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[Wasser... (Notizen)]

Started by Textaris(txt*bot), August 22, 2006, 10:58:44 AM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Weltweit leidet ein Drittel der Weltbevölkerung unter Wassernot, wie eine umfassende, internationale Studie belegt. Ein Mangel, der nicht sein müsste. Denn Wasser sei weltweit genug vorhanden. ,,Nur politische Konflikte und fehlende Infrastruktur verhindern die gerechte Verteilung", sagt Frank Rijsberman vom Internationalen Institut für Wassermanagement (IWMI) in Sri Lanka. Etwa 98 Prozent der Wasserknappheit gehen seiner Meinung nach auf das Konto des Menschen. Nur etwa zwei Prozent der Dürren haben natürliche Ursachen.

[...] Erstmals hat ein internationales Expertenteam aus 700 Wissenschaftlern untersucht, wie sich die Wassernutzung in den vergangenen 50 Jahren verändert hat, und weiter entwickeln wird. Die Zahlen alarmieren...


Aus: "Das durstige Drittel" (21.08.06)
Quelle: http://aktuell.focus.msn.de/wissen/wissenschaft/umwelt_nid_34040.html


Textaris(txt*bot)

#1
Quote[...] jeder Deutsche verbraucht etwa 4000 Liter Wasser am Tag. Diese Menge ist erforderlich, um all die Waren zu produzieren, die wir täglich kaufen, vom Steak bis zum Autoreifen. Dafür hat J. A. Allan vom King's College in London den Begriff "virtuelles Wasser" geprägt.

Es hat ein Jahrzehnt gedauert, bis sich dieses Konzept in der Wissenschaft durchsetzte, in Politik und Wirtschaft steht dies noch aus. "Virtuelles Wasser hat nur einen kleinen Platz im Denken der Mächtigen", sagte Allan kürzlich bei einer Tagung des Instituts für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main.

[...] Wissenschaftler des Instituts haben in jüngster Zeit viele Daten veröffentlicht, die einen fundierten Einblick in den virtuellen Wasserverbrauch erlauben. Demnach verbergen sich in jeder Tasse Kaffee 140 Liter virtuelles Wasser.

[...] In der Bilanz gehört Deutschland zu den Top-Ten der Nettoimporteure von virtuellem Wasser. Nach den Untersuchungen der Unesco liegt das vor allem an der Einfuhr wasserintensiv produzierter Agrarprodukte wie Tee, Kaffee und Kakao.


Aus: "Der Wasser-Fußabdruck
140 Liter für eine Tasse Kaffee

Vom Steak bis zum Computerchip: Forscher haben berechnet, wie viel Wasser für die Produktion verschiedener Waren verbraucht wird" (Von Frank Kürschner-Pelkmann; SZ vom 22.8.2006)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/251/83168/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] In den letzten zwei bis drei Jahren sind tatsächlich rund um den Globus die Wassermultis auf dem Rückzug. Wenn man nach Lateinamerika oder Afrika schaut, dann sieht man, daß reihenweise die Verträge vorzeitig beendet oder nicht verlängert werden. Manchmal ziehen sich die Konzerne zurück, manchmal werden sie regelrecht rausgeworfen. Aufgrund der massiven Proteste, die es in den letzten zehn Jahren in vielen Ländern gegeben hat, merken viele Regierungen, daß es politisch nicht sehr schlau ist, Wasser zu privatisieren.

[...] in Johannesburg hat Suez sich jetzt zurückgezogen, weil es aufgrund des Widerstandes in den armen Stadtteilen Geld verloren hat. Die Geschäftsidee von Suez bestand darin, Zähler einzuführen, für die man im voraus bezahlte Chipkarten brauchte. Besonders in Soweto und anderen armen Townships sollten diese in jedem Haushalt installiert werden. Aber die Leute haben einfach die Zähler zerstört. Das Programm startete 2002 und sollte in diesem Jahr abgeschlossen sein. Doch nicht einmal zehn Prozent der Haushalte haben funktionierende Zähler. Umgerechnet mehrere 100 Millionen Euro wurden in dieses Programm gesteckt, aber aufgrund des Widerstandes in den Townships hat Suez eine Menge Geld verloren. Im Juni diesen Jahres ist der Vertrag mit Suez ausgelaufen, aber der Konzern hatte offenbar den Appetit verloren und zeigte an der Verlängerung kein Interesse.


Aus: "»Die Leute haben einfach die Zähler zerstört«
Widerstand gegen Privatisierung der Trinkwasserversorgung verdirbt Groß­konzernen den Appetit. Ein Gespräch mit Dale T. McKinley" Interview: Wolfgang Pomrehn (jw; 09.11.2006)
Quelle: http://www.jungewelt.de/2006/11-09/056.php


Textaris(txt*bot)

Quote[...] BERLIN. Werden die Kriege des 21. Jahrhunderts um Wasser statt um Öl geführt? Manche Experten halten das durchaus für möglich. Schließlich reichen die Vorräte in vielen Ländern schon heute nicht mehr aus, um alle Haushalte mit ausreichend Trinkwasser zu versorgen, die Felder zu bewässern und die Industrie am Laufen zu halten. Der Klimawandel wird den Mangel noch verschärfen. So rechnet eine UN-Studie damit, dass Mitte des Jahrhunderts in mindestens 48 Staaten Wasserknappheit herrschen wird. Über solche bedrohlichen Entwicklungen diskutieren 2 500 Experten aus 140 Ländern seit gestern in Stockholm auf der Weltwasserkonferenz.

Eigentlich müssten die globalen Wasservorräte gut für die gesamte Bevölkerung reichen. Schließlich stehen im Durchschnitt für jeden Erdenbürger - für sein Trinkwasser, für die Herstellung seiner Lebensmittel, für die Produktion der von ihm genutzten Industriewaren - im Jahr zwischen fünf und sechs Millionen Liter zur Verfügung. Schon 1,7 Millionen würden genügen, um sämtliche Bedürfnisse eines Menschen zu befriedigen. Doch da die Vorräte nicht gleichmäßig über den Globus verteilt sind, hat derzeit ein Drittel der Weltbevölkerung mit Wasserknappheit zu kämpfen.

Kritisch ist die Lage etwa in der Mittelmeerregion. Im Westen und in den Gebirgslagen Griechenlands können dort, wie eine Studie der Umweltorganisation WWF zeigt, pro Quadratmeter in einem Jahr durchaus mehr als 2 000 Liter Niederschlag fallen, das ist die doppelte Regenmenge von München. Die griechischen Inseln dagegen müssen sich in manchen Jahren mit 200 Litern pro Quadratmeter begnügen. In diesem Sommer haben die Behörden dort mancherorts schon den Wassernotstand ausgerufen.

Allerdings hat die Wasserknappheit im Mittelmeerraum nicht nur klimatische Ursachen. So hat der boomende Tourismus vielerorts einen gewaltigen Bedarf geschaffen, der aus den lokalen Vorräten kaum zu decken ist. Auf den Balearen zum Beispiel ist der Wasserverbrauch zwischen 1980 und 1995 auf das 15-fache angestiegen. Auch die Landwirtschaft verschlingt mehr und mehr der kostbaren Ressource. Im Jahr 2000 wurden mehr als 20 Millionen Hektar Felder rund ums Mittelmeer bewässert - das ist knapp doppelt so viel wie 1961.

Besonders stark klaffen Bedarf und Angebot im Nahen Osten auseinander. So stehen einer Studie aus dem Jahr 2000 zufolge jedem Israeli jährlich 250 000 Liter Wasser zur Verfügung. Die Palästinenser in den besetzten Gebieten hingegen müssen mit 115 000 Liter pro Kopf auskommen. Konflikte sind da programmiert.

Die Frage, wie sich die Wasserprobleme dieser politisch instabilen Region lösen lassen, wird einer der Schwerpunkte der Stockholmer Konferenz sein.


Aus: "Jeder dritte Mensch leidet unter Wassermangel: Ungleiche Verteilung der begehrten Ressource beschäftigt UN-Konferenz in Stockholm" Kerstin Viering (Berliner Zeitung, 13.08.2007)
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/politik/677347.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Anders als beim Öl, bei dem noch Alternativen denkbar sind, ist das Wasser durch nichts zu ersetzen, womit sich erklärt, dass die Kriege ums Wasser auf den verschiedensten Ebenen längst begonnen haben.
Erinnert sei an die bolivianische Stadt Cochabamba, wo die Wasserversorgung erst nach blutigen Kämpfen im Jahr 2001 wieder in öffentliches Eigentum rück überführt werden konnte, nachdem der US-Konzern Bechtel die Wasserpreise exorbitant erhöht hatte.

Oder die täglichen Wasserkämpfe im Israel-Palästina Konflikt, über die man wenig liest, die aber an Brutalität gegenüber wasserbedürftigen Palästinensern dem vorher Gesagten in nichts nachstehen.
Wasserstreit findet man auch in den USA, wo der deutsche RWE-Konzern vor einigen Jahren die Wasserversorgung von 29 US-Bundesstaaten aufgekauft hatte, um groß ins Wassergeschäft einzusteigen. Nun möchte RWE alles wieder verkaufen, meistbietend an der Börse und gegen den Widerstand ungezählter US-Bürger, die ihre Wasserversorgung wieder in öffentlicher Hand halten möchten.
Wasserkämpfe können aber auch völlig anders geartet sein, wie derzeit die Kämpfe um den Ilisu-Mega-Staudamm, der in der Osttürkei am Tigris gebaut werden soll, zeigen. Tausende Militärs sind vor Ort und sollen über 50.000 Bewohner aus dem Gebiet »entfernen«; wertvolle Grabungsstätten sowie die über 9000 Jahre alte Stadt Hasankeyf sollen überflutet werden; den Nachfolgestaaten Syrien und Irak wird, ohne Konsultation, förmlich das Wasser abgegraben und internationale Auflagen werden nicht eingehalten. Trotzdem gab die Bundesregierung eine 100-Millionen Hermes Bürgschaft und der Baukonzern ZÜBLIN freut sich auf einen Großauftrag.
Ob im ehemaligen Mesopotamien, im indischen Narmada-Tal, oder am Jangtse-Fluss in China: hunderte von Großstaudamm-Projekten verursachen soziale Probleme, wie die Vertreibung der Bewohner und ungezählte ökologische Probleme.

Im brasilianischen Sobradinho wird derzeit ein ähnlicher Kampf gekämpft. Präsident Lula will gleich einen ganzen Fluss, den Rio Sao Francisco umlenken und 700 km in ein neues Flussbett verlegen, um damit der durstigen Agro-Industrie einen gefallen tun. Gegen dieses Mega-Projekt wehrte sich Dom Luiz Cappio, Bischof von Barra, mit einem Hungerstreik und tausende Brasilianer, auch indigene Stämme, mit andauernden Demonstrationen, was aber Lula offensichtlich unbeeindruckt lässt.

Nicht nur in der »Dritten Welt«, sondern auch im behüteten Deutschland finden Auseinandersetzungen um das Wasser statt. So wollen die Berliner ihre Wasserversorgung rekommunalisieren, von der 49.9 Prozent an die Konzerne RWE und Veolia verkauft wurde und fordern die Offenlegung aller Geheimverträge. Trotz eines erfolgreichen Volksbegehrens verweigert sich die Politik mit dem Argument, eine mit den Konzernen vereinbarte Geheimhaltung habe Vorrang vor dem Bürgerwillen.

In Stuttgart sieht es nicht besser aus: 2002 hatte die Stadt ohne Not ihre gesamte Gas-, Strom- und Wasserversorgung an den EnBW-Konzern verkauft, hält Verträge geheim und stellt sich vehement gegen die Bürger, die eine Rückführung in öffentliche Hand fordern.
Die Beispiele im In- und Ausland ließen sich beliebig fortsetzen und Institutionen wie die Welthandelorganisation WTO und die EU tun ihr mögliches, um durch Verordnungen, Richtlinien und Beschlüsse die Privatisierung des Wassers zugunsten von Konzernen weiter zu forcieren. Den Bürgern wird dazu gebetsmühlenartig erklärt, dass dies notwendig, effektiv und für den härter werdenden Wettbewerb und die leeren Haushaltskassen notwendig sei.

Auch die von der UN-Generalversammlung im Jahr 2000 ausgerufene so genannte Milleniumskampagne zielt in eine ähnliche Richtung. Hinter der Vorgabe, bis 2015 die Zahl derer zu halbieren, die keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen und zu Trinkwasser haben, verbirgt sich unter anderem eine klare Privatisierungsagenda, verbunden mit dem Argument, es gäbe nicht genügend öffentliches Geld, um den Menschen zu helfen, was jedoch zynisch anmutet. Schon ein Bruchteil der für Kriege und Zerstörung ausgegebenen Milliarden würde ausreichen, um bequem die gesteckten Ziele zu erreichen.
Eine andere Gefahr für das Trinkwasser ist die zunehmende Verschmutzung und Kontamination mit verschiedensten Giften. So werden in der Landwirtschaft, mit über 70 Prozent dem größten Wasserverbraucher, immer mehr Totalherbizide eingesetzt, wie z.B. Glyfosat, von Monsanto, die nicht genmanipulierte Pflanzen sowie viele Insekten töten und zudem krebserregende- und Unfruchtbarkeit auslösende Wirkung haben. Ähnliche Herbizide wie z.B. Diuron oder Bromacil, setzt die Bundesbahn ein, um die Gleise Pflanzenfrei zu halten. Diesen »Pflanzenschutzmitteln« ist gemeinsam, dass sie früher oder später in die Wasserleiter gelangen und so über lange Zeit unser Grundwasser nachhaltig verseuchen.
Noch gravierender ist die Kontamination des Wassers mit radioaktiven Substanzen, die sowohl bei der »friedlichen Nutzung« der Kernenergie anfallen, als auch bei der Verwendung in Kriegen. So schlummern auf dem Meeresgrund ungezählte Atomsprengköpfe und in den gegenwärtigen Kriegen werden tonnenweise Waffen mit abgereichertem Uran eingesetzt, deren Feinstaub hochgiftig, lungengängig und wasserlöslich ist und damit letztlich weit über die Landesgrenzen hinaus das Trinkwasser verseucht. Bei der »friedlichen Nutzung« ist vor allem die Endlagerung des radioaktiven Mülls ein ungelöstes Problem. So lagern im Salzbergwerk Asse 2 bei Wolfenbüttel derzeit über 125.000 Fässer mit radioaktivem Abfall, der früher oder später in die Wasserleiter gelangt, weil seit 1988 Wasser in das Bergwerk einbricht, und damit ein nicht mehr nachvollziehbares Verbrechen gegen die Umwelt darstellt.

Die zuständigen Politiker sind derzeit offensichtlich nicht in der Lage, auch nur halbwegs vernünftig klingende Lösungen anzubieten.
Auch hier ließe sich die Liste der Wasser gefährdenden Stoffe endlos fortsetzen und sollte uns zeigen, wie unendlich wichtig ein guter Umgang mit dem Wasser ist, wenn wir weitere Kriege ums Wasser vermeiden- und eine lebenswerte Zukunft für uns und unsere Nachkommen sicherstellen wollen.






Jens Loewe, 1958 in Bochum geboren, ist neben seiner Tätigkeit als Sachbuchautor Mitbegründer des »Stuttgarter Wasserforums« sowie des Städtebündnisses »Wasser in Bürgerhand« und unterstützt weltweit zahlreiche Initiativen zur Verhinderung und Rückabwicklung der Trinkwasserprivatisierung. In seiner Vortrags- und Seminartätigkeit befasst er sich mit den Themenschwerpunkten Wasser, Abwasser, Wasserprivatisierung und Kommerzialisierung, sowie mit Demokratisierungs- und Globalisierungsfragen. Sein aktuelles Buch »Das Wasser-Syndikat« ist erschienen im Pforte Verlag.

Aus: "»Kriege ums Wasser haben längst begonnen«: Jens Loewe, Autor und Begründer des Stuttgarter Wasserforums" Von Jens Loewe (23 März 2008)
Quelle: http://diegesellschafter.de/tagebuch/eintrag.php?eid=777#more


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Quote[...] Mehr als eine Milliarde Menschen hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 2,6 Milliarden müssen ohne sanitäre Einrichtungen leben. "Täglich sterben 5000 Kinder unter fünf Jahren an Durchfallerkrankungen, weil sie und ihre Eltern nicht wissen, dass unsauberes Wasser krank macht und den Tod bedeuten kann", teilte die Welthungerhilfe am Mittwoch in Bonn mit. Die Organisation forderte zum Weltwassertag am 22. März deshalb mehr Einsatz für Sanitärversorgung und Hygiene. Experten verwiesen darauf, dass sich die Versorgungslage bei Wasser durch Klimawandel und Bevölkerungswachstum in den kommenden Jahrzehnten nochmals deutlich verschärfen wird.

[...] "Alle 20 Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen einer Krankheit, die durch mangelhafte Hygiene, verschmutztes Wasser oder mit Fäkalkeimen verunreinigte Nahrung verursacht wird", erklärte Karin Kortmann vom Entwicklungshilfeministerium. "Damit tötet Hygienemangel weltweit mehr Kinder als HIV/Aids." Insgesamt leben heute laut Uno-Angaben 2,6 Millionen Menschen "ohne grundlegende Sanitärversorgung".

Der Weltwassertag findet seit 1993 jedes Jahr am 22. März statt. Die Uno hatte es sich 2002 zum Ziel gesetzt, bis 2015 die Zahl der Menschen zu halbieren, denen ein Zugang zu sauberem Wasser fehlt. Experten halten dies aber schon jetzt nicht mehr für erreichbar. Hauptproblem ist, dass Wasser ungleich verteilt ist. "Vereinfacht gesagt, gibt es dort genug, wo keine Menschen leben", sagte der französische Wasserexperte Pierre Chevallier vom Pariser Institut de recherche pour le développement (IRD). "Mit dem Klimawandel wird das nicht besser werden. Er wird die Verdunstung und das Abschmelzen der Gletscher fördern und die verfügbare Wassermenge verringern."

Wie stark der Klimawandel die Trinkwasser-Reserven der Menschheit bedroht, hatten erst kürzlich Wissenschaftler der Ohio State University herausgefunden. Ein steigender Meeresspiegel führt nämlich auch dazu, dass Küstengebiete weltweit überflutet werden. Das eindringende Salzwasser mindert dabei die Wasservorräte.

Der französische Wasserexperte Chevallier verwies auf ein weiteres Problem: das rasante Bevölkerungswachstum auf dem Globus. Nicht nur die Weltbevölkerung wachse, auch die Anforderungen der Menschen in den großen Entwicklungsländern erhöhten sich. Das Uno-Umweltprogramm Unep schätzt demnach, dass Indien im Jahr 2050 mit einer auf 1,5 bis 1,8 Milliarden gewachsenen Bevölkerung 30 Prozent mehr Wasser benötigt als heute. Technisch sei das nicht unmöglich, sagt Chevallier. Dafür seien aber "riesige Investitionen" nötig.

[...]


Aus: "UNSAUBERES WASSER: Täglich sterben weltweit 5000 Kinder" (19. März 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,542456,00.html


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Quote[...] American Water meldete am Montag bei der US-Börsenaufsicht SEC 64 Millionen Aktien für den geplanten Börsengang in New York an. Das sind lediglich 40 Prozent der American-Water-Anteile. Zusätzlich gibt es eine Mehrzuteilungsoption von 9,6 Millionen - einschließlich dieses Greenshoes würden 46 Prozent an die Börse gebracht.

American Water nannte der SEC einen Schätzpreis von 24 bis 26 Dollar je Aktie. Das Unternehmen bewertet sich also mit vier Milliarden Dollar. Der Börsengang der US-Wassertochter könnte ein Volumen von 1,54 bis 1,912 Milliarden Dollar haben, umgerechnet sind das derzeit 974 Millionen bis 1,21 Milliarden Euro.

Geld für die Aktionäre:

Die Börsenpläne für American Water gibt es schon länger. RWE hatte im vergangenen November aber den Gang der US-Tochter aufs Parkett wegen des schwachen Kapitalmarkts auf dieses Jahr verschoben. Im Februar hatte der neue RWE-Chef Jürgen Großmann noch ein Fragezeichen hinter den Zeitplan gesetzt. Theoretisch sei der Börsengang im Frühjahr möglich, der genaue Zeitpunkt sei aber offen. Einen genaueren Zeitplan nannte American Water auch in seiner Pflichtmitteilung an die SEC nicht.

Mit dem Verkauf von American Water will der Konzern die Fokussierung auf das Kerngeschäft abschließen. Zuvor hatte sich RWE bereits von Thames Water getrennt. Den Erlös will RWE laut früheren Angaben an die Aktionäre ausschütten.
bs


Aus: "RWE macht Ernst bei American Water" (01.04.2008)
Quelle: http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_284882



Textaris(txt*bot)

#7
Quote[...] In manchen betroffenen Gemeinden werden die Werte durch Mischung mit unbelastetem Wasser korrigiert, andere setzen auf Filteranlagen, bei denen zum Beispiel bestimmte Harze zum Einsatz kommen, die das Uran entfernen, den Rest des trinkwassers aber nicht beeinflussen. Und in wieder anderen passiert gar nichts: "Report München" berichtet, die Ostsee-Gemeinde Palmzin der Kommune Semlow in Mecklenburg-Vorpommern habe etwa erst durch die Nachfrage der Journalisten von der hohen Uran-Belastung mit Werten über 23 Mikrogramm erfahren. Das zuständige Gesundheitsamt sei zwar schon seit 2006 über die Messung informiert worden, habe aber seither nicht reagiert.


Aus: "SCHWERMETALL-BELASTUNG - Verbraucherschützer warnen vor Uran im Trinkwasser" Von Christoph Seidler  (04.08.2008)
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,570010,00.html

-.-

Quote[...] Meerblau schimmert die Vittel-Flasche, ,,bonne source", gute Quelle, steht auf dem Etikett. 

Eineinhalb bis zwei Liter soll der Mensch laut Lebensmittelexperten jeden Tag trinken, um sich ,,gesund" und ,,ausgewogen" zu ernähren.

Leider sind nicht alle Mineralwasser aus Frankreich so rein, wie die Werbung suggeriert.

In Flaschen von Vittel, Volvic, Cristaline und weiteren französischen Marken sind Spuren von Pestiziden und Hormonen entdeckt worden. Das Verbraucher-Magazin "60 Million de Consommateurs" und die Nicht-Regierungs-Organisation Fondation France Libertés haben die Studie durchgeführt.

Zehn von 47 analysierten Mineralwassern beinhalten Rückstände von Medikamenten, Hormonen und Pestiziden – insgesamt wurden 85 Stoffe entdeckt, die nichts im Wasser zu suchen haben.

Besonders erschreckend ist die Anwesenheit von Tamoxifen, einem synthetischen Hormon, das in der Behandlung von Brustkrebs eingesetzt wird. Spuren des verschreibungspflichtigen Medikaments fanden sich in den beliebten Marken Mont Roucous, St-Yorre, Salvetat, Saint Amand und dem Carrefour-Wasser Céline Cristaline.

Am häufigsten wurde das wasserlösliche Herbizid Atrazin gefunden. Moleküle wurden in Volvic, Vittel, Cora und Cristaline nachgewiesen.

Die Proben der Mineralwasser Hepar und Saint Amand enthielten Spuren der Medikamente Buflomedil und Naftidrofuryl. Damit werden Arterien von Blutdruck-Patienten erweitert.

Auf Leitungswasser in Frankreich enthält laut Studie in acht von zehn Proben mindestens einen Schadstoff.
Wie das Magazin berichtet, bestritten die Mineralwasser-Konzerne die Ergebnisse der Untersuchung. Daraufhin ließ das Magazin die Ergebnisse in einer zweiten Studie überprüfen  - mit gleichem Ergebnis.
Um die Verbraucher zu beruhigen: Die Menge der Moleküle, die als Mikroverunreinigungen entdeckt worden sind, ist so gering, dass eine Gesundheitsgefahr ausgeschlossen werden kann. Trotzdem wirft die Studie Fragen auf: Was haben Arzneimittel und Pestizide im Mineral- und Leitungswasser zu suchen? Warum schließt die Wasser-Industrie solche Verunreinigungen nicht mittels Tests aus?
Es gibt Stoffe, die nicht ins Wasser gehören, auch nicht in winzigen Mengen. Aufklärung und Abhilfe durch die Wasser-Industrie ist nun angebracht.
Das Verbraucher-Magazin fühlt sich durch die Ergebnisse bestärkt: "Es ist ernst genug, um eine weitaus größere Studie anzustreben".


Aus: "Weichmacher im Mineralwasser Schadstoffe in Vittel und Volvic entdeckt"  Florian Leclerc (26. März 2013)
Quelle: http://www.fr-online.de/lebensmittel/weichmacher-im-mineralwasser-schadstoffe-in-vittel-und-volvic-entdeckt,21868140,22214302.html


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Quote[...] Peking - Rund eine Millionen Bewohner der ostchinesischen Stadt Yancheng sind seit Freitag ohne Trinkwasser, nachdem eine Chemiefabrik giftiges Phenol in einen Fluss abgelassen hatte. Wegen der massiven Umweltverschmutzung im Manshe Fluss seien zwei der drei Wasserwerke der 1,5 Millionen Einwohner zählenden Stadt in der Provinz Jiangsu seit Freitag nicht in Betrieb, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Arbeiter müssten die Leitungen reinigen. Die Wasserbehörden hätten Schleusentore öffnen lassen, um die Chemikalie aus dem Flusswasser zu spülen.

Das privat betriebene Biaoxin Chemiewerk sei geschlossen und die Besitzer in Gewahrsam genommen worden, berichtete Xinhua. Die Vergiftung war Freitagmorgen durch den Gestank des Wassers in den Aufbereitungsanlagen Chengxi und Yuehe entdeckt worden. Die Wasserversorgung wurde unterbrochen, so dass die meisten Bewohner und die Industrieproduktion in der Stadt betroffen waren. Die Menschen versuchten, sich mit Mineralwasser einzudecken. Einige Geschäfte versuchten Profit aus der Nachfrage zu schlagen und hätten den Preis für Wasserflaschen mehr als verzehnfacht, berichtete die "China Daily".

dpa




Aus: "Chemikalien vergiften Fluss - Eine Million Chinesen ohne Trinkwasser" (21. Februar 2009)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2009/02/21/1058408.html


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Quote[...] BRÜSSEL. (hpd) Nach Informationen des TV-Magazins Monitor will die EU-Kommission in einer Geheimoperation die Wasserversorgung privatisieren. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser, obwohl seit Juli 2010 ein von der UN verbrieftes Menschenrecht (Resolution 64/292), soll zum Spekulationsobjekt von Unternehmen wie der deutschen RWE und Gelsenwasser oder europäischer Großkonzerne wie Thames Water oder Veolia werden.

Die europaweite Bürgerinitiative Right2Water ruft dagegen auf zum Protest. Humanisten sollten die Kampagne ,,Wasser ist ein Menschenrecht" mit ihrer Unterzeichnung unterstützen. Eine Millionen Unterschriften aus mindestens sieben der 27 EU-Mitgliedstaaten werden gebraucht, damit sich die Europäische Kommission mit dem Anliegen der Bürgerinitiative befassen muss.

Monitor hatte seinen Bericht ,,Geheimoperation Wasser" schon im Dezember ausgestrahlt. ,,Klammheimlich", hieß es darin, ,,versteckt in einer Richtlinie, versucht die Europäische Kommission gerade ein Jahrhundertprojekt durchzusetzen. Es geht um nicht weniger als um die europaweite Privatisierung der Wasserversorgung". Vor der Kamera kommen verzweifelte Bürger aus Portugal zu Wort. Nach dem Verkauf der Wasserwerke ihrer Gemeinde können sie kaum noch die bis zu 400 Prozent gestiegenen Trinkwasserpreise bezahlen.

Weil Krisenländer wie Portugal oder Griechenland dringend Geld brauchen, zwingt die EU-Kommission sie in Geheimverträgen (Monitor zitiert daraus auf seiner Internetseite) zum Verkauf. So sollen etwa die großen Wasserwerke von Athen und Thessaloniki unter Druck privatisiert werden. Und die Krisenstaaten machen erst den Anfang, fürchten Kritiker wie Heide Rühle, EU-Parlamentarierin der Grünen: ,,Die Konzessionsrichtlinie macht es nicht direkt, öffnet nicht direkt der Wasserprivatisierung die Tür, sie macht es durch die Hintertür."

Die EU-Richtlinie, nach der die Wasserlizenzen europaweit ausgeschrieben werden sollen, rechtfertigt der für den EU-Binnenmarkt zuständige Kommissar Michel Barnier mit der Behauptung, man brauche eben Regeln und (nach der Übersetzung von Monitor) wörtlich: ,,Jede deutsche Kommune wird weiterhin über ihr Wasser entscheiden können, jetzt aber geben wir ihr die Möglichkeit, das Wasser auch einem privaten Partner anzuvertrauen. Jetzt wird auch das geregelt – zum Wohle des Verbrauchers."

Zum Wohle des Verbrauchers? In Berlin, wo die Wasserbetriebe schon 1999, jedoch nur zum Teil privatisiert worden waren, hatten die Bürger gegenteilige Erfahrungen gemacht und zwangen die Stadt mit Massenprotesten die Wasserwerke teuer zurückzukaufen. Gerlinde Schermer von der Bürgerinitiative Berliner Wassertisch drückte es gegenüber Monitor so aus: ,,Die Berliner Erfahrung zeigt, dass auch eine Teilprivatisierung ein so genanntes öffentlich-privates Partnerschaftsgeschäft in Wirklichkeit nur den Privaten nützt. Die haben die Rendite und wir bezahlen." Eine Studie der Universität Barcelona von 2010 bestätigt diese Erfahrungen: Nach der Privatisierung besserte sich die Qualität des Wassers nicht wie versprochen, sondern wurde nur erheblich teurer.

Warum sich die EU-Kommission denn derart gegen den Willen der europäischen Bevölkerung entscheide, fragten sich die Monitor-Rechercheure und fanden einen Teil der Antwort in der Zusammensetzung der ,,Steering Group", der Expertengruppe, von der sich die EU-Kommission in Fragen der Wasserpolitik beraten lässt. ,,Die Teilnehmerliste ist erstaunlich", mussten die Journalisten konstatieren, ,,darin sitzen hauptsächlich Vertreter der Wasserindustrie und verwandter Industriebereiche." Als das heraus kam, war das selbst dem maßgeblichen EU-Kommissar Barnier peinlich, Monitor zitiert ihn mit dem Statement: ,,Wenn Sie von mir hören wollen, dass unsere Expertengruppen ausgeglichener besetzt sein sollten, gebe ich Ihnen gerne Recht." Doch davon, dass die Steering Group in ihrer Zusammensetzung verändert wurde, wurde bislang nichts bekannt.

Mit anderen Worten: Die Wasserlobby kann ihren Einfluss auf die EU-Politiker weiterhin ungehindert gelten machen. Und zumeist wohl eher selten zum Wohl des Verbrauchers, bemängelt auch der Präsident des Deutschen Städtetages Christian Ude: ,,Es ist wirklich bedauerlich, dass mancher Wettbewerbskommissar nur noch die Bedürfnisse seiner Gesprächspartner aus den Konzernchefetagen kennt und nicht die Bedürfnisse der Bevölkerung."

Um die Anerkennung und Umsetzung des universellen Rechts auf Zugang zu Wasser und sanitärer Grundversorgung in Europa und der Welt voranzutreiben und dem Einfluss der international wirkenden H2O-Lobby zu entziehen, hat sich mit ,,Wasser ist ein Menschenrecht" eine der ersten Europäischen Bürgerinitiativen zusammengeschlossen. Mit dabei der Europäische Gewerkschaftsverband für den Öffentlichen Dienst (EGÖD), in Deutschland vertreten durch Verdi, und Organisationen wie Attac und andere. Die EU-Institutionen sollen dafür sorgen, fordert die Initiative mit Nachdruck,

    dass allen Bürgern und Bürgerinnen das Recht auf Wasser und sanitäre Grundversorgung zusteht,
    die Versorgung mit Trinkwasser und die Bewirtschaftung der Wasserressourcen nicht den Binnenmarktregeln unterworfen wird,
    die EU ihren Einfluss stärker geltend macht einen universellen Zugang zu Wasser und sanitärer Grundversorgung zu erreichen.

Frisches, klares Wasser ist eines der kostbarsten Güter der Welt. Weltweit haben 884 Millionen Menschen keinen genügenden Zugang zu sauberem Wasser. Jedes Jahr sterben Millionen, weil ihnen diese Ressource verwehrt ist, kommen durch verunreinigtes Wasser vor allem Kinder um. 2,6 Milliarden Weltbürger verfügen nicht einmal über einfache sanitäre Anlagen. Die Kampagne ,,Wasser ist ein Menschenrecht" braucht Unterstützung.



Aus: "EU will Wasserversorgung privatisieren" Tom Brandenburg (21.01.2013)
Quelle: http://hpd.de/node/14832

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Geheimoperation Wasser: Wie die EU-Kommission Wasser zur Handelsware machen will
https://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2012/1213/wasser.php5


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Quote[...] Erstmals überhaupt hat ein EU-Volksbegehren die nötige Zahl von einer Million Unterschriften erreicht. Die Initiative "Wasser ist ein Menschenrecht - Right 2 Water" richtet sich gegen EU-Pläne zur Privatisierung des Wasserversorgung. Sie teilte auf ihrer Internetseite mit, ihr Anliegen habe bislang rund 1,02 Millionen Unterstützer gefunden. Damit wäre die für eine Europäische Bürgerinitiative notwendige Hürde von einer Million Menschen überschritten.

...


Aus: "Eine Million Bürger gegen private Wasserversorgung" (11.02.2013)
Quelle: http://www.tagesschau.de/inland/wassernetze100.html


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#11
Quote[...] Das kleine Jordanien hat nach Angaben des Uno-Flüchtlingswerks UNHCR fast 630.000 Menschen aus Syrien aufgenommen, die jordanischen Behörden gehen sogar von 1,4 Millionen aus - und alle brauchen Wasser. Dabei ist die Versorgung in Jordanien schon jetzt so angespannt wie kaum anderswo auf dem Planeten. Laut der Hilfsorganisation Oxfam kann die Regierung ihren Bürgern nur 150 Kubikmeter Wasser pro Jahr zur Verfügung stellen - weit weniger als jene 500 Kubikmeter, unterhalb derer die Uno von Wassermangel spricht.


Aus: "Klimawandel und Umweltzerstörung: Die Wüsten werden wachsen, die Menschen fliehen" Markus Becker, Brüssel (29.10.2015)
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/fluechtlinge-klimawandel-und-wassermangel-verschaerfen-gefahr-a-1059195.html

Jordanien
https://de.wikipedia.org/wiki/Jordanien

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Quote[...] Düsseldorf/Viersen Durch Dünger und Mist belastet die Landwirtschaft Boden und Grundwasser mit Nitrat. Weil der Grenzwert im Wasser an vielen Orten überschritten wird, drohen künftig höhere Preise für das Trinkwasser. Davor warnen Experten des Umwelt Bundesamtes (UBA) in ihrem aktuellen Bericht. Denn das Trinkwasser muss immer aufwendiger aufbereitet werden, damit der Nitratgehalt unter dem Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter bleibt. Das UBA hat berechnet, dass künftig Mehrkosten von 134 Euro pro Jahr für eine vierköpfige Familie zu erwarten sind.

Das gilt vor allem für sehr ländliche Regionen wie den Niederrhein. Der Trinkwasserversorger NiederrheinWasser (NEW) muss nach eigenen Angaben etwa in Bereichen von Viersen das Trinkwasser aus verschiedenen Quellen mischen. Das koste bisher nur wenige Cent mehr. Sollte dieses Verfahren irgendwann nicht mehr ausreichen, müsse jedoch zu einer chemischen Aufbereitung übergegangen werden, sagt ein NEW-Sprecher. So könne der Preis um 40 Cent pro Liter steigen.

In Viersen haben im Jahr 2015 fünf von zehn Messstellen die 50 mg/l überschritten. Deswegen hat das Land NRW den Kreis zu einem Schwerpunkt beim Kampf gegen Nitrat gemacht. Drei von 31 Modellbetrieben liegen im Kreis Viersen. Dort soll möglichst gewässerschonende Landwirtschaft betrieben werden. Die Maßnahmen auf diesen Höfen werden von der Landwirtschaftskammer überwacht und ausgewertet.


Der Nitrat-Grenzwert: Die 50 Milligramm Nitrat pro Liter sind ein Giftigkeitsgrenzwert. Den hat die EU für Trinkwasser und Grundwasser festgelegt. ,,Weil Nitrat im Körper zu Nitrit wird und davon eine akute Gefahr für die Gesundheit ausgeht", sagt Volker Mohaupt vom Umweltbundesamt. Der Grenzwert orientiert sich an Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

... Das Problem mit dem Nitrat ist nicht neu. Die EU hat ihre Mitglieder im Jahr 1991 mit der Nitratrichtlinie dazu verpflichtet, den Gehalt im Grundwasser unter dem Grenzwert zu halten.

Doch viel getan hat sich seitdem nicht: Die Nitratwerte in Deutschland sind seit dem Jahr 2007 an 40 Prozent der Messstellen gestiegen – nicht gesunken. Zu diesem Ergebnis kam die EU-Kommission nach Auswertung der deutschen Grundwasserwerte. Eine Klage gegen die Bundesrepublik läuft.

Deutschland hat daraufhin eine neue Düngeverordnung erarbeitet. Doch auch die geht Wasserversorgern und UBA nicht weit genug. Die Beschränkungen für das Düngen würden nicht ausreichen, um den Nitratgehalt an kritischen Stellen deutlich zu senken, fürchten sie.

Zusammen mit dem Recherchezentrum Correctiv haben wir die Grundwasserwerte in Nordrhein-Westfalen aus den Jahren 2000 bis 2015 analysiert. Die Daten zeigen: An zahlreichen Messstellen ist die Belastung mit Nitrat nicht gesunken. ...




Aus: "Nitrat – die Gefahr aus der Gülle" Christina Rentmeister und Phil Ninh (19.04.2018)
Quelle: https://interaktiv.rp-online.de/nitrat-in-nrw/messstellen-in-nrw

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Quote[...] Eine Studie einer internationalen Forschungsgruppe im Fachblatt ,,Nature Climate Change" weist auf eine dramatische Entwicklung im Klimawandel hin: Die natürlichen Grundwasser-Reservoirs schrumpfen. In den nächsten 100 Jahren werden wahrscheinlich nur die Hälfte der Grundwasservorkommen weltweit wieder vollständig aufgefüllt werden. Trotz extremer Regenfälle können sich die Reservoirs aufgrund der immer häufiger werdenden Trockenperioden nicht wieder erholen. Die Folgen werden sich aber erst mit großer zeitlicher Verzögerung bemerkbar machen, so die Forscher.

Auch in Deutschland schlagen Meteorologen Alarm: Der Dezember 2016 war der trockenste seit 1963 – also seit 53 Jahren. Laut der Bilanz des Deutschen Wetterdienstes war das Jahr 2018 zudem das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Problematisch an langen Trockenperioden ist vor allem, dass die Wasserspeicher in der Regel nicht von einmaligen, starken Regenfällen gefüllt werden können. Besonders starker Regen fließt oberflächlich ab, statt dass das Wasser in tiefere Schichten sickert.

Für die Studie zum Grundwasser nutzten die Wissenschaftler Computermodelle auf Grundlage von Grundwasser-Daten. Die Ergebnisse alarmierten die Forscher: ,,Das könnte als Umwelt-Zeitbombe beschrieben werden, weil sich alle jetzt auftretenden Folgen des Klimawandels für die Grundwasserneubildung erst lange Zeit später vollständig auf den Basisabfluss zu Flüssen oder Feuchtgebieten auswirken werden", sagte Mark Cuthbert von der Fakultät für Erd- und Meereswissenschaften an der Universität Cardiff der Nachrichtenagentur AFP.

Der Prozess, in dem Regenwasser gefiltert wird und sich in tieferen Erdschichten als Grundwasser ansammle, könne Jahrhunderte dauern. Die genaue Dauer sei von Region zu Region unterschiedlich. Besonders in bereits heute trockenen Gegenden wie der Sahara könne dieser Prozess mehrere tausend Jahre in Anspruch nehmen. Fehlt Wasser in den unterirdischen Speichern, sind Natur und Tiere bedroht, auch die Landwirtschaft ist betroffen. Dazu kommt eine höhere Konzentration an Schadstoffen im verbleibenden Wasser.

Die Menschheit sei sich dieses Problems nicht bewusst, beklagt Cuthbert: ,,Grundwasser ist außer Sichtweite und aus den Köpfen, diese gewaltige versteckte Ressource, über die die Menschen nicht viel nachdenken, obwohl sie die weltweite Produktion von Lebensmitteln stützt." Bereits heute sind die Grundwasservorräte durch die stark wachsende Zahl der Menschen auf der Erde und die damit einhergehende Steigerung der Lebensmittel-Produktion gefährdet. (mit AFP)


Aus: "Forscher warnen: Grundwasser schwindet" Florence Schulz (29.01.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/klimawandel-forscher-warnen-grundwasser-schwindet/23922150.html

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Quote[...] Weltweit haben 2,1 Milliarden Menschen nicht durchgängig Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dies geht aus dem Weltwasserbericht der Unesco hervor, der am Dienstag in Genf vorgestellt wurde. Besonders betroffen sind dabei ohnehin schon diskriminierte Gruppen, wie aus dem am Dienstag in Genf veröffentlichtem UN-Weltwasserbericht hervorgeht. Demnach haben Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts, Alters, sozioökonomischen Status oder ihrer ethnischen, religiösen sowie sprachlichen Identität benachteiligt sind, seltener Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen. Dem Bericht zufolge kann mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung keine sicheren Sanitäranlagen nutzen.

,,Sicheres Wasser und sichere sanitäre Einrichtungen sind Menschenrechte", sagte Ulla Burchardt, Vorstandsmitglied der Deutschen Unesco-Kommission. ,,Doch für Milliarden Menschen sind diese Rechte nicht verwirklicht", erklärte sie. Über zwei Milliarden Menschen lebten ohne sicheres Trinkwasser, 844 Millionen müssten mindestens eine halbe Stunde täglich für die Wasserbeschaffung aufwenden oder hätten gar keinen Zugang.

Selbst in Europa und in Nordamerika haben 57 Millionen Menschen keine Wasserleitungen in ihren Häusern, wie Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay bei der Vorstellung des Berichts erklärte. Auch der Zugang zu grundlegenden Sanitäranlagen bleibe 36 Millionen Menschen in Europa und Nordamerika verwehrt. Unter anderem seien indianische Gemeinschaften in Kanada stark benachteiligt. 40 Prozent von ihnen verfügten nur über minderwertiges Trinkwasser – mit gesundheitlichen Folgen.

Die Hälfte der Menschen weltweit mit unzureichendem Zugang zu sicherem Trinkwasser lebt dem Bericht zufolge in Afrika. Lediglich 24 Prozent der Bevölkerung in den Ländern südlich der Sahara haben demnach Zugang zu sicherem Trinkwasser. Nur 28 Prozent nutzten sanitäre Einrichtungen, die sie nicht mit anderen Haushalten teilen müssen.

Unterschiede zeigten sich auch zwischen Arm und Reich, zwischen Stadt und Land. Slum-Bewohner zahlen demnach häufig zehn bis zwanzig Mal so viel für Wasser wie Bewohner von wohlhabenden Vierteln und erhalten dafür oft Wasser von schlechterer Qualität. Dabei seien Stadtbewohner meist bessergestellt als Bewohner ländlicher Regionen.

Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit leben in Staaten mit sogenanntem hohen Wasserstress. In diesen Staaten werden mehr als ein Viertel der erneuerbaren Wasserressourcen genutzt. Jüngste Schätzungen zeigten, dass über 50 Staaten von Wasserstress betroffen sind, heißt es in dem Bericht: 31 Länder wie Mexiko und China nutzen zwischen 25 Prozent und 70 Prozent der erneuerbaren Wasserressourcen, weitere 22 Länder mehr als 70 Prozent. Dazu zählen Ägypten und Pakistan.

In Deutschland werden den Angaben zufolge seit 15 Jahren weniger als 20 Prozent der erneuerbaren Wasserressourcen genutzt. Deutschland sei auf einem guten Weg, ,,doch wir sind Mitverursacher der großen Probleme in anderen Weltregionen, durch den Import etwa von Baumwolle oder Rindfleisch, deren Herstellung teils gewaltige Wasserressourcen benötigt", mahnte Burchardt. (epd, dpa)


Aus: "Weltwasserbericht der Unesco 2,1 Milliarden Menschen fehlt sicherer Zugang zu Trinkwasser" (19.03.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/weltwasserbericht-der-unesco-2-1-milliarden-menschen-fehlt-sicherer-zugang-zu-trinkwasser/24119036.html


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Quote[...]  Der Klimawandel verschlechtert nach Angaben der Vereinten Nationen die weltweite Wasserversorgung und die Qualität des Wassers. Weltweit hätten derzeit 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser, teilte die Deutsche UNESCO-Kommission anlässlich der Vorlage des UN-Weltwasserberichts mit. 4,2 Milliarden Menschen - also mehr als 55 Prozent der Weltbevölkerung - hätten zudem keine sicheren Sanitäranlagen.

Der weltweite Wasserverbrauch sei mittlerweile sechs Mal so hoch wie noch vor 100 Jahren, hieß es in dem Bericht. Bevölkerungswachstum, Wirtschaftswachstum und veränderte Konsumgewohnheiten führten dazu, dass der Wasserverbrauch weiter um etwa ein Prozent pro Jahr steige.

Durch die Erderwärmung komme es zu häufigeren und extremeren Wetterereignissen wie Hitzewellen oder Starkregenfällen. In bereits betroffenen Regionen werde sich die Lage weiter verschlechtern, "beispielsweise in Form einer zunehmend unregelmäßigen und unsicheren Versorgung", warnt die UNESCO. Noch nicht betroffene Regionen würden "durch den Klimawandel in Zukunft ebenfalls unter Wasserstress leiden". Trockengebiete könnten sich weltweit beträchtlich ausdehnen.

Um den Herausforderungen zu begegnen, werden im Weltwasserbericht zwei Lösungsansätze vorgeschlagen: Einerseits müsse Wassernutzung an den Klimawandel angepasst werden, andererseits solle nachhaltiges Wassermanagement durch Klimaschutz erreicht werden.

"Wir reden oft über Wassermangel und drohende Wasserkonflikte, aber zu wenig darüber, dass Wasser Teil der Lösung der Klimakrise ist", erklärte Ulla Burchardt, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission. Die nachhaltige Bewirtschaftung von Wasserressourcen sei ein Schlüsselfaktor, um eine bessere und nachhaltigere Wasserversorgung zu erreichen, sagte Burchardt.

Bis zu 90 Prozent aller Abwässer weltweit würden unbehandelt abgelassen und belasteten Umwelt und Trinkwasservorräte. Abwasseraufbereitung könne helfen, Treibhausgase zu reduzieren. Vor allem die Landwirtschaft müsse dringend an die Herausforderung von Wasser- und Klimakrise angepasst werden.

Die Autoren des Weltwasserberichts kritisieren in diesem Zusammenhang, dass Wassermanagement, Wasserverfügbarkeit und Sanitärversorgung unterfinanziert seien. Innovative Technologien würden noch zu selten eingesetzt werden. Im Bericht wird dazu aufgerufen, Wasser- und Klimaschutz so miteinander zu verbinden, dass Investitionen in wasserbezogene Bereiche für Investoren attraktiv werden.

Die Wasserexpertin vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Laura von Vittorelli, nannte Wasser "unsere wertvollste Ressource, die es zu schützen gilt, vor allem unter zunehmendem Wasserbedarf in Zeiten der Klimaerhitzung". Die Behörden in Bund und Ländern ermahnte sie, der Gewässerschutz müsse "in allen Politikbereichen mitgedacht werden".

Die Umweltorganisation WWF kritisierte, die deutsche Lebensmittelbranche greife überall auf der Welt mit ihren Lieferketten in die lokalen Bedingungen von Flussgebieten ein und trage damit zu Wasserknappheit bei. "Wenn wir unseren gegenwärtigen Umgang mit Süßwasser nicht drastisch ändern, droht bis zum Jahr 2030 ein globales Süßwasserdefizit von 40 Prozent", erklärte WWF-Süßwasserexperte Johannes Schmiester.

Der Weltwasserbericht der Vereinten Nationen wird jährlich durch die UNESCO und deren World Water Assessment Programme erstellt. Dazu arbeiten 31 UN-Organisationen mit der UNESCO zusammen.


Aus: " UN-Weltwasserbericht: Klimawandel sorgt für Wassermangel" (22.03.2020)
Quelle: https://www.tagesschau.de/ausland/weltwasserbericht-un-103.html

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Quote[...] Normalerweise interessieren Wasserstandsmeldungen aus der Oberlausitz in Berlin eher wenig. Zurzeit ist das anders, denn von den gut 400 Litern Regen pro Quadratmeter, die laut statistischem Soll in Berlin seit Jahresbeginn hätten fallen sollen, fehlen noch fast 80. Und weil die beiden Vorjahre so extrem trocken waren, summiert sich das Niederschlagsdefizit seit Anfang 2018 auf 400 Liter: 40 große Wassereimer auf jedem Quadratmeter.

Tatsächlich fehlt wegen der hohen Verdunstung in diesen besonders warmen Jahren sogar noch mehr. Der Natur ist der Mangel anzusehen; selbst als robust geltende Bäume wie Kiefern und Birken sterben massenhaft ab.

Die Menschen spüren den Mangel bisher nur ausnahmsweise: Im Spreewald sind einige Schleusen stillgelegt worden, damit nicht mit jedem Boot ein Schwall Wasser verloren geht. Wassergrundstücksbesitzern in den meisten Brandenburger Landkreisen drohen hohe Bußgelder, wenn sie Oberflächenwasser in ihre Gärten pumpen. Aber in Berlin sind die Pegel ebenso normal wie der Druck in der Leitung.

Der Ernst der Lage erschließt sich beim Blick flussaufwärts entlang von Havel, Dahme und Spree. Den riskiert auch die ,,Ad-Hoc-Arbeitsgruppe Extremsituation" aus Fachleuten von Berliner, Brandenburger und sächsischen Behörden, zuletzt am vergangenen Montag. Nachdem zwei Wochen zuvor Alarmstimmung verbreitet wurde, war jetzt zumindest leichte Entspannung messbar – dank kräftigem Regen in Sachsen am vergangenen Wochenende.

Damit die Hauptstadt flüssig bleibt, braucht sie vor allem die Spree. Die soll laut einer Vereinbarung zwischen Berlin, Brandenburg und Sachsen mindestens acht Kubikmeter pro Sekunde in die Hauptstadt bringen. Tatsächlich schafft sie das in den Sommermonaten seit Jahren kaum noch. Dabei gibt es einige Stellschrauben, um den Zufluss zu regulieren – nämlich die Speicherbecken im Lausitzer Seenland.

Die meisten befinden sich im Grenzgebiet von Sachsen und Brandenburg südlich von Cottbus. Der Berlin nächstgelegene Speicher ist die Talsperre Spremberg, in der sich laut Brandenburger Landesumweltamt zurzeit noch gut zehn Millionen Kubikmeter Wasser befinden. Das entspricht reichlich einem Viertel ihres Fassungsvermögens und gerade der Hälfte der Menge, die sie laut Bewirtschaftungsrichtlinie um diese Jahreszeit enthalten sollte.

Sechs Kubikmeter pro Sekunde werden zurzeit auf den Weg Richtung Berlin geschickt. Die können in der Hauptstadt nicht vollständig ankommen, weil sich auf dem Weg dahin große Gewässer und der Spreewald mit entsprechender Verdunstung sowie diverse Wassernutzer befinden.

Kaum besser steht es mit dem Speicher Niemtsch – besser bekannt als Senftenberger See –, aus dem gar kein Wasser mehr abgegeben wird. Auch die meisten anderen Wehre sind dicht. Viel lässt sich an diesen Stellschrauben also nicht mehr drehen.

Allerdings lässt sich der Nachschub zusätzlich steuern durch Überleitungen aus der Neiße und die Einleitung von Tagebauwasser. Dessen Anteil an der Lausitzer Spree lag im August bei 60 Prozent. Jedoch ist es oft von problematischer Qualität: Rostfarbener Eisenocker trübt das Wasser und verschlammt den Grund, gelöstes Sulfat greift Bauwerke an und ließe bei weiter steigender Konzentration das Trink- zu Heilwasser mit potenziell abführender Wirkung werden.

Die über einen Umflutkanal bereits weit südlich von Berlin mit der Spree verbundene Dahme hat keine vergleichbaren Speicher in ihrem nicht einmal 100 Kilometer langen Verlauf: Stark schwankende Pegel sind an der Dahme-Seenkette nicht vorgesehen.

Dasselbe gilt für die aus der Mecklenburger Seenplatte kommende Oberhavel. Die addiert knapp sieben Kubikmeter pro Sekunde, die Spree, Havel und Dahme zurzeit nach Berlin bringen, entsprechen etwa der durchschnittlichen Fördermenge aller Berliner Wasserwerke.

Die gewinnen das Trinkwasser zu etwa zwei Dritteln aus Uferfiltrat, also versickertem Wasser der gelegenen Seen. Ein knappes Drittel ist echtes Grundwasser. Hinzu kommt ,,angereichertes" Grundwasser, also gezielt versickertes Oberflächenwasser.

Wie viel von der Gesamtfördermenge wieder in die Klärwerke gelangt, also im lokalen Kreislauf bleibt, ist (weil die Klärwerke auch Abwasser aus dem Umland reinigen) nicht genau bekannt, aber lässt sich anhand der Differenz aus durchschnittlichen und Spitzenverbrauchstagen ungefähr abschätzen: Während an einem Durchschnittstag rund 600.000 Kubikmeter aus den Berliner Wasserhähnen rauschen, sind es an hochsommerlichen Spitzentagen etwa 850.000 Kubikmeter.

Ein Großteil dieses Mehrverbrauchs dürfte in Gärten landen, also letztlich verdunsten. Der Umweltverband BUND kritisierte das kürzlich als nicht mehr akzeptable Verschwendung. Und der Brandenburger Landtag hat die Regierung in Potsdam gerade aufgefordert, bis Ende 2021 ein Gesamtkonzept für den Umgang mit Wasser in Zeiten des Klimawandels zu erarbeiten. Die Überbrückung von Trockenperioden ohne unnötige Entnahmen von Grundwasser ist einer von mehreren Punkten des Antrages.

Die Abflussmenge der Spree an der Spandauer Havelmündung zeigt, dass Berlin im Saldo zurzeit mehr in die Gewässer einspeist, als es entnimmt. Zumal in den aktuell gut 13 Kubikmetern pro Sekunde nicht einmal der Abfluss aus Berlins größtem Klärwerk in Ruhleben enthalten ist. Das leitet sein gereinigtes Wasser im Sommer südwärts in den Teltowkanal, damit noch enthaltenen Schmutz- und Nährstoffteilchen nicht während der Badesaison die Unterhavel verdrecken, sondern stark verdünnt Richtung Havelland aus der Stadt verschwinden.

Dass die Berliner Wasserbetriebe (BWB) nicht zum Sparen aufrufen, während die Brandenburger Behörden Alarmstimmung verbreiten, erklären die BWB vor allem mit dem im Vergleich zu früheren Zeiten ohnehin viel geringeren Verbrauch, der selbst durch weiteres Wachstum der Stadt und die Ansiedlung des Großverbrauchers Tesla längst nicht das Niveau der Wendezeit erreicht.

Der BUND dagegen erklärt die scheinbare Berliner Gelassenheit mit den politischen Rahmenbedingungen: Auch im neuen, 2020 in Kraft getretenen Unternehmensvertrag nötigt der Senat die Wasserbetriebe, hohe Millionengewinne an den Landeshaushalt abzuführen. Sinkender Verbrauch würde die Renditeziele gefährden.


Aus: "Dem Berliner Boden fehlen pro Quadratmeter 40 Eimer Wasser" Stefan Jacobs (08.09.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/das-wasser-wird-knapp-dem-berliner-boden-fehlen-pro-quadratmeter-40-eimer-wasser/26162722.html

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Quote[...] Ein Blick auf eine der schwersten Dürren in der Geschichte Jordaniens genügt, um einen Fingerabdruck des Klimawandels zu erahnen. Von einem drastisch sinkenden Grundwasserspiegel könnte die Rede sein, mehr als drei Meter im Jahr, von Rinnsalen, wo einst breite Ströme flossen, von 40 Litern Wasser, die vielen Menschen pro Tag nur bleiben. Für viele Jordanier ist das bereits der Normalzustand.

"Wie sich die Wasserkrise in Jordanien zuspitzt" Matthias Jauch (07.05.2021)
In Jordanien ist die Wasserknappheit längst Teil des Alltags. Doch der Klimawandel und das Bevölkerungswachstum verschärfen das Problem drastisch. ... Wer die Auswirkungen des Klimawandels beobachten will, kann einen Blick auf den Jordan und den Yarmouk werfen. Über das größte Flusssystem der Region wird nicht nur Jordanien mit Wasser versorgt. Menschen in Israel und Syrien profitieren vom steigenden Pegel der Flüsse, wenn es regnet, darben wegen der Trockenheit, wenn die Wasserläufe in den heißen Sommermonaten zu Rinnsalen schrumpfen. Tief im Boden Jordaniens sinkt der Grundwasserspiegel Jahr für Jahr, teils sogar um dreieinhalb Meter. Das Grundwasser, das noch verbleibt, wird intensiv genutzt, während in der Region immer weniger der Ressource verfügbar ist. So schildern es Forscher. ...
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/eine-blaupause-des-klimawandels-wie-sich-die-wasserkrise-in-jordanien-zuspitzt/27153302.html

Die Wasserknappheit ist in dem Zehn-Millionen-Einwohner-Land, das seit Jahren auch mehrere Millionen Geflüchtete versorgt, längst Teil des Alltags. Jede Dürreperiode trifft dieses Land, das zu den trockensten der Erde gehört, hart.

Nun haben Jordanien und Israel einen Handelsvertrag über die knappe Ressource geschlossen: Israel verkauft 50 Millionen Kubikmeter Wasser an das benachbarte Königreich, einen Stabilitätsanker in der oft so unruhigen Region. Es handelt sich eine Rekordmenge und eine Einigung mit Strahlkraft. Gewiss, der Streit um das Wasser des Jordan ist nicht beigelegt. Die Verteilung des gemeinsamen Wassers ist seit dem Friedensabkommen von 1994 ein zentrales Thema zwischen den Staaten. Die neuen Wasser-Lieferungen können auch politische Abhängigkeiten schaffen.

Die Partnerschaft der Länder ist gerade für Israel die wohl wichtigste in der unmittelbaren Nachbarschaft, sie litt jedoch in den letzten Monaten der Regierung von Benjamin Netanjahu. Nun gelingt eine Einigung ausgerechnet mit der neuen Regierung des Hardliners Naftali Bennett. Sie setzt das Signal: Die Zusammenarbeit gelingt, wenn es sein muss. Die Politik um Wasser gewinnt an Bedeutung – immerhin beugt sie auch Spannungen vor.

Dies ist das bessere Beispiel eines Umgangs mit der knappen Ressource. Der Disput um den Nil-Staudamm in Äthiopien, 1800 Meter lang und bald fertiggestellt, ist das schlechtere Beispiel. Seit Beginn des Projekts 2011 herrscht Streit mit den Anrainern Ägypten und Sudan, die sich um die Wassermengen sorgen, die diese Talsperre dem Fluss entziehen könnte. Ägypten nimmt über 90 Prozent seines Wassers aus dem Nil. Unzählige Verhandlungsrunden brachten keinen Erfolg. Selbst Krieg wurde angedroht. Nun liegt die Causa im UN-Sicherheitsrat.

"Der globale Mangel wächst Welche Konflikte um Wasser drohen" ( 25.10.2020)
Durch den Klimawandel und die wachsende Weltbevölkerung wird Wasser immer knapper.
https://www.tagesspiegel.de/politik/der-globale-mangel-waechst-welche-konflikte-um-wasser-drohen/26282952.html

Wasser birgt angesichts des fortschreitenden Klimawandels enormes Konfliktpotenzial. Wer es hat, wird an Bedeutung gewinnen. Wem es fehlt, könnte es sich mit Gewalt holen. Der Wettkampf um das knappe Wasser wird sich zuspitzen, warnte schon vor Jahren die EU-Denkfabrik ,,Joint Research Center". Konflikte um Wasser werden eine der größten Herausforderungen der Diplomatie im 21. Jahrhundert werden, ein bestimmendes Element der Geopolitik.


Aus: "Wenn Wasser zur politischen Ware wird" Matthias Jauch (10.07.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/wasser-deal-zwischen-jordanien-und-israel-wenn-wasser-zur-politischen-ware-wird/27408316.html

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Quote[...] Zwei Drittel des blauen Planeten sind mit Wasser bedeckt, aber weniger als drei Prozent davon sind trinkbar. Zudem ist das vorhandene Trinkwasser sehr ungleich verteilt. Vor allem in Afrika, im Nahen Osten, in Lateinamerika und Asien herrscht in vielen Gebieten eine dramatische Wasserknappheit.

Eine ähnliche Entwicklung bekommt aber auch Europa immer stärker zu spüren. In vielen europäischen Ländern hat es in den letzten Jahren viel zu wenig geregnet, die Temperaturen sind messbar gestiegen und die Sommer werden immer heißer.

In der Folge drohen bereits in weiten Teilen Europas Wasserknappheit und Dürren. Die Trockenperiode wird sich laut Copernicus Climate Change Service von Osteuropa aus weiter über den gesamten Kontinent ausbreiten. Nicht irgendwann in ferner Zukunft, sondern schon jetzt [https://climate.copernicus.eu/about-us].

Auch das traditionell wasserreiche Deutschland trocknet immer weiter aus. Das zeigen aktuelle Daten der Grace Satelliten [https://gracefo.jpl.nasa.gov/], die Jay Famiglietti, der Direktor des Global Institute for Water Security an der Universität im kanadischen Saskatoon, im Auftrag der NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt ausgewertet hat.

"Der Wasserrückgang in Deutschland beträgt etwa 2,5 Gigatonnen oder Kubikkilometer im Jahr. Damit gehört es zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit", so Famiglietti.

Da Wasser im Bewusstsein der Deutschen eigentlich immer ausreichend vorhanden war, veranschaulicht Famiglietti den gewaltigen Wasserverlust anhand des größten deutschen Sees (an den auch Österreich und die Schweiz grenzen): "Im Klartext: Deutschland hat in 20 Jahren Wasser im Umfang des Bodensees verloren. Das ist unvorstellbar viel Wasser."

Der drastische Wasserrückgang in Deutschland zeigt sich nicht nur durch sinkende Pegel an Bächen und Flüssen. Er macht sich zudem durch die abnehmende Bodenfeuchtigkeit bemerkbar, die vor allem für die Landwirtschaft und die Wälder wichtig ist. Natürlich schwankt die Bodenfeuchtigkeit stark, je nachdem, ob es anhaltend geregnet hat oder ob es eine lange Trockenperiode gibt.

Wer aber glaubt, ein paar ergiebige Regentage dürften das schon wieder richten, der irrt: Selbst wenn es längere Zeit kräftig regnet, kommt immer weniger Wasser in unseren Grundwasserreservoiren an. Denn es dauert viele Monate, bis Regenwasser von der Erdoberfläche durch die verschiedenen Erd- und Gesteinsschichten durchgesickert ist und sich die unterirdischen Wasseradern nach einer längeren Trockenperiode wieder gefüllt haben.

Gemessen wird der Zustand der Grundwasserspeicher von den GRACE-FO-Satelliten (Gravity Recovery and Climate Experiment Follow On), die seit zwanzig Jahren die Schwankungen der Schwerkraft der Erde messen, die sich durch den unterschiedlichen Wassergehalt verändert.

Während sich Gebirge und der Meeresboden kaum verändern, erzeugt die Verlagerung von großen Wassermengen durch Verdunstung, Regenfälle oder Abfluss ins Meer brauchbare Daten, die die Forschenden dann mit früheren Messergebnissen der GRACE-Mission und mit Daten von Bodenstationen vergleichen können.

Und der Befund ist seit Jahren eindeutig: "Die Auswertung der Daten zeigt uns den negativen Trend", so Jay Famiglietti vom Global Institute for Water Security.

Der Klimawandel ist nicht allein für den zunehmenden Wassermangel verantwortlich. Die steigenden Temperaturen führen zwar zu einer stärkeren Verdunstung. Aber es ist vor allem auch der vielerorts sorglose Umgang mit unserem Lebenselixier, der die Wasserknappheit verschärfen wird.

Denn obwohl Wasser immer knapper wird, steigt der Verbrauch seit Jahren an. Zum einen in privaten Haushalten, vor allem aber in der Industrie und der intensiven Landwirtschaft. Besonders in den viel zu trockenen Sommern der vergangenen Jahren hat die Landwirtschaft immer häufiger bewässert, weil ihre Pflanzen auf den Feldern verdorrten. Regional hat dies bereits vereinzelt zu erheblichen Schwierigkeiten bei der öffentlichen Wasserversorgung geführt.

Wir können dem Wassermangel begegnen, etwa durch sparsamere Nutzpflanzen, durch einen bewussteren Verbrauch oder durch ein effektives Wassermanagement.

Es gibt viele Ideen und Lösungsansätze, wie wir mit dem kostbaren Nass besser umgehen können. Zum Beispiel dürfen die Böden nicht allerorten "versiegelt" werden wie in vielen Städten: Wasser muss versickern können, damit sich die Grundwasserspiegel erholen.

Die Landwirtschaft könnte gezielter bewässern und das Wasser weniger stark durch Schadstoffe wie Dünger belasten. Begradigte Bach- und Flussläufe könnten renaturiert werden, damit das Wasser nicht zu schnell abfließt, sondern versickern kann. Abwasser oder Salzwasser könnte als Brauchwasser aufbereitet werden.

Über all diese Möglichkeiten im Kampf gegen die Wasserknappheit werden Expertinnen und Experten vom 21.-26 März 2022 beim 9. Weltwasserforum beraten. Es findet in Dakar, der Hauptstadt des Senegal statt - und damit zum ersten Mal in Westafrika, einem Gebiet, in dem die Menschen die dramatischen Folgen des Wassermangels schon längst deutlich spüren.

https://worldwaterforum.org/en/forum/about-the-9th-world-water-forum


Aus: "In Deutschland wird das Wasser knapp" Alexander Freund (17.03.2022)
Quelle: https://www.dw.com/de/in-deutschland-wird-das-wasser-knapp/a-61149774

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Quote[...] Als Florian Westphal über die ausgetrockneten Felder lief, hat es ihm bei jedem Schritt den Staub durchs Gesicht gewirbelt. ,,Am Wegesrand lagen neben den verdorrten Büschen Knochen und tote, verdurstete Tiere", erzählt der Geschäftsführer von Save the Children über seinen Aufenthalt in Ostafrika diesen Monat. Mancherorts sei es menschenleer gewesen, da viele in größere Städte oder Flüchtlingslager fliehen mussten.

Die Dürre rund um das Horn von Afrika betrifft aktuell vor allem Somalia, Kenia und Äthiopien. Dort droht die schlimmste Dürreperiode seit dem Jahre 1981, da womöglich zum vierten Mal in Folge die Regenzeit ausbleibt. Schon jetzt mussten eine Million Menschen ihr Zuhause verlassen und laut dem Welternährungsprogramm (WFP) haben 15 Millionen nicht genug zu essen - darunter zwei Millionen Kinder. Darüber hinaus sind bereits drei Millionen Nutztiere verendet.

Die Zahl der Hungernden könnte im Laufe des Jahres sogar auf bis zu 26 Millionen ansteigen. Die Menschen, die ihr Zuhause auf der Suche nach Essen und Trinken verlassen haben, treffen aber auch in den Flüchtlingslagern auf desaströse Zustände. ,,Die Familien leben in winzigen Hütten, die aus Holzstöcken zusammengebaut wurden. Das Dach besteht nur aus Tüchern, Stoffresten oder herumliegendem Plastik", erklärt Westphal, der kürzlich in Äthiopien und Kenia war.

Für die Dürre in Ostafrika interessierten sich bis zuletzt aber nur wenige wohlhabende Staaten - andere Krisen und Kriege überschatten sie zu sehr. Doch vergangenen Dienstag kam Bewegung in die Sache: In Genf fand ein hochrangiges Gebertreffen zum Horn von Afrika mit Vertretern der Vereinten Nationen und der Europäischen Union statt.

Dort sicherte die internationale Staatengemeinschaft 1,29 Milliarden Euro an Hilfsgeldern zu. Dadurch sollen beispielsweise Nahrungsmittel, Medikamente oder auch Tierfutter gekauft werden. Die finanzielle Unterstützung kann die schlimmste Not lindern und ist mehr als nur ein Tropfen auf den heißen Stein - aber dennoch nicht genug. Denn beispielsweise benötigt allein der Somalia Humanitarian Response Plan 1,34 Milliarden Euro, wovon bis dato nur 4,6 Prozent finanziert sind.

Neben der finanziellen Hilfe ist vor allem schnellstmögliches Handeln erforderlich, da es ansonsten zu spät sein könnte. ,,Wir müssen heute die bittere Wahrheit akzeptieren, dass wir uns in einem Wettlauf gegen die Zeit befinden", erklärt UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths bei der UN-Geberkonferenz.

Doch überraschend kommt dieser Wettlauf nicht, im Gegenteil; die Entwicklung bahnte sich lange an. ,,Humanitäre Organisationen haben seit letztem Jahr gewarnt, dass die Dürre katastrophale Folgen haben könnte, wenn wir nicht sofort handeln", beklagt Michael Dunford, der WFP-Regionaldirektor für Ostafrika.

Das anfängliche Abwarten weckt Erinnerungen an die Katastrophe 2011: Auch dort gab es am Horn von Afrika eine verheerende Dürre, die Millionen zur Flucht zwang und allein in Somalia rund 250 000 Todesopfer forderte. Damals wurde ebenfalls kritisiert, dass die internationale Gemeinschaft - trotz aller Warnungen - nicht schnell genug reagiert habe und die Hilfe so zu spät kam.

Dieses Zögern könnte unter anderem daran liegen, dass nur wenige Menschen aus Ostafrika in westliche Länder fliehen - und es somit leichter fällt, die Augen zu verschließen. ,,Zwischen Europa und der Dürre in Ostafrika gibt es keinen offensichtlichen Zusammenhang. Dies ist der Unterschied zu Afghanistan oder dem Krieg in der Ukraine, wo wir selbst direkter betroffen sind", erklärt Westphal im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Die reichen Industrienationen aber sind indirekt dennoch beteiligt: durch den Klimawandel, der Extremwetterereignisse verstärkt. Westphal beklagt, dass ärmere Länder zur ,,globalen Klimakrise absolut nichts beigetragen haben, die dort lebenden Menschen jetzt aber deren erste Opfer sind". Dies bestätigt auch die Wissenschaft: Die reichsten zehn Prozent der Welt verursachen zwischen 34 und 45 Prozent aller Treibhausgasemissionen. Die am wenigsten entwickelten Länder hingegen waren in den Jahren 1850 bis 2019 für gerade einmal 0,4 Prozent der Emissionen verantwortlich.

Klimagerechtigkeitsforscher Darrel Moellendorf hält dies für ethisch fragwürdig. ,,Es ist unsere moralische Verpflichtung, weltweite Armut zu bekämpfen. Wir müssen die Gewinnung, Produktion und den Verbrauch fossiler Brennstoffe einstellen und die Leidtragenden des Klimawandels endlich entschädigen", sagt Moellendorf dieser Zeitung. Dies aber sei schwer umzusetzen, da ,,der Klimawandel seit Jahrzehnten durch systematische und gut finanzierte Bemühungen der fossilen Industrie geleugnet wird".

Leugnen aber hilft am Horn von Afrika nichts mehr, die Menschen dort spüren die Erderwärmung tagtäglich am eigenen Leib. In der Region gibt es daher spezielle Stabilisierungszentren, die unterernährten Kindern das Leben retten sollen. ,,Es ist todtraurig, zu sehen, wie 15 Monate alte, spindeldürre Kinder apathisch im Arm ihrer Mütter liegen", sagt Westphal nach seinem Krankenhausbesuch.

Noch handelt es sich für den Westen um Geschichten aus weiter Ferne - die zukünftig aber die gesamte Menschheit betreffen könnten. ,,Wenn wir nicht anfangen, international gegen den Klimawandel zusammenzuarbeiten, dann ist eines sicher: Die Auswirkungen werden keinem Kontinent, keiner Region und keinem einzigen Land erspart bleiben", prophezeit Gerechtigkeitsforscher Moellendorf.

Falls die zugesicherten Hilfsgelder bald ausgezahlt werden sollten, könnte eine historische Hungersnot in Ostafrika wohl noch abgewendet werden. Den Klimaflüchtlingen aber hilft letztlich nur eines: dass die sehnsüchtig erwartete Regenzeit sie bald erlöst. Doch egal, wie sehr es den Staub noch durch die Luft wirbelt, die Menschen verlieren ihre Hoffnung nicht: ,,Sie sind echte Kämpfer. Egal, wie knochentrocken die Umwelt und wie hart das Leben ist, die Menschen in diesen Regionen geben nicht auf", sagt Westphal.


Aus: "Schlimmste Dürre seit 40 Jahren: In Ostafrika droht eine humanitäre Katastrophe" Eric Matt (27.04.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/schlimmste-duerre-seit-40-jahren-in-ostafrika-droht-eine-humanitaere-katastrophe/28283356.html


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Quote[...] Los Angeles – Aufgrund der anhaltenden Dürre im US-Bundesstaat Kalifornien hat der öffentliche Wasserversorger einen Notfallplan für die Metropolregion um Los Angeles angekündigt. Das geschehe zum ersten Mal in der Geschichte, verkündete der Metropolitan Water District (MWD) am Mittwoch auf Twitter: "Ein Drittel unserer Region – Teile der Bezirke Los Angeles, Ventura und San Bernardino – ist mit einem Notfall konfrontiert, da man dort von der sehr eingeschränkten Versorgung aus Nordkalifornien abhängig ist."

Man rufe die Menschen in diesen Regionen dazu auf, Freiflächen nur mehr einmal wöchentlich zu bewässern. Gleichzeitig seien alle Bewohnerinnen und Bewohner Südkaliforniens sowie Unternehmen dazu aufgerufen, 30 Prozent ihres Wassers einzusparen. "Die vergangenen drei Jahre sind hochgerechnet die trockensten in der Geschichte unseres Staates. Sie haben zu Dürren geführt, wie wir sie noch nie zuvor erlebt haben."

Die Maßnahmen sollen ab 1. Juni in Kraft treten und rund sechs Millionen Menschen betreffen. Die Einschnitte könnten ab September noch gravierender ausfallen. Der MWD-Vorstand habe ihn dazu ermächtigt, bei Bedarf jegliche Bewässerung ab September zu untersagen, wird MWD-Manager Adel Hagekhalil in einer Presseaussendung zitiert. Für die Durchsetzung der Einschränkungen seien die regionalen Wasserversorger zuständig, die dem MWD angehören. Laut "Los Angeles Times" sollen sich die Strafen auf bis zu 2.000 Dollar pro Acre-Foot (rund 1.200 Kubikmeter) verschwendeten Wassers belaufen.

Den Notfall hatte der Wasserversorger MWD bereits im November ausgerufen. Dass klare Maßnahmen bislang fehlten, haben Kritikerinnen und Kritiker seit längerem bemängelt. Insgesamt versorgt der MWD 19 Millionen Menschen in 26 südkalifornischen Regionen. (miwi, 28.4.2022)


Aus: "Südkalifornien leitet Notfallmaßnahmen gegen Dürre ein" (28. April 2022)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000135266047/suedkalifornien-leitet-notfall-massnahmen-gegen-duerre-ein


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Quote[...] ROM taz | Einigermaßen ungewohnt ist das Bild, das sich den Tu­ri­ne­r*in­nen jetzt im Juni beim Spaziergang an der Flusspromenade bietet. Der Po, eigentlich ein mächtiger Strom, hat sich in ein trauriges, schmales Rinnsal verwandelt.

Und so ist es nicht nur in Turin. Italiens größter Fluss, der über 650 Kilometer den Norden des Landes vom Piemont bis hin zur Emilia Romagna und dem Veneto an der Adriaküste durchschneidet, fällt auf seiner ganzen Länge durch historische Tiefstände auf. 7 Meter unter Normalnull werden dieser Tage gemeldet, und die TV-Nachrichten liefern Bilder von Ausflugsbooten, die am Ufer schlicht auf dem Trockenen gestrandet sind, und auch vom Grund des Flussbetts, von völlig ausgetrockneter, aufgebrochener Erde, die an eine Wüstenlandschaft erinnern.

Die schlimmste Dürre seit 70 Jahren erlebe die Poebene, erlebe ganz Italien gerade, erläutern die Expert*innen, für die der direkte Zusammenhang mit dem Klimawandel auf der Hand liegt. Das fängt damit an, dass es seit fast vier Monaten nicht mehr geregnet hat. Es geht damit weiter, dass auf den milden, trockenen Spätwinter und Frühling Hitzewellen folgten, die so früh einsetzten wie kaum je zuvor.

Schon vom 10. Mai an lagen die Höchsttemperaturen in Italien fast konstant über 30 Grad. Traditionell wurde diese Marke eher einen Monat später im Juni überschritten. Traditionell galt auch, dass die sommerliche Wetterlage südlich der Alpen von Azorenhochs geprägt war. Von denen ist in diesem Jahr keine Rede. Die Hochs kommen jetzt ausnahmslos aus Afrika, und sie bekommen von den Me­teo­ro­lo­g*in­nen so passende Namen wie ,,Hannibal" oder ,,Scipio, der Afrikaner" verpasst. Verschlimmert wird die Lage mit Blick auf den erst beginnenden Sommer dadurch, dass der Schnee in den Alpen schon fast abgeschmolzen ist. Auch von dort ist kein Wasser mehr zu erwarten.

Dramatisch sind die Folgen für die Landwirtschaft in Italiens Nordregionen. Ob Reisfelder, Mais oder Tomaten – viele Anbauflächen brauchen eine kontinuierliche Bewässerung. Der Landwirtschaftsverband Coldiretti warnt, in der Poebene seien 50 Prozent der Anbauflächen von komplettem Ernteausfall bedroht. Auch um dies zu verhindern und eine bevorzugte Versorgung der Landwirtschaft sicherzustellen, wollen jetzt die Präsidenten der Regionen Piemont und Lombardei den Wassernotstand ausrufen. Wassernotstand herrscht bereits jetzt schon in etwa 125 Gemeinden in den beiden Regionen. Dort soll die Trinkwasserversorgung nachts unterbrochen werden, um über Tag eine Minimalversorgung zu gewährleisten.

In diversen Kommunen muss jetzt schon der Tankwagen kommen, um die Menschen mit Trinkwasser zu beliefern. Und der Bürgermeister von Tradate, einem Städtchen nördlich von Mailand, hat den Ein­woh­ne­r*in­nen verboten, ihre Pools zu füllen, die Garagenzufahrt abzuspritzen, den Rasen im Garten zu sprengen und auch die Beete dort zu wässern. Bei Zuwiderhandlung drohen bis zu 500 Euro Geldbuße.

So dramatisch sich die Situation zuzuspitzen droht, so verschwenderisch allerdings geht Italien bisher mit Wasser um. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei täglich 220 Litern, gegenüber 165 Litern im europäischen Durchschnitt. Dafür tragen allerdings nicht nur die Bür­ge­r*in­nen die Verantwortung, sondern auch die Wasserversorgungsgesellschaften. Etwa 40 Prozent der gesamten Menge nämlich geht aufgrund lecker Leitungen auf dem Weg zu den Haushalten verloren, und im Süden Italiens werden die Verluste teils auf 70 bis 80 Prozent beziffert.

Wenigstens hier soll sich die Situation schnell bessern. Das große Investitionsprogramm, das die italienische Regierung mit den Mitteln des Fonds ,,Next Generation EU" angeschoben hat, sieht 3 Milliarden Euro für die Wasserversorgung vor. Für den drohenden Wassernotstand in den kommenden Monaten kämen diese Investitionen allerdings zu spät.



Aus: "Norditalien geht das Wasser aus" Michael Braun (19.6.2022)
Quelle: https://taz.de/Trockenheit-in-Suedeuropa/!5859386/


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Quote[...] Wegen anhaltender Trockenheit hat ein südfranzösisches Dorf drastische Maßnahmen ergriffen: Zähneputzen und Trinken am Wasserhahn sind in Villars-sur-Var im Norden von Nizza derzeit verboten, wie die Kommune am Dienstag mitteilte.

Das Wasser aus dem Hahn dürfe auch nicht zum Kochen verwendet werden, hieß es weiter. Aus der Quelle, die den 760-Einwohner-Ort mit Trinkwasser versorgt, komme wegen der Dürre nicht mehr genügend Wasser.

Jeder Einwohner erhält vorerst zwei Flaschen Trinkwasser pro Tag vom Rathaus. Der zuständige Wasserversorgungsbetrieb hat bereits eine neue Entnahmestelle gefunden. Aber die Untersuchung der Wasserqualität sei noch nicht abgeschlossen, hieß es.

Ende Mai hatte die Präfektur von Alpes-Maritimes bereits das Wasser rationiert. Autowaschen, das Befüllen privater Pools und das Wässern von Rasenflächen sind in dem Département, das Nizza und die Côte d'Azur umfasst, seitdem verboten.

Die Hitzewelle, die Frankreich in der vergangenen Woche überrollt hatte, ist mittlerweile wieder abgeklungen. Es war die früheste Hitzeperiode seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Frankreich gewesen. Sie hat die seit dem niederschlagsarmen Winter und Frühjahr anhaltende Trockenheit in manchen Landesteilen weiter verschlimmert.

Angesichts der Trockenheit ist in Italien Streit um eine Idee entbrannt, Wasser aus dem Gardasee in den Fluss Po abzuleiten. Der Vorschlag kam in den vergangenen Tagen auf, weil der längste Fluss Italiens derzeit extrem wenig Wasser führt. An einigen Stellen maßen die Behörden historische Tiefstände, wie aus dem jüngsten Lagebericht vom Montag hervorging.

Die Idee war, Wasser aus dem noch zu rund 60 Prozent gefüllten Gardasee zu entnehmen. Dagegen wehrt sich aber die Vereinigung der Gemeinden am Gardasee. ,,Wenn wir mehr Wasser freigeben als für die Landwirtschaft freigegeben werden darf und wir damit der Bitte für den Fluss Po nachkommen, würden wir einen doppelten Schaden anrichten", sagte Generalsekretär Pierlucio Ceresa.

Es sei nicht so, dass der Gardasee kein Wasser für den Fluss Po freigeben wolle, erklärte Ceresa weiter. Aber es sei einfach zu wenig Wasser da. Durch den Plan bliebe nicht nur ein ,,kranker Fluss Po", sondern auch ein ,,kranker Gardasee" am Ende zurück.

Ceresa sprach von der schlimmsten Krise seit 60 Jahren. Vor allem im Norden Italiens herrscht seit einigen Wochen extreme Dürre. Der Zivilschutz bereite sich auf einen landesweiten Einsatz vor, sollte die Regierung den Notstand wegen der Trockenheit erklären, sagte ein Sprecher der Behörde am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Im Juli und August werde aufgrund der Trockenheit eine große Waldbrandgefahr herrschen.

Der Bischof von Mailand, Mario Delpini, kündigte an, am Samstag für Wasser und die Leidtragenden der Dürre zu beten. Der Landwirteverband Coldiretti warnte am Dienstag vor schlechter Ernte und wegen des Stresses für Nutztiere vor bis zu zehn Prozent weniger Milch.

Im nördlichen Piemont rationierten die Behörden in einigen Gemeinden schon das Trinkwasser, in anderen Gegenden droht das ebenfalls. Der Energieversorger Enel nahm wegen des niedrigen Pegelstands im Po ein Wasserkraftwerk nahe Piacenza laut Medienberichten aus dem Betrieb. (AFP, dpa)


Aus: "Dorf in Südfrankreich verbietet Zähneputzen und Trinken vom Hahn" (22.06.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/reaktion-auf-extreme-trockenheit-dorf-in-suedfrankreich-verbietet-zaehneputzen-und-trinken-vom-hahn/28444564.html

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Quote[...] Zwei italienische Städte schränken aufgrund der anhaltenden Hitzewelle den Wasserverbrauch ein. Wie die italienische Zeitung Il messaggero berichtete, begrenzen Verona und Pisa bis zunächst Ende August den Trinkwasserverbrauch auf "häusliche Zwecke, persönliche Reinigung und Hygiene". In Pisa greift das Dekret demnach ab dem 11. Juli. In Verona offenbar umgehend.

Das Trinkwasser darf bis zum 31. August tagsüber nur noch zur Nahrungsaufnahme, zur Körperhygiene und zur Reinigung im Haushalt verwendet werden. Von 6 bis 21 Uhr ist es verboten, Gärten und Sportplätze zu bewässern, Autos zu waschen und Schwimmbäder zu befüllen, wie der neue Bürgermeister Damiano Tommasi in einer Verordnung am Wochenende beschloss. Wer sich nicht an die Regeln hält, kann mit einer Strafe von bis zu 500 Euro rechnen.

In der Nacht, also von 21 bis 6 Uhr, sind die Tätigkeiten zwar erlaubt, die Stadt bittet aber ihre Bürgerinnen und Bürger, davon abzusehen. Auch in Pisa unterzeichnete Bürgermeister Michele Conti eine ähnliche Anordnung: In der bei Touristen beliebten Stadt in der Toskana darf ab 11. Juli Trinkwasser nur noch im Haushalt verwendet werden.

Italien leidet aktuell unter extremer Trockenheit. Durchschnittlich 215 Liter Wasser pro Tag verbraucht ein Mensch in Italien, europaweit sind es nur 125 Liter. Eingerechnet wird dabei die Bewässerung in der Landwirtschaft, der Verbrauch in der Industrie und die Stromherstellung. Gleichzeitig sind viele Wasserleitungen im Land defekt und verlieren bis zu 70 und 75 Prozent Wasser.

In zahlreichen Gemeinden wurde am Sonntag erneut zum Gebet für Regen aufgerufen. Darunter in der Region Molise an der südlichen Adriaküste. Auch in Mailand, Rimini und bei Florenz hatte es bereits Regen-Gebete in katholischen Gemeinden gegeben. Bereits das Frühjahr war zu warm und es hat zu wenig geregnet. Das Regenwasser in Italien ist derzeit um die Hälfte weniger als im Durchschnitt der vergangenen Jahre, beim Schnee sind es sogar 70 Prozent. Deshalb ist der Po, der längste Fluss Italiens, so trocken wie seit mindestens 70 Jahren nicht mehr. Die Pegel aller Flüsse und Seen sind gefährlich niedrig.

Städte und Gemeinden verschärfen deshalb ihre Maßnahmen. In Mailand und Padua sind beispielsweise die großen Brunnen abgestellt. Immer mehr Städte sehen sich zum Handeln gezwungen, da die Wettervorhersagen in ganz Italien bei anhaltend über 30 Grad Celsius bleiben.   

Wegen der außergewöhnlichen Hitze hat sich in Norditalien zudem ein massiver Gletscherbruch ereignet. Bei dem Unglück auf der Marmolata in den Dolomiten sind mindestens sechs Menschen getötet worden, sagte eine Sprecherin der Rettungsleitstelle der Region Venetien. Von der Lawine aus Eis, Schnee und Fels wurden außerdem acht Menschen verletzt.

Am vergangenen Samstag war auf dem Gipfel der Marmolata mit zehn Grad Celsius die bislang höchste Temperatur gemessen worden. Experten zufolge ist die Schneedecke aufgrund der anhaltenden Hitze viel zu dünn für die Jahreszeit.

Der Gletscher auf der Marmolata war in den vergangenen Jahren dramatisch geschmolzen. Experten des staatlichen Forschungszentrums CNR gehen davon aus, dass er in 25 bis 30 Jahren gar nicht mehr existieren wird. Bergrettungssprecher Milan sagte dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Rai, die extreme Hitze in Italien seit Ende Juni könnte ebenfalls dazu beigetragen haben, dass ein sogenannter Sérac, ein Turm aus Gletschereis, abbrach.

Die italienische Nachrichtenagentur AGI zitierte den Gletscherexperten Renato Colucci mit den Worten, das Phänomen werde sich wiederholen, da "die Temperaturen in den höheren Bereichen der Alpen seit Wochen deutlich über den Normalwerten liegen". Die Marmolata (italienisch Marmolada) ist mit 3.343 Metern über Meereshöhe der höchste Berg der Dolomiten.


Aus: "Verona und Pisa müssen Wasser rationieren" (3. Juli 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2022-07/italien-verona-pisa-duerre-trinkwasser-rationierung

QuoteMe Tall #1.2

Gebete haben den Vorteil, dass man selber nichts mehr machen muss.
Der Herr wird sich um alles kümmern und uns leiten.


Quotebeatboy31 #33

"Wer sich nicht an die Regeln hält, kann mit einer Strafe von bis zu 500 Euro rechnen."

einmal pool befuellt - 500,- € ... - so what? wer sich's leisten kann, der wird sich eh ein dreck drum scheren - und das problem entsprechend verschaerfen.


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Quote[...] Manche Landwirte sind mittlerweile so verzweifelt, dass sie das Wasser von anderen Landwirten stehlen. Das zumindest berichten Lokalzeitungen. "Ja, es ist schlimm, aber genau deswegen muss man einen kühlen Kopf bewahren", sagt der 43-jährige Landwirt Davide Dornetti ntv.de. Sein Betrieb befindet sich in der Provinz Lodi, südlich von Mailand, und erstreckt sich über 100 Hektar. Er baut Mais und Triticale, eine Pflanzenkreuzung aus Weizen und Roggen, an. Den Mais verwendet er für die Mastschweine, die Triticale für die Herstellung von Biogas.

Vor ein paar Jahren hat er in einen Brunnen investiert, das war teuer, erweist sich jetzt aber als goldrichtig. "Und dieses Jahr in neue Bewässerungssysteme", ergänzt Dornetti. "Das war auch ein großer finanzieller Aufwand. Hat mich 100.000 Euro gekostet, aber immerhin, ich kann jetzt effizienter bewässern und vielleicht die Dürreschäden begrenzen."

Seine Alltagserfahrung teilt er mit den Kollegen, weswegen Dornetti auf Youtube den Videoblog "Agricoltura Innovativa" (Innovative Landwirtschaft) führt. Dort erzählt er, wie es um die Felder steht und welche Vorkehrungen er trifft. "Der Name des Blogs bezieht sich auf innovative Anbautechniken, aber nicht nur", erklärt er. "Innovativ will auch mein Aufruf zum Austausch sein. Und das ist etwas wirklich Neues, denn normalerweise halten die Landwirte ihre neuen Erkenntnisse strikt geheim."

Den Landwirtschaftsverbänden zufolge hat die Dürre schon Schäden von mehr als drei Milliarden Euro angerichtet. Das hat auch die Politik wachgerüttelt. Den Agrarsektor nennt man zwar auch Primärsektor, oft wird er aber nicht so behandelt. Vor einer Woche hat die Regierung für die Regionen Piemont, Lombardei, Emilia-Romagna, Veneto und Friaul-Julisch Venetien den Notstand bis zum 31. Dezember 2022 ausgerufen. Auch Hilfsgelder in Höhe von 36,5 Millionen Euro - vornehmlich für Landwirte - wurden bewilligt. Außerdem soll in Kürze ein "Dürre-Sonderkommissar" ernannt werden. Mit welchen Befugnissen er ausgestattet sein wird, ist noch nicht bekannt.

Landwirte scheuen normalerweise wortgewaltige Ansagen. Wenn also, wie Freitag vor einer Woche, bei einer Versammlung in Vigevano, einer Gemeinde in der Nähe von Pavia, von "apokalyptischen Zuständen" die Rede ist, weiß man, dass es für viele ums Überleben geht. Der Agrarverband Confagricoltura von Pavia hatte nicht nur Landwirte und Fachleute zu diesem Diskussionsabend eingeladen, sondern auch zwei Parlamentarier der Demokratischen Partei, damit diese dann in Rom aus erster Hand berichten, wie es um die Landwirte hier steht.

"Rom muss dafür sorgen, dass der Wasserkrieg zwischen den Regionen endet und die landwirtschaftlichen Großräume zusammenarbeiten, anstatt sich gegenseitig das Wasser streitig zu machen", sagt Alberto Lasagna ntv.de. Er ist Wasserbauingenieur, Landbesitzer und Direktor des Confagricoltura Verbands in Pavia. Er war es auch, der den Begriff "apokalyptisch" bei der Versammlung verwendete und die Reisgegend um Pavia, die Lomellina, als den Herd dieser Apokalypse bezeichnete.

"Die Lage ist verdammt ernst", sagt Luca Antonioni ntv.de. Er ist 34 Jahre alt und Reisbauer in dritter Generation in Tromello, einer Ortschaft in der Provinz Pavia. Vater und Großvater sind auch noch im Betrieb tätig, "was für mich eine große Hilfe ist", so Antonioni. Beistand und Erfahrung seien im Moment das Wichtigste. Was die Reisfelder dieses Jahr wirklich abgeben werden, kann er aber nicht sagen, versucht jedoch optimistisch zu bleiben: "Im Moment rechnen wir mit einem Minus von 20 bis 30 Prozent. Hoffentlich regnet es und wir kommen noch glimpflich davon."

Früher gehörten zu den typischen Bildern dieser Landschaft die Kinder, die im Sommer in den Kanälen herumplanschten. Jetzt, wo das Grundwasser fehlt, sind viele Kanäle ausgetrocknet. Die Brücke Ponte della Gerola ist 880 Meter lang und normalerweise nimmt der Po die ganze Breite des Flussbeckens ein. Aktuell erblickt man Rinnsale, die versuchen, sich ihren Weg zum Fluss zu bahnen, aber dann doch versickern. Und wenn der Fluss kein Wasser hergibt, dann gibt es auch keins in den Bewässerungskanälen, die sich durch die Felder ziehen.

Silvia Bernini ist Beraterin des Naturschutzgebiets Parco del Ticino und Landwirtin. Auch sie hat an dem Diskussionsabend teilgenommen. Ihr Betrieb liegt auf der südlichen Seite des Pos, im Oltrepo Pavese, einer Gegend, die Weinschmeckern ein Begriff ist. Dort macht die Dürre den Landwirten genauso zu schaffen. Bernini übt aber auch Selbstkritik. "Natürlich konnte man so etwas wie jetzt nicht vorhersehen, trotzdem meine ich, dass wir auch verschlafen haben. Den Klimawandel gibt es ja nicht seit gestern", sagt sie ntv.de. Sie ist keine Hellseherin, hat aber für ihre 44 Hektar Land schon im Herbst Vorkehrungen getroffen. "Ich hab den wasserintensiven Maisanbau ausgesetzt und stattdessen Getreidesorten, die man im Herbst und Winter sät, zum Beispiel Gerste und Triticale angebaut. Das hat meine Ernte gerettet."

"Was wir hier und jetzt brauchen, um vielleicht noch einen Teil der Felder zu retten, ist eine Bestandsaufnahme der Staudämme, ihren Zustand, wie viel Wasser daraus abgeleitet werden kann", sagt Wasserbauingenieur Lasagna. Er selber führt seit dem 10. Februar Tagebuch über den Grundwasserstand: "Da es im Winter kaum geschneit und geregnet hat, konnte man ja schon eine Ahnung von der Wasserknappheit haben, die uns erwarteten würde."

Lasagna plädiert unter anderem dafür, dass aus den 45 Wasserkraftwerken, die sich im Piemont und der Lombardei befinden "ein Teil des Wassers für die Landwirtschaft abgezweigt wird - und zwar sofort." Doch die Mühlen der Bürokratie bewegen sich langsam. Ob noch rechtzeitig konkrete Maßnahmen getroffen werden, müssen die Landwirte abwarten und derweil einen kühlen Kopf bewahren.


Aus: "In Italien herrschen "apokalyptische Zustände"" Andrea Affaticati, Pavia (14.07.2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Apokalyptische-Zustaende-Extreme-Hitze-fuehrt-zu-Duerredrama-und-Wasserkrieg-in-Italien-article23458900.html

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Quote[...] Die Böden sind völlig ausgetrocknet, die Stauseen fast leer: Mehrere Jahre in Folge hat es in Mexiko kaum geregnet. Die Lage ist mittlerweile so schlimm, dass die Nationale Wasserkommission (Conagua) den Dürre-Notstand ausgerufen hat. Mit dieser Maßnahme hofft sie, einem Szenario begegnen zu können, das insbesondere den Großraum Monterrey im Norden des Landes betrifft. Die Reserven des zweitgrößten Ballungsraums nach Mexiko-City sind schon jetzt auf einem historischen Tiefstand.   

Die Dürre ist jedoch ein Phänomen, das den ganzen Kontinent im Griff hat. Argentinien, Brasilien, Uruguay, Bolivien, Panama und einige Regionen Ecuadors und Kolumbiens sind mit einem Problem konfrontiert, das zwar viel mit dem Klimawandel zu tun hat, aber auch mit dem Mangel an Maßnahmen zur Bewältigung dieser Herausforderung. 

... Die Prognosen sind in einigen Fällen katastrophal. In Monterrey ist bereits von einer drohenden "Stunde Null" die Rede, die dann eintritt, wenn es überhaupt kein Wasser mehr für die Einwohner gibt. Auch in Chiles Hauptstadt Santiago droht nach mehr als zehn Jahren Dürre eine strenge Wasserrationierung. Hier haben die Behörden mittlerweile das Erscheinungsbild der Stadt angepasst, indem sie auf den Grünflächen, die vor allem die wohlhabenden Viertel schmücken, Zierpflanzen den Vorzug geben, die weniger Wasser verbrauchen. 

... In Uruguay wurde Anfang 2022 der landwirtschaftliche Notstand ausgerufen, während in Panama mehr als 500 Brunnen gebohrt werden sollen, um die seit 2019 anhaltende Dürre zu bekämpfen. Anfang 2022 waren 400.000 Menschen in Kuba ohne Wasser, und in Paraguay rechnet man bereits mit Millionenverlusten, die durch die ausbleibenden Niederschläge entstanden sind.

Die Internationale Union für die Bewahrung der Natur (IUCN) warnt vor dem Zusammenbrechen ganzer Ökosysteme und der Zunahme von Waldbränden, zudem litten auch die Landwirtschaft, die Flussschifffahrt und die Wasserkraftnutzung unter dem Wassermangel. Die Abholzung der Wälder, so Alvarez Flores, ist ein weiterer Faktor, der das Dürrerisiko erhöht. 

Die Regierungen arbeiten mit Nachdruck daran, die unmittelbaren Probleme zu lösen, sich auf künftige Herausforderungen vorzubereiten - und dabei lange Versäumtes nachzuholen. "Wasserrecycling und die effektivere Nutzung von Regenwasser sind Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel, die wir bislang so gut wie gar nicht ergriffen haben", mahnt Álvarez Flores. Der chilenische Start-Up-Unternehmer Pérez Leiva glaubt dabei an das Innovationspotential der Menschheit: "Glücklicherweise gibt es ein bedeutendes menschliches und technologisches Kapital, mit dem neue Technologien getestet werden können. Es ist aber auch wichtig, dass die Behörden kurz- und langfristige Pläne prüfen und konkrete Maßnahmen ergreifen, denn wir dürfen nicht vergessen, dass es um das Leben der Menschen geht."


Aus: "Lateinamerika trocknet aus" Diego Zuniga (20.07.2022 )
Quelle: https://www.dw.com/de/lateinamerika-trocknet-aus/a-62527639

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Quote[...] Es ist wie so oft: Menschen erschaffen etwas, das am Ende der Natur schadet. So etwa PFAS, eine wasser- und fettabweisende Chemikalie. Forscher der Stockholm University und der ETH Zürich haben nun herausgefunden, dass der extrem langlebige Stoff so hoch konzentriert in der Atmosphäre vorkommt, dass er in Regenwasser oder Schnee zu finden ist – weltweit, selbst an abgelegenen Orten wie der Antarktis.

Unter PFAS versteht man Industriechemikalien, die nach Angabe des Umweltbundesamts
(UBA) etwa 4700 Substanzen umfassen. Wurde der Stoff einmal vom menschlichen Organismus aufgenommen, ist er dort noch lange zu finden. In einer großen europäischen Studie  wurden bei fast einem Viertel der 6- bis 19-Jährigen eine so große Menge PFAS im Blut gefunden, dass laut UBA »gesundheitliche Wirkungen nicht mehr mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen werden können«. Im Tierversuch besitzt der Stoff »lebertoxische, krebserregende und fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften«, wie das UBA schreibt. Wegen ihrer Eigenschaften kommen PFAS etwa in Outdoor-Kleidung, beschichteten Pfannen oder Verpackungen zum Einsatz.

Im Grundwasser konnte das Vorkommen von PFAS bereits vor einigen Jahren nachgewiesen werden. Trotz des Verbots mehrerer Hundert Verbindungen werde die Belastung aufgrund der Langlebigkeit noch viele Jahre bestehen, heißt es beim UBA. Gleichzeitig seien viele der derzeit legal eingesetzten PFAS hinsichtlich ihrer möglichen Gefahren für Umwelt und Gesundheit noch nicht ausreichend charakterisiert.

Die Richtwerte für PFAS in Trinkwasser, Oberflächengewässern und Böden wurden aufgrund des besseren Verständnisses ihrer Toxizität und der Gefahren, die sie für die Gesundheit und die Natur darstellen, korrigiert. »In den letzten 20 Jahren ist ein erstaunlicher Rückgang der Richtwerte für PFAS im Trinkwasser zu verzeichnen«, wird der Hauptautor der Studie Ian Cousins in einer Mitteilung der Stockholm University  zitiert. »So ist beispielsweise der Trinkwasserrichtwert für eine bekannte Substanz aus der Klasse der PFAS, nämlich die krebserregende Perfluoroctansäure (PFOA), in den USA um das 37,5-Millionenfache gesunken«. Basierend auf den neuesten US-Richtlinien für PFOA im Trinkwasser würde Regenwasser überall als nicht trinkbar eingestuft werden.

Um die Verbreitung dieser Chemikalien zu untersuchen, hat das Team der Universität Stockholm in den letzten zehn Jahren Labor- und Feldstudien über das Vorkommen und den Transport von PFAS in der Atmosphäre durchgeführt. Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Konzentration einiger schädlicher PFAS in der Atmosphäre nicht merklich zurückgehe – obwohl große Hersteller teils seit Jahrzehnten auf die Substanz verzichteten.

»Die extreme Persistenz und der kontinuierliche globale Kreislauf bestimmter PFAS wird dazu führen, dass die oben genannten Richtlinien weiterhin überschritten werden«, sagte Professor Martin Scheringer, ein Mitautor der Studie.

Kritik kommt etwa von Jane Muncke, Geschäftsführerin der Stiftung Food Packaging Forum in Zürich. »Es kann nicht sein, dass einige wenige wirtschaftlich profitieren, während sie das Trinkwasser von Millionen anderer Menschen verschmutzen und schwere gesundheitliche Probleme verursachen«, wird Muncke in der Mitteilung zitiert. Die enormen Summen, die es kosten werde, PFAS im Trinkwasser auf ein Niveau zu reduzieren, das nach heutigem wissenschaftlichem Kenntnisstand unbedenklich sei, müssten von der Industrie bezahlt werden, die diese giftigen Chemikalien herstellt und verwendet.

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Aus: "Verwendung von Industriechemikalien PFAS-Schadstoffe verunreinigen Regenwasser" (03.08.2022)
Quelle: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/pfas-schadstoffe-verunreinigen-regenwasser-a-602f0eab-71d6-4347-b247-b43367d7af7d

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Quote[...]

Verpackungen von Fast-Food-Gerichten sind häufig mit Fluorchemikalien belastet. Zu diesem Ergebnis kamen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und weitere Verbraucherschutzorganisationen in einer Testreihe. Von 42 analysierten Proben seien 32 eindeutig mit per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) behandelt gewesen. Untersucht wurden Einwegverpackungen von Ketten wie McDonalds, KFC, Nordsee, Subway oder Dunkin' Donuts.

PFAS sind fett- und wasserabweisend und werden deshalb für Beschichtungen verwendet, etwa auf Einweggeschirr aus Papier und Pappe. Laut BUND werden einige der identifizierten Stoffe mit erhöhtem Krebsrisiko, Leber- und Fortpflanzungsschäden sowie Störungen des Hormonsystems in Verbindung gebracht.

"Die Ergebnisse sind höchst bedenklich", sagte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt. "Fluorchemikalien sind umweltschädlich, potentiell gesundheitsgefährdend und haben nichts in Lebensmittelverpackungen zu suchen". Der BUND fordert ein Verbot der Chemikalien in Lebensmittelverpackungen, unbehandelte Alternativen seien längst marktreif. Dänemark habe mit einem nationalen Verbot von Fluorchemikalien »gezeigt, dass es auch ohne geht«, so Brandt. »Als größter Chemiestandort Europas sollte Deutschland hier nachziehen und damit ein Zeichen für eine schnelle EU-weite Regelung setzen.«

dab


Aus: "Tests auf PFAS Fast-Food-Verpackungen enthalten oft Chemikalien" (27.05.2021)
Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/fluorchemikalien-bund-warnt-vor-fast-food-verpackungen-a-b0416150-beb6-4ea7-8541-7868bb855563

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Quote[...] Andere wiederum sagen, dass kein kausaler Zusammenhang zwischen diesen Chemikalien und einer schlechten Gesundheit nachgewiesen werden könne. Trotz Uneinigkeit in der Wisschenschaftswelt und als Ergebnis dieser neuen Forschung fordern einige Forscher strengere Beschränkungen für PFAS.

"Es kann nicht sein, dass einige wenige wirtschaftlich profitieren, während sie das Trinkwasser von Millionen anderen verschmutzen und ernsthafte Gesundheitsprobleme verursachen", sagt Dr. Jane Muncke, Geschäftsführerin der Food Packing Foundation in Zürich, die nicht an der Studie beteiligt war.

"Die enormen Summen, die es kosten wird, die PFAS im Trinkwasser auf ein Niveau zu senken, das nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand unbedenklich ist, müssen von der Industrie bezahlt werden, die diese giftigen Chemikalien herstellt und verwendet. Die Zeit zum Handeln, sagt sie, ist jetzt.


Aus: "Studie: Regenwasser wegen "ewiger Chemikalien" weltweit nicht trinkbar" Rosie Frost (08/08/2022)
Quelle: https://de.euronews.com/green/2022/08/08/studie-regenwasser-wegen-ewiger-chemikalien-weltweit-nicht-trinkbar


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Quote[...] In Nizza sind die Temperaturen in 57 Nächten hintereinander nicht unter 20 Grad gefallen, ab 20 Grad sprechen die Meteorologen von "tropischen Nächten". Die Wassertemperaturen an einigen Mittelmeerküsten liegen aktuell noch immer bei 28 Grad; auch die Quallen, die das warme Wasser lieben, sind noch nicht verschwunden. Und auf dem Kontinent hält die Dürre an. Einige Länder Europas könnten in diesem Jahr die schlimmste Trockenheit seit 500 Jahren erleben, haben die Experten der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission vor einigen Tagen festgestellt.

Nein, dieser Sommer ist noch lange nicht zu Ende. Und Frankreich gehört zu den Ländern in Europa, die davon besonders betroffen sind. Wie unter dem sprichwörtlichen Brennglas kann man dort die Folgen sehen, die der verschärfte Wassermangel mit sich bringt.

In vielen Regionen Frankreichs gelten derzeit Beschränkungen für den Gebrauch des Wassers; in 78 der insgesamt 101 Départements ist die höchste Alarmstufe für Trockenheit ausgerufen worden. Private Gärten dürfen dort nicht mehr gegossen werden, auch keine öffentlichen Grünflächen. Die Brunnen wurden abgestellt, Landwirte müssen Ausnahmeregeln beantragen, die Einhaltung der Regeln wird von einer sogenannten Wasserpolizei kontrolliert. Mancherorts ist die Situation sogar noch schlimmer: In mehr als 100 Gemeinden, vor allem im Süden und Südwesten des Landes, gibt es überhaupt kein fließendes Wasser mehr, ihre Bewohnerinnen und Bewohner werden mit Tanklastzügen versorgt.

Dass Kriege geführt werden, weil Wasserquellen versiegen, ist ein Szenario, das man bislang aus anderen Regionen der Welt kannte, etwa aus dem Nahen und Mittleren Osten. Nun ist bislang nicht bekannt, dass es in Frankreich zu handgreiflichen Auseinandersetzungen um Wasservorräte gekommen wäre. Doch die gesellschaftlichen Bruchlinien, die die Knappheit mit sich bringt, sind offensichtlich. Ein Drittel des in Frankreich genutzten Wassers wird in der Industrie verbraucht; 45 Prozent fließen in die Landwirtschaft; die verbleibenden 21 Prozent gehen auf das Konto von privaten Haushalten. Vor allem die Unternehmen und Landwirte, die für ihre Produktion besonders viel Wasser brauchen, bangen. Dazu gehören etwa Pharmahersteller, Papierfirmen, die ohnehin kriselnde französische Atomindustrie, aber auch Milchbauern und Brauer.

Emmanuel Macron hat auf diesen Sommer der Rekorde reagiert wie immer: mit einem großen Wort. Der Präsident hat das "Ende des Überflusses" verkündet und seine Landsleute zum sparsamen Umgang mit den Ressourcen aufgerufen. Welchen Beitrag seine Regierung leistet, um dem akuten Wasser- und dem sich abzeichnenden Energiemangel zu begegnen, ist bislang weniger klar. Dabei ist der Wassermangel eigentlich keine Überraschung. Das Büro für geologische und mineralische Forschungen, eine staatliche Einrichtung, hat schon vor zehn Jahren gewarnt, dass Grundwasserspiegel und Flussläufe um bis zu 25 beziehungsweise 40 Prozent sinken werden.

Wie immer, wenn etwas knapp wird, drohen Verteilungskonflikte. Umweltaktivisten haben in den vergangenen Wochen Golfplätze ins Visier genommen, die teilweise weiterhin gewässert wurden. Der Generalsekretär der französischen Grünen, Julien Bayou, hat ein Verbot privater Schwimmbäder in den Raum gestellt. Dazu muss man wissen, dass es in Frankreich rund drei Millionen private Schwimmbäder gibt und ihre Besitzer in den besonders betroffenen Regionen schon jetzt kein frisches Wasser nachfüllen dürfen. Auch private Rückhaltebecken, die einige Landwirte vorsorglich angelegt haben, sind umstritten, weil sie den Grundwasserspiegel senken.

Wer bekommt Wasser, wenn nicht mehr genug für alle da ist? Was ist dann wichtiger, duschen oder ernten? Und muss man wirklich noch Golf spielen? Man müsse aufpassen, dass man nicht in eine Gesellschaft eintrete, in der jeder gegen jeden antrete, warnte Stanislas Guerini, ein Vertrauter Macrons, vor wenigen Tagen. Der Kampf gegen den Klimawandel trage "mehr und mehr Züge eines Klassenkampfs", kommentierte die konservative Tageszeitung Le Figaro die jüngsten Diskussionen um Golfplätze und Schwimmbäder.

Ein Klassenkampf ums Wasser? Noch klingt das weit hergeholt. Aber schön wäre es trotzdem, wenn dieser Sommer bald enden würde.


Aus: "Klassenkampf ums Wasser" Eine Kolumne von Matthias Krupa (30. August 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-08/wassermangel-frankreich-trockenheit-sparmassnahmen-5vor8

Quoteh123987qwert #22

Es geht längst nicht mehr um das Auffüllen von Swimming Pools. Seit 1.8.22 ist in praktisch allen Regionen Frankreichs das Bewässern von privaten Blumen- und Gemüsebeeten genau so verboten wie das giessen von Zierpflanzen.
Das sind einschneidende Massnahmen für den Einzelnen. Teuer eingekaufte Pflanzen verdorren, jahrelang gezüchtete Rosen sind nur noch Abfall. Gleichzeitig dürfen aber Golfplätze und Pferderennbahnen rund um die Uhr bewässert werden, die Bauern karren Millionen von Litern Trinkwasser in der Gegend herum mit ihren stinkenden Traktoren um ihr Vieh zu versorgen.
Das kommt bei uns Bürgern nicht gut an. Mittlerweile regnet es ab und zu und wir haben Mittel und Wege gefunden unsere "Restbestände" bis zum Herbst hinüber zu retten und unsere sterbelnden Obstbäume mit Regenwasser zu versorgen. Bei künftigen Abstimmungen werden wir die "Dekrete" in Bezug Wasser aber sehr genau auf unserem Radar haben. Die subventionierten Bauern dürfen alles, wir, die das bezahlen, dürfen nichts. Das kann nicht so sein. Das muss sich ändern.


QuoteSepp Tember #22.1

"und wir haben Mittel und Wege gefunden unsere "Restbestände" bis zum Herbst hinüber zu retten"

Oder anders ausgedrückt: Man schert sich einen Dreck um das Verbot.

Richtig?


QuoteYorka234 #27

Wir erleben es in allen Ländern, die die genug Geld zur Verfügung haben, wollen nicht sparen an den Ressourcen.
Es gibt kein Zeichen von Solidarität.

Für Deutschland ist es genau so. Kein Tempolimit, keine Übergewinnabschöpfung, Pools sind weiter gefüllt und und und.............


QuoteKeBoFi #27.1

Jeder kümmert sich zuerst um sich selbst. War schon immer so und ist auch in Ordnung.
Die Armen sind durch unser Sozialsystem gut abgesichert.


QuoteEarl Byrd #36

"Umweltaktivisten haben in den vergangenen Wochen Golfplätze ins Visier genommen, die teilweise weiterhin gewässert wurden."

Zurecht! Golfplätze! Deutlicher als die Betreiber kann man doch kaum zeigen, dass einem das Wohl der anderen komplett egal ist. ...


QuoteKarl Josef Schleidweiler #30

Es wird ohne kluges Wassermanagement nicht gehen:
Die wenigen häufig starken Wassermassen müssen intelligent aufgefangen und dann sorgfältig verteilt werden. Damit einhergehend sollte vorsorglich Hochwasser dort bekämpft werden, wo es seinen Ursprung hat: oben. Wenn die Flut die größeren Flüsse erreicht, ist's zu spät. Technisch machbar sollte das alles sein, wenn einige über ihre ideologischen Hürden, nicht nur national, sondern europaweit, springen.


Quoteregilot #38

Derweil die Flächenversiegelung nach wie vor weitergeht. Sprich, das Versickern von Wasser wird verhindert, es wird abgeleitet in die Kanalisation. Ebenso werden z. B. in Norddeutschland immer noch Flächen entwässert. Ich weiß nicht, was noch passieren muss, damit die entscheidenden Menschen endlich aufwachen.


QuoteRiau #40

Die Franzosen sind leider nicht umweltbewusst. Weil Frankreich ziemlich groß ist ("ein Kontinent" sagte Willy Brandt), sind sie unfähig, sich auf das Schlimmste gefasst zu machen. In Frankreich werden die "Ecologistes" ausgelacht : abwertend nennt man sie "écolos".


QuoteDrehstuhl #45

Dann wird neben Spanien, die derzeit in Europa führend sind, bald auch Frankreich und auch wir über Meerwasser-Entsalzungsanlagen verfügen.
Ich kann nur hoffen, dass wir nicht die selben Fehler machen, wie es in den Emiraten und vielen Teilen Afrikas geschieht, dass die Abscheideprodukte einfach wieder ins Merr zurück geleitet werden. Die Entwicklung ist hier zwar noch ausbaufähig, doch beinhalten diese "Restprodukte" diverse Metalle und besondere Mineralien, die wir sehr sinnvoll nutzen könnten. ...


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Erst der Krieg, dann Armut und Hunger – nun droht Syrien auch noch eine verheerende Epidemie. Seit Wochen breitet sich die Cholera mit enormer Geschwindigkeit aus. Vor allem im Nordosten und Nordwesten des Landes sind Tausende Menschen erkrankt, Dutzende bereits gestorben. Besonders betroffen ist die Region Aleppo.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldeten die syrischen Gesundheitsbehörden bisher mehr als 10.000 Fälle. Es wird befürchtet, dass sich die Epidemie im Nahen Osten großflächig ausbreiten könnte.

Denn wie viele Menschen sich schon infiziert haben, weiß niemand. Klar ist nur: Auch im Libanon und dem Irak wurden jetzt erste Fälle registriert. In beiden Ländern lebt die große Mehrheit der Bevölkerung, wie in Syrien, unter der Armutsgrenze.

Cholera ist eine durch Bakterien ausgelöste Durchfallerkrankung, die äußerst ansteckend ist und zu lebensbedrohlichem Flüssigkeitsverlust führen kann. Sie geht mit Erbrechen und hohem Fieber einher.

Die Ansteckung erfolgt meist durch Trinkwasser, das mit Fäkalien oder Erbrochenem von Kranken verseucht ist. Ohne medizinische Versorgung können Menschen innerhalb weniger Stunden sterben. Bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr ist die Überlebenschance groß.

Sauberes Wasser ist in der Region rar. Nach Angaben der Hilfsorganisation International Rescue Committee gibt es im von Not und Gewalt heimgesuchten Syrien 40 Prozent weniger Trinkwasser als vor zehn Jahren.

Das liegt zum einen am Krieg. Pumpwerke, Kläranlangen, Brunnen und Leitungen sind beschädigt oder ganz zerstört. In Wohngebieten fehlt vielerorts eine funktionierende Kanalisation. Zum anderen verschärfen Klimawandel und damit einhergehende Hitzeperioden und Dürren die Knappheit zusätzlich.

Der aktuelle Choleraausbruch wird von Experten auf verunreinigtes Wasser aus dem Euphrat zurückgeführt. Der Fluss – an einigen Stellen kaum noch als solcher zu erkennen – ist die Hauptversorgungsquelle für mehrere Millionen Menschen.

Dass sich die Cholera so rasant ausbreiten kann, liegt auch am desolaten Zustand des syrischen Gesundheitssystems. Im ganzen Land sind nur 65 Prozent der Kliniken und etwas mehr als die Hälfte der Gesundheitszentren voll funktionsfähig. Pflegekräfte, medizinisches Personal und Ärzte fehlen überall.

,,Dies macht es sehr viel schwieriger auf mögliche Epidemien und den aktuellen Choleraausbruch zu reagieren", sagt Tanya Evans, Syrien-Direktorin von International Rescue Committee.

Das sieht man bei Save the Children ähnlich und verweist zudem auf die große Gefahr für Kinder und deren Familien. Denn der Ausbruch der Cholera geht zeitlich einher mit dem Schulstart in Syrien.

Gefährdet seien nicht nur Mädchen und Jungen, die selbst erkrankten. ,,Wir sorgen uns auch um jene, deren Angehörige sich anstecken, sodass das Familieneinkommen wegbricht", sagt Beat Rohr, Interimsländerdirektor von Save the Children Syrien. Zudem könnten sich viele Familien notwendige Hygieneartikel und Medikamente nicht leisten.

Besonders große Sorgen bereitet den Hilfsorganisationen die Lage in den Flüchtlingscamps und provisorischen Unterkünften, etwa in Garagen oder Ruinen. Ärzte sprechen von einer tickenden Zeitbombe. Denn Millionen geflüchtete Syrer leben unter miserablen hygienischen Bedingungen.

Auch Lebensmittel sind oft verschmutzt. Wenn es überhaupt Wasserbehälter gibt, sind sie häufig gesundheitsgefährdend verdreckt – der ideale Nährboden für eine Durchfallerkrankung.

Weil Wasser knapp ist, sind viele Menschen auf Lkw-Lieferungen von privaten Anbietern angewiesen. Aber die werden kaum kontrolliert, sind teuer und nutzen auch ungeschützte Quellen, in denen sich Abwässer befinden.

Insgesamt ist die Zahl der Cholera-Ausbrüche nach Angaben der WHO in diesem Jahr wegen zahlreicher Krisen und Konflikte, Armut und des Klimawandels weltweit gestiegen. In den ersten neun Monaten hätten schon 27 Länder Fälle gemeldet. Die Entwicklung sei besorgniserregend, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus vor Kurzem.

Es gebe nicht nur mehr Ausbrüche, sondern es kämen dabei auch mehr Menschen ums Leben. Die Todesrate sei in diesem Jahr fast dreimal so hoch wie im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Cholera, breite sich dort aus, wo Armut und Konflikte herrschten und Menschen mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen hätten. Wie in Syrien.


Aus: "Verseuchtes Wasser aus dem Euphrat: Syrien droht eine Cholera-Epidemie"  Christian Böhme (11.10.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/verseuchtes-wasser-aus-dem-euphrat-syrien-droht-eine-cholera-epidemie-8734729.html


Textaris(txt*bot)

#29
Quote[...] Die weltweite Knappheit von Trinkwasser wird sich weiter verstärken. Dies sei eine Folge von zunehmenden Umweltproblemen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Verbindung mit erhöhter Süßwasserverschmutzung, heißt es in dem zum Start der UN-Wasserkonferenz veröffentlichten Weltwasserbericht der Kulturorganisation Unesco, der ab dem 22. März abrufbar ist.

Je nach Jahreszeit werde Wasser knapp – und zwar auch dort, wo es heute noch im Überfluss vorhanden sei, etwa in Regionen wie Zentralafrika, Ostasien und Teile Südamerikas. In Gebieten, wo Trinkwasser schon heute extrem knapp ist, wie im Nahen Osten und der Sahelzone, werde sich die Situation weiter verschärfen, heißt es in der Studie der Vereinten Nationen.

Wie die Hilfsorganisation Oxfam berichtet, sind die Wasserkosten in einigen Gebieten Äthiopiens, Kenias und Somalias seit Januar 2021 um 400 Prozent in die Höhe geschnellt, sodass für die 22,7 Millionen Menschen, die bereits akut Hunger leiden, Wasser unerschwinglich geworden ist.

Im Jahresschnitt lebten zehn Prozent der Weltbevölkerung in Ländern mit hoher oder kritischer Gefahr von Problemen durch Wasserknappheit, schreibt die UN in ihrer Studie. Durch den Klimawandel würde sich die Lage noch zuspitzen.

Am Mittwoch beginnt die UN-Wasserkonferenz in New York. Es ist das erste große UN-Treffen seit 1977, bei dem ausschließlich das Thema Wasser behandelt wird. Ein besonderer Fokus liegt darauf, inwieweit international beschlossene Ziele, unter anderem das UN-Nachhaltigkeitsziel zum Zugang für alle Menschen zu sauberem Wasser, erreicht werden können.

Die Fortschritte beim Erreichen des Nachhaltigkeitsziels und seiner Unterziele nennt die UN-Studie unzureichend. "Für die Erreichung mancher Ziele braucht es nun eine mindestens viermal so schnelle Umsetzungsgeschwindigkeit", heißt es. Weltweit haben zwei Milliarden Menschen – etwa jeder vierte – keinen Zugang zu sauberem Wasser.

Laut Bericht wird der weltweite Wasserverbrauch bis zum Jahr 2050 ähnlich wie in den vergangenen 40 Jahren jährlich um voraussichtlich etwa ein Prozent steigen. In ärmeren Ländern bestehe vor allem ein Risiko wegen mangelhafter Wasserqualität, in Industrieländern sei der Verbrauch durch die Landwirtschaft problematisch. Durch die Klimakrise seien bestimmte Regionen zunehmend häufig extremen und langanhaltenden Dürren ausgesetzt, was gravierende Folgen für die Pflanzen- und Tierwelt habe.


Aus: "Zwei Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser" (22. März 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/wissen/2023-03/wasser-knappheit-vereinte-nationen-studie

QuoteJinx Powder #3

Auch davor wird seit 70 Jahren gewarnt. Politiker und die meisten ihrer Wähler hat das bislang nicht interessiert. ...


QuoteBen2022 #3.1

Ja. Und seitdem hat sich die Weltbevölkerung mehr als verdoppelt. Und lebt gleichzeitig in einem Wohlstand wie nie zuvor und zwar alle Bevölkerungsschichten. Die Lage ist vielerorts schlimm, aber die Verantwortung auf vor 70 Jahren abzuschieben ist mehr als billig.


QuoteJinx Powder #3.2

,,die Verantwortung auf vor 70 Jahren abzuschieben ist mehr als billig."

Vor 70 Jahren bis heute, also auch und vor allem die Entscheider und ihre Wähler der letzten Jahre. Ihre Umdeutung ist billig.


QuoteAber_ #3.3

"Ja. Und seitdem hat sich die Weltbevölkerung mehr als verdoppelt."

Verdoppelt? Nein! Mehr als verdreifacht!
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1694/umfrage/entwicklung-der-weltbevoelkerungszahl/


...

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"UNESCO-Weltwasserbericht 2,2 Milliarden Menschen ohne sauberes Trinkwasser"
Stand: 22.03.2024 08:40 Uhr
Sauberes Trinkwasser ist eine überlebenswichtigste Ressource - zu der weltweit noch immer mehr als zwei Milliarden Menschen keinen Zugang haben. Aus Sicht der UN droht Wasserknappheit zunehmend Konflikte zu schüren. ... Und "fast immer sind es die ärmsten und schwächsten Gruppen, deren Wohlergehen und Existenz am stärksten gefährdet sind", heißt es in dem aktuellen Weltwasserbericht weiter. ...
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/unesco-weltwasserbericht-100.html

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Quote[...] Dass sich Frankreich in einem klimatischen Ausnahmezustand befindet, erfuhren die Bewohnerinnen und Bewohner von vier südfranzösischen Kommunen vor wenigen Tagen per SMS. Diese enthielt eine Warnung, das Leitungswasser zu trinken – es könne gesundheitsgefährdend sein. Das Grundwasser ist in der Winterdürre so tief gesunken, dass es nicht mehr aus der üblichen Bohrstelle entnommen werden konnte. Anstatt den Hahn ganz abzudrehen, werde nun Wasser aus Brunnen für die Landwirtschaft genutzt, dessen Qualität nicht ausreichend für den Konsum sei, erklärte die zuständige Wasserbehörde. 3.000 betroffene Menschen mussten vor dem Rathaus Schlange stehen, um sich ihre Ration an Plastikwasserflaschen abzuholen.

Nur wenige Kilometer südlich von den betroffenen Kommunen entfernt herrscht der nächste Ausnahmezustand: Viele Hunderte Hektar Pinienwald brannten am Wochenende an der Grenze zu Spanien nieder. Zuvor loderten die Flammen auf den Hügeln rund um die südfranzösische Metropole Nizza. Dutzende Familien mussten evakuiert werden, Hunderte Feuerwehrleute waren im Einsatz. Die genauen Ursachen sind noch unklar, aber sicher ist: Extreme Trockenheit und kaum Niederschlag haben das Feuer begünstigt. Die Dürrekarten einiger Regionen wechseln zunehmend von orange ins tiefrote Signal für "extreme Dürre".

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat kürzlich am Lac de Serre-Ponçon, dem größten Stausee Frankreichs, nicht weit von den Feuern entfernt, seinen nationalen Wasserplan vorgestellt. Er ist der Erste seiner Art in Frankreich. Macron sparte dabei nicht an eindringlichen Worten: "Wir hatten eine außergewöhnliche Dürre im vergangenen Sommer, mit 2.000 Kommunen, die um ihr Trinkwasser fürchten oder es sogar nicht mehr zur Verfügung stellen konnten", sagte er. "Aber diese Dürre wird in Zukunft nicht außergewöhnlich sein – nichts deutet darauf hin, dass sich die Situation verbessern wird." Aufgrund der Klimakrise stünde Frankreich im Jahr 2050 bis zu 40 Prozent weniger Wasser zur Verfügung. "Daher müssen wir nun vorsorgen, allein schon, um über den nächsten Sommer zu kommen." Ähnlich, wie das Energiesparen im Winter gelungen sei, sollen nun wichtige Sektoren bis zum Sommer Wassersparpläne ausarbeiten.

Denn bislang können die einzelnen Regionen nur oberflächliche Restriktionen aussprechen: Bürgerinnen und Bürger sollen ihre Autos nicht mehr waschen, ihre Pools nicht mehr neu befüllen und die Gärten nicht mehr gießen. Nun aber, so kündigte es Macron an, sollen alle großen Wasserverbraucher – das sind in Frankreich vor allem die Landwirtschaft, die Atomkraftwerke und eben die privaten Haushalte – zehn Prozent Wasser einsparen.

Für letztere hatte der Staatschef die konkreteste Idee: Landesweit sollen Bürgerinnen und Bürger weniger Geld bezahlen für die ersten Kubikmeter Wasser, die sie nutzen. Diese sollen ausreichen, um den Grundbedarf zu decken – um zu trinken, zu kochen, zu duschen und Wäsche zu waschen. Für alle weiteren Verbräuche, die Macron als "Komfort-Konsum" bezeichnete, sollen dann höhere Tarife gelten. Dieses Modell wird schon in einigen Kommunen Frankreichs erprobt, mit vielversprechenden Resultaten: Der Konsum ging mit den gestaffelten Tarifen meist deutlich zurück.

"Es ist sehr positiv, dass der Präsident selbst diesen Wasserplan vorgestellt hat, um seine Wichtigkeit zu unterstreichen", sagt Magali Reghezza, Geografin und Mitglied des Hohen Klimarates in Frankreich. Damit seien die Folgen der Klimakrise auf kommende Wassernöte erstmals an höchster Stelle benannt worden. Allerdings vermisst Reghezza konkrete Vorgaben, wie denn nun tatsächlich Wasser eingespart werden solle. "Macron hat etwa nur vage davon gesprochen, wie die Landwirtschaft weniger konsumieren kann, dabei ist sie mit Abstand der größte Wassernutzer in Frankreich."

Tatsächlich prophezeite Macron sogar, dass in Zukunft noch mehr Felder künstlich beregnet werden müssten als bislang. Mit neuen Techniken, etwa der sparsamen Tröpfchenbewässerung, ließe sich der Konsum insgesamt zwar auf gleichem Niveau halten. Doch Reghezza ist das zu wenig ambitioniert. "Wir kommen mit kleinen Gesten und neuen Technologien allein nicht weiter", sagt sie. Es brauche ein durchgreifendes, neues Modell, wie Nahrung angebaut werden kann.

In der Landwirtschaft müssten andere Sorten genutzt werden, die Böden müssten bedeckt und damit besser vor Verdunstung geschützt und das vielversprechende Modell der Agroforstwirtschaft flächendeckend eingeführt werden: In diesem werden Bäume – etwa Walnuss- oder Apfelbäume – auf Feldern gepflanzt, spenden so Schatten und bringen zusätzliche Erträge. "Wir müssen größer denken – und die Transformation finanziell, juristisch und steuerlich ermöglichen." Um das Wasser zu schützen, müsse die Landwirtschaft und der Tourismus neu gedacht werden.

Aber genau das sind zwei sensible Punkte. Immer wieder stellt sich vor allem in Südfrankreich die Frage: Wer hat Vorrang? Sind es die Golfplätze, die Touristen anziehen? Oder doch eher Landwirte und Landwirtinnen, die Tomaten und Pfirsiche kultivieren? Schon jetzt gelten in der touristischen Region der Alpes-Maritimes, die sich von Saint-Tropez bis zur französisch-italienischen Grenzstadt Menton am Mittelmeer entlang zieht, strenge Regeln: Bauern und Bäuerinnen dürfen nur noch zwischen zwanzig Uhr abends und acht Uhr morgens bewässern.

Private Poolbesitzer hingegen dürfen weiterhin ihre Bassins aufstocken oder sogar komplett neu füllen, wenn das Becken gerade gebaut wird. Und das, obwohl die Schwimmbecken in der Region mindestens zehn Prozent des Wasserverbrauchs ausmachen, wie Zahlen von Arnaud Rostan nahelegen, dem technischen Direktor des regionalen, staatlichen Wasserversorgers Eau d'Azur. Die gesamte Landwirtschaft dieser bergigen Region verbraucht hingegen nur einen Bruchteil davon, nämlich rund ein Prozent.

Diese Abwägung zwischen denen, die Wasser weiter nutzen dürfen, und anderen, die sich beschränken müssen, wird die französische Regierung und ihre regionalen Parlamente wohl noch stärker diesen Sommer umtreiben, sagt Rostan. Tatsächlich fehlt diese künftig notwendige Hierarchisierung bislang noch in der vorgestellten Wasserstrategie.

Auch die Atomkraftwerke, die zu den größten Wassernutzern im Land zählen, sollen sparsamer Strom produzieren. Bestimmte Baulinien geben das meiste Wasser wieder zurück an die Flüsse, erwärmt durch den Kühlungsprozess im Reaktor. Bei anderen entweicht es als Wasserdampf unwiederbringlich in die Luft. Beides wird in trockenen Zeiten große Probleme bei der Energieversorgung bereiten: Das Land ist zu rund 70 Prozent von Atomstrom abhängig. Das für sie verfügbare Flusswasser wird in der Klimakrise weniger werden und das von den Kraftwerken erwärmte Wasser, das in die Flüsse zurückgeleitet wird, belastet bei Hitze zusätzlich die Ökosysteme.

Fachleute gehen davon aus, dass die Rhône, der größte Fluss Südfrankreichs mit fünf angesiedelten Kernkraftwerken, bis 2050 im Schnitt bis zu 40 Prozent weniger Wasser tragen wird. "Wir müssen unsere Atomkraftwerke an diese Bedingungen anpassen und sie umbauen", sagte Macron dazu in seiner Rede. Viele Experten bezweifelten jedoch daraufhin, dass sich der Verbrauch der AKW so leicht verringern ließe. Ein Mitarbeiter des Umweltministeriums wird in einem Artikel des Magazins Le Point mit den Worten zitiert, es sei kein Geld für mögliche Umbauten eingeplant – denn die Kosten wären "exorbitant und der Nutzen gering".

Der problematische Wasserbedarf von Atomkraftwerken wird allerdings in der französischen Öffentlichkeit kaum diskutiert. Viel Aufmerksamkeit hingegen bekommen örtliche Projekte für die Landwirtschaft wie die sogenannten Megabassins, die Bäuerinnen und Bauern in trockenen Sommern Wasser für ihre Felder zur Verfügung stellen sollen. Das Prinzip: Im Winter werden aus dem Grundwasser Hunderttausende Kubikmeter in einen künstlichen See hochgepumpt, aus dem im Sommer bewässert werden soll. Für die Agrarbranche – vor allem für ihre konventionellen Fürsprecher – ist dies ein Weg aus der Krise. Für viele Umweltaktivisten und den Verband der bäuerlichen Landwirtschaft werde diese Praxis allerdings eine rückwärtsgewandte Anbauweise zementieren, in der beispielsweise Felder ohne Bodenbedeckung austrocknen und durstiger Mais zur Energiegewinnung genutzt wird. Auch der Agrarwissenschaftler und Autor des Weltklimarates IPCC, Jean-François Saussana, warnte in einer Anhörung vor französischen Parlamentariern davor, dass es sich bei den Megabassins um eine "falsche Anpassung" handele.

Für Expertin Reghezza gebe es zwar einen wissenschaftlichen Konsens darüber, dass Wasser in Zukunft gespeichert werden müsse. Die Bassins seien aber teuer, energieaufwändig und wenig ergiebig: Große Mengen des an die Oberfläche transportierten Grundwassers verdunsteten wieder. Zudem sei das Grundwasser ohnehin schon in einem schlechten qualitativen und quantitativen Zustand. Es könne nicht zusätzlich angezapft werden. "Die Lösung sind humusreiche, gesunde Böden, die Wasser aufnehmen können."

Tatsächlich eskaliert in Frankreich, dem größten Agrarproduzenten der Europäischen Union, der Konflikt um das Wasser für die Landwirtschaft. In Saint-Soline, einem 300-Seelen-Dorf östlich von Bordeaux, demonstrierten vor einigen Wochen Tausende Menschen gegen das dortige Projekt eines Megabeckens. Die Proteste endeten in Gewalt: Polizeiwagen brannten, Beamte feuerten Gummigeschosse ab, versprühten Tränengas und warfen Granaten. Die unabhängige Menschenrechtskommissarin Frankreichs kritisierte den Einsatz der Sicherheitskräfte als unverhältnismäßig. Und noch immer schwebt ein junger Umweltaktivist in Lebensgefahr, ein weiterer ist erst Tage nach der Demonstration aus dem künstlichen Koma erwacht.

Macrons Wasserplan muss offenbar noch mehr konkrete Antworten bieten, um das wertvolle Gut in Zukunft friedlich verteilen zu können.


Aus: "Ein bisschen Wasser für Tomaten, ein bisschen für Atomkraft" Annika Joeres (22. April 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2023-04/frankreich-duerre-wassermangel-strategie/komplettansicht


lemonhorse

Quote[...] ,,Herr, schick uns Wasser!" Die Bitte von Sebastián Chico, Bischof in der südspanischen Provinzhauptstadt Jaén, blieb bisher ungehört. Chico führte dieser Tage eine Prozession an, die sich von der Kathedrale durch Jaén bewegte. Viele Olivenbauern aus der Region nahmen an diesem religiösen Umzug teil, in dem die Menschen den Himmel um Regen baten.

Auch am Tag der Prozession brannte die Sonne auf die Olivenhaine der Umgebung. Seit Monaten gab es in der Provinz Jaén keine Niederschläge. Wenn nicht bald das erhoffte Wasserwunder eintritt, drohen schon im zweiten Jahr in Folge riesige Ernteausfälle.

Eine Katastrophe für die Bauern, die auch die Verbraucher zu spüren bekommen: Die ohnehin schon sehr hohen Preise für das Olivenöl werden weiter steigen.

,,Ohne Wasser gibt es keine Oliven. Und ohne Oliven leidet die Provinz", predigt Bischof Chico. ,,Unsere Wirtschaft hängt von der Olivenproduktion ab." 66 Millionen Olivenbäume stehen im Hügelland Jaéns. In der Provinz leben 630.000 Menschen.

Die Region ist das wichtigste Olivenanbaugebiet der Welt. Hier wird das Olivenöl für weite Teile Europas produziert. Spaniens Wassermangel wird noch länger anhalten.

Doch die Meteorologen haben keine guten Nachrichten für die Bauern. Spaniens Wassermangel, der nicht nur Jaéns Olivenfarmer, sondern weite Teile der spanischen Landwirtschaft in Bedrängnis bringt, wird vermutlich noch länger anhalten.

Massive Regenfälle sind bis zum Herbst unwahrscheinlich, verkündet das staatliche Wetteramt Aemet. Klimaforscher warnen, dass sich Spanien auch langfristig auf höhere Temperaturen und weniger Niederschläge einstellen muss.

Jaéns Wasserdrama spiegelt sich in den Talsperren im Hinterland: Die Stauseen sind, jetzt im Frühjahr, nur noch zu 25 Prozent gefüllt. Das reicht zwar, um die Bevölkerung und die Touristen mit Trinkwasser zu versorgen. Aber für die Bauern wurde das Wasser, das sie dringend zur Rettung ihrer Olivenfelder brauchen, rationiert – sie bekommen lediglich ein Viertel der normalen Menge.

,,Die Situation ist katastrophal", sagt Juan Luis Ávila, Olivenbauer in Jaén. ,,In diesem Jahr ist nicht nur die Ernte in Gefahr, sondern die Zukunft der Olivenplantagen." Mehrere Hitzewellen in den letzten Wochen mit Spitzenwerten von nahezu 40 Grad hätten die weißen Blüten vieler Olivenbäume buchstäblich verbrannt. Ein Großteil der Olivenernte, die normalerweise von November bis Februar eingeholt wird, sei bereits verloren. So schlimm sei es noch nie gewesen.

,,Der Olivenbaum kann zwar sehr hohe Temperaturen ertragen – aber nur, wenn er genügend Wasser kommt", erklärt Ávila, der beim Bauernverband COAG auch Sprecher für die Olivenbranche ist. Wenn es jedoch extremen Wassermangel gebe, habe der Baum keine Kraft, um gesunde Früchte zu bilden.

Schon die vergangene Saison ist schlecht gewesen. Regendefizit und Hitzewellen machten sich bereits 2022 bemerkbar – es war in Spanien das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. ,,Ich habe 70 Prozent weniger geerntet als in früheren Jahren", sagt Ávila. Doch in der kommenden Saison werde es wohl noch geringere Erträge geben.

So wie Ávila geht es den meisten spanischen Olivenbauern. In der Erntesaison 2021/22 produzierte Spanien noch nahezu 1,5 Millionen Tonnen Olivenöl. In 2022/23 waren es nur noch 680.000 Tonnen – weniger als die Hälfte. Im Erntejahr 2023/24 könnte es, wenn sich die düsteren Vorhersagen erfüllen, erneut große Einbußen geben.

Doch nicht nur in Spanien verursacht diese Jahrhundertdürre gigantische Ernteschäden in Milliardenhöhe. Bei den Olivenbauern in Portugal und Italien sieht es nicht besser aus. Dies setzt die Olivenölpreise auf dem europäischen Markt zusätzlich unter Druck.

Laut EU-Statistik produzierten Europas Landwirte in 2021/22 knapp 2,3 Millionen Tonnen Olivenöl. 2022/23 waren es nur knapp 1,4 Millionen Tonnen. Dass die Ernteausfälle im europäischen Olivensektor nicht noch größer ausfielen, ist Griechenland zu verdanken, wo der Wassermangel bisher weniger spürbar ist. Griechenland konnte in der letzten Erntesaison als einziges europäisches Produktionsland seine Olivenölproduktion erhöhen.

Die vertrocknenden Olivenplantagen lassen die Preise für das goldgrüne Speiseöl in Rekordhöhen steigen: Laut EU-Erhebung kostet Olivenöl im europäischen Mittel heute gut 50 Prozent mehr als vor zwölf Monaten. Womit das Öl, das unverzichtbarer Bestandteil der berühmten mediterranen Diät ist, zum Luxusgut zu werden droht.

,,Der Kostenschock beim Olivenöl ist ein Beleg dafür, dass die Dürre zum Anstieg der Lebensmittelpreise führt", schreibt Spaniens größte Tageszeitung ,,El País". Nach den letzten vorliegenden Daten (vom März 2023) stiegen die spanischen Lebensmittelpreise innerhalb von zwölf Monaten um 16,5 Prozent – EU-weit sogar um 19,2 Prozent. Wird aus der Klimakrise demnächst eine Lebensmittelkrise?

Einige spanische Fabrikanten zeigen sich in der Krise erfinderisch und haben ein neues Produkt kreiert: Sie mischen das kostbare Olivenöl mit sehr viel günstigerem Sonnenblumenöl und verkaufen diese Mischung zum Schnäppchenpreis. Dass es sich bei diesem Produkt, das mit leuchtend grünen Oliven auf dem Etikett wirbt, um einen Verschnitt handelt, wird aber nur klar, wenn man das Kleingedruckte liest. (ze)


Aus: "Dürre in Spanien: Selbst die Olivenbäume halten das nicht aus" Ralph Schulze (19.05.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/durre-in-spanien-selbst-die-olivenbaume-halten-das-nicht-aus-9832595.html

lemonhorse

Quote[...]  Nach den heftigen Regenfällen am Dienstag und Mittwoch in der norditalienischen Region Emilia-Romagna ist die Zahl der Toten auf mindestens 13 gestiegen. Das berichten der italienische TV-Sender RaiNews und die Nachrichtenagentur Ansa. Die schweren Unwetter haben nach Angaben der Behörden Schäden in Milliardenhöhe angerichtet.

Das Auswärtige Amt veröffentlichte "aufgrund anhaltender, zum Teil starker Regenfälle und heftiger Gewitter" eine Reisewarnung für Italien. Es komme zu Einschränkungen im regionalen Bahnverkehr. "Im Landesinnern besteht die Gefahr von Überschwemmungen und Erdrutschen; an der gesamten Küste auch Mittel- und Süditaliens können Sturmfluten einsetzen", teilte das AA mit. "Besondere Vorsicht gilt momentan in den Regionen Emilia-Romagna sowie in Sizilien (jeweils höchste Alarmstufe).

Innerhalb von 36 Stunden sei die Regenmenge von sechs Monaten heruntergekommen, sagte der Präsident der Region Emilia-Romagna, Stefano Bonaccini, im italienischen Fernsehen. Das Ausmaß der Verwüstung sei mit dem eines Erdbebens vergleichbar. Von der Regierung forderte der Politiker schnelle Hilfe.

21 Flüsse waren über die Ufer getreten, 36 Städte und Gemeinde wurden überflutet und 48 Lokalverwaltungen meldeten Erdrutsche. Noch immer sind etwa 27.000 Menschen in der Region ohne Strom, wie die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf den italienischen Energiekonzern Enel mitteilte. Etwa 170 Stromaggregate und vier Kraftwerke seien im Einsatz, um Notstrom zu liefern, meldete die Zeitung "La Stampa". Zudem sind in der Region wegen Erdrutschgefahr mehr als 250 Straßen gesperrt.

Nach Angaben der stellvertretenden Regionalpräsidentin Irene Priolo mussten mehr als 13.000 Menschen evakuiert werden, weil sie in ihren Wohnungen von Wasser- und Schlammmassen bedroht waren. Neben Cesena, Forli, Faenza und der Regionalhauptstadt Bologna gehört Ravenna zu den am stärksten betroffenen Städten.

Der dortige Bürgermeister Michele De Pascale hatte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch die ersten Häuser räumen lassen. "Es war die vielleicht schlimmste Nacht in der jüngeren Geschichte der Emilia-Romagna", sagte er. Es gebe verheerende Schäden in vielen Städten. "Meine Provinz Ravenna", sagte der Bürgermeister, "ist aufgrund der Wassermassen in weiten Teilen nicht wiederzuerkennen".

Auch die weiten Felder im Raum zwischen Forli und Rimini sind stark von den Unwetterschäden betroffen. Die italienische Agrarvereinigung Coldiretti sprach von unkalkulierbaren Schäden für die Landwirtschaft. Die Überschwemmungen hätten nicht nur menschliches Leid verursacht, sondern auch "wertvolle landwirtschaftliche Flächen verwüstet". Das Überleben von Betrieben und den von ihnen abhängigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sei in Gefahr.

An einigen Orten haben bereits die Aufräumarbeiten begonnen. Medienberichten zufolge versammelten sich Tausende Freiwillige in den betroffenen Gebieten, um zu helfen.

Italienische Spitzenpolitiker sprachen der Bevölkerung in der Region ihre Solidarität aus. Als Zeichen der Anteilnahme ordneten der italienische Fußballverband sowie der Tennisverband eine Schweigeminute bei allen Spielen an, die heute sowie am Wochenende stattfinden. In Rom läuft derzeit das Masters-1000-Tennisturnier.

Auch das für Sonntag geplante Formel-1-Rennen in Imola wurde abgesagt. Der Pegel des an die Piste grenzenden Flusses Santerno war gefährlich angestiegen, die Organisatoren könnten nicht die Sicherheit der Fans, Teams und Mitarbeitenden garantieren, erklärten sie.

Mit Informationen von Jörg Seisselberg, ARD-Studio Rom


Aus: "Überschwemmungen in Italien Unwetter verursacht Milliardenschäden" (18.05.2023)
Quelle: https://www.tagesschau.de/ausland/europa/italien-schaeden-ueberschwemmung-100.html

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Quote[...] Kaum Niederschläge, sinkende Pegelstände, Sparmaßnahmen. Im regenreichsten Land Europas ist es schon zu Beginn des Sommers viel zu trocken. Großbritannien fehlt Wasser, das Centre for Ecology and Hydrology warnt insbesondere im Norden des Landes vor ,,außergewöhnlich niedrigen" Pegelständen und ,,heftiger" Trockenheit.

In Schottland glauben Touristen deshalb bereits, klare Umrisse des legendären Monsters auf dem Seegrund sehen zu können. Denn Loch Ness, mitten in den Highlands, verliert immer mehr Wasser: Der Pegel des größten und tiefsten Gewässers Großbritanniens ist niedriger als je zuvor.

Einzelne kleine Buchten an den Ufern des Sees seien ,,schon fast ausgetrocknet", warnt der Loch-Ness-Forscher Adrian Shine. Doch nicht nur um Schottlands berühmtesten See sorgt sich das lokale Umweltamt, der Pegelstand sei in viel Flüssen und Seen ium Land besorgniserregend niedrig.

Dass das Wasser ,,schon so früh in diesem Sommer" knapp werde, sei ,,äußerst alarmierend". Auch gelegentliche Wolkenbrüche würden daran nichts ändern.

Bereits 2022 war das ganze Land von einer wochenlangen Hitzewelle und Dürre geplagt worden. Der Juli vergangenen Jahres gilt als trockenster Sommermonat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Droht Großbritannien in diesem Jahr ein noch heißerer Sommer?

Südlich von Schottland, im englischen Lake District, war der Oberlauf des River Derwent bereits Mitte Juni so gut wie ausgetrocknet. Dabei gilt die Gegend – ein Naturschutzgebiet – traditionell als ,,die nasseste Ecke Englands".

Folgen hat die Trockenheit schon jetzt für die Bevölkerung. In den Grafschaften Kent und Sussex waren Tausende Menschen vergangene Woche tagelang ohne Wasserversorgung. Trinkwasser wurde hastig über verschiedene ,,Abholstationen" ausgeteilt. Mehrere Schulen mussten schließen, weil die Toilettenspülung nicht mehr funktionierte. Täglich sank in den Haushalten der Wasserdruck.

Um Wasser zu sparen, gilt dort ab kommender Woche teilweise ein Bewässerungsverbot. Gärten dürfen dann nur noch mit Gießkannen, nicht mehr mit Wasserschläuchen oder Sprinkleranlagen bewässert werden. Sollte das nicht ausreichen, sind bereits weitere Maßnahmen angekündigt.

Unternehmen und Industrien, die besonders viel Wasser verbrauchen, wurde die Zulieferung bereits rationiert. Bei anhaltender extremer Trockenheit müssen sich in den kommenden Tagen und Wochen aber auch Bürger auf drastische Kürzungen einstellen. Standrohre sollen dann an strategischen Stellen in Straßen errichtet werden, an denen man sich dann sein Trinkwasser abholen müsste.

Doch schon jetzt warnen erste Unternehmen bereits davor, dass die Nachfrage nach Trinkwasser zu hoch ist. Southern Water, ein regionales Wasserversorgungsunternehmen, erklärte vergangenen Donnerstag, dass der Wasserbedarf bereits jetzt das höchste Ausmaß seit der Hitzewelle des Vorjahres erreicht hat.

Die Situation habe sich ,,sehr viel schneller als im Vorjahr entwickelt", sagt auch South East Water, ein Regionalunternehmen, das vor allem Kent und Sussex mit Wasser beliefert. Gegenwärtig sei,,wenig Regen für diesen Sommer" zu erwarten – was es immer schwerer mache, ,,all unsere Konsumenten kontinuierlich mit Wasser zu versorgen".

Dass bei der öffentlichen Wasserversorgung zunehmend von Angebot und Nachfrage die Rede ist, ärgert immer mehr Briten. Seit Premierministerin Margaret Thatcher 1989 die Wasserversorgung im Lande privatisierte und das Geschäft zehn regional operierenden Unternehmen übertrug, ist Großbritannien das einzige Land in Europa, in dem Wasser vollständig in privater Hand und somit eine kommerzielle Ware ist.

Das hat gerade in den vergangenen Jahren Empörung ausgelöst. Berechnungen zufolge sollen die profitorientierten und in ihren jeweiligen Regionen konkurrenzfrei operierenden Betriebe seit der Privatisierung mehr als 60 Milliarden Pfund (70 Milliarden Euro) an ihre Aktionäre ausgeschüttet haben, während vielerorts ungenügend ins Versorgungssystem investiert wurde.

Ein Großteil des Wassers geht deshalb wegen Leitungsschäden und Lecks in den Rohren verloren. Statt in Reparaturarbeiten zu investieren, wurden in den vergangenen Jahren aber etwa 95 Prozent der Unternehmensprofite an Aktionäre ausgeschüttet.

Für Schottlands berühmteste Sehenswürdigkeit gibt es dagegen wenig Hoffnung. Die Umweltschutzbehörde SEPA warnte erst am Wochenende, dass selbst eine durchschnittliche Niederschlagsmenge in den kommenden Tagen ,,wenig zu Linderung der Wasserknappheit" beitragen würde. Mindestens bis Anfang Juli soll es extrem trocken bleiben.

Ein Umstand, an den sich das Land gewöhnen werden muss. Klimamodellen zufolge werden trockene Sommer in Großbritannien in Zukunft um bis zu 50 Prozent zunehmen.


Aus: "Großbritannien dörrt aus: Europas regenreichstem Land fehlt Wasser" Peter Nonnenmacher (19.06.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/europas-regenreichstem-land-fehlt-wasser-grossbritannien-auf-dem-trockenen-10007041.html


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Quote[...] Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygiene sind überlebensnotwendig und doch für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit. Laut dem Wasserbericht der Vereinten Nationen hatten auch im Jahr 2020 noch mehr als zwei Milliarden Menschen keinen regelmäßigen eigenen Zugang zu sauberem Wasser, 1,2 Milliarden von ihnen fehlte sogar der Zugang zu einer grundlegenden Wasserversorgung. Sie brauchen länger als eine halbe Stunde, um überhaupt zu Wasserstellen zu gelangen, oder müssen Wasser aus Flüssen und verunreinigten Quellen nutzen. Acht von zehn Betroffenen leben nach Angaben des im März erschienenen Berichtes in ländlichen Regionen, mehr als die Hälfte von ihnen in Entwicklungsländern des globalen Südens.

Noch schlimmer sieht es beim Zugang zu Toiletten und Handwaschbecken aus: Einer von vier Menschen auf der Welt kann sich zu Hause die Hände nicht mit Wasser und Seife waschen. Auch sind viele gezwungen, ihre Notdurft im Freien zu verrichten, was zu einem erhöhten Risiko für Durchfallerkrankungen, Parasitenbefall und Unterernährung führt.

Die Vereinten Nationen erkennen den Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung als Menschenrecht an, deshalb ist ihr Ziel, die weltweite Wasser- und Sanitärversorgung zu verbessern. Spätestens bis zum Jahr 2030 soll die gesamte Weltbevölkerung dauerhaften, verlässlichen und bezahlbaren Zugang zu Wasser und zu Sanitäreinrichtungen haben.

Obwohl hierbei seit 2015 Fortschritte erzielt werden konnten, ist die Umsetzungsgeschwindigkeit der Maßnahmen allerdings bislang zu langsam, um dieses Ziel zu erreichen. Nach derzeitigem Stand müssten dazu viermal so viele Maßnahmen weltweit umgesetzt werden wie derzeit.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen könnten dann allein durch die Verbesserung der Wasser- und Sanitärversorgung jährlich über 800.000 Menschenleben gerettet werden. Zu einer noch höheren Schätzung kommen Forscher in einer aktuell in der Fachzeitschrift ,,The Lancet" veröffentlichten Studie. Ausgehend von epidemiologischen Daten und Risikofaktoren aus dem Jahr 2019 schätzten sie, dass eine globale Versorgung mit sauberem Wasser und sanitären Anlagen jährlich mindestens 1,4 Millionen Todesfälle verhindern könnte – rund zweieinhalb Prozent der weltweiten Todesfälle.

Bei den vermeidbaren Todesfällen durch unsauberes Wasser machen Durchfallerkrankungen mit einer Million Toten die Mehrheit aus. Auch rund 400.000 Todesfälle durch akute Atemwegsinfektionen, die aus mangelnder Handhygiene resultieren, sind den Wissenschaftlern zufolge vermeidbar. Die Forscher schätzten, dass nahezu die komplette Krankheitslast durch parasitäre Spulwürmer mit einer funktionierenden Wasser- und Abwasserversorgung verhindert werden könnte.

Doch auch wenn der Zugang zu sauberem Wasser und Toiletten einen offensichtlich großen Nutzen für die Gesundheit der Weltbevölkerung bringen würde, bleibt die Wasserknappheit das drängendste Problem. Das liegt nicht nur am schleppenden Ausbau der Versorgung. Auch der Klimawandel lässt Wasser zu einer immer knapperen Ressource werden. In Nordafrika und Westasien werden pro Jahr durchschnittlich bis zu 84 Prozent der gesamten erneuerbaren Süßwasserressourcen entnommen. In Deutschland lag der Wert 2019 bei 34 Prozent. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden im weltweiten Durchschnitt rund 19 Prozent der erneuerbaren Süßwasserreserven entnommen, dennoch lebten mehr als 733 Millionen Menschen – knapp zehn Prozent der damaligen Weltbevölkerung – in Ländern mit hohem und kritischem Wasserstress (über 75 Prozent).

Hoher Wasserstress hat verheerende Folgen für die Umwelt – in den vergangenen 300 Jahren sind weltweit über 85 Prozent der Feuchtgebiete verloren gegangen, hauptsächlich durch Entwässerung. Auch verschärft er die sozialen Konflikte um das begrenzte Wasserangebot. Der größte Treiber von Wasserstress ist nach wie vor die Landwirtschaft. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen liegt der Schlüssel zu Reduzierung von Wasserstress in der Effizienzsteigerung der Wassernutzung in der Landwirtschaft, besonders in trockenen Ländern.


Aus: "Wasserschutz könnte 1,4 Millionen Todesfälle verhindern" Oliver Schlömer (28.06.2023)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wissen/erde-klima/wasserschutz-wie-die-un-1-4-millionen-todesfaelle-verhindern-will-18992888.html