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[Menschen in Schichten und Klassen... ]

Started by Textaris(txt*bot), February 18, 2007, 02:21:01 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das Verbot von Leiharbeit und Werkverträgen in der Fleischindustrie zieht: Die Arbeits- und Lebensbedingungen der vorwiegend osteuropäischen Arbeitsmigrant*innen in der Branche hätten sich deutlich verbessert, teilte die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung am Mittwoch mit. Ihr Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut hat den Effekt des Arbeitsschutzkontrollgesetzes von 2021 untersucht.

Das Gesetz erließ für die Branche in einem für Deutschland einmaligen Vorgang ein Direktbeschäftigungsgebot. Der Hintergrund: unzumutbare Zustände durch viele Arbeitsunfälle, lange Arbeitszeiten, Mindestlohnverstöße und ein grober Umgang auf Schlachthöfen sowie in Fleischfabriken – und durch undurchsichtige Subunternehmerketten unklare Zuständigkeiten.

Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler*innen 14 Betriebe verschiedener Bereiche der Fleischindustrie und führten insgesamt 85 Expert*innen-Interviews mit Betriebsräten, Management, Gewerkschaften, Beratungsstellen und Kontrollbehörden.

Mittlerweile sind der Studie zufolge fast alle ehemals bei Subunternehmen angestellten Werkvertragsarbeiter*innen von den Fleischunternehmen übernommen. In vielen Fällen bedeutet das einen besseren Vertrag: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Fleischindustrie ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr nach Inkrafttreten des Arbeitsschutzkontrollgesetzes sprunghaft um 18 Prozent angestiegen.

Das bedeutet allerdings nicht, dass Schlachthöfe sich zu Arbeitsparadiesen entwickelt haben. Die Branche hat laut Studie einen hohen Niedriglohnanteil. Und dass die Arbeitsumgebung sicher ist, sollen eigentlich immer mehr behördliche Kontrollen überwachen. Ab dem Jahr 2026 müssen die Arbeitsschutzbehörden jährlich mindestens 5 Prozent aller Betriebe in einem Bundesland einen Besuch abstatten.

2022 war das laut einem Zwischenbericht des Bundesarbeitsministeriums aber im deutschlandweiten Schnitt nur in 0,8 Prozent der Betriebe der Fall. Das ist laut aktueller Studie zwar mehr als vor Inkrafttreten des Arbeitsschutzkontrollgesetzes, gegenüber 2021 aber wieder ein Rückgang.


Aus: "Weniger Ausbeutung in der Fleischindustrie" (26.03.2025)
Quelle: https://taz.de/Verbot-von-Werkvertraegen-und-Leiharbeit/!6075053/

https://taz.de/Ausbeutung-in-der-Fleischindustrie/!5791699/

https://taz.de/Ausbeutung-in-der-Fleischindustrie/!5984183/

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Berlin taz | Innerhalb von wenigen Jahre ist der CO2-Ausstoß durch Privatflüge um fast die Hälfte gestiegen. Zwischen 2019 und 2024 haben die direkten Emissionen um 48 Prozent zugelegt und sind von 10,7 auf 15,9 Millionen Tonnen gestiegen. Das zeigen Daten der Plattform privateaircrafts.eu. Die Website basiert auf Methoden einer 2024 im Fachjournal Communications Earth & Environment erschienenen Studie und wird von einem der Autoren betrieben.

Während bei Linienflügen erst im vergangenen Jahr erstmals wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht wurde, stiegen die Emissionen durch Privatjets nach einem kurzen Absinken 2020 stetig an. Trotz der Reisebeschränkungen während der Pandemie reisten also Menschen in Privatjets deutlich mehr durch die Welt. Die Analyse basiert auf den Daten für rund 70 hauptsächlich für den Transport von Einzelpersonen genutzten Flugzeugtypen.

,,Dass die Nutzung von Privatjets schneller wächst als Linienflugverkehr bestätigt, dass weltweit die Ungleichheit steigt", sagte Jorge Cardoso Leitão, der privateaircrafts.eu betreibt. ,,Privatjets verschmutzen 50 Mal mehr als Autos, zahlen aber weniger Emissionssteuern." Nur etwa 0,003 Prozent der Weltbevölkerung nutzen Privatflugzeuge.

Insgesamt ist auch die Zahl an Privatjets gestiegen: Hatte es 2019 noch etwa 20.000 registrierte Privatjets gegeben, waren es 2024 bereits mehr als 27.000. Etwa zwei Drittel sind in den USA registriert. Deutschland ist mit 584 registrierten Privatjets auf Platz 5. Vor fünf Jahren waren es noch 454.

Der CO2-Ausstoß von Privatjets macht etwa 1,8 Prozent der Emissionen der kommerziellen Luftfahrt aus. Die CO2-Emissionen machen allerdings nur ein Drittel der Gesamtemissionen aus, neben Faktoren wie Kondensstreifen sowie Stickoxid- und Wasserdampfemissionen.

Die Kosten für die Flugzeuge sind in vielen Fällen steuerlich absetzbar, auch wenn sie privat genutzt werden, und fallen oft nicht unter den europäischen Emissionshandel, da dieser eine Mindestgröße und einen Mindestausstoß an Emissionen pro Jahr definiert, die Privatjets oft nicht erreichen.

Im Jahr 2024 hoben die in Deutschland registrierten Privatjets fast 125.000 Mal ab und emittierten mehr als 400.000 Tonnen CO2. Zum Vergleich: Ein Mensch in Deutschland emittiert jährlich durchschnittlich 10 Tonnen. Zwei Drittel der Flüge waren Kurzstrecken von weniger als 1000 Kilometern Flugdistanz, etwa ein Zehntel der Flüge sogar weniger als 250 Kilometer.

Unter den häufigsten Routen befinden sich einige, die auch regelmäßig von Linienflügen bedient werden: Die Strecke zwischen Köln und Berlin wurde mehr als 700 Mal geflogen, zwischen Berlin und München fast 400 Mal und zwischen Berlin und Stuttgart 275 Mal.

Die im vergangenen Jahr erschienene Studie zeigte, dass das Aufkommen von Privatflugzeugen rund um große sportliche, kulturelle oder politische Ereignisse besonders hoch ist, so auch bei der Weltklimakonferenz im Dezember 2023 in Dubai. ,,Die private Luftfahrt ist die energieintensivste Form des Luftverkehrs, ihr weltweites Ausmaß, ihre Verbreitung und ihre Energieintensität sind jedoch noch immer nicht hinreichend erforscht", hieß es.

Auch 2024 flogen die in Deutschland registrierten Privatjets die weitesten Strecken in den Sommermonaten. Häufige Ziele waren dabei die Mittelmeerinseln Ibiza, Mallorca und Korsika, sowie andere Küstenorte wie Malaga oder Nizza. Dabei war Mallorca mit mehr als 5.000 Flügen im Jahr 2024 besonders beliebt. Aber auch eine kühler gelegene Insel wurde oft frequentiert: 1.700 Flüge gab es von und nach Sylt, viele davon aus dem nahegelegenen Hamburg.


Aus: "Emissionen durch Bonzenflieger auf Rekordniveau" Lalon Sander (29.3.2025)
Quelle: https://taz.de/Fluege-mit-Privatjets-im-Jahr-2024/!6078574/

https://www.nature.com/articles/s43247-024-01775-z

Private Aircrafts
https://privateaircrafts.eu/

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Zentralverband des Deutschen Handwerks hält die Forderung der SPD nach einer Erhöhung des Mindestlohns von derzeit 12,82 Euro auf 15 Euro pro Stunde ab 2026 für problematisch. "Noch bevor die Mindestlohnkommission miteinander verhandelt, wird schon aus der Politik eine Forderung aufgestellt", sagte Verbandspräsident Jörg Dittrich der Bild am Sonntag. "Ein zu hoher Mindestlohn setzt die Wettbewerbsfähigkeit weiter herunter, und wir nehmen billigend in Kauf, dass Geschäftsmodelle verloren gehen."

In der Folge drohten Jobverluste, warnte Dittrich: "Es würde keine Kündigungswellen im Handwerk geben, aber es gibt ein stilles Sterben, weil Meister sagen, das rechnet sich nicht mehr, ich schließe einfach den Laden zu."

Die Erhöhung des Mindestlohns würde auch einen Anstieg der Preise für Handwerksleistungen bedeuten. "Ohne zu übertreiben, können wir sagen: Ein Euro mehr Lohn bedeutet locker 2,50 bis 3 Euro auf die Preise", sagte er der Zeitung.

Schon heute sei zu beobachten, dass "in Bereichen, die sehr lohnintensiv sind, die Schwarzarbeit ansteigt", sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks weiter. "Ein Luxusprodukt darf teuer sein, aber wenn der Friseurbesuch oder die Reparatur der Heizung zum Luxusprodukt wird, dann sind wir auf der schiefen Ebene."

Gewerkschaften würden einen höheren Mindestlohn hingegen begrüßen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) etwa fordert einen höheren Mindestlohn, der vor Armut schützt. Dieser sollte 60 Prozent eines mittleren Lohns in Deutschland betragen. Zurzeit wären das etwa 14,80 Euro pro Stunde. 

Für 2026 rechnet der DGB mit einer gesetzlichen Lohnuntergrenze von mindestens 13,90 Euro. Dieser Wert ergebe sich rein rechnerisch, wenn die Entwicklung der Tariflöhne auf den Mindestlohn übertragen werde, hatte der Gewerkschaftsbund im Januar gesagt.

Von einem höheren Mindestlohn würden nach einer Analyse des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) vor allem Frauen profitieren. Die Partei hat Sonderdaten des Statistischen Bundesamts ausgewertet und deutliche Geschlechterunterschiede im Niedriglohnsektor festgestellt. Demnach arbeiten 3,8 Millionen Frauen den aktuell verfügbaren Daten zufolge für weniger als 14 Euro und fast 2,1 Millionen für weniger als 13 Euro pro Stunde. Bei den Männern sind es jeweils knapp drei Millionen und knapp 1,8 Millionen.


Aus: "Handwerkspräsident warnt vor Mindestlohn von 15 Euro" (30. März 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2025-03/handwerkspraesident-warnt-vor-mindestlohn-von-15-euro

QuoteWanderende Wolke

Es ist leider Tradition, dass Handwerkskammerpräsidenten ausschließlich Kokolores von sich geben! Ich habe einen Handwerksbetrieb, zahle grundsätzlich über Tarif und kann mich vor Mitarbeitenden und Aufträgen nicht retten. Aber hey, wenn Herr Dittrich in der Lage gewesen wäre, ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, hätte er ja nicht bei der Kammer anheuern müssen.


QuoteClosed Door

Hahaha. Ich wohne in einem Strukturschwachen Mittelgebirge. Selbst hier wird man unter 18€ die Stunde keinerlei ausgebildete Handwerkskräfte mehr finden. Die Mieten sind allerdings schon fast an Städtischen Verhältnisse angepasst. Müssen sich halt mal die Unternehmen mit den Vermietern einigen, was man tun kann, um nicht permanent Fachkräfte aufgrund niedriger Löhne und zu hohen Mieten zu vergraulen.


QuoteTextmeister

Also ich habe kein Problem damit, wenn der Handwerkspräsident Jörg Dittrich für weniger als 15 Euro in der Stunde arbeiten möchte.

Soll er ruhig mal machen und es uns vorführen, indem er mit gutem Beispiel voranschreitet.


Quotebierosoph

Derzeit bräuchte es einen Stundenlohn von 17,27 Euro, um nach 45 Jahren Vollzeitarbeit 1.200 Euro Rente zu bekommen. Alle die weniger verdienen müssen im Alter von der Allgemeinheit mit Steuergeldern unterstützt werden.


QuoteAndreas0364

Es gibt durchaus Branchen für die das ein Problem ist. Ich denke da z.B. auch an den Einzelhandel.

Aber es macht doch überhaupt keinen Sinn wenn Löhne bezahlt werden von denen man kaum leben kann und am Ende des Arbeitlebens nicht genug Rente bekommt, so dass der Staat mit Sozialhilfe, welchen Namen die dann auch immer haben mag aushelfen muss.

Das ist doch letztendlich nichts anderes als Subvention billiger Arbeitsplätze. Und es macht Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben zu Bittstellern.


Quotegedankenversunken

Nur um die Kosten für den Arbeitgeber einmal zu verdeutlichen: Ein Arbeitnehmer, der in Vollzeit zum derzeitigen Mindestlohn (12,82 Euro) arbeitet, verdient Brutto 2179 Euro. Die Lohnnebenkosten, die der Arbeitgeber zu bezahlen hat, belaufen sich auf ca. 544 Euro. In Summe belaufen sich die Kosten für den Arbeitgeber also auf 2723 Euro.

Bei einer Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro beträgt der Bruttolohn 2550 Euro, die Lohnnebenkosten ca. 637 Euro, in Summe würde der Arbeitgeber also 3187 Euro zahlen.

Wer hier von Hungerlöhnen spricht, scheint mir keine Ahnung davon zu haben, was es heißt einen Betrieb zu führen.


QuoteHanseat01

Naja. Sie mögen hier die Situation aus Sicht des Arbeitgebers schildern. Wie schaut es denn auf der Seite des Arbeitnehmers aus?

Der wird auch nicht gefragt, ob oder unter welchen Bedingungen er mit dem geringen Lohn zurecht kommt.


QuoteSimonn

Die tatsächlichen Nebenkosten sind um ein vielfaches höher!!

Bezahlter Urlaub, BG-Beiträge, U-Umlagen, Lohnfortzahlung krank, Leerlauf, Geschäftskosten, Ausstattung, Lohnabrechnung, Buchhaltung, Abrechnung.

Und dann kommt noch hinzu, dass im Normalfall nicht alle Stunden die den Mitarbeitenden bezahlt werden auch den Kund:innen gegenüber abgerechnet werden können.

Und natürlich gibt es dann auch noch Kosten für Angebotserstellung und die Abrechnung sowie die Beratung.
Je nach Branche sind wir da schnell bei Zuschlägen von 100% bis 200%.
Und dann kommen natürlich auch noch Zuschläge für das unternehmerische Risiko und den Gewinn dazu.


QuoteRandyMarshT

Als der Mindestlohn von 8 Euro damals diskutiert wurde sagte man uns das bald niemand mehr unsere Haare schneidet und unser brötchen bäckt. Etwas mehr als 300 Brutto die Woche waren für manche Verbände der Vorbote der Apokalypse. ...


Quotegedankenversunken

Ich bin Inhaberin eines kleinen Modegeschäfts und habe eine Angestellte, die 70 Stunden im Monat arbeitet. Den Rest decke ich selbst ab. Meine langjährige, äußerst kompetente und verlässliche Mitarbeiterin bekommt 16,50 € pro Stunde. Rechnet man die Sozialabgaben dazu und Urlaub/Feiertage mit ein, kostet mich eine Stunde 24 Euro. Das ist exakt der Betrag, den ich mir für meine 110 Arbeitsstunden selbst auszahle. Davon gehen dann noch meine Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung (derzeit 580 €) und die gesetzliche Rentenversicherung (250 €) weg, sowie die Privatsteuern.

Würde nun der Mindestlohn auf 15 Euro steigen, müsste ich das Gehalt meiner Angestellten doch eigentlich ordentlich erhöhen, oder?

"Schön dumm" werden nun manche hier sagen und "hätten Sie eben was Ordentliches gelernt". (Habe ich übrigens.)

Es gibt sicherlich viele kleine Betriebe, die schauen müssen, wie sie über die Runden kommen. Längst nicht alle davon sind überflüssig, wie viele hier behaupten.


Quoterlib8

Man muss sich dran erinnern, dass Mindestlohn eben der Lohn für die am wenigsten qualifizierten und am wenigsten leistungsbereiten Menschen ist. Zu sagen, dass jemand, der eigentlich nur den Hof fegen kann und das dann auch noch schlecht macht 60% des Durchschnittslohns bekommen soll entwertet die Arbeit. Klar soll man diese Leute in ihrem Lebensunterhalt unterstützen. Aber das ist halt die Aufgabe des Staats, nicht der Arbeitgeber.

In einer Marktwirtschaft wird das auch nicht funktionieren, sondern einfach nur die Inflation anheizen. Nicht weil damit alltägliche Dienstleistungen direkt teurer werden, sondern weil es von unten Druck auf die Löhne auswirkt, und sich das gesamte Lohngefüge verschiebt. Dann will nämlich der leistungsbereite Supermarktangestellte auch mehr haben, dann der Friseurgeselle, dann der Handwerksgeselle und am Ende der Arzt. Und am Ende ist dann alles 20% teurer, und das Gejammere geht von vorne los.


Quoteersiees nu wieder

Man muss niemanden zum Hof fegen einstellen.


QuoteFreibergerin

Was für ein Bullshit! Sie wissen hoffentlich schon, für was für einen Stundenlohn Ihre freundliche Kasssiererin bekommt, die Sie an der Supermarktkasse bedient oder die Regale auffüllt, damit Sie alles in Ihren Einkaufwagen werfen können, was auf Ihrer Einkaufsliste steht. Oder die nette Bäckereifachverkäuferin Ihnen die Brötchen in die Tüte packt.

Aber klar, alle zu dumm, um was anständiges zu arbeiten...


QuoteRolena Habock

Wir könnten für einen Boom im Heimwerkerbereich sorgen wenn wir den Mindestlohn auf 25€ erhöhen.


QuoteAvanS

Eine geradezu lächerliche Einlassung dieses Verbandes. Jeder Handwerkbetrieb den ich kontaktieren jammert darüber, dass er keine Mitarbeiter findet.

Wir suchen seit einem Jahr eine Firma die unsere Heizungsanlage wartet - niemand will neue Kunden.

Wenn die ernsthaft annehmen, sie könnten mit dem Mindestlohn Mitarbeiter anwerben, erklärt das wohl alles.


QuoteDülfer Hans

Im Handwerk reden wir von ausgebildeten Fachkräften. Die sollten nichts mit dem Mindestlohn zu tun haben.


QuoteT alias

... Nach meiner Ausbildung zum Zimmer hat keiner meiner Klassenkameraden den Tariflohn bekommen. Die Meisten soweit darunter, dass es rechtlich garnicht zulässig ist. Ein guter Mindestlohn hilft auch denen, die besser ausgebildet sind. ...


QuoteAmbi Valenz

Die Handwerksbetriebe, mit denen ich so zu tun habe, sehen Diskussionen um den Mindestlohn gelassen. Deren Aussage nach bekommt man kein Personal, wenn man weniger als 19€/Stunde bezahlt.


QuoteSteichquartett

Reperatur der Heizung? Macht 300€ Anfahrt, 170€ Montagszuschlag, Stunde 95€, ...
Wenn da noch 2, 3€ drauf kommen oh weia...


Quoteersiees nu wieder

Bei uns versuchen gerade Billigstkräfte aus dem Nicht-EU-Ausland Glasfaser zu verlegen.

Die tun mir wirklich leid. Da die aber keine Ahnung haben, was die da eigentlich machen und sich weder auf Deutsch oder Englisch verständigen können, wird das nichts mit dem Glasfaser.

Das passiert halt, wenn man Löhne immer weiter senkt.


QuoteAsbest

Um das Ganze mal in Relation zu setzen: In der Gebäudereinigung gibt es einen allgemeinverbindlichen Tariflohn, der für Ungelernte einen Mindestlohn von 14,25 vorsieht.

Von einer Pleitewelle in dieser Unternehmen habe ich noch nichts gehört.

Es drängen sich übrigens weitere Fragen auf. Wenn ein Mindestlohn für Ungelernte von 15 Euro das Gehaltsgefüge aufgrund von fehlendem Lohnabstand zum Gesellen sprengt, wie wenig verdient dann ein Geselle? ...


QuoteT. Becker

Kein Handwerker arbeitet für 15 Euro.


Quotesnopo

Gerade im Handwerk sollte gut bezahlt werden, sonst wollen das nämlich immer weniger Leute machen!
Die lernen es einfach nicht. Schaut auf die Pflegekräfte, die Busfahrer, die Kofferträger am Flughafen!


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] "Ich verdiene um die 80.000 Euro pro Jahr, ohne darauf Steuern zahlen zu müssen."

"Die meisten sind schon so lange in diesem goldenen Käfig, dass sie sich gar nicht mehr eingestehen können, wie teuer ihre Arbeit ist für das, was sie am Ende an Mehrwert hat."

"Es ist unangenehm, du hast Schuldgefühle den erfahrenen Ortskräften gegenüber. Du weißt: Die andere Person, die so viel weniger verdient, ist so viel qualifizierter als du."

Diese Aussagen stammen von Menschen, die für deutsche Organisationen im Ausland arbeiten oder gearbeitet haben, zum Beispiel als Referent oder Projektmanager. Sie haben sich bei ZEIT ONLINE gemeldet, um auf hohe Gehälter in der Entwicklungszusammenarbeit hinzuweisen. Ein Bereich, den viele mit Idealismus und dem Non-Profit-Gedanken verbinden. Nicht unbedingt mit einem Einstiegsgehalt von 60.000 Euro netto – in einem Land, in dem das Leben weit günstiger ist als in Deutschland. Und mit Abkommen, die enorme Steuervorteile bedeuten.

Sie gelten zum Beispiel für Angestellte der bundeseigenen Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), für Mitarbeitende der Hilfswerke und NGOs, die mit öffentlichen Mitteln Gehälter finanzieren. Für Leute, die beispielsweise Bildungs- oder landwirtschaftliche Projekte in Afrika, Südostasien oder Südamerika betreuen. Sie konzipieren das Programm, schreiben Anträge, um finanzielle Mittel zu akquirieren, koordinieren die Zusammenarbeit mit Partnern und Dienstleistern. Später werten sie aus, wie das Projekt verlaufen ist, schreiben Berichte. "Einen sehr großen Teil meiner Aufgaben erledigte ich im Büro", sagt Sebastian Kernau.

Kernau war über ein Projekt der GIZ für zwei Jahre in Lateinamerika. Er möchte anonym bleiben, weswegen er in diesem Text anders heißt und einige Angaben, etwa zum Einsatzort, nur vage sind. Im Vorstellungsgespräch habe er 60.000 Euro Jahresgehalt gefordert – und dachte an brutto, so erzählt es Kernau. Am Ende verdiente er mehr als 60.000 netto.

Kernau beschreibt sich als von Haus aus privilegiert: ein Kind von Akademikern, das schon im Studium Auslandserfahrung sammelte. Im neuen Job in Lateinamerika habe er dann – noch ohne viel Berufserfahrung – "direkt der Upper Class angehört".
Womit verdiene ich das?, fragte er sich. "Ich habe keine krebsheilenden Medikamente hergestellt, sondern einfaches Projektmanagement gemacht." Das Stresslevel sei nicht höher gewesen als bei jemandem, der dasselbe bei einem Mittelständler in Deutschland erledigt, sagt Kernau. "Es war ein Nine-to-five-Job, 40 Stunden die Woche, die meisten davon im Büro." In seinem Fall in einem Land, in dem es nicht gefährlich war und das Leben recht günstig. Netto verdiente Kernau mit Zulagen mehr als 5.000 Euro im Monat. Er lebte in bester Wohnlage, schätzt seine monatlichen Ausgaben auf 1.800 Euro. Jeden Monat sparte er 2.500 bis 3.000 Euro. Er habe sich gefühlt "wie ein überbezahlter Sekretär".

Nun liegt das vor allem an den erheblichen Steuervorteilen. Manche, die in der Entwicklungszusammenarbeit arbeiten, zahlen gar keine Einkommensteuer, das bestätigt die Steuerberaterin Martina Veen. Es gibt diverse Abkommen, in denen die beteiligten Staaten und Organisationen steuerliche Fragen regeln. Wie so oft bei der Steuer ist die Lage komplex und für Laien undurchsichtig. Es dauert sogar, bis sich mit Veen eine Steuerberaterin mit Expertise in diesem Bereich findet, selbst der Berufsverband kann zunächst niemanden vermitteln. Veen kennt sich aus, da sie auch im Auftrag der GIZ und anderer Organisationen arbeitet. "Es gibt gerade unter den kleineren Organisationen oder Subunternehmern viel Unwissen und sicher auch welche, die das Thema bewusst ignorieren", sagt sie. Außerdem handhabten die Finanzämter es sehr unterschiedlich.

Im Fall der GIZ müssen Angestellte erst seit 2014 zumindest auf Zahlungen aus deutschen öffentlichen Mitteln überhaupt Steuern zahlen – unfreiwillig ausgelöst durch eine Klage eines Mitarbeiters. Prinzipiell zahlten alle entsandten Mitarbeitenden, deren Gehalt vollständig oder in Teilen aus ebendiesen Mitteln finanziert wird, Steuern in Deutschland, teilt ein GIZ-Sprecher auf Anfrage mit.

Stark vereinfacht ist es so, erklärt Veen: Nur wenn jemand eine Wohnung in Deutschland behält, um sie jederzeit nutzen zu können, ist er unbeschränkt steuerpflichtig. Aber selbst das bedeute noch nicht, dass er auch Steuern zahlen muss. Er sei zunächst einmal nur verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben und darin sein Welteinkommen offenzulegen. "In bestimmten Fällen bleiben die Einkünfte wegen Doppelbesteuerungsabkommen oder Erlassen letztlich trotzdem steuerbefreit", sagt Veen. Wird auch im Einsatzland keine Einkommensteuer fällig, dann eben gar nicht.
Aus Sicht der Steuerberaterin ist es "grundsätzlich logisch", dass mit den Einsatzländern oftmals Befreiungen ausgehandelt wurden und werden: Der deutsche Staat gebe Haushaltsmittel für die Entwicklungszusammenarbeit aus und wolle die Kontrolle über dieses Geld behalten. "So geht man sicher, dass der andere Staat davon beispielsweise keine Waffen oder den nächsten Militärputsch finanziert."

Kernau aber haderte damit, wie viel er im Vergleich zu lokalen Fachkräften verdiente. "Selbst Praktikanten aus Deutschland bekommen in manchen Ländern mit Zulagen mehr als Fachexperten mit zehn Jahren Berufserfahrung", sagt er. Danach gefragt, teilt die GIZ lediglich mit, dass sich die Vergütung von Praktikantinnen nach dem gesetzlichen Mindestlohn richte.
Nach zwei Jahren ließ Kernau seinen Vertrag auslaufen – aber nicht, weil er "zu viel" verdiente. Er sei desillusioniert gewesen: Die Projekte seien zu teuer und ihre Wirksamkeit oft fragwürdig, findet er. Es werde "viel Geld in den Sand gesetzt". Aus Sicht Kernaus ließen sich viele der Aufgaben, die Deutsche im Ausland übernehmen, auch von Deutschland aus erledigen. Bloß habe niemand das Bedürfnis, etwas zu ändern, solange man selbst davon profitiert. Auch er konnte in den zwei Jahren in Lateinamerika eine Menge Geld beiseitelegen und spricht erst darüber, nachdem er aus dem Beruf ausgeschieden ist. Heute lebt und arbeitet er in Deutschland. Die GIZ empfindet er "wie ein Reisebüro für Akademikerkinder".

In der Entwicklungszusammenarbeit geht es um sehr viel Geld – und darüber, wie es an manchen Stellen eingesetzt wird, wird diskutiert und gestritten. Auch aktuell wieder: Die CDU will die Ausgaben dafür kürzen und sogar das zuständige Ministerium abschaffen. "Die Entwicklungszusammenarbeit ist ein riesiges Business", sagt Axel Dreher, Professor für Internationale Wirtschafts- und Entwicklungspolitik an der Universität Heidelberg. Er sei in der Vergangenheit selbst für Beratungsleistungen gebucht und extrem gut dafür honoriert worden. Bei den Organisationen gebe es genug Angestellte, die im Ausland sehr viel verdienen. Verwerflich findet Dreher das aber nicht: "Verglichen mit ihren Kolleginnen und Kollegen, die in Deutschland leben, bekommen die Leute ein normales Gehalt."
Dreher glaubt, dass die GIZ und andere Organisationen solche Gehälter anbieten müssen, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein. Und Steuerberaterin Veen gibt zu bedenken, dass nicht alle Angestellten jung und unabhängig sind wie Kernau: Geht jemand mit der ganzen Familie, relativiere sich so ein hohes Einkommen schnell. Der Partner oder die Partnerin bekomme oft keine Arbeitserlaubnis im Einsatzland. "Da ist das Einverdienermodell oft die Realität."

Ob ein Gehalt und die Zulagen angemessen sind oder zu hoch, dafür gibt es unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe. Letztendlich geht es denjenigen, die es hinterfragen, um die Strukturen: die Gehaltsunterschiede im Einsatzland, die Sinnhaftigkeit der Arbeit, die Steuerfreiheit. In einer Sache vertritt Dreher dieselbe Haltung wie Kernau: "Wann immer es geht, sollten die Organisationen Menschen vor Ort einstellen, statt Deutsche zu entsenden." Zu oft gingen Posten an Menschen aus Deutschland. Aus organisatorischer Sicht sei das zwar nachvollziehbar: Es ist einfacher, dieselben Mitarbeitenden mehrmals in verschiedenen Gebieten einzusetzen, statt jedes Mal im entsprechenden Land zu suchen. Aber besser wäre es anders. Nach Angaben der GIZ sind knapp zwei Drittel ihrer Beschäftigten einheimisch, darunter fast die Hälfte aller Führungskräfte, "Tendenz steigend". Internationale Fachkräfte würden nur eingesetzt, wenn es entsprechende Experten im Einsatzland nicht gebe.

Ortskräfte grundsätzlich höher zu bezahlen, ist aus Sicht des Heidelberger Professors nicht der richtige Ansatz: "Westliche Organisationen sollten sich an ortsübliche Gehälter halten. Sonst werben sie Menschen ab, die woanders auf dem Arbeitsmarkt dringender gebraucht werden." Er habe in Vietnam einen Chauffeur kennengelernt, der eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker in Ostdeutschland gemacht hatte, berichtet Dreher. "Der könnte der vietnamesischen Gesellschaft einen viel sinnvolleren Beitrag leisten, als GIZ-Mitarbeiter herumzufahren."
Lucia Gresner, die ebenfalls anders heißt, aber anonym bleiben möchte, kennt diese Argumente. Trotzdem hätte sie sich gewünscht, dass die Menschen um sie herum besser bezahlt würden. Sie war einige Jahre lang für die GIZ in einem afrikanischen Land, betreute zunächst als Juniorberaterin ein landwirtschaftliches Projekt – und verdiente schon als Berufseinsteigerin rund 5.700 Euro netto, sagt sie. Die Auslandszulage habe ihr Gehalt steuerfrei verdoppelt. Das Land, in dem sie arbeitete, sei als besonders gefährlich eingestuft gewesen, sie selbst habe die Lage aber als recht sicher empfunden. "Ich bin allein durch die Gegend gelaufen." Die Miete kostete sie 150 Euro, darüber hinaus habe sie maximal 300 Euro im Monat ausgegeben. Sie verstehe, wenn Führungskräfte oder hoch qualifizierte Fachleute und Menschen am Ende ihrer Karriere so viel bekommen. Aber sie? Eine Generalistin, Mitte 20, direkt nach dem Masterabschluss?

Auch Gresner sagt über ihren früheren Job: "Das war nicht stressig. Ich saß im Büro, erledigte Papierkram und schaute nur wenige Male im Jahr draußen auf dem Feld vorbei." Die weitaus anstrengendere und riskantere Arbeit erledigten ihr zufolge die lokalen Kollegen. Allein schon, weil sie die Landessprache nicht beherrschte, hätte sie auf dem Feld nicht viel ausrichten können. Sie empfindet es so: "Die Organisationen wollen nicht zu viel Verantwortung in die Hände der Menschen im Projektland geben. Irgendwelche Kartoffeln müssen da im Büro rumsitzen."
Gresner kündigte, trotz des vielen Geldes. Sie habe irgendwann das Gefühl gehabt, nicht mehr viel zu lernen, und wollte zu einer "wertegeleiteteren Organisation" wechseln. Heute arbeitet sie in einem anderen afrikanischen Land für eine kleine NGO. Anders ist, dass nun die lokale Partnerorganisation die Arbeit steuere, sagt Gresner, sie begleite den Prozess nur. Ein hohes Gehalt bekommt sie heute nicht mehr, im Gegenteil. Sie erhalte nur noch ein sogenanntes Unterhaltsgeld, 800 Euro, dazu ein paar Zulagen, außerdem übernehme ihr Arbeitgeber die Miete. Insgesamt erhalte sie knapp deutschen Mindestlohn.

Auch das gehört zur Realität in der Entwicklungszusammenarbeit, die sogenannte Entsendung ohne Erwerbsabsicht: Viele Menschen gehen für wenig Geld ins Ausland, nicht nur für kleine NGOs. Auch wer für die GIZ als Fachkraft im Entwicklungsdienst für eine Weile in einem anderen Land arbeitet, bekommt dafür kein hohes Gehalt wie manche Projektleiter oder Beraterinnen.

Gresner ist sich nicht sicher, ob sie den aktuellen Job ohne ihre Zeit bei der GIZ hätte annehmen können: Sie konnte viel sparen. Innerhalb weniger Jahre im Job habe sie 100.000 Euro angelegt. Da war sie nicht mal 30 Jahre alt. Auch deswegen ist sie jetzt nicht auf ein höheres Gehalt angewiesen.



Aus: ""Wie ein Reisebüro für Akademikerkinder"" Anne Jeschke (4. April 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2025-03/entwicklungszusammenarbeit-ausland-gehalt-entwicklungshilfe-ungleichheit

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Ein Vergleich der relativen Ungleichheitsmaße mit denen anderer Länder aus dem Euroraum zeigt, dass Deutschland weiterhin durch eine im internationalen Vergleich hohe Vermögensungleichheit gekennzeichnet ist. ...


Aus: "Vermögen und Finanzen privater Haushalte in Deutschland: Ergebnisse der Vermögensbefragung 2023
Monatsbericht – April 2025" (Veröffentlicht am 10.4.2025)
Quelle: https://publikationen.bundesbank.de/publikationen-de/berichte-studien/monatsberichte/monatsbericht-april-2025-954594?article=vermoegen-und-finanzen-privater-haushalte-in-deutschland-ergebnisse-der-vermoegensbefragung-2023--954598

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Quote[...] In Deutschland sind die privaten Vermögen weiter sehr ungleich verteilt. Diese konzentrieren sich nach Angaben der Bundesbank vor allem auf die wohlhabendsten zehn Prozent der Haushalte. Sie besitzen laut einer Erhebung weiter deutlich mehr als 50 Prozent des privaten Vermögens. Der Anteil der vermögensärmeren Hälfte der Haushalte am gesamten Nettovermögen stieg zwar auf knapp zweieinhalb Prozent. Deutschland sei aber weiter durch eine im internationalen Vergleich hohe Vermögensungleichheit gekennzeichnet, erklärte die Bundesbank. Im Euro-Raum sei diese nur in Österreich stärker ausgeprägt. Weiter hieß es, die Inflation habe die ärmeren Haushalte in Deutschland zuletzt besonders getroffen.

Die Bundesbank befragt regelmäßig rund 4.000 Haushalte zu ihren Finanzen. Die aktuelle Erhebung fand zwischen Mai 2023 und Februar 2024 statt.


Aus: "Befragung: Vermögen in Deutschland laut Bundesbank weiter sehr ungleich verteilt" (10.04.2025)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/vermoegen-in-deutschland-laut-bundesbank-weiter-sehr-ungleich-verteilt-100.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Aus Sicht von Regisseurin Doris Dörrie beeinflusst die soziale Spreizung in Deutschland die Filmkultur. Nur noch Kinder gut bemittelter Eltern könnten sich den Besuch der Filmhochschule inmitten von München leisten, nannte Dörrie als Beispiel im Magazin ,,stern": ,,Das bedeutet, dass die Geschichten, die in Filmen erzählt werden, immer öfter aus diesem Milieu stammen werden", sagte die 69-Jährige. Das werde die Erzählkultur entscheidend verändern.

Dörrie beobachtet eine ,,unglaubliche Kluft zwischen Stadt und Land" in Deutschland. ,,Wir wissen, dass die Fachkräfte wegziehen, weil sie sich das Wohnen in den großen Städten nicht mehr leisten können", sagte sie. Zudem würden viele gesellschaftliche Diskussionen nur die Menschen in den Städten beschäftigen. Als Beispiel nannte sie das Thema Mobilität. ,,Wer in Bayern auf dem Land lebt, kann es sich nicht leisten, kein Auto zu haben", sagte die Filmemacherin in dem Interview, das am Donnerstag in der Printausgabe des ,,sterns" erschienen ist.


Aus: "Regisseurin Doris Dörrie: Münchner Filmhochschule nur für Reiche erschwinglich" (10.04.2025)
Quelle: https://www.pnp.de/nachrichten/kultur/regisseurin-doris-doerrie-muenchner-filmhochschule-nur-fuer-reiche-erschwinglich-18402731

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Quote[...] Die renommierte Filmemacherin und Autorin Doris Dörrie hat in einem Interview mit dem Tagesspiegel anlässlich ihres neuen Buchs "Wohnen" die dramatische Lage auf dem Münchner Wohnungsmarkt thematisiert. "In München haben wir die schlimmste Wohnungsnot seit hundert Jahren. Solange es sich aber rentiert, spekulativ mit Wohnraum umzugehen und der politische Gestaltungswille fehlt, wird sich nichts ändern", sagte die Regisseurin.

Dörrie, die als Professorin an der Münchner Filmhochschule tätig ist, beobachtet die Entwicklung mit großer Sorge: "Als Professorin an der Münchner Filmhochschule habe ich mehr als 20 Jahre vor tauben Ohren darüber geredet, dass sich langsam nur noch Studierende bewerben können, die in der Stadt wohnen können, weil die Eltern dafür sorgen."

Die Autorin, die selbst in München lebt, betont die sozialen Folgen dieser Entwicklung. "Wer aus einem anderen Land kommt oder keine elterliche Unterstützung hat, findet kein Zimmer mehr, so eins kostet in einer WG schon 1000 Euro", warnte Dörrie. Dies führe zu einer sozialen Einschränkung, "dass nur noch Bessergestellte studieren, deren Geschichten dann auch nur in solchen Kreisen spielen".

Auf die Frage, warum die Hochschule nicht selbst aktiv wird, berichtete die Filmemacherin von gescheiterten Versuchen: "Wir haben es immer wieder versucht und sind an Auflagen und mangelndem Interesse der Stadt gescheitert. Beispielsweise für Containerwohnungen direkt hinter der Filmhochschule."

In ihrem neu erschienenen Essay-Band "Wohnen" verknüpft Dörrie autobiografische Erfahrungen mit Überlegungen zum Thema Wohnen. Dabei reflektiert sie auch über die Erfahrungen ihrer Eltern als Kriegsausgebombte in Hannover und wie diese Verlustgeschichte ihr eigenes Leben geprägt hat.


Aus: "Doris Dörrie: "München hat schlimmste Wohnungsnot seit hundert Jahren"" jon (15.04.2025)
Quelle: https://muenchen.t-online.de/region/muenchen/id_100679736/muenchen-doris-doerrie-warnt-vor-wohnungsnot-fuer-studierende.html

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Quote[...] Gerade weil die Regisseurin Doris Dörrie in teilweise extremen Wohnsituationen gelebt hat, ist ihr neues Buch "Wohnen" nicht nur eine unterhaltsame, sondern auch eine aufschlussreiche und hintergründige Lektüre.

[...]

Über Jahrzehnte führte sie ein nomadisches Leben, hielt es nie lange an einem Ort aus. Es zog sie in die USA, nach Japan, nach Mexiko, und obwohl sie keine Wurzeln schlug, beeinflussten diese unterschiedlichen Kulturen ihre Sicht aufs Wohnen.

Dörrie wuchs in bürgerlichen Verhältnissen in Hannover auf. Die Wohnsituation war allerdings noch stark von Kriegstraumata geprägt, beide Eltern wurden ausgebombt. Aus Schutt und Trümmern brachten diese die Erkenntnis mit, dass man sich im Leben nicht zu sehr an Dinge binden sollte, sowie einen klaren, nüchternen Einrichtungsstil ohne jede Nostalgie.

Märchentapete im "Mädchenzimmer"

Als einziges Kind bekam die kleine Doris ein eigenes Zimmer mit Märchentapete und Klappbett, später zog sie ins ausgebaute Dachgeschoss. Das dortige "Mädchenzimmer" in einer grün-rosa-violetten Farbmischung wurde zu ihrem geliebten Rückzugsort, an dem sie als Teenager prächtig schmollen konnte.



Wie privilegiert sie wohnte, verstand sie erst bei einem Schüleraustausch in England als Gast in einem Arbeiterhaushalt. Dort wurde an allen Ecken gespart, Fernseher und Wasserboiler wurden per Münzeinwurf betrieben.

Es folgten Studien- und Arbeitsjahre in Wohngemeinschaften mit der typischen Möblierung aus Matratze am Boden, Bücherregalen aus Obstkisten und ausgehängten Türen. Diese revolutionäre Idee vom Aufheben der Privatsphäre scheiterte jedoch ebenso wie die Vorstellung, als Paar mit Kind einfach so das liebgewonnene WG-Leben fortführen zu können. Zu dritt waren sie weit weniger begehrt.

Von New Yorker Obdachlosenunterkunft bis zu Villen in Los Angeles

Wohnen als soziale Dimension ist heute ein großes Thema. Kaum erstaunlich erlebte die Filmemacherin die Extreme nirgendwo so krass wie in den USA. Diese Passagen ihres Buchs sind schon fast filmreif.

Die Spannweite reicht von einem der Wohnungsnot geschuldeten Aufenthalt in einer kakerlakengeplagten New Yorker Obdachlosenunterkunft bis zu Besichtigungen monströser Luxusvillen in Los Angeles, die sie aus reiner Neugier anschaute. Hinter vorgehaltener Hand verraten ihr dort Maklerinnen, was sie eh schon ahnte: Diese Hochsicherheitspaläste sind oft Horte immenser Einsamkeit und Schauplätze von Ehedramen, Suiziden und anderen Tragödien.

...


Aus: "Doris Dörrie schreibt über das Wohnen der Anderen" (15. April 2025)
Quelle: https://www.stern.de/kultur/neues-buch--doris-doerrie-schreibt-ueber-das-wohnen-der-anderen-35641940.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Vorstandschefs der Dax-Konzerne haben im vergangenen Jahr deutlich mehr verdient. Wie das ,,Handelsblatt" berichtet, erhielten die CEOs insgesamt Vergütungen von mehr als 230 Millionen Euro und damit rund 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Demgegenüber habe der Nettogewinn ihrer Konzerne nur bei rund einem Prozent über dem Vorjahresergebnis gelegen.

Besonders große Gehaltssprünge verzeichneten Beiersdorf-Manager Warnery und SAP-Chef Klein. Klein war mit fast 19 Millionen Euro auch der Topverdiener unter den Vorstandsvorsitzenden, gefolgt von Mercedes-Chef Källenius und Volkswagen-Chef Blume.
Kritiker monieren die steigenden Vergütungen. Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Tüngler, sagte dem ,,Handelsblatt", die bisher ungeschriebene Grenze von zehn Millionen Euro bei der Maximalvergütung werde immer öfter gerissen. Er sei deshalb gespannt auf die Hauptversammlungen der Konzerne, wo die Vergütungssysteme ein großes Thema sein würden.


Aus: "Dax-Chefs verdienen zehn Prozent mehr – während Unternehmen ein Prozent plus machen" (14.04.2025)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/dax-chefs-verdienen-zehn-prozent-mehr-waehrend-unternehmen-ein-prozent-plus-machen-100.html

Textaris(txt*bot)

#1757
Quote[...] Die Armen im Land seien in den vergangenen Jahren spürbar ärmer geworden: Das ist die zentrale Botschaft der neuen Ausgabe des Armutsberichts des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Sie wird am Dienstag veröffentlicht und lag dem Tagesspiegel vorab vor.

Die Zahlen basieren auf Erhebungen des Statistischen Bundesamts. Im Bericht heißt es, zwar sei seit 2020 das mittlere Einkommen von Armutsbetroffenen nominal von 981 auf 1099 Euro gestiegen. Doch wegen der hohen Inflation sei das Einkommen preisbereinigt von 981 auf 921 Euro gesunken.

Im Ergebnis zählt der Paritätische um die 13 Millionen Menschen zu den von Armut Betroffenen. Das sind rund 15,5 Prozent der Bevölkerung und damit 1,1 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Bei Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit liegt die Quote bei 12,8 Prozent, bei Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit hingegen bei 30 Prozent.

Am höchsten ist die Quote in Bremen (25,9 Prozent) und in Sachsen-Anhalt (22,3 Prozent), am niedrigsten in Baden-Württemberg (13,2 Prozent) und Bayern (11,8 Prozent).

Die Armutsschwelle liegt demnach für Alleinlebende bei 1381 Euro im Monat, für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2900 Euro. Dabei geht es jeweils um Nettobeträge.

Im Bericht wird festgehalten, gut 12 Prozent der Armutsbetroffenen könnten sich nicht leisten, ihre Wohnung warmzuhalten. In der nicht-armen Bevölkerung seien es dagegen gut fünf Prozent. Einen einwöchigen Urlaub einmal pro Jahr können sich demnach 49 Prozent der Armen nicht leisten, im Vergleich zu knapp 16 Prozent in der nicht-armen Bevölkerung.

Zugrunde liegt dem Bericht eine Definition, wonach als arm oder armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des Median-Einkommens zur Verfügung hat, berechnet je nach Haushaltszusammensetzung. Das Median-Einkommen liegt genau in der Mitte zwischen hohen und niedrigen Einkommen und wird, anders als der Durchschnitt, nicht von Ausreißern nach oben oder unten beeinflusst.

Allerdings ist in der Fachwelt umstritten, ob die Messung relativer Armut zielführend ist. Sie sagt wenig über den tatsächlichen Lebensstandard aus oder darüber, ob materielle Grundbedürfnisse befriedigt werden können oder nicht. Wenn alle Menschen gleichermaßen an Wohlstand gewinnen, ändert sich an der Zahl der relativ Armen nichts. Der Paritätische verteidigt das Konzept aber.

Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Verbands, fordert, den Bürgergeld-Regelsatz für eine alleinstehende Person von 563 Euro auf mehr als 800 Euro anzuheben. ,,Aus den Regelsätzen wird viel zu viel herausgekürzt und weggerechnet; damit ist noch nicht einmal eine gesunde Ernährung möglich", sagte er dem Tagesspiegel.

Nur elf Prozent der Armutsbetroffenen seien arbeitslos. ,,Wer das Thema Armut auf eine Debatte um angebliche Arbeitsverweigerer reduziert, verkürzt das Problem und lenkt ab."


Aus: "13 Millionen Menschen in Deutschland leben unterhalb der Armutsgrenze" Karin Christmann (29.04.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/hohe-inflation-ein-grund-13-millionen-menschen-in-deutschland-leben-unterhalb-der-armutsgrenze-13605745.html

QuoteSuedfriesland
29.04.25 09:04

    13 Millionen Menschen in Deutschland leben unterhalb der Armutsgrenze

Ach ja, der Paritätische Wohlfahrtsverband mit seiner üblichen Quartalsalarmmeldung.

Und der Tagesspiegel platziert das auch noch an prominenter Stelle. Dabei sollte jeder wissen, dass das statistische Einkommen nichts über die tatsächlichen Lebensverhältnisse aussagt. Die Rente meiner Mutter liegt deutlich unter den genannten 1381 Euro. Bei einer Suppenküche oder Tafel war sie dennoch noch nie vorstellig. Nicht mal mit dem Quarzen hört sie auf. Ihr Kühlschrank ist trotzdem immer gut gefüllt.

Man könnte diese ,,Armutsberichte" als das übliche Lamento abtun. Wenn bloß nicht so viele Mitbürger immer wieder aufs Neue darauf hereinfielen. Doch um solche Menschen aufzuklären, ist dieses Forum ja auch da.


QuoteDauerschleife
29.04.25 09:17

@Suedfriesland am 29.04.25 09:04
Wie viel Miete zahlt denn Ihre Mutti?

Schon eklig wenn man so etwas schreibt und als Grund aufführt.


...

Quote[...] In weniger wohlhabenderen Stadtvierteln in Deutschland stehen für Eltern häufig weniger Kitaplätze zur Verfügung als in reicheren Quartieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

"Dort, wo frühkindliche Bildung am dringendsten gebraucht wird und am effizientesten nützt, ist sie am rarsten", teilte das Institut in seiner Erhebung mit. Die Suche nach Kitaplätzen gestaltet sich den IW-Forschenden zufolge gerade in den Vierteln am schwierigsten, in denen es Kinder wegen der härteren sozialen Lage der Eltern ohnehin mühsamer haben. Hier stellen die Forschenden eine "Versorgungslücke" fest: Sozial prekär gestellten Elternhäusern gelingt es demnach seltener als gut situierten, eine Kitabetreuung sicherzustellen.

Die 20 Prozent der Stadtviertel mit der niedrigsten Quote an Beziehenden der Grundsicherung sind um rund 16 Prozent besser mit Kitas versorgt als der jeweilige Stadtdurchschnitt. Und die 20 Prozent mit den meisten Leistungsempfängern weisen gemäß der Studie rund fünf Prozent weniger Kitas auf.

Als Hauptgrund für die ungleiche Kitaverteilung sehen die Forschenden, "dass sich konfessionelle und privat-gemeinnützige Kitas deutlich häufiger in prosperierenden Quartieren ansiedeln als in sozial schwachen Stadtteilen". In wohlhabenderen Stadtvierteln habe es eine deutliche Ausweitung öffentlich bezuschusster Kitaangebote mit gemeinnütziger Trägerschaft gegeben.

Den Forschenden zufolge sind die ungleiche Verteilung der Kitaplätze und somit auch die Bildungschancen "fatal". So komme es vermutlich zur "Reproduktion von sozioökonomischen Chancenungleichheiten". Das soziale Gefälle würde dadurch also weiter wachsen. 


Aus: "In ärmeren Stadtvierteln fehlt es an Kitaplätzen" (ZEIT ONLINE, dpa, hap , 29. April 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/familie/2025-04/kita-verteilung-deutschland-ungleich

QuoteFranz9

... In München muss ich nur in die reichen Umlandgemeinden schauen und schon weiß man, wie gute Kitas aussehen. Oder hier in Ottobrunn/Taufkirchen die Werkskitas für die Großfirmen aus Luft- und Raumfahrt oder Rüstung bzw. für die TU München. 8 - 19 Uhr, Ferienbetreuung, ..... .


QuoteMadame_X

... So wie Lehrer suchen auch Erzieherinnen sich gezielt Stadtteile aus, in denen sie weniger Streß und Ärger erwarten. Kann ich gut verstehen, die Arbeit soll auch Freude machen. Wer anderes fordert, sollte selbst mit gutem Beispiel vorangehen und nicht nur aus dem Elfenbeinturm fordern.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Nach dem Umsatzrückgang im vergangenen Jahr hat die Deutsche Bank so viel in einem Quartal verdient wie seit 14 Jahren nicht mehr. Deutschlands größtes Bankhaus verdiente durch gut laufende Geschäfte und sein Sparprogramm im ersten Jahresviertel unter dem Strich und nach Minderheiten 1,775 Milliarden Euro, teilte die Deutsche Bank mit. Die Erträge legten um 10 Prozent auf rund 8,5 Milliarden Euro zu.

"Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis des ersten Quartals", sagte Vorstandschef Christian Sewing. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre des Frankfurter Dax-Konzerns ein Gewinn von rund 1,8 Milliarden Euro – 39 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Den größten Anteil steuerte das Investmentbanking bei, in dem die Deutsche Bank zum Beispiel das Geschäft mit Übernahmen und Börsengängen abwickelt. Die Sparte trug rund 3,4 Milliarden Euro zu den gestiegenen Erträgen bei. 

Zugleich tritt der Vorstand bei den Kosten auf die Bremse. Von 2,5 Milliarden Euro angepeilten Kostensenkungen sind den Angaben zufolge mittlerweile rund 85 Prozent erreicht. Die Deutsche Bank hatte angekündigt, im laufenden Jahr etwa 2.000 Stellen zu streichen und die Zahl ihrer Filialen weiter zu reduzieren. Ende März lag die Zahl der Mitarbeitenden in Vollzeitstellen gerechnet bei 89.687. Das waren 636 weniger als ein Jahr zuvor. 

Vorstandschef Sewing hatte Ende Januar ein neues Umbauprogramm angekündigt mit dem Titel "Deutsche Bank 3.0". So sieht das Management Potenzial, durch schlankere Hierarchien und mehr Einsatz von künstlicher Intelligenz Kosten zu senken. Sewing will die Bank effizienter machen: Die Eigenkapitalrendite soll 2025 auf mehr als 10 Prozent steigen, nach 4,7 Prozent im vergangenen Jahr. Im ersten Quartal des laufenden Jahres wurde ein Wert von 11,9 Prozent erreicht.


Aus: "Deutsche Bank verbucht höchsten Quartalsgewinn seit 14 Jahren" (29. April 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-04/banken-deutsche-bank-christian-sewing-quartal-gewinn

QuoteSuhrkamp

Ich bin froh, daß mein Geld in guten Händen ist.


QuoteRhianne

... Sehr müdes und gelangweiltes klatschen meinerseits. Die Anteilseigner werden sich sicher freuen über die Dividende, bis der nächste Skandal offenbar wird und die Bank wieder um Hilfe schreit.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Für eine Arbeitsstunde müssen deutsche Unternehmen im Industrie- und Dienstleistungssektor deutlich mehr bezahlen als Firmen in den meisten anderen EU-Ländern. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die durchschnittlichen Arbeitskosten in Deutschland im vergangenen Jahr bei 43,40 Euro pro Stunde und damit rund 30 Prozent über dem EU-Schnitt von 33,50 Euro, beziehungsweise gut 16 Prozent über dem Schnitt des Euroraums (37,30 Euro). Der relative Abstand vom EU-Schnitt bleibt damit den Wiesbadener Statistikern zufolge seit Jahren unverändert.

Zu den Arbeitskosten zählen neben dem Arbeitnehmerbrutto inklusive Sonderzahlungen und vermögenswirksame Leistungen auch Lohnnebenkosten wie etwa der Arbeitgeberanteil an Sozialbeiträgen sowie Kosten für Aus- und Fortbildungen. Somit spiegeln die Arbeitskosten nicht nur das Lohnniveau im jeweiligen Land wider, sondern auch die Produktivität der Unternehmen, die Steuerlast und die Durchsetzungskraft von Gewerkschaften.

Am höchsten waren die Arbeitskosten 2024 in Luxemburg (55,20 Euro), Dänemark (50,10 Euro) und Belgien (48,20 Euro). Die Länder mit den niedrigsten Arbeitskosten waren Bulgarien (10,60 Euro), Rumänien (12,50 Euro) und Ungarn (14,10 Euro). Insgesamt lag Deutschland somit auf Platz sieben der EU, in 20 Ländern waren die Arbeitskosten niedriger. Über die relative Höhe der Löhne aus Arbeitnehmersicht geben diese Zahlen nur bedingt Aufschluss, da die Lebenshaltungskosten je nach EU-Land stark variieren.

Stark unterschiedlich fiel im vergangenen Jahr den Angaben nach das Wachstum der Arbeitskosten aus. Die stärksten Anstiege verzeichneten osteuropäische Länder wie Polen (plus 19 Prozent), Kroatien (14,2 Prozent) und Bulgarien (13,9 Prozent). Am wenigsten veränderten sich die Arbeitskosten in Tschechien mit einem Plus von 1,3 Prozent und Luxemburg, wo sie um 2,1 Prozent stiegen. Die deutsche Entwicklung von plus fünf Prozent entspricht demnach dem EU-Schnitt. 2023 kostete eine Arbeitsstunde in Deutschland im Schnitt 41,30 Euro, in der EU 31,80 Euro

Im EU-Schnitt waren die Arbeitskosten jeweils im Industrie- und Dienstleistungssektor in etwa gleich hoch, mit 33,7o beziehungsweise 33,30 Euro. Anders war es hingegen in Deutschland mit einem deutlich höheren Wert im verarbeitenden Gewerbe: Während eine Arbeitsstunde im Dienstleistungssektor 42,10 Euro kostete, fielen für eine Stunde in der Industrie Kosten von 48,30 Euro an. Allerdings weisen mehrere Länder deutlich größere Unterschiede auf: So war in Luxemburg eine Arbeitsstunde im Dienstleistungsbereich 13,20 Euro teurer als in der Industrie. Auf Zypern war eine Arbeitsstunde im verarbeitenden Gewerbe um 6,30 und damit mehr als 30 Prozent günstiger als bei den Dienstleistungen. 


Aus: "Arbeitskosten in Deutschland 30 Prozent über dem EU-Schnitt" (30. April 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2025-04/arbeitskosten-lohn-lohnnebenkosten-wettbewerbsfaehigkeit-eu

QuoteWissenIstMacht888

Der Artikel liest sich wie: "Hallo, ich bin die Wirtschaftselite und empfehle dir dich an Bulgarien und Ungarn zu orientieren! Zumindest was die Bezahlung von Arbeitnehmern betrifft! Passt auch gerade ganz gut zum neuen Unions-Kabinett!"

Aber hey, ich könnte mich irren.


QuoteDirewolf

Sie irren sich, denn der Text liest sich wie:

"Hallo ich bin eine automatisiert erstellte Standartmeldung des Statistischen Bundesamtes mit minimaler Überarbeitung"


QuoteWissenIstMacht888
Antwort auf @Direwolf

Für 'ne Statistik-Standardmeldung schon sehr unternehmerfreundlich geframed.


QuoteImmer noch Meine Meinung

In Bangladesch und Ost Timur sind die Arbeitskosten noch niedriger.


QuoteThe Healer

Meine Firma verlagert Produktion, Konstruktion und Programmierung ins Ausland, aus Kostengründen. Damit werden Arbeitsplätze in Deutschland und anderen Hochlohnländern abgebaut. Die Produktkosten stehen im internationalen Vergleich. ...


QuoteHansList

"Meine Firma verlagert Produktion, Konstruktion und Programmierung ins Ausland, aus Kostengründen. "

Der Fall ist doch klar. Wir müssen die Löhne und alle anderen Kosten halbieren. Ebenso die Preise und Mieten. Schon sind wir wieder vorne mit dabei.


QuoteExegetius

Ein Blick zu unseren Nachbarn: Warum wollen so viele Unternehmen in der Schweiz tätig sein, trotz der sehr hohen Lohnkosten dort - ist die Schweizer Industrie nicht wettbewerbsfähig?


QuoteDie Zeit ist reif

Ach ja, die altbekannte Schallplatte: "Die Arbeitskosten in Deutschland sind zu hoch!" – als wäre das allein schon ein Argument für geringere Löhne.

Kein Wort darüber, dass deutsche Unternehmen im Gegenzug auch mit die höchste Produktivität in Europa haben. Keine Silbe zu Wertschöpfung, Effizienz oder Innovationskraft.

Nur der Preis wird genannt – nicht die Leistung.

Wer so argumentiert, betreibt selektive Statistik und streut Angst vor Wettbewerbsverlust, um Lohnzurückhaltung salonfähig zu machen.

Dass der Abstand zum EU-Schnitt seit Jahren stabil bleibt, könnte man auch als wirtschaftliche Stärke deuten aber das würde das Narrativ stören.

Und während in anderen Ländern prekär bezahlt wird, weil die soziale Sicherung fehlt, wird hier suggeriert, dass faire Löhne ein Standortnachteil seien. Vielleicht sollte man sich fragen, warum eine der stärksten Volkswirtschaften der Welt angeblich billiger werden muss, um konkurrenzfähig zu bleiben ?


Quotekeks707

Überraschung: Wir sind was Lebenshaltungskosten angeht auch über dem EU Schnitt. Sachen gibts...


QuoteExegetius

... Ab welcher Lohnhöhe rechnet sich der Flug zum Friseur in Bulgarien?


QuoteSuhrkamp

Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umhöre, bekomme ich den Eindruck, daß viele Menschen bereit wären, höhere Preise zu bezahlen, wenn dadurch mehr Lohngerechtigkeit entstünde.


QuoteKlopfzeichen

Vielleicht hat nicht jeder so einen gut betuchten Bekanntenkreis?


QuoteExegetius

Bei mir höre ich oftmals Gegenteiliges: Möglichst günstig leben, viel verdienen.

Gerade in Diskussionen mit Beamten treibt das dann schnell Streitblüten: Mein Argument, dass die Besoldung an die Lebensstandarderhaltungskosten angepasst werden könnte, die ja aufgrund der Verfügbarkeit von günstigen Waren (Temu, Discounter, Kenia-Blumen, Kik etc.) in den letzten Jahrzehnten dratsisch gesunken sind, stößt auf großen Widerstand.


Quote1971koepi

Es gibt einen Grund, warum man Billiglohnländer wie z.B. Bulgarien und Rumänien damals verfrüht in die EU aufgenommen hat (unabh. von der Erfüllung politischer oder wirtschaftlicher Voraussetzungen). Druck auf die Löhne der westl. EU-Staaten ausüben, Arbeitskosten auf dem Rücken der Arbeitnehmer zu reduzieren, ... Der Rubel muss rollen für die Wirtschaftseliten.


Quoteinmado

Wir wollen hier ja wohl keine Löhne wie in Ungarn, Bulgarien oder Rumänien?! Vergleichen sollten wir uns doch wohl eher mit West- als mit Osteuropa. Verglichen mit Ländern wie Dänemark, Niederlande, Belgien oder GB erscheint Deutschland eher als ein Niedrig-Lohnland. Auch muss man die Löhne in Relation zu den Lebenshaltungskosten der Arbeitnehmer sehen. Von einem Durchschnittseinkommen in Deutschland kann eine Familie hier kaum angemessen leben. Und betrachtet man die daraus resultierende Altersrente, wird es noch schlechter.

Deutschland ist ein reiches Land, nur die Deutschen sind es nicht.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Deutsche Spitzenmanager haben in den letzten fünf Jahren deutlich mehr verdient als zuvor. Ihre Gehälter stiegen nach Berechnungen der Entwicklungsorganisation Oxfam 30-mal so stark wie die Reallöhne aller Angestellten. Oxfam untersuchte nach eigenen Angaben die Vorstände der 36 umsatzstärksten Unternehmen, deren Gehälter öffentlich bekannt waren. Demnach verdienten die Vorstandsvorsitzenden 2024 im Mittel (Median) rund 4,4 Millionen Euro. Inflationsbereinigt sind das 21 Prozent mehr als 2019.

Der durchschnittliche Reallohn aller Beschäftigten in Deutschland stieg zwischen 2019 und 2025 hingegen nur um 0,7 Prozent. Das geht aus Zahlen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hervor. Bei den Berechnungen wurde die hohe Inflation der vergangenen Jahre vom Anstieg der nominalen Löhne abgezogen. Deshalb zeigt die Entwicklung des Reallohns die tatsächliche Kaufkraft an.

Nach Auswertung der Analyse forderte Oxfam die Bundesregierung dazu auf, besonders hohe Einkommen stärker zu besteuern und eine Vermögenssteuer einzuführen. Die Gehälter der Vorstandsvorsitzenden seien "völlig losgekoppelt von der Lohnentwicklung normaler Beschäftigter, denen ihre Lebenshaltungskosten zunehmend über den Kopf wachsen", sagte Oxfam-Sprecherin Leonie Petersen. "Diese immer gravierendere Ungleichheit ist auch eine Gefahr für unsere Demokratie."

International sei der Trend noch stärker gewesen, teilte Oxfam mit. So hätten sich die Gehälter aller Vorstandschefs, die über eine Million US-Dollar verdienten, zwischen 2019 und 2025 verdoppelt. Sie lägen nun im Mittel bei 4,3 Millionen US-Dollar.


Aus: "Gehälter von Vorständen steigen 30-mal stärker als Reallöhne" (1. Mai 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2025-05/vorstand-gehaelter-anstieg-vergleich-reallohn

QuoteK4799

Die Gehaltsentwicklung lässt sich doch recht durch unterschiedliche Wahrnehmungen der Konzernführung erklären.

Als Arbeitnehmer gilt: Geht es dem Unternehmen gut, muss man vorsichtig die Löhne anheben, da es dem Unternehmen ja auch wieder schlecht gehen kann.

Geht es dem Unternehmen schlecht, kann man sie schon gar nicht anheben.

Als Vorstand gilt: Geht es dem Unternehmen gut, macht man alles richtig und ist annähernd unbezahlbar.

Geht es dem Unternehmen schlecht steuert man es durch eine Krise. Wer in solchen Zeiten Kapitän ist, kann gar nicht genug für seinen konstanten Einsatz bezahlt werden.

Arbeitnehmer sind (bei allem Respekt für ihre geleistete Arbeit), ein Kostenfaktor. Während Vorstände den Unterschied machen wie es dem Unternehmen geht.


QuoteVerstrahlter Erzfrevler der Verlorenen

Bemerkenswert ist außerdem, dass große Teile der Gesellschaft eine riesige Gefahr im Mindestlohn sehen, während die Top Löhne keine Rolle spielen.

Immer wieder auch schön:
Ein Vorstand gönnt sich eine zurückhaltende Gehaltserhöhung von 20% - kein Problem.
Die Belegschaft streikt für 5% mehr Lohn - halb Deutschland hält das für unverschämt.


Quotebig_eye

Fairerweise muss man dazu erwähnen, dass Manager auch dreißigmal mehr arbeiten. Während ein normaler Beschäftigter nur acht Stunden täglich - plus vielleicht zwei bis drei Überstunden - am Tag arbeitet, schuftet so ein Manager mindestens 240 Stunden täglich.

...

/Ironie


QuoteBlowed Washed

Neinneinein ... Schaut lieber auf die [] Geflüchteten! Das gibt sonst wieder böslinke Neiddebatte!


QuoteNix für Ungut

Das passiert, wenn man die Gehälter quasi selbst bestimmt. Vorstände, Aufsichtsräte und auch die institutionellen Anleger sind da keine große Kontrolle. ... Vielleicht sollten die Gewerkschaften da mal ansetzen, dass Managergehälter eben nur ein 4 - 8 faches der Durchschnittsgehälter des Unternehmens betragen darf.


QuoteRagazzi10

Antwort auf @kimiko

In der Schweiz gab es mal eine entsprechende 1:12 Initiative. Dass also der höchste Lohn in einem Betrieb maximal 12x so hoch sein darf, wie der niedrigste. Wurde dort leider vom Volk abgelehnt. (Aber immerhin durfte dort das Volk drüber abstimmen.)


QuoteZiehung der Lottozahlen

Ja, aber dann bekommen Sie nicht die wirklich guten Leute, antwortet der Neoliberalismus. Ergo: Vorstände sind Söldner.


QuoteUniKrebsforscher

10x mehr reicht um sich vom weniger begnadeten Rest abzusetzen. ...


QuoteFragestellerin

Da müssen sich die Vorstände natürlich über die hohen Arbeitskosten beklagen

"Wettbewerbsfähigkeit: Arbeitskosten in Deutschland 30 Prozent über dem EU-Schnitt"
https://www.zeit.de/arbeit/2025-04/arbeitskosten-lohn-lohnnebenkosten-wettbewerbsfaehigkeit-eu

Das Dumme ist: dies funktioniert immer und immer wieder.


Quoteklaus-dieter-01

Jetzt beruhigen wir uns alle wieder und denken an den trickle down effect. All das schöne Geld das zu uns runterfließt, weil die Reichen das Land noch nicht verlassen haben...


QuoteKanuka

Das ist Ironie, oder?


QuoteDrest Dark
Antwort auf @Kanuka

Das ist Ironie, oder?

Zynismus


...

Textaris(txt*bot)

#1761
Quote[...] Gestern Abend habe ich es wieder erlebt. Als der Kunde gesehen hat, dass ich mit dem Rucksack vor seiner Tür stehe, ist er in der Wohnung verschwunden und hat Trinkgeld geholt. Das passiert häufig. Ich habe das Gefühl, die Leute gucken sich erst den Fahrer an und entscheiden dann, ob sie Trinkgeld geben oder nicht.
Mittlerweile vermute ich: Trinkgeld gibt es vor allem dann, wenn man den großen Rucksack bis vor die Tür trägt und nicht bloß die Tüte mit der Lieferung. Wenn der Kunde sieht, sein Essen ist noch warm. Außerdem ist die Tüte allein schnell abgeben. Den Rucksack musst du öffnen, es ist eine Tätigkeit vor den Kunden – das ist nicht so anonym. Dann rennen sie in die Wohnung und kommen mit Geld zurück, so wie der Mann gestern. 

Ich arbeite seit vier Jahren als Fahrradlieferantin und fahre fünf Tage die Woche durch Berlin. Im Durchschnitt habe ich täglich etwa zehn Kunden. Trinkgeld geben sie ganz unterschiedlich. Ich würde sagen, zwei davon schicken es über die App, vier reichen es mir in bar und der Rest gibt keinen Cent. 
Ich überlege oft, woran das liegen könnte. Ich dachte mal, es kommt auf den Stadtteil an. Im Prenzlauer Berg habe ich oft kein Trinkgeld gesehen, letzte Woche gab es dann genau dort besonders viel. Dann nahm ich an, dass die Menschen am Ende des Monats mehr geben, wenn sie ihr Gehalt auf dem Konto entdecken – aber auch das haute nicht hin. So richtig definieren kann ich es nicht. 

Sicher kann ich nur sagen: In den letzten zwei Jahren hat das Trinkgeld deutlich abgenommen. Früher habe ich pro Person im Durchschnitt zwei Euro gekriegt, heute sind es eher um die 1,50 Euro oder 1,70 Euro. Es geben aber nicht alle weniger, nur der gut gemeinte Fünfer, der ist jetzt seltener. Er hat früher die ausgeglichen, die nichts geben. Aber alle haben aktuell eben weniger Geld – vielleicht liegt es daran.
Wenn heute mal ein Kunde mir und meinen Kollegen mehr Trinkgeld in die Hand drückt, dann schreibt schon mal einer von uns in die gemeinsame WhatsApp-Gruppe: "Zum ersten Mal wieder einen Fünfer oder Zehner bekommen." Darüber freuen wir uns mega. Fair würde ich es finden, wenn jeder zwei Euro geben würde, so mache ich es selbst bei anderen Dienstleistern. Und klar, alles unter einem Euro ist zu wenig.
Während Corona lagen oft freundliche Zettel vor der Tür, heute schreibt sie keiner mehr. Die Leute interessiert es auch nicht mehr, welche Distanz ich gefahren bin oder ob es regnet oder stürmt. Manche sagen: "Ist ganz schön nass draußen." Und trotzdem gibt es kein Trinkgeld, sie wollen nur schnell ihr Essen. Wir Fahrer sind zur Selbstverständlichkeit geworden. 

Worüber ich mich wirklich ärgere ist, wenn gerade junge Leute im vierten oder fünften Stock mir zusehen, wie ich die Treppe hochkraxle, anstatt mir entgegenzukommen. Das wäre mir sogar lieber als die paar Cent Trinkgeld. 

Im Monat bekomme ich insgesamt zwischen 180 Euro bis 250 Euro Trinkgeld. Für mich ist das sehr wichtig, weil ich von meinem Lohn allein nicht leben kann. Es hilft mir dabei, Lebensmittel zu kaufen. Deswegen bevorzuge ich das Trinkgeld auch bar, das Geld über die App erhalte ich nämlich erst mit dem nächsten Gehalt. 
Zehn Euro waren der höchste Betrag, den ich je bekommen habe. An das erste Mal erinnere ich mich noch genau: Ich bin in den Stadtteil Friedrichshain zu einer älteren Frau gefahren, die Sushi bestellt hatte. Als ich ankam, hat sie sich herzlich bedankt und mich gefragt, ob es mir gut geht. Am Ende hat sie mir noch einen Zehner zugesteckt, den sie in Herzform gefaltet hatte. Zu Hause habe ich mir das Herz an meinen Wohnzimmerschrank gehängt, so süß fand ich das. Irgendwann war das Geld aber wieder knapp, dann musste ich den Schein ausgeben. 


Aus: ""Von meinem Lohn allein kann ich nicht leben"" Protokoll: Noelle Konate (Aus der ZEIT Nr. 18/2025 3. Mai 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2025-04/gehalt-lieferantin-berlin-trinkgeld-erfahrungen

Quotebiraz hasta

Für mich gehört das zum Paket von Lieferando dazu, daß das Essen bis zur Wohnungstür gebracht wird. Kann jetzt dekadent finden. Aber ich räume im Restaurant auch nicht meine Teller ab, oder Tanke dem Taxifahrer das Auto. ...


QuoteShapka007

Bei Lieferando habe ich zuletzt eine Servicegebühr (0,45 Euro) und eine Liefergebühr (2,49 Euro) bezahlt. Damit ist aus meiner Sicht mein Soll an den Lieferanten mehr als erfüllt. Trinkgeld gibt es für zusätzliche Leistungen - wenn das Essen bis vor die Wohnungstür gebracht wird. Wenn die Dame es nicht machen möchte, dann gibt es kein Trinkgeld. Sie möchte aber, dass man beides macht - das Essen unten abholt, damit sie nicht hochlaufen muss, und ihr Trinkgeld gibt. Wofür dann bitte? Dafür, dass sie ihren Job macht, für den sie bezahlt wird? Dafür kriege ich in meinem Job auch nichts extra.


Quotebaraida

Die Artikelserie lässt mich mein eigenes Trinkgeldverhalten hinterfragen. Dass die Frau hier aber die Kunden indirekt dafür verantwortlich macht, dass sie ihren Kühlschrank nur schwer füllen kann, finde ich trotzdem anmaßend.


QuoteMrGaga

,,Für mich ist das sehr wichtig, weil ich von meinem Lohn allein nicht leben kann."

Das ist doch der Schlüsselsatz.

Würde man aber faire Löhne zahlen, würden sich die Endpreise erhöhen und weniger Menschen Essen bestellen, damit die Gewinne einbrechen. Das Ganze wird also 1:1 auf dem Rücken der Liefernden ausgetragen. Da höre ich schon das ganze Neoliberalismus- Geschrei, aber da muss der Staat ran. Das sind nämlich wir alle.


QuoteThheodor

Der Artikel heißt "Gehalt von Lieferanten" und benennt nicht, was ein Lieferant verdient. Genau mein Humor. Zeitung 2025.


Quotesounddso

Frage: Warum muss eine 40-Jährige für diese niedrigsten Dienste mit den niedrigsten Arbeitnehmerstandards buckeln und das schon seit 4 Jahren?

Hat die nichts gelernt oder will nicht?


QuotePhysikerin100

Schade, dass nicht dazu gesagt wurde, wie viel sie regulär verdient. Wenn ich mir die Preisberechnung in der App anschaue, dann entsprechen zwei Euro Trinkgeld in etwa dem regulären Gehalt. In anderen etablierteren Branchen wäre so etwas IMHO nicht möglich.

Ich würde auch gerne wissen, wie viele Stunden am Tag sie im Schnitt arbeitet. Bei zehn Kunden pro Tag und einem Anfahrtsweg von, sagen wir, 10-15 Minuten komme ich nicht einmal auf einen Halbtagsjob.
Ich will damit nichts schönreden, solche Jobs sind Ausbeute. Und es kann auch sein, dass man übergangsweise mal auf solche Jobs angewiesen ist. Es stehen einem aber heute auch so viele Möglichkeiten offen, einen anderen Beruf zu ergreifen. Als Vollzeitberuf und Lebensanstellung würde ich solche Jobs nicht ansehen wollen. Aber jeder ist für seine Entscheidungen selbst verantwortlich.


Quotematt.rath

Die Arbeitsbedingungen bei Lieferando und co. interessieren mich schon lange, deshalb danke für den Artikel. Da mir schon offensichtlich schien dass die nicht toll sind laufe ich immer meine 5 Stockwerke runter und gebe mindestens 15% Trinkgeld, normalerweise mehr. Kleiner Tip an die Zeit noch: Mein Essen (bisher schätzungsweise 30 Bestellungen) ist noch NIE von einer Frau geliefert worden und nach Aussehen und Sprache zu urteilen wahrscheinlich noch nie von einem deutschen Staatsbürger. Wenn euch gesellschaftliche Zustände wirklich unabhängig von thematischen Moden interessieren, interviewt ihr beim nächsten Mal jemanden der repräsentativer ist.


Quotephrankme

Freundliche Begrüßung, ,,Guten Appetit!" und eine Verabschiedung. Keine hohe Anforderung, sollte jeder schaffen - dann gibt es auch Trinkgeld

95% meiner Lieferungen laufen trotz netter Worte und Lächeln meinerseits komplett ohne Gegenreaktion ab.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Ich steckte mitten in meiner Promotion der Neurowissenschaften und forschte in London mit vielen cleveren Menschen aus aller Welt daran, wie das menschliche Gehirn Informationen verarbeitet. Gleichzeitig erfuhr ich jeden Tag mehr darüber, wie unmenschlich das Verhalten meiner Spezies auf so vielen Ebenen war. Egal, ob mit Blick auf die Zerstörung der eigenen planetaren Lebensgrundlagen oder hinsichtlich der Bedrohung, Bekämpfung und Vernichtung von Menschen durch Menschen.

[...] Ich erinnere mich sehr gut an die ernüchternde Phase, in der mir klar wurde: Die Wurzel allen Übels liegt in der Verteilung. Also in der Antwort auf die Frage, wer wie viel ,,verdient" und ,,besitzt". Inklusive der guten alten Macht. Ich begriff – ohne es damals so formulieren zu können – dass alle humanen und planetaren Missstände in der Finanzpolitik und -wirtschaft wurzelten. Um auf Nummer sicher zu gehen, belegte ich sogar Kurse an der renommierten London Business School. Ich lernte, dass Geld aus dem ,,Nichts" geschaffen wird und wer darüber entscheidet. Parallel lernte ich die vielen ,,Biases" – also kognitiven Schnellschüsse – des menschlichen Gehirns kennen, die uns alles andere als ,,rational" entscheiden lassen.

[...] Summa summarum begriff ich zunehmend: Wir Menschen hatten in den vergangenen Jahrzehnten Belohnungs- und damit Finanzstrukturen geschaffen, die zwar einigen wenigen kurz- bis mittelfristig enormen ,,Luxus" bescherten, für die Mehrheit und damit uns als Spezies insgesamt aber zunehmend zum Verhängnis wurden. Um es mit einem passenden Bild auszudrücken: Dead Bull – wir stehen vor einem toten Bullen. Ohne es wahrhaben zu wollen.

Die gute Nachricht? Das können wir ändern. Unlängst erschien eine in Archäologiekreisen ,,bahnbrechend" genannte Studie, die weit verbreitete Überzeugungen zur Entstehung von Ungleichheit hinterfragt. Anhand Zehntausender Datensätze von Ausgrabungsstellen schlussfolgern die Forscher:innen, Ungleichheit sei keineswegs die unvermeidbare Konsequenz gesellschaftlichen Fortschritts, der Einführung von Landwirtschaft oder des Bevölkerungswachstums. ,,Stattdessen scheint sie eine Konsequenz politischer Entscheidungen und Regierungsstrukturen zu sein."

Deutlicher könnte eine Aufgabe nicht formuliert sein. Es liegt an uns. An den Strukturen, die wir aufbauen. An den Menschen, denen wir politische, wirtschaftliche und mediale Macht und damit Verantwortung geben. Es liegt an uns, den Status quo zu ändern.

...


Aus: "Mit der Ungleichheit zerstört die Menschheit sich selbst" Maren Urner (05.05.2025)
Quelle: https://www.fr.de/meinung/kolumnen/ungleichheit-gefaehrdet-die-menschheit-sie-liesse-sich-ueberwinden-93713522.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wohnverhältnisse, Einkommen, Bildung und andere soziale Faktoren beeinflussen die Gesundheit nach einer Studie stärker als Genetik oder die Qualität des Gesundheitssystems. Die Lebensumstände sowie Benachteiligung und Diskriminierung bestimmten vielfach, wie viele Jahre jemand gesund leben könne, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Solche sozialen Faktoren bestimmten die Gesundheit zu mehr als 50 Prozent.

In der WHO-Studie geht es um die ,,sozialen Determinanten der Gesundheit" und die definiert die WHO so: ,,Die Bedingungen, unter denen Menschen geboren werden, aufwachsen, leben, arbeiten und altern, sowie der Zugang der Menschen zu Macht, Geld und Ressourcen." Das Fazit des Vorgängerberichts von 2008 gelte bis heute: ,,Soziale Ungerechtigkeit tötet im großen Stil."

,,Je benachteiligter die Region ist, in der die Menschen leben, je niedriger ihr Einkommen und je weniger Ausbildungsjahre sie haben, desto schlechter ist ihr Gesundheitszustand und desto weniger gesunde Lebensjahre können sie erwarten", berichtet die WHO. Sie nennt auch Einkommen, Rassismus und Diskriminierung, Einsamkeit, Zugang zu Computern, Konflikte und Vertreibungen und Sozialleistungen als wichtige Faktoren.

Menschen in Ländern mit der höchsten Lebenserwartung lebten im Durchschnitt 33 Jahre länger als diejenigen in Ländern mit der niedrigsten Lebenserwartung, heißt es in dem Bericht. Die Sterberate von Kindern unter fünf Jahren sei in Ländern mit geringem Einkommen 13-mal höher als in reichen Ländern. Die Unterschiede gebe es auch innerhalb von Ländern zwischen armen und reichen Menschen, und vielfach seien sie dort in den vergangenen Jahren größer statt kleiner geworden.

Die Lösungen liegen laut WHO auf der Hand: Die ökonomischen Ungleichgewichte müssten beseitigt werden, es müsse für alle Menschen angemessenen Wohnraum, öffentliche Verkehrsmittel, Gesundheitsversorgung und soziale Hilfen geben, Konflikte müssten gelöst und Diskriminierung bekämpft werden.

Investitionen lohnten sich finanziell: gesündere Menschen seien produktiver und brauchten weniger ärztliche Hilfeleistungen. Nichts zu tun sei dagegen immens teuer.

Nur hätten viele arme Länder kein Geld für höhere Investitionen, weil sie unter Schulden ächzen: 3,3 Milliarden Menschen lebten nach WHO-Angaben im vergangenen Jahr in Ländern, die mehr Geld für Zinsen ausgaben als für Gesundheit und Bildung zusammen. (dpa)


Aus: "Soziale Ungerechtigkeit tötet: 33 Lebensjahre Unterschied zwischen arm und reich" Christiane Oelrich (07.05.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesundheit/soziale-ungerechtigkeit-totet-33-lebensjahre-unterschied-zwischen-arm-und-reich-13646185.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] In den Gesundheits- und Pflegeberufen sind die Löhne in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen. Vollzeitbeschäftigte erhielten im April 2024 im Mittel 4.048 Euro brutto ohne Sonderzahlungen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das waren 1.219 Euro mehr als noch vor zehn Jahren. Im April 2014 lag der Bruttoverdienst im Mittel bei 2.829 Euro.

Knapp 1,7 Millionen Menschen sind in Gesundheits- und Pflegeberufen vollzeitbeschäftigt. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) von ihnen sind Frauen.

"Der Verdienstzuwachs fiel in Gesundheits- und Pflegeberufen größer aus als in vielen anderen Berufsgruppen", teilte das Bundesamt mit. "Ein Grund dafür dürfte auch die Einführung und Entwicklung des gesetzlichen Mindestlohns seit 2015 sein, von dem Beschäftigte in Gesundheit und Pflege stärker profitierten als in anderen Berufen."

In der Gesamtwirtschaft verdienten Vollzeitbeschäftigte im April 2024 im Mittel 3.978 Euro brutto. Das waren 988 Euro mehr als zehn Jahre zuvor. In den besser bezahlten Ingenieur- und Luftfahrtberufen fiel das Plus binnen zehn Jahren mit 1.218 Euro beziehungsweise 1.157 Euro ähnlich aus wie in Gesundheits- und Pflegeberufen.

Die Bruttomonatsverdienste stiegen etwa in Transport-, Logistik- und Verkehrsberufen mit 739 Euro unterdurchschnittlich, in Handwerksberufen sowie Metall- und Elektroberufen waren es jeweils 899 Euro.

"Innerhalb der Gesundheits- und Pflegeberufe profitierten vor allem Fachkräfte in der Altenpflege in den vergangenen zehn Jahren von besonders stark gestiegenen Verdiensten", teilte das Statistikamt mit. Vollzeitbeschäftigte Fachkräfte verdienten dort im April 2024 im Mittel 4.228 Euro brutto. Das waren 1.612 Euro mehr als zehn Jahre zuvor. Fachkräfte in der Gesundheits- und Krankenpflege kamen auf 4.310 Euro – rund 1.260 Euro mehr als zehn Jahre zuvor.

In der Gesamtwirtschaft stiegen die Verdienste auf Fachkräfteniveau im selben Zeitraum um 884 Euro auf 3.580 Euro brutto im Monat.

Die hier genannten Medianverdienste bilden jeweils die Mitte der Verteilung und teilen diese in zwei gleich große Hälften: Eine Hälfte verdient mehr und die andere weniger als der Median.


Aus: "Löhne in den Pflege- und Gesundheitsberufen gestiegen" (6. Mai 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2025-05/lohn-gesundheit-pflege-medizin-gehalt

QuoteSegelfalter

Ein ganz erstaunlicher Artikel. Es wird zwar der Einfluss des Mindestlohns erwähnt. Aber nicht die Tatsache, dass für den Pflegebereich ein extra Mindestlohn gilt, der deutlich über dem allgemeinen Mindestlohn liegt. Könnte man ja vielleicht erwähnen.

Der Mindestlohn in der Pflege wird ab 01.07.25 je nach Qualifikation zwischen €16,10 und €20,50 liegen im Gegensatz zu €12,82 regulärer Mindestlohn.

https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/mindestlohn-altenpflege-steigt-2216632


QuoteKrankenpfleger

Bin seit 20 Jahren in der Pflege die 4000€ sind immer noch kein Standard wie der Artikel vermitteln will.

Um 4000€ zu verdienen braucht man schon Vollzeit, 3 Schichten, alle Feiertage in einem sehr anstrengenden anspruchsvollen Beruf. Vollzeit schafft man eigentlich nicht lange.

Nicht vergessen, der Beruf hat sich aus einem extrem niedrigen Lohnniveau entwickelt.


Quotecubafidl

Anbei mal eine Übersicht über die Vergütungen der Pflegekräfte in den einzelnen Bundesländern, falls es jemanden interessiert.

https://www.aok.de/gp/entlohnung-nach-tarif/tarifuebersicht/bundesweite-uebersicht-der-regional-ueblichen-entlohnungsniveaus


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Menschen in Deutschland geben durchschnittlich jeden vierten Euro für das Wohnen aus. Das geht aus Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat hervor, die das Statistische Bundesamt auf eine Anfrage des BSW hin ausgewertet hat.

Den Daten zufolge betrugen die Ausgaben der Menschen in Deutschland für Mieten oder andere Wohnkosten, etwa bei Wohneigentum, im vergangenen Jahr 24,5 Prozent ihres Einkommens. Von Armut bedrohte Personen gaben in Deutschland im Durchschnitt sogar 43,8 Prozent ihres Einkommens für das Wohnen aus, also fast jeden zweiten Euro, hieß es.

Dies seien 5,3 Prozentpunkte mehr als im EU-Durchschnitt. Damit sei gemessen am Einkommen Wohnen fast nirgendwo in Europa so teuer wie hierzulande, kritisierte das BSW am Sonntag in Berlin. In vergleichbaren Ländern wie Frankreich, Österreich oder den Niederlanden liegen die Werte demnach deutlich niedriger.

Höher als in Deutschland war der durchschnittliche Anteil der Wohnkosten laut der Statistik 2024 in Dänemark (26,3 Prozent) und vor allem in Griechenland (35,5 Prozent). Schweden lag etwa mit Deutschland gleichauf. Besonders niedrige Wohnkostenanteile wurden für Zypern (11,4 Prozent), Malta (12,5 Prozent), Italien und Slowenien (jeweils 13,6 Prozent) angegeben. Der EU-Durchschnitt liegt bei 19,2 Prozent.

"Dass in Ländern wie Frankreich oder Österreich die Menschen deutlich weniger für das Wohnen ausgeben, zeigt, dass es auch anders geht", sagte die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht dazu der Nachrichtenagentur AFP. Wagenknecht forderte insbesondere einen bundesweiten Mietendeckel sowie einen höheren Anteil der Gemeinnützigkeit am Wohnungsmarkt.


Aus: "Menschen in Deutschland geben jeden vierten Euro für Wohnkosten aus" (11. Mai 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-05/wohnen-kosten-deutschland-eu-vergleich

QuoteFlorian Schwanitz

An die "Wir müssen mehr bauen"-Fraktion. Das hat die Zeit in einer großen Studie in allen Großstädten ab 100.000 Einwohnern untersucht. Solange Private bauen, senkt das die Mieten nicht, sie steigen sogar weiter.

Für Zeit+ Abonennten sehr lesenswert, für Alle anderen hier das entscheidende Zitat aus dem Artikel:

"Wir haben Statistiken aus 67 deutschen Großstädten ausgewertet – Mietkosten, Einwohnerentwicklung, Wohnungsbestand, Bautätigkeit und weitere Indikatoren, jeweils für die vergangenen zehn Jahre. Manche Städte wachsen schnell, andere langsam. Mancherorts wird viel gebaut, anderswo wenig. Nur die Mieten, sie steigen überall.

Technisch ausgedrückt: Zwischen dem Wohnungsbau und den Mieten gibt es keinen statistisch signifikanten Zusammenhang. Bauen hilft laut diesen Daten kaum gegen steigende Mieten. Wenn aber ein größeres Angebot an Wohnungen nicht zu sinkenden Preisen führt – dann ist der Mietmarkt kaputt.

(...)

In Würzburg ist dreimal mehr gebaut worden, als es der Bevölkerungszuwachs erfordert hätte. Die Mieten sind trotzdem mächtig gestiegen (+41,4%, F.S.)."

https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-03/steigende-mieten-wohnungsbau-deutschland-grossstaedte

Kein Privater Bauherr verzichtet freiwillig auf Rendite. Und diese Rendite zahlen die Mieterinnen und Mieter, die irgendwo wohnen MÜSSEN. Da kann man nicht einfach mal zwei Jahre lang sagen: "Angebot zu teuer, ich wohne nicht." Und exakt diese Zwangslage wird ausgenutzt.

Wir brauchen kommunalen Wohnungsbau.


QuoteMeinungsWeise

Von Armut bedrohte Personen gaben in Deutschland im Durchschnitt sogar 43,8 Prozent ihres Einkommens für das Wohnen aus, also fast jeden zweiten Euro, hieß es.

Sozialer Wohnungsbau ist keine Priorität für Union und SPD.

Wir hatten mal 4 Mio Sozialbauwohnungen. Jetzt sind es noch 1,1 Mio. Aber das Problem wird ja jetzt gelöst, in dem man ein paar tausend arme Schweine an der Grenz abweist. ...


QuoteFarbspiel

Die Frage ist, warum ist die SPD abgestürzt. Weil sie nicht schon lange genug arme Schweine abgewiesen hat? Oder die Versprechen, von schaffen von kostengünstigen Wohnungen nicht annähernd erreicht wurden? Oder beides?


Quotevorderwäldler

Das Geld, dass für die Miete draufgeht und über Heuschrecken ins Ausland wandert, kann hierzulande nicht ausgegeben werden. Jeder Euro mehr bei einem Geringverdiener fließt in Konsum und Bildung, jeder Euro mehr bei Reichen bringt der Gesellschaft gar nichts. Fließt wahrscheinlich immer stärker in Finanzanlagen, die das Leben der Geringverdiener immer teurer macht: Wohnen, Lebensmittel, Gesundheit.Ein Teufelskreis, für den sich die Politik nicht zu interessieren scheint.

Außer den Hetzern, die einfache Lösungen versprechen.


QuoteJohnOfUs

Und das wo hier im Forum immer behauptet wird das die Löhne viel zu hoch und die Wohnkosten im europäischen Vergleich viel zu niedrig wären. Ich bin verwirrt.


QuoteAm4ranth

Wohnungspolitik der Gegenwart: bewusstes in Kauf nehmen von immer größerer Last der unteren Schichten, während die oberen sich ihr Leben vergolden. Versagen in allen großen Parteien durch wegschauen und oder neoliberale Politik.

Was dagegen tun: sozialen Wohnungsbau fördern, Privatisierungen stoppen, Mieten deckeln und Rendite aus Mieten so besteuern, dass man damit das erwähnte gegenfinanzieren kann. Maximalbesitz von Wohnungen und Häusern, sagen wir 5. Genossenschaften bevorteilen und subventionieren.

Kampf der Vonovia und der Deutsche Wohnen! Wohnungen denen, die drin wohnen!


QuoteJoseph1950

Man hat schon zu Goethes Zeiten 25% seines Lohns an Miete bezahlt.


QuoteCutty Sark

Es war nicht alles schlecht damals. /s


QuoteDasBertl

Ein Viertel? Gott wäre das schön niedrig für mich. Ich bin eher bei 55%


QuoteZiegeldieb

Über 30 Jahre beim gleichen Vermieter helfen ganz gewaltig um unterdurchschnittlich Miete zu bezahlen.
Wenn wir jetzt allerdings umziehen müssten (vergleichbar), dann sähe das ganz anders aus.

Da würden aus 15% ganz schnell eher 35-40% werden.


QuoteOF-am-Meer

Das ist nicht richtig. Die Miete kann auch da erhöht werden. Das hängt halt dann nur vom Vermieter ab.


QuoteMariamS

Nur 25% wäre ein Traum. Als Alleinerziehende sind es zumindest bei mir fast 60% des Einkommes (Kindergeld inklusive)


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Textaris(txt*bot)

#1766
Quote[...] Die Arbeitgeber in der Mindestlohnkommission stellen sich gegen eine Erhöhung der Lohnuntergrenze auf 15 Euro für das Jahr 2026.

,,Die Zahl 15 Euro entspringt einem Lohnpopulismus und entbehrt jeglicher rationalen Grundlage", sagte Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der ,,Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstag). Die Zahl 15 Euro stehe ,,für ein ökonomisches Himmelfahrtskommando, wenn man sie mit dem Jahr 2026 verknüpft".

Kampeter gehört der unabhängigen Kommission aus Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertretern an, die Ende Juni über die Erhöhung des Mindestlohns für die Jahre 2026 und 2027 entscheidet.

Auf Forderungen von Arbeitsministein Bärbel Bas (SPD) nach einer Erhöhung auf 15 Euro je Stunde reagierte er mit scharfer Kritik: ,,Die Kommission arbeitet ohne Weisungen – Drohgebärden aus dem Kabinett sind einer Bundesregierung unwürdig", sagte Kampeter. ,,Ich erwarte von der neuen Bundesarbeitsministerin viel Respekt und keine Intervention in die Arbeit der Mindestlohnkommission."

Bas hatte die Kommission am Wochenende aufgefordert, den Mindestlohn mit Wirkung für das Jahr 2026 auf 15 Euro je Stunde zu erhöhen und andernfalls mit einem gesetzlichen Eingreifen gedroht.

Kampeter erinnerte daran, dass das Gesetz von der Kommission eine ,,Gesamtabwägung" auch mit der schwierigen Wirtschaftslage verlange. ,,Angesichts der wirtschaftlichen Daten fehlt mir die Fantasie, wie man einen übermäßigen Anstieg des Mindestlohns um 17 Prozent auf 15 Euro rechtfertigen könnte", sagte er. Jetzt seien ,,Maß und Mitte gefragt, kein Wünsch-dir-was". (epd)


Aus: "Arbeitgeber in Mindestlohnkommission offenbar gegen Anhebung auf 15 Euro" (13.05.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/entbehrt-jeglicher-rationalen-grundlage-arbeitgeber-in-mindestlohnkommission-offenbar-gegen-anhebung-auf-15-euro-13680343.html

Quoteseidi
13.05.25 11:01
Ist doch klar das die Arbeitgeber dagegen sind. Die wollen keine höheren Mindestlöhne, deswegen gab es beim letzten Mal auch nur eine Erhöhung um knapp 40 cent und zwar auf Druck der Arbeitgeber.


Quotebelo2013
13.05.25 09:15

Herr Kampeter ist ja nun der CDU- Mann in der Kommission.

Das er auch gleichzeitig den BDA vertritt passt doch. Same procedure as every year....

Es wird der Untergang der deutschen Wirtschaft beschworen. Mehr Menschen mit mehr Kaufkraft braucht die deutsche Wirtschaft wohl nicht?

Ist es besser, billiger im Ausland zu produzieren, dann aber die Produkte hier teuer zu verkaufen? Natürlich ist es für die Firmen sorum besser, die Menschen in den Billiglohnländern können sich ja die im eigenen Land hergestellten Waren kaum leisten.
Beispiele dazu gibt es zuhauf.


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Quote[...] Der Immobiliendienstleister Ista rechnet bei den Heizkostenabrechnungen für das vergangene Jahr mit deutlich gestiegenen Kosten.

Vor allem die Fernwärmekunden müssten für Heizung und Warmwasser mehr zahlen, erklärte das Unternehmen am Montag. Für eine Musterwohnung von 70 Quadratmetern lägen die Kosten der Fernwärmekunden mit durchschnittlich 1055 Euro rund 225 Euro über dem Vorjahresniveau. Das ist ein Plus von 27 Prozent.

Bei Gaskunden komme mit durchschnittlich 864 Euro Kosten ein Anstieg von 53 Euro und damit sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr zustande, wie Ista in Berufung auf eine Auswertung von 900.000 Heizkostenabrechnungen für 2024 ausführte. Bei Ölkunden seien es hingegen 892 Euro und damit ein Rückgang um 127 Euro (minus zwölf Prozent).

,,Hintergrund für die unterschiedlichen Entwicklungen bei den Brennstoffkosten sind das Auslaufen der Energiepreisbremsen und der Mehrwertsteuersenkung für Fernwärme und Gas", erklärte das Unternehmen. Ista erstellt unter anderem Heizkostenabrechnungen für Immobilienbesitzer.

,,Viele Mieterinnen und Mieter werden für das Heizen ihrer Wohnung mehr zahlen müssen als je zuvor", erklärte Unternehmenschef Hagen Lessing. ,,Das sind weder Prognosen noch Schätzungen, sondern reale Daten aus tatsächlichen Abrechnungen." (AFP)


Aus: "Heizkosten steigen offenbar um bis zu 27 Prozent" (13.05.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/viele-mieter-werden-mehr-zahlen-mussen-als-je-zuvor-heizkosten-steigen-offenbar-bis-zu-27-prozent-13684372.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal waren Wohnimmobilien im bundesweiten Schnitt 3,6 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, zeigen neue Zahlen des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP).

Besonders stark ging es demnach in Metropolen wie Berlin, Frankfurt und Köln nach oben mit rund fünf Prozent, berichtet der Verband, der die wichtigsten Immobilienfinanzierer hierzulande vertritt.

In den sieben deutschen Metropolen verteuerten sich Wohnimmobilien um 4,6 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2024. An der Spitze lagen Köln und Frankfurt mit einem Plus von je 5,2 Prozent, gefolgt von Berlin (4,9), Hamburg (4,6) und München (4,5). In Düsseldorf und Stuttgart fielen die Zuwächse mit 3,2 bzw. 1,9 Prozent moderater aus.

,,Der Mangel an Wohnraum wird immer größer", sagte VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. ,,Für die neue Bundesregierung und das Bundesbauministerium könnten die Herausforderungen in der Wohnungspolitik kaum größer sein." Der Koalitionsvertrag enthalte vielversprechende Ansätze, nun zähle die Umsetzung.

Gemessen am Vorquartal, dem Schlussquartal 2024, stiegen die Immobilienpreise in den Metropolen um 1,8 Prozent – auch das mehr als im bundesweiten Schnitt (1,2 Prozent), so der VDP. Er legt regelmäßig Immobilienzahlen vor, die auf Transaktionen von über 700 Banken basieren.

Auch die Mieten steigen demnach kräftig: Die Neuvertragsmieten in Mehrfamilienhäusern kletterten binnen Jahresfrist um 4,3 Prozent im Bundesschnitt und um 4,4 Prozent in den Metropolen, darunter am stärksten in Berlin mit fast fünf Prozent.

Die Zahlen zeigen, dass sich der Immobilienmarkt zunehmend von seiner Abkühlung erholt. Besonders groß fiel im Bundesschnitt der Preisanstieg bei Mehrfamilienhäusern – ein Zeichen, dass Investoren wieder stärker engagiert sind.

Immobilien haben sich nach jahrelangem Boom seit dem Höhepunkt 2022 spürbar verbilligt. Auslöser war ein starker Zinsanstieg, der Kredite teurer machte. Viele Menschen konnten sich die eigenen vier Wände nicht mehr leisten, Verkäufer mussten ihre Preisvorstellungen senken. Seit vergangenem Sommer haben sich die Immobilienpreise stabilisiert.

Der VDP-Hauptgeschäftsführer Tolckmitt erwartet weiter anziehende Mieten und Preise. Der Anstieg zu Jahresbeginn dürfe aber nicht überbewertet werden. So habe sich das Umfeld getrübt – etwa durch den Zollstreit mit den USA und den Anstieg der Kapitalmarktzinsen, die Immobilienkredite verteuern. (dpa)


Aus: ",,Der Mangel an Wohnraum wird immer größer": Immobilienpreise ziehen in Metropolen stark an" (13.05.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/der-mangel-an-wohnraum-wird-immer-grosser-immobilienpreise-ziehen-in-metropolen-stark-an-13675195.html

Quotenocheiner
12.05.25 16:55

Die letzten beiden Regierungen haben das Thema Wohnen nie bearbeitet. Weder durch Neubau, noch durch Förderung von landeseigenen oder genossenschaftlichen Vermietern, durch Regulierungen am Markt noch durch sonst irgendetwas.

Und eine Lösung wird immer dringender, wenn wir nicht die radikalen Kräfte im Land erstarken lassen wollen. Denn Wohnen ist elementar für das Leben.


QuoteApfelansager
12.05.25 14:58

Endlich gute Nachrichten für Vermieter von Wohnraum.


QuoteSlateGreyOne
12.05.25 15:40
@Apfelansager am 12.05.25 14:58

Bitte?


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Textaris(txt*bot)

#1768
Quote[...] Marie Nasemann und Sebastian Tigges haben sich getrennt. ... Das Ende der Beziehung der beiden interessiert viele hauptsächlich deshalb, weil die 36-jährige Schauspielerin, Autorin (Fairknallt – Mein grüner Kompromiss) und ehemalige Germany's Next Topmodel-Kandidatin (2009 belegte sie den dritten Platz) in sozialen Medien und via Podcast seit Jahren über ihr Familien- und Paarleben spricht. Tigges, früher Anwalt und nun Content-Creator und Podcaster, und Nasemann wälzten öffentlich Herausforderungen wie: Wie geht Sex als Eltern, wie Erziehung, oder was tun gegen Mom-Shaming? Und immer wieder: Wie lässt sich die Familienarbeit fair aufteilen? Es war somit auch viel von Mental Load, Care-Arbeit und von feministischer Vaterschaft die Rede. Mit all dem befassten sich die Eltern zweier Kinder in ihrem Podcast, in vielen Posts oder ausführlichen Interviews.

Was aber in der Debatte über ihre Produkte Marke Beziehungs- und Familientroubles und auch jetzt anlässlich ihrer Trennung gern vergessen wird: All diese Herausforderungen und Probleme werden und wurden in einem Kontext verhandelt, in dem Geld keine Rolle spielt. Viele wissen aus Nasemanns Blog und dem Buch Fairknallt von der privilegierten finanziellen Lage des Paares, andere können es freilich aus den Einblicken in ihr Privatleben ableiten. Gleich vorweg: Es geht nicht um eine "Neid-Debatte", es sei ihnen wohl vergönnt. Doch festgehalten werden muss: Das Familienleben und auch die Trennung von Menschen mit reichlich Geld sind sicher nicht repräsentativ.

Diese Trennung trifft also nicht "uns alle", wie ein Text in Die Zeit anlässlich der Trennungsnachricht vermittelt. Die Trennung von Nasemann und Tigges fühle sich noch einmal "erschreckend näher" und "bedrohlicher an", schließlich könnten sie ihre Nachbarn sein, so die Autorin.

Nein und nein. Diese Trennung fühlt sich für die meisten wohl nicht bedrohlicher als andere Trennungen an, ist ihr Lebensstil doch weit weg vom eigenen. Und ihre Nachbarn könnten sie schon erst recht nicht sein. Denn die Probleme und vor allem die dazugehörigen Lösungsmöglichkeiten, die Art und Weise, wie das alles verhandelt werden kann – das ist lediglich die Lebensrealität wohlhabender Menschen.

Wenn Eigentumswohnungen, Geld für Paar- und Einzeltherapien, Babysitting, Geld für eine zusätzliche Mietwohnung oder weiteres Eigentum kein Thema sind, dann hat das nichts mit dem Leben der meisten zu tun. Diese Unterschiede müssen bei Trennungen unbedingt hervorgehoben werden, wenn jemand schon den Anspruch hat, im Entferntesten etwas Politisches zu tun. Und diesen Anspruch hat Nasemann durchaus. Und vor allem bei Themen wie Sorgearbeit oder Mental Load dürfen sie nicht unter den Tisch fallen.

Denn es ist ein riesiger Unterschied, ob die Mental Load in Anträgen für Wohnbeihilfen oder anderen Unterstützungen liegt oder in der Planung des nächsten mehrwöchigen Urlaubs. Ob er im rechtzeitigen Einkauf während Aktionen im Lebensgeschäft oder Ausverkäufen besteht oder in der Organisation von Babysitting oder Putzkräften. Ob die Familienarbeit im schweißtreibenden Badputzen besteht, womöglich auch noch nach körperlicher Arbeit wie der Pflege, oder im hochkomplizierten Einkauf für die Zubereitung eines vegan-nachhaltigen Mahls für die Kinder liegt. Der Stresslevel der Arbeit, damit die Familie jeden Monat finanziell gut über die Runden kommt, ist ein anderer, als wenn man einen Therapietermin oder eine Yoga-Einheit sausen lassen muss, weil sich jemand nicht rechtzeitig um Babysitter gekümmert hat. Und: Die Frage, ob Trennung oder nicht, ist für Eltern, die kaum finanzielle Ressourcen für getrennte Leben haben, auch eine gänzlich andere.

Es hat sich in den vergangenen Jahren durchgesetzt, dass sich mehr oder weniger alle zur Mittelschicht zählen. Ererbte Wohnungen, die die laufenden Kosten für junge Familien deutlich niedriger halten, sind oft – selbst in linkeren, feministischen Kreisen – ein Tabu. Ebenso der große Vorteil von Eltern, die angesehene und gut bezahlte Jobs hatten und ihren Kindern bzw. den nunmehrigen Jungeltern somit einen habituellen Vorteil verschaffen, um sich zwanglos selbst erfolgreich auf den Weg zu einer bestens bezahlten Karriere zu machen.

Es ist fatal, Leben wie diese als kollektive Erfahrungen zu framen. Unzählige andere, vorwiegend Frauen, bleiben aus finanziellen Gründen bei ihrem Partner. Und wenn sie es nicht tun, stehen für sie ökonomische Belange an erster Stelle, wenn sie Antworten auf die Frage suchen: Wie soll es nun weitergehen?


Aus: "Trennung von Promi-Podcastern: Es waren nicht "unser aller" Beziehungsprobleme"
Eine Kolumne von Beate Hausbichler (13. Mai 2025)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000269355/trennung-von-promi-podcastern-es-waren-nicht-unser-aller-beziehungsprobleme

QuoteWunderknabe Moll

"Viele kennen die beiden..."

Aha...


Quotealright

Ja Frau Hausbichler, was ist denn da los? Kritisieren Sie etwa selbstgerechten Bobo Feminismus? [Bobo ist ein Neologismus, Oxymoron und Akronym, da sich die Abkürzung aus den französischen Wörtern bourgeois und bohémien zusammensetzt. ... Der Lebensstil der Bobos führt zusammen, was bisher als unvereinbar galt: Reichtum und Rebellion, beruflicher Erfolg und eine nonkonformistische Haltung, das Denken der Hippies und der unternehmerische Geist der Yuppies. Der ,bourgeoise Bohemien' ist ein neuer Typus, der idealistisch lebt, einen sanften Materialismus pflegt, korrekt und kreativ zugleich ist und unser gesellschaftliches, kulturelles und politisches Leben zunehmend prägt. ... | https://de.wikipedia.org/wiki/Bobo_(Gesellschaft)] Ich dachte aus Ihren Artikeln bisher, aus der Ecke kommt nur die einzig echte Wahrheit – die Erlösung in all ihrer Glorie! Und jetzt hört man, dass bedingungslose Gesellschaftskritik anscheinend recht einfach ist, wenn man vom Elfenbeinturm predigen kann? Wer weiß, vielleicht könnte man auch mal realitätsnähere Themen betrachten, welche die breite Bevölkerung betrifft? Zb die türkische Mutter im 10., die mit 18 verheiratet wurde und jetzt in der Wohnung mit 4 Kindern sitzt. Oder die Familie aus dem Dorf in OÖ mit dem gewaltätigen FPÖ Hetzer als Patriach. Aber gut, für sowas müsste man sich aus der Comfortzone bewegen...


QuoteForen-Moderation

Hier einige Links zum Weiterlesen:

https://www.derstandard.at/story/3000000244120/gerechtigkeit-ist-kein-oberschichtsthema

https://www.derstandard.at/story/3000000236282/warum-interessiert-klassismus-im-bildungssystem-kaum-jemanden

https://www.derstandard.at/story/2000139727527/iran-die-unterdrueckung-und-der-widerstand-fangen-bei-den-frauen

https://www.derstandard.at/story/2000138448136/klassenbewusstsein-ab-der-ersten-klasse


QuoteGeorges_Danton

Ich Folge Nasemann (so wie auch Tara Tabita) schon einige Zeit als eine Art umgekehrten Sozial-Porno. Die beiden sind in ihrer Wohlstands Bobo-Bubble so völlig entrückt von der Lebensrealität echter Menschen - das ist sehenswert. Uns sie sind halt die ,,Meinungsführer" in einem gewissen Milieu. ZB wird es als unglaublich feministisch/queeres Statement gesehen, wenn sich ein Hetero-Mann die Fingernägel lackiert. Gleichzeitig putzt die polnische Putzfrau, die Designer-Küche. Und um die Beziehung als Eltern wieder in Schwung zu bringen, nimmt man sich halt 3 Monate Auszeit in der spanischen Finca. Anreise mit dem Audi Q7 (eh Hybrid).


QuoteJene Grüne Straßenkatze

Danke. Es ist generell schwierig, wenn gesellschaftliche Themen im Privileg abgehandelt werden; viel zu selten kommen im oft akademischen Diskurs die Leute zu Worte, die unterhalb der Oberen Mittelschicht sind. ...


QuoteHansi Froh

Danke für diesen Artikel. Habe nie von diesem Paar gehört aber es ist ein wichtiges Thema. Vielen alleinerziehenden und allein gelassenen Müttern droht Verarmung und leider oft auch soziale Ächtung.


Quotephuxxx

Ich denke, für sehr viele Menschen ist es ein eigener Reiz, dass auch solche Menschen "echte" Probleme haben. Wovon würden sonst die gesamte Klatschpresse leben, wenn nicht von Dramen in den Häusern Windsor & Co?

Dass sich das Ganze jetzt nicht mehr nur auf den Seiten von Goldenen Blättern abspielt sondern auch im Internet, ist nicht wirklich erstaunlich. Neu ist daran maximal, dass es nicht mehr um gekrönte Häupter und Stars und Sternchen geht, sondern um Menschen, deren Glamourstatus sich ausschließlich aus fleißiger Eigenvermarktung speist.

Da ich schon nie verstanden haben, warum sich Menschen so sehr für das Leben von Königs & Co interessieren, fehlt mir für Influencerdramen sowieso jede Antenne. In irgendeinem Kommentar hier las ich etwas von "umgekehrten Sozialporno". Ja, vermutlich.

Übrigens: Menschen ihr Leid abzusprechen ist schon jenseitig. Und eine Trennung ist Leid, egal, mit wieviel Kohle die versüßt wird.


Quotemorte100

Mental Load von priviligierten Menschen ist immer noch Mental Load. Wann lernt ihr das endlich? ...


QuoteForen-Moderation

Es wird nicht gesagt, dass privilegierte Menschen keinen Mental Load haben, sondern angeprangert dass (zB in der Zeit) die Situation von Wohlhabenden stellvertretend für die Probleme aller herangezogen wird.


QuoteBergFreiGeist

was bitte ist denn Mom-Shaming?
Mental Load klingt auch irgendwie wichtig.

Und dann noch: brauchts denn für Podcasts zwingend i-pods und spielen die auch ein bissel Werbung mit drauf und gibt es noch irgendein Thema, wo es noch keinen Podcast dazu gibt und was verdient man denn so als Podcaster?


QuoteTitus Feuerfuchs

Ich bin Abonnent der Zeit (Wochenzeitung).

Es schockiert mich, dass diese Zeitung über so einen Schmafu berichtet und die andere abonnierte Zeitung (der Standard) über den Bericht dieses Schmafus berichtet. Ein Paradebeispiel für ein selbstreferentielles System (Medienblase), das sich selbst perpetuiert.


QuoteFonyMC

Als Familie mit 2 Kindern und 2 Full time jobs haben wir Gott sei dank keine Zeit uns auch noch mit den Familienproblemen irgendwelcher, wildfremden Personen zu beschäftigen.


QuoteHansi Froh

... Habe nie von diesem Paar gehört aber es ist ein wichtiges Thema. Vielen alleinerziehenden und allein gelassenen Müttern droht Verarmung und leider oft auch soziale Ächtung.


QuoteAufklaerung

Die Trennung war vorhersehbar, die Frau hat die (unbewusste und sexuelle) Anziehung gegenüber ihrem Mann verloren.

Und das liegt an der Verhaltensweise von "feministischen Männern".

Manche Frauen predigen zwar auf der Sprachebene, dass der Mann weibliche Verhaltensweisen annehmen soll, aber das unbewusste Verhalten dieser Frauen belegt, dass diese beim Mann extrem unattraktiv sind, und dadurch die Frau die Anziehung verliert. (oder halt mit nem "männlichen Mann" fremdgeht)

Und das gilt unabhängig zum ökonomischen Status. Derartiges Paarverhalten ist empirisch gut untersucht. (wird halt von Feministen oft ignoriert)


QuoteKelAdo

Das ergibt leider alles überhaupt keinen Sinn. Wenn die Frau die sexuelle Anziehung verliert, geht doch der Mann fremd, nicht umgekehrt. Und was sollen "weibliche Verhaltensweisen" sein? Millionen Männer auf der ganzen Welt schwingen regelmäßig den Kochlöffel, es kann aber keine Rede davon sein, dass die deshalb "extrem unattraktiv" werden.


QuoteForen-Moderation

Ich lehne mich einmal aus dem Fenster und würde behaupten, viele Frauen finden es nicht unattraktiv, wenn ein Mann in der Lage ist, z.B. seine eigene Wäsche (und die seiner Kinder) zu waschen oder (für alle) zu kochen und die Wohnung sauber zu halten - ich denke, eher das Gegenteil wäre der Fall. Oder welche Verhaltensweisen meinen Sie, die Frauen von Männern erwarten, die sie aber gleichzeitig unattraktiv finden? (him)


QuoteAufklaerung

Nein, eben nicht

Abseits der Moralebene gilt:
Auf der Sprachebene wird das von dir beschriebene Verhalten zwar kundgetan, gefordert, etc, aber das V e r h a l t e n der weiblichen Akteure ist dem gänzlich entgegengesetzt. Sobald Mann sich zu sehr beeinflussen, zu sehr "erziehen" lässt, verabschiedet sich die Anziehung der Frau. Das ist überwiegend ein unbewusster Prozess.

Man könnte pointiert sagen: Frauen sagen das eine (bewusst), und tun das andere (unbewusst)

Stark konstruktivistische, moralistische und beeinflussende (somit feministische) Strömungen, Sichtweisen und Akteure nehmen diese Tatsachen nicht wahr, ignorieren diese bzw. verdecken diese im Mantel der "politischen Unkorrektheit".


QuoteZweigradnedmehr

Wow...

Wenn ich mir die Scheidungs- und noch viel größere Trennungsrate, weil nicht verheiratet, in meinen Umfeld so ansehe, muss es eine enorme Menge von "sexuell unattraktiven Männern aufgrund weiblicher Verhaltensweisen" geben. Nach außen wirkt das gar nicht so und sagen tun die Expartner auch komplett etwas anderes. ...


QuoteKurzeListeOesterreichs

Es gibt eine Korrelation zwischen der Scheidungsrate und der Mülltrennrate eines Landes.


Quoteespre66o

...vor allem..

...was ist "Mental Load"???
Der Rest is ma wurscht


Quotemorgause

Wissen Sie, wann der nächste Zahnarzttermin des Sprösslings ist, welche Schuhgröße ihr Sohn hat, wann die Tochter das selbstgebastelte Kostüm in der Schule braucht, welches Geburtstagsgeschenk Ihre Mutter bekommen soll, wieviel Milch und Klopapier noch daheim sind, wann das Auto zum Service muss und wann man Pässe erneuern muss? Wenn Sie das alles beantworten können, tragen Sie in Ihrem Leben den mental load.


QuoteKelAdo

Ich habe sogar ein Beispiel für einen "typisch männlichen" mental load. Mein Mann kümmert sich um alle Autos der Familie, mitsamt den erwachsenen Töchtern sind das vier Stück (lauter alte Fahrzeuge, sollte ich noch dazusagen).

Er weiß, wann bei wem Service und Pickerl fällig ist, kauft Scheibenreiniger, wenn er im Sonderangebot ist, hat einen Plan, wenn alle Reifen gewechselt werden müssen und kümmert sich auch darum, wenn ein Auto komische Geräusche macht und eine größere Reparatur fällig wird.

Der Rest der Familie steigt einfach ins jeweilige Fahrzeug und fährt los. Ich habe mir seit 20 Jahren keine Gedanken mehr gemacht, ob ich einmal den Reifendruck überprüfen sollte oder den Ölstand.



QuoteKämmerer55

"Geerbte Wohnungen sind bei Feministinnen ein Tabu." Inwiefern, bitte? - Bin mir sicher, auch eingefleischte Feministinnen nehmen die von den Vätern erarbeiteten Eigentumswohnungen und Häuser am Land mit Handkuss.

...


QuoteJene Grüne Straßenkatze

Sie dürften das als "ist ein No-Go" gelesen haben, aber hier geht's ums Drüber Reden, also davon, dass das eigene Privileg ein Tabu (auch vor sich selbst) ist, halt auch, weil es die eigene Erzählung abschwächen kann, darauf hinzuweisen, dass man auch mit starken Vorteilen zu tun hat.


Quotesutimae

Gemeint ist denke ich das "Tabu" sich damit kritisch oder zumindest offen zu befassen. Und sich einzugestehen, dass man eben doch auf der Butterseite gelandet ist und ohne eigenes Zutun einem ziemlichen Startvorteil bekommen hat.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Mit einem neuen Dresscode hat der Kaffeehauskonzern Starbucks seine Mitarbeitenden gegen sich aufgebracht. Seit Montag gelten bei Starbucks in den USA und Kanada strengere Kleidervorschriften für die firmeneigenen und lizenzierten Filialen. Baristas müssen nun schwarze Hemden tragen. Andere Farben wie Grau, Braun oder Weiß sind nicht mehr zulässig. Hosen dürfen nur noch die Farben Khaki, Schwarz oder Blau haben. Pflicht bleibt die grüne Schürze mit Starbucks-Logo, sie soll das zentrale Element des Outfits sein. Die bisherige Richtlinie erlaubte eine größere Auswahl an dunklen Farben und gemusterten Hemden.

Die Einführung der neuen Kleiderordnung hat zu erheblichen Protesten geführt: Mehr als 1000 Starbucks-Baristas in 75 Filialen in den USA streiken seit Sonntag, teilte die Gewerkschaft Starbucks Workers United mit. Sie vertritt rund 570 der über 10.000 unternehmenseigenen Filialen in den USA und sieht die Änderungen kritisch. Die Gewerkschaft betont, dass bereits eine vorläufige Vereinbarung zur Kleiderordnung bestand und die neuen Vorgaben nicht mit den derzeit laufenden Tarifverhandlungen vereinbar sind.

Viele Baristas kritisieren, dass sie gezwungen werden, neue Kleidung zu kaufen. Das sei angesichts niedriger Löhne und unsicherer Arbeitsplätze eine Zumutung. Mitarbeitende kritisierten zudem, dass auf der internen Website weiterhin Kleidung mit Firmenlogo verkauft wird, die nach der neuen Richtlinie nicht mehr getragen werden dürfe. "Den Kunden ist es egal, welche Farbe unsere Kleidung hat, wenn sie 30 Minuten auf einen Latte warten", zitiert die Nachrichtenagentur AP eine Starbucks-Mitarbeiterin.

Starbucks kündigte an, nach der Änderung jedem Mitarbeiter zwei kostenlose schwarze T-Shirts zur Verfügung zu stellen. Die Neuerung ziele darauf ab, die grünen Schürzen stärker hervorzuheben und eine einheitliche, einladende Atmosphäre in den Filialen zu schaffen. Der vereinfachte Dresscode soll "Kunden ein Gefühl der Vertrautheit vermitteln, ganz gleich, welche Filiale sie in Nordamerika besuchen", heißt es.

Das Unternehmen erklärte am Mittwoch, die Streiks hätten nur minimale Auswirkungen auf den Betrieb gehabt. Starbucks zufolge sind über 99 Prozent seiner US-Filialen weiterhin geöffnet und bedienen Kunden. Das Unternehmen wies außerdem darauf hin, dass sich nach eigenen Angaben der Gewerkschaft weniger als ein Prozent der Starbucks-Mitarbeitenden an den Arbeitsniederlegungen beteiligten und einige Filialen weniger als eine Stunde geschlossen waren.

Die Umsätze von Starbucks sind zuletzt deutlich zurückgegangen, sowohl in den USA als auch international. Besonders in den USA, dem wichtigsten Markt, sank der Umsatz in vergleichbaren Filialen bereits das fünfte Quartal in Folge. Viele Kunden empfinden die Starbucks-Preise als zu hoch und sind immer weniger bereit, für einen Kaffee sechs Dollar oder mehr zu zahlen. Das führt dazu, dass vor allem Gelegenheitskunden wegbleiben. Besonders während der morgendlichen Stoßzeiten kommt es zu langen Wartezeiten, was dazu führt, dass ein signifikanter Anteil der mobilen Bestellungen abgebrochen wird.


Aus: "Starbucks verärgert Beschäftigte mit neuen Kleidungsvorschriften" (15.05.2025)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Starbucks-veraergert-Beschaeftigte-mit-neuen-Kleidungsvorschriften-article25769300.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Kinder und Jugendliche in Unterkünften: In Hamburg leben laut Sozialbehörde rund 15.500 Kinder und Jugendliche in öffentlichen Unterkünften. In den Erstaufnahme-Einrichtungen hielten sich zum Stichtag 4. April 2025 insgesamt 4.224 Personen auf, darunter 1.009 Minderjährige. In den Folge-Unterkünften lebten zum Stichtag 31. März 2025 41.122 Personen, davon 14.506 Minderjährige. Dazu zählen Wohnunterkünfte, das sogenannte Jungerwachsenen-Programm und andere kurzfristig geschaffene Interimsstandorte wie auch Hotels. An diesen Orten sind neben Asylsuchenden auch Wohnungslose untergebracht.

Kaija Kutter: Herr Waziri, wie geht es den Kindern und Jugendlichen in Hamburgs Unterkünften?

Yama Waziri: Die Lage ist schlimm, denn die Familien finden keine Wohnungen. Ich arbeite seit 2015 in diesem Bereich und betreue Jugendliche, die ich kenne, seit sie klein sind. Die verbringen ihr ganzes Leben in der Unterkunft und kennen gar nichts anderes.

Kaija Kutter: Wie viele sind das etwa?

Yama Waziri: In den Unterkünften, die ich betreue, stellen Kinder zwei Drittel der Bewohner.

Kaija Kutter: Warum kriegen die Familien keine Wohnung?

Yama Waziri: Es gibt keine. Wenn man vier, fünf Kinder hat, ist das schwierig. Die Sozialbehörde geht davon aus, dass ein Mensch nur sieben Quadratmeter braucht. Bei den jungen Erwachsenen ist das noch extremer, die haben teils nur eine Plane, die sie von den anderen im Zimmer trennen. Das sind junge Menschen, die so 18 oder 19 sind.

Kaija Kutter: Was ist Ihre Funktion?

Yama Waziri: Ich leite First Contact, eine Migranten-Selbstorganisa-tion, die nach längerem Kampf als Träger anerkannt ist. Wir versuchen Familien, Kinder, alleinstehende Jugendliche im Sozialraum zu integrieren.

Kaija Kutter: Wie machen Sie das?

Yama Waziri: Wir holen die Kinder ab und versorgen sie mit Projekten. Also sei es zum Skaten, zum Fußball, zum Tanzen. Wir kochen, wir malen, wir basteln mit ihnen. Das alles halt. Wir bieten den Kindern auch Sportkleidung und Schuhe an, über Spenden.

Kaija Kutter: Wie viele Leute sind Sie?

Yama Waziri: Nicht viele. Wir haben eine Erzieher- und eine Sozialpädagogen-Stelle und vier Minijobber. Die übrigen sind Ehrenamtliche und Honorarkräfte.

Kaija Kutter: Wo machen Sie das?

Yama Waziri: Wir haben über die Jahre eine Infrastruktur aufgebaut und unsere Hallen und Kooperationspartner dafür, im Bezirk Mitte und in Eimsbüttel, in Bergedorf und Altona.

Kaija Kutter: Sie haben jüngst beim Hamburger Kinder- und Jugendhilfegipfel davor gewarnt, dass diese Kinder isoliert sind, weil die Unterkünfte isoliert sind [https://taz.de/Verbandschefin-ueber-Jugendarbeit/!6076283/].

Yama Waziri: Das ist belegt. Sehr viele dieser Unterkünfte liegen in Gewerbegebieten. Da gibt es weder einen Sportplatz noch eine Kulturstätte oder Kita. Die Kinder müssen weit laufen, um Freizeitaktivitäten wahrzunehmen. Wir begleiten zum Beispiel Unterkünfte an der Spaldingstraße und der Nordkanalstraße. Da existiert gar keine soziale Infrastruktur.

Kaija Kutter: Was soll die Stadt tun?

Yama Waziri: Diese Familien brauchen Wohnungen. Die Kinder sind nicht behütet, solange sie keine Wohnung haben, in der sie mit ihrer Familie leben können. Das ist wichtig, weil das Leben in den Unterkünften die Menschen krank macht. Wir können mit den Kindern ein paar schöne Stunden verbringen. Auch die Schule ist vielleicht ein guter Ort. Aber sobald sie wieder zu Hause sind, sind sie in diesem beengten Raum, wo du als Kind keine Privatsphäre hat. Man stelle sich vor: Du lebst von 2015 bis 2025 in einer Unterkunft, teilst dir das Zimmer mit Geschwistern und kommst in die Pubertät. Du hast keine Privatsphäre und eine ganz andere Tagesstruktur als normale Bürger. Es leben dort fast zehn Prozent der Bevölkerung, die die Stadtplanung nicht beachtet, weil die Unterkünfte nur eine Interimslösung sind, die Jahr für Jahr verlängert wird.

Kaija Kutter: Wie kann die offene Kinder- und Jugendarbeit helfen?

Yama Waziri: Die muss ohnehin gucken, ob ihre Angebote zeitgemäß sind. Aber diese Kinder brauchen Angebote, um eine Flucht aus der Unterkunft zu ermöglichen. Da muss eine Abholung stattfinden.

Kaija Kutter: Man kann das nicht in der Unterkunft machen?

Yama Waziri: Nein. Dort wo es Container sind, ist es zu hellhörig und im Sommer die Hitze unerträglich. Sehr gut machen es Falkenflitzer und der Spiel-Tiger. Die fahren da rein mit ihrem Spielmobil und schauen, was die Kinder brauchen. Aber nur ein- oder zweimal in der Woche. Gerade bei schlechtem Wetter haben die Kinder es schwer, ihren Bedürfnissen nachzugehen. Man hat keine Skateboards oder Schlittschuhe, keinen Ball oder keinen Platz, wo man kicken kann, nur Asphalt oder Steinboden.

Kaija Kutter: Bräuchte man für jede Unterkunft ein Abhol-Angebot?

Yama Waziri: Das ist eine Traumvorstellung. Wir von First Contact machen das ja so: Wir besprechen mit der Unterkunftsleitung, wie wir die Kinder abholen können, wie viele es sind und was sie brauchen. Die Kinder können natürlich Wünsche äußern, die sind aber oft schwer zu realisieren. Sei es, dass sie in einen Indoor-Spielplatz wollen, wo sie klettern können oder ins Freizeitbad zum Schwimmen wollen. Das ist vom Budget, das die Stadt uns gibt, nicht bezahlbar.

Kaija Kutter: Ein Indoor-Spielplatz wäre zeitgemäß?

Yama Waziri: Ja, Kinder von vier Jahren bis 13 oder 14 fühlen sich dort wohl. Aber die Älteren in der Pubertät brauchen anderes. Für die sind Influencer ganz wichtig. Die Kinder laufen meistens nur mit ihren Handys rum. Die Familien geben sie ihnen zur Beruhigung in den beengten Räumen, damit sie irgendwas spielen können. Wir müssten mit den Kindern besprechen, was für sie eigentlich toll ist. Deren Bedürfnisse sind komplett anderer Natur als das, was wir Pädagogen wichtig finden.

Kaija Kutter: Was fordern Sie von der neuen Koalition in Hamburg?

Yama Waziri: Wir bräuchten einen Stützpunkt für Kinder und Jugendliche und junge Erwachsene, wo ihnen Bewegung und Kultur angeboten wird und wir ihre Bedürfnisse bedienen können. Wir brauchen ein großes Jugendzentrum mit 15 oder 16 Fachkräften, wo wir unterschiedliche Problematiken besprechen und Lösungsstrategien erarbeiten können. Die Jugendlichen brauchen einen Ort.

Kaija Kutter: Wo wäre der Ort dafür?

Yama Waziri: Es gibt die Idee, in der Hafencity einen Stützpunkt für moderne Jugendarbeit zu bauen. So ein Zentrum mit Indoor- und Outdoor-Sportanlage, mit Beach-Club, Beach-Fußball und Kultur und Musik. Eben für Kinder und Jugendliche, die sonst keine Chance haben, sich mit anderen Kulturen auszutauschen. Es sind Jugendkids, Straßenkinder, die ein ganz eigenes Kulturverständnis haben. Menschen gehen zur Oper, die Kinder gehen halt Cornern, sitzen an der Ecke und hören Musik.

Kaija Kutter: Sie wären mit einem Zentrum zufrieden? Bräuchte man nicht drei oder vier?

Yama Waziri: Klar, aber wir haben ja nicht mal einen Stützpunkt. Dabei ist der Bedarf enorm. Wir wissen, es gibt die Jugendlichen. Aber wir befassen uns nur mit ihnen, wenn es Probleme gibt.

Kaija Kutter: Haben Sie diese Forderung schon an die Verantwortlichen in der Politik gerichtet?

Yama Waziri: An die Politik richten wir bisher nur den Wunsch nach Wohnungen. Zumal die Unterkünfte für den Staat auch teurer sind als Wohnungen. Und wir wissen, dass es Probleme gibt, wenn wir zu hohe Forderungen stellen.

Kaija Kutter: Eine Neid-Debatte?

Yama Waziri: Genau. Egal was passiert, der Sündenbock ist der Geflüchtete. Sie haben keine Lobby.

Kaija Kutter: Aber die geflüchteten Kinder haben ihr eigenes Jugendparlament, wie man hört?

Yama Waziri: Ja. Da sich die Stimmung seit 2015 so geändert hat, haben wir von First Contact vor zwei Jahren gesagt, die Kinder und Jugendlichen müssen selber über ihre Lebenssituation berichten und haben ein Jugendparlament vorgeschlagen. Die Jugendlichen fanden das eine tolle Idee. Seitdem trifft es sich mindestens einmal im Monat, zu Gast bei der Elternschule Mümmelmannsberg.


Aus: ",,Diese Kinder sind nicht behütet"" Interview von Kaija Kutter (19.5.2025)
Quelle: https://taz.de/Sozialarbeiter-ueber-miese-Unterkuenfte/!6082998/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] In Österreich arbeiten ungarische Paketzusteller bis zu 17 Stunden täglich und syrische Essenslieferanten für sechs Euro pro Stunde. In den vergangenen Jahren starben in Österreichs Wäldern mehr als ein Dutzend rumänische Forstarbeiter. Indische Reinigungskräfte beklagen sexuelle Übergriffe, während sie ohne Papiere die Wohnungen von Diplomat*innen und Professor*innen putzen. Die Betroffenen eint, dass sie für das Funktionieren der österreichischen Gesellschaft unverzichtbar sind – und dafür Unmenschliches erfahren. Sie haben keine Lobby, ihre Stimmen sind marginalisiert.

Johannes Greß, Autor des Buches ,,Ausbeutung auf Bestellung", hat mit dutzenden Betroffenen in den vergangenen Jahren gesprochen und dabei nachgezeichnet, wie Unternehmen in Österreich mit der Ausbeutung von Migrant*innen Profit machen – und wir alle dafür bezahlen. Um daran etwas zu ändern, müssen sich Gewerkschaften neu organisieren und politische Organisationsformen jenseits von Betriebsräten und Kollektivverträgen gefunden werden.

Johannes Greß arbeitet als freier Journalist in Wien und recherchiert seit vielen Jahren zu prekären Arbeitsbedingungen und Migration. Sein Buch ,,Ausbeutung auf Bestellung" wurde unlängst mit dem ,,Bruno Kreisky Preis für das politische Buch 2024" ausgezeichnet. Am 4. April hat er sein Buch an der Universität Hamburg vorgestellt. Den Mitschnitt dieser Lesung hört ihr hier im mosaik Podcast [https://mosaik-blog.at/ausbeutung-auf-bestellung/].

"Ausbeutung auf Bestellung" Buch, ÖGB Verlag (12.08.2024)
In Österreich arbeiten ungarische Paketzusteller bis zu 17 Stunden täglich und syrische Essenslieferanten für sechs Euro pro Stunde. ...
https://shop.oegbverlag.at/ausbeutung-auf-bestellung-9783990466971


Aus: "Ausbeutung auf Bestellung" Mosaik Podcast (15. Mai 2025)
Quelle: https://mosaik-blog.at/ausbeutung-auf-bestellung/

https://www.johannes-gress.at/

Das FYI-Kollektiv ist ein Zusammenschluss von sechs freien Journalist:innen. Wir recherchieren zu den Themen Umwelt und Klima, Wirtschaft und Arbeit, Migration und Flucht, über Geschlechterverhältnisse, Diskriminierung, Korruption und Rechtsextremismus. 
https://www.fyi-kollektiv.at/

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der internationale Bananenkonzern Chiquita hat in Panama die Entlassung Tausender Arbeiter angekündigt – weil diese seit fast einem Monat streiken. Das Unternehmen teilte zur Begründung mit, dass durch die ungerechtfertigte Arbeitsniederlegung auf Farmen und in Betriebszentren wirtschaftliche Verluste in Höhe von mindestens 75 Millionen US-Dollar (umgerechnet circa 66 Millionen Euro) entstanden seien. Medienberichten zufolge sind rund 4.900 Beschäftige ohne festen Vertrag von den Kündigungen betroffen.

Schon seit Ende April beteiligen sich Arbeiter auf den Bananenplantagen an einem Streik verschiedener Gewerkschaften gegen eine Rentenreform. Außerdem protestieren sie mit dem Streik zusammen mit Lehrern, Indigenen und Bauarbeitern auch gegen ein gerade unterzeichnetes Sicherheitsabkommen zwischen Panama und den USA, welches eine verstärkte US-Militärpräsenz am Panamakanal ermöglicht.

Der Bananenkonzern Chiquita hat in Panama circa 7.000 Mitarbeiter. Bananen des Konzerns aus Panama werden auch nach Deutschland exportiert.

Der rechtsgerichtete Präsident José Raúl Mulino kritisierte die Gewerkschaften. "Wir wissen nicht, wie wir ihnen den enormen Schaden erklären sollen, den ihre Unnachgiebigkeit anrichtet", sagte er. Zwei Gewerkschaftsführer wurden in den vergangenen Tagen festgenommen, ein dritter flüchtete in die bolivianische Botschaft.


Aus: "Bananenkonzern Chiquita entlässt wegen Streiks Tausende Arbeiter" (23. Mai 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2025-05/chiquita-bananen-arbeiter-panama-streik

QuoteHarmlos01

United Fruit / Chiquita ist schon immer ein Quell von Arbeitnehmerrechten und Fortschritt gewesen.
Man google mal Banana Wars...


QuoteDimebag

7.000 Mitarbeiter, davon knapp 5.000 ohne festen Vertrag. Geil.


QuoteFlorian Schwanitz

Ein weiteres Beispiel für den Kapitalismus im Endstadium.


Quotederarmedino

Endstadium? Von welchem Endstadium sprechen sie. Der Kapitalismus ist nirgends im Endstadium, vielleicht diverse Varianten des Kapitalismus aber mehr auch nicht. Mit das dümmste was ich seit einiger Zeit gelesen habe.


QuoteFlorian Schwanitz

Antwort auf @derarmedino

Dann sollten Sie womöglich mal die Augen öffnen. Das ist nur eins der vielen Beispiele von Unternehmen, die zu niedrig entlohnen und Gewerkschaften und Streiks bekämpfen, und das obwohl sie ordentlich Profit einfahren. Hier, ein weiteres, amazon:

"Die Schließungen seien Teil einer Kampagne gegen die Gewerkschaft und die Beschäftigten, sagte CSN-Präsidentin Caroline Senneville. Das Vorgehen von Amazon verstoße zudem gegen das Arbeitsgesetz."

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/amazon-standorte-quebec-gewerkschaft-li.3187975

Sie können sich ja mal die Vermögensverteilungen pro Land anschauen. Die Konsequenz aus zu niedrigen Löhnen ist, das immer mehr erwirtschaftestes Vermögen in den Händen Weniger landet. Selbst in Deutschland, das noch viel umverteilt und ein starkes Arbeitsrecht hat, besitzen die oberen 10% Vermögenden mittlerweile ZWEI DRITTEL des gesamten Privatvermögens und die untere Hälfte der Gesellschaft seit 1978 (!) durchgehend Nichts:

https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-08/vermoegen-ungleichheit-entwicklung-einkommen-diw

Milliardäre beeinflussen mit ihrem Geld Medien und Politik Richtung Faschismus. Trump, Musk, aber auch der deutsche Milliardär Frank Gotthardt, der Julians Reichelts rechtsradikales Medienportal Nius finanziert.

Wer aber vom Kapitalismus nicht reden möchte, soll zum Faschismus schweigen. ...


Quotewie du mir so ich dir

Leute es geht gegen eine Rentenreform. Nicht um Missstände bei Chiquita.
Soll Chiquita die Streikenden bezahlen? Das wäre absurd.


QuoteKurome

Was soll man von einem Konzern, der jahrzehntelang mit CIA-Todesschwadronen gearbeitet hat, auch erwarten...


QuoteAlexander Leister

Genau sowas zeigt, wie wichtig auch das Lieferkettengesetz wäre, das gerade von der Großen Ko**e geschliffen wird.




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"Bananen-Imperium Krumme Geschäfte" (05. März 2002)
Drei Abenteurer gründen 1899 die United Fruit Company, heute bekannt unter dem Namen Chiquita. Der Konzern mischt sich jahrezehntelang rücksichtslos in die Politik ein und degradiert souveräne Staaten zu Bananenrepubliken. ...
https://www.stern.de/wirtschaft/news/bananen-imperium-krumme-geschaefte-3638966.html

" ... Am 6. Dezember 1928 wurden zwischen 47 und bis zu 2000 streikende Arbeiter der Firma von Militärtruppen in Ciénaga (Kolumbien) ermordet. Die Arbeiter demonstrierten gegen die schlechten Arbeitsbedingungen. Dieses Ereignis ist als Masacre de las Bananeras ,Bananenmassaker' in der Geschichte Kolumbiens bekannt. Im Roman Hundert Jahre Einsamkeit beschreibt Gabriel García Márquez den unmenschlichen Einfluss der UFC in Kolumbien. Pablo Neruda bearbeitet das Wirken der UFC in seinem Gedicht La United Fruit Co., das Teil des Gedichtzyklus Canto General ist. Dieses Gedicht findet auch Eingang in die partielle Vertonung des Canto durch Mikis Theodorakis. ..."
https://de.wikipedia.org/wiki/Chiquita_Brands_International (18. Mai 2025)

...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Anabel Schröter: Knapp 30 Prozent der Harvard-Studierenden kommen aus dem Ausland. Sie sind einer davon. Die US-Regierung hat der Elite-Universität die Genehmigung entzogen, internationale Studierende zu unterrichten. Kurze Zeit später stoppte eine Richterin das Vorgehen – vorerst. Sie sind einer der Studenten, um die es geht. Einer aus dem Ausland. Wie nehmen Sie die Situation wahr, Herr Gritzbach?

Michael Gritzbach: Ich muss sagen, wir waren alle nicht unbedingt überrascht. Aus den Gesprächen mit den Dekanen und dem Studierendenparlament wussten wir, dass es die Option gibt. Das hatte die Trump-Regierung bereits angekündigt. Wir haben nur alle gehofft, dass sich die Administration umentscheidet.

Anabel Schröter: Sie haben sich nach der Verkündung auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn dazu geäußert. In Ihrem Beitrag schreiben Sie, dass jetzt die Zukunft vieler Studenten in Gefahr ist. Wie meinen Sie das genau?

Michael Gritzbach: Als Deutscher habe ich den Vorteil, dass ich mir nur ökonomische Sorgen machen muss. Schließlich zahlen wir viel Geld, um in Harvard studieren zu können. Aber es bringt uns nicht in Gefahr. Für Studierende aus anderen Ländern bestehen hingegen größere Sorgen. Sie müssen möglicherweise in ein Land zurückkehren, in dem Krieg herrscht. Aber auch die generelle Lebensplanung ist in Gefahr. ... Durch mein Masterprogramm haben ich und viele meiner Kommilitonen ein Visum erhalten, mit dem wir zwei Jahre in den USA studieren und anschließend bis zu drei weitere Jahre in den Staaten arbeiten dürfen. Außerdem haben wir die Möglichkeit, uns auf eine Green Card zu bewerben. Manche Menschen haben jetzt ihren Abschluss und bereits in den Staaten eine Familie gegründet. Plötzlich werden aber ihre Visa abgeschaltet und sie dürfen nicht arbeiten, weil es dann illegal wäre. Dadurch kann die ganze Welt für sie zusammenbrechen.

...


Aus: "Trump gegen Harvard: ,,Dadurch kann die ganze Welt zusammenbrechen"" (24.05.2025)
Quelle: https://www.wiwo.de/politik/ausland/trump-gegen-harvard-dadurch-kann-die-ganze-welt-zusammenbrechen/100130408.html

Textaris(txt*bot)

"Elektrowerkzeuge:Bosch verlagert Produktion zweier Werke ins Ausland" Benjamin Wagener, Michaela Seiser (22.04.2025)
Die Produktion von Bohrmaschinen und Winkelschleifern in Leinfelden-Echterdingen und Sebnitz läuft Ende 2026 aus. Damit sinkt die Zahl der Beschäftigten dieser Bosch-Sparte in Deutschland um ein Drittel. ...
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/stellenabbau-bei-bosch-kuerzung-auch-in-verwaltung-und-entwicklung-110432361.html

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Quote[...] Ungarn ist beliebt bei der deutschen Industrie. Ob Audi, BMW, Mercedes, Eberspächer, Balluff – sie alle haben dort Niederlassungen, die sie erweitern, die Produktion dorthin verlegen. Dass Ungarn laut Transparency International auch 2024 wieder als korruptestes Land innerhalb der EU gilt, scheint für die Investoren keine Bedeutung zu haben.

Im September vorigen Jahres veröffentlichte das Institut für europäische Politik eine Studie über deutsche Unternehmen in Ungarn. Beschrieben wird, wie Orbán und seine Fidesz-Leute dort – auch deutsche – Unternehmen unter Druck setzen, um sie dazu bringen, ihre Firmen an ungarische Getreue abzutreten. Betroffen waren (und sind) vor allem Energie- und Telekommunikation sowie Dienstleistungen. Industrieunternehmen werden nicht nur in Ruhe gelassen, sie werden umworben mit Subventionen, Steuerrückzahlungen und die Kontakte der Vorstände zur ungarischen Regierung sind offenbar unkompliziert, wie der ungarische oppositionelle Journalist Szabolcs Panyi vor einigen Jahren in einer umfangreichen und preisgekrönten Reportage beschrieb.

... Autoritär, pressefeindlich, eine gleichgeschaltete Justiz, Verfolgung von Oppositionellen und Queeren – alles egal. Es gibt Subventionen, die Unternehmenssteuern sind niedrig, die Sozialabgaben für Arbeitgeber ebenso und der Durchschnittsverdienst liegt derzeit bei etwa 1.700 Euro brutto im Monat – Tendenz steigend, da die Inflation hoch ist und es immer weniger Fachkräfte gibt. Bosch Power Tools begründet den Umzug mit "Wettbewerbs- und Preisdruck", mangelnder Nachfrage und will die "historisch gewachsenen Fertigungsstrukturen (...) zukünftig auf weniger Standorte mit hoher Kosteneffizienz fokussieren", wird Thomas Donato, Vorsitzender des Bereichsvorstand in einer Pressemitteilung zitiert. Auf deutsch: Die Produktionsabläufe passen nicht mehr.

Dem stimmt Metaller Czipf zu: "Mit einer Fertigungshalle, in die Wasser reinläuft, die voll ist mit alten Maschinen – da gibt es natürlich keinen Produktionsfortschritt." Für ihn ist klar: Bosch hat den Standort systematisch immer unprofitabler gemacht. "Die glauben nicht mehr an Made in Germany." Andere Werkzeughersteller wie Festool dagegen schafften es, in Deutschland zu produzieren. "Aber die investieren auch hier."

Bosch macht das lieber in anderen Ländern. Trotz Investitionen und Millionen für Sozialpläne verzeichnet die Bosch Gruppe 2024 einen Umsatz von 90,5 Milliarden Euro mit einem Ebit, also Gewinn vor Steuern, von 3,5 Prozent – in Zahlen 3,2 Milliarden Euro. Für die folgenden Jahre "peilt Bosch im Durchschnitt ein jährliches Umsatzplus von sechs bis acht Prozent bei einer Rendite von mindestens sieben Prozent an", schreibt der Konzern. Also ab in Niedriglohnländer, oder wie Unternehmen lieber sagen "best cost countries".

Für Max Czipf steht dahinter "die blanke Gier". Bei seiner Rede auf der Kundgebung in Leinfelden verweist er auf die politisch und wirtschaftlich schwierige Situation in Deutschland. "Während sich die Gesellschaft hier den Kopf zermartert, wie die Lage zu verbessern ist, fällt Bosch nichts anderes ein, als Schließung. Das ist verantwortungslos." Dem schließt sich Andreas Stoch an. Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion ermutigt die Protestierenden, sich zu wehren. "Ihr habt hier in den letzten Jahrzehnten für Rekordgewinne gesorgt", ruft er ihnen zu. Ja, die Welt werde verrückter und schwieriger. Aber wenn die Rendite mal etwas niedriger ist, sei das noch kein Grund, sich von den Beschäftigten abzuwenden.

... Die Boschler:innen von Power Tools wollen jedenfalls weiterkämpfen. Am 14. Juni ist in der sächsischen Schweiz in Sebnitz Aktionstag. Er gehe davon aus, dass eine Menge los sein wird, sagt Czipf. "Da gibt es ja ansonsten kaum Jobs, die nach Tarif bezahlt werden." Die IG Metall Esslingen plane, mit einem Soli-Bus die Sebnitzer Kolleg:innen zu unterstützen.


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Aus: "Jobabbau bei Bosch Power Tools Leinfelden: "Die blanke Gier"" Gesa von Leesen (28.05.2025)
Quelle: https://www.kontextwochenzeitung.de/wirtschaft/739/die-blanke-gier-10262.html

QuoteBernhard Dresbach

Wozu braucht es noch die AfD, wenn wir doch Unternehmer haben die Geschäfte mit Rechtsextremen Ländern ihrem Heimatland vorziehen?



QuoteAlfred Nicklaus

Robert Bosch, dem Firmengründer wurde von anderen Unternehmern häufig vorgeworfen, er zahle zu hohe Löhne... und dass er das nur könne, weil er reich sei.

Diesen Kritikern hielt er entgegen, dass er nicht hohe Löhne zahle, weil er reich sei. Es sei umgekehrt: weil er hohe Löhne zahle, sei er reich geworden!

Robert Bosch war mit Clara Zetkin befreundet... solche wirklich gute Freunde haben weder die Bosch-Oberen noch die anderen heutigen "Wirtschaftslenker" ...


QuoteKurt Alber

Auch Honeywell hat seinen profitablen Standort In Schönaich 2020 geschlossen und alles nach Ungarn verlagert.


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