[...] Das Spezielle an Lörrach ist, dass eine Frau Amok lief. In Deutschland ist kein Fall bekannt, der mit diesem Ereignis vergleichbar wäre, bestätigt der örtliche Polizeisprecher. "Von den Erfahrungen her ist es tatsächlich eher ungewöhnlich."
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Aus: "Amoklauf in Lörrach: In Ruhe auf den Kopf geschossen" VON NADINE MICHEL (20.09.2010)
Quelle:
http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/in-ruhe-auf-den-kopf-geschossen/-.-
[...] Die Täterin hatte am frühen Sonntagabend nach Behördenangaben zunächst ihren Ex-Partner und den gemeinsamen fünfjährigen Sohn in der Wohnung des Mannes in der Lörracher Innenstadt getötet. Dann brachte die 41-Jährige in einer benachbarten Klinik einen Pfleger um und verletzte weitere Menschen, ehe die Polizei die Frau erschoss.
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rub-a-dub schreibt
Motiv?
Mein Weltbild bekommt Risse. Weder kann ich "Killerspiele" als Ursache erkennen, noch einen islamistisch-terroristischen Hintergrund. Sollte die Welt komplexer sein als es manche Erklärungsmodelle vermuten lassen?
Oje....
Aus: "Frau tötet Ex-Partner, Sohn und einen Krankenpfleger" (20.09.2010)
Quelle:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/bluttat-von-loerrach-frau-toetet-ex-partner-sohn-und-einen-krankenpfleger-1.1002205-.-
[...] Die Frau habe zunächst ihren früheren Lebensgefährten sowie den fünf Jahre alten gemeinsamen Sohn getötet, sagte der Leitende Staatsanwalt Dieter Inhofer bei einer Pressekonferenz in der Nacht zum Montag in Lörrach in Baden-Württemberg.
... Nachdem die Frau die Wohnunge ihres Ex-Mannes in Brand gesetzt hatte, lief sie in das nahgelegene Elisabethen-Krankenhaus - bewaffnet mit einer kleinkalibrigen Faustfeuerwaffe, wie sie Sportschützen benutzen, und einem Messer. Auf dem Weg zum Krankenhaus verletzte die Amokläuferin weitere Menschen. In der Klinik erstach sie auf den Fluren der Gynäkologie-Abteilung einen Pfleger. Bei der Amokläuferin soll es sich nach stern.de-Informationen um die 41-jährige Anwältin Sabine R. handeln, die im ausgebrannten Haus eine Kanzlei hat.
Auf dem Weg zum Krankenhaus verletzte die Amokläuferin weitere Menschen. Warum die Täterin ins Krankenhaus stürmte und weshalb sie dort zielstrebig die Gynäkologie aufsuchte, kann die Staatsanwaltschaft nicht beantworten. Auf dem Flur wurde heftig geschossen. Der Pfleger geriet in die Schusslinie. Er hatte Stichverletzungen und Einschüsse im Kopf. "Wir gehen davon aus, dass es eine zufällige Begegnung war", teilte die Polizei mit. Die Analyse dauere noch an. Nach dem Schusswechsel in der Klinik wurde die Frau von einer Streifenbesatzung gestellt und von einer Polizeikugel getroffen.
Laut Badischer Zeitung lag die Rechtsanwältin mit ihrem Mann im Sorgerechtsstreit.
... Erster Tatort war die Wohnung des Mannes in einem Mehrfamilienhaus in der Lörracher Innenstadt. In dieser habe es eine heftige Explosion gegeben. Diese ist laut Polizei von der Frau durch Brandbeschleuniger ausgelöst worden. Die Wohnung wurde komplett zerstört. Die Wucht der Detonation war gewaltig, sagte der Einsatzleiter. Daher kann die Polizei zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, ob der Mann und das Kind erschossen wurden. Die Leichen sind stark entstellt.
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nüb/swd/DPA
Aus: "Anwältin läuft Amok in Lörrach: War es ein Sorgerechtsstreit?" (20. September 2010)
Quelle:
http://www.stern.de/panorama/anwaeltin-laeuft-amok-in-loerrach-war-es-ein-sorgerechtsstreit-1605264.html-.-
[...] Der Mann und das Kind lebten gemeinsam in der Wohnung, die Frau nicht, erklärten die Behörden. Auf ihrer anschließenden Flucht ins benachbarte Elisabethen-Krankenhaus tötete die Frau einen Pfleger und verletzte durch Schüsse vor dem Gebäude zwei Passanten sowie in der Klinik einen Polizeibeamten. Lebensgefahr bestand in der Nacht bei keinem der Verletzten mehr.
Im Flur des ersten Obergeschosses wurde die Frau von der Polizei erschossen. „Durch ihr beherztes Eingreifen haben die eingesetzten Beamten Schlimmeres verhindert“, sagte der baden-württembergische Landespolizeipräsident Wolf Hammann. Von der Explosion bis zum letzten Schuss seien nicht einmal 40 Minuten vergangen.
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Aus dem brennenden Wohnhaus der Opfer rettete die Feuerwehr sechs Erwachsene sowie ein Kind. 15 Bewohner mussten mit Rauchgasvergiftungen in Krankenhäuser gebracht werden. Im Einsatz waren rund 300 Polizisten und Retter aus ganz Südbaden.
Viele Fragen zum genauen Hintergrund der Tat sind bislang noch offen. Etwa wo die Frau lebte und was ihr Motiv sein könnte.
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Aus: "Die blutige Spur der Amokläuferin von Lörrach" (09/2010)
Quelle:
http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article9748300/Die-blutige-Spur-der-Amoklaeuferin-von-Loerrach.html-.-
kontext 69: ein finsteres ereignis (und ein mieses gefühl) [update]
Montag, 20. September 2010
http://autismuskritik.twoday.net/stories/kontext-69-ein-finsteres-ereignis-und-ein-mieses-gefuehl/-.-
[...] Sabine R. hat ihre Kanzlei regelrecht in die Luft gejagt. Sie hat Nitroverdünnung so ausgeschüttet, dass sie sie vom Eingangsbereich aus anzünden konnte. R.s Mann und ihr fünfjähriger Sohn lagen offenbar schon tot in den Räumen, als der gewaltige Knall die ganze Straße aufschreckte. So hat es die Polizei rekonstruiert.
Als die Flammen loderten, zog die 41-jährige Juristin weiter ins benachbarte Krankenhaus, bewaffnet mit einer Sportfeuerwaffe, mehr als 300 Schuss Munition und einem Fahrtenmesser. Am Ende des Amoklaufs sind vier Menschen tot - auch Sabine R. selbst. Hätte die Polizei sie nicht gestoppt und erschossen, wäre es noch weitaus schlimmer gekommen, heißt es.
Die meisten, die an diesem Tag in der Straße stehen, in der Sabine R. die letzten Monate gelebt hat, können sich das alles überhaupt nicht vorstellen: eine solche "Beziehungstat", wie die Polizei es nennt, hinter den Fassaden dieses unauffälligen Wohnkomplexes, dem eine Art Turm an der Ecke etwas Charme verleihen soll. Hinter den Fenstern sind Spitzengardinen oder auch mal offensichtlich unechte Rosen platziert. Eine 67-jährige Nachbarin, die über ihren Balkon lehnt, beschreibt sich selbst als eine der jüngeren Bewohnerinnen im Haus. Sabine R. sei eine nette, offene Frau gewesen, sagt sie außerdem. "Auch adrett gekleidet." ...
[...] Sabine R. kannte das Elisabethen-Krankenhaus. Sie lag einmal selbst dort in der Gynäkologie, im April 2004. Damals erlitt sie eine Fehlgeburt. Sie war schon in der 16. Schwangerschaftswoche. Ein so später Abort kommt selten vor. "Das Kind war nicht zu retten", sagt der Chefarzt der Klinik, Kurt Bischofberger, am Montagabend auf einer Pressekonferenz. Neben dem Mann mit dem grauen Vollbart sitzt die Hospitalleitung mitsamt der obersten Seelsorgerin Schwester Anemunda in ihrer weißen Tracht. Links an der Wand hängt ein großes Kruzifix. Das katholische Hospital, in dem noch mehrere Ordensschwestern ihren Dienst tun, habe R. damals wie allen Frauen in ähnlicher Lage psychologische Hilfe angeboten, versichert Bischofberger.
Zumindest eine Beerdigung des Kindes aber lehnte die Juristin ab. Das geht aus den Akten hervor, aus denen der Chefarzt sich das damalige Geschehen zurechtkonstruiert hat. R. wurde demnach nach nur einer Nacht in der Klinik wieder entlassen. Wie schwer kann ein solches Erlebnis einen Mensch traumatisieren? So sehr, dass er sich irgendwann rächen will?
[...] Immer wieder ist an diesem Tag erzählt worden, dass R. "gezielt" auf die Gynäkologie im ersten Stock des Elisabethen-Krankenhauses gerannt sei. Aber es liege wegen der Architektur des Hauses auch nahe, genau diese Treppe zu nehmen, heißt es auf der Pressekonferenz. Und zu dem Pfleger, den R. mit einem Messer attackierte und dann in den Kopf schoss, wurde von der Polizei bislang "absolut keine Querverbindung" gefunden. Ihr Betreuer war er jedenfalls nicht, als sie ihr Kind verlor.
[...] R., die aus der Pfalz stammt, war nach bisherigen Erkenntnissen auch nicht in psychiatrischer Behandlung. Nachbarn hätten die Frau in ersten Vernehmungen als "psychisch angespannt" beschrieben, sagt Oberstaatsanwalt Dieter Inhofer. Sie schien unter Druck zu stehen. Gewundert hat sich darüber aber wohl niemand. Die 41-Jährige war frisch getrennt von ihrem Mann, lebte nun in Räumen, die offenbar mehr Büro mit Schlafmöglichkeit als Wohnung waren.
Nachbarn berichteten von Streit im Treppenhaus mit dem Noch-Ehemann, wenn der das Kind brachte oder abholte. Aber ein Sorgerechtstreit? Nach bisherigen Erkenntnissen nicht anhängig. Tatsächlich ist nicht einmal klar, wie das Kind am Sonntag gestorben ist. Die Obduktion läuft noch. Es gebe Anzeichen "stumpfer Gewalteinwirkung", heißt es bei der Staatsanwaltschaft. Schussverletzungen hatte aber nur der 44-jährige Ehemann, ein gelernter Schreiner.
So sind es bislang nicht mehr als ein paar Vermutungen, aus denen manche an diesem ersten Abend nach der Tat vielleicht schon Legenden stricken. Die Polizei dagegen hält sich mit Schlussfolgerungen auffällig zurück. Die Indizien sind bislang rar: R.s Wohnung ist komplett ausgebrannt. Lediglich zwei Tresore wurden gefunden, doch die sind noch nicht geknackt. Vielleicht sind die Waffen darin, die die Polizei im Moment noch sucht. Denn neben der "Walther Long Rifle", Kaliber 22, mit der R. am Sonntagabend um sich schoss, besaß die Juristin ihrem Waffenschein zufolge noch drei weitere Waffen. Bei Hausdurchsuchungen in der Wohnung von R.s Mann wurde bislang nichts gefunden.
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Aus: "Die Frau, die niemand wirklich kannte" Von Anne Seith, Lörrach (20.09.2010)
Quelle:
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,718548,00.html-.-
[...] Die Amokläuferin von Lörrach - möglicherweise hatte sie ein spezielles Motiv. Sie hatte in dem Krankenhaus, in dem sie am Ende einen Krankenpfleger erschoss, im Jahr 2004 eine Fehlgeburt gehabt. "Ob das der Grund war, dass sie sich dorthin wandte, wissen wir nicht," sagt Oberstaatsanwalt Dieter Inhofer am Montagnachmittag auf einer Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft in Lörrach.
[...] Staatsanwalt Inhofer sagt, nach den derzeitigen Ermittlungen liege es nahe, "dass eine Beziehungsproblematik Auslöser für die Tat war". Vor der finalen Schießerei im Krankenhaus hatte die 41-jährige Rechtsanwältin in einem Wohnhaus gegenüber der Klinik ihren Ehemann mit einer Kleinkaliberwaffe erschossen, als dieser den gemeinsamen Sohn bei ihr abholen wollte.
Die beiden Eheleute lebten seit Juni getrennt voneinander, der Sohn wohnte beim Vater. Von einem gerichtlichen Sorgerechtsstreit ist den Ermittlern jedoch nichts bekannt. Der gemeinsame fünfjährige Sohn starb an "stumpfen Verletzungen", die endgültigen Ergebnisse der Obduktionen von Vater und Kind stehen noch aus.
Nach der Tat in dem Wohnhaus legte die Täterin in dem Haus Feuer mit einer zuvor ausgeschütteten explosiven Nitro-Lösung und drang dann mit einer Waffe des Kalibers .22 und einem Messer in die Klinik ein. Der Einsatzleiter der Polizei, Michael Granzow, sagt, die Täterin habe etwa 300 Schuss Munition dabei gehabt.
Auf dem Weg ins Krankenhaus verletzte die Frau zwei Passanten. In der Klinik habe sie gezielt zehn Mal auf die Tür eines Patientenzimmers geschossen. Die Beamten hätten daraufhin Schüsse auf sie abgegeben. Polizei sowie die Oberbürgermeisterin von Lörrach, Gudrun Heute-Bluhm, rechtfertigten das Verhalten der Polizisten. "Ich bin mir sicher, dass die Beamten vielen Menschen das Leben gerettet haben," sagte Einsatzleiter Granzow.
Anzeichen für eine psychische Erkrankung der Frau seien bisher nicht bekannt. Sie habe aber in jüngster Zeit den Eindruck hinterlassen, "psychisch angespannt zu sein", gab Staatsanwalt Inhofer zu Protokoll.
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Aus: "Amokläuferin erlitt Fehlgeburt in Klinik" (20.09.2010)
Quelle:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/loerrach-hintergruende-der-bluttat-amoklaeuferin-erlitt-fehlgeburt-in-klinik-1.1002579