einsatzvideo der Woche". Darin könnte gezeigt werden, wie die deutsche Truppe die afghanische Zivilbevölkerung unterstützt. Klingt ein bisschen nach Trooptube.


Aus: ""Trooptube": Clips vom Hindukusch" VON JOHANNES GERNERT (07.12.2008)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/1641475_Clips-vom-Hindukusch.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Libanonkrieg oder Libanon-Feldzug war der 5. israelisch-arabische Krieg.

...


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Libanonkrieg_1982 (21. November 2008)

-.-

Quote[...] Sie zogen blutjung in den Krieg: Ari Folmans "Waltz with Bashir" erzählt vom Trauma einer Generation Israelis. Die erste animierte Doku-Fiction ist ein Schockbildertrip von hypnotischer Intensität, in dem sich Wirklichkeitsfetzen mit Träumen und Albträumen mischen.

[...] ,,Waltz with Bashir" ist eine Kriegsgeisterstunde. Ein Schockbildertrip, surreal, hyperreal. War-Clubbing: entfesselte Angst, MP-Salven gegen die Panik, die Stille des Todes, die Brachialgewalt eines Panzers, das obszöne Soldatenstrandleben mit Patschuli und Flaschenschießen. Die sterbenden Pferde im Beiruter Hippodrom werden zum Inbild menschlichen Leids, während die zerborstenen Flugzeuge am Airport wie Tierkadaver verwesen. Und immer wieder die Angst: unkontrollierbare, wahnsinnige Todesangst. Unter ihrem Albdruck explodiert die Gewalt, implodiert die Fantasie. Max Richters Soundtrack mit Bach und Beat, Punk und Chopin und psychedelischen Loops sorgt für nachhaltiges Seelenbeben.

Seinen Titel verdankt der Film einer Episode an einer Beiruter Kreuzung, deren Hochhauswände das Konterfei des von Palästinensern ermordeten LibanonPräsidenten Bashir Gemayel ziert – die Massaker waren von Rachegelüsten genährt. Auf dieser Kreuzung, mitten in der Hölle des Krieges, tanzt Aris Kamerad Frenkel einen von Snipern rhythmisierten Walzer mit seinem Gewehr.


[...] Wirklichkeitsfetzen, Erinnerungsskizzen, Verdrängtes. Erfundene, halluzinierte Reminiszenz – all das schiebt sich ineinander, Traum und Albtraum verschmelzen. Am Ende sieht man reale Aufnahmen von weinenden, schreienden Frauen aus einem der Lager. Überlebende. Es ist nicht mal eine Minute. Die Minute, die Ari Folmans System nicht gespeichert hatte. Danach ist man froh, dass vorher alles Trickfilm war, halbwegs erträglich anzusehen.

Ari und seine Freunde, die blutjung in den Krieg zogen, ahnungslos, überfordert – sie leiden unter Opfer- wie unter Tätergefühlen. Sie sind unschuldig schuldig, ein vertrackter Komplex. Folman hat diesen Film gedreht, als Therapie. Er hat keine Palästinenser massakriert, er hat ,,nur" wild um sich geschossen, um zu überleben – dabei wurden ganze Familien getötet. Er war nicht in den Flüchtlingslagern, aber die Israelis haben die Leuchtraketen abgeschossen, damit die Mörder Licht hatten zum Morden. Deshalb ist der Himmel so gelb.

Darin steckt das Teuflische jedes Krieges, in Israel, im Libanon, in Vietnam, in Irak. Soldaten töten, um im Meer ihrer Angst nicht zu ertrinken. Nicht jeder, der zurückkehrt, kann einen Film drehen, um sich seinem Trauma zu stellen.


Aus: "Libanonkrieg 1982: Die Gezeichneten" Von Christiane Peitz (5.11.2008)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/kultur/Libanonkrieg;art772,2653560


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Quote[...] Guten Tag, Herr Erös. [Reinhard Erös, Oberst a.D. und Initiator von Hilfsprojekten in Afghanistan]

Erös: Grüß Gott, Herr Liminski.

Liminski: Herr Erös, Bush spricht von Fortschritten in Afghanistan. Die Frage ist, für wen? Wer verzeichnet Ihrer Meinung und Beobachtung nach Fortschritte, die westliche Allianz oder die Taliban?

Erös: Fangen wir mal mit dem Thema Sicherheit an. Wir haben in diesem Jahr 2008 eine Situation, dass etwa 70 Prozent des Territoriums von Afghanistan von den Taliban beeinflusst beziehungsweise beherrscht sind. Im Jahr 2007 waren das 50 Prozent und im Jahr 2006 waren es 30 Prozent. Wir hatten vor drei Wochen die Situation, dass der 1000. westliche Soldat in Afghanistan ums Leben kam. Jetzt nach drei Wochen sind wir bereits bei 1030. Wir haben in diesem Jahr etwa 1600 afghanische Zivilisten, die getötet wurden. Das sind 40 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, davon übrigens die Hälfte durch westliche Bomben. Also wenn man das alles als Fortschritt bezeichnen mag, dann überlasse ich das mal George Bush, wie er das dann interpretiert. Ich sehe hier in Afghanistan, was den Bereich Sicherheit angeht, nicht nur keinen Fortschritt, sondern dramatische Rückschritte.

Das jetzt zu verleugnen, indem man noch mehr Soldaten schickt - das ist ja die Lösung, die jetzt auch Obama ja vorschlägt, auch dies scheint mir nicht einleuchtend, denn die Taliban-Kommandeure, mit denen man ab und zu mal ins Gespräch kommt, die freuen sich regelrecht darauf, so nach dem Motto "viel Feind, viel Ehr". Also schickt uns noch mehr Soldaten, dann haben wir noch mehr richtige Ziele, dann wird es noch mehr Tote geben.

Liminski: Herr Erös, die Leitung ist nicht besonders gut. Deswegen die kurze Frage noch. Was muss denn getan werden, um die Taliban einzudämmen?

Erös: Wir werden die Taliban nie eindämmen können. Das sehen inzwischen auch fast alle westlichen Kommandeure, die hier in Afghanistan tätig sind. Selbst der General, der bis vor wenigen Monaten hier Kommandeur der ISAF und zuvor der Operation Enduring Freedom war, hat auf die Frage, wie viele Soldaten bräuchten sie denn, um die Taliban halbwegs in den Griff zu kriegen, gesagt, ich bräuchte 500.000. Vor drei Monaten hat der Kommandeur der britischen Truppen im Süden Afghanistans auf die gleiche Frage gesagt, wir werden die Taliban nie besiegen können. Wir müssen mit den Taliban in Verhandlungen eintreten. Das ist die Position der meisten Hilfsorganisationen, die im Taliban-Gebiet arbeiten. Wir zum Beispiel sprechen jede Aktion von uns mit den Taliban ab. Nur so funktioniert das. Die Taliban haben inzwischen eine Machtposition im Land erreicht, wie sie sie noch nie zuvor hatten.

Liminski: Zuspitzung in Afghanistan. Das war Reinhard Erös, Oberst a.D. und Chef eines kleinen Hilfswerks am Hindukusch. Besten Dank für das Gespräch, Herr Erös.

Erös: Alles Gute nach Deutschland, Herr Liminski.

Liminski: Ja, alles Gute. Danke! - Gut war die Leitung allerdings nicht, aber wir haben Herrn Erös nur per Handy auf dem Feld irgendwo in Afghanistan erwischen können. Für die Mängel bitten wir um Nachsicht.




Aus: ""Wir werden die Taliban nie eindämmen können"" (15.12.2008)
Reinhard Erös im Gespräch mit Jürgen Liminski
Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/891378/


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Quote[...] Eine polnische Einheit der Nato-Schutztruppe Isaf hat nach Ansicht der Militärstaatsanwaltschaft in Posen (Poznan) ohne militärischen Grund ein Dorf im Osten Afghanistans mit Mörsergranaten und Maschinengewehren beschossen und dabei sechs Bewohner getötet, unter ihnen Kinder und eine schwangere Frau.

Militärstaatsanwalt Karol Frankowski sagte, es gebe Beweise, dass der Angriff der Soldaten auf das Dorf Nangar Khel in der Nähe des polnischen Stützpunkts Waza Khwa ,,nicht mit irgend einem gleichzeitigen, unmittelbaren, realen Akt der Aggression von Seiten der örtlichen Bevölkerung verbunden war".

Der polnische Verteidigungsminister Szczyglo deutete an, dass hier mehr vorliegen könnte als ein bloßer ,,Fehler" der Soldaten. ,,Ich habe früher gesagt, ich wünschte, das sei ein Versehen gewesen", sagte er der Zeitung ,,Dziennik". ,,Leider war es kein Versehen." Das gehe aus den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft hervor. Sieben Angehörige des 18. Fallschirmjägerbataillons Bielsko-Biala sind festgenommen worden. Nach Berichten polnischer Zeitungen droht ihnen lebenslange Haft.

Der Angriff auf Nangar Khel am 16. August dieses Jahres war bisher von den Soldaten als Reaktion auf einen Angriff aufständischer Taliban beschrieben worden. Nach Auskunft des früheren stellvertretenden polnischen Oberbefehlshabers in Afghanistan, Major Tomasz Biedziak, hatten die beteiligten Soldaten berichtet, sie seien angegriffen worden und hätten daraufhin das Feuer eröffnet. Staatsanwalt Frankowski nennt diesen Hergang jedoch eine von den Soldaten ,,vorbereitete, offizielle Version, die nicht auf der Wahrheit beruht" und zum eigenen Schutz erfunden worden sei.

Mehrere Zeitungen veröffentlichten am Mittwoch unter Berufung auf verdeckte Quellen den Hergang, den die Staatsanwaltschaft für wahrscheinlich hält. Danach sollen am 16. August zunächst eine amerikanische und dann eine polnische Patrouille in der Nähe von Nangar Khel auf Minen gefahren seien. Offenbar kam es dabei zu einem Feuerwechsel mit Aufständischen. Die Schüsse auf das Dorf ereigneten sich anscheinend jedoch erst Stunden später, als eine zweite polnische Einheit eintraf – eben jene Soldaten, die jetzt festgenommen wurden.

Sie sollen auf Befehl ihres an Ort und Stelle anwesenden Vorgesetzten das Feuer auf die afghanische Ortschaft Nangar Khel eröffnet haben, obwohl zu diesem Zeitpunkt überhaupt kein Gefecht im Gange gewesen sei. Zwei Tage vorher war zum ersten Mal ein polnischer Soldat in Afghanistan durch eine Sprengfalle getötet worden.

Die Staatsanwaltschaft teilte zunächst nicht mit, auf welche Beweise sie ihre Vorwürfe stützt. In der Presse hieß es allerdings, es seien Videos sichergestellt worden, die möglicherweise einer der sieben beteiligten Soldaten mit seinem Mobiltelefon aufgenommen habe. Der Anwalt eines der beschuldigten Soldaten sagte, sein Mandant wäre in Afghanistan ,,lieber gestorben", als jetzt öffentlich als ,,Kriegsverbrecher" dargestellt zu werden. Dann hätte er als Held gegolten und seine Frau hätte eine Rente bekommen.

In der polnischen Öffentlichkeit wurden die Vorwürfe mit Bestürzung aufgenommen. Die Zeitung ,,Gazeta Wyborcza" schrieb, wenn die Variante der Staatsanwaltschaft stimme, käme das Verbrechen der sieben Soldaten jenen ,,Befriedungsaktionen" des Zweiten Weltkriegs gleich, als deutsche Einheiten in Polen ganze Dörfer dem Erdboden gleichmachten und die Bewohner dieser Dörfer ermordeten.

Der frühere polnische Außenminister Bartoszewski, der engste außenpolitische Berater des designierten Ministerpräsidenten Tusk, sagte, wenn die Vorwürfe stimmten, müsse er sich für die Beschuldigten ,,schämen". Verteidigungsminister Szczyglo, der zusammen mit dem gesamten Kabinett Kaczynski nach der verlorenen Wahl vom 21. Oktober voraussichtlich an diesem Freitag aus dem Amt scheidet, sagte, der Vorfall könne für die polnische Armee dann zum ,,Erfolg" werden, wenn er vollständig aufgeklärt und nicht unter den Teppich gekehrt werde.

Gegenwärtig tun ungefähr 1200 polnische Soldaten im Rahmen der Nato-Operation Isaf in Afghanistan Dienst. Umfragen zufolge ist die Mission im Lande ebenso unpopulär wie der Einsatz der polnischen Armee im Irak, an dem gegenwärtig noch 900 Soldaten teilnehmen. Der designierte Ministerpräsident Tusk hat schon angekündigt, dass er zumindest den Einsatz im Irak in der gegenwärtigen Form im kommenden Jahr beenden werde. Mit Blick auf Afghanistan will seine Partei allerdings die in der Nato eingegangenen Verpflichtungen weiter.


Quote16. November 2007 18:48,
Schon wieder ein mutmassliches Kriegsverbrechen der Besatzer Afghanistans
Leon Feltrinelli (Feltronelli)

Afghanistan ist besetzt von fremden
Armeen.

Die Bevölkerung wehrt sich und versucht, Ihre
Freiheit wieder zu erlangen. Dabei muß man beachten, daß
die "Freiheit" eines Afghanen nicht gleichzusetzen ist mit
dem, was hier in Europa so unter dem Beriff "Freiheit"
verstanden wird.



Quote15. November 2007 21:24,

Es ist doch nur die 'Spitze eines Eisberges'
Albert Beerenbaum (Beerenbaum)

In diesem riesengroßen Land wird sicherlich nur ein kleiner Teil der tagtäglichen Gewaltakte der Besatzer gegenüber der afghanischen Bevölkerung bekannt gemacht bzw. öffentlich.

Es ist einer der wesentlichen Gründe für den starken widerstand der Bevölkerung gegen die Besatzung des Landes durch fremde truppen eines fremden Kulturkreises.





Aus: "Angriff auf afghanisches Dorf - ,,Soldaten töteten ohne Grund"" Von Konrad Schuller, Warschau (15. November 2007)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E44F96FD0D8414365B5DCB48CCF52D1D2~ATpl~Ecommon~Scontent.html


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Quote[...] Die Zahl der kriegerischen Auseinandersetzungen ist in diesem Jahr höher als im Vorjahr. Das teilt das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) mit. Die Wissenschaftler beobachten eine besorgniserregende Verhärtung in vielen Konflikten.

Unter den insgesamt 345 beobachteten Konflikten zählen die Politikwissenschaftler 39 hochgewaltsame Auseinandersetzungen, darunter neun Kriege. Hinzu kommen 95 gewaltsame Krisen, Konflikte also, in denen sporadisch Gewalt eingesetzt wird.

Im Vorjahr hatte die Zahl der hochgewaltsamen Konflikte mit 32, darunter sechs Kriegen, deutlich niedriger gelegen.

Von den neun Kriegen werden je drei im Vorderen und Mittleren Orient sowie in Afrika geführt, zwei in Asien und einer in Europa: die Auseinandersetzung zwischen Russland und Georgien. Vier der Kriege werden schon seit 2006 mit extremem Gewalteinsatz geführt. Dazu gehören die Kriege in Darfur (Sudan), Somalia, Sri Lanka und die Auseinandersetzung zwischen afghanischen Taliban und der afghanischen Regierung.

Besonders der Krieg in Darfur, der schon seit fünf Jahren andauert, wird mit grosser Grausamkeit gegenüber der Zivilbevölkerung geführt. Fast die Hälfte der schweren Krisen dauert bereits seit dem Vorjahr oder noch länger auf hohem Gewaltniveau an. Das wertet das Heidelberger Institut als besorgniserregende Verhärtung in vielen gewaltsamen Konflikten.

In Afrika steigt die Zahl der kriegerischen Auseinandersetzungen von neun im Vorjahr auf zwölf, darunter drei Kriege. Vom Tschad über den Sudan, Äthiopien, Somalia, Kenia und in den Kongo erstreckt sich ein zusammenhängendes Krisengebiet, in dem sich verschiedene kriegerische Auseinandersetzungen wechselseitig verstärken.

Weitere Brennpunkte der Gewalt sind Afghanistan und der Irak, in dessen Norden sich auch der Krieg zwischen der Türkei und der kurdischen PKK abspielt.
Anlass zur Sorgen gibt auch die Region Kaschmir, wo Separatisten massive Gewalt gegen die indische Regierung einsetzen.

Diese Region ist zwischen den beiden Atommächten Pakistan und Indien umstritten. Massive Truppenaufgebote stehen sich hier gegenüber.

Die deutlichste Eskalation ist in Europa zu verzeichnen, wo im letzten Jahr kein einziger hochgewaltsamer Konflikt ausgetragen wurde. In diesem Jahr sind es vier.



Aus: "Die Zahl der Kriege nimmt zu" (15. Dezember 2008/tl.)
Quelle: http://www.factum-magazin.ch/wFactum_de/aktuell/2008_12_15_Mehr_Kriege.php


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Quote[..] Wie alle Polizeivertreter betonte Eupol-Vize Horst, dass Beamte dringend motiviert werden müssten, sich für einen Afghanistan-Einsatz zu melden - durch Geld und Anerkennung. Es schade dem Ansehen der Mission enorm, wenn die zugesagte Eupol-Personalverdoppelung auf 400 Mann nicht bald klappe. Der neue afghanische Innenminister Atmar habe "eine klare Erwartungshaltung geäußert".

Koenigs warb dafür, die Grenze zwischen Polizei und Militär in Afghanistan nicht so streng zu ziehen wie hierzulande. Das Problem sei meist nicht, ob Militär oder Polizei einen Checkpoint betrieben, erklärte er, "das Problem dort ist vielmehr die Abwesenheit jeder staatlichen Gewalt."




Aus: "Polizeieinsatz am Hindukusch - Afghanistan wird innere Angelegenheit" (16.12.2008)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/afghanistan-wird-innere-angelegenheit/

-.-

Quote[...] Der Afghanistankrieg ist Barack Obamas Krieg. Er hat ihn sich zu eigen gemacht. Es ist – wie er sagt – im Gegensatz zum Irak der richtige Krieg. Obama will sich darauf konzentrieren, während der Einsatz im Irak »auslaufen« soll.

[...]  In diesem Jahr sind 4500 Menschen der politischen Gewalt zum Opfer gefallen. Das ist die höchste Zahl seit dem Beginn der Intervention 2001. Es gab 2008 im Monatsdurchschnitt 573 gewaltsame Zwischenfälle, 2003 waren es noch 44 gewesen. Obamas These vom richtigen Krieg bekommt einen düsteren Klang, wenn man die Zahlen der gefallenen Soldaten betrachtet: Seit Mai 2008 sterben in Afghanistan Monat für Monat mehr Soldaten als im Irak. Insgesamt waren es in diesem Jahr 250. Afghanistan ist das primäre Schlachtfeld der internationalen Dschihadisten. Sie strömen nach Angaben westlicher Geheimdienste aus Kaschmir, aus dem Irak, aus Zentralasien und wohl auch aus Europa herbei, um dem Westen ein Grab zu schaufeln.

Im Herbst stellten die 16 amerikanischen Geheimdienste in ihrem jährlichen National Intelligence Estimate fest, dass Afghanistan sich in einer »Abwärtsspirale« befinde. Die Regierung des Präsidenten Karsai sei von »offener Korruption« gekennzeichnet. Karsai ist es in sieben Jahren nicht gelungen, sich als Präsident zu etablieren, dessen Autorität über die Mauern seines Palastes hinausreicht. »Bürgermeister von Kabul« wird er spöttisch genannt. Wenn er Kabul beherrschte, man könnte ihm schon gratulieren. 4 bis 4,5 Millionen Menschen leben heute in dieser Stadt, 2001 waren es noch rund 800000.

[...] Es gibt noch eine zweite schleichende fundamentale Änderung in der amerikanischen Afghanistanpolitik: Die Taliban werden nicht mehr nur als Gegner, sondern als unvermeidlicher Partner gesehen. Ohne sie ist kein Frieden möglich. Die Amerikaner vertreten zwar offiziell die harte Linie, doch als Präsident Karsai dem Talibanführer Mullah Omar kürzlich persönlich ein Verhandlungsangebot machte, gab es keinen Einspruch aus Washington. Mullah Omar, das muss man sich vor Augen halten, war 2001 nach Osama bin Laden die Nummer zwei auf der Terrorliste der USA. Karsais Angebot ist auch deshalb ein Tabubruch, weil Mullah Omar gewiss nicht zu den »gemäßigten Taliban« gehört. Geändert hat sich weniger er als die Perspektive der anderen. Er wird jetzt nicht mehr als internationaler Terrorist betrachtet, sondern als Paschtunenführer, der sich gegen die Besetzung des Landes wehrt. Er hat an politischer Legitimität gewonnen, obwohl er sich in seiner Radikalität kaum geändert hat.

[...] nicht nur bei den Deutschen, sondern auch unter anderen Partnern macht sich Afghanistanmüdigkeit breit. Keiner sagt es offen, aber kaum jemand in den europäischen Hauptstädten glaubt, dass Afghanistan ein gutes Ende finden wird. Das liegt auch daran, dass keiner beschreiben kann, wie ein Sieg in Afghanistan denn aussähe. Man könnte das die afghanische Krankheit nennen, einen durch vermeintliche historische Erfahrung (»Die Afghanen haben sich noch nie beherrschen lassen«) aufgeladenen Fatalismus.



QuoteChali »
16.12.2008 um 09:22

1. Bravo!

Das liegt auch daran, dass keiner beschreiben kann, wie ein Sieg in Afghanistan denn aussähe.

Und dies ist das typische Kennzeichen dafür, dass Dilettanten Krieg spielen.

Hauptsache, nicht sie und ihre Kinder, sondern andere müssen den Kopf hinhalten - oder, in Zeiten des Minenkrieges, die Beine.


Quoteetpuisquoi »
16.12.2008 um 11:14

5. Und was hätten "die
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 1

Und was hätten "die Dilettanten" nach den Anschlägen vom 11. September Ihrer Meinung nach tun sollen? Einfach nichts? Oder ein Embargo gegen Afghanistan verhängen? Manchmal macht man es sich hier in Europa wirklich sehr einfach ... Blinder Interventionismus ist natürlich falsch, aber die USA mussten auf die Aggression eine militärische Antwort geben (und im Unterschied zum Irak war Afghanistan schon das richtige Ziel), hier aber predigen aussenpolitische Kastraten von der hohen moralischen Warte herab Enthaltsamkeit -- nun denn, vielleicht war es in Afghanistan unter den Taliban ja ganz nett? -- seltsamerweise kritisieren oft dieselben Protagonisten die chinesische Menschenrechtssituation.



QuoteChali »
16.12.2008 um 12:28

6. Logik ist jetzt aber nicht gerade eine Ihrer starken Seiten?
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 5

Sie hätten selbstverständlich festlegen sollen, wann der Krieg als gewonnen bezeichnet werden soll.


Quotestefanincello »
16.12.2008 um 13:41

8. Und sicher sind...
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 5

...auch die vielen tausend toten in Afghanistan hochzufrieden, dass die USA sofort um sich geschlagen haben, nicht indem gefahndet sondern indem bombardiert wurde, unter Akzeptanz von sogenannten "Kolateralschäden". Das war sicher gerechtfertigt wegen der 3000 Toten in New York, das berechtigt natürlich, einfach mal viele andere umzubringen, auch wenn sie eigentlich gar nichts mit den Attentaten zu tun haben sondern nur das Unglück haben, in der Nähe des Aufenthaltsortes der Terroristen zu wohnen (Kinder inbegriffen).
Ein Feuerwehrmann hatte damals am Ground Zero gesagt: "Jetzt hoffe ich nur, dass nicht irgendwoanders auch so viel Unheil angerichtet wird als Reaktion auf dieses hier, denn das hilft keinem". Der Feuerwehrmann hatte recht. Bush hat alle Feuerwehrmänner zu Helden ernannt und dann das Gegenteil dessen gemacht, was sich diese wünschten. Bei so viel Ignoranz fehlen mir wirklich die Worte und ich kann nicht nachvollziehen, wie sie so etwas gutheissen wollen.



QuoteDaaje »
16.12.2008 um 14:41

9. Veränderungen
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 5


Die Taliban sind kein nettes Häufchen, da haben Sie ohne den geringsten Zweifel recht. Und richtig ist es auch darauf hinzuwirken, dass dieses überhaupt nicht nette und überhaupt nicht kleine Häufchen möglichst wenig Einfluss hat - Auf Afghanistan im Besonderen und die Welt im Allgemeinen.

Die Standartreaktion auf einen Terroranschlag ist aber mit nichten militärische Vergeltung. Es ist nicht notwendig, ein _Land_ anzugreifen, wenn man eine _Terrorvereinigung_ unschädlich machen möchte. Es ist nicht nur nicht notwendig - es kann sogar kontraproduktiv sein, und den Hass gegen den Angreifer schüren.

Aber nehmen wir einmal an, dass in diesem Falle eine militärische Antwort notwendig war. Da hatten wir also 19 islamische Fundamentalisten, die offenbar übelstes im Sinn hatten. Sie kamen aus Saudi-Arabien, griffen die USA an, und die USA schlägt in Afghanistan zu. Da macht es bei mir zumindest "Ups!?" im Hirn. Die USA pflegen gute Kontakte nach Saudi-Arbien. Wenn von dort die Terroristen kommen, könnte man mit diesen Kontakten vieles erreichen. Man könnte sich auf gemeinsame Polizei/Militär-Aktionen gegen Terroristen in Saudi-Arabien verständigen und sicherlich viel Gefahr im Keim ersticken. Was wollten wir denn in Afghanistan? Richtig: Osama Bin Laden finden, die Taliban entmachten und die Schlafmohnproduktion zumindest reduzieren.

Und nun der Knüller: Die Taliban sind nach dem Krieg fast so mächtig, wie vor dem Krieg, Osama Bin Laden ist immer noch nicht gefasst, und die Schlafmohnproduktion ist seit dem Krieg drastisch gewachsen. Was stimmt den da nicht? Wenn das nicht Diletantismus ist, wie erklären Sie es denn dann? Absicht?!



Quotezefanja »
16.12.2008 um 15:12

14. Schlafmohn

Ich wäre dafür die Schlafmohnproduktion zu einem fairen Preis den Leuten abzukaufen.
Dann bräuchte man hierzulande nicht auf die teuren synthetischen Opiate zurückgreifen; ebenfalls wäre gewährleistet, dass die hiesige alternde Gesellschaft schmerzfrei wäre.
Und in Afghanistan kann dann der Kapitalismus Einzug halten.
Gute Idee?


QuoteChali »
16.12.2008 um 15:22

15. Gute Idee?
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 14

Wohl eher nicht!

Da würden Sie ja unsere wichtigsten Verbündeten, die jeweils zuständigen warlords, von ihren Einkommensquellen abschneiden!


Quoteetpuisquoi »
16.12.2008 um 15:06

13. Was das wie einer
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 8


Was das wie einer militärischen Operation in Afghanistan angeht kann man natürlich unterschiedlicher Auffassung sein, ich persönlich bin durchaus der Ansicht, dass die USA wahrscheinlich etwas zu leichtfertig Kolateralschäden inkauf nimmt. Es wäre vermutlich ohnehin sinnvoller gewesen, zu versuchen, Osama bin Laden und den harten Kern von Al Quaida in einer Geheimdienstoperation zu eliminieren, aber dass hätten die USA damals und auch heute vermutlich nicht vermocht (nun haben sie es so natürlich auch nicht geschafft ;).

Aber wenn wir schon von Kolateralschäden sprechen, sollte man auch über die Kolateralschäden sprechen, welche es beudeutet hätte, die Taliban weiter über Afghanistan herrschen zu lassen; insbesondere auch in Hinblick auf die Zukunft des Landes. Nun ist das Gegenteil von gut bekanntlich gut gemeint, und ob die amerikanische Regierung an sich so gutmeinend ist wird der eine oder andere ebenfalls bezweifeln, Tatsache ist, dass der Afghanistan-Krieg zu einem Fiasko geworden ist, was nicht zuletzt der primitiven afghanischen Stammeskultur geschuldet ist, welche jede Staatlichkeit unterminiert und das Land sowohl unregierbar macht, als ihm auch jede Entwicklungschance nimmt. Die USA haben natürlich alles Wohlwollen in Afghanistan verspielt, aber da war nicht viel Wohlwollen zu verspielen, zu viele profitieren davon, dass die Mehrheit der Afghanen in Armut und ohne jede Zukunft leben, und die Taliban brennen darauf, das ganze Land wieder unter ihre Knute zu bekommen. So sieht es aus. Der Feind meines Feindes ist mein Freund ?! - aber bevor ich mich auf die Seite der Taliban stelle, unterstütze ich doch lieber die USA! Die USA haben wenigstens etwas getan um zu versuchen, die Dinge in Afghanistan zu ändern, auch wenn sie glücklos waren und sich vielleicht etwas ungeschickt angestellt haben, aber dann: man bedenke auch die militärischen Möglichkeiten der USA -- sie sind beschränkt (insbesondere personell)!



Quotesam84 »
16.12.2008 um 16:15

18. -- Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 13

etpuisquoi schreibt:
"Die USA haben wenigstens etwas getan um zu versuchen, die Dinge in Afghanistan zu ändern..."

soso, die USA als Freund und Helfer Afghanistans, verstehe ich Sie richtig?

In Wirklichkeit haben die USA das gesamte afghanische Volk nach dem Abmarsch der Sowjetunion 1988/89 wortwörtlich im Stich gelassen, da die Mission (Sieg über die 40. Armee) erfolgreich beendet und der ideologische Feind in einem Stellvertreterkrieg besiegt wurde. Kurze Zeit nach dem Abzug der letzten sowjetischen Truppenkontingente ist ein verheerender und blutiger Bürgerkrieg (zuerst zwischen Nadschibullah und den Mudjaheddin und danach zunehemend zwischen Mudjaheddin-Gruppen) ausgebrochen, der das Elend in Afghanistan um ein Vielfaches verschlimmerte. Die USA schien dies jedoch nicht zu kümmern....
Wenn die USA wirklich an einem friedvollen Afghanistan interessiert gewesen wären, hätten sie nach dem Abzug der Sowjets, bzw. spätestens nach dem Sturz von Nadschibullahs kommunistischen Regime, versucht, ein stabiles Afghanistan aufzubauen. Und um Ihnen den Grund für den Einmarsch der Alliierten in Afghanistan noch einmal zu erläutern: Die USA waren nicht daran interessiert, das Taliban-Regime zu stürzen! Sie forderten lediglich die "Auslieferung" von Osama bin Laden und drohten den Taliban mit einem militärischen Einmarsch, wenn sie Osama nicht ausliefern würden. Ich denke, jedes kleine Kind erkennt nun die logische Schlussfolgerung, dass der Krieg gegen die Taliban und die Demokratisierung Afghanistans lediglich ein Teil der Propaganda-Maschinerie der USA waren, um für längere Zeit in Afghanistan verbleiben zu können.
Wissen Sie was die USA für Afghanistan wirklich getan haben? Durch die Unterstützung der Nord-Allianz, deren Verbrechen im Übrigen mit denjenigen der Taliban vergleicht werden können, sahen sich die Alliierten gezwungen, ranghohe Mitglieder der Nord-Allianz in die Übergangsregierung Afghanistans zu integrieren: Bsp.:
1. Auf diese Weise wurde der ethnische Usbeke Abdul Raschid Dostum 2001 zum stellvertretenden Verteidigungsminister von Afghanistan ernannt. Der Professor und Afghanistanexperte Albert Stahel vergleicht Dostums Kriesgverbrechen mit denjenigen von Milosevic. Ich zitiere Albert Stahel: "Würde es einen internationalen Gerichtshof geben... müsste er (Dostum) als ein Kriegsverbrecher angeklagt werden, dessen Taten im Minimum jenen von Milosevic entsprechen dürften. (Stahel Albert A. (Hrsg.): Afghanistan – ein Land am Scheideweg. Zürich 2002.)
2. Auf diese Weise wurde der ethnische Tadschicke Muhammad Qazim Fahim von 22.12.01 – 23.12.04 Verteidigungsminister von Afghanistan. Ich zitiere hier erneut Albert Stahel: "Albert Stahel (2002): ,,Fahim war unter Najibullah (Staatspräsident der kommunistischen Regierung Afghanistans:1986 – 1992)... der oberste Folterknecht. An seinen Händen klebt Blut. Auch er müsste mindestens für seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt werden."Stahel Albert A. (Hrsg.): Afghanistan – ein Land am Scheideweg. Zürich 2002.)

Die USA haben tatsächlich etwas für Afghanistan getan und zwar haben Sie Kriegsverbrecher in die afghanische Regierung integriert. Dass ein solches Verhalten zu einer weitreichenden Antipathie in der afghanischen Bevölkerung führt und schliesslich auch zu einer Sympathie für die Taliban, dass muss ich Ihnen nicht erklären oder?

Ich bitte Sie, werfen Sie einen Blick in die Geschichtsbücher! Ihr Kommentar erweckt in mir den Eindruck, dass Sie sich ihre Meinung lediglich anhand von Zeitungsartikeln bilden. Ich möchte Sie nicht persönlich angreifen oder beleidigen, aber bei solch komplexen Themen reichen sporadische Blicke in Zeitungen nicht aus, um sich eine objektive und historisch gefestigte Meinung zu bilden.


QuoteWalid »
17.12.2008 um 11:36

21. Ich bin über einige Kommentatoren erstaunt,

weil sie auf der einen Seite sich weltgewandt geben und auf der andern Seite die Dauerbombardierung Afghanistan mit der unrecht Regierung der Taliban rechtfertigen. Ich dachte die Armeen der Alliierten sind nach Afghanistan gekommen um den ,,primitiven Afghanen", wie einige Kommentatoren sich ausgedruckt haben, die Zivilisation beizubringen? Ich habe das aber bis heute in Afghanistan leider nicht gesehen! Anstatt dessen morden sie genau so bestialisch, wie die Taliban – sie binden die angebliche getöten Taliban an den Händen oder Füßen und ziehen sie sie hinter sich her. Ist das die Zivilisation oder die Demokratie, die die Alliierten den Afghanen beibringen wollten?

Erst vorgestern wurde ein Busfahrer in Kabul von den Alliierten erschossen, weil er in dem Verkehrschaos die Straße für die ,,Helden" der Alliierten nicht schnell genug freimachen konnte? Man kann manchmal den Eindruck nicht loswerden, als wollten die Alliierten immer noch eine Rache an das gesamte afghanische Volk für die ca. 3.000 am 11.09 getöteten Amerikaner nehmen wollten. Die Frag ist nun, wer ist primitiv und wer ist zivilisiert?

Wer in Afghanistan war und das Vorgehen der Alliierten gegen das afghanische Volk gesehen hat, kann sicherlich die Afghanen verstehen. Die Alliierten haben keinen Respekt vor den Gesetzen des Landes, sie dringen in Dörfern ohne Vorsprache mit den afghanischen Behörden ein, und terrorisieren die Bevölkerung. Auf der andern Seite holen sie Juristen aus der ganzen Welt nach Afghanistan und dringt die afghanische Regierung dazu, ,,demokratische Gesetze" zu erlassen und sie zu befolgen. Das da auch Rachgefühle bei den einfachen Afghanen gegen diese Gehabe der Alliierten entstehen, kann ich mir nicht verdenken.



Aus: "Afghanistan - Eine Falle für Obama" Von Ulrich Ladurner (DIE ZEIT, Ausgabe 51, 2008)
Quelle: http://www.zeit.de/2008/51/Afghanistan?page=1



Textaris(txt*bot)

#291
Quote[...] Der Gazastreifen (arabisch قطاع غزّة‎, DMG Qitāʿ Ġazza, hebräisch רצועת עזה‎ ,,Retzuat Asa", auch Gasastreifen) ist ein Küstengebiet am östlichen Mittelmeer zwischen Israel und Ägypten mit Gaza-Stadt als Zentrum.

Er gehört, wie das Westjordanland, zu den Palästinensischen Autonomiegebieten und steht im Inneren formal unter Verwaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde.


[...] 2008: Als Reaktion auf die anhaltenden Raketenangriffe auf die israelische Stadt Sderot mit Qassam-Raketen durch die Hamas aus dem nördlichen Gazastreifen hat Israel zunächst am 18. Januar 2008 die Grenzübergänge zum Gazastreifen gesperrt und die Treibstofflieferungen eingestellt. Nachdem das einzige Ölkraftwerk bei Gaza-Stadt seine Stromproduktion am Sonntag, dem 20. Januar 2008, einstellen musste, kam es zunächst zu einem großen Stromausfall im Gazastreifen. Israel und die Hamas-Regierung unter Ismail Haniyya machten sich gegenseitig für den Stromausfall verantwortlich.[5] Die israelische Regierung kündigte kurz darauf eine Öffnung der Grenzen und Wiederaufnahme der Hilfslieferungen in den Gazastreifen an. Auch die Stromlieferungen, die 70 Prozent des Strombedarfes ausmachen, sollten wieder aufgenommen werden.[6]

[...] Nach Monaten blutiger Gewalt und zäher indirekter Verhandlungen trat in den Morgenstunden des 19. Juni 2008 eine von Ägypten ausgehandelte sechsmonatige Waffenruhe in Kraft. Die Hamas verpflichtete sich, ihre Raketenangriffe auf israelische Gebiete zu beenden; im Gegenzug will Israel seine Blockade über den Gazastreifen schrittweise lockern. Damit war es zum ersten Mal seit langer Zeit wieder möglich, die 1,4 Millionen im Gazastreifen lebenden Palästinenser unbeschränkt mit Nahrungsmitteln, Baustoffen, Treibstoff und Konsumgütern zu versorgen.[11]

Im Juli 2008 erschütterten jedoch wieder mehrere Bombenanschlägen und Selbstmordattentate den Gazastreifen. Die Hamas machte dafür die mit ihr rivalisierende Palästinensergruppe Fatah verantwortlich. Bei Razzien wurden über 100 Mitglieder der Fatah festgenommen[12]. Auch die Raketen- und Mörserangriffe auf israelische Siedlungen wurden fortgeführt und von der Hamas nicht unterbunden. Während der verabredeten Waffenruhe wurden insgesamt mindestens 239 Raketen- und 185 Granatenangriffe gezählt, alleine am 17. Dezember erfolgten 24 Angriffe[13]. Abwehrmaßnahmen der IDF gegen Raketenschützen werden von der Hamas als Verletzung der vereinbarten Waffenruhe und Provokation bezeichnet.

Seit einigen Jahren kommt es im Gazastreifen auch wiederholt zu Bombenanschlägen islamischer Extremisten auf die Einrichtungen der christlichen Minderheit unter den Palästinensern; dabei wurden u. a. eine Bibliothek sowie Geschäfte und Internetcafés zerstört.[14][15]

Am 27. Dezember 2008 beschossen israelische F-16-Bomber in einer Reihe von Luftangriffen Schlüsselpositionen im Gazastreifen. Medizinisches Personal und Hamas-Vertreter meldeten, dass mindestens 140 Menschen bei den Angriffen gestorben seien, als Raketen Sicherheitsbereiche und militärische Bereiche in Gaza trafen. Die Angriffe fanden nach dem wiederholten Beschuss von israelischem Gebiet durch Qassam-Raketen statt. Israel hatte ursprünglich ein Ultimatum von 48 Stunden gestellt, um die Angriffe von Gaza nach Israel einzustellen und drohte mit militärischen Angriffen, schlug dann aber etwa 24 Stunden früher los.[16]

[...]

# ↑ tagesschau.de: Blackout im Gaza-Streifen – Inszenierung oder humanitäre Krise?, 21. Januar 2008
# ↑ tagesschau.de: Israel öffnet vorübergehend die Grenzen, 21. Januar 2008
# ↑ tagesschau.de: Grenzöffnung zwischen Ägypten und Gaza – Rafah wird zum Marktplatz, Januar 2008
# ↑ tagesschau.de: tagesschau – Israel will Gaza an Ägypten abschieben, 24. Januar 2008
# ↑ tagesschau.de: Ägypten baut Mauer an der Grenze zum Gaza-Streifen, 6. März 2008
# ↑ Die englischsprachigen Nachrichtenagenturen sprachen auch vom Aufruf gegen die ,,closure" (Abschottung/Abriegelung) des Gazastreifens.
# ↑ Die Zeit: Nahost: Waffenruhe zwischen Israel und Hamas, 19. Juni 2008
# ↑ tagesschau.de: Hamas startet Razzia gegen Fatah-Mitglieder, 26. Juli 2008
# ↑ N-TV: ,,Israel und Hamas - Waffenstillstand absurd", 18. Dezember 2008
# ↑ BBC News: Militants bomb Gaza YMCA library, 15. Februar 2008
# ↑ Haaretz: Bombs hit Christian bookstore, two Internet cafes in Gaza City, 15. April 2007
# ↑ http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,598455,00.html Israel bombardiert Hamas-Stellungen im Gaza-Streifen

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Aus: "Gazastreifen" (31. Dezember 2008 um 11:40)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gazastreifen#2008

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Quote[...] Bei den schweren Luftangriffen sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza bislang mindestens 390 Menschen, darunter auch Frauen und Kinder ums Leben gekommen. Mehr als 1800 weitere Palästinenser seien verletzt worden.

Im Gegenzug feuerten militante Palästinenser am Mittwoch mehr als 20 Raketen auf Israel ab. Insgesamt vier Raketen schlugen in der südisraelischen Stadt Beerschewa ein. Die rund 40 Kilometer vom Gazastreifen entfernte Stadt ist das am weitesten entfernte Ziel, dass die Hamas bislang mit ihren Grad-Raketen angegriffen hat.

In Beerschewa leben nach Angaben von Polizeisprecher Micky Rosenfeld rund 190.000 Menschen. Zuvor waren erstmals auch Raketen in Aschdod eingeschlagen. Die Hafenstadt mit ihren mehr als 200.000 Einwohnern liegt rund 30 Kilometer nördlich vom Gazastreifen. Nach Angaben von Rosenfeld sind inzwischen eine Million Israelis durch den Raketenbeschuss militanter Palästinenser gefährdet.

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Aus: "Luftangriffe auf Gaza gehen weiter: Immer mehr Tote, immer mehr Raketen" (nz, 31. Dez. 2008)
Quelle: http://www.netzeitung.de/politik/ausland/1243097.html


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Quote[...]  27. Dezember 2008

Die Luftangriffe begannen am 27. Dezember 2008 um 11:30 Uhr Ortszeit (9:30 Uhr UTC) durch die IAF.[13] An der Militäraktion nahmen laut Angaben des israelischen Militärs rund 60 Kampfflugzeuge und Hubschrauber teil, die über 100 Tonnen Bomben abwarfen.[14] Die Angriffe richteten sich vor allem gegen Waffenlager, Ausbildungslager und Werkstätten für den Raketenbau.[4] Die Angriffe forderten nach palästinensischen Angaben bislang über 300 Tote und mehr als 1000 Verletzte.[15]

Aufgrund der anhaltenden Luftangriffe haben hunderte Palästinenser den Grenzzaun zu Ägypten durchbrochen. Daraufhin haben über 300 ägyptische Grenzsicherheitskräfte auf die Flüchtlinge geschossen, um sie in den Gazastreifen zurück zu drängen.[15]

Ministerpräsident Ehud Olmert stimmte die israelische Bevölkerung auf längere Kämpfe ein und forderte Geduld, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen.[16]

28. Dezember 2008

Am 28. Dezember setzte die israelische Luftwaffe ihre Angriffe fort. Dabei zerstörte sie auch nach eigenen Angaben 40 Schmugglertunnel welche den Gazastreifen mit Ägypten verbanden.[17] Die Angriffe am Sonntag Morgen richteten sich vor allem gegen die Sendezentrale von Al Aksa TV. Das Studiogebäude wurde dabei zerstört. Der Sendebetrieb wurde aber über eine mobile Sendeeinheit aufrecht erhalten.[4]

Weiterhin zog die isrealische Armee Bodentruppen entlang der Grenze zum Gazastreifen zusammen. 6.500 Reservisten wurden einberufen um bei einem möglichen Bodenangriff zur Verfügung zu stehen. Aus dem Gazastreifen wurden auch am 28. Dezember Raketen und Mörsergranaten auf Israel abgeschossen.[18] Der Führer der Hamas Chalid Maschal rief zu einer Intifada auf und drohte mit Selbstmordanschlägen.[19]

29. Dezember 2008

Beim Bombardement der Islamischen Universität in Gaza-Stadt am 29. Dezember sind wohlmöglich Ziad Abu-Tir[20], ein amtsältestes Mitglied und hochrangige Kommandant des ,,Islamischen Heiligen Krieges", der militärische Flügel des Islamischen Dschihads, und drei weitere Mitglieder der Gruppe getötet worden[21]. Die Luftwaffe hatte die Angriffe vom 28. und 29. Dezember mit einer angeblichen Bombenwerkstatt in der Universität begründet.[22] Bei dem Angriff hat es nach Angaben ausländischer Nachrichtenagenturen bis zu 51 zivile Opfer gegeben.

30. Dezember 2008

Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak erklärte in einer Fernsehansprache, dass er an seiner Entscheidung festhalten werde, den Grenzübergang zwischen Ägypten und dem Gazastreifen trotz der massiven israelischen Luftangriffe nicht zu öffnen.[23] Bei einer Grenzöffnung befürchtet er, dass Israel den Gazastreifen vom Westjordanland versuchen könnte ,,abzutrennen".[24] Der israelische Vize-Verteidigungsminister Matan Vilnai erklärte, dass Israel zu ,,langen Wochen des Kampfes" bereit sei.[23] Israels Regierungschef Ehud Olmert lehnte auch eine offenbar von Frankreich vorgeschlagene 48-stündige Waffenruhe in dem Palästinensergebiet ab.[23]


[...]

Reaktionen

[...] Einzelne Staaten

    * Präsident Nicolas Sarkozy warf Israel unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt vor und forderte die sofortige Beendigung der Bombardierung. Er verurteilte auch die Angriffe radikaler Palästinenser auf Israel.[28][29]
    * Ein Sprecher des Staats Vatikanstadt verurteilte die Luftangriffe, er befürchte, dass die Angriffe noch mehr Hass produzieren würden.[28]
    * In einer Stellungnahme der Regierung Jordaniens fordert selbige Israel zur Beendigung der Militäroperationen sowie der kollektiven Bestrafung palästinensischer Zivilisten auf.[29]
    * Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte das Vorgehen der Hamas. Er habe kein Verständnis für die einseitige Aufkündigung der Waffenruhe mit Israel.[29]
    * Der türkische Ministerpräsident Erdoğan kritisierte die israelischen Luftangriffe als ,,Verbrechen gegen die Menschlichkeit"[30].
    * Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sah in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert die Schuld für die Eskalation des Nahostkonflikts allein bei der Hamas. Sie bezeichnete die Operation als legitimes Recht Israels. [31]
    * Der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg sprach von dem Recht Israels "sich gegen Angriffe auf Ortschaften, in denen die eigene Zivilbevölkerung lebt, zur Wehr zu setzen" und fügte hinzu, dass "die Hamas [...] sich mit ihren Angriffen auf israelische Ortschaften selbst aus dem politischen Dialog verabschiedet [hätte]". [32]
    * Syrien zog sich aus den indirekten Friedensverhandlungen mit Israel zurück. Die Türkei vermittelte zwischen beiden Parteien. [33]

[...]


   1. ↑ Der Standard: "Werden tun, was wir tun müssen" 27. Dezember 2008
   2. ↑ Die Zeit:Neue Runde blutiger Gewalt 27. Dezember 2008
   3. ↑ Israel National News.
   4. ↑ a b c Tagesschau (ARD): Auf Gewalt folgt mehr Gewalt
   5. ↑ Rocket attacks plague Israeli towns BBC News
   6. ↑ [1] "tagesschau.de
   7. ↑ Israelische Streitkräfte: The IDF Strikes at Hamas Terror Infrastructure in the Gaza Strip 27. Dezember 2008
   8. ↑ For Hanukah, Autor, Chaim Nachman Bialik, mp3.co.il (Link zu englischen Übersetzung [2])
   9. ↑ Operation 'Cast Lead' Begins; One Israeli and 205 Arabs are Dead, Arutz Sheva, 27. Dezember 2008
  10. ↑ a b Inge Günther: Operation Gegossenes Blei. In: Frankfurter Rundschau online vom 28. DEzember 2008
  11. ↑ Israel bombardiert Hamas-Stellungen im Gaza-Streifen. In: SPIEGEL online vom 27. Dezember 2008
  12. ↑ Ulrich W. Sahm: "Gegossenes Blei" auf Gaza. In: haGalil vom 27. Dezember 2008
  13. ↑ http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/7800985.stm
  14. ↑ http://www.sonntagszeitung.ch/nachrichten/artikel-detailseiten/?newsid=58455
  15. ↑ a b Palästinenser durchbrechen Grenze. In: FOCUS Online vom 28. Dezember 2008
  16. ↑ Gewalt in Gaza löst weltweit Bestürzung aus. In: SPIEGEl Online vom 27. Dezember 2008
  17. ↑ Israel beschießt Schmugglertunnel an Gaza-Grenze. In: Hamburger Abendblatt vom 28. Dezember 2008
  18. ↑ tagesschau.de, Zweiter Tag der Offensive im Gazastreifen - Israel setzt Luftangriffe fort, 28. Dez. 2008
  19. ↑ tagesschau.de, Reaktionen auf israelische Luftangriffe - Hamas-Chef ruft zur dritten Intifada auf, 27. Dez. 2008
  20. ↑ Senior Jihad man, 14 others die in IDF strikes. In: Ynet vom 29. Dezember 2008
  21. ↑ Merkel verteidigt Israels Gaza-Offensive. In: SPIEGEL Online vom 29. Dezember 2008
  22. ↑ Al-Dschasira, Gaza braces for all-out war, 29. Dez. 2008, (Webcite)
  23. ↑ a b c Israel stellt sich auf wochenlange Kämpfe ein. In: Hamburger Abendblatt vom 28. Dezember 2008
  24. ↑ tagesschau.de, Eskalation im Gazastreifen - Ägypten zwischen allen Stühlen, 30. Dez. 2008, ([http://www.webcitation.org/5dSpfEQi8 Webcite)
  25. ↑ a b Tagesschau (ARD): Hamas-Chef ruft zur dritten Intifada auf
  26. ↑ AFP 29.12.2008
  27. ↑ http://www.foxnews.com/story/0,2933,473167,00.html
  28. ↑ a b c Die Zeit: Der blutigster Tag seit dem Sechstagekrieg 27. Dezember 2008
  29. ↑ a b c Tagesschau (ARD): Arabische Welt empört über blutige Angriffe 27. Dezember 2008
  30. ↑ http://www.focus.de/politik/ausland/nahost/friedens-nobelpreistraeger-alle-anzeichen-von-kriegsverbrechen_aid_358423.html
  31. ↑ http://www.welt.de/politik/article2946928/Merkel-macht-Hamas-fuer-Eskalation-verantwortlich.html
  32. ↑ http://www.hagalil.com/01/de/Europa.php?itemid=3162
  33. ↑ http://derstandard.at/?url=/?id=1229975165514




Aus: "Operation Gegossenes Blei" (31. Dezember 2008 um 18:35)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Gegossenes_Blei

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http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Nahostkonflikt


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Quote[...] Jerusalem. Leben im Ausnahmezustand - das gilt derzeit für eine Million Israelis im Negev, die im Radius der Hamas-Raketen wohnen. Deren Reichweite beträgt mittlerweile fast fünfzig Kilometer. Selbst Beer Scheva, die Hauptstadt des Negev, ist nicht mehr sicher. Die Schulen sind geschlossen, Familien mit Kindern, aber auch Studenten der Ben-Gurion-Universität, haben sich in den sicheren Norden aufgemacht. Wer bleibt, versucht, die meiste Zeit in der Nähe von Bunkern oder zimmergroßen Würfeln aus verstärktem Beton zu verbringen. Die "Pikud HaOref" genannten Objekte hat der Zivilschutz an zentralen Stellen im Süden aufgestellt. Bei Alarm sollte jeder die Schutzräume in 40 bis 60 Sekunden aufsuchen können.

In Gaza indes gibt es weder Fluchtwege noch Schutzräume. Israel lässt zwar Bewohner per Telefonstimme vom Band vorwarnen, das Haus binnen Minuten zu verlassen, bevor die Luftwaffe es ins Visier nimmt. Aber das nützt wenigen, denn Strom und Telefonnetz funktionieren nur sporadisch. Außerdem, wo sollen die Menschen hin? 1,5 Millionen Palästinenser in Gaza sind mit dem nackten Überleben beschäftigt.

"Es gibt keinen normalen Alltag mehr", sagt Mohammed D., Familienvater mit sieben Kindern am Telefon in Gaza-City. "Die Straßen sind ausgestorben, nur wo ein Bäcker arbeitet, ist noch Leben auf der Straße." Lange Warteschlangen bilden sich dort, ungeachtet der Gefahr neuen israelischen Bombardements. Es heißt, das Mehl sei knapp. Laut D. kann es "zwei bis drei Stunden dauern", bis man an der Reihe ist. Aber man nimmt das Risiko in Kauf, die Brotfladen sind das Hauptnahrungsmittel, das man mit Glück noch bekommt. Die Alternative heißt Hunger. Unüberhörbar sind in den Berichten aus Gaza Verzweiflung und Fatalismus. Es könne einen ja überall treffen, daheim genauso. Auch die Kinder spürten das, sagt D.. Sein achtjähriger Sohn klammere sich seit der israelischen Offensive "rund um die Uhr an den Rock seiner Mutter".

Angst und Panik haben auch die Israelis im Negev in den letzten Tagen in nicht gekannter Weise erlebt. Vier Tote gab es seit Kriegsbeginn bei den Angriffen aus Gaza, dazu dutzende Verletzte und noch mehr Schockopfer. Bewohner aus Beer Scheva berichten, jetzt, da die Grad-Raketen der Hamas auch sie treffen könnten, begriffen sie erst, was das Ausmaß der Bedrohung für das persönliche Leben bedeutet. Diese Angst, fahre einem in die Knochen wenn der Alarm losgeht. In Sderot, eine halbe Autostunde entfernt, kennt man das seit sieben Jahren.

Die Tragödie in Gaza ist von anderer Dimension - nicht nur, weil die Zahl der Toten in sechs Tagen die Marke 400 überschritten hat und mehr als 1600 Verletzte gezählt werden. Achmed Abu Tawahina ist Direktor des Gaza Community Mental Health Programme, eine international renommierte Einrichtung, die mit der Hamas nichts zu tun hat. Auch ihre Zentrale wurde bei einer Explosion schwer beschädigt. Tawahina sagt, der israelische Angriff galt eigentlich einer "mit drei Mann besetzten Verkehrskontrollstelle vorne an der Straße". Mit einem bitteren Vergleich veranschaulicht er die Stimmung in Gaza. Experimente hätten gezeigt, wenn Ratten im Käfig angegriffen würden, blieben sie wie paralysiert in der Mitte stehen. "Genauso", sagt Tawahina, "ist die Lage in Gaza".



Aus: "Nahost: Leben im Ausnahmezustand" VON INGE GÜNTHER (01.01.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1653238_Leben-im-Ausnahmezustand.html

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Quote[...] Nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde wurden seit Beginn der Militäroffensive am 27. Dezember 527 Palästinenser getötet. Mehr als 2500 seien verletzt worden. Damit ist es die bisher blutigste israelische Militäroffensive in den Palästinensergebieten.

Einen Tag nach dem Einmarsch Israels in den Gazastreifen kam nach Armeeangaben ein Soldat um, 31 wurden verletzt. Der israelische Rundfunk meldete am Montag, am Vortag sei die Entführung eines Soldaten durch Hamas-Kämpfer vereitelt worden. Vier Israelis wurden seit Beginn der Militäroperation durch Raketenbeschuss militanter Palästinenser getötet. (dpa)


Aus: "Heftige Bodenkämpfe - Familien getötet - darunter 13 Kinder" (Erstellt 04.01.09, 23:18h, aktualisiert 05.01.09)
Quelle: http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1230911612307.shtml

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Quote[...] Tel Aviv. So unmittelbar ist Israels Fernsehpublikum bislang noch nie mit dem Leid der palästinensischen Zivilisten konfrontiert worden. Als der Moderator des privaten Channel 10 am Freitagabend, ähnlich wie schon in den Tagen zuvor, den palästinensischen Gynäkologen Issaldin Abu al-Aisch anrief, war dieser in panischer Verzweiflung.

"Meine Mädchen, oh Gott, sie haben meine Mädchen getötet", schrie er gepeinigt in sein Mobiltelefon, mitten in der Live-Schaltung zur besten Sendezeit. "Warum, warum nur?" wiederholte er immer wieder.
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Doktor Al-Aisch praktiziert sowohl im Krankenhaus von Gaza als auch in der Tel-Haschomer-Klinik nahe dem israelischen Tel Aviv. Er spricht fließend Hebräisch. Channel 10 schätzt ihn als Interviewpartner, weil er als zugeschalteter Gast der Abendnachrichten stets in sachlicher Weise über das Kriegsgeschehen zu berichten vermochte, wie er es in seinem Dorf Beit Lahia im nördlichen Gazastreifen beobachtete.

Doch als ihn der Channel-10-Moderator Schlomi Eldar am Freitag anrief, war das Haus des palästinensischen Arztes gerade von einer israelischen Granate getroffen worden. Drei seiner Töchter starben bei dem Angriff, zwei weitere seiner acht Kinder waren wie er selbst verletzt. Auch ein Bruder und zwei Neffen kamen ums Leben. Verzweifelt versuchte Al-Aisch, seine blutenden Kinder über den nahen, aber geschlossenen Grenzübergang Erez nach Israel zu bringen.

Moderator Eldar begriff sofort die Situation. "Ich hoffe, dass jeder, der uns hören kann, das Militär, das Rote Kreuz, diesen Menschen hilft", rief er emotional in der laufenden Sendung.

Dank der Intervention des Senders konnte der Arzt schließlich mit den verletzten Kindern den Grenzübergang passieren. Eldar rief auch einen Sprecher des israelischen Militärs an, um herauszufinden, warum das Haus des Arztes beschossen worden war. Militante hätten von dort Raketen abgefeuert, lautete die Antwort. Al-Aisch, der immer noch zugeschaltet war, war fassungslos. "Diese kleinen Mädchen feuerten Lachen und Liebe und Frieden ab, sonst gar nichts", sagte er.


Aus: "Krieg in Gaza: Panische Verzweiflung in Israels TV" (16.01.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1661025_Panische-Verzweiflung-in-Israels-TV.html

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i cannot even find the heart to argue about this one. my heart goes out to this man and all of those (israeli AND palestinian) caught up in this terrible mess. djshiva (17.01.2009)

Israeli TV airs Gaza doctor's pleas after children killed - ENGLISH SUBTITLES
Textkommentare (1.297) [18.01.2009]
http://de.youtube.com/watch?v=OLUJ4fF2HN4

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Quote[...] Dschebalija – Zwei Dutzend Kinder sitzen inmitten von Trümmerhaufen, die einmal ihr Zuhause waren, auf einem Flecken Gras und malen mit Buntstiften: Feuer speiende Panzer, Kämpfer mit Gewehren, Tote. Es sind ihre Erlebnisse während der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen. ,,Wir dachten, wir sterben gleich", schildert der elfjährige Scharif Abed Rabbo die Flucht seiner Familie. ,,Und ich bin traurig, dass ich mein Zuhause verloren habe."

Psychologen sagen, die dreiwöchige Offensive habe ein schwereres Trauma verursacht als frühere Auseinandersetzungen in Gaza, weil die Zivilbevölkerung nirgendwo in Sicherheit war. Eine Studie bei hunderten Kindern zeige, dass Alpträume, Bettnässen, Klammern und andere Zeichen traumatischer Belastung zugenommen hätten, berichtet der Psychologe Fadel Abu Hein. Er leitet ein Gesundheitszentrum in Gaza. Seine Mitarbeiter fahren über Land, verteilen Papier und Stifte an Kinder und helfen ihnen, dem Schrecken Ausdruck zu verleihen.

Die fünfjährige Sadscha Abed Rabbo, im Schlafanzug und mit Rattenschwänzen, beginnt zu weinen und mag nicht drüber reden. Ihr Großvater Mohammed erklärt den Helfern, die Familie habe drei Tage unter Beschuss ausgeharrt, bevor sie fliehen konnte, und Sadscha habe die Leichen ihrer 13 und 14 Jahre alten Cousins gesehen.

Abgesehen von der unmittelbaren Wirkung fürchten Berater und Helfer, dass die Kinder von Gaza anfälliger geworden sind für Extremismus. ,,Israel hat jetzt in dieser Generation Hass geweckt. Das heißt, es wird in Zukunft schwieriger, diese Kinder zu überzeugen, mit ihnen gemeinsam Frieden aufzubauen." Auch John Ging, Leiter der UN-Hilfsdienste in Gaza, macht sich Sorgen: ,,Wir verlieren die nächste Generation."

Kinder und Jugendliche waren während der Kämpfe besonders gefährdet. Nach Zählung des Palästinensischen Zentrums für Menschenrechte waren 280 Kinder unter den 1.285 Toten, und ein Viertel der rund 4.000 Verletzten war minderjährig. Zu Tausenden suchten sie in UN-Schulen Schutz – oft vergebens. ...



Aus: " Sprachloser Schmerz und neuer Hass - Der Krieg in Gaza hinterlässt auch seelische Narben"  Karin Laub (AP, 2009/01/26)
Quelle: http://www.epochtimes.de/articles/2009/01/26/398682.html

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Quote[...] Gaza/Tel Aviv - Während der dreiwöchigen israelischen Militäroffensive im Gazastreifen sind nach Angaben der palästinensischen Menschenrechtsorganisation PCHR insgesamt 1434 Palästinenser getötet und weitere 5303 verletzt worden.

Unter den Todesopfern seien 960 Zivilisten, teilte die Organisation in Gaza mit. Danach kamen unter anderem 288 Kinder und Jugendliche sowie 121 Frauen ums Leben. Wie die Organisation weiter mitteilte, gehören zu den Todesopfern auch 235 Mitglieder von militanten Palästinenserorganisationen sowie 239 Angehörige der Polizei. Die radikal-islamische Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, sowie andere Palästinensergruppen sollen rund 20 000 bewaffnete Kämpfer haben.

PCHR warf Israel eine Verletzung des humanitären Völkerrechts sowie die rücksichtslose und überzogene Anwendung von Gewalt vor. Die israelische Armee wies die Vorwürfe zurück und erklärte, die Zahl der Toten sei falsch.


Darüber hinaus habe die radikal-islamische Hamas palästinensische Zivilisten als menschliche Schutzschilde benutzt. Die Operation habe den Bestimmungen des internationalen humanitären Völkerrechts entsprochen. Die Soldaten hätten alles unternommen, um die Zahl der Todesopfer so gering wie möglich zu halten. Israel hatte vom 27. Dezember bis 18. Januar Hunderte Ziele im Gazastreifen vom Land, aus der Luft und von See aus angegriffen. Damit sollte der Raketenbeschuss durch militante Palästinenser soweit wie möglich reduziert werden.


Aus: "Gaza-Streifen: 288 Kinder starben nach Militäroffensive" (Freitag, 13. März 2009, bert / Quelle: sda)
Quelle: http://www.nachrichten.ch/detail/377265.htm


Textaris(txt*bot)

#292
Quote[...] Die Nachricht klang eigentlich harmlos. Die spanische Armee kann sich vor Bewerbern kaum mehr retten. Auf 20.000 Stellen kommen mehr als 80.000 Bewerber. Einen so hohen Andrang gab es seit der Abschaffung der Wehrpflicht in Spanien vor sieben Jahren nicht mehr, meldeten die Zeitungen vor kurzem. Doch dahinter verbirgt sich eine bittere Realität. Die Rezession hat auf der Iberischen Halbinsel in den vergangenen Monaten gnadenlos gewütet, und Neueinstellungen gibt es praktisch nicht mehr. Das bekommen vor allem die jungen Leute zu spüren. Mehr als eine Million Menschen unter 30 Jahren sind mittlerweile arbeitslos.

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Quote25.01.2009,
18:25 Uhr
    Franco sagt:
    Die Soldaten wird Spanien auch bald brauchen, weniger fuer Afghanistan oder sonstwo, sondern fuer seine innere Sicherheit zu sorgen.



Aus: " Wirtschaftskrise: Lieber zur spanischen Armee als ohne Job"
Von Ute Müller (25. Januar 2009)
Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3088679/Lieber-zur-spanischen-Armee-als-ohne-Job.html

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Quote[...] Erstmals seit fast fünf Jahren seien im abgelaufenen Rechnungsjahr die Rekrutierungsziele sowohl für die aktive Truppe als auch für Reservisten erfüllt und überboten worden. Die »New York Times«, die dazu eine Analyse vorlegte, kommentierte den Sachverhalt so: »In dem Maße, in dem Jobs überall im Land verloren gehen, treten mehr und mehr Amerikaner – angelockt von der regelmäßigen Lohntüte, Ausbildungschancen und anderen Boni – in die Streitkräfte ein.« Der Trend scheine sich weiter zu beschleunigen. In den Monaten Oktober bis Dezember 2008 (die Finanzkrise hatte am 15. September die Schlagzeilen erreicht) überbot insbesondere die Armee stetig ihre Rekrutierungsziele. Von den vier Teilstreitkräften war es in den Jahren davor namentlich der US Army schwer gefallen, genügend Nachwuchs, genauer gesagt Kanonenfutter, zu finden. Die Armee wies besonders lange Stationierungszeiten im Ausland und besonders hohe Opferzahlen im Irak-Krieg auf.

[...] Die Nationalgarde, die in der Regel etwas ältere Semester anlockt, berichtet nach Angaben des Verteidigungsministeriums gleichfalls von gestiegenem Zulauf und wachsender Nachfrage. »Wenn die Wirtschaft schrumpft, die Arbeitslosigkeit steigt und die Arbeitsmarktchancen im zivilen Sektor sinken«, betont Pentagon-Direktor Curtis Gilroy, »wird die Rekrutierung von Soldaten wesentlich einfacher.« Er fügte an, dass auch der teilweise Rückgang der militärischen Gewalt in Irak zur größeren Attraktivität der Streitkräfte beigetragen habe. Aber die Hauptursache liege in der ökonomischen Situation in den USA. Diese Entwicklung weist gewisse Ähnlichkeiten mit der innerdeutschen Lage auf. So hieß es verschiedentlich in Medienberichten, dass der zahlenmäßige Anteil ostdeutscher Bundeswehrangehöriger, die Dienst in Afghanistan tun, deutlich über dem statistischen Anteil an der bundesdeutschen Gesamtbevölkerung liege.

[...] Mit der Wirtschaftskrise nehme der Zulauf zu den Streitkräften sprunghaft zu. Der Rekrutierungsbeamte für die US Army in Bridgeport (Connecticut), Phillip Lee, erklärte gegenüber Medien, verstärkt kämen Bewerber und sagten, im zivilen Sektor gebe es keine Arbeitsplätze und keine neuen Einstellungen. Besonders beeindruckt zeigte sich Lee von der großen Zahl arbeitsloser Bauarbeiter und älterer Rekrutenanwärter, Menschen in den 30ern und noch älter, die sein Büro aufsuchten. Die Obergrenze für den Eintritt in die Armee liegt in den USA gegenwärtig bei 42 Jahren. Sie war 2006 von damals 35 Jahren auf dieses Limit angehoben worden, um die Rekrutierungsnetze weiter auswerfen zu können. »Heute kommen mitunter Bewerber zu uns, die noch älter als 42 sind. Bei ihnen handelt es sich um Menschen mit wachsenden Problemen, einen sicheren oder gut bezahlten zivilen Job zu finden.«


Aus: "USA-Militär profitiert von der Krise - Überdurchschnittliche Rekrutierungszahlen"
Von Reiner Oschmann (19.02.2009)
Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/144147.usa-militaer-profitiert-von-der-krise.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Bus-Chauffeure in Guatemala leben gefährlich. Bewaffnete Banden halten Busse an und verlangen Weggeld. Wer nicht zahlen will oder kann, wird kaltblütig erschossen, sogar in der Hauptstadt Guatemala City. Im Vorjahr waren es 165 Busfahrer, die ermordet wurden. Die Bevölkerung lebt in Angst und Schrecken, insgesamt wurden 2008 über 6.000 Morde verübt, was sogar die Todesrate vom Bürgerkrieg übersteigt (1982/83 ausgenommen). Die Aufklärungsrate beträgt jämmerliche zwei Prozent.

Die Bürgerkriegsgräuel wurden noch kaum aufgearbeitet, verantwortliche Politiker und Militärs sind noch immer im Amt. Zeugen von Kriegsverbrechen werden massiv eingeschüchtert ...

[...] Die jüngste Geschichte Guatemalas ist vom 36-jährigen Buergerkrieg (1960-1996) geprägt, dessen Auswirkungen auch heute noch zu spüren sind. Die Indígenas, die auch heute noch neben den Ladinos, Weißen und Schwarzen, die stärkste Bevölkerungsgruppe stellen, kamen zwischen den Fronten des Militärs und der Guerilla. Tatsächliche oder vermeintliche Unterstützung der Widerstandskämpfer diente dem Militär als Vorwand, um Dörfer dem Erdboden gleichzumachen und dessen Einwohner zu massakrieren. Am Ende des Bürgerkriegs waren geschätzte 200.000 Opfer zu beklagen, der überwiegende Teil davon Zivilisten.

[...] Mittlerweile gibt es für Opfer und Hinterbliebene zwar manchmal geringfügige materielle Entschädigung, aber der viel wichtigeren Forderung nach Gerechtigkeit wurde nicht Genüge getan. Die Hauptverantwortlichen für die Verbrechen sind immer noch nicht vor Gericht gebracht und verurteilt worden. Militärs und die damalige Staatsspitze gehen zum Teil weiterhin unbehelligt ihrer Tätigkeit nach.

...



Aus: "Guatemala: Mehr Morde als im Bürgerkrieg: Die Aufklärungsrate bei Gewaltverbrechen beträgt zwei Prozent, Selbstjustiz steht an der Tagesordnung" (25.01.2009)
Quelle: http://www.kurier.at/nachrichten/286909.php


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QuoteDie wechselhafte Geschichte Guatemalas erstreckt sich von 300 n. Chr., dem Beginn der Maya-Kultur, bis in die heutige Zeit.

[...] Guatemala wurde meist von Diktatoren aller politischen Richtungen (so genannten Caudillos) regiert, die ihre jeweilige Macht durch die Unterstützung des Militärs erhielten. Es waren dies:

    * 1844-1848 sowie von 1851-1865: Rafael Carrera. Der klerikal-konservative und aus einfachsten Verhältnissen stammende Carrera wurde 1844 mit 30 Jahren zum Präsidenten gewählt; auf Grund seiner Erfolge im Kampf mit der Konföderationsregierung war er sehr populär. 1845 schlug er einen Restaurationsversuch von Konföderierten nieder. 1851 besiegte er erneut konföderierte Truppen, die von El Salvador und Honduras aus operierten, bei La Arada. 1854 wurde er Präsident auf Lebenszeit. Er schloss 1859 den Vertrag zur Festlegung der Grenze mit Belize. 1863 erlitt Guatemala in einem Krieg mit dem Nachbarn Honduras eine demütigende Niederlage bei Coatepeque und verbündete sich in der Folge mit Costa Rica, während Honduras eine Allianz mit Nicaragua und El Salvador einging. Bei einem erneuten Feldzug gelang Carrera ein Sieg gegen seine Gegner, bei dem den Guatemalteken die Einnahme San Salvadors gelang, so dass die Vorherrschaft Guatemalas in Mittelamerika anerkannt wurde. Carrera bestimmte die guatemaltekische Politik bis zum Jahre 1865, als er das Präsidentenamt abgab. Gewählt wurde der von ihm bevorzugte Kandidat, General Vincente Cerna.

    * 1871-1885 Justo Rufino Barrios. Er führte 1871 gegen Cerna eine "liberale Revolution" durch. Zunächst wurde sein Mitstreiter Garcia Granados Präsident, der aber im Juni 1873 gestürzt wurde, so dass Barrios zum neuen Präsidenten erklärt wurde. Barrios organisierte die Modernisierung des Landes und sorgte u.a. für Presse- und Religionsfreiheit, Kirchenbesitz wurde verstaatlicht. Guatemala erhielt erste Eisenbahnlinien und ein Trelegraphennetz sowie eine landesweite Schulversorgung. 1879 erhielt Guatemala zudem erstmals eine eigene Verfassung, nachdem die konservativen Vorgänger diktatorisch auf dem Verordnungswege regiert hatten. Barrios verbesserte den Handel und ließ neue Feldfrüchte anbauen. Während seiner Regierungszeit wurde der Kaffee zum wichtigen Anbauprodukt. Die indigene Bevölkerung verpflichtete er zu Arbeitseinsätzen. Barrios hatte Bestrebungen, Zentralamerika wieder zu vereinen und führte das Land in einen erfolglosen Krieg gegen El Salvador. Er starb 1885 auf dem Schlachtfeld von Chalchuapa. Auf die kurze Übergangsregierung von Alejandro Sinibaldi (er amtierte zwei Wochen) folgte Manuel Barillas.

    * 1886-1892 Manuel Lisandro Barillas Bercián; Er wurde 1886 offiziell für 6 Jahre zum Staatspräsidenten gewählt und setzte die von Barrios eingeleiteten Reformen fort.

    * 1892-1898 Jose Maria Reina Barrios: Der Liberale Reina Barrios (genannt Reinita) hatte mit wachsendem Widerstand von Seiten des Großgrundbesitzes zu kämpfen, sorgte im Übrigen für eine Neugestaltung der Hauptstadt nach Pariser Vorbild. Die Umsetzung dieser Pläne verschlang allerdings hohe Summen und sorgte für eine Inflation, so dass er bald sehr unpopulär wurde. Reina Barrios fiel 1898 einem Attentat zum Opfer.

[...] Auch das 20. Jahrhundert war politisch geprägt durch Diktatoren und zum Teil erfolgreichen Putschversuchen. Bemerkenswert ist die dreijährige Regierungszeit von 1951 bis 1954 unter Jacobo Arbenz Guzmán, die dieses Mal nahezu offensichtlich durch Intervention der USA abgelöst wurde, um keinen Dominostein in ihrem Hinterland fallen zu sehen.

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Von Cabrera bis Guzman:
    * 1898-1920 Manuel Estrada Cabrera holte US-Investoren ins Land, enteignete 1917 deutsches Vermögen. Seine Herrschaft galt als nahezu diktatorisch, so dass sich auch gegen ihn Widerstand erhob. Eine Revolte im Jahr 1906, die durch Nachbarstaaten unterstützt wurde, konnte er aber niederwerfen, zumal er sich mit dem mexikanischen Diktator Porfirio Diaz verbündete. In seiner Amtszeit etablierte sich 1901 die US-amerikanische United Fruit Company zur einflussreichsten Kraft im Staat.

    * 1920-1930 Carlos Herrera y Luna (1920-1922), José María Orellana Pinto (1922-1926) und Lázaro Chacón González waren in den Zwanziger Jahren nacheinander Staatspräsidenten von Guatemala. Sie setzten die US-freundliche Politik Estrada Cabreras fort. Zugleich wurde die panamerikanische Zusammenarbeit intensiviert (1928: Kongress von Havanna).
    * 1930 Putsch; Die Nachfolge von Chacón war umstritten; zunächst amtierte Bautillo Palma, der aber im November bereits nach wenigen Tagen von General Manuel Maria Orellana gestürzt wurde. Seine Machtergreifung wurde allerdings von den USA nicht anerkannt, so dass auch er nach kurzer Zeit zurücktreten musste. Es folgte die, ebenfalls kurze, Amtszeit von José Maria Reina Andrade. Erst die Wahl von Jorge Ubico und dessen Amtseinführung im Februar 1931 sorgte wieder für eine kontinuierliche Staatsführung.

    * 1931–1944: General Jorge Ubico Castañeda: Als Exponent der liberal-progressiven Partei gewählt, entwickelte sich seine Regierung bald zu einer Diktatur, in der Intellektuelle, Journalisten und Schriftsteller, die seine Regierungsweise kritisierten, verfolgt wurden. Als die populäre Künstlerin Maria Chinchilla dem staatlichen Terror 1944 zum Opfer fiel und auch der Politiker Juan José Arevalo inhaftiert wurde, kam es zu einem Generalstreik und einem von der Armee geführten Umsturz, Ubico musste in die USA flüchten. Es folgte eine Militärjunta aus drei Generälen (Federico Ponce Valdez, Eduardo Villagrán Ariza und Buenaventura Pineda), von denen Ponce Valdez das Amt des Staatsoberhaupts erlangte. Auf ihn folgte Jacobo Arbenz Guzman.
    * 1944-1945 Jacobo Arbenz Guzman: Seine erste Amtszeit betrug nur wenige Monate. In dieser Zeit wurden allerdings mit einer neuen Verfassung die Weichen für eine liberalere Staatsorganisation gestellt.

    * 1945-1951 Juan José Arévalo Bermejo: Er kehrte nach der politischen Wende in seiner Heimat aus dem Exil zurück und setzte sich als Präsident für soziale Reformen ein. Sein Programm des "geistigen Sozialismus" (auch Arévalismo) wurde besonders von der USA mit Argwohn begleitet, tatsächlich hielten sich aber die konkreten wirtschaftlichen Änderungen in Grenzen. Immerhin sorgte die freie Meinungsäußerung der Linken nach den Jahren der Diktatur für ein offeneres politisches Klima in Guatemala. Ein Sozialversicherungssystem wurde eingeführt, ebenso eine moderne Arbeitsgesetzgebung, die Banken wurden unter Staatsaufsicht gestellt, den Gemeinden Selbstverwaltungsrechte zugestanden, die Alphabetisierung gefördert.

    * 1951-1954 Jacobo Arbenz Guzmán: Er setzte in seiner Amtszeit die Reformen von Arévalo fort. Der Arbeitsbeschaffung und der Verbesserung der Infrastruktur dienten der Bau der ersten Autobahn und eines großen Wasserkraftwerks. Außerdem setzte er eine Agrarreform durch, die den Kleinbauern zugute kam, wobei die Legalisierung der linken guatemaltekischen Arbeiterpartei die Durchsetzung der Interessen von Bauern und Arbeitern beförderte. Die USA reagierten auf diese Entwicklung mit zunehmender Sorge um ihren Einfluss im Land, zumal Arbenz Guzman entschlossen war, auch die United Fruit zu verstaatlichen. United Fruits war zu dieser Zeit der größte private Landbesitzer in Guatemala. Das 1952 zustandegekommene Landreformgesetz gab der Regierung die Möglichkeit, Brachland unter bestimmten eng gefassten Bedingungen gegen Zahlung einer Entschädigung an Kleinbauern zu übertragen. United Fruit war mit einer Brachquote von 85 Prozent einer der Hauptbetroffenen des neuen Gesetzes. Als die Regierung eine Entschädigung von drei Dollar pro Acre anbot, dem Wert wie er von United Fruit in der Steuerklärung angegeben worden war, machte das Unternehmen geltend, dass das Land tatsächlich 75 Dollar pro Acre wert sei. Über ausgezeichnete Kontakte zur damaligen US-Regierung verfügend (der Bruder des United-Fruit-Präsidenten war im US-Außenministerium für Lateinamerika zuständig, der Außenminister selbst hatte für United Fruit gearbeitet und dessen Bruder war sowohl Direktor der CIA als auch im Vorstand des Unternehmens)[1] startete United Fruits in den USA eine Public-Relations-Kampagne gegen Arbenz: Es sollte der Eindruck erweckt werden, das Guatemala Gefahr lief, ein Satellitenstaat unter sowjetischer Führung zu werden. Die US-Politiker und United Fruits entschlossen sich daher, konservative Kräfte zu unterstützen, die sich den Sturz Arbenz Guzmans zum Ziel gesetzt hatten: Die so genannte Operation PBSUCCESS wurde von der CIA unterstützt, mit deren Hilfe eine kleine ,,Befreiungsarmee" unter Colonel Carlos Castillo Armas von Honduras aus in Guatemala einfiel und die Regierung stürzte. Dem Coup waren Bombardierungen durch US-Piloten auf Guatemala City vorausgegangen.

Es folgten eine Reihe von Militärregimen, unter deren Herrschaft 150.000-250.000 Guatemalteken ums Leben kamen ...

    * 1954-1957 Carlos Castillo Armas: Er verkündete eine neue Verfassung, die die Reformen rückgängig machte und seine eigene autoritäre Regierung legitimieren sollte. Die linke Opposition wurde verfolgt wie bereits in den Dreißiger Jahren. Castillo kam bei einem Attentat ums Leben.

    * 1957 Luís Arturo González López: Er regierte nur wenige Monate, da er im Oktober 1957 starb.

    * 1957-1958 Guillermo Flores Avendaño: Zunächst folgte nach dem Tod von Luis Arturo González López eine mehrköpfige Militärjunta innerhalb der sich Flores Avendaño schnell durchsetzen konnte. Tatsächlich war er aber nur ein Übergangspräsident bis zur Abhaltung von Wahlen 1958, deren Ergebnis einer massiven Beeinflussung durch das rechte Lager unterlag.

    * 1958-1963 Miguel Ydigoras Fuente: Als Verbündeter der USA unterstützte er den (fehlgeschlagenen) Invasionsversuch von Exilkubanern in der Schweinebucht. Seit 1962 führte die Linksopposition in Guatemala vermehrt Guerillaoperationen durch.

    * 1963-1966 Enrique Peralta Azurdia: Guatemala erhielt 1965 eine neue Verfassung, die das autoritäre Regierungssystem etwas liberalisierte. Gewerkschaften wurden zugelassen, ein neues Bürgerliches Gesetzbuch verabschiedet und eine Reihe weiterer vorsichtiger Liberalisierungsmaßnahmen in die Wege geleitet.

    * 1966-1970 Julio César Méndez Montenegro: Offiziell "dritter Regierungschef der Revolution" setzte sich der frühere Hochschulprofesoor besonders für Bildungsreformen ein. Sein Ziel war eine "integrale und funktionale Demokratie", in der allerdings weiter die Konservativen und das Militär die letzte Entscheidungsgewalt besaßen.

    * 1970-1974 Carlos Manuel Arana Osorio: Der General war ein Vertreter der rechtskonservativen NLM. Er verhängte angesichts verstärkter Guerillakämpfe den Ausnahmezustand über das Land und verstärkte die Verfolgung Oppositioneller.

    * 1974-1978 Kiell Eugenio Laugerud García: Der General erneuerte die Ansprüche Guatemalas auf Belize, das bis 1982 noch britische Kolonie war. 1976 wurde Guatemala von einem schweren Erdbeben erschüttert.

    * 1978-1982 Fernando Romeo Lucas Garcia: Er setzte sich für vorsichtige Reformen des autoritären Regimes ein, wurde aber schließlich durch einen von der CIA unterstützten Putsch des Generals Rios Montt gestürzt.

    * 1982-1983 Efrain Ríos Montt: Rios Montt wurde im Land meist einfach nur "der General" genannt. Er setzte die Verfassung außer Kraft und löste das Parlament auf. Den Ausschreitungen während der Herrschaft dieses leidenschaftlichen Antikommunisten fielen allein zwischen März und Juli 1982 über 10.000 Einwohner, darunter zahlreiche Indios, zum Opfer. Der Präsident bestritt später, von den zahlreichen Massakern gewusst zu haben. Zugleich versuchte er große Teile der Bevölkerung durch Arbeitsbeschaffungsprojekte und die kostengünstige Verteilung von Düngern für sich zu gewinnen. Er konvertierte vom Katholizismus zur baptistischen Konfession, was ihn zwar teilweise von den Katholiken des eigenen Landes entfremdete, ihm aber in den USA zusätzliche Sympathien einbrachte. Gegen den Widerstand des US-Kongresses ließ die Reagan-Regierung ihm militärische Hilfslieferungen zukommen. Rios Montt wurde schließlich durch einen unblutigen Putsch gestürzt. Es war der vierte während seiner Amtszeit und brachte Oscar Humberto Mejia Vixtores an die Macht.

    * 1983-1986 Oscar Humberto Mejia Vixtores: Auch unter Rios Montts Nachfolger, einem General und früheren Verteidigungsminister, ging die gewaltsame Verfolgung der Opposition und der Guerrilleros weiter. Sein Staatsstreich wandte sich lediglich gegen den Evangelikalismus seines Vorgängers, der seinen Kampf gegen die Linken als heiligen Krieg gerechtfertigt hatte. Mejia betonte dagegen die konservativ-nationalen Traditionen Guatemalas und setzte sich auch für ältere Militärs ein, die sein Vorgänger durch eine jüngere Generation ersetzt hatte.


    * 1986-1991 Marco Vinicio Cerezo Arévalo: Cerezo stammte aus einer liberalen Familie und war ein Vertreter der Christdemokraten. Als gewählter Präsident, der erste Zivilist in diesem Amt seit 1966, setzte er sich erstmals für einen Dialog mit den linken Rebellen ein und berief einen nationalen Rat der Versöhnung. Da aber zugleich die Entführungen und Ermordungen weitergingen, scheiterten die Verhandlungen. Zudem führten massive Preiserhöhungen zu Generalstreiks, während die Regierung außerdem zwei Putschversuche durch Militärs abwehren musste. Cerezo garantierte, dass die Präsidentenwahl seines Nachfolgers frei und fair erfolgen sollte, so dass der Machtwechsel von 1991 der erste demokratisch legitimierte seit Jahrzehnten war.

    * 1991-1993 Jorge Serrano Elías: Er trat als Kandidat der Demokratischen Partei der Nationalen Zusammenarbeit auf und gewann die Präsidentenwahl mit 68% obwohl seine Partei im Parlament nur über 18 der 116 Sitze verfügte. Er anerkannte die Unabhängigkeit Belizes und stellte das Militär unter zivile Kontrolle. Außerdem gelang es ihm mit einer liberalen Wirtschaftspolitik, Inflation und Arbeitslosigkeit einzudämmen. Im Jahre 1993 zeigten sich allerdings auch wieder autoritäre Züge seiner Regierung, als er das Parlament und den Obersten Gerichtshof auflösen ließ mit der Begründung, damit gegen Korruption vorgehen zu wollen. Allerdings stieß dieser Verfassungsbruch auf heftigen Widerstand der Opposition und musste bald zurückgenommen werden. Die politische Reaktion war jedoch so massiv, dass sich Serrano gezwungen sah, zurückzutreten und ins Exil zu gehen. Für einige Tage amtierte Gustavo Adolfo Espina Salguero, Serranos Vizepräsident, als Übergangspräsident, der dann aber die Macht an Ramiro de León Carpio abgeben musste.

    * 1993-1996 Ramiro de León Carpio: Er erneuerte die Friedensgespräche mit den Rebellen der URNG, diesmal allerdings unter internationaler Beteiligung (UNO, OAS). Zugleich sicherte er die Entwaffnung der rechten Milizen der PAC, die für mehrere Massaker verantwortlich gemacht wurden, zu. Die Ermordung des Obersten Richters des Landes sowie ein weiteres Massaker bedrohten zwar den Friedensprozess, dennoch konnten 1994 freie Parlamentswahlen abgehalten werden, die erstmals von den Präsidentenwahlen getrennt abgehalten wurden.

    * 1996-2000 Alvaro Enrique Arzú Irigoyen: Der Kandidat der konservativen PAN gewann die Parlamentswahl knapp mit 51 %. Ihm gelang es, ein Friedensabkommen mit den linken Rebellen zu unterzeichnen, wie er es im Wahlkampf angekündigt hatte. Damit kam 1996 ein langwieriger Verhandlungsprozess zu einem Abschluss, der mit der Osloer Vereinbarung von 1990 begonnen hatte. Die URNG der Guerrilleros wurde als politische Partei zugelassen.

    * 2000-2004 Alfonso Antonio Portillo Cabrera: Er gewann die Präsidentschaftswahlen als Kandidat der Republikanischen Front Guatemalas mit 68 %. Er hatte sich den Kampf gegen die Korruption und gegen soziale Ungerechtigkeiten im Land ausgesprochen, konnte aber in seiner Amtszeit den massiven Problemen des Landes kaum wirksam begegnen. Die Korruption nahm eher noch zu und die Opposition deckte schwarze Konten führender Politiker der Partei Portillos im Ausland auf, wobei es um Summen von mehreren hundert Mio. Dollar ging.

    * 2004-2008 Óscar Berger Perdomo: Er gewann die Präsidentschaftswahlen mit 54 %, im ersten Wahlgang war auch der frühere Diktator Rios Montt angetreten. Er war früher Bürgermeister der Hauptstadt und vertritt die konservative Nationale Allianz. Die Situation der Menschenrechte hat sich seit seinem Amtsantritt weiter verschlechtert. Die Anzahl der Landkonflikte hat sich erhöht und wurden teilweise mit Gewalt (mehrere Tote, z.B. auf der Finca Nueva Linda) "gelöst".
          o Ende 2004 lief die Mission der Vereinten Nationen in Guatemala zur Überwachung der Friedensverträge aus.
          o 2005, Oktober: Guatemala wurde von Ausläufern des Hurrikans Stan schwer getroffen. Sintflutartige Regenfälle verursachten Schlammlawinen, Erdrutsche und Überschwemmungen. Ganze Dörfer wurden verschüttet, die Infrastruktur schwer beschädigt. Mehr als 1.000 Menschen verloren ihr Leben. Die Kaffee-Ernte wurde stark beeinträchtigt, die Wirtschaft erlitt großen Schaden.
          o Óscar Berger Perdomo verzichtete auf eine zweite Kandidatur bei den Wahlen 2007.

    * seit 2008 Álvaro Colom Caballeros: Er kandidierte für die Partei UNE bei der Präsidentschaftswahl am 9. September 2007 zur Nachfolge von Óscar Berger Perdomo. Er erhielt die zweitmeisten Stimmen (28,23 %) im ersten Wahlgang und stellte sich am 4. November Otto Pérez Molina in einer Stichwahl.[2] Die Präsidentenwahlen in Guatemala konnte Álvaro Colom mit fast 53 Prozent der Stimmen in der Stichwahl gewinnen. Er ist der erste sozialdemokratische Präsident Guatemalas.[3]

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Aus: "Geschichte Guatemalas" (29. Januar 2009)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Guatemalas


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Quote[...] Der Guatemaltekische Bürgerkrieg wurde von 1960 bis 1996 zwischen vier linken Guerillaorganisationen (Zusammenschluss als Unidad Revolucionaria Nacional Guatemalteca - URNG) und der guatemaltekischen Regierung ausgetragen. Ihm fielen 150.000 bis 250.000 Menschen zum Opfer, unter ihnen überwiegend einfache indigene Einwohner, die bei Massakern der Armee oder rechter paramilitärischer Truppen umkamen. Der Krieg wurde offiziell mit der Unterzeichnung der Friedensverträge, durch die URNG und das guatemaltikische Militär, beendet.

[...] Folgende vier Guerillero-Gruppierungen waren Hauptwidersacher der Regierung während des Bürgerkrieges:

    * Ejército Guerrillero de los Pobres (Guerilla-Armee der Armen, EGP)
    * Organización Revolucionaria del Pueblo en Armas (Revolutionäre Organisation des bewaffneten Volkes, ORPA)
    * Fuerzas Armadas Rebeldes (Streitkräfte bewaffneter Rebellen, FAR)
    * Partido Guatemalteco del Trabajo (Guatemaltekische Arbeiterpartei, PGT)

Die vier Gruppierungen betrieben Wirtschaftssabotage und griffen Regierungsinstitutionen sowie Sicherheitspersonal der Regierung an. Sie schlossen sich 1982 zur Unidad Revolucionaria Nacional Guatemalteca (Nationale guatemaltikische revolutionäre Vereinigung, URNG), zusammen.

Die Handlungen der Guerilleros lieferten der Regierung einen Vorwand für Massaker an der indigenen Bevölkerung, die das Land traumatisierten. Zur gleichen Zeit folterten rechtsgerichtete Selbstjustizgruppen, darunter die anti-kommunistische Geheimarmee (ESA) und die Weiße Hand, Bürger, die sie verdächtigten, in linksgerichtete Aktivitäten verwickelt zu sein.

Die treibende Kraft bei der Verteidigung unschuldiger Bürger war der berühmte guatemaltekische General Juan Garcia Fabian. Wurde während dieser Zeit die Frage gestellt: ,,wer ist besser als Quan?", so lautete die Antwort beim Volk stets: ,,Solo dios" - ,,nur Gott".

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Aus: "Guatemaltekischer Bürgerkrieg" (22. Oktober 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Guatemaltekischer_B%C3%BCrgerkrieg

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Quote[...] Guatemala-Stadt - Die guatemaltekische Regierung hat insgesamt 3.350 Klagen wegen Menschenrechtsverletzungen zu Zeiten des blutigen Bürgerkriegs von 1960 bis 1996 eingereicht. Die Klagen richten sich gegen frühere Soldaten, Milizionäre und andere Verdächtige, wie der Direktor des Nationalen Entschädigungsprogramms, Cesar Davila, am Freitag mitteilte. Sie alle würden beschuldigt, die Menschenrechte von mehr als 5.000 Zivilpersonen mit Füßen getreten zu haben.

Die Vorwürfe reichen laut Davila von Vergewaltigung bis zu Massakern. Viele Opfer seien auch spurlos verschwunden. Die Einreichung der Klagen fiel auf den 29. Jahrestag eines Polizeieinsatzes am 30. Jänner 1980, bei dem in der spanischen Botschaft in der Hauptstadt La Nueva Guatemala de la Asuncion 37 Menschen getötet wurden, darunter Bauern vom Volk der Maya. Den Streitkräften und der Polizei in Guatemala wird vorgeworfen, während des langen Bürgerkriegs insgesamt fast 200.000 Menschen umgebracht zu haben.

Eine Wahrheitskommission der Vereinten Nationen kam 1999 zu dem Beschluss, dass 90 Prozent aller Menschenrechtsverletzungen jener Zeit auf das Konto von Soldaten und Milizionären gingen. Das Nationale Entschädigungsprogramm befasst sich derzeit mit mehr als 98.000 einschlägigen Beschwerden. Dem Programm stehen umgerechnet gut 30 Millionen Euro für die Hinterbliebenen der Opfer zur Verfügung. (APA/AP)


Aus: "3.350 Klagen wegen Menschenrechtsverletzungen: Verbrechen während des Bürgerkriegs von 1960 bis 1996 - Vorwürfe überwiegend gegen Soldaten und Milizionäre" (31. Jänner 2009)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=1233309306105


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#294
Quote[...] deutsche Soldaten mit Kriegstraumatisierung. Ihre Zahl wächst rasant. Während im Jahr 2007 149 deutsche Soldaten aufgrund einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) in den Krankenhäusern der Bundeswehr behandelt wurden, stieg die Zahl der Fälle im vergangen Jahr auf 245 - eine sprunghafte Zunahme von rund 61 Prozent.

[...] Am häufigsten erkranken Soldaten in Afghanistan. Unter ihnen stieg die Zahl der registrierten Traumapatienten von 55 im Jahr 2006 auf 226 in 2008. Insgesamt registrierte die Bundeswehr in den vergangenen drei Jahren 477 Soldaten, die an PTBS litten.

[...] Dies entspricht nach Angaben des Verteidigungsministeriums 0,77 Prozent der insgesamt eingesetzten 62.000 Soldaten. Bei den Streitkräften der USA oder skandinavischer Länder beträgt dieser Wert vier bis fünf Prozent. Derzeit sind rund 7000 deutsche Soldaten im Ausland stationiert, davon 3500 in Afghanistan.

[...] Experten gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus, weil viele Betroffene versuchen, allein mit ihren Problemen fertigzuwerden. Ein Vertreter des Bundeswehrverbandes äußerte in der "Süddeutschen Zeitung" die Vermutung, dass die tatsächliche Zahl der Traumakranken noch höher liegen könnte. Statt professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, versuchten viele Soldaten, allein mit ihrem Trauma zurecht zu kommen. Sie wollten vor den Kameraden nicht als "Weichei" gelten, sagte der Verbandsvorsitzende, Oberleutnant Ulrich Kirsch.

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Aus: "AFGHANISTAN-EINSATZ: Zahl deutscher Soldaten mit Trauma steigt dramatisch" (03.02.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,605186,00.html

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Quote[...] Behörden vor Ort berichteten, bis zu 20.000 Menschen seien vor den Kämpfen aus dem Swat-Tal in Behelfsunterkünfte geflohen. Ein Flüchtling berichtete, schon das Vorgehen der Taliban sei brutal, die Sicherheitskräfte gingen aber auch übertrieben hart in von Zivilisten bewohnten Gebieten vor. "Für uns ist die Situation hoffnungslos", sagte er.

amz/AP/AFP


Aus: "PAKISTAN: Militante zerstören Nachschubroute für Nato-Truppen" (03.02.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,605151,00.html


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Quote[...]  Der Flughafen Leipzig/Halle ist ein wichtiges Drehkreuz - nicht nur für den Luftfrachtkonzern DHL, sondern auch für US-Truppen. Sie machen hier Zwischenstation auf dem Weg in ihre Einsatzgebiete im Irak und in Afghanistan. 450.000 US-Soldaten sind nach FAKT-Recherchen im vergangenen Jahr über Leipzig/Halle in den Nahen Osten gebracht worden. Die sächsische Staatsregierung hat die militärische Nutzung bereits im Juli 2008 eingeräumt. Vom Bundesverteidigungsministerium gibt es aber bis heute keine Bestätigung. Minister Franz Josef Jung verweigert eine Stellungnahme, seine Mitarbeiter schrieben auf die Anfrage von Flughafen-Anwohnerin Inge Noack aber, der Flughafen werde nicht militärisch genutzt.

Für die Anwohner des Flughafens wie Inge Noack ist diese Antwort alles andere als befriedigend. Sehen sie doch immer wieder US-Soldaten, die in ihren Militäruniformen über das Flughafengelände laufen. Doch die Maschinen, mit denen die US-Amerikaner ankommen und wieder starten, sind keine Militärmaschinen. Vielmehr handelt es sich um Flugzeuge der zivilen Gesellschaft World Airways, die nur vom US-Verteidigungsministerium gechartert wurden. Offiziell sind das zivile Flüge. Für Heinz Dieter Jopp, einen der Chefstrategen der Bundeswehr, besteht an der militärischen Nutzung des Flughafens dennoch keinerlei Zweifel.

Quote"Logistisch gesehen ist Leipzig zurzeit für die Amerikener der zentrale Umschlagpunkt, wenn es um den Transport amerikanischer Truppen aus den USA in die Einsatzräume und zurück geht. Weil sie in Leipzig/Halle einen Flugplatz gefunden haben, den sie 24 Stunden anfliegen können."

Heinz Dieter Jopp, Chefstratege bei der Bundeswehr


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Aus: "FAKT vom 02.02.2009 - Flughafen Leipzig/Halle ist Drehkreuz für US-Militär" (03. Februar 2009)
Quelle: http://www.mdr.de/fakt/6100021.html


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Quote[...] The Sun newspaper named the suspect as Lt Col Owen McNally, 48.

It reported that he was accused of passing civilian casualty figures to a female human rights campaigner.

An MoD statement said: "We can confirm that a British army officer has been arrested in Afghanistan on suspicion of breaching the Official Secrets Act."

The statement added that he would be returned to the UK for questioning, and his case had been referred to the Metropolitan Police.

According to the newspaper, Col McNally had access to the data while working for Nato's International Security Assistance Force, which runs military operations in Afghanistan.

In 2008, campaign group Human Rights Watch said civilian deaths in Afghanistan from US and Nato air strikes had almost tripled to at least 1,633 between 2006 and 2007. It said it used "the most conservative figures available".

If charged, the officer will face trial at the Old Bailey in London and face a maximum sentence of 14 years if convicted.

Col McNally joined the Army in 1977 as a private, was commissioned as an officer in 1995 and is said to be one of the service's most high-ranking former non-commissioned officers.


Aus: "Army officer arrested over 'leak'" (BBC, 4 February 2009)
Quelle: http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/7870075.stm

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Quote[...] Die Zahl der Kriegstoten in Afghanistan gilt offensichtlich als geheime Verschlußsache. Wie die britische Zeitung The Sun am Mittwoch berichtete, wurde am Hindukusch ein Offizier Ihrer Majestät wegen mutmaßlichen Verstoßes gegen das Dienstgeheimnis festgenommen. Das »Verbrechen« des Briten Owen McNally: Er soll vertrauliche Informationen über die Zahl der von NATO-Truppen getöteten Zivilisten in Afghanistan weitergegeben haben – nicht an die Taliban, sondern an eine befreundete Mitarbeiterin einer Menschenrechtsorganisation. Der Mann wurde inzwischen nach Großbritannien ausgeflogen und wird dort von Scottland Yard verhört. Bei einer Verurteilung drohen dem 48jährigen bis zu 14 Jahre Haft.

Laut Sun hatte McNally Zugang zu detaillierten Informationen über die Zahl der getöteten Zivilisten. Das Boulevardblatt sprach von »mehr als 1000 unschuldigen Afghanen« jährlich seit 2001, die bei den Kämpfen zwischen Taliban und den US-geführten Truppen gestorben seien. Menschenrechtsaktivisten gingen von noch höheren Zahlen aus. Die Vermutung, daß ein britischer Offizier verantwortlich sei für ein »Leck« in ihrem Hauptquartier, mache die »Yankees« verrückt, schrieb das Blatt weiter. US-Generäle in der afghanischen Hauptstadt Kabul »kochen« vor Wut – wohlgemerkt, nicht ob der Toten, sondern wegen des »Verrats«.

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Aus: "Tote sind Verschlußsache" Von Rüdiger Göbel (05.02.2009)
Quelle: http://www.jungewelt.de/2009/02-05/063.php


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Quote[...] Nur noch eine Minderheit von 40 Prozent meint, dass sich ihr Land in die richtige Richtung bewegt. Vor gut drei Jahren waren es mit 77 Prozent noch fast doppelt so viele.

Die Sender WDR/ARD, ABC und BBC lassen die Stimmung in Afghanistan regelmäßig vom «Afghan Institute for Social and Public Opinion Research untersuchen Für die jüngste Studie wurden 1534 Afghanen in allen 34 Provinzen befragt.


Aus: "ddp: Wachsende Ablehnung der Afghanen gegen ausländische Truppen" (Montag 9. Februar 2009)
Quelle: http://de.biz.yahoo.com/09022009/336/wachsende-ablehnung-afghanen-auslaen-0.html


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Quote[...] [ngo/ddp] Die von den USA angeführten ausländischen Besatzungstruppen stoßen in Afghanistan einer aktuellen Umfrage zufolge auf wachsende Ablehnung und Hass. Die internationalen Truppen werden immer weniger als Verbündete im Kampf gegen einen gemeinsamen Feind und immer stärker als Teil der Misere wahrgenommen. Das ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag der Fernsehsender WDR/ARD, ABC und BBC, die am Montag in Köln veröffentlicht wurde. Demnach drängt erstmals eine knappe Mehrheit der Afghanen (51 Prozent) auf einen schnellen Abzug der USA und der NATO. In manchen Provinzen hält mehr als die Hälfte der Bevölkerung Anschläge auf US- und NATO-Soldaten für gerechtfertigt. Auch Deutschlands Ansehen ist von 70 auf 61 Prozent zurückgegangen und liegt nur noch knapp über dem des Iran. Am deutlichsten ist der Sympathie-Einbruch der USA: von in der islamischen Welt beispiellosen 83 Prozent im November 2005 auf nur noch 47 Prozent.

Gut sieben Jahre nach dem gewaltsamen Sturz der Taliban durch die US-Truppen hat die Mehrheit der Afghanen die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft vorerst offenbar aufgegeben. Nur noch eine Minderheit von 40 Prozent meint, dass sich ihr Land in die richtige Richtung bewegt. Vor gut drei Jahren waren es mit 77 Prozent noch fast doppelt so viele.

Die Sender WDR/ARD, ABC und BBC lassen die Stimmung in Afghanistan regelmäßig vom "Afghan Institute for Social and Public Opinion Research" untersuchen. Für die jüngste Studie wurden 1534 Afghanen in allen 34 Provinzen befragt.

Nach sieben Jahren Krieg stellen die Afghanen besonders den US- und NATO-Truppen ein vernichtendes Zeugnis aus: Nur noch jeder Dritte bescheinigt ihnen eine positive Leistung - vor drei Jahren waren es noch mehr als doppelt so viele.

Noch drastischer fällt das Bild in den Kriegsprovinzen aus: Im Südwesten fällt nur noch jeder Fünfte ein positives Urteil über die US- und NATO-Truppen. Der Trend jedenfalls ist eindeutig: Der Westen hat den Kampf um die Herzen und Köpfe der Afghanen verloren.

Nur ein Drittel der Bevölkerung glaubt noch an den Sieg über die Taliban. Inzwischen befürworten zwei von drei Afghanen Verhandlungen mit den Taliban und deren Beteiligung an der politischen Macht.

Ohne die Hoffnung auf einen militärischen Erfolg über die Taliban sehen sich die Afghanen zunehmend als Opfer zwischen den Fronten. In Kriegsprovinzen wie Helmand oder Kandahar berichtet inzwischen nahezu jeder der Befragten auch über zivile Opfer von US-Angriffen in der Umgebung. So einig sich die Afghanen in der Ablehnung von Luftangriffen sind, so unterschiedlich beurteilen sie die Schuld an den zivilen Opfern: 41 Prozent sehen die Verantwortung ausschließlich bei den ausländischen Militärs, 28 Prozent sehen die Schuld bei den "Kämpfern", die unter den Zivilisten Schutz suchen, und ebenso viele sehen beide Seiten gleichermaßen in der Schuld.

In jedem Fall aber werden die ausländischen Truppen immer weniger als Verbündete im Kampf gegen einen gemeinsamen Feind und immer stärker als Teil der Misere wahrgenommen. Entsprechend drängt erstmals eine knappe Mehrheit der Afghanen auf einen schnellen Abzug von USA und NATO - im Südwesten sind es 71 Prozent. Dort will nur noch jeder Vierte die Truppen solange im Lande halten, bis die Sicherheit wiederhergestellt ist. Entsprechend findet sich in Kriegsprovinzen wie Kandahar und Helmand kaum jemand, der eine Aufstockung der Truppen befürwortet. Eine explosive Stimmung: Denn die Verdoppelung der US-Truppen um weitere 30.000 Soldaten ist derzeit das einzig konkrete Element der neuen Strategie von US-Präsident Obama.

Die Ablehnung gegenüber den US- und NATO-Truppen ist schon jetzt so stark, dass in manchen Provinzen inzwischen mehr als die Hälfte der Bevölkerung Anschläge auf US- und NATO-Soldaten für gerechtfertigt hält, landesweit ist es jeder Vierte.


Aus: "Jeder Vierte hält Anschläge auf NATO für gerechtfertigt - In Afghanistan wächst der Hass auf die westlichen Besatzungstruppen" (09. Februar 2009)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=19268


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Seit 1992 haben die Auslandseinsätze der Bundeswehr mehr als elf Milliarden Euro gekostet.

Diese Summe bestätigte das Verteidigungsministerium am Freitag in Berlin.

Allein im laufenden Jahr entstünden Kosten von rund 580 Millionen Euro für die derzeit acht durch Bundestagsmandate gedeckten Auslandseinsätze, unter anderem in Afghanistan, im Kosovo und im Sudan.

Die Zahlen sind in einer Mitteilung der Bundesregierung an den Haushaltsausschuss des Parlaments aufgeführt, wie die ,,Bild"-Zeitung berichtete.


Aus: "Bundeswehr: Elf Milliarden Euro für Auslandseinsätze" (16.01.09)
Quelle: http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/bundeswehr-elf-milliarden-euro-fuer-auslandseinsaetze-_aid_362674.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Allein in den Wochen zwischen Weihnachten und Ende Januar hat seine hauptsächlich aus entführten Kindern bestehende Miliz Lord's Resistance Army an die 1000 Zivilisten im Kongo getötet.

Sie verbrannte die Menschen bei lebendigem Leibe, zerhackte ihnen mit Äxten die Köpfe oder schlug ihnen mit Macheten Arme, Beine, Ohren, Nasen oder Lippen ab.

Mehr als 100.000 Menschen kamen so schon zu Tode, mehr als eine Million wurden vertrieben, und auch wenn Kony mit einem internationalen Haftbefehl aus Den Haag gesucht wird, niemand konnte ihn bisher fassen. Die ugandische Armee besaß bis Anfang 2000 nicht einmal ein Foto des Kriegsverbrechers.

Es gibt in Afrika, dem Kontinent ungezählter Milizen, wohl kaum eine bizarrere Figur als Kony. Man kann ihn ohne Übertreibung als wahnsinnig bezeichnen, denn er behauptet von sich, im Auftrag Gottes zu handeln, übersinnliche Kräfte zu besitzen und eine Regierung der Zehn Gebote in Uganda einführen zu wollen.

Mehrere zehntausend Jungen und Mädchen hat seine Widerstandsarmee des Herrn schon entführt und sie zu Kindersoldaten und Sexsklaven gemacht. Und wenn man Kinder und Jugendliche trifft, die mit Kony kämpfen mussten und schließlich fliehen konnten, dann kann man erahnen, welch grausames Regiment er führt.

In der nordugandischen Stadt Gulu haben sich zahlreiche Hilfsorganisationen niedergelassen, die die ehemaligen Kindersoldaten betreuen. Und diese erzählen alle von den mörderischen Raubzügen, zu denen sie gezwungen wurden, von Männern und Frauen, die von 20, 30 Kindern zu Tode getrampelt werden mussten, von Jungen, die erschossen wurden, weil sie die Beute ins Wasser fallen ließen, oder von den Zwangshochzeiten, die nichts anderes bedeuteten, als dass Mädchen im Alter von sieben, acht oder neun Jahren von den wenigen erwachsenen Anführern vergewaltigt wurden.

Diese Kriegsverbrechen erreichen aber nur selten die internationalen Nachrichten. Selbst über besonders grausame Morde wird meist nur in ostafrikanischen Zeitungen berichtet. Zum Beispiel, als 45 entführte Kinder von Konys Milizionären aneinandergekettet und in den Fluss Moroto geworfen wurden, um die Wassertiefe zu testen. Sie alle ertranken.

Für regionales Entsetzen sorgte auch der Überfall auf ein Dorf, bei dem den Opfern Hände und Köpfe abgehackt und diese Körperteile anschließend gekocht wurden. Die Überlebenden mussten dann davon essen und trinken.

[...] Wo sich die sektenartige Miliz nun aufhält, ist wieder einmal unklar. Zum einen ist das Dreiländereck Kongo, Sudan und Zentralafrikanische Republik eine der wohl unzugänglichsten Regionen der Welt, so dass auch Hilfsorganisationen flüchtende Zivilisten nicht mehr erreichen.

...


Aus: "Die Untaten der Lord's Resistance Army: Hände und Köpfe abgehackt" Von Michael Bitala (25.02.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/967/459607/text/




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Quote[...] Die Diehl BGT Defence GmbH & Co. KG ist ein deutsches Unternehmen der Rüstungsindustrie mit Sitz in Überlingen am Bodensee in Baden-Württemberg.

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Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Diehl_BGT_Defence

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Quote[...] Weltweit führen nach Angaben von landminen.de [2] von Diehl hergestellte Minen zu schwersten Verletzungen in Kriegen und Bürgerkriegen auch bei Unbeteiligten. Der von Diehl verkaufte Bomblet-Sprengkopf verstreut 644 Einzelbomben.[3]

[...]

[2] # ↑ landminen.de
http://landmine.de/de.titel/de.search/index.html

[3] # ↑ Report Main: "Mörderische Waffen" - Bundeswehr soll auf Streubomben verzichten
http://landmine.de/de.cluster.report/index.html

[...]

    * Gregor Schöllgen: Diehl - Ein Familienunternehmen in Deutschland. 1902 - 2002, Berlin: Propyläen, 2002, 336 S., ISBN 3-549-07170-1

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Quote[...] MÜNCHEN  -  Wer wird gewinnen: Das Recht auf Informations, Meinungs- und Pressefreiheit oder die Image- und Geschäftsinteressen eines deutschen Rüstungskonzerns? Darüber entscheidet das Landgericht München I am Montag in einer öffentlichen Verhandlung - ein Prozess zwischen David und Goliath: Der milliardenschwere Nürnberger Rüstungskonzern Diehl will unter Androhung eines Ordnungsgeldes von bis zu 250 000 Euro einem Regensburger Journalisten den Mund verbieten lassen. "Unter anderem produziert man Streumunition" hatte Stefan Aigner (35) in seiner Kolumne des kleinen Online-Magazins "regensburg-digital.de" über die Traditionsfirma Diehl geschrieben. Und genau diese Aussage soll er nie wieder verbreiten dürfen. Aber warum?

Tatsache ist, dass der Rüstungskonzern, der bereits im Nationalsozialismus als "Kriegsmusterbetrieb" durch die Ausbeutung von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen bei der Produktion von tödlichen Waffen hohe Profite erzielte, über Jahrzehnte an der Produktion von Streumunition gut verdient hat. Seit sich jedoch rund 100 Staaten im vergangenen Jahr bei einer Konferenz in Dublin darauf verständigt haben, die für Zivilisten besonders gefährliche und tödliche Streumunition international zu ächten und die weitere Produktion und Anwendung zu verbieten, ist der Nürnberger Rüstungskonzern mit politischer Hilfe von ganz oben um Image und Geschäft besorgt. Und so wurden auf Druck der Bundesregierung neue Waffensysteme, die Experten als so genannte "intelligente Streumunition" bezeichnen, in letzter Minute von der Verbotsliste gestrichen. Deutschland hatte damit gedroht, seine Unterschrift unter die Konvention andernfalls zu verweigern.

Diese "alternative Streumunition" der "Gesellschaft für intelligente Wirksysteme" (GIWS) sei für das Kooperationsunternehmen der Rüstungsfirmen Diehl und Rheinmetall ein Milliardengeschäft, sagt Thomas Küchenmeister. Der Leiter des "Aktionsbündnisses Landmine.de", das 17 internationale Nichtregierungsorganisationen umfasst, zweifelt an der "Intelligenz" dieser vom Verteidigungsministerium gerne als "Punkt-Ziel-Munition" bezeichneten "alternativen Streumunition". Denn ihre angebliche "Ungefährlichkeit" für Zivilisten sei unter Militärfachleuten sehr stark umstritten und bis heute nicht nachgewiesen, kritisiert Küchenmeister.

Aigners Anwältin bezeichnet das Vorgehen der Firma Diehl "als eklatanten Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit." Britta Schön zur AZ: "Selbst im Bundestag wird darüber diskutiert, was alles unter dem Begriff Streumunition zu verstehen ist, etwa auch die neuen Diehl-Produkte." Der Rüstungskonzern wollte sich gegenüber der AZ "zum laufenden Verfahren" nicht äußern.

"Die Frage ist, wer in Zukunft die Begriffshoheit über umstrittene Waffen hat und ob der Rüstungsproduzent allen Journalisten vorschreiben kann, nur noch solche Bezeichnungen zu verwenden, die ihren Imageinteressen entsprechen", sagt Aigner: "Darf ich in Zukunft eine Bombe noch eine Bombe nennen? Oder muss ich sie vielleicht als intelligentes Wirksystem bezeichnen?"

Für das kleine mutige Online-Magazins "regensburg-digital.de" steht durch den Angriff des Rüstungskonzerns Diehl die Existenz auf dem Spiel: "Ich habe nur eine Meinung geäußert, die bereits viele vertreten haben", wundert sich Aigner. "Es liegt daher der Verdacht nahe, dass die Firma Diehl in einem Verfahren gegen einen vermeintlich schwachen Gegner eine gerichtliche Entscheidung durchsetzen will, mit der sie in Zukunft auch gegen andere Medien und Kritiker vorgehen kann."

Auch Küchenmeister vermutet: "Wahrscheinlich will man ein Exempel statuieren und Kritiker abschrecken. Es geht um viel Geld, um Image und um zukünftige Rüstungsmärkte." Für Anwältin Schön ist die Argumentation der Firma Diehl noch aus einem ganz anderen Grund völlig absurd: "Österreich hat zum Beispiel auch die so genannten intelligenten bzw. alternativen Waffen als Streumunition definiert und verboten." In Zukunft könnte es also in der EU zwei Sprachregelungen für Journalisten geben - mit gravierenden Folgen für die Pressefreiheit: Wer in Österreich, staatlich abgesegnet, von der "Streumunition" der Firma Diehl sprechen und schreiben darf, könnte laut Anwältin Schön, in Deutschland schon bald mit der Vernichtung seiner beruflichen Existenz büßen.




Aus: ""Es geht um viel Geld und zukünftige Rüstungsmärkte"" Michael Backmund  (01. Mär 2009)
Quelle: http://www.abendzeitung.de/muenchen/90019

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Quote[...] "Peacemaker" hieß der erste, erstmals im Jahr 1873 hergestellte sechsschüssige Trommelrevolver des US-Waffenfabrikanten Colt, mit dem seither zehntausende Menschen getötet und verwundet wurden. "Friedensstifter" oder auch "Friedenshüter" (Peacekeeper) nannte US-Präsident Ronald Reagan die in den Achtzigerjahren entwickelte MX-Rakete - eine Rakete, die mit zehn atomaren Sprengköpfen ausgestattet war, von denen jeder einzelne die Zerstörungskraft der Hiroschima-Bombe um ein Vielfaches übertraf. Doch Colt und Reagan verzichteten wohlweislich darauf, ihre schönfärberischen Bezeichnungen für (Massen-)Mordinstrumente zur offiziellen Sprachregelung zu erheben oder gar andere Namen gerichtlich untersagen zu lassen.

[...]  Schon seit Jahrzehnten verdient Diehl viel Geld mit dem Verkauf von Streubomben und Streumunition - neben Antipersonenminen die heimtückischsten und vor allem für Zivilisten gefährlichsten Mord- und Verstümmelungsinstrumente, die die Rüstungstechnologie hervorgebracht hat. Derzeit stellt Diehl in Kooperation mit dem Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall Streumunition mit der Typenbezeichnung "Smart 155" her. Sie kann mit Artilleriegranaten verschossen werden, etwa mit der vom Essener Rüstungsunternehmen Krupp produzierten Panzerhaubitze 2000. Offiziell fungiert als Hersteller von "Smart 155" ein von Diehl und Rheinmetall gegründetes Gemeinschaftsunternehmen namens Gesellschaft für intelligente Wirksysteme.

In einem Kommentar anlässlich der Verleihung des Bayerischen Verdienstordens an Werner Diehl hatte Aigner am 25. Juli 2008 im Onlinemagazin regensburg-digital.de geschrieben: "Heute ist das Unternehmen Diehl einer der erfolgreichsten deutschen Waffenproduzenten. Nach eigenen Angaben stammt rund ein Drittel des Umsatzes von 2,3 Milliarden Euro aus der Rüstungsproduktion. Unter anderem produziert man Streumunition." Diesen letzten Satz musste Aigner, der Herausgeber von regensburg-digital.de ist, bereits wenige Tage später aus seinem Kommentar entfernen. Die Firma Diehl hatte eine einstweilige Verfügung mit einem Streitwert von 50.000 Euro gegen Aigner erwirkt und ihn zur Zahlung ihrer Anwaltskosten aufgefordert.

Mit der im Oktober eingereichten Klage will Diehl den Journalisten zu einer endgültigen Unterlassungserklärung zwingen. Im Fall einer Zuwiderhandlung soll Aigner ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro zahlen, fordern Diehls Anwälte in ihrer Klageschrift. Das Rüstungsunternehmen beruft sich in seiner Klage auf das Oslo-Abkommen zum Verbot von Streubomben und -munition, das im Dezember 2008 von fast hundert Staaten unterzeichnet wurde.

Dieser Vertrag enthält Ausnahmen für solche Typen von Streumunition, die angeblich keine Gefahr für Zivilisten darstellen, weil sie die folgenden technischen Spezifikationen erfüllen: Jede Munition enthält weniger als zehn eigenständig explodierende Submunitionen, die jede mindestens vier Kilo wiegen; jede explosive Submunition enthält Mechanismen zur selbstständigen Zielerkennung sowie zur Selbstzerstörung und Selbstdeaktivierung für den Fall, dass sie ihr anvisiertes Ziel verfehlt oder liegen bleibt, ohne zu explodieren.

Diese Einschränkungen treffen exakt auf Diehls Streumunition "Smart 155" zu - zumindest laut der Produktbeschreibung des Unternehmens. Kein Wunder, war es doch die Bundesregierung, die diese und weitere Ausnahmen auf Wunsch von Diehl und Rheinmetall bei den Verhandlungen zum Oslo-Vertrag durchgesetzt hat, u. a. mit der Drohung, andernfalls aus den Verhandlungen auszusteigen. Aktiv beteiligt an der Verwässerung des Oslo-Vertrages war auch die französische Regierung, die damit die Streumunition vom Typ "Bonus" vor einem Verbot bewahrte.

Den Haupteinwand gegen Diehls Klage formuliert der renommierte britische Experte für Streumunition, Rae McGrath, der von den Gerichten seines Heimatlandes häufig als Gutachter geladen wird. In einer für das Münchener Verfahren angefertigten Expertise schreibt er: Es gibt bislang keinerlei Beweis dafür, dass die "Smart 155" die im Oslo-Vertrag verlangten technischen Spezifikationen erfüllt. Es gibt nur die entsprechende Behauptung der Firma Diehl, die von der Bundeswehr und der Bundesregierung ungeprüft übernommen wurden. Bisher wurde die "Smart 155" nur von Diehl selber getestet, zum Teil in Kooperation mit der Bundeswehr und unter Idealbedingungen. Unabhängige Tests oder Einsätze, zumal unter realistischen Kriegsbedingungen, gab es bis heute nicht. Daher könne "Smart 155", so folgert McGrath, durchaus als Streumunition bezeichnet werden.

Wenn die Behauptung Diehls, die "Smart 155" sei eine "Punktzielmunition" und falle daher nicht in die Kategorie "Streumunition", zutreffen würde, hätte sich die Bundesregierung auch nicht auf Wunsch der Rüstungskonzerne bei Verhandlungen über ein Verbot von Streumunition um Ausnahmen für "Smart 155" bemühen müssen. McGrath verweist zudem auf Verhandlungsdokumente, die Deutschland und andere Staaten noch im November 2008 bei den parallel zu den Oslo-Verhandlungen laufenden Beratungen der Genfer UNO-Abrüstungskonferenz in Sachen Streumunition eingebracht hatte. In diesen Dokumenten werden unter der Überschrift "Ausnahmen für weiterhin erlaubte Streumunitions-Typen" exakt die technischen Spezifikationen vorgeschlagen,die inzwischen im Oslo-Vertrag vereinbart wurden.

Diehls Klage steht aber auch das Völkerrecht entgegen. Die im Oslo-Abkommen vereinbarten Spezifikationen für künftig verbotene und weiterhin erlaubte Typen von Streumunition gelten ausdrücklich nur "zum Zwecke dieses Vertrages" ("for the purpose of his convention"). Keineswegs wurde damit eine rechtlich und weltweit verbindliche Definition von Streumunition festgeschrieben. Österreich hat denn auch über die Ratifizierung des Oslo-Vertrages hinaus per Gesetz die "Smart 155" und alle anderen Typen von Streubomben/-munition, die möglicherweise die Ausnahmebestimmungen des Oslo-Vertrages erfüllen könnten, verboten.

Sollte das Münchener Landgericht trotz all dieser Einwände der Klage Diehls gegen den Journalisten Aigner stattgeben, will das Unternehmen nicht nur die taz, Spiegel, Deutschlandradio und andere Medien verklagen, die die "Smart 155" weiterhin als Streumunition bezeichnen, sondern auch die österreichische Regierung.


Aus: "Rüstungsfirma Diehl: Waffen bauen, Sprache säubern" VON ANDREAS ZUMACH (02.03.2009)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/waffen-bauen-sprache-saeubern/



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Quote[...]

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■Robert Entman

ist Professor für Medien- und Politikwissenschaft an der George Washington University. Derzeit schreibt er an einem Buch über ,,Media Bias Scandals". Soeben sprach er beim Symposium ,,Krieg und der öffentliche Raum", veranstaltet von der Akademie der Wissenschaften und der Uni Klagenfurt, in Wien.



Entman sieht ein Kontinuum der US-Kriege von Vietnam über Irak bis Afghanistan: ,,Es gibt keine klare Strategie, die Kriegskosten werden unterschätzt, es kommt zur Eskalation, man braucht noch mehr Soldaten." Die Verhaltensmuster seien stets gleich. ,,Es ist wie ein Syndrom. In der Öffentlichkeit gibt es vor Kriegsbeginn keine breite Debatte. Die Medien neigen zur Simplifizierung. Sie tendieren eher zum Krieg als zur Diplomatie."

Entman führt dies auf die Macht der Militärs zurück. So hätten diese, nachdem sie im Irak keine Massenvernichtungswaffen aufstöbern konnten, den Terroristen Mussab al-Sarkawi zum Popanz aufgebaut. Kritik fand allenfalls in linksliberalen Foren wie den Zeitschriften ,,New Republic" oder ,,Nation" statt. Erst als die Fehleinschätzung offensichtlich war, entschuldigten sich einige Zeitungen – voran die ,,New York Times" – für ihr Versagen als Kontrollinstanz bei ihren Lesern. Entman stößt sich freilich daran, dass derlei Kritik meist auf der Meinungsseite steht und nicht auf der Seite eins. ,,Und die Politiker kümmern sich nicht sehr um die New York Times. Es zählen vielmehr die ABC-Nachrichten und die Lokalzeitungen."

Die Bedingungen für Kriegsreporter haben sich krass geändert: In Vietnam hatten sie noch fast ungehindert Zugang zum Kriegsgeschehen, spätestens seit dem ersten Golfkrieg 1991 werden sie strikt kontrolliert. Für Entman spielt sich die wichtigste Story aber ohnehin oft nicht im Kriegsgebiet ab, sondern hinter den Kulissen in Washington. Dass die Journalisten den Vietnam-Krieg entschieden hätten, hält er übrigens für einen Mythos: Die Medien seien schlicht umgeschwenkt, weil die Fakten eine klare Sprache gesprochen hätten. Die öffentlichen Zweifel des CBS-Moderators Walter Cronkite veranlassten dann Präsident Lyndon B. Johnson zu seinem Satz: ,,Wenn ich Walter Cronkite verliere, verliere ich das ganze Land." Jon Stewart hätte seine Freude daran gehabt.




Aus: "Medienwissenschaft: ,,Die Cheerleader des Kriegs"" Von THOMAS VIEREGGE, WASHINGTON (Die Presse, 06.03.2009))
Quelle: http://diepresse.com/home/kultur/medien/458659/index.do?_vl_backlink=/home/kultur/index.do


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Quote[...] Ticken Massenmörder anders, oder was ist mit ihnen los? Die Frage diskutiert Welzer in seinem Buch auf hohem Reflexionsniveau und beglückt den Leser mit der These, dass die Taten aufgrund von Verschiebungen in den sozialen Gefügen (sei es auf individueller, sei es auf gesellschaftlicher Ebene) nicht als unmenschliche Taten empfunden werden. Ausgehend von den Thesen zu Wir- und Sie-Gruppen wird der bekannten These der Unfähgikeit zu Trauern widersprochen. Auch vermag Welzer mit einigen Mythen der Sozialpsychologie aufzuräumen und kannzeigen, dass Gewalt sozial und historische spezifisch ist. Die These erweist er zum einen an den Taten der Judenvernichtung, zum anderen aber an kurzen Fallbeispielen aus Vietnam, Ruanda und Jugoslawien. Dem Leser werden die blutigen Details nicht erspart und das ist auch gut so.

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Von    Marcus Held "Yerushalmi" (Berlin), 30. Januar 2007

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Quote[...] Homo homini lupus- der grausame Wolf für den anderen, hier wird er vorgeführt. Er hat keine Scham, weil das Gewissen durch die Umstände verändert wurde. Das Umfeld sagt " Ungeziefer" und der Handelnde vernichtet Menschen wie "Ungeziefer". Zimbardo ist augrund seines Experiments über das Grausamkeitspotential von Menschen ebenso wenig optimistisch und Reemtsma sagte in einem Inteview zur Wehrmachtsausstellung: wo Empathie fehlt, ist alles möglich.'Dies führt uns quälend ausführlich Welzer vor Augen, lässt uns angesichts des Umfangs und der Geschwindigkeit des moralischen Verfalls ratlos zurück, ist selbst erschreckt und ein wenig ratlos.
Schon Hannah Arendt schrieb von der Banalität des Bösen, seit Welzer können wir keinen Zweifel mehr haben: das sind wir selbst.


Von    Dr. Alberts "hansalberts" (Bremen), 25. Oktober 2006

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QuoteMassenmord fängt mit Ausgrenzung an, dem Dazu- und Nichtdazugehören. ...


Von    der Toni, 2. September 2008


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Quote[...] Die vernommenen SS-Schützen gaben später allesamt zu Protokoll, unter starken Belastungen stets anständig geblieben zu sein. Wie können gebildete Menschen und Familienväter so etwas behaupten, nachdem sie Frauen und Kinder zu Hunderten erschossen haben? Welzer nennt Gründe:
Ausgrenzung der Anderen, Gruppenzwang, Verfolgungswahn, fehlende moralische Referenzen im Krieg, soldatisches Pflichtbewusstsein, Karriere, Drohungen, ungestrafte Freiheit, Entfremdung vom Opfer.
All das führt schritt für Schritt nicht etwa zur Brutalisierung der Menschen, sondern dazu, dass Brutalität überhaupt nicht mehr wahrgenommen wird. Es war Arbeit, eine Aufgabe, die sonst andere hätten müssen. Die perfide Nazi-Moral eines Heinrich Himmlers.

Welzer zeigt zudem Parallelen und Differenzen zu Massenmorden auf dem Balkan in den 90ern, Vietnam und Ruanda


Von Andreas Schuster, 12. Mai 2008 (Hannover))

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Quote[...] Dieses Buch handelt von ganz gewöhnlichen Massenmördern, dabei hinterfragt der Sozialpsychologe Harald Welzer, wie ganz normale Mitbürger, herzensgute Familienväter, zum Beispiel als Soldaten im Dritten Reich oder Täter aus dem Holocaust, massenhaft Menschen töten konnten? Er wirft ferner die Frage auf, wie solche Massenmörder sich dann wieder vorbildlich in die Bundesrepublik integrieren konnten?

Ganz wichtig für ihn ist, dass er sagt, die Voraussetzung dafür, das man so mit anderen Menschen umgehe, ist, das man erst einmal lernt, dass die anderen Menschen keine ,,Menschen" sind.

Bis man dann zum Töten bereit ist, dauert es gewöhnlich ein bisschen. Die Bereitschaft muss erzeugt werden. So wurden im Dritten Reich die Juden zunächst durch vielerlei Auflagen aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Man suggerierte den Menschen, dass sind Volksschädlinge, das sind nicht Menschen wie Du und Ich. Und in Zeiten des Krieges, war es innerhalb weniger Wochen erreicht, dass die ,,Massenmörder" ihre Arbeit ohne Skrupel ausführten, eigentlich so wie jede andere Arbeit zu der Sie aufgefordert wurden. Zu erst werden Männer getötet, später auch Frauen und Kinder. Welche Moral ist bei solchen Massenmördern letztlich noch vorhanden? Innerhalb ihrer Aufgabe kommt es doch dann tatsächlich aus Rechtfertigungsgründen zu perversen Unterscheidungen, in der Tötungsrangfolge. Die ,,Guten" töten erst die Kinder, weil es unmenschlich wäre, zuerst die Mutter oder den Vater zu erschießen und das Kind so größeren Qualen auszusetzen.

Der Autor spricht schließlich in seiner sozialpsychologischen Studie von der ,,Rollendistanz", der diese Massenmörder nach dem Krieg dazu befähigt, zu sagen, ich musste es tun, aus Kameradschaft, aus Staatsräson, aus Befehlsbefolgung usw. und trotz allem bin ich doch bei der Festlegung der Tötungsfolge ein guter Mensch geblieben.


Wie aus ganz normalen Männern Massenmörder werden konnten
Von    Carl-heinrich Bock (4. November 2005)



Amazon.de: Kundenrezensionen:
Täter - Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden
von Harald Welzer (Autor)
Quelle: http://www.amazon.de/product-reviews/3596167329/ref=dp_top_cm_cr_acr_txt?ie=UTF8&showViewpoints=1


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Quote[...] In Washington zogen die Friedensaktivisten vom Lincoln-Denkmal zum Verteidigungsministerium. Sie forderten Präsident Barack Obama zum umgehenden Abzug der US-Truppen aus dem Irak auf. Auf Transparenten stand «Wir brauchen Arbeitsplätze und Schulen, keinen Krieg» oder «Stoppt den Krieg». Vor Büros von Rüstungsunternehmen wie KBR oder Lockheed Martin wurden Pappsärge abgestellt.

In San Francisco kam es bei Protesten auch zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Mehrere Menschen wurden festgenommen. In Hollywood waren unter den mehreren hundert Demonstranten auch die Friedensaktivistin Cindy Sheehan, deren Sohn im Irak getötet wurde, der Oscar-prämierte Drehbuchautor Paul Haggis und Ron Kovic, ein gelähmter Veteran des Vietnamkriegs, dessen Schicksal in dem Film «Geboren am 4. Juli» verfilmt wurde.

Obama will bis August nächsten Jahres alle US-Kampftruppen aus dem Irak abziehen. Danach sollen noch 35'000 bis 50'000 Soldaten zurückbleiben, um die Ausbildung der irakischen Sicherheitskräfte zu unterstützen.

Seit der Invasion am 20. März 2003 kamen im Irak mindestens 4259 US-Soldaten ums Leben, mehr als 31'000 wurden verwundet. Mindestens 307 Soldaten mit den USA alliierter Staaten wurden getötet, allein während der Invasion gab es mehr als 91'000 Tote in der irakischen Zivilbevölkerung. Tausende weitere Menschen wurden danach bei Gewalttaten und Selbstmordanschlägen getötet, die den Irak zeitweise an Rand des Bürgerkriegs brachten.


Aus: "Tausende Amerikaner demonstrieren gegen Irak-Krieg" (22.03.2009)
Quelle: http://bazonline.ch/ausland/amerika/Tausende-Amerikaner-demonstrieren-fuer-Ende-des-IrakKriegs/story/14882810


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Quote[...] Werte, Moral, die Teilung in Gut und Böse - plötzlich begab sich die internationale Politik auf die schiefe Ebene. Wer sollte anklagen, wer sollte richten? Wo genau ist kodifiziert, wann die Unterdrückung einer Minderheit im Inneren eines Staates in Völkermord umschlägt, in ethnische Säuberung?

Warum im Kosovo einmarschieren, aber nicht im Sudan? Darf die Landnahme israelischer Siedler im Westjordanland mit der russischen Landnahme in Südossetien verglichen werden? Überhaupt: der Vergleich. Wenn man das Recht auf Selbstbestimmung der Kosovo-Albaner akzeptiert, muss man dann nicht auch das Selbstbestimmungsrecht der Tibeter und der Tschetschenen respektieren?

Das Völkerrecht hat seit zehn Jahren keine Antwort geliefert. Die Vereinten Nationen haben die "Pflicht zum Schutz" entdeckt - ein Knüppelchen gegen all jene Regierungen, die in ihrer Arbeit versagen und gegen elementare Grundsätze der Moral verstoßen. Die USA haben danach das Recht auf Intervention missbraucht, im Irak einen Kriegsgrund erfunden und sich selbst mit missionarischen Demokratisierungs-Ideen diskreditiert.

Der moralische Überschwang ist heute verpufft. Geblieben ist die Erkenntnis, dass gegen das Unrecht auf der Welt nicht immer ein völkerrechtliches Kraut gewachsen ist, und dass die UN in der Regel zu schwach sind, die Legitimation für eine Intervention zu liefern. Am Ende bleiben in einer Demokratie der Zwang zur Rechtfertigung vor den eigenen Wählern, Realismus und ehrliche Empörung, wenn das Unrecht unerträglich wird.

Quote

24.03.2009 09:46:26

zack34: @ SZ-Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren,

in Ihrem Beitrag "Wir führen keinen Krieg" haben Sie bei der Bildunterschrift:

http://www.sueddeutsche.de/politik/60/462674/bilder/?img=5.0

Herrn Vladimir Stambuk als "den Führern der Kosovo-Albaner (Vladimir Stambuk, links). " bezeichnet.

Stutzig wurde ich allein aufgrund des Namens des Erwähnten, der keinesfalls einem Kosovo-Albaner, sondern nur einem slavischen Bürger gehören kann.

Somit ist noch einmal deutlich geworden, wie wenig Sie über dieses Thema wirklich wissen, obwohl Sie schon soviel darüber geschrieben und "aufgeklärt" haben, genau wie SPIEGEL, ZEIT u.Co. auch...

Zu Ihrer Info:
http://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Rambouillet

Dem Durchschnittsbürger, viell. sogar vor allem dem Durchschnittsakademiker, der sich kaum mit Balkan näher beschäftigt, geschweige denn die Länder bereist hat... und somit Ihre "Information" kaum bewerten kann, bleibt nichts anderes übrig, als sie als bare Münze zu nehmen. Genau DAS ist das Grundproblem der gesamten Kosovo-Berichterstattung. Sie war anmaßend, schlecht und ist schlecht geblieben.

zack


Quote

24.03.2009 09:55:11

Toni64: :-)

Die Serben von damals sind die Israelis von heute. Das Pech der Serben war, daß sie nicht USA-gesinnt waren, dann wären die Kosovaren nämlich die Palestinänser Jugoslawiens gewesen, alles Terroristen....

Wo ist unsere Wertegemeinschaft, wo Israel mit Bulldozern die Häuser von Arabern in Ostjerusalem niederwalzt, aber illegal errichtete Siedlungen in den besetzten Gebieten nachträglich legalisiert ?

Hallo liebe EU, NATO, intern. Gerichtshof etc... aufwachen... guggst du da !!!!

Zur Klarstellung, Milosevic ist ein Kriegverbrecher keine Frage !


Quote

24.03.2009 10:12:39

medea_4: Was nun?

Die westfälische Friedesordnung mag vielleicht seine Berechtigung haben, d. h. keine Einmischung in die Sachen anderer Länder. Anderseits wirft man dem Menschen oft vor einfach wegzuschauen.

Und was nun?

Einmischen oder wegschauen?

Ich glaube weder das eine, noch das andere ist richtig. Wir werden immer das falsche anstreben.

Ich wünschte mir jedoch,wir würden uns öfters einmischen, gerade wenn Menschenrechte grundsätzlich verletzt werden z. B. Menschen einfach aufgrund irgendwelcher "nicht akzeptablen Merkmalen" regelrecht abgeschlachtet oder vertrieben werden.

Oder würden Sie Ihren Nachbarn gerne abknalen, nur weil Ihnen seine Nase oder Haarfarbe nicht paßt?


Quote

24.03.2009 10:13:45

zack34:

"Dieser Krieg vor zehn Jahren beendete nämlich nicht nur Denkmuster des Kalten Krieges, sondern - historisch von erheblich größerer Wucht - die westfälische Friedensordnung. "

Herr Kornelius interprätiert da unglaublich viel hinein. Der Kalte Krieg ist immer noch sehr wohl in den Köpfen, das haben wir in letztem Sommer wunderbar beobachten dürfen.

Und die semantische Positionierung des "Westens" in den Beiträgen widerspricht dem keineswegs, ganz im Gegenteil.

Der Autor stellt zutreffend fest:

"Angesichts von Vertreibung, Terror und Mord wurde eine "Pflicht zur Intervention" festgestellt, ein moralischer Zwang - nie stärker artikuliert als in dem Diktum der damals rot-grünen Bundesregierung, wonach es ein "zweites Auschwitz" zu verhindern gelte."

... akzeptiert jedoch diese Grundlage schlicht als in der Form sinngemäß gegeben. Die OSZE hat damals (Anfang 1999) den ordnungsgemäßen Ablauf des verabredeten Rückzugs der JVA und ebenso die zunehmenden Provokationen der UCK WÄHRENDDESSEN festgestellt. Diese hat übrigens jahrelang davor (siehe Liste/Berichte des US-Senats zum Thema Terrororganisationen weltweit) Attentate auf die Vertreter der Staates ausgeübt und Boykot der serbischen Sprache (als einer der zwei, offiziellen Provinzsprachen) und der Lehrprogramme an den Schulen mitorganisiert, hinzu auch die albanischstämmige Bevölkerung unter Druck gesetzt und sie sogar mit Gewalt zur Mitarbeit gezwungen. Die OSZE hat ebenso VOR der NATO-Intervention ausdrücklich keine humanitäre Katastrophe und nur einen Kampf eines Staates gegen eine extrem agressiv agierenden Terrororganisation feststellen können. (was nicht heissen soll, es gab keine Leidenden und auch keine Verbechen)

Die Worte des dam. Aussenministers waren reine Auftragsarbeit: wie auch Mr. Shea bestätigte, war es für die NATO unbedingt wichtig, die Öffentllichkeit der Bundesrepublik medial bei der Stange zu halten. Denn hätte sie dem Druck der kritischen Öffentlichkeit nachgegeben, hätte die ganze "Aktion" (die schlussendlich allein der neuen Selbstermächtigung und diesbezüglichen -legitimierung der NATO diente) auch in anderen Mitgliedsstaaten an innerer Unterstützung verloren...

zack

ps.

Herr Kornelius erwähnt mit keinem Wort tausende zivile Opfer dieses "Krieges der zivilisierten westlichen Welt gegen die Barbarei"


Quote24.03.2009  10:42:18

babalaber: Wir vergessen es nicht! (Teil1)

Am 24. März 1999 begannen die NATO-Staaten einen erbarmungslosen Bombenkrieg gegen Serbien und Montenegro, ohne UN-Mandat. Die stärkste Militärallianz aller Zeiten bombte und zerstörte gezielt 78 Tage und Nächte ein kleines europäisches Land und UN-Gründungsmitglied, mit folgender Bilanz:

1200 MODERNSTE KRIEGSFLUGZEUGE ZERBOMBTEN

53 Krankenhäuser, 300 Schulen, 7643 Familienhäuser, 50 Kirchen und Klöster, zahlreiche Altersheime und Kindergärten, erhebliche Teile der wirtschaftlichen Infrastruktur

Die über 500 getöteten Zivilisten, darunter 88 Kinder wurden zynisch zum ,,KOLLATERALSCHADEN" erklärt und der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder erklärte genauso zynisch, dieser Angriff sei dazu geeignet, ,,DEUTSCHE SCHULD AUS DEM 2. WELTKRIEG AUF DEM BALKAN ZU TILGEN", obwohl deutsche Soldaten auch 1941-1945 die Serben in ihrem eigenen Land Angegriffen und gemordet haben.

Wie auch im Falle des Irak-Krieges wurden Nato-Kriegsverbrechen durch Medienlügen und Manipulationen gerechtfertigt und verharmlost. Der Nato-Angriffskrieg hatte eindeutig einen Völkerrechtswidrigen, ja Terroristischen Charakter: Es wurden Verträge über die Kriegsführung verletzt, Streubomben und mit Uran angereischerte Bomben und Raketen eingesetzt, chemische Fabriken und Raffinerien gezielt bombardiert, die Umwelt vergiftet. Die Tatsache, dass in den bombardierten Gebieten Krebserkrankungen seitdem um 40% zugenommen haben und unverhältnismäßig viele Missgebildete Babys geboren werden, spricht eine deutliche Sprache. Der Krieg, der angeblich humanitäre Katastrophe verhindern sollte, verursachte selbst wahre Katastrophen.

Nach dem Bombenkrieg verabschiedete der UN-Sicherheitsrat die Resolution 1244, welche die Souveränität und territoriale Unversehrtheit Serbiens garantiert. Das Kosovo und Metohija wurde zum Protektorat, in welchem vor den Augen der Schutztruppen im systematischen Terror gegen Serben:

über 1.300 Menschen ermordet, 1500 verschleppt, tausende verletzt, 145 Kirchen, Klöster und christliche Denkmäler zerstört wurden.

....


Quote

24.03.2009 10:24:59

Schnarzan: Die Serben hatten jedes Recht

sich gegen die UCK zu wehren!

Die Nato hatte kein Recht sich dort einzumischen!

Es begann mit einer Lüge! Googeln

Auch wenn die Red. diese Wahrheit nicht duldet, wird ihre Sicht der Dinge nicht wahrer.


Quote


24.03.2009 11:08:38

retmarut: ganz gute fragen

stellt herr kornelius in dem artikel. antworten gibt er nicht. das macht aber folgender artikel. http://www.freitag.de/positionen/0911-kosovo-nato-jahrestag

der kosovo-krieg war der paradigmenwechsel: die nato ist vom verteidigungs- zum angriffsbündniss mutiert.

und die grünen hatten damit ihre mutation abgeschlossen. von der aus-der-nato-austreten-partei zur mit-der-nato-völkerrecht-brechen-partei.

vierfacher rechtsbruch:

- grundgesetzwidriger angriffskrieg

- verstoss gegen kap. I,art. 2 der un-charta (gebot zum gewaltverzicht)

- ignorieren des nato-vertrags von 1949 (völkerrecht ist bei internat. konflikten einzuhalten)

- nicht-einhaltung des 2+4-vertrags, in dem (art. 2) beide dt. staaten versprechen, "dass das vereinte deutschland keine seiner waffen jemals einsetzen wird, es sei denn in übereinstimmung mit der verfassung und der charta der vereinten nationen."

was hatte ich mich über den regierungswechsel gefreut nach 16 jahren kohl, aber seit damals hat rot-grün bei mir verk..kt...


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24.03.2009 11:39:18

knez: Konstruierter Konflikt

Die NATO Staaten haben die Kosovo-Abanischen Terroristen bewaffnet und moralisch unterstüzt. Erst diese Unterstützung hat den Konflikt intensiviert. Es ist wiedermal ein glasklarer Fall wo der Westen einen inneren Konflikt ausnutzt um sich einer unliebsamen Regierung zu entledigen. Die Opfer in diesem Fall waren Albaner und Serben.

Die Albanischen Terroristen wurden beim ermorden serbischer Polizisten und Zivilisten vom Westen unterstützt (logistisch, waffen, geld, aufklärung, politisch). Die Reaktion der serbischen Staatsgewalt diente sodann als Vorwand um eine neue Zeit einzuläuten.

Die neue Zeit ist geprägt von Willkür und Missachtung des Völkerrechts. Irak ist das beste Beispiel dafür.

Ich fasse Zusammen. Der Westen hat diesen Konflikt bewusst geschürt um einen Vorwand für eine militärische Intervention zu bekommen. Es wäre auch anders gegangen!

Serben und Albaner könnten jetzt im Kosovo friedlich miteinander leben, hätte der Westen den Albanern klar gemacht das sie ein großzügige Autonomie akzeptieren müssen! (Im Ramboulliet akzeptierten die Serben eine Autonomie aber nicht die NATO Besetzung ganz Serbiens)Es wäre keine Liebesbeziehung geworden, aber 10000 Serben und Albaner wären jetzt am Leben. Dies wäre die wirkliche humanitäre Intervention gewesen!


Quote

24.03.2009 13:56:37

A.Hauss: "... weiterhin"

"In einer Tagesmeldung des Amtes für Nachrichtenwesen der Bundeswehr vom 22. März heißt es: "Tendenzen zu ethnischen Säuberungen sind weiterhin nicht zu erkennen." Es heißt "weiterhin". Das heißt, auch vorher waren keine ethnischen Säuberungen zu erkennen"

Quelle:

http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2003/08/23/a0085

Das war die FAKTENlage. Die juristische Lage machte der Justizminister 1998 deutlich, als er dem "Vorratsbeschluss" im Kabinett nicht zustimmte und schriftlich Protest einlegte. Auch ein gewisser Ministerpräsident Niedersachsens sagte im August 1998, ein krieg sei völkerrechtswidrig und mit der SPD nicht zu machen - er wollte gerne Bunzkanzler werden.

AUCH WEITERHIN werden diese Fakten beschwiegen bzw. das Gegenteil gelogen. Das ist nicht unwissenheit, sondern Methode. Auch bei der SZ.



Aus: "Kosovo-Krieg: Zehn Jahre danach" (24.03.2009)
Ein Kommentar von Stefan Kornelius
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/116/462730/text/


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Quote[...] "Kriegsverbrechen - so ein Quatsch!"

30. März 2009, 13:02 Uhr

,,Das schlimme ist, dass diese Berichte, so grausam sie sind, nur einen kleinen Ausschnitt von dem zeigen, was wirklich im Gaza-Krieg geschehen ist oder generell in der Armee passiert. Ich bin ehemaliger Soldat, war sogar Befehlshaber und weiß, wofür wir trainiert werden in der Armee. Wir lernen, dass Menschen bloß Zielobjekte sind, keiner bringt uns bei, dass wir uns human gegenüber Palästinensern verhalten sollten.

Direkt nach meinem Militärdienst habe ich angefangen für ,,Breaking the Silence" zu arbeiten, eine Organisation, zu der Soldaten kommen, um anonym Aussagen darüber zu machen, was für Gewaltakte sie an Palästinensern während ihres Dienstes verübt haben - oder verüben sollten. Gerade jetzt, nach Gaza, kommen ständig neue Soldaten zu uns, die berichten, dass sie Teil von Kriegsverbrechen wurden - auch auf Befehl. Ich habe schon so vieles gehört oder selber erlebt und glaube alles, was ich gerade an Berichten von Soldaten lese.

Den Krieg in Gaza hätte es niemals geben dürfen, doch wie er abgelaufen ist, macht alles nur noch schrecklicher: wie sollen die Menschen in Gaza denn auf so was antworten? Das einzige Mittel ist doch nur Gegengewalt! Mit Krieg stoppt man keine Raketen aus Gaza, mit Kriegsverbrechen lädt man nur noch mehr Hass auf Israel - warum verdammt will das keiner verstehen? Es ist alles eine Glaubensfrage: wer schon vorher gegen den Krieg war, der wird durch die Berichte über Verbrechen in Gaza in seiner Meinung bestätigt - doch wer für die Offensive war, der wird nun plötzlich kein Kriegsgegner."

Ilan, 27, Ex-Soldat und nun bei der Organisation ,,Breaking the Silence"



,,Was heißt denn überhaupt Kriegsverbrechen? Wie kann man im Krieg Verbrechen begehen, Krieg ist Krieg und der ist niemals schön! Jetzt sprechen alle darüber, dass Israel in so einem Krieg Dinge getan hat, die man nicht tun darf, man sagt, das seien Kriegsverbrechen - so ein Quatsch!

Ich glaube an unsere Soldaten und an unsere Armee, wir sind ehrenwert im Gegenteil zu den Arabern, die sich doch sogar gegenseitig abschlachten. Wir töten Menschen nicht ohne Grund, wir agieren präzise - ich glaube nicht daran, dass viele Unschuldige in Gaza gestorben sind.

Natürlich, dass mit den Kindern ist schrecklich, aber was blieb Israel anderes übrig, als sich zu verteidigen? Wenn die Hamas Kinder und ganze Familien als Schutzschilde verwendet, ist es klar, dass die bei Angriffen sterben. Das ist nicht die Schuld Israels, sondern der Hamas. Diese ganzen Berichte von Gräueltaten, ich glaube da nicht dran - die Medien bauschen alles auf, weil sie meinen, die Leute wollen das gerade lesen.

Momentan ist es offenbar Trend, auf Israel herumzuhacken. Ich kann es kaum mehr ertragen, dass immer unsere Armee als Übeltäter dargestellt wird - und keiner mehr davon spricht, dass wir uns vor dem Terror der Hamas irgendwie schützen müssen."

Shahar, 52, Gemüsehändler



,,Natürlich bin ich schockiert! Es ist schrecklich, all diese Dinge über die Armee in Gaza zu hören, das macht schon ziemlich nachdenklich. Wenn das alles stimmen sollte, dann schäme ich mich beinahe, so lange für das Militär gearbeitet zu haben.

In der Tat kann ich mir schon vorstellen, dass im Krieg Unschuldige sterben und manchmal auch falsch gehandelt wird, Soldaten sind schließlich auch nur Menschen und Menschen machen Fehler. Bestimmt gab es Vorfälle, wo Palästinenser ohne Grund getötet oder erniedrigend behandelt wurden, auf jeden Fall sollte man diesen Hinweisen nachgehen und Soldaten dafür nötigenfalls zur Rechenschaft ziehen.

Allerdings muss man wirklich aufpassen, dass Israel nun nicht als der große Kriegsverbrecher dargestellt wird. Vor allem im Ausland scheinen sich alle auf die Horrorberichte zu stürzen: Schau, wie grausam die Juden sind! Das ist nicht wahr, ich weiß, dass wir gut ausgebildet werden in der Armee, wird werden nicht dafür trainiert, Menschen unnütz zu schaden, sondern wie wir unser Land sichern können.

Soldaten sind keine Kampfmaschinen und gerade in Gaza ist ein sehr sauberer Krieg geführt worden - sofern es ging. Aber Gaza ist nun mal sehr dicht besiedelt, zudem versteckt die Hamas all ihre Waffen mal in Wohngebieten, da kommt es bei einem Militäreinsatz zu zivilen Opfern. Doch ich kann nicht wirklich glauben, dass bewusst Zivilisten getötet wurden, dass bewusst Kinder und Frauen erschossen, dass Menschen aus ihren Häusern gejagt wurden und die Soldaten deren Eigentum zerstört haben. In Einzelfällen kann es das gegeben haben, aber nicht in der Masse.

So geht es auch allen meinen Freunden: wir sind nachdenklich geworden - doch die Berichte ändern nichts daran, dass der Krieg in Gaza notwendig war. Man muss sich bewusst machen, dass sich einige Soldaten mit diesen Aussagen vielleicht nur bei ihren Befehlshabern rächen wollen - und einige ihrer Erzählungen sind auch schon widerlegt worden."

Josie, 26, ehemaliger Mitbewohner und Ex-Soldat



,,Ich habe alles gelesen und gesehen, was die Soldaten über Gaza erzählen. Ich glaube ihnen, warum sollten sie lügen, dazu gibt es keinen Grund und das Risiko, dass ihre Lügen entlarvt werden, wäre viel zu groß. Ich bin erschrocken über die Details der Berichte - aber ehrlich gesagt bin ich nicht wirklich erstaunt darüber. Man weiß, dass unsere Armee nicht wirklich sauber Krieg führt, allein aus dem ersten Libanonkrieg kennt man das doch, auch aus dem zweiten.

Ständig einen Krieg nach dem nächsten und zudem mit jungen Soldaten, die gerade erst aus der Schule raus sind - das kann nicht gut gehen. All diese Kriegsverbrechen passieren, weil die Leute nicht genug ausgebildet sind, und weil viele von ihnen Araber einfach für minderwertig halten - so ist nun mal leider die Realität. Einen toten Palästinenser mehr oder weniger, das schert die einfach nicht."

Dina, 34, Surferin und Schmuckdesignerin



Aus: ""Kriegsverbrechen - so ein Quatsch!""
Veröffentlicht 30. März 2009, 13:02 von Svenja Kleinschmidt
Abgelegt unter: Israel, Gaza-Krieg, Kriegsverbrechen, Soldaten
Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/israelblog/archive/2009/03/30/kriegsverbrechen-so-ein-quatsch.aspx


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Quote[...] Auch die Justiz setzt in Ruanda auf Versöhnung statt auf Bestrafung. Den Grund dafür erklärt Martin Ngoga, Generalstaatsanwalt. In seinem Büro stapeln sich Akten, vergilbt und verstaubt - aber nicht verjährt. Es sind Akten des Völkermordes. Im Frühjahr 1994 wurden in hundert Tagen fast eine Million Menschen, mehrheitlich Tutsi, regelrecht abgeschlachtet. Ngogas Rechnung nach gibt es mehr Täter als Opfer. Meist habe eine Gruppe von Tätern gemeinsam ein Opfer ermordet, erklärt er: "Es sind so viele, wir können sie gar nicht alle zu Lebzeiten verurteilen." Über den Daumen gepeilt: mehr als eine Million.

Ein Genozid solchen Ausmaßes bringt jedes Justizsystem an seine Kapazitätsgrenzen. Doch Ruanda musste nach 1994 die Justiz von Null aufbauen: Nur zwölf Richter hatten den Völkermord überlebt. Sie konnten in den Jahren nach dem Genozid 6000 Verfahren durchführen. Währenddessen saßen über 200.000 mutmaßliche Mörder in den Gefängniszellen. Ein Großteil der Täter lief noch immer frei herum.

Ngoga und seine Kollegen haben dafür eine pragmatische Lösung gefunden: die Gacaca-Dorfgerichte. "Gacaca" bedeutet "das grasige Feld". Gacacas dienten traditionell als Schiedsgerichte: Die Gemeinde kam auf einer Wiese zusammen, die Dorfältesten schlichteten einfache Nachbarschaftsstreitigkeiten.

Heute wird vor den Gacacas der Genozid aufgearbeitet. Ein paar Mal pro Woche kommen rund 12.000 Gacaca-Gerichte zusammen - es ist die größte juristische Aufarbeitung von Verbrechen, die die Welt je gesehen hat. Dabei geht es nicht um Bestrafung. Ein Geständnis zu erlangen, die Gebeine der Opfer zu finden - das ist das Ziel von Gacaca. Und es geht darum, dass die Täter die Gemeinde um Vergebung bitten. Dann, und nur dann, kommen sie frei.

Sedangiye spricht heute offen über seine Tat: Der Bürgermeister habe ihm befohlen, die Tutsis umzubringen, er habe ihm die Machete in die Hand gedrückt - frisch geschärft. Dafür durfte der Bauernjunge das Haus und die Rinderherde der Tutsi übernehmen. "Das war ein guter Grund, es zu tun", sagt er. Manchmal ist die schreckliche Wahrheit ganz einfach.

Der Genozid an den Tutsi war ein lang geplanter und von den Hutu-Extremisten in der damaligen Regierung befohlener Völkermord. Mittels Hasstiraden im Radio wurden die Tutsis entmenschlicht, als "Schlangen" oder "Kakerlaken" beschimpft - Ungeziefer, das es auszurotten galt. Mit Macheten wurden sie dann von Männern wie Sedangiye in Stücke gehackt.

[...] Ngoga zeigt eine Liste: Darauf stehen mehr als 300 Namen - die Hintermänner des Genozids, die sich in anderen afrikanischen Ländern oder in Europa verstecken. Manche sogar in Deutschland.

...




Aus: "GENOZID IN RUANDA - Mein Nachbar, ein Massenmörder"
Aus Kigali berichtet Simone Schlindwein (06.04.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,617313,00.html


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Quote[...]

QuoteChronologie des Konflikts:

1948 erlangte Sri Lanka (vormals Ceylon) die Unabhängigkeit von Großbritannien. Die Bevölkerungszahl des Landes beträgt 21 Millionen. Von diesen sind circa 3,2 Millionen hinduistisch-tamilischer Abstammung.

Tamilisch ist eine der Hauptsprachen des hinduistischen Dravidian-Dialektes, der in Indien von mehr als 200 Millionen Menschen gesprochen wird.

Die ceylonesischen Tamilen sind ein ethnischer Teil der Bevölkerung Sri Lankas. Sie stellen circa die Hälfte der tamilischen Bevölkerung dort. Sie leben hauptsächlich im Norden der Insel Sri Lanka. Sie sind relativ gut ausgebildet. Viele von ihnen haben professionelle oder geistliche Ämter inne.

Die so genannten indischen Tamilen hingegen wurden von den Briten im 19. und 20. Jahrhundert von Indien nach Ceylon gebracht, um in den Teeplantagen zu arbeiten.

Die Angehörigen beider tamilischen Gruppen sind meist Hindus. Allerdings gehören die ceylonesischen Tamilen und die indischen Tamilen unterschiedlichen Kastensystemen an und haben wenig miteinander zu tun.

In den 70er Jahren kam es zu wachsenden Spannungen zwischen den hinduistisch-ceylonesischen Tamilen und wechselnden (singalesisch-buddhistisch) Mehrheitsregierungen Sri Lankas. Daraus erwuchs ein Guerillakrieg gegen die Zentralregierung. Militante Tamilen forderten einen eigenständigen Staat im Nordosten Sri Lankas.

Im Konflikt der Tamil Tigers, LTTE, mit der Regierung starben, Schätzungen zufolge, 70.000 Menschen; Tausende wurden vertrieben.

Die Gewalttätigkeiten nahmen 2005 wieder zu, nachdem Präsident Mahinda Rajapaksa in seinem Wahlkampf eine Autonomie der Tamilen im Norden und Osten ausgeschlossen hatte. Er gab zudem das Versprechen ab, den Friedensprozess zu überdenken.

Sowohl das Militär als auch die Tigers werden regelmäßig schwerer Menschenrechtsverstöße beschuldigt - u.a. von Organisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch.

Annie Kelly




[...] 5. April 2009. Es war im vergangenen Jahr, in einem Dorf im Osten Sri Lankas. Selvi Ratnarajah öffnete ihre Haustür. Drei maskierte Männer standen davor und zielten mit ihren Gewehren auf ihr Gesicht. Sie schoben sie nach Innen und schrien, sie solle die Lichter auslöschen. Als sie sich weigerte, riefen sie nach ihrem Ehemann Ravanana. Sie zogen ihn auf die Straße und zwangen ihn mit vorgehaltenem Gewehr auf den Rücksitz eines Motorrades.

"Ich lief aus dem Haus und rannte, rannte durch den Busch", sagte sie, während sie die zerfleddderte Ausweis-Karte ihres Mannes herausfingerte. "Ich konnte die Lichter des Motorrades vorne sehen und sah, wie sie bei einer Brücke anhielten. Dann hörte ich Schüsse. Ich lief in Richtung des Lärms und konnte jemanden atmen hören. Es war dunkel, und es gab kein Licht. Ich rief nach ihm. Als ich meinen Ehemann fand, hatten sie ihm in den Mund geschossen. Er versuchte, zu mir zu sprechen. Ich versuchte, erneut zu schreien, aber ich brachte keinen Laut hervor. Dann starb er".

Ratnarajah sagte, sie habe keine Ahnung, wer ihren Mann mitgenommen hatte, oder warum sie es taten. "Als sie zum Haus kamen, sagten sie nur, er würde zu einer Befragung mitgenommen, aber niemand hat mir je gesagt, warum er mitgenommen wurde", sagte sie.

"Überall sind Männer mit Waffen. Wir wissen nicht, wer sie sind und was aus den Kämpfen wird. Ich weiß nicht, wem ich vertrauen soll. Ich sah, wie sie ihn aus dem Haus holten, aber niemand will mir zuhören. Mein Ehemann wurde nie irgendeiner Sache wegen beschuldigt".

In diesem Frühjahr führt das Militär von Sri Lanka eine Offensive durch, mit der sie die Tamil Tigers (LTTE (Liberation Tigers of Tamil Eelam) eliminieren und deren blutigen, sechsundzwanzigjährigen Kampf um eine unabhängige Heimat beenden will. In den Regionen, in denen die Tamilen in der Mehrzahl sind, wird die Zivilbevölkerung terrorisiert und vertrieben und rechnet mit dem Schlimmsten.

Laut der Armee von Sri Lanka kämpfen die Tamilen ihren letzten Kampf - auf einem schmalen Streifen im Nordosten des Landes. Aber es ist unwahrscheinlich, dass eine Niederlage der Rebellen - als Kampftruppe - zu einer neuen Ruheperiode führen wird. Stattdessen sprechen Menschenrechtsorganisationen von einer Katastrophe "epidemischen Ausmaßes", die sich im Norden und Osten Sri Lankas entfalte. Bis zu 190.000 Zivilisten sitzen in der Region Vanni noch immer zwischen den letzten Tamil Tigers und den vorrückenden Regierungstruppen in der Falle.

Während die Rebellensoldaten wieder in der Zivilbevölkerung aufgehen und die Zahl der durch die Kämpfe Vertriebenen wächst, gibt es unzählige Berichte, die von Einschüchterungsversuchen und Brutalität erzählen. Manche Menschen verschwinden einfach.

Journalisten ist es verboten, sich in der Kriegszone zu bewegen. Sie bekommen auch keinen freien Zugang zu den "befreiten Regionen". Dennoch gelang es The Observer in Zusammenarbeit mit Journalisten vor Ort, Aussagen von Frauen wie Selvi aufzunehmen, in diese sie von verschwundenen oder gewaltsam verschleppten Ehemännern, Brüdern oder Söhnen berichten.

Bhavani Varnakulasingham ist 26 Jahre alt und hat zwei Kinder. Sie weint, als sie das Foto ihres Ehemannes hochhält und von dem Tag seines Verschwindens erzählt. Er war auf dem Nachhauseweg von der Arbeit. Er arbeitete als Fahrer für eine internationale Hilfsorganisation. "Er ging (in die Hauptstadt) nach Colombo. Er rief an, um zu sagen, dass er auf dem Weg nach Hause sei; als er nicht ankam, begann ich, auf seinem Mobiltelefon anzurufen", sagte sie. "Ich versuchte es tagelang. Einmal antwortete jemand. Ich schrie und bat sie, ihn freizulassen, aber sie legten auf. Da wusste ich sicher, dass sie ihn hatten".

Sie hat keine Ahnung, warum ihr Mann entführt wurde oder wer die Täter sind. Trotz wiederholter Anfragen bei der Polizei und bei Regierungsoffiziellen hat sie bislang keinerlei Informationen erhalten, was mit ihm geschehen ist.

In einem Dorf nahe Batticaloa, an der Ostküste, berichtete Amirtha Sinnathamby von unbekannten Bewaffneten, die 2006 ihren älteren Bruder erschossen. Ein weiterer Bruder starb, als er ins Kreuzfeuer von Rebellen und Regierungssoldaten geriet, und im vergangenen November verschwand ihr Mann, nachdem er nach Colombo gereist war, um eine Arbeitserlaubnis zu beantragen.

"Leute aus Colombo haben mich angerufen und sagten, man habe ihn mitgenommen", sagte sie. "Ich ging zur Polizeistation und legte eine Beschwerde ein, (ich) bin zu tamilischen Politikern, zum Roten Kreuz und zur Menschenrechtskommission gegangen, aber keiner konnte mir helfen. Keiner konnte mir sagen, wer ihn entführt hat oder warum er entführt wurde. Nun habe ich gar nichts mehr; ich habe mein ganzes Geld genommen, um nach Colombo zu reisen und mich bei der Polizei zu beschweren. Aber ich weiß nicht, ob er tot ist oder noch lebt. Ich lebe weiter mit den Tränen".

Die Welle von Entführungen und willkürlichen Festnahmen veranlasste eine Reihe von Menschenrechtsorganisationen, Alarm zu schlagen. Chris Chapman ist der Konfliktpräventionsoffizier von Minority Rights International. Er sagt: "Wir sind extrem besorgt über die Situation, mit der sich die Minderheiten in Sri Lankas Konfliktregionen konfrontiert sehen. Abgesehen von der humanitären Katastrophe in der Kampfzone, gibt es Hinweise auf eine steigende Zahl von Menschenrechtsverstößen."

"Man berichtet uns von willkürlichen Verhaftungen, Entführungen und Fällen von Verschwundenen. Betroffen sind Tamilen, die vor den Kämpfen fliehen. Auch in anderen Landesteilen kommt es zu solchen Verstößen. Was immer der militärische Ausgang sein mag, bei uns gibt es keine Belege, dass dieses Muster der Menschenrechtsverstöße dann aufhören wird", so Chapman.

...


Aus: "Der Bürgerkrieg auf Sri Lanka: Traumatisierte Tamilen leben in Furcht vor neuer Offensive"
(Von Annie Kelly, 09.04.2009 - The Guardian / ZNet)
Quelle: http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/005694.html


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Quote[...]
QuoteStockholm International Peace Research Institute (SIPRI): Anlässlich einer 150-jährigen Friedensperiode in Schweden wurde 1966 die Forschungseinrichtung SIPRI gegründet. Diese widmet sich seitdem der Friedens- und Konfliktforschung mit den Schwerpunkten Abrüstung und Rüstungskontrolle. Einen Großteil der Finanzierung übernimmt der schwedische Staat. Seit 1969 veröffentlicht SIPRI mit seinem international besetzten Mitarbeiterstab Forschungsberichte.



Die deutschen Rüstungsexporte sind nach Berechnungen des unabhängigen schwedischen Friedensforschungsinstitutes SIPRI in den vergangenen fünf Jahren um 70 Prozent gestiegen. Deutschland baute seinen Weltmarktanteil am Waffenhandel im letzten Fünfjahres-Zeitraum demnach von sieben auf zehn Prozent aus. Mehr konventionelle Rüstungsgüter führten nur die USA mit einem Anteil von 31 Prozent und Russland mit 25 Prozent aus, teilte das "Stockholm International Peace Research Institute" mit.

Insbesondere die deutschen Ausfuhren an europäische Abnehmer stiegen rasant an: Im Vergleich zum Fünfjahres-Zeitraum von 1998 bis 2003 nahmen sie um 123 Prozent zu. Rund 13 Prozent der Exporte machten dabei Geschäfte mit Griechenland aus, das Leopard-2-Kampfpanzer und U-Boote des Typs 214 erhielt. Die selben Produkte wurden auch an den NATO-Partner Türkei geliefert. Zusammen importierten beide Staaten fast ein Drittel der deutschen Rüstungsausfuhren.

Hinter dem deutlichen Anstieg der deutschen Exporte vermutet SIPRI-Experte Mark Bromley allerdings keine "spezielle Strategie". Vielmehr seien moderne konventionelle U-Boote derzeit besonders gefragt. Da gehöre Deutschland zu den wenigen Lieferstaaten. Auch Portugal und Südkorea haben bereits mehrerer U-Boote bestellt.

Den Gesamtwert der deutschen Rüstungsexporte in den letzten fünf Jahren bezifferte SIPRI auf 8,7 Milliarden Euro. Dieser Wert übersteigt die offiziellen Angaben der Bundesregierung, da das schwedische Institut auch den Handel mit gebrauchter Ausrüstung sowie andere Formen der Militärhilfe mit einrechnet.


Aus: "Deutschland steigert Waffenverkäufe um 70 Prozent" (27.04.2009)
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/sipribericht100.html


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Quote[...] NATO-Soldaten haben im Westen Afghanistans ein zwölfjähriges Mädchen getötet und zwei weitere Zivilisten durch Schüsse verletzt. Wie ein Sprecher der in Herat stationierten italienischen Truppen sagte, schossen die Soldaten auf ein Auto, das sich ihrem Konvoi näherte. Das Fahrzeug habe trotz Aufforderung und Warnschüssen nicht angehalten, die Soldaten hätten daher einen Anschlag befürchtet und das Feuer eröffnet. Wie ein Polizeisprecher sagte, waren das Mädchen und seine Familie auf dem Weg zu einer Hochzeitsfeier, als ihnen die Soldaten entgegenkamen.

Der Onkel des Mädchens, der den Wagen gefahren hatte, sagte, seine Nichte sei von den Kugeln im Gesicht getroffen worden. Ihre Mutter habe Verletzungen an der Brust erlitten, er selbst sei durch Glassplitter im Gesicht verletzt worden. Er gab an, die Soldaten wegen Regens und schlechter Sicht nicht sofort gesehen zu haben.


Aus: "NATO-Soldaten töten zwölfjähriges Mädchen in Afghanistan" (03.04.2009)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/2/20090503/tpl-nato-soldaten-toeten-zwoelfjaehriges-817cea0.html


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Quote[...] Bei einem US-Luftangriff in Afghanistan sind offenbar über 100 Zivilisten getötet worden, darunter Frauen und Kinder. Der Angriff habe sich im Westen des Landes ereignet, sagte eine Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).

"Nach Berichten, die wir heute im Parlament von örtlichen Anwohnern und Provinzbeamten bekommen haben, wurden mehr als 100 Dorfbewohner getötet, darunter Frauen und Kinder", sagte der Parlamentarier Mohammad Musa Nasrat. Sein Kollege Obaidullah Hilali sagte, die Zahl der bislang mehr als 100 zivilen Opfer könne ansteigen, weil weiterhin Menschen unter den Trümmern bombardierter Häuser lägen.

"Unser Team ist in die Dörfer gegangen und hat Dutzende Leichen gesehen, darunter Frauen und Kinder", sagte IKRK-Sprecherin Jessica Barry in Kabul. Unter den Opfern seien ein Helfer des Roten Halbmonds, des IKRK-Partners in Afghanistan, und 13 seiner Familienangehörigen.

[...] Farahs Gouverneur Ruh-ul-Amin hatte am Dienstag gesagt, bei den Luftangriffen und Gefechten seien am Montag in dem Dorf Girani im Distrikt Bala Boluk 25 Taliban-Kämpfer getötet worden. Außerdem seien eine große Zahl Zivilisten ums Leben gekommen. Der Gouverneur hatte den Taliban vorgeworfen, sich vor den Luftangriffen in Wohnhäusern mit Zivilisten verschanzt zu haben. Die US-Armee teilte am Dienstagabend mit, man untersuche Berichte über zivile Opfer bei einer andauernden Operation in Farah. "Wir nehmen die Sicherheit afghanischer Zivilisten sehr ernst."


Nach Angaben der Vereinten Nationen kamen im vergangenen Jahr mehr als 2100 Zivilisten in Afghanistan gewaltsam ums Leben, 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Für 55 Prozent der zivilen Opfer machten die UNO Aufständische verantwortlich, für 39 Prozent die ausländischen und afghanischen Truppen, sechs Prozent konnten nicht zugeordnet werden. Den UNO-Angaben zufolge starben die meisten der von den Aufständischen getöteten Zivilisten bei Selbstmord- oder Bombenanschlägen oder bei gezielten Attentaten. Die meisten der von den Truppen getöteten Unbeteiligten kamen demnach bei Luftangriffen ums Leben.



Aus: "Afghanistan: Offenbar über 100 tote Zivilisten bei US-Angriff" (06.05.2009)
Quelle: http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/0/0,3672,7573728,00.html



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Quote[...] Colombo (dpa) - Bei einem schweren Angriff von Regierungstruppen im Nordosten Sri Lankas sind nach Angaben der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) hunderte Zivilisten ums Leben gekommen.

Der LTTE-nahe Internetdienst Tamilnet berichtete am Sonntag, die Armee habe in der Nacht ein von der Regierung als «sichere Zone» ausgewiesenes Gebiet mit Artillerie beschossen. Die Regierung bezeichnete die Anschuldigungen als «Rebellen-Propaganda».

[...] Der Arzt Veerachchami Shanmugaraja, der im Rebellengebiet an der Nordostküste arbeitet, sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa am Telefon, nach dem nächtlichen Beschuss seien 257 Leichen geborgen worden. Es habe mehr als 800 Verletzte gegeben, die nur notdürftig behandelt werden könnten. Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen von bis zu 378 Toten und 1122 Verletzten. Armeesprecher Udaya Nanayakarra wies die Vorwürfe scharf zurück und erklärte, Sicherheitskräfte hätten am Sonntag mehr als 700 Zivilisten aus der Gewalt der LTTE befreit.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden bei neuen Gefechten zudem zahlreiche LTTE-Kämpfer getötet. Auch Waffen und Schnellboote seien sichergestellt worden, hieß es. Gleichzeitig warf das Verteidigungsministerium den Rebellen vor, Minenwerfer in der «sicheren Zone» positioniert und Zivilisten beschossen zu haben.

Eine unabhängige Bestätigung für die Berichte von LTTE und Militär gab es nicht, da die Regierung Journalisten und internationalen Beobachtern den Zugang in das noch von den Rebellen gehaltene Gebiet verweigert.

...


Aus: "Angeblich hunderte Tote nach Angriff auf Sri Lanka" (10.05.2009)
Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/640454


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Quote[...] Die US-Streitkräfte haben ihre jüngsten Luftangriffe auf Ziele in Afghanistan trotz der zivilen Todesopfer verteidigt. Man könne nicht kämpfen, wenn eine Hand hinter dem Rücken festgebunden sei, sagte der Sicherheitsberater der US-Regierung, Jones, einem amerikanischen Fernsehsender. Gleichwohl werde die Kritik der afghanischen Behörden aber sehr ernst genommen. - Hintergrund ist der Einsatz der US-Luftwaffe in der Provinz Farah. Dabei waren in der vergangenen Woche nach unbestätigten Berichten mehr als 100 Zivilisten ums Leben gekommen. Der afghanische Präsident Karsai kritisierte das Vorgehen der amerikanischen Truppen. Der Krieg gegen den Terror könne nicht gewonnen werden, indem man Dörfer unter Beschuss nehme, sagte er im ARD-Fernsehen.


Aus: "US-Militär rechtfertigt Luftangriffe in Afghanistan" (11. Mai 2009 )
Quelle: http://www.dradio.de/nachrichten/200905110900/2


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Quote[...] Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich nach Einschätzung des SPD-Verteidigungsexperten Arnold zugespitzt. In der Region Kundus würden die Bundeswehr-Soldaten in "organisierte militärische Gefechte" verwickelt, sagte Arnold im Deutschlandradio Kultur. Das sei eine neue Situation. Zudem räumte er ein, dass es bei der Polizeiausbildung in Afghanistan Versäumnisse gebe. Daher begrüße er die Zusage der Bundesregierung, ihr Engagement in diesem Bereich zu verstärken, betonte Arnold.


Aus: "Arnold (SPD): Erstmals "organisierte militärische Gefechte" in Region Kundus" (11. Mai 2009)
Quelle: http://www.dradio.de/nachrichten/200905110900/1


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Quote[...] Im Norden Afghanistans wird die Bundeswehr immer stärker in die kriegerischen Auseinandersetzungen hineingezogen. Nahe Kundus lieferten sich deutsche Soldaten gemeinsam mit afghanischen Sicherheitskräften ein Feuergefecht mit Aufständischen. Auch im Süden riss die Gewalt nicht ab. Alleine am Freitag starben vier britische Soldaten. Im pakistanischen Swat-Tal eskalieren die Kämpfe. Mehr als 140 Taliban sind dort nach Armee-Angaben getötet worden.


[...] Die Behörden im Westen Afghanistans haben unterdessen eine Liste mit den Namen von 147 Dorfbewohnern veröffentlicht, die zu Beginn der Woche bei US-Luftangriffen getötet worden seien. Eine US-Militärsprecherin nannte die Zahl "extrem übertrieben". Die vielen Opfer unter der Zivilbevölkerung sind zu einer enormen Belastung für das Verhältnis der Afghanen zu den ausländischen Truppen geworden. Die US-Armee wirft den Taliban vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.

In Pakistan hat das Militär seine Offensive gegen die Taliban im Norden des Landes verschärft. Premier Yousuf Raza Gilani sagte, die Armee werde die Aufständischen "ausmerzen". Leidtragende der Kämpfe sind aber auch hier vor allem Zivilisten. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR teilte mit, etwa 200.000 Flüchtlinge aus dem Swat-Tal hätten sichere Gebiete erreicht, 300.000 weitere seien unterwegs oder bereiteten ihre Flucht vor. In den letzten Monaten seien damit eine Million Menschen durch die Gewalt vertrieben worden.

...


Aus: "Extremisten verwickeln Bundeswehr in Kämpfe" (08.05.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/369/467939/text/


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Quote[...] Unbotmäßigkeit

Relationen zu anderen Wörtern:

    * Synonyme: Aufsässigkeit, Bockigkeit, Dickköpfigkeit, Dickschädeligkeit, Eigensinn, Eigensinnigkeit, Halsstarrigkeit, Rechthaberei, Starrsinn, Trotz, Ungehorsam, Unnachgiebigkeit, Widersetzlichkeit, Widerspenstigkeit

    * vergleiche: Insubordination

    * ist Synonym von: Halsstarrigkeit, Ungehorsam

...


Quelle: http://dede.mydict.com/Unbotm%C3%A4%C3%9Figkeit.html (Stand 2009)

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Quote[...] Meyers Konversations-Lexikon, 1888


Seite 15.992

1 Artikel - Unbotmäßigkeit

Unbotmäßigkeit => Widersetzlichkeit.

Widersetzlichkeit

(Widersetzung, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Unbotmäßigkeit), derjenige Widerstand, welcher der Obrigkeit bei einer Amtshandlung durch Gewalt oder Bedrohung mit solcher geleistet wird. Das deutsche Strafgesetzbuch bedroht denjenigen, welcher einem Beamten, der zur Vollstreckung von Gesetzen, Befehlen und Anordnungen der Verwaltungsbehörden oder von Urteilen und Verfügungen der Gerichte berufen ist, in der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes durch Gewalt oder durch Bedrohung mit Gewalt Widerstand leistet oder einen solchen Beamten während der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes thätlich angreift, mit Gefängnis von 14 Tagen bis zu 2 Jahren.

Wer es unternimmt, durch Gewalt oder Drohung eine Behörde oder einen Beamten zur Vornahme oder Unterlassung einer Amtshandlung zu nötigen, wird mit Gefängnis von 3 bis 5 Jahren bestraft. Wird die That von mehreren verübt, so kommen die Strafbestimmungen über Auflauf (s. d.) und Aufruhr (s. d.) in Anwendung. Wer ferner öffentlich vor einer Menschenmenge oder durch Verbreitung oder öffentlichen Anschlag oder öffentliche Ausstellung von Schriften oder andern Darstellungen zum Ungehorsam gegen Gesetze oder rechtsgültige Verordnungen oder gegen die von der Obrigkeit innerhalb ihrer Zuständigkeit getroffenen Anordnungen auffordert, wird mit Geldstrafe bis zu 600 Mk. oder mit Gefängnis bis zu 2 Jahren bestraft.

Gleiche Gefängnisstrafe trifft denjenigen, welcher eine Person des Soldatenstandes auffordert oder anreizt, dem Befehl des Obern nicht Gehorsam zu leisten. Besondere Strafvorschriften bestehen endlich in Ansehung der Widersetzlichkeit gegen Forst- oder Jagdbeamte, Waldeigentümer, Forst- und Jagdberechtigte oder deren Aufseher, Steuer- und Zollbeamte, ferner für die Befreiung von Gefangenen und für Meuterei (s. d.) der Gefangenen.

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Aus: "Unbotmäßigkeit | Lexikon '88" (28 Jan 2008)
Quelle: http://www.peter-hug.ch/lexikon/Unbotm%C3%A4%C3%9Figkeit


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Quote[...] Im Mai 1944 versuchten die Obergefreiten Friedrich Rath und Friedrich Winking, drei jüdische Familien in einem Wehrmachts-Lkw von Ungarn nach Rumänien zu schmuggeln. Doch die Aktion ging schief. Rath und Winking wurden denunziert, als Kriegsverräter verurteilt und erschossen. Kriegsverrat war ihr Verhalten in den Augen der NS-Militärrichter, weil jeder geflohene Jude einen "willkommenen Zuwachs der feindlichen Macht" bilde, wie es in dem Urteil hieß.

Auch der Stabsarzt der Reserve, Adalbert von Springer, ein österreichischer Sozialdemokrat, wurde als Kriegsverräter verurteilt und hingerichtet. Sein Vergehen: Er hatte pazifistische Flugschriften verfasst. Dem 24-jährigen Josef Baumann wurde zum Verhängnis, dass er die Gründung eines illegale Soldatenrates in seiner Truppe nicht zur Anzeige brachte. Auch er starb unter dem Fallbeil.

"Die Urteile, die wegen Kriegsverrats gefällt wurden, sind ganz heterogen", sagt der Historiker Wolfram Wette, der diese Fälle recherchiert hat. Alle möglichen Unbotmäßigkeiten seien darunter gefasst worden. Laut der NS-Fassung des Paragrafen 57 im Militärstrafgesetz wurde zum Tode verurteilt, wer als Soldat dem Land Schaden zufügte oder dem Feind einen Vorteil verschaffte. Das ließ den Richtern viel Spielraum.

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Aus: "NS-Militärurteile - Späte Ehre für die "Kriegsverräter"" Von Katharina Schuler  (13.5.2009)
Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/20/kriegsverraeter?page=1