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[Versprengte Notizen zum Krieg... ]

Started by Textaris(txt*bot), July 12, 2006, 01:04:52 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Nach den verheerenden Terroranschlägen im Nordirak ist die Zahl der Todesopfer offenbar nochmals deutlich gestiegen. Wie mehrere Nachrichtenagenturen unter Berufung auf örtliche Behörden und Krankenhäuser berichten, wurden bei den Attentaten auf zwei Dörfer in der Nähe von Mossul bis zu 500 Menschen ermordet. Hunderte weitere wurden verletzt. Etwa 60 Leichen werden noch unter den Ruinen der zerstörten Häuser vermutet.

[...] Der Polizeichef der Stadt, Scheich Saed Schangari, erklärte: "Wir hatten Geheimdienstinformationen erhalten, dass die Terroristen in Sindschar Anschläge verüben wollten." Daraufhin seien die Sicherheitsmaßnahmen in der Stadt verschärft worden, weshalb die Attentäter ihre Sprengsätze schließlich in den Dörfern südlich von Sindschar zur Explosion gebracht hätten.


Aus: "Anschläge auf Jesiden im Nordirak: Zahl der Todesopfer auf bis zu 500 gestiegen" (16.08.2007)
Quelle: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7298164_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html

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Quote[...] Unterdessen plädierte der Kommandeur der US-Streitkräfte, David Petraeus, die Truppenstärke der im Irak eingesetzten US-Soldaten im nächsten Jahr zu verringern. Er bereite entsprechende Empfehlungen vor, die er im September dem Kongress vorlegen werde, sagte Petraeus am Mittwochabend in Bagdad.

Zur Zeit befinden sich im Irak mehr als 160.000 US-Soldaten, was einen Höchststand bedeutet. Allerdings wies Petraeus Forderungen nach einem schnellen und weitreichenden Abzug zurück. Dies würde die erreichten Fortschritte gefährden, «für die wir so hart gekämpft haben». Dass dies nicht sinnvoll wäre, zeige auch der jüngste verheerende Anschlag im Nordirak.

[...] Derweil stieg die Selbstmordrate unter US-Soldaten auf den höchsten Stand seit 26 Jahren. 2006 wählten 99 Soldaten den Freitod, wie aus einem Bericht des Pentagons hervorgeht. Die meisten von ihnen waren im Irak eingesetzt. Auch die Zahl der Selbstmordversuche war in dieser Gruppe am höchsten: «Es bestand eine signifikante Beziehung zwischen Selbstmordversuchen und der Anzahl von Stationierungstagen» im Irak oder in Afghanistan, heißt es in dem Bericht.

Mitte Juli hatte das von den Demokraten dominierte US-Repräsentantenhaus für einen Truppenabzug aus dem Irak innerhalb von 120 Tagen gestimmt. Trotz mehrfacher Veto-Drohungen von US-Präsident George W. Bush stimmten 223 Abgeordnete für und 201 gegen den Beschluss. Das Militär soll das Land bis April 2008 verlassen. Bush will allerdings erst im September über einen Kurswechsel im Irak nachdenken. (nz)


Aus: "US-Kommandeur will Irak-Truppen verringern" (16. Aug. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/ausland/713072.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Bericht "Shell-Shocked: Civilians Under Siege in Mogadishu" ist die erste unabhängige Untersuchung der Kämpfe, die im März und April 2007 in Mogadischu wüteten und infolge derer Hunderte Zivilisten getötet und weitere 400.000 Menschen vertrieben wurden. Die von den Aufständischen, Islamisten und der Hawiye-Clan, begangenen Verstöße beinhalten vorwiegend den willkürlichen Abschuß von Mörsergranaten in von Zivilisten bewohnte Stadtteile und den Truppeneinsatz in dicht besiedelten Gebieten. Ebenso wurden zivile Beamte der somalischen Übergangsregierung gezielt ermordet und zahlreiche Personen hingerichtet sowie die Leichen gefangen genommener Kämpfer verstümmelt.

Äthiopische Truppen, die die unfähige somalische "Übergangsregierung" unterstützten, verstießen gegen das Kriegrecht durch massiven und willkürlichen Beschuß stark besiedelter Stadtgebiete Mogadischus mit Raketen, Mörsern und Artillerie. Mehrmals haben die Truppen gezielt Krankenhäuser ins Visier genommen und plünderten dringend benötigte medizinische Geräte. Human Rights Watch dokumentierte auch Fälle, in denen äthiopische Truppen absichtlich Zivilisten erschossen oder kurzerhand hingerichtet haben.

Truppen der somalischen "Übergangsregierung" waren zwar für das äthiopische Militär nur von sekundärer Bedeutung, es gelang ihnen jedoch nicht, Zivilisten in Gefahrenzonen rechtzeitig zu warnen. Darüber hinaus plünderten sie, behinderten Hilfsmaßnahmen für Vertriebene und mißhandelten Dutzende von Menschen, die bei Massenfestnahmen verhaftet wurden. "Die Aufständischen brachten Zivilisten in ernste Gefahr, da sie sich unter sie mischten", so Roth. "Dies ist aber keine Rechtfertigung für den gezielten Beschuß und die Bombardierung ganzer Stadtviertel."

Und das sinnlose morden geht weiter. Beispiel: In Mogadischu haben erst kürzlich äthiopische Soldaten laut Augenzeugenberichten "irrtümlich" mindestens sechs Zivilisten getötet und 26 weitere verletzt. Ein Bus habe an einer Absperrung der somalischen Armee halten müssen. Äthiopische Soldaten in der Nähe vermuteten in dem Bus Rebellen und eröffneten einfach das Feuer auf die Fahrgäste. Zuvor waren bei einer Explosion in der Nähe eines Busses in Mogadischu drei Menschen getötet und acht weitere verletzt worden.


Aus: "Kriegsverbrechen in Mogadischu: UN soll Zivilbevölkerung vor Ausschreitungen sämtlicher Kriegsparteien schützen" Von Karin Burghofer (Veröffentlicht: 15. August 2007)
Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=15082007ArtikelPolitikBurghofer1


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Sydney. DPA/baz. Die Zahl der Selbstmordattentate weltweit ist nach einer australischen Studie seit der US-Invasion im Irak im Frühjahr 2003 drastisch gestiegen. Zuvor habe es in 20 Jahren insgesamt lediglich 315 Selbstmordanschläge gegeben, von 2003 bis 2006 seien es mindestens 1100 gewesen, davon 56 Prozent im Irak, ergab die Studie unter Leitung des Sozilogieprofessors Raiz Hassan von der Flinders-Universität (Adelaide/Australien), wie der "Sidney Morning Herald" am Mittwoch berichtete. Auch in Ländern wie Pakistan und Afghanistan steige die Zahl der Selbstmordanschläge. "Was wir sehen, ist vermutlich nur die Spitze des Eisbergs, und das ist eine sehr bedrückende Aussicht", sagte Hassan.

Bei jedem Selbstmordanschlag kommen der Studie zufolge durchschnittlich 13 Menschen ums Leben, bis zu 30 werden verletzt. Von 1981 bis 2006 seien mehr als 13'000 Menschen bei Selbstmordanschlägen ums Leben gekommen. "Selbstmordanschläge sind die "Präzisionswaffen" derjenigen, die kein Militär haben", erläuterte Hassan. Ausdrücklich verwies er dabei auch auf radikal- islamische Gruppen wie die Hamas im Gazastreifen und die Hizbollah in Libanon. Die Studie wurde finanziell von der australischen Regierung unterstützt.


Aus: "Studie: Zahl der Selbstmordanschläge drastisch gestiegen" (15.08.07)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=6A0A1211-1422-0CEF-702984FA8E106D7D


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Eine Irakerin, "ihr halbes Gesicht schwer vernarbt", von einer Bombe verbrannt. "Das törnt mich echt an", prahlte der Chronist. "Geschmolzene Haut, abgetrennte Gliedmaßen." Er beschrieb, wie er und seine Freunde die Frau auslachten. Dann Reue: "Ich war entsetzt und schämte mich zugleich für das, was ich gerade gesagt hatte."

Auch über die "Zombie-Hunde" schrieb er, die sich auf der Straße über einen Leichnam hermachten. "Sie fraßen anscheinend nur sein Gehirn." Ein Blick auf den Führerschein des Toten offenbarte eine grausige Ironie: "Er war ein Organspender. Wir kicherten leise in uns hinein und guckten aus dem Fenster in die Nacht. Wir sprachen erst, als wir wieder auf dem Stützpunkt waren."

Der Verfasser dieser Zeilen, eine Art Tagebuch aus Bagdad, nannte sich "Scott Thomas". Die Berichte erschienen in der "New Republic", in der Online- und dann auch der Print-Ausgabe dieses einst einflussreichen linksliberalen, neuerdings zusehends mittigen US-Magazins, das alle zwei Wochen erscheint. "Scott Thomas" sei ein Pseudonym "für einen Soldaten, der momentan im Irak dient", schrieb die Redaktion.

Es war ein journalistischer Knüller: ein schonungsloses Front-Blog eines GIs mitten im Geschehen, literarisch angehaucht. Die Sache traf mitten in die hitzig geführte Abzugsdebatte.

"Scott Thomas" porträtierte seine Kameraden und sich selbst als zynisch, grausam, abgebrüht, abgestumpft. An einer Stelle fragte er: "Bin ich ein Monster?"

Die Reaktionen in den Online-Diskussionsforen der "New Republic" waren heftig. Ein Leser schrieb, er sei "entgeistert" - andere geißelten die Berichte als politisch motiviert, um Anti-Kriegs-Stimmung zu schüren. Auf jeden Fall war "New Republic" erstmals seit langem wieder Gesprächsthema.

Leider war alles erfunden. Oder übertrieben. Oder doch wahr? Kommt nun ganz drauf an, wem man glaubt.

Die Armee jedenfalls erklärte die Frontberichte des Soldaten, der sich unter Druck als ein Gefreiter aus Illinois zu erkennen gab, nach förmlichen Ermittlungen für "falsch". "Sieht ganz so aus, als habe es die 'New Republic' mit einem neuen Stephen Glass zu tun", lästerte Blake Wilson im Online-Magazin "Slate". Glass war jener Star-Reporter der "New Republic", der 1998 gefeuert wurde, nachdem sich mindestens 27 von 41 seiner Texte als frei erfunden entpuppt hatten. Das Magazin hat sich nie wirklich erholt von dem Skandal, der auch von Hollywood verfilmt wurde ("Shattered Glass") - doch jetzt hält die Redaktion dagegen: Sie stehe zu dem "freien Mitarbeiter" im Irak.

[...] Von vorne: In einem Bericht Mitte Juli wurden besonders drastische Szenen geschildert. Soldaten fuhren zum Spaß Hunde tot, alberten mit den Schädeln toter Iraker herum. Der "Weekly Standard" begann, die Authentizität des Front-Tagebuchs offen anzuzweifeln. Es rief konservative Blogger auf, die Bulletins gegenzuchecken - und meldete schließlich unter Berufung auf eine anonyme Quelle, "Scott Thomas" habe seine Artikel unter Eid widerrufen. Der konservative "National Review" schlug in die gleiche Kerbe.

Das saß. Die "New Republic" sah sich zum Handeln gezwungen.

Eine Woche später enthüllte die "New Republic" die Identität von "Scott Thomas". "Ich bin der Gefreite Scott Thomas Beauchamp, ein Mitglied der Alpha Company, 1/18 Infantry, Second Brigade Combat Team, First Infantry Division", teilte der Autor auf der Website des Magazins mit. Er dementierte, seine Berichte widerrufen zu haben. "Ich bin bereit, mit meinem wahren Namen zur Gesamtheit meiner Artikel für die 'New Republic' zu stehen."

Beauchamp, 23, versicherte, seine Texte hätten nur seine private Sicht des Krieges zeigen sollen. "Sie waren nie als Darstellung des gesamten US-Militärs gedacht." Er sei frustriert über die Kritik von der Heimatfront: "Es macht mich gelinde gesagt verrückt, zu sehen, dass die Plausibilität von Ereignissen, die ich bezeugt habe, von Leuten bezweifelt wird, die nie im Irak gedient haben." Die "New Republic" enthüllte außerdem, wie es zu Beauchamp kam: Er sei mit Elspeth Reeve verheiratet, der Jungreporterin des Magazins.

Das gab der ganzen Sache den Ruch der Vetternwirtschaft. Die US-Armee verbot Beauchamp sofort jeden weiteren Kontakt mit der Außenwelt, konfiszierte sein Handy und seinen Laptop und leitete interne Ermittlungen ein.

Anfang August folgte dann die spitze Mitteilung des Ermittlungsergebnisses: "Die Behauptungen des Gefreiten Beauchamp haben sich als falsch herausgestellt. Sein Zug und seine Einheit wurden vernommen, und keiner konnte die Vorwürfe erhärten." Im Gegenteil, fügte ein Armeesprecher auf Anfrage hinzu: "Alle Soldaten seiner Einheit haben alle Vorwürfe bestritten, die der Gefreite Beauchamp in seinem Blog gemacht hat." Zu Details schwieg das Militär: "Der Fall wird als abgeschlossen betrachtet."

Die "New Republic" wollte das nicht auf sich sitzen lassen. Sie leitete ihre eigenen Gegenermittlungen ein. Sie verteidigte, dass ihr Autor anonym geschrieben hatte: Nur so habe Beauchamp "ehrlich und offen über seine Emotionen und Erlebnisse" schreiben und gleichzeitig weiter bei den Frontsoldaten dienen können. Alle Essays seien von der Dokumentationsabteilung gecheckt worden, schrieb Chefredakteur Franklin Foer. Man habe Experten hinzugezogen, um die Plausibilität zu prüfen. Zeugen seien kontaktiert, der Autor selbst zum Liefern "zusätzlicher Details" gedrängt worden.

Bei der hausinternen Untersuchung entdeckte die "New Republic" dann, Beauchamp habe sich in einem einzigen "bedeutenden Detail geirrt". Die bombenverstümmelte Frau, die er beschrieben habe, sei ihm nicht im Irak begegnet, sondern zuvor auf einem Militärstützpunkt in Kuwait. "Wir bedauern diesen Fehler zutiefst."

Der Rest stimme aber. Foer: "Wir haben mit Militärpersonal gesprochen, das direkt an den Ereignissen beteiligt war, die Scott Thomas Beauchamp beschrieben hat. Sie haben seine Darstellung bekräftigt." Darunter seien fünf Kameraden aus Beauchamps Einheit gewesen, die ihrerseits aus Angst hätten anonym bleiben wollen.

Leider schotte sich die Armee ab: Sie habe der "New Republic" bei den Nachforschungen nur Steine in den Weg gelegt und halte Beauchamp unter Verschluss. Bei seinem letzten Gespräch mit der Redaktion im Juli habe er berichtet, er werde von seinen Vorgesetzten an der Front unter Druck gesetzt.

Und so ist die Affäre längst nicht ausgestanden. Es steht das Wort der Armee gegen das Wort der "New Republic".

Deren Kritiker jubeln natürlich: Der konservative Kolumnist Charles Krauthammer ("Washington Post") nennt Beauchamp den "Bagdad-Fabulisten". Seine Lügengeschichten passten "perfekt in den virulentesten Erzählstil der Anti-Kriegs-Linken".


Aus: "SOLDAT SCOTT THOMAS: Glaubenskrieg um Bagdads Brutal-Blogger" Von Marc Pitzke, New York (18. August 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,500315,00.html


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Quote[...] Ziel sei es, mit dem Druck der Kriegsgegner offensiver umzugehen, mehr Unterstützung für ein längerfristiges Engagement zu gewinnen, heißt es in der "New York Times". Die Regierung wolle argumentieren, dass Fortschritte bei der Eindämmung der Gewalt gewisse Verringerungen ermöglichten, aber die US-Interessen im Irak und insgesamt im Nahen Osten weiter eine substanzielle Truppenpräsenz erforderten.


Aus: "IRAK-STRATEGIE: Weißes Haus will Amerikaner auf langen Krieg einstimmen" (18. August 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,500663,00.html

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Quote[...] Gleichzeitig haben iranische und türkische Truppen Stellungen kurdischer Kämpfer im Nordirak unter Artillerie-Beschuss genommen. Dorfbewohner flohen aus ihren Häusern.


Aus: "Iran und Türkei greifen irakische Kurden an" (16. Aug. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/spezial/irak/713470.html


Textaris(txt*bot)

#144
Quote[...] Ein Viertel der Kroaten, sagt Drakuli?, stehe heute am äußerst rechten Rand. Und da blüht die Verklärung für jene, die sich nun als Helden ausgeben, obwohl sie der schwersten Kriegsverbrechen beschuldigt werden. Da ist zum Beispiel der Fall von Vice Vukojevic. Er wird beschuldigt, in einem kroatischen Kriegsgefangenenlager in Bosnien eine Frau vergewaltigt zu haben. Kein Gericht nimmt sich seines Falles an. Vukojevic ist schließlich selbst Richter, und zwar am kroatischen Verfassungsgericht. Oder Ante Gotovina, jener General, der im Rahmen der ,,Operation Sturm" den Befehl gegeben haben soll, die Serben der Krajina zu massakrieren. Für den Tod von 150 Serben steht er nun unter Anklage Den Haags. Plakate mit seinem Antlitz kleben noch immer im Land, darüber das Wort ,,Heroj!", Held. Nur auf Druck der EU wurde Gotovina an das Kriegsverbrechertribunal ausgeliefert. ,,Aber hinter den Kulissen", sagt Drakuli?, ,,bezahlt die Regierung seine Anwälte." Das Tribunal werde von vielen noch immer als unzulässige Einmischung angesehen. Die heutigen Machthaber seien noch immer nicht daran interessiert, die Zeiten des Krieges aufzuarbeiten. ,,Sie beobachteten einander ja vielleicht beim Plündern, sie wissen zu viel übereinander".

Slavenka Drakuli? kritisiert aber nicht nur Generäle und hohe Politiker. Es geht ihr auch um die ,,Kraftfahrer, Kellner, Verkäufer", die plötzlich zu vergewaltigen begannen, dem Nachbarn in den Hinterkopf schossen ,,und dabei klassische Musik hörten." Wie konnte das passieren? Eine Frage, die sich Nachkriegsgesellschaften stellen müssen, wenn sie zur Normalität finden wollen.

Zunächst hatte Drakuli? die Antworten der Opfer aufgeschrieben. Dann fuhr sie nach Den Haag, setzte sich dort fünf Monate in den Zuschauersaal des UN-Kriegsverbrechertribunals, der wie der ,,Wartesaal eines Krankenhauses" aussah. Sie schaute dort Beschuldigten [in das] Gesicht, die den Richtern versicherten, ,,keiner Fliege etwas zu leide tun" zu können. Nackt trieben sie die Frauen durch die Straßen, ehe sie sie vergewaltigten. ,,Diese Männer unterscheiden sich nicht von einfachen Jungs, die im Kaffeehaus abhängen." Und sie rechneten nicht damit, dafür einmal in den fernen Niederlanden von internationalen Richtern zur Verantwortung gezogen zu werden.

Drakuli?s Erkenntnis, dass das Böse nicht unmenschlich sondern ganz banal und Teil des Menschen ist, ist nicht neu. Aber die Gewissheit verstört, dass auch heutige europäische Gesellschaften nicht vor bürokratisch geplantem Massenmord gefeit sind. Ein Krieg kommt nicht von einem Tag auf den anderen. Er braucht Vorbereitung. Nachbarn müssen verhetzt, Feindbilder konstruiert werden. Und dann können sich eben auch friedliche Bauerndörfer in Schlachthöfe verwandeln, in denen die Bewohner mit einer Kalaschnikow am Acker stehen und tagelang wehrlose Männer ermorden, wie dies im bosnischen Srebrenica geschah. Die Menschenrechte, das ist die Botschaft Drakuli?s, ,,beginnen in der Nachbarschaft, in den kleinen Orten". Politische Führer und Kriegsgeneräle wären machtlos, würden gewöhnliche Menschen es ablehnen im Krieg Verbrechen zu begehen.

[...] Das ist ja das Paradoxe, sagt Drakuli? zum Abschied: Politiker, die bis gestern noch ihre Soldaten in die Schlacht schickten und erbittert um ethnisch ,,reine" Staaten kämpften, drängen nun in die Europäischen Union und geben dort ihre hart erkämpfte Souveränität ab. ,,Wozu das alles, wozu die Toten?", fragt Drakuli?. In ihrem Buch über die Kriegsverbrecher in Den Haag gibt sie in einem Epilog eine Antwort. Sie beschreibt, wie serbische, kroatische und bosnische Kriegsverbrecher im Untersuchungsgefägnis im holländischen Seebad Scheveningen gemeinsam Branzino grillen, warmes selbstgebackenes Brot essen, dazu dalmatinischen Wein trinken und anschließend Volleyball spielen. ,,Man möchte glauben, dass sie voneinander isoliert werden müssten, weil sie gegeneinander Krieg geführt haben und Todfeinde seien." Aber jene, die jahrelang aufeinander geschossen haben, leben hier in ,,Brüderlichkeit und Einheit". Aus welchem Grund also, fragt Drakuli?, kam es zum Krieg. Ihre Antwort: ,,Aus keinem".


Aus: "Das Dorf und der Krieg" - Gerade noch herrschten hier Mord und Vertreibung. Nun wird Kroatien Teil der EU. Ist der Hass schon Geschichte? Zu Besuch bei der Schriftstellerin Slawenka Drakuli?, die Kriegsverbrecher bei Gericht besuchte. Von Florian Klenk für die Reportagen-Serie "Ostwärts" des Falter (21. August 2007)
Quelle: http://www.florianklenk.com/2007/08/das_dorf_und_der_krieg.php

Textaris(txt*bot)

#145
Quote[...] Parallel zu einer 15 Millionen Dollar teuren Werbekampagne einer Gruppe von Kriegsbefürwortern startete Präsident George W.Bush eine Reihe von Auftritten, mit denen das Weisse Haus die Opposition unter Druck setzen will. In einer Rede, die Bush am Mittwoch vor Kriegsveteranen in Kansas City hielt, zog der Präsident mehrfach direkt und indirekt einen Vergleich zum Vietnamkrieg. So trat er Forderungen zum Rückzug aus dem Irak mit dem neuen Argument entgegen, Millionen unschuldiger Menschen in Asien hätten den US-Abzug aus Vietnam teuer bezahlt. Deren Leiden hätten dem Wortschatz neue Begriffe wie «Umerziehungslager», «boat people» und «killing fields» hinzugefügt. Gemeint sind Repressalien der kommunistischen Sieger in Vietnam, die vietnamesische Flüchtlingswelle in den 70er-Jahren sowie die Terrorherrschaft der Roten Khmer im benachbarten Kambodscha. Auch im Irak drohten bei einem vorzeitigen US-Rückzug ähnliche Katastrophen, so Bush. Die Lehre aus der blutigen Erfahrung in Vietnam müsse sein, Geduld zu haben.

Der Vergleich forderte in Washington umgehend heftigen Widerspruch führender Demokraten und Historiker heraus. Machtübernahme und Morde der Roten Khmer seien nicht Folge des US-Abzugs aus Vietnam gewesen, sondern der Einmischung und Destabilisierung Kambodschas durch die USA, erklärte der Historiker Robert Dallek. Andere Kritiker erklärten, die Sorge vor einem «Domino-Effekt» – kommunistische Flutwelle in Asien – habe sich nach dem US-Abzug aus Vietnam als unbegründet erwiesen.

Bushs offensiver Verweis auf das amerikanische Vietnamtrauma manifestiert eine neue Dynamik der Irak-Debatte in Washington. Nachdem der von den Demokraten beherrschte Kongress den Präsidenten lange mit Abzugsresolutionen unter Druck gesetzt hatte, sucht Bush die politische Offensive.

Hintergrund sind Meldungen aus dem Irak, wonach die Verstärkung der US-Truppen seit Januar in Bagdad sowie mehreren irakischen Provinzen zu einer Verringerung der sektiererischen Gewalt geführt habe. In seiner Rede in Kansas City trat Bush Rückzugsforderungen nun in neuer Schärfe entgegen: «Unsere Truppen sehen diesen Fortschritt am Boden. Und während sie dem Feind die Initiative entreissen, haben sie eine Frage: Werden ihre gewählten Führer in Washington den Boden unter ihren Füssen gerade in dem Moment wegziehen, wo sich die Dynamik im Irak ändert?»

Auch Befürworter eines Rückzugs aus dem Irak berufen sich auf Angehörige des US-Militärs. So hatten in einem ungewöhnlichen Beitrag für die «New York Times» am Sonntag sieben namentlich genannte Soldaten und Unteroffiziere der 82.Luftlandedivision, die derzeit im Irak stationiert sind, Berichte über eine militärische Wende als «surreal» zurückgewiesen: «Wir sind skeptisch bezüglich der in den Medien vertretenen Meinung, dass der Konflikt zunehmend beherrschbar sei.» Eine grosse Mehrheit der Iraker fühle sich «zunehmend unsicher und betrachtet uns als eine Besatzungsmacht, die in vier Jahren keine Normalität hergestellt hat». Es sei unmöglich geworden, das Vertrauen der Iraker zu gewinnen. Die US-Truppen operierten weiter in einem «verwirrenden Kontext entschlossener Feinde und fragwürdiger Alliierter». Eine Aussöhnung sei im Irak nur zu erreichen, wenn die politische Lage sich mit der auf dem Schlachtfeld decke.



Aus: "Irak-Krieg/Vietnamkrieg: Bush wagt Vergleich mit Vietnam" Dietmar Ostermann, Washington (23.08.07)
Quelle: http://www.espace.ch/artikel_410593.html

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Quote[...]  Die Angehörigen der 82. Luftlandedivision haben in der «New York Times» – ein bisher einzigartiger Vorgang – «aus Pflichtgefühl heraus» nüchtern und pointiert ihre Sicht des Irak-Krieges dargestellt. Bei den sieben Soldaten handelt es sich um einen Gefreiten und sechs Sergeanten, die am Ende eines 15-monatigen Einsatzes in Bagdad stehen. Ohne den Präsidenten persönlich anzugehen, bezeichnen die Fallschirmjäger die politische Irak-Debatte in Washington als «surreal». Die Iraker betrachteten die Amerikaner demnach als Besatzer, die den absurden Versuch unternähmen, ihr Land ohne Mandat der Bevölkerung gegen ein diffuses Konglomerat von Aufständischen zu verteidigen. Für «unser schlimmstes Versagen» halten die sieben Autoren, dass die USA den Kollaps der «sozialen und wirtschaftlichen Grundlagen» im Irak zugelassen hätten. Sie betonen die militärische Überlegenheit der US-Streitkräfte. Diese seien aber ohne Aussicht auf ein Ende zwischen die Fronten konkurrierender Gruppen geraten. Neben «sunnitischen Extremisten, Al-Kaida-Terroristen, schiitischen Milizen, Gangstern und bewaffneten Stämmen» spielten Polizei und Armee des Iraks eine «janusköpfige Rolle». Die Fallschirmjäger schildern, wie Kameraden in Sprengfallen umgekommen sind, die mit Hilfe irakischer Sicherheitskräfte errichtet wurden. Einer der Autoren, Sergeant Jeremy A. Murphy, erlitt in diesem «verwirrenden Kontext entschlossener Feinde und fragwürdiger Verbündeter» kurz vor der Publikation des Textes einen Kopfschuss und wurde heimgeflogen.

Die sieben Soldaten kritisieren zudem ein zentrales Element der neuen amerikanischen Strategie im Irak. Dies ist besonders brisant im Vorfeld des für Mitte September erwarteten Berichts von David Petraeus, dem US-Oberkommandierenden im Irak. Die Bewaffnung sunnitischer Stämme im Westen von Bagdad gegen al-Kaida, so schreiben die Soldaten, sei zwar effektiv. Doch die irakische Regierung müsse nun befürchten, nach einem amerikanischen Abzug von den Stämmen angegriffen zu werden. Die Fallschirmjäger schliessen ihre Analyse mit der Empfehlung, schrittweise aus dem Irak abzuziehen und der Regierung in Bagdad nicht «die Korrektur amerikanischer Fehler aufzubürden». Statt die zunächst geächteten Mitglieder von Saddam Husseins Baath-Partei zu rehabilitieren, plädieren die Soldaten dafür, der schiitischen Mehrheit das Regime im Irak zu übergeben. Dabei werde es «Gewinner und Verlierer» geben, aber die Autoren ziehen eine durchsetzungsfähige schiitische Regierung der «Tyrannei der Gewalt» konkurrierender Gruppen vor, die derzeit im Irak herrsche. – Neben seinem sachlichen Ton fällt am Beitrag der Dienstgrad der Autoren auf. Einige hochrangige Offiziere haben den Irak-Feldzug schon in der Vorbereitungsphase kritisiert, in der Regel als Pensionäre. Seither nimmt ihre Zahl stetig zu. Im vergangenen November hat selbst der damals für den Irak zuständige Kommandeur John Abizaid erklärt, die Invasionsarmee sei viel zu klein gewesen.

Die unteren Ränge der Berufsarmee äussern sich dagegen seit 2003 eher in Weblogs oder digitalen Videoclips, die auf YouTube unter Schlagworten wie «Iraq Grunt» ( Grunt = Frontsoldat, Frontschwein) oder «Ramadi» zu Tausenden zu finden sind. Dabei handelt es sich häufig um Szenen aus dem Kampfgeschehen, aber die dezidierte politische Dimension des Artikels in der «New York Times» geht ihnen durchweg ab. Die Blogs und Clips entspringen dem Bedürfnis, überwältigende Erlebnisse ein Stück weit aufzuarbeiten. Diese Lesart legen Daten der US-Armee nahe, laut denen jeder fünfte US-Soldat im Irak an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Die Zahl der Selbstmorde hat in den Streitkräften 2006 mit 99 vollendeten und 948 versuchten Suiziden die höchste Rate seit der Einführung dieser Statistik vor 26 Jahren erreicht.

Dem Pentagon sind die ungefilterten Internet-Aktivitäten der Soldaten ein Dorn im Auge. Die Militärbürokratie hat jüngst den Zugang der fünf Millionen Computer bei den Streitkräften zu Websites wie YouTube gesperrt. Dabei sind Augenzeugenberichte aus dem Irak auch für die Gegner von Bush eine zweischneidige Sache. Diese Erfahrung musste die linke Wochenzeitschrift «The New Republic» machen, die vom Januar an eine Serie von Berichten eines in Bagdad stationierten Infanteristen publiziert hat. Dieser berichtete unter dem Pseudonym Scott Thomas Schauerliches, etwa über die «Zombie-Hunde von Bagdad». Diese fressen angeblich die Leichen von Irakern und werden von US-Soldaten zum Vergnügen mit Kettenfahrzeugen gejagt und «plattgemacht». Der neokonservative «Weekly Standard» enttarnte – linke Blogger vermuten, mit Hilfe des Pentagons – den Autor und bezichtigte ihn der Lüge, worauf dieser einige seiner krassesten Schilderungen zurückzog. Aber das von ihm gezeichnete Bild einer erschöpften und verrohten Expeditionsarmee wird im Wesentlichen durch ein aufsehenerregendes Projekt von «The Nation» bestätigt.

Die älteste und auflagenstärkste politische Zeitschrift der USA hat 50 Irak-Veteranen interviewt und daraus jüngst ein umfangreiches Dossier destilliert. Es zeigt, dass die häufig zwei- oder dreimal für bis zu 15 Monate im Irak stationierten US-Soldaten die Einheimischen als fremde Masse wahrnehmen und rasch jede Sympathie für die zivilen Opfer verlieren. Wie der Gefreite Jeff Englehart erklärt, waren er und seine Kameraden «zunächst ehrlich überzeugt davon», dass sie gekommen waren, um den Irakern zu helfen. Bald sei der Idealismus der GI in Zorn und Gleichgültigkeit gegenüber den Zivilisten umgeschlagen: «Ein toter Iraker ist nur ein toter Iraker, na und?» Erst nach ihrer Rückkehr in die USA und beim Gespräch mit anderen Veteranen setzten dann Schuldgefühle bei den Soldaten ein, so Englehart.

Dieses Dossier stimmt durchaus mit der Trauma-Statistik des Pentagons und dem Beitrag der Fallschirmjäger in der «New York Times» überein.


Aus: "Das Murren der Truppe" Von Andreas Mink (26. August 2007, NZZ am Sonntag)
Quelle: http://www.nzz.ch/magazin/dossiers/das_murren_der_truppe_1.546212.html



Textaris(txt*bot)

Quote[...] Washington (AFP) - Angesichts ernsthafter Rekrutierungsprobleme wirbt die US-Armee mit beträchtlichen Zusatzprämien Freiwillige für den Militärdienst an. Knapp 95 Prozent aller neu gemeldeten Rekruten hätten von dem seit fünf Wochen gültigen Angebot Gebrauch gemacht, im Gegenzug für eine 20.000-Dollar-Prämie innerhalb von 30 Tagen mit der Grundausbildung zu beginnen, teilte die US-Armee am Montag mit. Diese Summe - umgerechnet etwa 14.600 Euro - übersteigt in den meisten Fällen den gesamten Jahressold eines Rekruten. Die Armee bietet den so genannten "Eil-Bonus" all jenen Rekruten an, die sich bis 30. September zum umgehenden Militärdienst melden.


Aus: "US-Armee lockt Rekruten mit saftiger Prämie an" (AFP - Montag, 27. August 2007)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/afp/20070827/tts-usa-irak-streitkraefte-c1b2fc3.html


lemonhorse

Quote[...] 300 ist eine US-amerikanische Verfilmung des gleichnamigen Comicromans von Frank Miller aus dem Jahr 1998. Der Film startete am 9. März 2007 in den US-amerikanischen, am 5. April 2007 in den deutschsprachigen Kinos (Deutschland, Österreich und Schweiz). Als Weltpremiere war 300 schon im Februar 2007 im Wettbewerb der Berlinale 2007 außer Konkurrenz zu sehen.

Der Film erzählt eine Episode aus den Perserkriegen, nämlich die Geschichte der ersten Schlacht bei den Thermopylen. Ebenso wie seine Comic-Vorlage orientiert sich auch der Film an der Schilderung des antiken Chronisten Herodot, die den historischen Fakten nur sehr bedingt entspricht. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 445 Mio. US-Dollar ist er einer der erfolgreichsten Filme 2007.


http://de.wikipedia.org/wiki/300_%28Film%29

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Quote[...] Eine den Film übergreifende Handlung normaler Form, mit Spannungsbogen und logischer "Ursache und Wirkung"-Konstruktion wird außer Acht gelassen. Der Erzähler interpretiert für uns die Bilder, die wir sehen, erklärt uns sofort ihre Bedeutung. Zweideutigkeit und historische Bedingtheit existieren in einem solchen narrativen Gebilde nicht mehr. Der Film verlagert alle inhaltlichen Aspekte auf die Oberfläche des Bildes.

An dieser Stelle würde die bewusst überhöhte Ästhetik einer mystifizierten, kriegstreibenden Geschichte zwangsläufig in politisches Fahrwasser gelangen, gerade weil der Hintergrund der amerikanischen Comic-Kultur für den Film keine Rolle spielt. Dies wiederum stellt die Frage, ob hier doch eine politische Problematik auftaucht, die ja manche Kritiker dem Film vorwarfen (siehe hierzu die Kritikensammlung bei Film-Zeit). Dabei wird deutlich, dass das Publikum zumeist als Opfer angesehen wird, welches entweder dank der Bildung über dem faschistischen Element steht (wie der Kritiker selbst) oder eben die Tendenzen absorbiert und für voll nimmt.

Auch wenn dies bei einigen Zeitgenossen der Fall sein mag, fragt man sich doch, ob ein so extrem stilisierter Film wie 300 überhaupt dazu in der Lage ist, reale und existierende Konflikte sich einzuverleiben. Dies liegt an mehreren Aspekten. Zum einen ist der Film fest im Genre-Kanon des Kinos verankert, was ihn zuerst durch den Filter anderer Filme und der Hollywood'schen Konventionen betrachten lässt. Kein Zuschauer geht in einen Kinofilm ohne das Bewusstsein, dass es sich hierbei um ein fiktives Werk handelt. Gleichzeitig ist schon häufig festgestellt worden, dass man einen Film fast automatisch in den Kontext anderer filmischer Werke einzuordnen versucht. Ist dies ein Actionfilm oder eine Komödie? Jeder Zuschauer entscheidet dies anhand von Kriterien, die bei niemandem gleich und vor allem auch kaum theoretisch fassbar sind (Dies ist eine schwer vereinfachende Aussage, die vielleicht auch etwas schwammig wirkt. Verwiesen sei hier auf den frei verfügbaren Artikel "Genre und Genrebewusstsein" von Jörg Schweinitz aus der montage/AV 3/94, der auf der Homepage als PDF verfügbar ist). Man kann davon sprechen, dass Zack Snyders Film keineswegs als Darstellung historischer Begebenheiten angesehen wird, sondern zum Beispiel als Actionfilm angesehen wird, dessen faschistoide Tendenzen in den 80ern auch nicht direkt politisierend wirkten, auch wenn er dafür kritisiert wurde. Bei 300 liegt der Fall in so fern noch anders, da der Film sich fast vollständig auf seine Oberflächenspiele reduziert, also fast nur auf seine Schauwerte und Panelisierungsmomente reduzierbar ist. Hier ist einfach kein Platz für Politik oder bewusste wie unbewusste Einordnung in politische Vorgänge. Alleine die Reduktion und fast wörtlich von Propaganda entnommene Darstellung der Perser auf eine riesige Freak-Show mit blutrünstigen Ogern, monströsen Henkern, die Klingen statt Arme haben, buckligen Verrätern, riesigen und wunderschönen, gold-behangenen Gott-Königen des Bösen einerseits oder aber eben muskulösen, wohlgeformten Unterhosenträgern mit schnieken Waffen auf Seiten der Spartaner weist auf die Problematik hin: Alles ist eindeutig, klar sortiert und in einer Form visuell überzogen, dass ein blutiges Schlachtengemälde in wunderbarer Farbpalette übrig bleibt. Durch die extreme Überzeichnung wird ein Begriff der Realität vermieden, auch weil weder Ironisierung noch satirische Zeichnung eine Positionierung des Zuschauers zu dem Leinwandgeschehen einfordern.

Und hier beginnt die eigentliche Kritik, die man 300 anlasten kann. Dadurch, dass die Oberfläche so eindeutig belegt ist, dass es keine Freiheit für Doppelbödigkeiten oder Ambivalenzen gibt, dadurch, dass der Film in sich genau eine Lesart hat, wird er außerhalb des momentbehafteten Sehvergnügens beliebig. Es ist nicht seine politische Stellung, die den Film zur Last gelegt werden kann, es ist seine Unfähigkeit, diese zuzulassen und dem Zuschauer eine Positionierung dazu zu erlauben. Denn in der kontrollierten und für das geschulte Auge auch hochinteressanten Umsetzung der Comic-Strategie der Dekompression in Form von filmischen Signatur-Panels und der rabiaten Kontrolle über die Zeitlichkeit in der Narration fehlt es an Freiheiten für den Zuschauer, sich selbst in dem Film zu entfalten. Statt Symbolen oder Andeutungen wird jedes Bild durch den Erzähler interpretiert und mit einer innerfilmischen Aussage vorbelegt. Eine Interpretation durch den Zuschauer ist da nicht mehr möglich, eine außerfilmische Bearbeitung durch das visuelle und narrative Konzept des Films geblockt. Wo beim Comic die Superhelden-Debatte als äußerer Anker war, da steht bei 300 nichts. Der Film ist ein in sich geschlossenes und dadurch auch in negativer Hinsicht unpolitisches Kontinuum.

[...]  300 [ ] verpasst jede Chance, einen Mehrwert zum Spektakel zu bieten. Dies ändert nichts daran, dass dieses Spektakel an sich sehenswert ist und in seiner Stilistik immer wieder erstaunt.


Aus: "300 (Film):" Von Knut Brockmann (G-Wie-Gorilla, 2007)
Quelle: http://www.g-wie-gorilla.de/content/view/376/2/

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Quote[...]

Pressespiegel:

Eine enthirnte Synthese aus GLADIATOR und SIN CITY nennt Michel Bodmer den Film. "Ob all der überzeichneten Gewalt mit ihren animierten Blutspritzern kann wohl nicht einmal der John-Woo-Fan froh werden, denn: 'Gefecht, Tod und Opfer sind Dinge, die verherrlicht werden sollen. Jeder Schwertstreich, jedes Aufspiessen, jede Enthauptung soll als Akt von Schönheit dargestellt werden. Hier wird Krieg in Kunst verwandelt', lautete Snyders Kommando für seinen 'Anti-Anti-Kriegsfilm'."
05. April 2007 | Neue Züricher Zeitung

[...]

Anke Westphal bezeichnet den Film als flottes Heavy-Metal-Massaker im antiken Ambiente. "Sind Typologien schon faschistisch? Da kann man auch gleich der Pop-Kultur an sich Faschismus vorwerfen. Snyders Film ist nur wie das Gegenstück zu einer Heavy-Metal-CD: ein fettes, düster stilisiertes und standardisiertes Paket aus Testosteron, Pathos, Horror und Fantasy - es gibt hier sogar einige allerliebst-grässliche Monster, selbstredend auf Seiten der Perser. Und da die Spartaner in 300 nun einmal so reine, weil freiheitsliebende Kampfmaschinen und ihre Gegner die reinen Mordbuben sind, fließt hier viel Blut in den Boden."
04. April 2007 | Berliner Zeitung

Für Ekkehard Knörer ist dies eine Jungsfantasie reichlich fantasieloser Jungs. "Auf die ermüdend lange Strecke seiner zwei Stunden entwickelt sich das Sandalen-Kriegsgemälde dann zu einer so unappetitlichen wie fast schon wieder originellen Mischung aus faschistischer Bildästhetik und bewusstem Camp. Genauer gesagt: Es mischt sich gerade nichts. Durch kein bindendes Band aus Sinn oder Verstand vereint stehen der wie in der Zahnpastawerbung kraftvoll in einen Apfel beißende Feldherr Leonidas und die mit ironiefrei volltönender Heroenrhetorik über Leichenberge spazierende spartanische Kampfsporttruppe nebeneinander."
04. April 2007 | Die Tageszeitung

Wie Pouyeh Ansari und Particj Hemminger berichten, ist der Film im Iran ein DVD-Hit - und ein Skandal, weil er die Ahnen der Iraner ausnahmslos dämonisiert oder als behinderte Zombies darstellt.
04. April 2007 | Die Tageszeitung

Sascha Westphal kommt nicht umhin, von Propaganda und Militarismus, von Herrenmenschentum und Faschismus zu sprechen. "Snyder gibt keiner Assoziation oder Interpretation den eindeutigen Vorzug. Allerdings lässt er keinen Zweifel daran, dass die Geschichte der 300, mag sie als Gründungsmythos noch so eine zentrale Bedeutung für die westlichen Zivilisationen haben, immer eine Propaganda-Erzählung bleiben wird. So sehr man Snyders hyperstilisierte Bilder auch bewundert, man vergisst nie, dass sie Teil einer Inszenierung sind."
04. April 2007 | Frankfurter Rundschau

Claudius Seidl weiß am Ende des Films nicht, wie der Kampf eigentlich ausgegangen ist. Er will "diesen Film schon deshalb verteidigen, weil er die Bilder und Szenen, die man sich von diesem Genre erwartet, eben nicht nur nicht inszeniert, sondern sein Publikum, mit der ganzen Wucht seiner Inszenierung, dazu zwingt, sich endlich bewusstzumachen, wie viel Fiktion in jenen Erzählungen steckt, welche wir für Geschichtsschreibung halten."
04. April 2007 | Frankfurter Allgemeine Zeitung

Stefan Rebenich befasst sich mit den historischen Hintergründen der Schlacht.
03. April 2007 | Süddeutsche Zeitung

Tobias Moorstedt schreibt über den Comic-Zeichner Frank Miller.
03. April 2007 | Süddeutsche Zeitung

Wie Andrea Köhler weiß, erregt der Film die Gemüter in Teheran. "Präsident Mahmud Ahmadinejad warf dem Westen vor, mit dem Film 'psychologische Kriegsführung' zu betreiben; unterstellt wird ausserdem, dass die amerikanische Regierung den Film finanziert habe. Mit der Begründung, Snyders Film sei 'untrennbar mit den konzertierten Bemühungen in bestimmten westlichen Interessenkreisen verbunden, die iranische Nation zu dämonisieren', hat Teheran nun bei den Vereinten Nationen Protest eingelegt."
03. April 2007 | Neue Züricher Zeitung

Katja Lüthge spricht der Regisseur Zack Synder über nackte Männer, Actionszenen und seinen Sohn vor der Kamera.
01. April 2007 | Die Welt

Erstaunlich findet es Jörg Gerle, "dass ein derartiges Randgruppenprogramm – auf jugendfrei getrimmt – immer mehr seinen Weg in den Mainstream findet und nicht in der Schmuddel-Videothek verkümmert, wo es eigentlich hingehört. ... Regisseur Zack Snyder lässt seinen Film für alle Interpretationsansätze offen, sodass er ebenso als Propagandafilm wie als stumpfsinniger Actioner funktioniert. Politisch wache Menschen werden den Film belächeln und ignorieren; andere werden sich in ihren Vorurteilen und Wertemaßstäben bestätigt sehen. Andere werden sich vielleicht daran erinnern, dass die schlimmsten Propagandafilme jene sind, die in vorgeblich völliger Naivität entstanden sind."
29. März 2007 | film-dienst 07/2007

Laut Alexandra Seitz wirkt 300 wie ein Magnet für Interpretationen aller Art. "Es fällt schwer, 300 nicht im Kontext der gegenwärtigen weltpolitischen Lage zu sehen, doch gleichgültig, ... es ändert sich nichts an der Schlichtheit der Perspektive. Man könnte in 300 aber auch einen bösen Witz vermuten, der pathetische Reden von Ruhm, Ehre, Gerechtigkeit, Vernunft und Freiheit mit Mannbarkeitsriten, Körper- und Uniformfetischen, Blutströmen und Gewaltorgien kontrastiert, um die Unvereinbarkeit von Machismo und Zivilisation deutlich zu machen."
28. März 2007 | Ray 04/2007

[...]

Auf Dauer fühlte sich Lukas Foerster durch die Actionsequenzen ermüdet. Der Film "zwingt den hilflosen Zuschauer zum minutenlangen Betrachten von äußerst unoriginellen Hochglanz-Pixelschablonen. Ganz schlimm wird es jedoch erst mit Beginn der Kampfhandlungen. ... In diesen Sequenzen, die immerhin das Herzstück des Films darstellen, offenbart sich die gesamte Ödnis der snyderschen Kinovision, die eine unschöne Mischung aus infantiler Machofantasie und ziellosem Stilwillen darstellt."
20. März 2007 | critic.de

Hanns-Georg Rodek fragt sich, warum 300 in den USA finanzielle Triumphe feiert: Wie schon so oft war im Marketingkonzept das Internet kriegsentscheidend. Auf der Comic-Messe in San Diego staunten die Comic-Fans "Bauklötze. Der Film bremst immer wieder auf Zeitlupentempo, um erneut auf Extremgeschwindigkeit zu beschleunigen. Die Zeit wird gedehnt und gerafft und manchmal fast eingefroren – eine kongeniale Annährung des Kinos an das Erzählprinzip des Comics. Was in San Diego noch nie geschehen war: Die Besucher riefen nach Wiederholung."
16. März 2007 | Die Welt

Was war das?, fragt Egon Günther. "Dieser Breitwandkitsch, diese Ausbeutung des Kitsches in Cinemascope in seiner Verelendung zum Schönen, das einen ganz meschugge macht und manchmal dennoch ans Herz greift? ... Ich begreife den Sinn dahinter nicht, die Haltung. Es ist auch Kriegspathos. Es ist auch die Lobpreisung des Krieges, die irritiert. Was wollten die Macher anrichten mit diesem überdimensionierten Bilderrätsel."
16. Februar 2007 | Neues Deutschland

Holger Kreitling lässt kein gutes Haar an dem Film: 300 ist ein schlimmes Stück Kino, ärgerlich und falsch und so erzreaktionär. "Politisches Pathos und Patriotismusquatsch sind untrennbar mit der Verachtung aller Zivilisten verbunden. Ein Erzähler singt dazu das Hohelied des Militärs in unerträglichen Floskeln. Die Todessehnsucht der Krieger wird unaufhörlich glorifiziert. Sterben ist super. Auch Härte. Die Spartaner sind praktisch die US-Marines der Antike. Und der Feind ist immer der gleiche."
15. Februar 2007 | Die Welt

Sebastian Handke ist enttäuscht: "Wenig ist geblieben von der schmutzigen Expressivität des Originals, dem epischen Ingrimm seiner doppelseitigen Panels – 300 sieht aus wie ein falsch belichteter Sandalenfilm. ... Einige Schlachtsequenzen sind bemerkenswert. Vor allem wenn es Mann gegen Mann geht, findet Snyder einen ballettösen Rhythmus von Be- und Entschleunigung, je nachdem, ob gerade Maß genommen oder zugestoßen wird. In diesen Momenten blitzt etwas davon auf, was 300 hätte sein können, wenn man der zweidimensionalen Bildlichkeit des Comics etwas dem Film Eigenes zugegeben hätte – eine blutig schwarze, wilde Kinetik von Masse, Bewegung und Zerstörung. Stattdessen: falsch verstandene Werktreue."
15. Februar 2007 | Der Tagesspiegel

Die aus Realfilm und Computertechnik zusammengezauberte Optik wirkt für Daniel Sanders auf den ersten Blick tatsächlich einfach überwältigend. "Die extrem brutalen Kampfszenen sind zum Teil choreographiert wie ein Ballett, eine aufregende Mischung aus perfidem Ekel und eleganter Schönheit, jedenfalls bis sich die diversen Metzel-Orgien zu wiederholen beginnen und sich ein Gefühl der schleichenden Ermüdung einstellt. Ein bisschen unwohl wurde vielen auch beim ständigen Spartaner-Gerede von Ruhm, Freiheit und dem süßen Tod für die Heimat, was man, je nach Vorliebe, einerseits als rechte Bush-Propaganda deuten kann oder als subversiven Aufruf zur Rebellion der Kleinen gegen den übermächtigen Aggressor."
15. Februar 2007 | Der Spiegel

Aus: "Pressespiegel: 300 (USA 2007)" (film-zeit.de, 2007)
Quelle: http://www.film-zeit.de/home.php?action=result&sub=film&info=cinema&film_id=18379

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Quote[...] Starship Troopers ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Film von Paul Verhoeven aus dem Jahr 1997, der lose auf dem gleichnamigen Roman von Robert Heinlein basiert.

[...] Der Film wurde von Verhoeven nach eigener Aussage als Satire auf den Faschismus und Militarismus konzipiert.


[...] Die deutsche Synchronisation ist im Gegensatz zum amerikanischen Original deutlich entschärft. So geht beispielsweise der Unterschied zwischen Bürger (Citizen) und Nichtbürger fast völlig unter: Um Bürger zu werden, muss man sich zum Militärdienst verpflichten; der Bürgerstatus verleiht zahlreiche Privilegien, wie z. B. das Wahlrecht oder die Erlaubnis, ein Kind zu bekommen.

Die pro-diktatorische Passage

    ,,This year we explored the failure of democracy, how the social scientists brought our world to the brink of chaos. We talked about the veterans, how they took control and imposed the stability that has lasted for generations since."

wurde statt mit

    ,,Dieses Jahr erforschten wir den Misserfolg der Demokratie, wie die Sozialwissenschaftler unsere Welt an den Rand des Chaos brachten. Wir sprachen über die Veteranen, wie sie die Kontrolle übernahmen und die Stabilität schufen, die seitdem für Generationen andauerte."

mit

    ,,Unser Thema war dieses Jahr die politische Entwicklung seit der Jahrtausendwende, und wie Außerirdische diese Entwicklung beeinflusst haben. Wir sprachen über die Bugs, wie sie die Erde angriffen und Tausenden unserer Vorfahren den Tod brachten."

übersetzt und damit vollkommen verfälscht.

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[...] Eindeutig satirisch sind beispielsweise die im Film integrierten Propaganda-Sendungen des Regimes, in denen Kinder sich darum reißen, die Waffe eines Soldaten zu berühren, oder als ,,Beitrag" zum Kampf gegen die Bugs irdische Insekten zertreten.


[...] Ein Teil der Uniformen ist eindeutig solchen aus dem Dritten Reich nachempfunden und die Anfangsbilder des Films erinnern an Szenen aus dem NS-Propagandafilm Triumph des Willens von Leni Riefenstahl.


Aus: "Starship Troopers (Film)" (09/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Starship_Troopers_%28Film%29


Textaris(txt*bot)

Quote[...] [ngo] Das Amtsgericht Frankfurt verurteilte am 31. August 2007 die Studentin Franziska Senze aus Münster zu einer Geldbuße von 100 Euro wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz. Senze hatte sich am 28. März 2003 an einer Sitzblockade der Friedensbewegung gegen den Irak-Krieg vor der US-Airbase Frankfurt beteiligt. Die Staatsanwaltschaft warf der Angeklagten Uneinsichtigkeit vor. Nach Darstellung des Komitees für Grundrechte und Demokratie und des Netzwerks Friedenskooperative rügte der Vorsitzende Amtsrichter, dass die Angeklagte ihre Meinung zur Völkerrechtswidrigkeit des Krieges absolut setze. Sie sollte überlegen, ob es nicht auch "Gerechte Kriege" geben könne.

Senze war zunächst wegen des Straftatvorwurfs der Nötigung verurteilt worden und hatte dagegen Revision eingelegt. Zwischenzeitlich hatte das Oberlandesgericht Frankfurt in einem Parallel-Verfahren entschieden, dass die Sitzblockaden gegen den Irak-Krieg nicht als gewaltsame und verwerfliche Nötigung gewertet werden dürften. Senzes Verfahren musste daher vor dem Amtsgericht Frankfurt neu aufgerollt werden.

Die Angeklagte nahm in ihrem Plädoyer für ihren gewaltfreien Widerstand gegen den völkerrechtswidrigen Irak-Krieg den rechtfertigenden Notstand in Anspruch. Als Zeugin eines Verbrechens habe sie tätig werden müssen. In bestimmten Situationen könnten formal rechtswidrige Handlungen dennoch rechtmäßig und geboten sein, so Szene. Sie habe mit ihrer Tat in der Logik von Verfassungs- und Völkerrecht gehandelt und würde sich auch künftig genauso entscheiden. In diesem Verfahren gelte es, die Verhältnismäßigkeit und die Gründe ihres Handelns und die Völkerrechtswidrigkeit des Irak-Krieges zu überprüfen und gegeneinander abzuwägen.

Zur Untermauerung dieser Rechtsposition stellte Rechtsanwalt Thomas Scherzberg Beweisanträge zur Einholung von verfassungs- und völkerrechtlichen Sachverständigengutachten. Der Anwalt wollte, dass unter anderem der Richter am Bundesverwaltungsgericht, Dieter Deiseroth, sowie die Völkerrechtler Norman Paech und Daniel-Erasmus Khan befragt werden. Nach Auffassung des Anwalts hätte die Beweisaufnahme vermutlich zu dem Ergebnis geführt, dass das Verhalten der Angeklagten "gerechtfertigt und geboten war". Nach Darstellung des Grundrechtekomitees wurden die gestellten Beweisanträge jedoch allesamt vom Gericht "pauschal und ohne weitere Begründung" abgelehnt.

Der Anwalt habe dennoch ein "mutiges Urteil" gefordert, das "angesichts der Völkerrechtswidrigkeit dieses mit Lügen begonnenen Krieges möglich und nötig" sei. Wundern müsse man sich, dass die Staatsanwaltschaft nicht die Unterstützer des Krieges verfolge. Senze kritisierte in ihrem Schlusswort, sie sei durch die Ablehnung der Beweisanträge in ihren Prozessrechten verletzt worden.

Nach Darstellung des Grundrechtekomitees bedauerte es die Staatsanwaltschaft in ihrem Plädoyer, dass aufgrund der Entscheidung des Oberlandesgerichts eine Verurteilung wegen einer Straftat nicht mehr möglich sei. Da die Angeklagte keinerlei Einsicht zeige, drohe außerdem Wiederholungsgefahr.

Dem Amtsrichter soll - so das Grundrechtekomitee - das Oberlandesgericht Frankfurt als eine mit der Angeklagten und der Verteidigung verbündete Instanz bezeichnet haben. Sonst hätte er das Vergehen auch als Straftat verurteilen können. Juristisch sei klar, dass es keine Rechtfertigungsgründe geben könne. Der Richter habe der Angeklagten vorgehalten, sie solle ihre Meinung nicht absolut setzen und darüber nachdenken, ob es nicht doch "Gerechte Kriege" geben könne.

Die Angeklagte hat bereits angekündigt, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen. Dies werde nun in Form einer Rechtsbeschwerde an das Oberlandesgericht geschehen.


Aus: "Verurteilung im Sitzblockade-Prozess: Deutsches Gericht empfiehlt angeblich Reflexionen über den "Gerechten Krieg"" (31. August 2007)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=16510

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Quote[...] Die Theorie des gerechten Krieges (lateinisch bellum iustum) ist in eine anwendungsorientierte, spezielle ethische Theorie, die in der christlichen Theologie besondere Bedeutung erlangt hat. Der Begriff ist vom Heiligen Krieg unterschieden: Dieser bezeichnet Kriege, die aus besonderen religiösen Gründen gerechtfertigt werden. Im Bereich des Islam enthält die Lehre vom Dschihad mit beiden Begriffen verwandte Vorstellungen.

[...] Die Theorie des Gerechten Krieges soll die Beurteilung ermöglichen, ob eine gegebene (praktizierte, erwogene oder geforderte) Anwendung militärischer Gewalt durch ein politisches Kollektiv vom moralischen Standpunkt her erlaubt, geboten oder nicht erlaubt bzw. verboten ist. Formal handelt es sich um einen Katalog von Prinzipien bzw. Kriterien, der aus zwei Teilen besteht: dem ius ad bellum (Recht zum Krieg - unter welchen Umständen darf Krieg geführt werden ) und dem ius in bello (Recht im Krieg - Regeln zur legitimen Kriegführung). Damit ein Krieg moralisch zulässig ist, muss er 1. in beiderlei Hinsicht gerecht sein und 2. alle folgenden Einzelkriterien erfüllen:

Ius ad bellum:

    * Kompetente Autorität (legitima auctoritas)
    * Existenz eines rechtfertigenden Grundes (iusta causa)
    * Richtige Absicht (recta intentio)
    * Krieg als letztes Mittel (ultima ratio)
    * Vernünftige Erfolgswahrscheinlichkeit des Krieges
    * Verhältnismäßigkeit der Reaktion (proportionalitas)

Ius in bello:

    * Verhältnismäßigkeit der angewandten militärischen Mittel
    * Immunitätsprinzip (Diskriminierungsgebot)


[...] Theorie und Begriff wurzeln in griechisch-römischer philosophischer Ethik und römischer Kriegsführungspraxis der Antike. In der römischen Antike basiert das Konzept des bellum iustum auf einer naturrechtlichen Gemeinwohl- und Gerechtigkeitsidee, aber auch auf der konkreten Kriegsführungspraxis. Die Frage nach der Berechtigung der Kriegsführung war mit der Hoffnung auf göttlichen Beistand und damit auf guten Ausgang verbunden.

[...] In der Neuzeit werden folgende Prinzipien hinzugefügt:

    * Krieg ist ultima ratio. Solange nicht alle vernünftigen diplomatischen und politischen Mittel ausgeschöpft sind, kann man von Gerechtem Krieg nicht sprechen.
    * Ein gerechter Krieg unterscheidet bei der Auswahl seiner Ziele. Er richtet sich gegen die militärischen Verursacher des Übels und schont die Zivilbevölkerung. Er unterlässt die Bombardierung ziviler Wohngebiete, die kein militärisches Ziel darstellen, sowie Terrorakte oder Repressalien gegen die Zivilbevölkerung.
    * Ein gerechter Krieg hat das Prinzip der Proportionalität zu achten. Die aufgewendete Stärke hat dem Übel zu widerstehen, und dem Guten zum Wachstum zu verhelfen. Je höher die Zahl der Kollateralschäden, desto verdächtiger der moralische Anspruch der kriegführenden Partei.
    * Die Folter von Kriegsgegnern ist untersagt.
    * Kriegsgefangene sind human zu behandeln.


[...] In der Gegenwart ist der Gebrauch von Gewalt in den internationalen Beziehungen durch die Charta der Vereinten Nationen geregelt, so dass der Theorie des Gerechten Krieges nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. In ihren Grundsätzen setzten sich die Vereinten Nationen bei ihrer Gründung als eines ihrer Hauptziele die Wahrung des Weltfriedens (Kap.I, Art.1, Ziff.1). Um dies zu erreichen, legten die Staaten sich ein generelles Gewaltverbot auf (Kap.I, Art.1, Ziff.1; Art.2, Ziff.3/4) und betonten die Souveränität und territoriale Integrität gleichberechtigter Staaten (Kap.I, Art.1, Ziff.2; Art.2, Ziff.1 und Ziff.7).

Kapitel VII regelt Zwangsmaßnahmen als Ausnahme vom generellen Gewaltverzicht der Staaten. Es gibt dem Sicherheitsrat die Befugnis festzustellen, ob ein bestimmter Tatbestand in den internationalen Beziehungen eine Bedrohung oder einen Bruch des Friedens darstellt (Kap.VII, Art.39). Wird letzteres festgestellt, kann er auch ein militärisches Eingreifen beschließen (Kap.VII, Art.42). Man kann im völkerrechtlichen Sinne also nur von einem Gerechten Krieg sprechen, wenn dieser nach den vorangegangenen Grundsätzen geführt wird.

Die Lehre vom Gerechten Krieg erlebte allerdings seit etwa 1990 eine Renaissance und ist in der heutigen Diskussion wieder aktuell. So veröffentlichte die International Commission on Intervention and State Sovereignty 2001 einen Bericht mit dem Titel Responsibility to protect. Darin wird die Einbeziehung der Kriterien vom Gerechten Krieg für eine humanitäre Intervention ausdrücklich gefordert.

[...] Das Konzept des gerechten Krieges wird von Pazifisten weitgehend abgelehnt. Folgend einige Argumente:

    * Krieg, insbesondere in Anbetracht der Vernichtungskraft der modernen Waffen, kann kein unter ethischen Gesichtspunkten zu rechtfertigendes und verhältnismäßiges Mittel zur Herstellung gerechter Verhältnisse sein. Im Gegenteil bildet das durch einen Krieg verursachte Leid häufig den Keim für den nächsten Krieg, wie an der Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg gezeigt werden kann.
    * Die ,,Zähmung" und Begrenzung von Kriegsführung ist zum Scheitern verurteilt, da sich mit der stets postulierten Gerechtigkeit der eigenen Sache und der in Gang gesetzten Gewaltspirale jede Maßnahme und Eskalation bis hin zum totalen Krieg (scheinbar) rechtfertigen lässt. In diesem Zusammenhang ist auch die Fragwürdigkeit der Unterscheidung zwischen Kombattanten und Zivilisten zu sehen: In Anbetracht von Wehrpflicht und der damit verbundenen Massenmobilisierung ganzer Bevölkerungen ist jede(r) (potentieller) Kombattant, wie sich am deutschen Volkssturm zeigte; zum anderen ist ethisch schwer begründbar, weshalb ein Mensch, der in eine Uniform gezwungen wurde, weniger schützenswert sein sollte als einer, der mit Begeisterung in der Waffenproduktion oder der Aufrechterhaltung der Kriegswirtschaft arbeitet.
    * Die Lehre vom gerechten Krieg entstammt dem Mittelalter und ist obsolet.
    * Die Lehre vom gerechten Krieg ist bellizistisch, Gerechtigkeit und Krieg ein Widerspruch in sich.
    * Es ist nicht möglich, zwischen moralisch zulässigen und moralisch unzulässigen Kriegen zu unterscheiden, wie es die Lehre vom gerechten Krieg tut.
    * Der normative Rahmen der Anwendung von Gewalt im internationalen Kontext ist das Völkerrecht. Zusätzliche Kriterien bzw. Prinzipien wie die des gerechten Krieges sind entweder überflüssig oder erzeugen Normenkonflikte.
    * Die Lehre vom gerechten Krieg bewirkt eine (abzulehnende) Moralisierung der internationalen Politik.


Aus: "Gerechter Krieg" (09/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gerechter_Krieg


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Quote[...] Der Oberste Gerichtshof des Irak hat das Todesurteil gegen den auch als "Chemie-Ali" bekannten Ali Hassan al Madschid und zwei Mitangeklagte bestätigt.

Die drei Angeklagten waren bereits im Juni wegen Völkermordes an zehntausenden Kurden, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tod durch den Strang verurteilt worden. Bei den Mitangeklagten handelt es sich um Ex-Verteidigungsminister Sultan Hatschim al Tai und Hussein Raschid al Tikriti, den ehemaligen Vize-Chef der Militäroperationen.

Im Zuge der Aktion "Anfal" waren die Verurteilten neben Saddam Hussein für den Völkermord an mehr als 180.000 Kurden verantwortlich. Trauriger Höhepunkt der Strafaktion war die Bombardierung der 70.000 Einwohner zählenden kurdischen Stadt Halabdscha am 17. und 18. März 1988 mit Giftgas. Bei dem Angriff kamen mehrere tausend Männer, Frauen und Kinder ums Leben. (mit AFP)


Aus: "Irak: Todesurteil gegen "Chemie-Ali" bestätigt" (ZEIT online, Tagesspiegel | 04.09.2007 13:00)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2007/09/04/2372490.xml

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http://en.wikipedia.org/wiki/Ali_Hassan_al-Majid

http://de.wikipedia.org/wiki/Ali_Hasan_al-Madschid


Textaris(txt*bot)

Quote[...] In einem Interview des Fernsehsenders ABC sagte Petraeus, er werde möglicherweise den Beginn eines Truppenrückzugs für März 2008 empfehlen. "Es gibt Grenzen für das, was unsere Armee leisten kann", sagte Petraeus.


Aus: "Irak: US-General will Abzug ab Frühling 2008" (5. September 2007)
Quelle: http://www.welt.de/politik/ausland/article1158309/US-General_will_Abzug_ab_Fruehling_2008.html

Textaris(txt*bot)

#151
Quote[...] Das Schreiben sei für ihn eine "bemerkenswerte Reise" gewesen. Er habe viel "gelernt" - über sich selbst, seine einst starren Ansichten und vor allem über den Rest der Menschheit, den er offenbar jetzt erst hinter all den Zahlen und Statistiken wahrnimmt. "Was", sinniert die Sphinx unerwartet gefühlvoll, "was wissen wir schon über die Zukunft?"

Wer ihn kennt, weiß, wie dramatisch diese Äußerung ist. Schon als junger Mann hatte sich Greenspan die Dogmen seiner guten Freundin, der Philosophin Ayn Rand, zur Bibel erkoren - ein hemmungsloses Bekenntnis zum Kapitalismus und zur Leistungsgesellschaft, in deren Rationalismus kein Platz für Schwache bleibt.

Doch jetzt erst, mit 81 Jahren, hat er, wie er dieser Tage in einem Interview sagte, voller Verblüffung die wahre Triebfeder des Menschen entdeckt: "Alles ist verrückt und idealistisch." Seine plötzliche Erkenntnis, die ihm beim Memoirenschreiben gekommen sei: "Diese Marktwirtschaften werden von Verbrauchern gesteuert, in erster Linie von den natürlichen Charakteristika der menschlichen Natur."

Späte Reue des Orakels: "Es war ein außerordentliches Lernerlebnis", beschreibt Greenspan bei Barnes & Noble seinen persönlichen Reifeprozess auf die alten Tage.


Aus: "EX-NOTENBANKCHEF GREENSPAN: Die späte Reue des Orakels" Von Marc Pitzke, New York (18. September 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,506306,00.html

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Quote[...] Die Straße von Hormus (persisch ???? ?????, Tangeh-ye Hormus, nach der in ihr liegenden Insel Hormus) ist eine an der schmalsten Stelle 60 km breite Meerenge, die den Persischen Golf im Osten mit dem Golf von Oman, dem Arabischen Meer und dem Indischen Ozean verbindet. Sie liegt zwischen Persien und Oman. Seit der Antike ist die Straße von Hormus eine wichtige Schifffahrtsstraße. Durch sie verläuft der gesamte Schiffsverkehr von und zu den Ölhäfen Kuwaits, Bahrains, des Irak, der Vereinigten Arabischen Emirate und des Iran, dazu der größte Teil des saudi-arabischen Verkehrs. Da eine Sperre der Straße die Lieferungen von bedeutenden Teilen der Erdölgebiete im Nahen Osten blockieren würde, ist sie von weltweiter strategischer Bedeutung (ca. ein Viertel der globalen Ölversorgung).

Bis zum 16. Jahrhundert war die Straße von Hormus der wichtigste Wasserweg auf dem Handelsweg von Europa nach Indien. Auch mit dem Kaiserreich China bestanden Handelskontakte, die Straße von Hormus und die westlich gelegenen Gebiete waren ein Ziel der Schatzflotte des chinesischen Admirals Zheng He Anfang des 15. Jahrhunderts. Durch die Reisen Vasco da Gamas wurde das Handelsmonopol der Araber gebrochen, der Seeweg um das Kap der Guten Hoffnung wurde bis zur Eröffnung des Sueskanals der Hauptweg.

Seit 1971 besteht ein verschärfter Konflikt zwischen dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten um Abu Musa und die Tumb-Inseln, denen im Hinblick auf die Kontrolle der Straße von Hormus besondere strategische Bedeutung zukommt.

Die Straße ist das wichtigste Nadelöhr für den Ölexport nach Japan, den USA und Westeuropa. Tanker mit 16,5–17 Mio Barrel Öl (2004; 25 % des Weltölverbrauchs) im Wert von 800 Mio. US-$ durchfahren sie täglich. Dazu existieren als internationale Schiffsrouten zwei jeweils 3 km breite und 35 km lange ,,virtuelle Boxen" für den ein- und den ausgehenden Verkehr. [1] Im Zusammenhang mit dem 2006/2007 drohenden US-Angriff auf den Iran wegen dessen Atomprogramms befürchtet die US-Regierung die Schließung der Straße mittels Shahab-3-Raketen. Sie hat deshalb die Flugzeugträger USS Eisenhower und USS Stennis sowie deren Minenräum-Begleiter dort positioniert.


Aus: "Straße von Hormus" (09/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9Fe_von_Hormus

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Quote[...] WASHINGTON. Berühmt wurde Alan Greenspan durch "Greenspeak", jene verklausulierte Sprache, mit der er seine Zinspolitik kommentierte, als er noch Chairman der US-Notenbank war. Nun spricht er klar: Der Irakkrieg ging ums Öl. Das steht in seinen Memoiren "The Age of Turbulence" (Deutscher Titel: "Mein Leben für die Wirtschaft"). Dabei hat Greenspan das Ziel durchaus unterstützt. Saddam Hussein habe aus dem Weg geräumt werden müssen, weil er danach trachtete, die Straße von Hormus zu kontrollieren, und damit den Ölfluss und die Ölfelder der Region. Das habe er Bush damals auch wissen lassen. Greenspan wurde von Verteidigungsminister Robert Gates zurückgewiesen: Beim Irakkrieg sei es um Massenvernichtungswaffen gegangen.

Der "libertäre Republikaner" Greenspan geht rundum mit der Bush-Regierung ins Gericht. Die habe dem Land durch hohe Ausgaben und den teuren Irakkrieg ein riesiges Haushaltsdefizit beschert. "Ich bin sehr enttäuscht", sagte Greenspan. "Weniger Bürokratie, weniger Staatsausgaben, weniger Steuern, weniger Regulation - sie hatten die Ressourcen, dies alles durchzusetzen, die Kenntnisse, die Mehrheit. Und sie haben es nicht getan. Ihnen war politische Kontrolle wichtiger als Politik und am Ende hatten sie weder Kontrolle noch Politik." Bush zeigte sich von Greenspans Buch "überrascht", wie eine Sprecherin sagte.

Besonders ärgert es Greenspan, dass Bush nicht auf seinen Rat hörte, mehr Haushaltsdisziplin zu zeigen. Der Präsident habe zu Beginn seiner Amtszeit jede Fotogelegenheit wahrgenommen, sich als Wirtschaftsfachmann zu präsentieren, doch habe er sich kaum für Finanzpolitik interessiert. Auch mit den Demokraten geht Greenspan ins Gericht. Zwar stand der 81-Jährige Bill Clinton nahe, die Demokraten von heute aber seien nicht mehr so zentristisch, sie bewegten sich in die falsche Richtung. "Hillary Clinton ist sehr klug, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich für sie stimmen werden", sagte er. Greenspan steht aber auch in der Kritik; ihm wird vorgeworfen, durch seine langjährige Niedrigzinspolitik zur "Housing Bubble", dem überhitzten Immobilienmarkt beigetragen zu haben. Greenspan sagte, noch bis vor kurzem war er der Ansicht, der Immobilienmarkt werde sich beruhigen, nun sei er nicht mehr so sicher. Für sein Buch bekam Greenspan einen Vorschuss von 8,5 Millionen Dollar.


Aus: "Krieg im Irak ums Öl: Ex-US-Notenbankchef Greenspan kritisiert Bush" Eva C. Schweitzer
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/wirtschaft/687251.html

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Quote[...] Alan Greenspan (* 6. März 1926 in New York) ist US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und war vom 11. August 1987 bis zum 31. Januar 2006 Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve System.

[...] Greenspan wollte zunächst Musiker werden. In seiner Geburtsstadt New York-Bronx besuchte der Sohn eines Börsenmaklers, der auch Kantor an einer Synagoge war, die berühmte Musikhochschule Juilliard School. Seine Instrumente waren das Saxophon und die Klarinette, mit der er seinem Vorbild Benny Goodman nachstrebte.

[...] Die richtungsweisenden Analysen und Maßnahmen, die Greenspan - wie es heißt - oft während der Entspannung in der Badewanne konzipierte, faszinierten und beeinflussten nicht nur die US-amerikanische Wirtschaft, sondern die Finanzsysteme weltweit. Greenspan, den der ehemalige Vorsitzende des Bankenausschusses im US-Kongress Phil Gramm den "größten Notenbanker aller Zeiten" nannte, agierte in der Tat wie ein Regisseur aller Spekulationen und Wechselkurse.

Wegen seiner Politik niedriger Zinssätze wurde Greenspan auch "Zins-Eliminator" genannt. So schreibt Berlinkontor: "Greenspan folgte stets nur seinen eigenen Eingebungen und Überzeugungen - und dominierte nicht selten selbst die Politik im Weißen Haus, im US-Kongreß und an den internationalen Finanzmärkten."


Aus: "Alan Greenspan" (09/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Greenspan

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Quote[...] Washington. AP/baz. Tausende Menschen haben am Samstag in Washington gegen den Irak-Krieg protestiert. Sie trugen Plakate, auf denen «End the war now» (Beendet den Krieg jetzt) und ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident George W. Bush gefordert wurden. Die Demonstranten versammelten sich im Lafayette Park in der Nähe des Weissen Hauses und zogen zum Capitol. Sieben Personen, die über eine Absperrung kletterten, wurden festgenommen.

Unter den Demonstranten waren auch ehemalige Soldaten, die im Irak waren. Sie wollten damit zeigen, dass der Widerstand gegen den Krieg nicht nur die Angelegenheit von ein paar alten Hippies sei, erklärte der 25-jährige Justin Cliburn. Die USA hätten ein Land besetzt, dessen Volk sie nicht haben wolle.

Einige Strassen von der Antikriegskundgebung entfernt versammelten sich rund 1000 Gegendemonstranten. Sie wollten ihre Unterstützung für die US-Truppen im Irak bekunden, erklärte der frühere Oberstleutnant der Luftwaffe Robert Patterson.


Aus: "Tausende an Protest in USA gegen Irak-Krieg - Festnahmen" (09/2007)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=0AD5149E-1422-0CEF-701039CF563F435E


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Quote[...] Amerikanische Soldaten sollen gegen mutmaßliche irakische Feinde "Köder" ausgelegt haben. Es handele sich dabei um Munition, Zünderkabel und Plastiksprengstoff. Wer dieses Material eingesammelt habe, auf den hätten Scharfschützen dann angelegt. Das Programm wird nach Angaben der "Washington Post" in Ermittlungsakten für einen Prozess gegen drei Scharfschützen beschrieben.


[...] Der Präsident des Nationalen Instituts für Militärgerechtigkeit, Eugene Fidell, sagte der "Washington Post", ein solches Köderprogramm müsse "akribisch untersucht" werden. Denn es stelle sich automatisch die Frage, was passiere, wenn Zivilisten die Gegenstände aufheben würden. Irak sei von Waffen und Kriegsmaterial überflutet. Wenn jeder, der irgendetwas aufhebe, das irgendwie als Waffe genutzt werden könne, zum Ziel von Scharfschützen werde, "dann könnte auch gleich jeder Iraker mit einer Zielscheibe auf dem Rücken rumlaufen". Die US-Armee war laut "Washington Post" zu keiner Stellungnahme bereit.

Quote
David meint:
24-09-2007, 16:16 Uhr
Sehe nicht, was daran verwerflich ist. Wenn der Gegner ausschließlich aus dem Hinterhalt agiert, muss man sich an seine Methoden anpassen.

Mäuse fängt man eben am besten mit Speck.

QuoteBurner  meint:
24-09-2007, 16:28 Uhr
@David: Meinst du das etwa ernst???

Nee ich sag da jetzt mal nix dazu... naja doch:
GEH STERBEN!!!



Aus: " Geheim-Programm: US-Scharfschützen legten "Köder" für Iraker aus" (24. September 2007)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article1209658/US-Scharfschuetzen_legten_Koeder_fuer_Iraker_aus.html


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Quote[...] Nach der Empfehlung des US-Oberkommandierenden im Irak, David Petraeus, die Truppen bis zum Sommer kommenden Jahres auf 130.000 Soldaten zu reduzieren, hatte sich Gates optimistisch gezeigt, die Truppenstärke bis Ende 2008 auf 100.000 Soldaten senken zu können. Im Irak sind zur Zeit 165.000 US-Soldaten stationiert.

US-Senat für föderale Teilung des Irak

Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 hat der US-Kongress nach offiziellen Angaben bislang 602 Milliarden Dollar für die beiden Kriege genehmigt.

Der US-Senat hat unterdessen eine nicht bindende Resolution verabschiedet, die eine föderale Teilung des Irak vorsieht. 75 Senatoren stimmten für den Vorschlag, den der demokratische Präsidentschaftsanwärter Joseph Biden eingebracht hatte, 23 waren dagegen.

Der Idee zufolge, die von der Regierung von Präsident George W. Bush abgelehnt wird, soll der Irak in ein kurdisches, ein sunnitisches und ein schiitisches Gebiet unterteilt werden, während unter anderem die Zuständigkeit für die Sicherheit an den Grenzen und für die Einkünfte aus den Ölvorkommen bei der Zentralregierung in Bagdad bleiben.

Befürworter sehen die Aufteilung des Landes als Voraussetzung dafür an, dass die USA ihre Truppen abziehen können, ohne Chaos zu hinterlassen. Auch könne so der Terrorismus besser bekämpft werden.


Aus: "Kriegsetat der USA: Pentagon beantragt Rekord-Budget" - Verteidigungsminister Robert Gates hat für das kommende Haushaltsjahr knapp 190 Milliarden Dollar für die Kriegsführung gefordert - so viel wie noch nie im "Kampf gegen Terror" (27.09.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/277/135018/


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Quote[...] [ngo] Auch Kriege werden stets in Euro und Dollar beziffert. Militäreinsätze wurde auch immer wieder wegen der hohen Kosten beendet, nicht unbedingt wegen der zu Tode gekommenen Menschen. Nach Angaben der Bundesregierung hat der 2002 begonnene Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr bislang 1,9 Milliarden Euro gekostet. Das geht aus der am 26. September veröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen hervor. Die Aufwendungen für den "zivilen Wiederaufbau" beziffert die Regierung bisher auf 550 Millionen Euro. Bis 2010 seien weitere 400 Millionen Euro zugesagt.

Die Bundesregierung sieht weiter "erhebliche Defizite" auf dem Weg Afghanistans zu einem dauerhaften Frieden. Zwar übten die Taliban nirgendwo effektiv und dauerhaft territoriale Kontrolle aus. Sie nutzten aber gezielt Zivilisten als Schutzschilde und bedienten sich bedenkenlos terroristischer Mittel, so die deutsche Bundesregierung über die einst von den USA unterstützten Machthaber des asiatischen Landes.

Sicherheit herzustellen sei ein wesentliches Kriterium für die Legitimität der afghanischen Regierung. Deren "oft unzureichende Qualität" bei der Führung der Regierungsgeschäfte gehöre zu den Ursachen dafür, dass sich mancher Afghane wieder den Taliban zuwende.

Die Sicherheitslage in Afghanistan bewertet die Bundesregierung als "sehr schwierig" - vor allem in den Kerngebieten der Taliban im Süden und Osten des Landes. Die Zentralregierung in Kabul sei aber nicht gefährdet.


Aus: "Bundeswehreinsatz in Afghanistan kostete bisher 1,9 Milliarden Euro" (26. September 2007)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=16671


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#156
Quote[...] Der militärpolitische Sprecher der Bundesregierung in Kabul hat in einem internen Schreiben an Außenminister Steinmeier vom 13.05.2007 schwere Vorwürfe gegen die NATO-Truppen erhoben. In die Kritik sind deutsche Generäle ausdrücklich mit einbezogen. Die Vorwürfe umfassen das bewusste Bekämpfen von Teilen der Zivilbevölkerung, unverhältnismäßige militärische Gewalt, eine drohende Verselbständigung des Militärs und seine drohende Loslösung von den politischen und völkerrechtlichen Vorgaben sowie die Beschönigung der militärischen Lage durch die ISAF-Führung.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Afghanistan (Stand: 09.10.2007)

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Quote[...] In ungewöhnlich scharfer Form hat der militärpolitische Berater der Bundesregierung in Kabul den Militäreinsatz der NATO in Afghanistan kritisiert und dabei auch deutsche Generäle ausdrücklich mit einbezogen. Darüber berichtet das ARD-Magazin MONITOR in seiner heutigen Ausgabe (21.45Uhr im Ersten).

In einem internen Schreiben an Außenminister Frank-Walter Steinmeier vom 13.05.2007, das MONITOR vorliegt, kritisiert der Berater die "Eskalation der militärischen Gewalt in Afghanistan". Es sei "unerträglich, dass unsere Koalitionstruppen und ISAF inzwischen bewusst Teile der Zivilbevölkerung und damit erhoffte Keime einer Zivilgesellschaft bekämpfen. Westliche Jagdbomber und Kampfhubschrauber verbreiten Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung." "Wir sind dabei, durch diese unverhältnismäßige militärische Gewalt das Vertrauen der Afghanen zu verlieren", heißt es in dem Brief an den deutschen Außenminister weiter. Dabei sei "bekannt, dass es um die Verletzung des Kriegsvölkerrechts" gehe. Das Schreiben warnt vor einer schleichenden, völkerrechtswidrigen Ausweitung des ISAF-Mandats: "Das Militär droht sich zu verselbständigen und von den politischen und völkerrechtlichen Vorgaben zu lösen."

Deutliche Kritik übt der militärpolitische Berater auch an der Informationspolitik der ISAF-Führung. Politikern und Parlamentariern gegenüber werde "die militärische Lage unzulässig geschönt dargestellt. Auch deutsche Generäle beschönigen oder verschweigen eigene Probleme." Dabei sprächen "die ständigen Forderungen nach Truppenverstärkung, die steigenden Kosten des militärischen Engagements, das Anwachsen eigener Verluste und die wachsende Zahl ziviler Opfer eine eigene Sprache", mit der "die Ungeeignetheit und Ausweglosigkeit militärischer Gewalt als Lösung der inneren und äußeren Probleme Afghanistans" zum Ausdruck käme.

Der Absender des Briefes ist seit Juli 2006 militärpolitischer Berater der Bundesregierung an der deutschen Botschaft in Kabul und war zuvor Leiter Aufklärung und Sicherheit der "Kabul Multinational Brigade" der ISAF (International Security Assistance Force).


Aus: "Militärpolitischer Berater der Bundesregierung erhebt schwere Vorwürfe gegen NATO-Truppen in Afghanistan
"ISAF bekämpft bewusst Teile der Zivilbevölkerung" – "Verletzung des Kriegsvölkerrechts""
(Pressemeldung vom 31.05.2007)
Quelle: http://www.wdr.de/tv/monitor/presse_070531.phtml

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Quote[...] Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, Oberst Bernhard Gertz, sprach sich eindringlich für eine Verlängerung um ein weiteres Jahr aus. Mit Blick auf das Votum sagte er: "Wir sind verurteilt, den Weg, den wir begonnen haben, zu Ende zu gehen." Trotz hoher Sicherheitsrisiken für die Soldaten und massiver Defizite beim Aufbau der afghanischen Polizei müsse Deutschland an seinem Engagement festhalten.

Quote08.10.2007  13:27:24

Betonpaul: Es wird noch mehr Tote geben

Das afghanische Volk hat zu Recht etwas gegen Besatzer und wird sich weiter wehren.

Da können Jung / Steinbrück / Struck und Co. noch soviel von Freiheit und Frieden und Demokratie erzählen.

Es ist das REcht der Afghanen, selbst zu bestimmen, wer ihren Staat führt und wie er geführt werden soll.
Die US-Marionette Karsai mit seiner Fastnachtsuniform und seinem Elferrat, begleitet von einem "Parlament" der Drogenbarone und Clanchefs kann ja nicht ernsthaft als Regierung angesehen werden.

Das Volk wehrt sich, genauso wie es sich gegen die russische Besatzung seinerzeit gewehrt hat.

Und deshalb wird es noch Tote geben, auch Deutsche.

Solange wir unseren Politikern mit dem Stimmzettel bei der nächsten Wahl nicht klarmachen, daß die Bundeswehr dort nichts zu suchen hat, so lange wird Herr Jung auch weiterhin im Deutschen Fernsehen seine hohlen Phrasen dreschen dürfen.

Quote08.10.2007  17:07:23
nowayjose:

@betonpaul:

Siehst Du eine weitere Alternative zu Karsai und seinen korrupten Clanchefs einerseits und von Saudis und Pakistanis gesteuerten Taliban andererseits?
Vom bequemen und sicheren Rechnersitzplatz motzen und selbstherrlich aufsprechen ist immer leicht, eine brauchbare Loesung anzubieten hingegen meist etwas aufwaendiger.

Quote

08.10.2007 17:56:08

Betonpaul: @ nowayjose

Das kann ich genau umgekehrt zurückgeben, oder schreibst du mir aus Afghanistan?

Also, was soll der Käse?

Die Bundeswehr hat in Afghanistan nun mal nichts zu suchen.

Wenn die Afghanen einen sauberen Staat wollen, dann sollen sie sich ihn erkämpfen. Waffen haben sie ja genug. Von den Russen und von den Amis.

Also Potential genug, um sich gegenseitig zu massakrieren.

Aber deswegen müssen doch unsere Soldaten nicht dran glauben, oder?

Nenne mir einen vernüftigen Grund, warum die Bundeswehr dort präsent sein muß, aber in Burma und im Irak nicht.

Ich könnte auch noch viele andere Krisenherde auf dieser Welt nennen. Wollen wir die alle mit unseren paar Männekens und mit unseren Steuergeldern von unserem System, das die vielleicht gar nicht wollen, überzeugen.

Ich bin auf deine Antwort gespannt.

Quote

08.10.2007 20:32:16

Naja - Naja: @Betonpaul

"Das afghanische Volk hat zu Recht etwas gegen Besatzer und wird sich weiter wehren." Das sagen Sie einfach mal eben so dahin. Das "Volk"! Und Sie wissen natürlich genau, dass die Taliban dieses Volk repräsentieren, und dass dieses Volk die NATO-"Besatzer" aus dem Land verjagen will. Wie kommen Sie darauf? Nennen Sie jeden Selbstmordattentäter oder Krieger, jeden Taliban einen Vertreter des Volkes? Was ist mit den Millionen, die gar nichts gegen die NATO-Truppen haben? Die sich eben nicht in die Luft sprengen? Denen es seit einigen Jahren besser geht? Haben Sie sich mit ebensoviel Einsatz und Leidenschaft für das afghanische Volk eingesetzt, als es noch unter den grausamen Taliban litt, als elementarste Rechte für alle (außer den Taliban) außer Kraft gesetzt waren? Sie fallen wohl auf jeden Propagandatrick rein.


Aus: "Wieder Anschlag auf Bundeswehr in Kundus: Raketen auf die Feldküche" (08.10.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt3l2/ausland/artikel/974/136702/

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Quote[...] Merkel hingegen lässt sich als Klima-Retterin vor einem Gletscher in Grönland fotografieren oder beim Besuch einer Schule in Afrika, in Afghanistan dagegen ist sie bislang nicht gesichtet worden. Immer kam etwas dazwischen - mal eine Geiselnahme, mal ein SPD-Parteitag, mal der übergroße Termindruck.

Die Nachrichten, die aus Afghanistan in Berlin eintreffen, sind einfach zu schlecht. Die zurückkehrenden Bundestagsabgeordneten berichten von einem Land, das auf der Kippe steht. Armut, Korruption, Gewalt und Hoffnungslosigkeit scheinen nicht ab-, sondern eher noch zuzunehmen. Staatliche Institutionen sind in weiten Teilen des Landes praktisch nonexistent, die Polizei ist korrupt und überfordert, die Armee kaum in einem besseren Zustand. Die westliche Aufbauhilfe geht an großen Teilen der Bevölkerung weitgehend spurlos vorüber.

Gleichzeitig wird die Sicherheitslage immer prekärer. Allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden bei Anschlägen oder Kämpfen über 5000 Menschen getötet. Nach einem Bericht der Uno stiegen die Gewalttaten in diesem Jahr um fast 30 Prozent. Drei Viertel der Anschläge richteten sich gegen afghanische Soldaten, Polizisten und ausländische Truppen, "in einem vorsätzlichen und kalkulierten Versuch, die Einrichtung legitimer Regierungsinstitutionen zu behindern", heißt es in dem Uno-Papier.

An der militärischen Front ist die Lage unübersichtlich. In einem vertraulichen Report an die Mitgliedsregierungen vom 18. September ("Dringend") berichtet der EU-Sondergesandte in Kabul, der Spanier Francesc Vendrell, von einem "paradoxen Trend": "Während die Isaf maßgebliche militärische Erfolge gegen die Aufständischen erzielt, vor allem durch gezielte Angriffe gegen Taliban-Kommandeure, wächst die Zone der Unsicherheit, in der die Aufständischen operieren." Selbst eine nur schwache Präsenz der Taliban sei ausreichend, schreibt Vendrell, "normale Regierungsaktivitäten zu einem Ende" und große Teile der Bevölkerung unter den Einfluss der Aufständischen zu bringen.

Der Befund des Spaniers deckt sich mit den Umfrage-Ergebnissen des Senlis-Councils, einer internationalen Denkfabrik, die im März 12.000 afghanische Männer im heftig umkämpften Süden und Osten des Landes befragen ließ. Das Ergebnis war verheerend. Ende 2001 hielt die große Mehrheit der Afghanen die Taliban für endgültig besiegt, inzwischen glaubt nur noch knapp die Hälfte der Befragten, dass die internationalen Truppen den Krieg gegen die Aufständischen im Süden Afghanistans gewinnen werden. Die Taliban, so scheint es, können den Krieg zwar militärisch kaum gewinnen, den Kampf um die Köpfe allerdings entscheiden sie zunehmend für sich.

[...] Während Berlin sich um die "Fortbildung mittlerer und höherer Dienstgrade" und eine "Gehalts- und Rangreform" kümmerte, setzte Washington 2500 Soldaten als Polizeitrainer in Marsch, verstärkt durch Hunderte von Söldnern der privaten Sicherheitsfirma DynCorp. Angeführt von Ex-Generälen der US-Streitkräfte bilden die DynCorp-Männer in paramilitärischen Schnellkursen Analphabeten zu Hilfssheriffs aus. Entscheidend ist, dass die Männer hinterher halbwegs zielsicher schießen können. Dass viele von ihnen unmittelbar danach desertieren, ist zwar unerfreulich, hat für die Ausbildungsstatistik aber keine negativen Folgen.

[...] Als Hort der Korruption gilt das Kabuler Innenministerium, trotz deutscher und britischer Berater. Wer Distriktchef der Polizei werden will, muss bis zu 150.000 US-Dollar Schmiergeld zahlen. Es ist eine lohnende Investition. Das Geld wird anschließend von den Untergebenen wieder eingetrieben.

Der amerikanische Isaf-Kommandeur, der Vier-Sterne-General Dan McNeill, unterhält Besucher seines Hauptquartiers in Kabul gern mit kleinen Anekdoten aus dem Alltag der Polizei. Neulich etwa habe er angeordnet, 20 Checkpoints an der Ringstraße zwischen Kabul und Kandahar einzurichten. "Welche Polizeiposten?", habe ihn ein Afghane Wochen später mit großen Augen gefragt. Um sich die Antwort dann selbst zu geben: "Ach so, Sie meinen die neuen Maut-Stationen."

Abkassiert wird überall. Oft existieren Polizisten nur auf dem Papier. Örtliche Polizeiführer verdienen daran, dass sie aus der Kasse der internationalen Gemeinschaft Geld für Männer kassieren, die gar nicht existieren. Zudem werden die Polizisten für ihren lebensgefährlichen Job miserabel bezahlt. 70 Dollar im Monat sind so wenig, dass viele Polizisten gleich nach der Grundausbildung zu den Privatmilizen reicher Kriegsherren, Drogenbarone oder gar den Taliban überlaufen. Die zahlen mit 400 bis 600 Dollar deutlich mehr.

[...] Keine afghanische Einheit sei in der Lage, selbständig eine Operation zu führen. Es fehle einfach an allem, an Artillerie, an Hubschraubern, Lazaretten, Aufklärern und Unterstützungskräften.

Der afghanische Verteidigungsminister Abdul Rahim Wardak erklärt deshalb jedem westlichen Besucher, dass er dringend Waffen benötige. Einige "Leopard 1"-Panzer wären gut, warb der beleibte General am Mittwoch vor zwei Wochen beim CDU-Abgeordneten von Klaeden um deutsche Unterstützung, der moderne "Leopard 2" sei allerdings auch nicht schlecht.

Von Nato-Offizieren werden die Panzer-Phantasien des Ministers verspottet. Der General brauche die teuren Kampfmaschinen nur, um eine angemessene Truppenparade veranstalten zu können, lästern sie. Die Erfahrung zeige ohnehin, dass die meisten westlichen Waffenlieferungen an die afghanische Armee umgehend auf dem Schwarzmarkt landeten.

Derart ernüchternd sind die bisherigen Aufbauergebnisse der internationalen Staatengemeinschaft, dass nicht nur Außenminister Steinmeier für ein Umdenken plädiert. Eine Politik des Weiter-so könne sich Berlin nicht leisten, erklärte er im Sommer und forderte ein stärkeres deutsches Engagement. Mehr Soldaten, mehr Polizisten und mehr Entwicklungshilfe seien nötig, verlangte Steinmeier.


Aus: "Der Discount-Krieg" Von Ralf Beste, Konstantin von Hammerstein und Alexander Szandar  (08. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,509983,00.html

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Quote[...] Wie auch könnte ein Erfolg am Hindukusch aussehen? Eine überzeugende Antwort fällt dazu keinem Politiker in Berlin ein. Selbstverständlich wolle man keine "Westminster-Demokratie" mit Elterngeld und Riester-Rente einführen, schränkt etwa Außenminister Frank-Walter Steinmeier ein. Auch der CDU-Parlamentarier Ruprecht Polenz, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, sagt lediglich: "Es geht darum, sicherzustellen, dass vom afghanischen Staat keine Gefahr mehr ausgeht." Von einer "Rückkehr in die zivilisierte Welt" oder einer ausreichenden "Wohlstandsdividende", wie sie noch Schröder gefordert hatte, ist längst keine Rede mehr.


Aus: "AFGHANISTAN-EINSATZ: Marschbefehl in die Sackgasse" (07. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,509929,00.html


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#157
Quote[...] Die Kurden stellen mit 20-25 Millionen Menschen [1] die größte ethnische Minderheit in der Türkei dar. Trotz anderslautender Bestimmungen des Vertrags von Lausanne erkannte die neugegründete Republik Türkei die Kurden - im Gegensatz zu den Armeniern und Griechen - nicht als ethnische Minderheit an. [...]

[...]

Aktuelle Situation:

Am 10. Juli 2005 und 16. Juni 2005 verübten die Teyrêbazên Azadiya Kurdistan Anschläge in Çeşme und Kuşadası, wobei bewusst die Touristen das Ziel waren.

Im Jahre 2004 sind wieder Kämpfe zwischen der türkischen Regierung und der PKK aufgeflammt. 2005 haben die Kämpfe in ihrer Intensität wieder zugenommen. Im Juli und August 2005 wurden von heftigen Kämpfen zwischen dem türkischen Militär und der PKK im Südosten der Türkei berichtet. 2005 kam es zu diplomatischen Spannungen zwischen der Türkei auf der einen Seite und der USA und Irak auf der anderen Seite. Die Türkei wirft beiden Ländern vor, zu wenig gegen die PKK im Norden Iraks zu unternehmen.

Bei einem Besuch am 12. August 2005 in Diyarbakır hat der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan die Probleme im Osten als ein Kurden-Problem ("Kürt Sorunu") bezeichnet. Damit wurde der spezifisch kurdische Charakter des Konfliktes im Osten der Türkei betont. Diese Äußerung führte zu einem regen Dialog zwischen allen Parteien und in den Medien. Dabei wurde Erdoğan von allen Parteien beschuldigt, die Einheit des türkischen Volkes zu beschädigen.

Dem Besuch in Diyarbakir ging ein Gespräch in Ankara am 10. August 2005 voraus. Erdoğan traf sich mit türkischen und kurdischen Intellektuellen, die ein Ende des Konfliktes von beiden Seiten – Staat und Kurden – forderten. Unterdessen kam es im September 2005 zu Ausschreitungen als Bewohner der Stadt Bozuyuk kurdische Anhänger Abdullah Öcalans angriffen. Bei den Unruhen wurden mehr als 140 Menschen verletzt. Die Polizei versuchte die Parteien zu trennen.

Eine Woche später ereignete sich in Semdinli ein Sprengstoffanschlag auf die Buchhandlung eines ehemaligen Kadermitgliedes der PKK, die von Angehörigen der türkischen Streitkräfte durchgeführt wurde. Nach dem Anschlag griff eine aufgebrachte Menge das Geheimdienstauto mit zwei Personen auf und machte sie für die Anschläge verantwortlich. Die Anschläge zogen Proteste der Kurden nach sich. Am 15. November kamen bei gewaltsamen Demonstrationen in Yüksekova (Provinz Hakkari) drei Menschen ums Leben. Am 20. November starb in Mersin bei Protesten ein Demonstrant. Auch in dem Istanbuler Vorort Kücükcekmece gab es gewaltsame Proteste, bei denen 11 Demonstranten inhaftiert wurden. Die Parteien im türkischen Parlament forderten die Einsetzung einer Untersuchungskommission, um die Vorfälle zu klären. Ministerpräsident Erdogan reiste am 21. November in die Provinz Hakkari, um den Entschluss der Regierung zur Aufklärung zu untermauern. Die Verantwortlichen für den Anschlag entpuppten sich als Geheimdienstoffiziere und wurden zu hohen Haftstrafen verurteilt.

Nach der Tötung von 14 PKK-Mitgliedern Mitte März 2006 in der Grenzregion zwischen Bingöl und Muş kam es zuerst in Diyarbakir und dann Siirt und Batman zu Protesten und Unruhen. In fünf Tagen kamen dabei 15 Menschen ums Leben, zuletzt sogar in Istanbul (Stadtteil Bagcilar).

Die PKK erklärte einen Waffenstillstand und will diesen bis Mai 2007 halten. Dagegen macht die Türkei Druck auf die USA, damit diese gegen die PKK im Nordirak militärische Maßnahmen ergreife. Die USA hält dies aber zur Zeit nicht für möglich.

Am 13.-14. Januar 2007 fanden sich in Ankara verschiedene Politiker und Intellektuelle unter dem Titel "Türkiye Barışını Arıyor" (Die Türkei sucht ihren Frieden) zusammen. In diesen zwei Tagen wurde über die friedliche und demokratische Lösung der Kurdenfrage diskutiert und eine Erklärung abgegeben. Bezeichnend für die türkische Regierung war, dass kein Mitglied der Regierung trotz Einladung erschienen ist.

In den ersten Monaten 2007 nahmen die Kämpfe wieder zu. Die PKK hat ihre Waffenruhe im Mai 2007 gebrochen. Die innenpolitische Krise in der Türkei, die durch die gescheierte Wahl Abdullah Güls zum Präsidenten und vorgezogene Wahlen verursacht wurde, verschärfte die Situation. Nach einem Selbstmordanschlag Mitte Mai in Ankara wurden die Stimmen für eine Invasion des Nordiraks lauter. [7] Die Armee hatte ohnehin schon tausende Soldaten und schwere Waffen an die türkisch-irakische Grenze gesendet. [8] Laut Armee wurden April und Mai 2007 65 PKK-Kämpfer unschädlich gemacht. Die PKK ihrerseits spricht von 102 toten Soldaten.

Einen Einmarsch in den Nordirak fehlt jegliche außenpolitische Zustimmung. Diese Situation verschärft nochmal die Anpannungen zwischen Armee und Regierung.

Am 08. Mai 2007 erklärte die Armeeführung in Absprache mit der Regierung das Gebiet um Siirt, Hakkari und Şırnak zu einer vom Militär kontrollierten "Sicherheitszone", was Ähnlichkeit mit dem Notstand der früheren 90er Jahren hat. Dieser Status ermöglicht der Armee totale Kontrolle über das Gebiet und soll für zunächst drei Monate gelten.

Am 7. Oktober 2007 töteten Guerillakämpfer der PKK 13 türkische Soldaten eines Infanterie-Zugs. Die 18 Soldaten der Infanterie-Einheit gerieten in einen Hinterhalt, bei dem lediglich 5 Soldaten verletzt überlebten. Der Angriff wird als einer der blutigsten Angriffe der letzten Jahre gewertet und ist die Folge einer Reihe von Angriffen der letzten Wochen. Zeitgleich explodierten auch in Izmir und Istanbul Bomben, die mehrere Verletzte forderten. Der türkische Ministerpräsident wird mit den Worten "Unser Kampf gegen den Terrorismus wird eine ganz andere Form annehmen" zitiert. [1]


Aus: "Kurdenkonflikt in der Türkei" (11.10.2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kurdenkonflikt_in_der_T%C3%BCrkei

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Quote[...] Die Arbeiterpartei Kurdistans (Kurdisch: Partiya Karkerên Kurdistan, Türkisch: Kürdistan İşçi Partisi, PKK) ist eine ehemals marxistisch-leninistisch, heute eher kurdisch-militante Untergrundorganisation mit Ursprung in der Türkei. Sie kämpft mit Waffengewalt für kulturelle Autonomie und für die Bewahrung der kurdischen Identität und Kultur. Ursprüngliches Ziel der PKK war die Gründung eines unabhängigen Kurdistans. Die Organisation und ihre Nachfolger werden unter anderen von der Türkei, der EU und den USA als terroristische Vereinigung eingestuft.


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeiterpartei_Kurdistans (11.11.2007)

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Quote[...] Nach den Überfällen der PKK hatte das Sicherheitskabinett in Ankara Einsätze gegen kurdische Rebellen im Nordirak erlaubt. Die nötigen Befehle für einen Kampf gegen Terroristen auch über die Staatsgrenzen hinweg seien gegeben worden, teilte die Regierung nach einem Treffen mit Armeeoffizieren und Geheimdienstchefs mit.

[...] Erdogan hatte nach dem jüngsten Rebellenangriff ein schärferes Vorgehen gegen die PKK angekündigt. Die türkische Regierung wirft den USA vor, nichts gegen PKK-Stützpunkte im Nordirak zu unternehmen.


Aus: "USA gegen türkische Militäraktionen im Irak" (dpa, 10.10.2007)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/263457.html

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Quote[...] (sda/afp) Die USA haben die Türkei davor gewarnt, im Kampf gegen kurdische Rebellen auf irakisches Staatsgebiet vorzudringen. Dies sei keinesfalls der richtige Weg, um das Problem zu lösen, sagte ein Sprecher des Aussenministeriums am Dienstag in Washington. Die Türkei und der Irak müssten das Problem gemeinsam lösen, sagte er weiter. Er reagierte damit auf eine Ankündigung Ankaras, kurdische Rebellen notfalls auch bis in den Irak hinein zu verfolgen


Aus: "USA warnen Türkei vor Eindringen in den Nordirak" (9. Oktober 2007)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/tuerkei_nordirak_1.567128.html

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Quote[...] Der Berater des irakischen Kurdenführers Massoud Barzani, Fuad Hussein, sagte in einem Interview der Deutschen Welle: ,,Wir hoffen, dass ein Einmarsch türkischer Truppen nicht stattfindet. Eine militärische Operation würde alles nur noch schlimmer machen."

Hussein sicherte der Türkei Kooperation bei der Beseitigung von PKK-Stützpunkten in Nordirak zu: ,,Wir werden nicht erlauben, dass irgendeine Gruppe oder Partei das irakische Kurdistan dazu nutzt, von hier aus unsere Nachbarn anzugreifen. Wir sind ein Teil des irakischen Staates und möchten, ebenso wie die irakische Zentralregierung, gute Beziehungen zu unseren Nachbarn."

Nachdem die türkische Regierung beschlossen hatte, kurdische Rebellen über die Grenze in das Nachbarland Irak zu verfolgen, steht nun eine Entscheidung des Parlaments in Ankara über die militärischen Pläne bevor. Hussein: ,,Das irakische Kurdistan ist bereit, sich an den Verhandlungstisch zu setzen. Es kann ein Dialog mit uns über die Zentralregierung in Bagdad erfolgen. Noch wichtiger wäre es, wenn ein Repräsentant von uns mit am Tisch sitzt. Das irakische Kurdistan ist mit der irakischen Verfassung anerkannt worden."

10. Oktober 2007
153/07


Aus: "Irak: Kurden warnen Türkei vor militärischer Operation" (10.10.2007)
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,2816454,00.html

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Quote[...] (sda/apa) In der Gegend seien rund 200 türkische Geschosse eingeschlagen, meldete die Zeitung «Hürriyet» am Mittwoch. In den beschossenen Dörfern werden Stellungen der kurdischen Rebellengruppe PKK vermutet.

Auch die pro-kurdische Nachrichtenagentur ANF meldete türkischen Artilleriebeschuss auf Ziele in Nordirak. Laut «Hürriyet» wurden zudem türkische Panzerverbände an die Grenze zu Irak verlegt.

Die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Dienstag eine Parlamentsentscheidung auf den Weg gebracht, mit der die Armee zu einer grenzüberschreitenden Intervention in Irak ermächtigt werden soll.


Aus: "Türkei beschiesst Dörfer in Norden Iraks" (10. Oktober 2007)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/aktuell/tuerkei_beschiesst_doerfer_in_norden_iraks_1.567438.html

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Quote[...] Yusuf Kanli ist kein durchgeknallter Nationalist sondern steht für Millionen Türken, die fassungslos und wütend darüber sind, dass es der Regierung und dem gesamten Sicherheitsapparat des Landes seit drei Jahren nicht gelingt, die Aktionen der militanten, separatistischen kurdischen PKK, zu verhindern, die mit wachsender Intensität Soldaten, Polizisten und kurdische Zivilisten, die sie für Kollaborateure hält, angreift.

Als dann am letzten Wochenende ein PKK-Kommando in den Cudi-Bergen, nahe der irakischen Grenze, eine Gruppe Wehrpflichtiger gemeinsam mit einem Unteroffizier in eine Falle lockte und 13 Soldaten tötete, während gleichzeitig an anderen Orten zwei weitere Offiziere durch ferngezündete Minen starben, war das Ende der Geduld erreicht.

"Hört endlich auf zu reden und tut etwas", schrieb nicht nur Yusuf Kanli sondern schrien Tausende während der Beerdigungen der Soldaten. In den Nachrichten wurden mit schwerer Trauermusik untermalt die getöteten Soldaten noch einmal einzeln vorgestellt, die größte Zeitung des Landes, "Hürriyet", füllte mit den Fotos der "Märtyrer" ihre Titelseite.

Initiiert von rechten Parteien und sogenannten patriotischen Vereinen fanden am Mittwoch landesweit in etlichen Städten große Demonstrationen gegen die PKK statt, die größte in Mersin, einer Stadt am östlichen Rand des Mittelmeeres, in der die Rechte besonders stark ist und gleichzeitig viele Kurden leben, die durch Krieg und ökonomische Misere aus ihren Dörfern vertrieben wurden. Schon einmal, während der kurdischen Newroz-Feiern vor drei Jahren, waren in Mersin türkische und kurdische Nationalisten aufeinander losgegangen - jetzt drohen wieder wechselseitige Attacken auf der Straße.

[...] Anfang kommender Woche soll das Parlament noch darüber entscheiden - ab dann ist damit zu rechnen, dass die türkische Armee versuchen wird, Rückzugsgebiete der PKK im Nordirak anzugreifen und auszuschalten.

Damit droht der Türkei nicht nur ein bewaffneter Konflikt mit den starken Milizverbänden der nordirakischen Kurden, sondern im schlimmsten Fall sogar eine Konfrontation mit US-Truppen.

Auch wenn die türkische und die amerikanische Regierung nun sicher alles tun werden, um diesen "worst case" zu vermeiden, ist allein schon die theoretische Möglichkeit, dass Nato-Verbündete direkt aneinander geraten könnten, Zeichen eines katastrophalen politischen Versagens auf beiden Seiten.




Aus: "KURDENKONFLIKT: Immer mehr Türken sehen die USA als Gegner" Von Jürgen Gottschlich, Istanbul (11. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,510905-2,00.html


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#158
Quote[...] Seymour Myron Hersh (* 8. April 1937 in Chicago), Spitzname Sy, ist ein US-amerikanischer Investigativjournalist jüdischer Herkunft und bekannter Muckraker.

Seymour Hersh wurde 1969 weltbekannt, als er während des Vietnamkriegs das Massaker von My Lai aufdeckte. 2004 sorgte er erneut für Aufsehen, als er maßgeblich den Folter-Skandal im irakischen Abu-Ghuraib-Gefängnis bekannt machte.

[...] 1972 deckte Hersh in einem Leitartikel der Washington Post auf, dass die CIA versucht hatte, ein Buch des Historikers Alfred W. McCoy über umfangreiche Aktivitäten der CIA im Drogenhandel während des Vietnamkriegs zu zensieren.

1973 beschäftigt er sich zum Beispiel mit den geheimen Bombardierungen Kambodschas und der Rolle des CIA beim Putsch in Chile. 1974 ist sein Thema die Bespitzelung von Vietnamkriegsgegnern durch die CIA im Inland unter dem Codenamen Operation CHAOS.

Hershs Enthüllungen waren ein wesentlicher Anlass für die Einrichtung des Church Committees des US-Senats, das erstmals systematisch die Aktivitäten der US-Nachrichtendienste untersuchte.

1981 arbeitet er an pikanten Details über Libyen und 1986 zu Manuel Noriega.

Bereits 1983 wird sein Buch The Price of Power: Kissinger in the Nixon White House ein Bestseller. Es ist der Höhepunkt der Anti-Kissinger-Arbeit von Hersh. Seine Gegnerschaft zu Kissinger begründet er mit dessen Befehlen zur Bombardierung von Zivilisten in Vietnam und Kambodscha. Hersh kommentiert dieses Engagement mit drastischen Worten:

    When the rest of us can't sleep we count sheep, and this guy [Kissinger] has to count burned and maimed Cambodian and Vietnamese babies until the end of his life.

    Übersetzung:

    Wenn der Rest von uns nicht einschlafen kann, zählen wir Schafe, und dieser Kerl [Kissinger] muss bis zum Ende seiner Tage verbrannte und verstümmelte kambodschanische und vietnamesische Babys zählen.

Als er 1991 in The Samson Option das geheime Atomwaffenprogramm Israels aufdeckt, erntet er hingegen meist Desinteresse. Dort bezeichnet er zum Beispiel den Pressetycoon Robert Maxwell und dessen Mitarbeiter Nicholas Davies als Mossad-Agenten. Hersh wird wegen Verleumdung angezeigt, aber die beiden verlieren den anschließenden Prozess.

1997 versucht er mit der Kennedy-Biografie The Dark Side of Camelot ein Comeback, was sich aber in das Gegenteil verkehrt. Sein Ruf gilt nun endgültig als ruiniert. Dennoch ist das Buch ein Bestseller und die Reaktionen sind weit umfangreicher als das Buch selbst.

2000 veröffentlichte er im Magazin The New Yorker, dass im zweiten Golfkrieg eine von dem Zwei-Sterne-General Barry McCaffrey geführte amerikanische Einheit an mehreren Massakern an irakischen Einheiten, die bereits kapituliert hatten, und an Zivilisten beteiligt war. McCaffrey wehrte sich öffentlich gegen die Vorwürfe, die allerdings durch eine große Zahl an von Hersh geführten Interviews untermauert waren. Hersh zeigte in seinem 32seitigen Artikel auch, dass mehrere frühere Untersuchungen des Militärs zu den Vorwürfen unzureichend und einseitig waren.

Im selben Jahr erschien sein Buch über das Golfkriegssyndrom, in dem er den Kampf der von mysteriösen Krankheitssymptomen betroffenen Kriegsveteranen des zweiten Golfkriegs gegen die Bürokratie des US-Militärs beschrieb.


http://de.wikipedia.org/wiki/Seymour_Hersh (10/2007)

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Quote[...] Als Muckraker (engl. für Mistkratzer, Schmutzaufwühler, Nestbeschmutzer) wurden am Anfang des 20. Jahrhunderts US-amerikanische Journalisten und Schriftsteller bezeichnet, die als Väter des Investigativen Journalismus gelten können.


http://de.wikipedia.org/wiki/Muckraker (10/2007)

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Quote[...] taz: Herr Hersh, Anfang des Jahres haben Sie berichtet, es gebe US-amerikanische Pläne für einen Angriff auf den Iran. Waren Sie zu alarmistisch?

Seymour Hersh: Ich habe nicht geschrieben, dass es in jedem Fall einen Angriff auf den Iran geben wird. Aber es ist eine verdammt ernste Angelegenheit. Eines ist sicher: Präsident George W. Bush ist davon überzeugt, eine Mission zu erfüllen - weil er mit Gott redet oder wieso auch immer. Er glaubt, den Auftrag zu haben, gegen den Iran vorgehen zu müssen. Bush denkt gar nicht daran, mit dem Iran zu verhandeln.

Es klingt gerade so, als hätten Sie neue Informationen über Pläne für einen Angriff?

Seymour Hersh: Ja, die gibt es. Ein Angriff auf Iran ist immer noch auf der Agenda des Präsidenten. Heute erscheint im New Yorker dazu ein Stück von mir.

Aber alle warnen doch vor einem Angriff auf den Iran, selbst Militärs. Kann man Bushs Drohungen ernst nehmen?

Seymour Hersh: Wissen Sie, die Lage wäre besser, wenn dem Präsidenten bewusst wäre, dass seine Rhetorik nicht mit den Fakten übereinstimmt. Bush glaubt an das, was er sagt. Das macht mir am meisten Angst.

[...]

In Deutschland halten viele den Irakkrieg für eine Katastrophe, den Einsatz in Afghanistan aber für erfolgreich.

Seymour Hersh: Das ist ein Fehler. Afghanistan wird bald verloren sein.

Was macht Sie so sicher?

Seymour Hersh: Weil ich mit Leuten gesprochen habe, die mir sagen, dass das Land in einem sehr viel schlimmeren Zustand ist, als irgendjemand zugeben will. Die Taliban machen enorme Gewinne. Sie werden die Macht übernehmen, vielleicht in Verbindung mit der Nordallianz, vielleicht alleine. Das Problem ist nicht, dass die Leute in Afghanistan die Taliban wieder an der Macht sehen wollen. Es liegt vielmehr daran, dass wir uns dort durch Bombardements und Gewalt viele Feinde gemacht haben.

In Deutschland spricht man davon, die Bundeswehr noch 20 Jahre in Afghanistan zu lassen.

Seymour Hersh: Es mag sein, dass die Soldaten dort noch 20 Jahre bleiben. Dann aber in einem Gefängnis der Taliban. Afghanistan ist im Chaos. Wir verlieren den Krieg. Daran gibt es keinen Zweifel. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Afghanistan zusammenbrechen wird.

Einige US-Zeitungen haben eingestanden, vor dem Irakkrieg versagt zu haben, und sich bei ihren Lesern entschuldigt. Haben sie mit Blick auf den Iran daraus gelernt?

Seymour Hersh: Nein, natürlich nicht. Schon jetzt agieren sie kein bisschen anders als vor Beginn des Irakkrieges. Meinen Sie etwa, dass Journalisten, Regierende oder das Militär aus Fehlern in der Vergangenheit lernen? Wollen Sie sagen, dass es die Fähigkeit gibt, aus Fehlern zu lernen? Die Geschichte ist voller Beispiele, die zeigen, dass sie nicht daraus lernen. Dieselben Fehler werden immer wieder gemacht. Traurig, nicht wahr?

Nicht gerade motivierend für einen, dessen Job es ist, solche Fehler aufzudecken.

Seymour Hersh: Ich tue etwas, das für viele Leute in Amerika und rund um die Welt sehr wichtig und nützlich ist. Aber ich hege nicht die Illusion, dass das, was ich schreibe, irgendetwas ändern wird.

Und was lässt Sie weitermachen?

Seymour Hersh: Das, was ich tue, macht mich sehr glücklich. Ich bin ein Journalist. Ich habe Storys, die niemand anders bekommt. Ich werde dafür respektiert, geehrt und beneidet. Zeitung zu machen ist vielleicht das dreckigste und zickigste Geschäft, das es gibt. Ein bisschen wie Hollywood. Wenn du die Topzicke bist, ist das nicht schlecht.

NTERVIEW: ERIC CHAUVISTRÉ

Quote08.10.2007 20:36 Uhr:
Von Pali Dhar: Alle Achtung, da habt Ihr Euch ja die naivsten Fragen für Hersh ausgesucht, die Ihr finden konntet. Man hat das Gefühl, als hätte das Interview nicht ein Journalist, sondern ein 80-jähriger Rentner ohne jeden politischen Hintergrund geführt.



Aus: "Interview mit Bush-Kritiker Seymour Hersh: "Bush glaubt an das, was er sagt!"" (29.09.2007)
Quelle: http://www.taz.de/index.php?id=start&art=5356&src=ST&id=amerika-artikel&cHash=e2c715638a


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#159
Quote[...] Berlin - Die deutsche Bundeswehr beteiligt sich für ein weiteres Jahr mit bis zu 3500 Soldaten an der militärischen Absicherung des Wiederaufbaus in Afghanistan. Sechs Jahre nach dem Sturz des Taliban-Regimes stimmte der Bundestag am Freitag mit großer Mehrheit für das neue Mandat, das auch sechs Tornado-Aufklärungsflugzeuge umfasst.

Für die Fortsetzung des knapp 500 Millionen Euro teuren Einsatzes bis Oktober 2008 stimmten Union, SPD, FDP und Teile der Grünen. Die Linksfraktion verband ihr Nein mit dem Vorwurf, dass der Bundeswehr-Einsatz die "militärische Eskalationsstrategie der Nato" unterstütze. Redner der Koalition, aber auch von FDP und Grünen betonten, ein Abzug des Militärs wäre das Aus für den zivilen Wiederaufbau.

Der Bundestag erteilte seine Zustimmung dem nachträglich korrigierten Abstimmungsergebnis zufolge mit 453 Ja- und 79 Nein-Stimmen sowie 48 Enthaltungen. Bei der Bevölkerung hat der Beschluss nur wenig Rückhalt. Einer Umfrage für den "Kölner Stadt-Anzeiger" zufolge lehnen 61 Prozent die Verlängerung des Einsatzes innerhalb der Nato-geführten Schutztruppe Isaf ab, nur 29 Prozent befürworten ihn.

[...] Jung sagte im ZDF, die große Mehrheit der Afghanen stehe hinter dem Einsatz. Die Deutschen müssten erkennen, "dass es wichtig ist, die Gefahr an der Quelle zu beseitigen, bevor die wesentlich größere Dimension Deutschland erreicht". SPD-Fraktionschef Peter Struck sagte: "Wir müssen sicher noch zehn Jahre in Afghanistan bleiben."

Auch FDP-Chef Guido Westerwelle warb für breite Unterstützung: "Es geht auch ganz handfest um unsere eigene Sicherheit. Wir tun das für Afghanistan und noch mehr für uns selbst." Ein Abbruch des Militäreinsatzes würde Afghanistan zur Hochburg des Terrorismus machen. Er forderte die Bundesregierung auf, deutlich mehr Personal und Geld für den Aufbau von Polizeistrukturen in Afghanistan zu verwenden.

[...]  Die Grünen forderten eine Verdoppelung der Wiederaufbauhilfe auf 200 Millionen Euro. Fraktionschefin Renate Künast sagte, ihre Fraktion sei mehrheitlich davon überzeugt, "dass eine weitere Beteiligung an Isaf nötig ist". Militärisch sei der Aufstand der Taliban aber nicht zu besiegen. Zur Stärkung des zivilen Aufbaus sei ein Strategiewechsel nötig. Gleichwohl votierten nur 15 Grüne mit Ja, die Mehrheit der Fraktion enthielt sich oder stimmte mit Nein. Sie folgte damit dem Beschluss eines Parteitages, der wegen der Zusammenlegung des Isaf-Mandats mit den Tornado-Maschinen gegen das Mandat war.

Linkspartei-Chef Lothar Bisky sagte, die von den Vereinten Nationen (UN) mandatierte Isaf sei "gemessen an ihren eigenen Zielen gescheitert". Nach sechsjährigem Einsatz nehme die Gewalt im Land wieder deutlich zu: "Der gute Zweck heiligt auch in Afghanistan keine militärischen Mittel." Wieczorek-Zeul hielt ihm entgegen, Selbstmordattentate in Afghanistan seien eine neue Entwicklung: "Der kann man nicht mit Gewaltfreiheit begegnen." Künast warf den Linken vor, ihre Parolen würden dem Wunsch der Bevölkerung in Afghanistan nach Sicherheit nicht gerecht.


Aus: "Bundestag verlängert Isaf-Tornado-Mandat für Afghanistan" (12. Oktober 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=3071837

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Quote[...] es ist Krieg und der Major des Aufklärungsgeschwaders 51 "Immelmann" aus dem schleswig-holsteinischen Jagel mitten drin, wenn auch mit einem ausreichenden Sicherheitsabstand, der ihn vom Boden trennt. Jetzt landet er auf Flugbahn von Camp Marmal bei Masar-i-Scharif und klettert aus dem engen Cockpit.

Hier im Norden von Afghanistan haben die Deutschen seit vergangenem Jahr mit rund 1500 Bundeswehrsoldaten ihr Hauptquartier errichtet. Das sogenannte Regionalkommando Nord ist verantwortlich für neun von 34 Provinzen und fünf so genannte Wiederaufbauteams, zwei sind deutsch geführt und befinden sich in Kunduz und Faizabad. Die Gesamtfläche beträgt gut 160.000 Quadratkilometer. Das entspricht etwa einem Viertel Afghanistans. Geflogen wird jedoch landesweit, weshalb der Pilot aus Norddeutschland einen seltenen Überblick genießt. Spezialisten holen jetzt eilig die Filme aus den unter dem "Tornado" montierten Kamerakästen, um sie in die Dunkelkammer im abgeriegelten Sicherheitsbereich zu bringen und dort zu entwickeln.

Die Bilder zeigen, gestochen scharf, Schlachtfelder, auf denen vor wenigen Stunden noch gekämpft wurde. Auf ihnen sind Talibanverstecke zu erkennen und sogar, ob Verdächtige in einem Toyota Corolla oder einem Lada reisen, zum Beispiel wenn darin eine Geisel verschleppt wurde.

Die Taliban fürchten die deutschen "Tornados" und vor allem die deutsche Gründlichkeit der Auswerter ihrer Bilder. Die Gegner der Nato und der Regierung von Präsident Hamid Karzai wissen genau, dass die Aufklärungsflugzeuge mit ihrer eigens von Kern & Co im schweizerischen Aarau entwickelten Trilens-Kamera das beste sind, was an so genannter Recce-Technik weltweit auf dem Markt ist.

Der Infrarot-Sensor erkennt selbst bei Nacht, ob ein Lastwagen vor einer halben Stunde an einer bestimmten Stelle stand und ob ein Mann seine AK-47 gerade noch benutzte. "Tornados" fotografieren Kämpfer vor der Schlacht und zählen die Toten danach. Durch ihre verschiedenen Blickwinkel können sie in Höhlen spähen und sie zeigen kleine Zelte in entlegenen Revieren, die den Taliban als Verstecke dienen, selbst dann, wenn sie unter frisch geschnittenen Zweigen getarnt liegen.

Kritiker sagen, dass die Taliban die Deutschen deshalb nun gezielt angreifen, weil sie Aufklärungsmaterial für den Krieg liefern. Seit die "Tornados" im Einsatz sind, also seit April 2007, wurden drei Bundeswehrsoldaten und drei deutsche Polizisten durch Anschläge getötet. Davor waren es weniger, in fünf Jahren insgesamt fünf Menschen, die durch Attentate starben, wenn auch noch viele weitere verletzt wurden. Die Berliner Regierung sei mitverantwortlich für den Tod von unschuldigen Zivilisten, die bei den Gefechten der westlichen Alliierten mit den militanten Koranschülern ums Leben kommen, sagen die Gegner.

Stimmt das?

Oder ist es ganz anders, nämlich so, wie der afghanische Außenminister Rangin Dadfar Spanta sagt? Der Grüne Politikwissenschaftler aus Aachen, der lange deutscher Staatsbürger war, beschimpft seine deutschen Parteifreunde und Gegner des "Tornado"- und Isaf-Einsatzes als "blauäugig". Sie "ziehen sich in die Wohlstandsecke" zurück, sagt er, "entsolidarisieren sich" und ließen sein Land mit dem Terrorismusproblem allein: "In Afghanistan muss der Frieden auch mit der Waffe verteidigt werden. Was die Amerikaner hier machen, ist die beste Antiterrorstrategie", glaubt der ehemalige Friedensdemonstrant Spanta.

Wer den Terror nicht in Afghanistan bekämpft, zu dem kommt der Terror nach Hause, sagen Spanta und die afghanische Regierung und auch die Amerikaner. Ist das wirklich so?

Was in Afghanistan den Frieden befördert und was den Krieg erzeugt, ist derzeit nicht immer leicht zu sagen. Zwei Denkansätze konkurrieren, die widersprüchlicher nicht sein könnten.

Die internationale Gemeinschaft müsse nur ausreichend Entschlossenheit und Durchhaltevermögen zeigen, um die Taliban zurückzudrängen und unverbesserliche Hardliner zu eliminieren, während gleichzeitig das neue, demokratische Afghanistan entsteht. Das ist der offizielle, politische Kurs. Friedenskreise oder Altlinke glauben dagegen, es sei genau umgekehrt: Die immer stärkere militärische Präsenz produziere gerade die Gegenwehr, die sie bekämpfen will. Mehr Militärs bedeuteten also auch mehr Krieg und am Ende keinen Frieden.


Aus: "AFGHANISTAN-BESCHLUSS: Marschbefehl ins Ungewisse" Aus Masar-i-Scharif berichtet Susanne Koelbl (SPON, 12. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,511166,00.html

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Quote[...] Alle Redner, auch der Linken, verwiesen auf die Erfolge des Wiederaufbaus unter dem Schutz der internationalen Isaf-Mission, an dem sich die Bundeswehr seit sechs Jahren beteiligt. Sie nannten den Aufbau von Schulen und des Gesundheitswesens, eine Verbesserung der Situation der Frauen und der Menschenrechte. ,,Einen Rückfall können wir nicht hinnehmen", sagte die SPD-Ministerin Wieczorek-Zeul.

Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hatte im ZDF-Morgenmagazin zuvor auch die Bevölkerung zu einer breiten Unterstützung des Bundeswehreinsatzes aufgerufen. Den deutschen Soldaten in Afghanistan müsse der Rückhalt der Heimat vermittelt werden. Eine ,,klare Zweidrittel-Mehrheit" im Bundestag sei wichtig ,,für diesen gefährlichen, aber notwendigen Einsatz, den unsere Soldaten dort leisten. Eine Absage erteilte der CDU-Minister einer Aufstockung der Zahl der deutschen Soldaten. Das Mandat umfasst bis zu 3.500 Soldaten sowie die sechs Tornado-Aufklärungsflugzeuge. Die Kosten für das kommende Jahr werden auf 487 Millionen Euro beziffert.

[...]

QuoteHeister  meint:
12-10-2007, 12:51 Uhr
"Wir sind nicht Besatzer, sondern Befreier"
So argumentieren Extremisten auch. Dieser Krieg wird nie enden da der Terror seine Wurzeln nicht nur in Afghanistan hat. Schlechte Bildung, Armut das ist alles Nährboden für diese Leute. Der Kampf gegen den Terror ist zum Selbstzweck geworden. Die Wirtschaft wird davon profitieren, die Menschen zählen nicht. Das sieht man schon alleine an den Vorfällen in letzter Zeit.

Quote
jonathan1981 meint:
12-10-2007, 14:01 Uhr
@ MEDIENBEOBACHTER:

Wenn Du die Medien beobachtet hättest, wüsstest Du, dass Afghanistan als Reaktion auf einen Angriff auf die USA am 11. September 2001 besetzt worden ist. Man könnte auch sagen, die Menschenrechte der indigenen Bevölkerung New Yorks wurden verletzt und 3000 unschuldige Ureinwohner Manhattans getötet...

Quote
bitschleuder meint:
12-10-2007, 14:16 Uhr
@jonathan1981
Legen Sie bitte die Beweise für die Mitschuld des afghanischen Volkes an den Terroranschlägen von 9.11.2001 in NY vor, die vor einem Gericht bestand hätten !
Bis dato ist doch noch nicht einmal zeifelsfrei gesichert, wer die Attentäter waren. Und daß was man von den vermutlichen Attentätern weiss, ist, das sie hauptsächlich aus Saudi- Arabien und Agypten stammen.

Quotejonathan1981  meint:
12-10-2007, 14:59 Uhr
@ Bitschleuder:

Die Taliban haben erwiesenermaßen El Quaida unterstützt und angehenden Terroristen Ausbildungslager gebaut und für sie betrieben.

"In the escalation of the conflict in Afghanistan following the 11 September terrorist attack on the United States by the Afghan-based Al Qaida group, the Security Council expressed support for the efforts of the Afghan people to replace the Taliban regime, once again condemned for allowing Afghanistan to be used as a base for the export of terrorism and for providing safe haven to Usama bin Laden."

http://www.unama-afg.org/about/info.htm

Damit dürfte das wohl geklärt sein. Das nächste Mal besser informieren. Niemand sollte Tatsachen, die zum Allgemeinwissen gehören, beweisen müssen...

Quote
Heister meint:
12-10-2007, 15:35 Uhr
@jonathan1981
Die Taliban wurden von den USA finanziell unterstützt und aufgebaut gegen die russische Besatzung. Die haben sich ihre eigenen Terroristen herangezüchtet die sie jetzt nicht mehr los werden. Langsam verstehe ich auch warum die Amerikaner internationale Gerichte meiden. Nur als Ergänzung.

Quote
Perseus meint:
12-10-2007, 15:59 Uhr
Na ja....die Feinde meiner Feinde sind meiner Freunde....Glasnost und der eiserne Vorhang wären sicher nicht ohne den Abzugs der Sowjets in Afghanistan möglich geworden.
Aber natürlich gibt es hier Schlauermeier, die es besser wissen.
Die Mudshaheddin sind generell...darunter auch die Taliban mit Waffen bestückt worden.
Kaum einer von euch Besserwissern kennt Schah Massud oder die Nordallianz, welche gegen die Taliban gekämpft haben und sie aus ihrem Land jagen wollten.
Zum anderen finde ich es auch lächerlich zu erwarten, daß man in einem halben Jahrzehnt massive Fortschritte erwartet. Drogenanbau, lokale Warlords etc. die ganzen Probleme müssen erstmal angegangen werden - doch das dauert und kostet viel Geduld. Geduld ist in unserer Gesellschaft anscheinend nicht vorhanden bzw. der Wille Menschen in Not zu helfen. Individualismus hat Vorfahrt...



Quote
Humanist meint:
12-10-2007, 12:01 Uhr
Wieder 500 Millionen Euro in den Sand gesetzt.

QuoteWolpertinger  meint:
12-10-2007, 12:14 Uhr
Eine Mehrheitsentscheidung die klar gegen den Willen des Volkes steht!

So habe ich mir schon immer die "repräsentative" Demokratie vorgestellt!

:-))

Quote
Perseus meint:
12-10-2007, 12:30 Uhr
@Wolpertinger

Ein Großteil der Bevölkerung guckt doch nicht über den Tellerand.
Außenpolitik ist nicht unwichtig und ich finde es gut, daß wir Menschen in Not helfen.




Quote
M.S. meint:
13-10-2007, 11:10 Uhr
"Bundestag verlängert Einsatz am Hindukusch"
...Gott sei Dank! Dann müssen wir uns um die
nächsten Opium - Lieferungen keine Sorgen mehr
machen.

QuoteVeteran  meint:
13-10-2007, 05:23 Uhr
Na also,jetzt kann Die US Army/Marine Corps dankbar sein dass ihre deutschen Kameraden doch noch nicht abziehen....Es waere auch ein schwererer Verlust gewesen.

Quote
Stolzer Russe meint:
13-10-2007, 08:50 Uhr
Deutsche Besatzer. Deutsches Grundgesetz nie wieder Krieg ausserhalb deutschland zu führen. gebrochen. Ihr seid kein Demokratie.
Lügner.
Beastzer, die dementsprechen behandelt werden müssen. Taliban sind Afghanen, die mit dem Bild und westwerten nich einversanden sind( Homoehehn, Lesbenehen, Kindefickerei und sió weiter) und IHr wollt dem afghanischen Volk diese Werte mit Gewalt aufzwingen. Ihr müsst bekämpft werden.

Deutsche Besatzer.
Deutsche sind Aufbauhelfer und Russen waren besatzer. Damals ware der Osama Bin Laden Freiheitkämpfer, weil er gegen Russen gekämpft hat und jetzt sind es Taliban weil sie gegen deutsche Truppn und der NATO Soldaten kämpfen was für eine Nazipropoganda.



Aus: "Afghanistan: Bundestag verlängert Einsatz am Hindukusch" (dpa/fsl/cn, 12. Oktober 2007)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article1258632/Bundestag_verlaengert_Einsatz_am_Hindukusch.html?page=1

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Quote[...] Berlin - An manchen Debatten im Bundestag sind die Redner das Interessanteste; an manchen aber die, die nicht reden. Die Diskussion über das Mandat der Bundeswehr für die Afghanistan-Schutztruppe Isaf Freitag früh fällt unter die zweite Gruppe. Der Außenminister redet nicht – immerhin, Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte in der ersten Lesung für die Regierung den Einsatz begründet. Der Verteidigungsminister redet nicht – Franz Josef Jung (CDU) sitzt stumm auf der Regierungsbank. Die Kanzlerin tritt nicht ans Pult. Der bemerkenswerteste Teilnehmer der Sitzung schweigt auch.

[...] Für die, die Regierung nämlich, spricht übrigens Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). Deren Entwicklungsministerium hat in Afghanistan viel zu tun. In der informellen Hierarchie der Häuser zählt es trotzdem nur unter die ,,kleinen" Ministerien. So nett es darum ist vom Kabinett, ihr das Reden zu überlassen, so sehr steckt darin doch zugleich das Signal: ab jetzt das Thema tiefer hängen.

QuoteKommentar von yogi1954 | 13.10.2007 12:31:12 Uhr
Wir tun das (...) mehr für uns selbst
offenbart Westerwelle.
Klar, vertritt er doch mit seiner Partei u.a. auch die Waffenspediteure.
Weitere Fragen oder Antworten, wem dieses Kriegsgetrommel nützt, erübrigen sich somit.




Aus: "Afghanistan-Einsatz: Beredtes Schweigen" (13.10.2007)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/international/afghanistan/Afghanistan-Bundeswehr;art15872,2398801

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Quote[...] Im vorletzten Jahrhundert scheiterte das britische Weltreich bei dem Versuch, das Land am Hindukusch dauerhaft unter seine Herrschaft zu zwingen. Zum Ende des 20. Jahrhunderts versagte die Armee der Sowjetunion bei dem gleichen Unterfangen und leitete auch damit den Zusammenbruch der UdSSR ein. Und seit rund sechs Jahren sollen nunmehr unter dem Mandat der Vereinten Nationen fast 5000 Soldaten der internationalen Afghanistan-Schutztruppe Isaf in Zusammenarbeit mit der von den Amerikanern geführten OEF und einer nationalen Armee, die erst in Rudimenten besteht, das Land am Hindukusch befrieden.

Ein Durchbruch lässt sich dabei nicht einmal am fernen Horizont erahnen. Zwar war auch in dem vergangenen Monat vorgelegten ,,Afghanistan-Konzept 2007" der Bundesregierung der Satz zu lesen: ,,Der politisch-zivile Wiederaufbau schreitet voran." Aber die Fakten konterkarierten die schöne Formel: Obschon bereits 2006 eine Verschlechterung nahezu sämtlicher Rahmendaten konstatiert wurde, weist der neue Bericht aus, dass die Situation seitdem noch schlimmer wurde: ,,Die sicherheitsrelavanten Vorfälle haben im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugenommen." Die Anbaufläche für Opium habe ,,auch 2007 wieder zugenommen". In der afghanischen Politik seien ,,rückwärtsgewandte Kräfte" am Werk". Und der wichtige Aufbau einer afghanischen Armee und eigener Polizeikräfte kommt allenfalls stockend voran.

[...] Doch Desertion kann nicht die Konsequenz der bislang zu konstatierenden Erfolglosigkeit des Afghanistan-Engagements sein. Anders als Briten und Sowjet-Russen im 19. und 20. Jahrhundert handelt es sich beim aktuellen Einsatz der internationalen Staatengemeinschaft nicht um einen geographisch eingrenzbaren Eroberungskrieg, aus dem man sich mit einem blauen Auge einfach zurückziehen könnte. Sondern es geht um jenen asymmetrischen Krieg, der von Afghanistan aus mit dem Terrorschlag der al-Qaida vom 11. September 2001 begonnen wurde – und nicht etwa mit der amerikanischen und internationalen Reaktion darauf. Ein Rückzug heute wäre eine Kapitulation vor dem Aggressor. Afghanistan würde erneut zum Ausbildungscamp des globalen islamistischen Terrorismus, der auf den gesamten ,,ungläubigen" Westen zielt.

Schon aus reinem Egoismus und eigenem nationalen Interesse müssen alle Afghanistan-Mandate darum in diesem wie in den folgenden Jahren fortgesetzt werden. Dazu gehört die Isaf-Komponente, die den Wiederaufbau des Landes, die Ausbildung der dortigen Sicherheitskräfte und die Einrichtung von Schulen unter dem Schutz des Militärs betreibt (von so hehren Zielen wie der Demokratisierung eines archaischen Landes mit einer Analphabeten-Rate von rund neunzig Prozent sollten wir bitte eine Zeit lang schweigen). Dazu gehört ebenso unverzichtbar der OEF-Kampf gegen den Terrorismus. Dass es dabei auch in Zukunft mitunter zu zivilen Opfern kommen kann, ist tragisch – aber im Kern nicht zu vermeiden.

[...] Der Aufwand ist zu groß? Die Kosten, die der Westen für seine Sicherheit in die Befriedung Afghanistans investieren muss, dürften gering sein im Vergleich zu den Folgen eines dortigen Scheiterns.

QuoteA M  215
12.10.2007 - 22.11 Uhr

"Der Aufwand ist zu groß? Die Kosten, die der Westen für seine Sicherheit in die Befriedung Afghanistans investieren muss, dürften gering sein im Vergleich zu den Folgen eines dortigen Scheiterns."
Wie hohl dieser Satz ist, erkennt man schnell, wenn man "der Westen" durch "die Sowjetunion" ersetzt. Es ist nämlich alles andere als ausgeschlossen, dass man die Kosten voll investiert und damit nichts erreicht. Dann lässt sich in 10 Jahren derselbe Satz wieder im Brustton der Überzeugung sagen.


Aus: "Kommentar: Afghanistan-Einsatz: Rückzug ausgeschlossen"  von Ansgar Graw, Politikredakteur (12.10.2007)
Quelle: http://debatte.welt.de/kommentare/43235/rueckzug+ausgeschlossen

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Quote[...] In der rund zweistündigen Debatte im Bundestag prangerten Redner der Grünen und der Linksfraktion eine verfehlte Strategie in Afghanistan an, die zu sehr auf Militär und zu wenig auf zivilen Aufbau setze. "Isaf mutiert von der Schutztruppe immer mehr zur Kampftruppe", sagte Linkspartei-Chef Lothar Bisky. Die Linksfraktion verlangte zudem den sofortigen Abzug der Tornados. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast verwies ebenfalls auf ein "Missverhältnis" zwischen Militärischem und Zivilem. Sie kritisierte auch den Anti-Terror-Einsatz OEF besonders wegen der hohen Zahl ziviler Opfer.

[...] Die Grünen brachten auch einen Zusatzantrag ein, in dem sie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aufforderten, nach Afghanistan zu reisen und sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Auch SPD-Fraktionschef Peter Struck rief Merkel im Sender Phoenix ebenfalls zu einer Afghanistan-Reise auf. Die Kanzlerin müsse der deutschen Bevölkerung klar machen, "warum wir da sind". Im ZDF hob er zudem die Notwendigkeit der Stabilisierung des Landes hervor: "Wir müssen sicher noch zehn Jahre in Afghanistan bleiben."

Redner von Union und SPD räumten ein, dass es in Afghanistan noch viel zu tun gebe und die Hilfe etwa für die Polizeiausbildung verbessert werden müsse. Allerdings machten sie übereinstimmend deutlich, dass ein Rückzug das Land zurückwerfen würde und sich der Terrorismus dann wieder ausbreiten könnte. Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) hob hervor: "Ohne militärische Flankierung steht der zivile Aufbau auf verlorenem Posten." Auch CDU-Außenpolitiker Eckart von Klaeden mahnte: "Wenn wir uns verabschieden, ohne die Aufgaben erfüllt zu haben, dann werden die Taliban zurückkommen."

FDP-Chef Guido Westerwelle machte deutlich, dass die Liberalen als einzige Oppositionspartei klar für den Isaf-Einsatz seien. Einen Rückzug lehnte auch er ab: "An dem Tag würde Kabul wieder zur Hauptstadt des Terrorismus in der Welt."


Aus: "Bundeswehr: Bundestag verlängert Afghanistan-Mandat" (12.10.2007)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2007/10/12/2398316.xml

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Quote[...] "Berliner Morgenpost" (Berlin):

"Mit jedem Anschlag gegen deutsche Soldaten und jeder Klage über den schleppenden zivilen Wiederaufbau in Afghanistan fällt es der Bundesregierung schwerer, den Einsatz glaubwürdig zu begründen. Aus Sicherheitsgründen verlassen immer weniger deutsche Soldaten ihre Lager für Patrouillenfahrten, der Aufbau verlässlicher heimischer Militär- und Polizeieinheiten kommt nicht voran. Die Sicherheitslage im Lande bleibt höchst prekär, das Vertrauen der Bevölkerung in die westliche Schutztruppe schwindet. Die Forderung der Hilfsorganisationen nach Strategiewechsel und Reduzierung des Militärischen ist derzeit noch ziemlich realitätsfern. Notwendig ist dagegen, dass zivile wie militärische Dienste noch enger zusammenarbeiten. Nur wenn die einen für Sicherheit sorgen, können die anderen nachhaltig Aufbauhilfe leisten."

"Hessische/Niedersächsische Allgemeine" (Kassel):

"Nichts beeinflusst die öffentliche Meinung so sehr, wie blutverschmierte Uniformen und Leichentransporte. Die Geschichte hat uns das gelehrt. Mit den gedruckten Bildern von toten US-Soldaten, die in Vietnam ihre blutjungen Leben verloren, kippte die Stimmung im Volk. Mit jedem Zeitungsfoto eines Sarges wuchs die Zahl der Kriegsgegner. Auch die Führung der Bundeswehr weiß das. Aber sie darf auf keinen Fall den Fehler machen, die Verletzungen von Soldaten herunter zu spielen, nur um die Öffentlichkeit zu beschwichtigen. Die Abgeordneten so wie ihre Wähler müssen wissen, dass sie junge Männer und Frauen in ein lebensgefährliches Kriegsgebiet schicken. Der Norden Afghanistans ist schon lange keine sichere Zone mehr. Das ist die brutale Wahrheit. Die aber nichts daran ändert, dass es viele gute Gründe für die Verlängerung der drei Mandate gibt."
"Thüringer Allgemeine" (Erfurt):

"Am Hindukusch kennt man den Bundestags-Kalender. Deshalb versuchen die Taliban, mit zunehmender Gewalt gegen deutsche Soldaten in Afghanistan deutsche Abgeordnete zu erpressen. Wenn in Berlin eine Abstimmung über Militäreinsätze ansteht, so kann die kaltblütige Kalkulation gelesen werden, bekommt jede Granate in Kundus doppelt Aufmerksamkeit. Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan wird andauern, aber er braucht noch mehr zivile Hilfe zur Seite, die den Radikalen den Nährboden entzieht. Es ist eine der harten Einsichten am Hindukusch, dass allein der Entschluss, sich nicht erpressen zu lassen, wenig ändert."

"Nordkurier" (Neubrandenburg):

"Afghanistan braucht die deutschen Soldaten im Rahmen der UNO-gestützten ISAF-Mission und die ISAF braucht zur Erfüllung dieser Mission die deutschen Tornado-Aufklärer. Daran gibt es nichts zu deuteln. Aber, die Mandatsverlängerung um ein Jahr sollte endlich verbunden werden mit einem massiven politischen Druck, der letztlich - je eher, umso besser - zu einer veränderten Strategie der militärischen Operationen führen muss. Denn jedes unschuldig verletzte oder gar getötete zivile Opfer in diesem Krieg gebiert Krieger für die islamistischen Taliban und die Terrororganisation Al Qaida."
"Thüringische Landeszeitung" (Weimar):

"Nach einem halben Jahrzehnt des Kampfes gegen Terror, dessen Brutstätte immer auch in Afghanistan vermutet wurde und wird, ist zu wenig passiert - und die Strategie ist so gesehen nicht erfolgreich gewesen. Abzug, Rückkehr, den Hindukusch sich selbst überlassen: Das ist keine Alternative. Nicht nur, weil damit die Hoffnungen derer zerstört würden, die aus ihrem Land etwas machen wollen abseits von politisch-religiösem Fanatismus und Drogenhandel. Das Problem ist auch, dass ein unbefriedetes Afghanistan zur dauernden Brutstätte für vielerlei Verbrechensvorbereitungen werden könnte: ob nun die einen die Märkte mit Opium versorgen oder die anderen verwirrte junge Männer zu Kämpfer im Wahn ausbilden - beides ist eine Gefahr für eine friedliebende, nicht von Sucht und Aberglauben beherrschte Welt."


Aus: "Pressestimmen: "Afghanistan braucht deutsche Soldaten"" (09.10.2007)
Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Pressestimmen%20Afghanistan%20Soldaten/263236.html

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Quote[...] Doch wie abgeschottet die Bildinformationen der Tornado-Aufklärung für die US-Streitkräfte jenseits von Isaf bleiben, ist selbst innerhalb des deutschen Offizierskorps umstritten: "Was die Amerikaner letztlich damit machen, entzieht sich unserer Kenntnis und Kontrolle", so ein deutscher General im Hintergrundgespräch. Zumal es nicht nur oft dieselben US-Einheiten sind, die im Laufe der Zeit mal im Rahmen von Isaf, mal im Rahmen von OEF eingesetzt werden, sondern es sogar Offiziere gibt, die in Personalunion an höchster Stelle für beide Einsätze verantwortlich sind: OEF-Kommandeur General David Rodriguez ist zugleich Isaf-Befehlshaber für "Regional Command East", Ost-Afghanistan.

Wenn Rodriguez als Isaf-Kommandeur etwas Interessantes sieht, kann er als OEF-Kommandeur seine eigenen Aufklärungsflugzeuge oder -drohnen losschicken. Zumal beide Einsätze längst enger verzahnt sind, als es den Anschein hat: Viele Isaf-Operationen sind Kampfeinsätze, und viele OEF-Operationen finden längst gemeinsam mit der Isaf statt.


Aus: "Tornadoeinsatz in Afghanistan: Das Dilemma der Bildersperre" Von Christoph Reuter (12. Oktober 2007)
Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/600016.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Ein ranghoher Bundeswehr-Psychologe sowie die Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges fordern von der Streitkräfteführung, eine umfassende Feldstudie zur psychischen Belastung von deutschen Afghanistan-Rückkehrern in die Wege zu leiten. Anlass sind die Ergebnisse der ersten wissenschaftlichen Stichprobe zum Thema.

Mehr als jeder fünfte Isaf-Soldat (19,5 Prozent) zeigte depressive Symptome oder Gereiztheit. Knapp jeder Siebte (15 Prozent) lieferte Hinweise auf ein Alkoholproblem. Ein Drittel gab an, im Einsatz Belastendes erlebt zu haben. Ein bis 2,5 Prozent zeigten Anzeichen für ein Posttraumatisches Belastungssymptom (PTBS), bei dem ein Erlebnis wie etwa das Auffinden eines verhungernden Kindes zu Symptomen wie Panikattacken, Flashbacks oder Selbstmordgedanken führt.


[...]  Denn trotz gewachsener Sensibilität bei Vorgesetzten ist bei Soldaten die Angst vor Stigmatisierung und beruflichen Nachteilen durch das Eingestehen psychischer Probleme noch immer groß. "Viele befürchten, als Schwächling oder Weichei gesehen zu werden. Das kommt relativ häufig vor", sagt Hauffa.

Das Problem ist in der militärischen Tradition tief verwurzelt: Noch im Ersten Weltkrieg hielten Nervenärzte Soldaten mit mentalen Beschwerden für Simulanten - und bestraften sie etwa mit Elektroschocks. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war noch von der Diagnose "Granatfieber" oder "Schützengrabenneurose" die Rede, später dem "Vietnamsyndrom". Noch heute sähen viele Soldaten es als ihre Aufgabe an, mit seelischen Verletzungen alleine fertig zu werden, sagt Hauffa. Es komme zu Verdrängung und Verleugnung. Eine US-Studie ergab, dass sich nur ein Viertel der Soldaten mit einsatzbedingten psychischen Problemen in Behandlung begab.

Quote12.10.2007 06:00 Uhr:
Von Johannes: Und ich dachte immer Krieg ist gesund.


Quote12.10.2007 09:46 Uhr:
Von Stefan Wössner: Die psychischen Defekte bei Soldaten zeigen sich erst nach längerer Zeit, die Rechenschwäche von Taz-Autoren aber sofort.
Jeder 5. sind 20%, 19,5% der Soldaten sind also weniger als jeder 5. und nicht mehr.
Hingegen sind 15% mehr als jeder 7. (14,29%).
(Ich würd's ja nicht schreiben, wenn so was nicht immer immer immer wieder und ständig vorkäme)
Besonders entstellend werden die Angaben, wenn Prozentangaben und Angaben mit "jeder soundsovielte"
gemischt vorkommen. Gruß Stef

Quote12.10.2007 11:52 Uhr:
Von A. Z.: @Stefan Wössner:
Entstellt kann ich die "gemischten" Angaben in dem Artikel nicht finden. Mehr oder weniger sind sie ja zutreffend. Ich persönlich kann derartige Irrtümer entschuldigen, so lange die Rechenschwäche nicht den Blick fürs Wesentliche trübt und das Wesentliche ist ja wohl der Umstand, dass psychischen Problemen in der Armee kaum beizukommen ist. Jedenfalls nicht mit herkömmlichen Methoden. Der Kommentar von Johannes gefällt mir deswegen einfach besser.


Aus: "Deutsche Afghanistan-Rückkehrer: Forscher fordern Feldstudie zur Psyche" (12.10.2007)
Quelle: http://www.taz.de/index.php?id=start&art=5916&src=TE&id=deutschland-artikel&cHash=8d3a30b2f2


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Quote[...] Landau - Seit Beginn der Einsätze im Jahr 1996 wurden 1647 Soldaten wegen psychischer Probleme in Einrichtungen der Bundeswehr behandelt, darunter 700 wegen posttraumatischer Störungen, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums der Zeitung "Rheinpfalz" sagte. Als besonders belastend erweist sich demnach der Dienst in Afghanistan, wo seit 2003 ein Drittel aller psychischen Erkrankungen registriert worden sind: Von diesen 497 Fällen gingen 280 auf traumatische Erlebnisse zurück.

Das Ministerium sehe inzwischen offenbar ebenfalls Handlungsbedarf. Es werde geprüft, ob die vorhandenen Kräfte ausreichten, "um alle truppenpsychologischen Maßnahmen wahrzunehmen", sagte ein Ministeriumssprecher. Auch das Sanitätswesen leidet unter den Einsätzen. Dem Bericht zufolge müssen an den Bundeswehrkliniken Stationen und Operationssäle stillgelegt werden, weil es an Fachpersonal mangele. Dafür arbeiteten die verbleibenden Mitarbeiter teilweise "rund um die Uhr", heißt es aus Sanitätskreisen. Dies gefährde auch die Versorgung ziviler Patienten.

Das Verteidigungsministerium verweise allerdings darauf, dass der Anteil der von traumatischen Störungen Betroffenen bei insgesamt 210.000 im Ausland eingesetzten Soldaten seit Jahren "unter einem Prozent" liege. Dies sei im internationalen Vergleich ein "sehr guter Wert". Experten gehen der Zeitung zufolge jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus. So trauten sich viele Soldaten aus Sorge um ihre Karriere oder aus Angst vor dem Spott der Kameraden nicht, Vorgesetzten ihre psychischen Probleme zu offenbaren.

esp/afp


Aus: "AUSLANDSEINSÄTZE DER BUNDESWEHR: Soldaten leiden zunehmend unter psychischen Problemen" (13. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,511347,00.html

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Quote[...] Die Explosion hat Frank Dornseif nicht gehört. "Es war, als ob man beim Fußball den Ball ins Gesicht bekommt." Gesehen hat er nichts, nur Schwärze. Nichts gefühlt, keinen Schmerz, keine Angst. Für einen Moment war alles still. Dann hörte er Schreie von Kameraden, die Augen und Beine verloren hatten. Jemand zog ihn aus dem Bus, lehnte ihn an einen Betonpfeiler. Hartes, vertrocknetes Gras stach ihm in den Rücken. Er wusste noch nicht, dass es das Ende seiner militärischen Karriere war. Das wusste er auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland nicht, nach Operationen und Urlaub. Nicht die körperlichen Schäden haben ihn zerbrochen, sondern das nachfolgende seelische Trauma.

[...] "Ich liege nachts wach, schwitze, bin aggressiv, laufe unruhig durchs Haus, zu Silvester habe ich mich kaum auf die Straße getraut." Kleinste Anlässe genügen, die Erinnerungen in Frank Dornseif wachzurufen: Gras im Rücken, ein grüner Bus, ein Lied im Radio, das er aus Afghanistan kennt. Er ist kein Einzelfall. Marcus Garbers, Jurist des Deutschen Bundeswehrverbandes (DBwV), erklärt, dass zwischen Januar 1996 und Juni 2006 insgesamt 1656 Soldaten nach ihrer Rückkehr von Auslandseinsätzen wegen stressbedingter psychischer Probleme in Krankenhäusern der Bundeswehr behandelt worden seien, davon 684 wegen PTBS. Das entspräche etwa einem Prozent aller Rückkehrer. Die Dunkelziffer werde allerdings auf zwei bis fünf Prozent geschätzt.

[...] Frank Dornseif ist als ehemaliger Berufssoldat materiell versorgt, doch sieht er in seinem Leben keine Perspektive mehr. "Viele Freunde kamen mit der Veränderung nicht klar und haben den Kontakt abgebrochen. Oft weiß ich abends nicht, was ich tagsüber gemacht habe. Es ist meine Familie, die mich trägt und unterstützt."


Aus: "Das Leben nach dem Krieg: Als Soldat in Kabul verwundet, kämpft Frank Dornseif noch heute mit seelischen Traumata" ALEXANDER GRAMSCH  (21.09.2007)
Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11025039/492531/

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Quote[...] Die Posttraumatische Belastungsstörung (Abk.: PTBS; engl.: Posttraumatic Stress Disorder, Abk.: PTSD) fasst unterschiedliche psychische und psychosomatische Symptome zusammen, die als Langzeitfolgen eines Traumas oder mehrerer Traumata auftreten können, dessen oder deren Tragweite die Strategien des Organismus für eine abschließende Bewältigung überfordert hat. Allermeist zeigt sich eine PTBS in individuell unterschiedlichen Symptomenkomplexen. Schwere, Zeitpunkt und Dauer der zugrundeliegenden Traumatisierung haben dabei Auswirkungen auf das Ausmaß und den Grad der Manifestation der Störungen. Durch eine frühzeitige psychotherapeutische Intervention kann der Entwicklung einer PTBS entgegengewirkt werden, siehe Psychotraumatologie.

Besonders schwere Formen von PTBS sind etwa das so genannte KZ-Syndrom bei Überlebenden des Holocaust oder des sowjetischen Gulag-Systems und das speziell im englischen Sprachraum bekannte Post Vietnam Syndrome (PVS). Zur Zeit des Ersten Weltkriegs sprach man von der "bomb-shell disease", in Deutschland wurden PTBS-Patienten damals als "Kriegszitterer" bezeichnet. [...]


Aus: "Posttraumatische Belastungsstörung" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Posttraumatische_Belastungsst%C3%B6rung


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Quote[...] «Es ist keine Frage, dass Amerika im Irak einen Albtraum ohne Ende in Sicht durchlebt», sagte der Generalleutnant im Ruhestand am Freitag bei Washington.


Aus: "«Ein Albtraum ohne Ende» - Bushs früherer Oberbefehlshaber kritisiert US-Strategie im Irak" (13. Oktober 2007, 18:18, NZZ Online)
Quelle: http://www.nzz.ch/magazin/dossiers/sanchez_kritik_bush_1.568788.html

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Quote[...] Grund sei Auflösung der irakische Truppen und vernachlässigten Beziehungen zu Stammesführern

[...] Die derzeitigen Strategien der US-Regierung beschrieb Sanchez als "verzweifelten Versuch", die jahrelangen Verfehlungen wettzumachen. Sanchez kommandierte von Juni 2003 an ein Jahr lang die US-Truppen im Irak. (APA/AP)


Aus: "US-Exkommandant: "Alptraum ohne Ende"" (14. Oktober 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=3072641

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Quote[...] Das Weiße Haus wies die Kritik zurück und erklärte, im Irak seien Fortschritte erzielt worden. Sanchez, der die US-geführten Truppen im Irak von Juni 2003 an für ein Jahr befehligte, kritisierte die politische Führung der USA als "inkompetent", "ungeschickt" und "nachlässig bei der Erfüllung ihrer Pflicht". Er stimmte jedoch mit Präsident George W. Bush darin überein, dass ein überstürzter Rückzug der Truppen den Irak und möglicherweise die gesamte Region in Chaos stürzen würde.


Aus: "US-Einsatz im Irak: "Alptraum ohne Ende in Sicht"" (13.10.2007 (?))
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/international/nahost/Irak;art2662,2398927

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Quote[...] Das Chaos (griechisch χάος, cháos) ist ein Zustand vollständiger Unordnung oder Verwirrung und damit der Gegenbegriff zu Kosmos, dem griechischen Begriff für Ordnung. [...]

Etymologisch hängt das Wort mit dem griechischen Verb χαίνω (,,klaffen, gähnen") zusammen, bedeutet also ursprünglich etwa ,,klaffender Raum", ,,gähnende Leere", ,,Kluft". So heißt Chaos auch eine tiefe Bergschlucht auf der Peloponnes, vergleichbar der Ur-Schlucht Ginnungagap der nordischen Mythologie.

In der Theogonie des griechischen Dichters Hesiod (ca. 700 v. Chr.) ist das Chaos der Urzustand der Welt: ,,Wahrlich, zuerst entstand das Chaos und später die Erde..." (Vers 116). Das Chaos besitzt in diesem Mythos Ähnlichkeit mit dem Nichts und der Leere. Kinder oder Abkömmlinge des Chaos bei Hesiod sind Nyx und Erebos.

In der ersten Schöpfungsgeschichte der Bibel (Genesis 1,1-5) können die Worte ,,wüst und leer" auch als ein anderer Ausdruck für Chaos gedeutet werden. In der hebräischen Bibel steht an dieser Stelle תֹהוּ וָבֹהוּ, das später als ,,Tohuwabohu" in die deutsche Sprache Einzug gehalten hat.

Seit dem 17. Jahrhundert bezeichnet Chaos in der Alltagssprache die Unordnung, das Gewirr, das Durcheinander (etwa eines unaufgeräumten Zimmers).


Aus: "Chaos" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Chaos

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Quote[...] Unter öffentliche Ordnung verstand schon 1933 das Preußische Oberverwaltungsgericht die Gesamtheit der ungeschriebenen Regeln für das Verhalten des Einzelnen in der Öffentlichkeit, soweit die Beachtung dieser Regeln nach den herrschenden Auffassungen als unerlässliche Voraussetzung eines geordneten Gemeinschaftslebens betrachtet wird (PrOVGE 91, 139, 140).
Das Bundesverfassungsgericht versteht unter öffentliche Ordnung die Gesamtheit der ungeschriebenen Regeln, deren Befolgung nach den jeweils herrschenden sozialen und ethischen Anschauungen als unerlässliche Voraussetzung eines geordneten menschlichen Zusammenlebens innerhalb eines bestimmten Gebiets angesehen wird (BVerfGE 69, 315 (352) - Brokdorf-Beschluss).


Aus: "Öffentliche Ordnung" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96ffentliche_Ordnung

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Quote[...] Wirtschaftsordnung bezeichnet die politische und rechtliche Form, die den Rahmen für die wirtschaftlichen Tätigkeiten innerhalb eines Wirtschaftsraumes vorgibt.

Grundlegende Kriterien zur Einteilung der Wirtschaftsordnungen sind die Steuerung der Wirtschaftsprozesse und die Frage der Eigentumsrechte.


Aus: "Wirtschaftsordnung" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftsordnung

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Quote[...] In der Verhaltensbiologie wird der Begriff Rangordnung meist gleichbedeutend mit der anschaulichen Bezeichnung Hackordnung verwendet und beschreibt die Hierarchie in Tiergruppen.


Aus: "Rangordnung" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rangordnung

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Quote[...] Pflicht ist zunächst das, was jemand aus moralischen Gründen tun muss, daneben wird als Pflicht aber auch das bezeichnet, was von einer als berechtigt angenommenen Autorität von jemanden gefordert wird.


Aus: "Pflicht" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Pflicht

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Quote[...] Der Begriff Moral (frz.: moral, v. lat.: moralis die Sitten betreffend; lat.:mos Sitte, Plural mores) bezeichnet:

    * Die Gesamtheit der Normen, Werte, Grundsätze, die das zwischenmenschliche Verhalten in einer Gesellschaft regulieren und von ihrem überwiegenden Teil als verbindlich akzeptiert oder zumindest hingenommen werden (herrschende Moral; bürgerliche Moral sozialistische (Kampf)-moral). Gesetzliche Normen sind (formell) moralitätsneutral, zumindest im Anspruch der modernen Rechtslehre. Gesetz und Recht sind an Moralbegriffe nicht gebunden, jedoch fließen in sie regelmäßig die Moralvorstellungen des Gesetzgebers ein, die dadurch positiviert werden.
    * Das sittliche Empfinden oder Verhalten eines Einzelnen oder einer Gruppe (hohe Moral; niedere Moral).
    * In der Philosophie wird die Lehre vom sittlichen Verhalten des Menschen, auch Moralphilosophie genannt. (vgl. Ethik).
    * Soziologisch kann man Moral als Instanz beschreiben, die es Individuen ermöglicht, in sozialen Systemen mitzuwirken, die zu komplex sind, als dass sie in ihrer Gesamtheit zu erfassen wären.
    * In der Literatur die Nutzanwendung z. B. einer Erzählung (,,Moral von der Geschichte").
    * In der Umgangssprache bezeichnet Moral auch eine allgemeine psychische Verfassung oder Stimmung ("die Moral der Truppe/Spieler ist schlecht", "zur Bewältigung dieser besonders schwierigen und nicht abzusichernden Kletterstelle benötigt man eine gute Moral" usw.)

Das Wort Moral ist ein sog. Singularetantum: ein Wort, zu dem begrifflich kein Plural existiert, obwohl es natürlich viele verschiedene Moralvorstellungen und moralische Ideen gibt.


Aus: "Moral" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Moral

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Quote[...] Mit dem Dienstgrad wird das Rangverhältnis von Personen speziell beim Militär sowie bei bestimmten Behörden zueinander festgelegt. Auch zivile Organisationen wie die Feuerwehr kennen Dienstgrade. Üblicherweise wird der Dienstgrad durch Rangabzeichen oder Kennzeichen an der Uniform oder der Kopfbedeckung gezeigt. Auch andere Uniformierungsmerkmale können über den Dienstgrad Aufschluss geben.


Aus: "Dienstgrad" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Dienstgrad

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Quote[...] Am 10. Juli 2001 wurde Sánchez für zwei Jahre Kommandierender General der 1. US-Panzerdivision in Wiesbaden, Deutschland. Während dieser Zeit führte er die Division in der Operation Iraqi Freedom I im April 2003. Am 14. Juni 2003 wurde er zum Lieutenant General befördert und übernahm das Kommando des V. US-Korps und der Combined Joint Task Force 7 im Irak. Nach der Umstrukturierung der Kommandokette war er vom 15. Mai 2004 bis zum 4. Juli 2004 Kommandeur der Multinationalen Streitkräfte im Irak (Multi-National Force Iraq). Während seiner Amtszeit gelang den Koalitionstruppen die Festnahme des ehemaligen Diktators Saddam Hussein.

Nach dem Abu-Ghuraib-Folterskandal wurde er von seinem Posten enthoben und im Juli 2004 durch General George W. Casey junior abgelöst. Ursprünglich für die Beförderung zum General vorgesehen um eventuell das Kommando des US Southern Command zu übernehmen, wurde dieses Vorhaben jedoch aufgegeben, da das Armed Services Committee des US-Senats dies wegen des Skandals nicht bestätigt hätte. Der Posten ging an General Bantz J. Craddock. Sánchez´ Rolle als indirekt Verantwortlicher für den Abu-Ghuraib-Skandal führten zu seiner Versetzung zum V. US-Korps und Nichtbeförderung zum General.[1] Nach der Kommandoübergabe kommandierte er das V. US-Korps in Deutschland. Als das Korps jedoch im November 2005 Vorbereitungen traf um als Hauptquartier (Multi-National Corps Iraq; MNC-I) das Kommando in Bagdad zu übernehmen, wurde Lieutenant General Peter W. Chiarelli als vorwärtiger Kommandeur eingesetzt. Sánchez und mit ihm die Truppenfahne des Korps blieb jedoch unüblicherweise in Deutschland. Am 6. September 2006 gab Sánchez das Kommando in den Campbell Barracks in Heidelberg nicht wie üblich an seinen Nachfolger, Major General Fred D. Robinson ab, der zu diesem Zeitpunkt als Nachfolger noch nicht feststand, sondern an seinen Vorgesetzten David D. McKiernan. Sánchez trat schließlich am 1. November 2006 in den Ruhestand.

[...] Seine Auszeichnungen umfassen u.a.: die Defense Distinguished Service Medal, die Distinguished Service Medal, die Defense Superior Service Medal, das Legion of Merit, den Bronze Star mit Eichenlaub und Tapferkeitsauszeichnung, die Meritorious Service Medal mit zweifachem Eichenlaub, die Joint Service Commendation Medal, die National Defense Service Medal mit zwei Silbersternen, sowei die United Nations Medal.

Aus: "Ricardo S. Sánchez" (15.10.2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ricardo_S._S%C3%A1nchez


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Quote[...] Bernd Greiner, ist Professor für Neuere Geschichte und Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung – jener von Jan Philipp Reemtsma gegründeten Forschungsstätte, die mit ihren beiden Ausstellungen zu den Verbrechen der Hitler-Armeen im Zweiten Weltkrieg dafür gesorgt hat, dass der Legende von der »sauberen Wehrmacht« endgültig der Boden entzogen wurde. Der Vietnamkrieg war kein Vernichtungskrieg; er war nicht auf Völkermord angelegt. Und doch wird Bernd Greiners Buch unseren Blick auf diesen Krieg verändern. Denn noch nie zuvor ist so eindringlich und materialreich geschildert worden, wie ein militärischer Konflikt, der mit dem Vorsatz begann, einen »Eckpfeiler der freien Welt« in Südostasien zu verteidigen, zu einem Gewaltexzess eskalierte, der alle westlichen Werte und Errungenschaften infrage stellte.

[...] Über Vietnam und den angrenzenden Gebieten von Laos und Kambodscha warfen US-Kampfflugzeuge mehr Bomben ab als auf allen Schauplätzen des Zweiten Weltkriegs zusammen. Millionen Hektar Land wurden durch Herbizide vergiftet, riesige Waldgebiete durch das Entlaubungsmittel Agent Orange vernichtet, Tausende von Dörfern dem Erdboden gleichgemacht. Der Anteil der Zivilisten unter den Kriegsopfern war extrem hoch – er lag bei über 40 Prozent. Hunderttausende Vietnamesen wurden überdies zwangsumgesiedelt und mussten jahrelang in Lagern vegetieren.

Die Geschichtsschreibung hat sich vor allem mit den politisch-militärischen Entscheidungsprozessen und den globalstrategischen Aspekten des Krieges beschäftigt. Oder sie ist, dem cultural turn der internationalen Geschichtswissenschaft folgend, den Erinnerungen an den Krieg, den Traumata der Veteranen und den Darstellungen in Medien, Literatur und Film nachgegangen. »Gemeinhin«, kritisiert Greiner, »wird über den Krieg geschrieben, ohne dass der Krieg als solcher beschrieben wird.«

[...] Im Mittelpunkt seines Buches stehen die von amerikanischen Bodentruppen verübten Gräuel und Kriegsverbrechen. Der Name eines vietnamesischen Dorfes, My Lai, in dem eine US-Einheit am 16. März 1968 fast die gesamte Bevölkerung, über 400 Männer, Frauen und Kinder, ermordete, ist zum Symbol geworden. Doch My Lai war, wie wir nun erfahren, kein Einzelfall; es gab viele kleine und größere Massaker.

Bernd Greiner hatte die Möglichkeit, in den National Archives, College Park (Maryland) zwei Quellenbestände einzusehen, die unter dem Eindruck der Enthüllungen über My Lai seit Ende 1969 angelegt und die von den Historikern bis heute kaum genutzt wurden, obwohl sie eine wahre Fundgrube für das Verständnis der amerikanischen Kriegführung in Vietnam darstellen. Zum einen handelt es sich um das Archiv der Vietnam War Crimes Working Group – einer von der Armeeführung eingesetzten Arbeitsgruppe, die zwischen 1970 und 1974 alles einschlägige Material über amerikanische Kriegsverbrechen zusammentrug – außer My Lai sind 246 weitere Fälle dokumentiert. Ein Teil der Akten, die Greiner noch vollständig auswerten konnte, ist seit 2004, dem zweiten Jahr des Irakkrieges, wieder gesperrt.

Zum anderen stützt sich dieses Buch auf die Unterlagen der Peers-Kommission, eines Untersuchungsausschusses der Armee, der unter der Leitung des Generals William R. Peers umfangreiche Dossiers über die Gewaltexzesse in Vietnam, die beteiligten Einheiten und ihre Kommandeure erstellte. Der vierbändige Abschlussbericht wurde 1979 in gekürzter Version ediert; auch den weit über hundert Archivboxen umfassenden Gesamtbestand der Peers-Kommission hat der Hamburger Historiker als Erster systematisch ausgewertet.

So aufschlussreich dieses Material auch ist, es zeigt nur einen Teil der Wirklichkeit. Denn sowohl die Vietnam War Crimes Working Group als auch die Peers-Kommission beschränkten sich auf Fälle, welche die zuständigen Stellen der Armee zur Überprüfung angenommen hatten. Taten, die nicht gemeldet oder deren Spuren verwischt worden waren, tauchen in den Akten nicht auf. Nach Greiners Erkenntnissen kann man von einer erheblichen Dunkelziffer ausgehen. Eine ganz genaue Antwort auf die Frage nach dem Umfang der in Vietnam verübten Verbrechen, der Zahl der Opfer und der der Täter ist daher nicht möglich, und der Autor neigt, was die Schätzungen betrifft, eher zur Unter- als zur Übertreibung.

Woher rührte die Bereitschaft zu solch exzessiver Gewalt? Bernd Greiner greift zur Erklärung auf das Modell des »asymmetrischen Krieges« zurück. Gemeint ist damit die Konfrontation einer hochgerüsteten, starken Militärmacht mit einem vermeintlich schwachen Gegner. Im Vietnamkrieg hätte die Überlegenheit der Amerikaner kaum größer sein können. Sie beherrschten den Luftraum, vor den Küsten ankerten US-Flugzeugträger, ihre Armeen waren voll motorisiert, während der Vietcong das Kriegsgerät oft nur mit Hilfe von Fahrrädern über den Ho-Chi-Minh-Pfad zum Ziel bringen konnte. Gewinnen konnte die Guerilla den Kampf nur, wenn sie sich nicht auf die Kriegführung einließ, die der Gegner erwartete, sondern auf den Faktor Zeit setzte und dabei ihre wichtigste Ressource nutzte: die Unterstützung durch die Bevölkerung. Das hieß, eine offene Feldschlacht zu vermeiden und den Feind unaufhörlich aus dem Hinterhalt zu attackieren – in einem Krieg, der keine Fronten kannte. Für die US-Truppen verschlechterten sich die Aussichten in dem Maße, wie sich der Krieg hinzog und die Unterstützung durch die »Heimatfront« nachließ. Unter diesen Bedingungen wuchs die Bereitschaft, immer radikalere Mittel einzusetzen, um eine rasche Entscheidung zu erzwingen.

[...] Seine Arbeit gliedert sich demgemäß in zwei große Teile: Im ersten untersucht er die Rolle der Akteure – von den Kriegsherren im Weißen Haus und den Generalen im Pentagon über die Offiziere, die am Ort des Geschehens die Befehlsgewalt ausübten, bis hin zu den »Frontschweinen«, den grunts, die zu den Kampfeinsätzen herangezogen wurden. Im zweiten Teil verfolgt er in drei Fallstudien die Blutspur, die US-Einheiten bei ihren »Pazifizierungsaktionen« zogen.

Bernd Greiner unterstreicht, dass von einem »Hineinschlittern« Amerikas in den Krieg nicht die Rede sein kann. An Warnungen hatte es nicht gefehlt. Doch fixiert auf die »Dominotheorie«, also die Zwangsvorstellung, dass bei einem Verlust Vietnams ganz Südostasien dem Kommunismus anheimfallen würde, glaubten die US-Präsidenten von John F. Kennedy über Lyndon B. Johnson bis Richard Nixon, in jedem Falle Stärke beweisen und »die Sache durchstehen« zu müssen, wie die stereotype Formel lautete. Für sie ging es um die Glaubwürdigkeit der amerikanischen Weltmacht. Die symbolische Überhöhung des Konflikts machte die amerikanische Politik unfähig zur Selbstkorrektur. Noch Nixon koppelte das Konzept der »Vietnamisierung« des Kriegs mit einer massiven Ausweitung der Bombardements auf Kambodscha und Nordvietnam. Bezeichnend, was der mächtigste Mann der Welt im kleinen Kreis so alles von sich gab: »Also, also, also, fickt die Wichser.« – »Wir werden ihnen verdammt noch mal alles um die Ohren pusten.« – »Wir werden dieses gottverdammte Land dem Erdboden gleichmachen.«

Diesem Denken entsprach eine Militärstrategie, die Greiner mit dem Begriff der »Tonnenideologie« kennzeichnet. Das heißt, durch eine ständige Erhöhung des Zerstörungspotenzials sollte der Gegner mürbe gemacht und zur Aufgabe gezwungen werden. Eine Alternative dazu wäre gewesen, durch einen Katalog von civic action-Maßnahmen – Wirtschaftshilfe, Ausbau der Infrastruktur, Bodenreform – die Bevölkerung zu gewinnen, den Bauern eine Perspektive zu bieten und die Guerilla zu isolieren. Doch eine solche Strategie hätte viel Zeit und Geduld erfordert und kam daher für die amerikanische Militärführung von vornherein nicht infrage.

Stattdessen verlegte sie sich auf die search and destroy-Taktik: Ein und dasselbe Territorium wurde immer wieder »durchgekämmt« und danach geräumt – in der Hoffnung, dass der Gegner jedes Mal mit frischen Kräften nachrücken würde und man ihn auf diese Weise zum »Ausbluten« bringen könnte. In der Logik dieses Abnutzungskalküls lag, dass die Zahl der getöteten Gegner – der body count – zum wichtigsten Kriterium des militärischen Erfolgs gemacht wurde. Das bedeutete, dass auf jeden Truppenführer, auf jede kämpfende Einheit ein starker Druck ausgeübt wurde, die »Tötungsquote« zu erhöhen.

Bernd Greiner beschreibt kühl und präzise die katastrophalen Konsequenzen: In den zu free fire zones erklärten Gebieten war der Unterschied zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten aufgehoben; es wurde auf alles geschossen, was sich bewegte.

»Wer tot ist und ein Vietnamese, ist ein Vietcong«, lautete die Faustregel. Das wahllose »Zielschießen« auf Zivilisten war gängige Praxis. Besonders Hubschrauberpiloten taten sich bei solchen joy rides, wie sie genannt wurden, hervor. Und ebenso gehörte das Foltern von Gefangenen zur Alltagsroutine. Beliebt war unter anderem die airborne interrogation; Verdächtige wurden zum Reden gebracht, indem man aus ihrer Mitte einen herausgriff und aus dem Hubschrauber warf. »Es ist doch egal, was du mit denen machst... Keiner hier sieht die Vietnamesen als Menschen«, diese Äußerung eines GIs spiegelt eine weitverbreitete Einstellung.

[...] Die gesamte Strategie in Vietnam lief [ ] auf eine Entgrenzung der Gewalt und eine Brutalisierung der Kriegführung hinaus. Zugleich beobachtet Bernd Greiner jedoch bei der kämpfenden Truppe eine Tendenz zur Selbstradikalisierung. Normale junge Männer, zumeist aus den unteren Schichten der Gesellschaft, verwandelten sich innerhalb weniger Wochen in wütende Krieger, die keine Hemmungen hatten, zu morden und zu vergewaltigen. Der Autor führt dies zum einen auf das Hasstraining zurück, dem die GIs unterzogen wurden, zum anderen auf die spezifische Kampfsituation, der sie im Dschungel von Vietnam ausgesetzt waren. Die Front war hier überall und nirgends, der Feind unsichtbar und doch allgegenwärtig. Jederzeit drohte der Tod durch Minen, Sprengfallen oder Heckenschützen. Angst mischte sich mit Wut, Hass mit Selbsthass, und daraus erwuchs – so Greiner – »die Selbstermächtigung zur exzessiven Gewalt«.

Was das in der Praxis bedeutete, wird in drei Nahaufnahmen veranschaulicht. Wer diese Kapitel liest, braucht starke Nerven, denn sie zeigen eine entfesselte Soldateska. Zuerst wird das Wüten der Task Force Oregon, eines aus drei Brigaden bestehenden Kampfverbands, in der Provinz Quang Nai zwischen Frühjahr und Herbst 1967 beschrieben. Am Ende lagen 70 Prozent aller Siedlungen in der Provinz in Trümmern, einige Gebiete waren vollkommen pulverisiert, 40 Prozent der Einwohner zeitweilig oder dauerhaft auf der Flucht, unzählige Tote unter der Zivilbevölkerung zu beklagen. Durch besondere Brutalität zeichnete sich eine Sondereinheit namens Tiger Force aus. (Über diese Todesschwadron haben die amerikanischen Journalisten Michael Sallah und Mitch Weiss bereits 2006 eine Monografie veröffentlicht.) Sie mordete nicht nur alles, was ihr über den Weg lief, sondern ging so weit, Ermordete zu verstümmeln und Leichenteile zur Schau zu tragen.

Die zweite Fallstudie geht der Anfang Februar 1968 unter dem Eindruck der Tet-Offensive gebildeten Task Force Baker nach. Im Zentrum steht die minutiöse Rekonstruktion der Ereignisse von My Lai. Es ist nicht die erste Darstellung dieses Massakers, aber doch die erschütterndste. Die Sturmgewehre vom Typ M-16 auf Automatikfeuer gestellt, verwandelten die einrückenden amerikanischen Soldaten das Dorf innerhalb weniger Minuten in ein Schlachthaus. »Frauen mit Kleinkindern auf dem Arm wurden ebenso niedergemacht wie Gruppen von Erwachsenen, die auf den Knien um Gnade flehten, oder Greise, die man allein in ihren Unterkünften angetroffen hatte.« Dabei handelte es sich nicht um einen Exzess im Blutrausch, sondern um kühl kalkulierten Mord – um »Tötungsarbeit«. »Wenn wir die Mütter töten, die Frauen, werden sie keine Vietcong mehr produzieren. Und wenn wir die Kinder töten, werden sie nicht zu Vietcong heranwachsen. Und wenn wir alle töten, wird es am Ende keine Vietcong mehr geben« – so sagte einer der Beteiligten aus.

Das dritte Beispiel beschäftigt sich mit den von Truppen der 9. Infantry Division zwischen November 1968 und April 1969 im Mekongdelta durchgeführten Operation Speedy Express – eine der blutigsten »Pazifizierungskampagnen« des gesamten Krieges, deren Planung und Durchführung Greiner erstmals untersucht. Am Ende wurden knapp 11000 Tote gezählt, aber nur 748 erbeutete Waffen – ein sicheres Indiz dafür, wie hoch der Anteil der zivilen Opfer war.

[...] [Das Buch] besticht durch umfassende Quellen- und Literaturkenntnisse, durch scharfsinnige Analysen und ein Höchstmaß an Sachlichkeit und Differenzierung. So macht Greiner immer wieder auf das Beispiel amerikanischer Soldaten aufmerksam, die sich ein Gefühl für Menschlichkeit bewahrt hatten und sich dem Morden verweigerten. Besonders eindrucksvoll erscheint das Verhalten des Hubschrauberpiloten Hugh Thompson, der in My Lai einige Vietnamesen vor dem sicheren Tode retten konnte, wobei die Bordschützen seines Helikopters ihre mordbereiten Kameraden in Schach hielten. Die scharfe Verurteilung der amerikanischen Kriegsstrategie verführt den Autor überdies nicht dazu, die Gegenseite zu idealisieren. Vielmehr weist er darauf hin, dass auch der Vietcong und die nordvietnamesischen Soldaten vor terroristischen Maßnahmen gegen die Zivilbevölkerung nicht zurückschreckten. Eines der schlimmsten Massaker verübten sie, als sie im Februar 1968 die Kaiserstadt Hue besetzt hielten.

Man darf gespannt sein, wie das Werk aufgenommen wird.



Aus: "Der amerikanische Albtraum" Von Volker Ullrich (27.09.2007)
Quelle: http://www.zeit.de/2007/40/P-Vietnam?page=all


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Quote[...] Bernd Greiner, geboren 1952, ist Historiker und Politologe. Er ist Leiter des Arbeitsbereichs "Theorie und Geschichte der Gewalt" am Hamburger Institut für Sozialforschung und Privatdozent am Fachbereich Geschichtswissenschaft an der Universität Hamburg.



Quelle: http://www.perlentaucher.de/autoren/235.html

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"Krieg ohne Fronten - Die USA und Vietnam"
(Bernd Greiner, Hamburger Edition, Hamburg 2007 ISBN 3936096805)
http://www.perlentaucher.de/buch/27897.html


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Quote[...] Hamburg - Unvergessen, die markigen Worte des russischen Präsidenten Wladimir Putin, als er vor knapp drei Jahren seinen Freund Gerhard Schröder auf Schloss Gottorf in Schleswig traf. Von Journalisten auf die Situation im Kaukasus angesprochen, zischte Putin in lupenreinem Deutsch in die Kameras: "Seit drei Jahren gibt es keinen Krieg mehr in Tschetschenien. Sie können ruhig nach Hause gehen. Frohe Weihnachten!"

[...] Die Journalistin Andrea Jeska hat Putins Rat befolgt. Sie ist nach Hause gegangen. Dort packte sie ihre Koffer und reiste nach Tschetschenien, um sich selbst ein Bild von den "friedlichen Zuständen" zu machen. Was sie fand, war ein Land im Ausnahmezustand, ausgelaugt von zwei barbarischen Kriegen, in denen russische Soldaten ebenso wüteten wie die tschetschenische Separatisten oder die Todesschwadronen des von Putin gedungenen Präsidenten Ramsan Kadyrow.

Eine ganze Generation ist in Tschetschenien mit dem Tod aufgewachsen, ein Schicksal wie das der 16-jährigen Jakha ist keine Besonderheit: Ein Jahr nach Beginn des zweiten Krieges 1999 bombardierten russische Truppen Jakhas Heimatdorf, erzählt Andrea Jeska in ihrem neuen Buch "Tschetscheniens vergessene Kinder", einem Bildband mit Aufnahmen des Fotografen Musa Sadulajew.

[...] Das Haus stürzte über Jakha zusammen, ein Bein wurde von den Trümmern zerquetscht. Es folgten Amputation bei örtlicher Betäubung, Wundbrand, erneute Amputation, Prothesenanpassung. Nichts im Vergleich zu dem, was der kleine Bruder ertragen muss. Der Vierjährige hat Krebs, verlor ein Auge, als man ihm einen faustgroßen Tumor aus dem Kopf herausholte. Jetzt ist das zweite Auge von Metastasen bedroht. Die Mutter macht Schulden, um den Sohn in Moskau operieren lassen zu können. Der Vater ist im Krieg gefallen.

Die Allgemeingültigkeit ihres Schicksals schützt Jakha nicht vor der Gnadenlosigkeit ihrer Altersgenossen. Die werfen mit Steinen nach ihr, rufen sie Krüppel und wünschen ihr, dass auch das andere Bein abfallen möge. Jakha schweigt und arbeitet im Straßenladen ihrer Mutter, um Geld für die Gläubiger und das tägliche Überleben herbeizuschaffen. Danach gefragt, was sie sich für ihr Leben wünsche, sagt sie: "Dass die Mutter nicht mehr weint."

Es sei schlimm zu beobachten, wie viele Eltern in ihrem Leid verharrten und den Untergang der Nation beweinten, anstatt ihren Kindern über die furchtbaren Erfahrungen hinwegzuhelfen, sagt Autorin Jeska im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE: "Hinter ihnen liegt nicht nur eine Kindheit im Krieg, sondern eine Kindheit allein im Krieg."

Viele Male hat Jeska Tschetschenien besucht. Ihr Bericht über das in Trümmern liegende Land erzählt von dem beißenden Geruch der Holzfeuer, der Feuchtigkeit klammer Ruinen und verbrannter Erde. Sie sah Kinder, "so verwahrlost, dass selbst ich sie nicht mehr streicheln mochte. Sie trugen graue Seelen in ihren Augen. Und der graue Staub der vor sich hin sterbenden Häuser hatte sich ihnen über die Haare, die Haut gelegt."

[...] Je nach politischer Lesart sollen zwischen 10.000 und 200.000 Menschen den beiden Tschetschenien-Kriegen zum Opfer gefallen sein. Die neue Generation ist in großen Teilen eine vaterlose und damit ohne Ernährer. Auf etwa 3500 schätzt die Menschenrechtsorganisation Memorial die Zahl jener Männer, die seit 1999 im Schutz der Dunkelheit aus ihren Betten gezerrt oder einfach auf der Straße einkassiert und nie wieder gesehen wurden. Sie wurden verschleppt von russischen Besatzern, aber auch von den "Kadyrowzy", jener Privatarmee des jungen Präsidenten, die - inzwischen in offizielle staatliche Strukturen integriert - noch immer Angst und Schrecken verbreitet.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hat die Menschenrechtsverletzungen der russischen Sicherheitskräfte mit zahlreichen Zeugenaussagen nachgewiesen und in bisher acht Fällen verurteilt. "Ich bin nicht sicher, ob die Menschen in Tschetschenien die eingeforderten Reparationszahlungen je erhalten werden. Aber ich weiß, dass sie froh sind, dass endlich jemand bestätigt: Ja, was euch passiert ist, war unrecht", erklärt Autorin Jeska.

Jahrelang hätten die Tschetschenen sich durch das weitgehende Schweigen der Weltöffentlichkeit im Stich gelassen gefühlt. "Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hat niemand sich getraut, das Wort Völkermord in den Mund zu nehmen. Stets wurde nur das Putin'sche Mantra des Anti-Terrorkampfes nachgebetet." Auch einige seriöse Medien seien der russischen Propaganda erlegen, so der Vorwurf der Journalistin. Jetzt hoffen Menschenrechtler auf späte Gerechtigkeit: Etwa 200 weitere Verfahren sind in Straßburg noch anhängig.

[...] Tuberkulose, Krebs und Herzinfarkt sind die häufigste Todesursache schon bei den ganz Jungen.

Was soll aus dieser verlorenen, von der Welt vergessenen Generation werden? Wer soll den Frieden in das Land tragen? Auf diese Frage antwortet in Andrea Jeskas Buch der Schulleiter Awalu Ajdamirow aus Aldy: "Was glaubst du? Dass der Frieden von allein kommt? Geh und lerne. Er beginnt in deinem Kopf."


Aus: "TSCHETSCHENIENS KRIEGSKINDER: Die vergessene Generation" Von Annette Langer (09. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,509693,00.html

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http://de.wikipedia.org/wiki/Tschetschenien

http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Tschetschenienkrieg

http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Tschetschenienkrieg


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Quote[...] In bewusster Abgrenzung zur Debatte um "die Wahrheit" der Fotografien von den Verbrechen der Wehrmacht, der SS, des SD und der Polizeibataillone aus dem Zweiten Weltkrieg - wer wo wen oder was fotografierte - geht der Artikel der Frage nach, welche Bedeutung die Fotos für die Soldaten haben könnten. Diese Dokumente des Mordens, die von deutschen Soldaten trotz offiziellen Verbots geknipst, gesammelt und getauscht wurden, fanden sich in den Brieftaschen gefangener oder toter Soldaten - sie trugen sie als eine von wenigen Habseligkeiten am Körper. Welche Bedeutung maßen die Soldaten den Dokumenten bei, die sie bei ihrem "vaterländischen Opferdienst" knipsten und von Kameraden erwarben?


Zu "Trophäen in Brieftaschen - Fotografien von Wehrmachts-, SS- und Polizei-Verbrechen" Von Kathrin Hoffmann-Curtius (Politische Ikonografie, Zeitschrift kunsttexte.de, 03/2002)
http://www.kunsttexte.de/download/poli/hoffmann-curtius.PDF

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Quote[...] Etwa 43 Prozent der Jugendlichen haben bereits Gewalt- oder Porno-Videos auf Mobiltelefonen gesehen. "In manchen Risikogruppen ist Gewalt auf Handys ein Alltagsphänomen", sagte die Stuttgarter Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Petra Grimm. Dargestellte und tatsächliche Gewalt seien in den Handyvideos vermischt.


Aus: "Studie: Porno- und Gewaltvideos werden übers Handy verbreitet" (Die Zeit, 27.09.2007)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2007/09/27/2388769.xml

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Quote[...] Berlin - Der respektlose Umgang mit Toten ist unter Bundeswehrsoldaten in Krisengebieten womöglich seit Jahren gängige Praxis - nicht nur in Afghanistan. "Ich habe selbst im Kosovo mitbekommen, dass junge Soldaten bei Exhumierungen oder in der Pathologie Fotos gemacht haben, die unter der Hand im Lager kursierten, ohne dass die Vorgesetzten offensichtlich davon etwas mitbekommen haben", sagte der Truppenpsychologe Horst Schuh der "Bild am Sonntag".

[...] Truppenpsychologe Schuh sagte, die meisten jungen Soldaten reagierten auf Verwundung und Tod schockiert. Es gebe aber auch einige, auf die das Makabre eine bizarre Anziehungskraft ausübe. Hinzu komme ein Imponiergehabe, das in einer Gruppe eine eigene Dynamik entwickeln könne. Er verglich diese Versuche, beängstigende Situationen zu bewältigen, mit den Scherzen von Medizinstudenten am Seziertisch. Es würde ihn nicht wundern, "wenn weitere Bilder dieser Art auftauchen", fügte der Oberst der Reserve hinzu.


Aus: "Bericht über Horror-Fotos aus dem Kosovo" (SPON; 28. Oktober 2006)
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,445249,00.html


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#165
Quote[...] "Zersetzung der Wehrkraft" (umgangssprachlich: "Wehrkraftzersetzung") ist ein Begriff des nationalsozialistischen Militärrechts der Wehrmacht. Zum Zwecke der Verfolgung aller Äußerungen und Handlungen, die das nationalsozialistische Herrschaftssystem oder dessen Träger angreifen sowie möglicherweise die Kampfkraft der Truppe schwächen könnten, wurden bislang genauer definierte Paragraphen des Militärstrafgesetzbuches zusammengefasst und als Tatbestand "Zersetzung der Wehrkraft" neu definiert. So konnten bereits "demotivierende Äußerungen" wie Zweifel am siegreichen Ende des Krieges für das nationalsozialistische Deutsche Reich, jegliche Kritik an dessen politischen und militärischen Führern und dessen Staatsform mit schweren Freiheitsstrafen (in Wehrmachtgefängnissen, Lagern, (Feld)straf- oder Bewährungseinheiten etc.) oder mit dem Tode geahndet werden. Insbesondere wegen Kriegsdienstverweigerung Verurteilte wurden häufig zusätzlich wegen "Wehrkraftzersetzung" bestraft - begründet wurde dies durch die mögliche negative Beeinflussung anderer durch Ablehnung der Wehrpflicht, auch wenn die Verweigerung ohne jegliche Öffentlichkeit erfolgt war. Wegen "Zersetzung der Wehrkraft" wurden auch viele Zivilisten vor Wehrmachtgerichten verurteilt. Der Deutscher Bundestag hob nach langen Debatten erst im Mai 2002 alle Urteile der NS-Militärjustiz wegen Kriegsdienstverweigerung, Fahnenflucht und "Zersetzung der Wehrkraft" insgesamt als Unrecht auf. Die heutigen Soldatengesetze der Bundesrepublik Deutschland verfügen weder über den Begriff der "Zersetzung der Wehrkraft" noch über entsprechend weitgehende Regelungen. Einzelne Tatbestände, die in der Zeit des Nationalsozialismus unter "Wehrkraftzersetzung" fielen, sind allerdings in recht vager Form auch in bundesdeutschen Gesetzten enthalten; so ist z.B. "Störpropaganda" gegen die Bundeswehr auch in Deutschland eine Straftat.

[...] Die Definition der "Zersetzung der Wehrkraft" in der am 17. August 1938 erlassene KSSVO ist äquivalent zum ,,Heimtückegesetz" vom 20. Dezember 1934 und stellt eine Steigerung desselbigen dar. Kritische Äußerungen der Soldaten konnten bis dahin bloß als Verstoß gegen das ,,Heimtückegesetz" mit Gefängnis bestraft werden, die KSSVO ermöglichte die Verhängung der Todesstrafe, nur in minder schweren Fällen waren Zuchthaus- oder Gefängnisstrafen vorgesehen. Mit der Einführung der ,,Kriegsstrafverfahrensordnung" (KStVO) wurde den Angeklagten gleichzeitig jede Berufungsmöglichkeit genommen und ihre Position somit weiter geschwächt. Wie groß der Entscheidungsspielraum und das Maß an Willkür der Militärrichter war, zeigt folgendes Zitat des Chefs des Allgemeinen Marinehauptamtes bei einer Tagung vor Militärjuristen 1942:

    ...ähnliche Verhältnisse liegen bei den zersetzenden Äußerungen vor, die als Verstöße gegen das Heimtückegesetz gesehen werden können. Die langwierige Vorlage beim Justizminister zur Anordnung der Strafverfolgung erübrigt sich, wenn Sie die Äußerung als Zersetzung der Wehrkraft anpacken, was in fast allen Fällen möglich sein wird.

Die im Zuge der Vorbereitungen für die Angriffs- und Vernichtungsfeldzüge der Wehrmacht geschaffene Verordnung diente in den Kriegsjahren als Terrorinstrument und zur Aufrechterhaltung des Durchhaltewillens der Soldaten durch Zwang. Gerade im späteren Verlauf des Kriegs war die Angst der NS- und Wehrmachtsführung vor Ereignissen wie in der Novemberrevolution 1918 sehr groß, jeder aufkeimende Widerstand sollte mit allen Mitteln erstickt werden, um eine Wiederholung des vermeintlichen ,,Dolchstoßes" zu verhindern.

Anfang 1943 ging die Zuständigkeit auf den Volksgerichtshof über, der leichte Fälle an die bei den Oberlandesgerichten eingerichteten Sondergerichte abgeben konnte. Der Volksgerichtshof verhängte in der Regel die Todesstrafe.

In §5 der KSSVO heißt es:

    Wegen Zersetzung der Wehrkraft wird mit dem Tode bestraft ... wer öffentlich dazu auffordert oder anreizt, die Erfüllung der Dienstpflicht in der deutschen oder einer verbündeten Wehrmacht zu verweigern, oder sonst öffentlich den Willen des deutschen oder verbündeten Volkes zur wehrhaften Selbstbehauptung zu lähmen oder zersetzen versucht.

Anscheinend bot das Wort ,,öffentlich" einigen Interpretationsspielraum: Selbst Äußerungen im Kreise der Familie konnten gegen den Angeklagten verwandt werden. Die vage Formulierung der Verordnung ermöglichte es, jede Art von Kritik zu kriminalisieren, auch bei Zivilisten. Hierdurch war der Denunziation ganz vorsätzlich ein Angriffspunkt gegeben worden, um die Kontrolle über die Bevölkerung noch umfassender zu machen. Dass "Wehrkraftzersetzung" im "Dritten Reich" keineswegs als Kavaliersdelikt galt, zeigt folgender Erlass des Chefs der Nationalsozialistischen Führungsoffiziere der Luftwaffe vom 1. November 1944:

    Es ist längst zur Selbstverständlichkeit geworden, daß, wer an dem Führer Zweifel äußert, ihn und seine Maßnahmen kritisiert, über ihn herabsetzende Nachrichten verbreitet oder ihn verunglimpft, ehrlos und todeswürdig ist. Weder Stand noch Rang, noch persönliche Verhältnisse oder andere Gründe können in einem solchen Fall Milde rechtfertigen. Wer in der schwersten entscheidenden Zeit des Krieges Zweifel am Endsieg äußert und dadurch andere wankend macht, hat sein Leben ebenfalls verwirkt!

Als weitere Zersetzungsbeispiele seien angeführt, u.a.:

    * Äußerungen gegen die nationalsozialistische Weltanschauung,
    * Zweifel an der Berechtigung des uns aufgezwungenen Lebenskampfes [...]
    * Verbreitung von Nachrichten über Kampfmüdigkeit und Überlaufen deutscher Soldaten
    * Zweifel am Wehrmachtbericht
    * das Pflegen von privatem Umgang mit Kriegsgefangenen
    * Herabsetzung der als wichtiges Kampfmittel im Kriege eingesetzten deutschen Propaganda
    * Erörterungen der Möglichkeiten bei Verlust des Krieges,
    * die Behauptung, dass der Bolschewismus ,,so schlimm nicht sei oder daß die Demokratie unserer westlichen Nachbarn in Erwägung gezogen werden könne".

Mit sogenannten Defätisten, deren Äußerungen keinerlei militärische Auswirkungen hatten, wurde kurzer Prozess gemacht. So wurde der Heilgymnast und Masseur Norbert Engel zum Tode verurteilt, nachdem er gegenüber einer Krankenschwester Bedauern über das Scheitern des Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 geäußert hatte: ,,Wenn es geklappt hätte, wäre in fünf Tagen der Krieg aus gewesen und wir hätten nach Hause gehen können." Engel konnte sich jedoch durch Flucht seiner Hinrichtung entziehen.

Die Einführung der KSSVO läutete eine neue Stufe der Verfolgung politischer Gegner der Nationalsozialisten ein, der viele Tausend zum Opfer fielen. Bis zum 30. Juni 1944 sind laut Wehrmachtkriminalstatistik 14.262 Verurteilungen wegen "Wehrkraftzersetzung" ergangen, laut Fritz Wüllner und Manfred Messerschmidt dürfte die Zahl der während des Kriegs Verurteilten bei 30.000 gelegen haben. Die Zahl der Verurteilungen und der Anteil der Todesurteile zum Ende des Krieges nahm stetig zu, denn in dem Maße, in dem die Kampfhandlungen verlustreicher wurden und der erhoffte "Endsieg" in immer weitere Ferne rückte, mehrten sich kritische Äußerungen. Aufgrund der Formulierung der Verordnung ging einer Verurteilung in der Regel eine Denunziation durch Kameraden voraus, vereinzelt wurden die Betroffenen auch durch Äußerungen in Briefen oder Parolen an Wänden überführt. Dass nicht noch mehr Kritikäußernde verurteilt wurden, hängt wohl mit der Natur einer Denunziation zusammen: Ein potenzieller Denunziant konnte wohl kaum sicher sein, im Verlauf der Ermittlungen nicht selbst solche Äußerungen vorgeworfen zu bekommen. Der Tatsache, dass jeder Soldat hinsichtlich der möglichen Konsequenzen wehrkraftzersetzender Äußerungen belehrt wurde, dürfte als Hemmschwelle zur Meldung wohl zu verdanken sein, dass nicht noch mehr Menschen Opfer der Militärjustiz wurden.


Aus: "Wehrkraftzersetzung" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wehrkraftzersetzung

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LINK ::  [Methoden der Disziplinierung... (Notizen)]
==> http://www.subfrequenz.net/forum/index.php/topic,321.msg1946.html#msg1946


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Quote[...] Zur Finanzierung der umstrittenen Militäreinsätze beantragte Bush beim Kongress die Bewilligung von 196 Milliarden Dollar (138 Milliarden Euro) beantragt. Die Summe liegt deutlich über jenen 141 Milliarden Dollar, die das Weiße Haus in seinem bisherigen Entwurf für das Haushaltsjahr 2008 veranschlagt hatte. Mit dem Geld sollen unter anderem die Einsätze im Irak und in Afghanistan finanziert werden. Sollten die Parlamentarier die Summe bewilligen, würden die Gesamtkosten des sogenannten "Kriegs gegen den Terror" seit 2001 nach Regierungsangaben auf 757 Milliarden Dollar steigen.

Für das Verteidigungsbudget, das unabhängig von den als Terrorabwehr eingestuften Militäreinsätzen ist, hat das Weiße Haus beim Kongress 481,4 Milliarden Dollar beantragt. Die Bewilligung steht noch aus.

[...]


Aus: "ANTI-TERRORKAMPF: Weniger Gewalt im Irak, Bush will mehr Geld" reh/Reuters/AFP (22. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,512936,00.html


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#167
Quote[...] Der Erste Weltkrieg war ein Krieg, der von 1914 bis 1918 in Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Ostasien geführt wurde und über neun Millionen Menschenleben forderte.

[...] Der Krieg begann am 28. Juli 1914 mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien. Am 30. Juli befahl Russland die Generalmobilmachung zur Unterstützung Serbiens. Daraufhin erklärte das Deutsche Reich als Bündnispartner Österreich-Ungarns Russland am 1. August den Krieg. Am Abend des selben Tages überschritten russische Kavallerie-Abteilungen die ostpreußische Grenze.

[...] Manche Nachbetrachter sehen die Kriegsbegeisterung, die anfangs in den intellektuellen Schichten vieler Ländern vorherrschte, letztlich als Resultat der im Europa des frühen 20. Jahrhunderts weit verbreiteten Ansicht, der Krieg könne die aufkeimenden nationalen und sozialen Konflikte sowie die gegensätzlichen Machtinteressen der verschiedenen Herrscherhäuser und ihrer Reiche lösen. Der Verlauf des Ersten Weltkrieges dokumentiert zudem die Unfähigkeit der europäischen Führungsschichten, militärische Neuerungen und soziale Spannungen entsprechend zu erkennen oder zu akzeptieren (vergleiche auch Kriegsschulddebatte).

Der Erste Weltkrieg war der erste Krieg, der mit einem massiven Materialeinsatz (Panzer, Flugzeuge, Luftschiffe) und mit Massenvernichtungswaffen (Giftgas) geführt wurde. Die Fronten bewegten sich, vor allem im Westen, dennoch kaum, zum Teil, weil der modernen Technik die alten Militärstrategien gegenüber standen. Im endlosen Stellungskrieg rieben sich die Truppen gegenseitig auf. Insbesondere auf den Schlachtfeldern vor Verdun und in Flandern fielen auf beiden Seiten Hunderttausende von Soldaten, ohne dass sich etwas an der militärischen Lage änderte. Auch deswegen stellt sich der Erste Weltkrieg als ein Krieg dar, der an Grauen alles bis dahin Bekannte übertraf.

[...] Zur Motivation der eigenen Bevölkerung der teilnehmenden Länder zum Kriegsdienst wurde mit fremdenfeindlichen Vorurteilen und patriotischen Symbolen geworben.

Im deutschsprachigen Teil Österreich-Ungarns konnte man unter anderem kriegsverherrlichende Zeichnungen in Plakatgröße mit der illustrierten Aussage ,,Jeder Tritt ein Britt, jeder Stoß ein Franzos, jeder Schuss ein Russ" und ,,Serbien muss sterbien" finden. Nachdem beim deutschen Einmarsch in Belgien die Bibliothek der Universität Löwen in Flammen aufgegangen war, gaben prominente britische Wissenschaftler eine Erklärung ab, in der dem deutschen Heer Absicht unterstellt wurde, und die dann von deutschen prominenten Wissenschaftlern mit Gegenerklärungen beantwortet wurde [20]. Die ,,Hunnenrede", mit der Wilhelm II. deutsche Truppen, die 1900 zur Niederschlagung des Boxeraufstands nach China entsandt wurden, zu einem rücksichtslosen Rachefeldzug aufgefordert hatte, trug den Deutschen in anglo-amerikanischen Ländern nachträglich die Bezeichnung ,,huns" ein. Andere bekannte Propagandakampagnen waren etwa die behauptete Kreuzigung von Nonnen an Kirchentoren in Belgien oder das angebliche Abschlagen der Hände von Kindern durch die deutschen Truppen in Belgien.

[...] Der Erste Weltkrieg forderte fast zehn Millionen Todesopfer und etwa 20 Millionen Verwundete. Im Deutschen Reich leisteten im Kriegsverlauf 13,1 Millionen Mann Militärdienst; davon starben über 2 Millionen. Bis zum Ausscheiden Russlands aus dem Krieg hatte man dort etwa 15 Millionen Männer zum Kriegsdienst herangezogen, von denen 1,7 Millionen ums Leben kamen. Von den knapp 8,5 Millionen eingezogenen Franzosen überlebten 1,4 Millionen den Krieg nicht. Die britische Armee (inkl. Empire) hatte insgesamt etwa acht Millionen Soldaten eingesetzt, von denen 950.000 nicht aus dem Krieg zurückkehrten. Österreich-Ungarn musste 1,2 Millionen Todesopfer hinnehmen, auf italienischer Seite waren es fast eine halbe Million. Die anteilsmäßig größten Verluste hatte Serbien hinzunehmen: Nach serbischen Angaben fanden von den 1914 gezählten 4,5 Millionen Einwohnern rund 1,1 Millionen, also 24 % der gesamten Bevölkerung, während des Krieges den Tod. Der männliche Anteil der serbischen Bevölkerung wurde dabei um über 50 % dezimiert.



Aus: "Erster Weltkrieg" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg

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"Hunnenrede"
http://de.wikipedia.org/wiki/Hunnenrede

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Quote[...] Die Dolchstoßlegende war eine von führenden Vertretern der deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) miterfundene Verschwörungstheorie, die die Schuld an der militärischen Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg vor allem auf die Sozialdemokratie abwälzen sollte. Sie besagte, das deutsche Heer sei im Weltkrieg ,,im Felde unbesiegt" geblieben und habe erst durch oppositionelle ,,vaterlandslose" Zivilisten aus der Heimat einen ,,Dolchstoß von hinten" erhalten. Antisemiten verknüpften ,,innere" und ,,äußere Reichsfeinde" dabei zusätzlich mit der Chimäre vom ,,internationalen Judentum".

[...] Das Grundmuster der Legende bestand darin, die Kriegsniederlage vom militärischen in den zivilen Bereich abzuschieben und die Verantwortung dafür nicht in Kriegszielen, Fehlern der Kriegs- und Armeeführung, der Erschöpfung der Soldaten, der wirtschaftlichen und militärischen Überlegenheit der gegnerischen Staaten zu sehen, sondern sie bestimmten Personen oder Gruppen in der ,,Heimat" zuzuweisen.

Die Suggestion vom ,,hinterhältigen" Angriff auf den ,,Rücken" des Heeres folgte der Logik des ersten historischen totalen Krieges, in dessen Verlauf alle ökonomischen Potentiale für den Krieg mobilisiert wurden. Sie drückte eine militaristische Perspektive aus: Die ,,Heimat" - das Hinterland - sollte die dem Feind zugewandte ,,Front" rückhaltlos unterstützen; nur mit diesem Zusammenhalt sei der Sieg erreichbar; dieser hinge allein vom Siegeswillen einer Nation ab; nur das Durchhalten angesichts einer ,,Welt von Feinden" gereiche ihr zur Ehre, alles andere sei Defaitismus und Sabotage.


Aus: "Dolchstoßlegende" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Dolchsto%C3%9Flegende

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Quote[...] Als Kriegsschuldfrage (frz.: question de responsabilité de la guerre; engl.: question of war guilt) bezeichnete man in der Weimarer Republik die öffentliche Debatte über die Schuld am Ersten Weltkrieg. Sie wurde und wird auch in anderen kriegsbeteiligten Ländern geführt. Obwohl es seit 1945 vergleichbare Debatten zu vielen Kriegen gibt, wird der Begriff in der Geschichtswissenschaft nur selten darauf bezogen. Der Artikel stellt daher die Diskussion zur Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs dar, die die Historiographie im 20. Jahrhundert über weite Strecken begleitet hat.

[...] Zweifel an der Kriegsunschuld des Kaiserreichs tauchten sofort nach dessen Kriegserklärungen auf, kamen aber wegen der Übermacht der herrschenden Propaganda, Kriegsrecht, Burgfrieden, Parteidisziplin und Pressezensur zunächst kaum zum Tragen. Kriegsgegner konnten ihre Überzeugungen und Ziele bis Herbst 1918 nur illegal verbreiten und riskierten dabei hohe Strafen wegen Hoch- oder Landesverrats – bis hin zur Todesstrafe. Viele in Deutschland verfolgte Kriegsgegner emigrierten daher, vor allem in die Schweiz: Dort begann schon im Krieg eine Kriegsschulddebatte.

[...] Seit 1914 hatte das deutsche Militär selbst maßgebenden Einfluss auf die deutsche Geschichtsschreibung. Die Kriegsberichterstattung oblag bis 1918 dem Großen Generalstab, nach 1918 dem von Hans von Seeckt gegründeten Potsdamer Reichsarchiv. Damit bestimmte die Führung der Reichswehr mit ihrem großteils antidemokratischen Beamtenpersonal parallel zum Auswärtigen Amt die Kriegsdarstellung in der Weimarer Republik.

Das Archiv widmete sich ebenfalls der Aufgabe, die deutsche Kriegsschuld 1914 und deutsche Kriegsverbrechen zu ,,widerlegen".

[...] Insgesamt kam in der Weimarer Zeit weder in Wissenschaft noch Politik und Medien eine sachliche und kritische Rückfrage nach den Kriegsursachen sowie der deutschen Eigenverantwortung für den Krieg auf. Das offizielle Geschichtsbild folgte weiterhin der von der OHL 1914 ausgegebenen Überfall- bzw. Einkreisungsthese. Die Auflagen von Versailles zu revidieren wurde zum Hauptziel deutscher Außenpolitik in Weimar.

[...] Dieser Abwehrkonsens förderte erheblich die Agitation gegen das Ausland und die Weimarer Verfassung als solche. Vor allem die NSDAP, aber auch die DNVP, stellten die gesamte Nachkriegsordnung in Frage und propagierten dazu die ,,Kriegsschuldlüge". Im Einklang mit nationalkonservativen und bürgerlichen Rechtsparteien warfen sie den Regierungsparteien vor, mit der Vertragsunterzeichnung zur Demütigung Deutschlands beigetragen zu haben und ihm das Selbstbestimmungsrecht zu verweigern.

Damit lagen sie auf der Linie der Selbstrechtfertigung des gestürzten Kaisers Wilhelm II., in der dieser 1922 jede deutsche und persönliche Schuld am Krieg von sich wies.[46] Heutige Kaiserbiografien wie die von John Röhl urteilen:[47]

    Er hat keine Kriegsverbrechen verübt, keinen Mordbefehl erlassen oder dergleichen. Aber Verschwörung zu einem Angriffskrieg - dass muss man ihm vorwerfen. Ich glaube, seine Schuld ist sehr groß, viel größer, als gemeinhin unterstellt wird. Und wenn er vor Gericht gekommen wäre, wäre er auch verurteilt worden.

Historiker wie Werner Conze (1910–1986) oder Theodor Schieder (1908–1984) bekämpften mit dem Kriegsschuldvorwurf zugleich den Verzicht auf deutsche Gebietsansprüche. Heutige Historiker wie Gerhard Hirschfeld machen die Weimarer Kriegsschuldtabuisierung für verhängnisvolle Folgen mitverantwortlich:[48]

    Die ,,Kriegsunschuldlegende" sollte nach dem Willen zahlreicher Weimarer Demokraten als gleichsam emotionale Klammer für die auseinander strebenden politischen und gesellschaftlichen Kräfte der jungen Republik wirken. Damit erwies sich die Ablehnung des Friedensvertrages von Versailles (insbesondere die in Artikel 231 festgelegte Verantwortung für den Weltkrieg) einmal mehr als das einzige ,,emotional wirksame Integrationsmittel" (Hagen Schulze), über das die Republik gebot. Der Kampf gegen die alliierte ,,Kriegsschuldlüge" verhinderte aber zugleich den notwendigen historischen Bruch mit der Vergangenheit und trug entscheidend zur politischen wie zur ,,moralischen Kontinuität" (Heinrich-August Winkler) zwischen dem wilhelminischen Kaiserreich und der Weimarer Republik bei.


Aus: "Kriegsschuldfrage" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsschuldfrage


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Quote[...] Mitarbeiter einer privaten amerikanischen Sicherheitsfirma haben im September ein Massaker an 17 irakischen Zivilisten angerichtet. Jetzt hat das amerikanische Außenministerium ihnen Immunität gewährt – um die Ermittlungen in dem Fall zu verhindern.

[...] Die rechtliche Stellung der privaten Dienstleister liegt in einer Grauzone: Sie unterliegen nicht der US-Militärjustiz, nach US-Lesart aber auch nicht der irakischen Justiz. Das US-Verteidigungsministerium hat wesentliche Aufgaben an die bei den Irakern wegen ihres martialischen Auftretens unbeliebten Dienstleister delegiert. Der mögliche Lizenzentzug von Blackwater könnte damit ein für die Amerikaner gefährlicher Präzedenzfall werden. Blackwater hat etwa 1000 Angestellte im Irak und führt im Wert von umgerechnet 580 Millionen Euro Aufträge der US-Regierung aus. Ein Blackwater-Mann im Irak-Einsatz soll an die 1000 Dollar pro Tag erhalten.


Aus: "Nach Massaker im Irak: Immunität für US-Sicherheitsfirma Blackwater" (30. Oktober 2007)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article1312295/Blackwater_erhaelt_Immunitaet_vor_Ermittlungen_.html

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Quote[...] Washington - Die irakische Regierung protestierte, Washington gab sich kleinlaut: Doch nun hat das US-Außenministerium - nach Informationen der Nachrichtenagentur AP - den beteiligten Angestellten des privaten Sicherheitsunternehmens Blackwater Immunität versprochen.


Aus: "IRAK: US-Außenministerium sichert Blackwater Immunität zu" (30. Oktober 2007)
[...] die Ermittlungen gegen die Sicherheitsfirma Blackwater nach dem Tod von 17 irakischen Zivilisten könnten im Sande verlaufen: Den Wachmännern wurde vom US-Außenministerium Immunität zugesichert.
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,514263,00.html


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#169
Quote[...] Für die Gewalt machen die Behörden vor allem rechtsextreme türkische Jugendgruppen wie die Grauen Wölfe verantwortlich. Sie hatten ein kurdisches Kulturzentrum angegriffen, das von der Polizei geschützt werden musste. Es habe eine Art Pogromstimmung geherrscht, sagen Beobachter. Der Deutschen Polizeigewerkschaft zufolge machten die Türken bei den Auseinandersetzungen in Berlin regelrecht "Jagd auf Kurden". Vor allem türkische Jugendliche zeigten dabei den Gruß der Grauen Wölfe: Zeigefinger und kleiner Finger werden abgespreizt, Ring- und Mittelfinger eingeknickt, sodass sich das Bild eines Wolfskopfes ergibt.

Sicherheitsexperten sind vom offensichtlichen Widererstarken der türkischen Nationalisten in Deutschland überrascht. "Bei den rechten Türken war es jahrelang ruhig", sagt ein Beamter des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Er gibt zu, die Szene der rechtsextremen Türken sei in den vergangenen Jahren nicht mehr genügend durchleuchtet worden. Die "Erkenntnislage" müsse verbessert werden. Welches "hochexplosive Gemisch" es in Deutschland gebe, sei erst am vergangenen Wochenende wieder deutlich geworden.

Die Sicherheitsbehörden wissen viel über die straff mafiös organisierte PKK, der deutschlandweit 11.500 Anhänger zugerechnet werden. Aber offenbar wissen sie wenig über die Szene der rechtsextremen Türken. In den Berichten des Berliner Verfassungsschutzes werden "extreme Nationalisten (türkisch)" seit Jahren nur in einer Zahlenstatistik genannt. 300 soll es in Berlin geben. Deutschlandweit wird ihre Zahl auf 7500 geschätzt.

[...] Traten die Nationalisten zu Beginn der 90er-Jahre noch selbstbewusst in Erscheinung, warben sie in letzter Zeit eher im Geheimen um türkische Jugendliche. Die stille Propaganda-Arbeit scheint Früchte getragen zu haben. In den vergangenen Jahren haben jugendliche Graue Wölfe sich mehrfach mit kurdischen Mitschülern an deutschen Schulen angelegt.

[...] Ein deutsch-türkischer Sozialpädagoge, der in Kreuzberg mit jugendlichen Migranten arbeitet, schildert ihre Überzeugung so: "Das ist Bewahrung von allem, was türkisch ist, und dadurch auch Ausgrenzung von allem, was nicht türkisch ist. So nach dem Motto: Ich bin türkisch und ich vertrete türkische Werte, und alles andere muss ausgegrenzt werden. Dafür gibt es Symbole, Gürtelschnallen, Halsketten mit diesem Wolfskopf. Diese Symbole werden offen getragen."

[...] Der Konflikt zwischen beiden Völkern ist alt: Türken sehen in den kurdischen Autonomiebestrebungen die Gefahr von Separatismus mit der Folge, dass die Türkei auseinanderfallen könnte. Daher bekämpfen sie alles, was den Ansatz zu einem kurdischen Staat in sich tragen könnte - und blicken mit Sorge auf die von Kurden beherrschte, ruhige und relativ selbstständige Region im Nordirak. Die Kurden wiederum kämpfen seit Jahrzehnten immer wieder auch gewaltsam für ihre Eigenständigkeit.

[...] Etwa 60.000 Kurden gibt es in Berlin. Sie machen rund ein Drittel der Einwanderer aus der Türkei aus. Die Mehrheit der Kurden gilt als PKK-Anhänger, was nicht heißt, dass sie potenziell gewalttätig sind. Aber die PKK, die auf EU-Ebene zur "Terroristenorganisation" gezählt wird, formuliert eben klar und deutlich den kurdischen Anspruch auf Eigenständigkeit. Die kurdische Tradition wird in der Türkei erst seit wenigen Jahren allmählich anerkannt, mit der Annäherung an die Europäische Union.

Berfin Karabulut ist ein Beispiel dafür. Im deutschen Pass der jungen Frau taucht nur ihr zweiter Vorname Ayse auf. Berfin, übersetzt "Schneeweiß", ist ein kurdischer Name. Als Berfin 1986 in der Türkei geboren wurde, waren kurdische Vornamen nicht erlaubt, und dieses Verbot wirkte sich auch auf die deutschen Papiere aus.

Kenner der Extremistenszene befürchten nun, die kurdische PKK sehe sich nach den Ausschreitungen vom vergangenen Wochenende als "Verlierer" und wolle ihren Ruf als kämpferische Organisation wiederherstellen. Die "Koordination der demokratischen kurdischen Gemeinschaften in Europa" warnte türkische Organisationen und Regierungsvertreter der Türkei in der EU vor weiteren Angriffen von türkischen Nationalisten auf kurdische Demonstranten. Andernfalls sei die türkische Seite verantwortlich für weitere Eskalationen. Die Polizei hat in mehreren deutschen Städten die Sicherheitsvorkehrungen stark erhöht.


Aus: "Kurden-Konflikt: Furcht vor einer Serie von Straßenschlachten" Von Freia Peters (Montag, 5. November 2007, 01:46 Uhr)
Quelle: http://www.morgenpost.de/desk/1327483.html

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Quote[...] Wien/Berlin/Brüssel - Bei der Prügelei zwischen Türken und Kurden in Wien sind am Abend mindestens fünf Menschen verletzt worden. Österreichische Medien berichteten, zwei Beteiligte hätten schwere Stichwunden erlitten. Die Polizei in Wien teilte mit, zwei der fünf Opfer seien schwer verletzt. An der Schlägerei seien demzufolge etwa 20 bis 30 Menschen beteiligt gewesen. Einige von ihnen hätten Messer dabei gehabt. Zudem gab es den Angaben zufolge viele Sympathisanten und Schaulustige. Die Polizei leitete eine Fahndung nach den Tätern ein. Zunächst hatte sie sogar von bis zu 80 Beteiligten gesprochen.

Der Auslöser der Schlägerei ist bisher nicht bekannt. Hintergrund der Schlägerei waren aber offenbar die in den vergangenen Tagen gestiegenen Spannungen zwischen Türken und Kurden entlang der türkisch-irakischen Grenze. Ankara droht damit, bei der Verfolgung mutmaßlicher Rebellen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) notfalls die Grenze zum Irak zu überschreiten.

[...] Der Vorsitzende des Deutsch-Türkischen Forums in der nordrhein-westfälischen CDU, Bülent Arslan, sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vom Samstag, der Konflikt zwischen Türken und Kurden gebe Aufschluss über die mangelnde Integration beider Volksgruppen in Deutschland. "Man kann jetzt sehen, wo das Hauptaugenmerk und die Identifikation der Leute ist. Das ist eine Türkei-Identität."

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland Kenan Kolat hatte türkische und kurdische Eltern in Deutschland dazu aufgerufen, gut auf ihre Kinder aufzupassen.

Nirgendwo in Europa leben mehr Kurden und Türken als in Deutschland. Die Bundesregierung geht von etwa einer halben Million Kurden aus, das Bonner Zentrum für Kurdische Studien schätzt die Zahl der in Deutschland lebenden Kurden auf bis zu 800.000. Bundesweit gibt es insgesamt 2,4 Millionen Menschen türkischer Abstammung. Da die Kurden keinen eigenen Staat besitzen, werden sie statistisch als Türken, Iraker oder andere Nationalitäten geführt.



Aus: "Massenschlägerei in Wien, Demonstrationen in Deutschland" (SPON, 04. November 2007, anr/tno/dpa/AFP/AP )
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,515323,00.html

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Quote[...] Rund 30.000 Menschen haben an diesem Wochenende in deutschen Städten und in Brüssel wegen des schwelenden Konfliktes zwischen dem türkischen Staat und Gruppierungen der kurdischen Unabhängigkeitsbewegung demonstriert. Die Sicherheitsbehörden sind in ständiger Alarmbereitschaft. Seit rechtsradikale türkische Aktivisten am vergangenen Wochenende ein kurdisches Kulturzentrum in Berlin angegriffen haben, ist ihnen die neuen Gefahr schlagartig bewusst geworden: Kommt es an der türkischen-irakischen Grenze zu einem offenen Konflikt, drohen Auseinandersetzungen auch hierzulande. Denn in Deutschland leben nicht nur bis zu 800.000 Kurden. Die türkische Gemeinde fasst rund 2,4 Millionen Menschen.


Aus: "Irak-Krieg in Deutschland" Harald Neuber (TP, 05.11.2007)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26552/1.html

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Quote[...] Ein Überblick zu Geschichte und aktuellen Entwicklungen: Auf der heutigen Anti-PKK-Demo in Berlin Neukölln am hermannplatz waren unter den knapp 5.000 Teilnehmern reihenweise Mitglieder und/oder Sympathisanten der neofaschistischen türkischen Grauen Wölfe" zu beobachten.

Vor allem jugendliche türkische Kids machten den "Gruß" der Grauen Wölfe. Dabei werden Zeigefinger und kleiner Finger abgespreizt. Mittelfinger und Ringfinger eingeknickt. Das Zeichen soll einen Wolfskopf nachempfinden.

Auffällig ist, dass eine versuchte Spontandemo mit ca. 1.000 Teilnehmern Richtung Kreuzberg zum "Kurden klatschen" genau von diesen Leuten angeführt wurde. Die Bullen konnte die Menge Hermannplatz nur schwer stoppen. Am Hermannplatz herrschte absolute Progrom-Stimmung gegen Kurden und Linke.


Aus: "Berlin: Faschistische "Graue Wölfe" bei Demo" (Linda, 28.10.2007 18:28  )
Quelle: http://de.indymedia.org/2007/10/198015.shtml

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Quote[...] Die KurdInnen zogen sich wieder in ihren Vereinsraum zurück, die mittlerweile anrückenden Polizisten belagerten diesen, ließen die NationalistInnen sich aber versammeln. Als bekannt wurde, dass noch mehr vom Hermannplatz her sich auf den Weg machen, stürmten die KurdInnen aus ihren Räumen, um sich auf den Weg zu einem weiteren Vereinsraum zu machen, wo sie sich mit anderen sammeln wollten. Begleitet von einem Polizeiaufgebot zogen sie durch die Parolen skandierenden Ansammlungen der NationalistInnen, immer wieder flogen Steine und Flaschen. Sie flüchteten sich in einen Vereinsraum, der auch von der Polizei beschützt wurde, jedoch insofern, dass diese niemand mehr aus dem engen Raum hinausließ. So hatten sich die KurdInnen in ihr eigenes Gefängnis geflüchtet. Mehrere Ausbruchversuche scheiterten durch den Einsatz polizeilicher Gewalt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sammelte sich der nationalistische Mob, skandierte Parolen und warf Steine und Flaschen auf den Vereinsraum. Die Polizei schritt nicht ein. Immer wieder wurden auch die Polizisten mit Steinen, Flaschen und sogar Fahrrädern beworfen. Auch darauf schritt die Polizei nicht ein, was einerseits an dem Kräfteverhältnis gelegen haben könnte, da viel zu wenig Polizei vor Ort war, um die Situation unter Kontrolle zu bringen, aber andererseits auch an der deutlichen Überforderung mit der Situation und dem spontanen Agieren des nationalistischen Mobs. Dieser war mittlerweile auf mehrere Hundert angewachsen und versuchte immer wieder zu den beiden kurdischen Vereinen durchzubrechen, immer wieder bildeten sich spontane Demonstrationszüge. Die türkischen AnwohnerInnen kamen aus den Häusern und an die Fenster um die NationalistInnen zu feiern. Eine aggressive Stimmung lag in der Luft, NachbarInnen schrieen sich gegenseitig an und gingen aufeinander los. Und das alles übertönend der lautstarke Rhythmus der nationalistischen Parolen von der Straße und aus den mit türkischen Fahnen geschmückten Fenstern. Soviel Angst und Aggressivität hab ich in Kreuzberg noch nie verspührt. Ein Glück dass nicht mehr passiert ist. Wieviele Verletzte es gab ist mir nicht bekannt. Die pogromartigen Szenen, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit an Rostock-Lichtenhagen erinnerten in dem Bezug, dass FaschistInnen/NationalistInnen unter dem tosenden Applaus der Bevölkerung eine von ihnen gehaßte Gruppe von Menschen gewalttätig angreift und das über Stunden unter den Augen der Polizei, die nicht sonderlich viel unternimmt, um diesem Spuk ein Ende zu bereiten.

Zur Zeit, mehere Stunden nach Beginn hat sich die Situation in Kreuzberg noch immer nicht beruhigt, es sind aber im Moment nicht mehr so viele Menschen auf der Straße. Der kurdische Verein am Kottbusser Damm ist noch immer von der Polizei verschlossen und die Menschen darin gefangen, auf der gegenüberliegenden Seite der Mob. Viele haben Angst vor der Nacht und hoffen dass sich die Situation beruhigt.


Aus: "Pogromartige Stimmung in Berlin-Kreuzberg" (nk44, 28.10.2007 21:02)
Quelle: http://de.indymedia.org/2007/10/198054.shtml

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Quote[...] Istanbul/Washington - Bei neuen Gefechten im türkischen-irakischen Grenzgebiet sind ein türkischer Milizionär und zwei Kämpfer der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK getötet worden. Zu den Schießereien sei es bereits am Vortag in einem Dorf bei Sirnak gekommen, berichteten türkische Medien am Montag. Die Armee habe auch eine größere Menge Waffen und Sprengstoff sichergestellt. Der Einsatz wurde am Montag fortgesetzt. Die türkische Armee droht mit einer Militäroffensive gegen Lager der PKK im Nordirak.

Die kurdische Regionalregierung schlägt unterdessen zur Beilegung des Konflikts im türkisch-irakischen Grenzgebiet Vier-Parteien-Gespräche vor. Ihr Chef Neshirvan Barzani schrieb in der "Washington Post" (Montagsausgabe), keine Partei allein könne eine Lösung für den Konflikt finden. "Das ist eine transnationale Angelegenheit, die noch durch ethnische Verbindungen verkompliziert wird", hieß es in dem Beitrag Barzanis. Deshalb müsse es Verhandlungen der Regierungen in Ankara, Bagdad, Washington und seiner Regierung in Erbil geben.

Die Türkei hat mehr als 100.000 Soldaten an der Grenze zum Irak zusammengezogen und droht mit einem Einmarsch im Norden des Nachbarlandes, wo Rebellen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) ihre Stützpunkte unterhalten. Ankara wirft den Kurden im Nordirak vor, sie unterstützten die Rebellen, die von dort immer wieder Ziele in der Türkei angreifen. (APA/dpa)


Aus: "Drei Tote bei neuen Gefechten zwischen türkischen Soldaten und PKK - Irakische Kurden schlagen Vier-Parteien-Gespräche vor" (05. November 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=3099182

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Quote[...] Graue Wölfe (türkisch: Bozkurtlar) ist die Bezeichnung für Mitglieder der rechtsextremen türkischen Partei der Nationalistischen Bewegung (,,Milliyetçi Hareket Partisi", MHP), 1961 durch Alparslan Türkeş gegründet. Sie werden auch Ülkücüler (Deutsch: "Idealisten") genannt. Der Name der dazugehörigen Organisation in Deutschland ist ,,Türkische Föderation". Allerdings begreifen sich auch Mitglieder des ATB oder unorganisierte Nationalisten als "Idealisten"

[...] Necdet Sevinç, ein Vordenker der MHP definierte in seinem Buch Ülkücüye Notlar (Notizen an einen Idealisten) den Ülkücü folgendermaßen:

    "Ein Idealist ist in der Regel kein Mann des Denkens, sondern immer ein Mann der Tat (...) Alle Denkweisen, Handlungen und Meinungen, die von Handlungs- und Denkweise der Idealisten abweichen, sind ungültig." (S. 28)

[...] Ziel der Grauen Wölfe ist eine sich vom Balkan über Zentralasien bis in die Volksrepublik China erstreckende Nation, die alle Turkvölker vereint (Panturkismus). Zentrum der von ihr beanspruchten Gemeinschaft aller Turkvölker ist eine starke, unabhängige und vor allem selbstbewusste Türkei.

[...] Als Synonym für die kurdische PKK wird auf einschlägigen Webseiten der Begriff "Babymörder" verwendet. Als weitere Feindbilder sind Juden, Zionisten, Freimaurer, der Vatikan, Kommunisten, Griechen, Armenier, Perser und die USA zu nennen.

[...] Das Aktionsgebiet der Gruppe geht über die Staatsgrenzen der Türkei hinaus. In den Ländern Turkmenistan und besonders der chinesisch autonomen Provinz Xinjiang (türkisch Sincan; Ostturkestan) erfreut sich die Organisation immer größerer Beliebtheit. Die Organisation hat einen starken Zulauf in den Migrantenkulturen vieler westeuropäischer Länder, darunter auch Deutschland, wo ihr nahe stehende Gruppierungen an den Wahlen zu Ausländerbeiräten teilnehmen.

Als paramilitärischer Arm der türkischen Partei der Nationalistischen Bewegung (,,Milliyetçi Hareket Partisi" – MHP) haben Graue Wölfe die Militäroffensive der türkischen Regierung gegen die separatistische und sozialistische kurdische Arbeiterpartei Partiya Karkerên Kurdistan (PKK) unterstützt.

In den 60er Jahren konzentrierte sich die Bewegung unter der Führung des früheren Vorsitzenden der MHP Alpaslan Türkeş † darauf, die Jugend für die sog. ,,panturanistische Ideologie" zu gewinnen. Es wurden die ersten Kommandolager gegründet, in denen Jugendliche eine militärische und politische Ausbildung erhielten. Nachdem die Kommandos aufgebaut waren, wurde im Jahre 1969 die MHP gegründet. Symbol der Partei ist eine Fahne mit drei auf den Rücken gekehrten Halbmonden, die der Fahne der Okkupationstruppen der osmanischen Besatzungsarmee entnommen sind.

In Kommandolagern bildete die Partei Schätzungen zufolge bis zu 100.000 Kommandoangehörige aus. Diese Kommandos erhielten den Namen Bozkurtçular (,,Graue Wölfe"). Ab 1968 begannen die ,,Grauen Wölfe" mit Gewaltaktionen gegen die erstarkende türkische Linke. Schätzungen zufolge ermordeten die ,,Grauen Wölfe" in der Türkei bis 1980 mehr als 5.000 Menschen.

1975 wurde die MHP zum Bündnispartner der konservativen Partei des rechten Wegs (Doğru Yol Partisi, DYP; heute Gerechtigkeitspartei [Adalet Partisi, AP], nicht zu verwechseln mit der Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung [AKP]; bis 1960 Demokratische Partei [Demokrat Parti, DP]) unter dem damaligen Ministerpräsidenten und späteren Staatspräsidenten Süleyman Demirel und damit Regierungspartei. Alpaslan Türkeş wurde stellvertretender Ministerpräsident und hatte hierdurch staatliche Rückendeckung für Aktionen der Grauen Wölfe gegen die linke Opposition.

1980 wurde die MHP, wie alle anderen Parteien, nach dem damaligen Militärputsch verboten. Der Vorsitzende wurde mit einem später aufgehobenen Politikverbot belegt. Dennoch machten viele Anhänger der Grauen Wölfe im Laufe der 1980er Jahre Karriere beim Militär und anderen staatlichen Einrichtungen. Ende der 1980er wurde das Verbot der MHP offiziell wieder aufgehoben.

Im Laufe der späten 1980er und 1990er Jahre wandelte die Partei sich. Sie ist heute viel stärker religiös orientiert und als ultranationalistisch einzustufen. Die Anhänger sind zumeist sunnitische Moslems, und die Aktivitäten richten sich auch gegen alevitische Türken.

Die MHP war an der Regierung 1999 bis 2002 unter Bülent Ecevit beteiligt. Bei den frühzeitig vorgezogenen Wahlen 2002 schaffte die Partei die Zehn-Prozent-Hürde nicht und engagiert sich derzeit außerparlamentarisch. 2005 organisierte die Partei eine große Demonstration in Ankara gegen den EU-Beitritt der Türkei. An der Demonstration nahmen ca. 50.000 Menschen teil.

[...] Die sich selbst als türkische Idealisten (türkisch: Ülkücü) ansehende Gruppierung wird in Europa sehr kritisch gesehen. Der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalens wirft ihr vor, ,,zur Entstehung einer Parallelgesellschaft in Europa" beizutragen, und sieht in ihr ,,ein Hindernis für die Integration der türkischstämmigen Bevölkerung".

Mehmet Ali Ağca, der das Attentat 1981 auf Papst Johannes Paul II. beging, war Mitglied der Grauen Wölfe, ein weiteres Mitglied soll 1984 ein Attentat auf den Kreuzberger Frauenladen TIO ausgeführt haben, bei dem die türkisch-kurdische Jurastudentin Seyran Ateş lebensgefährlich verletzt wurde.


Aus: "Graue Wölfe" (11/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Graue_W%C3%B6lfe

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Quote[...] Die Arbeiterpartei Kurdistans (Kurdisch: Partiya Karkerên Kurdistan, PKK) ist eine kurdische Untergrundorganisation mit Ursprung in der Türkei. Sie kämpft mit Waffengewalt und Anschlägen auch auf zivile Ziele für kulturelle Autonomie und für die Bewahrung der kurdischen Identität und Kultur. Ursprüngliches Ziel der PKK war die Gründung eines unabhängigen kurdischen Staates. Die Organisation und ihre Nachfolger werden unter anderen von der Türkei, der EU und den USA als terroristische Vereinigung eingestuft.

[...] Die PKK unterhält Schwesterorganisationen in allen Teilen Kurdistans:

    * In Syrien die "Partei der Demokratischen Union" (PYD),[1]
    * Im Irak die "Partei für eine Demokratische Lösung in Kurdistan" (PCDK)[2]
    * Im Iran die Partei für ein Freies Leben in Kurdistan (PJAK).

Die übergreifende Organisation nennt sich seit 2007 Koma Civakên Kurdistan ("Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans"). Sie unterhält ein eigenes Parlament, Gerichte, Armee, "Verfassung" und "Staatsbürgerschaft". Der "Volkskongress Kurdistan" übt in dieser Struktur die Funktion eines Parlamentes aus.[3] Führer der KCK ist nominell Abdullah Öcalan. Tatsächlich geführt wird die KCK von einem Exekutivrat unter dem Vorsitz von Murat Karayılan. Stützpunkte und Lager der Organisation befinden sich im Kandil-Gebirge, einer Gebirgsregion im Nordosten des Irak.

Die Organisationsbezeichnungen

Die PKK hat sich im Laufe ihrer Geschichte mehrfach umbenannt.

    * April 2002 benannte die PKK sich um in "Freiheits- und Demokratiekongress Kurdistans" (Kongreya Azadî û Demokrasiya Kurdistanê, KADEK).
    * November 2003 erfolgte die Umbenennung zum Volkskongress Kurdistan (Kongra Gelê Kurdistan, kurz: Kongra Gel).
    * Im Jahre 2005 erfolgte der Wandel zur "Koma Komalên Kurdistan".
    * Im Juni 2007 erfolgte die Umbenennung zu Koma Civakên Kurdistan.


[...] Ideologisch unterschied sich die PKK bei ihrer Gründung nicht von anderen kurdischen, marxistischen Organisationen. Kurdistan wurde als halbfeudale und halbkapitalistische Kolonie der Türkei betrachtet. Hauptziel war die Revolution und die Schaffung eines unabhängigen kurdischen Staates, eine Idee, die 1993 - zumindest offiziell - aufgegeben wurde. Wesentlicher Unterschied war jedoch die Haltung der PKK zur Gewalt.

[...] In dem Parteiprogramm der Organisation heißt es zur Gewalt:

    Ein drittes Charakteristikum dieser Revolution ist, dass sie auf dem Weg über die Mobilisierung der breiten Kräfte des Volkes über einen langandauernden Kampf siegen wird [...] Die Methoden des Kampfes basieren notwendig in weitem Umfang auf Gewalt.[19]

In dem 1978 erschienenen Manifest der PKK heißt es zur Gewalt:

    In einem Land, in dem die Agenten- und Geheimdienstorganisationen wie ein Netz geflochten sind, ist die revolutionäre Taktik dadurch bestimmt, dass in der ersten Etappe gegen diese Agentenstruktur und Geheimdienstorganisation ein erbarmungsloser Kampf geführt werden muss. [20]

Offiziell verficht die Führung der PKK eine friedliche Lösung. Trotzdem sind auf Websites der Organisation weiterhin Sätze zu lesen wie: "Die Guerilla ist das Schwert der Rache".[21] Die Jugendbewegung Komalên Ciwan betrachtet auch derzeit die Selbstverbrennung als verdienstvollen Beitrag zum kurdischen Widerstand:

    [...] Am Newroz-Fest übergaben ihre Körper dem Feuer, vergrößerten das Erbe des Widerstandes und heiligten das Feuer erneut. Sie entfachten [!] den erloschenen Widerstand erneut und gingen mit goldenen Lettern in die Geschichte des unterjochten kurdischen Volkes ein. [22]

[...] Am 20. März 2005 wurde der Demokratische Konföderalismus als politisches Konzept proklamiert. Wenig später wurde die Gründungserklärung der Koma Komalên Kurdistan in der Özgür Politika veröffentlicht. Dieses nichtstaatliche, jedoch staatsübergreifende Gebilde soll das Konzept des sogenannten "Konföderalismus" umsetzen. Der Konföderalismus ist eine von Öcalan propagiertes und von Murray Bookchin inspiriertes Denkmodell einer Gesellschaft. Wichtiges Schlagwörter hierbei ist die "demokratisch-ökologische und auf Geschlechterbefreiung ausgerichtete Gesellschaft". Das System zielt ferner auf die Überwindung staatsfixierter und nationalstaatlicher Strukturen. Die Deklaration - wie sie vom 6.- 9. Juni 2005 in der Ögzür Politika veröffentlicht und Oktober 2007 modifiziert wurde - sieht jedoch die Bildung von staatstypischen Strukturen vor: Eine eigene Staatsbürgerschaft, eine eigene Armee, eine eigene Gerichtsbarkeit, ein eigenes Parlament, eigene Wirtschafts- und Finanzstrukturen und eine eigene Fahne.


[...] Die Organisation ist in Deutschland seit Anfang der 80 Jahre in Form von Protestaktionen gegen die Auseinandersetzungen zwischen der PKK und dem türkischen Militär aktiv. Zu gewaltsamen Aktionen kam es erstmals am 24. Juli 1993, als PKK-Anhänger das türkische Generalkonsulat in München überfielen und 20 Geiseln nahmen. Darauf folgend wurde eine öffentliche Erklärung des Bundeskanzlers zugunsten der "kurdischen Sache" gefordert. Am selben Tag kam es deutschlandweit in mehr als 20 Städten zu 55 zeitgleichen, gewaltsamen Aktionen von kurdischen Extremisten gegen türkische diplomatische Vertretungen, Reisebüros, Banken und andere Einrichtungen. In den darauf folgenden Tagen kam es zu weiteren 25 Übergriffen. Es wird geschätzt, dass etwa 600 Personen an den Aktionen beteiligt waren. Am 4. November desselben Jahres kam es erneut zu Übergriffen. Dabei wurden zeitgleich 59 Anschläge verübt. Es handelte sich dabei zumeist um Brandanschläge auf türkische Einrichtungen, bei denen ein Mensch in einer türkischen Gaststätte ums Leben kam. Die Konsequenz aus diesen Gewalttaten war ein am 26. November 1993 durch den Innenminister ausgesprochenes Betätigungsverbot für die PKK und die ERNK. Das Verbot traf in Deutschland die Gesamtorganisation. Nach einer Gewaltverzichtserklärung Öcalans wurde sie 1998 als kriminelle Vereinigung bewertet.

Am 21. Oktober 2004 entschied der Bundesgerichtshof, dass zwar die Führungsebene weiterhin als kriminelle Vereinigung zu gelten habe, nicht mehr jedoch die Organisation als Ganzes, die seit 2000 auf politische Straftaten wie Konsulatsbesetzungen verzichtet hatte.

Der erhebliche Finanzbedarf der PKK wird mit Mitteln u.a. aus Deutschland bestritten, die aus - freiwilligen und gewaltsam erhobenen - Spenden und Mitgliedsbeiträgen, sowie aus Schutzgelderpressungen, aus Verbindungen mit dem organisierten Drogenhandel und dem Betrieb eigener Unternehmen kommen. [43] [44] [45] [46]

In Deutschland wurde am 5. September 2005 vom Bundesministerium des Innern die PKK-nahe Zeitung Özgür Politika verboten, da sie ,,in die Gesamtorganisation der PKK eingebunden" sein soll. Das Verbot wurde jedoch vom Bundesverwaltungsgericht aus formalen Gründen wieder aufgehoben.

Das ARD-Magazin Monitor berichtete, dass die PJAK - eine Teilorganisation der PKK - viele Kämpfer in Deutschland für Terroranschläge im Iran rekrutiert. Der Vorsitzende der PJAK, Ahmadi, bestätigte diese Angaben. [47]

[...]

Literatur

    * Mursit Demirkol, Erdem Solmaz: Die PKK und die Kurdenfrage in der Türkei. 1997, ISBN 3861350572
    * Selim Cürükkaya: PKK. Fischer, 1997, ISBN 3596135877
    * Lothar A. Heinrich: Die kurdische Nationalbewegung in der Türkei. Deutsches Orient-Institut, Hamburg 1989, ISBN 3891730128
    * Andreas Berger, Rudi Friedrich, Kathrin Schneider: Der Krieg in Türkei-Kurdistan. 1998, ISBN 3889775020



Aus: "Arbeiterpartei Kurdistans" (11/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeiterpartei_Kurdistans


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Quote[...] Washington - US-Präsident George W. Bush hat dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan konkrete Unterstützung im Kampf gegen kurdische Rebellen zugesagt. Er bezeichnete die PKK als "terroristische Organisation". Die Rebellen seien "ein Feind der Türkei, eines freien Iraks und der Vereinigten Staaten", erklärte Bush nach einem Treffen mit Erdogan im Weißen Haus.

Bush bot Erdogan an, dass beide Seiten die Erkenntnisse ihrer Geheimdienste über die Kurdische Arbeiterpartei (PKK) austauschen könnten. Außerdem sollten ranghohe Vertreter der Streitkräfte aus den Vereinigten Staaten und der Türkei häufiger Kontakt aufnehmen, um die Bewegungen der PKK-Kämpfer besser verfolgen zu können. "Ich habe dem Ministerpräsidenten sehr deutlich gemacht, dass wir eng bei der Lösung dieses Problems zusammenarbeiten wollen", betonte Bush.

Seine Drohung mit einem militärischen Vorgehen gegen PKK-Rebellen im Nordirak wiederholte Erdogan bei dem gemeinsamen Presseauftritt nicht. "Derzeit liegt unsere Priorität auf dem Austausch von Geheimdienstinformationen", sagte er. Erdogan sagte, dass für die Türkei vorerst der Austausch von Geheimdienstinformationen Vorrang habe, obwohl das türkische Parlament grünes Licht für eine Militäroperation im Nordirak gegeben habe. "Es ist wichtig, dass wir gemeinsam und in Solidarität mit unserem strategischen Partner, den USA, zusammenarbeiten", sagte er.

Mit dem Krisentreffen wollte der US-Präsident seinen Gast von einer militärischen Intervention im Nordirak abhalten. Die türkische Regierung hat allerdings bereits nach einem Besuch von Außenministerin Condoleezza Rice in der vergangenen Woche klar gemacht, dass sie mit den bisherigen US-Zusagen für die Unterstützung ihres Kampfes gegen die Rebellen der PKK nicht zufrieden ist. Erdogan hatte vor noch kurz seinem Abflug in die USA betont, er erwarte von der Führung in Washington konkrete Schritte. "Die Geduld des türkischen Volkes ist am Ende", erklärte er.


Aus: "NORDIRAK-KONFLIKT: Bush verbündet sich mit Erdogan gegen PKK" (amz/AP/AFP/Reuters, SPON, 05.11.2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,515547,00.html

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Quote[...] Innerhalb der Türkei und des nördlichen Teils Zyperns - der von türkischen Soldaten besetzt gehalten wird - wird derweil ein nationalistischer Kriegswahn aufgepeitscht um so ein dem Krieg dienliches politisches Klima zu schaffen. Mobs aus nationalistischen, kriegsbefürwortenden Demonstranden haben mehrfach Büros von linken Organisationen und Zeitungen angegriffen, die sie als "Verräter" und "Unterstützer des Feindes", der in diesem Fall durch die Befreiungsbewegung des kurdischen Volkes und die Kurdische Arbeiterpartei (PKK) verkörpert wird, bezeichnen.


Aus: "ZYPERN, TÜRKEI: FRIEDENSINITIATIVE IM KRIEGSFIEBER - Türkische Stimmen sprechen sich gegen eine türkische Invasion des Iraks aus" (übersetz von flo, flo 05 Nov 2007 07:08 GMT)
Quelle: http://www.indymedia.org/de/2007/11/895768.shtml

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Quote[...] Bagdad/Ankara - Das US-Verteidigungsministerium gab sich wortkarg: kein Kommentar zu den Äußerungen des türkischen Generalstabschefs Yasar Büyükanit über die türkischen Luftangriffe auf PKK-Extremisten im Nordirak und die Rolle der USA. Nur so viel wollte ein Pentagon-Sprecher sagen: Die USA arbeiteten mit der Türkei im Kampf gegen die PKK zusammen. Dazu würden vor allem Geheimdienstinformationen zur Verfügung gestellt.

Der türkische Generalstabschef hatte sich zuvor deutlich ausführlicher geäußert. Sein Land sei mit US-Geheimdienstinformationen versorgt worden, zitierte die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Büyükanit. Demnach sagte dieser dem privaten TV-Sender Kanal D außerdem, dass die türkischen Kampfflugzeuge die Erlaubnis gehabt hätten, in den irakischen Luftraum einzudringen. "Die USA haben in der vergangenen Nacht den irakischen Luftraum für uns geöffnet", sagte er: "Indem sie das taten, haben die USA die Operation gutgeheißen."

Irak hat nach der türkischen Militäraktion den türkischen Botschafter in Bagdad einbestellt. Derartige Angriffe bedrohten die "freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern", erklärte der irakische Vize-Außenminister Mahmud al-Hadsch Humud gestern. Durch den Angriff seien "Krankenhäuser, Schulen und Brücken" zerstört worden. "Wir fordern, dass die türkischen Behörden derartige Aktionen gegen Unschuldige beenden."

Im Konflikt mit den Extremisten der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hatte die türkische Luftwaffe in der Nacht zum Sonntag mehrere Dörfer im Norden Iraks bombardiert und dabei nach PKK-Angaben sieben Menschen getötet. Fünf Untergrundkämpfer und zwei Zivilisten seien ums Leben gekommen, teilte die PKK im Internet mit. Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan sprach von einer "erfolgreichen Operation".

"Acht türkische Militärflugzeuge haben heute früh einige Dörfer entlang der (irakisch-türkischen) Grenze in der Nähe der Kandilberge bombardiert", sagte Dschabbar Jawar, ein Sprecher der "Peschmerga", der Sicherheitskräfte im autonomen kurdischen Nordirak. Die Kampfflugzeuge hätten auch Stellungen in Sap, Hakurk und Awasin angegriffen, teilte der türkische Generalstab mit. Die Bombardements dauerten demnach gut drei Stunden, die Artillerie setzte die Angriffe auch danach fort. Die Militäraktion habe sich nur gegen PKK-Rebellen gerichtet und nicht gegen irakische Kurden, versicherte der Generalstab.

Ähnliche Angriffe auf mutmaßliche PKK-Stellungen im Nordirak hatte die türkische Armee zum ersten Mal am 1. Dezember geflogen. Laut PKK wurden bei dem Angriff vom Sonntag "viele Zivilisten, darunter Frauen und Kinder", verletzt. Dem Peschmerga-Sprecher zufolge wurden Brücken zwischen Dörfern nahe den Kandilbergen beschädigt. Mehrere Familien seien auf der Flucht.

Das schwer zugängliche Kandil-Gebirge an der Grenze zur Türkei ist ein Rückzugsgebiet der PKK-Extremisten, die dort schätzungsweise 3500 Kämpfer unter Waffen haben. Vom Norden des Irak aus attackierten PKK-Kämpfer am 21. Oktober Einheiten der türkischen Armee, dabei wurden zwölf türkische Soldaten getötet.

Das Parlament ermächtigte die Regierung in Ankara, Truppen in den Nordirak zu entsenden, um dort Stellungen der PKK anzugreifen. Seither hat die Armee rund 100.000 Soldaten und militärische Ausrüstung an der Grenze zum Irak zusammengezogen.

Im Konflikt zwischen der PKK und der türkischen Armee wurden seit 1984 mehr als 37.000 Menschen getötet. Die Türkei, die EU und die USA betrachten die PKK als terroristische Organisation.

hen/AFP


Aus: "NORDIRAK: USA sollen türkischen Luftangriff auf PKK unterstützt haben" (17. Dezember 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,523697,00.html


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#170
Quote[...] Über 30 Tote bei Anschlag in Afghanistan

Kabul (dpa) - Beim bislang schwersten Selbstmordanschlag im Norden Afghanistans sind über 30 Menschen getötet worden, darunter mehrere afghanische Parlamentarier. Mehr als 100 Menschen seien bei der Detonation in einer Zuckerfabrik in der Provinz Baghlan verletzt worden, sagte ein Arzt. Im Süden des Landes entging Kanadas Verteidigungsminister Peter MacKay unversehrt einem Angriff der Taliban. Nach kanadischen TV-Berichten schlugen während des Besuchs von MacKay in einem Stützpunkt dort plötzlich mehrere Raketen ein.



Aus: "Über 30 Tote bei Anschlag in Afghanistan" (Welt, 07.11.2007 um 02:53 Uhr)
Quelle: http://newsticker.welt.de/index.php?channel=new&module=dpa&id=16077904

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Quote[...]  Die Angreifer beschossen die Bezirkshauptstadt Kadschran mit schwerer Artillerie, vertrieben die Polizisten und unterbrachen die wichtigste Strassenverbindung der Region, wie der Gouverneur der Provinz Day Kundi, Sultan Ali Urusgani, mitteilte. Urusgani sagte, er habe die Regierung in Kabul und die Nato vergeblich um Verstärkung gebeten. Der Bezirk grenzt an die Provinzen Helmand und Urusgan, in denen es in diesem Jahr ebenfalls zu heftigen Kämpfen gekommen ist.

Der Bezirk Kadschran ist schon der dritte, den die Taliban seit der vergangenen Woche in ihre Hand gebracht haben. Die islamisch-fundamentalistische Miliz kontrolliert auch zwei Bezirke in der westlichen Provinz Farah, Bakwal und Gulistan.

In der Vergangenheit haben die Taliban oft abgelegene Bezirke eingenommen, diese dann aber unter dem militärischen Druck der Regierungstruppen und der Nato wieder räumen müssen. Schon seit Ende Februar halten die Taliban die Bezirkshauptstadt Musa Kala in der Provinz Helmand besetzt.

Die Kämpfe in Afghanistan sind in diesem Jahr eskaliert. Seit Jahresbeginn kamen nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP mehr als 5600 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen in den Reihen der Aufständischen.

(cpm/sda)


Aus: "Taliban-Vorstoss in Afghanistan" (06. November 2007)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/ausland/810375.html

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Quote[...] Ausländische Soldaten in Afghanistan stehen wegen der gestiegenen Zahl ziviler Opfer unter zunehmender Kritik der einheimischen Bevölkerung. Nach Angaben der Uno wurden im Kampf gegen die Taliban bislang 300 Zivilisten getötet.


Aus: "Soldaten töten in Afghanistan versehentlich Frau und Kinder" (12. November 2007)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/medien/afghanistan_frau_kinder_getoetet_1.582561.html

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Quote[...] Im Osten Afghanistans haben mutmaßliche Taliban-Kämpfer sechs amerikanische und drei afghanische Soldaten getötet. Weitere acht US-Soldaten und elf Afghanen wurden bei dem Anschlag am Freitag verletzt, wie ein US-Militärsprecher am Samstag mitteilte. Nach seinen Angaben war es der folgenschwerste Angriff auf US-Truppen in diesem Jahr. Seit Januar kamen in Afghanistan mindestens 101 US-Soldaten ums Leben - so viele wie in keinem anderen Jahr seit dem Sturz der Taliban 2001.

[...] Im Norden Afghanistans sind Soldaten der Bundeswehr nur knapp einem Selbstmordanschlag entgangen. Der Attentäter habe eine Bundeswehr-Patrouille in der Provinz Kundus am Samstagmorgen mit seinem Fahrzeug verfolgt, sagte der Verwaltungschef der Provinz,Engineer Mohammed Omar.

Als afghanische Sicherheitskräfte versucht hätten, den verdächtigen Wagen zu stoppen, habe sich der Selbstmordattentäter rund 40 Meter von dem Konvoi entfernt in die Luft gesprengt.


Aus: "US-Soldaten bei Hinterhalt in Afghanistan getötet" (10. Nov. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/ausland/805390.html


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#171
Quote[...] New York - Die Selbstmordrate unter ehemaligen US-Soldaten ist doppelt so hoch wie in der Normalbevölkerung des Landes. Allein 2005 haben sich 6256 ehemalige Soldaten umgebracht, berichtet CBS - das sind durchschnittlich 17 Suizide pro Tag. Der Studie des Fernsehsenders liegt eine Umfrage in 45 US-Bundesstaaten zu Grunde.

[...] Laut "New York Times", die ebenfalls über die CBS-Studie berichtet, ist die Zahl der Selbstmorde Ex-Armeeangehöriger sogar höher als die Zahl aller US-Soldaten, die seit 2003 im Irak-Einsatz ums Leben gekommen sind. Dort starben 3863 Armeeangehörige. Das Blatt spricht von einer regelrechten Suizid-Epidemie.

"Diese Zahlen zeigen ganz deutlich das Ausmaß der mentalen Gesundheitsprobleme", zitiert die CBS-Sendung Paul Sullivan, der sich für die Rechte ehemaliger Armeeangehöriger einsetzt. CBS zitiert auch den Vater eines 23-jährigen Soldaten, der sich 2005 das Leben nahm, der der US-Regierung und dem Generalstab vorwirft, das wahre Ausmaß des Problems verschleiern zu wollen. Die Regierung "will keine Zahlen", sagte Mike Bowman dem Sender CBS. Sein Sohn hatte an einem der gefährlichsten Plätze im Irak Dienst getan: Der Flughafenstraße. "Als er zurückkam, waren seine Augen tot. Kein Leuchten mehr", beschrieb seine Mutter dem Sender die Veränderung des jungen Mannes. Acht Monate später, am Thanksgiving Day, beging er Selbstmord.

In den USA leben 25 Millionen ehemalige Armeeangehörige, von denen laut CBS 1,6 Millionen in Afghanistan und im Irak kämpften. Die Studie des Senders bezieht jedoch nicht nur diese Soldaten ein sowie jene, die in Vietnam und im Zweiten Weltkrieg kämpften, sondern alle ehemaligen US-Soldaten.

[...] In der vergangenen Woche zeigte eine andere erschreckende Studie über Kriegsheimkehrer, dass sie einen überdurchschnittlichen Anteil unter den Obdachlosen im Land haben: 25 Prozent - obwohl sie lediglich 11 Prozent der erwachsenen Gesamtbevölkerung stellen


Aus: "KRIEGSFOLGEN: US-Armee beklagt mehr Veteranen-Selbstmorde als Gefallene im Irak" (anr/ler/AFP, SPON 15. November 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,517568,00.html



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Quote[...] Im Irak sind sie Bombenanschlägen, Helikopterabschüssen und umher fliegenden Projektilen ausgewichen. Sie sind mit dem Leben davon gekommen. Sie sind unversehrt. Sie haben noch beide Arme und Beine.

Und doch fehlt etwas. Es ist die Unbekümmertheit und Selbstverständlichkeit des Lebens vor dem Kampfeinsatz, welche zivilen Mühen es auch immer barg. Der innere Frieden fehlt, der auch immer von einem Rest Unschuld zeugt.

Im Jahr 2005 haben sich 6256 ehemalige Angehörige der US-Armee das Leben genommen. Das folgt aus einer Studie, die der US-Sender CBS bei Steve Rathburn von der University of Georgia in Auftrag gegeben und gestern veröffentlicht hat.
Zugrunde lag das Datenmaterial von 45 US-Bundesstaaten.

Die papierne Statistik sagt, dass die Häufigkeit der Selbsttötungen unter den Ex-Soldaten mehr als doppelt so hoch liegt wie bei der Gesamtbevölkerung.
Unter den 20- bis 24-Jährigen lag sie sogar fast viermal so hoch wie bei Altersgenossen, die nicht in der Armee gedient haben.

Das Pentagon hatte im August selbst mitgeteilt, dass auch die Selbstmordrate unter den aktiven Soldaten so hoch sei wie seit 26 Jahren nicht mehr. Insbesondere beträfe es diejenigen, die in Afghanistan und im Irak ihren Dienst täten.

Als Gründe nannte das Pentagon ,,die Belastungen des Kriegseinsatzes, aber auch emotionale, juristische und finanzielle Probleme". Die Zahl der Psychologen und Geistlichen sei daher um 25% aufgestockt worden.

[...] Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis der Krieg auf Bodentruppen und sonstige Komparsen aus Menschenmaterial verzichten kann. So lange setzt man auf den Prototyp des altmodischen Amerikaners, der seinen Söhnen beigebracht hat, dass jeder seinen Teil tun müsse. ,,Pitch in", was so viel wie ,,einspringen" heißt, werden auch weiterhin junge Menschen, mit ihrer ganzen Unversehrtheit.

Zurück kommen sie nicht selten in nummerierten Leichensäcken, mit zerfetzten Gliedmaßen oder äußerlich am Stück. Aber die Seele hatte Einschüsse hinzunehmen. Manche verwinden es. 17 Seelen pro Tag nicht.



Aus: "17 pro Tag" von Elementarteilchen, Brüggen  (15.11.07)
http://www.rp-online.de/hps/client/opinio/public/pjsub/production_long.hbs?hxmain_object_id=PJSUB::ARTICLE::255072


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Quote[...] In den USA ist die Suizidrate unter ehemaligen Soldaten in den letzten Jahren rasant angestiegen.

Allein im Jahr 2005 hätten sich 6.256 Veteranen das Leben genommen, im Durchschnitt 17 pro Tag, berichtet die britische "Times". Die Zahl der Selbstmorde unter Veteranen liege damit bereits über jener der im Irak gefallenen Soldaten - rund 3.800 seit der Invasion 2003.

"Mentale Epidemie"
Grund für diese "mentale Epidemie" ist laut der Zeitung offensichtlich die psychische Belastung durch die Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan.

"Nicht jeder kommt verwundet aus dem Krieg zurück, aber keiner kommt so wieder, wie er gegangen ist", zitiert die "Times" den Gründer der Iraq and Afghanistan Veterans for America (IAVA), Paul Rieckhoff.

[...] 2005 wurden 1,29 Suizidfälle pro 10.000 Soldaten registriert, 2004 noch 1,1 pro 10.000. In Afghanistan richteten im Vorjahr 25 Soldaten ihre Waffe gegen sich, 2005 waren es 14.

Als häufigste Ursachen nennen US-Armeepsychologen Angst und permanenten Stress im Einsatz, gescheiterte Beziehungen durch die lange Einsatzdauer sowie den einfachen Zugang zur Waffe.


Aus: "Mehr Selbstmorde als Gefallene im Irak" (orf.at, 11/2007)
Quelle: http://orf.at/071115-18719/?href=http%3A%2F%2Forf.at%2F071115-18719%2F18720txt_story.html


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Quote[...] Betrachtet man sich Bücher die neuerdings zur Thematik der Militär- oder Sicherheitsfirmen im Irak erscheinen, so sieht man auf den Coverabbildungen immer den gleichen Typus: ehemalige Angehörige westlicher Sondereinheiten. Es dreht sich um das gleiche Personal, das auch in Söldnerfilmen – angefangen von den Billig- und Primitivvarianten bis hin zu den besseren Produktionen wie "Proof of Life" oder "Blood Diamond" – die Szene dominiert. Nun mag es noch angehen, dass sich Hollywood in allererster Linie an den Präferenzen seines westlichen Publikums orientiert, wenn jedoch "kritische" Literatur den selben Geschmack bedient, so ist das mehr als bedenklich.

Die Presse treibt es oft noch schlimmer. Hier ist zwar manchmal etwas von Söldnern aus Lateinamerika, Südafrika, Nepal, Serbien oder Fidschi zu lesen, doch nur um sofort in die üblichen Klischees zu verfallen. Man kann dann lesen, dass ehemalige Folterknechte Pinochets, Ceaucescus, des südafrikanischen Apartheidregimes oder Veteranen von Todesschwadronen aus Kolumbien und Serbien nun im Irak ihrem sinistren Handwerk nachgehen. Gerne wird dann auf den Tod des Südafrikaners Francois Strydom verwiesen, der früher in der berüchtigten Einheit "Koevoet" gedient hatte. Journalisten der spanischen Zeitung "El Pais" ließen sich in einer Hotelbar Bagdads von einem Serben beeindrucken, der mit zunehmendem Alkoholpegel immer mehr Moslems in Sarajewo erschossen haben wollte und nun im Irak einen Job suchte.

Ganz ohne Zweifel gibt es eine ganze Reihe solcher Personen, die inzwischen im Irak ihr Glück versuchen, dennoch leiden die Artikel an den üblichen Skandal heischenden Übertreibungen. Irgendwie erinnern sie an die Berichterstattung über die Kriege in Indochina und dem Kongo, im denen ständig von Veteranen der Waffen-SS gemunkelt wurde. In der Fremdenlegion waren diese eher selten, und im Kongo gab es keinen einzigen, weshalb sich Kongo-Müller der ungeteilten Aufmerksamkeit der Weltpresse erfreuen durfte. Journalisten übersehen auch allzu gerne, dass Söldner oft enorme Aufschneider sind und mit Vorliebe die eigene Biographie mit einigen erfundenen Missionen und Leichen ausschmücken. Man hält sich hier an das italienische Motto: "Wenn es schon nicht wahr ist, so ist es doch zumindest gut erfunden."

Vor allen Dingen erinnert uns aber die Perspektive der Medien an die mittelalterlicher Chroniken – Geschichte wiederholt sich zwar nicht, funktioniert aber immer wieder gerne nach ähnlichen Prinzipien. In diesen Chroniken findet man leicht die Namen illustrer Fürsten, die in fremden Diensten Ruhm und Ehre suchten – vom Geld wird nur selten berichtet -; von der großen Masse der einfachen Knechte ist dagegen kaum etwas zu erfahren. Nur manchmal ist pauschal von "bösem Volke aus allen Ländern" zu lesen. Wenn man es etwas genauer wissen möchte, entdeckt man, dass dieses Volk sehr oft aus den ärmsten Regionen Europas stammte: der Bretagne, den Pyrenäen, Wales, den Alpen, oder Schottland. Reine Armut reichte natürlich nicht ganz aus; die potentiellen Rekruten sollten auch möglichst kriegerisch und waffengewohnt sein.

Dass das Geschäft im Irak zur Zeit immer noch nach ähnlichen Mechanismen abläuft belegt die Arbeit der "U.N. Working Group on the Use of Mercenaries" (UNWG), die im Juli 2005 ihre Arbeit aufgenommen hat und seither die Anwerbung und Verwendung von Söldnern weltweit untersucht. In ihren Berichten ist weder von amerikanischen Special Forces, noch von serbischen Scharfschützen die Rede, sondern vom banalen Alltag der Söldnerwerbung. Die Arbeitsgruppe besuchte so entlegene Länder wie Honduras, Ecuador, Peru, Chile und Fidschi, da dort die Hauptrekrutierungsgebiete vermutet werden. Wahrscheinlich muss sie sich in nächster Zeit auch noch nach Nepal, Kolumbien und Uganda bewegen.

Man mag es vielleicht für einen Skandal halten, dass arme Schweine aus der 3. Welt, die sich höchstwahrscheinlich nie ein Auto leisten konnten, für das Rohöl der reichen Länder den Kopf hinhalten. Wir denken, dass Söldnergeschichte fast immer so war. Was uns aber dennoch gewaltig stört ist die Ignoranz der Journalisten und Autoren, die auf möglichst billige Weise den Publikumsgeschmack bedienen. Zeitungen berichten bevorzugt über Söldner ihrer Nationalität – der "Stern" konnte sogar eine deutsche Firma ausfindig machen -, und konzentrieren sich ansonsten auf den von Hollywood geprägten Typus. Die meisten Leser wissen deshalb noch nicht einmal, dass diese Leute überhaupt existieren. Und wenn dann tatsächlich mal ein paar in die Nachrichten gelangen, da sie einem Attentat zum Opfer gefallen sind, kann sich der westliche Leser damit trösten, dass es sich ja nur um faschistische Killer aus Südafrika oder Chile gehandelt habe.


Aus: "Das "Fußvolk" im Irak: Rich man's war and poor man's fight" Von Frank Westenfelder (Datum ? [19.11.2007])
Quelle: http://www.kriegsreisende.de/wieder/irak_soeldner.htm


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Quote[...] Zu Beginn des "Unternehmens Barbarossa", des Überfalls auf die Sowjetunion am 21. Juni 1941, konnte die Wehrmacht rund 600 000 Mann verbündete Truppen gegen die UdSSR einsetzen. Später kamen noch zahlreiche ausländische Freiwillige und "Hilfswillige" hinzu. Auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs war auf deutscher Seite im Osten jeder dritte Uniformträger in Wirklichkeit: ein Ausländer.

[...] Was sagen uns die Zahlen ausländischer Helfer Hitlers an der Ostfront? Eindrucksvoll sind die Größenordnungen in jedem Falle: Schon in der ersten Phase des deutsch-sowjetischen Krieges machten die Verbündeten und die Freiwilligen aus allen Teilen Europas zusammen rund eine Million Mann aus - gegenüber drei Millionen deutscher Soldaten an der Ostfront. Während die durchschnittliche Stärke der Wehrmacht in den folgenden Jahren auf rund 2,5 Millionen sank, erhöhte sich die Zahl "fremdländischer" Soldaten unter deutschem Oberkommando um eine weitere Million Mann. Der Großteil davon waren ehemaligen Sowjetbürger. Von ihnen schlugen sich die meisten nicht auf die deutsche Seite, weil sie an den Nationalsozialismus glaubten, sondern weil sie hofften, das Stalin-Regime zu beseitigen, indem sie aktiv mitkämpften oder die Deutschen durch Hilfsdienste unterstützten. Mit der stetigen Frontverschiebung nach Westen im letzten Kriegsjahr gelang es den Deutschen noch einmal, hunderttausende Rekruten in den baltischen Staaten, in der Ukraine und in Ungarn zu mobilisieren - Ländern also, die die sich abzeichnende Ausdehnung des sowjetischen Machtbereichs fürchteten und die den Vormarsch nach Westen noch stoppen wollten. Im Baltikum sowie in der Westukraine setzten zahlreiche antisowjetische Kämpfer den Widerstand sogar bis Anfang der 1950er Jahre fort.


[...] Ohne die Mobilisierung zusätzlicher Kräfte der Verbündeten hätte Hitler 1942 seine Sommeroffensive in Richtung Stalingrad und Kaukasus nicht durchführen können. Es waren Italiener, Ungarn und Rumänen die für ihn die weite Flanke an Wolga und Don sicherten. Den riskanten Vorstoß zu den Ölfeldern des Kaukasus unterstützten mehr als Hunderttausend einheimische Freiwillige, teils in eigenen bewaffneten Formationen.

[...] Spätestens seit der Katastrophe von Stalingrad konnte die Wehrmacht einen schnellen Zusammenbruch der Ostfront nur noch mit den nicht-deutschen Helfern verhindern. Ihre größte Bedeutung hatten diese bei der Sicherung des Hinterlandes und der Bekämpfung von Partisanen. So führten 1943 allein im Baltikum 107 "Schutzmannschafts"-Bataillone mit 60 000 Mann den Kampf gegen die Partisanen. Gleichwohl trugen Ausländer nach wie vor in Finnland und in der Ukraine auch in regulären Frontverbänden zur Stabilisierung der Ostfront bei. Wegen der Verkürzung der Front durch die Rückzüge 1943/44 fiel das Ausscheiden der großen Verbündeten Finnland, Italien und Rumänien nicht stärker ins Gewicht. Der Einsatz der ungarischen Armee, von den Deutschen zur Fortsetzung des Bündnisses gezwungen, machte es möglich, daß Hitler im Frühjahr 1945 seine letzte Offensive zumindest beginnen konnte. Auch im letzten Kriegsjahr hing die Mobilität der Wehrmacht nicht nur vom Treibstoff, sondern auch von fast einer Million Freiwilliger der osteuropäischen Völker ab.

[...] Nicht übersehen werden sollte außerdem, dass der millionenfache Einsatz von "fremdländischen" Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen in der Produktion im Hinterland der Ostfront die Wehrmacht seit 1942 überhaupt erst materiell in die Lage versetzte, den Abnutzungskrieg gegen eine überlegene feindliche Koalition noch weitere drei lange Jahre führen zu können.

Kämpften die Ausländer freiwillig oder aus Zwang für Hitler? Diese politisch-moralische Dimension läßt sich angesichts der vielfältigen Formen der ausländischen Beteiligung und der Veränderungen im Kriegsverlauf nicht immer klar definieren. Die wehrpflichtigen Soldaten der verbündeten Armeen mögen freudig oder nicht nach Osten marschiert sein - aus eigenem Antrieb kämpften dort wohl nur die wenigsten. Das lässt sich im Übrigen auch für die meisten deutschen Soldaten vermuten. Politische Motive kann man stärker bei "Legionären" aus Süd-, West- und Nordeuropa ausmachen. Aber nur ein Teil von ihnen gehörte zu den sogenannten "germanischen" Freiwilligen, die von der SS bevorzugt genommen wurden. Das Ausmaß anderer, unpolitischer Motive wie Abenteuerlust läßt sich schwer und wohl nur auf den Einzelfall bezogen ergründen.

[...] Der Antibolschewismus blieb zwar das stärkste Argument der Nazis. Mit ihrer Rassenideologie und einer rücksichtslosen Ausbeutungspolitik zerstörten sie aber ihr anfängliches Ansehen weitgehend - und damit die Chancen, die Menschen in Osteuropa für sich zu gewinnen. Auf diesem "Schlachtfeld der Diktatoren" schenkten sich beide Seiten nichts, was Härte und Brutalität der Auseinandersetzung betraf. Trotz pompöser Propagandaschlachten im "Rassenkampf" contra "Klassenkampf" lagen weder Stalin noch Hitler daran, die Köpfe und Herzen der betroffenen Menschen zu gewinnen. Als in Osteuropa den angeblichen "Befreiern vom Bolschewismus" die "Befreier vom Faschismus" folgten, erhielten die Völker nicht ihre Freiheit, sondern wurden einmal mehr mit Terror, Mord und Deportationen überzogen und unterjocht.

Prof. Dr. Rolf-Dieter Müller ist Mitarbeiter des Militärgeschichtlichen Forschungsamts (MGFA) in Potsdam. Sein Buch "An der Seite der Wehrmacht. Hitlers ausländische Helfer beim 'Kreuzzug gegen den Bolschewismus' 1941–1945" ist im Ch. Links Verlag, Berlin, erschienen. Dieser Artikel gibt allein die Auffassung des Autors wieder. Er stellt keine Meinungsäußerung des MGFA dar.



Aus: "Zweiter Weltkrieg 1941-1945: Ausländer rein!" - Hitlers Streitkräfte waren eine ganz schön bunte Truppe - an der Ostfront war jeder dritte Uniformträger auf deutscher Seite Ausländer. Allein Finnen und Ungarn hielten 1941/42 mehr als die Hälfte der Front, auch Italiener, Balten, Russen, Spanier kämpften dort für Hitlers Ziele. Rolf-Dieter Müller hat die Rolle dieser vergessenen Armeen in einem neuen Buch untersucht.
Quelle: http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/761/auslaender_rein.html

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Quote[...] Nach Angaben von Christian Gerlach [19] ermordeten die deutsche Wehrmacht und die SS allein in Weißrussland bei Massakern gegen die Zivilbevölkerung 345.000 Menschen, dabei waren die Opfer meist Frauen und Kinder, denn die Männer waren bei der Roten Armee oder bei den Partisanen. In der Regel wurden dabei die Menschen in großen Gebäuden wie Scheunen zusammengetrieben und mit Maschinenpistolen oder Maschinengewehren erschossen. Danach wurden, obwohl viele noch lebten, die Gebäude abgebrannt. So starben beispielsweise in Oktjabrski bei einem solchen Massaker 190 Menschen. Anschließend wurden alle Häuser des Dorfes angezündet. In Weißrussland wurden auf diese Weise 628 Dörfer vollständig zerstört, in der Ukraine waren es 250.

[...] Sowohl gegenüber Angehörigen der Wehrmacht als auch gegen die Zivilbevölkerung der baltischen Staaten, der Ukraine, Polens, Rumäniens, Ungarns und Deutschlands kam es seitens der Roten Armee zu Verbrechen im Sinne der Haager Landkriegsordnung. Allein in Schlesien löste die Besatzung eine Flüchtlingswelle von mehr als 3 Millionen Zivilisten aus, von denen über 500.000 Menschen auf der Flucht direkt oder indirekt durch Einwirken der Roten Armee starben [20]. Von Millionen deutscher Flüchtlinge, die sich vor der Roten Armee in Sicherheit zu bringen hofften, kamen Tausende zu Tode [21]. Die Zahl der vergewaltigten deutschen Frauen wird auf etwa zwei Millionen geschätzt, davon starben ca. 10-12% an den daraus resultierenden Verletzungen [22]. Zahlreiche Familien entzogen sich der Gewalt durch Selbstmord. In Budapest wird die Zahl der vergewaltigten Frauen auf 50.000 geschätzt, viele der Opfer wurden im Zuge der Vergewaltigung ermordet [23] [24].

Minderheiten wie die Russlanddeutschen, Krimtataren oder Tschetschenen, Kalmücken und weitere Völker wurden als angebliche Kollaborateure zwischen 1941 und 1944 nach Zentralasien und Sibirien deportiert. Zahllose von ihnen kamen dabei ums Leben.

Die Anzahl der durch Verbrechen der Roten Armee umgekommenen Personen beruht auf Schätzungen und schwankt je nach Quelle.


[...]

Ergebnis:

Mit über 40 Millionen Todesopfern, darunter ca. 25 Millionen Zivilisten [25]hatte die Sowjetunion die meisten Opfer des Zweiten Weltkrieges zu beklagen. Diese Anzahl entsprach, Schätzungen zufolge, einem Sechstel der sowjetischen Bevölkerung zu Beginn des Krieges. Die Anzahl der deutschen Gefallenen an der Ostfront war dreimal so groß wie an der Westfront.

[...] Als Hauptergebnis des Krieges gegen die Sowjetunion, dessen Ende auch das Ende des Zweiten Weltkrieges zumindest in Europa bedeutete, besteht die militärische Besetzung Deutschlands und die anschließende Aufteilung in Besatzungszonen durch die Siegermächte, wobei die sowjetische ,,Zone" bis zur Elbe reichte und Sachsen und Thüringen einschloss.
Die ,,Reichshauptstadt" Berlin, in welcher der alliierte Kontrollrat tagte, wurde zwischen den Siegern in Sektoren aufgeteilt. Durch Ratsbeschluss der Alliierten Kommission wurde u.a. die Auflösung Preußens als Hort des Militarismus beschlossen.

Auf der Potsdamer Konferenz am 7. August 1945 wurden der Sowjetunion umfangreiche Reparationsleistungen, auch aus den Westzonen, vertraglich zugesichert. Außerdem wurde beschlossen, Volksdeutsche aus der Tschechoslowakei, Ungarn und Polen nach Deutschland umzusiedeln. Die Gebiete östlich der Flüsse Oder/Neiße wurden zuerst unter polnische Verwaltung gestellt. Ein Teil Ostpreußens wurde Polen zugeschlagen, der größere Teil, samt Königsberg (heute: Kaliningrad) wurde später der Sowjetunion als selbständiges Gebiet angegliedert. Die sowjetische Westgrenze war fast identisch mit der Demarkationslinie von 1941. Polen wurde im Gegenzug nach Westen ,,verschoben". Die Sowjetunion wandte sich nach dem Sieg über Deutschland auf Drängen der Westalliierten gegen Japan und gewannen im Verlauf des Krieges Sachalin und die Kurilen. Auf dem Balkan gründete Tito einen sozialistisch-föderativen jugoslawischen Staat.

Die meisten osteuropäischen Staaten gerieten in Abhängigkeit zur Sowjetunion, die sich zur Supermacht entwickelte. Rumänien und Bulgarien 1945, die Tschechoslowakei und Polen 1948 bzw. 1947, Ungarn 1947.
Finnland konnte seine staatliche Unabhängigkeit bewahren, musste aber auch Gebiete abtreten, die in der Karelo-Finnischen SSR zusammengefasst wurden.

Österreich wurde vom Deutschen Reich wieder getrennt und von den Alliierten in Besatzungszonen aufgeteilt. Die Hauptstadt Wien wurde gleichfalls unter den Siegern in Sektoren aufgeteilt und unterlag den Bestimmungen des Vier-Mächte-Status

In den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wurden die Verantwortungsträger des nationalsozialistischen Regimes angeklagt und abgeurteilt. Dabei mussten sich erstmals in der Geschichte Politiker, Militärs und andere führende Persönlichkeiten persönlich für das Planen und Führen eines Angriffskrieges und für Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten. Diese Prozesse gelten als Grundlage für das moderne Völkerstrafrecht.



Aus: "Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945" (11/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Barbarossa

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Quote[...] Mit dem Erlass über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet ,,Barbarossa" und über besondere Maßnahmen der Truppe vom 13. Mai 1941, kurz Kriegsgerichtsbarkeitserlass genannt, ließ Adolf Hitler durch den Chef des OKW Wilhelm Keitel anordnen, dass Straftaten von Zivilpersonen, die in den Ostgebieten gegen die deutsche Wehrmacht erfolgten, nicht durch ordentliche Verfahren vor Standgerichten oder Kriegsgerichten geahndet werden durften. Vielmehr sollten flüchtende Personen unverzüglich, Tatverdächtige auf Geheiß eines Offiziers erschossen werden; Wehrmachtsangehörige mussten nicht damit rechnen, sich nach einem Übergriff vor einem Militärgericht verantworten zu müssen.

Historiker sehen einen ,,engen ideologischen und rechtlichen Zusammenhang" mit dem ungleich bekannteren Kommissarbefehl vom 6. Juni 1941, bei dem der Bruch des Völkerrechts offensichtlich ist. [1]


Entstehungsgeschichte:
1940 begannen die Planungen für die weit gesteckten Kriegsziele im Osten. Dieser Kampf, so äußerte sich Adolf Hitler, werde sich wesentlich von dem Kampf im Westen unterscheiden. Es werde ein Vernichtungskampf mit dem Ziele der Ausrottung bestimmter politischer Gegner geführt.[2] Dieser Kampf ,,gegen das Gift der Zersetzung" sei keine Sache der Kriegsgerichte, sondern Aufgabe der Truppenführung. [3]

Ab März 1941 wurden Pläne ausgearbeitet, um den Einsatz von Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei (SD) und die Aufgabenverteilung sowie Zusammenarbeit mit dem Heer zu regeln. Der General z.b.V. beim Oberbefehlshaber des Heeres, Eugen Müller, schickte am 6. Mai 1941 einen Entwurf für den späteren ,,Barbarossa-Gerichtsbarkeitserlass" an das OKW, der eine ausführliche Begründung für die kurz darauf beschlossenen Anordnungen enthält. Zu der gegnerischen Armee käme diesmal ,,als besonders gefährliches und jede Ordnung zersetzendes Element aus der Zivilbevölkerung der Träger der jüdisch-bolschewistischen Weltanschauung", der seine ,,Waffe der Zersetzung heimtückisch und aus dem Hinterhalt" gebrauche.[4]

Es handelt sich bei diesem Befehl um einen Führer-Erlass; er trägt das Datum vom 13. Mai 1941. Mit einem Anschreiben, das vom 14. Mai 1941 datiert ist, wurden 19 von 23 Ausfertigungen vom OKW als Geheime Kommandosache versandt. Eine Weitergabe sollte nicht vor dem 1. Juni erfolgen.

Der erste Abschnitt des Befehls vom 13. Mai 1941 bezieht sich auf die ,,Behandlung von Straftaten feindlicher Zivilpersonen".

Inhalte:

    * Für Straftaten feindlicher Zivilpersonen sind Kriegsgerichte oder Standgerichte bis auf weiteres nicht zuständig.
    * Freischärler sind im Kampf oder auf der Flucht ,,schonungslos zu erledigen".
    * Zivilpersonen, die Wehrmachtsangehörige angreifen, sind sofort ,,niederzumachen".
    * Tatverdächtige können auf Geheiß eines Offiziers erschossen werden.
    * Gegen Ortschaften können nach Anordnung eines Bataillonskommandeurs ,,kollektive Gewaltmaßnahmen" durchgeführt werden.
    * Ausdrücklich verboten wird die Festsetzung und Verwahrung von Verdächtigen, um diese später einem Gericht zuzuführen.
    * Erst wenn das besetzte Gebiet ,,ausreichend befriedet" ist, können die Oberbefehlshaber die Wehrmachtsgerichtsbarkeit über Zivilpersonen einführen.

Ein zweiter Abschnitt des Befehls bezieht sich auf Straftaten, die von Wehrmachtsangehörigen gegen Einwohner des besetzten Gebietes verübt werden.

    * Es besteht kein Verfolgungszwang gegen den Wehrmachtsangehörigen, selbst wenn es sich um ein militärisches Verbrechen handelt.
    * Bei der Beurteilung solcher Taten sind Rachegedanken und Leiderfahrungen zu berücksichtigen, die dem deutschen Volk durch ,,bolschewistischen Einfluss" zugefügt worden sind.
    * Nur schwere Sexualstraftaten, Taten aus verbrecherischer Neigung, sinnlose Vernichtung von Unterkünften und Beutegut sind kriegsgerichtlich zu ahnden, da sie zur ,,Aufrechterhaltung der Manneszucht" dienen.
    * Bei der Beurteilung der Glaubwürdigkeit feindlicher Zivilpersonen ist ,,äußerste Vorsicht" zu beachten.

Ein dritter Abschnitt stellt die persönliche Verantwortung der Befehlshaber für die Durchführung des Befehls heraus.

    * Sämtliche Offiziere sollen rechtzeitig in ,,eindringlicher Form" belehrt werden.
    * Die Rechtsberater sind von den Weisungen und auch von den mündlich mitgeteilten politischen Absichten der Führung zu informieren.
    * Nur solche Urteile sind zu bestätigen, die den politischen Absichten der Führung entsprechen.


[...]

Kontroversen und Deutungen:

[...] Christian Streit befand, die Ausarbeitung des Erlasses vom 13. Mai 1941 und des sich darauf beziehenden Kommissarbefehls vom 6. Juni 1941 sei ,,ein entscheidender Schritt in Richtung auf die Einbeziehung der Wehrmacht in die Vernichtungspolitik".[8] Wigbert Benz stellte fest, dass die sowjetische Zivilbevölkerung durch den von der Wehrmachtsführung ausgearbeiteten Kriegsgerichtsbarkeitserlass faktisch für vogelfrei erklärt wurde. Er sei ein ,,Kernbestandteil der verbrecherischen Befehle", denen hunderttausende sowjetische Zivilisten zum Opfer fielen. [9]

Bei der Bewertung der Haltung jener Offiziere, die später als Widerstandskämpfer am 20. Juli 1944 hervortraten, entflammte ein Streit, wieweit der Kriegsgerichtsbarkeitserlass im Jahre 1941 bei der Wehrmacht auf Ablehnung gestoßen sei. Johannes Hürter und Felix Römer belegten, dass der Erlass auch im Heeresgruppenkommando Mitte als Grundlage der deutschen Besatzungspolitik akzeptiert wurde. Sie betonten, der Kriegsgerichtsbarkeitserlass sei im Grundgedanken akzeptiert worden; der Protest habe sich ausschließlich gegen die Aufhebung des Strafverfolgungszwangs gerichtet.[10] Hermann Graml wertete die zusätzliche Anweisung hingegen als Versuch der Kommandeure, ,,menschliches Verhalten zumindest in Ansätzen zu sichern".[11]


Aus: "Erlass über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet ,,Barbarossa" und über besondere Maßnahmen der Truppe" (11/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsgerichtsbarkeitserlass

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Quote[...] Der Artikel Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945 wurde für nicht angemeldete und neue Benutzer gesperrt, da er regelmäßig und in größerem Umfang von Vandalismus betroffen war. Änderungen am Artikel können auf dieser Seite vorgeschlagen werden. Eine Entsperrung des Artikels kann bei den Entsperrwünschen diskutiert werden.


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Krieg_gegen_die_Sowjetunion_1941%E2%80%931945 (11/2007)


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#174
Quote[...] Die norwegische Tageszeitung "Aftenposten" zitierte den Kommandeur des norwegischen Isaf-Kontingents mit der Aussage, dass norwegische Soldaten seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr in so schwere Kämpfe verwickelt gewesen seien wie bei den Gefechten am Montag in Afghanistan. Er könne mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass norwegische Soldaten dabei Menschen töteten, erklärte der norwegische Oberstleutnant John Inge Øglænd demnach weiter.

Im Rahmen des Militäreinsatzes wurde auch mehrmals Unterstützung aus der Luft angefordert. Bei einem dieser Bombenangriffe wurde nach Angaben des afghanischen Verteidigungsministeriums mindestens ein hochrangiger Taliban-Führer getötet. Allerdings gab es auch unbestätigte Meldungen, denen zufolge dabei auch Zivilisten getötet wurden - darunter Kinder.

Weil die afghanischen Truppen nicht über die technischen Möglichkeiten verfügen, Unterstützung aus der Luft anzufordern, muss der entsprechende Luftangriff von deutschen oder norwegischen Spezialisten, die die afghanischen Truppen begleiten, angefordert und dirigiert worden sein.


Aus: "ANTI-TERROR-EINSATZ: Bundeswehr an Gefechten in West-Afghanistan beteiligt" Von Alexander Szandar und Yassin Musharbash (SPON, 09. November 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,516455,00.html

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Quote[...] In der "FAZ" zitierte der FDP-Bundestagsabgeordnete Rainer Stinner einen britischen Konferenzteilnehmer, der sich über einen Fall von unterlassener Hilfeleistung beklagte. Stinner bestätigte die Darstellung, konnte sich nur an Details nicht erinnern. "Die Atmosphäre war so hitzig und die Vorwürfe gegen Deutschland so emotional, dass ich nach Einzelheiten gar nicht fragen konnte", sagte er am Freitag zu SPIEGEL ONLINE.

[...] Immer wieder hatten in der jüngsten Vergangenheit Generäle anderer Nationen den deutschen Kommandeuren klar gemacht, dass sie sich mehr Hilfe im Süden wünschen würden. Denn trotz der für Zivilsten eindrucksvollen Zahl von 20.000 Soldaten im Süden kämpft die Nato dort einen erbitterten Kampf gegen einen immer stärker werdenden Gegner: die Milizen der Taliban. Gerade Kanada fand sich nach seinem Start in Afghanistan in einem der heikelsten Gebiete im Süden wieder. Insgesamt 36 Soldaten starben dort seit dem Sommer. Die Deutschen halten sich dagegen im relativ stabilen Norden auf. Lediglich mit Transportflügen in den Süden und mit 21 Fernmeldeaufklärern bei Kandahar ist die Bundeswehr auch im Süden aktiv.

[...] Intern bekommen die Deutschen im Isaf-Kommandostab in Kabul wegen ihrem Beharren auf den Einsatz im Norden immer wieder den Kopf gewaschen. Ob es konkrete Unterstützung-Anfragen gab, ist jedoch unklar. Alle Nato-Partner wissen, dass die Bundeswehr wegen politischer Vorgaben keine Einsätze im Süden unternehmen kann - gleichwohl sieht das deutsche Mandat ausdrücklich Hilfe für Alliierten in Notlagen vor.

[...] Seit Wochen wird von einzelnen Vertretern der Nato und der US-Regierung ein stärkeres Engagement der Deutschen im Süden verlangt.

[...] Mehr als alle anderen wollen die USA und Großbritannien in Riga versuchen, zu einer Kurskorrektur zu kommen. Immer wieder geht es dabei um die National Caveats, die national unterschiedlichen Begrenzungen für die Einsätze der vielen unterschiedlichen Nato-Armeen in Afghanistan. Die USA und Großbritannien würden gerne erreichen, dass diese Begrenzungen weitgehend verschwinden.

Dafür setzten sie gegenüber Deutschland auf immer weitergehende Vorwürfe. Erst luden britische und US-Offizielle fast jede Woche zu Hintergrundgesprächen, nachdem sie mit den deutschen Stellen verhandelt hatten. Deutliche Worte fielen dort ("Deutschland muss endlich sagen, dass es auch Taliban töten will"), wurden aber zunächst nicht veröffentlicht.

Dann folgten direkte Angriffe. Unlängst forderte Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer mehr Engagement im Süden. Noch deutlicher wurde Nicholas Burns, Staatssekretär im US-Außenministerium. Er bat Deutschland, "seine nationalen Vorbehalte, was den Einsatz seiner Truppen in Afghanistan angeht, zu überdenken und zu überlegen, ob diese Restriktionen für die Nato-Operation als Ganzes wirklich sinnvoll sind".

Der Druck steigt so stark, dass sogar der Grünen-Politiker und Uno-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Tom Koenigs, am wunden Punkt der deutschen Politik rührte. "Im Zweifel" müsse die Bundeswehr auch im Süden zum Einsatz kommen, forderte der Afghanistan-Kenner kürzlich. Auch er muss sich in Kabul immer wieder Klagen anhören.

[...] Dass das Thema in Berlin Gereiztheiten auslöst, offenbarte die Reaktion des Sprechers des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger. Deutschland müsse sich "keinerlei Vorhaltungen" gefallen lassen im Zusammenhang mit seinem Afghanistan-Engagement. Man sei zivil und militärisch massiv engagiert. Derzeit sind laut Verteidigungsministerium 2912 Bundeswehr-Soldaten im Land stationiert. Jäger forderte, die "aufgeheizte Diskussion" solle wieder auf eine sachliche Ebene zurückgeführt werden.

Jäger wiederholte den Standpunkt seines Ministers: Der Schwerpunkt des deutschen Einsatzes bleibe der Norden. Die relative Ruhe dort könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Verringerung deutscher Präsenz im Norden zu "potentiell verheerenden Auswirkungen auf die Gesamtstabilität" führen könne. Ähnliches hatte Raabe gesagt: Ein "Rausbrechen" deutscher Kontingente würde möglicherweise zu Instabilität im Norden führen.

Auch Raabe verwahrte sich gegen Vorwürfe eines mangelnden Engagements der Bundeswehr. Die Bundesrepublik erfülle im Gegensatz zu anderen Isaf-Teilnehmerstaaten zu "100 Prozent" ihre Verpflichtungen. Welche Staaten dies nicht tun, beantwortete er nicht - fügte aber hinzu: Ein Teil dessen, was öffentlich wiedergegeben werde, entspreche nicht dem, was in der Nato über Deutschlands Rolle gedacht werde.


Aus: "AFGHANISTAN-EINSATZ: USA und Briten überziehen Deutschland mit Kritik-Kampagne" Von Matthias Gebauer und Severin Weiland (SPON, 17.11.2006)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,449160,00.html

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Quote[...] Wer in Kabul nach Meinungen zur Bundestagsdebatte über die Verlängerung des Anti-Terror-Mandats ,,Operation Enduring Freedom" (OEF) fragt, erntet vor allem Schulterzucken. Viele westliche Beobachter in Afghanistan halten die Frage, ob bis zu 100 Soldaten der deutschen Spezialtruppe KSK im Rahmen der amerikanisch geführten Mission in Afghanistan eingesetzt werden dürfen, für eine Scheindiskussion. ,,Hier die gute Schutztruppe Isaf, da die böse OEF. Das ist ein Popanz der innerdeutschen Diskussion", sagt ein westlicher Beobachter in Kabul, der wegen der Sensibilität des Themas anonym bleiben will.

Die Diskussion lenke von den eigentlichen Problemen ab. Es gebe keine kohärente Afghanistan-Politik des Westens. Ebenso wenig gebe es eine gemeinsame Pakistan-Politik. Anstatt wochenlang über die Details einer Beteiligung der Bundeswehr an der Schutztruppe Isaf und der Anti-Terror-Mission OEF zu diskutieren, müsse die Frage geklärt werden, was das Ziel des westlichen Engagements in Afghanistan sei. ,,Sind wir hier, um Terroristen zu jagen oder Wiederaufbau zu leisten?"

Müßig erscheint vielen Beobachtern die Diskussion auch deshalb, weil beide Missionen in der Praxis immer schlechter voneinander zu trennen sind.

[...] Am deutlichsten sind die Überschneidungen beider Missionen im Osten Afghanistans zu beobachten, wo sowohl amerikanische Isaf-Truppen als auch amerikanische OEF-Truppen stationiert sind. Sie unterstehen demselben Kommandeur, General David Rodriguez. Gemeinsame Operationen stehen schon deshalb auf der Tagesordnung, weil alle amerikanischen Hubschrauber unter OEF-Kommando stehen. Sie werden regelmäßig bei Isaf-Einsätzen im Verantwortungsgebiet der amerikanischen Streitkräfte im Osten des Landes eingesetzt.

Eine klare Trennung halten die Amerikaner auch gar nicht für sinnvoll. ,,Wir können unseren Kameraden nicht sagen, dass wir ihnen nicht helfen, weil sie zur Isaf gehören", sagt ein amerikanischer Soldat auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram nördlich von Kabul. ,,Das wäre der amerikanischen Öffentlichkeit auch nicht zu vermitteln." Gehört der Mann nun zur Isaf oder zu den OEF-Truppen? Seine Uniform weist ihn als Isaf-Vertreter aus. Doch das Abzeichen ist nur mit einem Klettverschluss angeheftet. Mit einem Ruck zieht er es ab und stellt sich als Kommandeur einer OEF-Einheit vor. ,,Die Amerikaner unterscheiden nicht. Die Trennung ist nur für die Europäer da", heißt es dazu in der Isaf.

[...] Umstritten ist die OEF in Deutschland vor allem deshalb, weil sie häufig mit Opfern unter der Zivilbevölkerung in Verbindung gebracht wird. Tatsächlich sind aber in der Vergangenheit auch bei Kampfeinsätzen der Isaf Zivilisten getötet worden, wobei die genauen Opferzahlen in vielen Fällen nicht zu verifizieren sind und es Teil der Taliban-Strategie ist, hohe Opferzahlen zu verbreiten. ,,Beide Missionen haben zuweilen Schwierigkeiten, Zivilisten und Taliban zu unterscheiden. Deshalb ist es wichtig, dass sie die afghanischen Streitkräfte stärker einbeziehen", sagt Ahmad Fahim Hakim, stellvertretender Leiter der afghanischen Menschenrechtskommission.

Todesopfer unter Zivilisten bei Militäraktionen hatten in der afghanischen Bevölkerung vor einigen Monaten zu großer Empörung geführt.

QuoteScheindiskussion? - und ob!
Rolf Joachim Siegen (rolfS2), 15. November 2007 19:16

<Hier die gute Schutztruppe Isaf, da die böse OEF. Das ist ein Popanz der innerdeutschen Diskussion >
Dieser sog. 'westliche Beobachter' haette noch genauer formulieren sollen: Die intime Bush - Freundin und Ranch - Besucherin Kanzlerin Merkel billigt das Abenteuer Deutschlands in Afghanistan aus puren Opportunismus, die anderen Berliner Funktionaere plappern die Propaganda - Floskeln nach, unterstuetzt von einigen Gutmenschen, die vorgeben, an das Maerchen vom Aufbau einer Zivilgesellschaft (unter Kuratel der 'atlantischen Partner') in Afghanistan zu glauben.
Doch wie der Korrespondenten - Bericht aus Warschau zu Uebergriffen polnischer Soldaten zeigt, lassen sich auch diese Verdrehungen nicht dauerhaft aufrecht erhalten. Die Stunde der Wahrheit wird kommen. Wie dreist werden dann die Berliner Funktionaere die Unwissenden spielen?
Bei dem 'Popanz der innerdeutschen (Schein-) Diskussion handelt es sich um eine aufwendig inszenierte Schmierenkomoedie, durch und durch typisch fuer die Verlogenheit des Berliner politischen Betriebes.

QuoteDas Auftreten macht den Unterschied
Wadan Ahmadzai (Inzar), 15. November 2007 07:53

Bei meinem Besuch letztes Jahr im Süden des Landes habe ich nur die Amerikaner erlebt, wie sie eine Durchsuchung in einem Dorf durchführen, aber keine ISF- Soldaten. Daher fällt es mir schwer ein Vergleich zu ziehen. Dabei geht es in Afghanistan nicht nur um das Problem der Geschlechtertrennung, wie dies im Beitrag Einklang findet, sondern es geht's darum wie und auf welche Art die amerikanische Soldaten in den Dörfer auftreten. Sie benachrichtigen weder die Dorfautoritäten noch die afghanische Regierung. Sondern die bewaffneten Soldaten rücken samt mit ihren Hunden an und gehen in den Häusern mit Waffen in der Hand hinein und reisen die Frauen nach belieben hin und her. Kleine Kinder stehend vor ihren Hauswänden und weinen von Angst vor den Hunden. Diese Ohnmacht gegenüber der amerikanischen Soldaten macht die Bevölkerung zum Gegner der alliierten Armeen. Mehr noch, dieses Vorgehen der Alliierten degradiert die Zentralregierung in Kabul in Augen der Bevölkerung zu einem Papiertiger herab. Daher nutzt auch nicht das Bekenntnis, dass die Alliierten gebetsmühlenartig wiederholen, sie wollten die afghanische Regierungsinstitutionen stärken. Weil die Bevölkerung in der Realität das Gegenteil erleben.




Aus: "Afghanistan-Mandate: ,,Trennung zwischen OEF und Isaf nur für Europäer""
Von Friederike Böge, Kabul  (15. November 2007)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E2FE8FFF653F94DF7893C9EE257D0A66E~ATpl~Ecommon~Scontent.html