COMMUNICATIONS LASER #17

Laser#17 - Fraktal Text Akkumulation => Global-Politix und Micro-Welt, Randnotizen und Fussnoten => Topic started by: Textaris(txt*bot) on April 15, 2006, 05:07:44 PM

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 15, 2006, 05:07:44 PM
Quote

        Das goldene Kalb
        Doppelflöten, Hörner, Geigen
        Spielen auf zum Götzenreigen,
        Und es tanzen Jakobs Töchter
        Um das Goldne Kalb herum -
        Brum - brum - brum -
        Paukenschläge und Gelächter!
     
        Hochgeschürzt bis zu den Lenden
        Und sich fassend an den Händen,
        Jungfraun edelster Geschlechter
        Kreisen wie ein Wirbelwind
        Um das Rind -
        Paukenschläge und Gelächter!
         
        Aaron selbst wird fortgezogen
        Von des Tanzes Wahnsinnwogen,
        Und er selbst, der Glaubenswächter,
        Tanzt im Hohenpriesterrock,
        Wie ein Bock -
        Paukenschläge und Gelächter!



Heinrich Heine - Romanzero Gedichte (1851)
Quelle: http://www.textlog.de/heine-gedichte-goldene-kalb.html (http://www.textlog.de/heine-gedichte-goldene-kalb.html)

QuoteBei der in vielen Schichten entstandenen Erzählung vom Goldenen Kalb handelt es sich nicht um die Schilderung einer historischen Begebenheit, sondern in ihrer letzten deuteronomistischen Bearbeitung um eine ätiologische Erzählung, die den Untergang des Nordreiches nachträglich erklärt. ...
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Goldenes_Kalb (https://de.wikipedia.org/wiki/Goldenes_Kalb) (2014)

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Der Spieler erschien 1867 kurz nach Schuld und Sühne ... Nachdem die Französin die 100.000 Florins mit Prunk und Luxus durchgebracht hat, unter anderem auch durch eine Hochzeit (nur um des Titels willen) mit dem in der Zwischenzeit in den Stumpfsinn abgerutschten General, verlässt Aleksej verarmt Paris und schlägt sich als Lakai in Homburg und Baden-Baden durch. Sobald er Geld verdient hat, trägt er es zum Roulette. Selbst die Nachricht von Mr Astley, dass Polina ihn wirklich liebt, kann ihn nicht von seiner Spielsucht losreißen, die ihn mittlerweile vollkommen erfüllt. ...
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Spieler (https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Spieler)

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" ... die Filmkritikerin Linda Williams bezeichnete Geld einmal als die ,,ultimative Obszönität" ..."
Aus: "Komm zu Papa" Sarah Schaschek (02.09.2014)
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/komm-zu-papa (https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/komm-zu-papa)

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https://www.arte.tv/de/videos/RC-024485/mafia-und-banken/ (https://www.arte.tv/de/videos/RC-024485/mafia-und-banken/)

Doku über Mafia und Banken: Geld stinkt - Eine dreiteilige Arte-Dokumentation rekapituliert die Verflechtung weltweiter Finanzinstitute mit organisiertem Verbrechen.
Von Manfred Riepe (30.11.2023)
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/doku-uber-mafia-und-banken-geld-stinkt-10845874.html (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/doku-uber-mafia-und-banken-geld-stinkt-10845874.html)
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" ... Nachdem die Herkunft des Geldes nicht mehr feststellbar ist, wird das ,,gewaschene" Geld wie ein Ergebnis rechtmäßiger Geschäftstätigkeit genutzt. So werden beispielsweise Firmenanteile, Immobilien oder Lebensversicherungen erworben. ... Einer Legende nach geht der Ausdruck auf den Gangsterboss Al Capone zurück, der das durch illegale Betätigungen erworbene Geld tatsächlich in Waschsalons investierte und somit die wahre Herkunft verschleierte. Im Prozess 1931 nach seinem Beruf gefragt, antwortete er: ,,Ich bin im Wäscherei-Business tätig". ..." | https://de.wikipedia.org/wiki/Geldw%C3%A4sche (https://de.wikipedia.org/wiki/Geldw%C3%A4sche)

https://de.wikipedia.org/wiki/Lagarde-Liste (https://de.wikipedia.org/wiki/Lagarde-Liste)
https://de.wikipedia.org/wiki/Panama_Papers (https://de.wikipedia.org/wiki/Panama_Papers)
https://de.wikipedia.org/wiki/Pandora_Papers (https://de.wikipedia.org/wiki/Pandora_Papers)
https://de.wikipedia.org/wiki/Paradise_Papers (https://de.wikipedia.org/wiki/Paradise_Papers)
https://de.wikipedia.org/wiki/Swiss-Leaks (https://de.wikipedia.org/wiki/Swiss-Leaks)
https://de.wikipedia.org/wiki/Offshore-Leaks (https://de.wikipedia.org/wiki/Offshore-Leaks)
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahamas-Leaks (https://de.wikipedia.org/wiki/Bahamas-Leaks)
https://de.wikipedia.org/wiki/CumEx-Files (https://de.wikipedia.org/wiki/CumEx-Files)

https://de.wikipedia.org/wiki/Offshore-Finanzplatz (https://de.wikipedia.org/wiki/Offshore-Finanzplatz)
https://de.wikipedia.org/wiki/Globalisierung (https://de.wikipedia.org/wiki/Globalisierung)
https://de.wikipedia.org/wiki/Zivilisation (https://de.wikipedia.org/wiki/Zivilisation)
https://de.wikipedia.org/wiki/Weltgesellschaft (https://de.wikipedia.org/wiki/Weltgesellschaft)

Title: [Geheimbund auf Dauer... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 15, 2006, 05:20:31 PM
Quote[...] Die Flick-Affäre oder Flick-Parteispendenaffäre war in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein in den 1980er Jahren aufgedeckter politischer Skandal um verdeckte Parteispenden des Flick-Konzerns. Laut Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch dienten diese Praktiken einer ,,Pflege der politischen Landschaft".[1] Es entstand zudem der Verdacht, die Spendenzahlungen hätten im Zusammenhang mit einer Beeinflussung von Entscheidungen des Bundeswirtschaftsministeriums zugunsten des Flick-Konzerns und des Konzernchefs Friedrich Karl Flick gestanden. Die Flick-Affäre führte zu einem deutlichen Vertrauensverlust gegenüber den beteiligten Parteien CDU, CSU, SPD und FDP in der Bevölkerung. ... Im Laufe der Aufklärung der Affäre hatte sich gezeigt, dass sich CDU, CSU, SPD und FDP über die geltenden Bestimmungen des Parteiengesetzes hinweggesetzt hatten. In der gesellschaftlichen Debatte zu diesen Vorgängen zeigten sich allerdings Unterschiede in der Bewertung: So zeigten führende Repräsentanten der politischen Parteien wenig Unrechtsbewusstsein und machten geltend, wie schwierig die Parteienfinanzierung sei und dass es sich allenfalls um ein Kavaliersdelikt handle – eine Haltung, aus der zwischen 1981 und 1984 mehrere Versuche resultierten, per Gesetz eine Amnestie durchzusetzen, die jedoch am Widerstand der Presse und der Basis der einzelnen Parteien scheiterten. ...


Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Flick-Aff%C3%A4re (https://de.wikipedia.org/wiki/Flick-Aff%C3%A4re) ("Flick-Affäre", 3. April 2021)

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Quote... Die Flick- Affäre steht für die Käuflichkeit der politischen Elite in der Bonner Republik. Er [Friedrich Karl Flick] ließ sie alle schmieren. CDU, CSU, SPD und FDP. Fast die gesamte erste Garde der Bonner Politik. ... Ein Routinevorgang im Finanzamt St. Augustin bei Bonn bringt den damaligen Regierungsdirektor Klaus Förster auf die Spur ...


Aus: "Ein Mann und die Macht" (Hubert Seipel, 8.10.2006)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Die-Dritte-Seite;art705,1973065 (http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Die-Dritte-Seite;art705,1973065)


Quote[...]  Rückgrat - "Vier Jahre lang plagte sich später die damals SPD-regierte Düsseldorfer Staatskanzlei mit der Frage, ob [Klaus] Förster ein Bundesverdienstkreuz zustehe. Er bekam es nicht, weil er ja nur "seine Pflicht getan" habe. Förster hat diese Entscheidung bedauert, weil er gern das Bundesverdienstkreuz abgelehnt hätte." (06.02.2009  13:59:45, Rhinelander)


Kommentar zu: http://www.sueddeutsche.de/kultur/756/457416/text/ (http://www.sueddeutsche.de/kultur/756/457416/text/)



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Quote[...] Mehr als elf Millionen Euro musste Hessens CDU wegen der Schwarzgeldaffäre an die Bundespartei zahlen – und verzichtet trotzdem auf Schadenersatz vom Hauptverantwortlichen, Ex-Parteichef und Bundesinnenminister Manfred Kanther.

Die finanziellen Risiken eines Prozesses seien zu hoch, teilte die Partei am Samstag mit. Auch gegen den ehemaligen Unions-Landesschatzmeister Casimir Prinz zu Sayn-Wittgenstein und den ehemaligen Unions-Finanzberater Horst Weyrauch werde keine Klage erhoben. Knapp vier Monate vor der hessischen Kommunalwahl sorgt die Partei sich zudem, dass ein neuer langwieriger ,,Kanther- Prozess" mit ungewissem Ausgang ihr Ansehen beschädigen könnte.


Aus: "Hessische CDU erspart Kanther neuen Prozess" (HANDELSBLATT, Samstag, 10. Dezember 2005)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/hessische-cdu-erspart-kanther-neuen-prozess;1002954 (http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/hessische-cdu-erspart-kanther-neuen-prozess;1002954)


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Quote[...]  Die Staatsanwaltschaft begründete ihre Forderung unter anderem mit dem hohen Schaden, der der Union durch die Abgabe unvollständiger Rechenschaftsberichte entstanden war. Der damalige hessische CDU-Generalsekretär Kanther, Weyrauch und der ehemalige hessische CDU-Schatzmeister Casimir Prinz zu Sayn-Wittgenstein hatten Ende 1983 insgesamt 20,8 Millionen Mark (10,63 Millionen Euro) ins Ausland transferiert. Die Herkunft des Geldes ist nach Ansicht der Anklage auch weiterhin nicht völlig geklärt. In dieser Hinsicht sei man heute so schlau wie vor fünf Jahren, sagte Staatsanwalt Wolf Jördens.

Ihrer Partei verschwiegen Kanther, Weyrauch und Prinz Wittgenstein in den folgenden Jahren das Vermögen und holten es stattdessen unter anderem als jüdische Vermächtnisse getarnt wieder zurück. Sie hätten damals einen "Geheimbund auf Dauer" geschlossen, sagte Jördens. Sämtliche Gelder seien allerdings für die CDU verwendet worden, es habe nie persönliche Bereicherungen gegeben. Dies wertete die Anklage als strafmildernd für Kanther.


Aus: "Kanther Geldstrafe für Kanther wegen CDU-Affäre gefordert - Ex-Innenminister soll 72.000 Euro Strafe zahlen" (AFP vom 22.03.2005)
Quelle: http://www.123recht.net/article.asp?a=12400 (http://www.123recht.net/article.asp?a=12400)
Title: [Schlüsselfiguren... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 13, 2006, 10:23:09 AM
Quote[...] Die Vermutung, dass die Unternehmensspitze Betriebsräte gekauft haben solle, sei ,,absurd", sagt er. Im Vorstand seien solche Vorgänge keinem bekannt. Und: ,,Niemand im Vorstand hätte sie gebilligt." Hartz betonte: ,,Ich weise die Verunglimpfungen aufs Schärfste zurück."


Aus: "Korruptionsskandal bei VW zieht Kreise" (07.07.2005)
Quelle: http://www.lr-online.de/nachrichten/wirtschaft/wirtschaft/art1067,957918.html?fCMS=cfe5563761c4bfb25ebded2f43cb6f10 (http://www.lr-online.de/nachrichten/wirtschaft/wirtschaft/art1067,957918.html?fCMS=cfe5563761c4bfb25ebded2f43cb6f10)

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Quote[...] Bei der Aufarbeitung der VW-Affäre und möglichen Schadenersatzforderungen zeigte sich VW-Chef Pischetsrieder hart: "Es geht um das Geld unserer Aktionäre. Wir werden versuchen, jeden einzelnen Euro, der dem Konzern an Schaden entstanden ist, zurückzuholen", sagte Pischetsrieder der "Welt am Sonntag". VW prüft der Zeitung zufolge auch Regressansprüche gegen den auf Grund der Affäre zurückgetretenen Personalvorstand Hartz.


Aus: "VW-Spitze lehnt Hartz-Nachfolger Neumann offenbar ab - Konzern will in Affäre Schadenersatz von Managern" (12.11.2005)
Quelle: http://newsfoxx.de/2530/VW-Spitze-lehnt-Hartz-Nachfolger-Neumann-offenbar-ab.html (http://newsfoxx.de/2530/VW-Spitze-lehnt-Hartz-Nachfolger-Neumann-offenbar-ab.html)

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Quote[...] Wolfsburg (aktiencheck.de AG) - Aktuellen Presseberichten zufolge will die Wolfsburger Volkswagen AG anscheinend auf eine Schadenersatzklage gegen ihren Ex-Personalvorstand Peter Hartz verzichten. Dies berichtet die "Augsburger Allgemeine Zeitung" am Dienstag vorab aus ihrer Mittwochausgabe.

Nach Informationen der Zeitung liegt dazu nun ein Beschluss vom Präsidium des VW-Aufsichtsrats vor. Hartz ist einer der Schlüsselfiguren im VW-Korruptionsskandal.


Aus: "Presse: VW verzichtet auf Schadenersatzklage gegen Hartz" (Dienstag 11. Juli 2006)
Quelle: http://de.biz.yahoo.com/11072006/85/presse-vw-verzichtet-schadenersatzklage-hartz.html (http://de.biz.yahoo.com/11072006/85/presse-vw-verzichtet-schadenersatzklage-hartz.html)


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Quote[...] Vier Tage später wurde bekannt, daß der VW-Vorstand dem Betriebsrat teure Luxusreisen spendiert hat. Erst wies der damalige Personalvorstand Peter Hartz die Vorwürfe zurück, doch am 8. Juli stellte der Schröder-Freund und Namenspatron des Arbeitsmarktkonzeptes seinen Posten zur Verfügung. Die Annahme seines Rücktrittangebots durch den VW-Vorstand war am 8. August nur noch Formsache. Elf Tage später nahm die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen Volkert auf und prüfte, ob VW-Gelder für dessen Reisen mit dem Geschäftszweck vereinbar waren. Volkert räumte später Verbindungen zu Schuster ein.

Ende September wurde Hartz vernommen. "Kontrollen der Verwendung von Geldmitteln" hätten zeitweise offenbar nicht im erforderlichen Umfang stattgefunden, räumte er ein. Am 7. Oktober wurde der Ex-Arbeitsdirektor der Untreue verdächtigt.

[...] Piëch sagte, er habe davon nichts gewußt und sei an einer lückenlosen Aufklärung interessiert. Am 19. April wurde VW-Chef Bernd Pischetsrieder vernommen. Dabei ging es vor allem um den Verantwortungsbereich von Hartz und die Kostenstelle "1860", über die mit Eigenbelegen sogenannte Vertrauensspesen abgerechnet worden sein sollen. Im Mai stieg die Zahl der Beschuldigten, gegen die wegen des Verdachts auf Untreue und Betrug ermittelt wird, auf 14.


Aus: "Hartz kostete die Affäre den Posten" (Artikel erschienen am Sat, 15. July 2006)
Quelle: http://www.welt.de/data/2006/07/15/959849.html (http://www.welt.de/data/2006/07/15/959849.html)

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Quote[...] Der frühere VW-Personalvorstand Peter Hartz hat einen neuen Job. Im Saarland hat er eine eigene Firma registriert - die bietet Hilfe bei Unternehmensführung und Controlling an.

Wolfsburg/Hamburg - Das Unternehmen sei im Januar bei der IHK Saarland als Mitglied registriert worden, schreibt die "Wolfsburger Allgemeine Zeitung". Es sei als Firma "Professor Dr. h.c. Peter Hartz GmbH & Co." eingetragen und beschreibe seinen Geschäftszweck mit "Beratung, Unternehmensführung und Controlling".


Aus: "Peter Hartz ist jetzt Berater" (SPON; 25. Juli 2006)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,428390,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,428390,00.html)


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Quote[...] Objekte von Faurecia in München und einer anderen Stadt seien im Mai durchsucht worden. Der ehemalige BMW-Abteilungsleiter aus München sei schon seit einem Jahr in Untersuchungshaft. Er soll von mehreren Zulieferfirmen für Aufträge insgesamt mehrere 100.000 Euro in bar verlangt haben. Dabei sei es um Teile für den 3er-BMW und den Mini gegangen. Im Zuge dieser Ermittlungen sei man schließlich auch auf Faurecia gestoßen, erklärte Winkler.


Aus: "Auch BMW-Manager soll geschmiert worden sein" (.rp-online.de; 25.07.06)
Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/nachrichten/wirtschaft/unternehmen/344541 (http://www.rp-online.de/public/article/nachrichten/wirtschaft/unternehmen/344541)

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Quote[...] Der ehemalige VW-Betriebsratschef Klaus Volkert hat sein Gehalt durch Sonderboni offenbar fast verdoppeln können. Sein Gönner, Ex-Personalvorstand Peter Hartz, habe die Zahlungen heimlich und eigenverantworlich veranlasst, heißt es.


Aus: "VW-AFFÄRE: Zwei Millionen für Ex-Betriebsrat Volkert" (15.10.2006)
Quelle: http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,442688,00.html (http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,442688,00.html)

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Quote[...] In der VW-Affäre um Schmiergeld, Sexpartys und Lustreisen für Betriebsräte erwägt die Staatsanwaltschaft die Verfahren in Einzelfällen schriftlich zu erledigen. Durch den Verzicht auf öffentliche Verhandlungen soll das Großverfahren gestrafft werden.

[...]  Ziehe sagte, in einzelnen Fällen werde erwogen, auf eine öffentliche Verhandlung zu verzichten, um das Verfahren zu beschleunigen und den Beteiligten aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes die Darstellung aller Details zu ersparen.

Das sei möglich, wenn die Beschuldigten auf einen Einspruch verzichteten und die ihnen zur Last gelegten Beschuldigungen mit Geldstrafe oder maximal einem Jahr Haft geahndet werden könnten. Ein "Deal" sei das allerdings nicht – und auch keine Einstellung des Verfahrens, sondern eine Erledigung auf schriftlichem Wege.


Aus: "VW-Affäre: Justiz verzichtet auf öffentliche Verhandlungen" (11/2006 Financial Times Deutschland)
Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/137066.html?zid=90221 (http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/137066.html?zid=90221)



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Quote[...] Die jüngsten Preiserhöhungen der Deutschen Bahn hat Bahn-Chef Hartmut Mehdorn mit hohen Energiekosten begründet. Die Gehälter für den Vorstand erwähnte er nicht - sie schnellten in den vergangenen Jahren um 400 Prozent nach oben.


Aus: "DEUTSCHE BAHN: Vorstandsbezüge steigen schneller als die Preise" (15.10.2006)
Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,442669,00.html (http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,442669,00.html)

Title: [Herzversagen und eine Leiche im Stadtpark]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 13, 2006, 10:46:57 AM
Quote[...] Der wegen Betrugs verurteilte einstige Chef des US-amerikanischen Energiekonzerns Enron, Kenneth Lay, ist tot. Das berichteten US-Medien am Mittwoch. Lay (64) sei in Aspen (Colorado) gestorben, hieß es unter Berufung auf die Familie. Über die Todesursache wollte sie keine Angaben machen. Laut CNN war Lay am Dienstagabend mit Herzproblemen ins Krankenhaus gebracht worden. Nach Angaben der Ärzte habe sein Herz am frühen Morgen versagt.


Aus: "Herzversagen - Enron-Gründer Lay tot" (n-tv.de; Mittwoch, 5. Juli 2006)
Quelle: http://www.n-tv.de/685880.html

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Quote[...] London - Ein wichtiger Zeuge im Skandal um die Milliardenpleite des US-Energiekonzerns Enron ist am Mittwoch in London tot aufgefunden worden. Die Leiche des ehemaligen Chefs der Nordamerika-Abteilung der Royal Bank of Scotland, Neil Coulbeck, wurde in einem Stadtpark im Osten der Finanzmetropole entdeckt.


Aus: "ENRON-PROZESS - Topbanker tot im Park gefunden" (12.07.2006)
Quelle: http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,426453,00.html

Title: [Händeschüttlern... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 18, 2006, 10:46:34 AM
Quote[...] Grasser betonte am Montag einmal mehr, dass er Flöttl nicht persönlich kenne und dass er mit dem Investmentbanker auf der Yacht lediglich "Smalltalk" betrieben habe.

[...] Grasser hatte den Yacht-Ausflug mit Flöttl ursprünglich dementiert und erst nach Vorliegen aller Fakten bestätigt.

[...] Rückendeckung erhält Grasser nur von den Koalitionsparteien: BZÖ-Chef Peter Westenthaler bezeichnete ihn am Montag als "ausgezeichneten Finanzminister" und will über den Yacht-Ausflug nicht sprechen: "Ich befasse mich nicht mit Segelfahrten eines Ministers." Für den ÖVP-Politiker Werner Amon sind die Attacken der Opposition "unterstes Wahlkampfniveau" und ein Ablenkungsversuch von der Bawag-Affäre.

Auch Grasser selbst denkt nicht daran, wegen des Yacht-Ausflugs die Segel zu streichen: "Die Rücktrittsaufforderungen lassen mich völlig ungerührt", betonte der Minister - zumal bekannt sei, dass sich auch die Ex-Kanzler Franz Vranitzky und Viktor Klima mit Flöttl getroffen hätten und dessen Familie mit der Familie von Bundespräsident Heinz Fischer befreundet sei. Grasser: "Am Ende des Tages wird sich herausstellen, dass die Malversationen bei anderen Händeschüttlern liegen." (Ag.)


Aus: " Opposition fordert Grasser-Rücktritt" (diepresse.com; 17.07.2006)"
Quelle: http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=p&ressort=ip&id=572482 (http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=p&ressort=ip&id=572482)

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Quote[...] Die Refco-Gläubiger wollen von der BAWAG mehr als 1,3 Mrd. Dollar (rund 1 Milliarde Euro) einklagen. In einer umfangreichen Klagsschrift beschuldigen sie die Gewerkschaftsbank der Beihilfe zum Betrug. Den Vorwürfen zufolge soll die BAWAG in den vergangenen Jahren über "Ultimo-Geschäfte" wiederholt mitgeholfen haben, Verlustlöcher in Bilanzen des Brokers Refco zu stopfen. Die BAWAG sieht sich allerdings selber als Opfer.

Aus: "Entscheidung über Milliardenklage gegen BAWAG" (27. April 2006; SN/APA; salzburg.com)
Quelle: http://www.salzburg.com/sn/nachrichten/artikel/2016351.html (http://www.salzburg.com/sn/nachrichten/artikel/2016351.html)

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Quote[...] WIEN. Die Bank hat nach eigenen Angaben mit hochspekulativen Geschäften in den Jahren 1995 bis 2000 rund eine Mrd. Euro verloren. Als darauf die Eigenkapitalbasis des Instituts bedenklich zusammenschmolz, stand heimlich der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) mit seiner durch Mitgliedsbeiträge aufgefüllten Streikkasse für die Bawag gerade. Ohne diese Absicherung wäre die Bawag damals am Ende gewesen. Die Gewerkschaftsbank hatte erst vor kurzem wegen der Pleite eines US-Brokers 400 Mill. Euro abschreiben müssen.

Der heutige Bawag-Aufsichtsratschef Günter Weniger hatte die Rettungsaktion damals mit dem ÖGB eingefädelt und auch dessen Chef Fritz Verzetnitsch informiert. Beide bewahrten aber Stillschweigen. ,,Der Vorstand der Bank hat mich Ende 2000 von Verlusten in einer Höhe informiert, die die Erstellung der Bawag-Bilanz gefährdet hätten. In Abwägung aller Interessen habe ich beschlossen, diese Information für mich zu behalten", erklärte Weninger am Freitag. Wären die horrenden Verluste publik geworden, so ,,hätte das die Gefahr von Mittelabflüssen, den Verlust von Arbeitsplätzen und Vermögen des Eigentümers bedeutet". Weninger wird nun seinen Hut nehmen. Auch der Posten des österreichischen Gewerkschaftsbosses Verzetnitsch wackelte über das Wochenende zunehmend.

Der Skandal fällt in den anlaufenden Wahlkampf in Österreich, wo im Herbst ein neues Parlament gewählt werden soll. Entsprechend erbittert sind die politischen Reaktionen. Vizekanzler Hubert Gorbach, der dem rechten Bündnis BZÖ angehört, spricht vom größten Bankenskandal in der österreichischen Nachkriegsgeschichte und fordert den Rücktritt des ÖGB-Präsidenten. ,,Da hat ein Klüngel aus Parteifunktionären, Gewerkschaftsvertretern und Bawag-Managern die Beiträge der Gewerkschaftsmitglieder verzockt", sagte Gorbach.


Aus: "Streikkasse rettete österreichische Bawag-Bank" Von Oliver Stock
(HANDELSBLATT, Montag, 27. März 2006)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/news/Default.aspx?_p=200039&_t=ft&_b=1055630 (http://www.handelsblatt.com/news/Default.aspx?_p=200039&_t=ft&_b=1055630)


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Quote[...] Der Inhalt ist streng vertraulich. Grasser verriet nur soviel: Es verdichten sich die "Verdachtsmomente in Richtung Veruntreuung und krimineller Machenschaften sehr deutlich".

[....] Der Inhalt des Prüfberichts der Nationalbank ist bereits Ende Juni publik geworden. Die aktualisierte Version kommt just zu einer Zeit, in der Grasser wegen seiner Yacht-Affäre unter Beschuss ist, kommentiert die Opposition. Tatsächlich befinden sich zumindest einige interessante Neuheiten in dem Bericht. So fanden die Bawag-Prüfer bisher 120 Stiftungen und Sondergesellschaften, die laut Grasser nur dazu gegründet worden sind, um zu verschleiern.

Brisant sind auch die Erkenntnisse über das Vermögen von Wolfgang Flöttl jr. Dieser hat bekanntlich bei den Karibik-Geschäften 1,4 Mrd. Euro verspekuliert. "Es stellte sich in diesem Zusammenhang die grundsätzliche Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass ein erfahrener Portfoliomanager wie Wolfgang Flöttl über Jahre hindurch jedes ihm anvertraute Geld in einen Totalverlust führt", heißt es im Bericht.

Zur Deckung des Schadens sollte Flöttls Vermögen herhalten. Gemälde, darunter Picassos und Van Goghs, Liegenschaften und ein Jet. Laut Berechnungen des Restrukturierungsteams in der Bawag war das Vermögen rund 240 Mio. Euro wert. Es wurde in drei liechtensteinische Stiftungen eingebracht, die ganze Aktion lief in der Bawag unter größter Geheimhaltung. Doch letztendlich flossen nur 100 Mio. Euro an die Bawag zurück. Der Rest? Es besteht der dringende Verdacht, so der Prüfbericht, dass ein Teil der Gelder veruntreut wurde. Sogar wertvolle Gemälde seien spurlos verschwunden.

Immerhin musste die Bawag 172 Mill. Dollar bezahlen, um an Flöttls Aktiva heranzukommen. Für die Bilder mussten noch ein 154-Mio.-Dollar-Kredit bei Sotheby's beglichen werden. Und dann hatte Flöttl auch noch einen 18-Mio.-Dollar-Kredit bei der Meinl Bank offen, dem Kreditinstitut seines Freundes Julius Meinl V.


Aus: "Wer kassierte die Flöttl-Millionen? (Die Presse; 19.07.2006)
Quelle: http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=p&ressort=i&id=572742 (http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=p&ressort=i&id=572742)

Title: [in einem Anflug von Ganovenehre... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 19, 2006, 11:45:52 AM
Quote[...] Im Betrugsskandal um die Geldtransportfirma Heros ist nach Angaben des Insolvenzverwalters den Kunden ein Schaden von insgesamt 540 Mio. Euro entstanden.

[...] Heros hatte Preise verlangt, die zum Teil nur halb so hoch waren wie auf dem Markt üblich. Allein 230 Mio. Euro an Kundengeldern wurden Sack zufolge in den Jahren 2002 bis 2006 für die Aufrechterhaltung des Heros-Betriebs verwendet. Weiteres Geld floss in die Taschen führender Heros-Mitarbeiter. So habe etwa eine frühere Mitarbeiterin zwei Mio. Euro als Schweigegeld erhalten.

Der Verbleib von 95 Mio. Euro sei weiter unklar, sagte Sack. Wahrscheinlich sei, dass Heros-Führungskräfte auch diese Gelder zum Grossteil zu privaten Zwecken verbraucht hätten. "So wie wir das einschätzen, hat man sich wahrscheinlich eine Reserve für die Zeit nach der Haft geschaffen", sagte Sack. "Es gibt sicherlich Gelder, die noch keiner entdeckt hat." Der frühere Chef von Heros und drei führende Mitarbeiter sitzen seit Februar in Untersuchungshaft.

Heros hatte nach mutmasslichen Betrügereien Insolvenz angemeldet. Im Mai übernahm der US-Finanzinvestor MatlinPatterson das Unternehmen für 13,45 Mio. Euro und führt es unter dem Namen SecurLog weiter.

[...] Die Heros-Führung hatte nach Sacks Angaben ab Mitte der 90er Jahre Kundengelder veruntreut. Mit einem "fein ausgeklügelten Schneeballsystem" habe die Firma das bei Banken abgeholte Geld erst mit Verzögerung bei den Kunden abgeliefert und Beträge für die Aufrechterhaltung seines eigenen Betriebs abgezweigt. Insgesamt gebe es heute rund 1000 Forderungen von Gläubigern. Noch einen Tag vor der Insolvenzmeldung habe Heros die Forderungen einige kleinerer Kunden erfüllt, sagte Sack. "Das geschah wohl in einem Anflug von Ganovenehre." (apa)


Aus: "Gesamtschaden von 540 Mio. Euro für Heros-Kunden - 140 Mio. Euro auf Heros-Konten eingefroren" (wirtschaftsblatt.at; 18.07.2006)
Quelle: http://www.wirtschaftsblatt.at/pages/495926 (http://www.wirtschaftsblatt.at/pages/495926)

Title: [Beraterhonorar oder Motivationszahlung... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 19, 2006, 11:55:13 AM
Quote[...] Die aktuelle Verleumdungsaffäre um angebliche Schwarzgeldkonten französischer Politiker bei der luxemburgischen Finanzgesellschaft Clearstream zeigt, wie vernichtend sich heute bereits der Vorwurf der Korruption auf Politik und Gesellschaft auswirkt. Selbst ihren eigenen Volksvertretern trauen die westeuropäischen Gesellschaften illegale Geschäfte zu. In Deutschland wie in Frankreich hat heute jeder zweite Fall, der die Gerichte beschäftigt, mit Bestechung und Bestechlichkeit zu tun - und dabei bleiben nach Schätzungen der Strafverfolger 90 Prozent der Fälle unentdeckt. Allein die erfassten Schmiergeldzahlungen belaufen sich auf fast sechs Milliarden Euro. Nichts lässt die Hemmschwelle so schnell sinken, wie die Überzeugung, dass die anderen es auch nicht anders machen. "In vielen Firmen und Behörden ist Korruption gelebter Alltag", schreibt Deutschlands führender Antikorruptionskämpfer Wolfgang Schaupensteiner. "Die meisten Täter, etwa 70 Prozent, sind ohne Unrechtsbewusstsein." Schmiergeld heißt bei ihnen Beraterhonorar oder Motivationszahlung. Die Täter sind oft Entscheidungsträger und begehen die Taten aus Kalkül, weil sie an die Notwendigkeit von Korruption glauben, aus Selbstüberschätzung, weil sie sicher sind, nicht erwischt zu werden, oder aus Gier, weil ihnen ein gutes Einkommen immer noch nicht reicht.


Aus: "Im Sumpf der Korruption" (1arte-tv.com/de; 8. Juli 2006)
Quelle: http://www.arte-tv.com/de/woche/244,broadcastingNum=538513,day=4,week=29,year=2006.html (http://www.arte-tv.com/de/woche/244,broadcastingNum=538513,day=4,week=29,year=2006.html)

Title: [Unregelmäßigkeiten... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 26, 2006, 10:05:37 AM
Quote[...] Im Einzelnen geht es um den ehemaligen CEO Greg Reyes, den ehemaligen Finanzchef Tony Canova sowie die Expersonalchefin Stephanie Jensen. Dies ist der bisher kräftigste Schlag gegen mutmaßliche Optionsbetrügereien. Gegen über 80 Firmen wird bereits ermittelt, doch könnten mehrere hundert Unternehmen betroffen sein. Eine breit angelegte Studie an den Universitäten in Iowa und Indiana weist darauf hin, dass zwischen 1996 und 2005 rund 30 Prozent von 7800 untersuchten Firmen Optionen zurückdatierten und dass 13,6 Prozent dieser Anrechte manipuliert waren.

[...] Interessanterweise ist das Zurückdatieren selbst nicht strafbar – wenn es die Firma gegenüber den anderen Aktionären öffentlich bekannt macht. Dies ist aber wohl in der Regel unterblieben. So wird denn auch Brocades Ex-CEO Reyes nicht vorgeworfen, eigene Optionen manipuliert und sich so bereichert zu haben. Profitiert von dem Verfahren hätten neu eingestellte Mitarbeiter, denen die werthaltigeren Optionen zum Unternehmenseintritt angeboten wurden. Jensen kontrollierte angeblich das System der Optionsausübung; Canova wird beschuldigt, dem Treiben von Reyes und Jensen kein Ende gesetzt zu haben. Reyes und Jensen drohen bis zu 20 Jahre Haft und Geldstrafen in Höhe von maximal fünf Millionen US-Dollar.

Wie es aussieht, will die SEC mit den Ex-Brocade-Managern ein Exempel statuieren. Ermittlungen räumen indes immer mehr Hightech-Unternehmen ein, darunter Verisign, Cnet Networks, Foundry Networks, Applied Micro Circuits, Cyberonics, M-Systems und Progress Software. Selbst Apple Computer gab an, dass man bei einer hausinternen Untersuchung ,,Unregelmäßigkeiten" entdeckt habe – eine davon betreffe sogar den jetzigen Chef Steve Jobs. (speicherguide.de/cvi)


Aus: "Will die SEC bei Brocade ein Exempel statuieren?" (25.07.2006)
Quelle: http://www.tecchannel.de/news/themen/business/444204/ (http://www.tecchannel.de/news/themen/business/444204/)

Title: [Das „Confesercenti“-Papier... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 26, 2006, 10:10:14 AM
Quote[...]  Der Umsatz, den das Organisierte Verbrechen durch Erpressung von Unternehmen und Kaufleuten generiert, beträgt 77,8 Mrd. Euro und ist damit so hoch wie jener eines Großunternehmens.

[...] In einigen Regionen Süditaliens wie Sizilien und Kalabrien zahlen fast 80 Prozent der Kaufleute Schutzgeld, geht aus dem ,,Confesercenti"-Papier hervor. Auf Sizilien seien es 50.000 Kaufleute. ,,In einigen Regionen zahlen nur jene Unternehmen, die direkt im Besitz der Mafia stehen, kein Schutzgeld", hieß es im Dossier.

Zu den Branchen, in denen die Mafia besonders aktiv sind, zählen laut ,,Confersercenti" die Freizeitindustrie, die Gastronomie, Supermärkte, Autosalons und die Modebranche. Auch im Immobilienbereich ist das Organisierte Verbrechen besonders aktiv. ,,Die Mafia ist bereits in die Finanzkreisen von halb Europa eingedrungen", warnte der Bericht.


Aus: "Mafia: Druck auf Italiens Wirtschaft" (vienna.at; 24. Juli 2006)
Quelle: http://www.vienna.at/engine.aspx/page/vienna-article-detail-page/cn/vol-news-jsteiner-20060724-034415/dc/tp:vol:news-welt (http://www.vienna.at/engine.aspx/page/vienna-article-detail-page/cn/vol-news-jsteiner-20060724-034415/dc/tp:vol:news-welt)

Title: [Anonyme Spenden... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 27, 2006, 10:31:46 AM
Quote[...] Die SPD Wuppertal habe im Jahr 1999 anonyme Spenden in Höhe von einer halben Million Mark (256 000 Euro) angenommen, urteilte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. ,,Erst nachträglich in Erscheinung tretende Spender erkennt das Gesetz nicht an", hieß es in der Entscheidung. Es müsse für die Parteimitglieder und für die interessierte Öffentlichkeit klar sein, wer durch namhafte Spenden gegebenenfalls auf die Willensbildung und die Entscheidungen einer Partei Einfluss nehmen könne.

Hintergrund des Rechtsstreits waren Spenden eines Bauunternehmers, der den Wahlkampf des damaligen Wuppertaler Oberbürgermeisters Hans Kremendahl (SPD) unterstützen wollte. Da der Geschäftsmann nicht selbst als Spender der gesamten Summe in Erscheinung treten wollte, nannte er nachträglich mehrere Privatpersonen als weitere Geber. Die Bundes-SPD übernahm zwei der Personen in ihren Rechenschaftsbericht für 1999, der Grundlage für die staatliche Parteienfinanzierung im Jahr 2000 war. Tatsächlich hatten beide Personen jedoch nicht gespendet.


Aus: "770 000 Euro Strafe für die SPD" (focus.msn.de; 26.07.06)
Quelle: http://focus.msn.de/politik/deutschland/parteispendenaffaere_nid_32598.html (http://focus.msn.de/politik/deutschland/parteispendenaffaere_nid_32598.html)

Title: [Sonderkonditionen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 27, 2006, 10:39:36 AM
Quote[...] Vor der letzten Unterhauswahl im Mai 2005 hatte sich die Labour Party von reichen Unternehmern Vorzugskredite in Höhe von umgerechnet rund 20 Millionen Euro gewähren lassen. Während Spenden binnen Jahresfrist deklariert werden müssen, konnten solche so genannten Kredite bisher geheim bleiben. Mindestens vier der Spender hatte der wiedergewählte Premier dann für einen Sitz im Oberhaus vorgeschlagen, was die zuständige Berufungskommission ablehnte. Blairs Beteuerung, das eine habe mit dem anderen ,,nichts zu tun", klang wenig überzeugend. Dass im Gegenteil die Geldgeber mit Gegenleistungen rechnen dürfen, hielt MacNeils Parteichef Alex Salmond dem angeschlagenen Premierminister im Parlament vor: ,,80 Prozent der gesamten Spenden an Labour kamen von Leuten, die anschließend Orden, Ritterschlag oder Lord-Titel erhielten."

[...] Schon gilt die Labour-Regierung in der Bevölkerung als ebenso ,,schmierig" wie die letzte Tory-Administration des glücklosen John Major. Dabei wollte Blair 1997 ,,weißer als weiß" auftreten, um der Parteiverdrossenheit entgegenzuwirken. Immerhin hat die Regierung seit 1997 gegen den Widerstand der Torys das Spendensystem transparenter gemacht, beispielsweise auch dafür gesorgt, dass Spenden von Ausländern verboten wurden. Kredite zu Sonderkonditionen aber kamen in den einschlägigen Vorschriften nicht vor.

Inzwischen verstärken neue Details den Eindruck, dass in der Downing Street Schattengeschäfte zur Regel geworden sind. ,,Nicht zum ersten Mal", seufzt der Labour-Abgeordnete Tony Wright, ,,bedarf es erst eines Skandals, bevor eine Reform zustande kommt." Als Vorsitzender des Parlamentsausschusses für die öffentliche Verwaltung hat Wright bisher der Polizeiuntersuchung den Vortritt gelassen. Das ist für Labour und Premier Blair einstweilen wahrscheinlich besser so. Schließlich gilt in der Politik die Unschuldsvermutung des Strafrechts nur in Ausnahmefällen – und ganz gewiss nicht, wenn es um Geld geht.


Aus: "Orden für die Gönner" Von SEBASTIAN BORGER, LONDON (Rheinischer Merkur Nr. 30, 27.07.2006)
Quelle: http://www.merkur.de/2006_30_Orden_fuer_die_G.14195.0.html?&no_cache=1 (http://www.merkur.de/2006_30_Orden_fuer_die_G.14195.0.html?&no_cache=1)

Title: [Rechnungen von Drittfirmen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 31, 2006, 07:36:15 PM
Quote[...] Erneut muß sich ein Mitarbeiter des DaimlerChrysler-Konzerns wegen Korruption in Millionenhöhe verantworten. Es werde geprüft, ob sich der Mann Geld erschlichen habe, indem er sich Rechnungen von Drittfirmen ausstellen ließ, für die es keine Leistungen gab, bestätigte eine Sprecherin der Stuttgarter Staatsanwaltschaft.


Aus: "Früherer Daimler-Angestellter soll Millionen veruntreut haben" (welt.de; 31. Juli 2006)
Quelle: http://www.welt.de/data/2006/07/31/979793.html (http://www.welt.de/data/2006/07/31/979793.html)
Title: [Im Lenkungsbauausschuss... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 09, 2006, 07:46:58 PM
Quote[...] Wildmoser war bei der Vergabe des Bauauftrags für die Arena als Verantwortlicher des Fußballvereins 1860 München auch Geschäftsführer der Stadiongesellschaft und Mitglied eines Lenkungsbauausschusses. Für diese Funktionen erhielt er zwar ein Jahresgehalt von rund 400.000 Euro. Gleichwohl hatte er während des Bauvergabeverfahrens über einen Mitarbeiter Kontakt zu der Firma Alpine Bau aufgenommen und ihr gegen Zahlungen in Höhe von 2,8 Millionen Euro Insiderinformationen zugeschanzt.


Aus: "Allianz Arena: Vier Jahre Haft für Wildmoser" Karl-Heinz Wildmoser junior muss wegen der Schmiergeldaffäre um den Bau der Münchener "Allianz-Arena" ins Gefängnis. Laut Staatsanwaltschaft bleiben ihm noch maximal zwei Monate in Freiheit, bevor er seine Haftstrafe absitzen muss (ZEIT online, Tagesspiegel | 09.08.2006 18:05)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2006/08/09/70270.xml?page=1 (http://www.zeit.de/news/artikel/2006/08/09/70270.xml?page=1)
Title: [Geschenkgutscheine... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 13, 2006, 10:06:53 PM
Quote[...] Washington - Der ehemalige Vize-Präsident der US-Supermarktkette Wal-Mart, Thomas Coughlin, ist wegen Veruntreuung und Steuerhinterziehung zu einem 27-monatigen Hausarrest verurteilt worden.

Wie das "Wall Street Journal" am Freitag (Ortszeit) auf seiner Website berichtete, gestand Coughlin vor Gericht, mittels gefälschter Rechnungen und Missbrauch von Geschenkgutscheinen Firmengelder in Höhe von 500.000 Dollar (rund 392.000 Euro) in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben.

[...] Coughlin, ein langjähriger Vertrauter des verstorbenen Wal-Mart-Gründers Sam Walton, hatte das Unternehmen nach den Anschuldigungen vor mehr als einem Jahr verlassen. Er gab seinerzeit an, die Gelder unter anderem für ein betriebsinternes Vorgehen gegen Gewerkschafter eingesetzt zu haben.

Wal-Mart wies dies zurück, auch das Gericht fand keine Belege für eine solche Aktion. Laut "Wall Street Journal" hat das Unternehmen nun ein zivilrechtliches Verfahren angestrengt, um ein mit Coughlin vereinbartes Rentenpaket in Höhe von zehn Millionen Dollar zu streichen


Aus:"WAL-MART - Habgieriger Manager verurteilt" (manager-magazin.de; 13.08.2006)
Quelle: http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,431468,00.html (http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,431468,00.html)

Title: [Ein Sonderkonto und Platzhaltergeschäfte]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 17, 2006, 12:16:22 PM
Quote[...] Das Sonderkonto wurde bei der Post-Privatisierung 1995 von der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation eingerichtet. Darüber liefen diverse ,,Platzhaltergeschäfte", deren Erträge aber nicht im Bundeshaushalt ausgewiesen wurden, schreiben die Rechnungsprüfer.

So seien von dem Konto rund 550 Millionen Euro als Darlehen an die KfW-Bank geflossen. Das Ministerium habe mehrere Zusagen gebrochen, das Konto aufzulösen.

Es setze diese ,,Umgehung des Bundeshaushalts und dessen parlamentarischer Kontrolle" bis heute fort, obwohl 2005 die gesetzliche Grundlage weggefallen sei. Bei der jüngsten Kontrolle fiel auf, dass in diesem Jahr immer noch rund 42 Millionen Euro auf dem Konto parken.


Aus: "Millionensummen verschoben - Rechnungshof deckt Schattenhaushalt des Finanzministers auf" (Stefan Reker; 16.08.06)
Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/nachrichten/politik/deutschland/347589

Title: [vorsätzlich]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 19, 2006, 01:22:36 PM
Quote[...] Heros heißt jetzt SecurLog - der alte Name galt als "verbrannt", doch das Firmen-Konglomerat existiert großenteils weiter. Nur zwei Monate nach der Großrazzia, nach der Heros Insolvenz anmelden musste, präsentierte Insolvenzverwalter Manuel Sack im April einen Käufer für das schwer angeschlagene Unternehmen: den New Yorker Finanzinvestor Matlin Patterson.

Insgesamt entstand durch die kriminellen Machenschaften, so der Insolvenzverwalter, ein Verlust von 540 Millionen Euro. Demgegenüber stehen 140 Millionen, die nach der Pleite auf Heros-Konten bei der Bundesbank eingefroren wurden. Allein 230 Millionen Euro an Kundengeld verwendeten die Heros-Manager demnach in den vergangenen vier Jahren zur Aufrechterhaltung des Betriebs. Die Dumpingpreise, mit denen der Geldtransporteur Konkurrenten ausstach, reichten bei Weitem nicht, um die Betriebskosten zu decken. Der Verbleib von 95 Millionen Euro ist unklar - floss das Geld in die Taschen der Bosse?

1600 der zuletzt etwa 4600 Mitarbeiter des einst größten deutschen Geldtransport-Unternehmens hat die Raffgier ihrer Führungsriege wahrscheinlich den Job gekostet. Sie sollen zumindest in einer Beschäftigungsgesellschaft übernommen werden. Von den insgesamt 62 Standorten soll etwa die Hälfte geschlossen werden, darunter auch Teile des Standorts Hamburg.

Die um Millionen geprellten Kunden des Geldtransport-Unternehmens werden wohl auf ihrem Schaden sitzen bleiben: Das Landgericht Hannover, so der "Spiegel", urteilte jüngst, dass der Transportversicherer von Heros, die "Mannheimer", nicht für die unterschlagenen 300 Millionen Euro aufkommen muss - wenn die Konzern-Spitze das Geld vorsätzlich veruntreut hat.


Aus:"Jeder Dritte verliert seinen Job in der Geldtransport-Firma" (19. August 2006)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2006/08/19/600057.html

Title: [Zunächst in bar und später über eine Scheinfirma...]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 27, 2006, 03:46:02 PM
Quote[...] Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft inzwischen gegen sieben ehemalige Mitarbeiter der IKEA-Bauabteilung sowie gegen 44 Mitarbeiter von Bau- und Handwerksfirmen. Sie stünden im Verdacht der Bestechlichkeit beziehungsweise der Bestechung und des Betrugs, berichtet das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf eine Sprecherin der Behörde.

Den Angaben zufolge soll allein der Hauptbeschuldigte seit Mitte der 80er Jahre zunächst in bar und später über eine Scheinfirma Schmiergelder in Millionenhöhe eingesteckt haben, unter anderem von einer Düsseldorfer Projektfirma und einem bayerischen Baukonzern. Sein Vermögen, das in Liechtenstein und der Schweiz lagere, habe der 56-Jährige laut einem internen Vermerk der Staatsanwaltschaft auf 2,8 Millionen Euro beziffert, heißt es in dem Bericht weiter. Der frühere Bauleiter aus der IKEA-Zentrale in Wallau (Main-Taunus-Kreis) hatte sich im September vorigen Jahres in seiner Zelle erhängt.



Aus: "IKEA-Korruptionsaffäre - Schmiergelder in Millionenhöhe?" (26.08.2006)
Quelle: http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/index.jsp?rubrik=15662&key=standard_document_25354830

Title: [Kopfzerbrechen]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 27, 2006, 03:53:00 PM
Quote[...] Der Anstieg der Wirtschaftskriminalität bereitet den Ermittlern in Schleswig-Holstein Kopfzerbrechen. Nach Aussage von Generalstaatsanwalt Erhard Rex hat sich die Zahl der Fälle in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Er kritisierte, dass derartige Delikte oftmals eher milde bestraft würden. Zudem seien Fälle von betrügerischem Immobilien- und Kapitalanlagebetrug oftmals komplizierter und umfassender als noch vor Jahren. Die im Land auf solche Fälle spezialisierten 29 Staatsanwälte in Kiel und Lübeck hätten im vergangenen Jahr 4.757 Fälle bearbeitet. 1995 waren es noch 1.850.

Nach Aussage von Rex stößt es auch bei Experten auf Unverständnis, dass Wirtschaftsstraftäter zuweilen sehr günstig vor Gericht davon kommen. So habe auch der Bundesgerichtshof gerügt, dass ein Betrüger, der einen Schaden von 1,5 Millionen Euro angerichtet habe, nur zu 240 Tagessätzen verurteilt worden sei. "So etwas halte ich für nicht erträglich; das destabilisiert unser Rechtssystem", sagte Rex. "Beim Bürger kommt nämlich die Botschaft an: Die Kleinen hängt man und die Großen lässt man laufen."




Aus: "Schleswig-Holstein - Generalstaatsanwalt sieht dramatische Tendenz bei Wirtschaftskriminalität" (26.08.2006)
Quelle: http://www1.ndr.de/ndr_pages_std/0,2570,OID3017018,00.html

Title: [...aufgrund von Zufällen]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 28, 2006, 10:14:24 AM
Quote[...] Berlin - Die jüngsten Korruptionsskandale bei Media Markt/Saturn oder Karstadt Sport sind nach Meinung von Fachleuten keine Einzelfälle. ,,Das ist im Einzelhandel verbreitet", sagte die Berliner Korruptionsexpertin Birgit Galley dem Tagesspiegel.

[...] Die Hamburger Staatsanwaltschaft hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, sie sei einer größeren Korruptionsaffäre bei deutschen Elektronikhändlern auf der Spur. Vertriebsmitarbeiter des Philips-Konzerns sollen im großen Stil Einkäufer verschiedener deutscher Elektronikmärkte, darunter Media Markt/Saturn, bestochen haben. Gegen mehr als 100 Personen wird ermittelt. Bei Karstadt Sport sollen vier inzwischen entlassene Abteilungsleiter mit Lieferanten überhöhte Preise abgesprochen und Bestechungsgeschenke gefordert haben.

,,Große Kunden erwarten, dass Einkäufer Verhandlungsspielräume nutzen und individuelle Absprachen treffen", sagt Birgit Galley. Was wird wo in den Regalen platziert? Welche Produkte und Marken kommen in die Werbung? Wenn über Mengen und Preise und die so genannten ,,listing-fees" (Regalgebühr) im Einzelhandel gesprochen werde, seien die Grenzen zwischen Annehmlichkeiten und Bestechung häufig fließend. ,,Viele Vertriebsleiter sind mit allen Wassern gewaschen", weiß Waldemar Baier, Leiter der Konzernrevision bei Rewe.

Da die Hersteller es mit mächtigen Großkunden wie Media Markt oder Karstadt zu tun haben und selten Spielraum bei ihren Preisen sehen, werden eben andere Argumente bemüht: Reisen, Uhren, Tankgutscheine. ,,Da zahlt mancher Anbieter gerne das Doppelte für einen Auftrag und lässt den Einkäufer daran teilhaben", sagt Birgit Galley. ,,Kickback"-Zahlungen nennt man so etwas. Das Nachsehen haben die Kunden: ,,Bestechungsgelder werden immer auf den Preis aufgeschlagen", sagt die Korruptionsexpertin.

Aufgedeckt wird Bestechung meist aufgrund von Zufällen. ,,Entweder die Beteiligten streiten sich ums Geld – oder um die Frauen", sagt Waldemar Baier von Rewe.


Aus: "Korruptionsfälle erschüttern den Einzelhandel: Philips schmierte Mitarbeiter von Media Markt/Saturn – doch offenbar sind solche Praktiken auch in anderen Firmen verbreitet" von Von Henrik Mortsiefer (28.08.2006)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/archiv/28.08.2006/2736513.asp

Title: [...unrechtmäßige Spenden]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 11, 2006, 11:23:56 AM
Quote[...] Die Parteien der großen Koalition sowie die FDP wollen einem Bericht zufolge das Parteiengesetz ändern, um Strafen bei unrechtmäßigen Spenden zu entgehen.

Wie das Magazin "Focus" am Sonntag vorab berichtete, einigten sich die Schatzmeister von CDU, CSU, SPD und FDP darauf, dass Parteien künftig straffrei bleiben sollen, wenn sie Fehler selbst entdecken und beim Bundestagspräsidenten anzeigen. Dies solle für unrechtmäßige Spenden sowie fehlerhafte Rechenschaftsberichte gelten, heißt es in dem Bericht weiter.

Nach der Neuregelung müsste die betroffene Partei demzufolge nur noch die unrechtmäßige Spende abführen, nicht aber den doppelten oder dreifachen Betrag als Strafe. Fälle bis 10.000 Euro sollten die Parteien nicht mehr sofort melden müssen. Nach Auffassung der Schatzmeister reiche eine Korrektur im nächsten Rechenschaftsbericht aus, schreibt das am Montag erscheinende Magazin weiter.


Aus: "Parteien wollen Gesetz ändern - Keine Strafen für Schwarzgeld" (10. September 2006)
Quelle: http://www.n-tv.de/708745.html
Title: [Die Abläufe in der Bankenaufsicht]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 12, 2006, 10:03:29 AM
Quote[...]  Schon im Frühjahr war ein Fall millionenschwerer Selbstbedienung in der IT-Abteilung aufgeflogen. Der durch einen leitenden Beamten im IT-Bereich verursachte Schaden beläuft sich laut Staatsanwaltschaft mittlerweile auf mehr als 4 Millionen Euro. Nun stehen laut Staatsanwaltschaft in Bonn weitere BaFin-Mitarbeiter unter Verdacht. Wie der "Spiegel" berichtet, gab es Durchsuchungen in Wohnungen und Büros von fünf BaFin-Mitarbeitern. Einer von ihnen steht dem Magazin zufolge unter dem Verdacht, für seine Töchter und die Ehepartner anderer Mitarbeiter Planstellen geschaffen und ihnen die Fragen der Bewerbungsgespräche vorab zugesteckt zu haben. In anderen Fällen lauteten die Vorwürfe auf Untreue, Vorteilsnahme sowie Beihilfe zur Bestechlichkeit.

Im Auftrag des Finanzministeriums haben Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC) die Abläufe in der BaFin untersucht. In einem Gutachten bescheinigen sie nach Angaben des Nachrichtenmagazins ,,Der Spiegel" der Führung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mangelnde Kontrollen im eigenen Haus.


Aus: "Bankenaufsicht - Rückhalt für BaFin-Chef schwindet: Deutschlands oberster Bankenaufseher Jochen Sanio gerät zunehmend unter Druck. Ein Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass die Führung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zu spät reagiert hat" (11.09.2006)
Quelle: http://www.welt.de/data/2006/09/11/1031486.html

Title: [Systematische Steuerhinterziehungen]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 13, 2006, 10:28:38 AM
Quote[...] Die DaimlerChrysler AG, Stuttgart, gerät in der Affäre um Schmiergeldzahlungen, Steuerhinterziehung und schwarze Konten immer weiter unter Druck. "Die ermittelnden US-Behörden verlangen, dass jemand auf Vorstandsebene die Verantwortung übernimmt", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Dienstag zu Dow Jones Newswires. Dies könne auch ein Ex-Vorstand sein, da die Verfehlungen bis in die Anfänge der 90er Jahre zurückreichten.

Das US-Justizministerium und die US-Börsenaufsicht SEC ermitteln bereits seit über zwei Jahren gegen den Automobilhersteller. Dabei wurden zahlreiche schwarze Konten entdeckt, die seit Jahren für Bestechungszahlungen in Afrika, Asien und Osteuropa genutzt worden waren. Zusätzlich deckten die Ermittler systematische Steuerhinterziehungen bei Auslandsmitarbeitern in Millionenhöhe auf. DaimlerChrysler hat die Vorwürfe bereits eingeräumt und rückwirkend die eigenen Bilanzen korrigiert.


Aus: "SEC fordert von Daimler Konsequenzen" (de.biz.yahoo.com; 12. September 2006)
Quelle: http://de.biz.yahoo.com/12092006/341/sec-fordert-daimler-konsequenzen-steueraffaere-kreise.html
Title: [Ein ganz beliebter Waschsalon]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 11, 2006, 01:17:08 PM
Quote[...] «Die Türkei ist offensichtlich ein ganz beliebter Waschsalon», sagte er: «Wir wissen das aus dem Bereich der Banken.» Nach Erkenntnissen der Deutschen Bundesbank habe es erhebliche Kapitalverlagerungen ins Ausland gegeben, insbesondere seit der Einführung der Zinsabschlagsteuer. «Man spricht davon, dass in die Türkei und nach Ex-Jugoslawien insgesamt etwa 40 Milliarden Euro geflossen sind», sagte Kilmer.


Aus: "Türkei «offenes Tor» für deutsches Schwarzgeld" (Dienstag 10. Oktober 2006)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/10102006/12/tuerkei-offenes-tor-deutsches-schwarzgeld.html
Title: [steuerschonend geprüft]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 16, 2006, 11:36:36 AM
Quote[...] Innsbruck (APA/syr). Eigentlich sollten sie österreichische Steuersünder jagen, ab heute, Montag, müssen sie sich aber selber wegen Steuervergehen vor Gericht verantworten: Zehn Betriebsprüfern des Finanzamts Innsbruck sowie einem ehemaligen Mitarbeiter einer Steuerberatungsfirma wird Beitrag zur vorsätzlichen Abgabenhinterziehung und Missbrauch der Amtsgewalt vorgeworfen.

Sollten sie schuldig gesprochen werden, drohen ihnen bis zu zehn Jahre Haft. Beobachter halten es für möglich, dass das Finanzstrafverfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird.

Die derzeit vom Dienst suspendierten Finanzbeamten sollen jahrelang etliche Unternehmen "steuerschonend" geprüft haben. Der entstandene Schaden wird von der Anklage mit 20 Millionen Euro beziffert.

16 Unternehmer, die wegen vorsätzlicher Abgabenhinterziehung mitangeklagt sind, wurden aus dem Prozess ausgeschieden. Gegen sie wird zu einem anderen, noch unbekannten Zeitpunkt verhandelt. Die Dauer des Strafprozesses, in dem alleine die Staatsanwaltschaft 100 Zeugen beantragt hat, ist noch nicht absehbar.


Aus: "Tirol: Zehn Finanzbeamte vor dem Richter" (Die Presse) 16.10.2006
Quelle: http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=c&ressort=w&id=592613

Title: [„Minen“ und der Zugang zu Spendenlisten]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 31, 2006, 12:26:29 PM
Quote[...] Trotzdem ist die Sorge groß, dass sich die Affäre ausweitet und ,,weitere Minen hochgehen", so ein Spitzenpolitiker. Zugang zu Spendenlisten und Finanzunterlagen hatten nur Schönbohm, der Landesschatzmeister sowie Petke und Nelte, heißt es. Letztere waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Dass interne Finanzunterlagen und Papiere zur Spendenpraxis der Partei abhanden gekommen oder kopiert worden sind, hat die Union inzwischen aber offiziell bestätigt. ,,Das Zimmer des Landesgeschäftsführers ist praktisch leer", so ein CDU-Politiker. In der Parteispitze geht man davon aus, dass Petke auch die Mitglieder- und Delegierten-Datei aus dem Computer kopiert hat. Einige der 200 Delegierten, die über die Schönbohm-Nachfolge zu befinden, fanden in ihrer privaten Post jüngst eine Geburtstagskarte des Ex-Generalsekretärs.


Aus: "In der CDU wächst die Sorge vor weiteren ,,Minen" - Spendenaffäre könnte die Suche nach neuem Parteivorsitzenden beeinflussen / Landeschef Jörg Schönbohm kündigt Strafanzeige an" Von Thorsten Metzner (30.10.2006)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/brandenburg/archiv/30.10.2006/2866640.asp

Title: [transportiert, überwiesen, konvertiert (money laundering)]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 31, 2006, 12:33:07 PM
Quote[...] Schneider: In den vergangenen zahn Jahren hat sich das Geldwäschevolumen ungefähr verdoppelt. Weltweit betrug das Geldwäschevolumen aus Drogengeschäften im vergangenen Jahr 1039 Milliarden Dollar, das gesamte Geldwäschevolumen lag bei 1500 Milliarden Dollar. Das sind 3 bis 5 Prozent des Welt-Bruttoinlandsprodukts (BIP). Solange der globale Drogen- und Waffenhandel weiter floriert, ist mit einem Rückgang nicht zu rechnen. In Deutschland belief sich das Geldwäschevolumen auf sieben Milliarden Euro.

mm.de: Wie kommen Sie auf diese Zahlen?

Schneider: Bei diesen Zahlen handelt es sich natürlich um Schätzungen. Hier gibt es verschiedene Methoden, diese aufzustellen. Recht häufig wird der Umfang der Geldwäsche über die Erlöse aus dem Drogenhandel geschätzt, denn die organisierte Kriminalität erzielt knapp 40 Prozent ihres Umsatzes aus Suchtgift. Da man über die Zahl der Drogenabhängigen ziemlich genau Bescheid weiß und deren Konsum gut kalkulieren kann, lassen sich auch recht detaillierte Angaben über die Erlöse aus diesem Bereich machen.

mm.de: Was genau bedeutet Geldwäsche?

Schneider: Geldwäsche ist der Prozess, durch den Erlöse, die aus kriminellen Tätigkeiten stammen, transportiert, überwiesen, konvertiert oder mit legalen Geschäften vermischt werden. Das geschieht in der Absicht, die wahre Herkunft, die Beschaffenheit, das Eigentum an solchen Erlösen zu verschleiern oder zu verheimlichen.

mm.de: Woher stammt der Begriff?

Schneider: Der Begriff Geldwäsche stammt aus den Vereinigten Staaten der 1920er und 1930er Jahre, als die ersten Waschsalons ihren Betrieb aufnahmen. Kriminelle Gruppen investierten ihre Bargeldeinkünfte aus Verbrechen in diese "laundromats", weil deren Umsätze kaum zu kontrollieren waren. Sie gaben dem Staat überhöhte Gewinne an und mussten dann nur noch die Waschmaschinen im leeren Zustand laufen lassen, um den Strom- und Wasserverbrauch dem Gewinn anzupassen. Dieses "money laundering" wurde später wörtlich als Geldwäsche übersetzt.


Aus: "GELDWÄSCHE: "Al Qaida braucht 50 Millionen Dollar jährlich"" Von Martin Hintze (30.10.2006)
Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,443568,00.html

Title: [Macht und andererseits Verantwortung]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 06, 2006, 11:55:57 AM
Quote[...] "Wir haben in Deutschland eine immer größere Verteilung von immer mehr vermögenden Menschen und immer mehr armen Menschen. Das Mittelfeld löst sich auf. Ich finde diese Entwicklung sehr dramatisch, obwohl ich auf der Gewinnerseite bin", erklärt sie. Die ungerechte Verteilung erlebt sie hautnah. Ihr Mann ist Landwirt und arbeitet sehr hart, um sein Geld zu verdienen, während sie durch Zinserträge mehr verdient, als ein normaler Mensch es in seinem Leben üblicherweise kann.

"Die Probleme hätte ich gerne", hört Auwärter-Brodbeck oft. "Es ist ein ungutes Gefühl, wenn man spürt, dass jemand einen unmittelbaren Mangel erlebt und derjenige aber weiß, dass ich die finanziellen Mittel habe, um diesen Mangel aufzulösen. Das ist keine einfache Situation", erzählt sie. In der Öffentlichkeit spricht sie nicht über ihren Reichtum, weil sie nicht auf Geld reduziert werden möchte. Sie möchte wahrgenommen werden als Mensch, als Person, als Mutter, als das, was sie kann und ist und nicht als reich.

Doch bedeutet Geld auch oft Macht. Und welche Macht hat Geld für Auwärter-Brodbeck? "Ich bin diejenige, die darüber entscheidet, spende ich mein Geld jetzt lieber Unicef oder Greenpeace oder schenke ich es meinen Nachbarn, damit er sein krankes Kind gut versorgen kann? Das ist einerseits Macht und andererseits aber auch genau das Thema mit der Verantwortung", so Auwärter-Brodbeck.


Aus: "Die armen Reichen - Verein für reiche Erbinnen" (Sendung am 05.11.2006)
Quelle: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/4/0,1872,3977476,00.html

Title: [...wenn es ums Geld geht?]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 13, 2006, 10:53:13 AM
Quote[...] Sein Fünf-Millionenvolk hält er in eisernem Würgegriff. Die Menschen leben in Angst und Armut. In Turkmenbashis Reich gibt es keine unabhängige Berichterstattung, und die Menschenrechte werden mit Füßen getreten. Die Medien sind in staatlichem Besitz, das Fernsehen ist zum Regierungsinstrument mutiert. Im Hinblick auf die Pressefreiheit rangiert Turkmenistan auf der Liste der Organisation "Reporter ohne Grenzen" auf dem drittletzten Platz. Oppositionelle Journalisten werden drangsaliert oder verschwinden einfach. Unlängst starb die "Radio Free Europe/Radio Liberty"-Mitarbeiterin Ogulsapar Muradowa während der Haft. Das 58-jährige Gründungsmitglied der nichtstaatlichen Menschenrechtsorganisation "Turkmenistan Helsinki Foundation" (THF) hatte es gewagt, westlichen Journalisten bei ungenehmigten Filmaufnahmen zu helfen, die ttt in Ausschnitten erstmals im deutschen Fernsehen ausstrahlt. Daraufhin wurde die Journalistin verhaftet und der Planung eines Umsturzes beschuldigt. Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass Ogulsapar Muradowa zu Tode gefoltert wurde. "Turkmenistan ist eines der Länder mit den schwerwiegendsten Menschenrechtsverletzungen, vergleichbar nur noch mit Nordkorea oder Burma", bestätigt Marianne Heuwagen von Human Rights Watch. "Es gibt dort keine Meinungs-, keine Religions- und keine Pressefreiheit. Journalisten, die unabhängig berichten, landen entweder im Gefängnis oder in einer psychiatrischen Klinik oder werden ins Exil getrieben."


Doch weil der sich nach außen großherzig gerierende Staatschef auf schier unerschöpflichen Erdöl- und Erdgasvorkommen sitzt, sein Land zudem in einer geopolitisch wichtigen Region liegt, wird Turkmenbashi vom Westen hofiert und als Partner der neuen EU-Zentralasienstrategie von der Bundesregierung umworben. "Die Zentralasien-Initiative der Bundesregierung ist ganz auf die Energiepolitik ausgerichtet, auf die großen Gas- und Ölvorkommen in Turkmenistan. Da haben wir schon sehr den Verdacht, dass da die Menschenrechte hinten runterfallen", meint Marianne Heuwagen. Gerade war Außenminister Frank-Walter Steinmeier im Rahmen seiner Reise durch die zentralasiatischen Republiken zu Gast in Aschgabad.

Dabei unterhält der Operettenfürst Nijasow zu Deutschland ohnehin bereits beste Beziehungen: Die Deutsche Bank verwaltet das Vermögen seiner Präsidentenstiftung, Siemens modernisierte seinen TV-Sender, und Daimler Chrysler ließ als Dank für ein lukratives Geschäft die Diktatorenbibel "Ruhnama" ins Deutsche übersetzen.

Der im Exil lebende Abdu Kuliev und Ex-Außenminister von Turkmenistan macht keinen Hehl daraus, was er von solchen Kooperationen hält: "Es ist natürlich unmoralisch einen Mann wie Nijasow zu unterstützen, der sein Volk quält. In Turkmenistan hungern die Menschen, sie sterben wegen der schlechten medizinischen Versorgung. Nur: Wer denkt über Moral nach, wenn es ums Geld geht?"

Auch im Hinblick auf die Funktion, die das "Ruhnama" in Nijasows System erfüllt, hat Kuliev eine klare Meinung: "Ziel des Buches ist es, nach dem Niedergang von Marxismus und Leninismus den Menschen eine neue, quasi-religiöse Ideologie zu präsentieren und sie damit zu indoktrinieren." Das Buch diene - flankiert von anderen Maßnahmen wie der Verkürzung der Schulzeit, der Schließung von Bibliotheken und Universitäten - schlichtweg der Volksverdummung. "Nijasow möchte das turkmenische Volk in eine Schafherde verwandeln, die nichts weiß und nichts versteht und abgeschnitten ist von der modernen Welt".

Tatsächlich ist das nationalistische Machwerk in Turkmenistan Pflichtlektüre. Der Tag, an dem es der selbsternannte Prophet Gottes auf Erden vollendete, ist inzwischen nationaler Feiertag. Nicht nur Anwärter des öffentlichen Dienstes müssen aus dem Inhalt rezitieren können. Auch wer den Führerschein machen möchte, kommt an ihm nicht vorbei. Bereits im Kindergarten wird es gepaukt, in Schulen und Universitäten ist das "Buch der Seele" zum Hauptgegenstand des Unterrichts geworden. Verse daraus ließ Nijasow neben denen des Korans in der vom ihm erbauten gigantischen Moschee von Kiptschak anbringen. Dem dortigen Mufti trug sein Protest 20 Jahre Haft ein.

Jetzt wurde das Werk in einem groß angelegten PR-Coup an 1.200 Bibliotheken der ganzen Welt verschickt. Die Universität Göttingen nahm vor wenigen Wochen ein Exemplar in einer feierlichen Prozession in Anwesenheit des turkmenischen Fernsehens entgegen. "Wir waren daran interessiert, weil wir hier ein Sonderprojekt zu den mittelasiatischen Staaten haben. Und wir haben es sehr erfreulich gefunden, dass wir damit die Beziehungen zu dem Land und zu der Botschaft intensivieren konnten", sagt Elmar Mittler, der ehemalige Leiter der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Eine solche Sicht ist für die Menschenrechtsaktivistin Marianne Heuwegen eher naiv: "Mittels des Ruhnama werden die Leute einer Gehirnwäsche unterzogen. Alle müssen es gelesen haben. Ein Arzt, der die Prüfungen machen will, muss nachweisen, dass er es kennt. Das ist ja absurd. Wenn man sich in Hollywood einen Diktator ausgedacht hätte, wäre man auf eine Figur wie Nijasow gekommen. Aber der existiert ja wirklich."


Aus: "Diktator, Dichter und Prophet: Wie Turkmenbashi vom Westen hofiert wird" Autoren: Marcus Bensmann und Joachim Gaertner (wdr.de; 12.11.2006)
Quelle: http://www.wdr.de/tv/kulturweltspiegel/20061112/4.html

Title: [...ein international weit verzweigtes Finanzsystem (Siemens)]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 17, 2006, 09:36:29 AM
Quote[...] Ermittlungsbehörden mehrerer Länder entdeckten ein geheimes, international weit verzweigtes Finanzsystem, das offenbar dazu diente, hohe Millionenbeträge in schwarze Kassen zu schleusen. Die Fahnder prüfen, ob es sich um Schmiergeld handelt.

In einer groß angelegten Razzia haben 200 Polizisten, Staatsanwälte und Steuerfahnder am Mittwoch die Siemens AG sowie Privatwohnungen von Managern und ehemaligen Mitarbeitern durchsucht. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Untreue.

Oberstaatsanwaltschaft Anton Winkler erklärte, es bestehe der Verdacht, dass "einzelne Mitarbeiter Gelder veruntreut haben". Zunächste habe es noch keine Festnahmen gegeben, sagte Winkler. Die Anschuldigungen richten sich gegen neun derzeitige und frühere Beschäftigte.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung ermitteln die Fahnder auch, ob der Konzern in großem Stil schwarze Kassen gebildet hat, um die dort deponierten Millionenbeträge im Ausland als Schmiergeld einzusetzen.

Untersucht wird beispielsweise die Zusammenarbeit mit hochrangigen Persönlichkeiten in Russland, die dort helfen sollten, Aufträge zu besorgen.

Siemens erklärte, man kooperiere mit den Ermittlungsbehörden. Zu den gegenwärtig laufenden Untersuchungen äußerte sich der Konzern am Mittwoch nicht.

Der Konzern kommt nach der umstrittenen Gehaltserhöhung für Vorstände und der Pleite der ehemaligen Handysparte unter dem neuen Eigentümer BenQ erneut in schwere Bedrängnis.

Ermittlungsbehörden in der Schweiz und Italien haben, wie die SZ erfuhr, in den vergangenen Monaten ein geheimes Finanzsystem entdeckt, über das die Kommunikationssparte (Com) von Siemens in diesem Jahrzehnt mindestens 20 bis 30 Millionen Euro auf verborgene Konten geschleust haben soll.

Aufgeflogen war dieses System, nachdem einzelne Banken die Behörden wegen des Verdachts der Geldwäsche eingeschaltet hatten. Dreh- und Angelpunkt zahlreicher Transaktionen war die Schweiz.

Die ausländischen Behörden schalteten die Münchner Staatsanwaltschaft ein, die am Mittwoch mit Hilfe des Landeskriminalamtes (LKA) zuschlug. Mehrere Manager und ehemalige Mitarbeiter von Siemens wurden im LKA vernommen, darunter auch eine frühere Führungskraft der Kommunikationssparte.

Dieser Ex-Manager agierte nach ersten Erkenntnissen zusammen mit weiteren Personen aus dem Konzern und dessen Umfeld als Treuhänder für Firmen und Konten, über die Millionenbeträge geschleust wurden. Die Transaktionen liefen beispielsweise über Firmen aus den USA oder den in der Karibik gelegenen Virgin Islands.

Diese Gesellschaften rechneten bei der Siemens-Kommunikationssparte hohe Beträge für teure Dienstleistungen ab, etwa Beratung oder Projektentwicklungen. Die Ermittler prüfen, ob es sich um Scheinrechnungen von Briefkastenfirmen handelt.

Nachdem hohe Millionenbeträge auf diese Weise aus Siemens herausgezogen worden waren und mit dem Konzern offiziell nicht mehr zugeordnet werden konnten, verfügten die Treuhänder über dieses Geld. Zu welchem Zweck das geschah, ist Gegenstand der Ermittlungen.

Als gesichert gilt, dass der ehemalige Kommunikations-Manager und die weiteren Treuhänder nicht aus eigenen Antrieb, sondern auf Anweisungen aus dem Konzern handelten. Hochrangige Mitarbeiter von Siemens sollen in die Affäre verstrickt sein.

In einem Fall soll die Bundesanwaltschaft in der Schweiz einen hohen Millionenbetrag beschlagnahmt haben, der dort auf einem auffällig gewordenen Konto lagerte.

Dem Vernehmen nach handelt es sich um Mittel aus dem geheimen Finanzsystem, die Siemens in Griechenland einsetzen wollte. Angeblich fragte die Bundesanwaltschaft in der Schweiz vergeblich bei Siemens in München an, wofür diese Mittel genutzt werden sollten.

Das Ermittlungsverfahren rund um den Konzernbereich Kommunikation ist auch deshalb brisant, weil der heutige Konzernchef Klaus Kleinfeld von Anfang 2004 bis zum Sommer dieses Jahres für diese Sparte verantwortlich war. Derzeit löst Siemens die Com-Sparte auf und bringt große Teile des Geschäftsfeldes in ein Joint Venture mit Nokia ein, das Anfang nächsten Jahres starten soll.

Nokia wollte sich zunächst nicht zu den Vorgängen äußern. Nach Siemens-Richtlinien sind Schmiergeldzahlungen verboten. Dennoch waren in den vergangenen Jahren immer wieder Bestechungsvorwürfe laut geworden, zuletzt im Fall des italienischen Enel-Konzerns.


Aus: "Geheimes Finanzsystem bei Siemens: Aufgeflogen in der Schweiz"  Von Markus Balser und Klaus Ott (SZ vom 16.11.2006)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/759/91668/

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Quote[...] Es besteht der Verdacht, dass Angestellte im großen Stil Siemens-Vermögen veruntreut hätten, unter anderem, um Bestechungsgelder an mögliche Auftraggeber zu zahlen. Der Transfer soll teilweise auch über Auslandskonten, unter anderem in der Schweiz, abgewickelt worden sein.


Aus: "Erste Festnahmen nach Razzia bei Siemens" (ftd.de, 16.11.2006)
Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/132386.html



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Quote[...] Ein Münchner Nachrichtenmagazin meldet vorab, am Montag mehr über die inzwischen gut dreistelligen Millionen verraten zu wollen, von der die Ermittlungsbehörden inzwischen ausgehen. In Österreich wurden 60 Millionen Euro eingefroren. Auf dem Konto eines Siemens-Managers in Griechenland wurden weitere 40 Millionen Euro gefunden. Die Jagd nach den global und mit Schwarzgeld-Methoden verschobenen Millionen wird die Summe also deutlich erhöhen, soweit das Geld noch auffindbar ist.
Siemens behauptet, jetzt erste Konsequenzen ziehen zu wollen. Man wolle die internen Kontrollsysteme auf Lücken überprüfen und ein Anwaltsbüro als Ombudsmann fungieren lassen, dem gewissensgeplagte Mitarbeiter gefahrlos beichten können. Das aber ist mehr als scheinheilig, denn wie ein Hamburger Nachrichtenmagazin ebenfalls vermeldet, am Montag melden zu wollen, wusste Siemens bereits seit fast einem Jahr von den Korruptionsvorwürfen, ohne etwas zu unternehmen. Dieses Versäumnis mussten daher über 270 Polizisten, Staatsanwälte und Steuerfahnder ausbügeln mit einer Razzia in der Siemens-Zentrale und 30 weiteren Siemens-Läden.
Die Süddeutsche Zeitung war auch näher dran und folgte der Spur des Geldes bis auf die karibischen Virgin Islands zu ominösen Handelsfirmen, bei deren Namenswahl wie etwa "Eagle Invest" die Siemens-Manager mal richtig viel Phantasie entwickelten. Zwischenstationen waren unter anderem amerikanische Beraterfirmen namens Weavind und Prom Export sowie eine österreichische Krhoma Handels GmbH. Von dort ging es vermutlich über Offshore-Firmen retour zu Schweizer Banken.
Im Mittelpunkt des undurchsichtigen Finanzsystems, das angeblich für Schmiergeldzahlungen in aller Welt eingerichtet wurde, stand ausgerechnet die Siemens-Sparte Com, die weltweit Datennetze aufbaut und ganze Staaten verkabelt. Sie gilt als "Konzern im Konzern" mit einem Jahresumsatz von 87 Milliarden Euro.
Auch der heutige Konzernchef Klaus Kleinfeld wird Fragen der Staatsanwälte zu beantworten haben. Er betreute bei Siemens 2004 das Kommunikationsgeschäft und war für die von den Ermittlungen betroffene Festnetzsparte zuständig.


Aus: "Siemens: Schmiergeld-Millionen jetzt schon dreistellig" von Bernd Kling (18 November 2006)
Quelle: http://de.theinquirer.net/2006/11/18/siemens_schmiergeldmillionen_j.html

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Quote[...] In einem Anfang Oktober veröffentlichten Ranking der Schmiergeldzahler unter den 30 führenden Exportnationen landete Deutschland auf dem siebten Platz der "saubersten Nationen".

Damals lobte der Vorsitzende von TI Deutschland, Hansjörg Elshorst, die deutsche Ehrlichkeit noch: "Man muss nicht Weltmeister im Schmieren sein, um sich auf immer stärker umkämpften Märkten als Exportweltmeister zu halten." Dass es aber auch die deutschen Unternehmen mit der Aufrichtigkeit nicht immer ganz genau nehmen, zeigen die aktuellen Untersuchungen in den Siemens-Standorten exemplarisch.

Ein Überblick über die Skandale der letzten Jahre...

    * Siemens

    * Volkswagen

    * Porsche

    * BMW

    * DaimlerChrysler

    * Philips

    * Heros

    * Rewe


Aus: "Wie Deutschlands Konzerne schmieren" von Susanne Amann (ftd.de, 20.11.2006)
Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/133501.html


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Quote[...] Als 2002 die Gefahr bestanden habe, dass schwarze Kassen in Österreich enttarnt werden könnten, habe eine dieser beiden Führungskräfte intern mitgeteilt, man müsse sich ein anderes Modell überlegen.

[...] Kunert sagte [ ], man könne nicht ausschließen, dass so etwas auch bei anderen Unternehmen vorgekommen sei oder noch vorkomme. "Es ist zumindest befremdlich, dass jetzt nach VW mit Siemens der zweite große Dax Konzern in interne Korruptionsaffären verwickelt worden ist. Da stellt sich die Frage durchaus, inwiefern die internen Kontrollmechanismen der Unternehmen greifen, um so etwas früh zu erkennen"...


Aus: "SIEMENS-FINANZAFFÄRE: Auch Korruptionsjäger sollen verstrickt sein" (27. November 2006)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,450799,00.html

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Quote[...] Laut "Spiegel" soll "eine verschworene Managertruppe" mindestens 200 Mio. Euro abgezweigt haben - Pierer und Kleinfeld wollen kompromisslos aufklären.
Der Korruptionsskandal bei Siemens war angeblich bis in die höchsten Kreise des Konzerns bekannt. Laut "Süddeutscher Zeitung" soll ein in U-Haft sitzender Beschuldigter ausgesagt haben, dass ein führendes Mitglied des Konzerns die Korruptionspraxis gekannt habe. Weder Siemens noch die Staatsanwaltschaft München I nahmen am Wochenende dazu Stellung. Unterdessen berichtete der "Spiegel", angeblich habe "eine verschworene Managertruppe mindestens 200 Mio. Euro aus der Kommunikationssparte des Konzerns abgezweigt".


Aus: "Konzern-Spitze bei Siemens soll von Korruption gewusst haben" (27. November 2006)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2675004

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Quote[...] In den Skandal um Schmier– und Schwarzgelder beim Elektronikkonzern Siemens  soll auch die eigens für Korruptionsbekämpfung eingerichtete Abteilung Compliance verwickelt sein:
Mehr als 30 Beschäftigte der Abteilung sollen vom angeblichen Schwarzgeldsystem gewusst haben, berichtete die «Süddeutsche Zeitung». Das Blatt beruft sich auf Aussagen zweier in Untersuchungshaft sitzende langjährige Mitarbeiter, die demnach Schwarze Kassen in der Schweiz und Österreich betreuten. Die Gelder sollen vor allem über leitende Angestellte geflossen sein, die jeweils für bestimmte Regionen wie Naher Osten, Afrika oder Amerika zum Teil als Vertriebschef zuständige waren.

Einer der beiden Untersuchungshäftlinge soll laut «SZ» bei den Vernehmungen ausgesagt haben, zwei Führungskräfte der Abteilung Compliance seien nicht nur über die Existenz der Schwarzgeldkonten informiert gewesen. Sie hätten darüber hinaus auch versucht, die Vorgänge zu vertuschen. Die Abteilung Compliance hat die Aufgabe, Gesetzesverstöße zu verhindern oder zu bekämpfen und Ethikrichtlinien zu schaffen. Ähnliche Abteilungen existieren auch in anderen großen und mittelständischen Unternehmen.


Aus: "Bestechungen hießen bei Siemens Provisionen" (nz; 27.11.2006)
Quelle: http://www.netzeitung.de/wirtschaft/unternehmen/455511.html

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Quote[...] Mit Sarkasmus kommentiert der Mitarbeiter den Verdacht, es handle sich um ein ganzes System schwarzer Kassen: "Wenn Siemens etwas macht, dann richtig und systematisch."

,,Korruption gehört zum Geschäft"

Siemens ist mit 475.000 Mitarbeitern nahezu in der ganzen Welt tätig. Aufsichtsratsvorsitzender Heinrich von Pierer sagt stets mit Stolz, nur Coca-Cola sei in noch mehr Ländern präsent. Im vergangenen Geschäftsjahr, das am 30. September endete, erzielte der Konzern mehr als 80 Prozent des Umsatzes im Ausland. Seit langem sind die Wachstumsraten außerhalb Deutschlands viel höher: Zuletzt stieg der Auftragseingang im internationalen Geschäft um 18 Prozent, der Umsatz um 19 Prozent.

"Globalisierung ist Globalisierung und kennt keine Moral", schreibt Wigand Cramer von der IG Metall in einem Kommentar auf der Internetseite "Siemens Dialog" der Gewerkschaft. "Da bleiben die Hände nun mal nicht sauber." Den Medien wirft er Scheinheiligkeit vor: "Allgemeine Empörung über einen ganz normalen Vorgang." Das Ziel, doppelt so schnell zu wachsen wie die Weltwirtschaft, erreiche Siemens nur mit Geschäften in Schwellenländern wie China, Indien, Indonesien und Rußland - am besten mit Projekten industrieller Infrastruktur. "Jeder weiß, daß das sowohl geographisch als auch von den Zielkunden her die Bereiche sind, in denen Korruption nun mal zum Geschäft gehört."

Im Siemens-Management wird zumindest angedeutet, daß die Methoden, mit denen lokale Partner in manchen Ländern für den Konzern tätig seien, nicht hinterfragt würden. In der Sportartikelindustrie haben sich Hersteller längst verpflichtet, daß auch ihre Partner in Entwicklungsländern, zum Beispiel Auftragsfertiger, Sozialstandards einhalten. Ethikstandards für Geschäftspartner von Siemens gibt es dagegen offenbar nicht. "Da wird dann eine Rechnung an Siemens für Beratungsleistungen ausgestellt", berichtet ein ehemaliger Mitarbeiter. "Und jeder weiß, was dahintersteckt." Bis 1999 konnten deutsche Unternehmen solche Arten von Beratung sogar als "nützliche Aufwendungen" von der Steuer absetzen.

Für wenig glaubwürdig hält deshalb ein Mitarbeiter von Com die Reaktion seines spanischen Bereichschefs Eduardo Montes, der auch im Vorstand der Siemens AG sitzt. Montes habe seinen Mitarbeitern geschrieben, die Affäre und die Ermittlungen träfen ihn bis ins Mark. "Besser wäre von ihm gewesen, gar nichts dazu zu sagen."


Aus: "Wirtschaftskriminalität: ,,Globalisierung kennt keine Moral"" Von Joachim Herr (27. November 2006)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~EEA1BA53CC1A4440883989374665B2788~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Title: [...zur Leuna-Affäre]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 21, 2006, 10:01:51 AM
Leuna-Affäre:
http://de.wikipedia.org/wiki/Leuna-Aff%C3%A4re (http://de.wikipedia.org/wiki/Leuna-Aff%C3%A4re)

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Quote[...] BRÜSSEL Es war nur eine kleine Frage. Aber sie scheuchte gestern die EU-Kommission auf: Wird der größte Wirtschaftskrimi der Nachkriegsgeschichte, die Affäre um den Bau der Leuna-Raffinerie durch den damaligen Betreiber, den französischen Konzern Elf-Aquitaine, wieder aufgerollt? Morgens hieß es noch "Wir sehen keinen Anlass dafür." Am Nachmittag teilte eine Sprecherin von Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes mit: "Wir haben Informationen angefordert."

Im deutschen Nach-Wende-Jahr 1992 beginnt das, was sich später zur Affäre ausweiten sollte. Der französische Mineralölkonzern Elf-Aquitaine hatte angekündigt, 3,4 Milliarden Mark in den Bau einer neuen Raffinerie zu stecken. Dafür gab es Subventionen aus Brüssel – 550 Millionen Euro. Scharen von EU-Ermittlern und Staatsanwälten gingen später den Vorwürfen nach, es sei zu Subventionsbetrug gekommen. Doch als 2002 der damalige Wettbewerbskommissar Karel van Miert die Akten schloss, hieß es, Hinweise auf eine "missbräuchliche Verwendung von Beihilfen beim Bau der Raffinerie" habe es nicht gegeben. War der Satz falsch?

Journalisten der Zeitung "Die Zeit" haben den pensionierten van Miert jetzt mit neuen Unterlagen konfrontiert. "Wenn wir das damals gehabt hätten, wäre die Sache anders ausgegangen", sagt er heute. Denn die Recherchen besagen: Elf und der deutsche Thyssen-Konzern haben die überhöht angesetzten Baukosten indirekt über ihre Tochterfirmen Technip und Thyssen-Reinstahl kassiert. Diese beiden Firmen bildeten damals gemeinsam mit dem Anlagenbauer Lurgi das TLT-Konsortium, dass die Raffinerie im Süden Sachsen-Anhalts von 1994 bis 1998 errichtete. Die zitierten Dokumente belegen die Manipulation der Baukosten. Die französischen Elf-Manager hätten die Summen für die Errichtung um 350 Millionen Euro nach oben korrigiert, was zu einer völlig unüblichen Rendite "von bis zu 20 Prozent" geführt habe, so ein Augenzeuge. Der Knackpunkt: Damals wurden die Finanzübersichten des Konsortiums den Ermittlern vorenthalten. Nun liegen sie vor.


Aus: "Frisierte Renditen: Neue Erkenntnisse zur Leuna-Affäre: Rollt die EU den Fall wieder auf?" (21.11.2006)
Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10821723/492531/ (http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10821723/492531/)
Title: [..."ausgeprägtes Problembewusstsein"]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 27, 2006, 02:48:20 PM
Quote[...] Eine Einstellung des Verfahrens gegen Geldzahlung sei eine "juristische Unkultur, die gegen fundamentale Rechtsgrundsätze verstößt", sagte Naucke der FTD.

Die Staatsanwaltschaft vor dem Düsseldorfer Landgericht war am Freitag überraschend dem Antrag der Verteidiger gefolgt, den spektakulärsten Strafprozess der deutschen Wirtschaftsgeschichte gegen Zahlungen von insgesamt rund 5,8 Mio. Euro abzubrechen. Richter Stefan Drees hat nach Angaben von Prozessbeteiligten im Vorfeld bereits signalisiert, dass er dem Deal am Mittwoch zustimmen wird.

[...] Der Deal zwischen Staatsanwalt und Verteidigung beruht auf Paragraf 153a der Strafprozessordnung. Diese umstrittene Vorschrift ermöglicht die Einstellung eines Verfahrens gegen Auflagen, wenn das Ergebnis allen Beteiligten gerecht und auch das öffentliche Interesse nicht verletzt wird. Bereits der Untreueprozess gegen Ex-Kanzler Helmut Kohl wegen der CDU-Parteispendenaffäre war nach dieser Vorschrift eingestellt worden.

[...] Auch Oberstaatsanwalt Peter Lichtenberg bestritt, dass die Angeklagten sich "freikaufen". "Dies ist kein Handel mit der Gerechtigkeit", sagte er. Selbst bei einer Verurteilung hätten die Angeklagten höchstens eine Geld- oder Bewährungsstrafe erhalten. Zudem habe der Prozess bei Managern und Unternehmen ein "ausgeprägtes Problembewusstsein" hervorgerufen.


Aus: "Harsche Kritik am Mannesmann-Deal" von Matthias Ruch (Düsseldorf), Benno Stieber (Karlsruhe) und Doris Grass (Frankfurt); (Aus der FTD vom 27.11.2006)
Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/135672.html (http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/135672.html)

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Quote[...] Nichts ist es also mit der strafrechtlichen Ächtung von Habgier und Machtmissbrauch. Und auch wer weiß, dass in Strafprozessen Moral und Ethik keinen Platz haben, schon gar nicht das berühmte gesunde Volksempfinden, wird staunen dürfen. So einfach und so schnell können die Vertreter des Gesetzes ihr Handtuch werfen, ohne auch nur ernsthaft zu versuchen, einen passenden Haken zu finden.

Zur Erinnerung: Es geht um angeblich zu Unrecht bewilligte und kassierte Prämien und Abfindungen von 57 Millionen Euro. Untreue nennen Juristen das respektive Beihilfe dazu. Geflossen ist das Geld im Frühjahr 2000, nach der Übernahme des Mannesmann-Konzerns durch den britischen Konkurrenten Vodafone. Angeklagt sind unter anderen die früheren Mannesmann-Aufsichtsräte Josef Ackermann (heute Chef der Deutschen Bank), Joachim Funk (damals Mannesmann-Aufsichtsratschef) und Klaus Zwickel, der der IG Metall vorstand. Außerdem Klaus Esser, der den Abwehrkampf gegen Vodafone zwar letztlich erfolglos geführt hatte, dabei aber den Aktienkurs des Besiegten in heute unvorstellbare Höhen beförderte. Die Einzelprämie für ihn, 16 Millionen Euro, hielt und hält sich beständig im Fokus des öffentlichen Interesses.

[...] Dass die Verteidiger zufrieden sind, lässt sich nachvollziehen. Aber die Staatsanwälte? Einer der ihren, Dirk Negenborn, sagt heute, es sei doch »theoretisch denkbar«, dass die Prämien eben nicht zum Schaden des Unternehmens bezahlt wurden, also keine reinen Geschenke waren, sondern »möglicherweise eine Anreizwirkung« entfaltet hätten. Kein Schaden, keine Untreue. Und außerdem habe der angeblich letztlich Geschädigte, Vodafone, doch zugestimmt. Und: »Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht.«

Nicht leicht gemacht? Kann man Aufklärung leichter verweigern als mit so faden Begründungen, die sich schon vor Jahren hätten vorbringen lassen? Womit der ganze Prozess überflüssig geworden wäre. Ein Irrtum, das Ganze? Tut mir leid, Jungs, war nur so ne Idee?

[...] Kein Zweifel: Die Mannesmann-Jahre haben ihr Gutes gehabt. Sie haben die öffentliche Diskussion über Unternehmensführung, maßlose Vergütungen und Selbstbedienungs-Mentalität angeregt. Auf den Führungsetagen weiß man jetzt, dass willkürliche Entscheidungen von Folgen bedroht sind.

Der so vollmundig angekündigte Mannesmann-Prozess aber, er trägt die Züge einer Farce.


Aus: "Eiertanz in Saal 111" Von Von Rainer Frenkel (DIE ZEIT, 30.11.2006 Nr. 49)
Quelle: http://www.zeit.de/2006/49/Mannesmann?page=1 (http://www.zeit.de/2006/49/Mannesmann?page=1)

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Quote[...]  Die Kanzlei Dommels Schlosser & Partner erhebt in der Anzeige den Vorwurf der Rechtsbeugung und Strafvereitelung. "Die Beteiligten haben die Durchführung des rechtsstaatlich vorgegebenen Strafverfahrens pflichtwidrig unterlassen", sagte Rechtsanwalt Andreas Dimke, der Partner der Kanzlei ist.

Der Jurist kritisierte, dass es Spitzenverdienern offensichtlich gelinge, "Untreuehandlungen ohne abschließende rechtliche Prüfung in einem rechtsstaatlichen Verfahren gegen stattliche Geldzahlungen einstellen zu lassen". Dem Normalbürger dränge sich der Eindruck auf, dass Beschuldigte in Deutschland sich durch teure Verteidiger und Geldzahlungen einer Verurteilung im Strafverfahren entziehen könnten.

Der Prozess gegen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, den früheren Mannesmann-Lenker Klaus Esser sowie vier weitere Angeklagte war am Mittwoch gegen eine Geldauflage von insgesamt 5,8 Millionen Euro eingestellt worden. In dem Verfahren ging es um die Rechtmäßigkeit von Prämien und Abfindungen in Höhe von 57 Millionen Euro, die nach der Mannesmann-Übernahme durch die britische Vodafone Anfang 2000 an amtierende und frühere Konzernmanager geflossen waren.(APA/AFP)


Aus: "Mannesmann-Prozess soll juristisches Nachspiel haben - Hamburger Kanzlei zeigte Richter und Ankläger an" (02.12.2006)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2682540 (http://derstandard.at/?url=/?id=2682540)


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Quote[...] München - Siemens Der Siemens-Chef bereitete sich so auf die Möglichkeit vor, dass sich die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Schmiergeld-Affäre auch gegen ihn selbst richten könnten, heißt es in dem Bericht.

Siemens-Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer werde von Sven Thomas beraten, der im Mannesmann-Verfahren den ehemaligen Konzernchef Klaus Esser vertrat. Ein Siemens-Sprecher bestätigte die Verbindungen zu den beiden Anwälten. Er wies aber darauf hin, dass sie schon seit längerer Zeit bestünden. Bisher waren offiziell nur Hausjuristen des Konzerns mit dem Fall befasst gewesen.


Aus: "SIEMENS-AFFÄRE: Ackermann-Anwalt soll Kleinfeld schützen" (SPON; 13. Dezember 2006)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,454320,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,454320,00.html)

Title: [..."ist der Bundesregierung die Beantwortung der Fragen verwehrt"]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 28, 2006, 12:24:45 PM
Quote[...] Der Gelsenberg-Affäre bezeichnet den heimlichen und überteuerten Kauf eines Aktienpakets der Gelsenkirchener Bergwerks-AG aus dem Besitz Friedrich Flicks durch die damalige Reichsregierung unter Heinrich Brüning im Jahr 1932.

[...] Zunächst war der schwedische Industrielle Ivar Kreuger interessiert, auch amerikanische Investoren waren im Gespräch. Nachdem diese Verhandlungen erfolglos blieben, bot Fritz Thyssen für die Anteile 120 Mio. Reichsmark, die er mit Hilfe von holländischen und französischen Geldgebern aufbringen wollte. Zu diesen zählte unter anderem die französische Großbank Credit Lyonnais, welche mit dem Berliner Bankhaus Mendelsohn zusammenarbeitete. Nachdem dieses Vorhaben durch Indiskretionen an die Öffentlichkeit gelangte, kam es in der deutschnationalen Presse zu Hetzkampagnen gegen das jüdische Bankhaus Mendelsohn und die französischen Investoren. Es wurden Parrallelen zur Ruhrbesetzung durch französische Truppen gezogen. Kurze Zeit später meldeten holländische Medien, der luxemburgische Stahlkonzern Arbed wolle Flick zusammen mit dem französischen Rüstungskonzern Schneider das fünffache des Börsenwerts (also rund 125 Mio. Reichsmark) für die Anteile an der Gelsenkirchener Bergwerks-AG zahlen. Später wurde bekannt, dass diese Meldung aus Flicks Umfeld lanciert wurde.

Die Situation spitzte sich im Januar 1932 noch zu, da die Vereinigten Stahlwerke kurz vor dem Konkurs standen. Nun nahm Flick über seinen Vertrauten Otto Steinbrinck, der als hochdekorierter Militär aus dem Ersten Weltkrieg über gute Kontakte zur Berliner Politik verfügte, im Geheimen Kontakt mit der Reichsregierung unter Brüning auf und verhandelte über einen Verkauf der Anteile an den deutschen Staat, mit der Drohung, ansonsten an die französischen Investoren verkaufen zu müssen. In Hinblick auf den zu befürchtenden öffentlichen Unmut und dem erstarken der nationalistischen und revanchistischen Kräfte stimmte die Reichregierung schließlich am 31. Mai 1932 einem Kauf der Anteile zu 90 Prozent des Nennwertes zu, was einem Preis von 99 Mio. Reichsmark für das Paket der Gelsenberg-Aktien entsprach. Der Börsenwert betrug zur gleichen Zeit gerade einmal 25 Mio. Reichsmark. Kritiker sprachen von einer indirekten Staatssubvention oder gar von Korruption (in Hinblick auf Flicks gute Kontakte in die Politik).

Mit dem Verkaufspreis war Flick in der Lage, sämtliche Verbindlichkeiten zu tilgen, später (während des Flick-Prozesses) rechtfertigte er den überhöhten Preis mit der tatsächlichen Möglichkeit des Verkaufs eines Schlüsselunternehmens an ausländische Investoren und mit der Gefahr einer Insolvenz seiner gesamten Unternehmensgruppe, was den Wegfall zehntausender Arbeitsplätze bedeutet hätte. Das Geschäft wurde über eine Tochter der damals staatlich dominierten Dresdner Bank, der Hardy & Co GmbH abgewickelt, was den Vorteil hatte, dass dieses Tochterunternehmen als GmbH keine Bilanzen veröffentlichen musste und so die Transaktion im Verborgenen bleiben konnte.

[...] Am 19. Juli des gleichen Jahres veröffentlichten die Frankfurter Zeitung und die Kölnische Zeitung Berichte über das umstrittene Geschäft. Die öffentliche Empörung über eine solche indirekte Subventionierung des deutschen Großindustrie in Person Friedrich Flicks in Zeiten wirtschaftlicher Not sorgte für große Empörung quer durch alle politischen Lager. Da allerdings die Regierung unter Brüning mittlerweile durch die Regierung Franz von Papen abgelöst worden war, verzögerte sich eine Aufklärung des Falls, und wurde nach der Machtübernahme der NSDAP am 30. Januar 1933 nicht weiter verfolgt, was den guten Kontakten Flicks zu der NS-Führung zuzurechnen war.


Aus: "Die Gelsenberg-Affäre" (11/2006)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gelsenberg-Aff%C3%A4re

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Quote[...] Die Geschichte begann unspektakulär. Am 6. Oktober 1975 erstattete der Bonner Kaufmann Peter Müllenbach Anzeige, weil er sich von seinem Kompagnon um 110.000 Mark betrogen fühlte. Der Steuerfahnder Klaus Förster nahm die Spur auf und stieß auf einen Politkrimi ungeahnten Ausmaßes. In den Listen des ehemaligen Flick-Buchhalters Rudolf Diehl über Geldtransfers wurden diverse Vermerke nach diesem Muster "FKF wg FJS" entdeckt. Im Klartext: "Friedrich Karl Flick wegen Franz Josef Strauß" - die Eintragungen summierten sich auf 925.000 Mark. Nach eigener Aussage hatte Flick dem bayerischen Ministerpräsidenten mehrfach hohe Barbeträge übergeben.


Aus: "Hintergrund: Die "Flick-Affäre" sorgte für den ersten großen Spendenskandal" (tagesschau.de; 06.10.2006)
Quelle: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID33582_REF1_NAV_BAB,00.html

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Quote[...] Jan 1975: Der Bonner Steuerfahnder Klaus Förster entdeckt, dass die CDU über eine
Scheinfirma in Liechtenstein Spenden sammelt und zahlreiche deutsche Firmen
diese Spenden illegal von der Steuer absetzen. Der Versuch der CDU, weitere
Ermittlungen im Keim zu ersticken, scheitert an der Beharrlichkeit Försters.

1975-1980: Steuerfahnder und Staatsanwälte leiten zahlreiche Verfahren gegen Firmen ein,
die auf der ,,Kundenliste" der CDU-Scheinfirma standen. Obwohl die
Vorgänge in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden, belastet die
CDU, dass sie die einzige Partei ist, gegen die wegen illegaler Parteispenden
ermittelt wird. Es wird beschlossen, die Ermittler auch auf die illegale
Spendenpraxis anderer Parteien hinzuweisen. Ein CDU-Steuerberater leitet die
notariell beglaubigten Aussagen einer entlassenen FDP-Sekretärin an die
Staatsanwaltschaft weiter. Bei den Ermittlungen wird deutlich, dass der
frühere FDP-Schatzmeister in NRW und jetzige Bundeswirtschaftsminister
Otto Graf Lambsdorf ein System von ,,Geldwaschanlagen" geschaffen hat.
Gemeinnützige (Schein-) Vereine stellen steuerabzugsfähige Quittungen aus
und leiten ihre Spenden über Auslandskonten in die FDP-Kassen. Bereits hier
fällt den Ermittlern der Flick-Konzern als großer Geber ins Auge.

[...] Dez. 1981 Der Skandal erreicht die Öffentlichkeit: Als erste berichtet die Neue Rhein-
Zeitung über den Verdacht, kurz darauf ausführlich Spiegel und Stern. Wenig
später wurde bekannt, dass die Staatsanwälte weitere Spendenwaschanlangen
entdeckt hatten, etwa die ,,Staatsbürgerliche Vereinigung von 1954 eV".
Jan.1982 Die Parteien wollen mit einer Generalamnestie den Skandal beenden und ein
drohendes Ermittlungsverfahren gegen Wirtschaftsminister Graf Lambsdorff
und seinen Vorgänger Hans Friderichs verhindern. Der Spiegel macht das
Vorhaben bekannt. Es scheitert schließlich am Widerstand von SPDJustizminister
Jürgen Schmude und Kritikern in der SPD-Fraktion.

Feb. 1982: Staatsanwaltschaft eröffnet ein Ermittlungsverfahren gegen Flick-Manager
Eberhardt von Brauchitsch, Minister Graf Lambsdorff und Ex-Minister
Friderichs. Die Medien weiten ihre Berichterstattung aus. Die ,,gekaufte
Republik" wird zum geflügelten Wort...


Aus: "Chronologie der Flick-Affäre" (phil.uni-passau.de; 29.04.2005)
Quelle: http://www.phil.uni-passau.de/politik/_ss05/wanninger/medien_skandale/Seminarunterlagen_29_4_05.pdf

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Quote[...] Berlin - Flick und dessen Generalbevollmächtiger Eberhard von Brauchitsch kümmerten sich um die immer wieder zitierte
,,Pflege der Bonner Landschaft". Sie versahen Politiker von Union, SPD und FDP mit Geldzuwendungen, in der Hoffnung auf politische Gegenleistungen.

Die Affäre kostete zahlreiche Politiker und in die Wirtschaft gewechselte Ex-Politiker Ämter und Mandate. In Prozessen um illegale Spenden wurden hochrangige Personen des öffentlichen Lebens wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Auch ein Untersuchungsausschuss des Bundestages versuchte, Licht in das Dunkel der Affäre zu bringen. Einige Medien - vor allem auch der ,,Spiegel" - förderten immer neue Details zu Tage.

Allein Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl ging unbestraft, wenngleich keinesfalls unbeschadet, aus der Affäre hervor. Er hatte sich vor Gericht und vor dem Ausschuss auf Lücken in seiner Erinnerung berufen. ,,Blackout" wurde zum geflügelten Wort.


Aus: "Flick-Affäre: Der größte Wirtschaftsskandal der Bundesrepublik" (WELT.de; 06.10.2006)
Quelle: http://www.welt.de/data/2006/10/06/1062003.html

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Quote[...] Nach Darstellung der Linksabgeordneten Barbara Höll soll das Land Nordrhein-Westfalen 75 Millionen an die Erben des Milliardärs Friedrich Karl Flick zurückzahlen, weil sich das Verfahren seit 1997 "hinzieht und die Steuerhinterziehung inzwischen verjährt ist". Obwohl die öffentlichen Kassen voraussichtlich dafür geradestehen müssten, erfahre die Öffentlichkeit "keinerlei Hintergründe über die Verantwortung für diesen Skandal". Das zeige die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag: Auf neun detaillierte Fragen, etwa worauf die Regierung die Länge des Verfahrens zurückführe und welche Defizite bei den Instrumenten der Behörden bestünden, habee das Finanzministerium lediglich mit dem folgenden Satz geantwortet: "Wegen der Verpflichtung, das Steuergeheimnis zu beachten, ist der Bundesregierung die Beantwortung der Fragen verwehrt."


Aus: "Keine Auskünfte: 75 Millionen für die Erben von Milliardär Flick" (27. Nov. 2006)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=14823

Title: [Die Aufklärungsrate läge über dem internationalen Schnitt...]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 02, 2006, 12:26:30 PM
Quote[...] Nur fünf Prozent der in Deutschland getätigten Korruption fliegt auf, schätzen die Anti-Korruptionsexperten von Transparency International. Und diese Aufklärungsrate läge über dem internationalen Schnitt, so Blomberg.


Aus: "Korruption weltweit: Geschäftsabschluss dank Geheimdienst" (sz; 30.11.2006)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/159/93066/ (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/159/93066/)
Title: [In der Obdachlosenkneipe Jolly... (Siemens)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 12, 2006, 01:38:43 PM
QuoteBudapest vergangene Woche. Die Gerüchte über dubiose Machenschaften des Siemens Konzerns reichen bis hierher, ins Obdachlosenviertel der ungarischen Hauptstadt. Ein Mann von der Straße, ein gewisser Laszlo Kutrutz soll mehr wissen.
In diesem Haus in Budapest hat er Unterschlupf gefunden. Angeblich hat Siemens seine Identität für Scheinfirmen benutzt. Was ist an den Gerüchten dran?

Reporterfrage: ,,Sind Sie Laszlo Kutrutz?"

[...] Laszlo Kutrutz, Obdachloser: ,,Ich war in einer Gaststätte. Ich ruhte mich dort aus. Und dann kam ein fremder Mann herein und fragte mich, ob ich Geld verdienen will."

Und hier wurde Kutruz angesprochen, vom ex-Siemens Berater András Schrödl, in der Obdachlosenkneipe Jolly. Ein Dach über dem Kopf und immer wieder auch kleine Geldgeschenke bietet der. Dafür leiht er sich die Identität zur Gründung von Scheinfirmen, am 16. Juli 2001 ist der erste Eintrag im Handelsregister verzeichnet. Und weil Schrödl noch mehr Firmen gründen will, soll Kutrutz Freunde von der Straße ranschaffen.
In das dreckige Geschäft hineingezogen wird so auch Laszlo Barath. Da über die Scheinfirmen von insgesamt sieben Obdachlosen zwar 60 Millionen Euro gedreht wurden, aber keiner von ihnen Steuern gezahlt hat, haben jetzt alle die Fahndung am Hals. Riesensummen gingen auf ihre Firmen ein, die sie in bar abheben und an den Siemens-Berater übergeben mussten, sagen sie. Laszlo Kutrutz hat deshalb einen Anwalt besorgt.
Der will ihnen helfen, die Sache der Polizei zu erklären, denn Kutrutz und Barath haben keine Ahnung, was sich wirklich abgespielt hat.



Aus: "Das Siemens-Schmiergeld-Geflecht" (daserste/report/archiv/2006)
Quelle: http://www.br-online.de/daserste/report/archiv/2006/00363/ (http://www.br-online.de/daserste/report/archiv/2006/00363/)

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Quote[...] Den "Mann mit dem Schnauzbart" nennen ihn manche, als P. M. kennen ihn andere, seine Freunde nennen ihn Makis. Der 45-jährige Grieche, der im vornehmen Athener Villenviertel Ekali wohnt, ist eine Schlüsselfigur in der Affäre um die Siemens-Schmiergelder. Fast zwei Jahrzehnte lang war P. M. dem deutschen Konzern treu zu Diensten, erst in Deutschland. Später, bei Siemens Hellas in Athen, genoss er sogar zuletzt eine "besondere Vertrauensstellung", wie Siemens selbst unterstreicht. Im April, als die Affäre um mutmaßliche schwarze Kassen und Schmiergelder bereits brodelte, trennte man sich - einvernehmlich, wie es heißt. Aber jetzt ist es mit der Eintracht vorbei. Der Konzern fordert mit einer am 17. November vor dem Landgericht Athen eingereichten Klage von P. M. acht Millionen Euro zurück, die der Ex-Manager sich aus einer schwarzen Kasse unter den Nagel gerissen haben soll. Als P. M. von der Klage erfuhr, war er nach Aussage seines Anwalts überrascht. Eine Mahnung, die Siemens nach eigener Darstellung Ende Mai an ihn verschickte, will er nicht erhalten haben. "Mein Mandant hat nie bestritten, dass die Gelder Siemens gehören." Im Auftrag seines Mandanten habe er Siemens Ende November die Überweisung der acht Millionen angeboten. "Wir warten aber bisher vergeblich auf eine Antwort", sagt der Anwalt. P. M.s Motiv, die acht Millionen herauszurücken, liegt auf der Hand: Er will ein mögliches Strafverfahren wegen Unterschlagung abblocken. Aber auch Siemens hätte eigentlich allen Grund, sich schnell und diskret mit dem Ex-Manager zu einigen. Denn die von den Siemens-Anwälten in Athen eingereichte Klageschrift enthüllt das merkwürdige Finanzgebaren des Konzerns. Außerordentliche Zahlungen P. M. fing 1988 nach seinem Studium in München bei Siemens als Ingenieur an. 1992 wechselte er zu Siemens Nixdorf nach Athen, wo er zunächst Direktor für Verkauf und Marketing und später Generaldirektor war. Von 1998 bis zu seinem Ausscheiden im April 2006 leitete P. M. die Telefon- und Nachrichtentechniksparte von Siemens Hellas. In dieser Funktion war er auch für Siemens-Aufträge in Albanien, Mazedonien und Zypern zuständig. Zu seinen Aufgaben gehörte, so heißt es in der Klageschrift, "die Verwendung von Geldmitteln unseres Unternehmens im Rahmen dessen geschäftlicher Aktivitäten in Griechenland, dem Balkanraum und anderen Ländern". Die Gelder seien P. M. zur Verfügung gestellt worden, um sie "für außerordentliche, unmittelbare und laufende Zahlungen unserer Firma bei der Förderung ihrer Tätigkeit" in diesen Ländern zu verwenden, lautet die wolkige Formulierung in der Klageschrift. Dabei habe es sich um Geld "in Höhe vieler Millionen Euro" gehandelt, woraus sich ergebe, dass der Beklagte "das absolute Vertrauen der Hauptverwaltung der Gesellschaft und der Leitung der Tochtergesellschaft in Athen genossen" habe. Die für P. M. bestimmten Gelder wurden auf einem Konto bei der Dresdner Bank in der Schweiz gebunkert. Dabei soll es sich nach Ermittlungen der Berner Staatsanwaltschaft um mehr als 40 Millionen Euro gehandelt haben. Neben P. M. scheinen weitere Siemens-Manager Zugriff auf den Schweizer Geldtopf gehabt zu haben. P. M. wurde im Zusammenhang mit diesem Konto bereits zwei Mal, Ende März und Mitte Juni 2006, von Berner Staatsanwälten vernommen. Von diesem Schweizer Konto wurden am 24. September 2003 zwei Millionen Euro und am 28. Januar 2005 weitere sechs Millionen Euro auf ein persönliches Konto P. M.s bei der Société Générale in Athen überwiesen. Siemens behauptet heute, mehr als drei Jahre nach der ersten Überweisung, von der Existenz dieses Athener Kontos nichts gewusst zu haben. P. M. habe auch seit dem Sommer 2005 keine Auskunft mehr über die Verwendung der Gelder gegeben, auf deren Rückzahlung Siemens jetzt klagt. Warum Siemens Hellas dann P. M. bei seinem einvernehmlichen Ausscheiden im April 2006 noch einen Bonus zahlte, statt die Gelder zurückzufordern, bleibt ein Rätsel. Hat man womöglich gar nicht gemerkt, dass die acht Millionen fehlten?


Aus: "Zugriff auf großen Geldtopf in der Schweiz" Von GERD HÖHLER, ATHEN (Rubrik 'Brennpunkt' - SWP - 14.12.2006)
Quelle: http://www.hnp-online.de/index.php?mode=full&cat=16&open=&open_u=&minDate=&s_id=e99d8b5c9245e52eb8c6e8a0926aeec9&ident=&id=266206 (http://www.hnp-online.de/index.php?mode=full&cat=16&open=&open_u=&minDate=&s_id=e99d8b5c9245e52eb8c6e8a0926aeec9&ident=&id=266206)



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Quote[...] Als die Liechtensteiner Staatsanwaltschaft Ende 2004 in der Causa Siemens ihre Ermittlungen aufnahm, gab es vier Beschuldigte; inzwischen sind es fast 20 Verdächtige bei Verfahren in drei Ländern.

Erst ging es um 20 Millionen Euro Schmiergeld und jetzt werden schon Summen zwischen 200 und 420 Millionen Euro genannt - Rekord in Deutschland.

Erst war es Untreue, dann schwere Untreue und in den Akten der Fahnder tauchte in den Dezembertagen erstmals der Begriff ,,Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr'' auf.

[...] Die Fahnder erfuhren, dass erst einmal der Bedarf an ,,Provisionen'' sorgsam notiert wurde - wie dies unter gewissenhaften Kaufleuten üblich ist. Der kaufmännische Leiter und der jeweilige Regionalchef bei Com und den Vorgängersparten hätten ein Papier unterschrieben, in dem das Land, das Projekt, das Auftragsvolumen und die zu zahlenden Beträge vermerkt gewesen seien. Je nach Auftragsvolumen seien das zwischen fünf bis 30 Prozent der Projektsumme gewesen. Für Außenstehende sei das System nicht zu durchschauen gewesen. Neben dem Stichwort Provisionen habe man auch andere Tarnbegriffe verwendet, und selbst die Ländernamen hätten teilweise der Täuschung gedient. Bestimmte Mittel, die man beispielsweise für Nigeria deklariert habe, seien stattdessen nach Italien geflossen.

Bargeld: In einem der vielen Siemens-Bürohäuser in München lagerten laut den Geständnissen in einem Panzerschrank im Keller manchmal bis zu eine Million Euro. Das Geld sei bei Bedarf an Siemens-Mitarbeiter im Ausland ausgereicht oder auf Konten in fernen Ländern transferiert worden. Daneben gab es in den neunziger Jahren Schwarzgeldkonten in Innsbruck und Salzburg, die mit Barem gespeist wurden.

Der Kompagnon von S. sagte aus, er habe bei der Filiale einer Großbank am Münchner Promenadeplatz regelmäßig Hunderttausende D-Mark abgehoben und um die Ecke in die Kardinal-Faulhaber-Straße getragen. Dort habe er die vielen Scheine bei einem anderen Finanzinstitut wieder abgeliefert. Mit den Einzahlungsbelegen sei er dann nach Innsbruck gefahren und habe die Beträge dort auf Geheimkonten der Raiffeisen-Landesbank Tirol gutschreiben lassen. Auch habe er große Summen im Koffer über die Grenze gebracht. Von Innsbruck aus erfolgten, ohne Hinweis auf Siemens, Überweisungen in alle Welt. Der Geldbote erzählte, er habe auch die Konten in Salzburg betreut - als Urlaubs- und Krankheitsvertretung für einen Kollegen.

System- und Ortswechsel: Lange Zeit ging das gut, doch Anfang des Jahrzehnts entstand ein neues System. Nun schleusten die Com-Leute die erforderlichen Mittel mit Hilfe von Scheinrechnungen und Tarnfirmen aus dem Konzern, per Überweisung. Einer der Gründe: Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA wurden die Vorschriften und Kontrollen zur Verhinderung von Geldwäsche drastisch verschärft. Die Trickser bei Siemens bekamen offenbar Furcht, ihre Transfers könnten amerikanischen Behörden auffallen, die Finanzströme nach schmutzigem Geld für die al-Qaida durchleuchteten. Der kleine Angestellte aus München war wohl erleichtert, nicht mehr, wie er sagte, mit Koffern voller Geld durch die Straßen ziehen zu müssen. Die Konten in Österreich wurden geschlossen; die Millionen flossen fortan über Firmen und Konten in der Karibik, Liechtenstein, der Schweiz, Dubai oder Monaco.


Aus: "Korruptionsskandal bei Siemens: Bargeld im Panzerschrank" Von Hans Leyendecker und Klaus Ott (SZ vom 13.01.07)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/972/97875/1/ (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/972/97875/1/)

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Quote[...] Rudolf Vogel war bis zum Jahr 2000 verantwortlich für den Verkauf von Kraftwerken nach Osteuropa. Und damit das Geschäft richtig flutschte, war Vogel mit einem Koffer unterwegs. Darin befand sich immer reichlich Bargeld. Hunderttausende, ja Millionen. Bestimmt vor allem für Beamte in fernen Ländern.

Mit einem Wort: Die Zahlung von Bestechungsgeldern an ausländische Politiker war beim Siemenskonzern gang und gäbe. Sie war nicht Ausnahme, sondern Regel.

[...] Auch US-Firmen würden nach dem gleichen Muster arbeiten, sagte Rudolf Vogel. Sie hätten aber nicht nur Bargeld im Angebot: "Sie bieten ihren Geschäftspartnern Green Cards oder Uni-Stipendien für die Kinder an", sagte Rudolf Vogel. Das käme besonders in der Karibik und in Südamerika gut an.


Aus: "Ein Koffer voller Bargeld: Siemens-Manager erzählt im Fernsehen, wie und wo Schmiergeld bezahlt wurde" Von Frank Thonicke (29.03.2007)
Quelle: http://hna.de/wirtschaftstart/00_20070329182742_Ein_Koffer_voller_Bargeld.html (http://hna.de/wirtschaftstart/00_20070329182742_Ein_Koffer_voller_Bargeld.html)

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Quote[...] Am Dienstag war Zentralvorstand Johannes Feldmayer als bisher ranghöchster Siemens-Funktionär verhaftet worden. Gegen Feldmayer ermittelt die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth wegen dubioser Millionenzahlungen an den Gründer der Arbeitnehmer-Organisation AUB. Bei den jüngsten Verhaftungen der Staatsanwaltschaft München wiederum geht es um die bis zu 420 Millionen Euro, die bei Com in schwarze Kassen geflossen sein sollen. Das Geld soll für Schmiergeldzahlungen im Ausland verwendet worden sein.

Einer der beiden jetzt Verhafteten war noch bei Siemens beschäftigt und wurde suspendiert. Der andere hatte den Konzern bereits im Herbst verlassen. "Siemens kooperiert mit der Staatsanwaltschaft und hat ihr alle benötigten Unterlagen zur Verfügung gestellt", hieß es. Auch Oberstaatsanwalt Schmidt-Sommerfeld bestätigte: "Die Zusammenarbeit mit der Firma Siemens verläuft reibungslos."


Aus: "Siemens-Affäre eskaliert weiter: Verhaftungen und Durchsuchungen" (30.3.2007)
Quelle: http://www.channelpartner.de/unternehmenundmaerkte/590711/ (http://www.channelpartner.de/unternehmenundmaerkte/590711/)

Title: [Die Bereitschaft zur Käuflichkeit...]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 27, 2006, 05:05:35 PM
Quote[...] FRANKFURT. Die Bereitschaft zur Käuflichkeit ist in der deutschen Wirtschaft nach Ansicht des Frankfurter Oberstaatsanwalts Wolfgang Schaupensteiner deutlich gestiegen. "Hersteller sind bereit, auch mal einen Scheck auszustellen. Es lässt sich statistisch belegen, dass wir bei den Ermittlungsbehörden eine steigende Zahl von Fällen haben."


Aus: "DEUTSCHLAND: Staatsanwalt fordert Verhaltenskodex gegen Korruption bei Unternehmen - Bereitschaft zur Käuflichkeit deutlich gestiegen" (Mittwoch, 27. Dezember 2006)
Quelle: http://www.nachrichten.at/wirtschaft/504340?PHPSESSID=2b71b580c7c41b383894f7e781baea07 (http://www.nachrichten.at/wirtschaft/504340?PHPSESSID=2b71b580c7c41b383894f7e781baea07)
Title: [Einen Tag nach dem Tod Pinochets...]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 27, 2006, 05:09:03 PM
Quote[...] Die Sondereinheit für die Verfolgung von Geldwäsche habe den Bericht am 11. Dezember, einen Tag nach dem Tod Pinochets, dem Richter Juan González zugesandt. Er ermittelte gegen Pinochet im so genannten Fall Riggs, bei dem es um Millionenkonten Pinochets auf ausländischen Bankkonten ging. Insgesamt soll es sich um umgerechnet etwa 20 Millionen Euro handeln, die auf Konten lagen, die Pinochet mit Hilfe falscher Pässe unter anderem Namen führte. Die Justiz ging von Steuerhinterziehung und Passfälschung aus.


Aus: "Pinochet zweigte 20 Millionen Euro ab" (26. Dezember 2006)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2708018 (http://derstandard.at/?url=/?id=2708018)



Title: [Vertrauensspesen und Bordellbesuche... (Peter Hartz)]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 09, 2007, 01:59:02 AM
Quote[...] Hartz habe auf Volkerts Wunsch von 2000 bis 2004 auch dessen damaliger Geliebter knapp 400.000 Euro gezahlt. Ein angeblich mündlich geschlossener Agenturvertrag sei vorgespiegelt gewesen. Dadurch sollten die nur aus der persönlichen Bindung zu Volkert erklärbaren Geldflüsse "mit dem Schein der Legalität" geschmückt werden.


Aus: "Anklage gegen Peter Hartz - Verdacht der Untreue in 44 Fällen" (15.11.2006)
Quelle: http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/11/0,3672,4071051,00.html (http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/11/0,3672,4071051,00.html)

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Quote[...] Hamburg - Der frühere VW-Personalvorstand Peter Hartz hat mit der Staatsanwaltschaft Braunschweig einen Deal ausgehandelt, der ihn davor bewahren soll, dass in seinem Gerichtsprozess Prostituierte als Zeugen auftreten, berichtet die ZEIT.

Vom 17. Januar an muss sich Hartz als Angeklagter vor dem Landgericht Braunschweig wegen des Verdachts auf Untreue und Begünstigung eines Mitglieds des Betriebsrates verantworten. Weder Zeugen noch Sachverständige sind dazu geladen. "Wir lassen keine Prostituierten aufmarschieren", sagt die Braunschweiger Oberstaatsanwältin Hildegard Wolff, "und im Gegenzug führt Hartz sein Geständnis über die Sonderbonuszahlungen genau aus."

[...] Der frühere Chef des VW-Betriebsrates, Klaus Volkert, soll auf Anweisung von Hartz fast zwei Millionen Euro Sonderboni erhalten haben, angeblich ohne sachlichen Grund. Für Bordellbesuche sind nach Erkenntnissen der Ermittler nur wenige tausend Euro aus der Firmenkasse gezahlt worden. "Ein paar tausend Euro tausche ich gegen zwei Millionen", so die Oberstaatsanwältin.

Die Ankläger sind sich sicher, dass Hartz sich in seinem Prozess an die Abmachung halten werde, weil er so große Angst vor dem Thema Bordellbesuche habe. Schon während seiner Vernehmung im vergangenen Oktober brachte er kein Wort über Huren heraus, weil ihm das alles so peinlich war. Sollte Hartz sich im Prozess nicht an die Vereinbarung mit den Staatsanwälten halten, "wird es wohl auf eine richtige Hauptverhandlung hinauslaufen, mit richtig vielen Zeugen", so Oberstaatsanwältin Wolff.


Aus: "Hartz-Prozess: Nutten bleiben draußen!" (Mittwoch, der 10. Januar 2007)
Quelle: http://www.net-tribune.de/article/100107-03.php (http://www.net-tribune.de/article/100107-03.php)

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Quote[...] Braunschweig (dpa) - Der frühere VW-Personalvorstand Peter Hartz muss wegen der Affäre um Schmiergelder und Lustreisen womöglich nicht ins Gefängnis. Strafmildernd wirkt sich aus, dass Hartz ein Geständnis abgelegt hat.

[...] Da Hartz umfassend gestanden habe, seien Zeugen nicht notwendig, hieß es.

Laut Nachrichtenmagazin "Focus" hat Volkert die Begünstigungen selbst gefordert. Nach dem Protokoll der Wirtschaftsprüfer von KPMG, die für VW die Affäre durchleuchteten, soll Hartz erklärt haben: "Herr Volkert kam in den Genuss von Vertrauensspesen, nachdem er wiederholt darum gebeten hatte. Die Begründung war, dass er auf Augenhöhe des Vorstandes zu agieren habe." Über die so genannten Vertrauensspesen seien Jahre lang Volkerts Lustreisen und Bordellbesuche heimlich abgerechnet worden. Volkert hatte den Vorwurf zurückgewiesen, er habe die Sonderleistungen von VW gefordert.

Wie dem "Focus" zufolge aus der internen Hartz-Befragung durch die KPMG-Prüfer zu erfahren ist, setzte Volkert auch durch, "dass er seine Spesen nicht mehr gegenzeichnen lassen musste". Laut Hartz stimmte auch der damalige Vorstandsvorsitzende und heutige Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch den Vertrauensspesen zu: "Es bestand Einigkeit zwischen Herrn Piëch und mir, dass Herr Volkert behandelt wird wie ein Top-Manager." Piëch hatte in seiner Zeugenvernehmung bei der Staatsanwaltschaft erklärt, er habe von dem Spesenmissbrauch nichts gewusst.


Aus: "Bewährungsstrafe für Hartz im Prozess um Korruption möglich" (13.01.2007)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/?sid=d6e0e50e982a9e323ae103f143fd31a7&em_cnt=1050001 (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/?sid=d6e0e50e982a9e323ae103f143fd31a7&em_cnt=1050001)

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Quote[...] Was wir nicht haben, ist ein Roman über Wolfsburg. Dabei ist Wolfsburg ein ganzer Romanzyklus, ein politischer Krimi, eine Familiensaga, ein Heimat- und ein Wirtschaftsroman, also phantastische Literatur.

[...] Wo also ist der Karl Marx, der Honoré de Balzac, der Zola oder Tom Wolfe von Wolfsburg? Heute könnte er mit dem Band ,,Im Paradies der Nutten" beginnen, oder mit einem mehr juristischen Arbeitstitel: ,,Glanz und Elend des Geschlechtsverkehrs auf Firmenkosten".

[...] Etwa die Szene, in der Peter Hartz zusammen mit einem Faktotum in Lissabon Bordelle durchkämmt, um eine brasilianische Prostituierte wiederzufinden, die es ihm andernorts angetan hatte. Oder wie er sie zu sich nach Paris fliegen läßt. Oder eine Kollegin nach Braunschweig bestellt, der er sich, ihrer Aussage nach, als ,,wirkliche Persönlichkeit" vorstellt. Andere dienstbare Mädchen gab es in Shanghai, Seoul und Bratislava, von denen ganz zu schweigen, die zu anderen Managern von VW lieb waren. Der Werksarzt soll die Verantwortungsträger mit Viagra versorgt haben. Und die Betriebsräte konnten ihr Triebleben unter ,,Vertrauensspesen" abrechnen, was in der innerbetrieblichen Landschaftspflege zu Eigenbelegen in Höhe von fast einer Million Euro innerhalb von fünf Jahren führte.

Es sage also noch einer, die Wirtschaft habe etwas mit protestantischer Ethik zu tun. Hatte sie niemals. Oder sei langweilig. War sie noch nie. (Und wäre sie auch dann nicht zu nennen, wenn man berücksichtigt, daß die tolldrastischen Geschichten auch todtraurige Geschichten sind, zum Beispiel für die Frauen dieser korrupten Lustgreise). Oder in der verwalteten Welt des Spätkapitalismus gehe es unpersönlich zu. Unfug, wirkliche Persönlichkeiten können unter allen gesellschaftlichen Umständen ihre ganze Subjektivität ins Organisationsleben einbringen und haben dann auch viele Freunde.

Nein, es ist vielmehr so, dass wir einfach nur zu wenig von dieser phantastischen Welt zu hören bekommen. Weil ihre Opfer beschämt schweigen, weil ihre Insassen unverschämt so tun, als gebe es sie nicht, und weil die Dichter offenbar anderweitig beschäftigt sind oder Ausländer, die nicht wissen, dass Wolfsburg die Hauptstadt der Wolfsburger Republik und des nicht enden wollenden zwanzigsten Jahrhunderts ist.



Aus: "Hartz-Prozess: Kraft durch Freudenmädchen" Von Jürgen Kaube (Text: F.A.Z., 17.01.2007, Nr. 14 / Seite 31)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E4453EACD4DD346139569C3C0E9F9B73E~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E4453EACD4DD346139569C3C0E9F9B73E~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

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Quote[...] als es um die Sache geht, ergreift Anwalt Müller das Wort. Er betont wiederholt, dass es seinem Mandanten nicht um Rechtfertigung gehe. Er wolle aber zumindest eine Erklärung dafür liefern, wie es zu den Schmiergeldvergehen kommen konnte. Die entscheidende Ursache sieht Müller im System VW, in dem die Mitbestimmung der Belegschaft stets weit über das gesetzlich geforderte Maß hinausging. Entsprechend selbstbewusst seien die Betriebsratsmitglieder aufgetreten.

Hinzugekommen sei das spezielle Verhältnis von Hartz zum Betriebsratschef Klaus Volkert. Er war es, der durch seine Empfehlung dafür sorgte, dass der damalige Konzernchef Ferdinand Piëch überhaupt auf Hartz aufmerksam wurde. Volkert habe schon bald auf eine bessere Bezahlung gedrängt, weil er die hohen Salärs der Jungmanager um den damaligen Einkaufschef Ignazio Lopez als ungerecht empfunden habe, erklärte Müller. Volkert als der Urheber der VW-Affäre?

Hartz habe dem Druck nachgegeben, nachdem er sich mit Piëch und Finanzchef Neumann besprochen habe, erklärt Müller weiter. Es habe Einigkeit darüber bestanden, dass Volkert so behandelt werden solle, wie ein Top-Manager, genauer Ausführungen habe es nicht bedurft.


Aus: "PETER HARTZ VOR GERICHT: Ein Alpha-Tier zeigt Schwäche" Aus Braunschweig berichtet Michael Kröger  (SPON; 17. Januar 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,460457,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,460457,00.html)

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Quote[...] Als Peter Hartz eine Viertelstunde vor Prozessbeginn in einem schwarzen VW Phaeton vor das Braunschweiger Landgericht vorfährt, schlägt ihm blanker Hass entgegen. Der Weg ins Gerichtsgebäude gleicht einem Spießrutenlauf. Mit angespanntem Gesicht muss sich der frühere VW-Arbeitsdirektor und Arbeitsmarktreformer am Mittwoch von Demonstranten als ,,Arbeiterverräter" und ,,Lump" beschimpfen lassen. Journalistenfragen beantwortet er nicht. Hartz muss sich nach gut eineinhalb Jahren Ermittlungen als erster in der VW-Affäre um Schmiergelder, Lustreisen und Sexpartys auf Firmenkosten vor dem Braunschweiger Landgericht verantworten. Die Anklage wirft dem 65-jährigen Hartz Untreue in 44 Fällen und unrechtmäßige Begünstigung von Betriebsräten vor.

,,Wenn er ungeschoren davon kommt, dann verstehe ich die Welt nicht mehr", sagt Peter Wilhein.

[...] Kurz nach 6.00 Uhr hätten die ersten Zuschauer vor dem Gericht angestanden, erzählt ein Justizangestellter. Und schon wenige Minuten nachdem das Gericht um 8.00 Uhr, zwei Stunden vor Prozessbeginn, seine Türen geöffnet hatte, waren die Platzkarten vergeben. Etwa 15 Prozessinteressierte zogen enttäuscht ab. Noch größer ist das Interesse der Medien. 64 Plätze werden im Saal offiziell von Journalisten eingenommen, auf den Zuschauerbänken und auf den Fluren sind weitere anzutreffen. ,,Hier im Landgericht gab es noch nie einen Prozess, bei dem das Medieninteresse so groß war", sagt Gerichtssprecher Ingo Groß.

Vor dem Gebäude hatten sich zahlreiche Demonstranten eingefunden. Der Skandal um Schmiergelder, Lustreisen und Sexpartys auf Firmenkosten war für sie allerdings zweitrangig. ,,Hartz steht für viel Schlimmeres, für Arbeitszwang und Sozialabbau", sagte die Berlinerin Sylvia Schopp von den ,,Überflüssigen", einem bundesweiten Zusammenschluss von Hartz-IV-Empfänger. Mit etwa 20 Gleichgesinnten, alle in roten Sweat-Shirts und weißen Gesichtsmasken, war sie angereist, um die Gelegenheit zu nutzen gegen Hartz zu protestieren. ,,Gegen Arbeitszwang und Lohndumping - weg mit den Ein-Euro-Jobs" ist auf ihrem Transparent zu lesen, ,,Menschenschinder" auf einem anderem.

Während die Demonstranten im Nieselregen stehen, hört sich Peter Wilhein die Anklage an. Oberstaatsanwältin Hildegard Wolff wirft dem 65-Jährigen 44 Straftaten vor.


Aus: "Spießrutenlauf für Hartz vor Prozessbeginn - ,,Arbeiterverräter"" Von Anita Pöhlig (dpa, Mittwoch, 17.01.2007)
Quelle: http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/2044/artid/6303640 (http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/2044/artid/6303640)

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Quote[...] Im Verlag von Hoffmann und Campe erscheint dieser Tage ein derartiges ,,Druckerzeugnis" mit dem Titel ,,Macht und Ohnmacht", das man besser nicht gemacht hätte, auch wenn Papier geduldig ist.
,,Peter Hartz spricht über sein Leben" heißt es in der Produktbeschreibung bei AMAZON, ,,Erstmals erzählt er von seiner Kindheit, seinem Aufstieg, seinen Jahren in Wolfsburg und seinem großen Abenteuer in der Politik, Es ist seine Sicht der Dinge - schonungslos, offen und selbstkritisch."

Wer nun ein Geständnis oder gar Reue von Peter Hartz erwartet, der hat noch nicht begriffen, dass Peter Hartz dazu genauso wenig in der Lage ist wie Christian Klar, Adolf Hitler oder George Bush, um nur einige Überzeugungstäter zu nennen.
Sie sind davon überzeugt, dass die Dinge die sie tun (müssen) richtig sind.
So sagt auch Peter Hartz nicht etwa: ,,Ich habe gefehlt und große Schuld auf mich geladen" sondern ,,Ich bin nicht gescheitert, aber ich habe Niederlagen erlebt".

Woraus man schließen kann, dass er nichts dazu gelernt hat, denn er würde es offensichtlich wieder so machen und nach Möglichkeit nur die Niederlagen vermeiden.

Kein Wort darüber, dass unter seinem Namen und seinen Vorgaben Millionen Menschen in die wirtschaftlich und politisch gewollte Arbeitslosigkeit und Armut abgedrängt wurden.
Kein Wort der Kritik an seinen Auftraggebern, seinen Weggenossen und Helfershelfern.
Kein Wort der Reue.

[...] In [...] [diesem] Land können Leute wie Peter Hartz über ihre Visionen und Ziele, über Macht und Rache philosophieren und jede Menge gute Worte über den eigenen hehren Vorsätze im unermüdlichen Kampf um arbeitsmarktpolitische Veränderungen unserer Gesellschaft absondern, ohne mit wirklichen Konsequenzen rechnen zu müssen.
Peter Hartz hat nichts falsch gemacht, er hat sich nicht mit der Politik eines Gerhard Schröder korrumpiert, er hat im ,,System Volkswagen" nicht geschmiert, protegiert und Menschen manipuliert. Er hat nicht gelogen und betrogen, der Hurerei und Völlerei Vorschub geleistet.
Nein, denn Peter Hartz, der Vordenker, der Initiator, der Macher ist nicht an sich selbst gescheitert, sondern am Neid und der Missgunst der anderen. Peter Hartz kann und will nicht verstehen, dass er Teil eines Systems ist, das nur durch die Beschaffung und Gewährung persönlicher Vorteile funktioniert, aber volkswirtschaftlich und gesellschaftlich verheerende Folgen hat.
Peter Hartz hat noch nicht mal ansatzweise begriffen was er falsch gemacht hat, sondern begnügt sich damit seine Wunden zu lecken und denen, die es wissen wollen, zu erzählen wie sehr man doch ihn und seine Mission verkannt hat.

Man muss sich diese ,,Macht und Ohnmacht" eines lernresistenten, egomanen Machtmenschen und sein rektales ,,Druckerzeugnis" wirklich nicht antun, aber man darf es auch nicht einfach ignorieren, denn Peter Hartz steht mit dieser Einstellung nicht allein.

Machopan

Quote
erphschwester  meint:

"herr hartz kann und will nicht verstehen, daß er teil eines systems ist ..." — na, ich finde, und wenn er nichts verstanden hat, d a s hat er verstanden, aber sehr, sehr genau.
Geschrieben am 4. April 2007 um 08:57:52


Quote
synchrono  meint:

Vielleicht hat er das System verstanden - und es für sich und andere genutzt. Aber er hat nicht verstanden, es und seine Rolle darin zu bewerten.
Aber vielleicht will er auch nur Geld verdienen. Und mit Selbstkasteiung und Fehlergeständnissen funktioniert es in diesem System nun mal nicht...
Geschrieben am 4. April 2007 um 12:35:18


Aus: "Macht und Ohnmacht" (4. April 2007)
Quelle: http://machopan.com/rauchzeichen/?p=650 (http://machopan.com/rauchzeichen/?p=650)

Title: [Was im Dax steckt...]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 14, 2007, 04:56:15 PM
Quote[...]  Nach Kalkulation der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zahlen bis zum Juni allein die Unternehmen des Dax 26,7 Mrd. Euro an die Aktionäre aus - ein Viertel mehr als vergangenes Jahr. Dieser ergiebigste Geldregen der deutschen Börsengeschichte entspricht der gesamten Wirtschaftsleistung des EU-Staats Luxemburg.

Doch nicht genug der Rekorde. Allein acht Werte des deutschen Börsenoberhauses schütten mehr als eine Mrd. Euro an ihre Anteilseigner aus, darunter die Deutsche Telekom mit 3,5 Mrd. Euro, die Deutsche Bank mit 1,9 Mrd. Euro oder die BASF mit 1,1 Mrd. Euro. Rechnet man die Sonderausschüttung von Altana hinzu, sind es sogar neun Werte, die eine neunstellige Summe unter die Daxianer bringen. Ganze 25 der 30 Top-Konzerne dürften die Dividende steigern, bei vieren bleibt sie voraussichtlich unverändert, bei einer Gesellschaft, TUI, steht ein Totalausfall ins Haus. Eine Ausschüttung von null kennen Anleger bisher nur von Infineon.

"Die Dividendensaison zeigt, was im Dax steckt", bringt es Frank Schallenberger, Stratege bei der LBBW in Stuttgart, auf den Punkt.


Aus: "Aktien: Dividenden auf Rekordhöhe" (13.01.2007)
Quelle: http://www.welt.de/data/2007/01/13/1175219.html (http://www.welt.de/data/2007/01/13/1175219.html)

Title: [Der vom Bundesinnenministerium veröffentlichte Sponsoringbericht...]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 17, 2007, 10:15:43 AM
Quote[...] Hamburg - In der Frage gebe es eine "wesentliche Differenz" mit der Regierung, beklagt der Rechnunghof in einem vertraulichen Prüfbericht, der dem "Stern" vorliegt. Darin heißt es, der vom Bundesinnenministerium veröffentlichte Sponsoringbericht sei wegen der fehlenden Namen "in seiner Aussagekraft eingeschränkt".

Nach einem weiteren Rechnungshofbericht hatten die Prüfer bereits 2002 eine Veröffentlichung der Namen gefordert, waren aber am Widerstand der Bundesregierung gescheitert. In einer für Freitag angesetzten Debatte im Rechnungsprüfungsausschuss des Bundestages will die Grünen-Abgeordnete Anja Hajduk den Rechnungshof nun unterstützen: "Zur Transparenz gehört die Nennung der Sponsoren", sagte sie dem "Stern".

Den internen Listen zufolge gehört der Rüstungskonzern EADS zu den größten Sponsoren des Verteidigungsministeriums und der Bundeswehr. Seit 2003 bezuschussten EADS und die Tochterfirmen des Konzerns insgesamt 20 Empfänge, Bälle und Essen für Ministerium, Bundeswehr und ihre Gäste. Insgesamt subventionierten EADS und die Tochterunternehmen das Wehrressort seit 2003 mit Geld und Sachleistungen im Wert von rund 87.000 Euro.

Andere Bundesbehörden ließen sich von Firmen wie Siemens, BMW, DaimlerChrysler, VW, E.on, Deutsche Telekom, sowie Vattenfall, Shell, GlaxoSmithKline und General Electric sponsern. Die Gesamtsumme der von der Bundesregierung von August 2003 bis Ende 2004 eingeworbenen Leistungen betrug mehr als 55 Millionen Euro.

Der Bundesrechnungshof empfahl bereits im März 2002 in einem internen Bericht an den Bundestag, auf das Sponsoring "möglichst grundsätzlich zu verzichten". Bereits der "Anschein finanzieller Abhängigkeit" könnte "das Vertrauen der Bürger in die Verwaltung" deutlich "erschüttern", mahnten die Prüfer. Sponsoring könne sogar "in den Bereich der Bestechung und Bestechlichkeit" führen.


Aus: "FESTE FEIERN: Rechnungshof beklagt Millionen-Sponsoring für die Regierung" wal  (17. Januar 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,460231,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,460231,00.html)

Title: [Auffälligkeiten bei Bayer... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 18, 2007, 01:43:59 PM
Quote[...] Die Staatsanwaltschaft Köln hat im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen bei der Bayer AG am Dienstag 16 Objekte in vier Städten durchsuchen lassen. Die Razzia erfolgte unter Einsatz von insgesamt rund 100 Polizeibeamten in den Bayerwerken Leverkusen, Dormagen, Uerdingen und Brunsbüttel. Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Günther Feld, dem ,,Leverkusener Anzeiger" gestern bestätigte, hatten die Beamten Firmenräume eines großen Gerüstbauunternehmens mit Hauptsitz in München durchsucht, das für Bayer tätig ist. Bettina Gaebel, Sprecherin der Bilfinger Berger Industrial Services AG, früher Reinhold und Mahla, bestätigte auf Anfrage, dass ihr Unternehmen betroffen sei. Die Firma hat seit Jahren den Rahmenvertrag über Gerüstbauarbeiten an den deutschen Bayer-Standorten. Ein Mitarbeiter in Brunsbüttel sei verhaftet worden, so der Staatsanwalt.

Die Ermittlungen richten sich gegen drei Bayer-Beschäftigte und sechs Mitarbeiter von Bilfinger Berger. Sie stehen im Verdacht der Untreue sowie der Bestechlichkeit und Bestechung im Geschäftsverkehr. Die Mitarbeiter sollen im Zusammenhang mit Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten über Jahre hinweg überhöhte Rechnungen gestellt haben, die von den drei Bayer-Beschäftigten dann jeweils abgezeichnet worden sein sollen. Nach ersten groben internen Schätzungen soll der Schaden seit 2002 monatlich rund 80 000 Euro betragen haben, insgesamt annähernd fünf Millionen Euro.

Die Anklagebehörde war von Bayer über den schwer wiegenden Manipulations-Verdacht informiert worden. Zuvor hatte die Innenrevision des Chemie-Konzerns die Abrechnungen geprüft und Auffälligkeiten festgestellt.


Aus: "Razzia bei Bayer wegen Korruption" VON ANDREAS DAMM,THOMAS KÄDING UND RAINER SCHMIDT (18.01.07)
Quelle: http://www.ksta.de/html/artikel/1162473280318.shtml (http://www.ksta.de/html/artikel/1162473280318.shtml)

Title: [Schmiergeldzahlungen an den irakischen Ex-Diktator Saddam Hussein... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 31, 2007, 11:30:04 AM
Quote[...] Die Unternehmen sollen im Rahmen des "Öl für Lebensmittel"-Programms der Vereinten Nationen überhöhte Rechnungen gestellt haben, bestätigte eine Sprecherin der Anklagebehörde einen SWR-Bericht. Die Gelder sollen dann zum Teil illegal an irakische Regierungsstellen zurück geflossen sein. Bei vier weiteren Firmen, die auch verdächtigt wurden, gegen das Außenwirtschaftsgesetz verstoßen zu haben, seien die Anfangsermittlungen eingestellt worden. Dem SWR-Bericht zufolge sollen die nun im Verdacht stehenden drei Firmen Medizin- und Backtechnikgeräte herstellen.

Im Zusammenhang mit Schmiergeldzahlungen an den irakischen Ex-Diktator Saddam Hussein hatte die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen einen früheren DaimlerChrysler-Mitarbeiter eingeleitet. Dieser soll beim Verkauf eines gepanzerten Lastwagens an den Irak ein Schmiergeld von knapp 7.000 Euro (damals 13.589 DM) gezahlt haben.

In einem Ende Oktober 2005 veröffentlichten UN-Bericht über Korruption und Bestechung im Rahmen des Hilfsprogramms waren insgesamt mehr als 2.200 Unternehmen genannt worden, die Schmiergelder an irakische Stellen gezahlt hatten, um Aufträge zu erhalten.


Aus: "Stuttgart: Ermittlungen wegen illegaler Geschäfte mit Irak" (30.01.2007)
Quelle: http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=1930502/gydpzx/ (http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=1930502/gydpzx/)

Title: [Verschlüsselte Botschaften... (Preisabsprachen)]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 03, 2007, 11:13:22 AM
Quote[...] "Geschäftsleute des gleichen Gewerbes kommen selten, selbst zu Festen und zur Zerstreuung zusammen, ohne dass das Gespräch in einer Verschwörung gegen die Öffentlichkeit endet oder irgendein Plan ausgeheckt wird, wie man die Preise erhöhen kann", beobachtete immerhin schon vor mehr als 200 Jahren der klassische Ökonom Adam Smith. Allerdings meinte er, für Konsumenten und Produzenten sei es am besten, wenn Angebot und Nachfrage die Preise bestimmen würden. Wenn sie dann für irgendein Gut zufällig zu hoch wären, würden mehr Anbieter auftreten und das Angebot erhöhen, was die Preise so weit senken würde, bis "im Gleichgewicht" Konsumenten und Produzenten letztlich wieder ihren fairen Anteil (Konsumenten- bzw. Produzenten-"Rente" genannt) am Wohlstand erhielten.

Allerdings bevorzugen es die Unternehmen, sich durch die Manipulation der Preise einen höheren Anteil am Kuchen zu sichern. So berichtete Reuters am 24. Januar 2006: "Die EU-Kommission verhängte wegen im Energieanlagenbau Bußgelder über insgesamt 751 Millionen Euro: Die Kartellmitglieder (ABB, Alstom, Areva, Fuji, Hitachi Japan AE Power Systems, Mitsubishi Electric Corporation, Schneider, Siemens, Toshiba und VA Tech) trafen sich regelmäßig. Dabei wurden auf Führungsebene strategische Fragen erörtert, während auf niedrigerer Ebene Projekte aufgeteilt und für die Unternehmen, die bei den entsprechenden Aufträgen leer ausgehen sollten, Scheinangebote vorbereitet wurden, um den Eindruck echten Wettbewerbs zu erwecken." Während sich die Europäer ihren Heimatmarkt aufteilten, hätten die Asiaten als Teil des Kartells stillgehalten. "Die Kartellmitglieder verwendeten ausgeklügelte Mittel, um ihre Fühlungnahmen zu verbergen. So wurden sowohl für die Unternehmen als auch für einzelne Personen Codenamen verwendet. In den letzten Jahren des Kartells kommunizierten die Mitglieder über anonyme E-Mail-Adressen mittels verschlüsselter Botschaften", hieß es.


Aus: "Warum Preisabsprachen?" Von Rainer Sommer (TP; 02.02.2007)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24544/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24544/1.html)

Title: [Plunge Protection... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 03, 2007, 12:12:29 PM
Quote[...] NEW YORK. Seit 36 Jahren beobachtet Jeff Saut nun schon die Finanzmärkte, aber das hat er noch nicht gesehen: ,,Seit mehr als dreieinhalb Jahren gab es am amerikanischen Aktienmarkt keine Korrektur mehr, die über zwei Prozent an einem Handelstag hinausging", sagt der Stratege des Investmenthauses Raymond James in St. Petersburg (Florida). Eine derart lange Börsenparty habe es erst viermal seit 1900 gegeben. ,,Hier gehen merkwürdige Dinge vor sich. Einige Käufer scheinen vom Mars zu kommen."

Oder aus Washington. An der Wall Street mehren sich nämlich die Gerüchte, dass die Regierung in der US-Hauptstadt die Börsenparty heimlich in Gang hält und immer dann helfend in den Markt eingreift, wenn es brenzlig wird. Geführt wird die unsichtbare Hand des Staates angeblich von einem ,,Plunge Protection Team" – einer schnellen Eingreiftruppe der US-Regierung zur Rettung der Finanzmärkte.

Auf den ersten Blick klingt das nach einer jener verrückten Verschwörungstheorien, die im Internet immer mal wieder die Runde machen. Eine Google-Abfrage erbringt immerhin 861 000 Einträge. Der Unterschied ist jedoch: das ,,Plunge Protection Team" (Anti-Kurssturz-Team) gibt es wirklich. Es wurde vom damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan nach dem Börsencrash 1987 mit dem Erlass Nummer 12 631 ins Leben gerufen und trat am 18. März 1988 in Kraft.

Am so genannten Schwarzen Montag, dem 19. Oktober 1987, stürzte der Dow-Jones-Index um 508 Punkte in die Tiefe – ein Einbruch von 22,6 Prozent. Der damals gerade frisch gekürte Notenbankchef Alan Greenspan eilte ohne Rücksprache mit der Regierung zur Hilfe und pumpte große Liquiditätsmengen ins Bankensystem. Auf diese Weise konnte Schlimmeres verhindert werden.

[...] ,,Finanzmärkte sind heute eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit", sagt Bill King. Der Marktstratege vom Investmenthaus Ramsey King in Burr Ridge (Illinois) glaubt fest an das Wirken des ,,Plunge Protection Teams". ,,Immer, wenn sich die Märkte einer Korrektur nähern, erscheinen plötzlich aus dem Nichts Investoren, die mit ihren Käufen von S&P-Futures den Markt stützen", sagt King. Der S&P-Futures-Markt ermöglicht es den Investoren, Aktien der 500 größten US-Unternehmen auf Termin zu handeln.

[...] King hat keinen Zweifel, dass die Regierung mit Hilfe der großen Investmentbanken hinter den, wie er sagt, ,,irregulären Käufen" steckt. Das Wohl der amerikanischen Wirtschaft hänge heute weitgehend von der Finanzwelt ab. Die industrielle Basis werde immer schwächer. ,,Die Politiker haben schon aus Gründen der eigenen Wiederwahl ein starkes Interesse an der Stabilität der Finanzmärkte", sagt der Investment-Profi.

[...] Die Anhänger der Verschwörungstheorie berufen sich unter anderem auf den ehemaligen Notenbanker Robert Heller. Der war während des ,,Black Monday" Mitglied der Fed und sprach sich 1989 offen für direkte Interventionen der Notenbank am Aktienmarkt aus, um eine Katastrophe abzuwenden. Auch der frühere Fed-Chef Greenspan sprach 1997 davon, dass die Notenbank die Pflicht habe, Finanzkrisen notfalls durch ,,direkte Interventionen in die Märkte" zu verhindern. Das Ergebnis war der so genannte ,,Greenspan-Put", also das Vertrauen auf eine von der Notenbank abgesicherte Verkaufsoption an den Märkten. Kurz danach wurde die ,,Working Group on Financial Markts" in der ,,Washington Post" erstmals als ,,Plunge Protection Team" bezeichnet.

[...] Und erneut erschien den Gläubigen die unsichtbare Hand des Staates nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Als die US-Börsen nach vier Tagen ihren Handel wieder aufnahmen, berichtete der frühere Sprecher von Präsident Bill Clinton, George Stephanopoulos, von der geheimen Arbeitsgruppe und ihren Möglichkeiten, in die Aktienmärkte einzugreifen. Weitere Belege dafür sehen die Anhänger der Verschwörungstheorie in der wundersamen Rettung des zahlungsunfähigen Hedge-Fonds Long Term Capital Management 1998, sowie in der überraschenden Erholung der Märkte in den Jahren 2002, 2003 und 2005. Von offizieller Seite wird die staatliche Konspiration dezent, aber bestimmt zurückgewiesen. ,,Wir sind nicht involviert", heißt es bei der New Yorker Fed, die normalerweise die Marktgeschäfte der Notenbank ausführt. ,,Ich kann nur bestätigen, dass unser Chairman ein Mitglied ist", heißt es bei der Börsenaufsicht SEC. Etwas auskunftsfreudiger ist das Finanzministerium. Nach Angaben einer Sprecherin trifft sich die Arbeitsgruppe in unregelmäßigen Abständen. ,,Wir wissen aber nichts von irgendwelchen Interventionen", sagt sie. Vertreter der Wall-Street-Banken gehörten der Gruppe jedenfalls nicht an.

,,Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass ein derartiges Geheimkommando so lange unentdeckt bleiben kann", sagt Barry Ritholtz, Chefstratege der gleichnamigen Research-Firma in New York. ,,Wenn es das Plunge Protection Team wirklich gibt, hat es keinen guten Job gemacht." Ritholtz erinnert an den Börsen-Crash 2000, der nicht nur das Vermögen zahlreicher Anleger vernichtete, sondern auch die US-Wirtschaft in eine kurze Rezession stürzte. ,,Außerdem sind Hedge-Fonds heute viel wichtiger für das Marktgeschehen als staatliche Interventionen jemals sein können. 100 Fonds handeln an manchen Tagen mehr als eine Billion Dollar." Es könne daher gut sein, dass nicht der Staat, sondern die geheimnisvollen Finanzakrobaten hinter den mysteriösen Käufen an den Aktienmärkten steckten.

Dass ausgerechnet die ominöse Finanzmarkt-Arbeitsgruppe es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Wirken der Hedge-Fonds genauer unter die Lupe zu nehmen, lässt die Herzen der Verschwörungstheoretiker sicher etwas höher schlagen.


Aus: ",,Anti-Kurssturz-Team" der US-Regierung: Unsichtbare Hand des Staates" Von Torsten Riecke (HANDELSBLATT, Freitag, 2. Februar 2007, 16:30 Uhr)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/news/Boerse/Boerse-Inside/_pv/doc_page/3/_p/200029/_t/ft/_b/1218502/default.aspx/unsichtbare-hand-des-staates.html (http://www.handelsblatt.com/news/Boerse/Boerse-Inside/_pv/doc_page/3/_p/200029/_t/ft/_b/1218502/default.aspx/unsichtbare-hand-des-staates.html)

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Quote[...] Die Autoren von Artikeln über das Plunge Protection Team, die nachweisen wollen, dass ihre Behauptungen berechtigt sind (,,Vertrauen Sie mir, es existiert!"), verweisen auf einen Artikel in der ,,Washington Post" vom 23. Februar 1997. Kurios ist allerdings, dass dieser Artikel den Kauf von Aktien mit keinem Wort erwähnt. Brett Fromson, ein Reporter der ,,Post", stellt die Bildung der Arbeitsgruppe Finanzmärkte durch den Präsidenten nach dem Börsencrash vom 19. Oktober 1987 dar. Die Gruppe, der auch der Finanzminister, der Chairman der Fed, der Chairman der Securities and Exchange Commission (SEC) und der Chairman der Commodity Futures Trading Commission angehören, wurde ins Leben gerufen, um ein reibungsloses Funktionieren der Finanzmärkte sicherzustellen.

,,Hauptaufgabe der Arbeitsgruppe sei Regierungsvertretern zufolge, die Aufrechterhaltung der Marktfunktionen im Falle eines plötzlichen Einbruchs der Aktienkurse, bei dem es einem den Magen umdreht - und die Vermeidung eines panikartigen Ansturms auf Banken, Broker und Investmentfonds", heißt es in dem Artikel von 1997. Der Tenor des Artikels ist das Bemühen der Regierungsvertreter um die Abwendung einer Liquiditätskrise, was genau das ist, was die Fed getan hat, als sie das Bankensystem nach dem Absturz des Dow Jones Industrial Average um 508 Punkte am 19. Oktober 1987 mit Reserven überschüttet hat. Wie aus dem eigentlichen Bemühen um die Sicherstellung eines angemessenen Zugangs zu Krediten zur Vermeidung eines Dominoeffekts im Falle eines Marktzusammenbruchs ein Komplott zur Stützung des Aktienmarktes wurde, wissen die Götter.

Um einen Einblick in die Tiefen der Verschwörungstheorie zu erhalten, geben Sie ,,Plunge Protection Team" in die Google-Suchmaschine ein. Aufmerksame Leser bemerken die Sachkunde, mit der die Autoren schreiben. ,,Am 24. November 2000, nur Minuten nach der gemeinsamen Intervention von Fed und Goldman Sachs, schnellte der Nasdaq in die Höhe und schloss an diesem Tag deutlich über 3.100 Punkten, was einem Tagesplus von 5,7 Prozent entspricht", schrieb ein anonymer Internet-Experte. ,,Hätten die Fed und das Plunge Protection Team nicht eingegriffen, so gut informierte Marktinsider, hätte es eine richtiggehende systemische Finanzkrise gegeben, die sich bald zu einer Dollar-Krise ausgewachsen hätte". Und außerdem bedient man sich laut den Darstellungen dieser Website der Goldman-Strategin Abby Joseph Cohen, die seit dem Börsencrash im Oktober 1987 ,,jedes Mal, wenn die Märkte bedroht sind, eine Erholung `prognostiziert`".

Werfen wir einen Blick auf all die Leute, die über diese Sache Bescheid wissen. Will denn keiner von ihnen aus diesen Insiderinformationen Kapital schlagen und einen Spitzenbestseller schreiben? Laut einem Pressebericht hat die Fed das Geschäft mit den Aktienindizes zugunsten der Auswahl einzelner Aktien aufgegeben. In der Erkenntnis, dass der Dow Jones Industrial Average mit seinen 30 Aktien ,,weitaus einfacher zu manipulieren" sei, folgerte Londons ,,Evening Standard" am 19. März, dass das ,,riesige Handelsvolumen der letzten Tage" bei 3M ein deutlicher Hinweis darauf sei, dass die US-Börse im Hinblick auf den Krieg im Irak von der Regierung manipuliert worden wäre.

Gibt es keine Garantie dafür, dass die angebliche Intervention des PPT Erfolg hat? Wirtschaftswissenschaftler versuchen noch immer, herauszufinden, ob Interventionen am Devisenmarkt mehr als nur transitorischen Effekt haben. Wenn diese Gruppe so geschickt ist, warum erleben die Aktienmärkte dann das vierte Jahr in Folge eine Börsenbaisse? Mit einem durchschnittlichen täglichen Handelsvolumen an der New York Stock Exchange von 1,43 Milliarden Aktien im vergangenen Jahr wären beträchtliche Käufe nötig, um eine Marktbewegung umzukehren. Vielleicht hat sich das PPT die Strategic Petroleum Reserve angeeignet, verkauft heimlich Öl zu überhöhten Preisen am Markt und verwendet die Erlöse zum Kauf von Aktien. Und wenn man es sich recht überlegt, war bisher auch keiner in der Lage auszumachen, wo jene erfundenen Mondlandungen ihren Ursprung haben.

...


Aus: "Amerikanische Finanzmärkte - Manipuliert das Plunge Protection Team die Kurse?"
Von Caroline Baum, Kolumnistin für Bloomberg News
Quelle: http://www.faz.net/s/RubF3F7C1F630AE4F8D8326AC2A80BDBBDE/Doc~EA4849DE7499E40E681D45BE671239A9D~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubF3F7C1F630AE4F8D8326AC2A80BDBBDE/Doc~EA4849DE7499E40E681D45BE671239A9D~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

Title: [Die Existenz von geheimen Konten... (Schreiber, Pfahls, etc.)]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 07, 2007, 10:23:04 AM
Quote[...]  Alles beginnt am  5. November 1999 . Der frühere CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep stellt sich den Behörden, nachdem er aufgrund des Verdachts der Steuerhinterziehung von der Augsburger Staatsanwaltschaft gesucht wird. Kiep erklärt, dass er im August 1991 von Geschäftsmann Karl-Heinz Schreiber eine Million DM in bar erhalten habe, und diese sei als Spende an die CDU gegangen. Kiep kommt darauf gegen Kaution frei.
Am 6. November versichert Altkanzler Helmut Kohl, er habe von dieser Spende an die CDU nichts gewusst. Am 21. November weist er den Vorwurf von Schmiergeldzahlungen im Zusammenhang mit der Lieferung von Panzern an Saudi Arabien zurück.
Nachdem der Haftbefehl gegen Kiep am 22. November aufgelöst worden ist, erklärt dieser am nächsten Tag, dass die wichtigsten Gremien der CDU stets über alle Finanzen informiert gewesen seien. Dies bestätigt auch Schreiber am 25. November. Er hatte Kontakte zu Kieps Nachfolgerin Brigitte Baumeister und zu CDU-Chef Wolfgang Schäuble.
Ex-CDU-Generalsekretär Heiner Geißler gibt am 26. November die Existenz von geheimen CDU-Konten zu. Diese stünden unter der Verantwortung des Bundesvorsitzenden und der Schatzmeisterei.


Aus: "Chronologie der CDU-Spendenaffäre" (14.09.2000)
Quelle: http://www.123recht.net/article.asp?a=278&p=1 (http://www.123recht.net/article.asp?a=278&p=1)

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Quote[...] Schreibers Ehefrau Bärbel bestätigte, dass ihr Mann im Untersuchungsgefängnis von Toronto sitze. Schreiber, der von der deutschen Justiz gesucht wird, hatte sich in Kanada jahrelang gegen eine Rückkehr gewehrt.

Die Augsburger Justiz wirft Schreiber, 72, Bestechung und Steuerhinterziehung vor. Der Lobbyist soll von Thyssen für verschiedene Rüstungsprojekte etwa 15 Millionen Euro kassiert haben. Von Mitte der achtziger Jahre soll er bis 1995 über ein undurchsichtiges System ausländischer Tarnfirmen an Industrielle und Politiker Schmiergelder verteilt haben.

Schreiber setzte sich Ende der neunziger Jahre aus der Schweiz nach Kanada ab. Ende August 1999 wurde er in Kanada erstmals in Auslieferungshaft genommen, kam aber gegen Kaution wieder auf freien Fuß. Seitdem wehrte sich der Lobbyist, der auch die kanadische Staatsbürgerschaft besitzt, gegen eine Auslieferung.

[...] Auch im Steuerstrafverfahren gegen Max Strauß spielt Schreiber eine wesentliche Rolle. Er soll dem Sohn des früheren bayerischen Ministerpräsident Franz Josef Strauß Millionen-Provisionen gezahlt haben. Außerdem soll Schreiber eine Rolle im CDU-Spendenskandal gespielt haben.


Aus: "Kanada: Rüstungslobbyist Schreiber in Auslieferungshaft" Von Stefan Mayr und Bernadette Calonego (01.02.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/435/100335/ (http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/435/100335/)

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Quote[...] Der Rüstungslobbyist Karlheinz Schreiber lehnt es ab, als Zeuge im Prozess gegen die beiden Thyssen-Manager Winfried Haastert und Jürgen Maßmann auszusagen. Er habe nicht vor, einen Fragenkatalog der Augsburger Justiz zu beantworten, sagte Schreiber der Zeitung "Augsburger Allgemeine" (Samstagsausgabe). "Es ist doch abwegig zu erwarten, dass ich als in derselben Sache Beschuldigter dazu etwas aussage." Der Vorsitzende Richter am Augsburger Landgericht wollte Schreiber im Rahmen eines Rechtshilfeersuchens in Kanada vernehmen lassen. Da die kanadischen Behörden Schreiber bislang nicht nach Deutschland ausliefern, trennte das Gericht das Verfahren gegen ihn ab. Seine Zeugenaussage würde jedoch im Prozess gegen die Thyssen-Manager verlesen werden, der im Herbst vor dem Augsburger Landgericht eröffnet werden soll.

Die beiden Ex-Thyssen-Manager sind wegen Betrugs und Untreue bei einem Panzergeschäft mit Saudi-Arabien angeklagt. Laut Anklageschrift sollen sie von dem nach Kanada geflüchteten Schreiber illegal Vermittlungsprovisionen in Millionenhöhe kassiert haben. Die Büros der Angeklagten und weitere Thyssen-Mitarbeiter waren im Juni 2000 durchsucht worden, um Beweismaterial in der Schmiergeld-Affäre um die Lieferung von 36 "Fuchs"-Spürpanzern nach Saudi-Arabien im Jahr 1991 zu sichern. Bei dem Geschäft sollen insgesamt 219,7 Millionen Mark Schmiergelder von saudischer Seite geflossen sein, ein Teil davon an Haastert und Maßmann. Ihnen wird im Einzelnen Betrug, Untreue, Einkommenssteuerhinterziehung sowie Beihilfe zur Steuerhinterziehung vorgeworfen. Gemeinsam mit Schreiber sollen sie illegal 24,4 Millionen Mark als Vermittlungsprovision kassiert haben.


Aus: "Zeitung: Schreiber sagt nicht als Zeuge gegen Thyssen-Manager aus" (AFP vom 24.08.2001)
Quelle: http://www.123recht.net/article.asp?a=1639 (http://www.123recht.net/article.asp?a=1639)

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Quote[...] Schreiber selbst äußerte sich in der "Augsburger Allgemeinen": "Wenn die Augsburger Justiz tatsächlich die Kontobelege aus der Schweiz nicht verwenden darf, wird dies unabsehbare Konsequenzen haben." Das sei "kein Weihnachtsgeschenk für die Augsburger Staatsanwaltschaft". Schreiber beklagte sich über die "unfaire deutsche Justiz". Alle Verfahren in Augsburg seien so gelaufen, als wäre seine Schuld schon bewiesen, erklärte der nach Kanada geflüchtete Unternehmer. Nach rechtskräftigen Urteilen des Landgerichts Augsburg hatte der Lobbyist Schreiber den ehemaligen Rüstungsstaatssekretär Holger Pfahls sowie zwei Manager des ThyssenKrupp-Konzerns im Zusammenhang mit dem Waffengeschäft geschmiert. Außerdem war im Zuge der Ermittlungen auch die CDU-Spendenaffäre ans Licht gekommen.

Die Augsburger Justiz befasst sich seit rund elf Jahren mit Schmiergeldzahlungen Schreibers.


Aus: "Schweizer Beweismittel könnten Schreiber doch belasten" (04.12.2006)
Quelle: http://ftd.de/politik/europa/138233.html (http://ftd.de/politik/europa/138233.html)

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Quote[...] Der frühere Rüstungs-Staatssekretär Ludwig-Holger Pfahls hat einem Zeitungsbericht zufolge erstmals zugegeben, dem Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber beim Verkauf von 36 Fuchs-Panzern des Thyssen-Konzerns nach Saudi-Arabien im Jahr 1991 geholfen zu haben. Bei seiner Vernehmung am 28. April durch die Augsburger Staatsanwaltschaft hat Pfahls laut "Süddeutscher Zeitung" eingeräumt, er sei sich "ziemlich sicher", dass er Schreiber damals darüber informiert habe, welche Bedenken das Heer gegen die Lieferung der Panzer habe.

"Ich habe Herrn Schreiber auf diese Schwierigkeiten hingewiesen", sagte Pfahls laut Zeitung. Auch habe er dem Rüstungslobbyisten erläutert, was Thyssen tun müsse, "um gewisse Widerstände im Heer zu überbrücken". Er habe angedeutet, dass Thyssen der Bundeswehr "sehr großzügig entgegenkommen müsse". Schreiber habe ihm gesagt, dass er außerordentlich dankbar" für die Unterstützung von Pfahls bei dem Geschäft sei und wolle ihn mit einer Million Mark an seinem guten Verdienst beteiligen. Er werde das Geld auf ein Konto in der Schweiz überstellen.

[...] Pfahls gilt als Schlüsselfigur in der CDU-Spendenaffäre. Er soll Anfang der neunziger Jahre Schmiergeld von Schreiber für die Vermittlung bei einem Panzergeschäft mit Saudi-Arabien erhalten haben. Pfahls war nach fünf Jahren Flucht im vergangenen Sommer in Paris festgenommen worden und sitzt nun in Deutschland in Untersuchungshaft.

Laut "Süddeutscher Zeitung" hat Schreiber dem Staatssekretär zudem im Jahr 1990 zwei Millionen Mark geboten, wenn er ein Geschäft von Thyssen und einer US-Firma zum Verkauf von fast 300 Fahrzeugen an die US-Armee zu Stande bringe. Eine knappe weitere Million sei Pfahls von Schreiber für ein U-Boot-Geschäft mit Israel zugesagt worden.


Aus: "Pfahls räumt offenbar Hilfe für Schreiber bei Panzer-Deal ein - Rund 500.000 Euro "Dankeschön"" (heute.de (Mit Material von REUTERS, AFP); 14.05.2005)
Quelle: http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/27/0,3672,2297947,00.html (http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/27/0,3672,2297947,00.html)

Quelle #2: http://de.wikipedia.org/wiki/Pfahls (http://de.wikipedia.org/wiki/Pfahls)

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Quote[....] Die Augsburger Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag einen Bericht der "Berliner Zeitung" dementiert, wonach ein Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes (BKA) und ehemalige Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) Pfahls zwei Mal vor einem Zugriff der Zielfahnder gerettet hätten. Das Blatt berief sich auf Ermittler.

Der Leitende Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz sagte: "Wir haben keinerlei Erkenntnisse, die sich auch nur andeutungsweise in diese Richtung bewegen." Bis zur Festnahme in Paris am 13. Juli habe ein Zugriff auf Pfahls auch nie unmittelbar bevorgestanden.


Aus: "Staatsanwalt dementiert Bericht über BKA-Fluchthilfe für Pfahls" (29.07.2004)
Quelle: http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/28/0,3672,2148892,00.html (http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/28/0,3672,2148892,00.html)

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Quote[...] Über seine Flucht und seine Helfer machte Pfahls vor Gericht keine Angaben. Laut «Report» wurde Pfahls von den Zielfahndern des Bundeskriminalamts nicht entdeckt, weil er auf Flughäfen vom französischen Geheimdienst durch die Personenkontrollen geschleust worden war. Dazu habe er eine Geheimnummer angerufen, dann seien die Helfer erschienen.

In dem Magazinbeitrag heißt es weiter, Holzer habe seinem Freund Pfahls Kontakte zu Helfern verschafft. Ein französischer Bekannter Holzers habe dem Flüchtigen in Frankreich Wohnungen besorgt und veranlasst, dass ihm 200.000 Euro übergeben wurden. Holzer, Pfahls und auch der Mittelsmann waren demnach alle in der Vergangenheit für den französischen Staatskonzern Elf Aquitaine tätig, von dem Pfahls und Holzer Schmiergelder kassiert hätten.

Holzer hatte in dem Augsburger Prozess gegen Pfahls als Zeuge die Aussage darüber verweigert, ob er Pfahls bei dessen fünf Jahre langer Flucht geholfen habe. Er räumte jedoch ein, mehrmals mit dem flüchtigen Ex-CSU-Politiker telefoniert zu haben.


Aus: "Geheimdienst soll Pfahls geholfen haben" (NZ; 10. Okt 2005)
Quelle: http://www.netzeitung.de/deutschland/362136.html (http://www.netzeitung.de/deutschland/362136.html)

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Quote[...] Der 62 Jahre alte CSU-Politiker war im August dieses Jahres zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Er hatte gestanden, vom Lobbyisten Karlheinz Schreiber 3,8 Millionen Mark (ca. 1,9 Millionen Euro) Schmiergeld kassiert zu haben. Zwei Wochen nach dem Urteil war er unter Anrechnung der Untersuchungshaft wieder aus dem Gefängnis entlassen worden.

Inzwischen hat Pfahls eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Kanzlei seines Mainzer Verteidigers Volker Hoffmann angenommen. Aus diesem Grund wolle er den Sozialdienst in Mainz leisten. Längerfristig suche Pfahls einen Job im Ausland, da er mit seiner Vorgeschichte in Deutschland nur schwer einen Arbeitgeber finden werde, sagte Hoffmann. Die Bewährungsauflage war Teil einer Absprache zwischen Gericht und Verteidigung. Im Gegenzug hatte Pfahls ein Geständnis abgelegt.

Wie das Augsburger Landgericht weiter mitteilte, muss sich Pfahls vierteljährlich beim Gericht melden und zudem über den Stand seiner Arbeitssuche berichten. Ebenso müsse er dem Gericht in allen Verfahren um die Schreiber-Affäre als Zeuge zur Verfügung stehen.


Aus: "Mainz/Augsburg: Ex-Staatssekretär Pfahls soll in Mainzer Klinik arbeiten" (23.11.2005)
Quelle: http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1682/nid=1682/did=820330/x70ugv/index.html (http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1682/nid=1682/did=820330/x70ugv/index.html)

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Quote[...] Im Lauf des Prozesses hatten es der Vorsitzende Richter Maximilian Hofmeister und die Augsburger Staatsanwälte mit vielen "alten Bekannten" zu tun, denn auch im Fall Pfahls spielt der berühmt-berüchtigte Waffenlobbyist Karlheinz Schreiber eine Schlüsselrolle. Bereits in den Verfahren gegen den ehemaligen CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep, gegen die Ex-Thyssen-Manager Jürgen Maßmann und Winfried Haastert sowie gegen Max Strauß ging es um Provisionen von Schreiber.

[...] Zum Auftakt am 28. Juni 2005 im Augsburger Landgericht zeigt sich der Angeklagte geständig: Er gibt zu, dass Karlheinz Schreiber ihm ein Schweizer Konto mit ungerechnet rund zwei Million Euro eingerichtet habe. Allerdings habe er die umstrittene Entscheidung für die Lieferung von Bundeswehrpanzern nach Saudi-Arabien 1991 nicht beeinflusst und nur einen Beschluss des damaligen Bundessicherheitsrates vollzogen: "Das war die Entscheidung der großen Politik. Das war die Bundesliga, ich spielte in der Regionalliga."

Am 5. Juli verweigern Max Strauß und zwei vorgeladene Ex-Thyssen-Manager die Aussage darüber, was sie von den Zahlungen an Pfahls gewusst haben. Sie berufen sich dabei auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht, da sie sich mit einer Aussage selbst belasten könnten.

[...] Am 22. Juli sagt der ehemalige Kohl-Berater Horst Teltschik aus, er halte es für "ausgeschlossen, dass Pfahls einen Ermessensspielraum bei der Lieferung von Spürfüchsen hatte." Vier Tage später erscheinen auch Pfahls früherer Vertrauter Dieter Holzer sowie Klaus Kinkel (FDP) und Theo Waigel (CSU) vor Gericht. Gemeinsamer Tenor der Aussagen: Der Ex-Rüstungsstaatssekretär habe keinen Einfluss auf den Panzer-Export gehabt. "Pfahls war ein ausführendes Rad am Wagen", so Kinkel. Der ehemalige Bundesjustiz- und Außenminister stützt damit Pfahls eigene Darstellung, wonach er selbst nur als ausführendes Organ gehandelt habe. Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel sagt aus, der Bundessicherheitsrat habe den Panzer-Export im Februar 1991 einvernehmlich beschlossen.

[...] Altkanzler Helmut Kohl bestätigt am 3. August, dass er bereits im September 1990 US-Außenminister James Baker den Export von Fuchs-Panzern nach Saudi-Arabien zugesagt habe. Diese Aussage entlastet Pfahls, da nun klar ist, wer für den Panzer-Deal verantwortlich war. Bereits einen Tag zuvor betont Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz die Bedeutung der Aussage des Altkanzlers: "Wenn Kohl sagt, das war meine Entscheidung und meine Richtlinienkompetenz, dann ist es aus mit der Bestechlichkeit." Wenn die Staatsanwaltschaft diesen Anklagepunkt fallen lässt, bleibt nur noch der Vorwurf der Vorteilsannahme.


Aus: "Der Pfahls-Prozess" (20.12.2006)
Quelle: http://www.br-online.de/bayern-heute/thema/pfahls/index.xml (http://www.br-online.de/bayern-heute/thema/pfahls/index.xml)


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Quote[...] Der Bundesgerichtshof (BGH) hat die Verurteilung zweier ehemaliger Thyssen-Manager wegen Untreue und Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit Schmiergeldzahlungen des Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber bestätigt. Ihr Strafmaß wurde aber aus formalen Rechtsgründen reduziert. Jürgen Maßmann erhielt eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren, Winfried Haastert eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten.


Aus: "Schmiergeld: Thyssen-Manager verurteilt" (12. Januar 2007)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2007/01/12/667851.html (http://www.abendblatt.de/daten/2007/01/12/667851.html)
Title: [Die Banken müssen Topmitarbeitern etwas bieten... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 12, 2007, 10:55:10 AM
Quote[...] «20 bis 30% des Gewinns, den Händler, Investmentbanker oder Private Banker für ihre Arbeitgeber erwirtschaften, wandern in Kontinentaleuropa auf das Konto dieser Mitarbeiter», sagt Martin Emmerich von Towers Perrin, einer auf Personalmanagement und Salärfragen spezialisierten Beratungsfirma. Das bedeutet für den einen oder anderen Banker schnell ein paar Millionen als Bonus. Im Investmentbanking in den USA oder in Grossbritannien wird gar von 40 bis 50% des Gewinns gesprochen. «Die Banken müssen Topmitarbeitern etwas bieten, um sie zu gewinnen», erklärt Emmerich. Es ist eine Besonderheit der Finanzbranche, dass dadurch Banker zu Unternehmern innerhalb eines Unternehmens werden.

Weltweit verdiente die Finanzbranche so viel wie noch nie. Der Wertschriftenhandel boomt, die Mergers-& Acquisitions-Abteilungen sind ausgelastet, und die verwalteten Vermögen steigen kräftig. Nächste Woche legen UBS und Credit Suisse ihre Ertragszahlen für 2006 vor. Der Abschluss der Bank Julius Bär am Donnerstag gab einen Vorgeschmack auf die kräftigen Gewinnsteigerungen. Die Privatbank steigerte den Reingewinn um 35%.


Aus: "Banker erhalten 20 Milliarden Boni" Von Katharina Fehr (11. Februar 2007, NZZ am Sonntag)
Quelle: http://www.nzz.ch/2007/02/11/wi/articleEWLZP.html (http://www.nzz.ch/2007/02/11/wi/articleEWLZP.html)

Title: [Firmengelder in Millionenhöhe... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 12, 2007, 11:39:30 AM
Quote[...]  Seoul - Der in eine Schmiergeldaffäre verwickelte Chef des südkoreanischen Autokonzerns Hyundai Motor, Chung Mong Koo, ist wegen Untreue und Vertrauensbruchs zu drei Jahren Haft verurteilt worden.

Das Bezirksgericht in Seoul befand am Montag den 68-Jährigen im Hauptverfahren für schuldig, Firmengelder in Millionenhöhe abgezweigt und für private Zwecke genutzt zu haben.

Seine Aktionen seien "eindeutig kriminelle Handlungen" gewesen. "Falsche Sitten müssen ausgerottet werden, um Südkorea zu einer fortschrittlichen Wirtschaft zu machen", wurde der Vorsitzende Richter von der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert.


Aus: "WEGEN UNTREUE: Chef von Hyundai zu drei Jahren Haft verurteilt" (05.02.2007)
Quelle: http://www.express.de/servlet/Satellite?pagename=XP/index&pageid=1004979499231&rubrik=222&artikelid=1166031596462 (http://www.express.de/servlet/Satellite?pagename=XP/index&pageid=1004979499231&rubrik=222&artikelid=1166031596462)

Title: [Vier Spitzenmanager der Deutschen Bank ... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 21, 2007, 01:49:38 PM
Quote[...] Vier Spitzenmanager der Deutschen Bank haben für insgesamt knapp 28 Millionen Euro Aktien des Kreditinstituts verkauft. Die Anteilsscheine seien außerbörslich zum Preis von 102,94 Euro je Stück verkauft worden, teilte die Deutsche Bank am Montag mit. Der für die Sparte Global Banking zuständige Michael Cohrs trennte sich von knapp 200.000 Aktien im Wert von 20,3 Millionen und erzielte damit einen zu versteuernden Bruttoerlös von gut 5,5 Millionen Euro.

Pierre de Weck, der die private Vermögensverwaltung der Bank verantwortet, verkaufte knapp 47.000 Deutsche-Bank-Aktien für etwa fünf Millionen Euro. Er erlöste damit vor Steuern knapp drei Millionen Euro. Wie Cohrs sitzt auch de Weck im Group Executive Committee, in dem neben dem Vorstand auch die Bereichsvorstände vertreten sind.

[...] Das langjährige Vorstandsmitglied Tessen von Heydebreck verkaufte gut 16.000 Anteilsscheine für 1,7 Millionen Euro. Von Heydebreck ist seit 1994 im Vorstand der Bank und dort unter anderem für Personal, Recht und Compliance zuständig. Er erlöste mit der Transaktion vor Steuern knapp 450.000 Euro. Von Heydebreck verlässt den Vorstand im Mai.


Aus: "DEUTSCHE BANK: Manager verkaufen Aktien in Millionenhöhe" (manager-magazin.de mit Material von dpa, reuters; 19.02.2007)
Quelle: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,467288,00.html (http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,467288,00.html)

Title: [Preisabsprachen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 26, 2007, 12:51:33 PM
Quote[...] Wien/Düsseldorf - Die Kartellstrafe der EU gegen die vier führenden Aufzugs- und Rolltreppenhersteller bringt die ganze Branche in Aufruhr: Die Hersteller bezichtigen einander nach Informationen des deutschen "Handelsblatts" (Montag) aus Konzernkreisen unerlaubter Preisabsprachen, um vor nationalen Kartellbehörden in den Genuss von Kronzeugenregelungen zu kommen und Strafen zu entgehen.


Aus: "Erste "Kronzeugen" packen aus" (25. Februar 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2782716 (http://derstandard.at/?url=/?id=2782716)
Title: [Gewinn-Umwandlung... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 28, 2007, 01:27:45 PM
Quote[...] Warum die Wirtschaftsprüfer Nikko den geschönten Jahresabschluss durchgehen ließen, ist noch nicht bekannt. Auf der Seite des Wertpapierhauses waren es Ehrgeiz und vermutlich auch das Bonussystem, die die Manager auf krumme Gedanken brachten. Denn Nikko Cordial belohnt Gewinnsteigerungen durch Beteiligungen an den Einnahmen. Die Bilanzmanipulationen brachten den Verantwortlichen unterm Strich 341 Mill. Yen an Boni – 2,1 Mill. Euro.


Aus: "Wundersame Gewinn-Umwandlung" (27. Februar 2007)
Quelle: http://de.biz.yahoo.com/27022007/299/wundersame-gewinn-umwandlung.html (http://de.biz.yahoo.com/27022007/299/wundersame-gewinn-umwandlung.html)
Title: [Tipps für illegale Finanztransaktionen...]
Post by: lemonhorse on March 03, 2007, 01:16:18 PM
Quote[...]  New York/Zürich. AP/baz. An der New Yorker Wall Street ist einer der grössten Insiderfälle der letzten Jahrzehnte aufgeflogen. Zu den Schlüsselfiguren gehört ein Kadermann der UBS. Die Schweizer Grossbank sicherte den US-Behörden volle Zusammenarbeit zu und bezeichnete sich als Opfer.

Der Ring von Bankern, Brokern, Anwälten und Hedge-Fund-Managern soll nach Darstellung der US-Börsenaufsicht SEC während fünf Jahren Hunderte von Tipps für illegale Finanztransaktionen ausgenutzt haben. Die Deliktsumme wird auf 15 Millionen Dollar geschätzt. Nach den Worten von SEC-Direktorin Linda Chatman Thomsen gibt es kaum eine Wall-Street-Vorschrift, die von den Beschuldigten nicht gebrochen wurde.


Aus: "UBS in grosse Insideraffäre in USA verwickelt" (02.03.07)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?keyID=02FAED07-AC4E-423C-90C2AC226F4B680D&startpage=1&ObjectID=1317A1E2-1422-0CEF-70466D4D9311A39A (http://www.baz.ch/news/index.cfm?keyID=02FAED07-AC4E-423C-90C2AC226F4B680D&startpage=1&ObjectID=1317A1E2-1422-0CEF-70466D4D9311A39A)

Title: [Folgen dieser Entwicklung... ]
Post by: lemonhorse on March 03, 2007, 01:20:31 PM
Quote[...] Die Wirtschaft leidet am Hedgefonds-Kapitalismus: Produktive Arbeit und langfristige Investitionen lohnen sich nicht mehr, weil man mit kurzatmigen Finanztransaktionen viel mehr Geld verdienen kann. Dies ist der entscheidende Grund für unsere Wirtschafts- und Beschäftigungskrise. Die dominierende Logik der Börsen und Hedgefonds setzt genau jene Anreize außer Kraft, die eine Marktwirtschaft braucht, damit sie produktiv bleibt. Eine Zahl genügt, um dies zu illustrieren: 25 Prozent. Das ist die jährliche Rendite auf das Eigenkapital, welche die globale Finanzgemeinschaft der Fondsmanager, Analysten und Investmentbanker heute verlangt, und die große Unternehmen – wie etwa die Erdölmultis und mittlerweile auch die Deutsche Bank – bereits deutlich überschreiten. Solche Renditen kann man nicht erwirtschaften, indem man besser und härter arbeitet als die Konkurrenz. 25 Prozent Rendite können nur erreicht werden, indem man bereits erarbeitete Vermögen zu seinen Gunsten umverteilt. Zum Beispiel durch den Kauf und Verkauf von Unternehmen.
Dafür ist die Börse da. Und dort dominieren seit kurzem die Beteiligungsgesellschaften. Im Jargon der Börse spricht man von Private-Equity- oder Hedge-Funds. Diese besitzen mehr als 25 Prozent aller an der Börse in Frankfurt gehandelten Aktien. Die Folgen dieser Entwicklung kann man täglich in den Wirtschaftsspalten der Zeitungen nachlesen.


Aus: " Schaffen statt Raffen!" von Werner Vontobel - Werner Vontobel ist Wirtschaftspublizist beim Sonntagsblick in der Schweiz. Mit Philipp Löpfe veröffentlichte er ,,Der Irrsinn der Reformen" (Orell Füssli Verlag, 2005) (Datum ?)
Quelle: http://www.cicero.de/97.php?ress_id=6&item=1093 (http://www.cicero.de/97.php?ress_id=6&item=1093)
Title: [Der "Bankier Gottes"... (Calvi, IOR, P2 etc.)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 08, 2007, 01:11:03 PM
Quote[...] 1982 wurde italienischer Kreditinstitut-Chef in Londin erhängt aufgefunden. Seit 2005 läuft in Rom ein Prozess.

[...] Calvi, Chef des Mailänder Kreditinstituts Banco Ambrosiano, war am 18. Juni 1982 erhängt unter der Blackfriars Bridge in London aufgefunden worden. Der "Bankier Gottes" hatte sich zuvor in undurchsichtige Finanztransaktionen mit der Vatikanbank IOR, der umstrittenen Geheimloge P2 und der Mafia verstrickt. Dabei verschwanden zwischen 1972 und 1981 mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar (0,992 Milliarden Euro). In der Folge war Calvi über Österreich nach Großbritannien geflüchtet.

Unter Mordverdacht. Die römische Staatsanwaltschaft geht nunmehr davon aus, dass er von drei italienischen Unterweltlern ermordet wurde. Im Zusammenhang damit geriet auch Manuela K. unter Verdacht. Sie war zur Tatzeit 19 Jahre alt und Freundin des sardischen Immobilienhändlers Carboni. Dieser soll nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Beihilfe zum Mord geleistet haben. Die Frau hatte sich gemeinsam mit Carboni in London aufgehalten, als Calvi dort zu Tode kam. Sie hat stets ihre Unschuld beteuert.

Bankenzusammenbruch. Der Bankrott der Banco Ambrosiano war der größte Bankenzusammenbruch in der italienischen Nachkriegsgeschichte, deren genaue Hintergründe bis heute im Dunkeln liegen. Immer wieder war von illegalen Geschäften sowie von Verstrickungen hoher Politiker die Rede. Calvi war seinerzeit zunächst vor seinem Tod mehrere Tage lang spurlos verschwunden, angeblich hatte er eine Tasche mit belastenden Unterlagen über hohe italienische Politiker bei sich.


Aus: "Calvi-Mord: Freispruch für angeklagte Kärntnerin beantragt" (07.03.2007)
Quelle: http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/chronik/366670/index.do (http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/chronik/366670/index.do)
Title: [Führungskräfte motivieren... (Aktienoptionsgeschäfte)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 08, 2007, 03:54:14 PM
Quote[...] So hat beispielsweise der US-Chipmaschinen-Hersteller KLA-Tencor mindestens elf Vorständen am 2. Oktober 2001 Optionen auf mehrere Hunderttausend Aktien gewährt – zu einem Zeitpunkt, als die Halbleiterbranche ihren absoluten Tiefpunkt an der Börse erreicht hatte. Eine Aktie von KLA-Tencor kostete am 10. September 2001 noch 44,20 Dollar - am 2. Oktober war sie für nur noch 29,31 Dollar zu haben.

KLA-Tencor räumte dem «WSJ» zufolge kürzlich ein, dass einige der Optionsgeschäfte später abgeschlossen und rückdatiert worden seien. Am meisten profitierte der frühere Konzernchef Kenneth Schroeder: Er hatte Optionen auf 341.000 Aktien erhalten - durch die Manipulation kassierte er zusätzlich fast 5,5 Millionen Dollar. Die unzulässige Datierung ließ das private Vermögen der Begünstigten um insgesamt zwölf Millionen Dollar anschwellen, berichtete das Wirtschaftsblatt.

[...] Die SEC wirft auch Netzwerk- Spezialisten Brocade Communications vor, ein Optionspaket von fast neun Millionen Aktien in diese Zeit rückdatiert zu haben. Auch hier scheint sich vor allem der einstige Konzernchef Gregory Reyes bereichert zu haben: Er hatte Optionen auf 1,3 Millionen Aktien. Allerdings weist Reyes die Anschuldigungen zurück.

Der 11. September sei für «Rückdatierer» eine attraktive Zeit gewesen, stellt das «WSJ» fest. Nach den Anschlägen waren die US-Börsen bis 14. September geschlossen. Nach der Wiedereröffnung rutschte der Leitindex Dow Jones um 14 Prozent ab. Die erste Woche nach den Anschlägen war die schlimmste für die US-Standardwerte seit dem Einmarsch der Wehrmacht in Frankreich im Jahr 1940.

Zahlreiche Unternehmen hätten keine Zeit vergeudet, in der zweiten Septemberhälfte rasch noch Aktienoptionsgeschäfte unter Dach und Fach zu bringen. Berechnungen des «WSJ» zufolge hat sich bei 1800 führenden Unternehmen die Zahl der ausgegebenen Aktienoptionen in dieser Zeit mehr als verdoppelt. Einige von ihnen – auf diese ungewöhnliche Häufigkeit angesprochen – taten dies als reinen Zufall ab, andere gaben an, ihre Führungskräfte in dieser schwierigen Zeit motivieren zu wollen.


Aus: "Durch 9/11 Millionen verdient" (07. Mrz. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/wirtschaft/unternehmen/574131.html (http://www.netzeitung.de/wirtschaft/unternehmen/574131.html)
Title: [Das Beratungs- und Dienstleistungshonorar... (Siemens)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 13, 2007, 10:14:32 AM
Quote[...] Wiederholt sich bei Siemens, was bei VW geschehen ist? Fahnder prüfen nach Informationen der SZ, ob sich der Konzern mit Millionenzahlungen das Wohlwollen eines Arbeitnehmerverbands gesichert hat.

[...] Die Siemens AG steht im Verdacht, mehrere Millionen Euro an eine Betriebsräte-Organisation gezahlt zu haben, um sich deren Wohlwollen zu verschaffen.

Nürnberger Ermittler prüfen, ob die Zahlungen möglicherweise auch dazu gedient haben, Betriebsratswahlen unzulässig zu beeinflussen.

Die Ermittler untersuchen seit Wochen Zahlungen in Höhe von 14,75 Millionen Euro, die Siemens in den vergangenen Jahren an den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB), Wilhelm Schelsky, geleistet hat.

Sie gehen davon aus, dass Schelsky das Beratungs- und Dienstleistungshonorar erhalten hat, ohne dass er dafür eine angemessene Gegenleistung erbracht hat. Schelsky sitzt seit einem Monat in Untersuchungshaft.


Aus: "Ermittlungsverfahren in Nürnberg: Siemens soll Betriebsräte gekauft haben" (SZ; 12.03.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt4m2/wirtschaft/artikel/346/105241/ (http://www.sueddeutsche.de/,tt4m2/wirtschaft/artikel/346/105241/)

Title: [Wir werden uns das jetzt in Ruhe angucken... (EEX)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 13, 2007, 10:47:13 AM
Quote[...] Das Bundeskartellamt geht dem Verdacht milliardenschwerer Preistreibereien an der Leipziger Strombörse (European Energy Exchange, EEX) nach. Eine Sprecherin der Wettbewerbsbehörde sagte, dem Kartellamt liege inzwischen eine offenbar von einem Insider an die Öffentlichkeit gebrachte Liste mit den Transaktionen der Energiekonzerne an der Strombörse vor. ,,Wir werden uns das jetzt in Ruhe angucken", sagte die Sprecherin.


Aus: "Energieversorger: Konzerne unter Manipulationsverdacht" (12. März 2007)
Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article757554/Konzerne_unter_Manipulationsverdacht.html (http://www.welt.de/wirtschaft/article757554/Konzerne_unter_Manipulationsverdacht.html)

Title: [Die steuerfreie Kostenpauschale... (Fragen an die Parlamentarier)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 13, 2007, 10:51:06 AM
Quote[...] 44 640 Euro erhalten die 614 Abgeordneten des Bundestags brutto wie netto zu ihrem eigentlichen Gehalt, der so genannten Entschädigung in Höhe von 84 108 Euro im Jahr, dazu. Die steuerfreie Kostenpauschale hat alle Steuerreformen und Spargesetze der vergangenen Jahre überlebt. Sie steigt sogar jedes Jahr automatisch mit der Entwicklung der allgemeinen Lebenshaltungskosten der privaten Haushalte. Diesen Anspruch will der Bundestag auf jeden Fall verteidigen. Doch die Kritik an der Sonderregelung wächst.

Allen anderen Steuerzahlern ist eine solch großzügige Behandlung nicht vergönnt. Arbeitnehmer etwa mussten in den vergangenen Jahren drastische Kürzungen ihres Pauschbetrages von 1044 auf 920 Euro hinnehmen. Hinzu kommen Einschränkungen der Entfernungspauschale. Einige Steuerzahler sind inzwischen gegen diese Ungleichbehandlung vor Gericht gezogen. Mittlerweile beschäftigt sich der Bundesfinanzhof (BFH) mit dem Verfahren, das unter anderem der Finanzrichter Michael Balke und der Heitersheimer Steueranwalt Christian Winterhalter angestrengt haben.

,,Die Abgeordneten führen sich auf wie Sonnenkönige, die das von ihnen geschaffene Steuerrecht für sich selbst nicht gelten lassen wollen", sagt Kläger Balke. ,,Die Privilegierung des einen ist zugleich die Diskriminierung des anderen Steuerbürgers." Der Steuerberater und Rechtsanwalt Winterhalter, der 1999 als erster gegen die Ungleichbehandlung vor Gericht zog, hält es für ein Unding, dass sich die Abgeordneten besser stellten als alle Bürger. ,,Das ist auch schlecht für die Steuermoral." Schon vor Jahren hat der Anwalt alle Bundestagsabgeordneten angeschrieben und auf das laufende Verfahren aufmerksam gemacht.


Aus: "Bundesfinanzhof: Peinliche Fragen an die Parlamentarier" - Der Bundesfinanzhof will bis Ende März wissen, warum sich die deutschen Abgeordneten vom selbst geschaffenen Steuerrecht ausnehmen - von FOCUS-Korrespondent Frank Thewes (12.03.07)
Quelle: http://www.focus.de/politik/deutschland/tid-5227/bundesfinanzhof_aid_50125.html (http://www.focus.de/politik/deutschland/tid-5227/bundesfinanzhof_aid_50125.html)

Title: [Das Signal, das wir aussenden... (Deutschland und Korruption)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 14, 2007, 01:04:50 PM
Quote[...] Zunächst sah es gar nicht gut aus für Norbert Rüther, den ehemaligen Chef der Kölner SPD-Ratsfraktion. Im September 2005 verurteilt ihn das Landgericht Köln unter anderem wegen Bestechlichkeit zu zwei Jahren und drei Monaten. Rüther, so das Gericht, habe rund 75.000 Euro von einem Müllunternehmer kassiert, der auf einen lukrativen Vertrag mit der Stadt Köln hoffte.

Dann aber hebt im Juli 2006 der Bundesgerichtshof das Urteil auf. Der Grund: Rüther war damals Abgeordneter. Und für die gelten bei Bestechlichkeit andere, Kritiker sagen "mildere", Gesetze.

Denn während Beamte und andere Amtsträger normalerweise weder Geschenke noch Essenseinladungen noch Reisen annehmen dürfen, müssen die Volksvertreter im Bundestag, Landtag - oder eben im Kölner Stadtrat - nur in einem Fall fürchten, wegen Bestechlichkeit verurteilt zu werden: Wenn Sie vor einer Abstimmung Geld dafür annehmen, dass sie ihre Hand heben - oder unten lassen. So ein Stimmenkauf ist aber kaum je zu beweisen. So genannte Dankeschön-Spenden, bei denen erst entschieden und dann gezahlt wird, sind jedoch straffrei. So regelt es der Paragraf 108e im Strafgesetzbuch - und auf den kann Norbert Rüther jetzt alle Hoffnung setzen.

Zweierlei Maß bei Bestechlichkeit: Eigentlich dürfte es diese Sonderregel für Politiker längst nicht mehr geben. Schon vor drei Jahren unterschrieb Deutschland die UN-Konvention gegen Korruption. Doch Deutschland setzt den Vertrag nicht in nationale Gesetze um, müsste zuvor den Paragrafen 108e kippen. Abgeordnete wie Siegfried Kauder (CDU) zögern: "Ich kenne keinen einzigen Beispielfall eines bestechlichen Bundestagsabgeordneten. Deswegen gibt es hier keinen vordringlichen Handlungsbedarf", so Kauder gegenüber Frontal21.

Eine Haltung, die bei der UNO und in Ländern wie Frankreich, Großbritannien oder den USA, die die Verträge gegen Korruption längst umgesetzt haben, auf Unverständnis stößt. "Um Korruption wirksam zu bekämpfen, darf man keinen Unterschied machen zwischen Kleinen und Großen, Beamten oder Abgeordneten. Das muss egal sein. Es darf kein schwaches Glied in der Kette geben, sonst wird die Sache unkontrollierbar", meint Dimitri Vlassis, Vertreter der Uno, gegenüber Frontal21. Und der Generalsekretär des Europarates, Terry Davis, fragt die deutschen Parlamentarier: "Was habt Ihr zu verbergen?".


Einige wenige deutsche Oppositionspolitiker wollen das Bestechlichkeits-Privileg für Abgeordnete jetzt kippen. "Das Signal, das wir aussenden, ist eigentlich verheerend," meint Jerzy Montag (B90/Die Grünen). "Wir sagen damit unseren Nachbarn, den anderen Staaten, die mit uns diese Verträge unterzeichnet haben, dass wir nicht bereit sind, das, wofür wir uns verpflichtet haben, auch im nationalen Recht umzusetzen."


In dem von Transparency International veröffentlichten "Korruptionsindex" für 2006 steht Deutschland übrigens an 16. Stelle. Als vorbildlich bei der Bekämpfung der Korruption werden andere Länder genannt: Finnland, Island und Neuseeland.



Aus: "Privileg für Parlamentarier: Deutschland setzt internationale Verträge gegen Korruption nicht um" (13.03.2007)
Quelle: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/21/0,1872,5249685,00.html (http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/21/0,1872,5249685,00.html)

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Quote[...] Sie wollen nicht, dass die Bürger ihre Nebeneinkünfte erfahren: Neun Bundestagsabgeordnete kämpfen heute beim Verfassungsgericht gegen ein Gesetz, das sie zur Offenlegung zwingen würde. Unter ihnen sind Prominente wie Friedrich Merz - er hat elf Nebenjobs.

Berlin - Hans-Joachim Otto, 53, hat zwei Jobs: Er arbeitet als Anwalt und Notar in einer Kanzlei in Frankfurt am Main. Und er ist ein einfacher FDP-Abgeordneter im Bundestag. Er bekommt doppelt Geld: als Parlamentarier 7009 Euro plus eine Pauschale von 3647 Euro - das kann jeder auf der Internetseite des Bundestages nachlesen. Was Otto allerdings als Rechtsanwalt verdient, steht dort nicht. Und er selbst will es auf keinen Fall verraten. Für sein Gehalts-Geheimnis kämpft er: Mit acht Kollegen klagt er seit heute vorm Verfassungsgericht gegen ein Gesetz für mehr Gehalts-Transparenz im Parlament - unter ihnen prominente Mehrfachverdiener wie Friedrich Merz (CDU) und Siegfried Kauder, Bruder des Unions-Fraktionschefs Volker Kauder.

[...] [Martin Morlok, Professor für Öffentliches Recht an der Universität Düsseldorf:] "Doch um die Vorschläge des Parlamentariers kritisch beurteilen zu können, müssen sie seine Abhängigkeiten kennen." Offenheit sei "eines der wichtigsten Prinzipien in der Demokratie - und das neue Gesetz ein guter Weg dahin". Die Bedenken der Kläger seien "gesuchte Gründe": "In Deutschland gibt es ein unterwickeltes Bewusstsein für Publizität." Britische Abgeordnete hätten kein Problem damit, ihre Einkünfte offen zu legen. Auch die USA haben eine viel transparentere Regelung als Deutschland.

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts wird in etwa drei Monaten erwartet. Falls die Kläger verlieren, müssen sie ihre Einkünfte preisgeben - sonst droht ihnen ein Ordnungsgeld. Otto hat seine Liste jetzt schon fertig. 120 Einzelposten stehen darauf. Über die Summe will er schweigen, so lange es geht.

Wenn es nach den Bürgern geht, sollte es nicht mehr lange dauern. Die Deutschen haben keinen Zweifel daran, dass mehr Gehalts-Transparenz sinnvoll ist: Eine Umfrage des "Stern" ergab heute, dass 90 Prozent der Bürger die Offenlegung der Politiker-Einkünfte befürworten.

mit AFP/dpa/Reuters


Aus: "NEBENJOBS: Abgeordnete klagen gegen transparente Politiker-Gehälter" Von Sonja Pohlmann (SPON; )
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,441894,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,441894,00.html)

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Quote[...] Sollen Abgeordnete Einkünfte aus Nebentätigkeiten offenlegen? Neun von zehn Deutschen sagen: Ja. Neun von 614 Mitgliedern des Bundestages sagen: Nein. Sie haben vor dem Verfassungsgericht gegen ein Gesetz geklagt, das sie zur Veröffentlichung ihrer Nebenverdienste zwingt.

Im Gegensatz zu Regierungsmitgliedern, die nach § 5 des Bundesministergesetzes ,,kein anderes besoldetes Amt, kein Gewerbe und keinen Beruf" ausüben dürfen, sind Abgeordneten Nebentätigkeiten prinzipiell erlaubt. Das Abgeordnetengesetz schreibt lediglich vor, dass das politische Mandat ,,im Mittelpunkt der Tätigkeit" stehen muss.

Umstritten ist vor allem der Fall des CDU-Mannes Friedrich Merz, der als Rechtsanwalt arbeitet und darüber hinaus auf knapp ein Dutzend Aufsichts- und Beiratsposten in der Wirtschaft kommt. Gegen ein generelles Verbot von Nebentätigkeiten spricht nicht zuletzt, dass Unternehmer, Anwälte oder andere Freiberufler ihre bisherige Existenz nicht einfach aufgeben können, weil sie ein zeitlich befristetes politischen Amt übernehmen.

Nebentätigkeiten in Vorständen, Aufsichtsräten, Beraterverträge, größere Firmenbeteiligungen oder die Fortsetzung des früheren Berufes und die Einkünfte daraus mussten Abgeordnete dem Bundestagspräsidenten schon immer melden. Neu ist, dass die Einkommen nun öffentlich pauschal angeben werden, in welche Kategorie ihre Nebenverdienst fallen: Zwischen 1000 und 3500 Euro im Monat, 3500 bis 7000 Euro oder mehr als 7000 Euro. Bundestagspräsident Lammert hat diese Daten bereits gesammelt, die Veröffentlichung aber ausgesetzt, bis das Verfassungsgericht entschieden hat.

Neben Merz fechten die CDU-Abgeordneten Siegfried Kauder und Marco Wanderwitz, ihre CSU-Kollegen Straubinger und Götzer, Kolb, Laurischk und Otto von der FDP und der Sozialdemokrat Danckert das Gesetz an - alles Doppelverdiener. Durch die Offenlegung der Einkünfte, argumentieren die Kläger, gewährten Freiberufler überdies der Konkurrenz Einblicke in ihre Praxis- oder Kanzleistrukturen.

Die Bürger hätten einen Anspruch darauf, dass die von ihnen gewählten Abgeordneten ,,unbeeinflusst von wirtschaftlichen Interessen" ihre politischen Entscheidungen fällen, sagt der Grüne Volker Beck.


Aus: "Freiheit oder Kontrolle? Nebenjobs sollen geheim bleiben" Von Rudi Wais (12.10.2006)
Quelle: http://stimme.de/nachrichten/reportage/art1918,882883.html?fCMS=acfd8d2acf2faf5eadd499e9c36d1f4c (http://stimme.de/nachrichten/reportage/art1918,882883.html?fCMS=acfd8d2acf2faf5eadd499e9c36d1f4c)

Title: [Das Schweizer Tarnkonto "Maxwell"...]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 14, 2007, 01:24:21 PM
Quote[...] Augsburg (lb/hogs). Der wegen Steuerhinterziehung angeklagte Politikersohn Max Strauß soll nach Zeugenaussagen 1994 ein verdecktes Darlehen an seinen in finanzielle Not geratenen Münchner Freund Curt Niklas veranlasst haben.

Das Geld, umgerechnet rund 200 000 Euro, floss von dem Liechtensteiner Unternehmen Delta International über zwei Zwischenfirmen verdeckt an Niklas, einen früheren CSU-Stadtrat in München. Dabei habe Strauß (47) strikt gefordert, unter keinen Umständen im Zusammenhang mit dem Geldtransfer namentlich erwähnt zu werden, sagte der Rechtsanwalt, der die Darlehensverträge ausgestaltet hatte, gestern als Zeuge vor dem Landgericht Augsburg.

Es sei überraschend gewesen, wie leicht und schnell Strauß auf das Geld noch vor der Unterzeichnung der Darlehensverträge zugreifen konnte, sagte der Anwalt. Er konnte aber keine Angaben machen, warum die Transaktion verschleiert werden musste. Hinter dem Liechtensteiner Unternehmen steht der Geschäftsmann Dieter Holzer, der sich bei seiner Zeugenvernehmung auf sein Recht zur Aussageverweigerung berufen hatte. Die Staatsanwaltschaft vermutet, das Geld aus Liechtenstein könnte von dem Max Strauß zugeschriebenen Schweizer Tarnkonto "Maxwell" stammen. Die verschleierte Darlehenszahlung war durch eine Betriebsprüfung des Finanzamtes aufgeflogen.

Max Strauß ist angeklagt, von dem nach Kanada geflüchteten Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber millionenschwere Provisionen für Panzer- und Flugzeuggeschäfte nicht versteuert zu haben. Die Gelder sollen über das Schweizer Tarnkonto "Maxwell" geflossen sein. Strauß bestreitet dies. Seine erste Verurteilung zu drei Jahren und drei Monaten hatte der Bundesgerichtshof aufgehoben.


Aus: "Strauß-Prozess: Dubioses Darlehen an einen Freund" (Artikel vom: 13.03.2007)
Quelle: http://www.schwabmuenchner-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Bayern/sptnid,7_puid,1_regid,15_arid,908227.html (http://www.schwabmuenchner-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Bayern/sptnid,7_puid,1_regid,15_arid,908227.html)

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Max Strauß (* 24. Mai 1959 in München; eigentlich Maximilian Josef Strauß) ist Jurist und der älteste Sohn des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Franz-Josef Strauß.
Quelle #2: http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Josef_Strau%C3%9F (http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Josef_Strau%C3%9F)

Title: ["Hier hatten viele von Anfang an das ungute Gefühl"...]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 15, 2007, 12:40:06 PM
Quote[...] Essen (ddp-nrw). Der Verdacht auf Insiderhandel gegen mehrere BenQ-Manager hat bei Politikern und Gewerkschaftern in Deutschland heftige Reaktionen ausgelöst. «Wenn sich diese Vorwürfe als richtig erweisen sollten, wäre dies ein weiteres schlimmes Kapitel in der Geschichte von BenQ Mobile, von denen wir schon viele hatten», sagte ein Sprecher von NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) der «Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung» (Donnerstagausgabe).

Oliver Burkhard vom IG-Metall-Bundesvorstand sprach von einem «Schurkenstück». Kamp-Lintforts Bürgermeister Christoph Landscheidt (SPD) sagte: «Hier hatten viele von Anfang an das ungute Gefühl, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.»

Mehrere Manager des taiwanischen Konzerns waren am Mittwoch vorübergehend festgenommen worden, darunter Finanzvorstand Eric Yu. Sie sollen im Zusammenhang mit der Pleite der deutschen Handy-Tochter BenQ Mobile Insidergeschäfte getätigt haben. Die frühere Siemens-Sparte mit Standorten in Kamp-Lintfort, Bocholt und München hatte im vergangenen September Insolvenz angemeldet.


Aus: "Insiderhandel bei BenQ?" (15.03.2007)
Quelle: http://de.biz.yahoo.com/15032007/336/insiderhandel-benq.html (http://de.biz.yahoo.com/15032007/336/insiderhandel-benq.html)

Title: [Bei Laune halten... (Notizen)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 25, 2007, 09:13:51 PM
Quote[...] Wegen Reisen auf Kosten von Energiekonzernen ermitteln Staatsanwälte nach einem "Focus"-Bericht gegen 800 Lokalpolitiker und Manager. Betroffen seien Bürgermeister, Stadträte, Verwaltungschefs und Energiemanager, berichtete das Nachrichtenmagazin.

[...] Bisherigen Erkenntnissen zufolge hätten die Konzerne E.ON und Thyssengas vor allem Lokalpolitiker mit Aufsichtsratssitzen in kommunalen Stadtwerken durch noble Reisen, Museumsbesuche und exquisite Essen bei Laune halten wollen. Auch Berliner Parlamentarier sollen betroffen sein.


Aus: "800 Personen unter Verdacht: Energieriesen zu spendabel" (24. März 2007)
Quelle: http://www.n-tv.de/782749.html (http://www.n-tv.de/782749.html)


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Quote[...] Den Angeklagten wird vorgeworfen, auf Einladung der Gasgesellschaft und auf Kosten der damaligen Gaszulieferer Ruhrgas und Thyssengas an mindestens einer der Aufsichtsratsreisen nach Rom, Norwegen, Holland und zu anderen Veranstaltungsorten teilgenommen zu haben. Die so genannten ,,Lustreisen" seien aber für das Geschäft des Aufsichtsrates unnötig und ohne dienstliche Notwendigkeit gewesen, hätten vor allem dem Vergnügen gedient. In einigen Fällen seien auch die Ehefrauen dabei gewesen. Das ergaben die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.

Schon vor fast zwei Jahren hatte Schwamborn bestätigt, dass er drei bis fünf Mal an solchen ,,Informationsreisen" teilgenommen hatte, auch an der Reise nach Rom. An Vorteilsnahme aber habe er damals nicht gedacht. ,,Das war doch jahrzehntelange Übung. Ich hätte nie gedacht, dass diese Reisen strafrechtliche Dimensionen bekommen könnte", äußerte er sich gestern gegenüber dem ,,Kölner Stadt-Anzeiger". Mehr wollte er wegen des laufenden Verfahrens nicht sagen.

Dabei wäre er noch im März fast glimpflich davon gekommen. Im Frühjahr wollte die Staatsanwaltschaft Köln nach Abschluss der Ermittlungen eigentlich die Verfahren gegen eine Bußgeldzahlung einstellen, wie in vielen ähnlich gelagerten Fällen. Doch da stießen die Kölner Ankläger auf den heftigen Widerstand des Gummersbacher Amtsgerichtes. Das war mit der Einstellung des Verfahrens gar nicht einverstanden. Also verfasste die Staatsanwaltschaft Köln die Anklageschriften gegen die 14 Beteiligten. Die haben jetzt Gelegenheit, sich zu den Anklagen zu äußern. Ende September will das Gummersbacher Amtsgericht entscheiden, ob das Hauptverfahren eröffnet wird.


Aus: "Anklage wegen ,,Lustreisen"" VON GISELA SCHWARZ (08.08.07)
Quelle: http://www.rhein-berg-online.ksta.de/html/artikel/1186044262691.shtml (http://www.rhein-berg-online.ksta.de/html/artikel/1186044262691.shtml)
Title: [Astronomische Summen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 29, 2007, 12:44:21 PM
Quote[...] Der Korruptionsverdacht gegen hohe EU-Beamte betrifft nach Medieninformation enorme Geldbeträge. Wie die Brüsseler Zeitung Le Soir am Mittwoch meldete, richten sich die Ermittlungen der belgischen Staatsanwaltschaft gegen zwei Kommissionsbeamte auf hoher Entscheidungsebene.

"Und die Beträge, um die es geht, sollen astronomisch sein", erfuhr die Zeitung aus Kreisen, die mit den Ermittlungen vertraut sind. Auch zwei italienische Europa-Abgeordnete seien in den Fall verwickelt.

Der Korruptionsverdacht mit internationaler Dimension war am Dienstag nach dreijährigen Ermittlungen bekannt geworden. Mehr als 150 Polizisten hatten am Morgen in vier Ländern Büros und Gebäude durchsucht, darunter Räume der EU-Kommission in Brüssel.

Allein in Belgien habe es 30 Durchsuchungen gegeben, berichteten belgische Medien am Mittwoch. Auch in Italien, Luxemburg und Frankreich suchten die Fahnder nach Beweismaterial. Die Brüsseler Justiz geht dem Verdacht auf Unregelmäßigkeiten bei der Beschaffung von Immobilien für EU-Vertretungen und dazugehörige Sicherheitstechnik nach.


Aus: "EU-Betrugsfall: "Astronomische Summen"" (SZ; 28.03.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra2l1/wirtschaft/artikel/683/107576/ (http://www.sueddeutsche.de/,ra2l1/wirtschaft/artikel/683/107576/)

Title: [Kinderpatenschaften... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 10, 2007, 02:29:55 PM
Quote[...] Barcelona - "Es traf mich wie ein Schlag", sagt Suso Navarrete aus Valencia. Er ist seit sieben Jahren Pate bei der in Untreue-Verdacht gekommen Hilfsorganisation "Intervida". Binnen kürzester Zeit sind in Spanien zwei Nichtregierungsorganisationen (NGOs) mit der Veruntreuung von Millionenbeträgen in die Schlagzeilen gekommen. Die Staatsanwaltschaft Kataloniens prüft nun die Bücher von Intervida - zu Deutsch "Zwischenleben". Ob die Spendengelder an ihr Ziel gelangen, ist mehr als fraglich. Es herrsche großer Zweifel, dass die Gelder wirklich zu Hilfszwecken eingesetzt wurden, zitierte der Fernsehsender SER die Ermittler.

"Es kam mir schon immer komisch vor, dass ich meinem Patenkind keine Geschenke senden durfte", wundert sich Navarette weiter. Man habe ihm lediglich versichert, dass mit der Spende die Infrastruktur der Umgebung des Kindes verbessert würde.

Intervida ist eine der größten Hilfsorganisationen Spaniens und erhält jährlich dank der Spender knappe 90 Millionen Euro an Einkünften. 21 Euro im Monat kostet die Patenschaft für Not leidende Kinder in armen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. "Machs für Dich, weil das Gefühl einem Kind zu helfen einfach unbezahlbar ist" - ist der noble Werbespruch der Organisation in Spots und beim Webauftritt. Mitarbeiter, die den Intervida-Leiter Spaniens, Eduardo Castellón in einem Brief zu mehr Transparenz mahnten, wurden schlichtweg entlassen.

Zwischen 1999 und 2001 verschwanden laut Behörden 45 Millionen Euro in einem verworrenen Netz an Sub- und Partnerunternehmen. Über teils fiktive Pharma-, Bau- und Immobilienfirmen soll das Spendengeld direkt in die Taschen der Leiter geflossen sein. Konkret ermitteln spanische wie peruanische Behörden um ein zweifelhaftes Immobilienunternehmen in Peru.

Vonseiten Intervidas heißt es, man habe nichts veruntreut und man werde den Ausgang der Untersuchungen abwarten. Man versichert: "Alle Mittel gehen direkt in die Entwicklungshilfe." Die Organisation werde wegen eines vergangenen Projektes verdächtigt, bei dem ein mittlerweile entlassener Mitarbeiter Dokumente gefälscht und Geld gestohlen habe. Dieser sei aber bereits von einem Gericht verurteilt worden.

Bereits im Februar wurde der Verein "Anesvad" beschuldigt, 18 Millionen Euro an Firmen weitergegeben zu haben, die nichts mit den Anliegen der Hilfsorganisation zu tun hatten. Deren Leiter, José Luis Gamarra Aranoa wurde verhaftet - die auch in der Entwicklungshilfe beheimatete NGO distanziert sich von all seinen Taten.

Der Leiter der Dachorganisation der Entwicklungs-Hilfeorganisationen Spaniens, José Luis Alonso, relativiert die jüngsten Skandale mit Zahlen: Dass bei 1500 gemeldeten Hilfsorganisationen, zwei bis drei durch Misswirtschaft in die Fänge der Justiz kämen, sei "ein kleiner Prozentsatz". Gerade bei großen NGOs werde mehr Kontrolle gefordert.

Intervida wurde in Spanien 1993 gegründet, 2002 wurde die Intervida World Alliance mit Dependancen in Frankreich, Italien, Japan und den USA ins Leben gerufen um die Fonds der einzelnen Landesgruppen zu vereinen.


Aus: "Spendenskandale erschüttern Spanien" 45 Millionen Euro sollen in einem Netzwerk für Kinderpatenschaften in Entwicklungsländern illegal abgezweigt worden sein (09. April 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2835980 (http://derstandard.at/?url=/?id=2835980)

Title: [8,5 Millionen Euro zum Abschied... (Notiz)]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 11, 2007, 03:18:07 PM
Quote[...] Paris - Der frühere Airbus-Chef musste im Juli 2006 nach langen Machtkämpfen wegen der Produktionsprobleme bei dem Riesen-Airbus gehen. Forgeard habe gemäß seinem Arbeitsvertrag 4,89 Millionen Euro Abfindung und 1,22 Millionen Euro Gehaltsfortzahlung für sechs Monate bekommen, heißt es in einem EADS-Papier zur Hauptversammlung am 4. Mai.

[...] Außerdem erhalte Forgeard 2007 und 2008 monatlich rund 102.000 Euro - insgesamt 2,45 Millionen Euro - Entschädigung dafür, dass er in dieser Zeit nicht zur Konkurrenz gehe. Die Probleme mit dem A380 hatten die EADS-Aktie am 14. Juni 2006 um mehr als ein Viertel einbrechen lassen. Forgeard hatte vor Bekanntgabe der Probleme Aktienoptionen gezogen und EADS-Titel mit 3,7 Millionen Euro Gewinn verkauft. Deswegen wird gegen ihn wegen des Verdachts des Insiderhandels ermittelt.


Aus: "Ex-Airbus-Chef: 8,5 Millionen Euro zum Abschied" (ZEIT online, Tagesspiegel | 10.04.2007 16:46)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2007/04/10/98934.xml (http://www.zeit.de/news/artikel/2007/04/10/98934.xml)


Title: [Das zuständige Aufsichtsratsgremium... (Siemens)]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 16, 2007, 01:07:41 PM
Quote[...] Trotz der aktuellen Schmiergeldaffäre bei Siemens, die mit der Verhaftung von Zentralvorstand Johannes Feldmayer Ende März einen neuen Höhepunkt erreicht hat, sind die Bezüge von Konzernchef Klaus Kleinfeld und seiner Vorstandskollegen zum 1. April um 30 Prozent gestiegen. Wie die 'WirtschaftsWoche' (kommende Ausgabe) berichtet, wurde damit die vorgesehene Erhöhung mit zwölfmonatiger Verzögerung umgesetzt.

Anfang 2006 war der Beschluss publik und nach heftigen Protesten ausgesetzt worden, als die frühere Handytochter in die Insolvenz ging. Das zuständige Aufsichtsratsgremium hatte die Anhebung der Bezüge ursprünglich zum 1. April 2006 beschlossen. (as)


Aus: "Siemens: Vorstandsbezüge am 1. April um 30 Prozent gestiegen: Kräftiger Nachschlag für Kleinfeld & Co." (14.04.2007)
Quelle: http://de.internet.com/index.php?id=2048904&section=Topstories (http://de.internet.com/index.php?id=2048904&section=Topstories)

-.-

Quote[...] Die Korruptionsaffäre bei Siemens könnte der Süddeutschen Zeitung zufolge noch viel größere Ausmaße haben als bislang bekannt – auch über die am Wochenende bekannt gewordenen dubiosen Zahlungen bei der Siemens-Kraftwerkssparte hinaus. Ermittler einer vom Konzern beauftragten US-Kanzlei seien auf fragwürdige Zahlungen von insgesamt weit mehr als einer Milliarde Euro gestoßen, schreibt die Zeitung. Allein in der Kommunikationssparte seien dubiose Transfers von fast 900 Millionen Euro entdeckt worden, die bis Anfang der 90er Jahre zurückreichten. "Es geht um riesige Summen", heiße es in der Konzernspitze. Die neuen Erkenntnisse seien "schockierend".

Bislang bezifferte Siemens die entdeckten zweifelhaften Zahlungen auf 420 Millionen Euro. Ein Unternehmenssprecher sagte der Zeitung zu den Informationen: "Zwischenstände der internen Untersuchungen über die Quartalsveröffentlichungen hinaus kommentieren wir nicht."

Nach Informationen aus dem Unternehmen stießen die Anwälte der Kanzlei Debevoise & Plimpton auch in der Kraftwerkssparte auf dubiose Zahlungen von 250 bis 300 Millionen Euro, schreibt die Süddeutsche Zeitunga weiter. Auch hier gingen die Transaktionen bis in die 90er Jahre zurück. Die Prüfer seien auf eine Vielzahl unerklärlicher Transfers über Liechtenstein und andere ausländische Konten gestoßen, darunter in Abu Dhabi, heißt es unter Berufung auf das Umfeld der Ermittler. Es spreche einiges dafür, dass es dabei nicht um saubere Geschäfte gegangen sei, auch wenn nicht alle Zahlungen automatisch Schmiergeld sein müssten.

Bisher gab es keine konkreten Hinweise, das auch die Kraftwerkssparte in großem Stil schwarze Kassen gehabt haben könnte. Auch der Spiegel berichtet nun aber in seiner neuen Ausgabe, bereits im Jahr 2005 seien im Kraftwerksbereich fragwürdige Zahlungen von fast 190 Millionen Euro über Liechtenstein entdeckt worden. Diese Summe sei laut Konzerndokumenten zwischen 1997 und 1999 über drei Konten geflossen, schreibt das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf vorliegende Papiere. Die Antikorruptionsabteilung der Sparte habe bereits 2005 eine Erlanger Anwaltskanzlei beauftragt, die Zahlungen zu untersuchen. Bis heute sei unklar, wofür sie letzten Endes verwendet worden seien. Ein Siemens-Sprecher wollte die Angaben am Samstag nicht bestätigen.

[...] Siemens hatte sich vor einigen Tagen von seinem langjährigen obersten Korruptionsermittler Albrecht Schäfer getrennt. Nähere Angaben zu den Hintergründen der ordentlichen Kündigung machte Siemens nicht. Über eine Kündigung Schäfers war in der Vergangenheit bereits wiederholt spekuliert worden. Medienberichten zufolge gab es Vorwürfe aus dem Aufsichtsrat, Schäfer habe in einem Bericht über den Schmiergeld-Skandal bei dem Elektrokonzern im Dezember 2006 nicht umfassend genug ausgesagt und ein beschönigendes Bild von den Vorgängen vermittelt. Schäfer war bis Ende vergangenen Jahres oberster Korruptionsermittler bei Siemens. Am Mittwoch und Donnerstag hatte es auch neue Durchsuchungen in der Schmiergeldaffäre gegeben. Es geht um einen Fall, in dem Mitarbeiter von Siemens und Lurgi Lentjes einen Projektmanager der Europäischen Agentur für den Wiederaufbau in Belgrad bestochen haben sollen, um einen Auftrag von fast 50 Millionen Euro zur Generalüberholung eines Kraftwerks in Belgrad zu erhalten.

Quote13. August 2007 9:19
Sau durchs Dorf treiben
Bithammer (100 Beiträge seit 02.12.02)

Will jemand den Siemens Konzern plätten ? Mich würde intressieren wer
daran intresse haben könnte den Siemens Standort Deutschland zu
gefährden ?

Dieses Scheinheilige Getue kotzt mich nur noch an !

Als wäre irgendeinkonzern besser als Siemens, die sind alle so - und
wers nicht glaubt ist verdammt blauäuigig. Der Punkt ist doch der -
Auf dem Globalen Markt müssen alle schmieren, wer das nicht tut  -
ist raus aus dem Geschäft.

Ist traurig, ist aber definitiv die Realität. Wer hier hinkommt und
sich da über die Korrupte Siemens auslässt, der weiss einfach nicht
was tatsache ist.

Allein wenn ich mir unsere Volksvertreter angucke, die in
Aufsichtsräten sitzen, das hat auch nur noch mit Industrie vertretung
etwas gemein, aber nicht mit Vertretern des Volkes.

Bananenrepublik mögen einige schimpfen, aber de Fakto sind alle
Staaten Bananenrepubliken. Die Systeme beuten alle Menschen aus, tut
doch mal nicht so als ob ihr das nicht wisst. Die Umverteilung von
Arm -> Reich machen alle.

Wenn der Wirtschaftsstandort DE für Siemens zu unaktraktiv gemacht
wird - dann gehen die woanders hin.

Quote13. August 2007 9:34
Wie soll es bei 900 Millionen auch konkrete Hinweise geben...
SimonH (532 Beiträge seit 25.08.06)

...bei dem bischen Geld

Und natürlich hat da kein Chef von gewusst und es fällt natürlich
auch keiner Finanzbuchhaltung auf, das da nen paar Millionen in
diverse Auslandskonten fließen

Wieviele Schmiergelder gingen denn an deutsche Politiker damit die so
brav die Klappe halten?

Korruption ist ein Verbrechen und Verbrechen sollen doch so arg
bekämpft werden? Achso, das gilt ja nur für die Verbrecher die der
Staat nicht mag...

Quote13. August 2007 10:01
Ich verstehe nicht wie mann so blind sein kann
Poldy00 (937 Beiträge seit 11.07.00)

...
was denken die Leite nur wenn Sie hören das Siemens, Airbus, EADS,
Mercedes, BMW, Volkswagen usw. usw. in China, Russland...
Großaufträge bekommen, bzw. Werke aufbauen dürfen.

Das dies Aufgrund der besseren Qualität, dem besseren Businessplan
oder
weil sie Deutsche/Europäische Firmen so toll finden bekommen?

In den meisten Ländern läuft ohne Korruption gar nichts, (Fängt schon
bei der Einreise an, 2,5h Warten oder 50US$ bezahlen).

Ich behaupte mal, es gibt schlichtweg kein einziges Unternehmen das
ohne die "persönliche" Zuwendung bei den Entscheidern in China oder
Russland auch nur eine Schraube dort verkauft bekommt. Airbus baut
dort gleich eine Fabrik, nur damit China ein paar Airbusse kauft.

Hoch die Tassen, für alle die in Zukunft Ihre Stelle verlieren, weil
mann keine bei Siemens keine $$$ mehr unter der Hand ausgeben kann.

Gruß Poldy

Ich finde Korruption auch alles andere als in Ordnung, aber in
einigen Ländern ist es so sehr teil der "Kultur" oder wie man es auch
immer nennen will, das mann schon schwer naiv sein muss wenn man
denkt das mann mit Russland oder China bei Großaufträgen ohne
auskommt.

Quote13. August 2007 9:19
Umgerechnet in unterschiedliche Einheiten:
drolli (mehr als 1000 Beiträge seit 05.09.00)

Um hier mal die groessenordnung entspricht ca:

-500000 afghanische Jahresdurchschnittseinkommen
-100000 Mannjahre Hartz 4
-2000 Mannjahre Ingenieusarbeit
-8 Peanuts
-7 Mal Leuna-Kosten fuer Lobbymassnahmen
-1 Staatshaushalt Ruanda
-1/1000stel der Kosten des Irakkriegs (bis jetzt)



Aus: "Der Siemens-Korruptionsskandal weitet sich weiter aus" (13.08.2007)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/94266 (http://www.heise.de/newsticker/meldung/94266)

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Quote[...] Kleinfeld übernehme den neu geschaffenen Posten des Präsidenten, teilte Alcoa mit. Zudem zeichne der 49-jährige Deutsche für das operative Geschäft im Vorstand verantwortlich.


Aus: " Nach Siemens-Abgang: Kleinfeld bekommt Spitzen-Job bei Alcoa" (15. August 2007)
Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article1108014/Kleinfeld_bekommt_Spitzen-Job_bei_Alcoa.html#vote_1099532 (http://www.welt.de/wirtschaft/article1108014/Kleinfeld_bekommt_Spitzen-Job_bei_Alcoa.html#vote_1099532)

Title: [In-Sich-Geschäfte... (Berliner Bankenskandal)]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 19, 2007, 09:11:00 AM
Quote[...] Obwohl sich die Probleme bereits im Jahr 2000 häufen, verbreiten offizielle Stellen noch Optimismus mit u. a. von PricewaterhouseCoopers positiv testierten Geschäftsberichten und Expansionsplänen. Anfang 2001 kommen die ersten Berichte über Scheingeschäfte, Bilanzierungstricks und finanzielle Schwierigkeiten in die Presse. Anlass war der versuchte Verkauf der Immobilientochter IBAG an eine Scheinfirma auf den Kaimaninseln, die durch Kredite der Bankgesellschaft finanziert werden sollte (In-Sich-Geschäft).

Im Februar nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf, Anfang März trat Klaus-Rüdiger Landowsky, der als Architekt der Bankgesellschaft und als Graue Eminenz der Berliner CDU gilt, von seinem Posten als Vorstandschef der BerlinHyp zurück, später stellte er auch seine Posten in der Berliner CDU sowie im Abgeordnetenhaus zur Verfügung, da ihm unter anderem die Annahme von 20.000 DM, überreicht in bar von der AUBIS, vorgeworfen wird. Mitte des Monats wurde ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss eingesetzt, der die Vorgänge um die Bankgesellschaft und AUBIS beleuchten sollte.

Im weiteren setzen hektische Rettungsversuche ein, die aber zu nichts führen. Im Mai wurde klar, dass die Bankgesellschaft 2 Milliarden Euro benötigt, um ihre Geschäfte fortführen zu können. Zu diesem Zeitpunkt erfolgten kurz hintereinander Einbrüche in mehrere Gebäude der Bankgesellschaft, die Ermittlungsbehörden konnten aber keine Zusammenhänge feststellen.

[...] Die juristische Aufarbeitung des Bankenskandals läuft noch, aber das Land Berlin ist durch die Kapitalzuführung von 1,7 Milliarden Euro sowie durch die Übernahme von bis zu 21,6 Milliarden Euro an Immobilienrisiken mittlerweile finanziell stark belastet. Wie mit den angehäuften Kreditrisiken, die die zweite Ursache für die Schieflage der Bankgesellschaft waren, umzugehen ist, wird sich wohl im anstehenden Veräußerungsverfahren zeigen.

Die Konsequenz ist eine ,,extreme Haushaltsnotlage", wie der Senat per Beschluss schon im November 2002 feststellte. Der Bund lehnte im April 2003 ab, dem Land Schuldenhilfe zu gewähren. Daraufhin reichte Berlin im Herbst Klage beim Bundesverfassungsgericht ein, in einer Erklärung des Senats heißt es, das Land erfülle die Kriterien, wie sie im Urteil zur Haushaltsnotlage der Länder Saarland und Bremen 1992 festgestellt wurden. Man erhoffte sich Hilfen zum Schuldenabbau in Höhe von 35 Milliarden Euro, jedoch wurde die Klage am 19. Oktober 2006 mit der Begründung, das Ausbleiben der Sanierungshilfe sei mit der Verfassung vereinbar, abgelehnt. Dem Urteil zufolge könne Berlin sein Finanzproblem aus eigener Kraft überwinden.




Aus: "Berliner Bankenskandal" (04/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Bankenskandal (http://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Bankenskandal)

Title: [Insider-Gewinne im Kindersitz... (Notiz)]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 25, 2007, 05:38:32 PM
Quote[...] Schwedens Finanzwelt wird von einem der größten Insiderskandale des Landes erschüttert. Einer Reihe von Personen wird vorgeworfen, ihr berufliches Wissen genutzt zu haben, um privat Millionen von Euro mit Aktienhandel verdient zu haben. Bisher sind zwei Männer vorläufig festgenommen worden. ,,Es drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis", sagte Robert Engstedt von der für Wirtschaftskriminalität zuständigen Anklagebehörde Ekobrottsmyndigheten.
Ob es wirklich zu einer Verurteilung kommt, ist allerdings noch unklar. In weniger schweren Fällen waren die Angeklagten in Schweden in der jüngeren Vergangenheit mehrfach freigesprochen worden. Bei einer Hausdurchsuchung hat die Polizei gestern eine größere Summe Bargeld, die Rede ist von mehreren Millionen Kronen, gefunden. Ein Teil des Geldes war in einem Autositz für Kinder versteckt gewesen.


Aus: " Aktien-Skandal: Insider-Gewinne im Kindersitz versteckt" (24. April 2007)
Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article830308/Insider-Gewinne_im_Kindersitz_versteckt.html (http://www.welt.de/finanzen/article830308/Insider-Gewinne_im_Kindersitz_versteckt.html)
Title: [Jürgen Maßmann ist offenbar in Syrien untergetaucht... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 26, 2007, 10:58:30 AM
Quote[...] Der wegen Schmiergeldannahme verurteilte Ex-Thyssen-Rüstungsmanager Jürgen Maßmann ist offenbar in Syrien untergetaucht, um einem Zeugenauftritt im Prozess gegen den Politikersohn Max Strauß zu entgehen.


Aus: "Strauß-Prozess: Wichtiger Zeuge untergetaucht" (25.06.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/bayern/artikel/354/120203/ (http://www.sueddeutsche.de/bayern/artikel/354/120203/)
Title: [Scheinrechnungen in der Finanzaufsichtsbehörde... (Notiz)]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 05, 2007, 12:12:14 PM
Quote[...] Ein ehemaliger Beamter der obersten deutschen Finanzaufsichtsbehörde muss wegen Millionen-Betrügereien sechs Jahre in Haft. Der 53-jährige Gruppen- und Referatsleiter hatte zusammen mit einem Komplizen die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) um rund 6,4 Millionen Euro geprellt, um seinen ausschweifenden Lebenswandel zu finanzieren.

Das Landgericht Bonn verurteilte ihn wegen Untreue in 89 Fällen und Bestechlichkeit in einem Fall. "Zu Lasten des Angeklagten geht der hohe ideelle und materielle Schaden, der der Bafin entstanden ist", erklärte Richter Hinrich de Vries. "Das Urteil ist gerecht", sagte der Verteidiger des Angeklagten, Karl-Christoph Bode. Es liege im Rahmen des Erwarteten. Die Staatsanwaltschaft hatte sechs Jahre und sechs Monate Gefängnis gefordert.

Das Geld hatte der für die Beschaffung von Computertechnik und Software zuständige Angeklagte vor allem zwischen September 2003 und Februar 2006 gemeinsam mit dem Betreiber einer Beraterfirma durch Scheinrechnungen über nicht erbrachte Leistungen abgezweigt. Dazu gehörten Rechnungen über Softwarelizenzen, die die Bafin weder brauchte noch installierte, und Rechnungen über die Wartung dieser nicht installierten Software.


Aus: "Haft für korrupten Beamten" (04.07.2007)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/?sid=29e0661339747a32e1e4656d6757ad16&em_cnt=1167027 (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/?sid=29e0661339747a32e1e4656d6757ad16&em_cnt=1167027)

Title: ['unerklärliche' Kursbewegungen... (Notiz)]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 07, 2007, 12:52:58 PM
Quote[...] Der M&A-Boom in den USA hat nach einem Bericht der Financial Times eine Zunahme an Insider-verdächtigen Aktiengeschäften ausgelöst. Die Zahl dieser Aktienbewegungen habe in den vergangenen fünf Jahren um das Vierfache zugenommen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf eine Studie des kanadischen Forschungsunternehmens Measuredmarkets. Fast 60 Prozent der 27 grösseren Transaktionen in Nordamerika seien von 'unerklärlichen' Kursbewegungen begleitet worden. Im Jahr 2003 sei das noch bei 14 Prozent der Übernahmen der Fall gewesen. Eine Begründung für die Insider-verdächtigen Aktiengeschäfte könne die gestiegene Zahl an Hedge-Fonds sein. (cp)


Aus: "Insidergeschäfte im Aufwind" (06.08.2007)
Quelle: http://www.boerse-express.com/cgi-bin/page.pl?id=594532 (http://www.boerse-express.com/cgi-bin/page.pl?id=594532)
Title: [Subprime und Konsumdruck... (Notiz)]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 13, 2007, 11:43:45 AM
Quote[...] Als Subprime werden Schuldner mit niedriger Bonität bezeichnet, arme Menschen, die sich den Kredit, den sie aufnehmen, eigentlich nicht leisten können.

Aus: "UNTERSCHÄTZTE MILLIARDEN-RISIKEN: US-Kreditkrise erfasst immer mehr deutsche Banken" (11. August 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,499451,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,499451,00.html)


http://de.wikipedia.org/wiki/Subprime-Markt (http://de.wikipedia.org/wiki/Subprime-Markt)


Bonität ist ein Synonym für Kreditwürdigkeit.
http://de.wikipedia.org/wiki/Bonit%C3%A4t (http://de.wikipedia.org/wiki/Bonit%C3%A4t)

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Quote[...] Am Mittwoch rutschte etwa der Dow-Jones-Index in den USA erstmals seit vier Monaten unter die 13.000er-Marke. Die US-Notenbank ("Fed") ließ daraufhin weitere sieben Milliarden Dollar (5,19 Mrd Euro) für den Geldmarkt springen. Die Wirkung war allerdings schnell verpufft.

Zum Vergleich: Am Freitag konnte die Fed mit 19 Mrd. Dollar den gesamten Tag retten. Die Wirkung der sieben Milliarden vom Mittwoch hielt demgegenüber gerade einmal zwei Stunden an. In der letzten Stunde vor Handelsschluss folgte eine weitere Talfahrt des Dow bis auf 12.861 Punkte.


Aus: "Cash-Infusionen wirken immer schlechter:" (16.08.2007)
Quelle: http://www.orf.at/070815-15511/index.html (http://www.orf.at/070815-15511/index.html)

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Quote[...] Aus dem Verkauf von Papieren, die mit Subprime-Produkten in Verbindung stehen, sei es zu einem Liquiditätsverlust von rund 600 Mio JPY gekommen, teilte die Mizuho Financial Group Inc mit. Die Sumitomo Trust & Banking Co spricht von einem Wertverlust von 200 Mio JPY zum 31. Juli. Bei der Mitsui Trust Holdings Inc heißt es, durch das Engagement in Investmentfonds, welche auch Subprime-Produkte enthalten, sei ein Verlust von 3,6 Mrd JPY entstanden.


Aus: "UPDATE: Japans Banken legen Subprime-Engagement offen" (15.08.2007)
Quelle: http://www.finanztreff.de/ftreff/news,id,27300856,sektion,nachrichten.html (http://www.finanztreff.de/ftreff/news,id,27300856,sektion,nachrichten.html)

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Quote[...] Was davon "subprime" ist, wird analysiert.

[...] Es handelt sich vielmehr um eine US-Hypothekenkrise in einem ganz bestimmten Segment, den Subprime-Krediten für Eigenheimbesitzer", sagt Markus Derkum...

[...] Vom Subprime-Schock zeigte sich das Kreditinsitut unbeeindruckt.

[...] Sein Rücktritt hat nicht mit der US-Subprime-Krise zu tun"

[...] Ein WestLB-Sprecher räumte am Wochenende ein, die Bank habe ,,über alle Positionen des Handels- und Bankbuchs 1,25 Milliarden Euro in Subprime-Wertpapieren...

[...] Sommer Optimismus zu Zeiten der Subprime-Krise...

[...] Wenn herauskommt, dass sich eine weitere große europäische oder US-Bank den Subprime-Risiken ausgeliefert hat, dann droht uns ein wilder Ritt...

[...] Die Ausweitung der US-Subprime-Krise und die Liquiditätsengpässe am Geldmarkt haben Ängste...

[...] Nun hat die Subprime-Krise auch die französische Bank BNP Paribas erwischt. Sie musste...

[...] Hintergrund ist die Subprime-Krise, die die Nervosität der Anleger erhöht...

[...] Noch Mitte der 1990er Jahre entfielen auf den Subprime-Markt laut Wikipedia nur zwei Prozent aller Hypothekenkredite. Heute wird er auf 25 Prozent geschätzt...

[...] Bei der HRE hält sich am heutigen Freitag das hartnäckige Gerücht, der Konzern sei von der Subprime-Krise in den USA betroffen. Obwohl der Konzern erklärte...

[...] In der Tat erleben die Anleihen im Zuge der sich zuspitzenden Subprime-Krise um zweitklassige Hypothekenkredite in den USA einen Ausverkauf...

[...] Warnten viele Analysten schon zu Jahresbeginn, dass die Krise am amerikanischen Subprime-Markt nicht auf diesen begrenzt bleiben werde und schon gar nicht...

[...] Es gibt trotz der aus dem Subprime-Bereich herrührenden Probleme keine systemischen Risiken für das globale Finanzsystem, wie Stephen Pope, Chef-Analyst bei...


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Quote[...] Angesichts der andauernden Hypothekenkrise hat die US-Notenbank dem Geldmarkt der USA erneut eine Liquiditätsspritze gegeben. Dem Geldmarkt seien sieben Milliarden Dollar (5,19 Mrd. Euro) zugeteilt worden, teilte die Fed am Mittwoch in Washington mit.

Bereits am Freitag und Montag hatten die Währungshüter die Märkte mit zusätzlicher Liquidität in Höhe von insgesamt rund 40 Milliarden Dollar versorgt.

(APA)


Aus: "US-Notenbank teilt dem Geldmarkt sieben Milliarden Dollar zu" (15.08.2007)
Quelle: http://www.wirtschaftsblatt.at/home/boerse/binternational/254622/index.do (http://www.wirtschaftsblatt.at/home/boerse/binternational/254622/index.do)

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Quote[...] Die Investoren reagierten beunruhigt und machten an den Aktienmärkten in den USA, Europa und Asien erneut Kasse. Von der Entspannung nach den massiven Finanzspritzen der Notenbanken in den vergangenen Tagen war am Mittwoch nicht mehr viel zu spüren.

In den USA sah sich ein Fonds, der vor allem im Rohstoffsegment etwa 1,6 Milliarden Dollar verwaltet, veranlasst, seine Kunden vor einem massiven Mittelabzug zu warnen. Ansonsten drohten erhebliche Verluste, erklärte Sentinel Management dem Vernehmen nach in einem Schreiben an die Investoren vom 13. August.

Medienberichten zufolge beantragte die Gesellschaft bei der zuständigen US-Aufsichtsbehörde CFTC, alle Zahlungen an die Anleger einstellen zu dürfen, bis sich die Lage stabilisiere. Sentinel selbst wollte dazu keine Stellungnahme abgeben.

Die Nachrichten lösten am Dienstag an der Wall Street Kursverluste aus: Der Dow-Jones-Index sank auf den tiefsten Stand seit dem 24. April.
Auch von anderen Finanzinstituten trudelten schlechte Nachrichten ein: Der US-Hypothekenfinanzierer Thornburg Mortgage verschob wegen Liquiditätsproblemen die Dividendenzahlung um etwa einen Monat: Die Aktie brach um 47 Prozent ein.

Thornburg sah sich wegen der Krise sogar genötigt mitzuteilen, derzeit dennoch nicht Gläubigerschutz nach Kapitel 11 zu beantragen. Als Grund für die Engpässe nannte die Firma "beachtliche Verwerfungen" im Hypothekenmarkt und einen bislang nicht erlebten Wertverfall ihrer mit entsprechenden Darlehen besicherten Wertpapieren.

[...] Wegen der rasant gestiegenen Zahl an Ausfällen bei Baufinanzierungen in den USA haben sich weltweit viele Anleger in den vergangenen Wochen panikartig aus Papieren zurückgezogen, die mit Forderungen aus solchen Hypothekenkrediten besichert sind.

Dies führte bei vielen Fonds zu massiven Wertverlusten und zwang sie dazu, Auszahlungen zu stoppen. Weltweit stieg die Angst vor einer Ausweitung der Krise auf den gesamten Kreditmarkt. Entsprechende Befürchtungen belasteten auch die Aktienmärkte und veranlassten wiederum Zentralbanken rund um den Globus zu milliardenschweren Finanzspritzen in das Bankensystem.

Die Lage am Geldmarkt, auf dem sich Banken mit Liquidität versorgen, stabilisierte sich seither. An den Aktienmärkten allerdings dürfte die Krise längst nicht überstanden sein. "Der Markt schießt zuerst und stellt später Fragen", sagte ein Stratege. Die Märkte seien ohnehin nervös und Schwäche führe zu weiterer Schwäche. Der Deutsche Aktienindex verlor bis zum Nachmittag mehr als 0,8 Prozent.

[...] Am Montag und am vergangenen Freitag hatte die US-Notenbank wegen Liquiditätsengpässen infolge der Krise am US-Hypothekenmarkt insgesamt rund 40 Milliarden US-Dollar in den Markt gepumpt.

Die Europäische Zentralbank sah am Dienstag eine allmähliche Normalisierung am Geldmarkt. Die EZB hatte infolge der Turbulenzen an den Finanzmärkten wegen der US-Immobilienkrise vier Mal Milliardensummen in den Markt gepumpt, hielt am Mittwoch aber still.

Zuletzt stellte die Notenbank den Geschäftsbanken am Dienstag 7,7 Milliarden Euro frisches Geld zur Verfügung. Seit vergangenen Donnerstag summierte sich die Summe, mit abnehmender Tendenz, damit auf über 210 Milliarden Euro

Quote15.08.2007 18:35:15
Willy Fry: Hintergrundbericht

Wie wäre es denn mal mit einem Hintergrundbereciht über die US-Verschuldung. Des Staates und der Bürger. Und wer die Finanzierer der Schulden des US-amerikanischen Staates und der Bürger sind.

Würde als Analyse in der jetzige Situation die Finanzmärkten völlig hoffungslos machen.

Wahrscheinlich liest man dies demnächst im SPIEGEL. Der 1989 auch als erste Publikation gewahr wurde, dass die DDR völlig pleite war.


Aus: "Hypothekenkrise: Wenn Schwäche schwächer macht" (15.08.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/450/128240/ (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/450/128240/)

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Quote[...] SPIEGEL ONLINE: Professor Frank, die US-Mittelklasse neigt dazu, immer mehr Geld für Statussymbole auszugeben. Fangen wir bei Ihnen an: Wie teuer war Ihr Auto?

[Ökonom Robert Frank]: Nicht übertrieben teuer. Obwohl mir ein Bekannter mal zu einem Porsche geraten hat, fahre ich einen Miata von Mazda. Der hat ein Verdeck, liegt tief auf der Straße, lenkt sich gut - ist aber wohl der billigste Sportwagen, den man kriegen kann. Wir haben allerdings noch einen Kombi von Subaru, und meine Frau fährt einen BMW 330Xi.


[...] SPIEGEL ONLINE: In Ihrem Buch "Falling Behind" beschreiben Sie, dass US-Normalfamilien immer mehr und größere Autos fahren - und auch die Häuser im Schnitt geräumiger sind als in den achtziger Jahren. Trotzdem gehe es der Mittelklasse wirtschaftlich schlechter, schreiben Sie. Warum?

Frank: Die Einkommen der US-Mittelklasse liegen inflationsbereinigt ungefähr so hoch wie vor 20 Jahren. Der reale Lohn pro Stunde ist sogar gefallen. Wenn Sie sich trotzdem genötigt sehen, ein größeres Haus zu kaufen, wird es schwierig: noch mehr arbeiten, höhere Kredite, längere Pendelzeiten zur Arbeit. Viele Mittelklassefamilien leiden unter diesem Konsumdruck. Oft führt er zu steigenden Scheidungsraten und Insolvenzen.

SPIEGEL ONLINE: Ist die US-Mittelklasse nicht selbst schuld, wenn sie mehr ausgibt, als sie sich leisten kann?

Frank: Wenn sich ein Land in einem Wettrüsten mit einem zweiten befindet und keine Kliniken mehr baut, sondern nur noch Bomben - ist es dann selbst schuld? Was, wenn das das zweite Land mehr Panzer hat, eine größere Armee und droht, Sie zu überfallen? Auch die Mittelklasse in den USA ist in einem Wettrüsten gefangen - bei den Konsumausgaben. Aus eigener Kraft kommt sie da nur schwer heraus.

SPIEGEL ONLINE: Wer hat dieses Wettrüsten angefangen?

Frank: Es ergibt sich aus der wachsenden Ungleichheit in unserer Gesellschaft. In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Reichtum der Oberschicht exponentiell gesteigert. 1982 gab es nur 13 Milliardäre in den USA, 2005 waren es 374. Die Reichen haben mehr Geld, sie geben mehr aus - das ist normal. Dadurch ändern sich aber in der gesamten Gesellschaft die Vorstellungen darüber, was als angemessen gilt. Und das setzt die Mittelschicht unter Druck.

SPIEGEL ONLINE: Kann es dem Lehrer oder der Büroangestellten nicht egal sein, dass sich Larry Ellison eine protzige Jacht anschafft und Bill Gates in einem Palast residiert?

Frank: Natürlich stellt die Mittelklasse ihre Konsumgewohnheiten nicht um, nur weil sie Fotos von Luxusvillen sieht. Darüber ärgert man sich nicht, man fühlt sich eher amüsiert. Der Effekt ist indirekt: Wenn die Reichsten der Reichen größere Häuser kaufen als früher, verleiten sie die soziale Schicht direkt unter ihnen, ebenfalls mehr auszugeben. Das setzt sich fort - bis nach ganz unten. Eine vernünftige Dinner-Party hat man früher für 30 Leute gegeben. Heute lädt man 40 ein - also brauchen Sie ein größeres Esszimmer.

SPIEGEL ONLINE: Eine vernünftige Familie müsste trotzdem sagen: Wir können uns dieses Haus nicht leisten, wir kaufen ein kleineres.

Frank: Wenn Sie sich für ein billigeres entscheiden, heißt das in der Regel, dass Sie in einem schlechteren Viertel wohnen. Dann gehen Ihre Kinder auf minderwertige Schulen, denn in den USA werden Schulen über das lokale Steueraufkommen finanziert. Für Normalverdiener ist das ein schmerzhaftes Dilemma. Genauso gut könnte man sagen: Ich brauche kein großes Auto, ein Honda Civic reicht. Scheinbar vernünftig - doch dann fahren um Sie auf dem Highway lauter wuchtige SUVs herum. Ihre Sparsamkeit bezahlen Sie mit einem gestiegenen Risiko, bei einem Unfall zu sterben.

SPIEGEL ONLINE: Also spart der Mittelklasse-Amerikaner lieber anderswo?

Frank: Es kommt immer öfter vor, dass auch Mittelklasse-Familien keine Gesundheitsversicherung besitzen. Wird einer krank, ist der Privatbankrott der nächste Schritt. Die USA sind ein reiches Land, aber wir geben unser Geld auf seltsame Weise aus. Wir haben genug für den erstaunlichsten Luxus - aber zu wenig für ganz Grundlegendes.

SPIEGEL ONLINE: Eine typisch europäische Lösung wäre: Rauf mit den Steuern für Spitzenverdiener!

Frank: Wenn Sie den Verdienst besteuern, schadet das der Sparquote. Außerdem verleiten hohe Einkommensteuern manche Wohlhabende zur Steuerflucht. Sinnvoller ist es, das Sparen und Investieren auch bei Beziehern extrem hoher Einkommen zu fördern - ihnen aber den Anreiz zu nehmen, exzessiv viel für Unproduktives auszugeben.

SPIEGEL ONLINE: Sie schlagen eine Steuer auf Konsum vor ...

Frank: ... ja, eine Konsumsteuer mit progressivem Satz. Jeder bekommt einen Freibetrag, zum Beispiel 7500 Dollar pro Jahr. Wer netto mehr für Konsum ausgibt, wird zunächst mit 20 Prozent belastet. Ab 100.000 Dollar Konsum wären es 34 Prozent - und ab fünf Millionen Dollar würde der Satz sehr hoch, meinetwegen 200 Prozent.

SPIEGEL ONLINE: Die Konsumsteuer wäre dann viel höher als der Kaufpreis. Damit werden Sie sich viele Feinde machen.

Frank: Es scheint vielleicht, als könnten reiche Amerikaner ihren Lebensstandard dann nicht mehr halten. Aber sehen Sie, bei einem Ausflug nach New York habe ich neulich erfahren, dass es Lieferengpässe bei 45.000-Dollar-Uhren gibt - so viele werden davon verkauft! Patek Philippe bot sogar eine Armbanduhr für 2,7 Millionen Dollar an. Eine progressive Konsumsteuer gäbe den reichsten Amerikanern einen Anreiz, sich billigere Armbanduhren und kleinere Villen anzuschaffen. Wäre das ein so großes Opfer? Außerdem: Wenn Reiche ihr Einkommen sparen und investieren statt zu konsumieren, wäre das nach meinem Plan steuerfrei - für viele hochattraktiv.

SPIEGEL ONLINE: Aber im Ernst: Eine so radikale Änderung des US-Steuersystems ist weder mit Demokraten noch Republikanern zu machen.

Frank: Im Moment wohl nicht. In zehn Jahren vielleicht schon. Die USA sind ein interessantes Land: Wir gehen manchmal verrückte Wege und verzetteln uns, aber auf lange Sicht siegt meist der Pragmatismus. Es gab im Übrigen schon 1995 einen Vorschlag im Senat für eine Konsumsteuer, vom Republikaner Pete Domenici und dem Demokraten Sam Nunn. So radikal kann die Idee also nicht sein.

SPIEGEL ONLINE: Selbst wenn sich Ihr Vorschlag nicht durchsetzt: Die nächste US-Regierung wird unweigerlich viele der Steuervorteile für Spitzenverdiener zurücknehmen, die unter George W. Bush eingeführt wurden.

Frank: Diese Privilegien laufen automatisch aus, wenn sie nicht verlängert werden. Und verlängern kann man sie nicht, sonst explodiert das Staatsdefizit. Auch viele Republikaner sehen das so. Die Wahl wird aber wahrscheinlich von den Demokraten gewonnen. Wenn Ihnen jemand sagt, die Chance für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten 2008 stehe 50 zu 50 oder besser, und er bietet Ihnen eine Wette an - dann leihen Sie sich so viel Geld, wie Sie irgendwie können, und wetten Sie dagegen.

Das Interview führte Matthias Streitz

Quotefritzyoski, 14.08.2007, Smoke and Mirrors

Ich wohne seit 20 Jahren in den USA, zur Zeit in Miami und kann daher recht gut beurteilen was hier so laeuft. Alles wird auf Pump gekauft. Hauser, Autos, Computer, Fernseher, neue Spuelmaschine, usw.
Stimmt schon, wer ein preiswertes Haus kauft wohnt meistens in einem schlechten Schulbezirk. Die Schulen werden halt ueber die Immobiliensteuer finanziert. Es sieht jetzt allerdings so aus als ob viele Schuldner Schwierigkeiten bekommen ihre zahlreichen Rechnungen zu begleichen. Vor allem die Haeuslebauer haben sich arg uebernommen. Ausserdem wurden in Zeiten steigender Immobilienpreise gerne die sogenannten "home equity loans" finanziert um sich mal schnell einen neuen SUV zu kaufen oder auf Urlaub zu gehen. Es wurde also der gestiegene Wert des Hauses angezapft um das Konsumbeduerfnis zu befriedigen. Auch diese Praxis hat in den letzten Wochen ein jaehes Ende gefunden.
Die USA Wirtschaft basiert zum grossen Teil auf windigen Finanzgeschaeften. Klar, das GDP (Bruttosozialprodukt) waechst 4% oder was auch immer. Aber wenn man mal genauer hinschaut was da so alles waechst ist es wirklich nicht so beeindruckend. Da werden Schulden mit 'ner grossen Schippe von einem Haufen auf 'nen anderen geschaufelt und schon ist der GDP mal wieder einige Prozent angeschwollen. Hergestellt wird hier leider nur noch wenig (Pharma und Flugzeuge ist das einzige was noch gut laeuft), es ist alles nur noch "smoke and mirrors"...also Rauch und Spiegel wie beim Zauberer auf der Buehne.


Aus: "US-VERBRAUCHER: "Die Mittelklasse leidet unter Konsumdruck"" (14. August 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,497810-2,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,497810-2,00.html)

Title: [Eine Vielzahl fiktiver Darlehensauszahlungen... (Notiz)]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 16, 2007, 12:40:35 PM
Quote[...] Düsseldorf (ddp.djn). Der 32-jährige Leiter einer Commerzbank (Xetra: 803200 - Nachrichten) -Filiale in Düsseldorf soll etwa 1,4 Millionen Euro veruntreut haben. Wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte, hatte der Mann eine Vielzahl fiktiver Darlehensauszahlungen auf insgesamt 22 Konten vorgenommen, auf die er Zugriff hatte. Anschließend verwendete er das Geld für private Zwecke.

Die Taten aus den Jahren 2004 bis 2006 wurden in der vergangenen Woche durch interne Ermittlungen der Revisionsabteilung
aufgedeckt.


Aus: "Commerzbank-Filialleiter soll 1,4 Millionen Euro veruntreut haben" (15. August 2007)
Quelle: http://de.biz.yahoo.com/15082007/336/commerzbank-filialleiter-1-4-millionen-euro-veruntreut.html (http://de.biz.yahoo.com/15082007/336/commerzbank-filialleiter-1-4-millionen-euro-veruntreut.html)
Title: ["Gutsherrenart"... (Notiz, SachsenLB)]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 30, 2007, 01:25:24 PM
Quote[...] Liquiditätskrise 2007:

Die Sächsische Landesbank Sachsen LB hatte über die Conduits Ormond Quay und Georges Quay in Irland amerikanische Subprime-Kredite aufgekauft, die im Sommer 2007 notleidend wurden.

Obwohl die Sachsen LB noch am 10. August 2007 mitteilte, dass sie über ausreichende Liquidität verfüge,[2] mussten ihr nur sieben Tage später die Sparkassen-Organisationen eine Kreditlinie von 17,3 Mrd. Euro zur Verfügung stellen,[3] da aufgrund mangelnder Liquidität ihre Existenz gefährdet war.[4]

In den darauffolgenden Tagen schied zunächst der für das Kapitalmarktgeschäft zuständige Vorstand Stefan Leusder aus dem Unternehmen aus, [5] die Veröffentlichung des Halbjahresberichts wurde verschoben, [6] und es begann die Suche nach einem Investor, um die Sachsen LB durch eine Übernahme vor einer drohenden Verlusterklärung zu retten.[7]

Wie am 26. August 2007 bekannt wurde, übernimmt die Landesbank Baden-Württemberg die Sachsen LB für einen Kaufpreis von zunächst ,,mindestens 300 Mio. Euro", dessen endgültige Festlegung aber erst nach einer abschließenden Bewertung des Unternehmens am Jahresende 2007 erfolgen soll.[8]


Asu: "http://de.wikipedia.org/wiki/SachsenLB" (29/08/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/SachsenLB (http://de.wikipedia.org/wiki/SachsenLB)

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Quote[...] Die Verantwortlichen hätten immer nur nach "Gutsherrenart" informiert, sagte Landrätin Köpping.


Aus: "INFORMATIONSVERWEIGERUNG: Kontrolleure der SachsenLB fühlen sich belogen" (30. August 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,502837,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,502837,00.html)

Title: [Stets als "Law and Order"-Minister bekannt... (Notiz, Kanther)]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 28, 2007, 10:16:42 AM
Quote[...] Die Angeklagten legten keinen Widerspruch ein, das Urteil ist damit rechtskräftig. "Ich habe zugestimmt, weil ich nicht wollte, dass sich die nächsten Jahre in dem Prozess erschöpfen", sagte Kanther. Er hatte zusammen mit Weyrauch und dem ehemaligen hessischen CDU-Landesschatzmeister Casimir Prinz zu Sayn-Wittgenstein seit 1983 rund 21 Millionen Mark aus dem Vermögen seiner Partei auf geheime Konten in der Schweiz und in Liechtenstein transferiert, um sie der bevorstehenden Veröffentlichungspflicht zu entziehen. Die schwarzen Kassen wurden teilweise als jüdische Vermächtnisse getarnt und unter anderem zur Wahlkampffinanzierung verwendet. "Jeder Pfennig dieses Vermögens wurde für die CDU ausgegeben", sagte Kanther nach der Urteilsverkündung.

QuoteNIE4, 27.09.2007 20:37   

hat er und die CDU sich am Ende doch noch frei kaufen können.
dann kann Koch womöglich doch weiter regieren und der deutsche Steuerzahler muss nun doch noch für Kanthers Pension aufkommen.

QuoteMr. Spock, 27.09.2007 19:10   

Verbrechen zahlt sich aus!


Aus: "CDU-Schwarzgeldaffäre: Ex-Innenminister Kanther zu Geldstrafe verurteilt" (27. September 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=3052166 (http://derstandard.at/?url=/?id=3052166)


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Quote[...] Als Bundesinnenminister hatte er der Geldwäsche den Kampf angesagt; am 13. Mai 2000 steht Manfred Kanther vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages zur CDU-Parteispendenaffäre und wundert sich, dass gegen ihn von der Staatsanwaltschaft Ermittlungen durchgeführt werden. In Kanthers Amtszeit als Generalsekretär der Hessen-CDU wurden 1983 rund 20,8 Millionen D-Mark auf schwarze Konten in die Schweiz transferiert und später nach Bedarf wieder zurückgeholt. In diesem Zusammenhang verwies Kanther auf (s)ein ,,schlechtes Erinnerungsvermögen", da er bei Bekanntwerden der Vorgänge im Januar des Jahres 2000 von einer Geldsumme von höchstens 9 Millionen D-Mark ausging. Ebenso konnte Kanther nicht erklären, woher das Geld ursprünglich stammte und wer die Spender waren. Ferner konnte er auch keine Angaben zum Verbleib einer Summe von über 600.000 D-Mark machen; Kanther war sich dabei aber sicher, dass sich niemand privat bereichert habe.


Aus: "CDU-Spendenaffäre" (28.09.2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/CDU-Spendenaff%C3%A4re#Spendenaff.C3.A4re_der_hessischen_CDU (http://de.wikipedia.org/wiki/CDU-Spendenaff%C3%A4re#Spendenaff.C3.A4re_der_hessischen_CDU)

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Quote[...] Vom 5. April 1987 bis zum 4. April 1991 amtierte er in der von Ministerpräsident Walter Wallmann geführten Landesregierung als Hessischer Staatsminister der Finanzen. Am 7. Juli 1993 wurde er dann als Bundesminister des Innern in die von Bundeskanzler Helmut Kohl geführte Bundesregierung berufen. Kanther war während seiner Zeit als Bundesinnenminister stets als "Law and Order"-Minister bekannt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kanther (http://de.wikipedia.org/wiki/Kanther) (28.09.2007)

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Quote[...] Law and Order (Anglizismus, deutsch: Recht und Ordnung) ist ein politisches Schlagwort, mit dem eine Politik bezeichnet wird, die sich vor allem der inneren Sicherheit als Mittel bedient. Politiker (Legislative) oder Juristen (Judikative) können mit dem Attribut belegt werden, wenn sie Priorität auf höhere Staatsausgaben für Polizei (Exekutive), Gefängnisse und Datensammlung, -verarbeitung und -verknüpfung oder auf strengere Gesetze in der Strafvereitelung, Strafverfolgung und Strafvollstreckung legen.
[...]
http://de.wikipedia.org/wiki/Law_and_Order_%28Politik%29 (http://de.wikipedia.org/wiki/Law_and_Order_%28Politik%29) (28.09.2007)


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Quote[...] BONN, im Januar. [...] Er lebt noch immer in seinem Haus in Königswinter und redet über Millionen, die auf geheimen Konten verschwanden. Damals. Als er ein Fahnder war und in Bonn einen Aktenordner aus einem fremden Büro zog, ihn aufklappte und plötzlich sah: Millionen sind versteckt worden vor der deutschen Steuer. In Liechtenstein, von der CDU. Mit diesem Griff begann sein Fall, im Jahr 1975. Später hieß er "Parteispendenaffäre", dann hieß er "Flick", und dann war es nicht mehr sein Fall. Er wurde ihm weggenommen, aber er ist nie aus seinem Leben verschwunden.

Klaus Förster sitzt in einem abgelegenen Zimmer seines großen Hauses. Es ist das Zimmer, in dem die alten Möbel seiner Eltern stehen und ein Fernseher. Förster will an diesem Januartag des Jahres 2000 die Biathlon-Wettkämpfe verfolgen, doch dann schaltet er wieder um zu den Nachrichten. Er sieht Helmut Kohl und er hört von versteckten Millionen. Und täglich grüßt die Vergangenheit.

In Försters Geschichte schiebt sich wieder alles zusammen, wie in einem Film, der offen lässt, wann die Rückblenden beginnen und wann die Handlung sich weiterentwickelt. Er selbst, der längst graue Haare hat, spricht von einer "nahtlosen Fortsetzung" des Geschehens. Seine großen Jahre als Fahnder und der späte Fall Kohls verweben sich zu einem neuen, amüsanten Kapitel seiner Biografie.

[...] Klaus Förster wird wieder in Talk-Shows eingeladen. 25 Jahre danach. "Ich bin abgeklärt", sagt er. Aber er ist es nicht, er hat nur Recht gehabt. "Kinder, es ist genauso geblieben. Und es wundert mich nicht." Der 66 Jahre alte Mann regt sich immer noch auf. Vor allem, weil es wieder passiert ist, ein zweites Mal, obwohl so viele Bekannte des handelnden Personals nach dem ersten Mal treuherzig beteuert hatten: Nie wieder schmutzige Spenden, nie wieder Geldkoffer.

"Kohl weiß, was Sie tun", hat ihm vor über zwanzig Jahren ein Anwalt der CDU gedroht. "Das werde ich nie vergessen, die dachten wohl, das würde mich beeindrucken", sagt Klaus Förster. Er nennt solche Begebenheiten "Markierungssteine" für seinen Fall, "Leuchtfeuer". Förster, damals Chef der Steuerfahndung in St. Augustin bei Bonn, sollte eingeschüchtert werden, Bescheid wissen, mit wem er es aufnimmt: mit der CDU Deutschlands und ihrem Parteivorsitzenden Helmut Kohl. Und das war nur der Anfang der Erlebnisse des Beamten Förster, der einige Jahre später kein Beamter mehr sein wollte.

Alles begann mit einem Zufall. Ein Mann namens Peter Müllenbach erstattete im Herbst 1975 Anzeige, weil er viel Geld verloren hatte. Es ging um 110 000 Mark, die Müllenbach in Liechtenstein angelegt hatte. Nun waren sie verschwunden. Der Staatsanwalt informierte die Steuerfahndung, und die interessierte vor allem, ob das Geld in Deutschland versteuert worden war. Müllenbach verstrickte sich in Widersprüche, Förster ließ sein Büro durchsuchen. Da wusste er bereits, dass Müllenbach Geschäftsführer eines Unternehmens der CDU war, nämlich der Union-Betriebs-GmbH. Und die hatte ihre Akten sauber geführt. So sauber, dass es Klaus Förster die Sprache verschlug.

Der Ordner, den er zuerst aufklappte trug die Aufschrift "EU". Die beiden Buchstaben standen für die Firma "Europäische Unternehmensberatungsanstalt" in Vaduz, Liechtenstein. Einziger Zweck dieses Unternehmen war es, getarnte Spenden deutscher Firmen an die CDU reinzuwaschen. Nach dem Gesetz konnten Spenden an Parteien über 600 Mark nicht von der Steuer abgesetzt werden. Also verfiel man auf einen Trick: Deutsche Unternehmen wie etwa Daimler-Benz und Kaufhof erstanden bei der "EU" angebliche wissenschaftliche Gutachten und buchten diese steuersparend als Betriebsausgaben ab. Für die Schein-Expertisen bezahlten sie zwischen 5 000 und 50 000 Mark. Allein in den Jahren von 1969 bis 1973 nahm die "EU" drei Millionen Mark ein. Das Geld landete über den Umweg Liechtenstein in den Kassen der CDU.

Als er den Ordner in seinen Händen hielt, ahnte Förster, dass dieser Fall groß werden würde. Wie groß, wusste er, als die Finanzverwaltung ihm ausrichten ließ: "rotes Licht"; als er sich mit Anwälten der Christdemokraten treffen musste; als er hörte, dass CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep und ein gewisser Horst Weyrauch sich in den obersten Etagen der Behörden um Schadensbegrenzung bemühten. Und als man ihm schließlich sagte, dass auch Kohl über seine Ermittlungen informiert sei.

"Rotes Licht, weiterhin rotes Licht", mehr bekam Förster von seinen Vorgesetzten bald nicht mehr zu hören. Er verlangte eine Begründung. "Die Oberfinanzdirektion ist ihnen keine Begründung schuldig", wurde er abgefertigt. Auch die in Nordrhein-Westfalen regierende SPD zeigte nach einigen Besuchen Leisler-Kieps kein Interesse an Nachforschungen. Später sollte sich zeigen, dass alle etablierten Parteien mehr oder weniger einträgliche Geldwäschereien betrieben. Die westdeutsche Republik hatte ihren ersten Spendenskandal, der Beamte Förster ein ernsthaftes Problem und schon wieder einen neuen brisanten Fall. Er ging ins Kloster. Mit einem Durchsuchungsbefehl.

Förster hatte einen Tipp erhalten. Die Patres der "Steyler-Mission" in St. Augustin bekamen auffällig viele Spenden. Wohltätige Kaufleute, Ärzte und andere Honoratioren bedachten das Kloster seit Jahren großzügig. Nicht aus christlicher Nächstenliebe, wie Förster bald herausfinden sollte. Der Vermögensverwalter Pater Josef Schröder hatte sich ein raffiniertes System ausgedacht, um die Konten weltlicher Unternehmen für seinen Orden zu öffnen. Das Prinzip war auch hier einfach: Wer zum Beispiel 2 000 Mark spendete, bekam eine Quittung über das Fünffache ausgestellt. Das Geschäft war für alle Seiten einträglich. Die Mönche bekamen die Spende, der Gönner konnte sich über den Beleg das Geld vom Finanzamt wiederholen und machte dabei sogar noch Gewinn.

Als die Beamten die beschlagnahmten Unterlagen des Ordens durchsuchten, stießen sie auf den Namen Flick. Der größte deutsche Privatkonzern hatte den Missionaren über die Jahre hinweg 3,5 Millionen Mark gespendet. Förster stattete der Konzernzentrale in Düsseldorf einen Besuch ab. Er wurde auch hier wieder fündig. In einem Hefter fand er Belege dafür, dass Flick den Mönchen insgesamt 12,3 Millionen Mark vermacht hatte.

Wieder waren die Motive alles andere als uneigennützig. Flick nutzte das Kloster jahrelang als Geldwaschanlage. Von der quittierten Spende an die Mönche wanderten vier Fünftel zurück in eine schwarze Firmenkasse. Der Flick-Generalbevollmächtige Eberhard von Brauchitsch setzte das Geld zur "Pflege der Bonner Landschaft" ein. Zur Parteispendenaffäre kam die Flick-Affäre. Für den Steuerfahnder Klaus Förster waren die Ermittlungen an dieser Stelle zu Ende. Er wurde versetzt. Er hatte sich als zu hartnäckig erwiesen.

Als Eberhard von Brauchitsch im Herbst 1999 seine Lebenserinnerungen vorlegte, trat er auch gegen Klaus Förster nach. Der Steuerfahnder sei damals allein wegen Widerborstigkeit versetzt worden. Von Brauchitsch hat Försters Antrieb wohl bis heute noch nicht verstanden, vielleicht weil er ihn nicht kennt. Vielleicht weil er ihn nur als einen Beamten gesehen hat, der seine Haare länger trug als die anderen und der sich nicht täglich eine Krawatte umbinden wollte.

Doch die Attitüde täuscht. Förster ist im Grunde ein konservativer Mann. Immer noch. Ein Jurist aus einer Juristenfamilie, der als junger Beamter CDU wählte und sich als Staatsdiener verstand. Dass er später, als er gegen seine Versetzung kämpfte, Otto Schily als Anwalt engagierte, befremdete seine Verwandten. "Musst du ausgerechnet den Terroristen-Verteidiger nehmen?" fragten sie ihn. Förster war ausgebrochen aus der Beamtenlaufbahn. So sah es aus, nur, dass er es nicht so sah.

"Mich ärgert es noch heute, dass die Leute mich als einen Michael Kohlhaas sahen", sagt er. Denn er wollte ja kein weltfremder Held sein, er wollte nur seine Arbeit korrekt machen. Ohne Ansehen der Person. "Wenn sie gegen einen kleinen Steuersünder vorgehen, interessiert es keinen", sagt Klaus Förster, "geht es aber um Prominente, muss der Fall nach oben gemeldet werden." Er solle doch endlich seinen Frieden mit der Verwaltung machen, rieten ihm damals Kollegen. Da wusste er, er steht allein.

Wenn er heute wieder darüber redet, kommt er gerne auf seinen Vater zu sprechen. "Das Recht stirbt in Zentimetern", hat der seinem Sohn immer wieder gesagt. Aus dieser Welt der klaren Maßstäbe kam Förster, und vielleicht war es auch deshalb so schwer für ihn zu verstehen, dass das, was er Aufrichtigkeit nennt, von seinen Kollegen als Renitenz verstanden wurde. In seiner letzten Beurteilung als Beamter stand schließlich, dass er immer pünktlich zum Dienst erschienen sei. Es war eine Provokation. Denn er war ehrlich und aufrichtig, aber pünktlich war er selten. Sie wollten ihn loswerden, sie hatten ihn schon in ein Kölner Finanzamt versetzt. Er wollte zurück zu seinem Fall, doch er verlor die Prozesse. Er stieg aus.

Mit 50 Jahren fing Klaus Förster dann noch einmal neu an. Man könnte sagen, er hat die Seiten gewechselt. Er wurde ein erfolgreicher Anwalt für Steuerrecht. Besser gesagt, ein Mann für die, die mit dem Recht nur schwer zurecht kommen: Es ist eine späte Ironie seiner Geschichte, dass er heute auch Steuerhinterzieher verteidigt. Er sieht die Dinge jetzt von unten, und in den vergangenen Jahren hat er als Anwalt vor allem eines gelernt: "Das Verhalten der Parteien unterscheidet sich im Grunde nicht vom Verhalten der gesamten Gesellschaft, zumindest nicht, was das steuerrechtliche anbelangt."

...


Aus: "Försters Fall" (Archiv » 2000 » 25. Januar)
Ein Steuerfahnder aus dem Rheinland deckte vor 25 Jahren den ersten Parteispendenskandal auf
Von Mira Gajevic, Jochen Arntz
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2000/0125/blickpunkt/0002/index.html (http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2000/0125/blickpunkt/0002/index.html)

Title: [Aufsichtsräte... (Notiz, BRD)]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 02, 2007, 11:06:58 AM
Quote[...] Frankfurt am Main - Von diesen Zuwachsraten können normale Arbeitnehmer nur träumen: Der Aufsichtsratschef der Commerzbank steigerte sein Gehalt in diesem Jahr um 105 Prozent. Bei der Deutschen Bank belief sich das Plus auf 73 Prozent, beim Energieversorger RWE waren es 50 Prozent. Das geht aus einer Studie der Unternehmensberatung Towers Perrin hervor.


Aus: "Aufsichtsräte verdienen elf Prozent mehr als im Vorjahr" (01. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,508969,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,508969,00.html)
Title: [Als würde das Unternehmen von Kriminellen geführt... (Notiz, AIRBUS)]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 13, 2007, 04:59:40 PM
Quote[...] Die Vorwürfe seien eine Belastung für die Reputation des Unternehmens, sagte Enders. Durch die jüngste Veröffentlichung von Teilen eines Zwischenberichtes der französischen Börsenaufsicht AMF sei der Eindruck entstanden, "als würde das Unternehmen von Kriminellen geführt". Das sei unerträglich. "Es wird unsere Reputation geschädigt, und die habe ich zu schützen." Er lasse derzeit konkret prüfen, "welche Schritte unternommen werden können".


Aus: "INSIDERHANDEL BEI AIRBUS - Enders befürchtet langwierige Aufklärung" (11. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,510976,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,510976,00.html)

Title: [Deutschland deine Innenminister... (Notizen, BRD)]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 22, 2007, 11:35:09 AM
Quote[...] FRANKFURT (dpa-AFX) - Der frühere Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hat den Technologiekonzern Siemens laut einem Pressebericht bei der Korruptionsbekämpfung beraten. Schily sei in diesem Jahr mehrere Monate für das Unternehmen tätig gewesen, schreibt die "Süddeutsche Zeitung" (Freitagausgabe) unter Berufung auf Konzernkreise. Schily habe Hinweise geben sollen, wie Siemens die internen Kontrollen verbessern könne, um Gesetzesverstöße künftig zu vermeiden. Siemens wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Am Donnerstag hatte das Landgericht München gegen Siemens eine Geldbuße von 201 Millionen Euro verhängt. Damit wurden dubiose Geldströme in der früheren Telekommunikationssparte Com geahndet. Zusätzlich muss der Konzern eine Steuernachzahlung von 179 Millionen Euro leisten. Laut Handelsblatt (Freitagausgabe) geht die Beendigung des Verfahrens auf eine Initiative der Staatsanwaltschaft zurück.

Damit ist dieser eine Fall für die deutsche Justiz erledigt. Allerdings wird weiter gegen einzelne Siemens-Manager wegen Untreue ermittelt. Zudem droht eine noch höhere Strafe von der US-Börsenaufsicht SEC, da Siemens an der New Yorker Börse notiert ist. Insgesamt seien im Bereich Com Zahlungen von rund 450 Millionen Euro als steuerlich nicht abzugsfähig eingestuft worden, hatte Siemens mitgeteilt. Der Konzern durchleuchtet momentan auch andere Sparten auf schwarze Konten./das/wiz


Aus: "Ex-Innenminister Schily hat Siemens bei Korruptionsbekämpfung beraten" (05.10.07)
Quelle: http://finanzen.sueddeutsche.de/aktien/news_news?secu=318&dpa_news_id=1885644 (http://finanzen.sueddeutsche.de/aktien/news_news?secu=318&dpa_news_id=1885644)

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Quote[...] BERLIN - Der frühere Bundesinnenminister und heutige SPD-Bundestagsabgeordnete Otto Schily (75) hat möglicherweise gegen die Pflicht zur Veröffentlichung von Nebentätigkeiten verstoßen. Bundestagspräsident Norbert Lammert habe Schily nach öffentlichen Hinweisen auf eine Tätigkeit für die Siemens AG schriftlich um Auskunft gebeten, sagte eine Bundestagssprecherin und bestätigte einen entsprechenden "Spiegel"-Bericht. Demnach hat Schily Meldungen bislang undementiert gelassen, nach denen er vom März bis zum September 2007 für 140 000 Euro die Siemens AG rechtlich beraten habe.

Schily sagte dem "Spiegel": "In meiner Eigenschaft als Bundestagsabgeordneter schließe ich grundsätzlich keine Beratungsverträge ab." Allerdings sei "die Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter" nach seinem Verständnis auch "kein Beruf". Über seine Anwaltstätigkeit - die er "nicht als Nebentätigkeit betrachte" - könne er keinerlei Auskünfte erteilen, nicht einmal gegenüber dem Bundestagspräsidenten.

Die Sprecherin des Bundestages verwies auf die Verhaltensregeln für Abgeordnete. Danach müssten alle Nebentätigkeiten angezeigt werden, falls bestimmte Merkmale erfüllt seien.
dpa


Aus: "Otto Schily soll Nebeneinkünfte offenlegen" (22. Oktober 2007)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2007/10/22/807287.html (http://www.abendblatt.de/daten/2007/10/22/807287.html)

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Quote[...] Der SPD-Bundestagsabgeordnete und frühere Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) soll für den Siemens-Konzern bei der US-amerikanischen Regierung darum gebeten haben, gegen das wegen eines Korruptionsskandals ins Schlingern geratene Unternehmen in den USA nicht zu ermitteln. Nach Ansicht eines führenden SPD-Bundestagsabgeordneten habe Schily "seine guten Kontakte in den USA genutzt hat, um die Interessen von Siemens zu sichern und die Wogen dort zu glätten", berichtet der 'Kölner Stadt-Anzeiger' (Samstagsausgabe). "Das Unheil, das Siemens aus den USA droht, ist noch nicht abgewendet."

Der 75-Jährige war nach Medienberichten von März bis September 2007 als Anwalt für Siemens tätig und erhielt dafür 140.000 Euro, hatte dies der Bundestagsverwaltung aber nicht angezeigt. Die amerikanische Börsenaufsicht SEC hatte Ende März 2007 eine Untersuchung gegen Siemens eingeleitet, just in dem Monat, als Schilys Engagement begann. Dem Konzern drohen in den USA Anwaltskosten und Strafzahlungen in Milliardenhöhe. Die SEC hat bisher noch nicht entschieden, ob sie formelle Ermittlungen startet.

Spätestens nach dem Irak-Krieg unterhielt Schily von allen rot-grünen Ministern die besten Kontakte zur Administration von Präsident George W. Bush. Als der amerikanische Botschafter Daniel Coats ihn am 31. Mai 2004 darüber informierte, dass die USA den Deutsch-Libanesen Khaled el-Masri wegen Terrorverdachts irrtümlich verschleppt, gefoltert und festgehalten hatten, gelobte Schily zu schweigen. (as)


Aus: "Schily soll USA gebeten haben, nicht gegen Siemens zu ermitteln - Ex-Bundesinnenminister nutzte "gute Kontakte"" (14.12.2007)
Quelle: http://de.internet.com/index.php?id=2053517 (http://de.internet.com/index.php?id=2053517)

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Quote[...] Otto Schily wurde nach seiner Zeit als Bundesinnenminister Aufsichtsrat bei den Firmen Byometric Systems AG (Mitterfelden)[3] und SAFE ID Solutions AG (Unterhaching)[4]. Diese Firmen bieten biometrische Lösungen bzw. Lösungen zur Personalisierung von Ausweisdokumenten an. Seine Tätigkeit für diese Firmen ist umstritten, denn als Bundesinnenminister war Otto Schily ein maßgeblicher Wegbereiter der Einführung des kontrovers diskutierten biometrischen Reisepasses (epass), von dessen Einführung seine nunmehrigen Arbeitgeber in erheblichem Maße wirtschaftlich profitieren.

[...] Am 28. Oktober 2005 wurde Schily mit dem Negativpreis Big Brother Lifetime Award 2005 ausgezeichnet. Gewürdigt wurde er ,,für den Ausbau des deutschen und europäischen Überwachungssystems auf Kosten der Bürger- und Freiheitsrechte und für seine hartnäckigen Bemühungen um die Aushöhlung des Datenschutzes unter dem Deckmantel von Sicherheit und Terrorbekämpfung". Schily hatte die Auszeichnung bereits 2001 für den ersten ,,Otto-Katalog" erhalten.


Aus: "Otto Schily" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Schily (http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Schily)

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Quote[...] Zuvor hatte Schäuble am 10. Januar 2000 eingeräumt, vom Waffenhändler Karlheinz Schreiber im Jahre 1994 eine Bar-Spende über 100.000 D-Mark für die CDU entgegengenommen zu haben. Am 31. Januar 2000 gibt Schäuble ein weiteres Treffen mit Schreiber im Jahr 1995 zu. Die Schatzmeisterei der CDU habe den Betrag als ,,sonstige Einnahme" verbucht.

Schäuble behauptete, dass er das Geld in einem Briefumschlag von Schreiber in seinem Bonner Büro persönlich empfangen habe. Diesen Umschlag habe er ,,ungeöffnet und unverändert" an Brigitte Baumeister weitergeleitet, später habe er erfahren, dass die Spende nicht ,,ordnungsgemäß behandelt worden" sei. Nachdem ihm die Ermittlungen gegen Schreiber bekannt geworden sind, habe er die Schatzmeisterin Baumeister um eine Quittung für die Spende gebeten, damit nicht irgendwer später ,,auf dumme Gedanken" kommen könne.

Die damalige CDU-Schatzmeisterin Brigitte Baumeister widersprach allerdings während der Untersuchungen zur CDU-Spendenaffäre der Version Schäubles bezüglich des Verbleibs der getätigten 100.000 D-Mark – Spende des Waffenlobbyisten. Baumeister sagte, sie habe einen Umschlag bei Schreiber abgeholt und diesen bei Schäuble abgeliefert; später habe sie das fragliche Geld (die 100.000 D-Mark) von Schäuble erhalten.

Das Geld jedenfalls tauchte in keinem Rechenschaftsbericht der CDU auf. Auch erhielt Schreiber für die Geldzahlung keine Spendenquittung. Am 13. April 2000 erklärt Schäuble vor dem Bundestagsuntersuchungsausschuss zur CDU- Parteispendenaffäre, dass die CDU-Führung und die Bundesregierung unter Helmut Kohl nicht bestechlich gewesen seien. Im Juni 2000 erstattet Schreiber im Zusammenhang mit der Spende Strafanzeige gegen Schäuble wegen Meineids. Das Ermittlungsverfahren gegen Schäuble wegen uneidlicher Falschaussage wurde allerdings eingestellt, ebenso wie die Ermittlungen gegen Brigitte Baumeister. Die Berliner Staatsanwaltschaft konnte keine hinreichende Tatbestandsverwirklichung für eine Anklage feststellen.

Nach den damaligen Angaben der Staatsanwaltschaft sei aber davon auszugehen, dass die 100.000 D-Mark nur einmal gespendet wurden. Spekuliert wurde nämlich über die Frage, ob es womöglich zwei Mal 100.000 D-Mark von Schreiber gegeben hat: einmal als ,,unverfängliche" Wahlkampf-Spende für die CDU, ein anderes Mal möglicherweise ,,unter der Hand" als Bestechungsgeld für ein Rüstungsprojekt. Ungeklärt sind außerdem die Spekulationen, ob und gegebenenfalls inwiefern Schäuble seine Verbindungen ins Kanzleramt genutzt hat (was Schäuble stets vehement bestritten hat). Fraglich ist weiterhin, welche Verbindungen Brigitte Baumeister zu Rüstungslobbyisten hatte, etwa zu denen im Dienste von Thyssen.

Unklar ist ferner, wo die 100.000 D-Mark verblieben sind. Nach Aussagen des damaligen CDU-Wirtschaftsprüfers Horst Weyrauch habe dieser die 100.000 D-Mark von Baumeisters Büroleiter Jürgen Schornack erhalten. Dieses Geld habe er – Weyrauch – dann an den ehemaligen Schatzmeister Walther Leisler Kiep übergeben, der das Geld in seine Jackentasche gesteckt haben soll. Das Geld sei schließlich über ein Konto von Kiep auf Konten der Bundesgeschäftsstelle der CDU geflossen, was Kiep allerdings bestreitet.


Aus: "CDU-Spendenaffäre" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/CDU-Spendenaff%C3%A4re#Wolfgang_Sch.C3.A4uble (http://de.wikipedia.org/wiki/CDU-Spendenaff%C3%A4re#Wolfgang_Sch.C3.A4uble)

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Quote[...] Manfred Kanther: Als Bundesinnenminister hatte er der Geldwäsche den Kampf angesagt; am 13. Mai 2000 steht Manfred Kanther vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages zur CDU-Parteispendenaffäre und wundert sich, dass gegen ihn von der Staatsanwaltschaft Ermittlungen durchgeführt werden. In Kanthers Amtszeit als Generalsekretär der Hessen-CDU wurden 1983 rund 20,8 Millionen D-Mark auf schwarze Konten in die Schweiz transferiert und später nach Bedarf wieder zurückgeholt. In diesem Zusammenhang verwies Kanther auf (s)ein ,,schlechtes Erinnerungsvermögen", da er bei Bekanntwerden der Vorgänge im Januar des Jahres 2000 von einer Geldsumme von höchstens 9 Millionen D-Mark ausging. Ebenso konnte Kanther nicht erklären, woher das Geld ursprünglich stammte und wer die Spender waren.


Aus: "CDU-Spendenaffäre" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/CDU-Spendenaff%C3%A4re#Manfred_Kanther (http://de.wikipedia.org/wiki/CDU-Spendenaff%C3%A4re#Manfred_Kanther)

Title: ["Mit etwas mehr Ungerechtigkeit lebt es sich besser"... (Notiz, BRD, Sinn)]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 24, 2007, 01:34:15 PM
Quote[...] Lohnspreizung bezeichnet die Abstände der Einkommenshöhen unterschiedlicher Wirtschaftssubjekte.


Aus: "Lohnspreizung" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Lohnspreizung (http://de.wikipedia.org/wiki/Lohnspreizung)

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Quote[...] München - Im Extremfall könnten als Folge der Transparenz sogar Arbeitsplätze vernichtet werden, sagte Sinn. "Die Transparenz leistet den Neidkomplexen der Deutschen Vorschub. Das wiederum führt zu politischen Aktionen, und das hat negative ökonomische Konsequenzen, indem Firmenzentralen verlagert werden. Diese Neid-Diskussion ist keine gesunde Entwicklung" sagte der Ökonom der Online-Ausgabe der "Süddeutschen Zeitung".

Die Lohnspreizung der Märkte könne durch eine progressive Einkommensteuer zwar ein wenig verändert werden. Bei zu großen Eingriffen werde allerdings das gesamte System gefährdet. Wenn die Managergehälter auf ein gerechtes Maß zusammengestaucht würden, dann wechselten Manager ihren Standort. "Manager sind flexibel. Dann ziehen sie nach London, dort müssen sie nicht einmal Steuern zahlen. Und die Arbeitsplätze für die Arbeiter gehen dann auch verloren", sagte Sinn.

"Mit etwas mehr Ungerechtigkeit lebt es sich besser", sagte Sinn weiter. "Etwas mehr Ungleichheit in der Einkommensverteilung bewirkt auch für die weniger gut dabei Wegkommenden letztlich einen höheren Lebensstandard, als wenn man ein egalitäres System schafft, wo alle das Gleiche kriegen und alle gleichermaßen arm sind." In der Marktwirtschaft denke doch zunächst einmal jeder an sein eigenes Wohlergehen.

kaz/AP


Aus: "SORGE VOR NEID: Ifo-Chef kritisiert Offenlegung von Managergehältern" (24. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,513169,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,513169,00.html)

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Quote[...] Hans-Werner Sinn (* 7. März 1948 in Brake, Westfalen) ist ein deutscher Ökonom

Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster von 1967 bis 1972 und Promotion an der Universität Mannheim 1978 wurde Sinn 1983 ebenfalls von der Universität Mannheim habilitiert.

Seit 1984 hat Sinn den Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München inne. Beurlaubt von seinen jeweiligen Heimatuniversitäten lehrte er in den akademischen Jahren 1978/79 und 1984/85 insgesamt vier Semester als Gastprofessor an der Universität von Western Ontario in Kanada. Außerdem wirkte er für längere Zeit als Gastforscher an der London School of Economics sowie an den Universitäten Bergen, Stanford, Princeton und Jerusalem. Seit 1988 ist Sinn Honorarprofessor an der Universität Wien, wo er seitdem viele Gastvorlesungen gehalten hat. Im Sommersemester 1984 nahm Sinn einen Lehrauftrag an der Justus-Liebig-Universität Gießen war. Seit dem 1. Februar 1999 ist er Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung. Seit 2006 ist er zugleich Präsident des Weltverbandes der Finanzwissenschaftler (IIPF), also jener Ökonomen, die sich mit der Rolle des Staates in der Marktwirtschaft beschäftigen. Von 1997 bis 2000 war Sinn Vorsitzender des Vereins für Socialpolitik, des 1873 von den sogenannten Kathedersozialisten gegründeten Fachverbandes der deutschsprachigen Volkswirte.

Sinn gilt als einer der einflussreichsten und international anerkanntesten Wirtschaftswissenschaftler Deutschlands. Er ist einer der wenigen deutschsprachigen Fellows des National Bureau of Economic Research in Cambridge, USA, und hielt als bisher einziger deutschsprachiger Ökonom die Yrjö Jahnsson Lectures[1] in Helsinki und die Tinbergen Lectures in Amsterdam, was zu den hohen Auszeichnungen des Faches gehört. Sein wissenschaftliches Oeuvre umfasst 7 große Monographien mit 32 Ausgaben in 6 Sprachen (ohne Herausgeberschaften), 11 kleinere Monographien und 130 wissenschaftliche Aufsätze, wovon 80 in referierten internationalen Fachzeitschriften erschienen sind.

Seitdem Sinn in der Spätphase seiner beruflichen Laufbahn das ifo Institut übernahm, ist er in der Öffentlichkeit so präsent wie kaum ein zweiter Ökonom.


[...] Ehrungen:

    * The World Economy Annual Lecture, University of Nottingham (2005)
    * Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2005)
    * Internationaler Buchpreis CORINE (2004)
    * Tinbergen Lecture, Royal Netherlands Economic Association (2004)
    * Wirtschaftsbuchpreis von Financial Times Deutschland und getAbstract AG (2003)
    * Ehrenpreis des Wirtschaftsbeirates der Union e.V. (2003)
    * Stevenson Lectures on Citizenship, Universität Glasgow (2000)
    * Distinguished Scholar, Atlantic Economic Society (2000)
    * Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1999)
    * Yrjö Jahnsson Lectures, Universität Helsinki (1999)
    * Ehrendoktorwürde (Dr. rer. pol. h. c.), Universität Magdeburg (1999)
    * Sonderpreis der Herbert-Quandt-Stiftung (1997)
    * Honorarprofessor der Universität Wien (1988)
    * Erster Preis der Universität Mannheim für Habilitationsschrift (1984, Schitag-Stiftung)
    * Erster Preis der Universität Mannheim für Dissertation (1979, Stiftung Rheinische Hypothekenbank)



Hans-Werner Sinn
http://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Werner_Sinn (http://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Werner_Sinn)

Title: [Bei den Abrechnungen habe es sich... (Notiz, BRD)]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 05, 2007, 01:22:43 PM
Quote[...] Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Sekretärin, die für die Lohn- und Gehaltsabrechnung zuständig war, sich 2003 für angebliche Überstunden aus früheren Jahren insgesamt rund 207.000 Euro zugeschanzt hatte. Ihr Ehemann habe für Überstunden sogar rund 350.000 Euro in Rechnung gestellt. Bei den Abrechnungen habe es sich zum Teil um "reine Fantasie" gehandelt, sagte der Vorsitzende Richter. Die Angeklagten hätten angesichts der vorgelegten Unterlagen in einigen Monaten rund um die Uhr und teilweise sogar mehr als 24 Stunden am Tag arbeiten müssen - was ja nicht möglich sei.


Aus: "800.000 Euro: Haftstrafe für Ex-Krankenkassenvorstand wegen Untreue" (02. November 2007)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=16883 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=16883)

Title: [E.ON wehrt sich gegen den Bericht des Spiegel... (Notiz, E.ON)]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 05, 2007, 02:02:15 PM
Quote[...] So gebe es zahlreiche Indizien und Belege, dass sich führende Manager und sogar Vorstandsvorsitzende zwischen den Jahren 2003 und 2006 zu geheimen Runden getroffen hätten. Dabei seien sensible Geschäftsgeheimnisse und -strategien ausgetauscht sowie detaillierte Absprachen über das Vorgehen auf unterschiedlichen Märkten getroffen worden.

Branchenführer Eon soll sogar versucht haben, die Preise für Strom "maßgeblich zu beeinflussen", berichtet der Spiegel weiter.

Der Schriftsatz, auf den sich das Magazin bezieht, stammt den Angaben zufolge vom 30. November vergangenen Jahres. Darin ziehen die Wettbewerbshüter nach Auswertung zigtausender bei Hausdurchsuchungen beschlagnahmter Papiere das Fazit, dass aus diesen auf "eindrucksvolle Weise" hervorgehe, dass der Wettbewerb auf dem deutschen Energiemarkt durch "kartellrechtlich unzulässige Kooperationen" weitgehend verhindert werde.

Auf Nachfrage hätten alle Konzerne aber Absprachen, Preismanipulationen und
kartellrechtlich bedenkliche Treffen bestritten, berichtete das Magazin weiter.

Der Energiekonzern E.ON wehrt sich gegen den Bericht des Spiegel. Zu dem von dem Magazin zitierten Papier des Bundeskartellamtes habe E.ON bereits Stellung genommen und belegt, dass die Vorwürfe unzutreffend seien, teilte E.ON am Samstag mit.

"E.ON hat zu keiner Zeit in irgendeiner Art und Weise Strompreise an der EEX manipuliert oder mit Wettbewerbern Absprachen getroffen, die den Wettbewerb im Strom- und Gasmarkt beschränken könnten", erklärte der Konzern.

E.ON erklärte, der Schriftsatz des Kartellamtes enthalte "eine völlig selektive Ansammlung und Verwertung von Informationen, die der EU-Kommission schon seit Mai 2006 vorliegen". Neben "einseitigen Interpretationen" fänden sich darin "viele unbewiesene Behauptungen und keinesfalls juristisch verbindliche Feststellungen und Tatsachen".

Keine Behörde habe bisher eine Veranlassung gesehen, aufgrund der vorliegenden Informationen Maßnahmen zu ergreifen, erklärte der Konzern weiter.


Aus: "Vorwurf des Kartellamts: Stromkonzerne sollen Preise abgesprochen haben" ((AFP/Reuters/grc/schä), SZ, 03.11.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/364/141061/ (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/364/141061/)

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Die E.ON AG, eine Holding mit Sitz in Düsseldorf, ist einer der weltweit führenden Energiekonzerne mit einer starken Marktposition im deutschen Gas- und Elektrizitätsgeschäft.
http://de.wikipedia.org/wiki/E.ON (http://de.wikipedia.org/wiki/E.ON)



Title: [Zyniker de Sad'scher Manier... (Notiz, BRD, Industriellenfamilie Quandt)]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 26, 2007, 04:03:24 PM
Quote[...] Quandt ist der Name einer deutschen Industriellenfamilie, die sich um 1700 im brandenburgischen Pritzwalk angesiedelt hatte. Der Tuchfabrikant Emil Quandt (1849–1925) ließ seinen Sohn Günther Quandt (1881–1954) eine Ausbildung in der Textilindustrie absolvieren. Danach trat Günther Quandt als Prokurist in die väterliche Firma ein. Bereits 1909 war er Leiter mehrerer Tuchfabriken in seiner Heimatstadt. Im ersten und zweiten Weltkrieg baute die Familie ihr Vermögen u.a. als Rüstungsproduzent aus und konnte sich geschickt den Nürnberger Prozessen entziehen.

In erster Ehe war Günther Quandt mit Antonie Ewald verheiratet, die 1918 an der spanischen Grippe starb. Aus dieser Ehe gingen die beiden Söhne Hellmut Quandt (1908–1927) und Herbert Quandt (1910–1982) hervor.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Günther Quandt zum Leiter der ,,Reichswolle AG" ernannt. Seine Firmengruppe wurde Hauptlieferant der Armee. Nach dem Krieg blieb er bis 1922 Referent im Reichswirtschaftsministerium. Ab 1922 engagierte er sich mehr und mehr in der Kaliindustrie, und es gelang ihm, die Aktienmehrheit der Accumulatoren AG (AFA) zu erwerben – die spätere Firma VARTA. Neue historische Recherchen gehen davon aus, dass Quandt diese Firma durch den wissentlichen Einsatz von Zwangsarbeitern auf- und ausgebaut hat.

Zwischen 1921 und 1929 war Quandt mit Magda Ritschel verheiratet. Aus dieser Ehe ging der Sohn Harald (1921-1967) hervor, der nach der Scheidung 1929 bei seiner Mutter und nach deren Heirat mit Joseph Goebbels ab 1931 im Hause Goebbels aufwuchs.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde Günther Quandt 1937 zum Wehrwirtschaftsführer ernannt. Die Akkumulatoren der AFA dienten unter anderem U-Booten als Antrieb, die Textilbetriebe lieferten – wie schon im Kaiserreich und in der Weimarer Republik – die Uniformen und Decken, andere Quandt'sche Unternehmen Waffen und Munition.

Unmittelbar nach Kriegsende wurde Quandt in einem Entnazifizierungsverfahren zum ,,Mitläufer" erklärt. Trotz bewiesener Verstrickung in die Verbrechen des Dritten Reichs, unter anderem durch von der AFA betriebene, firmeneigene Konzentrations- und Arbeitslager, wurde er nicht bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen angeklagt. Schon wenige Wochen nach der Kapitulation im Mai 1945 hatte seine AFA eine der ersten Betriebgenehmigungen der britischen Besatzungsmacht. Es gelang ihm, sich im Zuge des Wirtschaftswunders durch sein durch die Kriegswirren gerettetes Vermögen wieder eine Führungsrolle in der Nachkriegswirtschaft zu erarbeiten.

Seine Kinder, den 1910 geborenen Sohn Herbert und dessen Halbbruder Harald, hatte er zu Nachfolgern erkoren. Er brachte beide in leitenden Positionen in den von ihm kontrollierten Betrieben unter. Gemeinsam mit ihnen führte er das "Quandt-Imperium" durch die Familiengesellschaft ,,AG für Industriebeteiligungen" von Stuttgart aus. Günther Quandt starb am 20. Dezember 1954 auf einer Urlaubsreise in Kairo. Das Kapital der millionenschweren Quandt-Holding ging zu je 50 Prozent an seine beiden Söhne.

Herbert und Harald Quandt:
Die Söhne verwalteten das Erbe gemeinsam, legten jedoch gewisse Zuständigkeiten fest. Während sich Harald Quandt auf die in der Industriewerke Karlsruhe-Augsburg AG (IWKA) gebündelten Maschinenbau- und Rüstungsaktivitäten konzentrierte, kümmerte sich Herbert Quandt um VARTA, Daimler-Benz und BMW. Letztere, die Bayerischen Motorenwerke in München, sollten sich als eine der größten Herausforderungen im Leben der Quandts erweisen und wurden mit der spektakulären Übernahme der Vorherrschaft bei BMW 1959, mit der die Übernahme durch Daimler-Benz verhindert wurde, ihr wohl größter unternehmerischer Erfolg.

Von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind heute vor allem die Beteiligungen von Herbert Quandts dritter Frau Johanna Quandt. Zusammen mit ihren beiden Kindern Susanne Klatten und Stefan Quandt hält sie 46,6 Prozent der Anteile am bayerischen Automobilbauer BMW.

Teile des Familienvermögens wurden in die Quandt-Stiftung eingebracht.

Seit dem Jahr 2002 spendete die Familie Quandt etwa 1,5 Millionen Euro an deutsche Parteien. Der größte Anteil der Spendensumme ging dabei an die CDU. Die Schwesterpartei CSU und die FDP erhielten ebenfalls Spenden.

Trotz der Verstrickungen der Familie Quandt in die Verbrechen des Dritten Reichs beteiligten sie sich nicht am sogenannten "Zwangsarbeiter-Fond" der deutschen Wirtschaft.

Betrachtet man heute die Parteispenden der Konzerne BMW (ca. 1,5 Mio. Euro) und Altana (ca. 1,1 Mill. Euro) ebenfalls als Spenden der Familie Quandt, so zählt die Familie zu den grössten Einzelspendern deutscher Parteien.[1]

Filme

    * Das Schweigen der Quandts. Dokumentation, 60 Min., Produktion: NDR, Erstsendung, ARD, 30. September 2007, 23:30 h, Inhaltsangabe von Netzeitung
      Am 22. November 2007 wurde ab 21.15 Uhr eine 90-minütige Langfassung der Dokumentation im NDR gesendet.[2]

Literatur

    * Rüdiger Jungbluth: Die Quandts. Ihr leiser Aufstieg zur mächtigsten Wirtschaftsdynastie Deutschlands. Campus, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-593-36940-0



Aus: "Quandt (Familie)" (11/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Quandt_%28Familie%29 (http://de.wikipedia.org/wiki/Quandt_%28Familie%29)

-.-

Quote[...] Etwa fünf Jahre hat NDR-Redakteur Eric Friedler, 36, zusammen mit seiner Kollegin Barbara Siebert für die Dokumentation "Das Schweigen der Quandts" recherchiert.

Der Film legt dar, wie stark der Unternehmer Günther Quandt und sein Sohn Herbert in der NS-Zeit von Zwangsarbeitern profitiert haben. Das Batteriewerk Afa, später Varta, in Hannover-Stöcken etwa war mit einem Konzentrationslager verbunden.

Ende September lief eine 60-minütige Fassung der Dokumentation bereits spätabends in der ARD. Am Donnerstag sendete der NDR eine neu geschnittene Version, die 90 Minuten dauert.

Die Quandt-Erben, die zu den reichsten Menschen in Deutschland zählen, haben inzwischen den Historiker Joachim Scholtyseck beauftragt, die Unternehmensgeschichte in der NS-Zeit wissenschaftlich zu erforschen.


-

sueddeutsche.de: Die Quandt-Erben sprechen von Vorwürfen, "die uns bewegt haben" - und haben prompt eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Familiengeschichte angekündigt. Hat das Schweigen nun ein Ende?

Friedler: Einerseits dementieren die Quandts die in der Dokumentation gezeigten Fakten nicht. Anderseits sagen sie nicht klar und deutlich: "Ja, es hat KZs gegeben, die mit unseren Fabriken verbunden waren." Nun soll ein von der Familie bestimmter Historiker die Unternehmensgeschichte im Dritten Reich aufarbeiten. Dabei haben Historiker schon erforscht, dass es ein KZ in Hannover-Stöcken gab, dass KZ-Häftlinge in Quandts Werken in Berlin, in Wien, in Polen zur Arbeit gezwungen wurden. Dass Tausende Zwangsarbeiter in anderen Quandt-Fabriken arbeiten mussten. Das sind Fakten.

[...] sueddeutsche.de: Aus der Quandt-Familie wollte nur Sven, der Sohn von Herbert, ein Statement abgeben. Dass die Alliierten seinen Vater und Großvater nach dem Krieg nicht belangt haben, will er als Beweis ihrer Unschuld sehen.

Friedler: Die Alliierten haben die Quandts juristisch nicht belangt - das ist richtig. Dennoch ist klar, dass die Briten von dem KZ in Stöcken wussten und auch von den NS-Verstrickungen der Quandts. Sie schickten die entsprechenden Dokumente, die wir im Film zeigen, nicht an die Anklagevertreter bei den Kriegsverbrecherprozessen in Nürnberg. Wohl auch deshalb, weil Quandts Werke schon seit Mai 1945 für die Briten Batterien produzierten. Wir haben die Dokumente dem ehemaligen amerikanischen Ankläger Benjamin Ferencz gezeigt. Er sagt, hätten diese Unterlagen in Nürnberg vorgelegen, wären die Unternehmer angeklagt worden.

sueddeutsche.de: Wie groß ist die Schuld der Unternehmer Günther und Herbert Quandt?

Friedler: Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen. Wir haben die Fakten dargestellt: Es gab ein KZ in Stöcken, dessen Häftlinge für Varta unter unmenschlichen Bedingungen schuften mussten. Es gab Frauen aus dem KZ Ravensbrück, die in Quandts Berliner Werk zur Arbeit gezwungen wurden. Es gab unsagbar großes menschliches Leid. Es gab Enteignung und Arisierung. Und es gab hohe Profite.


Quote

24.11.2007 09:40:08

mina4482: Einfach nur unbegreiflich
Ich habe mir die Langfassung im NDR angeschaut und bin wieder einmal sprachlos.

Einfach nur entschuldigen.
Stattdessen wird jetzt wieder für Geld, daß den Opfern nicht zukommt, eine historische Aufarbeitung für die Quandts in Auftrag gegeben. Derweil sterben die letzten Opfer.

Drei Sachen sind mir in der Dokumentation aufgefallen:

Der Steuerzahler errichtet in Hannover ein Mahnmal für die KZ-Opfer der Firma AFA / Varta. Auf dem Firmengelände darf es nicht errichtet werden!

Herr Sven Quandt erzählt vor der Kamera, daß diese Diskussion Deutschland im Ausland schaden würde!? Ich bin vom Gegenteil überzeugt und denke, daß das was die Familie Quandt angerichtet hat, Deutschland für immer Schaden zugefügt hat, vielleicht nicht in Milliadärskreisen.

Die Familie Quandt beruft sich heute darauf, daß es BMW im dritten Reich nicht gegeben hat und sie deshalb nichts mit Zwangsarbeitern zu tuen haben. Welch ein Zynismus. Mit welchem Geld haben sie denn BMW gekauft?

Ein trauriges Kapitel und leider kein Einzelfall.

Quote

23.11.2007 14:47:05

wachholz_texte: Saubere Deutsche

Den Freud´schen Verschreiber "gesellschaftseminentes Verhalten" in einem Pro-Quandt-Kommentar weiter unten muß man sich auf der Zunge zergehen lassen (eminent = lt.Wörterbuch außerordentlich, hervorragend). Kann man wohl so sagen. Schön auch zu erfahren, dass die Norweger unseren sauberen Soldaten bis heute dankbar sind für den überfall auf ihr Land, Ausbeutung der Wirtschaft, Exekutionen, Verschleppung, "verbrannte Erde" beim Rückzug. Im übrigen haben meine Eltern, obwohl Angehörige der gleichgeschalteten Gesellschaft, kein Lager betrieben, keine Menschen mit Blei vergiftet, kein Geld durch die Zwangsarbeit anderer verdient, nicht unmittelbar nach Kriegsende 67 Millionen US-Dollar gebunkert gehabt. Mein Vater, Hauptfeldwebel der Wehrma.ht, hatte hingegen zeitlebens nichts als Verachtung für die Kriegsgewinnler à la Krupp, Quandt, Flick, die Millionen scheffelten, während Millionen verreckten. Er war deswegen kein sogenannter "Gutmensch". Nur ein ganz normaler Deutscher, der wie seine Frau die Heimat in Westpreußen verloren und die Nase voll hatte von Krieg, Lügen, Diktatur, in München einen Neustart begann, für seine Verdienste um die Mitbürger mit "München leuchtet" in Gold, Diakonischem Großkreuz sowie dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet starb, ohne sich, über den Soldateneid hinaus, schuldig gemacht zu haben. So wie er, Gott sei Dank, waren wohl die meisten unserer Väter und Großväter. Die anderen bzw. deren Söhne und Enkel sollten, anstatt Scham durch Aggression zu ersetzen, wenigstens schweigen.

Quote23.11.2007  10:34:23

Mr. Wasabi: Vermögen und Verbrechen

...

...wenn man den Quandts an den Goldkarren fährt (was ein richtiger Anfang wäre), sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass wir uns als Gesamtgesellschaft mit vielen großen und kleinen Naziverbrechern in Umfeld und Familie über die Jahre hinweg arrangiert haben - vielleicht weil eine gründliche und gerechte Aufarbeitung der Nazizeit das Ende dieser Gesellschaft bedeutet hätte...


Quote

23.11.2007 01:01:29

RobertOstermeier:

Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB.

Quote

22.11.2007 23:24:15

Parisien: Ohne Scham- ein Gesellschaftsbild

Anlässlich eines anderen Berichts zu den Quandts stellte ein Kommentar fest: "Holla - Familie Quandt-Goebbels, Zwangsarbeiter, eigenes KZ ...
Und davon erfährt die breite öffentlichkeit 60 Jahre danach."
Das ist in der Tat erstaunlich.Und bei der Gelegenheit fällt mir auf,dass auch die Bücher über die Untaten der Mediziner,Juristen u.a. häufig,wenn nicht ausschließlich,von Privatpersonen geschrieben wurden.
Das kann zum einen daran liegen,dass in den 50er Jahren viele eigentlich Belastete im Staatsdienst und in der Wirtschaft angestellt wurden (eine Untersuchung über die entsprechende Vorgehensweise nach dem Krieg beim BKA wird auch jetzt erst-aber immerhin- initiiert),die alle kein Interesse an Aufklärung hatten und diese wahrscheinlich sogar torpediert haben.
Dazu kommen dann noch die Netzwerke ,die die Nazizeit locker überlebt haben.
Zum anderen ist Geld Macht,und so viel Geld bedeutet viel Macht,mit der man das Leben anderer beeinflussen kann,zu deren Vor-oder Nachteil,die Betreffenden können es sich ja aussuchen.Und da verkneift man sich dann doch schon mal die eigentlich geplante Untersuchung ,"Es soll nicht zu Ihrem Schaden sein".
Letztlich,und das ist beschämend,aber wahr,finden eine ganze Reihe Bürger aus den verschiedensten Gründen nicht,dass diese Dinge überhaupt untersucht werden müssen,das war damals nun mal so,einige waren eben geschickter,als die anderen usw.


Bezeichnend für die Gesellschaft erst der BRD,heute ganz Deutschlands ist es,dass man diese Leute bewundert,ihnen eine hohen sozialen Rang einräumt,geadezu ihre Nähe sucht.Wen das nicht zum Nachdenken über die bei uns gültigen Werte zwingt,dem ist nicht mehr zu helfen.

...


Quote

23.11.2007 10:12:16

gerhardrolf: Quandt usw.

Aufarbeitung?
Ich habe den ersten Film über die Quandts gesehen, von Dokumentation kann man schlecht sprechen, und kann nur sagen es ist Polemik in schönster Aufmachung.
Was in diesem Deustchland nach 1990 läuft verkommt immer mehr zur Peinlichkeit, Neiddebatte und eine moralisierende Diskrepanz die nicht mal vor den Toten haltmacht.
Mittlerwiele gibt es gute Tote, schlechte Tote, in der Regel nur schlechte Deutsche und dann kommen noch die Hasspredigerformulierungen und Beschimpfungen von Geistlichen durch Politiker hinzu, oder die sich als solches ansehen, wenn sie denn nur "antifaschistisch" angesäuselt sind.
Was hat das noch mit Aufarbeitung zu tun.
Als ob mein BMW jetzt nicht mehr den Wert hat und ein Nimbus weg ist, nur weil frühere Verwandte oder Ahnen der jetzigen Eigentümer sich gesellschaftseminent verhalten haben.
Das grenzt an Dummheit und eine schlimme moralisierede Verblendheit und jetzige gutsmenschliche Arroganz..
Wenn mein Grossvater vor Narvik gekämpft hat und und von den Norwegern durchweg positive Einschätzung erhalten hat für sauberers deutsches Soldatentum, norwegische Bezeichnung, muss ich mich in diesem jetzigen Deutschland offensichtlich dafür schämen und es verleugnen.

Quote

23.11.2007 10:16:58

susiz: @gerhardrolf

"sauberers deutsches Soldatentum" - wow!

da würde ich gerne mehr drüber wissen ...

Quote

23.11.2007 10:12:17

Parisien: Sippenhaft

@RobertOstermeier:Bei Sippenhaft hätte die heutigen Mitglieder der Quandt-Familie für die zu Unrecht nicht in Nürnberg angeklagten Günther und Herbert Q. auf die Bank gemusst oder sonst irgendwie die für diese eigentlich vorgesehenen Stafen verbüßen müssen.Davon ist hier nicht die Rede ,aber wahrscheinlich wissen Sie gar nicht,was sich hinter diesem Begriff versteckt,insbes. wieviel Familien er getroffen hat,auch in der Nazi-Zeit,sonst würden Sie nicht so leichtsinnig damit umgehen.
Im übrigen ist es auch nach heutigem Recht so,dass man nur gutgläubig Eigentum erwerben kann,und dies auch dann nur,wenn die betreffenden Gegenstände nicht aus einer Straftat stammen .
Dass Sie die reine Partei-Mitgliedschaft mit dem Wirken des Günther Q. gleichsetzen,bestätigt meine These ,wonach viele Bürger keine Untersuchung wollen und die Qs eher bewundern,und das sagt einiges über die moralischen Massstäbe weiter Teile unserer Gesellschaftaus

Quote22.11.2007 22:54:03

mina4482: Sie haben Milliarden...

aber was kostet eine Entschuldigung?


Quote22.11.2007  21:54:32

-SuDe-: Wer die Macht hat, hat das sagen - Industriellen gehört die Welt.

Schön daß die Alten 'GEschichten' endlich doch noch auf den Tisch kommen - wenn auch gut aussortiert und erst nach Verscheiden der meisten Opfer - trauriges Deutschland und seine feigen Täter (und Mitläufer, muß man wohl auch dazusagen).

Traurig aber, daß gerade die Industrie-Verbände und Standesorganisationen (z.B. Ärzte, Staatsanwälte, BDI, etc) sich mit der Aufarbeitung teils bis heutigen Tags schwertun.

Bedauerlich insbesondere, daß den Tätern in diesen Reihen weder der Prozeß gemacht wurde - ja diese noch nicht mal in die Verlegenheit gebracht wurden Scham zu empfinden oder gar zur Verantwortung gezogen zu werden. NEIN, deren Brüder und Freunde und Weggefährten haben diese auf Lebenszeit gedeckt. Erst nach dem Tod der Täter durfte die Öffentlichkeit und der Staatsanwalt Akteneinsicht nehmen (wohl auch erst nach deren Aussortierung, bleibt zu vermuten).

[...] Die Deutschen Wirtschafts-Kapitäne und Industriellen und Vorsitzende der Industrie-Verbände machten sich ja nicht erst seit 1938 bzw 1933 schuldig - NEIN schon einen Krieg zuvor wurden sie schon auffällig, ... spätestens aber beim Kapp-Putsch bzw bei der finanziellen und organisatorischen Aufbauhilfe der Braunen Horden (FreiKorps) während der 'Regentschaft' Friedrich Eberts (SPD) waren Deutschen Industrielle teils schon auf Seiten des Faschismus aktiv involviert !

Über diese Schattenseiten Deutscher Geschichte - wo deren extrem republikfeindlichen und rechtsgerichteten Freikorps 1919-1925 Tausende von ARbeiter und Gewerkschafter ermordeten - wird bis heute eisern geschwiegen - eine Große Allinaz der Schuldigen und der Schweiger. Nie wurden dazu Industrielle zur Verantwortung gezogen!



Quote22.11.2007 21:31:55

panamajack: Heuchelei

Wenn die Familie Quandt wirklich nicht wusste wie schmutzig ihr Reichtum ist, ich nehme es ihr nicht ab, dann muss sie jetzt vor Scham im Boden versinken.


Quote

22.11.2007 18:20:55

FAQ: Entnazifizierung

Eine echte Entnazifizierung hat doch in der BRD nie stattgefunden.
(Dies war u.a. auch nie das Interesse zB. der USA.)
Eine viel größere Schande, als das solche Familien ihr Blutgeld behalten durften ist, dass die Nachkriegsgesellschaft bis heute (!), diesen Zynikern deSad'scher Manier nicht die angemessene ächtung entgegenbringt.
Die Quandts sind da nur ein Clan unter vielen.

Quote

22.11.2007 18:29:55

mona_7: @ FAQ

so ist es, es betrifft nicht nur die Quandts, sondern die gesamte bundesdeutsche Wirtschaftselite die zu keinem Zeitpunkt sich ihrer Geschichte gestellt hat und die bis völlig ungebrochen in diesem Sinne Einfluss auf die Politik nimmt bzw. sie letztlich bestimmt.


Aus: "NS-Vergangenheit: "Die Quandts haben nie etwas eingestanden"" (22.11.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/498/144173/5/ (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/498/144173/5/)

Title: [Zu Quellen gewährten sie keinen Zugang... (Notiz, BRD, Fam. Quandt)]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 27, 2007, 10:10:59 AM
Quote[...] Schon die Hochzeit von Günter Quandts früherer Frau Magda mit dem NS-Propagandisten Joseph Goebbels – auf einem Quandtschen Anwesen – hatte dem Unternehmer gute Kontakte zur Elite der Nazis gebracht. Sohn Harald Quandt war von Goebbels angenommen worden. Der Clanchef, 1933 in die Partei eingetreten, nutzte das Netzwerk offenbar skrupellos zur Expansion.

Da ist zum Beispiel das Batteriewerk in Hannover. Zwangsarbeit und Häftlinge aus dem KZ Neuengamme müssen hier unter lebensbedrohlichen Umständen schuften. Die SS bewacht das Lager. Viele sterben. In einem internen Papier berechnet Quandt einmal eine "Fluktuation" von 80 Personen – das war wohl die geplante Todesrate.

Ein Überlebender aus Dänemark tritt auf dem alten Produktionsgelände vor die Kamera und weint. Er erzählt von den Schikanen und der zerstörten Gesundheit. Und wie er und andere 1972 nach Deutschland gekommen waren, um von den Quandts Unterstützung zu erbitten – ohne Erfolg. "Varta hat uns krank gemacht", sagt er. Und: "Wir wollen nicht noch einmal zerstört werden."

Auch macht das TV-Team aufgrund einer Zeichnung einen früheren KZ-Häftling in Griechenland ausfindig. Er berichtet von Peitschenhieben und Quälereien. Das Denkmal für das KZ Stöcken habe wegen des fehlenden Einverständnisses der Quandts nicht auf dem belasteten Areal – einer heutigen Industriebrache – errichtet werden dürfen, berichtet Autor Friedler.

Da ist aber auch das Außenlager Pertrix in Berlin-Niederschöneweide, in der Wehrwirtschaftsführer Günter Quandt seine Batterien bauen ließ. Hier wurden ebenfalls KZ-Häftlinge eingesetzt. Unternehmer-Sohn Herbert war als Direktor registriert.

[...] Zu Quellen gewährten sie keinen Zugang; auch bei der jährlichen Verleihung des Herbert-Quandt-Medienpreises durfte das NDR-Team nicht zugegen sein. Dafür sprach der Erbe Sven Quandt, der seine Aktien an der Batteriefirma Varta vor einigen Jahren verkauft hat und nun findet, man solle die alte Zeit endlich ruhen lassen.

"Es ist ein Riesenproblem, dass man in Deutschland nie vergessen kann. Das hilft Deutschland nicht." Auch andere Länder hätten Probleme mit der Vergangenheit, ohne dass diese immer breit getreten würden, so der Rallyefahrer Quandt: Hier aber habe alles so einen negativen Touch. Eine Nichte von Günter Quandt fragt, was man denn damals anderes hätte tun können?

[...] Sogar die Schwester von Magda Goebbels, früher Quandt, spricht aus dem Altersheim übr die Vorgänge von einst. Sie mokiert sich beispielsweise darüber, dass Günter Quandt nach 1945 erst einmal als Verfolgter galt. "Ich habe jetzt nur noch ein Vermögen von 78 Millionen Dollar", habe er ihr gesagt. Die Führerverehrung, die Rolle der Quandts unter Hitler, das Naziwesen - alles kehrt in den Erzählungen der Greisin zurück.

Ab und an blendet der Film über das Schweigen der Quandts auf die Zylindertürme von BMW in München. Sie werden von oben gezeigt, sie sind Symbole der Macht. Dann sind die Fernsehautoren wieder in der Gegenwart angekommen, bei einer der einflussreichsten Familien. Und dann wird das Schweigen auf einmal sehr laut.

Quote01.10.2007  08:45:09

OxnoxO: Man sollte sich keinen Illusionen hingeben ...

... die meisten Vermögen wurden auf Kosten anderer Menschen gemacht. Sei es durch billigende Inkaufnahme, Ausbeutung, Betrug oder irgendein Verbrechen.

Die Zahl der Superreichen, die auf rein ehrlichem Wege zu ihrem Reichtum gelangt sind, dürfte verschwindend gering sein - das liegt in der Natur der Sache.

Bei den Quandt ist es dann eben Nazi-Geld. Oh Wunder! Die Quandts sind da kein Einzelfall. Man muss das sicher verurteilen und ganz sicher auch darüber reden - aber was will man sonst tun? Den Quandts das Geld wegnehmen? Wem soll man es denn geben? Die meisten Menschen, die diese Verbrecherära noch miterlebt haben, sind inzwischen verstorben.

Das Andenken wurde durch das Mahnmal in Berlin für lange Zeit einbetoniert und kaum jemand traut sich offen über ein Stück Geschichte zu sprechen, über das man gerade heute aber sprechen sollte, wenn man sich aktuelle Entwicklungen in der deutschen Politik ansieht - denn man muss Angst haben, als Antisemit oder gar Nazi diffamiert zu werden.

Vielleicht sollte irgendwann einmal die Sache abgeschlossen werden.

...


Quote

01.10.2007 08:57:13

Iannantuono: Über die Eigentümlichkeiten

der deutschen Geschichte...so lautet der Titel des Buches des ungarischen Historikers Georg Lukacs.....der Ekel von flyingfree wird wohl mehrere ergreifen...zu allem überdruss, würde nicht penibel recherchiert werden, würden diese Herrschaften nicht nur darüber schweigen, sondern vehement alles in Abrede stellen.....

Quote

01.10.2007 09:01:00

rick.sander: Quandt

Es war nicht nur Quandt; die ganze deutsche Industrie hat "nach einer Kennenlernphase" dem Regime zugearbeitet und es gestärkt, sowie Nutzen daraus gezogen.
da wäre noch viel aufzuarbeiten...............
rick.sander

Quote

01.10.2007 09:08:35

RobertOstermeier: .... und, was sollte die Familie Quandt jetzt machen?

Aufgrund von "Fakten", die über 60 Jahre lang keiner gefunden hat, keiner finden wollte oder durfte?
Aufgrund einer Sendung, die über 60 Jahre danach heimlich um 23.30 Uhr ausgestrahlt wurde (stand nicht im Programm!)?
Nach einem Staatsanwalt, der wegen seiner Homosexualität aus dem Dienst suspendiert wurde, und sein Bemühen doch keine Wahrheit an das Licht brachten?

Was machen Sie?

Wir haben die Nazizeit nicht ordentlich aufgearbeitet, das ist sicher. Aber jetzt nach über 60 Jahren? Die Firma BMW hat sich an dem "Ausgleichsfonds" beteiligt - Geld an die überlebenden in Dänemark und Griechenland ging nicht!
Wir wissen, an wen das Geld ging!
Wir haben sogar die DDR Zeit nicht richtig aufgearbeitet - und da lag es alleine in unseren Händen und hatten bereits unrühmliche Erfahrungen machen können! War die Wiedervereinigung und die Verfolgung der Verantwortlichen gerecht?

Welche "Gerechtigkeit" wollen wir?

Sollen wir jetzt keine BMWs mehr kaufen? Hat der Redakteur dieses Artikels schon alle seine VARTA Batterien weggeschmissen und seinen BMW gegen, ja gegen welchen Wagen denn, ausgetauscht? FIAT (war da nicht der Neffe von ........ beteiligt?). Gehen wir jetzt nicht mehr in die Kirche, weil die katholische Kirche gefährliche Nazis nach Argentien ausgeschleust hat?
Oder will da wieder nur eine Gruppe von Geschädigten noch einmal Geld sehen?
Ich kann es nicht mehr hören! Ich will es nicht mehr sehen!

Quote

01.10.2007 09:14:12

regula2: Da muss man Verständnis haben !

Die BRD ist noch nicht gefestigt genug, die Wahrheit zu ertragen.

Quote

01.10.2007 09:18:42

E.Bi: Skrupellosigkeit

Von Flick, Krupp, Quandt bis hin zu "rechtschaffenen Bürgern", die sich durch die "Arisieruung" eíne Wohnung, ein Häuschen, eine Werkstatt, ein Kontor oder eine Praxis aneignen konnten, zieht sich eine Spur der Skrupellosigkeit, von deren faulen Früchten heute noch viele zehren. Da Entschädigungen in den wenigsten Fällen von den Profiteuren selbst bezahlt wurden, sondern vielmehr aus anonymen Steuermitteln, können die Erben noch heute verdrängen. (Es gibt übrigens leuchtende Ausnahmen, wie eine Tochter von Albrecht Speer, die ihr Erbe einer Stiftung zur Verfügung gestellt hat.)

Quote

01.10.2007 09:24:00

0909:

Man muß endlich mal aufhören mit der Nestbeschmutzerei. Reich sind die wenigsten auf ehrliche Art und Weise geworden! Selbst der Adel ist vielfach auf Raubrittertum zurückzuführen, nur dass eben diese BMW-Story wieder gut in den Zeigeist paßt. Keiner heißt all diese Handlungen in der NS Zeit für gut und richtig, aber es muß mal Schluß sein damit, sonst müssen wir auch Napoleon, die ausgerottenen Indiander usw. zum Thema machen.
PS: Gab es die "Süddeutsche auch schon in der Hitlerzeit?
Wenn ja, was wurde da berichtet?

Quote

01.10.2007 09:28:02

s.hagmann: quandt

warum kann solch ein film nicht im Hauptabendprogramm gesendet werden?
warum kann es nicht danach ein mit ausgewiesenen Historikern etc besetztes Podium
geben zur öffentlichen Diskussion des damaligen und heutigen Verschweigens?
Ich wünsche mir den Mut in der ARD eine solche Diskussion anzustossen.
Aber "Danke" für die Sendung vor Mitternacht.

Quote

01.10.2007 09:29:23

Dieter_Wondrazil: vor dem Krieg ist nach dem Krieg

nachher war auf einmal niemand mehr dabei...wie in der DDR, da war ja auch niemand dabei, was? Schon komisch, wie sich solche Systeme halten können, wenn eigentlich niemand mitmacht...
Opportunisten aller Länder, vereinigt euch, dann könnt ihr kollektiv vergessen!
ICH finde NICHT, dass man "das alles jetzt endlich vergessen" sollte, oder den armen Tätern wieder Ihre Ruhe schenken sollte. Wenn das alles der Wahrheit entspricht, sollte der Gerechtigkeit Genüge getan werden - auch heute noch.
Gerechtigkeit hat kein Verfallsdatum!
Hier zu verharmlosen mit dem Hinweis, dass das ja zu allen zeiten üblich war und dass es immer noch schlimmere Verbrecher/-en gab, ist m.E. unmoralisch und unverantwortlich.

Und für das Vermögen fände sich schon eine Verwendung, da bin ich sicher.

DW

Quote01.10.2007  09:45:20

solsesolse: @ 0909:

Wenn ich das Wort Nestbeschmutzer schon höre, wird mir einfach nur schlecht.
Was haben Sie im Kopf? Die größten Nestbeschmutzer Deutschlands waren ja wohl die Nazis!

...


Quote01.10.2007  09:50:04

kyparissia: wahre Grösse

Dass alle grossen Firmen, Unternemen und Unternehmungen ihre Existenz auf Kosten, Schweiss und Blut anderer aufgebaut haben ist ja weder neu, noch überrascht uns dies gross. Es ekelt uns tatsächlich nur einfach noch an.
Wahre Grösse wäre allerdings, da ja nun auch schon 60 Jahre ins Land gegangen sind, wenn die entsprechenden Familien und Unternehmen zu ihrer und unser aller Vergangenheit stehen würden und statt die entsprechenden Dokumente zu verstecken und zu verheimlichen, in der Hoffnung, dass sie vergessen werden, dise von sich aus aufdecken und recherchieren lassen würden.

aber das ist wohl schlicht zu viel verlangt.

Quote

01.10.2007 09:55:30

rack66: Bodenlos

Ich kann nur allen, die in DDR-Zeiten oder zu einem anderen Zeitpunkt etwas zu Unrecht erlangt haben oder die anderes Unrecht begangen haben, raten, das so lange wie möglich tot zu schweigen. Wenn es dann endlich gelingt, die Tatsachen aufzudecken, werden sich genügend Befürworter finden, die dann sagen "ich kann es nicht mehr hören, verändert auf keinen Fall mehr das, was gewaltsam errungen wurde". So eine Art staatlich und gesellschaftlich geförderter Ersitzung. Wie ignorant kann man eigentlich sein? Dieses Verhalten gibt nur denjenigen Recht, die mit allergrößter Dreistigkeit Unrecht begangen haben und sich jetzt auch noch feiern lassen.

Was man tun sollte, wurde gefragt, die Berechtigten seien ja gar nicht mehr in der Lage, eine Entschädigung oder ihr Eigentum wieder zu erlangen. Das schlägt dem Fass den Boden aus. Nicht nur, dass sie ihr Leben lang vergeblich auf Wiedergutmachung warten mussten. Sie konnten auch sich und ihren Nachkommen nicht das Leben und die Ausbildung ermöglichen, die ihnen ohne das Unrecht möglich gewesen wäre.

Wenn jemand stirbt, der bei jemand anderem Schulden hat, dann erben die einen Erben die Schulden und die anderen die Forderung. So einfach ist das im Zivilrecht. Soll man hier auch hingehen und den Erben der Forderung sagen: "Pech gehabt!"?

Quote01.10.2007  09:56:48

odasgupta (sueddeutsche.de): @ 0909

Sie fragen: "Gab es die Süddeutsche auch schon in der Hitlerzeit?
Wenn ja, was wurde da berichtet?"

Nein, die Süddeutsche Zeitung wurde unmittelbar nach der NS-Zeit gegründet.
In der ersten Ausgabe vom 6. Oktober 1945 wurde auf Seite 1 mit Blick auf das III. Reich erklärt:

,,Zum Geleit – Zum ersten Male seit dem Zusammenbruch der braunen Schreckenherrschaft erscheint in München eine von Deutschen geleitete Zeitung. Sie ist von den politischen Notwendigkeiten der Gegenwart begrenzt, aber durch keine Zensur gefesselt, durch keinen Gewissenszwang geknebelt. Die Süddeutsche Zeitung ist nicht das Organ einer Regierung oder einer bestimmten Partei, sondern ein Sprachrohr für alle Deutschen, die einig sind in der Liebe zur Freiheit, im Haß gegen den totalen Staat. Im Abscheu gegen alles, was nationalsozialistisch ist."
,,Die Leiter der Zeitung, verschiedenen Parteien entstammend, glauben, daß nach zwölf Jahren schmachvoller Gewissensknechtung und aufbefohlener Lüge der gemeinsame Wille zu politischer Mündigkeit und Sauberkeit, zu Verantwortungsbewußtsein und Wahrhaftigkeit eine genügend starke Grundlage für eine fruchtbare Zusammenarbeit bildet. [...] Wir beginnen auf schmaler Plattform mit geringen Mitteln und spiegeln damit die allgemeine Lage. Wir glauben, daß wir in nicht allzu ferner Zeit auch den allmählichen Aufstieg spiegeln werden.
– Schriftleitung und Verlag"

Im übrigen, Herr oder Frau 0909, bin ich nicht Ihrer Meinung. Aufarbeitung von Verbrechen ist keine "Nestbeschmutzerei", so wie es nennen. Im Gegenteil: Aufarbeitung bedeutet, sich nicht vor der Wahrheit zu fürchten - und aus den Fehler der Vorfahren gelernt zu haben.

Freundliche Grüße,
Oliver Das Gupta

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01.10.2007 10:00:32

FAZ-Leserin: Mit ehrlicher Arbeit wird man nichts.

Ich hatte etwas ähnliches (Quandt/ Magda Goebbels) aber schon vor Jahren in einer anderen Zeitung gelesen. Es war, wie so vieles, ein offenes Geheimnis.

Quote01.10.2007  10:12:10

0909: @ odasgupta

Es ist immer leicht über das Vergangene, über Fehler der Vergangenheit und überhaupt über Fehler Anderer zu urteilen. Leider werden wir nicht mehr erleben, wie später die Zeit über uns urteilen wird. Vielleicht wird man fragen, wie konnten die Menschen, speziell in Deutschland, wo sie doch ein "Tätervolk" waren, wieder zulassen, dass deutsche Soldaten in den verschiedensten Ländern mit der Waffe in der Hand stehen?!
Wieso waren speziell die Deutschen, als doch so "kriegerisches Volk" so unaufmerksam als Ihr Land unterwandert und durchsetzt wurde?!
Was, frage ich speziell Sie, können wir überhaupt für oder gegen etwas machen, als uns in diesen doch eigentlich lächerlichen Foren abzuwatschen. Wie schon in der NS Zeit werden auch heute die Messer wo anders gewetzt und wir sind das dumme Stimmvieh!

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01.10.2007 10:19:26

ucr: @9090

"Reich sind die wenigsten auf ehrliche Art und Weise geworden! "

Haben Sie den Artikel nicht gelesen oder nicht verstanden ? Ein mit Zwangsarbeitern erwirtschaftetes Vermögen als ehrlich erworben zu bezeichnen, muß man wohl nicht weiter kommentieren. Tröstlich ist für mich in diesem Zusammenhang nur, daß wir diese "Altlasten" in Gestalt einer Generation, die geistig noch immer nicht in der Bundesrepublik angekommen ist und Aufklärung als "Nestbeschmutzerei" bezeichnet, auch bald los sind.
ucr

Quote01.10.2007  10:23:59

Trope: @0909: Resignation?

Ich habe das Gefühl, dass Sie Ihre Meinung mit Resignation unterfüttern. Wenn man ja schon nichts machen kann, dann kann man es gleich lassen.
Zum einen: ich glaube auch nicht, dass ein solches Forum die große Politik wird beeinflussen können.
Zum anderen: Ich glaube aber sehr wohl, dass die kritische Auseinandersetzung - auch in solchen Foren - einen Teil zum politischen Geschehen beitragen kann. Weshalb sollten sonst die Machthaber in Birma/Myanmar gerade ein Medium wie das Internet lahmlegen.

Mich wundert übrigens, dass die Sendung überhaupt ausgestrahlt wurde. Ich empfehle das Buch "Mattscheibe" von Jürgen Bertram, das die Interessenverflechtung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen untersucht.

Ich bin des Weiteren sehr froh über solche Beiträge, da dies zum Verständnis der Historie beiträgt, rechten Stimmenfängern den Wind aus den Segeln nimmt (nein, die Deutschen haben nicht nur mit ihrer Hände Arbeit alles geschafft) und Menschen wie mir das Vertrauen in die Medien (wieder-)gibt.

Beschämend finde ich es vielmehr, dass eine Familie wie die Quandts es über all die Jahre nicht für nötig gehalten haben, Ihre ganz persönliche Geschichte aufzuarbeiten. Es war ihnen einfach kein Anliegen - und daran ändert auch das (erzwungene) Einzahlen in den Entschädigungsfonds nichts!

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01.10.2007 10:24:43

Holger566: @ odasgupta

So stelle ich mir den Journalismus vor. Nur wird diesem Anspruch die SZ in der jüngeren Vergangenheit immer gerecht?

Zum Thema: Hat in Deutschland wirklich jemand geglaubt, dass die Nazis ohne massive Unterstützung der Banken, großen Konzerne und übrigen Wirtschaft auch nur einen Monat Macht hätten ausüben können?
Und anders rum, hätten die großen Konzerne und Banken ohne die Sklaverei durch die von der Kriegsmaschinerie bereitgestellten Menschen und Resourcen, nach dem Krieg weiter Profit machen können.
Sie brauchten sich nur den Staat darum herumbauen. Wer baute diesen auf (ich spreche nicht von Parteien, die bedienten sich nur). Justiz- wo kamen die Richter wohl her, BKA-durch ehem. SS und Polizeiführer; Auswärtiges Amt- komplett übernommen; Bundeswehr-wie viele Nazigenerale von der "sauberen" Wehrmacht haben die aufgebaut usw.
Die Stoßrichtung war wie bei den Nazis der Osten.
Die deutsche Geschichte ist längst nicht aufgearbeitet. Selbst Guido Knopp geht nur halherzig ran.

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01.10.2007 10:25:29

Torx: Unfassbar einige Kommentare

Man kann natürlich vor allem die Augen verschließen und in Ruhe weiterhin sein Leben genießen. Man kann aber auch genau hinsehen und sich wie ein Staatsbürger in einer freiheitlichen Demokratie verhalten. Die Annehmlichkeiten und Freiheiten die wir heute genießen, sind hart erkämpft worden und müssen immer wieder hart erkämpft werden.
Gerade derzeit erscheint mir eine gewisse Lässigkeit im Umgang mit politischen Unkorrektheiten alles andere als angemessen.
Es ist nicht möglich den damals Betroffenen gerecht zu werden, oder sie zu entschädigen. Wie sollte das auch gehen, die meisten sind nicht mehr am Leben.
Mord jedoch verjährt nicht.
Eine ganze Familie die offenbar derart intensiv von den politischen Bedingungen profitiert hat und bis heute mauert und sich uneinsichtig gegenüber der eigenen Verantwortung zeigt, sollte in Deutschland keine Macht mehr ausüben dürfen.

Die Tatsache, dass die ARD den Bericht quasi ins Programm geschmuggelt hat spricht für mich Bände.
Um so lobender, dass die Süddeutsche den Mut hat auf den Bericht hinzuweisen.
BMW ist immerhin Anzeigenkunde.

T

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01.10.2007 10:35:20

HansJoachim44:

Solche "Nachrichten" können einen auch nur überraschen, wenn man davon ausgeht das Dritte Reich wäre irgendwie über Nacht vom Himmel gefallen oder eine Diktatur von Außerirdischen gewesen. Wenn nicht die deutsche Wirtschaft die Produktion von Waren während des WK2 übernommen hat, wer denn dann? Glauben Sie da etwa an Importe aus England?? Und natürlich wurde schwere Arbeit damals von Zwangsarbeitern erledigt, von wem denn auch sonst?

Ich habe diesen Beitrag aufgrund von Schlaflosigkeit gestern gesehen, fühlte mich dabei aber leider weniger in einer guten Dokumentation als vielmehr in einer dieser unsäglichen Schwarz-Weiß gezeichneten Reichsdokus. Hier die guten Opfer und Siegermächte bis hin zum Ankläger der Nürnberger Prozesse, dort die bösen raffgierigen Quadts die nur Rallies im Kopf haben. Ich kann natürlich nicht beurteilen was dran ist, aber seriösen Journalismus stelle ich mir anders vor.

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01.10.2007 10:36:59

0909:

Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB.

Quote01.10.2007  10:37:56

Stratto: Die Lebenden und die Toten...

Die Headline des Artikels formuliert sybillinisch ,Vorwürfe gegen Quandt'. Aber gegen wen, gegen den oder die Toten, gegen die Lebenden, die damals noch nicht geboren? Gegen die Dynastie im ganz Allgemeinen? Gesinnungsethik, Verantwortungsethik?

Wer sich nur ein wenig in der Industriepolitik des Dritten Reichs auskennt, weiß sicher, dass es ganz prinzipiell keine einzige größere Firma von Alkett in Berlin bis Zeiss in Jena gab, die nicht in auf das staatliche System der Fremd- und Zwangsarbeiter zurückgegriffen haben bzw. zurückgreifen mussten, mit dem die breiten Rekrutierungen in den Betrieben möglichst ausgeglichen werden sollten. Die Autoren der Reportage gegen doch weit darüber hinaus. Man sammelt überall diskreditierende Indizien aller Art, Interviews mit ehem. Lagerhäftlingen werden für die weitergehende Empörung und Anklage sakrosankt überhöht und unkritisch übernommen.

Man legt einem ehemaligen Ankläger von Nürnberg Benjamin Ferencz einige Dokumente vor, der äußert völlig überraschend seine Betroffenheit und schon steht das Urteil analog zu Krupp fest, das durch den Film vollstreckt wird- Kläger, Richter und Vollzug in einer Solo-How. Man stelle sich wirklich vor, wie es medial diffamierend verarbeitet worden wäre, hätten die Nachgeborenen sich wirklich schützend vor die Väter bis Urgroßväter gestellt und eine unabhängige Untersuchung eingefordert. Und dazu schwebt über allem das Eva Herman Syndrom.

Man weiß aus guter Erfahrung, dass sich mit diesen gängigen Instrumenten die eigene Karriere prima vorantreiben lässt, ein immer preisverdächtiger Opportunismus der anderen Art. Nur wenige beteiligen sich nicht daran und Mut gehört dazu nicht im Geringsten. Das Meinungssystem jedoch, das von der 68er Generation, die sich für die fröhlichen Massenmörder von Mao über Stalin bis Pol Polt enthusiastisch bis unkritisch begeisterten, zeigt angesichts der drängenden aktuellen existentiellen Probleme nur noch auf, was diese Art der Geschichtsinterpretation vor der ewigen NS-Deutungsfolie im Standbild mittlerweile im wesentlichen ist: unproduktiv und erkenntnisneutral.

Quote01.10.2007  10:57:19

ArchiA: ,,Derrière chaque grande fortune il y a un grand crime"

(Hinter jedem großen Vermögen steht ein großes Verbrechen)

Dieser Satz von Balzac ist gerade in Deutschland besonders aktuell. Und wer sich jetzt überrascht oder erstaunt zeigt, der hat sich wohl noch nie die Frage gestellt: wie war eigentlich nur wenige Jahre nach dem Krieg der viel besungene Wirtschaftswunder möglich?
Woher kamen die Gelder?
Wie haben die grossen Unternehmen in den Jahren zuvor ihre Rücklagen gebildet und woher kam das Startkapital für viele mittelständische Unternehmen in einem zerstörten Land?
Die amerikanischen Hilfen im Rahmen des Marshall-Plans gingen an viele Länder, den Wirtschaftswunder gab es aber in dem Ausmass nur in Deutschland, und das lag ganz sicher nicht daran, dass die Deutschen fleissiger waren als andere Europäer.

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01.10.2007 11:06:00

HansJoachim44:

@ArchiA: Ich hatte ja eigentlich versprochen Ihre Beiträge nicht mehr zu kommentieren, aber was Sie da wieder behaupten ist .... Naja. Also um eine lange Geschichte kurz zu machen: Da gab´s nix mehr. Keine Rücklagen, keine Investitionsgüter, keine Patente, gar nichts. In welcher Währung sollten diese Rücklagen denn auch bestanden haben? In deutscher Reichsmark? Vielleicht in Devisen der Alliierten?

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01.10.2007 11:12:17

Azmoguul: Richtige Aufarbeitung tut immer noch Not!

Auch mir stellt sich der Kamm auf, wenn Leute "etwas nicht mehr hören können". Meistens liegt's ja nur daran, dass sie nur zu gerne jedesmal weghören, und es gab schon vor 45 Jahren - in meiner frühen Jugend - solche "Mitbürger".
Ich bin noch in einer Zeit groß geworden, wo man "vorsichtshalber" nur den 1. Weltkrieg behandelt hat. Aber wenn ich, wie es immer so schön heißt, aus der Geschichte etwas lernen kann/soll, dann doch nur aus der jüngsten. Karl der Große, den ja die Franzosen ebenso mit Beschlag belegen, wie wir, oder Napoleon (da ist's eindeutiger) mögen große Strategen gewesen sein und ihre Erfolge mögen imposant und interessant gewesen sein, aber wenn ich tatsächlich Fehler vermeiden will, kann man das wirksam m.E. nur aus der Geschichte, die 1-3 Generationen zurückliegt.
Dabei lebe ich - ohne Probleme - mit dem Bewusstsein, dass es mich ohne Gröfaz und seine Bewegung "heim ins Reich" (oder bei Quandt eher reich ins Heim *g*) nicht geben würde, da mein Vater als Kind mit seinem alten Herren (später in Russland verschollen) nach Deutschland zurückkehrte. Aber trotzdem, oder gerade deswegen, interessiert mich jede sachliche Aufarbeitung dieser Geschichte. Gelegentlich gibt es ja auch einen Lichtblick, wie Schindler. Mir sind alle aktiven Widerständler sehr wichtig und ich bin denen für ihre Opfer sehr dankbar. Wie es mit der Einstellung einiger Leute bestellt ist, kann man sehr gut daran sehen, dass Leute, wie Brandt, die geflohen sind, als Vaterlandsverräter betitelt werden, aber Mitläufer oder gar Kriegsgewinnler als verdiente Mitglieder der Gesellschaft gehandelt werden.
Mit freundlichen Grüßen

Quote

01.10.2007 11:15:00

ucr: @9090

"Wie also stehen Sie zu der Tatsache, dass der Homo Sapiens in Europa den Neandertaler vor ca. 30000 Jahren verdrängt hat, ihn hat glattweg verhungern lassen. Ich empfehle also zur Wiedergutmachung den Rückzug des Homo Sapiens nach Afrika."

Ich denke, diese Analogie hinkt ein wenig. Der Unterschied besteht einfach darin, daß heute keiner der bedauernswerten Neandertaler seinen ehemaligen Peinigern auf der Straße begegnen muß. Andersherum, solange ehemalige Täter fröhlich über unsere Straßen spazieren und aus unsren Rentenkassen genährt werden und solange ehemalige Opfer noch um kümmerliche Entschädigungsrenten kämpfen müssen, ist gar nichts vergessen.
ucr

Quote

01.10.2007 11:16:27

LeCabanon: Vergangenheit ruhen lassen, vergessen

Die Vergangenheit ruhen lassen, vergessen ... zu können. Vergessen, nicht verdrängen oder verschweigen.

Der gestern gezeigte Film wäre doch gar nicht zustande gekommen wenn die Familie der Quandts sich bereits der öffentlichkeit gezeigt und Stellung bezogen hätte.
Nicht als Erben der Täter oder der Täterschuld, sondern als Unternehmer die doch wenigstens versuchen könnten Ja zu sagen zu der eigenen Geschichte. Ja, ein Regime wie das der Nazis hat unterstützer, Geldgeber. Ja, das sind Menschen die tatsächlich zu sehen sind, berührbar. Menschen die Familie haben, Väter sind oder Mütter, die möglicherweise ja sogar unter dem Druck einer Firmeneignerschaft, so Zielfokussiert und erfolgsstrebend sind das sie ein solches Konglomerat aus ideologischer Verblendung, ideologisierter Geschichte und eigener Geschichte mit der sich stellenden Gegenwart vermischen und dem Glauben verfallen etwas besseres zu sein. Dieses Bessere mit Worten oder Taten zu bestücken und so selbst zum Täter werden. Das Passiert, passierte und wird auch wieder passieren wenn nicht der Mut da ist zu sehen wie es zustande kommt, so ein Regime. Aus Menschen.

Quote

01.10.2007 11:17:56

solsesolse: @0909

Sie vergleichen eine bedeutende Auseinandersetzung und Recherche mit historischen Fakten und die Forderung nach Verantwortung seitens der Verbrecher aus der Nazizeit mit dem Verdrängen der Neandertealer - merken Sie selber eigentlich nichts?

Wie weit wollen Sie zurück gehen, um vom eigentlichen Kern der Diskussionen / den Anliegens hier anzulenken!
Was Sie spießig finden, ist komplett irrelevant. Hier geht es nicht um rechts oder links. Was hier besprochen wird, ist parteiübergreifend.

Worum es hier geht sind Verbrechen an der Menschheit, an dier Menschlichkeit. Und die sind weder juristisch bestraft, noch von den Verantwortlichen oder ihren Nachkommen ethisch/moralisch verantwortet noch finanziell an die Opfer "entschädigt" worden.

Was genau muss man Ihnen eigentlich noch erklären, damit Sie anfangen mal wirklich NACHZUDENKEN?

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01.10.2007 11:22:39

plexar: @0909: was bitte ist das für ein vergleich?

zitat:
"Wie also stehen Sie zu der Tatsache, dass der Homo Sapiens in Europa den Neandertaler vor ca. 30000 Jahren verdrängt hat, ihn hat glattweg verhungern lassen. Ich empfehle also zur Wiedergutmachung den Rückzug des Homo Sapiens nach Afrika."

es wurden im dritten reich millionen menschen opfer einer verbrecherischen ideologie und das vor weniger als 2 generationen. der vergleich mit einer zeit vor 30000 jahren ist sowohl dumm, als auch eine beleidigung all derer, die unter dem nazi-regime gelitten haben und heute deinen beitrag lesen.
wie kann man die verhältnisse von vor 30000 jahren mit dem dritten reich vergleichen wollen?
es ist erstaunlich, dass hier solche meinungen auftauchen. hätte ich eher in der B..D erwartet.....ne, selbst da nicht!

Quote01.10.2007  11:26:42

ArchiA: HansJoachim44: Auf Ihre Kommentare kann ich gerne verzichten, zumal Sie ausser Ihre Meinung noch nie fundiertes Wissen enthalten haben

,,Der Transfer deutscher Vermögenswerte ins neutrale Ausland."

,, Dieser gewann insbesondere in der zweiten Kriegshälfte an Bedeutung, als sich die kommende Niederlage und schliesslich die Besetzung Deutschlands abzeichneten. Die deutschen Unternehmer gingen davon aus, dass ihre Beteiligungen im alliierten Machtbereich – wie schon im Ersten Weltkrieg – weitgehend durch Beschlagnahmung verloren gehen würden, während die Vermögenswerte im neutralen Ausland möglicherweise erhalten bleiben könnten, um erneut eine wertvolle Rolle für die Wiederanbahnung internationaler Wirtschaftsbeziehungen zu spielen. Der Transfer deutscher Vermögenswerte nahm vielfältige Formen an. Typisch für die verbreitete industrielle Absetzbewegung war die Anlage finanzieller Polster durch falsche Fakturierung, der Aufbau von Warenlagern oder die Verlagerung ganzer Produktionen. Weit schlechter erfassbar ist der von den Alliierten in besonderem Mass gefürchtete Vermögenstransfer nationalsozialistischer Eliten, die ihre individuelle Existenz oder allenfalls sogar ein politisches Fortleben über die Niederlage hinaus zu sichern suchten. Bei solchen Vermögenswerten war zudem der Verdacht besonders naheliegend, dass ihre Entstehung auf Zwang und Raub zurückging. Dokumentieren lässt sich der umfangreiche Handel mit Banknoten, mit geraubten Wertschriften und mit Diamanten..."

Auschnitt aus der Zusammenfassung des Inhalts von:

,,Tarnung, Transfer, Transit.
Die Schweiz als Drehscheibe verdeckter deutscher Operationen (1938–1952)"
von Christiane Uhlig, Petra Barthelmess, Mario König, Peter Pfaffenroth, Bettina Zeugin

erscheinen im Chronos Verlag im Rahmen der Veröffentlichungen der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg, Band 9.

Quote01.10.2007  11:35:43

nachdenken: Ich bin gut, ihr seid böse

Enthüllungsjournalisten wissen immer genau wie böse die anderen sind. Schon die Geburt als Kind eines Unternehmers ist mit dem Bösen behaftet. Auch wenn man selbst aufgrund der späten Geburt nie persönlich Schuld auf sich laden konntet ist es egal - schuldig durch Geburt.
Erstaunlich nur der Umgang mit der Vergangenheit ihrer Vorfahren (ob leiblich oder Berufsvorgänger). Warum entschuldigt sich nicht jeder Journalist vor jedem Beitrag für "seinen" Beitrag zur nationalsozialistischen Propaganda?


Quote

01.10.2007 12:02:19

0909:

Es ist echt ein Problem, was machen wir nur mit unseren Urgroßvätern, Großvätern und Vätern? Ich mag Sie allle. Im Gegensatz zu den "Selbstgerechten" dieser Zeit hatten sie nicht das Glück in einer gesichtslosen, relativ bekennungsfreien Zeit groß zu werden. Ich möchte nicht wissen, wieviele dieser tollen "Aufklärer "der heutigen Zeit damals zumindest gekuscht hätten, wenn nicht sogar mit gebrüllt hätten , aus Angst um nur nicht aufzufallen! Keiner heißt diese Zeit gut und es ist furchtbar was geschehen ist, aber ich betone nochmals, es muß mal Schluß sein damit!

Quote

01.10.2007 12:06:20

plexar: @nachdenken: genau, mal gescheit nachdenken....

zitat:
"Warum entschuldigt sich nicht jeder Journalist vor jedem Beitrag für "seinen" Beitrag zur nationalsozialistischen Propaganda?"

die heute arbeitenden journalisten sind journalisten, weil sie studiert haben und nicht weil sie diesen job von skrupellosen opportunisten geerbt haben. ein herr s. quandt ist millionenär, weil er ein vermögen geerbt hat, welches zum größten teil seinen ursprung auf den schultern von zwangsarbeitern fand.
DAS ist der unterschied!

reicht das als erklärung?

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01.10.2007 12:12:53

edgeflash: @0909

Sie forden: "es muß endlich mal Schluß sein". Finde ich nicht! Und es geht hier doch gar nicht darum, Deutschland immer wieder zu "bestrafen", sondern darum, dass uns unsere Geschichte uns im Bewußstsein bleibt und dass wir weiterhin Aufklärung erhalten über Verbrechen, die sich niemals werden verjähren können.

Quote

01.10.2007 12:22:15

eeg121952: Bereicherung auf Kosten Anderer

Und die Zulus haben sich in blutigen Unterdrückungskriegen am Land der Nachbarstämme bereichert. Und die Briten haben sich in blutigen Unterdrückungskriegen am Landbesitz und am Reichtum der ganzen Welt bereichert. Und die Spanier haben sich in blutigen Eroberungskriegen am Gold der Indios bereichert. Und die Mongolen haben sich in blutigen Eroberungskriegen am Land und am Reichtum der Hälfte Asiens bereichert. Und die Juden haben sich am Gelobten Land in blutigen Eroberungskriegen gegen die in diesen Gebieten lebenden Menschen bereichert und und und ......diese Liste ließe sich endlos verlängern und keine einzige der menschlichen Gemeinschaften würde darin nicht auftauchen. Warum also diese heimlichen Filmvorträge im öffentlich Rechtlichen? Die ganze Welt weiß doch um die eigenen Verfehlungen und um die Verfehlungen der Vorväter.

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01.10.2007 12:23:06

ucr: @9090

"Keiner heißt diese Zeit gut und es ist furchtbar was geschehen ist, aber ich betone nochmals, es muß mal Schluß sein damit!"

Warum eigentlich ? Damit wir wieder "neu" anfangen und die Geschichte nochmal erleben dürfen ?
ucr

P.S.: Die Verbrechen der Vertreibung werden doch auch bei jedem Schlesiertag erneut thematisiert.

Quote

01.10.2007 12:26:40

doktor no: geschichte wiederholt sich jeden tag

mich erstaunen 4 dinge:

1) ein solcher ard-beitrag ohne ankündigung zur schlafenszeit

2) beitragsgeber hier, die immer noch nicht verstanden haben, dass es einen unterschied gibt zwischen persönlicher verstrickung/schuld samt deren moralisch abgeleiteter verantwortung der nachkommen und dem benutzen eines markenartikels

3) dem immer wiederkehrenden phänomen öffentlichen erstaunens darüber, wie sich das 3. reich nach 45 wieder zusammengerauft hat. allein das kapitel "auswärtiges amt" ist eine geschichte für sich; in einem klima, das adenauer vor allem zu schaffen hatte, wurden ex-nazis mit kusshand wieder in amt und würden gehoben. wieso erstaunt uns das?

4) die moral der wirtschaft, die hier angeprangert wird. es ist doch nun wohl seit jeher bekannt, dass moralisch wohl kaum etwas niedriger ist als die gier der unternehmen, die umso besser florieren, je opportunistischer sie agieren. das schockierende hierbei ist für mich lediglich immer noch, dass unternehmen keinen unterschied in der schwere der schuld machen. ob der neger in nigeria an ölverpestung durch shell stirbt oder der jude durch die IG farben, ist für die industrie keine frage von kriminalitätsgraden - sie sieht das ganz "sachlich". käme heute ein hitler hier an die macht - unsere unternehmen würden allesamt sabbernd die finger recken, um als erster an der reihe zu sein. das - und dies zeigt der fall quandt wie so viele andere fälle auch - ist der eigentlich skandal. man hat aus der vergangenheit nichts gelernt. unsere unternehmen haben nichts gelernt, denn sonst würden sie andere unternehmenspolitik betreiben und nicht mit dem immer gleichen verweis auf arbeitsplatzsicherung heute china, morgen russland, übermorgen iran hofieren.

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01.10.2007 12:27:36

PositiverDenken: Wut im Bauch....

Dokus dieser Art werden bei diversen öffentlich-rechtlichen Sendern oft auf einem späteren Sendeplatz gebracht - daran ist nichts konspirativ.
Befremdlich finde ich den Lob einiger Kommentatoren, dass die ARD und SZ "sich trauen" darüber zu berichten. So weit ist es hoffentlich noch nicht mit der Pressefreiheit der SZ einen derartigen Artikel wegen Angst vor Anzeigen-Boykott seitens BMW nicht zu veröffentlichen.
Die Quandt-Familie ist nicht die einzige Unternehmer-Familie, die von der NS-Zeit profitiert hat und ihr heutiges Vermögen darauf aufgebaut hat. Aber sie ist wohl der bekannteste Fall in Deutschland, die sich nicht mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt, vieles verschweigt und keine Reue zeigt. Das ist das schockierendste an dem Ganzen. Den Kommentaren des einen Sohnes zufolge, der sein Geld jetzt mit Rallye-Fahrten verpulvert, lässt sich diese ignoranten Verhalten nur durch mangelnde Intelligenz und ungenügende Selbstreflexion erklären. Geld macht nicht unbedingt schlau.

Quote

01.10.2007 12:29:36

Olly77: @9090 - Aufklärung

ist ein menschlicher Urtrieb und sollte nicht unterdrückt werden. Sie tut einfach gut! Das hat der Herr, auf den sich Adenauer, FJS und Stoiber neben vielen anderen berufen, auch gesagt: "Die Wahrheit wird euch frei machen!"

Quote01.10.2007  12:39:23

wernerlamb: Quands Nazi-Verbrechen verschwiegen

bezeichnend für die Pressefreiheit in Deutschland ist die Tatsache, wie lange
"Quands eigenes Konzentrationslager" in der öffentlichkeit verschwiegen werden
konnte und die Art und Weise, wie der Bericht heimlich ohne Ankündigung in der ARD gesendet werden mußte, damit dies kein Politiker in letzter Sekunde verhindern konnte.
Die gesamte deutsche Presse hat sich offenbar seit Jahren hierzu ein Schweibegelübde auferlegt. Spiegel, Stern und der angebliche Aufklärungsjournalismus Fehlanzeige, lieber weiter Hofberichterstattung.
Man könnte es sich ja mit den Ministerpräsidenten der Länder und mit BMW verscherzen.

Quote

01.10.2007 12:39:42

Klausi9: Quandt-Medienpreis

Hiermit schlage ich den TV-Beitrag "Das Schweigen der Quandts" für den Quandt-Medienpreis 2008 vor.

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01.10.2007 12:53:18

Einblick: BMW

Ich kann mich noch gut an meine Bewerbung bei BMW in München erinnern, obwohl es jetzt bestimmt über 20 Jahre her ist, es war ein Satz der bei mir hängen blieb.
Der Personal Beauftragte teilte mir mit, er kann mich nicht einstellen obwohl ich als Österreicher doch zu zu Deutschland gehören würde, ein Reich.
Ich war sehr jung, aber dieser Satz der Zusammengehörigkeit bekommt erst jetzt die Bedeutung die ich damals nur leicht schockiert wahr genommen habe.
Quant hat die Bayrischen Motoren Werke nach dem Krieg mit dem Geld das er während dem Krieg durch Waffenproduktion mit Hilfe von KZ Häftlingen und Zwangsarbeitern in Zusammenarbeit mit den Nazis ergaunert hat, gekauft.
Der Geist dieses Menschen wird natürlich in diesem Betrieb weiter gelebt, keine Frage.
Ein bisschen schlechtes Gewissen und Wiedergutmachen muss in der heutigen Familie doch sein, denn die Arbeiter von BMW bekommen gute Gehälter und werden auch durch Prämien am Gewinn beteiligt, diese Vergütung zeigt das die Familie Quant sich ihrer Wurzeln etwas bewusst ist. Der ganze Umfang ihrer verursachten Verbrechens an Millionen von Menschen würde der Verlust ihres Vermögens mit sich bringen, was natürlich richtig wäre.
In einer Gesellschaft die nur Platz für Gewinner anbietet, gibt es für die Verlierer keine Gerechtigkeit.

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01.10.2007 13:23:03

0909: @ ucr

Sie scheinen sich wohl für jedes Verbrechen dieser Welt verantwortlich zu fühlen. Ich finde es würde schon ausreichen, wenn jeder für sich verantwortlich zeichnet!

Quote

01.10.2007 13:23:35

ucr: @9090

"Nur z.B. Zeit und auch Definitionen sind wandelbar! Nehmen Sie einfach die DDR, vor dem Mauerfall waren andere Dinge "Recht" als inder BRD"

Falsch, diese Dinge in der DDR waren damals ebensowenig R E C H T, wie die Nürnberger Rassegesetze R E C H T waren. R E C H T ist eben gerade mehr, als nur in einem ordnungsgemäßen Gesetzgebungsverfahren erlassene Normen. Da Sie von sich behaupten, als unabhängiger Geist selber erkennen zu können, was Recht und was Unrecht ist, verwundert Ihr Statement umso mehr.
Schönen Grüß an Herrn Filbinger
ucr

Quote

01.10.2007 13:25:51

0909: @ ucr

Sie sind nicht ganz auf dem aktuellen Stand! Für Herrn Filbinger hat schon Herr Oettinger Abbitte getan!

Quote

01.10.2007 14:03:18

gerhardt_124: Wirtschaft und Moral

Das Problem ist immer wieder das gleiche. Die Wirtschaft hat keine moralischen Maßstäbe, sie produziert, sie verteilt oder sie konsumiert, mehr nicht. Und das nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung. Die Politik und auch die Gesellschaft setzt die moralischen Maßstäbe.

Nach dem Krieg hätte die deutsche Gesellschaft erst einmal die 12 Jahre des Naziregimes verarbeitet werden müssen, dies wurde aber aus wohlweislichen Gründen unterlassen.
Stattdessen haben die Deutschen ihr Wirtschaftwunder auf die Beine gebracht.

Quote01.10.2007  15:48:03

sajoh:

Ich kann mich nicht erinnern, dass in meinem Schulunterricht zum breit behandelten Thema NS-Zeit jemals ein Licht auf die Rolle von Unternehmen im Regime geworfen wurde. Bei vielen wird es wohl nicht anders sein, im nachhinein kann sich nur der entsprechend Interessierte darüber Kenntnis beschaffen. Doch gerade für die jüngere Generation, für die jene Zeit im laufe der Jahre geradezu unnachvollziehbar wird, müssten Gesamtzusammenhänge intensiv aufgezeigt werden.

Diejenigen, die hier nun so selbstbewusst nach einem "Schlussstrich" rufen, die "Keule der aufgezwungenen Kollektivschuld" schwingen und eine Relativierung durch Vergleiche in der Weltgeschichte betreiben, scheinen nichts damit am Hut zu haben, dass ein gesellschaftliches Bewusstsein in - eben - Deutschland für die Gefahr einer Wiederholung der nationalen Geschichte weiterentwickelt wird.

Hinzu kommt eine auffallende Taktik der Gegenstigmatisierung:
es wird von einigen hier über den "vorherrschenden Zeitgeist" geklagt (ja, leider ist sowas wie Rassismus gerade nicht so gesellschaftsfähig), und wer sich dazu bekennt, sich mit der deutschen Geschichte weiterhin auseinanderzusetzen und Unrecht anzuprangern, wird als "Moralapostel", "Selbstgerechter", "Maoist", "Nestbeschmutzer" etc. stigmatisiert. Dies ist eine altbewährte Methode und bei Kommentatoren wie 0909 (auch in anderen Threads) offensichtlich. Diese semantische Abwertung, die von dem eigentlichen Stigma ablenken soll, ist im grunde lächerlich, wirkt aber leider bei so manchem.

Quote

01.10.2007 15:23:35

Bilderberger: Interssanter Artikel

den ich allen empfehlen würde:

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/pdf_hw04-2007/10hw04-2007_creutz_der-schnee-von-gestern.pdf

"Damit ist also das Tageseinkommen von Frau Klatten, im Vergleich mit jenen 650 Tausend DM bzw. 332 Tausend Euro im Jahr 1990, immerhin auf fast das Vierfache angestiegen. Denkt man angesichts solcher Zahlen an die Empfänger von Sozialhilfe, die sich monatlich mit einem leistungslosen Einkommen von etwa 750 Euro zufrieden geben müssen, dann entspricht das ebenfalls leistungslose Monatseinkommen von Susanne Klatten mit seinen 37,5 Millionen Euro dem von 50.000 heutigen Hartz-IV-Empfängern, die man so gerne als ,,Sozialschmarotzer" tituliert!"

Nur mal so am Rande...

bilderberger

Quote01.10.2007  16:26:56

Dr.Truth: Quandt

"Damit ist also das Tageseinkommen von Frau Klatten, im Vergleich mit jenen 650 Tausend DM bzw. 332 Tausend Euro im Jahr 1990, immerhin auf fast das Vierfache angestiegen. Denkt man angesichts solcher Zahlen an die Empfänger von Sozialhilfe, die sich monatlich mit einem leistungslosen Einkommen von etwa 750 Euro zufrieden geben müssen, dann entspricht das ebenfalls leistungslose Monatseinkommen von Susanne Klatten mit seinen 37,5 Millionen Euro dem von 50.000 heutigen Hartz-IV-Empfängern, die man so gerne als ,,Sozialschmarotzer" tituliert!"
Nur mal so am Rande...

Was hat dieser Beitrag mit dem Thema Vergangenheitsbewältigung zu tun? Meines Erachtens nach rein gar nichts. Ich verdiene selber nicht viel mehr als Hartz-IV und schiebe manchmal Frust. Doch würde es mir im Traum nicht einfallen, das Thema Vergangenheitsbewältigung als Forum für meinen Sozialneid oder den anderer zu mißbrauchen.
Nur mal so am Rande...

Quote01.10.2007 18:58:14
dekla:

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Quote01.10.2007  17:57:37

Super Onyx: Das Schweigen der Familie...

...der Familie Quandt steht stellvertretend für das Schweigen der sogenannten Industriellen Elite von Deutschland.
Diese angeblich so feinen und honorigen Herren (Quandt, Krupp, Flick, Stinnes etc) haben Ihre Vermögen zu einem großen Teil schon während der Inflation in den zwanziger Jahre bis zum platzen vermehrt um sich dann vor lauter Gier noch Herrn Hitler an die Brust zu werfen, soweit ist es Geschichte.
Geschichte sind jedoch nicht die Themen Skrupellosigkeit und Gier. Oder das Thema von einem absolut verkommenen Menschenbild und das Thema der eigenen Reflektion darüber.
Wenn der Erbe mit dem schönen Hobby eines Rennfahrers das Wühlen in der Vergangenheit beklagt dann zeugt das nicht nur von einem peinlich unterentwickelten Geschichtsverständnis, es ist auch der Ausdruck einer puren Arroganz und Amoralität. Beides Eigenschaften die auch in unserer heutigen Zeit das Gebaren so mancher Manager und auch Politiker kennzeichnen.
Und vielleicht ist es deswegen auch so, dass die Erben der Familie Quandt weiterhin gut schlafen können.
Sie sind von Freunden geradezu umgeben. Sie werden hofiert und dürfen sich und ihre Geschichte weiterfeiern. Dabei sollte es gerade umgekehrt sein. Wenn ein sogenannter einfacher Mensch zu Geld kommt, dass erwiesenermaßen durch Entführung, Folter und Mord entstanden ist, bekommt er Besuch von der Polizei und das Vermögen wird eingezogen. Ein Erbe gibt es dann nicht, sondern nur einen Makel und eine gesellschaftliche ächtung.
Aber dies gilt eben nicht für Menschen wie die Familie Quandt, dabei wäre es so einfach.
Meinetwegen sollen Sie ihr Blutgeld behalten, meinetwegen sollen Sie glücklich werden, aber dann bitte sollen Sie auch unter sich bleiben. Eben eine Familie die nach gesellschaftlichen Maßtäben indiskutabel, wenn nicht sogar peinlich ist.
Leider wird dies ein frommer Wunsch bleiben, denn Sie sind wie gesagt, ja von Freunden mit den gleichen moralischen Ansprüchen umgeben. Und das sagt viel über den Zustand dieser Gesellschaft aus.
Trotzdem, ein schöner Dank an die mutigen Filmemacher der ARD. Was jetzt auch immer auf Sie zukommt, Sie haben meine Solidarität, auch weil Sie mir gestern Abend den Glauben an meine GEZ Gebühren zurückgegeben haben ...


Quote01.10.2007  16:48:13

regula2: Entsittlichung

Solche Leute können nur deshalb in diesem, unserem Lande herumgeistern, ohne angespuckt zu werden, weil die Mehrheit der Deutschen Reichtum, und klebte auch noch so viel Dreck an ihm, für erstrebenswerter und bewundernswerter hält, als Tugend, Charakter und Anstand. Dies ist die "Elite", die Deutschland verdient, oder, mit P. Handke (?)gesprochen: "In Deutschland leben, heisst knietief im Kot waten"

"Dafür sprach der Erbe Sven Quandt, der... findet, man solle die alte Zeit endlich ruhen lassen. "Es ist ein Riesenproblem, dass man in Deutschland nie vergessen kann. Das hilft Deutschland nicht." Auch andere Länder hätten Probleme mit der Vergangenheit, ohne dass diese immer breit getreten würden. Hier aber habe alles so einen negativen Touch."

Quote

01.10.2007 19:00:36

dekla:

Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB.

Quote

01.10.2007 20:50:47

AK871: Hoffentlich enthält die Dokumentation...

... auch den Hinweis, dass nicht die Quandts in den Arbeitslagern gepeinigt, erniedrigt und gequält haben.

Man sollte halt nicht vergessen, dass nicht nur "die da oben" am System beteiligt waren, sondern auch und in nicht zu unterschätzender Zahl, "ganz normale Bürger".

Und die Geschichte, dass der "kleine Mann" von all den Verbrechen nichts wußte, diese Geschichte kann ich nicht glauben. Angefangen von dem damaligen Management der Quandt´schen Firmen, über die Abteilungsleiter und deren Mitarbeiter. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Firmen der Familie Quandt nur einen Teil der Wirtschaft im Drutten Reich ausmachten.

Es wird gern dargestellt, dass ohne die "Wirtschaftsbosse" ein A.H. und seine "Kumpane" nicht an die Macht gekommen wären bzw. diese lange ausüben hätten können. Hier sollte ein kleiner Hinweis auf die Wahlergebnisse 1930 bis 1933 genügend Denkanstöße vermitteln.

Es ist schwierig und unbequem, sich mit der Tatsache auseinander zu setzten, dass es eben mehr als einzelne Familienmitglieder bei den Quandts bedurfte, um das System als Ganzes, aber auch das System Quandt zu installieren und aufrecht zu erhalten.

In Abwandlung eines anderen Titels: Quandts willige Helfer. Wobei der Name Quandt als Synonym zu verstehen ist.

Quote01.10.2007  22:27:32
NiaBo: Danke ARD

[...] Für mich war die Info, dass die Quandts damals das Gelände, die Einrichtung und die Arbeiter des KZs Stöckern gestellt haben (inklusive 80 Mann "Fluktuation" die monatlich von Herbert Quandt in die Personalplanung mit eingerechnet wurden) und die SS sich dann um die "Insassen gekümmert", einfach erschreckend. Wenn man sozusagen sein "eigenes" KZ betreibt, ist das doch etwas anderes "als nur Zwangsarbeiter beschäftigt zu haben", wie es vielleicht in vielen größeren und kleineren Firmen der Fall war.

@0909
Mir war nicht klar, welche Rolle die Quandts im 3. Reich gespielt haben und so ging es sicher auch anderen Zuschauern. Also warum muss Schluss sein mit der Aufklärung?!? Dabei durfte ich mich schon zu Schulzeiten ausgiebig mit dem Thema befassen.
Natürlich sollte man mehr von der deutschen Geschichte sehen und kennen als "nur" die Zeit von 1933-45, aber neue Aspekte können eine Sache auch erhellen, statt sie totzureden!



Quote

01.10.2007 23:03:16

münchnerkindl: Es ist völlig klar,

daß die Quandtschen Unternehmen vor 45 tief in die Hitlersche Kriegs, Zwangsarbeiter
und KZ Häftlinge Politik verstrickt waren. Weil dafür Leute verantwortlich waren, die
heute nicht mehr leben, liegt es an den Lebenden sich in der Nachfolge Ihrer Familien-
unternehmer befindlichen, sich hierzu schonungslos zu bekennen, Fehler der Ahnen
einzugestehen und soweit möglich zu einer Art Wiedergutmachung beizutragen.
Einer Familei mit 24 Mrd Euro unterm Kopfkissen sollte das nicht allzuschwer fallen.

Quote

01.10.2007 23:24:11

Parisien: Schmutzige Hände

" Hoffentlich enthält die Dokumentation...

... auch den Hinweis, dass nicht die Quandts in den Arbeitslagern gepeinigt, erniedrigt und gequält haben."
@AK871:Nein,natürlich haben sie sich nicht die Hände schmutzig gemacht,man hat peinigen lassen.
Auch das verbindet diese Familie mit ihren damaligen Gesinnungsgenossen .Himmler ist nur unwillig in KZs gegangen,als er an einer Erschiessung teilnahm,musste er sich übergeben.
Und der Gröfaz selbst hat nie ein KZ besucht,darf ich ihm das jetzt mildernd zugute halten?
Was wollen Sie eigentlich ? Soll das Verhalten der Qs und anderer als gar nicht so entscheidend eingestuft werden,weil es natürlich noch Helfer und Helfershelfer in Massen gegeben hat ? Das sich diese auch schuldig gemacht haben spielt für die Einschätzung der Qs und anderer nicht die geringste Rolle,oder bin ich kein Verbrecher,weil es 1000 andere auch waren?
Jeder Fall wird für sich geprüft und beurteilt und hier geht es um eine Familie,die im Gegensatz zu den von Ihnen erwähnten Mittätern oder Gehilfen noch heute immens von ihren Beutezügen profitiert.

Quote

02.10.2007 06:32:39

thomas-xx: Ein Volk von Ahnungslosen!

Jede Frau, jeder Mann in Deutschland, die/der jetzt immer noch der Meinung ist, wir lebten hier in einer Demokratie, hat entweder keine Ahnung was dies bedeutet, oder handelt mit Persilscheinen!

Auf jeden Fall sollten einige "Bessermenschen" sich auftun und den Kot vor der eigenen Haustuere kehren, bevor sie mit dem Finger auf andere zeigen!

Quote

02.10.2007 08:44:42

WillyfunNilly: 1982 gestorben.....

Der Verantwortliche starb 1982.

Es gilt Sippenhaft. Von den Nazis installiert. Von den Antifaschisten instrumentalisiert.

Quote02.10.2007  18:20:29

abita: Kriegsgewinnler

Es ist doch nicht nur die Fam. Quandt. Die Fa. Siemens , die Deutsche Bank und andere sind genauso im 3. Reich finanziell unter dem Gröfaz zu Reichtum u.a. durch Ariesierung gekommen.
Dazu gibt es ein Buch über die Verflechtungen der Deutschen Bank und der Commerzbank im 3.Reich,dass von den Amis herausgegeben wurde - OMGUS -. Sehr interssant mal darin nachzulesen und Namen zu bestimmten NS-Einrichtungen zu erfahren.

Quote02.10.2007  21:16:29

Aposto: Immer wieder erstaunlich ...

... wie sehr längst Vergangenes die Menschen in Aufregung versetzt.

Mich würde viel mehr interessieren, *wer* *wieviel* zum Beispiel am Irak-Krieg verdient hat und noch verdienen wird, um nur eines der Ereignisse der jüngeren Geschichte zu erwähnen.

Aber das erfahren wir wahrscheinlich auch erst in 60 Jahren (oder nie).

Quote

03.10.2007 11:14:51

RobertOstermeier: Im Prinzip war diese Anklage gegen die Familien Quandt nichts Neues!

Was mich viel mehr erzürnt, ist die "heimliche" Ausstrahlung der Sendung! Wieviel Einfluss haben solche Industriedynastien auf unser öffentliches Leben? Haben die sogar im öffentlich, rechtlichen Schiss?
Das sind Dinge, die es jetzt aufzuklären gilt!

Quote03.10.2007  15:01:46

cajkacechovs: Es geht noch über die Quandts hinaus..


Bitte in WIKIPEDIA nachlesen, was zu anderen Kriegsgewinnlern steht,
ein Hinweis - auf die Vorfahren von Doubleya Bush, dann wird die gemäßigte Argumentation von @0909 durchaus verständlich!!!!

"...Am 1. November 2004 versuchte die Internationale Projektgruppe Auschwitz Sammelklagen, seinen Enkel George W. Bush auf Schadensersatz in Höhe von 400 Millionen Dollar zu verklagen, weil Prescott Bush an einem Unternehmen beteiligt war, das Gewinn aus der Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen zog.

Ihrer Ansicht nach beruht das geerbte Vermögen Bushs zum Teil auf Gewinnen aus NS-Sklavenarbeit, die dessen Großvater Prescott Bush durch Geschäfte mit den Nazis im Zweiten Weltkrieg gemacht haben soll. Der Miteigentümer einer Stahlfirma habe so auch von der Sklavenarbeit im Vernichtungslager Auschwitz profitiert, erläuterte Wolz. ..."

Prescott Bush also. Bitte an alle, keine einseitige Empörungen und mehr Bemühungen, die größeren Zusammenhänge im Auge zu behalten.

der link zu diesem feinen Herrn: [wikipedia.org/wiki/Prescott_Bush]
beachtenswert ist, dass erst mit Roosevelt Unterschrift des trading with the enemy act
die US-Bankkontakte/Finanzierung mit Adolphos Partei unterband.
Also, @Jack so sehr ich immer Ihre Kommentare schätze, Ihre USA-Einschätzung ist subjektiv.

Quote

03.10.2007 15:08:01

cajkacechovs:

Mein Text über den Vorfahren von G. Bush stützt sich auf die Seite von Wikipedia.
Liebe Redaktion. Mein Kommentar ist lupenrein! Lassen Sie ihn durch...

Prescott Bush wird dort angeklagt, ganz ....spezielle Beziehungen mit dem Dikaturregime gehabt zu haben, wie die Quandts.

Quote

03.10.2007 15:09:53

cajkacechovs:

immer schön die halbe Wahrheit ans Licht lassen, gell???

Quote03.10.2007  21:56:53

tomcer: Antwort von der ARD

Ich habe den späten und versteckten Sendetermin bei der Redaktion kritisiert, die Anwort kam noch am selben Tag:


vielen Dank für Ihre E-Mail und für Ihr Interesse am Ersten Deutschen Fernsehen.

Wir bedauern Ihre kritischen Anmerkungen zum Sendetermin der Dokumentation "Das Schweigen der Quandts".

Der Film über Rolle der Unternehmerfamilie Quandt sollte zunächst auf dem Filmfest Hamburg präsentiert werden. Anschließend wollte der für die Dokumentation verantwortliche Norddeutsche Rundfunk "Das Schweigen der Quandts" im Ersten Deutschen Fernsehen zeigen.

Gestern wurde dem NDR von den Veranstaltern des Filmfests Hamburg sehr kurzfristig ein Aufführungstermin für Sonntagnachmittag, 17.00 Uhr, zugewiesen. Daraufhin bat der NDR die ARD-Programmdirektion, die Dokumentation möglichst zeitnah im Ersten auszustrahlen.

Volker Herres, Programmdirektor des NDR-Fernsehens, begründete diese Entscheidung folgendermaßen: ""Dieser Film arbeitet mit vielen neu recherchierten Fakten und Dokumenten die Historie einer gefeierten deutschen Unternehmerfamilie und damit ein Stück deutscher Geschichte auf. Er ist ein eindrucksvoller Beleg für die journalistische Leistungsfähigkeit des öffentlich-rechtlichen Fernsehens."

ARD-Programmdirektor Dr. Günter Struve folgte dem Wunsch des NDR, indem er den Sendeplatz am Sonntagabend um 23.30 Uhr zur Verfügung stellte. Diesen Termin akzeptierte die Redaktion. Ursprünglich sollte auf diesem Sendeplatz eine Dokumentation über das Leben von Schauspielerin Inge Meysel gezeigt werden.

Es tut uns Leid, dass Sie sich über die kurzfristige Platzierung von "Das Schweigen der Quandts" geärgert haben. Trotz der sehr kurzfristigen Entscheidung für eine Ausstrahlung sahen 1,29 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer die Dokumentation über die Rolle der Unternehmerfamilie Quandt während der NS-Zeit.

Damit alle Zuschauer, die gestern Abend nicht einschalten konnten, den Film sehen können, wird er am 22. November um 21.00 Uhr nochmals in einer 90-minütigen Langfassung im NDR-Fernsehen zu sehen sein.

Mit freundlichen Grüßen




Aus: "ARD: Vorwürfe gegen Quandt (BMW): Eine deutsche Dynastie, die Nazis und das KZ" (01.10.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/836/135573/ (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/836/135573/)

Title: [Das ist ein kathartischer Prozess... (Notiz, BRD, Fam. Quandt)]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 27, 2007, 10:34:12 AM
Quote[...] sueddeutsche.de: Will sich die Familie Quandt nun mit ihrem offensiven Vorgehen und mit dem wissenschaftlichen Forschungsprozess ein reines Gewissen verschaffen?

Kopper: Eine Reinwaschung kann man sich dadurch nicht erhoffen, auch wenn die brutale Öffnung für die familiäre Mitverantwortung im Dritten Reich ein radikaler Schritt ist. Es ist in gewisser Weise auch ein kathartischer Prozess, der von der Öffentlichkeit verfolgt wird. Die Nachkommen der Quandts sagen: Wir stellen uns im Rückblick der Verantwortung für das, was geschehen ist - auch wenn sie persönlich natürlich keine Verantwortung tragen. Ich bin mir sicher, dass die Quandts damit rechnen können, dass die Beschuldigungen, sie seien im Dritten Reich vorwiegend durch die Ausbeutung von Zwangsarbeitern reich geworden, relativiert werden. Die Ausbeutung von Zwangsarbeitern ist sicherlich nur eine verhältnismäßig kleine Quelle ihres heutigen Reichtums.

[...] sueddeutsche.de: Was erwarten Sie von der Aufarbeitung der Quandt-Geschichte durch den Historiker Joachim Scholtyseck?

Kopper: Die Produzenten der Dokumentation haben schon intensiv nach persönlichen Kontakten zu hochrangigen Repräsentanten des Regimes, vor allem zu Goebbels, Göring und Hitler, gesucht. Ich weiß nicht, ob sich da Neues herausfinden lässt. Sicherlich lassen sich die Opportunitätsüberlegungen und die taktischen und strategischen Konzeptionen der Familie Quandt während des Dritten Reiches besser verstehen. Entscheidend ist auch, welche Handlungsperspektiven Unternehmen im Dritten Reich hatten und wo sie partiell oder intensiv kollaboriert haben.

sueddeutsche.de: Zum Beispiel?

Kopper: Haben sie die Aufrüstungspolitik von vornherein unterstützt? Haben sie sich frühzeitig für die Konzentration auf Rüstungsproduktion entschieden und davon maßgeblich profitiert? Haben sie sich aktiv um die Zuweisung von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen bemüht? Bei den Quandts würde ich das eher für unwahrscheinlich halten, da eine Akkumulatorenfabrik wie das spätere Unternehmen Varta Produkte hergestellt hat, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt wurden. Die Akkumulatorenproduktion profitierte zunächst von der ganz unmilitärischen Förderung der Motorisierung durch die Nationalsozialisten. Auch bei der IG Farben gab es zwei mögliche Entwicklungspfade: einen zivilen Pfad und einen rüstungspolitischen Pfad. Sicher wird die Ambivalenz ihres unternehmerischen Verhaltens und ihrer politischen Einstellung zum Regime bei einer solchen Untersuchung sehr viel deutlicher.

[...] sueddeutsche.de: Warum konnten Banken von der Arisierung dermaßen profitieren?

Kopper: Für die Banken waren die Arisierungsgeschäfte ein Zusatzgeschäft, von denen sie vor allem von 1937 bis 1939 profitiert haben. Die Profite waren jedoch nach neuen und zuverlässigen empirischen Untersuchungen geringer als man glauben könnte. Auch die Gewinnmargen waren nicht so, dass man von einer besonders hohen Rendite sprechen könnte. Die Banken haben sich aber - weil das Bankgeschäft des Dritten Reiches nicht so boomte wie das industrielle Geschäft - gerne um diese Aufträge bemüht. Sie waren an jedem Zusatzgeschäft interessiert. Sie haben auch gewisse moralische Bedenken, dass sie ihren jüdischen Kunden dadurch schaden, relativ schnell beiseitegewischt.

sueddeutsche.de: Ein Neuanfang wurde mit der Entnazifizierung der Bankenelite nach Kriegsende nicht wirklich geschafft.

Kopper: Es gab keine Katharsis. Im Prinzip haben sich die großen Banken auch nur von den besonders exponierten, aktiven Nationalsozialisten getrennt. Der Rest machte weiter wie bisher. Die Versuche, die Schuld der Vorstände als Unternehmensorgan aufzuarbeiten, sind recht früh im Sande verlaufen. Das stellte sich als relativ undurchführbar heraus. Für die Alliierten hatte die Verfolgung der Ausbeutung von Zwangsarbeitern oder die Verfolgung von Arisierungsverbrechen absolut keine Priorität.



"Forschungsprojekt der Familiendynastie Quandt: "Das ist ein kathartischer Prozess""
Der Wirtschaftshistoriker Christopher Kopper, Sohn von Ex-Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper, über die Familiendynastie Quandt, die Schwierigkeiten bei der Aufarbeitung der NS-Zeit - und seine Erfahrungen in russischen Archiven. Interview: Melanie Ahlemeier
http://www.sueddeutsche.de/,tt6m1/wirtschaft/artikel/372/144048/ (http://www.sueddeutsche.de/,tt6m1/wirtschaft/artikel/372/144048/)

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Quote[...] Mit dem euphemistischen Begriff der Arisierung bezeichneten die Nationalsozialisten die schrittweise erfolgte totale Enteignung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und Österreich sowie den im Krieg besetzten europäischen Ländern in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Begriff bezieht sich auf die von den Nationalsozialisten propagierte Vorstellung einer imaginären ,,arischen Herrenrasse". Als Kampfbegriff wurde er von NS-Funktionsträgern auch durch Entjudung ersetzt, was eine gängige antisemitische Konnotation der Ungezieferbekämpfung in sich trägt.

...


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Arisierung (http://de.wikipedia.org/wiki/Arisierung) (11/2007)

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Quote[...] Die Katharsis (griechisch κάθαρσις, ,,die Reinigung") bezeichnet in der Psychologie die Hypothese, dass das Ausleben von inneren Konflikten und verdrängten Emotionen zu einer Reduktion der Konflikte und Gefühle führt.

[...] Der Katharsis-Begriff stammt aus der griechischen Antike und hat etwa die Konnotationen, die auch 'Reinigung' im Deutschen aufweist. Dort wird er u. a. in der Medizin bei der Anwendung von Brechmitteln verwendet, aber auch im Kontext der rituellen Reinigung. Besondere Wirkung hat Aristoteles' Verwendung von 'Katharsis' in der Poetik. Dort spricht er in seiner Tragödientheorie von der Katharsis von Furcht und Mitleid, wobei unklar bleibt, ob diese oder von diesen Emotionen gereinigt wird, und ob vollständig oder nur von einem Übermaß dieser Emotionen. In der Folge medizinischer Interpretationen der Poetik im 19. Jahrhundert wurde der Begriff von Josef Breuer und Sigmund Freud sowie den Ethologen Konrad Lorenz und Irenäus Eibl-Eibesfeldt aufgegriffen.

Die Katharsis-Hypothese spielt heute vor allem in der Psychoanalyse eine große Rolle. In der psychoanalytischen Triebtheorie wird von sich ansammelnder Triebenergie ausgegangen, die durch Ausleben oder mittels Abwehrmechanismen von Zeit zu Zeit reduziert werden muss, da sie andernfalls zu psychischen Störungen führt. In der psychoanalytischen Therapie wird deshalb das Ausleben von Aggressionen als mögliches Mittel zur Befreiung von krankmachenden Affekten und neurotischen Symptomen propagiert.

...


Aus: "Katharsis (Psychologie)" (11/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Katharsis_%28Psychologie%29 (http://de.wikipedia.org/wiki/Katharsis_%28Psychologie%29)

Title: [Die betrügerischen EU-Statistiker hätten... (Notiz, EU, Eurostat, OLAF)]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 28, 2007, 12:05:03 PM
Quote[...] Wie die deutsche Nachrichtenagentur dpa im Juli 2006 berichtete, liefen Ende des Jahres 2005 Untersuchungen in 452 Fällen. Dabei gehe es um mögliche Schäden zu Lasten der EU-Steuerzahler in Höhe rund zwei Milliarden Euro. Im Jahr 2005 habe OLAF 203 Millionen Euro in die EU-Kassen zurückgeholt, ein Jahr davor seien es 198 Millionen Euro gewesen.[18]


Zigarettenschmuggel:
Die finanziell spektakulärsten OLAF-Untersuchungen sind die Verfahren gegen Tabakkonzerne wegen Schmuggels von Zigaretten in die EU. Aufgrund der OLAF-Erkenntnisse verklagte die EU 2001 zusammen mit zehn Mitgliedsstaaten Tabak-Unternehmen vor US-Gerichten. In den ersten beiden Instanzen wurde die Klage zurückgewiesen, weil US-Gerichte keine fremden Steuern eintreiben. Die Kläger wandten sich daraufhin im Jahr 2004 an den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten. [19] Der Tabakkonzern Philip Morris einigte sich 2004 gütlich mit der EU darauf – abhängig von verschiedenen Faktoren – maximal 1,25 Mrd. Dollar an die EU und zehn Mitgliedsstaaten zu zahlen.[20]


Die Eurostat-Affäre:
Der politisch brisanteste OLAF-Fall war die Eurostat-Affäre um schwarze Kassen beim Luxemburger EU-Statistikamt, die die Kommission Prodi im Jahr 2003 in Bedrängnis brachte.

Die Tageszeitung Die Welt beschrieb in einem zusammenfassenden Artikel (19. November 2003) den Kern der Affäre. Eurostat habe seit 1989 unter seinem Direktor Yves Franchet fiktive Aufträge vergeben oder manipulierte Rechnungen ausgestellt. Diese Gelder seien über Jahre in schwarze Kassen geflossen, aus denen die Mitarbeiter teure Freizeitaktivitäten finanzierten. Die Höhe des Schadens wurde den Angaben der Zeitung zufolge im Jahr 2003 von der EU-Kommission auf 930 000 Euro geschätzt. Andere Schätzungen gingen zu diesem Zeitpunkt von bis zu 40 Millionen Euro aus.[21]

Nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (vom 6. Juli 2003) übte die EU-Kommission in der Eurostat-Affäre indirekt Kritik an den Ermittlungen von OLAF. Wie die Zeitung berichtete, das Amt ermittele seit 1999 in dieser Sache, habe jedoch erst im Frühjahr 2003 habe OLAF die Justizbehörden in Frankreich und Luxemburg eingeschaltet, um die Ermittlungen weiterzuverfolgen. Die FAZ kam zu dem Schluss, dass ,,Olaf überfordert scheint, die Untersuchungen zügig abzuschließen".[22]

Die Wochenzeitschrift Stern (5. Juli 2003) behauptete, die betrügerischen EU-Statistiker hätten Helfer im EU-Betrugsbekämpfungsamt OLAF gehabt. Dort seien seit 1998 immer wieder Hinweise eingegangen. Trotz schwerer Betrugsvorwürfe gegen Eurostat seien einschlägige Informationen bei OLAF nicht einmal ordentlich abgeheftet worden. Eine belastende Zeugenaussage sei sogar ganz verschwunden. Das Blatt berief sich in diesem Bericht auf ein internes Papier von OLAF-Juristen.[23]


In einer am 22. April 2004 angenommenen Entschließung erklärte das Europaparlament, der Fall Eurostat habe ,,schwerwiegende Probleme im Hinblick auf die Arbeitsmethoden sowohl der Kommission als auch von OLAF aufgezeigt".[24]

OLAF selbst erklärte in seinem Jahresbericht 2005, es befasse sich seit dem Jahr 2000 mit Eurostat. Vier Eurostat-Fälle habe es im September 2003 und je fünf weitere Fälle in den Jahren 2004 und 2005 abgeschlossen.[6]


Aus: "Europäisches Amt für Betrugsbekämpfung" (11/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/OLAF (http://de.wikipedia.org/wiki/OLAF)

Title: [Selten so gelacht kann ich da nur sagen... (Notiz, BRD, Manager-Gehälter)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 04, 2007, 11:56:26 AM
Quote[...] Hamburg - Seine Leistung will der Topmanager nicht mit der der einfachen Bandarbeiter verglichen wissen. "Ich stehe im harten internationalen Wettbewerb und kann bereits mit wenigen Entscheidungen Milliarden Euro für den Konzern verdienen, aber auch versenken. Diese große Verantwortung für das Unternehmen und die Mitarbeiter hat einen Wert und wird entsprechend honoriert", sagte Reitzle der "Bild"-Zeitung.

Auf die Frage, ob es gerecht ist, dass ein Vorstandsvorsitzender 500 mal mehr verdient als ein normaler Arbeiter, sagte Reitzle: "Es ist dann gerecht, wenn der Chef auch die entsprechende Leistung bringt", zitiert die Nachrichtenagentur ddp den Manager aus der Zeitung. Man könne den Mitarbeiter, der seine Leistung am Band einbringt, nicht mit dem Chef vergleichen, der über eine seltene Qualifikation verfügt und Verantwortung trägt.

mik/ddp



Aus: "Linde-Chef Reitzle rechtfertigt hohe Manager-Gehälter" (SPON, 13. November 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,516988,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,516988,00.html)

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Quote[...] "Die Politik sollte sich da raushalten", so der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Ludwig Georg Braun, der "Frankfurter Rundschau" zufolge. Pauschale Managerschelte sei ebenso verfehlt wie generelle Politikerschelte. "Letztlich müssen die Aufsichtsräte entscheiden, welche Gehälter die Unternehmen zahlen wollen, um die besten Manager für sich zu gewinnen", wird er zitiert.

[...] Provoziert worden war die Debatte auch durch das Bekanntwerden des hohen Verdienstes von Porsche -Chef Wendelin Wiedeking, der in diesem Jahr über 54 Millionen Euro einstreichen wird. Wiedeking selbst hatte erklärt, sein Gehalt werde so hoch ausfallen, dass dies die "Republik nicht verkraften" werde.

Dem hielt Merkel die Einkommen der Manager japanischer Automobilkonzerne, etwa Toyota , entgegen. "Dort verdient der Chef nur ungefähr das Zwanzigfache eines Arbeiters", sagte die Kanzlerin. "Das ist in etwa das Doppelte eines deutschen Kanzlers - wenn er nicht gerade in der Schweiz Geschäfte für russisches Gas machen muss", fügte Merkel mit einem Seitenhieb auf den jetzigen Job ihres Vorgängers Gerhard Schröder (SPD) hinzu.

Erfolgreiche Produktion gebe es nur an erfolgreichen Standorten, und die gebe es nur, wenn es gerecht und verantwortungsbewusst zugehe. Die Kanzlerin räumte aber ein, dieser Bereich sei gesetzlich kaum zu regeln. Nötig sei jedoch eine unvoreingenommene und sensible Diskussion darüber. "Soziale Marktwirtschaft bedingt, dass die Menschen zusammengehören. Wenn uns das nicht mehr gelingt, fliegt uns der ganze Laden auseinander", fuhr Merkel fort.

Saarlands Ministerpräsident Peter Müller (CDU) sprach sich dafür aus, dass Abfindungen nicht weiterhin als Betriebsausgaben steuermindernd geltend gemacht werden können. Eine solche Änderung der Steuergesetze solle erfolgen, wenn Unternehmen selbst nicht in der Lage seien, überhöhten Abfindungen einen Riegel vorzuschieben, sagte Müller der "Saarbrücker Zeitung". Die Unternehmen seien aber zunächst selbst gefordert. bei Großunternehmen gebe es nicht hinnehmbare Tatbestände.

sam/AP/ddp/AFP


Aus: "MASSLOSE MANAGERGEHÄLTER: Wirtschaft wehrt sich gegen Merkels Kritik" (SPON, 04. Dezember 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,521213,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,521213,00.html)

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Quote
Quotemanagergehälter
29.11.2007

Schuld am Sozialen Unfrieden sind nicht die Manager, sondern die Politik, die Schuld an der steten Verteilung von unten nach oben hat.
Wer hat denn die Einkommensteuer von 51 auf ungefähr 42% sinken lassen? Und gleichzeitig HIV eingeführt. Die Manger wohl kaum, auch wenn man in Deutschland immer mehr davon ausgehen muß, das die Manger der Konzerne bestimmen was die Politik hier tut und was nicht.
Bestes Beispiel: Der Mindestlohn.
Mollari


QuotePaolo, 29.11.2007

Na ja, die Dreistigkeit, mit der sich Vorstände à la Porsche die Gehälter verdoppeln, bei schlechten Ergebnissen Provisionen erhalten oder milliardenschwere Bestechungskassen vorhalten fällt schon in die Zuständigkeit der Manager. Brisant wird es dabei, wenn die Bosse gleichzeitig Arbeitsplätze ins Ausland verlagern, damit es kostengünstiger wird. Kommt dann das Produkt in die Regale, ist es genauso teuer, als wenn es hier produziert worden wäre. Diese Gewinne landen...na, wo wohl?
Auch das haben die Manager zu verantworten...


Quotettrumm, 29.11.2007

Das ist halt der Preis, dem man für Turbokapitalismus zu zahlen hat. Wenn nur noch der Shareholder Value als Maßstab zählt, (Unternehmens-)Ethik aber immer mehr ins Hintertreffen gerät, ist der Regelkreis gestört. Die Beute-Jäger-Wechselwirkung zeigt uns den Weg. Wer keine Waren mehr verkaufen kann, weil niemand im Land mehr das Geld hat sie zu bezahlen, wird unweigerlich zu Grunde gehen. Aber wie soll auch jemand mit ein paar Hunderttausend Euro Monatsgehalt den Bezug zur Arbeitnehmerrealität aufrechterhalten. Nachhaltige Entwicklung fängt hier an.


QuoteBabelHuber, 29.11.2007
Ist es so?

1.) Die Eigentümer bestimmen das Gehalt des Vorstands, nicht die Politik und auch nicht die Manager selbst.

Mir ist allerdings schleierhaft, warum man nicht einen größeren Teil als Bonus an die Belegschaft ausschüttet, dann könnte auch niemand meckern.

Ich kenne da ein Beispiel (will aber keine Namen nennen): Der Vorstand streicht bei Zielerreichung in ein paar Jahren 300 Millionen Euro ein. Nachdem sich die Mitarbeiter beschwert haben, wird jetzt 'ehrlich' geteilt: 150 Millionen für Tausende von Mitarbeiter, 150 Millionen für den Vorstand...

2.) Stichwort Turbokapitalismus: das Problem heutzutage ist, dass Aktienfonds die Firmen unter Druck setzen, um eine möglichst hohe Rendite zu erreichen.

Witzigerweise sind in diesen Fonds oft Kleinanleger sehr stark vertreten. Die ziehen natürlich sofort ihr Geld wieder raus, wenn sich der Fonds nicht ordentlich verzinst.

D.h. die Kleinanleger setzen die Fonds unter Druck, die geben diesen Druck an die AGs weiter, und die rationalisieren dann schön weiter.
Im Endeffekt rationalisieren sich die Arbeitnehmer damit nicht selten selbst weg.

Richtige Großkapitalisten wie einst die Krupps gibt es heute nur mehr sehr wenige - und die haben in der Regel sehr wohl auf ihre Mitarbeiter geschaut (wenn man mehrfacher Milliardär ist, neigt man nicht dazu, wegen ein paar Prozent Rendite Tausende von Arbeitern zu entlassen. Wenn man €10.000 in einen Fonds einzahlt, erwartet man aber 10% Rendite!).


QuotePerleberger, 29.11.2007

Bekannte Leier. Die Arbeitnehmer, die Rentner, die Kleinstsparer, die Arbeitslosen sind immer jederzeit an allem alleine Schuld - auch und gerade an den gröbsten Fehlern des Turo-Kapitalismus wie gierigste Manager.
Diese Manager sind also wirklich völligst unschuldig und werden von Meuten von kleinsten Leuten zu ihrem Verhalten gezwungen. LOL.


QuoteHarald E., 30.03.2007
Geld verdirbt nunmal den Charakter.

Man muss schon aus besonderem Holz geschnitzt sein, wenn man sich breit grinsend unzählige Millionen in die Taschen stopft,während (auch Dank eigener ach so verantwortungsvoller Entscheidungen) Heerscharen von Familienväter zu Arbeitslosigkeit und Elend verdammt sind, Kinder in Armut leben.

Das muss man können.
Von mir aus können die noch vieeel mehr bekommen.

Sollen sie glücklich werden
- mit einem Konto, dass ins Uferlose wächst,
- mit ihren arroganten Kindern, die mit ihrer 12ten Playstation prahlen und keine richtigen Freunde haben
- mit ihren oberflächlichen, gestylten 90-60-90 Püppchen, und deren 400 Paar Designerschuhen
- mit ihren Ängsten, nicht mit dem dicksten Auto am Golfplatz zu erscheinen
- mit ihren bewachten Villen, die 3 meter hoch umzäunt sein müssen

Mit ihrem emotional verkrüppelten Leben, dass keinen Platz bietet für Träume, echte Freunde und Menschlichkeit.

Ich hab 3 Millionäre im engeren Bekanntenkreis und möchte mit keinem tauschen.
Für kein Geld der Welt !!



QuoteM. Moore, 29.11.2007
QuoteZitat von sysop

Gefährdet die Gier der Vorstände die politische Stabilität und die marktwirtschaftliche Ordnung in unserem Land?

Nur, wenn die 6 Vorstände mit ihren 112,5 Millionen Euro Salär direkten Einfluss auf die 613 Bundestagsabgeordneten, die zusammen 54 Millionen Euro Salär erhalten Einfluss nehmen. Das ist nicht zu befürchten, da die 613 bereits im Sinne der Wirtschaft denken und handeln.


QuoteTom Berger, 29.11.2007

Die politische Stabilität wird durch die Einführung des Niedriglohnsektors gefährdet, in den weite Kreise der Bevölkerung abstürzen. Die hohen Managergehälter sind dagegen eine Marginalie.

Allerdings haben die Managergehälter schon längst den Bereich hinter sich gelassen, der nur ein "G'schmäckle" hat - das stink gewaltig.

Das Argument der Manager, dass man Spitzenkräfte eben nur zu Spitzengehältern bekäme, ist völlig an den Haaren herbei gezogen. Noch nie konnte ein freier Managerposten nicht in kürzester Zeit besetzt werden - es gibt keinen Mangel an qualifizierten Managern. Das ist bei manchen hochspezialisierten Ingenieuren anders, aber dass diese deshalb Millionengehälter bekämen, hat man noch nie gehört.
Die Ursache der hohen Managergehälter liegt ausschließlich darin begründet, dass es keine wirksamen Kontrollinstrumente gibt. Die Managergehälter werden von den Aufsichtsräten abgesegnet, und diese bestehen in der Regel aus Managern anderer Firmen, bei denen dann wiederum Manager anderer Firmen im Ausfsichtsrat die hohen Gehälter abnicken.

Da es genügend Manager gibt, und da diese auch für ein Gehalt von 300.000 statt 3 Millionen ihre Arbeit erledigen, erfüllen die hohen Gehälter eigentlich den Straftatbestand der Ausplünderung der Unternehmen.


QuoteBeckenhorst, 29.11.2007

Leider müssen ja die deutschen Unternehmen die Höhe der Vorstandsbezüge an die internationalen Gepflogenheiten anpassen, sonst gehen die Besten ins Ausland. Die einzige Chance, das zu beenden ist doch eine weltweite Revolution gegen die bestehenden Verhältnisse. Nur ohne Visionen (die alten wie Sozialismus usw. fallen ja aufgrund der bisherigen Erfahrungen weg) führt das in die Anarchie. Also Mund abputzen und weiter so. Beim Lotto gibts ja jetzt auch so ein Managergehalt zu gewinnen. Andere Lösungen fallen mir nicht ein. Oder hat wer hier ne Vision?


QuotePerleberger, 29.11.2007

QuoteZitat von BabelHuber:
Da die Kleinanleger im Sinne der Spieltheorie rational handeln, ist das ein echtes Dilemma.

SPIELEN Sie weiter. Wundern Sie sich aber nicht, wenn Ihnen aus der Realität die Steine um die Ohren fliegen.
Fast 15 Jahre Real-Lohnsenkungen der AN in D und sie spielen fröhlich weiter. Interessant und skurril.



QuoteJuergen Wolfgang, 29.11.2007

Jeder Manager kann so viel verdienen wie er will. Nur kann es nicht sein das diese 100% mehr bekommen und um jedes zehntel Prozent beim Arbeiter gefeilscht wird auf Teufel komm raus.
Knapp 6 MRD Euro Gewinn bei Porsche!! Was bekommt der normale kleine Porschemtarbeiter?
ENBW, MRD Gewinne, die Preise für Gas und Strom werden erhöht!!
Es passt nicht mehr zusammen hier in der BRD.
Ich kann mich noch an zeiten erinnern wo der Arbeiter teilhaben konnte an den Unternehmensgweinnen. Der Arbeiter spuckte in die Hände und verhalf dem Unternehmen zu gewinn.
Heute ist es so das wir unsere Spucke kaum noch zusammen bringen und die Unternehmen uns vorgaukeln wir sind zu teuer bei unseren Lohnvorstellungen. Nebenbei erhöhen sie die gewinne wie noch nie und streichen roesen gehälter ein.

Es gibt bestimmt auch billige Managerkräfte aus China, Indien, Pakistan oder sonst woher. Die arbeiten (nennt man das so?) für wesentlich weniger und erreichen bestimmt das gleiche.



Quotefisherman, 29.11.2007

Danke Horst Köhler. Vielleicht noch ein paar Worte zu den Einsprüchen der deutschen Politik gegen die Zerschlagung der Energiekonzerne durch Brüssel, zu 500 Millionen für das Stadtschloss in Berlin (bei großen Bedenken 2,5 Mrd. für die Verlängerung des ALG-I locker zu machen)... Dann wäre er denkmalfähig. Aber so bleibt es bei einem leisen Lüftchen, wo ein Sturm nötig wäre.
Insbesondere das Beispiel Porsche zeigt, wo wir stehen:
da bedient ein Automobilbauer die Eitelkeit der Reichen und Möchtegern-Reichen ohne den nachhaltigen automobilen Fortschritt wirklich zu bedienen und kann sich mit der verdienten goldenen Nase bei VW breit machen ("die merken jetzt erst, dass wir sie übernommen haben"). Und dann steht dahinter ein System Piech, dessen perfide Machtklüngelei hoffentlich von der Justiz in Braunschweig sichtbar gemacht wird. Diese Manager sind im Grunde ersetzbar durch gute Absolventen der Ingenieurswissenschaften/Wirtschaftswissenschaften, denn für Ihre Entscheidungsfindung haben vorher zahlreiche "normal" bezahlte Juristen, Finanzberater und Ingenieure gearbeitet.
112 Millionen für den Vorstand einer 12000 Mitarbeiter-Firma! Was wird sich wohl noch demnächst der Vorstand einer 100.000 - 300.000 Firma alles ausdenken können. Ich wünsche den VW Mitarbeiten, dass Sie dem Herrn Wendelin W. mal ordentlich zeigen, was sozialer Friede wert ist.


Quotecantu, 29.11.2007

Meines Wissens haften z. B. in den USA Manager auch mit Ihrem Privatvermögen für unternehmerische Misserfolge. Da relativiert sich die Höhe des Gehalts gewaltig. Und das sorgt vielleicht sogar dafür, dass die Manager vielleicht ein bißchen weniger Mist bauen. DANN ist es ja - im Gegensatz zu hier - auch Ihr eigenes Risiko.


QuoteXFlora, 29.11.2007
Achtung, zwei Zitate:
1. Es gebe in der Bevölkerung das nachvollziehbare Gefühl, dass etwas nicht stimme, wenn die Einkommen der einen stark stiegen, die der anderen dagegen eher stagnierten. (Köhler)
2. "Wir müssen darauf achten, dass sich nicht auch bei uns sozialer Sprengstoff aufbaut und in Gewalt entlädt. Wir müssen das ernst nehmen" (Schäuble)

Ich hoffe, allen scheint die Relevanz dieser Verbindung genau so klar wie mir ...



Quotenairobi, 29.11.2007

Das meiste Kapital in den Fonds stammt nicht von Kleinanlegern, sondern von Groß-, Riesengroß- und Megariesengroßkapitalisten. Die meisten davon sind allerdings keine Deutschen mehr, sondern Asiaten, Russen, Nordamerikaner und Araber. Also international!
Diese haben natürlich keinen Bezug mehr zur (deutschen) Gesellschaft.
Da kann man den Managern es schon fast nicht mehr übel nehmen, dass sie das gern ausnutzen.




Quoteuli67, 29.11.2007

QuoteZitat von Harald E:
Geld verdirbt nunmal den Charakter.

Man muss schon aus besonderem Holz geschnitzt sein, wenn man sich breit grinsend unzählige Millionen in die Taschen stopft,während (auch Dank eigener ach so verantwortungsvoller Entscheidungen) Heerscharen von Familienväter zu .....

Tolle neiderfüllte Klischees, die Sie hier verbreiten. Aber wehe, man stellt die Leistungsfähigkeit unserer Transfergeldempfänger in Frage - da ist der Aufschrei groß.

Danke SPON für die Wiederbelebung eines unterirdischen Stammtisch-Themas.



QuoteRafaelGomez, 29.11.2007

Wenn ich mich nicht irre, hat Porsche jedem Vollzeitbeschäftigten eine Sonderzahlung von 5200 EUR gewährt. Das ist doch schon ein Wort.
http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2007-10/artikel-9172921.asp
Nichtsdestotrotz ist ein Managerdurchschnittsgehalt von knapp 19 Mio exorbitant.


QuoteHonko, 29.11.2007

Sehe die Sache mit Porsche durchaus etwas anders. Wiedeking wurde 1993 Vorsitzender des Vorstandes der Porsche AG. Der Laden war damals fast am Ende. Sicher wird er deutlich mehr als 19 Mio bekommen.
Schon extrem viel, aber unter seiner Leitung (welchen Anteil man Ihm auch immer zukommen lassen will) hat sich Porsche vom Pleitekandidaten zu einem extrems erfolgreichen Unternehmen entwickelt.
Dies nicht durch "Kurzschlusshandlungen", sondern durch solide Expansion und (was selten geworden ist) langfristig ausgerichteter Strategie....

Nun, ich mag nicht beurteilen ob er sein Geld wert ist, aber wenn ich lese was sich Daimler-Manager fürs Milliardenverbrennen mit Crysler reingetan haben, dann scheint mir seine "Belohnung" in der Verhältnismässigkeit mehr als angemessen.

Wenn ich das richtig sehe war 1993 der Porsche-Kurs bei 20 Euro. Jetzt sind es etwa 1500 Euro. Sollte einer Kurssteigerung von 7500% in etwa 15 Jahren entsprechen.
Das können sicherlich wenige Vorlegen und noch dazu mit einer durchaus respektablen Firmenpolitik...


QuoteCaptainSubtext, 29.11.2007

Wer sind denn die Besten? Es gibt ganz wenige Ausnahmekönner, und selbst diese bringen es manchmal fertig in einer anderen Firma schlechte Entscheidungen zu tätigen. Der Rest besteht aus gut bezahlten Entscheidungsträgern, die zu einem gewissen Zirkel gehören, der sich ständig selbst auf die Schultern klopft.
Was z.B. das Daimler-Management in den letzten Jahren abgeliefert hat, hätte jeder Kaufmann besser gemacht. Aber Reuter und speziell Schrempp wurden sicherlich auch in einem erlesenen Kreis der Besten willkommen geheißen. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass alle Kaufleute, die keine Milliardenakquisitionen getätigt hätten, eine deutlich bessere Performance hingelegt hätten als diese Beiden.



QuotePlethon, 29.11.2007
kritik lächerlich

einfach lächerlich die kritik vom köhler!
wie wäre es mal die maßlosigkeit der politiker zu kritisieren.?
das die manager so viel verdienen liegt alleine an der legislative und deren sippschaften innerhalb der wirtschaft!
ach, wo arbeitet noch einmal der "soziale" ex-minister clement, zu zeit?
also die worte köhlers sind nichts mehr als PURE leere.....



QuoteChrister Nykopp, 29.11.2007

Die Geschichte kennt viele Fälle, wo eine ins Unermessliche gesteigerte Ungleichheit der Einkommen und Vermögen zu Revolutionen geführt haben. Beispiele: England 1649, Frankreich 1789, Russland 19

Mit der Konzentration der ökonomischen Macht geht auch eine Konzentration der politischen Macht einher. In den westlichen Demokratien ist ein derartiger Prozess deutlich zu sehen, und kann für die Demokratie gefährlich werden. In den USA z.B. ist es mittlerweile unmöglich Präsident zu werden, wenn man nicht über mehrere Milliarden Dollar verfügt. Was dies für die Geldgeber in Punkto politischer Einfluss bedeutet ist wohl kar.

Die übergrossen Bezüge der Unternehmensleiter sind nur ein sehr offensichtliches Zeichen für die Ungeleichheit. Weil ein direkter Vergleich zwischen Arbeitnehmer und Manager naheliegt (beide sind Lohnarbeiter) wird in diesem Falle die Ungerechtigkeit auch sehr deutlich. Ein Unternehmer, der durch eigene Arbeit zu Reichtum kommt weckt viel weniger Aggressionen. Das Grundübel, die schiefe Verteilung der Güter, bleibt aber, und verschlimmert sich zusehends.

Die verschiedenen Argumente für diese sehr hohen Löhne sind meistens nicht stichhaltig. Es heisst, wenn wir keine amerikanischen Löhne zahlen, wandern die Manager ab. Sollen sie dann. Es wird sich genügend kompetente Leute auch mit weniger üppigen Löhnen finden.

Die Fonds und Aktionäre, die durch absurdes Überbezahlen der manager die Rendite zu steigern hoffen, würden finden, dass dies auch mit normaleren Mittel zu erreichen ist. Man kann auch Renditeforderungen von mehr als 5-7 Prozent als überzogen bezeichnen.

Köhler hat Recht.


Quotefx33, 29.11.2007

QuoteZitat von XFlora
Achtung, zwei Zitate:[...]
2. "Wir müssen darauf achten, dass sich nicht auch bei uns sozialer Sprengstoff aufbaut und in Gewalt entlädt. Wir müssen das ernst nehmen" (Schäuble)

Ja, was glaubt ihr denn, wofür die Vorratsdatenspeicherung, die Online-Durchsuchungen, die Videoübwerwachung, die Kennzeichenerfassung und der ganze "Antiterrorkampf" gedacht sind?

Damit der Staat gerüstet ist, wenn der soziale Sprengstoff in Gewalt explodiert. Die Besitzenden haben schließlich ein Recht auf die Unversehrtheit ihres Reichtums...


Quotecountry_yokel, 29.11.2007


Ich habe auch schon Manager aus nächster Nähe erlebt: knallharte Egoisten, ohne Gespür, Anstand und Taktgefühl. Beinahe denkt man, sie leben nach dem Motto: damit ich BMW fahren kann, bin ich zu jeder Sauerei bereit.

Viele deutsche Manager zeichnen sich außerdem durch Farblosigkeit, Einfallslosigkeit und Phantasielosigkeit aus.

Steve Jobs wurde ja zum einflussreichsten Manager des Jahres gewählt. Unter den folgenden 24 Managern war kein einziger Deutscher. Wir haben weit und breit niemanden, der es im entferntesten mit Jobs aufnehmen könnte. Das einzige Feld, auf dem unsere Leute mehr Ahnung haben als der Apple-Gründer, ist Krawattenbinden.


QuoteHRC, 29.11.2007

Bin ja wirklich kein Linker, aber, was einige Vorstandsmitglieder sich leisten geht einfach zu weit. Es ist nicht vermittelbar, wenn irgendwelche "normalen" Angestellten für ein paar Prozent mehr Geld massivste Mittel auffahren müssen, sich die Manager, die ja auch letztlich nur Angestellte Ihres Unternehmens sind, aber ohne nennenswerte Probleme ihre Einkünfte mal eben vervielfachen.
Schuld daran ist aber nicht die individuelle Raffgier, davon sind nicht nur Manager betroffen, sondern dieses Phänomen ist ein Versagen der Aufsichtsräte, die die Bezahlung der Manager genehmigen.
Die Aufsichtsräte eigentlich den eigentlichen Eigentümer, also die Aktionäre, vertreten und dazu gehört auch eine angemessene Bezahlung der oberen Etagen, aber keine uferlose. Auch die Mitbestimmung gerät durch diese Genehmigungspraxis weiter ins Zwielicht.

Ich sehe wirklich, ohne übertreiben zu wollen, in dieser Raffgier ein demokratiegefährdendes Potential. Diese Gewinnsucht treibt die vielen, vielen, die irgendwie so durchkommen oder auch nur mit sehr mäßigen Lohnsteigerungen bei einem dieser Unternehmen angestellt sind in die Hände radikaler Parteien.
Also Jungs da oben: verzichtet doch einfach auf den achten Daimler oder das zehnte Ferienhaus oder die fünfte Segelyacht. Es geht doch auch ein bißchen bescheidener!
Oder habt Ihr überhaupt keine Verantwortung für dieses Land?


Quotegeorgeskoch, 29.11.2007

"Die Arbeitnehmer sitzen ja in den Aufsichtsräten und würden so die Gehälter der Manager mitbestimmen."
Kritik sei also fehl am Platz.

Selten so gelacht kann ich da nur sagen.



...


Quelle: http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=2726 (http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=2726)

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Quote[...] Berlin - Diese Studie hat es in sich: Mitten in der Debatte über zu hohe Managergehälter präsentiert Joachim Schwalbach von der Berliner Humboldt-Universität brisante Zahlen. Der Professor hat die Vorstandsvergütung in den 30 Dax-Unternehmen untersucht. Sein Ergebnis: Die politische Diskussion ist scheinheilig - denn gerade in staatlichen Unternehmen werden Manager besser bezahlt als in privaten Firmen.

Musterbeispiel ist die Deutsche Post, die sich zum Großteil in staatlichem Besitz befindet. Im Jahr 1995 verdiente hier ein Vorstandsmitglied elf Mal so viel wie ein durchschnittlicher Mitarbeiter. Im Jahr 2006 war es schon das 87-fache. Zum Vergleich: Im Durschnitt aller Dax-Unternehmen verdiente der Vorstand früher 19 Mal so viel wie ein Mitarbeiter, heute ist es das 44-fache.

Eine hohe Steigerungsrate weist auch der Energiekonzern RWE auf, dessen Aktien sich zu einem großen Teil im Besitz nordrhein-westfälischer Kommunen befinden. Hier erhielt der Vorstand in den achtziger Jahren zehn Mal so viel wie ein einfacher Mitarbeiter. Mittlerweile ist es 50 Mal so viel.

Auch bei der Telekom hält der Staat einen großen Teil der Anteile - und auch hier haben sich die Managereinkommen deutlich erhöht, zumindest bis zur Krise 2001. Das Gleiche gelte für die Deutsche Bahn, sagt Studien-Autor Schwalbach zu SPIEGEL ONLINE. In der Untersuchung wurde der Konzern nur deshalb nicht aufgeführt, weil er nicht an der Börse notiert ist.

"Der Staat wird seiner Verantwortung nicht gerecht", schimpft Schwalbach. "Wer mit dem Finger auf andere zeigt, sollte erst einmal vor der eigenen Haustür kehren." Schließlich entsendet die Bundesregierung zahlreiche Vertreter in die Aufsichtsräte von Post, Telekom und Bahn. Dort segnen die Politiker dann horrende Managergehälter ab - und außerhalb der Sitzungen beklagen sie sich über die Höhe der Vergütung.

[...] Auch insgesamt werden die Einkommensunterschiede zwischen Managern und Arbeitnehmern größer. So untersucht die Langzeitstudie die Vorstandsgehälter in den Jahren 1987 bis 2006. Das Besondere: Erst ab Mitte der neunziger Jahre ist ein starker Anstieg der Vergütung zu beobachten. Seitdem hat sich die Pro-Kopf-Vergütung der Dax-Vorstände im Durchschnitt mehr als verdreifacht - und ist damit doppelt so stark gestiegen wie in der Dekade zuvor.




Aus: "GEHALTSSTUDIE: Staatsfirmen entlohnen Manager besonders üppig" Von Anselm Waldermann (11.12.2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,522766,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,522766,00.html)

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Quote[...] Dresden - Der Konzernbetriebsratsvorsitzende der BASF, Robert Oswald, spricht sich gegen eine "Neid-Diskussion" über Vorstandsgehälter aus. Er halte die Gehälter der Vorstandsmitglieder beim größten Chemiekonzern der Welt für gerechtfertigt, sagte Oswald der "Sächsischen Zeitung". Gemessen an Managern in manchen Bundesligavereinen seien die Managergehälter im Konzern moderat. "Ein Uli Hoeneß hat einfach weniger Verantwortung als der Manager eines internationalen Konzerns."

Als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der BASF Chart zeigen entscheidet der Arbeitnehmervertreter mit über die Vorstandsgehälter. Der BASF-Vorstandsvorsitzende Jürgen Hambrecht bezog den Angaben zufolge im vorigen Jahr rund 3,3 Millionen Euro.

Oswald sagte, die Vergütung müsse nicht nur die Verantwortung berücksichtigen, sondern auch das Risiko, die Stellung zu verlieren. "Ein Weltkonzern kann keine niedrigen Gehälter zahlen, sonst bekommt er nicht die besten Leute." Wer Managergehälter kritisiere, solle erst einmal nachweisen, dass er die Arbeit besser machen könne, sagte Oswald.


Aus: "MILLIONEN-DEBATTE: BASF-Betriebsrat findet hohe Managergehälter in Ordnung" (12.12.2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,522820,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,522820,00.html)

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Quote[...] [ngo/ddp] Der Showdown blieb wie erwartet aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde trotz der von ihr mit angestoßenen öffentlichen Diskussion über die exorbitant hohen Managergehälter beim Deutschen Arbeitgebertag am 11. Dezember in Berlin mit höflichem Applaus empfangen. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt und die Kanzlerin präsentierten sich den Fotografen im Hotel Maritim einträchtig. Die Arbeitgeber dürften vermuten, dass es Merkel lediglich zum den Fang von Wählerstimmen ging, nicht aber um einen ernsthaften politischen Vorstoß. Merkel hatte bereits am 10. Dezember erklärt, sie lehne "ausdrücklich gesetzliche Obergrenzen bei Managervergütungen" ab. Vor den Arbeitgebern versicherte sie erneut, es in der Diskussion um die Managergehälter nicht um eine "gesetzliche Obergrenze" für die Bezahlung. Jedoch sei die Spanne zwischen einem Nicht-Darüber-Reden auf der einen und einem Gesetzgebungsverfahren auf der anderen Seite groß. Die derzeitige Debatte bewege sich dazwischen.

Hundt sagte, es sei nicht per Gesetz zu verhindern, dass Fehlentscheidungen von Managern "mit Millionenabfindungen vergoldet werden". Es müsse eine "Ethik der Verantwortung" her, um Maßlosigkeit zu verhindern. Der BDA-Chef sagte, es handle sich bei den überbezahlten Managern um "vereinzelte Beispiele". Insgesamt gehe die Wirtschaft verantwortungsvoll mit Gehältern um, jedenfalls im Vergleich zu den Einkommen von "Spitzensportlern und Medienstars".

Auf Sozialhilfeempfänger und Niedriglohnempfänger ging Hundt hierbei nicht ein.

Der Arbeitgeberpräsident machte deutlich, dass ihm der Unmut in breiten Bevölkerungkreisen über die derzeitige Politik bekannt ist: "Der Zeitgeist weht derzeit merkwürdig populistisch weg von der Mitte."


Aus: "Darüber-Reden - Keine Kritik von Merkel an Managergehältern vor Arbeitgebern" (11. Dezember 2007)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=17112 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=17112)

Title: [Industriekonzern ThyssenKrupp... (Notiz, BRD, Rekordwerte, Visconti)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 04, 2007, 03:57:51 PM
Quote[...] Der Industriekonzern ThyssenKrupp hat im abgelaufenen Geschäftsjahr dank der hohen Stahlnachfrage Rekordwerte bei Umsatz und Ergebnis erzielt und will seinen Aktionären eine höhere Dividende zahlen. Die Dividende solle um 30 Prozent auf 1,30 Euro je Aktie erhöht werden. Vor Steuern habe der Gewinn 2006/2007 ohne Berücksichtigung von Sondereffekten bei 3,799 Milliarden Euro gelegen nach 2,623 Milliarden Euro im Vorjahr, teilte der größte deutscher Stahlkocher am Dienstag in Düsseldorf mit.

Inklusive Sonderposten wie etwa einer Kartellstrafe im Aufzuggeschäft lag das Vorsteuerergebnis bei 3,33 Milliarden Euro. Der Umsatz verbesserte sich von 47,1 Milliarden auf 51,7 Milliarden Euro. Von dpa-AFX befragte Analysten hatten im Schnitt bei einem Umsatz von 51,8 Milliarden Euro mit einem bereinigten Vorsteuergewinn von 3,834 Milliarden Euro gerechnet.

ThyssenKrupp selbst hatte beim Umsatz einen Wert von mehr als 50 Milliarden Euro in Aussicht gestellt und einen bereinigten Gewinn vor Steuern von rund 3,6 Milliarden Euro. Der Auftragseingang sei um acht Prozent auf 54,6 Milliarden Euro geklettert. Beim Gewinn je Aktie verzeichnete das Unternehmen einen Anstieg um rund ein Drittel auf 4,30 Euro. Davon sollen 1,30 Euro je Aktie als Gewinnbeteiligung an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Die Ausschüttungsquote liegt damit bei rund 30 Prozent. Dieses Niveau peilt ThyssenKrupp künftig als Mindestwert an. (dpa-AFX)


Aus: "ThyssenKrupp schließt mit Rekordwerten" (NZ, 04. Dez. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/wirtschaft/832490.html (http://www.netzeitung.de/wirtschaft/832490.html)

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Quote[...] Seine historischen Wurzeln vereinen fast die gesamte Geschichte der rheinisch-westfälischen Schwerindustrie und damit der Industrialisierung Deutschlands. Der ThyssenKrupp-Konzern geht auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Vorgängerunternehmen zurück, die sich vor allem im Zuge der Konsolidierung der Kohlen-, Eisen- und Stahlindustrie zusammengefunden haben. Die Unternehmerpersönlichkeiten der Vorgängerunternehmen prägten im 19. und frühen 20. Jahrhundert wesentlich die deutsche Industriepolitik und nahmen Einfluss auf die deutsche Innen- und Außenpolitik.

[...] Die insgesamt 187.586 Mitarbeiter verteilen sich auf 679 Einzelunternehmen weltweit (Stand: 30. September 2006). Die belegschaftsstärksten Standorte sind Duisburg, Dortmund, Bochum, Hamburg, Krefeld und das Siegerland (Werk Eichen und Ferndorf).


http://de.wikipedia.org/wiki/ThyssenKrupp (http://de.wikipedia.org/wiki/ThyssenKrupp) (12/2007)

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QuoteFritz Thyssen (* 9. November 1873 in Mülheim an der Ruhr; † 8. Februar 1951 in Buenos Aires) war ein deutscher Unternehmer.

[...] Im Juli 1933 wurde Thyssen zum Mitglied des soeben von Hermann Göring ,,umgestalteten" Preußischen Staatsrates ,,auf Lebenszeit" ernannt, im November für die NSDAP Mitglied des Reichstages. Wenig später erkannten die NS-Gauleiter von Essen, Düsseldorf, Westfalen-Nord und Westfalen-Süd Thyssen dank seiner Mitgliedschaft im Staatsrat und Reichstag freiwillig als oberste staatliche Autorität in wirtschaftspolitischen Fragen an. [3] Thyssen wurde Mitglied der Akademie für Deutsches Recht, erhielt Sitz und Stimme im Generalrat der Wirtschaft und im Sachverständigenrat für Bevölkerungs- und Rassenpolitik beim Reichsinnenministerium. Auch in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, dem Vorläufer der Max-Planck-Gesellschaft, war Thyssen Senator. [4]



[...] Im Mai 1933 gründete Thyssen unterstützt von Hitler ein ,,Institut für Ständewesen" in Düsseldorf, in dem Thyssen seine Ständestaat-Ideologie wissenschaftlich vertiefen wollte. Obwohl dem Institut in ihrer Mehrheit NSDAP-Mitglieder angehörten, sahen manche in der Teilnahme an den Wochenendkursen und Vorlesungen eine Ausweichmöglichkeit vor der Vollmitgliedschaft in der Partei. Doch ab August 1933 gründete Dr. Robert Ley zwei konkurrierende Schulen für Wirtschaft und Arbeit für seine Deutsche Arbeitsfront, die sich mit ,,grundlegenden Ausführungen zum ständischen Aufbau" beschäftigten und Thyssens Institut bekämpften. Als die Anfeindungen zunahmen, schrieb Thyssen im Juni 1934 an Hitler, wobei er sich über die Verdächtigungen und Unterstellungen aus Parteikreisen, er sei ,,doktrinär, besserwisserisch, staatsfeindlich, politisch-katholisch und nicht nationalsozialistisch" beklagte. Statt einer Antwort wurde der Besuch der Kurse verboten, Mitarbeiter des Instituts in Gefängnisse und Konzentrationslager gebracht. Weitere Meinungsverschiedenheiten zwischen Thyssen und Hitler entstanden, als sich Thyssen für die Freilassung des ins Konzentrationslager verschleppten ehemaligen preußischen Wohlfahrtsministers Heinrich Hirtsiefer und den abgesetzten Düsseldorfer Oberbürgermeister Dr. Robert Lehr vergeblich bei Göring einsetzte. [5] Als Reaktion auf die Absetzung des Düsseldorfer Regierungspräsidenten Schmid, der wegen der jüdischen Herkunft seiner Ehefrau verjagt wurde, legte Thyssen in einem Schreiben an Göring seine Mitgliedschaft im Preußischen Staatsrat unter Protest nieder. [6]

Thyssen kritisierte die Judenpogrome und den sich abzeichnenden Krieg Deutschlands gegen die Westmächte; er befürwortete jedoch einen Krieg gegen die Sowjetunion. Am 31. August 1939 erhielt Thyssen die Aufforderung zur Teilnahme an einer Reichstagssitzung in Berlin. Thyssen telegraphierte am gleichen Tag vom Postamt Bad Gastein auf normalen Postweg an Göring: ,,Ich kann dieser Aufforderung wegen unbefriedigenden Gesundheitszustands nicht Folge leisten. Nach meiner Meinung sollte ein Art Waffenstillstand möglich sein, um Zeit zum Verhandeln zu gewinnen. Ich bin gegen den Krieg. Durch einen Krieg wird Deutschland auch in Abhängigkeit von Russland auf dem Gebiet der Rohstoffe gelangen und dadurch seine Stellung als Weltmacht verlieren." [6]

[...] Am 2. September 1939 emigrierte er mit Ehefrau, Tochter und Schwiegersohn zuerst in die Schweiz. Von dort richtete er am 1. Oktober 1939 einen Brief an Göring, in dem er seine Rückkehr nach Deutschland von der Zusage abhängig machte, ,,dass die deutsche Öffentlichkeit darüber aufgeklärt wird, dass ich als Reichstagsabgeordneter gegen den Krieg gestimmt habe. Sollten noch andere abgeordnete ebenso gestimmt haben, so soll ihr Votum auch bekannt gegeben werden." [6] Diese Provokation beantworteten die Nazis durch Enteignung seines Besitzes in Deutschland und Ausbürgerung. Thyssen wollte seiner Tochter und seinem Schwiegersohn nach Argentinien folgen, hatte sich bereits freies Geleit durch Italien zusichern lassen, als er nach einem Besuch seiner sterbenden Mutter in Brüssel und einem Zusammenbruch seiner Ehefrau zur Erholung nach Cannes in Südfrankreich reiste.

In Südfrankreich diktierte er 1940 dem Journalisten Emery Reeves das Buch ,,I Paid Hitler" (,,Ich habe Hitler finanziert"), eine Abrechnung mit Hitler und seiner eigenen Rolle bei Hitlers Aufstieg. Noch bevor er die Diktate alle Korrektur gelesen und freigegeben hatte, marschierten deutsche Truppen in Frankreich ein. Gegen die ausdrückliche Zusicherung Marschall Pétains, Thyssen nicht an Nazideutschland auszuliefern, wurde er Ende 1940 auf Druck der Gestapo verhaftet und nach Deutschland ausgeliefert. [7]

Dort wurde er in verschiedene Konzentrationslager gebracht (unter ,,Ehrenhaft" genannten Bedingungen; anfangs mit seiner Frau Amélie in einem Sanatorium in Neubabelsberg bei Potsdam, dann im November 1943 im KZ Sachsenhausen, am 11. Februar 1945 im KZ Buchenwald, am 3. April im Gefängnis Regensburg und schließlich im KZ Dachau). Emery Reeves veröffentlichte das Buch ,,I Paid Hitler" ohne Thyssens Freigabe 1941; Thyssen distanzierte sich nach dem Krieg davon und setzte durch, dass niemals eine deutsche Übersetzung erschien.

Nach Kriegsende wurde Thyssen von den Alliierten interniert und 1948 wieder freigelassen. Eine Spruchkammer im Entnazifizierungsverfahren stufte ihn 1948 als minderbelastet ein. [8]

Noch im Dezember 1948 zog er nach Buenos Aires (Argentinien) zu seiner Tochter Anita, die seit 1936 mit dem ungarischen Grafen Gabor Zichy (1910–1972) verheiratet war. Am 8. Februar 1951 starb er dort an einem Herzschlag. Fritz Thyssen war seit 1900 mit Amélie Thyssen (1877–1965) verheiratet.

[...] Hans O. Eglau: Fritz Thyssen. Hitlers Gönner und Geisel. Berlin, Siedler, 2003, 379 S., ISBN 3886807630


Aus: "Fritz Thyssen" (12/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Thyssen (http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Thyssen)

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Quote[...] Alfried Felix Alwyn Krupp von Bohlen und Halbach (* 13. August 1907 in Essen; † 30. Juli 1967 in Essen) war Inhaber der Krupp-Werke unter anderem während des Dritten Reichs.

[...] Alfried von Bohlen und Halbach studierte von 1928 - 1934 Ingenieurwissenschaften in München, Berlin und Aachen. 1935 trat er in das Familienunternehmen, die Friedrich Krupp AG, ein. Er war zunächst in der Hauptverwaltung des Konzerns in Essen tätig. 1936 wurde er Prokurist. Im Oktober desselben Jahres wechselte er als Assistent in die Abteilung für Rüstungsproduktion und Artilleriekonstruktion. 1938 wurde er Leiter der Rohstoff- und der Rüstungsabteilung und Mitglied des Direktoriums (Vorstand).

Im März 1943 wurde Alfried von Bohlen und Halbach in Nachfolge seines Vaters Gustav Krupp von Bohlen und Halbach Vorsitzender des Direktoriums der Friedrich Krupp AG. Auf Initiative seiner Eltern (seine Mutter Bertha Krupp von Bohlen und Halbach war zu diesem Zeitpunkt Inhaberin nahezu aller Aktien der Krupp AG) erließ Hitler am 12. November 1943 eine Verordnung, die sogenannten Lex Krupp, wonach die Krupp AG in ein Einzelunternehmen umgewandelt wurde, dessen Alleininhaber ein Familienmitglied werden sollte, welches berechtigt sein sollte, den Namen Krupp seinem jeweiligen Familiennamen voranzustellen. Am 15. Dezember 1943 wurde Alfried Krupp von Bohlen und Halbach alleiniger Inhaber der Firma Krupp. Zu diesem Zeitpunkt war die Firma ein bedeutendes Industrieunternehmen und einer der wichtigen Rüstungslieferanten des Dritten Reichs. Während des 2. Weltkrieges beschäftigte Krupp wie auch alle anderen großen deutschen Unternehmen Zwangsarbeiter. Aufgrund der stetigen Fluktuation ist eine Gesamtzahl nicht zu ermitteln, der höchste Personalstand an Kriegsgefangenen und ausländischen Zivil- bzw. Zwangsarbeitern zu einem Stichtag lag am 1.1.1943 bei ca. 25 000. Diese Arbeiter wurden in verschiedenen Krupp-Betrieben eingesetzt. Die gelegentlich angeführte Zünderfabrik bei Auschwitz wurde zwar von Krupp-Personal eingerichtet, dann aber ab 1943 von der Firma Union Werl zur Produktion genutzt.

Krupp von Bohlen und Halbach war bereits seit 1931 förderndes Mitglied der SS. 1935 wurde er Mitglied des Nationalsozialistischen Fliegerkorps (NSFK), wo er zuletzt den Rang eines Standartenführers innehatte. Ab 1938 war er Mitglied in der NSDAP.

1937 wurde Krupp von Bohlen und Halbach - ebenso wie sein Vater - zum Wehrwirtschaftsführer ernannt. Zudem war er Stellvertreter seines Vaters in dessen Funktion als Kuratoriumsvorsitzender der Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft. Er war 1941 Mitbegründer und anschließend Präsidiumsmitglied der Reichsvereinigung Kohle und ab 1942 stellvertretender Vorsitzender der Reichsvereinigung Eisen. Außerdem war er Beiratsmitglied der Ausfuhrgemeinschaft für Kriegsgerät, Mitglied des Rüstungsrats beim Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion sowie Mitglied des Verwaltungsrats der Berg- und Hüttenwerksgesellschaft Ost mbH (BHO). Nach Kriegsbeginn war er für die Demontage von Betrieben in den besetzten Gebieten und deren Wiederaufbau im Deutschen Reich verantwortlich.

Krupp von Bohlen und Halbach war ein begeisterter Segler. Bei den Segelwettbewerben der Olympischen Sommerspiele 1936 vor Kiel gewann er mit der Crew seiner 8-Meter-Rennyacht Germania III für Deutschland die Bronzemedaille.

Am 11. April 1945 wurde Krupp von Bohlen und Halbach von amerikanischen Truppen in der ,,Villa Hügel" unter Arrest gestellt und sein gesamtes Vermögen beschlagnahmt. Nachdem die Alliierten zunächst beabsichtigt hatten, seinen Vater im Rahmen des ersten Nürnberger Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher anzuklagen, was jedoch wegen dessen Gesundheitszustand unterblieb, klagten die Amerikaner Krupp von Bohlen und Halbach zusammen mit 11 leitenden Mitarbeitern der Firma Krupp 1947 in einem gesonderten Verfahren (Fall X: Krupp-Prozess) an.

1948 wurde er wegen "Sklavenarbeit" (Einsatz von Zwangsarbeitern) und "Plünderung" von Wirtschaftsgütern im besetzten Ausland zu 12 Jahren Haft und Einziehung seines gesamten Vermögens verurteilt. In der Anklageschrift wurde ihm auch die Planung eines Angriffskrieges und die damit verbundene Verschwörung vorgeworfen. Von dieser Schuld wurde er jedoch freigesprochen, da in der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg sein Vater und nicht er die Geschicke der Firma leitete.

[...] Auf der Grundlage eines Gutachtens unabhängiger amerikanischer Sachverständiger wurde Krupp von Bohlen und Halbach durch Entscheidung des amerikanischen Hohen Kommissars für Deutschland John Jay McCloy am 31. Januar 1951 begnadigt und vorzeitig aus der Haft entlassen.

1953 kam es zum Abschluss des sogenannten ,,Mehlemer Vertrages" zwischen Krupp von Bohlen und Halbach und den Regierungen der USA, Großbritanniens und Frankreichs. Durch diesen Vertrag wurde ihm sein gesamtes Vermögen unter bestimmten Bedingungen zurückerstattet. Eine der wesentlichen Bedingungen war die Bestimmung, dass die Berg- und Hüttenbetriebe vom Krupp-Konzern abgetrennt und bis zum Jahr 1959 verkauft würden.

Im März 1953 übernahm Krupp von Bohlen und Halbach wieder die Leitung des Unternehmens. Ende des gleichen Jahres holte er Berthold Beitz als Generalbevollmächtigten in den Konzern. Er stellte das Unternehmen vollständig auf zivile Produktion, hauptsächlich auf Anlagenbau, um. Die Krupp AG erreichte auch schnell wieder ihre Stellung als führender Stahlproduzent. Tatsächlich wurden nämlich die Berg- und Hüttenbetriebe in der Folgezeit zwar - wie im ,,Mehlemer Vertrag" vorgesehen - abgetrennt, jedoch letztlich nicht verkauft. Vielmehr wurden sie 1960 zusammengefasst und mit dem Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation AG fusioniert.

Kurz vor seinem Tod verfügte Krupp von Bohlen und Halbach die Gründung einer Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die ,,Ausdruck der dem Gemeinwohl verpflichteten Tradition des Hauses Krupp" sein sollte. Mit seinem Tod ging sein gesamtes Vermögen auf die Stiftung über. Dies wurde möglich durch den Verzicht seines Sohns Arndt von Bohlen und Halbach auf das Erbe. Die Stiftung nahm ihre Tätigkeit am 1. Januar 1968 auf und verwendet die ihr aus ihrer Unternehmensbeteiligung zufließenden Erträge ausschließlich und unmittelbar für gemeinnützige Zwecke. Die Stiftung ist heute größte Einzelaktionärin der ThyssenKrupp AG.


[...]     

* William Manchester: The Arms of Krupp. Michael Joseph Ltd., London 1968
* Lothar Gall: Krupp im 20. Jahrhundert. 2002, Siedler Verlag. ISBN 3886807428


Aus: "Alfried Krupp von Bohlen und Halbach" (12/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Alfried_Krupp_von_Bohlen_und_Halbach (http://de.wikipedia.org/wiki/Alfried_Krupp_von_Bohlen_und_Halbach)

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[...]

Quote[...] 1969 entstand der erste Film, auf Deutsch "Die Verdammten", der in einer modernen Version von "Macbeth" den Untergang einer Großindustriellenfamilie schildert, deren Mitglieder sich gegenseitig auslöschen und die mit den Nazis paktierte. Ähnlichkeiten mit der Essener Stahldynastie Krupp in der "Villa Hügel" waren beabsichtigt. [...] "Für den Regisseur war die Familie der Raum, Geschichte als Energiefeld erfahrbar zu machen.


Aus: "Götterdämmerung. Luchino Viscontis deutsche Trilogie" Von Ulrike Mattern (jump-cut.de, Datum ?)
Quelle: http://www.jump-cut.de/visconti.html (http://www.jump-cut.de/visconti.html)

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Quote[...] Diese lose an der Krupp-Familiengeschichte orientierte Chronik vom Schicksal einer Stahldynastie in der Nazizeit zeigt Visconti am Olymp seines stilistischen Schaffens: Inzest, Schuld, Intrigen, Helmut Berger in drag, wuchtige, opernhafte Inszenierungsblöcke. An Aussage kommt nicht viel heraus, aber als Stück campy Pop-Art ist das hier ein Meisterwerk. Mit Dirk Bogarde, Ingrid Thulin, Helmut Griem.


Aus: " Götterdämmerung/Die Verdammten - Sehr schwülstiges, sehr empfehlenswertes Epos von Luchino Viconti" (Eine Kritik von Christoph Huber, Datum ?)
Quelle: http://www.allesfilm.com/show_article.php?id=20208 (http://www.allesfilm.com/show_article.php?id=20208)

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Quote[...] 27. Februar 1933: Als die Nachricht vom Reichtagsbrand in die Geburtstagsfeier des Familienoberhaupts Joachim von Essenbeck platzt, werden die kontroversen Meinungen innerhalb der Industriellenfamilie sichtbar.

...


[...]  Kaum ein anderer Film Viscontis war so umstritten wie "Die Verdammten". Kritiker warfen dem Regisseur vor, ein ernstes Thema wie den deutschen Faschismus unpassenderweise ins Melodramatisch-Opernhafte zu übersetzten. Wolfram Schütte führte die weitgehende Ablehnung des Films auf seine Nähe zu Thomas Manns und Richard Wagners Werk zurück: "Es ist ihr Zug und Wille zum großen Format, zum Standardwerk, zum Monumentalen und grandios Massenhaften, der höchst unzeitgemäß, verschwenderisch-ästhetisierend erscheint." Viscontis erster Teil seiner "deutschen Trilogie" ist so betrachtet weniger ein unpolitischern Film als vielmehr der Versuch, die Ästhetisierung des Politischen zu thematisieren, wie sie sich durch die deutschen Kulturgeschichte zieht.


Aus: "Die Verdammten (La caduta degli dei; IT/D/CH, 1969)" (23. Mai 2003 Filmredaktion 3sat)
Quelle: http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/film/reihen/46937/index.html (http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/film/reihen/46937/index.html)

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Quote[...] Luchino Viscontis düsteres Sittengemälde von Verrat und Dekadenz in der Abenddämmerung der nationalsozialistischen Herrschaft.Vom Reichstagsbrand bis zur ,,Nacht der langen Messer", in der Hitler seine Feinde in den eigenen Reihen liquidieren wollte, spannt sich das blutige Epos von Unmoral und Niedergang des Dritten Reiches in beklemmender Wirklichkeitsnähe.Dirk Bogarde ist ein moderner McBeth, der souverän und rücksichtslos die Herrschaft über das deutsche Stahl-Imperium gewinnt, während Hitlers Aufstieg an die Macht beginnt. Helmut Griem spielt einen SA-Führer, dessen dummes, machtergreiferisches Gehabe ein jähes Ende findet, als er in der ,,Nacht der langen Messer" von der SS hingeschlachet wird.Der Film wirft erbarmungslose Schlaglichter auf Psyche und Gemüt der Nationalsozialisten und einer Industriellen-Dynastie, die ihnen, freiwillig oder nicht, zum Wegbereiter wurde.


Aus: "Die Verdammten (La caduta degli dei; IT/D/CH, 1969)" (More - Film & Kino Magazin, Datum ?)
Quelle: http://www.more-magazin.de/showmovie.php?id=3156 (http://www.more-magazin.de/showmovie.php?id=3156)

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Quote[...] Luchino Visconti (* 2. November 1906 als Conte Don Luchino Visconti di Modrone in Mailand; † 17. März 1976 in Rom) war ein italienischer Schriftsteller, Theater- und Filmregisseur.

Aus der aristokratischen Familie der Herzöge von Visconti in Mailand abstammend (einer der reichsten in Norditalien), ging er mit 30 Jahren nach Paris und begann seine Karriere 1936 als Assistent von Jean Renoir. Nach einer kurzen USA-Reise, bei der er auch Hollywood besichtigte, kam er zurück nach Italien, um 1939 erneut als Renoirs Assistent zu arbeiten...


Aus: "Luchino Visconti" (12/2007)
http://de.wikipedia.org/wiki/Luchino_Visconti (http://de.wikipedia.org/wiki/Luchino_Visconti)

Title: [1,3 Milliarden Euro in dunklen Kanälen... (BRD, Siemens, Pierer, etc.)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 06, 2007, 10:34:03 AM
Quote[...] Am 12. Oktober 1847 gründete Werner von Siemens zusammen mit Johann Georg Halske die Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske in Berlin. Grundlage bildet seine Erfindung des Zeigertelegraphen. Das Berliner Unternehmen entwickelte sich innerhalb weniger Jahrzehnte von einer kleinen Werkstatt, die neben Telegraphen vor allem Eisenbahnläutwerke, Drahtisolierungen und Wassermesser herstellte, zu einer der weltweit größten Elektrofirmen. 1848 baute Siemens die erste Telegraphenlinie Europas über weite Entfernungen zwischen Berlin und Frankfurt am Main. Früh war das Unternehmen auch international tätig: Werners Bruder Carl Wilhelm Siemens eröffnete 1850 eine Repräsentanz der Firma in London, die später in das selbstständige Unternehmen Siemens Brothers Co. umgewandelt wurde. Ab 1851 war das Unternehmen in Russland am Bau eines Telegraphen-Netzwerks beteiligt. 1855 eröffnet Siemens eine Zweigniederlassung in Sankt Petersburg, die durch Carl von Siemens, einem weiteren Bruder, geleitet wurde. Internationale Großprojekte wie der Bau der Indo-Europäischen Telegrafenlinie (1867–70) und ein mit Siemens Brothers verlegtes Transatlantikkabel (1870) führten zu steigenden Umsätzen. Entscheidend war jedoch die Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips durch Siemens im Jahr 1866, das die Voraussetzungen für die Nutzung der Elektrizität zur Kraftversorgung schuf (siehe Elektrischer Generator, Siemens baute die ersten Generatoren ohne Dauermagneten). Dadurch erschlossen sich für die Gesellschaft neue Geschäftsfelder wie zum Beispiel bei der Elektrifizierung von Eisenbahnstrecken und Eisenbahnzügen sowie der Produktion von Glühlampen.

...


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Siemens_AG (http://de.wikipedia.org/wiki/Siemens_AG) (12/2007)

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Quote[...] Am 15. November 2006 durchsuchten 200 Beamte, Steuerfahnder und Staatsanwälte mehr als 30 Bürogebäude an allen großen Siemensstandorten, außerdem Privatwohnungen von ranghohen Mitarbeitern, auf Verdacht der Untreue wie der Münchner Oberstaatsanwalt Anton Winkler mitteilte. Dabei werden Akten geprüft und Unterlagen sichergestellt. Mittlerweile wurde neben anderen das ehemalige Vorstandsmitglied Thomas Ganswindt verhaftet.

Im Januar 2007 wurden 11 multinationale Konzerne wegen illegaler Preisabsprachen von der EU zu Geldstrafen in der Gesamthöhe von über 750 Mio. Euro verurteilt (EU-Wettberwerbskommissarin Neelie Kroes: ,,Diese Firmen haben ein Kartell gebildet, das öffentliche Versorgungsunternehmen und Verbraucher mehr als 16 Jahre lang betrogen hat"). Knapp 400 Mio. Euro dieser Geldstrafe entfielen auf den Siemens-Konzern. Dies ist die zweithöchste Geldstrafe, zu der ein Unternehmen innerhalb der EU verurteilt wurde. Die ThyssenKrupp AG wurde wegen Bildung eines Preiskartells zu ca. 479 Mio. Euro verurteilt(Liftkartell).

Im Oktober 2007 wurde das Unternehmen vom Landgericht München wegen Schmiergeldzahlungen im Bereich der Telekommunikationssparte Com zu einer Geldbuße in Höhe von 201 Millionen Euro verurteilt. Siemens akzeptierte das Urteil[3].

MAKEPROFIT Code

Über eine angeblich bis 1997 bei Siemens für Anweisungen zu Schmiergeldzahlungen benutzte Verschlüsselung zur Umwandlung von Ziffern in Buchstaben berichtet am 31. Januar 2007 The Wall Street Journal. Der ehemalige Siemens-Manager Michael Kutschenreuter soll der Staatsanwaltschaft München berichtet haben, dass zum Beispiel eine Anmerkung ,,legen sie das in der Datei APP ab" bedeutet habe, Schmiergelder in Höhe von 2.55% des Preises seien genehmigt (A=2, P=5). Das Schlüsselwort sei ,,MAKEPROFIT". Den Buchstaben darin seien die Ziffern ,,1234567890" zugeordnet. Ein Siemens Sprecher meinte dazu, ihm sei von einem solchen Code nichts bekannt. Der Code kann sich als entscheidendes Hilfsmittel für die Staatsanwaltschaft erweisen [4], da er auf Dokumenten als Hinweis auf Anweisungen zu Schmiergeldzahlungen dienen kann.

Verhaftung des AUB-Vorsitzenden

Im Zusammenhang mit der Verhaftung ihres Beraters Wilhelm Schelsky am 14. Februar 2007 [5] bestätigte ein Siemens-Sprecher, dass Schelsky seit 2001 unter anderem für Beratungsleistungen und Mitarbeiterschulungen über 14 Millionen Euro erhalten habe. Laut Siemens habe Schelsky aber seine Leistungen als Unternehmensberater nicht ausreichend nachgewiesen, weswegen das Unternehmen Ende 2006 seinen Beratervertrag fristlos gekündigt habe. Schelsky und Siemens waren bis vor einiger Zeit an zwei Firmen beteiligt: die ML&S GmbH in Greifswald und die NSG Netzwerk-Service GmbH in Feldkirchen bei München, die heute unter dem Namen CANCOM Netzwerk-Service GmbH ihren Sitz in Jettingen-Scheppach hat [6]. Schelsky ist auch langjähriger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB), einer Arbeitnehmervereinigung, die sich als ,,die andere Gewerkschaft" darstellt [7].

Für Siemens ist es in Einzelfällen einfach, festzustellen, ob Wilhelm Schelsky die AUB-Gruppen bei Siemens unterstützt. Eine Unterstützung der AUB durch Schelsky läge beispielsweise dann vor, wenn der Schelsky nicht nur Verantwortlicher, sondern auch Eigner von Webseites einer Siemens-AUB-Gruppe wäre.

Verhaftung von Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer

Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer wurde nach Unternehmensangaben am 27. März 2007 festgenommen. Laut einer Siemens-Sprecherin steht die Verhaftung im Zusammenhang mit der Affäre um die unabhängige Betriebsräteorganisation AUB.

[...]

Im Schwarzbuch Markenfirmen – Die Machenschaften der Weltkonzerne wird Siemens die Massenvertreibung und Zerstörung der Lebensgrundlagen durch Staudammprojekte sowie die Beteiligung am Bau von unsicheren Atomreaktoren vorgeworfen. Ebenso wird Siemens eine Beteiligung am nordkoreanischen Atomprogramm unterstellt. (siehe Schwarzbuch Markenfirmen, S. 362ff.)

Am 17. September 2006 wurde bekannt, dass der Aufsichtsratsvorsitzende von Pierer die Vorstandsgehälter um durchschnittlich 30 % erhöhen wollte. Da sich viele Siemens-Mitarbeiter hingegen auf Lohnkürzungen einstellen müssen sowie durch eine vermutete Zusammenlegung von Bereichen mit Nokia Tausende Arbeitsplätze wegfallen[8], gab dies Anlass zu Kritik aus der Politik, Wirtschaft und sogar von Kirchen [9]. Diese geplante Erhöhung wird nun jedoch um ein Jahr verschoben [10] zugunsten des medienwirksamen Versuchs, die Arbeitsplätze der abgespalteten Firma BenQ Mobile zu erhalten (Die umstrittene Gehaltserhöhung für den Siemens-Vorstand tritt doch früher in Kraft als angenommen. Stand: 7. November 2006). BenQ Mobile musste in Deutschland am 29. September 2006 Insolvenz anmelden, nachdem der Mutterkonzern BenQ die Zahlung an seine deutsche Tochter einstellte.[11]




Aus: "Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Siemens - Siemens AG" (12/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Siemens_AG#Staatsanwaltschaft_ermittelt_gegen_Siemens (http://de.wikipedia.org/wiki/Siemens_AG#Staatsanwaltschaft_ermittelt_gegen_Siemens)

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Quote[...] Kritik:

Mit der Übernahme des Aufsichtsratsvorsitzes der Siemens AG verstieß von Pierer gegen den Corporate Governance Kodex, nach welchem der direkte Wechsel eines Vorstandsvorsitzenden in den Aufsichtsratsvorsitz unterbleiben soll. Während dies zunächst nahezu widerspruchslos hingenommen wurde, ist im Zuge der Korruptionsaffäre bei Siemens, das Problem offen zutage getreten: von Pierer war Mitglied des Prüfungsausschusses im Aufsichtsrat, der die Korruptionsvorwürfe untersucht und natürlich auch von Pierers Amtszeit durchleuchtet. Aufgrund des offensichtlichen Interessenkonflikts und der Tatsache, dass ein Großteil der Affäre in die Zeit von Pierers als Vorstandsvorsitzender fällt, war von Pierer zahlreichen Vorwürfen ausgesetzt. Auf der Hauptversammlung 2007 der Siemens AG verzichtete von Pierer am 25. Januar 2007 schließlich auf die weitere Teilnahme an Sitzungen, die das Korruptionsthema zum Gegenstand haben; das Amt als Vorsitzender des Aufsichtsrats wollte er aber nicht ablegen. Die Hauptversammlung stimmte mit über 34 Prozent gegen die Entlastung von Pierers und zeigte damit deutlich die Unzufriedenheit mit der Entscheidung von Pierers.

Trotz der Korruptionsaffäre bei Siemens hält die CDU und insbesondere Angela Merkel an von Pierer als Leiter des Rates für Innovation und Wachstum fest.



Ehrungen und Auszeichnungen:
    * Goldener Ehrenring der Stadt Erlangen (1995)
    * Ehrendoktorwürde der Technischen Universität München (1997)
    * Ehrendoktorwürde der Katholieke Universiteit Leuven (1998)
    * Große Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2001)
    * "Scopus Award" der Hebräischen Universität Jerusalem(2002)
    * World Business Award (2003)
    * Ehrendoktorwürde der Tongji-Universität Shanghai (2004)
    * Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Berlin (2004)
    * Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Graz (2005)
    * Bayerischer Verdienstorden (2005)

    * "AICGS Global Leadership Award"
    * "John J. McCloy Award", New York
    * "Appeal of Consience-Award" der Appeal Appeal of Consience Foundation, New York


Werke:
Heinrich von Pierer, Karl Homann, Gertrude Lübbe-Wolff: Zwischen Profit und Moral. Hanser, München 2003, ISBN 3-446-22460-2


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Pierer (http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Pierer) (12/2007)


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Quote[...] Bei Siemens waren vor allem auch in der Zeit Pierers als Vorstandschef nach neuesten Erkenntnissen 1,3 Milliarden Euro in dunklen Kanälen verschwunden. Pierer hatte stets betont, nichts von den Vorgängen gewusst zu haben. Als Vorstandsvorsitzender sei man weit weg vom operativen Geschäft. In einem Konzern wie Siemens mit etwa neun Millionen Buchungsvorgängen am Tag seien Unregelmäßigkeiten nur schwer zu entdecken. Der Leitende Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld betonte denn auch am Mittwoch, Pierer gehöre nicht zu den Verdächtigen. "Gegen ihn wird nicht ermittelt." Eine politische Verantwortung zu übernehmen, lehnte Pierer lange ab, bis er sich im April doch dem Druck beugte und als Aufsichtsratschef zurücktrat.

Pierers Verdienste um das Unternehmen wurden von den Affären überschattet, sind bei Siemens aber unumstritten. In seinen gut 14 Jahren als Vorstandsvorsitzender machte er nach Ansicht des Managements und der Investoren den einst trägen Industriedampfer Siemens fit für die Globalisierung. Mit seinem berühmten 10-Punkte-Programm leitete er unter anderem die Abspaltung der Halbleitersparte Infineon ein. Früh engagierte sich der Konzern unter seiner Führung in den neuen Märkten in Asien.

So ist denn auch die Globalisierung heute noch sein großes Thema. "Vielen Menschen gehen die Veränderungen, denen sie ausgesetzt sind, zu schnell", sagte er bei der Veranstaltung des Autors, Motivationsberaters und einstigen Chiphändlers Erich Lejeune. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Welt verändere, werde aber weiter zunehmen. "Der Reichtum auf der Welt wird in dramatischer Weise neu verteilt." Deutschland habe bisher von der Globalisierung profitiert und müssen sich den Herausforderungen weiter offensiv stellen, unter anderem durch neue Bildungsinitiativen und die massive Förderung von Forschung und Innovationen. Dafür setze er sich auch im Rat für Innovation und Wachstum ein, der unter Pierers Leitung die Bundesregierung berät. (Axel Höpner, dpa) / (jk/c't)

Quote5. Dezember 2007 13:48
1,3 Milliarden an der Steuer vorbei und mehrere Tausend verlorene Arbeitsplätze
mordsDing boa eh (mehr als 1000 Beiträge seit 25.03.05)

sehr bedauerlich.

Und damit liefert der Herr einen weiteren Beleg dafür, wie sich die
Managerkaste verabschiedet hat. Von Moral, Anstand, Würde, Gewissen,
Realität.

Quote5. Dezember 2007 13:55
Re: 1,3 Milliarden an der Steuer vorbei und mehrere Tausend verlorene Arbeitspl.
Sarkastho (393 Beiträge seit 29.08.06)

Hätte man das Geld versteuern müssen, wäre es noch teurer geworden
und es hätte noch mehr Arbeitsplätze gekostet.
Die Politiker hätten die Steuern doch nur für Blödsinn verpulfert.

Quote5. Dezember 2007 13:59
Re: 1,3 Milliarden an der Steuer vorbei und mehrere Tausend verlorene Arbeitspl.
hacky68 (539 Beiträge seit 25.09.00)

Ihr seit so negativ ...

Quote5. Dezember 2007 15:33
Re: 1,3 Milliarden an der Steuer vorbei und mehrere Tausend verlorene Arbeitspl.
Soman (457 Beiträge seit 03.08.04)

Siehe es positiv - es werden etwa dreistellige Millionenbeträge für
Consultants ausgegeben, die die Schmiergeldaffäre "aufklären" sollen.
Die Armen Jungs hätten sonst nix zu tun und müssten Ihre Anzüge
bügeln und Kravattenknoten binden lernen.
So müssen die für 2000 Euro am Tag hektisch durch die Flure rennen
und dürfen Powerpoints und Flipcharts präsentieren.



Quote5. Dezember 2007 14:14
Re: 1,3 Milliarden an der Steuer vorbei und mehrere Tausend verlorene Arbeitspl.
mordsDing boa eh (mehr als 1000 Beiträge seit 25.03.05)

Sarkastho schrieb am 5. Dezember 2007 13:55

> Hätte man das Geld versteuern müssen, wäre es noch teurer geworden
> und es hätte noch mehr Arbeitsplätze gekostet.

Das wage ich zu bezweifeln. Arbeitsplatzvernichtung und Erhöhung der
Managergehälter und Verteilung millionenschwerer
Jahresendgratifikationen an die Führung bei Siemens fallen zeitlich
recht nah zusammen.

> Die Politiker hätten die Steuern doch nur für Blödsinn verpulfert.
Ja, oder für Schulen, Kindergärten, Straßenausbau, und ähnliches. Da
wird schließlich auch Geld ausgegeben.


Quote5. Dezember 2007 15:35
Re: 1,3 Milliarden an der Steuer vorbei und mehrere Tausend verlorene Arbeitspl.
Soman (458 Beiträge seit 03.08.04)

Blödsinn.

80 Mrd für die Rente, 40 Mrd für Zinsen, ca 25 Mrd ALG-II, ca 30 Mrd
Kindergeld. Einnahmen des Staates: 220 Mrd. Was für den Rest übrig
bleibt kannst du schätzen...



Quote5. Dezember 2007 14:04
Übrigens: Wir waren komplett korrupt, entschuldigung auch.
vatsug (mehr als 1000 Beiträge seit 12.03.04)

Tut uns leid. Näher möchte ich nicht darauf eingehen, ich bin jetzt
in Rente.

Quote5. Dezember 2007 14:23
Es stinkt zum Himmel und zurück...
viandante (223 Beiträge seit 28.09.05)

...wenn in einer Firma 1,3 Mia schwarz existieren, an der Steuer
vorbei also, der Chef davon angeblich nichts weis, aber die
Bundesregierung weiterhin in leitender Position berät und...
... kein Staatsanwalt es für nötig hält, die Zusammenhänge um Herrn
von Pierer und seiner eventuellen Mitverantwortung zu beleuchten und
für die betrogenen Millionen Bundesbürger transparent aufzuzeigen.


Aus: "Heinrich von Pierer bedauert die Siemens-Affären" (05.12.2007)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/100081 (http://www.heise.de/newsticker/meldung/100081)

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Quote[...] Siemens will am Montag Strafzahlungen in den USA in Höhe von 600 Millionen Euro akzeptieren. Der Konzern rechnet außerdem mit einer Geldbuße bei Bayerns Justiz zwischen 300 und 400 Millionen Euro.

Die Siemens AG steht in der Korruptionsaffäre nach zweijährigen Ermittlungen vor einem für das Unternehmen günstigen Vergleich mit US-Ermittlern. Der Industriekonzern verständigte sich mit der New Yorker Börsenaufsicht SEC und dem Justizministerium in Washington auf Strafzahlungen in Höhe von 800 Millionen Dollar (600 Millionen Euro). Aufsichtsräte hatten ursprünglich eine Geldbuße in Höhe von mehreren Milliarden Euro befürchtet.

Der Konzern ist an der New Yorker Börse notiert und unterliegt damit der Aufsicht der US-Behörden. Das Unternehmen will an diesem Montag bei einer Gerichtsverhandlung in Washington die ausgehandelten Strafen akzeptieren. Anschließend will der Aufsichtsrat des Konzerns dem Vergleich zustimmen. Es ist die bislang höchste Unternehmensstrafe, die in den USA wegen Korruption verhängt wurde. Das Geld fließt in den US-Bundeshaushalt.

In München hat Siemens eine weitere Geldbuße zu erwarten, die nach Informationen aus Aufsichtsratskreisen 300 bis 400 Millionen Euro betragen soll. Die Staatsanwaltschaft will auf diese Weise Gewinne aus Aufträgen abschöpfen, die durch Bestechung zustande kamen. Solche Geldbußen kommen nach Angaben der Justiz dem bayerischen Staatshaushalt zugute, der durch die Krise der Landesbank schwer belastet ist.

Nach Erkenntnissen des US-Justizministeriums und der Börsenaufsicht SEC nahm Siemens von 2001 bis 2007 insgesamt 4 283 illegale Zahlungen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro vor. Weltweit seien Regierungen und Behörden bestochen worden. Ex-Konzernchef Pierer wird durch die am Wochenende veröffentlichten Ermittlungsergebnisse erstmals von Behörden schwer belastet. Ihm wird vorgehalten, er habe seit 2001 von Treuhandkonten in der Schweiz gewusst, über die Provisionszahlungen für Aufträge aus dem Ausland abgewickelt worden seien. Seit 2004 sei Pierer über schwarze Kassen informiert gewesen.

Pierer, sein Nachfolger Klaus Kleinfeld und vier weitere Ex-Vorstände sowie der gesamte frühere Zentralvorstand als Organ werden beschuldigt, massiven Hinweisen auf Korruption nicht nachgegangen zu sein und nicht genug gegen mutmaßliche Gesetzesverstöße unternommen zu haben. Sogar von Vertuschung ist die Rede. Dem früheren Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger werfen die US-Behörden vor, den Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats im Jahr 2005 falsch informiert zu haben. Neubürger habe wider besseres Wissen die Existenz von Konten außerhalb der Siemens AG verneint. Ein anderer Vorstand sei sogar direkt in illegale Zahlungen eingebunden gewesen.

Das Fazit der Ermittler: Der damalige Vorstand habe eine Unternehmenskultur geschaffen, in der Korruption nicht nur geduldet, sondern auf höchster Ebene teilweise sogar belohnt worden sei. Aus Konzernkreisen heißt es, Pierer und andere Ex-Vorstände dürften sich nicht wundern, falls die US-Behörden Ermittlungsverfahren gegen sie einleiten. Pierer und Kleinfeld haben bereits wiederholt die Vorwürfe zurückgewiesen und ihre Unschuld beteuert. Kleinfeld ist heute Vorstandschef des US-Aluminiumkonzerns Alcoa.

Quote

15.12.2008 09:42:38

drkosel: "H v P , Gütesiegel und Markenzeichen in einer Person"

in jeder Talkshow mit dem erhobenen Zeigefinger dabei, wenn es darum ging "den kleinen Leuten am Zeug zu flicken". Dieses Vorbild an Glaubwürdigkeit war jahrelang Kanzler(in) -Berater. Wagrlich ein passende Auszeichnung. Da müssen jetzt die Amis kommen, um den zur Rechenschaft zu ziehen.hier war das nicht möglich ! (sh.Düsseldorfer Landgericht - Esser , Ackermann, Zwickel und Richterin Poggenhöfer -man kennt sich und man hilft sich ). Unschuldsvermutung ,Geldstrafe.,Ackermann gilt weiter als nicht vorbestraft !Bananenrepublik !



Aus: "Siemens zahlt Milliardenstrafe - Auch die Amerikaner belasten Pierer" Von M. Balser, K. Ott, Th. Fromm (14.12.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/794/451506/text/ (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/794/451506/text/)

Title: [Faster, Much Faster... (from 2003 to 2005)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 15, 2007, 06:08:53 PM
Quote[...] The increase in incomes of the top 1 percent of Americans from 2003 to 2005 exceeded the total income of the poorest 20 percent of Americans, data in a new report by the Congressional Budget Office shows.

The poorest fifth of households had total income of $383.4 billion in 2005, while just the increase in income for the top 1 percent came to $524.8 billion, a figure 37 percent higher.

The total income of the top 1.1 million households was $1.8 trillion, or 18.1 percent of the total income of all Americans, up from 14.3 percent of all income in 2003. The total 2005 income of the three million individual Americans at the top was roughly equal to that of the bottom 166 million Americans, analysis of the report showed.


From: "Report Says That the Rich Are Getting Richer Faster, Much Faster" By DAVID CAY JOHNSTON (Published: December 15, 2007)
Source: http://www.nytimes.com/2007/12/15/business/15rich.html?_r=1&oref=slogin (http://www.nytimes.com/2007/12/15/business/15rich.html?_r=1&oref=slogin)

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http://www.cbo.gov/ftpdocs/88xx/doc8885/12-11-HistoricalTaxRates.pdf (http://www.cbo.gov/ftpdocs/88xx/doc8885/12-11-HistoricalTaxRates.pdf)

Title: [Skandalumwitterte Hörn-Immobilie... (Notiz, Kiel, Schmid-Bau)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 18, 2007, 10:42:25 AM
Quote[...] Gerhard Schmid (* 22. Mai 1952 in Selb) ist ein deutscher Unternehmer.

Nach einer kaufmännischen Lehre finanzierte sich der Sohn eines Maurers und einer Hausfrau sein Studium der Betriebswirtschaft als Eishockey-Trainer bei der ERC Selb. 1977 fing er bei Hutschenreuther als Vorstandsassistent an. 1986 wechselte Schmid als Geschäftsführer zum Ostseebad Damp, 1989 wurde er bei der Sixt AG Vorstand für Marketing und Vertrieb.

1991 gründete er die Mobilcom AG, zunächst als Serviceprovider für den Mobilfunkbereich und anfangs mit einer einzigen Mitarbeiterin. Bereits 1993 wurden 100 Mio. DM Umsatz gemacht. 1997 führte er Mobilcom an die Börse als erstes Unternehmen am Neuen Markt (gleichzeitig mit der Bertrandt AG).

[...] Anfang 2002 kam es zum Streit der Mobilcom-Großaktionäre France Telecom und Schmid über die Kostentragung beim UMTS-Infrastrukturaufbau und über umstrittene Aktiengeschäfte von Schmids Ehefrau Sibylle Schmid-Sindram. France Telecom bot Schmid daraufhin an, ihm seine Aktien abzukaufen, Schmid lehnte die Höhe des Angebotes aber ab. Infolge des sich hinziehenden Streites und des Verfalls des Mobilcom-Aktienkurses verweigerte die Hauptversammlung im Mai 2002 Schmid die Entlastung als Vorstand. Im Juni kündigte France Telecom den Kooperationsvertrag. Schmid wurde daraufhin vom Aufsichtsrat als Vorstandsvorsitzender entlassen. Es folgten Prozesse Mobilcom gegen Millenium (die Firma von Schmids Ehefrau) und Schmid gegen Mobilcom und gegen France Telecom. Im September 2002 stellte France Telecom weitere Finanzhilfen für Mobilcom ein, das Unternehmen stand kurz vor der Insolvenz. Um eine Rettung unter Vermittlung des Bundeswirtschaftsministeriums zu ermöglichen, übertrug Schmid im November 2002 seine Aktien und die seiner Frau nach langen Verhandlungen an einen Treuhänder, den früheren RTL-Chef Helmut Thoma.

Anfang 2003 musste Schmid Privatinsolvenz beantragen, seine Frau führte über ihre Verwaltungsgesellschaft "Millenium GmbH" Rechtsstreitigkeiten gegen den neuen Mobilcom-Vorstand noch in Fragen, über die bereits Schmid Prozesse geführt hatte. Die Auseinandersetzungen endeten mit einem Vergleich. 2003 wurde nach einem Aktienoptionsgeschäft mit der Millenium GmbH gegen Schmid Anklage wegen Untreue erhoben. Das Landgericht Kiel entschied Anfang 2007, kein Hauptverfahren gegen Schmid einzuleiten. Die Staatsanwaltschaft legte gegen diese Entscheidung Widerspruch ein.

Schmid ist heute Geschäftsführer von Bonus Strom GmbH, einem Elektrizitäts-Provider, der seiner Frau gehört.


Aus: "Gerhard Schmid (Unternehmer)"  (12/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Schmid_%28Unternehmer%29 (http://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Schmid_%28Unternehmer%29)

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Quote[...] Bei der gestrigen Zwangsversteigerung des Schmid-Baus, der noch unvollendeten skandalumwitterten Hörn-Immobilie, wurde das Hochhaus für 13 Millionen Euro verkauft. Das höchte Gebot in Raum 4 des Amtsgerichts, in dem zudem noch zwei unbebaute Grundstücke an der Hörn versteigert wurden, setzte die Waterkant Immobilien GmbH & Co KG, dessen Geschäftsführerin Sybille Schmid-Sindram pikanterweise die Ehefrau von Ex-mobilcom-Chef Gerhard Schmid ist.

Schmid begann 2000 mit der Errichtung des 16-geschossigen Wohn- und Geschäftshauses, doch seine private Insolvenz und die Beinahe-Pleite von mobilcom ließen das Projekt vor drei Jahren unvollendet platzen.

Innerhalb der kommenden zwei Wochen wird die sächsische Landesbank, die sich als Hauptgläubiger "etwas mehr erhofft" hatte, das Angebot, das rund 2,4 Millionen Euro unter dem Verkehrswert der Immobilie liegt, prüfen.

Die Waterkant Immobilien GmbH & Co KG, im Oktober 2004 vom schleswig-holsteinischen FDP-Fraktionchef Wolfgang Kubicki mitgegründet, gibt sich derweil hoffnungsfroh. "Ich habe schon Anwärter, die mieten wollen", so Geschäftsführerin Schmid-Sindram.


Aus: "Wirtschaft: Schmid-Bau für 13 Millionen Euro versteigert" (Freitag, 25. März 2005)
Quelle: http://www.kiel4kiel.de/Artikel-7364-11-Wirtschaft.SchmidBau.fr.13.Millionen.Euro.versteigert.html (http://www.kiel4kiel.de/Artikel-7364-11-Wirtschaft.SchmidBau.fr.13.Millionen.Euro.versteigert.html)


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Quote[...] Im Strafprozess wegen Bankrotts gegen den früheren Mobilcom-Chef Gerhard Schmid hat die Staatsanwaltschaft Kiel eine weitere Anklage erhoben. Schmid werden zwei zusätzliche Bankrotthandlungen vorgeworfen, teilte Oberstaatsanwalt Uwe Wick am heutigen Montag mit. Schmid soll im September und Oktober 2002 trotz Zahlungsunfähigkeit von seinen Konten im Inland Beträge von 500.000 Euro und 240.000 Euro auf ein Konto bei einer Bank in Liechtenstein überwiesen und damit weitere Bestandteile seines Vermögens beiseite geschafft haben.

Diese Vorwürfe sind nun ebenfalls Gegenstand des seit Juli 2007 laufenden Verfahrens, in dem Schmid vorgeworfen wird, Firmenanteile ins Ausland transferiert und sich damit wegen Bankrottverdachts schuldig gemacht zu haben. Die Sachsen LB hatte im Jahr 2002 vergeblich versucht, Forderungen in Millionenhöhe aus einem Kredit für Schmid vollstrecken zu lassen. Die Verteidigung will hingegen beweisen, dass Schmid im April 2002 nicht zahlungsunfähig war, sondern seine sämtlichen Kreditverpflichtungen hätte erfüllen können.

Der Insolvenzverwalter von Schmid reichte Schadenersatzklage in Höhe von mehrerer Milliarden Euro gegen den früheren Mobilcom-Großaktionär France Telecom ein, weil sich die Franzosen 2002 als Hauptfinanzierer aus dem Büdelsdorfer Unternehmen zurückgezogen hatten. Schmids Verteidiger Erich Samson warf der Anklage zuletzt Korruption und Befangenheit vor. Staatsanwalt Axel Goos habe in einem anderen Verfahren gegen Schmid unzulässige Hilfe der Anwälte von France Telecom in Anspruch genommen. Die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens lehnte Oberstaatsanwalt Uwe Wick jedoch ab. (pmz/c't)


Aus: "Staatsanwaltschaft weitet Anklage gegen Ex-Mobilcom-Chef Schmid aus" (17.12.2007)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/100688 (http://www.heise.de/newsticker/meldung/100688)

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Quote[...]Die größten Banken sind die LGT Bank, die Liechtensteinische Landesbank und die Verwaltungs- und Privatbank. Seit 1992 haben neben den drei großen Banken auch weitere Institute Zulassungen erhalten, darunter seit dem Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum auch Niederlassungen ausländischer Banken. Heute beschäftigen die fünf größten Banken Liechtensteins rund 1.400 Angestellte und weisen zusammen eine Bilanzsumme von über 30 Milliarden Franken auf. Wie in der Schweiz und Österreich gilt auch in Liechtenstein das Bankgeheimnis. Die Beaufsichtigung des Finanzsektors erfolgt durch die FMA Finanzmarktaufsicht Liechtenstein.

Der Finanzplatz Liechtenstein wird allerdings in erster Linie mit dem sog. Treuhandwesen assoziiert. Um die schwerwiegende Wirtschaftskrise der 1920er Jahre zu überwinden, wurde ein äußerst liberales Gesellschaftsrecht geschaffen, darunter die Stiftungen, die es erlauben, ein Vermögen von seinem tatsächlichen Eigentümer zu trennen und somit zu anonymisieren. Im Gegensatz zu den Stiftungen der meisten Länder kann die liechtensteinische Stiftung vom Stifter jederzeit wieder aufgelöst werden, was im Ausland als im Widerspruch zum Wesen einer Stiftung häufig kritisiert wird. Aufgrund ihrer Diskretion waren liechtensteinische Stiftungen in der Vergangenheit des öfteren in Skandale verwickelt. Der größte dürfte der Fall Texon 1977 gewesen sein, in dessen Folge 1981 die Stiftungs-Gesetzgebung verschärft wurde. Seither dürfen Stiftungen nicht mehr wirtschaftlich tätig sein, und der Stiftungsrat muss von besonders qualifizierten und erfahrenen Personen, de facto konzessionierten liechtensteinischen Treuhändern, besetzt sein. Nach wie vor werden jedoch Stiftungen wie auch die sogenannten Sitzgesellschaften ohne eigenen Geschäftsbetrieb im Fürstentum i.d.R. lediglich mit einer jährlichen Pauschale von 1.000 CHF besteuert.

...


http://de.wikipedia.org/wiki/Liechtenstein (http://de.wikipedia.org/wiki/Liechtenstein) (12/2007)



Title: [The World's Greatest Company... (Notiz, Enron, Deutsche Bank)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 20, 2007, 12:51:56 PM
Quote[...] Der Energiekonzern Enron gehörte zu den zehn größten Konzernen der USA und hatte seinen Firmensitz in Houston, Texas. Enron bezeichnete sich in Veröffentlichungen gerne als "The World's Greatest Company" (Beste Firma der Welt). Enron beschäftigte über 20.000 Mitarbeiter und verursachte aufgrund fortgesetzter Bilanzfälschung einen der größten Unternehmensskandale, welche die US-Wirtschaft bislang erlebte. Die Vorgänge hatten eine drastische Verschärfung der gesetzlichen Vorschriften zur Unternehmensberichterstattung zur Folge, den sogenannten Sarbanes-Oxley Act.

[...]

Chronik:

Im Juli 1985 fusioniert das US-Unternehmen Houston Natural Gas mit Internorth, einem Erdgas-Konzern aus Omaha, zum Konzern Enron, der hauptsächlich als Betreiber von Gaspipelines tätig ist. Nach dem Einstieg in den Erdgashandel 1989 wird Enron innerhalb kurzer Zeit der größte Gashändler in den USA und Großbritannien. 1999 wird das Unternehmen EOG Resources als selbständiges Unternehmen abgetrennt.

Im Oktober 2000 bestätigt Enron, dass die US-Börsenaufsicht SEC eine Voruntersuchung begonnen hat, um mögliche Konflikte aufgrund der Beteiligungsverträge zu klären. Enron gesteht ein, dass Gewinne in den Jahren zuvor um 1,2 Mrd. US-Dollar zu hoch ausgewiesen wurden. Am 2. Dezember 2001 meldet das Unternehmen Insolvenz an, da eine Übernahme durch den Konkurrenten Dynegy am 28. November 2001 gescheitert war.

Im Januar 2002 wird die Aktie vom Handel ausgesetzt.

Im Februar 2002 wird bekannt, dass rund 500 Enron-Manager kurz vor der Pleite ihres Konzerns kräftige Bonuszahlungen erhalten hatten. So ließ sich Kenneth Lay († 5. Juli 2006) eine Abfindung in Höhe von 205 Mio. US-Dollar auszahlen.

Der in den Enron-Skandal verwickelte (und im Gefolge der Ermittlungen um Enron schließlich kollabierte) Wirtschaftsprüfungs-Konzern Arthur Andersen wird im Oktober 2002 wegen Behinderung der Justiz zu einer Geldbuße von 500.000 US-Dollar verurteilt.

Im Juli 2003 will Enron seine Forderungsansprüche gegen die Transwestern Pipeline Company, die Citrus Corp. und die Northern Plains Natural Gas Company auf die neue Holdinggesellschaft Cross Country Energy Corporation übertragen. Außerdem plant das Unternehmen die Gründung einer internationalen Energiegesellschaft, die Prisma Energy International Inc. Beide Unternehmen sollen unabhängig voneinander geführt werden.

[...]

Enron frisierte seine Bilanz in der Hauptsache mit folgenden Methoden[1]:

    * Verkäufe von Waren (z. B. Erdgas) als Termingeschäft (d. h. ein in der Gegenwart vereinbartes Geschäft wird erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgeführt) wurden bereits von Anfang an als Erträge gebucht. Zudem wurden ähnliche Geschäfte zum Einkauf derartiger Waren nicht als Aufwand gebucht. Dadurch steigt der Gewinn (und damit auch das Eigenkapital) in der Berichtsperiode.

    * Enron ging dazu über, solche Geschäfte mit in ausländischen Steuerparadiesen gegründeten anonymen ,,Offshore"-Gesellschaften abzuschließen, die unter der Kontrolle von Enron oder dessen Führungskräften standen, aber nicht in den Konsolidierungskreis des Konzernabschlusses des Enron-Konzerns einbezogen wurden. Enron machte praktisch Geschäfte mit sich selbst. Der Konzern wies die "Einnahmen" aus diesen Geschäften in der eigenen Bilanz aus.

    * Weiterhin begann die Firma, die "Käufe" der Off-Shore-Gesellschaften von Banken vorfinanzieren zu lassen, sodass sich der Konzern über seine anonymen Tochtergesellschaften verschuldete, ohne dass dies in der Konzernbilanz offenbart wurde.



Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Enron (http://de.wikipedia.org/wiki/Enron) (12/2007)

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Quote[...] Insgesamt erstritt sich die Firma von den Geldhäusern nach eigenen Angaben bereits mehr als elf Milliarden Dollar für ihre Gläubiger.


Aus: "Enron-Pleite: Deutsche Bank zahlt Millionen" - Das Frankfurter Geldhaus hat einen Rechtsstreit im Zusammenhang mit der Enron-Pleite beigelegt - zahlt viele Millionen und verzichtet auf fast eine halbe Milliarde Dollar. Jede Schuld aber weist das Institut von sich (19.12.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra9m1/finanzen/artikel/444/149087/ (http://www.sueddeutsche.de/,ra9m1/finanzen/artikel/444/149087/)

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Quote[...] Kenneth Lee "Ken" Lay (April 15, 1942 – July 5, 2006) was an American businessman, best known for his role in the widely-reported corruption scandal that led to the downfall of Enron Corporation. Lay and Enron became synonymous with corporate abuse and accounting fraud when the scandal broke in 2001. Lay was the CEO and chairman of Enron from 1986 until his resignation on January 23, 2002, except for a few months in 2001 when he was chairman and Jeffrey Skilling was CEO.

[...]

Awards and honors:

    * Anti-Defamation League – Torch of Liberty Award
    * Beta Theta Pi (Zeta Phi Chapter) – Wall of Fame
    * Brunel University (London) – Honorary Doctor of Social Sciences
    * Child Advocates – Super Hero Honoree Award
    * Episcopal High School – Campaign Fundraiser Award
    * Gas Daily – Man of the Year Award
    * Horatio Alger Association of Distinguished Americans – Annual Membership Award
    * Houston Area Women's Center – Honoree
    * Houston Children's Chorus – Honoree
    * Houston Community Partners – Father of The Year
    * Kenneth Lay Day – Proclaimed by Kathryn J. Whitmire, Mayor of Houston, Texas
    * Kiwanis Club of Houston and the Greater Houston Partnership – International Executive of the Year
    * March of Dimes – Award of Distinction
    * NAACP Freedom Fund Banquet – Mickey Leland Humanitarian Award
    * National Conference of Christians and Jews – Brotherhood Award
    * Oswego State University – Honorary Doctor of Humane Letters Degree
    * Phi Beta Kappa – Outstanding Alumnus Award
    * Private Sector Council – Annual Leadership Award
    * Stanford Business School Alumni Associations – Houston Business Man of the Year
    * Texans For Lawsuit Reform – Award
    * Texas Association of Minority Business Enterprises – Texas Corporate Partnering Award
    * Texas Business Hall of Fame – Inductee
    * Texas Navy Admiral – Commissioned by William P. Clements, Jr., Governor of Texas
    * Texas Society To Prevent Blindness – Man of Vision Award
    * The Brookwood Community – Honoree Award
    * The Rotary Club of Houston – Distinguished Citizen Award
    * The Wall Street Transcript – Chief Executive Officer Award
    * United States Energy Association – United States Energy Award
    * U.S. Navy – Navy Commendation Medal & National Defense Service Medal
    * University of Colorado, College of Business and Administration – Ben K. Miller Memorial, International Business Award
    * University of Houston – Distinguished Alumnus Award
    * University of Houston – Honorary Doctor of Humane Letters Degree
    * University of Missouri – Honorary Doctor of Law Degree; The Hebert J. Davenport Society Benefactor Award
    * Volunteer Houston – Honoree Award

...


http://en.wikipedia.org/wiki/Kenneth_Lay (http://en.wikipedia.org/wiki/Kenneth_Lay) (12/2007)

Title: [Auf einen Bonus verzichten... (Notiz, Mortgage Closures)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 20, 2007, 01:15:18 PM
Quote[...] ,,Die Abschreibungen sind eine tiefe Enttäuschung", sagte Bankchef John Mack. Er wird in diesem Jahr auf einen Bonus verzichten.


Aus: "Hypothekenkrise: Morgan Stanley begräbt Milliarden" (19.12.07)
Quelle: http://www.focus.de/finanzen/banken/hypothekenkrise_aid_230240.html (http://www.focus.de/finanzen/banken/hypothekenkrise_aid_230240.html)

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Quote[...] List of Mortgage Closures, Mergers and Layoffs, 21Feb07

So why are all these mortgage companies consolidating, laying off employees, sending out warnings, and going out of business?

Well, a recent statistic showed that 2.33% of all US mortgages are currently delinquent, a number which is sure to rise. And repurchases have tripled between the first and second quarter of 2006.

Not to mention declining home values in almost every metropolitan area throughout the United States, sky-high home prices, rampant fraud, a deteriorating secondary market and unmanageable mortgage payments.

I recently began adding mortgage lenders from parts of the world other than the United States that have issued profit warnings, as well as companies that remain open but have been affected seriously by the mortgage mess in one way or another.

According to a recent report, there have been roughly 70,000 mortgage layoffs since the beginning of the year, with another 30,000 to 40,000 expected by early 2008.

List last updated on December 19, 2007:

[...]

—————————————————————————————-

Aames Investment Corp – acquired by Accredited Home Lenders
ABN Amro Mortgage – 1700 layoffs
Aegis Funding – closed, seeking bankruptcy protection
Aegis Mortgage Corp. – laying off 401 employees
Accredited Home – shut down retail lending, ceased wholesale, Lone Star lawsuit
Accredited Home – agreed to Lone Star buyout
ACC Capital Holdings – mass layoffs, closed Ameriquest, sold wholesale to Citigroup
Acoustic Home Loans – closed subprime wholesale lender
ACT Mortgage Capital – suspended all submissions/fundings until further notice
Advent Mortgage – merged with New Equity Mortgage
Alliance Bancorp – closed, filed for Ch. 7 bankruptcy
All Fund Mortgage – rumored to be closed, acquired by Carlile Investments Inc.
Allstate Home Loans – shut down after buyout
Alterna Mortgage – New Jersey wholesale lender closed
Alternative Financing Corp. – wholesale division closed
Altivus Financial – closed wholesale operations, now believed to be shut down
AMC Lending –ceases wholesale lending
AMC Mortgage – acquired by Transnational Financial Network Inc.
American Brokers Conduit – shut down all operations
American Business Financial Services – closed
American Equity Mortgage – closing 6 of 30 offices, laying off 40 employees
American Home Mortgage – closed
American Mortgage Network – bought by Wachovia
Ameriquest – closed, laid off 3,800, shut 229 retail branches after $325 million settlement
Ameritrust Mortgage Company – subprime wholesale division closed
AmPro Mortgage closed – (part of Alliance Bancorp)
Amstar Mortgage Corp. – most staff laid off, The Money Store to take over by Dec. 15
Anworth Mortgage Asset Corp. – its Belvedere subsidiary is in default and faces margin calls
Apex Financial Group/Aapex Mortgage – commission checks delayed, licenses suspended
Apex Mortgage/Aapex Mortgage – reportedly cease all opertions
APS Mortgages Limited (UK) – independent brokerage shutting downn
Argent – sold to Citigroup
Aurora Loan Services – 160 employees laid off
Axix Mortgage – closed
Bank of America – Countrywide merger possibility, continued layoffs
Bank of America – cutting 3,000 jobs in investment banking unit
Bank of America – to cease wholesale lending, 700 layoffs
Barclays Bank PLC – bought Equifirst
Basis Yield – Australian hedge fund files for bankruptcy due to subprime woes
Bay Capital Corp. – closed
BayRock Mortgage Corp. – ceased wholesale lending
BB&T – bought Collateral Real Estate Capital
BC Bancorp – shut down
Bear Stearns – layoffs
Bear Stearns – closed two hedge funds after huge subprime losses, 240 subprime layoffs
Bear Stearns – merging Encore Credit and Bear Stearns Residential Mortgage into one unit
Bear Stearns – more layoffs
Beazer Homes – closed office, layoffs, subpoenaed for fraud
Beazer Homes – cut 25% of staff
Belvedere Trust Mortgage – two default notices, unlikely to pay back loans
Beneficial Finance – layoffs
Blackstone Group – buying PHH Mortgage
BMC Capital – to acquire NMB Capital
BNC Mortgage LLC – shut down – consolidated with Aurora Loan Services layoffs
BNC Mortgage – cut 175 jobs in Nor. Cal, 400 in So. Cal
BNY Mortgage – changes name to EverBank Reverse Mortgage
Broad Street Mortgage – sold to Wausau Mortgage Corp.
BrokerSource – ceased operations
BrooksAmerica Mortgage Corp. – temporarily suspended new loan originations
BSM Financial – closed wholesale unit BrokerSource
Budget Finance Co. – layoffs
c2 Financial (UK lender) – to lay off roughly 20 percent of workforce
C & G Financial – suspended funding/production
C-BASS – acquired Fieldstone Investment Group, struggling with margin calls
California TD Investments LLC – filed for bankruptcy
Calusa Investments – website down, thought to be closed
Capital One Mortgage – 2,000 layoffs planned nationwide
Capital Six Funding – subprime and hard money lender suspended operations
Carlile Investments Inc. – acquired All Fund Mortgage
Castle Point Mortgage – will no longer accept wholesale broker applications
Centex Home Equity – changed its name to Nationstar Mortgage
Central Pacific Mortgage – closed, TMSF cancels deal to acquire company
CFIC Home Mortgage – closing down
Champion Home Builders – 196 layoffs
Chapel Funding – bought by Deutsche Bank
Charter Funding – believed to be closed by parent First Magnus Financial
Charter One – exits wholesale lending
Chase – closing subprime loan facility in Ontario, CA 91 layoffs
Chase Home Finance – closed retail subprime operations center in Woodcliff, NJ
Chase Home Finance – shut 430-employee branch in Lexington, KY
Chevy Chase – cut correspondent channel, facing class-action lawsuit
Chevy Chase – layoffs
Choice Capital Funding – rumored to be closed

CIBC – layoffs
CIT Group Inc. – shut down mortgage division 500+ layoffs
Citadel – buying ResMAE
Citigroup – layoffs as high as 45,000
Citigroup – bought ABN AMRO Mortgage Group, acquired assets of Argent Mortgage
Citigroup – mortgage layoffs reported
Citigroup – layoffs in collateralized debt obligation unit
Citi Home Equity – layoffs
Clear Choice Financial – in default, Bankruptcy possible
CMXL – acquired All Fund
Coast Bank – sold to First Banks of St. Louis
Collateral Real Estate Capital – acquired by BB&T
Colony Mortgage Corp. – closed
Columbia Home Loans – subprime lender closed
ComUnity Lending – halted operations, faces liquidation
Concord Mortgage Co. – believed to be out of business
Concorde Acceptance – rumored to be closed
CoreStar Financial Group – closed
Countrywide – believed to have shut 46 Full Spectrum Lending branches
Countrywide Correspondent Lending Division – cut 293 jobs
Countrywide Specialty Lending Division – layoffs
Countrywide Capital Market Division – cut 65 jobs
Countrywide – layoffs in subprime , may be bought out by Bank of America
Countrywide cutting up to 12,000 jobs, more about the Countrywide layoffs
Credit Suisse – layoffs, bought LIME Financial
Dana Capital – closed
DB Home Lending – consolidated with MortgageIT, layoffs, rumored to be closed
DeepGreen Financial - closed
Decision One – shut down, layoffs
Delta Financial – closed offices, 300 layoffs
Delta Financial – bankruptcy, suspends loan origination
Delta Financial Corp. – layoffs
Deutsche Bank Correspondent Lending Group – consolidating business to MortgageIT
Diablo Funding Group – shut down
Ditech – 181 layoffs
Ditech.com – cut 120 jobs at Costa Mesa, CA headquarters
Dollar Mortgage Corp. – being acquired by Shearson Financial Network
Domestic Bank – shutting down wholesale unit
E-loan – closed sub-prime wholesale division, layoffs
E-Loan – layoffs
E-Trade exits wholesale mortgage business
Edgewater Lending Group – halts wholesale lending
Empire Bancorp Mortgage Bankers – shut down
Encore Bank – laid off 300 employees
ECC Capital/Encore Credit – sold to Bear Stearns, 100 layoffs announced Aug. 17
Encore Credit – laid off 100 Account Executives at wholesale unit in Irvine, CA
Encore Credit – merging with Bear Stearns Residential Mortgage
Entrust Mortgage – closed
Equibanc – closed by Wachovia
Equifirst – layoffs, bought out by Barclays Bank PLC
Exchange Financial – temporarily discontinuing its Wholesale/Correspondent business
Expanded Mortgage Credit – closed wholesale
Express Capital Lending – not accepting new submissions until further notice
Fannie Mae – 200 layoffs
FBR – selling subprime unit
Fidelity Trust Bank – selling residential mortgage company Fidelity Trust Mortgage Inc.
Fieldstone Mortgage – bankruptcy
Fieldstone Mortgage Co. – halted new business, closed Las Vegas branch, layoffs
Fifth Third Bancorp – 700 layoffs
Finance America – closed
First American Corp. (title insurer) – layoffs at 1,900
FirstBank – to shut down wholesale mortgage division Oct. 31
First Banks of St. Louis – bought Coast Bank
First Collateral Services (Citi) – layoffs
First Community Bancorp – layoffs
First Consolidated Mortgage Co. – subprime wholesaler shutting down, in dispute
First Franklin Financial – layoffs, sold to Merrill Lynch
First Franklin – firings/layoffs rumored
First Horizon – cutting 1,500 jobs, closing 50 offices
First Horizon National Corp. – divested its subprime mortgage loan portfolio
First Indiana Wholesale – closed wholesale consumer lending operations

First Madison Mortgage – shut down
First Magnus – no longer funding or originating any mortgage loans
First NLC Financial Services LLC – 645 layoffs
First NLC – layoffs and closures
First Mariner Bancorp – closed its wholesale mortgage lending unit
First Source Funding Group – closed
First Street Financial – closed
Flexpoint Funding – reportedly closed wholesale division, now completely shut down
Flick Mortgage – closed
FMF Capital LLC – closed
FNBA – wholesale division and correspondent line shut down, 541 layoffs
Franklin Credit Management Corp. – suspends loan acquisition and origination
Freestand Financial – closed
Fremont General – exited secondary sub-prime market, layoffs
Frost Mortgage – partnered with First Houston
Foxtons, Inc. – filed Chapter 11 bankruptcy
FundingAmerica – not accepting any new business
General Electric – buying PHH Corporation
Genworth Financial – acquired Liberty Reverse Mortgage
GMAC Residential Funding (Canada) – suspended subprime mortgage origination
GMAC-RFC – close High Street Home Loans, subprime subsidiary (UK), 200 layoffs
Golden Empire Mortgage – closed wholesale division GEM Capital Funding
Golden State TD Investments LLC – filed for bankruptcy
Goldman Sachs – purchased Litton Loan Servicing
Greater Buffalo Savings Bank – halted residential mortgage lending, closed unit
Great Southwest Mortgage – believed to be closed by parent First Magnus Financial
Greenpoint Mortgage – closed, 1900 employees laid off, 31 branches closed
Group One Lending shut down
Guaranty Residential – layoffs
Guardian Loan Co. – shut down
H&R Block Mortgage Corp. – 353 layoffs
Harbourton Mortgage Investment Corporation (HMIC) – closed
Heartland Mortgage Co. – bought Merrlin Mortgage Corp.
Heartwell Mortgage – closed
Heritage Plaza Mortgage – closed
HMIC – closed
Home 123 Mortgage – closed
HomeBanc Mortgage Corp. – layoffs, filed bankruptcy, sold branches to Countrywide
Home Capital Inc. – closes
Homecomings Financial – laid off 284, including 207 AEs
Home Equity of America – layoffs
Homefield Financial – closed
Homeland Capital Group – subprime wholesaler closed
Home Loan Center Inc. / Lending Tree – hundreds of layoffs
Home Loan Corp. – closed Expanded Mortgage Credit subsidiary
Home Loan Specialists Inc. (HLS) – closed its doors
Homestead Mortgage – will close its wholesale division
Homeview Lending Inc. – layoffs, now appears to be closed
Honor State Bank – closed wholesale lending department
Housevalues Inc. – laid off 160 workers, closed Yakima call center, shut mortgage lead biz
HSBC Holdings PLC – closing mortgage office, 600 layoffs
HSBC Mortgage Services (Correspondent division) – closed, layoffs
HSBC Financial Corp. Ltd. (Canada) closing 30 branches, 300 potential layoffs
HSBC – shuts down Decision One
HSBC Financial Corp. Ltd. (Canada) – closing 30 branches, 300 potential layoffs
HSBC – halts trading of mortgage-backed securities in U.S., 120 layoffs
HSBC – closing 260 consumer lending branches
Huntington Financial – to be acquired by Oxford Funding
Igate Global Solutions (India) – redeploying roughly 150 employees into other services
IKB Industriebank (Germany) – losses near $1bn as a result of subprime exposure in US
Impac – stops Alt-A lending, 144 laid off
Impac Mortgage Holdings – 350 recent layoffs, halted Alt-A loan production
Indymac – bought retail arm of New York Mortgage Trust, Indymac layoffs
Innovative Mortgage Capital – closed
Investaid Corp. – suspended operations indefinitely
Irwin Home Equity – layoffs
Ivanhoe Mortgage – closed
JP Morgan – layoffs reported in loan structuring group, CMBS group , and UW group
KBC Bank NV (Belgium) – buying Vertical Lend
Kensington Mortgages (UK) – temporarily withdrawing from the mortgage market
Kensington Mortgages (UK) – cut 20 percent of staff
Keycorp – exited subprime mortgage business, layoffs
Kirkwood Financial Corp. – suspended wholesale originations
KKR Financial Holdings –no longer intends to invest in residential real estate
Lancaster Mortgage Bankers – closed
LandAmerica Financial Group Inc. – will cut 1,100 jobs (title company)
Landesbank Sachsen Girozentrale (Germany) – sold to Landesbank Baden-Württemberg
Lehman Brothers cut 850 jobs
Lender's Direct Capital Corporation – closed wholesale lending operations
Lending group Inc. – suspended operations
Lending Tree – 20% of workforce laid off (fresh ones on Aug. 17)
Lennar Corp. – over 4,000 layoffs at big Miami home builder
Lexington Lending halts wholesale operations
Levitt and Sons LLC (homebuilder) – laid off a third of staff
Levitt and Sons LLC (homebuilder) – filed for Ch. 11 bankruptcy
Liberty American Mortgage – halted wholesale lending
LIME Financial Services, Ltd – sold to Credit Suisse, downsized from 450 to 225
Loancity – closed 7 branches, shut down
Loans 123 – no longer taking anymore business
Lone Star – facing lawsuit over purchase of Accredited Home Lenders
Long Beach Mortgage Co. (WAMU) – winding down operations
Long Mortgage – lost financing, parent First Magnus trying to dissolve unit
LowerMyPayment.com – closed, mortgage lead company
Lownhome Financial – closed
Luminent– layoffs, two default notices, selling equity stake to Arco Capital Corp.
Mandalay Mortgage – closed
Maribella Mortgage – closed
Market Street Mortgage – layoffs
Market Street Mortgage – to be broken up and sold in pieces, 53 layoffs
Marlin Mortgage Company, LLC – shut it doors
Master Financial – layoffs, ceased wholesale production
Mercantile Mortgage – ceased operations
Meridias Capital – layoffs, rumors of employees not being paid
Meritage Mortgage – closed, staff employed by LIME Financial
Merrill Lynch – bought First Franklin
Merrlin Mortgage Corp. – acquired by Heartland Mortgage Co.
Metrocities Mortgage – dissolved No Red Tape Mortgage, layoffs, latest on Sep. 14, 07
MCAP Financial (Canada) – suspended subprime lending through its Eclipse division
MGIC – bought rival mortgage insurance provider Radian Group (pending)
Miami Valley Bank – shut down by the FDIC
Morgan Stanley – to lay off 300 employees in securities division
MortgageIT – layoffs and branch closure
Mortgage Investors Group (MIG) – closed wholesale division
Mortgage Investment Lending Associates (MILA) – subprime wholesale closed
Millenium Bankshares – closed mortgage division
Millenium Funding Group – closed
MLSG – halted lending operation
Monarch Bank – buying mortgage-related assets from Resource Bank
Morgan Stanley – bought Saxon Mortgage
Morgan Stanley cuts 600 mortgage jobs
Mortgage Investment Lending Associates – closed
MortgageIT – consolidated with DB Home Lending, rumored to be offering agency loans only
Mortgage Network Inc. – acquired Partners Group Unlimited
Mortgage Next (UK) – layoffs
Mortgage Lenders Network – stopped residential loan production
MortgageTree Lending – closed, website down
Mylor Financial – closed
National City – exits correspondent lending business
National City – laid off 1,300, National City branch closures and layoffs
National Home Equity – consolidated by National City Corp., suspended originations, layoffs
Nationpoint – a subsidiary of Merill Lynch laid off 60 people on August 15, 2007, 70 more in Nov.
Nation One Mortgage Co. Inc. – wholesale lender stopped origination and funding of mortgages
Nationstar – acquired Champion Mortgage, closed multiple offices, incl. Denver office Sept. 10
Nationstar – halts wholesale lending
NetBank – shut down by FDIC due to excessive mortgage defaults
Netbank Funding – closed
New England Merchants Corp. – receives cease and desist order
New Century – filed bankruptcy
New Equity Mortgage – merged with Advent Mortgage
New State Mortgage Company – ceased wholesale lending operations
Nomura Securities – closed its nonconforming mortgage conduit and laid off staff
Nomura Holdings – to shut mortgage-backed securities business, 1300 job cuts
Norddeutsche Landesbank – made offer for Deutsche Hypothekenbank AG
No Red Tape Mortgage – dissolved by Metrocities, now offering hard money and bridge loans
Northern Rock (UK) – seeks Bank of England bailout, issued profit warning
Novastar – closed wholesale unit, facing potentially huge lawsuit, laying off 37% of workforce
Novastar – cutting 275 jobs, closing 12 retail origination offices
Novastar – job cuts expected from sale of servicing unit
Novelle Financial – said to have ceased operations
NVR Mortgage Finance (builder) – restricted from offering Alt-A, subprime and piggyback loans
Oakmont Mortgage – closed
Oak Street Mortgage – closed, files bankruptcy
Opteum – closed conduit and wholesale operations
Optima Funding – reported to have ceased operations
Option One – shut down
Option One – buyout in jeopardy
Option One – layoffs, pending sale to Cerberus Capital Management LP
Option One – cut 50 jobs in Bay Area
Own It Mortgage – closed
Oxford Funding – acquiring Huntington Financial
Pacific American Mortgage (PAMCO) – no new submissions, halted operations
Paragon Home Lending – said to be shut down
Paragon Mortgages (UK) – laid off 62 Mortgage Trust staff
Partners Group Unlimited – bought out by Mortgage Network Inc.
Paul Financial – suspends loan origination
Paul Financial LLC – cut 57 jobs
People's Choice Financial Corp. – bankrupt
People's Mortgage – closed
PHH Mortgage – laid off 140 in Providence, 300 more from NJ and FL offices
Pinnacle Direct Funding Corp – merged with Tri-Star Lending
Pinnacle Financial Corp. – acquired by Impac Mortgage Holdings
Popular Financial Holdings – exited the wholesale sub-prime mortgage market
Portellus, Inc. (software) – winding down mortgage division, selling mortgage assets
Premier Mortgage Funding, Inc – filed for bankruptcy
Premium Funding Corp. – closed
Principal Mortgage Fund, Inc. – to buy Fair Home Lending Financial, Inc.
Priority Funding Mortgage Bankers – believed to have ceased operations
Property Finance Group (New Zealand) – halted trading amid liquidity concerns
Prospect Mortgage Co. LLC – buying Fidelity Trust Mortgage Inc.
Pulte Homes – 2,000 layoffs
Quality Home Loans – filed for bankruptcy, sold to hedge fund manager Michael Klein
Quick Loan Funding – layoffs, now reported closed
Quicken Loans Inc. – suspended new hiring
QuoteMeARate.com Inc. – closed
QHL Holdings Fund Ten LLC – filed for bankruptcy
RAMS Home Loans (Australia) – warned of profit losses after only two weeks on stock market
Regions Financial Corp. – closed warehouse lending unit
ResCap – bankruptcy fears
ResCap – layoffs
Residential Capital LLC – cutting roughly 1,000 jobs (GMAC company)
ResMae Mortgage Corp. – layoffs, bankrupt/for sale, closing Dallas facility
ResMae Mortgage Corp. – halted loan submission, cut over 150 jobs
Resource Bank – selling mortgage-related assets to Monarch Bank
Right Away Mortgage – closed
RFC – layoffs
Rose Mortgage Corp. – closed
Santa Cruz Mortgage – suspended operations indefinitely
Saxon – layoffs, closed correspondent unit
SCME – ceases wholesale operations
SCME Mortgage Bankers Inc. – layoffs, branch closures
Scottish RE – large subprime exposure drops stock into dangerzone
Sea Breeze Financial Services, Inc. – Irvine, CA lender apparently closed
Sebring Capital Partners – closed
Secured Bankers Mortgage Company – halted operations
Secured Funding – closed
Shearson Financial Network – to acquire Dollar Mortgage Corp. (fell through)
Sierra Pacific Mortgage – closed several branches
Silver State Mortgage – closed
Solent Mortgage Services – layoffs expected
Solutions Funding – closed
Southern Star Mortgage – cut wholesale lending

Southern Star Mortgage – halts loan origination
Southstar Funding – closed
Sovereign Bancorp – greatly reduced wholesale operations
Spectrum Financial Group – files bankruptcy
Starpointe Mortgage – closed
Steward Financial – closed
Stone Creek Funding – closed
SouthStar Funding – closed
Summit Financial Group Inc. – closed residential mortgage unit
Summit Mortgage Co. – to close
Sunset Direct Lending – closed
The Lending Connection – believed to have laid off staff and ceased operations
The Money Store – will take over Amstar Mortgage branches
The Mortgage Store Financial Inc. – rumored to have ceased lending, laid off most of staff
The Mortgage Warehouse – closed
Thornburg Mortgage – 5 downgrades, selling assets, denied BK, facing Wachovia lawsuit
TransLand Financial Services – facing involuntary Ch. 11 bankruptcy petition, layoffs
Transnational Financial Network – suspended wholesale lending operations
Tri-Star Lending Group – acquired by Impac Mortgage Holdings
Trojan Lending – ceased wholesale production
Trump Mortgage – closed
UBS Home Finance – stops wholesale lending
United Equity LLC (Baltimore) – shut down
Universal American Mortgage Co. – shut down its processing center, 57 layoffs
Unlimited Loan Resources – closed
Upland Mortgage – filed Chapter 11 bankruptcy
USA Federal Credit Union – layoffs
Valley Vista Mortgage – shut down all operations
Velocity Commercial Capital, LLC – layoffs reported
Vertex – to cut 55 jobs related to DB Mortgages account (Deutsche Bank UK)
Vertice (Wachovia unit) – undisclosed number of job cuts in third quarter of 2007

Vertice (wholesale mortgage unit of Wachovia) – cutting 40 more jobs
Victoria Mortgage Funding – closed (UK subprime lender)
Virtual Bank Mortgage – now Lydian Mortgage
Vision Development Group of Broward County LLC (condo developer) – Ch. 11 bankruptcy
Wachovia – closed Equibanc, 115 layoffs in bay area
Wachovia Corp. – to cut 200 positions in corporate and investment banking unit
Warehouse USA – closed

Washington Mutual – layoffs, halting subprime lending
Washington Mutual – laying off 50 in Capital Markets
Washington Mutual – cuts Commercial Correspondent/Wholesale Lending
Washington Mutual – layoffs, exited warehouse/correspondent market
Washington Mutual – layoffs as high as 1,000, closing 3 fulfillment centers
Washtenaw Mortgage Company – closed
WCI Communities – cut 575 jobs
Webster Bank – to cease wholesale lending effective Nov. 30th
Wells Fargo Alternative Lending Wholesale – closed, layoffs nationwide
Wells Fargo Home And Consumer Finance Group – layoffs
Wells Fargo – layoffs in home equity division
WestWorks Mortgage – closed
Winstar Mortgage – ceased operations
WMC – GE's subprime unit cut 460 jobs, reported closed and for sale
WMC Mortgage – layoffs
WNS (India outsourcing) – redeploying employees due to mortgage shakeup
World Savings – sold to Wachovia
WSB Financial Group Inc. – cutting 33 mortgage jobs
XBancorp – closed wholesale
Xceed Mortgage Corp. (Canada) – issued profit warning, halted dividend

...


From: "List of Mortgage Closures, Mergers and Layoffs" (List last updated on December 19, 2007)
Source: http://www.thetruthaboutmortgage.com/a-list-of-recent-mortgage-closures-mergers-and-layoffs/ (http://www.thetruthaboutmortgage.com/a-list-of-recent-mortgage-closures-mergers-and-layoffs/)

Title: [Hilmar Kopper erlangte bittere Berühmtheit... (Notiz, BRD, Schneider)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 22, 2007, 12:56:41 PM
Quote[...] Utz Jürgen Schneider (* 30. April 1934 in Frankfurt am Main) ist ein ehemaliger deutscher Immobilienunternehmer, der nach einer aufsehenerregenden Milliardenpleite im Jahre 1994 zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Zuvor hatte er sich vor allem durch die aufwändige Sanierung historischer Immobilien in Frankfurt, München, Leipzig und Berlin einen Namen gemacht.

...


http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Schneider (http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Schneider) (12/2007)

-.-

Quote[...] Hilmar Kopper (* 13. März 1935 in Oslanin, Kreis Putzig, Westpreußen) ist ein deutscher Bankmanager.

[...] Kopper wurde als zweites von vier Kindern eines Landwirts in Westpreußen geboren. Er begann seine Karriere 1954 bei der Deutschen Bank AG als Lehrling und blieb diesem Institut sein ganzes Berufsleben über treu. 1960 wurde er Leiter der Filiale Leverkusen, 1977 Mitglied des Vorstands. Nach der Ermordung Alfred Herrhausens 1989 wurde Kopper zum Sprecher des Vorstands bestellt. Sein Nachfolger im Amt wurde 1997 Rolf-E. Breuer.

Im Winter 2003 hat Kopper in dem Theaterstück ,,Kölner Devisen", das im ehemaligen Straßenbahndepot in Frankfurt-Bockenheim aufgeführt wurde, mitgewirkt. Das Stück ist die theatralische Umsetzung der Vorgänge um den Zusammenbruch der Kölner Privatbank Herstatt in den siebziger Jahren.

Kopper ist in zweiter Ehe seit 2003 mit Brigitte Seebacher-Brandt, der Witwe von Willy Brandt, verheiratet.

Kopper ist Mitglied im Steering Comitee der Bilderberg-Konferenzen.

[...] Hilmar Kopper bezeichnete 1994 auf einer Pressekonferenz die den von Immobilien-Pleitier Jürgen Schneider engagierten Handwerkern entstandene Schadenssumme in Höhe von ca. 50 Millionen DM als Peanuts.


http://de.wikipedia.org/wiki/Hilmar_Kopper (http://de.wikipedia.org/wiki/Hilmar_Kopper) (12/2007)

-.-

Quote[...] Die Bilderberg-Konferenzen sind informelle private Treffen von einflussreichen Personen aus Politik, Wirtschaft, Militär, Gewerkschaften, Medien und Hochschulen. Die meisten Teilnehmer kommen aus NATO-Staaten, seit 1989 nehmen zunehmend Personen aus anderen Staaten an den Konferenzen teil.

Die Konferenz wurde zum ersten Mal im Mai 1954 im Hotel de Bilderberg in Oosterbeek (Niederlande) veranstaltet. Bei der ,,Bilderberg-Gruppe" handelt es sich um keine formelle Organisation, es existieren weder Mitgliedschaft, Gründungsvertrag noch ein gewählter Vorsitz.

[...] Die Auslagen für die Durchführung der Bilderberg-Konferenzen werden vollständig durch Spenden gedeckt, wenngleich die erste Konferenz indirekt durch den US-Geheimdienst CIA finanziert wurde; die Auslagen setzen sich zusammen aus den Kosten für das Sekretariat sowie die Druckkosten für die nicht-öffentlichen Protokolle der einzelnen Konferenzen. Die Kosten für die jeweilige Bilderberg-Konferenz werden vom gastgebenden Land getragen, die Anreise von jedem Teilnehmer selbst, ebenso die Verpflegung. Private Stiftungen, welche der Gruppe zur Verfügung gestellt werden, erleichtern die jährlichen Planungen erheblich (Allein die Hotelkosten für die 3-tägige Konferenz in Wiesbaden 1966, beliefen sich auf 150.000.- DM). Allerdings haben sich etliche bundesdeutsche Politiker die ihnen entstandenen Kosten über ihr Landes- bzw. das Bundes-Parlament finanzieren lassen, in einigen Fällen wurden auch Studienreisen inoffiziell angeschlossen und über Steuergelder abgerechnet.

[...] Die strenge Geheimhaltung der Gesprächsthemen der Konferenzen lieferte häufig Stoff für Verschwörungstheorien. So behauptet der amerikanische Verschwörungstheoretiker Des Griffin in seinem Buch Die Herrscher – Luzifers fünfte Kolonne, die Bilderberger strebten eine ,,Weltdiktatur" im Sinne einer Neuen Weltordnung an und würden ihre diesbezüglichen Pläne ,,erbarmungslos weiterentwickeln"[3]. Der deutsche Autor Andreas von Retyi spekuliert darüber, ob sie nicht hinter den Morden an Alfred Herrhausen und Olof Palme stecken würden, die sich angeblich gegen sie gestellt hätten. Für die rechtskonservative amerikanische Zeitschrift The Spectator war im Mai 1993 die Tatsache, dass von den Treffen der Bilderberger trotz der hohen Prominenz der Teilnehmer nichts veröffentlicht wird, bereits Anlass genug, über ihre Macht auch über die Medien zu spekulieren: ,,Die Bilderberger sind zu mächtig und zu allgegenwärtig, als dass man öffentlich über sie berichten könnte".[4] Der belgische Soziologe Geoffrey Geuens von der Université de Liège widmete den Bilderbergern ebenfalls ein Kapitel in einem seiner Bücher. Obwohl Geuens die zwanghafte Geheimhaltung der Bilderberger missbilligt, schließt er sich keinen Verschwörungstheorien an. Er benutzt das Beispiel der Bilderberger, um aufzuzeigen, wie Macht funktioniert und welche engen Beziehungen zwischen Politik, Wirtschaft und den Medien bestehen.[2] Ron Paul, Kandidat der US-Präsidentschaftswahl 2008, äußerte im Juni 2007 unter anderem gegenüber Alex Jones den Wunsch, dass die Teilnahme an der Konferenz in Istanbul von Gouverneur Rick Perry wegen einer möglichen Verletzung des Logan Acts untersucht werden möge. Dadurch, dass Perry keine Autorisierung zum Beiwohnen eines Bilderbergtreffens durch den US-Kongress, der Regierung oder des amerikanischen Volkes erhalten habe, sehe er Anzeichen dafür, dass Perry in eine internationale Verschwörung verwickelt sei.


Aus: "Bilderberg-Konferenz" (12/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bilderberg-Konferenz (http://de.wikipedia.org/wiki/Bilderberg-Konferenz)



-.-

Quote[...] Er wirkte seriös und verlässlich - und war ein beispielloser Betrüger: Jürgen Schneider richtete mit frisierten Immobiliengeschäften einen Milliardenschaden an. Vor zehn Jahren wurde der Baulöwe in einem spektakulären Prozess verurteilt.

[...] Als seine Betrügereien im Frühjahr 1994 durch einen Artikel in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ruchbar wurden, setzte sich Schneider gemeinsam mit seiner Ehefrau in die USA ab. Er musste damit rechnen, dass nun all die absurden Verträge überprüft würden. Zu diesem Zeitpunkt hatte er längst den Überblick über sein Imperium verloren. In einem Brief an die Deutsche Bank warnte er noch vor seiner drohenden Zahlungsunfähigkeit - und überwies sich vor seiner Flucht selbst noch rasch 245 Millionen Mark auf ein Schweizer Konto.

Erst im Mai 1995 spürten Ermittler ihn in Miami auf. Die Fotos des zerzausten alten Mannes mit sonnengegerbter Haut gingen um die Welt. Im Februar 1996 wurde Schneider nach Deutschland ausgeliefert und kam in Untersuchungshaft.

Was folgte, war ein langes Leiden - vor allem für die deutsche Bankenszene. Im wohl spektakulärsten Wirtschaftsprozess der Bundesrepublik vor dem Frankfurter Landgericht wurde zwar in erster Linie Schneider angeklagt, namentlich wegen Betrugs, Kreditbetrugs und Urkundenfälschung. Doch vor den Augen der Republik stand auch die Sorglosigkeit, ja Unfähigkeit mancher deutscher Finanzinstitute am Pranger. Mehr als 50 Zeugen sagten in dem Mammutverfahren aus. Schneider legte ein Teilgeständnis ab und verwies auf die Mitverantwortung der Banken. Dann schwieg er mehrere Tage lang und trieb Richter Heinrich Gehrke so zur Weißglut. Vor zehn Jahren, am 23. Dezember 1997, fällten die Richter ihr Urteil und verdonnerten den Pleitier zu sechs Jahren und neun Monaten Gefängnis. Kritikern zufolge war das noch ein zu mildes Urteil angesichts des Milliardenschadens, den Schneider angerichtet hatte.

Schneider hatte das Geld in Prachtbauten und historische Immobilien in innerstädtischen Bestlagen sowie in aufwändige Sanierungen investiert. Darunter waren bundesweit bekannte Bauten: Die Hackeschen Höfe und das Kurfürsteneck in Berlin, der Frankfurter Fürstenhof und die Zeilgalerie sowie die Mädler-Passage und der Barthels Hof in Leipzig erstrahlten in neuem Glanz.

Das Problem war nur: All diese Gebäude waren nur drei Milliarden Mark wert und brachten viel weniger Miete ein als Schneider den Banken zugesichert hatte. Um seine defizitären Bauten zu finanzieren und neue Kredite zu bekommen, startete der Baulöwe immer neue Projekte. Am Ende gehörten Schneider 168 Objekte, er war Deutschlands größter privater Immobilienbesitzer - und zugleich größter Darlehensnehmer. Die erhofften Rekordgewinne blieben jedoch aus.

Schneider gab sich während des Prozesses und auch danach davon überzeugt, er habe das Bild vieler deutscher Städte durch einmalige Bauten geprägt. Doch ein Teil des Geldes, das ihm die Banken gaben, verschwand in seiner Tasche. "Ich bin kein Unschuldslamm und habe viele Fehler gemacht, die ich heute bereue", sagte er während seiner Untersuchungshaft. Aber er deutete damit an: Auch andere haben sich zu verantworten - allen voran die Banken.

"Wo hat es so etwas in Deutschland schon einmal gegeben, dass ein einzelner Privatmann, der praktisch aus dem Nichts auftauchte, binnen einer kurzen Zeitspanne zu einem der größten Häuserbauer und -besitzer aufsteigt, mit einem attestierten Nettovermögen von fast 5000 Millionen Mark, finanziert von einem halben Hundert deutscher Banken?", schrieb Richter Gehrke in die Urteilsbegründung. "Und der dann, nach dem unvermeidlichen Crash, bei Nacht und Nebel mit 245 Millionen flieht, ein Firmendesaster hinterlässt - und natürlich eine eindrucksvolle Phalanx der namhaftesten deutschen Geldinstitute, die wie begossene Pudel dastehen und sich krampfhaft, zum Teil unter Benutzung zweifelhafter Wortspiele, für ihre Gutgläubigkeit und ihr Versagen zu rechtfertigen suchen."

Nach Ansicht des Frankfurter Landgerichts trugen auch die Banken eine Mitschuld an der milliardenschweren Pleite. Die Bankiers handelten sorglos, fahrlässig, vielleicht auch dumm: Sie übernahmen blind die in Schneiders Kreditanträgen angegebenen Zahlen und gaben ihm Geld, darunter die NordLB, die BHF Bank oder die Deutsche Bau- und Bodenbank. Alle bemühten sich um den Kunden Schneider, wollten ihn keinesfalls der Konkurrenz überlassen und liehen ihm insgesamt Milliardensummen, die er nie wieder zurückzahlen konnte.

[...]

Größter Geldgeber Schneiders war die Deutsche Bank. Ihr damaliger Chef Hilmar Kopper erlangte bittere Berühmtheit, als er unbezahlte Handwerkerrechnungen aus Schneiders Geschäften in Höhe von 50 Millionen Mark als "Peanuts" abtat - die Bank erlitt einen erheblichen Imageschaden, "Peanuts" wurde zum Unwort des Jahres 1994 gewählt. Für viele Handwerker wurde aus der Schneider-Affäre ein existentielles Problem: Sie blieben auf ihren finanziellen Schäden sitzen. "Dass ich die Handwerker zu hart behandelt habe, tut mir heute noch leid", sagte Schneider in einer Vernehmung.

Er verließ das Gericht als Freigänger. Im Dezember 1999 hat er seine Strafe verbüßt. Heute lebt Schneider, inzwischen 73 Jahre alt, mit seiner Frau in München. Das schlechte Gewissen plagt ihn offenbar: Die Erlöse aus seinen inzwischen drei Büchern fließen in einen Hilfsfonds für jene Handwerker, die er einst geschädigt hat.


Aus: "Der Gauner mit der weißen Weste" Von Hasnain Kazim (2007)
Quelle: http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/1049/der_gauner_mit_der_weissen_weste.html (http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/1049/der_gauner_mit_der_weissen_weste.html)

Title: [manipulierten Mitarbeiter der Bank kontinuierlich... (Notiz, WestLB)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 29, 2007, 01:09:55 PM
Quote[...] Die WestLB AG ist eine international tätige Geschäftsbank mit Sitz in Düsseldorf und Münster. Mit einer Bilanzsumme von 285 Mrd. Euro (2006) ist sie die neuntgrößte deutsche Bank

[...] Ein riesiger Neubau in London mit integrierten Fitnesscenter für die Investmentbanker waren äußerliche Höhepunkte der Internationalisierung. Nach riskanten Geschäften des Bereichs Principal Finance in London unter Robin Saunders ergab sich ein Bilanzverlust der Bank von 482,6 Millionen Euro. In der Folge des Bekanntwerdens der Probleme in den Jahren 2002 und 2003 traten zuerst der zuständige Arbeitsdirektor Andreas Seibert und kurze Zeit später auch der Vorstandsvorsitzende Jürgen Sengera und dessen Nachfolger Johannes Ringel von ihren Ämtern zurück. Die WestLB geriet insbesondere auch durch das schleppende Eingeständnis der Probleme in eine tiefe Krise. Als Konsequenz aus den gescheiterten Plänen einer internationalen Investmentbank wurden die risikoreichen Kreditengagements zurückgefahren und der Fokus zurück auf NRW als zentraler Dienstleister der Sparkassen zurückgefahren. Dabei wurden auch aufgrund der fehlenden kritischen Masse Teile des Investmentbankings aufgegeben und WestLB Panmure an Lazard verkauft. Durch die öffentlich-rechtlichen Eigentumsverhältnisse der Bank wurde die Schieflage auch in der Landespolitik aufgearbeitet.

Zum 1. August 2002 wurde die WestLB in die Landesbank NRW (heute: NRW.BANK) und in die WestLB AG aufgespalten. Die NRW.BANK betreibt als Anstalt des öffentlichen Rechts das so genannte ,,öffentliche Auftragsgeschäft" für das Land Nordrhein-Westfalen (zum Beispiel Vergabe von Förderkrediten). Die WestLB AG betreibt in der Rechtsform der Aktiengesellschaft das sogenannte Wettbewerbsgeschäft als Geschäftsbank und als Zentralbank der rheinischen und der westfälischen Sparkassen.


Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/WestLB (http://de.wikipedia.org/wiki/WestLB) (12/2007)

-.-

Quote[...] Hamburg - Im Vorfeld der Verluste im Eigenhandel der WestLB, die sich im vergangenen Jahr auf über 600 Millionen Euro beliefen, manipulierten Mitarbeiter der Bank kontinuierlich die Kurse von VW-Vorzugs- und Stammaktien. Das geht aus mehreren Prüfberichten hervor, die der Bank - aber auch der Staatsanwaltschaft - inzwischen vorliegen.


Aus: "Verdacht der Manipulation im WestLB-Eigenhandel erhärtet" ( 29. Dezember 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,525802,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,525802,00.html)

Title: [Société Générale, abgekürzt SG... (Notiz, République française)]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 26, 2008, 01:40:05 PM
Quote[...] Société Générale, abgekürzt SG, ist eine der wichtigsten Geschäftsbanken Frankreichs und gehört zusammen mit dem Crédit Lyonnais und der BNP Paribas zu den drei ältesten Geschäftsbanken (,,les trois vieilles"). Ihr ursprünglicher Name lautet Société Générale pour favoriser le développement du commerce et de l'industrie en France (= Allgemeine Gesellschaft zur Förderung der Entwicklung des Handels und der Industrie in Frankreich).

[...] Wie die Société Générale am 24. Januar 2008 in einer Pressemitteilung bekannt gab, erwirtschaftete die Bank in den vorangegangenen Tagen einen Eigenhandelsverlust in Höhe von rund 4,9 Milliarden Euro. Dafür verantwortlich sei der 31-jährige Angestellte Jérôme Kerviel, dessen eigentliche Aufgabe darin bestand, kleinere Geschäfte auf europäische Aktienindizes mit Futures abzusichern.[1]

Darüber hinaus muss die Société Générale aufgrund der US-Immobilienkrise noch Abschreibungen von 2,05 Mrd. Euro im vierten Quartal 2007 vornehmen. Die Verluste sollen über eine Kapitalerhöhung von 5,5 Milliarden Euro ausgeglichen werden. Die Bank geht von einem Nettogewinn 2007 zwischen 600 und 800 Millionen Euro aus.[2]

...



Aus: "Société Générale" (01/2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Soci%C3%A9t%C3%A9_G%C3%A9n%C3%A9rale (http://de.wikipedia.org/wiki/Soci%C3%A9t%C3%A9_G%C3%A9n%C3%A9rale)

-.-

Quote[...] Die Großbank Société Générale hatte am vergangenen Donnerstag durch die riskanten Finanzoperationen Kerviels einen außerordentlichen Verlust von 4,9 Milliarden Euro bekanntgeben müssen.

Auf der Suche nach verwertbaren Unterlagen zur Aufklärung des Falles hat die französische Polizei die Wohnung von Kerviel durchsucht und offenbar etliche Dokumente beschlagnahmt. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete, dass das Schloss der Wohnung im Pariser Nobel-Vorort Neuilly aufgebrochen wurde. Augenzeugen sagten, dass mehrere Polizisten in die Wohnung eindrangen und sie am Abend mit Koffern verließen. Die Ermittler nahmen auch die Hauptverwaltung der Société Générale unter die Lupe.

...


Aus: "DESASTER BEI SOCIÉTÉ GÉNÉRALE: Milliarden-Zocker Kerviel soll auf Dax gewettet haben" (26. Januar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,531178,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,531178,00.html)

Title: [Sachverhalt "lückenlos aufgearbeitet"... (Notiz, Siemens)]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 26, 2008, 02:05:57 PM
Quote[...] In der Siemens-Schmiergeldaffäre sind nach Informationen der Süddeutschen Zeitung vom Konzern eingeschaltete Ermittler in einem weiteren Geschäftsfeld auf ein rätselhaftes Finanzsystem gestoßen. Hinweisen an den Aufsichtsrat zufolge könnten im Unternehmensbereich Medizintechnik gut 140 Millionen Euro in dunkle Kanäle geflossen sein, berichtet die Zeitung. Aufsichtsräte sprächen von möglicherweise ernsten Problemen im profitabelsten Geschäftsfeld, dessen Jahresumsatz etwa zehn Milliarden Euro betrage. Die US-Kanzlei Debevoise untersuche, ob es in dieser Sparte ähnliche Strukturen wie im Bereich Telekommunikation gegeben habe.

Wie das Handelsblatt berichtet, könne Thomas Stinnesbeck, ehemaliger Vertriebsleiter der Siemens-Tochter Siemens Audiologische Technik (SAT), belegen, dass er bereits im Juni 2004 den Medizintechnik-Spartenvorstand Erich Reinhardt und den damaligen Vorstandsvorsitzenden Heinrich von Pierer schriftlich über "Schwarzgeldgeschäfte" unterrichtet habe. Laut Siemens handle es sich bei den fraglichen Zahlungen jedoch nicht um "Schwarzgeld", sondern um die Vergütung regulär erzielter Rabatte. Eine interne Revision habe den Sachverhalt "lückenlos aufgearbeitet", zitiert das Handelsblatt einen Siemens-Sprecher. (jk/c't)

Quote24. Januar 2008 3:35
An die Dämlichen: Haltet die Klappe !
Mario Schmid, Mario Schmid (767 Beiträge seit 21.10.01)

Siemens benötigt wie jeder andere westliche Konzern ein probates
Finanzsystem für Sonderausgaben (Schmiergeld) um überhaupt eine
realistische Chance auf Aufträge zu haben !

Und genau davon hängen EURE Arbeitsplätze, und über die Steuern und
finanzierte Infrastruktur auch EURE Lebensqualität ab. Selbst das
Geld für die Sozialhilfeempfänger muß ja irgendwann irgendwo einmal
verdient werden.

Ob das schön ist und so sein sollte ist eine reine Luxusdiskussion,
zuvorderst muß man sich ersteinmal in der Realität beweisen. Und
genau das tun Siemens und Co.
In Afrika und Südamerika oder dem Nahen Osten bekommt man nun einfach
mal keine Milliardenaufträge, wenn die Konkurrenz aus Europa, USA und
Asien ähnlich gute Produkte liefert und ganz bestimmt auch kräftig
die Schmiergeldschubkarren belädt.
Solange das UNSEREN Unternehmen, also UNSEREN Gehalts/Steuerzahlern
und Wohlstandserkämpfern zugute kommt hat es OK zu sein.
Dort draußen herrscht schließlich Krieg, wenn auch nicht immer Bomben
fliegen.

Ich bin diesem selbstschädigendem Gutmenschengeseier einfach mal
überdrüssig.
Und jetzt macht den Beitrag ruhig rot ihr Typen mit dem Horizont
eines Klohäuschenbenutzers.



Quote24. Januar 2008 8:17
An alle "Schmiergeld ist doch normal"-Brüller:
IEEE802.1q (mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.02)


Zitat aus dem Spiegel Online Artikel

"Dabei seien Händlern von Siemens-Hörgeräten zunächst Rabatte
gestrichen worden. Dann wurden in Höhe dieser Rabatte Flugtickets
beim Reisedienst Med Travel gekauft. Diese Flugtickets wurden aber
nicht genutzt, sondern sofort gegen Bargeld getauscht."

So , und jetzt guck mal auf deine Gehaltsabrechnung wieviel Du und
dein Arbeitgeber jeden Monat in das Gesundheitssystem zahlen ...


Quote24. Januar 2008 0:40
Warten wir mal ab...
Weihnachtshase (594 Beiträge seit 26.03.05)

..wie lückenlos lückenlos wirklich ist. Ich fordere auf jeden Fall
Kochsche brutalstmögliche Aufklärung. Mindestens!



Aus: "Siemens-Ermittler stoßen erneut auf dubioses Finanzsystem" (24.01.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/102338 (http://www.heise.de/newsticker/meldung/102338)

Title: [Scheinrechnungen für EDV-Dienstleistungen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 30, 2008, 01:01:12 PM
Quote[...] Das Stuttgarter Landegericht hat einen früheren Daimler-Manager wegen millionenschwerer Untreue zu fünfeinhalb Jahren Haftstrafe verurteilt. Nach Darstellung der Anklage hatte der ehemalige Controller jahrelang Scheinrechnungen für EDV-Dienstleistungen angewiesen, obwohl die Leistungen nicht erbracht worden waren. Dem damaligen DaimlerChrysler-Konzern sei durch die Machenschaften des 42-jährigen Computerspezialisten ein Schaden von mehr als 22 Millionen Euro entstanden.

Damit entsprach das Gericht der Strafforderung der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte gebeten, die 26-monatige Untersuchungshaft des Verurteilten zu berücksichtigen und die Haftstrafe daher niedriger anzusetzen. Die Ermittler waren den dubiosen Geschäften während einer Steuerprüfung bei einer Firma des früheren Daimler-Managers auf die Spur gekommen.

Die illegalen Machenschaften spielten sich den Ermittlungen zufolge von November 2000 bis November 2005 ab. Der internen Revision des Autobauers waren die Betrügereien nicht aufgefallen. Der 42 Jahre alte Manager hatte in dem Verfahren vor dem Landgericht ein Geständnis abgelegt. Ein Großteil des ergaunerten Geldes wurde sichergestellt und soll an Daimler zurückfließen. Dem Mann wurde neben besonders schwerer Untreue auch noch Urkundenfälschung und Steuerhinterziehung zur Last gelegt.


Aus: "Millionenbetrüger: Ex-Manager von Daimler muss ins Gefängnis" (30. Januar 2008)
Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article1613112/Ex-Manager_von_Daimler_muss_ins_Gefaengnis.html (http://www.welt.de/wirtschaft/article1613112/Ex-Manager_von_Daimler_muss_ins_Gefaengnis.html)

Title: [Siegelbruch... (Notiz, Eon)]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 31, 2008, 10:13:07 AM
Quote[...] Die EU-Kommission warf Eon am Mittwoch vor, nach einer Durchsuchung von Geschäftsräumen des Konzerns im Mai 2006 sei ein von den Ermittlern angebrachtes Siegel aufgebrochen worden.

In dem versiegelten Raum hätten sich Unterlagen zu mutmaßlichen Wettbewerbsverstößen auf den deutschen Energiemärkten befunden, hieß es.

[...] Eon lieferte laut Kommission verschiedene Erklärungen für die Beschädigung des Siegels. "Keine der angegebenen Erklärungen erwies sich als stichhaltig", betonte die Kommission.

...

Quote

30.01.2008 14:39:39

Diaula: Putzfrau oder E.on Mitarbeiter ....

.... beides denkbar.

Nur: man müsste halt schon den BEWEIS führen, bevor man jemand aufs Schafott führt.
Eine Tat muss nicht nur "logisch" sein, sondern auch bewiesen werden können.
Unser gesamtes Rechts-System beruht auf diesem Grundsatz.


Quote

30.01.2008 14:14:19

HH07: Kein Willkür! Sondern Fakt!

Wer schon einmal gesehen hat wie ein amtliches Siegel angebracht ist, dem ist klar, dass ein ordnungsgemäß angebrachtes Siegel nicht durch eine Putzfrau versehentlich zerstört werden kann. So etwas muss bewusst und gewollt geschehen. Nur durch Siegelbruch kommt man an die verräterischen Akten und sonstigen Unterlagen wieder heran. Wer bitte, außer den Beschäftigten von Eon, hatte Zugang zum Raum oder Interesse am Rauminhalt? Die großen Unbekannten? Nein! Das Bußgeld ist vielleicht sogar noch zu niedrig für diesen Konzern!


Quote

30.01.2008 14:13:53

Kain E. Ahnung: @ Diaula

...oder jemand hat sein Pausenbrot im Raum vergessen und es nur herausgeholt.

Sicher, sicher!





Aus: "Eon: 38 Millionen Euro Strafe für Siegelbruch" (30.01.2008)
http://www.sueddeutsche.de/,tt1m1/wirtschaft/artikel/636/155231/ (http://www.sueddeutsche.de/,tt1m1/wirtschaft/artikel/636/155231/)

Title: [Potentatengeld... (Global, Kapitalflucht, Korruptionsgelder)]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 04, 2008, 10:49:24 AM
Quote[...]  The United Nations Convention against Corruption, ratified by 107 nations, came into force three years ago and requires members to make corruption a criminal offence, as well as binding them to cooperate with each other over graft and to return stolen assets.

"Stolen assets rot quickly in idle bank accounts, rusty yachts, decaying real estate and devalued securities," Costa said in an earlier speech at the opening of the conference.

Huguette Labelle, chairwoman of Transparency International, said in an interview on Monday she was worried about the failure of some global financial centres -- such as Liechtenstein, Singapore and Switzerland -- to ratify the anti-graft convention.

Anton Thalmann, Swiss deputy state secretary, said his nation had returned $1.6 billion over 20 years to nations of origin and that "Swiss banking secrecy laws do not protect crooks".

"If you want to have an efficient sustainable financial centre you have to keep it clean," said Thalmann, adding separately to Reuters that Switzerland was expected to sign up soon to the convention.

Bribes received by public officials from less developed countries are put at $20 billion to $40 billion per year, or between 20 to 40 percent of official development assistance.

Robert Klitgaard, a corruption expert at Claremont Graduate University in Los Angeles, told a lecture at the conference that it was key to make an example of some high-profile corruptors.

"If a few big fish are fried and they see that" it sends a powerful signal, he said.


From: "UN graft meeting seeks new ways to chase the money" By Ed Davies (29 Jan 2008)
Source: http://africa.reuters.com/top/news/usnBAN939620.html (http://africa.reuters.com/top/news/usnBAN939620.html)

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Quote[Ein Potentat] ... ist das Oberhaupt eines Stammes, Volkes, Reiches oder Landes. Im europäischen Raum wurden Herrscher beispielsweise Monarch, Zar, Kaiser, König, Herzog, Graf/Markgraf oder Fürst genannt.

Das Wort Regent wird meist für einen Herrscher gebraucht, der die Regierungsgewalt stellvertretend für einen anderen, als legitimen anerkannten Herrscher ausübt, der daran (z.B. durch Krankheit oder durch sein jugendliches Alter) gehindert ist.


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Potentat (http://de.wikipedia.org/wiki/Potentat) (02/2008)


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Quote[...]  Insbesondere die USA, Großbritannien und die Schweiz haben mittlerweile einige Erfahrung mit der Rückgabe von Korruptionsgeldern gemacht. Auf Bali hob die US-Delegation laut einem indonesischem Zeitungsbericht hervor, dass sie erst kürzlich 20 Millionen US-Dollar an Peru rücküberwiesen habe, ohne komplizierte rechtliche Verfahren eingefordert zu haben. Kuwait wiederum erklärte die von ihm durchgesetzten Rückforderungen an Großbritannien für vorbildlich: Nach einem neunjährigen Strafverfahren gegen korrupte Politiker und Geschäftsleute habe der Ölstaat 548 Millionen USD zurückerhalten – die Kosten für den Rechtsstreit hätten dabei übrigens bei "nur" 7 Prozent dieser Summe gelegen.

Die meiste Erfahrung mit der Rückgabe gestohlener Gelder kann aber nach wie vor die Schweiz vorweisen: Sie habe in den vergangenen zwanzig Jahren insgesamt 1,6 Milliarden US-Dollar an "Potentatengeldern" rückführen können, [extern] erklärte der stellvertretende Staatssekretär Anton Thalmann.

Indonesien seinerseits, wo Suharto während seiner jahrzehntelangen Regierungszeit mehr als 15 Milliarden US-Dollar außer Landes geschafft haben soll, hat jetzt erklärt, ein Ermittlungsverfahren gegen dessen Kinder einleiten zu wollen. Zu Lebzeiten des Diktators, der vor kurzem gestorben war, war bereits ein Verfahren gegen Suhartos angebliche "Wohltätigkeits"-Stiftung eröffnet worden, die 240 Millionen USD an Staatsgeldern veruntreut haben soll. Ansonsten hatte es das Land bisher nicht gewagt, rechtliche Schritte gegen seinen langjährigen Regierungschef einzuleiten. Doch auch Personen niedrigeren Ranges scheuten nicht davor zurück, erhebliche Summen ins Ausland zu transferieren: Die Schweiz und Australien sind auf verdächtige Einzahlungen von indonesischen Bankdirektoren gestoßen und haben daraufhin - in der Schweiz - Konten von fast 15 Millionen Dollar gesperrt, beziehungsweise - in Australien - nach beendeten Rechtsverfahren 600 000 Dollar zurücküberwiesen.

Bleibt die Frage, was dann mit den rücküberwiesenen Geldern passiert? Gehen die Nachfolgeregierungen verantwortlicher damit um? Einige Länder verknüpfen die Rückgabe der Gelder deshalb mit der Auflage, dass sie für soziale Zwecke ausgegeben werden müssen. Auch die StAR-Initiative von Weltbank und UNODC will darauf ein zentrales Augenmerk richten. Die Erwartungen - auch von Seiten von Menschenrechtsorganisationen, die ebenfalls auf einer Kontrolle der rücküberführten Gelder pochen - sind groß. Im Norden sprechen bereits einzelne Politiker davon, dass mit den Rückflüssen der Korruptionsgelder ein neuer Weg gefunden werden könne, um die Umsetzung der [extern] Millenniumsentwicklungsziele schneller zu erreichen:

Es ist bedauerlich, dass das Thema der illegalen Finanzflüsse aus Entwicklungsländern noch keinen Eingang in die Debatte um Entwicklungsfinanzierung gefunden hat. Bei Kapitalfluchtgeldern geht um riesige Summen – vergleichen Sie die mal mit den 150 Milliarden USD, die es für die Umsetzung der Millennium-Entwicklungsziele braucht!
Elisabeth Droyer, Norwegen, in einer Rede am 1.11.2007


Quote4. Februar 2008 1:35, videomartin

[...] Wenn die Schweiz "freiwillig" 1,6 Milliarden rausrückt(e), dürfte das
jedoch nur ein Tropfen auf dem heissen Stein gewesen sein.


Quote4. Februar 2008 10:28
warum in die Ferne schweifen?
gatito (mehr als 1000 Beiträge seit 21.06.05)

..., wenn das Gute liegt so nah?
Willst du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah...

> Der Praxis, dass korrupte Potentanten, Regierungsmitglieder und
> Bürokraten aus den Entwicklungsländern illegal Gelder auf westliche
> Banken transferieren, soll Einhalt geboten werden

Das habe ich dem Koch so oft gesagt, aber er wollte ja nicht auf mich
hören. Er meint, Hessen wäre kein Entwicklungsland, und illegal ist
scheißegal.



Aus: "Aufspüren und Rückführug von "Potentatengeldern"" Bettina Stang (04.02.2008)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27204/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27204/1.html)


Title: [Beraterhonorare und Provisionen... (Notiz, UNICEF)]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 04, 2008, 12:43:26 PM
Quote[...] An der Basis fordern Arbeitsgruppen verstärkt Garlichs' Rücktritt. Es herrsche "blankes Entsetzen", sagte Klaus Hoppe von der Arbeitsgruppe Frankfurt der Zeitung. Dass jetzt die um Aufklärung bemühte Vorsitzende Simonis gehen müsse, sei "der Gipfel der Verlogenheit" bei Unicef. "Garlichs muss zurücktreten, das wäre der am dringendsten erforderliche Schritt", so Hoppe. Der Geschäftsführer habe sich "nie mit der moralischen Verantwortung von Unicef identifiziert".

Ausgelöst wurde der Streit bei Unicef durch Vorwürfe von Verschwendung und Misswirtschaft. Unter anderem wurden hohe Beraterhonorare und Provisionen für Spendenvermittler kritisiert, sodass auch die Staatsanwaltschaft ermittelte.

hen/dpa/AP/Reuters


Aus: "MISSWIRTSCHAFT: Wirtschaftsprüfer und Simonis belasten Unicef" (04. Februar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,532871,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,532871,00.html)

Title: [Eindringlich rief Bush den Kongress auf... (Notiz, Militärausgaben)]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 05, 2008, 11:38:52 AM
Quote[...] Der Ausgabenplan prognostiziert für dieses und das kommende Jahr ein riesiges Defizit von rund 400 Milliarden Dollar. Dies wäre gegenüber dem für 2007 berechneten Defizit von 163 Milliarden mehr als eine Verdoppelung. Die Deckungslücke könnte sich wegen der schwächelnden US-Wirtschaft sogar noch weiter vergrößern. Ein weiteres Risiko sind die Kosten für die Kriege im Irak und in Afghanistan, die Bush in dem Entwurf nicht voll berücksichtigt hat. Eingeplant sind lediglich 70 Milliarden Dollar für 2009, die tatsächlichen Kosten dürften sich jedoch auf zwei Billionen Dollar belaufen.

Wie in den vergangenen Jahren sieht der Plan die höchsten Steigerungsraten in den Bereichen äußere und innere Sicherheit vor. Die Verteidigungsausgaben sollen um etwa sieben Prozent auf 515 Milliarden Dollar steigen, wie vorab aus Regierungskreisen verlautete. Der Etat des Heimatschutzministeriums soll sogar um fast elf Prozent wachsen. Ein großer Ausgabenposten entfällt dabei auf die Verstärkung der Grenzsicherung.

Einsparungen soll es dagegen im Sozialbereich geben. So soll etwa der Kostenanstieg bei den Gesundheitsprogrammen für Rentner (Medicare) und Arme (Medicaid) gebremst werden. Bushs Plan sieht in diesem Bereich Einsparungen im Umfang von 200 Milliarden Dollar in den kommenden fünf Jahren vor. Dies ist eine Verdreifachung des im vergangenen Jahr geforderten Einsparvolumens.


Aus: "Bush rechnet mit riesigem Haushaltsdefizit" (04. Feb. 2008)
Quelle: http://www.netzeitung.de/ausland/893117.html (http://www.netzeitung.de/ausland/893117.html)

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Quote[...] Washington (dpa) - Trotz leerer Kassen und steigender Schulden will US-Präsident George W. Bush im letzten Haushalt seiner Amtszeit eine erneute drastische Erhöhung der Militärausgaben durchsetzen.

Er legte am Montag einen Etatentwurf für 2009 mit einem Rekordvolumen von 3,1 Billionen Dollar (2,09 Billionen Euro) und einem Megadefizit von 410 Milliarden Dollar (276,7 Milliarden Euro) vor. Die Militärausgaben sollen um 7,5 Prozent auf 515 Milliarden Dollar (347,57 Euro) steigen, Sozialprogramme wie die Gesundheitsversorgung aber erheblich gekürzt werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Konjunkturprogramm zur Ankurbelung der schwächelnden US-Wirtschaft.

«Unsere oberste Priorität ist es, unser Land zu verteidigen», begründete Bush seinen Vorschlag nach einer Kabinettssitzung am Montag in Washington. Erneut trat er für eine Festschreibung der in den Vorjahren beschlossenen Steuererleichterungen ein.

Dagegen kündigten die Demokraten im Kongress heftigen Widerstand an. «Der Entwurf trägt alle Kennzeichen des Bush-Erbes», kritisierte der demokratische Vorsitzende des Haushaltausschusses im Repräsentantenhaus, John Spratt. «Er sieht ein höheres Defizit vor, mehr Schulden, weitere Steuererleichterungen sowie weitere Kürzungen bei wichtigen Sozialleistungen.» Noch im vergangen Jahr lag das Defizit lediglich bei 163 Milliarden Dollar.

Bei den Militärausgaben sind US-Medienberichten zufolge nicht alle Ausgaben für die Kriege im Irak und in Afghanistan enthalten. Es heißt, dazu seien zusätzlich 70 Milliarden Dollar (47,20 Milliarden Euro) vorgesehen. Falls Bushs Entwurf eine Mehrheit findet, handelt es sich um den elften Etat hintereinander mit einer Zunahme der Militärausgaben. Nicht zuletzt mit Blick auf die Präsidentenwahlen im Herbst erwarten Kommentatoren scharfe Auseinandersetzung mit dem Kongress.

Erstmals in der US-Geschichte soll der Haushalt die Drei- Billionen-Grenze sprengen. Im Jahr 2002 lag der Etat erstmals über der Zwei-Billion-Dollar-Grenze. Das enorme Anwachsen des Defizits auf über 400 Milliarden Dollar ist nach Angaben von Experten vor allem Folge des schwachen Wachstums der US-Wirtschaft sowie sinkender Steuereinnahmen.

Eindringlich rief Bush den Kongress auf, das 145-Milliarden-Dollar Konjunkturprogramm rasch zu verabschieden. «Dies muss Geld in die Hände der Konsumenten bringen und Initiativen für Kleinbetriebe und Großunternehmen schaffen.» Das Programm sieht vor allem einmalige Steuerrückzahlungen für Bürger und Erleichterungen für Unternehmen vor.


Aus: "Bush will Militärausgaben drastisch erhöhen" (05.02.2008 )
Quelle: http://newsticker.welt.de/index.php?channel=pol&module=dpa&id=16829160 (http://newsticker.welt.de/index.php?channel=pol&module=dpa&id=16829160)

Title: [Die "Geister"... (Notiz, Bogotá)]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 11, 2008, 11:58:45 AM
Quote[...] Bogotá - In einem grauen und einem roten Lieferwagen hätten mehrere Vermummte die Straßen der örtlichen Armenviertel durchfahren und dabei Geld unter die Leute gebracht, schreibt die Zeitung "El País Cali Colombia": "Ein Auto hielt neben uns, und jeder erhielt umgerechnet etwa 1000 Dollar", berichtete ein junger Mann.

Andere Bewohner der Stadt hätten Beträge von umgerechnet etwa 300 Dollar in ihren Briefkästen oder unter der Wohnungstür hindurchgeschoben gefunden, hieß es. Viele Beschenkte hätten das Geld für neue Schuluniformen und Lebensmittel ausgegeben, schreibt "El País Cali Colombia".

Augenzeugen berichteten, dass die Geldnoten nicht gefälscht seien. Zahlreiche Menschen blieben nach dem unerwarteten Geldregen die ganze Nacht auf, weil sie hofften, die "Geister" würden sich ein zweites Mal blicken lassen.

Der örtliche Polizeikommandant Paulo Emilio Gómez bestätigte die öffentliche Aufregung um die mutmaßliche Geschenkaktion - Beweise dafür habe er allerdings nicht. Die Behörden vermuten, dass es sich um Gelder aus Drogengeschäften handeln könnte.

ala/dpa


Aus: "KOLUMBIEN: Vermummte verschenken Millionen Pesos an Passanten" (11. Februar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,534366,00.html (http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,534366,00.html)

Title: [Delikaten Daten... (Liechtensteiner Landesbank)]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 16, 2008, 05:15:38 PM
Quote[...] Polizisten haben drei Männer aus Kiel und Rostock verhaftet. Sie sollen mitgeholfen haben, die Liechtensteiner Landesbank um Millionen zu erpressen - mit delikaten Daten, die ein Angestellter 2003 aus dem Geldinstitut geschleust hatte.

Rostock - Insgesamt neun Millionen Euro sollen die Erpresser seit 2005 von der Liechtensteinischen Landesbank (LLB) kassiert haben, damit sie deren Kundendaten nicht ausplaudern. Jetzt hat die Polizei drei Verdächtige in dem Fall festgenommen, Männer im Alter von 41, 43 und 50 Jahren , wie Staatsanwalt Peter Lückemann der Nachrichtenagentur AP sagte.


Aus: "Drei Festnahmen im Liechtensteiner Erpressungsfall" (16. Februar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,535754,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,535754,00.html)
Title: [Eine ganze Reihe von prominenten Namen... (Notiz, BRD, Steuerermittlungen)]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 16, 2008, 05:31:42 PM
Quote[...] Hamburg - Bei den Fahndungen nach Steuersündern in Liechtenstein ist kräftig Geld geflossen: Nach SPIEGEL-Informationen haben Ermittlungsbehörden rund fünf Millionen Euro für die Liechtensteiner Bankdaten gezahlt, die zu den größten Steuerermittlungen in der Geschichte der Bundesrepublik geführt haben.

Das Geld, das aus dem Haushaltstopf des Bundesnachrichtendienstes (BND) stammt, ging an einen geheimen Informanten des BND, der sich Anfang 2006 bei dem deutschen Auslandsgeheimdienst gemeldet hatte. In der Folge gab es im Jahr 2006 mehrere Treffen, an denen auch die nordrhein-westfälischen Steuerfahnder teilnahmen.

Zunächst übergab der Informant nach Informationen des SPIEGEL mehrere Stichproben, mit denen die Ermittler die Qualität des Materials begutachten konnten. Anschließend deponierten die Steuerfahnder das Millionenhonorar auf einem Notarkonto.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) war persönlich in die Transaktion eingeweiht. In dem Datenkonvolut soll es neben Informationen über mutmaßliche Steuersünder aus Deutschland auch Materialien mit politischer Brisanz geben, darunter offenbar Dienstanweisungen des Liechtensteiner Fürstentums zur Verschleierung von Finanzströmen.

Die Liechtensteiner Steueraffäre ist einer der größten Wirtschaftsskandale der Nachkriegszeit. Rund 125 Ermittlungsverfahren sollen ab kommender Woche laufen, die Rede ist von etwa 900 Durchsuchungsbeschlüssen und mehr als tausend Verdächtigen - die nach konservativen Schätzungen insgesamt mindestens 300 Millionen Euro am deutschen Fiskus vorbeigeschleust haben, nach anderen Angaben bis zu vier Milliarden Euro.

Nach den Worten eines Sprechers von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) wird gegen "sehr viele" bekannte und weniger bekannte "Leistungsträger" ermittelt. Das Ministerium riet Betroffenen zur Selbstanzeige.

Die Ermittler verfügen nach derzeitigem Informationsstand über Daten der Liechtensteinische Landesbank (LLB) und der fürstlichen Bank LGT.

Die LGT bestätigte per Presseerklärung, dass es im Jahr 2002 bei ihrer Tochter LGT Treuhand einen Datendiebstahl gegeben habe. Ein Jahr später sei der verantwortliche Mitarbeiter verurteilt worden. Nach Informationen des SPIEGEL gehen die Daten der Fahnder weit über das Datum dieses Diebstahls hinaus - demnach hat der BND Informationen über Steuersünder bis Ende 2005.

Bereits Anfang der Woche hatte auch die Liechtensteinische Landesbank (LLB) berichtet, sie sei von einem ehemaligen Mitarbeiter mit gestohlenen Unterlagen über deutsche Kunden erpresst worden. Auch dieser Mann wurde verurteilt. Nach SPIEGEL-Informationen sind aber auch diese Daten noch in Umlauf.

In diesem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft Rostock. Ein aus Deutschland stammender 48-Jähriger soll seit 2005 von der LLB Schweigegeld in Höhe von rund neun Millionen Euro kassiert und der Bank dafür gestohlene Daten zurückgegeben haben, erklärte die Anklagebehörde. Der Fall habe jedoch nichts mit dem aktuellen Steuerskandal um Kunden der Liechtensteiner LGT-Bank zu tun.

Der mutmaßliche Erpresser soll mit mehr als 2000 Kontodaten gehandelt haben, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Zunächst habe der 48-Jährige versucht, die Kunden mit den Datensätzen zu erpressen, dann habe sich die Bank eingeschaltet.

Bisher soll das Geldhaus laut Staatsanwaltschaft rund 1600 Daten zurückgekauft haben. Im August 2005 habe der Verdächtige für 7,5 Millionen Schweizer Franken zunächst 700 Daten an die Bank zurückgegeben, im August 2007 für vier Millionen Euro weitere 900 Daten. Der Rest sollte im August 2009 an die Bank zurückgehen.

Die Staatsanwaltschaft kündigte an, zeitnah Anklage gegen den Mann zu erheben. Seit vergangenem Herbst sitze er in Untersuchungshaft. Gegen drei mutmaßliche, ebenfalls in Norddeutschland lebende Mittäter werde ermittelt.

[...] Den entscheidenden Tipp im Fall Zumwinkel haben die Fahnder laut Dieter Ondracek, Chef der Deutschen Steuergewerkschaft, bereits im August 2007 erhalten.

Dass es so lange bis zum ersten Haftbefehl dauerte, begründete Ondracek mit der schlechten personellen Ausstattung der deutschen Steuerfahnder sowie damit, dass eine ganze Reihe von prominenten Namen aufgetaucht sei. Da habe man ganz besonders streng prüfen müssen, ob es sich nicht um falsche Anschuldigungen gehandelt habe.




Aus: "FINANZSKANDAL: BND zahlte fünf Millionen für geheime Steuerdaten" (16. Februar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,535687,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,535687,00.html)

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Quote[...] Hamburg - Es war ein echter Schatz, den der Mann dem Bundesnachrichtendienst (BND) im Frühjahr 2006 angeboten hatte: eine DVD mit Informationen über ausländische Investoren und ausländische Finanzströme. Zudem rund tausend Datensätze, nach SPIEGEL-Informationen handelt es sich um Korrespondenzen, Depotauszüge, Vermerke aus dem Fundus der LGT-Gruppe - und die Dienstvorschriften des Fürstentums Liechtenstein über die Verschleierung von Finanzströmen.

Der Mann hat keinen Namen, wie er aussieht, wissen nur die Mitarbeiter des BND und die Wuppertaler Steuerfahnder, mit denen er sich mehrmals traf - bevor er für fünf Millionen Euro die Daten-DVD übergab.

Was die Fahnder für die geforderte Summe bekommen würden, war ihnen zunächst nicht klar - der Name Klaus Zumwinkel stand nicht in den Kostproben, die der Mann anbot. Mindestens zweimal trafen sich die Wuppertaler mit dem Unbekannten, bei dem ersten Treffen brachte der Mann 14 Infohappen aus seiner Datensammlung mit. Es war frische Ware, die belegt, dass rund drei Viertel aller Stifter die deutschen Finanzbehörden hintergehen.

Die Ermittler überschlugen, was die Informationen einbringen könnten - dann stimmten sie zu. Das Geld für die DVD kam direkt aus der Kriegskasse des BND. Auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) war über die Aktion informiert.

[...]


Aus: "STEUERSKANDAL: Geheiminformant fürchtet um sein  Leben" (16. Februar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,535724,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,535724,00.html)


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Quote[...] Erst die Verdächtigungen wegen möglicher Veruntreuung von Spendengeldern, dann der Rücktritt der Vorsitzenden Heide Simonis - und jetzt das: Der scheidende Post-Chef Klaus Zumwinkel soll laut einem Medienbericht Favorit für die Simonis-Nachfolge gewesen sein.

[...] Für Zumwinkel ist dies aber wohl das kleinste Problem. Laut "Focus" soll der zurückgetretene Post-Chef rund vier Millionen Euro an das Finanzamt Köln zahlen - als Ausgleich für seine nicht versteuerten Zinserträge aus der zwölf Millionen Euro schweren Stiftung in Liechtenstein. Die Summe setze sich zusammen aus hinterzogenen Steuern, Zinsen und Geldstrafe.

Zumwinkel habe dem Haftbefehl zufolge fast 20 Jahre lang in "konspirativer Weise" versucht, seine Erträge aus der Anlage bei der Vaduzer LGT-Bank zu verschleiern.


Aus: "SIMONIS-NACHFOLGE: Zumwinkel sollte Unicef-Chef werden" (16. Februar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,535686,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,535686,00.html)

Title: [Magazin meldet Spur in Liechtenstein... (SED-Vermögen, DDR-Treuhänder)]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 20, 2008, 09:19:08 AM
Quote[...] Nach Angaben des Politikmagazins "Cicero" sind bei Banken in Liechtenstein Gelder aus dem verschwundenen SED-Vermögen aufgetaucht. Es handele sich nach den Erkenntnissen einer Sonderuntersuchung um 60 verdächtige Bankverbindungen, zumeist geschlossene Konten, wie das Magazin heute vorab mitteilte. Auf einem sichergestellten Konto in Liechtenstein, angelegt auf den Namen einer Stiftung, für deren Guthaben jedoch tatsächlich ein ehemaliger DDR-Treuhänder berechtigt war, hätten sich noch 2,6 Millionen Schweizer Franken befunden. In Verhandlungen mit den zuständigen Behörden in Liechtenstein konnte dem Bericht zufolge erreicht werden, dass dieses Geld ohne rechtliche Auseinandersetzungen zugunsten der Bundesrepublik Deutschland nach Deutschland zurückgeführt wurde.


Aus: "VERSCHWUNDENE SED-MILLIONEN: Magazin meldet Spur in Liechtenstein" (19. Februar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,536391,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,536391,00.html)

Title: [150 Beschuldigte, 72 Selbstanzeigen (Steuerflüchtige, BRD, EU, GB, USA, BND)]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 27, 2008, 12:04:06 PM
Quote[...] Wegen der Steueraffäre dürften die Banken in der Deutschschweiz bei der Einstellung von deutschen Staatsbürgern zurückhaltender werden, sagte Derobert in einem Interview der Westschweizer Zeitung "Le Matin".


Aus: "STEUERFAHNDUNG: Schweizer Banken wollen keine Deutschen mehr einstellen" (26. Februar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,537895,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,537895,00.html)


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Quote[...]  Die Staatsanwaltschaft Bochum hat im Rahmen einer der größten Ermittlungen gegen Steuersünder in der Geschichte der Bundesrepublik Wohnungen und Büros von rund 150 Beschuldigten durchsucht. Es seien Steuern in ,,immenser Höhe" hinterzogen worden, teilte die Staatsanwaltschaft, die bei den bundesweiten Ermittlungen die Federführung hat, am Dienstag mit. 91 Verdächtige hätten den Sachverhalt eingeräumt und zum Teil Abschlagszahlungen auf zu erwartende Steuernachforderungen in Höhe von insgesamt 27,8 Millionen Euro geleistet, erläuterte Oberstaatsanwalt Hans-Ulrich Krück. Weitere Zahlungen in ähnlicher Höhe seien bereits avisiert, und die Summe erhöhe sich täglich. Auch seien 72 Selbstanzeigen eingegangen.

Die Fälle verteilten sich im wesentlichen auf die Großräume München (34 Fälle), Frankfurt (17), Stuttgart (24), Hamburg (30) und Nordrhein-Westfalen (15). Einzelne Bankmitarbeiter stehen im Verdacht, ausgesuchten Kunden Beihilfe zur Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit deren Geldanlagen über Liechtensteiner Stiftungen geleistet zu haben, wie Krück weiter sagte. Die überprüften Stiftungen verfügten den Angaben zufolge über ein Kapital von mehr als 200 Millionen Euro. Durch das Verschweigen dieses Kapitals und der darauf entfallenden Kapitalerträge seien Steuern ,,in immenser Höhe" hinterzogen worden.

Das Bundesfinanzministerium zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen der Staatsanwaltschaft. ,,Für eine Woche ist das ziemlich gut", ließ Finanzminister Steinbrück (SPD) mitteilen. Das Ministerium bekräftigte zugleich die Bereitschaft Deutschlands, anderen Ländern die Daten über Liechtensteiner Stiftungen zur Verfügung zu stellen. ,,Es gibt aber bisher noch keine Anfrage", berichtete Steinbrücks Sprecher.

Dänemarks Finanzminister Kristian Jensen lehnte das Berliner Angebot ab. ,,Wir haben nicht vor, gestohlene Angaben zu verwenden. Und wir bezahlen nicht für gestohlene Angaben", sagte er der Zeitung ,,Børsen". Es sei ein ,,moralisches Problem, einen Verbrecher für Informationen zu entlohnen, die er gestohlen hat". Weiter meinte er: ,,Diese Art von gehobener Hehleraktivität sagt mir nicht zu." Dagegen sollen die Steuerbehörden in Schweden, Norwegen und Finnland Interesse an den Daten haben.

Bekannt wurden unterdessen Konsequenzen in den Vereinigten Staaten. Amerikanische Behörden gehen gegen mehr als 100 verdächtige Steuerflüchtige vor. Es seien entsprechende Ermittlungen wegen des Verdachts auf Steuerbetrug eingeleitet worden, teilte die Steuerbehörde in einer Erklärung mit.

In Deutschland waren an den verschiedenen Aktionen den Angaben zufolge acht Staatsanwälte und 139 Steuerfahnder des Landes Nordrhein-Westfalen beteiligt. Sie seien von Steuerfahndern aus zahlreichen Städten unterstützt worden seien, unter anderem durch Beamte aus München, Landshut, Rosenheim, Reutlingen, Berlin, Hamburg, Lübeck, Lüneburg und Elmshorn. Zudem arbeiteten auch 20 Mitarbeiter des Wirtschaftskommissariats Essen mit.

Durch den Ermittlungsdruck nimmt die Zahl der Selbstanzeigen nach Angaben der Fahnder ständig zu. Auch hier sei mit nicht unerheblichen Steuernachzahlungen zu rechnen. Derzeit würden die Selbstanzeigen allerdings noch auf Vollständigkeit und Wirksamkeit überprüft. Dabei gehe es insbesondere um die Frage, ob sie noch so rechtzeitig erfolgt seien, dass ihnen eine strafbefreiende Wirkung zukommen könne.

In seiner Bilanz wies die Staatsanwaltschaft Kritik am Vorgehen der Behörden zurück. Der Nachrichtendienst BND hatte die Daten über die Konten in Liechtenstein von einem ehemaligen Mitarbeiter gekauft, der sie heimlich kopiert hatte.

[...] Die Staatsanwaltschaft Bochum hatte am 14. Februar mit ihren Razzien begonnen. Damals durchsuchten die Fahnder auch Zumwinkels Haus, der kurz darauf seinen Hut nahm. Die Ermittler haben die meist sehr wohlhabenden Beschuldigten im Verdacht, über Liechtensteiner Stiftungen Gelder am Fiskus vorbei geschleust und so Steuern hinterzogen zu haben. Sie verfügt über Unterlagen, die die Geldanlagen mehrerer hundert Personen betreffen. Ins Visier der Ermittler sind auch zwei Banken mit Niederlassungen in Liechtenstein und Mitarbeiter deutscher Geldhäuser geraten. Die Fahnder stehen derzeit noch am Anfang ihrer Untersuchungen. Nach Angaben aus ihren Kreisen können sich die Ermittlungen noch über Monate hinziehen.

Die deutschen Ermittlungen hatten auch in vielen europäischen Ländern Folgen. Der britische Fiskus hatte ebenfalls Daten über mutmaßliche Steuerhinterzieher in Liechtenstein gekauft. Die Niederlande hatten Steuersünder zu Selbstanzeigen aufgefordert. Auch die französischen Behörden prüfen Hinweise auf Steuerbetrüger, die über Liechtensteiner Stiftungen Gelder hinterzogen haben könnten.

Frankreichs Europaminister Jean-Pierre Jouyet sagte in Brüssel, angesichts des Ausmaßes der Steuerhinterziehung sei das harte Durchgreifen der deutschen Behörden verständlich. ,,Ich habe da überhaupt kein Mitleid", sagte er. Der Kampf gegen Steueroasen wie Liechtenstein sei ein sehr wichtiges Ziel, das die EU geschlossen verfolgen müsse. Damit wächst der internationale Druck auf das Fürstentum weiter, dem mangelnde Transparenz am Finanzplatz vorgeworfen wird. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Liechtenstein sind durch die Razzien belastet.

QuoteBetrachtungspunkt?
R Burger (FairTax), 26. Februar 2008

Wie auch immer Steuerhinterziehung beurteilt wird, die Beschaffung der Daten wirft doch folgende Fragen auf: was in einem anderen Land verboten ist (Verkauf von per Diebstahl beschafften Daten) wird in Deutschland belohnt. Da es sich ja "nur" um Steuerhinterzieher handelt. Wenn nun also beispielsweise China es mit dem geistigen Eigentum nicht so genau nimmt und für in Deutschland unrechtmäßig beschaffte Geschäfts- und Forschungsdaten dem Überbringer etwas bezahlen würde, ist dies ja auch ok und aus Sicht des chinesischen Staates ein legitimes Vorgehen. Oder etwa nicht...? Wo fängt die Unterscheidung an, was Recht und was Unrecht ist?


QuoteWarum fahnden die Steuerfahnder nicht nach den Milliarden der IKB
Sven Frotscher (bigpublisher), 26. Februar 2008

Das Wort Staatsanwaltschaft spricht Bände. Eine Amtsanwaltschaft könnte Milliarden heben. Wir wissen bis heute nicht, wer die IKB-Verträge unterschrieben hat. Beides gehört vom Staat verfolgt: die staatliche wie die private Straftat.

Erst dann ist der Artikel 3 des Grundgesetzes verwirklicht.

Wieso erfahren wir über die Namen der Skandale der öffentlichen Banken nicht annähernd so viel?

Wieso gibt es bei jenen Mitarbeitern, die die 10fache Menge an Kindergartenplätzen verjuxt haben, keine Kameras?

Wieso haben spanische Banken nicht mit Subprime-Vehikeln spekulieren dürfen?

Wieso hat Steinbrück hier geschlafen?

Wieso hat die deutsche Bankenaufsicht nicht verlangt, dass diese Kredite mit Eigenkapital unterlegt werden müssen?

Dadurch wurde es VEB, anonymes Volksrisiko?

Alles ist relativ, nur der Schaden nicht, konnte man nicht auf privater wie auf staatlicher Seite vor dem Schaden klug sein?


QuoteToller Erfolg ??
Ludwig Wolff (taetervolk), 26. Februar 2008

Das was uns die Staatsanwaltschaft Bochum als großen Erfolg verkauft ist in Wahrheit die Bankrotterklärung der Steuergesetzgebung.
Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, Sozialbetrug usw. sind flächendeckend so selbstverständlich wie Brötchen zum Frühstück. Ich wette hier und jetzt, dass von 100 Steuerfahndern mindestens 33 zuhause gerade illegal Babysitter, Putzfrau, Nachhilfelehrer oder Handwerker beschäftigen.
Fragen Sie mal einen Unternehmer, wann er das letzte Mal eine privat verwendete Briefmarke nicht von der Steuer abgesetzt hat. In 99% aller Fälle werden Sie Auskunft darüber erhalten wer in eine Klapsmühle gehört und wer nicht.
Es ist nicht nur so dass diese Betrügereien selbstverständlich sind - nein - wer steuerehrlich ist, handelt in den Augen vieler Menschen verantwortungslos, vergleichbar einem Alkoholiker oder Spieler, weil er sich und Angehörige existenziell gefährdet.

Politisch ist unser Land da auf einem sehr,sehr unguten Weg - Sorgen jedoch macht mir das Maß an Heuchelei, dass durch die Medien geht, denn Wahrheit wird nur noch hinter vorgehaltener Hand gesagt !


QuoteMilliardenverlust
Ernst Paul (Echopapa), 26. Februar 2008

Diese Hexenjagd wird dem deutschen Staat noch Milliarden kosten, da die Leistungsträger aus Deutschland so schnell als möglich verschwinden werden und begüterte Menschen, die sich vielleicht mit dem Gedanken getragen haben, nach Deutschland zu ziehen, jetzt bestimmt keine Lust mehr haben in einem Denunziantenstaat zu leben. Deutschland ist verloren!


QuoteWandert endlich aus!
Hannes Heilmannsstedt (mediumdry), 26. Februar 2008

...aber verschont bitte die Kommentarspalte der FAZ mit diesem unmoralisch-egozentrischen und erbärmlichen Gejammer. Geht in die Schweiz oder nach Liechtenstein und ertränkt eure Scheinheiligkeit mit den anderen Steuersündern in Schampus.



Aus: "150 Beschuldigte, 72 Selbstanzeigen: ,,Für eine Woche ziemlich gut"" (26. Februar 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub53B6D88BDF4A49D6BF5E114728883FE3/Doc~E248A54FD0B904A5FA3C554FCA267D72C~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub53B6D88BDF4A49D6BF5E114728883FE3/Doc~E248A54FD0B904A5FA3C554FCA267D72C~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

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Quote[...] München/Vaduz - Die Liechtenstein-Affäre zieht weitere Kreise: Mehrere aufgeflogene Steuersünder aus Deutschland bereiten offenbar Schadensersatzklagen gegen die Fürstenbank LGT vor. "Einige sind dazu wild entschlossen", sagte der Vaduzer Rechtsanwalt und frühere Justizminister des Fürstentums, Heinz Frommelt, der "Süddeutschen Zeitung".

Die Frustration über das Verhalten der LGT scheine sehr groß zu sein, erklärte Frommelt. Die Betroffenen werfen der Bank des Liechtensteiner Fürstenhauses vor, sie nicht umgehend über den Diebstahl ihrer Kundendaten durch einen Angestellten der Vaduzer LGT Treuhand im Jahr 2002 informiert zu haben. Der Mitarbeiter hatte sich mit umfangreichem Material abgesetzt und die deutsche Anleger betreffenden Daten später dem Bundesnachrichtendienst verkauft.

Frommelt hat nach eigenen Angaben allein "ein knappes Dutzend" meist sehr konkreter Anfragen deutscher Rechtsanwälte erhalten, gegen deren Mandanten wegen Steuerdelikten ermittelt wird. Die Juristen seien dabei, die Rechtslage und die Erfolgsaussichten für Schadensersatzklagen in Liechtenstein auszuloten und diese vorzubereiten. Momentan empfehlen sie ihren Mandaten allerdings noch Zurückhaltung und raten ihnen, zunächst ihre Probleme mit dem deutschen Fiskus zu lösen.


[...] Bei manchen Instituten habe die Affäre um den früheren Chef der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel, sogar das Geschäft angekurbelt. "Es scheint auch einen gewissen Jetzt-erst-recht-Effekt zu geben", sagte Lauber. So hat die LGT den Angaben zufolge seit Beginn 2007 einen Zugang von rund einer Milliarde Schweizer Franken an Neugeldern verzeichnet.


Aus: "LIECHTENSTEIN-AFFÄRE - Steuersünder wollen Fürstenbank verklagen" (21.07.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,566961,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,566961,00.html)

Title: [Man verliert das Gefühl für Summen... (Notiz, Bankenkrise)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 18, 2008, 10:01:58 AM
Quote[...] Nun, nach dem Platzen der Spekulationsblase, möchte der ansonsten eisern die Freiheit des freien Marktes und Unternehmertums verteidigende Ackermann am liebsten die rapide zum Sozialfall verkommende Finanzbranche in die Nestwärme eines fürsorglichen und spendablen Sozialstaates überführen, den er und seinesgleichen keinem Hartz-IV-Empfänger gönnen würden. Die Banken könnten die "Situation nicht mehr retten", gestand Ackermann das Scheitern der ansonsten gepriesenen "Selbstregulierungskräfte des Marktes" ein: "Wir haben nicht die Zeit zu warten, bis der US-Häusermarkt über Jahre das Ungleichgewicht abbaut", da dies zu lange dauern würde. Man darf getrost davon ausgehen, dass die Regierung den Wünschen Ackermanns nachkommen wird – es wäre sonst das erste Mal, dass sich die deutsche Politik einem Ukas der Deutschen Bank widersetzt.

Einen weiteren, oftmals übersehenen Vorteil hält die absichtliche massive Dollarabwertung seitens der Fed ebenfalls für alle Dollarschuldner – vorerst - parat. Durch die Inflation sinken auch die Schuldenberge der USA real im Wert, wie beispielsweise die Billionenreserven an US-Wertpapieren und Dollars, die ostasiatischen Zentralbanken aufgrund des Handelsüberschüsse mit den Vereinigten Staaten akkumuliert haben. Zudem kann durch den fallenden Dollar endlich auch das Handelsdefizit der USA [extern] gesenkt werden, da im Dollarraum produzierte Waren in Relation zum Ausland billiger werden.

Doch auch hier kann bald ein Punkt erreicht sein, der zu einem massiven Zusammenbruch des Dollars und des gesamten Weltwährungssystems führt, sollten die riesige Dollarbeträge haltenden Zentralbanken Asiens sich entscheiden, dessen schleichenden Wertverfall nicht mehr hinzunehmen und massiv Greenbacks auf den Markt zu werfen. Zudem senkt die Fed beständig die Zinsen, wodurch ein Zinsgefälle zwischen dem Dollar- und EU-Raum zugunsten des Euro entsteht.

Die Lehren aus 1929:
Dennoch sieht die Fed und insbesondere ihr Chef Bernanke in seiner inflationstreibenden Strategie der Krisenbekämpfung die einzig gangbare Möglichkeit, mit der Krise fertig zu werden. Die nahezu unbeschränkten Hilfsmaßnahmen für Investmentbanken, die Überflutung des Marktes mit rapide an Wert verlierenden Papierdollars, sind eine Konsequenz aus dem Verhalten der Fed während der Weltwirtschaftskrise von 1929, die eine restriktive Finanzpolitik verfolgte.

Die US-Zentralbank erhöhte Anfang der 30er Jahre die Zinsen, um der Deflation vorzubeugen. Zudem hat die Fed damals strauchelnden Banken keine Hilfen angeboten, so dass jegliches Vertrauen in die Kreditinstitute zerstört wurde. Diese Stürme aufgebrachter Kunden auf ihre Banken haben nach Ansicht des derzeitigen Fed-Chefs zur Zerstörung der realen Wirtschaft und zur großen Depression geführt. [extern] Laut Bernanke, der zu diesem Thema ausgiebig publiziert hat, soll diese geschichtliche Entwicklung – buchstäblich - um jeden Preis verhindert werden. Mit auf Hochtouren laufenden Geldpressen sollen die mit der Kreditkrise einhergehenden Liquiditätsengpässe auf den Finanzmärkten faktisch in Dollarscheinen ertränkt werden. Hierfür nimmt die Fed auch eine ausufernde Inflation in Kauf, die vor allen die Bevölkerung besonders hart trifft, während die Besitzer größerer Einkommen auch in der Deflation gute Geschäfte – vor allem durch Rohstoffspekulation - machen können.


Aus: "Am Abgrund mit der Dollarflut" Tomasz Konicz (TP, 19.03.2008)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27542/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27542/1.html)

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Quote[...] ,,Es gibt keinen Liquiditätsengpass, sondern etwas, das wir noch nie gesehen haben – einen Investorenstreik. Die Kapitalspritzen sind nötig, um Vertrauen wieder herzustellen", sagte Ackermann mit Blick auf die Stützungsaktionen der US-Notenbank Fed am Vortag. Die Spirale nach unten müsse durchbrochen werden. Die von der Fed mit 30 Milliarden Dollar abgesicherte Übernahme der Investmentbank Bear Stearns durch den Konkurrenten JP Morgan sei ein richtiger Ansatz.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) sprach am Dienstag von der ,,schwersten Finanzkrise der letzten Jahrzehnte". Auf einer Veranstaltung in Potsdam versicherte der Minister, Bundesbank, Bankenverbände, Institute und die Politik stünden in engem Kontakt. Verursacht worden sei die Krise aber in den USA. ,,Bei der Bewältigung sind auch zuallererst die USA gefragt", sagte Steinbrück. In Deutschland gebe es bisher keine Beeinträchtigung bei der Kreditvergabe für den Mittelstand. Es gebe auch keine rezessive Entwicklung. ,,Das prognostizierte Wachstum in Deutschland von 1,7 Prozent in diesem Jahr ist weiter realistisch", sagte der Finanzminister. Die Lage dürfe allerdings nicht verharmlost werden. ,, Wir müssen die Situation genau analysieren, ob wir an einen Punkt kommen, an dem über die bisherigen Aktivitäten hinaus Maßnahmen erforderlich sein werden", meinte Steinbrück. Er sei derzeit nicht bereit, ,,den Konsolidierungskurs des Bundeshaushalts zu gefährden".

[...]  Nach Ansicht von Reinhard Schmidt, Professor für internationales Bankwesen an der Uni Frankfurt, ist vor allem eine noch engere Abstimmung zwischen Notenbanken gefordert, etwa bei der Bereitstellung von weiteren, vorübergehenden Finanzhilfen. Richtig seien auch die von der US-Regierung eingeleiteten Steuersenkungen, um die Last vor allem von Hausbesitzern zu nehmen. Die Rettungsaktion für Bear Stearns versteht Schmidt nicht als ,,Heraushauen" einer angeschlagenen Bank, sondern als Hilfe für ein im Grunde gesundes Institut, das in Liquiditätsprobleme geraten sei.

Genau dieses staatliche ,,Heraushauen" von klammen Banken ist nach Ansicht des Bremer Wirtschaftswissenschaftlers Rudolf Hickel prinzipiell problematisch. Weil es Institute dazu verleiten könnte, hochriskante Geschäfte zu tätigen im Wissen, dass der Staat mit Steuergeldern die Bank später aus einer Schieflage befreien werde. mit HB




Aus: "Ackermanns Hilferuf" (Tagesspiegel vom 19.03.2008)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Finanzen-Finanzkrise-Josef-Ackermann;art130,2497057 (http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Finanzen-Finanzkrise-Josef-Ackermann;art130,2497057)

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Quote[...] Was Ackermann verklausuliert ausdrückt, lässt sich direkter sagen: Die Regierung soll mit dem Geld der Steuerzahler die Banken aus ihrer misslichen Lage befreien, in die sie sich, von ungehemmter Gewinngier getrieben und ohne notwendige Rücksicht auf Risiken, selbst gebracht haben. Wobei anzumerken bleibt, dass die Deutsche Bank noch relativ gut dasteht, weil sie mehr Risikobewusstsein an den Tag gelegt hat als viele Konkurrenten.

Ackermanns Wünsche werden wohl in Erfüllung gehen. Die Notenbanken stützen das Bankensystem schon seit Monaten mit erheblichen Beträgen und werden das vermutlich weiter tun. Zudem scheint die amerikanische Regierung tatsächlich zu überlegen, den notleidenden Immobilienmarkt zu stützen. Ob das nachhaltig gelingt, ist eine andere Frage.

Die Begründung für Staatseingriffe während Finanzmarktkrisen ist immer die gleiche: Der Kollaps großer Banken müsse vermieden werden, weil ansonsten ein Vertrauensverlust drohe, der die gesamte Branche erfassen und weitreichende wirtschaftliche und politische Konsequenzen nach sich ziehen könne. Wie die deutsche Bankenkrise des Jahres 1931 lehrt, sind solche Befürchtungen nicht unbegründet.

Dennoch dürfen sich Ackermann und seine Kollegen nicht wundern, wenn die Öffentlichkeit mit einer Mischung aus Wut, Unverständnis und Häme reagiert. Das sichere Wissen, in einer Krise vom Staat gerettet zu werden, erlaubt es Banken und anderen Finanzhäusern, in guten Zeiten Geschäfte ohne ausreichendes Risikobewusstsein zu betreiben – Geschäfte, die nicht zuletzt für die Spitzenleute äußerst einträglich sind.

Es hat nichts mit Sozialneid zu tun, daran zu erinnern, dass erfolgreiche Bankmanager zweistellige Millionenbeträge im Jahr verdienen, erfolgreiche Manager von Hedge-Fonds und Private-Equity-Häusern sogar noch viel mehr. In solchen Zeiten gerieren sich Bankmanager als Advokaten freier Märkte. Droht das Kartenhaus der Spekulation zusammenzubrechen, sollen Notenbanken und Steuerzahler sie heraushauen. Dem Staat bleibt im Interesse des Gemeinwesens nichts anderes übrig, als das zu tun. Für das Ansehen der Finanzbranche sind solche Rettungsaktionen jedoch fürchterlich. Dass nun nach Regulierung gerufen wird, hat sie sich selbst zuzuschreiben.

QuoteAckermann und der Staat- Unglaublich impertinent
D. Reitz (natzl), 19. März 2008

Eigentlich an Impertinenz kaum noch zu überbieten, wenn dann ein mittelständiger Betrieb oder gar ein privater Verbraucher in die Insolvenz geht gerät, sollte man mal auf die Reaktion gespannt sein, wenn diese dann nach dem Staat rufen.
Erst wird versucht abzuzocken im ganz grossen Stil, dann soll der Steuerzahlen es noch richten.
Leider wird immer mehr deutlich dass wir in diesem Lande eine moralische Dekadenz bekommen haben, die ihres Gleichen sucht. Der mittelständige Betrieb als solche, abgesehen davon das er nicht die pressemässigen Möglichkeiten hat, würde sich garnicht trauen solle Rufe nach dem Staat zu stellen.
Mir würden glaube ich noch ganz andere Dinge jetzt einfallen, aber lassen wir es.
Eines ist nun jedenfalls mal mit Intresse zu verfolgen, wie nun so der ein oder andere Politiker auf diese Posse von A. reagiert.


QuoteDreist
Andreas Seidl (ASeidl), 18. März 2008

ist es, wenn Manager fordern, der Steuerzahler solle für Ihre Fehler einstehen. Der gesunde Menschenverstand würde sagen nein, laß sie diese Kreditinstitute vor die Hunde gehen, sodaß es eine Warnung für die Branche ist. Nur hier zahlt der Steuerzahler auch die Zeche durch Sozialleistungen für die ruinierten Bankkunden, Arbeitslosengeld für die Mitarbeiter etc.

Vielleicht ist ein Mittelweg sinnvoll. Indem Maße, wie der Staat hilft, geht das Institut in den Staatsbesitz über, indem Anteile von den Aktionären ersatzlos eingezogen werden und dem Staat übertragen. Damit würden die Aktionäre und Fonds, die die Wirtschaft zu immer unrealistischeren Renditen treiben, am Verlust mitbeteiligt, da ihr Vermögen und ihr Einfluß schwindet. Nach einer Sanierung des Marktes, könnte der Staat die Anteile oder Erträge zur Deckung der Sozialleistungen verwenden. Damit käme zumindest langfristig ein Interessenausgleich zu Stande bei dem der Steuerzahler nicht immer der Dumme ist und die coolen Spekulanten einen gehörigen Dämpfer, der sie zur Realität zurückführen kann.


QuotePopulistische Ignoranz
Walther Schmidt (silitoe), 18. März 2008

Der Autor verkennt die enge Vernetzung von Wirtschafts- und Finanzsystem und die entscheidende Rolle, die der Staat und die Notenbank dabei spielen leider völlig. Wenn man der Krise auf den Grund geht, dann begann sie in den USA, auf dem Markt für Privatimmobilien. Wer hat denn in diesen Immobilien gewohnt und davon profitiert? Die Antwort lautet: Weniger wohlhabende Konsumenten. Wer hat diesen Wohlstand begrüßt: Die Konsumenten und die Politiker. Warum konnten sie die Zinsen nicht mehr zahlen? Weil die Notenbank die Zinsen angehoben hat und die finanzielle Belastung damit zu hoch wurde. Es ist der Faz unwürdig, wenn diese Zusammenhänge einfach übersehen werden und die Schuld lediglich den Banken zugeschoben wird. Wenn deutsche Banker sich an US-Krediten beteiligt haben, taten sie dies, weil wir in einer globalen Marktwirtschaft leben, in der man nicht immer zusehen darf, wenn andere Geld verdienen. Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Richtig ist, Ackermann hat besser gearbeitet als andere. Es muss bessere und schlechtere geben. Sich dann über die zu hohen Bankergehälter zu beschweren, verdient obigen Kommentar. Ein Chefarzt mit 20 Mitarbeitern verdient auch gut. Ackermann trägt die Verantwortung für Zehntausende.


QuoteBankenkrise
Bernd Siegmann (Stieg), 18. März 2008

An den Finanzkrisen der letzten Jahrzehnte war die Politik nie ganz unbeteiligt verehrter Herr Steinbrück. Nehmen wir als Beispiel nur einmal die Landesbanken, die uns Steuerzahlern in den vergangenen Jahren immer wieder horrende Milliardenbeträge abverlangten, und dies nur, weil einige absolute Amateure dort ein wenig "global player" spielen durften. Es ist absolut unverständlich, daß diese sogenannten "Banken", die überhaupt kein Geschäftsmodell besitzen, nicht endlich geschlossen und abgeschafft werden!! Wer, frage ich, steht eigentlich endlich einmal für die riesigen Verluste dieser sogenannten "Banken" in diesem Jahr gerade, Herr Steinbrück? Angesichts der Milliarden, die in Sachsen und sonstwo verzockt wurden, wäre es an der Zeit, daß auch mal ein Ministerpräsident seinen Hut nimmt, anstatt ständig auf den Geschäftsbanken und Herrn Ackermann herumzureiten. An diesem Vorstandschef könnten sich einige Herren in der Landespolitk mal eine Scheibe abschneiden, denn im Gegensatz zu Ihnen steht Herr Ackermann seit Jahren seinen Mann und gibt Rechenschaft ab, wozu Sie als Politiker offenbar überhaupt nicht in der Lage sind. Was ist das nur für eine Heuchelei in diesem Land.



Aus: "Bankenkrise: Ackermann und der Staat" Von Gerald Braunberger (18. März 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub4D8A76D29ABA43699D9E59C0413A582C/Doc~E0BDA4D78C19846028951812C4660356D~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub4D8A76D29ABA43699D9E59C0413A582C/Doc~E0BDA4D78C19846028951812C4660356D~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

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Quote[...] Angesichts der internationalen Turbulenzen glaubt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nicht mehr an die Selbstheilungskraft der Finanzmärkte. Die Versorgung mit Liquidität reiche als Maßnahme nicht aus, sagte Ackermann. Die Regierungen müssten Einfluss nehmen auf die Märkte. Er rief deshalb zu einer gemeinsamen Aktion von Regierungen, Zentralbanken und Banken auf, um das Vertrauen in die globalen Finanzmärkte wiederherzustellen.

Auch der Chefvolkswirt der Deutschen Bank Chart zeigen, Norbert Walter, sieht kein schnelles Ende der Finanzkrise. "Vor Ende 2009 werden die Turbulenzen nicht zu Ende sein", sagte er den Dortmunder "Ruhr Nachrichten". "Wir brauchen die Neuordnung und eine Neubesinnung auch bei den Regulatoren der Finanzmärkte", fügte Walter hinzu. Die Hoffnung auf ein Ende der Finanzkrise sei "verfrüht" gewesen. "Die Ereignisse in den USA und ihre Auswirkungen auf das Vertrauen der Anleger sind zu gewichtig", erklärte er.


Aus: "BANKEN-KRISE: Ackermann ruft Regierungen zur Hilfe - Finanzmärkte fiebern Fed-Entscheidung entgegen" (18. März 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,542074,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,542074,00.html)

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Quote[...] "Man hat sich mit den hochrisikoreichen Kreditpaketen auf eine ziemlich waghalsige Transaktion eingelassen und immer darauf vertraut, dass es gutgeht", sagt Roland Döhrn vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI). Um sich auf den Märkten Geld zu besorgen, habe man außerdem Lücken in der Regulierung bewusst ausgenutzt: "Kredite an Tochtergesellschaften, die dann in die spekulativen Finanzprodukte gegangen sind, wurden etwa auf 364 Tage begrenzt - weil ab einem Jahr Eigenkapital hinterlegt werden muss." Die Banken seien also nicht durch Zufall in die Krise geschlittert.

[...] "Dass verbriefte Kredite risikoreich sind, hätten die Banken wissen müssen", sagt auch IW-Experte Jäger. Das Problem sei, dass die strukturierten Kreditpakete so komplex seien, dass es keine klaren Verantwortlichkeiten gebe - und sich damit alle herausreden könnten. "Es sind nicht nur die Rating-Agenturen, auf die jetzt alle mit dem Finger zeigen, tatsächlich tragen alle eine Mitschuld." Jäger plädiert deshalb für mehr Transparenz: Im Nachhinein müsse immer klar sein, wer das Risiko trägt, wer verantwortlich ist und wer verantwortlich gemacht werden kann. "Wenn Sie einen Mietwagen mit Selbstbeteiligung haben, fahren Sie automatisch vorsichtiger als ohne."


Aus: "BÖRSEN-TEUFELSKREIS: Wie Amerikas Banken ihr Renommee verzockten" Von Susanne Amann
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,541990,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,541990,00.html)



Quote[...] Einen besonders aufschlussreichen Kommentar zur sich ständig steigernden Krise an den Finanzmärkten lieferte der Franzose Jérome Kerviel. Zur Erinnerung: Das ist jener Jung-Banker, der seinem Arbeitgeber, der Société Générale, einen satten Verlust von 4,9 Milliarden Euro eingespielt hat. Gegenüber der Staatsanwaltschaft begründete Kerviel sein Handeln gut nachvollziehbar: "Man verliert das Gefühl für Summen, wenn man in diesem Beruf arbeitet". Und er fügte an: "Man lässt sich ein bisschen davontragen."

[...] Wir haben gelernt, dass ungezügelte Märkte zur Monopolbildung neigen und folgerichtig Kartellgesetze geschaffen. Wir haben auch längst gewusst, dass Banken einen gesetzlichen Rahmen und staatliche Überwachung brauchen – "um Fehlentwicklungen vorzubeugen, die das Funktionieren des Bankenapparates stören können", wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) ihre Aufgabe so schön beschreibt.

So haben wir uns in der Gewissheit gewogen, dass uns eine Erschütterung, die das feingesponnene Netz der globalen Wirtschaft wie in der Weltwirtschaftskrise zerreißen könnte, erspart bleiben würde. Sollte diese Erwartung womöglich zu naiv und blauäugig gewesen sein?



Aus: "FINANZKRISE: Die Lehren aus dem Crash" Von Wolfgang Kaden (18.03.2008)
Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,542084-3,00.html (http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,542084-3,00.html)

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Quotecapital.de [!]: [...] Für den Aufstieg in den engsten Kreis der Top-Manager zählt nicht Herkunft oder Qualifikation, sondern einzig und allein die Bereitschaft, seine Seele an den Arbeitgeber zu verkaufen. Da unter­scheiden sich die klassischen Brutstätten der künftigen Managementelite wie Vorstandsstäbe, Investmentbanken oder Unternehmensberatungen kaum von den menschenverachtenden Selektionsprozessen einschlägiger Sekten.

Wer in der Organisation etwas werden will, darf außerhalb nichts mehr sein und muss deshalb mit allen bisherigen sozialen Kontakten brechen.

Allein der zeitliche Einsatz, der von aufstrebenden Führungskräften in den ersten Berufsjahren eingefordert wird, lässt eine ernsthafte Beziehung zu Menschen außerhalb der Firma, sei es Familie oder Freunde, nicht mehr zu, geschweige denn ein Engagement in Nachbarschaft oder Verein. Konsequenz: Unsere künftige Führungselite, noch nicht 30 Jahre alt, hat bereits jede Bodenhaftung verloren, weil sie am wirklichen Leben der Menschen nicht mehr teilhat, nicht mehr teilhaben kann.

Der Preis für den schnellen Aufstieg ist die Isolationshaft unter ihresgleichen. Wer unter seinen Bekannten keine sogenannten normalen Menschen mehr findet, sondern nur noch unter Vorständen verkehrt, führt kein Sozial­leben, sondern ist – im strengen Wortsinne – eigentlich asozial.

Will man das weitere Auseinanderdriften zwischen denen da oben und denen da unten wirklich verhindern, so bedarf es keiner Reichensteuer, keiner Deckelung von Gehältern, keiner härteren Strafen für Wirtschaftsdelikte, sondern Führungskräfte, die mitten im Alltag dieser Gesellschaft stehen. Das heißt für die Unternehmen: Sie müssen die Auswahlkriterien für ihre Top-Manager neu definieren. Wer im Konzern nach oben will, der muss draußen vernetzt sein. Und braucht dazu den Freiraum, sich mit einem guten Teil seiner Zeit mit anderen und für andere zu engagieren – ob im Kindergarten, im Sportverein, in der Kirche oder im Gemeinderat.

Je höher der Manager in der Hierarchie steigt, desto härter muss das sein, was ihm an sozialem Einsatz abverlangt wird. Es mag verstörend klingen, aber warum sollte der Chef eines Dax-Konzerns nicht verpflichtet werden, mehrere Tage im Jahr im Krankenhaus die Bettpfannen auszuleeren, in der Suppenküche für Obdachlose zu helfen oder einsame Menschen zu besuchen? Unsere Top-Manager würden sich dort an etwas erinnern, das den meisten wohl verloren gegangen ist: Demut.




Aus: "Sind Top-Manager asozial?" von Klaus Schweinsberg, Chefredakteur (capital.de, 28.02.2008)
Quelle: http://www.capital.de/div/100009957.html (http://www.capital.de/div/100009957.html)

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Quote[...] Kritiker verlangen, dass Finanzinstitute, die sich verzockt haben, die Konsequenzen selbst tragen sollen - in voller Härte. Das Gleiche gelte für Hausbesitzer, die Kredite aufgenommen haben, die sie sich eigentlich gar nicht leisten können. Selbst Finanzminister Henry Paulson erwartet, dass noch mehrere Finanzinstitute Bankrott gehen könnten, bevor sich die Lage beruhigt.

Fraglich ist auch, wie lange das Geld der Fed noch reicht. Laut "International Herald Tribune" hatte die US-Notenbank bisher rund 800 Milliarden Dollar in Cash und in Treasury Bonds zur Verfügung. Mittlerweile hat sie aber schon 400 Milliarden Dollar an kurzfristigen Krediten bereitgestellt - und es könnten bald mehr werden.

"Die Notenbank fährt zurzeit mit halb vollem Tank", sagt der frühere Fed-Direktor Laurence Meyer laut "International Herald Tribune". "Bald hat sie keinen Spielraum mehr für solche Maßnahmen."

[...] Die einen werfen Bush vor, er habe mit der Rettungsaktion für Bear Stearns seine eigene ideologische Grundhaltung gegen Staatsinterventionen aufgegeben. Andere klagen, die Regierung tue zu wenig, um der Wirtschaft auf die Beine zu helfen.

Demokratische Spitzenpolitiker werfen der Regierung Bush vor, sie habe den Notverkauf einer prestigeträchtigen Investmentbank unterstützt - tue aber zu wenig für einfache Amerikaner, deren Häuser zwangsversteigert werden sollen.



Aus: "FINANZKRISE: Ökonomen kritisieren US-Notenbank - Demokraten drängen Bush zum Handeln" (18. März 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,542246,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,542246,00.html)

Title: [BayernLB... (Notiz, BRD)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 29, 2008, 10:02:30 AM
Quote[...] jetzt muss der CSU-Politiker zugeben, dass die Kreditausfälle bei der BayernLB wohl sehr viel höher ausfallen werden, als bislang veranschlagt. Er sei sich sicher, dass die Belastungen deutlich über die bisher eingeräumten 1,9 Milliarden Euro hinausgingen, sagte der bayerische Ministerpräsident dem "Nordbayerischen Kurier". Stattdessen könne sich der Schaden auf bis zu vier Milliarden Euro belaufen.

[...]


Aus: "FINANZDESASTER: Drastische Kreditausfälle bei BayernLB - bis zu vier Milliarden Euro Schaden" (28. März 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,544056,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,544056,00.html)

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Quote[...] Die Zahlen bringen auch den CSU-Chef und bayerischen Finanzminister Erwin Huber in Erklärungsnot, der den Freistaat als stellvertretender Vorsitzender im Verwaltungsrat vertritt. Bislang hatte der Finanzminister jede Offenbarung vermieden, wie schlecht es um das Geldhaus steht.

[...]


Aus: "FINANZKRISE: BayernLB räumt Risiken im Wert von 4,3 Milliarden Euro ein" (mik/AP/dpa/ddp,  03. April 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,545091,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,545091,00.html)

Title: [Mit der Gewährung eines Kredits... (Franjo Pooth)]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 01, 2008, 10:33:00 AM
Quote[...] Firmen-Chef Franjo Pooth, Ehemann der TV-Moderatorin Verona Pooth, soll dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse, Heinz-Martin Humme im Zusammenhang mit der Gewährung eines Kredits über 9,2 Millionen Euro einen 3200 Euro teuren TV-Flachbildschirm geschenkt haben.

[...] Die Staatsanwaltschaft prüft, ob sich Pooth der Bestechung schuldig gemacht hat. Zudem wird gegen Pooth wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung ermittelt.

Bei der Stadtsparkasse Düsseldorf war wegen der Vorwürfe bereits das Vorstandsmitglied Karl-Heinz Stiegemann fristlos entlassen worden. Auch er soll von Pooth einen Flachbildschirm angenommen haben.


Aus: "POOTH-PLEITE: Düsseldorfer Sparkassenchef muss Posten räumen" (31. März 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,544524,00.html (http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,544524,00.html)

Title: [The Lordship of Moneygaming... (Northern Rock)]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 01, 2008, 10:46:05 AM
Quote[...] London (dpa) - Der Ex-Chef der britischen Krisenbank Northern Rock bekommt eine Abfindung von umgerechnet fast einer Million Euro, obwohl die Bank im vergangenen Jahr fast in den Abgrund gerissen wurde.

Adam Applegarth, der die Hypothekenbank bis Dezember 2007 führte, habe einen Anspruch auf insgesamt 760 000 Pfund (rund 955 000 Euro), teilte Northern Rock mit. Gleichzeitig wies die Bank, die durch die US-Immobilienkrise ins Trudeln geraten war und verstaatlicht werden musste, für 2007 einen Verlust vor Steuern von 168 Millionen Pfund (211 Mio Euro) aus, verglichen mit einem Gewinn von 627 Millionen Pfund im Vorjahr.

Die Bank kündigte zudem an, Kredite in Höhe von 24 Milliarden Pfund, die sie aufnehmen musste, bis Ende 2010 an den Staat zurückzuzahlen.


Aus: "Ex-Northern-Rock-Chef mit hoher Abfindung" (31.03.2008)
Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/6954 (http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/6954)


Title: [Besuch bei Beckstein... (Notiz, BRD, Siemens, Pierer, Sauna)]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 03, 2008, 02:16:31 PM
Quote[...] Dem früheren Siemens-Direktor, der voll geständig sein soll und als Kronzeuge der Anklage gilt, werde Untreue vorgeworfen, heißt es bei Spiegel Online. Er soll jahrelang die schwarzen Kassen der Siemens Festnetzsparte (ICN) verantwortet haben, aus denen ab 2002 mindestens 200 Millionen Euro an Entscheidungsträger unter anderem in Russland, Nigeria oder Libyen geflossen sein sollen. Durch seine Aussagen gegenüber der Staatsanwaltschaft hätten die Fahnder tiefe Einblicke in die offenbar schon Jahrzehnte alte Schmiergeldpraxis des Konzerns erhalten.

Ex-Konzern-Chef von Pierer muss sich unterdessen keine Sorgen machen, wegen der skandalösen Vorgänge in seinem früheren Unternehmen, bei dem rund 1,3 Milliarden Euro in dunklen Kanälen verschwanden, selbst als Angeklagter vor Gericht zu landen. Laut Süddeutscher Zeitung ist die Münchner Staatsanwaltschaft davon überzeugt, dass der Führungsspitze der Siemens AG das System schwarzer Kassen nicht bekannt war. Vielmehr sei auf der Ebene unterhalb der Konzernspitze dafür gesorgt worden, dass kein Mitglied des Zentralvorstandes etwas von den Schmiergeldzahlungen erfährt. (pmz/c't)


Quote3. April 2008 20:29
Lächerlich (Editiert vom Verfasser am 03.04.2008 um 20:29)
estraven60 (mehr als 1000 Beiträge seit 31.08.03)

"...ist die Münchner Staatsanwaltschaft davon überzeugt, dass der
Führungsspitze der Siemens AG das System schwarzer Kassen nicht
bekannt war. Vielmehr sei auf der Ebene unterhalb der Konzernspitze
dafür gesorgt worden, dass kein Mitglied des Zentralvorstandes etwas
von den Schmiergeldzahlungen erfährt."

1,3 Mrd. € sind verschwunden und keiner weiß was?

[...]


Quote4. April 2008 12:54
Wo liegt das Problem
mounir (5 Beiträge seit 17.12.07)

Wenn Schmiergelder gezehlt wurden kam das sicher in Form von
lohnenden Aufträgen dem Unternehmen Siemens zu Gute.
Was ist daran so schlimm....
...okay die Art der "Auftragsbeschaffung"

Aber andersrum, wenn die Finanzbehörden auf diese Art und Weise an
Informationen kommen, dann ist es rechtens ?



Aus: "Bericht: Schmiergeld-Affäre bei Siemens wird ab Mai vor Gericht verhandelt" (03.04.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Bericht-Schmiergeld-Affaere-bei-Siemens-wird-ab-Mai-vor-Gericht-verhandelt--/meldung/106007 (http://www.heise.de/newsticker/Bericht-Schmiergeld-Affaere-bei-Siemens-wird-ab-Mai-vor-Gericht-verhandelt--/meldung/106007)


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Quote[...] Pierer und Kleinfeld hatten wiederholt erklärt, von dem Schmiergeldsystem nicht gewusst zu haben. Allein zwischen 2000 und 2006 sind bei Siemens nach Angaben des Konzerns etwa 1,3 Milliarden Euro in dunkle Kanäle geflossen.

Der neue Antikorruptionsbeauftragte Andreas Pohlmann hatte im Februar in einem SZ-Interview gesagt, es sei "kaum vorstellbar, dass aus einem Unternehmen eine so große Summe Geld verschwindet und die Führung davon nichts bemerkt". Zu dieser Ansicht waren auch einflussreiche Aufsichtsräte bei Siemens gelangt, die daraufhin den Wechsel an der Konzernspitze betrieben hatten. Ein Aufsichtsrat sagte am Mittwoch, er habe den Eindruck, dass man jetzt "die Kleinen hängt und die Großen laufen lässt".

Einen Monat nach der Großrazzia von Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei vom 15. November 2006, mit der die Affäre begonnen hatte, war der damalige Aufsichtsratschef Pierer bei Innenminister Beckstein vorstellig geworden. Das bestätigte die Staatsregierung auf Anfrage. Pierer habe "die Auswirkungen der Korruptionsaffäre auf die Siemens AG dargestellt". Er habe nicht versucht, über das Ministerium Einfluss auf die kriminalpolizeilichen Ermittlungen zu nehmen. Beckstein war als Innenminister für die Polizei zuständig.

Beteiligte an dem Ermittlungsverfahren haben Zweifel, ob der Skandal vollständig aufgeklärt werde. Angeblich habe der Vorgesetzte der Staatsanwaltschaft, Generalstaatsanwalt Christoph Strötz, gedrängt, die Ermittlungen rasch zu beenden. Strötz sagte auf Anfrage, das sei nicht der Fall. "Die Kollegen haben in jeder Hinsicht freie Hand." Das Justizministerium teilte mit, man habe nicht darauf gedrängt, das Ermittlungsverfahren bald abzuschließen.

[...]


Quote

03.04.2008 08:12:28

Dubitandumest:

Was ist denn das für ein komischer Laden, wo der Vorstand nicht mitkriegt, daß 1300 000 000(sic!) verschwinden?






Aus: "Korruptionsskandal bei Siemens: Staatsanwälte waschen Pierer rein" (02.04.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/213/166734/ (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/213/166734/)

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Quote[...] Was die vielen Beschuldigten zu Protokoll geben, die im Korruptionsskandal bei Siemens aussagen und gestehen, das liest sich spannender als mancher Kriminalroman.

Eine kleine Kostprobe genügt. Ein früherer Direktor des Weltkonzerns hat den Ermittlern erzählt, man habe sich bei den Schmiergeldzahlungen lange Zeit sehr sicher gefühlt. Intern sei geraunt worden, ein einflussreicher Kollege habe gute Kontakte zur bayerischen Justiz und gehe mit einem wichtigen Entscheidungsträger in die Sauna. So könne bei Bedarf alles unter den Teppich gekehrt werden.

Das stimmt so nicht, schließlich hat die Münchner Staatsanwaltschaft den größten Korruptionsfall in der deutschen Wirtschaftsgeschichte ausgegraben.

Andererseits fällt auf, dass die Strafverfolger längst nicht mehr so energisch nach der Verantwortung in der Konzernspitze forschen wie in den ersten Wochen nach der legendären Großrazzia bei Siemens vom 15. November 2006. Waren vermeintliche Sauna-Bekanntschaften gar nicht nötig, um Einfluss zu nehmen, weil andere Kontakte womöglich nützlicher gewesen wären?

Am 14. Dezember 2006 sprach der damalige Aufsichtsratsvorsitzende und frühere Konzernchef Heinrich von Pierer beim seinerzeitigen Innenminister Günther Beckstein (CSU) vor. Beckstein, heute Ministerpräsident, war für die Kriminalpolizei zuständig, die an der Seite der Staatsanwaltschaft eifrig fahndete.

Drei Tage vor Pierers Besuch bei Beckstein hatte der Skandal die Konzernspitze erreicht. Topmanager Thomas Ganswindt, der erst wenige Wochen vorher aus dem Siemens-Vorstand ausgeschieden und zu einem anderen Unternehmen gegangen war, kam in Untersuchungshaft. Ganswindt gestand, von Schmiergeldzahlungen in mehreren Ländern gewusst zu haben; er bestritt, das System der schwarzen Kassen und weltweiten Korruptionsdelikte gekannt zu haben.

Damals sah es so aus, als sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die Ermittler den amtierenden Konzernvorstand vornehmen würden. Das Unternehmen, einer der größten Arbeitgeber in Bayern, war in Bedrängnis. Würde Siemens den Skandal überstehen? Pierer, einer der führenden Manager der deutschen Wirtschaft, schilderte Beckstein nach Angaben der bayerischen Regierung die Auswirkungen der Affäre auf den Konzern.

In der Folgezeit nahm das Verfahren offenbar eine entscheidende Wende. Fortan sah es so aus, als ermittle die Staatsanwaltschaft mehr in die Breite als nach oben. Ansätze für gezielte Untersuchungen, was im Topmanagement bekannt gewesen war, hätte es genug gegeben. Doch die Strafverfolger kümmerten sich lieber im Detail darum, wie bei Siemens auf der mittleren und unteren Ebene agiert worden war. Hatte das mit Pierers Besuch bei Beckstein zu tun?

Die Staatsregierung sagt, Pierer habe nicht versucht, auf die Ermittlungen Einfluss zu nehmen. Pierers Anwalt teilt mit, sein Mandant habe Beckstein über den damals bekannten Umgang des Falles informiert. Die "Gesamtsituation" habe ihn dazu veranlasst.

Pierer habe selbstverständlich nicht versucht, auf die Ermittlungen Einfluss zu nehmen. Und der Leiter der Staatsanwaltschaft, Christian Schmidt-Sommerfeld, sagt, dieses Gespräch habe keine Auswirkungen auf das Ermittlungsverfahren gehabt. "Die Tatsache des Gesprächs ist hier erst Monate später bekannt geworden."

[...]

Quote

03.04.2008 11:08:40

Einzelmeinung:

Ich freu' mich auf jeden Fall auf das Gesicht der Politesse, wenn ich ihr beim nächsten Knöllchen mit den Worten entgegen trete: "Gestatten, ich bin Heinrich von Pierer und möchte sie über die Gesamtsituation informieren." :-D


Quote03.04.2008  09:12:53

Verleihnix1: Laut gedacht.........

Könnte es sein, daß dieser, Beckstein anschwärzende Bericht mit Bedacht heute erscheint, just an dem Tag, an dem die bayerische Landesbank bekannt geben wird, daß sich der Abschreibungsbedarf für geplatzte Hypothekengeschäfte auf 4 Milliarden Euro erhöht?

Und Parteichef und Finanzminister Huber abermals im Regen steht und keine glaubhaften Erklärungen abgeben kann, weil Beckstein die Zahl schon früher öffentlich gemacht hat?

Sind das Ablenkungs- und Verschleierungsmanöver um mit einem Ganovenstreich einen anderen wenige bedeutend erscheinen zu lassen?

Hat das Huber lanciert? Genauso, wie damals, als es um den Parteivorsitz ging und Huber nur deswegen gewonnen hat, weil vorher die außereheliche Affäre von Seehofer durch die Presse geschmiert wurde?

Sowas hat in der CSU Tradition. Man erinnere sich an Waigel, der den CSU-Vorsitz anstrebte und von Stoiber ebenfalls mit seiner Liebschaft abgeschossen wurde.

Oder an Monika Hohlmeier, die ihren Parteikollegen drohte, sie habe Dossiers über sie angelegt. [...]


Quote

03.04.2008 08:51:10

Einzelmeinung:

Man muss heutzutage schon froh sein, dass diese Unterredung offiziellen Charakter hatte und nicht auf dem Golfplatz geführt wurde...

...oder auf der Hochzeit von Christian Wulff, die lt. Bild, Gala, Focus, FAZ,

Spiegel, Bunte, Goldenes Blatt, etc.pp. "unter Ausschluss der Öffentlichkeit" (lol) stattfand und an der auch der RWE-Chef Großmann teilnahm. Natürlich rein privat.

Wie lobte man noch vor kurzem den Postwinkel? Er sei "außerordentlich gut vernetzt". Zu Zeiten der Bonner Republik hätte man gesagt: Er hat außerordentlich viele Vettern.


Quote

03.04.2008 08:39:25

California-Ralf:

Gute Beziehungen braucht man halt, das war doch schon immer so- besonders in Bayern.


Quote

03.04.2008 08:30:18

wrzkbrnft: Herr Pierer ist unschuuuldig

Nichts ist unmöglich, aber wahrscheinlich hat sich Herr Pierer nr wegen Graffiti-Schmierereien an der Siemenshauptverwaltung beschwert. Die Staatsanwaltschaft hat laut heutiger SZ festgestellt, dass Herr Pierer unschuldig ist - da gibt es doch auch Lute die an den Weihnachtsmann glauben.

Übrigens richtig los mit den Ermittlungen der seit Jahren bekannten Bestechungen gings erst nach der Benq-Affäre.


Quote

02.04.2008 18:48:20

Eurohasenbär:

Ich glaube Herr Ott täuscht sich, wenn er sagt: "Das stimmt so nicht, schließlich hat die Münchner Staatsanwaltschaft den größten Korruptionsfall in der deutschen Wirtschaftsgeschichte ausgegraben."

Es war doch damals vielmehr so, daß Schweizer Ermittler und die SEC bereits ermittelten und die deutsche Justiz zum Jagen getragen werden mußte. Man hat hier doch erst Ermittlungen aufgenommen, als man gesehen hatte, daß es nicht mehr anders ging.

Aber was soll man Anderes von einer Justiz erwarten, bei der Festplatten verschwinden, sobald FJS draufsteht.

Man kann es nur immer wiederholen:

Das ganze ist eine handfeste Mafia aus Politik-, Justiz- und Wirtschaftskreisen.

Früher hat man das sehr salopp als Vetternwirtschaft verharmlost.


Quote

02.04.2008 18:43:49

Einzelmeinung: Völlig normal

Pierer wollte doch nur abklären, ob Siemens zum Zwecke der Verbrechensbekämpfung heimlich Vorstandssitzungen filmen darf.

Dabei ergab sich auch die Gelegenheit, Informationen über die jeweiligen Erkenntnisstände auszutauschen und weiterhin enge Kooperation zu vereinbaren, um den Sachverhalt ohne Ansehen der beteiligten Personen aufzuklären.

Eben brutalstmöglich, wie man so schön sagt.



Aus: "Ex-Siemens-Chef Heinrich von Pierer: Geheimnisvoller Besuch bei Beckstein" (02.04.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/wirtschaft/artikel/216/166737/ (http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/wirtschaft/artikel/216/166737/)

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Quote[...] Der frühere Siemens-Chef und Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich von Pierer will im ersten Prozess um den milliardenschweren Schmiergeld-Skandal die Aussage als Zeuge verweigern. Das teilte sein für Pressefragen zuständiger Anwalt Winfried Seibert am Mittwoch mit. Pierer mache mit Blick auf das gegen ihn laufende Ordnungswidrigkeiten-Verfahren von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch. "Ich nehme an, dass das Gericht daraufhin von seinem Erscheinen absehen wird", sagte der Anwalt. Das Landgericht München I hatte Pierer ursprünglich für den 20. Juni als Zeuge im ersten Strafprozess um den Korruptionsskandal geladen. Angeklagt ist darin ein früherer Manager der Siemens-Festnetzsparte ICN, der den Aufbau schwarzer Kassen und die Abwicklung dubioser Zahlungen eingeräumt hatte.

[...] Gegen Pierer und andere Mitglieder der Siemens-Führungsspitze ermittelt die Staatsanwaltschaft München wegen des Verdachts einer Verletzung der Aufsichtspflicht. Dabei würde es sich um eine Ordnungswidrigkeit handeln, die mit einer Geldbuße von bis zu einer Million Euro belegt werden könnte. Seibert erklärte, der Schritt Pierers mache mit Blick darauf aus seiner Sicht Sinn. Der frühere Konzern-Chef müsse sich in der derzeitigen Situation "voll auf die Verteidigung in dem Ordnungswidrigkeiten-Verfahren konzentrieren. Jede Aussage, die einen ähnlichen Sachverhalt betrifft, kann kontraproduktiv sein."

Pierer selbst übernahm unterdessen in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit eine "politische Verantwortung" für die Affäre um schwarze Kassen während seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender. "Wahrscheinlich hätte ich deutlicher sagen sollen, dass ich die politische Verantwortung trage für die Dinge, die während meiner Amtszeit geschehen sind", sagte Pierer. "Ich dachte, das bringe ich mit meinem Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender deutlich genug zum Ausdruck." Pierer war von 1992 bis 2005 Siemens-Chef und trat danach an die Spitze des Aufsichtsrats. Im Zuge der Korruptionsaffäre war er im April 2007 zurückgetreten.

In dem Schmiergeld-Skandal geht es um dubiose Zahlungen von 1,3 Milliarden Euro, die im Ausland zur Erlangung von Aufträgen eingesetzt worden sein sollen. Die größte Gefahr in dem Skandal droht dem Konzern von der mächtigen Börsenaufsicht SEC, die eine Milliarden-Strafe gegen Siemens verhängen könnte. Ein Ausschuss des Aufsichtsrats prüft auch mögliche Schadenersatzansprüche.

In dem Prozess vor dem Landgericht München I hatten vor Pierer auch mehrere andere Mitglieder der ehemaligen Siemens-Führungsspitze angekündigt, dass sie die Zeugenaussage verweigern wollen. Dazu gehören auch die früheren Zentralvorstände Heinz-Joachim Neubürger und Thomas Ganswindt, die als Beschuldigte im Siemens-Verfahren geführt werden.

Quote11. Juni 2008 19:19
Das nennt man dann "politisch die Verantwortung uebernehmen"
copyandpaste (96 Beiträge seit 22.04.08)

Nicht zur Aufklaerung beitragen, nichtmal ne Ordnungswidrigkeit
riskieren wollen.
Aber "politisch die Verantwortung uebernehmen" ( ) , kostet ja nix.

http://www.heise.de/newsticker/Ehemaliger-Siemens-Chef-von-Pierer-uebernimmt-politische-Verantwortung-fuer-Schmiergeldaffaere--/meldung/109308 (http://www.heise.de/newsticker/Ehemaliger-Siemens-Chef-von-Pierer-uebernimmt-politische-Verantwortung-fuer-Schmiergeldaffaere--/meldung/109308)





Quote11. Juni 2008 19:17
oho
zwodrei (mehr als 1000 Beiträge seit 07.07.05)

Heinrich von Pierer, der große Innovationsberater. Gut, dass kein
Patentgesetz nach ihm benannt wurde. Pierer V oder so.


Quote11. Juni 2008 20:06
Womit werden die fetten Managergehälter immer gerechtfertigt?
exil (mehr als 1000 Beiträge seit 31.12.02)

Mit Verantwortung?

...


Quote12. Juni 2008 09:33
Ist wohl auch besser so
Sarkastho (605 Beiträge seit 29.08.06)

Irgendwann müsste man sonst zugeben, dass die Schmiergeldgeschichten
gensuso zum normalen Geschäftsablauf zählen wie Getränkeflaschen in
Sitzungssälen stehen.
Aber erst müssen ein paar Hundertausend Seiten Akten durchgekaut
werden, die die Staatsanwaltschaft Jahre und die Staatskasse
Millionen kosten ehe im Wirrwarr ein undurchsichtiger Kompromiss
geschlossen wird um die ganzen Peinlichkeiten zu beenden und jede
Seite sich zum Sieger erklärt.
Alles verlogene Säcke würde ich kurz und bündig resümieren. Nicht nur
bei Siemens ...



Aus: "Ex-Chef von Pierer will Aussage im Siemens-Prozess verweigern" (11.06.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Ex-Chef-von-Pierer-will-Aussage-im-Siemens-Prozess-verweigern--/meldung/109323 (http://www.heise.de/newsticker/Ex-Chef-von-Pierer-will-Aussage-im-Siemens-Prozess-verweigern--/meldung/109323)

Title: [Das Öl für Lebensmittel-Programm... (Irak, 2200 Unternehmen)]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 01, 2008, 09:44:24 AM
Quote[...] Unter den beklagten Unternehmen sind etwa der Ölmulti Chevron, die französische Großbank BNP Paribas, die Pharmakonzerne GlaxoSmithKline und Roche sowie Töchter von Schering Plough und ABB. Aus Deutschland werden Daimler, mehrere zum Siemens-Konzern gehörende Firmen sowie das Medizintechnikunternehmen B. Braun Melsungen genannt.

2200 Unternehmen beteiligt - Durch die Bestechungspraxis seien Milliarden Dollar verloren gegangen, "die sämtlich direkt in Lebensmittel, Medizin und andere humanitäre Güter übersetzt werden konnten, die für das irakische Volk bestimmt waren", heißt es in der Klageschrift. Es handle sich um den größten Finanzbetrug in der Geschichte der Menschheit. Die Korruption rund um das "Öl für Lebensmittel"-Programm habe Leben und Gesundheit der Iraker unmittelbar beeinträchtigt.

Das UN-Programm existierte von 1996 bis 2003 und hatte ein Gesamtvolumen von rund 67 Milliarden Dollar. Es erlaubte dem Irak, trotz der wegen seines Überfalls auf Kuwait verhängten Sanktionen begrenzte Mengen Erdöl zu verkaufen, um aus den Einnahmen Lebensmittel und andere Güter für die Bevölkerung zu kaufen. Einer Untersuchung im UN-Auftrag zufolge waren 2200 Unternehmen aus 66 Ländern an den Praktiken beteiligt, wodurch Vertreter Iraks in den Genuss von Zahlungen über 1,8 Milliarden gekommen seien.


Aus: "Bestechung unter Saddam - Irak fordert Schadenersatz" (Dienstag, 1. Juli 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/987338.html (http://www.n-tv.de/987338.html)

Title: [17 ehemalige und derzeitige EADS-Manager... (Insiderwissen)]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 01, 2008, 09:48:50 AM
Quote[...] Nach einer längeren Vernehmung durch einen Ermittlungsrichter am Montagmittag sei Humbert in Polizeigewahrsam genommen, verlautete am Montag in Paris aus mit dem Fall befassten Kreisen. Humbert steht in Verdacht, Aktien mit Insiderwissen verkauft zu haben. Dabei geht es um die mögliche Kenntnis von noch nicht veröffentlichten Finanzprognosen und die im Juni 2006 bekanntgegebenen Lieferverzögerungen beim Super-Airbus A380.

Der 58 Jahre alte Humbert hat laut einem Bericht der französischen Finanzmarktaufsicht AMF im November 2005 160.000 EADS-Aktien verkauft, was ihm rund 1,65 Millionen Euro einbrachte. Er hatte die Führung von Airbus im Juni 2005 übernommen, nachdem er dort fünf Jahre lang Nummer zwei gewesen war. Im Juli 2006, wenige Wochen nach Bekanntgabe der Probleme beim Großraumflugzeug A380, musste er seinen Chefposten wieder räumen.

[...] Wegen mutmaßlicher Insidergeschäfte war im Juni auch der frühere Strategie- und Marketingvorstand Jean-Paul Gut vorübergehend festgenommen und nach einer Vernehmung gegen eine Kaution von 400.000 Euro freigelassen worden. Der Franzose hatte EADS vor einem Jahr verlassen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, von den später bekanntgewordenen Lieferschwierigkeiten beim Riesen-Airbus A380 gewusst zu haben. Gut soll daraufhin im November 2005 und im März 2006 einen Teil seiner EADS-Aktien abgestoßen und so rund 1,7 Millionen Euro gesichert haben.

Wegen des gleichen Verdachts hatte die Justiz Ende Mai ein erstes Ermittlungsverfahren gegen Noël Forgeard eingeleitet: Der frühere EADS-Co-Chef soll ebenfalls in Kenntnis kursrelevanter Informationen einen Teil seiner EADS-Aktien verkauft und damit 4,3 Millionen Euro erzielt haben. Forgeard wurde nach der Vernehmung gegen Zahlung einer Kaution von einer Million Euro freigelassen.

Insgesamt hat die AMF 17 ehemalige und derzeitige EADS-Manager in Verdacht, sich mit Insiderwissen finanzielle Vorteile verschafft zu haben. Bisher haben die Ermittler noch keinen der amtierenden EADS-Manager zur Befragung einbestellt, die im Bericht der Finanzaufsicht benannt werden. Unter ihnen befindet sich auch Airbus-Chef Thomas Enders. Bei einer Anklage drohen den Führungskräften zwei Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe, die bis zum Zehnfachen des erzielten Gewinns betragen kann.


Aus: "VERDACHT AUF INSIDERHANDEL - Ex-Airbus-Chef Humbert in Polizeigewahrsam" (mik/AFP/dpa,  30.06.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,563066,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,563066,00.html)

Title: [Offshorekonten sind somit eine gute Alternative... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 01, 2008, 10:04:05 AM
Quote[...] Nachdem in letzter Zeit der sechstgrößte Goldproduzent der Welt, Harmony Gold, in die negativen Schlagzeilen gerutscht ist, rutscht nun der CEO der Firma Mr. Bernard Swanepoel hinterher. In Südafrika läuft mittlerweile ein Verfahren gegen den Harmony Chef, da er angeblich über 74 sogenannte ,,Offshore Konten" (Konten in Steuerparadiesen) verfügt, darunter einige auf den Bermudas, der Isle of Man und der Schweiz. Nach südafrikanischem Recht, ist der Besitz von mehreren ausländischen Konten nicht rechtmäßig. Die meisten der Konten weisen regelmäßige Bewegungen, von allerdings relativ kleinen Summen zu 5.000$ auf. Des weiteren soll noch eine weitere Anzahl an kleineren Konten, die auf den Namen des Marketing Direktors von Harmony Gold lauten, eingerichtet worden sein. Laut einem Sprecher hat Mister Swanepoel bei der südafrikanischen Zentralbank um Aufklärung dieses Falls gebeten, da er von diesen Konten noch nie etwas gehört habe und sie (die Konten) wahrscheinlich einer anderen Person gehören. Einzig auffälliges Phänomen ist, dass alle 74 Konten, mit einem bisher geschätzten Vermögen von 22 Millionen Pfund, auf den Inhaber Zacharias Bernardus Swanepoel eingetragen sind. Dies ist nämlich der gesetzlich richtige Name des Harmony CEO`s. Vielleicht kann sich Herr Swanepoel nur nicht mehr erinnern, dass er diese Konten eröffnet hat.

[...]


Aus: "Aktientipps, Märkte & Co - Rohstoff Express: Riesen Skandal In Südafrika? 74 Offshore Konten mit 22 Mio.!" Von Sebastian Hell (Dienstag, 17. Mai 2005)
Quelle: http://www.value-stocks.de/modules/news/article.php?storyid=599 (http://www.value-stocks.de/modules/news/article.php?storyid=599)

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Quote[...] Im Gegensatz zur deutschen Regierung sind ausländische Regierungen weitaus weniger gierig. Auslands- bzw. Offshorekonten sind somit eine gute Alternative Ihr Vermögen zu schützen. Viele Länder sind an Ihrer Geldanlage interessiert; einige davon haben sehr attraktive Gesetze im Hinblick auf Bankgeschäfte und Ihre Privatsphäre. Viele dieser Banken liegen in sogenannten Steueroasen. Als Steueroasen werden Staaten oder Gebiete bezeichnet, die besonders niedrige Steuern erheben und so für Kapital aus Ländern mit höheren Steuersätzen attraktiv sind. Die Bezeichnung Offshore-Finanzplatz unterstreicht stärker regulatorische Besonderheiten, die allerdings auch in den meisten Steueroasen existieren: die Bankenaufsicht ist liberal und es wird Wert auf Diskretion gelegt. Die meisten Offshore-Finanzplätze sind Steueroasen.

Um Ihr Vermögen langfristig ohne hohe Gebühren und Steuerabgaben zu sichern, sollten Sie sich mit diesem Thema detaillierter auseinandersetzen. Mit dem notwendigen Know-how ist die Konteneröffnung im Ausland nicht schwieriger oder risikoreicher als die Eröffnung eines Kontos in Ihrem Heimatland.

Alles, was Sie über Anonym- und Offshore-Banken und -Konten wissen müssen, lesen Sie in diesem Ratgeber!

Autor: Dr. Claus-Peter Bienen
Umfang: 74 Seiten
Erscheinungsdatum: 2008 (5. Auflage)
Verlag: GD-Verlag | Gentlemen's Digest
eBook: EUR 19,95


Aus: "Auslandskonto 2007/2008 | Anonym- u. Offshore-Konten" (Gentlemen's Digest Ltd. & Co. KG, Stand: 06/2008)
Quelle: http://www.gdigest.com/product_info.php?products_id=308 (http://www.gdigest.com/product_info.php?products_id=308)



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Quote[...] Die Ermittler des US-Justizministeriums fordern von der Schweizer Großbank UBS Informationen über US-Bürger, die möglicherweise mit Hilfe von Offshore-Konten Steuern hinterzogen haben. Das Ministerium beantragte bei einem Bundesgericht in Miami, der Steuerbehörde IRS eine gerichtliche Aufforderung der UBS zu genehmigen. [...] Nach verschiedenen Medienberichten soll es sich um die Daten von bis zu 20.000 vermögenden amerikanischen Kunden handeln. [...] Laut den in der Schweiz geltenden Regeln, dürfen Banken Kundendaten nur weitergeben, wenn gegen konkrete Personen strafrechtlich relevante Vorwürfe erhoben werden. Steuerhinterziehung ist in der Schweiz aber kein Straftatbestand.

[...]


Aus: "STEUERHINTERZIEHUNG - US-Justiz verlangt Daten von Tausenden UBS-Kunden" (01.07.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,563094,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,563094,00.html)

Title: [Tausende neue Belege... (BRD, Liechtenstein)]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 05, 2008, 09:35:40 AM
Quote[...] Nach Informationen der Frankfurter Rundschau verfügt das Landgericht Rostock seit dem 1. August 2008 über rund 1850 Belege von unbekannten Konten deutscher Bürger, die im Verdacht stehen, Steuern hinterzogen zu haben. Es handelt sich dabei um Konten der Liechtensteinischen Landesbank (LLB), die im Prozess wegen millionenschwerer Erpressungen von der Verteidigung vorgelegt wurden. Vier Angeklagte sollen rund 2500 Kontenbelege der LLB illegal beschafft haben und erpressten damit die Landesbank im Juli 2005 mit einer Forderung in Höhe von 13 Millionen Euro. Die traditionsreiche Bank ging aus Imagegründen auf den Deal mit den Erpressern ein und bezahlte in einer ersten Rate rund neun Millionen Euro für die Herausgabe der Daten. Der Mitangeklagte Michael F. aus Rostock wurde in Deutschland verhaftet, als er versuchte mit 452.000 Euro im Gepäck nach Thailand auszufliegen und damit die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ins Rollen brachte.

...


Aus: "Liechtensteiner Steueraffäre" (3. August 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Steueraff%C3%A4re_in_Deutschland_2008 (http://de.wikipedia.org/wiki/Steueraff%C3%A4re_in_Deutschland_2008)

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Quote[...] Nach der Affäre um Ex-Postchef Klaus Zumwinkel, der wie viele andere reiche Deutsche Schwarzgeld bei der Treuhandgesellschaft der LGT-Bank deponiert hatte, ist die in Rostock verhandelte Affäre der zweite bundesweite Skandal um Liechtensteiner Geheimkonten. Auch hier hatte ein Angestellter heimlich brisante interne Belege kopiert. In der Affäre um Treuhandstiftungen bei der LGT-Bank geht es um rund 800 Belege, die der Bochumer Staatsanwaltschaft vorliegen. (sf/ddp)


Aus: "Steueraffäre: Tausende neue Belege über Sünder aufgetaucht" (ZEIT online, Tagesspiegel | 02.08.2008)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2008/08/02/2584624.xml (http://www.zeit.de/news/artikel/2008/08/02/2584624.xml)

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Quote[...] Vor dem Rostocker Landgericht müssen sich April vier Angeklagte wegen millionenschwerer Erpressung der LLB verantworten. Sie sollen sich laut Anklage mehr als 2.300 von einem LLB-Mitarbeiter gestohlene Kontenbelege verschafft haben, um damit Kunden sowie die Bank zu erpressen. Im Juli 2005 sollen sie 13 Mio. Euro in drei Raten von der LLB gefordert haben. Um einen Imageschaden zu verhindern, zahlte die Bank laut Staatsanwaltschaft für die ersten Daten umgerechnet rund 9 Mio. Euro in zwei Raten.

...


Aus: "Steueraffäre Liechtenstein Fahnder entdecken 1850 Geheimkonten" (02.08.2008)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Steueraff%E4re_Liechtenstein_Fahnder_entdecken_1850_Geheimkonten/393445.html (http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Steueraff%E4re_Liechtenstein_Fahnder_entdecken_1850_Geheimkonten/393445.html)

Title: [So gross und so mit dem Finanzsystem verwoben... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 07, 2008, 07:36:50 PM
Quote[...] Der Staat werde die beiden Konzerne bis zu deren Stabilisierung führen.

Die beiden Unternehmen seien «so gross und so mit dem Finanzsystem verwoben, dass das Scheitern eines der beiden grosse Unruhe auf dem Finanzmarkt hier und in der ganzen Welt auslösen würde», sagte Paulson.

[...] Die Lage der beiden Institute spitzte sich am Freitag nach Presseberichten über dringend benötigte staatliche Finanzhilfen zu. Die Aktie von Fannie Mae brach um 24% ein, jene von Freddie Mac um 19 Prozent.

[...] Eine staatliche Rettungsaktion könnte die Steuerzahler nach Schätzungen der Haushaltsbehörde des Kongresses etwa 25 Milliarden Dollar kosten.


Aus: "Staat übernimmt Ruder bei Fannie und Freddie - Amerikanische Baufinanzierer unter Kontrolle der Regierung" (7. September 2008, 18:24, NZZ Online)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/staat_uebernimmt_fannie_und_freddie__1.826129.html (http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/staat_uebernimmt_fannie_und_freddie__1.826129.html)

Title: [Eine stolze Bank nach der anderen ist gekippt... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 16, 2008, 11:00:09 AM
Quote[...] Mehrere Chauffeure parkten die dunkelverglasten Limousinen ihrer Chefs in einer Seitenstraße so ungünstig, dass keine anderen Autos mehr durchkamen. Der Stau musste von uniformierten Beamten der Fed aufgelöst werden. In guten Zeiten bezeichnen sich Investmentbanker gerne als "Masters of the Universe". In schlechten Zeiten verhalten sich zumindest ihre Chauffeure noch so.

[...] Mit Normalität hat das nichts mehr zu tun, trotz der unbeirrt weiterflimmernden Bildschirme an der Gebäudefassade: Hunderte Angestellte verlassen das Gebäude mit Taschen und Kisten. Aus einigen ragen Tennisschläger heraus. Andere holen sogar ihre Blumen aus den Büros. Es wirkt nicht wie ein geordneter Auszug, sondern wie eine Plünderung. Ein Panflötenspieler hat möglicherweise begriffen, was die Stunde geschlagen hat, und spielt in einer Endlosschleife "My heart will go on".

Lehman Brothers, vergangenes Jahr der größte Zeichner von Hypothekenpapieren, existiert nicht mehr. Eine 158-jährige Firmengeschichte geht zu Ende, 24.000 Mitarbeiter stehen vor einer ungewissen Zukunft.

Bei der Fed laufen am frühen Abend immer noch Leute ein. Kaum einer verlässt das Gebäude. Nach und nach dringen weitere Nachrichten durch, die die Bankenwelt erschüttern: Der noch vor kurzem weltgrößte Versicherungskonzern AIG möchte schon am Montag einen Sanierungsplan vorlegen und 40 Mrd. $ an frischem Kapital aufnehmen. Laut "Wall Street Journal" bittet das Unternehmen sogar die Fed um Hilfe - obwohl diese eigentlich nur für Banken zuständig ist.

Währenddessen schaffen es die beiden Vorstandschefs Kenneth Lewis und John Thain laut übereinstimmenden Berichten, die Übernahme von Merrill Lynch durch Bank of America unter Dach und Fach zu bringen. Das bedeutet, dass es auf einen Schlag nur noch zwei große US-Investmentbanken gibt. Vor dem Wochenende waren es noch vier. Spätestens jetzt ist klar: An diesem Wochenende wurde das US-Finanzsystem in seinen Grundfesten erschüttert.




Aus: "US-Finanzkrise - Tage des Umsturzes an der Wall Street"
von Sebastian Bräuer und Astrid Dörner (New York, 15.09.2008)
Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/:US-Finanzkrise-Tage-des-Umsturzes-an-der-Wall-Street/413835.html (http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/:US-Finanzkrise-Tage-des-Umsturzes-an-der-Wall-Street/413835.html)


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Quote[...] Hamburg - Für Lehman Brothers Chart zeigen hob niemand mehr die Hand. In sich zusammengesackt war das Vertrauen der Banker gegenüber dem angeschlagenen Institut, als die Teilnehmer der sonntäglichen Krisensitzung um Notenbankchef Ben Bernanke und US-Finanzminister Hank Paulson Wege zur Rettung der Bank ausloteten. Viel zu riskant, so die einhellige Meinung der versammelten Bankenchefs.

Doch damit sind sie alles andere als fein raus. Mit der kurz darauf verkündeten Insolvenz von Lehman beginnen erst die Aufräumarbeiten. Und diejenigen Banken, die bislang vergleichsweise verschont geblieben sind, werden sich daran beteiligen müssen: Weil die Politik es von ihnen erwartet, und weil sie sonst vermutlich selbst rasch in einen Abwärtsstrudel geraten würden.

Zehn Banken haben einen Nothilfefonds gebildet und jeweils sieben Milliarden Dollar eingezahlt. Zu dem Verbund gehören J. P. Morgan, Goldman Sachs, die Bank of America, die britische Barclays, die Citigroup, Merrill Lynch, Morgan Stanley, die Schweizer Credit Suisse und UBS. Auch die Deutsche Bank macht als bislang einziges deutsches Institut mit.

Die beteiligten Banken versichern sich gegenseitig Hilfe, "damit keine weiteren Institute über die Klinge springen", wie Analyst Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus nüchtern sagt. Ob das Erfolg haben wird, ob der Kapitaleinsatz genügt, sei offen. "Die Aktion zeigt, wie turbulent sich das Finanzsystem präsentiert."

Die Gefahr, dass ein weiterer Finanzkonzern kollabiert, ist mit der Pleite von Lehman rapide gewachsen. Denn nun drohen all die belastenden Papiere und Konzernteile von Lehman auf den Markt zu kommen. Doch der gilt bereits jetzt als nahezu ausgetrocknet. ABS-Papiere, die auf US-Immobilien basieren, will niemand mehr haben.

Damit bekommt eine gefährliche Abwärtsspirale neuen Schwung: Die Pleite einer Bank wie Lehman Brothers sorgt dafür, dass die Bewertungen der sogenannten Asset Backed Securities noch weiter unter Druck kommen. Da Banken jedoch derzeit dazu verpflichtet sind, ihre Positionen nach dem Mark-to-market-Prinzip zu bewerten, müssen sie jeden weiteren Wertverfall der ABS-Papiere in ihren Bilanzen berücksichtigen, also weitere Abschreibungen in Milliardenhöhe vornehmen.

Das bedeutet: Je tiefer die Preise auf einem bereits ausgetrockneten Markt fallen, desto größer das Risiko für alle Banken, die solche Wertpapiere noch in ihren Bilanzen halten. Es gilt also, die Bewertungen vor einem weiteren Absturz zu bewahren.

"Wenn jetzt Lehman kommt und einfach den ganzen Mist verkauft, den die Bank so hat, dann gibt es auf einmal sehr niedrige Bewertungen in den Portfolios anderer Banken", sagt ein Finanzmarktexperte gegenüber manager-magazin.de. "Deshalb ist es im Sinne dieser Banken, einen Auffangfonds zu gründen, in dem man diesen 'Fire sale', also den Notverkauf um jeden Preis, verhindert."

Denn so lautet das Horrorszenario der Überlebenden: Eine Bank wie Lehman Brothers muss Papiere um jeden Preis verkaufen, und irgendein Hedgefonds wittert seine Chance und sammelt die Werte mit einem nochmals gehörigen Abschlag am Markt ein. Damit definiert er ein neues, noch tieferes Preisniveau, das die Bilanzen der anderen Banken sprengen könnte.

"Wenn diese kaputten Assets in einem Fire Sale zu Ramschpreisen verkauft werden, würde das eine Preisanpassung bedeuten, die bei Weitem mehr kosten würde als diese sieben Milliarden Dollar, die die Banken jeweils einzahlen", sagt der Kreditstratege. "Es ist also rational von den Banken, das Geld in die Hand zu nehmen und diesen Fonds zu gründen."

Nicht nur die übel beleumundeten Supbrime-Papiere unterer Kategorien sind betroffen. Auch für Papiere, die als deutlich sicherer gelten, lassen sich kaum Preise realisieren, die eines Tages durchaus wieder gezahlt werden dürften. Mit allen Mitteln versuchen die Banken, hohe Buchwerte für diese Positionen über die Zeit zu retten.

Auch Institute wie die Deutsche Bank versuchen daher das plötzliche Entstehen einer "Bad Bank" in den eigenen Reihen zu verhindern. Noch halten sich die Initiatoren des nun aufgelegten Rettungsfonds bedeckt, wie sie genau vorgehen wollen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass sie die Überbleibsel von Lehman gezielt unter die Lupe nehmen. "Definitiv werden Lehman-Assets gekauft werden", heißt es bei einer Großbank.

Die Banken schicken sich mit dem Notfonds nicht nur an, ihre eigenen Bilanzen zu schonen und den Kollaps des einen oder anderen Instituts zu verhindern. Immer mehr geht es auch darum, die drastischsten Auswirkungen auf die Konjunktur zu verhindern. Doch dieser Kampf ist nach Ansicht mancher Experten schon längst verloren.

[...] Die Deutsche Bank etwa dürfte sich vor allem um ihr Kreditportfolio sorgen, wenn es zu einem drastischen Wirtschaftsabschwung in den USA und anderen Teilen der Welt kommt.

Diese sogenannten Drittrundeneffekte der Kreditkrise zeichnen sich bereits in den USA ab. Die Arbeitslosigkeit steigt, Reallöhne sinken wegen der Inflation; Ersparnisse, die aufzulösen wären, gibt es nicht oder sollen angesichts der Krise geschont werden. "Die Folge könnte auch eine Rezession im privaten Konsum sein", sagt Schilbe. "Schon jetzt steigen die Ausfallraten bei Konsumentenkrediten und, Autokrediten in den USA. Da müssen die Banken versuchen, Einhalt zu gebieten."

Das deutsche Bankensystem gerät indirekt in diesen Strudel. Anders als manche US-Bank verfügen die deutschen Institute zwar über zum Teil hohe Einlagen. Allerdings würden wegen des heraufziehenden Abschwungs weniger Kredite nachgefragt.

Die dritte Phase der Kreditkrise, der volkswirtschaftliche Abschwung würde sich auch für das Bankensystem noch weit heftiger bemerkbar machen als einfache Liquiditätsprobleme, Abschreibungen und Verluste bei den Banken. Ausfallwerte steigen signifikant an.

"Wenn es dazu kommt, gibt es lauter kleine Nadelstiche für alle Banken", sagt der Finanzmarktexperte, der nicht namentlich genannt werden will. "Dann müssen die Banken über einen längeren Zeitraum hier 'ne Milliarde, und da 'ne Milliarde Euro abschreiben. Das wird das Bankensystem 2009 noch schwer belasten."

Der nun aufgelegte Bankenfonds ist aus Sicht manches Beobachters lediglich der Versuch, den allerschlimmsten Fall zu verhindern. "Es geht nur noch darum, den Worst Case, das Zusammenbrechen des Finanzsystems, zu verhindern", sagt der Experte weiter.

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Aus: "KRISENFONDS - Retten, was (nicht) zu retten ist" Von Nils-Viktor Sorge
Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,578268,00.html (http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,578268,00.html)

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Quote[...] Der Gouverneur des Bundesstaates New York, David Paterson, sieht nach dem Kollaps der Bank Lehman Brothers bis zu 30.000 Stellen an der Wall Street in Gefahr. Die ganzen Auswirkungen der Krise dürften erst in Monaten oder gar Jahren klarwerden, sagte er. Nach Angaben des New Yorker Arbeitsamts seien im Juli 181.000 Menschen an der Wall Street beschäftigt gewesen, 11.000 weniger als im Vorjahr.


Aus: "Börsenkrise - "Schwarzer Dienstag" in Asien" (16.09.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/369/310299/text/ (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/369/310299/text/)

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Quote[...] Eine stolze Bank nach der anderen ist gekippt. Sie sind zusammengebrochen in der größten Finanzkrise, die die Welt seit 80 Jahren gesehen hat. Innerhalb von nur sechs Monaten sind drei der fünf großen Investmenthäuser untergegangen. Im März musste der amerikanische Staat bei Bear Stearns einspringen. Vergangene Woche trudelte Lehman Brothers in die Pleite. Und in der Nacht zu Montag wurde auch noch Merrill Lynch eilig verkauft. Zwei große Investmentbanken sind übrig geblieben: Goldman Sachs und Morgan Stanley. Niemand weiß, was aus ihnen wird. Die Geldhäuser selber behaupten, dass sie stark genug seien, die Krise zu überstehen. Aber das haben die Kollegen der drei anderen Häuser vor einem halben Jahr auch behauptet.


Der Aufstieg und der Fall der großen Investmentbanken zeigen, wohin Gier führen kann - auf dem Weg nach oben, aber auch nach unten. Amerikas Aufstieg zur größten Wirtschaftsnation der Welt wäre ohne die Geldmaschine der Wall Street unmöglich gewesen. In den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat Washington die Finanzhäuser und die Börsen von ihren Fesseln befreit. Seither haben sich die Kapitalmärkte zu dem am stärksten globalisierten Handelsplatz entwickelt. Sie haben das Geld beschafft, damit die Welt schneller wachsen kann. Sie haben zugleich die Unternehmen verändert. Heute folgen Konzernchefs dem Takt, den Analysten vorgeben, Hedgefonds entmachten Vorstände, und Heuschrecken-Investoren fleddern Traditionsfirmen.

Gehandelt wird auf diesem globalen Finanzmarkt in Lichtgeschwindigkeit. Angeboten werden hochkomplizierte Produkte, die selbst viele Banker kaum noch verstehen. Diese Instrumente, die vor allem an der Wall Street erfunden wurden, sollten das Weltfinanzsystem sicherer machen - doch sie haben es unsicherer werden lassen. Die Banker haben Kredite verpackt und weiterverkauft, sie haben Wertpapiere zerlegt und neu zusammengesetzt. Sie haben behauptet, dass man Risiken nur auf möglichst viele Investoren verteilen müsse, damit sie für niemanden zur Gefahr werden. Doch die Finanzkrise zeigt, dass die Risiken sich dort ballen, wo sie nicht mehr sein sollten: bei den großen Banken und Fonds.

Es ist dabei eine bittere Ironie der Geschichte, dass eine der größten Gefahren derzeit von einem Finanzprodukt ausgeht, mit dem man sich gegen Pleiten versichern kann: den sogenannten Credit Default Swaps. Erfunden wurden diese Papiere erst vor wenigen Jahren. Banken und Fonds nutzten sie schon bald nicht nur dazu, sich gegen Risiken zu versichern, sondern auch dazu, auf die Pleite eines Unternehmens zu wetten. Der legendäre Investor Warren Buffett bezeichnete diese Papiere einmal als "finanzielle Massenvernichtungswaffen".

Der Sturz der Investmenthäuser trifft Amerika ins Mark. Er zeigt, dass der Boom dieses Landes zu einem großen Stück auf der Selbsttäuschung beruhte, dass Geld sich beliebig vermehren ließe. Und dass es im Überfluss vorhanden sei. Die Wall Street hat das ganze Land mit Geld versorgt, die Unternehmen, die hochverschuldeten Immobilienbesitzer und die ebenfalls hochverschuldete Regierung. Die Banken und Fonds haben den Politikern in Washington zudem mehr Geld gespendet als irgendjemand sonst; niemand, der ins Weiße Haus einziehen will, kommt ohne ihre finanziellen Gaben aus - weder John McCain noch Barack Obama.

Die Wall Street hat eine schier unerschöpfliche Geldmaschine befeuert, die nun nicht mehr funktioniert. Seit die Blase am amerikanischen Immobilienmarkt im Frühjahr 2007 geplatzt ist, entfaltet sich eine beispiellose Krise. Und deshalb funktioniert auch Amerikas Wirtschaft nicht mehr wie gewohnt. Das Land steht vor einer Rezession, wie es sie seit langem nicht erlebt hat.

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Quote16.09.2008 08:09:27

cooldog:
Der Boom der USA beruhte auf der Illusion, dass sich Geld beliebig vermehren
liesse, lese ich da. Bis vor einem Jahr klang das noch ganz anders, da wurde
von den neoliberalen Ideologiefunktionären hierzulande die `dynamische US-Wirtschaft'
hofiert bis zum Abwinken. Wie oft wurde zB der fehlende Kündigungsschutz
in den USA gepriesen als Grund für den scheinbar immerwährenden Aufschwung
dort, im Unterschied zum `verkrusteten' Deutschland.
Meiner Meinung nach ist hierzulande vor allem eine Konsequenz notwendig:
die schonungslose Abrechnung mit den selbsternannten Wirtschaftsexperten
in den Wirtschaftsredaktionen und den Wirtschaftsinstituten die hier wieder mal
ihre völlige Inkompetenz und ideologische Verblendung schlagend unter Beweis gestellt
haben.


Quote

16.09.2008 08:54:24

Gerard1808: Zu Aquarius

Ich bin mit dir total einverstanden. Was ein Bankier macht ist viel schlimmer als der Räuber mit Hartz IV, der stehlen muss um den Monat abzurunden. Die Schaden sind viel größer. Bloß er muss ins Gefängnis und der Man mit dem schönen Anzug, schöne Frisur und schöne Krawatte geht vielleicht mit einem Golden Parachute von X-Millionen unbestraft davon.

Wir sollten uns auch Fragen um unsere Medien (Presse), Politikern, sogenannte Experten (Ifo-Institut), die das nicht vorausgesehen haben, weil sie Diener einer neoliberalische oder anarcho-liberlische Idee waren. Ich vergesse nicht Stoiber, als er sagte, dass wir das Beispiel von Spanien und England folgen sollten, und vergesse auch nicht unseren bayrische Finanzminister, der im Aufsichtsrat von bayrischen LB sitzt und denkt, er hat keinen Grund in der Politik aufzugeben. Ich vergesse auch nicht die Leute (wie Clemens und Schroeder, die von der Politik zu Firmen gehen, die sich das Geld aus der Taschen unserer Bürgern holen).

Es muss einfach mehr Ethik geben. Wir können das aber von Niemand (Mann, Unternehmen) spontan erwarten. Die Gesetze; Grenzen, sollen deutlicher sein. Wir müssen auch ein gemeinsames realistischer Projekt mit mehr Gerechtigkeit, Gleichheit und Solidarität, eigentlich sind wir eine Republik. Das haben viele, die zurück ins XIX Jahrhundert wollen, vergessen.


Quote

16.09.2008 08:53:47

rallmans: Wie bei Asterix

Das amerikanische WWirtschaftssystem der Jetztzeit erinnert mich an "Asterix und der Avernerschild": In Alesia leben die Händler davon, dass sie sich gegenseitig Wein und Kohle verkaufen. Produzieren tut niemand.

Und so auch in den USA. Gut verdienen taten die, die sich gegenseitig was verkauften: Häuser, Wertpapiere, Schulden und viele schöne andere Sachen. Die Produktion war unwichtig, brachte auch viel weniger Gewinn, die Bezahlung der Industriearbeiter wurde immer schlechter. Man konnte ja auch alles so billig aus dem Ausland haben, sollten die doch produzieren.

Jetzt wird, wenn auch in einem anderen Zusammenhang, der schön erfundene Satz vom Geld, das man nicht essen kann, wahr. Und die industriellen Strukturen - Fabriken, Entwicklung, Facharbeiter - sind, bis auf wenige Ausnahmen (Boing, GE) nicht mehr da. Auch wenn der $-Kurs sinkt bleibt das Handelsbilanzdefizit gleich, die US-Industrie hat nicht mehr dei Möglichkeit den Bedarf zu befriedigen.

Aber, so lange es gut ging war alles toll.


Quote

16.09.2008 10:08:18

Donata1: Jolandos: wohl gesprochen - geschrieben:

Den Artikelverfassern von SZ darf man es wohl nicht verübeln, dass man eins ums andere Mal nurmehr mässigen Boulevardjournalismus liest. Zur Meinungsbildung allerdings muss man sich einiges fragen, da er in Reihe Westentaschenbanker produziert, die für manche Fehlstellung verantwortlich sind - wenn in Deutschland gewählt wird beispielsweise, wenn über Deutschlands Rolle innerhalb der EU und NATO verhandelt wird. In der Summe wird solch Halbkenntnis- und -wahrheitsjournalismus dann schon zu einem Problem. Hoffen wir also auf den mündigen, sich doch noch gründlicher informierenden Bürger.

Ich bin sehr gespannt, was ein Verfasser wie H. Schäfer oder Herr von Hagen in - sagen wir 6, 8 Monaten schreibt? Ich prophezeie das Ärgste: es wird die USA immer noch geben, es wird hochinteressante prosperierende Neuerungen geben - und Jolandos: sehr richtig: es wird im Moment unglaublich "Geld gemacht". Eine heisse Küche ist halt nicht für jedermann das richtige Umfeld.


Quote

16.09.2008 10:57:02

LeanderSellenthin: Es war und ist keine "Selbsttäuschung"...

es ist Lüge!

Genauso wie Menschen lügen, wenn sie von sicherer Atommülllagerung reden, wenn Werbefritzen unwichtige Produkte verkaufen wollen, wenn Politiker den Schuldenberg weiterhin behäufen und vom "ausgeglichenem" Haushalt sprechen, wenn Industrielle mit Globalisierung deutschen Arbeitswert verbilligen müssen wollen, wenn Dumme erzählen, der heutige Kapitalismus funktioniert ewiglich.

Man muss den Menschen nur beschäftigen, egal womit und wenn es schwere unterbezahlte Arbeit sei, er darf um Gottes Willen nicht anfangen selbstständig zu denken! Immerhin fragte Brecht schon vor langer Zeit, wer ist den nun der Verbrecher, der der eine Bank ausraubt, oder der der eine eröffnet?



Aus: "Wall Street - Der Absturz" Ein Kommentar von Ulrich Schäfer (15.09.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/340/310270/text/ (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/340/310270/text/)

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Quote[...] Die Europäische Zentralbank hat die Geschäftsbanken des Euroraums erneut mit zusätzlichen liquiden Mitteln in Milliardenhöhe versorgt, um ein Austrocknen der europäischen Kreditmärkte zu verhindern. Die Notenbank teilte den Geschäftsbanken 70 Milliarden Euro für einen Tag zu, teilte die EZB in Frankfurt mit. Bereits am Montag hatte die EZB gegen Liquiditätsengpässe am Geldmarkt 30 Milliarden Euro bereitgestellt. Damit soll eine Kreditklemme der Banken verhindert werden.

Am Dienstag lag die Nachfrage nach dem zusätzlichen Geld mit 102,48 Milliarden Euro höher als die ausgeschriebene Summe. Der Durchschnittszins betrug 4,40 (Vortag: 4,39) Prozent, teilte die EZB mit. Dies ist etwas höher als der Leitzins - zu dem Banken sich derzeit von der EZB Geld leihen können - von 4,25 Prozent.

Gleichzeitig erhöhten sich die Verbraucherpreise um 3,8 Prozent, während sie im Vormonatsvergleich um 0,1 Prozent sanken.Die Vorabschätzung für die Jahresrate wurde damit wie erwartet bestätigt.
Auf Monatssicht hatten Volkswirte im Mittel aber einen etwas stärkeren Rückgang um 0,2 Prozent prognostiziert. Im Juli und Juni hatte die jährliche Inflationsrate mit jeweils 4,0 Prozent den höchsten Stand seit der Einführung des Euro verzeichnet.




Aus: "EZB - Milliarden in den Markt gepumpt" (16.09.2008)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/1595065_Milliarden-in-den-Markt-gepumpt.html (http://www.fr-online.de/top_news/1595065_Milliarden-in-den-Markt-gepumpt.html)

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Quote[...] Die US-Notenbank rettet den ums Überleben kämpfenden Versicherungskonzern American International Group (AIG) mit einem Kredit in Höhe von 85 Milliarden Dollar - umgerechnet 60 Milliarden Euro. Im Gegenzug werde die Regierung einen Anteil von 79,9 Prozent an AIG übernehmen, erklärte die Fed in New York.

Ein Bankrott des Versicherers könne die wegen der Finanzmarktkrise bereits angeschlagenen Märkte untergraben, begründete die Fed ihre Entscheidung. Das Weiße Haus erklärte, man unterstütze den Rettungsplan.

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[...] Die angekündigten Schritte sollten die Finanzmärkte stabilisieren und den Schaden für die Wirtschaft begrenzen, sagte Sprecher Tony Fratto. Auch Finanzminister Henry Paulson erklärte, er stehe hinter dem Megakredit.

Die Rettungsaktion läuft ähnlich ab wie die Hilfe für die Hypotheken-Banken Fannie Mae und Freddie Mac. Der Investmentbank Lehman Brothers hatte Washington am Wochenende dagegen Unterstützung durch Steuergelder verweigert.

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Quote

17.09.2008 08:20:08

Feinstpartikel: Kalte Enteignung

In den USA, dem Mutterland der Idee vom freien Spiel der Marktkräfte, wird vorgemacht, wie sie funktioniert.

79,9 % der AIG sind über Nacht in die Hände der Regierung gelangt (keine 10 Oskar L.s. würden hierzulande ähnliches zustande bringen).

Werden die glühenden Verfechter-/AnbeterInnen der "freien" Marktwirtschaft nunmehr auch diese Vorgehensweise als die allein selig machende propagieren?

Ich bleibe sehr gespannt.


Quote

17.09.2008 08:17:25

ganescha40: Und was kommt als nächstes?

,,Ein Bankrott des Versicherers könne die wegen der Finanzmarktkrise bereits angeschlagenen Märkte untergraben, begründete die Fed ihre Entscheidung. Das Weiße Haus erklärte, man unterstütze den Rettungsplan."

So langsam habe ich es echt satt! Wenn Milliarden verdient (?) wurden und als Gewinne den ,,Großmeistern" des Geldes in die Taschen flossen, war der Markt das allein selig machende Instrument. Wenn aber umgekehrt die ,,Großmeister" des Geldes als naive Zauberlehrlinge entlarvt wurden, Milliarden in den Sand gesetzt hatten und damit gleichzeitig Tausende von Arbeitsplätzen vernichteten, ist der Staat (und damit der Steuerzahler!) gefragt, der den Herrschaften ihre Sessel retten soll. ,,Die Geister, die ich rief, die werd ich nicht mehr los." Das Ganze ist eine Tatsache, die man leider nicht mehr ändern kann.

Aber warum lässt man hier nicht auch den Märkten freies Spiel? Märkte sind doch in der Terminologie dieser ,,Marktwirtschaftler" effizient. Das würde aber bedeuten, dass einige Unternehmen der Finanzbranche vom Markt verschwinden würden. Warum auch nicht? Wer schert sich denn darum, wenn Unternehmen in anderen Branchen in die Insolvenz gehen? ,,Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen".

Und komme mir jetzt nur keiner mit dem ,,Argument", dass dann die ganze Kreditwirtschaft zusammenbrechen würde! Das ist eine bloße Schutzbehauptung und steht in absolutem Widerspruch zum Credo der freien Marktwirtschaft. Es würden doch dann die ,,guten" Finanzierer übrig bleiben, die nicht auf Eigenkapitalrenditen von 25% und mehr gesetzt haben (das sollte sogar jeder noch so naive Zeitgenosse verstanden haben, dass so etwas auf Dauer unmöglich funktionieren kann). Also warum immer wieder diese ,,Rettungsaktionen"? Das ist genau wie bei einem Rauschgiftsüchtigen, dem man immer wieder seine Droge gibt (= Stützung durch die Notenbanken), damit er kurzfristig auf die Beine kommt und dann nachher wieder um so schlimmer in den Entzug gerät.


Quote

17.09.2008 08:15:41

reinhardbuest: Finanzmärkte

Sie haben sich verspekuliert vor lauter Gier und einige der Investmentbanker, die sunnyboys der letzten Jahre müssen nun angeln oder segeln gehen. Gottlob, sie haben ja den einfachen Steuerzahler, der in der Not beispringt und sich geduldig schröpfen läßt, gern auch auf Kosten lünftiger Generationen. Natürlich werden die Apologeten des freien Marktes am Ende wieder behaupten, der freie Markt regele alles zum Besten, wenn man ihn nur lasse und jeder andere Gedanke oder gar Zweifel sei schnöder Kommunismus.

Ich glaube nicht, dass sich was ändert...





Aus: "Finanzkrise - US-Notenbank rettet AIG mit zig Milliarden" (17.09.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/529/310458/text/ (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/529/310458/text/)

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Quote[...] Finanzminister Henry Paulson und Zentralbankchef Ben Bernanke wollen der American International Group (AIG) einen Überbrückungskredit von 85 Milliarden Dollar gewähren. Die Rettung kommt in letzter Sekunde. Die Geldnot von AIG hatte sich gestern dramatisch zugespitzt, nachdem Ratingagenturen die Einschätzung der Kreditwürdigkeit des Konzerns gesenkt hatten. Ohne staatliche Hilfe hätte AIG wahrscheinlich noch am Mittwoch Konkurs anmelden müssen.

Bis zuletzt schien es, als wolle Washington auf dem neuen Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Härte demonstrieren. Am Wochenende hatten Regierung und Zentralbank der Investmentbank Lehman Brothers Garantien verweigert und sie damit in die Pleite gestürzt. Doch AIG ist ungleich größer als Lehman und noch enger in das globale Finanzsystem eingebunden. Der Konzern beschäftigt 100.000 Mitarbeiter in etwa 130 Ländern. Sein Angebot reicht von Lebensversicherungen über Kreditgarantien bis hin zur Verpachtung von Flugzeugen.

Paulson und Bernanke mussten eine desaströse Kettenreaktion befürchten, wären sie ihrer neuen harten Linie gegen Staatshilfen treu geblieben. Es drohte die Implosion der Finanzmärkte. Alle Versuche der Regierung, Privatbanken und andere Investoren dazu zu bewegen, AIG Geld zu leihen, scheiterten am Dienstag. Offenbar glaubt die Finanzbranche, dass der Konzern selbst mit einem neuen Kredit der Zahlungsunfähigkeit nicht wird entgehen können.

Für die zumindest vorübergehende Rettung durch den Staates muss AIG nun einen hohen Preis zahlen. Die Regierung beschlagnahmt 80 Prozent Aktienkapitals. Diese Absicherung solle die "Interessen der US-Regierung und der amerikanischen Steuerzahler" schützen, meldete die Notenbank. Damit kontrolliert Washington einen der größten privaten Finanzkonzerne der Welt - ein einmaliger Fall in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte.

...



Quote

17.09.2008 09:06:35

rumburak2006: Linie, ich sehe keine

"wären sie ihrer neuen harten Linie gegen Staatshilfen treu geblieben", bloß weil die US Regierung EINMAL bei Lehman der eigenen neoliberalen Lehre gefolgt ist, mit der Milliarden von Menschen auf diesem Planeten in Hunger, Unglück und Tod getrieben werden, ist das noch lange keine Linie!

Die einzige Linie der US und auch der deutschen Regierung ist es Gewinne der Unternehmen zu privatisieren und deren Verluste zu sozialisieren. Die FTD spricht bisher schon von Kosten von 300 Milliarden Dollar für die USA alleine für Fannie Mae und Freddie Mac.

Wobei man auch hier differenzieren muss. Die Hypothekenbanken des Landes, die lässt die US Regierung sehr wohl über die Klinge springen.


Quote17.09.2008 08:59:46, rossi1606:

Die kleinen Häuslebauer verlieren ihr Haus, danach zahlen sie noch für die Rettung von Banken und Versicherungen, die ihren Vorständen dann die Gehälter verdoppeln können.


Aus: "Wall Street in Aufruhr - Rettung in letzter Minute" Von Moritz Koch, New York (17.09.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/533/310462/text/ (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/533/310462/text/)

Title: [Wenn die Welt nicht mehr mitkommt beim finanziellen Roulette... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 18, 2008, 10:54:48 AM
Quote[...] Nach jahrelangem blindem Vertrauen herrscht nun pure Angst. Den Anlegern wird nun plötzlich bewusst, dass sie keine Ahnung von den Finanzmärkten hatten und wollen nur noch raus. Der Goldpreis schiesst nach oben, die Kreditabsicherungen explodieren und die Aktienkurse sacken ein. Der amerikanische Senator Harry Reid fasste es kurz und trocken zusammen "Keiner weiss, was zu tun ist!"

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Aus: "Vertrauen verzweifelt gesucht" (Donnerstag, 18. September 2008)
Quelle: http://blog.zeitenwende.ch/hansruedi-ramsauer/vertrauen-verzweifelt-gesucht/ (http://blog.zeitenwende.ch/hansruedi-ramsauer/vertrauen-verzweifelt-gesucht/)


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Quote[...] "Ich weiß nicht, was ich dazu noch sagen soll", stammelte ein Broker, der sich mit ein paar Kollegen im nahen Straßencafé "Beckett's" mit Weißwein und Bier tröstete. Er hatte Sakko und Krawatte abgeworfen, doch auf seiner Stirn schimmerte trotz der Abendbrise immer noch ein Schweißfilm. Seine Worte umschrieben die Sprachlosigkeit einer Branche.

[...] Die Wall-Street-Institution Morgan Stanley - eine von zwei verbliebenen US-Investmentbanken - kämpft nach massiven Wertverlusten ums Überleben. Sie nahm Medienberichten zufolge Gespräche über einen Notverkauf oder eine Fusion auf. Unter den Interessenten, so wird gemunkelt, sind die Geschäftsbank Wachovia - und die chinesische Bank Citic.

China? "Leute", flehte der Ökonom Larry Kudlow, ein Moderator des Wirtschaftssenders CNBC, seine Zuschauer am Abend laut an, "gebt unser großartiges Land nicht verloren!"

[...] "Nichts wird mehr so sein wie früher", sagte der Broker James Allroy, der bei Starbucks an der Wall Street über einem Chai Latte grübelte. "Die Welt, wie wir sie kennen, geht unter."

[...] "Dies", sagte Finanzjongleur Donald Trump auf CNN, "ist die schlimmste Zeit seit 1929." Das "Wall Street Journal" stimmte ihm zu: "Wir befinden uns mitten in der größten finanziellen Umwälzung seit der Depression."

Doch was ist hier wirklich los? Selbst Experten können sich bisher nicht auf eine schlüssige Erklärung einigen. Ist dies der Anfang vom Ende? Oder ein schmerzhafter, doch normaler Zyklus, der die Exzesse der vergangenen Jahre ausgleicht? Sind die Ratingagenturen schuld, die die Kreditwürdigkeit der Finanzkonzerne so lange überbewertet haben? Oder stecken Kursmanipulation durch dubiose Shortseller dahinter, die schon bei der letzten Börsenkrise im Juli als Strippenzieher verdächtigt wurden?

Fest steht: Die Zeiten der ungezügelten Marktwirtschaft in den USA sind vorerst vorbei. Die Fast-Verstaatlichung der weltgrößten US-Versicherung AIG, mit einer 85-Milliarden-Dollar-Geldspritze auf Kosten der Steuerzahler, war ein atemberaubender Schritt: Die Summe ist dreimal so hoch wie die, mit der die US-Notenbank im März den Verkauf von Bear Stearns an JPMorgan Chase garantiert hatte.

Das wirklich Atemberaubende daran aber: Dieser Rettungsanker - den Washington zuvor nur den beiden Hypothekengiganten Fannie Mae und Freddie Mac gegönnt hatte - wird ausgerechnet von einer Regierung ausgeworfen, deren Partei sich sonst gegen jede Einmischung des Staates wehrt und sich das sogar ins Wahlprogramm geschrieben hat.

"Ich fürchte, die Regierung hat den Punkt überschritten, an dem es kein Zurück mehr gibt", sagte der Finanzhistoriker Ron Chernow der "New York Times". "Wir haben die Ironie einer Regierung der freien Marktwirtschaft, die Dinge tut, die die meisten linksliberalen, demokratischen Regierungen in ihren wildesten Träumen nicht zu tun gewagt hätten."

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Aus: "US-FINANZKRISE - "Die Welt, wie wir sie kennen, geht unter"" Von Marc Pitzke, New York (18.09.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,578876,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,578876,00.html)

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Quote[...] Berlin - Ulrich Schröder stehen unangenehme Tage bevor. Der Chef der Förderbank KfW muss am Donnerstag vor den Verwaltungsrat des Instituts treten. Dann wird er den Gremienvertretern - darunter die Minister Peer Steinbrück (Finanzen) und Michael Glos (Wirtschaft) - erklären, warum sein Unternehmen der insolventen US-Investmentbank noch am Montag Kreditgelder in Höhe von 300 Millionen Euro überwies.

[...] Der Vorgang ist ebenso peinlich wie rätselhaft. Das Bund und Ländern gehörende Institut hatte dem maroden US-Finanzkonzern die Summe noch kurz vor dessen Zusammenbruch überwiesen. Dabei wurde schon an den Tagen zuvor über eine drohende Insolvenz der Investmentbank spekuliert. Die KfW sprach nun kleinlaut von einer technischen Panne, deren Umstände geprüft würden.

[...] KfW-Chef Schröder, der erst Anfang September von der Politik als Hoffnungsträger von der erfolgreichen Landesförderbank in Düsseldorf geholt worden war, dürfte dennoch mit Bangen auf die morgige Sitzung blicken. Im Vergleich zu seiner Vorgängerin Matthäus-Maier boxte er für sich eine Gehaltsverdoppelung auf über 800.000 Euro pro Jahr durch. In Regierungskreisen wurde ihm am Mittwoch immerhin positiv angerechnet, dass die KfW das missglückte Geschäft mit Lehman Brothers sofort eingeräumt und nicht gemauert habe.

suc/dpa


Aus: "300.000.000 FÜR LEHMAN BROTHERS - KfW-Chef muss Millionenkredit für Pleitebank rechtfertigen" (17.09.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,578814,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,578814,00.html)

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Quote[...]  Die Kapitalmärkte aber funktionieren anders als der Handel mit Kartoffeln und Maschinen. Dort kommt bei den "wirklich großen Spielen" um Zinsen, Wechselkurse, Aktien, Hauspreise und Rohstoffe eine Handvoll privilegierter Akteure zusammen, die alle nicht mehr wissen, als jede gut informierte Abteilung eines Ministeriums oder einer Zentralbank wissen kann. Alle sind ferngesteuert von ein paar Informationen, die für jeden zugänglich permanent über die Bildschirme jagen und von allen Beteiligten in ähnlicher Weise gedeutet werden. Wenn also bestimmte Ereignisse eintreten wie beispielsweise eine Rohstoffpreishausse, dann springen fast alle Spieler gleichzeitig auf diesen Zug und versuchen sich eine goldene Nase zu verdienen. Das geht genau so lange gut, bis sie den Preis weit weg von dem Wert getrieben haben, den die reale Welt, also die richtigen Menschen, zu zahlen in der Lage sind. Dann aber kollabiert das ganze Spielsystem.

Dieses Spiel wird dadurch noch absurder, dass die gierigen Finanzmarktzocker und ihre Banker alle paar Jahre auf die grandiose Idee kommen, man könne die eigenen Gewinne dadurch so richtig in die Höhe jubeln (auf Herrn Ackermanns berühmte 25 Prozent Eigenkapitalrendite etwa), indem man den Großteil der Spekulation mit Schulden finanziert. Man leiht sich also zu dem Geld, das man ohnehin schon in der Tasche hat, noch viel mehr Geld dazu und investiert es in Anlagen, die eine etwas höhere Rendite erbringen als der Zins, den man den anderen Banken oder den braven Anlegern zahlt. Das ist der große Hebel, mit dem Banken, Hedgefonds und sogenannte Private-Equity-Fonds die Rendite auf das Eigenkapital in ungeahnte Höhen treiben können, wenn sie nur genügend Kredit bekommen.

Würden alle Spekulanten mit dem geliehenen Geld lediglich ins Spielkasino gehen, wäre der Spuk schnell zu Ende. Die extrem einfallslose Methode, die Renditen zu hebeln, funktioniert für das gesamte globale Finanzsystem nur dann eine Weile, wenn alle Spieler bestimmte Objekte finden, bei denen sie sich mit einer gewissen Plausibilität einreden können, sie würden hohe Renditen bei geringem Risiko bieten. So ein Objekt war der amerikanische Häusermarkt in den letzten zehn Jahren. In den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts übernahmen diese Rolle Aktien neu aufgekommener Konsumgüterhersteller und in den Neunzigerjahren Aktien der Telekommunikation. Sehr oft sind es Währungen, bei denen die Regierungen den Kurs stützen oder die Zinsen hochhalten. Auch Unternehmen mit hohem Eigenkapitalanteil zu kaufen ist beliebt, weil man die Rendite allein dadurch hochjubeln kann, dass man Eigenkapital durch Schulden ersetzt. Letzteres tun sogenannte Private-Equity-Firmen, also Unternehmen, die genau das Gegenteil dessen tun, was ihr Name sagt; sie vermindern nämlich systematisch das Eigenkapital, statt solches zur Verfügung zu stellen. Sobald die Märkte ein solches Objekt der Begierde identifiziert haben, wird eine Art Kettenbriefmechanismus in Gang gesetzt, bei dem jeder versucht, nicht der Letzte in der Kette zu sein.

So primitiv ist das und doch kurzfristig so profitabel. Solange man willfährige "Wissenschaftler" hat, die nichts anderes tun, als die "unbestreitbare Effizienz der Kapitalmärkte" zu loben, solange man Politiker hat, die vor Hochachtung vor den "Werteschaffern" in den Banken in die Knie gehen, solange man eine Öffentlichkeit hat, die sich gerne einreden lässt, man bräuchte eigentlich nicht mehr zu arbeiten und könne mit einem schnellen Geschäft an den Finanzmärkten quasi ohne Risiko reich werden, solange man eine öffentliche Diskussion in den Medien hinbekommt, die den Leuten weismacht, ihre Rente könnte nur mit dem großen Spiel an den Finanzmärkten sicher gemacht werden, so lange wird es immer wieder große Krisen geben.

Was wir nämlich endlich begreifen müssten: Banken produzieren nichts. Die Volksverdummung beginnt schon damit, dass man das, was Banken ihren Kunden anbieten, als "Produkte" bezeichnet. Das klingt gut und seriös und vor allem so, als seien Banken ebenso innovativ wie Produktionsunternehmen und würden alle paar Wochen ein "neues Produkt" auf den Markt werfen. Banken machen aber immer das Gleiche: Sie leihen Geld über relativ kurze Fristen und verleihen es über längere Fristen. Dabei ist Geld zu verdienen, weil die Zinsen für lange Fristen meist höher sind als die für die kurzen. Dabei geht man aber auch ein Risiko ein, weil die pünktliche Rückzahlung von Krediten an die Banken über lange Fristen nie so sicher ist wie die kurzfristige Verpflichtung der Banken gegenüber den Einlegern. Insgesamt ist es ein Geschäft, aber sicher kein Bombengeschäft, bei dem man systematisch und auf längere Zeit Renditen von 25 Prozent erzielen könnte, wie noch immer von der größten deutschen Bank angestrebt.

Ging man in der guten alten Zeit zu einem Bankschalter, hatte man regelmäßig feuchte Hände. Der Mensch hinterm Tresen, der damals "Bankbeamter" hieß, hatte nämlich keineswegs im Sinn, uns die Freuden des Finanzlebens darzubieten, sondern war nur darauf aus, die Gefahren zu beschwören, die allenthalben lauern. "Das ist nichts für Sie", wäre uns bei allen Anlagen beschieden worden, die in irgendeiner Weise mit den wirklichen Finanzmärkten zu tun hatten. Noch schlimmer natürlich, verbunden mit hochnotpeinlichen Befragungen, war es, wenn man Geld wollte.

Wenn ein Anleger in den letzten Jahren zur Bank ging, begegnete er trendigen Damen und Herren, die ihm mit allem Charme der Welt eines ihrer neuesten "Produkte" verkaufen wollten. Sollten es denn 13 Prozent Rendite mit argentinischen Langläufern sein oder doch vielleicht gleich 23 Prozent mit einem ordentlichen Aktienfonds? Auch derjenige, der Geld brauchte, hatte es bei den modernen Banken leicht. Nichts mit hochnotpeinlicher Befragung und Sicherheiten. Einen maßgeschneiderten Finanzierungsplan hatte das junge Bankteam sofort für das junge Unternehmen - mit dem schnellen Gang zur Börse als Krönung. Hatten uns nicht die Wirtschaftspolitiker über Jahrzehnte gepredigt, dass diesem Land der Mut zum Risiko und damit das Risikokapital fehlt?

Das ist nun zu Ende und das ist gut so. In großen Teilen der Finanzwelt war jedes Gefühl dafür verloren gegangen, dass das "Spiel" mit den ersparten Geld von Menschen, die nicht verstehen, was auf den Finanzmärkten geschieht, nicht nur moralisch verwerflich ist, sondern auch wirtschaftlich in eine Krise führen muss, sobald die Wetten in großem Stil nicht aufgehen. Das aber ist immer dann der Fall, wenn irgendwo ein Schock ausgelöst wird, wenn sich die Konjunktur zu überhitzen droht und die Zinsen von den Notenbanken hochgezogen werden - oder wenn die reale Welt einfach nicht mehr mitkommt beim finanziellen Roulette.

...

Quote18.09.2008 01:09 Uhr:
Von Felix Krull:

Großer Gott. Solche Leute schaffen es bei uns bis in die Regierung? Ich bin sprachlos. Und Herr Flassbeck ahnungslos.

"Was wir nämlich endlich begreifen müssten: Banken produzieren nichts."

Doch. Tun sie. Risiko(um-)verteilung z.B. Kann man als Volkswirt wissen.

Im übrigen haben sich in Deutschland besonders die staatlichen Banken als die größten "Zocker" hervorgetan. Sollte Herrn Flassbeck zu denken geben.

Wird es aber nicht, denn dann kann man ja nicht mehr glaubwürdig für noch mehr staatliche Kontrolle sein.

Grundsätzlich: diese "Krisen" tauchen immer mal wieder auf, da die menschliche Natur nun mal zur Übertreibung (im Positiven wie im Negativen) neigt. Am Ende ist aber an der Überlegenheit freier Märkte nicht zu rütteln.

Sie sind die Demokratie ins Wirtschaftliche übersetzt.


Quote17.09.2008 20:08 Uhr:
Von Ulrich Haussmann:

banken sind vor allem meist schmutzig. schlimm genug, dass jeder erwerbstätige, der n konto braucht, gezwungen ist, mit denen geschäfte zu machen. sehr demokratisch!!! freie wirtschaft???


Quote17.09.2008 18:48 Uhr:
Von A.Grech:

Mieser Artikel, weil nur die halbe Wahrheit erzählt wird. Die zwei wichtigsten Verursacher der Probleme werden nicht mal erwähnt: die amerikanische und japanische Notenbank mit ihrer jahrzehntelangen Politik des "billigen" Geldes. Ohne diese Politik wären die Spekulationsblasen der letzten Jahre nicht möglich gewesen. Insofern tragen staatliche Organe einen ganz wesentlichen Teil der Verantwortung. Das zu sagen hätte aber wohl die Polemik des Artikels gestört.





Aus: "Lehren aus der Bankenkrise - Der absehbare Kollaps" VON HEINER FLASSBECK (18.09.2008)
Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/der-absehbare-kollaps/ (http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/der-absehbare-kollaps/)


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Quote[...] Mehrere mittelständische und kleine russische Banken haben laut Interfax anhaltende Liquiditätsprobleme. Das Finanzministerium hatte bereits am Dienstag eine Hilfe von 475 Mrd. Rubel (13,2 Mrd. Euro) bewilligt, am Mittwoch sollten weitere Milliardensummen bereitgestellt werden. Für die Abfederung der Liquiditätskrise stehen nach Angaben von Vize-Zentralbankchef Konstantin Korischtschenko insgesamt 3.000 Mrd. Rubel (knapp 82,6 Mrd. Euro) zur Verfügung.


Aus: "Folgen der Lehman-Pleite - Kreditklemme lähmt Russland" (17.09.2008)
Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/marktberichte/:Folgen-der-Lehman-Pleite-Kreditklemme-l%E4hmt-Russland/414866.html (http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/marktberichte/:Folgen-der-Lehman-Pleite-Kreditklemme-l%E4hmt-Russland/414866.html)

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Quote[...] HB WASHINGTON. Das US-Finanzministerium hat die Ausgabe neuer Staatsanleihen beschlossen, um den zurzeit erhöhten Finanzbedarf der Notenbank zu decken. Schon am Mittwoch sollten Anleihen mit kurzer Laufzeit in einem Gesamtvolumen von 40 Milliarden Dollar platziert werden, wie Beamte des Finanzministeriums mitteilten.

Dadurch sollen der Fed Mittel zufließen, die die Notenbank nutzen kann, um den Liquiditätsdruck auf dem Finanzmarkt zu lindern. Das Progamm besteht aus einer Reihe von Treasury-Bills, die über das derzeitige Emissionsprogramm des Finanzministeriums hinausgehen.

Die New York Fed, der operative Arm der US-Notenbank, teilte unterdessen mit, das zeitlich befristete Finanzierungsprogramm des Ministeriums gleiche die Folgen der Liquiditätsmaßnahmen wieder aus. Die Mittel des Finanzprogramms werden auf einem Konto bei der New York Fed gehalten.

...


Aus: "Unterstützung für die Notenbank - US-Ministerium kündigt Finanzhilfe für Fed an" (17.09.2008)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/us-ministerium-kuendigt-finanzhilfe-fuer-fed-an;2042134 (http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/us-ministerium-kuendigt-finanzhilfe-fuer-fed-an;2042134)

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Quote[...] Dobovisek:  Die Ausmaße der Finanzkrise sind - wir haben es im Bericht gehört - offenbar noch lange nicht in ihrer vollen Breite absehbar. Täglich gibt es neue Hiobsbotschaften. Wer ist Schuld an der Krise, Herr Thielemann?

Thielemann: Ich möchte lieber von Verantwortung sprechen. Man sollte das auch nicht zu leicht einfach personalisieren. Ich spreche gerne davon, dass es die Gier ist, aber man muss es eben auch im richtigen Zusammenhang sehen. Es sind vor allen Dingen die Anreizsysteme, die die Gier der Beschäftigten in diesen Banken entfacht haben. Und das bedeutete folgendes: Ihr könnt machen was ihr wollt, aber ihr müsst Cash für uns generieren und ihr bekommt dafür große Boni, große variable Vergütungen, Anreize, wie man auch gerne sagt. Damit ist man eben Geschäfte eingegangen, die nicht nur einen selbst, sondern auch andere in Mitleidenschaft ziehen und die hoch riskant und auch gefährlich sind für andere, und dort liegt das Problem oder eines der Hauptprobleme.

Dobovisek: Ist das auch ein Stück weit die Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten seitens der Bänker, oder ist das dann tatsächlich klares Kalkül, vielleicht sogar kriminelle Energie?

Thielemann: Das fragt man sich ja von außen, weil es war eigentlich klar. Die Experten mussten wissen, dass die Blase irgendwann platzen wird, wobei im Hintergrund spielt meines Erachtens immer auch die Marktgläubigkeit. Man glaubt an das Wunder des Marktes. Die unsichtbare Hand wird es ja schon richten. Und es ist ja dann richtig, dass wir unseren eigenen Interessen folgen, weil die unsichtbare Hand das zum Wohl aller irgendwann mal hinbiegen wird, und das hat sich jetzt eben als falsch erwiesen.

Dobovisek: Aber genau diejenigen, die am lautesten von den Selbstheilungskräften des Marktes tönten, fordern jetzt das Eingreifen des Staates. Warum sollten wir als Steuerzahler für die Fehler einzelner Manager einstehen, und zwar in Milliarden-Höhe?

Thielemann: Ja, das ist ein Skandal. Aber die Situation ist eben da und man sagt "too big to fail", weil sonst die Realwirtschaft, wir alle auch, die wir ja dort eigentlich keine Verantwortung tragen, sonst zu sehr in Mitleidenschaft gezogen würden. Das kann man auch hinterfragen, aber im Grundsatz stimmt es offenbar. Das bedeutet aber, man muss jetzt die Weichen stellen, damit es nicht noch mal passiert.

Dobovisek: Wie kann man das tun?

Thielemann: Mein Vorschlag wäre ja, dass man das Problem an der Wurzel packt, und das heißt, den Anteil variabler Vergütungen begrenzt. Das hört sich vielleicht harmlos an, und was hat das damit zu tun, könnte man meinen. Aber damit würde sich der Geist innerhalb der Unternehmen deutlich verändern, weil dann nicht mehr nach der Karotte sozusagen, nach den Boni gelaufen wird, sondern dann professionell gearbeitet wird nach der Branche, in der man halt ist. Da spielen auch viele andere Gesichtspunkte eine Rolle.

Dobovisek: Sie, Herr Thielemann, wollen sozusagen Wirtschaftsbeamte?

Thielemann: Nein. Sind Sie Beamter, weil Sie keinen Bonus bekommen? Man muss sich das noch mal klar machen, was das bedeutet. Die sachliche Aufgabenerfüllung ist etwas ganz anderes als "die Sache ist vollkommen egal und wie gut ich sie mache ist auch vollkommen egal; Hauptsache es wird Cash generiert". Das ist ein falsches Verständnis von Marktwirtschaft.

Dobovisek: Aber was muss dort genau passieren? Wer sollte da eingreifen?

Thielemann: Vermutlich - und da sind sich die Experten einig -, der Ruf nach der Begrenzung der variablen Vergütung ist ja auch im Schwange. Es sieht aber wahrscheinlich so aus, dass die globale Wirtschaft, dass die Staaten innerhalb der globalen Wirtschaft das nicht selbst machen können, weil sie sonst ins Hintertreffen geraten. Das ist letztlich vermutlich nur möglich in einer globalen Anstrengung. Das wäre eine globale Regulierung des Marktes, aber der Markt ist eben global und wenn er nicht global reguliert wird, dann gilt dieses System der Gier, wenn man so will, was dann zu den Folgen führt, die wir im Moment beobachten, und andere haben dafür die Zeche zu zahlen.

Dobovisek: Nun ist das aber höchst menschlich. Der Mensch ist ein homo oeconomicus, ein Nutzenmaximierer. Was ist also daran verwerflich, wenn einzelne auf ihr eigenes Konto schauen und sagen, wenn es mir gut geht, dann sind die anderen egal?

Thielemann: Man sieht dabei - sorry, wenn ich das so offen sagen darf -, wie weit der Ökonomismus und die Marktgläubigkeit um sich greift. Man lernt ja in Ökonomiestudien eigentlich nichts anderes als "der Mensch ist ein homo oeconomicus". Blödsinn! Eigene Interessen zu verfolgen, ist legitim. Aber sie dürfen nicht die Maßgabe sein. Das ist der feine und wichtige Unterschied dabei. Da werden die Eigeninteressen der Akteure zur Maßgabe erhoben und daraus erfolgt eben nicht, wie wir doch im Moment deutlich sehen, das Wohl aller, sondern das führt dazu, dass man in solche Krisen schliddert.

Dobovisek: Sie sagen, Herr Thielemann, wir müssten jetzt global handeln. Fragen wir aber nach der Institution: Welche Institution hätte denn genügend Kraft, um das tatsächlich anzugehen?

Thielemann: Da müssen die Regierungen, die entsprechenden Finanzminister vielleicht, zusammenspannen, die Finanzbranche regulieren in ihrem Land und dann eben sagen, Leute, wir brauchen eine Regelung dahin gehend, dass nicht beliebige variable Vergütungen vergeben werden dürfen. Man muss ja sehen: die Legitimität dessen ergibt sich daraus, dass die Privatwirtschaft offenkundig nicht bloß private Wirkungen hat. Wenn das ein Spiel der Finanzmarktakteure unter sich wäre, okay. Dann kann man vielleicht Pech haben. Dann ist man Risiken eingegangen. So spricht man ja auch dann. Das kann halt passieren. Aber es ist ja nicht so. Es ist so, dass alle anderen auch in Mitleidenschaft gezogen werden, sei es über die Folgen dieser Krise, die wir noch gar nicht absehen können, einerseits, andererseits dadurch, dass Milliarden messende Steuermittel in die Branche gepumpt werden müssen.

Dobovisek: Braucht die Wirtschaft vielleicht ein Verhaltenskodex?

Thielemann: Ja, aber der Verhaltenskodex ist zu schwach. Man muss ja sehen: Ich gehe nicht davon aus, dass die Leute, die Akteure das unbedingt von sich aus wollen, sondern es geht darum, dass ihnen der Freiraum gegeben wird, so dass sie dann, wenn sie Skrupel haben, etwas zu tun, was eigentlich falsch wäre, sich nicht auf der Verliererstraße finden und nicht die Dummen sind. Es geht bloß darum.

Dobovisek: Dass die Finanzminister weltweit sich jetzt zusammensetzen und möglicherweise einen Fahrplan generieren, um eben solchen Krisen entgegenzusteuern, das klingt erst mal höchst unrealistisch, zumindest mittelfristig. Was passiert, wenn das nicht gelingt?

Thielemann: Wenn das nicht gelingt, werden wir in die nächste Krise schliddern. Dann wird die nächste Blase kommen. Das dauert dann wieder fünf, vielleicht zehn Jahre, so in der Größenordnung. Vielleicht geht es auch schneller. Vermutlich wird die nächste Blase sich im Ressourcen-Bereich bewegen. Davon haben wir ja schon eine deutliche Andeutung. Das gilt übrigens auch für die Nahrungsmittel.

Dobovisek: Ulrich Thielemann, Wirtschaftsethiker an der Universität von St. Gallen in der Schweiz. Vielen Dank für das Gespräch.



Aus: "Finanzethiker: Variable Vergütungen fördern "System der Gier""
Thielemann fordert staatliche Regulierung der Finanzbranche
Ulrich Thielemann im Gespräch mit Mario Dobovisek" (17.09.2008)
Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/848180/ (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/848180/)

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Quote[...]

QuoteDietmar Fleischhauer (dfleischhauer), 17. September 2008 23:11

Also sprach Keynes

"Es müssen irgendwo Verrückte herumlaufen, die bis Montag nicht aufgefallen sind, weil ihr Wahn identisch war mit der Logik des etablierten Systems." Herzlichen Glückwunsch zu der Erkenntnis.


Kommentar zu: "Mehr als eine Finanzkrise - Das Zeitalter des Unglücks" Von Frank Schirrmacher (18. September 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~E29F8FCC1E6094ED1BFE07AA7222B0AC4~ATpl~Ekom~SKom~Ak~E.html (http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~E29F8FCC1E6094ED1BFE07AA7222B0AC4~ATpl~Ekom~SKom~Ak~E.html)

Title: [...sich überschneidende Kreise (SIEMENS-AFFÄRE)]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 21, 2008, 11:06:45 AM
Quote[...] So hatte Adam gegenüber dem Bundestagspräsidenten lediglich eingeräumt, dass er von Schelsky verdeckte Wahlkampfzuwendungen im Gesamtwert von rund 60.000 Euro erhalten habe. Die Fahnder gehen indes von einer mehr als dreimal so hohen Summe aus. 200.840,58 Euro hat Adam ihren Berechnungen zufolge an "Zuwendungen/Schenkung" von Schelsky kassiert. Selbst die Kosten eines Mobiltelefons (Anbieter: Talkline) hat der Scheingewerkschaftsboss den Ermittlern zufolge für den Abgeordneten von Januar 2000 bis Dezember 2006 beglichen - insgesamt 11.363,36 Euro.

Adam wollte zu den Vorwürfen "mit Rücksicht auf das laufende Verfahren keine öffentliche Stellungnahme abgeben". Für die Ermittler aber scheint der Fall klar: "Die konspirative Vorgehensweise aller Beteiligten" zeige "deutlich das vorsätzliche Handeln der Beschuldigten und ihr Wissen um die Unrechtmäßigkeit ihres Tuns".

Auch IOC-Vizepräsident Bach, der auf Schelskys Vermittlung einen mit 400.000 Mark dotierten Beratervertrag mit Siemens hatte, gerät in Erklärungsnot. Der Wirtschaftsanwalt hatte gegenüber dem SPIEGEL behauptet, er habe stets strikt zwischen seinen "geschäftlichen Tätigkeiten" und seinen "ehrenamtlichen Funktionen im Sport" getrennt.

Eine E-Mail vom 31. Januar 2005, die Bach an den Siemens-Vorstand Rudi Lamprecht schickte, liest sich dagegen anders. Damals bemühte sich Siemens darum, Kuweit als Großinvestor zu gewinnen, und Bach meldete, sein "Freund und Kollege, Energieminister Scheich Ahmed al-Sabah", sei derzeit für eine vertrauliche Anfrage zum Stand der Verhandlungen schwer erreichbar. Am 9. März meldete der IOC-Funktionär dagegen an den Siemens-Vorstand, er habe "die Investitionsfrage noch einmal mit dem Energieminister vertraulich besprochen".

Da Bach kein Minister und der Scheich kein Rechtsanwalt ist, ergibt sich daraus, dass Bach den Scheich bei seiner Siemens-Tätigkeit nur in einer anderen Hinsicht als Kollegen angesprochen haben kann: Sabah ist Mitglied des IOC. Bach dementiert dennoch jede Verquickung "zwischen dem IOC-Ehrenamt" und seiner "beruflichen Tätigkeit". Es gebe aber "vielfältige Lebenssachverhalte, in denen sich persönliche, durch Freundschaften oder auch Ehrenämter begründete Bekanntschaften und berufliche Kreise überschneiden".


Aus: "SIEMENS-AFFÄRE - IOC-Vize Bach und CDU-Abgeordneter Adam in Erklärungsnot" (20.09.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,579340,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,579340,00.html)

Title: [Siemens-Vorstand: "Wir haben die Angestellten gefickt! Und es war geil!"... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 25, 2008, 11:37:12 AM
Quote[...] Schelsky und Feldmayer nehmen an diesem Vormittag keinen Blickkontakt zueinander auf. Es redet nur der Ex-Siemens-Manager und er gibt tiefe Einblicke in den jahrelangen Siemens/Schelsky/AUB-Filz. Er lobt die AUB für ihre große Kooperationsbereitschaft gegenüber dem Management. Beispiele gebe es dafür zuhauf, sagt er. So hätten AUB-dominierte Betriebsräte in den Standorten Nürnberg-Moorenbrunn und Erlangen in den neunziger Jahren dem Verzicht auf Zuschläge und Zahlungen für die Belegschaft zugestimmt. Das habe nicht nur Arbeitsplätze gerettet. Siemens habe zudem "unterm Strich Geld gespart."


Aus: "AUB-Prozess: Lohnende Investition" (24.09.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/659/311580/text/ (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/659/311580/text/)

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Quote[...] Im Sitzungssaal 600 im Landgericht Nürnberg-Fürth zeigte das Wirtschaftsstrafrecht unterschiedliche Seiten. Zahlen dominierten. Leise und konzentriert kämpfte sich die Staatsanwältin durch die Anklageschrift, die reich war an tabellarischen Rechnungsübersichten - Ziffer für Ziffer, Datum für Datum. Alle Anwesenden schienen trotz der trockenen Materie aber alles andere als gelangweilt zu sein. Die Staatsanwältin wurde sogar gebeten, die Zahlenkolonnen lauter vorzutragen.

Auf den Anklagebänken saßen Johannes Feldmayer und Wilhelm Schelsky. Der 51 Jahre alte Feldmayer hatte eine steile Karriere hinter sich: Seit 1977 im Siemens-Konzern stieg er 1999 zum Bereichsvorstand auf und schaffte es schließlich bis zum Zentralvorstand der Siemens AG. Der ruhig und eher unauffällig daherkommende Manager galt sogar einmal als aussichtsreicher Anwärter auf die Nachfolge des früheren Vorstandsvorsitzenden Heinrich von Pierer. Als Chef jedenfalls ist er im Sitzungssaal nicht aufgetreten. Während die Staatsanwältin die Anklageschrift vorlas, betrachtete er seine Umgebung neugierig mit hochgezogenen Augenbrauen; als würde er zusehen, wie mit aller Vorsicht eine Ausgrabungsstätte freigelegt wird.

Wilhelm Schelsky, 59 Jahre, hingegen machte einen angespannten Eindruck. Seit dem 14. Februar 2007 sitzt er schon in Untersuchungshaft. Er war Bundesvorsitzender der ,,Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Betriebsräte" (AUB), jener arbeitgebernahen Gewerkschaft, die durch Siemens-Gelder bezahlt worden sein soll. Zu den Vorwürfen äußerte sich Schelsky nicht - noch nicht. Anders Feldmayer: Er sagte zu Beginn seiner Stellungnahme, dass er die Verantwortung für die Zahlung an die Firmen von Schelsky übernehme. Was nach einem Geständnis klang, sollte sich als Winkelzug entpuppen.


Die Staatsanwältin geht jedenfalls davon aus, dass Feldmayer im Januar 2001 für Siemens eine Vereinbarung mit Schelsky getroffen hat, deren wahrer Zweck der Aufbau der AUB als Gegenpol zur IG Metall gewesen sein soll. Vorgeblich ging es in dem Vertrag um diverse Leistungen, die Schelskys Beratungsfirma für Siemens erbringen sollte. Dazu gehörten Schulungen oder Veranstaltungen für Führungspersonal. Aufgrund dieser Vereinbarung wurden zwischen den Jahren 2001 und 2006 Rechnungen über einen Gesamtbetrag von 30 Millionen Euro ausgestellt. Doch das Geld soll nicht nur dem heimlichen Zweck gedient haben. Schelsky hat nach Ansicht der Ermittlungsbehörde entgegen der Vereinbarung mit Feldmayer 3,2 Millionen Euro für private Interessen verwendet, etwa die Unterstützung von Vereinen. So sollen die Gehälter der Damen-Handballmannschaft des 1. FC Nürnberg indirekt durch Siemens bezahlt worden sein.

Strafrechtlich geht es zunächst um Untreue: Denn den von Feldmayer veranlassten Zahlungen an Schelskys Beratungsfirma steht der Anklage zufolge mit dem Aufbau der AUB kein messbarer Vorteil gegenüber - auch wenn Feldmayer in der Verhandlung darauf verwies, dass Siemens der AUB gute Betriebsvereinbarungen verdankt. Feldmayer wird aber auch Steuerhinterziehung vorgeworfen. Denn das geltende Recht verbietet, die Wahl zum Betriebsrat zu beeinflussen und damit das Prinzip der Mitbestimmung zu untergraben. Deshalb durften die Ausgaben an die AUB der Anklage folgend nicht steuermindernd berücksichtigt werden. Schelsky soll Feldmayer bei dieser Steuerhinterziehung Beihilfe geleistet haben, indem er die fingierten Rechnungen erstellte. Auch Schelsky hat die Ausgaben seiner Beratungsfirma steuermindernd berücksichtigt, obwohl dies unter anderem wegen des Verstoßes gegen das Betriebsverfassungsgesetz unzulässig war. Das falsche Spiel gegenüber Feldmayer, mit dem Schelsky sich private Ausgaben ermöglicht haben soll, hält die Staatsanwaltschaft auch schlicht für Betrug.

Mit der Übernahme der Verantwortung hat Feldmayer - so viel zur Taktik - aber noch lange nicht einen, strafrechtlich gesehen, schädigenden Einfluss auf die Mitbestimmung eingeräumt. Ob er sich nicht habe vorstellen können, dass durch das Geld der AUB ein Wettbewerbsvorteil entstünde, wollte ein Richter beinahe süffisant wissen. Denn immerhin habe diese Beschäftigtenorganisation im Vergleich zur IG Metall niedrigere Beiträge von ihren Mitgliedern verlangt. Doch Feldmayer blieb bei seiner Auffassung. Wenn eine Mitarbeiterorganisation finanziell mit Millionenbeträgen unterstützt werde, erhöhe das nicht ihre Erfolgschancen bei Wahlen zum Betriebsrat, strapazierte er die Logik.

Als die Rahmenvereinbarung geschlossen wurde, waren die Parteien jedoch recht vorsichtig: Für Schelskys Firma soll seine ehemalige Frau mit ihrem Mädchennamen unterschrieben haben. Feldmayer wiederum verzichtete darauf, eine zweite Unterschrift einzuholen. Er hielt die Vereinbarung nicht für ,,wesentlich". In dem Fall hätte er nämlich laut einer konzerninternen Regel die zweite Unterschrift einholen müssen. Die Rechnungen für die nicht erbrachten Leistungen haben ihren Weg zunächst über Feldmayers Privatadresse genommen, wie er selber zugegeben hat. Feldmayer begründete diesen ,,kontrollierten Weg in die Buchhaltung" damit, dass ansonsten Mitarbeiter von den Zahlungen erfahren hätten. Er fürchtete insbesondere die Reaktion von Mitgliedern der IG Metall. Das irritierte die Staatsanwältin: Die Rechnungen selbst hätten schließlich unverdächtig ausgesehen. Von der Finanzierung der AUB war dort eben gerade nicht die Rede, nicht einmal Schelskys Name tauchte auf.


Aus: "Korruptionsprozess gegen Siemens: ,,Die Zahlen bitte etwas lauter"" Von Hendrik Wieduwilt (25. September 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~E28B19E53D09249DDBAE29126953E0CBE~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed (http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~E28B19E53D09249DDBAE29126953E0CBE~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed)

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Quote[...] Der frühere Siemens-Zentralvorstand Johannes Feldmayer hat am heutigen Mittwoch vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verdeckte Millionenzahlungen an die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB) eingeräumt. Die Staatsanwaltschaft wirft Feldmayer in diesem Zusammenhang Untreue sowie Steuerhinterziehung in mehreren Fällen vor. Mit dem ebenfalls angeklagten langjährigen ABU-Vorsitzenden Wilhelm Schelsky soll Feldmayer eine Vereinbarung getroffen haben, die der Betriebsräteorganisation 500.000 Euro pro Quartal einbrachte, ohne dass dafür pro forma vereinbarte Dienstleistungen (Schulung von Mitarbeitern, Analyse von Arbeitsabläufen) erbracht wurden. Ziel des Geldflusses sei vielmehr die Förderung der als arbeitgeberfreundlich geltenden Organisation gewesen, um ein Gegengewicht zur IG Metall aufzubauen.

[...] Zu Beginn des Prozesses räumte Feldmayer ein, die AUB mit mehr als 30 Millionen Euro unterstützt zu haben. Der einstige Zentralvorstand, der im Frühjahr 2007 mehrere Tage in Untersuchungshaft saß, erklärte aber, Betriebsräte seien nicht beeinflusst worden. Auch sei er nur Ausführender gewesen. Schelskys Rechnungen nahm Feldmayer laut Staatsanwaltschaft zunächst unter seiner Privatadresse an und leitete sie anschließend an die Buchhaltung des Geschäftsbereichs Automation and Drives weiter. Später seien die ausgezahlten Beträge dann in diesem Unternehmensbereich jeweils nur als durchlaufende Posten verbucht und anschließend im Wege einer konzerninternen Verrechnung der Zentrale der Siemens AG weiterbelastet worden. (pmz/c't) 


Quote24. September 2008 20:00
"Betriebsräte seien nicht beeinflusst worden" - also 30 Millionen für nix??
Politikiller (133 Beiträge seit 18.04.07)

Wer's glaubt...



Quote25. September 2008 09:43
"Auch sei er nur Ausführender gewesen."
NorFie (461 Beiträge seit 01.02.02)

Waere interessant, in welchem Auftrag bzw. auf wessen Weisung "der
Ausfuehrende" gehandelt hat. Weiterhin waere es interessant, wie die
Buchungen als "legale Zahlungen" durch die Buchhaltung gerutscht
sind, wenn die Privatadresse des "Ausfuehrenden" auf der Rechnung
steht. Fragen ueber Fragen.


Quote24. September 2008 23:06
Wenn ein Elite-Manager etwas einräumt,
FrogmasterL (mehr als 1000 Beiträge seit 02.11.05)

heisst das, dass er mit dem Rücken zur Wand steht, die Beweislast so
erdrückend ist, dass sie auch mit der Standaradverteidigung 'Ich bin
zwar tausendmal wichtiger als alle anderen und für alles
verantwortlich, aber ich weiss jetzt nicht, wovon sie reden' nicht
weggeredet werden kann und er trotzdem so tut, als ob die Schweinerei
eine Petitesse nach dem Motto 'Achja, da war ja noch was' ist.

Es heisst aber auch, dass er nur einige Erdnüsse opfern muss und
ansonsten ungeschoren davonkommt.


Quote24. September 2008 21:38
Machts doch wie die Telekom
copyandpaste (526 Beiträge seit 22.04.08)

Einfach entschuldigen, dann passt das schon.


Quote24. September 2008 21:28
So einfach ist das?
RasT (mehr als 1000 Beiträge seit 29.02.00)

Ich bin immer wieder verblüfft, wie einfach es doch offensichtlich
ist in einem solchen Konzern größere Summen verschwinden zu lassen.
Wozu betreiben die eigentlich den ganzen Aufwand der sich
"Kontrolling" nennt? Womit rechtfertigen die Prüfungsunternehmen ihre
immensen Rechnungen? Wieso rückt denen nicht das Finanzamt jedes Jahr
mit einer Hundertschaft auf die Pelle?


Quote24. September 2008 22:52
Re: So einfach ist das?
Algol (318 Beiträge seit 14.09.00)

RasT schrieb am 24. September 2008 21:28

> Wieso rückt denen nicht das Finanzamt jedes Jahr
> mit einer Hundertschaft auf die Pelle?

Geht nicht, denn das Finanzamt ist damit beschäftigt den Hartz4ler
nachzuweisen, dass sie 150€ schwarz nebenbei verdient haben um am
Leben zu bleiben. Das wird sofort strafrechtlich verfolgt, weil
öffentliches Interesse besteht. Lieber alles machen um den Bodensatz
der Gesellschaft noch weiter zu stigmatisieren und in die Illegalität
zu treiben. Ja, der Betrag muß nur groß genug sein, dann bekommt man
noch von den Verhandern die Tür aufgehalten wenn man mit schwarzen
Koffern das Land verlässt.

Manchmal bedauere ich den Rückzug der RAF, denn ne .38er zur
richtigen Zeit lässt bestimmt einige wieder auf den Boden der
Realität zurückkommen.

(Gefundene Veler, Ironie und Sarkasmus können behalten werden)


Quote24. September 2008 20:37
Wettbewerbsnachteil für deutsche Unternehmen ?
nixXL (mehr als 1000 Beiträge seit 04.11.03)

Dass alte Zöpfe wie irgendwelche DGB-Zwangsbetriebsräte vom
Unternehmen durchgefüttert und schon mal mit Edelnutten bei Laune
gehalten werden müssen, wissen wir spätestens seit dem
DGB-Betriebsratskandal bei VW. Wann wird dieser Quatsch mit den
Zwangsbetriebsräte beendet ? Falls die AN einen Betriebsrat wollen,
soll der doch einfach durch die Arbeitnehmer direkt bezahlt und
eingesetzt werden; die Löhne sind ja in D im Vergleich zu anderen
EU-Nachbar-Ländern wie Polen oder Tschechien oder Slowakei 5-10-mal
höher: da kann der Arbeitnehmer sich diesen Luxus selber bezahlen,
wenns denn jemand braucht und will. Ansonsten werden neue Jobs in
wettbewerblich interessanteren Regionen in der Welt neugeschaffen,
wohl kaum im unternehmerfeindlichen Deutschland in der manche Deppen
von SED-PDS-NPD-Links-Rechts-Partei schon wieder von "Enteignung"
erfolgreicher Unternehmer und Einführung von Zwangs- und
Mangelwirtschaft träumen, und dafür mit Zusammenarbeitsangeboten von
Hessens SPD-Tante XY belohnt werden ...

Das Arbeitsrecht in Deutschland sollte dringend reformiert und
entrümpelt werden, um wieder eine Vollbeschäftigung zu erreichen.

Quote24. September 2008 23:22
Toll.
FrogmasterL (mehr als 1000 Beiträge seit 02.11.05)

Hast Du diesen Erguss selbst aus irgendwelchen
Blut-Schweiss-und-Tränen-Reden zusammengebastelt oder ist das
tatsächlich Deine Meinung?

>Wann wird dieser Quatsch mit den
>Zwangsbetriebsräte beendet ?
Es gibt keine Zwangsbetriebsräte. Die Mitarbeiter haben ab einer
bestimmten Unternehmensgröße das Recht auf einen Betriebsrat. Das
heisst nicht, dass sie auch einen einsetzen.

>die Löhne sind ja in D im Vergleich zu anderen
>EU-Nachbar-Ländern wie Polen oder Tschechien
>oder Slowakei 5-10-mal
>höher
Typisches Necongeschwätz. Beinhaltet auch, die mehr als 10-mal so
hohen Lebenshaltungskosten zu verschweigen.

>Ansonsten werden neue Jobs in
>wettbewerblich interessanteren Regionen
>in der Welt neugeschaffen,
Stimmt. Während in den wichtigen Absatzmärkten keiner mehr das Geld
erwirtschaftet, die in den interessanten Regionen produzierten Güter
zu kaufen.

>Das Arbeitsrecht in Deutschland sollte
>dringend reformiert und
>entrümpelt werden,
>um wieder eine Vollbeschäftigung zu erreichen

Stimmt. Es darf keine bürokratischen Hürden bei der Neueinstellung
mehr geben.
Die feindselige Haltung gegenüber Älteren, Frauen, Ausländern und
Behinderten muss bekämpft werden.
Es müssen anständige Löhne für anständige Arbeit gezahlt werden.
Manager sollten dazu verpflichtet werden, drei Monate in dem Bereich
zu arbeiten, für den sie zuständig sind.

Quote25. September 2008 00:38
Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen (Editiert vom Verfasser am 25.09.08 um 00:39)
nixXL (mehr als 1000 Beiträge seit 04.11.03)

> Es gibt keine Zwangsbetriebsräte. Die Mitarbeiter haben ab einer
> bestimmten Unternehmensgröße das Recht auf einen Betriebsrat.
Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen. Sollen die das doch
selber bezahlen, wenn sie diese Vögel wirklich wollen. Die mitunter
zur Erfüllung der "wichtigen Arbeitsaufgaben" von DGB-Betriebsräten
verlangten Edelnutten können die Arbeitnehmer dann auch gleich
mitsponsern, das verringert die Unternehmenskosten und schafft
(Blow-)Jobs in Deutschland :)

> >die Löhne sind ja in D im Vergleich zu anderen
> >EU-Nachbar-Ländern wie Polen oder Tschechien
> >oder Slowakei 5-10-mal
> >höher
> Typisches Neongeschwätz. Beinhaltet auch, die mehr als 10-mal so
> hohen Lebenshaltungskosten zu verschweigen.
Nein - die Mieten in Prag sind nicht 10-mal höher als in Berlin,
sondern nur etwa 20% höher. Die restlichen Lebenshaltungskosten sind
etwa gleichhoch. Reisen bildet ;-) Und was für ein Neongeschäft?

> >Ansonsten werden neue Jobs in
> >wettbewerblich interessanteren Regionen
> >in der Welt neugeschaffen,
> Stimmt. Während in den wichtigen Absatzmärkten keiner mehr das Geld
> erwirtschaftet, die in den interessanten Regionen produzierten Güter
> zu kaufen.
Genau - in Regionen in denen kein verzopftes Arbeitsrecht und dafür
ein Wirtschaftswachstum von 5-10% jährlich besteht: dort entstehen
die neuen Jobs. Nicht in Deutschland mit Null-wachstum und
Überbürokratisierung / Überregulierung in allen Lebensbereichen.

> >Das Arbeitsrecht in Deutschland sollte
> >dringend reformiert und
> >entrümpelt werden,
> >um wieder eine Vollbeschäftigung zu erreichen
>
> Stimmt. Es darf keine bürokratischen Hürden bei der Neueinstellung
> mehr geben.
Genau - endlich Abschaffung des überflüssigen Kündigungsschutzes. Da
stimme ich mit Dir überein.

> Es müssen anständige Löhne für anständige Arbeit gezahlt werden.
Richtig. Im Weltmarkt wettbewerbsfähige Löhne. Es kann nicht sein,
dass ein deutschar Arbeitnehmer nur wegen seines "doitschen Blutes"
(wie PDS/NPD argumentieren) bei gleicher Leistung automatisch 5-mal
mehr Lohn verlangen kann, als sein gleichqualifizierter polischer
Kollege in benachbarten EU-Land ... und die Minderleister mit
überhöhten ALG2-Zahlungen dauerhaft subventioniert und von Arbeit
entwöhnt werden. Dauerhaftes Schaukeln in der sozialen Hängematte
sollte nicht weiter belohnt werden.

> Manager sollten dazu verpflichtet werden, drei Monate in dem Bereich
> zu arbeiten, für den sie zuständig sind.
Sofern sie das mit dem Eigentümer ausgehandelt haben, kann das der
Manager oder jeder andere Arbeitnehmer verlangen Typischweise
arbeiten Manager und andere Arbeitnehmer jedoch ca 12 Monate in ihrem
Bereich. Pro Jahr.

Quote25. September 2008 08:19
Danke.
FrogmasterL (mehr als 1000 Beiträge seit 02.11.05)

Ich habe herzliche gelacht, man könnte fast meinen, Du meinst es
ernst.


Quote25. September 2008 09:06
Re: Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen
Neither (171 Beiträge seit 12.10.05)

nixXL schrieb am 25. September 2008 00:38

...vieles was schon wirklich amüsant ist :-)

> Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen.

Stimmt! :-)
Du willst hier in Deutschland Musik? Dann musst Du Dich eben an
unsere Regeln halten :-)

> Sollen die das doch
> selber bezahlen, wenn sie diese Vögel wirklich wollen....

Du weißt ja offenbar nicht einmal wirklich was die Aufgaben und die
(gesetzlichen) Grundlagen von Betriebsräten sind.

> Nein - die Mieten in Prag sind nicht 10-mal höher als in Berlin,
> sondern nur etwa 20% höher.

Prag!?
Warum nicht gleich der Vergleich mit Moskau?

> Genau - in Regionen in denen kein verzopftes Arbeitsrecht und dafür
> ein Wirtschaftswachstum von 5-10% jährlich besteht: dort entstehen
> die neuen Jobs. Nicht in Deutschland mit Null-wachstum und
> Überbürokratisierung / Überregulierung in allen Lebensbereichen.

Super! Fangen wir doch an die Bürokratie zurückzudrängen und zu
vereinfachen. Das hat allerdings gar nichts mit dem jetzigen Thema zu
tun.
Als erstes sollten wir solche Dinge wie die Absetzbarkeit von
Firmenwagen komplett streichen, die keine LKWs sind :-)
Dann streichen wir die Absetzbarkeit von angeblichen Arbeitszimmern
in privaten Häusern, und, und, und...

> Genau - endlich Abschaffung des überflüssigen Kündigungsschutzes. Da
> stimme ich mit Dir überein.

Ja, und wenn die Arbeiter streiken, dann rufen wir das Militär wie zu
Kaisers Zeiten ;-)

>...Es kann nicht sein,
> dass ein deutschar Arbeitnehmer nur wegen seines "doitschen Blutes"
> (wie PDS/NPD argumentieren)...

Wie krank wird Deine Argumentation jetzt eigentlich?

Es würde mich ehrlich interessieren aus welchem putzigen Land zu
kommst?!
Erfahrungsgemäß (und eigenartigerweise!) argumentieren gerade
Österreicher und Schweizer so wie Du es hier exerzierst <:*)





Quote24. September 2008 21:21
Siemens-Vorstand: "Wir haben die Angestellten gefickt! Und es war geil!" /nt
Calibrator (mehr als 1000 Beiträge seit 16.03.01)

mt



Aus: "Ex-Siemens-Vorstand räumt verdeckte Millionenzahlungen ein" (24.09.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Ex-Siemens-Vorstand-raeumt-verdeckte-Millionenzahlungen-ein--/meldung/116441 (http://www.heise.de/newsticker/Ex-Siemens-Vorstand-raeumt-verdeckte-Millionenzahlungen-ein--/meldung/116441)

-.-

Quote[...] Der Schmiergeldskandal bei Siemens hat nach Einschätzung von Aufsichtsrat und IG-Metall-Funktionär Heinz Hawreliuk tausende Arbeitsplätze gekostet. Durch Korruptionszahlungen sei die wirtschaftliche Misere im ehemaligen Siemens-Telekommunikationsbereich "verschleiert, vertuscht und unter den Teppich gekehrt" worden, sagt Hawreliuk in der ZDF-Dokumentation "Der Fall Siemens: Der Konzern und die Korruption", die am nächsten Mittwoch (1. Oktober) ausgestrahlt werden soll.

"Bei Siemens sind Arbeitsplätze verloren gegangen, weil die Schwächen des Bereichs von Korruptionszahlungen überdeckt worden sind, die zu künstlich zugeführten Aufträgen geführt haben", sagte Hawreliuk. Die Bestechungspraktiken seien mitverantwortlich für die BenQ-Mobile-Krise und den Niedergang der Siemens-Telecomsparte.

Das Handygeschäft war 2006 an den taiwanischen Konzern BenQ gegangen. Ein Jahr darauf kam die Insolvenz. Mehr als 3000 Beschäftigte in Deutschland verloren ihren Job. Im größten Schmiergeld-Skandal der deutschen Wirtschaftsgeschichte geht es insgesamt um 1,3 Milliarden Euro an dubiosen Zahlungen.

Quote24. September 2008 14:13
Super Argumentation!
Advocadus Diaboli (mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.00)

Zitat:
"Bei Siemens sind Arbeitsplätze verloren gegangen, weil die Schwächen
des Bereichs von Korruptionszahlungen überdeckt worden sind, die zu
künstlich zugeführten Aufträgen geführt haben"

Heißt im Klartext: "Ohne die Korruptionszahlungen hätten wir die
Bereiche schon viel früher dicht gemacht da wir dann ihre mangelnde
Rentabilität eher entdeckt hätten"

Nein, ich bin nicht für Korruption, ganz im Gegenteil, aber irgendwie
ist es müßig jetzt den Stellenabbau auf den Korruptionsskandal
schieben zu wollen.

Vor allem erscheint es mir recht seltsam, daß ein Bereich der tief in
einer Misere steckt trotzdem noch genügend Geld flüssig hat um
kräftig schmieren zu können...


Quote24. September 2008 15:36
Immer ein minus Geschäft DIE WARHEIT
xyr0x (11 Beiträge seit 28.02.08)

Als ehemaliger Siemens Arbeiter kann ich gewissenhaft sagen, dass bei
Siemens vieles daneben läuft.

Die zahlreichen Abteile die es Siemens haben alle eine eigene Kasse
mit Geld. Ja mit vielem Geld.

Das Abteil kann mit dem Geld das Ihnen zur Verfügung steht immer
wieder etwas anstellen

- Ware bestellen (auch bei anderen Abteilen (intern))
- Mitarbeiter Laptops reparieren lassen (bei den zuständigen
IT-Abteilungen)
- Parkplätzer für Chefs und Mitarbeiter mieten (diese Parkplätze
gehören der Siemens AG selbst)
- Essen, Trinken,... kaufen

und vieles mehr.
Der Clou dabei ist. Das Geld exisitiert nur auf Papier
(Monopoly-Geld)
Aber dennoch wird alles schön bei dem Finanzamt angegeben. Man hat ja
Ausgaben :). Also auf gut deutsch, die Abteile bezahlen sich
untereinander mit Spielgeld.

Zu den Schmiergeldern kann man nur sagen...
Wenn ich einen Auftrag haben will, der mir z.B. 2000 Euro Gewinn
einbringen würde und bezahle aber schon 1500 Euro Schmiergeld um den
Auftrag zu bekommen, dann bleiben nurnoch 500 Euro üprig. Auf dauer
kann man dann keine Arbeitsplätze mehr halten.

[...]


Quote24. September 2008 14:58
Aha. Soso. Jaja.
SeBiG (710 Beiträge seit 19.12.02)

"Bei Siemens sind Arbeitsplätze verloren gegangen, weil die Schwächen
des Bereichs von Korruptionszahlungen überdeckt worden sind, die zu
künstlich zugeführten Aufträgen geführt haben", sagte Hawreliuk. "Die
Bestechungspraktiken seien mitverantwortlich für die
BenQ-Mobile-Krise und den Niedergang der Siemens-Telecomsparte."
...und wann zieht die Politik daraus ENDLICH mal die notwendigen
Konsequenzen?

Wenn das Zauberwort A-R-B-E-I-T-S-P-L-Ä-T-Z-E in diesem Land alles
rechtfertigt, das Verschweigen übelster Skandale in der
Fleischindustrie, Sklaverei per Gesetz wie bei Zeitarbeitern, Armut
per Gesetz wie im Falle "Hartz-IV", warum kann nicht auch mal am Ende
der Sozialen Nahrungskette die Brechstange angesetzt werden?

Nur ein schlichter Paragraph: Die verantwortlichen Manager haften in
Deutschland ab sofort mit dem Privatvermögen ihrer Familie für grob
fahrlässiges Verhalten sowie Unternehmensschäden, die durch
ungesetzliche Praktiken herbeigeführt werden (auch im Falle ihrer
direkten Untergebenen)...

...und die allabendlichen Kotzanfälle beim Betrachten der Tagesschau
über all die Ackermanns, Zumwinkels und wie das Pack alles heißt, das
sich hinterher unbehelligt mit ins Privatvermögen abgezweigten
Millionen in den sehr angenehmen Altersruhesitz zurückzieht, gehören
EIN FÜR ALLEMAL der Vergangenheit an.

Ja, ich weiß... Laßt mich ein bißchen träumen. Da genau diese Leute
allabendlich in gediegensten Etablissements mit der ersten Reihe
unseres Bundestagspanoptikums speisen, und keine etablierte Partei
schon allein DARAN irgendwas zu ändern auch nur in kühnsten Träumen
in Erwägung zieht, spricht schon für sich, daß sich an diesem Filz
aus Politik und Wirtschaft nix ändern wird. Zahlen tun letzten
endlich immer nur die Doofköpppe, die für ihr Geld auch arbeiten
gehen müssen.

q.e.d. - siehe Artikelschlagzeile!

     >:-E = SeBiG


Quote24. September 2008 17:48
Da wird wohl gerade an einem Sündenbock gebastelt...
viandante (234 Beiträge seit 28.09.05)

... denn bei Siemens wird es zu ganz dicken Entlassungen kommen und
zwar nicht wegen der Schmiergelder sondern wegen des Kurses des neuen
Chefs, dem GröMaZ mit an Größenwahn grenzenden Renditevorstellungen.
Habt ihr mal den Aktienkurs von Siemens verfolgt, seit der vorsteht?
Absolute Talfahrt.
Tja, schieben wir mal alles auf die Schmiergeldaffäre.

Just my 0.02 Eurocents,

V.


Quote24. September 2008 15:25
Wer diesen Bullshit glaubt ...
Elko (mehr als 1000 Beiträge seit 21.02.01)

Will man in diesen korrupten Welt-Strukturen mit einem Konzern
überleben, bleibt einem nichts anderes übrig. Nein, ich stelle ehr
die These auf, das die Medien mit ihrer überschwenglichen Gier nach
Sensation am Zusammenbruch verantwortlich sind. Warscheinlich wurden
Sie noch von Mitbewerbern gefüttert, die jetzt königlich profitieren.

Gerade beim ZDF oder anderen off. rechtlichen Anstalten sollte man
lieber den Finger ganz weit unten halten. Was da an Absprachen
stattfindet ist genauso unter aller Sau.

Es ist nicht nur im Siemens Konzern Gang und Gebe.
Aber ih weiss ja, wir sind ja alle auf Kuschelkurs und Selbstfindung.




Aus: "Siemens-Aufsichtsrat: Korruptionsskandal kostete tausende Arbeitsplätze" (24.09.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Siemens-Aufsichtsrat-Korruptionsskandal-kostete-tausende-Arbeitsplaetze--/meldung/116410 (http://www.heise.de/newsticker/Siemens-Aufsichtsrat-Korruptionsskandal-kostete-tausende-Arbeitsplaetze--/meldung/116410)

Title: [Jürgen Wilhelm Möllemann... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 25, 2008, 12:16:33 PM
Quote[...] Jürgen Wilhelm Möllemann (* 15. Juli 1945 in Augsburg; † 5. Juni 2003 in Marl-Loemühle) war ein deutscher Politiker (FDP). Er war unter Kanzler Kohl von 1987 bis 1993 Bundesminister der Wirtschaft und Bundesminister der Bildung, ab Mai 1992 auch Vizekanzler. Im Januar 1993 trat er im Zuge der Briefbogen-Affäre aus der Bundesregierung aus.

[...] Möllemann war ein leidenschaftlicher Fallschirmspringer und hatte seine Absprünge häufig auch für Wahlkampfauftritte in Szene gesetzt. Am 5. Juni 2003 starb er an den vielfachen Verletzungen, die er bei Marl-Loemühle durch einen Absturz beim Fallschirmsprung erlitt. Er klinkte sich aus dem Haupt-Fallschirm aus, der Reserveschirm wurde aber nicht geöffnet, was zu einem ungebremsten Aufschlag führte. Die Gründe dafür sind ungeklärt. Jedoch war der Öffnungsautomat, welcher den Reservefallschirm automatisch ausgelöst hätte, abgeschaltet worden. Möllemann hat laut Aussage seiner Kameraden sich der gegenseitigen Kontrolle des Notsystems entzogen, da er ein Glas Wasser holen wollte.[2]

Der am 9. Juli des Jahres vorgelegte Abschlussbericht der untersuchenden Staatsanwaltschaft Essen schloss Fremdverschulden als Todesursache aus, es konnte aber nicht abschließend geklärt werden, ob es sich um einen Unfall oder um Suizid gehandelt hatte. Die zehn Sportkameraden, die mit ihm in die Luft gingen, hatten ihn gefragt, ob er wie oft zuvor einen Formationsflug, den ,,Sechserstern", mitmachen würde. Möllemann erklärte daraufhin: ,,Ich springe heute einen Einzelstern."

[...] Weniger als eine halbe Stunde vor dem tödlichen Sprung hatte der Deutsche Bundestag Möllemanns Immunität aufgehoben. Daraufhin durchsuchten Ermittler der Polizei und die Staatsanwaltschaft im Rahmen von Ermittlungen gegen ihn wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung sowie des Verstoßes gegen das Parteiengesetz Liegenschaften und Geschäftsräume in verschiedenen Ländern. Nach dem Tod von Jürgen Möllemann wurden die Ermittlungen in dem Strafverfahren eingestellt.

Im Dezember 2004 wurde ein Insolvenzverfahren über seinen Nachlass eröffnet.


Aus: "Jürgen Möllemann" (9. September 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_M%C3%B6llemann (http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_M%C3%B6llemann)

-.-

Quote[...] Als Jürgen W. Möllemann am 5. Juni 2003 am Fallschirm in den Tod sprang, hinterließ er in seiner früheren Partei Entsetzen und eine bleierne Lähmung. Auch fünf Jahre danach hat die FDP mit ihrer schillernden einstigen Führungsfigur noch nicht abgeschlossen. ,,Jetzt kommt noch die Schlussabrechnung für seine Finanzmanipulationen", sagt der Chef der FDP-Landtagsfraktion in NRW, Gerhard Papke. ,,Das gehört mit zu seinem Erbe."

[...] Die FDP will ihren einstigen Bundes-Vize trotz Parteispenden- Affäre und seines zuletzt als anti-israelisch kritisierten Politik-Schwenks nicht länger aus ihrer Parteigeschichte verdrängen. ,,Er war kein Antisemit", sind Pinkwart und Papke sich in ihrem Urteil über den langjährigen Weggefährten einig. ,,Aber er hat ganz gezielt den rechten Rand bedient, hat damit gespielt und versucht, das zu benutzen", kritisiert Pinkwart. ,,Auch das ist nicht zulässig."

Dass Möllemann vor dem Bundestagswahlkampf 2002 ein spektakuläres Flugblatt mit Kritik an der israelischen Regierung verdeckt über sein Privatvermögen finanziert hat, wird die FDP noch teuer zu stehen kommen. Rund 1,8 Millionen Euro hat die NRW-FDP vorsorglich an Rückstellungen für etwaige Strafzahlungen an die Bundestagsverwaltung in ihre Bilanz eingestellt, 874.000 Euro mit Hilfe eines Kredits bereits unter Vorbehalt bezahlt. Der Bescheid soll in Kürze eintreffen. Derzeit schuldet die NRW-FDP den Banken nach eigenen Angaben knapp 600.000 Euro.

[...]


Aus: " 5. Todestag - FDP hadert weiter mit Jürgen Möllemann" (5. Juni 2008)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article2068823/FDP_hadert_weiter_mit_Juergen_Moellemann.html (http://www.welt.de/politik/article2068823/FDP_hadert_weiter_mit_Juergen_Moellemann.html)

-.-

Quote[...] [ngo/ddp] Mehr als fünf Jahre nach dem Tod des FDP-Politikers Jürgen Möllemann ist am Amtsgericht Münster das Insolvenzverfahren über sein Vermögen beendet worden. Wie Insolvenzverwalter Norbert Kruse am Mittwoch mitteilte, stehen Aktivposten von rund 1,3 Millionen Euro Schulden von 4,4 Millionen Euro gegenüber. An die Gläubiger verteilt würden noch rund 1,3 Millionen Euro aus dem Verkauf einer Ferienvilla von Möllemann auf der Ferieninsel Gran Canaria. Übrig blieben dann noch mehr als drei Millionen Euro Schulden, teilte Kruse weiter mit. Hauptgläubiger ist das Finanzamt. Der Fiskus wird den Angaben zufolge wohl auf dem größten Teil seiner Forderungen sitzenbleiben.

Wie Insolvenzverwalter Kruse sagte, ist der Kreis der Gläubiger "klein, aber größer als drei".

Möllemann war im Juni 2003 bei einem Fallschirmabsprung auf dem Flugplatz Marl ums Leben gekommen. Bis heute konnte nicht geklärt werden, ob es sich um einen Unfall, Mord oder um Selbstmord gehandelt hat.

Im Zuge der FDP-Parteispendenaffäre war gegen Möllemann unter anderem wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und des Verstoßes gegen das Parteiengesetz ermittelt worden.



Aus: "Insolvenzverfahren gegen Möllemann: Privat-Gläubiger kassieren 1,3 Millionen, Finanzamt geht leer aus" (24. September 2008)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=18661 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=18661)

Title: [Gamebling..It hurts doesn't it?... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 25, 2008, 05:18:10 PM
Quote[...] Es seien Vereinbarungen getroffen worden, über die beteiligte Notenbanken bis zu 30 Mrd. $ in ihre Bankensysteme pumpen können, teilte die Fed mit. "Die Zentralbanken arbeiten angesichts der angespannten Märkte weiterhin zusammen und sind bereit, falls nötig einzuschreiten." Konkret geht es um die Zentralbanken Australiens, Dänemarks, Norwegens und Schwedens.

Die Notenbanken Australiens und Schwedens erhalten über so genannte Swap-Linien mit der Fed jeweils 10 Mrd. $, die dänische und die norwegische Zentralbank können jeweils 5 Mrd. $ abrufen. Dabei handelt es sich um Währungstauschgeschäfte. Die Fed gibt den anderen Notenbanken Dollar, damit sie diese in ihren jeweiligen Währungsräumen verteilen. Ähnlich wie in anderen Währungsräumen brauchen die Kreditinstitute neben Liquidität in eigener Währung vor allem kurzfristige Dollar-Mittel.

Die neuen Vereinbarungen ergänzen die bisherigen Abkommen mit der Europäischen Zentralbank (EZB), der Bank of Japan, der Bank of England, der Schweizerischen Notenbank und der Bank of Canada. Diesen Zentralbanken räumte die Fed ein Swap-Linien über insgesamt 247 Mrd. $ ein.

Sowohl die Zinsen für Tagesgeld in heimischen Währungen als auch die für Dollar-Tagesgeld liegen derzeit zum Teil dramatisch über den jeweiligen Leitzinsen. Die Vereinbarung mit der Fed gibt der norwegischen Notenbank nach eigenen Angaben "mehr Flexibilität" für ihre Liquiditätsspritzen. Sie hatte zuletzt versucht, den Markt unter Rückgriff auf ihre Devisenreserven mit eigenen Währungstausch-Geschäften zu entspannen. Erst am Dienstag hatte die Norges Bank einen einwöchigen Währungs-Swap über 5 Mrd. $ verlängert.

Die Reserve Bank of Australia gibt die Dollar-Mittel erstmals am Freitag in einer Auktion für 28 Tage an die Banken weiter. Die Zinsen für Interbanken-Kredite am Geldmarkt reagierten dennoch bereits und gaben etwas nach.

Zugleich boten die EZB und die Bank of England erneut ihren Kreditinstituten Geldspritzen von jeweils 40 Mrd. $ für einen Tag an. Zusätzlich teilte die EZB den Banken der Eurozone nochmals 40 Mrd. Euro über einen Schnelltender für einen Tag zu und schleuste über ein reguläres Refinanzierungsgeschäft weitere 50 Mrd. Euro für 84 Tage in den Markt.

Die Institute boten beim Schnelltender hohe Zinsen von in der Spitze 4,80 Prozent, um berücksichtigt zu werden. Der Durchschnittszins der akzeptierten Gebote betrug 4,35 Prozent. Bei der Auktion langfristiger Mittel rissen sich die Institute um die Liquidität. Die Mittel hatten ein Volumen von 154,6 Mrd. $, der Durchschnittszins betrug 5,11 Prozent.

Die EZB reagierte damit einerseits auf die anhaltend hohen Tagesgeldzinsen. Noch stärker zogen allerdings weiterhin die Zinsen für längere Termingelder in der Eurozone an. So kletterte der Satz (Euribor) für einwöchige Interbanken-Ausleihungen nochmals deutlich auf 4,741 Prozent von 4,698 Prozent am Dienstag, der Drei-Monats-Euribor stieg auf 5,066 Prozent und der Sechs-Monats-Euribor auf ein Rekordhoch von 5,276 Prozent.

Auch die Bank of Japan und die australische Notenbank stellten in heimischer Währung umgerechnet 14,2 Mrd. und 680 Mio. $ bereit. Japans Notenbank setzte zudem die angekündigte Dollar-Auktion über 30 Mrd. $ um. Diese Mittel werden für einen Monat zur Verfügung gestellt.


Aus: "Wegen Vertrauenskrise: Notenbank weitet Dollar-Abkommen aus" von Doris Grass (Frankfurt) (24.09.2008)
Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/anleihen_devisen/:Wegen-Vertrauenskrise-Notenbank-weitet-Dollar-Abkommen-aus/417672.html?nv=cd-topnews (http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/anleihen_devisen/:Wegen-Vertrauenskrise-Notenbank-weitet-Dollar-Abkommen-aus/417672.html?nv=cd-topnews)

-.-

Quote[...] Die Scheidelinie verläuft zwischen Schein und Sein. Die Illusionswerte sind lukrativer als die Substanzwerte. Der Unterschied zwischen der virtuellen und der realen Welt lässt sich jedoch nicht beliebig steigern. Auch ein Luftballon kann platzen, und irgendwann platzen auch die größten Finanzblasen. Dazu bedarf es nicht eines kleinen Jungen, sondern nur irgendjemandes, der bei den großen Spielen plötzlich Angst um sein Geld bekommt und nicht mehr mitspielt. Man kann auch alles übertreiben, selbst Mutige bekommen bisweilen Angst vor ihrer Courage.

97 Prozent des Finanzkapitals, das den Erdball umkreist, haben mit Wertschöpfung und realen Gütern nichts mehr zu tun. Es ist Spielgeld, das zum Zocken verwendet wird. Mit den Dollar-Billionen, welche die Erde in sechs Tagen umkreisen, kann das amerikanische Sozialprodukt eines Jahres aufgekauft werden. Das Handelsvolumen der Frankfurter Derivatenbörse Eurex war im Jahr 2006 genau 46-mal größer als das deutsche Bruttoinlandsprodukt desselben Zeitraums. Der Handel mit Zinsderivaten war 1600-mal höher als die Summe aller Investitionen im Inland.

Die virtuelle Welt der Finanzgeschäfte hat die reale Welt der Wirtschaft abgehängt. Wertschöpfung, Arbeit und Produktion verkommen zur Restgröße. Mit Arbeit und Eigentum hat diese Art von Finanzkapitalismus so viel zu tun wie eine Fata Morgana mit einer real existierenden Oase. Die Sprache der Finanziers, Bankiers und Börsianer verrät schon ihr pubertäres Versteckspiel: "Expander-Zertifikate", "Airbag-Zertifikate", "Outperformance-Zertifikate". Diese Wortspiele sind Hokuspokus - wie die Sache, die sie ausdrücken sollen.

Die Kapitalmassen ziehen um den Erdball und suchen verzweifelt Bodenkontakt. Sie kreisen über den Börsenplätzen herum. Viele Landeplätze gibt es nicht mehr. Es wird privatisiert auf Teufel komm heraus. Denn was nicht privatisiert ist, eignet sich auch nicht zur Finanzvermarktung. Wasserversorgung, Strafvollzug ... alles wird privatisiert und kapitalisiert. Als letzte Beute steht das Sozialsystem im Visier der globalen Kapitalstrategen. Kapitalisierung von Rente, Pflege, Krankenversicherung, das ist deshalb der letzte Schrei der Finanzkapitalisten, die sich als Retter aus sozialer Not maskiert haben.

"Die Rente ist sicher", habe ich vor zwanzig Jahren gesagt. Nun darf man hinzufragen: Welche denn? Bestimmt nicht die börsenorientierte! Von 112.000 Pensionsfonds der Vereinigten Staaten haben 32.000 überlebt. Der umlagefinanzierten Rentenversicherung ist ein solches Desaster noch nie passiert. 700 Milliarden Dollar werden jetzt ins amerikanische Bankensystem gepumpt. Aber das ist nur die erste Anzahlung. Weitere Raten werden folgen. Das ist vorerst so viel Geld, wie die Rentenversicherung hierzulande ungefähr in drei Jahren ausgibt.

Die Umverteiler gelten als sozialistische Teufel. Auf der Börse aber wird mehr umverteilt, als es die Rentenversicherung je schaffte. Wenn sich der Kurs einer global gehandelten Aktie um ein Prozent ändert, wird mehr umverteilt, als an diesem Tag auf der ganzen Welt an Lohn verdient wird. Wenn ein Unternehmen mit hohem Aktienkurs verstaatlicht wird, ist das "Sozialismus". Bei niedrigen Aktienkursen ist es "Sicherung der Marktwirtschaft". Bei welchem Aktienkurs wandelt sich Verstaatlichung in Marktwirtschaft?

...

Quote

25.09.2008 11:20:17

katzenbob: Einer der wenigen Mahner...

Einer der Wenigen, die gegen den absoluten Wahnsinn der letzten 15 Jahre noch anschreien... leider wird Blüm von den Mainstreammedien weitgehend ignoriert, bzw. als unglaubwürdig hingestellt. Entweder sind die aktuell einflussreichen Politker dumm, engstirnig oder korrupt... vermutlich aber alle 3 Dinge zusammen! Jetzt wird wahrscheinlich Geld zur Rettung der Krise in den Apparat gepumpt, Konsequenzen werden aber wohl ausbleiben... Bild, Spiegel, INSM und andere neoliberale Vorbeter werden es den Massen schon beibiegen... von den Massenmedien in den USA ganz zu schweigen. Vielleicht ist es aber auch das (un)bewusste Ziel dieser Entwicklung, zumindest die "linke" Hand des Staates weitestgehend handlungsunfähig/pleite zu machen. Und dann: Alle gegen alle - möge der (finanziell) stärkere gewinnen! Sozialdarwinismus pur!


Quote

25.09.2008 11:35:35

speisekuchen: Rente

Es ist schon verrückt: da darf Herr Blüm eine zwanzig Jahre alte Lüge die in Form eines Wahlkampfslogans daherkam wiederholt als Titel auf`s Tablett bringen...


Quote

25.09.2008 12:14:11

fair-play: "Der Neoliberalismus scheitert am Menschen, wie er ist, sein will und soll." ...

wie zuvor schon die "Kommunismus-Derivate" des ehemaligen Ostblock ...



Quote

25.09.2008 11:24:16

Legis: Ja - für die, die Geld zum Zocken haben!

Und das ist eine Minderheit!

Aber nach dieser Minderheit haben sich unsere Bundesregierungen zusammen mit den USA gerichtet!

Warnungen von Joseph Stiglitz wurden in den Wind geschlagen und die Bevölkerung wurde bzw. wird noch geplündert!

Bill Clinton hinterließ einen ausgeglichenen US-Haushalt. Bush hat dieses Amerika zugrunde gewirtschaftet. Jetzt will der die Notstandsgesetze ausrufen und die US-Armee soll die eigene Bevölkerung im Zaum halten! Fakt!

Oder denkt jemand, dass diese Raubritter des totalitären Kapitalismus sind von irgendjemandem noch bremsen lassen?

http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_E._Stiglitz (http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_E._Stiglitz)


Quote

25.09.2008 12:04:03

HansJoachim44:

Norbert Blüm hat und hatte Recht mit seiner Ablehnung einer privaten Rentenversicherung. Es war schon damals absehbar, daß kapitalgedeckte Renten keineswegs so sicher sein konnten wie solche, die täglich neu vom arbeitenden Teil der Bevölkerung erwirtschaftet werden. So weit so gut.

Falsch ist und war allerdings die Behauptung, daß die Rente sicher sei. Die staatliche Rente ist einigermaßen sicher vor Spekulationattacken oder Finanzkrisen, dafür ist sie umso anfälliger gegenüber der Bevölkerungsentwicklung. Wer soll sie denn erarbeiten, diese Rente, wenn kein Mensch mehr Kinder kriegt?


Quote25.09.2008  12:15:40

yarx: Zocken?

Das ist dass richtige Wort in diesem Beitrag, einige werden es nie lernen, aber jetzt haben sie sich VERZOCKT! Gamebling..It hurts doesn't it? Naja, Life ai'nt a Ballpark ! Die Rente war sicher? Ich habe Ihnen. nie getraut, diiesen Vasallen. der Finanzmartwirtschaft!




Aus: "Unsichere Altersvorsorge: Die Rente war sicher" Eine Außenansicht von Norbert Blüm (25.09.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/653/311574/text/4/ (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/653/311574/text/4/)

Title: [Deswegen geben wir unser Geld jetzt nicht aggressiv aus... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 01, 2008, 10:35:34 AM
Quote[...] "Die Wirkung auf die Private-Equity-Branche ist vernichtend", sagte Ian Cash, Managing Director des britischen Finanzinvestors Alchemy, auf einer Konferenz der Private-Equity-Dachfondsgesellschaft VCM. "Das gesamte Geschäftsmodell der Private-Equity-Gesellschaften ist bedroht." Michael Hinderer, Chef von Altium Capital, meinte: "So etwas wie jetzt habe ich noch nie gesehen." Als ein Mitgründer einer Vorläuferfirma von Apax ist Hinderer seit Jahrzehnten im Geschäft.

Die bis Mitte 2007 andauernde Kredithausse hatte jahrelang die Deals der Private-Equity-Firmen getrieben - und ihre Gewinne. Da Milliardendarlehen kaum mehr vergeben werden, ist ihre Übernahmetätigkeit stark geschrumpft: Laut Thomson Financial ist das weltweite Dealvolumen in diesem Jahr bis Mitte September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 72 Prozent auf 184 Mrd. $ eingebrochen und sank in Deutschland von 27 auf 13 Mrd. $.

Die größte Bedrohung ist jedoch, dass sich die Werte vieler Firmen in den Portofolios drastisch verringern dürften. "Die Ausfallraten steigen, wir erwarten 20 Prozent oder mehr", so Cash. Wegen des Konjunktureinbruchs dürften sich die Umsätze vieler Unternehmen in den Private-Equity-Portfolios verschlechtern und damit auch ihre Margen. Die Folge für die Private-Equity-Firmen sind hohe Abschreibungen: So hatte KKR die Werte seiner Portfoliofirmen jüngst um 1,2 Mrd. Euro herabgesetzt. Dies ist erst der Anfang: "Der Schaden ist bereits entstanden, aber noch nicht in Erscheinung getreten", meinte Lemy Gresh, Gründer des Mezzaninefonds Mezzvest.

Zudem hat die Kreditbereitschaft der Banken auch für kleine Private-Equity-Deals stark nachgelassen - was die Unternehmensbewertungen ebenfalls drückt: Hinderer berichtet von einem Fall, in dem die Banken noch im Juni einen Kredit in Höhe des 5,5-fachen operativen Unternehmensgewinns (Ebitda) versprochen hätten. Im September hätten sie nur noch das vierfache Ebitda gewährt.

Mit Blick auf den Abschwung haben sich sogenannte Distressed-Investoren, die auf problembehaftete Unternehmen spezialisiert sind, bereits seit Ende 2006 mit Milliardenfonds munitioniert und kräftig investiert. Der Chef des US-Fonds Oaktree, Howard Marks, räumte am Montag ein, dass man damit früh dran war. "Wir haben die Talsohle noch nicht erreicht, deswegen geben wir unser Geld jetzt nicht aggressiv aus."


Aus: "Private Equity
Unter "Heuschrecken" bricht Panik aus" von Angela Maier (München) (FTD, 30.09.2008)
Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Private-Equity-Unter-Heuschrecken-bricht-Panik-aus/420186.html (http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Private-Equity-Unter-Heuschrecken-bricht-Panik-aus/420186.html)

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Quote[...] Kursrutsch an US-Börsen vernichtete etwa 1,2 Billionen Dollar
Damit sind die Verluste fast doppelt so hoch wie das von der US-Regierung geplante Rettungspaket für den US-Finanzsektor - Tokio startet mit Minus

Washington/Tokio - Beim Absturz der Aktienkurse in den USA am Montag sind etwa 1,2 Billionen Dollar (834 Milliarden Euro) Börsenwert vernichtet worden. Dies ergibt sich aus dem Dow-Jones-Wilshire-5000-Index, dem größten Messwert für Börsenbewegungen in den USA. Damit sind die Verluste fast doppelt so hoch wie das von der US-Regierung geplante Rettungspaket für den US-Finanzsektor.

Die Ablehnung dieses 700-Milliarden-Dollar (488 Mrd. Euro) schweren Paketes durch das Repräsentantenhaus hatte den Absturz der Kurse an den US-Finanzmärkten ausgelöst. Der New Yorker Dow Jones Index sank dabei um mehr als 770 Punkte und verbuchte den höchsten Tagesverlust in seiner Geschichte.

Nach dem massiven Kurseinbruch an der Wall Street gerieten auch die Börsen in Lateinamerika sowie am Dienstag auch die Aktienbörse in Tokio in den Abwärtssog. Bereits zehn Minuten nach Handelsauftakt notierte der 225 führende Werte umfassende japanische Nikkei-Index einen Abschlag von 342,64 Punkte oder 2,91 Prozent beim Stand von 11 400,97 Punkten. (APA/AFP/dpa)


Aus: "Kursrutsch an US-Börsen vernichtete etwa 1,2 Billionen Dollar" (30. September 2008)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=1220459468601 (http://derstandard.at/?url=/?id=1220459468601)

Title: [....der immer wollte, dass sich der Staat nicht einmischt (Ackermann)]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 02, 2008, 01:14:21 PM
Quote[...] Josef Ackermann begrüßte die diversen Liquiditäts- und Stützungsmaßnahmen für die Finanzmärkte der vergangenen Tage. ,,Ohne diese Liquiditätseinschüsse der Notenbanken hätten wir eine ganz schwierige Situation gehabt", sagte Ackermann am Dienstagabend auf einer Veranstaltung in Frankfurt. Auch die Regierungen in den Benelux-Staaten, Großbritannien und Deutschland hätten am vergangenen Wochenende einen ,,wichtigen Schritt" gemacht. In der Nacht zum Montag hatte die Bundesregierung zusammen mit anderen Banken ein Rettungspaket für den Münchener Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate geschnürt. In den Benelux-Staaten und Großbritannien griffen die jeweiligen Regierungen ebenfalls angeschlagenen Finanzinstituten unter die Arme.

Ackermann räumte ein, keiner wisse, ob diese Maßnahmen reichten. ,,Aber jeder Schritt ist ein wichtiger Schritt, um wieder Vertrauen an den Finanzmärkten zu schaffen". Mit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers sei die Angst der Marktteilnehmer zurückgekehrt. Und sie habe zu einem Dominoeffekte geführt. ,,Dieser Teufelskreis muss nun durchbrochen werden, durch ein schnelles Bewilligen des Rettungspakets in den USA", sagte Ackermann. Die US-Regierung will das US-Finanzsystem mit einem Rettungspaket von 700 Milliarden Dollar stützen.

Auch EZB-Chef Jean-Claude Trichet lobte die Rettungsaktionen europäischer Regierungen für angeschlagene Banken. Deutschland, Frankreich, Belgien und Luxemburg hätten bewiesen, dass die Europäer in der Lage seien, rasch und gut zu reagieren, sagte Trichet in einem am Dienstagabend im französischen Fernsehsender France-2 ausgestrahlten Interview. Der Chef der Europäischen Zentralbank betonte, dass Europa über die notwendigen Mittel verfüge, um der Krise an den Finanzmärkten zu begegnen.

Das milliardenschwere Rettungspaket für den taumelnden DAX-Konzern Hypo Real Estate ist unter Dach und Fach. Die Bundestagsfraktionen von Union und SPD stimmten am Dienstag dem Finanzplan von Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück zu. Danach gewährt der Bund dem Münchener Konzern eine Bundesbürgschaft von 26,6 Milliarden Euro. Merkel sagte, dies sei nötig, um bei Bürgern und Wirtschaft das Vertrauen in den Finanzplatz Deutschland zu erhalten.

Insgesamt beläuft sich die Bürgschaft auf 35 Milliarden Euro, davon tragen die Privatbanken aber nur maximal 8,5 Milliarden Euro.

Steinbrück sieht für die Beteiligung des Bundes an der Stützung des Immobilienfinanzierers eine breite Unterstützung durch den Bundestag. Er habe keine gewichtige Stimme gehört, die gegen die Rettung gewesen wäre, sagte er nach einer Sitzung des Haushaltsausschusses in Berlin. Die Alternativen wären ein Zusammenbruch der HRE oder eine Lösung gewesen, bei der der Bund viel Geld hätte in die Hand nehmen müssen. Der Bund stelle keine Steuergelder bereit, sondern übernehme lediglich eine Garantieposition für den Notfall.

Ziel sei es nun, das Vermögen der Hypo Real Estate unter Führung eines neuen Managements marktschonend zu verwerten, so dass die Bürgschaft möglichst nicht zum Tragen komme, sagte Steinbrück. Dies sei besser als nichts zu tun, was zu einer ,,Crash-Lösung" geführt hätte. Der angeschlagene Immobilienfinanzierer aus München mit einer Bilanzsumme von 395 Milliarden Euro beschäftigt 1900 Mitarbeiter in Europa, Asien und Amerika.
flf/Reuters/dpa/AP

Quote
Z_rulez | 33 Kommentare (02.10.2008 10:39)
dass Ackermann das begrüsst ist klar..
... In einer Volkswirtschaft (und in jedem Unternehmen) sind die beiden Einsatzfaktoren Arbeit und Kapital. Leider ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend ein Missverhältnis in der Wertigkeit dieser beiden Faktoren fest zu stellen. So wird sich der Arbeitnehmer, der ohnehin schon zu knapsen hat auch von der ohnehin nur vagen Hoffnung verabschieden dürfen, daß sein Arbeitsweg und seine Mobilitätsbereitschaft durch Pendlerpauschalengeld etwas erleichtert wird. Statt dessen werden Bubbleökonomische Flurschäden bereinigt... Grausam....


Quote
Wolfgang-GV | 2437 Kommentare (02.10.2008 07:11)
Bis vor kurzem haben Ackermann & Co.
immer gefordert, dass sich der Staat aus der Wirtschaft, einschliesslich der Banken, heraushalten soll. Aber jetzt, wo die Banken durch Gier und Überheblichkeit Hunderte Milliarden versenkten, kann es nicht genug Staatsknete sein.


Quote
markaurel (01.10.2008 18:43)
Aufgabe der Banken
und nicht des Steuerzahlers! Wo bleibt das Opfer dieser Pseudo-Manager die wenn es um ihren Vorteil geht die größten sind wenn sie sich verzockt haben aber nach Staatshilfe schreien. Wo bleiben die Aktionäre wegen deren Profit Mitarbeiter entlassen werden bei Verlusten sich aber gleich an den Mitarbeiter als Steuerzahler erinnern?


Quote
Jotaoa | 116 Kommentare (01.10.2008 10:23)
Ich bin dafür,
dass es über solche Ausgaben von Steuergeldern künftig Volksabstimmungen gibt!


Quote
Rheinhesse | 1527 Kommentare (01.10.2008 08:58)
Unglaublich
Ackermann? Das ist doch der, der immer wollte, dass sich der Staat nicht einmischt.


Quote
jottemmvdo | 493 Kommentare (01.10.2008 08:52)
mit was für eine Arroganz
redet er Herr Ackermann daher?! Erst kassiert er und seine Kollegen Millionen an Gehältern und Millarden an Gewinnen, die nur zu einem Bruchteil versteuert werden, und nun muss der Steuerzahler für diese Zocker haften. Es wäre doch besser gewesen, all diese Zockerbuden in die Preite laufen zu lassen. Dann würden die in Zukunft von solchen Geschäften die Finger lassen. Wie wäre es, wenn jede Bank in den nächsten Jahrzehnten die Steuermillarden mit Zinsen zurückzahlt. Natürlich nicht steuerfrei, d,h. diese Zahlungen dürfen sie nicht von der Steuer absetzten.


Quote
corado081250 | 2 Kommentare (01.10.2008 08:35)
Ackermann
Um es kurz zu machen: Kapital und Politik handeln nach dem Motto, ich halt sie Dumm und du hälts sie arm, so einfach ist das, also warum aufregen?


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Der Mahner (01.10.2008 07:31)
Verantwortung übernehmen
Eingreifen oder nicht. Ich habe bisher in keiner Diskussion gehört wer und wie die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Jeder Handwerker/GmbH oder Haushalt kann nur mit dem wirtschaften was er hat und muss auch dafür persönlich gerade stehen. Das Grundproblem unserer Gesellschaft ist doch gerade das in allen Schichten "keine Verantwortung für sein eigenes Handeln" übernommen wird.


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mexx66 | 1 Kommentar (01.10.2008 07:23)
Bundesregierung hat richtig gehandelt
Die Hypo Real Estate hat ein funktionierendes Geschäftsmodell und hat nur aufgrund der Tatsache das im Moment auf dem Markt kein vertrauen herrscht Liquiditätsprobleme. Aufgrund der Bürgschaft ist nun das Vertrauen wieder hergestellt und die Geschäfte können weiter laufen. Das wird uns Bürgern letztendlich keine Cent kosten. Ohne diese Unterstützung wären jedoch auch andere Banken in Schwierigkeiten geraten und die Krise hätte sich stark ausgeweitet. Folglich war die Entscheidung völlig richtig!


Quote
JethroTull | 130 Kommentare (01.10.2008 06:46)
Ist ja schon komisch,
hat Herr Ackermann nicht noch vor nicht all zulanger Zeit getönt, das sich die Politik raushalten soll. Der Markt reguliert sich selber hieß es. Naja, ich bin ja mal gespannt wie nun die Wahlgeschenke für nächstes Jahr finanziert werden sollen. Es ist doch wohl hoffentlich jedem klar, das da gelogen wird bis sich die Balken biegen. Erst immer Behaupten für den Bürger ist kein Geld da, jetzt fließen die Milliarden. Da bleibt wohl für Wahlversprechen nichts übrig. Also bitte, nicht darauf hereinfallen. Die große Abrechnung für den Bürger kommt nach der Wahl, und das wird dann zwar auch ein Geschenk, aber mit Sicherheit kein Positives.


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ThomasHempel | 12953 Kommentare (01.10.2008 06:41)
Anderes hätte ich ...
von Herrn Ackermann auch nicht erwartet, das er diese Finanzspritzen des Staates gutheisst, letztendlich ist es doch eine Art von Freifahrtschein der Banken hier eigene Unzulänglichkeiten auf Kosten der Steuerzahler ausgleichen zu lassen und das ohne schlechtes Gewissen.


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blogger (01.10.2008 00:13)
so kann es nicht weiter gehen
Wie kann es Vertretbar sein, wenn im Sozialen Bereich mit dem Argument der mehr Eigenverantwortung gekürzt wird, und Banken ein Persilschein ausgefüllt wird? Ich meine gar nicht. Alles was der Staat in den Finanzmarkt steckt, sollte er sich teuer zurück zahlen lassen. Die Zügel für den Finanzsektor müssen stark angezogen werden. Ich erwarte das die Politik jetzt handelt!


Quote
FF (30.09.2008 23:56)
Globalisierung aber nur für die Armen
Seltsame Dinge spielen sich dieser Tage ab. Jahrelang wurde ein Hochlied auf die Globalisierung gesungen, von der nur wenige profitierten. Von der Masse wurde Einsicht bezügl. sinkender Realeinkommen u. Dumpinglöhnen gefordert. Die daraus erzielten Gewinne wurde verzockt, verspekuliert, vorneweg die Banken. Plötzlich gilt das nicht mehr: werden Gewinne privatisiert ,Verluste sozialisiert


Quote
melita44 | 57 Kommentare (30.09.2008 23:49)
Natürlich hacken jetzt wieder ALLE auf Ackermann
herum! Aber auch sein Einkommen wird im nächsten Jahr sinken, denn die Aktienoptionen sind an den Gewinn gekoppelt. Aber wo bitteschön hat die Deutsche Bank Verluste sozialisiert? Seit Ackermann Chef ist, hat die DB in keinem Jahr Verluste ausgewiesen, wieviele Mitarbeiter hat die DB seit 2005 entlassen, ca. 300 Investment-Banker in London. Und was die HRE betrifft, auch die Bundesregierung finanziert Projekte über die Tochter-Depfa, und muss ein Interesse daran haben, dass diese Projekte ausgeführt werden! Nun wird bereits über die Bürgschaft des Bundes für die HRE gejammert, obwohl noch nicht ein Cent beansprucht wurde! Kein Mensch käme auf die Idee ein Haus über kurzfristige Kredite zu finanzieren, wie die Depfa das gemacht hat, das ist nicht nachvollziehbar und musste so enden!


Quote
Demokrat2008 (30.09.2008 23:21)
Verkehrte Finanzwelt...
Ist schon absurd. Überweist ein Normalbürger 11000 Euro für ein neues Auto an Verwandte im Ausland greifen sämtliche Sicherungsmechanismen, vom pauschalen Geldwäscheverdacht bis zur Befragungsrunde am Bankschalter. Auf der anderen Seite verzocken Banker ohne jegliche Kontrolle Milliardenbeträge und der Staat zahlt hinterher auch noch die Zeche. Darüber sollten einige Politiker mal nachdenken!


Quote
Stefan Rothe (30.09.2008 23:21)
Illusionen
Die umlaufenden Diskussionen um Pfandbriefe, Tagesgeld, Sparkassen und Privatbanken sind bloß Geplänkel. Eine echte Weltwirtschaftskrise (wie in den 20er-Jahren) würde bei der Verfaßtheit von Industrie und Handel in Deutschland in wenigen Wochen zu Hungersnot und Anarchie mit Plünderungen und Straßenkämpfen führen. Erst dann wird der deutsche Michel die Schwätzer als das erkennen, was sie sind.


Quote
GoethesAhne | 73 Kommentare (30.09.2008 23:00)
Wer hat Sie denn gewählt?
So ist das eben. Man wettert eifrig gegen eine moderne Sozialpolitik, wählt weiter CDU & FDP... und meckert über Ackermann.

...





Aus: "Deutsche-Bank-Chef: Ackermann begrüßt Staatshilfe für Banken" (30.09.08)
Quelle: http://www.focus.de/finanzen/boerse/finanzkrise/deutsche-bank-chef-ackermann-begruesst-staatshilfe-fuer-banken_aid_337376.html (http://www.focus.de/finanzen/boerse/finanzkrise/deutsche-bank-chef-ackermann-begruesst-staatshilfe-fuer-banken_aid_337376.html)

Title: [Nebenbemerkung: The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 06, 2008, 04:13:17 PM
Quote[...] Die Deutschen waren noch nie so reich wie vor der Finanzkrise. Auf knapp 4,6 Billionen Euro war das Geldvermögen der privaten Haushalte zum Jahresende 2007 gestiegen. Zehn Jahre zuvor registrierte die Deutsche Bundesbank ein Vermögen von nicht einmal drei Billionen Euro. Das durchaus umfangreiche Immobilienvermögen vieler Sparer wird bei dieser Statistik allerdings nicht berücksichtigt.

...


Aus: "Vermögen der Deutschen: Sicher ist sicher" Von Simone Boehringer (06.10.2008)
Mit einer Billion Euro bürgt die Regierung auch für Giro- und Tagesgeldkonten. So will die Politik verhindern, dass es zu Massenabhebungen kommt.
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/925/312836/text/ (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/925/312836/text/)

Title: [US-Finanzkrise Krisenticker (08.10.2008)... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 08, 2008, 01:36:39 PM
Quote[...] LOS ANGELES. Die Finanzkrise hat in den USA ein Familiendrama ausgelöst. Ein arbeitsloser Finanzberater tötete seine Familie.

Weil die Börsenkurse in den Keller fielen und sein einst stattliches Vermögen vernichteten, hat ein arbeitsloser Finanzberater in Los Angeles seine Ehefrau, seine drei Söhne sowie seine Schwiegermutter erschossen. Anschließend tötete sich der 45-Jährige selbst.

Der Mann, der noch vor Kurzem über ein Jahreseinkommen von rund 880.000 Euro verfügte, hat die Bluttat als ,,einzigen Ausweg" gesehen, sagte der stellvertretende Polizeichef von Los Angeles, Michel Moore. ,,Wir befinden uns in schwierigen Zeiten."

Die Tragödie ereignete sich am Wochenende in einem Einfamilienhaus in einem der wohlhabenden Vororte von Los Angeles. Die drei Söhne des Paars waren sieben, zwölf und 19 Jahre alt. ,,Das ist eine perfekte amerikanische Familie, die zerstört wurde", sagte Moore. Der Mann war über die finanzielle Situation verzweifelt. Das Verbrechen wurde erst am Montag bemerkt, nachdem die Ehefrau (39) der aus Indien stammenden Familie nicht zur Arbeit erschienen war.

,,Er liebte seine Kinder", sagte ein Nachbar. Andere Nachbarn meinten, der Mann habe in letzter Zeit einen ,,angespannten" Eindruck gemacht.


Aus: "Sechs Tote wegen US-Finanzkrise" (08.10.2008)
Quelle: http://www.nachrichten.at/weltspiegel/741443?PHPSESSID=83c3692adab5fe924bd4a4988b185605 (http://www.nachrichten.at/weltspiegel/741443?PHPSESSID=83c3692adab5fe924bd4a4988b185605)

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Quote[...] Washington (dpa) - US-Präsident George W. Bush hat zu verstärkter internationaler Zusammenarbeit bei der Lösung der Finanzkrise aufgerufen. Er hatte mit dem britischen Premierminister Gordon Brown, dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy sowie Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi gesprochen. London kündigte ein Rettungspaket für Banken an.


Aus: "Bush für internationale Zusammenarbeit in Finanzkrise" (08.10.2008)
Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/213562 (http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/213562)


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Quote[...] Mittwoch, 8. Oktober 2008
US-Finanzkrise
Krisenticker

08.10.08

+++Moskau zapft Reserven an +++

Die russische Regierung will 450 Mrd. Rubel (12,6 Mrd. Euro) aus dem nationalen Reservefonds nehmen, um die heimischen Banken angesichts der Weltfinanzkrise zu unterstützen. Das teilt Finanzminister Alexej Kudrin in Moskau mit. Nach seinen Worten sollen die Gelder zuerst bei der Wneschekonombank (WEB) landen, die dann Kredite an andere Banken vergeben soll, heißt es laut RIA Nowosti.

+++ US-Vizeminister räumt Fehler ein +++

Der stellvertretende US-Finanzminister Robert Kimmitt räumt Versäumnisse in der Finanzkrise ein. "Ja, es wurden Fehler gemacht", sagt Kimmitt in einem "Stern"-Interview. Die USA zögen aber Konsequenzen. Das Weltfinanzsystem werde insgesamt gestärkt aus der Krise hervorgehen. Allerdings sehe die Welt schwierigen Zeiten entgegen. "Es wird lange dauern, das Vertrauen in die Märkte wiederherzustellen." Notwendig sei außerdem mehr Transparenz vor allem bei bestimmten hochkomplexen Finanzierungsinstrumenten.

+++ Island schreitet wieder ein +++

Islands Regierung verstaatlicht die zweite große Bank in dieser Woche. Die Behörden übernehmen die vollständige Kontrolle über die landesweit drittgrößte Bank Glitnir, wie die Finanzaufsicht in Reykjavik mitteilt. Die zweitgrößte Bank Landsbanki war am Vortag verstaatlicht worden. Gleichzeitig bestätigt die schwedische Nationalbank in Stockholm einen Kredit über fünf Milliarden Kronen (500 Mio. Euro) an Islands größte Bank Kaupthing. Sie wird noch in privater Regie geführt und hat auch in Deutschland Anleger mit Hochzins-Konten angelockt.


+++ Verheugen: Notfalls Banken verstaatlichen +++

Die europäischen Regierungen sollten in der Finanzkrise nach Auffassung von EU-Industriekommissar Günter Verheugen notfalls Banken verstaatlichen. "Ich würde auch vor sehr unkonventionellen Schritten nicht zurückschrecken, selbst wenn am Ende eine kurzfristige Verstaatlichung von Instituten die einzige Möglichkeit ist, den Kollaps zu verhindern", sagt Verheugen der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung".

+++ DIW: Noch keine Folgen für Realwirtschaft +++

Die Finanzmarktkrise hat sich nach Einschätzung von DIW-Chef Klaus Zimmermann noch nicht negativ auf die Realwirtschaft ausgewirkt. "Die Konjunktur ist weiterhin sehr robust", sagt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im ZDF.

+++ Steinbrück: Krise dauert noch +++

Finanzminister Peer Steinbrück sieht ungeachtet der bisher beschlossenen Maßnahmen kein Ende der gegenwärtigen Finanzkrise. Die Märkte seien längst noch nicht aus dem Gröbsten heraus, schreibt Steinbrück in einem Brief an US-Finanzminister Henry Paulson und unterstreicht die Notwendigkeit einer vollständigen und schnellen Umsetzung dieser Maßnahmen. "Die wichtigste Herausforderung vor der wir stehen ist die Wiederherstellung des Vertrauens in das internationale Finanzsystem", schreibt Steinbrück an seinen US-Kollegen.


+++ Hilfe für Briten-Banken +++

Die britische Regierung stabilisiert das angeschlagene Bankensystem mit einem Rettungspaket. Das britische Finanzministerium stellt dem angeschlagenen Bankensystem des Landes mindestens 200 Mrd. Pfund zur Verfügung. Das Finanzministerium will nach eigenen Angaben damit sicherstellen, dass kurzfristig genügend Liquidität vorhanden ist. Bis zu 50 Mrd. Pfund sollen die größten Geldhäuser Großbritanniens als Kapitalspritze erhalten.

+++ Ausverkauf in Asien +++

Die Finanzkrise führt zu Panikverkäufen in Asien, Tokio erlebt den schlimmsten Crash seit mehr als zwei Jahrzehnten. Der Nikkei-Index bricht um fast zehn Prozent ein, weil Anleger aus Furcht vor weiteren Folgen der Finanzkrise ihre Papiere massenweise abstießen. Der Kurssturz ist der heftigste seit dem "schwarzen Montag" im Jahr 1987.


+++ Ex-AIG-Manager sahnt ab +++

Der mit einem Staatskredit gerettete US-Versicherer AIG hat seinen für das desaströse Risikogeschäft zuständigen Ex-Manager als Berater weiterbeschäftigt - für eine Million Dollar monatlich. Joseph Cassano durfte nach seinem Rücktritt auch bis zu 34 Millionen Dollar an Gehaltszulagen behalten. Ex-AIG-Boss Sullivan wollte den "Wissensfundus von Mr. Cassano bewahren".

+++ Riesiges US-Etatloch +++


Das Defizit im US-Haushalt dürfte sich im laufenden Fiskaljahr stärker erhöhen als bislang angenommen. Wie das Congressional Budget Office (CBO) mitteilt, wird sich der Fehlbetrag im Staatshaushalt bis zum Ende des Fiskaljahres am 30. September auf 438 Milliarden Dollar ausweiten. Das entspricht 3,1 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts. Damit revidiert das CBO seine vorherige Prognose um 31 Milliarden Dollar nach oben.

07.10.08

+++ AIG zahlt Millionen an Berater +++

Der mit einem Staatskredit vor der Pleite gerettete US-Versicherer American International Group (AIG) hat seinen für das desaströse Risikogeschäft zuständigen Ex-Manager als Berater weiterbeschäftigt - für eine Million Dollar monatlich. Joseph Cassano durfte nach seinem Rücktritt auch bis zu 34 Millionen Dollar an Gehaltszulagen behalten, wie am Dienstag aus Dokumenten hervorging, die dem Aufsichtsausschuss des US-Repräsentantenhauses vorliegen. Vor dem Gremium verteidigte der ehemalige AIG-Chef Martin Sullivan den Beratervertrag. "Ich wollte den 20-jährigen Wissensfundus von Mr. Cassano bewahren", sagte Sullivan.

+++ London kündigt Hilfe an +++

Angesichts der dramatischen Entwicklung der internationalen Finanzmarktkrise hat der britische Finanzminister Alistair Darling ein Rettungspaket für die Banken des Landes angekündigt. Er werde vor Börseneröffnung am Mittwoch Einzelheiten mitteilen, sagte Darling am Dienstagabend nach einem Krisentreffen in der Downing Street mit Premierminister Gordon Brown, dem Notenbankchef Mervyn King und dem Vorsitzenden der Finanzaufsichtsbehörde, Adair Turner.

+++ Wells Fargo kämpft um Wachovia +++

Im Kampf um die angeschlagene US-Bank Wachovia könnte sich Wells Fargo Kreisen zufolge deutlich mehr Einlagen sichern als die ebenfalls interessierte Citigroup. Demnach könnte Wells Fargo rund 75 bis 80 Prozent und Citigroup 20 bis 25 Prozent der Wachovia-Einlagen bekommen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Dienstag. Die Verhandlungen dauerten aber noch an und das Ergebnis sei noch ungewiss. Citigroup und Wachovia lehnten eine Stellungnahme ab. Bei Wells Fargo war dafür zunächst niemand zu erreichen.

+++ Bush: "Harte Zeiten" +++

Die USA stehen nach den Worten von US-Präsident George W. Bush vor wirtschaftlich schwierigen Zeiten. "Keine Frage, es sind harte Zeiten, aber wir werden da auch wieder herauskommen", sagte Bush am Dienstag in Chantilly (US-Bundesstaat Virginia). Die USA hätten schon oft unter Wirtschaftskrisen gelitten und jedes Mal seien diese auch wieder überwunden worden.

+++ Bernanke bereit zum Zinsschritt +++

US-Notenbankchef Ben Bernanke hat eine mögliche Senkung des US-Leitzinses angedeutet. Während sich die Konjunkturaussichten durch die jüngste Zuspitzung der Finanzkrise verschlechtert hätten, habe sich das Inflationsbild etwas aufgehellt, sagte Bernanke am Dienstag in Washington. Vor diesem Hintergrund müsse die Federal Reserve prüfen, "ob ihre gegenwärtige Zinspolitik weiterhin angemessen ist".

+++ EZB rechnet mit weiteren Sorgenkindern +++

Die sich verschärfende Finanzkrise wird die Bankenlandschaft in Europa nach Ansicht von EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny dauerhaft verändern. In Europa werde es weitere Verstaatlichungen und Zusammenschlüssen von Banken geben, sagte Nowotny in einem am Dienstagabend vorab veröffentlichten Interview mit der Zeitung Oberösterreichische Nachrichten. Der Grund für die Schieflage des Systems seien eine zu expansive Geldpolitik der US-Notenbank Fed und ein Mangel an Regulierung. Dies habe zu einer Blase auf dem Immobilienmarkt geführt, "deren Platzen wir alle nun abarbeiten müssen."

+++ Wieandt löst Funke ab +++

Der Deutsche-Bank-Manager Axel Wieandt wird neuer Vorstandschef des angeschlagenen Münchner Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE). Wieandt sei mit Wirkung zum kommenden Montag (13. Oktober) zum Vorstandsvorsitzenden berufen worden, teilte das Unternehmen am Dienstagabend nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Das komplette Finanzierungsmanagement des Unternehmens soll künftig der Commerzbank-Manager Kai Wilhelm Franzmeyer verantworten.

+++ AIG hat Warnung ignoriert +++

US-Behörden haben den nur knapp vor dem Bankrott geretteten Versicherungskonzern AIG schon vor einem halben Jahr vor unkontrollierten Risiken gewarnt. Der internen Aufsicht bei AIG mangele es an entscheidenden Elementen wie Eigenständigkeit, Transparenz und Detailgenauigkeit, hieß es in einem Brief der Sparkassenaufsichtsbehörde an AIG vom 10. März, der einem Ausschuss des Repräsentantenhauses am Dienstag vorgelegt wurde.

+++ Spanien erhöht auf 100.000 +++

Spanien erhöht aufgrund der internationalen Finanzkrise die Garantiesumme für Sparguthaben auf bis zu 100.000 Euro. Dies kündigte Ministerpräsident Zapatero an. Bislang war der spanische Staat im Fall des Zusammenbruchs einer Bank für Einlagen von bis zu einer Summe von 20.000 Euro pro Sparer eingestanden. "Mit der Aufstockung dieser Summe können die spanischen Bürger darauf vertrauen, dass ihre Ersparnisse sicher sind", sagte der Regierungschef.

+++ Trichet signalisiert Bereitschaft +++

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat Zinssenkungen im Kampf gegen die Finanzkrise nicht ausgeschlossen. Es sei ein Punkt erreicht, an dem die Notenbank alles in ihrer Macht stehende tun werde, um Schlimmeres zu verhindern, sagte der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) am Dienstag in der französischen Stadt Evian. Die Krise habe mittlerweile das Herz des Weltfinanzsystems erreicht.

+++ Merkel wiederholt Staatsgarantie +++

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Garantie der Bundesregierung für alle Spareinlagen in Deutschland bekräftigt. Kein Sparer müsse um seine Einlagen fürchten, sagte Merkel am Dienstag in ihrer Regierungserklärung im Bundestag zur Bankenkrise. "Und ich sage hier noch einmal: Diese Erklärung gilt." Nähere Details nannte sie nicht.

+++ Aufsicht in der Kritik +++

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat angesichts der Finanzmarktkrise neue Aufsichtsstrukturen auch in Deutschland ins Spiel gebracht. Es müsse überlegt werden, ob das Zusammenspiel zwischen Bundesbank und der Finanzaufsicht BaFin noch effizienter gestaltet werden könne, sagte Merkel in ihrer Regierungserklärung vor dem Bundestag. Sie warnte allerdings vor Schnellschüssen. Insgesamt müsste auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene erreicht werden, dass Aufsichtsbehörden vorausschauend agieren und rechtzeitig auf Fehlentwicklungen reagieren.

+++ Athen garantiert Spareinlagen +++

Der griechische Staat will für die Geldeinlagen in den Banken in Höhe von 100 000 Euro garantieren. Dies teilte Finanzminister Giorgos Alogoskoufis am Dienstag im Fernsehen mit. "Wir haben die Absicht, sehr bald eine entsprechende Gesetzesänderung vor das Parlament zu bringen und die Obergrenze (der garantierten Auszahlung von Geldeinlagen) von 20 000 auf 100 000 zu erhöhen", sagte der Minister. Dies werde für ein Jahr gelten, hieß es. Bereits am vergangenen Dienstag hatte der griechische Ministerpräsident Kostas Karamanlis für die Sicherheit der Geldeinlagen bei griechischen Banken politisch gebürgt.

+++ London bereitet Hilfe vor +++

Im Zuge der Finanzkrise bereitet nun auch Großbritannien Branchenkreisen zufolge staatliche Hilfen für die Banken vor. Die Regierung wolle in den nächsten Tagen mit den führenden Banken des Landes über Rekapitalisierungsmaßnahmen beraten, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Ein erstes Gespräch zwischen Schatzkanzler und den großen Banken habe es bereits in der Nacht zum Montag gegeben. Das Finanzministerium wollte dies nicht kommentieren, betonte aber, Schatzkanzler Alistair Darling tue alles, um die Stabilität zu wahren.

+++ Dänen erhöhen Leitzins +++

Die dänische Notenbank hat ihren Leitzins erhöht und zur Stützung der Landeswährung direkt am Devisenmarkt interveniert. Der Leitzins steige um 40 Basispunkte auf 5,0 Prozent, erklärte die Zentralbank am Dienstag. Dies sei nötig, um den positiven Zinsvorsprung zur Euro-Zone wiederherzustellen.

+++ Viemetz will bleiben +++

Der Aufsichtsratschef des angeschlagenen Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE), Kurt Viermetz, will seinen Stuhl nach Informationen aus Unternehmenskreisen nicht räumen. Viermetz sehe trotz Rücktrittsforderungen gegenwärtig keine Veranlassung, sein Amt aufzugeben, hieß es aus dem Umfeld des Unternehmens. Zuvor hatte sich HRE-Chef Georg Funke dem massiven Druck aus Berlin gebeugt und seine Ämter mit sofortiger Wirkung niedergelegt.

+++ Merkel lehnt EU-Rettungsfonds ab +++

Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnet den irischen Weg als nicht geeignete Lösung.

+++ Wieandt für Funke +++

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat nach Angaben der Bundestagspressestelle im Haushaltsausschuss angekündigt, dass Axel Wieandt neuer Vorstandsvorsitzender der Hypo Real Estate (HRE) werden soll. Steinbrück erklärte demnach, dass der HRE-Vorstand mit Ausnahme eines "sehr tüchtigen" weiblichen Mitglieds ausgetauscht und überwiegend von Vertretern der Deutschen Bank und der Commerzbank neu formiert werde.

+++ Fed rettet US-Commercial-Papers +++

Die US-Notenbank kündigt an, nun auch eine Finanzierungsfazilität für Commercial Papers (CP) wie beispielsweise kurzfristige Unternehmensanleihen zu schaffen und diese in Zahlung zu nehmen. Der CP-Markt ist Marktexperten zufolge in den vergangenen Wochen nahezu ausgetrocknet gewesen und
bedrohte die Refinanzierung von Unternehmen.

+++ Frisches Geld für Bank of America +++

Die angekündigte Kapitalerhöhung der Bank of America über 10,0 Mrd Dollar ist nach einem Bericht des US-Fernsehsenders CNBC bereits zur Hälfte von Investoren gezeichnet worden. Der CNBC-Reporter David Faber berichtet, dass am Abend die Preisfestsetzung erfolgen soll.

+++ Airlines spüren Gegenwind +++

Nach einigen Monaten mit teilweise deutlichen Passagierzuwächsen stehen Europas Fluggesellschaften an einem Wendepunkt. Die schwächelnde Wirtschaft und Preissteigerungen führen vor allem bei den alteingesessenen Airlines zu einer geringeren Nachfrage, während Billigflieger mit Kampfpreisen weiterhin neue Kunden anlocken. Die größte europäische Fluggesellschaft Air France-KLM verbucht im September lediglich ein Passagierplus von 0,5 Prozent, während die Auslastung der Flugzeuge um 1,4 Punkte auf 80,9 Prozent zurückgeht. Besonders dramatisch fällt der Rückgang im Frachtverkehr aus, wo das Volumen wegen der einbrechenden Nachfrage auf Asienstrecken um gut zwölf Prozent zurückgeht.

+++ IWF rechnet Verluste hoch +++

Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet inzwischen mit 1,4 Billionen Dollar (1,03 Billionen Euro) Verlusten durch die Finanzkrise und damit weit mehr als bislang befürchtet. Da der Höhepunkt der Kreditausfälle noch bevorstehe und angesichts der jüngsten Verschärfung der Krise an den Märkten sei ein Anstieg der zu erwartenden Einbußen wahrscheinlich, heißt es in dem veröffentlichten IWF-Bericht zur Stabilität der globalen Finanzmärkte. Im April hatte der Fonds die vermuteten Gesamtverluste durch die Krise noch auf 945 Milliarden Dollar beziffert.
+++ EU verbürgt sich für alle "wichtigen Banken" +++

Die Europäische Union will Pleiten von großen Banken verhinden. "Wir haben beschlossen, systemrelevante Finanzinstitute zu unterstützen", heißt es in der Abschlusserklärung des Luxemburger Finanzministertreffens.

+++ HRE-Chef Funke tritt ab +++

Der Chef des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate, Georg Funke, tritt zurück. Im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat habe Funke seine Mandate mit sofortiger Wirkung niedergelegt, teilt das Unternehmen in München mit. Über eine Nachfolge werde der Aufsichtsrat noch an diesem Dienstag entscheiden. Funke war im Zusammenhang mit der Schieflage der Hypo Real Estate (HRE) scharf kritisiert worden.

+++ Keine Verhandlungen mit Island +++

Das russische Finanzministerium dementiert eine Mitteilung der isländischen Nationalbank über einen Kredit in Höhe von vier Milliarden Euro. Es habe bislang noch nicht einmal eine entsprechende Anfrage Islands an Russland gegeben, sagt ein Ministeriumssprecher in Moskau. "Es gab keine Kreditverhandlungen mit Island", betont er.

+++ Russland dementiert Island-Darlehen +++

Russland hat nach den Worten von Vizefinanzminister Dimitri Pankin noch keine Entscheidung über ein milliardenschweres Darlehen für das von einer Wirtschaftskrise geschüttelte Island getroffen. "Es hat noch keine Entscheidung gegeben, Island ein Darlehen zu gewähren", sagt Pankin der Nachrichtenagentur Reuters.

+++ Finanzwerte in Island vom Handel ausgesetzt +++

Die isländische Finanzaufsicht FSA setzt die Aktien von Finanzunternehmen bis 14.00 Uhr MESZ vom Handel aus. Die Aufsicht teilt mit, dass sie um 14.00 Uhr entscheiden werde, ob der Handel wieder aufgenommen wird. Zuvor hatte die Behörde Landsbanki Islands unter ihre Kontrolle gebracht.

+++ Der Rubel rollt nach Island +++

Russland greift Island mit einem Kredit über vier Mrd. Euro unter die Arme. Das teilt die isländische Nationalbank in Reykjavik mit. Das Darlehen solle über vier Jahre laufen.

+++ Britische Banken ersuchen um Hilfe +++

Die wichtigsten Banken in Großbritannien haben offenbar die britische Regierung um staatliche Hilfen gebeten. Das berichtet der Fernsehsender BBC. Demnach bedürfen Lloyds TSB, Royal Bank of Scotland und Barclays jeweils eine Kapitalspritze über 15 Mrd. Euro. Davon sollen 7,5 Mrd. Euro sofort zugeschossen werden, die übrigen 7,5 Mrd. würde das US-Schatzamt garantieren. Im Gegenzug würde das Schatzamt Vorzugsaktien und Optionsscheine auf Stammaktien erhalten.

+++ Zwangspause für russischen Aktienmarkt +++

Nach dramatischen Kursverlusten zum Wochenbeginn ist der Aktienhandel in Russland am Dienstag vorerst ausgesetzt worden. Bis um 13 Uhr Ortszeit (11 Uhr MESZ) werden auf Anordnung der Finanzbehörde an den führenden Börsen des Landes, RTS und MICEX, keine Geschäfte getätigt, meldet die Agentur Interfax. Am Montag war der Leitindex RTS um 19,1 Prozent abgesackt. Die russische Regierung kündigt am Dienstag weitere Stützungsmaßnahmen für den Finanzsektor an.

+++ Schweiz wappnet sich +++

Die Schweiz überprüft angesichts der Finanzkrise ihr System der Einlagensicherung für Kontoinhaber. Die Regierung werde alles daran setzen, um die Einlagen von Bankkunden zu schützen, sagt Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf im Schweizer Fernsehen. Die Regierung werde falls notwendig weitere Maßnahmen zur Stabilisierung des Finanzsystems ergreifen. Einzelheiten nennt sich zunächst nicht.

+++ EZB entzieht dem Markt Geld +++

Die Europäische Zentralbank (EZB) kündigt eine liquiditätsabsorbierende Feinsteuerungsoperation für 15.00 Uhr MESZ an. Am letzten Tag der Mindestreserveperiode sieht die EZB ein Liquiditätsungleichgewicht von 231,5 Mrd. Euro, dem mit dem Schnelltender begegnet werden soll.

+++ Fed vermittelt wegen Wachovia +++

In dem Streit um die Übernahme der Wachovia Corp verständigen sich die Citigroup und die Wells Fargo & Co auf eine Unterbrechung ihrer juristischen Auseinandersetzung. Bis Mittwochmittag (18.00 Uhr MESZ) soll eine Entscheidung über die Übernahme getroffen sein, teilt Wachovia am Montagabend mit. Dies sei in Abstimmung mit der Federal Reserve (Fed) beschlossen worden.

+++ Island steht vor dem Abgrund +++

Islands Ministerpräsident Geir H. Haarde zeigt sich sehr besorgt über die finanzielle Stabilität des Landes und kündigt einen Gesetzentwurf an, der der Regierung umfassende Befugnisse über das Finanzsystem einräumt. In einer Rede an die Nation sagt Haarde, es bestehe im schlimmsten Fall die Gefahr, dass die isländische Wirtschaft in den Strudel der Banken hineingezogen werde, was den nationalen Bankrott zur Folge haben könnte.

+++ EU-Finanzminister beraten +++

Die EU-Finanzminister kommen heute in Luxemburg zusammen, um über gemeinsame Grundsätze bei der Rettung von angeschlagenen Banken zu beraten. Am Vortag hatte sich die Runde darauf geeinigt, systemrelevante Finanzinstitute notfalls zu stützen. Damit sollen große Bankenpleiten in Europa verhindert werden.

+++ Geldpumpe läuft auf Hochtouren +++

Angesichts der Finanzkrise greift die japanische Zentralbank erneut ein, um für Stabilität zu sorgen. Am 15. Handelstag in Folge pumpt die Bank of Japan erneut eine Billion Yen (7,1 Milliarden Euro) in den Geldmarkt. Sie belässt den Leitzins unverändert bei 0,5 Prozent. Die australische Zentralbank senkt ihren Leitzins um 100 Basispunkte auf 6,00 Prozent.

+++ BoA meldet Gewinneinbruch +++

Die Kreditkrise hat die Geschäfte der Bank of America deutlicher in Mitleidenschaft gezogen als erwartet. Die größte US-Bank teilte am Montag zwei Wochen früher als erwartet mit, dass ihr Gewinn im dritten Quartal auf 1,18 Mrd. Dollar von 3,7 Mrd. im Vorjahreszeitraum geschrumpft ist. Das entspricht einem Rückgang von mehr als 68 Prozent. Mit einem Gewinn je Aktie von 15 Cent bleibt Bank of America weit hinter den Erwartungen der Experten zurück, die um Sonderposten bereinigt mit 60 Cent je Aktie gerechnet hatten. Die Bank kürzte ihre Dividende und kündigte an, sich zehn Milliarden Dollar zusätzliches Kapital beschaffen zu wollen. Bank-of-America-Aktien gaben nachbörslich nach.


Aus: "Mittwoch, 8. Oktober 2008 - US-Finanzkrise Krisenticker" (08.10.08)
Quelle: http://www.n-tv.de/USFinanzkrise_Krisenticker/081020084411/1034013.html (http://www.n-tv.de/USFinanzkrise_Krisenticker/081020084411/1034013.html)

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Quote[...]  Mit Verlusten in Höhe von 1,4 Billionen Dollar (1,03 Billionen Euro) durch die Finanzkrise rechnen die Experten - und das ist weit mehr als bislang befürchtet.

Denn der Höhepunkt der Kreditausfälle stehe noch bevor und zudem sei angesichts der jüngsten Verschärfung der Krise an den Märkten ein Anstieg der zu erwartenden Einbußen wahrscheinlich, hieß es in dem IWF-Bericht zur Stabilität der globalen Finanzmärkte. Im April hatte der Fonds die vermuteten Gesamtverluste durch die Krise noch auf 945 Milliarden Dollar beziffert.

Das Vertrauen in die globalen Finanzinstitutionen und -märkte sei "auf das Schwerste erschüttert", hieß es in dem Text. Die Belastungen des weltweiten Finanzsystems ließen erwarten, dass sich der globale Abschwung beschleunige und eine Erholung hemme. Nach Berechnungen des IWF benötigten internationale Großbanken über die nächsten Jahre etwa 675 Milliarden Dollar an Kapitalspritzen, um ein moderates Wachstum des privaten Kreditsektors zu gewährleisten.

Der IWF ruft in seinem Bericht zu "international einheitlichen und entschiedenen" Maßnahmen auf, um das Vertrauen in das globale Finanzsystem wieder herzustellen. Sollte dies ausbleiben, drohten ein ungeordneter Abbau von Schulden und zunehmende Kosten für die Realwirtschaft. Der Währungsfonds und die Weltbank kommen an diesem Wochenende in Washington zu ihrer Jahrestagung zusammen. Zudem treffen sich am Freitag die Finanzminister der sieben wichtigsten Industrienationen (G7) in der US-Hauptstadt.

Quote07.10.2008  16:20:33

rheinelbe: Ja, Neoliberalismus

ist teuer! Aber für die Deregulierung der jetzt ach so "freien" Märkte sollten uns 1,7 Billionen (Trillionen, Trilliarden, Phantastilliarden) Dollar, Dukaten oder Dublonen wirklich nicht zu viel sein. Schlaue Köpfe haben uns in diversen TV-Talkshows immer und immer wieder Entsprechendes gegen Bezahlung erzählt.

Wo sind sie jetzt? Im Akltien-Pool? ...

Wo ist der Wissenschaftler Prof. Sinn geblieben?

Wo ist der Sinn hin? ....


Quote

07.10.2008 17:25:18

HoChiMinh:

"Finanzkrise kostet 1,4 Billionen Dollar"

Ich denke mir, dass unseren weinseufenden, wasserpredigenden Sozialschmarotzern aus dem neoliberalen Lager sicherlich noch diverse Sozialsystemkürzungen einfallen, die den Schaden wiedergutmachen.

Beispielsweise könnte man Hartz4-Empfängern das Fehrsehgucken verbieten und die korrekte Einhaltung von den Hartz4-Kontroleuren überprüfen lassen.

Was Hartz4-Empfaänger mit der "1,4 Billionen Dollar"-Finanzkrise zu tun hat? Eigentlich nichts. Ausser, dass in den letzten Jahren die Hartz4-Unterschicht von der Herrschaft als Gesellschaftssündenbock aufgebaut worden ist, denen man die Schuld für schlechte Wirtschaftspolitik in die Schuhe schiebt.

Dabei sitzen die Sozialschmarotzer ganz woanders. Bezahlen dürfen aber die Schwachen. Denn die können sich nicht wehren.


Quote

07.10.2008 17:45:16

Ariane88: @feinstpartikel

Finanzmarktkrisenschadenschätzungsunrichtigkeitsskala

Wow! was für eine Wortschöpfung. Habe sehr gelacht. Das nenn' ich kompakt.

Man kann über den ganzen Mist nur noch lachen. Hauptsächlich über sich selbst, weil wir uns das alles "ach so verständnisvoll" bieten lassen und – zahlen.

Mannomann sind wir doof.


Quote

07.10.2008 17:28:50

DateDoktor_reloaded: charakterlose Finanzbranche

Was soll man dazu sagen? Wie viele Kinder hätte man mit diesem Betrag vor Armut, Hunger und Gewalt retten können? Vermutlich Alle!


Quote

08.10.2008 08:38:23

Geronimo.: @Peter.49:Ihr Kommentar an den sozialistischen Block

Die aktuellen Staatsschulden belaufen sich bereits auf 1590 Milliarden €. Durch den Solidarpakt wurden bisher ca. 1400 Milliarden € gen Osten transferiert, ein Fass ohne Boden.

Solidarpaktmittel werden nicht dazu verwendet, neue Arbeitsplätze zu schaffen, sondern größtenteils für die laufenden Kosten der kommunalen Haushalte und den unzähligen ,,Beraterverträgen" verwendet. Anderseits werden jedes Jahr ganz legal Milliardenbeträge vom Solidarpakt zweckentfremdet, für den privaten Konsum ,,abgezweigt". Juristisch werden diese gigantischen Straftaten schon lange nicht mehr verfolgt. Man kann sich ja nicht selbst einsperren.

Kommen Sie nach Leipzig, dann ersparen Sie sich die Eintrittskarten für die Automobil-Messen. Nirgends habe ich mehr nagelneue M3, M5, S6, S8 und AMG`s gesehen als hier. Und in den unzähligen Neubaugebieten um Leipzig können Sie die standesgemäßen Villen dazu betrachten. Und im Westen kämpfen die Kommunen ums überleben. Sie nehmen sogar Kredite auf, um diese Plünderungen im Osten zu finanzieren. Eine verkehrte Welt.



Aus: "Düstere Prognose des IWF: Finanzkrise kostet 1,4 Billionen Dollar" (07.10.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/173/313081/text/ (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/173/313081/text/)

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Quote[...] Die Diskussionen um ein Rettungspaket für die angeschlagene Immobilienbank Hypo Real Estate haben Politiker, Banker und Finanzaufseher schon das zweite Wochenende hintereinander in Atem gehalten. Vordergründig geht es um die Frage, wer der Bank wie viel Geld geben muss, damit sie nicht zusammenbricht. Tatsächlich wissen aber alle Beteiligten, dass viel mehr auf dem Spiel steht: Der Fall der Hypo Real Estate, die mit ihren Aktien im Deutschen Aktienindex Dax vertreten ist, darf nicht dazu führen, dass die Deutschen das Vertrauen in ihr Bankensystem verlieren. Deshalb hat der Bund am Sonntag angekündigt, alle privaten Spareinlagen in Deutschland komplett zu schützen.

Denn das Vertrauen der Bürger ist die einzig verlässliche Konstante, die es in der Finanzmarktkrise noch gibt. Allein die Deutschen haben 570 Milliarden Euro auf ihren Bankkonten. Niemand mag sich ausmalen, was passiert, wenn die Menschen beginnen, diese Einlagen abzuziehen. Deshalb ist es gut, dass es sich noch nicht bei jedermann herumgesprochen hat, mit welchen Horrorszenarien die Banker Politiker um Hilfe anflehen. Denn nicht die Bürger, die Banker sind in Panik: Sie geben ihren jeweiligen Instituten untereinander kaum noch Geld. Einige von ihnen lösen längst ihre privaten Konten bei Instituten auf, die ihnen wackelig erscheinen.

Die Banker haben versagt. Jetzt liegen ihre Nerven blank. Und sie sorgen über ihre Nervosität und den gegenseitigen Vertrauensverlust selbst am stärksten dafür, das System, das sie eigentlich am besten kennen müssten, dem sie aber vielleicht gerade deshalb am meisten misstrauen, zu destabilisieren.


[...] Unter den großen Instituten vollzieht sich in großer Not eine Marktbereinigung, die vor kurzem niemand für möglich gehalten hätte. Selbst die bisher stolzesten Investmentbanker krempeln ihr Geschäftsmodell zu dem einer ,,normalen" Geschäftsbank um. Und dass zuvor, in der Zeit der Entstehung der Kreditblase, das System der Kreditvergabe über die Stückelung der Kredite in unüberschaubar viele Tranchen in dieser Art und Weise pervertiert wurde, ist zwar keine Werbung für die freien Marktkräfte, aber auch nicht für die staatlichen Aufsichtsbehörden und die Zentralbanken, die dem Treiben viel zu lange zugeschaut haben.

Einige Jahre haben denn auch alle profitiert: Banken, Häuslebauer, Unternehmen - und auch der Staat. Denn die Steuereinnahmen sind im Aufschwung kräftig gesprudelt.

...

Quote05. Oktober 2008,

Nein, kein Versagen.
henry nold (henrynold)

"Ja, alles ist Zufall im Leben. Rein zufällig - die Banker haben versagt! " Die Banker sind nur der Firnis der Weltwirtschaft - nützliche Idioten gewissermassen. Hier ist ein wunderbares Timing zu besichtigen, eines, über Jahrzente vorbereitet (Fed/Greenspan), mit erheblichen weltpolitischen-geostrategischen Implikationen (auch heute noch - und gerade jetzt interessant: Zbigniew Brzezinski, Die Einzige Weltmacht/The Grand Chessboard. Es gibt auch Menschen, die von einer "financial controlled demolition" sprechen.


Quote05. Oktober 2008 22:51 Kein Versagen (eine etwas andere Sicht als mein Vorkommentator)
Chi Tamago (tamago)

Banker machen nur das, was der Markt verlangt. Die Staaten verschulden sich immer schneller, das Geld beschaffen die Banker. Die Konsumenten verschulden sich mit Hoffnungen, die unerfüllbar sind – nehmen sich also die Staaten zum Vorbild. Die Geldgeber wollen ordentliche Rendite. Die Banker sitzen wie die Spinne im Netz, sie bedienen die Bedürfnisse der Konsumenten, seien es Staaten oder einfache Bürger. Jetzt ist es die Hypothekenblase, in Kürze wird die Kreditkartenblase platzen. Eigentlich müßten unsere Staaten auch Bankrott erklären, wenn sie ihre tatsächlichen Schulden offen legen würden. Vergleichbar mit den Banken haben sie auch ,,außer bilanzielle" Risiken, z.B. Pensionszusagen, in extremen Größenordnungen angehäuft. Nicht nur die Banken verlieren das Vertrauen, das System selbst ist in Frage gestellt. Ein Verschuldungsverbot für demokratische Staaten könnte eine neue Basis schaffen. Da die Staaten das nicht wollen, wollen sie die Banken retten. Das Geld soll fließen, insbesondere in neue Staatsschulden.

Quote06. Oktober 2008

Das System hat versagt
gisbert heimes (gisbert4)

Vielmehr: das System kann gar nicht funktionieren. Das ist ganz leicht zu verstehen, aber von seinen Nutznießern natürlich nur sehr schwer zuzugeben. Sicher haben 'die Banker' Fehler gemacht. Aber sie glaubten wie die mit ihnen symbiotisch verbundenen liberalen Nationalökonomen und Politiker daran, daß das System hält, was es verspricht. Doch dieses System kann immer nur für eine gewisse Zeit funktionieren, weil seine Teilnehmer kein gemeinsames Ziel haben. Systeme mit Zielvielfalt führen aber nun mal zu Instabilität und in zyklischen Verläufen zu katastrophischen Ungleichgewichten. Im speziellen Fall der Marktwirtschaft kommt hinzu, daß diese in der Praxis ihre eigenen Voraussetzungen nicht erfüllen kann: vollständige Markttransparenz und infinitesimale Reaktionszeit.

Quote06. Oktober 2008

Wider dem Herdentrieb der Regulierung!
Hannes Heilmannsstedt (mediumdry)

Es wurde nicht zu wenig, wie uns die linksgrünen Sozialromantiker weißmachen wollen, sondern zu viel reguliert. Dieses Staatsversagen in ein Marktversagen umzudeuten ist eine riesige Frechheit. Wenn hier wieder der Sozialismus blüht und alle Privatbanken - gegen jede ordoliberale Vernunft - verstaatlicht wurden, dann wird es zu spät sein, denn dann haben wir den letzten Zipfel Freiheit verloren, für den es sich zu kämpfen lohnt. Der Markt bereinigt sich selber und wird das auch weiterhin tun. Bei dieser Reinigung sollten auch endlich die laienhaften Politiker aus den Aufsichtsräten von Banken und den Schaltzentren der Zentralbanken herausgeweht werden - sie sind mit ihrer maßlosen Geldpolitik Schuld an diesem Debakel. Schon Schumpeter wusste, dass nur aus der schöpferischen Zerstörung eine Chance der Neuordnung (Liberalisierung) des Marktes erwächst!


Quote06. Oktober 2008

Gemeinwohl und Gemeingut
Johannes Hintzen (JohannesLeonhard)

Unser Finanzsystem mißachtet ein Grundprinzip, auf das der Jesuit F.Hengsbach hingewiesen hat: Die Währung ist kein Privateigentum sondern Gemeingut. Deshalb ist die augenblickliche Bankenkrise nicht nur ein Versagen der Banker, sondern auch eines der Politker, der obersten Währungshüter im Land. Es ist ein unerhörter Vorgang, daß nun Menschen, die überhaupt keinen Einfluß haben, die Zeche bezahlen sollen: die Steuerzahler. Als erstes müssen die Privatbanken und die verantwortlichen Politiker zur Kasse gebeten werden, die mit ihrer Verantwortungslosigkeit gegen das Gemeinwohl verstoßen haben. Es ist eine bodenlose Frechheit, wie die Vertreter dieser Versagerkaste und Mitverursacher dieses Debakels in Gestalt von Frau Merkel und Herrn Steinbrück es wagen, an die Öffentlichkeit zu treten und sich als "Retter der Enterbten" hinzustellen ("Wir sichern die Sparguthaben."). Dabei sagen sie nichts anderes, als daß sie uns zur "Sicherung" neue Steuern abknöpfen werden. Ein unerhörter Vorgang. Und keiner regt sich auf.



Quote06. Oktober 2008

@Hannes Heilmannsstedt (mediumdry) - Selber Illusionist!
Gustav Lebeding (Lebeding)

"Der Markt bereinigt sich selber und wird das auch weiterhin tun." Genau dieses wurde doch mit dieser Finanzkatastrophe widerlegt, weil nämlich nach dem Staat und damit nach dem Steuerzahler seitens der Bankenmanagerbüros gebrüllt wird! Wer also von dieser Selbstregulierung des Kapitals heute noch redet und so tut, als seien all diese für die Katastrophe verantwortlichen Chefs und Obermanager des Kapitals nur gute und wunderbare Menschen, die nur das Beste für die Welt wollen, der ist ein riesiger Illusionist und Blender! Aber ich denke, Sie, Herr Heilmannsstedt, sehen das in Wirklichkeit auch etwas kritischer. Denn so naiv kann heute doch keiner mehr sein und von der Selbstregulierung des Kapitals reden.


Quote06. Oktober 2008

Vertrauen schaffen ...
Andreas M. Wirth (mightyson)

... soll jetzt ausgerechnet der "Staat", der durch sein jahrzehntelanges Mißmanagement, Deregulierung und Privatisierung seine eigene Bevölkerung ja gerade erst in die Hände dieser Quacksalber getrieben hat. Im Übrigen: Welche "Fähigkeiten" unsere Obersten im Staate haben, wird ja zwischenzeitlich ohne jede Scham ständig zur Schau gestellt ! Warum nicht endlich mal bei denen zugreifen, die von dem System auch so lange so sehr profitiert haben ? Wenn ich mein Geld im Kasino verzocke hilft mir doch hinterher auch kein Staat ! Nein lieben Freunde, das ist keine katastrophe, das ist der Ausgang eines konsequent betriebenen Systemes zur Umverteilung des Wohlstandes aus der Mittelschicht ! Gute Nacht Deutschland !


Quote06. Oktober 2008

Wann endlich ?
Bernd Hafenberg (Bernie0711)

Wann wird man endlich damit aufhören, den Bankern bei ihrem Ausscheiden nach ihrem Totalversagen noch Millionen an Abfindungen zu zahlen ? Wann wird man endlich damit anfangen, den Bankern ihr Gehalt zu pfänden, um den von ihnen angerichteten Schaden wenigstens symbolisch wieder gut zu machen ? Jeder andere Bürger haftet mit seinem Einkommen und Vermögen für Schäden, die er anrichtet, nur die Banker und die Politiker nicht. Warum ist das so ?


Quote06. Oktober 2008

Das System darf nicht sterben .....
bernd ullrich (demokrat2)

...das ist die Botschaft. Da, wo es konkret hätte werden können, bleibt es bei dem Satz: Die Banker, die versagt haben, werden gehen müssen. So zu denken ist naiv. Die werden bleiben und wenn man sie lässt, werden sie dasselbe tun, was sie jetzt getan haben, schnelles Geld machen. Lafontaine hatte schon 1999 als Finanzminister die notwendigen Gesetzesinitiativen gefordert. Weder die CDU/CSU noch die FDP haben ihn unterstützt. Die Amerikaner haben ihn ausgelacht. Und heute lachen sie wieder. Ihre Finanzpolitik ist nur auf ein Ziel ausgerichtet: Möglichst billig auf Kosten anderer Nationen zu leben. So lange der Dollar Leitwährung bleibt, wird es da keine Änderung geben und so lange das so ist, bleibt Amerika die dominante Wirtschafts- und Kriegsmacht. Schon aus letzterem Grund sollte sich die übrige Welt um neue Lösungen bemühen.


Quote06. Oktober 2008

Gier hüben wie drüben
Gerry Stadler (Gerry_Stadler)

Die Banker als alleiniges Problem zu bezeichnen geht an der Realität vorbei. Das Problem ist, dass immer mehr Menschen der westlichen Gesellschaft sowie die meisten Staaten auf der Welt über ihre Verhältnisse leben. Man muss kein Hellseher sein, dass dies nicht gutgehen kann: Wenn mehr Geld ausgegeben als eingenommen wird, klafft eine Lücke. Irgendwann wird die Lücke so gross, dass die Gesellschaft und die Staaten entzweibrechen. Die Staaten machen es mit ihrer Schuldenwirtschaft den einfachen Bürgern vor: Konsumiere heute, zahle morgen, oder zahle gar nicht und melde stattdessen Konkurs an. Wenn bürgerliche Parteien zu rigorosem Sparen und einem Abbau der Staatsschulden ansetzen, geht ein Aufschrei durch die Bevölkerung, und die entsprechenden Politiker werden bei der nächsten Wahl abgestraft. Die Menschen sind in ihrer Gesamtheit einfach zu kurz- und uneinsichtig (andere sagen blöd dazu). Verzicht ist out, Konsum ist in. Dabei haben wir doch alles, was nötig ist: ein Dach über dem Kopf und genug zu essen. Alles, was darüber hinausgeht, ist Luxus. Aber sage das mal einer der hirnlosen Handy- und Fernsehgesellschaft!


Quote06. Oktober 2008

Zahlen und Fakten
Hanspeter Bühler (Napoleon3)

1980 hatten wir weltweit eine Geldmenge von 12 Billionen Dollar. Das Weltinlandsprodukt war identisch mit der Geldmenge. Heute haben wir eine Geldmenge von 150 Billionen Dollar, aber dem entgegen steht lediglich ein Weltinlandsprodukt von nur 54 Billionen Dollar. Schon das allein ist eine katastrophale Blase. (Das Weltinlandsprodukt ist die real erarbeitete Wirtschaft der gesamten Welt.) Wenn wir jetzt noch die gigantische Blase der imaginären, irrealen, also kursabhängigen Werte (Derivate etc.) anschauen, sehen wir eine unglaubliche Zahl - sage und schreibe 500 !!! Billionen Dollar. Fazit: diese sogenannten Rettungsmassnahmen der Regierungen sind nichts anderes als ein wenig Kosmetik, ein Tropfen auf den heissen Stein! Man wirft schlechtem Geld nun auch noch gutes Geld nach, dasjenige der "öffentlichen Hand", des Steuerzahlers! Man würde besser an die Wurzeln des Übels arbeiten, als nutzlos Symptome zu bekämpfen. Was mich stutzig macht sind die Reaktionen der Petro-Dollars. Praktisch keine arabische Finanz-Supermacht lässt sich zurzeit in Re-Finanzierungen der Finanzinstutute ein. Diese sind zwar unendlich liquide, warten aber ab bis die Kurse auf einen absoluten Tiefstniveau stehen. Dann übernehmen sie!!


Quote06. Oktober 2008

@Hannes Heilmannsstedt (mediumdry)
Andreas Neubert (Citizen_Kane)

"Es wurde nicht zu wenig, wie uns die linksgrünen Sozialromantiker weißmachen wollen, sondern zu viel reguliert." Mir machen momentan weniger linke Ideologen Angst als viel mehr die Ideologen aus der entgegengesetzte Ecke, die gemäß dem Leitsatz aller Ideologen "Weil nicht sein kann, was nicht sein darf" die Realität so lange umdeuten, bis die eigenen einfachen Glaubenssätze wieder passen. Der Finanzmarkt ist in den letzten Jahren immer weiter dereguliert worden, das Ergebnis haben wir jetzt. Und um die Karre aus dem Dreck zu ziehen, muss jetzt der verteufelte Staat (also die Allgemeinheit) für die Schäden einspringen, die sich bei den Gewinnen der Vorjahre auch immer raushalten sollten. Wie realitätsresistent muss man sein, immer noch an vorbehaltlos an Sätze wie "Der Markt wirds richten" und "Der Staat ist das Problem." zu glauben. Leider treten Ideologien meist erst dann ab, wenn sie viel Geschirr zerdeppert haben. Das war bei den Sozialisten so und ich fürchte bei unseren vehemtenten Verfechtern freier Märkte auch. Mal sehen, wie viel noch kaputt gehen muss, bis alte Glaubenssätze überdacht werden.


Quote06. Oktober 2008

Schuldig?
heinz Kaiserbubu (Kaiserbubu)

Gerne zeigt man schnell man auf die Anderen. Dabei ist das Ergebnis des Finanzzunamis nicht nur das Problem einer Gesellschaftsgruppe. Nein, in das Boot der Beschuldigten dürfen auf Augenhöhe auch Politiker, Experten, Berater, die Medien und schließlich auch eine unkritische Gesellschaft, die sich nie gefragt hat, wohin geht die Reise? Siche, die Bänker sind mit Brechts Zitat:" Was ist der Überfall auf eine Ban, gegen die Gründung einer Bank" hinreichend characterisi, aber Schuld tragen wir alle. Man hat Lafontaine zum Abschuß freigegegeben, weil er das vorausgesagt hat was heute eingetroffen ist. Aber es war ja einfacher mit den alten Reflexen von den eigentlichen Problemen abzulenken. Es lief ja wie geschmiert. Und jetzt? Wenn noch irgendein Funke von Anstand und Moral in uns stecken würde, müssten wir Lafontaine um Verzeihung bitten und zu gebenman hätte sich geirrt. Aber wer besitzt schon Größe? Die Schuld immer nur anderen in die Schuhe zu schieben löst das Problem nicht.


Quote06. Oktober 2008

Banken haben versagt?
Steve Lutzmann (TomderAffe)

Da haben wir doch in Zeiten des amerikanischen Wahlkampfes den idealen Buhmann gefunden. Die Banken haben versagt. Ganz übersehen wir dabei das Grundübel. Unmündige Konsumenten, die wesentl. mehr Geld ausgeben, als ihnen zur Verfügung steht. Finanziert über Schulden; ist diese Konsumgier etwas anderes als die angebliche Gier der Banken? Aber, die Banken haben den einfachen Mann ja in die Schuldenfalle getrieben. Gern übersehen wir dabei, dass Freddie Mac und Fannie Mae sog. "government sponored enterprises" sind. Die grosszügige Kreditvergabe also Teil des staatlichen Auftrags war. Es ist schon absurd, dass genau jene, die schon immer die Bösartigkeit des Kapitalismus kannten ... nun plötzlich nach dem Verursacher um Hilfe rufen. Versagt hat nicht der Finanzmarkt, nicht die Banken. Versagt hat der allumsorgende Vater Staat, der die Kreditvergabe an eigentl. Kreditunwürdige ankurbelte. Dessen Notenbank den Geldhahn aufdrehte, sobald die Konjunktur kleinste Niesanfälle hatte. Versagt haben Konsumenten, die geradeso tun, als ginge sie Geld eigentlich nichts an. Dennoch, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben, hilft nicht weiter. Hinsetzen und nach allen möglichen Lösungen suchen, das kann die einzige Aufgabe sein.


Quote06. Oktober 2008 15:03

Kulturelle Fehlentwicklung
Peter Kolb (thales4)

Es geht nicht einfach nur darum, eine Finanzkrise zu bewältigen. Es geht viel weiter: kulturelle Fehlentwicklungen müssen korrigiert werden. Wir alle wären zuständig gewesen,- so ist das in einer demokratischen Gesellschaft. Kant hat die Aufklärung definiert als Ausgang aus selbstverschuldeter Unmündigkeit. Das konservative Bürgertum hat die Aufklärung stattdessen schon längst als gescheitert erklärt. Warum denn selber denken, wo wir doch Fachleute haben?! Kant hatte empfohlen, auch keinen Fachleuten zu glauben. Nun haben sie uns ruiniert, Arm in Arm mit einer in Wirtschaftsfragen nahezu gleichgeschalteten Presse. Man sollte sich erinnern an die Neidgesellschaft, bewohnt von Bedenkenträgern und Besitzstandwahrern. Wir haben uns zu lange verblöden lassen von Popindustrie und Unterhaltung in 30 Fernsehprogrammen. Kultur war mal anders gedacht Wir haben die Welt den Antiaufklärern, den Woodoo-Zauberern überlassen. Schon war die Rede von Postdemokratie und wie in China widerspruchslos Projekte in Rekordzeit sich durchführen lassen. Bleibt die vage Hoffnung, daß der Kapitalismus noch gerettet werden kann von einer aufgeklärten Linken. Bleibt die Befürchtung, daß sich die Rufer nach irgendwelchen Alten Werten durchsetzen werden.


Quote06. Oktober 2008 15:03


@ Lebeding, Wertezerfall I
Steve Lutzmann (TomderAffe)

Oh Herr Lebeding. Ich gebe Ihnen ja ganz grundsätzlich recht. Unsere Gesellschaft erlebt einen Wertezerfall. In der Wirtschaft wird das nun nur besonders offensichtlich. Nun ganz ehrlich, wer von uns begreift sich denn noch als wirklicher Staatsbürger? Wer denkt noch darüber nach, welche Auswirkungen die eigene Handlung auf die Gesellschaft hat? Wer sieht sich den als Teil des Staates? Kaum einer! Die allermeisten Menschen sind ganz allein auf ihren eigenen Vorteil bedacht; nutzen den Staat (ich meine damit nicht nur die jur. Konstruktion) so wie sie es gerne hätten. Unabhängig, was das Verhalten kostet. Wie es Altbundespräsident Herzog einmal formulierte: "Der Ehrliche ist eigentlich der Dumme." Es ist nicht nur das mögliche Fehlverhalten der Banker. Es ist genauso der Steuerhinterzieher, genauso der Sozialschamrotzer, genauso der Politiker der allein um sein Mandat bemüht ist. Wer steht denn eigentlich noch richtig hinter diesem Staat? Leben wir in dem Bürgerkriegsszenario, dass -in seltener Einigkeit- Sternberger und Schmitt verhindern wollte bzw. anmahnten? Wir müssen uns am Ende eingestehen, dass Staat immer auch eine Wertegemeinschaft ist. Dem reinen positivisten Staatskonstrukt fehlt am Ende das Blut in den Adern, es ist kalt. Die Menschen hält an sich nichts zusammen.


Quote06. Oktober 2008 15:03


@ Lebeding, Wertezerfall II
Steve Lutzmann (TomderAffe)

Zwar mag die Politik kurzfristig einschreiten können und alles regeln. Ihr fehlt es aber bereits jetzt an Glaubwürdigkeit. Haben Sie in den letzten Jahren einen Politiker erlebt, der sein Gewissen vor das Mandat gestellt hat? Die Politik ist heute eine Ansammlung von Apparateschiks. Die funktionieren, wie Investmentbanker auch. Von moralischer Verantwortung ist hier wie da keine Rede! Langfristig müssen wir -und damit meine ich ALLE- uns fragen, wie wir in Zukunft zusammenleben wollen. Das gesteht sogar ein liberaler Sturrkopf wie ich ein: eine Gesellschaft funktioniert nicht ohne Werte. Am Ende sind wir bei Böckenförde (1976!): der freiheitl.-säkularisierte (und damit rein positivistische) Staat lebt von den Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.





Aus: "Finanzkrise: Die Banker haben versagt" Von Carsten Knop (05. Oktober 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc~EE362FC60FFE542BC8F422CC6B9DA1BF8~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc~EE362FC60FFE542BC8F422CC6B9DA1BF8~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

Title: [Banken und Rettungspläne... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 08, 2008, 04:40:56 PM
Quote[...] 500 Milliarden Pfund (640 Mrd Euro) legt der Staat in die Waagschale, um einen Kollaps des Bankensystems zu verhindern und einen noch größeren Schaden von Wirtschaft und Steuerzahlern im Königreich abzuwenden. Neben einer 200-Milliarden- Spritze der Zentralbank für kurzfristige Leihgeschäfte und einer staatlichen Garantie für langfristige Anleihen über 250 Milliarden Pfund bringt das Rettungspaket einen neuen Aktionär für die Banken ins Spiel, den die Kreditinstitute bislang so noch nicht hatten - den Staat selbst. Schnell machte das Wort von einer «Teilverstaatlichung» die Runde.

«Wir verstaatlichen die Banken nicht und wir wollen auch keine öffentliche Kontrolle», betonte Finanzminister Alistair Darling. Tatsächlich müssen die Banken nur kleinere Zugeständnisse an den neuen Aktionär machen, etwa mittelständische Unternehmen nicht vom Kreditfluss abzuschneiden. Dafür stellt der Staat bis zu 50 Milliarden Pfund für den Erwerb von Vorzugsaktien bei den acht größten Kreditinstituten zur Verfügung. Statt Einfluss will die Regierung offensichtlich Vertrauen zurückkaufen - ein Gut, das in der Finanzkrise absolut aufgebraucht ist und Banken davon abhält, einander das dringend notwendige Geld zu leihen.


Aus: "Analyse: London will Kollaps verhindern" (08.10.2008)
Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/213722 (http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/213722)

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Quote[...] Auch beim Blick auf die Insel muss man sich jetzt die Augen reiben: Mit 50 Milliarden Pfund will die britische Regierung acht große Banken zum Teil verstaatlichen, darunter so namhafte wie Barclays und die Royal Bank of Scotland. Von "radikalen Maßnahmen" spricht Premierminister Gordon Brown. Seine Angst, dass selbst die größten britischen Finanzhäuser abrutschen könnten, muss groß sein.

"Was wir hier erleben, ist ein absoluter Mentalitätsbruch", sagt Markus Rudolf, Finanz-Professor an der Hochschule Vallendar. ,,Bis Ende letzten Jahres hätte ich zwei Dinge für unmöglich gehalten: Erstens, dass der amerikanische Investmentbankingsektor aufhört zu existieren. Und zweites, dass britische Banken verstaatlicht werden." Schließlich sei es gerade die Stärke der privaten Banken gewesen, die den britischen Finanzsektor immer ausgemacht habe.

Doch in eben diese Privatbanken will die Regierung in London jetzt massiv eingreifen. Außergewöhnliche Zeiten erforderten eben außergewöhnliche Maßnahmen, heißt es. Für "konventionelles Denken oder angestaubte Dogmen" sei keine Zeit, erklärt Regierungschef Brown. Vielmehr seien "innovative Interventionen" gefragt, um zum "Kern der Finanzmarktkrise" vordringen zu können.

Im Klartext heißt dies, dass die britische Regierung bis zu 50 Milliarden Pfund (64,5 Milliarden Euro) in die Hand nehmen will, um sich mit Hilfe von Vorzugsaktien bei acht Branchengrößen einzukaufen. Und keiner weiß, ob damit das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Oder ob die Regierung vielleicht noch weitere Teile der Banken unter ihre Kontrolle bringen muss.

Eine leicht nachvollziehbare Maßnahme, wie Rudolf findet: ,,Das Finanzsystem entpuppt sich als ausgesprochen fragil, und jede Volkswirtschaft der Welt würde alles versuchen, um einen Systemeinsturz zu verhindern. Insofern hat die britische Regierung keine andere Wahl."


Aus: " Verstaatlichung: Großbritannien bricht mit liberaler Tradition" (8. Oktober 2008)
Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article2548086/Grossbritannien-bricht-mit-liberaler-Tradition.html (http://www.welt.de/wirtschaft/article2548086/Grossbritannien-bricht-mit-liberaler-Tradition.html)

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Quote[...] New York (dpa) - Die US-Regierung erwägt nach einem Pressebericht Beteiligungen an amerikanischen Banken. Mit einem solchen Schritt könnte das Vertrauen in die Finanzbranche gestärkt werden, berichtete die «New York Times» unter Berufung auf die Regierung.

Ein Einstieg könnte Teil des geplanten Rettungspakets sein, das ein Volumen von 700 Milliarden Dollar haben soll. Die US-Regierung würde bei einer Teilübernahme von Bankhäusern dem Vorbild Großbritanniens folgen. Die Regierung in London hatte am Mittwoch einen Plan vorgestellt, der eine Beteiligung an britischen Banken bei Bedarf ermöglichen würde.

Die konkreten Details für den US-Rettungsplan sollen in den kommenden Tagen vorgestellt werde, wie die «New York Times» schreibt. Viele US-Banken sind durch die Finanzkrise an den Rand der Pleite geraten oder mussten sich unter das Dach von Konkurrenten retten.

US-Präsident George W. Bush hat in einem Telefongespräch mit Brasiliens Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva versichert, dass die Maßnahmen des US-Bankenrettungsplans in zweieinhalb Wochen erste Wirkungen zeigen werden.

Bush sprach auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Finanzkrise. Er erörterte nach US-Angaben mit Merkel unterschiedliche amerikanischen Maßnahmen zur Stabilisierung der Märkte und betonte, die Wichtigkeit eines gemeinsamen Vorgehens aller Staaten bei der Eindämmung der Finanzkrise.

US-Finanzminister Henry Paulson Paulson sprach sich für eine enge Abstimmung der betroffenen Staaten aus. Er habe zu diesem Zweck eine Sonderkonferenz der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) am Samstag vorgeschlagen, sagte Paulson. Dabei sollen sich die Teilnehmer untereinander koordinieren, um die Folgen der Krise und die Abschwächung der Konjunktur in den jeweiligen Ländern zu verringern.

Laut Paulson ist ein baldiges Ende der Finanzkrise in den USA nicht absehbar. «Es ist Geduld gefragt, weil diese Turbulenzen kein schnelles Ende finden werden und noch bedeutsame Herausforderungen zu meistern sind.» Er sei aber überzeugt, dass die Probleme überwunden werden können. Er warnte aber auch, dass es weitere Zusammenbrüche von US-Banken geben könne, solange die US-Wirtschaft in schwierigem Fahrwasser sei.




Aus: "US-Regierung prüft Banken-Verstaatlichung" (09.10.2008)
Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/214014 (http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/214014)

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Quote[...] Die US-Banken Citigroup und Wells Fargo sind bei der Prüfung der Bücher ihres Übernahmeziels Wachovia einem Bericht zufolge auf böse Überraschungen gestoßen. Beide Firmen seien schockiert von der hohen Zahl an ihrer Einschätzung nach minderwertigen Anlagen bei Wachovia gewesen, berichtete das "Wall Street Journal". Die rivalisierenden Institute befürchteten nun, dass sie beim Kauf von Wachovia-Anteilen höhere Verluste erleiden könnten als bisher erwartet.

Unterdessen haben sich Citigroup und Wells Fargo im Streit um die Wachovia-Übernahme darauf verständigt, ihre juristische Auseinandersetzung nun bis Freitag zu unterbrechen. Das teilten die drei Banken nach vorheriger Abstimmung mit der Fed mit.

[...] Wachovia ist die viertgrößte Bank der USA mit knapp 3500 Filialen im ganzen Land. Die Citigroup, drittgrößtes Institut, hatte zunächst mit Unterstützung der Regierung den Zuschlag für die Übernahme erhalten und so die Pleite von Wachovia verhindert. Vier Tage später kündigte dann Wells Fargo überraschend den Kauf von Wachovia an.

Citigroup verklagte daraufhin Wachovia und Wells Fargo, wogegen Wells Fargo wiederum vorging. Die Citigroup forderte daraufhin eine milliardenschwere Entschädigung.


Aus: "Schock bei Buchprüfung: Viel Wachovia-"Schrott"" (9. Oktober 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/Schock_bei_Buchpruefung_Viel_WachoviaSchrott/091020083810/1035284.html (http://www.n-tv.de/Schock_bei_Buchpruefung_Viel_WachoviaSchrott/091020083810/1035284.html)

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Quote[...] Die Regierungen Belgiens, Frankreichs und Luxemburgs haben sich auf einen neuen Rettungsplan für die Hypothekenbank Dexia geeinigt. Die Regierungen garantieren ein Jahr lang für neue Mittelaufnahmen von Dexia bei anderen Banken und institutionellen Anlegern, berichtete der belgische Rundfunksender RTBF am Donnerstag. Diese Garantie werde es der französisch- belgischen Bank ermöglichen, über ausreichend Liquidität zu verfügen.

[...] Laut RTBF steht eine Lösung für die amerikanische Tochter von Dexia, die Financial Security Assurance Inc. (FSA), noch aus. Diese hatte bis zum August hochriskante strukturierte Finanzprodukte versichert.



Aus: "Hypothekenbank: Belgien, Frankreich und Luxemburg retten Dexia" (09. Oktober 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc~E53100D37BF554365892C143273582E58~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc~E53100D37BF554365892C143273582E58~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

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Quote[...] Die japanische Zentralbank hat dem Geldmarkt angesichts der Finanzkrise am Donnerstag weitere Liquidität in Rekordhöhe zur Verfügung gestellt. Am 17. Handelstag in Folge pumpte die Bank of Japan (BoJ) abermals in zwei Schritten 4,0 Billionen Yen (29,2 Milliarden Euro) in den Markt, um für Stabilität zu sorgen.


Aus: "Asien: Bank of Japan pumpt Rekordbetrag in den Markt" (09. Oktober 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc~E10E79E026DFC473A8A6088A380B6368F~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc~E10E79E026DFC473A8A6088A380B6368F~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

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Quote[...] Derweil hat der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, die Händler an den Börsen mit drastischen Worten zur Ordnung gerufen. Trichet forderte die Akteure auf den Finanzmärkten im französischen Fernsehen auf, ,,wieder zur Besinnung zu kommen".

Quote09. Oktober 2008 08:59,

Was bringt eine Zinssenkung?
Roman Puff (romanpuff)

Ich bin zwar 'nur' Historiker und kein Ökonom, aber bei Anwendung eines gewissen - gar nicht übertrieben großen - Quantums an gesundem Menschenverstand und bei paralleler Lektüre der Berichte aus der realen Wirtschaft mit denen aus der zunehmend surrealen ist doch klar, dass eine solche Maßnahme maximal psychologisch hilft - wenn überhaupt. Vielleicht steigert das Ausmaß der Verzweiflung, das sich darin ausdrückt aber auch eher die Demoralisierung. Glauben Trichet, Bernanke und ihr akademischer Überbau denn wirklich, dass sich eine Realwirtschaft, die in einem Monat mittlere bis hohe zweistellige Umsatzrückgänge erfährt, die deshalb allein in Deutschland binnen kurzer Zeit zehntausende Leute für mehr oder weniger lange Zeit nach Hause schickt (GM, Ford, Daimler, BMW, Volvo, Unicredit ...) wieder anspringt, wenn sie die Zinsen um ein halbes Prozent senken? Da kann ich, wenn ich daran glaube (ist mein Privatproblem das hier nicht erörtert werden muss), genauso gut zu Gott, Allah oder dem großen Zampano beten und hoffen, dass das hilft!



Aus: "Nach britischem Vorbild: Amerika erwägt Teilverstaatlichung der Banken" (09. Oktober 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc~EB78C078FB7354D958AB11B4E1F0E221F~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc~EB78C078FB7354D958AB11B4E1F0E221F~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

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Quote[...] Die vom Kongress jetzt im Rahmen des 700 Milliarden Dollar umfassenden Rettungspakets gewährten Vollmachten zum Umgang mit der Finanzkrise eröffneten der Regierung eine Reihe von Möglichkeiten, hieß es.

An erster Stelle stehe für US-Finanzminister Henry Paulson hierbei jedoch die Befugnis, den Finanzinstitutionen weiteres Kapital zur Verfügung zu stellen. "Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht", zitiert die New York Times Paulson. "Dazu gehört auch die Unterstützung der Gesamtkapitalausstattung von Finanzinstitutionen in jeder Größe."

Wie die New York Times weiter berichtet, sei dieser Plan laut Regierungsbeamten die von vielen in Washington und an der Wall Street favorisierte Optionen zur Verwendung der 700 Milliarden Dollar. Denn eine kräftige Finanzspritze würde den Banken helfen, ihre Kreditprobleme zu lindern. Andererseits sorgen sich die Beamten darum, dass ein derart aggressives staatliches Vorgehen dem Finanzsektor schaden könnte: Aktionäre könnten meinen, sie sollten abgestraft werden oder der Markt könnte es als ein Zeichen werten, dass Kreditbanken gescheitert sind.

Ein derartiger staatlicher Einstieg bei Banken wäre zu vergleichen mit dem Vorgehen der britischen Regierung. Die britische Regierung kündigte am Mittwoch an, acht der größten Banken teilweise zu verstaatlichen, um die Stabilität auf dem Finanzmarkt wiederherzustellen. Premierminister Gordon Brown sprach von "radikalen" Eingriffen ins Bankensystem.

Auf den britischen Plan angesprochen, sagte Paulson am Mittwoch, er weise diese Idee nicht zurück. Er wolle jedoch nicht darüber spekulieren, welches der neuen Rechte die Regierung nun anwende.

[...]

Quote

09.10.2008 11:45:52

WillmaHorst: Wow!!! Landesbank auf amerikanisch

Aber wem stört's - außer der FDP?



Quote

09.10.2008 11:48:45

Waldheim, Karl: Wer hats erfunden ? die Schweden

Zitat: "Ein derartiger staatlicher Einstieg bei Banken wäre zu vergleichen mit dem Vorgehen der britischen Regierung. Die britische Regierung kündigte am Mittwoch an, acht der größten Banken teilweise zu verstaatlichen, um die Stabilität auf dem Finanzmarkt wiederherzustellen. Premierminister Gordon Brown sprach von "radikalen" Eingriffen ins Bankensystem."

Nicht Großbritannien, sondern Schweden ist das Vorbild für ein solches Vorgehen, welches sich im Nachhinein als äußerst gelungen darstellt. Wollen wir doch die richtigen loben. Die Briten müssens erst noch beweisen.

Das sollte doch den Journalisten der SZ auch bekannt sein, findet sich hier doch ein Interview mit dem schwedischen Ex-Finanzminister Bo Lundgren.



Quote09.10.2008  12:39:05, oelauge:
Wohin mit 700 Milliarden Dollar?

[...] mister paulson kommt mir vor wie ein drogendealer der jetzt mit der regulierung des rauschgifthandel beauftragt wird .


Quote09.10.2008 12:33:36, rheinelbe:

Wohin?

Vertrauen heißt jetzt Geld.

Ansonsten: Wohin mit den 700 Milliarden (Phantastillionen, Phantastilliarden) Dollar, Euro, Dublonen oder was? Ist doch kein Problem. Die Börse wird's locker verbrennen!

Im Wort wohin? steckt ha auch "hin"...

Und man kann mit Sicherheit sagen, wohin das Geld nicht fließt: zu den Armen.

Das steht fest!




Aus: "US-Rettungspaket: Wohin mit 700 Milliarden Dollar?" (09.10.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/437/313344/text/?page=2#readcomment (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/437/313344/text/?page=2#readcomment)

Title: [Eine kleine Notiz und Globale-Finanzmaerkte... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 08, 2008, 05:25:38 PM
Quote[...] Die New Yorker Investmentbank Goldman Sachs hat im vergangenen Jahr 16 Milliarden Dollar an ihre Vorstände und Mitarbeiter ausgezahlt, die fünf größten amerikanischen Investmenthäuser zahlten insgesamt 36 Milliarden Dollar. Für einen normalen deutschen Staatsbürger ist das eine unvorstellbare Summe, sie entspricht in der Größenordnung der Jahreskreditaufnahme  durch den deutschen Finanzminister. Man fragt sich unwillkürlich, ob auf den Finanzmärkten  alles mit rechten Dingen zugeht.


Aus: "Globale Finanzmärkte - Beaufsichtigt die neuen Großspekulanten!" (DIE ZEIT, 01.02.2007 (!))
Quelle: http://www.zeit.de/2007/06/Globale-Finanzmaerkte (http://www.zeit.de/2007/06/Globale-Finanzmaerkte)


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Quote[...] Bemerkenswert finde ich eine kleine Notiz, die ich heute in einem täglichen Privatbanken-Informationsdienst über die Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf die Pensionskassen der US-Bürger las. Das Büro der US-Kongress-Rechnungsbehörde Congressional Budget Office (CBO) ließ verlauten, dass die amerikanischen Pensionskassen in den vergangenen 15 Monaten wegen der Finanzmarktkrise rund 2.000 Milliarden US-Dollar verloren haben. Viele Arbeitnehmer würden wegen dieser Verluste wahrscheinlich gezwungen, auf größere Konsumausgaben zu verzichten und mehr zu sparen – oder später in Rente zu gehen, sagte der CBO-Leiter R. Orszag.


Aus: "Die Finanzmarktkrise belastet die US-Pensionskassen" (8 Oktober. 2008)
Quelle: http://blog.focus.de/metzger/archives/337 (http://blog.focus.de/metzger/archives/337)

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Quote[...] Zwei Billionen Dollar in 15 Monaten - die US-Pensionskassen müssen durch die Turbulenzen der Finanzkrise dramatische Verluste hinnehmen. [...] Washington - Die Finanzkrise lässt viele US-Bürger um ihre Altersvorsorge bangen: Öffentliche und private Pensionsfonds in den USA haben in den vergangenen anderthalb Jahren zwei Billionen Dollar (knapp 1,5 Billionen Euro) verloren, wie der Präsident des Rechnungshofs des US-Kongresses (CBO), Peter Orszag, am Dienstag erklärte. Seit Mitte 2007, dem Beginn der Krise um faule Kredite in den USA, sei der Wert der Fonds um 20 Prozent gesunken.

Dies könne dazu führen, dass Beschäftigte, die im Alter auf Rentenzahlungen aus den Fonds angewiesen seien, länger arbeiten müssten. Zudem schränke die Krise bei den Rentenfonds vermutlich die Ausgaben der US-Bürger ein, was die Wirtschaft weiter belasten könne, sagte Orszag. Laut einer Erhebung haben kürzlich mehr als die Hälfte der Befragten die Befürchtung geäußert, dass sie wegen sinkender Erträge aus der Altersversorgung länger arbeiten müssten.

"Anders als bei Wall-Street-Managern gibt es für amerikanische Familien keinen Goldenen Handschlag, auf den sie sich im Notfall verlassen können", sagte Arbeitsmarktexperte George Miller, demokratischer Abgeordneter im US-Repräsentantenhaus, der "Washington Post". "Es ist ganz klar, dass das amerikanische Rentensystem der Finanzkrise zum Opfer fallen kann."

Besonders betroffen von der Finanzkrise sind private Rentenfonds, die die Anlagen ihrer Mitglieder vor allem in Börsentitel investieren, die nun deutlich an Wert verloren haben. Weniger betroffen sind die öffentlichen Fonds, etwa von Kommunen und Behörden, die vor allem in US-Schatzbriefe investieren.

In die Rentenfonds zahlen in den USA Arbeitgeber und - auf freiwilliger Basis - auch Arbeitnehmer ein. Einer Studie zufolge haben angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage zuletzt viele Beschäftigte ihre Zuzahlungen eingestellt.

ffr/AP/AFP


Aus: "Finanzkrise kostet Pensionskassen zwei Billionen Dollar" (08.10.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,582969,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,582969,00.html)

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Quote[...] Die Kleinsparer, die sich ihre Rücklagen mühsam vom Lohn abzwacken, könnten durch die Finanzkrise jedoch auf andere Art hart getroffen werden: Durch eine weltweit schwächere Konjunktur. Schon jetzt gilt es als ausgemacht, dass die USA in eine Rezession rutschen. Die größte Volkswirtschaft der Welt hat in diesem Jahr so viele Stellen gestrichen wie seit fünfeinhalb Jahren nicht mehr.

Eine Wirtschaftskrise in den USA könnte auch nach Europa herüberschwappen. Dann wären auch deutsche Arbeitsplätze in Gefahr. Das bedeutet neue Mindereinnahmen bei den Steuern und höhere Ausgaben bei den Sozialleistungen.

Quotesünnerklaas »
06.10.2008 um 16:26

Zitat:

"Um zu signalisieren, dass die Spargelder in Deutschland sicher sind, hat die Bundesregierung eine Staatsgarantie für die kompletten privaten Einlagen hierzulande abgegeben."

Das ist eine politische Erklärung - und im Moment so viel wert, wie Barschel'sche Ehrenwörter... Etwas Aufklärung verspricht die FTD:

Zitat:
"Vorbereitungen für den Tag X hat die Regierung nicht getroffen. Es habe Hinweise gegeben, dass die Bürger deutlich mehr Bargeld abheben, sagte ein Sprecher Steinbrücks.
(...)
Im Endeffekt ist es eine politische Absichtserklärung", sagte der Vorsitzende des Bundestagshaushaltsausschusses Otto Fricke (FDP) im "Deutschlandfunk". Es gebe keinen Fonds oder Ähnliches, "in dem das Geld steckt".

Quelle: FTD

Regierungssprecher Ullrich Wilhelm wird vom Handelsblatt wie folgt zitiert:

Zitat:
""Bei den Garantien für die deutschen Sparer handele sich um eine ,,belastbare und entscheidende politische Aussage", hinter der die Bundesregierung mit ihren Möglichkeiten stehe, betonte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Montag in Berlin."
Quelle: Handelsblatt

Für das Versprechen - oder das gegebene Wort gibt es zur Zeit keine Rechtsgrundlage. Die Bundesregierung kann auch nicht so ohne weiteres solch eine Zusage geben, weil dies das Haushaltsrecht betrifft - und das Haushaltsrecht liegt beim Bundestag. Bis ein für die Sicherung der Spareinlagen notwendigen Gesetzgebungsverfahren abgeschlossen ist, ist es u.U. schon zu spät.



Quotefrankmayer »
06.10.2008 um 21:26

Ganz einfach: Schiss vorm Bank-Rush

[...]

Es ist doch offensichtlich, dass die Stimmung geeignet ist, dass die Leute auf die Bank rennen und ihr Geld abheben - und dann ist tatsächlich Sabbat - tödliche Sepsis sozusagen ..

Vor diesem Hintergrund sei dann auch Frau Merkel diese Lüge (zumindest von mir) verziehen - auch wenn mir sowohl sie als auch diese ganze konservative Gesindel ein echter Greul sind. Diese Lobbyistenhörigkeit gerade der Konservativen mit ihren Seilschaften - wer hat nochmal die Legende gebildet, die Sozen könnten nicht mit dem Geld und so? Kurzer Blick über den Teich oder in unsere Bundesregierung ..

Dennoch empfinde ich diese Entlastung des Systems von Lügereien und Betrügereien insgesamt als äusserst heilsam und gesund. Klar geht das an die Grenzen, und gerade spritzt uns eine besonders übel riechende Sorte Finanz-Eiter aus den Banken und Finanzplätzen entgegen. Das ist zwar super eklig, tut weh und stinkt wie die Hölle, aber es ist reinigend und heilsam!

Man wird - wenn es vorbei ist - noch etwas nachschneiden müssen und das verbleibende Gewebe von unten nachwachsen lassen müssen - eine Narbe wird wohl länger bleiben..

In diesem Sinne: Ubi pus, ibi evacua!
F. Mayer


Quotemwo »
07.10.2008 um 08:56

Kleine Randbemerkung

... gehört nicht ganz hier her, aber ich musste es gerade auf der Titelseite des Hamburger Abendblattes lesen, und will nicht alleine leiden:

"Der Papst mahnt: Wer auf Geld baut, baut auf Sand ... Nur das Wort Gottes ist die einzige dauerhafte Realität."

Das ist doch mal eine Einstellung. Nie vergessen: Jede Krise hat ihre Krisengewinnler!


QuoteHepo »
07.10.2008 um 11:12

Ja, ja, immer schön den Abstand wahren...

und so tun, als würde uns das alles nichts angehen. Bin ich froh, dass bestimmte Teilnehmer dieses Forums in diesem Land nichts zu sagen haben!

Wiedermal wird über ein Thema, das uns alle angeht, geschrieben, als würde es uns nicht betreffen. Wer sich einigermaßen informiert hatte wusste schon seit mindestens zwei Jahren, dass die Blase irgendwann platzen würde. Aber offensichtlich blendet Gier jeden gesunden Menschenverstand und das Gespür für die drohende Gefahr aus.

Wie sähe denn die Alternative zu einer staatlichen Absicherung der Sparguthaben, damit wir nicht sehenden Auges in eine Inflation rutschen?



Quotesjdv »
07.10.2008 um 11:14

Beunruhigende Beruhigung

Wenn die Regierung jetzt die Sicherheit aller Einlagen garantiert, beunruhigt das eigentlich mehr als es beruhigt. Es beunruhigt deshalb, weil es offensichtlich die Befürchtung eines Runs auf die Banken gibt, sonst hätte die Regierung nicht zu diesem Mittel gegriffen. Und beruhigen kann es nicht, weil der Staat im Zweifelsfall natürlich niemals die Mittel (1,6 Billionen) hätte um das Versprechen einzuhalten.
So ist das manchmal: Wenn die Falschen sagen, es gäbe keinen Grund sich sorgen zu machen, macht gerade das Sorgen.


Quotekorushe »
07.10.2008 um 18:52

Gedaechtniss der Menschen

[...]

Wie einige schon geschrieben habe, was wuerde passieren wenn die Banken aufhoeren wuerden. Nur so als Idee. Geld verliert seinen Wert. Schlagartig. Das ergebniss sah man kurz in Argentinien. Es mag Ihnen zwar entgangen sein aber auch wenn alle vom Virtuellen Geld reden, es gibt kein "reelles Geld". Was sie haben ist ein Stueck Papier das aufgrund eines Abkommens zwischen den Menschen rundherum einen Wert bekommt. In dem Augenblick wo die anderen dem Stueck Papier nicht mehr vertrauen ist es nichts Wert. Wir haben uns geeinigt Dienstleistung und Waren einem fiktieven Wert beizumessen und den auf ein Papier zu schreiben. Die Verwaltung dieser Papiere wurden den Banken uebergeben. (wo sich Menschen bereichert haben auf unverschaemte weise). Was alle gewusst haben und die die dagegen waren entweder zu wenig Macht hatten oder verlacht wurden. Warum? Klar weil die die die Moeglichkeit gehabt haetten zu bremsen oder zu kontrolieren selber davon Profitierten und alle mit der Hoffnung weg zu sein wenns Kracht (hinter mir die Sintflut) (die ja jetzt da ist) Man koennte schuldige suchen (und wuerde welche finden WENN man wollte) aber es heist nicht umsonnst wer 50 Gulden stiehlt ist ein Dieb wer 5 Millionen Gulden stiehlt ist ein Staatsmann. Daran hat sich bis heute nichts geaendert.





Aus: "Finanzkrise: Wo es wirklich brennt" Von Marlies Uken  (ZEIT ONLINE,  7.10.2008)
Quelle: http://www.zeit.de/online/2008/41/Finanzkrise-Fragenkatalog (http://www.zeit.de/online/2008/41/Finanzkrise-Fragenkatalog)
Title: [Schockfrost für Kunden der isländischen Internetbank Icesave... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 09, 2008, 10:47:19 AM
Quote[...] Alle Kontobewegungen auf Icesave.co.uk sind eingefroren. Die Erklärungen der Bank halten sich nun nicht mehr an technische Fehler und das Wort "Zufall", wie noch am Montag, sie bleiben ganz aus. Auf der Webseite der Bank wird nur frostig statuiert, dass keinerlei Geldtransfers online durchgeführt werden können: "We are not currently processing any deposits or any withdrawal requests through our Icesave internet accounts. We apologise for any inconvenience this may cause our customers. We hope to provide you with more information shortly."

Icesave gehört zur isländischen Landsbanki, die gerade verstaatlicht wurde, weshalb eigentlich die Icelandic Financial Supervisory Authority für Einlagen bis zu 20.000 Euro aufkommen soll. Wie der britische Schatzkanzler Alistair Darling heute mit einigem Erstaunen mitteilte, beschied ihm die isländische Regierung allerdings, dass sie keine Absicht habe, ihren Verpflichtungen gegenüber den britischen Kunden nachzukommen. Nun will der britische Staat dafür einstehen – nach Informationen der Times sogar bei Einlagen über 50.000 Pfund. Wann und wie die Kunden ihr Geld zurückbekommen sollen, werde allerdings noch geklärt.

Wie heute Vormittag gemeldet wurde, hat das staatliche Inkasso-Büro der Niederlande (NIB) den niederländischen Zweig von Icesave zur Freistellung der Guthaben in den Niederlanden aufgefordert. Nach Schätzungen des NIBs dürften sie mit etwa 250.000 Euro nur einen geringen Teil der Verbindlichkeiten ausmachen. Aussagen von NIB-Direktor Maarten van der Donk zufolge könnten die meisten Kunden der Online-Bank nur darauf hoffen, dass sie am "Ende eines langwierigen Inkasso-Verfahrens" wenigsten teilweise durch den isländischen Staat entschädigt werden.

Van der Donk kritisierte deutlich die Politik der Bank, welche die Kunden, die sich über Probleme beim Zugang zu ihren Onlinekonten beschwerten, mit irreführenden Entschuldigungen abgespeist hatte: Icesave hatte demnach noch bis gestern Nachmittag wider besseren Wissens behauptet, liquide und kreditwürdig zu sein. "Davon war längst kein Wort mehr wahr", wird Van der Donk zitiert. Zu diesem Zeitpunkt hätten, wie berichtet, Sparer bereits keinerlei Transaktionen mehr bei der Online-Bank vornehmen können.

Die niederländische Sparte existiert erst seit vier Monaten, konnte aber in dieser Zeit durch höhere Zinsversprechen (5 Prozent und später 5,25 Prozent; der Durchschnittszinssatz in den Niederlanden wird mit 4 Prozent angegeben) viele Kunden (50.000) gewinnen. (tpa/Telepolis)




Aus: "Schockfrost für Kunden der isländischen Internetbank Icesave" (08.10.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Schockfrost-fuer-Kunden-der-islaendischen-Internetbank-Icesave--/meldung/117089 (http://www.heise.de/newsticker/Schockfrost-fuer-Kunden-der-islaendischen-Internetbank-Icesave--/meldung/117089)


Title: [Die Leute heben Geld ab... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 09, 2008, 11:58:22 AM
Quote[...] MÜNCHEN  -  Der Angestellte der Sicherheitsfirma, der am Eingang der Deutschen Bank am Marienplatz steht, überblickt nicht nur das Gewusel in der Filiale. Seine Firma macht Sicherheitslogistik für Filialen mehrerer Banken in München, und er sagt: ,,Es wird vermehrt abgehoben. Das ist in allen Filialen so." Und bekräftigt: ,,Die Leute heben große Mengen Geld ab."

[...]  Drei Anzugträger, vermutlich Geschäftsleute in der Mittagspause, eilen zum Viktualienmarkt und unterhalten sich lautstark über ,,die Knallköpfe" bei der HRE, die von den Banken ,,mal eben 50 Prozent mehr fordern". Die Hypo Real Estate hält Peter Geißler ,,nur für die Spitze des Eisbergs". Der Technische Angestellte tritt aus der HypoVereinsbank- Filiale in der Sendlinger Straße. Das Vertrauen in seine Bank habe er verloren. ,,Der Normalbürger kann die Dimensionen gar nicht mehr erfassen – 1000 Milliarden Euro Staatsgarantie, wer soll sich das vorstellen?" fragt Geißler kopfschüttelnd.

Auch Edith Eiden ist Kundin der HVB. ,,Ich gebe jetzt erhöht Obacht, lese jeden Tag den Wirtschaftsteil und verfolge die Börsenkurse", sagt die 60-Jährige. Sie ist der Überzeugung, ,,dass wir auf unser Geld selbst aufpassen müssen. Wir dürfen uns nicht auf Berater verlassen". Ihr Geld will Eiden aber auf der Bank lassen, auch kein Anlagen verkaufen. Sie ist sicher: ,,Panikverkäufe haben noch nie was gebracht."

Mit der Staatsgarantie für alle Sparguthaben wollte Finanzminister Steinbrück vermeiden, dass Bankkunden kurzfristig Guthaben abheben ,,und unter die Matratze" legen. Ob diese Vertrauensmaßnahme greift? ,,Blüm hat auch gesagt, die Rente sei sicher. Jetzt sollen wir das glauben", sagte eine Kundin der Deutschen Bank, die ihren Namen nicht nennen will.


Aus: "Angst vor dem Crash: "Die Leute heben Geld ab"" (07. Okt 2008) Elena Panagiotidis
Quelle: http://www.abendzeitung.de/nachrichten/wirtschaft/58091 (http://www.abendzeitung.de/nachrichten/wirtschaft/58091)


Title: [Island verstaatlicht größte Bank... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 09, 2008, 01:14:21 PM
Quote[...] Island ist wie kein anderer europäischer Staat in den Finanzstrudel gerissen worden. Die Regierung will durch Verstaatlichungen von Banken und mit russischer Hilfe eine Staatspleite verhindern. Die Verhandlungen über ein russisches Darlehen in Höhe von 4 Mrd. Euro sollen am kommenden Dienstag beginnen.


Aus: "Millionen-Einlagen: Island macht britischen Gemeinden Angst" (09.10.2008)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Millionen-Einlagen-Island-macht-britischen-Gemeinden-Angst/423838.html (http://www.ftd.de/politik/international/:Millionen-Einlagen-Island-macht-britischen-Gemeinden-Angst/423838.html)

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Quote[...] Angesichts der Folgen der internationalen Finanzkrise hat die isländische Regierung mit der Kaupthing-Bank das größte Finanzinstitut des Landes verstaatlicht.

Die Regierung hatte die Möglichkeit zur Zwangsverstaatlichung mit einem Eilgesetz geschaffen, um den kompletten Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern. Alle nationalen Spareinlagen seien jedoch sicher, auch der Geschäftsverkehr werde wie gewohnt aufrecht gehalten, teilte die Behörde am Donnerstag mit.

Mit der Verstaatlichung von Kaupthing ist binnen kurzer Zeit die dritte isländische Bank unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt worden. Die Glitnir-Bank, das drittgrößte Geldinstitut des Landes wurde am Mittwoch unter Zwangsverwaltung gestellt und besitzt damit vorerst Gläubigerschutz. Am Dienstag hatte die Finanzaufsichtsbehörde die Kontrolle über Landsbanki, Islands zweitgrößtes Finanzinstitut, übernommen.

[...]


Aus: "Kaupthing-Bank: Island verstaatlicht größte Bank" (09.10.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/420/313327/text/ (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/420/313327/text/)

Title: [Banken-Hilfspakete... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 12, 2008, 01:18:03 PM
Quote[...] Beraten wird Koalitionskreisen zufolge über staatliche Garantien für Kredite zwischen den Banken, aber auch über direkte Finanzhilfen des Staates für angeschlagene Geldinstitute. Dies könnte dann auf eine staatliche Beteiligung an Banken hinauslaufen, um deren Eigenkapital zu erhöhen. Im Bundestag könnten die Maßnahmen noch in dieser Woche beschlossen werden. Der Bundesrat tagt erst Anfang November wieder, könnte aber möglicherweise zu einer Sondersitzung einberufen werden.

Für zusätzliche Kapitalspritzen sind nach Schätzungen von Koalitionskreisen 50 bis 100 Milliarden Euro im Gespräch. Das gesamte Paket wird auf bis zu 400 Milliarden Euro veranschlagt. Im Gegenzug für das staatliche Geld wolle die Regierung die Banken auf eine Reform ihrer Geschäftsmodelle Bonussysteme und Abfindungsregeln verpflichten, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf einen Verhandlungsteilnehmer weiter. Es sei aber nicht daran gedacht, Regierungsvertreter ins Management oder in Aufsichtsräte von Banken zu entsenden, hieß es demnach in Regierungskreisen.

An dem Konzept arbeiteten laut "Spiegel" neben Kanzleramt und Finanzministerium auch Bundesbankpräsident Axel Weber, Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, Commerzbank-Chef Martin Blessing und Bankenpräsident Klaus-Peter Müller mit. Vor allem Weber sowie der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, hätten die Bundesregierung gedrängt, staatliche Eigenkapitalspritzen für den Bankensektor zu ermöglichen. Zu einem ähnlichen Schritt hatte sich vorige Woche bereits die britische Regierung entschlossen und die Verstaatlichung führender Geldinstitute angekündigt. (APA/Reuters)


Aus: "Deutsches Banken-Hilfspaket bis 400 Milliarden Euro schwer" (11. Oktober 2008)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=1220460571695 (http://derstandard.at/?url=/?id=1220460571695)

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Quote[...] +++ Frankreich plant 360-Milliarden-Paket +++

Frankreichs Rettungsplan für die Banken soll insgesamt 360 Mrd. Euro umfassen. Das sagte Präsident Sarkozy nach einer Kabinettssitzung . Ein entsprechender Gesetzentwurf soll bis Ende der Woche vom Parlament verabschiedet werden.

+++ Bundesregierung beschließt Rettungsplan +++

Die Bundesregierung hat nach Angaben aus Koalitionskreisen das hunderte Milliarden Euro schwere Rettungspaket für deutsche Banken beschlossen. Das Paket sieht Kapitalspritzen und Kreditbürgschaften im Volumen von 470 Milliarden Euro vor.

+++ Bund kalkuliert mit 20 Mrd. Verlust +++

Die Bundesregierung kalkuliert bei ihrer 400-Mrd-Euro-Garantie für die Banken mit einem Verlustrisiko von fünf Prozent. Damit könnten auf den Haushalt tatsächliche Belastungen aus dem Fonds von 20 Mrd. Euro zukommen, geht aus dem Gesetzentwurf für den Finanzmarkt-Stabilisierungsfonds hervor. Für diesen Fall soll Finanzminister Steinbrück weitere Kredite von bis zu 20 Mrd. Euro aufnehmen dürfen.


Aus: "Finanzkrise +++ Krisenticker +++" (Montag, 13. Oktober 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/Finanzkrise__Krisenticker_/131020080016/1036815.html (http://www.n-tv.de/Finanzkrise__Krisenticker_/131020080016/1036815.html)

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Quote[...] In einer beispiellosen Rettungsaktion stellen europäische Regierungen etwa eine Billion Euro für die angeschlagene Finanzbranche zur Verfügung. Das Bundeskabinett beschloss mit bis zu 500 Milliarden Euro das größte Rettungspaket. Frankreich plant Hilfen von bis zu 360 Milliarden Euro, die Niederlande bürgen für 200 Milliarden Euro, in Spanien und Österreich sind es jeweils bis zu 100 Milliarden Euro. Ähnlich wie beim deutschen Paket übernimmt der Staat vor allem Garantien für die Kredite, die sich die Banken gegenseitig gewähren. Auf dieses Vorgehen hatten sich die Euro-Länder am Wochenende geeinigt.


Aus: "Mehr als eine Billion Euro für Europas Finanzbranche - Regierungen beschließen Bürgschaften und Kapitalspritzen" (13.10.2008)
Quelle: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/rettungspakete100.html (http://www.tagesschau.de/wirtschaft/rettungspakete100.html)

Title: [The National Debt Clock... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 14, 2008, 10:17:07 AM
Quote[...] Die Staatsverschuldung der USA hat ein derart riesiges Ausmaß angenommen, dass sie von der Schuldenuhr in New York nicht mehr angezeigt werden kann. Die LCD-Anzeige der im Jahr 1989 eingerichteten ,,Nationale Schuldenuhr" (National Debt Clock) war nur für einen Maximalwert von zehn Billionen Dollar vorgesehen. Inzwischen hat die Staatsverschuldung diesen Betrag überstiegen. Am Wochenende waren es rund 10,2 Billionen Dollar oder ganz genau 10.150.603.734.720 Dollar.

Im nächsten Jahr soll die Uhr an der West 44th Street durch eine neue Anzeige ersetzt werden, wie ein Sprecher der Durst Organization mitteilte, die die Schuldenuhr nach einer Idee des Immobilienunternehmers Seymour Durst eingerichtet hat. 1989 betrug die Staatsverschuldung lediglich 2,7 Billionen Dollar. Als die Verschuldung in den 90er Jahren abgebaut wurde, war die Uhr zeitweise abgeschaltet. Inzwischen wird als Notbehelf die eigentlich für die Dollaranzeige reservierte Stelle verwendet, um die Höhe der Verschuldung darzustellen. Die geplante neue Anzeige soll einen Betrag bis zur Höhe von einer Billiarde Dollar anzeigen.
AP


Aus: "USA - New York erhält Schuldenuhr bis eine Billiarde Dollar" (13.10.08)
Quelle: http://www.focus.de/panorama/welt/usa-new-york-erhaelt-schuldenuhr-bis-eine-billiarde-dollar-_aid_340223.html (http://www.focus.de/panorama/welt/usa-new-york-erhaelt-schuldenuhr-bis-eine-billiarde-dollar-_aid_340223.html)

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Quote[...] Die Zahlen spiegelten die Krise des US-Immobilienmarkts und deren Folgen für den Finanzsektor und das Wirtschaftswachstum wider, erklärte Finanzminister Henry Paulson. Zur Bekämpfung der Finanzkrise haben die USA ein Rettungspaket mit einem Volumen von 700 Milliarden Dollar beschlossen, um faule Kredite aufzukaufen. US-Präsident George W. Bush und Paulson hatten ankündigt, der Staat kaufe für rund 250 Milliarden Dollar (184 Milliarden Euro) Anteile an Banken im Land. Neun Finanzinstitutionen hätten einen solchen Staatseinstieg akzeptiert.

Für das Jahr 2009 wagt das Finanzministerium derzeit offensichtlich keine Prognose. Der aktuelle Bericht jedenfalls verzichtet darauf. Denkbar ist aber, dass zunächst die aktuellen Konjunkturdaten ausgewertet werden müssen, die wenig Anlass zur Zuversicht geben: Nach Angaben der Präsidentin der US-Notenbank Federal Reserve von San Francisco, Janet Yellen hat die Wirtschaft im dritten und vierten Quartal schwächer abgeschnitten als erwartet und wird wahrscheinlich gar nicht wachsen. "Tatsächlich, die US-Wirtschaft scheint in einer Rezession zu sein", sagte sie.

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Aus: "AUSGABENEXPLOSION: Haushaltsdefizit der USA erreicht historischen Höchststand" (15.10.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,584200,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,584200,00.html)

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Quote[...] New York (BoerseGo.de) - Gemäß dem Wirtschafts- und Finanznachrichtensender CNBC hat die US-Regierung in den letzen 12 Monaten die astronomische Summe von 4,28 Billionen Dollar im Rahmen ihrer Hilfsmaßnahmen und Kapitalspritzen zur Bekämpfung der Finanzkrise bereitgestellt. Inflationsbereinigt übersteigt diese Summe die Gesamtkosten für den zweiten Weltkrieg. Etwa 68 Prozent der Summe rühren aus Stützungsmaßnahmen der US-Notenbank Fed , 16 Prozent entfallen auf das  Bankenrettungspaket Tarp (Troubled Asset Relief Programm).


Aus: "CNBC: Finanzkrise teurer als zweiter Weltkrieg" von Christian Hoyer (19. November 2008)
Quelle: http://de.biz.yahoo.com/19112008/389/cnbc-finanzkrise-teurer-weltkrieg.html (http://de.biz.yahoo.com/19112008/389/cnbc-finanzkrise-teurer-weltkrieg.html)

Title: [Die zweite Welle... (Kreditkartenverträge)]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 20, 2008, 02:44:59 PM
Quote[...] (Istanbul/dpa) - Millionen Türken wachsen die Schulden über den Kopf. Ein Konsumrausch, die von Banken betriebene Verbreitung von Kreditkarten und leicht verfügbare Verbraucherkredite drohen viele Menschen ins Unglück zu stürzen. Verbraucherschützer warnen nun, dass mit der weltweiten Finanzkrise härtere Zeiten auf private Schuldner zukommen werden. Scham und Verzweiflung haben in den vergangenen Jahren dutzende Menschen in den Selbstmord getrieben.

Bis vor einigen Jahren wurde Geld vor allem innerhalb der Familie oder unter Freunden geliehen, mit einer entsprechenden sozialen Kontrolle. Mit dem Plastikgeld hielt eine oftmals unkontrollierte Verschuldung Einzug. Etwa 38 Millionen Kreditkarten gab es im vergangenen Jahr, inzwischen seien es 41 Millionen, sagt Nazim Kaya von einem Verbraucherverband in Istanbul. Zahlungsschwierigkeiten treffen viele Menschen wie ein Schlag.

In den vergangenen drei Jahren des wirtschaftlichen Booms seien viele Menschen «verrückt nach Konsum» gewesen, bilanziert die türkische Tageszeitung «Vatan». Inzwischen türme sich der Berg privater Schulden in Höhe von fast 115 Milliarden Türkische Lira (etwa 60 Milliarden Euro). Das Geld sei vor allem in Form von Konsumentenkrediten aufgenommen. Nur 38 Milliarden Lira seien Immobilienkredite. Zum Vergleich: Bei der letzten türkischen Wirtschaftskrise im Jahr 2001 habe die private Schuldenlast umgerechnet nur 6,7 Milliarden Lira betragen.

«Banken gaben Kreditkarten sehr großzügig aus. Beim Eintreiben des Geldes wird der ausstehende Betrag dann zur Ehrenschuld erklärt, für die man sich schämen muss. Der Druck ist enorm», sagt Kaya. Im Jahr 2006 hat zwar ein neues Gesetz Zinsen auf Kreditkartenschulden begrenzt und die schlimmsten Auswüchse beendet. In diesem Jahr hatten sich nach Angaben von Kaya 45 Menschen wegen Schulden das Leben genommen. Nun fürchtet Kaya: «Wegen der Finanzkrise wird auch auf türkische Banken der Druck wachsen. Sie werden das an ihre Schuldner weitergeben.»

In türkischen Medien finden sich immer wieder Bericht über angedrohte, versuchte und erfolgte Selbstmorde. Spektakulär war vor mehr als zwei Jahren der Fall eines türkischen Polizisten, der sich während des Wachdienstes im Parlament aus einer Dienstwaffe erschoss, weil 6000 Lira Schulden zu Streit in der Familie geführt hatten. Ein anderer Beamter feuerte sich auf der Istanbuler Einkaufsstraße wegen 50 000 Lira in den Kopf. In Izmir erschoss sich ein 28-jähriger Toilettenklempner, der im Besitz von neun überzogenen Kreditkarten war.

Oft geht es glimpflich ab, wie im Fall eines Familienvaters, der im September mit nacktem Oberkörper auf dem Dach eines Hauses in der nordwestlichen Stadt Kocaeli Schlagzeilen machte. Arbeitslos, mit 15 000 Lira Schulden und der Verantwortung für drei Kinder drohte er zu springen, bevor ein Politiker ihm Hilfe versprach und von dem Selbstmord abbrachte. Wenn zu den Schulden der Verlust des Einkommens kommt, wird es schnell eng.

[...]


Aus: "Viele Türken stecken in der Schuldenfalle - Scham und Selbstmorde" Von Carsten Hoffmann, dpa (13.10.2008)
Quelle: http://www.glaubeaktuell.net/portal/nachrichten/nachricht.php?useSpr=&IDD=1223788164&IDDParent=1067270715&IDDTyp=&IDDPExtra=&IDDTExtra=&IDB=1&Aktuell=0 (http://www.glaubeaktuell.net/portal/nachrichten/nachricht.php?useSpr=&IDD=1223788164&IDDParent=1067270715&IDDTyp=&IDDPExtra=&IDDTExtra=&IDB=1&Aktuell=0)


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Quote[...] Berlin - Den Finanzmärkten stehen weitere Erschütterungen bevor. Nachdem US-Ramschhypotheken Banken und Börsen weltweit in den Abgrund gerissen haben, rollt nach Meinung von Experten nun eine zweite Welle auf die Institute zu: geplatzte Forderungen aus Kreditkartenverträgen. Das Ausfallrisiko könnte eine ähnliche Dimension wie im Fall der Immobilienkredite haben. Die Ratingagentur Moody's schätzt das Volumen der Wertpapiere, die auf Forderungen aus US-Kreditkarten basieren, auf insgesamt 450 Milliarden Dollar.

,,Hier hat sich in den vergangenen zehn Jahren eine enorme Bedrohung aufgebaut", warnt der Bochumer Finanzwissenschaftler Stephan Paul.

[...] die Kreditkartenfirmen und die meisten US-Banken haben – nach dem Muster der Immobilienfinanzierer – ihre Forderungen aus Kreditkarten und Verbraucherdarlehen gebündelt und weiterverkauft. Wie bei den Ramschhypotheken wurden dabei Risiken gemischt und in komplizierte und intransparente Wertpapiere umgewandelt. Versehen mit dem Gütesiegel der Ratingagenturen wurden so aus Kreditforderungen handelbare Anlageprodukte, die hohe Renditen versprachen. In einem Umfang, den Experten für bedrohlich halten. Denn die Erfahrung aus der Finanzkrise lehrt, dass die in sogenannten forderungsbesicherten Wertpapieren (ABS) versteckten Risiken zwar aus den Bilanzen einiger Finanzinstitute verschwinden, nicht aber aus dem Finanzsystem insgesamt. Platzen die den Papieren zugrunde liegenden Kredite massenhaft, kann eine gefährliche Kettenreaktion ausgelöst werden.

,,Konsumfinanzierung per Kredit spielt in den USA eine große Rolle", sagt Michael Schubert, Abteilungsleiter Research bei der Landesbank Berlin. Shoppen auf Kredit ist in den USA keine Ausnahme, sondern die Regel. Die Sparquote lag nach Angaben von HSBC Trinkaus &Burkhardt in den USA im Durchschnitt der letzten drei Jahre nur bei 0,4 Prozent. In Deutschland beträgt sie rund zehn Prozent. Dem ,,Wall Street Journal" zufolge gehen in einem durchschnittlichen US-Haushalt von jedem verdienten Dollar 15 Cent fürs Abzahlen von Autokrediten, Hypotheken, Kreditkarten und anderen Schulden drauf, in Kalifornien sogar 19 Cent. Denn US-Kreditkarten funktionieren anders als das in Deutschland genutzte Plastikgeld. Die per Karte gezahlten Beträge werden nicht – innerhalb eines festen Verfügungsrahmens – monatlich abgebucht, sondern sammeln sich über längere Zeit wie ein laufender Kredit an. ,,Ähnlich wie beim Dispokredit entsteht so ein wachsender Schuldensaldo", erklärt Finanzexperte Paul. Statt in schlechten Zeiten zu sparen, hätten viele Amerikaner in den vergangenen Monaten erst recht Geld auf Pump ausgegeben, um Zahlungsengpässe zu überbrücken. ,,Die Auslastung der US-Kreditkarten ist zuletzt noch einmal deutlich gestiegen", sagt Paul. Eine tickende Zeitbombe.

Überschulden sich viele US-Haushalte und platzen die Kreditkartendarlehen in großer Zahl, seien die Ratingagenturen zu einem ,,Downgrade", also Herunterstufen der entsprechenden ABS-Papiere gezwungen. Das Finanzsystem stünde vor einer weiteren Kernschmelze. Wie bei den Immobilienkrediten entstünde ein riesiger Wertberichtigungsbedarf bei allen Finanzinstituten und Investoren, die solche Papiere in ihren Büchern stehen haben. Einige Pakete sind zwar schon zusammen mit den Immobilienkrediten abgeschrieben worden. ,,Das größte steht aber noch aus", befürchtet Paul.

[...]


Aus: "Finanzkrise: Die zweite Welle" (19.10.2008)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Finanzkrise;art271,2639682 (http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Finanzkrise;art271,2639682)

Title: [Wachovia verbrennt 24 Milliarden Dollar... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 23, 2008, 04:29:28 PM
Quote[...] Mit dem Verlust von 24 Milliarden Dollar im dritten Quartal hat das Geldhaus den höchsten Verlust einer US-Bank im Zuge der weltweiten Kreditkrise erwirtschaftet.


Aus: "US-Bank leidet unter der Immobilienkrise: Wachovia verbrennt 24 Milliarden Dollar" (22.10.2008)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/wachovia-verbrennt-24-milliarden-dollar;2069800 (http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/wachovia-verbrennt-24-milliarden-dollar;2069800)

Title: [Die Analysen wurden dafür genutzt, Handel zu betreiben... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 06, 2008, 03:10:48 PM
Quote[...] Der Mitarbeiter verkaufte demnach fünf Jahre lang - von 2001 bis 2006 - nicht-öffentliche UBS-Empfehlungen für Aktienkäufe. Die Analysen wurden dafür genutzt, Handel zu betreiben, bevor Höher- oder Herabstufungen von Aktien durch UBS-Analysten bekannt oder Firmennachrichten von Morgan-Stanley-Kunden publiziert wurden.

Dem Insider-Ring gehörten 13 Personen an, darunter Mitarbeiter ehemals angesehener Wall-Street-Institute wie Bank of America, Morgan Stanley und Bear Stearns. Mit den Transaktionen sackten die Beteiligen der Anklageschrift zufolge 17,5 Millionen Dollar (13,62 Mio. Euro) ein.

Aufgeflogen ist der Ring im März des Vorjahres im Zuge einer Untersuchung der US-Börsenaufsicht SEC. Sie hatte mehrere Großbanken auf Insiderhandel durchleuchtet. (Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 05.11.2008)

...


Aus: "Belgien: Minister unter Insider-Verdacht" (04. November 2008)
Karel De Gucht soll Fortis-Aktien verkauft haben, bevor die Bank zerschlagen wurde
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=1225359035379 (http://derstandard.at/?url=/?id=1225359035379)

Title: [Ein 65-jähriger Rentner aus Illingen sagte aus... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 14, 2008, 02:02:47 AM
Quote[...] Saarbrücken. Der Mann aus Blieskastel hat eingeräumt, zwischen August 2001 und Anfang Januar 2005 ohne Wissen seiner Kundern deren Geld in riskante Optionsgeschäfte investiert zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Schaden von mehr als 2,6 Millionen Euro aus.

Eine 71-jährige Hausfrau berichtete, ihr seinen von dem Ex-Bankberater höhere Zinsen zugesagt worden. Ein Sparbuch über 26.000 Euro habe sie ihm überlassen. Später habe ihr die Bank mitgeteilt, das Sparbuch sei nicht mehr auffindbar. Der Angeklagte offenbarte, er habe dieses und andere Sparbücher verbrannt. Ein 65-jähriger Rentner aus Illingen sagte aus, er habe dem Berater auf dessen Wunsch hin ein ungenutztes Depot-Konto für eigene Optionsgeschäfte überlassen. Er ging davon aus, dass der Bankangestellte unter seinem Namen solche Geschäfte nicht abwickeln durfte. Zur sicheren Kapitalanlage hatte der Kunde dem Berater 70.000 Euro überlassen. Als dessen Machenschaften aufflogen ersetzte die Bank dem Kunden die Summe.


Aus: "Ex-Bankberater verbrannte Sparbücher seiner Kunden" (mju, Lokalnews, 12.11.2008)
Quelle: http://www.saarbruecker-zeitung.de/nachrichten/titelseite/lokalnews/Bank-Betrug-Sparbuch-Berater-Bank-1-Saar-Volksbank-Spiesen-Elversberg-;art27857,2602087 (http://www.saarbruecker-zeitung.de/nachrichten/titelseite/lokalnews/Bank-Betrug-Sparbuch-Berater-Bank-1-Saar-Volksbank-Spiesen-Elversberg-;art27857,2602087)

Title: [Echte Exzesse waren das... (Das Kommunikationsgeschäft von Siemens)]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 19, 2008, 11:23:45 AM
Quote[...] Es dauert eine Weile, bis Ernst K. auf der Anklagebank im schmucklosen Saal 173 des Münchner Landgerichts ins Plaudern kommt. Früher war K. eine Schlüsselfigur im Kommunikationsgeschäft von Siemens. Er lieferte Millionen für schmierige Geschäfte dorthin, wo Vorgesetzte sie brauchten: Nach Nigeria, Russland, Vietnam oder Indonesien.

Oft sei das Geld an Minister gegangen, erinnert sich der 58-Jährige. Manchmal seien ganze Delegationen auch nach München gekommen, um sich ihre Belohnung für Aufträge abzuholen - fürstliche Bewirtung und Einkleiden inklusive. Immer lief alles streng geheim ab. Denn der Post habe bei Siemens keiner getraut. "Anweisungen für diskrete Zahlungen habe ich persönlich übergeben", sagt K. "Echte Exzesse waren das. Da gingen viele Schuhsohlen drauf."

Der zweite Prozess um die milliardenschwere Korruptionsaffäre bei Siemens brachte schon am ersten Tag bizarre Details der Korruptionsaffäre ans Licht. Kaufmann Ernst K. und sein mitangeklagter Ex-Kollege Wolfgang R., 69, legten am Dienstag umfangreiche Geständnisse ab.

Die beiden räumten ein, geholfen zu haben, mehrere Millionen Euro aus dem Technologiekonzern auszuschleusen und auf geheimen Auslandskonten zu parken. Mit dem Geld sollten Amtsträger oder Geschäftspartner bestochen werden.

Die Staatsanwaltschaft wirft K. eine lange Liste von Vergehen vor: Beihilfe zur Untreue in 79 Fällen, Beihilfe zur Bestechung ausländischer Amtsträger im internationalen Geschäftsverkehr in 17 Fällen und Beihilfe zur Bestechung im geschäftlichen Verkehr in drei Fällen. Dem mitangeklagten Rentner werden drei Fälle von Beihilfe zur Untreue zur Last gelegt.

[...] Schwere Vorwürfe erhob einer der Angeklagten gegen Top-Manager des Konzerns. Viele Bereichsvorstände des Kommunikationsgeschäfts hätten das System der schwarzen Kassen gekannt.

Namentlich nannte der Angeklagte Ex-Top-Manager Lothar Pauly, der von Siemens zur Telekom gegangen war. Seinen Posten hatte Pauly, gegen den auch die Staatsanwaltschaft ermittelt, wegen der Siemens-Affäre verloren. Paulys Anwalt Kurt Kiethe wies die Vorwürfe zurück. Seinem Mandanten sei von Schmiergeldzahlungen nichts bekannt gewesen.

[...] Bei den Akteuren des Systems sitzt die Angst inzwischen tief. Ein ehemaliger Siemens-Manager berichtete am Dienstag als Zeuge von zahlreichen Korruptionsfällen in Russland, in die auch die Angeklagten verstrickt waren. Er selbst habe einige Generaldirektoren, Techniker und Buchhalter geschmiert. Allerdings wollte der Zeuge keine Namen nennen. "Ich möchte noch ein bisschen länger leben", sagte der pensionierte Manager.

Nachdem Details seiner Aussage vor dem Landeskriminalamt in die US-Medien gelangt seien, habe er Polizeischutz erhalten. Er lehnte nun auch eine Aussage unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab, weil er kein Vertrauen zu den Ermittlungsbehörden in Deutschland mehr habe. Im Gegenzug zu ihren umfangreichen Geständnissen stellte das Gericht den Angeklagten am Dienstag Bewährungsstrafen in Aussicht. Der Technologiekonzern Siemens geht von dubiosen Zahlungen in einer Gesamthöhe von 1,3 Milliarden Euro aus




Aus: "Korruptions-Affäre: Stille Post bei Siemens"
Der zweite Prozess um Korruption legt ein beispielloses Verschleierungssystem im Konzern offen.
Von Markus Balser  (18.11.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/418/337266/text/ (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/418/337266/text/)

Title: [Rettung des Finanzsystems kostet Washington... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 26, 2008, 11:35:53 AM
Quote[...] Die amerikanische Regierung ist bereit, für die Rettung des Finanzsystems mehr als 7400 Milliarden Dollar aufzubringen - eine Zahl so hoch wie die Hälfte des Bruttoinlandprodukts der USA.

Es ist eine schwindelerregende Zahl: 7400 Milliarden (oder anders ausgedrückt 7'400'000'000'000 oder 7,4 Billionen Dollar) ist die amerikanische Regierung bereit, für die Rettung des Finanzsystems aufzubringen. In der Zahl enthalten sind laut der Nachrichtenagentur Bloomberg 2800 Milliarden an bereits abgerufenen Krediten für Finanzinstitute.

Bei der Rettungsaktion kommen 4400 Milliarden Dollar oder 60 Prozent der Gesamtsumme von der Notenbank. Das vom Kongress verabschiedete Sanierungsprogramm für die Banken (TARP) nimmt sich mit 700 Milliarden dagegen schon bescheiden aus. Die Summe von 7400 Milliarden Dollar entspricht einem Betrag von 24'000 Dollar für jeden amerikanischen Bürger. Sie ist neunmal so hoch wie die Ausgaben für die Kriege im Irak und in Afghanistan zusammen und würde ausreichen, um mehr als die Hälfte aller Hypothekendarlehen in den USA abzuzahlen.

Vom Umfang her mit der aktuellen Rettungsaktion mithalten kann nur noch knapp der von Präsident Franklin D. Roosevelt in den Dreissigerjahren eingeführte New Deal, der nach dem Zusammenbruch von 10'000 Banken die amerikanische Wirtschaft wieder auf Trab bringen sollte. Für die Rettung der ins Trudeln geratenen Sparkassen in den Neunzigerjahren legte die damalige Regierung nach heutigem Wert nur gerade 210 Milliarden Dollar hin, wie aus einem Bericht des US-Rechnungshofes von 1996 hervorgeht.

Das jetzt vorgesehene Volumen ist für Ethan Harris der Gefahr angemessen. «Das ist die schlimmste Kapitalmarktkrise der modernen Geschichte», erklärt der Co-Leiter der Volkswirtschaftlichen Analyse bei Barclays Capital. «Deswegen gibt es den stärksten staatlichen Eingriff der modernen Geschichte.»

Als der Kongress das sogenannte Troubled Asset Relief Program am 3. Oktober verabschiedete, hatten Notenbankchef Ben S. Bernanke und Finanzminister Henry Paulson eingeräumt, dass hierbei Transparenz und Aufsicht nötig seien. Jetzt vergeben die Behörden jedoch sehr viel höhere Beträge und legen weder Kreditempfänger noch Kreditsicherheiten offen. Das erregt den Zorn einiger Parlamentarier. «Ob Kredite oder Staatsausgaben, hier werden Steuergelder verwendet und wir sitzen am Ende mit Sicherheiten da, über die wir nichts wissen», kritisiert der republikanische Kongressabgeordnete Scott Garrett. «Es ist Zeit zu prüfen, welche Beschränkungen wir der Fed auferlegen sollten, damit die Entscheidungen wieder von gewählten und nicht von eingesetzten Amtsträgern getroffen werden.»

Gesteuert werden die Ausgabenprogramme zum grössten Teil von der Federal Reserve Bank of New York, deren Präsident Timothy Geithner der nächste Finanzminister der USA sein wird. Begonnen hat es mit der Einführung der Term Auction Facility im vergangenen Dezember, die Kredite an Geschäftsbanken gegen Sicherheiten vergab. Nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Bear Stearns im März stellte das Federal Rerserve auch Investmentbanken Kredite zu den gleichen Konditionen wie den Geschäftsbanken zur Verfügung.

In den drei Jahren vor Beginn der Kreditkrise liehen sich die Banken im Schnitt wöchentlich 48 Millionen Dollar. Vergangene Woche lag die Ausleihungsssumme bei 91,5 Milliarden - rund 1900- mal so viel. Im September, nach der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers, führte das Federal Reserve die Commercial Paper Funding Facility sowie die Money Market Investor Funding Facility ein. Beide Programme haben rund 2400 Milliarden Dollar für den Aufkauf von kurzfristigen Anleihen zugesagt.

Von der Einlagensicherung FDIC kommen weitere Zusagen im Sanierungspaket. Sie gibt Garantien in Höhe von 1400 Milliarden ab. So arrangierte die FDIC Kreditgarantien in Höhe von 139 Milliarden für die Finanztochter von General Electric. Kongress und Finanzministerium bringen 892 Milliarden Dollar in das Rettungspaket ein.

Die Federal Housing Administration hat im Rahmen des Rettungspakets die Befugnis erhalten, Hypothekendarlehen im Volumen von 300 Milliarden Dollar zu garantieren. Die staatlichen Garantien sorgen dafür, dass Geldhäuser aufgrund der besseren staatlichen Bonität weniger Zinsen für Kredite zahlen müssen.

Insgesamt würden die Massnahmen Subventionen von mindestens 6,6 Milliarden jährlich entsprechen, geht aus Berechnungen von Bloomberg hervor. Darüber hinaus haben Bernanke und Paulson bis zu 200 Milliarden für die Sanierung der inzwischen verstaatlichten Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac zugesagt.

(se/Bloomberg)

QuoteL Grob
13:37 Uhr

Es hat keinen Zweck, ein System mit aller Macht reparieren zu wollen, das offensichtlich nicht richtig funktioniert. Wie bereits erwähnt wurde, wird der Schuldenberg niemals abgetragen werden können, auch wenn ein grosser Teil dieses aktuellen Pakets nur aus Garantien besteht. Es kann doch irgendetwas nicht stimmen, wenn jedes Land, selbst die Schweiz, Schulden hat und das ein Normalzustand ist...


QuoteWerner Meier
13:13 Uhr

Und wieso spricht hier niemand von den irrsinnigen Massnahmen der Schweiz? Verglichen zum BIP sind die noch viel höher als die bisherigen Kosten der Pakete in den USA! 68 Mia. und das ist noch nicht alles! Auch etwa 60% der SNB Bilanz! Ca. 15% des BIP der Schweiz. Alles erst für die UBS. Gelder für andere Banken und Konjunkturspritzen noch nicht gezählt! Wacht auf, Schweizer!


QuoteBastian B.
13:11 Uhr

Es war scho alles einmal da, mann muss nur in die Geschichtsbücher schauen: Great Depression (http://de.wikipedia.org/wiki/Great_Depression). Auf einen unregulierten Kapitalismus folgt eine Finanzkrise, darauf eine Weltwirtschaftskrise und zum Schluss ein Krieg.


QuoteThomas Allmendinger
12:59 Uhr

Beim Lesen solcher "Rechnungen" bekomme ich ein arithmetisches Problem, welches auf die Frage hinausläuft, wo denn dieses ganze Geld herkommen soll. Mehr Staatsausgaben bei weniger Steuern - wie soll das aufgehen? Staatsanleihen können es bei der bisherigen US-Sparquote Null auch nicht sein. Das geht wohl nur so, dass die Notenbank laufend Geld druckt und "ausleiht", ohne es je zurück zu bekommen.


QuotePeter Meier
12:55 Uhr

Amerika hat den vollen ernst der Lage begriffen und ist bereit total umzusteuern. Das sollte man auch von den anderen Volkswirtschaften erwarten dürfen. Hier geht es ums Ganze.


QuoteDaniel Peter
11:40 Uhr

Man sollte endlich damit aufhören, diese absurden Zahlenspiele zu machen. Der Grossteil der vorgerechneten Summe besteht aus Garantien und kostet den Steuerzahler a priori einmal nichts, solange nicht das ganze Finanzsystem zusammenbricht, was aufgrund der Staatsaktionen nicht passieren wird.


QuoteJohn Doze
11:30 Uhr

Eigentlich kann ja nichts schiefgehen, die Leute verschwinden ja nicht einfach so vom Angesicht der Erde. Oder anders Ausgedrückt: Alle arbeiten und niemand hat Geld, das ist das wirkliche Problem!


QuoteA O
11:18 Uhr

Amerika versucht zu retten was noch zu retten ist. Was ist, wenn es trotz allen Versuchen nicht klappt? Wenn die Löcher von Kreditkarten in den Markt hauen, dann kann es ziemlich schnell ziemlich düster aussehen. Irgendwann wird auch Amerika einsehen müssen, dass das Geld schlichtweg nicht mehr ausreicht um alles zu retten, dann wird man einsehen, dass alles eingepumpte Geld vernichtet wurde...



Aus: "Rettung des Finanzsystems kostet Washington neunmal so viel wie der Irakkrieg" (25.11.2008)
Quelle: http://www.bazonline.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Rettung-des-Finanzsystems-kostet-Washington-neunmal-so-viel-wie-der-Irakkrieg/story/29616975 (http://www.bazonline.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Rettung-des-Finanzsystems-kostet-Washington-neunmal-so-viel-wie-der-Irakkrieg/story/29616975)

Title: [Finanzabenteuer... (Cross Border Leasing)]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 27, 2008, 10:19:26 AM
Quote[...] Von der Nordseeküste bis zum Bodensee haben neunmalkluge Kommunalpolitiker in den vergangenen Jahren Stadtwerke, U-Bahnen oder die Müllabfuhr an amerikanische Investoren verkauft und zurückgemietet, um so die Löcher in den öffentlichen Haushalten zu stopfen.



Aus: "Kommentar zum Cross Border Leasing: Kein Einzelfall" VON ANNA SLEEGERS (26.11.2008)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/1636399_Kein-Einzelfall.html (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/1636399_Kein-Einzelfall.html)

-.-

Quote[...] Stuttgart. Uli Sckerl hat es vorausgesagt. Der Landtagsabgeordnete und langjährige Kommunalpolitiker der Grünen aus Weinheim warnte schon vor fünf Jahren vor so genannten Cross-Border-Leasing-Geschäften, bei denen Kommunen Infrastrukturbetriebe an US-Investoren verkaufen und wieder anmieten.

Doch die CDU/FDP-Landesregierung lehnte ein Verbot ab. Nun ist das Geschrei groß: Der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung (BWV) und die Landeswasserversorgung (LWV) erleiden Verluste von 50 Millionen Euro, und der Wasserpreis für vier Millionen Menschen ihres Einzugsgebietes steigt um zwei Cent pro Kubikmeter an.

Die BWV hat 2002 die Wasseraufbereitungsanlage sowie das 1700 Kilometer lange Leitungsnetz an US-Investoren vermietet. Das war wegen der Steuervorteile in den USA günstig - die Wasserversorger erhielten Ausschüttungen von 26 Millionen Euro. Im Gegenzug mieteten sie ihre Infrastruktur zurück, blieben aber zivilrechtlich Eigentümer. Die Trusts oder Fonds waren lediglich wirtschaftliche Eigentümer mit Abschreibungsmöglichkeit - ein Konstrukt, das in den USA 2004 verboten wurde. Doch die deutschen Leasingnehmer überwiesen weiterhin ihre Leasingraten.

Dann kam die Krise. Und mit ihr fielen Finanzdienstleister aus, die die Geschäfte absicherten. Im Falle der schwäbischen Wasserversorger wickelte der US-Versicherungsriese AIG ab. Um die Lücke zu schließen, müssen die Verbände nun US-Staatsanleihen in Höhe von 50 Millionen Euro kaufen. Abgewickelt wird das Ganze am deutschen Fiskus vorbei über eine Stiftung in Amsterdam, da sonst Zinsen in Millionenhöhe anfielen.

"Wer will jetzt noch bestreiten, dass die Bürger für diese hochriskanten Geschäfte zahlen müssen?", fragt Sckerl. Im Falle eines Ausstiegs werde der einstige Barwertvorteil "wie Butter in der Sonne schmelzen". Das hat jetzt auch die Regierung verstanden. Pochten bisher nur SPD und Grüne darauf, Aufgaben der Daseinsvorsorge in der öffentlichen Hand zu behalten, meldete sich nun Baden-Württembergs Umweltministerin Tanja Gönner (CDU) zu Wort: "Es muss verhindert werden, dass sich solche Finanzabenteuer wiederholen."




Aus: "Cross-Border-Leasing: Finanzkrise lässt Wasserpreise steigen" VON GABRIELE RENZ (26.11.2008)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/1636290_Finanzkrise-laesst-Wasserpreise-steigen.html (http://www.fr-online.de/top_news/1636290_Finanzkrise-laesst-Wasserpreise-steigen.html)

Title: [Es hat viele Treueschwüre gegeben... (Pflege der Bonner Landschaft)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 02, 2008, 10:54:27 AM
Quote[...] Im Februar 1987 verkündete schließlich das Landgericht Bonn nach anderthalbjähriger Verhandlung die Urteile: Eberhard von Brauchitsch wurde wegen Steuerhinterziehung zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, die gegen Zahlung von 550.000 DM zur Bewährung ausgesetzt wurden. Otto Graf Lambsdorff und Hans Friderichs erhielten ebenfalls wegen Steuerhinterziehung Geldstrafen von 180.000 bzw. 61.500 DM. Vom Verdacht der Bestechung bzw. Bestechlichkeit sprach sie das Gericht mangels Beweisen frei. Der Politikwissenschaftler Jürgen Treulieb:

Die eigentliche Fragestellung, ob diese Geldzahlungen die Bundesregierung damals beeinflusst haben, die Steuerbefreiung für Flick durchzusetzen, das wurde nicht abschließend geklärt, nur dass Geldzahlungen in diesem Umfang an politische Parteien rechts- und verfassungswidrig waren und ein riesiger politischer Skandal sind, dass kann man wohl sagen.


Zogen die Parteien Konsequenzen aus der Flick-Affäre? Immerhin erstritt sich der Untersuchungsausschuss vor dem Bundesverfassungsgericht erweiterte Kompetenzen und der Bundestag änderte die Parteienfinanzierung. Aber die "Pflege der Bonner Landschaft", wie sie der Flickkonzern betrieben hatte, war damit, so der Journalist Hans Leyendecker, keineswegs Geschichte.

Es hat viele Treueschwüre gegeben, es hat den Ruf nach Katharsis, nach Reinigung gegeben. Und ich beispielsweise hab diesem ganzen Quatsch geglaubt. Also ich weiß noch, Mitte der 80er Jahre: Das kommt alles nie mehr vor! Und ich hab dann 1997 alle Unterlagen weggeworfen, die sich mit Liechtenstein und den Wegen der Parteien beschäftigten, weil ich gedacht habe, das braucht man alles nie mehr, das waren 20, 30, 40 Leitzordner. Und dann kam im Herbst 1999 die Kohl-Affäre, die genau auf den alten Wegen wieder spielte. Man war naiv zu glauben, dass die das wirklich nicht mehr machen würden.



Aus: "Geschichte aktuell: Die "Pflege der Bonner Landschaft"
Vor 25 Jahren begann die Flick-Affäre um schwarze Parteigelder
Von Otto Langels (30.11.2008)
Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/883268/ (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/883268/)

Title: [Es wäre sehr ungewöhnlich... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 04, 2008, 12:12:00 PM
Quote[...] So wiederholt Finanzminister Henry Paulson bei jeder sich bietenden Gelegenheit: ,,Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn die Regierung nicht das ganze Geld zurückbekäme." Trotzdem verängstigt die schiere Größe der Summe die Öffentlichkeit: Sie fühlt sich überrollt von den alltäglichen Hiobsbotschaften seit Ausbruch der Krise und hat den Überblick über die Hilfsprogramme längst verloren.

Mit dem bislang dicksten Brocken von 3,1 Bill. Dollar versichert die Regierung Anleihen, Geldmarktfonds und die Spareinlagen gegen Ausfall. Die bisher größten Risikopositionen dürften die Verlustübernahme für ein gut 300 Mrd. Dollar schweres Kreditportfolio der Citigroup sowie ein ähnliches Kreditbuch der zusammengebrochenen Investmentbank Bear Stearns sein. In Washington mag derzeit niemand weitere Hiobsbotschaften ausschließen.


Aus: "Staatshilfen - Was kostet die Rettung der Welt?" von Rolf Benders und Matthias Eberle (03.12.2008)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/was-kostet-die-rettung-der-welt;2102262 (http://www.handelsblatt.com/politik/international/was-kostet-die-rettung-der-welt;2102262)

Title: [Die Credit Suisse befolgt alle geltenden Gesetze... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 04, 2008, 12:14:52 PM
Quote[...] Im Zeitungsbericht ist die Rede von bis zu 30 Milliarden Dollar, die von Credit Suisse und dem britischen Bankkonzern HSBC für wohlhabende Kunden aus den USA auf Kontos in Übersee transferiert worden sein sollen. Die Untersuchung gegen HSCB und Credit Suisse soll bereits im vergangenen September eröffnet worden sein.

Die Credit Suisse hat laut Angaben ihres Sprechers Jan Vonder Mühll keine Kenntnisse über eine Untersuchung der US-Behörden. «Die Credit Suisse befolgt alle geltenden Gesetze, Richtlinien und Bestimmungen», sagte er. Auch die britische HSBC hat gemäss ihrem Sprecher keine Kenntnis über eine Untersuchung.

Die UBS steht wegen der Steueraffäre unter massivem Druck der USA. Sie hat sich bereits öffentlich für ihr Fehlverhalten entschuldigt und sich aus dem gesamten Offshore-Geschäft mit US-Kunden zurückgezogen. Inzwischen wurde der Chef des weltweiten Vermögensverwaltungsgeschäfts in den USA formell angeklagt.

(ap/schn)


Aus: "Auch Credit Suisse in Steueraffäre verwickelt" (2. Dezember 2008)
Quelle: http://tagesschau.sf.tv/nachrichten/archiv/2008/12/02/wirtschaft/auch_credit_suisse_in_steueraffaere_verwickelt (http://tagesschau.sf.tv/nachrichten/archiv/2008/12/02/wirtschaft/auch_credit_suisse_in_steueraffaere_verwickelt)

Title: [Zur Finanzindustrie und der Pflege von Parteien... (Notiz, BRD)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 06, 2008, 02:34:55 PM
Quote[...] Bedacht wurden die CDU mit 5,2 Millionen €, die FDP mit gut 2 Mio., die SPD mit 1,4 Mio., die CSU mit knapp 1 Mio. und Die Grünen mit 0,6 Mio. Euro. Die Partei Die Linke ging leer aus. Das ergab eine gerade veröffentlichte Zusammenstellung der Bundestagsfraktion Die Linke auf der Basis der offiziellen Unterrichtung des Bundestagspräsidenten an den Bundestag. Siehe hier [PDF - 64 KB].

=> http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/081204_Spenden_fuer_Privatvorsorge.pdf (http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/081204_Spenden_fuer_Privatvorsorge.pdf)

[...]

Bemerkenswertes:

   1. Die erfassten Spender umfassen Versicherungen, Banken und Finanzdienstleister wie zum Beispiel die DVAG, zu deren Spitze der ehemalige Kanzleramtsminister Bohl (CDU) gehört.

   2. Schwarz-Gelb und Rot-Grün werden im Verhältnis 4:1 bedient. Das ist ein bisschen schofel, wenn man bedenkt, dass die für die Finanzindustrie ertragreiche staatliche Förderung der Privatvorsorge in der Zeit von Rot-Grün eingeführt wurde. Aber im Verhältnis 4:1 kommt offensichtlich die besondere Nähe von Schwarz-Gelb zur Finanzindustrie zum Ausdruck. Außerdem wussten die Banken und Versicherungen, dass die Beschlüsse pro Privatvorsorge Anfang des Jahrhunderts nicht zustande gekommen wären, wenn es eine Opposition - im konkreten Fall die Opposition von CDU/CSU und FDP neben der der Linken - gegen dieses Vorhaben gegeben hätte. Und immerhin, die Grünen werden inzwischen auch bedacht. Das ist mit Sicherheit ein durch die Privatvorsorge bedingter ,,Fortschritt".

   3. Es geht bei diesem Geld um eine indirekte Parteienfinanzierung durch uns Steuerzahler. Wir zahlen Steuern zur Finanzierung der Zulagen und Steuervergünstigungen von Riester- und Rürup-Rente. Diese Förderung wird teilweise und je nach Vertragstyp von der Finanzindustrie komplett für Provisionen, Verwaltungskosten und Anlagekosten sowie für Gewinne vereinnahmt. Genau wissen wir nicht, wie hoch der Gesamtbetrag der Förderung dieser Privatvorsorgeprodukte durch uns Steuerzahler ist. Vermutlich schon über 10 Milliarden € und mit steigender Tendenz.

   4. Gemessen am Gewinn, der durch diese Förderung bei Versicherungen, Banken und Finanzdienstleistern anfällt, ist ein Betrag von knapp über 10 Millionen Spenden in 11 Jahren nicht sonderlich üppig. Die Finanzindustrie knausert. Oder, noch wahrscheinlicher, die Liste enthält noch lange nicht alles, was an Förderung von der Finanzindustrie an die genannten Parteien ,,zurückerstattet" wird. Dafür spricht einiges:

   5. Die Spendenübersicht enthält bei weitem nicht alle Zahlungen und anderen Leistungen an die Parteien und die handelnden Politiker/innen:
         1. Spenden an Parteien, die den Betrag von 50.000 € überschreiten, müssen nach einer Neuregelung vom 1.7.2002 dem Bundestagspräsidenten direkt angezeigt und veröffentlicht werden. Spenden über 10.000 €, aber unter 50.000 €, müssen in den Rechenschaftsberichten der Parteien aufgelistet werden. Das kann dauern. Ob also die Zusammenstellung alle diese kleineren Spenden enthält, ist fraglich. Außerdem enthält die Spendenübersicht mit Sicherheit nicht Spenden unterhalb von 10.000 €. Wir können aber davon ausgehen, dass einzelne Unternehmen der Finanzwirtschaft wie örtliche Banken, kleinere Versicherungen, Finanzdienstleister und Versicherungsagenten zumindest viele der örtlichen Parteien und Abgeordneten unterstützen. Wenn nur die Hälfte der Bundestagsabgeordneten, also rund 300, in ihrem Wahlkreis mit nur der Hälfte der möglichen 9.999 Euro als Spende bedacht würden, kämen schon 1,5 Millionen € pro Jahr hinzu.
         2. Die Spendenliste enthält nicht, was einzelne Abgeordnete, Minister und andere im politischen Umfeld an besonders hohen Honoraren für Vorträge und Beratungen erhalten. Auf den Fall Riester haben wir schon mehrmals hingewiesen.
         3. Die Spendenliste enthält nicht indirekte Zahlungen wie zum Beispiel die Unterstützung des Chefs des Finanzdienstleister AWD, Maschmeyer, für den damaligen Ministerpräsidenten von Niedersachsen Gerhard Schröder in dessen Landtagswahlkampf 1998, dessen Sieg wiederum entscheidend war für die Kanzlerkandidatur von Schröder.[...]
         4. Die Liste enthält vor allem nicht jene indirekten Zahlungen, die durch Kooperation der Parteien mit Public Relations-Agenturen laufen. Ich vermute an dieser Stelle ein großes schwarzes Loch.
            In Stichworten: Die Public Relations-Branche und Lobbyarbeit boomt, viele politische Entscheidungen werden über bezahlte Öffentlichkeitsarbeit vorbereitet. Es ist - nehmen wir das Beispiel Privatvorsorge für Alter und Krankheit - ziemlich unproblematisch, wenn eine von der Versicherungswirtschaft beauftragte Public Relations-Agentur gleichzeitig noch einen oder mehrere Politiker/innen - oder sogar ganze Parteien - fördert, also für gute Artikel in Zeitungen und für Fernsehauftritte sorgt.

Trotz dieser ergänzenden Anmerkungen und Einschränkungen ist die Zusammenstellung eine verdienstvolle Tat. Vielleicht reizt der Hinweis auf Lücken zu Ergänzung.




Aus: "Die Finanzindustrie lässt sich seit 1998 die Pflege von Parteien etwas über 10 Millionen kosten"
Von Albrecht Müller  (5. Dezember 2008)
Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3633 (http://www.nachdenkseiten.de/?p=3633)


Title: [Ein innovatives Geschäftsmodell... (DK, Bagger)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 09, 2008, 11:58:55 AM
Quote[...] Hells-Angels-Leibwächter, schicke Jetset-Freunde, Nobelbüro und gefälschte Millionenumsätze: Das Doppelleben des dänischen Vorzeigeunternehmers Stein Bagger beschert Dänemark einen Wirtschaftskrimi.

Der Fall des Stein Bagger beginnt mit einem Hammer. Es ist ein Hammer im Wortsinn, der auf Baggers Vertrauten Allan Vestergaard am 24. November niedergeht. Unbekannte schlagen Vestergaard vor seinem Haus nieder. Danach kommt eine Kettenreaktion: Drei Tage später verschwindet Bagger in Dubai, und eine Durchsicht der Bilanzen seines Unternehmens IT Factory zeigt, dass der Chef und Großaktionär vermutlich jede Menge Scheingeschäfte gemacht hat. Geprellt hat Bagger dänische Banken, Prominente und natürlich seine Geschäftspartner.

Während Bagger quer durch die USA reiste, durchkämmte man daheim in Dänemark seine Bücher. Das Verschwinden des Vorstandschefs und der vorherige Überfall auf einen engen Vertrauten müssten zusammenhängen, war die einhellige Meinung im Staate Dänemark. Dafür sprach, dass der Aufsichtsratschef von IT Factory erst von Vestergaards Existenz hörte, als der ihm am Telefon ankündigte, gemeinsam mit Bagger das Unternehmen übernehmen zu wollen. Ein dubioser Übernahmeversuch und ein verschwundener Chef - nun nahm sich Jensby vor, die Finanzen von IT Factory einmal genauer anzuschauen. Im noblen Unternehmenssitz nördlich von Kopenhagen sahen alle Papiere auf den ersten Blick in Ordnung aus. Fündig wurde man in einem zweiten, geheimen Büro. Dort standen reihenweise Ordner mit gefälschten Verträgen; viele der Kunden von IT Factory existierten demnach gar nicht.

Kurz darauf wurde IT Factory zahlungsunfähig erklärt, und der Ärger ging erst richtig los. Die Danske Bank muss vermutlich mehr als 50 Mio. Euro abschreiben und fürchtet um den ohnehin ramponierten Ruf. Das Kreditinstitut hat nicht nur IT Factory finanziert, sondern auch Bagger einen Privatkredit von fast 7 Mio. Euro gewährt. Ernst & Young zog beschämt den gerade erst an Bagger verliehenen Preis zurück. Radsportprofi Bjarne Riis muss sich einen neuen Sponsor suchen, und der Schauspieler Finn Nörbygard, der Anteile an IT Factory hielt, verlor über 10 Mio. Euro. Die Familie von Bagger kann sich das zunächst alles nicht erklären. Dann kommt sie aber doch mit einer Idee, die Bagger selbst übermittelt haben soll: Er sei erpresst und "in die Wirtschaftskriminalität gezwungen worden".




Aus: "Unternehmer auf der Flucht: Wirtschaftskrimi fesselt Dänemark"
von Clemens Bomsdorf (Kopenhagen, 09.12.2008)
Quelle: http://www.ftd.de/koepfe/whoiswho/:Unternehmer-auf-der-Flucht-Wirtschaftskrimi-fesselt-D%E4nemark/449126.html (http://www.ftd.de/koepfe/whoiswho/:Unternehmer-auf-der-Flucht-Wirtschaftskrimi-fesselt-D%E4nemark/449126.html)


-.-

Quote[...] Als sich Bagger am Wochenende nach seinem Verschwinden Richtung Dubai und dann nach Amerika auf einer kalifornischen Polizeistation freiwillig stellte, kam er laut ,,Los Angeles Times" im eleganten Armani-Anzug und mit Rolex-Uhr am Handgelenk. Das passte zum Image, das der als überaus charmant und ,,ungewöhnlich charismatisch" geltende Fitness-Fanatiker in seiner Heimat um sich verbreitet hatte. Und mit dem es ihm offenbar nicht schwerfiel, Dänemarks größte Bank Danske Bank um 350 Millionen Kronen (35 Million) zu erleichtern und den Ex-Radsportstar Bjarne Riis als Co-Sponser für dessen Profirennstall an der Nase herumzuführen. Die Unternehmensberater von Ernest&Young und das Kopenhagener IT-Fachblatt ,,Computerworld" ehrten ihn noch im Herbst mit Preisen für sein ,,innovatives" und ,,erfolgreiches" Geschäftsmodell.

Das ,,Modell" bestand dann schlicht in einem heimlich angemieteten Bürozimmerchen nahe der IT-Factory-Zentrale, in dem Bagger fingierte Leasingverträge anfertigte, um den in Wirklichkeit gegen Null tendierenden Umsatz seines Unternehmens maximal in die Höhe zu treiben. Als der angeblich ahnungslose Partner Asger Jensby das Büro und darin eine Plastiktüte mit den gefälschten Verträgen fand, fiel das Kartenhaus sofort in sich zusammen, und IT Factory meldete Konkurs an. Bagger verschwand spurlos und tauchte wieder auf, nachdem er im Mietwagen von New York quer durch die USA gefahren war. Er soll umgehend ausgeliefert werden.

Nur noch interessanter wurde die Geschichte durch immer neue Details über enge Kontakte Baggers zu dänischen Rockern von den Hell's Angels und heimliche Wohnungen für Seitensprünge nebst Lamborghini im Keller. Peinlich sind die Enthüllungen nicht nur für betroffene Banken, Unternehmensberater und Geschäftspartner, die auf simplen Betrug hereingefallen waren und viel Geld verlieren.

Auch die führenden dänischen Medien feierten Bagger bis zuletzt und machten bereitwillig Spaltenplatz frei für dessen ,,Erklärungen" des eigenen Erfolges: ,,Ich schlafe höchstens drei bis vier Stunden pro Nacht. Manchmal arbeite ich 100 Stunden die Woche." Jetzt behauptet die Familie, Bagger sei durch jahrelange ,,räuberische Erpressung" zu seinen kriminellen Aktivitäten gezwungen worden.

Auf die Spur der gigantischen Bluff-Nummer kam die allein und zäh im heimischen Keller recherchierende Journalistin Dorte Toft. Hilfe leisteten meist anonym auftretende Blogger. Einige von ihnen mit Insiderwissen wunderten sich auch, warum die führende dänische Bank den Millionen-Betrüger kurz vor seiner Entlarvung noch mit einem persönlichen Überziehungskredit von 50 Millionen Kronen (6,7 Millionen Euro) beglückte. Wo die nervös gewordenen Banken doch sonst im Zeichen der Finanzkrise kaum noch Kreditwünsche erfüllen.

QuoteIch kann das nicht nachvollziehen
Manfred Tröger (AeneasBonn)

Ich verstehe das nicht. Die dänische Finanzbranche dürfte doch hinreichend warnende Beispiele gehabt haben - nicht zuletzt aus Deutschland. Man denke etwa an Dr. Jürgen Schneider und die Taten, die zu seiner Verurteilung führten. Werden bei solchen Summen die eingereichten Belege und Verträge nicht zumindest stichprobenartig geprüft ? Da kommt einem der Verdacht auf, daß es nur auf den richtigen Auftritt und den richtigen Habitus ankommt - frei nach dem Motto: Wie du kommst gegangen, so wirst du empfangen. Oder wie war das nochmal bei Gottfried Keller ? "Kleider machen Leute" ? Das klingt jetzt etwas böse. Ich kann es aber einfach nicht fassen. Jemand mit mehr Sachkunde in der Finanzbranche, der Psychologie oder Soziologie kann ja gerne etwas dazu schreiben.



Aus: "Dänischer Milliarden-Betrüger Bagger: Mit Rolex, Charme und Rockern" (08. Dezember 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~E1FC6E1DF4961410E8B90761723B3CB9A~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~E1FC6E1DF4961410E8B90761723B3CB9A~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

Title: [Das ist ein ganzes Netz... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 13, 2008, 01:32:59 PM
Quote[...] [ngo] Ludwig-Holger Pfahls (CSU), der wegen Vorteilsannahme und Steuerhinterziehung verurteilte ehemalige Verfassungsschutzpräsident, Rüstungsstaatssekretär, Daimler-Manager und schließlich Flüchtling, wurde am Donnerstag aus dem Augsburger Gefängnis entlassen. Pfahls hatte vor Gericht ausgesagt, dass er vom Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber mit rund 1,9 Millionen Euro geschmiert worden sei. Auf der Basis eines der Öffentlichkeit unbekannten Deals mit der Staatsanwaltschaft kam er schließlich beim Landgericht Augsburg mit einer Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten davon. Der Waffenlobbyist hatte noch im Juli gesagt, es sei doch klar, "dass Pfahls hier als Opferlamm verwendet wird für die Politik". Im Rahmen des Verfahrens, des CDU-Parteispendenausschusses, in dem auch die Zahlungen Schreibers und der Panzer-Deal mit Saudi-Arabien untersucht wurden, und in verschiedensten Presseberichten taucht fast alles auf, was Rang und Namen hat. Firmen wie Siemens, Thyssen, Elf, Leuna, Airbus und Daimler. Politiker wie Kohl, Strauß, Koch, Schäuble, Merz, Kiep, Lüthje, Weyrauch, Prinz zu Sayn-Wittgenstein, Möllemann, Scharping, Fischer und Özdemir. Lobbyisten wie Schreiber, Holzer und Hunzinger. Die Berichterstattung liest sich wie ein gewaltiger Polit-Krimi, in dem es bei den Geldzahlungen an Politiker um viele Millionen und bei den Geschäften für die Konzerne um viele Milliarden ging.

Pfahls war nur einer der Akteure, um den es im CDU-Parteispendenausschuss ging. Es ging beispielsweise auch um den Elektroriesen Siemens.

Eine der brisantesten Aussagen in dem Ausschuss machte der ehemalige Generalbevollmächtigte der Schatzmeisterei der Partei, Uwe Lüthje. Seinen Angaben zufolge soll Siemens Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre 8 oder 9 Millionen DM an die CDU gespendet haben. Laut Presseberichten könnten die Zahlungen eine Gegenleistung für "Türöffnerdienste" bei Geschäften mit der DDR gewesen sein. Ältere Spenden sollen von der Siemens-Tochter KWU, damals führend im deutschen Atomgeschäft, geflossen sein.

Neben Siemens spielte im Untersuchungsausschuss auch der französische Konzern Elf Aquitaine eine Rolle. Elf soll Schmiergelder an deutsche Politiker gezahlt haben, um günstige Bedingungen für den Kauf der ostdeutschen Leuna-Raffinerie zu bekommen.

Der ehemalige Elf-Manager Alfred Sirven soll insgesamt geschätzte 1,5 Millarden Mark für die "politische Landschaftspflege" ausgegeben haben. Beim Leuna-Geschäft soll er Schmiergelder an CDU-Politiker verteilt haben. Sirven wurde unter spektakulären Umständen Anfang 2001 auf den Philippinen festgenommen und über Frankfurt in Pariser Haft überstellt.

Bei der Leuna/Minol-Privatisierung sind nach Worten des Schweizer Generalstaatsanwaltes Bernard Bertossa bis zu 256 Millionen Francs (76,33 Millionen Mark) an Schmiergeldern nach Deutschland geflossen. Das Geld sei "ausschließlich an Personen gegangen, von denen manche zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt in Deutschland politische Verantwortung getragen haben".

Der Generalstaatsanwalt Bertossa hatte den deutschen Ermittlungsbehörden im Fall Elf/Leuna rund 60 Aktenordner übergeben und forderte die deutschen Behörden nachdrücklich auf, Ermittlungen aufzunehmen.

Wenn die deutschen Behörden in dem Fall "die Augen verschließen", wäre dies nach Auffassung des Schweizer Generalstaatsanwalts ein "Schlag gegen die Demokratie", fügte Bertossa hinzu. Nach seinem Erkenntnisstand profitierten von dem Leuna-Geschäft mehrere deutsche Staatsbürger, "nicht nur Herr Holzer, nicht nur Herr Pfahls".

Die Schmiergelder von Elf sollen über die Konten des Elf-Lobbyisten Dieter Holzer geflossen sein. Holzer stand zum Zeitpunkt des Verkaufs 1992/93 offenbar in engem Kontakt zu Pfahls.

Nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks hat Holzer den Verkauf der ostdeutschen Leuna-Werke an ein Konsortium von Elf und dem deutschen Konzern Thyssen betrieben. Wegen Beihilfe zur Veruntreuuung habe Holzer in Frankreich eine 15-monatige Haftstrafe erhalten.

Holzer gilt als Freund von Max Strauß, dem Sohn des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten. Es gab auch Gerüchte, wonach der "enge Pfahls-Vertraute" Dieter Holzer Pfahls später bei dessen fünfjähriger Flucht behilflich war.

Pfahls hat vor Gericht ausgesagt, von Karlheinz Schreiber 3,8 Millionen DM (rund 1,9 Millionen Euro) erhalten zu haben. Eine Million DM davon habe er im Zusammenhang mit der Lieferung von Spürpanzern der Firma Thyssen nach Saudi-Arabien erhalten. Wofür Pfahls den weitaus größeren Betrag von 2,8 Millionen DM erhalten haben will, wurde in der Medienberichterstattung nicht vertieft.

Schreiber warf Pfahls vor, im Augsburger Schmiergeldprozess ein falsches Geständnis abgelegt zu haben.

Vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags zur CDU-Spendenaffäre soll Schreiber nach eigenen Angaben ausgesagt haben, dass die angeblichen Pfahls-Millionen an CDU und CSU geflossen seien. Schreiber: "Es ist doch klar, dass Pfahls hier als Opferlamm verwendet wird für die Politik."

In den vergangenen Monaten spitzte sich die Diskussion auf Pfahls und die Thyssen-Panzer für Saudi-Arabien zu, möglicherweise um von anderen Dingen abzulenken. Während des ersten Golfkrieges 1991 hat der Bundessicherheitsrat dem Export von 36 ABC-Spürpanzern "Fuchs" nach Saudi-Arabien zugestimmt. Die Lieferung hatte ein Volumen von 400 Millionen Mark.

Im Februar 1991 überwiesen die Saudis nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks an Briefkastenfirmen der beiden Thyssen-Manager Jürgen Maßmann und Wilfried Haastert den "großzügig gerundeten Rechnungsbetrag" für die Panzer. Das Geld floss bereits vor der Genehmigung des Geschäfts.

Weitere sechsstellige Geldbeträge sollen an Schreiber - und über diesen teilweise weiter an Pfahls - sowie an die CDU gegangenen sein.

Später soll beispielsweise Wolfgang Schäuble (CDU) Geld von Schreiber überreicht bekommen haben. Die mediale Diskussion rankte sich vor allem um eine 100.000 DM-Spende, die Schäuble im Anschluss an ein Sponsorenessen am 21. September 1994 von Schreiber am darauffolgenden Vormittag erhalten haben will.

Kurz nach den Geldtransfers Anfang 1991 gaben die Kohl-Regierung und der Bundessicherheitsrat grünes Licht - und das, obwohl die Panzer wegen Lieferschwierigkeiten bei Thyssen zunächst aus Beständen der Bundeswehr abgezogen werden mussten, die sich wenig erfreut gezeigt hatte. Bundeswehr-Generäle hatten sich gegen diesen Deal ausgesprochen.

In früheren Medienberichten fand sich vor diesem Hintergrund eine plausible Begründung für die Annahme von Geldern durch Pfahls: Im September 1990 habe Rüstungsstaatssekretär Pfahls prüfen lassen, ob unter anderem zehn Fuchspanzer an Saudi-Arabien geliefert werden könnten. Im Februar 1991 sei die Exportgenehmigung ergangen, doch Thyssen habe die Panzer nicht liefern können. Deshalb habe der Rüstungskonzern um ein Sachdarlehen von 36 Fuchs-Panzern aus Bundeswehrbeständen gebeten.

Gegen den Widerstand der Heeresleitung soll Pfahls den Deal gestattet haben, heißt es in Presseberichten. Dafür soll er vom Waffenlobbyisten Schreiber das Geld erhalten haben.

In den Panzer-Deal waren möglicherweise noch eine Reihe weiterer Personen involviert. Max Strauß wurde vorgeworfen, er habe 500.000 DM (rund 250.000 Euro) wegen der Panzerlieferung nach Saudi-Arabien erhalten.

Strauß wurde einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge 2003 außerdem vorgeworfen, beim Verkauf von Airbus-Flugzeugen nach Thailand und Kanada 5,2 Millionen DM (rund 2,6 Millionen Euro) Provisionen erhalten und nicht versteuert zu haben. Beide Geschäfte hatte Schreiber eingefädelt.

2002 gab es Spekulationen, wonach auch Jürgen Möllemann (FDP) oder sein Geschäftspartner Rolf Wegener 1991 im Zuge des Thyssen-Panzergeschäfts mit Saudi-Arabien Schmiergelder erhalten haben könnten. Möllemann soll sich damals als Bundeswirtschaftsminister für das Geschäft stark gemacht haben.

Auch der ehemalige indonesische Staatschef Bacharuddin Jusuf Habibie tauchte laut Presseberichten im Zusammenhang mit dem Spürpanzer-Verkauf nach Saudi-Arabien auf. Habibie, der von 1955 bis 1974 in Deutschland lebte, soll mit Kohl und mit Pfahls befreundet sein. Habibie wurde auch im Zusammenhang mit verschiedenen anderen "zweifelhaften Geschäften" genannt.

Auch der Lobbyist und "PR-Berater" Moritz Hunzinger soll einem Bericht des "Stern" zufolge an dem Panzerdeal beteiligt gewesen sein. Hunzinger soll sich an den damaligen Europaabgeordneten Friedrich Merz (CDU) gewandt haben, um für zwei Spitzenmanager von Rüstungsfirmen bei Bundeskanzler Kohl einen gemeinsamen Gesprächstermin zu bekommen.

Bei dem Gespräch mit dem Vorstandschef der Thyssen Industrie AG, Eckard Rohkamm, und dem Vorstandschef der Werft Bloom & Voss, Peter Beer, sollte demnach der geplante Export von Spürpanzern und U-Booten erörtert werden. Merz dementierte dies.

Nach Recherchen der "Wirtschaftswoche" hat Hunzinger zwischen 1990 und 1999 mehr als eine Million DM an Parteien gespendet. Aus einer Aufstellung Hunzingers gehe hervor, dass dieser zwischen 1990 und 1999 genau 1,057200 Millionen DM an die Parteien gespendet habe.

In den Rechenschaftsberichten der Parteien seien hingegen nur 437.000 DM aufgelistet. Grund für die Differenz sei, dass Hunzinger "über mindestens drei seiner Unternehmen sowie als Privatperson" häufig Summen von etwas weniger als 20.000 DM angewiesen habe, die nicht veröffentlichungspflichtig waren. Am meisten profitiert habe gemäß der Hunzinger-Liste die FDP.

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hat von Hunzinger offenbar 200.000 DM bekommen. Der Grünen-Politiker Cem Özdemir soll von Hunzinger einen günstigen Kredit in Höhe von 80.000 DM erhalten haben.

Auch Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) wurde von Hunzinger bezahlt. Er hatte im September 1998 noch als Grünen-Fraktionschef eine Rede vor Wirtschaftsführern in Frankfurt am Main über "grüne Politik" gehalten. Wie Hunzinger der "Bild"-Zeitung sagte, sei dafür ein Honorar von 19.999 Mark geflossen.

Gegen den ehemaligen Verteidigungsminister Rudolph Scharping (SPD) wurden 2002 Vorermittlungen aufgenommen. Scharping soll von Hunzinger 140.000 DM erhalten haben.

Hunzingers großzügige PR-Hilfe für den Minister soll laut "Stern" auch im Zusammenhang mit der Tätigkeit des PR-Unternehmens für die Rüstungsunternehmen Ferrostaal und Howaldswerke Deutsche Werft (HDW) gestanden haben. Hunzinger soll den Minister, nach einer kostenlosen PR-Beratung, zu einem vertraulichen Gespräch mit dem damaligen Ferrostahl-Manager und heutigen HDW-Vorstand Hanfried Haun geführt haben.

Haun habe damals intensiv für eine Unterstützung der Bundesregierung für die angestrebte Lieferung von U-Booten nach Ägypten geworben. Nach Angaben des Stern soll Scharping noch im selben Monat bei einem Besuch mit der ägyptischen Regierung darüber gesprochen haben.


Aus: "Rüstungsgeschäfte - Ist Pfahls das Bauernopfer eines langjährigen Polit-Thrillers?" (01. September 2005)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=11764 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=11764)


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Quote[...] [Die] Leuna-Affäre war die von einem Teil der Medien und der rot-grünen Opposition verwendete Bezeichnung für angebliche Schmiergeldzahlungen an deutsche Politiker im Zuge der Privatisierung der Leunawerke und des Mineralölkonzerns Minol 1990/91.

[...] Nach der Wiedervereinigung erfolgte eine Privatisierung des DDR-Vermögens durch die Treuhandanstalt. Hierzu gehörte auch die Leuna-Raffinerie und die zum Zeitpunkt der Verhandlungen bereits sehr profitable Minol. Es bestand der vielfach öffentlich geäußerte politische Wunsch von Frankreichs Präsidenten François Mitterrand und Kanzler Helmut Kohl, dass diese beiden Unternehmen an den französischen Konzern Elf Aquitaine verkauft werden sollte. Dies sollte ein Symbol für das französische Engagement in Ostdeutschland sein und die Zahl der Wettbewerber auf dem deutschen Ölmarkt erhöhen. Der Verkauf erfolgte dementsprechend 1990/91.

Das kaufmännische Interesse von Elf selbst war zuerst eher gering. Die erworbene Raffinerie musste mit Milliardenaufwand quasi neu gebaut werden. Hinzu kamen umfangreiche Altlasten in Leuna. Ein Bedarf an zusätzlichen Raffineriekapazitäten bestand nicht. So konnte der Verkauf nur um den Preis einer hohen Subventionszusage erfolgen. Anders lag es bei der Minol. Das Unternehmen war Marktführer in den neuen Bundesländern und sehr profitabel.

Weitere Interessenten an Leuna und Minol waren die BP-Gruppe, die Tamoil-Gruppe und das kuwaitische Unternehmen Q8.

[...] In den Jahren 1992 und 1993 erfolgten Schmiergeldzahlungen in Höhe von 47 Millionen Euro aus Schwarzgeldkassen von Elf. Als Drahtzieher des dubiosen Transfers gilt der ehemalige Elf-Manager Alfred Sirven In Frankreich wurden dafür verantwortliche Manager verurteilt, der ehemalige Konzernchef der Elf Aquitaine, Loïk Le Floch-Prigent, wurde zu 3 Jahren Haft verurteilt; Sirven zu 5 Jahren. Die Angeklagten erklärten, die Mittel wären im Rahmen der Leuna-Privatisierung geflossen.

[...] In Folge des Schmiergeldprozesses in Frankreich wurde von interessierter Seite mehrfach die Verwicklung bundesdeutscher Politiker behauptet. Insbesondere wurde nach dem Regierungswechsel 1998 Burkhard Hirsch als "Sonderermittler" eingesetzt, um Belege dafür zu finden, die Regierung Kohl hätte einen Teil der entsprechenden Regierungsakten während des Regierungswechsels 1998 verschwinden lassen. Siehe hierzu Hauptartikel: Bundeslöschtage.

Einen Hinweis auf Zahlungen an deutsche Politiker konnte nicht gefunden werden. Ein Untersuchungsausschuss wurde nicht eingesetzt.

Die betroffenen Mitglieder der Regierung Kohl verwiesen immer auf die geringe Attraktivität von Minol und den von Anfang an bestehenden politischen Wunsch des Verkaufs an ELF. Eine Bestechung wäre daher überflüssig gewesen.

[...] Trotz massiven politischen Drucks, der Bundesanwalt möge die Ermittlungen an sich ziehen, wurden alle Ermittlungen der Staatsanwaltschaften in Deutschland mangels Tatverdacht eingestellt.

Angestoßen wurden die staatsanwaltlichen Untersuchungen durch einen Bericht der französischen Untersuchungsrichterin Eva Joly, die von Paris aus die Elf-Aquitaine-Schmiergeldaffäre aufdeckte. In einer Zusammenarbeit zwischen Joly und dem Genfer Ermittler Paul Perraudin wurden Unterlagen auch an die deutschen Behörden weitergeleitet.

Laut den Ermittlungen der Genfer Staatsanwälten und der Untersuchungsrichterin Eva Joly passierte folgendes im Privatisierungsskandal Leuna-Minol: Die Lobbyisten Dieter Holzer und der ehemalige Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Ludwig-Holger Pfahls, inszenierten regelrechte Transaktionskaskaden. Zwischen 1987 und 1997 bewegten sie laut der Genfer Staatsanwaltschaft 130 Millionen Euro zwischen Liechtensteiner Trusts, Schweizer und Luxemburger Banken, Offshore-Firmen auf Antigua und in Panama. Der Genfer Untersuchungsrichter Paul Perraudin sieht darin eine ,,unsinnige wirtschaftliche Struktur, die einen konkreten Verdacht der Geldwäscherei begründet". Unzählige Devisen- und Kassageschäfte zwischen den gleichen Banken über Konten eines anderen wirtschaftlich Berechtigten sind klassische Geldwaschtransaktionen. Das Verwirrspiel dieser Kick-back-Überweisungen dient dazu, den Fluss des Geldes und die Identität des Empfängers zu verschleiern.

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Aus: "http://de.wikipedia.org/wiki/Leuna-Aff%C3%A4re"
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Leuna-Aff%C3%A4re (http://de.wikipedia.org/wiki/Leuna-Aff%C3%A4re) (7. Dezember 2008)

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Quote[...] Der Begriff Bundeslöschtage bezeichnet die vermutete Vernichtung von Akten des Kanzleramts am Ende der Regierungszeit von Helmut Kohl im Oktober/September 1998, die zum Gegenstand eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses des Deutschen Bundestages wurde. Inzwischen ist rechtsverbindlich festgestellt, dass der "Vorwurf der rechtswidrigen zentralen Datenlöschung .. unbegründet" ist. Warum bestimmte Akten verschwunden sind, wurde nicht geklärt.

[...] Im Bericht des Untersuchungsausschusses, der unter der Leitung von Burkhard Hirsch (FDP) arbeitete, wurde behauptet, dass Akten zu folgenden Themen unvollständig seien oder geheime Akten möglicherweise vollständig vernichtet worden seien:

    * Akten zum Verkauf des Spürpanzers Fuchs an Saudi-Arabien 1991
    * Akten zur Privatisierung von Leuna und Minol
    * Akten zu Airbuslieferungen
    * Akten zu MBB-Hubschraubern an Kanada in den 1980er Jahren
    * Akten zur Privatisierung der Eisenbahnwohnungsgesellschaften
    * Akten zum Wirtschaftsgipfel Halifax
    * Akten zum Schriftwechsel des Bundeskanzleramtes mit dem Kaufmann Karlheinz Schreiber

Der ehemalige Chef des Bundeskanzleramts, Friedrich Bohl, gab vor dem Ausschuss an, keine Weisung an Mitarbeiter zur Löschung und Vernichtung von Daten ausgegeben zu haben.

Der durch Hirsch maßgeblich geprägte Bericht konnte die behauptete Aktenvernichtung nicht nachweisen - dass Akten verschwunden waren, stand allerdings außer Frage.

[...] Laut Aussage des ermittelnden Staatsanwalts Georg Linden[1] ergaben die Ermittlungen, dass im Zuge des Regierungswechsels 1998 tatsächlich Datenbestände gelöscht worden waren.

Dass es sich um zentral angeordnete umfangreiche Löschung handelt, konnte jedoch widerlegt werden. Die Fraunhofer-Gesellschaft erklärte gegenüber der Staatsanwaltschaft in ihrem Gutachten vom 29. Juli, für Datenlöschungen im Zeitraum September/Oktober 1998 gebe es keine direkten Anhaltspunkte aus den Festplatten des zentralen Servers im Bundeskanzleramt[2].

Unerörtert blieb bei dem gesamten Vorgang, ob die Löschung von Daten zwar strafrechtlich irrelevant ist, jedoch gegen die Bestimmungen des Bundesarchivgesetzes verstieß, gemäß dem allen Behörden und Stellen des Bundes die Anbietung aller ihrer Unterlagen an das Bundesarchiv zur gesetzlichen Pflicht gemacht wird. Nach diesem Gesetz darf allein das Bundesarchiv darüber entscheiden, ob Daten und Unterlagen gelöscht oder aber dauerhaft aufbewahrt werden.[3]

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Aus: "Bundeslöschtage" (1. November 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bundesl%C3%B6schtage (http://de.wikipedia.org/wiki/Bundesl%C3%B6schtage)

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Quote[...] Ludwig-Holger Pfahls (* 13. Dezember 1942 in Luckenwalde) war Mitglied der CSU, von 1985 bis 1987 Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz und von 1987 bis 1992 Staatssekretär im deutschen Bundesministerium der Verteidigung.

Im April 1999 erwirkte die Staatsanwaltschaft in Augsburg einen Haftbefehl gegen Pfahls. Ihm wird Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien vorgeworfen. Pfahls tauchte unter und wurde 5 Jahre später, am 13. Juli 2004, in Paris verhaftet und am 20. Januar 2005 an Deutschland ausgeliefert. Am 3. August 2005 wurde Pfahls durch die Aussage des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl entlastet, indem dieser die eigene Verantwortung für ein Panzergeschäft mit Saudi-Arabien bestätigte. Pfahls entging dadurch dem Vorwurf der Bestechlichkeit und wurde am 12. August 2005 wegen Vorteilsannahme und Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von 2 Jahren und 3 Monaten verurteilt. Pfahls hatte gestanden, von Karlheinz Schreiber für Rüstungsgeschäfte rund zwei Millionen Euro Schmiergeld auf ein Schweizer Tarnkonto angenommen und nicht versteuert zu haben.

Der frühere CSU-Politiker wurde im September 2005 nach 13 1/2 Monaten Haftzeit (der Hälfte seiner Haftstrafe von 27 Monaten mit Anrechnung der Zeit in Untersuchungshaft) entlassen.

[...] 1985 wurde Pfahls Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz. 1987 holte ihn der damalige Verteidigungsminister Manfred Wörner (CDU) auf Vorschlag von Strauß als beamteten Staatssekretär in das Ministerium. Er war dort verantwortlich für Rüstungskontrolle, Beschaffung und Export von Waffen. Im Rahmen dieser Tätigkeit wird ihm seit 1999 Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung vorgeworfen.

2000 schloss die CSU Pfahls wegen rückständiger Mitgliedsbeiträge aus der Partei aus.

[...] Wie am 10. Oktober 2005 in den ARD-Nachrichten und dem abendlichen Nachrichtenmagazin Report München gemeldet, wurde Pfahls bei seiner langwährenden Flucht unterstützt durch die Geheimdienste D.S.T. und Direction Générale de la Sécurité Extérieure in Frankreich, die ihn u. a. unbemerkt jeweils durch die Personenkontrollen diverser Flughäfen geschleust haben sollen, um sowohl die ruhende Elf Aquitaine- als auch die Leuna-Affäre nicht zeitlich unpassend aufzurühren.

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Aus: "Ludwig-Holger Pfahls" (2. Oktober 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig-Holger_Pfahls (http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig-Holger_Pfahls)

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Quote[...] Dieter Holzer (* 1943 in Quierschied, Saarland) ist ein deutscher Kaufmann und Lobbyist, der im Umfeld der Leuna-Affäre bekannt wurde. Holzer ist seit 2005 Gegenstand staatsanwaltlicher Ermittlungen.

Holzer heiratete 1967 Souade Salyoun, eine Cousine des ehemaligen libanesischen Staatspräsidenten Amin Gemayel. Er besitzt heute Immobilien in der ganzen Welt.


Leuna-Affäre:

Bekannt wurde Holzer im Rahmen der sogenannten Leuna-Affäre. Hierbei sollen im Zuge des Erwerbs der Leuna-Raffinerie und des Mineralölkonzern Minol durch den französischen Konzern Elf Aquitaine 1990/91 Schmiergelder geflossen sein.

Der Konzern Elf Aquitaine verpflichtete Holzer als Berater. Holzer verdiente an diesem Posten ca. 50 Millionen Mark.

Im Vorteilsnahmeprozess um den französischen Ölkonzern Elf, wurde Holzer in Abwesenheit in Paris [1] zu 15 Monaten Haft und zu 1,5 Millionen Euro Geldstrafe verurteilt. Holzer könnte, mit seiner Zustimmung, zur Strafvollstreckung nach Frankreich ausgeliefert werden [2]. Dieselben Strafen erhielt Holzers damaliger Verhandlungspartner, der pensionierte stellvertretende Leiter der Direction de la surveillance du territoire Pierre Lethier.

Für den an Milliarden Subventionen gekoppelten Kauf der Leuna Raffinerie und des ostdeutschen Minol-Tankstellennetzes hatten Holzer und Lethier 1993 umgerechnet 39 Millionen Euro kassiert. Vor Gericht hatten beide dies als branchenübliche Beraterhonorare bezeichnet und den Verdacht zurückgewiesen, mit dem Geld seien deutsche Parteienvertreter geschmiert worden. Holzer wurde verurteilt, 39 Millionen Euro Schmiergelder zurückzahlen.

Reisehilfe für Holger Pfahls [Bearbeiten]

Am 3. Juli 2008 wird Holzer in Augsburg vor Gericht gestellt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Geschäftsmann uneidliche Falschaussage in einem Prozess gegen Max Strauß vor. »Vor allem aber geht es um den Vorwurf der Strafvereitelung. Die Anklage sieht als erwiesen an, dass Holzer [3] zumindest die letzten 19 Monate der Flucht von Pfahls in Frankreich organisiert und finanziert haben soll.« [4] Dieter Holzer hat eingeräumt dem ehemaligen Verteidigungsstaatssekretär Holger Pfahls bei einer überraschenden Reise geholfen zu haben. Nach einer Absprache zwischen Richter, Staatsanwalt und Verteidiger hatte Holzer eingeräumt, dem früheren Rüstungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls auf dessen fünfjähriger Flucht mit Kontakten und Geld geholfen zu haben. Die Absprache war bei einem Treffen am Mittwochnachmittag den 23. Juli 2008 getroffen worden. Holzer ist vom Landgericht Augsburg zu neun Monaten auf Bewährung und einer Geldauflage von 250.000 Euro verurteilt worden. Das Gericht verzichtete weitere Zeugenvernehmungen, auch auf die für Donnerstag 24. Juli 2008 vorgesehene von Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Siegfried Lengl[5] (CSU) [6]. Da das Strafmaß unter 12 Monaten blieb, bleibt Holzer Beamter [7].


Anmerkungen:

   1. ↑ deutsche welle 18.03.2003 Elf Corruption Trial Reaches French Courts [1]
   2. ↑ manager-magazin 01.06.2007 Keine Lust auf Frankreich [2]
   3. ↑ ZEIT ONLINE 36/2001 Holger Pfahls gesucht, Dieter Holzer gefunden [3]
   4. ↑ Spiegel-online 2. Juli 2008 Die endlose Affäre des Schattenmanns [4]
   5. ↑ DER SPIEGEL 40/1989 vom 02.10.1989 Siegfried Lengl [5]
   6. ↑ Süddeutsche Zeitung 24.07.2008 Holzer kommt mit Bewährungsstrafe davon [6]
   7. ↑ Saar-Echo 12.10.2005 Geheimdienste und Politik: Wer lenkt wen? [7]




Aus: "Dieter Holzer" (23. November 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Holzer (http://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Holzer)


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Quote[...] Karlheinz Schreiber (* 25. März 1934 in Petersdorf (Thüringen)) ist ein deutscher Waffenhändler, der mehrfach deutsche Politiker mit Millionenbeträgen bestochen haben soll. Er gilt als eine der Schlüsselfiguren in der CDU-Spendenaffäre um Helmut Kohl und Wolfgang Schäuble sowie im Prozess gegen Max Strauß. Schreiber war langjährig ein herausgehobenes CSU-Mitglied, bedingt durch sein besonderes langjähriges Vertrauensverhältnis zu Franz-Josef Strauß bzw. seiner Nähe zur Familie Strauß. In dem mehrfach z. B. in der Süddeutschen Zeitung ausschnittsweise veröffentlichtem Terminplaner fanden sich neben Geldsummen die mit Decknamen bezeichneten Empfänger (mutmaßlich z. B. ,,Maxwell" für Max Strauß) auch die Namen weiterer lokaler Persönlichkeiten, z. B. des früheren Landrates (Landkreis Landsberg) und Bezirkstagspräsidenten (Bezirkstag von Oberbayern) Erwin Filser und anderen.

Schreiber und Schäuble:

Große Öffentlichkeitswirksamkeit erzielte der Umstand, dass Wolfgang Schäuble von Schreiber 100.000,- DM entgegennahm. Der Verbleib dieser Zahlung konnte bis heute nicht geklärt werden. Weitere Spendenbeträge konnten zum Teil von der CSU noch nachträglich legalisiert werden.[1]

Schreiber und Pfahls:

Außerdem hat der Rüstungslobbyist Schreiber den Staatssekretär Ludwig-Holger Pfahls mit 3,8 Mio. D-Mark (etwa 1,9 Mio. Euro) bestochen, um eine schnelle Lieferung von ,,Fuchs"-Panzern nach Saudi-Arabien zu ermöglichen. Pfahls befand sich von 1999 bis Juli 2004 auf der Flucht, als er schließlich in Paris verhaftet wurde. Nach dem umfassenden Geständnis im August 2005 nach einem Handel mit der Staatsanwaltschaft verurteilte ihn das Landgericht Augsburg nur zu 2 Jahren und 3 Monaten Haft wegen Vorteilsnahme und Steuerhinterziehung. Da Pfahls die Untersuchungshaft im Ausland angerechnet wurde, galt bei der Augsburger Urteilsverkündung die Strafe als verbüßt und er verließ das Gericht als freier Mann. Eine der vielen offenen Fragen rund um die CSU-Spendenaffären ist, warum Herr Pfahls sich angesichts des geringen ihm nachgewiesenen Straftatumfanges anfangs derart bemühte, für die Ermittlungsbehörden spurlos verschollen zu bleiben.

FMS:
In der Gesellschaft FMS, die der Familie Strauß gehörte, war Schreiber bis 1996 Direktor. Damals war gegen Schreiber bereits ein Ermittlungsverfahren eröffnet, sein Haus in Kaufering war durchsucht worden. Ebenfalls wurde das Haus seines privaten Vermögensverwalters Reiter sowie dessen Büro durchsucht. (Herr Reiter ist Direktor der Sparkasse Landsberg am Lech.)

[...] Schreiber ist zur Zeit in Auslieferungshaft in Kanada. Er besitzt außer der deutschen auch die kanadische Staatsangehörigkeit.

In Deutschland ist ein Haftbefehl gegen Schreiber anhängig. Gegen eine drohende Auslieferung wehrt er sich seit 1999 mit juristischen Mitteln. Am 8. März 2006 gab das höchste Berufungsgericht der kanadischen Provinz Ontario in Toronto bekannt, dass die Berufung Schreibers gegen die Auslieferungsentscheidung des kanadischen Justizministeriums vom Oktober 2004 abgelehnt wurde. Schreibers Anwalt gab nach der Entscheidung bekannt, dass der Fall vor den Supreme Court of Canada, vergleichbar dem deutschen Bundesgerichtshof, gebracht würde. Die von drei Amerikanern eingereichte Verfassungsbeschwerde gegen das Auslieferungsgesetz Kanadas wurde im Juli 2006 jedoch abgewiesen. Die juristischen Möglichkeiten Schreibers, sich einer Auslieferung an die Bundesrepublik Deutschland zu entziehen, hatten sich somit praktisch erschöpft.

Anfang Februar 2007 befand sich Schreiber laut Presseberichten schließlich in kanadischer Auslieferungshaft. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass zumindest ein Teil der Vorwürfe gegen Schreiber bis zu seiner endgültigen Auslieferungsentscheidung in Kanada verjährt sind und deshalb nicht mehr vor einem deutschen Gericht verhandelbar sind.

Nach Informationen der Augsburger Allgemeinen kam Schreiber zwischenzeitlich wieder auf freien Fuß. Das höchste Berufungsgericht der kanadischen Provinz Ontario entließ ihn am Donnerstag, dem 8. Februar 2007, aus der Auslieferungshaft, jedoch wurde er Anfang Mai 2007 wieder inhaftiert. Am 10. Mai 2007 scheiterte Schreibers Einspruch gegen die Auslieferung an diesem Berufungsgericht.

Am 24. März 2007 brachte er eine Klage beim Obersten Gericht der kanadischen Provinz Ontario gegen Brian Mulroney, den ehemaligen konservativen Premierminister von Kanada, wegen Vertragsbruches ein. Er behauptete, Mulroney hätte ihm zwischen 1993 und 1994 versprochen, finanzielle und politische Hilfe gegen Zahlung von 300.000 CAD für den Bau einer Transportpanzerfabrik in Québec zu leisten. Mulroney soll diese Hilfe aber nicht gewährt haben.

Seine Klage bezüglich seiner Auslieferung wurde von einem Bundesrichter in Halifax am 11. Juni 2007 zurückgewiesen. Zu diesem Zeitpunkt blieb ihm als einziges Rechtsmittel nur noch ein Einspruch am obersten Gerichtshof von Kanada, welcher zunächst im Oktober 2007 zurückgewiesen wurde.[2]

Am 5. November reichte Schreiber durch seinen Anwalt Edward Greenspan eine Erklärung beim Obersten Gericht Ontarios ein. Die Erklärung enthielt einige Vorwürfe, u. a. den, dass Mulroney noch im Amt war, als er den Vertrag beschlossen habe, und dass der jetzige konservative Premierminister Stephen Harper durch Mulroney einen Brief von Schreiber erhalten haben soll. Diese Äußerungen sorgten für großen Wirbel in den Medien. Harper berief einen Untersuchungsausschuss, versprach seine Zusammenarbeit und verbot den Kontakt zwischen Mitgliedern der Fraktionssitzung und Mulroney während der Untersuchung.

Am 13. November 2007 berief Harper eine unabhängige Untersuchungskommission, nachdem Mulroney diese persönlich gefordert hatte.[3]

Am 15. November 2007 scheiterte Schreibers Antrag für die Aufhebung des Auslieferungsbefehls. Der kanadische Justizminister Rob Nicholson sicherte aber einen Aufschub bis zum 1. Dezember zu. Es bleibt Schreiber nun eine letzte Möglichkeit, den Auslieferungsbefehl beim Obersten Gerichtshof anzufechten, sofern der Gerichtshof seinen Antrag überhaupt annimmt.[4] Am 30. November 2007 gewährte das Berufungsgericht der Provinz Ontario Schreiber eine weitere Frist, um erneut vor dem Obersten Gerichtshof gegen seine Ausweisung nach Deutschland vorgehen zu können. Am 4. Dezember 2007 entschied das Berufungsgericht der Provinz Ontario, Schreiber gegen eine Kaution von 1,3 Millionen kanadischen Dollar vorerst wieder freizulassen.[5]

Politiker in der kanadischen Opposition wollen die Auslieferung verzögern, damit Schreiber für eventuelle Aussagen vor dem Untersuchungsausschuss zur Verfügung steht.

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Aus: "Karlheinz Schreiber" (1. Dezember 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Karlheinz_Schreiber (http://de.wikipedia.org/wiki/Karlheinz_Schreiber)


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Quote[...] Eva Joly (* 5. Dezember 1943 in Grünerløkka, Oslo) ist eine Juristin. Sie erlangte vor allem in Frankreich und Norwegen, aber auch international den Ruf einer gnadenlosen und unbestechlichen Kämpferin gegen die Korruption.

[...] Eva Joly wurde 2002 in Oslo mit der Bildung einer Anti-Korruptions-Kommission betraut, die als Sonderkommission mit der Bekämpfung von Korruption, Geldwäsche, Wirtschaftskriminalität und organisierter Kriminalität beauftragt ist. Das Ziel der Kommission ist es zudem, die internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen die Korruption zu fördern.

[...] Trotz Einschüchterungen, Einbrüchen in ihr Haus und das Büro, illegalem Abhören und Morddrohungen deckte Eva Joly in der Zeit ihrer Tätigkeit als Untersuchungsrichterin den größten europäischen Korruptionsskandal in der Geschichte auf. Dieser ging durch die internationale Presse als Elf-Aquitaine-Schmiergeldaffäre. Anfangs fielen der Untersuchungsrichterin lediglich verdächtige Börsengeschäfte des Staatsunternehmens Elf Aquitaine auf. Diese anfänglichen Unregelmäßigkeiten führten zwischen 1995 und 2002 zu einer mehrjährigen Untersuchung, an deren Ende der Staatsanwaltschaft 37 Angeklagte übergeben wurden. Unter ihnen befanden sich höchstrangige Politiker und Manager. Insgesamt 30 der zunächst 37 Angeklagten aus der französischen und internationalen obersten Gesellschaft wurden auch verurteilt.

Der ehemalige französische Außenminister und Vorsitzender des Conseil Constitutionel des französischen Verfassungsrates, Roland Dumas, war einer der Angeklagten. Er wurde jedoch in der Berufungsinstanz freigesprochen. Unter anderem waren der Präsident des Konzerns, Loïk Le Floch-Prigent, sowie Alfred Sirven, der zweite Mann im Unternehmen auf der Anklagebank.

Insgesamt zweigten die Manager € 300 Mio. ab und erkauften sich wichtige Personen in der internationalen Politik.

Auch in Deutschland hat die Arbeit von Eva Joly große Wellen geschlagen. Ihre Ermittlungen wurden in Deutschland als Leuna-Affäre politisch aufgegriffen. Über Verdächtigungen und Anfangsverdachte kam die Affäre in Deutschland nicht hinaus.

In ihrem Buch Im Auge des Zyklons beschreibt Sie auf packende Weise, wie sie durch ihre Ermittlungen Opfer von Einschüchterungs- und Morddrohungen wurde, die Reaktionen der höchsten Männer Frankreichs auf eine Frau, die es wagt, denjenigen, die sich in einer ,,Straffreien Zone" bewegen, wie sie es nennt, unangenehme Fragen zu stellen.

[....]

Eva Joly - Im Auge des Zyklons - ISBN 3-570-50051-9


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Joly (http://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Joly)  (21. Oktober 2008)


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Quote[...] Eva Joly klärte als Untersuchungsrichterin in Frankreich die Elf Aquitaine-Affäre auf – gegen heftigste Widerstände. Ihre Erkenntnis über vermeintliche Eliten und Korruption: Abzockerei, schwarze Kassen, Kickbacks an Manager für geleistete Helferdienste, sind nicht Ausnahme, sondern Teil des Systems. Den Fall Siemens hat sie kommen sehen.

Ist der Kampf gegen Korruption sinnlos?
[Eva Joly]: Nein. Es ist wichtig, die Spitzen zu packen. Die kleinen Fälle bringen nichts. Wir sehen es jetzt bei Siemens und wir werden es bei andern demnächst noch erleben. Auch bei der Deutschen Bank, wo es um russisches Geld geht. Warten Sie es ab. Auch in Großbritannien werden wir noch einiges erleben. Einige der Fälle kenne ich sehr gut. Es wird zu Urteilen gegen Bankiers, Manager und Anwälte kommen. Wenn sie ihre Lizenz verlieren und der eine und andere bis zu zehn Jahren verurteilt wird, hat das seine Wirkung.

Sie mussten 50 Jahre alt werden, bis ...
...ich merkte, dass das Spiel in Wirtschaft und Politik anders läuft, als ich früher dachte. Heute wundere ich mich über meine damalige Naivität.

Sie stachen als Untersuchungsrichterin in ein Wespennest, weil Sie in Frankreich hochrangige Manager und Politiker der Korruption überführten.
Ich war früher auf unterer Stufe als Juristin und Richterin tätig und ich hatte nie das Gefühl, in einer Schattenwelt zu leben. Ich glaubte an die Institutionen, für die ich arbeitete und an die Rechtschaffenheit der Mächtigen oder zumindest an die Kontrollinstanzen, die die Mächtigen kontrollieren sollten.

Das änderte sich radikal, als Sie als Ermittlerin im Dienst des französischen Finanzministeriums eine Staatsaffäre auslösten.
Es fing ganz klein an. Da irgendwelche Betrügereien, dort Hinweise auf alltägliche Korruption. Bis ich nach und nach feststellte: Das ist ein ganzes Netz. Je weiter ich ermittelte, an umso höhere Stellen in Staat und Wirtschaft geriet ich. Es nahm gespenstische Dimensionen an.

Hintergrund war der damalige Staatskonzern Elf Aquitaine, dessen kriminelle Spur durch ganz Europa führte, auch nach Genf.
Ja, in dem damaligen Generalstaatsanwalt von Genf, Bernard Bertossa und der Untersuchungsrichter Paul Parraudin hatte ich Verbündete. Sie zeichneten minutiös die Schwarzgeldflüsse im Elf-Konzern nach. In drei Jahre summierten sich die Unterschlagungen auf 2,5 Milliarden Franc, die Elf-Manager auf Schweizer Bankkonten bunkerten. Das entsprach der Hälfte des Konzerngewinns.

Oft werden schwarze Kassen über komplizierte Firmen und Anlagekonstruktionen im Ausland angelegt, offenbar auch bei Siemens. Deutsche Ermittler kommen da kaum ran.
Es hat sich schon einiges bewegt. Vor allem die Grossbanken wollen aus eigenem Interesse verhindern, dauernd negativ in die Schlagzeilen zu kommen. Die Schwachpunkte liegen anderswo. In der Schweiz zum Beispiel erhalten Untersuchungsrichter auch bei strafrechtlich schwerwiegenden Vorgängen nur mit sehr viel Mühe Kontoeinsicht. Jeder einzelne Schritt kann vom Kontoinhaber mit Einsprachen verzögert werden. Das wird natürlich laufend gemacht.

Das Recht des Beschuldigten ist ein Grundrecht.
Einverstanden. Das ist wichtig. Aber es ist ebenso wichtig, Kriminelle schneller zu überführen. Über 90 Prozent aller Einsprachen in Wirtschaftsverfahren werden letztlich abgelehnt. Die Verfahren werden aber von spezialisierten Anwälten bewusst endlos verschleppt. Da müsste der Gesetzgeber viel schärfer heran, falls er an sauberen Verhältnissen wirklich interessiert ist.

Seit 1992 müssen Banken immerhin wissen, wer der wirkliche Eigentümer von Konten ist.
Ja. Das war ein Durchbruch. Aber inzwischen wird ein grosser Teil an Schwarzgeld via Hedgefonds in speziellen Trusts anonymisiert, vor allem in Steuerparadiesen. Die Geldflüsse werden dadurch undurchschaubar. Hedgefonds sind inzwischen stärker als der Markt, ja, sie hebeln ihn aus. Wir reden hier von einer Summe von 1 000 000 000 000 Dollar, die in Hedgefonds und Trusts stecken. Das beunruhigt auch Bankiers.

Das ist ja nicht nur Schwarzgeld.
Natürlich nicht. Aber es geht um riesige Summen. Eine Kommission des US-Senats nennt in einem aktuellen Bericht vom Sommer 2006 die Summe von 70 Milliarden Dollar jährlich, die allein dem US-Fiskus hinterzogen werden. Wohin geht denn dieses Geld?

Ja, wohin?
Geld wird häufig deswegen nicht deklariert, um es für illegale Zwecke einsetzen zu können. Steuerhinterziehung hat international derartige Ausmasse angenommen, dass die normalen Bürger, die letztlich den Preis dafür zahlen, es nicht mehr hinnehmen werden. Das wird zu einer Explosion führen.

In Ihrem Buch schreiben Sie, Topmanager hätten Sie als «Raubtiere der Spitzenklasse» erlebt, für die die Justiz nur noch am Rande existiere. Klingt ziemlich hart.
Das war meine Erfahrung. Sie haben sich ihre eigene Moral zurecht gelegt. Sie leben in einer andern Welt, physisch und geistig. Die Verbrechen, die sie begehen, erkennen sie nicht als solche. Ich vernahm zum Beispiel den Generaldirektor der Ciment de France, Pierro Conso. Er machte sich zunächst über mich lustig.

Warum?
Er sagte wörtlich: «Madame, man muss wohl Richterin sein, um nicht zu wissen, dass der ganze Kapitalismus auf Insidergeschäften aufgebaut wurde. Jeder grosse Konzern führt schwarze Kassen. Jeder.» Er hat mir mit seinem Insiderwissen für viele Vorgänge die Augen geöffnet.

Das heißt: Schmiergeldzahlungen, Kick backs an Manager für erteilte Aufträge, Insidergeschäfte, sollen Alltag sein?
Ja. Der Normalbürger glaubt das nicht. Ich habe es ja auch nicht geglaubt. Aber es ist Teil eines internationalen Systems, von dem viele profitieren. Darum ist es so widerstandsfähig. Bei den hohen Summen, mit denen heute viele umgehen, werden eben auch viele schwach. Macht ist heute nicht mehr ein Mittel zum Zweck, sondern Zweck an sich. Eine Hand wäscht die andere. Da muss man sich überhaupt nichts vormachen.

Welche Reaktionen bekamen Sie auf Ihr Buch?
Tausende von Briefen und eMails. Ich erhalte heute noch viel Post. Meistens positive. Viele wollen mir ihre Fälle vorlegen.

Offenbar haben diese Leute begriffen, dass Elf-Aquitaine nur ein Fall von vielen ist.
Ja. Es ist ein internationales Phänomen. Man warf mir Konspirationsgespinste vor. Oft hatte ich das Gefühl, Beute eines unsichtbaren Raubvogels zu sein. Die Polizei fand es nötig, zeitweise bis zu sechs Bodyguards für uns abzustellen. Das waren weiss Gott keine Hirngespinste.

Sie haben das System herausgefordert. Es schlug zurück. War es so?
Ich stieß mitten hinein. Das habe ich aber erst nach und nach gemerkt.

Woran?
Je weiter ich ermittelte, umso stärker wuchs der Druck von allen Seiten. Mein Büro wurde dreimal hintereinander aufgebrochen. Wichtige Akten verschwanden. Einmal hing aussen an meiner Bürotür ein Liste von ermordeten Richtern und Staatsanwälten. Der Präsident des Appellationsgerichts, ein sehr seriöser, zurückhaltender Mann, nahm mich eines Tages zur Seite: »Madame, stehen Sie nicht zu nahe am Fenster. Sie sind in sehr ernster Gefahr.» Für mich war das ein Schock. Mit so etwas habe ich nicht gerechnet.

Nahmen Sie das Ernst?
Allerdings. Die Vorfälle häuften sich. Einmal machten wir eine Hausdurchsuchung. Der Hausherr war nicht da, weil er gewarnt worden war. Auf dem Tisch lag eine geladene Pistole, deren Lauf auf die Tür zielte, durch die wir hereinkamen. Unter Insidern ist das eine eindeutige Warnung.

Sie veröffentlichten eine Liste von 25 Richtern, Staatsanwälten und Journalisten, die ermordet wurden. Bisher hielten wir das für ein sizilianisches oder russisches Phänomen...
Es sind alles Leute, die ihre Weigerung, sich korrumpieren zu lassen, mit dem Leben bezahlten. Man glaubt ja, das passiere irgendwo sonst, nur nicht bei uns. Ein Staatsanwalt aus Schleswig-Holstein nahm 2004 Kontakt mit mir auf.

Was wollte er?
Er berichtete, er habe Ähnliches erlebt. Er arbeitete an Korruptionsfällen und kam nicht voran, stiess überall auf Widerstände, auch in der eigenen Behörde. Das kenne ich: Die Stimmung dreht irgendwann, je weiter man vorstösst. Nach anfänglicher Unterstützung durch Öffentlichkeit und Vorgesetzte ist man plötzlich selber der Feind und nicht der, gegen den man ermittelt.

Was geschah mit dem Staatsanwalt aus Schleswig-Holstein?
Er wurde isoliert. Er hatte einen Breakdown. Die Einsamkeit in solchen Jobs ist belastend. Aber er gab nicht auf und setzte durch, dass seine Dienststelle für Wirtschaftskriminalität auf 30 Mann aufgestockt wurde. Seitdem läuft es, und erstmals können dort auch komplexe Wirtschaftsfälle zum Abschluss gebracht werden.

Haben Sie direkte Eingriffe des Staates in Ihre Ermittlungen erlebt?
Nein, nie. Das läuft ganz anders. Es gibt zum Beispiel oft ein enges Zusammenspiel zwischen Strafverteidigern und Journalisten. Da werden dann aus vertraulichen Akten Informationen publiziert, natürlich nur, was im Interesse des betreffenden Klienten liegt, auch mit der Absicht, die Justiz zu diskreditieren.

Ohne dokumentierte Belege kann man als Journalist solche Fälle doch gar nicht mehr veröffentlichen. Man hat sofort eine einstweilige Verfügung am Hals.
Das Problem sehe ich auch. Meine Erfahrung aber ist, dass Journalisten in Europa viel von ihrer ursprünglichen Effizienz und Unabhängigkeit verloren haben. In Entwicklungsländern sind Journalisten in solchen Fällen mutiger als bei uns.

Ohne die Medien hätten Sie den Fall Elf Aquitaine nie durchgestanden.
Stimmt. Es waren zu viele Informationen an der Öffentlichkeit, um den Fall im Sand verlaufen lassen zu können, was sonst häufig geschieht.

Dachten Sie nie daran, aufzugeben?
Oh doch. In einer solchen Situation völlig auf sich allein gestellt zu sein, und das während sechs Jahren, ist furchtbar. Man steht mit den Akten auf und geht mit ihnen ins Bett. Der Preis, den man zahlt, ist sehr hoch.

Sie wurden abgehört. Von wem?
Ich weiß es nicht genau. Ich weiß inzwischen aber, wie perfekt Abhörmethoden heute sind. Dagegen sind die Tricks aus den James-Bond-Filmen geradezu lächerlich.

Letztlich haben Sie gegen alle Widerstände gewonnen. Sind Sie zufrieden?
Ja. 30 Urteile bei 37 Angeklagten ist in so einem Verfahren sehr viel. Aber ich sehe, wie sich das entblößte System schon wieder regeneriert.

Was meinen Sie damit?
Staatspräsident Chirac genießt Immunität. Aber er weiß, dass sofort nach seinem Ausscheiden aus dem Amt gegen ihn ermittelt werden wird. Kürzlich hat er Laurant Lemesle als neuen Generalstaatsanwalt für Paris ernannt, von dem alle Insider wissen, dass er Chiracs Mann ist. Er repräsentiert die alte Arroganz der Macht. Warum wohl war es so wichtig, gerade ihn in diese Schlüsselposition zu bringen? Das
System hat sich nicht geändert.



Aus: ""Eine Hand wäscht die andere" - Interview mit Eva Joly" (Das Gespräch führte Fred David, 2008)
Quelle: http://www.cicero.de/97.php?item=1498&ress_id=5 (http://www.cicero.de/97.php?item=1498&ress_id=5)

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Quote[...] [ngo/ddp] Wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung hat das Düsseldorfer Landgericht den Lobbyisten und Geschäftsmann Dieter Holzer zu einer Haftstrafe von einem Jahr auf Bewährung verurteilt. Der 67-jährige Kaufmann hatte vor Gericht gestanden, der früheren Verteidigungsstaatssekretärin Agnes Hürland-Büning (CDU) geholfen zu haben, Steuern in Höhe von 1,7 Millionen Euro am Fiskus vorbei zu schleusen. Entsprechende Medienberichte bestätigte am Dienstag (3. Februar) eine Gerichtssprecherin. Holzer war im Zuge der sogenannten "Leuna-Affäre" erstmals ins Visier der Ermittler geraten. Beim Kauf der Leuna-Raffinerie durch den französischen Konzern Elf-Aquitaine sollen Schmiergelder in Millionenhöhe geflossen sein.

Holzer gilt als einer der Mittelsmänner, ein französisches Gericht hatte ihn dafür bereits in Abwesenheit zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt.

In Deutschland war Holzer vom Landgericht Augsburg im Jahr 2008 zu neun Monaten Haft auf Bewährung wegen Strafvereitelung verurteilt worden. Er hatte eingeräumt, dem früheren Rüstungsstaatssekretär Holger Pfahls (CSU) bei seiner mehrjährigen Flucht geholfen und ihn mit Geld und Kontakten unterstützt zu haben.


Aus: ""Leuna-Affäre" - Bewährungsstrafe für Lobbyist Holzer" (03. Februar 2009)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=19241 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=19241)

Title: [Das Eingeständnis eines Milliardenbetrugs... (Bernard L. Madoff)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 15, 2008, 02:38:28 PM
Quote[...] In den Golf- und Country-Clubs, in denen Madoff verkehrte, galt er als Investment-Star. Zum Teil vertrauten ihm die Leute laut Medienberichten nahezu ihr gesamtes Erspartes an. Die "New York Times" berichtete von Familien, die alle ihre Rücklagen verloren haben. Eine Wohltätigkeits-Stiftung aus Massachusetts ist vermutlich ihr gesamtes Geld los und muss schließen.

Das wirklich große Geld kam aber aus der Hedge-Fonds-Branche. So habe allein die Fairfield Greenwich Group, ein sogenannter "Hedge- Fonds-Fonds" - ein Unternehmen, dass Geld einsammelt, um es in Hedge- Fonds zu investieren - bei Madoff 7,5 Milliarden Dollar angelegt.

Zugleich wirft das plötzliche Auffliegen des Betrugs die Frage auf, wie ein so großes Schneeball-System über Jahre unentdeckt bleiben konnte. Madoffs Firma legte der Finanzaufsicht SEC alle erforderlichen Berichte vor. Die Investoren bekamen regelmäßig Auszüge mit der Auflistung angeblich ausgeführter Geschäfte.

Die SEC hatte bereits 1992 Madoffs Firma mit dem Verdacht auf ein Schneeball- System untersucht, jedoch keine Unregelmäßigkeiten gefunden. Auch Überprüfungen in den Jahren 2005 und 2007 förderten nach offiziellen Angaben keine größeren Probleme zu Tage.

Dabei gab es auch immer wieder Zweifel von Wettbewerbern, denen das Geschäft Madoffs zu glatt lief, um wahr zu sein. Der Mitarbeiter einer Konkurrenzfirma schrieb der SEC schon im Jahr 1999, er glaube, Madoff betreibe ein Schneeball-System. Als Buchprüfer beschäftigte Madoff eine winzige New Yorker Firma. Eine misstrauische Anleger-Beratung will herausgefunden haben, dass der Wirtschaftsprüfer nur drei Beschäftigte hatte: Eine Sekretärin, einen 78-Jährigen, der in Florida wohnte, und einen 47-jährigen Buchhalter.

Das Eingeständnis eines Milliardenbetrugs durch Madoff selbst hat die US-Bundespolizei FBI und die SEC nun offenbar überrascht: Die schriftlichen Vorwürfe enthalten praktisch nur die Angaben, die er selbst im Gespräch mit seinen Mitarbeitern gemacht haben soll. Madoff war zeitweise auch Verwaltungsratsvorsitzender der Technologiebörse Nasdaq und zählte seit Jahrzehnten zu den einflussreichen Figuren der Wall Street.

Den Behörden zufolge gestand Madoff, dass er nur noch 200 bis 300 Millionen Dollar übrig habe und sein Unternehmen ansonsten pleite sei. "Es war alles eine große Lüge", habe er gesagt. Madoffs Firma Bernard L. Madoff Investment Securities agierte vor allem als Broker an der Börse. Allerdings unterhielt er auch einen Investment-Arm, über den der Betrug gelaufen sein soll. Die Kombination war praktisch, denn so konnte man behaupten, zahlreiche Geschäfte über den eigenen Aktienhandel abgewickelt zu haben.

...


Aus: "Anleger geprellt - Milliarden-Betrug mit Schneeball-System" (14.12.2008)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/1645531_Milliarden-Betrug-mit-Schneeball-System.html (http://www.fr-online.de/top_news/1645531_Milliarden-Betrug-mit-Schneeball-System.html)

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Quote[...] Bernard L. Madoff, kurz Bernie (* 29. April 1938) ist ein US-amerikanischer Unternehmer. Madoff ist Vorstand der Bernard L. Madoff Investment Securities LLC, die er 1960 gegründet hat.

[...] Der Finanzmakler besitzt Immobilien in der Upper East Side Manhattans, den Hamptons, Palm Beach und Paris. Zusammen mit seiner Frau Ruth wirkte er als Philantrop und Spender für Colleges, Theater, Bildungseinrichtungen, jüdische Charity-Organisationen sowie als Kunstmäzen.

[...] Madoffs Firma Bernard L. Madoff Investment Securities LLC agierte vor allem als Broker an der Börse, aber auch als Investor. Sie ist in einen der größten Betrugsskandale verwickelt, die die Börse New York erlebt hat. Das Wall Street Journal meinte, es sei ein Vorgang, der ,,sich als der größte Finanzbetrug der Geschichte erweisen könnte".[5] Das Unternehmen ist als so genannter Market Maker tätig. Die Bücher des Broker-Hauses, das Anlagegelder für vermögende Kunden und, nach Angaben der New York Times, zwei Dutzend Hedgefonds mit 17 Milliarden Dollar verwaltete [6], hielt Madoff stets unter Verschluss. 1970 stieg sein Bruder Peter B. Madoff in das Geschäft ein.

[...] Im Dezember 2008 wurde Madoff vom FBI verhaftet und soll wegen Betrugs vor Gericht gestellt werden. Die U.S. Securities and Exchange Commission hat das verbliebene Vermögen von rund 70 Millionen Dollar eingefroren. Insgesamt geht es bei dem über Jahrzehnte durchgeführten Schneeballsystem um rund 50 Milliarden Dollar,[7] rund 38 Milliarden Euro.

Madoff wird vorgeworfen, er habe versprochene Gewinne aus immer neuen Kundeneinlagen ausbezahlt, was sich im Laufe der Zeit auf Verluste von 50 Milliarden Dollar summiert habe. Als einer seiner Kunden mehrere Milliarden an Einlagen zurückforderte, brach das System zusammen. [8] Die Securities and Exchange Commission erhob daraufhin am 11. Dezember 2008 Anklage. Der Fall ist am US Bezirksgericht in Manhattan (U.S. District Court for the Southern District of New York, Manhattan ) mittlerweile unter der Bezeichnung US versus Madoff, 08-MAG-02735, anhängig. [9]

Anscheinend hatte Madoff vor, sich zu stellen, nachdem sein System, das wohl mindestens seit 1990 betrieben wurde, kurz vor dem Zusammenbruch stand. Seit Dezember 2007 bestanden Probleme, weil Kunden im Zuge der Finanzkrise ihre Einlagen abzogen. Aus den Klageschriften geht hervor, dass Madoff auch seine Söhne Andrew und Mark betrogen hat. Nachdem er ihnen am Abend des 10. Dezember eröffnet hatte, dass von den Milliarden der Anleger nur noch 200 bis 300 Millionen Dollar übrig waren, hatten die Brüder Anwälte verständigt und die Behörden eingeschaltet.

Für die Prüfung der Bücher waren laut der New Yorker Anlageberatung Aksia die Firma Friehling & Horowitzhad verantwortlich, eine Firma mit drei Angestellten: einem 78-Jährigen in Florida, einer Sekretärin und einem 47-jährigen Buchhalter in einem 21,7 Quadratmeter großen Büro in New York. [10]

[...]



Aus: "Bernard L. Madoff" (15. Dezember)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bernard_Madoff (http://de.wikipedia.org/wiki/Bernard_Madoff)

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Quote[...] Die in ihren Ländern jeweils größten Banken Santander aus Spanien und BNP Paribas aus Frankreich sowie die kleinere Schweizer Bank Reichmuth und Co. berichteten am Wochenende, sie hätten Geld in dem zusammengebrochenen Investmentfonds Madoffs angelegt.

Am stärksten betroffen ist Santander, die nach eigenen Angaben 2,3 Mrd. Euro ihrer Kunden bei Madoff investiert hatte. BNP Paribas fürchtet den Ausfall von 350 Mio. Euro. Reichmuth gab bekannt, rund 385 Mio. Schweizer Franken eingelegt zu haben.

Madoff, einer der über Jahre hinweg einflussreichsten Manager an der New Yorker Börse, war unter dem Verdacht des Milliardenbetrugs festgenommen worden. Dem 70-Jährigen wird vorgeworfen, mit einem Schneeball-System Investoren um 50 Mrd. $ betrogen zu haben. Madoff war einer der einflussreichsten Händler an der New Yorker Börse und zeitweise Chef der Computerbörse Nasdaq.

Madoff wurde nach Hinterlegung einer Kaution auf freien Fuß gesetzt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gab er zu, dass sein Geschäft seit Jahren zahlungsunfähig sei. Leitenden Angestellten seiner Firma soll er laut Anklage eingestanden haben: "Es ist alles eine große Lüge. Im Grunde (war es) ein riesiges Schneeballsystem."


Bekannte Namen: Ausgewählte Madoff-Investoren

Quelle: zusammengetragen von Bloomberg
   

Kunde             Investment

Fairfield Greenwich 7,3 Mrd. $

Banco Santander  3,6 Mrd. $

Kingate Management   2,8 Mrd. $

Benbassat & Cie  935 Mio. $

Union Bancaire Privée  850 Mio. $

Fix Asset Management 400 Mio. $

Reichmuth Matterhorn  330 Mio. $

Maxam Capital  280 Mio. $

EIM Group  230 Mio. $

Shapiro Foundation 145 Mio. $

Banque Bénédict Hentsch 48 Mio. $

Madoff Family Foundation 19 Mio. $


Aus: "Schneeballsystem - Madoff erleichtert Santander um 2 Mrd. Euro" (15.12.2008)
Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Schneeballsystem-Madoff-erleichtert-Santander-um-2-Mrd-Euro/451563.html (http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Schneeballsystem-Madoff-erleichtert-Santander-um-2-Mrd-Euro/451563.html)

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Quote[...] Bernard Madoff, einer der renommiertesten Berater der US-Regierung in Fragen der Finanzmarktregulierung, Ex-Chef der Technologie-Börse Nasdaq und bis vergangene Woche Star-Investor, hat seine Lebenslüge gestanden.

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Aus: "Kommentar - Zu schön" VON ROBERT VON HEUSINGER (14.12.2008)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/1645560_Zu-schoen.html (http://www.fr-online.de/top_news/1645560_Zu-schoen.html)

Title: [Wir sind gut beraten, einen neuen Realismus einkehren zu lassen... (ÖBB)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 16, 2008, 02:41:20 PM
Quote[...] Die Österreichischen Bundesbahnen kündigten am Wochenende an, in der Bilanz für 2008 wegen riskanter Spekulationsgeschäfte voraussichtlich eine Rückstellung in der Höhe von 438 Mio. Euro zu bilden. Laut Finanzvorstand Josef Halbmayr erwirtschaftet das Unternehmen operativ einen Gewinn. Wegen der Finanzgeschäfte sei man jedoch gezwungen, einen Verlust auszuweisen.

Weitere Details müssten erst mit dem Wirtschaftsprüfer besprochen werden. Die Bahn ist mit über 40.000 Mitarbeitern und Erlösen von über 6 Mrd. Euro einer der führenden Konzerne Österreichs. Sie befindet sich vollständig in Staatsbesitz.

In den vergangenen Monaten war durchgesickert, dass die ÖBB im Jahr 2005 mit der Deutschen Bank sogenannte Credit Default Swaps abgeschlossen hatten. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um ein Absicherungsgeschäft für hochriskante, teils ausfallgefährdete Kredite an 205 internationalen Firmen und Finanzinstitute, die von der Deutschen Bank begeben wurden. Die ÖBB übernehmen für die Kredite die Haftung und bekommen dafür von der Bank eine Prämie von insgesamt 30 Mio. Euro.

Die Kredite laufen bis 2013 beziehungsweise 2015. Da schon einige Kreditnehmer - dabei handelt es sich um die isländischen Banken Kaupthing, Landsbanki und Glitnir - ausgefallen sind, hat sich der Bahnvorstand nun entschlossen, den Wert des gesamten Betrags zu berichtigen.

"Wir sind gut beraten, einen neuen Realismus einkehren zu lassen", sagte der Finanzvorstand.

...


Aus: "Geschäfte mit der Deutschen Bank: Österreichs Bahn verzockt 400 Mio. Euro" von Christian Höller (Wien) (FTD vom 15.12.2008)
Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/handel_dienstleister/:Gesch%E4fte-mit-der-Deutschen-Bank-%D6sterreichs-Bahn-verzockt-400-Mio-Euro/451619.html (http://www.ftd.de/unternehmen/handel_dienstleister/:Gesch%E4fte-mit-der-Deutschen-Bank-%D6sterreichs-Bahn-verzockt-400-Mio-Euro/451619.html)

Title: [Und dafür gibt es Gründe, die jenseits... (Fed)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 17, 2008, 03:27:04 PM
Quote[...] Wenn die Fed am Dienstag die Leitzinsen von bisher einem Prozent auf nahe Null und damit auf ein historisches Tief senkt, dann ist dieser Zinsschritt nur ein Mosaikstein einer gigantischen geldpolitischen Operation. Ziel dieser Operation ist es, den gelähmten Finanzmarkt mit seinem Weltzentrum in New York wieder in Bewegung zu bringen - koste es, was es wolle.

Neben der Zinspolitik mischt sich die US-Notenbank immer offensiver ins Kreditgeschäft ein. So plant Fed-Chef Ben Bernanke, Kreditverträge mit Milliardensummen abzusichern, die ohne ihr Zutun gekündigt worden wären.

Millionen Hausbesitzer, Autokäufer und Kreditkartennutzer werden ihre Schulden zukünftig direkt bei der Fed haben - ohne es zu merken, denn die Notenbank operiert im Hintergrund. Sie kauft den Banken die Kredite gebündelt ab und übernimmt so deren finanzielles Risiko. Ziel solcher Operationen ist es, den Finanzinstituten den nötigen Spielraum zu verschaffen, damit diese wieder mehr Geld verleihen und dies zu besseren Bedingungen.

Die große Mehrheit der Ökonomen rechnet damit, dass Bernanke eine Ausweitung dieser unorthodoxen Geldpolitik ankündigen wird. In einer Rede am 1. Dezember hatte er bereits gesagt, der Schwerpunkt der Geldpolitik läge nun auf dem "zweiten Pfeil im Köcher der Federal Reserve - der Bereitstellung von Liquidität".

Möglich ist beispielsweise, dass die Fed anfängt, im großen Stil Anleihen von Unternehmen und dem Staat aufzukaufen, um die Marktzinsen niedrig zu halten. Auch hier geht es im Grunde darum, den Marktteilnehmern wieder das nötige Vertrauen einzuimpfen, damit neue Investitionen zu günstigen Konditionen finanziert werden können und die aktuellen Schuldenlasten den Unternehmen nicht das Genick brechen.

Leider ist es aber keineswegs sicher, dass die ökonomische Allzweckwaffe auch funktioniert. Die Notenbank kann nämlich nur die Marktbedingungen verändern - nicht aber die Marktteilnehmer selbst.

Ein einfaches Beispiel ist der Markt für Kreditkarten. Dort haben klamme Banken ihren Kunden die Zinsen erhöht - trotz der Hilfszusagen der Notenbank. Der Grund: Zu viele Kunden habe ihre Rechnungen nicht beglichen, die Banken treten auf die Notbremse. Die Folge: Kunden, die ohnehin schon in Zahlungsschwierigkeiten sind, und die deswegen bei den Banken nicht als Top-Kunden gelten, haben nun mit einer jährlichen Zinsbelastung von mehr als 25 Prozent zu kämpfen. Vielen von ihnen wird außerdem das Konto gesperrt.

Das Problem: Die Zentralbank kann der klammen Bank zwar das Kreditrisiko teilweise abnehmen, nicht aber die Bewertung, ob der Kunde überhaupt kreditwürdig ist. Sie ist darauf angewiesen, dass die Banken wieder mehr Vertrauen in ihre Kunden entwickeln.

Dieses Vertrauen ist aber fundamental erschüttert. Von Bank zu Privatkunde, von Bank zu Unternehmen, von Bank zu Bank. Und dafür gibt es Gründe, die jenseits des Einflussbereichs der US-Notenbank liegen.

....

Quote

16.12.2008 17:36:39

Moed: amerikanische Umschuldung

Jetzt wandern also alle faulen, unsicheren Kredite an die Notenbank. D.h. für den konsumierenden Amerikaner, er kann, ungeachtet seiner Bonität, wieder seinen Lebensunterhalt auf Kredit finanzieren. Ist ja schließlich stattlich abgesichert. Im nächsten Schritt werden alle Pensionsfonds verstaatlicht, um die Auszahlung zu gewährleisten. Als nächstes müssen die Löhne und Gehälter abgesichert werden, schließlich wird das Gehalt zur Kredittilgung benötigt. Die Arbeitsplätze werden auf Lebenslang garantiert. Alle zwei Jahre wird der Amerikaner verpflichtet ein neues Auto zu kaufen. Führerschein ab 14 Jahren. Alkohol ab 21. Wählen mit 16.






Aus: "US-Notenbank: Ungeahnte Risiken - Operation Blauer Himmel" (16.12.2008)
Die US-Notenbank Fed versucht mit allen Mitteln, auch mit unorthodoxen, der Finanzkrise Herr zu werden. Doch selbst die Notenbanker sind uneins über die Wirksamkeit ihres Risikoprojekts.
Von Carsten Matthäus
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/23/451732/text/ (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/23/451732/text/)

Title: [Probleme für Ex-Dresdner-Chef... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 17, 2008, 04:09:09 PM
Quote[...] Bernd Fahrholz (* 4. August 1947 in Oldenburg) ist ein deutscher Jurist und war vom 1. Mai 2000 bis zum März 2003 Vorstandsvorsitzender der Dresdner Bank.

Bernd Fahrholz studierte Jura in Göttingen und Hamburg und legte beide Staatsexamen ab. Nach dem Studium arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Hamburg, wo er 1978 promovierte.[1]

Fahrholz kam 1977 als Syndikus zur Dresdner Bank und durchlief dort verschiedene Abteilungen. Seit 1996 war er Generalbevollmächtigter und wurde Mitglied des Managements. Seit 1998 war er Mitglied des Vorstandes, dessen Sprecher er 2000 wurde.[2]

Neben seiner Tätigkeit für die Bank lehrt er seit 1995 Steuerrecht am Fachbereich der Rechtswissenschaften an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Dafür ernannte ihn die Universität 2000 zum Honorarprofessor.[3]

   1. ↑ CV von Bernd Fahrholz (engl.)
   2. ↑ Dresdner Bank: Kurzbiografie von Bernd Fahrholz
   3. ↑ Bernd Fahrholz zum Honorarprofessor an der Goethe-Universität ernannt



Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_Fahrholz (http://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_Fahrholz)  (18. April 2008)

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Quote[...]

Top-Verdiener - Die Mittelklasse
Bernd Fahrholz

Unternehmen:

Dresdner Bank

Einkommen: 3,5 Millionen Mark

Kleiner Trost - 2000 verdiente er mehr als sein neuer Chef.

...


Aus: "Top-Verdiener - Die Mittelklasse: Bernd Fahrholz" (19.07.2001 )
Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/vorstandsgehaelter/0,2828,144771,00.html (http://www.manager-magazin.de/unternehmen/vorstandsgehaelter/0,2828,144771,00.html)

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Quote[...] Frankfurt - Der Ex-Chef der Dresdner Bank, Bernd Fahrholz, wird künftig die Investmentfirma Strategic Value Partners (SVP) beraten, teilte das Unternehmen heute mit.

...


Aus: "Bernd Fahrholz: Von der Dresdner Bank zur Heuschrecke" (19.06.2007)
Quelle: http://www.manager-magazin.de/koepfe/personalien/0,2828,489513,00.html (http://www.manager-magazin.de/koepfe/personalien/0,2828,489513,00.html)


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Quote[...] Die argentinische Justiz erließ internationale Haftbefehle gegen den früheren Chef der Dresdner Bank, Bernd Fahrholz, sowie zwei weitere Ex-Chefs ausländischer Großbanken. Die Haftbefehle stehen im Zusammenhang mit der Pleite der argentinischen Bank Banco General de Negocios (BGN), an der die Dresdner Bank beteiligt war und in deren Verwaltungsrat Fahrholz saß. Dies berichtete die Zeitung "La Nación" am Dienstag unter Berufung auf Angaben der Justiz.

Die Bank war Anfang 2002 von der Zentralbank in Buenos Aires wegen Betrugsvorwürfen geschlossen worden. Die argentinischen Direktoren der BGN, Jorge und Carlos Rohm, wurden unter anderem wegen des Vorwurfs der Kapitalflucht und der Geldwäsche festgenommen. Spareinlagen im Umfang von umgerechnet etwa 250 Mio. Euro gingen verloren.

[...] Die Richterin María Romilda Servini de Cubría werfe Fahrholz sowie den früheren Chefs Lukas Mühlemann von Credit Suisse und William Harrison von JP Morgan die Bildung einer kriminellen Vereinigung und Betrug vor, berichtete "La Nación" weiter. Die drei Bankmanager hätten wiederholt Vorladungen der argentinischen Justiz nicht Folge geleistet, hieß es.

Die internationalen Haftbefehle dienten nun dazu, anschließend die Auslieferung der drei Gesuchten an Argentinien zu beantragen. Die drei Bankmanager waren zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

...


Aus: "Affäre um BGN-Bank: Argentinien jagt Ex-Dresdner-Chef Fahrholz" (17.12.2008)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Aff%E4re-um-BGN-Bank-Argentinien-jagt-Ex-Dresdner-Chef-Fahrholz/452564.html (http://www.ftd.de/politik/international/:Aff%E4re-um-BGN-Bank-Argentinien-jagt-Ex-Dresdner-Chef-Fahrholz/452564.html)

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Quote[...] Bei den beiden anderen Bankern handle es sich um den Ex-Chef der US-Bank JPMorgan Chase, William Harrison, und den früheren Chef der Schweizer Crédit Suisse, Lukas Mühlemann. Die Haftbefehle würden erlassen, weil die Ex-Bankchefs wiederholt nicht zu Anhörungen wegen der Vorwürfe erschienen seien.

Das Trio hatte im Aufsichtsrat der Banco General de Negocios (BGN) gesessen. Das Institut war Anfang 2002 von der Zentralbank wegen der Betrugsvorwürfe geschlossen worden. Die Besitzer der Bank, Jorge und Carlos Rohm waren festgenommen worden.

...


Aus: "Probleme für Ex-Dresdner-Chef - Haftbefehl in Argentinien" (Dienstag, 16. Dezember 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/1069552.html (http://www.n-tv.de/1069552.html)

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Quote[...] Die argentinische Justiz hat Haftbefehl gegen Bernd Fahrholz erlassen, einem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Dresdner Bank. Neben Fahrholz sind nach Informationen der argentinischen Zeitung La Nacion Política auch William B. Harrison jr., der Vorstandsvorsitzende der US-Bank J.P. Morgan Chase, und Lukas Mühlemann, der ehemalige Verwaltungsratspräsident und Konzernchef der Credit-Suisse, zur Fahndung ausgeschrieben, weil sie Vorladungen zur Vernehmung in Argentinien nicht folgten.

Alle drei saßen im Verwaltungsrat der Banco General de Negocios (BGN), bei deren Pleite argentinische Sparer Einlagen in Höhe von umgerechnet 250 Millionen Euro verloren. Betroffen waren vor allem kleine Angestellte, Arbeiter und Rentner. Carlos Rohm, einer der beiden argentinischen Direktoren der BGN, wurde mittlerweile für schuldig befunden, eine kriminelle Vereinigung angeführt zu haben und zu einer Haftstrafe verurteilt.

Nach Informationen der Financial Times Deutschland wollte sich Fahrholz zwar zu dem Fall äußern, aber nicht in Buenos Aires, sondern in Deutschland, was von der argentinischen Justiz nicht akzeptiert wurde. Die Dresdner Bank hatte eine strafrechtliche Verantwortung ihres ehemaligen Vorstandsvorsitzenden bereits früher bestritten. Auch Mühlemann wies bisher jede Schuld von sich.


Aus: "Argentinien sucht Ex-Dresdner-Bank-Vorstandsvorsitzenden mit internationalem Haftbefehl" Peter Muehlbauer (18.12.2008)
Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/120626 (http://www.heise.de/tp/blogs/8/120626)

Title: [The total amount given to nearly 600 executives... ]
Post by: lemonhorse on December 29, 2008, 10:10:56 PM
Quote[...] Banks that are getting taxpayer bailouts awarded their top executives nearly $1.6 billion in salaries, bonuses, and other benefits in the calendar year 2007, an Associated Press analysis reveals.

The rewards came even at banks where poor results last year foretold the economic crisis that sent them to Washington for a government rescue. Some trimmed their executive compensation due to lagging bank performance, but still forked over multimillion-dollar executive pay packages.

Benefits included cash bonuses, stock options, personal use of company jets and chauffeurs, home security, country club memberships and professional money management, the AP review of federal securities documents found.

The total amount given to nearly 600 executives would cover bailout costs for 53 of the 116 banks that have so far accepted tax dollars to boost their bottom lines.

Rep. Barney Frank, chairman of the House Financial Services committee and a long-standing critic of executive largesse, said the bonuses tallied by the AP review amount to a bribe ''to get them to do the jobs for which they are well paid in the first place.

''Most of us sign on to do jobs and we do them best we can,'' said Frank, a Massachusetts Democrat. ''We're told that some of the most highly paid people in executive positions are different. They need extra money to be motivated!''

The AP compiled total compensation based on annual reports that the banks file with the Securities and Exchange Commission. The 116 banks have so far received $188 billion in taxpayer help. Among the findings:

--The average paid to each of the banks' top executives was $2.6 million in salary, bonuses and benefits.

--Lloyd Blankfein, president and chief executive officer of Goldman Sachs, took home nearly $54 million in compensation last year. The company's top five executives received a total of $242 million.

This year, Goldman will forgo cash and stock bonuses for its seven top-paid executives. They will work for their base salaries of $600,000, the company said. Facing increasing concern by its own shareholders on executive payments, the company described its pay plan last spring as essential to retain and motivate executives ''whose efforts and judgments are vital to our continued success, by setting their compensation at appropriate and competitive levels.'' Goldman spokesman Ed Canaday declined to comment beyond that written report.

The New York-based company on Dec. 16 reported its first quarterly loss since it went public in 1999. It received $10 billion in taxpayer money on Oct. 28.

--Even where banks cut back on pay, some executives were left with seven- or eight-figure compensation that most people can only dream about. Richard D. Fairbank, the chairman of Capital One Financial Corp., took a $1 million hit in compensation after his company had a disappointing year, but still got $17 million in stock options. The McLean, Va.-based company received $3.56 billion in bailout money on Nov. 14.

--John A. Thain, chief executive officer of Merrill Lynch, topped all corporate bank bosses with $83 million in earnings last year. Thain, a former chief operating officer for Goldman Sachs, took the reins of the company in December 2007, avoiding the blame for a year in which Merrill lost $7.8 billion. Since he began work late in the year, he earned $57,692 in salary, a $15 million signing bonus and an additional $68 million in stock options.

Like Goldman, Merrill got $10 billion from taxpayers on Oct. 28.

The AP review comes amid sharp questions about the banks' commitment to the goals of the Troubled Assets Relief Program (TARP), a law designed to buy bad mortgages and other troubled assets. Last month, the Bush administration changed the program's goals, instructing the Treasury Department to pump tax dollars directly into banks in a bid to prevent wholesale economic collapse.

The program set restrictions on some executive compensation for participating banks, but did not limit salaries and bonuses unless they had the effect of encouraging excessive risk to the institution. Banks were barred from giving golden parachutes to departing executives and deducting some executive pay for tax purposes.

Banks that got bailout funds also paid out millions for home security systems, private chauffeured cars, and club dues. Some banks even paid for financial advisers. Wells Fargo of San Francisco, which took $25 billion in taxpayer bailout money, gave its top executives up to $20,000 each to pay personal financial planners.

At Bank of New York Mellon Corp., chief executive Robert P. Kelly's stipend for financial planning services came to $66,748, on top of his $975,000 salary and $7.5 million bonus. His car and driver cost $178,879. Kelly also received $846,000 in relocation expenses, including help selling his home in Pittsburgh and purchasing one in Manhattan, the company said.

Goldman Sachs' tab for leased cars and drivers ran as high as $233,000 per executive. The firm told its shareholders this year that financial counseling and chauffeurs are important in giving executives more time to focus on their jobs.

JPMorgan Chase chairman James Dimon ran up a $211,182 private jet travel tab last year when his family lived in Chicago and he was commuting to New York. The company got $25 billion in bailout funds.

Banks cite security to justify personal use of company aircraft for some executives. But Rep. Brad Sherman, D-Calif., questioned that rationale, saying executives visit many locations more vulnerable than the nation's security-conscious commercial air terminals.

Sherman, a member of the House Financial Services Committee, said pay excesses undermine development of good bank economic policies and promote an escalating pay spiral among competing financial institutions -- something particularly hard to take when banks then ask for rescue money.

He wants them to come before Congress, like the automakers did, and spell out their spending plans for bailout funds.

''The tougher we are on the executives that come to Washington, the fewer will come for a bailout,'' he said.


From: "AP Study Finds $1.6B Went to Bailed-Out Bank Execs"
(By THE ASSOCIATED PRESS - Published: December 21, 2008)
Source: http://www.nytimes.com/aponline/2008/12/21/us/AP-Executive-Bailouts.html?_r=4 (http://www.nytimes.com/aponline/2008/12/21/us/AP-Executive-Bailouts.html?_r=4)

Title: [Wer bremst, hat Angst... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 08, 2009, 06:39:46 PM
Quote[...] Vor Wochen noch hatte der junge Mann mit dem gepflegten Klobrillenbart und dem modischen Kurzschnitt "struppige Haare, Löcher im Pullover, schmutzige Joggingschuhe". So beschrieb ihn Thomas Hüetlin im Spiegel. Für Stephan Lamby aber hat sich Geraint Anderson richtig rausgeputzt. In dem Film über Aufstieg und Fall der Londoner Börse (aus der WDR-Reihe "die story") tummelt sich der einstige Star unter den Investment-Experten wie früher in den einschlägigen Lokalen, wo die Banker Triumphe feierten und ihren Bonus begossen.

Von den unfreundlichen Blicken der Ex-Kollegen, die Hüetlin beschreibt, ist bei Lamby nichts zu spüren. Schade eigentlich; ein Gespräch mit denen, die Anderson noch bis vor kurzem als einen der ihren betrachten durften, bis er mit seinem öffentlich gemachten Ausstieg zum Verräter wurde, wäre ohne Frage eine höchst reizvolle Ergänzung gewesen.


So aber steht Anderson als zwar leicht gespaltene, aber faszinierende Persönlichkeit da: Er hat beim Tanz ums Goldene Kalb jahrelang den Takt vorgegeben, ist als ehemaliger Hippie innerlich aber immer auf Distanz geblieben - sagt er zumindest. Dass er seinen Abschied lange genug hinausgezögert hat, um noch einen letzten fetten Bonus einzustreichen, wirft nicht nur in den Augen der früheren Mitstreiter ein schlechtes Licht auf seine Glaubwürdigkeit. Womöglich lässt sich Anderson auch das Porträt als Dienstleistung honorieren - von irgendwas muss er schließlich jetzt leben.

Davon abgesehen ist der Film des erfahrenen Dokumentaristen unbedingt sehenswert, denn Anderson ist bloß Mittel zum Zweck; die Hauptrolle spielt die Finanzkrise, der "Große Rausch", von dem die Makler nicht nur an der Londoner Börse so lange profitierten, bis die Blase platzte. Anderson ist rechtzeitig der Absprung gelungen.

Hier wird deutlich, was die jungen Männer angetrieben hat, die das Finanzwesen in den Abgrund manövriert haben. Sie wussten genau, was sie taten und haben dabei auch noch versucht, sich gegenseitig auszustechen - wer bremst, hat Angst. Selten in den vergangenen Wochen sind die Ursachen der globalen Krise so verständlich auf den Punkt gebracht worden. Andersons Erklärung etwa des "trash & cash" (der Verkauf von Leeraktien, deren Kurs dann künstlich in den Keller getrieben wird), wirft noch einmal ein grelles Licht auf die Finanzbranche. Umso ärgerlicher, dass die ARD für Filme dieser Art immer noch keinen Sendeplatz um 20.15 Uhr hat; eine Ausstrahlung um 23.45 Uhr ist absurd, und der frühere Sendetermin auf EinsFestival (20.15 Uhr) eher ein Alibi.

"Der große Rausch - Ein Investmentbanker packt aus", ARD, 23.45 Uhr.


Aus: "TV: Wer bremst, hat Angst"
VON TILMANN P. GANGLOFF (07.01.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/medien/1655863_Wer-bremst-hat-Angst.html (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/medien/1655863_Wer-bremst-hat-Angst.html)

Title: [Wer sich ernsthaft mit unserer Gesellschaft beschäftigt... (Erwin Wagenhofer)]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 08, 2009, 07:47:03 PM
Quote[...] Drei Jahre lang arbeitete Erwin Wagenhofer an «Let's Make Money». Der Dokumentarfilm geht der Frage nach, wie das Finanzsystem funktioniert. Dass der Film mittlerweile von den Ereignissen eingeholt wurde, bestätigt einzig seine Dringlichkeit. Der Filmregisseur über neoliberale Grundrechnungsarten und Rechtfertigungsstrategien. Sowie über den Weg des Goldes und anderer Stoffe.


[...] [Erwin Wagenhofer]: Wer sich ernsthaft mit unserer Gesellschaft beschäftigt, mit einem gewissen politischen Background, und sich Fragen stellt, die ihm niemand beantworten kann - dem war schon vor Jahren klar, dass diese Krise kommen wird. Nicht nur mir. Jeder Bankenmensch, jeder Wirtschaftsmensch, welchem ich in den drei Produktionsjahren begegnet bin, hat nur von dieser Krise gesprochen.

Weshalb war sie vorhersehbar?

Es kann ja nicht funktionieren, dass wir ein Wirtschaftswachstum haben von zwei, drei Prozent in den letzten Jahrzehnten. Und dann betragen die Renditen plötzlich zehn, zwanzig Prozent. Und Joe Ackermann, der Chef der Deutschen Bank, spricht sogar von 25 Prozent. Ich bin ja der Meinung, dass die Neoliberalen maximal die Grundrechnungsarten beherrschen, und von denen wieder speziell zwei.

Welche?

Nämlich die Multiplikation und die Addition. Die Subtraktion - nix! Und die Division, teilen - ja schon gar nix! Dieser Fake: dass nie bilanziert wird, wenn wir etwas aus der Natur nehmen.

Kamen Sie von der Nahrung aufs Geld?

Es war fast umgekehrt, das Geld hat mich immer mehr interessiert. Ich war siebzehn Jahre alt, als ich meinen Vater, der auch ein sehr politischer Mensch war, gefragt habe: Warum brauchen wir ständig ein Wirtschaftswachstum? Wenn wir null Wirtschaftswachstum haben - dann wird schon sehr viel produziert. Wenn uns ein Wirtschaftswachstum von zwei, drei Prozent aufgezwungen wird, so bedeutet das: Ein Bäcker, der dieses Jahr 10 000 Semmeln macht, muss im nächs­ten Jahr 10 300 machen. Hätte er Abnehmer, wäre das gut! Hat er aber nicht in einer saturierten Welt! Was mit den 300 Semmeln passiert, zeigt der Anfang von «We Feed the World»: Die werden in den Müll gekippt.

Sie klinken sich in die Kreisläufe ein und zeigen so ein Bild der Abhängigkeiten.

Meine Methode geht aus von der Frage: Was hat etwas mit uns zu tun? Mich interessiert nicht Burkina Faso, die haben nur ihre Baumwolle, und der Boden erodiert, und das ist alles so dramatisch ... Sondern: Was hat das mit uns zu tun? Ich wollte den Film zuerst «Die Aktiengesellschaft» nennen. Weil wir alle Aktionäre sind, ob wir es wissen oder nicht. Mindes­tens über die Pensionskassen. Das war ja auch so ein Trick der Neoliberalen, dem kleinen Mann, der kleinen Frau zu sagen: Sie können jetzt auch partizipieren! Kaufen Sie sich ein paar Aktien! Lassen Sie Ihr Geld arbeiten!

Sie haben die Verwicklung der Einzelnen angesprochen. Welche Rolle spielt die Schweiz als Land im Finanzsystem?

Einen Film über Geld zu machen, in dem die Schweiz nicht vorkommt, wäre ein gewisser Fehler. Wir zeigen im Film ja eine Goldmine in Ghana. Wir sind ein ganz kleines Team, wir waren da zu dritt, und ich machte selbst die Kamera. Ich filmte also, wie sie diese Boxen mit dem Edelmetall in den Helikopter hievten. Es musste schnell gehen, schwerste Sicherheitsbedingungen. Da sah ich plötzlich die Aufschrift: «Switzerland». Ich dachte, das gibt es doch nicht! Ich sitze irgendwo im ghanaischen Regenwald oder in den Resten, die noch davon übrig sind, und lese: «Switzerland». Die fliegen das von hier in die Schweiz!

Und was passiert hier mit dem Gold?

Hier passiert die wunderbare Wertvermehrung. 97 Prozent der Wertschöpfung des Edelmetalls passieren hier, nur drei Prozent bleiben in Ghana. Und warum muss das in der Schweiz sein? Weil in der Schweiz dafür kaum Steuern zu bezahlen sind. Dass drei der vier Schweizer Raffinerien im Tessin liegen, ist kein Zufall. Das hat viel mit der Mafia zu tun.

Klammern Sie illegale Geschäfte im Film bewusst aus?

Die legalen beschreiben schon genug.

Also zurück zum Gold.

Die zweitgrösste US-Goldfirma Newmont, so beginnt die Geschichte, sucht sich irgendwo auf der Welt einen Platz mit Goldvorkommen aus. Ghana ist bekannt dafür, hiess früher auch Goldküste. Da werden zuerst Verträge gemacht, ich rede noch gar nicht von Bestechungen. Ein grosses Areal wird abgesteckt, vergleichbar einem österreichischen Bundesland. Darauf leben Bauern, in diesem Fall Kakaobauern. Die werden nun entschädigt, erhalten pro Baum zehn Dollar. So viel erhalten sie für die jährliche Ernte. Ein Kakaobaum bringt ab zwanzig Jahren Ertrag und kann bis zu achtzig Jahre alt werden. Im besten Fall würde er dem Bauern also 600 Dollar einbringen.

Wer zahlt die Kakaobauern aus?

Der Kredit, um die Bauern auszuzahlen und um das Land für die Sprengungen vorzubereiten, wird von der Weltbank zur Verfügung gestellt. Obwohl Newmont hochprofitabel ist. Die Weltbank ist eine Aktiengesellschaft, und die Mitgliedsländer sind ihre Aktionäre. Schweiz, Österreich, Deutschland, wir sind Aktionäre. Unser Finanzminister fährt einmal im Jahr zur Sitzung. Auf der Traktandenliste steht dann beispielsweise «Ghana, Goldmine». Bei der entsprechenden Abstimmung über den Kredit gab es drei Enthaltungen und einen Gegner. Der Deutsche stimmte dagegen. Wie gesagt, lediglich drei Prozent des Goldes bleiben in Ghana. Und wer bezahlt den Weltbankkredit zurück? Natürlich die GhanaerInnen.

Spielt die Schweiz diese Rolle der Wertvermehrung nur beim Gold? Oder auch bei anderen Stoffen?

Weil wir alle drei Jeans anhaben - ja, der Fotograf auch! -, können wir die als Beispiel nehmen. In China befindet sich ein Drittel der Weltjeansproduktion. Alle Marken, von den billigsten bis zu den High-End-Diesel-Jeans. In der Regel kos­tet die Hose in China zwischen zwei bis drei Dollar das Stück. Und kostet dann in Wien zwischen siebzig und hundert Euro. Die Jeans werden in Schanghai verschifft und gelangen über den Hafen von Rotterdam nach Europa. Auf dem Papier macht die Jeans aber einen ganz anderen Weg: von den Bahamas auf Jersey, von Jersey in die Schweiz, von der Schweiz wieder irgendwohin und noch irgendwohin - und am Schluss landet die Rechnung auch in Rotterdam.

Und beträgt dann siebzig Euro.

Genau. An einem Ort wird das Logo bewertet: zwanzig Euro wert. Und an einem nächsten das Marketingkonzept: nochmals zwanzig Euro. Dann noch die Finanzdienstleistung: fünf Euro wert. Und so weiter. In Ländern wie den Bahamas, auf Jersey oder in der Schweiz werden Dienstleistungen angeboten, die rein fiktional sind, aber nicht versteuert werden müssen. Per E-Mail, ssssst, schon ist die Rechnung durch. Deshalb sind solche Länder für die Konzerne sehr wichtig. So funktioniert die ganze Welt. Das hat NZZ-Wirtschaftschef Gerhard Schwarz bis heute nicht verstanden: Afrika ist der rohstoffreichste Kontinent. Die Afrikaner zahlen den Eintrittspreis, den er im Film haben will. Und zwar seit Jahrhunderten!

Wie wählen Sie sich eigentlich Ihre Gesprächspartner aus?

Mich interessiert nicht die Frage nach der Schuld. Ich sage immer: Schuld ist etwas für Religionen. Und für Versicherungen. Vielmehr interessiert mich: Wer übernimmt die Verantwortung? Ich suchte also nach Verantwortlichen und setzte immer sehr hoch an. Ich versuche, Topleute zu bekommen.

Genau das wird Ihnen von der linken Kritik, etwa in der deutschen Wochenzeitung «Jungle World», angelas­tet: dass sie nicht mit den Menschen unten sprechen.

Ich probiere es jedes Mal. Ich habe in Indien beispielsweise mit Arbeiterinnen und Arbeitern vom Kovac-Werk gesprochen. Aber sie bangen um ihren Job. Darum habe ich das Material weggelassen. Was viele Linke nicht mitdenken: dass ich die Leute schützen muss. Als ich an die Premiere von Hubert Saupers Nilbarschfilm «Darwins Nightmare» ging, dachte ich: Die Angestellten, die da frei sprechen - die kriegen ja alle Schwierigkeiten. So kam es auch: Sie wurden des Landes verwiesen, ins Gefängnis gesteckt.

...


Aus: "Erwin Wagenhofer: «Die fliegen das in die Schweiz!»" Von Kaspar Surber (WOZ vom 08.01.2009)
Quelle: http://www.woz.ch/artikel/2009/nr01/kultur/17325.html (http://www.woz.ch/artikel/2009/nr01/kultur/17325.html)

Title: [Hypo Real Estate... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 22, 2009, 01:54:32 PM
Quote[...] Sollte ein Wirtschaftshistoriker in einigen Jahren planen, ein Buch über kometenhaften Aufstieg und tiefen Fall der Hypo Real Estate zu verfassen, so wird er zweierlei feststellen. Erstens gab es niemals einen Aufstieg. Die Hypo Real Estate war bereits bei ihrer Gründung eine Totgeburt, abgespalten mit dem bilanziellen Abfall, der aus der Verbindung der Bayerischen Vereinsbank mit der vor sich hin rottenden Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank zur Bay. Hypo- und Vereinsbank in 1998 entstanden war. Zweitens wird dieser Historiker feststellen müssen, dass es auch an einem tiefen Fall der Hypo Real Estate fehlt. Sie wird auch in vielen Jahren noch als Staatsbank aktiv sein, ihren Vorständen Posten und abgehalfterten Politikern Pöstchen sichern helfen. Dem Steuerzahler wird sie auch in dieser Zukunft, die ebenso wenig u- wie dystopisch, sondern nur realistisch ist, auf der Tasche liegen. Der Historiker wird sich dann fragen, warum er ein Werk über eine Bank verfassen soll, die weder Aufstieg noch Fall kennt. Die Antwort ist einfach: auch unendliche Geschichten können skandalös spannend sein.

[...] Der Skandal, mit dem das Buch für den Wirtschaftshistoriker zum Beststeller werden kann, offenbart sich, wenn man einer von ,,report" aufgedeckten Verknüpfung folgt. Die HRE ist nach dem Umwandlungsgesetz von der Bay. Hypo- und Vereinsbank abgespalten worden. Die BHV, selbst mittlerweile unter italienischer Kontrolle, haftet für Schulden der HRE für die Dauer von fünf Jahren nach der Abspaltung. Diese Frist endete am 29.09.2008, just an dem Tag, als die HRE ihre prekäre Lage bekannt gab. Die HRE wurde als ,,bad bank" gegründet. Sie hielt Vermögenswerte, die in der BHV, der damaligen bayerischen Vorzeigebank, niemand mehr haben wollte. Was niemand mehr haben will, das kauft am Ende die Bundesregierung. ...


Aus: "Kreditkrise: Der seltsame Fall der Hypo Real Estate" von Dirk Friedrich (Jahrgang 1976, Jurist und Blogger) 31. Januar 2009
Quelle: http://ef-magazin.de/2009/01/31/926-kreditkrise-der-seltsame-fall-der-hypo-real-estate (http://ef-magazin.de/2009/01/31/926-kreditkrise-der-seltsame-fall-der-hypo-real-estate)

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Siehe: "Der Fall Hypo Real Estate" Stand: 26.01.2009
Bundesfinanzministerium war frühzeitig informiert
report MÜNCHEN, heute Abend, 21.45 Uhr in der ARD
Quelle: http://www.br-online.de/das-erste/report-muenchen/report-hre-pressemitteilung-ID1232985554984.xml (http://www.br-online.de/das-erste/report-muenchen/report-hre-pressemitteilung-ID1232985554984.xml)


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Quote[...] Die Hypo Real Estate Holding (HRE) ist eine deutsche Bankenholding mit Sitz in München. Zum HRE-Konzern, der unter dem Namen Hypo Real Estate Group in der Öffentlichkeit auftritt, gehören mit der Hypo Real Estate Bank AG, der Hypo Real Estate Bank International AG, der Depfa Bank plc und der Depfa Deutsche Pfandbriefbank AG vier Banken im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierungen sowie in der Staats- und Infrastrukturfinanzierung.

Die Hypo Real Estate Holding ist seit Oktober 2003 börsennotiert und wurde rund zwei Jahre nach ihrer Gründung mit Wirkung zum 19. Dezember 2005 in den DAX an der Frankfurter Wertpapierbörse aufgenommen. Am 22. Dezember 2008 wurde sie wieder aus dem DAX entfernt und ist seitdem im MDAX notiert.

Die HRE ist durch die internationale Finanzkrise ab 2007 stark betroffen. Als erste deutsche Bank erhielt sie im Rahmen dieser Krise staatliche Garantiezusagen in zweistelliger Milliardenhöhe. Außerdem beansprucht sie Garantien aus dem Finanzmarktstabilisierungsfonds. Bisher hat die HRE etwa 92 Milliarden Euro an staatlichen Beihilfen und Garantien erhalten.

...

[...] Wie am 20. Januar 2009 bekannt gegeben wurde, wurde der Bürgschaftsrahmen des Finanzmarktstabilisierungsfonds (SoFFin) um 12 Milliarden Euro auf nunmehr 42 Milliarden Euro aufgestockt. [26] Zusammen mit der Finanzspritze über 50 Milliarden Euro aus Mitte November 2008 hat die Hypo Real Estate damit schon 92 Milliarden Euro staatliche Beihilfen und Garantien erhalten.

Im Gefolge der Rettungsaktionen übernahmen die Bundesregierung und ein Bankenkonsortium die Kontrolle der HRE und gestalteten den Aufsichtsrat um. Am 17. November 2008 wurde bekannt, dass der bisherige Aufsichtsrat der HRE fast vollständig ausgewechselt, und gleich sieben neue Mitglieder in das Kontrollgremium eingezogen waren. Ihren Rücktritt erklärten alle Mitglieder, die nicht zum Konsortium um den HRE-Großaktionär JC Flowers gehörten. Dies waren Klaus Pohle (der den Vorsitz des HRE-Aufsichtsrats nach dem Rücktritt von Kurt Viermetz übergangsweise übernommen hatte), Gerhard Casper, Johann van der Ende, Frank Heintzeler, Thomas Kolbeck, Pieter Korteweg, Thomas Quinn sowie der frühere Bundesbank-Präsident Hans Tietmeyer.

Neuer Aufsichtsratsvorsitzender wurde Michael Endres, ehemaliger Vorstand der Deutschen Bank. [27] Neben Endres zogen neu in den Aufsichtsrat ein: Der frühere Commerzbank-Vorstand Bernd Knobloch, Ex-Bundesbank-Vorstand Edgar Meister, der ehemalige Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Sigmar Mosdorf, der Chef der Landesbank Berlin, Hans-Jörg Vetter, Ex-Dresdner-Bank-Chef Bernhard Walter und der frühere Chef der DGZ/DekaBank, Manfred Zaß. [28] [29] [30] [31]

BaFin-Sonderprüfung:
Die Finanzmarktaufsicht BaFin prüft Hinweise auf Gesetzesverstöße während der Liquiditätskrise der HRE. Der Behörde wurde von der Staatsanwaltschaft München ,,die Verdachtsanzeige eines Marktteilnehmers" weitergeleitet. ,,Die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen, aber wir halten die erhobenen Vorwürfe für substantiiert", sagte eine BaFin-Sprecherin. Als mögliche Gesetzesverstöße kommen unerlaubte Marktmanipulation, Insiderhandel und ein Verstoß gegen die Richtlinien zur Ad-hoc-Publizität durch Entscheidungsträger der Bank in Frage. [32]

Strafanzeige durch DSW:
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat am 14. Oktober 2008 bei der Staatsanwaltschaft des Landgerichts München I Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der Hypo Real Estate gestellt. Es gebe gleich mehrere Verdachtsmomente auf Rechtsverstöße, erklärte Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der DSW. In ihrer Strafanzeige hat die DSW die Staatsanwaltschaft aufgefordert, zu klären, ob im Zusammenhang mit der finanziellen Notlage der HRE möglicherweise Straftatbestände wie fehlerhafte Kapitalmarktinformation (§ 400 Abs. 1 Aktiengesetz), Verstoß gegen das Verbot der Marktmanipulation (§ 20a Wertpapierhandelsgesetz) sowie Betrugsverdacht (§ 263 Strafgesetzbuch) vorlägen.[33][34][35][36]

Am 16./17./18. Dezember 2008 durchsuchten bei einer Großrazzia 65 LKA-Ermittler, 15 Staatsanwälte und zwei Beamte der Finanzaufsicht Bafin die HRE-Zentrale in München, sowie die Privaträume einiger Vorstandsmitglieder.[37][38][39]

Ermittelt wurde gegen alle HRE-Vorstände, die zwischen November 2007 und September 2008 im Amt waren. Dazu zählten u.a. der frühere Vorstandschef Georg Funke und der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Kurt Viermetz. (Beide traten im Oktober 2008 von ihren Posten zurück), der mittlerweile ebenfalls ausgeschiedene Bo Heide-Ottosen, sowie der (zum Zeitpunkt der Razzia noch amtierende und nun ebenfalls ausgeschiedene [40]) HRE-Finanzchef Markus Fell.[41] [42]

Interne Prüfung:
Der neue Vorstand der HRE hat der Anwaltskanzlei Milbank Tweed Hadley McCloy den Auftrag erteilt, ,,das Vorliegen etwaiger Pflichtverletzungen" des früheren Vorstandschefs Georg Funke und des Vorstandsmitglieds Bo Heide-Ottosen zu untersuchen. ,,Im Interesse des Unternehmens und aller Beteiligten hat sich der Aufsichtsrat zu dieser im Ergebnis offenen Untersuchung durch eine unabhängige, renommierte Kanzlei entschlossen," erläuterte der neue Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Pohle.[43]

Je nach Ausgang der Untersuchungen drohen strafrechtliche Konsequenzen, aber auch Auswirkungen auf die Ausbezahlung der Bezüge der beiden Vorstände nach der Auflösung ihrer Dienstverhältnisse. Funke könnte sein Ruhegehalt von 560.000 Euro pro Jahr nur dann sofort beziehen, wenn sein Vertrag ohne eigenes Verschulden vorzeitig aufgelöst worden wäre. Andernfalls müsste Funke bis zur Vollendung des 60. Lebensjahrs warten.[44] [45] [46] [47]

Einzelnachweise:
   1. ↑ a b Geschäftsbericht 2007
   2. ↑ Detlev Landmesser: Der Pfandbrief in der Krise. In boerse.ARD.de, 6. Oktober 2008 (online)
   3. ↑ Germany: Ravenous For Bad Debt - Workout veteran Lone Star is thriving by buying up Germany's troubled loans. In: Business Week. Abgerufen am 14.03.2005. (english)
   4. ↑ Hypo Real Estate Group schließt Übernahme der Depfa ab, 02.10.2007
   5. ↑ comdirect bank: Firmenportrait der Hypo Real Estate
   6. ↑ Pressemitteilung vom 24. Juni 2008
   7. ↑ Dax-Konzern Hypo Real Estate kämpft ums Überleben. In: Spiegel online, 28. September 2008
   8. ↑ Finanzkonsortium stützt Hypo Real Estate mit Milliardenkredit. In: Spiegel online, 29. September 2008
   9. ↑ Hypo Real Estate wird radikal umgebaut. Von dpa, 30. September 2008 (online)
  10. ↑ Ministerium: Rettungspaket dient nicht zur HRE-Abwicklung. Von Handelsblatt.com, 1. Oktober 2008 (online)
  11. ↑ Nach Scheitern des 35-Milliarden-Euro-Pakets – Krisengipfel soll HRE retten. In: Tagesschau (ARD), 4. Oktober 2008 (online)
  12. ↑ Nach Bund und Finanzbranche erreichen Einigung - 15 Milliarden Euro mehr Kredit für HRE. In: Tagesschau (ARD), 6. Oktober 2008 (online)
  13. ↑ Inter-Banken-System stand vor Crash. In: Frankfurter Rundschau, 7. Oktober 2008 (online)
  14. ↑ Politiker fordern Rücktritt von HRE-Chef Funke. In: Spiegel-Online, 6. Oktober 2008 (online)
  15. ↑ Spiegel-Online 10. Oktober 2008: HRE-Aufsichtsratschef Viermetz tritt zurück
  16. ↑ Presseinformation Hypo Real Estate: Aufsichtsrat bestellt neue Vorstandsmitglieder (PDF) (online)
  17. ↑ http://www.hyporealestate.com/274.php Der (gegenwärtige) Vorstand der Hypo Real Estate
  18. ↑ http://www.hyporealestate.com/167.php Der (gegenwärtige) Aufsichtsrat der Hypo Real Estate
  19. ↑ Spiegel-Online 19. Oktober 2008: Deutsche Bank hilft Hypo Real Estate mit zwölf Milliarden
  20. ↑ Pressemitteilung der HRE vom 29. Oktober 2008: Liquiditätslinien und Finanzmarktstabilisierungsfonds
  21. ↑ Spiegel-Online 29. Oktober 2008: Hypo Real Estate beantragt neue Hilfe in Milliardenhöhe
  22. ↑ manager-magazin 29. Oktober 2008: Hypo Real greift nach dem Rettungsschirm
  23. ↑ Spiegel-Online 31. Oktober 2008: Hypo Real Estate erhält 15 Milliarden Euro
  24. ↑ Financial Times Deutschland 31. Oktober 2008:Neue Staatsmilliarden für Hypo Real
  25. ↑ http://www.tagesschau.de/wirtschaft/hyporeal110.html
  26. ↑ http://de.reuters.com/article/deEuroRpt/idDELK13889520090120
  27. ↑ Financial Times Deutschland 12. November 2008: Michael Endres soll Hypo kontrollieren
  28. ↑ Pressmitteilung der HRE 17. November 2008: Veränderungen im Aufsichtsrat der Hypo Real Estate Holding AG...
  29. ↑ Financial Times Deutschland 18. November 2008: Nach Rettungsaktion. Hypo wechselt fast alle Aufseher aus
  30. ↑ Financial Times Deutschland 18. November 2008: Ratlose Pensionäre bei Hypo Real
  31. ↑ manager-magazin 17. November 2008: Endres wird Chefkontrolleur
  32. ↑ faz.net 14. Oktober 2008: Bafin sieht Gesetzesverstöße. Hypo-Real-Estate-Manager unter Verdacht
  33. ↑ Pressemitteilung der DSW 14. Oktober 2008: DSW stellt Strafanzeige gegen Verantwortliche der Hypo Real Estate
  34. ↑ Pressemitteilung der DSW vom 10. November 2008: DSW: Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen Hypo Real Estate
  35. ↑ Spiegel-Online 14. Oktober 2008: Missmanagement-Vorwurf. Hypo Real Estate leitet Untersuchung gegen Ex-Chefs ein
  36. ↑ faz.net 14. Oktober 2008: Bafin sieht Gesetzesverstöße. Hypo-Real-Estate-Manager unter Verdacht
  37. ↑ Süddeutsche Zeitung 18. Dezember 2008: Schwerer Verdacht. HRE-Spitze soll Aktionäre getäuscht haben
  38. ↑ Handelsblatt 17. Dezember 2008: Marktmanipulation. Razzia bei der Hypo Real Estate
  39. ↑ Welt-Online 17. Dezember 2008: Verdacht auf Manipulation. Razzia bei der Skandalbank Hypo Real Estate
  40. ↑ [Pressemitteilung der HRE 20. Dezember 2008: Hypo Real Estate: Aufhebungsverträge mit leitenden Vorständen]
  41. ↑ Financial Times Deutschland 18. Dezember 2008: Vorwurf der Untreue. Razzia bei früheren Hypo-Chefs
  42. ↑ Tagesschau.de: Razzia bei Hypo Real Estate
  43. ↑ Pressemitteilung der HRE vom 14. Oktober 2008: Aufsichtsrat beauftragt rechtliche Untersuchung
  44. ↑ Financial Times Deutschland 15. Oktober 2008: Hypo Real knöpft sich Funke vor
  45. ↑ faz.net 14. Oktober 2008: Bafin sieht Gesetzesverstöße. Hypo-Real-Estate-Manager unter Verdacht
  46. ↑ Spiegel-Online 14. Oktober 2008: Missmanagement-Vorwurf. Hypo Real Estate leitet Untersuchung gegen Ex-Chefs ein
  47. ↑ Financial Times Deutschland 7. Oktober 2008: Bei der Hypo Real Estate stinkt der Fisch vom Kopf her



Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Hypo_Real_Estate (http://de.wikipedia.org/wiki/Hypo_Real_Estate) (21. Januar 2009)


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Quote[...] London/Brüssel (Reuters) - Im Kampf gegen die Finanzkrise wollen mehrere europäische Regierungen weitere Milliarden in die angeschlagene Bankenbranche pumpen.

Während in Großbritannien am Mittwoch Rufe nach einer Verstaatlichung von zwei führenden Instituten des Landes laut wurden, stellte Frankreich seinen Banken weitere Staatshilfen in Milliardenhilfe in Aussicht. Auch Belgien erwägt nach Regierungsangaben ein zweites Rettungspaket für die angeschlagene Branche. Indes greift Spanien seinen Instituten mit Krediten in Höhe von vier Milliarden Euro unter die Arme. In Deutschland muss die schwer angeschlagene Münchner Immobilienbank Hypo Real Estate auf weitere Staatshilfen zurückgreifen. An den Märkten ließ die neue Runde an Stützungsmaßnahmen keine Zuversicht aufkommen: Bankaktien verbuchten erneut auf breiter Front Verluste.

...


Aus: "Europas Regierungen pumpen weitere Milliarden in Banken" (Mittwoch, 21. Januar 2009)
Quelle: http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE50K0E720090121 (http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE50K0E720090121)


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Quote[...] Und noch ein Garantierahmen für die Hypo Real Estate - diesmal in Höhe von zwölf Milliarden Euro. Zusammen mit bereits zuvor gegebenen Garantien erhöht sich die Summe, mit der der Steuerzahler für die Rückzahlung von durch den Immobilienfinanzierer emittierte Wertpapiere geradesteht, auf 42 Milliarden Euro.

Ach ja, und dann waren da noch die 50 Milliarden Euro, die im Herbst vergangenen Jahres dem Konzern über Nacht zugeschossen werden mussten. Eine Kapitalzufuhr, ohne die der Konzern den darauffolgenden Morgen wohl nicht mehr erlebt hätte. Macht 92 Milliarden Euro.

92 Milliarden Euro für einen Konzern, der an der Börse gerade noch 400 Millionen Euro wert ist. Und von dem jetzt schon klar ist, wo die Reise hinführt: ins Nichts.

Gerade deshalb macht die Rechnung so schwindlig. Und dennoch verhandelt der Konzern schon über weitere Hilfen aus dem staatlichen Rettungsfonds. Das Absurde daran: Längst ist klar, dass der Konzern das viele Geld wohl nie wieder einspielen wird.

Das Neugeschäft des Instituts liegt brach, gleichzeitig wird der Finanzkonzern zu einem kleinen Unternehmen geschrumpft, um das Schlimmste zu verhindern. Jedem sollte daher klar sein: Es geht bei der HRE nicht darum, einen Konzern wieder auf Vordermann zu bringen, sondern seinen ungeordneten Zusammenbruch zu verhindern.

"Bitte die Aktie weiter meiden", schrieben Analysten am Mittwoch. Deutlicher geht es nicht.

...

Quote

21.01.2009 18:50:00

bgresser: Keine große Überraschung

Wer bisher geschlafen hat und nur Überschriften verfolgt hat, wird die große Geldschwemme in die Kassen der Banken verpasst haben. Wem gehört das Geld?

Wem dient unsere "Volksvertretung"? Worte können ablenken und vortäuschen. Die Massnahmen sprechen inzwischen eine eindeutige Sprache.


Quote

21.01.2009 17:39:04

Ferdinand2010: Allgemeines

Hallo zusammen,

ich wollte hier auch mal meinem sprachloses Erstaunen Ausdruck verleihen: Da werden ja die Milliarden "rausgeballert", dass einem die Spucke wegbleibt!!!

An den Kindergärten, Schulen und an den Unis fehlt es überall, aber für eine EINZIGE(!) "Firma" werden schon 90 Milliarden an Kapitalspritzen, Bürgschaften etc. zur Verfügung gestellt.

Fragen:

1. Was machen wir eigentlich, wenn ein richtig grosses Unternehmen Probleme bekommt, z.B. BASF?

2. Wird überhaupt mal jemand zur Verantwortung gezogen bei der HypoReal?

3. Sorry, aber wenn mit unserem Steuergeld die HypoReal gestützt wird, was machen die HypoRealer eigentlich damit, um uns zu "unterstützen"? Ein bisschen Symbolik wäre schon angebracht!

4. Zählt noch irgendjemand mit, wieviel Staatsgelder unter die Banken und Firmen gebracht worden ist?

(...)


Quote21.01.2009  16:36:40

Coffeshop: [...]

Eine Eigenkapitalrendite von 25% bei einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum von 3% muss von irgend jemandem bezahlt werden. Dort entsthet dann also ein Kapitalabfluss. Sind wir uns da einig?

...


Quote

21.01.2009 13:59:57

ottonormalverbraucher125:

den menschen scheint nicht klar zu sein, wie viele nullen da zwischen den 92 und dem komma stehen

92 000 000 000 , 00 euro

(das ist mehr als die hälfte der gesamten österreichischen staatsverschuldung (ca. 165mrd € http://www.staatsschulden.at/), die die letzten 60 jahre angehäuft wurden, je nach dem was einbezogen wird, da wird ja immer ausgelagert und ausgelagert und ausgelagert)

na gut bei den vielen nullen, die da tätig sind, kommts auf diese nullen auch nicht mehr an oder wie, und was ist nix, nullkommanix, die dafür verantwortlichen gehen noch mit einer millionenabfertigung nach hause bzw mit hohen bezügen in den wohlverdienten ruhestand

das ist alles nur mehr verrückt, ein irrenhaus


Quote

21.01.2009 14:23:00

McKiri:

Ich möchte mal einen Artikel dazu lesen, in dem die Auswirkungen aufgeführt werden, die bei einer Pleite der HRE zu erwarten sind. Man kennt die Konsequenzen nicht, oder will sie nicht nennen, aber man gibt hemmungslos neues Geld dazu.

Und da fragt sich die Politik, woher die Staatsverdrossenheit herkommt. Eine Kommunikation mit dem Bürger, sprich dem Steuerzahler, findet doch schon lange nicht mehr statt. Hält man uns für unmündig oder zu schwach, um die Wahrheit zu ertragen, oder soll mit diesem Verhalten eigenes Unvermögen verschleiert werden?

Es kotzt mich an, wie die Politik um den heissen Brei rumschleicht. man verhält sich wie jemand, der Falschgeld unters Volk bringen will.



Aus: "Hypo Real Estate: Hilfe - Ein Fass ohne Boden" (21.01.2009)
Ein Kommentar von Thomas Fromm
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/808/455483/text/ (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/808/455483/text/)

Title: [Man muss auch die Deliktsumme anschauen... (UBS)]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 27, 2009, 11:16:49 AM
Quote[...] Laut Informationen des «Wall Street Journal» untersuchen die Steuerfahndung in Washington sowie die zuständige Bundesstaatsanwaltschaft in Florida, ob nicht noch weitere Einheiten der UBS in den Steuerhinterziehungsfall involviert sind.

Bislang gingen die amerikanischen Fahnder davon aus, dass rund 17'000 US-Bürger über die UBS Steuern hinterzogen hätten – gemeint sind Kunden, die von der Vermögensverwaltungsabteilung der Grossbank betreut wurden und dabei Gelder in der Schweiz oder in karibischen Steuerparadiesen versteckt haben sollen. In der Folge leitete die Staatsanwaltschaft – als grösster Schlag gegen die UBS – ein Strafverfahren gegen Raoul Weil ein, den Wealth-Management-Chef der Grossbank. Das war im November; Weil ist inzwischen zur Fahndung ausgeschrieben.

Die US-Ermittler äusserten dabei öffentlich den Verdacht, dass neben Weil auch andere hohe Kaderleute der UBS an der «Verschwörung» beteiligt gewesen seien. Wie das «Wallstreet Journal» jetzt erfuhr, gerieten derweil neben dem Wealth Management auch andere Abteilungen der UBS ins Visier. Zudem erwarten die Fahnder, dass weitaus mehr als nur 17'000 Amerikaner mit Unterstützung der Schweizer Bank Steuern hinterzogen hätten. Das New Yorker Blatt beruft sich dabei auf «mehrere Personen, die in den Fall involviert sind.»

Die Ausweitung erhöht den Druck auf die Schweizer Bank um eine weitere Stufe. Im Hintergrund steht, dass derzeit Verhandlungen zwischen der UBS und dem Justizministerium in Washington laufen. Dabei soll die UBS anstreben, mit der Zahlung einer summarischen Busse das Verfahren abzukürzen. Wie das «Wallstreet Journal» nun ebenfalls erfahren hat, soll derzeit um eine Zahlung in der Grössenordnung von 1.2 Milliarden US-Dollar verhandelt werden.


Aus: "USA ziehen im Fall UBS die Daumenschraube an" (26.01.2009)
Quelle: http://bazonline.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/USA-ziehen-im-Fall-UBS-die-Daumenschraube-an/story/13067522 (http://bazonline.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/USA-ziehen-im-Fall-UBS-die-Daumenschraube-an/story/13067522)

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Quote[...] Die Zürcher Justiz bleibt hart: Die beiden beim UBS-Farbanschlag verhafteten Jugendlichen kommen in Untersuchungshaft. Den 15- und 16-jährigen Schülern drohen mehrere Wochen Haft.

«Der Haftrichter hat Untersuchungshaft für die beiden Verdächtigen angeordnet», sagt Rosmarie Müller, die zuständige Jugendanwältin. Am vergangenen Montag hatte sie Untersuchungshaft für die zwei 15- und 16-jährigen Schüler beantragt. Die beiden werden verdächtigt, am Farbanschlag auf die UBS am Paradeplatz beteiligt gewesen zu sein. «Es besteht dringender Tatverdacht auf Sachbeschädigung», erklärt Müller.

Nun ist die Stadtpolizei mit der Spurensicherung und weiteren Einvernahmen beschäftigt. Wie lange die Ermittlungen dauern, kann die Polizei nicht sagen. Jugendanwältin Müller rechnet mit «ein paar Wochen». Vorher werden die beiden nicht aus der Untersuchungshaft entlassen. «Wegen Verdunklungsgefahr sind die beiden in verschiedenen Gefängnissen untergebracht», erklärt sie. Einer der beiden ist im Jugendgefängnis Horgen inhaftiert.

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QuotePaul Scfhmid
22.01.2009, 08:02 Uhr

Soso, die Polizei braucht ein paar Wochen, um festzustellen, dass ein paar Farbeier geflogen sind. Und die die draussen sind haben sich nicht schon längst abgesprochen. Was Rosmarie Müller da zusammen mit der Polizei betreibt ist ein klarer Fall von Beugehaft. Man hält die jungen Leute für ein läppisches Delikt in Haft, und hofft, sie mürbe zu kochen. Rechtsstaatlich ist das mehr als fragwürdig.


QuoteJames Munday
21.01.2009, 19:11 Uhr

"Mehrere Wochen" U-Haft für zwei 15 und 16 jährige Vandalen? Ich kanns nicht fassen! Macht die Zürcher Justiz eigentlich auch was anderes, als Minderjährige wochenlang wegzusperren und Falschparker zu büssen? Die Richter fühlen sich jetzt sicher sehr mutig, wenn sie zwei pubertierende Bengel fertig machen können. Hauptsache die "wahren" Bösewichte laufen lassen. Bravo!


QuoteMarkus Haener
21.01.2009, 18:23 Uhr

Die Jungen haben Regeln verletzt, das wird zu einem öffentlichen Thema gemacht. Lasst uns mit Weisheit unterscheiden zwischen Wichtigem und Unwichtigem: was wird wohl das wichtige Thema sein in diesem Jahr? Diese Farbbeutel-Geschichte hilft ablenken von den fetten Schuldigen, die nun ganz still sitzen und sich freuen, wenn man 'vergisst' ihr Verhalten zu untersuchen.


QuotePeter Egloff
21.01.2009, 18:21 Uhr

Man muss auch die Deliktsumme anschauen, eine solche Sachbeschädigung (und es handelt sich um nichts anderes) kostet zur Reinigung wahrscheinlich mehrere 10000 Franken und sowas sehe ich als keine Bagatelle an. Und da ist das Ziel für die Justiz ganz egal, ob jetzt Bank, Kirche, Rathaus oder Polizei. Es muss mal ein Exempel statuiert werden, ansonsten sehen wir die gleichen Leute am 1.Mai wieder.


QuoteFlorian Roth
21.01.2009, 17:42 Uhr

Welch Schande, sich gegen das so ALLMÄCHTIGE Establishment aufzulehnen! Welch Frevel es noch mit fröhlicher Farbe zu tun! Graue Wände anzumalen, den finanzpolitischen Raubrittern einen starken Wurf entgegenzuhalten. Man kann uns Schweizer zur Mitgestaltung geben, was uns ja seit kurzem gehört: Staatsbank UBS (60Mia.) Was Sozialismus nur schwer schafft, ist dem Neoliberalismus nun gelungen.


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Aus: "UBS-Vandalen: Mehrere Wochen Untersuchungshaft angeordnet"
Von Thomas Schenk. (21.01.2009)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/UBSVandalen-Mehrere-Wochen-Untersuchungshaft-angeordnet/story/26712176 (http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/UBSVandalen-Mehrere-Wochen-Untersuchungshaft-angeordnet/story/26712176)

Title: [Richard Fuld... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 27, 2009, 11:34:03 AM
Quote[...] Der Ex Chef der Pleite-Bank Lehman Brothers, Richard Fuld, hat sein knapp 14 Mio. Dollar teures Anwesen in Hobe Sound, Florida, zu einem Verkaufspreis von 100 Dollar an seine eigene Frau Kathleen verkauft. Die Transaktion fand kurz nach der Lehman-Pleit statt und zwar am 10.11.2008 - so geht es aus den lokalen Grundbuchunterlagen hervor.

Dabei ist wohl kaum der taumelnde Immobilienmarkt für den Spottpreis ausschlaggebend. Nachdem Lehman unter seiner Führung Bankrott ging, fürchtet der Manager offenbar Schadenersatzforderungen, die ihn um sein Hab und Gut bringen könnten.

14 Jahre lang stand Fuld der Investmentbank vor, deren Pleite als Auslöser der zweiten großen Krisenwelle im Herbst des Vorjahres gilt. Allein vom Jahre 2000 bis zum Pleitejahr 2008 kassierte der Manager laut Unterlagen des US-Kongresses fast 500 Millionen Dollar - Gehalt und Boni inklusive Erlöse durch den Verkauf von Aktienoptionen.

Seine Villa habe der ehemalige Lehman-Chef nun vorerst retten können. Ob dies so bleibt, ist fraglich. Im Fall Lehman würden bereits angestrengte Verfahren sowie Untersuchungen des US-Kongresses auf ein vorliegendes Fehlverhalten hinweisen. Das könnte bedeuten, dass Fuld auch persönlich haften muss.

Der Ex-CEO übernahm vor Gericht zwar bereits Verantwortung, verwies jedoch auf eine Mitschuld von US-Regulierungsbehörden und Kongress. Wie der Weblog Cityfile berichtet, hat der Manager sein 1,3 Hektar großes Anwesen vor etwa fünf Jahren zu einem Preis von 13,75 Mio. Dollar gekauft. Akten des Staates Florida weisen mit 10. November 2008 den Verkauf des Grundstücks an Kathreen Fuld um 100 Dollar aus.


Aus: "Ex-Lehman-CEO: Millionen-Villa für 100 Dollar an Ehefrau verkauft" Michael Mross  (Montag, 26. Januar 2009)
Quelle: http://www.mmnews.de/index.php/200901262085/MM-News/Ex-Lehman-CEO-Millionen-Villa-fur-100-Dollar-an-Ehefrau-verkauft.html (http://www.mmnews.de/index.php/200901262085/MM-News/Ex-Lehman-CEO-Millionen-Villa-fur-100-Dollar-an-Ehefrau-verkauft.html)

Title: [160 NRW-Kommunen beichten Zinswetten... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 03, 2009, 01:58:53 PM
Quote[...] Mindestens 160 Kommunen in Nordrhein-Westfalen sind riskante "Zinswetten" mit Steuergeldern eingegangen. Das ergab eine am Montag veröffentlichte Umfrage des Bundes der Steuerzahler. Fünf Städte hätten eingeräumt, dass die Spekulation schief ging und Verluste zwischen 0,1 und 27 Mio. Euro entstanden seien.

Dabei handele es sich um Bocholt, Mülheim, Remscheid, Moers und Hagen. Die Stadt Bocholt bestritt die Angaben. Wetten seien nicht getätigt worden, teilte Stadtkämmerer Jürgen Elmer mit. Bocholt habe lediglich drei Swap-Geschäfte abgeschlossen. Bis zum Jahresende sei ein Verlust von rund 100.000 Euro aufgelaufen.

Gewinne meldeten nach Angaben des Steuerzahlerbundes 93 Kommunen. Vier von ihnen nannten allerdings keine Zahlen. 188 Kommunen haben nach eigenen Angaben kein umstrittenes Zins-Geschäft getätigt.


[...] Die mit einer Wette vergleichbaren Zinstauschgeschäfte, sogenannte Swap-Geschäfte, sind üblich als Quelle für die kostengünstige Beschaffung von Fremdkapital. Viele Städte versuchen, darüber ihre Schuldenlast zu reduzieren. Mehrere Kommunen und Unternehmen haben die Deutsche Bank auf Schadenersatz verklagt, weil sie aus ihrer Sicht zu wenig über die Risiken aufgeklärt wurden. Ein Prozess der Stadt Hagen, die rund 50 Mio. Euro verloren hatte, wurde im Juli zugunsten der Deutschen Bank entschieden.


Aus: "Zockerei mit Steuergeld - 160 NRW-Kommunen beichten Zinswetten" (02.02.2009)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Zockerei-mit-Steuergeld-160-NRW-Kommunen-beichten-Zinswetten/469006.html (http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Zockerei-mit-Steuergeld-160-NRW-Kommunen-beichten-Zinswetten/469006.html)

Title: [UBS muss Milliardenverlust hinnehmen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 10, 2009, 10:42:43 AM
Quote[...] Die UBS AG ist eine Schweizer Grossbank mit Hauptsitzen in Zürich und Basel, sie zählt zu den weltweit grössten Vermögensverwaltern.

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Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/UBS (http://de.wikipedia.org/wiki/UBS) (3. Februar 2009)

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Quote[...] HB ZÜRICH. Analysten hatten im Durchschnitt den Quartalsverlust der UBS auf 4,86 Mrd. Euro (7,07 Mrd. Franken) und den Jahresverlust auf 12,38 Mrd. Euro (18,7 Mrd. Franken) geschätzt. Allerdings taten sich die Experten sehr schwer - die Prognosen lagen weit auseinander. Auslöser für die neuen massiven Verluste waren unter anderem Wertberichtigungen im Investmentbanking.

[...] Im Bereich Global Wealth Management & Business Banking verzeichnete die Bank netto einen Vermögensabfluss von 38,5 Mrd. Euro (58,2 Mrd. Franken) im vierten Quartal. Analysten hatten den Abfluss auf 17,2 Mrd. Euro (26 Mrd. Franken) geschätzt, nach einem Abfluss von 32,4 Mrd. Euro (49 Mrd. Franken) im dritten Quartal.

Im Bereich Asset Management betrugen die Abflüsse im Quartal 18,3 Mrd. Euro (27,6 Mrd. Franken) im Vergleich zu den Analystenschätzungen von 16,6 Mrd. Euro (25 Mrd. Franken) und einem Abfluss von 22,5 Mrd. Euro (34 Mrd. Franken) im Quartal davor.

Für das vergangene Jahr wurden variable Löhne in Höhe von 2,2 Milliarden Franken (1,45 Milliarden Euro) gezahlt. Hinzu kommen 1,6 Milliarden Franken an aufgeschobenen Lohnzahlungen, die ab 2010 nur zur Auszahlung kommen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, wie es in einem Bericht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA hieß.

Im Ausblick sprach UBS aber von einem ermutigenden Start ins Jahr 2009.  ...



Aus: "Verlust höher als erwartet - UBS muss Milliardenverlust hinnehmen" (10.02.2009)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/ubs-muss-milliardenverlust-hinnehmen;2146999 (http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/ubs-muss-milliardenverlust-hinnehmen;2146999)

Title: [Schneeballsysteme von gigantischen Ausmaßen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 25, 2009, 11:57:34 AM
Quote[...] Dem Investor wird vorgeworfen, ein Schneeballsystem von gigantischen Ausmaßen aufgebaut zu haben, übertroffen nur von Bernard Madoff, dem ungekrönten König der Finanzbetrüger. Mit hohen Renditeversprechungen lockte Stanford Anleger in aller Welt, Zertifikate seiner Stanford Investment Group zu kaufen. Und die Anleger kauften: für insgesamt 8 Mrd. $. Militärs in Venezuela, Kleinanleger in der Karibik und Vermögende in den USA gingen ihm auf den Leim.

Laut Börsenaufsicht SEC investierte Stanford das Geld nicht wie versprochen in liquide Zertifikate, sondern beispielsweise in Private-Equity-Unternehmen und Immobilien. Das ging so lange gut, wie die Finanzkrise noch in weiter Ferne war und es in nahezu jedem Anlagesegment Geld zu verdienen gab.

Jetzt ist das Stanford-Konstrukt am Ende. Aufgeflogen wie Dutzende anderer Schneeballsysteme, die in diesen Wochen in sich zusammenbrechen. Reihenweise fliegen Schwindler auf, weil ihre wackligen Geschäftsmodelle nur in guten Zeiten funktionieren. "Nur bei Ebbe lässt sich feststellen, wer nackt schwimmt", witzelte Investorenlegende Warren Buffett kürzlich. Die Zahl der Finanzjongleure ohne Badehose alarmiert auch die Behörden. "Es herrscht absolute Ebbe an der Wall Street", sagt John Coffee von der Columbia University in New York, "und die SEC fängt an, genauer als früher nach den Nackten zu suchen."

Die Fälle, die dabei aufgedeckt werden, zeugen von einer Dreistigkeit, die selbst die Ermittler erstaunt: Das Unternehmen Billion Coupons aus Hawaii etwa wurde vergangenen Donnerstag angeklagt, seit September 2007 mit falschen Versprechungen insgesamt rund 4,4 Mio. $ eingesammelt zu haben. Statt wirkliche Erträge auszuschütten, gab es laut Anklage lediglich die Einzahlungen neuer Kunden an bestehende Kunden weiter - ein klassisches Schneeballsystem. Dass Billion Coupons ausgerechnet auf Seminaren für Taube Werbung für seine Anlagen machte, nennt SEC-Regionaldirektorin Rosalind Tyson "besonders verwerflich".

Wie schnell sich ein vermeintlich hoher moralischer Anspruch gegen einen wenden kann, zeigt auch der Fall eines betrügerischen Investors aus Buffalo. Der 82-jährige Richard Piccoli warb mit Anzeigen in katholischen Publikationen für sein Schneeballsystem und sammelte damit stolze 17 Mio. $ ein. Jetzt drohen ihm trotz seines hohen Alters 20 Jahre Gefängnis.

Die gleiche Strafe hat Joseph Forte zu befürchten. Der 57-Jährige hat in den vergangenen 13 Jahren angeblich Investoren um 50 Mio. $ erleichtert. Vor dem Haftrichter in Philadelphia jammerte er, von dem ergaunerten Geld sei nichts mehr übrig. Er habe nicht einmal mehr genügend Geld für den eigenen Lebensunterhalt. Die Ermittler sind sich nicht sicher, ob er das Geld seiner Kunden jemals investiert hat - oder es ausschließlich an alte Kunden weitergab.

Für die amerikanische Finanzbranche kommt diese Fülle an Enttarnungen einer Katastrophe gleich. Das Vertrauen von Anlegern ist angesichts der Bankenkrise und gigantischer Kursverluste an den Börsen ohnehin schwer beschädigt. Je mehr Betrüger auffliegen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Bürger ihr Geld in absehbarer Zeit wieder investieren. "Anleger sind extrem vorsichtig geworden", sagt Peter Henning, Juraprofessor an der Wayne State University.

Was bis jetzt an Betrügereien bekannt geworden ist, könnte nur die Spitze des Eisbergs sein, vermutet Steven Philippsohn, Chairman der Commercial Fraud Lawyers Association. "Wir werden uns während dieser Rezession an diese Art von Nachrichten gewöhnen müssen", sagt Philippsohn. Auf eine Selbstreinigung des Finanzsystems sollten Anleger nicht hoffen, meint Juraprofessor Henning: "Wenn es an den Märkten aufwärtsgeht, werden neue Betrüger die Bühne betreten." Nicht nur in den USA, sondern auch anderswo.

Dass die Schwindler so lange unentdeckt blieben, liegt nicht zuletzt an ihrer geschickten Tarnung: Madoff, einst Chef der Technologiebörse Nasdaq, verkehrte in den besten New Yorker Kreisen. Stanford machte sich als Finanzier internationaler Kricketturniere beliebt. Obama nahm ebenso von ihm Spenden an wie John McCain und Hillary Clinton. Zu den Nutznießern zählten auch Kongressabgeordnete, die die SEC kontrollieren, die wiederum Stanfords Unternehmen überwacht. Bereits vor zwei Jahrzehnten ermittelte das FBI gegen Stanford, damals wegen angeblicher Verbindungen zu einem Drogenring - doch das Establishment in Washington störte sich nicht am zweifelhaften Ruf des Texaners.

Von seinen Buchprüfern hatte Stanford ebenfalls nichts zu befürchten. Eine winzige Firma im fernen London mit einem Büro über einem Friseursalon kontrollierte die Bilanzen des internationalen Finanzimperiums. Der Schein des ehrbaren Kaufmanns blieb gewahrt.

Auch der Vermögensverwalter Arthur Nadel aus Florida galt bis vor Kurzem als Ehrenmann. Vor wenigen Jahren erhielt er die Auszeichnung "Americas Top Ranked Money Manager". Doch im Januar tauchte Nadel unter. Zu diesem Zeitpunkt schuldete er seinen Investoren 50 Mio. $. Der ehemalige Chef der Firma Scoop Management flüchtete vor der Bundespolizei FBI, die ihn mit einem Großaufgebot suchte. Als er sich schließlich stellte, verblüffte sein Anwalt Barry Cohen die Öffentlichkeit mit der lapidaren Aussage: "Er ist für eine Weile weggegangen, weil er allein sein wollte."

[...] In Nadels Abschiedsbrief hatte sich das noch weitaus dramatischer angehört: Er habe Angst, ein enttäuschter Kunde könnte ihn töten. Dem werde er zuvorkommen und sich selbst das Leben nehmen. Nadels Geschäftsbilanz ist desaströs: Die sechs von ihm geführten Hedge-Fonds, deren Wert Nadel zuletzt auf mehr als 300 Mio. $ schätzte, haben nach Ansicht der Ermittler ein Volumen von nicht einmal mehr 1 Mio. $.

Nadel ist nicht der erste gescheiterte Finanzjongleur, der sich geprellten Anlegern durch einen vorgetäuschten Freitod entziehen wollte. Der prominenteste Fall ereignete sich bereits im vergangenen Sommer: Der ehemalige Hedge-Fonds-Manager Samuel Israel war bereits wegen Betrugs zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, aber gegen Kaution auf freiem Fuß. Eines Tages im Juni stellte Israel sein Auto auf einer Brücke im Staat New York ab. Auf die Kühlerhaube hatte er "Selbstmord ist schmerzlos" geschmiert. Das FBI nahm seine Freundin ins Kreuzverhör, die schließlich zugab, dass ihr Liebster in bester Verfassung war. Kurz darauf stellte sich Israel.

Ein anderer Investmentverwalter bewies beim Vortäuschen eines tödlichen Unfalls James-Bond-Niveau. Marcus Schrenker, wegen mutmaßlichen Wertpapierbetrugs im Visier der Ermittler, startete in Indiana mit seinem Kleinflugzeug. Von Bord meldete der 38-Jährige schwere Turbulenzen. Eine der Windschutzscheiben sei zerbrochen, er blute stark. Kurz darauf stürzte der Flieger in der Nähe eines Wohngebiets ab. Doch die Polizei suchte anschließend vergeblich nach Schrenkers Überresten. Der Pilot war mit dem Fallschirm abgesprungen und anschließend mit einem vorher bereitgestellten Motorrad geflüchtet. Einen Tag später entkam er Polizisten, die ihn bereits gestellt hatten, zu Fuß. Schließlich endete Schrenkers Katz-und-Maus-Spiel mit den Ermittlern auf einem Campingplatz.

So skurril die Fluchtaktionen auch sind, im Ranking der spektakulärsten Betrugsfälle belegen Bernard Madoff und Richard Allen Stanford wegen des Volumens unangefochten die Spitzenplätze.

...


Aus: "Kein Halten bei Finanzbetrug" 23. Febr. 2009 (Financial Times Deutschland)
Quelle: http://www.boerse-online.de/tools/ftd/478536.html (http://www.boerse-online.de/tools/ftd/478536.html)

Title: [Das Schweigen der EU-Parlamentarier... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 26, 2009, 02:21:35 PM
Quote[...] Auf dem Schild an dem unscheinbaren grün-braunen Bürogebäude steht "Investor House". Luxemburg, Allée Scheffer Nummer 5 - hier ist der Sitz der Caceis Bank und einer wenig bekannten Investmentgesellschaft.


Die Liste ihrer Eigentümer ist das wohl bestgehütete Geheimnis der Abgeordneten des Europaparlaments. Zeitweise standen Werte von 212 Millionen Euro in den Büchern der Investmentgesellschaft, über Jahre aufgehäuft, aus Steuergeldern, aber ohne Rechtsgrundlage.


Mehr als 1000 EU-Abgeordneten soll der Fonds eine luxuriöse Zusatzpension garantieren - nach 20 Jahren im Parlament stolze 5575 Euro pro Monat. Doch nun haben sich die Parlamentarier verspekuliert. Die Verluste sollen die Bürger tragen. Zugleich will das EU-Parlaments eines keinesfalls verraten: Wer profitiert?

478 aktive und 635 ehemalige Volksvertreter aus allen Ecken Europas sind Mitglieder des so genannten freiwilligen Pensionsfonds. Um ihre "Privatsphäre" zu schützen, wolle das EU-Parlament die Namen nicht nennen, sagt die Parlamentsvizepräsidentin Diane Wallis - weil die Angaben "in der politischen Auseinandersetzung" womöglich "missbraucht werden" könnten.

...


Aus: "Luxemburger Pensionsfonds: Das Schweigen der EU-Parlamentarier" (24.02.2009)
Quelle: http://www.stern.de/politik/deutschland/:Luxemburger-Pensionsfonds-Das-Schweigen-EU-Parlamentarier/655826.html?id=655826 (http://www.stern.de/politik/deutschland/:Luxemburger-Pensionsfonds-Das-Schweigen-EU-Parlamentarier/655826.html?id=655826)

Title: [IKB, SachsenLB, Lone Star, DSW... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 26, 2009, 04:16:10 PM
Quote[...] Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat die Ermittlungen zum Zusammenbruch der SachsenLB ausgeweitet. Wie ein Sprecher am Mittwoch mitteilte, wird nun gegen weitere ehemalige Vorstände wegen möglicher falscher Jahresabschlüsse von 2004-2006 ermittelt. Namen wurden bisher nicht genannt, allerdings war Michael Weiss in der fraglichen Zeit Vorstandschef.

Anlassung für die neuen Ermittlungen ist ein Urteil des Landgerichts Stuttgart, das die Jahresabschlüsse von 2004 bis 2006 für nichtig erklärt hatte. Bisher war wegen der Abschlüsse 2006 und 2007 ermittelt worden. Den Ex-Vorständen der SachsenLB wird Untreue und unrichtige Darstellung vorgeworfen.

Michael Weiss und seine Lebensgefährtin Andrea Braun gelten als Schlüsselfiguren im Skandal um die Sachsen LB. Der Untersuchungsausschuss des Landtags hatte bereits mehrfach versucht, Weiß und Braun vorzuladen, bislang ohne Erfolg. Das Paar lebt derzeit auf Zypern.

Durch Fehlspekulationen, insbesondere bei einer irischen Tochter, war die Bank 2007 an den Rand der Pleite geraten und konnte nur durch einen eiligen Verkauf an die Landesbank Baden-Württemberg gerettet werden. Der Freistaat übernahm im Zuge des Verkaufs eine Landesbürgschaft von 2,75 Milliarden Euro. Sachsens damaliger Finanzminister Horst Metz trat nach dem Notverkauf zurück. Wenige Monate später zog auch Ministerpräsident Georg Milbradt die Konsequenzen aus der Misere und legte sein Amt nieder.




Aus: "Untersuchungsausschuss: Staatsanwaltschaft weitet Ermittlungen zu SachsenLB aus" (25. Februar 2009)
Quelle: http://www.mdr.de/sachsen/6159919.html (http://www.mdr.de/sachsen/6159919.html)

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Quote[...] Der Neueigentümer Lone Star aus den USA möchte die Untersuchung bei Ex-Bankmanagern der IKB stoppen. Eine Schutzvereinigung kündigt Klage an.

Bei der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB sollen womöglich Fehler ehemaliger Manager unter den Teppich gekehrt werden. Das befürchtet jedenfalls die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), weil der neue IKB-Großaktionär Lone Star eine Sonderprüfung kurz vor deren Ende abbrechen und deren Veröffentlichung verhindern will.

Auf Antrag des US-Investors soll eine außerordentliche Hauptversammlung am 25. März den mit der Sonderprüfung beauftragten Wirtschaftsprüfer Harald Ring abberufen. Die DSW kündigte am Mittwoch an, den Prüfer von einem Gericht neu einsetzen lassen zu wollen.

Die IKB-Aktionäre hatten die ehemaligen Vorstände und Aufseher der Bank im März 2008 nicht entlastet und den Sonderprüfer eingesetzt. Ring klärt seither, wie die Schieflage der Bank entstand, die den Steuerzahler zehn Milliarden Euro kostete. Er prüft, ob Manager und Aufsichtsräte Pflichten verletzt haben und in welchem Umfang sie haften müssen.

Damals war die Staatsbank KfW noch größter IKB-Anteilseigner. Die Sonderprüfung lag deshalb auch im Interesse der Bundesregierung, deren Vertreter in den Aufsichtsgremien von IKB und KfW saßen und die für ihr Versagen öffentlich kritisiert wurden. Im Sommer verkaufte die KfW die IKB an den US-Investor, der seither knapp 90 Prozent hält.

Lone Star begründet den Verzicht auf die Sonderprüfung damit, dass "gesellschaftsinterne Sachverhalte nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht" werden sollten. Wie es im Umfeld heißt, sollen Geschäftspartner nicht mit Material für mögliche Klagen versorgt werden. Der US-Anleiheversicherer Financial Guaranty Insurance Company (FGIC) verklagt die IKB wegen falscher und irreführender Informationen. Es geht um Schäden in Milliardenhöhe. Pikanterweise gehört FGIC zum Teil dem Lone-Star-Konkurrenten Blackstone.

Quote

26.02.2009 10:06:25

Eurohasenbaer: Du bist Deutschland!

12.00 Uhr mittags. Am hellichten Tag überfallen mehrere unmaskierte Täter eine Bank und fordern mit vorgehaltenem Finanzprodukt die Herausgabe von Milliardenbeträgen. Die Bank verständigt die Regierung und die Ministerien, daß sie Geld brauche.

Gleichzeitig auf der anderen Straßenseite:

Eine Hundertschaft der Polizei verhaftet eine Kassiererin, die fünf große (!) Pfandflaschen mitgenommen hatte.


Quote

26.02.2009 09:48:33

Compiler: Und wo ist der kritische Journalismus ?

Warum wird das, auch von der SZ, nicht viel vehementer Berichtet und der Bürger alarmiert ? Das ist doch der eigentlich Jahrtausendskandal !!!

Dem Bürger wird irgendwann noch mal dämmern, daß eigentlich fast die komplette politische Kaste ins Kitchen gehört !


Quote

26.02.2009 13:43:27

Eurohasenbaer: @Hardy1974

Es gilt das alte Sprichwort:

Wenn der Ochse wüßt, wie stark er ist, würd er das Joch nicht tragen.

Es fehlt an Solidarität in der Bevölkerung.

Selbst wenn ein Generalstreik verboten sein sollte, man könnte damit sehr viel bewirken.

Falls es tatsächlich einmal zu einem Generalstreik kommen würde, an dem sich hundertausende oder eventuell sogar einige Millionen Arbeitnehmer beteiligen würden, wer wollte diese Leute jemals Anklagen?

Ich bin nicht für gewalttätige Auseinandersetzungen.

Mit dem Generalstreik hätte die Arbeitnehmerschaft ein probates Machtinstrument in der Hand, er müßte nur organisiert werden.



Aus: "Deutsche Industriebank: Vertuschung bei IKB befürchtet" Von Helga Einecke (25.02.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/4/459643/text/ (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/4/459643/text/)

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Quote[...] hierzulande sind Manager nicht so leicht zu packen, wie es sich die Kanzlerin wünscht. Das zeigt der Fall der IKB-Bank. Das Düsseldorfer Institut war nach gigantischen Fehlspekulationen in US-Schrottanleihen vom Steuerzahler mit zehn Milliarden Euro gestützt und anschließend für einen Spottpreis an den US-Investor Lone Star verscherbelt worden.

An Aufklärung oder gar Ahndung der dubiosen Vorgänge auf der Chefetage ist allerdings vorerst kaum zu denken. Es riecht nach einem zweiten IKB-Skandal.

Der neue Haupteigentümer, der gut 90 Prozent des Kapitals der Bank hält, will auf der heutigen Hauptversammlung in Düsseldorf die vor einem Jahr in Auftrag gegebene Sonderprüfung stoppen.

Dabei sollte herausgefunden, ob Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder des Geldhauses ihre Pflichten verletzt haben. Falls dies der Fall war, könnten die Verantwortlichen zu Schadenersatz an die Bank verklagt werden.

Es liege "nicht im Interesse" der IKB, "dass gesellschaftsinterne Sachverhalte im Rahmen eine Sonderprüfung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden", heißt es in der Begründung, mit der Lone Star den damaligen Beschluss kippen will.

Schließlich sei "eine angemessene gesellschaftsinterne Befassung mit derartigen Angelegenheiten unter Wahrung der Vertraulichkeit möglich".


Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse auf der Hauptversammlung wird Lone Star den Antrag locker durchsetzen können. Doch die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) hat Gegenwehr angekündigt.

Die Aktionärsvertreter wollen die zu erwartenden Beschlüsse anfechten, eine weitere Hauptversammlung einberufen und notfalls eine Sonderprüfung gerichtlich durchsetzen. "Es herrscht Krieg mit Lone Star", sagt DSW-Vertreter Marc Tüngler.

Der Plan des US-Investors, die bereits weit fortgeschrittene Sonderprüfung abzubrechen, deute darauf hin, dass "die Ergebnisse brisanter sind, als wir gedacht haben".

Ermutigt fühlt sich die DSW durch eine Einschätzung des renommierten Bonner Juristen Marcus Lutter. Ihm zufolge haben Bankmanager ihre Sorgfaltspflichten verletzt, indem sie weit überzogene Risiken eingingen. Sie haften daher persönlich für den angerichteten Schaden.

Das Problem: Aufsichtsrat und Vorstand müssten gegeneinander vorgehen, was wegen der beidseitigen Verquickung lebensfremd erscheint. Tatsächlich hat bislang nur das Kontrollgremium von Siemens den Vorstand verklagt.

Ähnlich schwierig gestaltet es sich für Aktionäre, Schadenersatzforderungen gegen Unternehmen durchzusetzen. Dies setzt Betrug oder Untreue durch das Management voraus.

Mit dem entsprechenden Nachweis haben auch die Strafverfolger in Wirtschaftsdelikten erhebliche Probleme. Oder warum hört man in der aktuellen Finanzkrise so wenig von ihnen?




Aus: "Aufarbeitung des Bankenskandals - Bei der IKB herrscht Krieg" VON MARIO MÜLLER (24.03.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/1698018_Aufarbeitung-des-Bankenskandals-Bei-der-IKB-herrscht-Krieg.html (http://www.fr-online.de/top_news/1698018_Aufarbeitung-des-Bankenskandals-Bei-der-IKB-herrscht-Krieg.html)

Title: [Es ist der bislang größte Verlust der Wirtschaftsgeschichte... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 02, 2009, 06:11:02 PM
Quote[...] Washington schießt Milliarden für den ehemals weltgrößten Versicherer AIG nach – und die Kurse stürzen ab. Als Reaktion auf den massiven AIG-Verlust von fast 100 Milliarden Dollar bricht der Dow-Jones-Index der Standardwerte erstmals seit Oktober 1997 auf unter 7000 Punkte ein und nimmt damit eine wichtige psychologische Marke.

Wenige Stunden zuvor hatte AIG horrende Verluste für das vierte Quartal gemeldet. Für das abgelaufene Geschäftsquartal stehen Verluste in Höhe von 61,7 Milliarden Dollar in den Büchern. Es ist der bislang größte Verlust der Wirtschaftsgeschichte. Für das Gesamtjahr 2008 meldete der ehemalige Weltmarktführer ein Minus von 99,3 Milliarden Dollar.

Angesichts der Verluste rettet Washington den taumelnden Versicherungsriesen nun schon zum dritten Mal vor der Pleite und stellt dem Unternehmen weitere Milliarden zur Verfügung. US-Finanzministerium und Notenbank erklärten am Montag, erneut bis zu 30 Milliarden Dollar zuzuschießen. Washington hat bislang bereits 150 Milliarden Dollar in den AIG-Konzern gepumpt.

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Aus: "US-Börsen: AIG-Desaster reißt Dow in die Tiefe" (02.03.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/561/460196/text/ (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/561/460196/text/)

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Quote[...]

Quote

02.03.2009 13:35:12

Kindergartenöffnungszeiten: Wettlauf der Systeme

Zu toppen sind: 150 Mrd. USD.

Entspricht ca. 120 Mrd. Euro. Das wird ein Kopf-an-Kropf-Rennen, wer mehr Steuergeld verbrennt. Omama mit seiner Quiag oder Merkel mit ihrer Real Bankrupting Bank, auch genannt Humbug Real Estate, der systemischen :-( Schaumschlägerbank.

Jede Samenbank ist systemerhaltender als die Hyper Real Estate.


http://www.sueddeutsche.de/finanzen/525/460160/text/?page=1#readcomment (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/525/460160/text/?page=1#readcomment)




Title: [Money for Nothing... (Hypo Real Estate)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 17, 2009, 10:24:32 AM
Quote[...] Faktisch ist die Hypo Real Estate nichts mehr wert. Nichts. Keinen müden Cent. Die Verluste haben das Eigenkapital der Bank aufgezehrt. Übrig geblieben sind nur noch die Schulden, die die Hypo Real Estate bei anderen Banken, Versicherungen und Pensionsfonds hat. Es ist also eigentlich Wahnsinn, dass die Altaktionäre überhaupt eine Entschädigung erhalten. Selbst 90 Cent pro Aktie sind für den Staat teuer, denn insgesamt wären das noch immer fast 200 Millionen Euro. Für nichts.

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Aus: "Erpressung lohnt sich - KOMMENTAR VON ULRIKE HERRMANN" (16.03.2009 )
Quelle: http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/erpressung-lohnt-sich/ (http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/erpressung-lohnt-sich/)

Title: [Die nichtigen Bilanzen... (SachsenLB)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 17, 2009, 11:45:15 AM
Quote[...] Dresden (ap). Der sächsische Regierungschef Stanislaw Tillich hat jegliche Verantwortung für den Niedergang der SachsenLB bestritten. Bei seinem Amtsantritt als Finanzminister sei die Grundsatzentscheidung zum Verkauf an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) bereits gefallen gewesen, sagte der CDU-Politiker vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags. Tillich war zwischen Herbst 2007 und Frühjahr 2008 maßgeblich an den Verkaufsverhandlungen beteiligt. Die SachsenLB war wegen spekulativer Geschäfte in Schieflage geraten und an die LBBW notverkauft worden. Sachsen bürgt und haftet mit bis zu 2,75 Milliarden Euro.


Aus: "SachsenLB: Regierungschef lehnt Verantwortung ab" (10.03.2009, Quelle: Rheinische Post)
Quelle: http://nachrichten.rp-online.de/article/wirtschaft/SachsenLB-Regierungschef-lehnt-Verantwortung-ab/32422 (http://nachrichten.rp-online.de/article/wirtschaft/SachsenLB-Regierungschef-lehnt-Verantwortung-ab/32422)


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Quote[...] Hintergrund der Ausweitung sind eigene Ermittlungen der Strafverfolger und ein Urteil des Landgerichts Stuttgart, dass die Bilanzen der ehemaligen SachsenLB aus den Jahren 2004 bis 2006 für nichtig erklärt hatte. Bislang war es nur um die Jahresabschlüsse 2006 und 2007 gegangen, bei denen die Staatsanwaltschaft Leipzig gegen fünf Ex-Vorstände, unter anderem Weiss-Nachfolger Herbert Süß, ermittelt hatte.

Von den Ex-Vorständen Weiss, Fuchs und Klumpp will die jetzige SachsenLB-Eignerin, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), jetzt einen Teil der Boni für 2004 bis 2006 zurückhaben, da sie auf ungültigen Jahresabschlüssen basierten. Eine entsprechende Klage haben die Schwaben nach Auskunft eines Sprechers vor kurzem beim Landgericht in Leipzig eingereicht. Zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft wollte er sich nicht äußern.

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Aus: "SachsenLB: Mehr Banker unter Feuer" von Sonia Shinde (16.03.2009)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/mehr-banker-unter-feuer;2203959 (http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/mehr-banker-unter-feuer;2203959)

Title: [Der bittere Nachgeschmack... (Steuermilliarden, AIG, Deutsche Bank, ...)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 17, 2009, 11:54:18 AM
Quote[...] WASHINGTON. Der amerikanische Versicherungskonzern AIG gerät immer mehr in die Kritik. Hatte sich der Unmut der US-Steuerzahler zunächst auf die geplante Auszahlung von Boni an die Manager in Höhe von 165 Mio. Dollar konzentriert, sind es nun Milliarden Dollar aus dem Rettungspaket der Regierung, die AIG an Geschäftspartner im Ausland überwiesen hat. Profitiert haben von den Transfers auch mehrere deutsche Finanzkonzerne, allen voran die Deutsche Bank; sie erhielt knapp zwölf Mrd. Dollar von AIG. Der Versicherungskonzern war von der US-Notenbank im Herbst mit rund 170 Mrd. Dollar gerettet worden.

Unter den Empfängern sind inländische Banken wie Goldman Sachs, Merrill Lynch oder die Bank of America genauso wie die französische Société Générale, die britische Barclays und die Schweizer UBS. Aus Deutschland finden sich neben der Deutschen Bank, die Dresdner Bank, die DZ Bank, die KfW und die Landesbank Baden-Württemberg. Die Société Générale verteidigte gestern die Annahme von 11,9 Mrd. Dollar. Der Transfer sei in voller Übereinstimmung mit den Vereinbarungen erfolgt, sagte eine Sprecherin der französischen Bank. Insgesamt hatte der US-Versicherungskonzern 105 Mrd. Dollar aus dem Rettungspaket an in- und ausländische Partner ausgezahlt.

In US-Medien wurde gestern jedoch bezweifelt, dass die amerikanische Öffentlichkeit allzu viel Verständnis dafür haben werde, wie die Steuermilliarden von AIG verwendet wurden und dass diese auch an ausländische Unternehmen transferiert wurden. "Das hinterlässt beim amerikanischen Steuerzahler einen bitteren Nachgeschmack", sagte Donald Powell, der frühere Chef der Federal Deposit Insurance Corporation. "Aber wenn man sich eine Chance auf eine Erholung erhalten will, dann muss man wohl dabei bleiben."

[...] Der Vorsitzende der US-Notenbank, Ben Bernanke, hatte seinem Ärger über AIG am Sonntagabend in einem Fernsehinterview Luft gemacht. "Von allen Ereignissen und allen Dingen, die wir in den letzten 18 Monaten unternommen haben, ärgert mich die Intervention bei AIG am meisten", sagte der Fed-Chef. Der Versicherungskonzern sei alle Arten von "gewissenlosen Wetten" eingegangen. AIG hätte das gesamte Finanzsystem zum Einsturz bringen können.

[...] Barney Frank, der für die Demokraten im Kongress den Finanzausschuss leitet, sagte, das Verhalten von AIG sei ein Beispiel dafür, wie diejenigen, die an den ökonomischen Schaltstellen säßen, das System missbrauchten. AIG-Chef Edward Liddy erklärte in einem Brief an Finanzminister Timothy Geithner, dass ihm bei den Bonuszahlungen die Hände gebunden seien. Zwar wolle er die Leistungen für 2009 kürzen; für 2008 habe sich das Unternehmen zu den Zahlungen jedoch verpflichtet. Außerdem sei es schwer, in Zukunft talentierte Mitarbeiter zu finden, wenn die Frage der Bezüge der Willkür des Finanzministeriums ausgesetzt sei.


Aus: "Banken: AIG zahlt Deutscher Bank Milliarden" von Markus Ziener (16.03.2009)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/aig-zahlt-deutscher-bank-milliarden;2203816 (http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/aig-zahlt-deutscher-bank-milliarden;2203816)

Title: [Diskretion, Vertraulichkeit, Rechtssicherheit... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 18, 2009, 11:18:41 AM
Quote[...] Bei den Vermögensverwaltungsbanken in Liechtenstein ziehen reiche Kunden angesichts der Diskussionen um Steuern und Bankgeheimnis weiterhin Geld ab. Bei der im Besitz des Fürstenhauses stehenden LGT Group zogen Kunden nach Angaben vom Dienstag aus Konten und Depots in Liechtenstein im letzten Jahr 4,7 Mrd. Franken (3 Mrd. Euro) ab.

[...] Unter dem Strich zeigte sich LGT-Chef Prinz Max von und zu Liechtenstein aber zufrieden. Der Gewinnrückgang um 36 Prozent auf 163 Mio. Franken sei angesichts der Finanzkrise und der Diskussionen um Liechtenstein zufriedenstellen. In den ersten beiden Monaten habe sich an den Geschäftstrends im Vergleich zum Vorjahr nicht viel geändert.

Saldiert 1,3 Mrd. Franken an Kundengeldern wanderten im vergangenen Jahr aus den Tresoren der LGT. Im Februar 2008 war die Bank in die Schlagzeilen gekommen, weil ein Angestellter LGT-Kundendaten stahl und den deutschen Steuerbehörden aushändigte. Die Folge war ein Steuerskandal in mehreren Staaten.

[...] Die Bank ist indessen zuversichtlich, dass der Geldabfluss endet. "Die Ursachen des Abflusses sind bekannt", sagte Finanzchef Olivier de Perregaux. Wieviel unversteuertes Geld aus dem Ausland noch bei der LGT liegt, verrät die Bank nicht.

Der "Paradigmenwechsel" im Umgang mit Steueroasen werde die LGT Group überstehen, ist sich Prinz Max gewiss. "Die Treuhandabteilung haben wir verkauft, und wir fokussieren uns nun auf das Kerngeschäft", sagte der LGT-Chef.

(APA/Reuters/sda)


Aus: "Reiche ziehen Milliarden aus Liechtenstein ab - Manchem Ausländer ist das kleine Fürstentum Liechtenstein als Hort des Vermögens nicht mehr sicher genug" (17.03.2009)
Quelle:  http://www.wirtschaftsblatt.at/home/international/wirtschaftspolitik/366540/index.do (http://www.wirtschaftsblatt.at/home/international/wirtschaftspolitik/366540/index.do)

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Quote[...] Manager von vermeintlich sicheren Rentenfonds haben ohne Wissen der Anleger auf riskante Papiere gesetzt und hohe Verluste gemacht. Wie die Stiftung Warentest in der Zeitschrift "Finanztest" berichtet, haben durch die Fehlspekulationen im vergangenen Jahr viele Fonds schlechter abgeschnitten als der Anleihenmarkt im Durchschnitt. Anleger, die davon ausgingen, ihr Geld sei über ihren Fonds sicher in soliden Zinspapieren angelegt, haben in den vergangenen zwölf Monaten deshalb Geld verloren, einige weit über 20 Prozent.

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Aus: "Anleger haben mit Rentenfonds bis zu 20 Prozent verloren" (17.03.2009)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/2/20090317/tts-anleger-haben-mit-rentenfonds-bis-zu-c1b2fc3.html (http://de.news.yahoo.com/2/20090317/tts-anleger-haben-mit-rentenfonds-bis-zu-c1b2fc3.html)

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Quote[...] Im letzten Juli setzte London eine Untersuchungskommission unter der Leitung des pensionierten Richters Robin Auld ein. Die Befürchtungen, dass es im britischen Übersee-Gebiet der Turks- und Caicosinseln nicht mit rechten Dingen zu und hergeht, sollten genau untersucht und abgeklärt werden.

Und Auld wurde fündig: In einem ersten Zwischenbericht werden miserable Zustände auf den beiden Karibikinseln angeprangert, wie die britische Zeitung «The Guardian» schreibt: «Vermutlich systematische Korruption in hohem Masse, klare Signale über politisch unmoralisches Handeln und eine generelle Inkompetenz der Administration», lautet das vernichtende Urteil der Experten.

[...] Für den britischen Premier Gordon Brown kommt diese Geschichte zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Er steht mit an der Spitze einer «Anti-Steueroasen-Koalition» die mehr Transparenz im internationalen Steuerwettbewerb fordert.

Wie es in dem Bericht des «Guardian» weiter heisst, fiel in dem Expertenbericht kein Wort über Geldwäscherei und Steuerhinterziehung. Das Blatt zitiert aber Insider, die von solchen Praktiken auf den Turks- und Caicosinseln wissen wollen. «Es gibt den starken Verdacht, dass viel Übersee-Vermögen dort landet. Und das Finanzsystem ist angelegt, um Geld zu verstecken», steht im Blatt.

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Aus: "«Systematische Korruption» in britischen Steuerparadiesen" Von Matthias Chapman (17.03.2009)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Systematische-Korruption-in-britischen-Steuerparadiesen/story/17256137 (http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Systematische-Korruption-in-britischen-Steuerparadiesen/story/17256137)

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Quote[...] Banken in Deutschland helfen Schweizern einem Zeitungsbericht zufolge beim Verstecken von Schwarzgeld. Banken im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Deutschland gäben Ratschläge, wie größere Summen an nicht versteuertem Geld vor dem Fiskus verborgen werden können, berichtete der Schweizer "Tages-Anzeiger" unter Berufung auf verdeckte Recherchen. [...]

Wie die Zeitung berichtete, hätten die Deutsche Bank und die Dresdner Bank in Lörrach an der deutsch-schweizerischen Grenze den verdeckt recherchierenden Reportern geraten, zwei parallele Konten einzurichten. Bei einem der Konten werde die Korrespondenz in die Schweiz geschickt, beim anderen Konto lagerten die Briefe vor dem Fiskus versteckt bei der Bank.

Der Reporter der Zeitung hatte jeweils angefragt, wie er mehrere hunderttausend Schweizer Franken, die unversteuert waren, anlegen könnte. Andere Banken im Grenzgebiet, darunter eine Sparkasse, hatten dem Bericht zufolge zurückhaltender auf ähnliche Anliegen der Reporter reagiert.

Bei einer verdeckten Anfrage bei der Deutschen Bank in Zürich habe ein Mitarbeiter ebenfalls zu zwei Konten geraten. Der Berater habe zugleich davon abgeraten, das Geld über die Grenze nach Deutschland zu verschieben. In der Schweiz genössen Bankkunden "Diskretion, Vertraulichkeit, Rechtssicherheit", zitierte das Blatt den Mitarbeiter. Deutschland habe davon keine Ahnung.

Laut dem Blatt stammt bei Banken in der Grenzregion jeder zweite bis dritte Kunde aus der Schweiz. Viele davon werden demnach allerdings von ganz legalen Vorzügen angelockt, von vergleichsweise hohen Zinsen etwa. Die Bundesregierung hatte der Schweiz zuletzt wiederholt vorgeworfen, Steuersünder vor Strafverfolgung zu schützen. Zuletzt hatte die Schweiz unter internationalem Druck eine Lockerung ihres Bankgeheimnisses in Aussicht gestellt.

Die Deutsche Bank erklärte in Reaktion auf den Zeitungsbericht, sie distanziere sich "ausdrücklich von Anlagemöglichkeiten für Kapital, das der Steuer hinterzogen werden soll". Alle bei der Bank getätigten Geldanlagen entsprächen "den geltenden gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben".

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Aus: "AFP: Deutsche Banken helfen angeblich bei Steuerhinterziehung" (17. März 2009)
Quelle: http://de.biz.yahoo.com/17032009/286/finance2001-deutsche-banken-helfen-angeblich-steuerhinterziehung.html (http://de.biz.yahoo.com/17032009/286/finance2001-deutsche-banken-helfen-angeblich-steuerhinterziehung.html)

Title: [Zusätzliche Liquidität... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 19, 2009, 11:58:29 AM
Quote[...] Die Federal Reserve kündigte am Mittwoch den Kauf von hypothekenbesicherten Wertpapieren und Staatsanleihen im Wert von mehr als einer Billion Dollar (770 Mrd Euro) an, um die Bedingungen an den Kreditmärkten zu verbessern. Zugleich beließ die Zentralbank den US-Leitzins auf seinem historischen Tiefstand von knapp über null Prozent, der Mitte Dezember festgelegt worden war.

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Aus: "dpa - Fed: Neue Billionen-Spritze gegen Kreditklemme" (Mittwoch 18. März 2009)
Quelle: http://de.biz.yahoo.com/18032009/3/fed-billionen-spritze-kreditklemme.html (http://de.biz.yahoo.com/18032009/3/fed-billionen-spritze-kreditklemme.html)

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Quote[...] FRANKFURT (Dow Jones)--Die US-Notenbank hat den Kauf von Staatsanleihen und die Ausweitung ihrer Kreditprogramme angekündigt, um die schwerste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg mit zusätzlichen geldpolitischen Impulsen zu bekämpfen. Die bereits sehr niedrige Zielspanne für Tagesgeld werde zudem zwischen 0% und 0,25% unverändert gelassen, teilte der Offenmarktausschuss (FOMC) der Federal Reserve am Mittwoch mit. Die US-Währungshüter um Fed-Chairman Ben Bernanke warnten, dass die Wirtschaft trotz des niedrigen Zinses vor einer anhaltenden Schrumpfung stehe.

Die US-Notenbank hatte ihren Leitzins im Dezember 2008 auf ein historisches Tief gesenkt und sich damit von der klassischen Zinspolitik verabschiedet. Zusätzliche Impulse für die Wirtschaft können jetzt nur noch über eine Ausweitung der Geldmenge - eine sogenannte quantitative Lockerung - gesetzt werden. Dazu legte die Fed die entsprechenden Beschlüsse vor.

[...] Harm Bandholz von UniCredit sagte, die neuen Maßnahmen wiesen darauf hin, "dass die Fed wegen der wirtschaftlichen Lage sehr viel besorgter ist, als es in ihrem Statement zum Ausdruck kommt". Zudem zeigte er sich überrascht vom einstimmigen Votum: So habe es noch vor einigen Tagen deutliche Vorbehalte in der Fed - unter anderem von Fed-Chef Bernanke selbst - gegen den Kauf von Treasuries gegeben, betonte Bandholz.


Aus: "Fed bekämpft Wirtschaftskrise mit zusätzlicher Liquidität" Von Andreas Plecko (19.03.2009)
Quelle: http://www.faz.net/d/invest/meldung.aspx?id=100522004 (http://www.faz.net/d/invest/meldung.aspx?id=100522004)

Title: [Wir müssen die stillen Einlagen und Genüsse bedienen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 25, 2009, 11:32:13 AM
Quote[...] Der Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS, auch Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung – SoFFin) wurde am 17. Oktober 2008 in einem Eilverfahren beschlossen, bei dem am selben Tag Bundestag und Bundesrat das Finanzmarktstabilisierungsgesetz verabschiedeten, der Bundespräsident das Gesetz sogleich unterzeichnete und so den Fonds ins Leben riefen.[1] Die Rechtsverordnung zu diesem Gesetz wurde am 20. Oktober vom Bundeskabinett verabschiedet.

Die durch das Finanzmarktstabilisierungsgesetz eingerichtete Finanzmarktstabilisierungsanstalt (FMSA) verwaltet den Fonds.

Der Fonds wird in der Form eines Sondervermögens des Bundes gebildet und unterliegt damit nicht den üblichen Regeln der Haushaltsplanung. 65 Prozent der Kosten werden vom Bund und 35 Prozent, maximal aber 7,7 Milliarden Euro, von den Bundesländern getragen. Der Fonds ist bei Verkündung zum 31. Dezember 2009 befristet. Der Fonds hat ein Volumen von 100 Milliarden Euro. Zunächst dürfen in dem Fonds Kredite von bis zu 70 Milliarden Euro zum Erwerb von Problemaktiva und zur Rekapitalisierung (Beteiligung) an Finanzinstitutionen aufgenommen werden. Über einen weiteren Kreditrahmen in Höhe von zehn Milliarden Euro kann mit Einwilligung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages zum selben Zweck verfügt werden. Darüber hinaus wird das Bundesministerium der Finanzen ermächtigt, weitere 20 Milliarden Euro aufzunehmen, um damit Forderungen, die aus Garantie resultieren, zu befriedigen: Die FMSA ist ermächtigt, für bis zum 31. Dezember 2009 begebene Schuldtitel und Verbindlichkeiten der begünstigten Unternehmen Garantien bis zu einer Gesamthöhe von 400 Milliarden Euro auszusprechen. Derzeit sind die Garantien auf 36 Monate befristet.[2] Begünstigte Unternehmen sind:

    * Institute im Sinne des § 1 Abs. 1b des KWG (Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsinstitute),
    * Versicherungsunternehmen und Pensionsfonds im Sinne des § 1 Abs. 1 Nr. 1 und 2 des VAG,
    * Kapitalanlagegesellschaften im Sinne des InvG,
    * Betreiber von Wertpapier- und Terminbörsen

sowie deren Mutterunternehmen. Die Hilfen gelten nur für Unternehmen mit Sitz im Inland. Der Sitz der Soffin ist in Frankfurt/Main, Taunusanlage 6. Geleitet wird der Soffin von Günther Merl (Sprecher des Leitungsausschusses), dem 23 Mitarbeiter unterstehen. Merl gibt diese Position am 31. Januar 2009 auf.[3]Nachfolger wurde der Bankier Hannes Rehm, der am 3. Februar 2009 das Amt antrat.[4]Ebenfalls wurde Christopher Pleister vom Bundestag in den Leitungsausschuss berufen. [5] Pleister trat die Nachfolge von Karlheinz Bentele an, der den Leitungsausschuss schon vor Ende 2008 verlassen hatte. Zusammen mit Gerhard Stratthaus ist damit der dreiköpfige Leitungsausschuss wieder vollständig besetzt.[6] Die Anträge der Soffin werden in Berlin von einem ernannten Lenkungsausschuss entschieden. Diesem Gremium gehören 2008/2009 Jens Weidmann vom Bundeskanzleramt, Axel Nawrath[7] als Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen, Walther Otremba als Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und einem Vertreter der Länder an.[8]

Der Finanzmarktstabilisierungsfonds wird von neun Mitglieder des Deutschen Bundestages überwacht.[9] Die neun Mitglieder dieses Gremiums sind:

    * Albert Rupprecht (CSU, Vorsitz)
    * Leo Dautzenberg (CDU)
    * Jochen-Konrad Fromme (CDU)
    * Hans-Ulrich Krüger (SPD)
    * Carsten Schneider (SPD)
    * Ludwig Stiegler (SPD)
    * Florian Toncar (FDP)
    * Roland Claus (Die Linke)
    * Alexander Bonde (Die Grünen)

Das Gremium tagt einmal in der Sitzungswoche in einem abgeriegelten Raum, wo die Vertreter der Soffin und des Bundesministeriums der Finanzen den Abgeordneten Auskunft geben müssen. Die Befragung und die dort getroffenen Aussagen unterliegen der Geheimhaltung. Dieses Kontrollgremium begann etwa ab November 2008 seine Tätigkeit. Die Banken sind allerdings gesetzlich verpflichtet, Entscheidungen der Soffin, die eine Bedeutung für den Aktienkurs an der Börse haben könnten, zu veröffentlichen. Diese Veröffentlichung könnten Unterstützungen des Eigenkapitals oder gegebene Garantien aus dem Fonds zur Rettung der Banken betreffen.


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Aus: "Finanzmarktstabilisierungsfonds" (20. März 2009)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Soffin (http://de.wikipedia.org/wiki/Soffin)


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Quote[...] Unter Vorsitz des CSU-Abgeordneten Albert Rupprecht (40) wacht das sogenannte Finanzmarktgremium des Bundestags darüber, dass der Soffin sinnvoll umgeht mit den 480 Milliarden Euro, die ihm zur Rettung des deutschen Bankensektors zur Verfügung stehen.

So weit die offizielle Version. In Wahrheit kann von wirksamer Kontrolle kaum die Rede sein. "Noch niemals in der Geschichte der Bundesrepublik wurden derart große Summen mit derart geringer parlamentarischer Kontrolle bewegt", sagt Gerhard Schick (36), finanzpolitischer Sprecher der Grünen. Am Beispiel des Finanzmarktgremiums zeigt sich: Bei der oft konstatierten Machtverschiebung von der Wirtschaft zur Politik handelt es sich genauer betrachtet um eine Verschiebung von der Wirtschaft zur Regierung. Die Legislative bleibt außen vor.

Dass es überhaupt eine laufende parlamentarische Begleitung des Soffin gibt, liegt vor allem an der FDP. Sie hatte die neue Kontrollinstanz im Herbst inoffiziell zur Bedingung für ihre Zustimmung zum Bankenrettungsgesetz gemacht.

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Aus: "Rettungsfonds Soffin - Die Geheimniskrämer" Von Christian Rickens (25.03.2009)
Quelle: http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,608901,00.html (http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,608901,00.html)


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Quote[...] Die angeschlagene HSH Nordbank hat den Soffin darum gebeten, vorgezogene Liquiditätsgarantien in Höhe von zehn Milliarden Euro bereitzustellen. Hintergrund ist ein mögliches Veto der EU Kommission gegen eine geplante Ausschüttung von 200 Millionen Euro an die Halter von Einlagen des Instituts.

Kiel/Hamburg - Die angeschlagene HSH Nordbank hat am Dienstag den Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) darum gebeten, vorgezogene Liquiditätsgarantien in Höhe von zehn Milliarden Euro bereitzustellen. Das geht aus einem Brief der Bank an den Soffin hervor, der der Nachrichtenagentur dpa-afx nach eigenen Angaben vorliegt. Hintergrund ist ein mögliches Einschreiten der EU Kommission gegen eine geplante Ausschüttung von 200 Millionen Euro an die Halter von Einlagen der HSH Nordbank.

Gegenüber manager-magazin.de bestätigte eine HSH-Sprecherin die Position des Vorstandes: "Wir müssen die stillen Einlagen und Genüsse bedienen", so die Sprecherin. "Sollte die EU Kommission feststellen, dass eine Ausschüttung nicht mit ihren Regeln vereinbar ist, müssen wir eine Alternative suchen, um den drohenden Liquiditätsabfluss abzufangen", so die Sprecherin weiter.

Die HSH Nordbank hatte die trotz eines Milliardenverlusts geplante Ausschüttung damit begründet, dass die Anleger Gelder sonst abziehen könnten und sich für die Bank damit die Refinanzierung erschweren würde. Institutionelle Anleger, darunter große Versicherungen, hielten nach früheren Angaben stille Einlagen im Volumen von 900 Millionen Euro an der Bank.

Die EU Kommission werde der Ausschüttung voraussichtlich nicht zustimmen, hieß es in dem Brief weiter. Hamburgs Finanzsenator Michael Freytag (CDU) bestätigte am Dienstag bei einer Sitzung des Haushaltsausschusses der Bürgerschaft, ihm sei zu Ohren gekommen, dass die EU-Kommission rechtliche Bedenken gegen die Auszahlung habe.

Die HSH befürchtet dem Brief zufolge allerdings, dass ohne die Ausschüttung Termineinlagen in Höhe von bis zu zehn Milliarden Euro umgehend abgezogen werden könnten. Das würde die Bank handlungsunfähig machen, heißt es weiter. Aus diesem Grund beantrage die HSH bereits jetzt Garantien in gleicher Höhe.

Es handele sich dabei um Geld, dass der Soffin im Rahmen der langfristigen Garantielinien von bis zu 30 Milliarden Euro bereits zugesichert habe. Von den 30 Milliarden Euro hat die HSH bereits zehn Milliarden erhalten. Die Freigabe der verbleibenden 20 Milliarden Euro mache der Soffin von der Zustimmung der Länderparlamente von Hamburg und Schleswig-Holstein zu der von der HSH benötigten Kapitalspritze abhängig. Nun will die HSH zehn Milliarden Euro auch ohne Zustimmung der Länderparlamente.

Das Paket der Kapitalhilfemaßnahmen muss noch von den beiden Länderparlamenten von Schleswig-Holstein und Hamburg verabschiedet werden. Die beiden Bundesländer halten zusammen knapp 60 Prozent an der HSH. Weiterer Eigentümer ist der US-Finanzinvestor Christopher Flowers. Die Entscheidungen waren für kommende Woche geplant, erfordern aber einen testierten Jahresabschluss bis zum Freitag dieser Woche.

Die Regierungsfraktionen von CDU und SPD in Schleswig-Holstein legten dem Landtag am Dienstag ihre Bedingungen für eine Zustimmung zum Rettungsplan für die HSH Nordbank vor. Ihr "Ja" zu den geplanten Hilfen in Milliardenhöhe knüpfen die Vorsitzenden darin unter anderem an eine umfassende Kontrolle der Geschäfte der Bank und an die Zusage der Regierung, sich nachdrücklich um Hilfen des Sonderfonds Soffin zu bemühen.

Um überleben zu können, benötigt das Institut von seinen Eignern drei Milliarden Euro frisches Kapital sowie Garantien von weiteren zehn Milliarden Euro. Dazu hatten sich die Landesregierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein am Dienstag grundsätzlich bereit erklärt. Die HSH schrieb im vergangenen Jahr wegen massiver Abschreibungen in Folge der Finanzmarktkrise einen Vorsteuerverlust von 2,8 Milliarden Euro.

Bafin und Soffin sehen keine Alternative zur Rettung der HSH Nordbank und mahnten die Landesregierung bereits in der vergangenen Woche zur Eile. Eine zu lange Bedenkzeit nehme der Markt übel, sagte Bafin-Präsident Jochen Sanio.

Mit einer Debatte im Kieler Landtag geht der Streit um die Rettung der angeschlagenen HSH Nordbank an diesem Mittwoch in die entscheidende Phase. Die Schleswig-Holsteiner Abgeordneten von CDU, SPD, FDP und Grünen beraten zunächst in erster Lesung über den Rettungsplan. Die Entscheidung in Kiel wird Ende kommender Woche erwartet.

manager-magazin.de mit Material von dpa-afx und reuters


Aus: "Soffin - HSH bittet um zehn Milliarden Euro" (24.03.2009 )
Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,615302,00.html (http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,615302,00.html)

Title: [Abendliche Pokerrunden... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 26, 2009, 12:54:12 PM
Quote[...] Ihn hätten seine christlichen Wertvorstellungen veranlasst, über die Missstände bei HBOS zu berichten, sagt Moore. Immer wieder sei versucht worden, ihn zum Schweigen zu verdonnern, erzählt der Dissident. Risikocontroller Moore fing 2002 bei HBOS an. Schon bald stellte er fest, dass das Institut seine Kreditvergabe über alle Maßen ausweitete. Das Geschäftskonzept schien für den Baufinanzierer zu funktionieren, solange er sich mit billigem Geld auf dem internationalen Kapitalmarkt eindecken konnte. Bald nahm HBOS so viel Geld auf, wie der italienische Staat pro Jahr an Schulden macht, sagt Moore. Das Geld setzte HBOS unter anderem für Gewerbeimmobilien-Investments in ganz Europa ein, darunter auch in Deutschland.

Doch diese Strategie stand auf tönernen Füßen. Sie scheiterte schließlich, als sich die Schockwellen der Kreditkrise rund um den Globus ausbreiteten. 2005 warnte Moore in einem internen Bericht an den Vorstand, dass die in der Bank gepflegte "aggressive Verkaufskultur" unverantwortlich sei. Zuvor hatte er 145 Beschäftigte in den Kreditabteilungen interviewt, um ihre Meinung zu erfahren. Dabei kam heraus, dass viele unter dem massiven Druck ihrer Vorgesetzten litten, die Umsatzzahlen zu erhöhen. Doch der Vorstand wollte von Moores kritischen Ergebnissen nichts wissen. Stattdessen erhielt er die Kündigung.

Eine anschließende Prüfung der Wirtschaftsprüfer-Gesellschaft KPMG verteidigte die Entscheidung des Bankvorstands. Nach Meinung Moores war dies jedoch nur ein Versuch der "Weißwaschung", ebenso wie eine schlampig geführte Untersuchung der Finanzaufsicht FSA. "Sie tat alles, um dem Vorstand nach dem Mund zu reden", sagt Moore.

Einen erhellenden Blick in die angeblich so feine Bankerwelt liefert jetzt auch ein anderer Whistleblower, der für die Großbank Barclays arbeitete. Der Mann oder die Frau, deren Identität nicht veröffentlicht ist, offenbarte sich der liberalen Oppositionspartei im britischen Unterhaus. Der Guardian zitierte aus den brisanten Dokumenten, obwohl er gerichtlich dazu gezwungen wurde, viele Stellen zu schwärzen. Barclays protestierte gegen die Veröffentlichung aus der Arbeit des sogenannten Structured-Capital-Market-(SCM)-Teams.


Dennoch wurde einiges bekannt, etwa wie die hochbezahlten Spezialisten arbeiten, um für die Bank Steuersparmodelle zu entwickeln. Durch diese Transaktionen, die über Offshore-Firmen in Steueroasen wie den Cayman-Inseln laufen, sollen Barclays angeblich etwa eine Milliarde Pfund pro Jahr an Gewinn zufließen. Illegal sind die Steuervermeidungsstrategien zwar nicht unbedingt. Doch bei der Regierung wächst die Kritik an der Bankführung, die überlegt, faule Wertpapiere über ein milliardenschweres Hilfspaket des Staates absichern zu lassen.

Wo viel Geld fließt, wird auch gefeiert. Der unbekannte Whistleblower berichtet über Champagnergelage des SCM-Teams ebenso wie über abendliche Pokerrunden. Der Einsatz: angeblich Hunderttausende Pfund. Doch verlieren konnte der SCM-Chef offenbar nicht: Weil ein Mitarbeiter besser pokerte, soll ihm später seine Bonuszahlung entsprechend gekürzt worden sein.

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Aus: "Ex-Banker beichten - Kreditrausch und Champagnerpartys" (26.03.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/353/462965/text/6/ (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/353/462965/text/6/)

Title: [Pflichtverletzungen "intern geklärt"... (IKB)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 26, 2009, 12:59:47 PM
Quote[...] Die Sanierung der Beinahe-Pleite-Bank IKB durfte öffentlich sein. Die Untersuchung der Managerfehler dagegen muss geheim bleiben. Trotz des Protests von gut 600 Kleinaktionären in der Hauptversammlung.

Düsseldorf. Ihre Stimme überschlug sich und wurde mehrfach von aufgebrachten Aktionären übertönt. Aber das konnte der Frankfurter Rechtsanwältin Ulrike Binder egal sein.

Ihr Votum auf der außerordentlichen Hauptversammlung der Düsseldorfer IKB war 530 Millionen Euro wert: Binder vertrat Lone Star, den Hauptaktionär der Deutschen Industriebank, und konnte mit 90 Prozent der Aktien die wütenden Anteilseigner locker überstimmen.

So kam Lone Star seinen umstrittenen Willen: Ob die früheren Aufsichtsräte und Vorstände ihre Pflicht verletzt und damit den Beinahe-Kollaps der Bank verschuldet haben, das soll nicht weiter überprüft werden. Die laufende Sonderprüfung wird gestoppt.

Damit wird der erste Sündenfall unter den deutschen Finanzinstituten nur noch schwerlich aufzuklären sein. Die IKB war im Sommer 2007 die erste Bank, die über ihre Fehlspekulationen im amerikanischen Immobilienmarkt kurz vor der Pleite stand. Die einstige Mittelstandsbank hatte Milliarden in unseriöse Immobilien investiert.

Bundesregierung und staatliche KfW-Bank pumpten zehn Milliarden Euro in die Bank. Monate später kaufte der US-Finanzinvestor Lone-Star für eine geschätzte Summe von wenig mehr als 100 Millionen Euro das Traditionshaus. So profitierte das Institut aus Dallas von der Beinahe-Pleite.

Die Prüfung bleibt aus, denn die gewonnenen Erkenntnisse könnten möglicherweise eine "unbegründete Klageflut" zur Folge haben, versuchte der Vorstandsvorsitzende der IKB-Bank, Hans-Jörg Schüttler, den aufgebrachten Aktionären zu erklären.

Dies könne die krisengeschüttelte Gesellschaft in ihrer Existenz gefährden. Die 600 Kleinaktionäre buhten. Schon jetzt sind am Landgericht Düsseldorf noch rund 100 Klagen geschädigter Kleinaktionäre anhängig.

Auch Carsten Heise, Vertreter der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) forderte eine Prüfung ein. Die Rettung der Bank habe Steuerzahler und Aktionäre Milliarden gekostet. Sollen "die Verantwortlichen nie zur Rechenschaft gezogen werden?", rief der Düsseldorfer Rechtsanwalt. Es liege im öffentlichen Interesse, "Ross und Reiter" zu nennen.

Denn die Banker und Aufsichtsräte haben offenbar rechtzeitige Warnungen vor der Krise am amerikanischen Wohnungsmarkt in den Wind geschlagen. Dies legt ein früherer Bericht der Wirtschaftsprüfer von Pricewaterhouse Coopers (PwC) nahe.

Demnach verwies schon 2004 ein interner Prüfbericht auf nicht "unerhebliche Risiken" aus Finanzgeschäften im US-Immobilienmarkt. Zwei Jahre später heißt es in einem Bericht des Beirats einer Tochtergesellschaft schon, ein "Worst Case Szenario" sei wahrscheinlich.

In den folgenden Monaten wurden laut PwC die Manager nur lückenhaft informiert und die Öffentlichkeit getäuscht: Als die ersten amerikanischen Kreditbanken trudelten, bringt die IKB entgegen besseren Wissens positive Pressemitteilungen heraus, die nun für "bedenklich" erachtet werden. Es liegt nahe, das nun auch die Sonderprüfer auf ähnliche Mängel gestoßen wäre.

Nun sollen alle diese Fehler und Pflichtverletzungen nur noch "intern geklärt" werden. "Ausgerechnet die Organe, die uns in die Krise geführt haben, sollen über das Desaster aufklären", sagt Markus Kienle, Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger.



Aus: "Mittelstandsbank - Die Sünden der IKB bleiben geheim" VON ANNIKA JOERES (25.03.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/1699168_Mittelstandsbank-Die-Suenden-der-IKB-bleiben-geheim.html (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/1699168_Mittelstandsbank-Die-Suenden-der-IKB-bleiben-geheim.html)

Title: [Risikoübernahme... (BRD, Finanzmarktstabilisierungsgesetz)]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 21, 2009, 10:38:32 AM
Quote[...] Warum Banken retten, Bürger aber nicht? Der Münchner Rechtsanwalt Peter Mattil sieht darin eine Verletzung des Grundrechts auf Gleichbehandlung. Deshalb hat er Verfassungsbeschwerde eingereicht, gegen das nach Ausbruch der Finanzkrise verabschiedete Finanzmarktstabilisierungsgesetz. Stein des Anstoßes: der darin enthaltene Paragraph acht, "Risikoübernahme".

Peter Mattil, Rechtsanwalt: "Nach Paragraph acht des Gesetzes kann der Fonds von Unternehmen des Finanzsektors, also von Banken, erworbene Risikopositionen, insbesondere Wertpapiere erwerben."
report MÜNCHEN: "Was heißt das jetzt genau?"
Peter Mattil: "Wenn jetzt eine Bank notleidende Wertpapiere hat, so genannte toxische Wertpapiere, also solche die wertlos oder gefährdet, die können die Banken an diesen Sonderfonds Soffin verkaufen und dadurch ihr Geld wieder bekommen."
report MÜNCHEN: "Wenn Sie das mit Ihren Fällen vergleichen?"
Peter Mattil: "Ist das himmelschreiend ungerecht. Wir haben hier viele Kleinanleger, Rentner, die haben ihre Ersparnisse von 30.000 Euro in Papieren angelegt, die wertlos sind und sie kriegen keinen Cents vom Staat."

Der Hamburger Finanzexperte Professor Udo Reifner hält das Gesetz, ja das ganze Finanzkrisenmanagement der Politik für unausgewogen. Es kranke insbesondere daran, dass die Banken, die eigentlichen Verursacher der Misere, überall ihre Finger drin hätten:

Prof. Udo Reifner, Institut für Finanzdienstleistungen: "Ich kann nachvollziehen, dass die Bürger entsetzt darüber sind. Das Problem aktuell ist, dass diejenigen, die retten, sich selber retten. Es ist ja nicht der Bürger, der im Augenblick die Konzepte macht, sondern es sind die Banker, die die Konzepte machen und die denken nur an sich und an ihr System."

Das beste Beispiel: Das Finanzmarktstabilisierungsgesetz selbst. Nach Recherchen von report MÜNCHEN saßen Bankenanwälte beim Gesetzesentwurf mit am Tisch, als Deutschlands Finanzsystem vergangenen Oktober akut gefährdet war! Hier, am Potsdamer Platz, in der renommierten amerikanischen Kanzlei Freshfields wurde Tag und Nacht am Finanzmarktstabilisierungsgesetz gefeilt, heißt es hinter den Kulissen. Im Telefonat mit report MÜNCHEN räumt die Kanzlei ein, ja, man habe "mitgearbeitet" am Gesetzesentwurf. Durfte das Finanzministerium die Kanzlei einschalten? Der Sprecher des Finanzministers erklärt dazu gestern:

Torsten Albig, Bundesministerium der Finanzen: "Was wir machen ist, dass wir uns beraten lassen, durch Expertise am Markt, hier durch Kapitalmarktjuristen, bei bestimmten Vorhaben, das tun wir regelmäßig, das tun auch alle anderen Ressorts in den Bereichen, wo ganz besondere Expertise gefragt ist."

Der FDP-Abgeordnete Frank Schäffler hat nachgeforscht. Wurde da unabhängiger Rat eingeholt oder war da noch mehr?

Frank Schäffler, FDP-Finanzausschuss Bundestag: "Nach unserer Erkenntnis hat Freshfields diesen Gesetzentwurf komplett geschrieben. Und das ist ein Skandal. Das hat es in Deutschland so in dieser Form noch nicht gegeben, dass eben eine Rechtsanwaltskanzlei Gesetze schreibt und nicht das Ministerium die Gesetze schreibt, so wie man es eben glaubt. Und deshalb, finde ich, müssen daraus auch Konsequenzen gezogen werden."

Mit der Antwort auf die parlamentarische Anfrage von Frank Schäffler teilt das Finanzministerium jetzt mit: Die Kanzlei Freshfields sei seit Ausbruch der Krise für insgesamt drei Vorhaben beauftragt worden. Pikant: Freshfields gilt als banknah. Wohin in die Finanzwelt gibt es Verbindungen? In die Suchleiste der Homepage von Freshfields geben wir "Bank" ein und finden tatsächlich zahlreiche Mandate. So hat die Kanzlei an der Fusion von Hypo-Vereinsbank mit Unicredito mitgewirkt. Und auch zur Krisenbank Hypo Real Estate gibt es enge Verbindungen, von deren Kreditverkäufen bis hin zum Kauf der DEPFA, die schon lange zur Kundschaft zählte. Beim Bund der Steuerzahler hält man das für skandalös.

Reiner Holznagel, Bund der Steuerzahler: "Es ist natürlich nicht in Ordnung. Das Gesetz muss in den Ministerien, insbesondere im Finanzministerium vor entwickelt werden. Und es muss dann im Bundestag verfeinert werden. Schließlich haben wir ein Parlament und nur das Parlament kann Gesetze verabschieden. Vor dem Hintergrund ist es nicht in Ordnung. Gleichwohl ist es schon gut, wenn Fachverstand hinzugezogen wird, aber dass der Fachverstand bzw., dass Kanzleien hier Gesetze schreiben, das geht eindeutig zu weit."

Die Opfer der Finanzkrise hoffen, dass endlich Schluss ist mit dem Einfluss der Banken auf die Politik. Ihnen half bisher keiner. Jetzt hoffen sie auf die Entscheidung der Verfassungsrichter, vielleicht wird das für sie unfaire Gesetz ja gekippt.


Aus: "Rettungsschirm für Banken  Bürger gehen leer aus" Von Sabina Wolf (20.04.2009)
Quelle: http://www.br-online.de/das-erste/report-muenchen/report-banken-wertpapiere-ID1239906872046.xml (http://www.br-online.de/das-erste/report-muenchen/report-banken-wertpapiere-ID1239906872046.xml)

Title: [Ein solcher Schritt wäre der Bevölkerung psychologisch nicht... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 04, 2009, 12:32:21 PM
Quote[...] Deutsche Institute sitzen auf hochriskanten, strukturierten Wertpapieren mit einem gigantischen Volumen. Das Finanzministerium taxiert den Nennwert auf rund 850 Milliarden Euro. Das entspricht fast dem Dreifachen des Bundeshaushalts für dieses Jahr.

...

QuoteBürger (03.05.2009 15:34)
Toxischer Müll
Banken haben Narrenfreiheit! Alle diese wertlosen Papiere haben die Banken selbst erzeugt. Game over!  ...


QuoteMausu   (03.05.2009 14:58)
Die Banken übernehmen die Steuergelder
Das ist eine Enteignung in die andere Richtung


QuoteSager (03.05.2009 14:12)
Wo waren die ganzen Jahre die
hochbezahlten Kontrollorgane? In Deutschland wird doch alles kontrolliert, sogar der Fettgehalt der Pflastersteine, nur die Banken können machen was sie wollen. Das kann doch nicht wahr sein. ...


Aus: "Banken - Immer größere Rettungsschirme" (03.05.09)
Quelle: http://www.focus.de/finanzen/boerse/aktien/tid-14100/banken-immer-groessere-rettungsschirme_aid_394282.html (http://www.focus.de/finanzen/boerse/aktien/tid-14100/banken-immer-groessere-rettungsschirme_aid_394282.html)

-.-

Quote[...] Nach Berechnungen der Unions-Bundestagsfraktion wird der Bund zwischen 2009 und 2013 einschließlich der Konjunktur- und Bankenrettungspakete mindestens 400 Milliarden Euro neue Kredite aufnehmen müssen. Das ist das Zehnfache der vor Monaten erwarteten Summe.

Darin berücksichtigt sind auch mögliche Ausfälle von Bundesgarantien aus den Hilfspaketen. Die Summe könnte am Ende sogar noch höher ausfallen, da in der ,,Grobrechnung" der Union ein geringerer Wachstumseinbruch als die sechs Prozent in diesem Jahr unterstellt wurde. Mögliche Belastungen wegen der ,,Bad-Bank"- Pläne zur Entlastung der Bank-Bilanzen sind ebenfalls nicht berücksichtigt.

Auch aus dem Gesundheitssektor kommen neue Belastungen auf den Bund zu. Nach Berechnungen des Schätzerkreises fehlen den gesetzlichen Krankenversicherungen rezessionsbedingt in diesem Jahr 2,9 Milliarden Euro, die mit Steuergeldern im Gesundheitsfonds ausgeglichen werden müssen.

Für 2009 wird laut Regierungskreisen erwartet, dass der Bund bis zu 80 Milliarden Euro neue Schulden aufnehmen muss. Ein zweiter Nachtragsetat, der die Mindereinnahmen und Mehrkosten des Bundes abbildet, wird voraussichtlich am 20. Mai vorgelegt.

Trotz der wachsenden Löcher im Bundeshaushalt schließt Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) generelle Steuererhöhungen bis Ende der nächsten Wahlperiode aus. Ein solcher Schritt wäre der Bevölkerung psychologisch nicht zu vermitteln, sagte er in Berlin.

dpa/ap


Aus: "400 Milliarden neue Schulden" (02.05.09)
Quelle: http://www.merkur-online.de/nachrichten/politik/mm-milliarden-neue-schulden-265417.html (http://www.merkur-online.de/nachrichten/politik/mm-milliarden-neue-schulden-265417.html)

Title: [Vor dem gepflegten Wohnhaus in der Styrmansgatan... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 07, 2009, 12:32:06 PM
Quote[...] STOCKHOLM. Es ist der 16. April 2007, ein früher Montagmorgen. Es herrscht noch Dämmerlicht an diesem Frühlingstag, ein paar Vögel zwitschern schon. Vor dem gepflegten Wohnhaus in der Styrmansgatan im noblen Stockholmer Stadtteil Östermalm sind mehrere Polizeiwagen vorgefahren. Vorsichtig bewegt sich eine Gruppe Beamter in Richtung Eingangstür, eine andere bewacht den Hinterausgang. Fluchtgefahr? Möglicherweise. Eine Szene wie in einem Wallander-Krimi.

Kurz nach sieben dann klingeln die Beamten an einer der Wohnungstüren. Ein Mann, 36 Jahre alt, öffnet, die Polizisten stürmen hinein und werden rasch fündig: Drei Millionen Kronen, das sind rund 300 000 Euro, liegen versteckt in einem Koffer. Der Mann wird abgeführt und bereits um 7.53 Uhr dem Haftrichter vorgeführt.

Ortswechsel: In Lidingo, eine mit der schwedischen Hauptstadt über eine vierspurige Brücke verbundene Insel und Domizil zahlreicher Prominenter, findet nahezu zeitgleich eine zweite Razzia statt. Die Polizisten postieren sich vor einer gelben Holzvilla und verschaffen sich auf Kommando Eintritt. Auch hier landen sie einen Treffer. Diesmal erinnert das Geldversteck eher an einen billigen Spionagethriller: In der Füllung eines Kindersitzes entdecken die Beamten eine halbe Million Kronen in ausländischen Scheinen. Der 37-jährige Hausbesitzer wird ebenfalls abgeführt. Zuvor hatte er noch versucht, ein Handy voller Beweismaterial aus dem Fenster zu werfen. Sein Pech: Das Gerät landet in den Händen eines vor dem Haus postierten Polizisten.

Zwei Jahre und einen mehr als 10 000 Seiten starken Untersuchungsbericht später steht fest: Die frühmorgendliche Polizeiaktion hat den größten Insiderskandal der schwedischen Wirtschaftsgeschichte aufgedeckt und durch eine umfassende Medienberichterstattung auch die breite Öffentlichkeit erstmals auf das Thema Insidergeschäfte aufmerksam gemacht. Mittlerweile sind fünf Männer im Alter zwischen 34 und 40 Jahren wegen schweren Betrugs angeklagt, ein sechster der Mithilfe. Sie alle sollen zwischen 2005 und 2007 ihre Kenntnisse von Übernahmen, Fusionen und anderen kursrelevanten Ereignissen genutzt haben, um am Aktienmarkt kräftig Kasse zu machen.

Unter den Angeklagten sind Mitarbeiter der Investmentbanken Morgan Stanley und Carnegie, der größten nordeuropäischen Bank Nordea, ein SEB-Mitarbeiter in Luxemburg und ein professioneller Poker-Spieler.

[...] Die Beschuldigten leugnen, sagen, "dass alle unsere Aktiengeschäfte auf Grundlage öffentlich zugänglicher Information durchgeführt" worden seien.

Vor Gericht werden sie allerdings erklären müssen, wieso sie binnen zwei Jahren ihr Startkapital von fünf Millionen Kronen auf 144,6 Millionen Kronen steigern konnten und Aktien im Wert von 1,3 Milliarden Kronen umsetzten. Insgesamt haben sie 60 Aktiengeschäfte in dieser Zeit durchgeführt, die überwiegende Mehrheit mit Riesengewinn, der zum überwiegenden Teil auf Schweizer Bankkonten verschwunden ist und nur zum Teil in bar sichergestellt werden konnte.

Die Anklage bezieht sich nur auf 21 Fälle.

...


Aus: "Insiderskandal in Schweden: Deckname Ophelia" von Helmut Steuer (06.05.2009)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-inside/insiderskandal-in-schweden-deckname-ophelia;2265631 (http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-inside/insiderskandal-in-schweden-deckname-ophelia;2265631)

Title: [Die griechische Staatsanwaltschaft will erfahren haben... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 03, 2009, 09:59:14 AM
Quote[...] Bei dem Ex-Manager handelt es sich um den ehemaligen Finanzchef der Siemens-Landesgesellschaft in Griechenland, Christos Karavelas. Er war vergangene Woche trotz einer Vorladung nicht vor dem Staatsanwalt in Athen erschienen. Daraufhin wurde ein internationaler Haftbefehl gegen ihn ausgestellt. Zuvor war bereits der frühere Siemens-Landeschef in Griechenland, Michael Christoforakos, untergetaucht. Beide sollen nach Informationen der griechischen Presse in Deutschland sein.

Die griechische Staatsanwaltschaft will erfahren haben, dass Karavelas insgesamt rund vier Millionen Euro nach Uruguay transferierte. In Athen befinden sich bereits ein ehemals hoher Funktionär der griechischen Telekom OTE und zwei frühere Manager von Siemens Griechenland in Untersuchungshaft. Von Christoforakos und den anderen Ex-Managern hatte sich der Elektrokonzern 2007 getrennt. Ihm und anderen 33 Personen, darunter auch ein ehemaliger deutscher Topmanager des Konzerns, wird unter anderem Bestechung vorgeworfen. In dem Schmiergeldskandal geht es um dubiose Zahlungen von 1,3 Milliarden Euro, die im Ausland zur Erlangung von Aufträgen eingesetzt worden sein sollen.

...


Aus: "Neue Festnahmen in Siemens-Skandal" (02.06.2009)
Quelle: http://futurezone.orf.at/stories/1603913/ (http://futurezone.orf.at/stories/1603913/)

Title: [Im doppelten Boden eines Koffers... ]
Post by: lemonhorse on June 13, 2009, 12:12:37 PM
Quote[...] Chiasso - Die italienische Finanzpolizei hat an der Schweizer Grenze einen außergewöhnlichen Fund gemacht: Zwei Japaner hatten im doppelten Boden eines Koffers US-Anleihen im Nennwert von 134 Milliarden Dollar (95 Milliarden Euro) versteckt. Ob es sich um einen der größten Schmuggelskandale oder nur um eine Fälschung handelte, wurde am Freitag noch geprüft. Die mit der Bahn reisenden etwa 50-jährigen Japaner erklärten bei der Grenzkontrolle Anfang Juni, sie hätten nichts zu verzollen, wie ein Sprecher der Finanzpolizei am Freitag sagte.

...


Aus: "Zoll entdeckt 134 Milliarden Dollar" (13.06.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/X5t38x/2927591/Zoll-entdeckt-134-Milliarden-Dollar.html (http://www.sueddeutsche.de/X5t38x/2927591/Zoll-entdeckt-134-Milliarden-Dollar.html)

Title: [Mechanismen... (Tricks und Konstrukte)]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 17, 2009, 10:22:10 AM
Quote[...] Mit vielfältigen Tricks und Konstrukten verstecken Vermögende ihr Geld vor dem Staat. Ein Überblick.


Die Mechanismen, über die illegitime Finanzströme und grenzübergreifende Steuerhinterziehung abgewickelt werden, sind vielfältig. Sie stellen auf schattenwirtschaftliche Unternehmenskonstrukte in Steueroasen ab, wie die Organisation Tax Justice Network heute in Bern erklärte.

    * Beim sogenannten Re-invoicing findet ein Gütertransfer über Zwischenhändler statt, die ihren Sitz in Schattenfinanzplätzen haben. Dort werden die Produkte «veredelt» und neu in Rechnung gestellt. Doch in der Regel handelt es sich um reine Papiergeschäfte. Die eigentlichen Güter kommen auf ihrem Weg zum Endabnehmer nur selten beim Zwischenhändler in der Steueroase an.

    * Beim Transfer Mis-pricing werden Güter zu fiktiven Preisen zwischen verschiedenen Tochterunternehmen desselben Konzerns gehandelt. Ziel der internen Preismanipulation ist es, die Unternehmensgewinne buchhalterisch vom Ursprungsland in einen Schattenfinanzplatz zu verlagern, der tiefe oder gar keine Gewinnsteuern erhebt.

    * Beim Fraudulent invoicing, der betrügerischen Rechnungslegung, werden Dokumente gefälscht, um den eigentlichen Wert von Exporten und Importen zu verzerren.

    * Weit verbreitet ist auch die Verlagerung von immateriellen Werten in Offshore-Finanzplätze. Dabei verkauft die Konzernzentrale Logos, Marken, Patente und Unternehmensexpertisen günstig an eine Offshore-Tochtergesellschaft, die sie zu überhöhten Preisen an andere Unternehmenstöchter weiterverkauft. Auf diese Weise werden grosse Teile der weltweiten Unternehmensgewinne künstlich zur Tochtergesellschaft im steuergünstigen Offshore-Zentrum verschoben.

(oku/sda)

QuoteArmin Züger
16.06.2009, 19:17 Uhr
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Wenn man den Artikel durchliest, ist ja eigentlich nicht von 'Reichen' oder Privatpersonen die Rede. Der Titel müsste doch eigentlich heissen 'wie Firmen Steuern hinterziehen' .



QuoteJules Bonhomme
16.06.2009, 21:05 Uhr
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Dann haben halt die Staaten mit ihren Regelwerken geschlafen. Aktuell ist von den im Artikel genannten Möglichkeiten einzig das fraudulent invoicing illegal. Bei den anderen Mechanismen handelt es sich um Aktionen, die zwar den treuen Steuerzahler schmerzen, die aber (noch) nicht strafbar sind. Aber offensichtlich ist niemand daran interessiert, das zu ändern und diese Manipulationen abzustellen.



QuoteHeinz Studer
16.06.2009, 17:49 Uhr
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Es ist erbaulich, diesen Artikel zu lesen, nachdem ich gerade nach Hause gekommen, ein Schreiben der Gemeindeverwaltung meiner Wohngemeinde im Knonaueramt dem Briefkasten entnommen habe, in welchem man mir mitteilt, dass ich teils die Nebenkosten, die Kehrrichtabfuhr, den Wasserzins etc. meines bescheidenen, kleinen REFH nicht an den Steuern abziehen darf. Wirklich erbaulich! Besten Dank!



QuotePeter Schilling
16.06.2009, 20:55 Uhr
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An Heinz Studer: Auch die Mieter können die Nebenkosten (Wasser, Abfallentsorgung etc.) nicht von den Steuern abziehen. So ist es doch tröstlich, dass wenigstens wir Normalen (Mieter u. Eigenheimbesitzer) vor dem Steuergesetz gleich sind.



Quotesusanne beerli
16.06.2009, 17:44 Uhr
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Alles, was nicht verboten ist ist erlaubt, um Steuern zu sparen! Während bei uns kleinen die Möglichkeiten beschränkt sind, ist bei Unternehmen wegen derer strukureller Komplexität viel mehr möglich. Also was solls: Das hats schon immer gegeben.


QuoteMarkus Huwyler
16.06.2009, 17:31 Uhr
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Merkwürdiger Artikel ....! Und von dem wissen natürlich alle noch so grossen Politiker nichts aber rein gar nichts ??! Am Schluss werden alle Steuerzahler bei einer weiteren Konstruierten Finanzblase zur Kasse gebeten ! ....





Aus: "Wie Reiche Steuern hinterziehen" (16.06.2009)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Wie-Reiche-Steuern-hinterziehen/story/26003621 (http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Wie-Reiche-Steuern-hinterziehen/story/26003621)

Title: [Der eindeutige Beschluss des Parlaments... (HSH-Nordbank)]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 30, 2009, 11:19:06 AM
Quote[...] Der Hamburger Senat will der Führungsriege der HSH Nordbank nun doch Boni zahlen. Wie NDR 90,3 am Montag berichtete, sollen Mitglieder von Vorstand und Management zusätzlich zu ihren Jahresgehältern von maximal 500.000 Euro die umstrittenen Sonderzahlungen erhalten. Dem Bericht zufolge stößt der Plan der schwarz-grünen Koalition auf massive Kritik bei der Opposition. Landesbank und Senat machten die gleichen Fehler, die zur katastrophalen Situation bei der Bank geführt hätten, sagte der SPD-Finanzexperte Peter Tschentscher.

Dem Antrag der SPD-Bürgerschaftsfraktion, den HSH-Managern maximal 500.000 Euro Jahresgehalt und keinerlei zusätzliche Boni zu zahlen, hatten Tschentscher zufolge auch die Regierungsparteien CDU und GAL zugestimmt. Nun werde der eindeutige Beschluss des Parlaments vom Senat unterlaufen. Natürlich könne es im Falle einer erfolgreichen Sanierung der Bank eine Art Siegprämie wie im Sport geben, so Tschentscher, allerdings erst in ein paar Jahren. Die GAL betonte, dass die Boni nicht gezahlt würden, sollte die Bank eine beschlossene Garantie über fünf Milliarden Euro in Anspruch nehmen müssen. Die umstrittenen Bonus-Zahlungen sind auch ein Thema auf der Haushaltssitzung der Bürgerschaft an diesem Dienstag.

Unterdessen teilte die Landesbank mit, dass der Aufsichtsrat des Instituts nahezu komplett neu besetzt werde. Auch der Hamburger Finanzsenator Michael Freytag (CDU) sowie die beiden Kieler Minister Rainer Wiegard (CDU) und Lothar Hay (SPD) würden das Gremium verlassen. Damit sitzen keine politischen Vertreter der Haupteigner Hamburg und Schleswig-Holstein mehr im Aufsichtsrat der Bank. Den Angaben zufolge soll auch der New Yorker Investor J. Christopher Flowers aus dem Gremium ausscheiden. Neuer Aufsichtsrats-Vorsitzender werde Hilmar Kopper, Ex-Chef der Deutschen Bank.

Derweil gibt es in Schleswig-Holstein Streit um den Untersuchungsausschuss zur HSH Nordbank. Ein im Auftrag der Staatskanzlei erstelltes Rechtsgutachten kommt nach Informationen der "Lübecker Nachrichten" (Dienstagausgabe) zu dem Ergebnis, dass der Ausschuss nicht korrekt besetzt ist. Betroffen sind demnach die von der Opposition gestellten Abgeordneten Wolfgang Kubicki (FDP), Monika Heinold (Grüne) sowie Lars Harms und Anke Spoorendonk (beide SSW). Durch ihre Tätigkeit im Beirat der Bank seien sie als Beteiligte anzusehen, somit befangen und als Ausschussmitglieder nicht zugelassen. Ein Regierungssprecher bestätigte am Montag, dass das Gutachten in Auftrag gegeben worden sei. Das Schreiben sei jedoch lediglich als Hinweis an den Ausschuss zu sehen, dass der entsprechende Sachverhalt aufgefallen sei. Wie das Gremium damit nun umgehe, müsse es selbst entscheiden.

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Kubicki, der auch stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses ist, kritisierte die Einschätzung des Gutachtens als "Humbug". Es sei verwunderlich, dass die Staatskanzlei ein Gutachten darüber einhole, wie ein Parlamentsausschuss zusammengesetzt sein soll. "Es ist ein Stück aus dem Tollhaus, wenn die Landesregierung Rechtsgutachten einholt, um Ausschussmitglieder herauszukicken", sagte die Finanzexpertin der Grünen, Monika Heinold. Das Gutachten sei ein "böswilliger Angriff", hieß es beim SSW. Der Wissenschaftliche Dienst des Landtages hatte keine Bedenken gegen die Ausschussmitglieder angemeldet.




Aus: "Streit über Boni-Zahlungen für HSH-Nordbank-Manager" (30.06.2009)
Quelle: http://www1.ndr.de/wirtschaft/hshboni100.html (http://www1.ndr.de/wirtschaft/hshboni100.html)

Title: [Dark Pools... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 01, 2009, 05:07:55 PM
Quote[...] In den vergangenen Jahren hat sich an den Aktienmärkten eine Praxis etabliert, die laut den Regulatoren - auf beiden Seiten des Atlantiks - das Potenzial besitzt, die Transparenz des vielbeachteten Aktienmarktes infrage zu stellen. "Dark Pools", dunkle Liquidität, ermöglichen den Aktienhandel abseits der öffentlichen und transparenten Börsen - dort wäre ja ersichtlich, zu welchem Preis und in welcher Größenordnung eine Aktie gehandelt wird. Diese dunklen Wasser sind ziemlich tief: In den USA wird rund jede zwölfte Aktie über Dark Pools gehandelt, 8,4 Prozent des gesamten Handelsvolumens.

Im Unterschied zu den Börsen werden hier allerdings nur wenige Daten an die Außenwelt weitergegeben. Das passt zu den kryptischen Namen, hinter denen sich die Anbieter der geheimen Liquidität verbergen. "Sigma X" heißt etwa der größte Dark Pool in den USA, betrieben von Goldman Sachs.

[...] Die zentrale Befürchtung ist auch die Folge des geheimen Handelns auf die Preisfindung an den Aktienmärkten. Die Vorsitzende der SEC in den USA, Mary Schapiro, versprach vor einer Woche eine Untersuchung der Dark Pools. "Der Mangel an Transparenz (von Dark Pools, Anm.) hat das Potenzial, das öffentliche Vertrauen in die Aktienmärkte zu erschüttern", hat Schapiro deutlich gemacht. In Brüssel kündigte ein Sprecher von EU-Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy an, die Kommission sehe "dringenden Untersuchungsbedarf".

...


Aus: ""Dark Pools" - Die dunklen Ecken des Aktienmarktes" (28. Juni 2009)
Quelle: http://derstandard.at/fs/1245820279808/Dark-Pools-Die-dunklen-Ecken-des-Aktienmarktes (http://derstandard.at/fs/1245820279808/Dark-Pools-Die-dunklen-Ecken-des-Aktienmarktes)

Title: [Milliardengeschäfte im Eilverfahren... (HSH Nordbank)]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 06, 2009, 12:51:55 PM
Quote[...] Vorstand und Aufsichtsrat der schwer angeschlagenen HSH Nordbank haben nach NDR Informationen in der Vergangenheit offenbar gegen die Richtlinien der Finanzaufsicht BaFin verstoßen. Diesen und andere schwere Vorwürfe erhebt ein bislang vertrauliches Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, das NDR Info in Auszügen vorliegt. Darin heißt es unter anderem: "In dem Umstand, dass wesentliche Vorstandsentscheidungen (...) nicht beziehungsweise nicht nachvollziehbar dokumentiert wurden, sehen wir einen Verstoß gegen die Mindestanforderungen an das Risikomanagement."

Dem Aufsichtsrat warfen die Prüfer "fehlende Nachvollziehbarkeit einer kritischen Auseinandersetzung" bei bestimmten Transaktionen vor. Dem Gutachten zufolge wurden Milliardengeschäfte im Eilverfahren durchgesetzt und Vorstände unzureichend informiert. Dieses Verhalten habe maßgeblich zu den Verlusten der Jahre 2007 und 2008 beigetragen. Außerdem habe der Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein das nötige qualifizierte Personal gefehlt.

Die HSH Nordbank hatte im vergangenen Jahr 2,7 Milliarden Euro Verlust gemacht. Gerettet wurde sie durch eine Kapitalspritze in Höhe von drei Milliarden Euro sowie weitere Garantien ihrer Hauptanteilseigner. Kurz vor der Entscheidung über diese Finanzhilfe im Frühjahr hatten lediglich einige ausgewählte Abgeordnete des Kieler Landtages und der Hamburgischen Bürgerschaft den offenbar brisanten KPMG-Bericht einsehen dürfen. Den Mitgliedern des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA) wurde der Bericht bisher nicht vorgelegt. Die HSH Nordbank hatte immer wieder Schwachstellen im Risikomanagement eingeräumt, ohne sich jedoch konkret zu äußern.



Aus: "HSH Nordbank: Gutachter erheben schwere Vorwürfe" (06.07.2009)
Quelle: http://www1.ndr.de/wirtschaft/hshnordbank242.html (http://www1.ndr.de/wirtschaft/hshnordbank242.html)

Title: [Die Landesregierungen in Kiel und Hamburg... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 15, 2009, 04:20:28 PM
Quote[...] Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat die Bonuszahlungen an den Chef der angeschlagenen HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, ungewöhnlich heftig kritisiert. "Da kann einem schon der Kragen platzen", sagte Steinbrück am Mittwoch. Nonnenmacher erhält trotz Konzernkrise und massiver Staatshilfen Bonuszahlungen von 2,9 Millionen Euro.

Die HSH Nordbank war in der Finanzkrise in extreme Schieflage geraten und musste von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein mit drei Milliarden Euro gerettet werden. Sie halten nach der Kapitalerhöhung 85,5 Prozent an der Bank.

"Ich finde es unglaublich, dass sich manche Manager ihre Taschen mit dem Geld der Steuerzahler füllen. Ohne staatliche Hilfen in Milliardenhöhe gäbe es seine Bank heute nicht mehr", sagte Steinbrück weiter. Für ihn sei es "eine Frage des Anstands", ob Nonnenmacher oder manch anderer seiner Kollegen Millionenzahlungen einsteckten oder sie sogar einklagten, obwohl sie für Milliardenverluste verantwortlich seien.

Steinbrück kritisierte zudem die zuständigen Landesregierungen: "Mir fehlt ... auch jegliches Verständnis für die Landesregierungen in Kiel und Hamburg, die hier anscheinend beide Augen zudrücken wollen. Bei Hilfen des Bundes gibt es eine klare Regelung: Kapital ohne Gegenleistung gibt es nicht. Dazu gehören neben einer Obergrenze für Vorstandsgehälter auch ein Verzicht auf Bonuszahlungen. Das haben wir konsequent durchgesetzt, warum machen es die Länder nicht auch so?"

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Aus: "Steinbrück entsetzt über Millionen-Bonus für Chef der HSH Nordbank" (15.07.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,636325,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,636325,00.html)

Title: [...in ihren Befürchtungen bestätigt]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 04, 2009, 12:17:59 PM
Quote[...] "Die Isländer fühlen sich durch die Auflistung in ihren Befürchtungen bestätigt, dass die Haupteigentümer die Banken als Selbstbedienungsladen genutzt haben", urteilt der Politikwissenschaftler Audunn Arnorsson.

...


Aus: "Islands Finanzelite am Pranger - Eigner plünderten Kaupthing" von Clemens Bomsdorf (Helsinki, 04.08.2009)
Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Islands-Finanzelite-am-Pranger-Eigner-pl%FCnderten-Kaupthing/548732.html (http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Islands-Finanzelite-am-Pranger-Eigner-pl%FCnderten-Kaupthing/548732.html)

Title: [Man kann nicht das Finanzsystem retten, ohne dass... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 04, 2009, 12:19:50 PM
Quote[...] Dass der Staat eine Geldmaschine für die Banken ist, wird innerhalb der Notenbank und in der Politik kritisch gesehen. "Das ist der Preis, den wir bezahlen müssen. Man kann nicht das Finanzsystem retten, ohne dass es ein paar Menschen gibt, die davon profitieren", sagte Barney Frank, Leiter des Finanzausschusses im US-Repräsentantenhaus.

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Aus: "Geldmaschine Rezession - Staatsschulden machen die Banken reich" von Henny Sender (London) und Tobias Bayer (Frankfurt, 03.08.2009)
Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Geldmaschine-Rezession-Staatsschulden-machen-die-Banken-reich/548317.html?nv=cd-topnews (http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Geldmaschine-Rezession-Staatsschulden-machen-die-Banken-reich/548317.html?nv=cd-topnews)

Title: [Auf dem Boden des Schwimmbeckens seines Anwesens... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 27, 2009, 11:41:29 AM
Quote[...] Picower wurde am Sonntagnachmittag von seiner Frau leblos auf dem Boden des Schwimmbeckens seines Anwesens in Florida entdeckt.

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Aus: "Madoff-Freund tot im Pool entdeckt" (26. Oktober 2009, 07:16, NZZ Online)
Ein Freund des verurteilten amerikanischen Milliardenbetrügers Bernard Madoff ist tot aufgefunden worden. Der 67-jährige Jeffry Picower soll von Madoffs Betrugssystem profitiert haben.
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/madoff-freund_tot_im_pool_entdeckt_1.3923548.html (http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/madoff-freund_tot_im_pool_entdeckt_1.3923548.html)

Title: [Die Finanzmanager der anglikanischen Kirche... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 05, 2009, 12:58:49 PM
Quote[...] London/Ulm (pte/04.11.2009/13:10) - Die Finanzmanager der anglikanischen Kirche in Großbritannien haben große Teile der Pensionen ihrer Pfarrer an den Börsen verspekuliert. Dabei gilt die anglikanische Kirche spätestens seit der Krise als scharfe Kritikerin von Gier und "ungebändigtem Kapitalismus" in der Finanzwelt. Ihre Bischöfe hatten etwa von einem "Götzendienst" der Banker gesprochen. Nach Angaben von Shaun Farrell, Chef des kirchlichen Pensionsfonds, weist nun die eigene Rentenkasse ein "tiefes Loch" auf. Die Ansprüche der Geistlichen summieren sich aktuell auf über 800 Mio. Pfund, denen nur mehr Aktien im Wert von 416 Mio. Pfund gegenüberstehen.

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Aus: "Britische Kirche verzockte Rente ihrer Pfarrer" (pte/04.11.2009/13:10)
Quelle: http://pressetext.ch/news/091104032/britische-kirche-verzockte-rente-ihrer-pfarrer/ (http://pressetext.ch/news/091104032/britische-kirche-verzockte-rente-ihrer-pfarrer/)

Title: [Das Geld heißt heißes Geld weil... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 23, 2009, 10:42:33 AM
Quote[...] Die Risikofreude ist zurück, die Zocker spielen das alte Spiel, den Carry Trade: Sie leihen sich Geld dort, wo es am billigsten ist. Das sind zurzeit die USA, bis zum Ausbruch der Krise war es Japan. Dann tauschen sie die Dollar in die Währungen um, in denen es mehr Zinsen gibt und von denen sie hoffen, dass sie gegenüber dem Dollar an Wert gewinnen werden.

Das Schlimme an dem vielen heißen Geld: Es fließt nicht in die Länder, weil dort Kapital knapp ist, wie es der reinen Lehre nach sein müsste. Es fließt nicht dorthin, weil ein Land einen Handelskredit braucht. Es fließt nicht dorthin, weil langfristig investiert werden soll, etwa in Unternehmen oder Fabriken. Nein, es fließt aus rein kurzfristigem spekulativen Kalkül.

Das aufnehmende Land wird dadurch vor große Probleme gestellt. Denn das fehlgeleitete Geld sorgt im Bankensystem der jeweiligen Staaten für Verwerfungen, weil es ja irgendwo bleiben muss. Also klettern die Vermögenspreise etwa am Immobilienmarkt oder die Banken steigen groß ins Auslandsgeschäft ein, siehe Island.

Das Geld heißt heißes Geld, weil es genauso schnell das Land wieder verlässt, wie es gekommen ist, dann nämlich, wenn sich der Wind an den Devisenmärkten dreht, der Dollar wieder aufwertet. Und in der Regel bleibt dann nichts als eine Spur der Verwüstung. Die vielen Krisen in Lateinamerika in den 1980ern bis zur Asien- und Russlandkrise Ende des 20. Jahrhunderts erzählen davon gruselige Geschichten.

Erschreckend ist das Bild, das der Westen derzeit abgibt. Er laviert, weil er die Wahrheit noch nicht aushält, ganz gleich ob Internationaler Währungsfonds, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, die US-Notenbank oder die Europäische Zentralbank. Hört man den verantwortlichen Geldpolitikern zu, liest die einschlägigen Fachartikel, so ist inzwischen erfreulicher Weise verstanden worden, dass Finanzmärkte nicht effizient sind, nicht immer recht haben.

Doch die Standard-Schlussfolgerung stimmt bedenklich: Weil es an den Finanzmärkten wieder Übertreibungen nach oben gibt, müssen die Notenbanken die Zinsen erhöhen, um die Blasen anzupieksen, bevor sie richtig prall werden.

...




Aus: "Heißes Geld außer Kontrolle" Von Robert von Heusinger (22.11.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/spezial_banken/meinung/2097012_Leitartikel-Heisses-Geld-ausser-Kontrolle.html (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/spezial_banken/meinung/2097012_Leitartikel-Heisses-Geld-ausser-Kontrolle.html)

Title: [Diese Umschichtungen... (Citigroup)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 17, 2009, 12:15:28 PM
Quote[...] Diese Umschichtungen müssten die milliardenschweren Steuervergünstigungen eigentlich hinfällig machen. Doch wie die "Washington Post" und die "New York Times" berichten, setzte die US-Steuerbehörde IRS in der vergangenen Woche eine Ausnahmeregelung in Kraft, durch die die Citigroup - und andere Unternehmen im Staatsbesitz - nach einem Verkauf der Staatsanteile an Privatunternehmen weiter von Steuererleichterungen profitieren.

[...] Einen ganz anderen Ton schlug Citigroup-Chef Vikram Pandit in einem internen Memo an, in dem er sich zu der genehmigten Rückzahlung der staatlichen Hilfsgelder äußert. "Wir schulden den Steuerzahlern und der Regierung enormen Dank", schrieb Pandit.

Hinter Pandits Dank steckt allerdings kaltes Kalkül: Fortan habe das Management wieder "größere Flexibilität", sagte der Analyst Frank Barkocy dem "Wall Street Journal". Klartext: Kaum Reinreden des Staates mehr und kein Rechtfertigungszwang.

Die US-Steuerbehörde wollte zu dem Steuerentscheid auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE nicht Stellung nehmen. Ein Citigroup-Sprecher äußerte sich ebenfalls nicht dazu.

ssu


Aus: "Bankenpolitik - US-Regierung schenkt Citigroup Milliarden" (16.12.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,667394,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,667394,00.html)

Title: [ ...schwarze Löcher in der Bankenwelt]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 23, 2009, 12:12:00 PM
Quote[...] Mehrere Banken in Deutschland haben viel Geld verschlungen. [...] Bankvorstände, Aufsichts- und Verwaltungsräte haben aber ein Interesse daran, dass dies als quasi natürlicher Vorgang betrachtet wird: Das sei systemimmanent. Es sei daher unsinnig, Fragen nach Schuld und Verantwortlichkeit zu stellen, es sei verfehlt, nach Schadenersatz oder Strafe zu rufen.

[...] Jeder Chef eines Handwerksbetriebs muss für die Beachtung der Arbeitsschutzvorschriften einstehen. Warum soll das für Bankvorstände nicht gelten? Der Verfassungsgerichtshof Sachsen hat in einem Urteil vom 28. August 2009 über das Geschäftsgebaren der Landesbank festgestellt: "Die...Betätigung der Sachsen LB auf den Kapitalmärkten war von ihren gesetzlichen Aufgaben nicht mehr gedeckt." Nicht gedeckt: An sieben sehr markanten Stellen im Urteil werden solche Gesetzesverstöße festgestellt. Warum sollen dann pflichtvergessene Vorstände und fahrlässige Aufsichtsorgane nicht auf Schadenersatz haften?

Die Landesbanken haben sich, wie andere Banken auch, irrwitzig viel Geld für absurd hohe Wertpapierkäufe geliehen - für Spekulationsgeschäfte ohne wirtschaftlichen Hintergrund. Sie haben hochriskante Geschäfte ins Ausland ausgelagert, sich so der Bankenaufsicht entzogen. Sie haben, so der Wirtschaftsrechtler Marcus Lutter, "wissen- und willentlich die Bremsen aus ihrem Wagen ausgebaut". Wer das beim Auto macht und einen furchtbaren Unfall baut, weiß, was ihm blüht. Die Finanzwirtschaft aber verweist darauf, dass sie sich künftig einem freiwilligen TÜV unterwerfen wolle. Soll es damit wirklich getan sein?

Derzeit ist es so, dass im Hinblick auf strafrechtliche Ermittlungen zivilrechtliche Schadenersatzansprüche kaum geltend gemacht werden. Banken, Aufsichtsorgane und Finanzminister wollen offenbar das Ergebnis der Strafermittlungen abwarten.

Das ist ein grober Fehler, das ist eine neuerliche Pflichtverletzung. Für die Schadenersatzpflicht im Zivilrecht reicht grobe Pflichtverletzung, es muss nicht, wie bei der Untreue im Strafrecht, ein Schädigungsvorsatz nachgewiesen werden. Wenn nun die Geschädigten erst das Ergebnis strafrechtlicher Ermittlungen abwarten, können sie lange warten. Derweilen verjähren die Schadenersatzansprüche. Das wäre eine neue Katastrophe - rechtlich, politisch und moralisch.

(SZ vom 23.12.2009/hgn)

Quote

23.12.2009 11:20:35

gkrannich: Aufarbeitung der Finanzkrise? Aufwachen !!!

In devoter Grundhaltung kriechen wir vor dem Kapital und notieren seine aktuellen Wuensche.
Wo duerfen wir Sie weiter entlasten, von welcher Steuer und welcher Abgabe als naechstes befreien?
Nein nein, keine Sorge, natuerlich werden Kapitaleinnahmen ganz anders besteuert als solche aus Arbeit.

...



Aus: "Geldsauger - schwarze Löcher in der Bankenwelt" (23.12.2009)
Ein Kommentar von Heribert Prantl
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/151/498445/text/ (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/151/498445/text/)

Title: [Nach dem Milliarden-Desaster der Bayerischen Landesbank... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 01, 2010, 07:55:44 PM
Quote[...] Nach dem Milliarden-Desaster der Bayerischen Landesbank (BayernLB) bei der österreichischen Hypo Alpe Adria erhärtet sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung der Verdacht von Insider-Geschäften zu Lasten der Landesbank und des Freistaats. Von der Expansion der BayernLB nach Österreich hatten vor allem vermögende Familien aus beiden Ländern profitiert, die bei der Hypo Alpe Adria kurzzeitig eingestiegen waren und ihre Anteile dann mit hohem Gewinn an die Landesbank verkaufen konnten. Neben den damals an diesen Geschäften beteiligten Bank-Managern gerät auch der seinerzeitige, inzwischen verstorbene Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider nachträglich ins Zwielicht.

[...] Die Staatsanwaltschaft befragte Schmidt nach den Details des Milliarden-Geschäfts. Dabei ging es auch um eine bislang geheime Gesprächsrunde am 31. Januar 2007 in der Münchner Konzernzentrale der BayernLB, die später vertuscht werden sollte. Damals trafen sich Schmidt und weitere Manager der BayernLB mit Wolfgang Kulterer, dem Aufsichtsratschef der Hypo Alpe Adria und Vertrauten des Kärntner Landeshauptmanns Haider. Beteiligt am Gespräch war auch Tilo Berlin, ein in Kärnten ansässiger Vermögensverwalter. Besprochen wurde der Einstieg der BayernLB bei der Hypo Alpe Adria.

[...] Berlins Investorengruppe, die vor allem aus reichen Familien bestand, konnte ihre Beteiligung an der Hypo Alpe Adria anschließend mit bis zu 150 Millionen Euro Gewinn an die BayernLB weiterverkaufen.

[...] Bisher hatten alle Beteiligten beteuert, dieser schnelle Profit sei nicht absehbar gewesen. Schmidt, Kulterer, Berlin und Haider hatten als Zeugen in einem Untersuchungsausschuss des Kärntner Landtags sogar behauptet, die BayernLB habe erst ab März 2007 ihr Interesse an der Hypo Alpe Adria bekundet. Erst dann sei über eine Übernahme gesprochen worden. Berlin und Haider beteuerten, es sei kein "Insider-Wissen" im Spiel gewesen. Haider erklärte, er habe im März 2007 "das erste Mal"vom Interesse aus Bayern gehört. Mit Haider hatte Bayerns seinerzeitige Regierung von Edmund Stoiber (CSU) die Übernahme der Hypo Alpe Adria verhandelt. Die fehlgeschlagene Expansion der Landesbank nach Österreich kostet die bayerischen Steuerzahler 3,7 Milliarden Euro.

[...] Nach SZ-Informationen sagte Schmidt aus, er wisse nicht, wer die von Vermögensverwalter Berlin betreuten Investoren seien, die an der Übernahme der Hypo Alpe Adria durch die BayernLB verdient hätten. Schmidt versicherte, weder er noch seine Familie hätten zu diesen Investoren gezählt. Für die Landesbank sei der Kauf von Berlins Anteilen an der Hypo Alpe Adria damals der einzige Weg gewesen, um das Kärntner Institut übernehmen zu können.

Schmidt hatte auf die Vernehmung gedrängt, um der Staatsanwaltschaft das Milliardengeschäft und seine Sicht der Dinge schildern zu können. Schmidt wollte sich auf Anfrage der SZ nicht zu seiner Vernehmung äußern, da es sich um ein laufendes Verfahren handele. Berlin und dessen Anwalt waren nicht erreichbar, eine von der SZ schriftlich eingereichte Anfrage blieb unbeantwortet. Die Münchner Staatsanwaltschaft erklärte, die Ermittlungen gingen weiter.

Für Berlin und Kulterer werden deren frühere Aussagen im Kärntner Landtag ein Nachspiel haben. "Wir werden die beiden Herren noch einmal vorladen und fragen, warum sie uns das Treffen Ende Januar 2007 verschwiegen haben", sagte Rolf Holub, Fraktionschef der Grünen, der SZ. Es sehe so aus, als ob Berlins Investorengruppe von dem Interesse der BayernLB "frühzeitig gewusst habe".

Der Kärntner Landtag hat inzwischen einen neuen Untersuchungsausschuss eingesetzt, der den Skandal um die Hypo Alpe Adria und die Landesbank aufklären soll.

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Aus: "Verdacht auf Insider-Geschäfte" Von K. Ott (01.01.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/743/499027/text/ (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/743/499027/text/)

Title: [Die Staatsanwaltschaft wirft Rajaratnam vor... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 11, 2010, 09:59:13 AM
Quote[...] In der Insideraffäre an der New Yorker Wall Street hat einer der Beschuldigten ein Geständnis abgelegt. Der frühere McKinsey-Berater Anil Kumar gab am Donnerstag zu, den Hedgefonds-Gründer Raj Rajaratnam illegal mit geheimen Informationen aus Unternehmen versorgt zu haben.

Die Staatsanwaltschaft wirft Rajaratnam vor, mit seinem Wissensvorsprung mindestens 36 Millionen Dollar Gewinn bei Börsengeschäften eingestrichen zu haben.

...


Aus: "McKinsey-Berater half US-Milliardär bei Betrug" (10. Januar 2010)
Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article5795614/McKinsey-Berater-half-US-Milliardaer-bei-Betrug.html (http://www.welt.de/finanzen/article5795614/McKinsey-Berater-half-US-Milliardaer-bei-Betrug.html)

Title: [je nach der eigener Interessenlage... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 25, 2010, 10:19:35 AM
Quote[...] Laut Durchsuchungsbeschluss gingen die Ermittler unter anderem dem Vorwurf nach, Porsche und die Maple Bank hätten "vorsätzlich und gemeinschaftlich" den Kurs der VW-Aktie manipuliert. Als Beleg würden zum Beispiel die Aktienkäufe und -verkäufe am 7. Mai und am 2. Juni 2009 angeführt. Die Bank habe den Börsenpreis der VW-Aktie je nach der eigenen Interessenlage erhöht oder gedrückt, heiße es im Durchsuchungsbeschluss.

Ziel könnte es gewesen sein, dass die VW-Aktie nicht zu stark fällt, weil Porsche für die bereits erworbenen VW-Aktien dann außerplanmäßige Abschreibungen hätte vornehmen müssen. Das VW-Papier sollte aber auch nicht zu stark steigen, weil Porsche dann zu viel für weitere Aktienkäufe hätte zahlen müssen, berichtete das Magazin.

Die Maple Bank will laut "Spiegel" auf Anfrage zum Ermittlungsverfahren und zu Kundenbeziehungen grundsätzlich nichts sagen, betonte aber, ihre Geschäfte "stets im Einklang mit sämtlichen rechtlichen Vorgaben zu betreiben".

Für Porsche hat der Tübinger Strafrechtler Joachim Vogel die Vorgänge untersucht. Er habe dem Aufsichtsrat der Porsche Automobil Holding SE berichtet, es gebe "keine tragfähigen Anhaltspunkte" dafür, dass das Verhalten von Porsche beim VW-Einstieg "von September 2005 bis heute kapitalmarkt- oder strafrechtlich zu beanstanden ist".

manager magazin mit Material von ddp


Aus: "Staatsanwalt verschärft Ermittlungen" (24.01.2010  )
Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,673687,00.html (http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,673687,00.html)

Title: [Mit Hilfe von Scheinfirmen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 25, 2010, 09:55:48 AM
Quote[...] Die italienische Justiz hat wegen des Verdachts auf Geldwäsche Haftbefehl gegen einen prominenten Unternehmer, einen Senator aus der Partei von Regierungschef Silvio Berlusconi und rund 50 weitere Personen erlassen. Die Gruppe, die der Mafia zugerechnet wird, soll mit Hilfe von Scheinfirmen mehr als zwei Milliarden Euro an Schwarzgeld gewaschen haben. Die Fahndung nach den Verdächtigen läuft in Italien, Großbritannien, der Schweiz und Panama, wie die Ermittler am Dienstag mitteilten.

Unter den Verdächtigen ist Silvio Scaglia, Gründer des Breitbandanbieters Fastweb, das von der Swisscom übernommen wurde, und des Internetunternehmens Babelgum. Scaglias Anwalt wies die Vorwürfe zurück.

Gefahndet wird zudem nach Senator Nicola Di Girolamo. Der 49-Jährige gehört Berlusconis Partei Volk der Freiheit (PDL) an und vertritt als Senator die im Ausland lebenden Italiener. Er lebt in Brüssel. Da er parlamentarische Immunität genießt, könnte er ohne Zustimmung des Senats nicht festgenommen werden.

Der Anti-Mafia-Ermittler Piero Grasso sagte am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Rom, Di Girolamo sei mit Hilfe gefälschter Stimmzettel gewählt worden. Die Fälschung sei von der kalabrischen Mafia, der ´Ndrangheta, arrangiert worden. Die Razzia der Finanzpolizei und der paramilitärischen Carabinieri habe sich gegen ,,eine Mafia-Organisation" gerichtet, die in der Lage gewesen sei, mit Scheinfirmen und falschen Buchungen in mehreren europäischen Ländern ,,riesige Geldbeträge zu waschen", erklärte der Ermittler.

Wie viele Festnahmen es bislang gab, war zunächst nicht klar. Laut Grasso wurde ein Beamter der Finanzpolizei unter dem Verdacht festgenommen, Bestechungsgelder angenommen und die Betrügereien gedeckt zu haben. Die Fastweb-Aktie gab nach der Bekanntwerden der Haftbefehle um bis zu neun Prozent nach.

gxs/APN


Aus: "Haftbefehl gegen Senator erlassen" (23.02.2010)
Quelle: http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/italien-haftbefehl-gegen-senator-erlassen_aid_483570.html (http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/italien-haftbefehl-gegen-senator-erlassen_aid_483570.html)

Title: [Die fabelhaften Banker Boys... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 05, 2010, 01:07:39 PM
Quote[...] Das System soll so einfach wie erfolgreich gewesen sein. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft den Verdächtigen vor, im Ausland große Mengen an CO2-Lizenzen gekauft zu haben. Beim Import der Zertifikate in die Bundesrepublik sei die eigentlich fällige Umsatzsteuer weder erklärt noch abgeführt worden.

Anschließend hätten die Verschmutzungsrechte mehrmals den Eigentümer gewechselt, mit Rechnungen inklusive Umsatzsteuer. Die letzte Firma in dieser Handelskette habe die Lizenzen wieder exportiert und dafür vom Fiskus die bei den Einfuhr angeblich gezahlte Umsatzsteuer zurückerstattet bekommen. Dieses Geld, um das der Staat betrogen wurde, soll irgendwo in der Kette versickert sein - bei Firmen, die ebenso schnell auftauchten wie sie wieder verschwanden.

"Umsatzsteuerkarussell" werden solche Netzwerke genannt. Jahrelang wurde das mit Autos oder Handys betrieben, die Bundesrepublik wurde so um etliche Milliarden Euro betrogen. Mit den neu eingeführten CO2-Lizenzen fiel das noch leichter, weil man die Ware nicht mal transportieren musste ... Bis Anfang dieses Jahres immerhin soll das Mitwirken der Deutschen Bank das Betrügerkarussell kräftig in Fahrt gebracht haben, glaubt die Generalstaatsanwaltschaft.

[...] Die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft spekuliert, Mitarbeiter der Bank hätten, um die Umsätze und Gewinne ihrer Abteilungen nach oben zu treiben, bewusst mit Betrügern kooperiert. Denn die hätten die CO2-Lizenzen um ein paar Cent unter dem aktuellen Börsenpreis verkauft, was sich für die Bank zu einem größeren Betrag summiert habe. Diese guten Ergebnisse hätten für die Mitarbeiter dann wohl höhere Provisionen und Boni, Gehaltssprünge und Beförderungen nach sich gezogen. Und vielleicht auch eine Einladung ans Mittelmeer, auf ein Boot vor Saint-Tropez.

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Aus: "Die fabelhaften Banker Boys" Von Klaus Ott und Nicolas Richter (03.07.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/geld/deutsche-bank-handel-mit-emissionsrechten-die-fabelhaften-banker-boys-1.969223 (http://www.sueddeutsche.de/geld/deutsche-bank-handel-mit-emissionsrechten-die-fabelhaften-banker-boys-1.969223)


Title: [Gestaltungsmöglichkeiten bei der Steuerplanung... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 19, 2010, 01:47:30 PM
Quote[...] Eine schärfere Steuerprüfung von Banken würde dem deutschen Staat mehrere Milliarden Euro pro Jahr einbringen. Die Geldinstitute können ihre Steuerlast durch zahlreiche Umgehungsmöglichkeiten reduzieren, wie die OECD mitteilte. Dabei gingen nicht nur einige, sondern mehrere Milliarden Euro verloren, sagte der Leiter der OECD-Steuerabteilung, Jeffrey Owns, der "Berliner Zeitung".

Seinen Angaben zufolge "liegt ein enormes Potenzial brach, um durch einen besseren Steuervollzug den Defizitabbau zu unterstützen." Effektiv zahlten Banken weniger Steuern als andere Branchen, weil sie größere Gestaltungsmöglichkeiten bei der Steuerplanung hätten.

Ein Mittel gegen die Steuereinsparungen sieht der Finanzexperte in einer strikteren Steuerverwaltung, die von Sparzwängen ausgenommen werden muss. So gingen beispielsweise die Regierungen in Australien, Irland oder Großbritannien alle davon aus, dass sie "durch einen besseren Steuervollzug die Einnahmen mindestens um 20 Prozent steigern können."

Eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums sagte, die Einschätzung der OECD sei "nicht überprüft oder nachvollzogen" worden. Es handle sich dabei um eine "eher allgemeine Einschätzung". Sie verwies auf die Pläne der Bundesregierung für eine europaweite Besteuerung von Finanzmarkttransaktionen.

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Aus: "OECD kritisiert Steuerschlupflöcher - Staat verliert Milliarden an Steuergeldern bei Banken" (12.07.2010)
Quelle: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/bankensteuern100.html (http://www.tagesschau.de/wirtschaft/bankensteuern100.html)

Title: [Fehlinformationen und Anlegerschützer... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 28, 2010, 10:03:08 AM
Quote[...] Die Staatsanwaltschaft München ermittelt mit Hochdruck gegen ein Netzwerk von 31 Geschäftsleuten, die Aktienkurse manipuliert und auf diese Weise viele Millionen Euro verdient haben sollen. Der Verdacht: Eine Clique von Finanzjournalisten, Vermögensverwaltern und Herausgebern von Börsenbriefen gab untereinander lukrative Insiderinformationen weiter. Außerdem trieb sie durch Fehlinformationen die Aktien von 20 Unternehmen wie Conergy (Solar), Wirecard (Zahlungsysteme) oder Thielert (Flugzeugmotoren) hinauf oder hinunter, um von den Kurssprüngen zu profitieren. Besonders pikant daran ist die Verwicklung von Anlegerschützern, die auf Hauptversammlungen auftreten und stets vorgeben, die Interessen von Privatanlegern zu vertreten.

Nach derzeitigem Stand tauchen in dem Fall vier aktive oder ehemalige Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) auf.

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Aus: ""Scalping": Aktionärsschützer als Börsenzocker?" Von Hannah Wilhelm und Alexander Hagelüken (28.09.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/geld/groesster-aktienbetrugsfall-in-deutschland-herbe-beschuldigungen-gegen-anlegerschuetzer-1.1005268 (http://www.sueddeutsche.de/geld/groesster-aktienbetrugsfall-in-deutschland-herbe-beschuldigungen-gegen-anlegerschuetzer-1.1005268)

Title: [Und sei ein Lebenskünstler gewesen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 02, 2010, 06:40:51 PM
Quote[...] Ein 42-jähriger Untersuchungshäftling ist am Mittwoch in Bern im Gefängnis gestorben. Der Mann war im Zusammenhang mit der Steuerdatenaffäre inhaftiert. Die ,,Kronen Zeitung" berichtete heute, der Verstorbene sei ein Tiroler, der seit einiger Zeit in der Schweiz gelebt habe. Die Kantonspolizei in Bern gab auf Anfrage der APA ,,auf Bitten der Bundesstaatsanwaltschaft" keine näheren Auskünfte.

Von der Festnahme des Mannes im September habe nicht einmal die Familie gewusst, heißt es in dem Zeitungsbericht weiter.
Todesumstände ,,nicht restlos geklärt"

Die Berner Kantonspolizei hatte gestern gemeldet, der leblose Mann sei am Mittwoch gegen 6.30 Uhr in seiner Zelle gefunden worden. Die Umstände des Todesfalls seien ,,noch nicht restlos geklärt". Die Einwirkung von Dritten könne aber ausgeschlossen werden.

In der Affäre geht es um den Diebstahl von Bankkundendaten und deren Verkauf an Deutschland. Die CD mit Daten von möglichen deutschen Steuersündern sorgte seit Ende Jänner für großes Aufsehen. Zum Schrecken der Schweizer Behörden und Banken hatte sich Deutschland entschieden, den Datenträger anzukaufen. Der Preis betrug angeblich 2,5 Millionen Euro. Wie von Bern befürchtet, blieb das kein Einzelfall. Weitere CDs wurden später den deutschen Behörden angeboten, zum Teil mit Erfolg.



Aus: "Steuer-CD-Affäre: Toter U-Häftling in Bern Österreicher?" (Publiziert am 01.10.2010)
Quelle: http://news.orf.at/stories/2017706/ (http://news.orf.at/stories/2017706/)

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Quote[...] Der unter noch ungeklärten Umständen in Schweizer Untersuchungshaft Haft gestorbene Österreicher war einem Zeitungsbericht zufolge nicht der tatsächliche Dieb der Schweizer Bankdaten, sondern ein "Zwischenhändler". Der 42-Jährige soll das dafür gezahlte Geld als Treuhänder über eine Vorarlberger Bank gewaschen und so die Verbindung zwischen den noch unbekannten Datendieben und dem Käufer, dem deutschen Staat, gewesen sein. Das berichtet die "Kronen Zeitung" (Samstagausgabe).

Der 42-jährige Mann war am Mittwoch tot in seiner Gefängniszelle in Bern aufgefunden worden. Gegen den gebürtigen Oberländer aus dem Bezirk Landeck war sowohl in Vorarlberg als auch in der Schweiz ermittelt worden.

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Aus: "Steuer-CD-Affäre: War verstorbener Tiroler nur Bote?" (02.10.2010)
Quelle: http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/599236/index.do?from=simarchiv (http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/599236/index.do?from=simarchiv)


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Quote[...] Wolfgang U., der in der Schweiz als Grafiker arbeitete, wurde laut Schweizer Medien in seiner Firma in Wil (Kanton Sankt Gallen) vor gut zwei Wochen von Beamten des Bundeskriminalamtes verhaftet. Die Schweiz hatte, wie eine Sprecherin des Amts bestätigte, nach dem CD-Deal Ermittlungen wegen Diebstahls bankinterner Daten sowie Wirtschaftsspionage für eine fremde Macht eingeleitet. Es seien auch Schweizer und deutsche Geheimdienste aktiv geworden.

Das Schweizer Bundeskriminalamt mauert zu dem Fall und ließ sich keine näheren Angaben entlocken. Es gebe Hinweise, dass sich der Verdächtige umgebracht habe, heißt es. Zudem dauerten die Ermittlungen noch an, und man habe die Verwandten des Tirolers sehr wohl benachrichtigen wollen. Schweizer Medien spekulierten daher, dass noch gegen andere Personen ermittelt werde und U. gar nicht der eigentliche Dieb der Daten, sondern nur ein ,,Vermittler" war, der an dem Verkauf der CD prozentuell mitgeschnitten haben könnte.
Von der Verhaftung waren nicht einmal, entgegen internationalen Usancen, die konsularischen Behörden Österreichs informiert worden. Allerdings kann es ein im Ausland Verhafteter ablehnen, dass man seinen Heimatstaat in Kenntnis setzt. Interessanterweise war in die Ermittlungen auch die Staatsanwaltschaft Feldkirch (Vorarlberg) eingebunden, was scheinbar in Wien nicht bekannt war. Daher gibt es Vermutungen, dass die Komplizen des Toten in Vorarlberg sein könnten; schon länger gibt es Gerüchte, ein unbekannter Ex-Angestellter einer Schweizer Bank und gebürtiger Vorarlberger könnte Bankdaten illegal kopiert und nach Deutschland vermittelt haben.

Im Frühjahr wurden Deutschland mehrere CDs mit Daten von Schweizer Konten angeboten. Laut ,,NZZ am Sonntag" könnte U. auch in den Deal mit einer anderen CD als der oben erwähnten verwickelt gewesen sein. Freunde berichten, er habe nie über die Causa gesprochen und sei ein bescheidener Mensch und ,,Lebenskünstler" gewesen, der das Geld nicht nötig gehabt hätte. Vielleicht sei er in der Haft gefoltert worden.

Seit dem ersten CD-Deal haben sich weit mehr als 10.000 Deutsche mit Schwarzkonten in der Schweiz selbst angezeigt, um einer Strafe zu entgehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2010)


Aus: "Rätselraten um toten Tiroler in Schweizer CD-Affäre" (03.10.2010)
Quelle: http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/599299/index.do?_vl_backlink=/home/index.do (http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/599299/index.do?_vl_backlink=/home/index.do)
Title: [Das Bundesfinanzministerium wollte nicht kommentieren... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 04, 2010, 01:10:59 PM
Quote[...] (Bern/Bonn 2010-10-03 10:48:48) - Deutsche Steuersünder, die Schwarzgeld auf Konten bei der HSBC-Bank in der Schweiz liegen haben, könnten schon bald vom Finanzamt enttarnt werden. Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" aus Behördenkreisen erfuhr, übergibt Frankreich in diesen Tagen eine CD mit Daten von HSBC-Kunden an das Bundeszentralamt für Steuern in Bonn. Ein 37-jähriger ehemaliger Mitarbeiter der HSBC-Bank hatte Kontodaten inklusive Namen kopiert und die CD im Januar den französischen Behörden übergeben. Nach Informationen aus Behördenkreisen sollen sich die Namen vieler deutscher HSBC-Kunden darauf befinden. Das Bundesfinanzministerium wollte das auf "Focus"-Anfrage nicht kommentieren. Grundsätzlich sei Frankreich laut EU-Vorschriften aber verpflichtet, entsprechende Daten an Deutschland zu übergeben, hieß es aus dem Ministerium.

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Aus: "Schweizer Steuer-CD mit Daten von HSBC-Kunden kommt nach Deutschland" (03.10.2010)
Quelle: http://www.pr-inside.com/de/schweizer-steuer-cd-mit-daten-von-hsbc-kunden-r2153282.htm (http://www.pr-inside.com/de/schweizer-steuer-cd-mit-daten-von-hsbc-kunden-r2153282.htm)

Title: [Eine Reihe von Vorzugsaktien-Käufer... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 20, 2010, 09:59:18 AM
Quote[...] In der Affäre rund um die notverstaatlichte Hypo Alpe Adria Bank sind jetzt die Käufer von Vorzugsaktien in Visier der Ermittler gekommen: ,,Wir befassen uns seit einiger Zeit mit der Causa und haben eine höhere Zahl von Personen und Unternehmen im Visier", wird dem WirtschaftsBlatt aus Ermittlerkreisen bestätigt.

Aber auch die Finanz hat sich auf die Spur der Investoren geheftet. So haben gestern eine Reihe von Vorzugsaktien-Käufer Besuch von der Steuerfahndung erhalten. Die Finanzermittler wollten von den großteils prominenten Investoren Unterlagen zum umstrittenen Aktien-Kauf und stellten Unterlagen dazu sicher.

Wie berichtet haben vermögende Industrielle der Hypo 2006 mit einer Kapitalspritze aus Finanzproblemen verholfen. Für die Zeichnung von Vorzugsaktien der Hypo Leasing gab es nicht nur sechs Prozent Zinsen, sondern auch ein 2007 zugesichertes Rückgaberecht der Papiere an die Bank. Gekauft haben unter anderen die Flick-Stiftung, deren Vorstand der damalige Hypo-Chef Wolfgang Kulterer war, Kika-Chef und ehemaliger Hypo-Auf­sichts­ratschef Herbert Koch, die Stiftung von Gesundheitsökonom Christian Köck, der Kärntner Immo-Unternehmer Walter Moser und die Kärnten-Stiftung von Hypo, Strabag und dem deutschen Stromkonzern RWE.

Kulterer, der die Vorzugsaktien-Aktion initiierte, ließ das frische Kapital als Eigenkapital in der Bilanz ausweisen, was allerdings dem Bankwesengesetz widerspricht. Da das Rückgaberecht das Eigenkapital unerlaubterweise zeitlich limitiert, handelt es sich somit um Bilanzfälschung, worüber das WirtschaftsBlatt bereits am 18. August berichtete. Das Delikt bringt nicht nur den in U-Haft sitzenden Kulterer in die Bredouille, weil er schon einmal wegen Bilanzfälschung verurteilt ist.

Es dient dem Freistaat Bayern auch als Argument für eine etwaige Schadenersatzklage gegen das Land Kärnten beziehungsweise die Republik Österreich. Der Vorwurf: Man sei beim Kauf der Hypo 2007 ,,getäuscht und über den Tisch gezogen" worden. Der bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon, der auch Aufsichtsratschef des Hypo-Käufers BayernLB ist, machte gestern im Landtag deutlich, dass entsprechende juristische Schritte in Vorbereitung seien. Dies sei nötig, um mögliche Ansprüche nicht verjähren zu lassen.

Von österreichischer Seite wird einer Schadensersatz aber wenig Chancen eingeräumt, da die Bayern über etwaige bilanzielle Probleme informiert gewesen sein mussten. Immerhin habe bei der  umstrittene Vorzugsaktien-Aktion auch das von den Bayern eingesetzte Management mitgewirkt habe.

Fahrenschon und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer drohen indes auch dem damaligen BayernLB-Vorstand unter Führung von Werner Schmidt Schadenersatzklagen an. Dieser habe Schuld am 3,7-Milliarden-€-Debakel.


Aus: "Hypo-Investoren im Visier von Soko und Steuerfahndung" von Günter Fritz (19.10.2010)
Quelle: http://www.wirtschaftsblatt.at/home/oesterreich/branchen/hypo-investoren-im-visier-von-soko-und-steuerfahndung-443214/index.do?_vl_pos=r.1.NT (http://www.wirtschaftsblatt.at/home/oesterreich/branchen/hypo-investoren-im-visier-von-soko-und-steuerfahndung-443214/index.do?_vl_pos=r.1.NT)

Title: [Gefälschte Anträge... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 10, 2010, 09:59:11 AM
Quote[....] Bisher seien knapp 5000 gefälschte Anträge entdeckt worden. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft wurden inzwischen insgesamt 17 Personen angeklagt, unter ihnen sechs feste Angestellte des Holocaust-Fonds. Die amerikanische Bundespolizei FBI habe im Vorjahr die Ermittlungen aufgenommen, als anderen Angestellten des Fonds zwei Anträge von verschiedenen Personen mit "bemerkenswert ähnlichen" Begründungen aufgefallen waren.

"Fonds, die von der deutschen Regierung geschaffen und finanziert wurden, um Holocaust-Opfern zu helfen, wurden von den Gierigen abgeschöpft - und nicht wie geplant an die Bedürftigen ausgezahlt", sagte die New Yorker FBI-Chefin, Janice Fedarcyk. Nach Angaben der Ermittler geht es um zwei Geldtöpfe. Der Hardship Fonds sieht eine Einmalzahlung in Höhe von 3600 Dollar (etwa 2600 Euro) an NS-Opfer vor, die während der Gewaltherrschaft Adolf Hitlers aus ihren Wohnorten vertrieben wurden.

Der sogenannte Artikel-2-Fonds unterstützt Holocaust-Überlebende, die weniger als 16.000 Dollar (etwa 11.500 Euro) im Jahr zur Verfügung haben, mit etwa 411 Dollar pro Monat. Bislang seien 4957 Fälle identifiziert worden, in denen betrügerische Anträge auf Hilfe aus dem Hardship Fonds gestellt worden seien, teilten die Ermittler weiter mit. Der Schaden betrage etwa 18 Millionen Dollar. In vermutlich 658 Fällen sei der Artikel-2-Fonds missbraucht und um insgesamt 24,5 Millionen Dollar betrogen worden.

Zwölf der Angeklagten wurden am Dienstag festgenommen, fünf weitere befinden sich bereits seit längerem in Gewahrsam. Nach Angaben der Behörden bekannten sich bereits vier Angeklagte schuldig. Den mutmaßlichen Betrügern drohen bis zu 20 Jahre Gefängnis.

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Aus: "Deutsche Holocaust-Entschädigungsgelder: FBI deckt Millionenbetrug auf" (10.11.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/deutsche-holocaust-entschaedigungsgelder-fbi-deckt-millionenbetrug-auf-1.1021665 (http://www.sueddeutsche.de/politik/deutsche-holocaust-entschaedigungsgelder-fbi-deckt-millionenbetrug-auf-1.1021665)

Title: [Erfahren Sie mehr über die BayernLB... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 07, 2011, 12:00:03 PM
Quote[...] Karriere - Sie suchen spannende Projekte, innovative Produkte, vielseitige Herausforderungen und exzellente Karrieremöglichkeiten? Auf den folgenden Seiten finden Sie umfassende Informationen über die BayernLB, wen wir suchen und welche Einstiegsmöglichkeiten wir Ihnen bieten.

Ihr Arbeitgeber - Erfahren Sie mehr über die BayernLB und was uns als Arbeitgeber auszeichnet.

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Aus: "BayernLB - Karriere" (Stand 01/2011)
Quelle: http://www.bayernlb.de/internet/de/meta/Karriere/Karriere.html (http://www.bayernlb.de/internet/de/meta/Karriere/Karriere.html)


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Quote[...] Der frühere Bayern LB-Manager Gerhard Gribkowsky ist heute verhaftet worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft München mit. Gegen den Ex-Vorstand wird wegen der ungeklärten Herkunft seines Vermögens in Höhe von 50 Millionen US-Dollar ermittelt.

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Aus: "BayernLB: Ex-Vorstand Gribkowsky verhaftet" (05.01.2011)
Quelle: http://www.br-online.de/aktuell/bayern-lb-landesbank-skandal-ID1294046424639.xml (http://www.br-online.de/aktuell/bayern-lb-landesbank-skandal-ID1294046424639.xml)

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tbc.
Title: [Wenn das Geld plötzlich weg ist, staunen die Leute... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 08, 2011, 01:00:14 PM
Quote[...] Hans Christoph Binswanger: ... Uns muss klar sein, dass viele Werte am Finanzmarkt fiktiv sind. Es sind Luftbuchungen, die an den Märkten gehandelt werden, die aber keinen realen Gegenwert besitzen. Wenn das Geld plötzlich weg ist, staunen die Leute: Wer hat denn jetzt mein Geld? Die Antwort ist: niemand. Es war ja nie wirklich da.

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Aus: "Geldpolitik: "Wir sind wie ein Alkoholkranker"" Von Philip Faigle (7.1.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/2011-01/interview-binswanger (http://www.zeit.de/wirtschaft/2011-01/interview-binswanger)

Title: [Den Prozess vor der 9. Wirtschaftskammer des Landgerichts Augsburg... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 20, 2011, 11:29:12 AM
Pfahl verweigert jede Aussage zur Flucht
Nach Pfahls-Festnahme: Suche nach den Helfern (17.07.2004)
http://www.rp-online.de/politik/deutschland/Nach-Pfahls-Festnahme-Suche-nach-den-Helfern_aid_54923.html

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Er galt als Ziehsohn von Franz Josef Strauß, war Verfassungsschutzpräsident und Staatssekretär im Verteidigungsministerium: Kaum ein anderer deutscher Spitzenbeamter ist so tief gefallen wie Ludwig-Holger Pfahls. Jetzt schreibt die bayerische Justiz die Geschichte fort: Pfahls muss sich voraussichtlich abermals vor Gericht verantworten - wegen Bankrotts in 93 Fällen, Betrugs und Erpressung.

Anklage gegen Ex-Staatssekretär - Der tiefe Fall des Ludwig-Holger Pfahls (20.04.2011)
http://www.sueddeutsche.de/politik/anklage-gegen-frueheren-staatssekretaer-der-tiefe-fall-des-ludwig-holger-pfahls-1.1087351 (http://www.sueddeutsche.de/politik/anklage-gegen-frueheren-staatssekretaer-der-tiefe-fall-des-ludwig-holger-pfahls-1.1087351)

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Pfahls soll heimlicher Millionär sein (23.12.2010)
http://www.sueddeutsche.de/bayern/staatsanwaltschaft-augsburg-pfahls-soll-heimlicher-millionaer-sein-1.1040014 (http://www.sueddeutsche.de/bayern/staatsanwaltschaft-augsburg-pfahls-soll-heimlicher-millionaer-sein-1.1040014)

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Quote[...] Ex-Staatssekretär Pfahls gibt Auslandskonten zu

Augsburg (dpa) - Der frühere Verteidigungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls hat nach eigenen Angaben ein Millionenvermögen im Ausland versteckt.

Die Summe von rund 2,1 Millionen Euro müsse auf Konten auf den Bahamas, in der Schweiz und in Luxemburg liegen, gab der 68-Jährige am Mittwoch zu Beginn seines Prozesses vor dem Landgericht Augsburg über seinen Anwalt zu. Pfahls steht unter anderem wegen Bankrotts, falscher Versicherung an Eides statt, Steuerhinterziehung und Erpressung vor Gericht.

Nach Überzeugung der Ermittler hat der einstige CSU-Politiker frühzeitig begonnen, sein Vermögen von mehr als vier Millionen Euro in Sicherheit zu bringen. Einer seiner Gläubiger war der Fiskus, dem er laut Anklage rund 3,7 Millionen Euro schulden soll - eine Summe, die Pfahls allerdings in dieser Höhe bestreitet. Neben ihm stehen noch acht weitere Angeklagte vor Gericht, darunter seine Ehefrau und der Geschäftsmann Dieter Holzer. Ihnen wird vor allem Beihilfe angelastet.

Pfahls räumte allerdings nur einen Teil der Vorwürfe ein. «Ich will reinen Tisch machen», ließ er erklären. Den finanziellen Schaden, den er angerichtet habe, wolle er so weit wie möglich begleichen. Er gab zu, dass ihm ein Anwesen im bayerischen Sengenthal gehört, das rund 500 000 Euro wert sein soll. Ferner habe er eine Million Euro in eine Immobilienfirma investiert.

Eine wichtige Rolle spielte nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft eine Villa in Südfrankreich, die Pfahls mit Hilfe Holzers an einen Strohmann verkauft haben soll. Als das Haus später tatsächlich veräußert wurde, ließ Pfahls den Erlös von mindestens 2,7 Millionen Euro nach Ansicht der Ermittler auf das Konto seiner Ehefrau leiten. Den Scheinverkauf räumte der Ex-Staatssekretär ein. Er habe aber nur rund 2,2 Millionen Euro erhalten.

Laut Anklage wickelte der Jurist seine Transaktionen auch über Depots und Gesellschaften im Ausland ab. Pfahls habe aus Gewinnsucht gehandelt und um sich einen hohen Lebensstil zu finanzieren, sagte Staatsanwalt Marcus Peintinger. Neben Schmuck für seine Ehefrau habe er sich auch ein teures Auto gegönnt. Dem Gericht gegenüber habe er sich indes als völlig mittellos dargestellt. Außerdem soll er einen privaten Gläubiger so massiv bedroht haben, dass dieser seine Forderung von 5000 Euro fallen ließ - ein Vorwurf, den Pfahls jedoch bestreitet.

Pfahls war 1999 untergetaucht, nachdem im Zusammenhang mit dubiosen Rüstungsgeschäften des Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber der Verdacht auf Schmiergeldzahlungen aufgekommen war. 2004 wurde er in Paris gefasst und 2005 in Augsburg wegen Vorteilsannahme und Steuerhinterziehung verurteilt. Wenig später kam er frei, weil ihm die Untersuchungshaft angerechnet wurde. Im Rahmen der Ermittlungen rund um Schreiber war auch die CDU-Spendenaffäre ans Licht gekommen. Pfahls, seine Frau und weitere Personen waren Ende 2010 kurz vor Weihnachten verhaftet worden.


Aus: "Ex-Staatssekretär Pfahls gibt Auslandskonten zu" (05.10.2011)
Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1214256 (http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1214256)

Title: [Die Ermittlungen zu dem Insiderhandel... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 12, 2011, 09:35:40 AM
Quote[...] Etliche ehemalige Börsenhändler, hochrangige Manager und Anwälte sollen untereinander börsenrelevante Informationen ausgetauscht haben.

Rajaratnam hatte nach Ansicht der Jury in der Finanzmetropole und darüber hinaus ein dichtes Netz an Informanten aufgezogen; seine Kontakte reichten bis ins Management großer US-Konzerne. Die Beteiligten wussten immer den entscheidenden Moment früher als der restliche Markt über Quartalsberichte oder interessante Fusionspläne von Schwergewichten wie IBM, Google oder Intel Bescheid. Damit war gutes Geld zu machen: Nach Berechnung der New Yorker Staatsanwaltschaft hat Rajaratnam insgesamt 63,8 Millionen Dollar erschwindelt.

... 46 Männer und Frauen stehen unter Verdacht, Komplizen gewesen zu sein; 34 davon sind mittlerweile verurteilt. Rajaratnam selbst leugnete seine Schuld bis zuletzt. Er sagte, er habe sich die Informationen auf legalem Wege beschafft. Die Ermittlungen zu dem Insiderhandel dauerten mindestens sechs Jahre. Bislang tat sich die Justiz bei komplizierten Finanzdelikten schwer, den Verantwortlichen ihre Taten nachzuweisen. Von den Bankchefs, die die Finanzkrise mitverschuldeten, laufen alle noch frei herum. Im Fall Rajaratnam setzte die Staatsanwaltschaft nun Methoden ein, die sie sonst eher für die organisierte Kriminalität benutzt: Tonbandaufnahmen.

Ermittler hatten Verdacht geschöpft und Rajaratnams Telefon angezapft. Vor Gericht spielten diese Mitschnitte eine zentrale Rolle. Auf den Bändern war zu hören, wie Rajaratnam mit seinen Kontaktleuten spricht und sich streng vertrauliche Firmeninterna beschafft, etwa die neuesten Geschäftszahlen oder Übernahmepläne.

...


Aus: "US-Milliardär Rajaratnam soll ins Gefängnis" (11.05.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,762023,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,762023,00.html)

Title: [Ein UBS-Händler verbrennt im Alleingang... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 15, 2011, 05:16:03 PM
Quote[...] Ein UBS-Händler verbrennt im Alleingang zwei Milliarden Dollar ...

Die Verluste seien durch einen "Händler mit beträchtlicher krimineller Energie" im Aktienhandel in London entstanden und erst am Mittwochnachmittag entdeckt worden.

... Noch rätselt die Fachwelt darüber, wie genau und über welchen Zeitraum die Verluste bei der UBS entstanden sind. Mit Details halten sich die Verantwortlichen zurück. Die UBS bemüht sich vor allem um Schadensbegrenzung. In einer E-Mail von Konzernchef Oswald Grübel heißt es laut der "NZZ", es handele sich um eine "bedauerliche Nachricht". Allerdings werde die "fundamentale Stärke unseres Unternehmens dadurch nicht beeinträchtigt". Die Konzernleitung fordert die Mitarbeiter auf, "sich weiterhin auf Ihre Kunden zu konzentrieren".

...


Aus: "Finanzkonzernen droht neue Gierdebatte" Von Yasmin El-Sharif (15.09.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,786394,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,786394,00.html)

Title: [Kundenbetreuung... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 19, 2011, 01:29:09 PM
Quote[...] Die Schweizer Großbank Credit Suisse zahlt den deutschen Behörden 150 Millionen Euro, um die Ermittlungen gegen das Unternehmen wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung zu beenden. Dies sei das Ergebnis einer Einigung mit der Staatsanwaltschaft Düsseldorf mit Blick auf Ermittlungen gegen Mitarbeiter der Credit Suisse, teilte die Bank mit.

Damit könne "ein für alle Beteiligten komplexer und langwieriger Rechtsstreit vermieden werden", hieß es in der Mitteilung der Bank. Gleichzeitig schaffe die getroffene Lösung "wichtige Rechtssicherheit".

Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft hatte im März 2010 Ermittlungen gegen 1.100 Kunden der Credit Suisse wegen mutmaßlicher Steuerhinterziehung sowie gegen Mitarbeiter der Schweizer Bank wegen Beihilfe dazu aufgenommen. Bei einer Razzia im Juli 2010 wurden Filialen und Repräsentanzen der zweitgrößten Schweizer Bank in 13 deutschen Städten durchsucht.

Die Mitarbeiter der Credit Suisse wurden verdächtigt, als Repräsentanten der Großbank Beihilfe eine grenzüberschreitende Kundenbetreuung geführt zu haben. Die Ermittler hatten sogenannte Cross-Border-Geschäfte untersucht. Ihnen waren auch vertrauliche Unterlagen zugespielt worden. Die Dokumente legten den Verdacht nahe, dass Lebensversicherungen auf den Bermudas genutzt wurden, um darin unversteuertes Geld zu verstecken.

Die Ermittlungen beruhten auf einer Steuer-CD, die das Land Nordrhein-Westfalen für 2,5 Millionen Euro von einem Informanten gekauft hatte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten die Credit-Suisse-Kunden insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro in der Schweiz angelegt. Gegen einen leitenden Mitarbeiter der Bank sei außerdem die Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen Zahlung von 250.000 Euro beantragt worden, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit.

Ganz ausgeräumt sind die Folgen der früheren Steuerpraktiken aber noch nicht. Deutschland und die Schweiz haben ein Steuerabkommen ausgehandelt, das dem deutschen Fiskus Steuerzahlungen und Steuernachzahlungen auf die im Nachbarland verwalteten Vermögen sichert. Kreisen zufolge soll das Abkommen in dieser Woche unterschrieben werden. Wenn auch die Parlamente der beiden Länder zustimmen, dürfte es 2013 in Kraft treten.

Im deutschen Bundesrat hatte es jedoch zuletzt Kritik an dem Abkommen gegeben. Kepler-Analyst Dirk Becker rechnet damit, dass das Abkommen zu massiven Abflüssen aus der Schweiz führen wird. Die Vereinbarung regelt aber auch, dass Deutschland von der Verfolgung von Bankmitarbeitern bei neuen Steuerdelikten absieht.



Aus: "Illegale Geldanlage - Credit Suisse kauft sich aus Steuerverfahren frei " (19.9.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2011-09/credit-suisse-steuerhinterziehung (http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2011-09/credit-suisse-steuerhinterziehung)

Title: [Die Deutschen Bank & das Casinohotel Cosmopolitan... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 18, 2011, 09:37:40 AM
Quote[...] Im vergangenen Dezember eröffnete in der Vergnügungsmetropole im US-Bundesstaat Nevada das riesige Casinohotel Cosmopolitan, das der Deutschen Bank gehört. 3,9 Milliarden Dollar soll das Institut für den Bau des Luxus-Casinos ausgegeben haben - diese Zahl wurde bereits anlässlich der Eröffnung kolportiert. Allerdings wurde die Bank nicht ganz freiwillig Eigentümer des Cosmopolitan: Der ursprüngliche Investor konnte im Zuge der Finanzkrise 2008 einen Kredit nicht zurückzahlen; das Projekt fiel an die Deutsche Bank, die das Casino lieber zu Ende bauen ließ, als es als Investitionsruine abzuschreiben.

Dem Bericht der "Financial Times" zufolge war dies aber nicht das ganze Ausmaß des Engagements der Deutschen Bank auf dem US-Zocker-Markt: Eine weitere Milliarde Dollar Kredit gab die Bank demnach einem Unternehmen namens Station Casinos, das mehrere Glückspieltempel rund um Las Vegas betreibt. Das Geldhaus ist laut dem Bericht auch mit 25 Prozent an dem Casinobetreiber beteiligt.

Dabei laufen die Geschäfte in Las Vegas derzeit äußerst schlecht: Die Rezession und die Immobilienkrise haben das sogenannte Spielerparadies besonders hart getroffen. Viele Amerikaner verzichten seitdem auf den Trip in die Wüstenstadt. Von 2007 bis 2010 fielen die Umsätze in den Spielhallen um mehr als eine Milliarde Dollar oder rund 15 Prozent - was laut britischem "Telegraph" drei große Casinos in den Ruin trieb. Laut Angaben der US-Regierung ist die Arbeitslosenquote nirgendwo im Land höher als in Las Vegas, das vor der Finanzkrise als Amerikas Boomtown galt. Es ist fraglich, ob die Stadt sich jemals wieder auf das Vorkrisenniveau erholen wird. Das Cosmopolitan jedenfalls soll operativ tief in den roten Zahlen stecken.

Dass das Geldhaus damit zu einem der größten Player im amerikanischen Glücksspielmarkt aufgestiegen ist, ist umso pikanter, da die Summe von 4,9 Milliarden Dollar fast dem Betrag entspricht, mit dem die Deutsche Bank in den europäischen Krisenstaaten wie Griechenland und Spanien engagiert ist - laut dem Bericht liegt er bei 5,1 Milliarden Dollar. Ein Sprecher der Deutschen Bank wollte zu den Zahlen keine Stellung nehmen.

Festzustehen steht: Das Institut sucht nach einem Käufer für das Casino und ist offenbar nicht bereit, zu einem Schleuderpreis zu verkaufen. Als strategisches Investment hat man das Projekt, in das man eher hineingerutscht ist, wohl ohnehin nie gesehen. Man sei weiterhin "kein Hotelbetreiber, sondern primär eine Bank", ließ das Geldhaus zur Eröffnung des Cosmopolitan mitteilen.

lgr/fdi


Aus: "Deutscher Bank droht Milliarden-Verlust in Las Vegas" (17.10.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,792180,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,792180,00.html)

Title: [Dunkle Kanäle... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 11, 2012, 02:06:49 PM
Quote[...] München (AFP) Bei einem Waffengeschäft zwischen dem europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS und Österreich sollen nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" mindestens 70 Millionen Euro in dunklen Kanälen verschwunden sein. Diese Summe sei bei EADS im vergangenen Jahrzehnt beim Verkauf von Kampfflugzeugen zum Preis von 1,7 Milliarden Euro an Österreich abgezweigt worden, berichtete die Zeitung (Samstagsausgabe). Der größte Teil des Geldes floss demnach über eine Firma in London auf Konten von Gesellschaften in Österreich, Malta, Liechtenstein, der Schweiz sowie auf der Isle of Man.

...


Aus: "Zeitung: Bei EADS verschwanden 70 Millionen in dunklen Kanälen" (10.11.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/news/2012-11/10/deutschland-zeitung-bei-eads-verschwanden-70-millionen-in-dunklen-kanaelen-10134604 (http://www.zeit.de/news/2012-11/10/deutschland-zeitung-bei-eads-verschwanden-70-millionen-in-dunklen-kanaelen-10134604)

Title: [Dividenden-Stripping... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 02, 2012, 12:41:18 PM
Quote[...] Es steht der Vorwurf im Raum, dass sie einem Frankfurter Investor geholfen haben, den Fiskus durch Dividendengeschäfte um 124 Mio. Euro zu betrügen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von einer mit dem Vorgang vertrauten Person.

Dabei geht es um so genanntes Dividenden-Stripping. Hierbei wird mit Leerverkäufen von Aktien rund um den Dividendenstichtag gearbeitet - Papiere wurden verkauft, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt geliefert. Die zeitliche Differenz nutzten Investoren dann rund um die Dividendenzahlung aus: Von den Banken bekamen sie eine Bestätigung, Kapitalertragsteuer auf die Dividendenerlöse bezahlt zu haben. In Wahrheit führten sie jedoch gar keine Steuern ab. Mittlerweile ist diese Praxis wegen strengeren gesetzlichen Regeln nicht mehr möglich. ...


Aus: "Aktiengeschäfte: Steueraffäre erfasst Deutsche Bank" (01.12.2012)
Quelle: https://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:aktiengeschaefte-steueraffaere-erfasst-deutsche-bank/70124164.html (https://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:aktiengeschaefte-steueraffaere-erfasst-deutsche-bank/70124164.html)

Title: [Er vermute eine Größenordnung... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 04, 2012, 10:04:14 AM
Quote[...] Offizielle Schätzungen, wie viel Schwarzgeld Deutsche auf Schweizer Konten angelegt haben, gibt es nicht. Der Chef der Deutschen Steuergewerkschaft, Thomas Eigenthaler, sagte der Süddeutschen Zeitung, er vermute eine Größenordnung von etwa 150 Milliarden Euro.

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Aus: "Daten von Steuer-CD enthüllen Milliarden-Betrug" (4. Dezember 2012)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/deutsche-kunden-bei-schweizer-bank-ubs-daten-von-steuer-cd-enthuellen-milliarden-betrug-1.1540630 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/deutsche-kunden-bei-schweizer-bank-ubs-daten-von-steuer-cd-enthuellen-milliarden-betrug-1.1540630)

Title: [Auf diese Weise soll... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 06, 2012, 12:34:13 PM
Quote[...] Hat die Deutsche Bank während der Finanzkrise ihre Bilanz schöngerechnet? Und sich damit die Peinlichkeit erspart, vom Staat gerettet zu werden? Ex-Angestellte erheben in der "Financial Times" schwere Vorwürfe. Die Bank sagt, die Kritiker wüssten gar nicht, wovon sie reden.

... Es geht, wie so oft bei der Aufarbeitung der Finanzkrise, um komplexe Finanzderivate. In diesem Fall um ein 130-Milliarden-Dollar-Portfolio an verbrieften Schulden namens "leveraged super senior". Der Ausdruck "super senior" soll im Händlersprech eigentlich für besonders sichere Tranchen von Derivaten stehen. Eigentlich. Aber als diese Papiere an Wert verloren, soll die Bank sie nicht "marktnah" berechnet haben. Sie sollen angeblich in der Bilanz zu hoch ausgewiesen worden sein. Damit soll die Bank verschleiert haben, wie sie wirklich in diesem Moment dastand.

Einer der Risikomanager soll immer wieder intern nachgefragt haben, wie denn dieses Portfolio abgesichert sei - ohne Antwort zu bekommen. Laut FT sei ihm von seinen Vorgesetzten in London gesagt worden, die Entscheidung sei "an der Spitze der Pyramide" gefallen. Wenige Tage nachdem er 2011 die Börsenaufsicht über die Risiken informiert hatte, wurde er gefeuert. Er sagt: Das sei die Rache der Deutschen Bank. Auch ein zweiter Whistleblower soll seinen Job der FT zufolge verloren haben.

Bisher weitgehend unbekannt war außerdem, dass die Holding Berkshire Hathaway des US-Milliardärs Warren Buffett in der Finanzkrise nicht nur den schwächelnden Instituten Goldman Sachs und Bank of America mit Finanzspritzen zu Hilfe kam, sondern auch - auf etwas andere Weise - der Deutschen Bank behilflich gewesen sein soll. Buffetts Versicherung deckte mögliche Verluste von Ackermanns Bank dem Bericht zufolge bis zu einer Summe von drei Milliarden Dollar ab. Die Deutsche Bank gab dennoch an, für Zehntausende Milliarden versichert zu sein. Auf diese Weise soll sie ihre Situation wiederum als stabiler dargestellt haben als sie tatsächlich war.

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Aus: "Deutsche Bank soll Milliardenrisiken verschleiert haben" (6. Dezember 2012)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/vorwuerfe-von-ex-mitarbeiter-deutsche-bank-soll-verluste-verschleiert-haben-1.1542977 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/vorwuerfe-von-ex-mitarbeiter-deutsche-bank-soll-verluste-verschleiert-haben-1.1542977)

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 13, 2012, 12:20:50 PM
Quote[...] Die Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit CO2-Emissonsrechten wird seit dem Frühjahr 2010 untersucht. Im Dezember 2011 hatte das Landgericht Frankfurt dann sechs Männer zu Haftstrafen verurteilt. Sie hatten weitgehend gestanden, über einen Handel mit Luftverschmutzungsrechten über europäische Grenzen hinweg mindestens 230 Millionen Euro Umsatzsteuer hinterzogen zu haben. Da die Geschäfte über die Deutsche Bank abgewickelt wurden, musste sie sich in dem Prozess vorhalten lassen, den grenzüberschreitenden CO2-Zertifikatehandel erst so richtig in Schwung gebracht zu haben. (FR/dpa)

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Aus: "Banker werden Haftrichter vorgeführt" (13. Dezember 2012)
Quelle: http://www.fr-online.de/frankfurt/deutsche-bank-banker-werden-haftrichter-vorgefuehrt,1472798,21106552.html (http://www.fr-online.de/frankfurt/deutsche-bank-banker-werden-haftrichter-vorgefuehrt,1472798,21106552.html)

Title: [Gegenstand der Ermittlungen seien... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 20, 2013, 10:18:04 AM
Quote[...] Wegen Betrugs mit Kapitalanlagen haben 1.200 Beamte die Büros einer Frankfurter und einer Hamburger Unternehmensgruppe durchsucht. Sie soll Tausende Anleger um einen dreistelligen Millionenbetrag geprellt haben. Gegenstand der Ermittlungen seien mehrere Anlagefonds im Gesamtvolumen von mehr als 100 Millionen Euro, teilte die Staatsanwaltschaft Frankfurt mit. Es gehe unter anderem um den Verdacht des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs und Untreue. Sechs mutmaßliche Haupttäter seien verhaftet und weitere Beschuldigte festgenommen worden. Sie sollen über Jahre hinweg ein groß angelegtes Betrugssystem aufgebaut haben.

... Tausenden Kunden sollen Anteile an Investmentfonds verkauft worden sein, die wiederum ihre Mittel an eine Immobilien-GmbH der S&K-Gruppe als Darlehen weiterreichten. Den Kunden wurde laut Verkaufsprospekt eine Verzinsung von zwölf Prozent versprochen. Um die Ansprüche älterer Anleger zu befriedigen, seien im Schneeballsystem neue Zuflüsse verwendet worden, lautet ein Vorwurf der Staatsanwaltschaft.

Die Beamten gehen davon aus, dass von den Anlagegeldern nicht mehr viel übrig ist: Sie seien unter anderem für "den extrem aufwändigen und exzessiven Lebensstil der Beschuldigten" verwendet worden. Im Internet kursieren Fotos der beiden S+K-Chefs mit teuren Sportwagen. Zudem sind die Gelder nach Einschätzung der Strafverfolger in großem Stil in das Eigentum verbundener Unternehmen, beschuldigter Personen und deren Familienangehöriger verschoben worden. Sie stünden daher mutmaßlich den Anlegern nicht mehr zur Verfügung. Beide Firmengruppen haben weit mehr als 100 Untergesellschaften.

...


Aus: "1.200 Beamte durchsuchen Büros mutmaßlicher Immobilienbetrüger" (19.02.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-02/razzia-immobilien-anlagebetrug (http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-02/razzia-immobilien-anlagebetrug)

Title: [Man sei in gutem Glauben gewesen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 20, 2013, 12:58:05 PM
https://de.wikipedia.org/wiki/Unicredit_Bank (https://de.wikipedia.org/wiki/Unicredit_Bank)

Quote[...] Ausgesprochen schwere Kost bekamen dieser Tage die Aufsichtsräte der Hypo-Vereinsbank (HVB) präsentiert. Den Kontrolleuren wurde ein 173-seitiger Untersuchungsbericht vorgelegt, in dem mutmaßlich kriminelle Geschäfte beschrieben werden. Hochkomplizierte und verwirrende Aktiendeals, die nicht leicht zu kapieren sind. Nicht einmal für gute Kenner des Banken- und Börsenwesens.

Die Kernbotschaft, die der Prüfreport enthält, ist aber ohne weiteres zu verstehen. Frühere Mitarbeiter und Manager der HVB sollen den Fiskus systematisch betrogen haben. Das haben interne Ermittlungen der Bank ergeben, die zum italienischen Finanzkonzern Unicredit gehört. Der Verdacht auf Steuerhinterziehung in großem Stil, dem inzwischen auch die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt nachgeht, hat sich erhärtet.

Bereits im Herbst 2011 hatte der Aufsichtsrat der HVB die internationale Anwaltskanzlei Skadden Arps Slate Meagher & Flom beauftragt, fragwürdige Deals zu durchleuchten. Jetzt liegen erste Ergebnisse vor, mit denen sich der Aufsichtsrat vergangenen Freitag befasste. Ein Skadden-Jurist, der die Resultate vorstellte, redete Klartext. Es spreche alles dafür, dass sich die Beteiligten an diesen Geschäften abgesprochen hätten, den Fiskus auszunehmen. Außerdem sei man über die ersten Verdachtsfälle hinaus auf weitere fragwürdige Geschäfte gestoßen.

Für die HVB dürfte das ziemlich teuer werden. Vorstandschef Theodor Weimer sagte dem Aufsichtsrat, die Steueraffäre könnte die Bank nach vorläufigen Einschätzungen bis zu 200 Millionen Euro kosten. Die HVB erklärte auf Anfrage, man kooperiere mit den Ermittlungsbehörden. Da es sich um ein laufendes Verfahren handele, könne man keine weiteren Auskünfte geben.

Begonnen hatten die Probleme für die HVB im Jahr 2011, als das Finanzamt Wiesbaden II der Bank bescheinigte, bei Aktiendeals mit dem Berliner Immobilienunternehmer Rafael Roth "aktiv daran mitgewirkt" zu haben, den Fiskus zu betrügen. Der Aufsichtsrat war alarmiert und schaltete Skadden ein. Außerdem informierte die Bank ihre Aktionäre und die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft. Die wiederum durchsuchte im November 2012 die HVB wegen der Handelsgeschäfte mit Roth.

Bei insgesamt gut 20 Deals mit Roth soll der Fiskus, also der Staat, um 124 Millionen Euro erleichtert worden sein. Nun kommen neue Verdachtsmomente hinzu. Die HVB soll auch im sogenannten Eigenhandel mit Aktien die Finanzbehörden getäuscht haben. Im Untersuchungsbericht von Skadden sind dem Vernehmen nach zahlreiche Fälle aus den Jahren 2005 bis 2008 aufgelistet, jeweils mehr als zehn pro Jahr.

Der Trick bei diesen Geschäften, die im Fachjargon als "Dividenden-Stripping" bekannt sind: Die Handelspartner sollen mit falschen Bescheinigungen hohe Steuerrückzahlungen beim Fiskus geltend gemacht und kassiert haben. Eine nur ein Mal gezahlte Kapitalertragssteuer auf Dividendenerlöse sei zwei Mal oder sogar noch öfter erstattet worden. Die Deals seien mit Hilfe von Handelspartnern im In- und Ausland so gestaltet worden, dass den Finanzbehörden der Trick lange nicht aufgefallen sei.

... In Finanzkreisen heißt es, viele Banken hätten solche Geschäfte gemacht. Man sei in gutem Glauben gewesen, auf legale Art und Weise eine Gesetzeslücke nutzen zu können. Staatsanwälte und Steuerfahnder sehen das völlig anders, und sie werden durch den Prüfreport der HVB nun bestätigt. Auf den 173 Seiten werden etliche Indizien für systematischen Steuerbetrug genannt. Der Bericht geht nun an die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt und die Bankenaufsicht Bafin. Außerdem wird Skadden rein vorsorglich bei der HVB nun auch die Jahre 2009 bis 2011 erforschen. Vorstandschef Weimer, ist aus der Bank zu hören, will alles "lückenlos aufklären".




Aus: "Hypo-Vereinsbank soll Fiskus geprellt haben" (20. Februar 2013)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/untersuchungsbericht-hypo-vereinsbank-soll-fiskus-geprellt-haben-1.1604667 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/untersuchungsbericht-hypo-vereinsbank-soll-fiskus-geprellt-haben-1.1604667)

Title: [In Rhode Islands wartet Francisco Illarramendi... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 10, 2013, 04:56:58 PM
Quote[...] Wenn die Betrüger wieder Geld brauchten, um ihren Schwindel fortzusetzen, dann war Venezuelas staatlicher Ölkonzern PdVSA offenbar die beste Adresse. Die südamerikanische Republik besitzt die größten Ölvorkommen der westlichen Welt; PdVSA ist ihr bedeutendster Devisenbringer und ihr politisches Kampfmittel.

Seit 1999 bestimmt die linksgerichtete Regierung des kürzlich verstorbenen Hugo Chávez über Petróleos de Venezuela S.A., nach einem Streik der Ölarbeiter 2002 verschärfte Chávez die Kontrolle. PdVSA treibt diese sozialistische Revolution an, ohne öffentliche Kontrolle fließen Hunderte Milliarden Dollar in die Schatztruhe. Dank des hohen Ölpreises finanzieren die Chavisten populäre Sozialprogramme und internationale Allianzen. Doch der Goldesel der Nation wurde auch von Gaunern geschröpft.

In einem Gefängnis in Rhode Islands wartet Francisco Illarramendi auf sein Urteil, ihm drohen 70 Jahre Haft. Fünf Jahre lang soll der in Venezuela geborene Manager einer Finanzfirma in Connecticut wohlhabende Kunden um gewaltige Beträge gebracht haben, ehe sein Kartenhaus 2011 einstürzte.

Zu den größten Verlierern gehören der reiche Venezolaner Oswaldo Cisneros, der 117 Millionen Dollar überwiesen hatte - und die Rentenkasse von PdVSA. Dort hatten jahrelang Angestellte eingezahlt, die Einlagen sollten sicher verwaltet werden und trotz der wuchernden Inflation an Wert gewinnen. Stattdessen kamen 25.000 Pensionären auf diese Weise mindestens eine halbe Milliarde Dollar abhanden. Genährt hat das Schneeballsystem außer seinen Erfinder Illarramendi anscheinend nur Partner mit teilweise engen Beziehungen zur Chávez-Führung. Und geholfen haben Steuerparadiese in Nah und Fern, wie die Offshore-Leaks-Dokumente beweisen.

Reporter des internationalen Journalistenkonsortiums ICIJ in Washington haben anhand der Papiere auch diesen Fall rekonstruiert. Sie stießen auf einschlägige Banken, Länder und Vermittler und zeigen, wie riesige Summen zwischen Caracas und Connecticut durch die Welt geschaufelt wurden. Illarramendi zapfte mit seinem Unternehmen MK Capital Management immer neue Anleger an, um andere Investoren auszuzahlen, bis das Kartenhaus in sich zusammen fiel.

Ein klassisches Schneeballsystem. So ähnlich hatten auch Milliardengauner wie Allen Stanford oder Bernard Madoff ihre Imperien aufgebläht und zum Platzen gebracht. Illarramendis Klienten wie Cisneros wollten den Fiskus umgehen und Gewinn machen. Ermittler entdeckten, wie Beträge über Firmen, Hedge Fonds und Konten in der Schweiz, Panama, Cayman-Inseln und den britischen Jungferninseln flossen. Finanzexperten und Funktionäre ebneten für Schmiergelder den Weg.

US-Justiz und Berichterstatter haben die Spuren verfolgt, sie stießen auf ein ausgeklügeltes System. Drei Hedge-Fonds auf den Cayman-Inseln seien das Zentrum der Operationen gewesen. Wie die Recherchen ergaben, war der wichtigste Strippenzieher der erstklassig vernetzte Geschäftsmann Moris Beracha aus Caracas. Er konnte seinem Kollegen Illarramendi zu gewissen Tarifen offenbar stetig Nachschub besorgen.

Börsenspezialist Beracha besitzt unter anderem eine Brokerfirma und eine Telefongesellschaft, außerdem ist von hervorragenden Kontakten zur Politik die Rede. 2008 soll er Berater von Venezuelas damaligem Kurzzeit-Finanzminister Rafael Isea gewesen sein. Untersuchungen legten zum Beispiel offen, dass Beracha in einer E-Mail Illarramendi 2007 angewiesen habe, zehn Millionen Dollar via HSBC in New York auf drei Schweizer HSBC-Konten zu deponieren. Es handelte sich dem Vernehmen nach um seinen Anteil an einer Transaktion.

Beracha erklärte, er sei Opfer Illarramendis. Doch für den vom US-Bundesgericht eingesetzten Konkursverwalter John Carney stellte Beracha "das Geld oder den Zugang zu dem Geld zur Verfügung, um Illarramendi und seinen Plan über Wasser zu halten." Laut Gerichtsverfahren kontrollierte Beracha vier Firmen auf den Britischen Jungferninseln, die in der Finanzpyramide Verwendung gefunden hätten. Mittelsmänner in Offshore-Gebieten sind typisch für diese Art von Geschäften, versichern Spezialisten. Carney sagt, Beracha habe für seine Dienste von Illarramendi "exorbitante Gebühren und Kickbacks" bekommen.

Für einen weiteren Großbeschaffer hält Carney den venezolanischen PdVSA-Mann Juan S. Montes alias "Black". Die US-Staatsanwaltschaft wirft diesem "hohen Manager der Investitionen, Versicherungen und Finanzen innerhalb von Petróleos de Venezuela" vor, 35,7 Millionen Dollar Bestechungsgeld dafür bekommen zu haben, Millionen aus der PdVSA- Pensionskasse in Illarramendis Fonds transferiert zu haben. Außerdem sollen venezolanische Buchhalter Illarramendi mit gefälschten Urkunden Rücklagen attestiert haben, die es nie gab.

Francisco Illarramendi hat seinen Betrug zugegeben. Er behauptet allerdings, Offizielle der venezolanischen Regierung hätten Geld von ihm verlangt, deshalb hätten seine Fonds Verluste erlitten. Er und seine Familie seien bedroht worden. Der mutmaßliche Kumpane Beracha wiederum klagt über Erpressung aus der Heimat Venezuela und hat sich in die Dominikanische Republik abgesetzt, während seine Anwälte um seine Pfründe kämpfen. Bald wollen die Richter urteilen. Venezuelas Parlament, in dem die Chávez' Sozialistische Partei dominiert, hält verdächtige Regierungsvertreter für unschuldig. Die PdVSA-Rentner sollten entschädigt werden. Es gibt Pensionäre, die sagen, sie würden wie gehabt ausbezahlt, andere wiederum klagen über Verluste.


Aus: "Betrüger leert Rentenkasse des staatlichen Ölkonzerns" Von Peter Burghardt (10. April 2013)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/offshore-leaks-zu-venezuela-betrueger-leert-rentenkasse-des-staatlichen-oelkonzerns-1.1645092 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/offshore-leaks-zu-venezuela-betrueger-leert-rentenkasse-des-staatlichen-oelkonzerns-1.1645092)

Title: [Laut Walter-Borjans kamen zum Stichtag 31. März 2008... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 02, 2013, 10:52:06 AM
Quote[...] Nach Angaben des Handelsblatts summieren sich die Hilfen der Eigentümer und des Bundes im Zeitraum von 2002 bis 2012 auf 21 Mrd. Euro. ...


https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=WestLB&oldid=118460995 (https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=WestLB&oldid=118460995) (13. Mai 2013)

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Quote[...] Die vor einem Jahr abgewickelte Westdeutsche Landesbank (WestLB) hat laut einem Bericht des Handelsblatt mehr als sechs Milliarden Dollar in Übersee-Steueroasen verspekuliert. Die Zeitung beruft sich auf eine Antwort des nordrhein-westfälischen Finanzministers Norbert Walter-Borjans auf eine kleine Anfrage der FDP.

Laut Walter-Borjans kamen zum Stichtag 31. März 2008 gut ein Viertel der toxischen Wertpapiere der WestLB, die auf die Zweckgesellschaft Phoenix übertragen wurden, von Aktivitäten auf den Cayman Islands und 1,3 Prozent von Niederlassungen auf Jersey. Zudem seien unter die 0,9 Prozent von "sonstigen Standorten" auch die Geschäfte mit der Briefkastenfirma Harrier Capital Management auf den Bermudas gerechnet werden.

Bereits vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass die WestLB teilweise seit 1975 Briefkastenfirmen in Übersee unterhielt. Die Niederlassungen auf den Caymans, auf den Bermudas, Jersey oder den niederländischen Antillen existieren noch immer. Die letzte dieser Gesellschaften wurde 2004 gegründet.

FDP-Fraktionsvize Ralf Witzel, Initiator der Anfrage, fordert eine gründliche Aufarbeitung des Offshore-Geschäfts. "Ein wichtiger Teil des Milliardengrabs WestLB ist in Offshore-Destinationen verursacht worden", kritisierte Witzel laut dem Bericht. Frühere Angaben von Walter-Borjans einbezogen werde die Abwicklung der WestLB den Steuerzahler am Ende rund 18 Milliarden Euro kosten, heißt es im Handelsblatt.

Voraussichtlich nach der Bundestagswahl soll sich ein WestLB-Untersuchungsausschuss mit dem Niedergang der Bank befassen. Die Landesbank wurde vor einem Jahr zerschlagen, das Nachfolgeunternehmen heißt Portigon.

Mit im Fokus steht dabei auch der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, der von 1998 bis 2002 Finanzminister in NRW und zugleich Aufsichtsrat der WestLB und Mitglied im Präsidialausschuss war.

Quote
    rsi99
    02.07.2013 um 7:59 Uhr

Steinbrück war Aufsichtsrats-Mitglied

Von einer von Politikern geführte, staatlichen Bank, mit Steinbrück als Aufsichtsratsmitglied wurden in Steueroasen etliche Milliarden versenkte, für die der Eigentümer (Steuerzahler) natürlich aufkommen musste...


...


Aus: "WestLB versenkte Milliarden Euro in Steueroasen" (02.07.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2013-07/westlb-karibik-steueroasen-nrw-steinbrueck (http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2013-07/westlb-karibik-steueroasen-nrw-steinbrueck)

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 17, 2013, 12:28:10 PM
Quote[...] 29 Prozent halten unethische oder illegale Tricks für notwendig, "um erfolgreich zu sein". Das waren 17 Prozent mehr als im letzten Jahr, als die Studie erstmals durchgeführt wurde. ...


Aus: " Studie zur Moral an der Wall Street: Lügner, Schwindler, Egomanen" Von Marc Pitzke, New York (17.07.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/studie-zur-wall-street-moral-sieht-betrug-und-insiderhandel-a-911514.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/studie-zur-wall-street-moral-sieht-betrug-und-insiderhandel-a-911514.html)

Title: [Verluste von 119 Millionen Euro... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 23, 2014, 02:41:43 PM
Quote[...] Hamburg - Im Steuerprozess gegen FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß geht es laut "Süddeutscher Zeitung" um höhere Summen als bislang angenommen. Die Staatsanwaltschaft beziffere den Steuerschaden in ihrer Anklage auf 3,5 Millionen Euro und nicht wie bislang angenommen auf höchstens 3,2 Millionen Euro, berichtet die "SZ".

Bei Spekulationsgeschäften, die über ein geheimes Konto in der Schweiz abgewickelt worden und dem Fiskus nicht bekannt gewesen seien, habe Hoeneß zwischen 2003 und 2009 einen Gewinn von "weit über 30 Millionen Euro" erzielt.

Hoeneß hatte Anfang des Jahres beim Finanzamt Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung erstattet. Weil die Selbstanzeige nicht vollständig gewesen sein soll, leitete die Staatsanwaltschaft München II Ermittlungen gegen den 62-Jährigen ein. Hoeneß muss sich vom 10. März an vor Gericht verantworten. Für den Prozess sind vier Tage angesetzt.

Außer bei den Geschäften über das Schweizer Konto soll Hoeneß auch in Deutschland in großem Stil Geld investiert haben. Bei legalen Finanzgeschäften habe der Präsident des FC Bayern München im vergangenen Jahrzehnt Verluste von 119 Millionen Euro verbucht, berichtet die Zeitung. Diese Geschäfte hätten aber nichts mit dem Schweizer Konto und dem Steuerstrafverfahren zu tun.

cte/AFP


Aus: "Strafprozess: Steuerschuld von Hoeneß soll größer sein als angenommen" (22.02.2014)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/steuerfall-hoeness-groesser-als-bislang-angenommen-a-955070.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/steuerfall-hoeness-groesser-als-bislang-angenommen-a-955070.html)

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Quote[...] Die Vorwürfe gegen den FC-Bayern-Präsidenten sind deutlich umfassender als bisher bekannt. Staatsanwalt Achim von Engel warf Hoeneß zum Prozessauftakt vor, seit 2003 Einkünfte in Höhe von insgesamt gut 33,5 Millionen Euro beim Finanzamt verschwiegen zu haben. Die Anklage lautet deshalb auf Steuerhinterziehung in sieben selbständigen Fällen - für jedes Jahr von 2003 bis 2009. Hoeneß hat am Montag vor dem Landgericht München alle Vorwürfe der Steuerhinterziehung voll eingeräumt. ... Eigenen Angaben zufolge hinterzog Hoeneß insgesamt 18,5 Millionen Euro - und damit deutlich mehr, als die 3,5 Millionen Euro, die ihm die Anklage vorwirft. In den Jahren 2003 bis 2009 habe er weitere 15 Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleust, sagte sein Anwalt Hanns W. Feigen am Montag. Diese Summe ergibt sich aus Unterlagen, die der Bayern-Präsident erst wenige Tage vor Prozessbeginn einreichte. ...  Er wolle alle Schulden nachzahlen. Er erinnerte daran, dass er insgesamt auch fünf Millionen Euro für soziale Zwecke gespendet hatte. "Ich bin kein Sozialschmarotzer", sagte Hoeneß. ... Er soll außerdem in seinen Steuererklärungen der Jahre 2003 bis 2009 zu Unrecht insgesamt mehr als 5,5 Millionen Euro Verluste angegeben haben, die er beim Verkauf von Geldanlagen gemacht hatte. Damit hat er die Höhe seiner Steuern zu Unrecht deutlich nach unten gedrückt. ...


Aus: " Steuerprozess: Hoeneß gesteht Steuerhinterziehung von 18,5 Millionen Euro" (10.03.2014)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/hoeness-prozess-fc-bayern-boss-wegen-steuerhinterziehung-vor-gericht-a-957792.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/hoeness-prozess-fc-bayern-boss-wegen-steuerhinterziehung-vor-gericht-a-957792.html)

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Quote[...] Immer höher steigt die Steuerschuld des Uli Hoeneß, immer unglaubwürdiger wird seine Reue. Sein soziales Engagement schrumpft im Vergleich zu den monströsen Summen, mit denen er hantiert hat. Trotzdem wird er ein Vorbild bleiben: für alle Zocker. ... Früher, wir erinnern uns dunkel, war Hoeneß ein vorbildlicher Bayern-Präsident mit großen Rechthaberqualitäten und reichlich Talkshowpräsenz. Dann kam heraus: Er ist nicht nur das, sondern auch ein unkontrollierter Finanz-Zocker und mutmaßlicher Steuerhinterzieher. Ihm wurde vorgeworfen, etwa 3,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben. Zum Auftakt seines Steuerprozesses gab Hoeneß dann zu, dem Fiskus 18,5 Millionen Euro vorenthalten zu haben. Im Übrigen sei ihm klar, "dass mir nur absolute Steuerehrlichkeit hilft". Er sei "froh, dass jetzt alles transparent auf dem Tisch liegt".

Und da liegt es nun. Am zweiten Prozesstag musste sich Hoeneß von der Steuerfahndung vorrechnen lassen, dass sich seine hinterzogene Steuer auf 27,2 Millionen Euro summiert. Mindestens. ...


Aus: "Kommentar zu Uli Hoeneß: Nicht zu fassen" Ein Kommentar von Stefan Kuzmany (11.03.2014)
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/hoeness-steuerprozess-vorbild-aller-zocker-a-958076.html (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/hoeness-steuerprozess-vorbild-aller-zocker-a-958076.html)

Title: [Der Weinberg... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 04, 2014, 03:41:38 PM
Quote[...] Die Zutaten der Skandalsaga sind korrupte Politiker, die Mafia, Kardinäle, das Opus Dei und mindestens 275 Millionen Euro an Mafia- und Schmiergeldern, die in den 1990er-Jahren durch Nummernkonten der Vatikanbank geschleust wurden. Offiziell waren diese Konten auf wohltätige Stiftungen gemeldet. Aufgedeckt hat den Sumpf niemand Geringerer als jener Mann, der seit den großen Finanzskandalen der 1980er-Jahre in der Vatikanbank aufräumen sollte: Monsignore Renato Dardozzi, Mitglied des innersten Kreises der vatikanischen Hochfinanz, hat über die Jahre ein geheimes Archiv von fast 5.000 Dokumenten angelegt und Stück für Stück in die Schweiz geschmuggelt – Akten des vatikanischen Staatssekretariats und Papiere der Vatikanbank, die Istituto per le Opere di Religione (IOR), also Institut für religiöse Werke, heißt. Die Dokumente zeugen allerdings kaum von christlicher Ethik: Sie beweisen Geldwäsche im Dienste der Mafia, die Blockade von Korruptionsermittlungen, Schmiergeldaffären und geheime Nummernkonten, die etwa das Geld von Ex-Staatspräsident Giulio Andreotti enthielten.

... Doch dessen Archiv, das er nun posthum der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt, zeigt detailliert, festgehalten in Tausenden Konto­auszügen, Briefen und Dokumenten: Der „Banker Gottes“ betrieb das Geschäft mit dem schmutzigen Geld unvermindert weiter. Auch nach dem Abgang von Marcinkus blieb sein System aufrecht – nur nicht in den offiziellen Konten des IOR. Zwar änderte Johannes Paul II. die Statuten, doch weiterhin war es Privatpersonen möglich, bei der Vatikanbank IOR ein Konto zu eröffnen – unter der Bedingung, dass ein Teil des Geldes für wohltätige Zwecke gewidmet wurde. Zusätzlich entstand im Vatikan in den 1990er-Jahren eine parallele Offshore-Finanzstruktur, über die Schmiergelder, Steuerhinterziehung und Mafiazahlungen abgewickelt wurden. Allein in den Jahren 1991 bis 1993 liefen über die geheimen Konten, die auf Nummerncodes, Decknamen und wohltätige Stiftungen lauteten, 276 Millionen Euro.

...


Aus: "Die dunklen Geschäfte des Vatikan: Buch enthüllt Finanznetzwerk für Geldwäsche" Corinna Milborn (19.09.2009)
Quelle: http://www.format.at/wirtschaft/business/die-geschaefte-vatikan-buch-finanznetzwerk-geldwaesche-251407 (http://www.format.at/wirtschaft/business/die-geschaefte-vatikan-buch-finanznetzwerk-geldwaesche-251407)

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Quote[...] Vier Wochen lang hatten die Benediktinerbrüder im schwäbischen Kloster Neresheim um ihren ehemaligen Abt Norbert Stoffels getrauert. Sie hatten nichts angerührt, was dem Verstorbenen gehört hatte, so wie es die Ordensregeln verlangen. Dann öffneten sie den privaten Sekretär im Schlafzimmer des Alt-Abts - und stießen auf Bankauszüge, die keinem der offiziellen Klosterkonten zuzuordnen waren.

... Das "Steuervermeidungsmodell", sagt Marcelli, habe in den Siebzigerjahren ein Stifter gegründet, dessen Namen er nicht verraten dürfe. Geldgeber aus dem gesamten Bundesgebiet hätten den Weinberg unterstützt. Das Kloster sei einer von vielen Nutznießern gewesen. Seine eigene Aufgabe in dem Konstrukt, das einer Stiftung gleiche, sei es gewesen, sich als "Verwalter des Treuguts" darum zu kümmern, "dass der Weinberg ertragreich wirtschaftet".

Eifrig war Marcelli in der Tat. Und seine Investitionen über das Klosterkonto warfen offenbar Gewinn ab. So wurden mitunter sechsstellige Summen von Marcellis Privatkonto eingezahlt und zurückgebucht. Am Ende sollte auch ein erklecklicher Geldbetrag fürs Kloster übrig bleiben, behauptet Marcelli. War Abt Stoffels also mehr an irdischen Reichtümern interessiert, als seine Mitbrüder bislang ahnten?

Fast vier Jahrzehnte lang leitete der Abt die Geschicke des Klosters. Der Bundesverdienstkreuzträger galt als vorbildlicher Kirchen- und Ehrenmann. Heute leben nur noch zehn Mönche in der Benediktinerabtei auf der Schwäbischen Alb, acht von ihnen sind zwischen 75 und 86 Jahre alt.

... Vor Gericht konnte oder wollte Marcelli bislang nicht belegen, aus welchen Quellen das Geld auf dem Weinberg-Konto stammt und wer im Einzelnen profitierte. Die zuständigen Richter am Landgericht Ellwangen wiesen deshalb alle Klagen ab. Doch der Anwalt aus Krefeld hat angekündigt, durch alle Instanzen zu gehen, in einem Fall hat er bereits Berufung eingelegt.

Aufseiten des Klosters wiederum hat sich nach den Anfragen des SPIEGEL eine hochpreisige PR-Agentur aus München eingeschaltet. Die Männer sind kein unbeschriebenes Blatt in der Branche und mit der katholischen Kirche bestens vertraut. Zuletzt kümmerten sie sich um das angekratzte Image der Vatikanbank.


Aus: "Prozesse: Der Weinberg des Herrn" Matthias Bartsch und Simone Salden (03.11.2014)
Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/kloster-neresheim-diente-ein-schwaebisches-kloster-der-geldwaesche-a-1000874.html (http://www.spiegel.de/spiegel/kloster-neresheim-diente-ein-schwaebisches-kloster-der-geldwaesche-a-1000874.html)

Title: [Vor ein paar Monaten hatte... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 31, 2015, 04:02:34 PM
Quote[...] Fünf Millionen Euro hat das Land Nordrhein-Westfalen für den bislang teuersten Datensatz ausgegeben. Vor ein paar Monaten hatte der Verkäufer Kontakt zur Steuerfahndung aufgenommen. Seine detaillierten und gut belegten Informationen sorgten dort schnell für große Begeisterung. Wie jetzt bekannt wurde, hat offenbar eine ganze Gruppe von Finanzdienstleistern und Banken gezielt den deutschen Fiskus geschädigt. Es geht um Steuerhinterziehung und betrügerische Steuerdeals in einem Handelsvolumen von 70 Milliarden Euro. Nicht nur durch das klassische Verstecken von Schwarzgeldern, sondern durch das kriminelle Vortäuschen von Geschäftsvorgängen, die zur ungerechtfertigten Erstattung von Kapitalertragsteuern geführt haben. Teilweise wurde die Kapitalertragsteuer zweimal angerechnet und erstattet. Die Ermittlungen gegen die in Inland und Ausland angesiedelten Finanzdienstleister und Banken sowie deren Kunden sind bereits angelaufen, in der nächsten Woche soll es die ersten Durchsuchungen geben.

Geleitet wird die Aktion wieder einmal durch die erfahrene Wuppertaler Steuerfahndung in Zusammenarbeit mit der Kölner Staatsanwaltschaft. In Ermittlerkreisen heißt es, dass die Höhe der Ausgabe durch die große Qualität der Unterlagen gerechtfertigt sei.

Ermittlungen sollen sich auch gegen die Banque et Caisse d'Epargne de l'Etat (BCEE) in Luxemburg richten. Bank und Finanzbehörden wollten sich auf Anfrage nicht äußern.

Der Datenträger ist die inzwischen neunte Steuer-CD, die von der Landesregierung seit 2010 angekauft wurde. Deren entschiedener Kampf gegen Steuerhinterziehung hat sich bezahlt gemacht: Mehr als zwei Milliarden Euro hat das Land zusätzlich eingenommen, durch Steuernachzahlungen, Geldauflagen und Verbandsstrafen, die gegen Banken verhängt wurden. Bundesweit werden die Mehreinnahmen auf vier bis fünf Milliarden Euro geschätzt. Seit 2010 haben sich etwa 120.000 Deutsche als Steuerhinterzieher angezeigt.


Aus: "NRW kauft Daten: Neue Steuer-CD enthält Deals im Wert von 70 Milliarden Euro" (31.10.2015)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/nordrhein-westfalen-kauft-steuer-cd-fuer-fuenf-millionen-euro-a-1060391.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/nordrhein-westfalen-kauft-steuer-cd-fuer-fuenf-millionen-euro-a-1060391.html)

Title: [Für viele... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 24, 2016, 10:04:18 AM
Quote[...] Erst die Commerzbank, dann die Hypo-Vereinsbank (HVB), zwischendurch die HSH Nordbank, und jetzt auch noch die Nord-LB. In Deutschland fliegt ein großes Institut nach dem anderen auf, das reichen Kunden bei Geschäften mit Briefkastenfirmen geholfen hat. Mit Offshore-Gesellschaften, die vor allem den Zweck hatten, Vermögen vor dem Fiskus zu verstecken und so den Staat zu betrügen.

Für viele Großbanken gehörte das jahrzehntelang zum Geschäftsmodell. Doch Landesbanken wie die HSH Nordbank und die Nord-LB sind mehr als nur normale, kommerzielle Geldkonzerne. Sie gehören dem Staat, sie sollen die heimische Wirtschaft fördern, sie sollen dem Staat dienen statt ihm zu schaden. Fast alle Landesbanken haben das zwischendurch aus dem Blick verloren.

Das gilt, wie man jetzt weiß, auch für die Staatsbank aus Hannover, die sich im Eigentum der Länder Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sowie zahlreicher Sparkassen befindet und in deren Aufsichtsrat Minister und Oberbürgermeister sitzen. Auch die Nord-LB hat manchmal vergessen, wozu sie eigentlich da ist. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung, das Verfahren dürfte nicht mehr allzu lange dauern und mit einem Bußgeld in Millionenhöhe enden.

Es geht um die Luxemburger Tochter der Nord-LB, die ihre mutmaßlichen Verfehlungen am Mittwochabend selbst bekannt gab. Wenn auch etwas versteckt in einer Pressemitteilung zu den eher harmlosen Jahreszahlen. Die Nord-LB Luxemburg wies auf Untersuchungen "vergangener Geschäftsbeziehungen" hin, bei denen man der Frage nachgegangen sei, ob Kunden Steuern hinterzogen haben könnten.

Das Resultat der hauseigenen Prüfung: Für "länger zurückliegende Jahre" könne Steuerhinterziehung durch Kunden "in verhältnismäßig geringem Umfang" nicht ausgeschlossen werden, gab die Bank zu. Man habe den Fall der Staatsanwaltschaft Köln übergeben, deren Ermittlungen inzwischen weit fortgeschritten seien. Dem Vernehmen nach stehen um die 75 Kunden aus Deutschland unter Verdacht, im vergangenen Jahrzehnt mit Unterstützung der Nord-LB-Tochter aus dem Großherzogtum den Fiskus hintergangen zu haben. Die vermögenden Klienten hatten sich Briefkastenfirmen zugelegt. Die betreffenden Kunden dürften Besuch von Steuerfahndern bekommen, sofern das nicht schon erfolgt ist.

Schwere Fälle von Steuerhinterziehung können erst zehn Jahre nach Festsetzung der Abgaben von den Behörden nicht mehr verfolgt werden. Diese Frist ist bei den Klienten der Nord-LB wahrscheinlich noch nicht abgelaufen. Wie viel Geld die Landesbank-Kunden dem Fiskus vorenthalten haben sollen, ist nicht bekannt. Erfahrungsgemäß sind das aber größere Beträge, wenn sich schon jemand die Mühe gemacht hat, sein Vermögen erst nach Luxemburg zu transferieren und sich anschließend auch noch einer Offshore-Gesellschaft zu bedienen.

Bei solchen Briefkastenfirmen verbergen sich die eigentlichen Eigentümer hinter Scheindirektoren. So war das jedenfalls bei den von der Commerzbank, der HVB und der HSH via Luxemburg vermittelten Briefkastenfirmen. Ärzte, Unternehmer und andere gut verdienende Kunden hatten sich als dankbare Abnehmer erwiesen. Später kam das böse Erwachen, nachdem die Offshore-Gesellschaften infolge von Datenlecks aufflogen. Bei der Nord-LB soll das anders gelaufen sein, ohne Datenleck. Als Anlass für die interne Untersuchung nennt die Bank die Abspaltung des Luxemburger Privatkundengeschäfts Ende 2014.

Möglicherweise war man in der Nord-LB-Zentrale in Hannover aber auch durch die Razzia der Kölner Staatsanwaltschaft bei der Commerzbank im Februar 2015 aufgeschreckt worden. Die Aktion der Commerzbank ging durch die Medien. Anschließend beeilten sich andere Geldinstitute, allen voran HVB und HSH, ihre Briefkastenmodelle den besonders hartnäckigen Ermittlern aus Nordrhein-Westfalen offenzulegen. Alle drei Banken kamen mit Bußgeldern zwischen 17 und 22,5 Millionen Euro günstig weg. Zum einen deshalb, weil sie mit den Behörden kooperierten. Und zum anderen, weil die Kölner Staatsanwaltschaft mehr als ausgelastet und insofern froh um jedes Verfahren ist, das sich in überschaubarer Zeit sowie ohne riesige Ermittlungen abschließen lässt.

Die Nord-LB beziehungsweise deren Luxemburger Tochter rechnen mit einem Bußgeld, das "voraussichtlich deutlich unter den bislang in der Presse bekannt gewordenen Geldbußen gegen andere Kreditinstitute liegt". Für die erwartete Belastung habe die Bank bereits im Jahr 2015 eine bilanzielle Rückstellung gebildet. Deren Höhe ist nicht bekannt. Weil das Verfahren noch läuft, will die Nord-LB keine Details nennen. Die Luxemburger Tochter der norddeutschen Landesbank konzentriert sich mittlerweile auf die Ausgabe von Pfandbriefen und auf Firmenkredite. Briefkastengesellschaften gehören nicht mehr zum Dienstleistungsangebot. Auch andere Institute haben ihr Engagement in Luxemburg eingeschränkt oder gar ganz aufgegeben.

Restlos aufgeklärt sind die dubiosen Geschäfte deutscher Banken in Luxemburg aber noch lange nicht. Neben der HSH und der Nord-LB haben dort mindestens zwei weitere Landesbanken über Tochtergesellschaften im Großherzogtum jahrelang mit Briefkastenfirmen agiert. Die Frage ist nur, ob die Fälle verjährt sind, oder nicht. Davon hängt ab, ob Steuerfahnder und Staatsanwälte noch bei weiteren Instituten zuschlagen, sofern diese ihre Verfehlungen nicht vorher selbst bei den Behörden anzeigen.

Das schützt dann zwar vor hohen Bußgeldern, doch der Rufschaden ist groß. Erst recht, wenn eine Bank mit mehr als 250 Jahren Geschichte wie die Nord-LB damit wirbt, dass der Norden nicht nur eine Richtung sei, sondern auch "eine Haltung": Vertrauen, Verantwortung, Nachhaltigkeit.


Aus: "Wie eine Staatsbank dem Staat schadet"  Klaus Ott und Meike Schreiber, Hannover (24. März 2016)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/geld/nord-lb-wie-eine-staatsbank-dem-staat-schadet-1.2920201 (http://www.sueddeutsche.de/geld/nord-lb-wie-eine-staatsbank-dem-staat-schadet-1.2920201)

Title: [Unter Dividendenstripping wird... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 24, 2016, 10:11:29 AM
Unter Dividendenstripping wird börsentechnisch die Kombination aus dem Verkauf einer Aktie kurz vor dem Dividendentermin und Rückkauf derselben Aktie kurz nach dem Dividendentermin verstanden. Ist der Verkäufer bei einem Verkauf kurz vor dem Dividendenstichtag (noch) nicht Eigentümer der Aktie (Leerverkäufer) und wird die Aktie kurz nach dem Dividendenstichtag geliefert, spricht man auch von Cum/Ex-Geschäften oder Cum-ex-Trade. Bei Cum/Ex-Geschäften kam es in der Vergangenheit in großem Umfang zu bewusst herbeigeführter mehrfacher Erstattung von nur ein Mal abgeführter Kapitalertragssteuer. Ob hierbei der Tatbestand der Steuerhinterziehung erfüllt wurde oder eine legale Steuergestaltung genutzt wurde, ist umstritten. ... (23. März 2016)
https://de.wikipedia.org/wiki/Dividendenstripping (https://de.wikipedia.org/wiki/Dividendenstripping)

"Cum-Ex-Geschäfte" Klaus Ott, Berlin (11. März 2016)
Staat verschenkte Geld an Millionäre ... Das Finanzamt hat an Banken, Fonds und Millionäre für sogenannte Cum-Ex-Aktiengeschäfte je Fall ohne weitere Prüfung bis zu 750 000 Euro Steuern ausbezahlt. Erst 2012 wurde die Gesetzeslücke geschlossen, der Fiskus kann aber höchstens fünf Jahre Geld zurückfordern. Personalmangel im Bundeszentralamt für Steuern soll für die hohe Bagatellgrenze verantwortlich sein. ...
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/cum-ex-geschaefte-staat-verschenkte-geld-an-millionaere-1.2900927 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/cum-ex-geschaefte-staat-verschenkte-geld-an-millionaere-1.2900927)

"Cum-Ex-Geschäfte Aufsicht befragt alle Banken zum Dividendenstripping" Markus Frühauf (27.02.2016)
Nach Schließung der Maple Bank will die Bafin Auskunft über Cum-Ex-Geschäfte von rund 1800 Banken. Bei den Schäden geht es um Milliardensummen. Auch Prominente sind unter den Geschädigten. ...
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/bafin-verlangt-auskunft-ueber-cum-ex-geschaefte-14092916.html (http://www.faz.net/aktuell/finanzen/bafin-verlangt-auskunft-ueber-cum-ex-geschaefte-14092916.html)

"Verbotene Cum-Ex-Geschäfte - Die Blaupause aus München" (01.03.2016)
http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/hvb-ex-vorstaende-sollen-fuer-schaden-aus-aktiendeals-haften-a-1080030.html (http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/hvb-ex-vorstaende-sollen-fuer-schaden-aus-aktiendeals-haften-a-1080030.html)

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 15, 2018, 07:58:02 PM
Quote[...]  Eine Sozialistin als Regierungschefin in Chile? Das hat einigen Mitarbeitern der Weltbank offenbar nicht gepasst. Seit dem Amtsantritt von Präsidentin Michelle Bachelet im Jahr 2014 soll die Institution das südamerikanische Land in einem Ranking für Unternehmerfreundlichkeit absichtlich schlecht eingestuft haben. Das berichtet das Wall Street Journal. Der Chefökonom der Weltbank, Paul Romer, sagte dem Blatt: "Ich möchte mich persönlich bei Chile und bei jedem anderen Land, von dem wir einen falschen Eindruck erweckt haben, entschuldigen." Die Einstufungen der vergangenen vier Jahre würden erneut überprüft und korrigiert.

Das sogenannte "Doing Business"-Ranking gilt als eine der wichtigsten Veröffentlichung der Weltbank. Es beschreibt, wie attraktiv ein Land für Investitionen von Unternehmern ist. Dabei geht es zum Beispiel darum, wie teuer und zeitintensiv es ist, ein Gewerbe anzumelden. Zuletzt lagen Neuseeland und Singapur dabei in Führung, Chile belegte Platz 55. Im Jahr 2014, also kurz vor dem Amtsantritt der Sozialistin Bachelet, stand das Land noch 21 Plätze weiter vorne.

Romer gab laut Wall Street Journal zu, dass sich die wirtschaftliche Lage Chiles tatsächlich nicht verschlechtert hat. Nur habe sich die Methodik zur Berechnung des Rankings verändert - kurz nachdem der Konservative Sebastián Piñera als Präsident abgewählt war. Romer bedauerte, dass die Entscheidung politisch motiviert wirkt.

Noch-Präsidentin Michelle Bachelet reagierte auf Twitter: Die Glaubwürdigkeit der Weltbank sei gefährdet, schrieb sie auf dem Kurznachrichtendienst. Rankings wie das zur Unternehmerfreundlichkeit müssten glaubwürdig sein. Bachelets Amtszeit endet im März - ihr Nachfolger wird ihr Vorgänger, der Konservative Sebastián Piñera.

...


Aus: "Weltbank strafte Chile für linke Regierung ab" (15. Januar 2018)
Quelle:  http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ranking-weltbank-strafte-chile-fuer-linke-regierung-ab-1.3825750 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ranking-weltbank-strafte-chile-fuer-linke-regierung-ab-1.3825750)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 30, 2018, 09:40:18 AM
Josef Antonius Esch (* 8. Oktober 1956 in Troisdorf)
https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Esch_(Bauunternehmer) (https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Esch_(Bauunternehmer))

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Quote[...] Köln - Die Staatsanwaltschaft sieht alle Vorwürfe gegen die Angeklagten als erwiesen an. Im Prozess um die beiden Ex-Vorstände der früheren Stadtsparkasse Köln und den Troisdorfer Bauunternehmer Josef Esch hat die Staatsanwaltschaft am Dienstag ihr Plädoyer gehalten und für alle drei Angeklagten Freiheitsstrafen gefordert. Für Esch hält die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von insgesamt zwei Jahren für angemessen, für den Ex-Sparkassen-Chef Gustav Adolf Schröder zwei Jahre und sechs Monate, für seinen Vorstandskollegen Franz-Josef Schäfer ein Jahr und sechs Monate. Wegen mehrerer mildernder Umstände könnten die Haftstrafen im Fall von Esch und Schäfer aus Sicht der Staatsanwaltschaft aber zur Bewährung ausgesetzt werden.

Mit den Forderungen bewegt sich die Staatsanwaltschaft eher am unteren Ende des Möglichen. Denn für die Taten, die die Angeklagten begangen haben sollen, sieht das Gesetz Strafen zwischen einigen Monaten und zehn Jahren vor. Die Vorwürfe lauten Untreue in besonders schwerem Fall, Beihilfe dazu, Bestechung, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung sowie Beihilfe dazu. Die Hintergründe sind komplex, immer wieder fiel in diesem Zusammenhang der Begriff Kölner Klüngel. Grob geht es um das Zustandekommen des Bauauftrags der Nordhallen der Kölnmesse in den 2000er Jahren. Schröder soll sich bei entscheidenden Personen für Esch stark gemacht haben und dafür Schmiergeld in Millionenhöhe für die Sparkasse kassiert haben. Die Untreuevorwürfe beziehen sich auf Geschäfte zwischen der Sparkasse und der Josef-Esch-Fonds GmbH in Bezug auf mehrere Immobilienfonds, bei denen die Sparkasse Millionenverluste machte. Dabei wurden zum Teil Zweckgesellschaften eingesetzt, die Geldströme und Hintergründe verschleiern sollten, weil sie laut Sparkassengesetz nicht erlaubt waren.

Die Staatsanwaltschaft führt vor allem als strafmildernden Umstand an, dass die Geschehnisse sehr lange zurückliegen, teilweise 16 Jahre. Die langen Ermittlungen seit 2009 und die lange Hauptverhandlung seien eine enorme Belastung für die Angeklagten, erklärt Oberstaatsanwalt Alexander Fuchs am Dienstag. Dazu seien alle drei nicht vorbestraft. Und Fuchs betont: Alle Geschäfte, die die Angeklagten damals abgeschlossen hatten, beruhten auf einem ,,von der Politik gebilligten Konzept zur Standortförderung". Die Sparkasse sei damals quasi als ,,städtischer Nebenhaushalt" genutzt worden. Dazu hätten sich die angeklagten Ex-Vorstände nicht persönlich an den Geschäften bereichert. Fuchs zeigt Verständnis für das Dilemma, dem sich der Ex-Sparkassen-Chef Schröder damals ausgesetzt sah: Auf der einen Seite wollte er zum Wohle der wachsenden Medienstadt Köln die Insolvenz des Studiobetreibers MMC unbedingt verhindern. Aber dazu musste die Sparkasse weitere Anteile des Unternehmens übernehmen, 25 Prozent hielt sie bereits zu diesem Zeitpunkt. Mehr war laut Sparkassengesetz allerdings nicht erlaubt. So kamen Zweckgesellschaften ins Spiel. ,,Schröder hat sich das Konzept nicht alleine ausgedacht", führt Fuchs in seinem Plädoyer aus, ,,allerdings war er die treibende Kraft".

Im Fall von Esch, der wegen Bestechung, Beihilfe zur Untreue und Steuerhinterziehung angeklagt ist, sei strafmildernd zu berücksichtigen, dass er sich bei seinen Vertragsabschlüssen immer von Rechtsanwälten und Steuerberatern beraten ließ, so Fuchs. Bei der Steuerhinterziehung handele es sich allerdings um eine erhebliche Summe von mehr als einer Million Euro. Dennoch habe sich Esch seitdem nichts mehr zuschulden kommen lassen. Er habe sich also auch bereits über einen längeren Zeitraum bewährt. Am Dienstag halten die Strafverteidiger der drei Angeklagten ihre Plädoyers. Das Urteil will die Kammer am 14. Juni verkünden.


Aus: "Untreueprozess Staatsanwalt fordert Haftstrafen für Esch und Ex-Vorstände" Nadine Klees (30.05.18)
Quelle: https://www.rundschau-online.de/wirtschaft/untreueprozess-staatsanwalt-fordert-haftstrafen-fuer-esch-und-ex-vorstaende-30540166 (https://www.rundschau-online.de/wirtschaft/untreueprozess-staatsanwalt-fordert-haftstrafen-fuer-esch-und-ex-vorstaende-30540166)

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 31, 2018, 09:15:38 AM
Der Graue Kapitalmarkt ist der unregulierte, aber noch legale Teil des Kapitalmarkts.
https://de.wikipedia.org/wiki/Grauer_Kapitalmarkt (https://de.wikipedia.org/wiki/Grauer_Kapitalmarkt)

Die P&R-Gruppe ist eine Gruppe von rechtlich unabhängigen, jedoch verwobenen Anlagefirmen aus Grünwald bzw. München und Zug, die Anlegern die Investition in Schiffscontainer anbot.
https://de.wikipedia.org/wiki/P%26R-Gruppe (https://de.wikipedia.org/wiki/P%26R-Gruppe)

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Quote[...] Realistische Schätzungen gehen davon aus, dass bei der Investmentfirma P&R gut 2,6 Milliarden Euro verloren gegangen sind. Der graue Kapitalmarkt hat neue Opfer gefunden.

Mit gut einer Milliarde Euro vernichteter Anlegergelder hält die Göttinger Gruppe in Deutschland bislang einen traurigen Rekord. Die Pleite der im Münchner Nobelvorort Grünwald residierenden P&R-Gruppe dürfte das locker toppen. 54.000 heimische Anleger, die in Schiffscontainer investiert haben, zittern hier um insgesamt 3,5 Milliarden Euro. Nur auf normales Anlegerrisiko geht das wohl nicht zurück. Es gibt handfeste Indizien für großangelegten Betrug. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Welche Summe steht realistisch im Feuer?
Stefan Loipfinger hat errechnet, dass über 2,6 Milliarden Euro Anlegergelder mittels krimineller Energie vernichtet sein dürften. ,,Ein derartiger Betrugsverdacht ist in seiner Dimension einzigartig", betont der Finanzanalyst. Peter Mattil, ein Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, der auch in den P&R-Gläubigerausschüssen sitzt, bestätigt dessen Befürchtung. Falls der noch laufende Betrieb der insolventen P&R-Gruppe kollabiert, sei sogar ein Totalverlust möglich, warnt der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffe. Dann wären 3,5 Milliarden Euro vernichtet.

Wie hat das Geschäft von P&R funktioniert?
Über fünf deutsche Schwesterfirmen, die alle insolvent sind, haben 54.000 Anleger Schiffscontainer erworben, die P&R umgehend von den Anlegern zurückgemietet hat, um sie ihrerseits an Reeder zu vermieten. Am Ende einer Vertragslaufzeit von drei bis fünf Jahren hat P&R die gebrauchten Boxen zurückgekauft und sie weiterverwertet. Aus Miete und Rückkauf haben sich versprochene Renditen gespeist. Die insolventen deutschen P&R-Firmen selbst haben nie Container gekauft, sondern nur Kunden geworben und Geld durchgeleitet. Herz der P&R-Gruppe, die alle Container-Geschäfte im mäßig regulierten grauen Kapitalmarkt gemanagt hat, ist eine noch solvente P&R-Gesellschaft im Schweizer Zug. In der Schweiz wurden keine Anleger geworben.

Warum ermittelt die Staatsanwaltschaft?
Eigentlich müssten 1,6 Millionen Container im Besitz der Schweizer P&R sein. Jaffe hat aber nur 618.000 Boxen in den Büchern vorgefunden. Etwa eine Million Container fehlt also schlichtweg. Der Fehlbestand habe sich über mehrere Jahre aufgebaut und 2010 bereits 600.000 Stück betragen, sagt Jaffe.

Wie kann das sein?
Entweder hat P&R dreist Container verkauft, die Anlegern gehört haben, um Renditeversprechen zu erfüllen, was Betrug wäre. Oder aber neue Anlegergelder wurden nicht dazu verwendet, neue Container zu kaufen, sondern um Ansprüche bestehender Anleger zu befriedigen. Das wäre ein ebenfalls illegales Schneeballsystem.

Wer sind die Verantwortlichen?
Im Zentrum steht P&R-Gründer Heinz Roth. Der 75-jährige Österreicher hat die Gruppe vor gut 40 Jahren gegründet, ist Alleineigner und hat bis vor kurzem auch die Schweizer P&R geführt. Vorige Woche ist er unter unklaren Umständen zurückgetreten und ein Wirtschaftsprüfer auf Betreiben von Jaffe in die Firmenleitung bestellt worden. Jaffe verweist auf die Verantwortlichkeit eines Ex-Geschäftsführers der insolventen deutschen P&R-Firmen, der aber 2016 gestorben ist. Danach hatte Roth selbst auch in Deutschland die Geschäfte geführt. Der heutige deutsche Statthalter ist erst seit Mitte 2017 im Amt. Auf dieses Trio dürften sich alle Ermittlungen konzentrieren.

Wie geht es nun weiter?
Bis genaue Klarheit über Verantwortung, kriminelle Energie und Höhe des Anlegerschadens herrscht, werden viele Jahre vergehen. Zur Schadensbegrenzung kurzfristig entscheidend ist, dass der P&R-Geschäftsbetrieb mit der Vermietung der vorhandenen Containerflotte weitergeht und so Einnahmen erzielt werden, die den Anlegerschaden mindern. Deshalb warnen sowohl Jaffe als auch Mattil vor Versuchen, eigene Container beschlagnahmen und selbst verwerten zu wollen. Das wäre so gut wie unmöglich und es würde die Vermietung stoppen. Container sind über Häfen in der ganzen Welt verteilt und praktisch für eine Einzelperson kaum rückholbar. Zweitens wurden nur knapp jedem zehnten Anleger Containernummern zugewiesen. Neun von zehn Betroffenen können also gar nicht benennen, welche Container ihnen gehören. Die Anlegergemeinschaft kann also nur hoffen, dass das Vermietgeschäft noch lange läuft. Loipfinger und Mattil fürchten aber eine Folgeinsolvenz auch der Schweizer P&R. Das dortige Insolvenzrecht baue primär auf Verwertung und nicht auf Fortführung, warnen Insolvenzexperten.

Wer hat bei P&R investiert?
Das ist ein besonders trauriges Kapitel. Kunden sind nicht vermögende Zocker und Spekulanten, sondern viele ältere Menschen und Senioren, teils ganze Familien. Über die Hälfte der Anleger ist über 60 Jahre alt, ein Drittel älter als 70 Jahre. Mattil kennt über 90-Jährige, die ihr Altenheim mit lange zuverlässig fließenden P&R-Geldern finanziert haben.

Haben Aufsichtsbehörden versagt?
Die Kontrollen über die Geschäfte am grauen Kapitalmarkt sind in der EU in den vergangenen Jahren verschärft worden. Begonnen haben die mutmaßlichen Betrügereien bei P&R aber schon ab schätzungsweise 2006. Zudem prüft die deutsche Finanzaufsicht Bafin beispielsweise Zulassungsprospekte für Firmen wie P&R nur auf Plausibilität und formelle Vollständigkeit. Insofern kann man ein Regulierungsdefizit bemängeln. Das Herz der P&R schlägt wohl nicht zufällig in der Schweiz fern der Reichweite von EU-Gesetzen. Immer wieder fordern Verbraucherschützer hierzulande Beschränkungen für den Vertrieb von Produkten des grauen Kapitalmarkts. Zügeln können Anleger sich bislang aber nur selbst.




Aus: "Container-Skandal - Die größte Anlegerpleite aller Zeiten droht" Thomas Magenheim-Hörmann (31.05.2018)
Quelle: http://www.fr.de/wirtschaft/container-skandal-die-groesste-anlegerpleite-aller-zeiten-droht-a-1514971,0#artpager-1514971-1 (http://www.fr.de/wirtschaft/container-skandal-die-groesste-anlegerpleite-aller-zeiten-droht-a-1514971,0#artpager-1514971-1)

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Quote[...] Im Groß-Insolvenzverfahren um die Münchener Kapitalanlagegruppe P&R geht der Firmengründer Heinz Roth offenbar zunehmend auf Konfrontationskurs zu den Insolvenzverwaltern. Roth habe sich anfangs kooperativ gezeigt, schreiben die Insolvenzverwalter Michael Jaffé und Philip Heinke, beide von der Münchener Kanzlei Jaffé, in ihren Gutachten zur Eröffnung der Insolvenzverfahren über vier P&R-Gesellschaften. Dies habe sich aber im Laufe der seit März dieses Jahres andauernden vorläufigen Insolvenzverwaltung geändert.

So habe Roth zunächst Vollmachten für die Leitung der im P&R-Geflecht wichtigen Schweizer Tochtergesellschaft der Gruppe erteilt. Diese Vollmachten, die laut Gutachten ursprünglich offenbar als "unwiderruflich" eingestuft wurden, habe Roth später jedoch über einen in der Zwischenzeit engagierten Anwalt widerrufen.

Ebenso versucht Roth den vier umfangreichen Gutachten zufolge, die manager-magazin.de vorliegen, offenbar, Vermögenswerte dem Zugriff der Insolvenzverwalter zu entziehen. Der P&R-Gründer habe sein Eigentum an seinem Wohnhaus im noblen Münchener Stadtteil Grünwald bereits auf seine Ehefrau übertragen, heißt es in den weitgehend wortgleichen Schriftsätzen. Auch eine weitere Immobilie wollte Roth demnach bereits veräußern.

Roth ist eine der zentralen Figuren im bislang wohl größten Anlageskandal Deutschlands. Die von ihm mitgegründete Firmengruppe P&R, die seit den 1970er Jahren Containerinvestments anbot, musste im März dieses Jahres weitgehend Insolvenz anmelden. Etwa 54.000 private Anleger - zum weitaus größten Teil Senioren, die ihre Altersvorsorge auf den Aktivitäten von P&R aufgebaut haben - sind von der Pleite betroffen. Sie laufen nun Gefahr, von den zusammen 3,5 Milliarden Euro, die sie bei P&R bis zum Schluss investiert hatten, kaum etwas wiederzusehen.

Lesen Sie auch: Die fragwürdige Rolle der Finanzaufsicht im Fall P&R

Wie es zur Pleite kommen konnte, steht ebenfalls detailliert in den Gutachten von Jaffé und Heinke. Wie die Insolvenzverwalter bereits vor einiger Zeit publik gemacht hatten, entstand im Geschäftskonstrukt von P&R spätestens im Jahr 2007 eine Finanzierungslücke, die danach im Laufe der Jahre immer größer wurde. Immer größere Teile der eingeworbenen Investorengelder wurden daraufhin nicht wie vorgesehen zum Kauf von Containern verwendet, sondern um die Ansprüche anderer Investoren zu befriedigen.

Eine Folge dieser unrechtmäßigen Verwendung der Gelder war, dass zwischen dem angeblichen und dem tatsächlichen Containerbestand bei P&R eine immer größere Lücke klaffte. Zuletzt, so haben es die Insolvenzverwalter herausgefunden, hätte die Gruppe über 1,6 Millionen Boxen verfügen müssen. Tatsächlich im Bestand befinden sich bei P&R jedoch lediglich 618.000 Container. Für rund eine Million Stahlbehälter hat die Unternehmensgruppe bei ihren Investoren Gelder eingesammelt, ohne die Container auch tatsächlich zu erwerben. Es handelt sich also um rund eine Million Phantom-Container.

Entsprechend groß ist nun auch der finanzielle Abgrund, vor dem die zahlreichen P&R-Kunden stehen. Alles in allem messen die Insolvenzverwalter dem aktuellen Containerbestand einen Wert von etwa 800 Millionen Euro zu. Die Verbindlichkeiten der Unternehmensgruppe belaufen sich den vier Gutachten zufolge jedoch auf zusammen mehr als 4,3 Milliarden Euro. Das heißt: Mit den derzeit bestehen Containern könnten bei einer Verwertung wohl nur etwa ein Fünftel der Ansprüche von Seiten der Gläubiger bedient werden, wie auch der Fachjournalist Stefan Loipfinger errechnet hat.

In ihren Gutachten zur Eröffnung der Insolvenzverfahren machen die Insolvenzverwalter zudem deutlich, wie dramatisch die Lage bei P&R offenbar bereits vor rund zehn Jahren war. Spätestens seit Ende der 2000er Jahre habe für P&R keine positive Fortführungsprognose mehr bestanden, so Jaffé und Heinke. Denn bereits zu dem Zeitpunkt sei klar gewesen, dass die Mieterlöse aus dem geringeren Containerbestand sowie etwaige Verkäufe von Containern die Ansprüche von Seiten der Investoren "nicht ansatzweise" würden decken können.

Im Klartext heißt das: Nach Ansicht der Insolvenzverwalter waren die fraglichen P&R-Töchter bereits Ende der 2000er Jahre faktisch pleite - und alles, was seither in der Gruppe geschah, um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten, könnte den Tatbestand der Insolvenzverschleppung erfüllen.

Das ist eine Behauptung, die auch P&R-Gründer Heinz Roth zu denken geben dürfte. Neben einigen anderen Verantwortlichen hat auch er im Laufe der Jahre Geschäftsführungsaufgaben in der P&R-Gruppe ausgeübt. Ist dies also womöglich ein Grund für die Kehrwende Roths gegenüber den Insolvenzverwaltern, von der Kooperation zur Konfrontation?

Jaffé und Heinke mutmaßen in ihren Gutachten, Roths Verhalten könne auch mit den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zusammenhängen, die gegen ihn laufen. Zudem könne eine Rolle spielen, dass Anleger und Insolvenzverwalter demnächst womöglich mit Ansprüchen auf ihn zukommen werden, "die sein vorhandenes Vermögen weit überschreiten werden", wie es in den Gutachten heißt.

Was das konkret bedeuten kann, lässt sich den Gutachten ebenfalls entnehmen. Demnach wurden in der Zeit, in der Roth als Geschäftsführer verantwortlich zeichnete, Auszahlungen an die Anleger in Höhe von rund 700 Millionen Euro getätigt. "Für diese Zahlungen muss Herr Roth den jeweiligen Gesellschaften gegenüber einstehen", so die Gutachten. Schließlich erfolgten die Zahlungen laut Insolvenzverwalter in einer Zeit, in der bereits die Überschuldung eingetreten war und längst Insolvenz hätte angemeldet werden müssen. Die Forderungen, die die Insolvenzverwalter gegen Roth konkret errechnen, summieren sich in der Summe den vier Gutachten zufolge auf rund fünf Millionen Euro.

Roth auf der anderen Seite gibt den Insolvenzverwaltern zufolge an, über ein Vermögen "zwischen zehn und 13 Millionen Euro" zu verfügen. Die Insolvenzverwalter bemerken allerdings, diese Angabe habe noch nicht verifiziert werden können, und Zweifel sind möglicherweise angebracht. Immerhin weigert sich Roth offenbar, ein Vermögensverzeichnis aufzustellen.

Stefan Loipfinger jedenfalls, der Fachjournalist, der den Fall P&R kennt wie kaum ein anderer, meint, Heinz Roth habe "sein Vermögen in einer Höhe angegeben, die geradezu lächerlich wirkt".

Auch der Berliner Anlegeranwalt Wolfgang Schirp geht davon aus, dass bei dem P&R-Gründer noch mehr zu holen sein dürfte. Roth habe sich womöglich in deutlich höherer Weise bereichert als bislang bekannt, so Schirp zu manager-magazin.de. Das müsse nun aufgeklärt werden.

Und was sagt P&R-Gründer Heinz Roth selbst zu alldem? manager-magazin-de rief den Ex-Unternehmer in seinem Haus in München-Grünwald an, um seine Einschätzung zu hören, zur Pleite seiner Firmengruppe, zu den Ermittlungen der Staatsanwälte, zu kursierenden Vorwürfen sowie zu möglichen Ansprüchen von Anlegern und Insolvenzverwaltern. Doch Roth wollte zu alldem nichts sagen. Er beendete das Gespräch abrupt und legte auf.


Aus: "P&R-Firmengründer wappnet sich schon fürs letzte Gefecht" (05.09.2018)
Quelle: http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/p-r-gruender-heinz-roth-wappnet-sich-schon-fuers-gefecht-a-1226456.html (http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/p-r-gruender-heinz-roth-wappnet-sich-schon-fuers-gefecht-a-1226456.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 13, 2018, 11:24:39 AM
Quote[...] Schulen und Kindergärten, ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz, moderne Spitäler und eine gut ausgerüstete Polizei: Damit Staaten ihre vielfältigen Aufgaben wahrnehmen können, brauchen sie von ihren Bürgern und Unternehmen Steuergeld. Eine Reihe spektakulärer Enthüllungen in den vergangenen Monaten – etwa Panama Papers oder Lux Leaks – hat gezeigt, wie multinationale Konzerne und wohlhabende Privatleute mit aggressivsten Methoden darum kämpfen, Steuern zu sparen. Doch wie viel entgeht Gesellschaften weltweit durch solche Optimierungsstrategien? Der Ökonom Gabriel Zucman hat gemeinsam mit zwei Doktoranden von der Universität Kopenhagen einen neuen Anlauf unternommen, um das herauszufinden. Die drei haben dabei einige neue Erkenntnisse und imposantes Zahlenmaterial zutage gefördert.

Im Jahr 2015, auf das sich die Untersuchung bezieht, haben Multis wie Google, Amazon, Nike und Co insgesamt 620 Milliarden US-Dollar an Gewinnen in Steueroasen verlagert (570 Milliarden Euro). Das entspricht 40 Prozent der gesamten Gewinne, die multinationale Unternehmen weltweit in diesem Jahr erwirtschaftet haben. Durch diesen Vorgang entgehen Industrieländern, insbesondere in der EU, aber auch Schwellen- und Entwicklungsländern, Einnahmen im großen Stil.

In ihrem Paper "The Missing Profits of Nations" greifen die Autoren auf einen neuen Ansatz zurück. Bisherige Untersuchungen bauen auf Daten zu Einzelunternehmen auf. Forscher bedienen sich dabei privater Datenbanken wie Orbis, wo Unternehmensumsätze und Gewinne ausgewiesen werden. Auf Basis dieser Zahlen versuchen sie auszurechnen, wie viel Geld in Steueroasen verschoben wird. Die Unternehmensdatenbanken sind aber lückenhaft, viele Konzerne werden nur schlecht erfasst. Zucman, der in Berkley forscht und weltweit als Experte für Steuerfragen gilt, und seine Kollegen analysieren deshalb erstmals offizielle Statistiken. Sie greifen auf volkswirtschaftliche Daten des Internationalen Währungsfonds und der Industriestaatenorganisation OECD zurück, die erst seit kurzer Zeit verfügbar sind. Aus diesen Datensätzen wird für jedes Land ersichtlich, wie viel Gewinn Unternehmen dort erwirtschaften und wie viel Lohn sie bezahlen.

Dabei offenbarte sich den Ökonomen eine geteilte Welt: In Ländern wie Österreich, Deutschland, den USA oder Italien gilt, dass für jeden Cent an ausbezahlten Löhnen 30 bis 40 Cent an Vorsteuergewinn bei einem Konzern anfällt. Ob es sich dabei um einen in- oder ausländischen Konzern handelt, macht fast keinen Unterschied. In Steueroasen ist das völlig anders. Hier beschäftigen ausländische Unternehmen kaum Mitarbeiter, sie zahlen also fast keine Löhne. Bei multinationalen Unternehmen in Steueroasen entfallen auf jeden Cent an ausbezahltem Lohn mehrere Hundert Cent an Gewinn.

Ein klassisches Beispiel dafür ist Google. Den Löwenanteil seiner Gewinne erwirtschaftet der IT-Gigant in den USA und in Europa, aber ein großer Teil des Geldes, zuletzt fast 20 Milliarden US-Dollar, wird aus Steuergründen auf die Bermudas verschoben. Als Steueroasen werten Zucman und seine Kollegen nicht nur die Bermudas oder die Cayman Islands. Übereinstimmend mit früheren Arbeiten zum Thema gelten für die Studienautoren auch die Schweiz, die Niederlande, Singapur, Irland und Hongkong als Steueroasen. Rechnet man nun den exorbitanten Gewinnanteil der multinationalen Konzerne in den Oasen zusammen, ergibt das die erwähnten 620 Milliarden Dollar. Eine realwirtschaftliche Erklärung dafür, weshalb so viel Geld von ausländischen Konzernen in Steueroasen "verdient" wird, gibt es nicht. Unternehmen transferieren nicht im großen Stil Maschinen auf die Caymans oder investieren dort. Sie verschieben buchhalterisch ihre Gewinne, weil in den Oasen die Steuersätze deutlich niedriger oder gar bei null sind.

Multinationale Konzerne können sich verschiedener Strategien bedienen, um Gewinne aus einem Hochsteuerland wegzuschaffen. Beliebt ist etwa, mit hohen Lizenzgebühren zu arbeiten. Eine Konzerntochter zahlt Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum an eine Schwestergesellschaft, die in einer Steueroase sitzt. Ist diese Gebühr entsprechend hoch, lässt sich damit ein guter Teil der Gewinne wegschaffen. Google hat zum Beispiel Patentrechte auf den Bermudas registriert, Google-Töchter weltweit zahlen also für die Nutzung ebendieser Rechte. Was ein angemessener Preis dafür ist, lässt sich objektiv kaum ermitteln. Auch der konzerninterne Verkauf von Produkten dient zur Verschiebung von Gewinnen. Dabei verkauft eine Gesellschaft in einer Steueroase anderen Konzerngesellschaften in Hochsteuerländern Produkte zu überhöhten Preisen. Damit bleibt der Spielraum für die Unternehmen bei der Bewertung groß.

Die Studienautoren ermittelten auch, aus welchen Ländern Konzerne wie viel Geld in Steueroasen verschieben. Im Falle Österreichs sind es 3,6 Milliarden Euro. Dem Staat entgehen demnach bis zu 900 Millionen Euro an Steuereinnahmen im Jahr, wenn man einen Körperschaftssteuersatz von 25 Prozent zugrunde legt. Die Steueroasen hinterlassen aber in vielen Industrieländern bleibende Spuren: Im Schnitt verlieren Länder ein Zehntel ihrer Einnahmen aus der Besteuerung von Unternehmensgewinnen. In der EU steigt dieser Wert sogar auf fast 20 Prozent. Auch die USA und Entwicklungsländer zählen zu den großen Verlierern. Die Studie ist, wie Co-Autor Ludvig Wier dem STANDARD sagt, bloß eine Annäherung an das Thema, er spricht von der "derzeit bestmöglichen Schätzung", weil selbst die verfügbaren öffentlichen Statistiken oft noch lückenhaft sind.

QuoteBoarding

Da kriechen die Neider wieder hervor. ...


Quotemoejoe187

Aber die Flüchtlinge und Sozialschmarotzer nehmen uns das Geld weg.


QuoteScheibenwelt

Der Gesetzgeber hat wirklich sehr gut darauf geachtet, dass die Angestellten und Arbeiter ja nicht schummeln können, dafür dürfen die Konzerne sich umso leichter davor drücken.
Natürlich spielen da alle Regierungen mit. Scheinbar profitieren sie ja davon (spätestens nachdem sie in die Privatwirtschaft wechseln). Anders ist diese schon lange bekannte Ungerechtigkeit nicht zu erklären.


QuoteMakro 24/7

Steuerosasen, das ist halt so kompliziert! - Über Flüchtlinge, Mindestsicherungsbezieher und zunehmend auch Arbeitssuchende kann man viel leichter herziehen! ... Und vor allem, man kann dann schöner mit der Legende "Wenn du fleißig bist und den Mund hälst, dann wirst du vielleicht auch mal reich." die Leute bei der Stange halten.


QuoteReductioAdAbsurdum

... Irland erhält ein Hilfspaket von 85 Milliarden € und dankt es der EU durch die Errichtung einer Steueroase. Gleichzeitig ist der Steuerdruck auf die eigene Bevölkerung exorbitant. Interessiert die EU anscheinend nicht.


Quotec00kiem00nster

Dafür haben wir Registrierkassen bei Eisverkäufern!


QuoteDer fidele Castro

Wann schließt die Regierung endlich die Panamaroute gegen all die Steuerflüchtlinge?!


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Aus: "Konzerngewinne landen zu 40 Prozent in Steueroasen" András Szigetvari (13.6.2018)
Quelle: https://derstandard.at/2000081453728/Konzerngewinne-landen-zu-40-Prozent-in-Steueroasen (https://derstandard.at/2000081453728/Konzerngewinne-landen-zu-40-Prozent-in-Steueroasen)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 18, 2018, 07:12:23 PM

Quote[...] Die Europäische Union leidet stärker als alle anderen Weltregionen unter den Steuervermeidungsstrategien internationaler Konzerne. Das geht aus einer neuen Studie mehrerer international anerkannter Steuerforscher hervor. Demnach entgehen den EU-Staaten 20 Prozent ihrer möglichen Unternehmensteuereinnahmen, weil Konzerne wie Google, Apple oder Nike erhebliche Anteile ihrer Gewinne in Länder verlagern, die keine oder nur geringe Körperschaftsteuern erheben.

Die Europäische Union leidet stärker als alle anderen Weltregionen unter den Steuervermeidungsstrategien internationaler Konzerne. Das geht aus einer neuen Studie mehrerer international anerkannter Steuerforscher hervor. Demnach entgehen den EU-Staaten 20 Prozent ihrer möglichen Unternehmensteuereinnahmen, weil Konzerne wie Google, Apple oder Nike erhebliche Anteile ihrer Gewinne in Länder verlagern, die keine oder nur geringe Körperschaftsteuern erheben.

Normalerweise sei die Lohnsumme insgesamt rund dreimal höher als die Gewinne. In Luxemburg und Irland sei es umgekehrt: Gemeldete Gewinne seien etwa zweieinhalbmal so hoch wie die Lohnsumme. Für die Forscher ist das ein Hinweis, in welchem Maß Großkonzerne ihre Gewinne dorthin verschieben, ohne nennenswert in den Ländern aktiv zu sein.

Der Finanzwissenschaftler Johannes Becker (Universität Münster) hält die Methode zwar für innovativ, bezweifelt aber, dass die höheren Vorsteuergewinne in Ländern wie Luxemburg allein auf Steuervermeidung zurückzuführen sind. ,,Es ist auch möglich, dass Unternehmen dort Bereiche ansiedeln, in denen weniger Personal benötigt wird, aber hohe Gewinne erwirtschaftet werden", sagte er.

QuoteAm 30.08.2016 bezifferte die ZEIT das Offshorevermögen von Apple auf 207 Mrd. USD

    Klaus N. Wege (Wege), 13.06.2018 - 16:01

Hintergrund: 70% der Direktinvestitionen in Irland stammen von US-Unternehmen wie Pfizer, Microsoft oder Apple. Irlands Lockanreiz besteht darin, Gewinne von realen Konzern- und Leistungsorten wegzuverlagern: Hin zu Steueroasen wie den Caymans (Facebook) oder den Bermudas (Google).
Irland dient dabei als Zwischenlager für Gewinne, deren direkte Verlagerung regulatorisch unterbunden ist. Die Konstruktion wurde als "Double Irish" bekannt. Fährt das Geld weitere Umwege über die Niederlande, spricht man von einem "Dutch Sandwich". Der jährliche Fiskal-Schaden übersteigt 60 Mrd USD. Das Modell ist so legal, wie es eine gekaufte Gesetzgebung nur sein kann.
Irlands Praktiken lösten einen Ansiedlungsboom samt Immobienblase aus. Diese detonierte in den Bilanzen der Banken dort. Seither wird in Irland mit einem 85-Mrd.-Eurorettungspaket ein parasitärer Gewinnverschiebungsbahnhof gestützt.
Aktuell ermöglicht die Trump-Administration den Akteuren, ihre Beute steuerschonend in die USA zu verlagern.


Quote"Gewinne verschieben" hört sich so an, als ob der Pförtner

    Juncker Guido (JunckerG), 13.06.2018 - 13:19

Montags mit einer Million in bar nach Luxemburg fährt.
Sind das nicht idR legaleTransaktionen im Rahmen des bestehenden Steuerrechts?


QuoteLiest sich so, als könnte man nichts dagegen tun?!

    Christian Wrobel (luke123), 13.06.2018 - 12:03

Aber so ist es natürlich nicht! Selbstverständlich könnte man Gewinnverlagerungen steuerrechtlich einen Riegel vorschieben. Es gibt sogar entsprechende Vorschläge dafür. Man müsste es als Regierung nur wollen?! Nur, alle Bundesregierungen der letzten Zeit und deren verantwortlichen Bundesfinanzminister wollten nicht! Und DAS ist das Problem!


QuoteStatt Kriminelle dazu anzustiften in der Schweiz Daten aus Bankcomputern abzuziehen,

    Rüdiger Silberer (RuedigerSilberer),13.06.2018 - 11:00

sollten sich die Finanzminister endlich einmal dieses Problems annehmen. Aber das wird ähnlich lasch und schlafmützig gehandhabt wie die Cum-Ex-Betrügereien bei den deutsche Finanzbeamte jahrelang zugesehen und ausgezahlt haben. Wenn ein normaler deutscher Steuerzahler etwas im Verzug ist, dann läuft das Finanzamt mit seinen Beamten zur Hochform auf. Aber hier kann man locker auf zig Milliarden verzichten.


QuoteLösungsvorschläge für die Marxisten hier:

    Max Schmid (CH-Gast), 13.06.2018 - 10:25

1. Steuern senken, dann kommen die "Konzerne" nach Deutschland und /oder
2. Selber Google/Apple ... erfinden


QuoteEs ist kein Zufall

    Bernhard Kopp von Brackel (BKBrackel), 13.06.2018 - 08:58

Auch wenn Lobbyisten an vielen Stellen mitgewirkt haben, die Gesetze, die Gesetzeslücken, die Gestaltungsmöglichkeiten, wurden von unseren Europa- und Steuerpolitikern seit Jahrzehnten so gemacht. Als die Iren, in den 1980ern, die 12.5% Körperschaftssteuer eingeführt haben um Industrieansiedlung, lokale Wertschöpfung und Arbeitsplätze zu fördern, was auch gut gelungen ist, war aber sehr schnell auch klar, dass die Steuer auch für nach Irland manipulierte/verschobene Finanzgewinne gilt, weil sie eben für eine irische Firma gilt. Schon damals, in sehr wenigen Jahren, sind gigantische Milliardenbeträge über solche Finanzgesellschaften geflossen. Ausser ein paar Buchhalter, Steuerberater und Anwälte, wurden, im Verhältnis zu den bewegten Kapitalien, und den erzielten Steuervergünstigungen, keine lokalen Wertschöpfungen erzielt. Heute, 30 Jahre später, ist alles immer noch so. So bin ich EU-Skeptiker geworden. Freude schöner Götterfunken.


QuoteTotalservice auf Malta: Von Patent-Boxen bis zur Ermordung lästiger Journalisten

    Klaus N. Wege (Wege), 13.06.2018 - 08:15

Zur Erinnerung:
Die dubiose Methode, Gewinne formal in die Karibik umzuleiten, ist zunehmend in Verruf geraten ... Prompt entwirft die Lobbypolitik neue Ausweichwege ( ganz ohne verräterisch-exotische Briefkastenadressen) Dabei sichern sogenannte "Patent-Boxen" den begünstigten Unternehmen steuerliche Unberührbarkeit schon in Europa:
In Belgien sind bei dieser Konstruktion nur noch 6,8% fällig (regulär sind es 34%), in den Niederlanden beträgt der reduzierte Satz 5% (statt 25%). Das mafiöse Malta lockt mit völliger Abgabenfreiheit.
Wenn die öffentlichen Kassen solcher Steuerdumper kollabieren, wissen Sie ja, wer das Rettungsfüllhorn bereitstellt (wie sogar beim Betrugsdrehkreuz Zypern).


QuoteLuxemburg: Wettbewerbsverzerrende Steuerschiebung am Beispiel von Amazon UK

    Klaus N. Wege (Wege), 13.06.2018 - 07:52

Amazon UK ist auf dem britischen Büchermarkt ein einzelhandelsverdrängender Player.
In das Visier der Aufsicht geriet das Unternehmen angesichts einer fragwürdigen Rollenzuweisung seiner Konzerntöchter (die maßgeblich für Besteuerungsfragen ist).
So wurden an der Verrechnung einer Bestellung gleich drei Unternehmensteile beteiligt: Amazon Schweiz, Amazon SARL in Luxemburg und Amazon UK.
Amazon gestaltete die Abrechnung nun so, dass auf dem Papier die wenigen luxemburger Mitarbeiter (145) einen Umsatzanteil von 7,5 Mrd. erwirtschafteten.
Dagegen wurde den 2265 Mitarbeitern der Amazon UK nur ein Umsatzbruchteil von 0,147 Mrd. GBP zugeordnet. Auf jeden luxemburger Mitarbeiter türmte Amazon damit formal das 797-Fache dessen, was sein britischer Kollege an Umsatz stemmt.
Die Wirkung einer solchen Verschleierung des realen Leistungsortes ist ein wettbewerbsverzerrender Steuervorteil gegenüber dem lokalen Wettbewerb.


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Aus: "EU ist größter Verlierer : Das Milliardengeschäft mit den Steueroasen" Johannes Pennekamp (13.06.2018)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/das-milliardengeschaeft-mit-den-steueroasen-15636607.html (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/das-milliardengeschaeft-mit-den-steueroasen-15636607.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 05, 2018, 07:42:19 AM
Quote[...] Der aus Hessen stammende und seit Jahren in der Schweiz lebende Steueranwalt Hanno Berger kann sich im Gespräch mit Journalisten stundenlang empören über deutsche Staatsanwälte, die ihn zu gnadenlos verfolgten. Die dafür sorgten, dass sich die Bundesrepublik zu einem "Unrechtsstaat" entwickele. Den Ermittlern selbst soll er sogar gesagt haben, das Vorgehen gegen ihn weise "faschistische" Züge auf. So steht es in einem Vermerk des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen zu einer Durchsuchung von Bergers Haus im Oktober 2014 im hessischen Schlüchtern. Da hatte sich der trickreiche und gewiefte Jurist längst ins Oberengadin abgesetzt, ließ es sich aber offenbar nicht nehmen, seine Widersacher via Telefon zu attackieren.

Demnächst wollen die Ermittler von Angesicht zu Angesicht mit dem Exilanten streiten. Im wohl ersten Prozess um mutmaßlich kriminelle Aktiendeals, mit denen Banken, Börsenhändler und Steueranwälte dem deutschen Fiskus insgesamt mehr als zehn Milliarden Euro gestohlen haben sollen. Die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft hat beim Landgericht Wiesbaden Anklage erhoben gegen Berger und frühere Aktienhändler der Hypo-Vereinsbank (HVB). Der Vorwurf lautet auf Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall. Berger, 66, gilt als einer der Hauptakteure bei Cum-Ex-Geschäften.

Das steht für den Handel von Aktien mit (Cum) und ohne (Ex) Dividende; mit dem Ziel, sich eine nur einmal an den Fiskus abgeführte Kapitalertragsteuer mehrmals erstatten zu lassen. Eine Gelddruckmaschine, gewissermaßen. Was aber ist, wenn Berger als Mr. Cum-Ex gar nicht zum Prozess kommt, sofern das Landgericht Wiesbaden ein Verfahren eröffnet? Wenn er darauf setzte, dass die Schweiz ihn nicht ausliefert; um nicht Gefahr zu laufen, im Gefängnis zu landen. Ein Prozess ohne Berger, das wäre ein herber Rückschlag für die Strafverfolger, die jahrelang in mühevoller Kleinarbeit Millionen Aktiendeals durchleuchtet haben.

Berger hat Karriere beim Fiskus in Hessen gemacht und es dort sogar zum Regierungsdirektor gebracht, bevor er die Seiten wechselte. Und fortan Millionären und Milliardären bis hin zur Familie Quandt (BMW) half, möglichst wenig Abgaben zu zahlen. Alles sehr erfolgreich, alles ganz legal.

Dann aber soll es der von seinen ehemaligen Kollegen als Gegner gefürchtete Jurist übertrieben haben. Eben mit Cum-Ex-Deals zu Lasten der Staatskasse, die bei vielen Großbanken zum Geschäftsmodell gehörten. Berger hat nach Erkenntnissen der Ermittler diese Deals nicht erfunden. Er soll sie aber verfeinert und selbst dann noch vorangetrieben haben, als immer mehr Banken diese Geschäfte längst zu heiß geworden seien, berichten Insider. Berger selbst streitet kriminelles Agieren vehement ab und hat gleich drei erfahrene und kampfeslustige Anwälte angeheuert. Norbert Gatzweiler, Gerson Trüg und Wolfgang Kubicki.

Letzterer hat im Zweitberuf als Politiker sehr geholfen, die FDP wiederzubeleben. Im Fall Berger hat Kubicki frühzeitig von "Gesinnungsstrafrecht" gesprochen. Steueroptimierung bei Cum-Ex-Geschäften sei bis 2012 nicht verboten gewesen, so Kubicki. Der Bund habe aus "unerfindlichen Gründen" zehn Jahre gebraucht, um eine Steuerlücke zu schließen. Berger mit Kubicki an seiner Seite bei Gericht gegen den Staat, das wäre ein Spektakel. Erst einmal aber wollen Bergers Anwälte mit ihrem Mandanten beraten, wie man weiter vorgehe. Geplant ist ein Treffen in der Schweiz; auf vorerst sicherem Terrain also.

Aber käme Berger denn nun zu einem Prozess in Deutschland? Er werde sich "dem Verfahren auch weiterhin" stellen, antwortet Anwalt Trüg ausweichend. Und zu der angeblichen Faschismus-Aussage seines Mandanten schreibt Trüg, Berger habe daran keinerlei Erinnerung und halte es für unwahrscheinlich, dass diese Äußerung gefallen sei.


Aus: "Mister Cum-Ex im Schweizer Exil" Klaus Ott (4. Oktober 2017)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/steueranwalt-hanno-berger-mister-cum-ex-im-schweizer-exil-1.3693845 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/steueranwalt-hanno-berger-mister-cum-ex-im-schweizer-exil-1.3693845)

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Quote[...] Seit fast fünfeinhalb Jahren lebt der Anwalt Hanno Berger, 67, der einst als Deutschlands größter Steuertrickser galt, im schönen Engadin. Nach einer Razzia bei ihm und bei der Hypo-Vereinsbank Ende 2012 hat sich der frühere Finanzbeamte in die Schweiz abgesetzt. Sicherheitshalber, um einer möglichen Verhaftung zu entgehen. Berger ist einer der Hauptbeschuldigten in einem mutmaßlichen Steuerraubzug, der als einzigartig in der Bundesrepublik gilt. Zahlreiche Banken und Börsenhändler sollen mit Hilfe von Juristen wie Berger den Fiskus um insgesamt etliche Milliarden Euro geschädigt haben.

Der Versuch deutscher Ermittler, Berger endlich habhaft zu werden, ist allerdings einstweilen schief gegangen. Das Landgericht Wiesbaden hat den Antrag der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt abgelehnt, Haftbefehl gegen den früher in der Bankenstadt ansässigen Steueranwalt zu erlassen. Berger selbst teilte dazu auf Anfrage mit, nach Ansicht des Gerichts hätten in Paragraf 112 Strafprozessordnung genannten Voraussetzungen nicht vorgelegen. In diesem Paragrafen heißt es unter anderem, wenn der Beschuldigte "flüchtig ist oder sich verborgen hält", könne Untersuchungshaft angeordnet werden. Berger hat allerdings wiederholt erklärt, er würde sich einem etwaigen Prozess in Deutschland stellen.

Der aus Hessen stammende Anwalt und Steuerberater, der es beim Fiskus bis zum Regierungsdirektor gebracht hatte, steht im Mittelpunkt eines Steuerskandals. Nach Erkenntnissen von Staatsanwaltschaften, Bundestag und Bundesregierung haben Banken und Börsenhändler beim Handel von Aktien mit (Cum) und ohne (Ex) Dividende systematisch in die Staatskasse gegriffen. Die Cum-Ex-Akteure hätten den Fiskus gezielt getäuscht und sich eine einmal an den Fiskus abgeführte Kapitalertragsteuer auf Dividendenerlöse mehrmals erstatten lassen.

Die Generalstaatswaltschaft Frankfurt hat in einem ersten Fall Anklage gegen Berger und fünf weitere Angeschuldigte erhoben. Der Vorwurf lautet auf Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall, was mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden kann. In der 948-seitigen Anklageschrift heißt es, Berger habe das ihm aus der Bankenbranche bekannte Cum-Ex-Geschäftsmodell weiter entwickelt. Mit seiner Hilfe hätten auch reiche Kunden von Banken von dem Griff in die Staatskasse profitiert. Berger sei der "spiritus rector", sprich der Initiator und Kopf dieser Variante gewesen. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt wirft ihm und seinen Mitbeschuldigten Steuerhinterziehung in Höhe von 113 Millionen Euro vor. Neben Berger sind noch fünf heutige oder frühere Beschäftigte der Hypo-Vereinsbank (HVB) angeklagt. Die HVB hat beim Fiskus Vergehen eingeräumt und einen hohen Betrag zurückgezahlt.

Berger hingegen bestreitet seit Jahren alle Vorwürfe. Er habe keine Gewinne auf Kosten des Fiskus gemacht, sondern lediglich komplizierte, aber völlig legale Geschäfte juristisch betreut. Wie sonst auch. Seine Kanzlei hatte prominenten Kunden und Konzernen geholfen, den Fiskus auszutricksen. Der gewiefte Jurist fand Lücken im Steuerrecht wie kein anderer. Dann aber hat es Berger nach Ansicht der Behörden mit Cum-Ex übertrieben. Seine Kanzlei, die prächtig lief, überstand die Ermittlungen nicht. Von seinem Schweizer Exil aus versucht Berger nun, einen Prozess gegen ihn zu verhindern. Bis Ende August haben der streitbare Jurist und seine Anwälte Zeit, die Anklage zu erwidern.

Die Entgegnung dürfte umfangreich ausfallen. Ob es zum Prozess kommt, und falls ja, wann überhaupt, ist nicht absehbar. Die Mühlen der Justiz mahlen langsam.


Aus: "Steuertrickser bleibt frei" Hans Leyendecker und Klaus Ott (8. Mai 2018)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/cum-ex-geschaefte-steuertrickser-bleibt-frei-1.3972304 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/cum-ex-geschaefte-steuertrickser-bleibt-frei-1.3972304)

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Quote[...] Der Briefwechsel mit einem Informanten aus Berlin, von dem der Frankfurter Steueranwalt Hanno Berger am 19. Oktober 2010 Näheres wissen wollte, war als "vertraulich" gekennzeichnet.

Berger, der als Deutschlands gewieftester Steuertrickser galt, erhoffte sich wertvolle Tipps. Hinweise darauf, was von den neuesten Plänen im Bundesfinanzministerium zu halten sei.

Das damals von Wolfgang Schäuble geleitete Ministerium versuchte erneut, Aktiendeals zu verhindern, mit denen der Fiskus um insgesamt mehr als zehn Milliarden Euro betrogen worden sein soll. Was Schäuble und seine Beamten nicht wissen konnten: Diejenigen, die systematisch in die Staatskasse gegriffen haben sollen, waren der Regierung lange Zeit offenbar immer einen Schritt voraus. Weil es einen Zuträger in Berlin gab. Jemanden, der Insider-Wissen aus dem Politikbetrieb verkauft haben soll.

Ein für Steuerthemen zuständiger, inzwischen pensionierter Abteilungsleiter des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, der in Berlin beste Kontakte hatte und vieles frühzeitig erfuhr, versorgte den Frankfurter Anwalt jahrelang mit Informationen. Für 1000 Euro im Monat. Das waren gewissermaßen heiße Tipps, die da aus der "roten Gruppe" kamen, wie das Sparkassenlager wegen der markanten Farbe des Logos genannt wird.

Bergers geheime Quelle in Berlin haben Staatsanwälte enttarnt, die in Deutschlands größtem Steuerskandal mit dem sperrigen Titel Cum-Ex ermitteln. Was dabei bislang herausgekommen ist, steht in der ersten Anklage in diesem Skandal.

Sie liest sich wie ein 948 Seiten langer Wirtschaftskrimi. Berger sei ein "Spiritus Rector" gewesen, eine treibende Kraft. Er habe damaligen Aktienhändlern der Hypo-Vereinsbank (HVB) geholfen, zusammen mit einem HVB-Geschäftspartner den Fiskus um mehr als 100 Millionen Euro zu erleichtern, und einen Teil des Profits kassiert.

So behauptet es die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt in der Anklage. Das ist nur einer von mehr als 400 Verdachtsfällen. Viele Bank sollen gemeinsam mit Börsenhändlern und assistiert von Juristen in die Staatskasse gegriffen haben. Dem Ex-Sparkassen-Abteilungsleiter werfen die Ermittler keine Gesetzesverstöße vor.

Berger bestreitet die im HVB-Fall gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Er werde zu Unrecht verfolgt. Für seine Mandanten, meist Millionäre und Milliardäre, war der Frankfurter Anwalt eine Koryphäe. Einer, der sich wie kein anderer im Steuerrecht auskannte und der Abgaben auf ein Minimum zu drücken verstand. Alles ganz legal.

Gilt das auch für die Aktiendeals? In der Anklage wird vieles erhellt, was sich im Dunkeln, im Verborgenen abgespielt haben soll. Die Ermittler gehen davon aus, Berger habe die Tipps seines Zuträgers aus dem Sparkassenverband und anderer Informanten aus der Geldbranche dazu genutzt, strengere Regeln gegen Cum-Ex-Deals zu konterkarieren und zu umgehen.

Er habe neue Lücken entdeckt, bevor die alten geschlossen gewesen wurden. Es soll dem Finanzministerium immer einen Schritt voraus gewesen sein. Berger soll sogar versucht haben, auf das Finanzministerium einzuwirken, ohne selbst in Erscheinung zu treten. Berger bestreitet auch das.

Bislang hat es so ausgesehen, als habe der Staat versagt. Das Finanzministerium brauchte Jahre, um Kontroll-Lücken bei ganz speziellen Börsendeals zu schließen. Beim Handel von Aktien mit (Cum) und ohne (Ex) Dividende hatten sich Banken und Börsenhändler nach Erkenntnissen der Ermittler eine nur einmal an den Fiskus gezahlte Steuer auf Dividenden mehrmals erstatten lassen. Von unterschiedlichen Finanzämtern, die nichts voreinander wussten. Erst seit 2012 ist das nicht mehr möglich, weil die Bundesregierung dem schließlich einen Riegel vorgeschoben hat. Der langsame Staat. Nun aber sieht es so aus, als habe die staatliche Gegenwehr auch deshalb so lange gedauert, weil die Gegenseite über Insider-Wissen verfügt habe.

Ein früherer Anwaltskollege Bergers hat bei den Ermittlern ausgesagt, bei Cum-Ex sei der Sparkassen-Abteilungsleiter immer eine gute Quelle gewesen. Berger und sein Zuträger hätten sich sehr oft darüber ausgetauscht, was aus dem Finanzministerium kommen werde. Durch dieses Wissen sei Berger auch in der Lage gewesen, seine Sichtweise über Lobbyisten in das Ministerium einzuspielen.

In der Anklage gegen Berger und die HVB-Aktienhändler heißt es, der Frankfurter Anwalt habe von dem Sparkassen-Abteilungsleiter frühzeitig von einer für Anfang 2007 geplanten Gesetzesänderung erfahren. Der Sparkassen-Mann habe Berger bereits am 2. Juni 2006 mit Informationen versorgt. Der mutmaßliche "Spiritus Rector" habe dadurch frühzeitig gewusst, dass Aktiengeschäfte zu Lasten des Fiskus weiter möglich seien, sofern eine ausländische Bank eingeschaltet werde.

Berger soll seinen Zuträger aus dem Sparkassenverband immer wieder angezapft haben, sobald auch nur Gerüchte über neue Vorstöße des Finanzministeriums die Runde gemacht hätten. In der Anklage wird eine Mail vom 2. September 2009 zitiert. Berger schrieb, er wäre für nähere Informationen dankbar, ob eine Gesetzesänderung zu befürchten sei.

Anlass war ein Hinweis aus einer Großbank. Über andere Branchen-Vertreter soll der Frankfurter Anwalt noch mehr erfahren haben. Einmal habe es geheißen, das sei jetzt aber richtig vertraulich und dürfe nicht aus der Hand gegeben werden. Auf diese Weise habe Berger auch erfahren, was zwischen Bankenverbänden und Finanzministerium in ganz kleinem Kreise über neue Cum-Ex-Regeln gesprochen worden sei. Und schon habe sich im Herbst 2009 die nächste Lücke aufgetan. Mit speziellen Fonds sei es weiterhin möglich gewesen, den Fiskus auszunehmen, besagt die Anklage. Was dann auch geschehen sei.

Berger und der damalige Sparkassen-Abteilungsleiter betrachten ihre 1000-Euro-Vereinbarung als in Ordnung. Der inzwischen pensionierte Sparkassen-Mann erklärte der SZ vor einiger Zeit dazu, er habe aus seiner Zeit als eigenständiger Anwalt über ein entsprechendes Netzwerk verfügt, das er in den Sparkassenverband eingebracht und nebenberuflich weiter genutzt habe. Der Verband spricht von einer erlaubten Nebentätigkeit. Der Abteilungsleiter habe "in nur geringem Umfang einzelne Mandanten über aktuelle steuerpolitische Entwicklungen informiert". Welche konkreten Mandate das gewesen seien, wisse der Verband nicht, erklärt ein Sprecher. Und lässt anklingen, dass heute wohl nicht mehr möglich wäre, was damals geschah. Es gebe jetzt "andere Vorschriften" für derartige Nebentätigkeiten.

Berger sagt, Großkanzleien hätten beste Zugänge zu Ministerien in Berlin. Da habe er als Anwalt, um seine Mandanten gut beraten zu können, auch Informationen gebraucht. Das sei weder unrecht noch ungewöhnlich. Es sei auch nicht um Informationen gegangen, die dem Verband vorgelegen hätten. Alles ganz normal also, wie die Aktiengeschäfte. Nichts Anstößiges und erst recht nichts Kriminelles. Und die Honorare für den Sparkassen-Mann hätten Vorträge oder ähnliches betroffen, so Berger. "Wer macht im Leben 'was umsonst."


Aus: "Heiße Tipps aus dem Sparkassenverband" Hans Leyendecker und Klaus Ott, Berlin/Frankfurt (5. Juli 2018)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/steuertrickser-heisse-tipps-aus-dem-sparkassenverband-1.4040104 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/steuertrickser-heisse-tipps-aus-dem-sparkassenverband-1.4040104)

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 02, 2018, 09:18:52 AM
Quote[...] ,,Das ist nichts Neues. Es gab Indizien, und jetzt haben wir Belege", glaubt Alberto Garzón. In einem Radiointerview vor ein paar Tagen ließ der Vorsitzende der Vereinten Linken keine Zweifel daran, dass er die spanische Monarchie seit langem für korrupt hält. ,,Die Königsfamilie hat ihre privilegierte Lage der juristischen Unantastbarkeit für ihre Ausschweifungen genutzt. Die gehen uns nicht nur symbolisch etwas an, sie beinhalten Konten in Steueroasen und Insiderinformationen."

Der Anlass für die starken Worte des Linkspolitikers ist die Veröffentlichung heimlicher Aufzeichnungen eines Gespräches, dessen Inhalt Garzón für ,,glaubwürdig" und ,,wahr" hält, weil es zahlreiche Elemente enthalte, ,,über die es ausreichende Hinweise gab". Das kann so sein. Belegt ist im Moment aber noch gar nichts. Die Aufzeichnungen sind allerdings in der Welt. Vergangene Woche haben sie zwei spanische Netzzeitungen, El Español und Okdiario, veröffentlicht. Und niemand kann die Spanier daran hindern, eine Meinung darüber zu haben.

Die Protagonistin der offenbar heimlich aufgenommen Mitschnitte eines Gespräches aus dem Jahr 2015 ist Corinna zu Sayn-Wittgenstein. Die 53-jährige Deutsche mit dem beeindruckenden Nachnamen (dem Erbe einer lange geschiedenen Ehe) war nach ihren eigenen Worten lange Jahre eine ,,innige Freundin" von Juan Carlos, dem 2014 abgedankten spanischen König. Ihr Name war den Spaniern nach einer gemeinsamen Elefantenjagd in Botswana bekannt geworden, bei dem sich der damalige Monarch 2012 eine Hüfte brach. Dass der König zum Höhepunkt der spanischen Wirtschaftskrise auf Großwildjagd ging, verübelten ihm viele. Der Ausflug nach Afrika war der Beginn eines rasanten Ansehensverfalls des lange überaus beliebten Juan Carlos. Zwei Jahre später dankte er dann zugunsten seines Sohnes Felipe ab.

Welche Rolle genau die deutsche Geschäftsfrau im Leben des Königs spielte, lässt sich nur erahnen. Wahrscheinlich gäbe ihre Beziehung Stoff für Romane her. Weil sich aber das meiste fern des Lichts der Öffentlichkeit ereignete, muss die Fantasie nachhelfen, wo belastbare Fakten fehlen. Ein wenig ist der Schleier nun allerdings gerissen. Ein Polizeikommissar traf sich vor drei Jahren in London mit zu Sayn-Wittgenstein und einem spanischen Geschäftsmann und nahm die Gespräche auf.

So erklären es die beiden Netzzeitungen, die an die Aufzeichnungen herankamen und sie jetzt veröffentlichten. Zu Sayn-Wittgenstein ist darüber nicht erfreut. Seit langem gebe es eine ,,politisch motivierte" Kampagne, um sie in Verruf zu bringen, beklagte sie in der Klatschzeitschrift Hola. Dass die Aufnahmen gefälscht seien, behauptete sie allerdings nicht.

In den Londoner Gesprächen gibt zu Sayn-Wittgenstein zu verstehen, dass Juan Carlos sie als Strohfrau für illegale Geschäfte benutzt habe. ,,Er tat das nicht, weil er mich besonders liebte, sondern weil ich meinen Wohnsitz in Monaco habe", erzählte sie. ,,Eines Morgens stehst du auf und besitzt ein Grundstück in Marrakesch. Und er sagt dir: Gib es mir! Aber wenn ich das tue, ist es Geldwäsche. Es ist ein vergiftetes Geschenk."

Ob es stimmt, was zu Sayn-Wittgenstein, mit vielen weiteren Details, bei diesem Gespräch sagte, müsste die spanische Justiz verifizieren. Die Aufnahmen befinden sich offenbar in Händen der Polizei, seit der Kommissar José Manuel Villarejo, der das Gespräch damals heimlich mitschnitt, im November vergangenen Jahres seinerseits wegen illegaler Geschäfte verhaftet wurde. Dass die Aufzeichnungen nun ans Licht gekommen sind, könnte von Villarejo oder seinem Umfeld veranlasst worden sein, als Teil einer Vorwärtsverteidigung: Ich weiß so viel, dass ihr mich lieber in Ruhe lasst!

So oder so ist Juan Carlos in Not. Seit seiner Abdankung steht er juristisch nicht mehr unter besonderem Schutz. Die linkspopulistische Partei Podemos will lieber früher als später einen Untersuchungsausschuss über die Geschäfte des Exkönigs einsetzen, wofür allerdings die Regierung von Pedro Sánchez vorerst nicht zu haben ist.

Erstmal soll der Chef des spanischen Geheimdienstes hinter verschlossenen Türen zu der Sache aussagen. Was danach geschehen wird, ist offen. Der Stein ist gerade erst ins Rollen gekommen.


Aus: "Für illegale Geschäfte: König Juan Carlos soll deutsche Strohfrau gehabt haben" Martin Dahms (17.07.2018)
Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/panorama/fuer-illegale-geschaefte-koenig-juan-carlos-soll-deutsche-strohfrau-gehabt-haben-30975146 (https://www.berliner-zeitung.de/panorama/fuer-illegale-geschaefte-koenig-juan-carlos-soll-deutsche-strohfrau-gehabt-haben-30975146)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 13, 2018, 01:05:49 PM

Quote[...]  Die Wahrscheinlichkeit, als ehemaliger Präsident El Salvadors wegen Korruption angeklagt zu werden, beträgt für jene, die das Amt seit der Jahrtausendwende ausgeübt haben, hundert Prozent. Rechtskräftig verurteilt ist freilich noch keiner.

Zuerst geriet Francisco Flores, Staatschef von 1999 bis 2004, ins Visier der Justiz. Er wurde beschuldigt, 15 Millionen Dollar an Spendengeldern aus Taiwan, die für die Opfer von Erdbeben bestimmt waren, für sich selber und seine rechtskonservative Arena-Partei abgezweigt zu haben. Flores bestritt dies nicht, doch im Januar dieses Jahres starb er an einer Gehirnblutung, bevor der Prozess stattfinden konnte. Gegen die Komplizen in der Partei wurde keine Anklage erhoben.

Mauricio Funes, der 2009 bis 2014 für den FMLN, die Partei der einstigen Linksguerilla, Präsident war, hat sich vor Gericht für Einkünfte von 700 000 Dollar ungeklärter Herkunft zu verantworten. Damit soll er unter anderem ein Haus in einem Nobelviertel von San Salvador sowie Landkäufe finanziert haben. Funes setzte sich im August mit seiner Familie nach Nicaragua ab und erhielt dort von Präsident Daniel Ortega politisches Asyl. Er bezeichnet sich als Opfer einer politischen Vendetta der Rechten, weil er seinerzeit die Ermittlungen gegen Flores in Gang gebracht habe.

Zum spektakulärsten Fall ist inzwischen jener des Präsidenten von 2004 bis 2009 geworden. Antonio Saca war als Unabhängiger für die Arena-Partei gewählt worden, überwarf sich aber nach der Präsidentschaft mit der Partei. Er landete Ende Oktober in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft Saca vor, in einer «immensen Operation» während seiner Amtszeit 246 Millionen Dollar aus der Staatskasse veruntreut zu haben. Mithilfe seines Privatsekretärs und fünf weiterer Komplizen, die ebenfalls in Haft sind, sei das Geld auf Privatkonten gelangt; 116 Millionen Dollar davon seien in bar abgehoben worden. Gemunkelt wurde über Sacas Korruption schon früh – unter anderem in einem von Wikileaks veröffentlichten Telegramm der amerikanischen Botschaft im Jahr 2009. ...


Aus: "Kolumne: Ein Korruptionsskandal nach dem andern" Peter Gaupp, San José (24.11.2016)
Quelle: https://www.nzz.ch/international/aufgefallen/unschoene-tradition-in-el-salvador-ein-korruptionsskandal-nach-dem-andern-ld.130315 (https://www.nzz.ch/international/aufgefallen/unschoene-tradition-in-el-salvador-ein-korruptionsskandal-nach-dem-andern-ld.130315)

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Quote[...] Saca ist Mediengeschäftsmann und war Vorsitzender des salvadorianischen Unternehmerverbands. Als Präsident setzte er auf "Marktreformen" und eine Politik von "Recht und Ordnung". Seine Kritiker werfen ihm die frühere Nähe seiner Partei zu rechtsextremen Todesschwadronen vor. (APA, 30.10.2016)


Aus: "Ehemaliger Präsident El Salvadors festgenommen" (30. Oktober 2016)
Quelle: https://derstandard.at/2000046718676/Ehemaliger-Praesident-El-Salvadors-festgenommen (https://derstandard.at/2000046718676/Ehemaliger-Praesident-El-Salvadors-festgenommen)

https://www.tagesspiegel.de/politik/elas-antonio-saca-el-salvadors-ex-staatschef-wegen-korruption-zu-zehn-jahren-haft-verurteilt/23061566.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/elas-antonio-saca-el-salvadors-ex-staatschef-wegen-korruption-zu-zehn-jahren-haft-verurteilt/23061566.html)

https://de.wikipedia.org/wiki/Antonio_Saca (https://de.wikipedia.org/wiki/Antonio_Saca)

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 30, 2018, 12:22:08 PM
Quote[...] Der deutsche Immobilienmarkt ist lukrativ – auch für Kriminelle. Schätzungsweise 25 Milliarden Euro werden hier im Jahr gewaschen. 

Bargeld ist tabu. ,,Ich kriege E-Mails von Botschaftern, die mit einer Million im Koffer eine Wohnung kaufen wollen", sagt Enrico Schumacher. ,,Da läutet sofort die Alarmglocke." Schumacher ist Geldwäschebeauftragter. Seit einem Jahr prüft der gelernte Steuerfachmann für die Berliner Immobilienfirma ,,Berkshire Hathaway Homeservices Rubina Real Estate" potenzielle Käufer auf ihre Redlichkeit. ,,Ich verdächtige niemanden, aber ich überprüfe alle", sagt Schumacher. Wer eine Wohnung cash bezahlen will, hat bei ihm keine Chance.

Der deutsche Immobilienmarkt ist lukrativ – auch für Kriminelle. Der Bundesregierung zufolge kennzeichnet die Branche ein ,,herausgehobenes Risiko" für Geldwäsche. Hohe Wertstabilität plus schwache staatliche Kontrolle plus hohe Intransparenz machen den Markt attraktiv. Es fehlt ein zentrales Immobilienregister, in dem die tatsächlichen Eigentümer aufgeführt sind. In die lokalen Grundbücher, die zwar digitalisiert, aber nicht miteinander verknüpft sind, kann jede x-beliebige Briefkastenfirma eingetragen werden. Finanzexperten und das Bundeskriminalamt schätzen, dass rund zehn Prozent der jährlich auf dem deutschen Immobilienmarkt umgesetzten 250 Milliarden Euro zu Geldwäschezwecken eingesetzt werden. Das sind 25 Milliarden Euro aus Drogen-, Waffen- oder Menschenhandel, die zur Preisspirale nach oben beitragen. Geldwäscher nehmen Verluste von bis zu 60 Prozent in Kauf – neben schlechten Bankkonditionen auch überhöhte Preise für Immobilien.

Zwar sind nach dem deutschen Geldwäschegesetz neben Banken, Steuerberatern, Rechtsanwälten und Notaren auch Immobilienmakler dazu verpflichtet, Verdachtsfälle zu melden. Doch die wenigsten tun das. Nur drei Prozent aller angezeigten Verdachtsfälle stammen von ihnen. Zu dem Schluss kommt eine Studie des Bundeskriminalamts, die der Branche ,,mangelnde Sensibilität" vorwirft. Ein Grund: Die Hälfte der Makler fürchten nach einer Umfrage des Kriminologen Kai Bussmann von der Universität Halle um den Deal und ihre Provision. Je besser das Geschäft für die Makler, desto geringer die Motivation einer Verdachtsmeldung.

Wegen der internationalen Ausrichtung ist Schumachers Arbeitgeber besonders gefährdet für Geldwäsche: ,,Es ist deutlich komplizierter, etwas über einen chinesischen Käufer in Erfahrung zu bringen als über einen deutschen." Schon unter dem Namen ,,Rubina Real Estate" vermittelte die Firma vorrangig vermögende Interessenten aus China und dem arabischen Raum. Sie werden in Vor-Ort-Büros akquiriert, nach Berlin eingeflogen und mit exklusiver Betreuung für Berliner ,,Premium-Immobilien" begeistert, wie etwa Neubauprojekte in zentralen Lagen an der Chausseestraße. Gerade Kunden aus der rasant wachsenden chinesischen Mittelschicht suchen nach Möglichkeiten, ihr Geld angesichts des unbezahlbaren Heimatwohnmarkts in sichere deutsche Immobilien zu investieren. Nach der Allianz mit der Firma ,,Berkshire Hathaway Homeservices" des US-Investors Warren Buffett soll der Kundenfokus in Richtung Amerika ausgedehnt werden.

Enrico Schumacher, vom TÜV zertifiziert, soll nun dafür sorgen, dass sein Geschäftsführer Carsten Heinrich nicht über seine globalen Deals stolpert. Denn der ist prinzipiell haftbar, wenn nicht ausreichend auf Geldwäsche geprüft wurde. Im Extremfall droht Gefängnis. Einen Teil der Haftung übernimmt nun Schumacher; dafür wird er gut bezahlt und genießt ein Jahr Kündigungsschutz. ,,Damit ich nicht wegen eines geplatzten Zehn-Millionen- Deals rausgeworfen werden kann", sagt der Geldwäschebeauftragte.

Mit seinem Job ist er ein Exot. Die wenigsten Maklerfirmen beschäftigen einen eigenen Geldwäschebeauftragten. Denn der ist teuer und schlecht fürs Geschäft, ,,man muss in kritischen Fällen den Verkäufern in die Quere kommen", sagt Schumacher. Drückt man da aus Kollegialität nicht im Zweifel ein Auge zu? Nein, beteuert Schumacher. ,,Wenn ich einen Verdacht wegen mangelnder Sorgfalt übersehe, ist das mein Verschulden", sagt er. ,,Wenn ich vorsätzlich oder wissentlich einen Verdacht verschweige, bin ich erst recht dran." Deshalb nerve er die Verkäufer permanent mit Schulungen, in denen er klarmacht, worauf sie achten müssten.

Besonders anfällig für Geldwäsche sei die Maklerpraxis der Reservierungsgebühr. Interessenten zahlen überschaubare Beträge an, die meist unter der Überprüfungsgrenze von 15000 Euro liegen. Damit kann man Geld 1:1 waschen, wenn der Interessent abspringt und die Gebühr auf ein anderes Konto zurücküberwiesen haben möchte. Solche Wünsche gebe es. ,,Wir achten aber peinlich genau darauf, dass es auf dasselbe Konto zurückgeht." In den Schulungen wird auch erklärt, wie das von der Firma selbst entwickelte Detektivprogramm ,,Black Diamond" funktioniert. Das sucht im Internet nach verdächtigen Indizien. Etwa, ob der Interessent eine politisch exponierte Person ist, die ihren Einfluss ausnutzen könnte, oder ob derjenige auf einer Terrorsanktionsliste steht. Auch das Herkunftsland des Eigenkapitals wird geprüft. ,,Hochrisiko ist überall wo Krieg ist oder unübersichtliche Verhältnisse herrschen", sagt Schumacher.

Er berichtet von einem Fall, in dem ein Käufer mit deutschem Pass ohne geregeltes Einkommen mit viel Eigenkapital Wohnungen kaufen wollte. Vermutlich als Strohmann, denn das Geld stammte aus einem Risikoland. ,,Ab der Meldung darf man nichts mehr machen, bis der Staatsanwalt das Geld wieder frei gibt oder endgültig sperrt", erzählt Schumacher.

Am Ende prüft er die Recherche-Ergebnisse und schickt im Verdachtsfall die Meldung ab. Empfänger ist die FIU (Financial Intelligence Unit). Die Zentralstelle für Geldwäsche-Verdachtsanzeigen wurde 2017 beim deutschen Zoll eingerichtet. Wie viel die Meldungen bringen, ist fraglich. ,,Die Behörde stellt sich ja gerade erst richtig auf", sagt Schumacher, ,,in den nächsten zwei Jahren wird sie die Keule rausholen." Viele würden die Augen noch zumachen. Doch er glaubt: spätestens, wenn es die ersten großen Strafen gebe, werde jeder in der Branche wach.


Aus: "Der Immobilienmarkt ist anfällig für Geldwäsche" Christian Hönicke (30.10.2018)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/zwielichtige-geschaefte-der-immobilienmarkt-ist-anfaellig-fuer-geldwaesche/23239530.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/zwielichtige-geschaefte-der-immobilienmarkt-ist-anfaellig-fuer-geldwaesche/23239530.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 31, 2018, 08:20:19 PM
Quote[...] Bei den Ermittlungen stellten sie gravierende Unregelmäßigkeiten fest. In der Zusammenfassung schreibt der Rechnungshof, in rund 80 Prozent sei die schiere Notwendigkeit der Beratung "nicht nachgewiesen", auch die Wirtschaftlichkeit sei in fast keinem der Fälle geprüft worden, 44 von 56 Berater-Projekten wurden "freihändig" vergeben. ...

... Eins der Beispiele ist nach SPIEGEL-Informationen ein Großvertrag mit dem Beratungsriesen Accenture. Nach Prüfung der Unterlagen konnten die Ermittler nicht nachvollziehen, wer im Ministerium und warum die Berater überhaupt engagiert wurden. Die Bezahlung der Rechnung über 2,9 Millionen Euro wurde erstmal eilig gestoppt.

... Für die Ministerin ist die Affäre mehr als nur unangenehm. Schon vor ihrem Amtsantritt im Wehrressort Ende 2013 galt sie als glühender Fan von externen Beratern bei Reformvorhaben, aus ihrer Sicht kann man mit den unabhängigen Fachleuten Prozesse schlicht schneller als mit dem trägen Beamtenapparat eines Ministeriums in Gang setzen.

...


Aus: "Von der Leyen räumt gravierende Mängel bei Vergabe von Beraterjobs ein" Matthias Gebauer (31.10.2018)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ursula-von-der-leyen-raeumt-gravierende-maengel-bei-vergabe-von-berater-jobs-ein-a-1236122.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ursula-von-der-leyen-raeumt-gravierende-maengel-bei-vergabe-von-berater-jobs-ein-a-1236122.html)

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 10, 2019, 04:47:18 PM
Quote[...] Gegen Heinrich Maria Schulte lief von Mai 2014 bis April 2015 vor dem Landgericht Hamburg ein Verfahren wegen Veruntreuung von Anlagegeldern. In Form gewerbsmäßiger Untreue soll Schulte von 2011 bis 2013 in 327 Fällen rund 147 Millionen Euro aus 31 geschlossenen Immobilienfonds mit Vorsatz zweckwidrig verwendet haben. Am 20. April 2015 wurde Schulte zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt, die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftdauer von zwölf Jahren beantragt. Betroffen sind rund 35.000 Anleger. ...


Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bankhaus_W%C3%B6lbern_%26_Co. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bankhaus_W%C3%B6lbern_%26_Co.) (27. April 2018)

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Quote[...] Der seinerzeitige Wölbern-Inhaber hat laut Urteil vom April 2015 zwischen August 2011 und September 2013 insgesamt mehr als 147 Millionen Euro aus geschlossenen Fonds seines Emissionshauses entnommen und über eine in den Niederlanden ansässige Tochterfirma unrechtmäßig zweckentfremdet. Abzüglich Rückzahlungen von rund 31 Millionen Euro blieben offene Posten von rund 115 Millionen Euro, so die Richter. Rund 50 Millionen Euro davon seien in den privaten Bereich Schultes geflossen.

K. fungierte in der fraglichen Zeit im Hause Wölbern als "rechte Hand" Schultes. Sein Geständnis legte er Prozessbeobachtern zufolge, die namentlich nicht genannt werden wollten, die jedoch als zuverlässig einzustufen sind, am Dienstags dieser Woche vor der 18. Großen Strafkammer des Landgerichts in Hamburg ab. Diese Information sowie der mögliche Strafrahmen von bis zu einem Jahr und zehn Monaten, den der Richter gegenüber K. in Aussicht gestellt hat, wurde manager-magazin.de zudem inzwischen von einer Sprecherin des Gerichts bestätigt.

Bei seinem Geständnis sagte K. den Beobachtern zufolge, ihm sei die aussichtslose Lage der Wölbern-Gruppe bereits seit 2011 bewusst gewesen. Er habe jedoch die Augen davor verschlossen beziehungsweise sich von Beteuerungen Schultes und anderer Beteiligter blenden lassen.

Zudem bat K. offenbar darum, von einer Bestrafung abzusehen, da diese seine aktuelle berufliche Existenz gefährden würde. Diesem Wunsch dürfte das Gericht aller Wahrscheinlichkeit nach aber kaum nachkommen.

Der Prozess soll am Dienstag, den 15. Januar, mit den Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung fortgesetzt werden.


Aus: "Letzter Wölbern-Angeklagter steht kurz vor Verurteilung" Christoph Rottwilm (10.01.2019)
Quelle: http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/woelbern-invest-urteil-steht-nach-gestaendnis-kurz-bevor-a-1247348.html (http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/woelbern-invest-urteil-steht-nach-gestaendnis-kurz-bevor-a-1247348.html)

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Quote[...] Der Geldwäscheskandal hält Behörden in Europa seit Monaten auf Trab: Die dänische Danske Bank steht im Verdacht, über ihre Niederlassung in Estland dubiose Gelder in Höhe von 200 Milliarden Euro transferiert zu haben. Staatsanwälte in Dänemark, Estland und den USA ermitteln, kurz vor Weihnachten wurden Mitarbeiter der estnischen Filiale der Bank festgenommen. Von diesem Geldwäscheskandal sind auch deutsche und österreichische Unternehmen und Banken betroffen. Das ergaben gemeinsame Recherchen der RBB-Redaktion Investigatives und Hintergrund, des ARD-Politikmagazins "Kontraste" und der Wochenzeitung "Die Zeit". Dem STANDARD liegt ein Auszug der Dokumente vor. Allein für Deutschland geht es dabei um einen Betrag von mehr als 32 Millionen Euro in den Jahren 2007 bis 2011. In Österreich beträgt die Summe rund vier Millionen Euro. Aus der Auswertung der vorliegenden Dokumente ergibt sich, dass 64 Überweisungen auf Kundenkonten in Österreich erfolgten. In Deutschland waren es 792 Überweisungen auf 321 Konten bei Banken und Sparkassen.

Der Geldwäscheskandal hält Behörden in Europa seit Monaten auf Trab: Die dänische Danske Bank steht im Verdacht, über ihre Niederlassung in Estland dubiose Gelder in Höhe von 200 Milliarden Euro transferiert zu haben. Staatsanwälte in Dänemark, Estland und den USA ermitteln, kurz vor Weihnachten wurden Mitarbeiter der estnischen Filiale der Bank festgenommen. Von diesem Geldwäscheskandal sind auch deutsche und österreichische Unternehmen und Banken betroffen. Das ergaben gemeinsame Recherchen der RBB-Redaktion Investigatives und Hintergrund, des ARD-Politikmagazins "Kontraste" und der Wochenzeitung "Die Zeit".

Dem STANDARD liegt ein Auszug der Dokumente vor. Allein für Deutschland geht es dabei um einen Betrag von mehr als 32 Millionen Euro in den Jahren 2007 bis 2011. In Österreich beträgt die Summe rund vier Millionen Euro. Aus der Auswertung der vorliegenden Dokumente ergibt sich, dass 64 Überweisungen auf Kundenkonten in Österreich erfolgten. In Deutschland waren es 792 Überweisungen auf 321 Konten bei Banken und Sparkassen.
Warenlieferungen nach Russland

In vielen der Fälle wurden damit wahrscheinlich Warenlieferungen nach Russland bezahlt. Die Empfänger der Handelsgüter waren jedoch nicht immer identisch mit den Firmen, die für die Warenlieferungen bezahlt haben. Auch ließen sich keine unmittelbaren Geschäftsbeziehungen zwischen den beteiligten Firmen nachweisen. Bei den gelieferten Gütern handelt es sich unter anderem um Industrieausrüstungen, Hausgerätetechnik, Stoffe, Aquarientechnik, Ersatzteile oder Autos. In Österreich wurden auch Küchengeräte um tausende Euro gekauft.

Unter Geldwäscheexperten gilt der Güterhandel bis heute als besonders anfällig für Geldwäsche.

Woher die Gelder stammen, die auf diesem Weg in den legalen Wirtschaftskreislauf gelangten, lässt sich nur schwer nachweisen. William Browder, einst einer der größten westlichen Fondsinvestoren in Russland, beschuldig in einem Schreiben an die estnische Staatsanwaltschaft 26 Mitarbeiter der Danske Bank in Estland der Beihilfe zur Geldwäsche. Browder vermutet, dass über die Danske Bank auch 230 Millionen Dollar aus einem Steuerbetrug zulasten des russischen Staates im Jahr 2008 gewaschen wurden. Der Fall erregte als Magnizki-Affäre Aufmerksamkeit, benannt nach Sergej Magnizki, Browders Steuerberater, der im Zuge der Ermittlungen von den russischen Behörden inhaftiert wurde und 2009 im Gefängnis unter ungeklärten Umständen ums Leben kam.


Aus: "Geldwäscheskandal bei der Danske Bank: Spuren führen nach Österreich" Markus Sulzbacher (10.01.2019)
Quelle: https://derstandard.at/2000095769226/Geldwaescheskandal-bei-der-Danske-Bank-Spuren-fuehren-nach-Oesterreich (https://derstandard.at/2000095769226/Geldwaescheskandal-bei-der-Danske-Bank-Spuren-fuehren-nach-Oesterreich)

Quote
warp.faktor

Bei den Banken ist es wie bei der Mafia.
Schmutzige Geschäfte kommen nur dann ans Licht, wenn es zu Streitigkeiten kommt.


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Quote[...] (Reuters) Ein amerikanischer Pensionsfonds verklagt die von einem Skandal erschütterte Danske Bank. Zudem will der Fonds vier ehemalige Manager des Geldhauses vor Gericht bringen.

Der in New York ansässige Fonds (Plumbers & Steamfitters Local 773 Pension Fund) strebt laut in New York eingereichten Gerichtsunterlagen vom Mittwoch eine Sammelklage gegen Dänemarks grösstes Finanzinstitut an und fordert Schadensatz für Anleger, die zwischen dem 9. Januar 2014 und 23. Oktober 2018 ADS-Scheine des Geldhauses hielten. Die Hinterlegungsscheine hatten nach Bekanntwerden des Skandals an Wert verloren. Gemäss den eingereichten Dokumenten fielen die Papiere um rund 2,5 Mrd. $, als Anlegern die volle Tragweite des Skandals sichtbar wurde.

Die Danske Bank steht im Verdacht, über ihre Niederlassung in Estland zwischen 2007 und 2015 dubiose Gelder in Höhe von 200 Mrd. € transferiert zu haben. Staatsanwälte in Dänemark, Estland und den USA ermitteln. Bei der Danske Bank war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.



Aus: "US-Pensionsfonds verklagt Danske Bank wegen Geldwäscherei-Skandals" (10.1.2019)
Quelle: https://www.nzz.ch/finanzen/us-pensionsfonds-verklagt-danske-bank-wegen-geldwaescherei-skandals-ld.1450319 (https://www.nzz.ch/finanzen/us-pensionsfonds-verklagt-danske-bank-wegen-geldwaescherei-skandals-ld.1450319)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 05, 2019, 10:02:16 AM
Quote[...] Über ein ausgeklügeltes Geldwäschesystem sind innerhalb weniger Jahre Milliardensummen aus Russland an den Westen geflossen, knapp 190 Millionen Euro auch auf deutsche Konten. Politiker, Geschäftsleute und Kriminelle brachten ihr Geld aus undurchsichtigen Quellen außer Landes, die Empfänger waren unter anderem eine Wohltätigkeitsfirma des britischen Prinzen Charles, das Firmenkonto eines Jugendfreunds des russischen Präsidenten Waldimir Putin und ein Unternehmen mit Sitz in Bayern. Das geht aus Bankunterlagen hervor, die dem Recherchenetzwerk Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) und der litauischen Nachrichtenseite 15min.lt zugespielt wurden.

Bei den geleakten Dokumenten handelt es sich um Korrespondenz, Verträge, Rechnungen und Informationen zu mehr als 1,3 Millionen Banküberweisungen. Sie betreffen zu großen Teilen die litauischen Banken Snoras und Ūkio. Die Süddeutsche Zeitung hat die Unterlagen zusammen mit 20 weiteren Medienhäusern ausgewertet. Die Ergebnisse werden unter dem Titel "Troika Laundromat" weltweit veröffentlicht.

Geld legaler wie illegaler Herkunft floss laut den Recherchen in ein Netzwerk von rund 70 Briefkastenfirmen, die von Scheindirektoren geleitet wurden. Die Beträge wurden vielfach hin- und herüberwiesen. Am Ende wurden mit dem Geld Immobilien etwa in Großbritannien, Spanien und Montenegro gekauft, außerdem Luxusjachten, Flugzeuge oder Kunst und vieles mehr. Auch eine Wohltätigkeitsorganisation, die von Prinz Charles geleitet wird, erhielt Geld. Die Firma eines Steuerberaters aus Bayern wurde für Tausende Drucker und Tonerpackungen bezahlt. Der Steuerberater und seine angeblichen Geschäftspartner gaben gegenüber der Süddeutschen an, nie mit diesen Waren gehandelt zu haben, auch seien Unterschriften gefälscht worden.

Ein zweistelliger Millionenbetrag landete auf einem Schweizer Firmenkonto des Cellisten Sergej Roldugin, eines der besten Freunde von Präsident Putin. Roldugin hatte schon bei den Enthüllungen der Panama Papers eine tragende Rolle gespielt, als die Süddeutsche Zeitung und ihre Partner aufdeckten, dass Roldugin im Zentrum eines Netzes von Briefkastenfirmen stand, das Hunderte Millionen Dollar verwaltete.

Bereits 2014 hatten Reporter des OCCRP erstmals ein Geldwäschesystem aufgedeckt, das sie damals Russian Laundromat – zu Deutsch: Russischer Waschsalon – nannten. Dieser Waschsalon hatte in den Jahren 2010 bis 2014 Geld aus mindestens fragwürdigen Quellen in Höhe von etwa 20,7 Milliarden US-Dollar aus Russland in die Europäische Union geschleust. Erst vor wenigen Tagen beschlagnahmte das Bundeskriminalamt in diesem Zusammenhang Immobilien in Nürnberg, Regensburg, Mühldorf am Inn und Schwalbach am Taunus im Wert von 40 Millionen Euro und fror auf mehreren Konten weitere sieben Millionen Euro ein, berichtet die Süddeutsche.

Ein nächstes, ähnliches Geldwäschesystem flog im Herbst 2017 auf. Diesmal stammte das Geld aus Aserbaidschan und floss über die estnische Filiale der dänischen Danske Bank in die EU. Und von dort aus auch nach Deutschland, beispielsweise an eine Firma der Bundestagsabgeordneten Karin Strenz (CDU). Strenz erhielt nach der Enthüllung eine Rüge des Bundestagspräsidiums, der Europarat erteilte ihr Hausverbot.


Aus: "Russisches Geldwäschesystem aufgedeckt" (4. März 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-03/datenleak-geldwaesche-russland-westen (https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-03/datenleak-geldwaesche-russland-westen)

QuoteMutti ihr Sohn #4


Wo ist der Skandal?
Das ist doch guter alten Kapitalismus guter Ton , so wie die Steuervermeidung und vor allem müssen die Russen noch bei den Finanzakrobaten in Europa in die Lehre gehen.
Denn zu Cum Ex Geschäften haben sie noch nicht die praktischen Erfahrungen!
Zu den Relationen der Cum Ex Geschäften ist das doch Pillepalle!


QuoteRedDuke #4.1


Tatsächlich steht in dem Artikel nichts von einem Skandal. Sondern nur das Recherchen dieses Geldwäschesystem aufgedeckt haben. Diese Info hat auch ohne jeden ideologischen Grabenkampf eine Bedeutung. Und ein größeres Unrecht, macht ein kleineres Unrecht nicht besser.

Verbrechen bleibt Verbrechen. Egal ob bei uns, oder in Russland.


QuoteRober Richard #10

Warum sollte die tiefe Regierung in Russland anders agieren als die tiefen Regierungen anderer Staaten dieser Welt .


QuoteGalgenstein #10.1

Sie meinen ein Problem, das sich relativieren lässt, ist in Wirklichkeit gar kein Problem? Na denn....


QuoteDas entscheidende Problem #20

"Troika Laundromat" - da musste ich schmunzeln.

Meinen grössten Respekt vor Leuten, die sich mit organisierter Kriminalität befassen und solchen Fällen nachgehen.


...
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 20, 2019, 09:08:57 AM
"Cum-Ex: Spion oder Held?" Karsten Polke-Majewski  (19. März 2019)
Ein deutscher Anwalt half, einen großen Steuerraub aufzudecken. In der Schweiz wird er nun wegen Spionage angeklagt. ...
https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-03/cum-ex-steuerbetrug-wirtschaftsspionage-anklage-schweiz/komplettansicht (https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-03/cum-ex-steuerbetrug-wirtschaftsspionage-anklage-schweiz/komplettansicht)

QuotePressimist #29

Wenn jemand in der Schweiz versucht Recht und Gesetz im Bankenwesen durchzusetzen, ist das so, als würde in Deutschland jemand versuchen die Autoindustrie zu zwingen sich an Recht und Gesetz zu halten: Die Gewinne eines wichtigen Industriezweigs werden bedroht.


Quote[...]  Looser99 #18

Ein Nebenschauplatz des Krieges arm gegen reich. ...


...

Kontext:

Unter Dividendenstripping wird börsentechnisch die Kombination aus dem Verkauf einer Aktie kurz vor dem Termin der Dividendenzahlung und Rückkauf derselben Aktie kurz nach dem Dividendentermin verstanden. Solche Geschäfte sind häufig durch die Erlangung von Steuervorteilen motiviert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dividendenstripping (https://de.wikipedia.org/wiki/Dividendenstripping)

"CumEx Files: Held, Dieb oder Spion?"  Jörg Göbel , Oliver Schröm , Sylke Gruhnwald , Michael Haselrieder , Carlos Hanimann (21. March 2018)
Eine Schlüsselszene entlarvt, mit welcher Härte der Kampf geführt wird. Dr. Peter Giger, Schweizer Staatsbürger, Staatsanwalt, Mitglied der rechtspopulistischen Schweizer Volkspartei. Und Josef Talheimer, Deutscher, schwerbehindert, Mitarbeiter eines Schweizer Bankhauses. Sie treffen in einem Büro der Staatsanwaltschaft Zürich aufeinander. Sie sind zwei der vier Männer, die im Mittelpunkt einer Auseinandersetzung stehen, bei der es anfangs um 50 Millionen Euro geht, bald aber um systematischen Betrug an deutschen Steuerbehörden. Am Ende wird von Wirtschaftskrieg die Rede sein.
https://correctiv.org/aktuelles/cumex-files/2018/03/21/held-dieb-oder-spion (https://correctiv.org/aktuelles/cumex-files/2018/03/21/held-dieb-oder-spion)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 02, 2019, 04:50:27 PM
Quote[...]  Wegen der Vorgänge um die Sanierung ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Untreue und Korruption. ...


Aus: "Keine Entlassungen: "Gorch Fock"-Werft will ans Vermögen ihrer Ex-Vorstände" (02.05.2019)
Quelle: https://www.weser-kurier.de/region/niedersachsen_artikel,-gorch-fockwerft-will-ans-vermoegen-ihrer-exvorstaende-_arid,1826633.html (https://www.weser-kurier.de/region/niedersachsen_artikel,-gorch-fockwerft-will-ans-vermoegen-ihrer-exvorstaende-_arid,1826633.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 13, 2019, 10:42:25 AM
Quote[...] Der Finanzinvestor Cinven rückt der Übernahme von vier Millionen Lebensversicherungs-Policen von Generali Deutschland einen Schritt näher. Der italienische Versicherungsriese Generali wolle in Kürze exklusive Verhandlungen mit dem Bestandsmanager Viridium über den Verkauf der klassischen Garantie-Policen aufnehmen, sagte eine mit dem Prozess vertraute Person am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die finale Entscheidung steht aber noch aus. Hinter Viridium stehen Cinven und die Hannover Rück. Dem Abwickler gehören in Deutschland schon drei kleinere Lebensversicherungs-Bestände.

Damit hätte Viridium die Rivalen Frankfurter Leben und Athora ausgestochen, die sich ebenfalls um das Portfolio bemüht hatten. Athora gehört zum US-Finanzivestor Apollo. Ob sich Generali am Ende wirklich von dem rund 40 Milliarden Euro schweren Bestand trennt, ist offen. Auch die Finanzaufsicht BaFin muss einem Verkauf noch zustimmen. Es wäre mit Abstand die größte derartige Transaktion in Deutschland bisher. Die Münchener Rück hatte den Verkauf von Ergo Leben wieder abgesagt und will die sechs Millionen Policen stattdessen selbst abwickeln.

Viridium und Generali Deutschland wollten sich nicht zu den Informationen äußern. Der Versicherer sprach von "Gerüchten im Markt".



Aus: "Abwickler Viridium hat bei Generali Leben Nase vorn" (28. Juni 2018 )
Quelle: https://www.wiwo.de/unternehmen/versicherer/exklusive-verhandlungen-abwickler-viridium-hat-bei-generali-leben-nase-vorn/22746410.html (https://www.wiwo.de/unternehmen/versicherer/exklusive-verhandlungen-abwickler-viridium-hat-bei-generali-leben-nase-vorn/22746410.html)

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Quote[...] Das Ereignis markiert das Scheitern der privaten Altersvorsorge in Deutschland: Am Dienstag vergangener Woche schloss die Firma Viridium den Kauf von rund vier Millionen Altersvorsorgeverträgen, Berufsunfähigkeits- und Lebensversicherungen der Generali-Versicherung ab – nachdem die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz Bafin, neun Monate lang die Übertragung geprüft hatte. Es ist nicht der erste Verkauf eines Lebensversicherungsbestands an eine Abwicklungsgesellschaft – ein sogenannter Run-off, aber der mit Abstand größte. Branchenbeobachter erwarten, dass weitere Versicherer ihre Bestände an klassischen Lebensversicherungen verkaufen werden.

Noch vor wenigen Jahren brüstete sich die Branche damit, dass sie die Alterssicherung besser betreiben könne als der Staat. Doch das Umsichgreifen des Run-off zeigt: Private Versicherer beherrschen die Altersvorsorge mitnichten besser als die gesetzliche Rentenversicherung. Die Bundesregierung müsste Konsequenzen daraus ziehen und sofort aus der Förderung der privaten Altersvorsorge aussteigen, die bestehenden Verträge sollten in die gesetzliche Rentenversicherung überführt werden. Zudem wäre es endlich an der Zeit für die Einführung einer Mindestrente nach skandina­vischem Vorbild, die jeder und jede bekommt und die zum Leben reicht. Doch leider gibt es dafür keine Anzeichen.

Früher waren die gängigen Altersvorsorgeverträge für die Versicherungswirtschaft attraktiv, doch das hat sich in der anhaltenden Niedrigzinsphase geändert. Bei klassischen Lebens- oder privaten Rentenversicherungen bekommen Kunden eine garantierte Verzinsung ihrer Beiträge und des angesammelten Kapitals. Der Versicherer trägt das Kapitalmarktrisiko, mitunter über viele Jahrzehnte. Er muss die bei Vertragsabschluss zugesagte Garantieverzinsung gutschreiben, auch wenn er sie selbst mit seinen ­Kapitalanlagen nicht erwirtschaftet. Früher argumentierten die Versicherer, Kunden könnten so auch schlechte Kapitalmarkt­zeiten überstehen. Jetzt, da diese Zeiten da sind, trennen sich Versicherer wie Generali von dem Geschäftsmodell und den Kunden. Neuen Kunden drehen sie Lebens- und Rentenversicherungen an, bei denen die Verbraucher das Risiko tragen. Und bei den Alt­beständen tragen sie nicht das Risiko, sondern wälzen es ab – an die sogenannten Abwickler, eine Art bad bank für die private Rentenversicherung. Ob am Ende die Kunden ihr versprochenes Geld bekommen, wird immer zweifelhafter.

Das betrifft Millionen von Menschen. Schon jetzt befinden sich rund fünf Millionen Policen in den Händen von Abwicklern, viele werden folgen. Die rot-grüne Regierung hat ab 2002 viele Menschen in die Arme der Versicherungswirtschaft getrieben, indem sie die künftigen Renten erheblich gekürzt hat. Um Kunden zum Abschluss etwa einer »Riester-Rente« zu bewegen, ­fördert der Staat zudem private Altersvorsorgeverträge. Die Versicherungsbranche hat um dieses Geschäft gebuhlt. Doch der ­Verkauf der Bestände zeigt, dass ihr Geschäftsmodell dafür nicht taugt.


Aus: "Das Scheitern der privaten Altersvorsorge: Abgewickelt" Anja Krüger (09.05.2019)
Quelle: https://jungle.world/artikel/2019/19/abgewickelt (https://jungle.world/artikel/2019/19/abgewickelt)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 18, 2019, 05:11:12 PM
Quote[...] Strache und Gudenus offenbaren bei dem Treffen [ ] ein womöglich illegales System der Parteifinanzierung. "Es gibt ein paar sehr Vermögende. Die zahlen zwischen 500.000 und anderthalb bis zwei Millionen", sagt Strache in dem Video. Das Geld fließe demnach aber nicht an die FPÖ, sondern an einen Verein. "Der Verein ist gemeinnützig, der hat auch nichts mit der Partei zu tun. Dadurch hast du keine Meldungen an den Rechnungshof."

Strache und Gudenus nennen laut "Spiegel" auf dem Video mehrere Namen angeblicher Großspender, die bereits bezahlt oder zumindest eine Zusage gegeben hätten. Diese dementierten auf Anfrage von SZ und Spiegel, direkt oder indirekt an die FPÖ gespendet zu haben.

... Auf Anfrage von SZ und Spiegel räumten die FPÖ-Politiker das Treffen in der Villa ein, bezeichneten es allerdings als "rein privates" in "lockerer, ungezwungener und feuchtfröhlicher Urlaubsatmosphäre". ,,Auf die relevanten gesetzlichen Bestimmungen und die Notwendigkeit der Einhaltung der österreichischen Rechtsordnung wurde von mir in diesem Gespräch bei allen Themen mehrmals hingewiesen." Das gelte auch für ,,allenfalls in Aussicht gestellte Parteispenden bzw. Spenden an gemeinnützige Vereine im Sinne der jeweiligen Vereinsstatuten". ,,Im Übrigen", teilte Strache zunächst schriftlich mit,, ,,gab es neben dem Umstand, dass viel Alkohol im Laufe des Abends gereicht wurde, auch eine hohe Sprachbarriere".

... In dem Video beschimpft Strache auch Journalisten. Er wird mit den Worten zitiert: "Journalisten sind sowieso die größten Huren auf dem Planeten." Strache schlägt vor, kritische "Krone"-Journalisten zu entfernen und durch von ihm bevorzugte Journalisten zu ersetzen. Gudenus wird mit den folgenden Worten zitiert: "Die Kronen Zeitung wär für uns alle gut, für sie geschäftlich, für uns politisch." Zudem soll Strache in dem Video geäußert haben, er wünsche sich eine "Medienlandschaft ähnlich wie der Orbán". Victor Orbán ist seit 2010 Ministerpräsident in Ungarn und beschränkt seither massiv die Pressefreiheit. ...


Aus: "Was die Aufnahmen über den FPÖ-Politiker aussagen" Madlen Haarbach (18.05.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/ist-strache-kaeuflich-was-die-aufnahmen-ueber-den-fpoe-politiker-aussagen/24356454.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/ist-strache-kaeuflich-was-die-aufnahmen-ueber-den-fpoe-politiker-aussagen/24356454.html)

QuoteBernfried 10:37 Uhr
Die österreichische ,,Schwesterpartei" der AfD.

Die Umstände unter denen diese Aufnahmen jetzt nach fast zwei Jahren "geleakt" wurden, sind zwar ziemlich dubios. Aber all das tritt gegenüber einem Ausmaß an Dummheit, Vulgarität und illegalenGedankenspielen zurück, die eine x-beliebige Bananenrepublik im Vergleich dazu wie eine Musterdemokratie aussehen lassen:

Da haben wir unter anderem:

- Parteispenden am Fiskus über Scheinfirmen vorbei schleusen.
- Medienmanipulation und Kaltstellen missliebiger Journalisten
- Orbán als offen genanntes Vorbild für eine Semidiktatur
- Vergabe öffentlicher Aufträge an Spender an an Spender und/oder
Parteifreunde
- Korruption, d.h. künstliche Aufblähung dieser erblichen Aufträge,
damit es sich auch richtig lohnt.
- Verkauf des österreichischen Trinkwassers an Oligarchen
- Vulgärste Diffamierungen politischer Gegner

All das erläutern dieser Herrschaften angeheitert und in größter
Selbstverständlichkeit und all das würde ich den Granden unseres
lieben Rechtspopulistenvereins ebenso zutrauen: Mit den Parteispenden haben wir ja schon die erste Parallele. ...


Quoteberlin.er 09:27 Uhr
Wenn ich den Zeitpunkt berücksichtige, wann das Video öffentlich wurde, und der Böhmermann evtl. darüber schon länger Bescheid wusste, dann könnte ich mir vorstellen, dass man vor der Europawahl darauf aufmerksam machen wollte, wie volksverbunden populistische Volksparteien sind. Das dürfte dann jedenfalls gelungen sein, europaweit.


Quotemogberlin 09:11 Uhr
Besonders amüsant an der ganzen Angelegenheit ist mal wieder die totale Schweigsamkeit des rechten Spektrums, die immer zu beobachten ist, wenn etwas vorkommt, bei dem erst einmal eine Sprachregelung bzw. ein Narrativ ge-/erfunden werden muss. Da sitzen dann die Kubitscheks (o. a.) im stillen Kämmerlein und grübeln, welchen Opfermythos sie sich einfallen lassen können und bis das Ergebnis präsentiert ist, herrscht Stille ...


Quotepeeka 07:57 Uhr
Nun wird klar, warum die neuen rechtsradikalen Parteien in ganz Europa die Farbe Blau als Erkennungszeichen gewählt haben. Und auch die weiße Schrift lässt sich allegorisch deuten.
Sicherlich muss Strache zurücktreten, alles andere wäre selbst für die politische Richtung, die sich mehr und mehr als international agierende kriminelle Vereinigung entpuppt, nicht zu erwarten.

In gut einer Woche wissen wir, wie groß der Anteil an Menschen in Europa ist, die sich von solchen Menschen eine Verbesserung versprechen. Wenn Alkohol, Koks, eine hübsche Dame und die Aussicht auf Macht ausreichen, um Staatsaufträge zu versprechen, dann wundern sich wohl lediglich diejenigen, die politische Vorgänge in Spielfilmen verarbeiten und die mit einem solchen Plot in einem Drehbuch wohl bei jedem Produzenten gescheitert wären, weil es dieser als zu klischeehaft abgelehnt hätte.


QuoteDaW 17.05.2019, 21:38 Uhr

Tja: "Unser Geld für uns're Leut!"

Man muss verdammt naiv sein, um nicht zu sehen, was die FPÖ damit meinte...


QuotePat7 11:04 Uhr
Antwort auf den Beitrag von ford_perfect 17.05.2019, 19:36 Uhr

    Und für Kanzler Kurz gilt: "Wer sich mit Schweinen in die Suhle legt, darf sich nicht wundern wenn er nach Jauche stinkt".

Das ist noch besser  als "Wer sich mit Hunden schlafen legt, wacht mit Flöhen  wieder auf".....


...
Title: Re: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 03, 2019, 09:45:19 AM
Quote[...] Wem gehören die Häuser, in denen wir leben? Das wollten die Redaktionen von Tagesspiegel und dem gemeinnützigen Recherchezentrum Correctiv gemeinsam mit den Berliner Bürgerinnen und Bürgern herausfinden. Auf Diskussionsveranstaltungen luden wir Leser, Politiker, Vertreter der Immobilienbranche und Experten ein, die Wohnungskrise der Hauptstadt zu diskutieren.

Seit Januar werten Journalisten in beiden Redaktionen Tausende Einsendungen von Lesern sowie Hintergrundgespräche, Akten, anonyme Hinweise und Datenbanken aus. Dabei ging es nicht darum, Informationen zu einzelnen privaten Hauseigentümern zusammenzustellen. Es ging stattdessen darum, Probleme aufzudecken, Strukturen aufzuzeigen und Missstände auf dem Berliner Wohnungsmarkt öffentlich zu machen. Schon während der Recherche wurden Dutzende Geschichten und Experteninterviews veröffentlicht.

Teil I der Gesamtauswertung beschäftigte sich dann im Februar 2019 mit möblierten Wohnungen. Dabei kam ans Licht, wie mit einem neuen Modell die Mietpreisbremse umgehbar wird. Teil II beschäftigt sich nun dem bislang verborgenen Firmengeflecht der Pears-Familie. In den nächsten Wochen werden weitere Teile der Endauswertung veröffentlicht.

Correctiv ist gemeinnützig und finanziert sich durch Spenden von Bürgern und Stiftungen. ...


... Die Recherchen von Tagesspiegel und Correctiv zeigen nun, dass dahinter System steckt. Tatsächlich gehören viele der Luxemburger Eigentümer allem Anschein nach zum selben Immobilientrust, der ein Netz aus Briefkastenfirmen über Luxemburg, Zypern und die britischen Jungferninseln gespannt hat. Der Trust ist unter anderem der alleinige Anteilseigner von Telereal Trillium, der größten Immobiliengesellschaft Großbritanniens im Wert von sechs Milliarden Pfund.

An der Spitze steht die britische Milliardärsfamilie Pears. Allein in Berlin besitzt das Pears-Imperium anscheinend weit mehr als 3000 Wohnungen und gehört damit zu den Großeigentümern der Stadt. Nur wusste das bisher niemand. Da der Senat die Verbindungen zwischen den Properties-Firmen nicht kennt, sieht er statt eines großen Konglomerats nur viele Dutzend einzelne Firmen.

Für die britischen Milliardäre hat die Anonymität Vorteile. Für die Stadt ist sie ein Problem. Wie die Recherchen zeigen, zahlt die Pears-Gruppe auf ihre Mieteinnahmen aus Berlin keine nennenswerten Steuern. Da die wahren Eigentumsverhältnisse verschleiert werden, kann die Gruppe bei Problemen weder von der Stadt noch den Mietern zur Verantwortung gezogen werden.

Die Hinweise von Berliner Mieterinnen und Mietern lassen von Anfang an darauf schließen, dass die Immobilienfirmen mehr verbindet als die immer gleiche Namensendung ,,Properties": Alle sind in Luxemburg an derselben Adresse registriert. Insgesamt muss der Briefkasten dort die Post von 76 Firmen aus aller Welt fassen. Auch die Geschäftsführer sind immer dieselben. Wie viele Wohnungen diese Firmen in Berlin gekauft haben, weiß zu diesem Zeitpunkt kaum jemand.

Die Spur der wahren Eigentümern führt um die halbe Welt: von verstaubten Berliner Archiven bis auf tropische Inseln, die als Steueroasen gelten. Puzzlestücke über die Eigentumsverhältnisse in der Hauptstadt finden sich in rund tausend Akten der acht Berliner Grundbuchbezirke. Journalisten können dort Einsicht beantragen, wenn sie ein Interesse begründen können.

Auf Anfrage zu mehr als 25 Firmen, die mutmaßlich zum Pears-Imperium gehören, legen die Mitarbeiter in den Grundbuchämtern ganze Batzen Papier zur Durchsicht auf den Tisch. Einige Adressen liefern die Grundbuchämter auf Anfrage, viele andere müssen jedoch mühsam aus Kaufverträgen mit tausenden von Seiten herausgesucht werden. Denn das Archiv der Grundbuchämter ist veraltet, unübersichtlich, enthält teils Tippfehler.

Tatsächlich finden sich mehr als 110 Grundbuchakten mit mindestens 3000 Wohnungen in Berlin, die zum selben Muster passen. Die tatsächliche Zahl der Wohnungen könnte sogar noch viel höher liegen. Da auch Gewerbeflächen Teil eines Hauses sein können, wurden zweifelhafte Fälle aussortiert. Auf einer alten Version der Webseite von Pearsglobal.com, die über das Internet Archiv "Waybackmachine" noch einsehbar ist, macht das Unternehmen sogar die Angabe, es habe in Deutschland, vornehmlich in Berlin, insgesamt 6200 Wohnungen im Besitz.

So zum Beispiel in der Blücherstraße in Kreuzberg. Eine Immobilie der ,,Ebony Properties". In Prenzlauer Berg besitzen die Firmen Mica und Indira viel, in Moabit die Firma Juventus. Die Mietshäuser liegen in guten bis besten Wohnlagen Berlins, gerade in solchen, die mit Gentrifizierung zu kämpfen haben, manche in Milieuschutzgebieten.

Schon länger gab es Gerüchte, dass sich hinter all den unterschiedlichen Firmen eigentlich nur ein Eigentümer versteckt. So kämpft derzeit in Neukölln die Kneipe ,,Syndikat", die seit 33 Jahren Teil vom Kiez ist, gegen eine Räumungsklage in der Weisestraße. Der Hausbesitzer: die ,,Firman Properties S.à r.l.". Dahinter vermuteten die Mieter bereits die Pears-Gruppe. Endgültig beweisen konnten sie es nicht. Aber sie trugen Indizien zusammen, darunter eine Liste mit etlichen Firmen, die alle zu dem selben Luxemburger Briefkasten führen.

Auf Anfragen zu seinem Bestand reagierte die Pears-Gruppe nicht. Der Konzern unterhält unter dem Namen ,,Pears Global Real Estate" ein kleines Büro am Kurfürstendamm. Die Mitarbeiter dort geben keine Auskünfte. Eine Webseite existiert nicht mehr, Anfragen werden ignoriert. Am Telefon meldet sich ein Mitarbeiter, der sich erst mit seinen Kollegen abstimmen will. Später behauptet er, neu in der Firma zu sein und nicht weiterhelfen zu können. Die Bitte, den Hörer einem erfahrenen Kollegen zu übergeben, blockt er ab: Er sei alleine im Büro. Dann wird die Leitung unterbrochen. Auch persönliche Besuche bringen kein Ergebnis. Beim nächsten Telefonat heißt es am Ende nur noch ,,dazu kann ich Ihnen nichts sagen".

Kontaktaufnahmen zu den luxemburgischen Geschäftsführern bleiben ebenfalls erfolglos. Zwar meldet sich ein Mann, doch einen Namen will er nicht verraten. Wer am Telefon sei? ,,Die andere Seite", heißt es nebulös aus Luxemburg, die Geschäftsführung sei nicht im Haus. Dann ist auch dieses Gespräch vorbei.

Die Recherche aber zeigt: Hinter den Briefkasten-Firmen stehen sechs Luxemburger Firmen. Die wiederum gehören wohl zwei zypriotischen Firmen: Knapwed Limited und Cornway Limited. Aus den Grundbucheinträgen ist das nicht ersichtlich, denn dort taucht immer nur der unmittelbare Eigentümer auf.

Das Luxemburger Handelsregister und die internationale Firmendatenbank Orbis weisen aber darauf hin, dass die in Berlin aktiven Luxemburger Firmen ihre Muttergesellschaften auf Zypern haben. An diesen zypriotischen Muttergesellschaften wiederum halten jeweils zwei Firmen auf den britischen Jungferninseln Anteile: Junifler Limited und Karayan Limited. Doch hier verliert sich die Spur. Denn die kleine Inselgruppe vor Puerto Rico ist nicht nur bekannt für ihre niedrigen Steuersätze, die Jungferninseln verschleiern auch, wem die dort registrierten Firmen gehören. Selbst deutsche Steuerfahnder kommen hier fast nie weiter.

Erst eine seltsame Börsennotiz, die auf der Publikationsplattform Yumpu auffindbar ist, liefert schließlich einen Hinweis für eine der beiden Firmen, nämlich Junifler Limited. In einem dort veröffentlichten Bericht mit dem Logo der Deutschen Bank von 2005 an die irische Börse finden sich Vermerke über Kredite, die Junifler Limited anscheinend über ein Konto bei der Deutschen Bank gewährt hat. Laut diesem Dokument sei der Besitzer von Junifler Limited ,,Bernard Pears 1967 Settlement", und die wiederum ist Teil des Pears Trusts.

Ein weiteres Indiz: Ein Dokument aus den Panama Papers, dass das ,,International Consortium of Investigative Journalists" (ICIJ) und ,,Süddeutsche" Correctiv auf Anfrage zur Verfügung gestellt haben, bestätigt, dass die Pears-Gruppe dahintersteht. In einem Gesprächsmemo ist unter der Überschrift ,,The B Pears 1967 Settlement" festgehalten, wie über die ,,Restrukturierung der Offshore Gruppe" verhandelt wurde. Dort tauchen auch die Namen der drei Pears-Brüder auf.

Das dänische Handelsregister liefert letztlich einen Beleg. Daraus ergibt sich der Nachweis, dass die Firmen, die zu Junifler gehören, am Ende zu Pears gehören. Als wirtschaftlich Berechtigte stehen dort Trevor Steven Pears, Mark Andrew Pears und David Alan Pears. Im Gegensatz zum deutschen Handelsregister muss dort stets der finale Eigentümer einer Firma eingetragen sein – unabhängig davon, wie viele Zwischenfirmen existieren.

Für die zweite Firma, Karayan Limited, ist die Suche komplizierter. Sie besitzt anscheinend über Ecken die Luxemburger-Firmen, die in Berlin aktiv sind, aber die Kette zur Pears-Gruppe lässt sich nicht lückenlos schließen. Allerdings deuten alle Indizien darauf hin. Die Firmen lassen sich in Deutschland von der Pears Global Real Estate GmbH am Kurfürstendamm vertreten.

Drüber hinaus werden alle in Berlin aktiven ProFirmen unter anderem von Geschäftsführerin Katarzyna Ciesielska geleitet. Diese ist außerdem in Dänemark für die Pears Global Real Estate Denmark tätig. Anders als in Deutschland zeigt hier die Pears-Familie Gesicht: Die letztendlichen Eigentümer der Firma sind laut dänischem Handelsregister die drei Pears-Söhne. So lässt sich die Verbindung von Berlin über Luxemburg, Zypern und die Karibikinseln bis nach Großbritannien rekonstruieren.

Kurz gesagt: Hinter all den Luxemburger Eigentümern, die den Mietern bekannt sind, stehen zwei Firmen auf den Jungferninsel, von denen eine klar dem Pears-Unternehmen zuzuordnen ist und die zweite in engem Zusammenhang mit der Pears-Gruppe steht. Auf Anfrage hat das Unternehmen nicht reagiert.

Warum der ganze Aufwand? Warum spannt man ein so kompliziertes Firmengeflecht?

Christoph Trautvetter, Experte der Berliner Initiative ,,Netzwerk Steuergerechtigkeit" hat eine Studie über die größten Wohnungseigentümer in Berlin erstellt, die Correctiv und dem Tagesspiegel vorab vorliegt. Er sagt: ,,Solche Konstrukte haben oft den Grund, Steuern zu vermeiden".

Mehrere Notare haben das dem Tagesspiegel und Correctiv bestätigt. Der Rechtsanwalt und Notar Thomas Miller von der Großkanzlei Heussen nennt das zugrunde liegende Prinzip banal.

Er erklärt das Vorgehen so: Ein Miethaus in Berlin gehört einer Objektgesellschaft mit Sitz in Berlin. Gewinne fallen aber hier nicht an. Denn die Berliner Firma hat auf dem Papier einen Kredit von der anderen Firma und muss so hohe Zinsforderungen an die Muttergesellschaft auf Zypern bezahlen, dass trotz der vielen Mieteinnahmen keine Gewinne übrigbleiben, die versteuert werden müssten. Oder die Grundstückseigentümerin ist eine Gesellschaft mit Sitz im Ausland und versteuert ihre Erträge dort.

Das Prinzip ist aus anderen Branchen bekannt. Der Apple-Konzern bezahlt trotz gewaltiger Einnahmen aus dem Verkauf von iPhones, iPads und anderer Produkte hierzulande so gut wie keine Steuern. Weil Apple Deutschland ,,Lizenzgebühren" an ihren Konzern-Mutter mit Sitz in Irland bezahlen muss.

Tatsächlich findet sich in den Geschäftsberichten einer der Firmen, die der Pears-Gruppe zugeordnet werden kann, Anhaltspunkte, dass sie die in Berlin fälligen Steuern minimiert. So verbuchte die Firman Properties, die das Haus der Bar ,,Syndikat" in der Weisestraße hält, in ihrem luxemburgischen Jahresabschluss für 2017 Einnahmen von knapp 1,2 Millionen Euro, aber nur Steuern von 535 Euro.

Der Grund: Firman Properties schreibt offiziell rote Zahlen, erklärt Steuerexperte Christoph Trautvetter. Denn sie muss hohe Zinsen für Kredite zahlen – allerdings an einer Mutterfirma, die ebenfalls zur Pears-Gruppe gehört.

Das Vorgehen ist völlig legal und ein beliebter Trick, um Gewinne aus Ländern mit hohem Steuersatz in Länder mit niedrigem Steuersatz zu verschieben. Die Pears-Gruppe reduziere so anscheinend die Steuern für ihre Berliner Investments, sagt Trautvetter. Die Geschäftsberichte 2017 von 24 Luxemburger Firmen, die in Berlin Wohnungen halten, weisen viele Verluste und wenig Steuern aus. Insgesamt wird für das gesamte Jahr 2017 nur 180.000 Euro Steuern angegeben.

Christoph Trautvetter hat errechnet, wie hoch der Gesamtumsatz der Luxemburger Firmen insgesamt sein könnte. Er kommt auf 49 Millionen Euro.

Die Gewinnverschiebung sei bisher ein Leichtes für Unternehmen, sagt Trautvetter. Eine effektive Unternehmensbesteuerung bestehe trotz einiger Reformbemühungen immer noch nicht.

Die Intransparenz der Immobilien-Großbesitzer hält Trautvetter für ein großes Problem. ,,Sie höhlt das Grundgesetz aus, nach dem Eigentum verpflichtet." In der Anonymität könne ein Eigentümer nur schwer zu etwas verpflichtet werden. Damit sich ein solches Firmenkonstrukt wie bei der Pears-Gruppe lohne, sei laut Notar Miller eine ,,kritische Größe" Voraussetzung.

Die Notare und Berater, die nötig sind, um solche Konstrukte aufzusetzen, sind teuer. Außerdem bedeute es erheblichen Aufwand, Bilanzen und Steuererklärungen nach den unterschiedlichen nationalen Steuerregeln zu erstellen. Wer seinen Firmensitz auf den Jungferninseln hat, muss außerdem eine Verwaltungsfirma vor Ort bezahlen.

Zypern, Luxemburg und die Jungferninseln haben dabei für Firmen je unterschiedliche Vorteile. So ist beispielsweise die Amtssprache auf den Jungferninseln Englisch. Das kommt Konzernen aus den USA und Großbritannien entgegen. Zypern profitiere wiederum neben den niedrigen Körperschaftssteuern von seiner Lage im Herzen des Mittelmeers - und der Nähe zu Russland. Und Luxemburg ist für Immobiliengeschäfte mit das wichtigste Land, weil da die großen Kapitalgesellschaften ansässig sind.

Obwohl die Steuersparmodelle grundsätzlich legal sind, müssen die Firmen einiges beachten. Zum Beispiel, wenn die Finanzbehörden ein Umgehungsgeschäft feststellen, weil die Geschäftsführung der ausländischen Holding im Inland sitzt. Dann werden nicht nur die in der Vergangenheit gesparten Steuern zur Zahlung fällig, sondern es stellt sich auch die Frage, ob strafbares Handeln vorliegt. Bei der Pears-Gruppe gibt es dafür bisher keine Anzeichen.

Der Berliner Notar Uwe Fischer sieht das Problem ohnehin nicht in der tatsächlichen Steuerhinterziehung, ,,sondern der Kern des Problems ist die Steuervermeidung, die leicht zu organisieren ist. Das diese Möglichkeit weiter bestehe, sei eine ,,völlige Fehlentwicklung" der Steuerpolitik. ,,Besser wäre, wir besteuern Mieteinnahmen pauschal an der Quelle."

Der Berliner Senat reagiert überrascht auf die Recherchen. Bezüglich der Pears-Gruppe hätten bisher ,,keine hinreichenden Informationen über den aktuellen Bestand in Berlin" vorgelegen, hieß es bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Wie viele Steuern dem Land Berlin entgehen durch Firmennetzwerke, die Einnahmen in der Stadt kleinrechnen, konnte die Senatsverwaltung für Finanzen nicht beantworten.

Berlins Senator für Finanzen, Matthias Kollatz (SPD), will aber in Berlin ansässige Unternehmen besser vor Steuervermeidung der Konkurrenz schützen und dem Land Steuereinnahmen sichern. Dafür sei aber eine nationale und internationale Anstrengung nötig, sagt Kollatz dem Tagesspiegel und bringt dazu einen neuen Vorschlag ins Gespräch: Eine ,,Publikationspflicht für Gewinne, Erträge und Umsätze international agierender Firmen in einer Country-by-country-Berichterstattung".

Dies könne für mehr Transparenz sorgen und ,,nicht plausible Gewinne durch sogenannte Gestaltungsmaßnahmen" offenbaren. Auch eine ,,effektive Mindestbesteuerung" sei ein wirksames Instrument gegen das Kleinrechnen von Gewinnen. Darin seien sich Deutschland und Frankreich einig. Allerdings habe dieser Vorschlag trotz ,,mehrerer Anläufe" nicht durchgesetzt werden können.

... Künftig dürfte die Pears-Gruppe auch in der derzeit heftig geführten Debatte um Enteignungen eine Rolle spielen. Es ist ein Volksbegehren auf dem Weg, das vorsieht, Großvermieter, denen mehr als 3000 Wohnungen gehören, zu enteignen. Die Regierungspartei Die Linke, die auch die Bausenatorin stellt, unterstützt das Vorhaben. Der Berliner Senat hat eine Liste mit zehn Firmen erstellen lassen, die davon betroffen wären. Die Firmen der Pears-Gruppe stehen bisher nicht darauf.

Der Senat schloss auf Anfrage nicht aus, dass neben der Pears-Gruppe auch andere Eigentümer unerkannt größere Wohnungsbestände zusammengekauft haben könnten. Damit steht auch in Frage, ob die bisherigen Kostenberechnungen für etwaige Enteignungen nach oben korrigiert werden müssen. Da die Eigentümer im Falle einer Vergesellschaftung entschädigt werden müssten, schätzt der Senat die Kosten bisher auf bis zu 36 Milliarden Euro.

Ähnlich im Unklaren über den Pears-Konzern waren die Aktivisten der Volksinitiative ,,Deutsche Wohnen & Co enteignen": ,,Nach einem Konflikt mit dem Gewerbemieter Syndikat kamen wir mehreren Firmen auf die Spur", sagt Sprecher Rouzbeh Taheri. ,,Aber wir hatten bisher nicht die Kapazitäten, zu recherchieren und zu bestätigen, dass alle zu dem Kreis von Pears gehören." Taheri glaubt aber nicht, dass die gesetzlichen Grundlagen des Volksentscheids durch die bisher unbekannten Konzerne erschüttert werden könnten.

Über die Familie, die sich offenbar im großen Stil auf dem Berliner Wohnungsmarkt eingekauft hat, ist nur wenig bekannt. Die Mieter haben unterschiedliche Erfahrungen mit den neuen Eigentümern gemacht, die so gern unerkannt geblieben wären. Einige beschweren sich über das Geschäftsgebaren, andere berichten, dass sie über die stabilen Mieten froh seien.

In Großbritannien allerdings geriet Pears bereits in die Schlagzeilen, weil ihre Unterfirma St. Ermin einmal im Gegenzug für modernisierte Badezimmer die Mieten von sozial schwachen Bewohnern in Hackney um 300 Prozent erhöhen wollte.

Öffentlich tritt die Familie kaum in Erscheinung. Einmal 1998 taucht ihr Name in einem Artikel im britischen "Independent" auf, darin wird behauptet, dass die damals 64-jährige Clarice Pears reicher als die Queen sei.

Auf der Website der britischen Milliardärsfamilie heißt es: ,,Es geht uns nicht nur um das Geld".

Man helfe, wo man könne. Jedes Jahr unterstütze die britische Milliardärsfamilie Pears wohltätige Zwecke mit bis zu 20 Millionen Pfund: Schulen, medizinische Versorgung, Entwicklungshilfe in Afrika. Dafür soll der Name Pears bekannt sein.

In einem Werbevideo für das Engagement der Pears-Familie sagt Trevor Pears, einer der Söhne: ,,It's hard to do good" – es ist schwer, Gutes zu tun.


Aus: "Das verdeckte Imperium" (Veröffentlicht am 31. Mai 2019)
Andreas Baum (Factchecking und Recherche), Justus von Daniels (Recherche und Koordination), Hendrik Lehmann (Rechereche und Koordination), David Meidinger
(Datenanalyse und Webentwicklung), Michael Gegg (Factchecking und Datenbereinigung), Sidney Gennies (Text und Produktion), Michel Penke (Recherche und Datenanalyse), Ralf Schönball (Text und Recherche),
Quelle: https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/das-verdeckte-imperium/ (https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/das-verdeckte-imperium/)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 05, 2019, 05:10:17 PM
Quote[...] Der Skandal um die Cum-Ex-Steuertricks mit mehrfachen Dividendensteuererstattungen zieht immer weitere Kreise. Die Zahl der Verdachtsfälle erhöhte sich 2018 um 81 auf 499. Das Volumen der möglicherweise zu unrecht erstatteten oder angerechneten Kapitalertragsteuer summierte sich auf knapp 5,5 Milliarden Euro, erfuhr die WirtschaftsWoche aus dem Bundesfinanzministerium.

Die Ermittlungsbehörden der Länder haben damit jedoch die vermutliche Schadenssumme für den Fiskus inzwischen um 120 Millionen Euro nach unten korrigiert. Das Bundesfinanzministerium erwartet nach Informationen der WirtschaftsWoche ,,nach jetzigem Stand nicht", dass noch eine erhebliche Zahl von Neufällen bei dem Cum-Ex-Skandal hinzukommt.

Bei den umstrittenen Cum-Ex-Geschäften haben Finanzinvestoren mit Hilfe von Beratern und Finanzinstituten rund um den Dividendenstichtag Aktien mit (,,cum") und ohne (,,ex") Ausschüttungsanspruch rasch hin und her verkauft, um sich die nur einmal gezahlte Kapitalertragssteuer mehrfach erstatten zu lassen.



Aus: "5,5 Milliarden Euro Steuerschaden Zahl der Cum-Ex-Verdachtsfälle gestiegen" Christian Ramthun (05. Juli 2019)
Quelle: https://www.wiwo.de/finanzen/steuern-recht/5-5-milliarden-euro-steuerschaden-zahl-der-cum-ex-verdachtsfaelle-gestiegen/24528934.html (https://www.wiwo.de/finanzen/steuern-recht/5-5-milliarden-euro-steuerschaden-zahl-der-cum-ex-verdachtsfaelle-gestiegen/24528934.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 09, 2019, 12:24:15 PM
Quote[...] Geehrt werden Banken selten - und schon gar nicht deren Bad Banks genannte Resterampen. Die gleichnamige Serie von ZDF und Arte jedoch erhielt in diesem Jahr einen der renommierten Grimme-Preise. Die Serie sei ,,eine Studie darüber, wozu Menschen fähig sind, wenn sie verführt werden - vom Erfolg, vom Geld, von der Gier und der Macht", begründete die Jury ihre Wahl.

In der realen Welt offenbarte die Finanzkrise 2007/2008 schonungslos die Schattenseiten eines weltweit vernetzten Systems, in dem etlichen Bankern jedes Mittel recht war, um Profit zu machen. Mit windigen Wetten auf den amerikanischen Hypothekenmarkt zockten Banker die Weltwirtschaft an den Rand des Kollapses. Schrottpapiere wurden aufwendig zu neuen Wertpapieren verpackt und in großem Stil vertrieben.

Als sich herumgesprochen hatte, wie groß das Risiko tatsächlich ist, wurden die Papiere praktisch wertlos, handelbar waren sie kaum noch - höchstens mit gewaltigen Abschlägen. Die Lasten in den Bilanzen wurden immer größer. Einer anderen Bank Geld zu leihen, schien plötzlich ein unkalkulierbares Risiko.

Es war die Zeit der Bankenrettung mit Steuermilliarden. In einem weiteren Schritt ermöglichte der deutsche Staat mit der Einführung des Bad-Bank-Gesetzes im Juli 2009, dass Banken faule Wertpapiere oder gleich komplette Geschäftsbereiche, die sie nicht mehr zum Kerngeschäft zählten, in Zweckgesellschaften bündelten. Allein das Volumen sogenannter strukturierter Wertpapiere in Bilanzen deutscher Banken wurde damals auf mehr als 200 Milliarden Euro geschätzt.

Im Grunde ist eine Bad Bank (englisch für schlechte Bank) eine Müllhalde. Dort kann ein Geldinstitut alles loswerden, was die Bilanz verdirbt: in Päckchen gebündelte zweitklassige amerikanischer Häuserkredite, Anleihen von Krisenstaaten, abgetakelte Schiffsfinanzierungen. Die Hoffnung: ,,Bereinigte" Bilanzen stärken das Vertrauen, Banken vergeben mehr Kredite und kurbeln das Wirtschaftswachstum an.

Am 3. Juli 2009 beschloss der Bundestag das ,,Gesetz zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabilisierung". Am 10. Juli 2009 stimmte auch der Bundesrat zu, am 31. Juli 2009 gab schließlich die EU-Kommission grünes Licht für die deutsche Bad-Bank-Regelung.

Zum traurigen Pionier wurde die Düsseldorfer WestLB, die schon Ende 2009 die erste Bad Bank für Deutschland mit staatlicher Hilfe auf den Weg brachte. Im ersten Schritt lagerte die Landesbank Papiere im Volumen von gut 77 Milliarden Euro in die Erste Abwicklungsanstalt (EAA) aus - fast ein Drittel ihrer Aktivitäten. Nach der Zerschlagung der einst größten deutschen Landesbank 2012 übernahm die EAA weitere Bestände. Von den insgesamt rund 200 Milliarden Euro WestLB-Altlasten waren nach EAA-Angaben Ende 2018 mehr als 80 Prozent abgewickelt.

Gewaltig ist auch das Milliardengrab des in der Finanzkrise verstaatlichten Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE). In die FMS Wertmanagement wurden im Jahr 2010 Papiere im nominellen Wert von 175 Milliarden Euro ausgelagert. Zu Ende 2018 bezifferte die FMS die noch verbliebenen HRE-Altlasten auf 69 Milliarden Euro.

Schon während der Beratungen über das Gesetz gab es kritische Stimmen: ,,Die Risiken in den Bankbilanzen werden nur zeitweise ausgelagert", warnte etwa der Frankfurter Bankenexperte Jan Pieter Krahnen. ,,Am Ende kommen sie auf die Banken zurück." Befürworter halten Bad Banks für eine gute Idee - eben weil sie Zeit kaufen, in denen ein Institut seine gesunden Bereiche voranbringen kann.

Schon Anfang der 1990er Jahre machten die Schweden gute Erfahrungen mit dem Bad-Bank-Modell: Sie kauften ihren Kreditinstituten in der damaligen Bankenkrise faule Kredite ab und retteten so strauchelnde Institute vor dem Untergang. Auch bankinterne Bad Banks gibt es immer wieder: Die Commerzbank etwa bündelte 2012 in einer Abbausparte (,,Non-Core Assets/NCA") Staatsanleihen, Schiffsfinanzierungen und Gewerbeimmobilienkredite im Gesamtvolumen von gut 150 Milliarden Euro, mit dem Ziel, diese so schnell wie möglich loszuwerden.

Die Deutsche Bank bediente sich ebenfalls der Möglichkeit, Lasten in eine ,,Non-Core Operations Unit" (NCOU) auszulagern, um ,,Risiken im Zusammenhang mit kapitalintensiven Aktiva, die nicht zum Kerngeschäft gehören, zu verringern und damit den Kapitalbedarf zu reduzieren". Beim gerade angekündigten Konzernumbau gründet sie nun eine interne Bad Bank. So will das Institut Bilanzpositionen in Höhe von 74 Milliarden Euro aus den Geschäftsfeldern Aktienhandel und Zinsprodukte abwickeln.

Was die staatliche Bankenrettung den Steuerzahler am Ende kostet, wird man erst in einigen Jahren beziffern können. Der im Herbst 2008 eilends geschaffene staatliche Bankenrettungsfonds - auch unter der Kurzbezeichnung Soffin bekannt - hat über Beteiligungen etwa an der HRE und der Commerzbank noch immer 14,6 Milliarden Euro im Feuer. Seit seiner Gründung häufte der Fonds, der mit Steuergeldern mittels Garantien und Beteiligungen das Bankensystem stabilisieren sollte, nach jüngsten Angaben 22,6 Milliarden Euro Verlust an.

...


Aus: "10 Jahre Bad-Bank-Gesetz : Die Milliardengräber der deutschen Banken" (09.07.2019)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/10-jahre-bad-bank-gesetz-die-milliardengraeber-der-banken-16275759.html (https://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/10-jahre-bad-bank-gesetz-die-milliardengraeber-der-banken-16275759.html)

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 25, 2019, 03:22:26 PM
Quote[...] [Es] geht [ ] um mutmaßliche Verstöße gegen Geldwäsche-Vorschriften ihrer Niederlassung in Estland. In mehreren Ländern, darunter in den USA, laufen wegen der Zahlungen Ermittlungen gegen die Danske Bank. ...


Aus: "Ex-Manager der Danske Bank tot aufgefunden" (25.09.2019)
Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/danske-bank-im-geldwaescheskandal-ex-chef-aivar-rehe-in-estland-tot-gefunden-a-1288532.html (https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/danske-bank-im-geldwaescheskandal-ex-chef-aivar-rehe-in-estland-tot-gefunden-a-1288532.html)

QuoteNewspeak heute, 12:55 Uhr

"Auch die Deutsche Bank ist in den Skandal verwickelt." Es gibt noch Dinge, auf die man sich verlassen kann.


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Quote[...] Der frühere Chef der von einem Geldwäscheskandal erschütterten Danske Bank in Estland, Aivar Rehe, ist tot. Ein Sprecher der estnischen Polizei sagte am Mittwoch, der Leichnam des Mannes sei gefunden worden. Die Polizei hatte Rehe seit Montag gesucht.

Rehe leitete die Filiale der Danske Bank in Estland von 2007 bis 2015. In der Zeit waren über das Geldhaus verdächtige Zahlungen im Volumen von rund 200 Milliarden Euro gelaufen. In mehreren Ländern, darunter in den USA, laufen Ermittlungen gegen das Institut. Rehe sei dabei nicht als Verdächtiger geführt worden, sondern ein Zeuge, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Der Skandal strahlte auch nach Deutschland aus, da die Deutsche Bank jahrelang als Korrespondenzbank für die Danske Bank tätig war und einen Großteil der verdächtigen Zahlungen abwickelte. Nun durchsucht die Staatsanwaltschaft Frankfurt die Deutsche Bank im Zusammenhang mit dem Geldwäscheskandal der Danske Bank. Das bestätigte eine Sprecherin der Behörde am Mittwoch. (Reuters)


Aus: "Ex-Chef von Danske Bank tot aufgefunden – Razzia bei Deutscher Bank" (25.09.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/geldwaescheskandal-in-estland-ex-chef-von-danske-bank-tot-aufgefunden-razzia-bei-deutscher-bank/25054338.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/geldwaescheskandal-in-estland-ex-chef-von-danske-bank-tot-aufgefunden-razzia-bei-deutscher-bank/25054338.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 28, 2019, 08:38:06 PM
Quote[...] Tausende Anleger könnten vom dem Skandal um die hessische Investment­firma PIM Gold betroffen sein. Das Unternehmen und die dazugehörige Vertriebsgesellschaft Premium Gold Deutschland hätten beim Amtsgericht Offenbach Insolvenz beantragt, berichtet der Spiegel. PIM habe in den vergangenen Jahren Anleger mit Gold-Investments gelockt. Mit den Kundengeldern will das Unternehmen 3,38 Tonnen des Edelmetalls mit einem Marktwert von derzeit etwa 150 Millionen Euro erworben haben.

Die Staatsanwaltschaft Darmstadt hat jedoch den Verdacht, dass ein großer Teil des Goldes nicht existiert und die PIM-Manager ein Schneeballsystem betrieben haben. Sie durchsuchte Anfang September Geschäftsräume der Firma, fror PIM-Gold-Konten ein und verhaftete den Geschäftsführer. PIM sei für eine Stellungnahme nicht zu erreichen gewesen, heißt es im Bericht. 

Die Firma hatte Anlegern Renditen von drei Prozent und mehr versprochen, wenn sie das Gold einlagerten, was die meisten auch taten. Die Verzinsung sollte über Handelsgeschäfte erzielt werden. Der Vertrieb erfolgte über Kunden, die für ihre Leistung Provision kassierten. Der Syndikusanwalt Mirco Lehr von der Frankfurter Rechtsfragenplattform Qthority geht davon aus, dass etwa 10.000 Anleger betroffen sein könnten.


Aus: "Edelmetall-Investment: Wo ist das Gold?" (27. September 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2019-09/pim-gold-insolvenz-anleger-edelmetall-kundengelder (https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2019-09/pim-gold-insolvenz-anleger-edelmetall-kundengelder)

Quoteburbshomeboy #12

Einen ähnlich gelagerten Fall hatte es auch in den USA gegeben.

100000 Dollar für 400 kg Silberbarren, die natürlich niemand zuhause lagert und bei der Ausgabestelle gegen Lagergeld und Versicherung gehortet wird.
Erst als ein Analyst errechnete, dass sich bei ca 10000 Anlegern am Silberpreis etwas hätte ändern müssen, sind einige Käufer an die Bank herangetreten um ihre Silberbarren anzusehen. Es gab sie nicht.

Soviel ich weiß, wurde diese namhafte Bank von dem Vorwurf freigesprochen, da diese nie stattgefundenen Käufe gang und gebe wären.

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 22, 2019, 10:10:08 AM
Quote[...] "Das Defizit, unter dem der Heilige Stuhl leidet, hat ein besorgniserregendes Ausmaß angenommen; es besteht die Gefahr, dass es zu einem Default führen könnte", heißt es in einem Dokument, das der italienische Enthüllungsjournalist Gianluigi Nuzzi in seinem neuen Buch "Giudizio Universale" ("Das Jüngste Gericht") vorlegt. Das brisante Dokument war am 18. Mai 2018 vom vatikanischen Wirtschaftsrat verfasst worden, einem von Papst Franziskus geschaffenen Kontrollorgan für die diversen Finanzinstitutionen des Kirchenstaats.

Insgesamt verwertete Nuzzi in seinem Buch dreitausend vertrauliche Dokumente, die ihm im Laufe der letzten Jahre aus dem Innern des Vatikans zugespielt worden waren. Default, Zahlungsunfähigkeit, Bankrott, Pleite: Dieses Szenario sei "zum konkreten Albtraum innerhalb der heiligen Palazzi" geworden, schreibt die Römer Zeitung "La Republica", die über das gestern Abend vorgestellte Enthüllungsbuch ausführlich berichtete.

Der Zustand der vatikanischen Finanzen sei "dramatisch": Die Einnahmen aus Spenden und Diözesen seien – nicht zuletzt wegen des durch den Missbrauchsskandal verursachten Vertrauensverlusts – eingebrochen, die Kosten insbesondere für das Personal der Vatikanstadt und des Heiligen Stuhls seien parallel dazu "unkontrolliert" gewachsen, der Buchwert vieler Vermögenswerte habe nach unten korrigiert werden müssen, lautet die Diagnose von Nuzzi. Hinzu komme eine vermutlich gravierende Finanzierungslücke in der Pensionskasse der Vatikanangestellten.

Trotz der von Papst Franziskus im Jahr 2014 eingeleiteten Sparmaßnahmen seien allein im Zeitraum zwischen 2015 und 2017 die Vatikan-Ausgaben um 62 Prozent gewachsen, berichtet Nuzzi in seinem Buch. Das Defizit im laufenden Jahr werde um 63 Millionen Euro steigen, was einem Plus von fast 200 Prozent entspräche.

Ob diese Zahlen korrekt sind, ist freilich nicht ganz klar: Der vom deutschen Kardinal Reinhard Marx präsidierte Wirtschaftsrat bemängelte laut Nuzzi schon vor über einem Jahr, dass von einzelnen vatikanischen Behörden "fundamentale Informationen" zurückgehalten würden. Dies Angaben wären erforderlich, "um das Defizit exakt und korrekt bestimmen" zu können, wie es in einem im Buch zitierten Protokoll heißt.

Die nach wie vor fast vollständige Intransparenz bleibt das zentrale Problem der Vatikanfinanzen: Die letzten offiziellen Angaben zu den Budgets des Heiligen Stuhls und der Vatikanstadt stammen aus dem Jahr 2006. Der Etat des Heiligen Stuhls lag damals bei 228 Millionen Euro; für den Vatikanstaat wurde das Gesamtvolumen im gleichen Jahr auf 150 Millionen Euro geschätzt.

Es ist bekannt, dass der Vatikan auf einem immensen Vermögen an Wertanlagen und Immobilien sitzt. Aber vor allem bei der Verwaltung des Grundbesitzes regiert Vetternwirtschaft und Ineffizienz: Von den rund 4400 vatikanischen Immobilien stünden deren 800 leer, weitere 3200 seien zu teilweise lächerlich tiefen Vorzugsmieten vergeben worden, schreibt Nuzzi. Trotz der Billig-Mieten verzeichne die vatikanische Güterverwaltung Apsa Mietausstände von 2,6 Millionen Euro.

Der frivole und zum Teil auch kriminelle Umgang mit den Geldern des Kirchenstaats durch Prälaten und Vatikanangestellte ist seit langem bekannt. Erst Anfang Oktober ist ein neuer Skandal aufgeflogen: Fünf Vatikanangestellte sind wegen Verdachts auf Amtsmissbrauch, Korruption, Unterschlagung und Geldwäsche von ihren Ämter suspendiert worden. Es geht um illegale oder zumindest fragwürdige Immobilien-Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe im Ausland.

Außerdem sollen 250 Millionen Dollar aus den Vatikan-Kassen in eine Ölplattform vor der Küste Angolas investiert worden sein. Franziskus hat die Affäre als derart gravierend eingestuft, dass er den erfahrenen italienischen Mafia-Jäger Giuseppe Pignatone an seinen Hof geholt und zum Präsidenten des vatikanischen Tribunals ernannt hat.

Nuzzis neues Buch führt dem Leser vor Augen, wie wenig Erfolg Papst Franziskus bisher mit seinen Reformbemühungen im Finanzwesen hatte. In der Kurie werde weiterhin gemauert, Behörden verweigere Kontrollen und lehnten die Zusammenarbeit mit den neuen, vom Papst geschaffenen Aufsichtsbehörden ab, schreibt die "Repubblica".

Viele Finanzverantwortliche rückten nur einen Teil der Unterlagen heraus, das vatikanische Staatssekretariat stehe ganz ausserhalb des Einflussbereichs der Kontrolleure. Franziskus bemühe sich nach Kräften, die alten Seilschaften zu zerschlagen und die Strukturen zu erneuern – aber er sei nach wie vor mit erbittertem Widerstand konfrontiert. Der Papst sei "isoliert", schreibt die "Repubblica".


Aus: "Frivoler Umgang mit Geld: Im Vatikan geht die Angst vor der Pleite um"  Dominik Straub aus Rom (21. Oktober 2019)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000110146984/frivoler-umgang-mit-geld-im-vatikan-geht-die-angst-vor (https://www.derstandard.at/story/2000110146984/frivoler-umgang-mit-geld-im-vatikan-geht-die-angst-vor)

Quote
maaskantje_ 06xx1008040 6

man könnte ja den Ablasshandel wieder einführen ...


Quote
Flat Jack

Wer mal im vatikanischem Museum war, weiß dass die katholische Kirche nicht am Hungertuch nagen wird.


QuoteCosMoe, wissen:schaft 23

Um Gottes Willen! Wie kann man denn der ach so armen Kirche am besten helfen?! Ich schlage "thoughts and prayers" vor.


QuoteWozu bitte?

Da kann man nur Beten oder?
Man könnte auch
Vermögen offenlegen,
Bilanzprüfungen durchführen,
Korruption bekämpfen,
Kindesmissbrauch verfolgen, etc.

...


QuoteSuchender, nicht Wissender

Die heiligen Männer der Kirche

Bischöfe, die erster Klasse mit dem Flugzeug zu einer kleinen Visitation eines Entwicklungsprojektes um die halbe Welt fliegen, und deren Besuch die Hälfte dessen Kostet, was das Projekt insgesamt in einem Jahr zur Verfügung hat, um mehreren hundert Kindern Unterkunft und Verpflegung zu bieten.
Tebartz van Elst, der sich eine privat Wohnung um über € 6 Millionen bauen ließ, aber gleichzeitig die Katholiken zu spenden für Arme aufrief, ist leider nur eines von vielen Beispielen, von denen der Vatikan natürlich alles weiß. Denn zusätzlich zu seiner Bischofs Pension von € 5500 erhält van Elst vom Vatikan noch € 3000 extra für einen extra für ihn geschaffenen Posten.


Quote
la-la-lama

Ist Maßlosigkeit nicht eine Todsünde?


Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 08, 2019, 10:04:54 AM
Quote[...] Wer prüft eigentlich, ob sich Banken und Finanzdienstleister an Gesetze halten? Eine Behörde namens BaFin. Die aber sei zu mutlos, sagt der Finanzexperte Gerhard Schick.
Interview: Caterina Lobenstein


... Schick: Die BaFin ist oft zu mutlos. So wie man sich fragen kann, warum der Dieselskandal bei VW von amerikanischen Behörden aufgedeckt wurde und nicht von deutschen, kann man sich fragen, warum die Skandale bei der Deutschen Bank von amerikanischen und britischen Aufsichtsbehörden untersucht wurden. Der BaFin mangelt es am Willen, wirklich aufzuräumen. Selbst da, wo es Hinweise auf kriminelle Geschäfte gibt.

ZEIT ONLINE: Wo zum Beispiel?

Schick: Wir haben es auf dem Kapitalmarkt mit einer Serie von Skandalen zu tun. Etwa bei der Investmentfirma P&R, bei der rund 54.000 Anleger in Schiffscontainer investiert haben, die es zu einem großen Teil gar nicht gab. Das war ein riesiges Schneeballsystem mit einem Anlagevolumen von über drei Milliarden Euro, davon sind wohl zwei Milliarden für immer verloren. Schon vor Jahren hat ein Journalist vor den Geschäften gewarnt. Da hätte die BaFin nachhaken müssen. Oder der Cum-Ex-Skandal, der größte Fall von Finanzkriminalität und Steuerraub in der Geschichte unseres Landes. Auch da gab es schon 2007 erste Hinweise von einem Whistleblower. Die hat die BaFin aber ins Leere laufen lassen. Nach jedem Skandal heißt es: Es muss besser reguliert werden. Und nach jedem Skandal kann man zwei Sachen feststellen: dass die Regeln nicht hart genug sind. Und dass die BaFin die bestehenden Regeln nicht hart genug umsetzt und ihre Möglichkeiten nicht nutzt.

ZEIT ONLINE: Die BaFin hat im vergangenen Jahr laut eigener Auskunft Bußgelder von insgesamt mehr als 13 Millionen Euro verhängt. 

Schick: 13 Millionen, das ist die Gesamtsumme! Die amerikanischen Aufsichtsbehörden verhängen ein einzelnes Bußgeld in dieser Größenordnung. In den USA gibt es Milliardenstrafen für die Banken. In Deutschland gibt es praktisch nichts.

ZEIT ONLINE: Woran liegt das?

Schick: Ich glaube, ein Grund dafür ist die Kultur der BaFin. Viele Mitarbeiter denken, dass sie dann gute Aufseher sind, wenn sie sich mit den Bankern gut verstehen, wenn sie kooperativ sind. Meines Erachtens ist das ein völlig verfehlter Ansatz. Die Steuerverwaltung sagt doch auch nicht: Wir kuscheln mal mit dem Bürger und unterhalten uns nett mit ihm, damit er uns Auskunft gibt. Sie fordert die Unterlagen an, sie setzt eine Frist, und wenn die nicht eingehalten wird, dann gibt es eine Strafzahlung. Öffentliche Verwaltung kann schon knackig sein. Und das vermissen wir bei der Finanzaufsichtsbehörde. Sie muss klar und transparent im Auftrag der Verbraucher handeln.
ZEIT ONLINE: Der Verbraucherschutz wurde bei der BaFin in den letzten Jahren gestärkt.

Schick: Aber er spielt immer noch eine untergeordnete Rolle. Die Abteilung für Verbraucherschutz ist viel zu schwach besetzt. Nehmen wir den Bereich der Bankenaufsicht: Da versucht die BaFin vor allem zu vermeiden, dass Banken umkippen und dann vom Steuerzahler gerettet werden müssen. Das ist erst mal richtig. Aber es führt dazu, dass sich die Behörde scheut, hart durchzugreifen, denn das könnte die Banken gefährden. Verbraucherinteressen sind oft nicht gut für die Ertragslage der Banken. Man verhängt nicht so gern eine Strafzahlung – weil das eine Bank Millionen kostet.

ZEIT ONLINE: Als die Finanzkrise ausbrach, stand die BaFin schon einmal massiv in der Kritik. Hat sich seitdem in Ihren Augen gar nichts verbessert?

Schick: Doch, natürlich. Zum Beispiel wurde die Aufsicht über die großen Banken auf die Europäische Zentralbank übertragen. Das ist ein großer Fortschritt. Außerdem kann die BaFin heute höhere Bußgelder verhängen und Finanzprodukte sogar verbieten. Sie tut es aber oft nicht. Ein Beispiel: Die BaFin wollte Bonitätsanleihen verbieten, das sind komplexe Produkte, die einem Kleinanleger eigentlich nicht angeboten werden sollten. Dann aber kam der entsprechende Derivateverband mit einer wachsweichen Selbstverpflichtungserklärung – und die BaFin zog das Verbot zurück.

ZEIT ONLINE: Ist die Nähe zwischen Finanzaufsicht und Finanzindustrie zu groß?

Schick: Ja. Das ist definitiv ein Problem. Das ist das, was wir in der Wissenschaft regulatory capture nennen.

ZEIT ONLINE: Was bedeutet das?

Schick: Dass Aufsichtsbehörden häufig vereinnahmt werden durch die Branche, die sie beaufsichtigen sollen: Das Kraftfahrzeugbundesamt wird zum Vertreter der Automobilindustrie in Berlin statt zum Kontrolleur im Auftrag der Bürgerinnen. Dasselbe findet bei der Finanzaufsicht statt. BaFin-Mitarbeiter und Banken arbeiten oft über Jahre an denselben Themen, treffen sich auf denselben Konferenzen, vielleicht gehen ihre Kinder in dieselben Schulen wie die der Bankerinnen.

ZEIT ONLINE: Das allein ist aber noch nicht verwerflich.

Schick: Aber die Gefahr einer zu großen Nähe gibt es, und gegen die muss man vorgehen als Behördenleitung. Wir wissen aus der Forschung, dass die Einflussnahme immer dort besonders groß ist, wo der Staat versucht, sehr stark einzugreifen. Also zum Beispiel auf dem Finanzmarkt.

ZEIT ONLINE: Wie viele Finanzlobbyisten gibt es in Deutschland?

Schick: Wir kennen die Zahl nicht. Wir haben in Deutschland kein Lobbyregister wie in der Europäischen Union. In Brüssel gibt es etwa 1.700 Finanzlobbyisten. Ich rechne damit, dass es in Deutschland nicht viel weniger sind.

ZEIT ONLINE: Wie gut sind die Beamten der BaFin ausgebildet? Können die einem Lobbyisten oder einem Banker auf Augenhöhe begegnen?

Schick: Es gibt richtig gute Mitarbeiter bei der BaFin. Und es gibt durchaus auch welche, die würden gern härter zupacken. Die Vorstellung, dass beim Staat nur Doofe sitzen, die stimmt nicht. Ein großes Problem ist aber, dass die BaFin oft nicht ihre eigenen Leute in die Banken oder Versicherungen schickt, sondern Wirtschaftsprüfungsgesellschaften beauftragt. Deshalb sammelt sich bei der BaFin nicht so viel Know-how. Es ist ein Unterschied, ob man selbst in einer Bank die Bücher prüft und die Dateien und Excel-Sheets durchforstet oder ob man nur einen Bericht darüber liest. Die FDIC, ein amerikanisches Pendant zur BaFin, macht das anderes, die prüft nur mit eigenem Personal.

ZEIT ONLINE: Die BaFin hat aber 2018 sogar einen Sonderbeauftragten in die Deutsche Bank geschickt, der tagtäglich dort sitzt und aufpassen soll, dass keine weiteren Geldwäscheskandale passieren.

Schick: Ja. Aber genau dieser Sonderbeauftragte ist kein BaFin-Mitarbeiter, sondern er kommt von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Das ist insofern pikant, weil KPMG über viele Jahre der Abschlussprüfer der Deutschen Bank war. Die KPMG überprüft da also auch ihre eigene Tätigkeit. Wie soll da am Ende ein wirklich neutrales Ergebnis rauskommen?

ZEIT ONLINE: Es hat auch Vorteile, wenn ein Insider die Kontrollen vornimmt – und nicht ein Beamter, der an seinem Schreibtisch sitzt und noch nie eine Bank von innen gesehen hat.

Schick: Ja, das klingt erst mal plausibel. Aber wenn Sie rauskommen wollen aus der Behördenmentalität, brauchen Sie den Blick in die Praxis. Über die Jahre zahlt es sich für den Staat aus, die Kompetenz selbst aufzubauen. Die Betriebsprüfer in der Steuerverwaltung machen das ja auch. Wenn die eine Bank prüfen, wissen sie genau, wo sie hingucken müssen. Ich erwarte, dass sich auch die Finanzaufsichtsbehörde die Finger schmutzig macht.

ZEIT ONLINE: Hat die BaFin dafür genug Personal?

Schick: Sie bräuchte dafür tatsächlich mehr Personal, aber das würde nicht mehr kosten, denn die Wirtschaftsprüfer müssen ja auch bezahlt werden.

ZEIT ONLINE: Wie soll die BaFin gute Leute finden, IT-Spezialisten zum Beispiel, wenn die Banken ihnen locker das Doppelte zahlen?

Schick: Ich bin dafür, dass man für solche Spezialisten mehr zahlt als im starren Tarifrahmen vorgesehen. Man darf bei der Finanzaufsicht nicht am Gehalt sparen. Wenn ein guter Aufseher verhindert, dass eine Bank in die Schieflage kommt und danach mit Steuergeld gerettet werden muss, so wie gerade die Nord/LB mit 3,6 Milliarden Euro, dann ist es das wert.

ZEIT ONLINE: Die BaFin untersteht dem Finanzministerium. Warum sorgen die Politiker in Berlin nicht dafür, dass die Prüfer in Frankfurt und Bonn genauer hinsehen?

Schick: Die Schwächen der BaFin gehen letztlich auf den mangelnden politischen Willen zurück, die Behörde so aufzustellen, dass sie wirklich im Interesse der Bürgerinnen arbeitet. Und viele Abgeordnete nehmen ihre Aufgabe, die Administration zu überprüfen, zu wenig ernst.

ZEIT ONLINE: Sie waren selbst Bundestagsabgeordneter. Wie erklären Sie sich das?

Schick: Sich da wirklich reinzufuchsen, das dankt Ihnen niemand im politischen Betrieb. Wenn Sie Steuersenkungen fordern, kommen Sie groß raus, das leuchtet allen ein. Aber das viele Geld, das die Leute verlieren, weil es miese Finanzprodukte gibt, das sieht oft keiner. Das ist mühsame Behördenkontrollarbeit, und die ist nicht so schlagzeilenträchtig.

ZEIT ONLINE: Braucht es schärfere Gesetze?

Schick: Ja, an vielen Stellen. Ich würde mir beispielsweise wünschen, dass die BaFin bei den Direktinvestments, also bei Geschäften wie denen mit den Schiffscontainern, mehr Kompetenzen bekäme. Und es reicht nicht, die Kundenprospekte formal zu überprüfen, es braucht auch einen Blick auf das Geschäftsmodell.

ZEIT ONLINE: Ist das nicht die Aufgabe der Kunden: sich das Geschäftsmodell anzuschauen?

Schick: Der Kunde hat eine Verantwortung, er sollte zum Beispiel schauen, ob das Renditeversprechen überhöht ist. Aber oft kann er gar nicht wissen, ob er gezielt ausgetrickst wird. Er kann nicht selbst überprüfen, ob es die Container, in die er investiert, wirklich gibt oder wie alt sie sind. Das können nur Experten. Er kann nicht wissen, ob die Gelder einer Pensionskasse für die Altersvorsorge in fünf oder zehn Jahren noch ausreichen. Dazu muss man Versicherungsmathematiker sein. Das ist, wie wenn Sie in ein Restaurant gehen: Sie können sehen, ob die Tische sauber sind, ob es gut riecht, ob der Salat frisch ist. Aber sie können nicht sehen, ob es in der Küche Salmonellen gibt. Dafür gibt es eine Gewerbeaufsicht.

ZEIT ONLINE: Die BaFin ist eine nationale Behörde. Der Finanzmarkt aber umspannt die ganze Welt. Kann ein einzelner Staat ihn überhaupt zähmen?

Schick: Es wird häufig unterschätzt, wie viel man immer noch auf der nationalen Ebene machen kann. Nehmen wir den Skandal um die Danske-Bank. Das ist ein internationaler Geldwäscheskandal, bei dem es um die estnische Tochtergesellschaft einer dänischen Bank geht, die für bestimmte Überweisungen die Deutsche Bank eingesetzt hat. Hätte die BaFin richtig hingeschaut, hätte die Deutsche Bank diese Rolle in dem Skandal nicht spielen können. Natürlich kann eine Aufsichtsbehörde nie alles sehen, der Wissensvorsprung der Finanzindustrie ist gewaltig. Und natürlich ist nicht die BaFin unser Gegner, sondern es sind die Banken, die schlechte Geschäfte machen, die Fonds, die die Leute über den Tisch ziehen. Wir wollen eine Diskussion über die Qualität der Finanzaufsicht in Deutschland anstoßen, auch mit der BaFin selbst. Dort ist ja nicht alles schlecht. Aber der Verbesserungsbedarf ist eklatant.   


Aus: "Gerhard Schick: "In den USA gibt es Milliardenstrafen für Banken. Hier fast nichts"" (7. November 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-11/gerhard-schick-bafin-banken-finanzaufsicht-verbraucherschutz-lobbyismus/komplettansicht (https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-11/gerhard-schick-bafin-banken-finanzaufsicht-verbraucherschutz-lobbyismus/komplettansicht)

QuoteDrkdD #15

Der Bundesfinanzminister entscheidet letztendlich. Und Schäuble und Scholz gehören nicht zu denen die den Banken ans Beins pinkeln wollen. Eher im Gegenteil.


QuoteBenjowi #11

Es gibt eine relativ einfache Erklärung für all die Ungereimtheiten, die sowohl im Finanz- als auch in den Kfz-und Landwirtschaftsbereichen ablaufen: Dieses Land mit seinen "Kontrollbehörden" leidet ganz klar unter institutioneller Korruption. Die Behörden würden vielleicht schon wollen, aber spätestens wenn das vorgesetzte Ministerium davon erfährt, kommt der Deckel drauf.  ...


QuoteEtaork #17

Na wen man sich von Lobbyverbänden des Finanzwesens ganze Gesetzestexte erstellen lässt und sie dann Wort für Wort übernimmt , der braucht auch in der Bafin oder sonstigen Aufsichtsbehörde keine Contra Geber , da wird halt so besetzt das der Dieb den Räuber beschützt:)

Herr Scholz :) -------- wichtigster Berater kommt von Goldman-S aber passt schon.

Das Denken des Bundestags, das es dem Kapital verpflichtet, ist widerspricht absolut dem Grundgesetz, da steht was von den Bürgern und Bürgerinnen drin aber nix davon das dieses nur jene mit entsprechenden Kontostand sind, sondern alle.


QuoteAugenaufundMitreden #19

... Siehe EX-CUM-Geschäfte, wo die Politik trotz massiver Hinweise jahrelang zugeschaut hat. ...


QuoteBotbauer #22

Lobbyismus ist in seiner heutigen Ausprägung nichts weiter als professionalisierte legalisierte Korruption.
Finanzkrisen, Dieselskandal, CumEx... das kann alles nur passieren wenn Regulierung und Aufsicht fehlt.


...
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 18, 2019, 01:22:37 PM
Quote[...] Der bislang wohl größte Betrugsfall mit einer angeblichen Kryptowährung namens ,,Onecoin" ist aufgeflogen und ein Mittäter, der Bruder der Gründerin, ist geständig. Hunderttausende Anleger könnten durch die angebliche Kryptowährung, die Investoren schnellen Reichtum versprach, nach Ansicht von Ermittlern mehr als 4 Milliarden Dollar verloren haben. Zumindest ist unbekannt, wo das Geld geblieben ist.

Mutmaßliche Haupttäterin soll die Bulgarin Ruja Ignatova sein, die als hochintelligente, elegante Erfinderin von Onecoin in London und anderswo große Versprechen machte. Onecoin werde der ,,Bitcoin-Killer" werden, schneller wachsen und besser sein. Medien bezeichneten sie als ,,Krypto-Königin", manchmal trat sie mit Diamanten geschmückt auf. Angeblich soll sie Hunderttausende oder gar Millionen Menschen um ihr Geld gebracht haben.

Konstantin Ignatov, ihr bulgarisch-deutsche Bruder, hat gegenüber amerikanischen FBI-Ermittlern in New York mehrere Delikte zugegeben, darunter Geldwäsche und Betrug, wie die Investigativseite ,,Inner City Press" berichtet hat. In Großbritannien, wo viele Anleger geprellt wurden, hat die BBC eine große Podcast-Serie über die Machenschaften der angeblichen Kryptocoin-Erfinderin veröffentlicht, die auch mit der bulgarischen Mafia in Verbindung gebracht wird.

Noch immer besteht eine Internetseite, auf der Onecoin wirbt mit Sprüchen wie: ,,Werde Teil der finanziellen Revolution". Onecoin sei ,,die erste transparente, globale Kryptowährung für Jedermann". Das angebliche digitale Geld versprach nicht nur hohe Renditen für Investoren, sondern werde auch helfen, dass Millionen von Menschen in unterentwickelten Ländern Afrikas und Asiens Zugang zu finanziellen Dienstleistungen bekommen.

Onecoin war und ist in Wirklichkeit gar keine Kryptowährung, die auf der Blockchain-Technologie beruht, sondern ein eher simples Pyramidenspiel: Die ersten Anleger konnten hohe Gewinne machen, wenn immer mehr Anleger Geld in den Topf warfen, doch am Ende stehen hohe Verluste. Man spricht im englischen Sprachraum von einem ,,Ponzi Scheme", in Deutschland von einem Schneeballsystem. Solche Methoden sind betrügerisch. Auf der Website verneint Onecoin jegliche illegale Aktivität.

Die in Deutschland und Oxford ausgebildete Bulgarin Dr. Ruja Ignatova, etwa 38 Jahre alt, hatte die Firma Onecoin 2014 in ihrem Heimatland gegründet und seitdem fleißig die Werbetrommel gerührt. Sie bezeichnete sich als ,,Visionärin". 2015 sprach sie auf einer Konferenz in Sofia, die die Zeitschrift ,,The Economist" organisiert hatte. Sie beeindruckte Anleger mit ihrem sicheren, eleganten Auftreten und dem Versprechen, ein innovatives, einfaches und sicheres Zahlungsmittel geschaffen zu haben. Ihr Bruder Konstantin Ignatov half ihr im Unternehmen. Nach eigenen Angaben arbeitete er zuvor in Deutschland in einem Hundeheim, bevor ihn seine Schwester zu Onecoin holte. 2016 trat Ignatova in der Wembley Arena in London vor einer großen Zuhörerschaft auf und gewann weitere Investoren, die auf hohe Renditen hofften. Andere Auftritte gab es in Amerika und Asien, etwa in Bangkok.

Im Jahr 2017 soll Onecoin mehr als 4 Milliarden Dollar von Investoren aus aller Welt eingesammelt haben, davon etwa 100 Millionen Pfund von britischen Staatsbürgern. Unter diesen war auch die BBC-Journalistin Georgia Catt, die Ersparnisse von 70.000 Pfund für Onecoin ausgab. In China haben Ermittler im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit Onecoin Anklage gegen 98 Personen erhoben und 268 Millionen Dollar sichergestellt. Auch in Indien gab es schon vorher Verhaftungen.

In Afrika sammelten Onecoin-Leute Geld ein. Dort wurde der schnelle Gewinn mit Rap-Videos beworben, in denen Menschen mit teuren Mercedes-Limousinen herumnfuhren. Schnellen Gewinn machten die Onecoin-Gründerin offenbar selbst: Bilder zeigen sie auf ihrer Yacht im Mittelmeer, auf der sie gerne herumfuhr. Die Server von Onecoin sollen in Bulgarien und in Hongkong stehen.

Im Oktober 2017 verschwand Ruja Ignatova plötzlich, kurz bevor sie in Lissabon auf einer Veranstaltung auftreten sollte. Sie wird seitdem vom FBI gesucht. Im März 2019 wurde ihr Bruder auf dem Flughafen Los Angeles verhaftet. Geoffrey Berman, zuständiger Staatsanwalt für Manhattan, nannte Onecoin ein ,,mehrere Milliarden schweres Kryptowährungsunternehmen, das komplett auf Lügen und Täuschung aufbaute". Der mutmaßliche Mittäter Konstantin sagte aus, dass seine Schwester vor ihrer letzten ihm bekannten Reise gesagt habe, sie treffe sich mit Russen.

In Russland kenne sie einflussreiche Leute. Auf Facebook hat Ignatova noch im August Bilder von einer EU-Südosteuropa-Konferenz eingestellt, wo sie auf dem Podium saß – allerdings sind dies Bilder von 2015. Es war wohl der Versuch, einen aktuellen Auftritt vorzutäuschen.

Wo die ,,Krypto-Königin" sich nun aufhält, darüber gibt es verschiedene Spekulationen. Manche glauben in einem Golfstaat wie Dubai, andere in London, manche meinen in Deutschland. Ihre Familie war nach Süddeutschland gezogen, als Ignatova ein Kind war. Ihr Vater und Ruja hatten 2009 in Waltenhofen im Allgäu ein kleines Metallgusswerk gekauft, das 2011 in Insolvenz ging.

Ihr Bruder Konstatin, der aus Angst vor Vergeltung in ein Zeugenschutzprogramm genommen wurde, ist noch nicht verurteilt wegen seiner Onecoin-Aktivitäten. In Amerika könnte ihm eine lange Haftstrafe von bis zu 90 Jahren drohen, schreibt die BBC. Er sagte aus in einem Verfahren gegen den Anwalt Mark Scott. Dieser soll dabei geholfen haben, bis zu 400 Millionen Dollar Einnahmen aus OneCoin-Geschäften aus den Vereinigten Staaten herauszuschmuggeln und deren Herkunft zu verschleiern.


Aus: "Milliarden-Betrug mit falscher Kryptowährung" Philip Plickert, London (17.11.2019)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/onecoin-milliarden-betrug-mit-falscher-kryptowaehrung-16489799.html (https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/onecoin-milliarden-betrug-mit-falscher-kryptowaehrung-16489799.html)

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 19, 2019, 09:07:38 AM
Quote[...] Razzien in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Hamburg, Berlin und Baden-Württemberg: Das Landeskriminalamt NRW geht gegen illegale Geldtransfers nach dem Hawala-Banksystem vor.

Das Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen und die Staatsanwaltschaft Düsseldorf sind nach eigenen Angaben gegen eine international agierende kriminelle Vereinigung vorgegangen. In Nordrhein-Westfalen, Hessen, Hamburg, Berlin und Baden-Württemberg werden nach Angaben des LKA an diesem Dienstag etwa 60 Wohnungen und Firmen durchsucht. 27 Beschuldigte im Alter zwischen 23 und 61 Jahren sollen in großem Umfang Bargeld aus Deutschland ins Ausland transferiert haben. Zusätzlich zu den Durchsuchungen wurden laut Polizei sechs Haftbefehle vollstreckt.

Zuerst hatten die Süddeutsche Zeitung, der WDR und der NDR berichtet. Ihren Angaben nach soll der Hauptverdächtige aus Duisburg kommen.

Die Verdächtigen sollen für ihre Transaktionen das sogenannte Hawala-Banksystem verwendet haben. Dabei wird Bargeld an einer Annahmestelle in Deutschland eingezahlt und in einem anderen Land wieder ausgezahlt. "Auf diesem Wege wurde mutmaßlich illegal erworbenes Vermögen in Höhe von mehreren Millionen Euro am legalen Bankensystem vorbei in andere Staaten transferiert", so das LKA. NDR und WDR berichten, es gehe um eine Summe von mehr als 200 Millionen Euro.


Aus: "Durchsuchungen in fünf Bundesländern wegen Millionentransfers" (19. November 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-11/razzia-lka-nordrhein-westfalen-illegaler-geldtransfer-hawala-bankensystem (https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-11/razzia-lka-nordrhein-westfalen-illegaler-geldtransfer-hawala-bankensystem)

https://de.wikipedia.org/wiki/Hawala (https://de.wikipedia.org/wiki/Hawala)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 03, 2019, 09:46:07 AM
Quote[...] Für besondere Empörung sorgte im Jahr 2000, dass der hessische CDU-Funktionär Sayn-Wittgenstein behauptete, die illegalen Einnahmen stammten aus "Vermächtnissen jüdischer Emigranten". Der Versuch, das aus kriminellen Machenschaften stammende Geld ausgerechnet mit der Aura von Opfern des Nationalsozialismus zu verklären, war an moralischer Verkommenheit kaum noch zu überbieten. Er bildete den Höhepunkt der Skrupellosigkeit, die dieser Landesverband der Union gerne an den Tag legte - beispielsweise auch im Zuge der Kampagne gegen die von Rot-Grün geplante Möglichkeit einer doppelten Staatsbürgerschaft während des Landtagswahlkampfs 1999 unter Roland Koch. Dessen Ankündigung einer "brutalstmöglichen Aufklärung" aller Schwarzgeld-Vorgänge, von denen er selbstverständlich keinerlei Ahnung gehabt habe, gehört seither zum ironischen Zitatenschatz der deutschen politischen Kultur. Und sie wurde selbstverständlich nie eingelöst.

... Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch von Karl-Heinz Ebert: "Die Beichte meines Vaters über die Herkunft des Bimbes. Die schwarzen Kassen der CDU", 160 Seiten, Westend Verlag. Karl-Heinz Ebert erzählt von der Beichte seines Vaters Karl-Anton Ebert, der als Buchhalter an entscheidender Stelle verwickelt war, und von den Ergebnissen seiner eigenen Recherchen. Die lassen tief in ein weit verzweigtes System schwarzer Kassen bei Deutschlands größter Volkspartei blicken und enthüllen einen atemberaubenden Coup aus der Frühphase der Bundesrepublik Ende der 1950er-Jahre.


Aus: "Geld ist Macht - die schwarzen Kassen der CDU" Karl-Heinz Ebert (02.12.2019)
Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Geld-ist-Macht-die-schwarzen-Kassen-der-CDU-4600185.html (https://www.heise.de/tp/features/Geld-ist-Macht-die-schwarzen-Kassen-der-CDU-4600185.html)

Quotederauserwaehlte, 02.12.2019 13:47

Läuft heutzutage über "Sponsoring"

Kein Bargeld, keine Übergabe in der Schweiz, einfach über "Sponsoring". Besonders intensiv läuft diese Masche, na bei wem wohl, richtig: CSU. Von wem wohl? Richtig Quandt/BMW und Konsorten. Und das Beste: Steuerlich voll absetzbar!

https://lobbypedia.de/wiki/Parteisponsoring (https://lobbypedia.de/wiki/Parteisponsoring)

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (02.12.2019 13:50).


QuoteHat se nicht alle, 02.12.2019 13:45

Soviel zur Inkompatibilität von Kapitalismus und Demokratie
Solange Geld der Götze unserer Gesellschaft ist hat die Macht des Geldes unendliche Möglichkeiten die demokratischen Prozesse zu unterwandern und zu korrumpieren.
In den USA ist man da schon einen Schritt weiter. Wer da nicht Zugriff auf hunderte von Millionen für den Wahlkampf hat, der kann am "demokratischen Prozess" gar nicht erst teilnehmen.


...
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 04, 2020, 10:07:39 AM
Quote[...] Die Affäre um die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Frankfurt weitet sich aus. Die Recherchen der städtischen Rechnungsprüfer hätten Hinweise darauf ergeben, dass aus den kommunalen Zuschüssen für die 18 AWO-Kitas in Frankfurt ,,über viele Jahre hinweg Geld abgezweigt und zweckentfremdet" worden sei, so Manuela Skotnik, Sprecherin von Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU).

,,Noch ist nichts belegt", fügte Skotnik im Gespräch mit der FR hinzu. Auch der genaue Umfang des entstandenen Schadens ist noch unklar. Der Frankfurter FDP-Landtagsabgeordnete und Stadtverordnete Yanki Pürsün, der sich seit Wochen in das Thema vertieft, hält ,,eine siebenstellige Summe" für ,,sehr realistisch".

Aus dem abgezweigten Geld ist nach Einschätzung des Politikers ein ,,Bargeldpool" bei der AWO entstanden, aus dem dann Geld an führende Funktionäre verteilt wurde. Eine Methode sei dabei etwa gewesen, bei Einbauten in den Kitas wie Küchen höhere Standards abzurechnen, als dann tatsächlich verwendet worden seien. Der SPD-Stadtverordnete Holger Tschierschke zeigte sich gegenüber der FR ,,entsetzt über die kriminelle Energie, die dahintersteht". Es sei unfassbar, ,,dass ein Sozialverband dermaßen mafiose Strukturen aufbaut". Die Stadt müsse überlegen, wie sie künftig mit Zuschussempfängern und deren Kontrolle umgehe. Der Sprecher des AWO-Kreisverbands, Johannes Frass, erklärte gegenüber der FR, die AWO habe ,,der Stadt vollständige Kooperation bei den laufenden Prüfungen zugesichert". Man unterstütze die prüfenden Ämter und die ermittelnde Staatsanwaltschaft. ,,Wir sehen dem Ende der Prüfung offen entgegen und bitten um Geduld, bis diese abgeschlossen ist."

Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Römer, Nils Kößler, forderte die für Kitas zuständige Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) auf, den Stadtverordneten Bericht zu erstatten. Für die CDU sei klar, dass das Controlling bei der Verwendung städtischer Zuschüsse angepasst werden müsste. Die Fachleute des städtischen Revisionsamts prüfen gegenwärtig intensiv die Verwendungsnachweise für die Kitas und andere AWO-Einrichtungen, die mit städtischem Geld unterstützt werden.

Bereits am 1. Januar 2020 hatte die Stadt als Reaktion auf die Hinweise die Zuschüsse im Umfang von drei Millionen Euro im Jahr, die quartalsweise für die 18 AWO-Kitas in Frankfurt gewährt werden, um zehn Prozent gekürzt.

Das Sozialdezernat sucht derzeit intensiv nach einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die bei der Aufklärungsarbeit helfen soll. Sozialdezernentin Birkenfeld setzt außerdem auf die Unterstützung des neuen AWO-Präsidiums Frankfurt, das am 15. Februar gewählt werden soll. Als Vorsitzende kandidiert die langjährige frühere Managerin und Juristin Petra Rossbrey. ,,Wir setzen darauf, dass die AWO sich öffnet", sagte Birkenfelds Sprecherin Skotnik.

Für die Stadt geht es auch darum, dass bei den jetzt entdeckten Unregelmäßigkeiten die Verjährungsfristen nicht verstreichen. Deshalb drückt die Sozialdezernentin intern aufs Tempo.

Allein aus dem Akteneinsichtsausschuss, den das Stadtparlament 2019 zum Betrieb von zwei AWO-Flüchtlingsunterkünften eingerichtet hatte, liegen mittlerweile rund 450 schriftliche Fragen von Stadtverordneten an die Sozialdezernentin vor. Sie müssen jetzt von den Fachleuten des Sozialdezernats nach und nach abgearbeitet werden.

Die Kräfte innerhalb der Frankfurter Arbeiterwohlfahrt, die Rossbrey als Kandidatin vorschlagen und die auf Erneuerung setzen, fühlen sich durch die jüngste Entwicklung bestätigt. ,,Wir haben recht behalten", sagte der Vorsitzende des größten Frankfurter AWO-Ortsvereins Nied, Klemens Mielke, im Gespräch mit der FR. Er berichtete von großen Befürchtungen an der AWO-Basis in Frankfurt, dass der Wohlfahrtsorganisation die Gemeinnützigkeit aberkannt werden könnte. Damit wären mehr als 1000 Arbeitsplätze bei der AWO Frankfurt in Gefahr.

Der Geschäftsführer des Bezirks Hessen-Süd hat sein Amt verloren, auch weil die AWO-Bundesführung in Berlin mit der dauerhaften Sperrung der Zuschüsse drohte.*


Aus: "AWO-Affäre weitet sich aus - ,,Mafiose Strukturen"" Claus-Jürgen Göpfert (03.02.2020)
Quelle: https://www.fr.de/frankfurt/awo-org28063/awo-affaere-frankfurt-ueber-jahre-wurde-geld-abgezweigt-zr-13519116.html (https://www.fr.de/frankfurt/awo-org28063/awo-affaere-frankfurt-ueber-jahre-wurde-geld-abgezweigt-zr-13519116.html)

QuoteRumpelstilz • vor 18 Stunden • edited

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Flüchtlinge, die sich in ihren Unterkünften selbst kein Essen zubereiten dürfen, sind von der Anlieferung eines Caterers abhängig. Der liefert natürlich nur die Menge und Qualität an Essen, die von der AWO bezahlt wird. Und bezahlt wird nur ein Teil dessen, was von der Stadt zu diesem Zweck überwiesen worden ist; der Rest wird unterschlagen. Sich an der Not von Bedürftigen zu bereichern offenbart bei den AWO-Genossen eine Menschenverachtung, die ich eher bei AfD und Nazis verortet hätte. ...


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Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 19, 2020, 11:02:56 AM
Quote[...] Da liegt Geld auf Konten und die Prüfer können nicht nachvollziehen, wo es herkommt. Der Supergau – für Wirecard und erst recht für dessen Chef Markus Braun. ... Wirtschaftsprüfer haben jetzt in den Zahlen milliardenschwere Unklarheiten entdeckt. Für Buchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro fanden sie keinen Nachweis, wo die Gelder herkommen oder ob sie überhaupt existieren. Laut Wirecard selbst geht es bei der Summe um ein Viertel der Bilanzsumme. Sowohl die Finanzaufsicht Bafin als auch die Münchner Staatsanwaltschaft kündigten an, den Fall prüfen zu wollen. ... Die Vermutung, dass das Zahlenwerk von Wirecard manipuliert worden ist, gibt es schon länger. Die Financial Times hatte mehrfach über dubiose Geschäfte vor allem bei Tochterfirmen in Asien berichtet. Vorstandschef Braun hatte das allerdings stets zurückgewiesen. Von ,,ungerechtfertigte Vorwürfen", sprach er, von Behauptungen, die ,,schlicht falsch" seien. Inzwischen klingt das etwas anders. ,,Ob betrügerische Vorgänge zum Nachteil der Wirecard AG vorliegen, ist derzeit unklar", lässt Braun am Donnerstag mitteilen. Wirecard erstatte Anzeige gegen Unbekannt. Weiterhin aber gilt: Statt als Täter sieht Braun sich als Opfer.

...  Bevor Braun 2002, kurz nach dem Platzen der Dotcomblase, zu Wirecard kam, war er Unternehmensberater bei KPMG – einer der Prüfungsgesellschaften, die sein Unternehmen heute mit ihren Berichten in Bedrängnis bringen.

Damals war Wirecard eine kleine Firma mit Schmuddelimage. Sie wickelte Zahlungen im Internet ab – weil es damals aber noch kein nennenswertes Onlineshopping gab, kamen die Kunden vor allem aus dem Porno- und Glücksspielbereich. Braun störte das nicht. Er hatte ohnehin eine andere Vision. Braun träumte von einem großen Zahlungsabwickler.

Er kaufte andere Firmen hinzu, brachte das Unternehmen durch die Übernahme eines börsennotierten Callcenter-Betreibers 2005 aufs Parkett. Der Erfolg schien Braun recht zu geben ebenso wie der steigende Aktienkurs. Binnen fünf Jahren kletterte er bis 2018 um 700 Prozent. Einige hat das reich gemacht – Braun eingeschlossen. Vor zwei Jahren dann war Wirecard so viel an der Börse wert, dass das Unternehmen die angeschlagene Commerzbank im Leitindex Dax ersetzte. Ob Wirecard angesichts des zuletzt massiven Kurseinbruchs im Dax verbleiben kann, ist offen.


Aus: "Dieser Mann steckt hinter dem Wirecard-Debakel" Carla Neuhaus (19.06.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/vom-ehrgeiz-besessen-dieser-mann-steckt-hinter-dem-wirecard-debakel/25930006.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/vom-ehrgeiz-besessen-dieser-mann-steckt-hinter-dem-wirecard-debakel/25930006.html)

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Quote[...] Es ist der vorläufige Höhepunkt in einem spektakulären Finanzkrimi. Nachdem der Bankdienstleister Wirecard die Veröffentlichung seiner Jahreszahlen mehrmals verschoben hat, muss er jetzt milliardenschwere Unklarheiten einräumen.

Abschlussprüfer haben für Guthaben in Höhe von 1,9 Milliarden Euro nicht die notwendigen Nachweise finden können. Das heißt: Sie können nicht nachvollziehen, wo das Geld auf den Konten herkommt. Damit steht der Verdacht im Raum, Wirecard könnte seine Zahlungen manipuliert haben.

Und zwar im großen Stil, denn es geht hier nicht um Peanuts, sondern um ein Viertel der gesamten Bilanzsumme. Das ist ein Skandal, der nicht nur dem Unternehmen schadet. Er belastet den gesamten Finanzplatz Deutschland.

Gerade schienen die Großbanken die Skandale der Vergangenheit abgehakt zu haben, da kommt Wirecard. Der Finanzkonzern mit Sitz bei München mag nun zwar seinen ausländischen Tochterfirmen die Schuld geben und Anzeige gegen Unbekannt stellen. Aus der Verantwortung wird sich Wirecard-Gründer und -Chef Markus Braun diesmal aber nicht so einfach stehlen können.

Da sind allein die vielen Kleinanleger, die Wirecard-Aktien gekauft haben. Deren Kurs ist am Donnerstag als Reaktion um mehr als 60 Prozent eingebrochen. Die Aktie, die einmal fast 200 Euro gekostet hat, ist weniger als 35 Euro wert. Wirecard gilt damit als Zockerpapier.

Dabei sind wohl die wenigsten der Kleinanleger Zocker. Vielmehr haben sie angenommen, in ein Unternehmen zu investieren, das als Vorbild für eine moderne Finanzbranche galt. Jetzt aber ergeht es ihnen wie einst den Telekom-Aktionären: Ihr Vertrauen ist verzockt.

Für eine Wirtschaftsnation, deren Bürger dem Aktienkauf ohnehin skeptisch gegenüberstehen, ist das eine schlechte Nachricht. Zumal Wirecard wie damals die Telekom keine windige Klitsche ist, sondern ein Dax-Konzern. Erst vor zwei Jahren ist der Dienstleister in die erste Börsenliga aufgestiegen und hat dort ausgerechnet die angeschlagene Commerzbank ersetzt. Beobachter sahen das als Beginn einer neuen Ära.

Gründer Markus Braun galt als Vordenker. Als einer derjenigen, die wie Amazon-Chef Jeff Bezos als Erste die Chancen des Internets erkannt haben. So hat Braun früh verstanden, dass die Menschen einmal online einkaufen und bezahlen wollen. Er war damit sogar so früh dran, dass seine ersten Kunden noch aus der Schmuddelecke kamen: aus der Porno- und Glücksspielindustrie. Heute hingegen wickelt Wirecard Zahlungen sowohl im Netz wie im stationären Handel für große Ketten ab. Hierzulande zum Beispiel für Aldi.

Eigentlich gehört solchen modernen Finanzdienstleistern die Zukunft. Schließlich dürfte in den nächsten Jahren noch sehr viel mehr Menschen mit Karte, per Smartphone oder im Netz bezahlen. Auch mit SAP hat man Wirecard deshalb bereits verglichen: Wie der Softwarekonzern ist Wirecard zu einem Techunternehmen herangewachsen, das international mitspielen kann.

Womöglich ist es aber eben dieser rasante Aufstieg, der dem Unternehmen nun zum Verhängnis wird. Schließlich werden die Konten, um die es nun geht, von zwei asiatischen Banken geführt. Hohe Strafzahlungen könnten deshalb bald auf den Anbieter zukommen ebenso wie Schadenersatzklagen.

Dabei haben sich auch die hiesigen Aufseher im Fall Wirecard nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Allen voran der deutschen Finanzaufsicht Bafin hätte schon viel früher auffallen müssen, dass dort Gelder auf Konten liegen, deren Herkunft zweifelhaft bis unbekannt ist.

Stattdessen aber hat sie sich anfangs sogar hinter das Unternehmen gestellt: Sie hat Journalisten der ,,Financial Times" angezeigt und ihnen Marktmanipulation vorgeworfen. Dabei hatte die britische Finanzzeitung als erste umfangreich über vorgetäuschte Umsätze und gefälschte Verträge bei Wirecard in Singapur berichtet. Nun zeigt sich, wie nah an der Realität sie damit waren.


Aus: "Wirecard belastet den Finanzplatz Deutschland" Ein Kommentar von Carla Neuhaus (18.06.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/vertrauen-verzockt-wirecard-belastet-den-finanzplatz-deutschland/25928990.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/vertrauen-verzockt-wirecard-belastet-den-finanzplatz-deutschland/25928990.html)

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Quote[...] Bei Wirecard fehlen 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz. Nun teilt das Unternehmen mit, dass es angebliche Konten mit dem Geld wahrscheinlich nicht gibt. Der Finanzdienstleister Wirecard geht inzwischen davon aus, dass die im Zentrum seines Bilanzskandals stehenden angeblichen Bankguthaben in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro nicht existieren. Der Vorstand nehme aufgrund weiterer Prüfungen an, dass die beiden bisher von Wirecard ausgewiesenen Guthaben auf asiatischen Treuhandkonten "mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen", schrieb das Unternehmen in einer in der Nacht zum Montag veröffentlichten Börsenmitteilung.

Die Summe entspricht nach Angaben des Unternehmens in etwa einem Viertel der Konzernbilanzsumme.

Wirecard teilte nun ferner mit, dass es seine Einschätzungen des vorläufigen Ergebnisses des Geschäftsjahres 2019 sowie des ersten Quartals 2020 zurücknehme. Auch könnten mögliche Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse vorheriger Geschäftsjahre nicht ausgeschlossen werden.

Wegen des Skandals war am Freitag der Gründer und Chef von Wirecard, Markus Braun, mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Die Firma hatte zuvor ihren Jahresabschluss zum vierten Mal verschoben und mit dem möglichen Betrugsfall die Börse schockiert.

Wirecard war nach eigenen Angaben von den Abschlussprüfern darauf hingewiesen worden, dass für die Existenz der Bankguthaben über 1,9 Milliarden bei zwei asiatischen Banken keine ausreichenden Nachweise vorlägen. Die beiden kontenführenden Banken hätten mitgeteilt, dass "die betreffenden Kontonummern nicht zugeordnet werden konnten", hieß es. Es gebe Hinweise, dass ein Treuhänder "zu Täuschungszwecken" falsche Bestätigungen vorgelegt habe.

Verschiedene Medien, vor allem die "Financial Times", hatten Wirecard in den vergangenen Monaten mehrfach die Manipulation von Bilanzen vorgeworfen. Ex-Firmenchef Braun hatte dies stets bestritten. Eine durch den Aufsichtsrat in Auftrag gegebene Sonderprüfung durch KPMG sollte die Vorwürfe entkräften, die Prüfer fanden aber schwerwiegende Mängel bei internen Kontrollen sowie Hinweise darauf, dass es Unregelmäßigkeiten im Geschäft mit den Drittpartnern geben könne. (AFP, Reuters)


Aus: "Konten mit Wirecard-Milliarden existieren wohl nicht" (22.06.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/bilanzskandal-bei-zahlungsdienstleister-konten-mit-wirecard-milliarden-existieren-wohl-nicht/25937636.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/bilanzskandal-bei-zahlungsdienstleister-konten-mit-wirecard-milliarden-existieren-wohl-nicht/25937636.html)

QuoteBaBerlin 07:29 Uhr

Echt unfassbar. Jeder Selbständige würde von der Steuerprüfung bei einer Buchung ohne Belege dahingerafft werden. 1.900.000.000 nicht da und ohne Kontenbeleg in der Buchhaltung. 1. Wo sind die Buchhalter des Unternehmens ? 2. Wie bitte konnten Wirtschaftsprüfer ohne Belege jahrelang das Vorhandensein testieren ?


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Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 23, 2020, 04:11:16 PM
Quote[...] Der ehemalige Wirecard-Chef Markus Braun wird wegen des Verdachts der Bilanzfälschung und der Marktmanipulation festgenommen, eine Untersuchungsrichterin lässt ihn nur gegen eine Millionenkaution frei. Der Fall des Startups zeigt, wie massiv der Finanzplatz Deutschland kollektiv versagt hat.

Wirecard-Milliarden sind verschwunden oder haben nie existiert. Milliarden an Börsenwert haben sich in Luft aufgelöst. Das Vertrauen in Aktien als Geldanlage ist erschüttert. Der traumhafte Aufstieg eines Startups endet mit einem spektakulären Crash.

Zur Erinnerung: Seit Jahren veröffentlicht die überaus renommierte "Financial Times" gut recherchierte Artikel, die Fragen zum Geschäftsmodell von Wirecard aufwerfen. Das Unternehmen wies die Berichte über angeblich vorgetäuschte Umsätze und gefälschte Verträge immer wieder zurück, sprach von Verleumdung und leitete juristische Schritte ein. Der Aktienkurs fuhr Achterbahn.

Doch nicht nur Wirecard sprach der Zeitung die Glaubwürdigkeit ab. Die deutsche Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin sprang dem Unternehmen zur Seite und verbot sogenannte Leerverkäufe, mit dem Investoren auf fallende Kurse wetten. Sie begründete das damit, dass das dadurch das Vertrauen in den deutschen Aktienmarkt ernsthaft bedroht sei. Das klang damals kurios, heute klingt das absurd.

Damit nicht genug. Die Bafin erstattete sogar Anzeige gegen Journalisten. Der Verdacht: Sie hätten mit Leerverkäufern gemeinsame Sache gemacht. So trug die Bafin dazu bei, dass Anleger weiter ihr Geld in Wirecard-Aktien steckten. Immerhin hat Bafin-Chef Felix Hufeld nun Fehler eingeräumt und das alles als "Desaster" bezeichnet.

Ganz anders Finanzminister Olaf Scholz. Erstaunlicherweise kommt er zu dem Schluss, dass die Aufsichtsorgane "sehr hart gearbeitet und ihre Aufgabe erfüllt" haben. Für eine stärkere Regulierung sei der Fall Wirecard kein Anlass.

Und dann sind da noch die Wirtschaftsprüfer, die Wirecard jahrelang bescheinigten, mit der Bilanz sei alles in bester Ordnung. Nicht zu vergessen die Analysten, die Wirecard als Erfolgsstory feierten und trotz aller Ungereimtheiten fröhlich die Aktie zum Kauf empfahlen. Dazu gesellen sich Fondsgesellschaften, die unverdrossen sehr viel Anleger-Geld in Wirecard-Aktien steckten - und damit versenkt haben.

Eine von ihnen kündigte an, Wirecard auf Schadenersatz zu verklagen. Es ist wie so häufig in der Finanzindustrie: Schuld sind immer die anderen.

Quelle: ntv.de


Aus: "Deutschland versagt als Finanzplatz gnadenlos" Ein Kommentar von Jan Gänger (Dienstag, 23. Juni 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/kommentare/Deutschland-versagt-als-Finanzplatz-gnadenlos-article21865959.html (https://www.n-tv.de/wirtschaft/kommentare/Deutschland-versagt-als-Finanzplatz-gnadenlos-article21865959.html)

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Quote[...] Wirecard ist zahlungsunfähig. Nach dem milliardenschweren Bilanzskandal stellte der Zahlungsdienstleister beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Dies teilte Wirecard selbst mit.

"Der Vorstand der Wirecard AG hat entschieden, für die Wirecard AG beim zuständigen Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu stellen", hieß es in der Mitteilung. Demnach werde auch geprüft, ob auch Insolvenzanträge für Wirecard-Töchter gestellt werden müssen.

Die Wirecard-Aktie wurde für 60 Minuten vom Handel ausgesetzt.

Das Unternehmen aus München hatte in den vergangenen Jahren ein rasantes Wachstumstempo hingelegt und im September 2018 gar die Commerzbank aus dem Dax verdrängt. Zu Hochzeiten kostete die Aktie 200 Euro, kurz vor dem Insolvenzantrag waren es nur noch zehn Euro. Denn die Geschichte vom erfolgreichen Fintech aus Deutschland erwies sich als Illusion. Vor einer Woche verweigerten Wirtschaftsprüfer das Testat für die Bilanz, als sich herausstellte, dass Bestätigungen über Treuhandkonten in Höhe offensichtlich gefälscht waren. Die dort angeblich liegenden 1,9 Milliarden Euro gab es in Wirklichkeit wohl nie.

Als Folge hatten die Gläubigerbanken des Dienstleisters das Recht, Kredite in Höhe von zwei Milliarden Euro zu kündigen. 

Ende vergangene Woche war dann Wirecard-Chef Markus Braun zurückgetreten und hatte sich der Polizei gestellt. Die Staatsanwaltschaft München wirft ihm vor, mit weiteren mutmaßlichen Tätern die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen von Wirecard durch mutmaßliche Luftbuchungen aufgebläht zu haben. Braun ist inzwischen wieder frei gelassen worden, nachdem er eine Kaution in Höhe von fünf Millionen Euro gezahlt hatte. Zuvor hatte er einen Großteil seiner Aktien an dem Unternehmen abgestoßen.


Aus: "Wirecard: Verheerend" (25. Juni 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2020-06/wirecard-finanzmarkt-bilanzskandal-insolvenz-aktienmarkt-dax (https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2020-06/wirecard-finanzmarkt-bilanzskandal-insolvenz-aktienmarkt-dax)

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 24, 2020, 09:47:58 AM
Quote[...] Laut Justizverwaltung kamen im Vorjahr von bundesweit 77.252 Hinweisen auf unrechtmäßige Immobilienkäufe nur acht Meldungen von Notaren. Die meisten Hinweise gaben demnach Banken. Wegen der hohen Wertstabilität bei gleichzeitig schwacher staatlicher Kontrolle und wenig Transparenz gilt der deutsche Immobilienmarkt seit Jahren als anfällig für Geldwäsche. In Berlin kommen noch starke Wertsteigerungen hinzu.

... Auch wenn Clan-Mitglieder in der Vergangenheit auf vielfältige Weise auffällig geworden sind und das Land inzwischen härter gegen sie vorgeht, machen sie im Spektrum der organisierten Kriminalität in Berlin nur einen Teil aus. Noch bedeutender sind osteuropäische Banden. Auch bei der Geldwäsche mit Immobilien gelten sie als kleine Fische. Gewichtiger sind internationale Firmennetzwerke mit Verbindungen in Offshore-Steuerparadiese. (Tsp, dpa)


Aus: "Berliner Task Force überprüft 25 Notare – und findet elf Verdachtsfälle" (23.07.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/kampf-gegen-geldwaesche-berliner-task-force-ueberprueft-25-notare-und-findet-elf-verdachtsfaelle/26030112.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/kampf-gegen-geldwaesche-berliner-task-force-ueberprueft-25-notare-und-findet-elf-verdachtsfaelle/26030112.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 03, 2020, 10:39:14 PM
Quote[...] Seit Tagen gab es Gerüchte, dass Juan Carlos I. Spanien den Rücken zukehren werde. Am Montagabend dann die offizielle Bestätigung: Das frühere königliche Staatsoberhaupt Spaniens, gegen das wegen mutmaßlicher Schwarzgeldkonten in der Schweiz ermittelt wird, packt die Koffer und verlässt das Land. Wohin der in Spanien in Ungnade gefallene König im Ruhestand übersiedeln wird, ist zunächst nicht bekannt.

Es ist kein freiwilliger Abschied, sondern eine weitere Abstrafung von Juan Carlos durch seinen Sohn, Felipe VI., der bereits Mitte März mit seinem Vater gebrochen hatte. Damals, als sich der Verdacht illegaler Geschäfte gegen Juan Carlos verdichtete, verkündete Felipe, dass er auf alle finanziellen Erbansprüche gegenüber seinem Vater verzichten werde. Außerdem strich er Juan Carlos die jährliche Zuwendung von nahezu 200.000 Euro.

Der Auszug des 82-jährigen Königs im Ruhestand aus dem Palast ist nun eine weitere Sanktion und kommt einem Rauswurf gleich.
In einer Erklärung Juan Carlos', die das Königshaus am Montagabend veröffentlicht, wird der Familienkrach hinter diplomatischen Floskeln verborgen. In dem Schreiben spricht Juan Carlos von einer ,,reiflich überlegten Entscheidung", mit welcher er die Monarchie vor weiteren Schaden bewahren wolle. Zu dem auf ihm lastenden Verdacht des Steuerbetrugs, der Geldwäsche und der Korruption geht er in dem Brief nicht ein.

Juan Carlos spricht in der kurzen Erklärung lediglich von ,,bestimmten vergangenen Ereignissen in meinem privaten Leben", die öffentliche Auswirkungen gehabt hätten. Mit seiner Abreise aus Spanien, so schreibt er in dem an den ,,lieben Felipe" gerichteten Dokument, wolle er dazu beitragen, ,,die Ausübung deines Amtes zu erleichtern".

Die Vorwürfe gegen Juan Carlos, die staatsanwaltliche Ermittlungen in Genf und in Madrid ausgelöst hatten, waren in den letzten Monaten zu einer schweren Belastung für Felipe geworden. Die Popularität des Königshauses ist in Umfragen auf einen Tiefpunkt gesunken.

,,Das Verhalten von Juan Carlos als Privatperson hat die Mehrheit der Spanier enttäuscht", kommentiert vor einigen Tagen Spaniens einflussreichste Tageszeitung ,,El País". Immer neue Dokumente, die den Medien zugespielt worden waren, untermauern den Verdacht, dass Juan Carlos jahrzehntelang Millionengelder auf Schweizer Geheimkonten versteckte.

Zudem gehen die Ermittler Hinweisen nach, wonach die Bankkonten mit Schmiergeldern gefüllt worden sein sollen. Hohe Summen, die Juan Carlos für die Vermittlung von Geschäften zwischen der spanischen Industrie und arabischen Ländern kassiert haben könnte.
Konkret geht es um Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Schnellbahnstrecke in Saudi-Arabien durch ein spanisches Konsortium. In der sogenannten ,,Affäre um den Wüsten-Zug" ermitteln die für Korruption und Wirtschaftsdelikte zuständigen Behörden schon seit 2018. Im Jahr 2008 soll Juan Carlos Schmiergeld in Höhe von 100 Millionen US-Dollar aus Saudi-Arabien kassiert haben.

Juan Carlos war von 1975 bis 2014 Spaniens Staatsoberhaupt. 2014 musste er wegen der Auswirkungen eines anderen Skandals abdanken. Auslöser war damals eine luxuriöse Elefantenjagd in Botswana, bei der sich Juan Carlos die Hüfte gebrochen hatte. Dadurch kam heraus, dass er nicht von Königin Sofía, sondern von seiner bis dahin unbekannten Geliebten, der deutschen Geschäftsfrau Corinna zu Sayn-Wittgenstein, begleitet worden war.

Die Luxussafari fand zudem mitten in der spanischen Finanz- und Wirtschaftskrise statt, die Hunderttausende Familien in die Armut trieb.Seitdem ist es mit der Freundschaft zwischen den Beiden aus. Gerade erst sind neue Aufzeichnungen aufgetaucht, in denen die Ex-Geliebte gegenüber einem spanischen Polizeioffizier ihr Herz ausschüttet. In den Tonaufnahmen berichtet sie wenig Schmeichelhaftes über Juan Carlos, mit dem die Deutsche eine jahrelange Beziehung hatte.

Die Aufnahmen, die 2016 in dem Gespräch mit dem Polizeikommissar in London entstanden, wurden offenbar ohne ihr Wissen von dem Beamten gemacht und nun von der Online-Zeitung ,,OkDiario" veröffentlicht. Auf den Tonbändern, deren Echtheit bisher nicht angezweifelt wurde, plaudert die frühere ,,amiga" über die illegalen Praktiken Juan Carlos'. So habe er öfter, wenn er aus arabischen Staaten zurückgekehrt sei, große Mengen von Geld mitgebracht.

Die nicht deklarierten Summen habe er bei seiner Rückreise nach Madrid im Diplomatengepäck versteckt. Im Palast habe er sogar eine Geldzählmaschine gehabt. ,,Ich habe ihn das Geld zählen sehen. Er verhält sich dabei wie ein Kind." Juan Carlos sei ,,süchtig" nach Reichtümern: ,,Er ist besessen – von Gold, Diamanten und Uhren."

In den vergangenen Tagen war auch Spaniens sozialistischer Regierungschef Pedro Sánchez auf Distanz zu Juan Carlos gegangen, der in Spanien möglicherweise bald mit einer Anklage rechnen muss. ,,Es gibt keinen Raum für Straflosigkeit", sagte Sánchez. Auch nicht für einen alten König. (mit dpa)


Aus: "Juan Carlos verlässt wegen Korruptionsvorwürfen Spanien" Ralph Schulze (03.08.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/ex-geliebte-er-ist-suechtig-nach-reichtum-juan-carlos-verlaesst-wegen-korruptionsvorwuerfen-spanien/26062642.html (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/ex-geliebte-er-ist-suechtig-nach-reichtum-juan-carlos-verlaesst-wegen-korruptionsvorwuerfen-spanien/26062642.html)

QuoteAuch-das-noch 19:43 Uhr

Wohin geht die Reise denn?

Lichtenstein? Vereinigte arabische Emrirate? Cayman Inseln?


QuoteKaiserVonChina 19:53 Uhr

    Antwort auf den Beitrag von Auch-das-noch 19:43 Uhr
    Ich denke mal, viele Spanier hoffen: Bermuda-Dreieck....


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Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 11, 2020, 10:19:09 AM
Quote[...] Mattersburg/Wien – Die Commerzialbank Mattersburg soll laut einer Aussage von Ex-Bankchef Martin Pucher vor der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) schon faktisch pleite gewesen sein, berichtet das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner Sonntagausgabe. Anfangs kleinere Bilanzfälschungen sollen schließlich zu einem nicht mehr sanierbaren Selbstläufer geworden sein.

Pucher wurde laut "profil" vor kurzem von der WKStA einvernommen. Dabei soll er ausgesagt haben, bereits 1992 mit Bilanzfälschungen begonnen zu haben – sonst hätte man dem Ergebnisdruck nicht standhalten können. Dann seien noch die verschärften Regulierungsvorschriften für Banken – "Basel I" und "Basel II" – dazugekommen. In frühen Jahren hätten die Bilanzfälschungen eine viel kleinere Dimension gehabt.

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) stellte den Geschäftsbetrieb der Bank am 14. Juli vor Mitternacht ein. Am Morgen des 15. Juli habe die FMA den Staatsanwälten eine fünfseitige Sachverhaltsdarstellung geschickt, der sich mit den bei einer Vorort-Prüfung der Nationalbank bei der Commerzialbank zutage getretenen Auffälligkeiten beschäftigte.

Die FMA habe laut dem Nachrichtenmagazin noch am selben Tag herausgefunden, dass angebliche Forderungen der Commerzialbank gegenüber der Oberbank und der Hypo Tirol von insgesamt rund 128,5 Millionen Euro offenbar nicht existierten. Beide Banken hätten laut der Sachverhaltsdarstellung bestätigt, "seit mehreren Jahren keine Geschäftsbeziehung" mit der Commerzialbank zu haben.

Eine Selbstbereicherung seines Mandanten habe Puchers Anwalt zuletzt vehement ausgeschlossen. In einer am 16. Juli durch einen Wirtschaftsexperten der WKStA erstellten, erste Analyse zu den Vorwürfen, heiße es: Die Erkenntnislage lasse "keine abschließende Beurteilung dahin gehend zu, ob durch die fingierten Kredite Zahlungsmittelabflüsse für eigene oder fremde Zwecke verursacht wurden".

Am Nachmittag des 15. Juli habe Puchers Anwalt Norbert Wess der WKStA einen Schriftsatz übermittelt. Darin werde bestätigt, dass es zu Fehldarstellungen in den Jahresabschlüssen der Commerzialbank gekommen sei. Pucher übernehme für sein Handeln die volle Verantwortung und sei bereit, die Behörden in jeder Hinsicht zu unterstützen und "proaktiv und unumwunden an einer umfassenden und schonungslosen Aufarbeitung des Sachverhalts mitzuwirken".

Die WKStA habe angeordnet, Gelder auf Konten von Pucher und einer mitbeschuldigten Ex-Vorständin sicherzustellen. Bei den Vorstandsmitgliedern der Commerzialbank und in den Büros des SV Mattersburg, dessen Obmann Pucher jahrelang war, wurden Hausdurchsuchungen durchgeführt. Laut "profil" wurden bei einem Commerzialbank-Manager, der selbst gar nicht als Beschuldigter gelte, "zu Zwecken der Vermögenssicherung" Bargeldbeträge in Höhe von etwa 8.500 Euro sowie einige Schmuckgegenstände und eine Münzsammlung mit derzeit noch unbestimmtem Wert sichergestellt. (APA, 8.8.2020)


Aus: "Mattersburg-Bank war schon vor 20 Jahren faktisch pleite" (8. August 2020)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000119245680/mattersburg-bank-war-schon-vor-20-jahren-faktisch-pleite (https://www.derstandard.at/story/2000119245680/mattersburg-bank-war-schon-vor-20-jahren-faktisch-pleite)

Quote
Gunnery Sergeant Hartman

Also man kann in einem solch hoch reguliertem und kontrolliertem Sektor 20 Jahre insolvent sein und niemandem fällt das auf?!


Quote
Gert Weihsmann

Einladung an die Allgemeinheit.

Der Präsident lädt ein - Motto: "Zwanzig Jahre pleite. Und niemand weiß es."

Wann: Heute natürlich.
Wo: Auf dem Gelände der Commerzialbank (vulgo Pappelstadion Mattersburg).

Aus dem Festprogramm:
"Sie wünschen - wir singen!" - Chor der Betriebsblinden von der Finanzmarktaufsicht

Freundschaftsspiel SV Mattersburg (Kampfmannschaft) vs. Barcelona (Miniknaben)

In der Pause: Martin Pucher erzählt unanständige Witze aus dem Leben seiner Gläubiger

Nach dem Elfmeterschießen: Konzert von Elton John, Helene Fischer & Marilyn Manson (gleichzeitig, weil ich es mir leisten kann)

Gleich danach: Internationales Geldsackweitwerfen und Golddukatenregen für alle.

Um 24 Uhr: Mein kleines Geständnis und volle Kooperationsbereitschaft mit den Behörden.


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Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 12, 2020, 10:20:16 AM
Quote[...] Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat gegen zwei ehemalige Geschäftsführer und vier weitere, teilweise ehemalige Mitarbeiter einer Mainzer Bank Anklage vor dem Landgericht Mainz erhoben. Ihnen wird vorgeworfen, die Herkunft von Geldern in Höhe von insgesamt rund 160 Millionen Euro verschleiert zu haben, wie die Behörde mitteilt. Der Tatvorwurf lautet auf gemeinschaftlich begangene banden- und gewerbsmäßige Geldwäsche. Laut "Handelsblatt" soll es sich bei der Bank um die North Channel Bank handeln.

Hintergrund des Verfahrens sind Ermittlungen dänischer und belgischer Behörden gegen eine international agierende Gruppe wegen banden- und gewerbsmäßigen Steuerbetrugs. Die Ermittler in den Nachbarländern werfen der Gruppe vor, den Finanzbehörden Aktiengeschäfte vorgetäuscht zu haben. Von den 160 Millionen Euro sollen sieben Millionen Euro zum Nachteil des belgischen Fiskus erlangt worden sein, der Rest zum Nachteil der dänischen Behörden.

Die Beschuldigten sollen gegenüber den dänischen Behörden angegeben haben, dänische Aktien gekauft und am Dividendenstichtag Dividenden erhalten zu haben, von denen die dänischen Finanzbehörden eine Quellensteuer einbehalten hätten. Tatsächlich habe es diese Aktiengeschäfte nie gegeben.

Die in Dänemark Beschuldigten sollen wahrheitswidrig gegenüber dem dänischen Fiskus behauptet haben, dass die Inhaber der Aktien US-Gesellschaften seien, die in den USA besteuert würden. Wegen eines bestehenden Doppelbesteuerungsabkommens hätten sie Anspruch auf Rückerstattung der angeblich gezahlten Quellensteuer.

Der Schaden für den dänischen Staat durch die Steuerrückerstattungen zwischen 2012 und 2015 beläuft sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft Koblenz auf einen niedrigen einstelligen Milliardenbetrag. Durch die Taten seien US-Pensionsfonds begünstigt worden.

Einige dieser Fonds unterhielten laut Anklage Konten bei einer Bank in Mainz. Über diese Konten seien erschlichene Rückerstattungsbeträge weitergeleitet worden. Die Angeschuldigten im Verfahren der Koblenzer Staatsanwaltschaft sollen gewusst haben, woher das Geld stammt, und es zwischen Februar 2015 und Mai 2017 von Mainz aus auf Konten verschiedener Firmen in unterschiedlichen Ländern weitergeleitet haben, um die Herkunft zu verschleiern.

Ursprünglich wurde in dem Komplex gegen sieben Verdächtige ermittelt. Das Verfahren gegen eine weitere Mitarbeiterin der Bank wurde aus gesundheitlichen Gründen abgetrennt. Die beiden ehemaligen Geschäftsführer befinden sich seit Anfang Februar in Untersuchungshaft.

Quelle: ntv.de, chf/AFP


Aus: "160 Millionen Euro verschleiert Ex-Banker wegen Geldwäsche angeklagt" (Dienstag, 11. August 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Ex-Banker-wegen-Geldwaesche-angeklagt-article21966728.html (https://www.n-tv.de/wirtschaft/Ex-Banker-wegen-Geldwaesche-angeklagt-article21966728.html)

Title: Re: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 13, 2020, 09:49:31 AM
Quote[...] Im milliardenschweren Bilanzskandal beim Dax-Konzern Wirecard fahndet das Bundeskriminalamt (BKA) öffentlich nach dem flüchtigen Ex-Vertriebsvorstand Jan Marsalek. Der österreichische Manager war bis Juni 2020 Vorstandsmitglied bei Wirecard, einem Dienstleister für bargeldlose Zahlungen an Ladenkassen und im Internet.

,,Aufgrund der derzeitigen Ermittlungsergebnisse wird ein Aufenthaltsort des Gesuchten im Ausland für sehr wahrscheinlich gehalten", teilte das BKA am Mittwoch in Wiesbaden mit. Der Fall werde Thema bei der ZDF-Sendung ,,Aktenzeichen XY... ungelöst".

Marsalek wird verdächtigt, zusammen mit anderen Beschuldigten die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen durch Scheingeschäfte aufgebläht zu haben, um so das Unternehmen finanzkräftiger und für Investoren und Kunden attraktiver darzustellen. Die Ermittler verdächtigen ihn des besonders schweren Falls der Untreue und des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Banken und Investoren über drei Milliarden Euro verloren haben könnten.

Wirecard hatte Scheinbuchungen in Höhe von mutmaßlich 1,9 Milliarden Euro eingeräumt, die der Konzern in seiner Jahresbilanz 2019 auf der Habenseite bilanzieren wollte - das Ergebnis wahrscheinlich nicht existierender Luftgeschäfte mit Subunternehmern in Südostasien und im Mittleren Osten. (dpa)


Aus: "BKA fahndet öffentlich nach Wirecards Ex-Manager Marsalek" (12.08.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/bilanzskandal-bei-finanzdienstleister-bka-fahndet-oeffentlich-nach-wirecards-ex-manager-marsalek/26089460.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/bilanzskandal-bei-finanzdienstleister-bka-fahndet-oeffentlich-nach-wirecards-ex-manager-marsalek/26089460.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 18, 2020, 09:11:09 AM
Quote[...] Deutsche Banken, Finanzinstitute, aber auch Notare oder Immobilienmakler melden immer mehr Verdachtsfälle von Geldwäsche und Terrorfinanzierung. Das geht aus dem neuen Jahresbericht für 2019 des Financial Intelligence Unit (FIU) hervor, der an diesem Dienstag veröffentlicht wird und dem Tagesspiegel vorab vorlag. Nach der Aufstellung der zum Zollkriminalamt gehörenden Behörde liefen im vorigen Jahr insgesamt 114.914 Meldungen ein mit insgesamt 355.000 verdächtigen Transaktionen.

Von den Meldungen entfielen 98 Prozent auf den Finanzsektor, vor allem Banken und Finanzdienstleister. Allerdings erhöhte sich die Zahl der Meldungen aus dem ,,Nichtfinanzsektor", der mittlerweile stärker unter Beobachtung genommen wird, von knapp 600 auf mehr als 1500.

Darunter fallen neben Notaren, Maklern und Anwälten auch die Veranstalter von Glücksspielen. Laut FIU registrieren sich immer mehr Geschäftstreibende in diesen Sektoren bei der Behörde als sogenannte Verpflichtete.

Der Chef der Einheit, Christof Schulte, sagte dem Tagesspiegel: ,,Wir werden 2020 noch deutlich mehr Meldungen haben als im vorigen Jahr." Die FIU strebe an, angesichts der wachsenden Herausforderungen und Registrierungspflichten vom Bundestag noch zusätzliche Stellen genehmigt zu bekommen.

Gut ein Drittel der Verdachtsfälle, die 2019 zusammenkamen, waren rein innerdeutsche Vorgänge. Viele verdächtige Transaktionen mit Auslandsbezug betrafen Frankreich – häufig im Zusammenhang mit der Eröffnung von Konten bei deutschen Internetbanken in betrügerischer Absicht. Zu den Ländern mit mehr als tausend verdächtigen Transaktionen gehörten die Niederlande, die Schweiz, die Türkei, Russland, China, die USA, Italien und Großbritannien.

Die FIU ist für das Sammeln und Sichten der Verdachtsmeldungen zentral zuständig und untersteht Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD). Nach einer Bewertung durch die Einheit werden Meldungen an die Ermittlungsbehörden weitergeleitet. Zuletzt wurde die FIU auch im Wirecard-Skandal zum Thema.


Aus: "Verdachtsfälle wegen Geldwäsche erreichen Rekordstand" Albert Funk (18.08.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/jahresbericht-der-financial-intelligence-unit-verdachtsfaelle-wegen-geldwaesche-erreichen-rekordstand/26101800.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/jahresbericht-der-financial-intelligence-unit-verdachtsfaelle-wegen-geldwaesche-erreichen-rekordstand/26101800.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 21, 2020, 01:13:53 PM
Quote[...] Der frühere Investmentbanker ist bekannt für seine Vorliebe für einen luxuriösen Lebensstil. So wurde er standesgemäß auf der Jacht des exilierten chinesischen Oligarchen Guo Wengui verhaftet.


Aus: "Erwischt" Ralf Neukirch, Washington (21.08.2020)
Quelle: https://www.spiegel.de/politik/ausland/stephen-bannon-der-tiefe-fall-des-ex-trump-beraters-a-569763e0-b7e4-459a-831b-81860e0db6ab (https://www.spiegel.de/politik/ausland/stephen-bannon-der-tiefe-fall-des-ex-trump-beraters-a-569763e0-b7e4-459a-831b-81860e0db6ab)

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Quote[...] Braun gebrannt und mit von der Sonne ausgeblichenem Haar kam Steve Bannon am Donnerstag aus dem Gerichtsgebäude in Manhattan. Diesen Sommer hatte er bislang hauptsächlich auf der Yacht des chinesischen Milliardärs Guo Wengui verbracht. Dort, vor der Küste von Connecticut, wurde er auch festgenommen – und zwar von der Küstenwache und Ermittlern der Post, deren polizeilicher Arm seit dem 18. Jahrhundert eine ähnliche Rolle übernimmt wie in Deutschland der Zoll. Der Vorwurf: Bannon soll aus seinem privaten Verein ,,We the People Build the Wall" (,,Wir, das Volk, bauen die Mauer") und einer weiteren Organisation privat Spenden abgezweigt haben. Dafür droht dem ehemaligen Chefstrategen von Donald Trump nun eine Haftstrafe. Erst einmal kam er aber mit Hilfe einer Millionen-Kaution wieder frei.

Das private Mauer-Projekt war eigentlich nicht Bannons Idee. Es wurde aber nach seinem Zerwürfnis mit Donald Trump zu einem der Felder, auf dem der ehemalige Banker nach politischer Relevanz suchte. Im Dezember 2018 hatte der Irak-Veteran Brian Kolfage die Idee für die private Mauerbau-Kampagne auf der Crowdfunding-Plattform ,,GoFundMe". Nach zwei Jahren im Amt hatte Trump in Sachen Mauer zu Mexiko noch nicht viel vorzuweisen gehabt. Im Kongress bekam er die erforderlichen Mittel nicht zusammen, und dass Mexiko für die Grenzbefestigungen zahlen sollte, hatte sich zwar als Wahlkampfslogan gut verkauft, wurde aber letztlich zu einem der Misserfolge der Präsidentschaft. Viele Trump-Anhänger, die auf seinen Veranstaltungen ,,Baut die Mauer" riefen, waren enttäuscht, dass es nicht voranging.

Kolfage konnte von dieser Stimmung profitieren. Bei ,,GoFundMe" versprach er, dass ,,hundert Prozent" der Spenden in den Bau der Mauer zu Mexiko fließen würden. Ursprünglich wollte der Kriegsveteran das Geld der Regierung geben. Die Aktion war bald ein Hit unter Konservativen – und es dauerte nicht lange, bis die ersten 20 Millionen Dollar zusammenkamen. Die ,,GoFundMe"-Betreiber wollten nun wissen, wie Kolfage das Geld den Behörden zukommen lassen werde. Der Veteran sollte eine seriöse Nicht-Regierungsorganisation finden, die das für ihn organisieren könnte.

Kolfage holte Bannon ins Boot – und der übernahm laut der Anklage schnell einen Großteil der Kontrolle über die Finanzen und die Botschaften der Mauer-Kampagne. Fortan sollte das Geld nicht mehr an die Trump-Regierung gehen, sondern an die neue Organisation namens ,,We the People Build the Wall". Die sollte sich Land sichern und privat eine Mauer bauen – dieses neue Konzept hielt viele Spenderinnen und Spender nicht ab. Kolfage versprach abermals, ,,nicht einmal einen Penny" von dem Geld zu nehmen. Niemand im Vorstand werde bezahlt. Bis Ende 2019 kamen so 25 Millionen Dollar zusammen.

Die Staatsanwaltschaft in New York wirft Bannon und Kolfage sowie zwei weiteren Mitstreitern nun vor, dass sie Hunderttausende Dollar abzweigten, zum Teil über weitere Organisationen. Kolfage soll allein 350.000 Dollar eingesteckt haben, die er für Luxusgegenstände und andere persönliche Ausgaben verwendet haben soll. Bannon soll über eine weitere von ihm gegründete Organisation bis zu eine Million Dollar erhalten haben.

Bannon schimpfte am Donnerstag, die Anklage sei ein ,,Fiasco" und nur dazu gedacht, die Menschen vom Bau der Mauer abzuhalten. Den Anhängern von Trump hatte er stets vor allem eine Botschaft verkaufen wollen: Dass er und der Immobilienunternehmer für den ,,kleinen Mann" kämpften. Über sein Magazin ,,Breitbart" sagte Bannon einmal, er und seine Kollegen dort verstünden sich als ,,vehement gegen das Establishment gerichtet" und als Gegner der ,,politischen Klasse". Bannon schimpfte auch gern auf die Wall Street, wo er einst für die Investmentbank Goldman Sachs gearbeitet hatte. Die Banker hätten den Bailout nach der Finanzkrise 2008 nicht verdient, weil sie sich nur bereichern wollten, sagte Bannon etwa in einem Vortrag im Jahr 2014. Damals warf er auch den Republikanern vor, eine Partei des Establishments und der Gier zu sein, ,,eine Ansammlung von miteinander unter einer Decke steckenden Kapitalisten, die glauben, dass für sie andere Regeln gelten".

Im September 2017, nachdem er sich mit Trump überworfen und das Weiße Haus verlassen hatte, sagte Bannon in einem Fernsehinterview, dass die neue Regierung sich bald nach der Vereidigung mit eben diesem ,,Establishment" verbündet habe. Er selbst dagegen bleibe ein ,,Straßenkämpfer". Als Bannon für dessen Buch ,,Feuer und Zorn" auch noch ausführlich mit dem Autor Michael Wolff sprach, schien er für Trump endgültig unten durch zu sein. Der Präsident bezeichnete seinen ehemaligen Vertrauten als ,,verrückt geworden", auch prominente Unterstützer wie der Milliardär Robert Mercer wandten sich von ihm ab.

Diese Konflikte kamen Trump nun gelegen, als er sich am Donnerstag über die rechtlichen Schwierigkeiten seines ehemaligen Vertrauten äußern sollte. Er habe seit langer Zeit nicht mehr mit Bannon zu tun gehabt, beteuerte Trump. Die zentrale Funktion, die der ehemalige ,,Breitbart"-Chef für Trumps Wahlkampf, seine inhaltlichen Schwerpunkte und die ersten Monate seiner Amtszeit gehabt hatte, spielte der Präsident herunter. Das private Mauer-Projekt habe er nicht richtig gefunden und für ,,reine Show" gehalten, so Trump – schließlich müsse die Regierung die Mauer bauen. Manche Beobachter glauben, dass Bannon den Präsidenten entgegen dessen Beteuerungen aber weiterhin gelegentlich beriet. Und Bannon soll Freunden gegenüber damit geprahlt haben, Trump höre seinen neuesten Podcast, ,,War Room: Pandemic".

Viele Menschen aus Trumps Umfeld unterstützten Bannons Mauer-Projekt auch direkt. Der Rechtsberater des Mauerbau-Vereins war etwa Kris Kobach, ehemaliger Innenminister von Kansas und ein Einwanderungs-Hardliner, der kürzlich seine innerparteiliche Vorwahl für einen Sitz im Senat verlor. Er gilt als einer von Trumps loyalsten Unterstützern und behauptete Anfang 2019 laut der ,,New York Times", das private Mauer-Projekt habe Trumps ,,Segen". Sohn Donald Trump Jr. lobte die Aktion 2018 als ,,phantastisch" und eine ,,wichtige Graswurzel-Angelegenheit".

Eine Firma, die Bannons Verein für seine private ,,Mauer" engagierte, soll zudem auch an Trumps Mauer beteiligt sein. Nach Angaben der ,,Washington Post" soll der Präsident selbst einem Tochterunternehmen von ,,Fisher Industries" den betreffenden Vertrag mit dem Ingenieur-Corps der Armee verschafft haben. Das Auftragsvolumen liegt nach diesem Bericht bei 400 Millionen Dollar. In Bannons Prozess wird es aber nur um seine eigenen Verfehlungen gehen und nicht um seine Verbindungen zu Trump. Doch wieder einmal spekulieren Trumps Gegner darauf, dass ein Präsidenten-Intimus in rechtlichen Schwierigkeiten auch über den Präsidenten ,,auspacken" könnte.



Aus: "Steve Bannon angeklagt : Doch kein Kämpfer für die kleinen Leute" Frauke Steffens, New York (21.08.2020)
Quelle: https://www.faz.net/2.1677/steve-bannon-angeklagt-vorwurf-der-veruntreuung-von-spenden-16914706.html (https://www.faz.net/2.1677/steve-bannon-angeklagt-vorwurf-der-veruntreuung-von-spenden-16914706.html)

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 20, 2020, 08:27:43 PM
Quote[...] Ein Datenleak des US-Finanzministeriums offenbart gravierende Probleme bei der Bekämpfung von Geldwäsche.

Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Recherche internationaler Medienpartner, die unter dem Namen FinCEN-Files veröffentlicht wurde und an der in Deutschland Buzzfeed News, NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung beteiligt waren. Demnach wickelten renommierte Banken aus aller Welt über Jahre hinweg dubiose Geschäfte ab, umgingen Anti-Geldwäsche-Vorkehrungen und ermöglichten damit Korruption und Kriminalität. Trotz strenger Regularien hätten sie etwa mutmaßliche Mafiosi, Millionenbetrüger und sanktionierte Oligarchen als Kunden akzeptiert und für diese Überweisungen in Milliardenhöhe ausgeführt. Auch die Deutsche Bank soll demnach Profite mit zweifelhaften Kunden gemacht haben, nachdem sie bereits in den USA wegen Geldwäsche-Verstößen sanktioniert worden waren.

Das Unternehmen selbst sprach von ,,kriminellen Handlungen von Einzelpersonen". Diese habe man umfassend untersucht, den Aufsichtsbehörden gemeldet und personelle Konsequenzen bis in die Vorstandsebene hinein gezogen.


Aus: "FinCEN-Files: Datenleck beim US-Finanzminister offenbart Geldwäsche-Versagen" (20. September 2020)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/fincen-files-datenleck-beim-us-finanzminister-offenbart.1939.de.html?drn:news_id=1174890 (https://www.deutschlandfunk.de/fincen-files-datenleck-beim-us-finanzminister-offenbart.1939.de.html?drn:news_id=1174890)

The FinCEN Files are a set of 2657 documents leaked from the Financial Crimes Enforcement Network, a bureau of the United States Department of the Treasury that collects and analyses information to combat money laundering, terrorism financing, evasion of economic sanctions and other financial crimes.
https://en.wikipedia.org/wiki/FinCEN_Files (https://en.wikipedia.org/wiki/FinCEN_Files)

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Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 15, 2020, 01:24:48 PM
Quote[...] Spendengelder für Luxusappartements und ein internationaler Haftbefehl wegen Veruntreuung: Der Vatikan steckt tief in einem Finanzskandal. Im Mittelpunkt steht ein mittlerweile in Ungnade gefallener Kardinal. Jetzt ist der Fall um eine Verhaftung reicher.

Im Zusammenhang mit dubiosen Geldströmen im Vatikan wurde eine italienische Managerin festgenommen. Die 39-jährige Expertin für Geopolitik soll engen Kontakt zu dem in Ungnade gefallenen Kardinal Becciu gehabt haben. Die Frau ist aufgrund eines internationalen Haftbefehls festgenommen worden, sagte ein Sprecher der Polizei. Laut Medien wurde sie bereits am Dienstag in Mailand gefasst.

Nach Angaben der Tageszeitung "La Repubblica" wurde sie wegen Veruntreuung gesucht. Vergangene Woche hatte die Managerin der Zeitung "Corriere della Sera" gesagt, sie habe 500.000 Euro von Kardinal Angelo Becciu erhalten. Das Geld sei für geopolitische Beratungsarbeit an ein von ihr in Slowenien registriertes Unternehmen gezahlt worden, nicht für Designer-Handtaschen und andere Luxusgüter, wie die italienische Fernsehsendung "Le Iene" behauptet hatte. Der Skandal war nach dem Rücktritt des Kardinals bekannt geworden.


Aus: "Festnahme im Vatikan-Skandal" (Donnerstag, 15. Oktober 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Festnahme-im-Vatikan-Skandal-article22102088.html (https://www.n-tv.de/panorama/Festnahme-im-Vatikan-Skandal-article22102088.html)

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Quote[...] Nach einem gewittrigen Tag hatte der Himmel über Rom aufgeklart, da ging am Abend unerwartet ein Blitz nieder. Er traf Giovanni Angelo Becciu, den Präfekten der Heiligsprechungskongregation. Das vatikanische Presseamt teilte mit, Papst Franziskus habe ihn von seinem Amt entbunden und zugleich seinen Verzicht auf "die mit der Kardinalswürde verbundenen Rechte" angenommen. Gründe nannte der Vatikan nicht.

Franziskus hatte Becciu erst 2018 an die Spitze der Heiligsprechungsbehörde berufen und zum Kardinal kreiert. Zuvor war er sieben Jahre Substitut des Staatssekretariats und somit für zentrale personelle und finanzielle Angelegenheiten in der Kirchenleitung zuständig. Der 72-jährige Sarde galt als machtbewusst. Unter anderem ging er mit dem damaligen vatikanischen Wirtschaftschef Kardinal George Pell offen in einen Konflikt um Kompetenzen bei der Vermögenskontrolle. Auch am Rücktritt des vatikanischen Wirtschaftsprüfers Libero Milone 2017 war er beteiligt.

Becciu ist im Vatikan ausgezeichnet vernetzt. Umso erstaunlicher, dass aus seinem verzweigten Umfeld keine Hinweise auf den bevorstehenden Sturz drangen. Das lässt denken, dass der Wink zum Rücktritt unvermutet und von ganz oben kam. Zufällig erscheint das italienische Magazin "L'Espresso" dieses Wochenende mit einer Investigativgeschichte, nach der Becciu seine Position im Staatssekretariat nutzte, um eigene Familienangehörige bei fragwürdigen Sozialprojekten finanziell zu unterstützen. Die Vorwürfe sind nicht überprüfbar. Aber es entsteht der Eindruck, der Vatikan wollte dem Mediencoup zuvorkommen.

In die Zeit Beccius als Substitut fällt eine unglücklich verlaufene Investition einer dreistelligen Millionensumme in eine Immobilie in London. Dabei vertraute der Vatikan Recherchen zufolge weitgehend auf einzelne italienische Geschäftsfreunde wie die Finanzmanager Raffaele Mincione und Enrico Crasso. Offenbar flossen auch Spenden, die für mildtätige Zwecke gedacht waren, in das teuer bezahlte Geschäftshaus in der Sloane Avenue. Das Staatssekretariat braucht verzweifelt Renditen.

Inzwischen ermittelt die vatikanische Staatsanwaltschaft gegen Mitarbeiter des Staatssekretariats und der vatikanischen Finanzaufsicht sowie gegen italienische Banker. Es geht um Veruntreuung, Betrug, Geldwäsche, Korruption. Becciu gehört nicht zu den offiziell Beschuldigten. Eine Antwort auf die Fragen, welche Rolle er bei den Investitionen spielte und ob er als früherer Substitut die Verantwortung übernehmen würde, lehnte Becciu gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) im Oktober 2019 ab.

In der Kurie heißt es, dass ein Kardinal der heiligen römischen Kirche wegen Versäumnissen im Amt vor ein Vatikangericht komme, sei aus theologischen Gründen eigentlich undenkbar. So mussten sich in einer Affäre um eine 700-Quadratmeter-Ruhestandswohnung für Ex-Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone mehrere Personen juristisch verantworten, nicht jedoch der Bauherr Bertone.

Becciu darf sich jetzt ebenfalls nach einem Alterssitz umsehen. Hinter dem promovierten Kirchenrechtler liegen 36 Jahre Kuriendienst, eine glänzende Laufbahn als Vatikandiplomat in Afrika, Europa, Neuseeland und den USA, dann als Nuntius in Angola, Sao Tome und Principe und schließlich Kuba. 2011 gab Benedikt XVI. ihm das Amt des Substituten, den dritthöchsten Posten der Kirche. Als der Malteserorden 2017 in einer Leitungskrise steckte, machte Franziskus Becciu zu seinem Sondergesandten.

Dass ein Kardinal in dieser Weise demissioniert, war vor 2015 äußerst selten. Damals verzichtete der schottische Kardinal Keith O'Brien (1938-2018) wegen "unangemessenen Verhaltens" gegenüber Seminaristen freiwillig auf Rechte und Privilegien eines Kardinals. 2018 verlor der US-Amerikaner Theodore McCarrick (90) die Kardinalswürde im Zusammenhang mit Vorwürfen früherer sexueller Übergriffe.

Mit dem Verzicht auf die Kardinalsrechte ist Becciu praktisch jenen Purpurträgern gleichgestellt, die das 80. Lebensjahr vollendet haben und damit weder an einem Konklave teilnehmen noch weiter ihre Ämter ausüben. Bis Dienstag zählt der Kreis der Papstwähler nun noch 121 Kardinäle, nach dem altersbedingten Ausscheiden von Lorenzo Baldisseri dann 120.

Becciu hatte Einfluss und machte sich damit viele Freunde. Den Job als Heiligsprechungspräfekt ist er los. Der Ruf als Märtyrer wird nicht auf sich warten lassen.


Aus: "Unheiliger Abgang eines Kardinals: Die Causa Becciu" Burkhard Jürgens (KNA, Vatikanstadt - 25.09.2020)
Quelle: https://www.katholisch.de/artikel/26999-unheiliger-abgang-eines-kardinals-die-causa-becciu (https://www.katholisch.de/artikel/26999-unheiliger-abgang-eines-kardinals-die-causa-becciu)

Giovanni Angelo Becciu
https://de.wikipedia.org/wiki/Giovanni_Angelo_Becciu (https://de.wikipedia.org/wiki/Giovanni_Angelo_Becciu)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 17, 2020, 01:21:49 PM
QuoteEnno Lenze @ennolenze

,,Der Mord an einer Journalistin stürzte Malta in eine Krise. Nun kommt heraus: Die Regierung war Teil des Komplotts." - was in einem EU Land alles möglich ist.

6:45 PM · Oct 15, 2020


https://twitter.com/ennolenze/status/1316782369341399040 (https://twitter.com/ennolenze/status/1316782369341399040)


"Daphne Caruana Galizia: Wer steckt hinter ihrem Tod?" (15. Oktober 2020 DIE ZEIT Nr. 43/2020)
Der Mord an einer Journalistin stürzte Malta in eine Krise. Nun kommt heraus: Die Regierung war Teil des Komplotts.
Von Holger Stark und Fritz Zimmermann
https://www.zeit.de/2020/43/daphne-caruana-galizia-malta-journalistin-mord-korruption-regierung-kronzeuge (https://www.zeit.de/2020/43/daphne-caruana-galizia-malta-journalistin-mord-korruption-regierung-kronzeuge)

Daphne Caruana Galizia (* 26. August 1964 als Daphne Anne Vella in Sliema; † 16. Oktober 2017 in Bidnija) war eine maltesische Journalistin und Bloggerin. Sie war für ihre investigative Arbeit bekannt und dafür, kontroverse und heikle Informationen offenzulegen. Im Oktober 2017 wurde sie durch ein Attentat mit einer in oder an ihrem Auto platzierten Bombe ermordet. ... Caruana Galizia war die maltesische Partnerin des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) bei der Auswertung der Panama Papers. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Daphne_Caruana_Galizia (https://de.wikipedia.org/wiki/Daphne_Caruana_Galizia)


Als Panama Papers [ˈpanaˌmaː ˈpeɪpəʳz] (deutsch Panama-Papiere) werden vertrauliche Unterlagen des panamaischen Offshore-Dienstleisters Mossack Fonseca bezeichnet, die infolge eines 2,6 Terabyte großen Datenlecks am 3. April 2016 an die Öffentlichkeit gelangten. Nach Einschätzung der beteiligten Medien belegen die Unterlagen legale Strategien der Steuervermeidung, aber auch Steuer- und Geldwäschedelikte, den Bruch von UN-Sanktionen sowie andere Straftaten durch Kunden von Mossack Fonseca. Die Enthüllungen haben in zahlreichen Ländern zu Ermittlungen gegen Politiker und andere Prominente geführt und öffentliche Debatten über Steuerschlupflöcher, Briefkastenfirmen, Steueroasen, Steuerdelikte und Steuermoral ausgelöst.
https://de.wikipedia.org/wiki/Panama_Papers (https://de.wikipedia.org/wiki/Panama_Papers)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 20, 2020, 02:23:46 PM
Quote[...] Im Fall der mysteriösen Spende zugunsten von Alice Weidels Wahlkreis am Bodensee führen Recherchen ins Umfeld von Henning Conle, Erbe des LTU-Gründers und Immobilienhändler.

Erst sollte eine Schweizer Pharmafirma namens PWS dem Wahlkreis von AfD-Fraktionschefin Alice Weidel 132.000 Euro für ihren Wahlkampf gespendet haben. Dann tauchte eine angebliche Spenderliste auf mit 14 Namen von angeblichen Geldgebern. Tatsächlich waren es aber Strohleute.

Deren Namen weisen nun aber offenbar zum wahren Geldgeber: Nach Informationen von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" sowie dem Schweizer "Tages-Anzeiger" führt die Spur ins Umfeld des aus Duisburg stammenden, in der Schweiz und London lebenden Immobilien-Milliardärs Henning Conle. Ein mit der Angelegenheit Vertrauter bestätigte das Umfeld des verschwiegenen Milliardärs als eigentlichen, bislang geheimen Spender.

Den Recherchen zufolge arbeitet einer der Strohmänner, die die Herkunft der Spende verschleiern sollten, für die Immobiliengesellschaft Conimmo in Antwerpen. Diese wiederum gehört mehrheitlich Henning Conle Senior, und auch sein Sohn gleichen Namens ist dort als Direktor eingetragen.

Vater Conle, der mit Frau und Kindern schon in den 1990er-Jahren einen seiner Wohnsitze in die Schweiz verlegte, lebt dort in einer Privatstraße am edlen Zürichberg. Es ist ein Villenviertel, in dem sich auch die Apotheke jenes guten Bekannten befindet, dem laut seinem Anwalt vom geheimen Spender im Frühsommer 2017 150.000 Franken übergeben wurden - verbunden mit der Bitte, das Geld mit der Zweckbindung "Wahlkampf Alice Weidel Social Media" zu überweisen.

Der Spender habe um diesen Gefallen gebeten, weil er einen Schaden für seine Geschäfte gefürchtet habe, wenn sein Name als AfD-Geldgeber publik werde. Der Anwalt des Apothekers schilderte diesen Ablauf, zum Namen Conle wollte er sich aber nicht äußern.

Die Spenderliste, die der Apotheker unterzeichnet und auf Wunsch der AfD in die Parteizentrale nach Berlin geschickt hatte, bezeichnete er nun im Interview selbst als "Mist". Der Anwalt beschreibt den eigentlichen Spender als arrivierten Geschäftsmann, sehr wohlhabend. Conle ließ mitteilen, er wolle sich zu den Recherchen nicht äußern.

Vergangene Woche hatten WDR, NDR, "SZ" und "Tages-Anzeiger" die vertrauliche Liste angeblicher Spender im Fall Weidel einsehen können. Auf dieser stach der Name des Mannes aus dem belgischen Antwerpen hervor. Dieser soll gleich bei mehreren merkwürdigen Spenden zugunsten der AfD aufscheinen: Recherchen von WDR, NDR, "SZ" und "Tages-Anzeiger" ergaben, dass es sich um einen Mitarbeiter einer Firma handelt, die mehrheitlich dem deutsch-schweizerischen Milliardär Conle gehört und dass der Name dieses belgischen Mitarbeiters sich auch auf mindestens einer weiteren vorgeblichen Spenderliste befindet, nämlich einer der ebenfalls eingereichten angeblichen Spenderlisten der Schweizer Werbeagentur Goal AG.

Die Goal AG spielt in mehreren dieser Fälle eine gewichtige Rolle. Auch Parteichef Jörg Meuthen hatte für seinen persönlichen AfD-Wahlkampf kostenlos Werbehilfe von der Goal AG erhalten, im Sommer letzten Jahres hatte die Goal AG eine Liste mit Namen angeblicher Spender übersandt.

Ähnlich war es im Fall Guido Reil, auch hier gab es eine offenbar fingierte Liste voller angeblicher Spender. Dessen sechs Strohmannspender sollen nach Informationen von WDR, NDR, "SZ" und "Tagesanzeiger" vollständig in der Weidel-Liste enthalten sein.

Zudem war der Name des belgischen Conle-Mitarbeiters bei einer erst in der vergangenen Woche bekannt gewordenen Serie weiterer auffälliger Überweisungen auf Weidels Wahlkampfkonto am Bodensee aufgetaucht. Eine andere Person, die mit diesem angeblich am gleichen Tag gespendet haben soll, ist übrigens offenbar eine Nachbarin der Firmenzentrale von Conles deutscher Immobilienfirma Westfalia.

Die Conles sollen in der Nachkriegszeit von Mülheim an der Ruhr und Duisburg aus zunächst mit Sozialwohnungen und öffentlichen Bauten zu viel Geld gekommen sein.

Henning Conle ist ein Nachfahre der Gründer der deutschen Fluggesellschaft LTU. Teile der Familiendynastie leben noch im Ruhrgebiet.

Conle selbst und seine Frau leben auch in London an einer noblen Adresse. Inzwischen unterhält der Familienzweig um Hennig Conle Junior und Senior mit seinem verzweigten internationalen Firmennetz ein verstreutes, enorm großes und werthaltiges Immobilienportfolio. Zu diesem gehören zum Beispiel die "Kensington Roof Gardens" im Londoner Nobel-Stadtteil, einem Treffpunkt mit Privatclub, mit lebenden Flamingos und einem künstlichen Bach auf der Dachterrasse.

Dem gesamten Familienverband hat die Schweizer Zeitschrift "Bilanz" 2017 ein Vermögen von 1,35 Milliarden Schweizer Franken zugeschrieben. Es ist eine überaus verschwiegene Familie, Interviews sind nicht bekannt.

Henning Conle Senior und Familie sind bereits in den 1990er-Jahren in den Großraum Zürich gezogen, zumindest die Eltern besitzen neben der deutschen auch die Schweizer Staatsbürgerschaft. Sie dürfen demnach auch für deutsche Parteien spenden.

Ein Mann namens Henning Conle hat für die rechtspopulistische Schweizer Partei SVP mindestens einmal gespendet, er findet sich auf einer Liste der Finanziers einer Veranstaltung. Menschen aus dem Umfeld der Conles berichten, dass sie freigiebig seien: "Sie spenden viel."

Anmerkung: In einer früheren Version des Artikels wurde der Vater von Henning Conle als Mitbegründer der LTU bezeichnet. Richtig ist, dass der Onkel von Henning Conle LTU-Mitbegründer war.


Aus: "Geheime AfD-Spenden Spur zum Umfeld eines Duisburger Milliardärs" Sebastian Pittelkow, Katja Riedel und Georg Wellmann, WDR/NDR (05.04.2019)
Quelle: https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/afd-spenden-115.html (https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/afd-spenden-115.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 06, 2020, 11:46:05 AM
Quote[...] Der ehemalige Festnetzchef der A1 (Telekom Austria) ist am Freitag zu einem weiteren Jahr Haft verurteilt worden. Der Wiener hat bei A1 mehrere Millionen Euro durch fingierte Rechnungen abgezweigt. Mit dem Geld hat er laut Geständnis Politiker und parteinahe Organisationen von ÖVP, FPÖ und SPÖ bedacht, um politische Entscheidungen zugunsten der Telekom Austria zu erwirken. Das hatte negative Folgen für Konkurrenten, den Wettbewerb und Verbraucher.

Ex-Monopolist A1 bediente sich der PR-Agentur Hochegger in vielfältiger Weise. Von 2000 bis 2010 sollen 38 Millionen Euro geflossen sein – teilweise für echte PR-Arbeit, teilweise für illegale Machenschaften. Firmengründer Hochegger ist grundsätzlich geständig und ebenfalls mehrfach verurteilt. A1 hat neun Millionen Euro zurückgefordert.

Die aktuelle Anklage warf Fischer illegale Zahlungen von 5,7 Millionen Euro vor. Das Geld soll von A1 insbesondere über die Firma Valora Solutions Projektbegleitung GmbH geschleust worden sein. Hochegger hatte Valora gemeinsam mit dem ehemaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser (zunächst FPÖ, dann parteifrei auf ÖVP-Ticket) gegründet, später gehörte Valora dem FPÖ-Politiker Walter Meischberger.

Das nicht rechtskräftige Urteil vom Freitag ist mindestens die vierte strafrechtliche Verurteilung Fischers. Der Überblick fällt angesichts der Korruptionswucht schwer. Für die Manipulation des Kurses der Telekom-Austria-Aktien im Jahr 2004 wurde Fischer 2016 wegen Untreue und Betrugs zu eineinhalb Jahren Haft, davon ein Jahr bedingt, verurteilt. 2013 erhielt Fischer zweieinhalb Jahre Haftstrafe (überwiegend bedingt) für die Auszahlung von 600.000 Euro zugunsten der FPÖ unter Jörg Haider im Jahr 2004.

2005 gründete Jörg Haider eine neue Partei, das heute bedeutungslose BZÖ. Damals war das BZÖ den Telekom-Austria-Managern jedoch fast eine Million Euro wert. Das Geld wurde verdeckt über zwei Werbeagenturen ausgezahlt, gegengezeichnet von Rudolf Fischer. In dem Fall wurde der Manager 2013 im Zweifel freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft konnte Fischer nicht nachweisen, dass er wusste, dass der Zahlung keine legale Leistung gegenüberstand.

Mit einem Strafmaß von neun Monaten (davon sechs bedingt) wegen Untreue ist Fischer im Tetron-Skandal davongekommen, nachdem er Zahlungen von 1,1 Millionen Euro an den inzwischen ebenfalls verurteilten Waffenlobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly veranlasst hatte. Dabei ging es insbesondere um ein TETRA-Funksystem für Einsatzkräfte und Behörden. Die Republik Österreich hatte ursprünglich das Konsortium master-talk mit Errichtung und Betrieb beauftragt. A1 ging dabei leer aus.

Doch 2003 kündigte der damalige Innenminister Ernst Strasser (ÖVP) diesen Vertrag und veranlasste eine Neuausschreibung. Der neue Zuschlag erging an das Tetron-Konsortium rund um Alcatel und Motorola, mit Unterstützung von A1. Nach langen Verfahren erhielt mastertalk im Zuge eines Vergleichs von der Republik Österreich 30 Millionen Euro Abschlagszahlung. Strasser wurde später EU-Abgeordneter, bis seine Bestechlichkeit ruchbar wurde. Dafür wurde Strasser zu drei Jahren Haft verurteilt.

Bei allen Verurteilungen Fischers wurden auch andere Personen, in wechselnden Zusammensetzungen, mitverurteilt. In österreichischen Medien ist Fischers Verurteilung vom Freitag nur eine Randnotiz, war sein Prozess doch mit zwei anderen Korruptionsfällen zusammengelegt worden. Dabei wurden deutlich prominentere Männer ebenfalls nicht rechtskräftig verurteilt.

Grasser erhielt acht Jahre Haft, Meischberger sieben Jahre, Hochegger sechs Jahre, Karl Petrikovics (ehem. Chef der Investmentfirma Immofinanz und der Semper Constantia Privatbank) zwei Jahre teilbedingt, Georg Starzer (ehem. Vorstand der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich) drei Jahre teilbedingt, Anwalt Gerald Toifl zwei Jahre, sowie der Schweizer Vermögensverwalter Norbert Wicki 20 Monate. Die jeweils nicht rechtskräftig festgestellten Straftaten variieren.

Bei den Ex-Politikern Grasser und Meischberger waren es Untreue, Fälschung von Beweismitteln und Geschenkannahme durch Beamte, bei Meischberger zusätzlich noch Bestechung, allerdings auch ein Freispruch bei einem Betrugsvorwurf rund um eine Villa. Der teilgeständige Hochegger wurde wegen Untreue und Unterschlagung verurteilt. Die übrigen Angeklagten beteuern ihre Unschuld und werden Rechtsmittel ergreifen.

Hauptthema des bereits viereinhalb Jahre währenden Strafverfahrens war der überraschend günstige Verkauf von 60.000 "BUWOG"-Wohnungen aus dem Eigentum der Republik Österreich im Jahr 2003. Grasser, damals Finanzminister, soll gewusst haben, dass die Investmentfirma CA Immo nur 960 Millionen Euro bietet. Diese Summe soll Grasser Petrikovics verraten haben. Die von Petrikovics geleitete Firma Immofinanz bot dann gemeinsam mit der Raiffeisen Landesbank OÖ und der Wiener Städtischen Versicherung 1,19 Millionen Euro mehr bekam so den Zuschlag.

Im Gegenzug sollen Grasser, Meischberger und Hochegger ein Prozent (9,6 Millionen Euro) "Provision" erhalten haben. Allerdings vergaßen sie darauf, diese Einkünfte zu versteuern. Die BUWOG-Privatisierung war von Anfang an verdächtig. Die Schmiergeldzahlungen kamen aber erst durch die Pleite der ebenfalls von Petrikovics geleiteten Constantia Privatbank im Jahr 2008 ans Tageslicht.

Außerdem sollen Grasser, Meischberger und Hochegger 200.000 Euro dafür kassiert haben, dass Büros von Zoll und Finanzbehörden in ein Linzer Bürogebäude verlegt wurden, den am die Raiffeisen Landesbank OÖ beteiligt war. Laut Anklage haben die hohen Mieten der Republik Österreich einen Schaden von zehn Millionen Euro zugefügt.

(ds)


Aus: "Illegale Parteienfinanzierung: Haftstrafe für ehemaligen Telekom-Austria-Manager" Daniel AJ Sokolov (05.12.2020)
Quelle: https://www.heise.de/news/Illegale-Parteienfinanzierung-Haftstrafe-fuer-ehemaligen-Telekom-Austria-Manager-4981385.html?seite=all (https://www.heise.de/news/Illegale-Parteienfinanzierung-Haftstrafe-fuer-ehemaligen-Telekom-Austria-Manager-4981385.html?seite=all)

https://www.heise.de/meldung/Telekom-Austria-stellt-Millionenforderung-an-Ex-Lobbyisten-1182695.html (https://www.heise.de/meldung/Telekom-Austria-stellt-Millionenforderung-an-Ex-Lobbyisten-1182695.html)

https://www.heise.de/meldung/Kursmanipulation-bei-Telekom-Austria-Haftstrafen-reduziert-3225090.html (https://www.heise.de/meldung/Kursmanipulation-bei-Telekom-Austria-Haftstrafen-reduziert-3225090.html)

https://www.heise.de/meldung/Telekom-Austria-Korruption-Haftstrafen-wegen-verdeckter-Zahlungen-an-Haider-Parteien-1933382.html (https://www.heise.de/meldung/Telekom-Austria-Korruption-Haftstrafen-wegen-verdeckter-Zahlungen-an-Haider-Parteien-1933382.html)

https://www.heise.de/meldung/Korruption-bei-Telekom-Austria-Weitere-Schuldsprueche-1956718.html (https://www.heise.de/meldung/Korruption-bei-Telekom-Austria-Weitere-Schuldsprueche-1956718.html)

https://www.heise.de/meldung/Telekom-Austria-Skandal-erreicht-Regierungskreise-1330728.html (https://www.heise.de/meldung/Telekom-Austria-Skandal-erreicht-Regierungskreise-1330728.html)

https://www.heise.de/meldung/Vergleich-zwischen-oesterreich-und-gescheitertem-TETRA-Projekt-174293.html (https://www.heise.de/meldung/Vergleich-zwischen-oesterreich-und-gescheitertem-TETRA-Projekt-174293.html)

https://www.heise.de/tp/features/Die-Terminschwierigkeiten-des-Lobbyisten-3389103.html (https://www.heise.de/tp/features/Die-Terminschwierigkeiten-des-Lobbyisten-3389103.html)

https://www.heise.de/tp/features/Showdown-fuer-Karl-Heinz-Grasser-3382991.html (https://www.heise.de/tp/features/Showdown-fuer-Karl-Heinz-Grasser-3382991.html)

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 13, 2020, 07:50:55 PM
Quote[...] Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Hessen kommt nicht zur Ruhe. Nach Hausdurchsuchungen bei früheren Funktionären der Kreisverbände Frankfurt und Wiesbaden Anfang der Woche rückt nun der übergeordnete Bezirksverband Hessen-Süd wieder in den Blickpunkt des Interesses.

Nach Berichten des Hessischen Rundfunks soll Torsten Hammann, der von Anfang 2016 bis Ende Mai 2019 als Generalbevollmächtigter für die Geschäftsführung des Bezirksverbands zuständig war, lukrativen Geschäften mit Immobilien nachgegangen sein – angeblich auf Kosten der AWO.

Es geht dabei vor allem um Hammanns Beteiligung an zwei Vermietungsgesellschaften für Altenheime der AWO Hessen-Süd in Bruchköbel im Main-Kinzig-Kreis und im mittelhessischen Langgöns im Landkreis Gießen. Den Berichten zufolge soll der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bereits vor etwa anderthalb Jahrzehnten damit begonnen haben, den Bezirksverband zu beraten. Innerhalb von sechs Jahren habe er ,,mehr als 1,8 Millionen Euro kassiert".

Dieser Betrag ergebe sich aus Honoraren, Zinsen eines Privatkredits und dem Gewinn eines Privatunternehmens für Immobilien. Insgesamt soll Hammann die Privatisierung der Altenheime empfohlen und über mehrere Firmen, in die auch entsprechend potente Freunde und Bekannte investiert hätten, Geschäfte mit der AWO gemacht haben.

Die jeweiligen Verkäufe, so teilte Hammann am Freitag auf Anfrage der Frankfurter Rundschau mit, seien in den Jahren 2015 und 2016 nach entsprechenden Vorstandsbeschlüssen durch den früheren Geschäftsführer beziehungsweise den Vorstand des Bezirksverbands erfolgt. Dabei habe er ,,nie auf zwei Seiten gehandelt", versicherte er. Rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AWO, die einer Tarifabsenkung zustimmen sollen, demonstrierten Anfang der Woche mit Unterstützung der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in der Odenwald-Kurstadt Bad König vor Hammanns Büro, um sich lautstark über ihn zu empören. Auf Protestplakaten waren die Slogans ,,Gier statt Selbstlosigkeit" und ,,Hammann, rück unsere Kohle raus" zu lesen.

Ingo Endrick Lankau, der Anwalt des früheren AWO-Chefs, wirft nun in einem Schreiben an den Landesbezirk Hessen der Gewerkschaft Verdi vor, unter den Mitgliedern eine ,,Pogromstimmung" gegen Hammann zu erzeugen sowie ,,falsche und ungeprüfte Behauptungen" zu verbreiten. Der AWO-Bundesverband teilte am Freitag mit, die Vorgänge um die Immobiliengeschäfte des ehemaligen Generalbevollmächtigten beschäftigten den Verband bereits seit Anfang 2018. Nach intensiven Prüfungen durch externe Fachleuten habe dies dazu geführt, dass im Dezember 2018 bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt Strafanzeige gegen die früheren handelnden Personen erstattet worden sei.

Auch der frühere Vorstandsvorsitzende Willy Jost sei bereits seines Amtes enthoben, Verträge mit den ehemals handelnden Personen gekündigt und ein neuer Bezirksvorstand gewählt worden. Zudem sei dem ehemaligen Vorstand mit sehr großer Mehrheit der Stimmen die Entlastung verweigert worden.

Gemeinsam mit der neuen Führungsspitze will der Bundesverband die Vorgänge ,,weiter rückhaltlos aufklären und die vormals handelnden Personen zur Verantwortung ziehen".


Aus: "Lukrative Geschäfte: Nach Protest gegen umstrittenen Ex-AWO-Chef spricht Anwalt von ,,Pogromstimmung"" Jens Joachim (11.12.2020)
Quelle: https://www.fr.de/frankfurt/nach-protest-gegen-umstrittenen-ex-awo-chef-spricht-anwalt-von-pogromstimmung-90129470.html (https://www.fr.de/frankfurt/nach-protest-gegen-umstrittenen-ex-awo-chef-spricht-anwalt-von-pogromstimmung-90129470.html)

QuoteNicklas123

Beim Lesen der vielen Berichte über die AWO denkt man es wird über die Mafia berichtet. Aber nein, es ist die Arbeiterwohlfahrt. ...


Quotezerberus

Bei der AWO ist man besonders Stolz darauf wenn Beschlüsse, in den Gremien, einstimmig gefasst werden, weil dies eine gewisse Geschlossenheit zum Ausdruck bringt.
Heute weiss die Öffentlichkeit, durch zahlreiche Presseberichte/ Fernsehdokus, dass die AWO-Funktionärseliten - im "System Richter" sowie im "System Hack" - keine abweichenden Meinungen duldeten; so kam es vor, dass vor allem AWO-Ehrenämtler gegen ihre Überzeugung stimmten, um nicht als "Neinsager" und "Spassbremsen" (für ausschweifenden Luxus) dazustehen.
Wenn man nun liest, das der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Bezirksverbandes der AWO Hessen-Süd, Wilhelm Jost, sich vor Torsten Hammann stellt, dessen "Gier" Jost hätte einhalt gebieten müssen, so macht das sprachlos. Diesbezüglich herrscht - auf verschiedenen Ebenen - bei der AWO in Hessen und Thüringen null Unrechtsbewusstsein - dies zeigt auch die Klage (in Folge seiner Kündigung) von Jürgen Richter auf über 750 Tsd. Euro Gehaltsfortzahlung.


QuoteFalko Goerres

"Pogromstimmung" - hat der Herr Hammann Angst um sein Leben und das seiner Familie? Muss er auswandern, weil er sonst fürchten muss, verhaftet, deportiert und ermordet zu werden? Wenn nicht, sollte sein Anwalt andere Worte finden anstatt den Holocaust und seine Vorboten zu relativieren. Widerlich.


QuoteHans Huckebein

Von "Progromstimmung" zu sprechen disqualifiziert Ingo Endrick Lankau sowohl als Anwalt wie auch als Mensch.


Quotezerberus

Auch bei der AWO Thüringen gibt es einen Skandal, welcher erstaunliche Parallelen zum Skandal der AWO Hessen-Süd aufweist; beim AWO-Skandal in Thüringen geht es ebenfalls um üppige Gehälter und Funktionärsgeschäfte auf Kosten der Gemeinnützigkeit in einem AWO "System Hack". Der hochbezalte (über 300 Tsd. Euro Jahresgehalt, Mercedes GLE 400 auf Wohlfartskosten) AWO-Funktionär Michael Hack hatte einen "inneren Machtzirkel" um sich geschaffen, welcher nur "für mich oder gegen mich" kannte. Ähnlich wie im "System Richter" mündete dies geradewegs in einen völligen Kontrollverlust innerhalb der AWO Thüringen.
Und auch in einem weiteren Bundesland droht der AWO Ungemach: In Sachsen-Anhalt verlor der AWO-Regionalverband fast sieben Millionen Euro durch einen fragwürdigen Krankenhaus-Deal.


QuoteH & M

Im Moment (Bericht HR Fernsehen), kann ich noch nichts "verwerfliches" entdecken. Es sieht so aus, als ob alle Rechtsgeschäfte vollkommen legal und auch normal waren. Warum soll er keine Zinsen für einen Kredit bekommen? Macht jede Bank auch. Warum soll er keine Provision für ein Immobilien Geschäft bekommen? Macht/bekommt jeder Makler auch. Darüber hinaus sind die aller meisten Geschäftsführer z.B. von zig tausenden GmbH's in Deutschland von dem Verbot der "In-sich-Geschäfte (§ 181 BGB)" befreit. Das ist steht schon so seit Jahren in jeder Mustervorlage eines Geschäftsführer Vertrages.


QuoteMaini >> H & M

Sicher gibt es für gewiefte Rechtsanwälte eine ganze Reihe
juristisch legaler Möglichkeiten, um sich auch an
sozialen Hilfsleistern zu bereichern.
Man sollte nicht unerwähnt lassen, daß die AWO von ihren Angestellt:innen erwartete, auf ihre Covidzulage und das Weihnachtsgeld zu verzichten.

Und so steht ein Rechtsanwalt, der vllt rechtlich zulässig
sein Geld statt zinslos auf der Bank profitabel seiner GmbH
zur Verfügung stellt und zusätzlich noch Provisionen einfährt
doch in einem sehr häßlichen Licht in der Öffentlichkeit,
ein Licht, daß er selbst entfacht hat.

Die moralische Empörung dann mit "Pogromstimmung" zu vergleichen ist da nur noch konsequente Fortsetzung seines
Verhaltens.


QuoteOmran Shilunte >> H & M

"Im Moment kann ich noch nichts "verwerfliches" entdecken."

das wundert wenig, wenn man sich den rest von ihrem quark durchliest. :)
weder kann man beiderseitige rechtsgeschäfte mit sich selbst machen, noch verkaufen makler häuser an ihre kunden um sie dann zurückzumieten und ihrer frau die miete in rechnung zu stellen, ohne ihr das vorher zu sagen.
und die awo mkk ist auch keine gmbh sondern ein gemeinnütziger verein, bei dem nicht einfach der vorsitzende eine entscheidung alleine treffen kann, weswegen er hier dann ja auch als generalbevollmächtigter gehandelt hat, nachdem er dem verein zu diesem konstrukt vorher selbst geraten hat.
wobei dieser bevollmächtigte dann vorher im gewande des unabhängigen beraters aufgetreten ist um seine eigene firma als käufer zu empfehlen. gegen honorar natürlich.
und was die zinsen angeht, die waren deutlich höher als das, was die AWO sonst so bezahlt. wahre liebe sieht anders aus.
glauben Sie im ernst, dass ein richter einem staatsanwalt einen beschluss zur vermögenssicherung ausstellt, nur weil irgendein ein anonymer zeuge blödsinn erzählt? wo leben Sie denn?
sowas kann man doch nur normal finden, wenn man bei der AWO, bei der deutschen bank oder beim bauamt arbeitet.


QuoteWolf Kreide >> Maini

...um dem ganzen traurigem Treiben Einhalt zu gebieten, sollte Roland Koch die Aufklärung in der nach benannten Form übernehmen, denn da wird es mit Sicherheit Parallelen geben,...


...
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 09, 2021, 01:22:39 PM
Quote[...] Die Deutsche Bank zahlt rund 130 Millionen Dollar, um in den USA einer Strafverfolgung wegen Bestechungsvorwürfen im Zusammenhang mit Geschäften im Nahen Osten zu entgehen. Bei einer Telefonkonferenz mit einem Bundesrichter in New York verzichteten Anwälte der Bank auf das Recht, sich einer Anklage zu stellen. Durch die Zustimmung, die Millionensumme zu zahlen, wird es nun keinen Prozess geben. In dem Fall geht es auch um Manipulationen im Handel mit Edelmetallkontrakten, wie das Justizministerium am Freitag in Washington mitteilte.

Die Deutsche Bank habe aufgrund mangelnder interner Kontrollen sieben Jahre lang zugelassen, dass die Buchhaltung frisiert wurde, um Bestechungsgeldzahlungen und andere unzulässige Geldflüsse zu verschleiern, erklärte das Justizministerium. Zudem hätten Händler über einen Zeitraum von fünf Jahren hinweg versucht, die US-Finanzmärkte auf betrügerische Weise zu manipulieren.

"Auch wenn wir uns zu den Details der Vergleiche nicht äußern können, übernehmen wir die Verantwortung für diese Vorgänge, die sich zwischen 2008 und 2017 ereignet haben", erklärte die Deutsche Bank in einem Statement. Die Angelegenheiten seien gründlich untersucht worden, dabei habe das Unternehmen voll mit dem Justizministerium und der Börsenaufsicht SEC kooperiert. Die Bank habe erhebliche Maßnahmen ergriffen und viel Geld ausgegeben, um ihre Prozesse zu verbessern.

Bei den Anschuldigungen der US-Behörden geht es um Verstöße gegen das Anti-Korruptionsgesetz "Foreign Corrupt Practices Act", mit dem die USA Bestechungsvorwürfe auch jenseits ihrer eigenen Landesgrenzen verfolgen können. Konkret wird in den Gerichtsakten etwa ein Schmiergeld-Deal im Jahr 2010 genannt, bei dem über Vermittler geschäftliche Vorteile in Abu Dhabi erlangt werden sollten. Bei der Deutschen Bank sei das Vorhaben intern "Project X" genannt worden.

Gerichtsdokumenten zufolge bestach die Deutsche Bank auch Mittelsleute, um Geschäfte in Saudi-Arabien zu machen. In einem Fall habe die Deutsche Bank um 2012 herum einem ihrer Helfer mehr als eine Million Doller gezahlt und veranlasst, dass diese Zahlung als Gebühren verbucht worden sei. Andere Mittelsmänner hätten eine Jacht oder ein Haus in Frankreich bekommen, hieß es.

Der zweite Teil des Vergleichs betrifft Preismanipulationen einiger Deutsche-Bank-Finanzprofis im Handel mit Edelmetallkontrakten. Dabei soll unter anderem eine häufig als "Spoofing" bezeichnete Praxis zum Einsatz gekommen sein, bei der Kaufaufträge am Markt nur vorgetäuscht werden, um Kurse zu manipulieren. Wegen ähnlicher Vorwürfe war vor wenigen Monaten bereits der US-Großbank JPMorgan Chase eine Strafe von 920 Millionen Dollar von US-Behörden auferlegt worden.

Die Deutsche Bank hatte zuvor bereits zugestimmt, der US-Börsenaufsicht SEC 16 Millionen Dollar zur Beilegung separater Vorwürfe korrupter Geschäfte in Russland und China zu zahlen. Wegen ihrer Geschäfte mit dem mutmaßlichen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, der im Gefängnis Suizid beging, zahlte sie dem Staat New York 150 Millionen Dollar, um Vorwürfe von Regelverstößen auszuräumen.


Aus: "US-Justizministerium: Deutsche Bank muss wegen Korruptionsaffäre 130 Millionen Dollar zahlen" (9. Januar 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2021-01/deutsche-bank-korruption-us-justizministerium (https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2021-01/deutsche-bank-korruption-us-justizministerium)

QuoteUbiqutous #2

Dass dieses mafiöse, korrupte Geldinstitut immer noch nicht zerschlagen worden ist, bleibt mir ein Rätsel...


QuoteCETAoderGoodByeGermany #2.1

"mafiöse, korrupte Geldinstitut"

Genau deswegen " immer noch nicht zerschlagen worden" :P


Quoteichsachmalwat #2.3

Eigentlich kein Rätsel. Ackermann hat doch seinen 60.Geburtstag im Kanzleramt mit Frau Merkel auf Kosten des Steuerzahlers gefeiert


QuoteKHans #2.4

Hebt man die dicken Teppiche erst mal hoch, .....
Es wird Zeit, dass begriffen wird, welcher verheerender eitler Dünkel da gezüchtet wird.

Das, was diese Leute mit überzogenen Gehältern und dem Geld ihrer gierigen Kunden anstellen, wurde lange als "erfolgreich" auf den Titelseiten der Magazuine hochgehalten und als Vorbild für die Gesellschaft hingestellt.

Das ganze Bildungssystem zielt darauf ab, solchelei "Erfolg" hochzuzüchten.
Ein Rechtssystem, eine Legislative und Exekutive, die das nicht kontrolliert bekommt, ist schwer gefährdet.
Wirecard?


QuoteJosef Bologna #6

Tja, dann wird's wohl Zeit die Kredite von Trump fällig zu stellen. Kann die Deutsche Bank ja dann gut gebrauchen.


QuoteJohnnie Walker #7

Klar, übelste Straftaten begehen und sich dann mit viel Geld freikaufen. Da wird der Staat zur größten Mafiaorganisation.
Anstatt gegen solch eine Schweinerei eine Revolution zu starten, wird für Blondie das Capitol gestürmt.

[Sturm auf das Kapitol in Washington 2021 - https://de.wikipedia.org/wiki/Sturm_auf_das_Kapitol_in_Washington_2021 (https://de.wikipedia.org/wiki/Sturm_auf_das_Kapitol_in_Washington_2021)]


QuoteGeol #8

Wird jetzt allmählich Zeit, dass ich meine Konten bei der DB kündige. Ist leider ein Haufen Arbeit damit verbunden, was bisher noch der Grund war nicht zu wechseln.
Filialen gibt's sowie keine mehr in der Umgebung. Geld abheben bei der Post geht noch. Was für ein Niedergang!
Gruß und \/ (Victory- Zeichen) in die Schweiz an Herrn Ackermann.


Quoter.schewietzek #14

Die Verantwortlichen sollten sowohl strafrechtlich als auch finanziell zur Rechenschaft gezogen werden.


QuoteEleanya #14.1

Nicht deren Gehaltsstufe. Zur Verantwortung gezogen wird man erst ab Gehaltstufe Parkwächter oder niedriger.


QuoteTomtell #15

Immer wieder die Deutsche Bank. Selbst im internationalen Vergleich scheint die Bank besonders schlimm unterwegs gewesen zu sein. Und es ist schlimm im Bankenbereich. Nach wie vor, wie ich aus erster Hand weiß.


Quotevom Land #22

Bestechung , Korruption, Manipulation und Schmiergeldzahlung ist eben das Geschäftsmodel der Deutschen Bank. Und sie fahren gut damit, scheint sich zu lohnen.
Niemand gebietet ihnen Einhalt. Keine Behörde oder Regierung hält es für geboten diese kriminelle Firma vom Markt zu nehmen, ihnen die Banklizenz zu entziehen.
Warum geht das nicht ?


QuoteWilliam S. Christ #23

Korruption in Millionenhöhe - ein vollkommen üblicher Vorgang im Big Business, ob national oder international.
Und alle in Politik und Wirtschaft wissen Bescheid, wenn auch nicht alle gleichermaßen mitmachen.
Blöd immer nur, wenn es auffliegt und man sich erwischen lässt.
Dann muss für die Öffentlichkeit ein kleines Opfer gebracht werden und man kann zurück zur Tagesordnung gehen.


...
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 19, 2021, 09:45:54 AM
Quote[...] Die Spuren in der Causa Commerzialbank Mattersburg führen auch in die Schweiz. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat in der Strafsache gegen Martin Pucher unter anderem Anfang Dezember ein Rechtshilfeersuchen in die Schweiz geschickt, für Kontoöffnungen.

Die Ermittler wollen wissen, ob Ex-Bankchef Pucher Geld in der Schweiz veranlagt hat. Gesucht werden allfällige Konten Puchers bzw. seiner Ehefrau bei der UBS. Den Anhaltspunkt dafür hatte Pucher in einer seiner Einvernahmen und in seiner schriftlichen Stellungnahme im Oktober selbst geliefert.

Da ließ er die Ermittler wissen, er habe schon in den 1980er-Jahren recht viel Geld beim damaligen Schweizer Bankverein in Basel in Wertpapieren veranlagt. Als das Institut von der UBS übernommen wurde, sei das Depot nach Zürich verlegt worden. 2007, 2008 habe er es seiner Frau überschrieben, mit mindestens 600.000 Euro drauf.

Pucher und seine Ex-Vorstandskollegin K. haben ja gestanden, spätestens seit den 1990ern Geschäftsvolumen (vor allem Kredite) erfunden und unrechtmäßig Geld aus der Bank gebracht zu haben; das Institut sei wohl schon Ende der 90er pleite gewesen.

Die Ermittler wollen nun wissen, ob und, wenn ja, wie viel Geld Pucher bis zum Auffliegen der Affäre im vergangenen Juni in die Schweiz transferiert hat. Sollte dem so sein, lege das den Verdacht nahe, dass es sich um Geld aus den Malversationen handle. Pucher und K. sagen seit jeher aus, dass sie sich nicht selbst bereichert hätten. Für sie gilt die Unschuldsvermutung.

Dass es sich um Geld aus Puchers enormen Lotto-Gewinnen handelt, von denen er den Ermittlern berichtet hat, ist unwahrscheinlich. Denn laut Recherchen der Ermittler hat der inzwischen pleitegegangene Ex-Banker und Ex-Fußballpräsident (SV Mattersburg, auch er ist insolvent) in Summe nicht gewonnen, sondern verloren.

Pucher spielte von 1988 bis 1993 mit einem Freund in einer Toto-Spielgemeinschaft, später dann allein. Laut seinem Lotto-Toto-Trafikanten setzte Pucher von 1994 bis 2014 zwischen 3,7 und 4,6 Millionen Euro ein, allein von 2007 bis 2009 soll sein Einsatz jährlich 400.000 bis 600.000 Euro betragen haben. Laut Rechercheergebnissen der Ermittler hat er dabei in Summe 1,8 bis 2,7 Millionen Euro verloren. Pucher selbst stellte das in einer Einvernahme im November in Abrede: "Ich habe bei meinen Lotto-Toto-Spielen mit Sicherheit insgesamt einen Gewinn gemacht."

Die Zahlen dahinter sind erstaunlich: Pro Lotto-Runde spielte Pucher 2.000 bis 3.000 Quick-Tipps, setzte dafür 40.000 bis 50.000 Euro ein. Lotto habe er aber selten gespielt, erklärte Pucher, nur bei "hohen Jackpots". Und: Bankgeld habe er für die Spieleinsätze nicht verwendet bzw. "wenn, dann habe ich mir die Einsätze nur kurzfristig ausgeborgt und anschließend zurückbezahlt". Und, so Pucher: "Ich war kein Spieler."

Weitere Ermittlungen zu dieser Thematik gibt es übrigens nicht. Sie erscheinen "aktuell als nicht zielführend und werden (...) vorläufig eingestellt", schreibt die Soko Commerz in ihrem Bericht. (Renate Graber, 19.1.2021)


Aus: "Commerzialbank: Justiz sucht Konten von Pucher in der Schweiz" Renate Graber (19. Jänner 2021)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000123398988/commerzialbank-justiz-sucht-konten-von-pucher-in-der-schweiz (https://www.derstandard.at/story/2000123398988/commerzialbank-justiz-sucht-konten-von-pucher-in-der-schweiz)

Quote
goldstandard

"Spieler war ich nicht."

Das nennt sich Realitätsverweigerung.


Quote
Gunnery Sergeant Hartman

Ich war kein Spieler.

Wie kann jemand der offenbar unzurechnungsfähig ist Bankchef sein?


Quote
Community-Name:

Je mehr man über den Pucher erfährt, um so absurder kommt es einem vor, dass so ein Vogel 30 Jahre lang alle Wirtschaftsprüfer, Revisoren, Bankenaufseher an der Nase herumgeführt hat. ...


Quote
andix222

Gelebte Integration.

Man kann so auch US Präsident werden.


Quote
tag_tom_sn

Zeigt aber auch die Qualität der Kontrollen die stattgefunden haben ...


...
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 29, 2021, 09:58:33 PM
Quote[...] Bis zuletzt blieb er unter dem Radar. Bill Hwang (56) stand bei vielen Investmentbanken auf der schwarzen Liste, schließlich hatte er schon 2012 einen Hedgefonds schließen und eine Strafe wegen Insiderhandels akzeptieren müssen. In Hongkong hat ihn die Börsenaufsicht sogar lebenslang vom Handel ausgeschlossen. Und doch konnte er auf eigene Rechnung mit gewaltigem Kredithebel ein Multi-Milliardenportfolio aufbauen - und ein Großrisiko für den Finanzmarkt schaffen, das jetzt mehreren Großbanken um die Ohren fliegt. ... Hwang, in seiner Jugend als Sohn eines koreanischen Priesters in die USA gekommen und bis heute Beirat des evangelikalen Fuller Theological Seminary im kalifornischen Pasadena, gehört zu den sogenannten Tiger Cubs (Tigerjungen), den Schülern des Hedgefonds-Pioniers Julian Robertson (88). In dessen Tiger Management stieg Hwang als Aktienanalyst auf und verdiente sich zumindest in einem Jahr einen Sonderbonus als Bestperformer der Firma. ... s gehe ihm nicht nur um das schnelle Geld, sagte er in einem 2018 veröffentlichten christlichen Youtube-Interview. "Es geht um die lange Frist, und Gott hat sicher eine langfristige Sicht." ...

"Faith and Work | Bill Hwang on investing in people" (07.03.2018)
Bill Hwang, CEO and Founder of Archegos Capital Management and Fuller Trustee, shares how his faith influences his business practices and the importance of asking "where can I invest to please our God?" He is interviewed by Tod Bolsinger, Vice President and Chief of Leadership Formation.
https://youtu.be/vnbeQ-WFOUU (https://youtu.be/vnbeQ-WFOUU)

...


Aus: "Die Rückkehr des Tigerjungen" (29.03.2021)
Quelle: https://www.manager-magazin.de/unternehmen/banken/hedgefonds-bringt-credit-suisse-in-bedraengnis-wie-bill-hwang-zum-zweiten-mal-investoren-an-der-nase-herum-fuehrte-a-dc359aa2-ab26-4714-9896-35a774534248 (https://www.manager-magazin.de/unternehmen/banken/hedgefonds-bringt-credit-suisse-in-bedraengnis-wie-bill-hwang-zum-zweiten-mal-investoren-an-der-nase-herum-fuehrte-a-dc359aa2-ab26-4714-9896-35a774534248)

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Quote[...] Bill Hwang ist wohl nicht das, was man sich unter einem typischen Hedgefonds-Manager vorstellt: Denn für ihn scheint nicht das Geld der grösste Antrieb zu sein, sondern er will mit seinen Investments das Werk Gottes voranbringen. Deshalb engagiert er sich auch für das evangelikale Fuller Seminar in Kalifornien.

Geld hat der 56-jährige Hwang sowieso schon genug verdient. Er kam als Jugendlicher aus Südkorea in die USA und machte dort in der Finanzbranche Karriere. So verdiente er in den Neunzigerjahren mit Deals in Asien ein Milliardenvermögen. Dieses verwaltet er nun mit seiner eigenen Firma Archegos. ...

... Hwangs Spezialität sind riskante Wetten. Er gehört zu den sogenannten Tiger Cubs. Damit sind die Schüler des legendären Hedgefonds-Managers Julian Robertson gemeint. Für dessen Tiger Management arbeitete Hwang, bis sich Robertson vor zwanzig Jahren zurückzog und das Feld seinen Nachfolgern überliess. Hwang fokussierte sich auf Asien und war dort sehr erfolgreich. Doch erhielt seine Karriere 2012 einen Knick. Damals gestand er gegenüber der US-Börsenaufsicht ein, dass der Erfolg auch auf Insiderhandel beruhte. Hwang bekannte sich schuldig und zahlte insgesamt 44 Millionen Dollar – als Busse und als Entschädigung für private Kläger. Hwang schloss danach Tiger Asia und zog sich etwas zurück.

Mit Archegos begann er wieder von vorne. Der Neustart wurde in den Banken zuerst kritisch gesehen. So wurde er von der US-Grossbank Goldman Sachs lange als zu grosses Risiko angesehen, wie die «South China Morning Post» berichtet. Die Bank weigerte sich noch Ende 2018, mit ihm Geschäfte zu machen. Doch habe sich die Meinung von Goldman Sachs wieder geändert, als die Bank gesehen habe, wie lukrativ Hwang als Kunde gewesen sei. Er brachte den Banken mit seiner Firma hohe Einnahmen. Offenbar war er da schon wieder mit mehreren anderen Banken gut im Geschäft.

Denn Hwang soll einen extrem riskanten Kurs gefahren haben, indem er für seine Deals sehr wenig eigenes Geld und sehr viel Fremdkapital eingesetzt habe. So lukrativ das in guten Zeiten ist, so teuer ist es, wenn der Investor sich verspekuliert. Das ist ihm nun mit Wetten auf die Wertpapiere der US-Medienkonzerne Viacom CBS und Discovery, des kanadischen Onlineshop-Anbieters Shopify und der chinesischen Internetriesen Baidu und Tencent Music passiert.

Als Hwang die von den Banken geforderten Sicherheiten nicht mehr liefern konnte, begannen einige Institute letzten Freitag mit dem Notverkauf der Aktien aus dem Archegos-Portfolio, um sich möglichst schadlos zu halten. Die Folge waren heftige Ausschläge an den Börsen und lange Gesichter bei den Banken, die nun herausfinden müssen, wie gross das Loch ist, das Hwang bei ihnen hinterlassen hat.


Aus: "Wer ist Bill Hwang? - Dieser Finanzmanager sorgt für Panik bei den Grossbanken" Jorgos Brouzos (29.03.2021)
Quelle: https://www.zuonline.ch/dieser-finanzmanager-sorgt-fuer-panik-bei-den-grossbanken-231822374496 (https://www.zuonline.ch/dieser-finanzmanager-sorgt-fuer-panik-bei-den-grossbanken-231822374496)

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Quote[...] Am Freitag hatte ein Ausverkauf von Aktien in den USA zu markanten Kursverlusten bei einer Reihe von Unternehmen geführt, die einem Insider zufolge mit Archegos in Verbindung stehen. Die Papiere der Medienkonzerne ViacomCBS und Discovery hatten jeweils 27 Prozent an Wert verloren. Die in den USA notierten Anteile der chinesischen Konzerne Baidu und Tencent Music waren im Laufe der Woche um ein Drittel beziehungsweise knapp 50 Prozent abgesackt.

Nach Angaben informierter Kreise hatten die Deutsche Bank, Goldman Sachs und Morgan Stanley im Auftrag von Archegos Aktien im Wert von rund 30 Milliarden Dollar auf den Markt geworfen. Investoren halten systemische Risiken zum jetzigen Zeitpunkt zwar für unwahrscheinlich, zeigten sich allerdings nervös über das Ausmaß der Auflösung von Archegos-Positionen und mögliche weitere Verkäufe.

Das Unternehmen, geführt von Bill Hwang, ging aus dem Hedgefonds Tiger Asia hervor. Der Manager einigte sich 2012 mit der US-Börsenaufsicht SEC gegen Zahlung von 44 Millionen Dollar auf die Einstellung von Ermittlungen zu Insiderhandel. Archegos, auf der Firmen-Internetseite als Family Office bezeichnet, soll Medienberichten zufolge rund zehn Milliarden Dollar verwalten. Hwang war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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Aus: "Archegos Capital sorgt für Beben US-Hedgefonds-Ausfall trifft Bankenbilanzen" (Montag, 29. März 2021)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Hedgefonds-Ausfall-trifft-Bankenbilanzen-article22459530.html (https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Hedgefonds-Ausfall-trifft-Bankenbilanzen-article22459530.html)

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Quote[...] Welche Auswirkungen es haben kann, wenn ein Hedgefonds sich verzockt, hat Anfang des Jahres das Beispiel von Gamestop einer breiten Öffentlichkeit vor Augen geführt [https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/gamestop-anhoerung-in-den-usa-wer-hat-verhindert-dass-die-rechnung-der-kleinanleger-aufgeht/26932936.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/gamestop-anhoerung-in-den-usa-wer-hat-verhindert-dass-die-rechnung-der-kleinanleger-aufgeht/26932936.html)]. Die Leerverkäufer von Melvin Capital hatten darauf gesetzt, dass die Papiere des Computerspieleverkäufers an Wert verlieren würden. Als diese dann aber massiv stiegen, stand der Hedgefonds dem Vernehmen nach kurz vor dem Aus – und musste mit Milliardenbeträgen gerettet werden. Nicht wenige hatten damals bereits mit einem großen Crash gerechnet.

Nun steckt ein anderer Fonds in Problemen. Und wieder betreffen die Auswirkungen die gesamte Börse. Der US-Hedgefonds Archegos Capital reißt diesmal vor allem Banken mit in Schwierigkeiten. Die Schweizer Großbank Credit Suisse und die japanische Investmentbank Nomura warnten am Montag vor erheblichen Verlusten durch den Ausstieg aus Positionen bei einem US-Hedgefonds. Sie nannten den Namen des Hedgefonds zwar nicht, doch Finanzkreisen zufolge handelt es sich um Archegos.

Auch die Deutsche Bank ist einem Insider zufolge betroffen, allerdings weniger stark als die Wettbewerber. Das Exposure des Frankfurter Geldhauses sei nur ein Bruchteil dessen, das andere hätten, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur "Reuters" am Montag. Bis Freitagnacht habe die Bank keine Verluste aus den Geschäften mit Archegos erlitten und manage die Positionen.

Die japanische Investmentbank Nomura bezifferte den Verlust auf zwei Milliarden Dollar, die Credit Suisse zufolge könnte der Verlust ,,sehr bedeutend und wesentlich" für das Ergebnis des ersten Quartals sein. Die Schweizer erklärten, ein bedeutender Hedgefonds sei Nachschusspflichten – den sogenannten Margin-Calls – nicht nachgekommen. Das bedeutet, er hätte eigentlich Geld nachzahlen müssen, weil sein eingesetztes Kapital unter den für seine Positionen benötigten Wert gesunken ist. Da der Investor kein Geld nachschoss, seien die Schweizer Großbank und andere Geldhäuser nun dabei, diese Positionen aufzulösen. Haben diese nun an Wert verloren, bleibt die Bank auf dem Minus sitzen.

Am Freitag hatte ein Ausverkauf von Aktien in den USA zu markanten Kursverlusten bei einer Reihe von Unternehmen geführt, die einer mit der Sache vertrauten Person zufolge mit Archegos Capital in Verbindung stehen. Die Papiere der Medienkonzerne ViacomCBS und Discovery hatten jeweils 27 Prozent an Wert verloren. Die in den USA notierten Anteile der chinesischen Unternehmen Baidu und Tencent Music waren im Laufe der Woche um ein Drittel beziehungsweise knapp 50 Prozent abgesackt.

Investoren halten systemische Risiken zu jetzigen Zeitpunkt zwar für unwahrscheinlich, zeigten sich allerdings nervös über das Ausmaß der Verkäufe von Archegos und möglich weitere Veräußerungen. Die Aktien der Credit Suisse stürzten am Montag an der Börse in Zürich um 14 Prozent ab – das ist der größte Tagesverlust seit dem Börsencrash vom Frühjahr 2020 ein.

In Tokio waren die Nomura-Anteile 16 Prozent eingebrochen. Auch an der deutschen Börse konnte man die Auswirkungen spüren: Die Titel der Deutschen Bank fielen in Frankfurt um gut fünf Prozent, konnte sich im Laufe des Nachmittags aber wieder auf ein Minus von nur noch gut drei Prozent erholen. Damit waren sie noch immer der schwächste Wert im Leitindex.

Die Credit Suisse lehnte eine weitergehende Stellungnahme ab und stellte mehr Informationen zu gegebener Zeit in Aussicht. Die Warnung ist erneut ein Rückschlag für die Bank, die erwägt, Investoren zu entschädigen, die vom Zusammenbruch von Fonds betroffen sind, die mit der insolventen Finanzfirma Greensill verbunden sind. Bereits im vierten Quartal 2020 war eine Investition in einen Hedgefonds-Anbieter die Credit Suisse teuer zu stehen gekommen: Das Institut musste den Wert der Beteiligung an York Capital um 450 Millionen Dollar berichtigen. (mit rtr)


Aus: "Ein strauchelnder Hedgefonds stellt die Wall Street vor Probleme" Thorsten Mumme (29.03.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/hohe-verluste-befuerchtet-ein-strauchelnder-hedgefonds-stellt-die-wall-street-vor-probleme/27051650.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/hohe-verluste-befuerchtet-ein-strauchelnder-hedgefonds-stellt-die-wall-street-vor-probleme/27051650.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 22, 2021, 12:28:25 PM
Quote[...] Der 25. Juni 2020 wird ein besonderes Datum in der deutschen Wirtschaftsgeschichte bleiben. An dem Tag vermeldete der Zahlungsdienstleister Wirecard die Insolvenz. Das deutsche Vorzeigeunternehmen, der globale Digitalisierungs-Star, die Börsenrakete – alle Superlative fielen in sich zusammen. Schnell war klar, dass es hier um eine grandiose Betrugsaffäre ging. Und dass diese ohne Versagen oder Wegschauen in der Justiz, bei Aufsichtsbehörden und auch in der Politik nicht möglich gewesen wäre. Die Opposition im Bundestag brachte einen Untersuchungsausschuss auf den Weg. Er war eine parlamentarische Sternstunde dieser Wahlperiode.

Ein Jahr nach der Pleite liegt nun der Abschlussbericht vor, am Freitag debattiert der Bundestag darüber. Dass die Arbeit des Ausschusses in der Politik keinerlei personelle Konsequenzen hatte, kann man als Indiz für übertriebene Erwartungen werten. Immerhin rummste es in den nachgeordneten Ebenen, nicht zuletzt die Spitze der Bafin, der Finanzmarktaufsicht, musste gehen.

Der eigentliche Wert des Ausschusses aber liegt darin, dass in vielen Befragungen von Zeugen eine Art Sittenbild unserer Tage entstanden ist. Ohne den Digitalisierungs-Hype, ohne die Illusion von der schönen, neuen Welt, die uns nach dem globalen Umbau der Wirtschaft erwartet, ohne die Träume von schnellem und dauerhaftem Reichtum an der Börse hätte es die Wirecard-Posse nicht gegeben.

Denn was in Justiz, Verwaltung und Politik (auch bei Anlegern) erkennbar fehlte, war das nötige Maß an Skepsis und Kritikfähigkeit, um auf all die Hinweise zu reagieren, die jahrelang nahelegten, bei Wirecard zumindest mal etwas näher hinzuschauen. Es hat sich im Verlauf der Ausschussarbeit immer mehr der Eindruck aufgedrängt, dass man genau dies auch gar nicht wollte. In der Justiz nicht, die sich regelrecht einspannen ließ und sogar Wirecard-Kritiker verfolgte. Bei den Aufsichtsbehörden nicht, die zunächst als Helfer des Unternehmens erschienen und viel zu spät zu ahnen begannen, was sich da ereignete – wenn überhaupt. Und auch in der Politik gefiel die bayerische Firma zu vielen zu sehr.

Die Wirecard-Story war eben einfach zu schön, um sich stören zu lassen. Der deutsche Champion sollte im Licht seiner Selbstinszenierung weiter glänzen. Es durfte nicht sein, was nicht sein sollte. Aber die Story war halt auch zu schön, um wahr zu sein. Und so sind politisch Verantwortliche bis hinauf ins Kanzleramt Teil einer Posse geworden, die filmreif ist. Dass man im Bundesfinanzministerium noch in den Tagen der Pleite zumindest erwog, Wirecard mit Staatsgeld zu retten, spricht Bände.

Was der Untersuchungsausschuss ergeben hat, wird eine Fundgrube für Drehbuchautoren sein. Und auch für Historiker, die einmal aufschreiben werden, wie das so war in den Tagen der digitalen Aufregung. Als es genügte, die Fassade eines global erfolgreichen Unternehmens aufzubauen, indem man fern in Asien einige Treuhandkonten führte, auf denen zwar kein Geld lag, es sich aber arrangieren ließ, dass das den Bilanzprüfern nicht auffiel.

Dabei hatten Whistleblower, einige Journalisten (vor allem der ,,Financial Times") und gewitzte Shortseller an den Börsen längst den Boden bereitet für den gebotenen nüchternen Blick auf Wirecard. Man sei getäuscht worden, sei Opfer eines Betrugs, hieß es gern aus den betroffenen Ecken. Das mag schon sein. Aber der Fall Wirecard ist auch eine Selbstbetrugsaffäre.


Aus: "Eine deutsche Selbstbetrugsaffäre" Ein Kommentar von Albert Funk (22.06.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/schlussbericht-im-fall-wirecard-eine-deutsche-selbstbetrugsaffaere/27307454.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/schlussbericht-im-fall-wirecard-eine-deutsche-selbstbetrugsaffaere/27307454.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 05, 2021, 01:02:41 PM
Quote[...] Die als ,,Pandora Papers" bezeichneten Enthüllungen fußen auf 11,9 Millionen vertraulichen Dokumenten und zeigen, wie die Mächtigen und Reichen dieser Welt ihr Vermögen in einem Geflecht von Briefkastenfirmen geparkt haben.

In Deutschland beteiligten sich die ,,Süddeutsche Zeitung", der ,,NDR" und der ,,WDR" an den Auswertungen. Bei den aufgedeckten ,,Offshore-Geschäften" schaffen die Vermögenden ihr Geld mithilfe von spezialisierten Anwaltskanzleien außer Landes in Steueroasen. Dieses Gebaren ist zwar nicht immer illegal.

Doch die Finanzströme dienen nicht selten dem Zweck, das Geld vor den Steuerbehörden im eigenen Land zu verschleiern, Steuern zu sparen oder sogar zu hinterziehen.

Weil die für Offshore-Geschäfte gegründeten Unternehmen häufig gar keine Angestellten haben, sondern nur einen Briefkasten in Bürogebäuden stellen, heißen sie Briefkastenfirmen. Oft handelt es sich bei den Standorten um die Britischen Jungferninseln oder Panama, die mit besonders niedrigen Steuersätzen und Verschwiegenheit Vermögende für Offshore-Geschäfte locken.

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Aus: "Von Blair bis Guardiola – wer in die geheimen Offshore-Geschäfte verwickelt ist" Sinan Reçber (05.10.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/enthuellung-der-pandora-papers-von-blair-bis-guardiola-wer-in-die-geheimen-offshore-geschaefte-verwickelt-ist/27675604.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/enthuellung-der-pandora-papers-von-blair-bis-guardiola-wer-in-die-geheimen-offshore-geschaefte-verwickelt-ist/27675604.html)

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Als Pandora Papers wird das bis dato größte Leak über sogenannte Steueroasen bezeichnet, dessen Existenz vom Internationalen Netzwerk investigativer Journalisten (ICIJ) am 2. Oktober 2021 bekanntgegeben wurde. Weltweit arbeiteten Journalisten an der Auswertung der Daten und deckten die Besitzer und Verbindungen von 29.000 Steuervermeidungs- und Steuerhinterziehungskonten bei 14 Offshore-Dienstleistern auf.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pandora_Papers (https://de.wikipedia.org/wiki/Pandora_Papers)

https://de.wikipedia.org/wiki/Personenliste_Pandora_Papers (https://de.wikipedia.org/wiki/Personenliste_Pandora_Papers)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 03, 2022, 10:31:45 PM
Quote[...] Der dritte Cum-Ex-Prozess am Landgericht Bonn steht vor dem Abschluss. Nach 20 Verhandlungstagen haben am Donnerstagvormittag Staatsanwaltschaft und Verteidigung ihre Plädoyers vorgetragen. Die Staatsanwaltschaft beantragte eine Freiheitsstrafe von sieben Jahren für den Angeklagten Manager M., während dessen Verteidiger eine Strafe auf Bewährung für angemessen halten. Damit liegen die Erwartungshaltungen der beiden Seiten weit auseinander. Nun muss die Strafkammer in Bonn entscheiden.

Angeklagt ist der frühere Chef der Investmentgesellschaft Warburg Invest, einer Tochter der Hamburger Privatbank M. M. Warburg. In dieser Rolle soll der heute 63-Jährige zusammen mit anderen Beteiligten sogenannte Cum-Ex-Geschäfte ermöglicht haben. Dabei handelt es sich um komplizierte Börsendeals, bei denen die Akteure rund um den Dividendenstichtag große Aktienpakte im Kreis schickten. Anschließend ließen sie sich Steuern vom Staat erstatten, die zuvor niemand gezahlt hatte. Dem Fiskus entstand dadurch insgesamt ein Schaden von mehr als zehn Milliarden Euro, schätzen Steuerfahnder heute.

Im aktuellen Prozess geht es um zwei Investmentfonds, die Warburg Invest in den Jahren 2009 und 2010 eigens für die Cum-Ex-Kreisgeschäfte aufgesetzt hatte. Allein mit diesen beiden Fonds hätten die Beteiligten den Fiskus laut Anklage um Millionen Euro geprellt. M. stand damals als Geschäftsführer in der Verantwortung.

Die Staatsanwaltschaft Köln sieht den Vorwurf der besonders schweren Steuerhinterziehung am Ende der Hauptverhandlung bestätigt. Durch die Geschäfte, an denen M. beteiligt war, sei ein Steuerschaden von insgesamt mehr als 100 Millionen Euro entstanden, erklärte der Vertreter der Ermittlungsbehörde in seinem Plädoyer. Das sei wesentlich mehr als bei anderen Steuerdelikten. Darüber hinaus hob er hervor, dass Cum-Ex-Geschäfte ein direkter "Griff in die Staatskasse" gewesen seien. Das wiege schwerer, als dem Staat Steuern vorzuenthalten.

Die Staatsanwaltschaft stufe M. nicht als Gehilfen, sondern als Täter ein. Strafmildernd wirkte ihrer Meinung nach, dass M. selbst keinen Profit aus den Geschäften gezogen habe. Anders als andere Akteure der Cum-Ex-Deals hat er keine erhöhten Boni oder gar Millionenzahlungen erhalten. Im Ergebnis sei der Staatsanwaltschaft zufolge eine Haftstrafe von sieben Jahren angemessen.

Die vier Verteidiger des Angeklagten stimmen mit der Staatsanwaltschaft teilweise überein - zumindest bestreiten sie nicht mehr, dass es sich bei den Deals um steuerschädliche Cum-Ex-Geschäfte handelte und ihr Mandant daran beteiligt war. M. hatte vor wenigen Wochen inmitten des Prozesses eine spektakuläre Wende hingelegt und nach langem Mauern gestanden. Er habe seine Taten zuvor beschönigt, erklärte er, und habe die Geschäfte trotz seines Störgefühls nicht unterbunden.

Diese Einlassung sehen die Verteidiger als strafmildernd an. M. sei außerdem nur der Beihilfe schuldig, erklärten sie. Trotz der Höhe des Steuerschadens hoffen sie auf ein mildes Urteil. Eine zur Bewährung ausgesetzte Strafe würde es M. erlauben, sein aktuelles Leben weiterzuführen - vorausgesetzt, er bleibt straffrei.

Wie wichtig war M.s Beitrag für den Erfolg der in Rede stehenden Cum-Ex-Fonds? Vor allem in dieser Frage liegen Verteidigung und Staatsanwaltschaft weit auseinander. Verteidiger Ingo Heuel etwa sagte, sein Mandant habe an den Taten "keinen Cent verdient" und deshalb kein hohes Eigeninteresse an den Taten, auch wenn er die "Notbremse" nicht gezogen habe. M. sei zudem nicht die bestimmende Kraft gewesen. Die Entscheidung, die beiden Fonds aufzusetzen, habe unter anderem Warburg-Miteigentümer Christian Olearius getroffen. Zusammengefasst sei M. also zwar ein wichtiges, aber dennoch nur kleines Rädchen einer großen Industrie gewesen. Die Verteidigung forderte, das zu berücksichtigen - auch wenn M. sich seiner Schuld bewusst sei und die Konsequenzen für seine Taten nun tragen wolle.

Zum Schluss hatte der Angeklagte das Wort. Er beugte sich übers Mikrofon und sagte nur wenige Sätze, darunter: "Ich sehe das als größten Fehler meines Berufslebens." Das Urteil fällt kommende Woche.


Aus: "Cum-Ex-Skandal:"Größter Fehler meines Berufslebens"" Jan Diesteldorf und Nils Wischmeyer, Bonn (3. Februar 2022)
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/cum-ex-skandal-warburg-1.5521350 (https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/cum-ex-skandal-warburg-1.5521350)

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 23, 2022, 10:08:26 AM
Quote[...] Im Skandal um illegale Cum-Ex-Aktiengeschäfte wird eine der Schlüsselfiguren an die deutsche Justiz überstellt. Das Schweizer Bundesamt für Justiz habe die Auslieferung von Steuerrechtsanwalt Hanno Berger bewilligt, sagte eine Sprecherin des nordrhein-westfälschen Justizministeriums in Düsseldorf. Gegen die Entscheidung gebe es keine Rechtsmittel mehr. Während im Cum-Ex-Skandal gegen Berger und mehr als 1.300 Beschuldigte ermittelt wird, bahnt sich offenkundig ein noch größerer Betrugsskandal an.

Nach Angaben von NRW-Justizminister Peter Biesenbach ist der Cum-Ex-Betrug trotz seines geschätzten zweistelligen Milliardenvolumens wohl nur die "Spitze des Eisbergs". Dafür gebe es "starke Verdachtsmomente", sagte der CDU-Politiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Wer glaubt, den Staat plündern zu können, muss damit rechnen, dass der Staat die Herausforderung annimmt. Wir wollen das Geld." Es werde zeitnah zu weiteren öffentlich wirksamen Aktionen kommen. Er gehe davon aus, dass die Zahl der Ermittlungsverfahren in diesem Jahr deutlich steigen werde.

Die Cum-Ex-Ermittler in Köln seien auf weitere Methoden mutmaßlichen Steuerbetrugs gestoßen, bestätigte eine Ministeriumssprecherin der Nachrichtenagentur dpa. "Um die Ermittlungen nicht zu gefährden, können wir diese Modelle derzeit nicht umreißen."  Im Fall Hanno Berger hatten sowohl die hessische als auch die nordrhein-westfälische Justiz die Auslieferung des deutschen Anwalts beantragt. Beiden Begehren sei nun stattgegeben worden, sagte die Sprecherin. Man rechne mit einer schnellen Überstellung des Beschuldigten.

Damit rückt ein Prozess für Berger in Deutschland näher. Er hätte schon im vergangenen Frühjahr bei einem laufenden Cum-Ex-Prozess am Landgericht Wiesbaden erscheinen sollen, blieb aber fern. Daher wurde das Verfahren gegen ihn abgetrennt. Berger war im Juli 2021 im Kanton Graubünden festgenommen worden und sitzt in Auslieferungshaft. Das Schweizer Bundesamt für Justiz teilte auf Anfrage mit, es habe die Auslieferung bereits am 20. August 2021 bewilligt. Die Verfügung sei nun rechtskräftig geworden.

Berger gilt als einer der Architekten des Modells, bei dem sich Banken und Investoren nie gezahlte Steuern erstatten ließen. Der heute 71 -Jährige lebte zuletzt in der Schweiz und hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Er und sein Anwalt argumentieren unter anderem, dass die ihm vorgeworfenen Delikte in der Schweiz nicht strafbar gewesen seien. Dem hat das Schweizer Bundesstrafgericht widersprochen: "Es kann offensichtlich nicht richtig sein, dass eine einbehaltene Steuer zweimal ausgezahlt wird." Das Vorgehen sei als arglistig zu bezeichnen.

Bei Cum-Ex-Geschäften schoben Banken und andere Finanzakteure Aktien mit ("cum") und ohne ("ex") Ausschüttungsanspruch rund um den Dividendenstichtag hin und her. Das Ziel war die Erstattung von Steuern, die gar nicht gezahlt worden waren. Die Staatsanwaltschaft Köln wirft Berger vor, er habe von Januar 2007 bis Oktober 2013 gemeinsam mit weiteren Verdächtigen drei Fälle der besonders schweren Steuerhinterziehung begangen. Er soll die Hamburger Warburg-Bank zur Aufnahme von Cum-Ex-Geschäften bewogen und maßgeblich dabei geholfen haben, die dafür notwendigen Strukturen einzurichten. Er soll zudem "zum Teil gutgläubige Investoren" akquiriert und das Kreditinstitut in Bezug auf die Cum-Ex-Geschäfte rechtlich beraten haben.

Die Bundesregierung hatte den Cum-Ex-Geschäften 2012 offiziell einen Riegel vorgeschoben. Im bundesweit ersten Cum-Ex-Strafprozess verhängte das Bonner Landgericht im März 2020 Bewährungsstrafen gegen zwei Angeklagte – und stellte zugleich erstmals fest, dass die umstrittene Praxis als strafbar zu werten sei.


Aus: "NRW-Justizminister nennt Cum-Ex wohl nur "die Spitze des Eisberges"" (22. Februar 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-02/cum-ex-steuerskandal-hanno-berger-auslieferung (https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-02/cum-ex-steuerskandal-hanno-berger-auslieferung)

QuoteGelinde gesagt #12

Schäuble hat in seiner Amtszeit als Finanzminister diesen Steuerbetrug indirekt unterstützt, indem er nichts dagegen unternommen hat. Die Macht dazu hätte er gehabt, aber der Wille fehlte. Das ging jahrelang. ... Statt Lücken in den Steuergesetzen zu schließen, hat er das Problem ausgesessen.

Ohne je dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Und die SPD auch: Steinbrück als Finanzminister: genauso nichts gegen Cum-Ex unternommen.

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QuoteMrMiaggi #38

,,Während im Cum-Ex-Skandal gegen Berger und mehr als 1.300 Beschuldigte ermittelt wird, bahnt sich offenkundig ein noch größerer Betrugsskandal an."

Der Kreis der Mitwisser ist Riesig! Wahrscheinlich ein Vielfaches der 1300! Und das dieser Skandal aufgeflogen ist nur einer kleinen hartnäckigen Steuerprüferin zu verdanken! Es ist kaum zu glauben das alle anderen involvierten Prüforgane nichts gemerkt haben! ...


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Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 07, 2022, 01:36:39 PM
Martin Pucher (* 22. Februar 1956 in Wiener Neustadt) ist ein ehemaliger österreichischer Bankier und Präsident des insolventen SV Mattersburg sowie der Fußball-Bundesliga-Österreich, der als Drahtzieher eines Betrugsskandals unrühmlich in die Schlagzeilen geriet. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Pucher (https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Pucher)

Quote[...] Mit einem Paukenschlag hat der Dienstag für die burgenländische Commerzialbank Mattersburg geendet. Die Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA hat der Regionalbank, deren Vorstandschef und Kleinaktionär der Obmann des Bundesligisten SV Mattersburg, Martin Pucher, ist, den Geschäftsbetrieb untersagt und einen Regierungskommissär eingesetzt. Mittwochfrüh erfolgte der nächste Tusch: Der gesamte Vorstand der Regionalbank ist zurückgetreten.

Nach einer Vor-Ort-Prüfung der Aufsicht soll sich der Verdacht erhärtet haben, dass die Bilanzen des Instituts seit Jahren frisiert wurden. Ein mit der Sache Vertrauter erklärte dem STANDARD, es hätten sich Positionen in der Bilanz gefunden, "die es nicht gibt" ...


Aus: "Commerzialbank Mattersburg: Riesiger Bilanzskandal im Burgenland aufgeflogen" Renate Graber (15.7.2020)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000118717015/fma-dreht-commerzialbank-mattersburg-das-geschaeft-zu (https://www.derstandard.at/story/2000118717015/fma-dreht-commerzialbank-mattersburg-das-geschaeft-zu)

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Quote[...] Im Ermittlungsverfahren rund um die 820 Millionen Euro schwere Pleite der Commerzialbank Mattersburg (CBM) und ihren Ex-Chef Martin Pucher liegen neue Gutachten vor. So hatte der Sachverständige Karl Hengstberger den Auftrag erhalten, zu klären, wann bei einer burgenländischen Fassadenbau-Firma tatsächlich die Zahlungsunfähigkeit eingetreten ist und welche Geldmittel aus der Commerzialbank an diese Firma geflossen sind. Obwohl besagte Fassadenbau-Firma laut dem 341 Seiten starken Gutachten bereits Ende 2008 zahlungsunfähig war, soll sie von Pucher mit Geldern aus der Commerzialbank jahrelang durchgefüttert worden sein.

,,Von Jänner 2010 bis Jänner 2020 wurden Umsatzerlöse aus objektiv auffälligen Ausgangsrechnungen in Höhe von 17,79 Millionen Euro brutto identifiziert, denen keine Leistungserbringung zugrunde lag und die mit (Bar-)Geldmitteln aus der Commerzialbank bezahlt wurden", heißt es in diesem Gutachten. Zugleich sollen aber von der Fassadenfirma in den Jahren 2008 bis 2019 rund 8,94 Millionen Euro brutto an Sponsoringleistungen an den Fußballklub SV Mattersburg geflossen sein, ,,die aus sachverständiger Sicht in auffallendem Widerspruch zu den Vermögensverhältnissen und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Fassadenbaufirma standen".

Zugleich stand das Unternehmen mit 15,47 Millionen Euro bei der Bank in der Kreide. Spätestens ab Ende 2008 verfügte die Firma über ,,keine Zahlungsmittel mehr, um die fälligen Schulden zu begleichen", heißt es im Sachverständigen-Gutachten. Tatsächlich wurde das Konkursverfahren erst Mitte Oktober 2020 eröffnet.


Aus: "Die Millionen-Schiebereien des Bankers Martin Pucher" Kid Möchel, Dominik Schreiber (07.10.2022)
Quelle: https://kurier.at/wirtschaft/die-millionen-schiebereien-des-bankers-martin-pucher/402173838 (https://kurier.at/wirtschaft/die-millionen-schiebereien-des-bankers-martin-pucher/402173838)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 05, 2023, 01:35:45 PM
Quote[...] Insbesondere für Wirtschaftsstrafsachen braucht die Berliner Justiz lange – vergangenes Jahr endeten solche Fälle im Schnitt erst nach 22 Monaten Verfahrensdauer. Dagegen dauern Verfahren zu Gewalt-, Drogen- und Staatsschutzfällen oft weniger als ein halbes Jahr. Das geht aus einer Antwort von Justizstaatssekretär Ibrahim Kanalan (parteilos, für Linke) auf Anfrage des CDU-Rechtsexperten Alexander J. Herrmann hervor, die dem Tagesspiegel vorab vorliegt.

Als Wirtschaftsstraftaten zählen neben Vergehen im Bank- und Börsenwesen beispielsweise Verstöße gegen Sanktionsregelungen, wettbewerbsbeschränkende Absprachen und Konkursverschleppung. Für diese Verfahren gilt, dass ihnen oft monatelange, zuweilen jahrelange Ermittlungen der Polizei, mitunter des Zolls vorausgingen.

Innerhalb der Wirtschaftsdelikte weist der Senat in seiner Antwort die Geldwäschefälle gesondert aus. Die Zahl dieser Verfahren stieg deutlich. Sie dauerten im Schnitt zuletzt zwar nur fünf Monate, dafür aber wurden besonders viele Fälle eingestellt, diese Geldwäsche-Verfahren endeten also ohne ein Urteil: Registrierte die Berliner Justiz im Jahr 2016 noch 3243 Geldwäschedelikte, waren es 2022 schon 4.990 – von den 2.669, also mehr als 50 Prozent, eingestellt wurden.

In Justizkreisen hieß es, man stelle Wirtschaftsverfahren ein, wenn absehbar sei, dass sie mit dem knappen Personal kaum noch gewonnen werden könnten. Hintergrund sei, dass finanzielle Ressourcen und fachliche Expertise auf Seite der Beschuldigten oft ,,enorm" seien, wie es ein Beamter ausdrückte.

,,Die Arbeitsbelastung der Staatsanwaltschaft ist massiv gestiegen", sagte CDU-Justizpolitiker Herrmann. ,,In Prozessen zu Wirtschaftskriminalität stehen Staatsanwälten häufig hoch spezialisierte, sehr gut bezahlte Verteidiger gegenüber." Um die Justiz für die Verfolgung Wirtschaftskrimineller besser auszurüsten, brauche es deutlich mehr Fachpersonal und neue Technik – noch arbeite die Justiz mit ,,viel zu vielen Papierakten". Der rot-grün-rote Senat, sagte Herrmann, habe diesen Kampf offenbar auf ,,Sparflamme" betrieben.

Die Bekämpfung von Geldwäsche und Wirtschaftskriminalität sei ein Schwerpunkt ihrer Arbeit, sagte Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) erst im Herbst. Damals wurde bekannt, dass in Berlin seit 2017 mehr als 325 Millionen Euro illegal erworbenes Vermögen von der Justiz eingezogen worden war.

Geldwäsche liegt vor, wenn illegale Erlöse als legale Einnahmen getarnt werden sollen. So seien auch in Berlin, berichten Ermittler, mit Geld aus Schmuggelgeschäften, Raub, Betrug diverse Immobilien gekauft worden. Hunderttausende Euro in bar habe man bei Verdächtigen gefunden. Banken, Notare, Makler, Juweliere und Autohändler sind verpflichtet, mutmaßliche Geldwäsche-Versuche der zuständigen Zollstelle zu melden.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte im Herbst angekündigt, sich dafür einzusetzen, Bargeldzahlungen nur noch bis maximal 10.000 Euro zulassen. Ermittler begrüßten den Vorstoß, Politiker aus CDU und FDP zeigten sich skeptisch.


Aus: "Staatsanwälte ,,massiv belastet": Berlins Justiz stellt die Hälfte aller Geldwäsche-Verfahren ein" Pascal Bartosz (05.02.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/staatsanwalte-massiv-belastet-berlins-justiz-stellt-die-halfte-aller-geldwasche-verfahren-ein-9290804.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/staatsanwalte-massiv-belastet-berlins-justiz-stellt-die-halfte-aller-geldwasche-verfahren-ein-9290804.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 12, 2023, 04:34:16 PM
Quote[...] Die kalifornische Silicon Valley Bank (SVB) hat einem Medienbericht zufolge kurz vor ihrem Kollaps noch Jahresboni ausgezahlt. Berechtigte Mitarbeiter des Geldhauses hätten wenige Stunden vor der Schließung durch die US-Regierung ihre Leistungsprämien erhalten, schreibt die US-Nachrichtenwebseite Axios. Es habe sich um Prämien für das Jahr 2022 gehandelt, die eigentlich am 10. März hätten fließen sollen, also am Tag der Übernahme des Instituts durch eine vom Bundeseinlagensicherungsfonds FDIC neu gegründete Bank.

Die auf die Finanzierung von Tech-Startups spezialisierte SVB wurde am Freitag von den Aufsichtsbehörden dichtgemacht, nachdem ihre Aktien am Donnerstag an der Wall Street einen Rekord-Tagesverlust verbucht und damit Börsenwerte von rund 80 Milliarden Dollar ausgelöscht hatten. Am Vorabend hatte das Geldhaus einen Verlust von 1,8 Milliarden Dollar vermeldet und eine Kapitalerhöhung angekündigt, um für neue Liquidität zu sorgen. Viele Kunden hatten zuvor ihre Gelder abgezogen, eine Folge der derzeitigen Probleme des Technologie-Sektors.

Die Schließung der Silicon Valley Bank hat auch massive Folgen für die Kryptobranche. Der Stablecoin-Anbieter Circle, der zu den Kunden der Bank zählt, parkte bei SVB 3,3 Milliarden Dollar. Insgesamt verfügt das Unternehmen über Reserven im Volumen von rund 40 Milliarden Dollar. Nutzer wollten daraufhin den von Circle herausgegebenen Stablecoin USDC in Dollar umtauschen. Der Token büßte deshalb seine Bindung zum Dollar zeitweise ein, erholte sich später aber wieder größtenteils von seinen Verlusten.

Quelle: ntv.de, ino/rts


Aus: "Kollabierte SVB: Pleite-Bank zahlte in letzter Minute Boni aus" (12.03.2023)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Pleite-Bank-zahlte-in-letzter-Minute-Boni-aus-article23978089.html (https://www.n-tv.de/wirtschaft/Pleite-Bank-zahlte-in-letzter-Minute-Boni-aus-article23978089.html)

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Quote[...] Die Pleite zweier US-Banken löst ein Börsenbeben aus. Investoren fürchten eine Kettenreaktion des Misstrauens oder gar eine Finanzkrise wie 2008. Die Sorge in den USA ist so groß, dass Präsident, Notenbankchef und Finanzministerin die Bevölkerung beruhigen wollen.

... Die Pleite der SVB gilt bereits als möglicher Endpunkt der Boomjahre im Silicon Valley. Der spektakuläre Erfolg vieler Tech-Unternehmen basierte auch auf einer Phase billigen Geldes. Viele Projekte mit hohen Risiken wurden leichthändig finanziert. Damit könnte es nun vorbei sein. Gerade die SVB war bekannt dafür, dass Startups hier in Finanzierungsrunden leicht an viel Geld kommen konnten.

... Der CEO der Bank war in Kalifornien beliebt, weil er mutiger und kreativer Geld fließen ließ als die vermeintlich konservativen Banker in New York. Greg Becker verkündete noch vor wenigen Wochen, dass man für 2023 wieder prächtige Geschäfte erwarte. "Wir sind optimistisch, weil unsere Kristallkugel ein wenig klarer ist", sagte Becker gegenüber CNBCN. Nur 24 Stunden vor der Pleite hatte Becker persönlich Kunden angerufen, um ihnen zu versichern, dass ihr Geld bei der Bank sicher sei.

Er selbst aber brachte Geld in Sicherheit. Nach Angaben der Aufsichtsbehörden verkaufte Becker am 27. Februar 12.451 SVB-Aktien für 3,6 Millionen Dollar. Auch ein Jahresbonus wurde ihm noch kurz vor der Pleite ausbezahlt. Seine Jahresbezüge bei SVB lagen zwischen 9 und 10 Millionen Dollar im Jahr.

Becker war schon 30 Jahre bei der SVB und arbeitete sich vom Kreditsachbearbeiter bis zum Vorstandsvorsitz (seit 2011) hoch. Er inszenierte sich als Held der kalifornischen Geldwelt. Auf der Webseite der SVB steht noch heute, dass er ein "Champion der Innovationsindustrie" sei. Unter seiner Führung sei SVB in den S&P500-Index aufgestiegen, sei zu einer der besten Banken der USA gewählt worden, überhaupt das weltführende Institut zur Innovationsfinanzierung geworden. Becker ließ sich als Spender und Philanthrop feiern, als einer, der in Gender- und Umweltfragen die Avantgarde verkörpere und die Nähe zu Politikern wie Al Gore suchte. Becker gehörte dem Vorstand der Federal Reserve Bank of San Francisco an und ist dafür eingetreten, dass Insidergeschäfte zeitlich nicht zu sehr beschränkt werden sollten. Genau davon hat er nun profitiert.

In seiner Belegschaft herrscht - wie CNN berichtet - inzwischen offene Wut über ihren Chef, der die Bank mit zu hohen Risiken, allerlei Ungeschicklichkeiten im Krisenmanagement und einer unverhohlenen Selbstbereicherung in die Pleite geführt hat. Beckers Videobotschaft an die Mitarbeiter vom Freitag wird als zynisch wahrgenommen. Darin sagte er, dass die 48 Stunden bis zum Zusammenbruch der Bank wohl "unglaublich schwierig" gewesen seien. Doch Becker hat schon im Dezember die BBC wissen lassen, dass man sich in seiner Branche ohnedies gar keine Sorgen machen müsse. Gute Leute aus der Innovationswirtschaft verfügen immer "über wirklich endlose Möglichkeiten". Seine eigenen Möglichkeiten sind mit den geretteten Millionen bestimmt größer als die seiner Mitarbeiter, die jetzt arbeitslos werden.

Quelle: ntv.de


Aus: "Person der Woche: Greg Becker" Wolfram Weimer (14.03.2023)
Quelle: https://www.n-tv.de/politik/politik_person_der_woche/Die-Angst-vor-einem-Banken-Crash-ist-groesser-als-man-zeigt-article23982492.html (https://www.n-tv.de/politik/politik_person_der_woche/Die-Angst-vor-einem-Banken-Crash-ist-groesser-als-man-zeigt-article23982492.html)

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 23, 2023, 10:21:13 PM
Quote[...] Die Grenzen sind mitunter fließend. Was ist handfeste Korruption? Wo verläuft der Graubereich? In manchen Fällen kann Vorteilsnahme, Betrug oder Bestechung zweifelsfrei festgestellt werden. Andere Beispiele aus der deutschen Geschichte bleiben dubios. Fest steht: Korruption hat hierzulande Tradition. Eine unvollständige Chronik.

Bonn oder Frankfurt am Main? Im Mai 1949 sucht die Bundesrepublik einen neuen Regierungssitz. Mit knapper Mehrheit fällt die Entscheidung auf Bonn. Im sogenannten Spiegel-Untersuchungsausschuss wird später öffentlich, dass insgesamt zwei Millionen D-Mark an Abgeordnete zur Beeinflussung der Stimmabgabe geflossen sein sollen. Etwa hundert Abgeordnete seien mit unterschiedlichen Summen bestochen worden. Abschließend aufgeklärt wurde der Fall nie.

April 1972. Um zwei Stimmen verfehlt Oppositionsführer Rainer Barzel (CDU) in einem konstruktiven Misstrauensvotum die Wahl zum Bundeskanzler. SPD-Regierungschef Willy Brandt kann im Amt bleiben. Karl Wienand, Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, wird beschuldigt, den CDU-Abgeordneten Julius Steiner bestochen zu haben, damit dieser nicht für Barzel stimmte. In den 1990er Jahren wird bekannt werden, dass Steiner Bestechungsgeld von der Stasi erhalten hatte. Ob er auch von Wienand Geld bekam, blieb letztlich unklar.

Als ,,Pflege der politischen Landschaft" bezeichnet Eberhard von Brauchitsch, Manager des mächtigen Flick-Konzern, die verdeckten Parteispenden seiner Firma. Sie fließen an alle Parteien, die damals im Bundestag sitzen: CDU, CSU, SPD und FDP, unter anderem an den liberalen Wirtschaftsminister Hans Friderichs. Der zentrale Verdacht lautet, dass die Spendenzahlungen Entscheidungen des Ministeriums zugunsten des Unternehmens beeinflussen sollten. Von Brauchitsch sowie Friderichs und dessen FDP-Kollege Otto Graf Lambsdorff werden schließlich für Steuerdelikte gerichtlich verurteilt. Der Manager erhält eine Bewährungs-, die Politiker Geldstrafen.

Mit dem offiziellen Briefkopf seines Ministeriums empfiehlt Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann mehreren deutschen Handelsketten einen Kunststoffchip als Pfandmünze für Einkaufswagen. Das Unternehmen hinter dem Chip wurde von einem Vetter Möllemanns geführt. Nach Bekanntwerden tritt der FPD-Politiker zurück.

Möllemann ließ später zudem seinem Landesverband von 1996 bis 2002 Sach- und Barspenden über umgerechnet rund 2,2 Millionen Euro zukommen, deren Herkunft er verschleierte. Unter anderem finanzierte er ein anti-israelisches Flugblatt aus anonymen Quellen, also rechtswidrig.

Dubiose Projekte, fragwürdige Zahlungen, schwarze Kassen – bei Siemens werden 1,3 Milliarden Euro eingesetzt, um Amtsträger zu bestechen und Aufträge im Ausland zu erlangen. Im November 2006 führen Polizei, Steuerfahnder und Staatsanwälte eine Razzia in sämtlichen Büros des Großkonzerns durch. Der Schmiergeldskandal gilt als einer der größten der deutschen Nachkriegsgeschichte.

April 2005. Der DFB tätigt über die Fifa eine Überweisung von 6,7 Millionen Euro an den Unternehmer Robert Louis-Dreyfus. 2002 hat der Schweizer dem deutschen WM-Organisationschef Franz Beckenbauer einen Kredit in gleicher Höhe gewährt. Diese Summe ging von Beckenbauers Konto noch im selben Jahr über die Schweiz nach Katar auf Konten des damaligen Fifa-Funktionärs Mohamed bin Hammam. Mit dem Geld soll die Fifa-Entscheidung gekauft worden sein, die WM 2006 in Deutschland auszutragen. Die genauen Details der Überweisungen sind bis heute unklar.

Sonderzahlungen, Luxusreisen und Dienstleistungen von Prostituierten – so bestechen die Firmenleitung von Volkswagen über zehn Jahre lang Mitglieder des Betriebsrates, damit diese Beschlüsse des Vorstands mittragen. Zusätzlich sollen Manager über Tarnfirmen unsaubere Geschäfte mit dem eigenen Konzern abgewickelt haben. Im Juli 2005 kommt es ans Licht.

Mitarbeitende des Maschinenbau- und Nutzfahrzeugkonzerns MAN kurbeln den Verkauf von Lkw und Bussen mit Schmiergeld an. Das Geld geht an Einkäufer von Kundenfirmen. Von 2002 bis 2005 sollen Zahlungen innerhalb Deutschlands von einer Million Euro sowie 15 Million Euro im Ausland geflossen sein. Die Affäre kommt 2009 ans Licht. Die Staatsanwaltschaft München lässt deutschlandweit Geschäftsräume des Konzerns sowie Privatwohnungen dreier Beschuldigter durchsuchen. Der Vorstandsvorsitzende Hakan Samuelsson tritt zurück. Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen des Verdachts der Beihilfe zu Bestechung werden 2013 eingestellt.

Von 2017 an wird bekannt, dass mehrere EU-Politiker der CDU und der CSU Geldzahlungen aus Aserbaidschan bekommen haben. Der Vorwurf des Lobbyismus für den vorderasiatischen Staat wird laut. Unions-Abgeordnete ließen sich unter anderem luxuriöse Reisen von dem autoritär regierten Land finanzieren – ein Vorgehen, das vielfach als ,,Kaviar-Diplomatie" bezeichnet wird.

Der CDU-Politiker Philipp Amthor setzt sich 2018 beim Bundeswirtschaftsministerium, das damals von seinem Parteikollegen Peter Altmaier geführt wird, für das US-Unternehmen Augustus Intelligence ein. 2020 wird Kritik gegenüber dem Bundestagsabgeordneten laut. Der Vorwurf: Bestechlichkeit sowie Bestechung von Amtsträgern. Amthor hatte wertvolle Aktienoptionen erhalten und war in den Aufsichtsrat des Konzerns berufen worden.

Auch Ex-Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU), damals Mitglied im Vorstand des Unternehmens, warb gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für die Firma. Amthor, der weiter im Bundestag sitzt, kandidiert auf die Vorwürfe hin nicht mehr für die Wahl zum CDU-Landesvorsitzenden in Mecklenburg-Vorpommern. Das Verfahren gegen ihn wird jedoch eingestellt, da juristisch kein Rechtsverstoß nachweisbar ist.

Mehreren Bundestags- und Landtagsabgeordneten der CDU und CSU wird Vorteilsannahme sowie Bestechlichkeit und Bestechung von Mandatsträgern hinsichtlich der Beschaffung von Atemschutzmasken während der Corona-Pandemie vorgeworfen. Die Regeln für Nebeneinkünfte werden geändert, juristisch werden die Beschuldigten aber freigesprochen.


Aus: "Hauptstadtfrage, Sommermärchen, Maskenaffäre: Korruption in Deutschland – Chronik einer lukrativen Tradition" Kiana Lensch (23.03.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/hauptstadtfrage-sommermarchen-maskenaffare-korruption-in-deutschland--chronik-einer-traurigen-tradition-9511412.html (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/hauptstadtfrage-sommermarchen-maskenaffare-korruption-in-deutschland--chronik-einer-traurigen-tradition-9511412.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 13, 2023, 12:37:07 PM
Quote[...] Amthor war 2020 im Zuge der Lobbyismus-Affäre um Augustus Intelligence in die Kritik geraten. Er soll sich etwa beim früheren Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) für die Firma eingesetzt haben. Die Staatsanwaltschaft Berlin sah damals keinen Anfangsverdacht für ein strafbares Verhalten. Der frühere Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen und ehemalige BND-Chef August Hanning sollen Augustus Intelligence neben weiteren Politikern und Beamten beraten haben.

...


Aus: "Betrugsvorwürfe gegen Augustus Intelligence" (12. Mai 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2023-05/augustus-intelligence-philipp-amthor-lobbyismus-klage (https://www.zeit.de/politik/deutschland/2023-05/augustus-intelligence-philipp-amthor-lobbyismus-klage)

Quoterob_ert

>Wie Philipp Amthor zum Türöffner für Augustus Intelligence wurde<

"Wie Philipp Amthor zum Türöffner für Augustus Intelligence wurde" Martin Reyher (06.05.2021)
Der CDU-Politiker Philipp Amthor ist die Hauptfigur im Lobbyskandal um das New Yorker Unternehmen Augustus Intelligence. Interne Unterlagen zeigen nun, wie der Abgeordnete dem damals neu gegründeten Start-up Zugang zum Bundeswirtschaftsministerium verschaffte. Erstmals veröffentlichen wir das zentrale Dokument der Affäre: Amthors pikantes Lobbyschreiben an Wirtschaftsminister Altmaier. ... Dass der CDU-Abgeordnete im Herbst 2018 seinen kurzen Draht zu Altmaier nutzt, um für Augustus ein Treffen mit dem Minister zu arrangieren (Terminvorschlag: "im Rahmen der ersten November-Sitzungswoche, 5.-9. November 2018"), sorgt im Unternehmen für Entzücken. Der SPIEGEL, der die Lobbyaffäre im vergangenen Sommer aufgedeckt hatte, zitiert aus einem internen Chat, in dem Amthor als "geiler Typ" gefeiert wird, bei dem man sich "echt bedanken" müsse. ...
https://www.abgeordnetenwatch.de/recherchen/lobbyismus/wie-philipp-amthor-zum-tueroeffner-fuer-augustus-intelligence-wurde (https://www.abgeordnetenwatch.de/recherchen/lobbyismus/wie-philipp-amthor-zum-tueroeffner-fuer-augustus-intelligence-wurde)

die vergangenheit holt den hn. amthor ein..."geiler typ"...


...

Quote[...] Nach der Insolvenz des von Affären geplagten IT-Unternehmens Augustus Intelligence hat der Verwalter des Firmenvermögens Klage gegen frühere Manager eingereicht. Das berichtet "Capital" und beruft sich auf Dokumente des zuständigen Insolvenzgerichts im US-Bundesstaat Delaware. Die Klage führt der Treuhänder auch als Rechtsvertreter von 15 Aktionären, die zusammen 30 Millionen Dollar bei Augustus Intelligence investiert haben.

Nach der Pleite hatten die Aktionäre etwaige, damals noch unbestimmte Ansprüche an einen Abwicklungsfonds abgetreten. Die Verwaltung dieses sogenannten Litigation Trusts von Augustus Intelligence obliegt dem Treuhänder Brian Ryniker, der die Zivilklage Ende April eingelegt hat. Als Beklagter aufgeführt wird darin auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor, der bis 2020 als Mitglied im Verwaltungsrat (Board of Directors) von Augustus Intelligence saß.

Zu der Gruppe der Mehrheitsinvestoren des New Yorker Startups, die in Rynikers 41-seitigem Schriftsatz genannt werden, zählen unter anderem Firmen von Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, Prinz Stefan von Liechtenstein, des Privatbank-Erben August François von Finck, des Berliner Immobilienunternehmers Ulrich Weber und von Ex-Klöckner-Chef Gisbert Rühl sowie zwei Angehörigen der österreichischen Diamanten-Dynastie Swarovski als Privatpersonen. Guttenberg war zeitweise auch Mitglied im Board of Directors von Augustus Intelligence, wird aber in Rynikers Klage nicht als Beklagter aufgeführt.

Augustus Intelligence war bekannt geworden, als der "Spiegel" im Jahr 2020 enthüllte, wie Amthor bei der Bundesregierung für das von dem Mediziner Wolfgang Haupt 2018 gegründete amerikanisch-deutsche Unternehmen lobbyierte. Im April 2021 beantragte die Firma, die unter anderem eine KI-Software zur Gesichts- und Spracherkennung entwickeln wollte, in den USA ein Gläubigerschutzverfahren (Chapter 11). Wenige Monate später kam Firmenchef Haupt bei einem Hubschrauberabsturz in Baden-Württemberg ums Leben.

2018 und 2019 hatte Haupt auch mithilfe politischer Kontakte insbesondere in konservative Kreise mehr als 30 Privatinvestoren aus Europa und den USA angeworben, die auf Basis einer Unternehmensbewertung von mehr als 250 Millionen Dollar insgesamt rund 35 Millionen Dollar in das Startup steckten - obwohl dies bis zuletzt kein eigenes marktreifes Produkt vorweisen konnte. Laut der Klage des Treuhänders investierte Finck 11,4 Millionen Dollar, eine Familienholding der Fürstenfamilie von Liechtenstein 5 Millionen Dollar und Immobilienunternehmer Weber 2,2 Millionen Dollar. Ex-Minister Guttenberg hielt über seine Investmentfirma Spitzberg Ventures Aktien im Wert von 1,5 Millionen Dollar. Zudem unterhielten Haupt und seine Firma auch Verbindungen zu den früheren Chefs des Verfassungsschutzes und des BND, Hans-Georg Maaßen und August Hanning.

Wie "Capital" berichtet, erhebt Verwalter Ryniker in seiner Zivilklage den zentralen Vorwurf, das frühere Augustus-Management habe potenzielle Investoren über bestehende Kapitalzusagen getäuscht. Demnach sollen Haupt und andere Manager in Gesprächen und Dokumenten damit geworben haben, dass ein aus einer US-Milliardärsfamilie stammender Krypto-Unternehmer ein Schlüsselinvestment in Höhe von 50 Millionen Dollar fest zugesagt habe. Dies habe die anderen Aktionäre dazu bewegt, sich mit eigenem Geld an der Finanzierungsrunde zu beteiligen. Tatsächlich habe es aber eine nicht kommunizierte Nebenabsprache zwischen Haupt und dem US-Unternehmer gegeben. Der vermeintliche Schlüsselinvestor habe letztlich kein Geld überwiesen.

Konkret wirft Ryniker Haupt und dem US-Investor Betrug und Verschwörung vor. Andere Manager - darunter Amthor - hätten von den falschen Angaben gewusst und dadurch Treuepflichten gegenüber den Augustus-Aktionären verletzt. In der Klage fordert der Treuhänder die Rückzahlung von mindestens 30 Millionen Dollar. Die Ansprüche richten sich vor allem gegen den Krypto-Unternehmer und den Nachlass des verstorbenen Firmengründers Haupt. In Rynikers Klage wird als Vertreter des Nachlasses eine Person benannt, bei der es sich offenbar um Haupts Bruder handelt.

Auf Anfrage von "Capital" betonte ein Anwalt im Namen der Investorengruppe um Guttenberg, Finck, Prinz Stefan von Liechtenstein und anderer Privataktionäre, die zusammen die Mehrheit an Augustus Intelligence halten, dass es sich bei dem Kläger um den Treuhänder handele. Infolge der Abtretung der Ansprüche der Aktionäre zu einem früheren Zeitpunkt entscheide über "Inhalt und Fokus von Klagen" alleine der von Ryniker vertretene Litigation Trust und nicht die Investoren.

Den in Rynikers Klage als Beklagter aufgeführten Abgeordneten Amthor nahm der Anwalt der Investoren ausdrücklich in Schutz: An Amthors "Integrität und pflichtgemäßem Verhalten" gebe es in der Gruppe "keinerlei Zweifel", betonte er: Amthor könne "auf das volle Vertrauen und die Unterstützung der Investorengruppe zählen". Zugleich betonte auch der Anwalt, eine "Schlüsselinvestition" sei "maßgeblich" für die eigene Investitionsentscheidung aller Aktionäre gewesen. An deren Rechtsverbindlichkeit habe es keine Zweifel gegeben.

Amthor selbst verwies auf Anfrage von "Capital" auf die Erklärung des Anwalts im Namen der Mehrheitsaktionäre. Über sein Abgeordnetenbüro ließ er mitteilen, er teile dessen Einschätzung: "Herr Amthor ist immer davon ausgegangen, dass Investitionszusagen Rechtsgültigkeit besaßen." Die Klage in den USA sei Amthor bisher noch nicht förmlich zugestellt, teilte sein Büro mit. Wie er darauf reagiere, mache er von der weiteren Entwicklung des Verfahrens abhängig. Treuhänder Ryniker wollte sich auf Anfrage von "Capital" nicht zu seiner Klage äußern.

Quelle: ntv.de


Aus: "Amthor droht neuer Ärger wegen Augustus Intelligence" Thomas Steinmann (12.05.2023)
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Amthor-droht-neuer-Arger-wegen-Augustus-Intelligence-article24118327.html (https://www.n-tv.de/wirtschaft/Amthor-droht-neuer-Arger-wegen-Augustus-Intelligence-article24118327.html)

https://de.wikipedia.org/wiki/Augustus_Intelligence (https://de.wikipedia.org/wiki/Augustus_Intelligence)

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: lemonhorse on May 20, 2023, 12:50:46 PM
Quote[...] Im Streit über eine Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA ist am Freitagabend eine weitere Verhandlungsrunde zwischen der Regierung von Präsident Joe Biden und Republikanern, die im Repräsentantenhaus die Mehrheit haben und für eine Zustimmung massive Ausgabenkürzungen fordern, ergebnislos zu Ende gegangen.

,,Wir hatten ein sehr, sehr offenes Gespräch darüber, wo wir stehen und wo wir hin müssen", sagte der republikanische Abgeordnete Garret Graves nach dem Treffen in Washington. Verhandlungen seien das aber nicht gewesen. Es seien keine Fortschritte erzielt worden.

,,Wir haben ernsthafte Differenzen", räumte auch die Sprecherin der US-Regierungszentrale, Karine Jean-Pierre, am Samstag am Rande des G7-Gipfels im japanischen Hiroshima ein. US-Präsident Joe Biden sei aber zuversichtlich, dass es einen Weg nach vorne gebe und eine Lösung möglich sei. Biden sei auch während seiner Teilnahme am G7-Gipfel eng in die Verhandlungen eingebunden.

,,Ich glaube immer noch, dass wir einen Zahlungsausfall vermeiden können und etwas Anständiges zustande bringen werden", sagte Biden in Hiroshima. Auf die Frage, wie besorgt er über die Verhandlungslage sei, entgegnete er: ,,Überhaupt nicht." Es handele sich um Verhandlungen, da gebe es immer verschiedene Phasen.

Etwas gereizt reagierte Biden dabei auf Zwischenrufe eines Journalisten. ,,Seien Sie still", fuhr der Präsident den Reporter an. Biden und der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, haben eigentlich eine Einigung bis Sonntag angepeilt. Dann soll der Präsident vom G7-Gipfel zurückkehren.

Noch aber offenbart sich die Lage als verfahren. Zwischenzeitlich waren die zähen Verhandlungen am Freitagabend sogar unterbrochen worden - nachdem beide Seiten zuvor ermutigende Signale ausgesendet hatten. Die republikanischen Unterhändler verließen die Gespräche nur etwa eine Stunde nach Beginn, wie US-Medien berichteten.

Am Abend seien die Parteien dann wieder an den Verhandlungstisch zurückgekehrt. Der leitende Berater der Weißen Hauses, Steve Ricchetti, verließ am Freitagabend den Sitzungssaal und sagte Reportern, er wolle die Gespräche nicht beurteilen. Wann die Gespräche fortgesetzt werden sollen, ist ungewiss.

Der republikanische Unterhändler Patrick McHenry sagte, er sei nicht zuversichtlich, dass beiden Seiten an diesem Wochenende eine Einigung erzielen, die dann in den kommenden Tagen dem Kongress zur Verabschiedung vorgelegt werden könnte.

Gestritten wird in Washington über eine Anhebung der Schuldenobergrenze des Bundes von 31,4 Billionen Dollar. Sollte keine Einigung zustande kommen, droht den USA schon Anfang Juni die Zahlungsunfähigkeit. Ein Zahlungsausfall der weltgrößten Volkswirtschaft könnte eine globale Finanzkrise und einen wirtschaftlichen Abschwung auslösen.

Ein Streit über die Schuldenobergrenze ist in den USA zwar vergleichweise häufig und oft kam es zu Einigungen erst in letzter Minute. In den USA legt das Parlament in unregelmäßigen Abständen eine solche Grenze fest und bestimmt, wie viel Geld sich der Staat leihen darf.

Diesmal ist das Prozedere ausgeartet in erbittertes parteipolitisches Gezerre zwischen Bidens Demokraten und den oppositionellen Republikanern. Die Republikaner fordern massive Ausgabenkürzungen, Ausgabenobergrenzen und überdies Arbeitsanforderungen für Bürger zu schaffen, die bestimmte staatliche Sozialleistungen beziehen. Biden und seine Demokraten wehren sich dagegen, dass es vor allem bei Bildung und Sozialleistungen zu Kürzungen kommt.

Wegen des innenpolitischen Streits hatte Bidens Teilnahme am G7-Gipfel in Japan zeitweise sogar auf der Kippe gestanden. Er sagte schließlich den zweiten Teil seiner Auslandsreise - einen Besuch in Papua-Neuguinea und Australien - ab, um am Sonntag direkt nach den Beratungen in Hiroshima nach Washington zurückzukehren.

Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte, der Schulden-Streit komme auch bei den Gesprächen des Präsidenten in Hiroshima zur Sprache. ,,Es ist definitiv ein Thema von Interesse hier auf dem G7-Gipfel", sagte Sullivan. Andere Länder wollten wissen, wie die Verhandlungen liefen. ,,Und der Präsident hat seine Zuversicht zum Ausdruck gebracht, dass er glaubt, dass man zu einem Ergebnis kommt, das einen Zahlungsausfall verhindert." Das Thema löse beim G7-Gipfel allerdings ,,keinen Alarm" aus, betonte er. (Reuters, dpa)


Aus: "Weißes Haus spricht von ,,ernsthaften Differenzen": Weitere Verhandlungsrunde im US-Schuldenstreit geplatzt" (20.05.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/weisses-haus-spricht-von-ernsthaften-differenzen-weitere-verhandlungsrunde-im-us-schuldenstreit-geplatzt-9849260.html (https://www.tagesspiegel.de/internationales/weisses-haus-spricht-von-ernsthaften-differenzen-weitere-verhandlungsrunde-im-us-schuldenstreit-geplatzt-9849260.html)

QuotePaul_Kalbautzke, 20.05.23 09:48

    31,4 Billionen Dollar

Entspricht immerhin 100.000 Dolllar Schulden pro US Staatsbürger. Vierköpfige Familie = 400.000 Dollar Schulden.

...

Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 24, 2023, 12:16:14 PM
Quote[...] Neapel – Der ehemalige rumänische Finanzminister Darius Valcov hat sich am Dienstag in Portici bei Neapel der Polizei gestellt. Gegen ihn wurde am 3. Mai von den rumänischen Behörden ein europäischer Haftbefehl ausgestellt, weil er in seiner Heimat zu einer sechsjährigen Haftstrafe wegen Bestechung eines Verantwortlichen eines öffentlichen Dienstes verurteilt wurde.

Der 46-jährige Politiker stellte sich den Beamten der Polizeistation Portici-Ercolano, wie die neapolitanische Tageszeitung "Il Mattino" am Mittwoch berichtete. Noch unklar ist, warum er sich im Raum von Neapel aufhielt. Ein italienisches Gericht wird jetzt über die Auslieferung nach Rumänien entscheiden.

Im Jahr 2014 wurde Valcov zum Minister mit Zuständigkeit für Budget und später zum Finanzminister in der Regierung des rumänischen Premiers Victor Ponta ernannt. Im Jahr 2015 war er gezwungen, seine Ämter aufzugeben, weil eine Korruptionsuntersuchung im Zusammenhang mit Vorgängen aus seiner Zeit als Bürgermeister eingeleitet wurde.

Valcov wurde wegen Bestechlichkeit verurteilt: Er soll während seiner Zeit als Bürgermeister von Slatina öffentliche Ausschreibungen zugunsten eines Unternehmers beeinflusst haben, von dem er im Gegenzug 20 Prozent des Vertragswerts – etwa zwei Millionen Euro – als Schmiergeld erhielt. Nachträgliche Ermittlungen ergaben zudem, dass er illegal erworbene Güter – Geld, drei Kilo Gold und Gemälde, darunter Werke mit der Signatur Renoir beziehungsweise Cocteau – im Safe eines Freundes versteckt haben soll. (APA, 24.5.2023)


Aus: "Rumänischer Ex-Minister in Neapel festgenommen" (24. Mai 2023)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000034756/rumaenischer-ex-minister-in-neapel-festgenommen (https://www.derstandard.at/story/3000000034756/rumaenischer-ex-minister-in-neapel-festgenommen)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 31, 2023, 02:04:13 PM
Quote[...] Der 72-Jährige gilt als einer der geistigen Väter des Cum-Ex-Betrugssystems, mit dem sich Investoren eine einmal gezahlte Kapitalertragssteuer auf Aktiendividenden vom Finanzamt mehrfach erstatten ließen. Dazu verschoben sie um den Stichtag für die Auszahlung der Dividende herum untereinander Aktien mit (,,cum") und ohne (,,ex") Dividendenanspruch. Experten schätzen den Gesamtschaden durch den Cum-Ex-Betrug auf einen zweistelligen Milliardenbetrag.

Richterin Mittelsdorf erklärte, Berger sei zwar nicht der Erfinder der Cum-Ex-Struktur gewesen, die bereits vor ihm hauptsächlich im Eigenhandel der Banken erfolgreich umgesetzt worden sei. Jedoch habe er für deren Verbreitung unter vermögenden Privatinvestoren gesorgt und diesen ein ,,Rundum-sorglos-Paket" angeboten.

... ,,Die Urteile gegen Hanno Berger senden wichtige Signale: Der Rechtsstaat ist wehrhaft, auch Menschen wie Hanno Berger stehen nicht über dem Gesetz", kommentierte Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende. Klar sei aber auch: ,,Wir befinden uns erst am Anfang der juristischen Aufklärung", so Schick. Nur sehr wenigen der insgesamt 1.700 Beschuldigten sei mehr als zehn Jahre nach dem Stopp der unseriösen Geschäfte der Prozess gemacht worden.

... Gegen Berger wurden zwei getrennte Prozesse geführt, da sich die Staatsanwaltschaften in Frankfurt und Köln, die jeweils die Auslieferung Bergers angestrengt hatten, nicht auf eine Zusammenführung der beiden Verfahren einigen konnten. In Bonn hatten die Ankläger Berger vorgeworfen, einen Steuerschaden von gut 278 Millionen Euro verursacht zu haben.

Razzien bei Banken wegen des Cum-Ex-Komplexes gibt es immer noch, zuletzt etwa in den Frankfurter Büros der japanischen Investmentbank Nomura sowie von BNP Parisbas und in Frankreich bei den Großbanken Société Générale, BNP Paribas und HSBC. Die Deutsche Bank musste im September zusammen mit der Warburg Bank und The Bank of New York Mellon 60 Millionen Euro wegen der illegalen Aktiengeschäfte an den Fiskus zurückzahlen.


Aus: "Mehr als acht Jahre Haft" (30. 5. 2023)
Quelle: https://taz.de/Urteil-gegen-Cum-Ex-Schluesselfigur/!5934787/ (https://taz.de/Urteil-gegen-Cum-Ex-Schluesselfigur/!5934787/)

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Quote[...] Das Wiesbadener Landgericht hat zu Recht im Cum-Ex-Prozess nicht nur Hanno Berger verurteilt, sondern das Versagen der Politik im Kampf gegen illegalen Aktiengeschäfte angeprangert. Der Kommentar.

Das Urteil gegen Hanno Berger war keine Überraschung mehr. Mit den Cum-Ex-Tricks hat ein Netzwerk aus Superreichen und Steuerfachleuten hohe Millionensummen vom Staat erbeutet, und Berger war ein Konstrukteur dieser Deals. Der uneinsichtige Hesse hat bis zum Schluss nicht verstanden, dass sein Handeln nicht nur hochgradig asozial war, sondern auch illegal.

Berger fühlte sich zu Unrecht verfolgt. Auch wenn er in diesem Punkt irrt: Es wäre falsch, den ehemaligen Finanzbeamten als alleinigen Schurken abzustempeln. Das würde den Blick verstellen auf eine ganze Branche der Gier, auf die strukturellen Defizite bei der Kontrolle und damit auf ein politisch nicht vollständig aufgearbeitetes Staatsversagen.

Die strafrechtliche Aufarbeitung des Cum-Ex-Skandals ist für die Justiz mühevoll. Das Wiesbadener Landgericht hat hier mit seiner nüchternen Verhandlungsführung ein gutes Bild abgegeben – und deutlich auch das Versagen der Politik beim Kampf gegen die illegalen Aktiengeschäfte angeprangert.

Das Geschäft mit der ,,Steuervermeidung" blüht auch jenseits von Cum-Ex-Skandalen. Kaum jemand verkörpert die Skrupellosigkeit dieses Geschäftsmodells so sehr wie der unscheinbare Herr Berger. Für ihn hat es sich am Ende nicht ausgezahlt.


Aus: "Cum-Ex: Geschäft mit der Gier" Pitt von Bebenburg (30.05.2023)
Quelle: https://www.fr.de/meinung/geschaeft-mit-der-gier-92311844.html (https://www.fr.de/meinung/geschaeft-mit-der-gier-92311844.html)

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Quote... Berger hatte sich durch eine Flucht in die Schweiz jahrelang der deutschen Justiz entzogen. Er wurde im Februar 2022 ausgeliefert und im vergangenen Dezember am Landgericht Bonn zu acht Jahren Haft verurteilt. ...


Aus: "Acht Jahre und drei Monate: ,,Mister Cum-Ex" Hanno Berger zu langer Haftstrafe verurteilt" (31.05.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/finanzen/cum-ex-urteil-erwartet-mister-cum-ex-hanno-berger-droht-lange-haftstrafe-9896621.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/finanzen/cum-ex-urteil-erwartet-mister-cum-ex-hanno-berger-droht-lange-haftstrafe-9896621.html)

QuoteFrankNFurter
30.05.23 15:04

    Berger hatte die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen und sich als Opfer eines Justizskandals gesehen.

Lustig! wieso dann das:

    Berger hatte sich durch eine Flucht in die Schweiz jahrelang der deutschen Justiz entzogen.

Muss ich ausgerechnet in die Schweiz fliehen, wenn ich unschuldig bin? Man muss sich mal klar machen, wie viele Kindergärten und Schulen man bauen könnte, von dem Steuergeld das wir alle gezahlt haben und dass sich diese Person widerrechtlich angeeignet hat. 8,5 Jahre Haft sehe ich da noch als ein Schnäppchen an.

...



Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 22, 2023, 03:04:16 PM
Quote[...] Gefälschte Bilanzen, ein Schaden in Milliardenhöhe und geprellte Anleger - der Prozess um den Einzelhandelskonzern Steinhoff kann noch nicht beginnen. Der hauptangeklagte Manager erscheint einfach nicht. Nun wird er per Haftbefehl gesucht.

Gegen den Hauptbeschuldigten in einem Wirtschaftsstrafprozess um Bilanzmanipulationen in Milliardenhöhe bei dem international tätigen Einzelhandelskonzern Steinhoff ist Haftbefehl erlassen worden. Das bestätigte ein Sprecher des Landgerichts im niedersächsischen Oldenburg. Der Hauptbeschuldigte Markus J. war Mitte April nicht zur Auftaktverhandlung erschienen. Die anklageführende Staatsanwaltschaft aus Oldenburg hatte daraufhin einen Haftbefehl gegen den 62-Jährigen beantragt. Dieser wurde laut der Finanznachrichtenagentur Bloomberg bereits vor zwei Wochen erlassen.

In dem komplexen Prozess geht es laut Anklage um schwer durchschaubare Scheingeschäfte sowie überhöhte Bewertungen von Anlagevermögen in einem Geflecht von Gesellschaften der Steinhoff-Holding. Durch die Prozesse sollen zwischen 2010 und 2014 Verluste bei Tochterfirmen verschleiert und angebliche Gewinne für den Gesamtkonzern ausgewiesen worden sein. Dem früheren Chef wird deshalb Anstiftung zur unrichtigen Darstellung in Bilanzen vorgeworfen.

Laut Staatsanwaltschaft soll der Beschuldigte zwei parallel in gesonderten Strafverfahren angeklagten Geschäftsführern deutscher Tochterunternehmen Ergebnisvorgaben gemacht haben, die diese abschließend durch Verbuchung von Scheingeschäften auf dem Papier erreichten. Insgesamt geht es dabei um fünf konkrete Tatvorwürfe und Bilanzsummen von mehr als zwei Milliarden Euro.

Die Unregelmäßigkeiten wurden 2017 entdeckt und stürzten den global tätigen Konzern in eine Krise. Der Aktienwert stürzte um 98 Prozent ab. Zehntausende Aktionäre und Geschäftspartner forderten mehr als acht Milliarden Dollar Entschädigung. Markus J. trat damals zurück und erklärte, von Bilanzbetrug nichts gewusst zu haben. Im Januar 2022 ging die südafrikanische Justiz auf einen Vorschlag der Steinhoff-Holding ein, umgerechnet 1,4 Milliarden Euro zu zahlen, um die zahlreichen Streitfälle beizulegen.

Die Steinhoff-Holding ist an Möbelhaus- und Einzelhandelsketten in den USA, Europa, Afrika, Südamerika, Australien und Neuseeland beteiligt. Früher gehörten zu ihr unter anderem auch Möbelhausketten in Deutschland. Diese Beteiligungen wurden im Zuge der Neuaufstellung später jedoch verkauft.

Quelle: ntv.de, jog/AFP


Aus: "Justiz sucht Ex-Steinhoff-Manager per Haftbefehl" (22.06.2023)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Justiz-sucht-Ex-Steinhoff-Manager-per-Haftbefehl-article24208747.html (https://www.n-tv.de/wirtschaft/Justiz-sucht-Ex-Steinhoff-Manager-per-Haftbefehl-article24208747.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 28, 2023, 01:16:19 PM
Quote[...] Frankfurt – Die Tochter des deutschen Immobilien-Investors Adler Group, Adler Real Estate, wird einem Sprecher zufolge von der Staatsanwaltschaft Frankfurt durchsucht. Unter dem Verdacht der Staatsanwaltschaft stehe laut eines Konzernsprechers kein Mitglied des Verwaltungsrats der Adler Group. Man kooperiere vollumfänglich mit der Staatsanwaltschaft.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt und das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) durchsuchen wegen des Verdachts der Falschbilanzierung, der Marktmanipulation und der Untreue einen börsennotierten Immobilienkonzern, hatte die Anklagebehörde zuvor erklärt. Der Konzern sei in Berlin ansässig, der Namen des Unternehmens wurde zunächst nicht genannt.

Durchsucht würden insgesamt 21 Objekte – darunter Geschäftsräume, Wohnungen und eine Rechtsanwaltskanzlei – in Berlin, Düsseldorf, Köln und Erftstadt sowie in Österreich, den Niederlanden, Portugal, Monaco, Luxemburg und Großbritannien. Daran seien rund 175 Beamte der Staatsanwaltschaft und des BKA beteiligt.

Bei den Beschuldigten handle es sich um deutsche, österreichische und englische Staatsangehörige im Alter zwischen 38 und 66 Jahren. Ihnen werde vorgeworfen, in ihrer Funktion als (ehemalige) Vorstände im Zeitraum 2018 bis 2020 die Bilanzen des Unternehmens unrichtig dargestellt oder hierzu Beihilfe geleistet zu haben. Zudem sollen sie im Namen der Gesellschaft Beraterverträge abgeschlossen und Zahlungen hierzu angewiesen haben, für die es nach derzeitigem Ermittlungsstand keine Gegenleistungen gab.

Damit sei dem Unternehmen ein Vermögensnachteil zugefügt worden. Es bestehe weiterhin der Verdacht, dass die Beschuldigten Gefälligkeitsangebote oder Scheingeschäfte tätigten, um Preise für Projekte in die Höhe zu treiben und einen günstigen "Loan to Value" (LTV) zu erreichen. Hierdurch wurden dem Kapitalmarkt unrichtige Signale gesendet, da der LTV für Aktionäre und Anleihegläubiger des Konzerns ein wesentlicher Faktor für die Anlageentscheidung sowie den Marktpreis darstelle. (APA, red, 28.6.2023)


Aus: "Immobilien: Adler Real Estate unter Verdacht auf Falschbilanzierung durchsucht" (28. Juni 2023)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000176677/adler-real-estate-unter-verdacht-auf-falschbilanzierung-durchsucht (https://www.derstandard.at/story/3000000176677/adler-real-estate-unter-verdacht-auf-falschbilanzierung-durchsucht)

Die ADLER Real Estate AG (ehemals Adlerwerke vorm. H. Kleyer AG) ist ein börsennotiertes Unternehmen der Immobilienwirtschaft. Das Unternehmen besaß im März 2022 10.010 Wohneinheiten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Adler_Real_Estate (https://de.wikipedia.org/wiki/Adler_Real_Estate)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 20, 2023, 04:32:18 PM
Quote[...] Die Deutsche Bank zahlt eine Strafe von 186 Millionen Dollar in den USA wegen des Vorwurfs, nicht schnell genug Mängel bei der Geldwäsche-Kontrolle behoben zu haben. Die US-Notenbank Federal Reserve kam zu dem Schluss, dass das Geldhaus Zusagen aus den Jahren 2015 und 2017 nicht ausreichend nachgekommen sei.

Die Deutsche Bank zahlt die umgerechnet 166 Millionen Euro, ohne ein Fehlverhalten einzuräumen. Sie soll einige Anforderungen aus früheren Vereinbarungen mit Priorität erfüllen.

Der Fall geht auf 2015 beendete Geschäftsbeziehungen mit der estnischen Filiale der Danske Bank zurück. Über die Danske Estonia sollen in großem Stil zweifelhafte Geschäfte getätigt worden sein.

Die Deutsche Bank zahlte in den vergangenen Jahren hohe Strafen wegen diverser Vorwürfe, allein 2017 waren es rund 630 Millionen Dollar in einem Fall rund um Milliarden aus Russland, die in Umgehung von Geldwäsche-Vorschriften aus dem Land geflossen sein sollen.

Die Deutsche Bank begrüßte in einer Stellungnahme am Mittwochabend, dass die Federal Reserve Fortschritte bei der Schließung von Schwachstellen bei den Kontrollen anerkannt habe. So gebe es deutliche Verbesserungen bei der Überprüfung von Kund:innen und der Überwachung von Transaktionen.

Man sehe sich in einer guten Position, um den Erwartungen der Aufsichtsbehörden gerecht zu werden. Das verhängte Bußgeld sei größtenteils durch Rückstellungen aus früheren Quartalen abgedeckt.

(dpa)



Aus: "Schwachstellen bei der Geldwäsche-Kontrolle: Deutsche Bank zahlt 186 Millionen Dollar Strafe in den USA" (20.07.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/finanzen/schwachstellen-bei-der-geldwasche-kontrolle-deutsche-bank-zahlt-186-millionen-dollar-strafe-in-den-usa-10183354.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/finanzen/schwachstellen-bei-der-geldwasche-kontrolle-deutsche-bank-zahlt-186-millionen-dollar-strafe-in-den-usa-10183354.html)
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 15, 2023, 02:48:02 PM
Quote[...] Der Investor Siegfried Wolf verwendete etwa eine zyprische Briefkastenfirma um eine Immobilie in bester Wiener Innenstadtlage zu kaufen. Äußern wollte sich sein Sprecher dazu nicht.

...


Aus: "Darum geht es bei den brisanten Enthüllungen von "Cyprus Confidential"" Frederik Obermaier (15.11.2023)
Quelle: https://www.derstandard.de/story/3000000195231/darum-geht-es-bei-den-brisanten-enthuellungen-von-cyprus-confidential (https://www.derstandard.de/story/3000000195231/darum-geht-es-bei-den-brisanten-enthuellungen-von-cyprus-confidential)

Siegfried Wolf (* 31. Oktober 1957 in Feldbach) ist ein österreichischer Manager.
https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Wolf_(Manager) (https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Wolf_(Manager))

"Siegfried Wolf: Gute Freunde kann niemand trennen" Ingo Malcher (14. Mai 2023)
Der Manager Siegfried Wolf suchte die Nähe zu Wladimir Putin und stellte die Sanktionen gegen Russland infrage. Trotzdem ist er ein gefragter Aufsichtsrat in der deutschen Industrie.
https://www.zeit.de/2023/20/siegfried-wolf-wladimir-putin-russland/komplettansicht (https://www.zeit.de/2023/20/siegfried-wolf-wladimir-putin-russland/komplettansicht)


" ... Ein Recherchenetzwerk mit ORF und Standard hat Dokumente zu mindestens zwei bisher unbekannten Firmen des ehemaligen Finanzministers Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) gesichtet. Zyprische Firmen spielten schon bei der Causa Buwog eine Rolle. ... Zu den zwei bisher unbekannten Firmen, die in der "Cyprus Confidential" genannten Datensammlung auftauchen, erklärte Grasser-Anwalt Wess gegenüber dem Recherchenetzwerk, eine der Firmen sei "einmal - kurz - ein Thema" gewesen, aber "nicht verwendet und nie operativ tätig" geworden. Die andere sei "gänzlich unbekannt", wie Wess auch der APA bestätigte. Alle anderen Gesellschaften auf Zypern seien Teil einer von Grassers damaligem Steuerberater aufgesetzten "Stiftungskonstruktion" gewesen und der Finanz gegenüber offengelegt worden. Sie seien auch Teil des Finanzstrafverfahrens gegen Grasser gewesen, das mit einem Freispruch geendet hat. ..."
Aus: "Bislang unbekannte Grasser-Firmen in Zypern aufgedeckt" (2023)
https://www.salzburg24.at/news/oesterreich/recherchenetzwerk-fand-zwei-neue-grasser-firmen-auf-zypern-148571884 (https://www.salzburg24.at/news/oesterreich/recherchenetzwerk-fand-zwei-neue-grasser-firmen-auf-zypern-148571884)

QuoteVictoria F

Wie ist das überhaupt möglich, dass Russen, Deutsche und Österreicher auf Zypern Steuern vermeiden und Geldströme verschleiern können?

Das liegt an der neoliberalen Verfassung der EU, die dem freien Kapitalverkehr den absoluten Vorrang vor allem gibt. Nominell haben Arbeiter die selben Freiheitsrechte wie Kapital, aber real bestehen für sie immer noch viele Hemmnisse.

Wenn Kapital überall hinkann, wo es knapp ist und hohe Erträge abwirft, wird es am effizientesten genutzt. Allerdings suchen Kapitalisten nicht nur die effizientesten Orte für ihr Kapital, sondern auch die steuerschonenden. Damit wird in der EU bewusst ein Steuerwettbewerb eingeleitet, der zugunsten von Kapital und zulasten der Arbeiter ausgeht. Quinn Slobodian zeigt die historischen Ursprünge dieses Prozesses in der EU in seinem Buch "Globalists" auf.


// Quinn E. Slobodian (* 1978 in Edmonton) ist ein kanadischer Historiker, der auf den Gebieten Zeitgeschichte und Globalisierung forscht und seit 2015 als Associate Professor am Wellesley College, Mass. lehrt. ... Seine Forschungsgebiete sind die Geschichte des Neoliberalismus und die Epoche des Kalten Krieges. ...
Globalists: The End of Empire and the Birth of Neoliberalism, Cambridge, MA: Harvard University Press, April 2018; deutsch: Globalisten: Das Ende der Imperien und die Geburt des Neoliberalismus, (Suhrkamp) Berlin 2019, ISBN 9783518763032
https://de.wikipedia.org/wiki/Quinn_Slobodian (https://de.wikipedia.org/wiki/Quinn_Slobodian)


QuoteThe one and only1

Allein Österreich verlor mehr als 4,4 Mrd. € Steuereinnahmen durch Gewinnverschiebung in Steueroasen.
Leistung muss sich wieder lohnen! (ÖVP-Mantra mit Allzeitgültigkeit)


QuoteMuffel

Hure der Reichen! (so beschreibt ein ÖVP-Kenner und -Freund die ÖVP)


QuoteLiebster

PwC und Fall Wirecard

PwC ist auch hier dabei. Die haben ja schon bei Wirecard mitgearbeitet.
Scheinbar ist Moral nicht das oberste Prinzip sondern eher der Verdienst.
Käufliche Wirtschaftsprüfer?


QuoteOhne Profil aber mit Meinung

Im Fall Wirecard war EY der Wirtschaftsprüfer und nicht PwC nur zur Klarstellung. Aber die Big Four sind austauschbar. Wenn es die eine Kanzlei nicht macht, macht es halt eine andere. So einfach ist das.


QuoteHidden billionaire next door

Zypern-Bashing vom Feinsten ...


QuoteH0ktar

Wo genau lesen Sie da Zypern-Bashing raus?


QuoteIng. Pospischil Karl

Zypern, ein Land der Leistungsträger.


Quotehero1

...dass der preisgekrönte deutsche TV-Journalist und Russland-Experte Hubert Seipel große Geldsummen aus Russland erhalten hat...

... und das in einem seinerzeit geführten interview - ganz politikerlike- entrüstet zurückgewiesen hat ....


QuoteOhne Profil aber mit Meinung

Na ja

wie sonst hätte der TV-Journalist und Russland-Experte so viele Interviews mit Putin und seinen Schergen machen können. Das Geld war die Gegenleistung für eine gekaufte wenn auch zweifelhafte Berichterstattung.

Man sollte Herrn Seipel seine Preise wegnehmen und ihn von der Liste der Journalisten streichen. Dessen Geld ich nehme, dessen Lied ich sing.


QuoteKippohr

"Und jene Politiker, die daran etwas ändern könnten, sind oft selbst in Geschäfte mit Briefkastenfirmen und dem Verkauf von Staatsbürgerschaften verwickelt."


QuoteDan Post

Die große künstliche Aufregung, die diese Investigativjournalisten alle paar Monate verursachen wird wieder keinen Niederschlag auf rechtlicher Ebene verursachen. Man weiß, dass uns diese Superreichen verarschen, aber können nicht wirklich etwas dagegen tun.


Quotej3w

"Die große künstliche Aufregung,.."

Sie finden das sich wir alle hier künstlich drüber aufregen? Ok!

Ich glaube sie denken sich: "was regts euch auf, würde ich auch so machen...stimmts?"


QuoteTschittiTschittiPengPeng

Coole Storyline

Wenn der Film ins Kino kommt, schau ich den sicher an.
Was? Wie? Das ist alles Realität?
Niemals!


QuoteTheBrusselsBusiness

Dann mal lieber vorfreuen auf die Cum-Ex-Serie, die 2025 ins Fernsehen kommt. Und auf die Doku, die ich co-produziere. 1500+ Angeklagte allein in Deutschland. Für den Prozess wird in Bonn gerade ein eigenes Gerichtsgebäude gebaut.


QuoteLes Genique

Als Steueroase gelten übrigens auch die Niederlande, Belgien, Malta, Irland, Luxemburg und Ungarn.


...
Title: [The Lordship of Moneygaming... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 30, 2023, 11:20:53 AM
Quote[...] Was haben die Prohibition in den USA, der Kolonialismus und der Kalte Krieg mit Finanzkriminalität zu tun? Auf den ersten Blick nicht allzu viel. Eine neue dreiteilige Dokumentation von Regisseur Christophe Bouquet will jedoch das Gegenteil beweisen. In seinen Filmen erzählt er unter dem schlichten Titel "Mafia und Banken" die Geschichte von folgenreichen Bündnissen zwischen kriminellen Organisationen und Finanzinstitutionen, die seit den Goldenen 20-ern bis heute die Branche unterwandern.

...

Originaltitel: Mafias et banques
Produktionsland: F
Produktionsdatum: 2020


Aus: "Wenn Kriminelle zu Wirtschaftsakteuren werden" Marina Birner (2023)
Quelle: https://www.prisma.de/tv-programm/Mafia-und-Banken,46204006 (https://www.prisma.de/tv-programm/Mafia-und-Banken,46204006)

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Quote[...] Italienische Unternehmen führen fünf Rechnungsbücher. Für die Steuerbehörden, die Banken, die Minderheitenaktionäre, den Vorstand – und für die Wahrheit. Dieses Bekenntnis eines zwielichtigen Rechtsanwaltes klingt wie Folklore aus einem Hollywoodfilm. Doch die Verquickung zwischen Banken und schwarzen Kassen ist bittere Realität.

In ihrer dreiteiligen Dokumentation ,,Mafia und Banken" (Arte Mediathek) zeichnen die französischen Filmemacher Christophe Bouquet und Mathieu Verboud die enge Verbindung zwischen internationalem Finanzwesen und der Halbwelt der Prostitution, des Drogenhandels und der Spielcasinos nach.

Teil eins rekapituliert das Erfolgsmodell von Salvatore Lucania alias Lucky Luciano. Während der Prohibition in den 1920er Jahren avancierte der neapolitanische Überflieger zum einflussreichen Mafiapaten. Das ,,Time Magazine" kürte ihn zu einer der hundert einflussreichsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/die-tranen-der-tater-6446512.html (https://www.tagesspiegel.de/kultur/die-tranen-der-tater-6446512.html)

Die zweite Folge würdigt einen sizilianischen Richter, der die Methode ,,Follow the Money" erfand. Giovanni Falcone überführte seriöse Finanzinstitute, die Mafiagelder wuschen. Dafür wurde er ermordet.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/illusionslos-4501546.html (https://www.tagesspiegel.de/kultur/illusionslos-4501546.html)

Die dritte Episode rekapituliert den gescheiterten sowjetischen Sozialismus, der seine Dysfunktionalität durch eine mafiaartige Schattenwirtschaft kompensierte. Diese tief verwurzelte mafiöse Staatspolitik erbte der Ex-KGB-Agent Wladimir Putin im Jahr 2000 mit seiner Ernennung zum Präsidenten.

Organisiertes Verbrechen stützt den Kreml. ,,Mit dem Krieg in der Ukraine", so das Fazit der Dokumentation, ,,endet ein Kapitel, das 1989 mit dem Fall der Berliner Mauer begann". Die dicht argumentierende Dokumentation erzeugt beim Zusehen eine zunehmende Geruchswahrnehmung: Stinkt Geld offenbar doch?



Aus: "Doku über Mafia und Banken: Geld stinkt" Manfred Riepe (30.11.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/doku-uber-mafia-und-banken-geld-stinkt-10845874.html (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/doku-uber-mafia-und-banken-geld-stinkt-10845874.html)

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Mafiaorganisationen und Banken wickeln kriminelle Finanzgeschäfte ab, ob in New York, Schanghai oder der Schweiz. Von der Großen Depression über die chinesischen Triaden bis zur mafiösen Staatspolitik Wladimir Putins zeigt die dreiteilige Doku die verstörende Verbindung zwischen kriminellen Netzwerken und globalen Finanzinstituten von 1920 bis heute.
https://www.arte.tv/de/videos/RC-024485/mafia-und-banken/ (https://www.arte.tv/de/videos/RC-024485/mafia-und-banken/)