[...] Das Archiv des ITS, des International Tracing Service, im hessischen Städtchen Arolsen ist die weltweit bedeutendste Dokumentensammlung zum nationalsozialistischen Lagersystem, ja das größte NS-Archiv überhaupt.
Doch im Gegensatz zu den Akten der Täter im Berlin Document Center sind die Akten der Opfer in Arolsen seit Jahrzehnten für die historische Forschung unter Verschluss.
Begründet wird dies damit, dass der ITS ein ausschließlich humanitäres Mandat habe, deshalb also nur Anfragen von Opfern bearbeiten könne. Dabei sind es gerade auch die Opferverbände, wie der FNDIRP in Paris, die eine sofortige Öffnung des Archivs für die Forschung fordern.
Bewacht wird das Archiv von einem geheimnisvollen Internationalen Ausschuss in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz in Genf, der das Licht der Öffentlichkeit zu scheuen scheint.
Seit Jahren schon wird angekündigt, "demnächst" eine Zugangsregelung für Historiker zu schaffen. Doch nichts geschieht.
Der Politologe Frank-Uwe Betz beschreibt diesen lang währenden Skandal. Er hat schon im Herbst 1995 einen Appell zur Öffnung des Archivs initiiert, der von zahlreichen Wissenschaftlern unterzeichnet wurde.
Aus: "Größtes NS-Archiv der Welt endlich öffnen!" (Die Zeit; 2005)
Quelle:
http://www.zeit.de/2005/20/its_appell-.-
[...] Die Stationen der Verfolgung und des Leidens vieler von ihnen sind in Akten verzeichnet worden, die im Archiv des International Tracing Service (ITS), des Internationalen Suchdienstes, in dem alten Residenzstädtchen Bad Arolsen, 30 Kilometer westlich von Kassel, erhalten sind. Es ist das weltweit größte Archiv über das nationalsozialistische Lagersystem, ein einzigartiges Gedächtnis der Zeitgeschichte. Die Hauptkartei enthält circa 47 Millionen Einzelhinweise auf über 17 Millionen NS-Opfer, sein Dokumentenbestand umfasst über 25.100 laufende Meter Akten. Darunter befindet sich übrigens auch ein inzwischen weltberühmtes Dokument: Schindlers Liste.
Aus: "Das andere Mahnmal - Während in Berlin mit einem monumentalen Stelenfeld des Holocaust gedacht wird, scheint man im größten NS-Archiv der Welt kein Interesse an der historischen Aufklärung jener Zeit zu haben" Von Frank-Uwe Betz (DIE ZEIT 19.05.2005 Nr.21)
Quelle:
http://www.zeit.de/2005/21/ITS_neu