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[Primitivität (Notizen)... ]

Started by Textaris(txt*bot), June 29, 2023, 03:20:26 PM

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Textaris(txt*bot)

QuotePrimitivität (latein. primitivus ,,der Erste in seiner Art") ist eine Bezeichnung für besondere Einfachheit. Im sozialen Zusammenhang steht primitiv für einen empfundenen Mangel an Zivilisiertheit, oder auf eine Person bezogen für geringe Intelligenz. ... In der Biologie, speziell in der Entwicklungsbiologie, der Paläontologie und der Paläoanthropologie, wird die Bezeichnung primitiv für anatomische Merkmale jedoch wertneutral im Sinne von ursprünglich, urtümlich und alt verwendet ...

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Aus: "Primitivität" https://de.wikipedia.org/wiki/Primitivit%C3%A4t

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Quote[...] Anarcho-Primitivisten betrachten die Zivilisation als die Logik, Institution und den physischen Apparat von Domestizierung, Kontrolle und Herrschaft. Dabei liegt ein Fokus auf der Frage nach Ursprüngen. Die Zivilisation wird als das zugrundeliegende Problem bzw. als die Wurzel der Unterdrückung gesehen, weshalb sie demontiert oder komplett zerstört werden soll.

Der Aufstieg der Zivilisation wird von Primitivisten als ein über die letzten 10.000 Jahre hinweg vollzogener Wandel unserer Existenz beschrieben ...


Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Primitivismus

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Quote[...] Warum schauen eigentlich so viele Leute den «Bachelor»?  ... Was ist das Tolle am «Bachelor»? ... Kol: «Es ist interessant, weil es so primitiv ist.» ...


Aus: "«Interessant, weil es primitiv ist»" David Sarasin (29.11.2018)
Quelle: https://www.tagesanzeiger.ch/interessant-weil-es-primitiv-ist-759945472396

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Quote[...] Gibt es große Unterschiede zwischen den Menschen damals und heute? "Religion und Ritual, der Versuch, die unerklärliche Welt zu beeinflussen, waren ein wesentlicherer Bestandteil im Alltag", sagt Rebay-Salisbury. Aber unsere Vorfahrinnen und Vorfahren waren keine patscherten Primitiven. Ihre Kulturtechniken beeinflussten sogar die Evolution: "Durch die gekochte Nahrung ist die Gehirnentwicklung überhaupt erst möglich gewesen."

...  "früher war der Mensch nicht so primitiv, wie man das landläufig mit prähistorischen Menschen verknüpft", sagt Grömer. Sie wünscht sich ein realistischeres Bild unserer Vorfahren: "Man soll ihnen bitte mehr zutrauen!"


Aus: "Archäologin: "Der prähistorische Mensch war nicht so primitiv wie angenommen"" Julia Pühringer (10.5.2023)
Quelle: https://www.derstandard.de/story/2000146265792/archaeologin-der-praehistorische-mensch-war-nicht-so-primitiv-wie-angenommen

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Quote[...] Frage: Bischof Feige, die Wochenzeitung "Die Zeit" hat kürzlich Chatnachrichten und E-Mails des Springer-Chefs Mathias Döpfner veröffentlicht, in denen sich dieser unter anderem abfällig über Ostdeutschland und die Ostdeutschen geäußert hat. So hat Döpfner laut "Zeit" etwa geschrieben: "Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig." Was haben Sie gedacht, als Sie davon erfahren haben?

Feige: Wie primitiv, arrogant oder gehässig muss jemand sein, der sich so äußert! Für mich ist das eher ein Ausdruck der Geistes- oder Gemütslage des Verfassers als eine ernstzunehmende Kritik. Bedauerlicherweise reihen sich solche platten Sprüche in die gesellschaftliche Gesamtsituation ein, auch in den kirchlichen Bereich. Wie viel Schwarz-Weiß-Malerei gibt es doch zunehmend, wie viel Vorurteile und Klischees, Verschwörungsmythen und Falschmeldungen, Verdächtigungen und Unterstellungen, Hetze und Hass. Gewissermaßen also "Nichts Neues unter der Sonne"!

Frage: Sie sind selbst Ostdeutscher. Haben Döpfners Aussagen Sie verletzt?

Feige: Geärgert habe ich mich schon. Aber was soll's! Inzwischen empören sich viele über alles Mögliche, was sie als diskriminierend empfinden. Dabei stoßen sie – weil ihr Anliegen im Mainstream liegt – oftmals auf großes Verständnis. Als ehemaliger DDR-Bürger hingegen muss man in so einem Fall befürchten, schnell als "Jammer-Ossi" abgetan zu werden. Was bringt es also, so eine Entgleisung zu beklagen?

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Aus: "Bischof Feige: Döpfner-Aussagen über Ostdeutsche primitiv und arrogant" (02.05.2023)
Quelle: https://www.katholisch.de/artikel/44790-bischof-feige-doepfner-aussagen-ueber-ostdeutsche-primitiv-und-arrogant

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Quote[...] Kirill Serebrennikow probt Mozarts ,,Cosi fan tutte" an der Komischen Oper. ... "Der Krieg macht alles ganz einfach – primitiv. Alles ist schwarz-weiß: Entweder du wirst getötet oder du tötest jemand anderen.  ... Mozart gibt einen Einblick in die komplizierte psychologische Seelenlandschaft der Menschen. Und gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, diese Komplexität nicht zu vergessen." ...


Aus: "Serebrennikow an der Komischen Oper: Der Krieg macht alles primitiv" (08.03.2023)
Quelle: https://www.morgenpost.de/kultur/article237841867/komische-oper-kirill-sebrennikow-cosi-fan-tutte.html

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Quote[...] Nachdem ein Mann in Kaiserslautern wegen Hatespeech festgenommen wurde, hat die Generalstaatsanwaltschaft bekannt gegeben, was der 35-Jährige gepostet hat. Unter anderem bezeichnete er den mutmaßlichen Polizistenmörder von Kusel als "Helden".

"Bitte haben Sie Verständnis, dass ich den genauen Inhalt der Äußerungen nicht wiedergeben möchte", erklärt Mario Mannweiler, leitender Oberstaatsanwalt bei der Generalstaatsanwaltschaft in Koblenz. Aus Respekt vor den getöteten Polizisten will Mannweiler auf die exakte Wortwahl in den Beiträgen verzichten - auch, um den Angehörigen weiteren Schmerz zu ersparen.

Die Ermittler seien durch die Screenshots von zwei Zeugen auf den 35-Jährigen aus Kaiserslautern aufmerksam geworden. Außerdem wurden nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft mehrere Kommentare bei Facebook der Polizei gemeldet, die anschließend die Nutzerdaten ausgewertet hat.

Der Verdächtige habe die "brutale Ermordung der beiden Polizeibeamten in der Nähe von Kusel in übelster, verunglimpfender Weise regelrecht gefeiert", so Mannweiler. Den mutmaßlichen Täter Andreas S. bezeichnete der 35-Jährige als "Helden". Er habe die beiden getöteten Polizisten massiv beleidigt und dafür "wirklich abstoßende und primitive" Bezeichnungen verwendet.

Einige Menschen, die ihre Trauer und Betroffenheit aufgrund der Tat bei Facebook zum Ausdruck brachten, beleidigte er ebenfalls mit "üblen, gossenhaften Schimpfworten". Die Kommentare postete er dabei in der Regel auf privaten, aber öffentlich zugänglichen Profilen, auf dem Facebookprofil eines Oberbürgermeisters und auf der Seite der Polizei selbst.

Wie Mannweiler mitteilt, wird der 35-Jährige wegen insgesamt acht Straftaten verdächtigt. Dabei geht es unter anderem um die Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und die sogenannte Billigung von Straftaten. Was sich im Strafgesetzbuch etwas nüchtern anhört, kann pro Einzelfall mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren bestraft werden, erklärt Staatsanwalt Mannweiler.

Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz ermittelt als zentrale Einheit zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus derzeit in insgesamt 33 Verfahren wegen Hatespeech. Den Mitarbeitern sei die konsequente Verfolgung von "derart abstoßenden Entgleisungen" im Internet ein besonderes Anliegen, betont Mannweiler abschließend.


Aus: ""Abstoßend und primitiv": Ermittler veröffentlichen Details zur Festnahme wegen Hatespeech" Christoph Heck (2.8.2022)
Quelle: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/kaiserslautern/kaiserslautern-staatsanwaltschaft-mit-weiteren-details-zur-hatespeech-festnahme-100.html

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Quote[...] ,,Ich finde das einfach nur primitiv", sagt Matthias Schmidberger von den Wolfratshauser Stadtwerken. Die Verärgerung ist seiner Stimme deutlich anzuhören. Es sei nicht nur der finanzielle Schaden, wenn die Blumen verschwinden. ,,Es ist auch respektlos der Gärtnerei, die sie gezogen hat und unseren Mitarbeitern gegenüber, die sie eingepflanzt haben." Zudem müsse wieder ein Mitarbeiter losfahren, um sie zu ersetzen. ,,Der Schaden summiert sich so mit der eingerechneten Arbeitszeit mittlerweile auf gute 1000 Euro", rechnet Schmidberger vor.

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Aus: ",,Primitiv und respektlos": Blumendiebe plündern immer wieder öffentliche Kästen" (05.07.2022)
Quelle: https://www.merkur.de/lokales/wolfratshausen/wolfratshausen-ort29708/primitiv-und-respektlos-blumendiebe-pluendern-immer-wieder-oeffentliche-kaesten-91649486.html


Textaris(txt*bot)

#1
Quote[...] Die Messlatte der Höflichkeit hängt niedriger, und öffentliche Äusserungen werden unverschämter. Dies stellte der grossartige John le Carré soeben in einem Interview fest. Der Meister des Politthrillers führte gleich ein paar Beispiele an: dass ein amerikanischer Präsident lauthals mit der Grösse seines Penis blufft. Dass die britische Premierministerin so über den Oppositionsführer redet: «Stellen Sie sich vor, wie Jeremy Corbyn allein und nackt einen Verhandlungsraum betritt. Ein Bild, das zu unerträglich ist, um nur daran zu denken.» Oder dass die alte «Times» of London heute ungerührt Begriffe wie «bugger off» abdruckt, «sich verpissen»: All das signalisierte für le Carré doch einen erstaunlichen Wandel.

Man las es und wog anerkennend den Kopf: hat was. Eine gewisse Verschiebung zum Vulgären, eine Aufweichung der Schamgrenzen ist ja wirklich unübersehbar. Viele bemerken es, und nur wenige stehen der Sache so locker gegenüber wie John le Carré. Der meinte im erwähnten NZZ-Interview ganz fröhlich: «Vielleicht klärt das in mancher Hinsicht auch die Luft, und die Heuchelei kommt aus der Mode.»

Hat das wirklich was? Es liesse sich doch auch das Gegenteil behaupten: Wir sind heute in vielem kontrollierter, gebremster, vielleicht auch gehemmter als noch vor einem viertel, einem halben oder gar einem ganzen Jahrhundert. Wir tratschen zwar über die Detailmasse von Kim Kardashians Hintern, aber keine Frau wagt sich noch oben ohne auf die Badiwiese. Dass sich die Kinder auf dem Pausenplatz verprügeln, dass Autoraser rasen oder dass Fussball-Ultras im Stadion mit dem Feuer spielen, war noch vor wenigen Jahrzehnten eine halbwegs tolerierte Normalität. Aber wer traut sich heute noch, einen Zigarettenstummel auf den Boden zu werfen?

Still und leise verschieben sich also die Grenzen. Aber wohin? Die Frage dreht sich um den Prozess der Zivilisation. Dieser Begriff wurde geprägt von Norbert Elias (1897–1990). Der grosse Soziologe zeigte für Europa eine tausendjährige Entwicklung nach, in welcher die Menschen immer manierlicher und selbstbeherrschter wurden: Sie bauten stetig engere Scham- und höhere Peinlichkeitsschwellen auf. Sie kontrollierten ihre Triebe mehr und mehr. Sie begannen, mit Messer und Gabel zu essen und bemühten sich, dabei seltener zu rülpsen. Kurz: Sie versuchten von Generation zu Generation, ihre Affekte und Gefühle ein bisschen besser unter Kontrolle zu kriegen.

Und so benimmt sich jeder Teenager des 21. Jahrhunderts vornehmer als eine Königin des Mittelalters, und jeden vornehmen Herrn des 16. oder 18. Jahrhunderts empfänden wir heute als ausgemachten Schweinehund.

Hier lässt sich nicht en détail ausbreiten, welche subtilen Verschiebungen Norbert Elias nachwies, indem er beispielsweise Manieren-und-Etikette-Ratgeber vergangener Zeiten verglich. Jedenfalls gelangte der Kulturphilosoph zur These, dass der einzelne Mensch immer stärker von anderen abhängig wurde, womit immer feinere Verbindungsketten entstanden. Zugleich erhielt der Staat das Monopol über die Gewalt: Das Individuum musste seltener selbst zuschlagen. Beides verlangte, dass sich die Europäer stärker unter Kontrolle haben, dass sie eher Rücksicht nehmen: dass sie höflicher wurden. Was mit der Zeit auch die Persönlichkeitsstrukturen veränderte.

Dass wir alle ein bisschen zivilisierter wurden, war natürlich eine unsäglich langsame Entwicklung in sehr fernen Zeiten. Und gerade verlief sie auch nicht, sondern voller Kurven und Rückschläge. Gerade Norbert Elias stellte dies sehr genau fest – weshalb er später dem Mega-Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus Hunderte Seiten Analyse widmete.

Hin und her – aber wohin läuft die Entwicklung heute? Es gibt keine Wirtshausschlägereien mehr (was zu Grossvaters Zeiten noch alltäglich war). Mobbing gilt als böse. Und der Kondukteur schimpft einen ungebührlichen Halbstarken nicht mehr einfach Schafseckel, sondern schickt notfalls die konfliktgeschulten Herren von der Security vorbei. Andererseits scheinen viele Menschen ihre Affekte wieder weniger unter Kontrolle zu haben, Regeln der Etikette gehen wieder vergessen. Wir sehen es dauernd in den Social Media. Wir spüren es mittlerweile auch in der Politik.

So veröffentlichte ausgerechnet die «Times» – «bugger off» – heute einen Leitartikel mit dem Titel: «Wie wir zu einer schamlosen Gesellschaft wurden». Die Diagnose: In der hyper-individualistischen Kultur des Westens wurde es unzulässig, andere zu beschämen. Anything goes, auch Peinlichkeiten.

Schamlosigkeit statt Kontrolle und Selbstbeherrschung? Oder sind wir in Wahrheit nur sensibler und bauschen jedes Zivilisationsbrüchlein furchtbar auf?

Die Antwort entscheidet viel darüber, ob wir uns über politische Unflätigkeiten und alltägliche Frechheiten aufregen sollen – oder ob wir sie besser mit der britischen Gelassenheit eines John le Carré missachten.

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Aus: "Wie primitiv sind wir eigentlich?" Ralph Pöhner (27. Juni 2017)
Quelle: https://blog.tagesanzeiger.ch/historyreloaded/index.php/988/wie-primitiv-sind-wir-eigentlich/

Quote
Albert Muri
27. Juni 2017 um 11:53 Uhr   

... wären die verbrecherischen Rohstoffkriege der letzten Jahrzehnte mit ihren Millionen Toten ohne unsere vulgäre Verdummungs- und Hetzpresse möglich gewesen? Mit Sicherheit nicht. ...


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